Abstracts Somnologie 2013 · [Suppl 1] 17:5–102 DOI 10.1007/s11818-013-0632-y © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013
Abstracts der 21. Jahrestagung der DGSM 17.–19. Oktober 2013, Wiesbaden
Abstracts 1 Cardiovascular and metabolic consequences of sleep-disordered breathing – experimental and clinical evidence P. Lévy1 1 Grenoble University CHU, Physiology, Grenoble, Frankreich In the last two decades, obstructive sleep apnea (OSA) has been identified as a common clinical condition. Epidemiological studies have confirmed a high prevalence of the disease in middle-aged adults. Upper airway collapse occurs at the pharyngeal level during sleep in OSA. The mechanisms of this pharyngeal collapse remains not fully explained. OSA is associated with significant excessive daytime sleepiness and cognitive impairment, as well as marked cardiovascular and metabolic morbidities, leading to a significant increase in mortality. Sympathetic activation, oxidative stress and systemic inflammation have been shown as the main intermediary mechanisms associated with sleep apnea and intermittent hypoxia (IH), the major consequence of sleep apnea. Intermittent hypoxia has been studied both in human and animal models. There is a causal relationship that has been demonstrated between IH and several cardiovascular alterations e.g. increase in blood pressure and vascular remodeling. There are now convincing data regarding the association between hypertension, arrhythmias, stroke, coronary heart disease, increased cardiovascular mortality and OSA. There are also data in OSA and in animal models supporting the link between sleep apnea and atherosclerosis and dysmetabolism. There have been several studies reporting an independent association of OSA with several components of the Metabolic Syndrome, particularly insulin resistance and abnormal lipid metabolism. Recent reports have indicated that the majority of patients with type 2 diabetes also have OSA. Both epidemiologic and clinical studies suggest that OSA is independently associated with alterations in glucose metabolism and places patients at an increased risk of the development of type 2 diabetes. CPAP treatment assessment suggests that in obese individuals insulin sensitivity is likely to be determined primarily by obesity and, to a lesser extent, by sleep apnea. When evaluating metabolic outcomes with therapeutic or sham CPAP in obese non-diabetic and diabetic patients, there was no change in glucose, lipids, insulin resistance or the proportion of patients with metabolic syndrome. However, this is still a conflicting issue at least in case of moderate obesity. There have been some positive RCTs. It is likely that part of these positive findings could be related to either selection of healthier individuals or unbalanced metabolic changes during the course of the trial between treatment and control limbs. In any case, large randomized controlled trials are further needed to establish a rationale for treatment in various subsets of patients taking into account age, sex and co-morbidities. Lastly, whether treating sleep apnea enables to reverse chronic cardiovascular and metabolic consequences in OSA, remains to be established in adequately designed studies, particularly in comparison with usual treatment strategies in the cardiovascular and metabolic fields. Schlüsselwörter. Sleep apnea, intermittent hypoxia, cardiovascular, metabolic, CPAP
2 Zukunft der Schlaf-Diagnostik T. Penzel1 1 Charité – Universitätsmedizin Berlin, Interdisziplinäres Schlafmedizinisches Zentrum, Berlin Einführung. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass Schlafstörungen häufiger sind als lange angenommen. Zudem wird heute mehr Aufmerksamkeit auf die Schlafstörungen gerichtet, da die individuelle Erwartung an eine Leistungswiederherstellung durch erholsamen Schlaf gewachsen ist. Entsprechend haben Schlafmediziner und Schlaflabore einen großen Zulauf an Patienten und sind gefordert eine zielgerichtete Diagnostik effizient und ökonomisch durchzuführen. Methoden. Die Methodenentwicklung in der Schlafmedizin hat in den letzten Jahren große Weiterentwicklung in mehrere verschiedene Richtungen erfahren. Die herkömmliche Polysomnographie nutzt zunehmend die Vernetzung der Computer für Aufzeichnung, Auswertung und Archivierung. Damit wird auf lokaler Ebene (im Sinne eines Schlaflabors) die Integration in digitale Krankenakten und auf übergeordneter Ebene (im Sinne einer nationalen Fachgesellschaft) eine Qualitätssicherung über gesicherte Netzverbindungen möglich. Diese Vernetzung erfolgt aktuell noch in Pilotprojekten, wird aber derzeit in eine regulär verfügbare Infrastruktur überführt. Tragbare und ambulant durchführbare Schlafuntersuchungen werden technisch ausgereifter und erlauben mit weniger Sensortechnik mehr Informationen zum Schlaf und Schlafstörungen zu erhalten. Die moderne Auswertung des EKG und der Pulswelle ermöglicht es zusätzliche Informationen zu extrahieren und Vorhersagen zum individuellen kardiovaskulären Risiko abzuleiten. Mittels moderner Signalanalyse ausgewertete Mikrophonsignale und magnetometrische Messungen der Atmung ergeben Aufschluss über die intrathorakalen Druckschwankungen bei Schlafapnoe und können Marker für den Schweregrad sein. Sie erlauben womöglich besser Therapieoptionen vor zu selektieren. Eine berührungslose Erfassung der schlafbezogenen Atmungsstörungen ist heute möglich und unterschiedliche Systeme werden zurzeit verglichen. Telemedizinische Anwendungen kommen in der Überwachung der Therapietreue und damit in der Diagnostik der Therapieüberwachung bei Schlafapnoe zum Einsatz. Diskussion. Neue Herausforderungen bestehen jetzt darin, eine computergestützte Auswertung der Schlafaufzeichnungen soweit voran zu bringen, dass die Unterschiede zur visuellen Auswertung kleiner werden und man besser die verbleibenden Abweichungen einschätzen kann. Die Sensortechnik und die Auswertung muss soweit verbessert werden, dass mit einem robusten und ökonomisch sinnvollen Aufwand eine Diagnose erzielt werden kann, die dann einer erfolgreichen Therapie zugeleitet werden kann. In Ergänzung hierzu ist eine diagnostische Therapieüberwachung in regelmäßigen Intervallen erforderlich und sollte mit einem geringen Aufwand durchführbar sein. Schlüsselwörter. Diagnostik, Polygraphie, Polysomnographie, Schlafmedizin, Methodik
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Abstracts 3 Gesundheitsökonomische Aspekte bei Erkrankungen des Schlafes R. Dodel1 1 Philipps-Universität, Marburg Die kontinuierlich ansteigenden Kosten im Gesundheitswesen machen neben der medizinischen Betrachtungsweise eine ökonomische Bewertung von Erkrankungen und deren Behandlung unumgänglich und notwendig. Wichtigstes Ziel ökonomischer Betrachtungen ist es, die Kosten von Erkrankungen, deren Therapien und deren Auswirkungen zu quantifizieren und zu bewerten, um Prioritäten setzen zu können, die einen adäquaten Einsatz der knapper werdenden Ressourcen im Gesundheitssystem ermöglichen. Der Einsatz ökonomischer Instrumentarien stellt dabei keinen Widerspruch zur Therapiequalität und somit zur medizinischen Versorgung dar, sondern bedeutet eine zusätzliche und wichtige Informationsquelle bei der Entscheidungsfindung. Erkrankungen des Schlafes sind häufig und die Prävalenz wird auf 5–35% geschätzt; etwa 175 Mio. Menschen sind in Europa und 50 Mio. Menschen in den USA betroffen. Schätzungen aus den USA nehmen an, dass etwa 0,2–0,5% des Bruttoinlandsprodukts für Schlafstörungen aufgewendet werden. Sie führen zu einer erhöhten Nutzung von Leistungen im Gesundheitswesen einschließlich vermehrten Gebrauchs von Medikamenten sowie ambulanten und stationären ärztlichen Leistungen. Darüber hinaus sind Schlafstörungen mit einer Reihe von medizinischen Komorbiditäten (z. B. Lungenerkrankungen, Diabetes) oder psychiatrischen Erkrankungen assoziiert. Schlafstörungen führen zudem zu einer verminderten Produktivität am Arbeitsplatz, erhöhten Fehlzeiten und haben eine signifikante Beeinträchtigung der Aktivitäten im täglichen Leben zur Folge, was zu hohen indirekten Kosten führen kann. Das Risiko von Verkehrs- und anderen Unfällen ist bei Personen, die unter Schlafstörungen leiden im Vergleich zu denen mit normalen Schlaf-Mustern signifikant erhöht. Schließlich konnte bei Personen mit Erkrankungen des Schlafes eine deutlich reduzierte gesundheitsbezogene Lebensqualität nachgewiesen werden. Dies alles führt zu erhöhten direkten und indirekten Kosten im Gesundheitswesen, die insbesondere bei Erkrankungen des Schlafes nur unzureichend erforscht sind. Ziel des Vortrages ist es, eine Einführung in die Gesundheitsökonomie sowie einen Überblick über die Krankheitskosten zu geben und die Kostennutzenevaluationen der Therapieoptionen bei Erkrankungen des Schlafes darzustellen und kritisch zu beleuchten. Schlüsselwörter. Gesundheitsökonomie, Kosten, Lebensqualität, Schlaf, Kosten-Nutzen-Evaluation
4 Fluid shift in the pathogenesis of sleep apnea T.D. Bradley1 1 University of Toronto, Toronto, Kanada Sleep apnea (SA), both obstructive and central (OSA and CSA, respectively) are more common in patients with fluid retaining states, such as heart and renal failure (HF and RF, respectively), than in subjects without fluid retention. This suggested the possibility that fluid retention could be contributing to the pathogenesis of SA. For example, fluid retained in the legs while upright during the daytime may be displaced rostrally when lying down at night due to the effects of gravity. If some of this fluid shifted into the neck, it could increase tissue pressure surrounding the upper airway (UA) and cause obstruction to airflow. If it accumulated in the lungs it could stimulate vagal irritant receptors, provoke hyperventilation and cause central apneas when PCO2 falls below the apnea threshold. In a series of experiments, we mimicked nocturnal rostral fluid shift from the legs by applying lower body positive pressure (LBPP) via inflatable trousers. In response to fluid shift out of the legs, the UA narrowed, while UA resistance (Rua) and critical closing pressure (Pcrit) increased indicating induction of some degree of UA obstruction. We then showed that severity of OSA, assessed by
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the apnea-hypopnea index (AHI) in non-obese men, and patients with hypertension, HF or RF was directly related to the amount of fluid spontaneously displaced out of the legs overnight and to the degree of concomitant overnight increase in neck circumference. The amount of fluid displaced from the legs was directly related to the time spent sitting in the daytime, and inversely proportional to physical fitness. In HF patients, we also showed that CSA severity was directly related to the overnight fluid shift from the legs, and that this was in-turn inversely proportional to nocturnal PCO2. These data are consistent with the hypothesis that in HF patients with CSA, fluid was being redistributed from the legs into the lungs where it stimulated irritant receptors that provoked an increase in ventilation and a fall in PCO2 below the apnea threshold. We then demonstrated that application of venous compression stockings to patients with chronic venous insufficiency and OSA, and administration of diuretics to hypertensive patients with OSA reduced severity of OSA in association with a reduction in fluid displacement from the legs overnight. These findings provide proof of principle that rostral fluid sift plays a role in the pathogenesis of OSA, at least in patients with co-existing venous insufficiency or hypertension.
5 Presence and progress in sleep medicine in Belgium (Gegenwart und Entwicklung der Schlafmedizin – aus Sicht der BASS) D. Neu1,2 1 Neuroscience Institute, Faculty of Medicine, Université Libre de Bruxelles (U.L.B.), ULB312 Research Laboratory, Brüssel, Belgien, 2Brugmann University Hospital, Université Libre de Bruxelles (U.L.B), Sleep Laboratory & Unit for Chronobiology U78, Brüssel, Belgien Sleep by definition comprises specific brain states (namely REM and NREM sleep) and its study must therefore by definition be included in clinical neurosciences. Early daytime symptoms of disordered sleep mainly concern central nervous system related functions. Sleep medicine (somnology) concerns the clinical implications of a fundamental state of human life that interferes with many different physiological daytime functions. Hence somnology, by definition touches the boundaries of other medical specialties and is a multidisciplinary field by nature. Adding the respective prevalence of the most commonly encountered related disorders, this also explains how different “primary” specialties (general internal medicine, pneumology, psychiatry and neurology) can lead secondarily to somnology (Abb. 1). Although already existing in the United States as a separate specialty (board), somnology is still a recently emerging field of medical practice. In Europe there were for many years only two countries that provided official recognition, namely France and Germany. Efforts to improve education have also been made in Belgium for several years with the International Sleep Medicine Ns N
• Neurosciences (Ns) • Neurology (N)
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• Psychiatry (P) • ENT (O)
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• Pneumology (P) • Cardiology (C) • Endocrinology (E) • Internal Medicine (M)
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• Somnology / Sleep Medicine (S)
Abb. 1 | 5 8 Seasonal variation in patients admitted to the ICU
Abstracts Course (ISMC) provided by the Belgian Association for Sleep Research and Sleep Medicine (B.A.S.S.) and the Inter-Universitary Certification (C.I.U.) from the Université Libre de Bruxelles (U.L.B.) and the Université Catholique de Louvain-La-Neuve (U.C.L.) These developments are in line with the educational consensus statement of the European Society for Sleep Research and the report of the Belgian Royal Academy of Medicine to the Federal Government in 2007. Other countries within the European Union have joined these efforts (i.e. the Netherlands, the United Kingdom etc). Schlüsselwörter. Sleep Medicine, Somnology, Medical Education, Clinical Neurosciences, European efforts
6 Gegenwart und Entwicklung der Schlafmedizin – aus Sicht der ÖGSM J. Zeitlhofer1 1 Österreichische Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung (ÖGSM), Wien, Österreich Die Österreichische Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung (ÖGSM) wurde am 30.9.1991 als interdisziplinäre Gesellschaft gegründet. Das Ziel war eine interdisziplinäre Zusammenarbeit und Förderung der Schlafmedizin. Regelmäßige Aktivitäten der ÖGSM waren die Ausrichtung der jährlichen Jahrestagung mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten sowie auch die aktive Teilnahme an der Jahrestagung der DGSM. In mehreren repräsentativen Umfragen (1994, 1997 und 2007) wurden die Schlafgewohnheiten, die Schlafqualität sowie den Einfluss des Schlafes auf die Lebensqualität der Österreicher erhoben, um eigene Daten für die Öffentlichkeitsarbeit und Gesundheitspolitik zu haben. Die PR-Aktivitäten umfasste nicht nur unmittelbare Öffentlichkeitsarbeit wie Patienteninformationen, Newsletter, Medienpräsenz usw., sondern auch zahlreiche wissenschaftliche Publikationen in Fachzeitschriften. Neben den wissenschaftlichen Publikationen war auch die aktive Teilnahme an der Bearbeitung der DGSM-Richtlinien sowie das Buch „Ein Bett für Zwei“ (G. Klösch et al) von Bedeutung. Darüber hinaus wurden zahlreiche wissenschaftliche Projekte unterstützt. Eine besondere Aktivität war die Organisation des 18. ESRS-Kongresses im September 2006 in Innsbruck. Entsprechend der nationalen bzw. internationalen Richtlinien konnten bisher in Österreich insgesamt 31 Schlaflabore akkreditiert werden. Die Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit, der Öffentlichkeitsarbeit und der Projektunterstützung wird auch in Zukunft zu den Hauptaufgaben der ÖGSM gehören.
7 Gegenwart und Entwicklung der Schlafmedizin – aus Sicht der SGSSC P. Achermann1 1 Univerity of Zurich, Institute of Pharmacology and Toxicology – Chronobiology and Sleep Research, Zürich, Schweiz
8 Gegenwart und Entwicklung der Schlafmedizin – aus Sicht der DGSM A. Wiater1 1 Krankenhaus Porz am Rhein gGmbH, Kinderklinik, Köln Die seit 20 Jahren bestehende Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) hat 2300 Mitglieder aus unterschiedlichen Fachdisziplinen und vertritt die Schlafmedizin in der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlich Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF).
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Das Qualitätsmanagement der DGSM mit Schlaflaborakkreditierungen und regelmäßigen Reevaluierungen (Prozess- und Ergebnisqualität) sowie die Qualitätsanforderungen für die Zusatzbezeichnung Somnologin/Somnologe dienen als Grundlage für die europäischen Standards. In der S3-Leitlinie „Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen“ sind die schlafmedizinischen Grundlagen auf hohem Evidenzniveau zusammen gefasst. Die Zeitschrift Somnologie dient als Forum für aktuelle wissenschaftliche Publikationen. Die DGSM ist mit allen europäischen schlafmedizinischen Gesellschaften eng vernetzt und in allen relevanten außereuropäischen schlafmedizinischen Organisationen vertreten. Es besteht ein intensiver Kontakt zu den Selbsthilfegruppen im schlafmedizinischen Bereich, deren Anregungen und Impulse seitens der DGSM positiv aufgenommen werden. Ebenfalls findet ein regelmäßiger Dialog mit Pharmafirmen und der medizintechnischen Industrie statt. Im gesellschaftlichen Bereich ist die öffentliche Diskussion über Schlafstörungen und deren Auswirkungen auf die gesundheitliche Entwicklung sowie deren volkswirtschaftliche Konsequenzen von maßgeblicher Bedeutung. Die Aufklärung über die gesellschaftliche Relevanz von Schlafstörungen, beginnend im Kindesalter, dient der Prävention und einer frühzeitigen Behandlung zur Verhinderung von Folgeerkrankungen. Grundlage einer effizienten schlafmedizinischen Arbeit ist die der qualitativen Leistung entsprechende finanzielle Honorierung. Hier gilt es, eine Zukunftssicherung zu erreichen, die das gebotene qualitative Niveau im Interesse der betroffenen Patienten erhalten kann. Innerhalb der DGSM ist beabsichtigt, die Strukturen den aktuellen wissenschaftlichen Gegebenheiten anzupassen. Dabei bleiben die Arbeitsgruppen Kernelemente der Fachgesellschaft. Die engere Zusammenarbeitung und Überlappung innerhalb der Arbeitsgruppen ist in der Diskussion, ebenso wie die diesbezügliche Anpassung der Jahrestagungen. Schließlich ist eine Diskussion im Hinblick auf die schlafmedizinische Versorgung begonnen worden, um durch eventuell unterschiedliche Versorgungslevel zu einer zielgerichteteren und für die Patientinnen und Patienten transparenteren Struktur zu kommen. Schlüsselwörter. Schlafmedizinische Versorgung, Qualitätsmanagement, Schlaflabor, Somnologin/Somnologe, S3-Leitlinie
9 Einführung in das Thema Schlaf und (Be)atmung T. Schäfer1,2 1 Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Bochum, 2HELIOS Klinik Hagen-Ambrock, Institut für Klinische Physiologie, Hagen Schlafen und Atmen beeinflussen sich wechselseitig. Mit dem Einschlafen kommt es zu physiologischen Änderungen des Atmungsantriebs, der Atemmotorik, des Atemwegswiderstands und der Arousalschwellen. Umgekehrt beeinflussen Phänomene der Atmung den Schlaf. Besonders deutlich wird dies in der schlaffragmentierenden Wirkung schlafbezogener Atmungsstörungen. Eine besondere Situation stellt die maschinelle Beatmung im Schlaf dar. Die Beurteilung der Schlafqualität und Möglichkeiten ihrer Verbesserung treten zunehmend in den Blickpunkt der Therapieoptimierung der oft schwer betroffenen Patienten. Schlaffragmentierung und Schlafentzug selbst wirken sich negativ auf Heilungsprozesse aus und steigern Infektanfälligkeit und Neigung zu schlafbezogenen Atmungsstörungen. Während mit Einleitung einer CPAP-Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe oft eine erhebliche Besserung der Schlafqualität samt Restitution des REM-Schlafes einhergeht, leiden (langzeit-)beatmete Patienten oft unter Störungen ihres Schlafes, die sowohl auf die Grunderkrankung, als auch auf die Mensch-Maschine-Interaktion und die Umgebungsbedingungen zurückzuführen sind. Entsprechend bieten eine optimierte Therapie der Grunderkrankung, eine Beforschung der Auswirkung verschiedener Beatmungsmodi und Parameter-Einstellungen auf die Schlafqualität sowie eine Verbesserung der Umgebungsbedingungen, insbesondere im Hinblick auf
Interventionshäufigkeiten und -Zeitpunkte, Licht und Lärm Ansatzpunkte zur Minimierung von Schlafstörungen unter der Beatmung. Schlüsselwörter. Schlaffragmentierung, Insomnie, Beatmungsmodi, Pathophysiologie, Arousals
10 Der Schlaf unter Beatmung bei COPD K. Rasche1 1 HELIOS Klinikum Wuppertal, Klinik für Pneumologie, Allergologie, Schlafund Beatmungsmedizin, Wuppertal Fragestellung. Die nichtinvasive Beatmung (NIV) in der Therapie der chronischen respiratorischen Insuffizienz bei COPD hat vielfältige Effekte auf Blutgase, Lungenfunktion, Dyspnoe-Empfinden, Leistungsfähigkeit, Hospitalisation und Mortalität. Hauptzielparameter bei der Überprüfung der Effizienz einer NIV bei COPD ist der PaCO2, bei dem unter Beatmung eine Normalisierung angestrebt wird. Dagegen wird der Messung der Schlafqualität unter Beatmung nur untergeordnete Bedeutung beigemessen. Patienten und Methoden. Nachfolgend soll die wissenschaftliche Datenlage im Hinblick auf die Beeinflussung des Schlafs unter NIV bei COPD dargestellt werden. Ergebnisse. Die Anzahl der Studien zur Frage der Schlafqualität von COPD-Patienten unter NIV ist nicht groß. Nach einer RCT von Meecham Jones et al. (1995) kam es unter NIV + Sauerstoffgabe gegenüber alleiniger Sauerstoffgabe in der chronischen Therapie zu einer Verbesserung von Gesamtschlafzeit und Schlafeffizienz. Dieses fand allerdings in einer Metaanalyse von Wijkstra et al. (2003) keine Bestätigung (s. auch S2-Leitlinie „Nichtinvasive und invasive Beatmung der chronischen respiratorischen Insuffizienz“, Windisch et al 2010). Berücksichtigt wurden die Arbeiten von Strumpf et al (1991), Meecham Jones (1995) und Gay et al (1996) ein. Gründe für die unterschiedlichen Ergebnisse liegen wahrscheinlich in der Patientenselektion, der unterschiedlichen Qualität der Beatmung und der Beatmungsdauer. Eine neuere Arbeit von McEvoy et al (2009), die eine alleinige Sauerstofftherapie mit NIV + Sauerstofftherapie verglich, zeigte zumindest eine signifikante Zunahme des REM-Schlafanteils unter Beatmung, die Schlafeffizienz war aber nicht besser als in der Sauerstoffgruppe. Schlussfolgerungen. Trotz der anzunehmenden großen Bedeutung der Schlafqualität von COPD-Patienten unter chronischer NIV-Beatmung z. B. im Hinblick auf die Langzeit-Therapiecompliance ist die derzeitige Datenlage zum Thema spärlich und widersprüchlich und bedarf weiterer wissenschaftlicher Aufarbeitung. Schlüsselwörter. COPD, Beatmung, Beatmung, NIV, Schlaf
– Barbé F, 1996: Verschiedene NMD unter NISB: Leichtschlafstadium 1 ↓, Tiefschlafanteil ↑↑, Schlafeffizienz ↑↑. – Dawid W, 1997: n=17 ALS, 11 mit bulbärer Symptomatik und NISB: Atmungsassoziierte Weckreaktionen ↓↓. – Windisch W, 2001: NMD unter NISB: Lebensqualität ↑. – Butz M, 2003: n=30 mit ALS, prospektiv, NISB, Fragebogen: subjektiven Schlafqualität ↑↑, Tagesschläfrigkeit ↑↑, physischer Erschöpfung und Depressivität ↓↓. Beachte: nur die Schlafqualität wurde nach 10 Monaten NISB noch als gebessert empfunden. – Crescimanno G, 2012: n=18 NMD, NISB: Asynchronien zwischen Patientenventilation (unter klinischer Kontrolle 4,3/h) und Beatmung fördern die Häufigkeit von Arousals – Young KH, 2007: n=18 Kinder mit NMD, NISB: Tagesschläfrigkeit ↓↓, Lebensqualität ↑↑ trotz fortschreitender Erkrankung. – Mellies U et al., 2003: n=20 mit progressiver NMD, NISB (3 Mo.): Schlaflatenz ↓, Schlafeffizienz ↑, Arousals ↓, morgendlichen Kopfschmerzen ↓, Stimmung ↑, Konzentration ↑ Tagesschläfrigkeit ↓. Schlussfolgerungen. Polysomnographische Untersuchungen bei NMD zur Diagnosestellung und Therapieeinleitung mittels NISB nicht nur hinsichtlich der ventilatorischen sondern speziell auch der Schlafparameter an größeren, homogenen Kollektiven erscheinen sinnvoll.
12 Der Schlaf unter Beatmung bei Obesitas-Hypoventilationssyndrom W. Galetke1 1 Krankenhaus der Augustinerinnen, Klinik für Pneumologie, Kardiologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin, Köln Das Obesitas-Hypoventilationssyndrom (OHS) ist definiert als Kombination aus einer Adipositas mit einem BMI >30 kg/m2, einer Hyperkapnie am Tage und einer schlafbezogenen Atmungsstörung. Die apparative Therapie besteht aus einer nichtinvasiven Beatmung, bei einigen Patienten kann auch eine CPAP-Therapie erfolgreich sein. Die Effektivität dieser apparativen Therapie bemisst sich nicht allein an der Verbesserung der Oxygenierung und der Hyperkapnie, sondern auch an der Verbesserung der Schlafqualität, die unmittelbaren Einfluss auf die Tagesbefindlichkeit der Patienten hat. Somit kommt dem Schlaf unter der Beatmung bei einem OHS eine entscheidende Bedeutung zu. In diesem Vortrag sollen die relevanten Aspekte, die aktuelle Literatur und klinische Erfahrungen zur Schlafqualität bei OHS-Patienten unter einer apparativen Therapie zusammengefasst werden. Schlüsselwörter. Obesitas-Hypoventilation, Schlaf, Beatmung, OHS, Schlafqualität
11 Der Schlaf unter Beatmung bei neuromuskulären Erkrankungen
13 Träume und Depression
M. Orth1 1 Theresienkrankenhaus und St. Hedwig Klinik GmbH, Medizinische Klinik III, Pneumologie Pneumologische Onkologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin, Mannheim
D. Riemann1 1 Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychosomatik, Freiburg i. Br.
Fragestellung. Bei neuromuskulären Erkrankungen (NMD) zeigen objektive polysomnographische Untersuchungen Folgendes: Gesamtschlafdauer ↓, Schlaffragmentation ↑, Arousals ↑, Leichtschlafanteil ↑ REM-Schlafanteil ↓ bis hin zur völligen REM-Schlaf Absenz. Die nichtinvasive Beatmung (NISB) ist der Goldstandard der Therapie bei respiratorischer Erschöpfung. Therapieeffekte unter NISB: ventilatorische Parameter ↑, u. U. Lebenszeit, Lebensqualität ↑. Untersuchungen über die Einwirkungen der NISB auf das Schlafprofil sind extrem rar. Nachfolgend eine Aufzeichnung von Studien zu NMD mit NISB im Hinblick auf das Schlafprofil unter Beatmung. Patienten und Methoden. Schlaf bei NMD unter NISB:
Schon antike Autoren haben darauf hingewiesen, dass depressive Menschen anders als Gesunde schlafen und träumen. Im Rahmen experimenteller Untersuchungen ab den 1960er Jahren wurde gezeigt, dass depressive Patienten vermehrt negative, „masochistische“ Trauminhalte berichten. Untersuchungen im Schlaflabor mit Weckungen aus dem REM-Schlaf konnten diese Befunde nicht eindeutig bestätigen – in eigenen Untersuchungen zum Beispiel fanden wir in erster Linie eine reduzierte Traumerinnerungshäufigkeit bei Depression im Vergleich zu gesunden Schläfern, jedoch nicht vermehrt negative, depressiogene Trauminhalte. Die polysomnographisch orientierte Schlafforschung an depressiven Patienten konnte jedoch mit weiteren, überraschenden Befunden aufwarten: So zeigte sich bei Depressiven eine hoch signifikante Verkürzung der REM-Latenz (Intervall zwischen Einschlafen und erstem Auftreten von Somnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts REM-Schlaf), eine Vermehrung des REM-Schlafs und eine Zunahme der REM-Dichte. Bemerkenswert waren auch viele Befunde, die zeigten, dass (fast) alle Antidepressive den REM-Schlaf supprimierten. Ebenso wurde nachgewiesen, dass Schlafentzug, besonders bei schwer Erkrankten, eine sofortige antidepressive Wirkung entfaltet. In Zusammenschau wurde aus diesen Befunden die Hypothese einer depressionsintensivierenden Wirkung von REM-Schlaf bzw. Träumen entwickelt. Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren (insbesondere PET) lieferten weitere Hinweise im Sinne dieser Hypothese. Der aktuelle Stand der Forschung auf diesem Gebiet unter Einbeziehung von Daten aus dem Bereich der Insomnieforschung wird auf dem Kongress präsentiert. Schlüsselwörter. Traum, Depression, REM-Schlaf, Schlafentzug, Insomnie
14 Träume und Schizophrenie R. Göder1 1 Zentrum für Integrative Psychiatrie – ZIP, Schlaflabor, Kiel Die Schizophrenie ist eine Erkrankung, bei der die Fähigkeit mentale Modelle der Welt zu konstruieren vermindert ist. Dabei kommt es im Rahmen dieser Störung häufig zu Halluzinationen (Wahrnehmungsstörungen). Derartige psychotische Symptome können mit dem Erleben von Albträumen verglichen worden. Dieser Vortrag vergleicht die neurobiologischen Grundlagen von Halluzinationen und Träumen. Außerdem werden Besonderheiten der Trauminhalte von Patienten mit Schizophrenie erörtert. Schließlich werden neue Therapieansätze von Wahrnehmungsstörungen hervorgegangen aus der Beschäftigung mit luziden Träumen vorgestellt. Schlüsselwörter. Schizophrenie, Traum, Halluzination, luzider Traum, Albtraum
15 Träume, Angsterkrankungen posttraumatische Belastungsstörung R. Pietrowsky 1 Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Klinische Psychologie, Düsseldorf 1
Fragestellung. Träume, vor allem Albträume, spielen bei Patienten mit Angsterkrankungen und posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) eine wichtige Rolle. Mit Hilfe der Imagery Rehearsal Therapie (IRT) können Albträume bei Patienten mit PTBS erfolgreich behandelt werden. Ziel der vorliegenden Studie war es, zu überprüfen, ob eine manualisierte Form der IRT auch geeignet ist, erfolgreich Albträume bei Patienten mit PTBS und Phobien zu behandeln. Patienten und Methoden. An insgesamt 15 Patienten mit Phobien und 13 Patienten mit PTBS wurde eine manualisierte Albtraumbehandlung auf der Basis der IRT in 8 Einzeltherapiesitzungen durchgeführt. Diese enthielt neben der Albtraummodifikation und Imagination des modifizierten Albtraums auch Entspannungstechniken und Imaginationsübungen. Die Anzahl der Albträume und die erlebte Angst während Albträumen dienten als wichtigste Erfolgsmaße und wurden vor der Therapie, nach der Therapie und zu einem Katamnesezeitpunkt nach 10 Wochen erhoben. Ergebnisse. Obwohl Patienten mit PTBS eine sehr hohe Anzahl an (posttraumatischen) Albträumen aufwiesen, konnte sowohl die Zahl der Albträume als auch die Angst während Albträumen bei Patienten mit PTBS und Phobien signifikant reduziert werden. Diese Effekte waren auch 10 Wochen nach Ende der Behandlung noch stabil. Schlussfolgerungen. Die Ergebnisse zeigen, dass es mit einer kurzen und manualisierten Albtraumtherapie möglich ist, die Häufigkeit und Intensität von Albtraumen bei Patienten mit Phobien und PTBS signifikant zu reduzieren. Daher eignet sich dieses Verfahren zur Ergänzung der herkömmlichen Behandlung bei Phobie- und PTBS-Patienten. Schlüsselwörter. Träume, Albträume, Phobien, PTBS, Psychotherapie
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16 Träume bei PatientInnen mit Schlafstörungen M. Schredl1 1 Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Schlaflabor, Mannheim Schlafstörungen beeinflussen sowohl die Schlafphysiologie der betroffenen Person als auch das subjektive Erleben am Tage. Die Traumforschung interessiert sich dafür, wie sich diese Veränderungen in Physiologie und Tageserleben im subjektiven Erleben während des Schlafes, dem Träumen, widerspiegelt. Auch wenn es bisher nicht viele Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet gibt, können bereits einige Ergebnisse zusammengetragen werden. Bei der Narkolepsie, die durch eine Überaktivität des REM-Schlafsystems gekennzeichnet ist, sind die Träume länger, bizarre und diese Patienten leiden häufiger unter Alpträumen. Bei der Insomnie führt das häufige Erwachen zu einer erhöhten Traumerinnerung, der Stress, der entweder Auslöser oder auch Folge der Schlafstörung ist, spiegelt sich durch problemhaftere Träume und ebenfalls vermehrte Alpträume wider. Bei Schlafapnoe-Patienten zeigte sich eine Störung des Traumprozesses durch häufige apnoe-assoziierte Arousal. Atembezogene Trauminhalte, die direkt die nächtlichen Atemstillstände widerspiegeln sind jedoch sehr selten. Bei Schlafstörungen wie dem Restless-Legs-Syndrom und den NREM-Parasomnien liegen bisher nur Pilotstudien vor. Der Vortrag wird auch Ergebnisse der Multi-Center-Studie der AG Traum der DGSM (n=4000) beinhalten. Schlüsselwörter. Traum, Narkolepsie, Insomnie, Schlafapnoesyndrom, NREM-Parasomnien
17 Tagesschläfrigkeit – State of the Art H.-G. Weeß1 1 Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie AdöR, Interdisziplinäres Schlafzentrum, Klingenmünster Tagesschläfrigkeit stellt ein häufiges und weit verbreitetes Phänomen dar. Nach einer Studie des Robert Koch Institutes (1998) leiden je nach Altersgruppe zwischen 5 und 10% der Bevölkerung an exzessiver Schläfrigkeit am Tage. Falkenstetter et al. (2010) beschreiben Symptome der Tagesschläfrigkeit, wie Monotonieintoleranz und ungewolltes einnicken bei der österreichischen Bevölkerung in einer Häufigkeit von bis zu ca. 20% bei den unter 65-Jährigen. Schläfrigkeit am Tage hat negative Auswirkungen auf das psychosoziale Leistungsvermögen. Eine exakte Definition der Tagesschläfrigkeit ist derzeit nicht gegeben. Cluydts et al. (2002) beschreiben Tagesschläfrigkeit als ein wissenschaftliches Konstrukt, dessen Operationalisierung keine einfache Aufgabe darstellen würde. Operationalisierungen über die Geschwindigkeit des Einschlafes oder die zeitliche Dauer des Wachbleibens, wie sie im MSLT oder auch im MWT vorgenommen wurden, gelten gegenwärtig sowohl aufgrund der zahlreichen Einflussgrößen auf die Einschlafneigung bzw. die Fähigkeit wach zu bleiben (psychovegetative Anspannung, Fähigkeit abzuschalten, Motivation etc.) als auch aufgrund der eindimensionalen Operationalisierung als wissenschaftlich nicht haltbar. Ebenso haben sich Definitionsversuche von Moldofski (1992) und Krieger (1997) nach der Art der Schläfrigkeit (habituell vs. pathologisch bzw. optionale vs. exzessive Schläfrigkeit) aufgrund wohl mangelnder Differenziertheit und Operationalisierungsfähigkeit nicht durchsetzen können. Das Zwei Prozess Modell von Borbely (1982) beschreibt Schläfrigkeit als eine Funktion der Tageszeit, der zirkadianen Phasenlage (Prozess C) und der Zeitdauer der Wachphase (Prozess S). Für Prozess S wird Adenosin als biologischer Marker diskutiert. Individuelle oder situative Faktoren, wie auch ultradiane Rhythmen, welche das Auftreten von Schläfrigkeit moderieren, bleiben in diesem Modell unberücksichtigt. Johns (2009) schlägt ein 3-Prozess-Modell vor, welches 2 antagonistische Prozesse, den Schlafdruck und den Wachdruck (Arousal) umfasst. Sie bestimmen Schläfrigkeit und die Einschlafneigung. Der Schlaf-
Abstracts druck wird v. a. durch die Prozesse C und S des Zwei-Prozess-Modells nach Borbely bestimmt. Das Arousal, der Wachdruck, wird ebenfalls durch den circadianen Prozess C (primärer Wachdruck), aber auch durch einen weiteren Prozess A (sekundärer Wachdruck) beeinflusst. Prozess A beschreibt dabei die (stimulierende) Wirkung von Somnificity und Sleepening auf das afferente sensorische Nervensystem. Dabei wird unter Somnificity die Eigenschaft einer Aktivität, Situation, Körperhaltung und des kognitiv-emotionalen Befindens verstanden, das Einschlafen in der Mehrzahl von Individuen zu ermöglichen. Sleepening beschreibt die willentliche Kontrolle von Somnificity. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Einführung von Schlaf- und Wachdruck als Konzept im Vergleich zum 2-ProzessModell nach Borbely zu einer realistischeren Abbildung des SchlafWachverhalten führt. Das Konzept von Somnificity und Sleepening ist ebenfalls in der Lage die Befunde von Insomnikern mit subjektiv hoher Schläfrigkeit aber objektiv fehlendem Einschlafvermögen zu integrieren. Wechselwirkungen von zentralnervöser Aktivierung mit Leistungsdaten bleiben allerdings in diesem Konzept unberücksichtigt.
18 Unterschiedliche, nichtadditive Auswirkungen von akutem und chronischem Schlafmangel auf die Alertness D. Aeschbach1,2 1 Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin (DLR), Flugphysiologie, Köln, 2 Brigham & Women‘s Hospital/Harvard Medical School, Division of Sleep Medicine, Boston/MA, USA In der modernen 24-h-Gesellschaft sind viele Menschen einer Kombination von akutem und chronischem Schlafmangel ausgesetzt. Wie diese Faktoren zusammenwirken und die Alertness beeinflussen ist noch weitgehend unbekannt. Ein Verständnis dieser Interaktion wäre aber wichtig, um das Risiko müdigkeitsbedingter Fehler und Unfälle in kritischen operationellen Situationen voraussagen und verhindern zu können. In einer Laborstudie unterzogen sich 9 junge Probanden für 3 Wochen einem Protokoll forcierter zirkadianer Desynchronisation, bestehend aus 12 Schlaf-Wach-Zyklen mit einer Länge von je 43 h (Wachdauer 33 h, Schlafdauer 10 h). Als Folge des reduzierten Schlaf-Wach-Verhältnisses von 1:3.3, erzeugte dieses Protokoll über die 3 Wochen ein zunehmendes chronisches Schlafdefizit. Das Auftreten spontaner, kurzzeitiger Aufmerksamkeitseinbußen (SAE) während der Wachphasen wurde mittels kontinuierlicher EOG-Aufzeichnungen der langsamen Augenbewegungen quantifiziert. Die Zahl der SAE konnte somit in Abhängigkeit der Wachdauer (akutes Schlafdefizit) und der Studienwoche (chronisches Schlafdefizit) aber unabhängig von der zirkadianen Phase bestimmt werden. Die Ergebnisse zeigten, dass die Zahl der SAE in den ersten 8 h nach Schlaf gering blieb (<1/h), unabhängig von der Studienwoche. Dagegen stieg die Zahl der SAE in den folgenden Wachstunden kontinuierlich an, während der Anstieg in der zweiten und dritten Studienwoche deutlich steiler war als in der ersten. Die Ergebnisse zeigen somit, dass ein einziger langer Erholungsschlaf die Aufmerksamkeit, die durch chronischen Schlafmangel beeinträchtigt wurde, nur kurzzeitig, d. h. für ein paar Stunden wiederherstellen kann. Chronischer Schlafmangel beschleunigt die Wachdauer-abhängige Abnahme der spontanen Aufmerksamkeit. Somit wirken sich chronischer und akuter Schlafmangel in gefährlich synergistischer Weise auf die menschliche Alertness aus. Schlüsselwörter. Chronischer Schlafmangel, akuter Schlafmangel, spontane Aufmerksamkeit, zirkadiane Desynchronisation, nichtadditive Interaktion
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19 Praxis der Tagesschläfrigkeitsdiagnostik in der Verkehrsmedizin B. Wilhelm1 1 Eberhard Karls Universität Tübingen, Department für Augenheilkunde, STZ eyetrial, Tübingen Einleitung. Tagesschläfrigkeit stellt eine Unfallursache von großer Bedeutung dar. Dennoch wurde diesem Problem bisher von Seiten der Begutachtungs-Leitlinien zur Kraftfahreignung oder beruflichen Voruntersuchungen (z. B. G25) kaum Beachtung geschenkt. Die Arbeitsund Verkehrsmediziner benötigen dringend Leitlinien und Regelwerke zur Orientierung in ihrer Begutachtung der Fahreignung. Auslöser von Tagesschläfrigkeit. Vor einer Reihe internistischer und neurologischer Erkrankungen ist das obstruktive Schlafapnoesyndrom (OSAS) eine der wesentlichen schlafbezogenen Erkrankungen, die besonders häufig zu Tagesschläfrigkeit und ungewolltem Einschlafen führen. Schläfrigkeitssymptome werden besonders bei chronischer Schläfrigkeit vom Betroffenen unterschätzt und unbemerkte Einschlafereignisse können zu einer erheblichen Eigen- und Fremdgefährdung führen. Subjektive Angaben stoßen als diagnostisches Instrument an Grenzen, wenn die Berufsausübung in Gefahr sein könnte. Messung von Tagesschläfrigkeit. Die Anlage 4 zur FeV benennt als entscheidendes Kriterium bezüglich der Fahreignung bzw. der bedingten Eignung das Vorliegen von messbar erhöhter Tagesschläfrigkeit. Der Gesetzgeber hat bisher in der Anlage 4 nicht spezifiziert, wie Schläfrigkeit zu messen ist. Weitere Spezifikationen der FeV sind in der nächsten Zeit zu erwarten. Die weiterführende Diagnostik wird im schlafmedizinischen Zentrum erfolgen. Da 10–15% der behandelten Patienten trotz normalisierter Atmung weiterhin an Tagesschläfrigkeit leiden, die weiterer Behandlung bedarf, ist auch nach Therapie die genaue, regelmäßige Untersuchung auf Tagesschläfrigkeit für die Fahreignung entscheidend. Leitfaden Schlafapnoe (G25). Der Leitfaden für die Beurteilung im Rahmen betriebsärztlicher Untersuchungen nach dem berufsgenossenschaftlichen Grundsatz „Fahr-, Steuer- und Überwachungstätigkeiten“ (G25) gibt erste Hinweise. Er beschränkt sich auf das obstruktive Schlafapnoesyndrom und – angesichts begrenzter Möglichkeiten – auf subjektive Verfahren sowie Körpermaße, die Verdachtsmomente auf OSAS darstellen, jedoch wenig mit Tagesschläfrigkeit in Beziehung stehen. Kapitel „Tagesschläfrigkeit“ der BLL. Ein neues Kapitel „Tagesschläfrigkeit“ der Begutachtungs-Leitlinien zur Kraftfahrereignung befindet sich seit längerer Zeit unter Federführung der BASt in Vorbereitung. Die Eckdaten des Kapitels, die dort beschriebenen gestufte Vorgehensweise der Diagnostik sowie in Frage kommende Methoden wurden von der beteiligten Expertengruppe in Abstimmung mit dem DGSMVorstand erarbeitet. Vor Inkrafttreten steht in 2013 erst noch die Verabschiedung durch den Bundesrat an, wo gleichzeitig eine Neuauflage der Fahrerlaubnisverordnung beraten werden soll. Schlüsselwörter. Begutachtungs-Leitlinien, G25, Fahrerlaubnisverordnung, OSAS, Fremdgefährdung
20 Research and guidelines for implementing fatigue risk management systems in aviation P. Cabon1 1 University Paris Descartes, Laboratoire Travail Adaptations Individus, Boulogne-Billancourt Cedex, Frankreich Fatigue Risk Management Systems (FRMS) have undergone considerable growth, particularly in the areas of aviation. FRMS has been recently defined by ICAO as a means for managing proactively the risks associated with crew fatigue. In some cases, FRMS is an alternative to prescriptive limitations, i.e. duty time limitations are set on the basis of a predicted or measured level of fatigue rather than on a fix value. As
FRMS is supposed to be an integrated part of the Safety Management System (SMS) of the airline, it is critical that FRMS can effectively manage safety. However, in its current form, FRMS seem to rather manage fatigue. This is mostly due to the fact that FRMS are based on a simple assumption that risk is a linear function of fatigue although several researches have suggested that the link between fatigue and safety is more complex. In a research on crew fatigue in French regional airlines, several safety indicators have been assessed. Results show a significant relationship between the hours of work and the frequency of Air Safety Reports (ASR). However, results suggest that for the highest levels of fatigue, ASR’s tend to decrease. Results from the FDM analysis show that the least critical events tend to decrease with fatigue level. On the contrary, some more serious events are significantly increased with fatigue. These results suggest that tired crews tend to develop strategies to protect their own performance. These results are discussed with regard to the implementation of FRMS.
21 Praxis der Tagesschläfrigkeitsdiagnostik bei gutachterlichen Fragestellungen im Rentenrecht R. Popp1 1 Universität Regensburg, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Schlafmedizinisches Zentrum, Regensburg Erhöhte Tagesschläfrigkeit wird immer mehr als Unfallrisiko am Arbeitsplatz und als deutliche Beeinträchtigung im Erwerbsleben anerkannt. Daher gewinnt – wie in der Fahreignungsdiagnostik – die Begutachtung messbarer auffälliger Tagesschläfrigkeit zunehmend an Bedeutung, vor allem wenn es um schläfrigkeitsbedingte Einschränkungen in Berufen geht, bei denen eine erhöhte Anforderung an die Vigilanz vorliegt (z.B. bei Überwachungstätigkeiten in Fabrikanlagen) oder die ein erhöhtes Unfallrisiko bergen (z.B. Berufskraftfahrer). In der gesetzlichen Rentenversicherung wurde bis 31. Dez. 2000 zwischen Erwerbsunfähigkeit und Berufsunfähigkeit unterschieden. Als berufsunfähig wurden Versicherte bezeichnet, deren Erwerbsfähigkeit wegen Krankheit oder Behinderung auf weniger als die Hälfte derjenigen von körperlich, geistig und seelisch gesunden Versicherten mit ähnlicher Ausbildung und gleichwertigen Kenntnissen und Fähigkeiten gesunken ist. Seit Anfang 2001 gibt es eine neue Rechtsgrundlage (Gesetz zur Reform der Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit, BGBl. I S. 1827), bei der diese ursprüngliche Unterscheidung aufgegeben wurde. So liegt eine Erwerbsminderung vor, wenn aus gesundheitlichen Gründen die Arbeitsfähigkeit deutlich eingeschränkt ist. Volle Erwerbsminderung liegt vor, wenn jemand nur noch 3 h täglich arbeiten kann. Teilweiser Erwerbsminderung besteht dann, wenn eine Person nur noch drei bis unter sechs Stunden täglich tätig sein kann – unabhängig vom erlernten Beruf. Übergangsweise gilt noch eine Sonderregelung nach § 240 SGB VI für alle Versicherten, die vor dem 2. Januar 1961 geboren wurden. Diese können auf Grundlage ihrer beruflichen Qualifikation Berufsschutz in Anspruch nehmen und erhalten Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung bei Berufsunfähigkeit. So kann ein Flugzeugpilot, der an einer therapieresistenten exzessiven Tagesschläfrigkeit leidet, Berufsunfähigkeit und somit teilweise Erwerbsminderung geltend machen, falls er vor dem 2. Januar 1961 geboren wurde, nicht aber wenn er jünger ist und in der Lage ist, eine andere Tätigkeit mindestens 6 Stunden auszuüben (z. B. Zeitungsaustragen). In Begutachtungen wird bei hypersomnischen Schlafstörungen mit erhöhter Tagesschläfrigkeit selten eine volle Erwerbsminderung attestiert werden, da zuvor auch andere Berufs- und Beschäftigungsalternativen sowie Umgestaltungen des Arbeitsplatzes und der Arbeitsbedingungen berücksichtigt werden müssen.
22 Neuigkeiten zur Epidemiologie von Schlafproblemen und Insomnie in der deutschen Erwachsenenbevölkerung – Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) S. Cohrs1,2, U. Hapke3, U. Maske3, M. Busch3, R. Schlack3 1 St. Hedwig Krankenhaus, Schlafmedizin, Berlin, 2Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Physiologie, Berlin, 3Robert Koch-Institut, Abteilung Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung, Berlin Fragestellung. Schlafstörungen sind mit einer Vielzahl von körperlichen und psychischen Gesundheitsstörungen verbunden und verursachen hohe gesundheitsökonomische und volkswirtschaftliche Folgekosten. Daher wurden Fragen zum Schlaf in die bundesweit repräsentative Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) für die Altersgruppen 18–79 Jahre integriert. Ziel dieser Studie war es, die Häufigkeit und Verteilung von Ein- und Durchschlafstörungen, der Schlafqualität, der Schlafdauer, des Schlafmittelkonsums sowie des Insomniesyndroms in der deutschen Erwachsenenbevölkerung zu berichten. Patienten und Methoden. Die von 2008 bis 2011 durchgeführte Erhebungswelle (DEGS1) umfasste Befragungen, Untersuchungen und Tests. Die Stichprobe ermöglicht für den Altersbereich von 18 bis 79 Jahren repräsentative Querschnittsanalysen. Insgesamt nahmen 8152 Personen teil. Ergebnisse. Etwa ein Drittel der Befragten hatte während der letzten vier Wochen potenziell klinisch relevante Ein- oder Durchschlafstörungen, etwa ein Fünftel berichtete zusätzlich über schlechte Schlafqualität. Unter Berücksichtigung von Tagesbeeinträchtigungen wie Müdigkeit und/oder Erschöpfung ergab sich eine Prävalenz von 5,7% für ein Insomniesyndrom. Frauen waren doppelt so häufig von Insomnie betroffen wie Männer, signifikante Altersunterschiede gab es nicht. Personen mit niedrigem Sozialstatus (OR: 3,44) und Personen mit Wohnsitz in Westdeutschland (OR: 1,53) hatten ein erhöhtes Risiko für Insomnie, wobei Frauen mit niedrigem Sozialstatus (OR: 4,12) und westdeutsche Männer (OR: 1,79) stärker betroffen waren. Schlussfolgerungen. Die Ergebnisse verdeutlichen die hohe PublicHealth-Relevanz von Insomnie-bezogenen Schlafstörungen. Ferner unterstreichen sie den deutschlandweiten Bedarf an effektiven Therapiemöglichkeiten. Schlüsselwörter. Schlafstörungen, Insomnie, Prävalenz, Gesundheitssurvey, Public-Health
23 Sleep length misperception and its association to subjective sleep quality and objective sleep duration in a large sample of women (Zusammenhang von subjektiver Schlaflänge mit Schlafqualität und objektiver Schlaflänge) J. Schwarz1, T. Åkerstedt1, E. Lindberg2, G. Kecklund1, J. Theorell-Haglöw2 1 Stockholm University, Stress Research Institute, Stockholm, Schweden, 2 Uppsala University, Department of Medical Sciences Respiratory Medicine and Allergology, Uppsala, Schweden Introduction. The aim of the present analyses was to investigate the association of sleep length misperception with subjective sleep quality and objective sleep length in a large sample of women. Methods. Ambulant PSG recordings were obtained in one occasion in 400 non-pregnant women that were randomly selected from a representative sample (oversampling of snorers). The present analyses included 248 women (mean age + SD: 49.4 + 11.3 years) with complete data. Sleep length misperception was defined as total sleep time (PSG) – self-rated sleep length. Subjective sleep quality was rated on a visual analogue scale the morning after the recording. Results. The average absolute sleep length misperception was 44.8 min (SD=44.4 min). Multiple regression analyses indicated that subjective sleep quality (cubic polynomials) and objective sleep duration significantly contributed to explaining variance in sleep length misperception. Very Somnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts good sleep quality was associated to a slight overestimation of sleep length, whereas low sleep quality was associated to a pronounced underestimation of sleep length. Women reporting medium sleep quality displayed a less biased sleep length estimate. Increased objective total sleep time was associated to sleep length underestimation. Similar results were obtained when adjusting for age and apnea-hypopnea index in the analyses. Conclusions. The results indicate that sleep length misperception is significantly related to perceived sleep quality for the respective night in a large sample of women. Moreover, in line with previous results we found that sleep time underestimation was increased in women with longer objective sleep duration. Future analyses will address the role of sleep characteristics, such as for instance awakenings, and psychological background variables. Keywords. Sleep misperception, women, sleep quality, sleep length, age
24 Sleep disturbances in pre-school children born by caesarean deliveries on maternal request (Schlafstörungen bei per Kaiserschnitt entbundenen Vorschulkindern) I. Kelmanson1 1 Institute of Special Education and Special Psychology of the Raoul Wallenberg International University for Family and Child, St. Petersburg, Russland Introduction. Caesarean deliveries on maternal request (CDMRs) are becoming increasingly common. There is still lack of evidence whether CDMRs have any postponed effect(s) of on child behaviour, particularly during sleep, although such opportunity has been repeatedly postulated. This study aimed at evaluation sleep characteristics in pre-school children born from CDMRs. Methods. The study comprised apparently healthy 5-year-old children from the community setting (40 born from CDMRs and 40 age and sex matched vaginally born controls). Inclusion criteria were: first-born singletons, delivery at term, the only children in families, married parents, and appropriate household conditions, absence of any inborn abnormalities, disabilities, chronic and progressive diseases. Children attended preschool day care centres at the time of the study. The mothers were also approached with the Child Behaviour Checklist for Ages 1.5–5 years (CBCL 1.5/5) that allowed calculation of the scores on sleep problems as a product of 7 items. Results. Children born from CDMRs presented with significantly higher values on sleep problems score (had more sleep problems): 2.48±1.52 vs. 0.78±0.92 (p<0.001). Association remained significant after adjustment for major potential confounders. Conclusions. Children born from CDMRs may face more sleep disturbances at pre-school age. Keywords. Caesarean section, behaviour, children, sleep, sleep disturbances
25 Hypersomnie und akute Verhaltensstörung im Jugendalter – an das Kleine-Levin-Syndrom denken! M. Brünger1 1 Pfalzinstitut – Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Epilepsieambulanz für Kinder und Jugendliche, Klingenmünster Fragestellung. Das Kleine-Levin-Syndrom ist eine typischerweise im Jugendalter beginnende Störung unklarer Ätiologie mit plötzlich einsetzenden hypersomnischen Episoden, Heißhunger und akut einsetzender Verhaltensauffälligkeit. Nicht immer sind erste Symptome so typisch, dass die Diagnose leicht fällt: Insbesondere andere jugendpsychiatrische Diagnosen müssen ausgeschlossen werden
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Patienten und Methoden. Berichtet wird über die Erstmanifestation eines Kleine-Levin-Syndroms bei einer 15-jährigen, zuvor unauffälligen Patientin. Der zunächst untypische Beginn mit nur kurzen Episoden vom imperativen Einschlafen, mit Heißhunger und wesensfremder Albernheit wird mit Videoausschnitten demonstriert. Die Befunde der Polysomnographie während einer hypersomnischen Episode und im Intervall werden erläutert. Ergebnisse. Es zeigten sich keine wegweisenden Befunde in der Polysomnopraphie. Atypische Episoden des Kleine-Levin-Syndroms wurden unter abwartender sorgfältiger Beobachtung zunehmend typischer und konnten daher im Verlauf eindeutig zugeordnet werden. Differenzialdiagnostische Überlegungen im Sinne der Abgrenzung jugendpsychiatrischer Störungen unter abwartender Haltung bezüglich einer medikamentösen Therapie führten letztlich im Ausschlussverfahren zur richtigen Zuordnung als Kleine-Levin-Syndrom. Therapieergebnisse einer Lithiumbehandlung werden illustriert. Schlussfolgerungen. Die anfänglich atypische Symptomatik zu Beginn dieser Erstmanifestation eines Kleine-Levin-Syndroms im Jugendalter verdeutlicht, dass für den Kinder- und Jugendpsychiater Kenntnisse zu alterstypischen Schlafstörungen unerlässlich für eine präzise Diagnosestellung sind. Wünschenswert ist ein höherer Bekanntheitsgrad dieser Hypersomnie, von einer beachtlichen Dunkelziffer ist auszugehen. Die adäquate medikamentöse Behandlung und die psychosoziale Begleitung dieser jugendlichen Patienten sind weitere wichtige Aspekte des Störungsmanagements. Schlüsselwörter. Hypersomnie, Kleine-Levin-Syndrom, Heißhunger, Verhaltensstörung, Jugendalter
26 Schlafgewohnheiten und Medienkonsum von Jugendlichen und jungen Erwachsenen M. Betz1, W. Cassel2, U. Koehler2, J.M. Tirjan1 1 Institut für Gesundheitsförderung und -forschung, Betriebliches Gesundheitsmanagement, Dillenburg, 2Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Schlafmedizinisches Zentrum, Marburg Fragestellung. Digitale Medien, insbesondere das Smartphone, durchdringen in den letzten Jahren alle Lebensbereiche. Es wurde untersucht, wie sich die stetig zunehmende Nutzung digitaler Medien auf Schlafgewohnheiten, Wohlbefinden und Gesundheit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen auswirkt. Patienten und Methoden. Im Rahmen der Deutschen Azubi-Gesundheitsstudie wurden 1068 16- bis 24-jährige Auszubildende (20±3,1 Jahre; Männer 72%, Frauen 28%) hinsichtlich ihrer Nutzung digitaler Medien, ihres Gesundheitszustandes und ihrer Schlafgewohnheiten untersucht. Die Datenerhebung erfolgte über verschiedene Fragebögen (Epworth Sleepiness Scale, Pittsburgh Sleep Quality Index, WHO-5 Well-being Index, Major Depression Inventory, Azubi-Gesundheits-Fragebogen). Ergebnisse. Die mittlere Schlafdauer lag während der Woche bei 6,6±1,2 Stunden/Tag (Schlafdauer bei 19% ≤5,5 Stunden/Tag) und am Wochenende bei 9,0±1,9 Stunden/Tag (Schlafdauer bei 60% ≥9 Stunden/Tag). 62% fühlen sich tagsüber nicht ausgeruht und leistungsfähig. Hauptursache ist ein Schlafdefizit, das mit einem schlechteren Gesundheitszustand, mehr psychischen Beschwerden, Magen-Darm-Beschwerden und mehr Fehlzeiten in der Schule und am Arbeitsplatz assoziiert ist. Der durchschnittliche Konsum digitaler Medien pro Tag lag bei 8:45 Stunden plus passiven Konsum von Radio/MP3 (3:09 Stunden). Den größten Anteil hatte die Nutzung des Smartphones mit 4:31Stunden. Auszubildende mit hohem Konsum digitaler Medien schliefen weniger und schlechter, hatten ein geringeres Wohlbefinden und eine schlechtere Gesundheit als Auszubildende mit geringer Nutzung digitaler Medien. Schlussfolgerungen. Die zunehmende Nutzung digitaler Medien reduziert die Dauer und Qualität des Schlafes junger Menschen und scheint auch die Gesundheit und das Wohlbefinden ungünstig zu beeinflussen. Schlüsselwörter. Schlafgewohnheiten, Medienkonsum, Jugendliche, Gesundheit, Smartphone
27 PST-Validierung am Goldstandard MSLT bei Kindern und Jugendlichen T. Peters1, M.S. Urschitz1, K. Heine1, L. Mendler1, B. Wilhelm1, C.F. Poets1 1 STZ-eyetrial am Department für Augenheilkunde, Tübingen Fragestellung. Als Goldstandard der objektiven Diagnostik von Tagesschläfrigkeit bei Kindern und Jugendlichen gilt der Multiple SchlafLatenz-Test (MSLT). Nachteil ist der hohe Zeit- und Personalbedarf, eigenständige Alternativen sind daher wünschenswert. Ziel unserer Studie war die Erprobung des pupillographischen Schläfrigkeitstest (PST) und die Validierung am MSLT in dieser Lebensphase. Patienten und Methoden. Die Probanden wurden unter den Patienten der Schlafambulanz der Pädiatrischen Schlafmedizin Tübingen rekrutiert, einschließbar waren Kinder und Jugendliche im Alter von 6–17 Jahren mit anamnestischen Hinweisen auf Tagesschläfrigkeit. Ausgeschlossen wurden Patienten mit Entwicklungsverzögerung und geistiger Behinderung sowie bei Vorliegen einer Dysfunktion der Pupille. Untersucht wurden die Probanden um 9:00 Uhr, 11:00 Uhr und 13:00 Uhr mit dem PST, der MSLT wurde jeweils um 9:30 Uhr, 11:30 Uhr, 13:30 Uhr und 15:30 Uhr durchgeführt. Zusammenhänge zwischen den einzelnen gepaarten PST-MSLT-Ergebnissen als auch den Mittelwerten aller intraindividuellen Ergebnisse der beiden Testverfahren wurden mit Hilfe des nichtparametrischen Korrelationskoeffizienten nach Spearman untersucht. Ergebnisse. Bislang konnten 11 Probanden für die Studie rekrutiert werden. Die gepaarten PST/MSLT Messungen zeigten eine Korrelation von r=−0,776 (9:00/9:30 Uhr), r=−0,378 (11:00/11:30 Uhr) und r=−0,175 (13:00/13:30 Uhr). Die intraindividuellen Mittelwerte der drei PST und 4 MSLT Messungen zeigen eine Korrelation von r=−0,509. Schlussfolgerungen. Die Validität des PST beim Erwachsenen ist in Schlafentzugsstudien und anhand der Korrelation mit simultanem Wach-EEG sowie dem MSLT belegt. Für das Kindes- und Jugendalter konnten wir eine moderate Korrelation zwischen PST- und MSLT-Ergebnissen nachweisen, die teilweise höher lag als beim Erwachsenen. Dies weist auf eine suffiziente Validität des PST auch im Kindesalter hin.
28 Tagesschläfrigkeit, Schlafqualität und Lebensqualität bei Mukoviszidose A. Bouka1, H. Tiede1, W. Seeger1, J. Heitmann1, R. Schulz1 1 Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Medizinische Klinik II, Schlafmedizinisches Zentrum, Gießen Fragestellung. Die Mukoviszidose (CF) ist eine angeborene Multisystemerkrankung, die sich u. a. in Lunge und Pankreas manifestiert. Ursache ist die Dysfunktion eines Chloridkanals im Epithel exkretorischer Drüsenzellen. CF-Patienten können unter Schlafstörungen und reduzierter gesundheitsbezogener Lebensqualität („health-related quality-of-life“, HRQoL) leiden. Die Beziehungen zwischen Tagesschläfrigkeit und Schlafqualität zur HRQoL sind bei CF bisher jedoch noch nicht untersucht worden. Patienten und Methoden. 55 erwachsene, ambulante CF-Patienten ohne pulmonale Exazerbation wurden prospektiv in die Studie eingeschlossen. Fragebögen wurden eingesetzt um die krankheitsspezifische HRQoL (deutsche Version des Cystic Fibrosis Questionnaire für Erwachsene, CFQ18+R), Tagesschläfrigkeit (Epworth Sleepiness Scale, ESS) und Schlafqualität (Pittsburgh Sleep Quality Index, PSQI) zu erfassen. 30 alters- und geschlechtsgematchte gesunde Freiwillige dienten als Kontrollgruppe. Ergebnisse. Die Prävalenz der Tagesschläfrigkeit war höher bei CF als in der Kontrollgruppe (ESS>10; n=11/20% vs. n=2/6,7%; p<0,01). Das Gleiche galt für das Vorhandensein einer schlechten Schlafqualität (PSQI>5;
n=21/38.2% vs. n=1/3,3%; p<0,01). Eine multiple Regressionanalyse unter Einschluss der Variablen Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index, Lungenfunktion und Pseudomonas-Status zeigte, dass höhere PSQI-Scores signifikant mit niedrigeren CFQ18+R-Scores für Energie, psychisches Wohlbefinden, soziale Einschränkungen, Alltagsleben, Essstörungen und gastrointestinale Symptome korrelierten. Schlussfolgerungen. CF-Patienten geben häufiger als alters- und geschlechtsgematchte gesunde Kontrollen Tagesschläfrigkeit und schlechte Schlafqualität an. Weiterhin ist eine reduzierte Schlafqualität bei CF mit eingeschränkter krankheitsspezifischer HRQoL assoziiert. Schlüsselwörter. Mukoviszidose, Schlafqualität, Tagesschläfrigkeit, Lebensqualität, Fragebögen
29 Does the clinical phenotype of fatal familial insomnia depend on PRNP codon 129 methionine-valine polymorphism? (Gibt es einen Zusammenhang zwischen klinischem Phänotyp und PRNP codon 129 Methionin-Valin-Polymorphismus bei fataler familiärer Insomnie?) S. Rupprecht1, O.W. Witte1, M. Schwab1 1 Universitätsklinikum Jena, Hans-Berger-Klinik für Neurologie, Jena Introduction. Fatal familial insomnia (FFI) is a very rare hereditary prion-protein disease. Methionine-valine polymorphism at codon 129 of the prion-protein gene (PRNP) determines the clinical phenotype in other prion-protein diseases such as familial Creutzfeldt-Jakob disease. An association between PRNP codon 129 methionine-valine polymorphism and clinical phenotype in FFI remains uncertain. Methods. Report of a case with unusually early onset and rapid progression of FFI associated with dorsal midbrain involvement in a female patient with prion-protein gene (PRNP) mutation at codon 178 and homozygote methionine polymorphism at codon 129. Results. Early clinical findings in FFI comprise disturbances of the sleep-wake cycle and neuropsychiatric changes which typically emerge during middle to late adulthood. Here we describe an unusually early onset and rapid progression of FFI associated with dorsal midbrain involvement in a female patient with prion-protein gene (PRNP) mutation at codon 178 and homozygote methionine polymorphism at codon 129. Early dorsal midbrain involvement became apparent by total loss of REM sleep and isolated bilateral trochlear nerve palsy. Characteristic loss of sleep spindles and Delta sleep is considered to be the functional hallmark of primary thalamic involvement in FFI. While thalamic mediated loss of sleep spindles was also present in our case, Delta sleep was initially well preserved but completely disappeared when cortical dysfunction became apparent. This finding implicates that cortico-cortical circuits are more involved in the control of Delta sleep than thalamic circuits. Conclusion. Early onset and rapid progression disease type associated with early dorsal midbrain involvement may indicate a different spatiotemporal distribution of the neurodegenerative process in FFI patients with PRNP mutation and codon 129 methionine homozygosity compared to methionine-valine heterozygosity. Keywords. Fatal familial insomnia, hereditary prion-protein disea, sleep-regulation, genotype, neurodegeneration
30 Insomnie und Gesundheitsbeeinträchtigungen T. Pollmächer1 1 Klinikum Ingolstadt, Zentrum für psychische Gesundheit, Schlaflabor, Ingolstadt Gestörter Schlaf kann einerseits die Folge einer Vielzahl von körperlichen oder seelischen Erkrankungen sein, kann andererseits aber auch Somnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts an der Entstehung solcher Erkrankungen ursächlich beteiligt sein. Eine Vielzahl epidemiologischer Studien zeigt, dass Schlafstörungen die Wahrscheinlichkeit des Auftretens psychiatrischer Erkrankungen erhöhen, insbesondere das von Depressionen, wenngleich ein kausaler Zusammenhang bisher nicht als erwiesen gelten kann. Umfangreiche experimentelle Daten belegen, dass selbst kurzzeitige Schlafstörungen im Sinne einer Reduktion der Schlafdauer oder Schlafkontinuität sowohl das Immunsystem, als auch metabolische Netzwerke negativ beeinflussen. Insbesondere sind hiervon die Glukosetoleranz und die Bildung von Antikörper im Rahmen der spezifischen Immunabwehr betroffen. Während bisher keine Untersuchungen zur Frage vorliegen, in wieweit schlafbezogene Erkrankungen immunologische Vorgänge negativ beeinflussen, zeigen eine Reihe von Untersuchungen, dass Schlafstörungen im Rahmen z. B. der obstruktiven Schlafapnoesystems oder des Restless-Legs-Syndroms Risikofaktoren für die Entstehung von Übergewicht und Diabetes sein können.
31 Insomnien als Prädiktor psychischer Störungen? D. Riemann1 1 Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychosomatik, Freiburg i. Br. Zur Begriffsklärung: Die Termini Schlafmangel und Insomnie sollten nicht synonym verwendet und nicht verwechselt werden. Als Schlafmangel wird eine Verkürzung der üblichen Schlafdauer eines Menschen bezeichnet, die durch äußere Umstände oder motivationale Faktoren bedingt ist. Bei einer Insomnie liegt hingegen eine für die Betroffenen nicht erklärbare und mit einem Leidensdruck verbundene Störung des Schlafs vor, obwohl die äußeren Umstände nicht gegen einen ausreichend langen Schlaf sprechen. Die meisten Studien zum Thema Schlafmangel untersuchten den Zusammenhang zwischen der Schlafdauer sowie körperlicher und psychischer Gesundheit. Die Längsschnittstudien zeigten dabei, dass Menschen mit einer verkürzten Schlafdauer (<6 Stunden) ein erhöhtes Risiko für das Auftreten eines metabolischen Syndroms und für kardiovaskuläre Erkrankungen aufweisen. Zudem zeigte sich ein U-förmiger Zusammenhang zwischen der Schlafdauer und Mortalität, das heißt die Mortalität ist sowohl bei einer verkürzten (<6 Stunden) als auch bei einer verlängerten Schlafdauer (>8 Stunden) erhöht. In Bezug auf Insomnien konnten ähnliche, allerdings schwächer ausgeprägte Zusammenhänge gezeigt werden. Zudem sind Insomnien Risikofaktoren für psychische Erkrankungen, insbesondere für Depressionen. Eine eigene Metaanalyse über 21 epidemiologische Studien konnte belegen, dass insomnische Symptome (ohne andere nennenswerte Psychopathologie) mit einem doppelt erhöhten Risiko einhergingen, in der Zukunft depressiv zu erkranken. Daraus wurde die Hypothese formuliert, dass evtl. die frühzeitige und adäquate Insomnie-Behandlung eine wirksame Prävention psychischer Erkrankungen, insbesondere Depressionen, darstellen könnte. Ein eindeutiger empirischer Beleg dafür steht bislang jedoch noch aus. Generell legen diese Befunde es nahe, dem Thema Schlaf und Schlafstörungen in der ärztlichen Praxis mehr Zeit einzuräumen und diesbezügliche Präventionsmaßnahmen zu stärken. Schlüsselwörter. Insomnie, Depression, Prävention, Schlafstörungen, Verhaltenstherapie
32 Wirksamkeit einer kognitiv-verhaltenstherapeutischen Kurzzeitintervention bei Insomnien H.-G. Weeß1, C. Roser2, A.A. Schlarb3,4 1 Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie AdöR, Interdisziplinäres Schlafzentrum, Klingenmünster 2Universität Koblenz-Landau, Fachbereich Psychologie, Landau, 3Universität Tübingen, Fachbereich Psychologie, Tübingen, 4INSIDE, Université du Luxembourg, Walferdange, Luxemburg Fragestellung. Insomnien stellen mit einer Häufigkeit zwischen 6 und 10% die häufigste Schlafstörung dar. Studien in der jüngeren Vergangenheit legen bei chronischen und unbehandelten Insomnien ein erhöhtes Risiko für das Auftreten psychischer Störungen und organischer Erkrankungen nahe. Für die Behandlung der Insomnien stehen medikamentöse und nichtmedikamentöse Methoden zur Verfügung. Dabei wird den medikamentösen Therapien sowohl mit primären als auch sekundären Schlafmitteln ein eher symptomorientierter Charakter und hingegen den nichtmedikamentösen, verhaltenstherapeutischen Methoden ein überdauernder und kausaler Therapieansatz zugeschrieben. Es werden gegenwärtig einige verhaltenstherapeutische Behandlungskonzepte in lokalen Schwerpunktkliniken für primäre Insomnien angeboten. Ein flächendeckendes Angebot steht nicht zur Verfügung. Aus diesem Grunde wurde ein kompaktes Kurzzeitinterventionsprogramm über 2 Tage mit insgesamt 15 Stunden entwickelt und wissenschaftlich im Rahmen eines Wartelistendesigns überprüft. Es kamen kognitiv verhaltenstherapeutische Methoden, wie Aufklärung und Auflösung dysfunktionaler Gedanken, Stimuluskontrolle, Schlafrestriktion, Gedankenstopp- und Entspannungstechniken, paradoxe Interventionen zur Anwendung. Patienten und Methoden. Es wurden 103 Patienten mit chronischen Insomnien aus 4 Kurzzeitinterventionen zu den Zeitpunkten t0 (8 Wochen vor Seminar) und t1 (2 Wochen vor Seminar), sowie t2 (6 Wochen nach Intervention) und t3 (18 Wochen nach Intervention) hinsichtlich der Wirksamkeit der Behandlung mittels standardisierter Fragebogen untersucht. Dabei diente der Vergleich der Zeitpunkte t0 und t1 der Erfassung von Wartelisteeffekten. Der Vergleich zwischen t1 und t2 der Beschreibung der kurzfristigen Wirksamkeit der Intervention und der Vergleich zwischen t1 und t3 zur Beschreibung von Langzeiteffekten. Die Wirksamkeitsüberprüfung erfolgte mittels PSQI, ADS, BAI, MZS, FEPS II und Items zur Selbstwirksamkeitserwartung von Morin et al. (2003). Ergebnisse. Der Vergleich zwischen t1 und t2 mithilfe eines Wilcoxon-Tests zeigt auf subjektiver Ebene eine deutliche Verbesserung des Schlafvermögens über eine Verkürzung der Einschlaflatenz (z=−2,829; p=0,001), Erhöhung der Gesamtschlafmenge (z=−2.516; p=0,012) und der Schlafqualität (z=−3,456; p=0,001. Der Vergleich zwischen t0 und t1 ergab keinerlei Wartegruppeneffekte. Schlussfolgerungen. Nichtpharmakologische, verhaltenstherapeutische Kurzzeitinterventionen zur Behandlung von Insomnien stellen ein effizientes und wirksames Verfahren dar.
33 Effizienz eines stationären verhaltenstherapeutischen Behandlungskonzeptes bei chronischen und schweren Insomnien T. Crönlein1 1 Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Regensburg Einleitung. Die multimodale kognitive Verhaltenstherapie für primäre Insomnien (KVT-I) gilt als ein Standardverfahren bei der Behandlung chronischer primärer Insomnien. Trotz evidenter positiver und langanhaltender Effekte gibt es Patienten, die nicht respondieren. Die klinische Erfahrung zeigt, dass dies weniger an den Wirkmechanismen der Therapie liegt, sondern vielmehr an therapeutischen Grenzen, bedingt durch das ambulante Setting. Hierzu gehören Probleme bei der Durch-
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führung der Bettzeitenrestriktion und Stimuluskontrolle, ängstliche Widerstände bei gewünschter Hypnotikareduktion und persistierende Schlafwahrnehmungsstörungen. Diese Probleme zeigen sich insbesondere bei Patienten mit einer schweren Form der Insomnie. Um diese Versorgungslücke zu schließen, wurde ein standardisiertes verhaltenstherapeutisches Programm für den stationären Bereich entwickelt und evaluiert. Methode. Das Therapieprogramm dauert 14 Tage und wird auf der psychosomatischen Station und im Schlaflabor des Bezirksklinikums Regensburg angeboten. Es sieht drei Nächte Polysomnographie (2 Diagnostik und eine Kontrolle), eine kontrollierte Bettzeitenrestriktion und Stimuluskontrolle, eine ärztlich überwachte Hypnotikareduktion (auf Wunsch des Patienten), Entspannungsübungen, Lichttherapie und ein Achtsamkeitstraining vor. Bislang konnten 38 Gruppen durchgeführt werden mit insgesamt 243 Patienten mit einer psychophysiologischen Insomnie. Die mittlere Störungsdauer betrug 13 Jahre. Therapieeffekte wurden mit dem PSQI, der Regensburg Insomnia Scale und Polysomnographie gemessen. Ergebnisse. Es zeigte sich eine sehr niedrige Abbrecherrate. Der Schlaf konnte in Patienten mit und ohne hypnotische Vorbehandlung objektiv verbessert werden. Die Katamnesedaten zeigen eine langanhaltende Verbesserung des subjektiven Schlafes und insomnietypischer Symptome wie schlafbezogenem Grübeln und Angst. Außerdem zeigte sich eine hohe Abstinenzrate bei ehemaligen Hypnotika-Verbrauchern auch nach 18 Monaten. Diskussion und Schlussfolgerung. Die Daten zeigen, dass das Programm langanhaltende positive Effekte. Ein wesentlicher Wirkmechanismus wird in der Möglichkeit zur Therapiekontrolle, in einer intensivierten Diagnostik mit Polysomnographie und schließlich in der Gruppendynamik gesehen. Insgesamt zeigen diese Daten, dass sich das stationäre Programm im Sinne einer abgestuften Versorgung für Insomnien nach Espie insbesondere für schwere Formen eignet. Schlüsselwörter. Insomnie, Gruppentherapie, Kognitive Verhaltenstherapie, stationäre Versorgung, Polysomnographie
34 Verhaltenstherapeutische Interventionen bei Kindern A.A. Schlarb1 1 Universität Tübingen, Fachbereich Psychologie, Tübingen, 2INSIDE, Université du Luxembourg, Walferdange, Luxemburg Fragestellung. Schlafstörungen beginnen oft im Kindes- und Jugendalter. Entgegen der häufigen Meinung neigen diese oftmals zur Chronifizierung mit weitreichenden Folgen hinsichtlich emotionaler Befindlichkeit, Leistungsfähigkeit sowie Lebensqualität und elterlicher Beeinträchtigung. Altersadäquate strukturierte Behandlungsprogramm für Kinder mit Schlafstörungen wurden bislang in der Forschung wenig berücksichtigt. Patienten und Methoden. Es wurden drei Behandlungsprogramme entwickelt und evaluiert. Das Mini-KiSS ist ein strukturiertes Behandlungsprogramm für Eltern von Kindern zwischen 0,5 bis 4 Jahren. Das KiSS ist als Kinder- und Elterntraining mit jeweils 3 Sitzungen entwickelt worden. Hierbei ist Kalimba der Leopard ein altersgerechtes Hilfsmittel für die Kinder zur Überwindung ihrer Schlafschwierigkeiten. Im strukturierten Behandlungskonzept für Jugendliche (JuSt) hingegen ist der Aufbau an ein fiktives Schlaflabor angelehnt. Ergebnisse. Alle drei Behandlungsprogramme wurden von den Eltern und den Kindern sehr gut aufgenommen und akzeptiert. Es zeigen sich signifikante Effekte hinsichtlich der schlafbezogenen Parameter nach dem Training. Auch elterliche Beeinträchtigungen lassen sich durch ein Schlaftraining verbessern. Die Effekte bleiben auch Monate später stabil. Schlussfolgerungen. Strukturierte Kurzzeitprogramme für Kinder sowie deren Eltern und Jugendliche sind gut einsetzbar, werden sehr gut akzeptiert und zeigen eine signifikante Verbesserung der schlafspezifi-
schen Probleme. Somit kann Kindern und Jugendlichen mit Schlafproblemen oder Schlafstörungen, vorrangig Insomnien, durch ein strukturiertes, zielorientiertes Vorgehen effektiv geholfen werden. Schlüsselwörter. Insomnietherapie, Kinder, Jugendliche, Verhaltenstherapie, KVT
35 Obstructive sleep apnea – overview and consequences on the central respiratory network (Obstruktive Schlafapnoe – Überblick und Konsequenzen auf das zentrale Atemnetzwerk) J. Ramirez1 1 University of Washington, Center for Integrative Brain Research, Seattle/ WA, USA Introduction. Among the different forms of apnea, obstructive sleep apnea (OSA) is clinically the most prominent manifestation affecting 3–7% of the human population world-wide. OSA is characterized by repetitive airway occlusions that are typically associated with peripheral airway obstructions. However, it would be a gross oversimplification to conclude that OSA is caused by peripheral obstructions. Methods. We present data obtained in an animal model. Mice are exposed to seven days of chronic intermittent hypoxia in order to mimic sleep apnea. We characterize the cellular and systems level consequences of intermittent hypoxia on the respiratory network. We will compare our data with those of human patients. Results. OSA is the result of a dynamic interplay between chemo- and mechanosensory reflexes, neuromodulation, behavioral state and the differential activation of the central respiratory network and its motor outputs. This interplay has numerous neuronal and cardiovascular consequences that are initially adaptive but in the long-term become major contributors to the morbidity and mortality associated with OSA. While the clinical and research emphasis has long been on the role of peripheral reflex pathways we are learning that the cessation of breathing is also due to dramatic changes in neuromodulation and the characteristics of the central respiratory network. Conclusion. In this symposium we will provide a broad overview over the central and peripheral nervous system changes and how they impact OSA. Keywords. Obstruktive Schlafapnoe, zentrale Atemkontrolle, Hypoxie, Atemnetzwerk, Mausmodell
36 OSA and the consequences of chronic intermittent hypoxia on the chemoreflexes (Zelluläre und molekulare Grundlagen der akuten Sauerstoffsensorik und deren physiologischen Konsequenzen) N.R. Prabhakar1 1 University of Chicago, Institute for Integrative Physiology & Center for Systems Biology of O2 Sensing, Chicago/IL, USA Introduction. The carotid body (CB) is a sensory organ for detecting arterial blood O2 levels and reflexly mediates systemic cardiac, vascular and respiratory responses to hypoxia. This presentation addresses: a) the role of gas messengers carbon monoxide (CO) and hydrogen sulfide (H2S) in O2 sensing by the CB and b) present evidence for the importance of chemo-reflex in evoking autonomic changes in response to intermittent hypoxia (IH), simulating the arterial blood O2 saturation profiles seen in recurrent apnea patients. Methods. Experiments were performed on rats and mice. Sensory responses to graded hypoxia were recorded using neurophysiological approaches from CBs ex vivo. Immunocytochemical and biochemical studies were performed to determine the roles of CO and H2S. Rats and mice were exposed to IH consisting of 5% O2 for 15 sec followed by room air for 5 min; 9 episodes/hour; 8 hours/day for 10 days. Blood Somnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts pressure (BP), splanchnic sympathetic nerve activity (SNA) and plasma catecholamines (CA) levels were determined in control and IH exposed rodents. Results. Carotid body Type I cells, the site of O2 sensing expressed haem oxygenase-2 (HO-2) and cystathionine-γ-lyase (CSE), the enzymes catalyzing the generation of CO and H2S, respectively. CO donors inhibited, whereas HO-2 inhibitors stimulated the CB activity. Hypoxia inhibited CO generation in the carotid body. In contrast, H2S donors stimulated the CB activity, and CSE inhibitors prevented CB sensory response to hypoxia. H2S generation during normoxia was low, and hypoxia markedly increased H2S generation. In IH exposed rodents exhibited hypertension, increased SNA, elevated plasma CA levels. Chronic removal of CB prevented IH-induced autonomic changes. Conclusion. These findings demonstrate that: a) endogenous CO is inhibitory to the CB activity and contributes to low sensory activity under normoxia, b) H2S is excitatory gas messenger and mediates the sensory excitation by hypoxia, c) IH augments CB response to hypoxia and d) augmented CB chemo reflex mediates autonomic dysfunction caused by IH. Supported by grants from NIH-HL-090554; HL-086493.
37 The consequences of chronic intermittent hypoxia on the regulations of neuromodulators (Regulierung von Neuromodulatoren durch chronische, unterbrochene Hypoxie) G.K. Kumar1 1 University of Chicago, Institute for Integrative Physiology and The Center for Systems Biology of Oxygen Sensing, Biological Sciences Division, Department of Medicine, Chicago/IL, USA Introduction. Humans experience chronic intermittent hypoxia (CIH) under a variety of conditions including during sleep disordered breathing (SDB) manifested as recurrent apneas and they are prone to develop hypertension. Catecholamines (CA) are important modulators of blood pressure (BP) during hypoxia. They are expressed in the brainstem and adrenal medulla associated with the regulation of blood pressure. Here, we investigated the effects of CIH on CA synthesis and its consequence on BP. Methods. Adult rats and mice were exposed to CIH or normoxia for 10 days. Adrenal medulla and brainstem were harvested for biochemical analyses. Tyrosine hydroxylase (TH) activity (an index of CA synthesis), total and phosphorylated forms of TH protein levels as well as neuropeptide Y (NPY) levels (a known regulator of TH activity) were determined. Further, activities of protein kinases and protein phosphatases were measured. BP was monitored using tail-cuff method. Results. TH activity, TH phosphorylation and CA levels were higher in CIH treated rats as compared to controls. TH protein levels were not altered by CIH. CIH-induced increase in TH phosphorylation was associated with an up regulation of protein kinase A activity and down regulation of protein phosphatase 2B activity. In addition to CA, adrenal medulla also expresses neuropeptide Y (NPY) which is known to modulate TH activity via activation of G-protein coupled Y1 receptors (Y1R). Therefore, the role of NPY in IH-induced TH activation was examined. IH markedly elevated NPY levels, Y1R mRNA and protein expression. Blocking the increase in NPY levels with systemic administration of 4-phenyl-3-butenoic acid (PBA), an inhibitor of bioactive NPY synthesis, and genetic ablation of Y1 receptors prevented CIH-induced increases in TH activity and TH phosphorylation. Treatment with antioxidant not only abolished IH-induced changes in TH activity and phosphorylation but also prevented the increases in NPY and Y1R expression. Rats and mice exposed to 10 days of IH showed an increase in BP (~13 mmHg). Blocking CIH-induced increase in TH activity either by reducing NPY expression or genetic ablation of NPY Y1 receptors corrected CIH-induced increase in BP.
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Conclusions. Collectively, the above results suggest that ROS-NPY-Y1RPKA signaling mediates CIH-induced increase in CA synthesis in the brainstem and adrenal medulla which may contribute in part to the hypertension caused by CIH associated with recurrent apneas. Supported by grants from HL-89616 and HL-90554.
