Deutsche Ornithologische Gesellschaft. 54. Jahresversammlung (1936) in Bonn. Vom 21.--25. Juli tagte die 54. J a h r e s v e r s a m m l u n g der D. O. G. in B o n n a m R h e i m Z u r Auswahl dieses Ortes hatte dos R e i c h s museum Alexander K o e n i g Veranlassung gegeben, dos nunmehr auch als ~iuiterer und innerer Mittelpunkt die denkbar geeignetste St~tte fiir die beste Abwicklung der T~gung bildete. Anwesend waren 61 1 g i t g l i e d e r der D.O.G.: 0. tteinroth, F. Steinbacher, E. Stresemann(K. Ohnesorge, It. Steinmetz sen.; Banzhaf (Stettin), Miss Barclay-Smith (London), FrI. E. Beele (Berlin), Frh. v. Bod'man (Radolfzell), G. v. Bruchhausen (Berlin), Frl. G. Cadow (Berlin), Doehter (Cello), Drost (Itelgoland), Eeke (Tscbammendorf), Fuchs (Kleve)~ Gerber ILeipzig), Baron Geyr (Hann. M~indeu), Harniseh (Kiel), Hauchecorne (KSIn), Hock sen. (Berlin), v. Itedemann (Schleswig), Frau K. Heinroth (BeNin), Henrici (Rondel), Hens (Valkenburg, Holland), Henze (/£aveusburg), Hildebrandt (Altenburg), l=tilprecht (Magdeburg)~ v. Jordans (Bonn), v. Kalitseh (Carlstein), Klamm (Bingen), Kleinsehmidt (Wittenberg), Koenig (Bonn), Krieg (Mhnehen), v. Lueanus (Berlin), Makatsch (Leipzig)~ Masarey (Basel), Meise (Dresden), Murr (Miinchen), Neubaur (Bonn)~ Neumann (Berlin), Niethammer (Berlin), Perry (Kreuznach), PSnitz (Leipzig), Reich (Bremen), Sack (Leverkusen), Salzmann (Berlin), E. Sch~fer (Berlin), B. Schneider (Leipzig), Schreurs (Hills)Sehfiz (Rossitten), Sehlbaeh (Rinteln), Sick (Berlin), Siewert (Werbellinsee), G. Stein, bacher (Berlin), Thienemann jan. (KSln), Trettau (@immel), Wachs (Dresden), WSckener (Celle)~ Zebe (Trebnitz), Zimmermann (Dresden), K. Zimmer (Berlin). Dazu 50 i'estgestellte G g s t e,, darunter u. a. der Vertreter des Oberbfirgermeisters der Stadt Bonn, Herr Dr. I-Iorster; der Vertreter des l~.ektors tier Universitg~t Bonn, Herr Prof. Dr. Schmidt; tier Vert.reter des Kreisleiters der N.S.D.A.I~., Herr Itornung; der Gaujggermeister Jagdgau l?~heinland Nord, Graf Hoensbroech; der Kreisj~germeister yon Bonn Stadt und Land, Herr H. v. Jordans; die Pressevertreter. Festliche E r S f f n u n g fond die Tagung am A b e n d des 21. J u n i mit einer geselligen Veranstattung in de~l priichtigen R~umen der Donner ,,Lese- und Erholungsgesellsehaft", wo die erschienenen Mitglieder sich zum Abendessen an blumengeschmtickten Tischen zusammenfanden. W i r geben im folgenden den ~Vortlaut der B e g r i i l ~ u n g s r e d e des Herrn Geheimrat An EXA~DER KOENIG wieder: ,,Hochansehnliche Versgmmlung i Bevor ich meine Begriil3ungsworte an die Deutsche Ornithologische Gesellschaft riehte, wollen wir Alle in D a n k b a r k e i t and Verehrnng unseres FLihrers Adolf Hitler gedenken. Ich fordere Sie daher anf, sich yon Ihren Sitzen zu erheben and mit mir einzusti,nmen in ein dreifaches Sieg Heili Sieg Heili Sieg Hell! Meine D a m o n und H e r r e n ! W e r jemals mit Versti~ndnis auf den Gesang der VSgel gelauscht, der h~t such sicherlieh die Seele des Sgngers durch seinen liedersii~en 44*
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f,l.1936 Orn. L
Mund herausreden hSren. Es ist allerdings der Gesang des Vogels eine zum Vollduft gelangte Bliite des Geftihls, - - allein man kSnnte mir einwenden, dag sie doeh nur yon der Neigung und Liebe zum anderen Gesehleeht zu Klang and Leben gerufen sei, - - und nur hierm ein Gefiihl bekunde, - - and ieh diirfte dem nieht widerspreehen, obsehon ieh immerhin noeh Einiges hinzuftigen miil3te. Denn der Gesang des Vogels ist ja, wie wohl Jedermann weil3, aueh Widerglanz und Widerspiegel der Jubellust des Friilflings: wenn die Sonne sieh verbirgt, verstummt selbst zu Zeiten der Liebe der Gesang, wenn sie bellleuehtend stralllt, f~llt all' ihr Glanz and Sehimmer in des Vogels Herz, and er redet und dichtet laut zum Preise der lebenspendenden Macht." Diese goldenen Worte unseres unvergeitliehen AnFRED EIDMV~D BnE~3~ stehen verzeiehnet in seinem herrliehen, his heute noeh untibertroffenen Buehe ,,Das Leben der VSgel". Sie haben auf mieh sehon als Knaben einen gewaltigen Eindruck gemaeht und haben sieh dann wie ein roter Paden dureh mein ganzes Leben gezogen, - - und immer und iiberall, wo ein wiehtiges Ereignis meinen Lebensweg kreuzte, haben sie mit ihrer ganzen Wueht vor meiner Seele gestanden, so dag ieh mieh ihrer oft als Einleitung bei einer Anspraehe oder Rede bediente. Meine hoehverehrten Damen und Herren! Es hat yon jeher in tier wissenschaftliehen Naturforsehung zwei sieh diametrM gegeniiber stehende Riehtungen gegeben. Die eit:e Riehtung ist yon der Idee erNllt, dal3 das Tier nieht aus sieh selbst handelt, sondern zu seinen Handlungen getrieben wird (animal non agit, sed agitur). Dieser kaltniiehternen, abstrakten Ansehauung steht die andere gegeniiber: da6 bei den h6her entwiekelten Tieren intellektuelle und psyehisehe Eigensehaften obwalten. Zu dieser Riehtung habe ieh reich bekannt von Beginn meiner Forschert~tigkeit bis in mein hohes Alter hinein. Und ieh sage es hier often and frei heraus, dal] ieh reich gliieklieh in dieser Forsehung gefiihlt habe. Denn wen n ieh in meinem Jiinglingsund Mannesalter den VSgetn mit der Flinte in der Hand, - - wo immer es aueh gewesen sein ma~', - - naehgegangen bin, und wenn ieh sie dann unter Ausdauer and Flei6 mit Kunst nnd Miihe iiberlistet and erlegt habe: dann hat mir der gewonnene Einbliek in ihre geistigen F~higkeiten immer die griigte Bewunderung abgeruugen. Und wie oft und nachhaltig haben mieh meine groBen und weiten Forschungsreisen yon der hohen Arktis his tier in das tropisehe Afrika hinein, die ieh an der Seite meiner treuen Lebensgef~hrtin auszufiihren das Gliiek gehabt habe, zur Ueberzeugung und Gewi6heit gebracht, dag nieht etwa die Bereieherung dureh neue, wertvolle Tierobjekte den wahren Inhalt der Forsehung darstellt, sondern da6 h6her als diese die wahrgenommenen seelisehen Eigensebaften des erbeuteten Lebewesens zu bewerten sind. So bin ieh denn stets and tiberall in meinem ganzen Forseherleben mit iiberzeugender Kraft auf die ~Vahrheit des herrtiehen Bibelwortes hingewiesen worden, welches unser groL3er Naturforseher CARLEn~ST yon L;~m:" allen Auflagen seines weltumfassenden Systema Naturae Ms Motto beigegeben hat: ,,O Jehovah, quam ampla sunt tua opera", oder wie wit im Buch
