Abstracts Notfall Rettungsmed 2017 · 20 (Suppl 2):S133–S154 DOI 10.1007/s10049-017-0357-8 Online publiziert: 12. September 2017 © Springer Medizin Verlag GmbH 2017
Abstracts zu Vorträgen und Postern der 12. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin 12.–14. Oktober 2017, Stuttgart Tagungsleitung Prof. Dr. med. Tobias Schilling Klinikum Stuttgart Interdisziplinäre Notaufnahme (INA) Kriegsbergstraße 60 70174 Stuttgart Dr. med. Stefan Kühner Ostalb-Klinikum Aalen Zentrale Notaufnahme Im Kälblesrain 1 73430 Aalen
Martin Monninger Kreiskliniken Reutlingen GmbH Zentrale Notaufnahme Steinenbergstraße 31 72764 Reutlingen Ingrid Heinrich Klinikum Stuttgart Interdisziplinäre Notfallaufnahme (INA) Kriegsbergstraße 60 70174 Stuttgart
Grußwort der Tagungspräsidenten Wir freuen uns sehr, Sie zur 12. Jahrestagung der DGINA in Stuttgart begrüßen zu dürfen. Profession Interdisziplinarität Professionalisierung und Interdisziplinarität in der Akut- und Notfallmedizin ist die der Weg für Patientensicherheit und erstklassige Qualität in der Patientenversorgung. Professionalisierung und Interdisziplinarität, sowohl fachlich als auch zwischen den Berufsgruppen, geht nur im Team. Bei der 12. Jahrestagung der DGINA in Stuttgart haben wir deshalb ganz besonders auf Integration und die Repräsentation der Pflege geachtet. Woran es im Vergleich zu anderen Fachgesellschaften bei der DGINA mangelt, ist unseres Erachtens die Forschung. Wir sind hier auf dem richtigen Weg und sollten als mögliches Alleinstellungsmerkmal darauf achten dass wir hier auch im Team, interprofessionell zwischen Pflege und Ärzten publizieren. Wir sind deshalb stolz Ihnen mit diesem Abstractband auch Beiträge der Pflege präsentieren zu können. Aus wissenschaftlicher Sicht sitzen wir in unseren Notambulanzen auf einem Goldschatz. Wir haben hier eine fachrichtungsübergreifende Sicht auf Symptome und Krankheitsbilder ohne „bias“ einer Fachrichtung oder Berufsgruppe. Wir können hier einen absolut wichtigen und signifikanten Beitrag zur Versorgungsforschung in Deutschland leisten. Lassen Sie uns diese Chance weiter nutzen und die Wissenschaft in diesem Bereich weiter voranbringen. Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Jahrestagung mit spannenden Vorträgen, lebhaften Diskussionen und wissenschaftlichem Input zu aktuellen notfallmedizinischen Themen. Herzlich Willkommen in Stuttgart! Ihre Tagungspräsidenten Ingrid Heinrich Prof. Dr. Tobias Schilling
Martin Monninger Dr. Stefan Kühner
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Abstracts
Kasuistiken KAS-V01 Medikamentös induzierter Herzstillstand – Damage controlMaßnahme bei einer penetrierenden Myokardläsion. *H. Rupprecht1, H. Dormann 2, K. Gaab1 1 Klinikum Fürth, Chirurgische Klinik I, Fürth/Bayern, Deutschland, 2Klinikum Fürth, Zentrale Notaufnahme, Fürth, Deutschland Penetrierende Herzverletzungen enden meistens bereits präklinisch tödlich. Unsere beiden Patienten (18 u. 49 Jahre) wurden noch kreislaufstabil als Thoraxtrauma nach einem Arbeitsunfall mit einem sog. Druckluftnagler bzw. nach einem Suizidversuch mit einem Brieföffner eingeliefert. Erst im CT zeigte sich eine Perforation im Myokard, wobei im ersten Fall ein Nagel, beim 2. Opfer