Abstracts Notfall Rettungsmed 2011 · 14:327–339 DOI 10.1007/ s10049-011-1463-7 © Springer-Verlag 2011
G. Wildner1 · S. Archan1 · F. Hubmann2 · G. Scherling3 · S. Magerl3 · H. Walch4 · G. Prause1 1Univ.-Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Medizinische Universität Graz, 2Medizinercorps Graz, Bezirksstelle Graz-Stadt, Österreichisches Rotes Kreuz, 3Conventa OG, Graz, 4Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Landeskrankenhaus Graz-West
Abstracts der ÖNK 2011 14. Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Notfall- und Katastrophenmedizin 20. bis 21. Mai 2011 in Graz, Österreich Zum zweiten Mal nach 2007 findet in Graz, Österreich, der Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Notfall- und Katastrophenmedizin (ÖNK) statt. Unter dem Leitthema "Am Limit?" informieren und diskutieren zahlreiche ReferentInnen aus Österreich und ganz Europa über aktuelle Leitlinien, neue Entwicklungen und aktuelle Ereignisse in der Notfall- und Katastrophenmedizin, insbesondere auch über die steigenden Anforderungen und deren Umsetzbarkeit bei begrenzten Ressourcen. Zusätzlich konnten auch freie Abstracts eingereicht werden. Die bereits zweite Durchführung des Kongresses der ÖNK binnen vier Jahren zusätzlich zur Abhaltung der Kongresse der steirischen Arbeitsgemeinschaft für Notfallmedizin (AGN) streicht neuerlich die Bedeutung von Graz als notfallmedizinisches Zentrum in Österreich hervor.
Abstracts der eingeladenen Vorträge (IL: „invited lectures“) ÖNK-IL 2011-01 Benefit der neuen Leitlinien – eine kritische Betrachtung Gerhard Prause, Gernot Wildner, Sylvia Archan Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Medizinische Universität Graz Grundlagen. Seit dem Jahr 1974 wurden bislang 8 Standards bzw. Guidelines der American Heart Association (AHA) publiziert. Seit dem Jahr 1996 sind parallel dazu auch Guidelines des European Resuscitation Council (ERC) verfügbar. Weltweite Gesellschaften haben sich daraufhin zum International Liaison Committee on Resuscitation (ILCOR) zusammengeschlossen. Seit dem Jahr 2005 liegt der Schwerpunkt der Leitlinien verstärkt auf der Sicherstellung der kontinuierlichen und möglichst effektiven Herzmassage. Hauptziele sind einerseits die Hands-off-Time zu minimieren und auch Methoden zu entwickeln, über die Eindrucktiefe die Kreislauffunktion abzuschätzen. Die bisherige Aussage des Goldstandards der Intubation wurde relativiert. Auffällig dabei ist, dass der Grund der Zurückstellung nicht in der Methode an sich gesehen wird, sondern in der offensichtlichen Problematik der korrekten Anwendung. Eine Fülle von alternativen Atemwegen wurde zumindest als gleichwertig eingestuft, wobei praktisch jeder Absatz mit den Worten schließt, dass auf weitere Ergebnisse gewartet wird. Der „ärztliche” Anteil an der Reanimation wurde noch weiter in den Hintergrund gerückt. Unabhängig von einer eventuellen Intubation verbleiben lediglich die Gabe von Adrenalin und die Korrektur reversibler Ursachen. Erst in der Post-Resuscitation Care findet man das 12-Kanal-EKG, Intubation, Legen von Magensonden und die adäquate Beatmung anhand gemessener Blutgaswerte. Diskussion. Wie bereits in den letzten Jahren zunehmend absehbar, sind die Guidelines vom Basic Life Support dominiert. Es ist unum-
stritten, dass dieser den Grundstein jeglicher Reanimationsmaßnahmen darstellt, trotzdem fehlen konkrete Vorschläge für den Professional Life Support im Rahmen der CPR. Erst die Abarbeitung der „reversible causes” bzw. die Post-Resuscitation Care lassen Ansätze der ärztlichen Versorgung erkennen. Nichtsdestotrotz umfasst die Behandlung der potentiell reversiblen Ursachen eine gedruckte Seite mit einem Background von 13 Zitaten, bestehend aus der erweiterten Diagnostik, der Therapie der 4 Hs und HITS. Es wurde völlig ignoriert, dass ein nicht unerheblicher Teil der angeführten Ursachen bei entsprechender personeller Kompetenz und apparativer Ausstattung bereits am Notfallort beherrscht werden könnte („ultrasound”, „biochemical tests” etc.). Des Weiteren werden zwar viele Techniken postuliert, die die Kontinuität der Herzmassage überwachen und auch mittels Feedbacksystemen Eindrucktiefen visualisieren, Methoden zur Bestimmung der tatsächlichen Organperfusion werden aber nicht genannt. Schlussfolgerung. Die aktuellen Guidelines der CPR gründen sich zu einem erheblichen Teil auf Basismaßnahmen, wo Laien bzw. SanitäterInnen Rezepte geliefert bekommen, etwas Gutes und vor allem nichts Schlechtes zu tun. Die Möglichkeiten eines Professional Life Support werden zu wenig angesprochen. Erfahrene NotärztInnen können auf jeden Fall auf den Basismaßnahmen aufbauen und intensivmedizinische Erkenntnisse der Post-Resuscitation Care auch im präklinischen Setting einsetzen. Es sind eben Leitlinien – meinem alten Freund H. Pinter folgend, der modifiziert nach Karl Rahner (1906–1986) sagte: „Leitlinien sind Straßenlaternen, sie beleuchten uns den Weg, aber nur Betrunkene müssen sich anhalten!”
ÖNK-IL 2011-02 Präklinische Reanimation in Niederösterreich: Status quo? Mario Krammel1, Astrid Grant Hay2, Michael Holzer3 1Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie, 2Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, 3Universitätsklinik für Notfallmedizin, Medizinische Universität Wien, Allgemeines Krankenhaus Wien Fragestellung. Die rettungsdienstliche Versorgung von PatientInnen mit einem Out-of-hospital Cardiac Arrest (OHCA) ist ein weltweites Forschungsthema [1]. Die österreichische Datenlage dazu ist jedoch sehr gering [2, 3]. In dieser Arbeit wurden daher sowohl die Überlebensraten nach präklinischer Reanimation in Niederösterreich (NÖ) als auch Einflussfaktoren auf das Outcome bestimmt. Methodik. Die retrospektive Analyse bezieht sich auf alle NÖ-Notarzteinsatzprotokolle des gesamten Kalenderjahres 2008. Die in die Studie eingeschlossenen Fälle wurden an Hand der „Utstein-Templates” [4] aufbereitet und mittels binär logistischer Regressionen ausgewertet. Ergebnisse. Von 42.104 NA-Einsätzen erfüllten 1470 (3,49%) die Einschlusskriterien (Primäreinsatz mit NACA 6 oder 7). In 797 Fällen (54,22%) aller OHCA wurde durch das NA-Team die Reanimation eingeleitet oder fortgeführt. Die Überlebensraten betrugen: 33,38% ROSC bei Notfall + Rettungsmedizin · 2011
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Abstracts KH-Aufnahme, 12,8% KH-Entlassung und 11,92% Einjahresüberleben. Folgende Variablen hatten einen Einfluss auf das Einjahresüberleben der PatientInnen: schockbarer Erstrhythmus (p<0,01; OR 4,26; KI 2,53– 7,16), beobachtetes Event (p<0,01; OR 2,76; KI 1,58–4,84), niedriges Alter der PatientInnen (p<0,01; OR 0,98; KI 0,97–0,99), Ätiologie ≠ Trauma (p=0,01; OR 0,13; KI 0,03–0,54), präklinische Medikamentengabe (Adrenalin/Amiodaron/Atropin; p=0,01; OR 0,43; KI 0,24–0,77). Schlussfolgerung. Das Outcome nach einem OHCA liegt in NÖ im europäischen Vergleich im obersten Viertel [1]. Zur weiteren Qualitätskontrolle und Benchmarking ist ein österreichweites Reanimationsregister zu fordern.
Literatur [1] Berdowski J, Berg RA, Tijssen JG, Koster RW (2010) Global incidences of out-of-hospital cardiac arrest and survival rates: Systematic review of 67 prospective studies. Resuscitation 81(11):1479–87 [2] Eisenburger P, Czappek G, Sterz F et al (2001) Cardiac arrest patients in an alpine area during a six year period. Resuscitation 51(1):39–46 [3] Gruska M, Gaul GB, Winkler M et al. (2009) Increased occurrence of out-of-hospital cardiac arrest on Mondays in a community-based study. Chronobiol Int 22(1):107–20 [4] Jacobs I, Nadkarni V, Bahr J et al (2004) Cardiac arrest and cardiopulmonary resuscitation outcome reports: update and simplification of the Utstein templates for resuscitation registries: a statement for healthcare professionals from a task force of the International Liaison Committee on Resuscitation (American Heart Association, European Resuscitation Council, Australian Resuscitation Council, New Zealand Resuscitation Council, Heart and Stroke Foundation of Canada, InterAmerican Heart Foundation, Resuscitation Councils of Southern Africa). Circulation 110(21):3385–97
ÖNK-IL 2011-03 Die Sanitäterausbildung in Österreich – ein Überblick Stefan Heschl1, Florian Krenn2, Bernhard Röschel2, Gerhard Prause1, Gernot Wildner1 1Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Medizinische Universität Graz, 2Medizinercorps Graz, Bezirksstelle Graz-Stadt, Österreichisches Rotes Kreuz Die Sanitäterausbildung in Österreich wird seit 2002 durch das Sanitätergesetz [1] bundesweit einheitlich geregelt, allerdings von mehreren unterschiedlichen Organisationen durchgeführt. Ablauf und Inhalte der Ausbildung sind genau vorgeschrieben und folgen einem aufeinander aufbauenden Modulsystem. Personen mit fachspezifischer Vorbildung können eine verkürzte Ausbildung durchlaufen. Praktika werden zum Großteil im Rahmen des Rettungs- und Krankentransportdienstes sowie auch als klinische Praktika in Krankenanstalten absolviert. Eine regelmäßige Fortbildung sowie Rezertifizierung ist vorgeschrieben. Die erste Stufe der Ausbildung stellt der Rettungssanitäter (RS) dar. Zur Weiterbildung im Bereich der Notfallmedizin dient die Ausbildung zum Notfallsanitäter (NFS). Eine tätigkeitsspezifische Ausbildung erfolgt schließlich in den allgemeinen beziehungsweise besonderen Notfallkompetenzen. Ab der Ausbildungsstufe des Notfallsanitäters können prinzipiell ärztliche Tätigkeiten wie z. B. die Gabe gewisser, vorab durch den ärztlichen Leiter der jeweiligen Organisation definierter, Arzneimittel an die Sanitäter delegiert werden. Voraussetzung dafür ist jedoch die Anwesenheit oder zumindest Alarmierung eines Arztes. Nicht alle im Gesetz vorgesehenen Ausbildungsstufen werden allerdings österreichweit flächendeckend in die Praxis umgesetzt. Es steht zur Diskussion, ob die Sanitäterausbildung in Österreich den tatsächlichen Anforderungen in der täglichen Praxis der Notfallmedizin genügt.