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de~" B~icher lcsell, im herrlichc,l Psahn 104, der das Lob Gottes aus dem Buche der Natur verktindet, Vers 24 ,,Herr wie sind deine Werke so grol~ and viel! Du hast sie alle weislich geordnet, and die Erde ist voli deiner Giiter." )/fit diesen einleitenden Worten begriiBe ich am heutigen Abend die Deutsche Ornithologische Gesellschaft in Bonn. Es ist mir eine auBerordentliche Freude, diese beriihmte Gesellschaft in Bonn willkommen zu heil~en: den nahezu vollst~indig erschienenen Vorst~nd der Gesellsch~ft, die den bmgen Weg nieht gescheut habenden Mitglieder sowie die zahlreichen Freunde und GSnner der illustren GeseltschaiL Aber wie jede Freude in unserem menschlichen Leben nicht vollkommen sein kann, so auch heute hier. Wir vermissen schmerzlich in unserer Mitte den hohen Protektor unserer Gesellschaft, Seine Majest~t, den KSnig FERDINANI) VOI~BULC-ARIEI% Seine Majest~t, KSnig FFRDII~AI~.D hat mir geschrieben, dab er es aufs lebhafteste bedaure, aus Gesundheitsriicksichten bei seinem hohen Alter der Jahresversamnflung tier D.O.G. in Bonn fernbleiben zu miissen; Seine Majest~it hat reich aber beauftragt, seine besten Orti~e der hier tagenden D.O.G. zu iibermitteln und gleichzeitig seine Wtinsehe fiir einen vollen Erfolg der Tagung auszusprechen, was ich hiermit rue. Ebenso bedauern wir aufs tiefste das:Fernbleiben unseres hochverdienten Ehrenmitgliedes, unseres hochgeschfitzten und allseitig beliebten Ehrenvorsitzenden, des Geheimen Regierungsrates, Professor Dr. AN~o~ R~ICEENOW, des Nestors nnserer Gesellschaft, der an der Schwelle des 90sten Lebensjahres steht und aus diesem Grunde sein Fernbleiben nnter den w~rmsten Griil~en und Wiinschen zu entschu]digen bitter. Aber es ist mir nicht nur eine Freude, sondern auch eme gro~e Ehre, die D.O.G. hier in unserer schmueken Gartenstadt Bonn am m~ci~tigen Rheinstrom, der historischen St~itte unseI"er beriihmten Rheinisehen Friedrich Wilhelms-Universit~it, willkommen zu heiBen. Dabei ist es Inir eine Ehrenpflieht, den Spitzen unserer BehSrden fiir ihre offenkundige Teilnahme, fiir ihr freundliches Entgegenkommen und die Entsendung ihrer Vertreter wfirmstens und verbindlichst zu danken. Und schliet~lich m6ehte ich mir in bescheidener Weise auszusprechen erlauben, dab vielleicht nieht ganz ohne Absicht Bonn zu den Tagungen der 54. Jahresversammlung seitens der D.O.G. im vergangenen Jahre gew~ihlt worden ist, um meine SehSpfung und mein iangjiihriges Lebenswerk, das Reichsmusenm Alexander Koenig, einer n~heren Besiehtigung zu unterziehen. So mSchte ieh denn zum SchnB den Wunseh ausspreehen, dab sieh alle Teilnehmer an den kommenden Tagen wohl und vollbefriedigt fiihlen mSehten, l~I5gen die vorgesehenen Tagungen in ernster, wiirdiger Arbeit einen vo]ten Erfolg gew~hren und mSgen aueh die geplanten Ausfliige in Bonns n~ihere trod weitere Umgebung allen Teilnehmern in angenehmer Erinnerung verbleiben! Daraufhin erhebe ieh mein Glas und bitte Sie Alle dasselbe zu tun, um mit mir auf das Wohl der D.O.G. zu trinken. Stimmen Sie mit mir ein wenn ich rufe: die D.O.G. lebe Hoch, Hoch, Hoch!"
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[J. 0rn. t I936
Weiterhin ergriffen zu kurzen Anspraehen das Wort: Herr HEIN~O'rH als I. Vorsitzender; Herr KmEG fiir die Ornith. (4es. in Bayern; Herr Y. LUCANUS; Herr B. SCH~Et])ER ffir den Verein S~ehs. Ornithologen; Herr Schulrat H A H ~ fiir den Naturhistor. Verein der Rheintande und Westfalens. Als erster Grufl von ausw~rts wurde ein T e l e g r a m m u n s e r e s P r o t e k t o r s K S n i g FERDINAND verlesen. Herr und Frau Geheimrat K o ~ m batten dafiir gesorgt, dag die musikalisehen Darbietungen eines Orehesters und die m~rchenhafte Beleuehtung der Rheinterrasse dem Abend noch einen besonders eindrueksvollen Ausklang gaben. Am Morgen des 22. Juli versammelte sieh die Oese]lsehaft zur Geschfiftssitznng erstmalig im Musemn Koenig, dessen seh6ner HSrsaal fiir alle wissensehaftlichen Veranstaltungen im Rahmen der Tagung zur Verffigung stand. Herr HHN~OT~ erSffnete die Sitzung mit einigen M i t t e i l u n g e n fiber die G e s e l l s e h a f t . Die Mitgliederzahl erhShte sich im Gesch~iftsjahr yon 674 auf 690. Eine Anzahl To d e s f ~ l l e haben besonders in den Reihen der Ehren- und Korrespondierenden Mitglieder sehwere Lficken gerissen. Am 10. Okt. 1935 verstarb Prof. MmgAEn M~:NZmER in Moskau, Ehrenmitglied seit 1930. Am 31.1936 M~rz sehlog Dr. OTluARREIs~R in Piekern (Jugoslavien) als eines unserer iiltesten MitgIieder fiir immer die Augen; er war seit 1885 Mitglied, seit 19'24 Ehrenmitglied. Ferner verstarben die Korresp. Mitglieder Max BARTELS in Pasir Datar auf Java am 7. April (Mitglied seit 1903, Korresp. Mitglied seit 19'23) und Prof. Dr. Kono~unN L~cg~ in Pecs (Ungarn) am 7. Jan. 1936 (Korresp. Mitglied seit 1935). - - Von Mitgliedern verlor die Gesellsehaft dureh den Ted den weitbekannten Tierpfleger F. E. Bnaauw am 18. Jan. 1936 in Gooilust (Mitglied seit 19~3); Forstmeister F ~ z MENZEI~ in Braunsehweig am 6. Juli 1935 (Mitglied seit 1919); Fran M ~ a ~ S T a E S E ~ am 18. April in Wandsbek (Mitglied seit 1923). Zu E h r e n m i t g l i e d e r n wnrden ernannt: Dr. h. c. OTTo LEEGE auf Juist (Ostfriesisehe Inseln); Mrs. MARGA~E~ M. NICE in Columbus (Ohio, U.S.A.); Dr. BoRm S~Ec.MAx~ in Leningrad. Zu K o r r e s p o n d i e r e n d e n Mitgliedern wurden ernannt: Mr. SAnI~ A. AsI in Bombay; Mr. F~ED~:RIO N. C~ASEN in Singapore, Curator des Raffles Museum, Verf. yon ,,A Handlist of Malaysian Birds" 1935 ; Dr. R o B ~ T C. MuRPmr in New York, Verf. des Werkes ,,O~eanie Birds of South America" 1936. Darauf gab Herr ST~I~IE~z eine Uebersieht iiber die K a s s e n v e r h i i l t n i s s e d e s J a h r e s 1935, wonaeh die Einnahmen 10012,81 M, die Ausgaben hingegen 1017~,17 M betrngen, sodaB noch ein Rest yon 159,36 M zu decken ist. Im einzelnen stellen sich Einnahmen und Ausgaben wie folgt:
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54. Jahresversammlung (1936) in Bonn. Ausgaben
Einnahmen 1. Durch G~ste eingenommen 2. Verkauf dutch den Buehhandel 3. Mitglieder-Beitr~ge 4. Saldo
~ Berlin, d. 15. Juni 1938. Dr. Bra~.
34 1228 8750 159
10172
1. Saldo 1934 77 56 2. Journal (Druck, Klisehees, Versand~ t~raeht, Papier, 5O Honorare, Arbeiten i. d. 31 Geschiiftsstelle Invaliden86 8207 18 str. 43) 3. Sohstige Drucksaehen, Drucksachen zur Jahresversammlung, Briefbogen, 549 63 Umsehl~ge etc. 4. Anteil am Vogelzug 1934 652 50 5. Beitr~ge fiir andere Vereine, kh Anschaffnngen, gekaufte Journale, Ergiinzung tier Bib]ioth6k 160 40 6. Porti in tier Geseh~ftsstelle und Kassenstelle, Mahngebiihren, Einziehen der Beitriige etc. 284 60 7. Saalmiete, Einladungenzu d. Monatsversammlungen~ Druek u. Versand d. Einladungskarten~ Bedienung, Versand der Mitgliederkarten 240 30 17....
Bonn, d. '20.Juti 1936. Dr. yon J o r d a n s
~qfg~ 10172
17
Berlin, d. 31. XIL 1935. It. S t e i n m e t z .
