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stomatologie
Stomatologie (2011) 108: 109-124 DOI 10.1007/s00715-011-0093-5 © Springer-Verlag 2011 Printed in Austria
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Abstracts der an der MUW eingereichten Diplomarbeiten des Zahnmedizinstudiums
© Springer-Verlag 7/2011 stomatologie
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Evaluierung von Validierungsverfahren in der navigierten Implantologie am Beispiel von NobelGuide™ Ahmad Al-Jizawi Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik, Medizinische Universität Wien
Das Ziel dieser Studie ist die Evaluierung von zwei Validierungsverfahren und die Ermittlung des Einflusses dieser Verfahren auf die overall Umsetzungsgenauigkeit. An der Abteilung für Orale Chirurgie wurden an einem Kunststoffmodell in Form eines Unterkiefers 6 Bohrungen (2 NobelReplace™ NP (Narrow Platform), 2 NobelReplace™ RP (Regular Platform) und 2 NobelReplace™ WP (Wide Platform) nach Nobel Biocare™ Protokoll durchgeführt. Mit dem knochenähnlichen Kunststoffmodell erfolgte anschließend eine nach NobelGuide™-Protokoll entsprechende Computer gestützte Planung (Procera™ Software). Mit der stereolithographisch hergestellten Implantationsschablone wurden insgesamt 60 Bohrungen an 10 identen UK-Modellen durchgeführt. Die prä- und postoperativen Computertomographien wurden mithilfe der Triple Scan Technique in der Procera - bzw. Amira -Software fusioniert und anschließend vermessen. Die räumlichen Abweichungen lagen durchschnittlich mit Amira auf Höhe der Implantatspitze bei 0,7 ± 0,34 mm und mit der Triple Scan Technique bei 2,84 ± 1,66 mm. Die durchschnittlichen Winkelabweichungen lagen mit Amira bei 1,98 ± 1 Grad und mit der Triple Scan Technique bei 5,60 ± 2,73 Grad. Durch die Fusionierung der prä- und postoperativen Implantatpositionen mittels der AMIRA Software konnte gezeigt werden, dass das NobelGuide™-Konzept auch in der experimentellen Anwendung mit der Literatur vergleichbare niedrige Abweichungen hat. Alle gemessenen Maximalabweichungen waren innerhalb der von der Procera™ Software empfohlenen Sicherheitsabstände. Aufgrund des systemischen Validierungsfehlers der Triple Scan Technique kann vorerst keine Evaluierung dieses Validierungsverfahrens vorgenommen werden. Eine entsprechende Folgestudie, die den Vergleich der beiden Validierungsverfahren ermöglicht, wurde bereits initiiert.
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Einleitung: Im Vorfeld der Studienplanung zeigte eine Literaturstudie von Brunthaler et al. (2003), dass positive Ergebnisse für Kompositmaterialien bei Klasse I und II Füllungen oft nur aus Kurzzeitstudien und kleinen Fallzahlen hervorgehen. Im Jahr 2007 begann eine klinische Studie an der konservierenden Abteilung der Bernhard-Gottlieb-Universitätszahnklinik mit dem Ziel, die jährliche Überlebensrate von zwei unterschiedlichen Kompositmaterialien im Seitenzahnbereich über einen Zeitraum von 10 Jahren zu verfolgen. Dabei wurde anders als bei vielen klinischen Kompositstudien angestrebt, eine hohe Fallzahl und eine lange Nachbeobachtungszeit umzusetzen. Die Fallzahl wurde vor Studienbeginn statistisch berechnet, ein Drop-out über die Jahre berücksichtigt und keine Selektion der StudienteilnehmerInnen hinsichtlich Verfügbarkeit vorgenommen. Die Bezeichnung Feasibilitystudie impliziert zusätzlich die Frage, ob sich eine derartig groß angelegte Studie im Studentenbetrieb im Rahmen der klinischen Ausbildung durchführen lässt. Das Ziel der vorliegenden Diplomarbeit war die Auswertung der 1-Jahres Ergebnisse dieser klinischen Studie zur Langlebigkeit von Ormocer-basierten (Ceram•X™) und BisGMA-basierten (Tetric Ceram ) Kompositfüllungen im Seitenzahnbereich. Material und Methodik: Im Rahmen einer randomisierten, kontrollierten, prospektiven, klinischen Studie wurden 1808 Füllungen bei 456 PatientInnen von StudentInnen im Jahr 2007 gelegt. Die Restaurationen pro PatientIn wurden entweder mit Ceram•X™/Prime&Bond NT oder mit Tetric Ceram /Optibond Solo Plus durchgeführt. Die Füllungen wurden entsprechend der Total-Ätz-Technik und Schichttechnik gelegt. Die Füllungen wurden bei der Baseline und dem ersten Recall nach modifizierten United States Public Health System (USPHS) Kriterien evaluiert. Untersucht wurden Substanzverlust der Füllung, approximaler Kontakt, Farbanpassung, Randverfärbung, Randspaltverhalten/Integrität der Füllung, Sekundärkaries, Schmerzen, Okklusion, Sensibilität, Klopfempfindlichkeit und Röntgen (wenn notwendig). Es sind weitere jährliche Kontrollen bis zum Ende der Studiendauer (10 Jahre) vorgesehen.
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Langlebigkeit von Kompositfüllungen im Seitenzahnbereich, eine Feasibilitystudie – 1 Jahres Datenauswertung
90
Florian Beck
60
Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik, Medizinische Universität Wien, Österreich
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Ceram X Tetric Ceram insgesamt
70
40 30
0,19 0,52 0,36
1,33 0,86 1,08
10
1,52 1,9 1,71
20 2,27 2,76 2,53
Zusammenfassung: Ziel dieser Untersuchung war die Auswertung der 1-Jahres Ergebnisse einer prospektiven, klinischen Studie zur Ermittlung der Langlebigkeit von Ormocerbasierten und Bis-GMA-basierten Kompositfüllungen im Seitenzahnbereich. Die Evaluation erfolgte nach modifizierten USPHS Kriterien. Nach einem Jahr hatten die Variablen Alter des Patienten, Anzahl und Ausdehnung der Füllungen sowie der Zahnposition einen signifikanten Einfluss auf das Auftreten eines Fehlers.
80
94,51 93,1 93,77
100
Erneuern (n = 28)
Reparieren (n = 19)
Extraktion (n = 4)
WB nötig (n = 12)
0 in Funktion (n = 1039)
Abb. 1: Behandlungsstatus pro Füllung nach einem Jahr (1. Recall) (WB…Wurzelbehandlung)
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Ergebnisse: Nach einem Jahr wurden 279 Patienten (61,18 %) nachuntersucht. Damit konnten 528 Füllungen mit Ceram•X™ und 580 mit Tetric Ceram erfasst werden. Die Fehlerrate der Kompositmaterialien betrug für Ceram•X™ 5,3 % und für Tetric Ceram 6,1 % (vgl. Abb. 1). Die meisten Fehler betreffen das Randspaltverhalten/Integrität der Füllung, gefolgt von der Notwendigkeit einer Wurzelbehandlung und an dritter Stelle Sekundärkaries. Einen signifikanten Einfluss auf das Auftreten eines Fehlers hatten das Alter des Patienten, die Anzahl an behandelten Zähnen pro Patient, die Ausdehnung der Füllung in mesio-distaler Richtung und die Zahnposition. Patienten, die zum 1. Recall erschienen sind, waren signifikant älter und hatten signifikant mehr Füllungen als jene, die nach einem Jahr nicht nachkontrolliert werden konnten. Keinen signifikanten Einfluss hatte das Geschlecht, das Material, eine vorangegangene Wurzelbehandlung, die Ausdehnung der Füllung nach bukkal/lingual oder eine Höckerüberdeckung. Conclusio: Es konnte kein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Fehlerrate zwischen den beiden Kompositmaterialien nach einem Jahr gefunden werden. Eine vorangegangene Wurzelbehandlung hatte keinen negativen Einfluss auf die Fehlerrate. Die 1-Jahres Ergebnisse erlauben noch keine endgültige Aussage zur Langzeitperformance der beiden Materialien.
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Handling behaviour of dental composite resins Kathrin Ertl Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik, Medizinische Universität Wien
Summary: The aim of this study was to investigate the stickiness of different composite materials, which is a vital parameter for their handling behaviour. A specially designed stickiness instrument was used for these measurements. Generally the stickiness increased when increasing the temperature from 23°C to 37°C and by using an increased working speed. The new data sets a further step to improve the handling cha14 12 Premise Clearfil Majestic Esthetic
Height (mm)
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racteristics of composite materials with regard to their stickiness parameters. Introduction: Viscosity, flow, stickiness, packability, thixotropy and shape stability are important rheological parameters for studying the handling behaviour of dental composite resins. Further important factors are the fluid motions of dental composites and the effort needed to deform them. In the clinical handling behaviour of composite restoratives, stickiness is a vital rheological parameter. The material should have two characteristics: (1) low stickiness for not sticking on the instrument and (2) high stickiness for staying in the prepared cavity. There are very few publications on objective scientific methods for measuring these characteristics. The aim of this study is to evaluate the stickiness behaviour of dental composite resins. Material and Methods: For this purpose, a new instrument was designed. This “stickiness instrument” contains several measuring and controlling units. The main part consists of a vertical cylindrical stainless steel bolt with a flat circular end and a platform with a cylindrical mold (diameter: 6.1 mm, depth: 2.2 mm) which is filled with the material to be tested. The temperature of the instrument and the speed of the bolt going in and out of the material can be modified. With a force of 350 g, the instrument’s plunger moves slowly into the prepared mold which is filled with the unset composite material. The degree of stickiness is deducted from the height (projected height ranges from 0.2 to 1.8 mm) of the “hill” the material forms when the plunger is withdrawn from the mold until the steelhead detaches itself from the composite. Results: The study aims at showing the difference in stickiness between different brands of composite materials. In general, the stickiest among the twelve tested materials is Estelite while Premise is the least sticky material. For nearly all investigated materials a decrease of peak heights with increasing speed was found. Generally the stickiness increased when increasing the temperature from 23°C to 37°C. Discussion: By benchmarking different products it is possible to discover the adequate material for different problemareas in dentistry. In addition, the results of this study can provide a good solid basis for studying new dental composite materials with improved application and handling technique. Further work with the stickiness instrument could be done to test stickiness of composite materials on titan or ceramic. Probably the material the working instrument of the practitioner is made of could be chosen due to its lowest stickiness characteristics.
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Komplikationsmanagement nach iatrogener Verletzung des Nervus alveolaris inferior in der Implantologie – ein systematischer Review.
4 2 0 0
1
2
3
4
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Speed (mm/s) Fig. 1: Various heights of elevations of two materials at the same temperature under ten different speeds. In order to show the behaviour of the different materials under one temperature, it is possible to compare an optional number of materials under one temperature.