38 Epigenetic factors and the pathophysiological manifestation of sleep apnea (Epigenetische Regulation der Sauerstoffsensorik und der Einfluss auf autonome Funktionen) J. Nanduri1 1 University of Chicago, Institute for Integrative Physiology, Medicine, Chicago/IL, USA Introduction. Recurrent apnea with intermittent hypoxia (IH) is a major clinical problem in preterm infants. Adults who are born preterm exhibit increased incidence of sleep-disordered breathing and hypertension suggesting that apnea of prematurity predisposes to autonomic dysfunction in adulthood. We have previously shown that neoantal pups exposed to IH for 10 days exhibit remarkable cardio-respiratory abnormalities in adulthood manifested as irregular breathing, spontaneous apneas and hypertension. The enhanced hypoxic sensitivity was associated with elevated oxidative stress, downregulation of genes encoding anti-oxidant enzymes, and upregulation of pro-oxidant enzymes in the carotid body and adrenal medulla, which are known to be major regulators of cardio respiratory functions. The molecular mechanisms underlying the long-lasting effects of neonatal IH on hypoxic sensing in adult life are not known. We tested the hypothesis that the long-term effects of neonatal IH on hypoxic sensing are due to epigetnic changes involving DNA methylation in the carotid body and adrenal medulla. Methods. Rat pups (P0) along with their dams were exposed to IH (21% O2 for 5min followed by 1% O2 for 30 sec /8 hrs/d) or alternating cycles of room air for 10 days. Blood pressures were determined by tail cuff method in conscious rats using a noninvasive BP system. Plasma norepinephrine levels were determined by HPLC. DNA methylation of genomic DNA isolated from carotid bodies and adrenal medullae was analyzed. DNA-methylation-sensitive and methylation-dependent restriction enzymes were used to selectively digest unmethylated or methylated DNA respectively. The remaining DNA after digestion was quantified by real-time PCR using primers that flanked the predicted CpG islands and compared between both groups. Methylation status of the Sod2 gene was analyzed in adrenal medullae by bisulfate sequencing. Primers chosen based on the region of interest (−2 to +2 kb from the transcription start site) were used to amplify the bisulfate-treated DNA segments, which were purified and sequenced. Results. Our results showed marked DNA hypermethylation of antioxidant enzyme Sod2 superoxide dismutase 2 (Sod2) gene in adult rat carotid bodies and adrenal medulla exposed to neonatal intermittent hypoxia, which was associated with persistent down regulation of Sod2 gene expression. Further analysis of Sod2 showed DNA hypermethylation of a single CpG dinucleotide close to the transcription start site. Decitabine, a DNA hypomethylating agent, prevented DNA hypermethylation, oxidative stress, enhanced hypoxic sensitivity, and autonomic dysfunction. Conclusion. These findings implicate a hitherto uncharacterized role for epigenetic modulation of oxygen sensing in mediating neonatal programming of hypoxic sensitivity and the ensuing autonomic dysfunction in adulthood. The current findings are of considerable relevance for understanding the early onset of autonomic dysfunction in adults that were born preterm. Supported by NIH-HLBI-090554; HL-086493. Keywords. Sleep apnea, intermittent hypoxia, epigenetics, oxidative stress, autonomic dysfunction
39 Intrauterine Entwicklung des Schlafes K. Schiecke1, T. Groh2, H. Witte1, M. Schwab2 1 Universitätsklinikum Jena, Institut für Medizinische Statistik, Informatik und Dokumentation, Jena, 2Universitätsklinikum Jena, Hans-Berger-Klinik für Neurologie, Interdisziplinäres Schlaflabor, Jena Fragestellung. Der hohe Anteil des REM-Schlafes zur Geburt und seine Abnahme über die Lebensdauer haben zu der Annahme geführt, dass die frühere und vorherrschende Form des Schlafes der REM-Schlaf ist. Diese Vermutung hat wesentlich die Hypothesen zur Funktion des REM-Schlafes während der Hirnentwicklung geprägt, insbesondere das Konzept, dass die neuronale Aktivierung im REM-Schlaf für die Synaptogenese von Bedeutung ist. Auch wenn es klar ist, dass fetale Schlafstadien sich in der 28. Schwangerschaftswoche beginnen zu entwickeln, gibt es keine Untersuchungen zum zeitlichen Verlauf der Entwicklung der einzelnen Schlafstadien. Auch bleibt unklar, ob sich die Schlafstadien aus einem unreifen NREM- oder einem unreifen REM-Schlaf entwickeln. Methoden. Die EEG-Aktivität spiegelt die thalamische und kortikale Hirnfunktion und ihr Zykling die Aktivität mesencephaler REM on/ off Neurone wider. Die kontinuierliche intrauterine Aufzeichnung der EEG-Aktivität ist beim Menschen nicht möglich. Das fetale Schaf ist das bedeutendste Tiermodell für die menschliche Fetalperiode. Der zeitliche Verlauf der Hirnentwicklung ähnelt dem beim Menschen. Das fetale Schaf lässt sich über einen Kaiserschnitt mit EEG-Elektroden chronisch instrumentieren, so dass eine kontinuierliche EEG-Ableitung über Wochen am nicht narkotisierten Fetus in seiner normalen intrauterinen Umgebung möglich ist. Neben der visuellen EEG-Analyse wurden klassische spektrale Maße mit einer zeitvarianten, nichtlinearen Stabilitätsanalyse und einem zeitvarianten Bispektralansatz, der sensitiv auf zerebrale Aktivierung und Synchronisation reagiert, kombiniert. Ergebnisse. Am Beginn des 3. Trimenon, zum Zeitpunkt 0,7 der Gestationsdauer, zeigte sich ein unreifes EEG-Muster dessen spektrale und nichtlineare Zusammensetzung sich vom NREM- und REM-EEG unterschied. Es trat auch kein für Schlafstadien typisches Zykling auf. Mittels nichtlinearer Maße konnten jedoch instabile Perioden kortikaler Aktivierung und Deaktivierung nachgewiesen werden. Diese stabilisierten sich bis 0,75 der Gestationsdauer, und es begann sich aus Perioden kortikaler Deaktivierung ein synchronisiertes NREM-EEG zu entwickelten. Danach war das fetale EEG durch einen Wechsel zwischen dem sich entwickelnden NREM-EEG und Perioden der kortikalen Aktivierung gekennzeichnet. Zum Zeitpunkt 0,87 der Gestationsdauer begannen sich die Perioden der kortikalen Aktivierung zum REM-EEG zu entwickeln. Schlussfolgerungen. Der unreife Schlaf entspricht nicht unreifem REMSchlaf. Die Reifung der Schlafstadien folgt der Phylogenese. Sie beginnt mit der Reifung mesencephaler REM on/off Neurone, gefolgt von der Reifung thalamischer Pacemaker-Regelkreise, die die synchronisierte EEG-Aktivität im NREM-Schlaf vermitteln, und endet mit der Reifung des kortikalen neuronalen Netzwerkes, das im REM-Schlaf aktiv ist. Der REM-Schlaf ist erst später als bisher angenommen an der unspezifischen Stimulation des Kortex während der fetalen Hirnreifung beteiligt. Schlüsselwörter. Schlafstadienentwicklung, Fetus, EEG, REM-Schlaf, NREM-Schlaf
40 Effekte von Stress auf den fetalen Schlaf M. Schwab1, T. Groh1, F. Rakers1, V. Frauendorf1, H. Schubert1, S. Rupprecht1, K. Schiecke1 1 Universitätsklinikum Jena, Hans-Berger-Klinik für Neurologie, interdisziplinäres Schlaflabor Einleitung. 25% aller Schwangeren leiden an dauerhaftem, psychosozialen Stress. Erhöhte Glukokortikoid (GC)-Spiegel haben auf den Fetus,
der bis zum Ende der Schwangerschaft selbst nicht in der Lage ist Kortisol zu produzieren, zwei wesentliche Effekte: GC sind ein unspezifischer Reifungsstimulus, den man sich bei etwa 10% aller Schwangeren zur Beschleunigung der fetalen Lungenreifung bei drohender Frühgeburt zunutze macht. Zudem desensitivieren erhöhte GC-Spiegel über eine Methylierung der fetalen GC-Rezeptor-DNA dauerhaft die negative Rückkopplung der fetalen Hypothalamus-Hypophysen-NebennierenAchse (HHN-Achse). Eine hyperreaktive HHN-Achse ist mit stressbedingten Erkrankungen, wie Depressionen und kardiovaskulären Erkrankungen assoziiert. Methoden. Wir haben am chronisch instrumentierten trächtigen Schaf, dem gängigen Tiermodell für die menschliche Fetalperiode, indem auch die Betamethasongabe zur Lungenreifeinduktion entwickelt wurde, die Effekte von Betamethason in der klinischen Dosierung (2×12 mg im Abstand von 24 h) auf die Schlafstadienreifung untersucht. Die Entwicklung der Schlafstadien ist ein globaler Marker für die Hirnreifung, da in ihre Generierung mesenzephale, subkortikale und kortikale Strukturen involviert sind, deren Reifung sich in der EEG-Aktivität widerspiegelt. Vergleichend untersuchten wir die Effekte von mütterlichem Stress im 1. und 2. Trimenon sowie im 3. Trimenon. Ergebnisse. Die Betamethasongabe führte zu einer transienten Abnahme der REM-EEG Aktivität und einer nachfolgenden Reifung des REM-EEG innerhalb von 6 Tagen. Die Reifung hätte sonst noch mehrerer Wochen bedurft. Die Entwicklung des NREM-EEG wurde nicht beeinflusst, was nahe legt, dass insbesondere die Reifung des REMSchlaf vermittelnden cholinergen Systems, welches in diesem Zeitraum reift, durch GC stimuliert wird. Weitere GC-Gaben führten zu keinen weiteren akuten Änderungen und keiner weiteren Reifung des REMEEG, was eine Desensibilisierung der GC-Rezeptoren nahe legt. In der Tat zeigten die Feten eine bis ins Erwachsenenalter anhaltende hyperreaktive HHN-Achse. Die Reifung des REM-Schlafes erfolgt auf Kosten einer anhaltenden Fragmentierung des NREM und REM-Schlafes. Pränataler Stress führte zu einer ähnlichen Fragmentierung der Schlafstadien. Schlussfolgerung. Pränatal erhöhte GC-Spiegel führen damit zu einer akzelerierten Reifung des REM-Schlafes auf Kosten einer persistierenden Schlafstadienfragmentierung wie sie typisch für depressive Störungen ist. Dies passt gut zu den Erkenntnissen bezüglich der fetalen Programmierung von depressiven Störungen durch eine intrauterine Stressexposition. Die asymmetrische Beeinflussung der neuronalen Entwicklung durch erhöhte Glukokortikoidspiegel erklärt möglicherweise auch subtile anhaltende Störungen in der Hirnfunktion, die sich klinisch in kognitiven und Verhaltensauffälligkeiten niederschlagen.
41 Reifung des fetalen Arousalsystems und Wahrnehmung von akustischen Reizen S. Rupprecht1, K. Schiecke2, T. Beyer1, H. Schubert3, M. Schwab1 1 Universitätsklinikum Jena, Hans-Berger-Klinik für Neurologie, Jena,, 2Universitätsklinikum Jena, Institut für Medizinische Statistik, Informatik und Dokumentation, Jena, 3Universitätsklinikum Jena, Institut für Versuchstierkunde und Tierschutz, Jena Der menschliche Fetus als auch der Schaffetus, welcher eine vergleichbare intrauterine Hirnentwicklung wie der Mensch durchläuft, beantworten externen Reize wie Schwingungen und Geräusche mit Änderungen der Verhaltensstadien ab etwa der 24.–25. Schwangerschaftswoche (0,67 Gestationsdauer). Es ist unklar, (1) ob die Änderung der Verhaltensstadien nur mit einem autonomen Arousal oder mit einem kortikalen Arousal als Voraussetzung für eine „bewusste“ Reizwahrnehmung einhergeht, (2) inwieweit die Reizwahrnehmung vom Verhaltensstadium und der Qualität des Stimulus abhängt und (3) inwieweit das propriozeptive System für die Perzeption der vibratorischen Komponente der Reize von Bedeutung ist.
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Abstracts Das fetale Schaf lässt sich über einen Kaiserschnitt mit EEG und EKG Elektroden sowie Blutdruckkathetern instrumentieren. Diese Katheter werden zur Bauchwand herausgeführt, so dass eine Ableitung am nicht narkotisierten Fetus in seiner normalen intrauterinen Umgebung möglich ist. Es wurden rein vibratorische und akustische Reize sowie statische und dynamische (amplituden- und frequenzmoduliert) vibroakustische Stimuli von außen auf die mütterliche Bauchwand gegeben und die autonome und die kortikale Aktivierung beim Fetus untersucht. Beim fetalen Schaf führen wie beim menschlichen Fetus vibratorische und akustische Reize im 1. und 2. Trimenon zu keinem kortikalen Arousal. Ab 0,8 der Gestationsdauer beantworten die fetalen Schafe vibroakustische Reize mit einem kortikalen Arousal. Obwohl der menschliche Fetus im REM-Schlaf als nicht erweckbar gilt, konnten wir beim Schaffeten auch im REM-Schlaf ein kortikales Arousal nachweisen, wenn auch die Arousibilität – wie postnatal beim Menschen – geringer ausgeprägt war. Die kortikalen Aktivierungsmuster sind unabhängig vom Schlafstadium. Die Prozesse der kortikalen Aktivierung und Deaktivierung während spontaner Schlafstadienwechsel sowie der vibroakustischen Stimulationen ähneln sich im Zeitverlauf. Dies lässt auf eine Erregung über das aufsteigende retikuläre aktivierende System schließen. Unabhängig von der Reifung des aufsteigenden retikulären aktivierenden Systems im letzten Trimenon mit unspezifischer kortikaler Aktivierung beim Arousal, lassen sich auch kortikale akustisch evozierte Potentiale auslösen, die für eine komplexe kortikale Verarbeitung sprechen. Dynamische Reize sind beim Auslösen einer Weckreaktion effektiver als statische Reize. Die geringste Effektivität haben Vibrationen. Die Entfernung der Cochlea verhinderte ein Arousal, so dass das propriozeptive System für die intrauterine Perzeption der Reize keine Bedeutung hat. Externe vibroakustische Reize führen erst im letzten Trimenon zu einem unspezifischen Arousal und werden in Abhängigkeit vom Stimulus vom Feten „bewusst“ wahrgenommen. Schlüsselwörter. Fetus, Schlaf, Arousal, Hören, Hirnentwicklung
42 Fetaler Schlaf und autonome Rhythmen – Effekte einer pränatalen Glukokortikoidtherapie und einer Wachstumsretardierung D. Hoyer1, U. Schneider2 1 Universitätsklinikum Jena, Hans-Berger-Klinik für Neurologie, Jena, 2 Universitätsklinikum Jena, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung Geburtshilfe, Jena Fragestellung. Verschiedene sympathovagale Innervationen und deren Interaktionen, die für verschiedene Verhaltensstadien spezifisch sind, können durch geeignete Indizes der Herzfrequenzvariabilität (HRV), ermittelt aus elektrophysiologisch registrierten fetalen Herzfrequenzmustern (fetaler Magnetokardiographie), evaluiert werden. Im Beitrag soll gezeigt werden, wie HRV Indizes die normale autonome Reifung widerspiegeln und welche Veränderungen nach einer intrauterinen Exposition gegenüber synthetischen Steroiden (GC) und bei einer chronischen Plazentainsuffizienz (IUGR) beobachtet werden. Patienten und Methoden. Aus der eigenen Studiendatenbank von über 500 magnetokardiographischen Messungen (30 min Dauer, 20.–42. Schwangerschaftswoche, standardisierter Untersuchungsablauf) wurden die Untersuchungsgruppen ausgewählt. Normalgruppe: unauffälliger Schwangerschaftsverlauf, GC-Gruppe: Exposition eine Woche vor Messung, IUGR Gruppe: sonographisches Schätzgewicht <10. gestationsalterspezifischer Perzentile und pathologische uteroplazentare Perfusion. Allgemeine Ausschlusskriterien: Vorliegen kongenitaler Anomalien, fetaler Arrhythmien oder systemischer mütterlicher Grunderkrankungen. Die fetalen Verhaltenszustände wurden nach etablierten Kriterien durch 3 unabhängige Experten verblindet aus den Herzfrequenzmustern abgeschätzt. Verschiedene HRV Parameter wurden entsprechend ihrer physiologischen Interpretation ausgewählt und deren Abhängigkeit von fetalem Alter, Verhaltenszustand und Gruppenzu-
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gehörigkeit uni- und multivariat in Regressionsmodellen statistisch untersucht. Ergebnisse. Die normale Entwicklung im ruhigen Schlaf zeigte sich am deutlichsten in Indizes der Komplexität und schneller Rhythmen. Dagegen nehmen im aktiven Schlaf Indizes der Amplitude und Schiefe in Zusammenhang mit Herzfrequenzakzelerationen zu. IUGR und GC Gabe veränderten Stateverteilung und HRV Indizes asymmetrisch hinsichtlich Altersscore und sympathovagaler Einstellung. Schlussfolgerungen. Aktive und ruhige Schlafphasen beim menschlichen Feten sind reifealterabhängig durch ein differentes Zusammenspiel vagaler und sympathischer Modulatoren charakterisiert. Sowohl chronische Minderversorgung als auch akuter Einfluss synthetischer Steroide gehen mit profunden Änderungen dieser Modulationen einher.
43 Langsame oszillatorische Stimulation im Schlaf bei Patienten mit Schizophrenie R. Göder1, M. Seeck-Hirschner1, C. Baier1, S. Weinhold1, L. Marshall2 1 Zentrum für Integrative Psychiatrie – ZIP, Schlaflabor, Kiel, 2Universität zu Lübeck, Institut für Neuroendokrinologie, Lübeck Einleitung. Deklarative Gedächtnisdefizite gehören zu den wichtigsten Faktoren für ein schlechtes Therapie-Outcome bei Patienten mit Schizophrenie. Behandlungsversuche dieser Gedächtnisstörungen waren bisher wenig erfolgreich. Da die langsame oszillatorische Stimulation im Schlaf bei jungen gesunden Probanden zu einer Verbesserung ihrer Gedächtniskonsolidierung geführt hatte, wurde dieser Ansatz in dieser Studie bei Patienten mit Schizophrenie angewendet. Methoden. 14 Patienten mit einem mittleren Alter von 33 Jahren und einer stabilen neuroleptischen Medikation wurden untersucht. Im Abstand von einer Woche wurden einmal eine Stimulationsbehandlung und einmal eine Scheinbehandlung durchgeführt. Ergebnisse. Im Vergleich zur Scheinbehandlung zeigten sich nach Stimulation eine verbesserte Behaltensleistung im Wortgedächtnis und eine bessere Stimmung am nächsten Morgen. Schlussfolgerung. Somit bietet die langsame oszillatorische Stimulation im Schlaf eine sehr interessante Option zur Verbesserung der deklarativen Gedächtnisleistungen bei Patienten mit Schizophrenie. Schlüsselwörter. Gedächtnis, Schizophrenie, Schlaf, Stimulation, Langsame Oszillationen
44 Langsame oszillatorische Stimulation im Schlaf bei Ratten S. Binder1, K. Berg1, J. Rawohl1, F. Gasca2, J. Born3, L. Marshall1 1 Universität zu Lübeck, Institut für Neuroendokrinologie, Lübeck, 2Universität zu Lübeck, Institut für Robotik and Kognitive Systeme, Lübeck, 3 Universität Tübingen, Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie, Tübingen Fragestellung. Viele Studien konnten zeigen, dass Tiefschlaf, gekennzeichnet durch die dort auftretenden „slow oscillations“ (SO), eine wichtige Rolle für die Konsolidierung hippocampusabhängiger Gedächtnisinhalte spielt (Plihal & Born, 1997, J Cogn Neurosci; Stickgold, 2005, Nature; Marshall & Born, 2007; Trends Cogn Sci; Diekelmann & Born, 2010, Nat Rev Neurosci). Transkraniale, oszillierende elektrische Stimulation im Frequenzbereich der endogenen SO während des Tiefschlafes konnte bei menschlichen Probanden die Gedächtniskonsolidierung in einer hippocampusabhängigen Aufgabe verbessern (Marshall et al., 2006, Nature). Unser Ziel bestand nun darin, diese Befunde in einem Nagermodell zu replizieren, um weitergehende Untersuchungen zur Wirkungsweise von endogenen und exogen applizierten elektrischen kortikalen Feldern im Schlaf zu ermöglichen.
Patienten und Methoden. Langsame oszillierende Gleichstromstimulation (so-tDCS) wurde oberhalb des frontalen Cortex von Ratten während des Tiefschlafes appliziert und dessen Wirkung auf die Gedächntiskonsolidierung in hippocampusabhängigen LangzeitgedächtnisAufgaben (Objekt-Orts-Wiedererkennung, Radiallabyrinth) sowie auf endogene elektroenzophalographische Aktivität untersucht. Ergebnisse. SO-tDCS führte zu verbesserter Gedächtniskonsolidierung für hippocampusabhängige Inhalte. Eine schnellere Akquisition der aufgabenimmanenten Anforderungen im Radiallabyrinth weist zudem auf eine Verbesserung präfrontaler Exekutivfunktionen hin. Spektralanalysen des EEG konnten eine kurzzeitige Verstärkung endogener SO Aktivität infolge trapezoidaler so-tDCS nachweisen. Weiterhin deutet eine Reduktion endogener Theta-Aktivität während sinusoidaler sotDCS, welche erst nach mehrfacher Stimulation auftritt, auf die Induktion von Langzeitplastizitätseffekten hin. Schlussfolgerungen. Oszillierende Gleichstromstimulation kann als wichtiges Werkzeug dienen um die Funktion endogener kortikaler Aktivität zu untersuchen. SO spielen eine kausale Rolle für die schlafabhängige Gedächtniskonsolidierung. Schlüsselwörter. Ratte, „slow oscillations“, transkraniale Stimulation, Gedächtnis, EEG
45 Die Modulation oszillatorischer Aktivität in vitro durch schwache elektrische Felder J.F. Weinert1, M.D’Andola1, L. Perez-Mendez1, M.V. Sanchez-Vives1,2 1 IDIBAPS (Biomedical Research Institute), Barcelona, Spanien, 2ICREA, Barcelona, Spanien Fragestellung. Transkranielle Cortexstimulation (TMS, tDCS) spielt eine wachsende Bedeutung in der nichtinvasiven Behandlung von neurologischen und psychischen Erkrankungen. Während in zahlreichen Studien der therapeutische Effekt nachgewiesen wurde, sind die entsprechenden Mechanismen sowohl im zellulären Bereich als auch auf Netzwerkebene noch nicht hinreichend beschrieben. Unser Ziel war es die Modulation endogener Oszillationen in akuten Hirnschnitten durch schwache (<10 mV/mm) elektrische Feldstimulation zu quantifizieren. Dieser In-vitro-Ansatz ermöglicht eine einfache und kontrollierbare Analyse der Netzwerkdynamiken. Patienten und Methoden. Gehirnschnitte des visuellen und präfrontalen Cortex wurden wie beschrieben [1] präpariert und wiesen endogene langsame (<1 Hz) Oszillationen auf. Ein homogenes elektrisches Feld konnte durch Leitung von Strom durch zwei parallel angeordnete Ag/ AgCl-Elektroden erzeugt werden. Die Stimulationselektroden wurden dabei so platziert, dass das Feld parallel zur apikal-dendritischen Axis kortikaler Pyramidenzellen verlief. Die Messung der extrazellulären Feldpotentiale erfolgte mittels Wolfram-Elektroden oder Multielektroden-Arrays. Des Weiteren wurde der NMDAR Antagonist DizocilpinMaleat (MK-801) als In-vitro-Modell für Schizophrenie verabreicht, um die Auswirkung von konstanter Feldstimulation auf hohe Frequenzbänder (15–60 Hz) zu testen. Ergebnisse. Unsere Experimente zeigen eine starke Modulation der langsamen Oszillationen. In Abhängigkeit der Feldorientierung konnte die Frequenz ihres Auftretens erhöht oder verringert werden und bestätigt somit frühere Ergebnisse [2]. Außerdem konnten wir eine Modulation der hohen Frequenzen nachweisen. Ferner war es uns möglich die Effekte des NMDAR Blockers MK-801 durch die Anwendung elektrischer Feldstimulation zu modulieren. Schlussfolgerungen. Diese vielversprechenden Resultate deuten darauf hin, dass durch angemessene elektrische Stimulation eine sehr spezifische raum-zeitliche Kontrolle oszillatorischer Aktivität erzielt werden kann. Dies liefert ein nützliches Testbett zur Studie von kortikaler Stimulation in verschiedenen neurologischen Veränderungen. Gefördert durch EU CORTICONIC FP7 600806.
1. Sanchez-Vives MV, McCormick DA (2000) Cellular and network mechanisms of rhythmic recurrent activity in neocortex. Nat Neurosci 3:1027–1034 2. Frohlich F, McCormick DA (2010) Endogenous electric fields may guide neocortical network activity. Neuron 67:129–143 Schlüsselwörter. elektrische Feldstimulation, langsame Oszillationen, gamma Oszillationen, MK-801, in-vitro
46 Modulation langsamer oszillatorischer Aktivität durch schwache hochfrequente elektromagnetische Felder im Schlaf C. Lustenberger1,2, M. Murbach3, R. Dürr4, M. Schmid4,2, N. Kuster3, P. Achermann4,2,5, R. Huber1,2,5 1 Universitäts Kinderspital Zürich, Zürich, Schweiz, 2Zentrum für Neurowissenschaften, Universität und ETH Zürich, Zürich, Schweiz, 3Foundation for Research on Information Technologies (IT‘IS), Zürich, Schweiz, 4Institut für Pharmakologie und Toxikologie, Universität Zürich, Zürich, Schweiz, 5 Zentrum für integrative Human Physiologie, Universität und ETH Zürich, Zürich, Schweiz Fragestellung. Wir sind täglich unterschiedlichen pulsmodulierten elektromagnetischen Feldern im Radiofrequenz-Bereich (RF EMF) ausgesetzt, wie beispielsweise denjenigen von Mobiltelefonen. Studien haben gezeigt, dass solche Felder die Hirnaktivität beeinflussen können. Unter anderem führten RF-EMF-Expositionen vor und während dem Schlaf zu einer Erhöhung der Sigma- (Schlafspindel) und DeltaAktivität (Tiefschlafwellen) im Schlaf Elektroenzephalogramm (EEG). Der Mechanismus, wie solche Felder die Schlafaktivität beeinflussen können, ist bis heute ungeklärt. Jedoch weisen einige Studien darauf hin, dass eine tief-frequente (<300 Hz) Pulsmodulierung der RF EMF nötig ist, um solche Effekte zu erzeugen. Patienten und Methoden. In einer Studie mit 16 jungen, männlichen Versuchspersonen haben wir untersucht, wie einzelne RF-EMF-Impulse die kortikale Aktivität beeinflussen können. Die Probanden verbrachten zwei Nächte im Schlaflabor, in einer davon wurden sie die ganze Nacht pulsmodulierten RF EMF ausgesetzt. Dabei wurden einzelne RF-EMF-Impulse im Abstand von 4 Sekunden appliziert. Das EEG-Powerspektrum im NREM-Schlaf wurde berechnet. Um zu evaluieren, ob einzelne RF-EMF-Impulse EEG Aktivität induzieren können, wurde eine RF-EMF-bezogene Spektral- und Kohärenz-Analyse durchgeführt. Ergebnisse. Tiefschlafaktivität (EEG Power, 0,75–4,5 Hz) war signifikant erhöht in der vierten NREM-Schlafepisode unter Feld-Exposition im Vergleich zur Sham-Nacht (+44,0±17,9%). Zudem war in dieser Schlafepisode eine RF-EMF-Impuls-bezogene erhöhte TiefschlafaktivitätsAmplitude und Phasen-Kohärenz ersichtlich. Schlussfolgerungen. Diese Resultate weisen darauf hin, dass einzelne RF-EMF-Impulse möglicherweise die Synchronisation von Neuronen im Delta-Bereich erhöhen und somit Tiefschlafaktivität induzieren. Der Mechanismus, wie solche Felder eine erhöhte Synchronisation in der Tiefschlafaktivität erzeugen können, ist weiterhin unbekannt. Schlüsselwörter. Elektromagnetische Felder, Tiefschlafaktivität, Mobiltelefon, Schlaf-EEG, Spektral-/Kohärenzanalyse
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Abstracts 47 Die Verstärkung langsamer Oszillationen durch phasengekoppelte akustische Stimulation M. Mölle1,2, H.-V.V. Ngo2,3,4, T. Martinetz3, J. Born2 1 Universität Lübeck, Institut für Neuroendokrinologie, Lübeck, 2Universität Tübingen, Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie, Tübingen, 3Universität Lübeck, Institut für Neuro- und Bioinformatik, Lübeck, 4Universität Lübeck, Graduate School for Computing in Medicine and Life Sciences, Lübeck Die elektrische Gehirnaktivität reguliert die Informationsverarbeitung auf verschiedenen Ebenen und ermöglicht damit Lernen und Gedächtnisbildung. Die langsamen Oszillationen sind dabei typisch für den Tiefschlaf und von besonderer Bedeutung für die Gedächtniskonsolidierung. Wir haben untersucht, ob mittels akustischer Stimulationen (50 ms, Rosa Rauschen), in Phase zu den Upstates der langsamen Oszillationen im EEG schlafender Probanden, die langsamen Oszillationen verstärkt werden können und ob damit auch die Konsolidierung deklarativer Gedächtnisinhalte verbessert wird. Untersucht wurde das EEG von 11 gesunden jungen Probanden in zwei experimentellen Nächten, wobei die langsamen Oszillationen in beiden Nächten online detektiert und in einer Nacht akustisch stimuliert wurden. Am Abend vor dem Schlaf führten die Probanden eine Lernaufgabe durch (Wortpaar-Assoziationen). Die Gedächtnisleistung (Anzahl richtig erinnerter Wortpaare) wurde nach dem Lernen und erneut am nächsten Morgen getestet. Die akustische Stimulation führte zu einer Verstärkung der langsamen Oszillationen und der durch die langsamen Oszillationen gruppierten Aktivität schneller Spindeln. Die Anzahl der erinnerten Wortpaare war nach der Stimulationsnacht im Vergleich zur nicht stimulierten Nacht signifikant erhöht. Zusätzliche Versuche mit akustischen Stimulationen gegenphasig zu den Upstates der langsamen Oszillationen ergaben keine verbesserte Gedächtnisleistung. Diese Ergebnisse zeigen, dass die phasengekoppelte akustische Stimulation ein einfaches Mittel zur Verstärkung wichtiger Schlaf-Rhythmen und zur Untersuchung ihrer funktionalen Relevanz darstellt. Schlüsselwörter. Schlaf, Gedächtniskonsolidierung, langsame Oszillationen, Schlafspindeln, akustische Stimulation
48 Opioid-Therapie und Schlafapnoe bei geriatrischen Klinikpatienten H. Frohnhofen1, H.- P. Willschrei1 1 Kliniken Essen Mitte, Betriebsteil Knappschaftskrankenhaus, Klinik für Innere Medizin III/Zentrum für Altersmedizin, Essen Fragestellung. Viele ältere Menschen leiden an persistierenden Schmerzen und bedürfen zur Symptomkontrolle einer Opioid-Therapie. Eine ernste Nebenwirkung der Opioid-Therapie ist die Suppression der Atmung mit Auftreten einer Hypoventilation. Es ist aber unklar, ob Opioide eine Schlafapnoe induzieren können, ob eine Schwellendosis existiert und ob eine Schlafapnoe für eine unerwünschte Begleitsymptomatik verantwortlich zu machen ist. Patienten und Methoden. Wir untersuchten Patienten mit der Notwendigkeit einer Opioid-Therapie mittels Polygraphie. Dabei wurde die verabreichte Opioid-Dosis auf Morphinäquivalente umgerechnet und mit den Parametern der Polygraphie verglichen. Die Untersuchung wurde durch die Fa. ResMed unterstützt. Ergebnisse. Es konnten 92 Patienten mit einem mittleren Alter von 85±6 Jahren eingeschlossen werden. 39 (42%) Patienten erhielten eine Opioid-Therapie mit einer mittleren Dosis von 65±47 mg Morphinäquivalent, 53 (58%) Patienten erhielten keine Opioid-Therapie. Sechzehn der 39 Patienten mit Opioid-Therapie (41%) erhielten eine Opioid-Dosis von 60 oder mehr mg Morphinäquivalent. Der mittlere Apnoe-Hypopnoe-Index betrug 18±14/h. Patienten mit und ohne Opioid-Therapie unterschieden sich nicht signifikant bezüglich des Schweregrades einer Schlafapnoe oder den Parametern der nächtlichen Oxigenierung.
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Schlussfolgerungen. Bei dieser relativ kleinen Gruppe von geriatrischen Patienten fand sich keine Beziehung zwischen dem Vorliegen einer Schlafapnoe und einer Opioid-Therapie. Schlüsselwörter. Schlafapnoe, Opioide, Geriatrie, Hypoxämie, Schmerztherapie
49 Auswirkungen von sozialer Aktivierung und körperlicher Mobilisation auf die aktigraphisch gemessene sowie auf die fremd- und selbsteingeschätzte Schlafqualität im Pflegeheim J. Kuck 1, M. Pantke1, U. Flick1 1 Alice Salomon Hochschule, Projekt INSOMNIA, Berlin Fragestellung. Aufgrund von altersbedingter Multimorbidität, mangelnder Schlafhygiene und einem inaktiven Lebensstil sind Schlafstörungen bei Heimbewohnern weit verbreitet. Diese Studie zielt daher darauf ab, durch eine nichtpharmakologische Intervention in Form einer sozialen und körperlichen Aktivierung die objektiv messbare und die subjektiv eingeschätzte Schlafqualität von Heimbewohnern zu verbessern. Patienten und Methoden. In einer kontrollierten, Cluster-randomisierten Interventionsstudie wird der Effekt eines achtwöchigen körperlichen und sozialen Aktivierungsprogramms auf Schlafstörungen von Heimbewohnern untersucht. In einem dem Alter angepassten Bewegungsprogramm trainieren die Studienteilnehmer unter Anleitung von Physiotherapeuten an zwei Tagen in der Woche (je 45 Minuten) Kraft, Ausdauer und Gleichgewicht. Die zweite Komponente der Intervention besteht in einem ergotherapeutischen Gruppenangebot (an 2 weiteren Tagen je 45 Minuten) zur Förderung der psychischen und sozialen Fähigkeiten. Die Schlafqualität der Heimbewohner wird vor, während und nach der Intervention mittels (1) Handgelenkaktigraphie gemessen, (2) von den Betroffenen selbst anhand des Insomnia Severity Index (ISI) eingeschätzt sowie (3) von den Pflegenden anhand zweier Items des Resident Assessment Instrument (RAI) 2.0 bewertet. Ergebnisse. Seit August 2012 wird die Intervention sukzessive in den kooperierenden Pflegeheimen durchgeführt. Bisher wurden 88 Heimbewohner (36 in der Interventionsgruppe und 52 in der Kontrollgruppe) aus 17 Pflegeheimen in die Studie eingeschlossen. Die Interventionsphase endet im Juni 2013, so dass im Oktober 2013 die Studienergebnisse vorliegen werden. Als Ergebnis wird erwartet, den Nachweis erbringen zu können, dass eine Erhöhung des Aktivitätslevels am Tag positive Effekte auf die objektive messbare und subjektiv eingeschätzte Schlafqualität von Heimbewohnern hat. Schlussfolgerungen. Wenn es gelingt, die Motivationsprobleme auf Seiten vieler Heimbewohner zu beheben und institutionelle Hindernisse wie knappe personelle Ressourcen auf Seiten der Pflegeheime zu überwinden, könnte eine nichtpharmakologische Intervention in den Lebensstil in Form einer sozialen und körperlichen Aktivierung der Heimbewohner eine Option zur Verbesserung der Schlafqualität im Pflegeheim darstellen. Schlüsselwörter. Pflegeheim, Interventionsstudie, Aktivierung, Schlafstörungen, Aktigraphie
50 Sicherheit und Effektivität der Stimulation der oberen Atemwege bei obstruktiver Schlafapnoe J. T. Maurer1, C. F. Anders1, L. Knaack2, C. Möckel3, W. Hohenhorst4, W. J. Randerath5 1 Universitätsmedizin Mannheim, HNO-Klinik, Mannheim, 2Intersom, Köln, 3 St.-Franziskus Krankenhaus, HNO-Klinik, Köln, 4Alfried-Krupp-Krankenhaus, HNO-Klinik, Essen, 5Bethanienkrankenhaus, Klinik für Pneumologie, Solingen Fragestellung. Die mittel- bis schwergradige obstruktive Schlafapnoe (OSA) ist mit signifikanten gesundheitlichen Risiken verbunden. Die kontinuierliche Überdruckbeatmung (CPAP) kann diese Risiken mildern, wobei die Effektivität in vielen Fällen durch eine mangelnde Therapietreue beeinträchtigt ist. In einer Machbarkeitsstudie zeigte sich, dass die elektrische Stimulation des N. hypoglossus die Durchgängigkeit der oberen Atemwege wiederherstellen und dadurch eine Option zur Behandlung der OSA sein kann. Das primäre Ziel dieser kontrollierten Studie war daher der Nachweis von Sicherheit und Effektivität der Stimulation der oberen Atemwege für die Behandlung der OSA an einem großen Patientenkollektiv. Patienten und Methoden. Das Studiendesign war prospektiv, multizentrisch, mit einem randomisierten Therapieentzugsarm angelegt. Es wurden Patienten mit mittel- bis schwergradiger OSA eingeschlossen, bei denen CPAP erfolglos blieb oder nicht toleriert wurde. Ein retropalataler konzentrischer Kollaps in der medikamentös induzierten Schlafendoskopie musste ausgeschlossen werden. Bei allen mit dem Neurostimulator (Upper Airway Stimulation System, Inspire Medical System/ MA, USA). implantierten Patienten wurde die Therapieeffektivität mittels Polysomnographie (PSG) und Fragebögen (Epworth Schläfrigkeitsskala, ESS; Funktionelle Auswirkungen des Schlafes, FOSQ) 12 Monate nach Implantation im Vergleich zur Baseline ermittelt. ‚Bei den ersten 46 Therapie-Respondern von Monat 12 wurde der Effekt einer 1-wöchigen Therapieunterbrechung randomisiert mit der Fortführung der Therapie polysomnographisch verglichen. Ergebnisse. 126 Patienten (davon 21 weiblich) erhielten ein Implantat. Das mittlere Alter war 54,5±10,2 Jahre, der mittlere BMI betrug 28,4±2,6 kg/m2.Nach 12 Monaten ergab sich eine signifikante Reduktion des Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) von 29,3/h (Medianwert) bei einem Interquartilsabstand (IQR ) von 14,9/h bei Baseline auf 9,0/h (IQR 18,2/h). Der Sauerstoffentsättigungsindex (ODI) sank von 25,4/h (IQR 17,1/h) auf 7,4/h (IQR 17,0/h). ESS und FOSQ zeigten signifikante Verbesserungen nach 12 Monaten. Des Weiteren kam es im Therapieentzugsarm zu einem signifikanten Anstieg des AHI, während der therapeutische Effekt der Stimulation unverändert erhalten blieb. Bis zum Ende des 12-monatigen Beobachtungszeitraumes trat ein implantatbezogenes unerwartetes Ereignis ein, welches eine chirurgische Re-Positionierung des Neurostimulators notwendig machte. Schlussfolgerungen. Die Stimulation der oberen Atemwege kann sicher und effektiv zur Behandlung von mittel- bis schwergradiger OSA bei solchen Patienten angewandt werden, die von CPAP nicht profitieren. Es konnten die signifikante Reduktion des OSA Schwergrades und die anhaltende Verbesserung der Lebensqualität in einem Nachbeobachtungszeitraum von 12 Monaten nachgewiesen werden. Sponsor. Inspire Medical Systems, MN/US Schlüsselwörter. obstruktive Schlafapnoe, Neurostimulation, Chirurgie, N. hypoglossus, Therapie
Percentage change in airway area between periods without and with stimulation 300%
Awake-Palate DISE-Palate Awake Tongue-Base DISE-Tongue Base
250% 200%
*
150%
p=0.09 * *
* 100%
p=0.06
p=0.08
p=0.24 *
*
50%
*
*
0% Sensation Tongue Movement
Titrated
Subdiscomfort
Abb. 2 | 51 8
51 Die Stimulation des Nervus hypoglossus in OSA-Patienten erweitert den Atemweg in Abhängigkeit zur Stimulationsstärke C.F. Anders1, F. Safiruddin2, O. Vanderveken3, N. deVries2, J.T. Maurer1 1 Universitätsmedizin Mannheim, HNO-Klinik, Mannheim, 2Sint Lucas Andreas Hospital, Department of Otolaryngolgy, Amsterdam, Niederlande, 3 University Hospital Antwerp, Department of Otolaryngolgy, Antwerpen, Belgien Fragestellung. Die nächtliche atemsynchrone Stimulation des N. hypoglossus mittels eines implantierbaren und programmierbaren Nervenstimulators stellt bei Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe und CPAP-Unverträglichkeit eine potentielle Therapiealternative dar. Der Einfluss der Stimulationsstärke auf die Atemwegsweite ist bisher unklar. Außerdem stellt sich die Frage, ob die Titration im Wachzustand oder in Sedierung der polysomnographischen Titration entspricht. Patienten und Methoden. Fünfzehn OSA-Patienten wurden mindestens drei Monate nach Implantation eines Nervenstimulators (Inspire Medical Systems, Minneapolis, MN/US) endoskopiert. Alle Patienten waren Therapieresponder. Stimuliert wurde mit vier unterschiedlichen, im Wachzustand erhobenen Stimulationsstärken: erste Wahrnehmung einer Stimulation, deutlich sichtbare Zungenbewegung, polysomnographisch titrierte therapeutische Stimulation und Unbehaglichkeitsschwelle. Der Durchmesser und die Querschnittsfläche des Atemweges im Bereich von Velum und Zungengrund wurden im Wachzustand und unter Sedierung jeweils mit und ohne Stimulation verglichen. Ergebnisse. Alle fünfzehn Patienten (alle männlich, Alter 50,4±10,2 Jahre) wurden im Wachzustand und zwölf davon unter Sedierung endoskopiert. Bei steigender Stimulationsstärke wurde eine zunehmende Erweiterung des Atemweges beobachtet sowohl retropalatal als auch retrolingual, wobei diese unter Sedierung größer als im Wachzustand ausfiel. Die polysomnographisch titrierte Stimulationsstärke zeigte unter der Sedierung eine Erweiterung des Atemweges um 200%, ohne dass jedoch spezifische Alleinstellungsmerkmale gefunden werden konnten (Abb. 1). Schlussfolgerungen. Die Stimulation des Nevus hypoglossus erweitert den Atemweg im Wachzustand und unter Sedierung. Mit steigender Stimulationsstärke zeigt sich sowohl im Wachzustand als auch unter Sedierung eine zunehmende Erweiterung im Velum- und Zungengrundbereich. Die polysomnographische Titration erscheint weiterhin notwendig zum Auffinden einer erfolgreichen Einstellung. Schlüsselwörter. Stimulation, Nervus hypoglossus, obstruktive Schlafapnoe, Chirurgie, Atemwegserweiterung
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Abstracts 52 Vergleich des Apnoe-Hypopnoe-Index der standardisierten Therapiekontrolle erfasst mittels kardiorespiratorischer Polygraphie und mittels Speicherkarte des Therapiegerätes S. Langner1, M. Halank1, M. Kolditz1, B. Schulte-Hubbert1, G. Höffken1 1 Universitätsklinikum „Carl Gustav Carus“ Dresden der TU Dresden, Pneumologie, Dresden Fragestellung. Der Therapie-Goldstandard bei einer relevanten Schlafapnoe ist die nächtliche Maskenbeatmung. Nach Therapieeinleitung erfolgt in 3 bis 6 Monaten eine standardisierte Therapiekontrolle mittels kardiorespiratorischer Polygraphie (PG). Die aktuellen Therapiegeräte sind mit einer Speicherkarte ausgerüstet, mit deren Hilfe die Compliance-Daten (Betriebsstunden) sowie der Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) gemittelt über ein bestimmtes Therapieintervall ausgelesen werden können. Wir untersuchten ob ein Unterschied zwischen dem TherapieAHI gemessen mittels PG oder mittels Speicherkarte vorliegt. Patienten und Methoden. Wir führten eine retrospektive Studie an 17 Schlafapnoe-Patienten (6 Frauen und 11 Männer im Alter zwischen 40 und 82 Jahren), bei denen nach Therapieeinleitung eine Kontrolle mittels PG durchgeführt wurde, durch. Parallel dazu erfolgte das Auslesen der Speicherkarte. Ergebnisse. Der mittlere AHI in der Polygraphie (PG-AHI) lag bei 4,6 Ereignisse/Stunde und der durch die Speicherkarte erfasste AHI (C-AHI) bei 4,5 Ereignisse/Stunde. Dieser Unterschied war nicht signifikant (p=0,962). In der Spearman-Korrelation zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen beiden AHI (r=0,577; p=0,015). In der graphischen Darstellung der Differenz zwischen dem PG-AHI und dem C-AHI mittels Bland-Altmann-Diagramm und Scatterplot bewegte sich diese bei 14/17 Patienten um den 0-Wert. Bei 1 Patient lag die Differenz bei +19 (Maskenleckagen nur während der PG) und bei 2 Patienten bei −7,7 und −8,9 (Maskenleckagen nur zu Hause). Schlussfolgerungen. Zusammengefasst zeigen die Ergebnisse der standardisierten Therapiekontrolle mittels PG, die eine punktuelle Messung darstellen, eine sehr gute Übereinstimmung mit den gemittelten Daten der Speicherkarte. In Einzelfällen ergänzen sich beide Untersuchungen sinnvoll, sodass die kombinierte Berücksichtigung bei Entscheidungen über das weitere therapeutische Vorgehen von Nutzen sein kann. Schlüsselwörter. Apnoe-Hypopnoe-Index, Schlafapnoe, Polygraphie, Therapiegerät, Speicherkarte
53 CPAP-Therapie verringert Opioid-induzierte Beeinträchtigung der Atmung und verbessert die Atemfunktion im Aufwachraum nach bariatrischer Chirurgie S. Zaremba1,2, S. Malviya1, B. Brueckmann1, M. Grosse-Sundrup1, M. Hutter1, D. Hess3, A. Malhotra1,4, M. Eikermann1 1 Massachusetts General Hospital, Anesthesia Critical Care and Pain Medicine, Boston/MA, USA, 2Universitätsklinikum Bonn, Neurologie, Bonn, 3 Massachusetts General Hospital, Respiratory Care Services, Boston/MA, USA, 4Brigham and Women’s Hospital, Sleep Medicine, Boston/MA, USA Introduction. Patients undergoing weight loss surgery have a high incidence of OSA, as lingering effects of neuromuscular blockade, anesthetics, sedatives and opioids predisposing the airway to collapse. We hypothesized that CPAP compared to our current practice [breathing in atmospheric pressure (AP)] improves respiratory function in the recovery room, and decreases the vulnerability to opioid-induced respiratory depression. Methods. PSG (Alice PDx, Respironics) was performed at patients home prior to surgery, and in the recovery room following surgery. Following surgery, CPAP (high-flow circuit) and AP were applied in a randomized cross over fashion, for one hour each. We measured breathing (pneumotachograph), and electroencephalogram to evaluate the effects of
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postoperative opioid administration (via patient controlled analgesia pump) and CPAP on breathing (tidal volume (Vt), peak respiratory flow (rF), respiratory rate (RR), and minute ventilation (MV) during both treatments. Results. The incidence of OSA in our morbidly obese population was 92%. After surgery CPAP significantly reduced AHI (5.11±1.24/h vs. 24.18±6.16/h) and significantly improved respiratory function during wakefulness (MV) and N2 (Vt, MV and CO2, Abb. 1). Following EEG alpha-theta transition Vt, Rf, and MV dropped compared to wakefulness, however these effects were significantly smaller during CPAP compared to AP (Abb. 1). During CPAP the opioid-induced decrease in values of Rf was significantly smaller leading to significantly higher values of Rf (Abb. 2) and MV (8.4±1.2 vs. 7.8±1.0 l/min during AP) after opioid application compared to AP. Conclusion. CPAP treatment significantly improved respiratory function and reduced the respiratory depressant effects of opioids in morbidly obese patients recovering from weight loss surgery. Keywords. CPAP, sleep apnea, opioid, bariatric surgery, recovery room
54 Wirkung einer nächtlichen nasalen High-flow-Therapie (NHF; TNIoxy) bei COPD-Patienten mit einem hyperkapnischen Atem versagen G. Nilius1,2, U. Domanski1, K.-J. Franke1, K.-H. Rühle1, H. Schneider1 1 HELIOS-Klinik Hagen-Ambrock, Pneumologie, Hagen Fragestellung. Auswirkungen einer NHF im Vergleich zur LOT auf die Schlafqualität und den Gasaustausch bei COPD-Patienten mit einem chronischen hyperkapnischen Atemversagen. Patienten und Methoden. Insgesamt 20 sauerstoffpflichtige COPD-Patienten mit einer chronischen Hyperkapnie (Alter: 65,6±7,8 Jahre, BMI: 24,4±6,4 kg/m2, FEV1: 0,7±0,2 l/s, 28,1±9,8% der Soll-FEV1, Quotient RV/TLC,% des Solls: 194,6±24,7) absolvierten zwei Messnächte (randomisierte Reihenfolge und Crossover-Design) sowohl mit 2 bis 3 l/min Sauerstoff (LOT) und NHF (TNI20oxy,TNI®medical AG) plus 2 bis 3 l/ min Sauerstoff. Als Outcome-Parameter wurden der pCO2 im Schlaf (tcCO2, TOSCA, Radiometer und die arterielle Blutgasanalyse unmittelbar am Morgen nach dem Erwachen) und die Schlafparameter aus der nicht überwachten Polysomnographie (Alice4, Philips Respironics) gewählt. Ergebnisse. Die mittlere Behandlungszeit (TIB) unter LOT betrug 417,1±44,8 und unter der NHF 413,8±46,1 Minuten. Weder in der TST (NHF: 265,8±55,2 min, LOT: 270,2±88,0 min), noch in der Schlafeffizienz (NHF: 77,4±11,9%; LOT: 75,2±17,6%) oder in den einzelnen Schlafparametern (NHF: N1: 21,2±11,9%, N2: 47,4±16,6; N3: 22,6±13,8 und REM: 8,8±6,8; LOT: N1: 27,0±25,5%, N2: 42,3±16,9; N3: 20,2±17,4 und REM: 10,4±7,2) zeigten sich relevante Unterschiede zw. den beiden Therapieformen. Der Arousal-Index betrug unter NHF: 32,4±16,7 und unter LOT: 35,1±21,4. Der mittlere nächtliche tcCO2-Wert im NREM-Schlaf mit NHF betrug 57,0±5,8 mmHg vs. 58,3±5,0 mmHg mit LOT (p<0,05). Während des REM-Schlafes war die Therapie mit NHF mit einem niedrigeren tcCO2 als unter der LOT (60,5±5,7 mmHg vs. 62,1±6,1 mmHg; p<0,01) assoziiert. Schlussfolgerungen. Die Schlafqualität ist bei Patienten mit einer fortgeschritten COPD und einem hyperkapnischen Atemversagen reduziert, jedoch führte eine nasale High-flow-Therapie mit einem Fluss von 20 l/ min zu keiner weiteren Verschlechterung der Schlafparameter im Vergleich zur Standard-Sauerstofftherapie. Das Ausmaß der nächtlichen Hypoventilation wird in dieser Patientengruppe durch die NHF gemildert. Schlüsselwörter. Chronisches Atemversagen, Ventilation, COPD, Schlafqualität, Sauerstoff-Therapie
0.60
0.7
0.55
0.6 #
0.50
Tidal Volume [I]
Peak rospiratory flow [I/sec.]
AP CPAP
# 0.45
0.40
# 0.5
0.4
$
0.3 0.35
#
Wakefulness
Sleep onset
Stable N2 sleep
Before
After
0.70 0.65
9
Peak Respiratory Flow [I/s]
Minute ventilation [I]
10
# #
8
0.55
#
0.50 0.45
# *
0.40 7
0.35
Before
After
0.00
6
Wakefulness
Sleep onset
Stable N2 sleep
0.55
Opioid induced decrease
0.60
Tidal volume [I]
0.60
#
0.50 0.45
–0.02 –0.04 –0.06 * –0.08 –0.10
#
0.40
Tidal volume Peak Respiratory Flow
–0.12
0.35
O2
CPAP
Abb. 4 | 53 – 28 0.30
Wakefulness
Sleep onset
Stable N2 sleep
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B. Schwerdtle1, A. Kübler1, A.A. Schlarb2,3 1 Julius-Maximilians Universität Würzburg, Lehrstuhl für Psychologie I, Abteilung Interventionspsychologie, Würzburg, 2Universität Tübingen, Fachbereich Psychologie, Tübingen, 3INSIDE, Université du Luxembourg, Walferdange, Luxemburg
22 Reapiratory rate [min–1]
$ 20
18 #
16 Wakefulness
Sleep onset
55 Auswirkungen der Behandlung von Schlafstörungen auf die Ängstlichkeit von Kindern
Stable N2 sleep
Fragestellung. Sowohl Angst- als auch Schlafstörungen sind psychische Erkrankungen, die bei Kindern und Jugendlichen zu folgeschweren Einschränkungen ihrer Alltagsbewältigung führen und sich unterschiedlich auswirken können. Gerade in Kombination stellen beide Störungen eine besondere Herausforderung dar und können diverse negative Symptome nach sich ziehen. Unklar ist jedoch die kausale Richtung des Zusammenhangs. Ziel der vorliegenden Studie war es, zu untersuchen, ob es in Folge der Behandlung kindlicher Schlafstörun-
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Abstracts gen auch zu einer Verringerung vorhandener Ängstlichkeit kommt und diese folglich ein Begleitsymptom der Schlafstörung war. Patienten und Methoden. Eine Stichprobe von N=166 Kindern mit nichtorganischen Schlafstörungen und deren Eltern wurden mit dem Schlaftraining „KiSS“ behandelt. Die Kinder waren durchschnittlich M=8,33 Jahre alt (SD=1,77); es handelte sich um 81 Mädchen und 85 Jungen. Ein Teil der Familien durchlief vor der Teilnahme eine behandlungsfreie Wartezeit und fungierte als Wartekontrollgruppe (n=61). Vor und nach dem Training bzw. der Wartezeit und zu vier Terminen bis zu einem Jahr nach dem Training füllten die Eltern den Children‘s Sleep Habits Questionnaire CSHQ-DE und die Child Behavior Checklist CBCL aus. Ergebnisse. Die Wartekontrollgruppe und die Trainingsgruppe unterschieden sich zu Beginn der Untersuchung nicht bezüglich ihrer Ängstlichkeit gemessen mit der CBCL. Jedoch zeigte sich, dass sich die Werte nach Teilnahme am Schlaftraining signifikant stärker verringerten als nach der Wartezeit. Nachdem auch die Wartekontrollgruppe am Training teilnahm, unterschieden sich in Folge dessen deren Werte nicht mehr von denjenigen der Trainingsgruppe und im Verlauf blieb die Ängstlichkeit bis zu einem Jahr signifikant verringert. Schlussfolgerungen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich durch eine symptomspezifische Behandlung von Schlafstörungen bei Kindern auch ihre Ängstlichkeit signifikant verringert. Dies spricht für die Hypothese, dass komorbid auftretende Ängstlichkeit ein Begleitsymptom der Schlafstörungen ist. Schlüsselwörter. Schlaf, Insomnie, Ängstlichkeit, Kinder, Therapie
56 Schlafprobleme bei Klein- und Vorschulkindern im Zusammenhang mit mütterlicher sowie väterlicher Aggressivität I. Brandhorst1, S. Jäger1, A.A. Schlarb1,2 1 Universität Tübingen, Fachbereich Psychologie, Tübingen, 2INSIDE, Université du Luxembourg, Walferdange, Luxemburg Fragestellung. Eltern, die aufgrund von Schlafproblemen ihres Kindes chronisch schlafdepriviert sind, beurteilen das Verhalten ihres Kindes oftmals negativ. Häufiger sind daher Kinder mit Regulationsproblemen von gewaltvollen Übergriffen ihrer Eltern betroffen, das Risiko für das Kind geschüttelt zu werden erhöht sich. Über den direkten Zusammenhang von kindlichen Schlafproblemen und aggressivem Verhalten von Eltern ist derzeit wenig bekannt. Daher wurde dieser Zusammenhang in nachfolgender Studie überprüft. Patienten und Methoden. Untersucht wurden N=320 Elternpaare und ihre Kinder (6 Monate bis 4 Jahre), die sich für eine schlafspezifische Therapie des Kindes anmeldeten. Erfasst wurde die Schlafproblematik des Kindes (CBCL 1,5–5), die psychische Belastung der Eltern (SCL90-R), deren Stressverarbeitungsstrategien (SSV) und das Erziehungsverhalten (EFB-K). Ergebnisse. Es konnte gezeigt werden, dass Eltern von den Schlafproblemen ihrer Kinder stark belastet zu sein scheinen. So zeigte sich bei beiden Elternteilen eine starke Korrelation zwischen der Schlafproblematik des Kindes und sämtlichen psychischen Auffälligkeiten der Eltern. Bezüglich des wichtigen Themas der Aggressivität ergab sich jedoch ein heterogenes Profil. Während Eltern auf der Subskala „Aggressivität“ im SCL-90-R deutlich erhöhte Werte zeigten, spiegelte sich dies bei Betrachtung der maladaptiven Stressverarbeitungsstrategie „aggressives Verhalten“ oder dem dysfunktionalen Erziehungsverhalten „Überreagieren“ nicht wider. Hier konnten keine signifikanten Zusammenhänge festgestellt werden. Schlussfolgerungen. Die Ergebnisse sind nicht eindeutig. Hinsichtlich der psychischen Befindlichkeit zeigt sich eine erhöhte Aggressivität der Eltern, auf der Erziehungsebene hingegen nicht. Zu bemerken gilt, dass derzeit keine einheitliche Definition des Konzeptes „Aggression“ besteht und alle Fragebögen verschiedene Teilaspekte von Aggressivität widerspiegeln. Eine genauere Erforschung des undifferenzierten Konzeptes, im Zusammenhang mit Schlaf- und Regulationsstörungen
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kleiner Kinder, erscheint in Anbetracht des Risikos und der unbefriedigenden Forschungslage indiziert. Schlüsselwörter. Schlafprobleme, Vorschulalter, Eltern, Aggressivität, Erziehungsverhalten
57 Schlaf, Schlafdauer und Insomnie im Zusammenhang zu Aggression A.A. Schlarb1,3, R. Sopp2 1 Universität Tübingen, Fachbereich Psychologie, Tübingen, 2Universität Koblenz-Landau, Landau, 3INSIDE, Université du Luxembourg, Walferdange, Luxemburg Einleitung. Eine kumulativ beeinträchtigte Schlafqualität stellt insbesondere im Umbruch zur Pubertät bis hinein ins junge Erwachsenenalter aufgrund spezifischer entwicklungsbedingter Vulnerabilitätsfaktoren ein häufiges Phänomen dar. Die primären Konsequenzen einer eingeschränkten nächtlichen Regeneration reichen von nahe verknüpften Mechanismen, wie der Vigilanz, über exekutive Funktionen, bis hin zu komplexen kognitiven Prozessen. Eine steigende Anzahl an Untersuchungen beschäftigt sich zudem mit den Auswirkungen des beeinträchtigten Schlafes auf der emotionalen Funktionsebene, im speziellen auf aggressiven Verhaltenstendenzen. In diesem Kontext fehlt eine übergeordnete Modellvorstellung in Bezug auf den Ursprung und die funktionalen Zusammenhänge eines schlafbezogenen Einflusses auf aggressives Verhalten, was die Zielsetzung der vorliegenden Untersuchung bildete. Methoden. Im Rahmen der Studie wurden 1879 (26,1% männlich) studentischen Probanden im Alter von 17 bis 25 Jahren untersucht. Es wurden unterschiedliche schlafbezogene Variablen, Aspekte der exekutiven Kontrolle und Facetten der Aggressivität mithilfe von Selbstauskunftsmaßen erhoben und im Rahmen eines Pfadmodells analysiert. Angenommen wurde, dass die Impulskontrolle, die Emotionsregulationsfähigkeit sowie die Affektlage den Einfluss des Schlafes auf die Höhe der Aggressivität im Zuge einer parallelen Mediation vermitteln. Ergebnisse. Die zu überprüfende Modellstruktur konnte weitestgehend bestätigt werden, so dass die genannten Mediatoren mit Ausnahme der Impulskontrolle, einen signifikanten Anteil des Einflusses der schlafbezogenen Variablen vermittelten. Explorativ konnte zudem gezeigt werden, dass das erarbeitete Modell sich ebenfalls als gültig erweist im Hinblick auf Selbstaggressivität als nach innen gerichtete Facette der Aggressivität. Schlussfolgerung. Im Zuge der dargestellten Untersuchung konnten die für die Assoziation zwischen Schlaf und Aggressivität kritischen Komponenten erstmals innerhalb eines Pfadmodells bestätigt werden. Dennoch bleibt die Lücke einer simultanen, experimentellen Überprüfung der Aggressivität und der exekutiven Kontrolle unter schlafdeprivierten Bedingungen, was einen Schwerpunkt zukünftiger Forschung bilden sollte. Schlüsselwörter. Schlafqualität, Insomnie, Chronotyp, Aggressivität, Selbstaggressivität
58 Fremd- und Autoaggression bei Jugendlichen mit Schlafproblemen A.A. Schlarb1,2, R. Sopp1, D. Ambiel1 1 Universität Tübingen, Fachbereich Psychologie, Tübingen, 2INSIDE, Université du Luxembourg, Walferdange, Luxemburg Fragestellung. Vorliegende Studie befasst sich mit dem Zusammenhang von Schlafparametern, Fremd- und Autoraggressivität bei Jugendlichen unter Berücksichtigung von Ängstlichkeit und Depression. Patienten und Methoden. Es wurden drei Gruppen hinsichtlich ihrer Ergebnisse verglichen: Jugendliche in ambulanter Therapie, Strafgefangene und gesunde Jugendliche. Die bisherige Stichprobe besteht aus
N=146 Jugendlichen zwischen 14 und 21 Jahren (71% männlich, 29% weiblich). Die Befragung beinhaltete ein Screening-Verfahren hinsichtlich der psychischen Befindlichkeit, das Pittsburgh Sleep Questionnaire Inventory, sowie einen selbstentwickelten Fragebogen zur Alptraumhäufigkeit sowie eine Skala zur Suizidalität. Ergebnisse. Es zeigen sich signifikante Effekte hinsichtlich der formulierten Hypothesen. Schlafprobleme sind mit Suizidalität assoziiert. Alpträume korrelieren mit Angst/Depression, Schlafqualität und Suizidalität. Jugendliche in Psychotherapie und Strafgefangene erzielen auf den genannten Variablen signifikant höhere Werte als Jugendliche der Kontrollgruppe. Schlussfolgerungen. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Schlafbeschwerden und Alpträume im Zusammenhang mit Suizidalität stehen und diese immer auch berücksichtigt und gegebenenfalls therapiert werden sollten. Schlüsselwörter. Schlafprobleme, Alpträume, Jugendliche, selbstverletzendes Verhalten, Suizid
59 Schlaf und Aggression bei Kindern und Jugendlichen einer psychotherapeutischen Ambulanz A.A. Schlarb1,2, J. Grünwald1, S. Tjhen1, M. Hautzinger1 1 Universität Tübingen, Fachbereich Psychologie, Tübingen, 2INSIDE, Université du Luxembourg, Walferdange, Luxemburg Einleitung. Zwischen Schlafstörungen und psychiatrischen Erkrankungen besteht in der Regel ein komplexer und bidirektionaler Zusammenhang: Bereits vielfach konnte gezeigt werden, dass eine schlechte Schlafqualität und Schlafstörungen mit externalisierenden Verhaltensproblemen bei Kindern und Jugendlichen verbunden sind. Ziel dieser Studie war es, an einer Stichprobe von Kindern und Jugendlichen, die sich aufgrund einer diagnostizierten psychischen Störung in psychotherapeutische Behandlung begaben zu untersuchen, inwieweit Schlafprobleme vorhanden waren und diese mit aggressiven Verhaltensweisen in Verbindung standen. Methoden. Teilnehmer waren N=131 Kinder und Jugendliche die in der Psychotherapeutischen Hochschulambulanz Tübingen eine Psychotherapie aufnahmen (M=10,49 Jahre). Diagnosen der psychischen Erkrankung wurden mittels Fragebögen sowie strukturierten Interviews entsprechend ICD-10 und DSM-IV zu Beginn der Behandlung gestellt. Zur Erfassung der psychischen Belastung wurden die CBCL, sowie zusätzlich der YSR bei Jugendlichen erhoben. Schlafschwierigkeiten wurden ebenfalls in der Anamnese erfasst. Ergebnisse und Diskussion. Kinder und Jugendliche zeigten entsprechend der diagnostizierten psychischen Störung ein individuelles Muster an Schlafschwierigkeiten sowie psychischer Belastung. Genauso zeichnete sich ein individuelles Muster an aggressiven Tendenzen ab. Die gefundenen Auffälligkeiten wurden in Bezug zueinander gesetzt. Implikationen für die Praxis und Therapie werden abgeleitet und diskutiert. Schlüsselwörter. Schlaf, Aggression, Kinder, Jugendliche, Psychotherapie
60 Ostruktive Schlafapnoe und arterielle Hypertonie – was gibt es Neues? A. Fritz 1 Uniklinik Düsseldorf, Schlaflabor/Nephrologie, Düsseldorf 1
Die arterielle Hypertonie ist eine der wichtigsten und häufigsten internistischen Folgeerkrankungen der obstruktiven Schlafapnoe. Sehr viele Schlafapnoeiker sind von erhöhten Blutdruckwerten betroffen. Ferner ist die obstruktive Schlafapnoe als häufigste Ursache der sekundären sowie der schwer einstellbaren arteriellen Hypertonie belegt. Eine ef-
fektive Therapie der obstruktiven Schlafapnoe kann zudem zu einer relevanten Blutdruckabsenkung führen und eine wertvolle Ergänzung der antihypertensiven Therapie darstellen. Warum der Einfluss einer effektiven Therapie der Schlafapnoe nicht immer zu einer durchschlagenden Verbesserung der Blutdruckwerte führt und welche Patienten besonders von einer Therapie profitieren, ist nach aktueller Studienlage nicht hinreichend ungeklärt. Eventuell können neue Verfahren der nichtinvasiven Blutdruckmessung neue Erkenntnisse liefern. Eine konsequente Diagnostik und Abklärung einer arteriellen Hypertonie bei Erstdiagnose einer Schlafapnoe auch respektive einer Therapieentscheidung sowie die vermehrte Beachtung der Diagnostik einer Schlafapnoe als Ursache einer (schwer einstellbaren) arterieller Hypertonie sind zu diskutieren. Schlüsselwörter. Obstruktive Schlafapnoe, schwer einstellbare Hypertonie, sekundäre Hypertonie, nichtinvasive Blutdruckmessung, Diagnostik
61 Kann die obstruktive Schlafapnoe bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung auch protektive Effekte haben? O. Oldenburg1 1 Ruhr-Universität Bochum, Herz- und Diabeteszentrum NRW, Kardiologische Klinik, Bad Oeynhausen Die obstruktive schlafbezogene Atmungsstörung (OSA) zeigt eine hohe Prävalenz bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung (KHK). Allgemein wird angenommen, dass die OSA über verschiedene pathophysiologische Mechanismen zu einem Fortschreiten der KHK führt. Als ein wesentlicher Mechanismus werden immer wieder die repetitiven Hypoxämien angeführt. Doch gerade hier stellt sich die Frage, ob intermittierende und repetitive Hypoxämien generell schädlich oder auch nützlich sein können. Vor mehr als 20 Jahren führen Cummings und Mitarbeiter Versuche zum Myokardschaden durch Ischämien durch. Dabei ergab sich, dass der Myokardschaden einer 30-minütigen Ischämie deutlich größer ist, als wenn man dieser Ischämie weitere, kurzzeitige Ischämien voranstellt. Der Begriff der „ischämischen Präkonditionierung“ war geboren, und die Ergebnisse konnten in zahlreichen weiteren Experimenten und auch beim Menschen nachvollzogen werden. Im Folgenden konnte gezeigt werden, dass diese Präkonditionierung auch auf andere Organe protektiv wirkt, man beispielsweise durch repetitive Ischämien des Armes die Niere schützen kann („remote preconditioning“). Weitere protektive Effekte konnten auch für ein zweites Zeitfenster nach etwa 24 Stunden bewiesen werden („second window of protection“). Lassen sich diese Effekte auf die OSA übertragen? Anhand von epidemiologischen Daten wurde diese These aufgestellt, andererseits gibt es zahlreiche andere, experimentelle, klinische und epidemiologische Daten, die auf einen klar deletären Effekt der OSA hinweisen. Vermutlich greifen alle pathophysiologischen Mechanismen ineinander. Der Vortrag stellt jedoch die potenziell protektiven Effekte der ischämischen Präkonditionierung in den Vordergrund. Schlüsselwörter. OSA, Preconditioning, Ischämie, Hypoxämie, Pathophysilogie
62 Effekte der Schlafapnoe auf den Myokardschaden und die Erholung der Herzfunktion nach akutem Myokardinfarkt M. Arzt1 1 Universitätsklinikum Regensburg, Schlafmedizinisches Zentrum der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Pneumologie, Regensburg Die Erholung der Herzfunktion nach einem akuten Myokardinfarkt ist von entscheidender prognostischer Bedeutung hinsichtlich der Somnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts Entwicklung einer chronischen Herzinsuffizienz und hinsichtlich des Langzeitüberlebens. Schlafbezogene Atmungsstörungen erhöhen in der Frühphase nach akutem Myokardinfarkt den myokardialen Sauerstoffbedarf. Wichtige Faktoren sind eine Erhöhung der Herzfrequenz, des Blutdrucks sowie des linksventrikulären transmuralen Druckgradienten durch negative thorakale Druckschwankungen bei obstruktiven Apnoen. Durch die apnoe-assoziierten repetitiven Hypoxien aber auch eine Abnahme des koronaren Blutflusses kommt es zu einem Missverhältnis von Sauerstoffangebot und -bedarf. Studien bestätigen, dass sich Infarkte bei Patienten mit schlafbezogenen Atmungsstörungen schlechter heilen und letztlich die Herzfunktion stärker eingeschränkt bleibt. Ob die Behandlung von schlafbezogenen Atmungsstörungen in der Frühphase nach Myokardinfarkt zu einer besseren Erholung der Herzfunktion führt ist aktuell Gegenstand klinischer Studien.
63 Pathophysiologie der Cheyne-Stokes-Atmung bei Herzinsuffizienz T. Bitter1 1 Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Pneumologie, Hannover Insbesondere im Kollektiv herzinsuffizienter Patienten ist die CheyneStokes-Atmung (CSA) eine häufige Komorbidität. Begründet scheint dies durch pathophysiologische Interaktionen der Herzinsuffizienz mit der CSA. Bedingt durch eine verminderte Ejektionsfraktion des linken Ventrikels sowie einer nächtlichen, körperlagebedingten Flüssigkeitsdispostion aus den unteren Extremitäten in die Thoraxregion kommt es zu einer Erhöhung des linksventrikulären Füllungsdrucks mit konsekutiv pulmonalem Rückstau und Elevation des pulmonalkapillären Wedge-Druckes (PCW). Dieser induziert interstitielle J-Rezeptoren, welche vagale pulmonale Afferenzen inhibieren und somit zu einer Hyperventilation führen. Additiv vermittelt ein erhöhter PCW als auch eine vermehrte Sympathikusaktivierung eine gesteigerte Chemosensitivität peripherer und zentraler CO2-Rezeptoren und führt, zusammen mit einer verlängerten Kreislaufverzögerungszeit zur Aggravierung der respiratorischen Instabilität. Schließlich ergibt sich eine Erniedrigung des PaCO2 gleichbedeutend mit einem Triggerverlust des zentralen Atemantriebs, welcher das typische Crescendo-decrescendo-Muster der CSA induziert.
64 Cheyne-Stokes respiration in heart failure – friend or foe? T. D. Bradley1 1 University of Toronto, Toronto, Kanada Cheyne-Stokes respiration (CSR) is a form of periodic breathing in which central apneas and hypopneas alternate with hyperpneas during which there is a gradual waxing and waning of tidal volume. While rare in the otherwise healthy population, CSR is common in patients with heart failure (HF) in whom its prevalence is approximately 25–40%. Indeed, the duration of the hyperpnea is directly related to lung to chemoreceptor circulation time, and inversely proportional to tidal volume. Thus, the characteristic waxing-waning pattern of tidal volume during hyperpnea is due to reduced cardiac output (CO) such that CSR is almost exclusively a feature of HF. Central apneas occur when PCO2 falls below the apnea threshold. Hence, CSR is associated with hyperventilation such that PCO2 is close to the apnea threshold so that small further increases in ventilation, frequently due to arousals from sleep, drive PCO2 below the apnea threshold and trigger central events. Factors predisposing to hyperventilation include pulmonary congestion with stimulation of pulmonary vagal irritant receptors that augment ventilation, increased peripheral and central chemosensitivity, and arousals from sleep. The reason that CSR is of clinical interest in HF is that several studies have shown that it is associated with reduced heart transplant-free
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survival. However, while some studies report that this reduced survival occurs independently of confounding factors, others do not. Consequently, it remains uncertain whether CSR contributes directly to poor prognosis in HF or not. Factors that might contribute to poor prognosis in relation to CSR include intermittent hypoxia that provokes increased sympathetic nervous system activity (SNA), oxidative stress and systemic inflammation. CSR might also contribute to reduced CO. On the other hand, CSR is associated with elevated pulmonary capillary wedge pressure (PCWP) which contributes to poor prognosis itself. In a recent study, our group measured beat-to-beat cardiac output during sleep in HF patients with OSA or CSR using digital photoplethysmography. We demonstrated that in HF patients, obstructive apneas cause significant reductions in stroke volume (SV) and CO compared to the hyperpnea. This helps to explain why OSA is an independent risk factor for poor prognosis in HF. In contrast, during central apneas we observed that SV and CO actually rise compared to hyperpneas. This raises the intriguing possibility that CSR might actually play some sort of compensatory hemodynamic role in HF. The main difference between the mechanical effects of OSA and CSR on the failing heart is that during obstructive events negative intrathoracic pressure is generated against the occluded pharynx. This reduces left ventricular (LV) preload and increases LV afterload, both of which reduce SV. However, during central apneas, no negative intrathoracic pressure is generated and thus central apneas have no adverse mechanical effects on the heart. While it is unlikely that this alone would provide favourable prognostic effects, in certain settings it might. For example, we have previously shown that some patients have a combination of obstructive and central events during a single night. In such patients, apneas were predominantly obstructive at the beginning of the night and converted to central at the end of the night in association with prolongation of circulation time and a fall in PCO2 suggesting an overnight fall in CO and rise in PCWP. Since negative intrathoracic pressure during obstructive events reduces CO, conversion to central events would eliminate such negative intrathoracic pressure and their adverse hemodynamic effects. Thus, this conversion from predominantly obstructive to predominantly central events could represent some sort of compensatory mechanism that protects the heart from the adverse hemodynamic effects of negative intrathoracic pressure. While speculative this possibility warrants further investigation.
65 Schlaf und primäre Kopfschmerzen S. Happe1 1 Klinik Maria Frieden Telgte, Abteilung für Neurologie, Telgte Derzeit werden insgesamt weit über 100 Kopfschmerzformen (IHS 1988) und mehr als 80 Schlafstörungen (International Classification of Sleep Disorders, ICSD 2005) unterschieden. Etwa 95% der Bevölkerung haben mindestens einmal in ihrem Leben Kopfschmerzen verspürt, die Jahresprävalenz von Kopfschmerzen wird mit etwa 20% angegeben etwa 15% aller Erwachsenen leiden in Deutschland an einer behandlungsbedürftigen Schlafstörung, etwa 75% der Kopfschmerzpatienten berichten von gleichzeitig bestehenden Schlafstörungen. So kann unter anderem chronischer Schlafmangel zu unspezifischen Kopfschmerzen führen, die sich vom Spannungskopfschmerz bezüglich Dauer und Ansprechen auf Analgetika unterscheiden. Häufiger bedingen jedoch Kopfschmerzen Schlafstörungen, gelegentlich sind sie auch unmittelbar verknüpft, wie dieses vor allem beim Clusterkopfschmerz bekannt ist. Hier wird eine Übersicht über häufige, gleichzeitig vorkommende Kopfschmerzformen und Schlafstörungen gegeben und deren Zusammenhänge bezüglich zufälliger Koinzidenz und Kausalität beschrieben. Außerdem werden die Einflüsse von häufig eingesetzten Kopfschmerzmedikamenten auf den Schlaf zusammengefasst. Schlüsselwörter. Schlaf, Kopfschmerz, Migräne, Clusterkopfschmerz, Hypnic headache
66 Hypnic headache D. Holle1 1 Universitätsklinikum Essen, Klinik für Neurologie, Essen Fragestellung. Hypnic headache ist eine seltene primäre Kopfschmerzerkrankung, die sich durch ausschließlich Schlaf-assoziierte Kopfschmerzattacken auszeichnet. Aufgrund der niedrigen Prävalenz dieser Erkrankung basiert das gegenwärtige Wissen über Hypnic headache auf Fallbereichten und kleineren Fallserien. Insbesondere die zugrundeliegende Pathophysiologie ist noch weitestgehend unbekannt. Ziel des Vortrags ist anhand der derzeit vorliegenden Informationen über Hypnic headache die typische klinische Präsentation, den Verlauf der Erkrankung sowie die Therapieoptionen darzustellen. Patienten und Methoden. Alle bisher in der Literatur veröffentlichen Hypnic-headache-Fälle wurden ausgewertet und analysiert. Ergebnisse. Vor allem ältere Patienten (>50 Jahre) leiden unter Hypnic headache, aber auch jüngere Patienten und sogar Kinder können von dieser Erkrankung betroffen sein. Die meisten der Kopfschmerzattacken dauern zwischen 15 und 180 Minuten, aber manche Patienten berichteten auch längere Attacken von bis zu 10 Stunden. Nahezu alle Patienten berichten eine motorische Unruhe während der Kopfschmerzattacken. Eine zerebrale Magnetresonanztomographie sowie eine 24-Stunden-Blutdruckmessung sollten durchgeführt werden, um symptomatische Ursachen von nächtlichen Kopfschmerzen auszuschließen. Zusätzlich sollten bei Kopfschmerzen in der Nacht zunächst auch andere primäre Kopfschmerzerkrankungen wie Migräne und Cluster-Kopfschmerz in Erwägung gezogen werden, da auch hier schlafabhängige Kopfschmerz-Attacken auftreten können. Koffein in Form einer Tasse starken Kaffees scheint derzeit die beste akute und prophylaktische Therapieoption bei Hypnic headache darzustellen. Allerdings fehlen bisher kontrollierte Therapiestudien. Schlussfolgerungen. Bei Patienten mit rein Schlafgebundenen Kopfschmerzattacken sollte an die Möglichkeit des Vorliegens eines Hypnic headache gedacht werden. Größere kontrollierte Studien sind notwendig, um in Zukunft Therapieoptionen zu evaluieren und die zugrundeliegenden pathopyhsiologischen Vorgänge besser zu beleuchten. Schlüsselwörter. Hypnic headache, Kopfschmerz, Hypothalamus, REM, Koffein
67 RLS und Schmerz K. Stiasny-Kolster1 1 Somnomar, Institut für Medizinische Forschung und Schlafmedizin Marburg GmbH, Ambulantes Schlaflabor, Marburg Schmerz ist eines der am häufigsten von RLS-Patienten angegeben sensorischen Symptome. Obwohl unangenehme, manchmal schmerzhafte Empfindungen in den Beinen ein Charakteristikum des RLS darstellen, wurden das Schmerzempfinden und das schmerzverarbeitende (nozizeptive) System bei RLS-Patienten bisher nur wenig untersucht. Von Bedeutung ist vor allem die Frage, ob Gemeinsamkeiten zwischen RLS und neuropathischen Schmerzen bestehen. Neuropathische Schmerzen sind Schmerzen, die nach Schädigung zentraler oder peripherer nozizeptiver Systeme entstehen. Bei Schädigung insbesondere peripherer nozizeptiver Systeme z. B. peripherer Nerven resultieren häufig sog. Minussymptomen wie ein reduziertes Berührungsempfinden (Hypästhesie), Schmerzempfinden (Hypalgesie), Wärmeempfinden (Thermhypästheise) oder Vibrationsempfinden (Pallhypästheise). Aber auch sog. Plussymptome wie schmerzhafte Missempfindungen, ein gesteigertes Schmerzempfinden auf Nadelreize (mechanische Pin-Prick-Hyperalgesie) oder eine schmerzhafte Wahrnehmung von nicht-schmerzhaften Berührungsreizen (taktile mechanische Hyperalgesie/Allodynie) können bei bestimmten neuropathischen Schmerzformen auftreten.
Als Ursache wird hier eine zentrale Sensibilisierung insbesondere auf Rückenmarksebene vermutet. Das Vorhandensein einer mechanischen Hyperalgesie kann mittels der quantitativen sensorischen Testung (QST) ganz spezifisch anhand zweier Untersuchungen gezeigt werden: zum einen durch bewegte sanfte Stimuli wie Wattebausch oder -stäbchen, mit denen Berührungsrezeptoren aktiviert werden und zum anderen durch spitze mechanische Stimuli (Nadelreize), welche die so genannten Mechanorezeptoren aktivieren. Unter Verwendung dieser Methoden konnten wir in einer Pilotstudie zeigen, dass auch RLS-Patienten ein gesteigertes Empfinden mechanischer Schmerzreize haben (mechanische Pin-Prick-Hyperalgesie), wie man es von Patienten mit neuropathischen Schmerzsyndromen kennt (Stiasny-Kolster et al. Brain 2004). Im Gegensatz zu neuropathischen Schmerzpatienten wurden jedoch bei RLS-Patienten schmerzlose Berührungsreize (z. B. mit einem Wattestäbchen) nicht als schmerzhaft empfunden (fehlende Allodynie). In einer Folgestudie mit 40 idiopathischen RLS-Patienten, in der die komplette QST-Testbatterie des Deutschen Forschungsverbundes Neuropathischer Schmerz (DFNS) zur Anwendung kam, konnten diese Ergebnisse bestätigt werden. Darüber hinaus zeigte sich eine normale insbesondere small-fiber Nervenfunktion. Pathophysiologisch liegt u. a. der Pin-Prick-Hyperalgesie eine Störung der inhibitorischen deszendierenden Hemmechanismen (zentrale Disinhibition) zugrunde, welche durch dopaminerge Substanzen normalisiert wird [Stiasny-Kolster et al. Pain 2013 May 10. doi:pii: S0304-3959(13)00230-3]. Schlüsselwörter. RLS, Schmerz, QST, Hyperalgesie, nozizeptives System
68 Schlafentzug und Schmerzwahrnehmung W. Magerl1 1 Zentrum für Biomedizin und Medizintechnik Mannheim (CBTM), Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Lehrstuhl für Neurophysiologie, Mannheim Störungen des erholsamen Schlafs sind ein Risikofaktor für eine Vielzahl von Erkrankungen. Dies lässt sich aus epidemiologischen, klinischen und experimentellen Daten ableiten. Experimentelle Unterbrechungen der Schlafkontinuität, z. B durch Deprivation führen nachweislich neben Beeinträchtigungen der Stimmungslage und der kognitiven Leistungsfähigkeit zu einer deutlichen Erhöhung der Schmerzsensibilität. Diese Veränderung ist spezifisch und nicht Teil einer generellen Erhöhung der Irritierbarkeit (Lautenbacher et al. Sleep Med Rev 2006). Dies gewinnt zusätzlich an Relevanz, da persistierende Schmerzen umgekehrt zu Schlafbeeinträchtigungen führen. Der Vortrag beschreibt neuere epidemiologische Daten zur Beeinflussung der Schmerzwahrnehmung durch reduzierten Schlaf, sowie mehrere neuere experimentelle Studien zur Wirkung des Schlafentzugs auf die Schmerzempfindlichkeit bei gesunden Probanden mit ungestörtem Schlafverhalten, sowie elektrophysiologische Befunde zur Sensitivität der nozizeptiven Projektion mittels laserevozierter Potenziale (LEP). Es zeigt sich, dass Schlafentzug (partiell oder vollständig) die Durchgängigkeit der nozizeptiven Projektionsbahn bedämpft (Reduktion der LEP-Amplitude), gleichzeitig aber die Schmerzempfindlichkeit signifikant erhöht (Tiede et al. PAIN 2010). Bereits eine Nacht partiellen Schlafentzugs führt zu einer um 30% erhöhten Schmerzempfindlichkeit. Die Modulation der Schmerzwahrnehmung durch gezielte Variation der Aufmerksamkeit ist signifikant reduziert. Die Erhöhung der Schmerzempfindlichkeit ist generalisiert und betrifft alle nozizeptiven Modalitäten in gleicher Weise (Schuh-Hofer et al. PAIN 2013). Andere Modalitäten der Somatosensorik bleiben dabei vollständig unverändert. Die Bedingungsanalyse der Schmerzempfindlichkeit bei Patienten mit Restless-Legs-Syndrom legt eine indirekte Genese der erhöhten Schmerzempfindlichkeit durch Störung des Schlafhomöostase nahe (Edwards et al. Sleep Med 2011).
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Abstracts Eine Reduktion der Schlafdauer ist eine relevante Komorbidität, die zu einer Aggravation der Schmerzempfindlichkeit führt. Schmerz und Schlafstörung können sich gegenseitig aufschaukeln.
69 Gesundheitsökonomische Belastung durch schlafbezogene Atemstörungen (SBAS) P. Heßmann1, J.- P. Reese1, M. Balzer1, S. Apelt2, A.K. Holtz1, J. Heitmann3, R. Dodel1, G. Mayer4 1 Philipps-Universität Marburg, Neurologie, Marburg, 2Philipps-Universität Marburg, Physiotherapie, Marburg, 3Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Medizinische Klinik II, Schlafmedizinisches Zentrum, Gießen, 4Hephata-Klinik Schwalmstadt, Fachkrankenhaus für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Schlafmedizinisches Zentrum, Schwalmstadt-Treysa Fragestellung. Ziel dieser Interimsanalyse war es, die direkten und indirekten Kosten bei schlafbezogenen Atemstörungen (SBAS) zu erfassen sowie bedeutende Kostenfaktoren zu identifizieren. Patienten und Methoden. Es wurden insgesamt 627 SBAS-Patienten (w=124 und m=503) in 18 Zentren eingeschlossen und eine Basisuntersuchung mit einer detaillierten klinischen Untersuchung durchgeführt. Im Fragebogen wurden Daten zur Demographie, zur sozioökonomischen Situation (retrospektiv für die vergangenen 3 Monate) sowie zum klinischen Krankheitsverlauf (Dauer und Schwere der Symptomatik, Zeitpunkt der Diagnose, Tagesschläfrigkeit, Depression, Lebensqualität behandelnde Ärzte etc.) erhoben. Direkte Kosten wurden aus dem erfragten Ressourcenverbrauch und indirekte Kosten anhand der Humankapitalmethode ermittelt. Die Kosten wurden aus der Perspektive der Gesellschaft, der Kostenträger und der Patienten erhoben. Ergebnisse. Im Mittel waren die Patienten 56,1 Jahre alt, zu 80,1% verheiratet, 37,0% verfügten über einen Hauptschul- und 26,5% über einen Realschulabschluss. In 12,7% der Fälle lag eine krankheitsbedingte Veränderung der Arbeitssituation vor (u. a. 12,8 Fehltage im Studienzeitraum pro Patient). Zum Studienzeitpunkt befanden sich die Patienten seit durchschnittlich 8,3 Monaten in ärztlicher Behandlung, wobei 31,7% von Allgemeinmedizinern, 6,1% von Neurologen und 45,8% von anderen Ärzten (u. a. Internisten, Pulmologen) behandelt wurden. Ein wesentlicher Teil der Gesamtkosten entfiel mit durchschnittlich 422±1745 € auf die indirekten Kosten. Im Studienzeitraum entstanden für ambulante Arztbesuche durchschnittliche Kosten von 54±61 €. Etwa 21% aller Patienten wurden stationär im Krankenhaus behandelt. Hierbei entstanden mittlere Kosten von 249±537 € pro Patient. Anhand von multivariaten Analysen wurde der Einfluss von Erkrankungsschwere, Erkrankungsdauer, Tagesschläfrigkeit, Body-Mass-Index und Depression auf die Varianz der Gesamtkosten und der direkten Kosten untersucht. Schlussfolgerungen. SBAS können eine hohe finanzielle Belastung sowohl für das Gesundheitssystem als auch für den einzelnen Patienten darstellen. Die subjektive Belastung der Patienten spiegelt sich in einer deutlich verminderten Lebensqualität wider (EQ 5D 0,86±0,19 und EQ VAS 66,8±19,3). Schlüsselwörter. Schlafbezogene Atemstörungen, Kosten, Ökonomie, Lebensqualität, Versorgung
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70 Erste Ergebnisse der Studie zur Aufwandsermittlung schlafmedizinischer psychiatrischer Leistungen im Rahmen der Einführung des neuen Entgeltsystems in der Psychiatrie F. Studenski1 1 Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie AdöR, Medizin-Controlling, Klingenmünster Die Studie hat das Ziel den tagesbezogenen Aufwand in psychiatrischen Schlaflaboratorien differenziert nach der ICD-Diagnosen, OPS-Codes, Berufsgruppen, diagnostischer und therapeutischer Leistungsart zu erfassen. Ziel ist es, repräsentative Daten zum schlafmedizinischen Aufwand in psychiatrischen Schlaflaboratorien zu erheben. Diese Daten sollen als Grundlage zur direkten Verhandlung mit den Kassen herangezogen werden können, v. a. aber auch dem InEK zur Bewertung einer schlafmedizinischen PEPP dienen. Nicht zuletzt verfolgt diese Studie auch das Ziel die Schlafmedizin als einen Teil der Psychiatrie darzustellen und aus diesem Grunde im PEPP eine feste Repräsentation schlafmedizinischer Leistungen zu erreichen. Im Rahmen der Studie werden und wurden die erfassten definierten Leistungsarten mit dem zugehörigen Aufwand anhand der anhand der DGSM Richtlinien validierten Diagnostische und therapeutischen Verfahren erhoben. Die ersten Ergebnisse zeigen, dass der durchschnittliche Aufwand in einem psychiatrischen Schlaflabor über dem Mittelwert der DRG liegt. Des weiteren wird deutlich, das es ökonomisch gesehen zwei Patientengruppen gibt, die mit einem geringeren Mehraufwand aufgrund ihrer psychiatrischen Komorbidität und die weitaus geringere Zahl von Patienten mit erheblichem Mehraufwand aufgrund des Bedarfs an Einzelbetreuung und/ oder Kriseninterventionen. Dies belegt die Forderung nach der Aufteilung der schlafmedizinischen PEPPs in zwei Vergütungsstufen. Als drittes Ergebnis zeigen sich signifikante Unterschiede des Aufwands für verschiedene Hauptdiagnosegruppen.