Die Kasse ist in Berlin yon H e r r n Dr. BRASS und in Bonn von Herrn Dr. vo~ J-ORDANS gepriift worden, der hieriiber kurz Bericht erstattete und Entlastung fiir den Schatzmeister beantragte, die auch einstimmig erteilt wurde, verbunden mit dem w~rmsten Dank der Gesellsehaft fiir ihren unermiidlichen H e r r n STEINiMETZ. Von verschiedenen Seiten waren inzwischen handschriftliche oder telegraphische G r i i f i e z u r J a h r e s v e r s a m m l u n g eingegangen: yon unserem Erenvorsitzenden, H e r r n Geheimrat A. R~aCRE~0W, den Korresp. Mitgliedern Herrn J. DsnAcocR-Ch~teau de Cl~res und H e r r n J. SCHE~KBudapest, und den Mitgliedern Prof. A. Gmc~i-Bologna, RICHARDf-IEYDJs~ROederan, Pro£ A. LAuBMA~r-Miinchen, Prof. J. THIENEMANN-Rossitten, Amtsgerichtsrat F. TlscHLER-Heitsberg, yon der Eleetro]a-Nowawes. Nunmehr hatte statutengemiil3 die W a h l d e s V o r s t a n d e s zu erfolgen. A u f Wunsch mehrerer Mitglieder schritt man zu einer Zettelwahl. W~hrend der Abwesenheit des Vorstandes fiihrte Herr B. SCH~E~D~m den Vorsitz nnd besorgte zusammen mit Herrn O. KLEI~SC~ImDT die Ermittlung der Stimmzettel-Ergebnisse. 40 stimmberechtigte Mitglieder
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[J.1936 0rn. L
waren anwesend. Im ersten Wahlgang traf die Wahl zuw I.Vorsitzenden auf den anwesenden Baron H. GEY~ vo~ S C ~ W E ~ U R G , tier die grSl~te Stiwmenzahl auf sich vereinigte. Herr Baron G~yR lehnte unter herzlichew Dank fiir das ihw entgegengebrachte Vertrauen ab. Der zweite Wahlgang ergab eine absolute Stimwenwehrheit (24 Stiwmen) ffir ProfessorF. S'rEI~BAO~r~, den bisherigen ILVorsitzenden der Gesellschaft. Der Vorstand wurde hereingerufen und Herr Professor S ~ c ~ R nahw, in tier ersten Ueberraschung unter Vorbehalt, die Wahl an. Er fibernahw satzungsgem~I~ sogleieh den Vorsitz und dankte Herrn t)r. H~I~~ o ~ aufs herzlichste f~ir seine l~ngjahrigen grol]en Verdienste als I. Vorsitzenden. Da aus Zeitwangel darauf verzichtet wurde, den Wahl~ akt auf die fibrigeu Vorstandswitglieder auszudehnen, bleiben diese bis zu der 1937 in Dresden nachzuholenden Erg~nzungswahl iw Amt. Es sind dies: Prof. S~SE~AN~ (GeneraIsekret~r); H. S ~ l ~ z (Schatzmeister); Dr. RE~sc]~ (Bibliothekar). Der Schriftfi~hrer, Herr Landsgerichtsdirektor OeI~SO~OE, butte infolge beruflicher Ueberlastung gebeten, yon seiner WiederwahI abzusehen. Die Aemter des ~. Vorsitzenden und des Sehriftfiihrers sind demnach zur Zeit unbesetzt. Als letzter Programwpunkt der Mitgliederversawwlung war schlie~lich noch die F e s t s e t z u n g d e s T a g u n g s o r t e s fiir 1937 vorzunehmen. Der schon im vergangeneu Jahr vorgebrachten Aufforderung einer Gruppe der M a g d e b u r g e r O r n i t h o l o g e n , die Tagung 1937 nach Magdeburg zu verlegen, stand neben einer Einladung des Ausstellungs- uad Fremdenverkehrsawtes der S t a d t S t u t t g a r t die Aufforderung der I)resdener Ornitholologen gegeniiber, die mit einew Sehreiben des Vereins Sachsiseher Ornithotogen (gez. B. ScH~IgE~, R. H ~ I ) ~ , R. ZIMME~A~), einem Schreiben des Ornithologischen Vereins Dresden (gez. MEIS]~) und einem Sehreiben des Staatl. Museums ffir Tier- und VSlkerkunde (gez. KU~IEaLSwE) die Abhattung tier Tagung in D r e s den w~rmstens ewpfahlen (1937: 40j~hr. Bestehen des Orn. Vereins zu Dresden und 40. Jahrestag jener besonders ertragreichen Jahresversammlung der D.O.G. 1897 in Dresden, aufJerdem 15. Jahrestag der Grfindung des Vereins S~chs. 0rnithologeu). Somit war die Wahl sehwer. Eine Abstiwmung entschied dann eindeutig ftir Dresden. Die Reihe der w i s s e n s c h a f t l i e h e n V o r t r g g e erSffnete Herr Dr. K. ZEBE (Trebnitz) wit einem Lichtbildervortrag ,:Am H o r s t d e s S c h 1a n g e n a d 1e r s". - - Z. Zt. ist nur ei n sichres Brutvorkommen yon Circa~tus gallicus in Deutschland bekannt: eben das soh]esische Pant, das nun schon seit dem Jahre 1933 unter der Kontrolle and Obhut des Herrn Z ~ E steht. Der Schlangenadler scheint in seiner Existenz durch den Niedergang der niederen Wirbeltierfauna und den vermehrten Abschu{~ des Mgusebussards~ mit weleher Art er vow Unkundigen nur zu leieht verwechselt wird, recht bedroht. MSglicherweise ist er aber doch noch an manchew frfiheren Brutplatz nachweisbar. Im ¥ergleich zu anderen RaubvSgeln f~llt beim Sch]angenadler die enorme Breite des ttauptes auf, die durch den eigentiimlichen Schadel-
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ban und das auoh sonst ungemein reiehe und dichte Gefieder bedingt |st. W~ihrend der Brutzeit mausern die VSgel stark und verraten dadureh teicht den Horstptatz. Das Flugbild |st bnssardartig, aber mit l~ingerem StoK Der Sehlangenadler hSrt sehr gut, sein nicht oft ausgestoi]ener Ruf |st melodiseh, zweisilbig pfeifend. Der auffallend kteine Horst, dessen oberstes Gezweig st~indig erneaert wird~ steht in flachen Kiefernkronen. Hauptsiichlieh br[itet das ~, das c~ 16st nur zeitweise ab, be|de sitzen sehr f'est. Naeh Ankunft zu Anfang April wird das Ei Ende d. M. odor in den ersten Maitagen gelegt. Die selbstverst~indliche Riieksichtnahme auf die einzigartigen Brutv6gel gebot ~uf~erste Zuriiekhaltung, und so wurde die Brutdauer nur ungef~hr mit reichlich 35 Tagen geschiitzt. Anfang Juni schliipf~ das ,lunge. Die Ern:~ihrung iibernimmt in den ersten Lebenswochen zun~chst der Vater, sp~tter sind be|de Eltern daran beteiligt. Den Hauptanteil der Beutetiere stellt die Ringelnatter, yon der ein Brutpaar fiir sieh und den Nestling in der Saison mehr als 1000 Stiiek verbraueht. Das Zutragen gesehieht im Kropf und Schnabel, die Fiinge werden dazu nicht benutzt. Die Abgabe der oft noeh tebenden Beute an das Junge fiihrt zu bewegten Szenen, die in einer grof~eu Anzahl ausgezeichneter Bitder festgehalten sin& Alt- und Jungvogel scheinen fSrmlich um die Schlange zu ringen, der Alte hat oft Miihe, das G]eiehgewieht mit den Fliigeln zu halten und ist am Ende der Prozedur siehtlich angestrengt. Die Nattern werden beim Pang mit dem Kopf voran verschlungen, sodM3 sie also verkehrt herum wieder herausgezogen werden miissen und zwar nicht fiber die Schnabelspitze~ sondern seitlich dnrch den Mundwinkel; geIegentlich hilft der A]te mit dem Fang naeh, der Rest wird erbrochen. Das Junge gibt Speiballen erst in den letzten Horstwochen yon sich. Nach etwa 80 Tagen, gegen Ende August, |st es fltigge, scheint aber noch sehr unselbstiindig zu sein. Der Abzug findet im Oktober start. - Eine eingehende Schilderung der am schlesisehen l-]orst gemachten Beobachtungen und der sonstigen bekannten Lebens~ulBerungen des Schlangenadlers wird, ausgestattet mit einer Re|he yon Bildtafeln, im September d. J. als Sonderheft der Berichte des Vereins schlesischer Ornithologen erscheinen und |st yon dort (Dr. M. SCHLOT~, Breslau, Zool. Garten)-zu beziehen. 1) AnschlieBend sprach Herr Professor F. STEINBAO~EI~ (Berlin) tiber dieSystematik der palaearktischenWanderfatken.--Nach der Feststellung yon S~:EG~A~-, dal3 eine zuniichst nicht wetter zu scheidende Population von Falco pereyri.nus den grSf~ten Teil yon Rugland und den St|den yon Sibirien bis Ussurien bewohnt, was der Vortragende an Proben aus dem Material yon Leningrad nachpriifen und bestiitigen konnte, kommt er wetter zu dem Schlug, dag auch skandinavische Wanderfalken und die sehottischen BrutvSgel davon 1) Vgl. auch V. ZEBS,,Beobachtungen an einem schlesischen Schlangena,dlerItorst, Ber. d. Vereins sehlesiseher Ornithologen 1933, p. 47--57 (mlt Litergturzusammenstellung); ders., Weiteres yore Schlangenadler, Ber. d. Ver. sehles. Orn. 1985, p. 28- 33.