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Fanny Feltl Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik, Medizinische Universität Wien
Zielsetzung: In der vorliegenden Arbeit wurde auf Basis systematischer Erfassung der vorhandenen Literatur das Komplikationsmanagement bei Verletzung des Nervus alveolaris inferior im Rahmen implantologischer Eingriffe ermittelt. © Springer-Verlag 7/2011 stomatologie
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Material und Methodik: In einer manuellen sowie einer elektronischen MEDLINE- Suche im Zeitraum von 01.01.1980 bis 12.12.2009 wurden aus insgesamt 379 Publikationen 28 Studien (prospektiv, retrospektiv, Case Report) identifiziert. Folgende Kombinationen an Suchbegriffen wurden verwendet: „alveolar nerve injuries therapy“, „alveolar nerve injuries microneurosurgery“, „alveolar nerve injuries corticosteroid“, „alveolar nerve implant removal“. Ergänzend wurden die offiziellen, implantologischen Top-Journals sowie die Literaturverzeichnisse aller identifizierten Übersichtsarbeiten händisch nach potentiell relevanten Studien durchsucht. Ergebnisse: Im Falle einer direkten Verletzung des Nervs sollte die Überweisung an einen Neurochirurgen innerhalb weniger Tage nach der Verletzung erfolgen. Wurde während der Implantation keine Komplikation beobachtet, präsentiert sich der Patient aber auch nach Abklingen des Lokalanästhetikums anästhetisch, sollte der Status quo der Sensibilitätsstörung mithilfe eines Sensibilitätstests erhoben werden. Kann mithilfe eines Röntgenbildes oder CTs festgestellt werden, dass das Implantat direkt den Nervus alveolaris inferior verletzt, sollte das Implantat so früh wie möglich – idealerweise innerhalb von 36 Stunden nach der Operation – zurückgedreht oder vollständig entfernt werden. Ist eine Nervenverletzung nicht direkt nachweisbar, sollten klinische Sensibilitätstests im ersten, im dritten, im sechsten und im zwölften Monat nach erfolgter Verletzung und schließlich halbjährlich durchgeführt werden, bis eine komplette Restitution eintritt oder die Überweisung an einen Neurochirurgen sinnvoll erscheint. Eine pharmakologische Therapie in
Form von Corticosteroiden - 1 mg Prednison pro kg Körpergewicht für die ersten sieben Tage nach erfolgter Nervenläsion – kann als eine den physiologischen Regenerationsprozess unterstützende Maßnahme verschrieben werden. Wurde eine Nervenverletzung weder während der Implantatsetzung beobachtet und konnte eine direkte Nervenbeschädigung auch am Röntgenbild nicht festgestellt werden, ist zunächst ein Zuwarten indiziert: Die Wahrscheinlichkeit spontaner Besserung nach erfolgter Nervenverletzung ist innerhalb der ersten sechs Monate am größten. Kommt es innerhalb dieser sechs Monate zu einer Besserung der Sensibilität, kann von einer kompletten Funktionsrückkehr ausgegangen werden. Sollte keine Besserung der Sensibilität bis zum vierten Monat zu verzeichnen sein oder stellt sich eine Verschlechterung ein, sollte der Patient an einen Neurochirurgen überwiesen werden. Die Erfolgsrate neurochirurgischer Interventionen ist deutlich höher, wenn diese innerhalb von sechs Monaten durchgeführt werden. So kann als optimaler Zeitpunkt für die Überweisung an einen Neurochirurgen die Zeitspanne zwischen vier und sechs Monaten angesehen werden – einerseits ausreichend, um eine potentielle spontane Regeneration abzuwarten; andererseits früh genug, um gute Ergebnisse nach der Operation erzielen zu können. Schlussfolgerung: Um Patienten im Fall einer Implantatbedingten Nervenverletzung zeitgerechte und optimale Behandlung bieten zu können, fehlen bislang Evidenz- basierte Richtlinien, die nicht zuletzt auch den behandelnden Zahnarzt vor rechtlichen Schritten schützen können.
Verletzung des Nervus alveolaris inferior im Rahmen einer Implantation
Nervenverletzung durch Anästhesie
Nervenverletzung durch Implantat per se
Intraoperativ beobachtete Nervenverletzung
Nicht beobachtete Nervenverletzung
Chirurgische Intervention innerhalb ein paar Tage
Klinischer Sensibilitätstest so bald wie möglich
Austesten von: - Berührungsempfinden - Zwei- Punkt-Diskrimination
Röntgen positiv (Implantat beschädigt direkt den Nerv)
Röntgen negativ (Direkter Schaden durch Implantat nicht nachweisbar)
- Schmerzempfinden - Richtungserkennen - Temperaturempfinden - Spitz- Stumpf-Diskrimination
Implantatentfernung innerhalb von 36 Stunden
1 mg Prednison pro kg Körpergewicht für die 1. Woche
- Lokalisationserkennen - Pulpenvitalität - Diagnostische Leitungsanästhesie
Klinischer Sensibilitätstest im 1. und 3. Monat
Therapiekonzepte, die in mehr als drei Studien Übereinstimmung finden Therapiekonzepte, die in zwei bis drei Studien Übereinstimmung finden
Wenn Besserung zu verzeichnen ist: Weitere Sensibilitätstests im 6. und im 12. Monat und dann halbjährlich
Bei ausbleibender Besserung der Sensibilität: Chirurgische Intervention zwischen dem 3. und dem 6. Monat
Abb. 1: Flussdiagramm der Therapien nach iatrogener Nervenverletzung.
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In vitro Vergleich der Genauigkeit der Arbeitslängenbestimmung bei der Wurzelkanalaufbereitung mit X-Smart™Dual S Florian Fuchs Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik, Medizinische Universität Wien
Ziel dieser Diplomarbeit ist es, die Arbeitslängenbestimmung nach der Aufbereitung mit dem Endowinkelstück X-Smart™Dual S (Dentsply Maillefer, Schweiz) mit integriertem Apexlocator mit der Arbeitslängenbestimmung nach Aufbereitung mit traditioneller Methode in Bezug auf deren Genauigkeit in vitro zu untersuchen. Zur Durchführung dieser Versuchsreihe wurden 80 Wurzelkanäle von extrahierten menschlichen Zähnen verwendet und randomisiert in zwei Gruppen eingeteilt. Pro Gruppe wurde eine Versuchsreihe von je drei Arbeitsschritten (optische Messung, endometrische Messung, Aufbereitung) und nach jedem Schritt ein digitales Röntgen mit der im Kanal inserierten Feile angefertigt. Die Messungen erfolgten mit der Computersoftware Sidexis XG (Sirona, Bensheim, Deutschland). Als Medium zur Übertragung des elektrischen Signals der endometrischen Messung wurde physiologische Kochsalzlösung verwendet. In der ersten Versuchsgruppe wurde die Arbeitslänge mit Hilfe eines Gummistopps auf der Feile kontrolliert. Die Wurzelkanäle der zweiten Versuchsgruppe wurden mittels X-Smart™ Dual S aufbereitet. Dabei wurde ausschließlich die im Gerät integrierte Funktion der elektronischen Apexlokalisation als alleinige Methode der Arbeitslängenbestimmung verwendet. Es gab keine signifikanten Unterschiede (p = 0,494) bei der Ermittlung der Arbeitslänge zwischen der Aufbereitung mit der traditionellen Methode und der Aufbereitung mit dem Endowinkelstück X-Smart™Dual S. Es konnte auch kein Zusammenhang zwischen der Wurzelkrümmung und der Messgenauigkeit beider Methoden festgestellt werden. Da im Bezug auf die Arbeitslänge keine signifikanten Unterschiede zwischen der Aufbereitung mit X-Smart™Dual S und der Aufbereitung mit der traditionellen Methode feststellbar waren und die Aufbereitung mittels X-Smart™Dual S subjektiv leichter und schneller empfunden wurde, da das Einstellen der Arbeitslänge nach jeder Instrumentengröße wegfällt und somit auch ein Behandlerfehler verringert werden kann, sind Endowinkelstücke mit integriertem Apexlokator als gute Alternative zur traditionellen Methode zu wähnen.
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Vergleich zweier Methoden zur Messung der Primärstabilität von dentalen Implantaten: Drehmoment und Resonanz Frequenz Analyse Lukas Fürhauser Akademie für Orale Implantologie, Wien
Zusammenfassung: Die vorliegende Arbeit vergleicht zwei Methoden zur Messung der Primärstabilität von dentalen Implantaten, das max. Drehmoment und die Resonanz-Frequenz-Analyse (RFA). Obwohl beide Methoden unterschied
liche mechanische Eigenschaften messen, besteht eine signifikante Korrelation (p < 0,01). Zwar stellt die RFA einen zeitlichen wie instrumentellen Mehraufwand dar, der jedoch aufgrund der höheren Sensitivität für die Voraussage zukünftiger Implantatverluste gerechtfertigt erscheint. Hintergrund: In der dentalen Implantologie ist die Primärstabilität ein wichtiger Faktor für die Implantaterfolgsrate und ein entscheidender Parameter für den Zeitpunkt der Implantatbelastung. Das max. Eindrehmoment und die ResonanzFrequenz-Analyse (RFA) gelten derzeit, als die verlässlichsten Methoden zur Erfassung der Primärstabilität. Während das max. Drehmoment die Kraft misst, die benötigt wird ein Implantat gegen den Widerstand des Knochens einzubringen, misst die RFA die Schwingungsabdämpfung des im Knochen verankerten Implantates. Die Erfassung des max. Drehmoments erfolgt bei allen gängigen Implantatsystemen standardisiert, während die RFA einen zusätzlichen apparativen und zeitlichen Aufwand darstellt. Ziel: Das Ziel der vorliegenden Studie war, die beiden Messmethoden miteinander zu vergleichen und den unterschiedlichen Einfluss der Faktoren wie Knochenqualität, Alter, Implantatlänge, -durchmesser, Implantatgeometrie, Implantationszeitpunkt und Geschlecht auf die Ergebnisse der Messmethoden zu untersuchen. Ein Schwerpunkt wurde darauf gelegt, welche der beiden Methoden einen zukünftigen Implantatverlust eindeutiger detektiert. Ein weiteres Ziel war es herauszufinden, ob die RFA einen zusätzlichen Erkenntnisgewinn bringt und der Mehraufwand gerechtfertigt ist. Material und Methoden: Die Studie umfasst 417 Patienten, 241 weibliche und 176 männliche. Insgesamt wurden 999 Implantate (Nobel Biocare, Göteborg, Schweden) gesetzt, davon 611 Spätimplantate, 339 Sofortimplantate und 49 verzögerte Sofortimplantate. Es wurden Implantate mit den Längen: 8; 10; 11,5; 13; 15; 16; 18 mm und den Durchmessern: 3,5; 4,0; 4,3; 5,0 mm verwendet. Die Messung des Drehmomentes wurde mit dem Gerät Osseocare© (Nobel Biocare, Göteborg, Schweden) durchgeführt und für die Messung der RFA wurde das Gerät Osstell Mentor© (Integration Diagnostic AB, Göteborg, Sweden) verwendet. Für jedes Implantat wurde Knochenqualität, Durchmesser, Länge, Implantattype, Implantationszeitpunkt, max. Drehmoment und ISQ-Wert aufgezeichnet. Zusätzlich wurde eine parallelwandige und konische Implantatgeometrie miteinander verglichen. Die statistische Auswertung wurde mit dem Programm SPSS 14 durchgeführt. Resultate: Der Mittelwert des max. Drehmoments war 41 Ncm (± 12,18) bzw. der Mittelwert der RFA war 73,7 ISQ (± 9,15). Die beiden Messmethoden Resonanz Frequenz Analyse (RFA) und das max. Drehmoment zeigten eine signifikante Korrelation nach Spearman (p < 0,01)(r = 0,347). Die erhobene Knochenqualität und der Implantatdurchmesser zeigen mit beiden Messmethoden eine signifikante Korrelation nach Pearson (p < 0,01). Die Länge korrelierte negativ signifikant mit dem max. Eindrehmoment (p < 0,05) und positiv signifikant mit der RFA (p < 0,01). Der Implantationszeitpunkt zeigte auf beide Messmethoden einen schwachen, jedoch gegensätzlichen Einfluss. Sofortimplantate zeigen höhere Drehmoment-Mittelwerte und niedrigere RFA- Mittelwerte, während Spätimplantate niedrigere Drehmoment-Mittelwerte und höhere RFA-Mittelwerte verzeichneten. 18 Implantate © Springer-Verlag 7/2011 stomatologie
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gingen im Laufe des Beobachtungszeitraum von 2 Jahren verloren (Verlustrate von 1.9 %). Die Verluste zeigten keine Korrelation mit dem max. Drehmoment, jedoch eine signifikante Korrelation (p < 0,01) mit der RFA. Conclusio: Die beiden Messmethoden zeigen zwar eine signifikante Korrelation nach Spearman jedoch ist anhand des mäßig hohen Korrelationskoeffizienten (r = 0,347) zu sehen, dass die Messmethoden unterschiedlich von den untersuchten Parametern beeinflusst werden. Anhand der vorliegenden Daten, scheint die RFA sensitiver zu sein, einen Implantatverlust zum Zeitpunkt der Implantation voraussagen zu können. Dies könnte den Mehraufwand der RFA rechtfertigen, obwohl sich kein Schwellenwert feststellen ließ, der einen Implantatverlust erwarten lässt.