71 Bestimmung von Schlafparametern in epidemiologischen Studien – Validität eines neuen Algorithmus zur Schlaf-Wach-Differenzierung mittels Akzelerometrie M. Zinkhan1, P. Wohlfahrt2, T. Penzel3, F. Pillmann4, J.W. Kantelhardt2, A. Stang1 1 Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Klinische Epidemiologie, Halle (Saale), 2Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Physik, Halle (Saale), 3Charité – Universitätsmedizin Berlin, Interdisziplinäres Schlafmedizinisches Zentrum, Berlin, 4Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Halle (Saale) Fragestellung. Die Akzelerometrie stellt aufgrund ihrer guten Handhabung und Verfügbarkeit eine geeignete Methode zur Bestimmung von Schlafparametern in großen bevölkerungsbasierten Studien dar. Akzelerometrie ist als valide zur Schätzung von Schlafdauer und zur Identifizierung von zirkadianen Rhythmusveränderungen in gesunden Populationen beschrieben [1]. Schwächen der Akzelerometrie bestehen in einer Überschätzung des Schlafes und einer Unterschätzung der Wachphasen während der Nacht [1, 2]. Als Hauptursachen für die Unterschätzung der Wachphasen werden spezifische Geräteeigenschaften sowie die Eignung bestimmter Auswertealgorithmen diskutiert [3]. Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Entwicklung und Validierung eines neuen Algorithmus zur Bestimmung von Schlafparametern aus Akzelerometriedaten im Vergleich zur Schlaflabor-Untersuchung (Polysomnographie, PSG). Der Algorithmus soll die Schlafparameterbestimmung sowohl mit Trageort Handgelenk als auch Hüfte ermöglichen. Patienten und Methoden. 100 mittels Convenience Sampling rekrutierte Teilnehmer der Allgemeinbevölkerung zwischen 18 und 74 Jahren wur-
den während einer Nacht im Schlaflabor untersucht. PSG und Akzelerometrie wurden zeitgleich an verschiedenen Trageorten (Hüfte, Handgelenk) aufgezeichnet. Anhand eines zufällig ausgewählten Trainingssets (n=30) wurde ein auf Spektralanalyse mit Fast Fourier Transformation basierender Auswertealgorithmus entwickelt, dessen Validität an den verbleibenden 70 Teilnehmern (Testset) gegenüber dem Goldstandard PSG bestimmt wurde. Die Validität der Schlaf-Wach-Differenzierung wurde mittels Sensitivität (Anteil korrekt klassifizierter Schlafepochen) und Spezifität (Anteil korrekt klassifizierter Wachepochen) geschätzt. Zusätzlich wurde die mittlere Abweichung verschiedener Schlafparameter [Gesamtschlafzeit (TST), Schlafeffizienz (SE%), Einschlaflatenz (SOL), Wach nach Schlafbeginn (WASO)] im Vergleich zur PSG bestimmt. Die folgenden Ergebnisse sind vorläufig und basieren auf einer Version des Algorithmus, an der noch Optimierungen vorgenommen werden. Ergebnisse. Der Auswertealgorithmus der Akzelerometriedaten wies bei Probanden des Testsets (n=70) für den Trageort Hüfte eine Sensitivität von 89,4% (95% Konfidenzlimits KI 89,2%; 89,7%) und eine Spezifität von 48,0% (95% KI: 47,2%; 48,9%) auf. Im Mittel wurden die TST an diesem Trageort um 11,6 Minuten (95% KI −27,7; −4,45), und SE% um 2,9% (95% KI −6,4%; −0,6%) überschätzt, SOL um 9,5 Minuten (95% KI 5,1; 14,0) und WASO um 4,6 Minuten (95% KI −9,5; 18,7) unterschätzt. Ein vergleichbares Ergebnis zeigte sich für Schlafparameter, die mit diesem Algorithmus am Trageort Handgelenk geschätzt wurden. Schlussfolgerungen. Unseres Wissens wurde erstmalig ein Auswertealgorithmus entwickelt, mit dem Schlafparameter sowohl aus Handgelenksaufzeichnungen als auch aus Hüftmessungen vergleichbar gut geschätzt werden können. Die Fehlklassifikation von Wachphasen während der Nacht ist mit diesem Algorithmus sehr viel geringer als mit dem Auswertealgorithmus, der in die Herstellersoftware integriert ist. 1. Ancoli-Israel S, Cole R, Alessi C et al (2003) The role of actigraphy in the study of sleep and circadian rhythms. Sleep 26(3):342–92 2. Sadeh A, Acebo C (2002) The role of actigraphy in sleep medicine. Sleep Medicine Reviews 6(2):113–24 3. Sadeh A (2011) The role and validity of actigraphy in sleep medicine: An update. Sleep Medicine Reviews 15(4):259–67 Schlüsselwörter. Akzelerometrie, Validierung, Polysomnographie, Handgelenk, Hüfte
72 Variabilität der Muskelaktivität im REM-Schlaf: Ergebnisse von kontinuierlichen Schlafableitungen bei RBD-Patienten und Kontrollen G. Mayer1, K. Kesper2, W.H. Oertel3 1 Hephata-Klinik Schwalmstadt, Fachkrankenhaus für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Schlafmedizinisches Zentrum, SchwalmstadtTreysa, 2Philipps University Marburg, Abteilung Schlafmedizin, Marburg, 3 Philipps Universität Marburg, Abteilung Neurologie, Marburg Einleitung. Die polysomnographischen Definitionen des Muskeltonus von Patienten mit RBD beruhen auf Einzelableitungen. Es ist bisher nicht untersucht worden, ob die Aufhebung des Muskeltonus im REMSchlaf kontinuierlich stattfindet oder zufällig und wie sie über die Schlafzyklen verteilt ist. Studienziel war der Vergleich von PSG Aufzeichnungen von RBD Patienten und Kontrollen über mehrere Nächte. Methoden. Elf Patienten mit idiopathischer RBD=iRBD (2 w, mittleres Alter 65±4,3 Jahre) und 9 Kontrollen (1 w, mittleres Alter 38,1±17,7 Jahre) applizierten sich nach vorausgehender Anleitung über 6 kontinuierliche Nächte die Elektroden für das portable Gerät Somnowatch (Somnomedics). Das Gerät erlaubt die Unterscheidung von NREM und REM-Schlaf und zeichnet die Aktivität des M. mentalis und der Mm. tibiales anteriores auf. Die Auswertung erfolgte mittels einer visuellen Auswertung nach Montplaisr et al. (2012) und einer automatischen Auswertung nach Mayer et al. (2008). Alle Patienten erhielten den REM Sleep Behavior Questionnaire (Stiasny-Kolster et al. 2008) und die Part-
ner führten während der Ableitungen ein Schlafprotokoll über nächtliche Bewegungsauffälligkeiten. Von 102 Nächten konnten 83 Nächte ausgewertet werden. Ergebnisse. Zehn iRBD Patienten hatten im Fragebogen Werte zwischen 6–10 (<5 Punkte pathologisch). Ein Patient mit 3 Punkten hatte ein subklinisches RBD. Patienten mit iRBD hatten einen signifikant höheren Muskeltonus im REM-Schlaf und signifikant mehr Indizes von langer (>0,5 s = LMI) und kurzer Muskelaktivität (<0,5 s = SMI). Die Varianz der Muskelaktivität im REM-Schlaf war bei iRBD-Patienten und Kontrollen relativ gering (LMI iRBD: 87,6±7,3/h vs. 28.2±2,4/h). Die Partner von 3 iRBD-Patienten hatten nächtliche Ereignisse protokolliert von denen sich 2 durch deutlich erhöhte SMI auszeichneten (Pat. 1: SMI 180 vs. 46, LMI 240 vs. 55 und Pat. 2 SMI 79 vs. 62). Die Nacht mit RBD-Ereignis konnte bei einem Pat. Wegen Artefakten nicht ausgewertet werden. Schlussfolgerung. Die Muskelaktivität im REM-Schlaf über mehrere Nächte variiert bei iRBD-Patienten und Kontrollen nur wenig. Die iRBD-Gruppe hat signifikant höhere Indizes der Muskelaktivität in REM als Kontrollen. Die Stabilität der Ergebnisse zeigt, dass zwei Nächte ausreichend sind um REM-Schlaf ohne Atonie nachzuweisen. Beobachtete nächtliche Ereignisse werden in der Analyse abgebildet. Für die Diagnose RBD sind weiterhin Fremdbeobachtung und Videometrie essenziell. Cut-off-Scores für die Aktivität des M. mentalis sind bereits publiziert und können auch für diese Methode angewendet werden (Frauscher et al. 2013). 1. Mayer G et al (2008) Quantification of tonic and phasic muscle activity in REM sleep behavior disorder. J Clin Neurophysiol 25(1):48–55 Schlüsselwörter. REM-Schlafverhaltensstörung, Muskelaktivität, Muskeltonus, kontinuierliche ambulante Messungen, automatische Analyse
73 Analyse der praktizierten klinischen HNO-ärztlichen Untersuchungen bei Patienten mit schlafbezogenen Atmungsstörungen S. Plößl1, B. Herzog2, B. Lars1, S. Plontke1, M. Herzog1 1 Universitätsklinik Halle (Saale), Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Halle (Saale), 2 Martin Luther Universität Halle-Wittenberg, Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik, Halle (Saale) Fragestellung. Einer klinischen HNO-ärztlichen Untersuchung wird eine hohe Bedeutung im Rahmen der Stufendiagnostik bei schlafbezogenen Atmungsstörungen (SBAS) beigemessen. Für die untersuchenden HNO-Ärzte liegen noch keine Empfehlungen vor, welche Untersuchungen hierfür durchgeführt werden sollten. Ziel der Studie war es durch eine Befragung von HNO-Ärzten in Klinik und Praxis die durchgeführten Untersuchungen zu erfragen und eine Wertung dieser Methoden vorzunehmen. Patienten und Methoden. Es wurden alle HNO-Kliniken und 2500 niedergelassene HNO-Ärzte in Deutschland zu den individuell angewandten Untersuchungstechniken befragt. Des Weiteren wurden gängige Untersuchungsmethoden (n=23) nach Häufigkeit der Durchführung, klinischer Relevanz und Beeinflussung des Therapieentscheids erfragt. Die Auswertung und Interpretation der Daten – ausgedrückt durch einen Relevanz-Score (RS) – soll eine Empfehlung zu klinischen HNOärztlichen Untersuchungen bei SBAS liefern. Ergebnisse. Die klinischen Untersuchungen der Nase, der Mundhöhle, des Gesichtsschädels und des Oropharynx wurden von den meisten Befragten mit einem hohen RS bewertet. Hierbei lagen keine Unterschiede zwischen Ärzten mit oder ohne Zusatzbezeichnung Schlafmedizin bzw. Somnologie oder Tätigkeit in Klinik bzw. Praxis vor. Niedrige RS wiesen Untersuchung des Larynx oder des Halses auf. Schlussfolgerungen. Es zeigt sich in den untersuchten anatomischen Regionen eine unterschiedlich eingeschätzte Relevanz bestimmter Untersuchungsmethoden. Um eine strukturierte, einheitliche und relevanzbezogene Untersuchung zu ermöglichen, sollen die vorliegen-
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Abstracts den Ergebnisse dazu dienen, ein Standarduntersuchungsprotokoll zur HNO-ärztlichen Untersuchung bei Patienten mit SBAS zu entwickeln. Schlüsselwörter. SBAS, Diagnostik, HNO-ärztliche Untersuchung, Relevanz-Score (RS), Standarduntersuchungsprotokoll
74 Anwendung der Internationalen Classification der Funktionsfähigkeit (ICF-WHO) in der Schlafmedizin F. Raschke1 1 Institut für Rehaforschung, Norderney Fragestellung. Die Internationale Classification der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) stellt ein umfassendes krankheitsunabhängiges Instrument zur Darstellung von Krankheitsfolgen dar. Sie kann auch zur Diagnostik und Schweregradbeschreibung von Schlafstörungen verwendet werden. Bei gestörtem Schlaf können damit sowohl die Grundparameter von Schlafverlauf und Funktionsfähigkeit am Tage in Familie, Beruf und Gesellschaft standardisiert dargestellt werden. Das Instrument verfügt allerdings über 1454 Kategorien, die für den Praxiseinsatz auf einen Kernsatz reduziert werden müssen. Patienten und Methoden. Es werden zunächst Struktur, Funktion und Anwendung der ICF beschrieben. Diejenigen Kategorien der ICF, die für gestörten Schlaf und seine Folgen anzuwenden sind, werden an 500 Patienten der pneumologischen und orthopädischen Rehabilitation am Anfang und Ende der stationären Rehabilitation eingesetzt und dargestellt. Dabei wird ein Core Set, der seit ca. 2 Jahren vorliegt (Gradinger et al. 2011) und aus ca. 40 Items (17 in der Kurzversion) besteht, verwendet. Ergebnisse. Die Daten zeigen bezüglich Schlafstörungen und ihren Folgen hochsignifikante Änderungen während der medizinischen Rehabilitation. Eine Skalierung für die Ausprägung der Merkmale wird vorgestellt. Die einzelnen Kategorien geben bestehende Schlafstörungen in differenzierter Weise wieder. Die Anwendung des Core Sets dauert nicht länger als 15 min. Schlussfolgerungen. Der neue Core Set der ICF für Schlafstörungen ermöglicht die standardisierte, ökonomische, international einsetzbare und global gültige Bewertung von gestörtem Schlaf mit seinen Folgen im Schlafverlauf, der Leistungsfähigkeit am Tage und den Möglichkeiten zur Teilhabe in Familie, Beruf und Gesellschaft. Der Gebrauch der ICF kann dadurch über die Anwendung von ICF-geschulten Ärzten, Ergo-/Physiotherapeuten oder med. Hilfspersonal zu einer Standardisierung der sozialmedizinischen Beurteilung beitragen. Sie stellt damit ein praxisrelevantes Instrument zur standardisierten Ermittlung von Schweregrad und sozialmedizinischer Beurteilung der Folgen von gestörtem Schlaf und seinen Folgen dar. Die ICF, bislang in der Schlafmedizin wenig bekannt, könnte somit eine breite Anwendung finden und zu einer Qualitätssteigerung der Beurteilungspraxis beitragen. 1. Gradinger F, Cieza A, Stucki A, Michel F, Bentley A, Oksenberg A, Rogers AE, Stucki G, Partinen M (2011) Part 1. International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF) Core Sets for persons with sleep disorders. Sleep Med 12: 92–96 Schlüsselwörter. ICF, Schlafstörungen, sozialmedizinische Beurteilung, Begutachtung, Rehabilitation
75 Checkliste für Kliniken zur Begründung der Notwendigkeit einer stationären Polysomnographie E. Paditz1 1 Zentrum für Angewandte Prävention, Dresden Fragestellung. Da Klinikkosten in gesundheitsökonomischer Hinsicht als ein wesentlicher Kostentreiber im Vergleich zu ambulanten Kosten betrachtet werden, wird versucht, auch im Leistungsbereich „Polysomnographie“ zu einer Kostenentlastung beizutragen. Der Sachvortrag
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medizinischer Fachgesellschaften bleibt zum Teil ungehört. Konsens „Die Klägerin (= eine Klinik, Anm. E. Paditz) hat (in einem anderen Fall, Anm. E. Paditz) auf der besteht zwischen Leistungserbringern undAngaben Kostenträgern, dass 1. Stufe der Sachverhaltsermittlung keine ausreichenden gemacht. Sie hat zwarkranke im Sinne von § 301 1 Nr. 3 SGB Vmedizinische mit der Angabe "Schlafstörung, nichtbeanspruchen näher bezeichnet" dürPatienten eineAbs.adäquate Versorgung eine Aufnahmediagnose benannt, die eine Schlaflabordiagnostik rechtfertigen kann. Sie hat fen (SG v. Feststellungen 7.9.2010 S 40 504.07). AmzuBeispiel eines Paaber nachBraunschweig den unangegriffenen desKR LSG keine Angaben Begleiterkrankungen oder zu sonstigen Gründen gemacht, die Anlass für dienachgegangen. stationäre Versorgung des Versicherten tienten wird dieser Fragestellung näher hätten geben können. Denn die kardiorespiratorische Polysomnographie ist der Fallbeispiel: Nachdem bei einem erwachsenen Patienten mittels stationävertragsärztlichen - ambulanten - Versorgung zugewiesen und nur im begründeten Ausnahmefall stationär zu erbringen. In derartigen Fällen ist über die Angabe derSchlafapnoeKrankheit rer Polysomnographie ein therapiebedürftiges obstruktives hinaus auch eine Mitteilung darüber erforderlich, warum ausnahmsweise eine stationäre syndrom (OSA) festgestellt wurde, teilte der Kostenträger trotz vorheriger Behandlung erforderlich ist. Im Sinne von § 301 Abs. 1 Nr. 3 SGB V fehlen daher Informationen Kostenzusage mit, dass die fürderdie Polysomnographie über den "Grund der Aufnahme" undKosten damit eine zentralen Angaben, die eine nicht überKrankenkasse für die ordnungsgemäße Abrechnungsprüfung benötigt.“ nommen würden, da keine ambulante Polygraphie vorgeschaltet war [1]. Patienten Methoden. MDK: BSG, Urteil v.und 16.05.2012 (Az B3 KR 14/11 R) Seitens des Kostenträgers wurde ex Abb. 5 | 75 – 18
VOM SYMPTOM ZUR DIAGNOSE UND THERAPIE * post argumentiert, es sei eine bedeutsame schlafbezogene Atmungsstörung (OSA) diagnostiziert worden, so dass von einer ambulanten Leis(Neurologische) Indikation tung auszugehen sei und die stationäre Leistung nichtCPAPgerechtfertigt sei. Indikation Therapie Diagnose(n) Symptom(e) Gutachterliche Position. Prüfung aller Behandlungsunterlagen mit zur Die Diagnostik Therapie einem ergebnisoffenen Ex-ante-Ansatz [2] zeigte, dass der Patient nicht Hausarzt PSG sofort stationär aufgenommen wurde, sondern dass in der zugehörigen Hochschulambulanz vorher eine ausführliche Erhebung der Anamnestationär + Neurologe se erfolgte. Im Ergebnis dessen wurden multiple abklärungsbedürftige Symptome erfasst und im Arztbrief dokumentiert. Die Ambulanzärzte Tagesmüdigkeit OSA und zentrale Apnoen CPAP kamen zu dem Ergebnis, dass auf der Grundlage dieser Symptome noch unruhige Beine periodische Beinbewegungen keine Diagnose gestellt und auch Schichtarbeitersyndrom noch keine zielgerichtete Verdachtschronisches Schmerzsyndrom Schichtarbeit diagnose formuliert werden kann,multiple so dassArthrosen eine stationäre PolysomnoInsomnie graphie veranlasst wurde. Schnarchen Ergebnisse. BSG: Das BSG stellte mit dem Urteil v. 16.05.2012 (Az B3 KR 14/11 R) eine Checkliste auf, die von stationären Leistungserbringern er* am Beispiel eines Patienten mit neurologischer Indikation zur stationären PSG, füllt sein sollte. Demnach muss glaubhaft gemacht werden, dass bei dem sich – erst im Ergebnis der stationären PSG – die Hauptdiagnose OSA – herausstellte „die Versorgungsziele ambulant nicht erreichbar waren“ sowie dass – „der Versicherte an gravierenden gesundheitlichen Beschwerden geAbb. 6 | 75 – 28 litten (hat), die nur mit den spezifischen Möglichkeiten des Krankenhauses zu bewältigen waren“ (ebda.). Weiterhin hat das Krankenhaus die Pflicht, folgende Mindestangaben an die Krankenkasse zu übermitteln: „Stammdaten (…), Detailangaben über Aufnahme, Verlegung, Art der Behandlung und Entlassung einschließlich der Angabe des einweisenden Arztes mit Einweisungs- und Aufnahmediagnose, aber auch die medizinische Begründung für eine Verlängerung der Verweildauer sowie Datum und Art der durchgeführten Operationen und Prozeduren“. Da die Polysomnographie primär keine stationäre Leistung sei, wird gefordert, stationäre Leistungen umfassend zu begründen, d. h. nicht nur einen, sondern mehrere Gründe für die stationäre Leistungserbringung anzugeben (Abb. 1). Schlussfolgerungen. Gutachterlich zeigte sich, dass der Patient nicht mit der (Verdachts-)Diagnose OSA ins Schlaflabor eingewiesen wurde, sondern dass die Indikation für die stationäre Polysomnographie aus einer neurologisch betonten Symptomatik abgeleitet wurde (Verdacht auf atypisches Restless-Legs-Syndrom und Tagesmüdigkeit), vgl. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN 2008) und Abb. 2. Das Stufenschema des GBA ist ausdrücklich nur für Patienten mit schlafbezogenen Atemstörungen heranzuziehen, nicht aber für Patienten mit primär neurologischen Beschwerden. Diese Einschränkung wird in der Verordnung und im zugehörigen Bericht ausdrücklich betont (Bericht GBA v. 27.01.2006, S. 42). Die Kriterien gemäß dem Urteil des BSG wurden im vorliegenden Fall erfüllt, da die o. g. Prüfliste des BSG berücksichtigt wurde. Literatur 1. Paditz, E.(2013) Vom Symptom zur Diagnose und Therapie. schlafmagazin 01 2. ders.: Gutachterlicher Prüfalgorithmus. www.gutachten-paditz.de Schlüsselwörter. Polysomnographie, Gutachten, Prüfalgorithmus,
Checkliste für Kliniken, GBA, BSG und Leitlinien
76 OSA und die Niere N. Büchner1 1 Marienhospital Herne Klinik Mitte Medizinische Klinik I, Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin, Herne Die Niere nimmt im kardiovaskulären Risikoprozess eine Sonderstellung ein, da sie nicht nur ein passives Zielorgan ist sondern den atherosklerotischen Prozess über verschiedene endokrine und neurohumorale Mechanismen entscheidend beeinflussen kann. Kardiovaskulär betrachtet ist die Niere somit oft Täter und Opfer zugleich. Es ist zwar bekannt, dass die fortgeschrittene chronische Niereninsuffizienz (CNI) die Entwicklung einer Obstruktiven Schlafapnoe (OSA) begünstigt, andererseits gibt es aber auch erste Hinweise dafür, dass die OSA zu einer Verschlechterung der Nierenfunktion führen kann. Eine CNI kommt bei OSA-Patienten häufiger vor, wobei die Progression der CNI mit der Schwere der OSA assoziiert war. Dennoch bleibt die Beurteilung der Kausalität dieses Zusammentreffens erheblich dadurch erschwert, dass wichtige Risikofaktoren und Folge- bzw. Begleiterkrankungen der OSA gleichzeitig auch bekannte Progressionsfaktoren der chronischen Niereninsuffizienz sind. Dies betrifft insbesondere die arterielle Hypertonie, den Diabetes mellitus, die Adipositas und einen gesteigerten Sympathokotonus. Andere Pathomechanismen hingegen (z. B. zentrale Hypervolämie, nächtliche Hypoxämie, oxidativer Stress, Inflammation, endotheliale Dysfunktion, Störung der renalen Perfusion) könnten auch einen direkten Einfluss der OSA auf die Entwicklung oder das Fortschreiten einer CNI erklären. In mehreren meist kleinen Studien konnte gezeigt werden, dass Patienten mit OSA eine gegenüber Kontrollen signifikant schlechtere Nierenfunktion aufwiesen. Dieser Beobachtung wurde bislang jedoch nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt, wohl weil es sich meist nur um eine milde bis moderate Einschränkung der Nierenfunktion handelte. Allerdings sind auch diese früheren Formen der CNI inkl. einer Mikroalbuminurie schon mit einer relevanten Erhöhung der gesamten und kardiovaskulären Mortalität assoziiert. Neben der interessanten Betrachtung einer möglichen Kausalität des Zusammenhanges OSA und CNI ergeben sich noch weitere relevante Fragestellungen. So fanden sich erste Hinweise für eine Besserung der Nierenfunktion unter OSA-Therapie. Unklar ist bislang zudem, ob eine Niereninsuffizienz das bei OSA ohnehin stark erhöhte kardiovaskuläre Risiko weiter verschlechtert oder lediglich einen Surrogatparameter der oben angeführten Risikokonstellation darstellt. Prospektive und statistisch ausreichend gepowerte Studien sind nötig, um diesen Fragestellungen weiter nachzugehen. Schlüsselwörter. Obstruktive Schlafapnoe, Niereninsuffizienz, Nierenfunktion, OSA, Hypertonie
77 Atherosklerose/Aortenaneurysmen bei OSA R. Schulz1 1 Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Medizinische Klinik II, Schlafmedizinisches Zentrum, Gießen Fragestellung. In diesem Symposiumsbeitrag sollen die in letzter Zeit zunehmend erkannten Zusammenhänge zwischen obstruktiver Schlafapnoe (OSA) und Atherosklerose sowie Aortenaneurysmen dargestellt werden. Patienten und Methoden. Epidemiologische Studien haben die Prävalenz atherosklerotischer Folgeerkrankungen wie koronare Herzerkrankung/Myokardinfarkt und Apoplex bei OSA ermittelt. Weiterhin wurde der Atherosklerose-Prozess bei OSA-Patienten mit verschiedenen Methoden untersucht [Ultraschallmessung der Intima-media-Dicke (IMT), Koronarkalkmessung mittels CT, intravaskulärer Ultraschall, Knöchel-Arm-Index). Im Mausmodell wurde der Effekt einer chronisch-intermittierenden Hypoxie (CIH) auf die Atherosklerose unter-
sucht. Schließlich wurde der kurzfristige Einfluss der CPAP-Therapie auf die IMT in einer randomisierten Studie bei einer geringen Anzahl von OSA-Patienten evaluiert. Bei Patienten mit Dissektion der thorakalen Aorta bzw. Aneurysmen der abdominellen Aorta wurde das Auftreten von schlafbezogenen Atmungsstörungen (SBAS) evaluiert. Weiterhin wurden Patienten mit dem Marfan-Syndrom, die aufgrund einer Bindegewebsschwäche häufig gleichzeitig an einer OSA und Aortenaneurysmen leiden, untersucht. Schließlich existieren erste Daten zum longitudinalen Verlauf von Aortenaneurysmen bei OSA-Patienten. Ergebnisse. Folgeerkrankungen der Atherosklerose treten bei OSA gehäuft auf und die Atherosklerose ist in verschiedenen Gefäßprovinzen gesteigert. Traditionelle Risikofaktoren wie arterielle Hypertonie, Hyperlipidämie und Diabetes mellitus werden durch die OSA aggraviert. Andererseits spielt wahrscheinlich die CIH mit Inflammation und oxidativem Stress eine wesentliche Rolle. Weitere erst kürzlich erkannte Pathways sind eine Aktivierung von Leukotrien B4 und des vom Fettgewebe sezernierten Lipoproteinlipase-Inhibitors Angiopoietin-like 4. Die CPAP-Therapie führt möglicherweise zu einer Reduktion der IMT. Die Prävalenz der OSA ist bei Patienten mit Aortenaneurysmen erhöht und die schwere OSA ist mit einem schnelleren Wachstum der Aneurysmen verbunden. Patienten mit dem Marfan-Syndrom, die gleichzeitig an einer OSA leiden, haben einen größeren Durchmesser der Aortenwurzel als solche ohne SBAS. Verantwortlich für die Expansion der aortalen Gefäßwand bei OSA ist wahrscheinlich die hiermit assoziierte arterielle Hypertonie mit den typischen nächtlichen Blutdruckspitzen. Schlussfolgerungen. Die aktuelle Datenlage spricht dafür, dass die OSA ein unabhängiger Risikofaktor der Atherosklerose sowie von Aortenaneurysmen ist. Ob die CPAP-Therapie tatsächlich die AtheroskleroseEntwicklung bei OSA supprimiert, muss noch anhand einer größeren Zahl von Patienten über einen längeren Zeitraum verifiziert werden. Auch der Effekt der CPAP-Therapie bezüglich Entstehung und Progression von Aortenaneurysmen muss noch untersucht werden. Schlüsselwörter. Obstruktive Schlafapnoe, Atherosklerose, Aneurysmen, intermittierende Hypoxie, CPAP
78 Gerinnung/Thromboembolien bei OSA R. von Känel1 1 Universitätsklinik für Allgemeine Innere Medizin, Bern, Schweiz Fragestellung. Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) wurde in den letzten Jahren zunehmend als Risikofaktor für atherothrombotische Ereignisse wie Myokardinfarkt und Hirnschlag erkannt. Ebenso mehren sich die Hinweise für eine erhöhte Prävalenz des OSAS bei venösen thromboembolischen Ereignissen, insbesondere nach stattgehabter Lungenembolie. Verschiedene Mechanismen werden diskutiert, welche sowohl das arterielle als auch das venöse Thromboserisiko erhöhen könnten, einschließlich ein prothrombotischer Zustand. Patienten und Methoden. Für diesen Beitrag soll die Literatur zu den hämostatischen Veränderungen beim OSAS, einschließlich die veröffentlichen Daten unserer Forschergruppe hierzu, kritisch gewürdigt werden. Ergebnisse. Veränderungen der Hämostase mit einer insgesamt erhöhten Gerinnungsneigung des Blutes, teilweise vermittelt durch eine erhöhte Aktivität des sympathischen Nervensystems und nächtliche Sättigungsabfälle, scheinen ein wichtiger pathophysiologischer Mechanismus beim OSAS zu sein. Befunde verschiedener Hämostase-Studien der letzten ca. 15 Jahre legen nahe, dass das OSAS sowohl mit einer erhöhten Aktivität von Blutplättchen und erhöhten Spiegeln von zirkulierenden Gerinnungsfaktoren als auch mit einer verminderten fibrinolytischen Aktivität einhergeht. Kardiometabolische Risikofaktoren wie der arterielle Bluthochdruck und das Übergewicht vermögen nur einen Teil dieser Zusammenhänge zu erklären. Randomisierte kontrollierte Therapiestudien zeigen teilweise eine Verbesserung des insgesamt prothrombotischen Zustands beim OSAS vor allem mit Überdrucktherapie. Somnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts Schlussfolgerungen. Die Evidenz für eine erhöhte Gerinnungsneigung des Blutes beim OSAS ist beträchtlich. Die Frage, ob in Abhängigkeit dieser erhöhten Gerinnungsneigung Patienten mit einem OSAS ein erhöhtes arterielles und/oder venöses Thromboserisiko aufweisen, kann derzeit nicht beantwortet werden. Schlüsselwörter. Obstruktive Schlafapnoe, Gerinnung, Fibrinolyse, Blutplättchen, Thrombose
79 OSA und das metabolische System J.H. Ficker1 1 Klinikum Nürnberg Nord, Medizinische Klinik 3, Schwerpunkt Pneumologie, Allergologie, Schlafmedizin, Nürnberg
80 Schlafwahrnehmung und Schlafmessung – methodische Aspekte H. Schulz1 1 Freie Universität Berlin, Sektion Neuropsychologie und Schlaf, Helios Klinikum Erfurt, Erfurt Fragestellung. Schlaf kann gemessen [Polysomnographie (PSG), Aktometrie, Bildgebung] oder beurteilt (Befragung) werden. Epidemiologische und anamnestische Datenerhebungen zum Schlaf sind auf das Beurteilungsverfahren angewiesen während die PSG das zentrale Messverfahren des Schlaflabors darstellt. Angestrebt wird eine hohe Übereinstimmung von beurteiltem und gemessenem Schlaf. Diskrepanzen zwischen den beiden Messebenen werden häufig als Fehlwahrnehmung des Schlafes interpretiert („sleep state misperception“). Es ist jedoch zu fragen, ob PSG-definierter Schlaf die hinreichende Information enthält, an der sich die Schlafbeurteilung orientiert oder ob nicht noch andere Charakteristika des Schlafes in die Beurteilung eingehen, etwa die stadienspezifische Reaktionsbereitschaft verschiedener Verhaltenssysteme (sensorische, motorische, vegetative, kognitive) im Schlaf, die Koella (1988) mit dem Begriff Vigilanz bezeichnet. Wird das zweidimensionale Schlafprofil um das Vigilanzprofil des jeweiligen Stadiums ergänzt, dann ergibt sich ein dreidimensionales Schlaf-Vigilanz-Relief. Es wäre nun zu prüfen, ob dieses erweiterte Konzept des Schlafes für den Vergleich mit der Schlafbeurteilung besser geeignet ist als das konventionelle Schlafprofil mit daraus abgeleiteten Parametern. Patienten und Methoden. In dem Symposium werden am Beispiel von normalen Schläfern und von Patienten mit Insomnie Probleme aufgezeigt, die sich beim Vergleich der beiden Messebenen (PSG vs. Beurteilung) ergeben. Ergebnisse. Ein zentrales Ergebnis verschiedener Untersuchungen mit nächtlichen Weckungen ist, dass physiologischer Schlaf nicht immer als Schlaf erlebt und beurteilt wird. Abweichungen sind bei Schlafgestörten größer als bei normalen Schläfern. Schlussfolgerungen. Die häufig beobachtete Unterschätzung der PSGdefinierten Schlafdauer bei Insomniepatienten wird meist als Folge einer Übererregung („hyperarousal“) interpretiert. Das genannte Vigilanzkonzept bietet dazu eine Alternative. Es wird angenommen, dass die Schlafbeurteilung mit dem Vigilanzprofil korreliert und dieses eine nützliche Ergänzung zu den üblicherweise verwendeten Schlafparametern darstellt. 1. Koella WP (1988) Die Physiologie des Schlafes. Stuttgart: G. Fischer Schlüsselwörter. Schlafwahrnehmung, Schlafbeurteilung, Schlafmessung, Vigilanz, Methodik
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81 Wie nehmen gute Schläfer ihren Schlaf wahr? D. Leonhard-Weigand1 1 Freie Universität Berlin, Berlin Fragestellung. Studien über die Zusammenhänge zwischen polysomnographischen Daten und subjektiven Zustandsbeurteilungen bei beschwerdefreien Schläfern sollen hinsichtlich Methodik und Ergebnissen zusammenfassend dargestellt und diskutiert werden. Patienten und Methoden. Die Schlafwahrnehmung normaler Schläfer wurde im Schlaflabor in vier verschiedenen Versuchsprotokollen untersucht. 1. Ein häufiges Vorgehen ist es, Schläfer im Anschluss an eine Polysomnographie Kennwerte des Schlafes wie Schlaflatenz, Schlafdauer, Schlafqualität, usw. per Fragebogen oder Skalen einschätzen zu lassen. 2. In anderen Untersuchungen sollten die Schläfer während der Nacht spontane Aufwachprozesse durch verbalen Report oder durch Drücken einer Taste signalisieren. 3. In weiteren Versuchen wurden Schläfer im Schlaflabor einmal oder mehrfach aus dem Schlaf geweckt und um eine Zustandsbeschreibung des vorangegangenen Zustands gebeten. 4. Schließlich wurde in einigen Studien die Veränderbarkeit der Schlafwahrnehmung durch richtiges oder falsches Feedback auf Zustandsbeurteilungen sowie durch den Einfluss von Hypnotika untersucht. Ergebnisse. 1. Auch gute Schläfer überschätzten häufig ihre Einschlaflatenz und unterschätzten die Gesamtschlafdauer, wenn sie diese am nächsten Morgen beurteilten. 2. Signalisiertes Erwachen stand im Zusammenhang mit Alpha-Aktivität im EEG, war unabhängig von der vorangegangenen Schlafdauer und wurde besonders im REM-Schlaf angezeigt. Andererseits wurde eine große Anzahl nächtlicher Arousal nicht signalisiert, besonders zu Beginn der Nacht und im Tiefschlaf. 3. Nach Weckungen aus REM-Schlaf gaben normale Schläfer zwischen 20 und 27% Wachurteile ab, aus NREM-Schlaf zwischen 40 und 55%. 4. Bei Gesunden konnte die Schlafwahrnehmung durch verbales Feedback verändert werden, d. h. korrekte Schlafwahrnehmung unterliegt auch einem Lernprozess. Schlussfolgerungen. In allen beschriebenen Untersuchungsdesigns fanden sich zum Teil erhebliche Diskrepanzen zwischen den polysomnographisch erhobenen Daten und den subjektiven Angaben der beschwerdefreien Schläfer. Die zugrunde liegenden Prozesse sollten eingehender untersucht werden, auch um die Beschwerden von Patienten mit Schlafstörungen besser verstehen und behandeln zu können. Schlüsselwörter. Schlafwahrnehmung, Schlafbeurteilung, Schlafmessung, Fehlwahrnehmung, Zustandsbeschreibung
82 Insomnie – Fehlwahrnehmung oder Hyperarousalstörung? D. Riemann1 1 Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychosomatik, Freiburg i. Br. Fragestellung. Seitdem sich die Polysomnographie (PSG) als Goldstandard der Schlafforschung und Schlafmedizin etabliert hat, haben viele Arbeitsgruppen versucht, die subjektiv geäußerten Klagen über einen massiv gestörten Schlaf mithilfe dieser Methode zu objektivieren. Enttäuschenderweise zeigte sich, dass subjektive Klagen über verlängerte Einschlafzeiten, gehäuftes nächtliches Erwachen bzw. unerholsamen Schlaf sich durch die PSG nicht verifizieren ließen. Diese Befunde führten zur Etablierung der Konzepte „sleep state misperception“ bzw. „paradoxical insomnia“. Im Rahmen dieses Vortrags wird versucht, mithilfe verfeinerter Methoden der EEG-Analyse aufzuzeigen, dass die Diskrepanz zwischen subjektiven und objektiven Schlafdaten weniger als Fehlwahrnehmung sondern vielmehr als Resultat eines Hypera-
rousalprozesses zu interpretieren ist, der sich in einer Veränderung der Mikrostruktur des Schlafes mithilfe von Mikroarousalanalysen und spektralanalytischen Methoden abbilden lässt. Patienten und Methoden. Durchgeführt wurden: a) eine Literaturanalyse zum Thema Schlafwahrnehmung bei Insomnie; b) eine Metaanalyse der PSG Literatur bei PI; c) Mikroarousalanalysen bei insgesamt 200 Patienten mit PI und guten Schläfern; d) Spektralanalysen des SchlafEEG bei Subgruppen von c). Ergebnisse. Die Literaturrecherche belegte, dass eine Überschätzung nächtlicher Wachzeiten (im Vergleich subjektiver zu objektiver PSGDaten) ein gut repliziertes Phänomen bei Patienten mit PI ist. Die MetaAnalyse der PSG-Literatur bestätigte, dass bei PI die Schlafkontinuität gestört ist – im Mittel allerdings schlafen Patienten mit PI „nur“ 30 Minuten weniger als gute Schläfer – im Gegensatz dazu ergeben Daten aus Schlaftagebüchern Reduktionen der Schlafdauer in einem Bereich von ein bis zwei Stunden. An 200 Patienten mit PI konnten wir zudem signifikante Erhöhungen der Mikroarousal-Indices, insbesondere im REM-Schlaf feststellen. Zudem wiesen die Patienten signifikant erhöhte Anteile schneller Frequenzen im Schlaf-EEG (vor allem in beta-Bereich) auf. Schlussfolgerungen. Die traditionelle Schlafstadienanalyse nach R & K hat dazu geführt, dass generell davon ausgegangen wird, dass Patienten mit Insomnie dazu neigen, ihre nächtlichen Wachzeiten (massiv) zu überschätzen. Mikrostrukturelle Analysemethoden hingegen sprechen eher dafür, dass der Schlaf von Patienten mit Insomnie durch permanente Arousalvorgänge charakterisiert ist, die dann das Gefühl extrem fraktionierten Schlafs bei den Betroffenen hervorrufen. Schlüsselwörter. Insomnie, Fehlwahrnehmung, Mikroarousal, PSG, Schlaftagebücher
83 Schlafwahrnehmung mit bildgebenden Verfahren – von Aktivität zu Konnektivität R. Wehrle1, V. I. Spoormaker2, M. Czisch2 1 EasyCap GmbH, München, 2Max-Planck-Institut für Psychiatrie, München Fragestellung. Wahrnehmung und Bewusstseinszustände im Schlaf beruhen nicht zuletzt auch auf Veränderungen der Aktivität verschiedener Gehirnregionen sowie deren Kommunikation miteinander. Funktionelle Bildgebungsmethoden geben Aufschluss über diese verschiedenen Aktivitätszustände und Informationsverarbeitung in unterschiedlichen Schlafstadien sowie in Verbindung mit einzelnen Elementen des Schlaf-EEGs wie beispielsweise Schlafspindeln oder mit Frequenzbändern wie der langsamwelligen Delta-Aktivität. In jüngster Zeit liegt ein verstärktes Augenmerk auf der Kommunikation verschiedener Gehirnregionen zueinander. Diese funktionelle Konvektivität, die als zeitliche Kohärenz zwischen verschiedenen neuronalen Ereignissen definiert ist, kann mit verschiedenen Methoden evaluiert werden. Patienten und Methoden. Beschrieben werden kombinierte elektroenzephalographische und funktionelle magnetresonanztomographische (EEG-fMRT-) Messungen in verschiedenen Schlafstadien, sowohl hinsichtlich Reizverarbeitung als auch spontaner Aktivität. Besonderes Augenmerk gilt den verschiedenen Möglichkeiten, Netzwerkaktivitäten abzubilden, wie „Seed-analysen“ oder Konnektivitätsmessungen wie z. B. mit Hilfe der spontanen ultralangsamen Fluktuationen im fMRT-Signal (0,01–0,10 Hz). Diese Fluktuationen haben neuronalen Ursprung und zeigen räumliche Kohärenz zwischen funktionell verknüpften Gehirnregionen auf. Ergebnisse. Neuronale Aktivität im Schlaf ist deutlich verändert in Regionen, welche mit Selbstwahrnehmung, mit externer Reizverarbeitung, aber auch Speicherung von Gedächtnisinhalten assoziiert sind. Auch zeigen sich lokale und globale Änderungen der funktionellen Konvektivität des Gehirns im Übergang zu den verschiedenen Schlafstadien. Dies betrifft sowohl Aufmerksamkeitsnetzwerke als auch das sogenannte „default mode network“, welches in Zusammenhang mit
der Vorstellung zukünftiger oder autobiographischer Ereignisse und Selbstwahrnehmung steht. Schlussfolgerungen. Die Kapazität des Gehirnnetzwerkes, Information sinnvoll zu integrieren, ist im Schlaf deutlich reduziert, auch aufgrund des Wegfallens von besonders relevanten Netzwerkknoten. Bildgebungsdaten wurden bislang überwiegend an gesunden Probanden erhoben, jedoch geben diese Ergebnisse auch Hinweise auf mögliche Veränderungen bei der Fehlwahrnehmung des Schlafzustandes bei Schlafstörungen. Schlüsselwörter. Funktionelle Bildgebung, Konvektivität, fMRT, neuronale Netzwerke, Selbstwahrnehmung
84 Positiver Einfluss der Therapie mit Interferon beta 1b auf Fatigue bei schubförmiger multipler Sklerose (RRMS) – zusätzlicher Einfluss von schlafbezogenen Störungen? S. Kotterba1, C. Haltenhof1, W. Schölzel1 1 Ammerland-Klinik GmbH, Klinik für Neurologie, Westerstede Fragestellung. In einer Vorstudie konnten wir darlegen, dass unter 12-monatiger Therapie mit Interferon beta 1b die Fatigue-Symptomatik bei RRMS-Patienten stabil blieb. RLS-Beschwerden und polysomnographischer Nachweis von PLM korrelierten mit physischer Fatigue. In einem Follow-up nach 3 Jahren sollte der Fatigue-Verlauf weiter betrachtet werden. Im Fokus stand ferner der Verlauf von RLS und PLM. Da in anderen Studien die Bedeutung spinaler Veränderungen bei PLM und RLS betont wird, sollte insbesondere durch aktuelle MRT-Untersuchungen die Läsionslast im Spinalmark beurteilt werden. Patienten und Methoden. Multizenterstudie aus 3 Zentren, ambulante Untersuchung von 24 Pat. (19 Frauen, 5 Männer) im Alter von 37,3+7,9 Jahren, die initial über 12 Monate nach Beginn einer Therapie mit Interferon beta 1b untersucht wurden. Diese Patienten wurden jetzt nach durchschnittlich 3 Jahren reevaluiert und zusätzlich mittels MRT untersucht. Untersuchungsmethoden. – Demographische und klinische Daten – ambulante Polysomnographie – Epworth Sleepiness Scale (ESS), Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI), Modified Fatigue Impact Scale (MFIS), Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS), International rating scale for restless legs syndrom (IRLSS), Morgen- und Abendprotokoll der DGMS. Ergebnisse. Die Krankheitsschwere (EDSS) blieb stabil. Die Tagesschläfrigkeit nahm leicht zu (ESS 6,3+3,8 vs. 7,7+5,3). Hinsichtlich der Schlafqualität (PSQI) ergab sich keine Änderung. Der Gesamtscore der Fatigue (MFIS) nahm im Langzeitverlauf im Mittel ab (wobei die stärkste Abnahme bei der physischen Fatigue zu beobachten war). Der RLS-Score nahm signifikant zu (3,8+6,5 vs. 6,8+6,8), der PLM-Verlauf war ohne einheitliche Tendenz. Die physische Fatigue korrelierte signifikant (p<0,01) mit dem RLS-, ESS- und PSQI-Score. Ein Zusammenhang zwischen spinaler Läsionslast und PLM bzw. RLS-Schwere fand sich nicht. Schlussfolgerungen. Wie in den Voranalysen bestätigte sich, dass eine Therapie mit Interferon beta 1b bei MS auch im längeren Verlauf einen stabilisierenden Effekt auf die Fatigue hat. RLS-Symptome nehmen im Erkrankungsverlauf zu, sind aber bei früh begonnener Therapie geringer ausgeprägt. RLS-Schwere, Tagesschläfrigkeit und Schlafqualität hatten einen negativen Einfluss insbesondere auf die physische Fatigue. Neben der Forderung, früh mit einer immunmodulatorischen Therapie bei RRMS zu beginnen, bestätigt die Studie auch den Einfluss schlafbezogener Parameter auf die MS-Fatigue Schlüsselwörter. Fatigue bei RRMS, Restless-Legs-Syndrom, „periodic leg movement“, Interferon beta 1b, MRT
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Abstracts
reaction times difference to control condition (ms)
200
Memory and Reaction Times
100 0 –100 –200 * –300 neutral
positive
negative
Abb. 7 | 85 – 28
85 Bright light interferes with fear learning (Licht stört das Lernen von emotionalen Bildern) C. Stoll1,2, A. Wahnschaffe1, D. Fay2, D. Kunz1 1 Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Physiologie, Berlin, 2University of Potsdam, Insitute of Human Science, Potsdam Introduction. In an fMRI study it has been demonstrated that blue light increases amygdala activity when compared to green light (Vandewalle et al.). The amygdala is involved in processing of emotional stimuli and salience learning (Phelps & LeDoux 2005), especially stimuli that are threatening in their nature (Sato et al. 2011). The aim of the current study is to examine the influence of bright blue-enriched light on the processing of threatening stimuli. It is hypothesized that bright blue-enriched light activating amygdalic regions interferes with processing of threatening stimuli. Methods. In a balanced design pictures with neutral, positive and negative connotations were shown to participants (n=16). A recognition task was conducted after an hour of bright blue-enriched light exposure (or control condition), measuring accuracy and reaction times. Results. Results showed that the benefit of bright light on reaction times was present for neutral (−46±176 ms) and positive (−56±109 ms) pictures, but there was no benefit of bright light for reaction times to negative pictures (21±148 ms). A significant difference in the change of reaction times was found between the positive and negative categories (paired t-test; p<0.05; Abb. 1). Conclusion. Considering that bright light not only activates amygdalic regions but also cortical networks that might be responsible for general decreased reaction times, current data confirm the hypothesis that bright blue-enriched light interferes with processing of negative stimuli. The current study was conducted in the evening hours when light is biologically unnatural. Further research should investigate this relationship in a daytime setting. Keywords. Licht, emotional learning, gesunde Probanden, Chronobiologie, Amygdala
86 Induktion konditionierter olfaktorischer Inhalte im Traumerleben B.A. Stuck1, L. Hoffmann1, J.U. Sommer1, M. Schredl2 1 Universitätsmedizin Mannheim, Universitäts-HNO-Klinik, Mannheim, 2 Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim Fragestellung. In bisherigen Studien zur Beeinflussung von Träumen durch olfaktorische Reize wurde der Einfluss von olfaktorischen Reizen auf das emotionale Traumerleben sowie auf den Trauminhalt untersucht.
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Hierbei konnte festgestellt werden, dass sich in Abhängigkeit von der Hedonik das emotionale Traumerleben durch die Stimulation mit H2S und PEA im REM-Schlaf signifikant beeinflussen lässt. Eine Inkorporation der Reize bzw. olfaktorischer Inhalte in den Traum jedoch ließ sich nicht nachweisen. Ziel der Untersuchung war es, zu überprüfen, ob es möglich ist, Traumemotionen und Trauminhalte spezifischer zu beeinflussen, in dem olfaktorische Reize an konkrete Inhalte gekoppelt werden. Methode. 16 gesunde, junge, normosmische Probanden wurden eingeschlossen. Vor Beginn der Untersuchungsnacht erfolgte die Konditionierung der Probanden. Hierzu wurden die Gerüche H2S (negativ) und PEA (positiv) pulsatil über ein Olfaktometer präsentiert, während parallel Bilderserien zu den Themen „Stadtleben“ und „Landleben“ dargeboten wurden. In einer balancierten, randomisierten Weise wurden den Themen die olfaktorischen Reize zugeordnet. Die nächtliche Stimulation fand während der REM-Phasen statt, die Reize wurden in 3 verschiedenen REM-Phasen randomisiert für 10 s präsentiert. 60 s nach der Stimulation wurde der Proband geweckt, standardisiert befragt und der Traumbericht aufgezeichnet. Anschließend wurden die Träume transkribiert und durch verblindete Rater beurteilt. Unterschiede in den Traumemotionen wurden mittels Varianzanalyse mit Messwiederholung bzw. dem t-Test statistisch analysiert, der Vergleich in Bezug auf die Häufigkeit des Auftretens von kongruenten Inhalten erfolgte mit einem einseitigen t-Test. Ergebnisse. In 16 Nächten konnten 47 REM-Weckungen erfolgen. Die Probanden schätzten im Wachzustand die Landthemen positiver ein als die Stadtthemen. In der subjektiven Beurteilung der Traumemotionen in Abhängigkeit vom Stimulus zeigte sich unter allen Bedingungen eine weitgehend neutrale bzw. leicht positive emotionale Färbung der Träume. Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Bedingungen zeigten sich nicht. In der Beurteilung der Traumemotionen in Abhängigkeit vom gekoppelten Themenkomplex zeigte sich unter „Landreizung“ eine positive emotionale Färbung und unter „Stadtreizung“ eine leicht negative. Der Unterschied in Bezug auf die Traumemotionen war für die objektive Beurteilung statistisch signifikant (t=1,8; p=0,048). In Bezug auf die Inhaltsebene für die Landthemen zeigte sich bei kongruenter (Land-)Reizung statistisch signifikant häufiger Landthemen im Trauminhalt als unter inkongruenter (Stadt-) Reizung (t=2,1; p=0,0276). Für die Stadtthemen ließ sich kein Unterschied nachweisen. Schlussfolgerungen. In der vorliegenden Studie hatte die Präsentation der mit Stand- und Landthemen gekoppelten Reize im Gegensatz zu früheren Studien keine Effekte auf die subjektiven Traumemotionen. Dies könnte durch die Auflösung der „natürlichen“ Hedonik der Reize durch die Kopplung bedingt sein. Der Effekt der Duftreize auf die Traumemotion lässt sich somit durch Konditionierung verändern. Für die Landthemen konnte gezeigt werden, dass eine signifikante Beeinflussung der Trauminhalte durch eine gekoppelte olfaktorische Stimulation möglich ist. Warum sich nur für die Landthemen ein gehäuftes Auftreten von assoziierten Inhalten im Traum darstellen ließ, bleibt derzeit unklar, könnte jedoch mit der stärkeren emotionalen Bewertung der Landthemen durch die Probanden zusammenhängen. Insgesamt erscheint die inhaltliche Beeinflussung des Traumerlebens komplex, jedoch grundsätzlich möglich. Schlüsselwörter. Träume, Riechen, Emotion, Konditionierung, Reizverarbeitung
87 Polysomographic characteristics of psychiatric disorders – a metaanalysis (Polysomnographische Parameter bei psychiatrischen Störungen – eine Metaanalyse) S. Nanovska1, C. Baglioni1, M. Weirich1, W. Regen1, K. Spiegelhalder1, B. Feige1, C. Nissen1, D. Riemann1 1 University of Freiburg Medical Center, Department of Psychiatry and Psychotherapy, Freiburg i. Br. Introduction. Sleep complaints are common among patients with psychiatric disorders. In 1992, Benca et al. conducted a meta-analysis on
polysomnographic characteristics of psychiatric illnesses. This analysis showed that, although affective disorders were most frequently associated with alterations of sleep variables, no single polysomnographic parameter demonstrated specificity for any condition. Over the past two decades, numerous studies on sleep in patients with psychiatric disorders have been published. The aim of this study was to conduct a contemporary meta-analysis focusing on the following disorders: affective, anxiety, and eating disorders, schizophrenia, borderline personality disorder, autism, and attention-deficit-hyperactivity-disorder (ADHD). Methods. All polysomnographic studies evaluating patients with the considered psychiatric disorders compared to healthy controls were identified through a search in Medline and PsycInfo databases from 1992 to 2012. The effects were summarized using standardized mean differences. The studies were pooled with the random-effect model. Results. Ninety-five studies, including data of a total of 2620 patients and 2214 control subjects, were identified. All disorders, excluding ADHD, were associated with polysomnographic alterations. When considering only those studies evaluating the disorders in the absence of any comorbidity, we found less impairment compared to studies that included comorbidities. In particular, REM sleep latency was altered only in non-comorbid autism and REM sleep duration was not altered in any non-comorbid disorders. Conclusion. The results further support the notion that sleep impairments are a transdiagnostic syndrome in psychiatric disorders. In addition, more severe alterations were associated with complex psychiatric conditions characterized by the co-presence of more than one disorder, suggesting a role of sleep in comorbidity processes. Keywords. Sleep, polysomnography, psychiatric disorders, comorbidity, meta-analysis
88 Funktionelle Evaluierung der zentralen cholinergen Funktion in Patienten mit Morbus Parkinson und REM-Schlaf Verhaltensstörung – eine TMS-Studie A. Kunz1, S. Golaszewski1, M. Seidl1, F. Tezzon2, E. Trinka1, R. Nardone1,2 1 Christian Doppler Klinik , Universitätsklinik für Neurologie, Salzburg, Österreich, 2Franz Tappeiner Hospital, Neurologie, Meran, Italien Fragestellung. Eine zentrale cholinerge Dysfunktion wurde bereits in Patienten mit Morbus Parkinson (PD) mit Halluzinationen mittels der sog. „Short latency afferent Inhibition“ (SAI), ein Protokoll der transkraniellen Magnetstimulation, welches mit einer cholinerge Inhibition im menschlichen Gehirn assoziiert ist. Weiters ist eine REM-Schlaf Verhaltenstörung (RBD) bei Parkinson-Patienten mit kognitiver Beeinträchtigung assoziiert. Ziel dieser Studie ist es, die cholinerge Funktion, gemessen mittels SAI, in Patienten mit PD und RBD (PD-RBD) sowie in PD-Patienten ohne RBD (PD-nRBD) zu erheben. Patienten und Methoden. Hierfür wurden 10 PD-RBD Patienten, in 13 PD-nRBD Patienten sowie in 15 gleichaltrigen Kontroll-Probanden mittels SAI-Technik untersucht. Alle PD-Patienten und alle Kontroll-Probanden unterzogen sich auch einer umfassenden neuropsychologischen Testbatterie. Ergebnisse. Der durchschnittliche SAI war in PD-RBD Patienten im Vergleich zu PD-nRBD Patienten sowie der Kontrollgruppe signifikant reduziert. Die neuropsychologische Testung zeigte eine milde kognitive Beeinträchtigung in 9 von 10 PD-RBD Patienten sowie in 5 von 13 PD-nRBD Patienten. Der SAI korrelierte positiv mit der neuropsychologischen Testung, die das episodische verbale Gedächtnis, exekutive Funktionen sowie visuokonstruktive und visuperzeptive Fähigkeiten messen. Schlussfolgerungen. Ein ähnliches Ergebnis wurde von unserer Arbeitsgruppe in der ideopathischen Form der RBD gefunden. Es ist daher aufgrund der SAI-Abnormalitäten von einer cholinergen Dysfunktion in PD-Patienten, die eine kognitive Beeinträchtigung entwickeln, auszu-
gehen. Weiters weist diese Studie hin, dass RBD eine wichtige Determinante der kognitiven Beeinträchtigung in PD-Patienten ist. Schlüsselwörter. REM-Schlaf Verhaltensstörung, kognitive Störung, cholinerge Funktion, TMS, Morbus Parkinson
89 Einfluss des Schlafs auf den Nystagmus bei Patienten mit akuter peripher vestibulärer Schädigung A. Freuschle1, R. Hülse1, J. T. Maurer1, K. Hörmann1, B.A. Stuck1 1 Universitätsmedizin Mannheim, HNO-Klinik, Mannheim Fragestellung. Schwindel gehört zu den häufigsten Beschwerden in der Akutversorgung, die differentialdiagnostisch häufig erhebliche Probleme bereiten. Ursachen können neben kardiovaskulären und neurologischen Erkrankungen auch direkte Schädigungen des Gleichgewichtsorgans sein. Im Rahmen solcher Vestibularisschädigungen treten pathologische Augenbewegungen auf, sogenannte Nystagmen. Diese Nystagmen werden in tieferen Schlafstadien oder Narkose unterdrückt. Ziel der vorliegenden Studie war die Untersuchung des Nystagmusverlaufes während der Einschlafphase und den leichteren Schlafstadien N1 und N2. Patienten und Methoden. In die prospektive Studie wurden 10 Patienten mit akut aufgetretenem peripher vestibulären Drehschwindel und horizontalem Spontannystagmus eingeschlossen. Mittels einer Polysomnographie und einer simultan abgeleiteten Elektronystagmographie wurde das Auftreten der Nystagmen während des Einschlafprozesses und im Schlaf analysiert und mit dem Wachzustand verglichen. Ergebnisse. Beim Vorliegen von Alpha und Betaaktivität im EEG zeigten alle Patienten einen mittelfrequenten horizontalen Nystagmus mit 1,5–4 Schlägen/Sekunde. Schon bei Reduktion der Alpha- und Betafrequenz kommt es bei gleicher Nystagmusfrequenz zu einer Amplitudenreduktion. Die Nystagmuskurve geht schließlich etwa eine Minute vor dem Auftreten von N1 in eine Ruhekurve über. Auch in N2 und N3 ist in der Elektronystagmographie kein Nystagmus mehr nachweisbar Schlussfolgerungen. Mit der vorliegenden Studie konnte erstmals gezeigt werden, dass bereits vor Erreichen des Stadium N1 Nystagmen peripher vestibulärer Genese unterdrückt werden. Übergeordnete Vestibulariszentren scheinen diese Deprivation zu bedingen. Auch eine Nystagmusunterdrückung durch die supranukleären Steuerungszentren von Augenbewegungen ist wahrscheinlich. Zukünftig muss die Frage geklärt werden, ob dies spezifisch für peripher vestibuläre Störungen ist bzw. ob sich die Vigilanz-abhängige Veränderung des Nystagmus differentialdiagnostisch nutzen lässt. Schlüsselwörter. Nystagmus, Neuropathia vestibularis, Schlafstadien, Schwindel, Nystagmusfrequenz
90 Red Flags zur Differenzialdiagnose REM-Verhaltensstörung vs. NREM Parasomnie vs. Epilepsie B. Voges1 1 Evang Krankenhaus Alsterdorf, Neurologie, Hamburg Fragestellung. Inwieweit ist es möglich, anhand semiologischer Kriterien und anhand von eigen-/fremdanamnestischen Angaben zu differenzieren zwischen Epilepsie, NREM-Parasomnie und REM-Verhaltensstörungen? Patienten und Methoden. In unserem inzwischen größten deutschen Epilepsie-Monitorings (19 Ableiteplätze) sowie in unserem neurologischen Schlaflabor mit 3 Ableiteplätzen stehen große Datenmengen zur Verfügung mit vielen Fallbeispielen von Pat mit schlafbezogenen Bewegungs- und Verhaltensstörungen. Es werden Videobeispiele typischer frontal bzw. temporal generierter schlafgebundener Anfälle präsentiert,
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Abstracts außerdem von NREM Parasomnien (Somnoloquie, Somnambulismus, Pavor, jactationes, Bruxismus etc.) und REM-BD. Ergebnisse. Aus den Fallbeispielen heraus werden Kriterien entwickelt, nach denen sich die einzelnen Pathologien voneinander gut differentialdiagnostisch abgrenzen lassen. Schlussfolgerungen. Eine differenzialdiagnostische Abgrenzung von Epilepsien, NREM-Parasomnien und REM-Verhaltensstörungen ist oft möglich, unter Zuhilfenahme der in diesem Videoseminar entwickelten und gezeigten Kriterien. Schlüsselwörter. Epilepsie, NREM Parasomnien, REM-Verhaltensstörung, Differenzialdiagnose, Videoseminar
91 Tagesmüdigkeit und -schläfrigkeit und ihre Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit M. Orth1 1 Theresienkrankenhaus und St. Hedwig Klinik GmbH, Medizinische Klinik III, Pneumologie Pneumologische Onkologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin, Mannheim Fragestellung. Tagesschläfrigkeit (imperativer Einschlafdrang bei monotonen Situationen und insbesondere zu den physiologischen Leistungstiefs) führt zu Einschränkungen der Wahrnehmung, der Reaktionszeit, der Entscheidungsfindung und der Gedächtnisleistung und haben Konsequenzen für Arbeits- und Leistungsfähigkeit sowie die Fahrtauglichkeit und führen letztendlich zu einer gesteigerten Eigenund Selbstgefährdung. Die häufigste Ursache für Tagesschläfrigkeit stellen Schlafstörungen, insbesondere das obstruktive Schlafapnoesyndrom (OSAS) dar. Klar abgetrennt werden muss der Begriff der „Müdigkeit“ oder „Fatigue“, der den Zustand der Erschöpfung, beschreibt jedoch ohne zwanghaften Schlafdrang. Patienten und Methoden. Tagesschläfrigkeit stellt in 30–90% schwerwiegender Vorfälle die Ursache von Unfällen in der Industrie dar. Kernzeit für Arbeitsunfälle ist der Zeitraum zwischen 22.00 Uhr und 1.00 Uhr. Das Vorhandensein von Tagesschläfrigkeit und Müdigkeit hat einen guten Vorhersagewert für längere Fehlzeiten am Arbeitsplatz. So konnten an einem Kollektiv von 8000 Untersuchten nachgewiesen werden, dass bei Vorhandensein von Tagesschläfrigkeit bzw. Erschöpfungszuständen (Beobachtungszeitraum 2 Jahre), das relative Risiko für Fehlzeiten ≥90 Tage signifikant erhöht war (Schlafstörungen OR=1,4, 95% CI 1,02–1,51, Erschöpfung (OR 1,35, 95% CI 1,14–1,6) waren Ebenso konnte nachgewiesen werden, dass diese Symptome einen sehr guten Voraussagewert für die Nicht-Wiederaufnahme der Arbeit besitzen [Schlafstörungen: OR 0,56 (95% CI 0,35–0,90) für Rückkehr zum Arbeitsplatz, Fatigue: OR=0,56 (95% CI 0,34–0,90). Bezogen auf das unbehandelte OSAS ist sowohl das Risiko von Arbeitsunfällen, nicht aber auch zuletzt auch die Unfallhäufigkeit im Straßenverkehr signifikant erhöht. Schlussfolgerungen. Schlafstörungen unterschiedlicher Provenienz können mit Tagesschläfrigkeit einhergehen und zu einer erheblicher Eigen- und Selbstgefährdung führen. Hieraus ergibt sich die Folgerung Schlafstörungen, die mit Tageschläfrigkeit einhergehen möglichst rasch zu erfassen und einer adäquaten Diagnostik und Differentialtherapie zuzuführen.
92 Belastungen von Piloten im fliegerischen Alltag M. Locher1 1 Vereinigung Cockpit e. V., Berufsverband der Verkehrsflugzeugführer in Deutschland, Vorstand, Frankfurt Fragestellung. Wie groß ist die Belastung von Piloten im fliegerischen Alltag, und wie entsteht sie?
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Patienten und Methoden. Betrachtet werden jüngere und ältere Piloten, männlich und weiblich, Kurz- und Langstrecke in unterschiedlichen Flugbetrieben. Ergebnisse. Piloten arbeiten in einem hochdynamischen Umfeld. Hohe Verkehrsdichte sowie äußere Einflüsse erfordern viele kurzfristig zu treffende Entscheidungen. Das Wettergeschehen spielt dabei eine große Rolle, das zu jeder Jahreszeit angemessenes Handeln erfordert. Darüber hinaus beeinflusst der technische Zustand des Flugzeugs den Alltag der Piloten. Aus wirtschaftlichen Gründen werden Flugzeuge Tag und Nacht eingesetzt, dadurch müssen Piloten zu jeder Tages und Nachtzeit ihre volle Leistungsfähigkeit abrufen können. Schlussfolgerungen. Der permanent hohen Belastung von Piloten im Alltag muss Rechnung getragen werden. Es muss die Belastung durch ständig wechselnde Dienstzeiten wissenschaftlich weiter erforscht werden, sowie die Piloten für die Auswirkungen der hohen ständigen Belastung sensibilisiert werden. Auch die Flugbetriebe müssen auf die kumulative Belastung durch lange und arbeitsintensive Dienstpläne eingehen. Schlüsselwörter. Piloten, dynamisches Umfeld, Dienstzeiten, Wettergeschehen, technischer Zustand
93 Schlafstörungen bei Piloten – kennen Piloten Schlafstörungen und wie gehen sie damit um? A. Keller1 1 Vereinigung Cockpit e. V., Berufsverband der Verkehrsflugzeugführer in Deutschland, Frankfurt Akzeptanz von Leistungsbeeinträchtigung durch Müdigkeit und Schläfrigkeit, Pilot Fatigue. Individuelle Kenntnis des Schlafbedürfnisses, individuelle Abwehrmaßnahmen, Leistungsbeeinträchtigung mit Auswirkung auf Flugsicherheit, strukturelle Abwehrmaßnahmen (Ausbildung von Piloten und Einsatzplanern, operationelle Flugplangestaltung unter Fatigue-Gesichtspunkten etc.) Die 24/7 Gesellschaft wird auch in Zukunft Flugverkehr zu allen Tagesund Nachtzeiten erfordern. Piloten sollten in die Lage versetzt werden, die Bedeutung von Schlaf und die Auswirkung von Schlafmangel auf die Leistungsfähigkeit für sich individuell zu kennen. Alertness Management kann u. a. langfristig präventive, kurzfristig präventive und akute Abwehrmaßnahmen beinhalten. Flugbetriebsgesellschaften und Gesetzgeber sollten verstärkt wissenschaftliche Erkenntnisse in die Legislative und in die Dienstplangestaltung des menschlichen Individuums einfließen lassen. Weiterhin to do: – Langfristauswirkungen durch Schichtdienst bei Piloten noch nicht erforscht (Altersgrenze?) – Belastungsuntersuchungen des Flugdienstes, Schwerpunkt Schlaf (Qualität, Zeitpunkt und Zeitdauer) Schlüsselwörter. Fatigue, Alertness Management, Müdigkeit, Schläfrigkeit, Leistungsbeeinträchtigung
94 Nacht- und Schichtarbeit, Schläfrigkeit und Schlafstörungen – cochrane Evidenz, chronobiologische Fehlschlüsse und Prävention T. C. Erren1 1 Universität zu Köln, Lehrstuhl, Institut & Poliklinik für Arbeitsmedizin, Umweltmedizin und Präventionsforschung, Köln Fragestellung. Nacht- und Schichtarbeit wurde in seinen Auswirkungen auf Schläfrigkeit und Schlafstörungen seit Jahrzehnten beforscht. Bei Flugbesatzungen gelten bestimmte kurzfristige Kausalzusammenhänge „traditionell“ als gesichert (so soll es zu „Jetlag“ mit assoziierter Schläfrigkeit und Schlafstörungen allein bei Transmeridianflügen kommen). Darüber hinaus gibt es neue Vorstellungen zu biologisch
plausiblen Zusammenhängen zwischen Schlaffacetten bei Schichtpersonal und mittel- und langfristigen Krankheitsprozessen einschließlich Krebsentwicklungen. Vor dem Hintergrund von möglich bzw. wahrscheinlich imponierenden Folgen von Nacht- und Schichtarbeit stellen sich vier drängende Fragen: 1. Was wissen wir wirklich? 2. Was wurde bisher nicht berücksichtigt? 3. Welche Studien brauchen wir? 4. Welche Vorbeugung ist evidenzbasiert? Patienten und Methoden. Zum Verständnis von Schläfrigkeit und Schlafstörungen bei Schichtpersonal werden zwei Auswertungsansätze verfolgt: bis 2014 führen Wissenschaftler aus 6 Ländern (Federführung: Universität zu Köln) Cochrane Reviews zum Einfluss von Schichtsystemen bzw. von nichtpharmakologischen Interventionen (Licht-Dunkel-Applikationen; Napping) durch; epidemiologische Studien werden bezüglich ihrer chronobiologischen Grundlagen überprüft. Ergebnisse. Ad 1.: Erste Sichtungen von ca. 15.000 Publikationen weisen darauf hin, dass wenig „gesichert postulierte“ Studienerkenntnisse als evidenz-basiert gelten werden. Ad 2.: Ein Gedankenexperiment ist mit der Vorstellung vereinbar, dass aufgrund eines chronobiologischen Fehlschlusses epidemiologische Schichtarbeitsstudien nur sehr vorsichtig interpretiert werden sollten. Ad 3.: Zukünftige Studien zu Gesundheitsstörungen sollten die Innenzeit (Chronotyp) und Außenzeit von Schichtpersonal als temporale Beanspruchungsmarker (Chronomarker) vergleichen. Ad 4.: Die Berücksichtigung des Chronotyps verspricht auch neue Ansätze um Personen, die durch bestimmte Schichtarbeit mehr belastet und beansprucht werden als andere, aussagekräftiger zu untersuchen und zu schützen. Schlussfolgerungen. Es gibt gute Gründe, gesichert erscheinendes Wissen zu Schläfrigkeit und Schlafstörungen bei Nacht- und Schichtarbeitern in Frage zu stellen. Chronotypbasierte Schichtplangestaltungen und Studienplanungen erscheinen aus der Sicht der Arbeitsmedizin, Chronobiologie, Schlafmedizin und Arbeitswissenschaft zielführend. Schlüsselwörter. Nachtarbeit, Schichtarbeit, Schläfrigkeit, Schlafstörungen, Cochrane-Evidenz, chronobiologisch, Chronodisruption, Prävention
95 Kindliche Schlafapnoe aus Sicht des Pädiaters M.S. Urschitz1 1 Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz , Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Mainz Fragestellung. Die obstruktive Schlafapnoe (OSA) hat beim Kind etwa eine Prävalenz von 3% und gehört somit zu den häufigsten chronischen respiratorischen Erkrankungen. Das Kardinalsymptom der OSA ist habituelles Schnarchen. In den pädiatrischen Vorsorgeuntersuchungen sollte auf das Vorliegen von Schnarchen gescreent werden. Das Wissen der niedergelassenen Pädiater über die Abklärung ist jedoch begrenzt, u. U. auch deswegen, weil es bislang keine nationale Leitlinie für die Abklärung von Schnarchen beim Kind gibt. Es sollten daher Empfehlungen für die Abklärung von Schnarchen bei Kindern und Jugendlichen in der Primärversorgung erarbeitet werden. Patienten und Methoden. 16 nationale Kinderschlafexperten wurden in ein Delphiverfahren einbezogen und formulierten Empfehlungen in Form eines stufenweisen Abklärungsalgorithmus. Ergebnisse. Die folgenden 8 Stufen wurden erarbeitet: (1) Identifizierung von Kindern mit habituellem Schnarchen. (2) Identifizierung von Hochrisikofällen, die mittels Polysomnographie in einem Schlaflabor untersucht werden sollten. (3) Identifizierung von milden Fällen, die mittels antiinflammatorischer Therapie behandelt werden können. (4) Identifizierung von Kindern, die bei einem HNO-Arzt zur Durchführung einer Operation vorgestellt werden sollten. (5) Durchführung einer Polysomnographie in Fällen, die nach Stufe 3 und 4 unklar geblieben sind, um eine OSA auszuschließen. (6) Reevaluation einer operativen Behandlung bei Fällen mit moderater bis schwerer OSA. (7) Identifizierung von Fällen mit schwerer OSA, die eine Atmungshilfe mittels
kontinuierlichem Überdruck benötigen. (8) Identifizierung von Fällen, die kieferorthopädisch, kieferchirurgisch oder logopädisch behandelt werden sollten. Die Empfehlungen sind in diesem Jahr publiziert worden [1]. Schlussfolgerungen. Der vorliegende Algorithmus sollte helfen, die Abklärung von Schnarchen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland zu verbessern. 1. Urschitz MS, Poets CF, Stuck BA, Wiater A (2013) Mitglieder der Steuerungsgruppe der AG Pädiatrie der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). Schnarchen bei Kindern. Algorithmus zum diagnostischen Vorgehen. Monatsschr Kinderheilkd 161(4):347–350 Schlüsselwörter. Schnarchen, Schlafapnoe, Diagnostik, Algorithmus, Kind
96 Kindliche Schlafapnoe aus Sicht des HNO-Arztes B.A. Stuck1 1 Universitätsmedizin Mannheim, Universitäts-HNO-Klinik, Mannheim Fragestellung. Die kindliche obstruktive Schlafapnoe ist eine weit verbreitete schlafbezogene Atmungsstörung, die sich häufig bereits im frühen Kindesalter manifestiert. Auch wenn die Adipositas im Kindesalter zunimmt und kraniofaciale Fehlbildungen insbesondere bei syndromalen Erkrankungen bedeutsam sind, so ist es doch die adenotonsilläre Hyperplasie, die in der Mehrzahl der Fälle von ursächlicher Bedeutung ist bzw. die Entstehung der Erkrankung in bedeutendem Maße mit beeinflusst. Die tonsilläre Hyperplasie wird häufig bei der klinischen Untersuchung rasch evident, zunächst einmal ist sie jedoch Ausdruck einer physiologischen Hyperplasie der lymphatischen Organe im Kindesalter. Entscheidend in Bezug auf die Therapie ist daher weniger die Feststellung der adenotonsillären Hyperplasie, sondern vielmehr die Einschätzung, ob die sich daraus ableitenden Symptome einer konservativen oder operativen Behandlung bedürfen. Zur Diagnostik der kindlichen Schlafapnoe liegen interdisziplinäre Empfehlungen vor. Patienten und Methoden. Demnach ist bei eindeutiger Anamnese und eindeutigem klinischen Befund eine objektivierende schlafmedizinische Untersuchung nicht erforderlich ist. Dies deckt sich mit der HNOärztlichen Praxis und die Entscheidung zur Therapie wird in der Regel auf dem Boden der (Fragebogen-gestützten) Anamnese und der klinischen Untersuchung gestellt. Weiterhin problematisch erscheint die schwierige Abgrenzung von „harmlosem“ kindlichen Schnarchen und einer behandlungsbedürftigen obstruktiven Schlafapnoe, zumal sich zunehmend Hinweise ergeben, dass auch Kinder, die „nur“ schnarchen messbare Einschränkung in ihrer Entwicklung erleiden. Die Wahl der geeigneten Therapie hängt wiederum vom Ausmaß der Symptomatik, von der Dauer der Beschwerden und vom individuellen Befund ab. Insbesondere bei gering ausgeprägter Symptomatik und mäßiger adenotonsillärer Hyperplasie erscheint eine Therapie mit antiinflammatorischen Medikamenten gerechtfertigt. Ergebnisse. Aus HNO-ärztlicher Sicht sollte jedoch bei massiver adenotonsillärer Hyperplasie und bei länger andauernden Symptomen eine chirurgische Therapie nicht unnötig verzögert werden. Häufig treten zu den Symptomen der kindlichen Schlafapnoe Beschwerden von Seiten der gestörten Tubenbelüftung wie Hörminderung und Paukenerguss hinzu. Dies sollte in der Therapieentscheidung berücksichtigt werden, um eine sekundäre Schädigung der Mittelohrstrukturen oder eine Verzögerung der Sprachentwicklung zu vermeiden. Die chirurgische Therapie ist in der Regel hoch effektiv und es werden Erfolgsraten von ca. 90% berichtet. Da die Indikation hier nicht die rezidivierende Entzündung ist und primär eine Reduktion der oropharyngealen Obstruktion das Ziel ist, erscheint eine komplette Entfernung der Tonsillen nicht erforderlich. Auch vor dem Hintergrund der möglichen letalen Blutungskomplikation wurde die Tonsillektomie in vielen Einrichtungen zugunsten von Teilresektionen verlassen (z. B. i S. einer Tonsillotomie). Somnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts Schlussfolgerungen. Für die präoperative Abklärung wurden ebenfalls interdisziplinäre Empfehlungen publiziert, die sich insbesondere auf die präoperative Labordiagnostik erstrecken. Insbesondere die präoperative „Routinegerinnung“ ist hier einer strukturierten Anamnese unterlegen und wird nicht mehr gefordert. Insbesondere Kindern, bei denen auch nach einer operativen Therapie noch mit einer Persistenz der schlafbezogenen Atmungsstörung zu rechnen ist, sollte in der unmittelbaren postoperativen Phase besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, da hier respiratorische Komplikationen gehäuft auftreten. Eine intensivmedizinische postoperative Überwachung ist jedoch nicht grundsätzlich erforderlich. In eindeutigen Fällen kann bei einer Reduktion der Beschwerden auf eine postoperative schlafmedizinische Untersuchung verzichtet werden, in allen anderen Fällen ist eine weitere Diagnostik erforderlich. Schlüsselwörter. Schlafapnoe, Tonsillenhyperplasie, Tonsillektomie, Kinder, Schnarchen
97 Kindliche Schlafapnoe aus Sicht des Kieferorthopäden S. Müller-Hagedorn1, M. Bacher1 1 Universitätsklinik Tübingen, Poliklinik für Kieferorthopädie/Neonatologie, Tübingen Das obstruktive Schlafapnoesyndrom (OSAS) im Kindesalter ist relativ häufig, wird jedoch oft nicht diagnostiziert, obwohl die Folgen für die betroffenen Kinder gravierend sein können. Die Pathogenese des OSAS ist multifaktoriell: Es werden anatomische Besonderheiten im Aufbau des Gesichtsschädels und der Weichteile oft auch in Verbindung mit funktionellen Faktoren angeschuldigt, die zu einer Einengung des oberen Atemwegs führen. So konnte gezeigt werden, dass die kraniofaziale Anatomie von erwachsenen OSAS-Patienten (Long-Face-Syndrom) mit der von betroffenen Kindern in vielen Punkten übereinstimmt, sodass eine Therapie im Kindesalter sinnvoll erscheint. Hier kommt der Kieferorthopädie mit ihren wachstumsbeeinflussenden Maßnahmen und der begleitenden myofunktionellen Therapie (Logopädie) eine wichtige Rolle im Sinne einer kausalen Therapie bei der Erweiterung des oberen Atemwegs zu. Die Standbeine der kieferorthopädischen Diagnostik sind Fernröntgenseitenbild (FRS), OPT, Modellanalyse, Photostat und klinische Untersuchung. Am FRS können bei Kindern mit OSAS Auffälligkeiten wie ein eingeengter oberer Atemweg, eine vergrößerte vordere Gesichtshöhe insbesondere des Untergesichtes, eine verkleinerte hintere Gesichtshöhe, eine posteriore Rotation des Unterkiefers und eine verringerte Gesichtstiefe sowie Weichteilvergrößerungen (Adenoide, Tonsillen, Uvula) nachweisbar sein. Extraoral imponiert oft ein langes Gesicht, intraoral ein schmaler Oberkiefer und ein hoher Gaumen. Die Ziele der kieferorthopädischen Behandlung bestehen in einer gezielten Wachstumsförderung der knöchernen Gesichtsschädelstrukturen in Abhängigkeit von der zugrunde liegenden Anomalie und in dem Herstellen einer korrekten Kieferrelation. Hauptziele sind – Förderung des Mittelgesichtswachstums bei Mittelgesichtshypoplasie, – Förderung des Unterkieferwachsrums bei Mikro- und Retrogenie, – transversale Erweiterung des Oberkiefers bei Oberkieferkompression. Zusätzlich ist oft eine begleitende logopädische Übungsbehandlung zur Tonisierung der Mund- und Rachenmuskulatur und zur Behebung einer Zungenfehlfunktion erforderlich. Es erscheint sinnvoll, jedes Kind nach Diagnose eines OSAS einem Kieferorthopäden vorzustellen. Die Therapie ist insgesamt eine interdisziplinäre Aufgabe. Schlüsselwörter. OSAS im Kindesalter, Kieferorthopädie, Mittelgesichtshypoplasie, Mikro-/Retrogenie, Oberkieferkompression
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98 Kindliche Schlafapnoe – Versuch einer Synthese A. Wiater1 1 Krankenhaus Porz am Rhein gGmbH, Kinderklinik, Köln Fragestellung. Schlafbezogene Atmungsstörungen gehen einher mit Beeinträchtigungen des Schlafes und beeinflussen das Tagesverhalten der Kinder. Organische Veränderungen und Verhaltensprobleme sind die Folge. Das obstruktive Schlafapnoesyndrom ist mit einer Prävalenz von bis zu 4% im Kleinkindesalter die häufigste schlafbezogene Atmungsstörung. Symptomatik, Diagnostik und Therapiemöglichkeiten der schlafbezogenen Atmungsstörungen werden beschrieben. Patienten und Methoden. Anhand von 3 Kasuistiken werden die Krankheitsbilder Säuglingsschlafapnoe, obstruktives Schlafapnoesyndrom bei Kindern und schlafbezogene Hypoventilation dargestellt. Ätiologie und Pathogenese werden ebenso besprochen wie alterstypische Leitsymptome, Risikofaktoren und Folgeerkrankungen. Konservative und operative Therapiemöglichkeiten werden erörtert. Ergebnisse. Schlafbezogene Atmungsstörungen im Säuglings- und Kindesalter erfordern ein multidisziplinäres Vorgehen. Neben den Pädiatern sind die HNO-Ärzte, die Kieferorthopäden und gelegentlich auch die Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen und die Neurochirurgen gefordert. Den Pädiatern kommt dabei die Aufgabe zu, die betroffenen Kinder frühzeitig zu erkennen, das weitere Procedere zu koordinieren und die Kinder langfristig therapeutisch zu begleiten. Schlussfolgerungen. Schlafbezogene Atmungsstörungen gehen mit eindeutigen klinischen Symptomen einher, sind diagnostisch sicher zu erfassen und multidisziplinär frühzeitig therapierbar. Durch die frühzeitige Therapie sind organische Folgeerkrankungen und Einschränkungen der kognitiven Entwicklung sowie Verhaltensprobleme infolge von schlafbezogenen Atmungsstörungen zu verhindern. Schlüsselwörter. Säuglingsschlafapnoe, Pädiatrie, obstruktive Schlafapnoe, Hypoventilation, Verhaltensprobleme
99 Die Rolle von Schlaf für die Rekonsolidierung von deklarativem Gedächtnis S. Diekelmann1 1 Universität Tübingen, Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie, Tübingen Neu gelernte Inhalte werden zunächst in einer schwachen und labilen Gedächtnisspur angelegt. In einer Phase der Konsolidierung werden diese Spuren dann gestärkt und stabilisiert. Zahlreiche Studien zeigen, dass die Konsolidierung von Gedächtnis besonders effektiv im Schlaf stattfindet. Konsolidierte Inhalte können jedoch durch eine Reaktivierung (z. B. durch einen Abruf) erneut in einen labilen Zustand versetzt werden. In einem Prozess der Rekonsolidierung müssen diese Inhalte dann erneut stabilisiert werden. Der Einfluss von Schlaf auf die Rekonsolidierung von Gedächtnis ist dabei bisher unklar. Dieser Frage sind wir in einer Studie an jungen, gesunden Probanden nachgegangen. Die Probanden lernten zunächst an Tag 1 ein Memory-Spiel (15 Kartenpaare), während ihnen ein Geruch präsentiert wurde. An Tag 2 (24 h nach dem Lernen) durchliefen die Probanden eine Reaktivierungsphase (in welcher erneut der Geruch präsentiert wurde), um die Gedächtnisspur zu labilisieren. Nach der Reaktivierung durfte die Hälfte der Probanden für 40 min schlafen, während die andere Hälfte wach blieb. Nach der Schlaf-/Wachphase lernten alle Probanden ein interferierendes Memory-Spiel, um die Stabilität der Gedächtnisspuren gegenüber störendem Material zu prüfen. Schließlich wurde die Erinnerung an das an Tag 1 gelernte Memory-Spiel abgefragt. Die Schlafgruppe erinnerte dabei signifikant mehr Kartenpaare als die Wachgruppe. Diese Ergebnisse zeigen, dass Schlaf die Rekonsolidierung von Gedächtnisinhalten nach einer erfolgten Reaktivierung fördert.
Schlüsselwörter. Schlaf, Rekonsolidierung, Reaktivierung, Gedächtnis, Lernen
100 Effekt von natürlichem und künstlichem Östrogen auf schlafabhängige Gedächtniskonsolidierung L. Genzel1 1 University of Edinburgh, Edinburgh, Großbritannien Introduction. There is growing amount of evidence that memory is consolidated by short midday naps. But until now there is still an intense discussion, which sleep phases or EEG-activities are relevant for different learning tasks and which hormonal influences may play a role in memory consolidation. Methods. Effects of short, midday naps on declarative and procedural memory consolidation were investigated in healthy adults, ages 18 – 30 years. Additionally to the baseline, two female groups were tested during different times of their menstrual cycle and during oral contraceptive intake. The subjects were allowed a 45 minute nap after the learning phase or watched a movie. Memory performance was tested by a verbal paired associate task and a finger tapping task at 1 pm and 4:30 pm. In addition the subjects underwent one nap without a previous learning experience. Results. The men benefited significantly from the NREM nap in comparison to the wake condition, and the increase in motor performance correlated with the increase in sleep spindles through learning. Further the women only benefited in the third week and not in the first week of their menstrual cycle from a nap and women taking oral contraceptives generally showed higher memory performance but did not benefit from a nap. Conclusion. We are the first to show a gender and hormone effect on sleep dependent memory consolidation during a nap. Further we could demonstrate that declarative and procedural memory consolidation cannot be REM sleep dependent as previously assumed, but most likely is connected to sleep spindles.
101 Deklarative Gedächtniskonsolidierung und N2-Schlafspindeln bei obstruktiver Schlafapnoe C. Barner1, H.-G. Weeß2, A.A. Schlarb1,3 1 Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie, Tübingen, 2Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie AdöR, Klinik für Psychiatrie und Neurologie, Klingenmünster, 3INSIDE, Université du Luxembourg, Walferdange, Luxemburg Fragestellung. Die nächtliche Konsolidierung deklarativer Gedächtnisinhalte wurde bei Gesunden mit Schlafspindeln in Verbindung gebracht. Studien belegen sowohl eine lernbedingte Erhöhung der Schlafspindeln als auch Korrelationen der Spindelanzahl mit der Behaltensleistung. Diese Effekte kommen am stärksten zu Beginn der Nacht zum Tragen. Wir konnten dies teilweise an einer klinischen Stichprobe von Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe (OSA) replizieren. Patienten und Methoden. Die Stichprobe besteht aus N=18 untherapierten OSA-Patienten (Alter M=52,4, SD=9.67) mit durchschnittlich schwerer OSA (M=30.60; SD=18.33), welche sich einer polysomnographisch überwachten Nacht unterzogen. Die Experimentalgruppe (EG: n=9; RD=30.09, SD=18.91) lernte am Vorabend 91 Wortpaare, während die Kontrollgruppe (KG: n=9; RD=31.10, SD=18.87) mittels einer Parallelaufgabe am Lernen gehindert wurde. Sowohl am Abend als auch am nächsten Morgen erfolgte eine Cued-recall-Abfrage. Ergebnisse. Mittels einer ANCOVA mit der Kovariate Alter zeigen sich für das Stadium N2 in der EG in den ersten 90 Minuten sowohl für den Summenwert (η2=0,13) als auch für die einzelnen Ableitpunkten
absolut mehr Schlafspindeln als in der KG. Linkshemisphärisch sind die Effekte größer als rechtshemisphärisch(F3: η2=0,15, F4: η2=0,11; C3: η2=0,32, C4: η2=0,16; O1: η2=0,29, O2: η2=0,19). Der größte Effekt findet sich linkshemisphärisch zentral (C3: η2=0,32). Auf die ganze Nacht betrachtet fällt der Mittelwert der EG (M=450,44; SD=446,82) allerdings nicht höher aus als der der KG (M=476,56; SD=338,80). Die Korrelationen von Schlafspindelanzahl und Behaltensleistung fallen in dieser Studie in den ersten 90 Minuten(r=0,74) wiederum höher aus als die Korrelationen bei Betrachtung der ganzen Nacht (r=0,65). Schlussfolgerungen. Die Effekte bezüglich der ersten 90 Minuten weisen tendenziell in die Richtung der Ergebnisse bei gesunden Probanden. Unterschiede zu den Ergebnissen bei Gesunden könnten einen ersten Hinweis für die Gründe einer defizitären verbalen Gedächtniskonsolidierung bei dieser Patientengruppe liefern und einen Anreiz für weitere Untersuchungen darstellen. Schlüsselwörter. Schlafspindeln, Schlafstadium 2, deklaratives Gedächtnis, Gedächtniskonsolidierung, obstruktive Schlafapnoe
102 Fragmentierter Schlaf und falsche Erinnerungen bei schwangeren Frauen vor und nach der Geburt C. Berndt1, S. Diekelmann2, N. Alexander1, A. Pustal1, C. Kirschbaum1 1 Technische Universität Dresden, Lehrstuhl Biopsychologie, Dresden, 2Universität Tübingen, Medizinische Psychologie & Verhaltensneurobiologie, Tübingen Fragestellung. Der Schlaf schwangerer Frauen und Müttern nach der Geburt ist gekennzeichnet durch häufige Schlafunterbrechungen. Weiterhin wurden Beeinträchtigungen im Gedächtnis für schwangere Frauen vor und nach der Geburt beobachtet. Ziel der vorliegenden Studie war daher zu testen, ob ein Zusammenhang zwischen dem fragmentierten Schlaf und beeinträchtigter Gedächtnisleistung am Beispiel von Falschen Erinnerungen besteht. Patienten und Methoden. 178 schwangere Frauen und 58 weibliche kinderlose, nicht schwangere Kontrollpersonen wurden in der Schwangerschaft und 10 Monate nach der Geburt des Kindes untersucht. Mittels Aktigraphie und Schlaftagebüchern wurde jeweils über sieben Nächte kontinuierlich der Schlaf aufgezeichnet. Um Falsche Erinnerungen zu messen, lernten die Studienteilnehmer Listen mit semantisch assoziierten Wörtern des Deese-Roediger-McDermott (DRM)-Paradigmas. Falsche Erinnerungen waren definiert als Erinnerungen an semantisch assoziierte Themenwörter, die in der Lernphase nicht präsentiert wurden. Ergebnisse. Der Schlaf schwangerer Frauen war während der Schwangerschaft und nach der Geburt des Kindes stärker fragmentiert als der Schlaf von Kontrollpersonen, was sich in längeren und häufigeren nächtlichen Wachperioden zeigte (p‘s<0,001). Weiterhin erinnerten die schwangeren Frauen zu beiden Messzeitpunkten mehr Falsche Erinnerungen verglichen mit Kontrollen (p=0,002). Die Schlaffragmentierungen korrelierten zu keinem Messzeitpunkt mit der Gedächtnisleistung. Schlussfolgerungen. Die Ergebnisse bestätigen, dass der Schlaf von jungen Müttern bis in die späte Postpartalzeit hinein stark unterbrochen ist und dass schwangere Frauen vor und nach der Geburt unter Gedächtnisbeeinträchtigungen in Form von mehr Falschen Erinnerungen leiden. Es konnten keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem fragmentierten Schlaf und der beeinträchtigten Gedächtnisleistung gefunden werden. Schlüsselwörter. Schlaffragmentierung, DRM-Paradigma, falsche Erinnerungen, Schwangerschaft, Aktigraphie
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Abstracts 103 Stimulation mit elektromagnetischen Radiofrequenz-Feldern – Schlaf und Lernen C. Lustenberger1,2, M. Murbach3, R. Dürr4, M. Schmid4,2, N. Kuster3, P. Achermann4,2,5, R. Huber1,2,5 1 Universitäts Kinderspital Zürich, Zürich, Schweiz, 2Zentrum für Neurowissenschaften, Universität und ETH Zürich, Zürich, Schweiz, 3Foundation for Research on Information Technologies (IT‘IS), Zürich, Schweiz, 4Institut für Pharmakologie und Toxikologie, Universität Zürich, Zürich, Schweiz, 5 Zentrum für integrative Human Physiologie, Universität und ETH Zürich, Zürich, Schweiz Fragestellung. Expositionen mit elektromagnetischen Feldern im Radiofrequenz-Bereich (RF EMF) vor und während dem Schlaf können die kortikale Erregbarkeit verändern und führen zu einer Erhöhung der Spindel- und Tiefschlafaktivität im Schlaf Elektroenzephalogramm (EEG). Während einer Schlafperiode kommt es zu einer Abnahme der Tiefschlafaktivität, die möglicherweise die Normalisierung der Synapsenstärke und der neuronalen Erregbarkeit widerspiegelt. Studien weisen darauf hin, dass diese Abnahme der Tiefschlafaktivität mit einer schlafabhängigen Verbesserung der Leistung in motorischen Lerntests zusammenhängt (z. B. Reduktion der Variabilität). Durch die EMF Exposition hervorgerufenen Veränderungen der Tiefschlafaktivität kann dieser Zusammenhang zwischen Schlaf und Gedächtnisbildung genauer untersucht werden. Patienten und Methoden. 16 junge, männliche Versuchspersonen verbrachten zwei Nächte im Schlaflabor, in einer davon wurden sie die ganze Nacht pulsmodulierten RF EMF ausgesetzt. Am Abend trainierten die Probanden einen motorischen Sequenzlerntest. Nach acht Stunden Schlaf mit EEG-Messungen wurden sie am Morgen erneut in dieser motorischen Sequenzlernaufgabe getestet, um die schlafabhängige Verbesserung in der Variabilität der Bewegungsausführung zu erfassen. Die Tiefschlafaktivität (EEG Power 0,75–4,5 Hz) für die ersten vier NREM Schlafepisoden wurde berechnet. Ergebnisse. Die Tiefschlafaktivität war in der vierten NREM Schlafepisode unter Feld Exposition im Vergleich zur einer Sham-Nacht signifikant erhöht. Verbesserung der Variabilität über Nacht in der motorischen Lernaufgabe korrelierte positiv mit der Abnahme der Tiefschlafaktivität über Nacht in der Sham-Kondition. Durch die Feldexposition kam es zu einer verminderten schlafabhängigen Verbesserung in der Variabilität der motorischen Leistung. Schlussfolgerungen. Die expositionsbedingte verminderte Tiefschlafaktivitäts-Abnahme weist möglicherweise auf eine Interaktion des RF EMF mit der Regulation der Synapsenstärke hin, welche eine Verschlechterung der schlafabhängigen Gedächtnisbildung verursacht. Schlüsselwörter. Elektromagnetische Felder, Gedächtnisbildung, synaptische Plastizität, Tiefschlafaktivität, motorisches Lernen
104 Day-night pattern of defibrillator shocks in patients with chronic heart failure: the impact of Cheyne-Stokes respiration and obstructive sleep apnoea (Zirkadiane Verteilung adäquater ICD-Schocks bei herzinsuffizienten Patienten mit OSA und CSA) T. Bitter1, A. Zwenke1, N. Prib1, Z. Dimitriadis1, C. Prinz1, D. Horstkotte1, O. Oldenburg1 1 Ruhr Universität Bochum, Herz- und Diabeteszentrum NRW, Kardiologische Klinik, Bad Oeynhausen Introduction. Previous studies confirmed Cheyne-Stokes respiration (CSA) and obstructive sleep apnoea (OSA) independently associated with adequate implanted cardioverter-defibrillator (ICD) therapies in patients with chronic heart failure (CHF) to prevent sudden cardiac death. However, underlying mechanisms remain unclear. This study aims to clarify the impact of CSA and OSA on the circadian pattern of malignant arrhythmic events.