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nicht zu unterscheiden sin& Trotz K~:l~sc~t~ig~s Bemiihungen mn eine genauere Kennzeidmung" (seine Formen brittcmicus und scctndinaviae) bleibt fiirs erste nur iibrig, diese ganze Gruppe J~alco 19. peregrimts zu nennen. Ebenso sicher ist es, dab westeuropi~ische Stiicke, einschliegtich der deutschen, davon zu trennen sind; fiir sie kommt sis iiltester Name germanictts in Frage. Fiir nordische'Wanderv5gel hat man die Namen lettcogenys und calidus, die beide unsicher Bind, sodal3 man sich am besten an die neuen Bezeiehnungen der russischen Ornithologen hglt, die sieh auf BrutvSgel sttitzen. Far die nordrussis&e und nordwestsibirische Rasse ist die Bezeichnung caeruleiceps Stegmann anzunehmen. Ostasien wird dagegen yon einer anderen, deutlich verschiedenen Form bewohnt, fiir die BuTu~i~iNs Name harterti gelten kann. Daran schliel~t sich dann peaIei yon den Kommandeur-Inseln an. In Siideuropa ist broo]¢ei aus Spanien und Sardinien bekannt, Nordafrikaner lassen sich als punicus abtrennen; zweifelhaft bleibt der kaukasische caucasieus in seinen Untersehieden gegen broo~°ei. Die Wiistenformen pelegrinoides aus Afrika und babylonic~ts aus Zentralasien stehen sich auBerordentlich nahe, eine besonders helle Form (yobicus nach ST~:G~A~) 1N3t sich davon nicht abtrennen. Herr Dr. K~EI~CSC~D~ bemerkt zu dem Vortrag yon Professor S~'EI~UAC~ER, dal~ er mit desseu Ausf~ihrungen nicht einverstanden sei. Z. B. sei eine Wanderf'Mkenrasse, die yon den britisehen Inseln bis ~n den Stillen Ozean reiehe, ein tiergeographisches Monstrum. Er wolle sich aber hier nicht auf eine Kritik einlassen, die spiiter an anderer Stelle erfolge, sondern eine erfreuliche Mitteilung machen. Das heutige Interesse gelte vor allem Vererbungsfragen. Das Museum Koenig biete in zwei vorgelegten Falken, Sohn und Tochter des Typus yon ,,rhenctnus", ein sehSnes Beispiel yon Vererbung. Diese ,Epitypen" h~tten unter sorgf~ltiger jahrelanger Pflege das Praehtkleid erlangt, welches sich nur selten in Sammlungen finder. Die Stiieke seien noch zudem yon dem - - im iibrigen anwesenden - - Tiermaler ~)E MAES kiinstlerisch pr~ipariert. Dr. KI~EI~SC~DW legt ferner ein ~hnliches Prachtkleid veto sardinischen Wanderfalken vor, wie el" es in drei Jahrzehnten unter zahlreichen Biilgen, die durch seine Hi~nde gingen, nut einmal erhalten habe. Darauf berichtet Herr Dr. E. Scnt~z (Vogelwarte Rossitten) tiber neue Versuche zur U r s a c h e n - F r a g e der Herbstzugr i c h t u n g e n . Es handelt sich dabei vor allem um die Versetzung yon 3000 Staren aus dem Memelgebiet nach Schlesien und Sachsen wghrend des Friihsommerzugs, die 1934 dank der Hilfe der deutschen Forschungsgemeinschaft stattfinden konnte. Ni~heres dartiber ist in ,,Vogelzug" 7 (1936, p. 163--175, H. KRX~zm und E. Scrzcz ,,Ergebnisse der Versefzung ostbaltischer Stare ins Binnenland") zu finden. Aul]erdem konnten die bisber nur vorlgufig mitgeteilten Ergebnisse des Storchversuchs 1933 (s. ,,Vogelzug:' 5, 1) erggnzt werden durch die Befunde an mehr als 50 Abziigtern der aus Ostpreugen nach dem Westen verschickten und zur normalen Zeit abgeflogenen jungen ,,Verpflanzungs-
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stSrehe". A u f entsprechende Versuehe der Vogelwarte ttelgoland m Zusammenarbeit mit Beringungs-Mitarbeitern wurde verwiesen (teilweise yon D~os~ vorgetragen in Oxford 1934), vor altem aueh auf neue Ergebnisse yon W. R ~ I J L (unverSffentlieht). Man kann die noch heute wirksamen Einfliisse so zusammenfassen: I. O e k o 1 o g i s e h e F a k t o r e n, die nieht nut Ern~hrung und Sicherheit zu betreffen brauehen, sondern aueh flugteehnisehe Vorteile bedeuten kSnnen, wie im Falle des Storeh-Sehmalfrontzugs (vgl. G m ~ VO~SeI~WEP~ENBUUa in ,,Storehzug and Mittelmeer", Journ. f. e r a . 1936 p. 339--350) oder des aerodynamiseh veranlal3ten Umkehrzuges. Diese Erseheinung geh6rt gleieherma~en 2. zu den " W i t t e r u n g s - E i n f l i i s s e n , die bei manehen Arten offenbar von reeht groger Bedeutung sind (ScH2:~'K, Der Zug der Waldsehnepfe in Europa, Aquila 19~4 p. 75--t~0, ferner Umkehrzug im Friihjahr bei Temperatursttirzen usw.). Dazu kommt 3. bei geselligen Arten ein G e s e l l i g k e i t s t r i e b , dergestalt, dal3 mehr instinktsiehere (oder erfahrenere?) V6gel die weniger sieheren mitreigen diirffen. F e r n e r bleibt es 4. bei der Tatsaehe des R i c h t u n g s s i n n e s bzw. R i e h t u n g s t r i e b s (,,einer Eigensehaft . . . yon der wir bisher niehts anderes kennen als ihre Auswirkungen", wie sieh E. S~ESE~'IANN 1933 ausdri~ekt). Die neuen Versuehe erlauben die Bemerkung, dag n i c h t e i n W a n d e r n g l e i e h l a u f e n d zu e i n e r b e s t i m m t e n Riehtung ermSglieht bzw. a n g e s t r e b t wird, sondern das Einsehwenken in e i n b e s t i m m t e s Verbreitungsgebiet (L eb en sr aum). Als letzter Redner des Vormittags behandelt H e r r Dr. H. WAct~s (Dresden) d a s T h e m a , , S i l b e r m 5 w e n a l s J 3 r u t v 6 g e l d e r d e u t s e h e n O s t s e e k ti s t e". - - Trotz hartn~ekiger Gegenwehr der SturmmSwen ist es tier SilbermSwe (Larus a. arge~#c'~tus Pont.) in jahrzehntelangem K a m p f gelungen, sich auf der Insel Langenwerder in waehsender Zahl %stzusetzen. Gate Liehtbilder verausehautiehten eine Anzahl Mitteilungen aus dem Leben dieser Grol3mSwe, deren Brutbiologie in letzter Zeit yon versehiedenen Seiten eingehende Studien gewidmet worden sind~). Vor Sehtul~ der Sitzung gab der Genera]sekretttr den Worttaut yon Begriil,~ungstelegramlnen bekannt, die im Auftrag der Versammlung an den hohen Protektor der D. O. G., KSnig FnRm~Am), and an den Ehrenvorsitzenden, Herrn Geheimrat t~Em~E~C0w in Hamburg, dessen 89. Geburtstag am t. August bevorstand, geriehtet waren. Die Veranstaltungen des Nachmittags erSffnete H e r r Dr. G. STmXBACHn~ (Berlin) mit einem Vortrag , U n t e r s u e h u n g e n tiber die 1) Vgl. hierzu A. F. J. POtl,TIELJE~ Znr Ethologie bzw. Psychologie der SilbermSwe~ L. a. a. Pont. Arden 1998, p. 11'2--149. F. (/-O~Ze~E,Znr Biologie der SilberrnSwe nach Beobachtungen auf Memmert, demngchst im Jonrn. f. 0rn. -N. T I ~ R G ~ , Znr Soziologie der Silberm6we, L. a. a. Pont. ; Beitr. z. For~pflanzungsbiologie d. VSgel 1936, p. 89--96; weiteres wird yon T ~ s ~ nnd seinen Mitarbeitern in Aussicht geste]lt. 'Aus frllherer Zeit: ]~. M. S~ao.~., Habits and behavior of ~he tten.ing gull, L. a. Pont. ; The Auk 1914, p. ~----49, 178--199. -
