Intensivmed 44:227–261 (2007) DOI 10.1007/s00390-007-0811-9
ABSTRACTS
39. Gemeinsame Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin und der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeine und Internistische Intensivmedizin 20. bis 23. Juni 2007 in Köln Tagungspräsident: Prof. Dr. med. H.-J. Trappe, Herne Freie Vorträge Teil 1 Kardiologie FV 01–FV 08 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 Freie Vorträge Teil 2 Pneumologie/Nephrologie FV 09–FV 16 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 Freie Vorträge Teil 3 Reanimation FV 17–FV 22 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234 Posterbegehung Allgemeine Probleme der Intensivmedizin P 01–P 14 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beatmung/Lunge P 15–P 16 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Biologische Grundlagen zur Intensiv- und Notfallmedizin P 17–P 19 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herzrhythmusstörungen P 20–P 21 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kardiale Probleme auf der Intensivstation P 22–P 35 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Notfallmedizin P 36–P 37 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Probleme der Diagnostik und Therapie des Schocks P 38–P 43 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reanimation P 44–P 48 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sonstiges P 49–P 59 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Autorenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . 237 . . . . . . . . . . . 242 . . . . . . . . . . . 243 . . . . . . . . . . . 244 . . . . . . . . . . . 245 . . . . . . . . . . . 250 . . . . . . . . . . . 251 . . . . . . . . . . . 253 . . . . . . . . . . . 255 . . . . . . . . . . . 260
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Freie Vorträge Teil 1 Kardiologie FV 01 Kurzzeitüberleben von Patienten mit kardiogenem Schock nach Myokardinfarkt mit frühzeitiger Revaskularisierung und intraaortaler Ballon-Gegenpulsation R. Andrie, T. Lewalter, G. Nickenig, J. Schwab Kardiologie, Pneumologie, Medizinische Klinik und Poliklinik II, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland Zielstellung: Der kardiogene Schock (KS) stellt die Haupttodesursache bei akutem Myokardinfarkt (AMI) dar. Bei rein konservativer Therapie liegt die Mortalität bei 90%. Durch frühzeitige Revaskularisierungsmaßnahmen wie Koronarintervention (PCI) und Bypass-OP kann die Letalität gesenkt werden. Durch den additiven Einsatz der intraaortalen Ballon-Gegenpulsations-Pumpe (IABP) kann eine weitere Verbesserung der Überlebensraten erreicht werden. Die vorliegende Studie fasst die eigenen Erfahrungen des kombinierten frühzeitigen Einsatzes von PCI und IABP, insbesondere in Hinblick auf die intrahospitale Mortalität, zusammen. Methode: Retrospektiv wurden 51 Patienten (P.) (36 Männer, 15 Frauen) mit KS analysiert, die in den Jahren 2004 bis 2006 aufgrund eines AMI auf unserer Intensivstation aufgenommen wurden. Das mittlere Alter lag bei 68,4 Jahren (41–99 Jahre). Alle P. erhielten ein invasives hämodynamisches Monitoring. Die Patienten wurden unmittelbar der Koronarangiographie zugeführt und mit einer IABP versorgt. Ergebnis: 26 P. (51%) zeigten im ersten EKG einen STEMI, 25 (49%) einen NSTEMI. 15 P. (29%) wurden präklinisch reanimiert (PR), bei 7 (14%) waren Reanimationsmaßnahmen im Herzkatheterlabor notwendig. Bei 9 P. (18%) zeigte sich eine Eingefäß-KHK, bei 9 (18%) eine Zweigefäß-KHK und bei 33 (64%) eine Dreigefäß-KHK. Bei 48 P. (94%) erfolgte eine PCI. Bei 2 P. ergab sich kein sinnvoller Ansatz für eine Intervention, 1 P. erhielt die IABP als Bridging bis zur Bypass-OP. Die mittlere linksventrikuläre Ejektionsfraktion (EF) bei Aufnahme lag bei 27,6%. Es ergaben sich keine signifikanten Unterschiede bezüglich der EF bei P. mit STEMI vs. NSTEMI (26,5 vs. 28,8%, p = 0,45), Tod vs. Überleben (29,6 vs. 26,8%, p = 0,39) und PR vs. keine PR (28,8 vs. 27,3%, p = 0,72). Die mittlere Liegedauer der IABP betrug 2,4 Tage. Als Endpunkt der Studie verstarben 22 P. (43%) im Rahmen der stationären Behandlung, 29 P. (57%) konnten aus dem Krankenhaus entlassen werden. Schlussfolgerung: In unserer Studie konnte durch die frühzeitige kombinierte Therapie aus Revaskularisation und Einsatz der IABP die intrahospitale Mortalität bei einem Hochrisikokollektiv mit AMI und KS unter 50% gesenkt werden.
FV 02 Unterschiede der Behandlungsstrategie des kardiogenen Schocks zwischen STEMI und NSTEMI Patienten – Daten des Aachener Digitalen Myokardinfarkt Registers (ADMIRE) A. Kersten, M. W. Merx, H. Dückers, M. Kelm, W. Lepper Medizinische Klinik I, Kardiologie, Pulmonologie, Angiologie, Universitätsklinikum, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Aachen, Deutschland Zielstellung: Während Patienten (Ptn) mit STEMI möglichst rasch einer Herzkatheteruntersuchung (HK) zugeführt werden, werden Patienten mit NSTEMI häufig nicht so zeitnah untersucht. Ob es bei kritischen Patienten im kardiogenen Schock (KS) eine ähnliche Differenzierung gibt, ist unklar. Methode: Wir erstellten AD-
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MIRE entsprechend der ECARD Standards für kardiologische Behandlung. Ptn wurden bei Aufnahme als STEMI, NSTEMI, subakuter Myokardinfarkt (MI) und rescue PTCA kategorisiert. Wir untersuchten Unterschiede zwischen Ptn im KS mit STEMI und NSTEMI bezüglich Diagnostik und Therapie, medianen „Door-tosheath“ Zeiten (DST) und Mortalitätsraten. Ergebnis: Zwischen April 2006 und März 2007 wurden 737 Ptn in ADMIRE eingeschlossen, 74 (10,0%) im KS. 39,2% hatten einen STEMI, 31,1% einen NSTEMI, 21,6% einen subakuten MI und 8,1% eine rescue PTCA. Die Tabelle zeigt die Ergebnisse unserer Kohorten. Abgesehen von Rauchen und durchgemachten MI gab es keine Unterschiede bezüglich CRF und Vorerkrankungen. Die klinische Präsentation der Patienten war sehr ähnlich. Beide Gruppen hatte hohe invasive Untersuchungsraten, unterschieden sich aber in Revaskularisationsraten und Therapiekonzept, wobei auch in NSTEMI KS eine fast 60%ige Revaskularisation erzielt wurde. NSTEMI KS Ptn. wurden signifikant später untersucht. Sie starben tendenziell häufiger.
% männlich Alter BMI Raucher früherer AMI Beatmung CPR Angiographie Revaskularisation IABP GP IIb/IIIa Blocker Door-to-sheath Zeit Krankenhausmortalität
KS mit STEMI (n = 29)
KS mit NSTEMI (n = 23)
64,3% 65,5 ± 11,7 24,2 ± 9,60 10,7% 14,3% 67,9% 57,1% 96,4% 81,2% 82,6% 64,3% 58 min 44,8%
87,0 66,4 ± 9,8 24,1 ± 10,1 60,9% 39,3% 60,9% 52,2% 95,7% 56,5% 53,8% 34,8% 133,5 min 56,5%
p = 0,065 p = 0,770 p = 0,930 p < 0,001 p = 0,043 p = 0,603 p = 0,723 p = 0,887 p = 0,046 p = 0,086 p = 0,036 p < 0,001 p = 0,330
Schlussfolgerung: Ptn mit KS erhalten bei ähnlichem Risikoprofil und klinischer Präsentation bei fehlenden ST-Hebungen im EKG eine langsamere und weniger aggressive Behandlung. Dies scheint sich tendenziell in der Krankenhausmortalität wiederzuspiegeln.
FV 03 Stellenwert der intraaortalen Ballon-Gegenpulsation bei kardiogenem Schock und V. a. Tako-Tsubo-Kardiomyopathie R. Andrie, T. Lewalter, G. Nickenig, J. Schwab Kardiologie, Pneumologie, Medizinische Klinik und Poliklinik II, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland Zielstellung: Die Tako-Tsubo-Kardiomyopathie (TTK) (auch „apical ballooning syndrome“) verläuft klinisch wie ein akutes Koronarsyndrom und ist gekennzeichnet durch eine reversible Wandbewegungsstörung des linken Ventrikels mit apikaler Akinesie und Hyperkontraktilität der basalen Myokardabschnitte bei Ausschluss einer koronaren Herzerkrankung (KHK). Die Inzidenz in Europa liegt bei 2–3% aller Patienten mit der Verdachtsdiagnose eines akuten Koronarsyndroms, bevorzugt bei älteren Frauen. Als Auslöser werden starker emotionaler und physischer Stress angenommen. Komplikationen sind maligne Herzrhythmusstörungen und kardiogener Schock (KS). Methode: In der vorliegenden Untersuchung werden 3 Patientinnen mit schwerem KS bei TTK kasuistisch vorgestellt, bei denen es nach Einsatz der intraaortalen Ballon-Gegenpulsation (IABP) rasch zur Erholung der linksventri-
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kulären Ejektionsfraktion (EF) kam. Ergebnis: 3 Patientinnen im Alter von 63, 67 und 81 Jahren wurden mit der Verdachtsdiagnose eines Myokardinfarkts in unserer Klinik aufgenommen. 2 Patientinnen waren intubiert und beatmet. Alle drei Patientinnen waren katecholaminpflichtig. In einem Fall zeigten sich ST-Hebungen und neu aufgetretenes Vorhofflimmern, in zwei Fällen ST-Senkungen mit T-Negativierungen. Eine Patientin bot intermittierend ventrikuläre Tachykardien. Die Troponinwerte bei Aufnahme lagen bei 1,45, 2,4 bzw. 3,1 ng/ml. In allen Fällen wurde eine KHK ausgeschlossen. In der Lävokardiographie zeigte sich das typische apical ballooning. Die EF lag bei 18%, 23% bzw. 25%. Die Implantation der IABP erfolgte unmittelbar im Rahmen der Herzkatheteruntersuchung. Die mittlere Dauer bis zur Entfernung der IABP betrug 3 Tage. Die Katecholamindosen konnten zügig reduziert werden. Eine Normalisierung der EF konnte nach 2, 4 bzw. 3 Wochen dokumentiert werden. Die Entlassung aus dem Krankenhaus erfolgte nach 23, 48 bzw. 22 Tagen. Schlussfolgerung: Die TTK muss bei zunehmender Häufigkeit, insbesondere bei Frauen, in die Differentialdiagnose des akuten Koronarsyndroms miteinbezogen werden. Die vorliegende kasuistische Arbeit unterstreicht den Wert eines frühzeitigen Einsatzes der IABP auch bei dieser Form des KS.
FV 04 Online- und in-vivo-Beurteilung der Mikrozirkulation während dem Betrieb einer extrakorporalen Membranoxygenierung C. Jung, C. Rödiger, R. Gradinger, M. Fritzenwanger, M. Schlosser, T. C. Poerner, B. R. Brehm, R. Pfeifer, M. Ferrari, H. R. Figulla Medizinische Klinik I, Universitätsklinikum, Friedrich-SchillerUniversität Jena, Jena, Deutschland Zielstellung: Die extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) ist heute ein wichtiger Baustein in der Therapie von Patienten mit schwerem Herz-Kreislaufversagen. Einsatzgebiete können sein: periinterventionell in der Kardiochirurgie, ARDS und als Notfallsystem zur Aufrechterhaltung einer Zirkulation bei Ausfall des HerzKreislauf-Systems aus anderen Gründen. Als Parameter zur Evaluation und Steuerung der Makrozirkulation eignet sich der arterielle Mitteldruck. Die Beurteilung der Mikrozirkulation ist anhand von Laborparametern wie Laktat möglich. Als neues System zur in-vivo-Evaluation der Mikrozirkulation soll das OPS (orthogonal polarization spectral)-Mikrozirkulationsmikroskop im sublingualen Einsatz getestet werden. Methode: Bei einem 39-jährigen Patienten mit fulminanter pulmonaler Beteiligung einer Dermatomyositis und KHK wurde bei Versagen der konventionellen Therapiestrategien eine ECMO installiert. Nach sieben Tagen Betrieb muss das Oxygenatorsystem getauscht werden (hier Tausch in 100 s) – in dieser Zeit steht die Zentrifugalpumpe. Mittels des OPS-Mikrozirkulationsmikroskop wird die sublinguale Zirkulation aufgezeichnet und mittels EDV (MicroVision©) ausgewertet. Die
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Gefäße werden dabei nach Größe kategorisiert (small: 10–25 lm; medium: 26–50 lm; large: 51–100 lm), der Fluss in vier Quadranten semiquantitativ (0: no flow; 1: intermittent flow; 2: sluggish flow; 3: continuous flow). Ergebnis: Die semiquantitativen Änderungen der Mikrozirkulation sind in beiliegender Grafik dargestellt (x-Achse: Sekunden). Die Auswirkungen einer Pausierung der ECMO und der erneute Start sind im mikrovaskulären Fluss aller Kapillargrößen sofort sichtbar. Nach zwei Minuten ist das Niveau der Mikrozirkulation von vor der Pausierung wiederhergestellt bzw. sogar hyperregulatorisch darüber hinaus. Schlussfolgerung: Mit dem OPS-Mikrozirkulationsmikroskop, das ursprünglich zur Beurteilung der Mikrozirkulation bei septischen Patienten entwickelt wurde, steht ein Tool zum online- und in-vivo-Monitoring der Mikrozirkulation zur Verfügung, welches auch bei Akutveränderungen zur Anwendung kommen kann. Studien haben bereits die leichte Reproduzierbarkeit gezeigt, es ist leicht am Krankenbett verfügbar und wenig invasiv.
FV 05 Präoperative NT-pro-BNP-Konzentrationen sind prädiktiv für die postoperative intensivmedizinische Behandlungsdauer bei Patienten mit koronararterieller Bypassoperation und eingeschränkter linksventrikulärer Funktion F. Eberhardt, T. Hanke 1, M. Massalme 1, U. Wiegand 1, M. Heringlake Medizinische Klinik II; Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin; 1 Klinik für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie, Campus Lübeck, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck, Deutschland Zielstellung: Ziel dieser Studie war es, den Einfluss diverser präoperativer Parameter und des präoperativen NT-pro-BNP auf postoperative Komplikationen und die intensivmedizinische Behandlungsdauer von Patienten mit koronararterieller Bypassoperation (CABG) und deutlich eingeschränkter linksventrikulärer (LV) Funktion festzustellen. Methode: Bei 51 Patienten mit einer LV-Ejektionsfraktion (EF) < 40% und CABG wurden NT-pro-BNP, postoperative klinische Ereignisse und die Verweildauer auf Intensivstation evaluiert. Es wurde ein kombinierter Endpunkt aus 28-Tage-Mortalität und postoperativer Revaskularisation, Myokardinfarkt, Apoplex und intraaortaler Ballonpumpe (IABP) definiert. Da in der Regel eine Verlegung der CABG-Patienten auf eine Intermediate Care Einheit am ersten postoperativen Tag erfolgt, wurde eine intensivmedizinische Behandlungsdauer > 24 h als klinisch relevant definiert.
Präoperative Daten Alter (Jahre) Geschlecht (% männlich) NYHA-Klassifikation (1–4) CCS-Klassifikation (1–4) Vorausgegangene CABG (%) Vorausgegangener Myokardinfarkt (%) Ejektionsfraktion (%) Schenkelblock (%) QRS-Breite (ms) NT-Pro-BNP (pg/ml)
67 ± 9 78 2,1 ± 1,2 2,0 ± 1,5 3 60 35 ± 4 6 100 ± 16 2862 ± 3543
Ergebnis: Das präoperative NT-pro-BNP betrug 2862 ± 3543 pg/ml, Median 1801 pg/ml. Zwischen NT-pro-BNP und dem kombinierten Endpunkt zeigte sich kein signifikanter Zusammenhang, wobei die Indexereignisse selten auftraten (3 Todesfälle, 1 Revaskularisation, 1 MI, 1 Apoplex und 3 Einsätze einer IABP). Eine ROC-
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Analyse ergab für NT-pro-BNP einen cut-off-Wert von 1960 pg/ml, welcher eine intensivmedizinische Behandlungsdauer > 24 h signifikant voraussagt (p = 0,012, Sensitivität 77,8%, Spezifität 60,9%, AUC 0,68) und auch nach statistischer Korrektur für die präoperative EF, das Geschlecht und das Alter aussagekräftig ist (Odds Ratio 5,3, Konfidenzintervall 1,5–18,7). Für die weiteren präoperativen Parameter, insbesondere die präoperative EF ließ sich keine Korrelation zu den klinischen Endpunkten nachweisen. Schlussfolgerung: NT-Pro-BNP > 1960 pg/ml ist prädiktiv für eine intensivmedizinische Behandlung > 24 h unabhängig von der präoperativen EF in CABG Patienten mit deutlich eingeschränkter LV-Funktion. Dieser cut-off-Wert liegt in dem Bereich, der in der COPERNICUS-Studie als prognostischer cut-off-Wert für die 1-JahresMortalität definiert wurde (NT-pro-BNP 1767 pg/ml). Patienten mit deutlich erhöhtem NT-pro-BNP stellen ein Risikokollektiv dar und sollten daher präoperativ optimal vorbereitet werden.
30-Tages-Mortalität
FV 06 NTproBNP (N-terminal pro-brain natriuretic peptide) ist ein starker Prädiktor für Mortalität bei Patienten im infarktassoziierten kardiogenen Schock behandelt mittels sofortiger perkutaner Koronarintervention und intraaortaler Gegenpulsation V. Kurowski, R. Gans, D. Killermann, H. Schunkert, M. Müller-Bardorff Medizinische Klinik II, Campus Lübeck, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck, Deutschland Zielstellung: Natriuretische Peptide sind bekannte Risikoprädiktoren bei chronischer Herzinsuffizienz und Linksherzdekompensation. Die Wertigkeit bei Patienten im infarktassoziierten kardiogenen Schock unter leitliniengerechter Maximaltherapie (akute Koronarintervention, IABP) ist nicht untersucht. Methode: Prospektive Untersuchung an 56 konsekutiven Patienten im kardiogenen Schock bei akutem Myokardinfarkt (EF < 35%). Behandlung mittels sofortiger Koronarintervention und intraaortaler Gegenpulsation. Messung der Serumspiegel von NTproBNP und anderer Laborwerte, angiographischer und invasiv gemessener hämodynamischer Parameter. Nachbeobachtung über einen Zeitraum von 30 Tagen. Statistischer Vergleich der bei überlebenden und verstorbenen Patienten erhobenen Parameter (Mann-Whitney-U-Test, ChiQuadrat-Test), Erstellung von Kaplan-Meier-Kurven in Abhängigkeit vom NTproBNP-Wert bei Aufnahme und Durchführung einer multivariaten logistischen Regressionsanalyse zur Prädiktion der 30-Tage-Mortalität. Ergebnis: Von den 56 in die Studie eingeschlossenen Patienten verstarben 26 (46,4%). Einige Parameter (Mittelwerte) des Gesamtkollektivs sowie der überlebenden und verstorbenen Patienten sind in der Tabelle (*Werte bei Aufnahme) wiedergegeben.
Alter (Jahre) Männer n (%) Erfolgreiche PCI n (%) Ejektionsfraktion (%) NIproBNP * (pg/ml) Serum-Laktat * (mol/l) Kreatinin-Clearance * (ml/min)
Alle ÜberPatienten lebende
Verstorbene
p-Wert
64,2 41 (73,2) 50 (89,3) 25,3 11083 5,3 67,1
68,4 16 (61,5) 20 (76,9) 22,7 19 621 6,6 47,9
< 0,01 0,07 0,04 < 0,01 < 0,001 0,04 < 0,001
60,5 25 (83,3) 29 (96,7) 27,5 3684 4,2 83,7
Die Abbildung zeigt die Kaplan-Meier-Überlebenskurven in Abhängigkeit vom NTproBNP-Wert bei Aufnahme (aufgeteilt nach Quartilen).
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In einer multivariaten logistischen Regressionsanalyse (Modell: Alter, Geschlecht, prozeduraler Erfolg der Koronarintervention, Ejektionsfraktion, Serumspiegel für Laktat und NTpro-BNP bei Aufnahme, Kreatinin-Clearance bei Aufnahme) wurden die erfolglose PCI (definiert als ein postprozeduraler TIMI-Fluss von 0 oder 1 im Infarktgefäß) und die NTproBNP-Werte bei Aufnahme als unabhängige Prädiktoren der 30-Tages-Mortalität identifiziert. Schlussfolgerung: NTproBNP kann einen Beitrag zur prognostischen Beurteilung des Hochrisikokollektivs von Patienten im infarktassoziierten kardiogenen Schock mit leitliniengerechter Maximaltherapie leisten.
FV 07 Geschlechtsspezifische Unterschiede in Inzidenz und Outcome einer Kontrastmittel induzierten Nephropathie nach Akutintervention im akuten Koronarsyndrom P. Maagh, I. Wickenbrock, M. W. Prull, H.-J. Trappe, A. Meissner Medizinische Klinik II (Kardiologie und Angiologie), Marienhospital Herne, Ruhr Universität Bochum, Herne, Deutschland Zielstellung: Ziel dieser Studie war es, geschlechtsspezifische Unterschiede herauszustellen in Bezug auf Inzidenz und Outcome einer Kontrastmittel-induzierten Nephropathie (KN) bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom (ACS), die einer Koronarangiographie in Bereitschaft einer perkutanen transluminalen Koronarangioplastie (PTCA) zugeführt wurden. Methode: 136 Patienten wurden in einem Zeitraum über 13 Monate mit dem klinischen Bild eines ACS einer Akutintervention zugeführt. Ein ACS wurde im Sinne einer instabilen Angina gemäß des Canadian Classification Systems definiert: CCS Stadium III oder IV und/oder eine positive bzw. im Verlauf ansteigende Troponin-Erhöhung und/oder einer ST-Segment Elevation (STEMI) in einem Standard 12 Kanal-Elektrokardiogramm (EKG). Patienten mit ansteigendem Troponin, jedoch ohne ST-Segment Elevation wurden als Non-STEMI oder NSTEMI definiert. KN wurde über einen im Vergleich zum Ausgangswert bei Aufnahme ansteigenden Kreatininwert > 0,5 mg/dl definiert, gemessen über die ersten 3 Tage nach der Akutintervention. Ergebnis: Von 136 Patienten waren 96 männlichen (70,6%) and 40 weiblichen Geschlechts (29,4%). Die Frauen hatten ein signifikant höheres Alter als die Männer (69 vs. 61 Jahre, p < 0,005).
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Bei 17 Patienten erfolgte koronarangiographisch der Ausschluss einer interventionsbedürftigen koronaren Herzerkrankung (12,5%). In 58 Patienten mit STEMI (42,6%) und in 61 Patienten mit NSTEMI (44,9%) wurde eine PTCA durchgeführt. KN wurde im weiteren Verlauf bei 14 Patienten mit STEMI bzw. NSTEMI diagnostiziert, wobei 8 männlichen und 6 weiblichen Geschlechts waren (8,3% vs. 15%). 4 Männer starben während des stationären Aufenthaltes (4,2%), einer von ihnen entwickelte eine KN (12,5%). Im Vergleich dazu verstarben 6 Frauen (15%), wobei 2 von ihnen eine KN entwickelten (33,3%). Schlussfolgerung: Die Ergebnisse unserer Studie zeigen geschlechtsspezifische Unterschiede in Inzidenz und Outcome der Patienten, die im Rahmen eines ACS einer Akutintervention zugeführt wurden. Nach der Katheterintervention ist die Inzidenz einer KN in Frauen häufiger als in Männern. KN hat einen aggravierenden Effekt auf die Sterblichkeit der Frauen während des stationären Aufenthaltes.
FV 08 Inhibition des G-Protein-gekoppelten, muskarinergen und des ATP-abhängigen einwärtsgleichrichtenden Kaliumionenstromes durch die Omega-3-Fettsäure DHA R. Borchard, A. Meissner, M.-C. Wellner-Kienitz 1, L. Pott 1, H.-J. Trappe Medizinische Klinik II (Kardiologie und Angiologie), Marienhospital Herne, Ruhr Universität Bochum, Herne, Deutschland; 1 Institut für zelluläre Physiologie, Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland Zielstellung: Mehrfach ungesättigte Fettsäuren (PUFA) sind essentiell. Einer erhöhten Zufuhr von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren (FS) mit der Nahrung wird ein antiarrhythmischer Effekt zugeschrieben. Insbesondere zur Prävention des plötzlichen Herztodes und zur Inzidenz von Vorhofflimmern liegen Studien vor, die eine Risikoreduktion durch PUFAs belegen. Dies hat dazu geführt, dass die Verabreichung von PUFAs als Nahrungsergänzung in die aktuellen ESC Leitlinien Einzug gehalten hat. Über die zugrunde liegenden Wirkmechanismen liegen bisher nur wenige Daten vor. Wir untersuchten den Effekt der Omega-3-Fettsäure DHA (Docosahexanoic acid) auf den G-Protein-gekoppelten muskarinergen (IK(ACh)) sowie auf den ATP-abhängigen einwärtsgleichrichtenden (IK(ATP)) Kaliumionenkanal. Methode: Die Messung der Ionenströme erfolgte mit Hilfe der whole-cell voltage-clamp Methode. Wir untersuchten den Effekt von DHA auf den einwärtsgleichrichtenden muskarinergen Kaliumionenstrom (IK(ACh)) an isolierten atrialen Myozyten adulter Ratten. Der IK(ACh) wurde durch 10 lM Azetylcholin oder 10 lM Adenosin aktiviert. Die Untersuchung des IK(ATP) erfolgte an isolierten Ventrikelmyozyten adulter Ratten. Die Aktivierung des Stromes erfolgte durch Entkopplung der Atmungskette mit 100 lM Dinitrophenol. Ergebnis: DHA inhibiert den muskarinergen Kaliumionenstrom vollständig und reversibel. Der Effekt ist sowohl nach Aktivierung des IK(ACh) über den M2 als auch über den A1 Rezeptor nachweisbar. Der mit GTP-c-S rezeptorunabhängig und irreversibel aktivierte IK(ACh) konnte ebenfalls durch DHA gehemmt werden. Der durch Blockade der mitochondrialen Atmungskette aktivierte IK(ATP) wird durch DHA ebenfalls inhibiert. Auch hier ist die Inhibition reversibel. Schlussfolgerung: Omega-3 FS sind ein essentieller Bestandteil unserer Nahrung. Mehrere Studien konnten einen antiarrhythmischen Effekt einer Omega-3 FS-reichen Ernährung nachweisen. Der IK(ATP) spielt eine entscheidende Rolle in der Pathophysiologie ischämisch getriggerter Rhythmusstörungen. Dem IK(ACh) kommt bei einigen Formen des Vorhofflimmerns ebenfalls eine Schlüsselrolle zu. Wir konnten erstmals nachweisen, dass die Omega-3-FS DHA sowohl den IK(ATP) als auch den IK(ACh) reversibel inhibiert.
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Freie Vorträge Teil 2 Pneumologie/Nephrologie FV 09 Schwere CMV-Pneumonie bei nierentransplantierten Patienten E. Königshausen 1, A.Voiculescu 1, K. Ivens 1, S. Steiner 3, H. Hengel 2, B. Grabensee 1 1 Klinik für Nephrologie, 2 Institut für Virologie, 3 Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie, Universitätsklinik Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, Deutschland Zielstellung: Die Cytomegalie (CMV)-Infektion ist eine häufige Komplikation nach Nierentransplantation (NTX) als Folge der Immunsuppression. Bei einer Durchseuchung mit CMV in der bundesdeutschen Bevölkerung von ca. 60 bis 70% kommt es bei Transplantierten häufiger zu einer Reaktivierung der CMV-Infektion. Nur bei ca. 20% der Nierentransplantatempfänger liegt eine Risikokonstellation (Spender CMV positiv, Empfänger CMV negativ) vor, bei denen im Verlauf eine CMV-Erkrankung zu erwarten ist. Sehr selten und damit schwer zu diagnostizieren ist die isolierte CMV-Pneumonie ohne Hinweis auf eine generelle CMV-Infektion. Im Folgenden berichten wir über 4 Patienten mit isolierter CMV-Pneumonie. Methode: Im Zeitraum von 01/04–12/06 wurden insgesamt 313 NTX an unserem Transplantationszentrum durchgeführt. Diagnostik, Verlauf und Therapie der vier Patienten mit CMV-Pneumonie wurden ausgewertet. Die immunsuppressive Therapie nach NTX bestand bei drei der vier Patienten aus einer Triple Immunsuppression (Steroide, Cyclosporin/ Tacrolimus, Mycophenolat). Bei einer Patientin mit ungünstiger Missmatchkonstellation wurde zusätzlich eine Induktionstherapie mit Daclizumab durchgeführt. Bei allen Patienten wurde regelmäßig innerhalb der ersten 9 Monate nach NTX ein engmaschiges CMV-Monitoring (CMV PCR) durchgeführt, bei Nachweis von CMV-Kopien mit einer antiviralen Therapie (Valgancyclovir) behandelt. Ergebnis: Vier Patienten nach NTX erkrankten an einer isolierten CMV-Pneumonie (Alter 51,7 ± 4,3 Jahre, 3 w, 1 m). Der Erkrankungsbeginn lag bei 6,75 ± 4,64 Monaten post NTX. Nur bei einer Patientin bestand eine CMV-Risikokonstellation. Obwohl die CMV-Kopienzahl in der bronchoalveolären Lavage bei allen Patienten deutlich erhöht (15152 K/lg DNA ± 21961) war, blieb der Nachweis der CMV-Kopien im Serum negativ. Im Verlauf waren die Patienten nach 1–2 Tagen respiratorisch globalinsuffizient, so dass eine Respiratortherapie für 22,3 ± 11,5 Tage notwendig wurde. In zwei Fällen entwickelte sich ein ARDS. Die Therapie der CMV-Pneumonie bestand neben der ARDS Therapie und einer Reduktion der Immunsuppression aus Gancyclovir i.v. in angepasster Dosis für 6,7 ± 3,77 Wochen. In einem Fall war eine Kombination mit Foscavir notwendig. Bezüglich der Koinfektionen der Lunge wiesen drei von vier Patienten gleichzeitig eine Aspergillusbzw. eine Pneumocystis carinii Infektion auf, die einer entsprechenden Begleitmedikation bedurften. Eine Patientin verstarb im Verlauf nach erfolgreicher Respiratorentwöhnung an einer malignen Herzrhythmusstörung, drei Patienten überlebten die CMVPneumonie ohne schwere pulmonale Residuen. Die Transplantatnierenfunktion wurde bei zwei Patienten erhalten, bei dem anderen Patienten kam es im Rahmen der Intensivbehandlung zum Verlust der Nierenfunktion mit der Notwendigkeit einer Dauerdialysetherapie. Schlussfolgerung: Die CMV-Pneumonie ist eine lebensbedrohliche Komplikation bei nierentransplantierten Patienten. Eine negative CMV-PCR im Serum schließt eine CMV-Pneumonie nicht aus. Die bronchoalveoläre Lavage zur Materialgewinnung und eine schnelle intensivmedizinische Therapie ist bei nierentransplantierten Patienten mit Pneumonie obligat.