Schrumpfungsspannung selbstadhäsiver Kunststoffzemente Karin Kitzmüller Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik, Medizinische Universität Wien
Selbstadhäsive Kunststoffzemente stellen eine Neuentwicklung der letzten Jahre dar. Diese werden aufgrund ihrer einfachen Anwendbarkeit und ihrer Fähigkeit an Dentin und Dentalwerkstoffen (Metall, Keramik, Zirkon) ohne zusätzliche Vorbehandlung zu haften vermehrt angewandt. Als Qualitätskontrolle kommen unter anderem Untersuchungsverfahren in Frage, die die Qualität des Haftverbundes oder die Polymerisationsschrumpfung dieser Materialien untersuchen. Ziel: Das Ziel dieser Studie war, den Einfluss von Härtungsverfahren (dualhärtend vs. selbsthärtend) und Temperatur (23°C vs. 37°C) auf die Polymerisationsschrumpfung selbstadhäsiver Kunststoffzemente im Vergleich zu einem klassischen 3-Schritt-Kunststoffzement zu untersuchen. Material und Methode: Die selbst-adhäsiven Kunststoffzemente Maxcem Elite (MX), Speedcem (SPC), Smartcem2 (SMC), iCem (IC) und RelyX Unicem (RX) wurden, wie auch 8 dc 23°C sc 23°C dc 37°C sc 37°C
Strain (%)
6
4
2
0 MX
SPC
SMC
IC
RX
NX3
Abb. 1: Messung der Schrumpfungsspannung der Materialien im dualhärtenden (dc) und im selbsthärtenden (sc) Modus.
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der klassische 3-Schritt-Kunststoffzement Nexus Third Generation (NX3), bei dessen Anwendung Ätzen, Primen und Bonden als Vorbehandlung nötig sind, für die Studie ausgewählt. Die von Watts und Cash (1991) entwickelte bonded-disk-method wurde herangezogen, um die Schrumpfungsspannung der Materialien zu messen. Alle Materialien wurden im dualhärtenden (dc) als auch im selbst-härtenden (sc) Modus getestet. Die Photopolymerisation erfolgte mittels einer QTHLampe mit der Intensität von etwa 500 mW/cm². Zusätzlich wurden die Tests sowohl bei Raumtemperatur (23°C) als auch bei Körpertemperatur (37°C) durchgeführt. Für jedes Material wurden 5 Wiederholungen für jeden der 4 zu testenden Zustände durchgeführt (Abb. 1). Die statistische Auswertung der Daten erfolgte mittels ANOVA Kontrast-Tests. Die dadurch ermittelten p-Werte wurden für Multiplizitätstests (Hothorn et al, 2008) herangezogen. Alle Analysen wurden mit der Software R 2.9.2. ausgeführt. Ergebnisse: Die erhobenen Maximalwerte lagen zwischen 1.84 (RX sc23) und 7.09 (IC sc37). IC zeigte, gefolgt von MX, die höchsten Schrumpfungsspannungswerte bei allen gemessenen Zuständen mit der Ausnahme von sc23, wo für MX vor IC die höchsten Werte gefunden wurden. SPC, SMC und NX3 zeigten ein in etwa gleiches Schrumpfungsverhalten mit ähnlichen Maximalwerten, für die kein statistisch signifikanter Unterschied gefunden werden konnte. RX zeigte die niedrigsten Werte bei allen getesteten Zuständen. Im Gegensatz zu allen anderen Materialien schien RX von der Temperatur nur wenig beeinflusst zu werden, dafür aber stark von dem Härtungsmodus abhängig zu sein. Bei allen Tests bei 37°C konnten höhere Werte festgestellt werden als bei den korrespondierenden Untersuchungen bei 23°C. Mit der Ausnahme von RX wurden bei allen Materialien die höchsten Schrumpfungsspannungswerte bei sc37 gefunden. Diskussion: Die zur Datengewinnung genutzte „bonded disk method“ (Watts und Cash, 1991) hat sich in zahlreichen Studien bewährt und liefert reproduzierbare Ergebnisse (Spinell et al, 2008). Wie die vorliegende Studie zeigt, wird die Schrumpfungsspannung sowohl vom Härtungsmodus als auch von der Temperatur beeinflusst. Wie auch schon in früheren Studien gezeigt wurde (Atai und Watts, 2006; Elhejazi, 2006), konnten höhere Schrumpfungsspannungswerte bei höheren Temperaturen bei fast allen Materialien gefunden werden. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass der Härtungsprozess bei 37°C beschleunigt ist (Daronch und Rueggeberg, 2006). Die signifikant unterschiedlichen Schrumpfungsspannungswerte könnte im unterschiedlichen Füllergehalt und der unterschiedlichen Zusammensetzung der Füller begründet sein (Amirouche-Korichi et al, 2009; Satterthwaite et al, 2009). Um spezifischere Aussagen treffen zu können, wären weiterführende Untersuchungen bezüglich Degree of Conversion wünschenswert. Zusammenfassung: In der vorliegenden Studie wurde der Einfluss von Temperatur und Härtungsmodus auf die Schrumpfungsspannung selbstadhäsiver Kunststoffzemente untersucht und mit einem klassischen 3-Schritt Kunststoffzement verglichen Die Resultate veranschaulichen, dass sowohl das Härtungsverfahren als auch die Temperatur die Schrumpfungsspannung von Kunststoffzementen beeinflussen. RelyX Unicem zeigte die niedrigsten Schrumpfungsspannungswerte und scheint daher eine gute Alternative zu aufwendigeren 3-Schritt-Kunststoffzementen zu sein.
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Der Einfluss von Wasser/Luft Kühlung auf die kollateralen Weichgewebeschäden eines Diodenlasers mit innovativem Pulsdesign (mikrogepulster Modus) – eine in vitro Studie Wolfram Körpert Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik, Medizinische Universität Wien
Hintergrund: Durch sein breites Anwendungsgebiet (Weichgewebschirurgie, Parodontologie, Endodontie etc.) stellt der Diodenlaser einen guten Kompromiss für den täglichen Gebrauch in einer zahnärztlichen Ordination dar. Die Minimierung der kollateralen Gewebeschäden und das damit verbundene verbesserte therapeutische Ergebnis ist das oberste Ziel in der Laserchirurgie. Ziel dieser Studie war es den Effekt von Wasser/Luft Kühlung auf die thermischen Kollateralschäden von 980 nm Diodenlaserschnitten zu evaluieren. Material und Methoden: Insgesamt 36 vollautomatisch ausgeführte Laserschnitte auf Rinderlebergewebe wurden mittels 980nm Diodenlaser im mikrogepulsten Modus und 3 verschiedenen Luft Wasser Gemischen durchgeführt. Histologisch evaluiert wurden Dicke und Fläche der Karbonisation, der Nekrose und des reversibel geschädigten Bereiches sowie Schnittbreite und Schnitttiefe. Ergebnisse: Unsere Studie ergab fast eine Verdoppelung der Schnitttiefe unter Wasserkühlung (270.9 μm versus 447.8 μm) ohne signifikante Änderungen der Schnittbreite. Die Zone der absoluten Schädigung in der Kontrollgruppe maß 391.7 μm wovon sich ∼15 % erholen (reversible Schädigung). Testgruppe 2 ergab eine fast idente Dicke der Schädigungszone (391.9 μm) bei der sich aber ∼23 % erholen. Dies bedeutet eine Minimierung der kollateralen Schädigung was eine schnellere Wundheilung zur Folge hat. Schlussfolgerung: Diese Pilotstudie hat gezeigt, dass Wasser/Luft Kühlung in vitro einen Einfluss auf die kollateralen Gewebeschäden hat. Weitere Studien werden notwendig sein, um eine schnellere Wundheilung klinisch zu beweisen.
Implantatprothetische Komplikationen bei Einzelzahnimplantaten – eine retrospektive Analyse von 192 Implantaten Werner Lasinger Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik, Medizinische Universität Wien
Zweck dieser Studie: Das Ziel dieser Studie ist einerseits die Ermittlung der Determinanten implantat-prothetischer Komplikationen von Einzelzahnimplantaten andererseits die Beschreibung der Häufigkeiten und Ursachen. Diese Analyse über sämtliche mechanischen Misserfolge des Implantat – Abutment – Kronenkomplexes (z. B.: Lockerung und Fraktur der Aufbauteile, Kronenverlust durch Dezementage und Okklusalschraubenlockerung), soll Aufschluss geben über die Qualität der Behandlung dieser Versorgung an der Universitätszahnklinik Wien (Abteilung Prothetik) und mit Ergebnissen und Berichten anderer Publikationen verglichen werden.