Literatur [1] Bundesgesetz über Ausbildung, Tätigkeiten und Beruf der Sanitäter (Sanitätergesetz - SanG), BGBl. I Nr. 30/2002 idgF
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ÖNK-IL 2011-04 Finanzierung am Limit? Die Flugrettungsverträge mit den Bundesländern Reinhard Kraxner Christophorus Flugrettungsverein, Wien Das derzeitige Flugrettungssystem in Österreich ist das Ergebnis einer seit fast 30 Jahren gewachsenen Struktur. Während dieser Zeit kam es jedoch gerade im Bereich des Rettungswesens, bei Behandlungsmöglichkeiten sowie in der Krankenhauslandschaft zu einschneidenden Veränderungen bzw. Weiterentwicklungen. Auch die gesetzlichen Anforderungen an Hubschrauber und deren Betreiber zogen massive zusätzliche Investitionen und Kosten im Bereich der Ausbildungen und Ausrüstung nach sich. Trotzdem war der ÖAMTC stets bemüht, moderne, qualitätsvolle Flugrettung auf international hohem Niveau anzubieten und einen Spagat zwischen steigenden Kosten und hinterherhinkenden Finanzierungsströmen durch Freilegen von Synergien und Sicherstellung finanzieller Förderung des Flugrettungssystems zu schaffen. Nur im Bereich der Finanzierung hat sich seit Gründung der Flugrettung rein gar nichts verändert. Dieser Umstand hat, zusammen mit Versäumnissen im Bereich der notwendigen Modernisierung der gesetzlichen Grundlagen, in den Jahren 2006 und 2007 mit Abgängen von bis zu 5 Mio. Euro pro Jahr zum Beinahe-Kollaps des Systems geführt. 2008 hat der ÖAMTC daher die Verträge mit dem Bundesministerium für Inneres (BMI) gekündigt und erzwang so vom Bund, den Sozialversicherungen und den Ländern, sich Gedanken über längst notwendige Änderungen der Systeme zu machen. 2011 stehen wir jetzt unmittelbar vor oder nach dem Start von neuen, moderneren und den Forderungen der Zeit entsprechenden Lösungen für die Flugrettung. Freilich wurde die Chance einer bundesweiten Lösung dieses Dienstes vergeben. Trotzdem blickt der Flugrettungsdienst auf Basis bereits abgeschlossener Verträge und verschiedener noch nicht umgesetzter, moderner Konzepte in eine bessere Zukunft. Was kostet Flugrettung, wie kann sie finanziert werden und wie stellt man in Zukunft sicher, dass dieser Bereich nicht in die Hände rein profitorientierter Unternehmen fällt? Anhand der verschiedenen Lösungsansätze der Bundesländer werden Möglichkeiten aufgezeigt, eine teure, moderne, aber unersetzbare Dienstleistung auf systematisch gesicherte Beine zu stellen.
ÖNK-IL 2011-05 Ist die notfallmedizinische Versorgung am Limit? Optimale vs. maximale präklinische Erstversorgung Wolfgang Voelckel Institut für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Unfallkrankenhaus der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA), Salzburg, Christophorus Flugrettungsverein, Wien „Unter einem Optimum versteht man das beste erreichbare Resultat im Sinne eines Kompromisses (...). Im Gegensatz dazu steht das Ideal, womit das beste Denkbare bezeichnet wird” [1]. Ob es im notfallmedizinischen Kontext ein „Ideal” gibt, das mit einer in die Präklinik dislozierten „Maximalversorgung” gleichzusetzen wäre, bleibt zweifelhaft. Grundsätzlich definieren (im Idealfall) evidenzbasierte Behandlungsrichtlinien die Art und den Umfang der notfallmedizinischen Versorgung. Unbeantwortet bleibt jedoch die Frage, ob in der jeweiligen Einsatzsituation eine strikte Einhaltung von Richtlinien möglich ist, ob Abstriche gemacht werden müssen oder ob diese ggf. sogar erweitert werden können. Gleiches gilt für die medizinische Ausstattung von Rettungsmitteln und den damit verbundenen Erfordernissen hinsichtlich Raumbedarf bzw. Ladekapazität. In der Flugrettung hat sich die EC 135 als Hubschraubertyp mit den Charakteristika einer ökonomisch sinnvollen Kostenstruktur und einem günstigen Raumangebot bei hoher Operationalität international positionieren können. Eine optimale Nutzung dieses NAH impliziert jedoch eine Fokussie-
rung auf unverzichtbare notfallmedizinische Ausrüstungsgegenstände bzw. auf eine sinnvolle Auswahl der transportablen Einheiten insbesondere wenn diese z. B. im alpinen Gelände zum Einsatz kommen. Eine optimale notfallmedizinische Versorgung muss neben dem medizinischen Problem die einsatztaktischen Gegebenheiten und die sich anschließende klinische Versorgungsstrategie in Beziehung setzen. Im Spannungsfeld zwischen „scoop and run” und „stay and play” kann für jeden einzelnen Fall ein optimales Konzept identifiziert werden. Zentrales Element bleibt in diesem Zusammenhang die fachliche Kompetenz der einzelnen Teammitglieder.
Literatur [1] Wikipedia. Die freie Enzyklopädie. http://de.wikipedia.org/wiki/Optimum
ÖNK-IL 2011-06 Palliativ- und Notfallmedizin – Kooperation zweier unterschiedlicher medizinischer Bereiche Christoph H. R. Wiese, Karl-Peter Ittner Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Regensburg Palliativpatienten im fortgeschrittenen Krankheitsstadium wünschen sich oftmals eine medizinische Betreuung im häuslichen Umfeld bis zum Lebensende. Oftmals kommt es aber gerade in dieser Krankheitsphase häufig zu Symptomexazerbationen (sog. palliative Notfälle), die zu einer ungewollten Klinikeinweisung durch einen herbeigerufenen Notarzt führen können [1]. In unseren Arbeiten haben wir untersucht, inwieweit derartige Einsätze zur notfallmedizinischen Realität gehören und durch welche Mittel solche reduziert bzw. am Patientenwunsch orientiert erarbeitet werden können. Die optimale Betreuung der Patienten ist durch spezielle ambulante Palliativteams mit einer 24-Stunden-Erreichbarkeit (also auch im Notfall) für den Patienten und seine Angehörigen [2]. Diese theoretischen Versorgungsmuster sind allerdings in Deutschland bei weitem noch nicht flächendeckend vorhanden, so dass in die Notfallversorgung in bis zu 4% aller Einsätze der Notarzt involviert wird [1]. Somit bedarf es aufgrund der besonderen Betreuungssituation dieser Patienten einer speziellen therapeutischen Versorgung, auf die Notfallmediziner, aber auch Rettungsassistenten derzeit allerdings unzureichend vorbereitet sind. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, die palliativmedizinischen Versorgungsstrukturen (ambulant/stationär) zu verbessern und weiterhin in der Notfallmedizin Modelle zur Ausbildung/Weiterbildung anzubieten, um dieser Patientengruppe auch in einer Notfallsituation entsprechend ihrer Versorgungswünsche und -bedürfnisse gerecht werden zu können. Theoretische Voraussetzungen konnten durch unsere Untersuchungen dargestellt und geschaffen werden. Nun bedarf es der Mitarbeit aller Beteiligten, diese auch entsprechend umzusetzen [3]. Diese „Hürde” ist nun die Grundlage weiterer Projekte in diesen gar nicht so unterschiedlichen medizinischen Bereichen.
Literatur [1] Wiese CHR, Bartels UE, Zausig YA, Pfirstinger J, Graf BM, Hanekop GG (2010) Prehospital emergency treatment of palliative care patients with cardiac arrest: a retrolective investigation. Support Care Cancer 18(10):1287–92 [2] ������������������������������������������������������������������� Wiese CHR, Vossen-Wellmann A, Morgenthal HC, Popov AF, Graf BM, Hanekop GG (2008) Emergency calls and need for emergency care in patients looked after by a palliative care team: Retrospective interview study with bereaved relatives. BMC Palliat Care 7:11 [3] Wiese CHR, Vagts DA, Kampa U et al (2011) Palliativpatienten und Patienten am Lebensende in Notfallsituationen. �������������������������������� Empfehlungen zur ambulanten Versorgungsoptimierung. Anaesthesist 60(2):161–71
ÖNK-IL 2011-07 Alterslimit? Grenzen der Versorgung Walter Mitterndorfer Abteilung für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Allgemeines Krankenhaus Linz Entsprechend der allgemeinen demographischen Entwicklung wird sich der Anteil der über 65-Jährigen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten drastisch erhöhen. Dementsprechend werden sich auch die Einsatzzahlen von Notfällen mit älteren und hochbetagten Menschen steigern. Die notärztliche Therapie bei betagten Patienten hat sich, trotz zeitkritischer Therapieoptionen und hoher Standardisierung notfallmedizinischer Abläufe, immer am Einzelfall zu orientieren. Die Frage nach dem Beginn und dem Benefit notfallmedizinischer Maßnahmen ist nicht aufgrund des Alters zu beantworten, da hohes Alter per se, wenn überhaupt, nur ein geringes Risiko für ein schlechtes Outcome darstellt. Entscheidend für das Outcome ist vielmehr das Vorhandensein eines schlechten Allgemeinzustandes und limitierender Begleiterkrankungen. Darüber hinaus ist auch die Unterbringung in Senioreneinrichtungen und Pflegeheimen beim betagten Patienten ein prognostisch limitierender Faktor. Einen weiteren limitierenden Faktor stellen Patienten mit speziellen medizinischen Fragestellungen wie Heimrespiratoren oder PCA-Pumpen dar. Für diese speziellen Fragestellungen ist der durchschnittliche Notarzt zu wenig ausgebildet und damit überfordert. In Zeiten ausufernder Einsatzzahlen mit einem hohen Prozentanteil von Fehleinsätzen limitieren darüber hinaus Fehldisposition, fehlendes Qualitätsmanagement der Leitstellen, schlecht ausgebildete Sanitäter sowie die fehlende oder ungenügende Einbindung von niedergelassenen Ärzten oder Ärzten mit Kompetenzen für Heime, Palliativmedizin und mobile Pflege die notärztliche Versorgung vor Ort.
Literatur
– Angus DC, Barnato AE, Linde-Zwirble WT et al (2004) Use of intensive care at the end of life in the United States: an epidemiologic study. Crit Care Med 32(3):638–643 – Herlitz J, Eek M, Engdahl J, Holmberg M, Holmberg S (2003) Factors at resuscitation and outcome among patients suffering from out of hospital cardiac arrest in relation to age. Resuscitation 58(3):309–17 – ����������������������������������������������������������������������������� Kim C, Becker L, Eisenberg MS (2000) Out-of-hospital cardiac arrest in octogenarians and nonagenarians. Arch Intern Med 160(22):3439–43 – ��������������������������������������������������������������������� ������������������������������������������������������������������� Gerth MA, Kettler D, Mohr M (2005) Patientenverfügungen in der präklinischen Notfallmedizin: Eine Befragung von Notärzten. Anasthesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 40(12):743–9 – ������������������������������������������������������ ���������������������������������������������������������������������� Neumayr A, Resch R, Baubin M (2011) Kontinuierliche Qualitätsverbesse������������������ rung in der präklinischen Notfallmedizin. Der „plan – do – check – act” (PDCA)-Zyklus. Notfall Rettungsmed 14(2):117–24
ÖNK-IL 2011-08 Psychologische Probleme und Panikverhütung bei Großveranstaltungen Edwin Benko Psychotherapeut in freier Praxis, Fachlicher und operativer Leiter des Kriseninterventionsteams Land Steiermark „Menschen sind soziale Wesen und folglich gehören auch Ansammlungen einer großen Anzahl von Individuen zur menschlichen Kulturgeschichte” [1]. Das Kriseninterventionsteam Land Steiermark ist seit der Gründung und der gesetzlichen Verankerung im Jahr 1999 bei diversen Großveranstaltungen für die psychosoziale Akutbetreuung zuständig. Eine besondere Herausforderung stellen dabei z. B. die Wallfahrt der Völker – Mitteleuropäischer Katholikentag (2004), der Papstbesuch (2007), die Flugshows AIRPOWER, sowie auch verschiedene sportliche Großveranstaltungen wie die Special Olympics (2006) oder die Fußballeuropameisterschaft (2008) dar. Vor allem bei der Wallfahrt der Völker musste aktiv ins Geschehen eingegriffen werden, Notfall + Rettungsmedizin · 2011
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Abstracts um mögliche Panikreaktionen der TeilnehmerInnen beim Abströmen zu verhindern. Die Tatsache, dass Panikreaktionen nicht vorhersehbar sind und dass sie aufgrund eines lebensbedrohlichen Reizes, aber auch durch einen objektiv harmlosen Reiz ausgelöst werden können, erfordert eine umfassende Planung im medizinischen, sicherheitstechnischen und auch im psychosozialen Bereich von Helferinnen und Helfern und zusätzlich Verantwortliche der einzelnen Fachrichtungen, die in Notsituationen koordiniert und flexibel handeln. Menschen, die in Panik geraten, fühlen sich in ihrer Existenz und sehr häufig ihres Lebens bedroht und sind daher einer enormen Stressreaktion ausgesetzt. Dieser „critical incident stress” führt den Menschen auf seine ursächlichsten Überlebensstrategien zurück – Kämpfen, Flüchten und Totstellen – und ruft Belastungsreaktionen im emotionalen, im kognitiven, im physischen und im behavioralen Bereich hervor. Die Erkenntnisse der Psychotraumatologie und daraus resultierende psychosoziale Interventionsformen vor, während und nach Großveranstaltungen dürfen zur Verhütung von Panikreaktionen keinesfalls außer Acht gelassen werden [2, 3].