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P i n s e 1z u n g e d e r L o r i i d e n", der detnni~chst zur VerSffentlichung gelangen wird. Nach diesen Darlegungen schritt Herr Dr. O. HE~NRO~g zur Vorfiiilrm~g yon V o g e l s t i H m e n - S c h a l l p t a t t e n . Es handelte sich dabei um Tonaufilahmen~ die in diesem Jahr yon J. STEI~BACHER und H. SICK Hit der C~rl-LindstrSm-A.-G. Berlin fiir die 2. Folge der ,Gefiederten Meistersi~nger", mit Text und Bildern vol~ Dr. O. H ~ ~ o ~ , geHacht wurden. D~ leider nur ein ganz unzureichendes Vorfiil~rungsgerSt zur Verfiigung stand, kamea die Platte~ nicht zur Geltung. Ihre Tauglichkeit auch fiir grol/e VortragsV~ume war zuvor bereits eindeutig erwiesen. Das Werk erscheint demn~chst im Bermiihler-Verlag Berlin. Weiterhin sprach Herr Prof'. R. Duos~ (Helgoland) zur Frage des Friihjahrskleides nordischerTrauerfliegensehn~tpperc~o s (~]Iuscicapa hypoIeuca). Ein grSBeres Balgmaterial lieg m~eh der TSnung der Oberseite der VSgel die Herausstellung yon 7 Farbtypen zu (VOH Vortragenden in B:Algenun d photographischen Aufnahmen demonstriert). Leider ist das sichere Brutmateriat aus Mitteleuropa noch immer sehr gering, doeh zeigt sieh auch jetzt schon die erwartete Abstufung, dal~ das Schwergewieht der dunklen o s C in Nordeuropa liegt (iiberwiegend Stiicke VOH ,,Typ 3"), w~hrend in Mitteleuropa. graue VSgel vorkommen (meist ,,Typ 6--7"). - - Niiheres hieriiber s. im ,,Vogelzug" 7 (1936, p. 179). Nuumehr zeigte Herr Forstassessor H. SmWERT seinen Fihn: , , B r u n f t b i l d e r v o n R o t - u n d D a m w i l d aus d e r S c h o r f h e i d e " . Die prgehtigen lebensvollen Szenen ~us dell bekannten mi~rkischen Hochwildrevier, keine 50 km nSrdlich yon Berlin, wurden mit groBem Beifall aufgenommen. Der Film wirkte durch seinen uuorlfithologischen Stoff als Abwechstung besonders erfriscbend. Neben den ausgezeichneten Hochwildbildern erfreute eine Episode Hit Meister Reinecke, der hier wirklich zn sehen ist, wie er ,,leibt und ]ebt". Als Auftakt zur Ftthrung dureh das Museum Koenig spraeh hierauf Herr Dr. KLEINSCIt~IDT fiber ,,Die W i c h t i g k e i t der P r i i p a r a t i o n s t e c h n i k fiir d a s S t u d i u m " . Der Vortragende ftihrte etwa fotgendes aus: Der J~tger ist kein Waidmann, wenn er nieht mit dem erlegten Wilde riehtig umzugehen versteht. Wie der Arzt den Henschliehen K6rper nut dadureh richtig kennen lernt, da[~ er wghrend seines Studiums auf dell ,,Prg.parierboden" Henschliehe Leiehen seziert, so sei aueh zum Studium der Ornithologie das Vertrautsein Hit eigenhg.ndigem Sezieren und Prgparieren unerlgglich. Es geniige nieht, nur lebende Tiere zu beobaehten und trockene H~iute in Museen zu messen und zu vergleichen; nieht alas ,,Kiinstlerauge:', sondern alas sorgfgltige Prgp~rat fiihre zum Erfolg. Die fibliehen Prgparate sind Heist zUsammengedriiekt wie tteringe in einer Tonne oder wie Zigarren in einer Kiste. Aueh damnter gibt es noeh g,lte Arbeit. Aus einer seit
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1856 verschlosseuen Papierrolle entnimmt der ¥ortr~gende einen sauberen Balg yon Ilypolais polycylotta, ein eigenh~indiges Priiparat yore ]~aron vo~ DE~ GABEnE~TZ, dem gugendfreunde ALFU~D B a ~ S , auf der gemeinsametl spanischen Reise angefertigt. Ffir gemtue Ulltersuchungen seieu heute noch viel bessere Pr~iparate herzurichtea. An solcben fund KL~I:SSC~.D% dalJ Oena,~the hispanica ccgari**ae eine ausgezeicbnete Form ist, und dal3 sie eine neue Auffassung des ,,Weltformenkreises" dieses Vogels erm5glieht. Bet den Weiudrosseln zeigt erst gut pr~ipariertes und vollstiindiges Material den verhgngnisvollen Irrtum, der his jetzt binsichtlieh der Unterscheidbarkeit der Island-Form bestfinde, und der leieht zur Herstelhng yon ganz falschen Zugkarten hg.tte fiihren kSnnen. So sehiie~t die Prgparationstechnik neue Erkenntnisse auf, die f[ir den Fachmann iiberraschend und ffir alle Zweige seines Faehwissens bedeutsam stud. Gerade Bonn besitzt in dem Tiermaler D~,: Mars einen Weltmeister wissenschaftlicher PrSparierkunst, and das Reichsmuseum Alexander Koenig zeigt in der Liebe, Sorgfalt und Sauberkeit, die es auf jedes einzelne Stiick verwen~let, wieviet FSrderung die Wissenschaft dadurch erffihrt, daft sie auf die Pr~parationstechnik gewissenhafte Geduld verwendet. Es mul3 nicht nur den Museen, sondern aueh dem Privatsammler and gerade dem Anfgnger ermSglieht werdea, die Sammeltechnik in diesem Sinne zu verbessern. Der Vortragende legt einen Dispensschein von 1895 and einen Erlaubnisschein yore ,[ahre 1931 vor, als Beweis, wie nStig die bier yon ihm gegebene Anregung ist. Er bittet die Anwesenden, der Angelegenheit ernste Beaehtung zu sehenkeD. So wenig waidm~innisehe Jagd den Wihll)estanft sehgdigt, so wenig kann der geringe Tribut. den die Wissensehaft yon der Natur entnimmt, dem Naturschutz zuwider laufen. Das Erlegen und Sammeln yon V6geln - - mit den Einscbrgnkungen, die sieh jeder wahre Naturfreund yon selbst aufeEegt - miisse gefSrdert and damit junger brauebbarer Naehwuchs an Miinnern der deutschen Wissenschaft herangebildet werden. Wie schon angedeutet, leitete der Vortrag des Herrn Dr. Kn~I~SCU~I)T die offizielle F f i h r u n g d u r c h s M u s e u m K o e n i g ein. W e r yon den Anwesenden noch nichts N~heres fiber das Museum gewuft hatt% dem war jetzt eines der Hauptleitprinzipien im Aufbau dieser Sammlung klar geworden: das betonte Wer~legen auf naturgetreue Durcbbildung der ausgest0pften t'r~iparate. Man hat sicb hier auch nicht gescbeut, viel mehr Stiicke aufzustellen als im Rahmen einer Schansammlung yon N(iten ist - - wunderbarerweise hat man nicbt um den P l ~ t z zu bangen, denn der ist hier in Hfille and Fiille da, obgleich alas vorbandene Material bereits ganz gewaltig ist. Ftir den Ornithologen, der VSgel im Freien kennt, nicht minder abet fiir den Museumsfachmann and Kiinster, sind die zablreichen b i o ] o g i s c h e n G r u p p e n , z. T. in Form gro~er Dioramen, ein besonderer Genul3. Unter ihnen wiederum zeielmen sich die :Priiparate yon BENC~T BErG durch eine erstaunliche Feinheit der naturgetrenen Aufstellung sowohl der VSgel wie aueh der stets ,echten", also an Ort und Stelle eingesammelten Umgebung aus.