Material und Methode: Über einen Zeitraum von 10 Jahren (1995 bis 2005) wurden bei 106 Patienten (50,9 % weiblich, 49,1 % männlich) 192 Einzelzahnimplantate inseriert und prothetisch versorgt. Die Beobachtungszeiträume erstreckten sich von der Fertigstellung der prothetischen Versorgung bis Juli 2010, das ergibt zwischen 5 und 10 Jahre. 43,8 % der Implantate waren Brånemark© und 56,2 % Replace Select© Implantate. 93 Kronen wurden zementiert und 99 mit Okklusalschrauben jeweils auf Abutments der verwendeten Systeme befestigt. Die statistische Auswertung erfolgte einerseits mittels deskriptiven Kreuztabellen, andererseits mittels logistischer Regression mit dem Patienten als Zufallsfaktor und einem oder mehreren Prädiktoren. Für die Hypothesenprüfung wurde die GEE – Analyse herangezogen. Ergebnisse: Vier Implantate (2,1 %) gingen verloren oder mussten explantiert werden, alle in den ersten 12 Monaten nach der Insertion. Die häufigste prothetische Komplikation war der Kronenverlust (n = 8; 4,2 %). Bei verschraubten Suprakonstruktionen kam es in 5 Fällen (2,6 %) zur Okklusal-Schraubenlockerung, lediglich einmal resultierte daraus ein Totalverlust der Restauration. Eine Beschädigung durch Fraktur oder Abplatzen von Keramikteilen wurde bei 6 Restaurationen (3,1 %) beobachtet. Unter Berücksichtigung aller prothetischen Komplikationen, wie Retentionsverlust, Fraktur der Aufbauteile der prothetischen Versorgung und falsche Farbauswahl, ergab sich eine Gesamtkomplikationsrate von 15,6 %. Diskussion: Die kumulative Implantatüberlebensrate betrug 97,9 %, die Kronenüberlebensrate lag bei 96,9 % (Gesamtüberlebensrate der Einzelzahnversorgung 94,8 %). Das Outcome der vorliegenden Ergebnisse ist mit rezenten Publikationen zu vergleichen. Fazit: Die vorliegende Studie belegt eine erfolgreiche prothetische Behandlung von Patienten mit Einzelzahnimplantaten. Prothetische Komplikationen traten sowohl bei Branemark© Systemen als auch bei RS© Systemen selten auf und konnten in vielen Fällen einfach gelöst werden. Der Vergleich zwischen den beiden Implantatsystemen zeigte keine signifikanten Unterschiede bei Komplikationen des Implantat – Abutment Komplexes. Die in manchen Studien veröffentlichte Meinung einer geringeren Komplikationsrate bei internen Implantat-Abutment-Verbindungen (wie z. B. RS©) verglichen mit externen Verbindungen (wie z.B: Brånemark©) konnte also nicht bestätigt werden. Die häufige Verwendung von Implantaten mit Implantatlängen ≥ 13 mm (74 %) ergab ein günstigeres Kronen/Implantatverhältnis mit dem Ergebnis einer geringen Anzahl prothetischer Komplikationen. Diese Analyse konnte auch eine erfolgreich Behandlung mit kurzen Implantaten (< 13 mm) zeigen. Hinsichtlich der Untersuchung der Gründe für den Zahnersatz zeigte sich eine signifikant niedrigere prothetische Komplikationsrate bei Patienten mit Aplasie. Eine Betrachtung des zeitlichen Auftretens der prothetischen Komplikationen zeigte, dass Komplikationen signifikant häufiger innerhalb der ersten 24 Monate auftraten. 64,5 % der Komplikationen traten in den ersten beiden Jahren nach der Eingliederung der prothetischen Versorgung auf. Dieses Ergebnis belegt die Notwendigkeit eines Recall Systems, um eine Kontrolle der Restauration gerade in den ersten beiden Jahren nach Insertion zu gewährleisten und um mögliche Folgeschäden bei prothetischen Komplikationen zu verhindern. © Springer-Verlag 7/2011 stomatologie
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Implantate in terminalen Unterkieferseitzahn lücken: eine retrospektive Analyse des periimplantären Knochenverlustes 8-12 Jahre nach Implantation Michael Lettner Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik, Medizinische Universität Wien
Hypothese: Um dem wachsenden Patientenwunsch gerecht zu werden, terminale Unterkiefer-Seitzahnlücken festsitzend zu versorgen, ist im atrophen Kiefer oftmals eine knochenadditive Methode notwendig, um Implantate setzen zu können. Eine dieser Methoden, um einen funktionellen und ästhetisch anspruchsvollen Zahnersatz zu ermöglichen, ist die laterale Knochenblocktransplantation. Hypothetisch wurde davon ausgegangen, dass im terminalen Unterkiefer-Seitzahnbereich im Langzeitergebnis (Implantat 8–13 Jahre in situ) nach lateraler Knochenblockaugmentation ein größerer periimplantärer Knochenverlust stattfindet, als im nicht-augmentierten Patientenkollektiv. Material und Methodik: Patienten, die im Zeitraum zwischen 1998 und 2003 an der Abteilung für Orale Chirurgie der Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik Wien im terminalen Unterkieferseitzahnbereich implantiert wurden, wurden zu einer Recalluntersuchung eingeladen. Patienten mit vorangegangener Augmentation wurden der Testgruppe zugeordnet. Als Kontrolle wurden nicht-augmentierte Patienten mit Implantaten in der gleichen Region herangezogen. Im Rahmen der Recalluntersuchung wurde eine Übersichtsröntgenaufnahme durchgeführt, und der Literatur entsprechend vermessen. Klinische Faktoren wurden ermittelt und die prothetische Versorgung kontrolliert. Fragen zu Mundhygienegewohnheiten, des Rauchverhaltens und der Implantatzufriedenheit rundeten die Kontrolluntersuchung ab. Ergebnisse: Bei einer Implantatliegedauer von 8–13 Jahren, zeigte sich im augmentierten Knochen ein durchschnittlicher periimplantärer Knochenverlust mesial von 3,17 mm +/-2,14 (p=0,0026) und distal von 3,09 mm +/- 2,08 (p=0,0070), gegenüber einem periimplantären Knochenverlust der Kontrollgruppe (nicht-augmentiert) von 1,86 mm +/-0,95 mesial und von 1,95 mm +/-1,02 distal. Im Vergleich der beiden Gruppen zeigt sich somit eine Signifikanz. Konklusion: Die vorliegende Arbeit zeigte ein signifikant schlechteres Ergebnis bezüglich des periimplantären Knochens bei Patienten nach lateraler Augmentation, als bei Patienten ohne präimplantologischen Knochenaufbau. Aufgrund des Knochenverlustes von ≥3 mm in der Testgruppe sollte auch bei vorsichtiger Interpretation der Daten über den vermehrten Einsatz alternativer Operationstechniken/Behandlungsmethoden nachgedacht werden.
Modulation der Entzündungsreaktion parodontaler Fibroblasten als Antwort auf pharmakologisch simulierte Hypoxie in vitro Fedja Masic Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik, Medizinische Universität Wien
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Hintergrund: Ein therapeutischer Ansatz zur Förderung der parodontalen und periimplantären Gewebsregeneration ist die Förderung der Angiogenese. Sogenannte „small molecules“ können über pharmakologisch-simulierte Hypoxie die Expression des pro-angiogenetischen Faktors „vascular endothelial growth factor“ (VEGF) bewirken. Unbekannt ist jedoch, ob die vermehrte Expression von VEGF auch unter entzündlichen Prozessen ablaufen kann und ob „small molecules“ in das Entzündungsgeschehen eingreifen. Methoden: Es wurden Fibroblasten der Gingiva und des parodontalen Ligaments mit den „small molecules“ Desferrioxamin (DFO), Dimethyloxaloylglycin (DMOG), L-Mimosin (L-MIM) und Kobaltchlorid (CoCl2) – mit und ohne dem inflammatorischen Zytokin IL-1 inkubiert. Der Einfluss von „small molecules“ auf die Bildung von IL-6 und VEGF wurde mittels Immunassays gemessen. Die Frage nach der Beteiligung von intrazellulären Signalwegen wurde mittels Inhibitoren und mittels Western Blot bestimmt. Resultate: Wir konnten zeigen, dass durch die Stimulation der Fibroblasten mittels „small molecules“, die Expression von VEGF gesteigert werden konnte. Die fördernde Wirkung auf die Expression von VEGF konnte auch in der Gegenwart des inflammatorischen Zytokins IL-1 beobachtet werden. Die „small molecules“ hatten keine Auswirkung auf die inflammatorische Antwort (Freisetzung von IL-6) Fibroblasten auf die Stimulation mit IL-1. Auch die Signalwege der Mitogen-aktivierten Proteinkinasen waren an der Wirkung der „small molecules“ auf die parodontalen Fibroblasten unbeteiligt. Schlussfolgerung: „Small molecules“ steigern die VEGFProduktion in Parodontalzellen, ohne dabei selbst die Entzündungreaktion zu modulieren. Durch diese Substanzen kann die Produktion von körpereigenen angiogenen Signalmolekülen gefördert werden, ohne dabei die Inflammation zu steigern. Um diese Eigenschaften in vivo zu bestätigen, werden weitere Experimente vonnöten sein.
Mundgesundheit und Okklusion bei alkoholabhängigen, stationären und ambulanten PatientInnen Petra Matouk Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik, Medizinische Universität Wien
Da ein erhöhter Alkoholkonsum zu verschiedenen pathologischen Erscheinungen führen kann, ist das Vorkommen von oralen Erkrankungen aufgrund dessen in der Zahnmedizin ein wichtiges Thema. Hoher Alkoholkonsum führt zu einer Reduktion der Speichelsekretion, die mit einer Xerostomie und einer Atrophie der Glandula parotis einhergeht. Durch die verminderte Spülfunktion wird die Entstehung von Entzündungen im Mund- und Rachenraum begünstigt. Zusätzlich tritt eine Verschiebung der primären apathogenen Bakterienflora auf, wobei aufgrund einer Xerostomie eine Gingivitis und Parodontitis auftreten kann. Wird eine Gingivitis nicht behandelt, geht die Entzündung auf die Kieferknochen über. Diese Parodontitis führt zu einem langsamen Abbau des Zahnhalteapparates.
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Da alkoholabhängige Menschen an einer Immunschwäche leiden, wird anhand dieser Studie untersucht, ob die Ursachen einer Gingivitis, Parodontitis oder eines schlechten Zahnstatus darauf zurückzuführen sind, oder die Schuld an einer schlechten Mundhygiene liegt. Für diese Studie wurden 50 alkoholabhängige Patienten (stationär oder ambulant) in der Universitätsklinik für Psychiatrie des Allgemeinen Krankenhauses der Stadt Wien und in einem Wohnheim für Alkoholabhängige in Melk untersucht. Diese Gruppe wurde mit 50 nicht alkoholabhängigen Probanden verglichen. Die Altersbandbreite erstreckte sich zwischen 16 bis 70 Jahren, wobei die Mehrheit der Alkoholiker zwischen 35 und 55 Jahren lag. Erhoben wurden die Pflegefrequenz, die Zahnbeweglichkeit, der Gingivaindex, der Plaqueindex, die Karies, die prothetische Versorgung, das Fehlen der Zähne im Seitzahnbereich und die Angle-Klassifizierung. Bei dieser Studie kam heraus, dass die Mundhygiene bei den Alkoholikern fast um die Hälfte so oft praktiziert wird als bei den Nichtalkoholikern. Bei beiden untersuchten Gruppen ließ sich ein Neutralbiss vermehrt zeigen. Ein deutlicher Unterschied ließ sich bei der Karies, Gingivitis und Parodontitis erkennen. Die Patienten zeigten vermehrt kariöse Flächen auf, auch das Zahnfleisch dominierte von Entzündungszeichen (Rötung, Blutung, Schmerz, Schwellung). Was die prothetische Versorgung anging, genossen die Alkoholiker im Vergleich zu der Kontrollgruppe vermehrt den Besitz eines Zahnersatzes. Dies zeigt wiederum, dass der verfrühte Verlust der eigenen Zähne auf einen chronischen Alkoholismus zurückzuführen ist. Sei es durch die mangelnde Mundhygiene, die Folgeerscheinungen vieler Erkrankungen oder durch die Fehlernährung aufgrund des erhöhten Alkoholkonsums, chronischer Alkoholismus hinterlässt auch im oralen Bereich seine Spuren. Die Auswertung dieser Studie ergab einen dringenden Therapiebedarf sowie ein wichtiges Aufklärungsgespräch vom Zahnarzt.