ein Hämatoperikard mit zusätzlichen Hämatothorax, nachgewiesen werden konnte. Ein rasch progredienter Schock verhinderte die Verlegung in ein kardiochirurgisches Zentrum und erforderte die sofortige Sternotomie mit Perikardiotomie. Nach explosionsartiger Blutentleerung fand sich sowohl ein mit Widerhaken impaktierter Nagel als auch ein Einstich im linken Ventrikel. Zur gefahrloseren Fremdkörperextraktion bzw. Perforationsübernähung wurden jeweils 12 mg Adenosin im Schuß intravenös verabreicht, um einen kurzfristigen Herzstillstand zu provozieren. In beiden Fällen stellte sich danach wieder spontan ein regelrechter Rhythmus ein. Beim Suizidopfer musste noch zusätzlich thorakotomiert werden, um rupturierte Interkostalgefäße zu versorgen. Die in diesem Fall bereits eingetretene tödliche Trias führte zur diffusen Blutung, die eine Tamponade der Pleurahöhle erforderte. Eine ausgeprägte Schwellung der intrathorakalen Organe ließ keinen Primärverschluss des knöchernen Thorax mehr zu (Kompartmentsyndrom!). Deshalb blieb der Brustkorb offen und wurde nur durch eine in die Haut eingenähte Plastikfolie (Bogota bag) verschlossen. Nach bereits 24 Stunden konnten die Tamponaden entfernt und der Thorax definitiv verschlossen werden. Die Nagelschussverletzung ließ sich bereits primär mit Sternumcerclagen versorgen. Eine postoperative kardiologische Untersuchung (TEE, Echo) konnte keine intrakardiale Läsion nachweisen. Beide Patienten wurden ohne Folgeschäden entlassen und sind wieder arbeitsfähig. Bei Herzverletzungen mit akuter Kreislauf – dekompensation (Perikardtamponade) und ohne rechtzeitige Hilfe durch einen Kardiochirurgen ermöglicht die medikamentös induzierte Blockade des AV-Knotens mit Adenosin (chemische Asystolie) die Versorgung einer Herzwunde auch ohne größere herzchirurgische Erfahrung. Ein ruhig gestelltes Herz kann leichter übernäht und inspiziert werden, v. a. um eine Austrittspforte an der Hinterwand zu identifizieren. Eine dazu nötige Luxation aus dem Perikard führt ansonsten zum Kammerflimmern (H. Rupprecht et al. Tex Heart Inst J 2014)
KAS-P01 Präklinische Notfall-Tracheotomie bei akuter traumatisch bedingter Hypoxie *H. Rupprecht Klinikum, Thorax-, Viszeral- u. Gefäßchirurgie, Fürth/Bayern, Deutschland Bei 3 Unfallopfern mit einem ausgedehnten Larynxtrauma musste präklinisch eine Tracheotomie durchgeführt werden. Intubationsversuche scheiterten, da massive Blutungen aus zusätzlichen Kiefer-, und Gesichtsfrakturen bzw. Knochenfragmente die Einstellung der Stimmritze verhinderten. Auf einen Larynxtubus wurde bewusst verzichtet, da ein blindes Einführen u. U. einen kompletten Atemwegsverschluss durch Blutkoagel oder Knochensplitter verursacht hätte; nur die Spontanatmung sicherte zunächst das Überleben. Die stets als Ultima ratio-Maßnahme empfohlene Koniotomie war wegen der Zerstörung der entsprechenden anatomischen Strukturen (z. B. Lig. conicum) nicht durchführbar, zumal ein monströses Hautemphysem am Hals und im Gesicht keine Orientierung an anatomischen Markierungspunkten (z. B. Kehlkopf) mehr zuließ. Deshalb musste die Trachea wie bei einer Strumaresektion mit einem Kocher’schen Kragenschnitt mit Spaltung der geraden Halsmuskulatur, freigelegt werden.