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Es handelt sich dabei meist um Arten, die BEXe~ B ~ G aus seiner skandinavisehen Heimat mitgebracht hat und die, jede Gruppe in ihrem sauberen, unauffi~lligen Glaskasten, wirklieh kleine Ausschnitte aus tier grogen nordischen Natur darstellen - - seien es die Bruehwasserl~ufer im Ried, der Mornell und sein Fleehtenreieh oder die Waldsehnepfe in heimlieher Deekung. Die Mitre des grol~en Saales, der ganz voll soteher erlesener ,,Bilder" ist, ziert eine meisterliehe Arbeit yon Z o t m m o F ~ (Steinadler und Jungfuehs). Herr Geheimrat Ko~:~Ia lieg es sieh nieht nehmen, seine ganze weitl~ufige Sammlung persSnlich zu zeigen und mit manchem klassisehen Wort zu ert~utern. So bekam man sehliel~lieh aueh einen Einbliek in die beriihmte Eiersammlung, die ungeheure Werte in SchrKnken fiber Sehr~nken birgt. Auch bier iiberzengend der Eindruek hSehster Aesthetik. Solehe kurze Andeutungen mtissen bier geniigen; kennen doeh heute aueh schon die meisten Ornithologen dieses Masemn oder haben zumindesten schon mehr als den Namen da¥on gehSrt. Es kann bier aueh nieht auf die anderen Teite der Sammlung eingegangen werden: die Vogel-Balgsammlung, die [ibrigen grirbeltiere (besonders Siiugetiere), Insekten usw. Doeh sei an dieser Stelle noehmals der herzliehste Dank ausgesprochen fiir die groge Bereitwflligkeit, mit der alles den nimmermiiden Tagungsteilnehmern yon Herrn Geheimrat KioEmG und seinen Helfern ge6ffnet und gezeigt wurde, aueh aufierhalb der hier besproehenen Fiihrung, bei deren Abselfiag Herr Professor STEI~BaC~m~ die Bewunderung und den tier empfundenen Dank der Gesellschaft in einer kurzen Anspraehe noeh einmal znr Geltung braehte. Fiir den Abend hatten Herr und Frau Geheimrat KoEma in das bekannte R h e i n h o t e l D r e e s e n zu einer Bowle eingeladen. Ein grol~er Kreis yon 109 G~sten fand sieh hier drauBen bei Godesberg zu harmoniseher Geselligkeit zusammen. Herr Geheimrat K o ~ - m hielt eine begrifl3ende Anspraehe. Dem Dank der Gttste verlieh Herr Professor STEI~BACn~ mit einer kurzen Rede auf die Damen in heiter-ernster Weise Ausdruek. Der Abend wird den Teilnehmern stets in allerbester Erinnerung bleiben. Am Morgen des 23. Juli steigt ein kleiner Kreis yon Begeisterten znr B e o b a e h t u n g d e s Z a u n a m m e r s (L~beriza ci,rhts) zumVenusberg fiber Bonn aufi Die Fiihrung haben Herr Dr. NEUB~U~ und Herr MILDJ~NB~I~GEm Bei dem strahlenden, ruhigen Wetter kiindigt sieh der gewiinsdlte Vogel sehon yon weitem durch seinen Gesang an, nnd dann ist anch Ge]egenheit, das schmncke os dieser siidIichen Ammerart, die bei Bonn ihr niirdliehsteg Vorkommen in Deutschland hat, mit Muge auf einem Banmwipfel zu betrachten. Das L i e d ist ein einfSrmiges Schwirren oder K]appern, das in zwei 'Formen vorgetragen wird, deren eine (seltenere) dem Snmpfmeisenseh]ag tguschend ghnelt. Es kSnnen sogar zwei N e s t e r yon E. cirlus gezeigt werden, deren (beringte) Junge bereits ansgeflogen sin& Das eine ]Nest steht 1 m hoch im Ephengerank an einem Grabstein, das andere in einer
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Wei~dornhecke etw~ 1,60 m fiber dem Boden; ftir das Nistmateriat ist manchmal die Verwendung yon einzelnen Moosteileheo bezeichnend. Der Zaunammer ist auf und an dem Venusberg~ im Poppelsdorfer Waldfriedhof und dem angrenzenden garten- und feldbebauten KuIturgeliinde keine seltene Erscheinung. Die Vortri~ge dieses Tages begannen mit einer Pilmvorfiihrung yon Captain C. W. R. KNmHT (Sevenoaks): ,,Am H o r s t des A f r i k a n i s c h e n K a m p f a d l e r s " (Polema~tus bellicosus)in der Mensa der Universitgtt, die zu diesem Zweeke freundlichst zur Verftigung gestellt worden war. Der Autor ist bereits bestens Ms Raubvogelkenner und insbesondere ale Kameramann in dieser Riohtnng bekannt (s. seine Bticher ,,Aristocrats of the air", ,,The Book of the Golden Eagle" usw.). Der hier gezeigte Film bringt viele hervorragende Bilder ans dem Leben der jungen und alten Kampfadler. Eingestreut sind z. T. langere Szenen yon anderem sfidafrikanischen Wild, sowohl VSgeln (Weberv/Sgel beim 2qestbau) Ms auch Siiugetieren. Die einzelnen Fihustreifen hat der Verfasser durch witzige Karikaturen echt angelsiichsisehen Humors~ die den erliiuternden Text ffir alas Folgende geben, verbunden und somit die vielen Teilsttieke zu einem einheiflichen Ganzen verschmolzen. Aufnahmeteehnisch die schSnsten Bilder waren wohl Wiedergaben eines abgetragenen, beireitenden Kampfadters, we in seltener Vollkommenheir der Schwingenmeehanismusb~3im einfallenden Vogel im Zeitlnpenbild zu verfolgen ist. Die Begeisterung der Versammlnng 15ste sich am ScbhB in einem rauschenden Beifall. Demngchst wird sin Buch des Vortragenden fiber den Kampfadler erscheinen. Im HSrsaat des Museum Koenig sprach alsdann Herr Et~cs~: ScuX~lt (Berlin) fiber die z w e i t e D o l a n O s t - u n d 0 e n t r a l T i b e t E x p e d ~t i o n 1).._ Unter den sehwierigsten guSeren Bedingungen konnte der junge Deutsche dem 18-monatigen Unternehmen (Juni 1 9 3 4 Dezember 1935) zum gewiinschten Erfolge verhelfen. Yangtse-anfwiirts gelangten die Teilnehmer nach S z e t s c h w a n , der westliehsten Provinz Chinas~ we bei T s e h S n g t n und T a t s i e n l u mit der eigentlichen Sammeltiitigkeit begonnen wurde, dann weiter anf tibetanischem Gebiet nach B a t an g nnd, dem Oberlauf des Yangtse folgend, nach Y ek u n d o. Von hier wandte sich Scu;4~Et~ zum O d o n t a l a , tier Quellebene des Hoangho and westlich, entlang der Gebirgskette des B u r c h a n B u d d h a. sehlieBlich zt~ den Q u e l l f l i i s s e n des Y a n g t s e k i 8 n g , we mit der Ertegung der Tsohiru-Antilope der RuBerste Punkt der Expedition erreicb{ wurde. Das ost- und centraltibetisohe Gebiet ist als ein b i o g e o g r a p h i s ch er K n o t e n p u n k t zu bezeichnen. Nicht weniger ale vier faunistische 1) Erste Dolan Ost-Tibet Expedition: E. Sc~lr~a, Berge, Buddhas, Bi~ren (Berlin 19.33) und W. STo~n, Zoological results of the ])clan West China expedition of 193t, Part I. Birds (Prec. of the Acad. of Natural Science of Philadelphia, 1935, p. 165--9'2fi).
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5g. ,%hresversamml~ng (t936) in Bonn.