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F
alle MPM0 > 50%
S
p
MPM 0
n
verstorben
SMR
MPM 0
n
verstorben
SMR
57,7 ± 27,1% 76,8 ± 13,9%
20 12
10 9
0,87 0,98
65,6 ± 26,5% 78,6 ± 12,9%
20 15
7 5
0,54 0,42
50% 75%
FV 10 Einfluss von Fentanyl und Sufentanil auf das Outcome langzeitbeatmeter Intensivpatienten T. Kibbel, S. Süfke, J.-C. Lewejohann 1, H. Djonlagic Medizinische Klinik 1, 1 Klinik für Chirurgie, Campus Lübeck Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck, Deutschland Zielstellung: Zur Analgosedierung langzeitbeatmeter Patienten (LBP) wird zunehmend Fentanyl (F) durch Sufentanil (S) wegen seiner besseren Steuerbarkeit bei 5fach höherer Analgesie ersetzt. Die vorliegende Untersuchung befasst sich mit der Frage, ob die damit verbundenen Mehrkosten durch eine Verringerung der Mortalität gerechtfertigt sind. Methode: Da aufgrund der beschriebenen Vorteile von S prospektive Untersuchungen schwer vertretbar sind, haben wir retrospektiv 2 × 20 internistische LBP (mindestens 3 Tage überwiegend BiPAP-Beatmung) aus der Umstellungsphase von F auf S (1999) ausgewertet. Hier hatte die eine Gruppe 10–80 lg/h F und die andere 7,5–60 lg/h S erhalten. Um den gewünschten Sedierungsgrad (Ramsay-Score 2–3) zu erreichen, wurden beide Medikationen mit Midazolam, Propofol oder Clonidin augmentiert. Die Schweregradklassifikation erfolgte nach dem Mortality Probability Model (MPM) 0 und die Bestimmung der Co-Morbidität als Summe der betroffenen Organsysteme. Wir ermittelten Aufnahmediagnose, Co-Medikation und physiologische Parameter. Als primäre Zielgröße diente die Krankenhaus (KH)-Mortalität. Im Abgleich mit dem MPM 0 wurde die standardisierte Mortalitätsrate (SMR) berechnet. Ergebnis: Beide Patientengruppen waren hinsichtlich Aufnahmediagnose, Sterbewahrscheinlichkeit, Organbeteiligung und Co-Medikation vergleichbar. Während sich in der KH-Mortalität ohne Betrachtung des Krankheitsschweregrades zwischen F und S keine signifikanten Differenzen ergaben, war sie unter S signifikant niedriger, wenn die Sterbewahrscheinlichkeit nach dem MPM 0 > 50% betrug (p < 0,05, s. Tab.). Schlussfolgerung: Die Ergebnisse unserer Untersuchung lassen es vermuten, dass schwerer kranke Patienten bei einem Einsatz von S eine niedrigere Sterblichkeit aufweisen. Eine bestätigende Erhebung mit größerer Patientenzahl soll auf der Basis des Patientenguts einer chirurgischen Intensivstation durchgeführt werden, auf der die Umstellung von F auf S vor 3 Jahren erfolgt ist.
FV 11 Einfluss einer Inhibition der Phosphodiesterase 2 auf die Endo/Exotoxin-induzierte Schrankenstörung im Modell der isolierten Kaninchenlunge W. Schindler, S. Savai Pullamsetti, K. Quanz, N. Weissmann, H. A. Ghofrani, W. Seeger, R. T. Schermuly Medizinische Klinik und Poliklinik II, Zentrum für Innere Medizin, Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Gießen, Deutschland Zielstellung: In dem etablierten Modell der Endotoxin/Exotoxininduzierten Schrankenstörung in der isolierten Kaninchenlunge sollte der protektive Einfluss der Hemmung der Phosphodiesterase (PDE) 2 (cAMP und cGMP abbauende PDE) untersucht werden. Als Vergleichssubstanzen wurden Hemmstoffe der Phosphodiesterasen 3 und 4 (cAMP abbauende PDEs) herangezogen. Me-
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35% 33%
n. s. < 0,05
thode: Am Modell der isolierten Kaninchenlunge wurde durch dreistündige Inkubation mit Lipopolysaccharid (7,5 ng/ml LPs, Salmonella abortus equii) und anschließender Injektion von Staphylococcus aureus Exotoxin (0,75 ng/ml) eine Schädigung des pulmonalen Schrankensystems induziert, welche durch massive Störungen des Gasaustausches charakterisiert war. Der pulmonale Gasaustausch und die Ventilations-Perfusions-Verhältnisse wurden mit der Multiple Inert Gas Elimination Technique (MIGET) bestimmt. Es erfolgten Untersuchungen mit dem PDE2-Inhibitor EHNA (30 lM und 100 lM) und einer Kombinationsgabe des PDE3-Inhibitors Motapizon (10 lM) mit dem PDE4-Inhibitor Rolipram (1 lM). Ergebnis: Die kombinierte PDE3/4-Inhibition führte zu einer hochsignifikanten Verbesserung des Gasaustausches und der Schrankenstörung. Die Hemmung der PDE2 durch EHNA zeigte dosisabhängig vergleichbare Effekte. Schlussfolgerung: Die Hemmung der endothelial exprimierten PDE2 stellt möglicherweise einen neuen Therapieansatz bei der Behandlung inflammatorisch bedingter Schrankenstörungen dar.
FV 12 Gegenwärtiger Stand der Tracheotomie auf der Intensivstation – Eine Umfrage auf deutschen Intensivstationen A. Nierhaus, H. J. Baumann 1, C. Maier, G. K. Kreymann 1 Klinik für Intensivmedizin, 1 Medizinische Klinik I, Zentrum für Innere Medizin, Universitätsklinikum Eppendorf, Hamburg, Deutschland Zielstellung: Indikation, Zeitpunkt und Technik der Tracheotomie haben sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Wir führten eine Umfrage durch, um die gegenwärtige Praxis der Tracheotomie auf deutschen Intensivstationen zu untersuchen. Methode: Ein Fragebogen mit 15 Fragen wurde an Ober- und Chefärzte von 513 Intensivstationen verschickt. Ergebnis: 455 von 513 (89%) Fragebögen wurden zurückgesendet. Auf 90% der Intensivstationen wurde eine Tracheotomie innerhalb von 14 Tagen invasiver Beatmungsdauer durchgeführt. 86% der Befragten gaben an routinemäßig dilatative Tracheotomien durchzuführen und 55% chirurgische Tracheotomien. Die Ciaglia Blue Rhino Technik war die am häufigsten verwendete perkutane Methode (69%). Nahezu immer (98%) wurde die perkutane Tracheotomie unter bronchoskopischer Kontrolle durchgeführt. Die chirurgische Tracheotomie wurde in 72% der Fälle im OP durchgeführt, die perkutane Tracheotomie fast immer (98%) auf der Intensivstation am Patientenbett. Ein Follow-up tracheotomierter Patienten führten 26% der Stationen durch, Guidelines bezüglich Indikation, Zeitpunkt und Technik der Tracheotomie waren auf 45% der Stationen vorhanden. 73% der befragten Ärzte gaben an, die dilatative Tracheotomie als Tracheotomieverfahren der ersten Wahl bei langzeitbeatmeten Patienten anzusehen. Schlussfolgerung: Die dilatative Tracheotomie ist das bevorzugte Tracheotomieverfahren auf deutschen Intensivstationen. Die Ciaglia Blue Rhino Technik ist die am häufigsten verwendete perkutane Methode und fast alle dilatativen Prozeduren werden unter bronchoskopischer Kontrolle durchgeführt.
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FV 13 Target-site concentrations of amphotericin B lipid formulations S. Weiler, H. Vogelsinger, R. Bellmann-Weiler, S. Dunzendorfer, M. Joannidis, R. Bellmann Universitätsklinik für Innere Medizin, Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich Aim: Target-site concentrations of the three therapeutically used lipid formulations (LF) of Amphotericin B (AmB) were investigated. AmB concentrations in epithelial lining fluid (ELF), pleural effusion, bile, lung and liver tissue were determined after administration of liposomal AmB (LAMB), AmB colloidal dispersion (ABCD) or AmB lipid complex (ABLC). Method: AmB levels in ELF were measured in bronchoalveolar lavage specimens of 30 patients and pleural effusion specimen of 7 patients, who were on treatment with AmB FL. Bile of one patient on ABCD was analysed. The concentrations in ELF, pleural effusion and bile were compared with simultaneous levels of lipid formulated AmB in plasma in order to calculate the penetration ratio. Lung and liver tissue concentrations of AmB were determined in autopsy material of 29 patients. In plasma, pleural effusion and bile, lipid-formulated and liberated AmB were separated by solid phase extraction. AmB was measured by a high-pressure liquid chromatography (HPLC) technique. Result: The three lipid formulations of AmB displayed remarkable differences in their penetration into lung tissue, ELF, pleural effusion, bile and liver tissue. In ELF, the concentrations were higher after treatment with LAMB (mean 1.86 lg/ml) and ABLC (mean 1.86 lg/ml) than after ABCD (mean 0.34 lg/ml). Total AmB levels in pleural effusion and the penetration ratio (C pleural effusion total/C plasma total) amounted in the LAMB treated patient 0.29 lg/ml and 4%, in ABCD treated patients mean values of 0.10 lg/ml and 16%, and in the ABLC treated patient 0.18 lg/ml and 44%, respectively. Concentrations in lung tissue were much higher (ABCD: 32.62 lg/g, ABLC: 31.96 lg/g, LAMB: 11.63 lg/g). AMB in bile reached the level of 0.78 lg/ml after a cumulative dose of 1350 mg of ABCD. The penetration ratio was 61.52%. In liver tissue of 13 patients mean ABCD concentrations amounted 94.42 lg/g. Conclusion: AmB concentrations in body fluids were much lower than tissue concentrations. The concentrations at target site in pleural effusion, ELF, lung tissue, bile and liver tissue depend on the administered formulation.
FV 14 Inzidenz einer Kontrastmittel induzierten Nephropathie bei Patienten, die im Rahmen einer Akutintervention lävokardiographiert wurden I. Wickenbrock, M. W. Prull, P. Maagh, G. Plehn, M. van Bracht, C. A. Perings, A. Meissner, H.-J. Trappe Medizinische Klinik II (Kardiologie und Angiologie), Marienhospital Herne, Ruhr-Universität-Bochum, Herne, Deutschland Zielstellung: Das Ziel dieser Studie war es, die Inzidenz einer Kontrastmittelnephropathie (KN) bei Akutintervention mit Lävokardiographie (LK) herauszufinden. Es ist bekannt, dass eine KN mit einer deutlich erhöhten Mortalität verbunden ist. Kürzlich konnte gezeigt werden, dass Patienten mit akutem Myokardinfarkt einem besonders hohen Risiko für die Entwicklung einer KN ausgesetzt sind. Andererseits wäre es sinnvoll, möglichst rasch eine Aussage über die linksventrikuläre Funktion und die Kompetenz der Mitralklappe zu erhalten. Methode: 136 konsekutive Patienten wurden in einem Zeitraum über 13 Monate mit dem klinischen Bild eines ACS einer Akutintervention zugeführt. Ein ACS wurde gemäß des Canadian Classification Systems definiert. Als KN wurde ein im
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Vergleich zum Ausgangswert bei Aufnahme ansteigender Kreatininwert > 0,5 mg/dl definiert, gemessen über die ersten 4 Tage nach der Akutintervention. Ergebnis: Von 136 Patienten hatten 58 einen STEMI (42,6%), 61 einen NSTEMI (44,9%). Bei 17 Patienten war keine Intervention notwendig (12,5%). Bei 37 Patienten (27,7%) wurde eine LK durchgeführt. Bei den Patienten mit LK wurden im Mittel 210 ± 103 ml Kontrastmittel verbraucht und bei denen ohne LK waren es 216 ± 99 ml. Insgesamt erlitten 14 (10,3%) eine KN. Von den 37 Patienten, die einer LK unterzogen wurden, entwickelten 4 (10,8%) eine KN. Aus der Gruppe, die keiner LK unterzogen wurden„ entwickelten 10 Patienten (10,1%) eine KN. Während des stationären Aufenthaltes verstarben 3 Patienten mit LK (8,1%) und 7 Patienten ohne LK (9,2%). Schlussfolgerung: Es konnte gezeigt werden, dass die Inzidenz einer KN bei Patienten, die im Rahmen einer Akutintervention einer LK unterzogen wurden nicht höher war als bei denen, die im Rahmen ihrer Akutintervention keiner LK unterzogen wurden. Auch zeigte sich bei der Sterblichkeit kein signifikanter Unterschied, so dass zusammenfassend gesagt werden kann, das die LK im Akuten Koronarsyndrom eine durchaus sinnvolle Methode zur Evaluation der kardialen Funktion sein kann.
FV 15 Dialysepflichtiges Nierenversagen bei Patienten mit Cardiomyopathie: Überleben und outcome-beeinflussende Faktoren G. Lindner, N. Kneidinger, H.-D. Glogar, W. Druml Abteilung für Nephrologie und Dialyse, Klinik für Innere Medizin III, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich Aim: The aim of the study was to assess the impact of renal replacement therapy dependent acute renal failure (ARF) in patients with cardiomyopathy (CMP) on outcome. Method: In a retrospective analysis, otherwise stable patients with cardiomyopathy (without cardiogenic shock) admitted to the acute dialysis unit for renal replacement therapy for ARF were analyzed. Data extracted: demography and morbidity (age, sex, BMI, cause of ARF, cause of death, type of CMP, co-morbidities), and data on a daily basis (serum electrolytes, serum osmolality, parameters of renal function (creatinine and BUN), liver function parameters, markers of inflammation (C-reactive protein), blood cell count, blood pressure, heart rate, systolic and diastolic blood pressure and the fluid balance after dialysis). Cardiac function was assessed by echocardiography, level of brain-natriuretic peptide and troponin T levels. Univariate regression analysis was performed to assess the influence of various parameters on outcome. Result: 46 patients with CMP who developed dialysis dependent ARF were studied (mean age = 68 yrs, SD = 10.4; BMI = 28.9, SD = 12.4). Ischemic CMP was the leading subtype of CMP (26 cases). LVF was available for 35 patients. 9 patients had normal to moderately decreased LVF and 26 patients had severely impaired LVF. RVF (available for 23 pts) was normal to moderately impaired in 18 patients, and severely impaired in 5 patients. Mean BNP level (available for 14 pts) was 20556 before start of dialysis. Prerenal ARF was the major cause of ARF, present in 25 cases. Mean serum creatinine level at start of dialysis was 341 mmol/L, SD = 145. Mean survival time of patients was 205 days from the day of first dialysis session, SD = 363. None of the factors assessed in the univariate anaylsis had a significant influence on outcome of the patients. Conclusion: The development of dialysis dependent ARF in patients with CMP is associated with an extremely grave prognosis. None of the factors usually associated with a poor outcome in CMP (such as anemia, inflammation, low BMI etc.) was significant in these patients, obviously, because the negative impact of ARF was so strong that it masked any other prognostic indicator.
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FV 16 Prognostische Faktoren für die Entwicklung einer Niereninsuffizienz und den klinischen Schweregrad bei thrombotischer Mikroangiopathie (TMA) F. Farokhzad, C. Sucker, G. R. Hetzel, M. Hollenbeck 1, B. Grabensee, C. Kurschat Klinik für Nephrologie, Universitätsklinikum, Heinrich-HeineUniversität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland; 1 Klinik für Nephrologie und Rheumatologie, Knappschaftskrankenhaus Bottrop, Bottrop, Deutschland Aim: Thrombotic microangiopathies (TMA) such as thromboticthrombocytopenic purpura (TTP) and hemolytic-uremic syndrome (HUS) are rare but life-threatening disorders if untreated. Clinical presentation is highly variable and prognostic factors for clinical course and outcome are not well established. Method: We performed a retrospective cohort analysis in 62 patients with thrombotic microangiopathy who were treated with plasma exchange at our department between 1989 and 2006, including 22 males and 40 females (aged between 16 and 76 years). According to clinical signs and symptoms, 28 patients (45%) were categorized as suffering from HUS, 21 patients (34%) had TTP, and 13 patients (21%) had characteristics of both HUS/TTP. The Clinical Severity Score was used to define two subgroups according to severity of clinical symptoms. Result: On admission, 54% of patients had neurological symptoms, and 63% exhibited renal insufficiency of which 52% were dialysis-dependent. The mean number of plasmaphereses needed per patient to control disease activity varied from 9 for HUS and HUS/TTP patients to 14 for TTP patients. We identified a high C-reactive protein (CRP) level on admission (p = 0.007) as well as at discharge (p = 0.03) as prognostic marker for persistent renal insufficiency. Systolic arterial pressure (SAP, p = 0.007) and mean arterial pressure (MAP, p = 0.02) were also significantly higher on admission in patients with persistent renal insufficiency. Patients with SAP > 140 mmHg on admission had a fourfold increased risk of persistent renal insufficiency (odds ratio (OR) 4.4). Patients with MAP > 100 mmHg had a twofold increased risk (OR 2.2). At discharge, low platelet count (p = 0.004) and high LDH (p = 0.015) were significantly more prevalent in patients which had a severe clinical course. We observed relapses in 18% of patient. Conclusion: TMA in adults is still a severe disease, although nowadays mortality is drastically decreased by plasma therapy. The definition of clinical markers for the development of renal insufficiency and for a severe clinical course of TMA will help to identify patients at risk and assist in finding appropriate treatment options.
Freie Vorträge Teil 3 Reanimation FV 17 Von dem, was wir tun . . . Fünf Jahre Reanimation – eine Bilanz N. Mandrakas, F. Mandraka 1, S. Siebig 1, A. Vasold, F. Klebl 1, J. Langgartner 1 HNO, Prosper-Hospital, Recklinghausen, Deutschland; 1 Medizinische Klinik I, Universitätsklinikum, Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland Zielstellung: Seit August 2000 stellen die Kliniken für Innere Medizin I und II der Universitätsklinik Regensburg für ihre Stationen, Funktionsbereiche und die Strahlentherapie ein eigenes Notfall- und Reanimationsteam. Zuvor war die Anästhesie für die gesamte Klinik zuständig. Ziel der Studie war die Analyse der reani-
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mierten Patienten unter Berücksichtigung prädisponierender Faktoren für eine Reanimation (Rea). Außerdem sollten der Status quo erhoben und mögliche Probleme aufgezeigt werden. Methode: Die Daten wurden retrospektiv anhand der Akten aufgearbeitet (Zeitraum August 2000 bis Dezember 2005). Insgesamt wurde der Rea-Funk 315 mal ausgelöst. 36,8% waren Fehlalarme, weitere 137 Alarme stellten keine Rea-Situationen dar. Damit wurde die Auswertung auf Basis von 168 „echten Reanimationen“ vorgenommen. Ergebnis: 81,5% der Reas konnten ausgewertet werden. 70,1% der Reanimierten waren Männer. Im Median lag das Alter bei 66,2 Jahren (Range 27–95), der BMI bei 25,4 kg/m2 (Range 16,5–46,2). 49,6% wurden innerhalb von 4 d nach Aufnahme reanimiert. 68,6% überlebten primär. Nach 30 Tagen waren 28,7% am Leben. Es gab keinen signifikanten Gender-Unterschied. 83,2% waren kardiologisch vorerkrankt; nephrologische, pulmologische und infektiologische Erkrankungen waren mit jeweils ca. 40% vertreten, 29,2% waren tumorerkrankt. Die Vorerkrankungen hatten keinen Einfluss auf das Überleben. Zwei Drittel waren zum Zeitpunkt der Rea monitorüberwacht, was keinen Einfluss auf das Überleben hatte. Reanimiert wurde in etwa gleichmäßig verteilt rund um die Uhr, am häufigsten in den Monaten Januar, Juni und November. Schlussfolgerung: Das primäre Überleben nach Reanimation lag bei knapp 70%; im weiteren Verlauf stieg die Mortalität an: nach 30 Tagen waren noch knapp 30% der Patienten am Leben. Es fand sich kein nachweisbarer Einfluss von Geschlecht oder Vorerkrankungen auf das Überleben einer Reanimation im Krankenhaus. Eine bestehende Monitorüberwachung verbesserte nicht das Rea-Outcome. Es gab keine zeitlichen Präferenzen für Reas. Während die Dokumentation der Phase vor und nach Reanimation gut war, war die der reanimationsspezifischen Daten z. T. insuffizient. Die Einführung von Reanimationsprotokollen könnte Abhilfe schaffen.
FV 18 Prävalenz kardiovaskulärer Risikofaktoren bei Fußballfans. Gibt es ein gesteigertes Risiko für plötzlichen Herztod in Fußballstadien? Schlussfolgerungen nach Befragung von 2431 Fußballfans M. Christ, L. Lefringhausen, M.-O. Schrage, A. Meissner, H.-J. Trappe, C. Zühlke, G. Plehn, R. Borchard, P. Maagh Medizinische Klinik II (Kardiologie und Angiologie), Marienhospital Herne, Ruhr Universität Bochum, Herne, Deutschland Zielstellung: Große Sportveranstaltungen rufen in den Zuschauern große Emotionen hervor. Diese Emotionen und das Verhalten, das mit Sportstättenbesuch verbunden ist, erhöhen das Risiko für KHK und plötzlichen Herztod. Frühere Studien haben gezeigt, dass Sportstätten unter den ersten zehn Orten mit der höchsten Inzidenz für plötzlichen Herztod sind. Dennoch blieb bisher unklar, wie häufig kardiovaskuläre Risikofaktoren an solchen Sportstätten tatsächlich vertreten sind. Methode: 2431 (682 Frauen (F), 1749 Männer (M); Alter: 38,3±13,9 Jahre (y)) der 80 700 Zuschauern des Fußballspiels Borussia Dortmund vs. Hamburger SV am 16. September 2006 wurde im Signal Iduna Park Dortmund ein Fragebogen vorgelegt. Es wurden Daten zur Person (männlich/ weiblich, Alter) und kardiovaskulären Risikofaktoren (Rauchen, arterieller Hypertonie, Hypercholesterinämie) erhoben (ja/nein). Ergebnis: 1749 M und 682 F (p < 0,005) beantworteten den Fragebogen. M (39,3±14,0 y) waren signifikant älter als F (35,5±13,3 y) (p < 0,005). M gaben signifikant häufiger kardiovaskuläre Risikofaktoren an (837 M = 47,9% vs. 241 F = 35,3%) (p < 0,005). M waren signifikant häufiger Raucher (610 M = 34,9% vs. 184 F = 27,0%) (p < 0,005), signifikant häufiger litten sie an Hypercholesterinämie (176 M = 10,1% vs. 28 F = 4,1%) (p < 0,005) und signifikant häufiger an arterieller Hypertonie (175 M = 10,0% vs. 65 F = 9,5%) (p < 0,005). F (38,7±14,7 y) mit kardiovaskulären Risiko-
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tierendem plötzlichem Herztod auf engstem Raum. Somit erscheint es sinnvoll die Platzierung von halbautomatischen Defibrillatoren in Sportstätten weiter voranzutreiben.
FV 19 Innerklinisches Notfallmanagementkonzept unter Etablierung der First responder-Defibrillation
Gender specific differences in the prevalence of cardiovascular risk factors in spectators of a soccer match
C. Hanefeld, T. Miebach, N. Robert, H. Laubenthal 1, D. Bulut, M. Ellrichmann 2 A. Mügge Medizinische Klinik II, 1 Anästhesie, 2 Medizinische Klinik I, St. Josef-Hospital, Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland Zielstellung: Das Auftreten von akuten lebensbedrohlichen Notfällen ist im Krankenhaus kein seltenes Ereignis. Die Voraussetzungen zur Durchführung einer Reanimation unterscheiden sich in den peripheren Bereichen von denen auf Überwachungsstationen. Mit der vorliegenden Studie wird die Einführung eines krankenhausweiten Notfallmanagementkonzeptes mit Etablierung der First responder-Defibrillation untersucht. Methode: Entwicklung des Notfallkonzepts „Herzalarm“ durch die interdisziplinäre Arbeitsgruppe des Universitätsklinikums (683 Betten): Identifikation von 15 Notfallpunkten mit Automatisierten Externen Defibrillatoren (AED) (Erreichbarkeit innerhalb von 30 s). Ausstattung aller Bereiche mit „Ulmer Notfallkoffern“. Schaffung folgender Strukturen: Reanimationsteam, Notrufnummer, Alarmierungsalgorithmus, Schulungskonzept: regelmäßige evaluierte Fortbildung aller Klinikangestellten (Erkennen des Notfalls, Alarmierung, Pathophysiologie Herz-/Kreislaufstillstand, Grundlagen HLW, AED-Anwendung; Übung am Phantom). Dokumentation aller Notfälle inkl. AED Auswertung. Ergebnis: Im 48-Monats-Zeitraum nach Konzepteinführung (04/2003–03/2007): 305 Notfallmeldungen; bei 75 Patienten: beobachteter Herz-/Kreislaufstillstand. Auswertbare Daten: bei 72 Patienten. Bei 60 Patienten AED-Einsatz, bei 47 Pat. (78%) der Fälle First responder-Einsatz (Stationspersonal). Bei 43 Patienten (72%) erfolgte bei Kammerflimmern die Defibrillation. Hiervon konnte bei 34 Patienten am Notfallort zunächst ein Spontankreislauf hergestellt werden, 22 Patienten (51%) wurden nach Hause entlassen, davon 19 ohne neurologisches Defizit. Zeit zwischen Alarmierung und AED-Aktivierung: 2,4 min (0,5–5,1 min). Schlussfolgerung: Das Konzept des innerklinischen Notfallmanagementsystems mit flächendeckender AED-Implementierung ist machbar und zeigt beim Klinikpersonal eine hohe Akzeptanz. Im Vergleich zu den in der Literatur angegebenen Zahlen zeigen sich deutlich höhere Überlebensraten. Insbesondere Patienten mit beobachtetem Herz-Kreislaufstillstand und Kammerflimmern scheinen von diesem Konzept zu profitieren. Aufgund der vorliegenden Ergebnisse wird das Konzept innerhalb des Klinikums weiterentwickelt und mit Modifikationen fortgeführt.
FV 20 Ausbildung in der Laienreanimation: 2 Stunden nur ausreichend, wenn die Ausbildung wiederholt wird
faktoren waren signifikant jünger als M (41,4 ± 14,2 y) (p < 0,005), auch Raucherinnen (34,7 ± 12,4 y) waren jünger als Raucher (37,9±13,3 y) (p = 0,006). Schlussfolgerung: Fußballstadien fassen über 80 000 Zuschauer. Unter den Befragten wiesen 47,9% der M und 35,3% der F mindestens einen kardiovaskulären Risikofaktor auf. Somit sind in Fußballstadien mehrere tausend Zuschauer mit erhöhtem Risiko für koronare Herzerkrankung und daraus resul-
R. Krämer, S. Hoffmann 1, H.-R. Arntz 2, D. Andresen, S. Osche Klinik für Innere Medizin – Kardiologie, Vivantes Klinikum am Urban, Berlin, Deutschland; 1 Kardiologie, kons. Intensivmedizin, Innere Medizin, Vivantes Klinik am Friedrichshain, Berlin, Deutschland; 2 Medizinische Klinik II – Kardiologie und Pulmologie, Campus Benjamin Franklin, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland Zielstellung: Im Rahmen der zunehmenden Verbreitung Automatisierter Externer Defibrillatoren (AED) werden von zahlreichen Institutionen Reanimationsschulungen einschließlich der Anwendung des AED angeboten. Dabei wurde die Ausbildungsdauer bisher völlig willkürlich festgelegt und Wiederholungsschulungen
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nur sporadisch angeboten. Wie lange die Ausbildung dauern sollte und ob Wiederholungsschulungen notwendig sind, wurde bisher nicht untersucht. Methode: In einer prospektiven randomisierten Studie wurde bei 1095 (376 Frauen, 719 Männer) eine 2-, 4- bzw. 7-stündige Ausbildung in der kardiopulmonalen Reanimation (CPR) einschließlich der Anwendung eines AED durchgeführt. Ein Kontrolltest wurde unmittelbar sowie 6 u. 12 Monate nach der Ausbildung vorgenommen. Dazu mussten die Probanden in vorgegebener Zeit an einem Dummy eine komplette Reanimation, bestehend aus vier Einzelmaßnahmen (Notrufalarmierung, Herzdruckmassage, Mund-zu-Mund-Beatmung u. Defibrillation), durchführen. Die Bewertung erfolgte als Prozentsatz der maximal erreichbaren Punktzahl. Ergebnis: Beim Test unmittelbar nach der Ausbildung fanden sich in den drei randomisierten Gruppen vergleichbar gute Ergebnisse (2 Stunden: 92%, 4 Std.: 94%, 7 Std.: 96%). Nach 6 Monaten kam es in allen drei Gruppen zu einem deutlichen Abfall der Reanimationsleistung: In der 2-, 4- u. 7 Std. Gruppe waren nur noch 68%, 69% u. 73% der ursprünglich vermittelten Kenntnisse vorhanden (p < 0,001). Bei dem dritten Test nach 12 Monaten kam es interessanterweise zu keinem weiteren Wissensverlust und auch die Unterschiede zwischen den drei randomisierten Gruppen waren nicht mehr signifikant (2 Stunden: 68%, 4 Std.: 71%, 7 Std.: 73%, p = ns). Schlussfolgerung: Jede Reanimationsausbildung führt unabhängig von ihrer Dauer im Verlauf zu einem statistisch signifikanten u. klinisch relevanten Wissensverlust. Eine Ausbildung in der kardiopulmonalen Reanimation einschließlich eines AED-Trainings kann nur dann auf 2 Stunden reduziert werden, wenn nach 6 Monaten ein Wiederholungstest durchgeführt wird.