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Um die Spontanatmung nicht zu gefährden, wurde zuvor ein Lokalanästhetikum (Xylocain®) injiziert und zunächst nur Ketamin (0,25 mg/kg KG) iv. verabreicht. Nach U-förmiger Exzision des 2. Trachealringes mit einem Stichskalpell und sicherer Plazierung eines 6-0 Endotrachealtubus (Kapnometrie), konnte die Narkose mit Fentanyl und Midazolam vertieft und mit 100 % O2 ventiliert werden. Anschließend erfolgte die Verlegung in ein Traumazentrum. Ein 35-jähriger Landwirt sowie ein 53-jähriger Arbeiter haben ohne gravierende Folgeschäden überlebt und gehen wieder ihrer Arbeit nach. Ein 15 Jahre alter Jugendlicher ist seinen zusätzlichen schweren Hirnverletzungen (u. a. Subduralhämatom, A. basilaris-Ruptur) erlegen. Aber durch die präklinsche Kreislaufstabilisierung und suffiziente Oxygenierung (O2- Sättigung bei Klinikaufnahme = 94 %) konnte der Patient als Organspender fungieren, so dass 2 Tage nach dem Unfallereignis mehrere Transplantationen erfolgreich durchgeführt werden konnten. Bei diesem sehr seltenen und extremen Verletzungsmuster bietet nur die noch vorhandene Spontanatmung eine realistische Überlebenschance. Deshalb sind primär Opiate und Relaxantien kontraindiziert, ebenso jegliche Maßnahme, die eine komplette Atemwegsverlegung provozieren könnte (blinde Intubation, Larynxmaske etc.). Nach einer Literaturrecherche sind kaum erfolgreiche präklinische Tracheotomien, v. a. ohne schwere neurologische Schäden, dokumentiert.
KAS-P02 Erfahrungsbericht als Studentin im Praktischen Jahr in einer interdisziplinären zentralen Notaufnahme *L. S. Pösch, K. Schmid Zollernalb Klinikum, Zentrale Notaufnahme, Balingen, Deutschland Einleitung: Das praktische Jahr beinhaltet die letzten beiden Semester als praktische Ausbildung des Medizinstudenten. Der Umgang mit Patienten, die Anamneseerhebung, die körperliche Untersuchung sowie der klinische Arbeitsalltag eines Mediziners sollen kennengelernt werden. Dies gelingt in keiner Abteilung so gut, wie in einer interdisziplinären Zentralen Notaufnahme. Methode: Erfahrungsbericht Ergebnisse: Als Medizinstudentin im PJ in eine ZNA zu schauen unterscheidet sich deutlich von den anderen Tertialen. Wer in der ZNA arbeitet, der gehört zum Team. Neben dem Pflegepersonal, einem Team aus ausgebildeten und erfahrenen Gesundheits- und Krankenpflegern (GuK), gibt es Assistenz- und Oberärzte aus dem Fachgebiet der Allgemeinmedizin (ZNA-Ärzte), aber auch aus der Inneren Medizin, der Gefäß- und Viszeral-Chirurgie, der Anästhesie und der Unfallchirurgie, sodass ein interdisziplinäres Arbeiten Schulter an Schulter möglich ist und eine hohe Bandbreite an Notfällen versorgt werden kann. Schon bald darf ein PJ-Student eigenständig erste Gespräche mit einem neuen Patienten führen, die erste orientierende Untersuchung vornehmen, ein EKG befunden, die Laborergebnisse begutachten, einen Ambulanzbrief aufsetzen und auf Rücksprache auch weitere Maßnahmen anordnen, wie etwa Analgesie, Röntgen oder Sonographie. Anschließend wird der Fall einem Assistenz- oder Oberarzt vorgestellt und die bisherigen Untersuchungsergebnisse gemeinsam begutachtet sowie das weitere Vorgehen nochmals zusammen durchgesprochen. Auf diese Weise lernt man als Medizinstudent sehr schnell und effektiv den Umgang mit einem Patienten, die Erhebung einer Anamnese, das Zusammentragen von Befunden und auf was es bei einer körperlichen Untersuchung ankommt sowie das Arbeiten in einem Team. Ein wichtiger Aspekt beim Arbeiten in der zentralen Notaufnahme ist das Erlernen der Kommunikation, die Interaktion und Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen und Berufsgruppen. Neben den Ärzten und dem Pflegepersonal gehören hier insbesondere sowohl die Rettungskräfte als auch die Hausärzte und die Pflegeheime dazu. Diskussion: Eine interdisziplinäre ZNA, wie im Zollernalb-Klinikum Balingen gibt, bietet einen unglaublichen Lerneffekt und Zugewinn für einen Medizinstudenten im Praktischen Jahr. Eigenständiges und vielseitiges Arbeiten, eine interdisziplinäre ärztliche eins-zu-eins-Betreuung bieten ein optimales Umfeld für einen PJ-Studenten sehr viel in kurzer Zeit zu lernen
KAS-P03 Chronisches Leriche-Syndrom bei einem 37- jährigen Patienten. Zufallsbefund im Rahmen einer Notfall- PCI bei STHebungsinfarkt. *P. Müller-Nolte1, M. Zwinger1,2, M. R. Schulze2, P. Dahl3, C. Hohmann2 1 Asklepios Schwalm-Eder-Kliniken, Zentrale Notaufnahme, Schwalmstadt, Deutschland, 2Asklepios Schwalm-Eder-Kliniken, Innere Medizin und Kardiologie, Schwalmstadt, Deutschland, 3Asklepios Schwalm-Eder Kliniken, Gefäßchirurgie, Schwalmstadt, Deutschland Hintergrund: Ein 37-jähriger männlicher Patient wird mit dem Notarzt unter der Ankündigung eines „ST-Hebungsinfarktes“ und stattgehabten ventrikuläre Tachykardien in den Schockraum unserer Zentralen Notaufnahme eingewiesen. Der Patient bot präklinisch das klassisch klinische Bild eines akuten Myokardinfarktes mit bestätigten ST- Streckenhebungen in den Ableitungen II, III und aVF, sowie ST-Streckensenkungen in I, aVL und aVF. Nach Erstkontakt und primärer Sichtung wurde der Mann in stabilem Zustand direkt in das Herzkatheterlabor weitergeleitet. Diagnostik und Therapie: Schon bei der Palpation der A. femoralis fielen beidseits schwache Pulse auf. Eine Punktion gelang zwar, aber ein Vorbringen des Drahtes war weder in der rechten, noch der linken A. femoralis möglich. Wechsel auf die A. radialis. Hier gelang ein komplikationsloses Vorbringen des Drahtes. In der Koronarangiografie konnten 3 Stenosen in der rechten Koronararterie (RCA), die mittels optischer Kohärenztomografie (OCT) als hochgradig lumenreduzierend verifiziert wurden, dargestellt werden. Im Anschluss erfolgte die Implantation von zwei medikamentenfreisetztenden Stents. Während der Untersuchung war der Patient zu jederzeit hämodynamisch stabil. Nach erfolgreicher Intervention
Abb. 2 | KAS-P03 8 erfolgte noch in gleicher Sitzung eine sofortige Aortografie, in der sich ein Verschluss der distalen Aorta zeigte (. Abb. 1 | KAS-P03). Um ein Akutereignis auszuschließen wurde unmittelbar nach Koronarintervention eine Bildgebung der gesamten Aorta mittels CT-Angiografie durchgeführt (. Abb. 2 | KAS-P03). Hierbei bestätigte sich ein chronischer Verschluss der infrarenalen Aorta direkt ab Abgang der Nierenarterien und der A. iliaca communis beidseits. Ein bereits ausgeprägtes Kollateralnetz war etabliert. Eine akute Dissektion konnte ausgeschlossen werden. Verlauf: In der genauen Anamnese gab der Patient an, seit 1 ½ Jahren an einem Bandscheibenvorfall zu leiden. Eine operative Versorgung brachte aber nicht den gewünschten Erfolg. Mehrfache Aufenthalte in Kliniken zur Einstellung der Schmerzmedikation bei dauerhaft vorherrschenden Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule und des Gesäßes haben ebenfalls stattgefunden. Ferner berichtete der Patient über eine deutliche Verkürzung der Gehstrecke und über bestehende Potenzprobleme. Schlussfolgerung: In Zusammenschau handelt es sich hier um ein typisches Leriche-Syndrom, welches im Rahmen einer Akutkoronarintervention zufällig diagnostiziert wurde. Auffallend ist das junge Alter des Patienten.