Systematisches Literaturreview: Die optimale orthodontische Kraft in puncto Zahnbewegung und Wurzelresorption
Evidenzbasierte Aussagen bezüglich optimierter Zahnbewegung bei minimalen Nebenwirkungen sollen in die gegenwärtige Kieferorthopädie einfließen. Methodik: Da eine Metaanalyse aufgrund zu unterschiedlichen Methoden der herangezogenen Publikationen nicht möglich ist, hat ein systematisches Literaturreview eine Übersicht der Untersuchungen zu diesem Thema und die damit gewonnenen Ergebnisse zu liefern. Literatur: Das Literaturreview schließt 251 Publikationen mit ein, sowohl Tierversuche als auch Humanstudien und Finite-Element-Studien (FEM). Resultate: In der Literatur kann kein eindeutiger Hinweis auf die optimale Kraftgröße zur Zahnbewegung in der Kieferorthopädie gefunden werden. Fest steht jedoch, dass auch heute noch die in der Kieferorthopädie verwendeten Kräfte häufig zu hoch sind. Trotz aller Bemühungen ist bei nahezu 100 Prozent der Patienten bei einer kieferorthopädischen Behandlung mit einer Wurzelresorption zu rechnen, wobei es immer zu einer Hyalinisierung des Parodontalligamentes kommt. Dennoch ist das Ausmaß der apikalen Wurzelresorption nur bei wenigen Patienten deutlich ausgeprägt. So stellten Hollender et al. (1980) bei 80 % ihrer Probanden weniger als 2 mm Verlust apikaler Substanz; Eine Wurzelverkürzung um 2 mm bedeutet einen Attachmentverlust von 7,5 % ohne klinische Konsequenzen (Linge 1983). Die späteren Folgen einer Wurzelresorption betreffen Vitalität, Mobilität und Attachmentverlust des Zahnes. Die neueste Studie von Jönnson et.al (2007) zeigt, dass bei den Zähnen mit extrem resorbierten Wurzeln mit zunehmendem Alter eine höhere Möbilität zu erwarten ist. Zähne mit einer Wurzellänge ≥ 10 mm und einem gesunden Parodont bleiben stabil. Es bedarf weiterhin einhergehender Langzeitstudien, um spätere Zahnverluste bewerten zu können. Neben der Prävention und der frühzeitigen Diagnostik von Wurzelresorptionen sollten sich zukünftige Forschungsprojekte mit den genetischen und molekulär-biologischen Entstehungsmechanismen von Wurzelresorptionen beschäftigen. Trotz zahlreicher Untersuchungen sind bis heute noch viele Fragen ungeklärt. Abschließend kann gesagt werden, dass die Reaktionen im Gewebe bei jedem einzelnen Patienten stark variieren und diese auch nicht exakt vorhersehbar sind. Somit ist es nicht möglich eine optimale Kraft für den einzelnen Patienten festzulegen.
Anja Pejicic
Nachuntersuchung des Bichatlappens zum MAV-Verschluss
Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik, Medizinische Universität Wien
Svitlana Pokornik
Problemstellung: Seit der Erfindung des Multibandsystems (Angle 1926) sind in der Literatur unterschiedliche Ansichten über die optimale orthodontische Kraft in puncto optimaler Zahnbewegung und minimaler Wurzelresorption beschrieben worden. Es stellt sich die Frage, inwieweit Wurzelresorption und ideale Zahnbewegung von der Kraftgröße abhängen – gibt es eine optimale Kraftgröße für effiziente Zahnbewegung bei minimaler Wurzelresorption? Zielsetzung: Das Ziel dieser Diplomarbeit war, mittels Literaturreview Antworten auf die genannte Fragestellung zu finden und, soweit möglich, eine Metaanalyse durchzuführen.
Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Medizinische Universität Wien
Die enge Nachbarschaft zwischen den Wurzelspitzen der oberen Prämolaren und Molaren beinhaltet grundsätzlich die Gefahr, dass durch therapeutische und chirurgische Maßnahmen die Eröffnung der Kieferhöhle auftreten kann. Früher war bei einer solchen Komplikation eine der klassischen chirurgischen Verschlussmethoden wie der Trapezlappen nach Rehrmann oder Gaumenlappen üblich. Viele Studien haben jedoch die möglichen Nachteile dieser Methoden belegt. Eine alternative Methode stellt die Verwendung des © Springer-Verlag 7/2011 stomatologie
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Tabelle 1
Vergleich der Ergebnisse mit anderen Studien Studien
Anzahl an Patienten
Anzahl an MAV mit BFP
Nötiger Zweiteingriff
Anzahl an Nekrosen
Egyedi
4
4
–
–
Tiderman
12
2
–
1 (50 %)
Hanazawa
14
14
1 (7 %)
–
Stajcic
56
56
3 (5 %)
2 (3,5 %)
Samman
29
19
–
1 (5 %)
Rapidis
15
6
–
2 (30 %)
Baumann
29
20
7 (24 %)
–
Abuabara
112
28
–
–
Amin
24
24
6 (25 %)
1 (4 %)
Alkan
26
22
1 (4 %)
2 (9 %)
MartinGranzizo
29
22
–
2 (9 %)
Dipomarbeit Pokornik
154
154
24 (15 %)
1 (0,6 %)
Bichatlappens dar. Es sollen die Ergebnisse dieser Operationsmethode und ihre Komplikationen dargestellt werden. Es wurden die Krankenakten aller Patienten, die im Zeitraum von 2000-2006 wegen einer Mund-Antrum-Verbindung mit einem Bichatlappen an der Universitätsklinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie des Allgemeinen Krankenhaus Wien operiert wurden, nach speziell ausgesuchten Kriterien ausgewertet und retrospektiv aufgearbeitet. In diesem Zeitraum wurden insgesamt 154 Eingriffe vorgenommen, die evaluiert werden konnten. Das Patientenkollektiv setzt sich aus 80 männlichen Patienten und 74 weiblichen Patienten zusammen. Ursachen für die Mund-Antrum-Verbindung (MAV) waren Zahnextraktion (69,5 %), Zysten (9,7 %), Frakturen (3,8 %), Implantatversorgung (4,5 %), Neubildungen (5,7 %) und andere chirurgische Interventionen. Die meisten Operationen wurden unter lokaler Anästhesie durchgeführt. Zur Erfassung der postoperativen Beschwerden wurden die Patienten zu einem Kontrolltermin eingeladen. Bei der Nachuntersuchung hat sich herausgestellt, dass bei 23 Patienten (15 %) der Bichatlappen undicht war und ein zweiter Eingriff erforderlich war. Bei 131 Patienten (85 %) war der gestielte Bichatlappen dicht. In der Diskussion sind alle Ergebnisse kritisch bewertet und mit den Ergebnissen aus der Fachliteratur verglichen worden, wobei hier in erster Linie verschiedenste zu diesem Thema in der Fachliteratur publizierte Arbeiten herangezogen werden. Darüber hinaus konnte mit dieser Studie aufgezeigt werden, dass die Anwendung des Bichatlappens zum MAV-Verschluss chirurgisch gesehen eine einfache Prozedur ist, wenig Komplikationen verursacht und für die Patienten wenig belastend ist. Zusammenfassung: Im Zeitraum von 2000-2006 wurden 154 Patienten wegen einer Mund-Antrum-Verbindung mit einem Bichatlappen an der Universitätsklinik für Mund-KieferGesichtschirurgie des Allgemeinen Krankenhaus Wien operiert und nach speziell ausgesuchten Kriterien ausgewertet und retrospektiv aufgearbeitet. Das Patientenkollektiv setzt
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sich aus 80 männlichen Patienten und 74 weiblichen Patienten zusammen. Ursachen für die Mund-Antrum-Verbindung (MAV) waren Zahnextraktion (69,5 %), Zysten (9,7 %), Frakturen (3,8 %), Implantatversorgung (4,5 %), Neubildungen (5,7 %) und andere chirurgische Interventionen. Bei der Nachuntersuchung hat sich herausgestellt, dass bei 23 Patienten (15 %) der Bichatlappen undicht war und ein zweiter Eingriff erforderlich war. Bei 131 Patienten (85 %) war der Bichatlappen dicht. Darüber hinaus konnte mit dieser Studie aufgezeigt werden, dass die Anwendung des Bichatlappens zum MAV-Verschluss chirurgisch gesehen eine einfache Prozedur ist, wenig Komplikationen verursacht und für die Patienten wenig belastend ist.
In vitro Vergleich der Genauigkeit der Arbeitslängenbestimmung bei der ® Wurzelkanalaufbereitung mittels Dentaport ZX Marian Sabo Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik, Medizinische Universität Wien
Ziel der Diplomarbeit: Das Ziel dieser Diplomarbeit war es, die neueste Generation des Endowinkelstücks Denta Port ZX mit der herkömmlichen („traditionellen“) Methode in Bezug auf die Messgenauigkeit der Arbeitslängenbestimmung bei der Wurzelkanalaufbereitung in vitro zu untersuchen. Material und Methoden: Es wurden extrahierte menschliche Zähne verwendet. Insgesamt wurden 80 Wurzelkanäle aufbereitet und vermessen. Zuerst wurde die Durchgängigkeit des Kanals mit einer ISO-10-Stahlfeile sichergestellt. Als Goldstandard wurde die Kanallänge elektronisch bestimmt und dokumentiert. Diese wurde mittels Raypex 5 ermittelt. Der Referenzpunkt wurde am Zahn markiert und die Arbeitslänge für die erste Testreihe (Aufbereitung herkömmlichen Endomotor ohne Apexlokatorfunktion) auf den Protaperfeilen mittels Gummistopps eingestellt. Zum Aufbereiten wude das Feilensystem Protaper benutzt. Es wurden jeweils 40 Wurzelkanäle in jeder Gruppe aufbereitet Die erste Gruppe wurde maschinell mit ATR Tecnika Vision Endomotor (manuell eingestellte Gummistops) und die zweite Gruppe mit Dentaport ZX (eingeschaltete Apexlokatorfunktion) bis Feilengröße F3 aufbereitet. Für den Vergleich diente der gemessene Abstand zwischen der F3-Feilenspitze und dem radiologischen Apex. Ergebnisse: In Gruppe 1 war im Durchschnitt, der mittels Raypex 5 bestimmte Abstand der Feilenspitze vom radiologischem Apex 0,74 mm +/- 0,38 mm. Nach der Aufbereitung betrug der durchschnittliche Abstand 0,64 mm +/- 0,39 mm vom radiologischen Apex. In 15 Fällen war nach der Aufbereitung die Arbeitslänge kürzer, in 24 Fällen länger und in einem Fall stimmte sie mit der elektronisch gemessenen Länge überein. Kein Wurzelkanal wurde über den radiologischen Apex hinaus überinstrumentiert. In der zweiten Gruppe betrug der vom Raypex 5 elektronisch gemessene durchschnittliche Abstand der Feilenspitze vom radiologischen Apex 0,60 mm +/0,35 mm und nach der Aufbereitung mit Dentaport ZX 0,68 mm +/- 0,35 mm. In 22 von 40 Fällen war der Wurzelkanal kürzer, in 9 Fällen länger und in 9 Fällen genau auf die vorher
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mit dem Raypex 5 bestimmte Arbeitslänge aufbereitet worden. Kein Wurzelkanal wurde über den radiologischen Apex hinaus überinstrumentiert. Zwischen beiden Gruppen gab es einen statistich signifikanten Unterschied (p<0,001).