Literatur [1] Pichler B, Luiz T (2002) Medizinische Betreuung von Großveranstaltungen – Problematik, Planung und Durchführung. Der Notarzt 18:123–34 [2] Hausmann C (2006) Einführung in die Psychotraumatologie. Facultas. [3] Gosch B, Lasogga (2007) Notfallpsychologie. Springer-Verlag: S. 218 ff
ÖNK-IL 2011-09 Sanitätsdienstliche Organisation beim Nightrace in Schladming und Ausblick auf die WM 2013 Georg Fritsch Rennarzt, Schladming, www.med-aktiv.at Das Nightrace in Schladming hat sich in den letzten 15 Jahren zu einer der Top-Sportveranstaltungen Österreichs entwickelt. Die Zuschauerzahlen von anfangs 25.000 sind auf derzeit 50.000 und die Einschaltquoten von 1 Mio. auf über 1,5 Mio. angestiegen. Im ersten Jahr waren vier Notärzte im Einsatz, im Jahr 2011 haben zehn Notärzte beim Rennen Dienst versehen. Die Lage der Veranstaltung am steilen Zielhang der Planai und die Menge von 50.000 Zuschauern stellen an die Verantwortlichen aller Bereiche hohe Anforderungen. Ursprünglich nur für die Versorgung verletzter Rennläufer vorgesehen, hat sich das Arbeitsspektrum der Notärzte immer mehr in Richtung Publikumsversorgung verschoben. Diese Entwicklung zeigt sich derzeit in der Anwesenheit eines Leitenden Notarztes, der Einrichtung einer Einsatzzentrale und der Ausweisung von Räumen im Fall eines Großschadensereignisses. Die Planung für das Weltcupfinale 2012 und die WM 2013 ist bereits voll angelaufen. Für die eingesetzten Ärzte bedeutet dies durch Limitierung der verkauften Karten im Zuschauerbereich vermutlich weniger Behandlungsfälle. Für die auf der Rennstrecke eingesetzten Ärzte wird sich auf Grund der gefahrenen Speed-Bewerbe (Abfahrt, Super-G, Riesenslalom) eine Veränderung von Häufigkeit und Schwere der behandelten Verletzungen ergeben. Daneben erfordert jede Veranstaltung, die medial weltweit übertragen wird, auch eine spezifische Planung und Training im Bereich von Großschadensereignissen. Als Beispiel mag hier die Versorgung von Patienten als Folge terroristischer Anschläge gelten. In Meetings einerseits mit den verantwortlichen Ärzten und Bergrettern beim Hahnenkammrennen in Kitzbühel und der WM in Garmisch-Partenkirchen haben wir umfangreiche Informationen über Planung, Organisationskonzept und Einsatztaktik der jeweiligen Veranstaltungen erhalten. Konkret für die Vernetzung beteiligter Organisationen wie Rotes Kreuz, Bergrettung, und der eingesetzten Notärzte haben wir als Moderator Bruno Hersche gewinnen können, der schon die Schiweltmeisterschaften in St. Moritz und St. Anton betreut hat.
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ÖNK-IL 2011-10 Organspende an der Grenze des Machbaren Michael Zink Abteilungen für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit an der Glan und Krankenhaus der Elisabethinen, Klagenfurt Der 19-jährige Motorradfahrer mit dem isolierten Schädel-Hirn-Trauma war früher der klassische Organspender. In den letzten 20 Jahren hat es aufgrund der erhöhten Sicherheitsmaßnahmen im Straßenverkehr, der verbesserten Methoden in der Transplantationschirurgie und der Zunahme der Patienten auf den Wartelisten für ein Organ einige Änderungen gegeben. So sind alle Kontraindikationen relativiert worden. Einzig das aktuell metastasierende Malignom sowie der septische Schock bleiben als absolute Kontraindikation bestehen. Das Alterslimit für die prinzipielle Akzeptanz von Organen ist gefallen. So finden sich auf den Listen der Organspender zunehmend Patienten, die in einem Alter von über 80 Jahren am Hirntod verstorben sind. Bei diesen hoch betagten Organspendern bedarf es einer genauen Evaluierung der Organfunktion, die meist erst bei der Explantation, z. T. sogar ergänzt durch einen histologischen Befund suffizient durchgeführt werden kann. Für die Niere gibt es beispielsweise ein „old for old”-Programm, im Rahmen dessen eine, in gewissen Fällen sogar beide Nieren in einen betagten Empfänger transplantiert werden. Es wird in Kauf genommen, dass die Nierenfunktion nicht so gut ist wie bei einem jungen Organ. Der Empfänger ist jedoch nach der Transplantation nicht mehr dialysepflichtig! Im Bereich der Herztransplantation wird bei älteren Organspendern eine erfolgreiche Herzspende durch eine Darstellung der Koronarien sowie eine echokardiographische Beurteilung der Herzfunktion ermöglicht. Auch Patienten mit Multiorganversagen, welche an einem Hirntod sterben, sind nicht prinzipiell ausgeschlossen von einer Organspende. So ist es häufig möglich, bei Patienten, die dialysepflichtig sind, eine Leberspende durchzuführen. Es gibt Fallberichte von Patienten, die sich an der ECMO befinden oder ein Kunstherz implantiert und trotzdem erfolgreich nach dem Hirntod Organe gespendet haben. Auch die Infektion mit MRSA oder anderen unangenehmen Keimen ist keine Kontraindikation, denn ein bekannter Keim ermöglicht es uns perioperativ, eine adäquate antibiotische Prophylaxe durchzuführen. Selbstverständlich stellt man bei grenzwertigen Organspendern bei der Explantation häufiger Befunde fest, die ein Verpflanzen der Organe verbietet. Trotzdem können bei den meisten dieser marginalen Organspender erfolgreich ein oder mehrere Organe verpflanzt werden. Absolute Kontraindikationen bleiben nach wie vor der Widerspruch gegen eine Organspende des Verstorbenen, beispielsweise hinterlegt beim Widerspruchsregister des ÖBIG, und der nicht gemäß den Empfehlungen des obersten Santitätsrates festgestellte Hirntod!
Literatur
– Leitfäden unter www.goeg.at
ÖNK-IL 2011-11 „Preparedness” – internationale Aspekte der Katastrophenvorsorge Gerald Rockenschaub Programme Manager Country Emergency Preparedness, World Health Organization, Regional Office for Europe Die akute Katastrophenhilfe und die Mobilisierung von internationaler Hilfe nach Naturkatastrophen und kriegerischen Auseinandersetzungen erfolgen im Rahmen des humanitären Koordinationsmechanismus der Vereinten Nationen, dem sog. humanitären „cluster approach”. In diesem humanitären Mobilisierungsmechanismus ist die WHO für die Koordination der humanitären Gesundheitshilfe im „health cluster” verantwortlich und arbeitet eng mit NGOs und Gesundheitsbehörden vor Ort zusammen. In Konfliktsituationen – wie in der europäischen Region im Nordkaukasus (Tschetschenien), am Bal-
kan (Kosovo), in Georgien (Süd-Ossetien-Krise) und in Kirgisien und Usbekistan – steht die Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen und die Wiederherstellung der Gesundheitsinfrastruktur im Vordergrund. Fachlicher Schwerpunkt des WHO-Regionalbüros für Europa im Bereich Notfallmedizin und Katastrophenvorsorge ist die Stärkung der lokalen Gesundheitssysteme, um die Krisenmanagement-Kapazitäten von nationalen Gesundheitseinrichtungen zu unterstützen und sie wirksam auf die gesundheitlichen Herausforderungen künftiger Katastrophen und Krisen vorzubereiten. Die Krisenvorsorgeprogramme der Gesundheitsministerien verfügen aber oft über begrenzte Ressourcen, was die Förderung eines umfassenden sektorübergreifenden Ansatzes erschwert. Zum Weltgesundheitstag 2007, der die internationale Gesundheitssicherheit zum Thema hatte, publizierte die WHO Europa eine Analyse von Gesundheitskrisen in der Europäischen Region unter dem Titel „Towards health security“ [1]. Die identifizierten Hauptbedrohungsszenarien und Herausforderungen sind Infektionskrankheiten (wie Pandemien), Naturkatastrophen, Großunfälle, Konflikte und kriegerische Gewaltszenarien sowie der Klimawandel. Das Regionalbüro in Kopenhagen entwickelt gemeinsam mit dem Hauptbüro der WHO in Genf eine Reihe von technischen Publikationen [2] und Richtlinien, unter anderem Evaluierungsmethoden, die zur Stärken-Schwächen-Analyse von Krisenmanagement-Systemen in Mitgliedsländern herangezogen werden. Entsprechende Evaluierungen wurden bislang in neun Ländern der Region initiiert und Berichte mit konkreten Verbesserungsvorschlägen publiziert. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Stärkung von Katastrophenplänen und deren Testung durch Übungen, sowie die Entwicklung von Notfallplänen in Spitälern und Gesundheitseinrichtungen. Technische Dokumente [3] werden auch in Seminaren zum internationalen Erfahrungsaustausch zur Krisenvorbereitung, sowie zu Schulungen und Workshops für Spitalsmanager verwendet.
Literatur [1] Rockenschaub G, Pukkila J, Profili M C, eds. (2007) Towards health security. A discussion paper on recent health crises in the WHO European Region. ISBN 978 92 890 2198 2 [2] �������������������������������������������������������������������������� Kulling P, Birnbaum M, Murray V, Rockenschaub G. (2010) Guidelines for Reports on Health Crises and Critical Health Events. Prehospital and Disaster Medicine 25(4):377–81 [3] WHO Europe, Rockenschaub G et al (2009) Hospital preparedness checklist for pandemic influenza Focus on pandemic (H1N1). http://www.euro.who. int/en/what-we-do/health-topics/emergencies
ÖNK-IL 2011-12 Krisenvorsorge in der Landeshauptstadt Wolfgang Hübel Leiter des Referates Sicherheits- und Veranstaltungsmanagement der Stadt Graz Großstädte wie Graz sehen sich immer häufiger mit Situationen konfrontiert, die vom klassischen Katastrophenschutz, der sich ja primär mit Elementarereignissen beschäftigt, nicht mehr erfasst werden. Neben der Sicherheit im öffentlichen Raum zählt dazu auch die Pandemieplanung, um zwei Beispiele anzuführen. Graz hat sich deshalb 2009 dazu entschlossen, in der Magistratsdirektion einen eigenen Bereich „Sicherheitsmanagement” einzurichten. Aufgabe dieses Referates ist es grundsätzlich, die Interessen und Planungen der sicherheitsrelevanten Einrichtungen zu koordinieren, ohne in deren Kompetenzen einzugreifen. Neben den Fachämtern sind hier insbesondere die Polizei, die Rettungsorganisationen und die großen Krankenhäuser anzuführen. Ziel dabei ist immer, ein Höchstmaß an Sicherheit für die Grazer Bevölkerung zu gewährleisten. Dazu einige konkrete Beispiele: – Pandemieplanung: Mit einem Einzugsbereich von rund 500.000 Personen ist für Graz die Bewältigung einer möglichen Pandemie eine
besondere Herausforderung. Geht man von den Vorgaben der WHO aus, ergibt sich z. B. ein Bettenbedarf von rund 1600, was natürlich enormer Anstrengungen im Vorfeld bedarf. – Bombenblindgängerbergungen: Graz war im 2. Weltkrieg eine sehr stark bombardierte Stadt. Dementsprechend stößt man auch heute noch auf Bombenblindgänger, die zu entschärfen oder – wie erst jüngst erforderlich – zu sprengen sind. – Evakuierungsplanung: Einen ganz besonders hohen Koordinierungsbedarf hat die Evakuierungsplanung für Krankenhäuser. – Öffentlichkeitsarbeit: Mit einer eigenen Sicherheitshomepage www. sicherheit.graz.at wird danach getrachtet, die Bevölkerung laufend mit aktuellen, sicherheitsrelevanten Informationen zu versorgen. In Ergänzung dazu sind ein interaktiver Sicherheitsstadtplan sowie ein Projekt zur Kenntlichmachung von Defibrillatoren im öffentlichen Raum in der Umsetzungsphase. Sicherheit und Krisenvorsorge sind Aufgaben, die immer mehr an Bedeutung gewinnen und enorme Herausforderungen darstellen. Mit der Installierung eines eigenen Sicherheitsmanagements hat Graz hier einen neuen, erfolgversprechenden Weg eingeschlagen!