FV 21 Ersthelfer-Reanimation: Die Datenlage ist beschämend S. Hoffmann, H.-R. Arntz 1, D. Andresen 2, S. Osche, R. Krämer 2 Kardiologie, kons. Intensivmedizin, Innere Medizin, Vivantes Klinik am Friedrichshain, Berlin, Deutschland; 1 Medizinischen Klinik II – Kardiologie und Pulmologie, Campus Benjamin Franklin, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland; 2 Klinik für Innere Medizin – Kardiologie, Vivantes Klinikum Am Urban, Berlin, Deutschland Zielstellung: Das Überleben nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand wird wesentlich von dem frühzeitigen Beginn der kardiopulmonalen Reanimation (CPR) bestimmt. Methode: In einer prospektiven Studie wurde der Reanimationsablauf bei 313 Patienten mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand untersucht. Ergebnis: 187/313 (59,7%) Patienten mit Kreislaufstillständen wurden durch Zeugen beobachtet. Bei 183/187 (98%) wurde der Herz-Kreislauf-Stillstand auch als Notfall erkannt und das Rettungssystem alarmiert. Eine Herzdruckmassage/Mund-zu-Mund-Beatmung als überbrückende Maßnahme bis zum Eintreffen des Rettungswagens wurde jedoch nur bei 55/187 (29%) Patienten eingeleitet (Gruppe 1). 132/187 (71%) Patienten blieben von den Ersthelfern unversorgt (Gruppe 2). Beide Gruppen unterschieden sich nicht hinsichtlich Alter, Grunderkrankung, Ort des Geschehens oder Zeit bis zum Eintreffen des Rettungswagens (im Mittel 5,06 Minuten). 21/55 (38%) Patienten der Gruppe 1, aber nur 23/132 (17%) (p < 0,01) Patienten der Gruppe 2 wurden erfolgreich wiederbelebt und mit stabilem Kreislauf in das Krankenhaus eingeliefert. Schlussfolgerung: Der Erfolg einer kardiopulmonalen Reanimation wird wesentlich von einem sofortigen Beginn der Basismaßnahmen durch Ersthelfer bestimmt. Die Untätigkeit von Zeugen eines Herzkreislaufstillstandes, vermutlich aus Angst etwas falsch machen zu können oder aufgrund einer eklatanten Fehleinschätzung, trägt erheblich zu den insgesamt schlechten Reanimationsergebnissen bei. Vor allem eine wiederholte Aufklärung der Bevölkerung sowie eine konsequente Schulung in der kardiopulmonalen Reanimation sind wesentliche Voraussetzungen, um die Reanimationserfolge zu verbessern.
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FV 22 Das prähospitale Funk-EKG führt zu einer signifikanten Reduktion der Reperfusionszeiten bei Patienten mit STEMI D. Ahlersmann, G. von Knobelsdorff, B. Volger 1, R. Hilgers 3, R. Nitsche 1, H. Duwald 2, K. Möller, K. H. Scholz Medizinische Klinik I, St. Bernwardkrankenhaus Hildesheim, Hildesheim, Deutschland; 1 Abteilung für Anästhesie, Operative Intensivmedizin und Spezielle Schmerztherapie Leineberglandkliniken Alfeld Betriebs-gGmbH, Alfeld, Deutschland; 2 Innere Medizin, Johanniter-Krankenhaus Gronau – Betriebs-gGmbH, Gronau, Deutschland; 3 Medizinische Statistik, Zentrum Innere Medizin, Georg-August-Universität Göttingen, Göttingen, Deutschland Zielstellung: Vorrangiges Ziel in der Therapie des akuten ST-Streckenhebungsinfarkts (STEMI) ist die schnellstmögliche Reperfusion des verschlossenen Herzkranzgefäßes. Die kardiologischen Fachgesellschaften fordern die Gründung von Herzinfarktnetzwerken mit unkompliziertem Meldesystem. Ziel der Untersuchung war zu klären, ob die systematische prähospitale Übermittlung eines Funk-EKG mit „Bypassing der Notaufnahme“ zu einer Verbesserung der Reperfusionszeiten führt. Methode: In unserem seit Jahren etablierten Herzinfarktverbund in ländlicher Region (1 Interventions- und 2 Nicht-Interventionskliniken) sind alle 4 Notarzteinsatzfahrzeuge mit funkfähigen 12-Kanal-EKG-Geräten ausgestattet. Bisher wurde die prähospitale Übermittlung eines EKG nicht systematisch eingesetzt. Vom 01. 01. bis 31. 12. 2006 wurden die zeitlichen Abläufe in der Rettungs- und Therapiekette in der Akutphase des STEMI bei jedem Patienten exakt und prospektiv erfasst und systematisch allen Beteiligten quartalsweise demonstriert. Hierbei wurde jeweils auf die Notwendigkeit der konsequenten Übermittlung eines prähospitalen Funk-EKG und paralleler telefonischer Ankündigung mit dem Ziel der Direktübergabe des Patienten an den Interventionskardiologen hingewiesen. Ergebnis: Unter den 114 im Beobachtungszeitraum mit primärer PCI behandelten Patienten mit STEMI befanden sich 84 Primärtransporte, von denen 64 Patienten mittels Funk-EKG angekündigt waren (76%). In dieser Gruppe betrug die „contact-to-balloon“-Zeit im Mittel 78 min (Median 74 min) vs. 105 min (Median 103 min) bei unangekündigten Patienten. Hinsichtlich der „door-to-balloon“ Zeit resultierte in der Gruppe mit Funk-EKG ein Intervall von im Mittel 36 min (Median 29 min) vs. 69 min (Median 61 min) bei den Patienten ohne Vorankündigung. Der Anteil der direkt vom Notarzt an den Interventionskardiologen übergebenen Patienten konnte von 14% im I. Quartal auf 76% im IV. Quartal gesteigert werden. Schlussfolgerung: Bei Patienten mit ST-Streckenhebungsinfarkt können in einem Herzinfarktnetz in ländlicher Region die „door-to-balloon“- und „contact-to-balloon“-Zeiten durch systematische prähospitale Übermittlung eines Funk-EKG und konsekutivem „Bypassing der Notaufnahme“ signifikant reduziert werden.
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Posterbegehung Allgemeine Probleme der Intensivmedizin P 01 Thrombozytopenie bei einem Intensivpatienten mit Sepsis und Multiorganversagen – eine seltene Differentialdiagnose E. Dreger, R. B. Bias-Franke Innere Medizin, Evangelisches Krankenhaus Kalk, Köln-Kalk, Deutschland Zielstellung: Wir berichten über einen 37-jährigen Patienten, der nach rascher Entwicklung einer schweren Allgemeinsymptomatik mit Schwäche, Luftnot, thorakalen Schmerzen und Oberbauchschmerzen zur stationären Aufnahme kommt. Methode: Fallbeschreibung: der genannte Patient erleidet auf der Intensivstation zweimalig einen generalisierten Krampfanfall. Im Rahmen einer Sepsis bei eitrigen Ulcera cruris beidseits und einer Pneumonie beidseits wird der Patient katecholamin- und beatmungspflichtig. Im Aufnahmelabor deutliche Entzündungszeichen mit CRP und Neutrophilie, Zeichen der Leber- und Nierenschädigung, sowie eine Thrombozytopenie und eine normochrome Anämie. Sonographisch Hepatosplenomegalie, kein Aszites, Pleura- oder Perikarderguss. Unter Sepsistherapie mit kombinierter Antibiose und auch chirurgischer Wundrevision der Ulcera, sowie der erforderlichen Volumen- und Katecholamintherapie kommt es zu einer weiteren Verschlechterung der Nierenfunktion, so dass mit einer Hämodialyse begonnen wird. Differentialdiagnosen der Thrombozytopenie sind zu diesem Zeitpunkt: Pseudothrombozytopenie, Leberversagen, HIT, KM-Depression durch septischen Schock, medikamentös- oder äthyltoxisch. Ergebnis: Wegweisend ist dann die hämolytische Anämie mit Fragmentozyten im Blutausstrich, LDH, Bilirubin und Haptoglobinerniedrigung. Die Trias Thrombozytopenie, hämolytische Anämie und neurologische Symptomatik führt uns zu der Diagnose eines Moschcowitz-Syndroms, so dass wir den Patienten umgehend zur Plasmapherese in ein entsprechendes Zentrum verlegen. Schlussfolgerung: Bei Thrombozytopenie muss man an das Moschcowitzsyndrom als seltene Differentialdiagnose denken, wenn die Trias aus Thrombozytopenie, hämolytischer Anämie und neurologischer Symptomatik vorliegt. Wie wir später erfuhren, konnte der Patient durch die umgehend eingeleitete Therapie zu einer restitutio ad integrum geführt werden.
P 02 Prognostische Wertigkeit von Interleukin 6 zur Vorhersage des Überlebens von Patienten einer medizinischen Intensivstation H. Eggebrecht, I. Kamarachova, A. Y. Lind, B. Plicht, S. Bauer, M. Miller, N. M. Malyar, H. Richly, H. Wieneke, R. Erbel Klinik für Kardiologie, Westdeutsches Herzzentrum, Zentrum für Innere Medizin, Campus Essen, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland Zielstellung: Bislang verfügbare Scoresysteme zur Prognoseabschätzung von Patienten, die aufgrund einer akuten Erkrankung intensivmedizinisch behandelt werden müssen, stützen sich vor allem auf klinische Parameter. Moderne Inflammationsparameter haben bislang keinen Eingang in bestehende Scores gefunden. In einer prospektiven Studie untersuchten wir die Wertigkeit von Interleukin 6 (IL6) zur Prognoseabschätzung von Patienten einer medizinischen Intensivstation (ICU). Methode: Insgesamt wurden 181 Patienten (114 männlich, 60 ± 16 Jahre) in einer prospektiven Datenbank erfasst. Das Spektrum an Erkrankungen umfasste kardiologische (n = 103), gastroenterologische (n = 28), hämatologi-
sche (n = 23), nephrologische (n = 9) und endokrinologische (n = 3) Krankheiten. 15 Patienten waren anderen Fachdisziplinen zuzurechnen. Bei allen Patienten wurde der „Simplified Acute Physiology Score“ (SAPS) II, SAPS II expanded und SAPS III-Score bei Aufnahme erfasst. Zudem wurden verschiedene laborchemische Inflammationsparameter (c-reaktives Protein (CRP), D-Dimere, Procalcitonin (PCT), IL6) untersucht. Die Überlebensanalyse erfolgte mittels Kaplan-Meier-Kurven, dazu wurden die Patienten in Terzile entsprechend der Inflammationsmarker eingeteilt. Ergebnis: Der mittlere SAPS II-Score betrug 38,7 ± 22, entsprechend einer erwarteten Sterblichkeit von 28,9 ± 30,1%. Tatsächlich verstarben 42 Patienten (23%) während des ICU-Aufenthalts. Die 30-Tage-Überlebensrate in der Terzilgruppe mit den geringsten IL6-Werten betrug 96,7 ± 2,3% versus 60,3 ± 11,7% bzw. 18,7 ± 7,9% in der 33.–66. Perzentilgruppe bzw. 66.–100. Perzentile (p = 0,0009, log-rank Test). Die Receiver-Operator-Kurvenanalyse ergab einen optimalen Cutoff-Punkt für IL6 von 32,6 pg/ml mit einer Sensitivität von 93% und einer Spezifität von 55% für die Vorhersage eines letalen Ausgangs. Schlussfolgerung: Die Bestimmung von IL6 bei Aufnahme auf die ICU hat eine signifikante Bedeutung für die Prognoseabschätzung von medizinischen Intensivpatienten. Dieser Ansatz wird in einer prospektiven Datenbank an einer größeren Patientenzahl weiter untersucht, um in einer multivariaten Analyse die Bedeutung gegenüber etablierten Parametern abschätzen zu können.
P 03 Disseminierte intravasale Gerinnung bei schwerer Sepsis – ein Fallbeispiel J. Henschel, M. Gloger, M. Hinz, J. Stövesand, J. Schipper, S. Koball Klinik für Innere Medizin, Universitätsklinikum Rostock A.ö.R., Rostock, Deutschland Zielstellung: Bei Patienten mit schwerer Sepsis stellt die disseminierte intravasale Gerinnung (DIG) eine schwere Komplikation dar, die über Veränderungen der Mikrozirkulation in Geweben und Organen maßgeblich an der Entwicklung und Unterhaltung von Organdysfunktion und Organversagen beteiligt ist. Methode: Wir berichten über eine 21-jährige Patientin, die aus völligem Wohlbefinden einen septischen Schock mit schwerer DIG auf dem Boden einer Meningokokkensepsis entwickelte. Das resultierende Multiorganversagen (Kreislauf, Niere, Lunge, Gerinnung) wurde durch eine anhaltende Pneumonie (C. albicans mit Candidasepsis, S. maltophila) kompliziert. Ergebnis: Unter Therapie mit FFP, Antithrombin und Thrombozyten konnte das Fortschreiten der DIG unterbrochen werden. Eine anhaltende Niereninsuffizienz, ein lange verzögertes Weaning vom Respirator und eine Fingeramputation sind Ausdruck der schweren Mikrozirkulationsstörung infolge der DIG. Schlussfolgerung: Die frühzeitige Erkennung und rasch einsetzende Therapie einer DIG können das Ausmaß der Organschäden und die Langzeitprognose der betroffenen Patienten ent-
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scheidend beeinflussen. Anhand eines aus wenigen Laborparametern (Thrombozyten, Quickwert, Fibrinogen, D-Dimere) generierten Score lässt sich das Ausmaß der DIG gut abschätzen. Zur Therapie der Gerinnungsstörung stehen unfraktioniertes Heparin, FFP, Antithrombin und aktiviertes Protein C zur Verfügung, wobei deren Einsatz differenziert der Schwere und der Verlaufsform der Erkrankung angepasst werden muss.
P 04 Überdosierung durch unkritische Gabe eines Antidots M. Hermanns-Clausen, U. Stedtler Vergiftungs-Informations-Zentrale, Universitätsklinikum, Universität Freiburg, Freiburg, Deutschland Zielstellung: Atropin wird in einer Dosis von 0,02 g/kg KG i.v. bei Bradykardien eingesetzt. Erste Überdosiszeichen sind bei Erwachsenen ab 5 mg zu erwarten, ab 10 mg sind Halluzinationen, Koma, Tachykardien, ausgeprägte Mydriasis möglich. Wird Atropin als Antidot bei manifesten Vergiftungen mit Alkylphosphaten oder Carbamaten eingesetzt, können auch höhere Dosierungen als 10 mg erforderlich sein, um die Patienten zu stabilisieren. Im Folgenden berichten wir über 2 iatrogene Atropinvergiftungen. Ergebnis: Fallbericht 1: Bei einem komatösen 80-Jährigem lenkte blaue Flüssigkeit im Mund den Verdacht auf eine Organophosphatvergiftung. Nach Intubation u. einem Bolus von 100 mg wurde Atropin mit 1 mg/h fortlaufend dosiert. Zunächst tiefes Koma mit weiten lichtstarren entrundeten Pupillen. Eine rezidivierende Tachyarrhythmie erforderte Amiodaron. Fehlen von cholinergen Symptomen, mäßig erniedrigte Serum-CHE, prolongierte Hypoglykämieneigung (20 mg/dl) und Anamnese (gebrauchter Butterfly neben Patienten bei Auffinden) sicherten die Diagnose Insulinintoxikation. Nach Absetzen des Atropins klarte der Patient auf. Fallbericht 2: Ein komatös gefundener 74-Jähriger mit cholinergem Syndrom hatte ein italienisches Pestizid getrunken. Nach Asystolie Reanimation und 100 mg Atropin i.v. Darunter bestand kurz ein suffizienter Kreislauf, dann wiederholt Kammerflimmern, deshalb protrahierte Reanimation. Im weiteren Verlauf entwickelte der Mann ein Multiorganversagen. Er verstarb 19 Tage p. I. Schlussfolgerung: Da schwere Vergiftungen mit einem cholinergen Syndrom durch Einnahme von Alkylphosphat- oder Carbamathaltigen Pestiziden selten sind, sind behandelnde Ärzte mit der Dosierung des Antidotes Atropin kaum vertraut. Wird Atropin eingesetzt, ohne dass ein cholinerges Syndrom vorliegt (Fall 1) oder wird es überdosiert (Fall 2) kann die sich ausbildende Atropinvergiftung den Verlauf komplizieren und ihrerseits lebensbedrohliche Komplikationen auslösen. Deshalb sollte Atropin nur streng symptomorientiert eingesetzt werden und die Dosis nur bis zum Erreichen der klinischen Zielpunkte gesteigert werden (auskultatorisch keine Bronchorrhoe, Herzfrequenz 80–100/min, trockene Axille).
P 05 Klinische Untersuchung, ZVD und Röntgenthorax zur Vorhersage von Vorlast und Flüssigkeits-Haushalt bei gastroenterologischen Intensivpatienten: Ein prospektiver Vergleich mit PiCCO-Daten W. Huber, A. Umgelter, W. Reindl, M. Franzen, S. Ringmaier, R. Schmid II. Medizinische Klinik, Klinikum Rechts der Isar, Technische Universität München, München, Deutschland Zielstellung: Zur Einschätzung des Volumenstatus stehen klinische Symptome, einfache Funktionstests (Trendelenburg-Manöver) sowie hämodynamische Parameter wie ZVD, PAWP, Intrathorakaler Blutvolumen Index ITBI und Extravasculärer Lungenwasser-Index ELWI zur Verfügung. ITBI und ELWI haben sich in mehreren Stu-
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dien als überlegen gegenüber Druck-basierten Parametern wie dem ZVD erwiesen. Allerdings stehen nicht für alle Patienten primär solche Methoden zur Verfügung. Ziel unserer Studie war es daher, den prädiktiven Wert von klinischer Diagnostik, ZVD und Röntgen mit ITBI und ELWI zu vergleichen. Methode: Bei 100 Patienten einer internistischen Intensivstation wurden der Volumenstatus in den o.g. Kompartimenten zunächst klinisch, mittels ZVD und anhand eines Röntgenthorax bewertet und anschließend mit der nachfolgenden PiCCO-Messung (Pulsion, München) korreliert. Ergebnis: Patientencharakteristika: n = 100 (36 w, 64 m, u. a. 32 × Zirrhose, 19 × Pankreatitis, 23 × Sepsis); Alter 64,1 ± 15,2 Jahre; APACHE II-Score 23,1 ± 8,4. Das Ausmaß der Beinödeme korrelierte signifikant mit dem ZVD (r = 0,247, p = 0,038) und (negativ!) mit dem ITBI (r = –0,258, p = 0,032). ZVD und ITBI korrelierten nicht (r = 0,035, p = 0,784). ELWI korrelierte mit dem auskultatorischen Ausmaß feuchter pulmonaler Rasselgeräusche (r=0,265; p = 0,025) und dem ITBI (r = 0,547, p < 0,001), nicht mit ZVD (r = 0,030, p = 0,785). Die radiologische Schätzung korrelierte weder für den GEDVI noch für den ELWI. Der GEDVI wurde radiologisch signifikant überschätzt (901,41 ± 139,76 vs. 782,56 ± 183,80 ml/qm; p < 0,001), der ELWI unterschätzt (7,22 ± 1,38 vs. 9,77 ± 4,51 ml/kg, p < 0,001). Schlussfolgerung: 1) Die Einschätzung des Volumenstatus bei Intensiv-Patienten ist komplex. 2) Beinödeme und ZVD spiegeln dabei den Volumenstatus interstitiell bzw. vor dem rechten Herzen. Beide Kompartimente stehen allerdings als Vorlast nicht direkt zur Verfügung. Das Ausmaß der Beinödeme korrelierte mit dem ITBI negativ. 3) Aus dem Vorhandensein von Ödemen und hohem ZVD auf einen Volumen-Überschuss zu schließen, kann fatale Folgen haben. Daher muss eine differenzierte Bewertung des Volumenstatus in allen Kompartimenten erfolgen, ggf. unter Einsatz moderner HämodynamikSysteme und/oder der Echokardiographie.
P 06 Thiaminmangel als Ursache schwerer Laktazidosen im Erwachsenenalter – 4 Fallbeispiele S. Koball, J. Stövesand, M. Hinz, M. Gloger, J. Henschel Klinik für Innere Medizin, Universitätsklinikum Rostock A.ö.R., Rostock, Deutschland Zielstellung: Schwere Lactazidosen stellen ein häufiges Problem in der Diagnostik und Therapie lebensbedrohlicher Zustände dar. Ursachen für Lactazidosen können ein chronischer Leberschaden oder ein Mangel an Vitamin B1 sein. Eine kardiale Manifestation des Thiaminmangels in Form der akuten Säuglingsberberi ist bekannt. Im Erwachsenenalter ist dieses ein seltenes Ereignis. Die vorliegende Arbeit beschreibt 4 klinische Fälle schwerster Lactazidosen (Lactat bis 28 mmol/l), welche erfolgreich mit Thiamin behandelt wurden. Methode: Die Krankheitsverläufe von 4 jungen männlichen Patienten mit primär unklarer Kreislaufinsuffizienz und schwerer Lactazidose werden beschrieben. Alle Patienten wiesen Risikofaktoren für einen Thiaminmangel auf (chron. Alkoholabusus, Leberzirrhose, Magenresektion). Unter dem Verdacht auf einen Vitamin B1-Mangel erfolgte die Gabe von 100 mg Thiamin intravenös. Ergebnis: Bei allen Patienten kam es innerhalb weniger Stunden zu einem Abfall der Lactatspiegel in den Normbereich. Weitere Ursachen für die primären Lactaterhöhungen konnten ausgeschlossen werden. Erneute Lactatanstiege traten nicht auf. Bei einem Patienten wurde vor Behandlung ein normaler Vitamin-B1-Spiegel gemessen, trotzdem konnte durch zusätzliche Gabe von Thiamin ein Behandlungserfolg erzielt werden. Schlussfolgerung: Bei schweren Lactazidosen sollte nach Ausschluss anderer Ursachen (Metformineinnahme, Gefäßverschlüsse etc.) ein relativer Thiaminmangel erwogen werden. Eine chron. Lebervorschädigung könnte dabei ein prädisponierender Faktor sein. Nach Gabe von 100 mg Thiamin sollte sich bei Vorliegen eines Thiaminmangels eine rasche Besserung im Verlaufe weniger Stunden zeigen. Da die Gabe von Thiamin als risikoarm eingeschätzt werden
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kann, erscheint auch die probatorische Gabe von Thiamin gerechtfertigt, um einen Zeitverzug zu vermeiden. Gegebenenfalls kann die Thiamingabe auch vor Durchführung der Diagnostik zum Ausschluss anderer Ursachen der Lactazidose empfohlen werden. Eine Bestimmung des Vitamin-B1-Spiegels vor Substitution ist nicht sinnvoll, weil die Diagnostik langwierig ist und auch bei normalen Spiegeln ein Behandlungserfolg zu erzielen ist.
P 07 Vorhersage der Änderungen im Serum-Natrium nach Infusionstherapie: Analyse von Formeln zur Berechnung des Serum-Natrium G. Lindner, C. Schwarz 1, N. Kneidinger, L. Kramer, C. Madl, W. Druml Abteilung für Nephrologie und Dialyse, Klinik für Innere Medizin III, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich 1 Abteilung für Nephrologie, Krankenhaus der Elisabethinen Linz, Medizinische Universität Wien, Linz, Österreich Aim: Dysnatremias are common electrolyte disorders in critically ill patients. Both, hyponatremia as well as hypernatremia are associated with an excess mortality. Infusion therapy often is guided by various formulas being proposed to assess the influence of infusion solution administration on serum sodium levels. The aim of the study was to test the accuracy and applicability of currently available formulas for the prediction of serum sodium in clinical practice. Method: In a retrospective analysis, the following data were extracted from a database of critically ill patients with hypernatremia: demographic and prognostic factors: age on admission, height and weight, ICU length of stay (LOS), gender, cause of admission classified by organ system, type of admission, SAPS II scores on admission and ICU mortality; and on a daily basis: routine blood lab, including electrolytes, parameters of renal function; urinalysis; administered medication, including infusions, enteral and parenteral nutrition; total fluid input and output, total sodium and potassium input and output. The following formulas were analyzed: Tonicity balance, Adrogué-Madias formula, Barsoum-Levine formula, Kurtz-Nguyen formula. Additionally, we proposed a new formula, based on electrolyte-free-water-clearance (EFWC). T-tests were used to compare the predictions of the diverse formulas. Result: 661 patient days in the CCU were analyzed. The Barsoum-Levine formula showed the highest accuracy in predicting serum sodium, was the only one yielding non-significant differences compared to measured serum sodium (p = 0.64). Mean deviation of the Barsoum-Levine formula was 3.3 mmol/L, in one case 21 mmol/L. EFWC-based formula was the second most appropriate formula with mean deviation of 3.6 mmol/L (min = 0, max = 51) (p < 0.01). The other formulas resulted in even higher significant differences from measured serum sodium. Conclusion: All formulas at test did not correctly predict serum sodium levels after infusion therapy in the critically ill and thus should not be used for guiding infusion therapy at an ICU.
P 08 Scoring-Systeme zur Prognoseabschätzung auf der Intensivstation – SAPS II, SAPS II Expanded oder SAPS III? N. M. Malyar, B. Plicht, S. Churzidse, A. Y. Lind, S. Bauer, M. Miller, H. Richly, H. Eggebrecht, R. Erbel Klinik für Kardiologie, Westdeutsches Herzzentrum, Zentrum für Innere Medizin, Campus Essen, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland Zielstellung: Zur Klassifikation des Schweregrades einer akuten Erkrankung stehen zahlreiche Scoring-Systeme (SS) zur Verfügung, die anhand klinischer und laborchemischer Parameter die Prognose der Patienten auf einer Intensivstation hinsichtlich der
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Letalitätsrate (LR) abschätzen. Der bereits 1993 entwickelte „simplified acute physiology score“ (SAPS II) wurde im Laufe der Zeit durch den SAPS II expanded- und zuletzt SAPS III-Score erweitert, um die Vorhersagegenauigkeit an die veränderte Patientenpopulation anzupassen. Das Ziel der vorliegenden Studie war es, herauszufinden, welches dieser 3 SS im täglichen Gebrauch die LR der Patienten auf einer internistischen Intensivstation am genauestens voraussagt. Methode: Insgesamt wurden 245 konsekutive Patienten (43% weiblich, Alter: 60,8 ± 17 Jahre, BMI: 25,9 ± 5 kg/m2) in einer prospektiven Datenbank erfasst. Die Erhebung der Patienten-Daten und die Charakterisierung gemäß den 3 SS erfolgte unmittelbar nach der Aufnahme der Patienten auf die Intensivstation. Ergebnis: Die Verteilung der Patienten nach Alter und Fachdisziplin sowie die durch die SS vorhergesagte und beobachtete LR sind in der Tabelle dargestellt. Im Vergleich zu
Verteilung Beobachtete Vorhergesagte Letalität nach der Letalität Patienten (%) SAPS II SAPS II SAPS III (%) expanded Alter < 40 Jahre 40–60 Jahre 60–75 Jahre > 75 Jahre
14 29 36 21
Fachrichtung Kardio-/ 55 Pulmonologie Gastro17 enterologie Hämatologie 11 Nephrologie 7 Endokrinologie 2 Andere 8
5,7 30,6 19,5 25,5
18 ± 27,3 28,6 ± 32,1 24,2 ± 26,7 38,3 ± 31,4
17,6 ± 23,5 31,4 ± 29,5 30,2 ± 25 44,4 ± 27,6
18,5 ± 21,4 39,1 ± 29,3 34,9 ± 27 43,4 ± 26,8
11,9
18,9 ± 24
24,1 ± 22
26,1 ± 23
38,1
36,9 ± 34
40,9 ± 32
50,9 ± 30
48,1 24 0 22,7
47,5 ± 34 39 ± 27 1,2 ± 0,9 31,8 ± 33
50,9 ± 31 44 ± 26 2,2 ± 3 31,5 ± 28
58,6 ± 27 40 ± 27 7,4 ± 3,4 35,8 ± 27
Die Verteilung der Patienten sowie die Letalitätsraten sind angegeben in %. SAPS (Simplified Acute Physiology Score): Mittelwert in % ± Standardabweichung SAP SII exp. und SAPS III kommt die durch SAPS II vorhergesagte LR der beobachteten LR am nächsten, wobei die Unterschiede in Abhängigkeit von der fachdisziplin-bezogenen Grunderkrankung sehr variieren (> 100%, s. Tabelle). Die vorhergesagte LR nach SAPS II, SAPS exp. und SAPS III mit jeweils 27%, 32% und 36% ist höher als die beobachtete LR (22%). SAPS II und SAPS II exp. können die LR im Alter zwischen 40 und 75 Jahren gut voraussagen, während die LR jüngerer und älterer Patienten sich insgesamt deutlich schlechter mit jedem der 3 SS einschätzen lässt. Schlussfolgerung: In einem repräsentativen internistischen Patientenkollektiv erweist sich der SAPS II zur Prognoseabschätzung hinsichtlich der Letalität als besser geeignet als SAPS II exp. und SAPS III.
P 09 Persistierende linke Vena cava superior: Erschwerte Anlage eines Herzschrittmachers bei AV-Block III8 T. Meisel, G. Fröhlig, M. Böhm, A. Link Kardiologie – Angiologie – Internistische Intensivmedizin, Klinik für Innere Medizin III, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar, Deutschland Zielstellung: Das Vorliegen einer PLVC ist per se ohne Krankheitswert, kann jedoch mit anderen venösen Anomalien vergesellschaftet sein, wie etwa dem Fehlen der V. bracheocephalica links (65%)
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oder dem Fehlen der rechten V. cava superior (20%). In ca. 40% der Fälle ist eine PLVC mit anderen Herzerkrankungen assoziiert. Am häufigsten sind Vorhofseptumdefekt und Herzrythmusstörungen, meist in Form ektoper atrialer Rhythmen. Die PLVC drainiert meist über den Sinus coronarius in den rechten Vorhof und hat hämodynamisch keine Bedeutung. Mitunter kann sie in das linke Herzohr münden. Auch wenn die PLVC keine hämodynamische Bedeutung hat, stellt sich die Frage, welche Probleme diese häufigste thorakale Fehlbildung bei der Intensivversorgung mit sich bringt. Methode: In der Kasuistik wird über die zufällige Detektion einer persistierenden linken Vena cava superior (PLVC) und fehlender orthotoper Vena cava superior im Rahmen einer Anlage eines passageren Schrittmachers bei AV-Block III8 berichtet. Ergebnis: Bei dem 70-jährigen Patienten erfolgte zunächst der Versuch der Einlage eines passageren Schrittmachers über die V. subclavia rechts. Unter röntgenologischer Durchleuchtung zeigte sich atypische Sondenlokalisationen. Die Phlebographie zeigte eine PLVC mit Fehlen der V. cava superior rechts. Es erfolgte eine passagere Ventrikelstimulation via Sondeneinlage über die Femoralvene. Die permanente Schrittmachersonden-Implantation (Zweikammersystem) erfolgte schließlich via V. subclavia links, PLVC und Sinus coronarius in den rechten Vorhof und rechten Ventrikel. Die atriale Sonde wurde an der Lateralwand, die ventrikuläre Sonde in Form eines seitenverkehrten S am Kammerseptum positioniert und aktiv mittels Schraube fixiert (Medtronic 5076). Schlussfolgerung: Bei einer Prävalenz der PLVC von 0,3% sollten venöse Sondierungsprobleme (externe Stimulationssonde, Swan-Ganz-Katheter) an diese Anomalie denken lassen und die venöse Drainage der oberen Körperhälfte (meist) über den Coronarsinus bekannt sein.