Auswirkungen von Vitamin D auf die Implantateinheilung im ovariektomierten Rattenmodell Stefanie Salzl Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik, Medizinische Universität Wien
Problemstellung/Ziel: Die Prävalenz des Vitamin D-Mangels ist vielerorts höher als erwartet. Über 50 % der postmenopausalen Frauen sind betroffen. Ein Mangel an Vitamin D beeinträchtigt die Knochenregeneration, welche für die Implantateinheilung von großer Bedeutung ist. Daraus ergibt sich die Fragestellung, ob eine Vitamin D-Supplementierung, im Falle eines vorliegenden Vitamin D Mangels, einen förderlichen Effekt auf die Implantateinheilung hat. Material und Methode: 45 ausgewachsene ovariektomierte Ratten wurden randomisiert in drei Gruppen eingeteilt. Eine Vitamin D – Gruppe (De) mit Vitamin D-freiem Futter, eine Kontrollgruppe mit einer Vitamin D-angereicherten Standardnahrung und eine Vitamin D + (DeRe) Gruppe, welcher nach sechswöchiger Vitamin D Karenz ebenfalls eine mit Vitamin D angereicherte Nahrung verabreicht wurde. Nach achtwöchiger Haltung wurden den Ratten zwei Titanimplantate in die Tibia gesetzt. Nach einer Einheilzeit von vier Wochen wurden die Tiere eingeschläfert und histologische Dünnschliffe der Tibiae angefertigt. Mithilfe der Histomorphometrie konnte das Verhältnis der Implantatoberfläche zum mineralisierten Knochen (bone to implant contact - BIC) gezeigt werden. Auch die Menge des die Implantate umgebenden Knochens (bone volume per tissue volume - BV/TV) wurde vermessen. Ergebnisse: Das Knochenvolumen im periostalen Kompartiment (pt.BV/TV) ergab in der Kontrollgruppe einen Median von 55,58 %, im Vergleich zu 50,17 % in der De und 59,37 % in der DeRe Gruppe (p = 0,24). Im kortikalen Bereich (ct.BIC) zeigte sich im Mittel ein Knochen-Implantat-Kontakt (BIC) von 76,30 % in der Kontrollgruppe, wobei ein Median von 59,68 % in der De und 64,85 % in der DeRe Gruppe evaluiert wurde (p = 0,03). Schlussfolgerung: In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass der negative Effekt des Vitamin D Mangels auf die Osseointegration im kortikalen Bereich durch eine Supplementierung mit Vitamin D teilweise aufgehoben werden kann.
Die GPT stellt ein minimalinvasives Verfahren zur Verbesserung des Implantatlagers durch Elevation des Sinusbodens dar. Durch perkrestale Injektion eines radioopaken Gels wird die Kieferhöhlenschleimhaut angehoben und anschließend mit Knochenersatzmaterial unterfüttert. Die Ergebnisse von 35 Sinuslifts an 26 Patienten wurden statistisch ausgewertet und mit aus der Literatur verfügbaren Daten verglichen. Material und Methoden: Die radiologischen (OPTG, CT) und klinischen Befunde wurden statistisch ausgewertet, mit Hauptaugenmerk auf das verfügbare Restknochenangebot sowie der erzielten Augmentationshöhen und der Knochendichte des Knochenersatzmaterials (Ostim ). Komplikationen wie Perforation der Kieferhöhlenschleimhaut und andere postoperative Begleiterscheinungen wurden ebenfalls erfasst. Ergebnisse: Die mittlere Restknochenhöhe lag bei 4,7 ± 1,8 mm. Erzielte Augmentationshöhen lagen bei 11,6 ± 2,8 mm. Die Perforationsrate lag bei 8,6 %. Zusammenfassung: Die Ergebnisse zeigen, dass das GPTVerfahren im Vergleich zu lateralen Verfahren weniger invasiv ist und dennoch vergleichbare Augmentationen des Sinusbodens erzielt werden können. Allgemein/Ziel: Um ein neues Verfahren zur Implantation im Bereich der posterioren Maxilla zu etablieren, sind einige Faktoren zu berücksichtigen. Zum einen sind der operative und apparative Aufwand für einen Zahnarzt in der Praxis, als auch der technische Anspruch und die für den Eingriff notwendige Erfahrung von fundamentaler Bedeutung. Weiters gilt es, für das Wohl des Patienten die Invasivität des Eingriffes bzw. unerwünschte Begleiterscheinungen weitestgehend zu minimieren, ohne die Erfolgsrate zu reduzieren. So sind zum einen die Knochenqualität des vorhandenen Restknochens bzw. des Knochenersatzmaterials (spez. die Dichte) sowie die Knochenquantität (spez. die Restknochenhöhe) entscheidend. Auch die Wahl der Implantate hat Einfluss auf die erfolgreiche Osseointegration. Die Gel Pressure Technique stellte ein neuartiges Verfahren zur perkrestalen Elevation des atrophierten Sinusbodens dar, die im Vergleich zu etablierten, lateralen Eingriffen weniger invasiv ist, und dennoch entsprechende Augmentationshöhen erzielt werden können. Es wurden die Ergebnisse der prospektiven Studie ausgewertet und mit Daten aus der Literatur verglichen. Material und Methoden: Es wurden Eingriffe an 35 Seiten von 26 Patienten ausgewertet. Anhand der vorliegenden OPTGs konnten die Restknochenhöhen bzw. die erzielten Augmentationshöhen mittels Messschablonen bestimmt werden. Die Knochendichte des Augmentates wurde anhand der
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Tabelle 1
Vergleich Lateraler und Transkrestaler Verfahren nach Pjetursson et al. & Tan et al. Lateral
Transkrestal
GPT
Perkrestale Sinusbodenelevation mittels Gel Pressute Technique GPT – Auswertung einer prospektiven Studie
Erfolgsrate auf Implantatebene
90,1 % (86,4 %-92,8 %)
92,8 % (87,4 %-96 %)
69.9 % (Kanonenbohrer) 82,4 % (Osteotom)
Dr. Karin Schmitt-Wietzorrek
Perforationsrate
3,8 % (0-21,4 %)
8,6 %
Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik, Medizinische Universität Wien
19,5 % (0-58,3 %)
Sinusitiden
2,9 % (0-12,0 %)
0,8 % (0.2,5 %)
12,5 %
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verfügbaren CTs mittels Software (Dental Software Package, Philips, Best) ausgewertet. Komplikationen wie Perforationen der Kieferhöhlenschleimhaut, Spiegelbildungen bzw. indiziert Fremdkörperentfernungen mittels Sinuskopie wurden anhand der Patientenkarteien erfasst. Ergebnisse: Von den 35 Eingriffen wurde in 32 Fällen erfolgreich augmentiert. Bei den verbleibenden 3 Versuchen des Sinuslifts musste aufgrund einer intraoperativen Perforation der Kieferhöhlenschleimhaut abgebrochen werden. In 31 Augmentationen wurden insgesamt 40 enossale Implantate, 36 davon einzeitig und 4 Implantate zweizeitig, gesetzt. Der Mittelwert der Restknochenhöhen aller 35 Seiten lag bei 4,7 ± 1,8 mm. Im Mittel wurde bei den 32 erfolgreichen Eingriffen der Sinusboden um 11,6 ± 2,8 mm angehoben. Die Dichte der Augmentate wurde anhand jener CT´s bestimmt, die 7,4 ± 3,0 Monate nach der Operation aufgenommen wurden. Der Mittelwert betrug 408 ± 80 HU (Min/Max 185/541). Das Implantatbett wurde bei 18 Sinuslifts mittels Kanonenbohrer und bei 17 Sinuslifts mittels Osteotom aufbereitet. Es zeigte sich, dass bei 75 % der Sinuslifts mittels Kanonenbohrer kein Implantatsverlust innerhalb der ersten 6 Monate zu verzeichnen war, – bei jenen, die mittels Osteotom aufbereitet wurden waren es 92,3 %. Dies zeigt sehr deutlich, dass zur Erlangung einer ausreichenden Primärstabilität des Implantates dem Osteotom, das bei der transkrestalen Sinusliftbodenelevation die vorhandene Spongiosa verdichtet, der Vorzug zu geben ist. Betrachtet man in weiterer Folge jene Sinuslifts mit Implantatsverlust > 6 Monate bzw. mit Verlust in zweizeitigem Vorgehen konnte kein Einfluss der Knochendichte des Augmentates auf die Sekundärstabilität der Implantate im Vergleich zu jenen gemessenen Knochendichten bei erfolgreicher Einheilung nachgewiesen werden. Dies sollte allerdings nicht bedeuten, dass die Knochendichte keinen Einfluss auf die Sekundärstabilität der Implantate hat. Die gemessenen Knochendichten des Augmentates von durchschnittlich 408 ± 80 HU (Min/Max 185/541) sind im Vergleich zu denen der Spongiosa (ca. 150 HU) bzw. dem kompaktem Knochen (ca. 250 HU) (Schwenzer 2008) vergleichsweise hoch. Bei den 35 Eingriffen musste in 3 Fällen (8,6 %) die Operation aufgrund einer Perforation abgebrochen werden. In 12 Fällen kann eszu einer Spiegelbildung in der Kieferhöhle, behandlungsbedürftige Sinusitiden wurden in 4 Fällen festgestellt. Zusammenfassung: Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Erfolgsraten und auftretenden Komplikationen bei lateralen bzw. transkrestalen Verfahren aus der Literatur (Pjetursson et al. & Tan et al.). Die Tabelle stellt eine reine Orientierungshilfe dar, da ein direkter Vergleich aufgrund der unterschiedlichen Rahmenbedingungen nicht möglich ist. So wurde etwa bei der Auswertung der transkrestalen Sinuslifts eine minimale mittlere Restknochenhöhen vorgegeben (Tan et al.). Die Erfolgsrate auf Implantatsebene bezieht sich auf einen berechneten Zeitraum von 3 Jahren. Der Beobachtungszeitraum der Studie lag bei durchschnittlich 20.3 Monaten (5,3 – 37,9 Monate). Es zeigt sich, dass die Erfolgsrate bei der Verwendung von Kanonenbohrern mit 69,6 % deutlich unter den Vergleichwerten aus der Literatur liegt. Bei der Verwendung von Osteotomen zeigt die GPT deutlich bessere Erfolgsaussichten (82,4 %).
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Die Perforationsrate von 8,6 % ist geringer als bei lateralen Eingriffen (19,5 %). Die mittlere Perforationsrate von 3,8 % bei den transkrestalen Verfahren relativiert sich allerdings aufgrund der wesentlich niedriger erzielbaren Augmentationshöhen. Zeigen sich bei der GPT auch vermehrt postoperative Komplikationen als bei den transkrestalen Verfahren sind jene doch im Vergleich zu lateralen Eingriffen geringer. Die erzielbaren Augmentationshöhen bei herkömmlichen transkrestalen Verfahren sind allerdings begrenzt. Gerade in Hinblick auf die Langzeitstabilität unter Belastung und bei geringem Restknochenangebot, scheint eine nennenswerte Augmentation (> 10 mm) erstrebenswert. Erkenntnisse aus finiter Elementeberechnungen legen nahe, dass längere Implantate (> 10 mm) aufgrund der geringeren Spannungen zwischen Implantatoberfläche und umgebendem Knochen erhöhte Erfolgsraten erzielen sollten, allerdings nur, wenn sie vollständig und ausreichend in Knochen gebettet sind (Tepper et al. 2002). Diese Möglichkeit bietet die GPT, bei geringerer Invasivität als bei lateralen Eingriffen.
Literatur Pjetursson BE (2008) A systematic review of the succes of sinus floor elevation and survival of implants in combination with sinus floor elevation, Part I Lateral approach. J Clin Periodontol (35 Suppl. 8): 216-240. Schwenzer N, Ehrenfeld M (2009) Chirurgische Grundlagen. 4. Auflage Thieme Verlag. Tan WC (2008) A systematic review of the succes of sinus floor elevation and survival of implants in combination with sinus floor elevation, Part II Transalveolar Technique. J Clin Periodontol (35 Suppl. 8): 241254. Tepper G (2002) Three-dimensional finite element analysis of implant stability in the atrophic posterior maxilla: a mathematical study of floor augmentation. Clin Oral Implant (13): 657-665.