Kasuistiken KAS-P04 Die Flüchtlingswelle kommt auch in der Notaufnahme an: die nahegelegene Landeserstaufnahmestelle bringt Ungewöhnliches und Dramatisches in den Alltag einer Notaufnahme *O. Kinder, *K. Söllner, T. Doneith, S. Vees, A. Häfner , S. Hogh-Binder, F. Hofer, K. Schmid Zollernalb Klinikum Balingen, Zentrale Notaufnahme, Balingen, Deutschland
Abb. 1 | KAS-P03 8
Einleitung: Patienten aus einer nahegelegenen Landeserstaufnahmestelle stellen sich mit Krankheitsbildern und Verletzungsmustern in unserer Notaufnahme vor, die sowohl für die Pflege als auch für die Ärzte eine besondere Herausforderung bedeuten. Methoden: Berichtet wird hier von Erfahrungen aus der eigenen Notaufnahme, in deren Einzugsgebiet sich eine Landeserstaufnahmestelle mit bis zu 3500 Flüchtlingen befindet. Es wird exemplarisch von fünf Fällen berichtet. Notfall + Rettungsmedizin · Suppl 2 · 2017
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Abstracts Literatur 1. Eigene Erfahrungen, Röntgen- und CT Bilder mit Dank für die Überlassung der Abteilung für Radiologie, Prof. Dr. Bitzer, Zollernalb-Klinikum Balingen
KAS-P05 SpicED: A case series in managing synthetic cannabinoid receptor agonists (SCRAs) in a Central London Emergency Department. S. B. Sawh, D. Marks, M. Gavalas, A. McGuinness, *A. Schueler University College London Hospital, Emergency Department, London, United Kingdom
Abb. 1 | KAS-P04 8 a Fall 1, b Fall 2
Abb. 2 | KAS-P04 8 a Fall 3, b Fall 4 Ergebnisse: Dramatisch sind die berichteten Einzelschicksale, außergewöhnlich in unseren Breitengraden die Verletzungsmuster, auch mit speziellem Keimspektrum. So wurde in einem Fall eine destruierende Osteomyelitis mit einem 4 MRGN-Keim nachgewiesen. Fall 1: 11 Jahre: multiple Bombensplitter als Ursache von „unklaren Fußschmerzen“ Fall 2: 36 Jahre, Kopfschußverletzung mit intrazerebraler Kugel als Ursache rezidivierender Krampfanfälle (. Abb. 1b | KAS-P04) Fall 3: 35J, m, offene Wunden nach Schussverletzung: MRSA, Osteomyelitis, Amputation des Beines Fall 4: 22J, Humeruskopfnekrose nach Folter als Ursache der Schmerzen in der linken Schulter (. Abb. 2b | KAS-P04) Fall 5: 17J, psychiatrische Veränderungen (Katatonie und Flashbacks), Tuberkulose mit V. a. meningeale Beteiligung als Verdachtsdiagnose Diskussion: Erfahrungen mit den demonstrierten Verletzungen und Erkrankungen gibt es an Zentren, die Erfahrungen mit Kriegschirurgie haben. In der Regel besteht kein akuter Handlungsbedarf. Besteht akuter Handlungsbedarf, muss auf Ressourcen und Erfahrungen entsprechender Zentren zurückgegriffen werden. Wichtig ist die multidisziplinäre Zusammenarbeit zwischen dem Team des Regelversorgungskrankenhauses, der Kreissozialämtern als Kostenträger und auch den Maximalversorgern.
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Background: Cannabis is the most widely used established recreational drug. There are over 150 different types of synthetic cannabinoid receptor agonists (SCRAs) available. They are sometimes referred to as Spice. SCRAs are usually full cannabinoid receptor agonists as opposed to tetrahydrocannabinol (the major active component of cannabis) which is a partial agonist. SCRAs also lack cannabidiol, an antipsychotic and anxiolytic compound that dampens some of the effects of tetrahydrocannabinol. In 2016 the Psychoactive Substances Bill banned trading of all current and future novel legal highs. Professionals report feeling less confident about managing these novel psychoactive substances compared with established recreational drugs. Methods/Design: A series of 3 case reports each highlighting a different aspect in the presentation and management of overdose of synthetic cannabinoid receptor agonists (SCRAs) in an Emergency Department. Results/Contributions: SCRAs can be both stimulating and sedating, anxiogenic and anxiolytic. They can cause paranoia and psychotic symptoms. Side effects are more frequent with SCRAs than with cannabis. Their strength and effects are less predictable. We describe our experience with SCRA use over a 6 month period (January to June 2016) and its dramatic decline in presentation after the introduction of the Psychoactive Substances Bill on 26 May 2016. We report additional features with SCRA use not typically seen with cannabis, such as confusion, cognitive impairment, symptoms of stimulant toxicity (hypertension, tachycardia, seizures). We also report delayed and enduring psychotic symptoms.