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Methods. Between 2006 and 2008 146 patients with CHF (LVEF ≤45%, NYHA-class ≥2) and ICD implanted were screened for the coexistence of OSA or CSA (Apnoea-Hypopnea Index ≥10/h) by cardiorespiratory polygraphy. During follow-up (median 48 months, interquartile range 31–73 months) time of day of adequate ICD-shocks and overall ICDtherapies (antitachycardia pacing and shocks) were recorded by device logs. If repetitive events or VT-storms occurred, the index event time was used for analysis. Results. Sleep studies revealed 37 patients (25.3%) having OSA, 43 (29.5%) having CSA, and 66 (45.2%) having no sleep-disordered breathing (noSDB). A total of 171 appropriate ICD-therapies including 57 shocks were recorded. From midnight to 6 a.m., ICD-shocks occurred in 50% of people with OSA, as compared with 16% of patients with CSA, and 11% of those with noSDB (OSA vs. noSDB: p=0.02; CSA vs. noSDB: p=0.68). ICD therapies from midnight to 6 a.m. were delivered to 35% of people with OSA, as compared with 23% of patients with CSA, and 20% with noSDB (OSA vs. noSDB: P=0.13; CSA vs. noSDB: p=0.86).For people with OSA, the relative risk (RR) of ICD-shocks from midnight to 6am was 3.00 [95% confidence interval (CI) 1.28 to 7.06, p=0.03] and of ICD therapies 1.60 (95% CI 0.96 to 2.66, p=0.12) respectively. For CSA patients the RR of ICD shocks from midnight to 6am was 0.60 (95% CI 0.22 to 1.58, p=0.41) and of ICD therapies 0.91 (95% CI 0.53 to 1.45, p=0.74), respectively. Conclusion. In patients with CHF coexistence of OSA is associated with an enhanced risk for malignant tachyarrhythmic events requiring ICDshocks during sleeping hours. Contrastingly, in CSA patients no such altered circadian variation was documented. As underlying respiratory instability and neurohumoral disorders are not exclusively found during sleep, nocturnal treatment of CSA might be insufficient to completely abolish adverse effects. Keywords. Cheyne-Stokes-Atmung, obstruktive Schlafapnoe, Herzinsuffizienz, ICD, zirkadianer Rhythmus
105 Acute improvement of pulmonary hemodynamics does not alleviate Cheyne-Stokes respiration in chronic heart failure – a randomized, controlled, double-blind, crossover trial (Akute Verbesserungen der pulmonalen Hämodynamik führen nicht unmittelbar zu einem Rückgang des Schweregrades einer Cheyne-Stokes-Atmung) T. Bitter1, A. Zwenke1, Z. Dimitriadis1, T. Fischbach1, M. Möllenberg1, J. Dohrmann1, C. Prinz1, M. Afsah1, D. Horstkotte1, O. Oldenburg1 1 Ruhr Universität Bochum, Herz- und Diabeteszentrum NRW, Kardiologische Klinik, Bad Oeynhausen Introduction. Previous studies confirmed Cheyne-Stokes respiration (CSR) to be associated with pulmonary congestion and elevated pulmonary capillary wedge pressure (PCWP) in chronic heart failure (CHF). This study aimed to investigate the acute effects of lowering PCWP and pulmonary artery pressure (PAP) on CSR severity. Methods. 21 consecutive patients with CHF and CSR (apnea-hypopneaindex AHI≥15/h) underwent right heart catheterization, followed by infusion of glyceryltrinitrate (GTN, 50 mg/50 ml, starting with 2 ml/h, increased by 2 ml/h every 5 minute) until maximum tolerable dosage (systolic blood pressure ≤80 mmHg or symptoms), a 15 minute wash-out phase, and inhalation of 10 mcg/ml iloprost with an observational period of 15 minutes post inhalation. Throughout the procedure PAP and PCWP were measured invasively. Thereafter, maximum tolerable dosage of GTN and iloprost were randomly applied in 2 split-night procedures versus i.v. or inhalative NaCl 0.9% under full polysomnography monitoring. Results. Mean (m)PAP was significantly reduced by GTN ( 20.1±9.0 to 11.6±4.2 mmHg, p<0.001; infusion rate 6.2±1.5 ml/h) and iloprost (16.9±7.9 to 14.2±6.4 mmHg, p<0.01), whereas mPCWP was lowered exclusively by GTN (14.0±5.6 to 7.2±3.9 mmHg, p<0.001; iloprost: 11.7±6.2 to 11.0±6.3 mmHg, p=n.s.). Compared to placebo sleep studies revealed no significant improvement of AHI (GTN: 39.0±17.7/h vs. 35.3±16.0/h, p=n.s.; iloprost:34.9±21.9/h vs. 33.3±19.4/h, p=n.s.) and central apnea
index (GTN: 14.4±16.5/h vs. 11.5±16.37h, p=n.s.; iloprost: 11.0±16.3/h vs. 12.5±19.1/h, p=n.s.) following GTN or iloprost treatment, respectively. Conclusion. GTN and iloprost led to a significant reduction in PAP, whereas PCWP was lowered by GTN exclusively. However, acute improvement of pulmonary congestion had no impact on CSR severity. Extended treatment periods, which additionally attenuate consecutive neurohumoral disarrangements such as sympathetic activity or respiratory instability, appear crucial for successful causal therapies. Keywords. Pulmonale Hämodynamik, Cheyne-Stokes-Atmung, Herzinsuffizienz, Iloprost, randomisierte Studie
106 Sleep-disordered breathing is highly prevalent and predicts stenosis progression in patients with asymptomatic extracranial carotid stenosis (Schlafbezogene Atmungsstörungen sind hoch prävalent und ein Hauptrisikofaktor für die Stenoseprogression in Patienten mit asymptomatischer extrakranieller Karotisstenose) J. Ehrhardt1, S. Finn1, T. Schultze1, M. Schwab1, O.W. Witte1, S. Rupprecht1 1 Universitätsklinikum Jena, Hans-Berger-Klinik für Neurologie, Jena Introduction. Sleep-disordered breathing is a major risk factor for arteriosclerotic disease and highly prevalent in cardiovascular disease. It does not only predict severity and progression of the coronary arteriosclerotic process (Sharma, Clin Cardiol. 2012) but is also associated to early arteriosclerotic changes and endothelial dysfunction in the carotid artery (Ciccone, Respir Med. 2012). However, prevalence of sleep-disordered breathing in manifest carotid arteriosclerotic stenosis, when stroke risk becomes relevant, and its impact on carotid arteriosclerotic disease progression are unknown. Methods. Ninety-six patients with moderate to severe asymptomatic extracranial carotid stenosis underwent nocturnal polysomnography to determine prevalence and severity (indicated by apnea/hypopnea index, AHI = events per hour of sleep) of sleep-disordered breathing. Impact of sleep-disordered breathing on stenosis progression (mild/moderate vs. severe stenosis) was determined by logistic regression models under consideration of classical arteriosclerotic risk factors (arterial hypertension, obesity, hyperlipidemia, smoking status, diabetes), age and sex. Results. Overall prevalence of sleep-disordered breathing in patients with carotid stenosis was 69% (95% CI: 59–77%). Prevalence was higher in patients with severe carotid stenosis (76%, 95%CI: 65–84%) than in patients with mild/moderate carotid stenosis (42%, 95% CI: 24–63%, p<0.01). Severity of sleep disordered breathing also increased with the degree of stenosis (mild/moderate stenosis: mean AHI=13.7/h, 95% CI: 6.6–20.9/h, severe stenosis: mean AHI=21.3/h, 95% CI: 17.9–24.7/h, p<0.05). Sleep-disordered breathing (OR=3.4, 95% CI: 1.2–9.9, p<0.023) and arterial hypertension (OR=3.8, 95% CI: 1.2–12.1, p<0.021) but not smoking status, obesity, hyperlipidemia, age, sex and diabetes were independent predictors of stenosis progression. Conclusion. Sleep-disordered breathing is highly prevalent in patients with asymptomatic carotid stenosis and an independent predictor of carotid arteriosclerotic disease progression. Since sleep-disordered breathing increases cerebrovascular risk (Munoz, Stroke 2006) and adequate treatment prevents arteriosclerotic disease progression (Drager, Am J Resp Crit Care Med. 2007) and decreases incidence of cerebrovascular events (Marin, Lancet 2005), screening for sleep-disordered breathing needs to be embedded in stroke preventing strategies. Keywords. Sleep Apnea, carotid stenosis, stroke, cerebrovascular risk, prevalence
107 Prevalence of sleep apnea in patients with atrial fibrillation – an all-comer study (Prävalenz von Schlafapnoe bei Patienten mit Vorhofflimmern – eine Erhebungsstudie aus dem Alltag) H. Fox1, T. Bitter1, D. Horstkotte1, O. Oldenburg1 1 Ruhr-Universität Bochum, Herz- und Diabeteszentrum NRW, Kardiologische Klinik, Bad Oeynhausen Introduction. Sleep-disordered breathing (SDB) with predominant obstructive (OSA) or central sleep apnea (CSA) is of growing interest in cardiology. Previous studies suggest OSA being an independent risk factor for the development of atrial fibrillation (AF) or reoccurrence after cardioversion (CV) and/or ablative therapies. The present study aimed to investigate the prevalence of OSA and CSA in patients with AF admitted for electrical CV. Methods. A total of 83 consecutive patients (65% male, mean age 68±10.8 years) were screened with multichannel polygraphy (PG): 20 patients (24%) had ischemic heart failure, 4 patients (5%) dilated cardiomyopathy and 59 patients (71%) had no or any other cardiomyopathy. Results. PG recordings revealed that only 6 patients (7.2%) had no SDB, 53 patients (63.9%) had OSA (mild: n=27, moderate: n=18, severe: n=8), whereas CSA was present in 24 patients (28.9%), with CSA being mild in 6 patients, moderate in 11 patients, and severe in 7 patients. Overall AHI was 20.64±14/h, mean AI 9.38±11/h. Mean O2 saturation was 93±1.9%, lowest desaturation 83.95±6.6% and mean desaturation 4.7%±2.5%. Conclusion. Unselected patients with AF admitted for electrical CV therapy show an unexpected high prevalence of SDB (92.8%), with a majority presenting with OSA (63.9%). Thus, the effect of a restored sinus rhythm on SDB is not known, a follow-up study after CV is warranted. Keywords. Sleep apnea, atrial fibrillation, heart failure, sleep-disordered breathing, polygraphy
108 Schlafapnoe verlangsamt die Rückbildung der ST-Streckenhebung nach akutem Myokardinfarkt – eine Beobachtungsstudie U. Sterz1, S. Buchner1, A. Hetzenecker1, K. Debl1, A. Luchner1, O. Husser1, F. Zeman2, G. Riegger1, M. Pfeifer1,3, M. Arzt1 1 Universitätsklinikum Regensburg, Schlafmedizinisches Zentrum der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Pneumologie, Regensburg, 2Universitätsklinikum Regensburg, Zentrum für klinische Studien, Regensburg, 3 Klinik Donaustauf, Zentrum für Pneumologie, Donaustauf Fragestellung. Zwölf Wochen nach einem akutem Myokardinfarkt (AMI) haben Patienten mit Schlafapnoe (SA) eine geringere Reduktion des Infarktareals verglichen mit Patienten ohne SA. Dabei ist es fraglich, ob eine prolongierte myokardiale Ischämie in den ersten Tagen nach primärer Koronarintervention (PCI) zu diesem Effekt beitragen. Das Ziel dieser Studie ist es, die Hypothese zu prüfen, dass Patienten mit AMI und SA eine im Vergleich zur Patienten ohne SA eine langsamere Rückbildung der ST-Streckenhebung aufweisen. Patienten und Methoden. In einer prospektiven Beobachtungsstudie wurden die 12-Kanal-EKGs von 23 Patienten mit AMI nach erfolgreicher PCI analysiert. Die Patienten erhielten <5 Tage nach PCI eine Polysomnographie und wurden in eine SA-Gruppe (Apnoe-hypopnoeIndex, AHI≥15/h, n=13) und eine keine-SA-Gruppe (AHI <15/h, n=10) eingeteilt. Die EKGs wurden in drei Zeitspannen zusammengefasst (vor PCI, 0–24 h nach PCI und mehr als 24 h nach PCI). Es wurde die durchschnittliche ST-Streckenhebung aus allen betroffenen Ableitungen im 12-Kanal-EKG errechnet. Ergebnisse. Vor PCI waren die ST-Streckenhebungen in beiden Gruppen ähnlich (SA: 1,01 mV vs. keine-SA 1,12 mV, p=0,582). 24 h nach PCI zeigte sich in den EKGs der SA-Gruppe signifikant höhere ST-Streckenhebungen (0,52 mv vs. 0,18 mV; p=0,047) und eine signifikant geringere prozentuale Rückbildung der ST-Streckenhebungen (49% vs. 84%; Somnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts 3,0
[p = 0,582]
[p = 0,047]
22
[p = 0,605] Keine SA
2,5
SA 19
2,0
1,5
1,0 5
0,5
110 Erektile Dysfunktion bei schwerer obstruktiver Schlafapnoe – Einfluss einer CPAP-Therapie
0,0 Vor PCI
0-24
> 24
Zeit nach PCI [Stunden]
Abb. 8 | 108 8
p=0,035) als in der Keine-SA-Gruppe. Nach mehr als 24 h (Median 81 h) waren die ST-Hebungen in beiden Gruppen wieder ähnlich (0,53 mV vs. 0,25 mV p=0,605), jedoch mit einer höheren Varianz in der SA-Gruppe (0,02–2,0 mV vs. 0,02–0,55 mV; Abb. 1). Schlussfolgerungen. Trotz erfolgreicher PCI ist die SA mit einer geringeren Rückbildung der ST-Streckenhebung innerhalb der ersten 24 h nach Infarkt assoziiert. Es ist zu vermuten, dass die SA zu einer in den ersten 24 Stunden nach AMI andauernden myokardialen Ischämie beiträgt. Schlüsselwörter. Schlafapnoe, akuter Myokardinfarkt (AMI), perkutane Koronarintervention, ST-Streckenhebung, 12-Kanal-EKG
109 Negative tracheal pressure during obstructive respiratory events promotes atrial fibrillation by vagal activation (Der negative thorakale Druck während obstruktiver respiratorischer Ereignisse unterhält Vorhofflimmern durch eine vagale Aktivierung) D. Linz1, U. Schotten2, H.-R. Neuberger1, K. Wirth3, M. Böhm1 1 Uniklinikum Homburg, Kardiologie, Homburg, 2CARIM, Maastricht, Niederlande, 3Sanofi, Frankfurt Introduction. Obstructive sleep apnea (OSA) causes negative tracheal pressure (NTP) and is associated with atrial fibrillation (AF). This study aimed to determine the mechanism of atrial electrophysiological changes during tracheal occlusion with or without applied NTP and to evaluate the role of vagal activation, Na+/H+-exchanger (NHE) and ATP-dependent potassium channels (KATP). Methods. 17 closed-chest pigs were anesthetized with urethane and an endotracheal tube was placed to apply NTP (up to −100 mbar) comparable to clinically observed OSA in patients by a negative pressure device for a time period of 2 minutes. Right atrial refractory periods (AERP) and AF-inducibility were measured transvenously by a monophasic action potential recording and stimulation catheter. Results. All tracheal occlusions with and without applied NTP resulted in comparable increases in blood pressure and hypoxemia. NTP shortened AERP (157.0±2.8 ms to 102.1±6.2 ms, p=0.0001) and enhanced AFinducibility during AERP-measurements from 0% at baseline to 90%
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(p=0.00001) during NTP. Release of NTP resulted in a prompt restoration of sinus rhythm and AERP returned to normal. NTP-induced AERP-shortening and AF-inducibility were prevented by atropine or vagotomy. Neither the NHE-blocker cariporide nor the KATP-channelblocker glibenclamide abolished NTP-induced AERP-shortening. By contrast, tracheal occlusion without applied NTP caused comparable changes in blood gases but did not induce AERP-shortening or AF-inducibility. Conclusion. NTP during obstructive events is a strong trigger for AF compared to changes in blood gases alone. NTP caused AERP-shortening and increased susceptibility to AF mainly by enhanced vagal activation. AERP-shortening was not prevented by KATP-channel-blockade or NHE-blockade. Keywords. Schlafapnoe, Vorhofflimmern, thorakaler Druck, autonomes Nervensystem, Schwein
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J. Heitmann1, T.O. Hirche2, M. Arzt3, S. Budweiser4, G. Nilius5, W. Galetke6, W.J. Randerath7 1 Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Medizinische Klinik II, Schlafmedizinisches Zentrum, Gießen, 2Deutsche Klinik für Diagnostik (DKD), Zentrum für Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin, Wiesbaden, 3Universitätsklinikum Regensburg, Schlafmedizinisches Zentrum der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Pneumologie, Regensburg, 4 RoMed Klinikum Rosenheim, Rosenheim, 5HELIOS-Klinik Ambrock, Pneumologie, Hagen, Deutschland Klinik, Hagen-Ambrock, 6 Krankenhaus der Augustinerinnen, Klinik für Pneumologie, Kardiologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin, Köln, 7Bethanienkrankenhaus, Klinik für Pneumologie, Solingen Fragestellung. Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe (OSA) weisen häufig eine erektile Dysfunktion (ED) auf, die durch eine CPAP-Therapie möglicherweise gebessert werden kann (Budweiser et al., J Sex Med 2009/2012). Eine Multizenterstudie des German Sleep Apnea Research Network (GERSAN) untersucht z. Zt., ob eine CPAP-Therapie bei Pat. mit schwerer OSA im längerfristigen Verlauf zu einer Besserung der ED führt. Patienten und Methoden. Eingeschlossen werden OSA-Pat. in einem Alter von 18–80 Jahren mit einem Apnoe-Hypopnoe-Index ≥30/h. Es werden anthropometrische Daten, die Krankengeschichte, die Medikation und polysomnographische Parameter erfasst. Patienten mit fehlender Möglichkeit zu regelmäßigem Sex sowie solche mit einer bereits bekannten ED werden von der Studie ausgeschlossen. Die erektile Funktion wird mittels des International Index of Erectile Function bewertet. Zusätzlich werden von den Patienten Fragebögen zu Tagesschläfrigkeit, Lebensqualität und Vorhandensein einer Depression ausgefüllt (Epworth Sleepiness Scale, WHO Wellbeing 5 Questionnaire, Major Depression Inventory). Nach 6–12 Monaten CPAP-Therapie werden die Untersuchungen wiederholt. Als Kontrollgruppe dienen CPAP-Therapie-Verweigerer. Ergebnisse. Die bis zum Zeitpunkt der Abstracteinreichung gewonnenen Daten zeigen eine hohe Prävalenz der ED bei schwerer OSA (ca. zwei Drittel der Patienten). Schlussfolgerungen. Der aktuelle Stand der Studie inklusive ersten Daten zur Beeinflussung einer ED durch die CPAP-Therapie wird auf dem DGSM-Kongress präsentiert werden. Schlüsselwörter. Schlafapnoe, erektile Dysfunktion, CPAP-Therapie, GERSAN, Fragebögen
111 Prävention in der Schlafmedizin – eine Einführung T.C. Wetter1 1 Universität Regensburg, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Schlafmedizinisches Zentrum, Regensburg In der Medizin und insbesondere bei psychischen Erkrankungen nimmt die Prävention eine immer bedeutendere Rolle ein: Der Gewinn an gesunden Lebensjahren geht vorwiegend auf die frühzeitige Erkennung bzw. Intervention und auf die Reduktion von Krankheitsrisiken durch veränderte Lebensstile zurück. Dies gilt auch für die Schlafmedizin und die Prävention von Schlafstörungen. Trotz des oftmals beobachteten zeitlichen Zusammenhanges zwischen Beginn und Remission hat sich herausgestellt, dass Schlafstörungen häufig einer depressiven Episode vorausgehen und auch bei erfolgreicher Behandlung der depressiven Symptome chronifizieren können. Diese Beobachtungen haben zu der Hypothese geführt, dass die Insomnie ein unabhängiger Risikofaktor für das Auftreten einer Depression ist. Eine Metaanalyse epidemiologischer Studien aus der Freiburger Arbeitsgruppe um Prof. Dieter Riemann hat in der Tat gezeigt, dass Patienten mit einer primären Insomnie ohne vorbestehende oder begleitende depressive Symptomatik ein signifikant erhöhtes Risiko haben, an einer depressiven Episode zu erkranken. In zukünftigen Studien soll der Frage nachgegangen werden, ob durch die Behandlung von Insomnien eine Prävention psychischer Erkrankungen erreicht werden kann. Abgesehen von möglichen psychischen Störungen als Folgen chronischer Schlafstörungen haben epidemiologische und experimentelle Studien gezeigt, dass die Insomnie auch die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von kardiovaskulären und metabolischen Erkrankungen unabhängig von den klassischen Risikofaktoren erhöht. Darüber hinaus wurde eine Assoziation insomnischer Beschwerden mit einer erhöhten Mortalität beschrieben. Ein wichtiges Ziel wäre es, Faktoren zu identifizieren, die sich protektiv auf das Auftreten von Ein- und Durchschlafstörungen auswirken können. Schlüsselwörter. Prävention, Schlafstörungen, Risikofaktoren, Depression, Lebensstil
112 Is the treatment of insomnia an opportunity for prevention of psychiatric disorders? (Prävention von psychischen Erkrankungen durch Insomniebehandlung?) C. Baglioni1, K. Spiegelhalder1, B. Feige1, C. Nissen1, D. Riemann1 1 Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychosomatik, Freiburg i. Br. In 1989, Ford and Kamerow published a longitudinal study in which they found that insomnia was a risk factor for affective disorders [1]. Taking a clinical perspective in the discussion of the results, the authors encouraged the evaluation of the efficacy of the treatment of insomnia as a preventive intervention for psychiatric disorders. After more than 20 years, many other longitudinal studies replicate the findings of Ford and Kamerow. In addition, insomnia was found to be a clinical predictor also of anxiety disorders, suicide, and alcohol and nicotine abuse. Nevertheless, there is a surprising lack of clinical studies evaluating the efficacy of the treatment of insomnia as a preventive intervention for psychiatric disorders. Considering the societal impact in terms of health and costs that positive findings could have, clinical studies based on national and international collaborations should be promoted. Within the validated therapies for insomnia, the cognitive-behavior treatment (CBT-I) seems the most indicated intervention for preventive aims because of its relative reduced contra-indications and its clinical effectiveness, even when delivered by non-professional or in brief self-therapy programs. Recent clinical data showed the efficacy of CBT-I in patients with insomnia comorbid with other psychiatric conditions not only for
sleep problems, but also in ameliorating the general symptomathology of the patient. Easily-delivered CBT-I protocols should be promoted in different environments and on samples with different ages. Their efficacy should be evaluated on long-term to assess their preventive efficacy for psychiatric disorders. 1. Ford DE and Kamerow DB (1989) JAMA; 262:1479–1484 Schlüsselwörter. Insomnia, psychiatric disorders, affective disorders, cognitive-behavior treatment, preventive interventions
113 Bedeutung von Schlafmangel für die Prävention von Suizidalität C. Norra1 1 Ruhr Universität Bochum, LWL-Universitätsklinikum, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin, Labor für Klinische Neurophysiologie, Bochum In einer systematischen Literaturrecherche und Übersicht über Studienergebnisse zu Zusammenhängen von Suizidalität (d. h. Suizidgedanken, Suizidversuchen und Suiziden) mit Schlafstörungen, insbesondere Schlafmangel und Insomnie (Norra et al., EPMA 2011, aktualisiert 2013) konnte ermittelt werden, dass bereits die alleinige Verkürzung der Schlafdauer geht mit vermehrten Suizidgedanken, in einzelnen Studien aber auch mit einer erhöhten Rate an Suizidversuchen einhergeht. Aktuell wurde Oliver et al. (SLEEP Congress online, Juni 2013) gepoolte Studienanalyse vorgestellt, die auf eine 72%ige Abnahme der Wahrscheinlichkeit für mäßig bis hohes Suizidrisiko pro Stunde Schlaf verweist. Im Einzelnen wurde sowohl bei Einschlafstörungen als auch Durchschlafstörungen und Früherwachen ein erhöhtes Risiko für suizidale Syndrome (Suizidgedanken, -absichten, -handlungen) festgestellt, ebenso scheint die Häufigkeit und Häufung verschiedener Schlafstörungen von Bedeutung zu sein. Bei suizidalen Patienten mit Insomnie und komorbiden psychischen Störungen bestehen zudem Hinweise auf eine unabhängige prädiktive Bedeutung von Schlafstörungen für Suizidalität. Im stationären wie im ambulanten Umfeld ist die Erfassung und Therapie von Schlafmangel und Insomnie – auch in Komorbidität mit schlafmedizinischen wie anderen organischen oder psychischen Störungen – von besonderer Bedeutung für die Suizidprävention. Gegenwärtig wird in einer eigenen, klinikübergreifenden Pilotstudie zur patientenorientierten Suizidprävention mit Einbeziehung von Items für Schlafdauer, Schlafqualität und Schlafstörungen ein ähnlicher Ansatz verfolgt, da Schlafmangel als gut modifizierbarer Risikofaktor für Suizidalität anzusehen ist. Schlüsselwörter. Schlafmangel, Suizidalität, Prävention, Insomnie, Schlafstörungen
114 Prävention von körperlichen Erkrankungen durch Insomniebehandlung? K. Spiegelhalder1 1 Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Universitätsklinikum Freiburg, Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychosomatik, Freiburg i. Br. Fragestellung. Welche Evidenz gibt es dafür, dass Insomnien mit körperlichen Erkrankungen assoziiert sind, bzw. einen Risikofaktor für diese Erkrankungen darstellen? Welche Evidenz gibt es dafür, dass eine erfolgreiche Behandlung von Insomnien das Risiko für die Entwicklung körperlicher Erkrankungen senkt? Patienten und Methoden. Die Ergebnisse entsprechender epidemiologischer, experimenteller und interventioneller Arbeiten werden zusammengefasst. Ergebnisse. Die Studienlage weist darauf hin, dass Insomnien ein Risikofaktor für die Entwicklung körperlicher, insbesondere kardiovaskuSomnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts lärer, Erkrankungen sind. Bislang gibt es jedoch kaum Interventionsstudien, die darauf hinweisen, dass die Behandlung von Insomnien einen präventiven Effekt hat. Schlussfolgerungen. Trotz des empirisch belegten Zusammenhangs zwischen Insomnien und körperlichen Erkrankungen gibt es bislang zu wenige Interventionsstudien, die untersuchen, ob die Behandlung von Insomnien als Präventionsmaßnahme für körperliche Erkrankungen geeignet ist. Schlüsselwörter. Insomnie, Therapie, Prävention, CBT-I, kardiovaskuläre Erkrankungen
115 Protektive Faktoren für das Auftreten von Ein- und Durchschlafstörungen S. Cohrs1 1 St. Hedwig Krankenhaus, Klinik für Schlafmedizin, Berlin Während der letzten Jahrzehnte wurde die Schlafmedizin durch Modelle geleitet, die insbesondere die jeweiligen Defizite der Schlaf-Störung zum Untersuchungsgegenstand wählten und sich somit auf die Pathophysiologie und bei der Insomnie im weiteren Sinne auch auf die Psychopathologie konzentrierten. So konnte eine Reihe von Risikofaktoren für das Auftreten von Ein- und Durchschlafstörungen wie das Alter, Geschlecht, sozioökonomischer Status, Neurotizismus, Schmerzen u. a. identifiziert werden. Neuere Konzepte wie die Salutogenese oder „Positive Psychologie‘“ haben die Auswirkungen von gesundheitsförderlichem Verhalten und inneren Einstellungen als gesundheitserhaltende Faktoren zum Untersuchungsgegenstand gewählt. Im Rahmen des Vortrages werden die bisher vorliegenden Befunde zur Schlafqualität und der Insomnie dargestellt. Es zeichnen sich protektive Effekte von z. B. Dankbarkeit oder das Üben positiver Gedanken vor dem Schlaf sowie Zusammenhänge zwischen positiven Tageserlebnissen und einer guten nächtlichen Schlafqualität ab. Zusätzlich werden Daten aus eigenen Analysen von in Deutschland durchgeführten repräsentativen Untersuchungen an Kindern und Jugendlichen referiert. Hier zeigen sich protektive Effekte eines guten familiären Zusammenhaltes, mehrfach wöchentlicher sportlicher Aktivität sowie gut ausgeprägter persönlicher Ressourcen wie Selbstwirksamkeitserleben, Optimismus und Kohärenzerleben.
116 Die Bedeutung des Schlafes für das emotionale Gedächtnis S. Diekelmann , S. Groch , I. Wilhelm , J. Born 1 Universität Tübingen, Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie, Tübingen, 2Universität Zürich, Zürich, Schweiz 1
1
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Schlaf spielt eine bedeutende Rolle für die Konsolidierung von Gedächtnis. Einige Befunde legen dabei nahe, dass neutrale Inhalte vor allem im Tiefschlaf verarbeitet werden, während emotionale Gedächtnisinhalte insbesondere von REM-Schlaf profitieren. Diesen Zusammenhang haben wir in zwei Studien an jungen, gesunden Probanden untersucht. In der ersten Studie lernten die Probanden emotional negative und neutrale Bilder, bevor sie für drei Stunden entweder in der frühen Nacht (mit hohen Tiefschlafanteilen) oder in der späten Nacht (mit hohen REM-Schlafanteilen) schlafen durften. In der REM-Schlafreichen Bedingung, nicht jedoch in der tiefschlafreichen Bedingung, erinnerten sich die Probanden nach dem Schlafintervall besser an die emotionalen Bilder als an die neutralen Bilder. Diese verbesserte Erinnerung zeigte sich auf physiologischer Ebene in einem verstärkten Late Positive Potential (LPP) des frontalen evozierten Potenzials. Diese Ergebnisse zeigen, dass REM-Schlaf die Konsolidierung von emotionalen Inhalten verbessert. In unserer zweiten Studie sind wir der Frage nach-
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gegangen, ob auch Tiefschlaf zur Konsolidierung von emotionalem Gedächtnis beitragen kann. Insbesondere der Neurotransmitter Noradrenalin, der für die Konsolidierung von emotionalem Gedächtnis von Bedeutung ist, könnte hierbei eine Rolle spielen. Um dieser Frage nachzugehen, lernten Probanden emotional negative und neutrale Bilder und Geschichten bevor sie für drei Stunden während der frühen Nacht schliefen. Während des Schlafes wurde ihnen entweder Placebo oder Clonidin, ein a2-Adrenoceptor Agonist, verabreicht, welcher die Ausschüttung von Noradrenalin blockiert. Clonidin führte dabei zu keiner generellen Veränderung der Erinnerungsleistung. Jedoch zeigte sich nach Clonidingabe eine spezifische Verschlechterung des Gedächtnisses für die zeitliche Abfolge der gelernten Geschichten, insbesondere für die emotionale Geschichte. Diese Ergebnisse legen nahe, dass nicht nur REM-Schlaf, sondern auch Tiefschlaf, und vor allem noradrenerge Aktivität im Tiefschlaf, die Konsolidierung von emotionalen Gedächtnisinhalten verstärken kann. Schlüsselwörter. Schlaf, Gedächtnis, Emotionen, Konsolidierung, REM-Schlaf
117 Schlaf und emotionales Gedächtnis bei Gesunden und Patienten mit Schizophrenie R. Göder1, A. Graf1, F. Ballhausen1, M. Seeck-Hirschner1, S. Weinhold1, C. Baier1, A. Prehn-Kristensen1 1 Zentrum für Integrative Psychiatrie – ZIP, Schlaflabor, Kiel Die Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung bei der es neben der Störung des Realitätsbezuges auch zu Veränderungen des Schlafes sowie Defiziten in der Kognition und Emotionsregulation kommt. Ziel der vorliegenden Studie war es zu analysieren inwieweit die Konsolidierung emotionaler Gedächtnisinhalte im Schlaf in der Schizophrenie gestört ist. Dafür wurden 16 Patienten und 16 gesunde Kontrollprobanden im Schlaflabor untersucht. Abends wurden emotionale und neutrale Bilder präsentiert und am nächsten Morgen erfolgte eine Lernkontrolle. Zum weiteren Vergleich wurde in beiden Gruppen auch die Behaltensleistung tagsüber im Wachzustand überprüft. Hauptergebnis war, dass nicht nur die schlafbezogene Gedächtniskonsolidierung für neutrale Bilder, sondern auch für emotionale Inhalte bei Patienten mit Schizophrenie vermindert ist. Schlüsselwörter. Gedächtnis, Emotion, Schlaf, Schizophrenie, Kognition
118 Sleep and emotions – insomnia C. Baglioni1, K. Spiegelhalder1, C. Lombardo2, B. Feige1, C. Nissen1, D. Riemann1 Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychosomatik, Freiburg i. Br., 2“Sapienza“ University of Rome, 1
Department of Psychology, Rom, Italien Sleep deprivation studies evidenced an increase in subjective negative mood reports after sleep loss in healthy sleepers [1]. More specifically, this literature lead to the hypothesis that REM sleep acts as a modulator of the affective charge associated to specific events, thus, contributing to an adaptive regulation of emotional processes [1]. Considering a clinical perspective, these results could contribute to clarify the pathophysiology of chronic primary insomnia (PI) and its close relationship with psychopathology. However, the subjective nature of the disorder of PI question the generalization of the results obtained in laboratory sleep deprivation studies to clinical samples with PI. More direct evidence of an association between PI and alterations of the emotional processes derive from: 1) studies assessing emotional reactivity in samples of patients with PI compared to healthy sleepers conducted through both
self-report and physiological (including neuroimaging) methods; 2) polysomnographic studies showing moderate, but significant, shorter duration of REM sleep in patients with PI compared to healthy sleepers. Preliminary results showed an association between PI and increased emotional reactivity to negative stimuli, especially if related with the experience of poor sleep. The REM instability hypothesis of PI, recently proposed, suggests that altered emotional processes in PI may be strictly linked to a slight, but chronic, deprivation of REM sleep [2]. These psychobiological mechanisms characterizing the disorder of PI may be associated with the high comorbidity of PI with most other psychiatric disorders. Schlüsselwörter. Primary insomnia, emotion, emotional reactivity, REM sleep, psychiatric comorbidity Literatur 1. Walker M (2009) Frontiers in Neuroscience 3:442–443 2. Riemann D et al (2012) Pharmacopsychiatry 45:167–176
119 Reduzierte Hippocampus-Aktivierung unter Stress bei primärer Insomnie C. Schilling1, F. Paul1, L. Haddad1, F. Lederbogen1, A. Böhringer1, M. Deuschle1, M. Schredl1, H. Tost1, A. Meyer-Lindenberg1 1 Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Schlaflabor, Mannheim Fragestellung. Erhöhte Cortisol-Ausschüttung und vermehrtes Vorkommen stressvoller Lebensereignisse bei Patienten mit primärer Insomnie legen eine Rolle des Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden(HHN)-Systems bei der Pathophysiologie der primären Insomnie nahe. Die Pathomechanismen, die dazu führen, dass jemand unter dem Einfluss biopsychosozialer Stressoren eine überdauernde Insomnie entwickelt, sind bisher nur unzureichend verstanden. Wir untersuchten die Hypothese, dass Patienten mit primärer Insomnie eine veränderte neuronale Stressreaktivität in Verbindung mit einer erhöhten hormonellen Stressantwort zeigen. Patienten und Methoden. Der Montreal Imaging Stress Task (MIST) ist ein funktionell-kernspintomographisches Paradigma, welches es ermöglicht, individuelle Unterschiede der neuronalen und hormonellen Reaktivität auf sozial-evaluativen Stress zu untersuchen. In einem Kollektiv von 20 polysomnographisch charakterisierten, unbehandelten Patienten mit primärer Insomnie und einer für Alter, Geschlecht und Ausbildung balancierten Kontrollgruppe gesunder Probanden untersuchten wir mittels des MIST die neuronale Stressreaktion und Cortisol-Antwort. Ergebnisse. Wir fanden eine signifikant verminderte Hippocampus-Aktivierung unter Stress bei Insomnikern im Vergleich zu Kontrollprobanden (MNI 42 −19 −15, T=3.96, p=0,025 FWE-korrigiert in Hippocampus ROI). Entgegen unserer Hypothese zeigte sich kein Zusammenhang mit der Cortisol-Antwort. Schlussfolgerungen. Angesichts der Rolle des Hippocampus für die Regulation der HHN-Aktivität und für Plastizität und Lernen könnte eine veränderte Hippocampus-Aktivierung unter Stress bei Patienten mit primärer Insomnie im Sinne eines prädisponierenden Faktors dazu beitragen, unter dem Einfluss von Stressoren eine chronische konditionierte Insomnie zu entwickeln. Andererseits kann die veränderte Stressreaktivität auch als Folgeerscheinung der chronischen Insomnie interpretiert werden. Schlüsselwörter. Primäre Insomnie, Stress, fMRT, Hippocampus, Cortisol
120 Sleep in patients with borderline personality disorder: relation to outcome after narrative exposure therapy (Einfluss der Traumatherapie NET auf Schlaf und Befinden von Patientinnen mit BorderlineStörung) M. Seeck-Hirschner1, C. P. Baier1, A. Pabst 1, A.L. Scharff 1, K. Bernhardt1, R. Göder1, J.B. Aldenhoff 1 1 Christian Albrechts University School of Medicine, Department of Psychiatry and Psychotherapy, Centre of Integrative Psychiatry (ZIP), Kiel Introduction. It is known that in the therapy of patients with borderline personality disorder (BPS) and comorbid posttraumatic stress disorder (PTSD) all well-established psychotherapeutic concepts take a too short effect. Furthermore, these concepts are less successful for this special group than for patients with BPS without comorbid disorder. Narrative exposure therapy (NET) as a specific psychotherapeutic short-term treatment concept for traumatized patients could represent a decisive key for a long term stabilisation of patients with BPS in combination with PTSD. Methods. In a pilot study pre-treatment polysomnography was examined in 12 patients with BPS and PTSD. All stable medicated patients were treated with NET according to the manual. Clinical state was characterised for the patients using Posttraumatic Diagnostic Stress Scale (PDS), Borderline Symptom Checklist (BSL), Hamilton Depression Rating Scale (HDRS) and Hopkins Symptom Checklist (HSCL-25). Results. Good sleepers with the diagnosis of PTSD and BPD had a better symptom reduction after NET. Conclusions. Further indications of the importance of specific sleep parameters as markers for a positive treatment response to psychotherapy were found.
121 Einfluss verschiedener Verfahren und Medikamente zur Narkose auf den oberen Atemweg und die Atmungsregulation M. Westhoff1 1 Lungenklinik Hemer, Klinik für Pneumologie, Intensiv- und Schlafmedizin, Hemer Patienten mit schlafbezogenen Atemstörungen reagieren besonders empfindlich auf alle zentral atemdepressiven Medikamente. Benzodiazepine führen zu einer Zunahme obstruktiver schlafbezogener Atemstörungen durch Abnahme der Aktivität pharyngeal dilatierender Muskeln. Unter Diazepam und Midazolam ist eine signifikante Abnahme der Reflexsensitivität der oberen Atemwege bei Gesunden beschrieben, mit Abhängigkeit von der Dosis und der Appplikationsart. Die hyperkapnische Atemantwort unter Benzodiazepinen weist substanzspezifische Unterschiede auf; für Diazepam besteht eine Abnahme. Midazolam führt in sedierenden Dosierungen zu einem relevanten Anstieg des supraglottischen Widerstandes und Auftreten obstruktiver Apnoen bei Prädisponierten. Der Pcrit ist mit dem im normalen Schlaf vergleichbar. Unter Propofol kommt es mit zunehmender Anästhesietiefe durch Hemmung der Genioglossusaktivität ebenfalls zu einem Anstieg des Pcrit und des oberen Atemwegswiderstandes. Bei schrittweiser Erhöhung der Propofol-Dosis wird ein nichtlinearer Anstieg der Atemwegskollapsibilität beschrieben. Vergleichbar mit Midazolam differieren der AHI und die O2-Sättigung zwischen natürlichen Schlaf und Propofol allgemein nicht. Pentobarbital führt bei Gesunden zur Abnahme der Flowrate und höherem Atemwegswiderstand, bei unbeeinflusstem Pcrit und unveränderter hyperkapnische Atemantwort. Opiatbezogene Atemstörungen treten hauptsächlich aufgrund einer Agonist-Aktivierung von µ- und δ-Rezeptor-Subtypen auf. Es kommt zur Abnahme der Atemtiefe und -frequenz, der Atemantwort auf CO2 und O2, sowie zur Einengung der oberen Atemwege. Die Fentanylwirkung ist dosisabhängig, für Buprenorphin wird ein Ceiling-Effekt bei Somnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts Gesunden beschrieben. Hydromorphon bewirkt eine dosisabhängige Abnahme der hypoxischen Atemantwort; für Morphin ist diese abhängig vom Ausmaß der Hyperkapnie. Fentanyl, Remifentanil, Sufentanil, Buprenorphin, Naloxon führen neben einer Abnahme von Husten- und Ausatemreflexen zu Apnoen mit Stimmbandverschlüssen, die substanzspezfisich für µ-RezeptorAgonisten sind und durch Gabe eines Muskelrelaxans aufgehoben werden. Die Inzidenz ist wiederum abhängig von Komedikationen. Unter Midazolam-Fentanyl wurden keine Ereignisse beobachtet, im Gegensatz zu Fentanyl-Halothan mit einer Inzidenz von 6.6%. Auch unter Sevoflurane, das wie Isoflurane zu einer dosisabhängigen Herabsetzung der Genioglossus-Aktivität mit Einengung des oberen Atemwegs führt, wurden derartige Apnoen gesehen. Bezüglich der Effekte einer intrathekalen Opiatgabe existieren unterschiedliche Berichte. Muskelrelaxantien führen schon bei geringen Dosierungen zur Obstruktion der oberen Atemwege. Die hypoxische Atemantwort ist abhängig vom Ausmaß der neuromuskulärer Blockade, was insbesondere im Rahmen der Extubation Einfluss hat. Individuell sind länger persistierende Effekte der neuromuskulären Blockade möglich. Grundsätzliches Problem der Beurteilung ist das Einwirken mehrerer Medikamente im klinischen Alltag, während eine Testung von Substanzen gewöhnlich als Einzeltestung erfolgt. Insofern können Substanzen, die eine Atemdepression im Labortest verursachen, im klinischen Setting einen möglicherweise ausgeprägteren Effekt haben.
122 Präoperatives Screening von Patienten auf schlafbezogene Atmungsstörungen W. Galetke1 1 Krankenhaus der Augustinerinnen, Klinik für Pneumologie, Kardiologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin, Köln Patienten mit schlafbezogenen Atmungsstörungen, bei denen diese Störung entweder nicht bekannt ist oder die bereits auf eine Überdrucktherapie eingestellt sind, unterliegen peri- und postoperativ nicht unerheblichen Risiken. So ergaben amerikanische Studien, dass innerhalb der ersten 24 Stunden nach Operationen Komplikationen bei Patienten mit bekannter Schlafapnoe, aber nicht fortgesetzter CPAP-Therapie postoperativ auftraten. Insbesondere gefährdet scheinen Patienten, bei denen eine schlafbezogene Atmungsstörung bislang nicht bekannt ist. Diese Patienten müssen vor einer geplanten Operation unbedingt identifiziert werden, um spezielle Maßnahmen für das peri- und postoperative Management einleiten zu können. Dieser Vortrag soll Empfehlungen für die praktische Umsetzung eines präoperativen Screenings von Patienten auf schlafbezogene Atmungsstörungen geben. Schlüsselwörter. OSAS, CPAP-Therapie, Perioperativ, postoperativ, Screening
123 Peri- und postoperatives Management von Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe bei Eingriffen außerhalb des oberen Atemweges A. Walther1 1 Katharinenhospital, Klinikum Stuttgart, Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Stuttgart Epidemiologische Studien vermuten, dass 1–4% der Erwachsenen mittleren Alters an einem Schlafapnoesyndrom (OSAS) leiden. Das Leitsymptom des OSAS ist das Schnarchen. Für Benzodiazepine, intravenöse und inhalative Anästhetika konnte eine stärkere Reduktion des oropharyngealen Muskeltonus im Vergleich zur diaphragmalen Muskulatur nachgewiesen werden. Mögliche Atemwegsobstruktion nach
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nur geringsten Mengen sedierender Medikamente, eine zu erwartende schwierige Intubation und die hohe gastroösophageale Refluxinzidenz zeigen nur einige Probleme des Anästhesisten bei Schlafapnoe-Patienten auf. Da die meisten Schlafapnoe-Patienten nicht diagnostiziert sind, ist es nicht ausreichend, den Patienten lediglich zu fragen, ob ein OSAS besteht. Mittlerweile stehen verschiedene validierte Fragebögen als Screeningmethode zur Identifizierung potenzieller OSAS-Patienten zur Verfügung. Im Rahmen der oralen Prämedikation sollten sedierende Medikamente mit einem Einfluss auf die oropharyngeale Muskulatur vermieden werden. Wo immer möglich bietet die Regionalanästhesie Vorteile gegenüber der Allgemeinanästhesie. Ist eine Allgemeinanästhesie unvermeidbar sollte bei der Medikamentenwahl kurzwirksamen Medikamenten mit einer guten Steuerbarkeit der Vorzug gegeben werden, um eine Restwirkung von Anästhetika und/oder Relaxanzien in der frühen postoperativen Phase zu vermeiden. Die Extubation sollte nur am vollständig wachen Patienten erfolgen. In der postoperativen Phase sind Fragen hinsichtlich der Lagerung, der postoperativen Schmerztherapie, der Applikation von Sauerstoff sowie der Überwachung von zentraler Bedeutung. Die postoperative Überwachung ist abhängig von der OSAS-Schwere, einer bestehenden CPAPTherapie, dem operativen Eingriff, dem Anästhesieverfahren und dem postoperativen Opiatbedarf. Postoperative Hypoxiephasen treten bis zum fünften postoperativen Tag auf. Während frühe Abfälle der Sauerstoffsättigung durch Medikamentennebenwirkungen hervorgerufen werden, wird bei späten postoperativen Sättigungsabfällen ein REM-Schlaf-Rebound als ursächlich angesehen. Schlüsselwörter. OSAS, Anästhesie, perioperatives Management, postoperatives Management, REM-Rebound
124 Peri- und postoperatives Management von Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe bei Eingriffen am oberen Atemweg T. Verse1 1 Asklepios Klinik Harburg, HNO, Hamburg Fragestellung. Grundsätzlich besteht für bei obstruktiver Schlafapnoe (OSA) ein erhöhtes perioperatives Risiko basierend auf einer erschwerten Intubation, erschwerten Extubation und Schwierigkeiten bezüglich der postoperativen Analgesie. Präoperatives Management. Bereits übergewichtige Patienten sind schwerer zu intubieren als Normalgewichtige. Außerdem weisen Schlafapnoiker häufig noch andere anatomische Besonderheiten im oberen Luftweg auf. Insofern überrascht es nicht, dass kürzlich in 67% eine unerwartet schwere Intubation bei Schlafapnoikern beobachtet wurde. Die OSA wird insbesondere bei chirurgischen Eingriffen, die nicht zur Therapie der OSA selbst sondern aus anderen Gründen durchgeführt werden, zu selten diagnostiziert. Schlaflabordiagnostik ist teuer und insbesondere kurzfristig nicht überall verfügbar. Vor diesem Hintergrund wurden in der anästhesiologischen Literatur zuletzt mehrere einfache Fragebögen mit und ohne zusätzlich erhobenen klinischen Parametern validiert. Dabei gilt, je einfacher das Testinstrument desto praktikabler ist es. Intraoperatives Management. Hier geht es um anästhesiologische Aspekte der Narkoseführung. Diskutiert wurde zuletzt das Medikament Dexmedetomidin zur Muskelrelaxation. Opioide können die Gefahr des Kollabierens der oberen Luftwege erhöhen. Vier Faktoren spielen dabei eine Rolle: Übergewicht, Schwere der OSA, Schwere einer ggf. assoziierten kardiopulmonalen Begleiterkrankung und der zu erwartende Opioidbedarf. Sind alle Faktoren niedrig, kann ggf. ein Opioid zur Anwendung kommen. Ist nur einer der Faktoren erhöht, sollte entweder eine Intensivüberwachung erfolgen oder auf andere Arten der Analgesie umgestiegen werden.
Postoperatives Mangement. Nach der Extubation zeigt der obere Luftweg grundsätzlich eine erhöhte Kollapsneigung, weshalb eine perioperative CPAP-Behandlung indiziert sein kann. Das gilt umso mehr, wenn im oberen Luftweg operiert wurde und mit einer postoperativen Schwellung des Wundgebietes zu rechnen ist. Das Risiko erhöht sich, wenn Nasentamponaden zur Anwendung kommen oder wenn internistische Komorbiditäten vorliegen. Die Frage, welches Ausmaß an postoperativer Überwachung angezeigt ist, ist noch nicht abschließend beantwortet und richtet sich u. a. auch nach dem klinischen Bild in der unmittelbar postoperativen Phase. Schlüsselwörter. OSA, Chirurgie, perioperatives Management, perioperatives Risiko, Überwachung postoperativ
125 Neues bezüglich Narkolepsie und Influenza G. Mayer1 1 Hephata-Klinik Schwalmstadt, Fachkrankenhaus für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Schlafmedizinisches Zentrum, SchwalmstadtTreysa Zwischen 2009 und 2010 stieg in die Inzidenz von Narkolepsiefällen in den Skandinavischen Ländern von 0,5 auf 5,8/100.000 (rel. Risiko 6,6– 12,7) geimpfter Personen an. Zu Beginn wurde vorwiegend über betroffene Kinder mit raschem, z. T. dramatischem Verlauf berichtet. In Frankreich sind mehr Erwachsene betroffen. 2013 werden weltweit Rückgänge der Inzidenz auf bzw. unter das Vorniveau berichtet. Die Schwedische Arzneimittelagentur publizierte 2013 Zahlen zum Risiko des Auftretens einer Narkolepsie sowie 50 ausgewählter Autoimmunerkrankungen nach Impfung mit Pandemrix von 61% der schwedischen Bevölkerung (3,3 Mio. Geimpfte und 2,5 Mio. nicht mit Pandemrix Geimpfte). Das Risiko für das Auftreten einer Narkolepsie für zum Impfzeitpunkt <20 Jahre alte Personen war 3-fach erhöht, für 21- bis 30-jährige 2-fach. In dieser Population befanden sich auch nicht Geimpfte. Autoimmunerkrankungen zeigten kein erhöhtes Risiko im Zusammenhang mit der Impfung. In Deutschland, wo wie in vielen europäischen Staaten der Impfstoff Pandemrix benutzt wurde kam es 2009 bis 2010 ebenfalls zu einem Anstieg der Narkolepsieinzidenz (Stand PEI vom 25.02.2013: 25 Kinder und Jugendliche, 15 Erwachsene). Die mittlere Latenz zwischen Impfung und ersten Symptomen war bei Kindern und Jugendlichen mit 92 Tagen kürzer als bei Erwachsenen (173 Tage). Phänotypisch unterscheiden sich Postvakzin-Patienten nicht von nicht vakzinierten Patienten, auch wenn anfänglich von einem schnelleren Verlauf mit Teilremissionen ausgegangen wurde. Etwa 95% sind HLA DQB1*0602/DRB1*01501 positiv, die Liquor Hypocretine liegen bei 85% unter 110 pg/ml. Es finden sich keine Antikörper gegen Trib-2 (Dauvilliers et al., Sleep 2011). Welche Ursachen für die erhöhte Inzidenz wurden gefunden? Im Tiermodell kann das zur Verstärkung der Immunantwort eingesetzte Adjuvans Squalen zu Autoimmunität führen, beim Menschen konnte dies bisher nicht nachgewiesen werden. Außerdem spielen trotz des Nachweises von Assoziationen zwischen Narkolepsie und T-Zell-Rezeptor-Polymorphismen und Trib-2-Autoantikörpern multiple umgebungsbedingte Faktoren bei der Auslösung der Narkolepsie eine Rolle. Eine ComputerRecherche für Peptid-Homologe zwischen dem H1N1-Virus und neuronenspezifischen Proteinen zeigte keine potenzielle molekulare Mimikry (Fontana et al., Brain 2013). Es scheint unwahrscheinlich, dass die H1N1 Virus Infektion oder Vakzination eine reaktive Autoimmunität gegen Hypocretin-produzierende Neurone in Gang gesetzt hat. Auf Grund rezenter Berichte über eine Interleukin-Assoziation der Narkolepsie wird in Frankreich derzeit im Auftrag des Gesundheitsministeriums Regierung nach Veränderungen der Interleukin-Expression geschaut. Die beim APSS 20013 vorgestellten Ergebnisse der Serum- und Liquorproben zeigen nur marginale, statistisch nicht signifikante Auffälligkeiten. Schlüsselwörter. Narkolepsie, Schweinegrippe, Erkrankungsrisiko, Inzidenz, Ursachen
126 Narkolepsie und Schmerzempfindung P. Geisler1 1 Universität Regensburg, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Schlafmedizinisches Zentrum, Regensburg Zwischen Schmerzempfindung und Schlaf besteht ein wechselseitiger Zusammenhang. Dass Schmerzen den Schlaf stören, ist evident, aber auch der Schlaf hat einen Einfluss auf den Schmerz. So konnte gezeigt werden, dass durch Schlafentzug die Schmerzempfindlichkeit gesteigert werden kann. Vor zwei Jahren berichteten Dauvilliers et al., dass bei Narkolepsie-Patienten (mit Kataplexie) die Häufigkeit von chronischen Schmerzen deutlich erhöht ist. Der Neurotransmitter Hypocretin (Orexin), der in der Schlaf-WachRegulation eine zentrale Rolle spielt, hat auch eine Funktion in der Modulation der Schmerztransmission. Da das Hypocretin-System bei Patienten mit Narkolepsie-Kataplexie in der Regel ausgefallen ist, liegt die Vermutung nahe, dass bei Narkolepsie-Patienten die Schmerzwahrnehmung verändert sein könnte, wodurch der Befund von Dauvilliers et al. erklärt werden könnte. Aber auch andere Mechanismen, wie der häufig fragmentierte Schlaf bei Narkolepsie oder die verminderte Vigilanz könnten eine wesentliche Rolle spielen. Narkolepsie-Patienten leiden aber auch häufig an Depressionen. Da chronische Schmerzen auch in enger Beziehung zur Depressivität stehen, könnte hier ein weiterer Erklärungsansatz liegen. Die Tatsache, dass bei der Narkolepsie zwei Erkrankungsformen – mit und ohne Kataplexien und damit mit und ohne Hypocretin-Defizit – bestehen, macht die Narkolepsie zu einem Modell, mit dem der Einfluss des Hypocretin-Systems auf die Schmerzempfindung vom Effekt der Schläfrigkeit differenziert werden kann. Um diese komplexen Zusammenhänge weiter aufzuklären, haben wir begonnen, die Schmerzwahrnehmung bei Patienten mit Narkolepsie mit Hilfe der quantitativen sensorischen Testung zu untersuchen. Zwischenergebnisse der laufenden Studie werden präsentiert. Schlüsselwörter. Narkolepsie, Schmerz, Hypocretin, Orexin, quantitative sensorische Testung
127 Einfluss von Orexin auf den Schlaf und Stoffwechsel P.C. Baier1 1 Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Zentrum für Integrative Psychiatrie – ZIP, Kiel Schon kurz nach der Entdeckung des Neuropeptides Orexin A (auch Hypocretin-1) vor etwas mehr als zehn Jahren, zeigte sich, dass dieser Botenstoff im Liquor von mehr als 90% der Patienten mit Narkolepsie mit Kataplexien reduziert bis hin zu nicht nachweisbar ist. Tierexperimentelle Untersuchungen legen nahe, dass das Orexin A neben seiner Bedeutung für die Schlaf-Wach-Regulation auch in die Energiehomöostase und in die Interaktion zwischen Schlaf und Metabolismus involviert ist. Hiermit vereinbar sind Beobachtungen bei Patienten mit Narkolepsie, bei denen sich neben der offensichtlichen Störung des Schlaf- und Wachverhaltens, auch Hinweise auf eine gestörte Regulation von Appetit und Körpergewicht finden. Insofern kann die Erkrankung helfen, die physiologische Rolle des orexinergen Systems in der Regulation von REM- und non-REM-Schlafes besser zu verstehen und ermöglicht die Untersuchung der engen Verzahnung der Regulation von Metabolismus und Schlaf- und Wachverhaltens. Ziel dieses Vortrages ist es, einen aktuellen Überblick über tier- und humanexperimentelle Versuche zur Wirkung von exogen verabreichtem Orexin A auf den Schlaf und den Stoffwechsel zu geben. Schlüsselwörter. Narkolepsie, Orexin, Hypokretin, REM-Schlaf, Kataplexie
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Abstracts 128 Narkolepsie und schlafbezogene Bewegungsstörungen T.C. Wetter1 1 Universität Regensburg, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Schlafmedizinisches Zentrum, Regensburg Der Schlaf von Patienten mit einer Narkolepsie ist unter anderem durch häufige Aufwachereignisse und eine erhöhte Anzahl von nächtlichen Körperbewegungen gekennzeichnet. Darüber hinaus findet sich eine Assoziation mit nächtlichen motorischen Störungen wie schlafbezogenen Bewegungsstörungen und Parasomnien, die in manchen Fällen sehr frühe Symptome der Narkolepsie sein können. Einige Studien haben insbesondere auf die Komorbidität der Narkolepsie mit einem REM-Schlaf ohne Atonie (polysomnographischer Befund) bzw. einer Verhaltensstörung im REM-Schlaf hingewiesen. Hintergrund ist möglicherweise eine Dysfunktion in der motorischen Kontrolle der physiologischen Atonie im REM-Schlaf bei diesen Patienten. Häufige nächtliche motorische Phänomene bei Narkolepsie-Patienten sind periodische Beinbewegungen im Wachen und Schlafen (PLM). Studien diesbezüglich haben gezeigt, dass PLM bei der Narkolepsie häufiger vorkommen als in der Allgemeinbevölkerung. Die Ursachen hierfür sind ungeklärt, manche Autoren vermuten, dass das Orexindefizit bei Narkoleptikern hier eine wesentliche Rolle spielt. In weiteren Studien wurde auch eine Komorbidität von Narkolepsie mit dem Restless-Legs-Syndrom beschrieben und mit einer Dysfunktion des dopaminergen Systems in Zusammenhang gebracht. In diesem Referat wird eine Übersicht über die Studien zur Assoziation von Narkolepsie mit nächtlichen motorischen Störungen gegeben und mögliche pathophysiologische Grundlagen zur Diskussion gestellt. Schlüsselwörter. Narkolepsie, nächtliche Bewegungsstörungen, Parasomnien, REM-Schlaf Verhaltensstörung, Restless-Legs-Syndrom
129 Essverhalten bei Narkolepsie P.-A. Beitinger1 1 Max-Planck-Institut für Psychiatrie, Schlaflabor, München Narkolepsie ist eine seltene chronische Erkrankung der Schlaf-/Wachregulation, bei der es auf Grund eines gestörten zentralen Orexinsystems neben dem Auftreten charakteristischer Symptome wie exzessiver Tagesschläfrigkeit, Einschlafattacken und Kataplexien auch zu nicht direkt schlafassoziierten Problemen wie Übergewicht kommt. Orexinneurone spielen möglicherweise neben der Schlaf-/Wachregulation unter anderem eine wichtige Rolle als Stoffwechselsensoren und Modulatoren des Belohungssystems sowie bei Entscheidungsprozessen. Gröbere narkolepsiespezifische und von der Tendenz zum erhöhten Körpergewicht unabhängige Stoffwechselveränderungen wie z. B. Glukoseintoleranz, deutliche Leptin- oder Ghrelinveränderungen ließen sich bisher bei Narkolepsiepatienten nicht eindeutig nachweisen. Auf der Verhaltensebene gibt es Hinweise für ein vermehrtes Vorkommen von Binge Eating, schlafbezogenen Essstörungen und unspezifischen oder gemischten Essstörungen. Auch wir konnten mit dem „Fragebogen zum Essverhalten“ von Pudel und Westenhöfer Auffälligkeiten zum Beispiel im Sinne vermehrten Hungers bei Narkolepsiepatienten nachweisen. Unsere weiteren Ergebnisse zeigen, dass die Veränderungen im Essverhalten nach Symptombeginn der Narkolepsie zuzunehmen. Unabhängig von spezifischen Stoffwechselveränderungen scheint das Übergewicht bei Narkolepsie auch das Risiko für das metabolische Syndrom und kardiovaskuläre Risikofaktoren zu erhöhen. Dies konnten wir beim Vergleich von Narkolepsiepatienten mit gesunden Kontrollen aber auch im Vergleich mit einem großen Kollektiv von Hausarztpatienten feststellen. Neben der reinen schlafmedizinischen Beratung und Behandlung der Narkolepsiepatienten spielen multimodale gewichtsstabilisierende und -senkende Behandlungsstrategien eine wichtige Rolle.
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Schlüsselwörter. Narkolepsie, Orexin, Essverhalten, Stoffwechsel, metabolisches Syndrom
130 Ist Schlafwandeln erblich? – Genetik der Parasomnien P. Young1 1 Universitätsklinikum Münster, Klinik für Schlafmedizin und Neuromuskuläre Erkrankungen, Department für Neurologie, Münster Parasomninen werden in Non-REM und REM Prasomnien gemäß ICSD 2 eingeteilt. Zu den Non-Parasomnien werden die Arousalstörungen (aus dem NREM-Schlaf auftretend, wie Schlafwandeln und Pavor nocturnus) gezählt. Bislang gibt es einzelne Hinweise und klinische Fallserien die für eine familiäre Häufung von Non-REM-Parasomnien sprechen. Diese Familiarität ist für verschiedene Formen der Non-REM Parasomninen unterschiedlich. Für das Schlafwandeln ist vor einige Jahren ein Assoziation zum HLA HLA-Allel DQB1*0501 Lokus gezeigt worden. Diese Assoziation ist bislang nicht bestätig worden, wird jedoch gerade in einer großen Patientengruppe überprüft. Für die REM-Parasomnien gibt es ebenfalls vereinzelte Hinweise auf eine familiäre Häufung, ohne dass bislang jedoch Hinweise auf eine monogenetische Transmission vorliegen. Welchen Einfluss einzelne Genassoziationen mit dem klinischen Erscheinungsbild der REM-Verhaltensstörung, als klinisch wichtigste REM-Parasomnie hat, ist nicht ausreichend untersucht. Im Symposium werden die aktuellen Erkenntnisse zur genetischen Grundlage von Parasomnien dargestellt.
131 Epileptischer Anfall oder Schlafwandeln – das Schlaflabor hilft weiter G. Möddel1 1 Universitätsklinikum Münster, Klinik für Schlafmedizin und neuromuskuläre Erkrankungen mit Bereich Epileptologie, Münster Fragestellung. Parasomnien sind durch wiederholte, komplexe aus dem Schlaf heraus auftretende Bewegungen gekennzeichnet. Ähnliche Ereignisse können aber auch epileptische Anfälle darstellen. Dies trifft besonders für die Frontallappenepilepsie zu, da hier (1) Anfälle vorwiegend oder ausschließlich aus dem Schlaf heraus auftreten, (2) die motorischen Symptome sehr komplex und skurril sein können und (3) weil die häufigste Ursache – eine fokale kortikale Dysplasie (FCD) – oft der Routine-MRT-Bildgebung entgeht. Patienten und Methoden. Die wesentlichen in der Literatur beschriebenen differentialdiagnostischen Hinweise und typischen Befunde werden dargestellt und anhand von Video- und EEG-Fallbeispielen demonstriert. Ergebnisse. Semiologische Hinweise auf eine epileptische Ursache sind von Ereignis zu Ereignis stereotyper Ablauf, eine „physiologische“ und benachbarten kortikalen Repräsentationen folgende Evolution sowie lateralisierende Zeichen wie unilaterale Tonisierung, Kloni oder Versivbewegungen. Ein direkter EEG-Hinweis auf einen epileptischen Anfall ist ein evolvierendes rhythmisches Muster. Allerdings bleibt etwa die Hälfte der fokalen Frontallappenanfälle ohne direktes Anfallsmuster im EEG, z. B. bei einem Anfallsursprung fronto-mesial, fronto-basal oder in der Tiefe eines Sulcus. Indirekte EEG-Hinweise auf einen epileptischen Anfall sind ein Elektrodekrement am Anfallsbeginn oder Auftreten aus dem leichten Schlaf (Stadium I und II). Darüber hinaus kann die Anamnese diagnostisch wegweisend sein (Epilepsie-Risikofaktoren, Hinweise auf unbemerkte Anfälle aus dem Wachen). Schließlich wird die Diagnose einer Epilepsie durch Nachweis einer typischen epileptogenen Läsion im MRT sehr wahrscheinlich (z. B. einer FCD). Schlussfolgerungen. Die Differenzialdiagnose zwischen Parasomnien und nächtlichen epileptischen Anfällen ist häufig diffizil, ist aber mit-
tels gezielter Anamnese und Video-EEG-Dokumentation der typischen Ereignisse meist sicher möglich. Eine hochauflösende MRT-Bildgebung mit epilepsiespezifischen Sequenzen kann im Zweifelsfall hilfreich sein.
132 Übersicht zur Differenzialtherapie der Parasomnien F. Sixel-Döring1 1 Paracelsus-Elena-Klinik, Neurologie, Kassel Non-REM-Parasomnien wie Pavor nocturnus und Somnambulismus betreffen meist Kinder, werden jedoch auch bei Erwachsenen beobachtet. Eine Behandlungsindikation besteht bei Selbst- oder Fremdgefährdung, und wenn der Kontrollverlust über das nächtliche Verhalten als sehr schambesetzt erlebt wird. Es gibt bisher keine Evidenz-basierten Empfehlungen zur Therapie. Bei Erwachsenen weist eine retrospektive monozentrische Datenbankanalyse von 103 Patienten [1] eine Responder-Rate von 73,7% auf Clonazepam auf. Kognitive Verhaltenstherapie, Sertralin, Clomipramin und Temazepam werden als mögliche effektive Alternativen genannt. Einzelfallberichte und kleine Fallserien beschreiben eine Wirksamkeit von Biperiden, Melatonin, anderen Benzodiazepinen und Imipramin. Aufklärung, schlafhygienische Maßnahmen, Entspannungsübungen vor dem Schlafengehen sowie psychotherapeutische Maßnahmen werden empfohlen. Die REM-Schlafverhaltensstörung ist die wichtigste REM-Parasomnie und gilt als präklinischer Marker für eine a-Synuklein-assoziierte neurodegenerative Erkrankung. Bei Parkinson-Patienten unter dopaminerger Therapie muss sie von nächtlichem psychotischem Verhalten unterschieden werden. Eine Task Force der American Association of Sleep Medicine (AASM) hat Evidenz-basierte Empfehlungen erarbeitet [2], wobei das Schaffen einer sicheren Schlafumgebung als einzige Maßnahme mit der Empfehlungsstärke A bewertet wird. Der Einsatz von Clonazepam und Melatonin wird mit der Empfehlungsstärke B bewertet. Substanzen wie Zopiclon, andere Benzodiazepine, Desipramin, Clozapin, Carbamazepin und Natriumoxybat können mit Empfehlungsstärke C erwogen werden. Inzwischen gibt es eine doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Polysomnographie-gestützte Studie [3], welche die Wirksamkeit von Melatonin nahelegt, aufgrund der geringen Fallzahl (n=8) sind jedoch größer angelegte Untersuchungen erforderlich. Für Patienten mit selbstoder fremdverletzendem Verhalten im REM-Schlaf, die eine Medikation nicht tolerieren und/oder sich als resistent erweisen, zeigte sich in einer Fallserie (n=4) ein Bettalarm mit Auslösen einer verbalen Beruhigung durch eine vertraute Stimme als effektiv [4]. Literatur 1. Attarian H, Zhu L (2013) Treatment options for disorders of arousal: a case series. Int J Neurosci doi:10.3109/00207454.2013.783579 2. Aurora RN, Zak RS, Maganti RK et al (2010) Best practice guide for the treatment of REM sleep behaviour disorder (RBD). J Clin Sleep Med 6:85–95 3. Kunz D, Mahlberg R (2010) A two-part, double-blind, placebo-controlled trial of exogenous melatonin in REM sleep behaviour disorder. J Sleep Res 19:591–596 4. Howell MJ, Arneson PA, Schenck CH (2011) A novel therapy for REM sleep behaviour disorder (RBD). J Clin Sleep Med 7:639–644A Schlüsselwörter. Parasomnien, REM-Schlafverhaltensstörung, Pavor
nocturnus, Somnambulismus, Therapie
133 Wenn die Träume ausgelebt werden – forensische Aspekte rund um die Parasomnien S. Kotterba1 1 Ammerland-Klinik GmbH, Klinik für Neurologie, Westerstede Bewegungen im Schlaf und Parasomnien haben per se keinen Krankheitswert. Als Störung werden sie gewertet, wenn für den Betroffenen eine
Schlafstörung oder Beeinträchtigung der Tagesbefindlichkeit resultiert. Obwohl bereits 1878 ein Bericht über eine Gewalttat im Schlaf erschien, erlangen forensische Fragen erst in den letzten Jahren zunehmende Bedeutung. Neben spektakulären Gewalttaten mit Todesfolge werden insbesondere sexuelle Übergriffe berichtet. Straffreiheit besteht in der Regel, wenn der Betroffene das Ausmaß seiner Tat nicht beurteilen kann oder eine Störung des Bewusstseins vorliegt. Ein Schlafender ist nicht bei Bewusstsein Bei Arousal-Parasomnien besteht eine vollständige retrograde Amnesie. Bei Störungen aus dem REM-Schlaf können sich die Betroffenen z. T. an Träume erinnern, berichten häufig über Angriffe und Verfolgung. Bei allen Beurteilungen von Gewalthandlungen im Schlaf muss eine vorgetäuschte Störung ausgeschlossen werden. Bei sehr komplex, geplant erscheinenden Handlungen ist eine Parasomnie eher unwahrscheinlich. Abzugrenzen sind epileptische Anfälle(insbesondere Frontallappenanfälle) im Schlaf. Eine detailliert Anamnese (insbesondere zur Frage früher aufgetretener Parasomnien)einschließlich einer Fremdanamnese ist unerlässlich. In der differenzialdiagnostischen Abklärung ist eine Polysomnographie (mit erweiterter EEG-Montage) zwingend. Bedacht werden muss hier, dass Parasomnien unter Umständen nicht in der ungewohnten Schlaflaborsituation auftreten. Die zur erweiterten Diagnostik vorgeschlagene Videodiagnostik in häuslicher Umgebung ist nach Straftaten nicht möglich. Unter Umständen können Provokationen (Schlafentzug) eingesetzt werden. Wichtig ist die Ermittlung auslösender Faktoren. Dargestellt werden die differenzialdiagnostischen Kriterien zwischen Parasomnien und Epilepsien sowie mögliche Auslösefaktoren für aggressive Handlungen im Rahmen der Parasomnien. Die bisherige Wertung in Strafprozessen wird erläutert.
134 Nichtvisuelle Lichtwirkung und Alter V. Bromundt1, S. Frey1, C. Cajochen1 1 Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel, Zentrum für Chronobiologie, Basel, Schweiz Fragestellung. Blau (460–480 nm)-angereichertes Licht mit einer Intensität von nur 30 Lux am Abend wirkt auf das zirkadiane System und kann diverse nichtvisuelle Lichtwirkungen bei jungen Erwachsenen hervorrufen wie Melatoninsuppression, verminderte Schläfrigkeit sowie erhöhte kognitive Leistungsfähigkeit. Gesunde ältere Menschen zeigen abgeschwächte zirkadiane Rhythmen (z. B. Melatoninsekretion). Die altersbedingte Trübung der Linse, welche blauwelliges Licht herausfiltert, sowie die kleinere Pupille im Alter mit geringerer Lichtdurchlässigkeit werden als Gründe dafür angenommen, was teilweise durch Studien bestätigt wurde. Wir untersuchen, ob die abgeschwächte zirkadiane Rhythmik und veränderte Schlafstruktur im Alter mit einer reduzierten nicht-visuellen Sensitivität auf Licht bei älteren Menschen zu tun hat. Patienten und Methoden. 16 ältere, gesunde Männer und Frauen (8/8, 55–80 Jahre) sitzen an drei Abenden im Labor nach einer Dunkeladaptation für zwei Stunden vor einer Lichtquelle mit unterschiedlicher Farbtemperatur (2500 K, 3000 K, 6500 K). Vor, während und nach der Lichtexposition werden Speichelproben für die Melatoninbestimmung gesammelt, Schläfrigkeit und Leistungsfähigkeit erhoben und eine Polysomnographie während des Wachseins und der darauffolgenden Schlafepisode durchgeführt. Es liegen Daten von jungen Probanden vor, die mit demselben Protokoll erhoben wurden. Ergebnisse. Vorläufige Ergebnisse (n=12) zeigen keine signifikanten Unterschiede zwischen den drei Lichtbedingungen in Bezug auf Melatoninsuppression und Schläfrigkeit. Das blau-angereicherte Licht (6500 K) verursachte keine stärkere Melatoninunterdrückung bei den älteren Probanden wie das bei den jungen Probanden der Fall war. Erste Auswertungen weisen auf eine tendenzielle Verschiebung der Lichtspektrumsensitivität Richtung Grünlichtbereich in Bezug auf die Melatoninsuppression hin. Somnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts Schlussfolgerungen. Blau-angereichertes Licht von 30 Lux Lichtintensität hat im Alter möglicherweise keine zirkadiane Wirksamkeit wie dies bei jüngeren Menschen der Fall ist. Schlüsselwörter. Licht, zirkadianer Rhythmus, Melatonin, Schläfrigkeit, Alter
135 Verhaltensstörungen bei Demenz – Bedeutung des Schlafes M. Haupt1 1 Neuro-Centrum Düsseldorf, Praxisschwerpunkt Hirnleistungsstörungen, Düsseldorf Schlafstörungen zählen zu den häufigsten Verhaltensauffälligkeiten im Rahmen von Demenzerkrankungen. Zum einen treten sie primär als Störungen des Schlafes auf und zeichnen sich durch gestörte Einschlafphasen, verminderte Schlaftiefe und REM-Aktivität oder auch durch häufiges nächtliches Erwachen aus. Sie können auch sekundär in Folge von Aktivitätssteigerungen vorkommen, wenn Unruhezustände, Agitiertheit, fehlende Vertrautheit mit der Umgebung oder Verhaltensänderungen in den späteren Nachmittags- und frühen Abendstunden („sun-downing“-Phänomen) einen verlässlichen Nachtschlaf nicht zulassen. In der Diagnostik sind bei Demenz die begleitenden Erkrankungen und die damit verordnete Komedikation daraufhin zu prüfen, ob und inwieweit sie Schlafbeeinträchtigungen begünstigen können. Die Behandlung stellt nichtmedikamentöse Maßnahmen in den Vordergrund. Die allgemein gültigen schlafhygienischen Regeln sind auch für Demenzkranke beachtenswert, die Vertrautheit und Verlässlichkeit der Umgebung und der anwesenden Personen sind wichtige Elemente für einen zuverlässigen Schlaf, ferner die geregelte Flüssigkeitszufuhr am Tag, weniger am Abend oder auch die angemessene Zeit zur Verabreichung notwendiger Medikamente. Medikamentöse Strategien bestehen in der Nutzung von schlafstützenden Wirkungen der Antidementiva und bei ausgeprägteren Störungen in der Gabe von ausgewählten antidepressiven, neuroleptischen und anderen Substanzen. In der Regel lassen sich mit diesen Maßnahmen Schlafstörungen bei Demenz in der weit überwiegenden Zahl sehr günstig beeinflussen.
136 Der Einfluss von dynamischer Beleuchtung bei Demenzpatienten M. Münch1, K. Bieler2, R. Goldbach2,3, M. Schmieder2 1 Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne, Labor für Solarenergie und Bauphysik, Lausanne, Schweiz, 2Sonnweid AG, Wetzikon, Schweiz, 3Psychiatrische Universitätsklinik, Klinik für Alterspsychiatrie, Zürich, Schweiz Fragestellung. Eine Störung des Tag-Nachtrhythmus gehört u. a. zu den am häufigsten beobachteten Symptomen bei Demenzpatienten. Es wurde bereits gezeigt, dass eine hellere künstliche Beleuchtung tagsüber diesen Rhythmus verbessern konnte1. Mit unserer Studie testeten wir den Einfluss einer dynamischen künstlichen Beleuchtung auf den Schlaf-Wach-Rhythmus bei Demenzpatienten im Vergleich zu einer Kontrollbeleuchtung. Darüber hinaus wollten wir den Einfluss einer dynamischen Beleuchtung auf die Emotionen bei dieser Patientengruppe untersuchen. Patienten und Methoden. Aktivitätsdaten von 88 institutionalisierten Demenzpatienten wurden während 8 Wochen mittels eines Aktivitätsmonitors (mit Lichtsensor) registriert. Die Emotionen wurden bei jedem Patienten täglich zu verschiedenen Tageszeiten mit einem validerten Beobachtungsinstrument erhoben (Observed Emotional Rating Scale). In der dynamischen Beleuchtung veränderte sich die Beleuchtungsstärke mit einem Maximum von 1000 lx in vertikaler Richtung zur Mittagszeit. Die Lichtfarbe variierte zwischen 2700 K und 6500 K. Ergebnisse. Die beiden Experimentalgruppen (Experimentalgruppe n=41 vs. Kontrollgruppe n=47) unterschieden sich statistisch in keiner
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der getesteten Variablen. Wenn die Daten analysiert wurden für zwei Gruppen von Patienten, welche tagsüber im Mittel mehr (>400 lx), oder weniger Licht (<400 lx) erhielten, ergab sich eine signifikante spätere Bettgehzeit, eine kürzere Schlafdauer, aber keine Unterschiede in der Schlafeffizienz (oder der Schlaflatenz) für die Patientengruppe mit mehr Licht (n=42), verglichen mit der Gruppe mit weniger Licht (n=46). Die Beobachtungen der Emotionen ergab signifikant häufiger beobachtete Freude und Aufmerksamkeit in der Gruppe, mit der höheren Beleuchtungsstärke tagsüber. Schlussfolgerungen. Mehr Licht am Tag führte zu positiveren Emotionen und größerer Aufmerksamkeit bei Patienten mit schwerer Demenz, ohne die Schlafeffizienz zu beeinträchtigen, aber nur wenn sowohl die künstliche wie auch die natürliche Beleuchtung berücksichtigt wurden. Finanzieller Support: Age-Stiftung Schweiz, Sonnweid Stiftung Wetzikon/ Schweiz), Velux Stiftung/Schweiz. 1. Van Someren EJW et al (1997) Indirect bright light improves circadian rest-activity rhythm disturbances in demented patients. Biological Psychiatry 41:955–963 Schlüsselwörter. Zirkadianer Rhythmus, Demenz, Schlaf, innere Uhr, Beleuchtung
137 Schlafapnoe bei Demenz – Diagnostik und Therapie H. Frohnhofen1 1 Kliniken Essen Mitte, Betriebsteil Knappschaftskrankenhaus, Klinik für Innere Medizin III/Zentrum für Altersmedizin, Essen Fragestellung. Schlafbezogene Atemstörungen und Demenz-Syndrome sind häufig bei älteren Menschen. Ein epidemiologische fand eine Verdopplung der Inzidenz demenzieller Syndrome bei Vorliegen einer Schlafapnoe. Dabei korreliert die Inzidenz einer Demenz mit dem Ausmaß der zyklischen Hypoxämie, nicht jedoch mit anderen Atemparametern. Zudem zeigt die Hälfte der Patienten mit Demenz eine zumindest moderate schlafbezogene Atemstörung, deren Ausmaß zudem mit der Alltagsfunktionalität assoziiert ist. Auch nicht kognitive Störungen bei Demenz zeigen eine Assoziation mit dem Ausmaß einer zyklischen Hypoxämie. Angesichts der Häufigkeit der schlafbezogenen Atemstörungen bei Patienten mit Demenz, deren Beziehung zu Inzidenz und Symptomatik begründet die Forderung nach einer schlafmedizinischen Mitbetreuung. Patienten und Methoden. Reihenuntersuchung geriatrischer Klinikpatienten mit Demenz und Vergleich der Ergebnisses des geriatrischen Assessments (Funktion, Vigilanz, Befindlichkeit) bei Demenzpatienten mit und ohne mittelschwere Schlafapnoe (RDI 20/h als Grenzwert). Ergebnisse. Patienten In einer Reihenuntersuchung konnte bei 40% der Patienten mit Demenz-Syndrom und bei 54% der Patienten ohne Demenz-Syndrom eine Artefakt freie Polygraphie durchgeführt werden (p<0,03). Demenzpatienten mit Schlafapnoe waren signifikant tagesschläfriger, funktionell eingeschränkter und im Trend verstimmter (Tab. 1). Schlussfolgerungen. Schlafbezogene Atemstörungen beeinflussen bei Patienten mit Demenz signifikant den funktionellen Status und die Vigilanz. Im Trend findet sich auch eine gedrücktere Stimmungslage. Bei der Diagnostik und Behandlung von Demenzpatienten sind schlafmedizinische Kenntnisse erforderliche. 137 – Tab. 1 Demenz ohne SA (n=368) Barthel-Index Aufnahme [0–100] 48±31 Barthel-Index Entlassung [0–100] 58±31 WHO-5-Fragebogen [5–25] 13±6 EFAS [0–12] 2±3
Demenz mit SA(n=214) 35±28 47±30 11±7 5±4
p-Wert <0,01 <0,01 0,09 <0,01
138 Schlafstörungen und Tagesschläfrigkeit bei Patienten einer Gedächtnissprechstunde H. Danker-Hopfe1, S. Hackethal1, O. Peters2 1 Charité – Universitätsmedizin Berlin, Kompetenzzentrum Schlafmedizin, Berlin, 2Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Berlin Fragestellung. Schlafqualität und kognitive Leistungen weisen physiologisch altersbedingte Veränderungen auf. Gleichzeitig steigt die Zahl von Patienten mit klinisch relevanten Schlaf- und Gedächtnisstörungen. Unklar ist welchen Einfluss Schlafprobleme auf die kognitive Leistungsfähigkeit im Alter haben. In dieser Pilotstudie wurde die Schlafqualität von Patienten untersucht, die sich in der Gedächtnissprechstunde vorstellten. Patienten und Methoden. Es liegen Daten von Daten von 95 Patienten (43 Frauen und 52 Männer, 67.4±11.2 Jahre) vor. Die Schlafqualität wurde mittels des Insomnia Severity Index (ISI) und die Tagesschläfrigkeit mit der Epworth Schläfrigkeitsskala (ESS) untersucht. Zusätzlich wurde der REM Sleep Behavior Disorder Screening Questionnaire (RBDSQ) eingesetzt. In dieser Pilotstudie wurde der Minimental-Status-Test (MMSE) zusätzlich zur Erfassung globaler kognitiver Defizite eingesetzt. Zusammenhänge zwischen den Fragebogendaten untereinander sowie altersbedingter Veränderungen wurden korrelationsstatistisch überprüft. Diagnosespezifische Unterschiede wurden univariat mittels Varianzanalyse sowie bei gleichzeitiger Kontrolle des Alters mit gemischten linearen Modellen überprüft, wobei folgende Diagnosen unterschieden wurden: Mild Cognitive Impairment (MCI), subjektive Gedächtnisprobleme, Depressionen mit und ohne objektivierbare kognitive Beeinträchtigung, demenzielles Syndrom und sonstige Diagnosen. Ergebnisse. Während sich die Anzahl von Männern und Frauen nach Diagnosegruppen nicht signifikant unterscheidet, gibt es signifikante Unterschiede in der Altersverteilung. ESS-, RBDSQ- und MMSE-Score korrelieren signifikant mit dem Alter, nicht der ISI. Bei Kontrolle des Alters ergaben sich signifikante Unterschiede zwischen den Diagnosegruppen in der mittels ISI gemessenen Schlafqualität, depressive Patienten mit kognitiver Einschränkung wiesen den höchsten Score auf, Patienten mit demenziellem Syndrom den niedrigsten. Im ESS-Score zeigten sich keine diagnosebedingten Unterschiede. Der RBDSQ-Score lies signifikante Unterschiede erkennen mit höchsten Werten in der Gruppe der sonstigen Erkrankungen, gefolgt von depressiven Patienten mit kognitiven Einschränkungen. Schlussfolgerungen. Die Datengrundlage soll erweitert werden, die Art der kognitiven Einschränkungen mittels CERAD detaillierter beschrieben werden, und es sollen Patienten mit auffälligen Scores im RBDSQ im Schlaflabor auf das Vorliegen einer REM-Schlafverhaltensstörung untersucht werden. Schlüsselwörter. Gedächtnisprobleme, Insomnia Severity Index (ISI), Epworth Sleepiness Scale (ESS), RBDSQ, MCI
139 Das Adipositas-Hypoventilationssyndrom G. Nilius1 1 HELIOS-Klinik Ambrock, Pneumologie, Hagen, Deutschland Klinik, HagenAmbrock Die epidemieartige Zunahme der Adipositas stellt die Medizin vor neue Herausforderungen. Schlafbezogene Atmungsstörungen meist in Form einer obstruktiven Schlafapnoe (OSA) finden sich in einem hohen Prozentsatz. Davon abzugrenzen ist eine Hypoventilation am Tag. Findet sich im Wachzustand ein erhöhter pCO2 (>45 mmHg) in Verbindung mit einem BMI >30 kg/m2 ohne Hinweise für eine andere relevante Erkrankung sprechen wir von einem Adipositas-Hypoventilationssyndrom. Die Erkrankung geht mit einer deutlich erhöhten Morbidität und Mortalität einher und Betroffene verursachen erheblich höhere Kosten im Gesundheitssystem. Die Patienten sind in der Mehrheit nicht diagnostiziert.
Die Erkrankung bildet keinen monolithischen Block hinsichtlich der zugrunde liegenden Pathophysiologie und auch notwendigen Beatmungstherapie. In jedem Einzelfall muss eine sehr genaue diagnostische Zuordnung erfolgen: Die schlafbezogenen Atmungsstörungen erfordern eine genaue Charakterisierung. Hierbei müssen phasische und zyklische Sauerstoffdesaturationen erfasst werden, die Quantifizierungen eines OSA und die Zuordnung der Atmungsstörung zu den einzelnen Schlafphasen und dem Ausmaß der Hypoventilation müssen erfolgen. Nur durch Kenntnis dieser Sachverhalte kann eine differenzierte Therapie erfolgen. Neuere pathophysiologische Untersuchungen lege nahe, dass in einem Teil der Patienten die alveoläre Hypoventilation am Tage überwiegend auf lange obstruktive Apnoen in der Nacht mit nachfolgenden Anstiegen des PCO2 und einem konsekutiven Anstieg des Bicarbonats beruht. Die Hypoventilation am Tage resultiert aus der Alkalose. So bald durch die nächtliche Überdruck-Therapie (CPAP), die Kollapszustände der oberen Atemwege und damit die nächtliche Hypoventilationen verhindert werden, normalisiert sich die Hyperkapnie am Tag. Andere Patienten dagegen weisen keine so ausgeprägte nächtliche obstruktive Schlafapnoe auf und es findet sich durchgehend am Tag und in der Nacht eine Hypoventilation. In diesen Fällen ist eine WechseldruckBeatmung angezeigt. Allerdings sind noch viele Fragen ungeklärt: Welche Patienten können mit einer reinen Spontanatmung beatmet werden? Wie hoch ist das exspiratorische und inspiratorische Druckniveau zu titrieren? Wie ist der Stellenwert von volumengesicherten Beatmungen und der zeitgesteuerten Beatmung einzuschätzen? Wie ist die Hintergrund-Beatmungsfrequenz zu wählen? Ein praktischer Ansatz für diese Problemfelder wird in dem Kolleg erarbeitet.