P 10 Zellbasierte Therapie der Sepsis: Ergebnisse einer extrakorporalen ImmunUnterstützungstherapie im Schweinemodell der Staphylococcus aureus-Sepsis S. Mitzner, J. Altrichter, M. Sauer 1, G. Nöldge-Schomburg 1, R. Schmidt Nephrologie, Innere Medizin, Universität Rostock, Rostock, Deutschland; 1 Anästhesiologie und Intensivtherapie, Medizinische Fakultät, Universität Rostock, Rostock, Deutschland Zielstellung: Ein wesentlicher Grund für die Generalisierung von bakteriellen Infektionen sind Immunsystem-Schwächezustände beim Wirt. Insbesondere der Zusammenbruch der zellulären Immunabwehr im Verlauf einer Sepsis (Immunparalyse) ist mit hoher Mortalität verbunden. Ziel dieser Arbeit war es, die Effektivität und Sicherheit einer temporären extrakorporalen ImmunzellUnterstützung in einem Tiermodell der bakteriellen Sepsis zu untersuchen. Methode: Humane hämatopoetische Präcursorzellen (HL60) wurden in der Zellkultur expandiert und durch Vitamin A-Säure-Stimulation zu funktionalen Granulozyten differenziert. In einem Sepsis-Tiermodell, modifiziert nach Lee et al. (Crit Care Med 1998, 26:730–737), wurden 21 weiblichen unreifen Landschweinen (Gewicht: 7,5–12 kg) 8 × 10E9 cfu/kg vitale Staph. aureus i.v. appliziert. Die Tiere wurden über 168 h beobachtet. Eine Stunde nach Abschluss der Bakterieninfusion wurden die Tiere der behandelten Gruppe (BG, n = 7) für 4 h an ein extrakorporales Plasmaperfusionssystem angeschlossen, das 6,2 × 10 E9 differenzierte HL60-Zellen enthielt. Die Bioreaktor-Zellen wurden durch einen doppelten Membranfilter stets extrakorporal gehalten. Zwei Kontrollgruppen erhielten ebenfalls Bakterien und eine extrakorporale Behandlung ohne Zellen im System (leer-behandelte Gruppe, LG, n = 7) bzw. keine extrakorporale Therapie (septische Gruppe, SG, n = 7). Ergebnis: Die mittlere Überlebenszeit der SG und LG war 70 h bzw. 75 h. In der BG überlebten 6 von 7 Tieren die gesamte Beobachtungszeit (mean: 167,57 h). Statistische Signifikanz (Log rank test) lag vor zwischen SG und BG (p = 0,019)
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sowie zwischen LG und BG (p = 0,0001), aber nicht zwischen SG und LG (p = 0,43). Signifikante Unterschiede ergaben sich bei Bakterienzahlen im Blut, Zytokinspiegeln und Gerinnungsparametern. Es gab keine unerwünschten Ereignisse, die auf die extrakorporale Zellbehandlung zurückzuführen waren. Die Therapie wurde von den Tieren gut vertragen. Schlussfolgerung: Eine temporäre extrakorporale Immunzell-Unterstützung verlängerte das KurzzeitÜberleben im Schweinemodell der bakteriellen Sepsis. Das Verfahren war sicher und verträglich in der Anwendung. Klinische Studien bei schwerer Sepsis sind geplant.
P 11 78-jährige Patientin mit Metformin-assoziierter Laktatazidose bei akuter Dekompensation einer chronischen Niereninsuffizienz im Stadium II–III M. Pin, R. B. Bias-Franke Innere Medizin, Evangelisches Krankenhaus Kalk gGmbH, Köln, Deutschland Zielstellung: Wir berichten über eine 78-jährige Patientin, die uns wegen einer seit 2 Stunden progredienten Vigilanzminderung, verbunden mit stärksten abdominellen Schmerzen vorgestellt wird. Seit 8 Tagen leide die Patientin an Übelkeit, Erbrechen und Durchfällen. Vorbekannt sind eine arterielle Hypertonie und ein Diabetes mellitus Typ 2. Eine Medikamentenanamnese kann nicht erhoben werden. Methode: Bei der Aufnahmeuntersuchung sahen wir eine präkomatöse Patientin (GCS 8–9), hyperventilierend, mit einer Atemfrequenz von 45 AZ/min. Die Kreislaufsituation war mit Blutdruckwerten von 250/130 mmHg hypertensiv entgleist. Es bestand eine Hypothermie mit einer Temperatur von 33,6 8C. Laborchemisch fielen erhöhte Nierenretentionswerte mit Kreatinin von 7,74 mg/dl und Harnstoff von 174,2 mg/dl auf. Das Laktat war mit 23,0 mmol/l deutlich erhöht. Der Blutzucker betrug 229 mg/dl. In der arteriellen BGA bestand eine metabolische Azidose mit einem pH von 6,87, einem negativen Base excess von 30,5 und einem Standardbikarbonat von 2,1 mmol/l. Ergebnis: Auch bei fehlender Medikamentenanamnese stellten wir aufgrund der Laborkonstellation und des typischen Symptomenkomplexes aus Hypothermie, Vigilanzminderung und gastrointestinaler Symptomatik die Verdachtsdiagnose einer Metformin-assoziierten Laktatazidose. Wir begannen eine Bikarbonat-gepufferte Hämodialyse, unter der sich die Werte des Säure-Basen-Haushaltes innerhalb von 15 Stunden normalisierten. Bei weiterhin erhöhten Nierenretentionswerten und der Oligurie führten wir die Hämodialyse für weitere 14 Stunden bis zur Normalisierung der Nierenretentionswerte fort. Hiernach ausreichende Eigendiurese. Der Vigilanzzustand normalisierte sich vollständig. Die Patientin konnte nach Einstellung auf eine Insulintherapie nach Hause entlassen werden. Schlussfolgerung: Die Metformin-assoziierte Laktatazidose ist eine seltene, aber mit einer hohen Letalität behaftete Komplikation. Entscheidend für die Prognose ist der frühzeitige Beginn einer Bikarbonat-Hämodialyse. Bei Diabetikern mit unklarer Vigilanzminderung und gastrointestinaler Symptomatik sollte die Metformin-assoziierte Laktatazidose stets in die differenzialdiagnostischen Überlegungen einbezogen werden.
P 12 Schwer krank: Ausbildung macht Behandlung leichter – ein kurzer multi-professioneller akutmedizinischer Kurs verbessert die Pflege von Schwerkranken und verringert Krankenhausmortalität C. P. Subbe, G. B. Smith 1 Intensive Care Medicine, Wrexham Maelor Hospital, Wrexham, United Kingdom; 1 Department of Critical Care Medicine, Queen Alexandra Hospital, Portsmouth University, Portsmouth, United Kingdom
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Zielstellung: Die Ausbildung von Assistenzärzten, Krankenpflegepersonal und Krankengymnasten beinhaltet oft nicht die Grundlagen für die Erkennung und Behandlung von kritisch Kranken außerhalb von Intensivstationen (ICU) [1]. Außerdem ist die Effizienz von Ausbildungsmaßnahmen oft unklar. Literatursuche um die Effizienz eines eintägigen Kurses (Acute Life Threatening Events Recognition and Treatment, ALERT®) zu ermitteln. Methode: Suche mit Medline und Google Scholar ergänzt durch Prüfen der Referenzen. Ergebnis: Fragebögen zeigten, dass Teilnehmer 6 Wochen nach ALERT® systematischer in der Untersuchung von kritisch Erkrankten waren, die richtige Behandlung initiierten und frühzeitiger Unterstützung durch erfahrene Kollegen anforderten [2]. Das Wissen von Ärzten, die ALERT® belegt hatten, war besser als das von zwei Vergleichsgruppen im gleichen Ausbildungsstadium [3]. Robson et al. berichten von verbesserter diesbezüglicher Dokumentation in Krankenakten nach ALERT® [4]. Subbe et al verbanden ALERT® mit Einführung von Scores zur Früherkennung von Kranken, die sich auf Nicht-Intensivstationen verschlechtern (Early Warning Scores (EWS)). Nicht-standardisierte Krankenhausmortalität und Anzahl der Aufnahmen auf eine Intensivstation waren nicht verändert verglichen mit einer historischen Kontrollgruppe [5]. Wright zeigte eine signifikante Verringerung in der standardisierten Krankenhausmortalität nach ALERT® und EWS. Über drei Jahre war die Anzahl der Todesfälle um 905 geringer als erwartet [6]. Schlussfolgerung: Ein multiprofessioneller Kurs kann Ausbildung und klinische Ergebnisse von kritisch kranken Patienten außerhalb der Intensivstation verbessern. Referenzen: 1. Smith GB et al. (2002) Postgrad Med J 78(920):335–338 2. Featherstone P et al. (2005) Resuscitation 65(3):329–336 3. Smith GB et al. (2004) Resuscitation 61(2):117–122 4. Robson WP et al. (2002) Anaesthesia 57(6):606–625 5. Subbe CP et al. (2003) Anaesthesia 58(8):797–802 6. Wright J et al. (2006) J R Soc Med 99(6):303–308
P 13 Welche Auswirkungen hatte die Einführung von intensivmedizinisch geschultem Personal auf Normalstationen auf den Service von Intensivstationen in England D. Harrison, C. P. Subbe 1, H. Gao ICNARC, London, United Kingdom; 1 Intensive Care Medicine, Wrexham Maelor Hospital, Wrexham, United Kingdom Zielstellung: Seit dem Jahr 2000 hat das Britische Gesundheitswesen (NHS) die Einrichtung von „Critical Care Outreach Services“ (CCOS) empfohlen und finanziell gefördert. In CCOS wird Personal mit intensivmedizinischem Training außerhalb der Intensivstation eingesetzt. Das Ziel der CCOS ist dreifach: 1. die Früherkennung von Patienten, deren Zustand sich verschlechtert sowie Stabilisierung außerhalb der Intensivstation, 2. die Abwendung vermeidbarer Notaufnahmen auf die Intensivstation und 3. Ausbildung von Medizinischem Personal ausserhalb der Intensivstation. Der Forschungsarm des NHS (SDO) hat jetzt eine Studie in Auftrag gegeben, um die Auswirkungen dieser Intervention auf Intensivstationen in England zu untersuchen. Methode: Interrupted Time Series Analyse von Daten aus dem Case Mix Program (CMP). Das CMP ist eine nationale Datenbank die verwaltet wird von ICNARC (Intensive Care National Audit & Research Centre). Daten aus dem CMP wurden verknüpft mit den Ergebnissen einer Studie der Configuration von CCOS in England, die unter anderem den Zeitpunkt der Einführung in individuellen Krankenhäusern und den Umfang von CCOS untersuchte. Über 350 000 Aufnahmen auf 172 Intensivstationen zwischen 1996 und 2004 wurden analysiert. Die Daten der Patienten wurden zu einer Zeitserie
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für individuelle Intensivstationen zusammengefasst. Ergebnis: Die Einführung eines CCOS führte zu einer statistisch signifikanten Verringerung von Verlegungen auf die Intensivstation nach Reanimation auf Normalstationen (odds ratio 0,84, 95% confidence interval 0,73–0,96). Die Zahl der Notaufnahmen an Wochenenden und nachts sank (odds ratio 0,91, 0,84–0,97). Der ICNARC physiology score (vergleichbar APACHE II) bei Aufnahme auf die Intensivstation sank (Veränderung des Means 0,30, 0,12–0,73). Mortalität von Intensivpatienten und die Zahl der Aufnahmen war unverändert. Schlussfolgerung: Nach Einführung von CCOS waren Outcomes von Intensivaufnahmen nur unwesentlich verändert. Die besseren Werte für den Physiology score könnten ein Effekt des CCOS sein. Die unveränderte Zahl der Intensivaufnahmen ist wahrscheinlich mit der vergleichsweise geringen Anzahl britischer Intensivbetten erklärbar.
P 14 HTLV-1 assoziiertes T-Zell-Lymphom als Ursache einer lebensbedrohlichen Hyperkalzämie und Cytomegalie (CMV)-Erkrankung A. Molodjavyi, M. Siekierka-Harreis 1, N. Gattermann 2, H. Hengel 1, S. B. Steiner 3, K. Ivens, B. Grabensee Klinik für Nephrologie, 1 Institut für Virologie; 2 Klinik für Hämatologie, Onkologie und Klinische Immunologie; 3 Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland Hintergrund: Die Hyperkalzämie ist ein lebensbedrohliches Krankheitsbild unterschiedlicher Genese. Differentialdiagnostisch muss neben dem Hyperparathyreoidismus an ein paraneoplastisches Syndrom gedacht werden. Wir berichten vom Verlauf einer schweren Hyperkalzämie und CMV-Erkrankung eines persischen Patienten, bei dem erst nach vielfältiger Diagnostik ein ossäres HTLV-1-assoziiertes T-Zell-Lymphom nachweisbar war. Fallpräsentation: Der 62-jährige Patient war bis 09/2006 in gutem Allgemeinbefinden (AZ) ohne wesentliche Vorerkrankungen. In 10/ 2006 stellte sich der Pat. mit plötzlicher Verschlechterung des AZ, unspezifischen gastrointestinalen Beschwerden und subfebrilen Temperaturen vor. Die körperliche Untersuchung war unauffällig, insbesondere keine Lymphknotenvergrößerungen nachweisbar. Laborchemisch fiel erhöhtes Kalzium (4,1 mmo/l) und eine Niereninsuffizienz im Stadium III (S-Kreatinin 1,8 mg/dl) auf. Die komplette Diagnostik bezüglich multiplem Myelom, Hyperparathyreoidismus oder eines anderen Malignoms war unauffällig. Die gesamte Virusserologie einschließlich HIV war negativ. 11/2006 wurde der Pat. ateminsuffizient und respiratorpflichtig bei atypischer Pneumonie. In der bronchoalveolären Lavage zeigte sich eine CMV-Pneumonie und Candidainfektion der Lunge. Zusätzlich entwickelt der Pat. ein akutes Nierenversagen (CVVH-pflichtig). Bei persistierenden Durchfällen wurde eine CMV-Infektion des Darmtraktes histologisch und virologisch nachgewiesen. Unter
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Therapie mit Gancyclovir und Voriconazol intravenös kam es zu einer klinischen Besserung des Pat. mit Entwöhnung vom Respirator nach 32 Tagen. Das ANV besserte sich. Die Hyperkalzämie konnte mit Bisphosphonaten kontrolliert werden. Im Kontroll-CT 01/2007 fielen zum ersten Mal ossäre Läsionen im LWK3 und Os. Ilium li. auf. In der histologischen und immunhistochemischen (pos. CD3, CD4, CD25, neg. CD8) Begutachtung (CT-gesteuerte Probeexzision einer Knochenläsion) ließ sich die Diagnose eines adulten T-Zell-Lymphoms sichern, welches auch als Ursache der Hyperkalzämie interpretiert wurde. Zusätzlich konnte serologisch (ELISA) und mittels PCR im Blut der Nachweis von HTLV1 geführt werden. Neben der fortgeführten Gancyclovir- und Bisphosphonattherapie erfolgte die Einleitung einer retroviralen Therapie mit Azidothymidin und Lamivudine (02/07) und eine Chemotherapie (CHOP erstmals 03/07) bei rascher Progredienz der Knochenläsionen im gesamten Körperskelett. Zusätzlich erfolgte eine palliative Radiatio größerer ossärer Läsionen. Unter der o.g. Therapie zeigte sich eine Stabilisierung des AZ mit Normalisierung der Kalziumwerte und Nierenfunktion, der weitere Verlauf ist prognostisch unsicher. Schlussfolgerung: Die schwere Hyperkalzämie ist eine lebensbedrohliche Erkrankung und erfordert eine intensive wiederholte Diagnostik auch sehr seltener maligner Ursachen und Therapie mit Bisphosphonaten.
Beatmung/Lunge P 15 Kombinationstherapie mit oralem Sildenafil und inhalativem Iloprost bei ARDS mit septischem Schock N. Schusterschitz, M. Stein, C. Kähler, S. Dunzendorfer, R. Bellmann, M. Joannidis Klinische Abteilung für Allgemeine Innere Medizin, Universitätsklinik für Innere Medizin, Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich Zielstellung: Möglichkeiten zur adjuvanten Therapie bei ARDS sind limitiert. Der Phosphodiesterase 5-Inhibitor Sildenafil bewirkt eine selektiv pulmonale Vasodilatation und ist zur Behandlung pulmonalarterieller Hypertonie im NYHA III-Stadium zugelassen. Wir berichten über den Einsatz von Sildenafil in Kombination mit inhalativen Prostazyklinen bei Patienten mit therapieresistentem ARDS. Methode: Fünf Patienten mit schwerem ARDS wurden untersucht. Die Ätiologie des ARDS war: infektexacerbierte COPD (n = 2), infektexacerbierte Small Airway Disease (n = 1), fibrosierende Alveolitis unklarer Genese (n = 1), sowie sekundäres ARDS (n = 1). Vier Patienten wiesen eine schwere Adipositas auf, der durchschnittliche BMI lag bei 40,1 (± 10,4). Alle Patienten erfüllten die Kriterien eines septischen Schocks, bei drei von ihnen entwickelte sich ein akutes Nierenversagen, das mit kontinuierlicher Hämofiltration behandelt wurde. Alle Patienten waren mit einem Pulmonalarterienkatheter versorgt. Die Beatmungstherapie erfolgte nach den Empfehlungen des ARDS-Network. Wurde nach Optimierung der Beatmungseinstellung sowie Lagerungstherapie (Bauchlagerung im 12 Stunden-Intervall) keine anhaltende Verbesserung des Horowitz-Index erreicht, wurde inhalatives Iloprost bis zu einer maximalen Konzentration von 240 lg/d in 6 Einzeldosen verabreicht. Darunter konnte die Beatmungsinvasivität nicht zurückgehen Ergebnis: Unter Sildenafil kam es bereits am ersten Tag zu einer signifikanten Senkung des erhöhten pulmonalarteriellen Drucks (PAP). Am dritten Tag betrug die durchschnittliche Reduktion des PAP Mitteldrucks 20% des Ausgangswertes. Innerhalb einer Woche konnte unter dieser Kombinationstherapie eine ca. 50%ige Verbesserung der Horowitz-Indices er-
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zielt werden. Schlussfolgerung: Sildenafil in Kombination mit Ilomedin führt zu einer signifikanten Senkung der pulmonalen Hypertension sowie zu Verbesserung der Oxygenierung bei ARDS mit septischem Schock.
P 16 Akute oder chronische Atmungsinsuffizienz bei COPD – Effekte der nichtinvasiven Beatmung G. Laier-Groeneveld, C. Gietl, J.-U. Bauer Klinik für Lungen- und Bronchialheilkunde, Johanniter Krankenhaus Oberhausen, Evangelisches und Johanniter Klinikum Niederrhein, Oberhausen, Deutschland Zielstellung: Die nichtinvasive Beatmung bei akutem Atmungsversagen ist etabliert. Studien bei hyperkapnischen COPD Patienten zeigen aber lediglich eine leichtgradige Reduktion des pCO2 unter Beatmung und Spontanatmung. Dies widerspricht dem Prinzip, dass die Elimination des CO2 von der alveolären Ventilation abhängig ist, welche durch das Beatmungsgerät vorgegeben werden kann. Ziel war die Reduktion des pCO2 bei hyperkapnischen COPD Patienten unter Beatmung und Spontanatmung zu untersuchen. Die Entwicklung der Atmungsinsuffizienz (akut/chronisch) sollte definiert werden. Methode: 107 Patienten (37% Frauen, 63% Männer), pCO2 > 50 mmHg (6,7 kPa) unter Spontanatmung. Der Beatmungsmodus war frei und nach der besten Akzeptanz wählbar. Der Modus musste jedoch gewechselt werden, wenn das Ziel der Normokapnie unter Beatmung nicht erreicht war. In den Subgruppen wurde nach folgenden Kriterien akut und chronisch getrennt: pH (< 7,35 = akut), HCO3 (< 26 = akut), Epikrise (akut = Verschlechterung in den letzten Tagen). Ergebnis: Beatmungsparameter: Atemzugvolumen: 972 ± 137 ml, Atemfrequenz: 20 ± 2,2 (Volumenvorgabe). Beatmungsdruck: 33,6 ± 14,2 mbar, Atemfrequenz: 19,7 ± 5,1 (Druckvorgabe). Die deutlich häufigere Entscheidung zur Volumenvorgabe ergab sich aus unzureichendem Beatmungsdruck und damit unzureichendem Atemzugvolumen. In 88,5% wurden nasale Masken, in 5,2% oronasale und in 6,3% individuelle Masken verwendet. 83% wurden unter Beatmung nach 6,8 Tagen ± 5,7 normokapnisch. Der mittlere pCO2
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konnte von 64 ± 13 mmHg auf 41 ± 6 mmHg gesenkt werden (p < 0,001) auch in den Subgruppen. Nach 4 Wochen intermittierender Heimbeatmung erreichten 72% Normokapnie unter Spontanatmung (p < 0,001). Der Anteil der Subgruppen betrug: nach pH 28%, nach HCO3 2% und nach der Epikrise 68% (Übereinstimmung in nur 2% der Fälle). Schlussfolgerung: COPD Patienten lassen sich mehrheitlich normokapnisch ventilieren. Sie werden auch unter Spontanatmung normokapnisch. Rein akut hyperkapnische COPD Patienten stellen einen geringen Prozentsatz dieser Patientengruppe dar. Es handelt sich in der Regel um eine acuteon-chronic Exazerbation. Die Unterscheidung zwischen akut und chronisch ist dabei häufig arbiträr.
Biologische Grundlagen zur Intensivund Notfallmedizin P 17 Enterische Gliazellen: Primärer Ausgangspunkt für die intestinale bakterielle Translokation bei Sepsis E. Hollenbach, T. M. Maher 1, M. Zöller 2, W. Stremmel 3, M. Neumann 4, P. Malfertheiner 5, B. Vallancer 6, A. Rühl 7, L. Engelmann Fachbereich Innere Medizin, Multidisziplinäres Zentrum für Intensivmedizin, Universitätsklinikum Leipzig A.ö.R., Leipzig, Deutschland; 1 Mass. College of Pharmacy and Allied Health Sciences, Dept. of Pharmacology, Harvard Medical School, Boston, USA; 2 Abteilung Tumorimmunologie, Deutsches Krebsforschungszentrum, Medizinische Universitätsklinik, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Heidelberg, Deutschland; 3 Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Medizinische Universitätsklinik, Medizinische Fakultät Heidelberg, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Heidelberg, Deutschland; 4 Institut für Experimentelle Innere Medizin, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg; 5 Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Zentrum für Innere Medizin, Medizinische Fakultät; Otto-vonGuericke-Universität Magdeburg, Magdeburg, Deutschland; 6 British Columbia Research Institute, University of British Columbia, Vancouver, Kanada; 7 Institut für Humanbiologie, Technische Universität München, München Zielstellung: Die intestinale bakterielle Translokation (IBT) spielt in der Pathogenese der Sepsis eine große Rolle. NF-jB-induzierte Zytokine führen zur Darmepithelschädigung und Permeabilitätssteigerung und fördern damit die IBT. Es ist nicht geklärt, welche Zellart im Darm zuerst mit bakteriellen Antigenen in Kontakt tritt und wie diese eine intestinale Entzündung triggern. Methode: Enterische Gliazellen (EGZ) wurden in einer weltweit erstmalig etablierten Primärzelllinie in ihrer immunologischen Funktion geprüft. Es wurde gezeigt, daß EGZ MHC II und ICAM-1 exprimieren (PCR/FACS). Die EGZ-Phagozytosefähigkeit wurde nach Inkubation mit FITC-gekoppelte Dextran nachgewiesen. Um die biologische Funktionalität des MHC-II/ICAM-I-Komplexes zu zeigen, wurden EGZ mit Ovalbumin (OVA) inkubiert. Diese wurden mit syngenetischen, aus mesenterialen Lymphknoten isolierten T-Zellen von OVA-immunisierten Ratten ko-inkubiert. Ein massiver Anstieg der lymphozytären [3H]-Thymidininkorporation bewies die T-Zellproliferation, die durch MHC-II- oder ICAM-I-Ak blockiert wurde. Neue Mikroskopiertechniken wiesen einen direkten Kontakt der EGZ mit dem Darmepithel in vivo nach. Ergebnis: Für die Aufklärung molekularer Grundlagen der EGZ-Aktivierung wurde ein Helicobacter pylori (HP)-Modell entwickelt. Der HPWildtyp (HP-WT) transloziert im Gegensatz zum mutierten Stamm (HP-MUT) selektiv Peptidoglykane (PGN) als bakt. Antigen in die EGZ und stimuliert damit den NOD-Rezeptor (Teil der innate immunity). Western-Blots und elektrophoretische Shiftana-
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lysen (EMSA) zeigen, dass nur HP-WT eine NF-kB-Aktivierung induziert. Ebenso ist die RICK-Kinase (direkter NOD-Interaktionspartner und NF-jB-Aktivator) nur durch HP-WT aktiviert. Die NF-jB-Aktivierung war durch den RICK-Inhibitor SB203580 hemmbar. Diese Ergebnisse sind in vivo in der Maus reproduzierbar. NF-jB ist durch PGN primär in EGZ und erst sekundär in Lymphozyten/Makrophagen aktiviert. Schlussfolgerung: EGZ sind neben Epithelien und Lymphozyten/Makrophagen via NOD Teil der innate immunity. Sie sind als Bindeglied zwischen IBT und einer Darmwandschädigung in vitro und in vivo hiermit erstmalig nachgewiesen. Damit sind EGZ als therapeutische Zielzelle der IBT bei Sepsis identifiziert.
P 18 Simultane Bestimmung von Nitrit und Nitrat im Plasma: neues analytisches Verfahren zur Charakterisierung der Rolle von Stickstoffmonoxid in der Sepsis E. Kehmeier, U. Hendgen-Cotta, M. Grau, P. Brouzos, M. Kropp, P. Kleinbongard, T. Lauer, M. W. Merx, T. Rassaf, M. Kelm Medizinische Klinik I, Kardiologie, Pulmonologie, Angiologie, Universitätsklinikum, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Aachen, Deutschland Zielstellung: In der Sepsis kommt es durch Endotoxin- und Zytokinfreisetzung zu einer erhöhten Expression und Aktivitätssteigerung der induzierbaren Stickstoffmonoxid (NO)-Synthase (NOS) mit konsekutiv deutlich erhöhter NO-Produktion. Plasmatisches Nitrit ist ein sensitiver Marker für NO und spiegelt Änderungen der NOS-Aktivität wider, wohingegen plasmatisches Nitrat von einer Reihe exogener Faktoren beeinflusst wird. Zur Untersuchung der besonderen Rolle von NO in der Sepsis ist die Charakterisierung des NO-Stoffwechsels von essentieller Bedeutung. Einfache, für klinische Studien anwendbare, sensitive und spezifische Verfahren zur Messung von Nitrit und Nitrat fehlten bisher. Die Zielstellung dieser Arbeit bestand darin, ein analytisches Verfahren zur simultanen, schnellen und sensitiven Bestimmung von Nitrit und Nitrat im Plasma zu entwickeln. Methode: Zur sensitiven quantitativen Bestimmung von Nitrit und Nitrat diente eine neu entwickelte Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC). Nach Trennung der Analyte wird Nitrat über eine Cadmium-Säule zu Nitrit reduziert. Die anschließende Detektion basiert auf der Reaktion von Nitrit mit dem Griess-Reagens unter Bildung einer Azzokopplung. Der entstehende Farbstoff wird photometrisch bei einer Wellenlänge von 540 nm quantifiziert. Ergebnis: Durch Entwicklung eines neuartigen analytischen Verfahrens können im Plasma Nitrit und Nitrat simultan innerhalb von 11 min mit einer Sensitivität von jeweils 30 nM bestimmt werden. Erste Untersuchungen an intensivpflichtigen Patienten mit einem septischen Krankheitsbild zeigten erhöhte Plasma-Nitritspiegel, welche im Gegensatz zum Plasma-Nitratspiegel unabhängig von der Ernährung sowie einer notwendigen Dialyse waren. Schlussfolgerung: Durch Entwicklung eines neuartigen analytischen Verfahrens können Plasmaspiegel an Nitrit und Nitrat sensitiv und schnell im klinischen Routinebetrieb bestimmt werden. Dieses bildet die Grundvoraussetzung zur Charakterisierung des NO-Stoffwechselweges im septischen Krankheitsbild und öffnet neue Wege in der Diagnostik und Therapie der Sepsis.