ÖNK-IL 2011-13 Polytrauma Franz Josef Seibert1, Judith Samonigg1,2, Mathias Fritz1, Paul Puchwein3, Wolfgang Seggl3 1Unfallkrankenhaus der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA), Graz, 2Medizinercorps Graz, Bezirksstelle Graz-Stadt, Österreichisches Rotes Kreuz, 3Universitätsklinik für Unfallchirurgie, Medizinische Universität Graz Im Rahmen der Versorgung von Polytraumapatienten nennt man häufig die Begriffe „golden hour of shock”, Zeitmanagement sowie „load and go” oder „stay and play”. Fest steht, dass der Patient weder von einem verzögerten Transport durch überflüssige Maßnahmen noch von einem übereiltem Transport ohne lebensnotwendige Basismaßnahmen profitiert. Nach lebensrettenden Sofortmaßnahmen, Beurteilung nach dem ATLS-Score und Festlegung der Diagnose Polytrauma empfiehlt die DGU therapeutisch nötige Maßnahmen zu setzen und einen raschen Transport mit dem geeigneten Transportmittel in das geeignete Krankenhaus oder Traumazentrum anzustreben. Bei gegebener Indikation zählen zu den notwendigen Maßnahmen neben obligatorischem Monitoring und mehreren großlumigen Venenzugängen die frühzeitige Intubation und Beatmung, die Volumentherapie, die Durchführung einer Thoraxdrainage und die Stillung äußerer Blutungsquellen. Die Narkoseeinleitung und Intubation sind mitunter die risikoreichsten Minuten im Rahmen der Polytraumaversorgung, da sie mit Komplikationen einhergehen könnten. Trotzdem ist bei gegebener Indikation, wie Blutungen im Bereich des Mund-Rachen-Raums, Gesichtsschädelfrakturen, Störungen der Vitalfunktionen oder schwerem Thoraxtrauma (um nur einige zu nennen) eine Sicherung der Atemwege und eine Sicherstellung der Oxygenierung unumgänglich. Die Volumentherapie hat sich in den letzten Jahren in Richtung der „permissiven Hypotension“ mit dem Ziel, einen mittleren arteriellen Druck (MAP) von 50 mmHg zu erreichen, entwickelt, wobei es auch hier Ausnahmefälle, wie z. B. das isolierte schwere Schädelhirntrauma, gibt. Als absolute Indikation zur Thoraxdrainage gilt die Diagnose oder der Verdacht auf einen Spannungspneumothorax durch klinische Zeichen, hämodynamische Instabilität sowie eine respiratorische Verschlechterung. Die Wahl eines geeigneten Krankenhauses ist unter anderem von Faktoren wie Verletzungsmuster, Zustand des Patienten, Transportoptionen und Entfernung sowie Kapazitäten der entsprechenden Krankenhäuser oder Traumazentren abhängig. Die Referenz für ein regionales oder überregionales Traumazentrum wird nach den Weißbuch-Kriterien der DGU bestimmt.
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Abstracts ÖNK-IL 2011-14 COPD: State of the Art – oder geht noch mehr? Otmar Schindler Abteilung für Lungenkrankheiten, Landeskrankenhaus Hörgas-Enzenbach Die COPD ist eine chronische Lungenkrankheit mit progredienter, nicht vollständig reversibler Atemwegsobstruktion [1]. Notärzte und Ärzte in der Notaufnahme werden vorwiegend mit Patienten im Rahmen einer akuten Exazerbation konfrontiert. Dabei zeigen sich klinisch vermehrte Atemnot, Husten sowie vermehrtes Sputum, thorakale Beklemmung und selten Fieber. Weiters können Einsatz der Atemhilfsmuskulatur, Zyanose und Rechtsherzinsuffizienz, sowie schließlich Bewusstseinstrübung und hämodynamische Instabilität [2] eine potentiell lebensbedrohliche Situation ankündigen. Eine Differenzierung zum Asthma bronchiale sollte erfolgen, da pathophysiologisch und folglich auch therapeutisch Unterschiede bestehen. Als häufige Koinzidenzen müssen weiters Pulmonalarterienembolie und Pneumothorax [3] sowie differenzialdiagnostisch kardiale Ursachen der Atemnot abgegrenzt werden. Über die präklinische Therapie finden sich kaum evidenzbasierte Richtlinien. Die Therapie zielt in erster Linie auf eine ausreichende Oxygenierung des Körpers ab, wobei eine Sauerstoffsättigung von >90% erreicht werden soll [3]. Nichtmedikamentöse Maßnahmen wie passende Lagerung und atemphysiotherapeutische Manöver (Verhinderung eines exspiratorischen Atemwegskollaps, Sekretmobilisation) bilden stets die Basis einer Therapie. Die Sauerstoffgabe sollte dosiert erfolgen, um einerseits eine zufriedenstellende Oxygenierung zu erreichen, andererseits das Risiko einer CO2-Retention zu vermindern. Kurzwirksame β2-Sympathomimetika inhalativ, möglichst kombiniert mit Anticholinergika, sind die Grundlage der medikamentösen Therapie [1]. Systemische Glukokortikosteroide sollten schon präklinisch verabreicht werden, da die Wirkung erst verzögert eintritt [4]. Methylxanthine spielen aufgrund des ungünstigen Nebenwirkungsprofils und der geringen Wirkung nur eine untergeordnete Rolle. Für die Gabe von Opiaten gibt es keine Evidenz, die Erfahrung zeigt aber eine deutliche Besserung der empfundenen Dyspnoe. Die nichtinvasive Beatmung (NIV) bei dekompensierter respiratorischer Insuffizienz oder hochgradiger Oxygenierungsstörung kann auch im Notarztwagen gut durchgeführt werden. Sie bietet neben einer Beschwerdelinderung für den Patienten die Vorteile einer verkürzten Krankenhausaufenthaltsdauer und einer verringerten Intubationsrate [3]. Bei Versagen der NIV ist eine Intubation und kontrollierte Beatmung des Patienten indiziert.
Literatur [1] Programm für Nationale Versorgungsleitlinien (2010) Nationale Versorgungsleitlinie COPD Langfassung (Version 1.7 Februar 2010) http://www. copd.versorgungsleitlinien.de [2] Buhl R, Vogelmeier C (2004) Asthma Bronchiale und COPD. In: Vogelmeier C, Buhl R, Pneumologische Notfälle. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 106–130 ff [3] Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) (2006) Global strategy for the diagnosis, management, and prevention of chronic obstructive pulmonary disease; (Updated 2010) http://www.copdgold.com [4] Friege B, Friege L, Pelz J, Weber M, von Spiegel T, Schröder S (2009) Asthma bronchiale und chronisch obstruktive Lungenerkrankung mit akuter Exazerbation. Anästhesist 58:611–622
ÖNK-IL 2011-15 Vergiftungen – präklinische Diagnostik der CO-Intoxikation Hella Körner-Göbel1, Bernd Jeschke1, Volker Göbel2, Jürgen Nessler2 1Institut für Notfallmedizin, HELIOS Klinikum Wuppertal, 2Berufsfeuerwehr Wuppertal Die CO-Intoxikation stellte viele Jahre in der Vergangenheit eine Art „black box” dar. Die Symptome sind sehr vielfältig und korrelieren häufig nicht mit der Schwere der Intoxikation. Die Methode der Wahl ist die Bestimmung des COHb mit Hilfe der Blutgasanalyse.
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Im Rettungs- und Notarztdienst der Berufsfeuerwehr Wuppertal wurde im Jahr 2003 ein Konzept zur präklinischen Diagnostik und Therapie der CO-Intoxikation implementiert. Dabei wurde eine an der Einsatzstelle abgenommene Blutprobe zur Bestimmung des COHb auf die Intensivstation einer Klinik gebracht. Die sofortige Rückmeldung aus der Klinik an die Einsatzstelle bestimmte das weitere Vorgehen. Im Rahmen einer nachfolgenden Untersuchung in den Jahren 2006– 2010 wurde zusätzlich vor Ort eine photooptische Messung des COHb durchgeführt. Die Ergebnisse beider Untersuchungsmethoden waren in einer so deutlichen Anzahl unterschiedlich, dass nach einer Alternative gesucht wurde. Von 10.2009 bis 04.2010 wurden die präklinischen COHb-Werte zusätzlich mit einem auf dem Gerätewagen Messtechnik (GW-Mess) der Berufsfeuerwehr Wuppertal mitgeführten Gerät, das Hb, COHb und MetHb misst (Avoximeter® 4000), ermittelt. Die Auswertung ergab eine sehr große Übereinstimmung der präklinisch und klinisch gemessenen COHb-Werte. Das führte zu der Entscheidung, zum 01.04.2010 die ausschließliche präklinische Blutannahme und -untersuchung als Standard einzuführen.
ÖNK-IL 2011-16 Krampfanfälle Petra Schwingenschuh Universitätsklinik für Neurologie, Medizinische Universität Graz Bei einem epileptischen Anfall handelt es sich um transiente Symptome aufgrund einer abnorm synchronisierten Entladung kortikaler Neuronenverbände. Ätiologisch werden idiopathische und symptomatische Epilepsien unterschieden. Fokale Anfälle (einfach, komplex) werden generalisierten Anfällen (primär, sekundär) gegenübergestellt. In der Notfallmedizin sind vor allem der generalisierte Krampfanfall beziehungsweise der Status epilepticus (generalisiert, fokal) von Relevanz. Neben Allgemeinmaßnahmen sind eine gezielte (Fremd-)Anamneseerhebung (bekanntes Anfallsleiden, Alkohol, Medikamente, Drogen etc.) sowie Untersuchung bezüglich einer sekundären Anfallsursache (Blutzucker, Hypoxie, Schädel-Hirn-Trauma, Fieber, Meningismus, fokale neurologische Ausfälle) essenziell. Der Status generalisierter tonisch-klonischer Anfälle ist ein lebensbedrohlicher Notfall, der neben adäquater Akutversorgung die schnellstmögliche stationärer Aufnahme verlangt (Zielkrankenhaus: Intensivstation, EEGÜberwachung, neuroradiologische Bildgebung). Initial werden neben Allgemeinmaßnahmen i.v.-Benzodiazepine (Mittel erster Wahl: Lorazepam) eingesetzt; bei ausbleibendem Erfolg wird zusätzlich Phenytoin oder Valproat appliziert. Bei weiterer Therapierefraktärität folgt eine Narkoseeinleitung (Propofol, Midazolam, Barbiturate [1]).
Literatur [1] aus Diener HC, Putzki N (2008) „Leitlinien für die Diagnostik und Therapie in der Neurologie“. Georg Thieme Verlag, 4. überarb. Auflage
ÖNK-IL 2011-17 Mobile Stroke Unit Anton Haass1, Silke Walter1, Panagiotis Kostpopoulos1, Panagiotis Papanagiotou2, Christian Roth2, Iris Grunwald2,3, Darius Kubulus4, Yang Liu1, Thomas Volk4, Wolfgang Reith2 und Klaus Fassbender1 1Neurologische Klinik, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg , 2Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, 3Acute Vascular Imaging Centre, John Radcliffe Hospital, Oxford, England, Großbritannien, 4Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg Die prähospitale Thrombolyse war beim Myokardinfarkt ein Meilenstein in der Therapie. Dass dies auch beim Hirninfarkt der Fall sein kann, untersucht die Neurologische Universitätsklinik des Saarlandes seit 2009 in einer weltweit ersten randomisierten Modellstudie. Dazu wurde eine sog. Mobile Stroke Unit entwickelt [1], die alle Voraussetzungen bietet, um eine prähospitale Thrombolyse auch beim akuten
Hirninfarkt unmittelbar am Notfallort durchführen zu können. Ziel der Studie ist es, nachzuweisen, dass durch den Einsatz einer Mobilen Stroke Unit wertvolle Zeit bis zum Therapiebeginn gewonnen und damit die Prognose der Hirninfarktpatienten deutlich verbessert werden kann. Die Mobile Stroke Unit besteht in einem Notfallrettungswagen, der einen Computertomographen (CT) mit CT-Angiographie-Möglichkeit und telemedizinischer Anbindung, eine Point-of-Care-Laborausrüstung zur Blutuntersuchung und ein medizinisches Notfallequipment enthält. Zusammen mit dem Notarzt fährt die Mobile Stroke Unit mit einem Neurologen, Neuroradiologen oder Röntgen-MTA nach einem Notfallanruf zum Patienten. Unmittelbar am Aufenthaltsort des Patienten wird sofort nach neurologischer Untersuchung in der Mobile Stroke Unit eine zerebrale CT zum Ausschluss einer intrazerebralen Blutung oder anderer Kontraindikation zur Thrombolyse durchgeführt und gleichzeitig mit der Point-of-Care-Ausrüstung die Leukozyten-, Erythrozyten- und Thrombozytenzahl, Hämoglobin sowie Hämatokrit, die Gerinnungsparameter INR sowie aPTT und die Serumparameter y-GT, p-Amylase sowie Glukose bestimmt. Liegen keine Kontraindikationen vor, wird direkt mit der Thrombolyse begonnen. Ergibt sich in der CT der Hinweis auf einen Verschluss der A. carotis interna oder einer größeren intrazerebralen Arterie, so wird die Neuroradiologie der Universitätsklinik schon telefonisch vorinformiert, um gegebenenfalls unmittelbar nach Eintreffen in der Klinik im Sinne eines Bridging eine mechanische Thrombusextraktion zu ermöglichen. Die bisherigen Ergebnisse der noch nicht abgeschlossenen Studie sind sehr überzeugend, da der Einsatz der Mobilen Stroke Unit die Zeit bis zum Beginn der Thrombolyse durch folgende Verbesserungen deutlich verkürzt: 1. Da das CT zum Patienten kommt, wird die Zeit des Transportes des Patienten zum CT eingespart. 2. Da der Neurologe ebenfalls direkt zum Patienten kommt, wird die Übergabezeit vom Notarzt zum behandelnden Neurologen ebenfalls eingespart. 3. Die Point-of-Care-Laboruntersuchung verkürzt im Vergleich zum üblichen Kliniklabor die Untersuchungszeit nach einer von uns abgeschlossenen Untersuchung von 47 auf 10 min [2]. 4. Da der Neurologe direkt am CT ist, verkürzt sich die Zeit zur Therapieentscheidung. Zusammenfassend verkürzt sich nach den bisherigen Untersuchungen durch die Mobile Stroke Unit im Vergleich zum üblichen Ablauf in der Klinik die Zeit vom Notruf bis zur Therapieentscheidung von 124 auf 35 min, was nach der Literatur die NNT um 50% verbessern kann. Aufgegriffen wurde die von uns entwickelte Idee inzwischen von der Neurologie der Charité, die mit einem ähnlichen Equipment eine vergleichbare Studie in Berlin durchführt.