Abstracts 140 Zentrale Apnoe – ein vielgestaltiges Phänomen T. Schäfer1,2 1 Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Bochum, 2HELIOS Klinik Hagen-Ambrock, Institut für Klinische Physiologie, Hagen Zentrale Apnoen lassen sich laut internationaler Klassifikation der Schlafstörungen (ICSD-2) sechs Untergruppen zuordnen: einer primären Form, mit Cheyne-Stokes-Atmungsmuster, bei Höhenaufenthalt, bei internistischen/neurologischen Erkrankungen, bei Drogen- oder Medikamentengebrauch und als primäre Schlafapnoe in der frühen Kindheit. Pathophysiologisch kann unterschieden werden zwischen schlafbezogenen Atemstillständen infolge eines krankhaft reduzierten Atmungsantriebs und infolge Instabilitäten der Atmungsregulation, die oft mit einem gesteigerten Atmungsantrieb einhergehen. Diese Differenzierung wird an konkreten Beispielen verdeutlicht: Die zentrale Schlafapnoe bei ZNS-Schädigung durch Insult, Verletzung oder Infektion, die zentrale Apnoe während der Einschlafphase und die periodisch auftretende zentrale Schlafapnoe bei herzinsuffizienten Patienten mit Neigung zur Cheyne-Stokes-Atmung. Auf die Problematik zentraler Apnoen unter nächtlicher CPAP-Therapie wird abschließend eingegangen. Schlüsselwörter. Atmungsregulation, Atmungsantrieb, Höhenatmung, Cheyne-Stokes-Atmung, CPAP-Therapie
141 Cheyne-Stokes-Atmung W.J. Randerath1 1 Universität Witten/Herdecke, Institut für Pneumologie, Solingen
142 Obstruktives Schlafapnoesyndrom nach Schädelhirntrauma – Unfallzusammenhang? S. Kotterba1 1 Ammerland-Klinik GmbH, Klinik für Neurologie, Westerstede Ein 53-jähriger Mann erlitt vor 1977 im Rahmen eines Wegeunfalls ein schweres Schädelhirntrauma. Es folgte eine 6-monatige stationäre Behandlung. Der Patient wies eine hochgradige rechtsseitige Hemiparese und Sprachstörungen auf. Bereits initial und in der Folge rezidivierende Pneumonien. Durch Rehabehandlungen konnte die Selbständigkeit wieder hergestellt werden. Es entwickelte sich eine ausgeprägte skoliotische Fehlhaltung der Wirbelsäule. HNO-ärztlich zeigte sich eine Stimmbandlähmung links. Der Patient war durchgehend schlank bis untergewichtig. Der Patient wurde durchgehend pneumologisch behandelt. Im Jahr 2011 wurde anamnestisch erstmals der V. a. eine schlafbezogene Atmungsstörung geäußert. In der Polysomnographie bestätigte sich ein schweres OSAS (AHI 43/h, niedrigste Sauerstoffsättigung 66%). Die nCPAP-Therapie gestaltete sich schwierig und wurde letztendlich vom Patienten abgelehnt. Die Vorstellung in unserer Klinik erfolgte zur Klärung eines Zusammenhangs zwischen OSAS und Unfall sowie zur Beurteilung der Therapiemöglichkeit.
143 Träume als sicheres Differenzialkriterium in der Diagnostik von Parasomnien? A. Rodenbeck1,2, C. Quast1 1 Ev. Krankenhaus Weende gGmbH, Lungenheilkunde, Beatmungsmedizin, Schlaflabor, Bovenden-Lenglern, 2Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Physiologie, Berlin Parasomnien werden gemeinhin in NonREM- und REM-Parasomnien unterteilt. Diese Unterscheidung ist polysomnographisch eindeutig zu-
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ordenbar, allenfalls sind Zuordnungen problematisch bei denen Ereignisse im „REM sine REM“ unmittebar vor oder nach der eigentlichen REM-Phase auftreten und damit durch ein Bewegungsarousal abgetrennt sind, wobei typischerweise auch einige wenige Epochen N1 oder N2 zwischen dem Ereignis und der REM-Phase auftreten. Außerhalb der polysomnographischen Diagnostik gilt das Auftreten von Träumen bzw. Traumerinnerung in Verbindung mit diesem Ereignis und in zeitlicher Zuordnung in die erste oder zweite Nachthälfte als relativ gutes Differentialkriterium zur Einschätzung als eher NonREM- oder REMParasomnie. Dennoch können sehr wohl somnambule Attacken mit einer Traumerinnerung verbunden sein, wie andererseits eine REMSchlaf-Verhaltensstörung ohne Erwachen oder ein sog. Overlapsyndrom mit einer Amnesie für das Ereignis einher gehen. Es wird ein Fall dargestellt, bei dem diese gängigen Diagnosekriterien nicht zutreffen und sich damit die Frage nach der Einordnung in die Klassifikationssysteme stellt. Schlüsselwörter. Parasomnie, Diagnosekriterien, NonREM-Parasomnie, REM-Parasomnie, Polysomnographie
144 Physiologie und Pathophysiologie des Schlafes bei Kindern B. Hoch1 1 Josefinum Augsburg, Schlaflabor, Augsburg Die physiologische Entwicklung des Schlafes bei Kindern ist geprägt von der z. T. rasanten Entwicklung, die Kinder in den ersten Lebenswochen und -monaten machen. So finden sich zum einen EEG „Veränderungen“ und eine „EEG-Entwicklung“, die sowohl Amplituden als auch Frequenz betreffen, als auch Schlafstadienänderungen hinsichtlich Dauer und Ausprägung innerhalb weniger Monate. Die Schlafentwicklung bis hin zum Jugendalter ist ferner gekennzeichnet von abnehmendem Tagschlaf, abnehmendem REM-Schlafanteil bis hin zu vermehrten nächtlichen Wachperioden. Großen Einfluss auf das Schlafverhalten haben in den ersten Lebensmonaten und -jahren die Eltern, die den Kindern eine ausreichend gute Struktur am Tage und in der Nacht geben sollten. Eine „Pathophysiologie“ des Schlafes tritt relativ häufig auf. So zeigen bis zu 40% aller Kinder bis zum Jugendalter Schlafstörungen. Dabei ist zu bemerken, dass es durchaus „altersbezogene“ Schlafstörungen gibt. Als Beispiel sind die Schreistörungen und Regulationsstörungen bei Säuglingen benannt, die verhaltensbedingten Schlafstörungen bei kleinen Kinder, der Pavor nocturnus, der im wesentlichen im frühen Kindesalter auftritt und im späteren Leben sehr selten diagnostiziert wird. Im späteren Jugendalter sind die Schlafstörungen auf eine „medienorientierte“ Umgebung, Freizeitverhalten u. a. zurückzuführen, so dass sich in der Gesamtschau der Schlafstörungen in der Pädiatrie ein weites „Betätigungsfeld“ ergibt. Schlüsselwörter. Physiologie Schlaf, Kindesalter, Pathophysiologie Schlaf, Jugendalter, Pädiatrie
145 Ein- und Durchschlafstörungen im frühen Kindesalter B. Schneider1 1 Kinderkrankenhaus St. Marien, Neuropädiatrie, Schlaflabor, Landshut Fragestellung. Handelt es sich bei jedem Kleinkind mit Ein- und Durchschlafschwierigkeiten um eine Schlafstörung oder eher um eine Regulationsproblematik? Was muss man zur Unterscheidung beachten und wie berät man die Eltern richtig? Patienten und Methoden. Anhand mehrerer Fallbeispiele werden physiologische Änderungen des Schlaf-Wach-Rhythmus im Altersgang gezeigt und wie daraus eine Schlafstörung für Eltern werden kann. Ebenfalls wird ein Überblick über organisch bedingte Schlafstörungen dieser Altersgruppe gegeben. Abschließend werden verschiedene diagnostische und therapeutische Möglichkeiten geschildert, welche zum Einsatz kommen können.
Ergebnisse. Das Wissen um den sich verändernden Schlaf-WachRhythmus in den ersten Lebensjahren und das Erheben einer ausführlichen Anamnese sind die Schlüssel im Umgang mit Schlaf- und Regulationsstörungen der frühen Kindheit Schlussfolgerung Ein- und Durchschlafstörungen im frühen Kindesalter stellen für die Eltern einen hohen Belastungsfaktor dar und bedeuten für den Schafmediziner eine große Herausforderung in der Beratung und Begleitung. Schlussfolgerungen. Schlafstörungen im frühen Kindesalter stellen für viele Familien eine große Herausforderung dar und können sehr belastend sein. Guter Rat ist hier teuer und häufig nicht ganz einfach zu geben. Es Bedarf der Kenntnis über die physiologische Entwicklung des Schlafes in dieser Altersgruppe, des Erkennens organisch bedingter Störungen und des Blickes auf Interaktionsprobleme zwischen den Bezugspersonen und dem Kind. Dieser Teil des Kollegs möchte einen Überblick über physiologische und pathologische Störungsbilder des Schlafes der frühen Kindheit darstellen und konkrete Tipps für den Umgang mit dieser Patientengruppe geben.
146 Schlafstörungen bei Jugendlichen M.S. Urschitz1 1 Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz , Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Mainz Fragestellung. Durch die physiologische Rückverlagerung der Schlafphase bei Jugendlichen treten alterstypische Schlafprobleme wie Einschlafstörung, morgendliche Startschwierigkeit und ausgeprägte Tagesschläfrigkeit auf. Diese Probleme können zu ausgeprägten sozialen und schulischen Problemen führen. Von diesen Entwicklungsphänomenen müssen organische Schlafstörungen mit dem Hauptsymptom „Tagesschläfrigkeit“ wie das „Delayed Sleep Phase Syndrome“, die obstruktive Schlafapnoe, die Narkolepsie, die idiopathische Hypersomnie und das „Restless-Legs-Syndrom“ differenzialdiagnostisch abgegrenzt werden. Patienten und Methoden. Kurze Darstellung der wichtigsten diagnostischen Methoden und Differenzialdiagnosen von Schlafstörungen bei Jugendlichen. Ergebnisse. In der pädiatrischen Schlafmedizin werden ähnliche diagnostische Methoden verwendet wie in der Erwachsenenschlafmedizin. Die Beurteilung der Ergebnisse muss jedoch meist Alter und Geschlecht der Kinder mit einbeziehen. Daher wird ein Schwerpunkt auf der Darstellung von alters- und geschlechtsspezifischen Referenzwerten für z. B. die Schlafdauer, die Epworth Sleepiness Scale, den multiplen Schlaflatenztest und den pupillographischen Schläfrigkeitstest liegen. Schlussfolgerungen. Schlafstörungen bei Jugendlichen umfassen bereits die volle Breite an Differentialdiagnosen, wie man sie auch beim Erwachsenen findet. Die Tagesschläfrigkeit steht auch bei Jugendlichen im Mittelpunkt. Bei der Diagnostik sind altersabhängige Veränderungen im Schlaf-/Wachverhalten zu beachten.
147 SIDS – aktueller Wissensstand P.E. Brockmann1 1 Department of Pediatrics, School of Medicine, Pontificia Universidad Catolica de Chile, Santiago de Chile, Chile Der plötzliche Säuglingstod (engl.: “sudden infant death syndrome”, SIDS) wird definiert als der unerwartete Tod eines Säuglings <1 Jahr alt, dessen Ursache nach gründlicher Anamnese, körperlicher Untersuchung, Labortests und Obduktion unklar bleibt. Die SIDS Prävalenz (Fälle pro 1000 Neugeborene) ist von Land zu Land unterschiedlich: von 0,1 in den Niederlanden bis 0,5 in Südamerika. In Deutschland gab es im letzten Jahr 210 SIDS Fälle, die eine Prävalenz von 0,32 ergeben. Als SIDS-Risikofaktoren werden u. a. das Rauchen im Haushalt, Schlafposition (z. B. auf dem Bauch) und die Frühgeburt erkannt. Die Patho-
physiologie des SIDS ist weiterhin unbekannt. Die heutzutage am meist akzeptierten Triple-Hypothese besagt dass, i) pränatale Prädisposition, ii) Phase labiler kardiorespiratorischer Regulation und iii) ein auslösendes Ereignis (z. B. RSV-Infekt, weiche Schlafumgebung, Bauchlage) zu einem SIDS-Fall führen können. In den letzten Jahren ist die SIDS Rate deutlich geringer geworden. Die Erkenntnis veränderbarer Risikofaktoren wie das Vermeiden der Bauchlage während des Schlafs führte zu einer internationalen AntiBauchlagen-Kampagne die sehr erfolgreiche Ergebnisse hervorbrachte. Studien zeigten auch, dass Rauchen während der Schwangerschaft und auch nach der Geburt signifikant mit SIDS assoziiert war. Trotz der Erkenntnis des SIDS seit Jahrhunderten, bleibt die Pathophysiologie weitgehend unbekannt. Einfache Veränderungen der Schlafumgebung und die Vermeidung von Schadstoffen wie Nikotin haben zu deutlich erkennbaren Ergebnissen geführt.
148 ADHS-Subtypen und Schlafstörungen – spezifische Zusammenhänge zwischen Schlaf und ADHS A.A. Schlarb1,2, J. Grünwald1 1 Universität Tübingen, Fachbereich Psychologie, Tübingen, 2INSIDE, Université du Luxembourg, Walferdange, Luxemburg Einleitung. Mit einer geschätzten Prävalenz von 5,29% weltweit zählt die ADHS zu einer der häufigsten psychischen Störungen im Kindesalter. Fast zwei Drittel aller Kinder mit ADHS weisen noch weitere komorbide Erkrankungen auf. Eine immer wieder kontrovers berichtete Komorbidität sind kindliche Schlafstörungen. Ziel dieser Studie war es, die Häufigkeit von Schlafstörungen bei Kindern mit diagnostiziertem ADHS zu erfassen sowie deren spezifische Verbindungen zu den drei Subtypen der ADHS. Methoden. Insgesamt nahmen n=90 Kinder mit ADHS Diagnose nach den Kriterien des DSM-IV an dieser Studie teil. 28 Kinder waren vom Subtyp ADHS vom Mischtypus, 20 wiesen eine ADHS vom primär unaufmerksamen Subtyp auf und 20 eine ADHS vom primär hyperaktiv-impulsiven Subtyp. Insgesamt 22 Kinder zeigten eine ADHS im subklinischen Bereich. Zur Erfassung der ADHS-Symptomatik wurde der FBB-ADHS aus dem Diagnostik-System zur Erfassung psychischer Störungen herangezogen. Schlafstörungen wurden mittels des Children‘s Sleep Habits Questionnaire (CSHQ-DE) erfasst. Ergebnisse und Diskussion. Kinder mit diagnostiziertem ADHS zeigten je nach Subtyp ein spezifisches Muster an Schlafstörungen, sowie spezifisch auch an Insomnie-Symptomen. 32,2% der Kinder hatten Alpträume. Die gefundenen Auffälligkeiten in Bezug auf Schlafstörungen und Subtypen der ADHS wurden miteinander in Bezug gesetzt. Implikationen für die Praxis und Therapie werden abgeleitet und diskutiert.
149 Welche Schlafstörungen sind Schlaf-Wach-Störungen? A.C. Nirkko1 1 Neurologische Universitätsklinik Bern, Schweiz Bei der Mehrzahl der schlafmedizinisch relevanten Störungen handelt es sich um subjektiv symptomatische Krankheitsbilder, welche vom Patienten bewusst wahrgenommen werden und somit den Wachzustand zumindest mitbetreffen. Eine Vielzahl der Störungen manifestiert sich sogar hauptsächlich im Wachzustand, sei es direkt oder indirekt durch die Folgeerscheinungen (vornehmlich Einschränkungen der Tagesbefindlichkeit). Hierbei muss zwischen Tagesschläfrigkeit und Tagesmüdigkeit (letztere ohne vermehrte Einschlafneigung) unterschieden werden. Zum Beispiel ist die Tagesschläfrigkeit meist das subjektive Leitsymptom beim Schlafapnoesyndrom, währenddessen die nächtlichen Phänomene während des Schlafs selbst (Schnarchen und AtemSomnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts pausen) vor allem die Umgebung stören, vom Patienten aber oft nicht wahrgenommen werden. Umgekehrt ist Müdigkeit ohne Schläfrigkeit charakteristisch für Insomnien. Seltener sind rein schlafbezogene Erkrankungen wie gelegentliche nächtliche epileptische Anfälle und manche Parasomnien, welche trotzdem ein Risiko (Somnambulismus) oder ein Frühzeichen einer neurodegenerativen Erkrankung (REMSchlaf-Verhaltensstörung) darstellen können. Umgekehrt kann eine Müdigkeit manchmal auch ohne Schlafstörungen vorliegen: chronisches Erschöpfungssyndrom sowie somatische, z. B. endokrinologische Grunderkrankungen müssen jeweils in die diagnostischen und therapeutischen Überlegungen einbezogen werden. Die Differenzialdiagnose der schlafmedizinischen Erkrankungen ist einerseits vor allem im Überlappungsbereich zwischen Narkolepsie, idiopathischer Hypersomnie und nicht-organischer Hypersomnie, andererseits im Bereich der verschiedenen Insomnie-Ursachen mitunter schwierig. Der Versuch zur Unterscheidung ist dennoch relevant, weil oft verschiedene therapeutische Ansätze zur Geltung kommen. Hierbei sollten jedoch denjenigen Patienten, welche klare diagnostische Kriterien nicht erfüllen, nicht allein deswegen eine potentiell wirksame Therapie vorenthalten werden. Gerade im Bereich der Schlafmedizin gilt es, die mathematisch definierte Methodik des multidimensionalen Clustering als Einteilungsprinzip im Sinne der „ärztlichen Kunst“ einzusetzen und die vorliegenden Krankheitskomponenten ggf. auch multimodal zu behandeln.
150 Molekulare Uhren und Schlaf-Wach-Störungen P. Young1 1 Universitätsklinikum Münster, Klinik für Schlafmedizin und Neuromuskuläre Erkrankungen, Department für Neurologie, Münster Der zirkadiane Rhythmus reguliert zahlreiche physiologische und pathophysiologische Aspekte. Schlaf-/Wachzyklen unterliegen einer zirkadianen Regulation, welche eng mit den sog. CLOCK-Genen assoziiert ist. Hauptverteter dieser Gruppe sind die Gene Bmal1, Cry1/2, Per1/2, deren Funktion noch weitgehend ungeklärt ist. Das melatonerge und hypokretinerge System sind ebenfalls eng mit dem zirkadianen Rhythmus assoziiert. Der innere zirkadiane Rhythmus ist zellautonom und wird in Säugetierzellen durch ein Netzwerk transkriptioneller Rückkopplungsschleifen gesteuert. Der Nucleus suprachiasmaticus als zentraler Schrittmacher erhält über den retinohypothalamischen Trakt tageslichtabhängig Informationen und gibt diese an peripher liegende Zellen weiter. In dermalen Fibroblasten von Individuen mit extremen Chronotypen und Hypersomnien konnten signifikante Unterschiede der Expression sowohl in der Periodenlänge als auch in der Amplitude zirkadianer Rhythmikgene auf transkriptioneller Ebene gezeigt werden. Therapeutisch werden bislang lediglich das melatonerge und hypokretinerge System genutzt. Andere biologisch basierte pharmakologische Therapien sind bislang nicht klinisch etabliert. Für die Gruppe der Insomnien und Hypersomnien besteht ein großer klinischer Bedarf neue therapeutische Wege zu finden, um den Einsatz von symptomatischen Therapien zu reduzieren. In diesem Zusammenhang wird es in Zukunft wichtig sein, die Regulation biologischer Taktgeber auf molekularer Ebene besser zu verstehen.
151 Diagnostik von Schlaf-Wachstörungen M. Glos1, T. Penzel1 1 Charité – Universitätsmedizin Berlin, Interdisziplinäres Schlafmedizinisches Zentrum, Berlin Bei Schlaf-Wach-Störungen treten die Insomnie in Form von Ein- und/ oder Durchschlafstörungen und/oder die Hypersomnie in Form von Tagesschläfrigkeit als Leitsymptome auf. Die Diagnostik erfolgt nach den Empfehlungen der S3-Leitlinie zum Nicht-erholsamen Schlaf der
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DGSM. Neben nicht-apparativen Verfahren (Anamnese, Schlaftagebücher, spezielle Fragebögen) und Verfahren der Leistungsdiagnostik (Paper-Pencil-Verfahren, apparativ laborgebundene/nicht laborgebundene Verfahren) stehen verschiedene Verfahren der apparativen Diagnostik zur Verfügung. Referenz der apparativen Diagnostik ist die Untersuchung im Schlaflabor mit der kardiorespiratorischer Polysomnographie (PSG) einschließlich Videometrie. Im Jahr 2007 wurden frühere Empfehlungen überarbeitet und in einem neuen, von der AASM herausgegebenen Manual zum Scoren von Schlaf und schlafbezogenen Ereignissen zusammengefasst, welches in deutscher Übersetzung vorliegt und 2012 in einer revidierten Version 2.0 erschienen ist. Die Indikation für eine PSG im Rahmen der Insomnie-Diagnostik ist vor allem bei schwerer Insomnie mit erheblicher Beeinträchtigung der Tagesbefindlichkeit, therapieresistenter Insomnie, Verdacht auf organisch bedingte Insomnie, Insomnie in Verbindung mit Eigen- oder Fremdgefährdung bei bestimmten Parasomnien, Insomnie im Rahmen von Schlaf-WachRhythmusstörungen und bei Verdacht auf Fehlwahrnehmung des Schlafzustandes gegeben. Ergänzend zu Schlaffragebögen und Schlaftagebüchern kann in der Insomnie-Diagnostik die Aktigraphie zur Objektivierung von Bettzeiten und zur Schätzung Schlaf-/Wachzeiten empfohlen werden. Dabei handelt es sich um ein Bewegungsmesser, der am Handgelenk wie eine Armbanduhr über einen Zeitraum von typischerweise 2 bis 4 Wochen getragen wird. In der Hypersomnie-Diagnostik ist die Durchführung der PSG (und des MSLT) ein entscheidendes Instrument bei verschiedenen Formen der Narkolepsie zum Nachweis einer verkürzten Schlaflatenz und von Sleep Onset REM-Perioden. Diese Verfahren sollten ebenfalls bei anderen Formen der Hypersomnie (rezidivierende Hypersomnie, Idiopathische Hypersomnie mit/ohne lange Schlafdauer) eingesetzt werden. Beim verhaltensbedingten Schlafmangelsyndrom ist die Aktimetrie ein geeignetes apparatives Instrument um Bettzeiten zu objektivieren.
152 Welche Therapie bei Schlaf-Wach-Störungen? M. Boentert1 1 Universitätsklinikum Münster, Klinik für Schlafmedizin und Neuromuskuläre Erkrankungen, Münster Zu den Schlaf-Wach-Störungen werden nach ICSD-2 die Insomnien, die Hypersomnien zentralen Ursprungs und die zirkadianen Rhythmusstörungen gezählt. Neben einer symptomgerechten schlafmedizinischen Diagnostik, die vor allem dem Ausschluss oder Nachweis einer ursächlichen Grunderkrankung dient, kommt der differenzierten Differenzialtherapie zentrale Bedeutung zu. Für alle genannten Erkrankungen gilt, dass sie ein multimodales Behandlungskonzepts erforderlich machen, das symptomatische Pharmakotherapie, verhaltensmedizinische Maßnahmen und adäquate psychosoziale Hilfen vereint. Die akute Insomnie bedarf in der Regel keiner medikamentösen Therapie. In der Behandlung der chronischen Insomnie kann die vorübergehende schlaffördernde Medikation als unterstützende Maßnahme sinnvoll sein; im Mittelpunkt stehen jedoch die Beseitigung auslösender Faktoren, die verhaltenstherapeutisch orientierte Intervention bei der psychophysiologischen Insomnie und die Behandlung etwaiger psychischer Begleiterkrankungen. Die Differenzialtherapie der Hypersomnien zentralen Ursprungs orientiert sich vordringlich an der Frage, ob eine Narkolepsie vorliegt oder nicht. Zur Steigerung der Vigilanz stehen verschiedene psychoanaleptisch wirksame Substanzen wie Modafinil und Methylphenidat zur Verfügung; beide Wirkstoffe sind nur zur Behandlung der Narkolepsie zugelassen, können aber auch bei idiopathischer Hypersomnie effektiv sein. Bei Patienten mit Narkolepsie sind sowohl Kataplexien als auch die Nachtschlaffragmentierung spezifisch medikamentös behandelbar. Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus können bei entsprechender Beeinträchtigung der betroffenen Patienten einen Versuch der zumindest partiellen Synchronisierung mittels verhaltenstherapeutischer und chronobiologischer Maßnahmen (Melatonin, Lichtexposition) rechtfertigen.
153 AASM-Regeln bezüglich Atmung und CPAP-Titration A. Blau1 1 Charité – Universitätsmedizin Berlin, Interdisziplinäre Schlafmedizin, Berlin Ein positiver Atemwegsdruck (PAP) wird verwendet, um Patienten mit schlafbezogenen Atmungsstörungen, insbesondere mit obstruktiver Schlafapnoe (OSA) zu behandeln. Der aktuelle Standard beinhaltet die Durchführung einer überwachten Polysomnographie (PSG), während der ein positiver Atemwegsdruck eingestellt wird. So kann ein optimaler Druck für die Aufrechterhaltung der Atmung ermittelt werden. Continuous Positive Airway Pressure (CPAP) und Bilevel Positive Airway Pressure (BPAP) stellen die beiden häufigsten Formen der PAP dar, die manuell während der PSG für eine nachfolgende nächtliche Nutzung eingestellt werden. Auf der Grundlage einer evidenzbasierten Bewertung entwickelte eine Task Force der AASM Empfehlungen für die Durchführung von CPAP-Titrationen. Diese Empfehlungen werden vorgestellt und können diskutiert werden.
154 Übertragbarkeit der AASM-Regeln auf das Signal bei CPAP, Bilevel und Bilevel mit Frequenz F. Raschke1 1 Institut für Rehaforschung, Norderney Fragestellung. Die Version 2 (2012) des AASM-Manuals von 2007 enthält modifizierte Methoden für zu verwendende Sensoren und Bewertung von Hypopnoen, Apnoen und Hypoventilation. 2007 wurde für Hypopnoen noch die nasale Staudruckmessung, für Apnoen ein oronasaler Thermistor empfohlen. Unter PAP-Titration soll nach der neuen Version das Flowsignal des Geräts zur Bewertung verwendet werden. Dies bringt eine Reihe von Problemen mit sich, da Methode und Lokalisation zur Flussmessung sehr unterschiedlich gestaltet sind. Patienten und Methoden. Es wird die Methode der Flowmessung verschiedener Gerätehersteller vorgestellt und die Möglichkeiten zur Integration dieses Signals in die bestehende, installierte klinische Polysomnographie-Einrichtung untersucht. Ergebnisse. Nicht alle Geräte und Hersteller geben das Flow-Signal, das zur Erfassung von Leckagen in der Regel vorliegt, auch digital oder analog nach extern weiter. Die Methoden zur Messung des Flows sind nicht in den Datenblättern angegeben. Prinzipiell bieten sich für die Flussmessung die Erfassung des Wärmeabtransports oder des Differenzdrucks (Pneumotachographie) an. Das Flusssignal wird häufig auch benötigt, um daraus Tidalvolumina zu ermitteln. Die Verfahren sind nicht standardisiert.
Schlussfolgerungen. Die Qualität des geräteseitigen Flusssignals und seine Validität sind essentiell für Titration und Verlaufskontrolle nach AASM-Manual. Vereinheitlichte Standards könnten zu einer deutlich verbesserten Validität der respiratorischen Messgrößen führen. Solange dies nicht der Fall ist, bleibt es dem Ermessen des Untersuchers überlassen, seine eigene Methode für die Flussmessung für verschiedene Masken- und Maskenformen zu verwenden.
155 Praktisches Vorgehen bei manueller CPAP-Titration, pro und contra S. Böing1 1 Krankenhaus Bethanien gGmbH, Klinik für Pneumologie und Beatmungsmedizin, Solingen Die manuelle Titration des Druckniveaus einer CPAP-Therapie zählt zu den Routineprozeduren im Schlaflabor. Ihre Durchführung unter polysomnographischer Überwachung verfolgt das Ziel einer zuverlässigen Reduktion schlafbezogener obstruktiver Atmungsstörungen bei gleichzeitiger Minimierung druckabhängiger unerwünschter Ereignisse. Trotz eines von der American Academy of Sleep Medicine (AASM) vorgeschlagenen Evidenz- und Konsensus-basierten Standards für die manuelle Titration, werden national wie international diverse schlaflaborinterne Titrationsprotokolle angewandt. Dieses bedingt sich durch zahlreiche schlaflaborspezifische Faktoren, wie zum Beispiel die Bettenzahl des Schlaflabors, die personelle Ausstattung und die Qualifikation der Mitarbeiter. Der Vortrag stellt die Empfehlungen der AASM zur manuellen Titration beim obstruktiven Schlafapnoesyndrom vor und gibt klinische Beispiele für das praktische Vorgehen. Bewusst wird hier eine sehr praxisorientierte Vorstellung gewählt, um die Interaktion und Diskussion mit den Teilnehmern des Kollegs zu erreichen. Schlüsselwörter. OSAS, CPAP, manuelle Titration, AASM, Standard
156 Praktisches Vorgehen bei automatischer CPAP-Titration – Pro und Contra D. Triché1 1 Klinikum Nürnberg, Medizinische Klinik 3, Nürnberg Die Standardmethode zur Ermittlung des notwendigen CPAP-Druckes ist die polysomnographisch gesteuerte manuelle CPAP-Titration durch Variation des Behandlungsdruckes und Beurteilung des Druckbedarfs anhand des Vorhandenseins von residuellen Apnoen, Hypopnoen, Schnarchens und von „Flattening“. Alternativ hierzu kann eine Druck-
Abstracts findung mittels automatischer CPAP-Therapie (APAP) erfolgen. Hierbei wird eine Druckadaptierung durch das APAP-Gerät auf der Basis einer Analyse des Atemflusses, der Impedanz der oberen Atemwege (forcierte Oszillationstechnik/FOT), des Flattenings und/oder des Schnarchsignals durchgeführt. Die Vorteile der APAP-Titration liegen in der Standardisierung der Druckbestimmung, der Einsparung von Arbeitszeit des Assistenzpersonals und somit effektiveren und kostengünstigeren Arbeitsweise und der geringeren Störanfälligkeit durch Fehlbeurteilungen bei unzureichendem Kenntnisstand oder Aufmerksamkeitsdefiziten. Die Nachteile bestehen zum einen in der Möglichkeit einer Fehlerkennung von zentralen Apnoen als obstruktive Ereignisse durch das APAP-Gerät und dadurch inadäquaten Hochregulation des Druckes mit Begünstigung einer komplexen Schlafapnoe. Weiterhin kann es in Wachphasen mit physiologisch unregelmäßigem Atemmuster zu einer fälschlichen Detektion obstruktiver Ereignisse kommen und so eine inadäquate Erhöhung des Druckes ausgelöst werden. Schließlich verhindert das starre automatische Regelmuster ein Eingehen auf individuelle Gegebenheiten des Patienten wie schlechte Schlafqualität oder ängstliche Persönlichkeitsstruktur. Schlussfolgerung. Eine APAP-Titration ist möglich, sollte jedoch bevorzugt nicht zu Hause sondern unter polysomnographischer Kontrolle erfolgen, um bei Fehltitrationen und inadäquaten Reaktionen des Gerätes eingreifen zu können. Je nach Situation des Patienten ist die Wahl der Titrationsform abzuwägen.
P1 Charles-Bonnet-Syndrom und Schlafapnoe H. Frohnhofen1, J. Schlitzer1, H.-P. Willschrei1 1 Kliniken Essen Mitte, Betriebsteil Knappschaftskrankenhaus, Klinik für Innere Medizin III/Zentrum für Altersmedizin, Essen Fragestellung. Die Kombination von starker Visusminderung und visuellen Pseudohalluzinationen wird als Charles-Bonnet-Syndrom bezeichnet. Die Patienten leiden oft unter diesen Pseudohalluzinationen. Unterschiedliche Therapien auf dem Boden von Einzelbeobachtungen wurden vorgeschlagen, ohne dass sich ein Therapieregimeetablieren konnte. Eine Kasuistik legt einen Zusammenhang zwischen einer schlafbezogenen Atemstörung und dem BSS nahe, so dass sich hier für betroffene Patienten neue Optionen bezüglich Diagnostik und Therapie ergeben könnten. Patienten und Methoden. Wir untersuchten daher Patienten mit starker Visusminderung (Restvisus <5%) mit und ohne Pseudohalluzinationen mittels Polygraphie. Ergebnisse. Die Daten von 74 Patienten mit einem mittlere Alter von 85±7 Jahre (55 Frauen, 19 Männer) konnten analysiert werden. Ein CBS zeigten 19 (26%) der Patienten. Patienten mit und ohne CBS unterschieden sich nicht bezüglich Komorbiditäten, geriatrischem Assessment, Lebensalter oder Verteilung der Geschlechter. Das Ergebnis der Polygraphie zeigt Tab. 1. Schlussfolgerungen. Patienten mit CBS zeigen eine signifikant ausgeprägtere Schlafapnoe. Eine schlafmedizinische Abklärung sollte bei jedem Patienten mit CBS erfolgen. Weitere Studien müssen zeigen, ob die Behandlung der Schlafapnoe einen Einfluss auf die Pseudohalluzinationen hat. Kasuistische Beobachtungen lassen dies vermuten. Schlüsselwörter. Charles-Bonnet-Syndrom, Schlafapnoe, Hypoxämie, Altersmedizin, Pseudohalluzinationen Tab. 2 | P 1 CBS Ja (n=19) Nein (n=55)
AHI (n/h) 25±16 11±11***
SaO2mitt 92,4±2,6 93,8±1,6*
SaO2mitt mittlere nächtliche Sauerstoffsättigung, SaO2min niedrigste nächtliche Sauerstoffsättigung.
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SaO2min 78,8±8,8 81,4±7,1
P2 Schlaf, Beziehungen und Singledasein – eine Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Zufriedenheit mit dem Single dasein, Beziehungszufriedenheit und Schlafqualität (Sleep, relationships, and single life: Examining the association between single life satisfaction, relationship satisfaction and sleep quality) S. Müller1, A.A. Schlarb2 1 Universität Tübingen, LEAD Graduate School, Tübingen, 2INSIDE, Université du Luxembourg, Walferdange, Luxemburg Background. Previous research suggests that sleep quality and relationship happiness are associated, especially in married individuals. However, little is known about the association between sleep and relationship quality in young, non-married individuals. Moreover, the relationship between sleep and happiness with life as single has not yet been investigated. Therefore, the objective of this study was to examine the association between sleep and relationship quality as well as sleep and satisfaction with single life. Methods. A predominantly student sample (n=910, M age=24.52) was questioned on demographics, sleep quality and disturbances (PSQI), and relationship quality (PFB-K) or single life satisfaction. Results. Participants in a relationship experienced better sleep quality than single participants. Participants in happy relationships experienced better sleep quality than participants in unhappy relationships, and happily single participants experienced better sleep quality than unhappily single participants. Conclusions. In summary, the findings dovetail with previous research, suggesting a connection between relationship quality and sleep. The results also indicate that there is an association between single life satisfaction and sleep. For future research it is suggested to investigate sleep in singles not as an individual phenomenon, but a social one. Keywords. Sleep, relationships, single life, attachment theory, insomnia
P3 Nach der Entbindung verbessert Oberkörperhochlagerung schwangerschaftsassoziierte Schlafapnoe, ohne die Schlafa rchitektur zu beeinträchtigen S. Zaremba1,2, S. Jung1, A. Heisig1, B. Bateman1, Y. Nagasaka1, L. Leffert1, M. Eikermann1 1 Massachusetts General Hospital, Anesthesia Critical Care and Pain Medicine, Boston/MA, USA 2Universitätsklinikum Bonn, Neurologie, Bonn Introduction. Obstructive sleep apnea (OAS) occur frequently during pregnancy and predict adverse pregnancy outcomes and may be associated with respiratory complications after delivery. The tolerability of CPAP should be low following delivery because it impairs the interactions between mother and newborn. Elevated body position improves airway diameter and patency in OSA and during anesthesia, thus we hypothesized that it improves upper airway (UA) during wakefulness, and apnea hypopnea index (AHI) early after delivery. Methods. We measured in 50 women within 48 h after delivery upper airway diameter [mid of oral cavity to epiglottis, (UAD); Acoustic Pharyngometry, Eccovision Sleep Group Solutions) in sitting, 45 degrees elevated and supine position during wakefulness. Prior to bedtime, we connected our patients to an Alice PdX polysomnography monitor (Respironics Inc.), and changed the bed position such that each patient spent half the night in supine and elevated position (randomized cross over design). Results. OSA was diagnosed in 35.5% of the patients and associated with significantly higher rates of caesarean section (36.4% vs. 10.0%) and longer duration of hospital stay after delivery (n=31; Abb. 1; p=0.03). During wakefulness UAD was significantly smaller in supine vs. 45 degrees elevated and sitting body position, (n=39; Abb. 2; p<0.05). Elevated body position during sleep significantly reduced AHI (3.88±1.3/h vs.
Incidience of obstructive sleep apnea [OSA]
9
sleep apnea 3%
8
6%
no OSA mild OSA
26%
moderate OSA severe OSA
Mean AHI [/h]
7 6 5 4 3
a 5
post delivery hospital length of stay [days]
elevated
2.8
*
2.6
Inspiration
2.4 airway diameter [cm2]
3
2
1
2.2
OSA
non-OSA
40
#
#
Expiration Mean
2.0
#
1.8 1.6 1.4
#
Inspiration Expiration
1.2
0
Minimal
#
#
1.0
b
sitting
elevated
supine
Abb. 10 | P 3 – 2 8
30
P4 Der relative Pupillenunruheindex als Auswerteparameter in der Pupillographie
20
T. Eggert1, C. Sauter1, R. Popp2, J. Zeitlhofer3, H. Danker-Hopfe1 1 Charité – Universitätsmedizin Berlin, Kompetenzzentrum Schlafmedizin, CC15, Berlin, 2Psychiatrische Universitätsklinik Regensburg, Schlafmedizinisches Zentrum, Regensburg, 3Universitätsklinik für Neurologie, Medizinische Universität, Wien, Österreich
10
0
c
supine
a
4
b
rate of caesarean deliveries [%]
healthy
2
OSA
non-OSA
Abb. 9 | P 3 – 1 8
6.27±2.2/h; p<0.05) without impairing sleep architecture (no difference in time awake after sleep onset, arousal index, and amount of different sleep stages). Conclusion. OSA following delivery is associated with adverse outcome. The elevated head of the bed improved AHI following delivery by increasing airway size. Keywords. Pregnancy, sleep apnea, positional therapy, sleep architecture, post-partum women
Fragestellung. In einer Multizenterstudie zur Normierung eines monotonen Daueraufmerksamkeitstests, in der zusätzlich Referenzwerte (20–79 Jahre) für den pupillographischen Schläfrigkeitstest (PST) erhoben wurden, zeigte sich, dass der Pupillenunruheindex (PUI) sowie der Pupillendurchmesser signifikant mit dem Alter abnehmen (Eggert et al. 2012). In dieser Auswertung wurde deshalb überprüft, ob der relative Pupillenunruheindex (rPUI), ein Parameter, der den basalen Pupillendurchmesser mit berücksichtigt, möglicherweise eine altersunabhängige Alternative zum PUI darstellt. Patienten und Methoden. Die Stichprobe für die Auswertung des PST umfasste 205 gesunde, nicht schlafgestörte Personen (105 Frauen, 100 Männer) im Alter von 20 bis 79 Jahren. Zur Ermittlung des rPUI wurde der mittlere PUI der gesamten Messung durch den mittleren Pupillendurchmesser des 1. Messabschnittes dividiert. Um parametrisch testen zu können, wurde der natürliche Logarithmus des PUI (lnPUI) und des rPUI (lnrPUI) gebildet. Ergebnisse. Im Gegensatz zum lnPUI, der mit dem Alter abnahm (F1;203=5,31, r=−0,160; p=0,022; R2=0,026), ist der lnrPUI altersunabhänSomnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts gig (F1;203=2,75; r=0,116; p=0,099; R2=0,013). Der statistisch signifikante Unterschied zwischen den Altersgruppen (20- bis 59-Jährige vs. über 60-Jährige), der für den lnPUI gefunden wurde (t1;203=2,08; p=0,039), konnte für den lnrPUI nicht bestätigt werden (t1;203=−1,36; p=0,175). Schlussfolgerungen. Die scheinbar geringere Schläfrigkeit bei Älteren, gemessen am lnPUI, steht einer Abnahme des Pupillendurchmessers im Alter entgegen, sofern darin eine reduzierte zentralnervöse Aktivierung gesehen wird. Der rPUI kontrolliert diesen Effekt und es bleibt zu diskutieren, ob damit Schläfrigkeit besser abgebildet werden kann. Danksagung. Wir bedanken uns bei Dr. Herbert Helmle (AMTech Pupilknowlogy GmbH, Dossenheim) für die Bereitstellung der PST-Geräte und der Daten zur Berechung des rPUI. Schlüsselwörter. PST, rPUI, Tagesschläfrigkeit, Referenzwerte, Alter
P5 Self-efficacy and sleep – results of a demographic survey among parents of 5- to 10-year-old children (Selbstwirksamkeit und Schlaf – Ergebnisse einer demographischen Umfrage unter Eltern von 5bis 10-jährigen Kindern) J. Kanis1, B. Schwerdtle1, A. Kübler1, A.A. Schlarb1,2 1 Universität Würzburg, Lehrstuhl für Psychologie I, Würzburg, 2INSIDE, Université du Luxembourg, Walferdange, Luxemburg Introduction. Sleep problems are quite common in preschool- and school-aged children: up to 38% suffer from difficulties falling asleep, sleeping through the night or problems with sleep-onset associations or parental limit-setting (Owens et al. 2001). Consequences of these are reduced mental and physical fitness, daytime sleepiness and higher irritability (Lehmkuhl et al. 2008, Steenari et al. 2003). A questionnaire was developed to assess what parents of a non-clinical sample know about sleep, sleep problems and management of sleep difficulties in children. Methods. A questionnaire consisting of 65 items was developed in order to asses’ sleep-related knowledge, sleep-related self-efficacy and demographic items. The sleep-related knowledge was assessed by using theoretical and applied questions on sleep in children. 875 questionnaires were distributed in randomly chosen pre- and primary schools in southern Germany. Altogether, 45% (391) were sent back and n=377 questionnaires could be used for analyses. Of these, n=347 (92%) were completed by mothers and n=24 (6.4%) were completed by fathers. Results. In total parents, correctly answered 69% of the questions, 12% of the questions have been answered wrongly and 19% have been answered with “I don’t know”. Results show a positive correlation between right answers and having a child with a sleep disorder (r=0.120, p<0.05) and a negative correlation between the answer “I don’t know” and having a child with a sleep disorder (r=−0.126, p<0.05). Furthermore, parents suffering from a sleep disorder were more likely to have a child with a sleep disorder (r=0.260, p<0.01). Self-efficacy was negatively correlated with sleep disorders of the parents (r=−0.151, p<0.01) as well as children’s sleep disorders (r=−0.260, p<0.01). Conclusion. Sleep-related self-efficacy seems to play a role concerning handling of sleep problems with one’s child. In this study, more sophisticated knowledge about sleep and symptoms of disturbed sleep could influence parental control beliefs and therefore reinforce self-efficacy. Self-efficacy seems to play an important role for handling not only one’s own, but also symptoms of disturbed sleep in children. Keywords. Schlaf, Eltern, Wissen, Umfrage, Selbstwirksamkeit
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P6 Was denkst du über deine Träume? – Der Fragebogen zu Albträumen bei Jugendlichen (FAJ) K. Roeser1, S. Sieber1, A.A. Schlarb2, A. Kübler1 1 Universität Würzburg, Lehrstuhl für Psychologie I, Würzburg, 2Universität Tübingen, Fachbereich Psychologie, Tübingen Fragestellung. Die Bedeutung schlafbezogener Kognitionen für die Entstehung und Aufrechterhaltung insomnischer Beschwerden gilt als gesichert. Bei Albträumen scheinen die diesbezüglichen Einstellungen und Annahmen der betroffenen Person ebenfalls eine wichtige Rolle in Bezug auf ihren Leidensdruck einzunehmen. Studien deuten darauf hin, dass die Belastung, die Personen durch Albträume erleben, nur schwach mit deren Häufigkeit zusammenhängt. Albtraumbezogenen Kognitionen könnte demnach eine vermittelnde Funktion zwischen dem Auftreten von Albträumen und der daraus resultierenden psychischen Beeinträchtigung zukommen. Patienten und Methoden. Obwohl Jugendliche häufiger Albträume erleben als Erwachsene, wurde diese Altersgruppe in der bisherigen Forschung kaum berücksichtigt. Der Fragebogen FAJ soll sich deshalb vornehmlich an Jugendliche richten. Als Basis für unser Instrument dient der Meinung-zum-Schlaf-Fragebogen (MZS, Weingartz & Pillmann, 2009), eine validierte deutsche Version der Dysfunctional Beliefs and Attitudes About Sleep Scale (DBAS-16, Morin, Vallieres, & Ivers, 2007). Ergebnisse. Die 16 Items des MZS ließen sich erfolgreich an das Thema Albträume adaptieren. Fehlende Aspekte u. a. bezüglich der physiologischen und emotionalen Auswirkungen eines Albtraums und der gedanklichen Beschäftigung mit diesem werden durch 10 zusätzliche Items abgedeckt. Ferner enthält der FAJ demographische Angaben sowie jeweils eine Frage zu aktuell vorliegenden Schlafproblemen und der Häufigkeit von Albträumen. Schlussfolgerungen. Der Fragebogen zu Albträumen bei Jugendlichen (FAJ) kann in Zukunft der diagnostischen Abklärung von Albträumen und den damit verbundenen Einstellungen des Betroffenen dienen. Die psychometrischen Eigenschaften des FAJ werden aktuell überprüft. Schlüsselwörter. Albträume, Fragebogen, dysfunktionale Kognitionen, Jugendliche, DBAS-16
P7 Elektronische Schlaftagebücher in der Diagnostik und Therapie jugendlicher Insomniker D. Alfer1, J. Mahan2 1 Universitätsklinikum Köln, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Köln, 2Universität, Department Psychologie, Köln Fragestellung. Protokollierungsverfahren haben sich in der Diagnostik von Schlafstörungen als nützliche Hilfsmittel erwiesen. Papier-undBleistift-Schlaftagebücher haben sich bewährt und gehören beispielsweise vor polysomnographischen Untersuchungen im Schlaflabor zum Standard. Auch in der Therapie von Schlafstörungen spielen Schlaftagebücher eine wichtige Rolle. Das Führen von Schlaftagebüchern verändert auch unabhängig von weiteren therapeutischen Maßnahmen die Wahrnehmung und den Umgang mit Schlafstörungen, häufig im Sinne einer Verminderung der Beschwerden. Bekannt sind jedoch auch methodische Schwächen. Die Bearbeitung unter Feldbedingungen entzieht sich der Kontrolle, beispielsweise nachträgliches Bearbeiten nach Auslassung ist nicht zu erkennen. Compliance Probleme dürften insbesondere im Jugendalter Relevanz haben. Patienten und Methoden. In Vorbereitung einer prospektiven Interventionsstudie zur Behandlung Jugendlicher mit Insomnie wurde ein neuartiges elektronisches Schlaftagebuch auf Basis einer iOS App entwickelt. Hinsichtlich seiner Validität untersuchten wir das Verfahren mithilfe einer heterogenen Probandengruppe in Kombination mit Aktigraphie.
Ergebnisse. Präsentiert werden Grundzüge und Validitätsaspekte des Verfahrens und der resultierenden Daten auf Basis einzelner Untersuchungen. Schlussfolgerungen. Die Verfügbarkeit elektronischer Geräte (Handheld-Computer, Smartphones) bietet im umschriebenen Zusammenhang vielversprechende Ansatzmöglichkeiten. Schlüsselwörter. Tagebücher, Aktigraphie, Jugendliche, Insomnie, Compliance
P8 Der Zusammenhang von Schlafproblemen, Aggressivität und Suizidalität im Jugendalter M. Zschoche1, A.A. Schlarb1 1 INSIDE, Université du Luxembourg, Walferdange, Luxemburg Fragestellung. Schlafprobleme sind ein häufiges Problem im Jugendalter und können massive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Betroffenen haben. Die vorhandene Literatur zum Zusammenhang von Schlafproblemen und Aggressivität und Schlafproblemen und Suizidalität bei Jugendlichen zeigt keine einheitlichen Ergebnisse. Die vorliegende Studie untersucht, ob ein solcher Zusammenhang in einer Stichprobe von gesunden Jugendlichen besteht. Patienten und Methoden. Es wurden 93 Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren (30% Jungen; M=16 Jahre) untersucht. In einer Onlineerhebung wurden die psychische Gesundheit der Jugendlichen (YSR), ihr Schlafverhalten (PSQI, SHI), die Aggressivität (FEPPA) und die Suizidneigung der Jugendlichen (PAYKEL-Scale) erhoben. Ergebnisse. Aufgrund der Tendenzen in der vorhandenen Literatur wird davon ausgegangen, dass ein Zusammenhang zwischen Schlafproblemen und Aggressivität und Schlafproblemen und Suizidalität bei Jugendlichen besteht. Dabei wird angenommen, dass größere Schlafprobleme mit höherer Aggressivität und einer höheren Suizidalität einhergehen. Schlussfolgerungen. Eine verringerte Schlafdauer sowie das Vorhandensein von Schlafproblemen können massive Auswirkungen hinsichtlich der psychischen Befindlichkeit haben. Solche Zusammenhänge weisen Implikationen für Prävention und Interventionsmaßnahmen auf. Daher ist es notwendig weitere Studien durchzuführen um den Zusammenhang zwischen Schlaf und Aggression und Schlaf und Suizidalität bei Jugendlichen genauer zu untersuchen. Schlüsselwörter. Schlafprobleme, Insomnie, Aggressivität, Suizidalität, Jugendalter
P9 Schlafstörungen und Medienkonsum im Kindes- und Jugendalter C. Kürschner1, D. Alfer1 1 Universitätsklinikum Köln, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Köln Fragestellung. Wie wirkt sich Medienkonsum auf den Schlaf von Kindern und Jugendlichen aus? Ein Thema das kontrovers diskutiert wird. Das Internet, nicht nur als Informationsquelle für Schularbeiten, sondern als wichtigste außerschulische Kommunikationsform hat in den letzten Jahren an Bedeutung zugenommen. Bisherige Studien führten teilweise zu widersprüchlichen Ergebnissen. Hinsichtlich des Themas Schlaf und Mediennutzung soll in dieser Arbeit bei einer Feldstichprobe Jugendlicher im Alter von 13 bis 18 Jahren folgenden Fragestellungen nachgegangen werden: Wie häufig ist auffälliges Schlaf- und Tagesverhalten, auffällige Mediennutzung und gibt es Zusammenhänge zwischen diesen Bereichen. Welche Geräte besitzen Jugendliche, wofür werden sie genutzt und welche Auswirkungen hat die Nutzung auf Lernen, Freizeitverhalten und den Schlaf? Patienten und Methoden. Im Februar 2013 verteilten wir 2092 Fragebogensätze (133 Items) an die Schüler/innen der Klassen 6–13 des Gymna-
siums Kerpen bei Köln. Unser Fragebogensatz bestand aus 3 Teilen: 1. Fragen zu Schlaf- und Tagesverhalten (KöSi-KJ, Kölner Schlafinventar für Kinder und Jugendliche), 2. aus Fragen der Skala zum Computerspielverhalten bei Kindern und Jugendlichen (CSVk-S – Wölfing, K., Müller, K.W. & Beutel, M.E., 2009) sowie 3. aus Zusatzfragen zum allgemeinen Mediennutzverhalten in der Freizeit etc. Ergebnisse. Wir erhielten 1087 auswertbare Fragebogensätze zurück, mit einem Altersrange von 10 bis 21 Jahren – davon 596 Mädchen, 489 Jungen und 29 ohne Angabe. Die Daten wurden mittels SPSS erfasst und deskriptiv sowie inferenzstatistisch ausgewertet. Vorgestellt werden Daten zur Prävalenz von Schlafstörungen und auffälligen Mediennutzungsmustern, sowie Daten zur Hypothesenprüfung bzgl. möglicher Zusammenhänge dieser Bereiche. Schlussfolgerungen. Schlafstörungen und Mediennutzung im Sinne von Abhängigkeit und Missbrauch, können erhebliche Störfaktoren für Alltag, Schule und persönliche Entwicklung darstellen. Zusammenhänge zwischen diesen Störfaktorbereichen müssen differenziert betrachtet werden. Die schnelle Entwicklung der heute verfügbaren Technologie führt zu einem stetigen Wandel in Nutzungsmustern und Prioritäten. Die Bedeutung von Smartphones, Hand-held Computern, Tablets und Spielkonsolen nimmt gegenüber TV- und Desktop-Computer-Geräten deutlich zu, mit Konsequenzen nicht zuletzt auch für Ansätze zur Prävention und Intervention. Schlüsselwörter. Schlafstörungen, Mediennutzung, Medienmissbrauch, Medienabhängigkeit, Kinder/Jugendliche
P 10 Late-onset-Hypoventilationssyndrome – Stand der Wissenschaft M. Frerick1 1 Kinderklinik 3. Orden München, München Fragestellung. Was ist der aktuelle Stand der Wissenschaft zum Lateonset-CHS? Welche Unterscheidungen gibt es und mit welchen Untersuchungen können diese getroffen werden? Was ist die jeweilig adäquate Therapie? Patienten und Methoden. Im deutschsprachigen Raum wurde die Einteilung der Late-onset-CHS bislang kaum publiziert. Insbesondere finden umschriebene Sonderformen der Hypoventilationssyndrome so gut wie keine Erwähnung. Anhand von Beispielen aus der Kinderklinik 3. Orden München soll gezeigt werden, welche Besonderheiten bei Diagnostik und Therapie zu beachten sind. Die Untersuchungs- und Behandlungsempfehlungen beziehen sich dabei auf die – bislang unveröffentlichten – Richtlinien des europäischen CHS-Netzwerkes. Ergebnisse. Die Unterscheidung der einzelnen Entitäten eines Hypoventilationssyndroms ist für die Prognose der Patienten außerordentlich wichtig, da bei den Patienten im Verlauf bedrohlichen Komplikationen vorkommen können. Teilaspekte der syndromatischen Erkrankungen können zeitweilig asymptomatisch sein, aber die Entwicklung des Patienten erheblich gefährden. Schlussfolgerungen. Um Patienten mit einem zentralen Hyopventilationssyndrom vom Late-onset-Typ angemessen behandeln zu können, ist es unabdingbar die verschiedenen Entitäten der seltenen Erkrankungen voneinander zu differenzieren. Schlüsselwörter. Zentrale Hypoventilation, Late-Onset, ROHHAD, Beatmung, SBAS
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Abstracts P 11 Effect of renal sympathetic denervation on blood pressure and renal perfusion in a pig model for obstructive sleep apnea (Einfluss einer renalen Denervation auf Blutdruck und renale Perfusion in einem Schweinemodell für Schlafapnoe) D. Linz1, F. Mahfoud1, W. Linz1, M. Löhn1, K. Wirth2, M. Böhm1 1 Uniklinikum Homburg, Kardiologie, Homburg, 2Sanofi, Frankfurt Introduction. Obstructive sleep apnea (OSA) is associated with hypertension and the progression of chronic kidney disease (CKD). Renal sympathetic innervation contributes to either condition. Methods. We investigated the effect of renal sympathetic denervation (RDN) on blood pressure (BP), renal perfusion and neurohumoral responses during and after repetitive obstructive apneas in a pig model for OSA. BP, femoral artery and renal artery flow were measured in 34 spontaneously breathing urethane-chloralose anesthetized pigs. The effect of RDN (n=14) and irbesartan (n=3) was investigated. Repetitive tracheal occlusions for 2 min with applied negative tracheal pressure at −80 mbar were performed over 4 hours. Results. Spontaneous breathing attempts during tracheal occlusion caused an intra-apneic oscillating breathing-synchronous pattern of renal flow. Renal flow oscillations were more than twofold higher with a gain between renal flow and BP of 2.9%/mmHg compared with femoral flow that almost showed changes proportional to the BP-alterations (1.3%/mmHg; p<0.0001). A marked post-apneic BP-rise from 102±3 to 172±8 mmHg (p=0.00001) was associated with renal hypoperfusion (from 190±24 to 70±20 ml/min, p=0.00001) occurring after application of NTP. RDN, but not irbesartan, inhibited post-apneic BP rises and renal hypoperfusion and attenuated increased plasma renin activity and aldosterone concentration induced by repetitive tracheal occlusions. Additionally, increased urinary protein/creatinine-ratio was significantly reduced by RDN, while intra-apneic hemodynamic changes or blood gases were not significantly modified by RDN. Conclusion. RDN inhibits post-apneic BP-rises and renal hypoperfusion and attenuates neurohumoral responses and increased protein/creatinine-ratio induced by repetitive obstructive apneas. RDN may, therefore, provide beneficial effects in patients with OSA and hypertension. Keywords. Obstructives Schlafapnoe-Syndrom, Nierenerkrankung, Renin-Angiotensin-System, renale Denervation, Schwein
P 12 Renal sympathetic denervation suppresses postapneic blood pressure rises and atrial fibrillation in a model for sleep apnea (Eine renale Denervation unterdrückt postapnöische Blutdruckanstiege und die Induzierbarkeit von Vorhofflimmern in einem Modell für Schlafapnoe) D. Linz1, F. Mahfoud1, U. Schotten2, C. Ukena1, H.- R. Neuberger1, K. Wirth1,3, M. Böhm1 1 Uniklinikum Homburg, Kardiologie, Homburg, 2CARIM, Maastricht, 3Sanofi, Frankfurt Introduction. The aim of this study was to identify the relative impact of adrenergic and cholinergic activity on atrial fibrillation (AF)-inducibility and blood pressure in a model for obstructive sleep apnea (OSA). OSA is associated with sympathovagal dysbalance, AF and postapneic blood pressure rises. Renal denervation (RDN) reduces renal efferent and possibly also afferent sympathetic activity and blood pressure in resistant hypertension. Methods. The effects of RDN compared to beta-blockade by atenolol on atrial electrophysiological changes, AF-inducibility and blood pressure during obstructive events and on shortening of atrial effective refractory period (AERP) induced by high-frequency stimulation of ganglionated plexi were investigated in 20 anesthetized pigs.
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Results. Tracheal occlusion with applied negative tracheal pressure (NTP, at −80 mbar) induced pronounced AERP-shortening and increased AFinducibility in all pigs. RDN but not atenolol reduced NTP-induced AFinducibility (20% vs. 100% at baseline, p=0.0001) and attenuated NTPinduced AERP-shortening more than atenolol (27±5 ms vs. 43±3 ms after atenolol, p=0.0272). Administration of atropine after RDN or atenolol completely inhibited NTP-induced AERP-shortening. AERP-shortening induced by high-frequency stimulation of ganglionated plexi was not influenced by RDN, suggesting that changes in sensitivity of ganglionated plexi do not play a role in the antiarrhythmic effect of RDN. Postapneic blood pressure rise was inhibited by RDN and not modified by atenolol. Conclusion. We showed that vagally mediated NTP-induced AERPshortening is modulated by RDN or atenolol, which emphasizes the importance of autonomic dysbalance in OSA associated AF. Renal denervation displays antiarrhythmic effects by reducing NTP-induced AERP-shortening and inhibits postapneic blood pressure rises associated with obstructive events. Keywords. Renale Denervation, Schlafapnoe, Vorhofflimmern, Hypertonie, Schwein
P 13 Reduced homoeostatic sleep pressure and accompanied changes in brain energetic after oral creatine-supplementation in rats (Einfluss von oraler Creatin-Zufuhr auf die Schlafhomöostase und den Gehirnstoffwechsel bei Ratten) M. Dworak1, T. Kim1, R. W. McCarley1, R. Basheer1 1 Harvard Medical School, West Roxbury/MA, USA Introduction. Sleep has been hypothesized to restore energy depleted during wakefulness. The guanidine amino acid creatine (Cr) is an essential molecule in cellular energy homeostasis. Oral creatine-monohydrate supplementation (CS) increases total Cr in the mammalian brain and has substantial effects on cognitive performance, neuroprotection and circadian rhythms. Because Cr-induced accelerated restoration of brain energy metabolism might also affect sleep-wake behavior, we examined the effects of 4 weeks of oral CS on sleep-wake behavior and brain energetics in rats. Methods. Male Sprague-Dawley rats were fed on a standard rodent diet enriched by 2% Cr for 4 weeks. EEG was monitored for 24 h and 6 h SD and RS. Frontal cortex (FC), basal forebrain (BF), cingulate cortex (CCX) and hippocampus (HIPP) samples were collected before and after 4 weeks of CS. Brain tissue concentrations of phosphocreatine (PCr) and Cr were measure by HPLC/UV-detection. Microdialysis samples were collected from the BF after 6h SD and RS and analyzed by HPLC. Results. We found that 4 weeks of oral CS result in a significant decrease in total sleep time and non-rapid eye movement (NREM) sleep (−15.14%; p=0.04) during the light but not during the dark period. Rebound NREM-sleep and NREM delta activity in CS rats were significantly decreased after 6h of sleep deprivation (NREM: −30.09%). Conclusion. Together these data suggest that 4 weeks of a high-energy CS diet decrease extracellular AD in the BF with a concomitant decrease in sleep homeostasis in rats. Keywords. Sleep homeostasis, adenosine, creatine, sleep deprivation, energy metabolism
P 14 Mausmodell der chronisch intermittierenden Hypoxie führt zu arterieller und pulmonaler Hypertonie S. Kraut1, D. Haag2, B. Kojonazarov2, R. T. Schermuly2, H.A. Ghofrani2, W. Seeger2, F. Grimminger2, N. Weissmann2, R. Schulz2 1 Exzellenzcluster Cardio-Pulmonales System (ECCPS), Universities of Giessen and Marburg Lung Center (UGMLC), Mitglied des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL); Klinik für Kleintiere – Innere Medizin, JustusLiebig-Universität Giessen, Giessen, 2Exzellenzcluster Cardio-Pulmonales System (ECCPS), Universities of Giessen and Marburg Lung Center (UGMLC), Mitglied des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL), Gießen Fragestellung. Das obstruktive Schlafapnoesyndrom (OSAS) des Menschen ist eine weitverbreitete Erkrankung, bei der die chronisch intermittierende Hypoxie (CIH) als ein wichtiger Risikofaktor für die Entstehung von kardiovaskulären Erkrankungen, darunter arterieller (aHT) und pulmonaler Hypertonie (PH) gilt. Die PH ist eine schwerwiegende Erkrankung, die in einer kardialen Dysfunktion mit terminaler rechtsventrikulärer Dekompensation gipfeln kann. Weiterhin kann bei systemischem Bluthochdruck eine linksventrikuläre Hypertrophie entstehen, die zu einer Einschränkung der Herzfunktion mit nachfolgender Herzinsuffizienz führen kann. Ziel dieser Studie war es die Pathogenese der aHT und PH unter CIH zu untersuchen. Patienten und Methoden. Mäuse wurden für 8 Stunden/Tag, 5 Tage/ Woche über 6 Wochen Zyklen abwechselnder Hypoxie (7% Sauerstoff) und Normoxie (21% Sauerstoff) ausgesetzt während eine Kontrollgruppe unter Normoxie-Normoxie-Zyklen gehalten wurde. Zur Analyse der pathophysiologischen Effekte wurde die arterielle Sauerstoffsättigung, die arterielle Blutdruckmessung, der terminal invasiv gemessene systolisch-rechtsventrikuläre Druck (RVSP), die Rechtsherzhypertrophie sowie das Remodeling der peripheren Lungengefäße bestimmt. Ergebnisse. Während der hypoxischen Phase ergab die oxymetrische Messung einen Abfall der Sauerstoffsättigung, der jedoch in jeder normoxischen Phase wieder einen normalen Wert erreichte. Mäuse, die 6 Wochen der CIH ausgesetzt waren zeigten, verglichen mit den Kontrolltieren, einen signifikanten Blutdruckanstieg, eine Erhöhung des RVSP sowie eine Rechtsherzhypertrophie. Zusätzlich waren nach 6-wöchiger CIH eine Zunahme des Muskularisierungsgrades der peripheren Lungengefäße, sowie eine echokardiographisch ermittelte herabgesetzte diastolische links- und rechtsventrikuläre Herzfunktion festzustellen. Schlussfolgerungen. Diese Daten zeigen, dass CIH bei Mäusen sowohl zu PH als auch zu Bluthochdruck führt, was indiziert, dass das OSAS ein wesentlicher Faktor in der Pathogenese der PH im Mausmodell ist. Schlüsselwörter. Mausmodell, chronisch intermittierende Hypertonie, arterielle Hypertonie, pulmonale Hypertonie, OSAS
P 15 Akute hämodynamische Effekte einer Hyperventilation bei gesunden Probanden J. Spießhöfer1, H. Fox1, J. Heinrich1, R. Lehmann1, C. Efken1, B. Körber1, T. Bitter1, D. Horstkotte1, O. Oldenburg1 1 Ruhr-Universität Bochum, Herz- und Diabeteszentrum NRW, Kardiologische Klinik, Bad Oeynhausen Fragestellung. Die Cheyne-Stokes-Atmung (CSA) zeigt eine hohe Prävalenz bei hochgradig herzinsuffizienten Patienten und ist durch chronische Hyperventilation gekennzeichnet. Dennoch sind akute hämodynamische Effekte der Hyperventilation noch unvollständig verstanden. Patienten und Methoden. 15 gesunde Probanden (EF≥60%, AHI<5) verbrachten zunächst 30 Minuten in einem ruhigen Raum. Sie wurden dann gebeten mit einer Atemfrequenz von 20/min bis hin zu nicht mehr tolerablen Symptomen der Hyperventilation (HV) zu hyperventilieren. Der PCO2 wurde transkutan gemessen (V-Stats™3.00, SenTec AG, Ther-
wil), während die Hämodynamik nicht invasiv analysiert wurde (Task Force Monitor, CNSystems, Graz). Ergebnisse. Für die Hyperventilation (HV) haben die Probanden (13 männlich, 25±4 Jahre) 3±1 min benötigt und derart ihr pCO2 von 39±3 mmHg auf 29±3 mmHg gesenkt. Die damit einhergegangen hämodynamischen Veränderungen sind in Tab. 1 zusammengefasst. Schlussfolgerungen. Bei gesunden Probanden führt ein akutes Hyperventilationsmanöver zu einem Anstieg der Herzfrequenz und des Herzzeitvolumens bzw. zu einem Abfall des Blutdrucks sowie des total peripheren Widerstandes. Schlüsselwörter. Hämodynamik, Akuteffekte, Hyperventilation, Cheyne-Stokes-Atmung, gesunde Probanden Tab. 3 | P 15 – Herzfrequenz (HF), systolischer/diastolischer Blutdruck (BD), total peripherer Widerstand (TPR), Schlagvolumen (SV) und Herzzeitvolumen (HZV)
HF (bpm) BD (mmHg) Baseline 67±8* HV 83±11*
TPR SV (ml) HZV (l/ (dyne*s/cm5) min)
136±15/82±10* 1334±313* 127±16/75±10* 1026±222*
94±20 94±21
6,2±1,3* 7,4±1,3*
*p≤0,05.
P 16 Respiratory changes due to different rocking movement frequencies and amplitudes (Einfluss von unterschiedlichen Bewegungsfrequenzen und Amplituden auf die Atmung) X. Omlin1,2, F. Crivelli1,2, L. Heinicke1,2, P. Achermann3, R. Riener1,2 1 Sensory-Motor Systems Lab, ETH Zurich, Zürich, Schweiz, 2University of Zurich, Medical Faculty, Zürich, Schweiz, 3University of Zurich, Institute of Pharmacology and Toxicology, Zürich, Schweiz Introduction. Rocking movements appear to influence sleep and studies suggests a facilitated transition from wake to sleep due to lateral rocking movements. In a recent study of our lab, investigating the effect of different movement directions on relaxation and their potential to promote sleep, an increase in respiration frequency was found. Respiration was increased in all conditions with movement, reaching values close to the movement frequency. The aim of this study was to investigate the effect of different movement frequencies and amplitudes on respiration. Furthermore, it was of interest whether subjects also adapt their respiration to movement frequencies below their spontaneous respiration frequency. Methods. 21 subjects (24–42 years, 12 male) were measured using an actuated bed, moving along a lateral translation. Following movement frequencies were applied: +30%, +15%, −15%, and −30% of subject’s resting respiration frequency during baseline (no movement). Furthermore, two different movement amplitudes were tested. Respiration frequency was measured with a thermistor flow sensor as well as with a respiration belt. Results. An increase in respiration frequency compared to baseline was found for all movement frequencies and amplitudes. No differences between the different movement frequencies as well as between the two different movement amplitudes were observed. Conclusion. Movements along a lateral translation induced an increase in respiration frequency. This increase appeared to be independent of the applied movement frequencies or amplitudes. Furthermore, no synchronization of the respiration frequency to the movement frequency was observed. In particular, subjects did not lower their respiration frequency below their resting frequency. Keywords. Respiration, rocking movements, frequency, amplitude, robotic platform
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Abstracts P 17 Verhältnis schlaffördernder und schlafdeprivierender Zytokine bei Patienten mit obstruktivem Schlafapnoesyndrom (OSAS) S. Föllner1, J. Schreiber1 1 Universitätsklinikum Magdeburg, Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie, Magdeburg Fragestellung. Es sollte die Hypothese geprüft werden, dass bei einer gestörten Schlafarchitektur infolge eines OSAS eine schweregradabhängige Veränderung des Verhältnisses schlaffördernder und schlafdeprivierender Zytokine vorliegt. Patienten und Methoden. In einer prospektiven Untersuchung wurden 50 Patienten mit unterschiedlichen Schweregraden eines OSAS und Kontrollpersonen untersucht. Die Diagnosestellung erfolgte durch eine kardiorespiratorische Polysomnographie nach den AASM-Kriterien. Vor und nach dem Nachtschlaf wurden Blutproben entnommen und mittels ELISA („enzyme-linked immunosorbent assay“) die Konzentrationen der Zytokine IL1, IL6, IL10 und TNF-α gemessen. Ergebnisse. Die Ergebnisse werden in Abhängigkeit von den polysomnographisch erhobenen Parametern zur Schlafqualität, Schlafstruktur und dem Schweregrades der schlafbezogenen Atemstörungen und der nächtlichen Hypoxämie ausgewertet und interpretiert. Schlüsselwörter. Schlafapnoe, Zytokine, Schlafqualität, Interleukin 6, Tiefschlaf
P 18 Einfluss von Jahreszeit, Klima und Luftqualität auf Tagesschläfrigkeit und Ergebnisse polysomnographischer Untersuchungen W. Cassel1, S. Shariat1, U. Koehler1, O. Hildebrandt1 1 UKGM, FB Medizin, Schlafmedizinisches Zentrum, Marburg Fragestellung. Polysomnographische Untersuchungen sind wichtige Entscheidungsgrundlagen für schlafmedizinische Diagnostik und Therapie Jahreszeit und Luftverschmutzung haben einen bedeutenden Einfluss auf Allergene und Krankheitserreger. Feinstaub und Ozon in der Luft korrelieren mit der Krankenhausaufnahme wegen chronisch obstruktiver Lungenerkrankung und Asthma. In der schlafmedizinischen Diagnostik wurden bisher externe Faktoren wie wechselnde Klimabedingungen (Licht, Temperatur, Luftfeuchtigkeit) oder allergologische Aspekte (Pollenflug, Feinstaubbelastung) nur wenig untersucht. Ziel des geplanten Projektes war es, den Einfluss von externen Faktoren wie Lichteinstrahlung (Sonnenauf- und Untergang), Klima (Temperatur, Luftfeuchtigkeit) und Allergenen bzw. Luftqualität (Pollen, Feinstaub, Ozon) auf diagnostische Polysomnographien im Schlafmedizinischen Zentrum Marburg zu analysieren. Patienten und Methoden. In die Untersuchung flossen Polysomnographien im Rahmen der schlafmedizinischen Diagnostik sowie Polysomnographien im Rahmen von Therapiekontrollen (CPAP-Therapie oder nach verhaltensmedizinischer Beratung) ein. Alle 3351 Polysomnographien wurden visuell durch geschulte Mitarbeiter des Schlafmedizinischen Zentrums Marburg ausgewertet. Die habituelle Tagesschläfrigkeit wurde mittels Epworth-Schläfrigkeitsskala (ESS) erhoben. Die Umweltdaten stammen vom Deutschen Wetterdienst Offenbach, von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (Charité – Berlin) und vom Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie. Unter der Annahme, dass saisonale Effekte hauptsächlich durch Licht vermittelt sind, wurde das Jahr in Viertel eingeteilt, die sich an der wechselnden Sonnenscheindauer orientieren und deren Mittelpunkt die Sonnenwenden (Sommer, Winter) und Tag-Nacht-Gleichen (Frühling, Herbst) bilden. Ergebnisse. Die Patienten waren im Mittel 55,7 Jahre alt, der mittlere BMI lag bei 31,8 (SD=5,9). 84,45% waren Männer, 15,55% Frauen. Bei Atmungsstörungen konnten schwache, aber statistisch bedeutsame Beziehungen zur Gesamt-Pollenbelastung aufgezeigt werden: Apno-
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eindex r=0,055; p=0,002, Apnoe-Hypopnoeindex: r=0,04; p=0,023. Dagegen zeigten sich keine signifikanten Beziehungen zwischen Atmungsstörungen und der Ozon- bzw. der Feinstaubbelastung oder der Lichtintensität. Die Sauerstoffsättigung nahm bei höheren mittleren Luftdrücken schwach zu (r=0,067; p<0,001). Für die nach Sonnenscheindauer definierten Vierteljahre zeigten sich statistisch bedeutsame Unterschied für einige Schlafvariablen wie die Time in Bed (z. B. Sommer 470 min, Winter 481 min) und den Anteil N2 (z. B. Sommer 46,7%, Winter 49,1%). Im ESS-Score wurden signifikante Unterschiede über die Sonnenjahresviertel deutlich (p=0,008): Im Sommer beschreiben sich Patienten geringfügig wacher (10,3±4,5) als im Frühling (11,0±4,7) und Winter (11,0±5,0). Schlussfolgerungen. Wie erwartet liegen alle gefundenen Unterschiede bzw. Zusammenhänge in einem Bereich, der wohl weit von klinischer Bedeutsamkeit entfernt ist. Trotzdem zeigen sich einige interessante Effekte: obwohl Abläufe im Schlaflabor weitgehend standardisiert sind, ist die Time in Bed im hellsten Vierteljahr 11 Minuten kürzer als im dunkelsten. Es erscheint plausibel, dass eine hohe Pollenbelastung mit etwas ausgeprägteren Atmungsstörungen einhergeht. Auch der Zusammenhang zwischen Luftdruck und Sauerstoffsättigung ist physiologisch erklärbar. Die etwas deutlichere Schläfrigkeit im Winter ist möglicherweise durch Lichtmangel bedingt, die gleich hohen Scores im Frühjahr könnten Ausdruck der Alltagserfahrung „Frühjahrsmüdigkeit“ sein, sind aber wohl auch durch den rückwärts gerichteten Zeitmaßstab der ESS mit bedingt. Schlüsselwörter. Polysomnographie, Umwelt, Licht, Schläfrigkeit, Atmungsstörungen
P 19 Chronobiologische Aspekte körperlicher Aktivität nach Schlafrestriktion B. Wilms1, M. Kuhr2,3, N. Fock3, D. Trost3, B. Schultes3,4, H. Lehnert3, S. M. Schmid3 1 Kantonsspital St. Gallen, Adipositaszentrum, St. Gallen, Schweiz, 2Universität zu Hamburg, Sport- und Bewegungsmedizin, Hamburg, 3Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Medizinische Klinik 1, Lübeck, 4eSwiss Medical & Surgical Center, Interdisziplinäres Adipositaszentrum, St. Gallen, Schweiz Fragestellung. Klinisch-experimentelle Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen Schlafmangel und gestörter Energiebalance durch verminderte körperliche Aktivität. Chronobiologische Aspekte von Schlaf- und Aktivitätsverhalten wurden in bisherigen Studien jedoch nicht berücksichtigt. Die aktuelle Arbeit untersuchte den Einfluss akut verkürzter Schlafdauer auf spontane körperliche Aktivität am Folgetag unter besonderer Berücksichtigung des Zeitraums der Schlafrestriktion, d. h. in der ersten vs. zweiten Nachthälfte. Patienten und Methoden. Elf gesunde, normalgewichtige Männern im Alter von 21 bis 32 Jahren wurden in randomisierter, balancierter Reihenfolge am Folgetag nach insgesamt drei Versuchsbedingungen untersucht: (i) nach Schlafrestriktion in der ersten Nachthälfte (Schlaf: 03:00–07:00), (ii) nach Schlafrestriktion in der zweiten Nachthälfte (Schlaf: 23:00–03:00) und (iii) nach einer Kontrollnacht mit regulärer Schlafdauer (Schlaf: 23:00–07:00). Die spontane körperliche Aktivität wurde mittels triaxialer Akzelerometrie gemessen, subjektives Empfinden von Müdigkeit wurde mittels eines semiquantitativen Fragebogens erfasst. Ergebnisse. Schlafrestriktion per se führte im Vergleich zu regulärer Schlafdauer zu einer geringeren körperlichen Aktivität am Folgetag (p=0,030). Schlafrestriktion in der zweiten Nachthälfte führte dabei zu einer stärkeren Verminderung der körperlichen Aktivität als Schlafrestriktion in der ersten Nachthälfte (p=0,026). Analog hierzu zeigte eine Intensitätsanalyse vermehrt Aktivität in niedrigeren Intensitäten (p=0,017) bei gleichzeitig stärkerer subjektiver Müdigkeit (p<0,001). Auch in diesen Vergleichen waren die Effekte nach Schlafrestriktion in der zweiten Nachthälfte am stärksten ausgeprägt.
Schlussfolgerungen. Nicht nur Schlafdauer, sondern auch chronobiologische Aspekte in der Abfolge von Schlaf und Wachheit modulieren spontanes körperliches Aktivitätsverhalten. Schlüsselwörter. Schlafrestriktion, körperliche Aktivität, Akzelerometrie, Chronobiologie, Schlafdauer
P 20 Akuter Schlafentzug für 58 Stunden – Effekte auf kognitive Leistung, Schlaf und Erholung E.-M. Elmenhorst1, D. Elmenhorst2, E. Hennecke1, A. Bauer2, D. Aeschbach1 1 DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin, Flugphysiologie, Köln, 2 Forschungszentrum Jülich, Institut für Neurowissenschaften und Medizin, Jülich Fragestellung. Nach akutem und chronischem Schlafentzug wird die Erholung der kognitiven Leistung verschieden homöostatisch reguliert. Die Schlafintensität einer einzigen Erholungsnacht scheint nicht auszureichen, um die durch chronischen Schlafentzug hervorgerufenen Leistungseinbußen zurückzubilden. In vorliegender Studie wurde die kognitive Leistungsfähigkeit während und nach einer stark verlängerten Wachzeit mit unterschiedlichen Verfahren getestet, um die Erholungskapazität einer 14-stündigen Schlafperiode zu untersuchen. Patienten und Methoden. Siebzehn gesunde männliche Versuchspersonen (mittleres Alter ± Standardabweichung: 27±5 Jahre) wurden akutem 58-stündigem Schlafentzug unterzogen. In 6-h-Intervallen wurden die Leistung mittels eines psychomotorischen Vigilanztests (PVT) und eines n-back-Tasks erfasst sowie das Wach-EEG aufgezeichnet. Polysomnographische Daten wurden während einer 8 h Basisnacht (23:00–7:00 Uhr) und einer 14 h Erholungsnacht (23:00–7:00 Uhr) aufgezeichnet. Ergebnisse. Die Leistungen in PVT und n-back-Task verschlechterten sich kontinuierlich mit zunehmender Wachdauer. Dies zeigte sich signifikant sowohl im direkten Vergleich der Leistung des ersten und zweiten Schlafentzugstags (zur gleichen zirkadianen Zeit) als auch in linearer Regression über 8 Zeitpunkte [mittlere Reaktionszeit (RT) PVT p<0,0001, Anzahl richtiger Antworten (CR) n-back p<0,0001]. Im Vergleich zur Basisnacht war die Schlafeffizienz in der Erholungsnacht mit (94,5% vs. 90,6%) erhöht (p=0,0097). Obwohl die absolute Dauer von WASO („Wake after sleep onset“; p<0,02) sowie den Stadien N2, N3 und REM in der Erholungsnacht erhöht war (p<0,0001), blieb die prozentuale Zusammensetzung im Vergleich zur Basisnacht unverändert. Nach der Erholungsnacht unterschied sich die Leistung nicht mehr von der Basisbedingung (RT PVT p>0,5; CR n-back p>0,7). Schlussfolgerungen. Eine 14-stündige Schlafperiode nach 58 h Schlafentzug erscheint ausreichend, um die kognitive Leistung zumindest am Morgen auf Basisniveau zu restituieren. Schlüsselwörter. Kognitive Leistung, Schlafentzug, Erholung, psychomotorische Vigilanz, Schlafintensität
P 21 Die kortikale afferente Inhibition ist in Patienten mit ideopathischem REM-Schlaf Verhaltensstörung und kognitiver Beeinträchtigung reduziert – eine TMS-Studie A. Kunz1, S. Golaszewski1, M. Seidl1, F. Tezzon2, E. Trinka1, J. Kraus1, R. Nardone1,2 1 Christian Doppler Klinik , Universitätsklinik für Neurologie, Salzburg, Österreich, 2Franz Tappeiner Hospital, Neurologie, Meran, Italien Fragestellung. Ein reduziertes kognitives Profil und eine Verlagsamung der Grundaktivität in der Elektroenzephalographie (EEG) wurden bereits in Patienten mit REM-Schlaf Verhaltensstörung (RBD) beschrieben, allerdings ist die neuropsychologische Signifikanz dieser Ergebnisse bislang unklar. Das cholinerge System spielt eine wichtige Rolle in allen Aufmerksamkeitsprozessen und kognitiven Funktionen. Ein Protokoll mittels
transkranieller Magnetstimulation (TMS) könnte direkte Information über die Funktion von cholinergen Schaltkreisen im menschlichen Gehirn geben; die sog. „short latency afferent inhibition“ (SAI) des Motorkortex, ein TMS-Protokoll ist mit einer cholinerge Inhibition im menschlichen Gehirn assoziiert. Die Fragestellung deser Studie ist es, die Hypothese zu testen, dass die kognitive Leistung und kortikale Aktivität in RBD- Patienten mit einer Dysfunktion des cholinergen Systems assoziiert ist. Patienten und Methoden. Die SAI Technik wurde in einer Gruppe von 10 Patienten mit ideopathischer RBD (iRBD) angewendet und mit den Resultaten von 15 gleichaltrigen Kontrollprobanden verglichen. Alle iRBD-Patienten und alle Kontrollprobanden unterzogen sich einer extensiven neuropsychologischen Testung. Ergebnisse. Der durchschnittliche SAI war in Patienten mit iRBD verglichen mit der Kontrollgruppe signifikant reduziert. Die neuropsychologische Testung zeigte eine milde kognitive Beeinträchtigung in 6 von 10 iRBD-Patinten. Die SAI Werte korrelierten deutlich mit den Testergebnissen für den episodischen verbalen Gedächtnis sowie exekutive Funktionen. Schlussfolgerungen. Die Ergebnisse unterstützen die Hypothese der cholinergen Dysfunktion in einigen Patienten mit iRBD, die eine kognitive Beeinträchtigung entwickeln. Unsere Ergebnisse weisen auf ein mögliches erhöhtes Risiko einer kognitiven Beeinträchtigung in Patienten mit iRBD hin. Schlüsselwörter. REM-Schlaf Verhaltensstörung, TMS, cholinerge Funktion, kognitive Beeinträchtigung, Pathophysiologie RBD
P 22 Fördert der Schlaf das Gedächtnis für Gerüche? A. Prehn-Kristensen1, K. Lotzkat2, C. D. Wiesner1, L. Baving1 Zentrum für Integrative Psychiatrie, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Kiel, 2Christian-Albrets-Univerisität, 1
Institut für Psychologie, Kiel Fragestellung. Schlaf fördert die Gedächtniskonsolidierung in vielen mnestischen Systemen. Zwar wurde gezeigt, dass der Geruch als Kontextreiz im Rahmen von schlafassoziierter Gedächtniskonsolidierung dienen kann. Jedoch ist bislang unklar, ob auch das Geruchsgedächtnis selber vom Schlaf profitiert. Patienten und Methoden. 32 männliche gesunde Studenten (20–30 Jahre) wurden in eine Schlafgruppe (Lernen abends – Abruf morgens) und in eine Wachgruppe (Lernen morgens – Abruf abends) eingeteilt. In einem inzidentellen Rekognitionsparadigma erhielten beide Gruppen in der Lernbedingung 10 Gerüche zur Bewertung dargeboten. In der Abrufbedingung sollten diese 10 aus insgesamt 20 Gerüchen wiedererkannt werden. Ergebnisse. Die Rekognitionsleistungen der Schlafgruppe waren genauer als die der Wachgruppe. Gleichzeitig bewerteten die Teilnehmer der Schlafbedingung die Gerüche insgesamt als bekannter ein. Schlussfolgerungen. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass auch das Geruchsgedächtnis vom Schlaf profitiert. Weitere Studien sind jedoch erforderlich, um die Mechanismen einer schlafassoziierten Konsolidierung des Geruchsgedächtnisses klären zu können. Schlüsselwörter. Schlaf, Gedächtnis, Geruch, Rekognition, gesunde Erwachsene
P 23 Welchen Einfluss hat Schlaf (Nap) auf die emotionale Reaktivität? C.D. Wiesner1, V. Davoli1, M. Paulmann1, A. Prehn-Kristensen1, L. Baving1 1 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie – Zentrum für Integrative Psychiatrie ZIP gGmbH – UKSH Campus Kiel, Kiel Fragestellung. Erhöht oder senkt Schlaf die emotionale Reaktivität? Ist der Effekt bei positiven vs. negativen Reizen unterschiedlich? Wie viel Somnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts Hirnzentren für die Regulation des Schlaf-Wach-Rythmus DA Schlaf DA 5-HT GABA Glu
(–), GABAA GABA (+), 5-HT2A (–), NMDA
Glu
(+), D2
N. Kalak1, L. Jahangard2, M. Haghighi2, H. Bajoghli3, E. Holsboer-Trachsler1, S. Brand1 1 Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel (UPK), Zentrum für Affektive-, Stress and Schlafstörungen (ZASS), Basel, Schweiz, 2Hamadan University of Medical Sciences , Research Center For Behavioral Disorders and substances Aubse, Hamadan, Iran, 3Tehran University of Medical Sciences, Psychiatry & Psychology Research Center (PPRC), Roozbeh Hospital, Tehran, Iran
Area tegmentalis ventralis 5-HT
Lateraler Hypothalamus Schlaf OX MCH
Ox
MCH
Locus coeruleus NA (–), GABAA (+), 5-HT1A GABA
Schlaf NA 5-HT HA Ach GABA Glu
NA
HA
(+), alpha1
(–), GABAA
(–), GABAA Glu GABA
(+), alpha1 (+), M1
(–), NMDA
Glu
(+), (+), Ox2 H3
GABA
Glu
(+), M1
(–), NMDA (–), NMDA
(+), MCH1 5-HT Dorsale Raphé-Kerne
Ach
Ach
Mesopontines Tegmentum
Abb. 11 | P 25 8
und welcher Schlaf ist dafür notwendig? In unserer Studie untersuchten wir den Einfluss der verschiedenen Schlafstadien während eines Nachmittagsschlafes auf die emotionale Reaktivität. Patienten und Methoden. Insgesamt nahmen 28 gesunde, rechtshändige Probanden (21 w) im Alter von 23,6±2,9 Jahren teil. In zwei Experimentalsitzungen hatten die Probanden in der Schlafbedingung die Gelegenheit, für ca. 2 h zu schlafen oder in der Wachbedingung Videos zu schauen. Danach wurden den Probanden je 20 standardisierte Bilder mit negativer, neutraler oder positiver Valenz gezeigt und sie gaben ihre emotionalen Reaktionen (Valenz, Arousal) an. Ergebnisse. In der Schlafbedingung wurde im Mittel 68,6±21,5 min geschlafen. Die mittels Fragebogen kontrollierte Stimmung unterschied sich nicht zwischen den Bedingungen. Valenz und Arousal der emotionalen Reaktionen bestätigen die Validität unseres Tests. Es konnte jedoch weder ein Haupteffekt der Schlafbedingung noch eine Interaktion zwischen Schlafbedingung und Valenz beobachtet werden. Nach dem Schlaf wurden die eigentlich neutralen Bilder umso positiver bewertet, je mehr Zeit die Probanden im SWS verbracht hatten. Die Valenz korrelierte jedoch nicht mit REM-Schlaf oder Leichtschlaf. Die Bilder lösten umso geringeres Arousal aus, je mehr Zeit zuvor im Leichtschlaf verbracht wurde. Das Arousal korrelierte nicht mit REMS oder SWS. Schlussfolgerungen. Tiefschlaf scheint allenfalls bei neutralen Bildern zu einer etwas positiveren emotionalen Reaktion zu führen, wohingegen Leichtschlaf einen starken und umfassenden Effekt auf die Absenkung des Arousals hat. Unsere Ergebnisse zeigen, dass nicht REMSchlaf, sondern Leichtschlaf am besten die Dämpfung des emotionalen Arousals vorhersagt. Schlüsselwörter. Emotionale Reaktivität, Nap, Mittagsschlaf, Valenz, Arousal, REM-Schlaf
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P 24 Marginale Unterschiede in der Stimmung, im Schlaf und in der Lebensqualität zwischen Frauen vor den Wechseljahren und Frauen während den Wechseljahren
Fragestellung. Anekdotisch wird referiert, dass sich die Stimmung, der Schlaf und die Lebensqualität bei Frauen in den Wechseljahren verändern, doch Daten, welche diese Annahmen unterstützen sollten sind selten. Das Ziel der vorliegenden Studie war es deshalb, Frauen vor der Menopause mit Frauen während der Menopause im Hinblick auf die Stimmung, den Schlaf und die Lebensqualität zu untersuchen. Patienten und Methoden. Insgesamt nahmen 120 Frauen an der Studie teil. 60 Frauen vor der Menopause (Durchschnittsalter: 46,9 Jahre) und 60 Frauen während der Menopause (Durchschnittsalter: 53,8 Jahre). Beide Gruppen füllten Selbstbeurteilungsfragebogen zum Schlaf, zur Stimmung und zur Lebensqualität aus. Ergebnisse. Verglichen mit Frauen in der Pre-Menopause, berichteten Frauen während der Menopause vermehrt über Einschlafschwierigkeiten, generell weniger psychische Aktivität, und verminderte Stimmung während des Tages. Es wurden keine statistisch signifikanten Unterschiede in der Schlafqualität, Schlafverlauf, Schwierigkeiten im sozialen Leben, generelle Stimmung und generelle physische und mentale Gesundheit gefunden. Schlussfolgerungen. Die Resultate aus den Selbstbeurteilungsfragebogen und anderen wissenschaftlichen Daten deuten darauf hin, dass Frauen in der Menopause nicht substanzielle Unterschiede in Stimmung, Schlaf und Lebensqualität zeigen wie anekdotisch berichtet und allgemein geglaubt wird.