Beeinflusst Rauchen die Melatoninkonzentration bei parodontalen Erkrankungen? – Eine Pilotstudie. Angelika Schoiber Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik, Medizinische Universität Wien
Ziele: Melatonin besitzt antioxidative und immunmodulatorische Eigenschaften. Die Aufgabe von Melatonin im Rahmen einer parodontalen Erkrankung ist noch nicht hinlänglich geklärt. In den bisherigen Studien wurden erniedrigte Melatoninkonzentrationen bei parodontal Erkrankten bestimmt. Durch Rauchen entsteht zusätzlicher oxidativer Stress, der zu einem weiteren Abfall an Melatonin führen könnte. Ein Zusammenhang von Melatonin, Rauchen und Parodontitis wurde bislang nicht untersucht. Materialien und Methoden: An dieser Studie nahmen 40 Probanden teil. Diese setzten sich aus 20 parodontal Erkrankten und aus 20 an Alter und Geschlecht angepassten, parodontal Gesunden zusammen (jeweils 10 Raucher und 10 Nichtraucher). Es wurde je eine Speichel- und Blutabnahme durchgeführt. Die Melatoninkonzentration wurde mittels kommerziell erhältlicher ELISA-Kits bestimmt. Für die statistische Auswertung wurden t-Test, Varianzanalysen und die Korrelationskoeffizienten nach Pearson und Spearman verwendet. Als Signifikanzniveau wurde p < 0,05 gewählt.
abstracts
Resultate: Parodontal erkrankte Probanden hatten signifikant niedrigere Melatoninkonzentrationen im Speichel als parodontal gesunde Probanden (p = 0,012). Die Melatoninkonzentrationen im Serum wiesen keinen signifikanten Unterschied auf. Die Speichel/Serum Melatoninratio war bei parodontal Erkrankten signifikant verringert (p = 0,005). Weiters korrelierte Melatonin im Speichel signifikant negativ mit den Parodontalparametern „Sondierungstiefe“ (p = 0,025) beziehungsweise der „Zahnanzahl mit Sondierungstiefe ≥ 5 mm“ (p = 0,008). Der Faktor Rauchen hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Melatoninkonzentrationen. Schlussfolgerungen: Die vorliegenden Ergebnisse stimmen mit früheren Studien insofern überein, dass Melatonin im Speichel bei Parodontitispatienten erniedrigt ist. Dies könnte auf einen schnelleren Abbau von Melatonin im Rahmen der Neutralisation freier Radikale zurückzuführen sein. Im Serum wurde dies nicht bestätigt. Ein Einfluss durch das Rauchen von Zigaretten auf die Melatoninkonzentrationen in Speichel und Serum konnte nicht gezeigt werden.
Die klinische Verifizierung der computer tomographischen Vestibulumdarstellung Paul Schön Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik, Medizinische Universität Wien
Hintergrund: Die intraorale Schleimhautdicke ist ein, sowohl therapeutisch als auch prognostisch, wichtiger Parameter in vielen Bereichen der modernen Zahnheilkunde. Es besteht der klinische Bedarf nach einer standardisierten, zuverlässigen Methode zur Beurteilung und Vermessung der individuellen Schleimhautverhältnisse. Zielsetzung: Das Ziel der vorliegenden methodologischen Studie war, zu beweisen, dass die mehrmals beschriebene computertomographische Vestibulumdarstellung auch zur Vermessung von intraoralen Schleimhautdicken sowie zur radiologischen Identifikation von gingivalen Phänotypen geeignet ist. Material und Methodik: In den Vestibulumdarstellungen von 11 Patienten (5 Frauen, 6 Männer) wurde die Schleimhautdicke, bukkal im Bereich der mittleren Schneidezähne und der ersten Molaren des Oberkiefers, in den axialen Schichten und den orthoradialen Rekonstruktionen der jeweiligen Computertomographie-Scans, vermessen. Vergleichswerte zur Verifizierung einer Korrelation wurden zuvor mit transgingivaler Sondierung unter Zuhilfenahme einer markierten Tiefziehfolie bestimmt. Die ermittelten Daten wurden statistisch ausgewertet. Resultate: Die Korrelation zwischen der klinischen Messung und der Messung mittels Computertomographie (CT) war gering r = 0,19 (p = 0,22). Die mittlere Differenz zwischen beiden Methoden war -0,01 mm (±0,43; CI -0,14; 0,12; p = 0,8). Laut eines erstellten Bland-Altmann-Diagramms kann die tatsächliche Schleimhautdicke 0,9 mm über oder unterhalb des jeweilig radiologisch festgestellten Wertes liegen. Es konnte keine statistisch relevante Korrelation zwischen den klinisch erhobenen Werten und denen der computertomographischen Vermessung gefunden werden. Obwohl der entspre
chende Vorhersagewert gering ausfiel, konnte keine signifikante Differenz bei der Phänotypenidentifizierung festgestellt werden. Schlussfolgerung: Auch wenn die computertomographische Vestibulumdarstellung eine effiziente Methode ist, um das Einsatzspektrum konventioneller CTs zu erweitern, so ist ihre Durchführung zur alleinigen Vermessung der Mundschleimhäute, aufgrund der erhöhten Strahlenbelastung und einer geringen Korrelation, kontraindiziert.
Rauchverhalten bei Studierenden der BGZMK – eine Fragebogenuntersuchung Mevlüt Simsek Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik, Medizinische Universität Wien
Rauchen ist einer der Hauptrisikofaktoren für die allgemeine und insbesondere auch die orale Gesundheit. Durch den regelmäßigen Kontakt zwischen Zahnärzten und Patienten haben Zahnärzte ein großes Potential, Patienten über die Schädlichkeit des Rauchens aufzuklären. Darüber hinaus können in der zahnärztlichen Praxis Maßnahmen eingeleitet werden, um die Patienten zum Einstellen des Rauchens zu motivieren. Frühere Untersuchungen zeigen jedoch, dass Rauchen unter Angehörigen von Gesundheitsberufen keine Seltenheit ist und die Raucheraufklärung in den Praxen noch einen zu niedrigen Stellenwert einnimmt. Angehörige von Gesundheitsberufen sollten eine Vorbildfunktion haben. Zahnmedizinstudenten erfahren während ihres Studiums an der MedUniWien durch Vorlesungen über die Folgen des Rauchens sowie Maßnahmen zur Raucherentwöhnung. Bislang wurde in Österreich keine umfangreiche Studie über Tabakkonsum unter Zahnmedizinstudenten durchgeführt. Durch diese Diplomarbeit sollte das aktuelle Rauchverhalten einschließlich der Ursachen für das Rauchen bzw. Nichtrauchen von Studierenden an der BGZMK erhoben werden und eine Analyse möglicher soziodemographischer und sonstiger Einflussfaktoren auf das Rauchverhalten sowie eine Erhebung der Einstellung von Rauchern und Nichtrauchern zum Rauchverhalten erfolgen. Insgesamt beantworteten 197 Studenten den ausgegebenen Fragebogen. Der Altersdurchschnitt lag bei 27 Jahren. Dreiunddreissig Prozent gaben an, RaucherInnen zu sein. Im Durchschnitt betrug der tägliche Zigarettenkonsum ungefähr 8 Stück. Mehr als 60 % aller Raucher möchten mit dem Rauchen aufhören. Achtundsechzig Prozent der befragten Raucher gaben an, zur Entspannung und Stressbewältigung zu rauchen, 86 % der Nichtraucher gaben an, aus gesundheitlichen Überlegungen nicht zu rauchen. Lediglich 30 % würden ihr Rauchverhalten durch höhere Tabakpreise ändern. Mehr als 90 % kannten die Zusammenhänge mit anderen Erkrankungen, 70 % waren der Auffassung, dass Mitarbeiter des Gesundheitswesens Vorbildfunktion besitzen und deshalb nicht rauchen sollten. Achtzig Prozent sahen es als Pflicht des Zahnarztes an, den Patienten zum Rauchstopp zu ermutigen und würden in Zukunft in ihrer Praxis Patienten auf die Möglichkeit der Raucherentwöhnung ansprechen. Diese Ergebnisse geben uns Information, dass sich zukünftige Zahnärzte im Hinblick auf das Rauchen gesundheitsbewusster verhalten, © Springer-Verlag 7/2011 stomatologie
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weil sie berufsbedingt während ihres Studiums durch Vorlesungen über die gesundheitsschädigende Wirkung des Tabakkonsums erfahren.
Variabilität der Astfolge der aus der Arteria maxillaris abstammenden Kaumuskel- und Kieferarterien beim Menschen mit besonderer Berücksichtigung der Topographie des Stammgefäßes Margarita Weigel Zentrum für Anatomie und Zellbiologie, Medizinische Universität Wien
Die genaue Kenntnis des Abgangs und Verlaufes der Äste der Arteria maxillaris, weiters der topographischen Variationen der tiefen Kaumuskulatur, im Speziellen des Musculus pterygoideus lateralis, und des Nervus mandibularis ist für eine Reihe von operativen Eingriffen am Gesichtsschädel eminent wichtig und kann den Patienten vor Folgeschäden bewahren. Das Ziel dieser Studie ist die Überprüfung der aktuellen Lehrbuchmeinung zur Lage, Verlauf und Astfolge der Arteria maxillaris (IM). Konkret werden hier die A. alveolaris inferior (IA), A. alveolaris superior posterior (PSA), A. buccalis (B), A. masseterica (M), A. meningea accessoria (AM), A. temporalis profunda anterior (ADT) und A. temporalis profunda posterior (PDT) untersucht. Die Variabilität des Abgangs und Verlaufs der hier behandelten Gefäße ist bislang nicht detailliert und auch nicht im Zusammenhang dokumentiert worden. Stammbildungen der einzelnen Gefäße untereinander werden dokumentiert. Etwaige Differenzen zwischen den Geschlechtern und Lateralisationsphänomene werden überprüft. Die an 55 Individuen erhobenen Schädelmaße werden in die statistische Auswertung mit einbezogen. Zusätzlich wird das Vorhandensein einer so genannten „Artery to the lingual nerve“, welche hier als Lingual commitans branch (LCB) bezeichnet wird, beim kompletten Kollektiv überprüft. Die 104 verwendeten Präparate stammen ausschließlich von Leichenspendern. Diese Personen haben in dankenswerter Weise, freiwillig und unentgeltlich, zu Lebzeiten ihren Leichnam für Zwecke der prä- und postgraduellen Lehre zur Verfügung gestellt. Die vorliegenden Resultate zeigen sehr eindeutig, dass der so genannte Lehrbuchfall im 1. Abschnitt nur vereinzelt, im 2. Abschnitt gar nicht existiert. Den Grund dafür muss man in den variablen Ursprungspositionen der angeblich so konstanten jeweiligen Astabgänge suchen. So findet man die PDT lediglich in 50 % rechts und 34 % links im 2. Abschnitt. Nach Lehrbuchmeinung sollte diese aber ein, in 100 % aus dem 2. Abschnitt abgehender Ast sein. Der typische Ast des 3. Abschnittes, die PSA, ist in dieser Studie nur zu einem geringen Anteil auch dort anzutreffen. Interessant sind auch die Ergebnisse bei den Stammbildungen, im Speziellen zwischen der PDT und der IA und zwischen der PSA und der A. infraorbitalis (IO). Bei erst genannter Stammbildung hat diese Arbeit einen zwingenden Zusammenhang zwischen der Lage der Arteria maxillaris zum Musculus pterygoideus lateralis und der Entstehung dieser Vereinigung gefunden. So findet sich diese Stammbildung nur bei der medialen Lage der Arterie zum Muskel. Wie bereits be-
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schrieben, hat der Abgang der PSA einen weiteren höchst interessanten Befund ergeben. Entgegen der Lehrbuchmeinung, die dieses Gefäß als konstanten Ast des dritten Abschnitts der Arteria maxillaris ansieht, kommt diese Arterie unseren Befunden nach mehrheitlich noch aus dem zweiten Abschnitt. Da unsere Ergebnisse zeigen, dass auch die IO eher noch ein Ast des zweiten Abschnittes ist, sollten eigentlich nur die drei wirklich medial von der Fissura pterygomaxillaris entspringenden Äste, d. h. die Arteria canalis pterygoidei, die Arteria sphenopalatina und die Arteria palatina descendens als Abgänge aus dem dritten Abschnitt, d. h. der Pars pterygopalatina, angesehen werden. Ein Zusammenhang zwischen den Lage- und Astfolgevariationen mit den untersuchten Schädelmaßen konnte nicht gefunden werden. Die Ergebnisse dieser umfangreichen Studie werden ausführlich diskutiert und dienen aufgrund der neuen Erkenntnisse dazu, das Risiko von intraoperativen arteriellen Blutungen im Zuge von zahnmedizinischen sowie kiefer- und gesichtschirurgischen Eingriffen zu minimieren.