Literatur [1] ����������������������������������������������������������������������������� Fassbender K, Walter S, Liu Y et al (2003) „Mobile stroke unit“ for hyperacute stroke treatment. Stroke 34(6):e44 [2] Walter S, Kostopoulos P, Haass A et al (2011) Point-of-care laboratory halves door-to-therapy-decision time in acute stroke. Ann Neurol 69(3):581–6
ÖNK-IL 2011-18 Chancen und Grenzen der Telemedizin Stefan K. Beckers, Max Skorning Bereich Notfallmedizin, Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Aachen, RWTH Aachen University, www.telenotarzt.de Die Telemedizin wird oftmals als Allheilmittel für die Herausforderungen unserer alternden Gesellschaft und der sich knapper darstellenden personellen und materiellen Ressourcen angesehen. Im gesamten E-Health-Sektor ist die Telemedizin ein Wirtschaftszweig mit sehr hohen Wachstumsraten, wobei Einzelanwendungen zur Qualitätssicherung und -steigerung bei ebenfalls verbesserter Effizienz geführt ha-
ben. Auch wenn im Bereich der präklinischen Notfallmedizin bereits Ansätze gezeigt wurden, wodurch die medizinische Versorgung für wenige Krankheitsbilder verbessert werden konnte, fehlt es an breiter Implementierung aktueller Kommunikations- und Informationstechnologien. Im Rahmen dieses Vortrags wird auf die technisch realisierbaren Möglichkeiten, wie sie in dem Projekt Med-on-@ix [1] eingesetzt wurden, eingegangen und einzelne Studienergebnisse dargestellt. Ziel des dreijährigen Vorhabens Med-on-@ix mit einem interdisziplinären Konsortium aus Industrie (Philips, P3 communications), Wissenschaft (Institut für Informationsmanagement im Maschinenbau der RWTH Aachen), Medizin (Anästhesiologie der RWTH Aachen) und verschiedenen Unterauftragnehmern (z. B. Rechtsgutachtern) war es im Rahmen einer Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) ein Best-Practice-Modell zu entwickeln und in der Praxis zu testen. Insbesondere wird auf das organisatorische Gesamtkonzept mit Echtzeitübertragung aller relevanten Daten (z. B. Vitaldaten, EKG, Bild und Ton) zwischen der Einsatzstelle und einem sog. Telenotarzt eingegangen. Ausgehend von diesen Erfahrungen werden sowohl die sich hieraus ergebenden Chancen als auch die sich ebenfalls abzeichnenden Grenzen der Telemedizin in der präklinischen Notfallmedizin diskutiert. Telemedizinische Anwendungen werden in naher Zukunft zunehmend an Bedeutung in der Notfallmedizin gewinnen müssen, da sich ändernde demographische, strukturelle und organisatorische Rahmenbedingungen die Verwendung entsprechender Technik „State of the Art” verlangen. Hierfür sind auch zukünftig umfangreiche Forschungsund Entwicklungsvorhaben erforderlich, um bereits privat genutzte Informations- und Kommunikationstechnologien auf die Erfordernisse und speziellen Bedürfnisse der präklinischen Notfallmedizin anzupassen und weiterzuentwickeln.
Literatur [1] Skorning M, Bergrath S, Rörtgen D et al (2009) E-Health in der Notfallmedizin – das Forschungsprojekt Med-on-@ix. Anaesthesist 58(3):285–92
Eingereichte Abstracts (FA: „free abstracts“) Grundlagenforschung – Notfallmedizin ÖNK-FA 2011-01 Analysis of vertical and horizontal forces during continuous chest compression Martin Horn1,2, Markus Rumpler3, Sabine Terler4, Claus Cagran2, Gottfried Fuchs4,5 1Doctoral School for Lifestyle-Related Diseases, Medical University of Graz, 2Human Performance Research Graz, Karl-Franzens-University and Medical University of Graz, 3Institute of Biomedical Engineering, Technical University Graz, 4Medizinercorps Graz, Austrian Red Cross, Graz, 5Division of Anesthesiology for Neurosurgical and Craniofacial Surgery and Intensive Care Medicine, Department of Anesthesiology and Intensive Care Medicine, Medical University of Graz Introduction. Continuous cardiopulmonary resuscitation (CPR) is recommended in instances where rescuers cannot perform ventilations while maintaining minimally interrupted quality compressions. Little is known about a rescuer’s ability to deliver adequate continuous CPR for periods typical for emergency services response time. Methods. Ten healthy volunteers certified in basic life support and with permission to active duty were included. The subjects performed 10 minutes of metronome guided continuous CPR on a manikin and an endurance power test in two consecutive sessions. Applied forces in 3 spatial directions, compression depth, the subject’s heart rate, spirometric data, and lactate were measured. Results. All subjects completed 10 min of continuous CPR. A compression depth of more than 50 mm was achieved by 9 subjects for at Notfall + Rettungsmedizin · 2011
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Abstracts least 3 min and by 5 subjects for the entire 10 min, respectively. Mean maximum vertical forces decreased significantly to 84±7% of initial force during the first 5 min and remained unchanged in the consecutive 5 min, while mean maximum horizontal forces remained the same during both the first and second 5 min and reached up to 79 N from center of compression. Thus, leading to less than 1.1% horizontal forces compared to total forces. Conclusion. It is not known whether the observed horizontal forces would alter physiological benefit during an actual resuscitation. However, the extra energy consumption for the applied horizontal forces during resuscitation was found to be less than 1.1% of the total force applied and is thus negligible. The decrease in compression forces reinforces current recommendations that rescuers should take turns every two minutes or less when performing compressions. Further study is recommended to determine the impact of individual fitness on rescuer’s performance.
ÖNK-FA 2011-02 Physiological power output during performance of continuous chest compression Martin Horn1,2, Claus Cagran2, Markus Rumpler3, Sabine Terler4, Gottfried Fuchs4,5 1Doctoral School for Lifestyle-Related Diseases, Medical University of Graz, 2Human Performance Research Graz, Karl-Franzens-University and Medical University of Graz, 3Institute of Biomedical Engineering, Technical University Graz, 4Medizinercorps Graz, Austrian Red Cross, 5Division of Anesthesiology for Neurosurgical and Craniofacial Surgery and Intensive Care Medicine, Department of Anesthesiology and Intensive Care Medicine, Medical University of Graz Introduction. We investigated the rescuer’s ability to deliver continuous cardiopulmonary resuscitation (CPR) for periods typical for emergency services response time. Methods. Twelve healthy volunteers certified in basic life support and with permission to active duty performed 10 min of metronome guided continuous CPR on a manikin and an endurance power test in two consecutive sessions. Applied forces, compression depth, the subject’s heart rate, spirometric data, and lactate were measured. Results. All subjects completed 10 min of continuous CPR. Respiratory parameters and the subjects’ heart rate reached steady state after 4 min of continuous CPR. The rescuers’ total aerobe power production (based on ventilatory data) exceeded 400 Watt and remained at this level for the rest of the CPR duration. At the end of 10 min mean values of VO2, VCO2, respiratory quotient (RQ), heart rate, and lactate were 1.29±0.36 L/min, 1.28±0.39 L/min, 0.99±0.12, 147±20 bpm, and 3.9±1.4 mmol/L, respectively. All parameters decreased significantly during the first 3 min of recovery after stopping the CPR. Baseline values had not been reached even after 7 min of recovery. Conclusion. The rescuers’ energy expenditure more than triples to baseline values and the physiological performance is close to the aerobe-anaerobe turn point (RQ>0.95) when performing continuous chest compressions. Even under laboratory conditions without any superimposed stress like in emergency CPRs, subjects have not been able to fully recover several minutes after the 10 minutes of continuous CPR. Although turns are recommended every 2 min it is unknown (a) how long a full recovery will take and (b) how long rescuers can perform quality CPR. A substitution or extended recovery period of the emergency team after an actual resuscitation may be advisable.
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ÖNK-FA 2011-03 Compression depth and duration during CPR using a resuscitation manikin Markus Rumpler1, Martin Horn2,3, Sabine Terler4, Claus Cagran3, Gottfried Fuchs4,5 1Institute of Biomedical Engineering, Technical University Graz, 2Doctoral School for Lifestyle-Related Diseases, Medical University of Graz, 3Human Performance Research Graz, Karl-Franzens-University and Medical University of Graz, 4Medizinercorps Graz, Austrian Red Cross, Graz, 5Division of Anesthesiology for Neurosurgical and Craniofacial Surgery and Intensive Care Medicine, Department of Anesthesiology and Intensive Care Medicine, Medical University of Graz Introduction. Continuous cardiopulmonary resuscitation (CPR) is recommended in instances where rescuers cannot perform ventilations while maintaining quality compressions. We examined the rescuer’s ability to deliver adequate continuous CPR for periods typical for emergency services’ response time. Methods. Ten healthy volunteers certified in basic life support and with permission to active duty were included. The subjects performed 10 minutes of metronome guided continuous CPR on a manikin and an endurance power test in two consecutive sessions. Applied forces, compression depth, the subject’s heart rate, spirometric data, and lactate were measured. Results. A maximum compression depth of more than 50 mm was achieved by 7 subjects for at least 3 min. Mean maximum compression depth was decreasing significantly during the first 5 min of CPR (58.1±4.4 mm to 51.0±10.5 mm; p<0.00001). No significant decrease was found in the last 5 minutes; mean maximum compression depth was 54.5±7.7 mm. Mean chest recoil during the first 5 minutes (8.0±6.2 mm) was significantly lower than during the last 5 min of CPR (6.7±5.1 mm, p<0.00001). Compression durations did not differ significantly from decompression durations in both the first and the last 5 min of CPR. Mean compression and decompression duration were 290±17 ms and 294±18 ms, respectively. Conclusions. A significant decrease of mean maximum compression depth during the first 5 min of continuous CPR and a significant reduced mean chest recoil in the last 5 min of continuous CPR was found. Thus, according to the ERC 2010 guidelines mean chest compressions were performed more efficiently in the last 5 min of continuous CPR. Further study is necessary to determine the effect of breaks on the quality and efficiency of continuous CPR.