P 25 Neurotransmitter und Neuropeptide bei der Regulation des SchlafWach-Rhythmus – pharmakologische Möglichkeiten, Schlaf zu induzieren F.–M. Werner1, R. Covenas2 1 Euro-Schulen Pößneck, HBFS für Altenpflege, Pößneck, 2Instituto de Neurociencias de Castilla y León, Laboratorio 14, Salamanca, Spanien Fragestellung. Im Mittelhirn sind die postsynaptisch exzitatorischen Neurotransmitter Serotonin, Dopamin, Noradrenalin, Histamin, der präsynaptisch inhibitorische Neurotransmitter GABA und das Glutamat an der Regulation des Schlaf-Wach-Rhythmus beteiligt. Im lateralen Hypothalamus beeinflussen das Neuropeptid Orexin A and das Melatonin konzentrierende Hormon (MCH) diesen. Patienten und Methoden. Ein neuronales Netzwerk wird in diesen Hirnregionen entwickelt, um schlafinduzierende Medikamente abzuleiten. Im Mittelhirn interagieren serotonerge Neurone aus den dorsalen Raphé-Kernen mit noradrenergen Neuronen aus dem Locus coeruleus miteinander, wobei serotonerge Neurone auf 5-HT1A-Rezeptoren und noradrenerge Neurone auf alpha1-Rezeptoren wirken. Serotonin und Noradrenalin haben wechselnde Aktivitäten im Schlaf-WachRhythmus, während Serotonin bei Nacht höher konzentriert und Noradrenalin bei Tag höher konzentriert ist. Die noradrenergen Neurone sind über präsynaptische GABAerge und glutaminerge Neurone mit muskarinergen cholinergen Neurone aus dem mesopontinen Tegmentum verbunden, wobei letztere Neurone über M1-Rezeptoren GABAerge Neurone aktivieren. Die muskarinergen cholinergen Neurone sind
mit histaminergen Neuronen verbunden, wobei histaminerge Neurone einen anregenden Effekt über H3-Rezeptoren haben (Abb. 1). Ergebnisse. Im lateralen Hypothalamus aktivieren Orexin A enthaltende Neurone GABAerge Neurone im Mittelhirn über OX2-Rezeptoren, und MCH enthaltende Neurone haben einen hypnotischen Effekt, indem sie cholinerge Neurone über MCH1-Rezeptoren aktivieren. In der Area tegmentalis ventralis interagieren dopaminerge und serotonerge Neurone miteinander, wobei Dopamin einen aktivierenden und Serotonin einen beruhigenden Effekt haben. Die folgenden schlafinduzierenden Medikamente können von dem neuronalen Netzwerk abgeleitet werden: – GABAA-Agonisten, – 5-HT1A-Agonisten, – D2- und 5-HT2A-Antagonisten, – alpha1- und D2-Antagonisten, – H3-Antagonisten, – Orexin-2-Rezeptor-Antagonisten. Schlussfolgerungen. Es ist von Bedeutung, die beteiligten neuronalen Netzwerke zu untersuchen, um verbesserte schlafinduzierende Medikamente mit weniger Nebenwirkungen zu entwickeln. Schlüsselwörter. Schlaf-Wach-Rhythmus, Sertonin, Noradrenalin, Orexin A, Dopamin
P 26 Kryotherapie als Alternative beim Restless-Legs-Syndrom? – Eine Pilotstudie C. Thiedemann1, S. Happe1, S. Bunten2, R. Siegert3 1 Klinik Maria-Frieden, Neurologie, Telgte, 2Klinikum Bremen-Ost, Klinische Neurophysiologie, Bremen, 3Klinikum Bremen-Ost, Institut für Physikalische und Rehabilitative Medizin, Bremen Fragestellung. RLS-Betroffene berichten immer wieder, dass die Anwendung von lokaler Kälte positive Effekte auf ihre Beschwerden hat. Diesbezüglich wurde eine medikationsfreie klinische Pilotstudie zur Untersuchung der Wirksamkeit von lokaler Kälte (Lokal bei −17°C) und Ganzkörperkältetherapie in der Kältekammer (Sham bei −10°C und Verum bei −60°C) auf die Symptome des RLS initiiert. Patienten und Methoden. 35 Probanden mit gesichertem, idiopathischen RLS haben erfolgreich an der Studie teilgenommen, zufällig aufgeteilt in drei Behandlungsgruppen (Verum, Sham und Lokal). Die Studiendauer von 8 Wochen war in drei Phasen gegliedert (2 Wochen Baseline, 2 Wochen Intervention und 4 Wochen Follow-up), in denen die Probanden Fragebögen (u. a. IRLS, RLS-6, VAS) in Bezug auf ihre Symptome, Schlaf- und Lebensqualität ausfüllen sollten. Außerdem wurde der PLM-Index in jeder Studienphase gemessen. Ergebnisse. Die Verum-Gruppe zeigte im Follow-up Verbesserungen des IRLS (p=0,009) sowie des RLS-QLI (p=0,006), der ESS (p=0,020) und des PLMI (p=0,005). Außerdem steigerten sich die Morgenfitness (p=0,021) und die Gesamtschlafzeit (p=0,012). Die lokale Kältebehandlung führte zu Verbesserungen der Lebensqualität (VAS4:p=0,028, RLSQLI:p=0,014) und der Schlafqualität (MOSS1:p=0,020; MOSS2:p=0,022) mit verminderter Anzahl von (von 14 auf 8) sowie verkürzten Wachphasen (von 38 min auf 24 min). Die Ganzkörpertherapie bei −10°C führte lediglich zu weniger Wachphasen (von 25 auf 16). Ernsthafte Nebenwirkungen waren nicht zu beobachten. Schlussfolgerungen. Die Ganzkörper- und mit vermindertem Effekt auch die lokale Kryotherapie scheinen eine Alternative zu der konventionellen Behandlung des RLS zu sein. Zu beachten ist jedoch die limitierte Gruppengröße der Pilotstudie. Schlüsselwörter. RLS, Kälte, Therapie, nichtmedikamentös, Schlafstörung
P 27 Prävalenz von Depression und SF-36 Summenskalen bei Patienten mit mäßiger bis schwerer obstruktiver Schlafapnoe vor Einleitung einer CPAP-Therapie S. Baron1, G. Hübner1, B. Jany1 1 Missionsärztliche Klinik GmbH, Innere Medizin, Würzburg Fragestellung. Depression und obstruktive Schlafapnoe (OSA) sind häufig vergesellschaftet. Depressive Patienten klagen über Tagesmüdigkeit, umgekehrt kann OSA Depressionssymptome hervorrufen. Ziel der Untersuchung war es, die Häufigkeit von Depression bei Pat. mit OSA (AHI>15/h) vor Therapieeinleitung zu erfassen und erste SF-36-Vergleichswerte für Pat. mit OSA zu erhalten. Patienten und Methoden. Pat. (n=128) mit mäßiger bis schwerer OSA (AHI>15; m 94; w 34; Alter 59,1; BMI 34,3; ESS 9,0; AHI 38, EI 25,4) wurden vor Einleitung einer CPAP-Therapie prospektiv mit den Gesundheitsfragebögen PHQ-D (Kurzform) und SF36 evaluiert und Daten bez. bekannter Depression und Therapie mit Antidepressiva erhoben. 77 Patienten erhielten eine PSG, 51 Patienten erhielten vor Therapieeinleitung keine PSG, deshalb wurden die Daten der KRP zur Charakterisierung der Stichprobe herangezogen. Ergebnisse. Von den 72 bisher ausgewerteten Gesundheitsfragebögen PHQD waren 19 (26,4%) bezüglich Depression auffällig, davon bei 11 Patienten (15,2%) als „Major depressives Syndrom“ und bei 8 Patienten (11,1%) als „Anderes depressives Syndrom“. Von 128 Patienten standen 10 unter Psychopharmaka (8 Depression; 1 bipolare Störung; 1 Schizophrenie). Die körperliche Summenskala (KSK) des SF-36 ergab einen Mittelwert von 42,4 (14,3–59,1) und die psychische Summenskala (PSK) von 47,6 (19,3–71,1). Schlussfolgerungen. Depressive Symptome sind häufig bei Patienten mit OSA. Unter CPAP-Therapie ist bei einem Teil davon mit Besserung dieser Beschwerden zu rechnen. Die Summenskalen des SF-36 im untersuchten Kollektiv mit OSA (AHI>15) sind fast identisch mit denen adipöser Patienten (KSK 41,1; PSK 47,9). Das Patientenkollektiv wird unter CPAP-Therapie weiter beobachtet. Schlüsselwörter. Obstruktive Schlafapnoe, Depression, SF-36, PHQD, CPAP
P 28 The FLEP (frontal lobe epilepsy and parasomnia) score does not reliably distinguish non-REM parasomnia from nocturnal frontal lobe epilepsy: experience from a single centre [Die FLEP („frontal lobe epilepsy and parasomnia“) Skala differenziert nicht zuverlässig zwischen Non-REM-Parasomnie und nächtlicher Frontallappenepilepsie: Erfahrungen aus einem Zentrum] R. Surges1,2, K. Holiday2, C. Scott2, M. Walker2 1 Universitätsklinik Bonn, Klinik für Epileptologie, Bonn, 2National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London, Großbritannien Introduction. Patients with nocturnal frontal lobe epilepsy (NFLE) can easily be misdiagnosed as having non-REM (NREM) parasomnias. The aim of this study was to determine if the FLEP score can reliably distinguish patients with NREM parasomnia and NFLE in those who were initially believed to have NREM parasomnia, but who were subsequently diagnosed with epilepsy and if there are specific clinical and EEG features in NFLE patients which could be used to distinguish them from those with NREM parasomnias alone. Methods. The clinical and video-EEG data of patients in whom NREM parasomnia was suspected on clinical grounds and who underwent subsequent video-EEG telemetry were retrospectively reviewed and the FLEP scores according to Derry and co-workers (Archives of Neurology 63: 705–709) were calculated. Sleep staging was performed according to Rechtschaffen & Kales. Patients who had a known history of epilepsy or REM parasomnia (total 6) were excluded from further analysis. Somnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts Results. A total of 26 patients were included. Of these, 7 patients had NFLE, 19 patients had a NREM parasomnia. The FLEP score correctly identified most NREM parasomnia patients (84%), but misdiagnosed most of those who later had epilepsy (86%). No significant associations between any clinical feature and final diagnosis were found using univariate statistical analysis. When using logistic regression analysis, an age of onset <18 years was significantly associated with NREM parasomnia (p=0.047). Sleep architecture was not different between the NFLE, the NREM parasomnia and an additional control group consisting of 6 patients with known nocturnal seizures without a history consistent with parasomnia. Conclusion. In our small and highly selected study population, the FLEP score did not reliably distinguish patients with NFLE from those with NREM parasomnia. There are no clinical features that can distinguish those who are having seizures from those who are not, but onset after the age of 18 years is more typical of NFLE. This study underscores the importance of carrying out detailed video-EEG telemetry in all adults with a history of frequent parasomnia of unknown aetiology. Keywords. Frontallappenepilepsie, Non-REM-Parasomnie, FLEP-Skala, Video-EEG-Monitoring, Parasomnie
P 29 Isolierte Narkolepsie mit Kataplexie bei Ma-2-positiver Autoimmunenzephalitis M. Boentert1, H. Vorwerk1, A. Schirmacher1, M. C. Hinsch1, C. Glatz1, P. Young1 1 Universitätsklinikum Münster, Klinik für Schlafmedizin und Neuromuskuläre Erkrankungen, Münster Fragestellung. Die Hypocretin-Defizienz stellt sowohl für die idiopathische als auch die symptomatische oder sekundäre Narkolepsie den zentralen Pathomechanismus dar. In der Literatur sind bislang 116 Fälle mit symptomatischer Narkolepsie bekannt; u. a. sind Tumoren, zerebrale Infarkte, erregerbedingte Entzündungen und Enzephalitiden sind als auslösende Erkrankung beschrieben. Wir berichten über einen Patienten mit isolierter Narkolepsie und Kataplexie im Rahmen einer Ma-2positiven Autoimmunenzephalitis mit anhaltender klinischer und paraklinischer Befundbesserung nach immunmodulatorischer Therapie. Patienten und Methoden. Bei dem Patienten (m, 71 J., HLA-DQB1*06:02 und HLA-DRB1*15:01 neg.) war innerhalb von 6 Wochen das Vollbild einer Narkolepsie mit Kataplexie aufgetreten (ESS: 18/24 Punkten). Der Nachtschlaf war subjektiv störungsfrei; fremdanamnestisch wurden Schnarchen und seit mehr als einem Jahr bekannte Atempausen im Schlaf berichtet. Eine B-Symptomatik bestand nicht. Die Vorerkrankungen umfassten eine Lungenfibrose eine KHK, eine pAVK, eine arterielle Hypertonie und einen Nikotinabusus. Der klinisch-neurologische Untersuchungsbefund war unauffällig. Ergebnisse. Das cMRT zeigte Signalhyperintensitäten bds. periventrikulär im kaudalen Thalamus und im periaquäduktalen Grau. Die Zellzahl im Liquor betrug 23 Lymphozyten/µl, der Hypocretin-Spiegel i. L. 53 pg/ml. Serologisch waren Anti-Ma-2-Antikörper nachweisbar. Im MSLT betrug die mittlere Einschlaflatenz (MEL) 4 Minuten (2x SOREM). Die PSG zeigte eine gemischte Schlafapnoe mit zentralen Apnoen i. R. einer Cheyne-Stokes-Atmung (AHI 57,3/h). Nach Einleitung einer adaptiven Servoventilation und Steroidstoß besserte sich die Tagesschläfrigkeit nur passager. Nach Immunadsorption war die Tagessymptomatik erneut rasch rückläufig. Im MSLT ergab sich eine unauffällige MEL von 18,5 Minuten; SOREM trat nicht mehr auf. Im Verlauf über 3 Monate war die Tagesschläfrigkeit stabil gebessert; Kataplexien persistierten. Die Liquorzellzahl sank auf 7/µl, die Hypocretin-Defizienz i. L. (56 pg/ml) blieb unverändert. Wir behandelten mit Clomipramin und i.v.-Immunglobulinen. In Verlaufs-MRTs zeigte sich keine Progredienz der dienzephalen Entzündungsherde. Die umfangreiche Tumorsuche ergab keine Hinweise auf ein Malignom.
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Schlussfolgerungen. Ma-2-positive Enzephalitiden können mit dem klinischen Bild einer Narkolepsie mit Kataplexie einhergehen. Antikörper gegen das intraneuronal lokalisierte Antigen Ma-2 sind mit hoher Wahrscheinlichkeit paraneoplastisch und z. B. mit Hoden- und Tonsillentumoren assoziiert. Im vorliegenden Fall konnte (noch) kein Tumornachweis erbracht werden. Die engmaschige schlafmedizinische Evaluation des Patienten zeigte nach Immunadsorption eine nachhaltige Besserung der Tagesschläfrigkeit und des MSLT-Befundes, nicht jedoch der Kataplexien. Die Hypocretin-Defizienz konnte bislang nicht saniert werden. Schlüsselwörter. Narkolepsie, Kataplexie, Ma-2, Enzephalitis, paraneoplastisch
P 30 Dilatative Kardiomyopathie + Tetraparese + Atempumpenschwäche = erbliche Muskeldystrophie M. Boentert1, E. Akova-Öztürk1, P. Young1 1 Universitätsklinikum Münster, Klinik für Schlafmedizin und Neuromuskuläre Erkrankungen, Münster Fragestellung. Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz rücken zunehmend in den Fokus der Schlafmedizin, da bei klinischem Schweregrad NYHA III–IV (EF<40%) zentrale Atemregulationsstörungen im Sinne eines Cheyne-Stokes-Atemmusters häufig sind. Die dilatative Kardiomyopathie (DCM) ist eine häufige, ätiologisch heterogene Erkrankung, die durch eine linksventrikulär betonte Erweiterung der Herzkammern, eine Reduktion der kardialen Auswurfleistung und die Gefahr maligner Rhythmusstörungen charakterisiert ist. Bei einem Teil der Patienten mit DCM liegt eine genetische Ursache zugrunde. Wir stellen einen Fall vor, bei dem erst auf dem Umweg einer schlafmedizinischen Evaluation eine genetisch bedingte Muskeldystrophie erkannt und diagnostiziert wurde. Patienten und Methoden. Eine 58-jährige Patientin stellte sich zur Optimierung einer schlecht tolerierten APAP-Therapie erstmals in unserem Schlaflabor vor. Seit mindestens 17 Jahren war eine DCM bekannt; die Vorgeschichte umfasste eine Schrittmacher-Implantation bei AV-Block III°, eine kardiopulmonale Reanimation bei Kammerflimmern, eine ICD-Implantation, intermittierendes Vorhofflimmern, einen flüchtigen Hirninsult und eine aktuell auf 39% reduzierte linksventrikuläre Auswurffraktion. Mutter und Bruder der Patientin waren am plötzlichen Herztod verstorben; auch bei ihnen hatte eine DCM vorgelegen. Das obstruktive Schlafapnoesyndrom (OSAS) mit einem AHI von 19,1/h war wenige Monate zuvor diagnostiziert worden. Unter einer APAPTherapie (6–12 cmH2O) hatte sich die langjährig bestehende nächtliche Dyspnoe verstärkt. Eine exzessiv gesteigerte Tagesschläfrigkeit lag formal nicht vor (9 Punkte auf der ESS). Ergebnisse. Klinisch waren Atrophien und Paresen der Gliedergürtelund autochthonen Rückenmuskulatur, ein Rigid-Spine-Syndrom, eine Gangstörung und eine Vitalkapazität von 2,0 l im Sitzen und 1,0 l im Liegen auffällig. In einer nativen PSG mit Kapnometrie und morgendlicher BGA ergaben sich ein AHI von 8,3/h, ein ODI von 7,0/h, eine nächtliche Hyperkapnie (TC-CO2max 61 mmHg), eine Tageshyperkapnie (pCO2 52,8 mmHg) und eine Basenabweichung von 12 mmol/l. Ein Cheyne-Stokes-Atemmuster trat nur über wenige Minuten auf. Die Serum-CK war normwertig. Ein EMG konnte aufgrund der oralen Antikoagulation nicht erfolgen. Wir diagnostizierten ein leichtgradiges OSAS und ein schlafbezogenes Hypoventilationssyndrom und leiteten die nächtliche Heimbeatmung ein. Der dominante Erbgang und das klinische Bild führten zur Verdachtsdiagnose einer Muskeldystrophie Typ Emery-Dreifuss, die sich molekulargenetisch durch Nachweis einer hoch wahrscheinlich pathogenen Sequenzvariante im LMNA-Gen bestätigen ließ. Schlussfolgerungen. Das gemeinsame Auftreten einer DCM und einer Gliedergürtel-betonten Muskelerkrankung sollte grundsätzlich an eine Muskeldystrophie mit kardialer Manifestation denken lassen. Das
Spektrum der möglichen Differentialdiagnosen umfasst die Gliedergürteldystrophien LGMD1B und LGMD1E, die Emery-Dreifuss-Muskeldystrophie, die myofibrilläre Myopathie und die Dystrophinopathien. Liegt zusätzlich zur DCM klinisch eine proximale Myopathie vor, muss neben der Cheyne-Stokes-Atmung auch eine sekundäre alveoläre Hypoventilation als relevante schlafbezogene Atmungsstörung in Betracht gezogen werden. Schlüsselwörter. Dilatative Kardiomyopathie, Muskeldystrophie, LMNA-Gen, schlafbezogene Hypoventilation, Gliedergürteldystrophie
P 31 Untersuchung des Einflusses von Rasagilin auf Schlafstörungen bei Patienten mit Morbus Parkinson – die RaSPar-Studie W. Schrempf1,2, M. Fauser1,2, S. Brown2, A. Maaß2, C. Ossig2, M. Wienecke2, M.D. Brandt1,2, H. Reichmann3, A. Storch1,2 1 Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der TU Dresden, Interdisziplinäres Schlaflabor der Medizinischen Klinik I und der Klinik für Neurologie, Dresden, 2Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der TU Dresden, Bereich für Neurodegenerative Erkrankungen, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Dresden, 3Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der TU Dresden, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Dresden Fragestellung. Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom (IPS) leiden sehr häufig unter Schlafstörungen, die zum einen auf die Erkrankung selbst, zum anderen auf die Medikation zur Behandlung der Erkrankung zurückzuführen sind. Zudem erkranken auch ParkinsonPatienten häufig an anderen Schlafstörungen wie z. B. schlafbezogenen Atemstörungen. Diese Schlafstörungen schränken die Lebensqualität der Patienten deutlich ein. Daten zu Schlafstörungen bei M. Parkinson und insbesondere polysomnographische Untersuchungen im Schlaflabor sind bisher nur eingeschränkt vorhanden. Da in mehreren Studien positive Effekte auf den Schlaf durch Optimierung der medikamentösen Therapie oder bei Z. n. tiefer Hirnstimulation (THS) nachgewiesen werden konnten und sich bei einer Behandlung mit Rasagilin sowohl eine Besserung der motorischen Funktion als auch in Fragebögen positive Effekte auf den Schlaf zeigten, ist das Ziel dieser Studie eine detaillierte Untersuchung der Effekte von Rasagilin auf den Schlaf von Parkinson-Patienten. Patienten und Methoden. Zur Prüfung des Einflusses von Rasagilin auf den Schlaf führen wir eine monozentrische, randomisierte, doppelblinde, placebo-run-in, polysomnographische klinische Studie bei IPS-Patienten im Stadium Hoehn und Yahr I–III durch. In dieser werden insgesamt 30 Patienten mit Schlafstörungen im Alter zwischen 50 und 80 Jahren nach einer zweiwöchigen Placebo-run-in-Phase über 8 Wochen doppelblind mit Rasagilin oder Placebo (Randomisierung 2:1) behandelt und insgesamt dreimal polysomnographisch untersucht. Primäre Zielgröße sind die Änderung der Schlafeffizienz und Änderungen auf der Parkinson‘s Disease Sleep Scale (PDSS-2). Sekundäre Zielvariablen sind weitere polysomnographische Messgrößen wie u. a. der Tiefschlafund REM-Schlafanteil. Zudem werden Aspekte der Lebensqualität (PDQ-39) und Kognition (PANDA, TAP) erfasst. Ergebnisse. Bisher wurden 15 Patienten randomisiert. Wir präsentieren die Interims-Ergebnisse auf der Jahrestagung der DGSM. Schlussfolgerungen. Randomisierte klinische Studien bei Schlafstörungen bei Patienten mit Morbus Parkinson sind wichtig, um die häufigen und für die Patienten belastenden Beschwerden in Zukunft besser diagnostizieren und behandeln zu können. Sponsor. Diese Studie wird von der Firma TEVA unterstützt. Schlüsselwörter. Schlafstörungen, idiopathisches Parkinson-Syndrom, Rasagilin, Polysomnographie, PDSS-2
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Abstracts P 32 Blood pressure regulation is disturbed in idiopathic REM-sleep behaviour disorder due to peripheral autonomic denervation (Störung der Blutdruckregulation aufgrund peripherer autonomer Denervierung in Patienten mit idiopathischer REM-Schlaf-Verhaltensstörung) C. Täuscher1, T. Schultze1, S. Nowack1, D. Hoyer1, M. Schwab1, O.W. Witte1, J. Ehrhardt1, S. Rupprecht1 1 Universitätsklinikum Jena, Hans-Berger-Klinik für Neurologie, Jena Introduction. Impaired blood pressure regulation including orthostatic dysregulation is a prominent feature in α-synucleinopathies. Peripheral vasoconstriction and increased heart rate as major cardiovascular adjustments to orthostatic challenges are primarily mediated by the arterial baroreflex, which is the major determinant in short-term blood pressure regulation (Ichionose, Front Physiol 2012). Baroreflex regulating cerebral areas such as the vagal dorsal nucleus are early involved in synuclein-mediated neurodegeneration (Braak, Neurobiol Aging 2003). However, it remains unclear, whether blood pressure (BP) regulation is already disturbed in prodromal neurodegenerative disease such as REM sleep behaviour disorder (RBD). We hypothesized that BP dysregulation is already present and mediated by arterial baroreflex dysfunction in prodromal α-synucleinopathy (RBD). Methods. We determined BP and heart rate (HR) response to a standardized orthostatic challenge, spontaneous baroreflex sensitivity (BRS) to asses arterial baroreflex function, heart rate variability (HRV) to assess cardiac autonomic innervation and autonomic symptoms (SCOPA-AUT score) in 17 patients with “idiopathic” RBD (i.e. without further symptoms of neurodegenerative disease) and 20 age-matched healthy controls. Results. RBD patients and controls were comparable in age, gender distribution, motor function (timed up and go test, tap test), cognitive function (mini-mental state) and presence of autonomic symptoms. Resting BP and HR did not differ between RBD and controls. During the orthostatic challenge, reflectory increase in systolic (p≤0.035) and diastolic BP (p≤0.035) was diminished in RBD patients but HR response was unchanged compared to controls. Resting HRV (p≤0.02) but not BRS was lower in patients with RBD compared to controls. Conclusion. Orthostatic dysregulation is already present but – in contrast to our hypothesis – baroreflex function is well preserved in prodromal αsynucleinopathy. Therefore, diminished orthostatic BP and HF response and lower HRV in RBD patients must arise from peripheral autonomic cardiac/vascular denervation (Cersosimo, J Neurol Sci. 2012). Keywords. RBD, blood pressure regulation, alpha-synucleinopathy, heart rate variability, baroreflex
P 33 Veränderungen des polysomnographisch gemessenen Schlafs bei Patienten nach Schlaganfall im Vergleich zu gesunden Probanden T. Unbehaun1, A. Sterr2, D. Ettine1, S. Funk1, B. Feige1, C. Nissen1, D. Riemann1 1 Universitätsklinikum Freiburg, Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, Freiburg i. Br., 2University of Surrey, Brain & Behaviour Research Group, Guildford, Großbritannien Fragestellung. Patienten nach Schlaganfall weisen häufig in Nachsorgeuntersuchungen Zeichen von Schläfrigkeit auf, verneinen jedoch meist Müdigkeit auf Nachfrage. Eine Studie, in deren Rahmen unter anderem PSG-Messungen durchgeführt wurden, untersuchte die Unterschiede zwischen Patienten und gesunden Probanden. Patienten und Methoden. 20 Patienten (Pat.) mit chronischer Hemiparese nach unilateral rechts-hemisphärischem Schlaganfall vor >1 Jahr und 20 nach Alter abgeglichene Probanden (Prob., Stand April 2013: 16 vs. 13) wurden an 2 aufeinander folgende Nächte im Schlaflabor untersucht. Eine zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung (Nächte, Gruppe, Interaktion) wurde für die PSG-Outcome-Variablen berechnet. Für den Vergleich der AHI- und Myoklonie-Indexwerte der ersten Nacht wurden Student‘s t-Tests durchgeführt.
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Ergebnisse. Signifikante Gruppenunterschiede (beide Nächte) zeigten sich für die Schlafeffizienz und den prozentualen REM-Anteil an der Sleep Period Time (Prob. > Pat.), sowie die Latenzen für N1, N2, REM und den Wach-Anteil an der SPT (Prob. < Pat.). Signifikante Unterschiede zwischen den Nächten ergaben sich für beide Gruppen bei der Schlafeffizienz und dem REM-Anteil an SPT (1. < 2. Nacht), sowie der REM-Latenz und dem prozentualen Wachanteil (1. > 2. Nacht). Signifikante Interaktionseffekte stellten sich für die N1- und REM-Latenzen ein. Kein signifikanter Unterschied konnte für Apnoe- oder Myoklonie-Indexwerte gefunden werden. Schlussfolgerungen. Die vorliegende Gruppe von Patienten nach Schlaganfall wies mehr Wachzeit und weniger REM-Schlaf bei verzögertem Stadieneintritt in den Nächten auf. Diese Verschlechterung des Schlafs muss in Bezug zu den weiteren erhobenen Daten sukzessive ausgewertet werden, um Ableitungen für die Behandlung der Patienten und ihrer Krankheitsbewältigung treffen zu können. Schlüsselwörter. Schlaganfall, REM, Schlafeffizienz, rechts-hemisphärisch, altersangeglichene Kontrollgruppe
P 34 Die Innsbrucker Narkolepsie-Kohorte – eine klinische und polysomnographische Analyse B. Högl1, T. Mitterling1, L. Ehrmann1, D. Gabelia1, V. Gschliesser1, E. Brandauer1, W. Poewe1, B. Frauscher1 1 Medizinische Universität Innsbruck, Neurologie, Innsbruck, Österreich Fragestellung. Ziel der vorliegenden Studie war es, das Spektrum der Narkolepsie nach Durchsicht von klinischen sowie polysomnographischen Daten einer großen Narkolespie-Kohorte zu beschreiben. Patienten und Methoden. Die Krankengeschichten der Innsbrucker Narkolepsie Kohorte wurden mit Fokus auf klinische und polysomnographische Parameter inklusive Motorik im Schlaf untersucht. Ergebnisse. Insgesamt wurde 100 Narkolepsiepatienten (87 mit Kataplexie, 13 ohne Kataplexie) in die Studie eingeschlossen. Das Alter bei Symptombeginn betrug 20 Jahre (6–69). Die Zeitdauer vom Symptombeginn bis zur Diagnose betrug 6,5 (0–39) Jahre. Von den Patienten präsentierten 36% die komplette narkoleptische Tetrade, 28% hatten drei, 29% hatten zwei Kardinalsymptome und bei 7% lag ausschließlich erhöhte Tagesschläfrigkeit (EDS) vor. Der Schweregrad der narkoleptischen Symptome zeigte eine große Breite: der mediane ESS betrug 18 (Range 10–24); Kataplexie-Schwereskala: Median 4,5 (Range 1–8/8); hypnagoge Halluzinationen: Median 4,5 (Range 1–7); Schlafparalysen: Median 3 (Range 1–7). Schlaf-Komobiditäten traten in diesem Kollektiv häufig auf: 55% zeigten eine schlafbezogene Bewegungsstörung, 34% Parasomnie, 28% Schlaffragmentierung und 24% schlafbezogene Atmungsstörung. Periodische Beinbewegungen im Schlaf (PLMS Index >5/h) und REM-Schlaf ohne Atonie traten bei 75% bzw. 90% der Patienten auf. Schlussfolgerungen. Die vorliegende Studie zeigt das breite klinische Spektrum der Narkolepsie, die Symptomausprägung und die Assoziation mit verschiedenen Schlaf-Komorbiditäten. Nur ein Drittel der Patienten hatten die komplette narkoleptische Tetrade. Die Diagnosestellung dieser lebenslangen Erkrankung war immer noch deutlich verzögert. Schlüsselwörter. Polysomnographie, Narkolepsie, Diagnose, Hypersomnie, Gender
P 35 Die medikamentöse Behandlung von Non-REM-Parasomnien – eine Fallserie A. Heidbreder1, C. Massoth1, T. Müller1, M. Boentert1, P. Young1 1 Universitätsklinikum Münster, Klinik für Schlafmedizin und neuromuskuläre Erkrankungen, Münster Fragestellung. Die medikamentöse Behandlung der Non-REM-Parasomnien ist nur selten notwendig und beschränkt sich derzeit meist auf den Einsatz von Clonazepam und tirzyklischen Antidepressiva. In Fall-
berichten wird die Wirksamkeit von Antikonvulsiva in der Behandlung von Parasomnien in Einzelfällen beschrieben. Für die zurzeit eingesetzten medikamentösen Therapien existieren derzeit jedoch keine randomisierten Studien. In einer Fallserie mit 24 Non-REM-Parasomnikern, wurde die Wirksamkeit und Therapie-Compliance verschiedener Präparate durch eine standardisierte Patientenbefragung untersucht. Patienten und Methoden. Eingeschlossen wurden 24 Patienten (10 Männer, 14 Frauen). Diese waren zum Untersuchungszeitpunkt durchschnittlich 27 Jahren alt. Alle Patienten erhielten in zwei aufeinander folgenden Nächten eine Video-Polysomnographie (AASM Standard), die manuell validiert wurde. Bei allen Untersuchten konnte die Diagnose einer Non-REM-Parasomnie nach den Kriterien der ICSD-2 bestätigt werden. Es wurde im Folgenden eine medikamentöse Therapie mit Carbamazepin, Pregabalin, Agomelatin, Clonazepam oder Melatonin begonnen. Nach einem Behandlungszeitraum zwischen 12–32 Monaten, wurden alle Patienten anhand eines standardisierten Fragebogens bezüglich der Wirksamkeit, Verträglichkeit und Compliance der eingesetzten Medikamente interviewt. Ergebnisse. 18 Patienten (75%) wurden mit Carbamazepin, 1 Patient (4,2%) mit Pregabalin, 1 Patient mit Agomelatin, ein weiterer mit Clonazepam und 2 Patienten mit Melatonin (8.3%) behandelt. 69,6% aller Befragten haben das ihnen empfohlene Medikament zunächst eingenommen. Nur 12,5% der Befragten nahmen das Medikament zum Zeitpunkt der Befragung noch ein. In der Gruppe der mit Carbamazepin Behandelten, nahmen 14 von 18 Patienten das Medikament anfänglich ein, nur zwei nahmen es zum Zeitpunkt des Interviews immer noch ein. Hauptursache des raschen Absetzens, innerhalb der ersten 4 Behandlungswochen, waren das Auftreten unerwünschte Arzneimittelwirkungen (44.8%) oder ein fehlender Therapieresponse (16,8%). 38,9% der Patienten profitierten in Bezug auf die Frequenz des Auftretens und die Intensität der parasomnischen Episoden. In der Gruppe der mit Pregabalin-, Agomelatin- oder Clonazepam- Therapierten nahmen initial nur zwei das empfohlene Medikament ein. Zum Interviewzeitpunkt nur ein Patient (Einnahme von Pregabalin). Grund des Absetzens oder des nicht Einnehmens war bei diesen Patienten eine fehlende Therapie-Compliance. Schlussfolgerungen. In der medikamentösen Behandlung der NonREM-Parasomnie gibt es bislang keine sichere Evidenz anhand von randomisierten Studien. Durch die meist fehlende durchgreifende Besserung der Symptomatik und die häufig auftretenden Nebenwirkungen, vor allem unter dem Einsatz von Carbamazepin. ist die dauerhafte Therapie-Compliance reduziert. In unserer Untersuchung sprachen 38,9% der Non-Parasomniker auf die eingesetzte Medikation an. Wir schließen daraus, dass ein Therapieversuch mit Carabamzepin in sorgfältiger Indikationsstellung probatorisch zur Reduktion der Frequenz Non-REM-parasomnischer Episoden angewendet werden kann, es jedoch weiterer, randomisierter Studien bedarf, um die Wertigkeit von Carbmazepin in der Therapie der Non-REM Parasomnien zu klären. Schlüsselwörter. Non-REM-Parasomnie, medikamentöse Behandlung, Carbamazepin, Nebenwirkungen, Therapie-Compliance
P 36 Leidensdruck durch gestörten Schlaf – Wertigkeit von ESS und PSQI in der Neuro-Rehabilitation K. Bohr1, R. Arneja1, O. Milovanovic1, G. Freier1 1 Mediclin Neuro-Orthopädisches Reha-Zentrum, Neurologie, Plau am See Fragestellung. Schlafstörungen, vornehmlich SRBD und PLMS, bewirken in der Allgemeinheit Leidensdruck durch Tageschläfrigkeit und Konzentrationsstörungen [1]. Besonders ungünstig wirken sich SRBD oder PLMS auf Therapiefortschritte bei neurologischen Rehabilitanden nach Hirninsult aus [2, 3]. Wir überprüften Zusammenhänge zwischen subjektivem Leidensdruck erfasst mit ESS und PSQI und objektiven Schlafapnoe-Screening Ergebnissen in 4 verschiedenen Diagnosegruppen einer Rehabilitationsklinik [4, 5]. Patienten und Methoden. Prospektiv erhielten insgesamt 378 Patienten, davon 213 nach Hirninsult (77 w, 136 m) ein Schlafapnoe-Screening (Fa.
Somnomedics). Die Ergebnisse der Fragebögen (ESS, PSQI) waren explizit kein Einschlusskriterium. Die Fragebögen füllten die Probanden vor der Messnacht alleine aus. Sämtliche Probanden waren auf Stationsebene (Phase D) selbsthilfefähig und ausreichend sprachkompetent. Ergebnisse. Von 213 Insultpatienten füllten 36% Frauen und 35% Männer die ESS nicht aus. Einen ESS>10 zeigten 31% Frauen und nur 17% Männer. AHI>10/h zeigten 38% der Frauen und 79% der Männer. In der Gesamtgruppe mit Hirninsult zeigten ESS, PSQI, BMI, Alter keine Korrelation zu AHI oder PLM-I. Die übrigen 165 Patienten mit MS, anderen neurologischen und orthopädischen Diagnosen hatten vergleichbare Daten. Schlussfolgerungen. ESS und PSQI erfassen das Ausmaß von Schlafstörungen und damit verbundene Gesundheitsrisiken auch bei jüngeren bei Rehabilitanden (post-stroke) nicht zuverlässig. Auch Leidensdruck und Behandlungsindikation können damit nicht präzisiert werden [6]. Dennoch sind die Skalen eine gute Informationsquelle für die Behandler vor individuellen Patientengesprächen. Literatur 1. Buysse DJ (2008) Clin Sleep Med 2. Siengsukon CF (2009) Phys Therapy 3. Good DC (1996) Stroke 4. Arzt M (2010) Stroke 5. Skibitzki M (2012) JAMDA 6. Mondal P (2013) Nat Sci Sleep
P 37 Validierung der Narkolepsie-Inzidenzerhebung mithilfe einer Capture-Recapture-Analyse U. Drechsel-Bäuerle1, D. Oberle1, G. Mayer2, I. Schmidtmann3, B. Keller-Stanislawski1 1 Paul-Ehrlich-Institut, Sicherheit von Arzneimitteln und Medizinprodukten, Langen, 2 Hephata-Klinik Schwalmstadt, Fachkrankenhaus für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Schlafmedizinisches Zentrum, Schwalmstadt-Treysa, 3Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI), Mainz Fragestellung. Im Jahr 2010 berichteten sowohl die schwedische wie auch die finnische Arzneimittelbehörde über mehrere Fälle einer neuaufgetretenen Narkolepsie bei Kindern und Jugendlichen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung gegen die pandemische Influenza A/H1n1/v. Die potenzielle Assoziation zwischen der Impfung mit Pandemrix und Narkolepsie ist zurzeit Gegenstand intensiver pharmakoepidemiologischer Forschung in mehreren europäischen Ländern. Im Rahmen einer retrospektiven epidemiologischen Studie wurde unter Federführung des Paul-Ehrlich-Instituts in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) unter anderem untersucht, ob es in den letzten fünf Jahren in Deutschland (2007–2011) zu Veränderungen der Hintergrundinzidenz gekommen ist. Ziel der vorliegenden Zusatzerhebung war, die Vollständigkeit der Fallerfassung zu validieren. Patienten und Methoden. Um einen Schätzer für die Untererfassung („undercount“) zu ermitteln und mit dessen Hilfe eine adjustierte Inzidenz zu errechnen, wurde eine Capture-Recapture-Untersuchung (Rückfangmethode) durchgeführt. Der Ansatz dieses Verfahrens beruht auf der Annahme, dass keine Quelle für sich alle Fälle registriert. Daher werden die Ergebnisse von mindestens zwei voneinander unabhängigen Quellen aus Stichproben analysiert, um dann auf die Grundgesamtheit zu schließen. Dazu wurde vor Ort in den teilnehmenden Fachkliniken von Rheinland-Pfalz eine zweite, unabhängige Erhebung der Narkolepsie-Neuerkrankungen von einem Mitglied des Studienteams durchgeführt. Ergebnisse. Bis Ende April 2013 erklärten sich in Rheinland-Pfalz 75% der infrage kommenden Kliniken bereit, für die „Recapture“-Erhebung einer Mitarbeiterin des Studienteams zu ermöglichen, vor Ort in der Klinik Daten zu erheben. Somnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts Schlussfolgerungen. Inzidenz und Prävalenz bilden die Grundlage für analytische Techniken in der Pharmakoepidemiologie. Besonders bei seltenen Krankheiten, die keiner Meldepflicht unterliegen, ist es wichtig, verlässliche Daten zu Inzidenz oder Prävalenz zu erheben. In den letzten Jahren hat sich die Methodik der Capture-Recapture-Untersuchung bei der Validierung der Vollständigkeit der Fallerfassung bewährt. Schlüsselwörter. Capture-Recapture, Narkolepsie, Validierung, Untererfassung, Pharmakovigilanz
P 38 Einfluss einer Therapie mit adaptiver Servoventilation auf pCO2 bei Herzinsuffizienzpatienten mit Cheyne-Stokes-Atmung und gesunden Probanden J. Spießhöfer1, J. Heinrich1, H. Fox1, R. Lehmann1, C. Efken1, T. Bitter1, B. Körber1, D. Horstkotte1, O. Oldenburg1 1 Ruhr-Universität Bochum, Herz- und Diabeteszentrum NRW, Kardiologische Klinik, Bad Oeynhausen Fragestellung. Die Cheyne-Stokes-Atmung (CSA) bei Herzinsuffizienzpatienten ist durch eine chronische Hyperventilation und ein erniedrigtes pCO2 gekennzeichnet. Die Therapie mit apdaptiver Servoventilation (ASV) wurde eingeführt um die Atmung dieser Patienten zu stabilisieren. Diese Studie zielte darauf ab die Akuteffekte einer ASV Therapie auf das pCO2 und die Sauerstoffsättigung (SaO2) bei Herzinsuffizienzpatienten mit CSA und gesunden Probanden zu untersuchen. Patienten und Methoden. Herzinsuffizienzpatienten (EF≤50%, NYHA≥II) mit CSA (Apnoe-Hypopnoe-Index, AHI≥15/h) und gesunde Probanden wurden mittels eines neuen ASV Gerätes (PaceWace™, ResMed) eine Stunde beatmet. PCO2 und SaO2 wurden transkutan gemessen, während ein EEG der Vigilanzanalyse diente. Es wurden die Resultate für 30 Minuten vor und nach einer vigilanzabhängig untersuchten 60-minütigen ASV Beatmung untereinander verglichen. Ergebnisse. Es wurden 20 Patienten (19 männlich, 79±12 Jahre, EF 36±8%, AHI 36±14, exspiratorische Druckunterstützung [EPAP]: 7,3±2,0 cmH2O; inspiratorische Druckunterstützung [IPAP]: 11,9±2,2 cmH2O) und 15 Probanden (13 männlich, 25±4 Jahre, ähnliche Druckeinstellungen) eingeschlossen. Tab. 1 zeigt den signifikanten und günstigen Anstieg im pCO2 bei ASV beatmeten Patienten und spiegelbildliche Veränderungen des SaO2; bzw. ähnliche Veränderungen bei den Probanden (n=15 Patienten und n=11 Probanden, die unter ASV schliefen); *p≤0,05 für untereinander verglichene Zeitabschnitte. Schlussfolgerungen. Die ASV-Therapie führt zu einem günstigen Anstieg des pCO2 bei schlafenden Individuen, wohingegen Hyperventilation unter ASV in wachem Zustand droht. Dieser pCO2-Anstieg ist bei CSA-Patienten sehr günstig, da sie sich so weiter von der Apnoeschwelle entfernen. Schlüsselwörter. Herzinsuffizienz, Cheyne-Stokes-Atmung, adaptive Servoventilation, pCO2, Akuteffekte Tab. 4 | P 38 Patienten Vor ASV Unter ASV Wach Schlafend Nach ASV Probanden Vor ASV Unter ASV Wach Schlafend Nach ASV
pCO2 34,4±3,2* 35,0±3,9 33,7±3,8* 36,3±3,8* 35,1±3,3* 39,5±3,0* 39,4±3,8* 38,2±3,8* 41,7±3,0* 39,8±2,6*
*p≤0,05 für untereinander verglichene Zeitabschnitte.
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sO2 (%) 93,8±2,6* 94,3±2,6 94,9±2,6* 93,8±2,6* 94,4±1,9* 96,9±1,3* 97,5±1,0* 97,8±0,9* 97,1±1,2* 97,2±1,1
P 39 Akute hämodynamische Effekte einer Therapie mit adaptiver Servoventilation (ASV) bei Herzinsuffizienzpatienten und gesunden Probanden J. Spießhöfer1, J. Heinrich1, R. Lehmann1, C. Efken1, B. Körber1, T. Bitter1, H. Fox1, D. Horstkotte1, O. Oldenburg1 1 Ruhr-Universität Bochum, Herz- und Diabeteszentrum NRW, Kardiolo gische Klinik, Bad Oeynhausen Fragestellung. Die adaptive Servoventilationstherapie (ASV) ermöglicht eine effektive Behandlung der Cheyne-Stokes-Atmung (CSA), die eine hohe Prävalenz bei hochgradig herzinsuffizienten Patienten zeigt. Dennoch sind akute hämodynamische Effekte einer ASV-Therapie noch unklar. Patienten und Methoden. Chronisch ASV therapierte Herzinsuffizienzpatienten (EF≤50%, NYHA≥II) mit CSA (Apnoe-Hypopnoe-Index, AHI≥15/h) wurden 1 Stunde mittels eines neuen ASV Geräts (PaceWace™, ResMed, Australia) auf ihrem individuellen Druckniveau beatmet (mittlere exspiratorische Druckunterstützung 8±2 cmH2O; mittlere inspiratorische Druckunterstützung: 15±2 cmH2O). Hämodynamische Effekte wurden nicht invasiv analysiert invasively (Task Force Monitor, CNSystems, Graz), mit den Daten aus 30 Minuten vor und nach der Beatmung verglichen sowie mit bei 15 gesunden Probanden (EF≥60%, AHI<5/h) gewonnenen Daten verglichen. Eine Echokardiographie wurde durchgeführt um Parameter der rechts- und linksventrikulären Funktion zu erhalten (TAPSE, MAPSE). Ergebnisse. 27 Patienten (26 männlich, 70±11 Jahre, EF 37±8%) und 15 Probanden (13 männlich, 25±4 Jahre) wurden eingeschlossen. In Tab. 1 sind Änderungen der Hämodynamik unter ASV zusammengefasst. Der Blutdruck (BD) stieg in beiden Gruppen unter ASV an. Besonders auffällig war ein Anstieg des Schlagvolumens (SV) bei Patienten mit einem physiologischen BD, einer besseren rechtsventrikulären Funktion und einer nicht ischämischen DCM. Tab. 5 | P 39 – Herzfrequenz (HF), systolischer/diastolischer Blutdruck (BD), totaler peripherer Widerstand (TPR) und Schlagvolumen (SV) Patienten HF (bpm) BD (mmHg) TPR (dyne*s/cm5) SV (ml) Vor ASV 68±11 110±14/67±11* 1673±393 61±9 Unter ASV 66±11* 112±13*/70±9* 1726±341* 62±10* Nach ASV 68±10* 117±14*/71±11 1834±409* 59±9* Probanden Vor ASV 63±7 128±12*/76±9* 1233±277* 99±21 Unter ASV 61±6* 134±14*/82±9* 1422±276* 95±18 Nach ASV 67± 8* 136±15/82±10 1334±313* 94±20 *p≤0,05.
Schlussfolgerungen. Ein konsistent SV steigernder Effekt von ASV konnte nicht gezeigt werden. Patienten, die profitieren werden vorgestellt. Schlüsselwörter. Adaptive Servoventilation, Herzinsuffizienz, CheyneStokes-Atmung, Hämodynamik, gesunde Probanden
P 40 Schlafqualität und körperliche Leistungsfähigkeit bei präkapillärer pulmonaler Hypertonie J. Rorzyczka1, H. Tiede1, M. Belly1, H. A. Ghofrani1, W. Seeger1, J. Heitmann1, R. Schulz1 1 Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Medizinische Klinik II, Schlafmedizinisches Zentrum, Gießen Fragestellung. Die präkapilläre pulmonale Hypertonie (PH) ist definiert als eine Erhöhung des pulmonalarteriellen Mitteldruckes auf Werte >25 mmHg in Ruhe bei erhöhtem pulmonalvaskulären Wider-
stand und gleichzeitig normalem pulmonalkapillären Verschlussdruck. Müdigkeit ist ein führendes klinisches Symptom der PH, bisher ist jedoch die Schlafqualität bei PH noch nicht untersucht worden. Patienten und Methoden. 52 Patienten mit idiopathischer pulmonalarterieller Hypertonie (IPAH) und 64 Patienten mit chronischer thromboembolischer PH (CTEPH) wurden prospektiv untersucht. Es handelte sich um klinisch stabile, ambulante Patienten in den NYHA-Klassen II und III. Der Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI) wurde verwendet, um die subjektive Schlafqualität zu erfassen. 54 gesunde Probanden mit vergleichbaren anthropometrischen Variablen dienten als Kontrollgruppe. Ergebnisse. Eine schlechte Schlafqualität (PSQI>5) wurde häufiger bei PH beobachtet [IPAH: n=25 (48,1%), CTEPH: n=39 (60,9%), Kontrollen: n=10 (18,5%); p<0,01]. Patienten mit schlechter Schlafqualität hatten eine signifikant höhere mittlere NYHA-Klasse (IPAH: 2,6±0,1 vs. 2,3±0,1; CTEPH: 2,8±0,1 vs. 2,3±0,2; p<0,01) und eine kürzere 6 Minuten-Gehstrecke (IPAH: 338±23 vs. 441±29 m, CTEPH: 355±15 vs. 413±26 m; p<0,05) als Patienten mit guter Schlafqualität. Schlussfolgerungen. Eine schlechte subjektive Schlafqualität ist bei PH häufiger anzutreffen als bei bezüglich Alter, Geschlecht und BodyMass-Index gematchten gesunden Kontrollen. Weiterhin bestehen signifikante Assoziationen mit einer reduzierten körperlichen Leistungsfähigkeit. Schlüsselwörter. Pulmonale Hypertonie, Schlafqualität, NYHA-Klasse, 6 min. walk, Fragebögen
P 41 Schlafbezogene Atmungsstörungen bei chronischer thromboembolischer pulmonaler Hypertonie R. Dumitrascu1, H. Tiede1, M. Belly1, H.A. Ghofrani1, W. Seeger1, J. Heitmann1, R. Schulz1 1 Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Medizinische Klinik II, Schlafmedizinisches Zentrum, Gießen Fragestellung. Patienten mit akuter Lungenembolie weisen häufig schlafbezogene Atmungsstörungen (SBAS) auf, wobei es sich in der Mehrzahl der Fälle um eine obstruktive Schlafapnoe (OSA) handelt (Arzt et al., Eur Respir J 2012). Bei Persistenz von Thromben in der pulmonalen Strombahn kann sich eine chronische thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH) entwickeln. Das Auftreten von SBAS bei diesen Patienten ist noch nicht untersucht worden. Patienten und Methoden. Rekrutiert wurden 51 Patienten mit CTEPH (mittleres Alter 65,3 Jahre, 38/74,5% Frauen, mittlerer BMI 28,6 kg/m2). Alle Patienten waren stabil im NYHA-Stadium II oder III. Es wurde eine Polygraphie durchgeführt, bei Patienten mit O2-Pflichtigkeit mit nasaler O2-Gabe (n=20/39,2%). Ergebnisse. Polygraphisch zeigte sich bei 17/33,3% der Patienten eine SBAS mit einem Apnoe-Hypopnoe-Index >10/h der Zeit im Bett. Zehn Patienten/19,6% hatten eine OSA und 7 Patienten/13,7% eine CheyneStokes-Atmung (CSR). Schlussfolgerungen. Ein Drittel der Patienten mit CTEPH haben eine SBAS, wobei es sich sowohl um OSA als auch CSR handelt. Obwohl keine Kontrollgruppe ohne CTEPH untersucht wurde, kann die Prävalenz der OSA im Hinblick auf die anthropometrischen Charakteristika der rekrutierten Patienten als erhöht angesehen werden. Die CSR bei CTEPH ist wahrscheinlich Folge der Rechtsherzinsuffizienz bzw. der sie begleitenden Hypokapnie und wurde aufgrund der oft gleichzeitigen O2-Gabe während der Polygraphie möglicherweise sogar in ihrer Häufigkeit unterschätzt. Schlüsselwörter. Obstruktive Schlafapnoe, Cheyne-Stokes-Atmung, Lungenembolie, pulmonale Hypertonie, Polygraphie
P 42 SOMNOcheck micro – Registrierung von Cheyne-Stokes-Atmung bei kardialer Dekompensation C. Priegnitz1, B. Doemer2, M. Treml1, M. Laudenberg3, B. Schoeller4, W.J. Randerath1, W. Galetke3 1 Universität Witten/Herdecke, Institut für Pneumologie, Solingen, 2iAQ SRH, Heidelberg, 3Krankenhaus der Augustinerinnen, Klinik für Pneumologie, Kardiologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin, Köln, 4MCC GmbH & Co KG, Karlsruhe Fragestellung. Kardiale Dekompensationen können zu lebensbedrohlichen Komplikationen bei Patienten mit Herzinsuffizienz werden. Zusätzliche schlafbezogene Atmungsstörungen (SBAS) verschlechtern die klinische Situation der Patienten bezogen auf Morbidität und Mortalität. Als klassische SBAS bei Herzinsuffizienz ist das Auftreten einer Cheyne-Stokes-Atmung definiert. Dabei ist bislang fraglich, ob sich das Auftreten, die Häufigkeit sowie die Länge der Cheyne-Stokes-Zyklen im Laufe einer anschließenden Rekompensation maßgeblich ändern. Gefördert wird das Projekt RISKAND vom BMBF. Patienten und Methoden. Es wurden von 19 Patienten insgesamt 41 Polygraphien ausgewertet, die während des stationären Aufenthaltes mit SOMNOcheck micro durchgeführt wurden. Die Patienten wurden notfallmäßig wegen kardialer Dekompensation bei vorbekannter Herzinsuffizienz stationär aufgenommen und über mehrere Tage medikamentös rekompensiert. Ziel war es, den Verlauf der Rekompensation mittels wiederholter Polygraphien zu beobachten sowie parallel klinische Parameter wie auch Laborwerte zu erheben. Der Vorteil der Messungen mit SOMNOcheck micro lag in der einfachen Handhabbarkeit für das Personal, der geringen Belastung für die Patienten sowie der hohen Datenverfügbarkeit. Ergebnisse. In den bislang durchgeführten Messungen zeigte sich ein Trend: Die initialen Phasen von Cheyne-Stokes-Atmung verringerten sich unter der kardialen Rekompensation in Bezug auf ihre Zykluslänge und Häufigkeit. Die Messgenauigkeit des SOMNOcheck micro war überwiegend gut, so dass mittels dieser einfachen Testungen bereits Aussagen zu Zyklen von Cheyne-Stokes-Atmung getroffen werden konnten. Die dazugehörigen BNP-Analysen wiesen teilweise widersprüchliche Informationen im Vergleich zu den klinischen Daten auf. Schlussfolgerungen. Mittels SOMNOcheck micro kann Cheyne-StokesAtmung grundsätzlich gut detektiert werden. Auch ist die Anwendung des Gerätes den Patienten mit kardialer Dekompensation gegenüber vertretbar, da die zusätzliche apparative Belastung im Vergleich zum Informationsgewinn gering ist. Es zeigt sich anteilig in den bisherigen Messungen ein Rückgang der Cheyne-Stokes-Atmung. Jedoch sind die Daten bislang noch zu heterogen, um abschließende Aussagen zum Verhalten der Cheyne-Stokes-Atmung zu treffen. Vermutet werden kann jedoch ein enger Zusammenhang zwischen Veränderung von Cheyne-Stokes-Atmung und kardialer Dekompensation. Schlüsselwörter. Cheyne-Stokes-Atmung, kardiale Dekompensation, SOMNOcheck micro, Diagnostik, BNP
P 43 Schlaf und kardiopulmonale Leistungsfähigkeit B. Wilms1, R. Zazai1, R. Waldburger1, B. Ernst2, S. M. Schmid3, B. Schultes2,3 1 Kantonsspital St. Gallen, Adipositaszentrum, St. Gallen, Schweiz, 2eSwiss Medical @ Surgical Center, Interdisziplinäres Adipositaszentrum, St. Gallen, Schweiz, 3Universitätsklinikum Schleswig-Holstein , Medizinische Klinik 1, Lübeck, Schweiz Fragestellung. Epidemiologische Daten belegen einen Zusammenhang von chronisch verkürzter Schlafdauer mit der Entwicklung von Adipositas und dem metabolischem Syndrom. Der Einfluss von Schlaf auf kardiopulmonale Leistungsfähigkeit scheint suggestiv, ist bislang jedoch nicht wissenschaftlich untersucht. Die aktuelle Arbeit untersucht die Zusammenhänge von Schlafdauer und -effizienz, metabolischen Somnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts Risikofaktoren und kardiopulmonaler Leistungsfähigkeit bei normalgewichtig bis stark adipösen Frauen. Patienten und Methoden. Insgesamt wurden 23 schlanke (Alter: 39,9±2,5 Jahre; BMI: 22,7±0,5 kg/m2), 9 moderat adipöse (Alter: 38,2±3,9 Jahre; BMI: 31,2±0,7 kg/m2) und 29 stark adipöse Frauen (Alter: 39,0±2,3 Jahre; BMI: 41,9±0,9 kg/m2) untersucht. Personen mit Diabetes wurden von der Studie ausgeschlossen. Die kardiopulmonale Leistungsfähigkeit, d. h. die Körpergewicht-adjustierte O2-Aufnahme an der aerob-anaeroben Schwelle sowie bei Belastungsende wurde mittels Fahrrad-Ergospirometrie, die prozentuale Körperfettmasse mittels bioelektrischer Impedanzanalyse bestimmt. Schlafdauer, Schlafeffizienz und Bewegungen im Schlaf wurden über fünf aufeinanderfolgende Wochentage mittels triaxialer Akzelerometrie erfasst. Ergebnisse. Die absolute Schlafdauer war gut vergleichbar zwischen den drei Gruppen (p=0,26). Die stark adipösen Frauen zeigten jedoch die geringste Schlafeffizienz und höchste Bewegungsaktivität im Schlaf verglichen mit den beiden anderen Gruppen (p<0,03). Die Schlafeffizienz war invers, die Bewegungen im Schlaf hingegen positiv korreliert zu BMI, Taillenumfang, Fettmasse sowie Blutdruck (alle p<0,04). Eine höhere Schlafeffizienz war mit gesteigerter kardiopulmonaler Leistungsfähigkeit assoziiert (beide p<0,05), hingegen war eine vermehrte Schlafbewegung tendenziell invers zur Leistungsfähigkeit korreliert (beide p≤0,056). Schlussfolgerungen. Sowohl metabolische Risikofaktoren wie Taillenumfang und Blutdruck als auch die kardiopulmonale Leistungsfähigkeit werden durch eine geringe Schlafeffizienz negativ beeinflusst. Schlüsselwörter. Schlafeffizienz, kardiopulmonale Fitness, metabolisches Risiko, Accelerometrie, Adipositas
P 44 Reliability and accuracy of sleep apnea scans in novel implantable pacemakers – an independent two cases report (Die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Detektion von Schlafapnoe durch eine neue Generation implantierter Herzschrittmacher – ein unabhängiger Case report zweier Patienten mit Herzinsuffizienz) H. Fox1, G. Nölker1, K.-J. Gutleben1, T. Bitter1, D. Horstkotte1, O. Oldenburg1 1 Ruhr-Universität Bochum, Herz- und Diabeteszentrum NRW, Kardiologische Klinik, Bad Oeynhausen Introduction. Sleep disordered breathing (SDB) is an under-recognized but highly prevalent comorbidity in patients with heart failure (HF). Novel implantable pacemakers assess thoracic impedance to monitor sleep disordered breathing (SDB). Methods. We report two patients with chronic HF, both implanted with pacemakers, including the ability of SDB scans (ApneaScan, BostonScientific). Cardiorespiratory polygraphy (PG) recording documented central sleep apnea in one patient (patient 1), which was treated by adaptive servoventilation (ASV) therapy later on. The second patient (patient 2) presented with mild OSA and was not treated by ventilation therapy yet. Results. Pacemaker scan results were compared to repeated simultaneous PG/PSG (Tab. 1). Tab. 6 | P 44 AHI 1st time measurement Method AP Scan PG pacemaker Patient 1 46 42 Patient 2 30 15
2nd time measurement AP Scan PG pacemaker 45 46 32 11
3rd time measurement AP Scan PSG pacemaker 17 (on ASV) 12 (on ASV) – –
Conclusion. Novel pacemaker devices, providing the potential to permanently monitor respiration are able to detect SDB in HF patients, but scanning fidelities still have to be improved. Keywords. Sleep apnea, heart failure, polygraphy, pacemaker, monitoring
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P 45 Polygraphy and noise sensitivity do not predict effects of night-time aircraft noise on vascular function and stress hormone release (Polygraphie und subjektive Lärmempfindlichkeit erlauben keine Vorhersage kardiovaskulärer Effekte und Stresshormonfreisetzung in Zusammenhang mit nächtlichem Fluglärm) F.P. Schmidt1, S. Weck1, G. Kroeger1, T. Gori1, T. Münzel1 Universitätsmedizin Mainz, 2. Medizinische Klinik, Mainz
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Introduction. Nocturnal aircraft noise has been shown to impair sleep quality and is associated with increases in blood pressure and medication requirements. Epidemiological studies have linked exposure to aircraft noise to increased rates of myocardial infarction and stroke. While polysomnographic changes due to aircraft noise have been demonstrated, cardiovascular reactions have not been well studied and cannot be predicted adequately. Methods. 75 healthy volunteers were exposed to recorded aircraft noise in their own homes. In a blinded fashion they were exposed to noise or control patterns for one night each. Peak sound pressure of noise events was 60 dB(A) and equivalent sound pressure levels [Leq(3)] were 35.44±8.08 in the control night 46.3±3.9 dB(A) in the night with 60 noise events (Noise 60). During the study nights polygraphy was performed with small portable devices (SOMNOwatch plus BP). After each study night flow-mediated dilatation (FMD) of the brachial artery was measured the following the morning. In addition blood was drawn for analysis. Subjects with preexisting sleep problems were excluded. Results. Comparing Control and Noise 60 nights we found a deterioration in vascular endothelial function as measured by FMD (%) 10.4%±3.8%(Control) to 9.5±4.3%. In addition morning adrenaline levels were significantly higher after noise exposure 34.0±19.0 ng/l (Noise 60; p=0.0099) compared to control (28.6±11.4 ng/l), as was nighttime mean blood pressure. However, when comparing Noise 60 and Control nights we found no significant differences in actimetric index [3.23±3.44 vs. 3.94±5.94; p=0.311)], heart rate acceleration index (25.2±27.0 vs 25.4±32.5; p=0.933) and multiple measures of heart rate variability. Also noise sensitivity and chrontype as assessed by standardized questionnaires did not correlate with cardiovascular responses to noise exposure. Conclusion. Simple polygraphic measures such as actimetry and heart rate variability did not predict cardiovascular effects of aircraft noise exposure and may therefore be of limited value for research in this field. Also subjective noise sensitivity and chronotype were not able to identify individuals with stronger cardiovascular reactions to nocturnal aircraft noise exposure. Keywords. Aircraft noise, polygraphy, endothelial function, stress hormones, blood pressure
P 46 Auswirkungen einer alveolären Hypoventilation auf nächtliche Blutzuckerwerte bei Patienten mit OSAS und Adipositas A.M. Moll1, S. Rack1, A. Möller1, C. Teupe1 1 Krankenhaus Sachsenhausen, Schlafmedizinisches Zentrum, Frankfurt Fragestellung. Diabetes mellitus Typ II und OSAS weisen eine hohe Koinzidenz auf. Hierbei korreliert der Schweregrad des OSAS mit einer schlechteren Kontrolle des Glucosestoffwechsels. In wie weit eine nächtliche Hyperkapnie oder Hypoxämie durch eine alveoläre Hypoventilation bei Adipositas einen Einfluss auf den metabolischen Stoffwechsel haben, ist bisher nicht abschließend geklärt. Patienten und Methoden. Bei 62 Patienten mit vermutetem OSAS und BMI>30 kg/m² wurde prospektiv eine transkutane ptCO2-Messung im Rahmen einer diagnostischen Polysomnographie durchgeführt. Ergänzend erfolgte eine kapilläre Blutgasanalyse um 22:00, 01:00 und 05:00 Uhr, worüber die nächtlichen Blutzuckerwerte (mg/dl) ermittelt wurden. Ergebnisse. Bei 36/62 Patienten konnte neben einem vergleichbar schweren OSAS [AHI (/h) 47,9±9,3 vs. 51,9±13,6; BMI (kg/m2) 38,8±5,0 vs. 40,5±6,9 vs.; Alter(J) 47,9±9,3 vs. 51,9±13,6] eine nächtliche Hyperka-
pnie mit einem Anstieg der ptCO2-Werte um 10 mmHg im Vergleich zum Wachzustand festgestellt werden. Die nächtlichen Glucosewerte lagen bei diesen Patienten höher als bei Patienten mit OSAS [Glucosewerte (mg/dl) 22:00 Uhr: 130,5±53,3 vs. 147,7±68,4; 01:00 Uhr: 118,3±37,9 vs. 133,2±45,9; 05:00: 120,7±21,2 vs. 133,8±44,9]. Deutlich häufiger (36,1% vs. 19,2%) war bei Patienten mit alveolärer Hypoventilation (aHV) bereits ein Diabetes mellitus Typ II (DMII) diagnostiziert. Nach Ausschluss von Patienten mit bekanntem DMII verzeichneten wir bei Patienten (OSAS: n=16; Hypoventilation: n=16) mit vergleichbarem AHI (/h) (47,5±28,7 vs. 55,0±27,3) und BMI (kg/m2) (37,3±4,6 vs. 39,3±6,2) höhere Blutzuckerspiegel, wenn eine nächtliche aHV begleitend bestand [Glucosewerte (mg/dl) 22:00 Uhr: 110,5±14,5 vs. 123,9±26,2; 01:00 Uhr: 103,9±8,4 vs. 116,7±18,7; 05:00: 112,3±10,8 vs. 116,8±14,9]. Schlussfolgerungen. Eine alveoläre Hypoventilation mit nächtlicher Hyperkapnie bei Adipositas scheint neben einer obstruktiven Schlafapnoe zu einer Entwicklung einer Glucosetoleranzstörung beizutragen. Schlüsselwörter. Alveoläre Hypoventilation, Glucosetoleranzstörung, OSAS, Adiopositas, Diabetes mellitus Typ II
P 47 Influences of continuous positive airway pressure (CPAP) ventilation on cardiac function and left ventricular wall stress in dilative heart failure as assessed by cardiac magnetic resonance imaging (Einflüsse der CPAP-Therapie auf die kardiale Funktion und ventrikuläre Wandspannung bei Herzinsuffizienz basierend auf Messungen mit kardialer Magnetresonanztomographie) P. Alter1, J. Wagner1, S. Apelt2, H. Rupp1, J. Heitmann3 1 Philipps-Universität Marburg, Innere Medizin – Kardiologie, Marburg, 2 Philipps-Universität Marburg, Studiengang Physiotherapie, Marburg, 3 Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Medizinische Klinik II, Schlafmedizinisches Zentrum, Gießen Introduction. Sleep disordered breathing (SDB) mainly resulting from central sleep apnoea (CSA) is a frequent finding in patients with heart failure. Left ventricular (LV) dilatation is associated with increased LV wall stress leading to unfavourable consequences. It is hypothesized that CPAP increases the intrathoracic pressure and reduces LV wall stress. Methods. Six patients with chronic, medically treated heart failure (LVEF 25±9%) and SDB (AHI 27±14, CSA ≥50%) were prospectively enrolled. A 1:1 randomisation was used to allocate the patients to the treatment arm including CPAP or controls. Cardiac magnetic resonance (CMR) imaging was used to assess cardiac function and LV wall stress at time of enrolment and after 3 months of follow up. Results. CPAP treatment was associated with an improved LVEF (from 19.9±11.2% to 33.1±10.27%, p<0.05; vs. controls from 29.8±3.31% to 31.81±3.77%, ns) and (by trend) reduced endsystolic wall stress (35.61±14.12 kPa to 22.61±6.12 kPa, ns; vs. from 24.05±3.38 kPa to 21.68±0.19 kPa, ns). Effects on enddiastolic wall were moderate (4.23±0.76 kPa to 3.96±0.78 kPa, ns; vs. 4.09±0.76 kPa to 3.76±0.19 kPa, ns). Conclusion. The present study shows that CPAP therapy is sufficient to reduce increased LV wall stress in patients with chronic heart failure. Increased wall stress is associated with various adverse consequences, e.g. opening of cation channels, increased risk of arrhythmias and further unfavourable cardiac remodeling. Reduction of LV wall stress by CPAP therapy should be envisaged as future therapeutic target in addition to medical standard heart failure treatment. Keywords. Heart failure, ventricular wall stress, cardiac magnetic resonance, cardiomyopathy, dilated cardiomyopathy
P 48 Vergleich von Pulstransitzeit und Penaz-Prinzip zur Detektion von OSA-bezogenen Blutdruckfluktuationen A. Hennig1, A. Patzak 2, J. Fiala1 1 SOMNOmedics GmbH, Randersacker, 2Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Vegetative Physiologie, Berlin Fragestellung. OSAS und arterielle Hypertonie sind Erkrankungen, deren Auftreten in einem kausalen Zusammenhang stehen. Zur Klärung der zugrundeliegenden Mechanismen ist eine kontinuierliche Blutdruckmessung während des Schlafes erforderlich. Neben dem invasiven Messverfahren ist die nichtinvasive Messung des Blutdrucks am Finger (Penaz-Verfahren) Standard-Methode zur kontinuierlichen Blutdruckmessung. In der vorliegenden Studie wurde ein alternatives Messverfahren zur kontinuierlichen, nichtinvasiven Blutdruckbestimmung über die Pulstransitzeit mit dem Ziel angewendet, apnoebezogene Blutdruckfluktuationen zu detektieren und die Ergebnisse mit denen der nichtinvasiven, kontinuierlichen Messung des Blutdruckes am Finger (Portapres®-System, Referenzmethode) zu vergleichen. Patienten und Methoden. Der Studie lagen polysomnographische Untersuchungen von 11 Patienten mit der Diagnose OSAS zugrunde. Die Bestimmung des systolischen Blutdrucks erfolgte mit dem Messsystem Somnoscreen ® über Bestimmung der Pulstransitzeit und EinPunkt-Kalibrierung. Insgesamt wurden 878 respiratorisch bedingte Blutdruckfluktuationen ausgewertet, von denen die Parameter systolischer Blutdruck vor Apnoe, maximaler ereignisbezogener systolischer Blutdruck und Größe der Blutdruckänderung bestimmt wurden. Ergebnisse. Für die beiden Vergleichsmethoden konnte ein mittlerer Blutdruckanstieg von 28,2 mmHg (Portapres®) bzw. 28,7 mmHg (Somnoscreen®) detektiert werden. Die Akzeptanzkriterien für die Differenzen der beiden Methoden lagen im Bland-Altman-Plot für den systolischen Blutdruck vor Apnoe, maximal ereignisbezogenem systolischen Blutdruck und Größe der Blutdruckänderung bei ±14,7 mmHg, ±19,5 mmHg und ±13,7 mmHg und damit in einem akzeptablen Bereich. Schlussfolgerungen. Die Studie zeigt, dass die Messung des Blutdrucks mittels Pulstransitzeit die apnoebezogenen Blutdruckanstiege sicher erfasst und damit eine Alternative zu anderen kostenaufwendigen Methoden der kontinuierlichen Blutdruckmessung darstellt. Schlüsselwörter. Blutdruck, obstruktive Schlafapnoe, Pulstransitzeit, nichtinvasive Blutdruckmessung, Penaz-Verfahren
P 49 Pupillen-Unruhe-Index (PUI) und Monotonie-Resistenz-Status (MRS) in Abhängigkeit der Insomnieschwere und anderer psychischer Faktoren E. Fokina1, M. B. Specht2,1, W. Hiller1, S. Volk2 1 Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Psychologisches Institut, Mainz, 2 Kliniken des MTK GmbH, Interdisziplinäres Zentrum für Schlafmedizin und Heimbeatmung, Hofheim Fragestellung. Schlaf dient der psychischen und physischen Erholung des Menschen, außerdem finden im Schlaf wichtige Verarbeitungsprozesse statt. Schlafstörungen führen zur Beeinträchtigung der Schlaf- und Lebensqualität. Patienten mit Schlafstörungen leiden u. a. unter vermehrter Tagesschläfrigkeit, also der Wahrscheinlichkeit in langweiligen, monotonen Situationen einzunicken. Die vorliegende Studie untersucht den Vergleich zwischen drei Diagnosengruppen: 1) Patienten mit organischen Schlafstörungen; 2) Patienten mit nichtorganischen Schlafstörungen; 3) Patienten, die sowohl zur Gruppe 1 als auch zur Gruppe 2 zugeordnet werden können. Die Gruppen werden verglichen hinsichtlich demografischer Daten, der Angst-Sensitivität, Depressivität, Schlafqualität, Apnoe-Hypopnoe-Index, Pupillen-Unruhe-Index und Monotonie-Resistenz-Status. Patienten und Methoden. Die Gesamtstichprobe bestand aus ca.1500 Patienten des Schlaflabors Hofheim, die im Rahmen des stationären Aufenthalts untersucht wurden. Erhoben wurden folgende VariabSomnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts len: Alter, Geschlecht, Depression (Beck-Depressions-Inventar,BDI), Angst-Sensitivität (Angst-Sensitivitäts-Inventar, ASI-R), Schlafqualität (Pittsburgh Schlafqualitäts-Index, PSQI), Insomnie-Schweregrad (Insomnie-Schweregrad-Index, ISI-G), Apnoe-Hypopnoe-Index [(AHI) mittels Polysomnographie], sowie Pupillen-Unruhe-Index (PUI) und Monotonie-Resistenz-Status [(MRS); beide mittels pupillographischem Schläfrigkeitstests (PST eco)]. Hypothesen: 1) Es sollen sich Zusammenhänge zwischen den PUI- sowie MRS-Werten und den unterschiedlichen Schlafstörungsdiagnosen zeigen. 2) Hinsichtlich des PUI und des MRS soll die Gruppe der Patienten mit nichtorganischen Schlafstörungen besser abschneiden als Gruppe der Patienten mit organischen Schlafstörungen. 3) Dabei soll sich das Ausmaß der Depressivität und Angstsensitivität als Moderator auf die pupillographische Messung erweisen. Ergebnisse. Zurzeit liegen noch keine Ergebnisse vor, da die Datenanalyse noch nicht abgeschlossen ist. Schlüsselwörter. Insomnie, Depression, Monitonieintoleranz, PupillenUnruhe-Index, Monotonie-Resistenz-Status
ten, die an einer Mischform leiden, leiden gleich häufig unter Tagesmüdigkeit und Tagesschläfrigkeit. Insomniker leiden häufiger unter Tagesmüdigkeit als SBAS-Patienten. Es zeigen sich für die unterschiedlichen Diagnosegruppen Zusammenhänge zwischen unterschiedliche Items der Tagessymptomatik und dem Ausmaß der Depressivität. Schlussfolgerungen. Insgesamt geben Tagessymptome relevante Hinweise für die Diagnose der Insomnie, der SBAS und der Mischform. Der Einfluss der Depression auf die Ausprägung der Tagessymptome ist enorm und sollte in der Schlafmedizin scharf beobachtet werden. Für zukünftige Screening-Instrumente gilt es, das Zusammenspiel der Depression mit den einzelnen Schlafstörungen genau zu analysieren und in die Konstruktion einzubeziehen. Schlüsselwörter. Tagessymptomatik, Schlaf, Schlafstörung, Tagesschläfrigkeit, Müdigkeit
P 50 Von der Tagesbefindlichkeit zur Schlafstörungsdiagnose – die Skala zur Erfassung der Tagessymptomatik (SETS) als Diagnosehilfe bei Schlafstörungen?
A. Muttray1, A. Barth1, M. Melia1, T. Kaufmann2, B. Geißler1 1 Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität, Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Mainz, 2Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität , Institut für Rechtsmedizin, Mainz
M. Mitchell1, M.B. Specht2,1, W. Hiller1, S. Volk2 Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Psychologisches Institut, Mainz, Kliniken des MTK GmbH, Interdisziplinäres Zentrum für Schlafmedizin und Heimbeatmung, Hofheim 1 2
Fragestellung. Die Tagesbefindlichkeit ist für die Diagnosestellung von Schlafstörungen essentiell und besitzt großen differenzialdiagnostischen Wert (Academy of Sleep Medicine, 1991). Im Jahre 2009 wurde von dem Psychologen und Somnolgen Markus Specht die „Scala zur Erfassung von Tagessymptomatik bei Schlafstörungen“ (SETS) entwickelt, welche im Interdisziplinären Zentrum für Schlafmedizin und Heimbeatmung Hofheim eingesetzt wird, um den Patienten eine präzise Beschreibung ihrer Tagesbefindlichkeit zu ermöglichen und um den Somnologen bei der Anamnese der Tagesbefindlichkeit behilflich zu sein. Die SETS erfasst mit 26 standardisierten und geschlossenen Fragen global die schlafbedingte Tagessymptomatik und mit weiteren 26 Fragen die Ausprägung der jeweiligen Tagessymptome. Die Frage ist, ob die SETS einen Zugewinn in differentialdiagnostischer Hinsicht bei der Diagnostik von Insomnien, SBAS und einer Mischform aus SBAS und Insomnie zu leisten vermag. Patienten und Methoden. Die Stichprobe bestand aus 495 Patienten des Interdisziplinären Zentrums für Schlafmedizin und Heimbeatmung in Hofheim, die als Hauptdiagnose entweder eine SBAS, eine Insomnie oder eine Mischung aus beiden Störungen hatten. Davon waren 121 Frauen (24,4%) und 374 Männer (75,6%) im Alter zwischen 18 und 89 Jahren. Bei 61,6% lag eine SBAS, bei 6,9% eine Insomnie und bei 31,5% eine Mischform aus beiden Störungsbildern vor. Folgende Messinstrumente kamen zum Einsatz: Tagessymptomatik: Scala zur Erfassung von Tagessymptomatik bei Schlafstörungen (SETS) von Specht (2009). Depressivität: Beck-Depressions-Inventar II (BDI-II) von Hautzinger, Keller und Kühner (2006). Insomnie: Insomnie Schweregrad Index (ISI-G) von Pillmann (2004). Ergebnisse. Es erwies sich, dass es auf allen Items der SETS signifikante Unterschiede der Mittelwerte zwischen den SBAS-Patienten und den Patienten, die an einer Mischform leiden gab. Patienten mit einer Mischform litten Häufiger unter allen Tagessymptomen. Zwischen den InsomniePatienten und den Patienten, die an einer Mischform leiden ergaben sich keine signifikanten Unterschiede der Mittelwerte. Tendenziell leiden die Insomniker mehr. Insomnie-Patienten und SBAS-Patienten unterscheiden sich bei 16 Items signifikant voneinander, und zwar dahingehend, dass die Insomniker häufiger unter diesen Symptomen litten. Insomniker leiden häufiger unter Tagesmüdigkeit als unter Tagesschläfrigkeit. Patien-
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P 51 Zum Zusammenhang zwischen dem Pupillenunruheindex (PUI) und der Reaktionszeit im Pkw-Fahrsimulator
Fragestellung. Im berufsgenossenschaftlichen Grundsatz 25 „Fahr-, Steuer- und Überwachungstätigkeiten“ wird der Pupillographische Schläfrigkeitstest (PST) als Messverfahren vorgeschlagen. Der prädiktive Wert hinsichtlich der Fahrleistung ist nicht bekannt. In einer Fahrsimulation untersuchten wir, wie der PUI mit der Reaktionszeit assoziiert ist. Patienten und Methoden. Gemäß einem Parallelgruppendesign wurden 20 gesunde Männer (Alter 22–30 Jahre) entsprechend ihrem Chronotyp blockrandomisiert einer Schlafentzugs- oder einer Kontrollgruppe zugewiesen. Atemalkohol, Koffein im Speichel und Drogenscreening waren negativ. Nach dem PST fuhren die Probanden in einem PKWSimulator einen nächtlichen monotonen Autobahnabschnitt sowie auf einer Landstraße mit Reaktionsaufgaben (Esel bzw. Reh kreuzt). Pro Gruppe schied ein Proband wegen Simulatorkrankheit aus. Probanden, die während des PSTs einschliefen, erhielten je nach Zeitpunkt einen fiktiven Wert zwischen 22 und 27 mm/min. War ein Fahrer während der Reaktionsaufgabe eingeschlafen, wurden 4 s als fiktive Reaktionszeit vergeben. Nach z-Transformation der Reaktionszeiten wurden Rangkorrelationskoeffizienten (Spearman) berechnet. Ergebnisse. Die medianen PUIs waren 7,9 (Schlafentzug) bzw. 5,7 mm/ min (Kontrollgruppe), die medianen Reaktionszeiten 1,17 bzw. 1,00 s. Der Korrelationskoeffizient zwischen PUI und Median der Reaktionszeit betrug Rho=0,253 (p=0,311), für das 3. Quartil Rho=0,409 (p=0,092) und für das Maximum Rho=0,556 (p=0,017). Schlussfolgerungen. Die Assoziation zwischen PUI und Reaktionszeit war schwach. Bei einer Simulation sind sich die Probanden der Tatsache bewusst, dass kein Risiko besteht, und können einem Schlafdruck eher nachgeben. Dennoch unterstützt das Ergebnis nicht die Hypothese, dass der PUI eine verlässliche individuelle Vorhersage über die Fahrleistung von potenziell schläfrigen Fahrern ermöglicht. Danksagung. Die Studie wurde von der Schleicher-Stiftung gefördert. Die Drogentests (MAHSAN-Kombi/DOA 10®) wurden von MAHSAN Diagnostika gesponsert. *Daten aus der med. Diss. von A. Barth, in Vorbereitung Schlüsselwörter. PST, Reaktionszeit, Fahrsimulation, Schläfrigkeit, Fahrleistung
P 52 Das Münchner Schlafvideoendoskopie-Protokoll Y. Matsuba1, U. Straßen1, G. Edenharter1, S. Berger1, C. Heiser1 1 Klinikum rechts der Isar, HNO, München Fragestellung. Im Rahmen der Studie sollte geklärt werden, ob die Sedierungstiefe einen Einfluss auf den Grad der Obstruktion und auf das Auftreten verschiedener Obstruktionsmuster der oberen Atemwege hat. Patienten und Methoden. Eingeschlossen wurden Patienten mit CPAP Maskenintoleranz, die sich mit OSAS im Klinikum rechts der Isar vorstellten. Im Rahmen des Münchner Schlafvideoendoskopie-Protokolls wurde eine Propofol-Sedierung mittels eines Target-Controlled-Infusion-Systems durchgeführt. Die Sedierungstiefe der Patienten wurde über eine State-Entropie-Messung beurteilt. Der Grad der Obstruktion wurde anhand der Vote-Klassifikation auf Velum-, Zungengrund und Epiglottisebene während einer leichten und tiefen Sedierung bestimmt und der Effekt des Esmarch-Manövers dokumentiert. Ergebnisse. Durch eine Vertiefung der Sedierung konnte keine signifikante Änderung des Obstruktionsgrades und Obstruktionsmusters beobachtet werden. Schlussfolgerungen. Bereits im Leichtschlaf bei einem State-EntropyWert von 65 ist eine valide Aussage über das Obstruktionsmuster möglich. Bei einer Propofolgabe mittels eines Target-Controlled-InfusionSystems ist diese Sedierungstiefe schnell und stabil erreichbar. Eine Standardisierung der Schlafvideoendoskopie anhand des Entropiewertes erscheint damit sinnvoll. Schlüsselwörter. OSAS, Schlafvideoendoskopie, Entropie, operative Therapie, Obstruktionsmuster
P 53 Befundvariationen in Abhängigkeit der Sedierungstiefe bei der medikamentös induzierten Schlafendoskopie bei Patienten mit schlafbezogenen Atmungsstörungen M. Herzog1, S. Plößl1, L. Bieseke1, B. Herzog1,2, S. Plontke1 1 Universitätsklinikum Halle, HNO, Halle (Saale), 2Martin-Luther-Universität, Institut für Medizinische Epidemiologie, Halle (Saale) Fragestellung. Die medikamentös induzierte Schlafendoskopie (MISE) ist ein Diagnostikverfahren bei schlafbezogenen Atmungsstörungen (SBAS) zur Lokalisation des Vibrations- und Kollapsortes in den oberen Atemwegen. Die klinische Erfahrung zeigt, dass es entsprechend der Sedierungstiefe zu unterschiedlichen Kollapsmustern kommen kann. Ziel der Studie war es, die Sedierungstiefen-abhängige Änderung der Pharynxkollabilität und der Schnarchcharakteristika während der MISE zu evaluieren. Patienten und Methoden. Eine MISE wurde bei 59 konsekutiven Patienten mit SBAS durch Propofol-Bolusapplikation durchgeführt. Die Sedierungstiefe wurde per BiSpektralIndex (BIS) Messung ermittelt, wobei ein minimaler BIS von 40% angestrebt wurde. Während der MISE wurden die Veränderungen der Kollapsneigung des oberen Aerodigestivtraktes evaluiert, die erzeugten Schnarchgeräusche aufgezeichnet und mittels Frequenzanalyse analysiert. Ergebnisse. Die Kollapsneigung der Pharynxstrukturen zeigte während der MISE eine Verlagerung von cranial nach caudal. Unter leichter Sedierung (BIS 100–60) wurden vornehmlich Vibrationen und Obstruktionen auf Velumniveau registriert. Bei tieferer Sedierung (BIS 50–40) verlagerte sich der Obstruktionsort auf tiefes Oropharynxniveau. Die Kollapsneigung der oberen Luftwege änderte sich von einem lateralen zu einem zirkulären Kollapsmuster bei zunehmender Sedierung. Die Frequenzspektra änderten sich von tiefen Intensitätsmaxima (100– 500 Hz) unter leichter Sedierung zu höheren Maxima (500–1500 Hz) unter tieferer Sedierung. Psychoakustische Parameter wie Schärfe, Lautheit und Rauhigkeit verändern sich unter zunehmender Sedierung.
Schlussfolgerungen. Bei der MISE ändert sich das Obstruktions- und Schnarchverhalten entsprechend der Sedierungstiefe. Für die klinische Routine erscheint es sinnvoll diese Sedierungstiefe zu messen, um eine dem natürlichen Schlaf ähnliche Kollapsneigung des Pharynx zu erreichen. Schlüsselwörter. Schlafendoskopie, Propofol, BiSpectralIndex, Sedierungstiefe, Pharynxkollaps
P 54 Die George BissregistrierungTM im Untersuchungsgang der transnasalen endoskopischen nasopharyngealen Befunderhebung im Liegen als diagnostische Methode zur Vorhersage des Nutzens von Unterkieferprotrusionsschienen G. Kuth1, B. Wessing2 1 HNO-Praxisklinik, Ärztehaus am Luisenhospital, Aachen, 2Praxisklinik der Zahnheilkunde, Ärztehaus am Luisenhospital, Aachen Fragestellung. Unterkieferprotrussionsschienensysteme stellen eine Therapieoption von schlafbezogenen Atmungsstörungen dar. Um zu beurteilen, ob sich durch Unterkieferprotrussion Zungengrund und Epiglottits als möglicher Kollapsort öffnen, wird bisher das EsmarchManöver in der HNO-ärztlichen Befunderhebung entweder in der Schlafendoskopie oder in der Endoskopie ohne Sedierung in Rückenlage eingesetzt. Patienten und Methoden. Jedoch ist der durch den Esmarch-Handgriff geleistete Unterkiefervorschub untersuchungsbedingt ungenau. Im Gegensatz hierzu stellt die George BissregistrierungTM eine definierte und reproduzierbare Untersuchungstechnik dar. Mit Hilfe dieser Registrierung lässt sich der zahnmedizinisch empfohlene Unterkieferprotrusionsweg von 60–75% der maximalen Protrusion exakt einstellen. In Kombination der hals-nasen-ohrenärztlichen endoskopischen Befunderhebung mit der zahnärztlichen Untersuchungstechnik der Bissregistrierung besteht eine diagnostische Methode zur Bewertung und Prädiktion unterkieferprodrudierender Schienensysteme. Somit wird eine probative Versorgung mit „Over-the-counter-Protrusionsschienen“ mit diesem Untersuchungsgang weitgehend entbehrlich. Ergebnisse. Bei Patienten, die im Untersuchungsgang eine endoskopisch nachweisbare Öffnung von Zungengrund oder Epiglottis unter den zahnmedizinisch empfohlenen Unterkieferprotrusionsweg aufwiesen und anschließend mit einer individuell einstellbaren Unterkieferprotrusionsschiene versorgt wurden, konnte ein hoher subjektiver und anamnestischer Erfolg erzielt werden. Die in der Literatur beschriebenen Erfolge zur Behandlung des OSAS, haben sich zumindest in einem Fall polygraphisch bestätigt. Schlussfolgerungen. Die dargestellte diagnostische Methode wird als sinnvolle Ergänzung im Untersuchungsgang angesehen und möglicherweise langfristig dazu beitragen, die Erfolgsraten von unterkieferprodrudierenden Schienensystemen in der Behandlung von schlafbezogenen Atmungsstörungen zu erhöhen. Schlüsselwörter. Bissregistrierung, Schlafendoskopie, Unterkieferprotrusionsschiene, Bewertungsmethode, Prädiktor
P 55 Evaluation der Actiwatch Spectrum und deren Software algorithmen J. Kollek1,2, C. Sauter2, H. Dorn2, J. Paul2, C. Garbazza 2, C. Dujardin2, H. Danker-Hopfe2 1 Freie Universität Berlin, Fachbereich Biologie, Berlin, 2Charité – Universitätsmedizin Berlin, Kompetenzzentrum Schlafmedizin, Berlin Fragestellung. Der Aktigraph Actiwatch Spectrum hat zum Ziel Schlafparameter auf der Basis von motorischer Aktivität zu erfassen. Die dazugehörige Software Actiware Version 5.70.1 ermöglicht die Einstellung unterschiedlicher Optionen zur Unterscheidung der Stadien Wach und Somnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts Schlaf (Tab. 1). In der vorliegenden Studie wurden die PSG-Parameter Schlafdauer (TST), Einschlaflatenz (SOL), Schlafeffizienz (SEI) und Wachzeit nach Schlafbeginn (WASO) mit dem Ergebnis der Aktigraphie bei Verwendung verschiedener Algorithmen verglichen. In dieser Arbeit wurde auf der Grundlage korrelativer Betrachtungen analysiert, welche Einstellungsoptionen der Actiwatch Spectrum zur größten Übereinstimmung führen. Patienten und Methoden. Von 26 Teilnehmern, 15 erwachsene ADHSPatienten und 11 Kontrollpersonen, wurden insgesamt 100 parallele Aufzeichnungen (Polysomnographie und Aktigraphie) ausgewertet, wobei die Tab. 1 zu entnehmenden Einstellungen verwendet wurden. Die Übereinstimmung mit den polysomnographisch ermittelten Ergebnissen wurde in einem hier dargestellten ersten Schritt in Abhängigkeit von der Merkmalsverteilung mittels parametrischer bzw. nichtparametrischer Korrelationsanalyse überprüft. Ergebnisse. Hinsichtlich der Schlafparameter ist die größte Übereinstimmung bei der WASO zu verzeichnen. Am geringsten ist die Übereinstimmung für die Einschlaflatenz, hier sind vier der Korrelationskoeffizienten nicht statistisch signifikant von Null verschieden. Ein schlafparameterspezifisches Ranking (1–9) der Korrelationskoeffizienten der verschiedenen Auswerteoptionen lässt, über alle Parameter gemittelt, die beste Übereinstimmung mit den Polysomnographie-Ergebnissen bei Verwendung der niedrigen Aktivitätsgrenze in Kombination mit entweder 10 bewegungsfreien Minuten oder 20 Schlafepochen erkennen. In der vorliegenden Stichprobe sind die Zusammenhänge geringfügig besser als die der Voreinstellung. Schlussfolgerungen. Das Ausmaß der Übereinstimmung variiert nach Schlafparametern und ist bei vier nicht von Null verschiedenen Korrelationskoeffizienten sowie einem Maximalwert von r=0,574 insgesamt nicht überzeugend, was die Unterschiedlichkeit der mit Aktigraphie und Polysomnographie zu erfassenden Kenngrößen unterstreicht. Schlüsselwörter. Aktigraphie, Polysomnographie, motorische Aktivität, Schlafparameter, Korrelationen Tab. 7 | P 55 – Korrelationen zwischen polysomnographisch und akti graphisch ermittelten Schlafparametern bei Verwendung verschiedener Kombinationen der Auswerteoptionen der Aktigraphie-Software (nichtsignifikante Ergebnisse sind fett und kursiv dargestellt) AktivitätsParameter Bewegungsfreie Schlafgrenzen Minuten epochen 10 5 20 10 Niedrig TST 0,546 0,527 0,544 0,522 SOL 0,365 0,097 0,433 0,142 SEI 0,544 0,523 0,541 0,517 WASO 0,541 0,551 0,523 0,574 Mittel TST 0,516a 0,478 0,500 0,468 SOL 0,369a 0,096 0,284 0,050 SEI 0,514a 0,478 0,497 0,467 WASO 0,562a 0,536 0,514 0,546 a
Voreinstellung.