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Regionen sind abzugrenzen: 1. die himal~janische Hochgebirgsregion, 2. die tibeto-palaearktische Steppenregiom 3. die hinterindisch-subtropische und 4. die chinesisch-ostasiatische R e g i o n . - Von der Hochgebirgsregion ist die Sifan-Faunenregion mit zahllosen Endemismen und als Riiekzugsgebiet alterttimlicher Formen (z. B. Bmnbusb~r) yon ganz besonderem lnteresse. Die Erosionsfarchen der riesigen N/S-T~tler, deren subtropische Dschungel mit den 6den Hochsteppen tief verzahnt sind~ sehaffen Niveaudiil%renzen his zu 3000 m. Dagegen zeichnet sieh die t i b e t o - p a l ~ e a r k t i s c h e Stepppenregion bei der gewaltigen absoluten HShe von 4400--4700 m dureh viet gr5gere EinfSrmigkeit aus, wenn auch die Unterteilung des (~ebietes in eine ,,Gazellensteppe" (iippige Grassteppe im Stiden), eine ,Kigngsteppe" (nur T~ler begrast, Hiinge steril) und eine ,,Wildyaksteppe" (ira hSchsten Norden, wtisten~rtig, Graswuchs auf feuchte Senken beschr~nkt) in anscbauiicher Weise noch gentigend Versehiedenheiten vorAugen ftihrt.--. Die 3. scharf mnrissene Region ist die c h i n e s i s c h - o s t a s i a t i s c h e , wetehe ihre Begrenzungen dutch das Rote Becken yon Szetschwan ~md die yon hier noch naeh N W hinguffiihrenden Ftu~tiiler finder. Obgleieh SCgXFER in erster Linie der Hoehwildjagd oblag, konnte er doch eine ausgezeichnete Samlnlung von 3100 VogelbMgen zusammenbekommen, die viele seltene und auch neue Sttieke aufweist. Als Beispiel der Formenreicbhaltigkeit des Gebiets sei hier ein kurzer Ueberblick fiber die gesammeltea H i i h n e r (Phasianinae) gegeben. 1) Subtropisehe Region: Phasiamts torqucth~s, Bamb~tsicola tboracica, Chrysolophus pictus uml ctmherstiae, Trctgopan temminc/di, Pucrasia xanthospila und meyeri, gochgebirgsregion: Phasiantts colchicus, Lophophorus l'huysii, Lerwa lerwa. Tibetisehes Waldland: Crossoptilon c. crossoptilon, Tetrastcs
sewertzowi, Tetraophasis szechen!fii, Ithagi.nis g. geoffroyi, Tetraoqalhts tibelamts. Steppenregion (Gazellensteppe): Perdix hodqso~dae sifanica Crossoptilo~ (Form, die bis ~mf eine Kr~mselung des Rfiekengefieders, C. c. drouynii gleieht; wurde lokal in einem Busehland 'des oberen Yangtse g e f u n d e n ) . - Zahlreiehe, z. T. seltene Liehtbitder wiirzten die kurzen systematisehen ErSrterungen. So zeigte Se~tXF~R Freiaufnahmen yore Weil3en Ohrfasan (vielkSpfige ,,Herde") und yore KSnigshuhn, ferner yon Grus niffricollis (tanzend uad Aufnahme des Nestes), Stjrrhaptes tibetanus, Casarca ferrugi~ect, Anser indicus (frei am Wasser und am Nest), einer Steppenform yon Athe~e noctua, yore L~mmergeier usw. - - Von biologisehen Mitteilungen interessierte n. a. die Sehilderung einer gemisehten Koloniebildung in groBen LSgbrocken, die als seltene Aufragungen in den flachen Hoehsteppen zu finden sind und, van den Bauen der MCaushasen (Ochoto~a melanostoma) vollkommen durehl6ehert, nunmehr aueh Montifri~gilla ruficollis und mandelli~), Columba m~pestris und Pseudol)odoces humilis~ zur Wohnung dienen. ]) Vgl. hierzu auch: E. Se~7~Ea: Zur Lebensweise der Fasanen des ehinesischtlbetischen Grenzlandes, Journ. f. Orn. 1934, p. 487--504. 2) Alhmthalben f~llt hier der Formenreichtum yon Schneefinken auf; ial Gebiet kommen 7 A r t e n in ~ @uttungen vor. Tibet hat als Urheimat der Sehneefinkengruppe zu gelten.
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In noch grSl]erem Mal~stab ist eine Zusammendr~ngung verschiedenster friedlicher Bratnachbarn in anstehenden Felsmassiven zu beobachten, wo dicht nebeneinander folgende Formen vorkommen: Aquila nipatensis, Gypa~tus ba~'batus, Buteo ferox, 2~lco cherrug, Anser indicus, Casarca ferruginea, Columba mepestris und Pyrrhocorax pyrrhocorax. Von seltenen VSgeln der SCR~FEa'schen Ausbeute sei bier noch besonders Emberiza koslowi genannt (in 7 Stricken mitgebraeht, bisher in 3 bekannt) und Koslowia roborowskii (in 5 Stricken gesammelt). In absehbarer Zeit wird sowohl die wissenschaftliche Bearbeitung des Materials wie auch das jagdlich Erlebnism~Bige der Expedition im Druck vorliegen. Vorbereitend auf die zum Ende der Tagung in Aussicht stehenden Exkorsionen gab Herr Dr. )~. NEUBAV~ - - zugleich als letzter al~er Vortragenden - - einen kurzen Ueberblick fiber d i e V o g e l w e l t d e r U m g e b u n g y o n B o n n . Die anBer-rheinischen Faunisten bek~men dabei allerlei Bemerkenswertes zu h5ren, was zumindesten in allgemein erreichbarer Form noch keinen Eingang in die Literatur gefunden haben dfirfte (eioe diesbezrigliche Zusammenstellung ist in Vorbereitung). Herr NEUBAUR erschien schon hier als der gegebene Ffihrer bei~ den praktisehen Voge]beobaehtungen der niiehsten Tage. Der Nachmittag war ffir einen Besuch des K 51 n e r Z o o 1o g i s c h e n G a r t e n s vorbehMten. Zwei Sonderautobusse brachten die Gesellschaft in die benachbarte Stadt, wo auf den schiin gelegenen Terrassen des Zoo das Mittagessen eingenommen wurde. Der Direktor des KSlner Zoo, Herr Dr. HAVCRECORNE, dessert Kaffeeg~iste darauf die Teilnehmer waren, sprach kurz fiber die Geschiehte and den heutigen Charakter des Zoo, der init seinem Gr(induogsjahr 1860 unser dritt-~ltester Tiergarten (nach Berlin und Frankfurt) ist und noch heute als selbst~ndiges Unternehmen auf eigenem Grund und Boden steht. Die ansehlieBende Ffihrung ~ermittelte einen guten Einbliek in das Wesen dieses schSnen Tierparks. Das wirklich P a r k-artige (prficlltiger alter Baumbestand usw.) gibt der Anlage einen freundlichen, neuiralisierenden Rahmen. Frir den Ornithologen sind eine Anzahl Volieren mit h e i m i s t h e n K l e i n v S g e l n besonders interessant. Es worden hier einheitliche Biotop, bilder, deren Nachahmung anderweitig oft versucht wurde, geschaffenzumeist von riberzeugender Natfirliehkeit. Der Tiergiirtner kennt die Schwierigkeiten, die eioer Zur-Schaustellung solcher Gehege in grSBerem Magstab entgegenstehen nnd wei$ ausgedehnte An]agen wie bier entspreehend zu sch~tzen. Als vortrefflieh gelungen mnB vor allem die Wasservogel-Abteilung hervorgehoben werden (,,Strand" mit aeht verschiedenen Limicolenarten; ,,Wiese mit Teieh": u. a. Wasserralle mit zwei Jungen; ,,Bruch" mit frinf Arten Limicolen. usw.). Die gesamte Vogelsammlung ist g u t b e s c h i t d e r t rait kurzen, das Wesentliche treffenden biologisehen Texten nnd guten Bildern. Sehr reiehhaltig sind T a g - und N a e h t r a u b v S g el vertreten, wie fo]gende Aufz~hlung beweisen mug: Cathartes urubu, aura, burrovia~us ; Sarcorhamphus papa, ffourn, f, Orn. 84. Jahrg.