Klinische Studien – Notfallmedizin ÖNK-FA 2011-04 Kohlenmonoxiddetektoren im Wiener Rettungsdienst – Erfahrungswerte nach einem Jahr Andrea Bayer1, Dominik Roth1, Georg Schrattenbacher2, Reinhard Malzer2, Harald Herkner1, Wolfgang Schreiber1, Christof Havel1 1Universitätsklinik für Notfallmedizin, Medizinische Universität Wien, Allgemeines Krankenhaus Wien, 2 Magistratsabteilung 70 – Rettungs- und Krankenbeförderungsdienst der Stadt Wien Hintergrund und Fragestellung. Die Kohlenmonoxid-(CO-)Intoxikation ist die häufigste akzidentelle Vergiftung mit mehr als 40.000 Fällen pro Jahr in den USA. Studien aus Chicago (2,8 Mio. Einwohner) gehen von bis zu 100 CO-induzierten Einsätzen pro Monat aus. Da die klinische Diagnose einer CO-Vergiftung schwierig ist, hat die Erkennung der CO-Exposition durch den Rettungsdienst eine besondere Bedeutung. Diese soll einerseits die Diagnose bei Notfallpatienten verbessern, aber auch dem Selbstschutz der Rettungsmannschaften dienen. Aus diesen Gründen wurden alle Rettungsmittel der Magistratsabteilung 70 mit CO-Alarmgeräten (Dräger Pac 3500) ausgestattet. Methodik. Prospektive Dokumentation aller Alarme vom 19. Februar 2010 bis 18. Februar 2011.
Ergebnisse. Im Beobachtungszeitraum kam es, abgesehen von brandbezogenen Einsätzen, zu insgesamt 40 Alarmen (Mediane CO-Konzentration 130 ppm, IQR 296 ppm), wobei nur in 6 Fällen eine CO-Exposition bereits vor Eintreffen vermutet wurde, sowie 3 Fehlalarmen. Als CO-Quelle konnte in 30 Fällen eine defekte Gastherme, in 3 Fällen ein Gasherd festgestellt werden. Von insgesamt 107 exponierten Patienten und 104 exponierten Rettungsdienstmitarbeitern mussten 94 (davon 39 stationär) bzw. 20 hospitalisiert werden. Der mediane Carboxyhämoglobin-(COHb-)Wert der hospitalisierten Personen betrug 8,2% (IQR 17%). 16 Patienten waren zumindest vorübergehend ohne Bewusstsein, 4 Patienten wurden CPAP-beatmet, 1 Patient intubiert und 9 Patienten einer hyperbaren Sauerstofftherapie zugeführt. Eine Patientin wurde bereits im Herzkreislaufstillstand aufgefunden und verstarb noch vor Ort. Interpretation. Durch die Einführung von CO-Warngeräten konnten innerhalb eines Jahres eine Vielzahl von CO-Expositionen festgestellt werden, die ansonsten vermutlich zu einem großen Teil unerkannt geblieben wären. Dadurch konnten entsprechende Maßnahmen in erster Linie zum Schutz von Patienten, aber auch des Personals, gesetzt und möglicherweise fatale Ausgänge verhindert werden. Aufgrund dieser Erfahrungen wurde mittlerweile auch in anderen Rettungsorganisationen mit der Beschaffung entsprechender Geräte begonnen.
ÖNK-FA 2011-05 Präklinische therapeutische Hypothermie – zwei Jahre Erfahrung in Salzburg Alexander Franz1, Thomas Michalski2, Egfried Miller3, Johannes Romankiewicz1, Bernhard Ziegler1, Siegfried Seidl1 1Universitätsklinik für Anästhesiologie, perioperative Medizin und allgemeine Intensivmedizin, Sonderauftrag Notfallmedizin, der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg, Landeskrankenhaus Salzburg, 2Internistische Notaufnahme, Universitätsklinik für Innere Medizin II, Kardiologie und internistische Intensivmedizin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg , Landeskrankenhaus Salzburg, 3Institut für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Unfallkrankenhaus der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA), Salzburg Einleitung. Seit dem Erscheinen der ERC-Guidelines 2005 zählt die therapeutische Kühlung zu den empfohlenen Maßnahmen in der Postreanimationsphase. Am Notarzt-Einsatzfahrzeug Salzburg-Stadt wurde im August 2008 die milde therapeutische Hypothermie als Standardverfahren nach primär erfolgreicher Reanimation eingeführt. Methode. Es wurde eine retrospektive Analyse der Reanimationen im Zeitraum von August 2008 bis August 2010 und mit dem Zeitraum Jänner 2006 bis Juli 2007 durchgeführt. Ergebnisse. Im Untersuchungszeitraum wurden 70 Patienten primär erfolgreich reanimiert. Von diesen wurden 33 Patienten präklinisch mittels EMCoolsPads® gekühlt. Im weiteren Verlauf verstarben 17 Patienten während der innerklinischen Versorgung. Die Gruppen unterscheiden sich nicht hinsichtlich Alter, Geschlecht, Anfahrtszeit des Notarztrettungsmittels, und der maximalen Auslenkung der NSE (Neuronenspezifischen Enolase). Die Behandlungsdauer vor Ort ist bei der Gruppe der Überlebenden mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von p=0,049 grenzwertig, aber signifikant kürzer. Zwischen den Gruppen der gekühlten und der nicht gekühlten Patienten bestehen jedoch keine Unterschiede bei Anfahrtszeit und Behandlungsdauer. Beim Vergleich der gekühlten mit den nicht gekühlten Patienten zeigen sich keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich demographischer Daten und der Laborbefunde. Der Vergleich des neurologischen Outcomes zwischen der Gruppe der gekühlten und nicht gekühlten Patienten zeigt einen Vorteil für die gekühlten Patienten mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% (Fisher-Exact-Test). Durch die geringen Fallzahlen und die fehlende Normalverteilung musste mit dem Fisher-Exact-Test ein non-parametrischer Test verwendet werden. In der grafischen Darstellung sieht man den Vorteil der präklinischen therapeutischen Hypothermie. Mit 62,3% sehr gutem neurologischen
Status gegen 18,8% mit hirnorganischem oder apallischem Syndrom zeigt die Kühlung des Patienten in der Postreanimationsphase deutliche Vorteile. Interpretation. Unsere Daten spiegeln den allgemeinen Trend aller rezenten Studien wieder. Eine statistisch signifikante Aussage konnte aufgrund der geringen Fallzahl nicht getroffen werden. Aufbauend auf diesen Daten kann gesagt werden, dass die milde therapeutische Hypothermie in der Postreanimationsphase den gleichen Stellenwert haben sollte wie die Herzdruckmassage und die Defibrillation während der Reanimation.
Literatur – Marion DW, Leonov Y, Ginsberg M et al (1996) Resuscitative Hypothermia. Crit Care Med 24(2 Suppl):S81–9 – The Hypothermia after Cardiac Arrest Study Group (2002) Mild therapeutic hypothermia to improve the neurologic outcome after cardiac arrest. N Engl J Med 346(8):549–56 – Bernard SA, Gray TW, Buist MD et al (2002) Treatment of comatose survivors of out-of-hospital cardiac arrest with induced hypothermia. N Engl J Med 346(8):557–63 – Nielsen N, Hovdenes J, Nilsson F et al (2009) Outcome, timing and adverse events in therapeutic hypothermia after out-of-hospital cardiac arrest. Acta Anaesth Scand 53(7):926–34
ÖNK-FA 2011-06 Amputationsverletzungen in der Christophorus Flugrettung – eine epidemiologische Studie Harald F. Selig1, Peter Nagele1, Helmut Trimmel2, Wolfgang G. Voelckel3, Michael Hüpfl1, Lars P. Kamolz4 1 Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie, Medizinische Universität Wien, 2Abteilung für Anästhesie, Notfall- und Allgemeine Intensivmedizin, Landesklinikum Wiener Neustadt, 3Institut für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Unfallkrankenhaus der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA), Salzburg, 4Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, Chirurgische Abteilung, Landesklinikum Wiener Neustadt Fragestellung. Ziel der Studie war, die Epidemiologie prähospitaler Amputationsverletzungen zu erfassen, die von der ChristophorusFlugrettung in ganz Österreich versorgt wurden. Methodik. Es wurde eine retrospektive Analyse aller Amputationsverletzungen durchgeführt, die im Jahr 2009 von der Christophorus Flugrettung versorgt wurden. Die Selektion erfolgte mittels „International Classification of Diseases” (ICD)-Kodierung (ICD S08, S18, S48, S58, S68, S78, S88, S98, T05, T11.6, T13.6, T09.6). In Fällen einer fehlenden ICD-Kodierung erfolgte die Selektion nach folgenden Diagnosen: „Amputationen”, „Amputationsverletzungen”, „traumatische Amputationen”. Ergebnisse. Von insgesamt 16.100 Flugrettungseinsätzen konnten 149 (0.9%) Amputationsverletzungen in die Studie eingeschlossen werden. Davon waren 86 (57,7%) totale, 55 (36,9%) subtotale und 8 (5,4%) kombinierte Amputationen vom Flugrettungsnotarzt diagnostiziert worden. Der Großteil der Amputationsopfer befand sich im Alter zwischen 45 und 64 Jahre (35,6%, n=53) und war männlich (87,9%, n=131). Der Großteil an Amputationsverletzungen war aufgrund eines Unfalles am Arbeitsplatz (45,6%, n=68) bedingt. Die häufigsten Unfallursachen waren Arbeiten mit der Kreissäge (28,9%, n=43) und Holzarbeiten/Holzspalten/Holzhacken (16,8%, n=25). Am häufigsten wurden Amputationsverletzungen einzelner oder mehrerer Finger versorgt (77,2%, n=115); der Zeigefinger war vorwiegend betroffen (36,2%, n=54). 65 Amputationsopfer (44,6%) befanden sich in keinem lebensbedrohlichen Zustand (entsprechend NACA<4). Die höchste Einsatzfrequenz für Amputationsverletzungen war in ländlichem Einsatzgebiet (84,6%, n=126) und vorwiegend von Donnerstag bis Samstag (55,0%, n=82). Der primäre Luftrettungstransport wurde in 70,1% (103/147) aller Fälle in ein Schwerpunktkrankenhaus veranlasst. Notfall + Rettungsmedizin · 2011
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Abstracts Schlussfolgerung. In der Flugrettung sind Amputationsverletzungen selten und oftmals nicht lebensbedrohlich. Das typische Amputationsopfer ist männlich, zwischen 45 und 64 Jahre alt, verunfallt im ländlichen Bereich beim Arbeiten mit der Kreissäge. Der zeitgerechte Transport in ein spezialisiertes Zentrum ist dabei von besonderer Bedeutung.
Literatur
– Boyle D, Parker D, Larson C et al (2000) Nature, incidence, and cause of workrelated amputations in Minnesota. Am J Ind Med 37:542–550
– Dillingham TR, Pezzin LE, MacKenzie EJ (1998) Incidence, acute care length of stay, and discharge to rehabilitation of traumatic amputee patients: an epidemiologic study. Arch Phys Med Rehabil 79:279–287 – Kuhne C, Zettl R, Ruchholtz S (2008) Auswahl des Zielkrankehnhauses bei Trauma. Nofall Rettungsmed 11:381–385
ÖNK-FA 2011-07 Physical strain on ALS providers during emergency transportation using a real time automated feedback Raphael van Tulder1, Christof Havel1, Wolfgang Schreiber1, Moritz Haugk1, Nina Richling1, Helmut Trimmel2, Reinhard Malzer3, Fritz Sterz1, Harald Herkner1 1Department of Emergency Medicine, Medical University Vienna, 2Department of Anesthesiology, Emergency and Intensive Care Medicine, General Hospital Wiener Neustadt, 3Wiener Rettung MA 70; Vienna municipal ambulance service Purpose of the study. Chest compressions are necessarily exhaustive [1, 2]. Feedback devices improve CPR quality 3- to 5-fold but the effect on providers’ physical strain is unclear. We investigated if a real time automated feedback device influences providers’ physical strain in different means of transportation. Materials and methods. In this randomised cross over trial 24 European Resuscitation Council (ERC) approved health care professionals performed 8 min of chest compression in a moving ambulance vehicle and a flying helicopter. We compared the effect of feedback versus no feedback. Primary outcome was heart rate/systolic blood pressure ratio (HR/SBP) to reflect physical strain. Secondary outcomes were BORGscale of perceived exertion, blood pressure, serum lactate concentration and modified Nine Hole Peg Test (NHPT). Results. Feedback resulted in a higher HR/SBP [median difference 0.06 (−0.01 to 0.13); p=0.01] versus no feedback, but in a significant reduction of a BORG score by 0.89 points (95% CI 0.42–1.35; p<0.001). Perceived exertion increased by resuscitation time in all groups by 0.55 BORG scale points every two-minute increment (95% confidence interval 0.44–0.66; p<0.001). Feedback did not influence blood pressure, serum lactate concentrations, or modified NHPT. There was no significant effect modification by vehicle type. There was no significant carry over effect between those groups. Conclusion. Feedback devices in a moving ambulance vehicle or a flying helicopter increase objective components of physical strain but decrease perceived exertion in experienced rescuers in an experimental setting.