P 56 Zum Zusammenhang zwischen Pupillographischem Schläfrigkeitstest (PST) und der Videoanalyse bei der Bewertung von Schläfrigkeit bei Reisebusfahrern B. Geißler1, A. Muttray1 1 Universitätsmedizin Mainz, Institut für Arbeits-, Sozial- und Umwelt medizin, Mainz Fragestellung. Der Pupillographische Schläfrigkeitstest wird als eine Vorsorgeuntersuchung in Hinblick auf Fahrerschläfrigkeit propagiert. Ergebnisparameter ist der Pupillenunruheindex (PUI). Ein hoher PUI zeigt ein niedriges zentralnervöses Aktivierungsniveau an und wird bei schläfrigen Personen beobachtet. In einer Feldstudie gingen wir der
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Frage nach, ob der PUI mit der videobasierten Fahrerschläfrigkeitsbeurteilung assoziiert ist. Patienten und Methoden. 45 männliche Reisebusfahrer (26–62 Jahre) wurden bei regulären Fahrten im Reisefernverkehr untersucht. Vor der Fahrt wurde – bevor die Passagiere eintrafen – der Pupillographische Schläfrigkeitstest durchgeführt. Nach der Fahrt erfolgte die PST-Messung nach dem Ausladen. Probanden, die während des PSTs einschliefen, erhielten – je nach Zeitpunkt des erstmaligen Einschlafens – einen fiktiven relativen Pupillenunruheindex (PUI) zwischen 3 und 4 min−1. Während der Fahrt wurden Videoaufnahmen vom Fahrer angefertigt. Die Videodaten wurden in 2,5-Minuten-Segmente unterteilt und entsprechend einer modifizierten Wierwille-Methode (Ordinalskala von 0–4 mit Intervallen von 0,25) bewertet. Da teilweise 2 Fahrer unterwegs waren, die sich abwechselten, erfolgte die Auswertung einmal bezogen auf den PUI vor der Fahrt und einmal auf den PUI nach der Fahrt. Ergebnisse. Der mediane Score des relativen PUI vor Fahrtbeginn lag bei 1,11 min−1 (3. Quartil = 1,58 min−1), nach Fahrtende bei 1,31 min−1 (3. Quartil = 3,0 min−1). Der Korrelationskoeffizient zwischen dem relativen PUI vor der Fahrt und der jeweils 95. Perzentile des maximalen Videoscores betrug: für die gesamte Fahrt Spearman‘s Rho=0,414 (p=0,062), für die erste Stunde der Fahrt Rho=0,036 (p=0,876) und für die 2. Stunde Rho=−0,020 (p=0,933). Der Korrelationskoeffizient zwischen dem relativen PUI nach der Fahrt und der 95. Perzentile des maximalen Videoscores der gesamten Fahrt betrug Rho=0,041 (p=0,806), für die letzte Stunde Rho=−0,083 (p=0,631) sowie Rho=0,176 (p=0,304) für die vorletzte Stunde der Fahrt. Schlussfolgerungen. Der Zusammenhang zwischen dem PUI und den Scores der Videoanalyse war schwach. Zu berücksichtigen sind die positive Selektion der Busfahrer und die Tatsache, dass das Design den organisatorischen Notwendigkeiten der Busunternehmen angepasst werden musste. Danksagung. Die Studie wurde von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin gefördert. Schlüsselwörter. Feldversuch, PST, Videoanalyse, Fahrerschläfrigkeit, Busfahrer
P 57 Inter- und intraindividuelle Variabilität von Auswerteparametern der Pupillographie T. Eggert1, C. Sauter1, H. Dorn1, H. Danker-Hopfe1 1 Charité–UniversitätsmedizinBerlin,KompetenzzentrumSchlafmedizin,Berlin Fragestellung. Der Pupillographische Schläfrigkeitstest (PST) ist eines von zahlreichen in der Schlafmedizin eingesetzten Verfahren zur Erfassung und Quantifizierung des Ausmaßes von Tagesschläfrigkeit. Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Analyse von inter- und intraindividueller Variabilität der Standardergebnisparameter des PST. Patienten und Methoden. Die Daten stammen aus einer vom Bundesamt für Strahlenschutz geförderten Laborstudie, in der ein möglicher Einfluss von elektromagnetischen Feldern des Mobilfunks auf das zentrale Nervensystem an 30 gesunden jungen Männern im Alter von 18 bis 30 Jahren untersucht wurde. Im Rahmen dieser Studie wurde das Pupillenverhalten an zehn Testterminen jeweils am Vormittag (11:00 Uhr) und am Nachmittag (16:00 Uhr) mittels der Infrarot-Video-Pupillographie [Compact Integrated Pupillograph (CIP)] aufgezeichnet. Die Berechnung des Pupillenunruheindexes (PUI) erfolgte anhand eines bewährten Algorithmus (Lüdtke et al., 1998). Ein Expositionseffekt konnte in der Studie nicht beobachtet werden. Für die Auswertung konnten 245 Vormittagsund 258 Nachmittagsmessungen (jeweils zwischen 4 und 10 Messungen pro Versuchsperson) berücksichtigt werden. Mögliche Effekte der Tageszeit konnten an 428 Messungen (zwischen 2 und 10 Messungen pro Versuchsperson) überprüft werden. Als Auswerteparameter wurden der PUI und der Pupillendurchmesser (PD) herangezogen. Ergebnisse. Zur Überprüfung der interindividuellen Variabilität des PUI und des PD wurden Vergleiche zwischen den Individuen durchgeführt. Die Auswertung zeigte sowohl am Vormittag als auch am Nachmittag für
K. Roeser1, A.A. Schlarb2,3, A. Kübler1 1 Universität Würzburg, Lehrstuhl für Psychologie I, Würzburg, 2Universität Tübingen, Fachbereich Psychologie, Tübingen, 3INSIDE, Université du Luxembourg, Walferdange, Luxemburg Fragestellung. Morgen- und Abendtypen unterscheiden sich nicht nur in ihren präferierten Aufsteh- und Zubettgehzeiten, sondern darüber hinaus auch in anderen schlafbezogenen Parametern, wie Schlafqualität, Einschlafproblemen oder Tagesmüdigkeit. Aufgrund ihrer verzögerten Phasenlage scheinen Abendtypen anfälliger für Beeinträchtigungen ihres Schlafs zu sein. Auch in anderen Bereichen, z. B. Stressverarbeitung, Lebensqualität und Leistungsfähigkeit, zeigen abendorientierte Personen Einschränkungen. Patienten und Methoden. Wir untersuchten die Bedeutung schlafbezogener Parameter im Zusammenhang von Chronotyp und den psychologischen Ergebnisgrößen Stresswahrnehmung, gesundheitsbezogene Lebensqualität (HRQoL) sowie Lern- und Leistungsmotivation an Stichproben gesunder Jugendlicher und junger Erwachsener. Ergebnisse. Der Zusammenhang von Abendorientierung und erhöhtem subjektiven Stresserleben wurde durch die schlechtere Schlafqualität in der Gruppe der Abendtypen vermittelt. Im Zusammenhang von Abendorientierung und reduzierter HRQoL übten Insomniesymptome und negative schlafbezogene Kognitionen eine mediierende Funktion aus. Auch Lernmotivation erwies sich als mit zirkadianer Orientierung assoziiert, wobei für diesen Zusammenhang ebenfalls ein schlafbezogener Mediator, nämlich das Ausmaß der selbstberichteten Tagesmüdigkeit, ermittelt werden konnte. Schlussfolgerungen. In unseren Studien zeigte sich, dass Symptome gestörten Schlafs den Zusammenhang von Abendorientierung und reduzierter psychosozialer Anpassung vermitteln. Das impliziert, dass schlaftherapeutische Maßnahmen geeignet sein könnten, die psychischen Belastungen junger bzw. jugendlicher Abendtypen zu reduzieren. Schlüsselwörter. Zirkadiane Typologie, Schlafqualität, Insomnie, Tagesmüdigkeit, psychosoziale Anpassung
M. Kemethofer1, G. Klösch2,3, M. Kirsch1, U. Richter1, J. Dittami1, M. Seidenberger4, D. Moser2,5, J. Zeitlhofer2 1 Universität Wien, Department of Anthropology, Wien, Österreich, 2Institute for Sleep-Wake-Research, Vienna, Österreich, 3Medical University of Vienna, Department of Neurology, Vienna, Österreich, 4ÖAMTC, Section for Traffic Security and Traffic Psychology, Vienna, Österreich, 5AKH Vienna, Department of Neurology, Vienna, Österreich Introduction. Sleepiness while driving is an underrated risk. In the USA 1.2% and in France 8.4% of traffic accidents have been directly related to falling asleep behind the wheel. Age, sleep debt, time spent driving and time of the day are assumed to contribute to the risk of sleep-relatedvehicle-accidents. Various studies have questioned the effectiveness of countermeasures used by drivers such as listening to music, cold air or coffee consumption to withdraw sleepiness. The current investigation focused on the occurrence and temporal distribution of spontaneous self-stimulating behaviours (e.g. yawning, stretching, singing etc.) while driving at night. The resulting patterns were then compared with subjective sleepiness scores and attention. Methods. The present study examined a subsample of 21 subjects (out of 59 participants) that drove on a test track in the middle of the night (2am to
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mean number of behaviour
P 58 Die Bedeutung des Schlafs in der zirkadianen Typologie
P 59 Sleepiness behind the wheel – the occurrence of spontaneous behaviour while driving at night (Müdigkeit am Steuer – spontan auftretende Verhaltensweisen während einer Nachtfahrt)
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round
Abb. 12 | P 59 – 1 8 AD-test 12 number of participants
beide Parameter statistisch signifikante Unterschiede (alle p<0,001). Die intraindividuellen Variationsbreiten reichten vormittags von 0,23–11,42 für den PUI und von 0,08–2,30 für den PD, und am Nachmittag von 0,56–9,41 für den PUI und von 0,19–2,20 für den PD. Für beide Parameter konnten zwischen den Tageszeitpunkten keine Unterschiede in den auf individueller Basis ermittelten Variationsbreiten festgestellt werden. Am Nachmittag war der PUI aber statistisch signifikant kleiner und der PD statistisch signifikant größer als am Vormittag (beide p<0,001). Orientiert man sich an den aktuell gültigen Grenzwerten, sind von gesunden, nicht schlafgestörten jungen Erwachsenen 32,4% der Ergebnisse als auffällig und 22,5% der Ergebnisse als pathologisch einzustufen. Schlussfolgerungen. Das Individuum scheint den größten Anteil der Variation in den Daten zu erklären. Auf intraindividueller Ebene konnten ebenfalls Schwankungen beobachtet werden. PUI und PD könnten nach diesen Ergebnissen sowohl ein Trait- als auch ein State-Marker sein. Insgesamt scheinen die Versuchspersonen am späten Vormittag etwas „schläfriger“ zu sein als am Nachmittag. Schlüsselwörter. Pupillographischer Schläfrigkeitstest, Pupillenunruheindex (PUI), Tagesschläfrigkeit, intra- und interindividuelle Variabilität, Tageszeit
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Abstracts KSS 14
improved
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number of participants
12 10 8 6 4 2 0 Non-nappers (n=13)
Nappers (n=7)
All (n=20)
group
Patienten und Methoden. Im Rahmen einer Evaluierungsstudie wurden 100 nicht zufällig ausgewählte Personen aus der Allgemeinbevölkerung (Convenience-Stichprobe) in einer Nacht polysomnographisch untersucht. Verschiedene neuropsychologische Parameter wurden über Selbstbeurteilungsfragebögen erfasst, darunter die diurnale Präferenz mit dem Morningness-Eveningness-Questionnaire (MEQ). Ergebnisse. Die mit dem MEQ gemessene diurnale Präferenz zeigte in der untersuchten Stichprobe Zusammenhänge mittlerer Effektstärke u. a. mit dem Alter, Schlafgewohnheiten und morgendlichem Befinden in zu erwartender Richtung. Es fand sich kein Einfluss auf polysomnographisch gemessene Parameter, insbesondere auch nicht auf die Einschlaflatenz. Die Einschlaflatenz variierte jedoch systematisch mit der individuellen Licht-aus-Zeit im Schlaflabor. Schlussfolgerungen. Ein systematischer Einfluss der diurnalen Präferenz auf die polysomnographisch gemessenen Parameter konnte nicht bestätigt werden. Methodische Konsequenzen werden diskutiert. Schlüsselwörter. Abend-Morgen-Präferenz, Polysomnographie, Chronotyp, Methodik, Morningness
Abb. 13 | P 59 – 3 8
4am/4:30am; depending on test-condition). One group (“non-nappers”: n=14) drove continuously for two hours while the other group (“nappers”: n=7) was allowed to take a nap-brake for 30 minutes after 90 minutes of driving. All drivers were videotaped and spontaneous behaviours (= behaviours, not directly associated with driving) analysed off-line. In addition, subjective sleepiness (Karolinska Sleepiness Scale: KSS), attention and concentration (Alphabetical-Cross-Out-Test: AD-test) scores were assessed before and after night-time driving (Abb. 1, Abb. 2, Abb. 3). Results. Spontaneous, self-stimulating behaviour increased with time on task (Pearson correlation: r=0.12; p<0.05). Participants taking a nap showed less spontaneous behaviour after the break, compared to “nonnappers” (Mann Whitney: p<0.05). They also rated themselves as less tired after the nap, compared to pre-driving condition and to the “nonnappers”. Interestingly, “nappers” did not show any improvements in attention and concentration (AD-Test) after the nap. Conclusion. Results showed that the occurrence of spontaneous self-stimulating behaviour increases while driving at night. Moreover, these behaviours correlated significantly with subjective ratings of sleepiness but not with attention and concentration. We therefore postulate a close link between subjective sleepiness and the occurrence of spontaneous self-stimulating behaviour. Keywords. Night-time driving, spontaneous behaviour, subjective sleepiness, attention, nap
P 60 Der Einfluss der diurnalen Präferenz auf polysomnographische Parameter F. Pillmann1, M. Zinkhan2, T. Penzel3, A. Stang2 1 Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Psychiatrische Universitätsklinik, Halle, 2Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Klinische Epidemiologie, Halle, 3Charité – Universitätsmedizin Berlin, Interdisziplinäres Schlafmedizinisches Zentrum, Berlin Fragestellung. Interindividuelle Variabilität in der circadianen Phasenlage bzw. diurnalen Präferenz (Chronotyp) beeinflusst vielfältige Aspekte des Schlaf- und Wachverhaltens. Die diurnale Präferenz ist daher auch ein potentieller Einfluss- bzw. Störfaktor bei der polysomnographischen Untersuchung (PSG) im Schlaflabor, die als Goldstandard für die objektive Erfassung der individuellen Schlafarchitektur gilt. Bei Durchführung und Auswertung der PSG findet die diurnale Präferenz aber nicht routinemäßig Berücksichtigung. Wir nutzten die im Rahmen einer Evaluationsstudie bei einer größeren Gruppe von Probanden erhobenen Befunde, um zu untersuchen, ob die diurnale Präferenz einen systematischen Einfluss auf die gemessenen polysomnographischen Parameter hat, insbesondere auf die Einschlaflatenz.
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P 61 Nächtlicher Verlauf von Körperkerntemperatur und Extremitätentemperatur J. Kerl1, T. Arnold2, D. Dellweg1, D. Köhler1 1 Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft GmbH, Schlaflabor, Schmallenberg, 2 Universität Kassel, Kassel Fragestellung. Die circadiane Rhythmik der Körperkerntemperatur ist ein gut untersuchtes Phänomen. Aktuell wurde eine Validierungsstudie vorgestellt, die die bisherige Goldstandard-Methode zur Erfassung der Körperkerntemperatur, die Messung der Rektaltemperatur, in Beziehung setzte zur Körperkerntemperatur, die über einen Messfühler im äußeren Gehörgang ermittelt wurde (Ludwig et al. 2012). Die im Gehörgang ermittelte Temperatur liegt demnach durchschnittlich 0,39°C unter der rektal gemessenen Temperatur, zeigt jedoch einen identischen Verlauf an. Ziel der vorliegenden Studie ist es, den nächtlichen Verlauf der im Gehörgang gemessenen Körperkerntemperatur (TK) im Vergleich zur an allen vier Gliedmaßen abgeleiteten Extremitätentemperatur (TE) darzustellen. Die ermittelten Ergebnisse sollen zusätzlich langfristig die Differentialdiagnose bei Narkolepsie anhand der auch bei Tagesmessungen (MSLT) erhöhten Extremitätentemperatur verbessern. Patienten und Methoden. Die Erfassung der Körperkerntemperatur („core“) über einen Ohrsensor erfolgte mit dem System SOMNOwatchTM plus Temp (SOMNOmedics, Randersacker). Nächtliche Polysomnographien wurden mit Systemen SOMNO-screen plus PSG+Tele (SOMNOmedics. Randersacker) aufgezeichnet, in denen über analog/ digital Converter (ADC-Board) die Temperatur aller vier Extremtitäten (shell) mit erfasst wurde. Die Extremitätensensoren sind eine Eigenentwicklung der Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft GmbH auf der Basis von validierten SMT 160–30 Temperatursensoren. Alle Temperaturdaten („core/shell“) wurden mit einer Abtastrate von 4 Hz erfasst und nachträglich in einer EXCEL-Tabelle synchronisiert. Synchrone Messungen von TK und TE wurden an konsekutiv einbestellten Schlaflabor-Patienten im Rahmen diagnostischer Polysomnographien durchgeführt. Ergebnisse. Die Temperatur der Arme (TA) steigt nach Anlegen der Sensoren im Liegen in relativ kurzer Zeit (15–30 min) auf ein Niveau, das für den weiteren Verlauf der Nacht in etwa beibehalten wird. Die Temperatur der Beine (TB) liegt beim Anlegen der Sensoren i.d.R. generell deutlich tiefer (2–5°C) als die der Arme und benötigt dann 1–2,5 h um auf ein Wärmeniveau anzusteigen, das für den weiteren Verlauf der Nacht annähernd konstant bleibt. Absenkungen von diesem Niveau Ergeben sich für TA und TB dann in Abhängigkeit von Wachphasen oder auch von Lagewechseln. Die höchsten TE werden i.d.R. im Tiefschlaf erreicht. Der Verlauf der TK ist dagegen innerhalb der Patientengruppe uneinheitlich. Tendentiell ist ein normaler Verlauf – mit dem Höchstwert zu Beginn der Nacht, einem Tiefstpunkt in der zweiten Nachthälfte und Wieder-
anstieg gegen Aufwachen – zu beobachten, wenn der Patient eine erhaltene Schlafzyklenbildung aufweist. Bei Patienten mit deutlich gestörter Schlafarchitektur ergeben sich andere Verläufe der TK. Schlussfolgerungen. Bei Patienten mit erhaltener Schlafarchitektur ergeben sich oft weitgehend komplementäre Verläufe von TK und TE im Nachtverlauf, die moduliert werden durch Schlafphasen und Lagerungsänderungen. Dissoziierte Verläufe von TK und TE ergeben sich verstärkt bei Patienten mit gestörter Schlafarchitektur. In diesen Fällen legt der Verlauf der TK nahe, dass die endogene Rhythmik des Patienten stark phasenverschoben zur Außenzeit sein könnte. 1. Ludwig et al (2012) Vergleich der kontinuierlich rektal gemessenen Körperkerntemperatur mit der kontinuierlich bestimmten Temperatur im Gehörgang zur Bestimmung des circadianen Rhythmus (abs.). Somnologie 16, Sonderheft 1:42 Schlüsselwörter. Körperkerntemperatur, Extremitätentemperatur, Tem peraturregulation im Schlaf, circadiane Rhythmik, Phasenlage der inneren Uhr
P 62 Jahreszeit und Wetter zur Vorhersage der Aktivität? – Zwei Jahre Aktometrie bei einer Frau mit Alzheimer-Demenz A. Wahnschaffe1, C. Stoll1, A. Rath2, D. Kunz1 1 St. Hedwig Krankenhaus, Klinik für Schlafmedizin, Berlin, 2Pflegeheim Splitt Fennert, Berlin Fragestellung. Mit zunehmendem Alter wird die Verknüpfung der inneren Uhr mit der äußeren Zeit schwächer und die Amplitude des circadianen Rhythmus flacher. Bei Demenz scheint das Nachlassen der circadianen Steuerung noch gravierender und gipfelt in dem Problem nächtlicher Unruhezustände, die häufig als zentraler Auslöser für eine Heimunterbringung benannt werde. Der positive Einfluss von Licht auf die nächtliche Aktivität in Form von kurzzeitigen Veränderungen in der Aktometrie konnte schon in verschiedenen Studien gezeigt werden. Der vorliegende Fallbericht beschreibt zwei Jahre Aktometrie bei einer 82 Jahre alten Dame mit Alzheimer-Demenz (AD) und fokussiert den Einfluss der Jahreszeiten und des Wetters. Patienten und Methoden. Von Dezember 2009 bis Dezember 2011 wurde kontinuierlich die Aktivität einer 82 Jahre alten Frau mit AD, die in einem Pflegeheim lebt, mittels eines am Handgelenk befestigten Aktometers gemessen. Der vorliegende Fallbericht analysiert die Aktometriedaten von zwei aufeinanderfolgenden Jahren mithilfe der Actiwatch and Sleep Analysis Software Version 7.3. Für die explorative Analyse wurde die von van Someren et al. (1999) vorgeschlagene Nonparametric Circadian Rhythm Analysis (NPCRA) in Form einer gleitenden 7-Tage-Analyse durchgeführt. Tageweise graphische Darstellungen der Rohdaten und Sequenz-Graphiken der NPCRA-Daten wurden visuell inspiziert. Außerdem wurden die NPCRA-Daten mit regionalen Wetterdaten vom Deutschen Wetterdienst korreliert (Pearson). Ergebnisse. Die visuelle Inspektion der graphisch dargestellten Rohdaten zeigt Fluktationen in der Tag-Nacht-Relation von Ruhe und Aktivität. Die Relative Amplitude fluktuiert mit den Jahreszeiten, die in beiden Jahren sichtbar ist. Es gibt einen Höhepunkt im Frühling und Tiefpunkte in Sommer und Winter. Bedeckungsgrad, Sonnenscheindauer und Lufttemperatur korrelieren signifikant mit der Stabilität (zwischen Tagen) und der Variabilität (innerhalb von Tagen) der Aktivität. Schlussfolgerungen. Die Beobachtung saisonaler Fluktuation in Langzeit-Aktometriedaten und deren Verbindung mit Wettervariablen sollte in einer größeren Stichprobe getestet werden. Eine „Aktivitätsvorhersage“ durch saisonale und metereologische Variablen könnte Kompensationstechniken wie optimierte künstliche Beleuchtung und Klimatisierung im Wohnbereich zum Ausgleich der negativen Einflüsse bei Alzheimerpatienten ermöglichen. Schlüsselwörter. Licht, Aktometrie, Demenz, Saisonalität, nächtliche Unruhezustände
P 63 Nachtschweiß – ein häufiges, zu wenig beachtetes Symptom bei obstruktivem Schlafapnoesyndrom (OSAS) W. Böhning1, E. Briese1, E. Baumann1, H. Trost1 1 MZG Bad Lippspringe, Schlafmedizinisches Zentrum, Bad Lippspringe Fragestellung. Nachtschweiß wird selten als isoliertes Begleitsymptom geklagt, bei systematischer Nachfrage wird es häufig angegeben [1]. Die diagnostische Abklärung orientiert sich in der Regel an eher selteneren Krankheiten wie Tuberkulose oder Lymphome und anderen infektiösen, malignen und auch endokrinologischen Erkrankungen [2]. In den differenzialdiagnosischen Überlegungen bei Nachtschweiß wird das Schlafapnoesyndrom in der Regel mit aufgeführt, in den vorgegebenen diagnostischen Algorithmen wird dagegen Schlafapnoe-Screening nicht berücksichtigt. Mit der vorliegenden Untersuchung sind wir der Frage nach Häufigkeit und Intensität von Nachtschweiß in Abhängigkeit vom klinischen Schweregrad des OSAS nachgegangen. Patienten und Methoden. 200 konsekutive Patienten, die nach vorausgegangenem pathologischen ambulanten kardiorespiratorischen Schlafmonitoring zur definitiven Abklärung eines Schlafapnoesyndroms in das Schlafmedizinische Zentrum eingewiesen wurden. In einem standardisierten Fragebogen zur Erfassung von Schlafstörungen wurde nach Vorhandensein von Nachtschweiß gefragt. Bei positiver Angabe wurde differenziert nach Häufigkeit, Intensität und Dauer des Nachtschweißes gefragt. Die Angaben wurden nach erfolgter Schlaflaborabklärung im Kontext mit dem Schweregrad des OSAS bewertet. Einschlusskriterien: Nachweis eines mittelschweren bis schweren behandlungsbedürftigen obstruktiven Schlafapnoesyndroms, zuverlässige anamnestische Angaben. Ausschlusskriterien: Frauen mit typischer prämenopausaler Symptomatik, andere spezifische Erkrankungen mit bekannter Nachtschweißdisposition, fehlende Kooperation. Ergebnisse. Bei Vorliegen eines mittelschweren bis schweren obstruktiven Schlafapnoesyndroms ist bei etwa 30% der Patienten das Symptom Nachtschweiß mit bemerkenswerter Intensität ausgeprägt, so dass deswegen in der Regel 2- bis 4-maliges nächtliches Aufwachen erfolgt mit der Notwendigkeit einer Behandlung in Form von Abtrocknen oder auch Pyjamawechsel. Nachtschweiß in dieser Intensität tritt in der Regel deutlich später auf als die OSAS-spezifische Symptomatik wie Schnarchen, Tagesschläfrigkeit, nicht erholsamer Schlaf oder beobachtete Atemaussetzer. Schlussfolgerungen. Nachtschweiß ist ein häufiges Symptom bei mittelschwerem und schwerem obstruktivem Schlafapnoesyndrom und im Zusammenhang mit dem zeitlichen Auftreten als Ausdruck eines fortgeschrittenen Krankheitsstadiums einzuordnen. Die sorgfältige Anamneseerhebung kann wegführend sein hinsichtlich des diagnostischen Vorgehens. Bei typischen OSAS-Symptomen ist auch bei fehlender Tagesschläfrigkeit von einem eher schweren behandlungsbedürftigen Schlafapnoesyndrom auszugehen. Am Anfang des sonst umfangreichen diagnostischen Algorithmus sollte daher das Schlafapnoe-Screening bei Nachtschweiß eine vorrangige Bedeutung erfahren. Literatur 1. Mold JW, Mathew MK, Belgore S, DeHaven M (2002) Prevalence of night sweats in primary care patients; an OKPRN and TAFP-Net collaborative study. J Fam Pract 51:452 2. Viera AJ, Bond MM, Yates SW (2003) Diagnosing Night Sweats. Am Fam Phys 67:1019–1024 Schlüsselwörter. OSAS-Schweregrad, Nachtschweiß, Häufigkeit, Diagnose-Algorithmus, Schlaffragmentierung
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Abstracts P 64 Schlafqualität, Feindseligkeit und interpersonelle Sensitivität, eine Untersuchung an Patienten mit Schlafstörungen O. Orasanu1, M. B. Specht2,3, S. Bongard1, S. Volk2 1 Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Psychologisches Institut, Frankfurt am Main, 2Kliniken des MTK GmbH, Interdisziplinäres Zentrum für Schlafmedizin und Heimbeatmung, Hofheim, 3Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Psychologisches Institut, Mainz Fragestellung. Das Novaco Anger Scale und Provocation Inventory (NASPI, Novaco 1994) stellt ein zweiteiliges Messinstrument dar, dem als theoretischer Hintergrund das Ärger-Model von Novaco dient. Das Verfahren ist so aufgebaut, dass abhängig von der angestrebten Fragestellung die Testung entweder die Ärgerkomponenten (Novaco Anger Scale) oder die Ärgerintensität in verschiedenen Ärgersituationen (Provocation Inventory) erfasst. Beide Testteile dienen der Erfassung einer dispositionellen Komponente von Feindseligkeit. Das Persönlichkeitsmerkmal Feindseligkeit hat in den Forschungskreisen an Aufmerksamkeit gewonnen, seit es zu den Risikofaktoren für eine KHK (koronare Herzerkrankungen) zählt. Es soll untersucht werden, ob bei Patienten mit Schlafstörungen die erzielten Feindseligkeitswerte mit der Schlafqualität korrelieren. Patienten und Methoden. Die Schlafqualität wird durch die folgenden Schlafparameter definiert: Schlafdauer, Einschlaflatenz, Anteil REMSchlaf und Schlafstadium 2 und 3. Es soll den Fragen nachgegangen werden, ob ein Zusammenhang besteht zwischen Feindseligkeit und Schlafqualität und ob die interpersonelle Sensitivität, erfasst mit Symptom-Checkliste SCL-90-R, Skala 3 (Franke 2002), die Auswirkung von Feindseligkeit abpuffert? Es soll explorativ geprüft werden, ob sich die mittleren NAS-PI-Testwerte von Männern und Frauen, in der vorliegenden Stichprobe, voneinander unterscheiden. Etwa 65 Insomniepatienten des Schlaflabors Hofheim konnten im Rahmen des stationären Aufenthalts rekrutiert und mit dem NAS-PI und SCL-90 untersucht werden. Zudem wurden die Variablen Geschlecht, Alter, Nationalität, Schulausbildung erhoben und polysomnographische Messungen durchgeführt. Hypothesen: 1) Die teilnehmenden Insomniepatienten sollten höhere NAS-PI-Feindseligkeitswerte erzielen. 2) Personen mit hohen Feindseligkeitswerten sollten eine schlechtere Schlafqualität aufweisen. 3) Der Einfluss von Feindseligkeit auf Schlafqualität sinkt, bei ausgeprägter interpersoneller Kompetenz. 4) In der vorliegenden Stichprobe erzielen die Frauen höhere NAS-PI-Werte als die Männer. Ergebnisse. Zurzeit liegen noch keine Ergebnisse vor, da die Datenanalyse noch nicht abgeschlossen ist. Schlüsselwörter. Insomnie, Feindseligkeit, interpersonelle Sensitivität, Ärger, Schlaf
P 65 Schlafstörungen und ihr Zusammenhang mit Stress und individueller Stressverarbeitung H. Gleim1, M.B. Specht2,3, S. Bongard1, S. Volk2 1 Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Psychologisches Institut, Frankfurt am Main,, 2Kliniken des MTK GmbH, Interdisziplinäres Zentrum für Schlafmedizin und Heimbeatmung, Hofheim,, 3Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Psychologisches Institut, Mainz Fragestellung. Es wird im Allgemeinen davon ausgegangen, dass Stress sich in einer schlechteren Schlafqualität niederschlägt. Die physiologische und psychologische Aktivierung als Antwort auf erhöhte Umweltanforderungen, wie sie bei Stress auftritt, scheint nicht vereinbar zu sein mit der den Schlaf charakterisierenden Desaktivierung. Ausgehend von bisherigen Forschungsergebnissen über Stress und Schlaf soll in dieser Untersuchung hinterfragt werden, inwieweit sich die individuelle Disposition, mit Stress umzugehen, negativ auf die Schlafqualität auswirkt. Patienten und Methoden. Die Stichprobe umfasste ca. 200 Patienten des Schlaflabors Hofheim. Im Rahmen ihres dreitägigen stationären
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Aufenthalts wurden diese mit einer Fragebogenbatterie zur Stressverarbeitung und zum Schlafverhalten untersucht. Es wurden einerseits die Daten des Trierer Inventars zum chronischen Stress (TICS), des Stressverarbeitungsfragebogens 120 (SVF 120) sowie des Fragebogens zur Analyse belastungsrelevanter Anforderungsbewältigung (FABA) und andererseits die Daten des Insomnie-Schweregrad-Index (ISI-G) sowie des Pittsburgh Schlafqualität-Inventars (PSQI), herangezogen. Hypothesen: 1) Patienten mit mehr Stress und/oder einer ungünstigen Stressverarbeitungsweise (höheren Werten im TICS, SVF-120 und FABA) weisen eine schlechtere Schlafqualität auf als Patienten mit weniger Stress und/oder einer günstigeren Stressverarbeitung. 2) Patienten mit mehr Stress und/oder einer ungünstigen Stressverarbeitungsweise brauchen mehr Zeit zum Einschlafen bzw. klagen eher über Einschlafprobleme als Patienten die weniger Stress erleben bzw. eine bessere Stressverarbeitungsweise haben. Ergebnisse. Zurzeit liegen noch keine Ergebnisse vor, da die Untersuchung noch nicht abgeschlossen ist. Schlüsselwörter. Stress, Schlaf, Stressverarbeitung, Schlafqualität, Schlafstörung
P 66 Prävalenz eines Overlapsyndroms bei unselektionierten stationären COPD-Patienten C. Priegnitz1, M. Treml1, S. George1, K. Richter1, W.J. Randerath1 1 Universität Witten/Herdecke, Institut für Pneumologie, Solingen, Fragestellung. Patienten mit einem Overlapsyndrom (schlafbezogene Atmungsstörung und COPD) weisen häufiger nächtliche Hypoxien, Hyperkapnien sowie kardiale Arrhythmien auf als Patienten mit einer alleinigen COPD oder SBAS. Folgen können z. B. eine pulmonale Hypertonie bei bereits vorbestehender erhöhter Mortalität sein. Überprüft werden sollte, bei wie vielen COPD-Patienten mit stationärem Aufnahmegrund ein Hinweis auf ein Overlapsyndrom vorliegt. Patienten und Methoden. Bei 40 unselektierten stationären COPD-Patienten (19 weiblich, Alter 65±10 Jahre, BMI 28,1±7,1 kg/m2, vorwiegend GOLD-Stadium III+IV) wurde eine diagnostische Poly(somno)graphie mit Ableitung des nasalen Staudrucks veranlasst (36 Polygraphien, 4 Polysomnographien). Die Aufzeichnung erfolgte entweder unter Überwachung im Schlaflabor (n=24) oder ohne Überwachung als Offline-Messung (n=16). Alle Aufzeichnungen wurden zur Bestimmung des „Respiratory-Disturbance-Index“ (RDI) und des Entsättigungsindex (ODI) manuell ausgewertet, um eine Aussage zum Vorliegen von schlafbezogenen Atmungsstörungen (SBAS) treffen zu können (Tab. 1) Ergebnisse. In einem Fall konnte die Aufzeichnung aufgrund mangelhafter Signalqualität in Atemfluss und Pulsoximetrie nicht verwertet werden. Zwei Aufzeichnungen ließen wegen unzureichender Ableitung des Atemflusses keine respiratorische Auswertung zu. Bei 14 von 37 (38%) vollständig auswertbaren Messungen war ein AHI>10/h zu verzeichnen, womit von einem Verdacht auf SBAS ausgegangen wird. Tab.8 | P 66
ODI (/h) MW 18,2 SD 23,0 n 39 Min 0,3 Max 104
RDI (/h) 11,3 21,0 37 0 109
AI total (/h) 4,2 10,7 37 0 61
AI obstruk tiv (/h) 2,9 5,9 37 0 28
AI zentral (/h) 0,8 2,9 37 0 17
AI gemischt (/h) 0,5 2,6 37 0 16
HI total (/h) 7,1 12,3 37 0 48
ODI Sauerstoff-Entsättigungsindex, RDI respiratory disturbance Index, AI ApnoeIndex, HI Hypopnoe-Index, MW Mittelwert, SD Standardabweichung, n Anzahl, Min Minimalwert, Max Maximalwert.
Schlussfolgerungen. Bei über einem Drittel unserer COPD-Patienten lag ein Hinweis für eine zusätzliche SBAS und damit ein Overlapsyndrom auf. Auffallend war eine deutliche Differenz zwischen ODI und
RDI, die wahrscheinlich auf hypoventilationsassoziierte Entsättigungen zurückzuführen sind. Schlüsselwörter. COPD, SBAS, Overlapsyndrom, Polygraphie, Hypoxie
P 67 Beurteilung der Schlafqualität bei Patienten mit Overlapsyndrom im Rahmen der Einleitung einer nCPAP-Therapie A. M. Moll1, S. Rack1, C. Teupe1, A. Möller1 1 Krankenhaus Sachsenhausen, Schlafmedizinisches Zentrum, Frankfurt Fragestellung. Neue Untersuchungen konnten signifikante Unterschiede in der Schlafqualität zwischen gesunden Probanden und Patienten mit milder COPD zeigen. Daten zur Schlafqualität bei Patienten mit Overlapsyndrom (OS) und nCPAP-Therapie liegen kaum vor. In wie weit das begleitende Vorliegen einer COPD Einfluss auf den Schlaf bei OSAS-Patienten hat, ist bisher nicht ausreichend untersucht. Patienten und Methoden. Bei 26 (5/21 w/m) Patienten mit OS und 24 (3/23 w/m) Patienten mit OSAS erfolgte zwischen 09/2011 und 04/2013 eine polysomnographische Diagnostiknacht und die Einleitung einer nCPAP-Therapie in unserem schlafmedizinischen Zentrum. Wir wählten als Vergleichskollektiv OSAS-Patienten, die sich anhand AHI (Overlap: 35,7±19,1 vs. OSAS: 46,1±20,6; p=0,074), Alter (61,5±9,5 vs. 57,4±6,6; p=0,086), BMI (35,1±6,0 vs. 35,2±5,3; p=0,955) und nCPAP-Druckeinstellung (8,7±1,2 vs. 8,2±1,5; p=0,229) nicht signifikant von OS-Patienten unterschieden. Es wurden die Polysomnographien dieser Patienten vor und unter nCPAP hinsichtlich Schlafstadien, Arousal-Index, Schlaflatenz und Schlafeffizienz retrospektiv ausgewertet. Ergebnisse. Im Rahmen der Diagnostiknacht bei noch bestehendem OSAS konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Patientengruppen ermittelt werden [REM-Schlaf (%TST): OSAS: 8,8±7,3 vs. OS: 8,3±7,4 p=0,814; S3/S4-Schlaf (%TST): 15,21364±10,20197 vs. 10,1±12,1 p=0,141; Arousal-Index (/h): 46,4±14,7 vs. 53,2±23,3 p=0,262; Schlaflatenz (min): 73,2±36,7 vs. 57,2±32,9 p=0,139; Total Sleep Time (min): 283,5±50,8 vs.270,6±56,2 p=0,432). Nach Beseitigung des OSAS konnten wir eine signifikant verbesserte Schlafeffizienz (%SPT) bei Patienten mit reinem OSAS (92,4±6,6 vs. 86,5±11,0; p=0,044) verzeichnen. Diese Patienten wiesen zudem einen signifikant höheren Tiefschlaf-Rebound (%TST) (25,9±10,9 vs. 17,7±13,1; p=0,027) auf. Weitere Parameter zur Beurteilung der Schlafqualität unterschieden sich bei Patienten mit OSAS und OS nicht signifikant. Schlussfolgerungen. Die Schlafqualität bei Patienten mit OS lässt sich nach Einleitung einer nCPAP-Therapie im Vergleich zu Patienten mit OSAS ebenfalls verbessern. Eine reduzierte Schlafeffizienz und ein geringerer Tiefschlaf-Rebound sind jedoch bei Patienten mit OS auch nach Beseitigung des OSAS nachzuweisen. Schlüsselwörter. COPD, Overlapsyndrom, nCPAP, Schlafqualität, Polysomnographie
P 68 Depressivität bei Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe unter Berücksichtigung somatischer Depressionssymptome und Insomnie M. Boeschen1, M.B. Specht2,1, W. Hiller1, S. Volk2 1 Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Psychologisches Institut, Mainz, 2 Kliniken des MTK GmbH, Interdisziplinäres Zentrum für Schlafmedizin und Heimbeatmung, Hofheim Fragestellung. Depressive Symptome werden häufig von Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe (OSA) berichtet. Studien zeigen, dass bei physisch bedingten Erkrankungen erhöhte somatische Depressivitätswerte auftreten. Ferner werden in Verbindung mit Depressivität häufig Einund Durchschlafstörungen (Insomnie) diskutiert. Neuere Studien zeigen, dass dies auch in Bezug auf Depressivität bei OSA zutreffen könnte. Daher interessiert inwiefern bei Depressivität von Patienten mit OSA
der somatische Depressivitätsaspekt in Form erhöhter somatischer Depressivitätswerte eine Rolle spielt und ob bei diesen Patienten Depressivität mit Insomnie zusammenhängt. Patienten und Methoden. Zur Erfassung der Depressivitätsschwere wurde die revidierte Version des Beck Depressions-Inventars (BDI-II) herangezogen, welche alle Probanden ausfüllten. Sowohl der Depressivitätsgesamtwert, als auch die Werte der affektiven, kognitiven und somatischen Skala des Inventars wurden erhoben. Die Gesamtstichprobe setzte sich aus Insomnie- und OSA-Patienten aus dem Schlaflabor Hofheim mit 897 (26,2% weiblich) Teilnehmern und 582 (41,6% weiblich) psychiatrisch unauffälligen Probanden aus Erhebungen zur Validierung des deutschen BDI-II-Manuals zusammen. Der statistischen Analyse dienten varianzanalytische Verfahren mit A-Posteriori-Einzelvergleichen und ein χ2-Unabhängigkeitstest. Ergebnisse. Die Gruppenvergleiche auf den BDI-II-Skalen führten zu den gleichen Ergebnissen. Auf der somatischen Skala ergaben sich keine signifikant erhöhten Werte für OSA-Patienten. Der BDI-II-Gesamttestwert der OSA-Patienten unterschied sich statistisch bedeutsam von den Patienten mit Insomnie und komorbider Insomnie und OSA, indem beide Patientengruppen mit Insomnie höhere Werte erzielten. Patienten mit komorbider OSA und Insomnie unterschieden sich nicht von Insomniepatienten hinsichtlich ihrer Depressivitätswerte. Diese Ergebnisse konnten für Männer und Frauen gesondert bestätigt werden. OSA-Patienten ließen sich auf dem BDI-II-Gesamttestwert nicht von den psychiatrisch unauffälligen Probanden abgrenzen. Dagegen konnte ein eindeutiger Gruppenunterschied zwischen psychiatrisch unauffälligen Probanden und Patienten mit Insomnie sowie komorbider OSA und Insomnie nachgewiesen werden. Die Geschlechter zeigten hinsichtlich ihrer BDI-II-Werte keine Differenzen auf. Frauen litten neben OSA häufiger an Insomnie. Schlussfolgerungen. OSA allein scheint sich kaum auf die körperbezogenen Depressivitätssymptome auszuwirken. Die Resultate sprechen dafür, dass die Insomnie die erhöhten Depressivitätswerte bei OSA erklärt. Die verschiedenen Symptomkonstellationen scheinen sich für die Geschlechter vergleichbar stark auf die Höhe der depressiven Verstimmung auszuwirken. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass bei Frauen im Vergleich zu Männern ein erhöhtes Risiko besteht neben OSA zusätzlich an Insomnie zu erkranken. Schlüsselwörter. Schlafapnoe, Depression, Insomnie, BDI-II, Komorbidität
P 69 Neurotizismus und Angstsensitivität bei unterschiedlichen Typen von Schlafstörungen C. Stadler1, M.B. Specht2,1, B. Egloff1, S. Volk2 1 Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Psychologisches Institut, Mainz, 2 Kliniken des MTK GmbH, Interdisziplinäres Zentrum für Schlafmedizin und Heimbeatmung, Hofheim Fragestellung. Im Rahmen meiner Diplomarbeit wurde der Zusammenhang zwischen verschiedenen Schlafstörungen, Angstsensitivität und Neurotizismus untersucht. Für diese Studie wurden Patienten in drei Schlafstörungsgruppen unterteilt: 1. SBAS, 2. nichtorganische Schlafstörungen, 3. SBAS + nichtorganische Schlafstörungen. Ein Ziel dieser Arbeit war es zunächst einen Teil der Ergebnisse aus der Arbeit von Kemper et al. (2010) zu replizieren, welcher bereits einen Zusammenhang zwischen den verschiedenen Arten von Schlafstörungen finden konnte. Ein weiteres Ziel dieser Arbeit war es den Einfluss des Persönlichkeitsmerkmales Neurotizismus auf die Schlafstörungen selbst, aber auch auf den Zusammenhang zwischen Angstsensitivität und den verschiedenen Schlafstörungen, näher zu beleuchten. Eine moderierende Funktion wurde angenommen, da zwischen Angstsensitivität und Neurotizismus eine hohe Korrelation besteht. Patienten und Methoden. Für die Studie wurde eine Stichprobe von 1166 Personen getestet. Die Personen waren alle Patienten des Interdisziplinären Zentrums für Schlafmedizin und Heimbeatmung in Hofheim, in Somnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts welchem sie mind. eine Nacht zur Diagnostik ihrer Schlafstörung verbrachten. Im Zuge dieses Aufenthaltes haben sie außerdem die in dieser Studie verwendeten Fragebögen ausgefüllt. Die Messinstrumente sind im Einzelnen der Angstsensitivitätsindex-4 (ASI-4) und der Big Five Inventory (Kurzversion; BFI-K).Des Weiteren wurde eine Onlinestichprobe als Kontrollgruppe erhoben, welche ebenfalls die bereits erwähnten Fragebögen beantwortet hat. Zusätzlich haben die Personen der Kontrollgruppe zum Ausschluss einer Schlafstörung den International Restless-Leg-Syndrom Severity Scale (IRLS) sowie den Berliner Fragebogen zu Schlafbezogenen Atmungsstörungen. Zur Untersuchung von Gruppenunterschiede wurden der Kruskal-Wallis-Test oder eine einfaktorielle ANOVA berechnet, weitere a posteriori Berechnungen mit Scheffé oder Tamahane-T2-Tests analysiert. Ergebnisse. Die Mittelwertvergleiche zeigen, dass sich die Patienten der verschiedenen Diagnosegruppen in verschiedenen Subfacetten der AS voneinander unterscheiden. Bei körperlichen Angstsymptomen scheint das Vorhanden sein einer Doppeldiagnose ausschlaggebend für die höhere Ausprägungen zu sein. Bei den anderen Subfacetten, welche auf kognitiver Ebene anzusiedeln sind, scheint das vorhanden sein einer nicht organischen Schlafstörung den entscheidenden Unterschied zu liefern. Bezüglich des Persönlichkeitsmerkmales Neurotizismus konnte herausgearbeitet werden, dass das Herausfiltern des Variable Neurotizismus eine Erhöhung des Zusammenhangs zwischen AS und Schlafstörungen bedingt. Neurotizismus ist somit, zumindest teilweise, für den genannten Zusammenhang verantwortlich. Allerdings hat sich bei der Berechnung auch gezeigt, dass diese moderierende Funktion für die verschiedenen Subfacetten von AS unterschiedlich zu bewerten ist. Schlussfolgerungen. Ein Zusammenhang zwischen einer Schlafstörung und einer gesteigerten Angstsensitivität scheint durchaus vorzuliegen. Das Persönlichkeitsmerkmal Neurotizismus kommt vor allem bei Patienten mit einer nicht organischen Schlafstörung zum Tragen, da es sowohl die Grunderkrankung als auch die Entwicklung der Schlafstörung negativ beeinflussen kann. Schlüsselwörter. Schlafstörung, Angstsensitivität, Neurotizismus, Schlaf, Persönlichkeitsmerkmal
P 70 nCPAP-Therapie bei Mittelgesichtsepithese nach Oberkieferkarzinom – eine interdisziplinäre Herausforderung J.-F. Vogt1, J. Heitmann2, J.P. Klußmann1, T. Kroll1, C. Langer1 1 Universitätsklinikum Gießen, HNO-Klinik, Gießen, 2 Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Medizinische Klinik II, Schlafmedizinisches Zentrum, Gießen Fragestellung. Diskutiert werden die Möglichkeiten einer suffizienten nCPAP-Therapie nach ausgedehnter operativer Resektion eines Oberkieferkarzinoms und epithetischer Versorgung mit dem Ziel eines Tracheostomaverschlusses. Patienten und Methoden. Wir berichten über einen 60-jährigen Patienten mit einem bekannten schwergradigen OSAS bei Adipositas per magna und mit zunächst suffizienter Versorgung mit nCPAP-Therapie. Nach ausgedehnter operativer Therapie eines Oberkieferkarzinoms mit Oberkieferresektion und Exenteratio orbitae, Tracheotomie und postoperativer epithetischer Versorgung stellt sich die interdisziplinäre Frage nach einer weiteren schlafmedizinischen Therapie bei Wunsch nach Tracheostomaverschluss (Abb. 1, Abb. 2, Abb. 3). Ergebnisse. Bei trotz deutlicher Gewichtsreduktion fortbestehendem OSAS erfolgte der erneute Versuch einer Maskenanpassung, welche sich durch die nasale Obstruktion und die erschwerte Abdichtung der Epithese schwierig darstellte. Polysomnographisch wurde die Abdichtung und Versorgung zunächst als suffizient eingeschätzt. Bei zunehmender Vernarbung und damit Stenosierung des nasalen Atemwegs führte die nCPAP-Versorgung jedoch nicht zu einer zufriedenstellenden Oxygenierung. Eine Nasen-Mund-Maske wurde vom Patienten nicht toleriert. Daher wurde eine operative Erweiterung der Nase mit
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Synechiedurchtrennung durchgeführt. Das postoperative Endergebnis bleibt abzuwarten. Bei ausreichender postoperativer Oxygenierung über die nCPAP ist ein Verschluss des Tracheostomas vorgesehen. Schlussfolgerungen. Die schlafmedizinische Versorgung eines Patienten mit schwergradigem OSAS und Mittelgesichtsepithese stellt bei schwierigen anatomischen Verhältnissen eine interdisziplinäre Herausforderung dar. Schlüsselwörter. OSAS, Mittelgesichtsepithese, Oberkieferkarzinom, Tracheostoma, nCPAP
P 71 Subjektive Schlafqualität und exzessive Tagesschläfrigkeit bei Erwachsenen mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung C. Sauter1, E. Ahlers2, M. Colla3, D. Langner2, L. Gentschow2, H. Danker-Hopfe1 1 Charité – Universitätsmedizin Berlin, Kompetenzzentrum Schlafmedizin, Berlin, 2Charité – Universitätsmedizin Berlin, Centrum für ADHS im Erwachsenenalter, Berlin, 3Max-Delbrück Centrum und Charité Medizinische Fakultät, Experimental and Clinical Research Center, Berlin Fragestellung. Erwachsene mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) klagen häufig über Schlafstörungen. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, wie viele Erwachsene, die das Centrum für ADHS im Erwachsenenalter der Charité Berlin aufgesucht haben, unter einem subjektiv gestörten Schlaf und/oder unter Tagesschläfrigkeit leiden und inwiefern das Vorliegen einer psychiatrischen Komorbidität entscheidend ist. Patienten und Methoden. Hundertsechsundvierzig Erwachsene (Alter: 33,0±9,7 Jahre, Range: 18–59; 58% männlich) mit einer gesicherten Diagnose eines ADHS füllten den Pittsburgh Schlafqualitätsindex (PSQI) aus, 64 davon auch die Epworth Schläfrigkeitsskala (ESS). Neben der Berechnung der Häufigkeiten wurde überprüft, inwieweit sich die ADHS-Typen „unaufmerksamer Typ“ (n=74) vom „kombinierten“ oder „hyperaktiv/ impulsiven“ Typ (n=72) im PSQI und in der ESS unterscheiden. Ergebnisse. 56,8% der Erwachsenen mit ADHS zeigten eine reduzierte Schlafqualität (PSQI>5). Die ADHS-Typen unterschieden sich weder hinsichtlich der Häufigkeit des Auftretens schlechter Schlafqualität (PSQI>5: „unaufmerksamer“ Typ: 55,4% vs. „kombiniert/hyperaktiv/ impulsiv“: 58,3%) noch in Bezug auf den PSQI-Gesamtwert. Beim „unaufmerksamen“ Typ war der Median des PSQI-Gesamtwert signifikant höher (7 vs. 5; p=0,043) wenn eine psychiatrische Komorbidität vorlag, dies traf beim „kombinierten“ bzw. „hyperaktiv/ impulsiven“ Typ nicht zu. Der ESSScore war in 25% der Gesamtgruppe erhöht (ESS>10), ohne Unterschiede zwischen den Typen und unabhängig von psychiatrischer Komorbidität. Schlussfolgerungen. Die subjektive Schlafqualität ist bei mehr als der Hälfte der Erwachsenen mit ADHS beeinträchtigt und liegt damit über den Prävalenzzahlen aus der Allgemeinbevölkerung (PSQI>5: 32%; Zeitlhofer et al. 2000). Psychiatrische Komorbidität spielt v. a. beim „unaufmerksamen“ Typ eine signifikante Rolle. Die Tagesschläfrigkeit ist bei einem Viertel erhöht und damit im Vergleich zu einer schlafgesunden Gruppe Erwachsener um 10% häufiger auftretend (Sauter et al. 2007). Schlüsselwörter. ADHS, subjektive Schlafqualität, Tagesschläfrigkeit, Einschlafneigung, psychiatrische Komorbidität
P 72 Patienten mit primärer Insomnie unterscheiden sich in Stressverarbeitungs- und Perfektionismusstilen zu Schlafgesunden R. Stengelin1, H.-G. Weeß2, C. Altstötter-Gleich1 1 Universität Koblenz-Landau, Psychologie, Landau, 2Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie AdöR, Interdiziplinäres Schlafzentrum, Klingenmünster Fragestellung. In zahlreichen Studien konnte sowohl ein Zusammenhang zwischen primärer Insomnie und Perfektionismus, als auch der
Art der Stressverarbeitung nachgewiesen werden. Offen ist bislang, welche Aspekte des mehrdimensionalen Konstruktes Perfektionismus und der Stressverarbeitung, oder deren Interaktion, für den hohen Zusammenhang verantwortlich gemacht werden können. Aus diesem Grunde wurden im Sinne eines Diathese-Stress-Modells die Ausprägungen beider Konstrukte in einer Gruppe von Patienten mit primärer Insomnie mit denen von schlafgesunden Kontrollpersonen verglichen. Patienten und Methoden. 40 Teilnehmer an einer verhaltenstherapeutischen Kurzzeitintervention für primäre Insomnien am interdisziplinären Schlafzentrum in Klingenmünster wurden zu Schlafqualität und insomnischen Beschwerden (LISST), typischem Umgang mit Stress (SVF78) und Perfektionismus (MPS-F, MPS-H) befragt und mit einer hinsichtlich Alter und Geschlecht parallelisierten Kontrollgruppe aus Schlafgesunden (n=56) verglichen. Ergebnisse. Erwartungsgemäß unterschieden sich beide Gruppen in Bezug auf Schlafqualität und Insomnie hoch signifikant (p<0,00). Hinsichtlich Persönlicher Standards (MPS-F) als funktionaler Facette von Perfektionismus konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen festgestellt werden, während sich bezüglich dysfunktionaler Perfektionismusfacetten wie Doubts About Action (MPS-F) und Socially Prescribed Perfectionism (MPS-H) deutliche Effekte zeigen konnten (p=0,007 bzw. 0,028). Auch bei der Stressverarbeitung wurden Unterschiede zwischen den Gruppen lediglich bei den als „negativ“ bewerteten Stressverarbeitungsstrategien gefunden. So zeigten sich in der Dimension „Negative Stressverarbeitung“ (Gedankliche Weiterbeschäftigung, Resignation etc.) signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen (p=0,001), während „Positive Stressverarbeitungsstile“ (Situationskontrolle, Herunterspielen etc.) keine signifikanten Effekte zwischen den Gruppen ergaben. Schlussfolgerungen. Patienten mit primärer Insomnie weisen im Vergleich zu Schlafgesunden deutlichere Ausprägungen in dysfunktionalen Perfektionismusaspekten und negativen Stressverarbeitungsstrategien auf. Dabei scheint den Copingstrategien der Stressverarbeitung eine mediierende Rolle zuzukommen. In den positiven Aspekten der beiden Konstrukte ergaben sich keine Unterschiede. Die Ergebnisse sind geeignet, prädisponierende Faktoren der Insomnie frühzeitig zu Erkennen und sowohl in präventive als auch psychotherapeutische Bemühungen einfließen zu lassen. Schlüsselwörter. Perfektionismus, Persönlichkeit, Stress, Coping, Insomnie
P 73 Stellenwert einer kardiorespiratorischen Schlafpolygraphie in der Differenzialdiagnostik der Insomnie – ein Fallbericht A. Zahl1, T. Pollmächer1, C.J. Lauer1 1 Klinikum Ingolstadt, Zentrum für psychische Gesundheit, Schlaflabor, Ingolstadt Fragestellung. Die Insomnie ist charakterisiert durch Ein-/Durchschlafstörungen und damit assoziierten Beeinträchtigungen der Tagesbefindlichkeit und Einschränkungen der psychosozialen Leistungsfähigkeit. „Goldstandard“ der Behandlung ist eine kognitiv-verhaltenstherapeutische Therapie (KVT) – aber ist diese auch immer erfolgreich? Patienten und Methoden. Es wird über eine 50-jährige Patientin mit vorbekanntem Restless-Legs-Syndrom sowie einer rezidivierenden depressiven Störung berichtet, deren vorherrschende subjektive Symptomatik in langjährigen, ausgeprägten insomnischen Beschwerden bestand. Aufgrund der Anamnese sowie ambulanter und konsiliarischer Befunde (u. a. Aktometrie, Schlaftagebuch, Routinelabor, diverse Fragebogenerhebungen, zwei Schlafapnoe-Messungen ohne wegweisende Befunde) erfolgte eine KVT; vermittelt wurden – neben allgemeinen schlafedukativen Regeln – spezifische schlafhygienischer Maßnahmen, zudem wurde eine milde Schlafrestriktion durchgeführt. Trotz einer leichten Besserung der insomnischen Beschwerden (Dokumentation Schlaftagebuch) berichtete die Patientin weiterhin von einer mangelnden Schlaferholsamkeit und einer zunehmenden Tagesmüdigkeit. Somnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts Ergebnisse. Daraufhin erfolgte eine kardiorespiratorisch-polysomnographische Untersuchung. Die Befunde zeigten neben den beklagten insomnischen Beschwerden auch ein leichtes obstruktives Schlafapnoesyndrom (auch charakterisiert durch ein UARS/RERA). Unter Einleitung einer nächtlichen Ventilationstherapie kam es nicht nur zu einer deutlichen Besserung der nächtlichen Atmung sondern auch der zuvor erheblich gestörten Schlafarchitektur. Schlussfolgerungen. Während die KVT in diesem Falle subjektiv kaum eine Besserung der insomnischen Symptomatik erbrachte, führte die Einleitung einer Ventilationstherapie auch subjektiv zu einer deutlichen Stabilisierung der Schlafarchitektur. Der weitere Verlauf wird zeigen, ob dieser Effekt über die Zeit hinweg stabil sein wird. Schlüsselwörter. Insomnie, Schlafpolygraphie, Differenzialdiagnostik, schlafbezogene Atemstörung, KVT
P 74 Einfluss von Dauer der Erkrankung und Ausprägung des Neurotizismus auf die Entwicklung depressiver Symptome bei Patienten mit schlafbezogener Atmungsstörung N. Kolomiyets1, M.B. Specht2,1, W. Hiller1, S. Volk2 1 Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Psychologisches Institut, Mainz, 2 Kliniken des MTK GmbH, Interdisziplinäres Zentrum für Schlafmedizin und Heimbeatmung, Hofheim Fragestellung. Bei der Diagnostik der schlafbezogenen Atmungsstörung (SBAS) kommen neben den klinischen Untersuchungen (Polysomnographie) auch zunehmend psychologische Verfahren zur Anwendung. Oft eingesetzte Verfahren sind Fragebögen zur Messung der Intensität depressiver Symptomatik [z. B. das Beck-Depressions-Inventar II (BDIII)] oder zur Persönlichkeitsbeschreibung mit Hilfe des Fünf-Faktoren-Modells der Persönlichkeit [z. B. Big Five Inventory (BFI-K) von Rammstedt & John, 2005]. Die bisherigen Ergebnisse zur Beziehung zwischen Depressionen und Persönlichkeit sind umfangreich. Zum Beispiel zeigen sich Zusammenhänge zwischen Depressionen und Neurotizismus sowie Introvertiertheit auf. SBAS-Patienten berichten immer öfter auch über psychische Veränderungen mit Konzentrationsstörung und depressiver Verstimmung. Auch erhöhte Neurotizismuswerte bei SBAS-Patienten wurden berichtet. Bisher wurde noch nicht untersucht, ob die Dauer der (SBAS-)Erkrankung und die Ausprägung des Neurotizismus einen Effekt auf die Entwicklung einer Depression bei Patienten mit SBAS haben. Patienten und Methoden. Patienten des interdisziplinären Zentrums für Schlafmedizin und Heimbeatmung Hofheim wurden im Rahmen des stationären Aufenthalts u. a. mittels Fragebögenverfahren untersucht. Es wurden dadurch u. a. die folgenden Variablen erfasst: Alter, Geschlecht, Ausprägung der Neurotizismus [Big Five Inventory (BFI-K) von Rammstedt & John, 2005], emotionale, kognitive und somatische Aspekte depressiver Symptomatik [Beck-Depressions-Inventar II (BDIII)], Dauer der bestehenden Krankheit, unternommene Therapien und Behandlungen sowie aufgetretene Symptome bzw. Beschwerden (selbstentwickelter Fragebogen zur Dauer der Erkrankung „Dauer von Schlafstörungen“). Hypothesen. Es wird vermutet, dass Patienten mit SBAS, die seit längerer Zeit unter der oben genannten Krankheit leiden, und die eine höhere Ausprägung des Neurotizismus haben, öfters unter depressiven Symptomen leiden. Konkret sollen sich die Zusammenhänge vor allem in Bezug auf die affektive Komponente des BDI-II verifizieren. Ergebnisse. Zurzeit liegen noch keine Ergebnisse vor, da die Datenerhebung noch nicht abgeschlossen ist. Schlüsselwörter. Neurotizismus, Depression, Schlafapnoe, Schlafstörung, Persönlichkeitsmerkmal
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P 75 Didgeridoo – eine Alternative? C.H. Alberts1, G. Laier-Groeneveld1 1 Kliniken Niederrhein, Lungenheilkunde, Oberhausen Fragestellung. Die Ursache des OSAS ist ein Kollaps der oberen Atemwege. Goldstandard der Therapie des OSAS ist die kontinuierliche nächtliche Überdruckbeatmung (cpap/apap). Dieses bewirkt eine pneumatische Schienung der oberen Atemwege, es hat keinen funktionellen Einfluss auf die obere Atemmuskulatur. Puhan und Mitarbeiter untersuchten an 25 Probanden mit leicht- und mittelgradigem OSAS den Einfluss regelmäßigen Didgeridoo-Spielens auf Tagesschläfrigkeit, Schlafqualität und AHI. Nach ca. 6 Monaten regelmäßiger Spielpraxis zeigten sie eine signifikante Verbesserung der Tagesschläfrigkeit (ESS) und eine signifikante Reduktion des AHI. Ist dieser Effekt reproduzierbar? Patienten und Methoden. Ärztliche Begleitung eines Didgeridoo-Workshops. Manuell ausgewertete Polygraphie vor und nach Abschluss des Workshop, ESS und PSQI vor und nach Abschluss des Workshop. Durchführung des Workshops: 3 Termine, Einführung in die Spieltechnik, Verbesserung der Spieltechnik, Grundzüge der Zirkularatmung wurden erlernt. Ergebnisse. Fünf Teilnehmer, zu Beginn des Workshops AHI: 16–62/h, ESS: 4–11, PSQI: 2–8. Nach 6 Monaten Spielpraxis Kontrolle. Reduktion des AHI 3–12/h, Reduktion ESS 0–5 Punkte, Reduktion PSQI 0–5 Punkte. Schlussfolgerungen. Regelmäßiges Didgeridoo-Spielen hat keinen Einfluss bei schwergradigem OSAS. Es hat einen positiven Einfluss bei leicht- bis mittelgradigem OSAS, der AHI wird gesenkt, die Klinik der Betroffenen (sofern vorhanden) gebessert. Die Ursache liegt möglicherweise darin, dass durch die Zirkularatmung die obere Atemmuskulatur trainiert und so der Kollaps der oberen Atemwege reduziert wird. Schlüsselwörter. OSAS, PAP, Didgeridoo, AHI, Klinik
P 76 Vergleich der Druck-Dyspnoe unter CPAP vs. CPAP mit Druckentlastung bei Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe K.-H. Rühle1, K.-J. Franke1, U. Domanski1, M. Schröder1, G. Nilius1 1 HELIOS-Klinik Ambrock, Pneumologie, Hagen Fragestellung. Viele Patienten klagen unter der Behandlung mit CPAP vor dem Einschlafen und während nächtlicher Aufwachphasen über ein unangenehmes Druckgefühl. Druckintoleranz kann sogar zum Abbruch der Therapie führen. Die klinische Beobachtung zeigt, dass große Unterschiede in der Druckwahrnehmung bestehen. Unklar ist der Einfluss verschiedener druckmodifizierender Verfahren. Der Grad der unangenehmen Druckempfindung (Druck-Dyspnoe) kann mit der aus der Psychophysiologie bekannten Borg-Skala (0–10) erfasst werden. Wir fragten uns deshalb, ob bei gleichem positivem Atemwegsdruck (Iso-PAP) unter CPAP im Vergleich zur Druckentlastung während eines Atemzugs (Pressure-Relief CPAP=PR-CPAP) unterschiedliche Druck-Dyspnoe-Scores erreicht werden. Patienten und Methoden. Das CPAP-Gerät wurde mittels Rampenprotokoll mit folgender Einstellung programmiert: Der Druck wurde von 4 cmH2O in 10 Minuten auf 20 cmH2O gesteigert. Minütlich wurde der Grad der Druck-Dyspnoe der OSA Patienten mittels Borgskala erfasst. Randomisiert cross-over wurde das Gerät auf CPAP oder PR-CPAP (CFlex® Stufe 3) eingestellt. Untersucht wurden 7 Patienten mit OSA (Alter 56,3±11,2 Jahre, BMI 27,6±3,1, ESS-Score 8,1±5,1, AHI 18,2±14,5). Ergebnisse. Im Druckbereich zwischen 4–15 cmH2O empfanden die Patienten keinen Unterschied zwischen den Beatmungsmodalitäten. Ab einer Druckhöhe >15 cmH2O stieg der Borg-Score bei beiden Druckmodi deutlich an, wobei unter PR-CPAP ein geringerer Dyspnoe-Score angegeben wurde. Der höchste Unterschied zwischen CPAP und PRCPAP fand sich bei 20 cmH2O mit einem Borg-Score von 9,1±1,9 vs. 7,3±2,6 (p<0,07).