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gryphus; .Falco peregrinus, tinnunculus, ~a~tmanni, subbuteo, rusticolus ; Gypohierax angotensis ; Polyborus tharus ; Pernis apivor~ts ; Milwts milvus, migrans; Accipiter nisus~ gentitis ; Buteo buteo, lagopus; Aquila heliaca, ni2alensis , pomari~a~ chrysaOttts, audax ; HaliaOtus leucocephalus, pelagicus, atbicilta; Aegypius monach~s; Gyps fulvus, ]colbei; Pseudogyps af'ricanus ; Otogyps auricutaris; Lophogyps occipitalis; ~ iNeophron perc;wpterus, pileatus ; Gypa2tus barbatus ; Spiz~t~ts coronatus, ornatus ; Geranoa~tus melanole,tcus ; Hiera~tus pe~malus; Hetotarsus ecaudatus ; Circus aeruginos,ts, cyaneus, pygargus; Circa~tus galliczts; Pandion halia~tus; Asio otus~ flamme~ts; Bubo bubo, virgi~ti~zus, maculosus; Strix aluco, uratensis, indranee ; Tyro alba ; Ketupa ketupu ; Pulsatrix perspicillata. - AuGerornithologisch ist u. a. die B ~re n sammlung des Gartens bemerkensw e r t . - Auch hier sei Herrn Dr. H ± v c ~ E c o ~ nochmals herzlich fur die genul~reiehen Stunden im KSlner Zoo gedankt. Gegen Abend zeigte Herr SIEW~RT seinen Film , , D i e B a l z d er G r o l ] t r a p p e " im Zoologisehen Institut der Universit~t KSln als Wiederholung fUr diejenigen Teitnehmer, die diesen Film bisher noch nieht anderswo gesehen oder Lust zu neuer Freude an diesen herrlichen Bildern hatten (vgl. das Protokoll der D. O. G-.-Tagung in Miinehen 1935). Aul~erdem war Gelegenheit zu einer S t a d t r u n d f a h r t und gemeinsamer Rfickfahrt nach Bonn. das Der 24. ~tnd 25. Juli beschliegen als E x k u r s i o n s t a g e reiehhaltige Bonner Programm. In zwei Autobussen (60 Teilnehmer) wird eine grol~e E i f e l f a h r t unternommen. Zunfichst geht es am linken Rheinufer entlang, fiber die Ahrmiindung hinweg nach Brohl, wo man in das malerische B r o h l t a l abzweigt. Hier winder sieh die Stra]e auf engem Talboden zwischen dichtbewaldeten und bebuschten Bergen dahin, deren Steilheit dutch hohe Tra~briiehe, die mitunter eigenartige Erosionsformen zeigen, noch besonde:rs betont wird. In einer Felsnische sind yon fern die Reste eines U huhorstes erkennbar. Auf einem Kegel mitten im Tal erhebt sieh weitblickend die S e h w e p p e n b u r g, ein hfibsehes SehlSl3ehen aus dem 16. Jahrhundert, einer der frfiheren Stammsitze darer yon SC~WEPPENBURa, wie unser verehrtes Mitglied, der anwesende Herr Baron GEY~ vo~ Scmv~P~NJau~o, n~her erklErt. Der n~ehste Zielpunkt ist der L a a e h e r S e e , der sich yon seinem hohen Waldufer im Norden - - darfiber Wespen- und M~usebussarde kreisen - - in sehSnem Ueberbliek darbietet. Er zeugt als grSl~tes Eifelmaar yon der starken vulkanisehen T~tigkeit dieser Gegend in diluviMer Zeit. Die Besiehtigung der berfihmten Benediktiner-Abtei M a r i a L a a c h ist ein seltener Genug, nieht zu unterseh~tzen schon der grogartige Eindruek, den der monumentale romanisehe Ban im Landsehaftsbild maeht. - - Alsbald gehts weiter durch das sieh 5ffnende Land im Siidosten des Sees gegen die Mosel him Unterwegs bringt ein sehSnes O" des R o t k o p f w i i r g e r s (La,nius senator) die Autokarawane zum Anhalten, und es werden aueh ein 9 und die zugehSrigen flfiggen JungvSgel entdeekt, letztere yon jungen Neunt6tern dureh das Fehlen
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rostroter FarbtSne unterschieden. Aa~erdem erscheinen auf ferner Warte zwei G r a u w f i r g e r , denen in der gedrkngten Zeit teider nicht so nab beizukommen ist, dag sie mit Sicherheit zu bestimmen sind (die Annahme, dag es sich um L. minor and nicht um L. excubitor handelte, hatte mehr fiir sich). Nicht weit yon dieser Stelle pr~sentierten sich noeh zweimal Rotkopfwiirger; somit mu~ man nach Meinung der ortskundigen Ornithotogen yon einer auffiitligen Zunahme dieser Art im Gebiet sprechen. Das M o s e l t a l wird bei C o b e r n erreicht. Von den beiden Ruinen~ die auf steilem Fels das St~idtchen fiberragen, schweift der Btick welt fiber den gewundenen, weinbergges~amten Strom. Die Sonne brennt auf die trockenen H~inge~ und es verwundert nicht zu hSren da~ die hiesige Kleintler-Fauna reich an pontischen Elementen wie Lacerta viridis und muraIis~ ~Vfirfelnatter, Apollofalter usw. ist. In den Reben senkrecht unter dem Besehauer sind zwei Z i p p a m m e r n (Emberiza cia) als fiir hier bezeiehnendste Vertreter einer siidlichen Vogelfauna, die im Siebengebirge bei Bonn ihre nSrdtichsten Ausl~ufer hat, zu beobachten. E. cia ist am Oft typischer Bewohner der steinigen Weinbergbatden. Sie fi~llt noch am ehesten dureh ihren G e s a n gauf, der aus einer kurzen, wie aus Heekenbrannelle, ZaunkSnig und Rohrammer gemischten Zwitscherstrophe besteht. Der Vogel selbst ist in seinem diister-rotbraunen, schwarz-gestrSmten Gefieder mit dem zebrastreifigen Kopf kaum auffi~ltiger als die zahlreichen Hausrotsehw~inze, die den gleichen Biotop bevSlkern. Am malerischen Markt yon Cobern, dessen Mitre ein origineller ,Weinbrunnen" in Gestalt eines niedergekiimpften Tatzelwurmes - - der um 1220 yon Ritter Heinrich II.~ dem Burgherrn yon Cobern, auf seinem Kreuzzug erlegt worden seirL soll - - ziert, wird moselweingewfirzte Friihstiicksrast gehatten. Aufgeheitert setzt man die Fahrt fort, die nun raseh in die Hohe Eifel hineinffihrt, die das Auge mit immer neuen Landschaftsbildern erfreut. Versehiedentlich wird der Niirburgring beriii~rt; aueh schon die normale Verkehrsstra~e lN3t die Schwierigkeiten dieser kurvenreichsten Rennstra~e 1Yiitteleuropas ahnen. Mittags ist das Gasthaus unter der H o h e n A c h t erreieht. W e r das Glfiek hat, sieh nicht auf das langwierige Essen anf iiberfiillter Veranda eingelassen zu haben, kommt zu ein~m genu~reiehen Gang auf den Gipfel dieses h6chsten Eifelberges (746 m), dessen zu oberst bewaldeter Vulkankegel einen Aussichtsturm tr~igt, der den priichtigsten Blick fiber die ganze Eifel bis zu den Rheinbergen hin und dem K61ner Dora gew~ihrt. Die umtiegenden H~nge zeigen an urspriinglich gebliebenen SteIlen mit niederer dfirftiger H e i d e v e g e t a t i o n - darin Wiesenpieper, Lerchen und I-I~.nflinge ihr Wesen treiben (auch das Schwarzkehlchen soil bis hier herauf g e h e n ) - rauhen, unwirtli&en Charakter. In vorgeschrittener Nachmittagsstunde bringen die Autobusse nach abwechslungsreieher Fahrt fiber freie itShen und durch kleine WaldtNer die Gesellsehaft naeh A l t e n a h r . Der reilJende Ahrflu$, der in ein wildzerkltiftetes Bergland tief einschneidet, ist gerade hier ungemein stark gewunden. Ueppige Vegetation. oft in Form undurehdringliehen 45*
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Sch~ilwaldes (darinnen stellenweise das ttaselhuhn vorkommt) und auch mancher sfidlicher Pflanzen, wechselt mit kargen Weinbergen, den Spendern des bekannten roten Ahrbleicherts. Bei einbrechender D~immerung begibt man sich auf den U h u - A n s i t z in der gro•en Ahrschleife, nur wenige Minuten yore Ort entfernt. Kaum dal~ die letzten Lieder yon Cxartengrasmficke, Rotkehlchen und Amset aus den schon ira Dunkel verschwimmenden W~ldern verklungen sind, zieht tatsgchlich ein Uhu mit gemessenem Flfigetschlag hoch fibers Tal. Dieser Tell tier ,Organisation" macht den Exkursionsleitern, Herrn Dr. N~usAv~ und Herrn Dr. v. JORDA•S, ganz besondere Ehre. - Damit ist das Programm des 24. Juli zu bester Zufriedenheit abgewickelt. Bevor noch am setben Abend die Autobusse mit einer Anzahl der Teilnehmer nach Bonn zurfickkehren, hglt der 1. Vorsitzende, Herr Professor STEINBACttER, Zllm nunmehr vollzogenen Abschlu~ der Tagung in grSlterem l~ahmen eine kurze Ansprache, die in erster Linie dem herzlichen Dank der Gesellschaft an die Exkursionsleiter gilt. Am folgenden Tage (25. Juti) wird eine F u l ] w a n d e r u n g a h r abw~irt s unternommen. Die Uhnstelle erscheint im Sonnenlieht kaum weniger romantisch als am Vorabend; fiber die Sehrock gelangt man dureh sehSnen Wald zum Steinerberg (531 m) mit vortrefflicher Rundsicht. Der Abstieg ins Ahrtal erfolgt bei Rech, yon wo sich eine Tatwanderung naeh Watporzheim ansebliel3t. Entlang der Ahr schrillen iiberall die Rule der Gebirgsbaehstelze (Motacillct cinema), weiterhin ist hier die Wasseramsel (Ci~wlus aquctticus) bezeichnender Brutvogel. Aus den Weinbergen tSnt nur selten der anspruchstose ZippammerGesang (E. cia ist bier weniger h~ufig als an der 1Kosel) und bei Walloorzheim fiberrascht aueh die einheimischen Ornithologen ein singendes cf yon Emberiza cirlus, die aus dem Ahrtal bisher nieht bekannt war. Walporzheim ist das Endziel tier Exkursion, eine kurze Eisenbahnfahrt fiihrt zum Abend nach Bonn zuriick, wo im Stadtgarten bei noch sehr guter Beteiligung Abschied gefeiert wird. Helmut Sick.