P 19 Hämodynamik der Sepsis: Bedeutung der endothelialen NO-Synthase M. W. Merx, J. Graf 1, A. Gödecke 2, M. Goldnau, J. Kellinghaus, U. Janssens 3, R. Lütticken 4, M. Kelm, C. Weber 5, J. Schrader 2 Medizinische Klinik I, Kardiologie, Pulmonologie, Angiologie, Universitätsklinikum, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Aachen, Deutschland;
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Zentrum Innere Medizin, Anästhesie, Universitätsklinikum, Philipps-Universität Marburg, Marburg, Deutschland; 2 Institut für Herz- und Kreislaufphysiologie, Universitätsklinikum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland; 3 Innere Medizin 1, St. Antonius-Hospital, Eschweiler, Deutschland; 4 Institut für Mikrobiologie, Universitätsklinikum, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Aachen, Deutschland; 5 Institut für Molekulare Kardiologie, Universitätsklinikum, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Aachen, Deutschland Zielstellung: Die pathophysiologischen Mechanismen der NO-Freisetzung im Rahmen von Sepsis und septischem Schock sowie die Bedeutung der einzelnen NO Synthase (NOS)-Isoformen sind noch nicht vollständig geklärt. Präklinische und klinische Studien unter dem Einsatz von NOS-Inhibitoren haben zu widersprüchlichen Ergebnissen geführt. Ziel der vorliegenden Studie war es daher, den Einfluss der endothelialen NO-Synthase (eNOS) auf die septische Hämodynamik zu untersuchen. Methode: Hierbei kam ein murines Coecum Ligatur und Punktion (CLP)-Modell der Sepsis unter Verwendung von eNOS-defizienten Mäusen (eNOS-/-) zum Einsatz. WT und sham-operierte Tiere dienten jeweils als Kontrollen. Ergebnis: eNOS–/– Mäuse wiesen gegenüber WT-Tieren eine auf 68 ± 25 h gegenüber 25 ± 6 h verlängerte Überlebenszeit auf (n = 12, p < 0,001). Eine chronische, globale Hemmung der NOS mittels Ethylthioharnstoff (ETU) in eNOS–/– Mäusen nach Sepsis Induktion führte zu einem weitgehenden Verlust diese Überlebensvorteils (33 ± 7 h, n = 12, P< 0,05). Septische WT Mäuse wiesen einen Anstieg im Herz-Zeit-Volumen auf, wohingegen septische eNOS–/– Mäuse und Mäuse mit globaler NOS-Hemmung (WT und eNOS–/–) keinen Anstieg des Herz-Zeit-Volumens im Rahmen der Sepsis zeigten. 20 h nach Sepsisinduktion isolierte WT-CLP-Herzen zeigten einen Kontraktilitätsabfall (dP/dt) von 35% im Vergleich zu sham operierten Kontrollen (p < 0,001, n = 8). Dahingegen war die Kontraktilität der aus septischen eNOS–/– Mäusen isolierten Herzen nicht eingeschränkt. Der basale koronare Fluss war in WT-CLP-Herzen im Vergleich zu sham-Herzen um 30% erhöht und zeigte eine doppelt so ausgeprägte Flussreaktion auf Bradykinin, einem Stimulator der eNOS. Schlussfolgerung: eNOS ist ein wichtiger Modulator der septischen Hämodynamik. Selektive eNOS-Deletion führt im vorliegenden murinen Modell zu erhaltener kardialer Kontraktilität und zu einem signifikant verbesserten Überleben. Weitere Studien werden zeigen müssen, inwieweit eNOS als Modulator anderer NOS-Isoformen fungiert. Als Korrelat zu den bisher enttäuschenden klinischen Studien mit NOS-Inhibitoren als Sepsistherapeutika konnten wir auch im vorliegenden Modell durch eine globale NOS-Inhibition keinen günstigen Effekt auf die Überlebenszeit zeigen.
Herzrhythmusstörungen P 20 Online-Herzfrequenzvariabilitäts-Analyse nach Doxepin-Intoxikation T. Kibbel, S. Süfke, H. Djonlagic Medizinische Klinik 1, Campus Lübeck, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck, Deutschland Zielstellung: Heute gilt es als gesichert, dass der mittels Herzfrequenzvariabilität (HRV) nichtinvasiv bestimmte Status des kardialen autonomen Nervensystems grundsätzliche prognostische Bedeutung hat. Da zudem bei Vergiftungen mit tricyclischen Antidepressiva die meisten Todesfälle nach im Mittel 5,4 h nach ICUAufnahme auftreten, haben wir untersucht, 1. wie weit die HRV zu diesem Zeitpunkt supprimiert ist, 2. welcher HRV-Parameter
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den Intoxikationsgrad am besten widerspiegelt und 3. wie sich die Erholung der HRV vollzieht. Methode: In einer explorativen Beobachtungsstudie untersuchten wir über 4 Jahre 10 getrübte bis komatöse Patienten (7 m/3 w, 28–64 Jahre), die wegen einer Doxepin-Intoxikation in suizidaler Absicht akut auf die ICU aufgenommen und nach üblichen Standards behandelt wurden. Die Plasmaspiegel (0,54–1,8 mg/l) wurden mittels Fluoreszenz-PolarisationsImmunoassay bestimmt. Zur Analyse der 1 h-HRV benutzten wir das Online-System Cardiovision (MTM). Ergebnis: Alle HRV-Parameter (Zeit- und Frequenzdomäne) waren nach 5,4 ± 2,2 h Intensivaufenthalt maximal unterdrückt, z. B. auf 7,1% (Total Power = TP), 10,4% (Low Frequency = LF) und 13,7% (High Frequency = HF) im Vergleich zu Referenzwerten (55 ICU-Kurzlieger). Hierbei bot die LF nach logarithmischer Transformation die beste Trennschärfe hinsichtlich leichter vs. schwerer Intoxikation (p = 0,035) und die beste Pearson-Korrelation zu den Plasmaspiegeln (p = 0,001). Auch nach 48 h zeigte die HRV noch stark und zudem unterschiedlich stark unterdrückte Werte von 26,7% (TP), 29% (LF) und 24,7% (HF) (log LF vs. log HF: p = 0,042). Eine geringere Erholung der HF in Relation zur LF fanden wir besonders bei Patienten, die initial hohe Plasmaspiegel aufwiesen. Schlussfolgerung: Die stärkste Unterdrückung der HRV fanden wir in dem Zeitraum, in dem die höchste Lebensgefahr dokumentiert ist. Die Effekte der Intoxikation scheinen so gravierend zu sein, dass altersund geschlechtsspezifische sowie circadiane Einflüsse zu vernachlässigen sind. Dies könnte bedeuten, dass das jeweilige Risiko des Patienten ohne Adjustierung mittels automatischer HRV-Auswertung einschätzbar ist.
P 21 Fallbericht: Atriale Dislokation einer ICD-Elektrode als Ursache inadäquater ICD-Schocks M.-O. Schrage, C. A. Perings, H.-J. Trappe Medizinische Klinik II (Kardiologie und Angiologie), Marienhospital Herne, Ruhruniversität Bochum, Herne, Deutschland Zielstellung: Wiederholte ICD-Schocks innerhalb von Stunden stellen eine Indikation für eine notfallmäßige ICD-Kontrolle dar. Wir berichten von einem ungewöhnlichen Fall inadäquater antitachykarder Therapie infolge einer Dislokation der ICD-Elektrode in den rechten Vorhof. Methode: Bei einem 48-jährigen Patienten mit nichtischämischer dilatativer Kardiomyopathie war aufgrund rezidivierender ventrikulärer Tachykardien ein 1-Kammer-ICD implantiert worden. Außerdem bestand ein permanentes Vorhofflimmern (AF). 3 Monate nach Implantation stellte sich der Patient notfallmäßig vor, nachdem es bei subjektivem Wohlbefinden in körperlicher Ruhe zu einer Schockabgabe gekommen war. Zum Zeitpunkt der Vorstellung war der Patient in einem klinisch unauffälligen Zustand. Es bestand Sinusrhythmus. Es erfolgte umgehend eine ICD-Kontrolle. Ergebnis: Die Abfrage des ICD-Episodenspeichers erbrachte folgendes Ergebnis: Zunächst zeigen beide Elektrogramm (EGM)-Kanäle ein AF, welches im bipolaren EGM in eine hochfrequente Arrhythmie mit wechselnder Zykluslänge überzugehen scheint. Das Schock-EGM bleibt unverändert (Abb. 1). Bei Detektion in der VF-Zone erfolgten 2 Schockabgaben. Die Schockursache lässt sich allein durch Analyse der gespeicherten EGM rekonstruieren und wird durch die nachfolgende Röntgenaufnahme bestätigt (Abb. 3): Durch Dislokation der ICDElektrode in eine partiell atriale Position wurden im „integriert bipolaren“ EGM die atrialen Flimmerwellen als Kammerflimmern fehldetektiert. Die Schocktherapie wurde als erfolgreich klassifiziert, nachdem der zweite Schock eine Kardioversion herbeigeführt hatte (Abb. 2). Schlussfolgerung: Während inadäquate antitachykarde Therapie die häufigste Komplikation der ICD-Therapie ist und bei bis zu 30% aller Patienten auftritt, ist dies der erste berichtete Fall inadäquater ICD-Therapie infolge einer ICD-Elektrodendislokation in den Vorhof. Er illustriert die Erfordernis
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Abb. 1
Abb. 2
Kardiale Probleme auf der Intensivstation P 22 Intraperikardiale Fibrinolyse mit Urokinase bei 2 Patienten mit Pneumokokken-Perikarditis – internistisches versus chirurgisches Vorgehen
Abb. 3 einer notfallmäßigen ICD-Kontrolle nach wiederholten Schocks unabhängig vom klinischen Zustand des Patienten, da nur so die korrekte Funktion des ICD-Systems und somit der anhaltende Schutz vor lebensbedrohlichen ventrikulären Tachyarrhythmien gewährleistet werden kann.
A. Ditzen, K. Halbritter, J. Beyer, S. Trautmann, M. Weise Intensivmedizin, Medizinische Klinik und Poliklinik III, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden, Deutschland Zielstellung: Die purulente Perikarditis ist ein seltenes Krankheitsbild seit der Einführung der Antibiotika in die klinische Praxis. Die Standardtherapie umfasst die prompte Perikardpunktion mit -drainage und i.v. Antibiose. Entsprechend den Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie wird momentan die chirurgisch gelegte Saugspüldrainage zur Verhinderung einer Pericarditis constrictiva empfohlen. Bei septischen Patienten stellt jeder operative Eingriff ein deutlich erhöhtes Risiko dar. Deshalb sollten bei diesen Patienten alternative therapeutische Verfahren Anwendung finden. Der Einsatz der intraperikardialen Urokinase zur Verhinderung einer möglichen Pericarditis constrictiva wurde bisher nur selten beschrieben. Methode: Wir berichten von 2 Patienten mit Pneumokokken-Perikarditis, bei denen Urokinase intraperikardial zur Prävention der Pericarditis constrictiva instilliert wurde. Ergebnis: Patient 1, männlich, 76 J., ohne Vorerkrankungen, mit hämodynamisch relevantem Perikarderguss bei
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Pneumokokkenpneumonie und -sepsis. Nach Anlage einer Perikarddrainage, intermittierender Spülung über 3 Tage und Moxifloxacin i.v. konnte ultrasonografisch eine Zunahme der perikardialen Fibrinschicht gesehen werden. Die intraperikardiale Spülung mit 50 000 IE Urokinase 2 × tgl. führte zur Auflösung der Fibrinschicht und deutlicher klinischer Besserung des Patienten. Patientin 2, weiblich, 52 J., mit metastasiertem Magen-CA, ED 04/02, entwickelte bei Pneumokokken-Pneumonie mit Pyothorax eine klinische Tamponade. Anlage einer Perikarddrainage bei der 2. Perikardpunktion. Die analoge konsekutive Urokinase-Spülung führte zur raschen Lösung der Fibrinfäden. Unter Penicillin i.v. und weiterer Perikardspülungen kam es zum raschen Abfall der Entzündungsparameter und zur Stabilisierung des kardiopulmonalen Systems. Schlussfolgerung: Die frühe intraperikardiale Fibrinolyse mit Urokinase in Kombination mit intermittierenden Perikardspülungen und i.v. Antibiose war bei den beiden Patienten eine sichere und effektive Alternative zur chirurgisch gelegten Saugspüldrainage in der Prävention der Perikarditis constrictiva. Schwer kranken Patienten kann durch dieses Verfahren eine deutlich belastendere Operation erspart werden.
P 23 Monitoring der hämodynamischen Verbesserung akut dekompensierter Herzinsuffizienz-Patienten: Korrelation von invasiv gemessenen hämodynamischen Parametern mit NT-proBNP F. Knebel, I. Schimke, T. Althoff, A. Borges, G. Baumann Medizinische Klinik, Schwerpunkt Kardiologie, Campus Charité Mitte, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland Zielstellung: Das N-terminale Fragment des B-natriuretischen Peptids (NT-proBNP) ist bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz erhöht und steigt bei akuter kardialer Dekompensation an. In dieser Studie wird untersucht, ob die Änderungen von NTproBNP mit invasiv gemessenen hämodynamischen Parametern während der Rekompensation korrelieren. Methode: Es wurden 40 konsekutive Patienten (NYHA III–IV) in diese prospektive monozentrische Studie eingeschlossen, die aufgrund akuter Dekompensation einer chronischen Herzinsuffizienz auf die kardiologische Intensivstation aufgenommen wurden. Das hämodynamische Monitoring wurde mittels Swan-Ganz-Katheter durchgeführt. NT-proBNP und hämodynamische Messungen wurden simultan alle 8 Stunden bis zu 48 Stunden nach Aufnahme auf die kardiologische Intensivstation durchgeführt. Die Rekompensation erfolgte mittels i.v. Vasolilatatoren, Diuretika und ggf. inotropen Substanzen. NT-proBNP wurde mit dem Elecsys-2010 (Elecsys proBNP; Roche Diagnostics, Mannheim) bestimmt. Ergebnis: Von den 40 eingeschlossenen Patienten wurden bei 25 Patienten > 24 Stunden hämodynamische Messungen mit einem Swan-Ganz-Katheter durchgeführt. Anhand des hämodynamischen Verlaufs wurden diese Patienten in 2 Gruppen eingeteilt: Die Patienten in Gruppe 1 (n = 11, Responder) hatten definitionsgemäß eine Zunahme des Herzindex (CI) von > 25% und einen Abfall des pulmonal-kapillären Verschlussdrucks (PCWP) > 25% im Beobachtungsintervall. In Gruppe 2 (n = 14, Non-Responder) kam es zu keiner anhaltenden hämodynamischen Verbesserung. In Guppe 1 fiel der PCWP von 25,1 auf 17,5 mmHg (p < 0,05) und der Herzindex (CI) stieg von 1,9 auf 2,5 l/min/m2 in den ersten 24 Stunden (p < 0,05). In Gruppe 2 kam es zu keinen signifikanten Änderungen der Hämodynamik (PCWP von 20,1 auf 16,6 mmHg (p = 0,1), CI von 2,1 auf 2,4 l/min/m2 (p = 0,08). In Gruppe 1 fiel das baseline NT-proBNP (100%) auf 61,4% des Ausgangswertes (Baseline NT-proBNP = 5837 pg/ml, 3584 pg/ml nach 24 Stunden, p = 0,009, Wilcoxon-Test), während in Gruppe 2 keine Abnahme von NT-proBNP zu beobachten war. Schlussfolgerung: Die hämodynamischen Veränderungen in der Frühphase Rekompensation akut kardial dekompensierter Patienten korrelieren gut mit relativen Änderungen von NT-proBNP.
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P 24 Takotsubo-Kardiomyopathie („left ventricular apical ballooning-syndrome“): Mitbeteiligung des rechten Ventrikels ist keine Rarität! M. Möller, K. Schütz, C. Schademann, C. Hansen 1, J. Neuzner 1 Abteilung Nephrologie, Medizinische Klinik III, 1 Kardiologie/ Internistische Intensivmedizin, Medizinische Klinik II, Klinikum Kassel GmbH, Kassel, Deutschland Zielstellung: Das Takotsubo-Syndrom (TS) stellt eine Differentialdiagnose des akuten Koronarsyndroms dar. Es ist charakterisiert durch eine ballonartige, reversible Wandbewegungsstörung der Spitze des linken Ventrikels ohne Nachweis einer entsprechenden Koronararterien-Stenose. Es zeigen sich ischämie-typische EKGVeränderungen und nur ein geringgradiger Anstieg des Troponins. Ursprünglich als Erkrankung des linken Ventrikels beschrieben, finden sich erst seit kurzer Zeit Mitteilungen über die Mitbeteiligung des rechten Ventrikels. Wir berichten über 6 konsekutive Patienten, bei denen nach einer RV-Beteiligung gesucht wurde. Methode: Im Zeitraum von acht Monaten konnten wir bei 6 Patienten (5 w, 1 m, mittleres Alter 67 J.) die Diagnose TS stellen. Alle Patienten wiesen klinische Zeichen der akuten Ischämie, infarkttypische EKG-Veränderungen und leichtgradige Troponin I-Erhöhung (3,5 ± 0,8 ng/ml, n < 0,3 ng/ml). Alle Pat. wurden unmittelbar nach Aufnahme echocardiographisch untersucht. Die Bewegungsanalyse erfolgte visuell mit Einteilung in normo-, hypo- und akinetisch. Anschließend wurde unverzüglich die kardioinvasive Diagnostik durchgeführt. Ergebnis: Alle 6 Pat. wiesen angiographisch ein typisches apikales Ballonnieren auf. Bei fünf der sechs Patienten (83,3% Sens. 0,83 Spez. 1,0) konnte die entsprechende Wandbewegungsstörung des LV bereits im Echo eindeutig identifiziert werden. Bei der einzigen echo-negativen Pat. zeigte sich eine sehr kleine apikale Wandbewegungsstörung erst im LVAngiogramm. Bei den vier echopositiven Pat. (66%) fand sich eine RV-Beteiligung. Bei allen diesen Pat. wies der RV-Apex eine Hypo- bis Akinesie auf. Die proximalen RV-Segmente waren in keinem Fall betroffen. Eine Pat. wies initial eine dynamische Ausflusstraktobstruktion auf, die sich im Verlauf zurückbildete. Schlussfolgerung: 1. Eine Beteiligung des RV war mit 66% in unserem Kollektiv häufiger als bisher angenommen. Betroffen war in allen Fällen der RV-Apex, in keinem die RV-Basis. Alle Veränderungen bildeten sich zurück. 2. Echocardiographisch konnte die typische apikale Wandbewegungsstörung in den meisten Fällen nachgewiesen werden.
P 25 Herzinfarkt bei einem 16-Jährigen – seltene Komplikation durch Ecstasy M. Möller, C. Hansen 1, J. Neuzner 1 Abteilung Nephrologie, Medizinische Klinik III, 1 Kardiologie/ Internistische Intensivmedizin, Medizinische Klinik II, Klinikum Kassel GmbH, Kassel, Deutschland Zielstellung: Ecstasy (Methylen 3,4 Dioxymetamphetamin, MDMA) ist eine unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen beliebte illegale Partydroge. Bekannte Nebenwirkungen stellen Hyperthermie, Krampfanfälle, Rhabdomyolyse, Leber- und Nierenversagen dar. Kardiale Nebenwirkungen zeigen sich in Arrhythmien und Hypertensiven Notfällen. Herzinfarkte sind sehr selten. Die Pathophysiologie dieser Komplikation ist nicht geklärt; es werden lokale Thrombosen und vasospastische Ursachen diskutiert. Wir berichten über einen Teenager, der nach E. einen akuten Myocardinfarkt erlitt. Methode: Der bis dahin gesunde 16-Jährige stellte sich wegen seit acht Stunden bestehenden retrosternalen Druckgefühls und Luftnot vor. Er berichtete, auf einer Party „einige Biere“ getrunken zu haben, später räumte er die Einnahme „einer“ Ecstasy-Tablette ein. Der körperliche Status war unauffällig, insbeson-
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dere bestand kein pathologischer kardialer Untersuchungsbefund. RR 140/90 mmHg. Im EKG fanden sich ST-Streckenhebungen in I, II, aVL, aVF und V3 bis V6. Echocardiographisch fand sich bis auf leichtgradige umschriebene Hypokinesien im mittleren anterolateralen Vorderwand- und apikalen Hinterwandbereich ein Normalbefund. Ergebnis: Das Troponin I (7,5 ng/ml, normal < 0,3 ng/ml), die CK (870 U/l, normal < 174 U/l, max. am Folgetag 1020 U/l) und CK-MB 75 U/l (n < 24 U/l waren erhöht, die Amphetamin- Derivate im Urin stark erhöht (> 2000 ng/ml n < 300 ng/ml). Die Koronarien wiesen eine globale Vasokonstriktion auf, die sich nach Nitro intracoronar vollständig zurückbildete. Lokale Läsionen bestanden nicht. Die Behandlung erfolgte mit Nitro, Calciumantagonist, ASS und Clopidogrel. b-Blocker wurden nicht eingesetzt, um eine weitere Verstärkung der Ecstasy-induzierten sympathoadrenergen Situation zu vermeiden. Der Patient wurde am Folgetag auf die Jugendmedizinische Abteilung verlegt. Schlussfolgerung: E. kann einen Herzinfarkt bei Herzgesunden provozieren. Pathophysiologisch kann neben einer Koronarthrombose eine führende drogeninduzierte Vasokonstriktion zu Grunde liegen. Bei Verdacht sollte eine PCI deshalb der Lysetherapie vorgezogen werden.
P 26 Therapie eines transienten Thrombus in einem persistirenden Foramen ovale mit Argatroban: Eine Kasuistik A. Niedeggen, J. Lejczyk, S. Reith, U. Janssens Innere Medizin, Innere Medizin, St. Antonius Hospital, Eschweiler, Deutschland Zielstellung: Einleitung: Der echokardiographische Nachweis eines Thrombus in einem persistierendem Foramen ovale ist eine Rarität. Therapieoptionen sind operative Thrombektomie, Lysetherapie und antikoagulatorische Therapie. Methode: Kasuistik: Ein 58-jähriger Patient wurde wegen einer anhaltenden Kammertachykardie im Rahmen eines Hinterwandinfarktes bei schwer reduzierter linksventrikulärer Funktion aufgenommen. Bei neu aufgetretenem Vorhofflimmern erfolgte vor geplanter Kardioversion eine TEE. Es zeigte sich ein großer in einem PFO gefangener Thrombus. Unter Therapie mit Argatroban – ein neuer direkter Thrombinantagonist – (Dosierung 2 mcg/kg/min, PTT 50–70 s) über 12 Tage löste sich der Thrombus, wie im Rahmen der TEE dokumentiert, komplett auf. Während der Therapie und im weiteren Verlauf traten keine klinischen evidenten Embolien auf. Schlussfolgerung: Die Gabe von Argatoban stellt eine mögliche Therapieoption bei nicht operablen Patienten mit im PFO gefangenem Thrombus dar. Ein möglicher Vorteil dieser Therapie im Vergleich zu unfraktionierten oder niedermolekularen Heparinen ist die Hemmung des thrombusgebundenen Thrombins; eine Wirkung, die durch Heparine nicht erzielt wird. Hervorzuheben ist weiterhin die gute Steuerbarkeit der Antikoagulation über die Bestimmung der aPTT. Bei Patienten mit Niereninsuffizienz ist keine Dosisanpassung notwendig, da Argatroban über die Leber metabolisiert wird.
P 27 Abhängigkeit der rechtsventrikulären Funktionsreserve von der myokardialen Kontraktilität G. Plehn, J. Vormbrock, C. A. Perings, H.-J. Trappe, I. Wickenbrock, S. Machnik, C. Zühlke Medizinische Klinik II (Kardiologie und Angiologie), Marienhospital Herne, Ruhr-Universität Bochum, Herne, Deutschland Zielstellung: Hypertrophe (HCM) und dilatative Kardiomyopathie (DCM) können durch den Mechanismus der zugrunde liegenden
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Kontraktionsstörung unterschieden werden. Funktionelle Untersuchungen waren bisher fast ausschließlich auf den linken Ventrikel beschränkt, obwohl die strukturellen Veränderungen beide Kammern betreffen. Neuere Untersuchungen lassen vermuten, dass der rechte Ventrikel kein „passiver“ Partner des linken ist, sondern krankheitspezifisch charakteristische Funktionsveränderungen zeigt. Sowohl HCM- als auch DCM-Patienten weisen eine sekundäre pulmonale Hypertonie auf, die bereits zu einem frühen Zeitpunkt unter körperlicher Belastung manifest ist. Inwieweit sich die rechtsventrikuläre Funktion unter diesen Bedingungen unterscheidet, ist unklar. Methode: Bei 17 Patienten mit DCM und 20 Patienten mit HCM wurde eine Herzbinnenraumszintigraphie zur Beurteilung der linksventrikulären Funktion und eine simultane Einschwemmkatheteruntersuchung mit einem Ultrafast-response-Thermodilutionskatheter zur Beurteilung der zentralen Hämodynamik und der rechtsventrikulären Volumina unter stufenweiser ergometrischer Belastung durchgeführt. Ergebnis: Rechtsventrikuläre Ejektionsfraktion (RVEF) und rechtsventrikuläre endsystolische Druck-Volumen-Ratio (PAS/ESVI-Ratio) zeigten in Ruhe keinen Unterschied in beiden Patientengruppen. Dagegen waren unter körperlicher Belastung beide Parameter bei Patienten mit DCM erniedrigt (RVEF: 44,3 vs. 37,3% p < 0,01; PAS/ ESVI Ratio: 0,59 vs. 0,23 mmHg/ml/m2 p < 0,01). Die Korrelationsanalyse ergab für die DCM Patienten eine negative und für die HCM-Patienten eine leicht positive Korrelation von pulmonalarteriellem Mitteldruck und REF (r = –0,47; p = 0,01 bzw. r = 0,3; p = 0,02). Schlussfolgerung: Der dilatative Herzmuskelprozess kann unter Ruhebedingungen weder durch die RVEF noch die PAS/ESVI-Ratio von einem hypertrophen Herzmuskelprozess unterschieden werden. Erst unter Belastung und einem damit verbundenen Anstieg der rechtsventrikulären Nachlast wird eine Störung der rechtsventrikulären Funktion als Ausdruck des unterschiedlichen intrinsischen Myokardprozesses deutlich. Diese Befunde unterstreichen die Bedeutung der Nachlastoptimierung als Therapieprinzip der rechtsventrikulären Dysfunktion.
P 28 Notfallmäßiger Verschluss eines persistierenden Foramen ovale nach akut rezidivierenden thrombembolischen Ereignissen B. Plicht, A. Y. Lind, N. M. Malyar, S. Bauer, P. Mummel 1, T. Konorza, H. Eggebrecht, R. Erbel Klinik für Kardiologie, Westdeutsches Herzzentrum, 1 Klinik für Neurologie, Zentrum für Innere Medizin, Campus Essen, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland Zielstellung: Ein persistierendes Foramen ovale (PFO) kann durch paradoxe Embolien zu Hirninsulten führen. Mit der Schirmchenimplantation steht ein perkutan durchführbares Verfahren mit geringer Komlikationsrate zur Verfügung. Die Fachgesellschaften empfehlen derzeit den interventionellen Verschluss nach Auftreten eines Zweitrezidivs eines Insultes unter medikamentöser Therapie mit Thrombozytenaggregationshemmern und oraler Antikoagulation. Im Folgenden wird über die notfallmäßige Implantation eines PFO-Occluders bei rezidivierenden paradoxen Embolien berichtet. Methode: Aufnahme einer 76-jährigen Patientin auf die Unfallchirurgische Intensivstation, die in ihrer Wohnung soporös aufgefunden wurde. Klinisch kein Hinweis auf knöcherne Verletzungen. Linksbetonte Parese, Anisokorie. In der initialen CCT kein Nachweis einer intrakraniellen Blutung, auch der klinisch imponierende Mediateilinfarkt ließ sich nicht klar abgrenzen. Am Folgetag plötzliche respiratorische Insuffizienz mit Beatmungspflichtigkeit. In der CT-Angio zeigte sich eine fulminante Lungenembolie. Beginn der Antikoagulation mit unfraktioniertem Heparin. Am 3. Tag Übernahme auf die internistisch-neurologische Intensivstation. In der TEE kam ein Aneurysma des interatrialen Septums mit spontanem Rechts-Links-Shunt und Rechtsherzbelas-
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erkrankung (p = 0,05). TIMI-1-Fluss: BZ 210,17±131 mg/dl, TIMI3-Fluss: 147,6 ± 57 mg/dl, TIMI-2-Fluss: 146,7 ± 55,6 mg/dl. Sign. Unterschied BZ TIMI-1- vs. TIMI-3-Fluss (p = 0,02). CRP bei TIMI 3: 2,98 ± 15,6 mg/dl, CRP bei TIMI 2: 1,87 ± 2,5 mg/dl, CRP bei TIMI 1: 6,57 ± 12 mg/dl (p = ns). Schlussfolgerung: Erhöhte BZ wurden bei der Mehrzahl der Patienten gefunden. No-Reflow-Phänomene nach PCI im ACS treten bei höherem BZ signifikant häufiger auf als bei Patienten mit normalem BZ. Ebenso haben Pt mit erhöhtem BZ signifikant häufiger eine fortgeschrittene koronare Atherosklerose. Die inflammatorische Antwort auf den Myokardinfarkt zeigt sich ebenfalls ausgeprägter bei erhöhtem BZ. Pt mit erhöhtem BZ im Rahmen des Akuten Koronarsyndroms gehören zu einer Patientengruppe mit erhöhtem Risiko. Eine aggressivere Therapie mit Azetylsalizylat, Clopidogrel, Heparin und einem GP2b/3a-RA sowie die Akutnormalisierung des BZ scheint bei Pt mit erhöhtem BZ sinnvoll.
tungszeichen zur Darstellung. Am 4. Tag Diagnose einer tiefen Beinvenenthrombose. Ergebnis: Am Folgetag plötzliche livide Verfärbung der rechten Hand, so dass beschlossen wurde, einen notfallmäßigen interventionellen Verschluss des PFO durchzuführen, der am gleichen Tag unter TEE-Monitoring mittels 35 mm-Amplatzer-Occluder komplikationslos erreicht wurde. Im weiteren Verlauf rasche Verbesserung der akralen Durchblutung, der Parese und der Vigilanz. Im Folge-CCT Demarkierung ausgeprägter Mediateilinfarkte beidseits. Inzwischen wurde die Patientin in eine neurologische Rehabilitation verlegt. Schlussfolgerung: Der interventionelle Verschluss eines echokardiographisch gesicherten PFO ist eine akzeptierte Maßnahme bei hochgradigem Verdacht auf rezidivierende paradoxe Embolien, die auch in der akuten Situation sicher und komplikationsfrei durchzuführen ist. Sie sollte daher als wichtige therapeutische Option bedacht werden.