Schlussfolgerungen. CPAP mit Pressure Relief führt bei höheren Druckwerten gegenüber CPAP zu einer verbesserten Drucktoleranz. Das Verfahren könnte praktische Bedeutung zur Indikationsstellung für unterschiedliche Druckverfahren gewinnen. Schlüsselwörter. Schlafpnoe, CPAP, pressure relief, Borg Skala, Dyspnoe
P 77 Das ReVENT-Medical-Sleep-Apnea-System zur Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe – eine Machbarkeitsstudie S. Wenzel1, T. Verse1 1 Asklepiosklinik Harburg, HNO, Hamburg Fragestellung. Das ReVent-System besteht aus Implantaten, die in den Weichgaumen und den Zungengrund eingebracht werden, um hier einen Kollaps während des Schlafes zu verhindern. Ziel der Studie ist es, die Sicherheit und Effektivität des ReVent-Systems bei der Behandlung der OSA zu bestimmen. Patienten und Methoden. Eingeschlossene Patienten, CPAP-incompliant, <65 Jahre, AHI zwischen 15/h und 40/h (Polysomnographie) und einem BMI<32 kg/m2 erhielten zwei Weichgaumen- und zwei Zungengrund-Implantate. Die Ergebnisse beinhalteten polysomnographische Daten, Daten aus dem FOSQ-Fragebogen und aus der Epworth Sleepiness Scale (ESS) 3,6,9 und 12 Monate nach der Operation. Im Weiteren wurden Operationszeit und postoperativer Schmerz aufgezeichnet. Ergebnisse. 36 Patienten erhielten insgesamt 144 Implantate. Die mittlere Operationszeit betrug 37 Minuten. Die Schmerzen waren gering. Sprech- oder Schluckprobleme traten nicht auf. Der FOSQ stieg von 14,9 auf 18,6 (p=0,04) und die ESS fiel von 12,7 auf 4,8 (p=0,08) nach 12 Monaten. Bei den Patienten, bei denen die Implantate optimal platziert werden konnten (n=11), sank der mediane AHI von 31/h auf 13,3/h. Die chirurgische Erfolgsrate lag bei 64%. Bei der Verlaufskontrolle nach 6 Monaten bei 23 Patienten sank der AHI von 28,6/ auf 20,0/h. Die chirurgische Erfolgsrate lag bei 43%. Schlussfolgerungen. Bei entsprechender Indikationsstellung profitieren Patienten mit OSAS vom ReVent-System bei geringem Risiko. Weitere Verbesserungsmaßnahmen und Modifikationen bzgl. der Implantate und der Indikationsstellung dieses Multi-Level-Eingriffes sollen die Effektivität weiter verbessern. Schlüsselwörter. OSAS, Multi-Level-Chirurgie, Weichgaumen-Implantate, Zungengrund-Implantate, CPAP-Incompliance
P 78 Eine Mund-Nasen-Maske ist einer Nasenmaske bei der CPAP Therapie einer obstruktiven Schlafapnoe nicht gleichwertig M. Meier1, S. Andreas1 1 Lungenfachklinik, Immenhausen Fragestellung. Welche Bedeutung hat das Interface für die Güte einer CPAP-Einstellung bei obstruktiver Schlafapnoe? Patienten und Methoden. Bei 2 Patienten mit einem Apnoe/Hypopnoe Index (AHI) von 85/h bzw. 85,3/h wurde während der Therapieeinstellung zwischen einer Nasenmaske und einer Mund-Nasen-Maske gewechselt. Ergebnisse. Bei dem ersten Patienten wurde bei Einsatz einer Nasenmaske und ansteigendem Behandlungsdruck von 5 auf 9 mbar ein AHI von 6,9/h und nach Wechsel auf eine Mund-Nasen-Maske bei einem CPAP von 9,5–10,5 mbar ein AHI von 37,3/h ermittelt. Unter einer Nasenmaske und einem Behandlungsdruck von zuletzt 11,5 mbar betrug der AHI 1,9/h. Bei dem zweiten Patienten wurde bei ansteigendem Behandlungsdruck von 5–12 mbar und Einsatz einer Mund-Nasen-Maske ein AHI von 51,2/h ermittelt. Nach Wechsel auf eine Nasenmaske ergab sich unter einem Behandlungsdruck von 10 mbar ein AHI von 9,8/h und bei 12 mbar ein AHI von 2,6/h. Bei beiden Patienten traten die
respiratorischen Ereignisse unter CPAP-Therapie überwiegend in den Schlafstadien NREM 1 und 2 auf. Schlussfolgerungen. Nach Umstellung der CPAP-Therapie von einer Nasenmaske auf eine Mund-Nasen-Maske sollte eine polygraphische Kontrolluntersuchung erfolgen, da die Überdruckapplikation über eine Nasenmaske wirksamer obstruktive respiratorische Ereignisse verhindern kann, die nicht durch eine Muskeltonuserniedrigung im REMSchlaf begünstigt sind. Schlüsselwörter. Obstruktive Schlafapnoe, Nasenmaske, Mund-NasenMaske, CPAP-Therapie, Vergleich
P 79 Chirurgische Therapie der obstruktiven Rhonchopathie – ein prospektiver Vergleich zwischen konventioneller UPPP und CAUP (Coblation®-assistierter Uvulopalatoplastik) N. Rothmeier1, C. Bergmann1, K. Büchsenschütz1, F. Fahimi1, U.-M. Frahm1, S. Mattheis1, S. Lang1 1 Universitätsklinikum Essen, HNO, Essen Fragestellung. Seit Jahrzehnten gehören chirurgische Verfahren am Weichgaumen zum Standard in der Behandlung der Rhonchopathie. Allerdings fehlen randomisierte Studien, die eine ausreichende Wirksamkeit belegen. Ziel unserer Studie soll deswegen sein, die gängigsten Verfahren im Hinblick auf Wundheilungsverlauf, Schmerzen, Schnarchintensität und Tagesmüdigkeit zu untersuchen. Patienten und Methoden. In die Studie konnten bis dato sieben männliche Patienten eingeschlossen werden, bei denen eine obstruktive Schlafapnoe mittels Polygraphie ausgeschlossen (Durchschnitts-AHI: 2,9/h) und durch eine Schlafendoskopie eine alleinige velare Obstruktion mit Tonsillenhyperplasie nachgewiesen wurde. Die Patienten erhielten daraufhin eine beidseitige Tonsillektomie in Dissektionstechnik sowie randomisiert eine Uvulopalatopharyngoplastik (UPPP) in konventioneller Schnitt-Naht-Technik [Gr. 1] oder eine Coblation®-assistierte Uvulopalatoplastik (CAUP) [Gr. 2]. Präoperativ wurden Tagesmüdigkeit (ESS) und Schnarchintensität mit Hilfe einer visuellen Analogskala (0–9) gemessen. Postoperativ wurde ebenfalls mit Hilfe einer visuellen Analogskala die Schmerzintensität beurteilt. Außerdem wurden lokale Wundkontrollen vorgenommen. Ergebnisse. Bisher wurden vier Patienten in Gruppe 1 und drei in Gruppe 2 eingeschlossen. Im Hinblick auf die präoperative Schnarchintensität (7,3 vs. 7) und Tagesmüdigkeit (6,3 vs. 7,3) waren die Gruppen vergleichbar. Der initiale Wundschmerz lag in Gruppe 1 deutlich höher (5 vs. 3,7); fiel dann aber vergleichsweise schneller ab und lag am 14. postoperativen Tag noch bei 1 (vs. 2,3). Korrespondierend hierzu zeigten sich in Gruppe 2 stärkere Fibrinbeläge und Schwellungen. Schlussfolgerungen. Bezüglich des Wundheilungsverlaufs scheint die Coblation®-Behandlung eine stärkere Gewebereaktion zu induzieren. Die maximale Schmerzintensität liegt dabei unter dem der konventionell operierten Gruppe. Allerdings scheint der Wundschmerz vergleichsweise länger anzuhalten. Zu Langzeitergebnissen kann aufgrund der noch laufenden Studie bisher noch keine Aussage getroffen werden. Schlüsselwörter. Rhonchopathie, Schlafendoskopie, UPPP, Coblation, Tagesmüdigkeit
P 80 Multi-Level-Chirurgie der obstruktiven Schlafapnoe (OSA-Hyoidsuspension vs. laserchirurgische Abtragung der Zungengrundtonsille J. Brus1, S. Wenzel1, C. Jost1, T. Verse1 1 Asklepios Klinik Hamburg Harburg, HNO, Hamburg Fragestellung. Die Multi-Level-Chirurgie (MLS) dient der chirurgischen Behandlung der OSA. Hierbei erfolgt am Weichgaumen eine Somnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts Uvulopalatopharyngoplastik oder eine ihrer Modifikationen und falls vorhanden eine Tonsillektomie. Die Konzepte am Hypopharynx bzw. Zungengrund unterscheiden sich aber je nach Operateur. In unserer Klinik erfolgt eine Schlafvideoendoskopie (SVE), bei deutlicher Hyperplasie der Zungengrundtonsille eine laserchirurgische Abtragung, ansonsten wird eine Hyoidsuspension Typ II im Sinne einer Hyoidothyreopexie mit einer Radiofrequenzbehandlung des Zungengrundes durchgeführt. Patienten und Methoden. Im Zeitraum 1/2010 bis 12/2012 wurden 46 Patienten mit OSA eingeschlossen. Prä- und drei Monate postoperativ erfolgte eine komplett standardisierte Polysomnographie (PSG). Zur Auswertung dienten die PSG-Parameter prä- und postoperativ, die Epworth-Sleepiness-Scala (ESS) und die Komplikationsrate. Ergebnisse. Der AHI für die gesamte Gruppe reduzierte sich von 34,8±18,6 auf 16,9±14,8. Die Tagesmüdigkeit dargestellt durch die ESS von 10,9±4,4 auf 6,7±4,2. Die chirurgische Erfolgsrate nach Sher lag bei 56,5%. Bezogen auf die Gruppen, ergibt sich nach laserchirurgischer Entfernung der Zungengrundtonsille eine Erfolgsquote von 56,0% (AHI prä 36,6±21,1 vs. AHI post 17,7±16,0). Nach Hyoidsuspension liegt die Erfolgsquote bei 57,1% (AHI prä 32,7±15,3 vs. AHI post 16,0±13,5). Auch die Werte der ESS liefern vergleichbare Ergebnisse. Es ereigneten sich eine Nachblutung der Tonsillektomiewunde, die operativ revidiert werden musste, und ein Bruch des Osteosynthesematerials bei der Hyoidsuspension. Schlussfolgerungen. Unterschiede hinsichtlich der objektiven und subjektiven Ergebnisse zwischen den beiden Studienarmen lassen sich nicht erkennen. Die Ergebnisse spiegeln wieder, was aus der Literatur für MLS bei mittelschwerer OSA bekannt ist. Aufgrund der Ergebnisse sind beide Therapiekonzepte als gleichwertig anzusehen. Die laserchirurgische Abtragung eines hyperplastischen Zungengrunds kann bei entsprechendem klinischem Befund in der SVE eine Hyoidsuspension mit Radiofrequenzbehandlung des Zungengrundes vollwertig ersetzen. Schlüsselwörter. Multi-Level-Chirurgie, Hyoidsuspension, Hypopharynx, Zungengrundtonsille, Schlafvideoendoskopie
P 81 Prüfmethode zur Ermittlung des Regelverhaltens von APAP-Geräten T. Netzel1, H. Hein1,2, M. Schnell1 1 HAW Hamburg, Fakultät Technik und Informatik, Hamburg, 2Praxis für Innere Medizin, Reinbek Fragestellung. APAP-Geräte stellen den Atemtherapiedruck bedarfsgerecht automatisch ein. Dies erfolgt geräteabhängig sehr unterschiedlich. Obwohl es sich bei der Druckregelung um die therapierelevante Eigenschaft von APAP-Geräten handelt, existiert bisher keine Prüfmethode, um diese objektiv zu ermitteln. Damit ist ein Gerätevergleich nur bedingt möglich, wodurch die Auswahl des APAP-Geräts, das den besten Therapieerfolg ermöglicht, erschwert ist. Mit Hilfe eines aktiven Lungen- und Obstruktionssimulators und eines neu entwickelten und abgestimmten Prüfablaufs wird das zeitliche Verhalten des Atemtherapiedrucks von marktgängigen APAP-Geräten ermittelt und verglichen. Die medizinische Relevanz der Ergebnisse wird nachgewiesen und die Möglichkeit zur Vorhersage der gerätebezogenen Patientencompliance dargestellt. Patienten und Methoden. Auf Basis des neu entwickelten und abgestimmten Prüfablaufs werden respiratorische Ereignisse mit Hilfe des aktiven Lungen- und Obstruktionssimulators ALOSI simuliert. An das System werden marktgängige APAP-Geräte angeschlossen und ihr dynamisches Druckverhalten beim Auftreten respiratorischer Ereignisse reproduzierbar bestimmt. Die Ergebnisse werden für jedes geprüfte APAP-Gerät detailliert dargestellt und zusammengefasst in Beziehung zur geräteabhängigen APAP-Patientencompliance dargestellt, die von der DAK Gesundheit zur Verfügung gestellt wurde. Ergebnisse. Die Ergebnisse zeigen deutliche Unterschiede der Regelalgorithmen der geprüften APAP-Geräte, insbesondere in der Dynamik
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der Druckänderung und beim eingestellten Atemtherapiedruck. Die Einzelergebnisse werden tabellarisch angegeben und ausführlich diskutiert. Außerdem wird ein direkter Zusammenhang zwischen den zusammengefassten technischen Prüfergebnissen pro Gerät und der Patientencompliance (DAK-Daten) pro Gerät ermittelt. Schlussfolgerungen. Mit der vorgestellten Prüfmethode ist es erstmals möglich, eine geräteabhängige Vorhersage der Patienten-Compliance für APAP-Geräte durchzuführen, bevor die Geräte beim Patienten eingesetzt werden. Dies erleichtert es, das Atemtherapiegerät auszuwählen, welches den besten Therapieerfolg verspricht. Es ist zu erwarten, dass bei Einsatz dieser Prüfmethode die Anzahl der Umversorgungen, Therapieabbrüche und Folgeerkrankungen maßgeblich reduziert werden kann. Schlüsselwörter. APAP-Compliance, ALOSI, Lungensimulator, obstruktive Schlafapnoe, Prüfmethode
P 82 „Nachweis der Wirksamkeit der SNX-Protrusionsschiene“ – Ermittlung der mittleren Protrusion der SNX-Schiene M.B. Specht1, J. Schmitt-Bylandt2 1 Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Psychologisches Institut, Mainz, 23 -D-Zentrum Gelnhausen, Gelnhausen Fragestellung. Protrusionsschienen als Therapie des obstruktiven Schnarchens und der obstruktiven Schlafapnoe kommen in Deutschland zunehmend zur Verwendung und zeigten sich in verschiedenen Untersuchungen, modellabhängig, als effektiv (Kushida et al. 2006, Peter et al. 2007). Im Rahmen dieser Studie soll geklärt werden, ob auch die SNX-Schiene als orale Applikation in der Lage ist mittels Protrusion des Unterkiefers eine Reduktion des Schnarchens und eine Verbesserung der Apnoe-Hypopnoe- sowie der Sauerstoffsaturations-Situation zu erreichen. Patienten und Methoden. Es wurden bisher 19 Patienten in die Studie eingeschlossen. Alle klagten bei Kontaktaufnahme über Schnarchen mit oder ohne nächtliche Atempausen. Vor Beginn der Behandlung wurde mittels Kardiorespiratorische Polygraphie (KRPG) eine Messung zur Ermittlung des Schweregrads der Erkrankung vor Therapiestart durchgeführt. Daraufhin erfolgten die Anpassung der SNX-Schiene und eine erneute Messung mittels KRPG. In die Datenauswertung flossen nach Auswertung der Messungen durch einen Somnologen der Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI), der (Sauerstoff-)Entsättigungsindex (EI) und der prozentuale Anteil Schnarchen über die Auswertezeit (AWZ) ein. Zur Auswertung der erhobenen Daten wurden folgende nichtparametrische Tests und parametrische Tests angewendet: Wilcoxon-Test, T-Test bei gepaarten Stichproben, sowie Korrelationen nach Spearman. Ergebnisse. Nach Auswertung der bisherigen Daten verbessert die SNXSchiene den AHI und den EI signifikant. Auch der Anteil des Schnarchens reduziert sich signifikant. Aussagen zur mittleren Protrusion können erst nach Auswertung aller Daten gemacht werden. Schlussfolgerungen. Es konnte mit Hilfe der bisher erhobenen Daten bestätigt werden, dass die SNX-Schiene in der Lage ist eine Verbesserung sowohl des obstruktiven Schnarchens, als auch der obstruktiven Schlafapnoe zu erzielen. Genauere Aussagen werden erst nach Abschluss der Datenerhebung möglich sein. Schlüsselwörter. Protrusionsschiene, SNX-Schiene, Schlafapnoe, Therapie, Schnarchen
P 83 Therapie von chronischer Insomnie – Entwicklung und Evaluation der „Kurzintervention bei Insomnie“ (KI) E. Spaude1, M.B. Specht2,1, W. Hiller1, S. Volk2 1 Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Psychologisches Institut, Mainz, 2 Kliniken des MTK GmbH, Interdisziplinäres Zentrum für Schlafmedizin und Heimbeatmung, Hofheim Fragestellung. Im Rahmen dieser Studie wurde ein neues Schlaftraining für Menschen mit chronischer Insomnie entwickelt und durchgeführt. Es unterscheidet sich von anderen Schlaftrainings durch seine Kürze und teilweise neue Inhalte. Die vorliegende Studie untersucht die Wirksamkeit dieses Schlaftrainings hinsichtlich der subjektiven Schlafqualität, welche im Wesentlichen durch die Variablen Schlafeffizienz, Erholsamkeit der Nacht und Tagesschläfrigkeit bestimmt wird. Patienten und Methoden. Die 26 Patienten füllten vor und nach ihrer Teilnahme an dem Training folgende Fragebögen aus: autorisierte Übersetzung des Insomnia Severity Index (ISI), Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI), Epworth Sleepiness Scale (ESS), International Restless Legs Syndrome Severity Scale (IRLS), Berliner Fragebogen zu Schlafbezogenen Atmungsstörungen, Beck-Depressions-Inventar (BDI) und Brief Symptom Inventory (BSI). Außerdem führten alle Teilnehmer drei Wochen vor Beginn des Trainings, sechs Wochen währenddessen und drei Wochen nach Abschluss des Trainings täglich ein Schlafprotokoll. Zur Auswertung der erhobenen Daten wurden folgende nichtparametrische Tests angewendet: Wilcoxon-Test, Mann-Whitney-Test, Kruskal-Wallis-Test, χ2-Test sowie Korrelationen nach Spearman. Ergebnisse. Durch die Teilnahme an dem Schlaftraining verbesserte sich die Schlafeffizienz, nicht jedoch die Erholsamkeit der Nacht bzw. die Tagesschläfrigkeit. In Ansätzen ließ sich ein charakteristisches Muster der Veränderung der Variablen im Verlauf des Trainings feststellen. Diese Ergebnisse zeigten sich sowohl für Patienten mit organisch bedingten Schlafstörungen als auch für solche mit nicht organisch bedingter Insomnie. Auch anderweitige körperliche bzw. psychische Symptombelastung, Alter, Geschlecht und Gruppengröße zeigten keinerlei Einfluss auf die Wirksamkeit des Trainings. Einzig die Variable, an wie vielen Sitzungen ein Patient persönlich anwesend war, beeinflusste die Wirksamkeit signifikant. So war das Training bei Patienten, die an allen vier Sitzungen persönlich teilgenommen hatten, fast doppelt so wirksam, wie bei den anderen. Schlussfolgerungen. Das untersuchte Schlaftraining erzielt die gewünschten Effekte und kann somit zur Behandlung von Patienten mit chronischer Insomnie eingesetzt werden. Dabei ist es nicht entscheidend, ob die Patienten noch anderweitige körperliche oder psychische Beschwerden haben. Schlüsselwörter. Insomnie, Therapie, Kurzintervention, Verhaltenstherapie, Schlaftraining
P 84 Effektivität einer Schlafedukation bei Patienten mit chronischer Schmerzstörung G. Rodio1, M.B. Specht2,1, W. Hiller1, P. Nilges3, S. Volk2 1 Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Psychologisches Institut, Mainz, 2 Kliniken des MTK GmbH, Interdisziplinäres Zentrum für Schlafmedizin und Heimbeatmung, Hofheim, 3DRK Schmerz-Zentrum in Mainz, Mainz Fragestellung. Patienten mit chronischer Schmerzstörung leiden häufig auch an Ein- und Durchschlafstörungen. Da sich eine Insomnie, losgelöst von der zugrundeliegenden Erkrankung, über kognitive und behaviorale Mechanismen schnell manifestieren kann, ist es wichtig, dass diese neben der Behandlung der chronischen Schmerzstörung therapiert wird. Thema dieser Diplomarbeit ist die Untersuchung der Effektivität einer Kurzintervention zur Behandlung von Ein- und Durchschlafstörungen bei Patienten mit chronischer Schmerzstörung. Patienten und Methoden. Zur Beantwortung der Fragestellungen wurden mittels Fragebögen Veränderungen der subjektiven Schlafqualität,
des Schweregrades der Insomnie und der Tagesschläfrigkeit an insgesamt 70 chronischen Schmerzpatienten während ihres stationären Aufenthaltes im DRK-Schmerzzentrum erfasst. Alle teilnehmenden Patienten litten neben der chronischen Schmerzstörung auch an Einund Durchschlafstörungen. Die Gesamtstichprobe wurde in eine Experimentalgruppe, die an einer zweistündigen Schlafedukation zur Behandlung der Insomnie teilnahm, und eine Kontrollgruppe, die keine Edukation erhielt, unterteilt. Um Aussagen über die Wirksamkeit dieser Kurzintervention zu treffen, wurden Varianzanalysen gerechnet. Die Zusammenhänge zwischen Variablen wurden mittels Korrelationskoeffizienten analysiert. Ergebnisse. Alle Patienten zeigten am Ende des stationären Aufenthaltes eine Minderung der Schlafstörung wobei es keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen gab. In der Experimentalgruppe wurden im Vergleich zur Kontrollgruppe jedoch weniger Schlafmittel konsumiert. Schlussfolgerungen. Die Schlafedukation war insofern effektiv als sie in der Experimentalgruppe zu einem stärkeren Rückgang der Insomnie als in der Kontrollgruppe bei einem insgesamt geringeren Hypnotikakonsum führte. Schlüsselwörter. Schlaf, Schmerz, Therapie, Insomnie, Schlafedukation
P 85 Versorgungserfolge mittels Unterkieferprotrusionsschienen C. Priegnitz1, A. Meyer2, N. Anduleit1, M. Treml1, S. Böing1, W.J. Randerath1 Universität Witten/Herdecke, Institut für Pneumologie, Solingen, 2Zahnärztliche Praxis, Solingen
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Fragestellung. Die Unterkieferprotusionsschiene (UPS) stellt bei leichtbis mittelgradigem obstruktiven Schlafapnoesyndrom (OSA) eine etablierte Therapiealternative dar. Bislang fehlen jedoch zuverlässige Parameter, die den Erfolg einer UPS-Therapie vorhersagbar machen. Inhalt dieser retrospektiven Analyse war die Frage, ob die Anpassung eines UPS-Testsystems hinreichende Aussagen zum Therapieerfolg einer definitiven Schiene zulässt und somit eine Anpassung unwirksamer definitiver UPS vermeiden kann. Patienten und Methoden. Retrospektiv wurden Daten von 109 Patienten (81 m, 28 w, 47,9±11,7 Jahre, 28,1±4,6 kg/m2) ausgewertet, bei denen nach der diagnostischen Polysomnographie (PSG) die Indikation für eine UPS gestellt wurde. Analysiert wurden neben den Daten der diagnostischen PSG, PSG unter UPS-Testsystem und PSG mit definitiver UPS auch das Verbleiben der Patienten im vorgeschlagenen „Versorgungsweg“. Ergebnisse. Von initial 109 Patienten stellten sich lediglich 71 mit einem UPS-Testsystem zur Evaluierung des Therapieerfolges mittels PSG wieder vor. In 32 dieser Fälle kam es zur Anpassung einer dauerhaften UPS mit abschließender Wiederholung der PSG (Tab. 1). Beim Vergleich zwischen Provisorium und definitiver UPS bei insgesamt 32 Patienten konnte hinsichtlich des AHI kein relevanter Unterschied festgestellt werden. In 22 Fällen (69%) betrug die Abweichung des AHI zwischen beiden Systemen weniger als 5/h (Tab. 2). Tab.9 | P 85 – Ergebnisse aller vorliegenden Polysomnographien nach manueller Auswertung MW±SD Anzahl (n) Minimum Maximum Diagnose AHI (/h) 18,3±10,8 109 1,6 68,0 SpO2 minimal (%) 84,6±7,7 108 51 95 Testschiene AHI (/h) 8,6±7,2 71 0,2 39,5 SpO2 minimal (%) 87,5±7,5 67 37 96 Definitive UPS AHI (/h) 7,9±6,8 32 0,2 27,2 SpO2 minimal (%) 88,9±6,2 31 65 96 Somnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts Tab. 10 | P 85 – Ergebnisse der Polysomnographien von 32 Patienten mit jeweils vorliegender PSG für Diagnose, Testschiene und definitiver Schiene nach manueller Auswertung Diagnose Testschiene Definitive UPS AHI (/h) 19,7±10,4 8,1±8,2*** 7,9±6,8*** SpO2 minimal (%) 85,4±6,8 89,6±2,9** 88,9±6,2*
Schlussfolgerungen. In dieser vorselektionierten UPS-Klientel gelingt eine Nachverfolgung bis hin zur Therapiekontrolle mit definitiver UPS bei einem Drittel. Ausfallsgründe umfassen u. a. Incompliance der Patienten, eine fehlende Kostenübernahme durch die Krankenkassen und unzureichenden Therapieerfolg. Die gute Übereinstimmung von Provisorium und definitiver UPS hinsichtlich des AHI deutet auf einen hohen prädiktiven Wert des Testsystems in punkto Therapieerfolg hin. Schlüsselwörter. Unterkieferprotrusionsschiene, SBAS, OSAS, Therapie, UPS
P 86 Vergleichende Untersuchung zweier Geräte zur Messung der nächtlichen Sauerstoffsättigung und Pulsfrequenz in der kieferorthopädischen Praxis M. Försch1, J. Weber2, E. Meyer2, S. Wriedt1 1 Universitätsmedizin Mainz, Poliklinik für Kieferorthopädie, Mainz, 2Gemeinschaftspraxis für Kieferorthopädie, Ludwigshafen am Rhein Fragestellung. Ziel war die Evaluierung zweier Messapparaturen zur Aufzeichnung der Atem-/Pulsparameter als Routineverfahren in der kieferorthopädischen Praxis. Da häufig ein Zusammenhang zwischen Zahnstellungs-/Kieferanomalien und obstruktiven Schlafstörungen besteht, kann die pulsoxymetrische Untersuchung der Grundstein einer schlafmedizinischen Diagnostik sein. In der vorliegenden Untersuchung eines solchen Pulsoximetriegerätes (PulseOximeter CMS50, Contec Mesical, Quinhuangdao, China) wurden die Parameter dieses Gerätes mit den Werten einer polysomnographischen Messapparatur (NOX-T3 Sleepmonitor, CareFusion, San Diego, USA) verglichen. Patienten und Methoden. In 10 Messreihen wurde bei einem gesunden männlichen Probanden (27 Jahre, BMI: 22,2) sowohl das Pulsoximetrie- als auch das Somnographiegerät angelegt. Die Messgeräte wurden bimanuell am Zeigefinger appliziert. Pulsfrequenz und Sauerstoffsturierung wurden mit beiden Messinstrumenten, beim Polysomnographiegerät zusätzlich respiratorische Parameter (Apnoe/Hypopnoe-, Schnarchindex) und Lage-/Positionsinformationen aufgezeichnet. Die Werte wurden statistisch ausgewertet (deskriptiv, gepaarter t-Test, Signifikanzniveau p<0,05) Ergebnisse. Das CMS50 maß für den Basalwert SpO2 (%) 97,21±1,42 (Minimum 95,8%), das NoxT3 97,63±1,36 (96,1%). Als Durchschnittspuls (bpm) ermittelte das CMS50 67,86±5,35 (Minimum 59,1; Maximum 79,82), das NoxT3 67,05±4,85 (Minimum 60,0; Maximum 80,1). Es konnten bei keinem Parameter ein signifikanter Unterschied zwischen beiden Geräten festgestellt werden. Es wurde im Rahmen der Messreihen mit keinem Gerät eine Desaturierung gemessen. In Vorversuchen konnte jedoch durch Luftanhalten im Wachzustand ein zeitverzögerter Abfall der Sättigungsparameter simultan bei beiden Geräten bewirkt und aufgezeichnet werden. Schlussfolgerungen. Im Versuchsprotokoll an einer gesunden Testperson ermitteln das PulseOximeter CMS50 sowie das polysomnographische Nox-T3 vergleichbare Werte. Der Einsatz zur prätherapeutischen Routinediagnostik im Rahmen der kieferorthopädischen Praxis ist nach Dafürhalten der Autoren zulässig. Schlüsselwörter. Kieferorthopädie, Pulsoxymetrie, Routinediagnostik, obstruktive Schlafstörungen, dentofaziale Anomalien
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P 87 Der Effekt eines Kissens zur Kopflageänderung auf das Schnarchen D. Cazan1, U. Mehrmann2, A. Freuschle1, J.T. Maurer1 1 Universitätsmedizin Mannheim, HNO-Klinik, Mannheim, 2Sissel Novacare, Bad Dürkheim Fragestellung. Das primäre Schnarchen stellt per definitionem keinen Krankheitswert dar, führt jedoch häufig zu einer sozialen Beeinträchtigung der Betroffenen. Diese suchen oftmals medizinische Hilfe. Die Behandlung des Schnarchens sollte daher grundsätzlich möglichst keine Risiken aufweisen und gut verträglich sein. In Rückenlage tritt Schnarchen in aller Regel verstärkt, in manchen Fällen sogar ausschließlich auf. Erste Hinweise lassen vermuten, dass bei manchen Betroffenen das Schnarchen in Kopfseitenlage trotz erhaltener Rückenlage abgeschwächt bzw. gar nicht auftritt. Bislang ist jedoch unklar, ob die Induzierung einer Kopflageänderung Schnarchen tatsächlich vermindert. Patienten und Methoden. Unter diesem Aspekt wurde ein Kopfkissen mit kleinen eingearbeiteten Luftkissen sowie einem integrierten Schnarchsensor entwickelt (Sissel Silencium®). Wird Schnarchen über die in das Kissen integrierten Mikrophone registriert, füllen sich die Luftkissen langsam und bewirken eine sanfte Lageänderung des Kopfes. Die Probanden dieser ersten unkontrollierten und unselektierten Fallserie wurden von Mitarbeitern der Firma Sissel Novacare GmbH alleine aufgrund des Symptoms „Schnarchen“ ausgesucht. Eine apparative Schlafdiagnostik fand nicht statt. Alle erhielten für insgesamt 4 Nächte das Silencium Anti-Schnarchkissen. Zwei Nächte sollten mit aktiviertem und zwei Nächte mit inaktiviertem Kissen verbracht werden. Die Reihenfolge der Nächte wurde beliebig von den Patienten festgelegt. Ergebnisse. Die ersten empirischen Untersuchungen an insgesamt 157 Probanden (142 Männer, 15 Frauen) im Alter von 54±9,6 Jahren zeigten eine hochsignifikante Reduzierung des Schnarchens. Die Schnarchdauer bezogen auf die im Bett verbrachte Zeit mit inaktiviertem AntiSchnarchkissen wurde mit 48±17% gemessen, während sie bei aktiviertem Kissen nur 16±9 betrug. Dies entspricht einer prozentualen Verbesserung von 67±14%. Schlussfolgerungen. Das untersuchte Kissen scheint Schnarchen hochsignifikant zu reduzieren. Aufgrund der methodischen Schwächen der Studie ist jedoch unklar, ob hierfür Arousals durch die Kopfdrehung, eine durch die Kopfdrehung ausgelöste Körperdrehung oder die alleinige Kopfdrehung für den Effekt verantwortlich gemacht werden können. Basierend auf diesen Daten wurde eine prospektive Studie entwickelt, um die vermutete Effektivität sowohl objektiv als auch subjektiv zu validieren. Schlüsselwörter. Schnarchen, Anti-Schnarch-Kissen, Sissel Silencium, Kopflageänderung, Schnarchsensor
P 88 Modulare, kognitiv-behaviorale Gruppentherapie von sekundären Insomnien bei Patienten mit depressiver Störung, Angststörung oder somatoformer Störung in stationär-psychiatrischer Behandlung – Entwicklung und Akzeptanz M.J. Müller1,2, B. Kundermann1, C. Kobelt1, C. Repp1, N. Cabanel1 1 Vitos Gießen-Marburg, Gießen, 2Justus-Liebig-Universität Gießen, Fachbereich Medizin, Gießen Fragestellung. Insomnien treten häufig komorbid bei psychiatrischen Störungen auf, insbesondere bei depressiven Störungen und Angsterkrankungen. Entgegen der traditionellen Sicht, dass Insomnien lediglich ein Epiphänomen dieser psychiatrischen Primärerkrankungen seien (sekundäre Insomnie), mehren sich Hinweise dafür, dass Insomnien durchaus – auch bei erfolgreicher klinischer Remission der psychiatrischen Primärsymptomatik – persistieren und somit als eigenständiges Therapieziel zu beachten sind. Verhaltenstherapeutische
Interventionen stellen eine sehr effiziente Behandlungsoption bei primären Insomnien dar, sind jedoch bei sekundären Insomnien weitaus weniger gut untersucht sind. Im Rahmen dieser Pilotstudie wurde im stationären Setting ein modulares kognitiv-verhaltenstherapeutisches Insomnie-Therapieprogramm (KVT-I) bei Patienten mit psychischer Störung als Hauptdiagnose und begleitender Insomnie eingesetzt, um zunächst Praktikabilität und Akzeptanz zu untersuchen. Erste Ergebnisse der laufenden Auswertung werden berichtet. Patienten und Methoden. Patienten mit den Hauptdiagnosen ICD-10 F32/33, F40-43 oder F45 wurden bei zusätzlich bestehender klinisch relevanter Insomnie (PSQI-Gesamtwert >5) im Rahmen der stationären Behandlung eine KVT-I Gruppentherapie angeboten. Lediglich bei kontinuierlicher (>5 Tage) Pharmakotherapie mit Anxiolytika oder Hypnotika wurde die Teilnahme an der Gruppentherapie zurückgestellt. Die Patienten durchliefen einen Behandlungszyklus von 4 Wochen (2 Termine/ Woche, insgesamt 8 Sitzungen, 60 min, 19–20.00 Uhr). Die Module „Psychoedukation“, „Stimuluskontrolle“, „Schlafrestriktion“ und „kognitive Techniken“ wurden in einer fixen Sequenz abgehandelt, die Aufnahme in die laufende Gruppe erfolgte nach individuellen Einzelgesprächen. Im Anschluss an jede Sitzung erfolgte eine Fragebogenevaluation (Bewertung der Therapieeinheit in Hinblick auf verschiedene Aspekte, z. B. Vermittlung von Störungswissen, Anwendbarkeit von Techniken bzw. allgemeine Aspekte von Akzeptanz, jeweils mit 6-stufigen Likert-Skalen). Ergebnisse. Das modulare vierwöchige Programm lässt sich nach den ersten Erfahrungen gut in ein stationäres Setting zur Behandlung von u. a. Angst- und depressiven Störungen integrieren. Die Attritionsrate liegt derzeit bei <20%. Die vorläufige Auswertung der Fragebogendaten ergab eine zusammenfassend hohe Akzeptanz der der KVT-I-Gruppentherapie – unabhängig von der psychiatrischen Hauptdiagnose (mind. 80% der Ratings „sehr gute“ bis „gute“ Akzeptanz). Unterschiede zwischen den Behandlungsmodulen konnten noch nicht nachgewiesen werden. Es zeigt sich allerdings – bei fixer Abfolge der Module – bereits in der kleinen Stichprobe eine subjektive Besserung der Schlafqualität am Ende der Gruppentherapie. Schlussfolgerungen. Patienten mit der Diagnose einer affektiven Störung, einer Angst-, Zwangs- oder Anpassungsstörung oder einer somatoformen Störung und zusätzlich relevanter Insomnie in stationärpsychiatrischer Behandlung zeigen nach dieser Pilotstudie eine hohe Akzeptanz gegenüber einem gruppentherapeutischen Behandlungsangebot, das spezifisch auf die begleitenden insomnischen Beschwerden ausgerichtet ist. Dies unterlegt zum einen die affektive Valenz („Leidensdruck“) von komorbiden Schlafstörungen, obwohl diese – für sich alleine genommen – nicht die stationär-psychiatrische Aufnahme veranlassten. Zum anderen scheinen die gut etablierten verhaltenstherapeutischen Insomniemodule (Psychoedukation, Stimuluskontrolle, Schlafrestriktion und kognitive Techniken) auch passend für Patienten mit sekundären Insomnien zu sein, so dass sich in der der hohen Akzeptanz auch eine wesentliche Voraussetzung für die klinische Wirksamkeit abbilden könnte. Schlüsselwörter. Kognitive Verhaltenstherapie, sekundäre Insomnie, affektive Störungen, Angststörungen, somatoforme Störungen
P 89 Minimalinvasive Prävention für Skeptiker – Ergebnisse im Pilot projekt „Die Zukunft meiner Arbeit“ an einer internistisch-ortho pädischen Rehaklinik, in der Privatpraxis und für Betriebe L. Neumann1,2 1 Corporate-Profiler, Stuttgart, 2Universität, Arbeits- und Ingenieurspsycholgoie, Darmstadt Fragestellung. Stressbedingte Schlafstörungen nehmen zu, lang andauernd verursachen/verschärfen sie psychische und medizinische Befunde. Der Forschungsstand ist beeindruckend, aber die verhaltensorientierten Hilfsangebote verblieben nahezu auf dem Stand der „Schlafhygiene“ der psychiatrischen Forschung anno 1926. Die strengen Regeln der „Schlaf-
hygiene“ erreichen gesunde, gleichwohl Gestresste nicht. „Und dann ändert sich nichts“ sagen selbst Schlafmediziner mit dem kritischen Abstand der Praktiker. Andere nennen sie „ein Vehikel aus einer anderen Zeit“. Die herausragende Bedeutung von Schlaf für die öffentliche und betriebliche Gesundheitsförderung steht bis heute in krassem Widerspruch zur Akzeptanz der etablierten Hilfsangebote. Was muss sich in Intervention und Kommunikation verändern, damit „Schlaf“ als systemischer Gesundheitsfaktor auf breiter Front wahrgenommen wird? Wie kann die salutogene Lücke „Schlaf“ in der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF/BGM) und für Public Health erschlossen werden? Patienten und Methoden. Im 2-jährigen Pilotprojekt an einer internistisch-orthopädischen Rehaklinik mit 266 meist männlichen Klienten fand der Ansatz „Smart Skills. Minimalinvasive Prävention für Skeptiker“ erstmals außerhalb der Privatpraxis breite Anwendung – für Arbeiter ebenso wie für Führungskräfte. Die neurobiologisch wirksame Intervention wurde aus den Schnittmengen der Gehirn- und Gedächtnis-, Kommunikations-, Kreativitäts-, Resilienz-, Empathie-, Sport- & Schlafforschung entwickelt. Methoden wie zum Beispiel wingwave/EMDR, de Shazer und das Züricher Ressourcen-Modell wurden analysiert und weiterentwickelt. Den Rahmen stellt ein emanzipatives Ressourcenmodell, das „Barcelona-Ressourcen-Modell“ mit Wissenstransfer fürs Betriebliche Gesundheitsmanagement und Public Health. Ergebnisse. Die Evaluation ergab 9 Punkte Verbesserung des subjektiven Wohlbefindens auf einer 12er-Stress-Skala in zwei Stunden und die erstaunlich schnelle Rückkehr zum erholsamen Schlaf. Signifikant hoch war die Akzeptanz bei Männern, Wissensarbeitern, Angehörigen anderer Kulturkreise und bei älteren Mitarbeitern. Sie stehen StressBewältigungsmethoden wie Yoga, Tai-Qi, Meditation ect. skeptisch gegenüber, aber für Sport fehlt ihnen stressbedingt Motivation und Kraft. Bislang konnten diese Zielgruppen selten erreicht werden. Positive Effekte wurden auch bei chronobiologischen Schlafstörungen beobachtet, bei Schmerzen, Süchten und medizinischen Befunden. Schlussfolgerungen. Ob die überraschend gute Akzeptanz samt Selbstregulation durch Ansprache, Inhalte und/oder der Kurzzeit-Methodik erreicht werden konnte, wurde bislang nicht erhoben. Vergleichende Interventionsforschungen – insbesondere zur Kommunikation von Schlaf – müssen sich nun anschließen, auch mit dem Ziel, der Zunahme der „großen Volkskrankheiten“ mit Empowerment-Konzepten zu begegnen. Fürs junge Thema „Männergesundheit“ zeichnet sich hier ein neuer Gender-Ansatz ab. Für „Smart Skills. Minimalinvasive Prävention für Skeptiker“ wurde in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Darmstadt, Forschungsgruppe Arbeits- und Ingenieurspsychologie (FAI), ein Förderantrag gestellt. Schlüsselwörter. Interventionsforschung, Wirksamkeitsstudien, Gesundheitsförderung, „Männergesundheit“, stressbedingte Insomnien
P 90 Neuropsychiatrische Prozesse und Konsequenzen bei schlafbezogenen Atmungsstörungen A. Büttner-Teleaga1,2 1 Woosuk Universität, Institut für Kognitive Wissenschaft, Samnye-up, Korea, 2Klinik für Tumorbiologie der Albert-Ludwigs Universität, Institut für Rehaforschung, Freiburg i. Br. Fragestellung. Schlafbezogene Atmungsstörungen (SBAS) können einerseits zu mannigfaltigen physischen Problemen wie Hypertonie, Arrhythmien, Koronarer Herzerkrankung, Myokardinfarkt und/oder Diabetes mellitus führen, andererseits aber auch zu zahlreichen neuropsychiatrischen Konsequenzen wie Hirnatrophie, Depression, Angst und Insomnie. Allerdings ist das Wissen bzgl. dieser neuropsychiatrischen Veränderungen bislang sehr mangelhaft. Patienten und Methoden. Die Untersuchung erfolgte intraindividuell an einer Gruppe von 100 OSAS-Patienten (17 weiblich; 83 männlich; Alter: 53,3±11,7 Jahre; BMI: 30,9±5,2 kg; ESS: 10,2±4,9), die anhand ihrer Diagnose (nach ICD-10) rekrutiert wurden. Die Studienteilnehmer wurden Somnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts polysomnographisch sowohl vor als auch unter Therapie (>6 Wochen) untersucht und mussten alle zur OSAS-Diagnose notwendigen Kriterien aufweisen. Die Studienteilnehmer erhielten ein Fragebogenpaket, bestehend aus einem Patientenbogen, der ESS, der SF-36, dem FOSQ, FPI-R und der HADS. Das Untersuchungsdesign sah u. a. den Vergleich der Angst- und Depressionswerte vor und nach Therapie vor. Ergebnisse. Die Überprüfung sowohl der Persönlichkeitsdimensionen als auch die der Angst- und Depressionsparameter ergab vor der Therapie bei allen Patienten deutliche Abweichungen von der Norm (im Vergleich zu Gesunden; p<0,001). Der Vergleich der Persönlichkeitsdimensionen und der der Angst- und Depressionsparameter vor und unter Therapie ergab eine deutliche Verbesserung für untersuchten Werte (Vorher-Nachher-Vergleich; ebenfalls p<0,001). Schlussfolgerungen. Es zeigte sich, dass Schlafbezogene Atmungsstörungen sowohl Einfluss auf die Persönlichkeit als auch auf psychische Faktoren wie Ängstlichkeit, Stimmung und psychische Befindlichkeit besitzen. Weiterhin ergab sich nach erfolgreicher Therapie eine deutliche Verbesserung der pathologischen Parameter, so dass geschlussfolgert werden kann, dass eine effektive nCPAP-Therapie nicht nur das psychische Wohlbefinden, sondern auch die psychische Belastbarkeit erhöht und die Persönlichkeit normalisiert. Schlüsselwörter. Schlafbezogene Atmungsstörung, neuropsychiatrische Prozesse, Persönlichkeit, Depression, Angst
P 91 OSAS durch das Interface M. Westhoff1, P. Litterst1 1 Lungenklinik Hemer, Klinik für Pneumologie, Intensiv- und Schlafmedizin, Hemer Fragestellung. Es existieren nur wenige Daten zum Einfluss des Interfaces auf die CPAP-Einstellung und den Druckbedarf. Patienten und Methoden. Exemplarische Darstellung eines aktuellen Falls mit OSAS unter MNM und der weiteren in der Zeit vom 01.11.2006 bis 01.05.2013 erfassten Fälle. Ergebnisse. Der 76-jährige Patient wurde in einem auswärtigen Schlaflabor wegen eines OSAS mit einem Auto-Trilevel-Gerät (EEPAP 6-16 hPa, PDIFF 3-8 hPa) unter einer MNM (Angabe von Nasenproblemen) eingestellt. Wegen des Bilds der komplexen Schlafapnoe dort definitive Einstellung auf ein Auto-CS-Gerät. Darunter ODI von 28/h und Persistenz der Tagesmüdigkeit. In der Nativ-PSG konnte in unserem SL ein OSAS mit einem RDI von 42/h nachgewiesen, in der APAP-Titration (Beibehaltung der MNM) weiterhin erhöhter RDI von 41/h bei mittlerem Druck von 11 hPa. In der Rhinomanometrie kein Hinweis auf eine behinderte Nasenatmung. Unter APAP-Titration und Verwendung einer NM Normalisierung des RDI auf 7,5/h. Vom 01.11.2006 bis 01.5.2013 konnten 56 Fälle (4 Frauen, 64,0±3,3 Jahre; 52 Männer, 60,2±13,2 Jahre) mit OSAS-Befund unter MNM erfasst werden, die vorwiegend zur weiteren Abklärung von extern zugewiesen wurden und deren detaillierte Daten derzeit aufgearbeitet werden. Bei allen führte eine Umversorgung auf eine NM zur Normalisierung des RDI und einem niedrigeren Druckbedarf. Schlussfolgerungen. Der Fall zeigt exemplarisch, dass bei OSAS die primäre Verwendung einer MNM zu einer Befundverschlechterung (Zunahme des AHI, hoher Druck, Beschwerdenpersistenz) führen kann. Gründe der MNM-Anwendung sind Angaben über eine behinderte Nasenatmung oder eine grundsätzliche Vorgehensweise mit Bevorzugung der MNM als Interface. Als Ursachen für die Zunahme der Obstruktion unter MNM müssen eine Rückverlagerung des Unterkiefers und veränderte Druck-/Flow-Verhältnisse im Pharynx angenommen werden. Zusammenfassend sollte einer primären CPAP-Titration unter Verwendung einer NM der Vorzug gegeben werden. Bei OSAS oder Müdigkeit bei hohen Drucken unter einer MNM muss an eine Interface-bedingte Ursache gedacht werden. Schlüsselwörter. Schlafbezogene Atemstörung, Titration, Mund-NasenMaske, Nasen-Maske, Interface
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P 92 Evaluation einer strukturierten Nachsorge bei CPAP-versorgten Patienten mit obstruktivem Schlafapnoesyndrom J. Ritter1, G. Schneider1 1 Universitätsklinikum Jena, HNO, Jena Fragestellung. Für die Nachsorge von Patienten, die nach Diagnosestellung eines obstruktiven Schlafapnoesyndroms eine CPAP-Therapie erhalten, gibt es keine strukturierten Vorgaben. Somit erlangt eine Großzahl dieser Patienten nicht die nötige Unterstützung im Umgang mit den technischen und medizinischen Problemen der CPAP-Therapie. Das Ziel der Studie ist es die häufigsten Probleme der CPAP-versorgten Patienten zu identifizieren und die Wichtigkeit der strukturierten Nachsorge bei der Problembeseitigung und für die Patientenzufriedenheit und die Therapiecompliance herauszustellen. Patienten und Methoden. Es wurden Daten aller Patienten erhoben, die sich im Zeitraum vom 01.06.2011 bis zum 31.05.2013 in unserer regelmäßigen Nachsorge befanden, wobei in diesem Rahmen sowohl für medizinische, als auch für technische Fragen der CPAP-Therapie Problemlösungen angeboten wurden. Zudem wurden Fragebögen zur Erfassung der Lebensqualität unter laufender CPAP-Therapie, sowie zur Zufriedenheit mit der Therapie und der Nachsorge aller Patienten ausgewertet. Ergebnisse. Die Untersuchungen zeigen die häufigsten Probleme von CPAP-versorgten Patienten auf. In der regelmäßigen Nachsorge konnten viele dieser Probleme behoben werden, so dass sich bei einem Großteil der Patienten die Therapiezufriedenheit und somit die Compliance verbesserten. Insgesamt zeigte sich, dass das Angebot der Nachsorge von der Mehrheit der Patienten deutlich befürwortet wurde. Schlussfolgerungen. Aktuell gibt es zur Nachsorge nach Anpassung einer CPAP-Maske keine klaren Vorgaben. Die Untersuchungen zeigen aber, dass sich eine strukturierte Nachsorge bei CPAP-versorgten Patienten mit obstruktivem Schlafapnoesyndrom positiv auf die Therapiecompliance auswirkt. Sie sollte daher zukünftig als fester Therapiebestandteil in die Leitlinien für die obstruktive Schlafapnoe integriert werden. Schlüsselwörter. CPAP-Therapie, Nachsorge, Compliance, Therapieprobleme, Patientenzufriedenheit
P 93 Studie zur Effektivität einer Schlaf-Edukations-Gruppe und Auswirkungen auf Schmerzen und Depressivität S. Konaka1, M.B. Specht2,1, W. Hiller1, P. Nilges3, S. Volk2 1 Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Psychologisches Institut, Mainz, 2 Kliniken des MTK GmbH, Interdisziplinäres Zentrum für Schlafmedizin und Heimbeatmung, Hofheim,, 3DRK Schmerz-Zentrum, Mainz Fragestellung. In dieser Studie geht es um die Symptombereiche Schlafstörung, Schmerzen sowie Depressivität. Sie beeinflussen einander in komplexer Weise, was für die Therapeuten einerseits eine Herausforderung darstellt und für die Betroffenen andererseits oft eine Odyssee auf ihrem Therapieweg bedeutet. Um Patienten mit diesen vielschichtigen Symptomen und Bedürfnissen effektiver behandeln zu können, ist es sinnvoll, verschiedene therapeutische Verfahren gleichzeitig anzuwenden, die sowohl auf die Schmerzen als auch die Schlafstörung einwirken. In diesem Zusammenhang wird die Effektivität einer psychoedukativen Gruppenintervention zum Thema Schlaf bei stationären Schmerzpatienten untersucht. Hierbei wird der Effekt der Schlafedukation in Bezug auf Schmerzen und Depressivität analysiert. Ziel ist es, die vor der Teilnahme an der Schlaf-Edukations-Gruppe (SEG) bestehenden Beschwerden zu verringern. Patienten und Methoden. Bei der vorliegenden Studie wurden 70 Patienten des DRK Schmerz-Zentrum Mainz im Rahmen eines Prä-Post-Kontrollgruppendesigns mit einer Interventions- und einer Kontrollgruppe untersucht. Da sowohl der Faktor Gruppe als auch der Faktor Messzeitpunkt zweifach gestuft sind, kann das Design ebenfalls als 2×2-De-
Tab.11 | P 95 – Auflagenzahl und -höhe der Säuglingsfibel von Ch. Hempel, Hirzel, Leipzig Nr. 1. 2. 3. 4. 5. 6. Jahr 1970 1971 1972 1974 1975 1977 Auflage 10.000 20.000+5962* 14.900 32.751** 14400 20.000
7. 1978 9875
8. 1979 89.875
Gesamt 217.763
Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, Abteilung Leipzig, 21102 Salomon Hirzel Verlag Leipzig, inbes. Nr. 14–18, darin: „Endberechnung zur Kalkulation des Verlagswerkes Hempel, Säuglingsfibel“, *) Nachdruck der 1. Auflage 1971, **) geplante Auflage 34.900, korrigierte Produktziffer 32.751.
sign betrachtet werden, wobei der Faktor Gruppe zwei unabhängige Gruppenbedingungen unterscheidet. So stellt die Interventionsgruppe diejenigen 35 Teilnehmer der Patientengruppe dar, die einmal an einer 1,5- bis 3-stündigen Gruppensitzung der SEG teilgenommen haben. Als Vergleichsgruppe dienen 35 Patienten, die nicht an der SEG teilgenommen haben. Der Faktor Messzeitpunkt gliedert sich in zwei Messzeitpunkte: der erste (t1) liegt zu Beginn des jeweiligen Klinikaufenthalts der Versuchsperson und der zweite (t2) kurz vor der Entlassung. Zudem werden durch den Faktor Messzeitpunkt innerhalb der Gruppen jeweils abhängige Stichproben unterschieden. Hypothesen. Die Ergebnisse dieser Studie sollen zeigen, ob die Teilnahme an einer SEG eine subjektiv verbesserte Symptomatik bezüglich Schmerzen und Depressivität bewirkt. Zudem wird der Vergleich hinsichtlich weiterer Daten, wie etwa demographische Daten oder Daten zu Schlafstörungen, stattfinden. Ergebnisse. Zurzeit liegen noch keine Ergebnisse vor, da die Datenauswertung noch nicht abgeschlossen ist. Schlüsselwörter. Insomnie, Schmerzen, Depression, Therapie, Schlafedukation
P 94 Kurzzeit- und Ultrakurzzeittherapie der Insomnie M.B. Specht1,2, L. Herwig2, W. Hiller2, B. Möschler2, E. Spaude2, S. Volk1 1 Kliniken des MTK GmbH, Interdisziplinäres Zentrum für Schlafmedizin und Heimbeatmung, Hofheim, 2Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Psychologisches Institut, Mainz Fragestellung. In den letzten Jahren ist die Entwicklung und Ausreifung der Therapie der Insomnie erfolgreich vorangeschritten (z. B. Kyle et al 2011). Gerade die individuelle Herangehensweise an eine bereits chronische Insomnie ist zudem von großer Bedeutung. Jedoch nötigt der Kostendruck im Gesundheitssystem die stationären und ambulanten Therapeuten zunehmend dazu kürzere und somit kostengünstigere Therapien anzubieten. Buysse et al. (2011) zeigten, dass auch eine Therapieform die sich auf 4 Kontakte beschränkt effektiv sein kann. Daran angelehnt wurden zwei Gruppenangebote entwickelt, eine 4 Kontakte umfassende Kurzintervention bei Insomnie (KI) sowie eine aus 1 Kontakt bestehende Schlaf-Edukations-Gruppe (SEG). In der noch laufenden Studie soll der Frage nachgegangen werden, ob sich diese Interventionen, gerade vor dem Hintergrund ihrer Kürze, als effektiv zeigen und welche Implikationen dies für zukünftige Therapie- oder Präventionsmaßnahmen der Insomnie mit sich bringt. Patienten und Methoden. Bisher nahmen 30 Personen an der KI teil. Des Weiteren nahmen 35 Patienten eines Schmerzzentrums an der SEG als Experimentalgruppe teil und 35 Patienten des Schmerzzentrums fungierten als Kontrollgruppe in Bezug auf die Effektivität der SEG. Alle litten an Insomnie. Die Patienten der KI füllten bereits 3 Wochen vor, während (6 Wochen) und 3 Wochen nach dem Programm ein Schlafprotokoll aus. Alle Teilnehmer füllten vor und nach ihrer Teilnahme (bzw. die Kontrollgruppe nach vergleichbarer Zeit) den Insomnia Severity Index (ISI-G), den Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI), die Epworth Sleepiness Scale (ESS), die International Restless Legs Syndrome Severity Scale (IRLS), den Berliner Fragebogen zu Schlafbezogenen Atmungsstörungen und das Beck-Depressions-Inventar (BDI) aus. Ergebnisse. In Bezug auf die KI zeigten sich bisher deutliche Effekte in Bezug auf die Verbesserung der subjektiven Schlafqualität, und
der Schlafeffizienz, unabhängig davon, ob gleichzeitig eine organische Schlafstörung (RLS, SBAS) vorlag oder nicht. Zudem zeigte sich, dass je regelmäßiger die Personen teilnahmen, sie auch um so mehr von dem Programm profitierten. Beim SEG konnte nach der bisherigen Datenlage ein Rückgang des Schweregrades der Insomnie erreicht werden, der sich jedoch als nicht signifikant erwies. Stattdessen reduzierte sich der Hypnotikakonsum in der Experimentalgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich, war jedoch ebenfalls nur knapp nicht signifikant. Die Ergebnisse in Bezug auf die Veränderung der Schmerzsymptomatik und Depressivität stehen noch aus. Schlussfolgerungen. Zwar ist die Datenerhebung noch nicht abgeschlossen, aber es lassen sich deutliche Effekte der KI nachweisen. Bei der SEG ist noch zu diskutieren, ob die entweder Kürze der Intervention, oder die Probanden, also Patienten mit chronischen Schmerzen, eine Erklärung für die zwar beobachtbare, aber eben nicht signifikante Veränderung der Schlafproblematik liefern. Insgesamt lässt sich jedoch festhalten, dass kurze Interventionen, die auf Eduaktion, also der Vermittlung eines Störungsbildes und bestimmter Grundfunktionen des Schlafs (z. B. 2-Prozess-Modell), sowie auf konkreten im Alltag umsetzbaren Regeln, deren Einhaltung mittels z. B. Schlafprotokoll kontrolliert wird, und dem Eingehen auf individuelle Beschwerden, sehr effektiv zur Therapie der Insomnie sein können. Schlüsselwörter. Insomnie, Therapie, Kurzintervention, Schlafedukation, Schlafstörung
P 95 Beitrag der Säuglingsfibel von Christoph Hempel zur Prävention des plötzlichen Säuglingstodes (SIDS) E. Paditz1 1 Zentrum für Angewandte Prävention, Dresden Fragestellung. Die Geschichte der SIDS-Prävention beginnt mit zwei wesentlichen Meilensteinen: der New Yorker Neonatologe Harold Abramson zeigte schon 1944, dass die Bauchlage als Schlafposition bei Säuglingen ein wesentlicher SIDS-Risikofaktor ist [1]. Ab 1971 wurde dennoch u. a. auch in den Niederlanden und in Österreich die Bauchlage als Schlafposition propagiert. Im Gegensatz dazu erschien in der DDR 1972 eine ministerielle Verordnung, in der die Rückenlage als Schlafposition gefordert wurde. Obwohl sich epidemiologische Effekte mit einer Abnahme der SIDS-Häufigkeit in großstädtischen Siedlungsräumen wie Dresden und Halle/S. nachweisen ließen [1], ist bisher nicht ausreichend geklärt, wie sich diese Verordnung durchsetzte. Systematische regionale fallbezogene Analysen jedes kindlichen Todesfalles im ersten Lebensjahr, zu denen auch die Autopsie gehörte, dürften dazu ebenso wie gesundheitserzieherische Bemühungen beigetragen haben. Uns interessierte, welchen Anteil daran die bekannte Säuglingsfibel von Hempel hatte. Patienten und Methoden. Die Kataloge der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) und der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB) liefern lediglich den Beleg für 8 Auflagen des Titels. Im Sächsischen Staatsarchiv, Abt. Leipzig fanden sich Teile des Verlagsarchivs des Hirzel-Verlages aus Leipzig. Auf dieser Grundlage konnte die Auflagenhöhe als Hinweis auf die Verbreitung des Titels rekonstruiert werden. Zusätzlich wurden die Informationen zum sicheren Babyschlaf in diesen 8 Auflagen gesichtet.
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Abstracts Ergebnisse. Die Säuglingsfibel von Hempel ist zwischen 1970 und 1979 in 8 Auflagen mit Auflagen zwischen 10.000 bis 89.875 Expl. erschienen (Tab. 1). Insgesamt wurden damit 217.763 Expl. des Titels auf den Markt gebracht. Für einen nennenswerten Verkauf der Fibel außerhalb der DDR gibt es keine Hinweise, während das 33 Bände umfassende Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm trotz der Teilung Deutschlands wohl der heimliche Bestseller dieses Verlages in Ostund Westdeutschland blieb. Demnach kann für die Säuglingsfibel eine nennenswerte Verbreitung innerhalb der DDR angenommen werden. Inhaltlich wurde die Rückenlage als Schlafposition im eigenen Bett mit klaren Bildbotschaften propagiert. Babyschlafsäcke, Stillen und Impfungen wurden generell empfohlen. Der Besuch der kinderärztlich besetzten Mütterberatungsstellen und das Stillen wurden mit geringen finanziellen Vergünstigungen verbunden. Schlussfolgerungen. Während sich die Bauchlage als Schlafposition ab 1931–1971 weltweit zunehmend mehr durchzusetzen begann [1], gab es in der DDR ab 1972 eine ministerielle Verordnung, über die die Rückenlage forciert propagiert wurde. Die auflagenstarke Säuglingsfibel von Hempel dürfte zur niedrigen SIDS-Häufigkeit in der DDR einen nennenswerten Beitrag geleistet haben. Interessant ist, dass mehrdimensionale Präventionsansätze (Stillen, Impfen, Rückenlage, Fallmonitoring) zu diesem Ergebnis beigetragen haben. Literatur 1. Paditz E (2013) Beginn der Bauchlagekatastrophe 1931 in New York. In: Aktuelle Kinderschlafmedizin 14–17 Schlüsselwörter. SIDS, sicherer Babyschlaf, Public Health, Wirksamkeit medizinischer Ratgeber, Rückenlage als Schlafposition
P 96 Erstbeschreibung des obstruktiven Schlafapnoesyndroms 1688 durch Georg Grau aus Jena? E. Paditz1 1 Zentrum für Angewandte Prävention, Dresden Fragestellung. Bisher gilt die Pickwick-Beschreibung von Charles Dickens aus dem Jahre 1836/37 als die erste Beschreibung des klinischen Bildes der obstruktiven Schlafapnoe. In dem bisher nur wenig bekannten Kompendium über den Schlaf von Georg Grau, das 1688 in Jena
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erschienen ist, findet sich eine erstaunlich genaue Beschreibung einer ganzen Reihe von Symptomen, die heute als Vollbild eines obstruktiven Schlafapnoesyndroms eingeschätzt werden können. Diese Quelle soll im folgenden Text kurz vorgestellt werden. Patienten und Methoden. Der Titel: Das Buch erschien unter dem Titel „Hypnologia, Das ist Etliche Fragen und darauf gethane Antworten von dem Schlaf darinnen Unterricht gegeben wird/ nicht allein was der Schlaf sey/woher er entstehe/was vor Nutzen er bringe/sondern auch was noch mehr bey demselben zu betrachten sey? Alles was dem gemeinen Mann zum Besten aufgesetzet und an den Tag gegeben Durch GEORGIUM Graven/D. der Zeit bestellten Römhildischen Stadt- und Land-Medicum. JENA Verlegts Joh. Bielcke/Buchh. 1688“(Abb. 1). Auf 108 Seiten werden zahlreiche Aspekte des gesunden und des gestörten Schlafes diskutiert [1]. Der Autor: In der gemeinsamen Datenbank OGND finden sich mehr als 15 Varianten des Namens des Arztes Georg Grau, dessen Wirkungszeit mit 1658 bis 1688 angegeben wird. In der hier vorzustellenden Hypnologia wird der Autor mit Georg Graven (Titel) und Georg Grav (Einleitung, S. 12) angegeben. Grau stammt aus Coburg und studierte an der Universität Jena, danach war er als Arzt in Römhild und Bäringen tätig. Neben der Hypnologia erschienen mehrere Bücher von ihm, darunter z. B. auch ein „Kurtzer Unterricht vor Hebammen“. Ergebnisse. OSA. Die Quellen sprechen für sich: „Die XVI. Frag“ Woher koemts/ daß etliche unter den Schlafenden schnarchen?“ definiert: „Das Schnarchen ist eine verdrießliche/ beschwerliche und unannehmliche Nacht-Music/denen Beyliegenden anzuhören/und ist nichts anders/ als die hinterhaltene Lufft in der Nasen/ weil sie nicht frey und ungehindert durch die Nasen kommen kann/ dahero diejenigen/ welche voller Dünste stecken/ und nicht allmählig ausdaemffen können/ dergleuchen die von Natur ein dickes Blut haben/ oder sich berauscht schlafen legen/ als auch die/ so des ungestalten Rückenliegens gewohnet/ offters schnarchen müssen.“ (S. 67). In der „XV. Frage. Ob das Schlafen mit offenem Munde Schaden bringe?“ stellt Grau fest, „Das Schlafen mit offenem Munde ist meistens der Fresser und Säuffer Art/ wiewol auch etliuche sind/die aus Noth mit offenem Munde schlafen müssen/ weil ihre Nasenlöcher zu enge sind/ daß sie durch dieselbe nicht sattsam athmen können
„ (S. 65). Die Folge sei: „Es erfahren auch solche Schläfer/ daß ihnen gegen dem Morgen der Hals trucken und der Mund bitter ist/ dahero sie öfters einen Durst bekommen;
denn die äußerliche Luft kann nicht so häuffig in die Lungen kommen
und die Hitz des Herzens besser mäßigen.“ (S. 66). Die „Dauung“ wird „durch Schlafen mit zugethanem Munde … besser verrichtet“ (S. 66f.). „Schnarchen und Schnauffen“ werden in folgenden Zusammenhang gebracht: „Schnarchen und Schnauffen machet/ denn der Rückenlage einwärts/ und die Brust obwärts zusammen dringen/ auch dem Athem seinen Raum benehmen/ daß die Brust in athemen gar über sich heben muß“ (S. 64). Infolgedessen gäbe es „Alp oder Nachtdrücken/ schwere Noth/ Gicht/ Krampf/ Schlag/ und andere mehr/ denn das Hirn kann sich also von seiner Unreinigkeit durch die Augen/Nasen und Mund nicht saubern/ noch dieselbe ausführen.“ (S. 64). Aus: Georg Grau: Hypnologia, Jena 1688 Schlussfolgerungen. Grau beschreibt das Leitsymptom Schnarchen, dass er mit Mundatmung und verengten Nasenöffnungen in Verbindung bringt. In Rückenlage, bei Adipositas sowie nach Alkoholkonsum würde das Schnarchen verstärkt, obwohl es auch ein primäres Schnarchen ohne diese Begleitfaktoren gäbe. Das Schnarchen wirke sich auf das Herz, die Lunge und auf den Thorax aus. Die Polyzythämie wird im Zusammenhang mit dem Schnarchen erwähnt. Schlaganfall, Krämpfe und Albträume erfasst Grau als Folge des Schnarchens und der Rückenlage. Die sachlich wirkenden Beschreibungen zeigen, dass Paracelsus (Heilkunst 1500), Vesalius (neuzeitliche Anatomie 1543), Harvey (Entdeckung des Blutkreislaufs 1628) und Malpighi (Kapillarkreislauf 1665) deutliche Spuren hinterlassen haben. Möglicherweise finden sich im historischen Umfeld von Grau weitere Hinweise dafür, dass Schnarchen bereits im 17. Jahrhundert als Krankheit mit Auswirkungen auf mehrere Organsysteme betrachtet wurde.
Literatur 1. Georg Grau (2013) Hypnologia. Jena 1688, unveränderter Nachdruck, kleanthes, Dresden Schlüsselwörter. Obstruktive Schlafapnoe, Erstbeschreibung 1688,
Georg Grau, Charles Dickens, Geschichte der Medizin
P 97 Partizipative Entscheidungsfindung bei Schlafstörungen – Einflussparameter und Auswirkungen S. Sperl1, M.B. Specht2,1, W. Hiller1, S. Volk2 1 Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Psychologisches Institut, Mainz, 2 Kliniken des MTK GmbH, Interdisziplinäres Zentrum für Schlafmedizin und Heimbeatmung, Hofheim Fragestellung. Rund 25% der deutschen Bevölkerung leidet unter Schlafstörungen, was der Forschung zur Verbesserung adäquater Behandlung von Schlafstörungen eine gewichtige Rolle zuweist. Die Forderung nach Beteiligung der Patienten am medizinischen Entscheidungsprozess ist in den vergangenen Jahren sowohl aus ärztlicher, als auch aus Patientenperspektive angestiegen. Die Studie gibt Aufschluss über Beteiligungspräferenzen und partizipative Entscheidungsfindung von Patienten mit Schlafstörungen im Schlaflabor Hofheim. Zudem wurden aus der Literatur bekannte, moderierende Einflussaspekte, wie die Soziodemographie der Patienten, spezifische Charakteristika der Krankheit und der Behandlung auf ihre Gültigkeit untersucht. Zusammenhänge von Persönlichkeitsfaktoren und konkreten Eigenschaften des Behandlers mit partizipativer Entscheidungsfindung stellen einen bisher empirisch nicht überprüften Untersuchungsgegenstand dar. Partizipative Entscheidungsfindung wurde zusätzlich hinsichtlich der Zufriedenheit, der subjektiv bewerteten Compliance und dem Symptomrückgang der Schlafstörung analysiert. Patienten und Methoden. Die Studie stützt sich auf patientenbeurteilte Fragebögen zu zwei Messzeitpunkten mit 3 bis maximal 14 Monaten zwischen den Erhebungszeiträumen. Folgende Testverfahren wurden verwendet: Beck-Depressions-Inventar-II (BDI-II), Epworth-Sleepiness-Scale (ESS), Insomnie-Schweregrad-Index (ISI-G), Zufriedenheitsfragebogen (ZUF-8), Kurzversion des Big-Five-Inventory (BFI-K), Fragebogen zur Partizipativen Entscheidungsfindung (PEF-FB-9), ein Anamnesebogen des Schlaflabors Hofheim sowie ein eigener Fragebogen zur Klärung zusätzlicher Einflussfaktoren und der Compliance. Die Gesamtstichprobe besteht aus 113 Patienten des Schlaflabors Hofheim (82 Männer, 31 Frauen; Durchschnittsalter: 56,42). Statistische Prüfgröße für Zusammenhänge bildeten bivariate und biseriale Korrelationen. Gruppenunterschiede wurden mittels T-Tests, χ2-Tests und einfaktoriellen Varianzanalysen analysiert. Mögliche Prädiktoren wurden regressionsanalytisch überprüft. Ergebnisse. Die Forderung nach Beteiligung am medizinischen Entscheidungsprozess stellt sich als deutlich höher heraus als das tatsächliche Ausmaß der partnerschaftlichen Entscheidungsfindung. Die subjektive Beeinträchtigung durch die Schlafstörung erweist sich, unabhängig von Diagnose und objektiver Symptomschwere, als wesentliches Zusammenhangsmaß für den Grad partizipativer Entscheidungsfindung. Besondere Bedeutung kommt spezifischen Eigenschaften des Behandlers zu, die eine prädiktive Rolle für das Konstrukt einnehmen. Schlussfolgerungen. Die Ergebnisse der Studie deuten auf einen positiven Zusammenhang der partizipativen Entscheidungsfindung mit Behandlungszufriedenheit und Compliance hin. Schlüsselwörter. Partizipative Entscheidungsfindung, Schlafstörung, Compliance, Arzt-Patient-Beziehung, Zufriedenheit
P 98 Die digitale schlafmedizinische Qualitätssicherung – Somnonetz A. Blau1, A. Rodenbeck2,3 , M. Smith4, J. Drepper5, J. Wu6, M. Harbach4, M. Glos1, S. Canisius6, R. Siewert6, T. Penzel1, D. Oswald6, D. Krefting6 1 Charité – Universitätsmedizin Berlin, Interdisziplinäre Schlafmedizin, Berlin, 2Ev. Krankenhaus Weende gGmbH, Lungenheilkunde, Beatmungsmedizin, Schlaflabor, Bovenden-Lenglern, 3Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Physiologie, Berlin, 4Leibniz Universität, Hannover, 5TMF e. V., Berlin, 6Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW), Berlin Fragestellung. Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) stellt die Strukturqualität ihrer Schlaflabore durch eine Akkreditierung sicher. Seit 2009 erfolgt für jedes DGSMakkreditierte Schlaflabor eine regelmäßige zweijährliche Überprüfung der Prozessqualität, wobei die Teilnahme verpflichtend zum Erhalt der Akkreditierung ist. Ziel des Qualitätssicherungsverfahrens der DGSM ist der Nachweis und ggf. die Verbesserung der schlafmedizinischen Versorgung in den einzelnen Laboratorien. Das aktuelle Verfahren besteht aus einer Erhebung der personellen, räumlichen und apparativen Ausstattung des Schlaflabors, sowie aus einer Peer-Review-Begutachtung ausgewählter Behandlungsfälle. Das Verfahren wurde bisher in Papierform mit erheblichem zeitlichem Aufwand für Labore und Gutachter durchgeführt. Patienten und Methoden. Das Somnonetz-Projekt soll das Qualitätsmanagement der DGSM Schritt für Schritt digitalisiert werden. Das Ziel der Digitalisierung ist die Vereinfachung des Qualitätsmanagementprozesses für alle Beteiligten. Durch die IT-Unterstützung des Prozesses kann der Ablauf weniger fehleranfällig gestaltet werden. Eine Digitalisierung bietet darüber hinaus neue Möglichkeiten in der Qualitätssicherung von Forschungsdaten. Das Somnonetz-System hängt jedoch zentral von der Nutzerakzeptanz sowie der Einhaltung von datenschutzrechtlichen Rahmenbedingungen ab. Deshalb ist Nutzerfreundlichkeit neben den Sicherheitsaspekten ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Projektes. Ergebnisse. Im Februar 2012 ist das Projekt gestartet. Es werden erste Teile des Somnonetz-Systems schon seit Anfang September für die Qualitätssicherungsprozesse der DGSM eingesetzt. Dabei werden dabei die Daten für die Strukturqualität über die Plattform verwaltet, und die Evaluation der Prozessqualität durch die Gutachter realisiert. Im weiteren Verlauf sollen auch die Daten zur Prozessqualität online verwaltet werden. Erste Ergebnisse der Evaluation von Nutzerakzeptanz und der Effizienz des Somnonetz-Systems sollen präsentiert werden. Schlussfolgerungen. Die DGSM stellt seit 20 Jahren die Qualität der ihr angehörigen Labore sicher. Dies gilt für die gesicherte Strukturqualität, auch führt die verpflichtende Teilnahme am Begutachtungsprozess insgesamt zu einer gesteigerten Prozessqualität. Das Somnonetz-Projekt wird dabei nicht nur eine schnellere Rückmeldung des Qualitätstands an die Schlaflabore ermöglichen, sondern soll zukünftig eventuell auch zum Training und im Sinne eines Ringversuchs sowie zur Evaluation eingesetzt werden. Schlüsselwörter. Schlafmedizin, Prozessqualität, Strukturqualität, Digitalisierung, Polysomnographie
P 99 Extraösophagealer Reflux (EÖR) – Ursache der Tagesschläfrigkeit (EDS) bei Upper-Airways-Resistance-Syndrom (UARS) W. Böhning1, E. Briese1, T. Model1, V. Reimer1 1 MZG Bad Lippspringe, Schlafmedizinisches Zentrum, Bad Lippspringe Einleitung. Tagesschläfrigkeit ist Kernsymptom bei UARS. In vielen Fällen finden sich keine auffälligen EEG-Veränderungen im Zusammenhang mit Apnoe-Ereignissen. Außerhalb des Routine-Scoring auf der Basis von 30 Sekunden-Epochen sind dagegen Cyclic-Alternating-Pattern(CAP)-Arousals nachweisbar [1]. CAP sind aber auch als Somnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts Tab. 12 | P 101 SAS Totale Schlafperio de (SPT) in min CSA 416±48 OSA 407±47
Gesamtschlafzeit (min) 365±61 364±58
Schlafeffizienz (%) 83,5±11,5 84,8±10,7
Einschlafdauer (min) 18±26 20±22
charakteristisches elektroenzephalographisches Grapho-Element bei gastroösophagealem Reflux beschrieben [2]. Die hohe Koinzidenz von Schlafapnoe und Reflux ist bekannt [3]. Die Störung der Mikroschlafstruktur bei Patienten mit obstruktivem Schlafapnoesyndrom (OSAS) ist im Zusammenhang mit gastroösophagealem Reflux (GER) geprägt durch CAP-Arousals [4]. Mit dieser Untersuchung wird geprüft, ob bei UARS Schlafunterbrechungen als Folge von CAP-Ereignissen in Zusammenhang stehen mit einer extraösophagealen Manifestation eines gastroösophagealen Refluxes. Patienten und Methoden. 20 konsekutive Patienten (12 m, 8 w, 48,5 Jahre (12–64), BMI 29,5 kg/m2 (25–34), die nach vorausgegangener pathologischer ambulanter kardiorespiratorischer Polygraphie wegen EDS zur definitiven Abklärung im Schlaflabor eingewiesen wurden. Stationäre Polysomnographie (Alice V Heinen & Löwenstein) mit manueller Auswertung nach AASM-Kriterien. Simultane und zeitsynchrone epipharyngeale Langzeit-pH-Metrie (Restech-Dx-pH pH<6, >5% Abfall, >2mal Abfall <4).Die Sonde wurde in der Regel zwischen 12.00–14.00 Uhr gelegt und am Folgetag gegen 8.00 Uhr nach der PSG gezogen. Neben der simultanen Registrierung in der PSG erfolgte zusätzlich die Langzeitaufzeichnung mit tragbarem Rekorder über insgesamt 18–20 Stunden. Epworth-Sleepiness-Scale (ESS) >10. Refluxkriterien: pH<6,5; >5 Minuten, >5% Abfall, 2-mal pH-Abfall <4. Ausschlusskriterien: Symptomatischer GER, unauffälliger Vigilanztest, Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren (PPI), Intoleranz der pH-Metrie-Sonde. Ergebnisse. Alle Patienten tolerierten die Sonde ohne Einschränkung. Die Messungen waren uneingeschränkt auswertbar. Alle Patienten zeigten pathologische pH-Werte mit überwiegender Ausprägung in den Nachtstunden in liegender Position während der PSG. Die Refluxereignisse sind eng korreliert mit den CAP-Ereignissen bei Ausschluss relevanter respiratorischer Ereignisse. Bei den CAP zeigen sich die Subtypen A2 häufiger als A3. Mittlerer pH 6,5 (4,8–6,9), minimaler pH 4,3 (2,7–5,5). Bisher berichteten im Follow-up 4 Patienten unter der eingeleiteten höher dosierten PPI-Medikation über eine erhebliche Verbesserung der klinischen Symptomatik bezüglich der EDS. Schlussfolgerungen. Patienten mit UARS haben hohe elektroenzephalographische CAP-Arousal-Indices im Zusammenhang mit geklagter Tagesschläfrigkeit. Es besteht eine extreme Koinzidenz zu einer extraösophagealen Reflux-Manifestation, einem sogenannten „Silent-Reflux“. Bei UARS ist daher im besonderen Maße über das Routine-PSG-Scoring hinaus das CAP-System mit seinen Subtypen A1–A3 in die Diagnostik einzubeziehen. Bei entsprechendem Nachweis der Subtypen A2 und A3 ist die weitergehende Diagnostik mit der spezifischen, die Patienten kaum beeinträchtigenden laryngopharyngealen LangzeitpH-Metrie erforderlich. Unseres Wissens ist diese Diagnostik nicht in akkredierten Schlaflaboren integriert. Literatur 1. Guilleminault C et al (2007). Sleep 30:641–647 2. Maestri M. (2010). Sleep 33:A 297 3. Ing AJ et al (2000). Am J Med 108:120S–125S 4. Böhning W, Briese E (2012). Atemwegs- und Lungenkrankheiten 38:317–375 Schlüsselwörter. UARS, GERD, Mikroschlafstruktur, CAP-Arousal,
LZ-pH-Metrie
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Somnologie Suppl 1 · 2013
Anteil von Wachphasen an SPT (%) 13,1±11,1 11,9±10,1
Anteil von REM an SPT (%) 9,5±6,1 10,8±7,7
Anteil von Leicht schlaf an SPT (%) 54,4±15,2 54,0±19,6
Anteil von Tiefschlaf an SPT (%) 22,4±14,9 23,0±15,4
P 100 Schlaf bei Palliativpatienten – Hilft die Messung des Bispectralen Index (BIS)? M. Grözinger1, S. Stiel2, L. Bertram3, N. Krumm4 1 Universitätsklinik Aachen, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Aachen, 2Universitätsklinikum Erlangen, Palliativmedizinische Abteilung, Erlangen, 3HSK, Dr. Horst Schmidt Klinik, Abteilung für Palliativmedizin, Wiesbaden, 4Universitätsklinik Aachen, Klinik für Palliativmedizin, Aachen Fragestellung. Erholsamer Schlaf ist für die Lebensqualität von Palliativpatienten wichtig. Oftmals wird er aber durch Schmerzen, Angst und Medikamente negativ beeinflusst. Für eine Untersuchung im Schlaflabor sind die Patienten meistens zu krank. Deshalb ist es schwierig, objektive Informationen über ihren Schlaf zu erhalten. Die Studie untersucht, ob das Bispectral Index(BIS)-Monitoring den nächtlichen Verlauf von Schlaf und Wachheit sowie die Auswirkung verschiedener Medikamente widerspiegelt und ob die Messmethode für Palliativpatienten tolerabel ist. Patienten und Methoden. Zwischen November 2010 und Februar 2011 nahmen zehn Patienten der Palliativstation am Universitätsklinikum Aachen an der Studie teil. Sie wurden während einer Nacht mit dem BIS-Monitorsystem untersucht und jedes Ereignis während des Schlafes wurde von Sitzwachen dokumentiert. Zudem beantworteten die Studienteilnehmer am Abend vor und am Morgen nach der Messung Fragebögen über ihr subjektives Wohlbefinden und ihren Schlaf. Ergebnisse. Die gemessenen BIS-Werte lagen auf einer Skala zwischen 0 und 100 minimal zwischen 29 und 40 und maximal zwischen 74 und 98. Der individuelle Unterschied zwischen Minimum und Maximum variierte zwischen 38 bis 68. Hohe BIS-Werte konnten mit Wachheit in Verbindung gebracht werden, niedrige mit Schlaf. Die Gabe von sedierenden und analgetischen Medikamenten hatte einen lange andauernden Abfall der Werte zur Folge. Bei 3 Patienten musste die Messung wegen Störgefühlen oder Hautrötungen abgebrochen werden. Schlussfolgerungen. Mit dem BIS-Monitoring konnte der Verlauf von Schlaf und Wachheit grob abgebildet werden. Die Messungen wurden von der Mehrheit, aber nicht von allen Patienten toleriert. Die Methode könnte auch im ambulanten Setting helfen, subjektive Angaben der Patienten zum Schlaf und Auswirkungen von Medikamenten weiter zu untersuchen. Schlüsselwörter. Bispectral Index, Palliativmedizin, Schmerzmedikation, Schlafverlauf, Lebensqualität
P 101 Schlafqualität und -effizienz von herzinsuffizienten Patienten mit obstruktiver oder zentraler schlafbezogener Atmungsstörung (SAS) A. Türoff1, H. Fox1, T. Bitter1, D. Horstkotte1, O. Oldenburg1 1 Ruhr-Universität Bochum, Herz- und Diabeteszentrum NRW, Kardiologische Klinik, Bad Oeynhausen Fragestellung. Schlafbezogene Atmungsstörungen haben eine gesicherte prognostische Relevanz bei herzinsuffizienten Patienten. Kürzlich veröffentlichte Studien legen auch nahe, dass die Schlafdauer und -effizienz ebenfalls von Bedeutung sein könnte. Patienten und Methoden. Wir untersuchten die Schlafqualität und -effizienz von 100 konsekutiven herzinsuffizienten Patienten (NYHA ≥2, EF ≤45%) mit obstruktiver oder zentraler schlafbezogener Atmungsstörung.
Ergebnisse. Von den 100 untersuchten Patienten (89 Männer und 11 Frauen, Durchschnittsalter 66±11 Jahre) wiesen 50 eine obstruktive (OSA), 47 eine zentrale (CSA) und 3 keine SAS auf. Tab. 1 fasst die Ergebnisse der Polysomnographien von 50 OSA und 47 CSA-Patienten mit Herzinsuffizienz zusammen, signifikante Unterschiede zwischen OSA und CSA waren nicht zu verzeichnen. Schlussfolgerungen. Verglichen mit Herzgesunden zeigte sich eine leicht reduzierte Schlafeffizienz mit normaler Einschlafdauer. Der Anteil an REM-Schlaf war deutlich vermindert, die Dauer der Tiefschlafphasen annähernd normwertig. Signifikante Unterschiede zwischen CSA und OSA hinsichtlich der Schlafeffizienz und -qualität ließen sich nicht darstellen. Schlüsselwörter. Herzinsuffizienz, schlafbezogene Atmungsstörungen, obstruktive Schlafapnoe, zentrale Schlafapnoe, Schlafqualität
P 102 Körperliche Aktivität bei primärer Insomnie – eine Literatur übersicht C. Baumann1,2, Z. Breuer1,2, C. Kersting1,2, R. Kramer1,2, P. Lührs1,2, D. Maletz1,2, S. Rolff1,2, S. Apelt1 1 Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Medizin, Marburg, 2Hochschule Fulda, Fulda Fragestellung. Die Prävalenz von chronisch insomnischen Beschwerden wird in der S3-Leitlinie Nicht-erholsamer Schlaf der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin e. V. als extrem häufig, mit etwa 10% beschrieben. Etwa ein Drittel der Betroffenen leidet an einer primären Insomnie. Zur Therapie werden nichtpharmakologische Strategien wie kognitiv-behaviorale Verfahren, eventuell verbunden mit pharmakologischen Interventionen (Benzodiazepinrezeptoragonisten, Sedierende Antidepressiva) empfohlen (DGSM 2009). Sehr häufig findet die Beratung hinsichtlich erhöhter körperlicher Aktivität tagsüber, Eingang in die nichtmedikamentösen Therapieoptionen (Happe 2012). Ziel unserer Literaturübersicht ist es, die körperliche Aktivität hinsichtlich ihrer Wirksamkeit bei Patienten mit primärer Insomnie vorzustellen und zu bewerten. Patienten und Methoden. Es wurde eine systematische Literaturrecherche in den Datenbanken PubMed, Cochrane Library, CINAHL und PEDro durchgeführt. Eingeschlossen wurden Reviews und randomisierte kontrollierte Studien (RCT), die Erwachsene mit primärer Insomnie mittels körperlicher Aktivität (Aktivität, Sport, Training; keine Medikamente) therapierten und hinsichtlich ihrer Schlafqualität untersuchten. Die methodische Qualität der eingeschlossenen RCT wurde mit Hilfe der PEDro-Skala (Maher et al. 2003), die der Review mittels PRISMA Statement (Moher et al. 2009) beurteilt. Ergebnisse. Die Literatursuche ergab folgende Treffer: PubMed 375, Cochrane Library 95, CINAHL 99 und PEDro 27. Nach Vorauswahl anhand der Titel/Abstracts und Volltexte wurden 6 RCTs und 3 Reviews eingeschlossen. Durch körperliche Aktivitäten insbesondere Ausdauertraining konnten sowohl subjektiv (Schlaftagebücher, PSQI) als auch objektiv (PSG) Schlafparameter wie z. B. Schlafqualität, Schlaflatenz und Schlafeffizienz positiv beeinflusst werden. Die methodische Qualität der randomisiert kontrollierten Studien war lediglich moderat. Schlussfolgerungen. Aktivitätsprogramme wie z. B. Ausdauertraining sollten zukünftig im Therapiemanagement der Insomnie als alternative oder komplementäre Therapie genutzt werden, da sie klare Vorteile wie weniger Nebenwirkungen und geringen Kostenaufwand bieten. Weitere Studien mit methodisch hoher Qualität sollten zukünftig durchgeführt werden. Literatur 1. Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) (2009) S3-Leitlinie Nicht-erholsamer Schlaf/Schlafstörungen Somnologie 13:4–160 2. Happe (2012) Schlaf und seine Störungen im Alter. Somnologie 16:80–87
3. Maher CG, Sherrington C, Herbert RD, Moseley AM, Elkins M (2003) Reliability of the PEDro scale for rating quality of randomized controlled trials. Phys Ther 83(8):713–21 4. Moher D, Liberati A, Tetzlaff J, Altman DG, The PRISMA Group (2009) Preferred reporting items for systematic reviews and meta-analyses: the PRISMA statement. PLoS Med 6(7): e1000097 Schlüsselwörter. Insomnie, Aktivität, Training, Sport, PSQI
P 103 Adoleszente, die 3 Wochen täglich morgens joggen, zeigen einen günstigeren Schlaf und ein günstigeres psychologisches Funktionieren im Vergleich zur Kontrollgruppe N. Kalak1, M. Gerber2, R. Kirov3, T. Mikoteit1, J. Yordanova3, U. Pühse2, E. Holsboer-Trachsler1, S. Brand1 1 Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel (UPK), Zentrum für Affektive-, Stress and Schlafstörungen (ZASS), Basel, Schweiz, 2Universität Basel, Institut für Sport und Sportwissenschaften (ISSW), Basel, Schweiz, 3Bulgarian Academy of Sciences, Institute of Neurobiology, Sofia, Bulgarien Fragestellung. Obwohl es bereits Studien gibt, welche zeigten, dass regelmäßiger moderater bis exzessiver Sport mit günstigem Schlaf und psychologischem Funktionieren bei Adoleszenten verbunden ist, sind Studien zur Effektivität von Kurzinterventionen limitiert. Patienten und Methoden. 51 Adoleszente [Durchschnittsalter: 18,30 Jahre, 27 Teilnehmerinnen (53%)] nahmen an der Studie teil; sie wurden 8
Jogging
7
No Jogging
6 5 4 3 2 1 0
0
5
10
15
20
5
10
15
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Abb. 19 | P 103 – 1 8 9
Jogging
8
No Jogging
7 6 5 4 3 2 1 0
0
Abb. 20 | P 103 – 2 8 Somnologie Suppl 1 · 2013
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Abstracts zufällig der Jogging-Gruppe oder der Kontrollgruppe zugeteilt. Die Jogginggruppe ging jeden Morgen für 30 Minuten bei einer moderaten Intensität während 3 aufeinanderfolgenden Wochen joggen. SchlafEEG und das psychologische Funktionieren wurden in beiden Gruppen vor und nach der 3-wöchigen Periode assessiert. Zudem füllten alle Adoleszenten ein Schlaftagebuch über die 3 Wochen aus. Ergebnisse. Der objektive gemessene Schlaf verbesserte sich (Tiefschlaf stieg, Einschlaflatenz sank) in der Jogging-Gruppe verglichen mit der Kontrollgruppe. Die subjektive Schlafqualität, die Stimmung und die Konzentration während des Tages stieg, hingegen verringerte sich die Tagesschläfrigkeit (Abb. 1, Abb. 2). Schlussfolgerungen. Dreißig Minuten täglich morgens joggen während 3 aufeinanderfolgenden Wochen wirkt sich positiv auf den Schlaf und das psychologische Funktionieren bei gesunden Adoleszenten im Vergleich zur Kontrollgruppe aus. Joggen ist nicht teuer und einfach während der Schulzeit durchzuführen und führt nach 3 Wochen regelmäßiger physischer Aktivität zu einer objektiven und subjektiven Verbesserung. Solche Kurzinterventionen sollten deshalb vermehrt gefördert werden.
Abb. 21 | P 104 – 1 8
P 104 Schlafmuster und psychologisches Funktionieren in Familien in Nordost Iran – Evidenz für Ähnlichkeit zwischen adoleszenten Kindern und ihren Eltern N. Kalak1, H. Bajoghli2, A. Alipouri3, E. Holsboer-Trachsler1, S. Brand1 1 Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel (UPK), Zentrum für Affektive-, Stress and Schlafstörungen (ZASS), Basel, Schweiz, 2Tehran University of Medical Sciences, Psychiatry & Psychology Research Center (PPRC), Roozbeh Hospital, Tehran, Iran, 3Islamic Azad University, Department of Psychology, Tonekabon Branch, Tonekabon, Iran Fragestellung. Der Schlaf und das psychologische Wohlbefinden von Adoleszenten sind mit dem Schlaf und dem psychologischen Wohlbefinden ihrer Eltern verbunden, doch sind Daten aus nicht-westlichen Ländern rar. Das Ziel der vorliegenden Studie war diese Beziehung, d. h. die Assoziation zwischen dem Schlafverhalten und dem psychologischen Funktionieren der Adoleszenten und ihren Eltern, in Nordost Iran zu untersuchen. Patienten und Methoden. Insgesamt nahmen 81 Familien (81 Mütter, 78 Väter, 130 Kinder im Alter zwischen 12 und 20 Jahren) an der Studie teil. Mittels Selbstbeurteilungsfragebogen wurde der Schlaf und das psychologische Funktionieren erhoben. Ergebnisse. Das Schlafverhalten der Kinder und der Elternteile waren miteinander verbunden. Ungünstiger Schlaf der Kinder und ihren Eltern war in jedem Fall mit erhöhten depressiven Symptomen und Stress verbunden. Der Schlaf und das psychologische Funktionieren der adoleszenten Kinder waren mehr mit dem Schlaf und das psychologische Funktionieren der Mütter verbunden als mit dem der Väter (Abb. 1, Abb. 2). Schlussfolgerungen. Die Ergebnisse bestätigen bereits vorhergehende Studien, welche zeigten, dass der Schlaf und das psychologische Funktionieren der Eltern mit dem ihrer Kinder verbunden ist. Diese beobachtete Assoziation konnte auch in Nordost Iran gefunden werden, was darauf schliessen lässt, dass es sich um eine universelle Assoziation in Familien handelt.
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Abb. 22 | P 104 – 2 8
Autorenindex A Achermann, P. 7, 46, 103, P 16 Aeschbach, D. 18, P 20 Afsah, M. 105 Ahlers, E. P 71 Åkerstedt, T. 23 Akova-Öztürk, E. P 30 Alberts, C.H. P 75 Aldenhoff, J. 120 Alexander, N. 102 Alfer, D. P 7, P 9 Alipouri, A. P 104 Alter, P. P 47 Altstötter-Gleich, C. P 72 Ambiel, D. 58 Anders, C.F. 50, 51 Andreas, S. P 78 Anduleit, N. P 85 Apelt, S. 69, P 47, P 102 Arneja, R. P 36 Arnold, T. P 61 Arzt, M. 62, 108, 110
B Bacher, M. 97 Baglioni, C. 87, 112, 118 Baier, C. 43, 117, 120, 127 Bajoghli, H. P 24, P 104 Ballhausen, F. 117 Balzer, M. 69 Barkhoff, J. P 102 Barner, C. 101 Baron, S. P 27 Barth, A. P 51 Basheer, R. P 13 Bateman, B. P 3 Bauer, A. P 20 Baumann, C. P 102 Baumann, E. P 63 Baving, L. P 22, P 23 Beitinger, P.A. 129 Belly, M. P 40, P 41 Berg, K. 44 Berger, S. P 52 Bergmann, C. P 79 Berndt, C. 102 Bernhardt, K. 120 Bertram, L. P 100 Betz, M. 26 Beyer, T. 41 Bieler, K. 136 Bieseke, L. P 53 Binder, S. 44 Bitter, T. 63, 104, 105, 107, P 38, P 15, P 39, P 44, P 101 Blau, A. 152, P 98 Boentert, M. 152, P 29, P 30, P 35 Boeschen, M. P 68
Bohr, K. P 36 Bongard, S. P 64, P 65 Born, J. 44, 47, 116 Bouka, A. 28 Bradley, T. D. 4, 64 Brand, S. P 24, P 103, P 104 Brandauer, E. P 34 Brandhorst, I. 56 Brandt, M.D. P 31 Breuer, Z. P 102 Briese, E. P 63, P 99 Brockmann, P. 147 Bromundt, V. 134 Brown, S. P 31 Brueckmann, B. 53 Brus, J. P 80 Brünger, M. 25 Buchner, S. 108 Budweiser, S. 110 Bunten, S. P 26 Busch, M. 22 Böhm, M. 109, P 11, P 12 Böhning, W. P 63, P 99 Böhringer, A. 119 Böing, S. 155, P 85 Büchner, N. 76 Büchsenschütz, K. P 79 Büttner-Teleaga, A. P 90
C Cabanel, N. P 88 Cabon, P. 20 Cajochen, C. 134 Canisius, S. P 98 Cassel, W. 26, P 18 Cazan, D. P 87 Cohrs, S. 22, 115 Colla, M. P 71 Covenas, R. P 25 Crivelli, F. P 16 Crönlein, T. 33 Czisch, M. 83
D D‘Andola, M. 45 Danker-Hopfe, H. 138, P 4, P 55, P 57, P 71 Davoli, V. P 23 Debl, K. 108 Dellweg, D. P 61 Deuschle, M. 119 de Vries, N. 51 Diekelmann, S. 99, 102, 116 Dimitriadis, Z. 104, 105 Dittami, J. P 59 Dodel, R. 3, 69 Doemer, B. P 42 Dohrmann, J. 105 Domanski, U. 54, P 76
Dorn, H. P 57 Dorn, H. P 55 Drechsel-Bäuerle, U. P 37 Drepper, J. P 98 Dujardin, C. P 55 Dumitrascu, R. P 41 Dworak, M. P 13 Dürr, R. 46, 103
E Edenharter, G. P 52 Efken, C. P 15, P 38, P 39 Eggert, T. P 4, P 57 Egloff, B. P 69 Ehrhardt, J. 106, P 32 Ehrmann, L. P 34 Eikermann, M. 53, P 3 Elmenhorst, D. P 20 Elmenhorst, E.-M. P 20 Ernst, B. P 43 Erren, T.C. 94 Ettine, D. P 33
F Fahimi, F. P 79 Fauser, M. P 31 Fay, D. 85 Feige, B. 87, 112, 118, P 33 Fiala, J. P 48 Ficker, J.H. 79 Finn, S. 106 Fischbach, T. 105 Flick, U. 49 Fock, N. P 19 Fokina, E. P 49 Fox, H. 107, P 15, P 38, P 39, P 44, P 101 Frahm, U.-M. P 79 Franke, K.-J. 54, P 76 Frauendorf, V. 40 Frauscher, B. P 34 Freier, G. P 36 Frerick, M. P 10 Freuschle, A. 89, P 87 Frey, S. 134 Fritz, A. 60 Frohnhofen, H. 48, 137, P 1 Funk, S. P 33 Föllner, S. P 17 Försch, M. P 86
G Gabelia, D. P 34 Galetke, W. 12, 110, 122, P 42 Garbazza, C. P 55 Gasca, F. 44 Geisler, P. 126 Somnologie Suppl 1 . 2013
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Autorenindex Geißler, B. P 51, P 56 Gentschow, L. P 71 Genzel, L. 100 George, S. P 66 Gerber, M. P 103 Ghofrani, H.A. P 14, P 40, P 41 Glatz, C. P 29 Gleim, H. P 65 Glos, M. P 98, 151 Golaszewski, S. 88, P 21 Goldbach, R. 136 Gori, T. P 45 Graf, A. 117 Grimminger, F. P 14 Groch, S. 116 Groh, T. 39, 40 Grosse-Sundrup, M. 53 Grözinger, M. P 100 Grünwald, J. 59 Gschliesser, V. P 34 Gutleben, K.-J. P 44 Göder, R. 14, 43, 117, 120
H Haag, D. P 14 Hackethal, S. 138 Haddad, L. 119 Haghighi, M. P 24 Halank, M. 52 Haltenhof, C. 84 Hapke, U. 22 Happe, S. 65, P 26 Harbach, M. P 98 Haupt, M. 135 Hautzinger, M. 59 Heidbreder, A. P 35 Hein, H. P 81 Heine, K. 27 Heinicke, L. P 16 Heinrich, J. P 15, P 38, P 39 Heiser, C. P 52 Heisig, A. P 3 Heitmann, J. 28, 69, 110, P 40, P 41, P 47, P 70 Hennecke, E. P 20 Hennig, A. P 48 Herwig, L. P 94 Herzog, B. 73, P 53 Herzog, M. 73, P 53 Hess, D. 53 Hetzenecker, A. 108 Heßmann, P. 69 Hildebrandt, O. P 18 Hiller, W. P 50, P 49, P 68, P 74, P 83, P 84, P 93, P 94, P 97 Hinsch, M.C. P 29 Hirche, T.O. 110 Hoch, B. 144 Hoffmann, L. 86 Hohenhorst, W. 50 Holiday, K. P 28 Holle, D. 66 Holsboer-Trachsler, E. P 24, P 103, P 104 Holtz, A.K. 69 Horstkotte, D. 104, 105, 107, P 15, P
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38, P 39, P 44, P 101 Hoyer, D. 42, P 32 Huber, R. 46, 103 Husser, O. 108 Hutter, M. 53 Höffken, G. 52 Högl, B. P 34 Hörmann, K. 89 Hübner, G. P 27 Hülse, R. 89
I Irene, S. P 37
J Jahangard, L. P 24 Jany, B. P 27 Jost, C. P 80 Jung, S. P 3 Jäger, S. 56
K Kalak, N. P 24, P 103, P 104 Kanis, J. P 5 Kantelhardt, J.W. 71 Kaufmann, T. P 51 Kecklund, G. 23 Keller, A. 93 Keller-Stanislawski, B. P 37 Kelmanson, I. 24 Kemethofer, M. P 59 Kerl, J. P 61 Kersting, C. P 102 Kesper, K. 72 Kim, T. P 13 Kirov, R. P 103 Kirsch, M. P 59 Kirschbaum, C. 102 Klußmann, J.P. P 70 Klösch, G. P 59 Knaack, L. 50 Kobelt, C. P 88 Koehler, U. 26, P 18 Kojonazarov, B. P 14 Kolditz, M. 52 Kollek, J. P 55 Kolomiyets, N. P 74 Konaka, S. P 93 Kotterba, S. 84, 133, 142 Kramer, R. P 102 Kraus, J. P 21 Kraut, S. P 14 Krefting, D. P 98 Kroeger, G. P 45 Kroll, T. P 70 Krumm, N. P 100 Kuck, J. 49 Kuhr, M. P 19 Kumar, G.K. 37 Kundermann, B. P 88 Kunz, A. 88, P 21 Kunz, D. 85, P 62 Kuster, N. 46, 103
Kuth, G. P 54 Köhler, D. P 61 Körber, B. P 15, P 38, P 39 Kübler, A. 55, P 5, P 6, P 58 Kürschner, C. P 9
L Laier-Groeneveld, G. P 75 Lang, S. P 79 Langer, C. P 70 Langner, D. P 71 Langner, S. 52 Lars, B. 73 Laudenberg, M. P 42 Lauer, C.J. P 73 Lederbogen, F. 119 Leffert, L. P 3 Lehmann, R. P 15, P 38, P 39 Lehnert, H. P 19 Leonhard-Weigand, D. 81 Lindberg, E. 23 Linz, D. 109, P 11, P 12 Linz, W. P 11 Litterst, P. P 91 Locher, M. 92 Lombardo, C. 118 Lotzkat, K. P 22 Luchner, A. 108 Lustenberger, C. 46, 103 Lévy, P. 1 Löhn, M. P 11 Lührs, P. P 102
M Maaß, A. P 31 Magerl, W. 68 Mahan, J. P 7 Mahfoud, F. P 11, P 12 Maletz, D. P 102 Malhotra, A. 53 Malviya, S. 53 Marshall, L. 43, 44 Martinetz, T. 47 Maske, U. 22 Massoth, C. P 35 Matsuba, Y. P 52 Mattheis, S. P 79 Maurer, J.T. 50, 51, 89, P 87 Mayer, G. 72, 69, 125, P 37 McCarley, R.W. P 13 Mehrmann, U. P 87 Meier, M. P 78 Melia, M. P 51 Mendler, L. 27 Meyer, A. P 85 Meyer, E. P 86 Meyer-Lindenberg, A. 119 Mikoteit, T. P 103 Milovanovic, O. P 36 Mitchell, M. P 50 Mitterling, T. P 34 Model, T. P 99 Moeller, A. P 46 Moll, A.M. P 46, P 67
Moser, D. P 59 Murbach, M. 46, 103 Muttray, A. P 51, P 56 Möckel, C. 50 Möddel, G. 131 Mölle, M. 47 Möllenberg, M. 105 Möller, A. P 67 Möschler, B. P 94 Müller, M.J. P 88 Müller, S. P 2 Müller, T. P 35 Müller-Hagedorn, S. 97 Münch, M. 136 Münzel, T. P 45
N Nagasaka, Y. P 3 Nanduri, J. 38 Nanovska, S. 87 Nardone, R. 88, P 21 Netzel, T. P 81 Neu, D. 5 Neuberger, H.-R. 109, P 12 Neumann, L. P 89 Ngo, H.V. 47 Nilges, P. P 84, P 93 Nilius, G. 54, 110, 139, P 76 Nirkko, A. 149 Nissen, C. 87, 112, 118, P 33 Norra, C. 113 Nowack, S. P 32 Nölker, G. P 44
O Oberle, D. P 37 Oertel, W.H. 72 Oldenburg, O. 61, 104, 105, 107, P 15, P 38, P 39, P 44, P 101 Omlin, X. P 16 Orasanu, O. P 64 Orth, M. 11, 91 Ossig, C. P 31 Oswald, D. P 98
P Pabst, A. 120 Paditz, E. 75, P 95, P 96 Pantke, M. 49 Patzak, A. P 48 Paul, F. 119 Paul, J. P 55 Paulmann, M. P 23 Penzel, T. 2, 71, 151, P 60, P 98 Perez-Mendez, L. 45 Peters, O. 138 Peters, T. 27 Pfeifer, M. 108 Pietrowsky, R. 15 Pillmann, F. 71, P 60 Plontke, S. 73, P 53 Plößl, S. 73, P 53 Poets, C.F. 27
Poewe, W. P 34 Pollmächer, T. 30, P 73 Popp, R. P 4, 21 Prabhakar, N.R. 36 Prehn-Kristensen, A. 117, P 22, P 23 Prib, N. 104 Priegnitz, C. P 66, P 42, P 85 Prinz, C. 104, 105 Pustal, A. 102 Pühse, U. P 103
Q Quast, C. 143
R Rack, S. P 46, P 67 Rakers, F. 40 Ramirez, J. 35 Randerath, W.J. 50, 110, 141, P 42, P 66, P 85 Rasche, K. 10 Raschke, F. 74, 154 Rath, A. P 62 Rawohl, J. 44 Reese, J.-P. 69 Regen, W. 87 Reichmann, H. P 31 Reimer, V. P 99 Repp, C. P 88 Richter, K. P 66 Richter, U. P 59 Riegger, G.A. 108 Riemann, D. 13, 31, 82, 87, 112, 118, P33 Riener, R. P 16 Ritter, J. P 92 Rodenbeck, A. 143, P 98 Rodio, G. P 84 Roeser, K. P 6, P 58 Rolff, S. P 102 Rorzyczka, J. P 40 Roser, C. 32 Rothmeier, N. P 79 Rupp, H. P 47 Rupprecht, S. 29, 40, 41, 106, P 32 Rühle, K.-H. 54, P 76
S Safiruddin, F. 51 Sanchez-Vives, M.V. 45 Sauter, C. P 57 Sauter, C. P 4, P 55, P 71 Scharff, A. 120 Schermuly, R.T. P 14 Schiecke, K. 39, 40, 41 Schilling, C. 119 Schirmacher, A. P 29 Schlack, R. 22 Schlarb, A.A. 32, 34, 55, 56, 57, 58, 59, 101, P 2, P 5, P 6, P 8, P 58 Schlitzer, J. P 1 Schmid, M. 46, 103
Schmid, S.M. P 19, P 43 Schmidt, F.P. P 45 Schmidtmann I. P 37 Schmieder, M. 136 Schmitt-Bylandt, J. P 82 Schneider, B. 145 Schneider, G. P 92 Schneider, H. 54 Schneider, U. 42 Schnell, M. P 81 Schoeller, B. P 42 Schotten, U. 109, P 12 Schredl, M. 16, 86, 119 Schreiber, J. P 17 Schrempf, W. P 31 Schröder, M. P 76 Schubert, H. 40, 41 Schulte-Hubbert, B. 52 Schultes, B. P 19, P 43 Schultze, T. 106, P 32 Schulz, H. 80 Schulz, R. 28, 77, P 14, P 40, P 41 Schwab, M. 29, 39, 40, 41, 106, P 32 Schwarz, J. 23 Schwerdtle, B. 55, P 5 Schäfer, T. 9, 140 Schölzel, W. 84 Scott, C. P 28 Seeck-Hirschner, M. 43, 117, 120 Seeger, W. 28, P 14, P 40, P 41 Seidenberger, M. P 59 Seidl, M. 88, P 21 Shariat, S. P 18 Sieber, S. P 6 Siegert, R. P 26 Siewert, R. P 98 Sixel-Döring, F. 132 Smith, M. P 98 Sommer, J.U. 86 Sopp, R. 57, 58 Spaude, E. P 83, P 94 Specht, M.B. P 49, P 50, P 64, P 65, P 68, P 69, P 74, P 82, P 83, P 84, P 93, P 94, P 97 Sperl, S. P 97 Spiegelhalder, K. 87, 112, 114, 118 Spießhöfer, J. P 15, P 38, P 39 Spoormaker, V.I. 83 Stadler, C. P 69 Stang, A. 71, P 60 Stengelin, R. P 72 Sterr, A. P 33 Sterz, U. 108 Stiasny-Kolster, K. 67 Stiel, S. P 100 Stoll, C. 85, P 62 Storch, A. P 31 Straßen, U. P 52 Stuck, B.A. 86, 89, 96 Studenski, F. 70 Surges, R. P 28
T Teupe, C. P 46, P 67 Tezzon, F. 88, P 21 Somnologie Suppl 1 . 2013
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Autorenindex Theorell-Haglöw, J. 23 Thiedemann, C. P 26 Tiede, H. 28, P 40, P 41 Tirjan, J.M. 26 Tjhen, S. 59 Tost, H. 119 Treml, M. P 66, P 85, P 42 Triché, D. 156 Trinka, E. 88, P 21 Trost, D. P 19 Trost, H. P 63 Täuscher, C. P 32 Türoff, A. P 101
U Ukena, C. P 12 Unbehaun, T. P 33 Urschitz, M.S. 27, 95, 146
V Vanderveken, O. 51 Verse, T. 124, P 77, P 80 Voges, B. 90 Vogt, J.-F. P 70 Volk, S. P 49, P 50, P 64, P 65, P 68, P 69, P 74, P 83, P 84, P 93, P 94, P 97 von Känel, R. 78 Vorwerk, H. P 29
W Wagner, J. P 47 Wahnschaffe, A. 85, P 62 Waldburger, R. P 43 Walker, M. P 28 Walther, A. 123 Weber, J. P 86 Weck, S. P 45 Weeß, H.-G. 17, 32, 101, P 72 Wehrle, R. 83 Weinert, J.F. 45 Weinhold, S. 43, 117 Weirich, M. 87 Weissmann, N. P 14 Wenzel, S. P 77, P 80 Werner, F.-M. P 25 Wessing, B. P 54 Westhoff, M. 121, P 91 Wetter, T.C. 111, 128 Wiater, A. 8, 98 Wienecke, M. P 31 Wiesner, C.D. P 22, P23 Wilhelm, B. 19, 27 Wilhelm, I. 116 Willschrei, H.-P. 48, P 1 Wilms, B. P 19, P 43 Wirth, K. 109, P 11, P 12 Witte, H. 39 Witte, O.W. 29, 106, P 32 Wohlfahrt, P. 71 Wriedt, S. P 86 Wu, J. P 98
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Somnologie Suppl 1 . 2013
Y Yordanova, J. P 103 Young, P. 130, 150, P 29, P 30, P 35
Z Zahl, A. P 73 Zaremba, S. 53, P 3 Zazai, R. P 43 Zeitlhofer, J. 6, P 4, P 59 Zeman, F. 108 Zinkhan, M. 71, P 60 Zschoche, M. P 8 Zwenke, A. 104, 105