Ausbildung & Lehre – Notfallmedizin ÖNK-FA 2011-08 Notfallmedizinisches Simulationstraining für Medizinstudierende in Deutschland, Österreich und der Schweiz Martin Fandler1, Hans-Peter Dimai1,2 1Clinical Skills Center, 2Abteilung für Endokrinologie und Nuklearmedizin, Universitätsklinik für Innere Medizin, Medizinische Universität Graz Fragestellung. Das Training notfallmedizinischer Fertigkeiten von Medizinstudierenden an medizinischen Universitäten/Fakultäten wurde und wird traditionellerweise von anästhesiologischen Kliniken
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organisiert und supervidiert. Durch die zunehmende Entwicklung von interdisziplinären Simulationszentren [1] und dem hohen Effizienzgrad von praktischem Simulationstraining [2] stellt sich die Frage, welche Fertigkeiten trainiert werden, ob direkt an einzelnen Kliniken oder in Simulationszentren. Methodik. An 46 Universitäten im deutschsprachigen Raum wurden Fragebögen mit detaillierten Fragen zum Training notfallmedizinischer Fertigkeiten versandt. Die Rückmeldungen wurden statistisch erfasst. Speziell wurde erfragt, ob die Fertigkeiten im Simulationszentrum in Pflichtlehre, freiwilliger Lehre, an Kliniken angeboten werden bzw. ob ein Angebot geplant ist. Ergebnisse. Einige Fertigkeiten, beispielsweise der venöse Zugang, wird an einem Großteil (55%) der Zentren in der Pflichtlehre angeboten (freiwillig: 18%, an Kliniken: 27%), ebenso die Beatmung mit Beatmungsbeutel (50% Pflicht, 17% freiwillig, 33% Kliniken). A(C)LS wird an 60%, BLS an 70% der Zentren verpflichtend gelernt, alternative Atemwege an 50%. „Spezielle” Fertigkeiten wie arterielle Zugänge überwiegen in freiwilliger Lehre (22% Pflicht, 56% freiwillig, 22% Kliniken). Große Unterschiede zwischen einzelnen Simulationszentren fallen auf. Interpretation. Der Trend zu medizinischen Simulations- und Trainingszentren ist auch in Mitteleuropa klar zunehmend [1, 3]. Im Bereich der notfallmedizinischen Lehre zeigt sich einerseits der Trend, „Grundlagenfertigkeiten” wie venöser Zugang, BLS und ALS in Simulationszentren abzuhalten, „spezielle” Fertigkeiten werden hauptsächlich zur freiwilligen Weiterbildung angeboten. Aufgrund der drastischen Unterschiede im Umfang der Fertigkeiten zwischen den verschiedenen Universitäten erschiene ein Konsens im deutschsprachigen Raum bezüglich unbedingt zu erlernender „Basisfertigkeiten” sinnvoll.
Literatur [1] Segarra LM, Schwedler A, Weih M, Hahn EG, Schmidt A (2008) Der Einsatz von medizinischen Trainingszentren für die Ausbildung zum Arzt in Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz. GMS Z Med Ausbild 25(2): Doc81 (20080515) [2] Wass V, Van der Vleuten C, Shatzer J, Jones R (2001) Assessment of clinical competence. Lancet 357(9269):945–9 [3] Kneebone R, Kidd J, Nestel D, Asvall S, Paraskeva P, Darzi A (2002) An innovative model for teaching and learning clinical procedures. Medical Education 36(7):628–34
ÖNK-FA 2011-09 Verwendung des Larynxtubus im Rettungsdienst: Rettungs sanitäter vs. Notfallsanitäter Jakob Mühlbacher1,2, Cornelia Nosek2, Gabriele Lerche2, Reinhard Heindl2, Michael Hüpfl1,2 1 Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie, Medizinische Universität Wien, Allgemeines Krankenhaus Wien, 2Johanniter-Unfall-Hilfe, Bereich Wien Hintergrund. Zur Vermeidung schwerwiegender Nebenwirkungen der Maskenbeatmung werden alternativ supraglottische Atemwegshilfen verwendet. Die Machbarkeit der Anwendung solcher Devices wird öffentlich unter dem Aspekt des Ausbildungsstandes diskutiert. Die Johanniter-Unfall-Hilfe, Bereich Wien, hat den Larynxtubus (LT) als weitestgehende Ergänzung der Maskenbeatmung für alle SanitäterInnen eingeführt. Im Rahmen dieser Einführung soll der Unterschied in der Anwendung des LT zwischen den Qualifikationen NotfallsanitäterIn (NFS) und RettungssanitäterIn (RS) untersucht werden. Methodik. Die TeilnehmerInnen durchliefen eine standardisierte zweitägige Ausbildung mit kurzen Theorievorträgen (2 h) sowie Skillund Scenariostationen (12 h). Nach mündlicher Einwilligung und in Absprache mit der Mannschaftsvertretung erfolgte die Erhebung folgender Daten in anonymisierter Form während des Trainings: Zeit vom Setzen des LT bis zum ersten Beatmungshub, Hands-off-Zeiten während der Reanimation sowie Anzahl der Fehler im Ablauf des Reanimationsalgorithmus. Trainiert wurde an Manikins (Resusci Anne Simulator, Laerdal Airway Trainer und Ambu Megacode Trainer), die
Zeitnahme erfolgte händisch (Trainer) sowie softwaregestützt, die nachfolgende Auswertung wurde mit Microsoft Excel erstellt. Ergebnisse. Es nahmen hundert SanitäterInnen an der Studie teil (17 NFS, 83 RS). Im Mittel benötigten die KandidatInnen zum Setzen des LT bis zur ersten Beatmung 12,2 ±2,6 s, dabei findet sich kein klinisch relevanter Unterschied zwischen beiden Qualifikationen. Weiters unterscheiden sich weder Hands-off-Zeiten noch die Anzahl der Fehler im Algorithmus zwischen RS und NFS. Diskussion. Die Integration des Larynxtubus in den Rettungsdienst ist einfach, effizient und mit geringem Ausbildungsaufwand möglich. Die in den Skill- und Scenariotrainings erhobenen Daten zeigen keine Unterschiede in der Verwendung des LT zwischen NFS und RS. Somit gilt eine klare Empfehlung gegen die exklusive Anwendung des LT nur durch NotfallsanitäterInnen.
ÖNK-FA 2011-10 Anwendung des Larynxtubus durch RettungssanitäterInnen: Machbarkeit und Einfluss auf Reanimationsparameter Cornelia Nosek1, Jakob Mühlbacher1,2, Gabriele Lerche1, Reinhard Heindl1, Michael Hüpfl1,2 1Johanniter-Unfall-Hilfe, Bereich Wien, 2Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie, Medizinische Universität Wien, Allgemeines Krankenhaus Wien Hintergrund. Beutel-Masken-Beatmung ist eine Standardtechnik im Rettungsdienst. Diese birgt allerdings neben technischen Herausforderungen auch schwerwiegende Gefahren mit sich, besonders in einer Reanimationsituation. Probleme ergeben sich bei der Abdichtung, durch den ungeschützten Atemweg steigt das Risiko der Regurgitation und Aspiration und die regelmäßige Repositionierung der Maske verlängert die Hands-off-Zeiten. Die Johanniter-Unfall-Hilfe, Bereich Wien, hat deswegen den Larynxtubus (LT) als weitestgehende Ergänzung der Maskenbeatmung für alle SanitäterInnen eingeführt. Die Machbarkeit der Anwendung durch nicht ärztliches Personal wurde in Frage gestellt. Die Einführung im Rahmen von zwei Ausbildungsseminaren der Johanniter soll die Anwendung des LT untersuchen. Methodik. In einer zweitägigen Ausbildung durchliefen die TeilnehmerInnen eine standardisierte Einschulung, bestehend aus Theorievorträgen, Skill- und Scenariostationen. Durch eine Codierung wurden die TeilnehmerInnen nach mündlicher Einwilligung und in Absprache mit den Mannschaftsvertretern anonymisiert und deren Performance während der Ausbildung dokumentiert. Neben demographischen Daten wie Alter, Geschlecht, Ausbildungsstand und berufliche Erfahrung wurden folgende Parameter während des Trainings an Manikins (Resusci Anne Simulator, Laerdal Airway Trainer und Ambu Megacode Trainer) erhoben: Dauer des Einsetzens des LT bis zum ersten Beatmungshub, Hands-off-Zeiten während BLS, Fehler im Ablauf des Reanimationsalgorithmus. Die Zeiten wurden händisch (Airway Trainer) oder softwaregestützt erhoben und mit Microsoft Excel ausgewertet. Ergebnisse. Es zeigen sich rasche Trainingserfolge mit kurzen Anwendungszeiten bis zur ersten Beatmung mittels LT und kurze Handsoff-Zeiten unabhängig vom Alter, Geschlecht, Ausbildungsstand oder beruflicher Erfahrung der TeilnehmerInnen. Die Fehlerrate im Evaluationsscenario zeigte eine gute Adaptation des neuen Algorithmus. Diskussion. Die Integration des Larynxtubus in das sanitätsdienstliche Spektrum ist einfach und effizient möglich. Die in simulierten Situationen erhobenen Daten versprechen einen effizienten Einsatz und eine deutliche Verbesserung der Ventilation und der Hands-off Zeiten während der Reanimation.
ÖNK-FA 2011-11 Parameters for EMT-Paramedic refresher training: evaluated by a questionnaire Lucas Pflanzl1, Georg Prattes1, Martin Horn2 1Austrian Red Cross, Provincial Headquarters for Styria, District Deutschlandsberg, 2Austrian Red Cross, Provincial Headquarters for Styria, District Graz Introduction. Frequent refresher training and simulation in emergency medicine are vital for skill retention [1]. Methods and format of training are essential for effectiveness of results [2]. A questionnaire was designed to define the needs and parameters for paramedic refresher trainings. Methods. A double-blinded randomized controlled questionnaire was conducted among entitled Red Cross emergency medical technician paramedics (EMT-P) in Styria. EMT-Ps were asked to specify preferences for topics, location, instructors and type of training. For practical training, participants evaluated if they prefer team trainings with or without emergency physicians. Results. 49 out of 150 EMT-P’s completed the questionnaire. Preferences for topics are 81.63% for current emergency medical theory and 75.51% for practical training without patient contact. Concerning practical training, 69.4% chose advanced cardiac life support training, 73.5% chose advanced trauma life support, both in teams with emergency physicians (p<0.00005). Preferences for location are 59.18% for outdoor training and 55% for local facilities. Preferences for instructors are 85.71% for emergency physicians, 51.02% for experts in the field. Preference for type of training was 69.38% for practical training. Other possible options in the questionnaire achieved less than 50% preference. Conclusion. We recommend a combined theoretical and practical training. Emphasis in theory must be on current emergency medical issues. For practical training we recommend trauma and cardiac arrest simulations together with emergency physicians. The training centre of the Styrian Red Cross already offers team trainings, it is not known why they are not attended frequently. Additional focus in practical simulations should be based on non-technical skills in order to reduce critical incidents concerning patient safety [3]. Suggestions for trainings must include that they are carried out at local facilities, if possible in outdoor setup.
References [1] Smith K, Gilcreast D, Pierce K (2008) Evaluation of staff’s retention of ACLS and BLS skills. Resuscitation 78(1):59–65 [2] ��������������������������������������������������������������������������� Draycott T, Sibanda T, Owen L et al (2006) Does training in obstetric emergencies improve neonatal outcome? BJOG 113(2):177–182 [3] Rall M (2010) Simulation in Medicine. Proceedings of the 2010 Congress on Resuscitation. 2.–4.12.2010, Porto, Portugal.