P 29 Koronarfluss nach Akutintervention im akuten Koronarsyndrom und Blutzuckerspiegel bei Aufnahme: gibt es einen Zusammenhang? M. W. Prull, I. Wickenbrock, P. Maagh, A. Meissner, C. A. Perings, G. Plehn, H.-J. Trappe Medizinische Klinik II, Marienhospital Herne, Ruhr-Universität Bochum, Herne, Deutschland Zielstellung: Erhöhte Blutzuckerspiegel (BZ) bei Patienten (Pt) im akuten Koronarsyndrom (ACS) verschlechtern die Prognose. Die Ursachen sind bislang nicht eindeutig geklärt. Wir konnten bereits zeigen, dass Patienten mit erhöhtem BZ eine gesteigerte Gerinnungsaktivierung aufweisen. In dieser Untersuchung gehen wir der Frage nach, ob der schlechteren Prognose bei erhöhtem BZ eine erhöhte Rate an vermindertem Koronarfluss nach Koronarintervention (PCI) zu Grunde liegt. Methode: Über einen Zeitraum von 11 Monaten wurden konsekutiv 161 Pt mit ACS eingeschlossen und die Basisvariablen Geschlecht, Alter, BMI, die kardiovaskulären Risikofaktoren, Koronarstatus, die Mittelwerte ± Standardabweichung von BZ (mg/dl), Koronarfluss nach PCI (TIMI-Fluss), CRP-Spiegel (mg/dl) untersucht. T-Test für unabhängige Stichproben, Signifikanzniveau p < 0,05. Ergebnis: 118 Männer (73%), BMI 27,7±4,2 kg/m2, Adipositas n=101 (63%), Raucher n = 52 (32%), art. Hypertonie n = 123 (76%), anamnestisch Diabetes mellitus (Dm) n = 40 (25%), Hyperlipidämie n = 109 (67%). BZ> 105 mg/dl n = 137 (85%). Koronare 1 Gefäßerkrankung n = 47 (29%), BZ 140,5±38,8 mg/dl. Koronare 2 Gefäßerkrankung n = 32 (20%), BZ 159,7±76,2 mg/dl. Koronare 3 Gefäßerkrankung n = 51 (32%), BZ 167,4±86,9 mg/dl. Signifikanter Unterscheid BZ 1- vs. 3-Gefäß-
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P 30 Mehr Komplikationen bei Patienten mit erhöhtem Blutzucker und akutem Koronarsyndrom? M. W. Prull, I. Wickenbrock, P. Maagh, A. Meissner, C. A. Perings, G. Plehn, H.-J. Trappe Medizinische Klinik II, Marienhospital Herne, Ruhr-Universität Bochum, Herne, Deutschland Zielstellung: Erhöhte Blutzuckerspiegel (BZ) bei Patienten (Pt) im Akuten Koronarsyndrom (ACS) führen zu einer Aktivierung der Blutgerinnung und zu einem gehäuftem Auftreten von no-reflowPhänomenen nach Koronarintervention. Kommt es deshalb bei Pt mit erhöhtem BZ häufiger zu schwerwiegenden Komplikationen (kardiogener Schock, Kammertachykardie, Tod)? Methode: Über einen Zeitraum von 11 Monaten wurden konsekutiv 161 Pt mit ACS eingeschlossen und die Basisvariablen Geschlecht, Alter, BMI, die kardiovaskulären Risikofaktoren, Killip-Klasse, Arrhythmiehäufigkeit, die Mittelwerte ± Standardabweichung (SD) von BZ (mg/dl), Aufenthaltsdauer im Krankenhaus, linksventrikuläre Pumpfunktion, Häufigkeit von kardiogenem Schock sowie Tod im Krankenhaus erhoben. T-Test für unabhängige Stichproben, Signifikanzniveau p < 0,05. Ergebnis: 118 Männer (73%), BMI 27,7 ± 4,2 kg/m2, Adipositas n = 101 (63%), Raucher n = 52 (32%), art. Hypertonie n = 123 (76%), anamnestisch Diabetes mellitus (Dm) n = 40 (25%), Hyperlipidämie n = 109 (67%). BZ> 105 mg/dl n = 137 (85%). Killip 1 (n = 79, 49%): BZ 144,25 ± 59,5 mg/dl, Killip 2 (n = 52, 32%): BZ 161,3 ± 62,6 mg/dl, Killip 3 (n = 4, 2,5%): BZ 196,3 ± 143,4 mg/dl, Killip 4 (n = 24, 16%): BZ 157,1 ± 98,6 mg/ dl (p = ns). EF bei Pt BZ > 105 mg/dl: 57 ± 12%. VT n = 7 (8,3%) BZ 154 ± 35,6 mg/dl, Brady n = 4 (4,7%) BZ 134 ± 41 mg/dl, keine n = 69 (82%) BZ 150 ± 59,9, beide n = 4 (4,7%) BZ 119,3 ± 51,2 (p = ns). Aufenthaltsdauer BZ> 105: 9,8 ± 6 d, BZ< 105: 12,3 ± 11d (p = ns). Tod im KH: bei BZ> 105: n = 9 (7%)/bei BZ < 105: n = 24 keiner gestorben. Schlussfolgerung: Der kardiogene Schock tritt im Rahmen eines ACS nur bei Pt im erhöhtem BZ auf. Normoglykämische Pt entwickeln keinen kardiogenen Schock. Die Arrhythmieneigung ist zwischen normo- und hypergläkimischen Pt nicht unterschiedlich. Ebenso gibt es keinen Unterschied in der Aufenthaltsdauer im Krankenhaus. Die Patienten, die noch während des Krankenhausaufenthaltes nach einem Herzinfarkt versterben, haben alle erhöhte BZ-Werte bei Aufnahme. Die BZ-Messung bei Aufnahme zeigt bei Infarktpatienten ein deutlich erhöhtes Risiko für das Auftreten eines kardiogenen Schocks (bei noch normaler linksventrikulärer Pumpfunktion) und für Tod an.
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P 31 Rechtsventrikuläre Funktionsparameter als Prädiktoren der Belastungskapazität bei Patienten mit dilatativer Kardiomyopathie J. Vormbrock, G. Plehn, C. Zühlke, I. Wickenbrock, S. A. Machnick, H.-J. Trappe Medizinische Klinik II (Kardiologie und Angiologie), Marienhospital Herne, Ruhr-Universität-Bochum, Herne, Deutschland Zielstellung: Die rechtsventrikuläre Ejektionsfraktion (REF) gilt als wichtiger Parameter zur Abschätzung der Prognose und Leistungsfähigkeit bei Patienten mit dilatativer Kardiomyopathie (DCM). Als Index der rechtsventrikulären Kontraktiliät ist die REF aufgrund ihrer Nachlastabhängigkeit nur bedingt geeignet. Eine bessere Messgröße ist das endsystolische Druck-VolumenVerhältnis (ESPVR), das die rechtsventrikuläre Funktion nachlastunabhängig widerspiegelt. Die Beziehung beider Größen zur kardiopulmonalen Belastungskapazität von Patienten mit DCM wird durch unsere Studie untersucht. Methode: 16 Patienten mit dilatativer Kardiomyopathie im NYHA-Stadium II-III wurden hinsichtlich ihrer rechtsventrikulären Funktionsparameter in Ruhe und unter Belastung untersucht. Ein Rechtsherzkatheter wurde mittels fast-response-Thermodilutionskatheter während einer Fahrradergometrie mit stufenweiser Steigerung der Belastungsstufe durchgeführt. Die linksventrikuläre Ejektionsfraktion wurde simultan echokardiographisch gemessen. Am Folgetag wurde bei den Patienten eine Spiroergometrie durchgeführt. Ergebnis: Weder der Anstieg der linksventrikulären Ejektionsfraktion (LEF) und der REF noch die Absolutwerte der REF in Ruhe und unter Belastung zeigten eine signifikante Korrelation mit der Belastungskapazität gemessen an der VO2max. Dagegen wiesen der mittlere pulmonalarterielle Druck (r = 0,640, p = 0,05) und die LEF (r = 0,827, p = 0,05) bei maximaler Belastung eine signifikante Korrelation mit der VO2max auf. Der Zuwachs des ESPVR-Index erwies sich jedoch als der Parameter mit der besten Korrelation zur VO2max (r = 0,803, p = 0,01). Schlussfolgerung: Als bester Prädiktor der Belastungskapazität gemessen an der VO2max bei Patienten mit DCM erwies sich der Zuwachs des ESPVR-Index als nachlastunabhängiger Parameter der rechtsventrikulären Funktion. Auch der pulmonalarterielle Mitteldruck und die LEF bei maximaler Belastung zeigten eine signifikante Korrelation mit der Belastungskapazität.
P 32 Vorhofflimmern im akuten Koronarsyndrom: Einfluss auf Outcome und Liegedauer A. Meissner, P. Maagh, I. Wickenbrock, G. Plehn, H.-J. Trappe Medizinische Klinik II (Kardiologie und Angiologie), Marienhospital Herne, Ruhr-Universität-Bochum, Herne, Deutschland Zielstellung: Vorhofflimmern ist häufig mit einer strukturellen Herzerkrankung vergesellschaftet. Ziel dieser Studie war es herauszufinden, ob Patienten im akuten Koronarsyndrom mit begleitendem Vorhofflimmern aufgrund der ungünstigen Hämodynamik ein schlechteres Outcome aufweisen als Patienten mit kontinuierlichem Sinusrhythmus. Methode: 241 Patienten wurden in einem Zeitraum von 16 Monaten mit dem klinischen Bild eines ACS einer Akutintervention zugeführt. Ein ACS wurde gemäß der Canadian Classification Systems definiert: CCS-Stadium III oder IV und/oder eine positive bzw. im Verlauf ansteigende TroponinErhöhung und/oder einer ST-Segment-Elevation (STEMI) im EKG. Patienten mit ansteigendem Troponin, jedoch ohne ST-Segment Elevation wurden als Non-STEMI (NSTEMI) definiert. Während der Intervention wurde kontinuierlich ein EKG zur Rhythmusüberwachung abgeleitet. Ergebnis: Von 241 Patienten hatten
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122 einen STEMI (50,6%), 84 einen NSTEMI (34,9%). Bei 35 Patienten (14,5%) war keine Intervention notwendig. 26 Patienten (10,8%) hatten Vorhofflimmern. Die Patienten mit Vorhofflimmern hatten eine deutliche längere stationäre Aufenthaltsdauer im Vergleich zu den Patienten mit Sinusrhythmus (13 ± 11 gegen 9 ± 7 Tage). 14 Patienten aus dem Gesamtkollektiv verstarben (5,8%). Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen hinsichtlich der Sterblichkeit (3,8 vs. 6,0%) Schlussfolgerung: Trotz der Annahme, dass Vorhofflimmern ein aggravierender Faktor im Akuten Koronarsyndrom ist, konnte in dieser Studie gezeigt werden, dass Patienten mit Vorhofflimmern im Vergleich zu Patienten im Sinusrhythmus keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich ihrer Sterblichkeit aufwiesen. Der stationäre Aufenthalt dagegen war bei den Patienten mit Vorhofflimmern deutlich verlängert.
P 33 Inzidenz der Kontrastmittelinduzierten Nephropathie bei Patienten nach Akutintervention im Rahmen eines akuten Koronarsyndrom I. Wickenbrock, P. Maagh, C. Zühlke, C. A. Perings, M. W. Prull, A. Meissner, H.-J. Trappe Medizinische Klinik II (Kardiologie und Angiologie), Marienhospital Herne, Ruhr-Universität-Bochum, Herne, Deutschland Zielstellung: Es ist bekannt, dass Patienten nach Kontrastmittelgabe einem erhöhtem Risiko ausgesetzt sind eine Kontrastmittelnephropathie (KN) zu entwickeln. Ziel dieser Studie war es, die Inzidenz einer KN bei Patienten mit unbekannter Nierenfunktion, die im Rahmen eines akuten Koronarsysndroms (ACS) einer Akutintervention zugeführt wurden, abzuschätzen. Methode: 136 Patienten wurden in einem Zeitraum von 13 Monaten mit dem klinischen Bild eines ACS einer Akutintervention zugeführt. Ein ACS wurde gemäß der Canadian Classification Systems definiert: CCS Stadium III oder IV und/oder eine positive bzw. im Verlauf ansteigende Troponin-Erhöhung und/oder einer ST-Segment-Elevation (STEMI) im EKG. Patienten mit ansteigendem Troponin, jedoch ohne ST-Segment Elevation wurden als Non-STEMI (NSTEMI) definiert. Als KN wurde ein im Vergleich zum Ausgangswert um 0,5 mg/dl ansteigender Kreatinwert in den folgenden 4 Tagen definiert. Ergebnis: Von 136 hatten 58 einen STEMI (42,6%), 61 Patienten einen NSTEMI (44,9%). Bei 17 Patienten wurde keine Intervention durchgeführt. Insgesamt entwickelten 14 Patienten (10,3%) eine KN. Patienten, die eine KN entwickelten hatte eine längere stationäre Aufenthaltsdauer (12 ± 9 Tage gegen 8 ± 5 Tage), einen komplizierteren stationären Verlauf und eine deutlich erhöhte Sterblichkeitsrate (21,4% gegen 5,7%). Schlussfolgerung: Die KN ist eine häufige Komplikation nach Akutintervention auch bei Patienten mit normaler Nierenfunktion. Sie ist mit einem verlängerten Krankenhausaufenthalt und einer deutlich erhöhten Sterblichkeit assoziiert. Aus diesem Grund erscheinen präventive Maßnahmen indiziert, vor allem bei Hochrisiko Patienten.
P 34 Linksventrikuläre Asynchronie nach akutem Vorderwandinfarkt C. Zühlke, I. Wickenbrock, M. W. Prull, M.-O. Schrage, M. Christ, G. Plehn, C. A. Perings, H.-J. Trappe Medizinische Klinik II (Kardiologie und Angiologie), Marienhospital Herne, Ruhr Universität Bochum, Herne, Deutschland Zielstellung: In der hier vorgestellten Studie wird die Auswirkung eines akuten Vorderwandinfarktes auf die linksventrikuläre Syn-
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chronizität untersucht. Methode: Es ist bekannt, dass Patienten mit breiten QRS Komplexen ein intraventrikuläres Delay und asynchrone linksventrikuläe Kontraktionen aufweisen. In der hier vorgestellten Studie wurde bei 20 Patienten (P) mit schmalen QRS-Komplexen und aktuem Vorderwandinfarkt das intraventrikuläe Delay mittels vector velocity imaging (VVI) bestimmt. Alle Patienten wurden erfolgreich koronarinterveniert und innerhalb der ersten Woche nach dem akuten Infarktereignis echokardiographisch untersucht. Zur Bestimmung des intraventrikulären Delays mittels VVI wurde im apikalen 4 Kammerblick eine vergleichende regionale Geschwindigkeitsanalyse in 6 myokardialen Segmenten durchgeführt. Ergebnis: Von den 20 eingeschlossenen P waren 17 männlich, 3 weiblich. Das Alter zum Zeitpunkt des Infarktes betrug im Mittel 63 Jahre mit einer Spanne von 47 bis 86 Jahren. Alle P wiesen schmale QRS-Komplexe auf und hatten zum Zeitpunkt der echokardiographischen Analyse normalisierte CK-Werte. Ein signifikantes intraventrikuläes Delay war in 18 von 20 P (90%) nachweisbar, mit einem minimalen Delay von 51 ms und einem maximalen Delay von 198 ms. Die CK-Werte schwankten zwischen 480 U/L und 4924 U/L, und die Patienten mit höheren CK-Werten wiesen auch ein erhöhten intraventrikuläres Delay auf. Schlussfolgerung: Ein akuter Myokardinfarkt hat eine deutliche Auswirkung auf die linksventrikuläre Synchronizität und bedingt zu einem hohen Prozentsatz ein intraventrikuläres Delay auch bei Patienten mit schmalen QRS-Komplexen. Die Infarktgröße scheint hierbei das Ausmaß der Asynchronie zu beeinflussen.
P 35 Unklarer Perikarderguss Wochen nach aortokoronarer Bypass Operation C. Zühlke, M.-O. Schrage, M. van Bracht, G. Plehn, I. Wickenbrock, C. A. Perings, H.-J. Trappe Medizinische Klinik II (Kardiologie und Angiologie), Marienhospital Herne, Ruhr-Universität-Bochum, Herne, Deutschland Zielstellung: Ein 69-jähriger Patient (P) mit bekanter koronarer 3 Gefäßerkrankung wurde bei Progress einer aortokoronaren 4fach Bypassoperation zugeführt (IMA auf RIVA, SV auf DI und MI, EV auf RCA). 4 Wochen nach der Operation stellte sich der P in subjektiv beschwerdefreiem Zustand in unserer Ambulanz vor. Hier fiel echokardiographisch jedoch ein zirkulärer Perikarderguss von maximal 20 mm über dem rechten Ventrikel auf. Methode: Stationäre Aufnahme des Patienten zur ätiologischen Abklärung des Perikardergusses. Körperliche Untersuchung: P in gutem Zustand, 178 cm groß, 91 kg schwer. Die Herztöne regelmäßig, rein, Frequenz 100/min., Blutdruck 140/80 mmHg am rechten Oberarm. Es wurden keine klinisch auffälligen Befunde erhoben. Ergebnis: Echokardiographie: linker Ventrikel mit einem enddiastolischen Durchmesser von 55 mm normal groß, linker Vorhof mit 45 mm dilatiert. Septum 13 mm, Hinterwand 15 mm. Die Klappen sind unauffällig. Zirkulärer Perikarderguss mit einem Maximum von 20 mm über RV. Cardio MRT: Zirkulärer Perikarderguss mit einer maximalen enddiastolischen Dicke von 20 mm vor dem rechten Herzen. Sehr großes Aneurysma der basalen Hinterwand mit einer Größe von 7 × 5 cm. Bei Einbeziehung des Aneurysmas ist der linke Ventrikel mäßig dilatiert bei hochgradig reduzierter linksventrikulärer Pumpfunktion. Nach Gabe von Gadoliniumin in den Frühaufnahmen kein Thrombus sichtbar, in den Spätaufnahmen transmurales late enhancement im Bereich des Aneurysmas sowie weiter in die Hinterwand bis nach apikal reichend. Koronarangiographie: regional stark eingeschränkte LV-Funktion, Aneurysma inferobasal, inferomedial, apikal-septal. Abbruch des Einzelvenenbypasses auf die RCA, die übrigen Bypassgefäße intakt. Schlussfolgerung: Am Tag der Diagnosestellung Verlegung des P zur operativen Revision. Bei gedeckt perforiertem Aneurysma erfolgreiche Aneurysmaresektion sowie Perikardiolyse. Postoperativ kein Perikarderguss mehr nachweisbar, verbesserte linksventrikuläre
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Pumpfunktion. Entlassung des P in beschwerdefreiem Zustand. Bei einem postoperativen Perikarderguss sollte somit auch an ein gedeckt perforiertes Aneurysma als zwar seltene aber ernste Komplikation gedacht werden.
Notfallmedizin P 36 Schwere gastrointestinale Blutung bei rezidivierenden aortoduodenalen Fisteln – eine differentialdiagnostische Herausforderung A. Lind, B. Plicht, K. Radecke 1, H. Eggebrecht, R. Erbel Klinik für Kardiologie, Westdeutsches Herzzentrum, 1 Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Zentrum für Innere Medizin, Campus Essen, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland Zielstellung: Fisteln zwischen Aorta und Gastrointestinaltrakt stellen eine sehr seltene, aber überaus schwerwiegende Komplikation nach chirurgischem Aortenersatz dar. Blutungen treten fulminant auf und sind häufig letal. Methode: Wir berichten über einen 53-jährigen Patienten mit schwerer gastrointestinaler Blutung aus einer aortoduodenalen Fistel. Bei dem Patienten war im Jahr 2000 eine aortale Y-Prothese bei arteriosklerotischem Leriche-Syndrom implantiert worden. Diese musste nach 5 Jahren bei nachgewiesener aortoduodenaler Fistel mit fulminanter Blutung explantiert und mittels axillo-bifemoralem Bypass versorgt werden. Gleichzeitig erfolgte eine Segmentresektion des Duodenums. Während des jetzigen stationären Aufenthaltes entwickelte der Patient eine erneute, fulminante gastrointestinale Blutung mit hypovolämischem Schock. Das notfallmäßig durchgeführte CT des Abdomens zeigte ein retroperitoneales Hämatom bei V.a. Perforation der Aorta in Höhe der Pars horizontalis duodeni. Aufgrund der Vorgeschichte wurde eine Ösophagogastroduodenoskopie durchgeführt. Diese zeigte im Duodenum einen in das Lumen hineinragender Fremdkörper als Ursache der gastrointestinalen Blutung. Ergebnis: Aufgrund dieses Befundes wurde eine erneute Fistelung angenommen. In der anschließenden notfallmäßigen Laparatomie konnte das Fremdmaterial im Bereich der Pars horizontalis duodeni, welches als verbliebenes Material der 5 Jahre zuvor explantierten Y-Prothese gedeutet wurde, entfernt werden. Es erfolgte die Übernähung der Blutungsstelle. Der Patient konnte nach 5 Tagen in gutem Allgemeinzustand auf die periphere Station verlegt werden. Schlussfolgerung: Eine Fistelbildung zwischen Aorta und Gastrointestinaltrakt stellt eine sehr seltene Komplikation nach Aorten-
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dingt durch die morphologisch anatomischen Besonderheiten sind spezielle Kenntnisse der interventionellen Therapie erforderlich, um eine suffiziente Akutversorgung zu gewährleisten.
Probleme der Diagnostik und Therapie des Schocks P 38 Exogenes Adrenomedullin verhindert und therapiert den Übergang von der hyperdynamen in die hypodyname Zirkulation bei endotoxämischen Schafen
ersatz dar. Der Verlauf zeigt, dass Blutungen aus aortoduodenalen Fisteln rezidiviert auftreten können, selbst nach vermeintlicher chirurgischer Sanierung.
P 37 Akutes Koronarsyndrom und plötzlicher Herztod durch angeborene Koronaranomalien: Inzidenz und Lokalisation myokardialer Ischämien A. Meissner, I. Wickenbrock, M. van Bracht , P. Maagh, H.-J. Trappe Medizinische Klinik II (Kardiologie und Angiologie), Marienhospital Herne, Ruhr-Universität Bochum, Herne, Deutschland Zielstellung: Kongenitale Koronaranomalien (KKA) sind assoziiert mit dem plötzlichen Herztod junger Menschen, und werden bei jungen Sportlern im Rahmen von Trainingsaktivitäten beobachtet. Darüber hinaus werden KKA in Zusammenhang mit akuten myokardialen Ischämien der älteren Bevölkerung bei Koronarsklerose und Koronarer Herzerkrankung genannt. KKA sind jedoch schwierig zu identifizieren, bei fehlenden klinischen Zeichen im Alltag. Somit ist es das akute Koronarsyndrom (ACS), welches den Patienten (Pt) der invasiven Diagnostik zuführt, in dessen Rahmen KKA dann diagnostiziert und therapiert werden. Das Ziel dieser Untersuchung war es die Inzidenz sowie die Lokalisation von KKA im ACS zu untersuchen. Methode: Wir führten in 24 Monaten 6277 Koronarangiographien durch, davon wurden insgesamt 407 Pt mit den klinischen Zeichen eines ACS notfallmäßig untersucht. Bei einem durchschnittlichen Alter von 63 ± 13 Jahren waren 74,4% der Pt männlich und 25,6% der Pt weiblich. 207 Pt (50,9%) wiesen einen ST-Streckenhebungsinfarkt (STEMI), 131 Pt (32,2%) einen nicht-ST-Streckenhebungsinfarkt (NSTEMI), 68 Pt (16,9%) ein ACS auf. 143 Pt hatten einen Vorderwandinfarkt (VWI, 35,1%), 122 Pt einen Hinterwandinfarkt (HWI, 30,0%) und 65 Pt einen Posterolateralinfarkt (16,0%). Bei 9 Pt wurden Verschlüsse von mehreren nativen Herzkranzgefäßen nachgewiesen (2,2%). Ergebnis: In unserem Kollektiv von 407 Pt mit STEMI, NSTEMI und ACS fanden wir sechs Pt mit einer KKA (1,3%). Im Falle eines STEMI stieg der prozentuale Anteil auf 1,9%, und zeigte eine weitere Zunahme bei Pt mit STEMI der Hinterwand bzw. der Posterolateralwand. Bei allen sechs Pt mit KKA wurde eine Beteiligung der Hinter- bzw. der Posterolateralwand nachgewiesen (66,6% STEMI, 33,3% NSTEMI). Schlussfolgerung: Im Rahmen von akuten Koronarsyndromen, insbesondere bei ST-Streckenhebungsinfarkten der Hinter- und Posterolateralwand muss nicht selten mit dem Vorliegen einer KKA gerechnet werden. Erstmalig beschreiben wir die Wahrscheinlichkeiten von KKA im ACS. Be-
C. Ertmer, H. Van Aken, J. Sander, S. Rehberg, M. Lange, K. Bröking, H.-G. Bone, M. Booke, M. Westphal Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Universitätsklinikum Münster, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Münster, Deutschland Zielstellung: Das Peptidhormon Adrenomedullin (AM) führt bei septischen Nagern zu einer Reduktion des Organschadens und der Mortalität. Die Fragestellung der aktuellen Untersuchung war, ob AM die Entwicklung einer moribunden hypodynamen Zirkulation bei endotoxämischen Schafen verhindern bzw. therapieren kann. Methode: Vierundzwanzig chronisch instrumentierte Schafe wurden randomisiert entweder der Kontroll-, der Behandlungsoder der Prophylaxe-Gruppe zugewiesen (jeweils n = 8). Alle Schafe erhielten eine kontinuierliche Infusion von Salmonellatyphosa-Endotoxin (ETX) in einer initialen Dosierung von 10 ng · kg–1 · min–1, die stündlich bis zum Erreichen der Maximaldosis (640 ng · kg–1 · min–1) verdoppelt wurde. Die ProphylaxeGruppe erhielt für den gesamten Zeitraum der ETX-Gabe eine kontinuierliche Infusion von AM (50 ng · kg–1 · min–1), während die Therapie-Gruppe die AM-Infusion erst nach der vierten Stunde erhielt. Der Prophylaxe-Gruppe wurde lediglich die Trägerlösung (NaCl 0,9%) verabreicht. Ergebnis: Die Kontrollgruppe entwickelte eine hypodyname Zirkulation, die durch einen Abfall des mittleren arteriellen Blutdrucks (MAP) und des Herzindex (CI) (4,9 ± 0,3 vs. 7,5 ± 0,5 L · min–1 · m–2, p < 0,001) sowie durch eine Zunahme des systemvaskulären Widerstandsindex (SVRI) charakterisiert war. ETX erhöhte ebenso den mittleren pulmonalarteriellen Blutdruck (MPAP), den pulmonalvaskulären Widerstandsindex (PVRI) sowie die Plasma-Laktatkonzentration (jeweils p < 0,001). In der Therapie-Gruppe führte die AM-Infusion zu einem sukzessiven Anstieg des CI (7 h vs. 4 h: 9,5 ± 0,7 vs. 5,7 ± 0,3 L · min–1 · m–2, p < 0,001). Die prophylaktische Infusion von AM verursachte eine hyperdyname Zirkulation und verhinderte die Entwicklung eines hypodynamen Schocks. Verglichen mit der Kontrollgruppe verhinderte die prophylaktische AM-Infusion das Auftreten einer pulmonalen Hypertonie und verminderte den Anstieg der Plasma-Laktatkonzentration. Schlussfolgerung: In endotoxämischen Schafen verhindert bzw. therapiert AM die Entwicklung einer moribunden hypodynamen Zirkulation, sowie das Auftreten von pulmonaler Hypertonie und Laktatazidose. AM könnte somit ein nützliches Adjuvanz in der Behandlung der schweren Sepsis und des septischen Schocks darstellen.
P 39 Hämodynamische Behandlungsstrategie in Abhängigkeit von klinischer Einschätzung vs. Messung mittels Pulmonalarterienkatheter bei kritisch kranken Patienten S. Kindler, G. Schulze, L. Weidhase, S. Petros, R. Böhm, L. Engelmann Einheit für Multidisziplinäre Intensivmedizin, Universitätsklinikum Leipzig A. ö. R., Leipzig, Deutschland
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Aim: To investigate how decision making based on clinical assessment of the hemodynamic state of a patient would differ from that based on data obtained from PAC measurements. Method: This is a prospective single-center study in a medical ICU of a university hospital, with preliminary data being presented. The study included critically ill patients, in whom PAC was considered necessary for optimum of care after fluid load or dobutamine infusion failed to correct shock in sepsis and cardiac failure, respectively. Physicians working in the medical ICU were asked to guess the hemodynamic state of a given patient based on the clinical condition, mean arterial pressure, central venous pressure, arterial PO2 and central venous oxygen saturation. They were blinded to the hemodynamic data obtained with PAC. Each guess was done prior to the first measurement with PAC. Clinical guess and measured variables were then compared regarding their effects on treatment using a predefined algorithm. Result: Seventeen patients were included, with a total of 68 assessments by physicians. 25% of the clinical assessments showed a good correlation to the PAC data. Based on the clinical assessment, treatment algorithm correlated to that using PAC in 44% of cases. Particularly, clinical assessment often led to an insufficient volume resuscitation, and there was an overemphasis on inodilatatory drugs among physicians with less than one year of experience in intensive care. Conclusion: These preliminary data show that goal-directed hemodynamic therapy is improved with PAC in a selected group of critically ill patients. Clinical assessment alone may result in a considerable deviation from an optimal treatment or a delay in such therapy. Large-scale study based on standard treatment algorithms is necessary to better define effects on outcome.