Das Implantat-Stabilitätsmessgerät Osstell™ Mentor als neue Diagnosemöglichkeit von Ankylose? Thomas Weinberger Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik, Medizinische Universität Wien
Die Ankylose von Zähnen wird als Fusion von Wurzelzement oder Dentin mit dem Alveolarknochen definiert (Andersson et al., 1984; Pedersen und Hallett, 1994). In der vorliegenden Studie wurde getestet ob das Implantat-Stabilitätsmessgerät Osstell™ mentor ein geeignetes Diagnoseverfahren dentaler Ankylose darstellt. Ziel war es, signifikante Unterschiede in den gemessenen Werten zwischen vermuteten ankylosierten und nichtankylosierten Zähnen festzustellen. Eine weitere Zielsetzung war die Angabe eines Implantatstabilitätsquotienten (ISQ)-Referenzwertes für ankylosierte Milchmolaren. Material und Methoden: Fünfundvierzig Milchmolaren des Unterkiefers wurden mit einem Perkussionstest, einer klinischen Untersuchung auf Infraokklusion und Immobilität sowie anhand eines Panoramaröntgens auf Ankylose getestet. Fünfzehn vermeintlich ankylosierte Milchmolaren und 30
Abb. 1: Leicht in Infraokklusion stehender, vermeintlich ankylosierter Zahn 85. Messung in mesiodistale Richtung.
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nichtankylosierte Milchmolaren wurden mittels des Resonanzfrequenzanalyse-Geräts Osstell™ mentor vermessen. Da Osseointegration, eine direkte Verbindung zwischen lebendem Knochen und Implantat (Albrektsson et al., 1981), als ein ähnlicher Zustand wie Ankylose beschrieben wird, wurde in der vorliegenden Studie der Smartpeg™, nicht wie vorgesehen am Implantat aufgeschraubt, sondern mit Heliosit® Orthodontic am Zahn befestigt. Pro Zahn ergaben sich zwei Messwerte (mesiodistal und buccolingual). Weiters wurden Alter, Geschlecht, Gewicht, Körpergröße, Kreuzbiss, Angle-Klasse, Tiefbiss und Zufriedenheit dokumentiert. Resultate: Es bestanden sowohl in mesiodistaler als auch in buccolingualer Messrichtung signifikante Unterschiede der Mittelwerte von ankylosierten und nichtankylosierten Milchmolaren. Kein Zusammenhang von Ankylose konnte zu Tiefbiss, Kreuzbiss, Angle-Klasse und Geschlecht gefunden werden. Zweite Milchmolaren waren deutlich häufiger betroffen als erste. Es konnte ein ISQ-Referenzwert von 43 mit einer Sensitivität von 53,3 % in mesiodistaler und einer Sensitivität von 20 % in buccolingualer Richtung angegeben werden. In beiden Richtungen bestand eine Spezifität von 100 %. In der vorliegenden Untersuchung konnte somit gezeigt werden, dass das Resonanzfrequenzanalysegerät Osstell™ mentor, als zusätzliche Diagnosemöglichkeit von dentaler Ankylose herangezogen werden kann. Diskussion: Fälle von ankylosierten und folglich infraokkludierten Milchmolaren bei Agenesie des Prämolaren stellen eine nicht allzu häufige Herausforderung im zahnärztlichen Alltag dar (Sidhu und Ali, 2001). Zusätzlich wird dieser Umstand durch die sehr subjektiven Diagnosemöglichkeiten erschwert. Das bedeutendste klinische Kriterium eines ankylosierten Zahnes ist dessen Infraokklusion. Das Röntgen ist das am wenigsten zuverlässige (Paleczny 1991). Laut Raghoebar et al. (1991) hat das Röntgen bei der Diagnostik von Ankylose eine Sensitivität von 21 %, der Perkussionstest eine von 29 %. Bei beiden liegt die Spezifität bei 100 %. Demzufolge liegt die Sensitivität der Resonanzfrequenzanalyse in mesiodistaler Richtung über der des Röntgens und des Perkussionstestes (Sensitivität 53,3 %). In buccolingualer Richtung bestehen ähnliche Sensitivitätswerte (20 %) im Vergleich zu Röntgen und Perkussionstest.
Radiologische Untersuchung des Canalis mentalis, als Referenzstruktur für die implantologische Planung am Digitalen Volumen Tomographen Andreas Wiesbauer Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik, Medizinische Universität Wien
Einleitung: Die konventionelle Methode zur Planung von dentalen Implantaten durch ein Panoramaröntgen (OPG) bietet durch die zweidimensionale Projektion nur das in der bukkalen Kortikalis liegende Foramen mentale (FM), als vertikalen wie horizontalen Referenzpunkt zur Bestimmung des Knochenangebots. Der anatomische Verlauf des Canalis mentalis vertikal zum Canalis alveolaris inferior im sagittalen Schnitt eines DVT’s, gibt in manchen Fällen ein für die Implantologie wertvolles Knochenvolumen hinter dem Foramen mentale frei. Dies macht den Canalis mentalis in der implantologischen Planung zu einer wichtigen Referenzstruktur für Knochenevaluation, Implantatdimension und –achse, wie für die Wahl einer effizienten Sicherheitszone. Zielsetzung: Ziel dieser Studie war es den sagittalen Schnitt durch den Canalis mentalis und Foramen mentale im Digitalen Volumentomographen (DVT) metrisch in vertikaler wie horizontaler Dimension zu vermessen. Dabei wurde nicht wie in früheren Studien das Foramen mentale als vertikale Grenze angenommen, sondern das Dach des Canalis mentalis. Material und Methode: Die Messdaten dieser Studie wurden retrospektiv erhoben. Das Patientenkollektiv beträgt 50 Patienten. In jedem Fall werden beide Kieferhälften untersucht. Die Messungen werden an einem Gerät der Marke iCAT© der Firma Imaging Sciences International durchgeführt. In die Studie werden DVT-Aufnahmen von Bezahnten, Restbezahnten und Zahnlosen einbezogen. Die metrische Analyse der sagittalen Schnittbilder soll den Canalis mentalis, die vertikalen und horizontalen Dimensionen der Mandibula vermessen und somit das Knochenangebot evaluierbar machen. Um die Genauigkeit der Messung zu gewährleisten und Parallaxenfehler zu minimieren, werden Referenz-
Literatur Andersson L Blomlöf L, Lindskog S, Feiglin B, Hammarström L (1984) Tooth ankylosis – Clinical, radiographic and histological assessments. Int J Oral Surg. 13:423-431 Albrektsson T, Brånemark PI, Hansson HA, Lindström J (1981) Osseointegrated titanium implants. Requirements for ensuring a long-lasting, direct bone-to-implant anchorage in man. Acta Orthop Scand 52(2):155-170 Paleczny G (1991) Treatment of the ankylosed mandibular permanent first molar: A case study. Journal of the Canadian Dental Association 57(9):717-719 Pedersen KE, Hallett KB (1994) Treatment of multiple tooth ankylosis with removable prosthesis: case report. Pediatric Detistry 16(2):136-138 Raghoebar GM, Boering G, Vissink A (1991) Clinical, radiographic and histological characteristics of secondary retention of permanent molars. J. Dent. 19:164-170 Sidhu HK, Ali A (2001) Hypodontia, ankylosis and infraocclusion: report of a case restored with a fibre-reinforced ceromeric bridge. British Dental Journal 191(11)
Abb. 1: Referenzpunkte und Achsen
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punkte definiert und die Schnittbilder möglichst orthogonal zur Mandibula ausgerichtet. Die erhobenen Messwerte wurden mit den Parametern, Geschlecht, Alter, Resorptionsklasse und Region verglichen. Ebenfalls wurde eine Messwertfehleranalyse im Abstand von zwei Wochen durchgeführt. Ergebnisse: Die Achse Y1 11,60 mm ± 7 % (3,6 – 18,8 mm) spiegelt das vertikale Knochenvolumen wieder, dass auch in einer zweidimensionalen Darstellung eines OPG’s, mit FM als Bezugspunkt, detektiert werden könnte. Das vertikale Knochenvolumen (Y2) hinter dem Canalis mentalis, gemessen anhand der sagittalen Schnitte im DVT, ergab einen Median von 3,2 mm ± 24 % (0.5 – 7,2 mm). In 52 % wurde zwischen 3 und 5 mm vertikales Knochenangebot hinter dem Foramen mentale vorgefunden. Durch den Canalis mentalis als Grenzstruktur konnte im Vergleich zum Foramen mentale ein zusätzliches vertikales Knochenvolumen von 28 % (Y1=11,60 mm; Y2=3,2 mm) gefunden werden. Auf horizontaler Ebene der Oberkante des FM wurde hinter dem Canalis mentalis eine Dimension (X2) von 6,8 mm ± 11 % (4,0 – 11,2 mm) gemessen. Das horizontale Platzangebot
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(X3) zwischen dem Ursprung des Canalis mentalis und der lingualen Knochengrenze betrug 6,4 mm ± 12 % (2,8 – 10,8 mm). Die horizontale Breite (X4) zwischen Oberkante des Foramen mentale und superiorer lingualer Knochengrenze ergab 10 mm ± 8 % (5,0 – 16,0 mm). Stellt man diese Achse X4 (10 mm) mit der Strecke X2 (6,8 mm) in Relation wird deutlich, dass 68 % des Knochenvolumens auf horizontaler Ebene des Foramen mentale hinter dem Canalis mentalis im sagittalen Schnitt liegen. In 48 % der sagittalen Schnitte lag das horizontale Knochenangebot hinter dem Ursprung des Canalis mentalis (X3) zwischen 6 und 8 mm. Die Länge des Canalis mentalis betrug 4,56 mm ± 17 % (1,5 – 7,47 mm). Der Neigungswinkel für den Canalis mentalis ergab 45° (8 – 74,7°). Conclusio: Die vorliegende Studie zeigt, dass durch die Analyse des Canalis mentalis im DVT ein zusätzliches Knochenvolumen in vertikaler und horizontaler Dimension im Vergleich zum Foramen mentale als Referenzstruktur detektiert werden konnte. Dies eröffnet ein größeres Behandlungspotential und eine patientenorientiertere implantologische Planung.