ÖNK-FA 2011-12 Willingness of EMT paramedics for advanced training evaluated by a questionnaire Lucas Pflanzl1, Georg Prattes1, Martin Horn2 1Austrian Red Cross, Provincial Headquarters for Styria, District Deutschlandsberg, 2Austrian Red Cross, Provincial Headquarters for Styria, District Graz Introduction. Due to Austrian legal regulations, every emergency medical technician has to fulfill 16 h of compulsory training in two years [1]. In general, compulsory trainings consist of basic skills needed in emergency medical systems (EMS). However, frequent refresher training is needed to obtain not only basic but also advanced skill retention [2]. Aim of this study is to analyze the willingness of emergency medical technician paramedics (EMT-P) in the Styrian Red Cross for at least one hour of additional advanced training per year. Methods. A double-blinded randomized controlled questionnaire was conducted among entitled Red Cross EMT-Ps in Styria. The willingness and the preferred amount of additional advanced training were evaluated. Furthermore, attendance of compulsory basic training and of additional education was assessed. Notfall + Rettungsmedizin · 2011
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Abstracts Results. A total of 49 out of 150 randomly chosen EMT-Ps completed the questionnaire. Participants attended in the mean 7.7±1.6 h of compulsory basic training per year offered by the Styrian Red Cross. Participants are willing to attend a total of 13.4±3.7 h per year for basic and additional advanced training, which is significantly higher than the mandatory 8 h per year training (p<0.000001). Furthermore, 31 participants already attended advanced training at their local EMS, additionally to the compulsory basic training. Six participants did not favour any additional advanced training. Conclusion. A highly significant willingness of Styrian EMT-Ps exists for additional advanced training besides their compulsory basic training. Therefore a standardized training system including both, basic and advanced training is recommended. It is possible to combine such a system with already existing local engagement at certain EMS. Following this approach can lead to reduced mortality [3] and can improve patient safety [4].
References [1] Republik Österreich (2002) Sanitätergesetz. Bundesgesetzblatt I Nr. 30/2002 [2] Smith K, Gilcreast D, Pierce K (2008) Evaluation of staff’s retention of ACLS and BLS skills. Resuscitation 78(1):59–65 [3] ��������������������������������������������������������������������������� Draycott T, Sibanda T, Owen L et al (2006) Does training in obstetric emergencies improve neonatal outcome? BJOG 113(2):177–82 [4] Lackner CK, Burghofer K, Baschnegger H, Rall M, Zwissler B������������������� (2009) Simulationstraining in der Akut- und Notfallmedizin. Notfall Rettungsmed 12(5):366–71
ÖNK-FA 2011-13 Advanced Medical Life Support – ein neues Kursformat für Gesundheitsberufe Raphael van Tulder, Philip Eisenburger Universitätsklinik für Notfallmedizin, Medizinische Universität Wien, Allgemeines Krankenhaus Wien Der AMLS-Kurs ist für Ärzte, Sanitäter und Pflegekräfte ausgerichtet. Die Erkennung und Behandlung kritisch kranker Patienten sowie internistische und neurologische Differenzialdiagnostik mit einem strukturierten Zugang sind wesentliche Punkte. Langjährige Profis einschlägiger Fachrichtungen instruieren von Profis gemimte Szenarien. Lebensbedrohliche Zustände werden anhand des Schemas Airway – Breathing – Circulation – Disability – Entscheidung (stabil?) behandelt. Anhand lebensnaher Szenarien, die täglich in Rettungswägen, an der Triage von Notfallambulanzen, in nächtlichen Turnusdiensten oder auf einer Normalstation stattfinden, wird der Teilnehmer gedrillt, eine strukturierte und fokussierte Untersuchung durchzuführen. Ein wesentlicher Punkt dieses Kurses ist es, die Entscheidung stabil/instabil zu fällen und dies dem Team zu kommunizieren, um im Weiteren den Patienten gemeinsam zu stabilisieren. Diagnostische Schritte und Erhebung der Vitalwerte laufen parallel ab. Die ausführliche Anamnese wird mithilfe von Merksätzen vollständig erhoben. Dadurch wird kein Detail übersehen, welches sonst zum Nichterkennen des Problems führen würde. Die Wichtigkeit des klinischen Eindrucks und der Anamnese vor der apparativen Diagnostik wird somit unterstrichen. OPQRST und AMPLE: Diese Mnemonics dienen der strukturierten Anamnese: Onset, Palliation/Provocation, Quality, Radiation, Severity und Time sowie Allergies, Medication, Past medical history, Last meal und Environment. Darauf folgen Vitalwerte und fokussierte Untersuchung. Mit den nun vorliegenden Informationen ist es möglich, die Differenzialdiagnosen auf die wahrscheinlichsten einzugrenzen. Behandlungsschritte können nun gezielt gesetzt und ein geeignetes Ziel, ob Zielspital oder Intensivbereich, ausgewählt werden. Fehlerquellen werden reduziert. Der AMLS Kurs schließt die Lücke zwischen Trauma und Life Support Kursen. Geübten bietet dieser Kurs eine Erweiterung ihres Spektrums sowie Vertiefung des Hintergrundwissens.
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Fallberichte – Notfallmedizin ÖNK-FA 2011-14 Falldarstellungen zum supportiven Einsatz von Akupunktur in der Notfallmedizin Thomas Schockert, Sarah Schule Abteilung Traditionelle Chinesische Medizin, Private Universität Witten Herdecke Seit Jahrhunderten wird Akupunktur sowohl in der Prophylaxe wie auch in der Therapie verschiedenster schwerer Erkrankungen erfolgreich angewendet. Gerade in der Schmerztherapie ist die Akupunktur gut untersucht und als sehr effektives Verfahren beschrieben. Weltweit wird Akupunktur bereits erfolgreich in Krisengebieten, in der Notfallmedizin [1] und auch in der Militärmedizin angewendet. Ist Akupunktur nur zum supportiven Einsatz in der Notfallmedizin geeignet oder kann Akupunktur auch als eigenständiges Therapiekonzept bei Notfällen genutzt werden? Zur Anwendung kommen Akupressur, TCM-Nadelakupunktur, Ohrakupunktur und Yamamoto neue Schädelakupunktur (YNSA) – immer nur unter strenger Einhaltung aller notfallmedizinischen Grundregeln. Akupunktur wird bei Indikationen wie Asthma, akutem Harnverhalt, akutem apoplektischem Insult, Schock, Bewusstlosigkeit [2], allergischen Reaktionen, psychiatrischen Erkrankungen wie Unruhezuständen und Ängsten, akuten Schmerzen [3], Übelkeit und Epilepsie von erfahrenen NotärztInnen erfolgreich angewendet. Auf Grund der guten Wirksamkeit von Akupunktur sei angeregt, Akupunktur, insbesondere YNSA, verstärkt supportiv auch im Notarztdienst einzusetzen. Umfangreiche Studien zum Einsatz von Akupunktur als eigenständiges Therapiekonzept in der Notfallmedizin sind nötig und befinden sich in Vorbereitung.
Literatur [1] ���������������������������������������������������������������������������� Lang T, Hager H, Funovits R et al (2007) Prehospital analgesia with acupressure at the Baihui and Hegu points in patients with radial fractures: a prospective, randomized, double-blind trial. Am J Emerg Med 25(8): 887–93 [2] Streitberger K, Gries A (2005) Acupuncture in diagnosing prehospital unconsciousness. Am J Emerg Med. 23(1):90–1 [3] Schockert T. (2010) Integration von Yamamoto Neuer Schädelakupunktur (YNSA) in die Notfallmedizin – Falldarstellung zur Analgesie mittels YNSA. Dt Ztschr f Akup. 53(4):34–37
Klinische Studien – innerklinische Akut- und Notauf nahmemedizin ÖNK-FA 2011-15 iFMC-to-ECG: Time from intrahospital first medical contact to ECG – How to improve delays in an emergency department: a randomized clustered interventional trial Raphael van Tulder, Dominik Roth, Christoph Weiser, Benedikt Heidinger, Harald Herkner, Wolfgang Schreiber, Christof Havel Department of Emergency Medicine, Medical University of Vienna, General Hospital of Vienna Background. The ESC-Guidelines for ACS emphasize that patients with suspected Acute Coronary Syndrome should be assessed including an ECG within 10 min after first medical contact (FMC) in the emergency department (ED). Former studies reported that this is an optimistic goal. Aim of the Study. The aim of this study was to investigate the effect of an ECG technician (ET) on intrahospital first medical contact to ECG time (iFMC-to-ECG). Materials and methods. All “chest-pain-patients” presenting to the ED were included. The study was conducted from 23.08. to 20.09.2010. The intervention was the availability of a dedicated ET. In the control group no ET was available. The availability of the ET was randomized
to three equally distributed shifts per day (morning, day, night). The ET rotas were concealed for clinical staff. Information about availability of ETs was marked at triage point. Primary outcome was previously defined as iFMC-to-ECG in ET rotas versus non dedicated resident nurses. iFMC-to-ECG delays are presented as median and IQR 25–75%. Delays were compared with a Mann-Whitney U-test. Results. During the study phase, 908 patients received an ECG recording for different reasons. 353 (38.8%) of these patients had chest pain as chief complaint; 635 (69%) of all patients met inclusion criteria for analysis. 179 (28.2%) of these patients arrived during intervention. In the interventional group, 129 patients (72.1%) received their ECG within 10 min vs. 59 (12.9%) in the control group (p=0.001). The median iFMC-to-ECG time during intervention was 8 (IQR 6-10) vs. 32 (IQR 16– 52) min in the control group (p=0.0001). This represents a risk ratio of 5.6 (95%, CI 4.2–7.4) for the interventional group. Conclusion. Implementing an ECG technician in the ED is feasible to reach a higher percentage of patients within the recommended 10 minutes benchmark of guideline requirements compared to business as usual.
Korrespondenzadresse Dr. G. Wildner Univ.-Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Medizinische Universität Graz, Österreich
[email protected]
ÖNK-FA 2011-16 „Schach dem Herztod!“ Auswirkungen einer Massenmedienkampagne auf das Patientendelay: eine Single-Center-Kohorten-Beobachtungsstudie Raphael van Tulder, Christof Havel, Harald Herkner, Wolfgang Schreiber Universitätsklinik für Notfallmedizin, Medizinische Universität Wien, Allgemeines Krankenhaus Wien Hintergrund. Öffentliche Aufklärung ist ein wichtiges Instrument zur frühzeitigen Beeinflussung wichtiger Zeitabläufe in der Herzinfarktversorgung. Ein wichtiges Zeitfenster stellt in dieser Hinsicht das Patientendelay dar, welches die Zeit zwischen Beginn des Brustschmerzes und Alarmierung des Rettungsdienstes darstellt. Durch Massenmedienkampagnen kann das Patientendelay positiv beeinflusst werden. In Österreich versuchte die Kampagne „Schach dem Herztod“ zwischen 24.7.2006 und 19.8.2006 mittels TV- und Radiowerbespots sowie 2000 Plakaten die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren. Ziel der Studie. Primäres Outcome dieser retrospektiven Kohortenbeobachtungsstudie ist es, den Effekt der Kampagne „Schach dem Herztod!” in einer retrospektiven Analyse des lokalen ACS-Registers im Vorher-Nachher-Design anhand der Verbesserung des Patientendelays zu analysieren. Material und Methoden. Im lokalen ACS-Register der Universitätsklinik für Notfallmedizin werden alle Patienten mit Myokardinfarkt, die an unserer Abteilung hospitalisiert werden, registriert. Anhand dieser wurde das Patientendelay des Jahres 2006 analysiert. Inkludiert wurden alle Patienten, die in diesem Zeitraum, ambulant oder durch den Rettungsdienst zugewiesen, mit Myokardinfarkt an unserer Abteilung vorstellig wurden. Exkludiert wurden Sekundärzuweisungen, Patienten, bei denen das Patientendelay nicht rekonstruiert werden konnte sowie Patienten die während der Interventionsphase (24.7. bis 19.08.2006) hospitalisiert wurden. Ergebnisse. Der Beobachtungszeitraum beinhaltet Patienten des Registers im Jahr 2006. Insgesamt 209 Patienten konnten für die Analyse identifiziert werden. Anhand der Einschlusskriterien konnten 105 (50,2%) Patienten in der Präinterventionsphase und 84 (40,2%) Patienten in der Postinterventionsphase analysiert werden. Zwanzig (9,6%) Patienten der Interventionsphase wurden exkludiert. Für folgende Daten wurden der Median und die Interquartilen-Range (IQR) 25– 75% berechnet. Wir analysierten das Patientendelay mit einem MannWhitney-U-Test. In der Präinterventionsphase betrug das Patientendelay im Median 66 (IQR 26–133) min vs. 52 (IQR 25–122.5; p=0,983) in der Postinterventionsphase. Zusammenfassung. Für die Massenmedienkampagne „Schach dem Herztod!“ konnte keine signifikante Verbesserung des Patientendelays in unserem Register festgestellt werden. Notfall + Rettungsmedizin · 2011
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