P 40 Bedeutung der intra aortalen Ballonpumpe (IABP) bei Patienten mit kardiogenem Schock D. Ridjab, H.-P. Schultheiss, M. Pauschinger Med. Klinik II, Kardiologie und Pulmologie, Campus Benjamin Franklin, Charite – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland Zielstellung: Der Herzinfarkt-assoziierte kardiogene Schock ist mit einer sehr hohen Mortalitätsrate verbunden. Die frühe Revaskularisation, wie im SHOCK TRIAL gezeigt, in Kombination mit der hämodynamischen Unterstützung mittels IABP spielen eine große Rolle zur Senkung der Mortalitätsrate von 80 auf 46%. Auf der anderen Seite wird die IABP in nur ca. 1/3 der Patienten in den USA (z. B. GUSTO-I-Studie) und in < 10% in Ländern außerhalb der Vereinigten Staaten eingesetzt. Diese monozentrische Studie analysiert die Krankenhausmortalität bei Patienten mit kardiogenem Schock und konsekutiver Implantation einer IABP. Methode: In dieser Studie wurden 78 Patienten, die in dem Zeitraum von Januar 2005 bis Februar 2007 mit einer IABP behandelt wurden, eingeschlossen. Ergebnis: 69 der 78 Patienten hatten einen kardiogenen Schock im Rahmen eines Myokardinfarktes. Bei den übrigen Patienten war der kardiogene Schock bedingt durch eine hochgradige Mitralinsuffizienz (n = 3), eine ischämische Kardiomyopathie (n = 3), eine Sepsis induzierte Kardiomyopathie (n = 1), eine dilatative Kardiomyopathie (n = 1) und eine Schwangerschaftskardiomyopathie (n = 1). Die anamnestischen Daten der Patienten mit Myokardinfarkt und konsekutivem kardiogenem Schock sind in Tabelle 1 dargestellt. Bei den Herzinfarkt-assoziierten Patienten (n = 69), wurden bei allen Patienten ein notfallmäßige Herzkatheteruntersuchung durchgeführt. Bei 93% der Patienten (n = 64) erfolgte die Revaskularisation mittels Akut PCI. 5,8% der Patienten (n = 4) wurden notfallmäßig einer ACVB-Operation zugeführt. Die Krankenhausmortalität betrug für die alle 69 Patienten mit Herzinfarkt assoziiertem kardiogenem Schock 46% (n = 32). Schlussfolgerung: Eine Behandlungsstrategie mit früher Revaskularisation und hämodynamischer Unterstützung mittels
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IABP spielt eine große Rolle in der Behandlung von Herzinfarktassoziierten kardiogenen Schocks, um die hohe Mortalitätsrate zu senken. Alter (im Jahr) Geschlecht Männer Frauen KHK-Status 1 2 3 EF
67,57 ± 10,09 46/69 (67%) 23/69 (33%) 9/69 (13%) 23/69 (33%) 37/69 (54%) 40,23% ± 13,45
P 41 Citratakkumulation bei zwei Patienten mit fulminantem Leberversagen und CVVH mit Citrat als Puffer und Antikoagulans M. Schmitz, G. Taskaya, M. Hennersdorf, B. Grabensee, G. R. Hetzel Klinik für Nephrologie, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland Zielstellung: Die regionale Citratantikoagulation (RCA) bei der kontinuierlichen Nierenersatztherapie gewinnt in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung, wobei Patienten mit Hypoxie oder eingeschränkter Leberfunktion eine schwere metabolische Azidose entwickeln können. Die beiden vorgestellten Fälle zeigen erstmalig den Verlauf von Citratspiegeln während einer Citratakkumulation bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz unter kontinuierlicher veno-venöser Hämofiltration (CVVH) mit RCA. Methode: Prädilutions-CVVH mit citrathaltiger Substitutionslösung (Citrat 13 mmol/l, Na 140 mmol/l, Mg 0,75 mmol/l, K 2 mmol/l, Cl 104,7 mmol/l, Glucose 1 g/l). Blutfluss 150 ml/min, Substituatfluss 3000 ml/h. CaCl2-Gabe abhängig vom ionisierten Kalzium (Ziel 0,9–1,2 mmol/l). Bestimmung von Citratspiegel, Säure-Base- sowie Elektrolytparametern. Patient 1: 65-jährige Patientin, septischer Schock, Leberversagen bei Leberzirrhose Child C, akutes Nierenversagen. Patient 2: 70-jähriger Patient, septischer Schock, Leberversagen bei Leberzirrhose Child A, akutes Nierenversagen. Ergebnis: Die Citratspiegel stiegen während der Behandlung bis auf maximal 4,31 mmol/l bzw. 4,79 mmol/l an. Parallel zum erhöhten Kalziumsubstitutionsbedarf kam es jeweils zu einem deutlichen Anstieg des Gesamt-Ca sowie der Ca-Ratio (Gesamt-Ca/ionisiertes Ca). Zudem entwickelten beide Patienten eine metabolische Azidose, während die Anionenlücke keinen eindeutigen Trend zeigte. Nach Umstellung auf eine bikarbonatgepufferte CVVH normalisierten sich die Parameter innerhalb von 24 Stunden. Beide Patienten verstarben 2 Tage später im Rahmen des septischen Schocks. Schlussfolgerung: Bei eingeschränkter Leberfunktion kann es im Rahmen einer RCA zu einer deutlichen Citratakkumulation kommen. Wenn eine direkte Citratbestimmung nicht zeitnah möglich ist, können der Anstieg des Gesamt-Ca sowie die CaRatio frühzeitig als Hinweise für eine mögliche Citratakkumulation dienen. Insbesondere aufgrund der Möglichkeit eines unkontrollierten Anstieges des ionisierten Calciums während Therapiepausen empfehlen wir bei Anzeichen einer Citratakkumulation die Umstellung auf ein bikarbonatgepuffertes System.
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P 42 Einfluss von Cooling auf die Mikrozirkulation bei Patienten mit kardiogenem Schock R. Wimmer, M. Janusch, H. Lemm, M. Winkler, M. Buerke, K. Werdan Klinik für Innere Medizin III, Zentrum für Innere Medizin, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Deutschland Zielstellung: Die OPS-Gefäßmikroskopie (orthogonal polarized spectral imaging) ist eine neue Methode, um die Mikrozirkulation sichtbar zu machen. In dieser Studie untersuchten wir die Veränderungen der Mikrozirkulation durch Cooling-Therapie bei Patienten im kardiogenen Schock. Methode: Wir verfolgten 20 Patienten mit kardiogenem Schock nach Myokardinfarkt. Bei allen Patienten wurde eine Revascularisation durch Katheterintervention (PCI) durchgeführt. Nach der PCI wurden in den 3 folgenden Tagen jeweils 5 Messungen an der Mundschleimhaut vorgenommen und für jeden einzelnen Tag gemittelt. Der mittlere Gefäßdurchmesser und Fluss sowie die Flussgeschwindigkeiten wurden ausgewertet. Ergebnis: Bei einer Körpertemperatur von weniger als 36 8C wurden, verglichen mit Messungen bei annähernder Normothermie (36–38 8C), signifikant niedrigere Flussgeschwindigkeiten (295,5 lm/s vs. 527,6 lm/s; p = 0,0027) und Flüsse (308 × 10–9 ml/s vs. 740 × 10–9 ml/s; p = 0,018) festgestellt. Bemerkenswert ist, dass der mittlere Gefäßdurchmesser relativ unabhängig von der Körpertemperatur ist (32,5 lm vs. 31,9 lm vs. 31,1 lm; p = 0,96 und 0,83). Die höchsten Flüsse und Geschwindigkeiten wurden bei Normothermie gemessen. Schlussfolgerung: Diese Daten weisen auf eine Abnahme der Organperfusion bei Hypothermie hin. OPS erweist sich als nützliches Verfahren, um therapeutische Effekte einer Cooling-Therapie bei ITS-Patienten zu beurteilen.
P 43 Effekte von Levosimendan auf die Mikrozirkulation bei kardiogenem Schock R. Wimmer, M. Janusch, H. Lemm, M. Winkler, M. Buerke, K. Werdan Klinik für Innere Medizin III, Zentrum für Innere Medizin, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Deutschland Zielstellung: Die OPS-Gefäßmikroskopie (orthogonal polarized spectral imaging) ist eine neue Methode, um die Mikrozirkulation sichtbar zu machen. In dieser Studie untersuchten wir die Durchblutung der Mundschleimhaut bei Patienten mit kardiogenem Schock unter Katecholamin- und Levosimendantherapie (SIMDAX®). Methode: Wir verfolgten 20 Patienten im kardiogenem Schock nach Myokardinfarkt und Revaskularisation durch Katheterintervention (PCI). Nach der PCI wurden in den 3 folgenden Tagen jeweils 5 Messungen an der Mundschleimhaut vorgenommen und für jeden einzelnen Tag gemittelt. Der mittlere Gefäßdurchmesser, Fluss sowie die CBV (cell blood velocity) wurden ausgewertet. Patientengruppe 1 bekam die klassische Katecholamintherapie (Noradrenalin und/oder Dobutamin), bei Patientengruppe 2 wurde zusätzlich der Kalziumsensitizer Levosimendan gegeben. Ergebnis: Bei allen Patienten wurde ein gemeinsames Ansteigen von Herzindex (mittlerer Herzindex Tag 1 = 2,4 l/min/m2 bis Tag 3 = 3,5 l/min/m2) und Mikrozirkulationsparameter festgestellt. Der mittlere Gefäßdurchmesser stieg (p < 0,028) ebenso an wie die mittleren Flüsse (p = 0,019). Bei den Patienten, denen zusätzlich zur Standardtherapie aus Katecholaminen (Noradrenalin und/oder Dobutamin) Levosimendan (SIMDAX®) verabreicht wurde, waren Anstiege des mittleren Durchmessers vor und nach der 24- stündigen Applikation von 27,6 lm auf 37,1 lm (p = 0,013) und des mittleren Flusses von 387x10-9ml/s auf 1049x10-9ml/s (p = 0,047) zu beobachten. Die CBV erhöhte sich tendenziell von 480 lm/s auf 737 lm/s (p = 0,054). Im Vergleich
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zu den konventionell behandelten Patienten waren die mittleren Durchmesser bei zusätzlicher SIMDAX – Gabe größer (27,37 lm vs. 34,65 lm; p = 0,039). Schlussfolgerung: Die Daten zeigen eine Verbesserung der Mikrozirkulation unter Levosimendan. Bei kardiologischen Intensivpatienten ermöglicht die OPS-Gefäßmikroskopie die Beurteilung therapeutischer Effekte.
Reanimation P 44 Halbautomatische Defibrillatoren (AED) in Fußballstadien. Wie groß ist das Risiko für plötzlichen Herztod bei Stadionbesuchern? – Evaluation des Risikoprofils von 2431 Zuschauern unter Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Unterschiede M. Christ, G. Plehn, M.-O. Schrage, P. Maagh, A. Meissner, C. Zühlke, R. Borchard, L. Lefringhausen, H.-J. Trappe Medizinische Klinik II (Kardiologie und Angiologie), Marienhospital Herne, Ruhr-Universität Bochum, Herne, Deutschland Zielstellung: Kammerflimmern (VF) ist die häufigste Rhythmusstörung, die plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand bedingt. Defibrillation – auch Frühdefibrillation mit halbautomatischen Defibrillatoren („automatic external defibrillator“/AED) durch Laien ist das entscheidende therapeutische Verfahren. Heute sind viele Fussballstadien mit AED ausgestattet. Es lässt sich jedoch bisher noch nicht abschätzen, inwieweit AED in deutschen Stadien gebraucht werden. Methode: 2431 (682 Frauen (F), 1749 Männer (M); Alter: 38,3 ± 13,9 Jahre (y)) der 80 700 Zuschauern des Fußballspiels Borussia Dortmund vs. Hamburger SV wurde im Signal Iduna Park Dortmund ein Fragebogen vorgelegt. Es wurden Daten zur Person (männlich/weiblich, Alter), zu individuellen Herzerkrankungen (koronare Herzkrankheit, stattgehabter Myokardinfarkt, Herzklappendefekt, stattgehabte Myokarditis, Rhythmusstörungen, stattgehabte Bewusstlosigkeit oder stattgehabte SM- oder ICD-Implantation) (ja/nein) erhoben (ja/nein). Ergebnis:
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folgerung: Fußballstadien fassen über 80 000 Zuschauer. Unter den Befragten gaben 2,7% der M und 1,5% der F einen stattgehabten Herzinfarkt an, bei 3,2% der M und 2,1% der F war eine KHK bekannt. Emotionaler Stress bei Fußballspielen begünstigt als adrenerger Stimulus thromboembolische Geschehen. Es ist daher von einem erhöhten Risiko für VF in einem Stadion auszugehen. M scheinen diesbezüglich mehr gefährdet als F.
P 45 Therapeutische milde Hypothermie nach Kreislaufstillstand mittels einer modifizierten Herz-Lungen-Maschine Differences in the revalence of heart disease in spectators of a soccer match dependent on the number of annually stadium visits
1749 M und 682 F (p < 0,005) beantworteten den Fragebogen. M (39,3 ± 14,0 y) waren signifikant älter als F (35,5 ± 13,3 y) (p < 0,005). Es zeigte sich ein Trend, dass mehr M (48=2,7%) als F (10 = 1,5%) schon einen Myokardinfarkt erlitten hatten (p = 0,08), ein weiterer Trend, dass mehr F (54 = 7,9%) als M (103 = 5,9%) Herzrhythmusstörungen angaben (p = 0,08). F (109 = 16,0%) waren signifikant häufiger als M (163=9,3%) mindestens einmal bewusstlos (p < 0,005) und F, die bereits bewusstlos waren (34,6 ± 13,8 y), waren signifikant jünger als M (41,4 ± 14,5 y) (p < 0,005). Bzgl. KHK (56 M = 3,2% vs. 14 F = 2,1%), Klappendefekten (22 M = 1,3% vs. 14 F = 2,1%), stattgehabter Myokarditis (14 M = 0,8% vs. 4 F = 0,6%), stattgehabter SM- (4 M = 0,2% vs. 1 F = 0,1%) oder ICD-Implantation (3 M = 0,2% vs. 1 F = 0,1%) fanden sich keine Unterschiede. Schluss-
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M. Janusch, G. Söffker, H. Zorn 1, R. Wimmer, M. Buerke, K. Werdan Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin III, Zentrum für Innere Medizin, 1 Universitätsklinik und Poliklinik für Herzund Thoraxchirurgie, Zentrum für Chirurgie, Martin-LutherUniversität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland Zielstellung: Milde Hypothermie (32–348C) nach einem HerzKreislaufstillstand vermindert die Ausbildung eines hypoxischen Hirnschadens und ist seit 2003 Bestandteil der ILCOR/AHA Leitlinien. Methode: Die Induktion der Hypothermie erfolgte mittels eines Temperaturmodules einer Herz-Lungenmaschine in Kombination mit einem endovaskulären Kühlkatheter (ICY Intravasvular Catheter, Alsius Corp., Irvine CA, USA) welcher über die Vena femoralis eingeführt wurde. Die Zieltemperatur von 328C wurde über 24 Stunden aufrechterhalten. Die Körpertemperatur wurde mit einen Blasen- oder Pulmonaliskatheter überwacht. Die Induktion der Hypothermie erfolgte bei 17 Patienten (8 weibliche, 9 männlich) mit einem Durchschnittsalter von 62,1 Jahre (Altersspanne: 37–86 Jahre). Ursächlich für das Herz-Kreislaufversagen waren bei 8 Patienten ein akuter Myokardinfarkt (4 STEMI; 4 NSTEMI), eine Asphyxie bei COPD (2), eine Sepsis (2), ein Lungenödem (1), bei einer Patientin eine Medikamentenintoxikation und bei 3 Patienten eine Asystolie ohne retrospektiv spezifizierbare Ursache. Ergebnis: Die Zieltemperatur von 32 8C wurde innerhalb von 120 min erreicht. Nach 24 h erfolgte die aktive Wiedererwärmung mit 0,4 8C/h. Neun Patienten zeigten im Anschluss nur geringgradige oder keinerlei neurologische Ausfallerscheinungen. Bei acht Patienten wurde im Verlauf eine hypoxische Hirnschädigung diagnostiziert. Hierbei korrelierte die als Verlaufsparameter bestimmte Neuronspezifische Enolase (NSE) zuverlässig mit dem Vorliegen eines schweren hypoxischen Hirnschadens (NSE: Patienten mit hypoxischem Hirnschaden: mean = 11,4; ohne hypoxischen Hirnschaden: mean = 14,9; p = 0,0003 [T-test]). 6 Patienten verstarben. Thrombembolische Komplikationen im Zusammenhang mit der Nutzung des endovaskulären Katheters wurden nicht beobachtet. Relevante Herzrhythmusstörungen bzw. Gerinnungsstörungen welche ursächlich auf die Hypothermie zurückzuführen sind konnten nicht nachgewiesen werden. Schlussfolgerung: Die Kombination eines Endovaskularkatheters mit einem Hypothermiegerät bietet eine suffiziente Kühlleistung über 24 h. Diese Cooling-Methode bietet die Möglichkeit der Vermeidung einer exzessiven Volumenbelastung gerade bei kardial instabilen Patienten.
P 46 Transösophageale Defibrillation bei lang anhaltendem Kammerflimmern K. Mischke, T. Schimpf, C. Knackstedt, C. Eickholt, M. Kelm, P. Schauerte Kardiologie, Pulmonologie und Angiologie, Medizinische Klinik I, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Aachen, Deutschland Zielstellung: Lang anhaltendes Kammerflimmern geht mit einem erhöhten Risiko der ineffektiven Defibrillation einher. Desweiteren
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kann eine Herzdruckmassage vor Defibrillation den Defibrillationserfolg bei Kammerflimmern positiv beeinflussen. Transösophageale Defibrillation könnte aufgrund der Nähe des Ösophagus zum Herzen den Defibrillationserfolg bei Kammerflimmern verbessern. Wir untersuchten die Effektivität von transösophagealer Defibrillation im Vergleich zur transthorakalen Defibrillation nach langen Episoden von Kammerflimmern. Methode: Nach elektrischer Induktion von Kammerflimmern wurde der Defibrillationserfolg nach 10 min von unbehandeltem Kammerflimmern bei 12 Schafen untersucht. Die Tiere wurden in 2 Gruppen randomisiert: Gruppe A): Bei 6 Tieren erfolgten bis zu drei transthorakale Schockabgaben, gefolgt von bis zu drei transösophagealen Schockabgaben (erster Schock: 150 J, zweiter und dritter Schock: 200 J). Gruppe B): Bei 6 Tieren wurde vor Schockabgabe mit gleichem Protokoll wie in Gruppe A eine Herzdruckmassage über 2 min durchgeführt. Für die transthorakale Defibrillation wurden Klebelektroden in sternaler und apikaler Position eingesetzt, für die transösophageale Defibrilllation eine ösophageale Elektrode sowie eine kutane Klebelektrode. Ergebnis: Gruppe A): Die transthorakale Defibrillation war bei allen Tieren erfolglos, während die transösophageale Defibrillation mit jeweils dem ersten transösophagealen Schock bei 3 Tieren erfolgreich war. Gruppe B): Nach erfolgloser transthorakaler Defibrillation bei allen 6 Tieren war die transösophageale Defibrillation mit jeweils dem ersten Schock bei allen Tieren erfolgreich. Schlussfolgerung: Die transösophageale Defibrillation kann lang andauerndes Kammerflimmern beenden, das sich durch transthorakale Defibrillation nicht terminieren lässt. Herzdruckmassage vor Schockabgabe kann die Erfolgsaussichten von transösophagealer Defibrillation verbessern.
P 47 Neuronenspezifische Enolase und S100B als Prädiktoren des hypoxischen Hirnschadens bei Überlebenden des plötzlichen Herztodes W. Sanad, T. Dschietzig, G. Baumann Medizinische Klinik, Schwerpunkt Kardiologie, Campus Charité Mitte, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland Aim: To investigate the prognostic accuracy of biochemical markers in predicting neurological outcomes after cardiopulmonary resuscitation in cardiac arrest patients Method: Setting: Cardiology intensive care unit of Charité University Medical Hospital, Berlin, Germany. Patients: A total of 29 patients who underwent cardiopulmonary resuscitation with restoration of spontaneous circulation following cardiac arrest Interventions: Serial blood samples (mean: 4 days) and neuropsychological assessments over 7 days Measurements: Serial measurements of serum NSE concentrations were obtained in 32 consecutive patients who underwent CPR with restoration of spontaneous circulation (ROSC). In 20 patients of this group serum S100B concentrations were also serially determined. For prognostic validation, both the Glasgow-Coma Score and a comprehensive neuropsychological test panel were applied. Result: At a specificity of 100%, a peak NSE concentration above 90 lg/L predicted persistent coma with a sensitivity of 72% and a positive predictive value of 100%. Values of NSE less than 90 lg/L associated with the return to baseline of 18 lg/L over 7 days postROSC provide the best prognostic parameter for a potential neurological recovery. Furthermore, early measurements of serum protein S100B adds to the predictive accuracy in selected cases where NSE was deemed non-conclusive. Conclusion: A multivariate assessment approach encompassing serial measurements of NSE and S100B can be used to predict early neurological outcome after cardiopulmonary resuscitation in patients suffering cardiac arrest. However, larger prospective clinical studies are necessary to confirm this derived predictive value.
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P 48 Milde therapeutische Hypothermie (MTH) bei Patienten nach Reanimation im akuten ST-Streckenelevationsmyokardinfarkt (STEMI) mit konsekutiver Akut-PTCA S. Wolfrum, C. Pierau, P. W. Radke, H. Schunkert , V. Kurowski Medizinische Klinik II, Campus Lübeck, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck, Deutschland Aim: Mild therapeutic hypothermia (MTH) has been implemented into international resuscitation guidelines. Although in the majority of patients the reason for cardiac arrest is myocardial ischemia, it has not yet been systematically investigated whether MTH is feasible in patients undergoing acute percutaneous coronary intervention (PCI) after cardiac arrest due to acute myocardial infarction. Method: The study was designed as a single-centre prospective observational study with a historical control group. 33 Patients after cardiac arrest with ventricular fibrillation as initial rhythm and restoration of spontaneous circulation who remained unconscious at admission and presented with acute ST elevation myocardial infarction were analysed. Of those 16 consecutive patients were treated with MTH (2005 to 2006) initiated immediately after admission and continued in the catheter laboratory during acute PCI. Seventeen consecutive patients treated in a similar time window before implementation of MTH at our hospital (2003–2004) served as control group. Efficacy, mortality, and neurological outcome after 6 months were documented. Result: Initiation of MTH did not lead to longer door-to-balloontimes as compared to the historical control group (86.4 ± 5.6 vs 92.0 ± 10.9 min) indicating that implementation of MTH did not delay the onset of acute PCI. Target temperature (32 to 34 8C) in the MTH group was reached within 3 hours known as average time from previous trials and revealing that acute PCI did not affect the velocity of cooling. After 6 months, patients treated with MTH tended to have lower mortality (20 vs 35%) and an improved neurological outcome determined by a Glasgow-Pittsburgh Cerebral Performance Scale score of 1 or 2 (69 vs 47% in the control group, respectively). Conclusion: MTH is feasible and beneficial in patients resuscitated after cardiac arrest due to acute myocardial infarction with consecutive acute PCI. MTH in combination with acute coronary intervention should be recommended as standard therapy in patients after out-of hospital cardiac arrest due to STEMI.
Sonstiges P 49 Mono-Center-Studie: Paracetamol (Acetaminophen) ist häufigste Ursache des akuten Leberversagens – Steatosis als Prädispositionsfaktor A. Canbay, L. Bechmann, J. Best, S. Festag, Z. Yüksel, M. Malago 1, F. H. Saner 1, G. Gerken Gastroenterologie und Hepatologie, 1 Allgemein- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg Essen, Essen, Deutschland Zielstellung: Das akute Leberversagen (ALV) ist ein seltenes, jedoch hochgradig lebensbedrohliches Krankheitsbild, das durch akute Leberinsuffizienz (Ikterus, Koagulopathie) und hepatische Enzephalopathie bei zuvor gesunden Patienten gekennzeichnet ist. Für die angelsächsichen Länder ist Paracetamol als häufigste Ursache des ALV belegt; für Deutschland liegt keine entsprechende Untersuchung vor. Methode: In einer retrospektiven Untersuchung (2002–2005) in unserem Zentrum wurden 104 Patienten mit dem Bild eines ALV eingeschlossen (anamnestisch, klinischer Befund,
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bildgebende Diagnostik). Ergebnis: Von diesen Patienten wurden 20 [19%; davon 15 w (75%)/5 m (25%); Altersdurschnitt: 31 ± 12 Jahre] mit der Verdachtsdiagnose einer Paracetamolintoxikation identifiziert; zwei dieser 20 erfüllten die Kriterien des ALVs jedoch nicht. Die durchschnittliche Paracetamol-Einahme betrug 21,5 ± 5 g; 65% der Vergiftungen erfolgten in suizidaler Absicht, 35% akzidentiell. Der durchnittliche INR-Wert betrug 1,45 ± 05, Bilirubin 10,8 ± 2,5 mg/dl, GOT 1646 ± 300, GPT 1371 ± 287, Kreatinin 1,22 ± 0,7. Von 18 Patienten die ALV entwickelt hatten, hatten 6 (33,3%) eine Steatosis. Insgesamt wurde 1/18 transplantiert, 3/18 verstarben und 14/18 konnten durch intensiv-medizinische Versorgung stabilisiert werden. Schlussfolgerung: Die Acetaminophen(Paracetamol-)Intoxikation, insbesondere in suizadaler Absicht, ist auch in unserem Zentrum Hauptursache des ALVs. Steatosis stellt eine Prädisposition für das ALV dar. Bei der unkontrollierten Einahme des Paracetamol-Wirkstoffs Acetaminophen ist Vorsicht geboten. Eine deutschlandweite Untersuchung zur genauen Inzidenz der Paracetamol-Intoxication wäre wünschenswert.
P 50 Erste Erfahrungen mit einer Chest Pain Unit (CPU) in einer interdisziplinären Notaufnahme (NOTA) eines modularen Universitätsklinikums D. Benke, M. W. Merx, A. Sasse, P.-F. Petersen 1, M. Kelm, A. Franke Medizinische Klinik I, Kardiologie, Pulmonologie, Angiologie; 1 Interdisziplinäre Notaufnahme, Universitätsklinikum, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Aachen, Deutschland Zielstellung: Die rasche Versorgung von Patienten (Pt) mit akuten Thoraxschmerzen unklarer Ätiologie ist aufgrund komplexer, lebensbedrohlicher Differentialdiagnosen (Myokardinfarkt, Lungenembolie, Aortendissektion, u. a.) entscheidend. Akute Notfälle müssen unmittelbar einer adäquaten Therapie zugeführt sowie andererseits unnötige Aufnahmen vermieden werden. Zusätzlich zum bewährten Direktkontakt mit der kardiologischen Intensivstation für Notärzte und Niedergelassene wurde daher am UK Aachen seit 09/06 eine CPU innerhalb der NOTA eingerichtet, in der ganzjährig über 24 h kardiologisch ausgebildete Ärzte aus der Fachklinik tätig sind. Fachliche Kompetenz und apparative Ausstattung erlauben neben kontinuierlicher Rhythmusüberwachung u.a. Echokardiographie bis hin zur nicht-invasiven Beatmungsunterstützung. Weiterhin bietet die NOTA die Integration aller Fachgebiete (z. B. Anästhesie, Chirurgie, Thoraxchirurgie, Orthopädie u. a.). Methode: Retrospektive Analyse der internistischen NOTA Patienten. Ergebnis: Zwischen 10/06 und 12/06 wurden 65,3% aller internistischen Pt (741/920) der CPU zugeordnet (Diagnosen siehe Tabelle):
Prozentualer (%) Anteil internist. NOTA Patienten Akuter Myokardinfarkt ICM/DCM Instabile Angina pectoris Primäre Hypertonie Vorhofflimmern Synkopen Herzinsuffizienz Herzrhythmusstörungen übrige kardiale Erkrankungen Lugenembolie Lungenerkrankungen (allgemein) ∑
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53,9% der NOTA Pt wurden der CPU wegen einer kardiovaskulären Erkrankung zugewiesen. Weitere 10,1% wurden aufgrund einer akuten oder bestehenden Lungenerkrankung behandelt. Schlussfolgerung: Die Integration der CPU in eine interdisziplinäre NOTA bietet die unmittelbare kardiologische Betreuung mit frühest möglicher Risikostratifikation vor Ort. 44% der CPU Pt konnten unmittelbar aus der CPU nach 6 bis 12 h mit zügig komplettierter Diagnostik (Echokardiographie, Ergometrie, Stressechokardiographie, TEE, Szintigraphie) entlassen und in die hausärztliche Betreuung zurückgeleitet werden. Die übrigen 56% wurden nach ebenso kompletter Stratifikation in die unterschiedlichen modularen Einheiten (Herzkatheter, Intensivstation, Intermediate Care Station, Fachkliniken) verlegt. Die CPU erlaubt, einerseits eine rasche zielgerichtete Akut-Behandlung einzuleiten und andererseits stationäre Liegezeiten zu vermeiden.
P 51 Perkutane, minimal-invasive Nekrosektomie bei infizierter, nekrotisierender Pankreatitis T. Brünnler, J. Langgartner, S. Lang, C. E. Wrede, F. Klebl, S. Feuerbach, J. Schölmerich, O. W. Hamer 1 Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum; 1 Institut für Röntgendiagnostik, Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland Zielstellung: Die infizierte, nekrotisierende Pankreatitis ist mit einer Mortalität von bis zu 30% behaftet. Das chirurgische Debridement stellt nach wie vor den Goldstandard zur Ausräumung des nekrotischen Gewebes dar. Minimal-invasive Therapieverfahren gewinnen jedoch zunehmend an Bedeutung, wobei die Zielvorstellung die endgültige Sanierung oder eine Verbesserung des Zustandes des Patienten hin zur OP-Fähigkeit ist. Ziel dieser Studie war es, das Outcome von Patienten zu evaluieren, bei denen zur Behandlung einer infizierten, nekrotisierenden Pankreatitis eine perkutane minimal-invasive Nekrosektomie durchgeführt wurde. Methode: Über einen Suchlauf der radiologischen Datenbank wurden alle Patienten identifiziert, bei denen zwischen 1992 und 2004 an der Universitätsklinik Regensburg eine perkutane Nekrosektomie durchgeführt wurde. Neben demographischen Daten, Genese und Ausprägung der Pankreatitis, klinisch und laborchemischen Parametern wurden alle invasiven Therapiemaßnahmen (Drainagenanlage, minimal-invasive Nekrosektomie und chirurgische Nekrosektomie) erfasst. Ergebnis: 18 Patienten wurden evaluiert. Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 49 Jahren (17–76 Jahre). Bei allen Patienten wurden zur Entlastung von abdominellen Flüssigkeitsformationen eine oder mehrere Drainagen eingelegt. Da die passive Drainage nicht zur suffizienten Entfernung von infiziertem, nekrotischen Material führte, wurde eine minimal-invasive, aktive Nekrosektomie angeschlossen. Hierfür wurde die Drainage gegen eine großlumige Schleuse ausgetauscht und die nekrotischen Gewebeanteile fragmentiert und entfernt. 8 der 18 Patienten (44%) erholten sich ohne die Notwendigkeit einer chirurgischen Intervention. Bei 10 Patienten (56%) wurde im weiteren Verlauf eine operative Nekrosektomie notwendig. 4 dieser Patienten verstarben, 3 an einem septischen Multiorganversagen, 1 Patient an den Folgen einer Lungenembolie. Schlussfolgerung: Die miminal-invasive Nekrosektomie stellt in der Behandlung der nekrotisierenden Pankreatitis eine reelle Alternative zum chirurgischen Debridement dar. Allerdings ist das Ergebnis von vergleichenden, prospektiven Studien abzuwarten, bis eine genauere Einschätzung dieses jungen Verfahrens möglich ist.
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P 52 Sportstätten zählen zu den ersten zehn Orten mit der höchsten Rate für plötzlichen Herztod. Sind Zuschauer die häufig das Stadion besuchen gefährdeter als solche, die selten in ein Stadion gehen? M. Christ, G. Plehn, R. Borchard, C. Zühlke, P. Maagh, L. Lefringhausen, M.-O. Schrage, A. Meissner, H.-J. Trappe Medizinische Klinik II (Kardiologie und Angiologie), Marienhospital Herne, Ruhr -Universität Bochum, Herne, Deutschland Zielstellung: Sportstätten zählen zu den ersten zehn Orten mit der höchsten Rate für plötzlichen Herztod. Bei vielen Patienten mit plötzlichem Herztod liegt Kammerflimmern zugrunde, für eine erfolgreiche Therapie ist die unverzügliche Defibrillation unverzichtbar. Unklar blieb bisher jedoch die Frage, warum ausgerechnet Sportstätten zu den ersten zehn Orten mit der höchsten Rate für plötzlichen Herztod gehören und ob Zuschauer die häufiger das Stadion besuchen gefährdeter sind als solche, die nur gelegentlich das Stadion betreten. Methode: 2431 von insgesamt 80 700 Zuschauern des Bundesligaspiels Borussia Dortmund gegen den Hamburger SV am 16. September 2006 im Signal-Iduna-Park, Dortmund wurden von 20 medizinisch geschulten Interviewern über ihre kardiale Krankengeschichte und ihre kardiovaskulären Risikofaktoren befragt. Ergebnis: Unter den Zuschauern die jährlich mehr als zehn Fußballspiele besuchten (990) waren signifikant mehr Personen mit bekannter KHK (32, 3,6%) und überlebtem Herzinfarkt (31, 3,5%) als unter den Zuschauern, die jährlich weniger als fünf Spiele (884) besuchen (21, 2,1) (15, 1,5%) (p < 0,05). Zuschauer mit mehr als zehn Stadionbesuchen im Jahr wiesen signifikant häufiger mindesten einen kardiovaskulären Risikofaktor auf (431, 48,8%) als die Zuschauern, die jährlich weniger als fünf Spiele live besuchen (404, 40,8%) (p < 0,005). Im Detail waren signifikant mehr Raucher (307, 34,7%) und signifikant mehr Zuschauer mit arteriellem Hypertonus (146, 16,5%) in der Gruppe der Zuschauer mit jährlich mehr als zehn Stadionbesu-
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chen, als es Raucher (301, 30,4%) (p < 0,05) oder Zuschauer mit arteriellem Hypertonus (120, 12,1%) (p < 0,05) in der Gruppe der Zuschauer mit weniger als fünf jährlichen Stadionbesuchen gab. Bzgl. der Prävalenz eines erhöhten Cholesterinspiegels fand sich kein Unterschied. Schlussfolgerung: Obwohl emotionaler Stress als adrenerger Stimulus thromboembolische Ereignisse noch zusätzlich begünstigt, scheinen es ausgerechnet diejenigen Zuschauer zu sein, die ein besonders hohes Risiko für thromboembolische Ereignisse aufweisen, die sich regelmäßig dem emotionalen Stress eines Fußballspiels aussetzen.
P 53 Die Tandem Plasmapherese und Hämodialyse als sicheres Verfahren bei 82 Patienten T. Dechmann-Sültemeyer, A. Voiculescu, B. Grabensee Klinik für Nephrologie, Universitätklinikum, Heinrich-HeineUniversität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland Aim: Some diseases such as systemic vasculitis and haemolytic uremic syndrome/thrombotic thrombocytopenic purpura (HUS/ TTP) require both plasmapheresis (PE) and haemodialysis (HD) successive, due to concomitant acute renal failure. We have developed a combination of both procedures in order to reduce the treatment time and save resources. Method: The components of a dialyzer (polysulfon membrane) and plasmafilter are serially connected by a continous arterio-venous haemofiltration (CAVH) system. In an extracorporeal circulation, using a blood pump the patients blood is first led to the plasma filter and then into the dialyzer. The total procedure does not take longer then a routine haemodialysis (3–4 h). Result: In 82 patients we performed 460 tandem treatments in the last 16 years. 27 patients suffered from c-ANCA positive vasculitis, 38 from HUS/TTP and 18 from other diseases. In the mean 8 treatments per patient and therapy cycle (range 1 to 16) were performed. None of the patients had volume disturbances caused by plasma shifts and derangement of electrolyte and acid-base balance was immediately equalized. There were no episodes of hypotension or bleeding. Conclusion: Tandem plasmapheresis and haemodialysis treatment under special conditions are well feasible. There were no technical complications. The procedure reduce considerable time and save resources.
P 54 Transarterielle Langzeit-Urokinaselysetherapie bei akuten Mesenterial- und Pfortaderthrombosen M. Miller, P. Hilgard 1, G. Antoch, S. Bauer, A. Dechne, A. Y. Lind, G. Gerken 1, H. Eggebrecht, R. Erbel Klinik für Kardiologie, Westdeutsches Herzzentrum, 1 Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Zentrum für Innere Medizin, Campus Essen, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland Zielstellung: Thrombosen des splenomesenterikoportalen Venensystems stellen schwerwiegende Erkrankungen mit bedrohlichen Langzeitkomplikationen dar. Eine lokale Lysetherapie ist aufgrund des schwierigen Zugangs bei dieser Thromboseentität nicht etabliert und die systemische Lysetherapie unwirksam. Ziel dieser Studie war die Evaluation der Sicherheit und Effektivität einer transarteriellen Lysetherapie über die A. mesenterica bei Patienten mit Thrombose der V. mesenterica und/oder V. portae. Methode: Im Zeitraum 06/2006–01/2007 wurden 5 Patienten (2 Männer, Alter: 25–51 Jahre) mit (sub)akuter Pfortader- und/oder Mesenterialvenenthrombose auf dem Boden einer Child A Leberzirrhose (2 Patienten) oder einer thrombophilen Störung (3 Patienten) behandelt. Bei allen Patienten wurde unter angiographischer Kontrolle ein Katheter in die A. mesenterica sup. eingelegt. Unter intensivmedizinischer Überwachung wurde über diesen Katheter initial
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ein Bolus von 250 000 IE Urokinase gefolgt von einer Dauerinfusion von 50 000–120 000 IE/h i. a. über 7 Tage appliziert. Zielgröße der Therapie war ein Fibrinogenwert um 100 mg/dl. Gleichzeitig erfolgte eine therapeutische Heparinisierung. Das Lyseergebnis wurde während der Therapie alle 48 h sonographisch kontrolliert. Abschließend erhielten alle Patienten eine kontrastverstärkte CT des Abdomens. Ergebnis: Bei 1 Pat. kam es zu einer kompletten Rückbildung, bei 2 Pat. zu einer partiellen Auflösung des Thrombus mit Rekanalisation der Gefäße. Bei 2 Patienten war keine Verbesserung der vaskulären Befunde zu detektieren, nach 6-wöchiger sich anschließender Marcumarisierung zeigten jedoch auch diese Pat. eine Rekanlisierung des portalen Gefäßbettes. Komplikationen bestanden in klinisch nicht relevanten Blutungen entlang des Stichkanals der einliegenden Katheter. Eine Patientin mit ausgeprägten Ösophagusvarizen entwickelte eine transfusionspflichtige gastrointestinale Blutung, die unter Pausierung der Lyse sistierte. Schlussfolgerung: Die transarterielle Lysetherapie mit Urokinase bei (sub-)akuter Pfortaderthrombose ist ein vielversprechender Therapieansatz. Die Therapie ist unter strenger Gerinnungsparameterkontrolle sicher und mit einer nur geringen Rate an Komplikationen behaftet.
P 55 Toxisches Megakolon bei pseudomembranöser Kolitis – Fatale Komplikation einer Antibiotikatherapie A. Dechne, M. Miller, A. Yüce, I. A. Karoussos 1, B. Plicht, H. Eggebrecht, G. Gerken 1, R. Erbel Klinik für Kardiologie, Westdeutsches Herzzentrum, 1 Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsklinikum Essen, Campus Essen, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland Zielstellung: Das toxische Megakolon (TM) ist eine lebensbedrohliche Komplikation der Clostridium-difficile (Cd)-Infektion. Fast immer geht der Infektion Antibiotikaeinnahme voraus, mit zunehmender Therapiedauer steigt das Risiko einer Cd-Kolitis. Wir berichten über 3 Fälle von Cd-assoziiertem TM, die jeweils fatale Verläufe nahmen. Methode: Fall 1: Ein 79-jähriger Patient mit mech. Mitralklappenersatz erhielt 2 × 2 g Ceftriaxon i.v. vor einer endoskopischen Diagnostik. Innerhalb 48 h nach der zweiten Antibiotikagabe entwickelte er abdominelle Schmerzen und eine Diarrhoe. Nach 72 h wies das Kolon eine ödematöse Schleimhaut mit Pseudomembranen auf, im Stuhl ließen sich Cd-Antigen und -Toxin nachweisen. Trotz Therapie mit Metronidazol entwickelte sich ein septisches Krankheitsbild. Im CT zeigte sich eine Dilatation und Wandverdickung des gesamten Kolons. Bei TM wurde eine subtotale Kolektomie durchgeführt. Der postoperative Verlauf war durch eine Langzeitbeatmung mit erneuter Sepsis kompliziert. Der Patient verstarb nach 31 Tagen im protrahierten septischen Schock. Fall 2: Ein 85-jähriger Patient mit operationspflichtiger 3-G-KHK wurde wegen einer Bronchopneumonie mit 2 g Ceftriaxon/d i.v. behandelt. Nach 72 h traten massive Diarrhoen auf, nach weiteren 24 h wies der Patient eine schwere Sepsis auf. Ergebnis: Der Cd-Toxin-Nachweis war positiv. Bei paralytischem Ileus zeigte das CT ein TM, so dass notfallkolektomiert wurde. Postoperativ bestand ein therapierefraktärer septischer Schock. Der Patient verstarb 10 h nach OP. Fall 3: Ein 72-jähriger herztransplantierter Patient zeigte nach viertägiger Therapie einer Pneumonie mit 2 g/d Ceftriaxon i.v. massive Diarrhoen und ein akutes Abdomen. Der Stuhl wies Cd-Toxin auf. Bei V. a. TM erfolgte die Notfallkolonresektion. Der postoperative Verlauf war durch eine massive Rhabdomyolyse mit Nierenversagen und Langzeitbeatmung kompliziert. Der Patient verstarb 15 Tage nach OP. Schlussfolgerung: Wir beschreiben die rasche Progression einer Cd-Kolitis von der Symptomfreiheit bis zum toxischen Megakolon mit fatalem Ausgang bei 3 Patienten mit schwerer Komorbidität. Ungewöhnlich ist die kurze vorangegangene Therapiedauer mit Ceftriaxon, im 1. Fall nur als zweimalige Endokarditisprophylaxe.
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P 56 Hypernatriämisches Koma bei Diabetes insipidus und schwerer Diarrhoe – ein endokrinologischer Notfall S. Bauer, H. Eggebrecht, A. Yüce, H. Richly, M. Miller, B. Plicht, A. Y. Lind, N. M. Malyar, K. Mann 1, R. Erbel Klinik für Kardiologie, Westdeutsches Herzzentrum, 1 Klinik für Endokrinologie, Universitätsklinikum, Zentrum für Innere Medizin, Campus Essen, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland Zielstellung: Schwere Hypernatriämien (> 160 mmol/L) sind mit anhaltenden neurologischen Symptomen sowie einer hohen Mortalität assoziiert. Wir berichten hier über eine ausgeprägte Hypernatriämie und Exsikkose in Folge eines protrahiert aufgetretenen Diabetes insipidus in Kombination mit einer Diarrhoe. Methode: Nach Verlegung aus Libyen präsentierte sich ein 50-jähriger, stark exsikkierter, komatöser Patient (GCS: 7, 8I). Die Vigilanzminderung hatte sich seit mehreren Wochen progredient entwickelt zusammen mit vermehrten Diarrhoen. Das Serum-Natrium bei Aufnahme lag bei 184 mmol/l bei einer Serumosmolaltität von 330 mosm/kg. Es bestand ein prärenales Nierenversagen mit Oligurie und einem Serum-Kreatinin von 2,46 mg/dl. In der Vorgeschichte ist eine inkomplette Resektion und Nachbestrahlung eines Makroprolaktinoms der Hypophyse vor 2 Jahren bekannt. In der Hormondiagnostik zeigten sich Zeichen einer kompletten Hypophysenvorderlappeninsuffizienz bis auf eine Hyperprolaktinämie (133 ng/ml). Ergebnis: Unter Infusion von Glucose und halbisotoner NaCl-Lösung normalisierten sich die Natriumwerte innerhalb von 1 Woche. Gleichzeitig wurde eine Hormonsubstitution (Desmopressin/Hydrocortison/Thyroxin/Testosteron) sowie einer medikamentösen Hemmung des Prolaktins mit Cabergolin eingeleitet. Eine Normalisierung der Prolaktinspiegels zeigte sich innerhalb von 3 Wochen. Bei nur geringer Besserung der neurologischen Symptomatik zeigte ein cCT eine Raumforderung im Bereich der Sella und der Stammganglien. Unter dem Verdacht einer Neoplasie erfolgte eine stereotaktische Punktion, die das Bild einer Strahlennekrose ergab. Nach 2 Wochen besserte sich die Vigilanz des Patienten deutlich, so dass eine aktive Kommunikation möglich wurde. Schlussfolgerung: Bestrahlungen der Hypophysenregion können zu einem protrahiert verlaufenden Verlust der Hypophysenfunktion mit lebensbedrohlichen Hormonmangelerscheinungen führen. Bei gleichzeitiger Diarrhoe können die Symptome eines Diabetes Insipidus verschleiert und die Exsikkose verstärkt werden. Eine Rückbildung neurologischer Symptome bei schweren Hypernatriämien kann erst Wochen nach Ausgleich der Elektrolytwerte auftreten.
P 57 Risikofaktoren und Outcome von 98 Intensiv-Patienten mit konservativer Therapie bei nekrotisierender Pankreatitis (NP): Spielt die Infektion der Nekrose eine Rolle? W. Huber, M. Neudeck, A. Umgelter, W. Reindl, M. Franzen, F. Eckel, R. Schmid II. Medizinische Klinik, Klinikum Rechts der Isar, Technische Universität München, München, Deutschland Zielstellung: Trotz intensivmedizinischer Fortschritte wird die Letalität bei nekrotisierender Pankreatitis weiter mit bis zu 30% angegeben. Umstritten sind verschiedene Parameter zur frühzeitigen Risikoprädiktion sowie der Stellenwert des chirurgischen Vorgehens, insbesondere bei infizierten Nekrosen. Im eigenen Patientengut wird die NP seit ca. 15 Jahren primär konservativ therapiert, ungeachtet eines Nachweises von infizierten Nekrosen. Ziel der Untersuchung war es, Prognose- und Risikofaktoren während des Verlaufs zu analysieren. Methode: Retrospektive (1994–1999),
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seither prospektive Erfassung von Risiko- und Prognosefaktoren bei gesicherter nekrotisierender Pankreatitis (Nekrose-Nachweis im Kontrast-CT). Evaluation von Risikofaktoren, Mortalität in Abhängigkeit von Nekrosen-Sterilität bzw. Infektion. Statistik: Multiple Regressionsanalyse betr. maximalen Anstiegs des APACHE-IIScores; Chi-Quadrat-Test. SAS-Software. Ergebnis: n = 98; Alter 53,5 ± 15,1 Jahre, 64 m, 34 w, max. CRP 28,4 ± 11,7 mg/dl, max. APACHE-II-Score 26,4 ± 13,4, max. Lipase 7375 ± 13193 U/L. 1.) Prognosefaktoren: Das Risiko für einen ungünstigen Verlauf stieg mit der Höhe des Kreatinins (p = 0,0007) und des Alters (p = 0,0351) bei Aufnahme auf die ICU. Die Höhe von Lipase, Blutzucker, Kalzium, Hämatokrit und Leukozyten, das Vorhandensein von Cullen- und/oder Grey-Turner-Zeichen und die Genese der Pankreatitis waren nicht prädiktiv. 2.) Mortalität in Abhängigkeit vom Nekrosen-Infekt: Die Gesamtmortalität betrug 12/98 (12%). 50 der Patienten wurden mindestens einmal punktiert. Ihre Mortalität unterschied sich mit 6/50 (12%) nicht von den nichtpunktierten Patienten (6/48; 13%). Bei 35/50 (70%) der Punktierten ließen sich Keime in Punktat/Drainage nachweisen. Die Mortalität dieser Patienten unterschied sich mit 4/35 (11%) nicht von der der Patienten mit sterilen Nekrosen (2/15; 13%). Schlussfolgerung: 1.) Der alleinige Nachweis von Keimen in Nekrosen rechtfertigt keine chirurgische Therapie. Das Outcome dieser Patienten unterscheidet sich bei konservativer Therapie unter der Voraussetzung einer Test-gerechten Antibiose nicht von dem von Patienten mit sterilen Nekrosen. 2.) Prognostisch ungünstig sind die Erhöhung des Kreatinins und hohes Alter.
P 58 Akutes Leberversagen- Ursache HHV6 D. Nowak, S. Liebe, J. Henschel 1 Gastroenterologie, 1 Internistische Intensivtherapie, Klinik für Innere Medizin, Universitätsklinikum Rostock A. ö. R., Rostock, Deutschland Zielstellung: Ursachenbasierte Therapie einer akuten Hepatitis mit progredientem Leberversagen nach umfangreicher immunologischer, bakterieller und virologischer Diagnostik. Methode: Serologischer Nachweis (IF) von HHV6-IgG und IgM sowie Bestimmung der Viruslast (DNA) im EDTA-Blut mittels HHV6-PCR. Ergebnis: Fallbericht über eine 19-jährige Patientin, die drei Tage nach einem fieberhaften Infekt ein generalisiertes Exanthem entwickelte. Fieber und Exanthem persistierten über vier Wochen, klinisch zeigte sich eine eitrige Tonsillitis und eine generalisierte Lymphnodadenopathie. Drei Wochen nach Exanthemausbruch entwickelte sich eine akute Hepatitis mit progredientem Leberversagen. Nach umfangreicher immunologischer und mikrobiologischer Diagnostik, inklusive hepatotroper Viren, ergaben sich serologisch durch erhöhtes IgG und IgM Hinweise auf eine Infektion durch
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das Humane Herpes-Virus 6 (Erreger des Dreitagefiebers/Exanthema subitum), die sich durch Nachweis von Virus-DNA im EDTA-Blut mittels PCR bestätigte. Nach 14-tägiger intravenöser Therapie mit Ganciclovir Regredienz der Hepatitis und Induktion einer Restitutio ad integrum bei dann negativem Nachweis von HHV6. Schlussfolgerung: Als seltene Ursache einer akuten infektiösen Hepatitis mit progredientem Leberversagen konnte eine akute Infektion mit HHV6 nachgewiesen werden. Bei im Erwachsenenalter nahezu 100%iger Durchseuchung mit HHV6 ist auch die Reaktivierung einer latenten Infektion zu diskutieren. Ganciclovir induzierte eine Ausheilung der Hepatitis bei dann negativem Nachweis von HHV6.
P 59 Mikrovaskuläre Obstruktion des Myokardiums im Kardio MRT nach Akut PTCA M. van Bracht, C. Hörlein, I. Wickenbrock, C. A. Perings, A. Meissner, H.-J. Trappe Medizinische Klinik II (Kardiologie und Angiologie), Marienhospital Herne, Ruhr-Universität Bochum, Herne, Deutschland Zielstellung: Das late enhancement nach Gadoliniumgabe im Kardio MRT stellt die zuverlässigste Methode dar, um myokardiale Narben darzustellen. In der Akutphase nach einer Myokardschädigung durch einen Myokardinfarkt kann eine mikrovaskuläre Obstruktion (MVO) dargestellt werden. In der Literatur gibt es Hinweise, dass hieraus ein prognostischer Faktor ableiten lässt. Methode: 45 Patienten (28 m, 17 w) nach Akut PTCA mit Herzenzymausschüttung (CK im Mittel bei 643 U/l) wurden nach Stabilisierung (48–98 h post interventionem) einer Kardio MRT zugeführt. Die Patienten bekamen intravenös Gadolinium DPTA in einer Konzentration von 0,05 mmol/kg KG gespritzt. Nach einer Wartezeit von 4 min wurden mittels single shot TrueFisp Aufnahmen (Siemens, Erlangen) late enhancement Bilder angefertigt. Ergebnis: Es zeigte sich nur bei 9 (11 m, 6 w) Patienten ein sicher darstellbares MVO (20%). 15 Patienten zeigten ein deutliches Ödem ohne MVO (33%) die weiteren 21 Patienten zeigten eine abgrenzbare Narbe ohne sichere Zeichen eines Ödems oder eines MVO. Alle Patienten mit MVO wurden unter 40 h post interventionem untersucht (Mittel 37 h) und hatten eine CK-Entwicklung von > 700 U/l. (Mittel 996 U/l). Schlussfolgerung: Der Anteil von nachgewiesener MVO nach Akut PTCA betrug 20%. Allerdings zeigt sich eine Abhängigkeit vom Zeitpunkt der Untersuchung. Je früher das MRT erfolgte desto mehr Patienten zeigten eine MVO. Um weitere Studien bezüglich der prognostischen Relevanz durchzuführen müssten zunächst weiter Studien bezüglich des zeitlichen Verlaufes von MVO durchgeführt werden.
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Abstracts 39. Gemeinsame Jahrestagung
Autorenverzeichnis Ahlersmann, D. FV 22 Althoff, T. P 23 Altrichter, J. P 10 Andresen, D. FV 20, FV 21 Andrie, R. FV 01, FV 03 Antoch, G. P 54 Arntz, H.-R. FV 20, FV 21 Bauer, J.-U. P 16 Bauer, S. P 02, P 08, P 28, P 54, P 56 Baumann, G. P 23, P 47 Baumann, H. J. FV 12 Bechmann, L. P 49 Bellmann, R. FV 13, P 15 Bellmann-Weiler, R. FV 13 Benke, D. P 50 Best, J. P 49 Beyer, J. P 22 Bias-Franke, R. B. P 01, P 11 Böhm, M. P 09 Böhm, R. P 39 Bone, H.-G. P 38 Booke, M. P 38 Borchard, R. FV 08, FV 18, P 44, P 52 Borges, A. P 23 Brehm, B. R. FV 04 Bröking, K. P 38 Brouzos, P. P 18 Brünnler, T. P 51 Buerke, M. P 42, P 43, P 45 Bulut, D. FV 19 Canbay, A. P 49 Christ, M. FV 18, P 34, P 44, P 52 Churzidse, S. P 08
Gans, R. FV 06 Gao, H. P 13 Gattermann, N. P 14 Gerken, G. P 49, P 54, P 55 Ghofrani, H. A. FV 11 Gietl, C. P 16 Glogar, H.-D. FV 15 Gloger, M. P 03, P 06 Gödecke, A. P 19 Goldnau, M. P 19 Grabensee, B. FV 09, FV 16, P 14, P 41, P 53 Gradinger, R. FV 04 Graf, J. P 19 Grau, M. P 18 Halbritter, K. P 22 Hamer, O. W. P 51 Hanefeld, C. FV 19 Hanke, T. FV 05 Hansen, C. P 24, P 25 Harrison, D. P 13 Hendgen-Cotta, U. P 18 Hengel, H. FV 09, P 14 Hennersdorf, M. P 41 Henschel, J. P 03, P 06, P 58 Heringlake, M. FV 05 Hermanns-Clausen, M. P 04 Hetzel, G. R. FV 16, P 41 Hilgard, P. P 54 Hilgers, R. FV 22 Hinz, M. P 03, P 06 Hoffmann, S. FV 20, FV 21 Hollenbach, E. P 17 Hollenbeck, M. FV 16 Hörlein, C. P 59 Huber, W. P 05, P 57 Ivens, K.
Dechêne, A. P 54, P 55 Dechmann-Sültemeyer, T. P 53 Ditzen, A. P 22 Djonlagic, H. FV 10, P 20 Dreger, E. P 01 Druml, W. FV 15, P 07 Dschietzig, T. P 47 Dückers, H. FV 02 Dunzendorfer, S. FV 13, P 15 Duwald, H. FV 22 Eberhardt, F. FV 05 Eckel, F. P 57 Eggebrecht, H. P 02, P 08, P 28, P 36, P 54, P 55, P 56 Eickholt, C. P 46 Ellrichmann, M. FV 19 Engelmann, L. P 17, P 39 Erbel, R. P 02, P 08, P 28, P 36, P 54, P 55, P 56 Ertmer, C. P 38 Farokhzad, F. FV 16 Ferrari, M. FV 04 Festag, S. P 49 Feuerbach, S. P 51 Figulla, H. R. FV 04 Franke, A. P 50 Franzen, M. P 05, P 57 Fritzenwanger, M. FV 04 Fröhlig, G. P 09
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FV 09, P 14
Janssens, U. P 19, P 26 Janusch, M. P 42, P 43, P 45 Joannidis, M. FV 13, P 15 Jung, C. FV 04 Kaehler, C. P 15 Kamarachova, I. P 02 Karoussos, I. A. P 55 Kehmeier, E. P 18 Kellinghaus, J. P 19 Kelm, M. FV 02, P 18, P 19, P 46, P 50 Kersten, A. FV 02 Kibbel, T. FV 10, P 20 Killermann, D. FV 06 Kindler, S. P 39 Klebl, F. FV 17, P 51 Kleinbongard, P. P 18 Knackstedt, C. P 46 Knebel, F. P 23 Kneidinger, N. FV 15, P 07 Koball, S. P 03, P 06 Königshausen, E. FV 09 Konorza, T. P 28 Kramer, L. P 07 Krämer, R. FV 20, FV 21 Kreymann, G. K. FV 12 Kropp, M. P 18 Kurowski, V. FV 06, P 48 Kurschat, C. FV 16
Laier-Groeneveld, G. P 16 Lang, S. P 51 Lange, M. P 38 Langgartner, J. FV 17, P 51 Laubenthal, H. FV 19 Lauer, T. P 18 Lefringhausen, L. FV 18, P 44, P 52 Lejczyk, J. P 26 Lemm, H. P 42, P 43 Lepper, W. FV 02 Lewalter, T. FV 01, FV 03 Lewejohann, J.-C. FV 10 Liebe, S. P 58 Lind, A. P 36 Lind, A. Y. P 02, P 08, P 28, P 54, P 56 Lindner, G. FV 15, P 07 Link, A. P 09 Lütticken, R. P 19 Maagh, P. FV 07, FV 14, FV 18, P 29, P 30, P 32, P 33, P 37, P 44, P 52 Machnick, S. A. P 31 Machnik, S. P 27 Madl, C. P 07 Maher, T. M. P 17 Maier, C. FV 12 Malago, M. P 49 Malfertheiner, P. P 17 Malyar, N. M. P 02, P 08, P 28, P 56 Mandraka, F. FV 17 Mandrakas, N. FV 17 Mann, K. P 56 Massalme, M. FV 05 Meisel, T. P 09 Meissner, A. FV 07, FV 08, FV 14, FV 18, P 29, P 30, P 32, P 33, P 37, P 44, P 52, P 59 Merx, M. W. FV 02, P 18, P 19, P 50 Miebach, T. FV 19 Miller, M. P 02, P 08, P 54, P 55, P 56 Mischke, K. P 46 Mitzner, S. P 10 Möller, K. FV 22 Möller, M. P 24, P 25 Molodjavyi, A. P 14 Mügge, A. FV 19 Müller-Bardorff, M. FV 06 Mummel, P. P 28 Neudeck, M. P 57 Neumann, M. P 17 Neuzner, J. P 24, P 25 Nickenig, G. FV 01, FV 03 Niedeggen, A. P 26 Nierhaus, A. FV 12 Nitsche, R. FV 22 Nöldge-Schomburg, G. P 10 Nowak, D. P 58 Osche, S.
FV 20, FV 21
Pauschinger, M. P 40 Perings, C. A. FV 14, P 21, P 27, P 29, P 30, P 33, P 34, P 35, P 59 Petersen, P.-F. P 50 Petros, S. P 39 Pfeifer, R. FV 04 Pierau, C. P 48
Abstracts 39. Gemeinsame Jahrestagung
Pin, M. P 11 Plehn, G. FV 14, FV 18, P 27, P 29, P 30, P 31, P 32, P 34, P 35, P 44, P 52 Plicht, B. P 02, P 08, P 28, P 36, P 55, P 56 Poerner, T. C. FV 04 Pott, L. FV 08 Prull, M. W. FV 07, FV 14, P 29, P 30, P 33, P 34 Quanz, K. FV 11 Radecke, K. P 36 Radke, P. W. P 48 Rassaf, T. P 18 Rehberg, S. P 38 Reindl, W. P 05, P 57 Reith, S. P 26 Richly, H. P 02, P 08, P 56 Ridjab, D. P 40 Ringmaier, S. P 05 Robert, N. FV 19 Rödiger, C. FV 04 Rühl, A. P 17 Sanad, W. P 47 Sander, J. P 38 Saner, F. P 49 Sasse, A. P 50 Sauer, M. P 10 Savai Pullamsetti, S. FV 11 Schademann, C. P 24 Schauerte, P. P 46 Schermuly, R. T. FV 11 Schimke, I. P 23 Schimpf, T. P 46 Schindler, W. FV 11
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Schipper, J. P 03 Schlosser, M. FV 04 Schmid, R. P 05, P 57 Schmidt, R. P 10 Schmitz, M. P 41 Schölmerich, J. P 51 Scholz, K. H. FV 22 Schrader, J. P 19 Schrage, M.-O. FV 18, P 21, P 34, P 35, P 44, P 52 Schultheiss, H.-P. P 40 Schulze, G. P 39 Schunkert, H. FV 06, P 48 Schusterschitz, N. P 15 Schütz, K. P 24 Schwab, J. FV 01, FV 03 Schwarz, C. P 07 Seeger, W. FV 11 Siebig, S. FV 17 Siekierka-Harreis, M. P 14 Smith, G. B. P 12 Söffker, G. P 45 Stedtler, U. P 04 Stein, M. P 15 Steiner, S. B. P 14 Stövesand, J. P 03, P 06 Stremmel, W. P 17 Subbe, C. P. P 12, P 13 Sucker, C. FV 16 Süfke, S. FV 10, P 20 Taskaya, G. P 41 Trappe, H.-J. FV 07, FV 08, FV 14, FV 18, P 21, P 27, P 29, P 30, P 31, P 32, P 33, P 34, P 35, P 37, P 44, P 52, P 59 Trautmann, S. P 22
Umgelter, A. P 05, P 57 Vallancer, B. P 17 Van Aken, H. P 38 van Bracht, M. FV 14, P 35, P 37, P 59 Vasold, A. FV 17 Vogelsinger, H. FV 13 Voiculescu, A. FV 09, P 53 Volger, B. FV 22 von Knobelsdorff, G. FV 22 Vormbrock, J. P 27, P 31 Weber, C. P 19 Weidhase, L. P 39 Weiler, S. FV 13 Weise, M. P 22 Weissmanm, N. FV 11 Wellner-Kienitz, M.-C. FV 08 Werdan, K. P 42, P 43, P 45 Westphal, M. P 38 Wickenbrock, I. FV 07, FV 14, P 27, P 29, P 30, P 31, P 32, P 33, P 34, P 35, P 37, P 59 Wiegand, U. FV 05 Wieneke, H. P 02 Wimmer, R. P 42, P 43, P 45 Winkler, M. P 42, P 43 Wolfrum, S. P 48 Wrede, C. E. P 51 Yüce, A. P 55, P 56 Yüksel, Z. P 49 Zöller, M. P 17 Zorn, H. P 45 Zühlke, C. FV 18, P 27, P 31, P 33, P 34, P 35, P 44, P 52
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