KAS-P06 Das RS3PE-Syndrom: Eine seltene Differentialdiagnose bei Ödemen der oberen Extremität in der Notaufnahme und auf der Intensivstation. Kausuistik eines Patienten mit RS3PE und Polymyalgia rheumatica. *D. Räpple, M. Bolzhauser, R. Schwager, T. Schilling Katharinenhospital Stuttgart, Internistische Intensivmedizin, Stuttgart, Deutschland Vor ca. 30 Jahren beschrieben McCarty et al. Patienten mit einer abrupten beginnenden, symmetrischen Synovitis, bei der überwiegend die Handgelenke und die Sehnenscheiden der Handflexoren betroffen waren, verbunden mit ausgeprägten, dorsal betonten Ödeme der Hände. Im Gegensatz zu hypervolämen Ödemen waren diese bleibend eindrückbar. Das Syndrom wurde deshalb „Remitting Seronegative Symmetrical Synovitis with Pitting Edema“, kurz R3SPE benannt. Ältere Männer waren in erster Linie betroffen. . Abb. 1 | KAS-P06 zeigt diese sogenannten „Boxhandschuhödeme“. Die rheumatologische Aufarbeitung dieser und weiterer Fälle zeigte in der Mehrheit eine Negativität für Rheumafaktor. Es konnte eine Assoziation in erster Linie mit der Polymyalgia rheumatica (PMR), der seronegativen RA und anderen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises aufgezeigt werden. Auch paraneoplastisches Auftreten wurde beschrieben. Therapeutisch besteht ein hervorragendes Ansprechen auf Kortikosteroide mit einer guten Prognose. Wir präsentieren den Fall eines 76jährigen, männlichen Patienten, der uns über unsere Notaufnahme zuverlegt wurde. Auswärtig kam es nach einer gefäßchirurgischen Operation zu einem komplizierten Verlauf mit septischem Mehrorganversagen auf dem Boden einer Pneumonie. Vorbekannte, relevante Diagnosen waren eine als
KAS-P08 Partielle Milzembolisation als notfall- und intensivmedizinisch relevantes Rescue-Behandlungsverfahren bei der varikösen GIBlutung *V. Pavel, C. Zimmermann, M. Müller-Schilling, *S. Schmid Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Regensburg, Deutschland
Abb. 1 | KAS-P06 8 malnutritiv im Rahmen eines Alkoholabusus gewerteten Hyponatriämie und eine bei Aufnahme schon ausgeglichene Hypothyreose bei non-compliance bezüglich einer L-Thyroxin-Substitutionstherapie. Trotz NegativBilanzierung bei akutem Nierenversagens und Ausschluss von Thrombosen der oberen Einflussbahn kam es zu keiner Besserung der Ödeme. Wir stellten die Diagnose nach einem fremdanamnestischen Hinweis auf eine vorbestehende, ausgeprägte Schmerzhaftigkeit im Schultergürtelbereich, zusammen mit einer deutlich erhöhten BSG. Bei negativem CCP werteten wir einen gering erhöhten Rheumafaktor als unspezifisch. Auf Kortikosteroide kam es zu einer raschen Besserung der Ödeme und Besserung der PMR-Symptomatik. Zusammenfassend ist eine R3SPE eine seltene, aber in der Notaufnahme in Betracht zu ziehende Differentialdiagnose bei Ödemen der oberen Extremität, insbesondere aufgrund der guten Prognose und einer möglichen Assoziation mit einer Arteriitis temporalis.
KAS-P07 Das verborgene BRUGADA-Syndrom als Befund bei einem jungen Mann nach präsynkopalem Ereignis – Fallvorstellung – *S. Vees, *T. Doneith, O. Kinder, K. Söllner, A. Häfner, S. Hogh-Binder, F. Hofer, K. Schmid Zollernalb Klinikum Balingen, Zentrale Notaufnahme, Balingen, Deutschland Einleitung: Die Versorgung von Patienten nach Sturz, Kollaps und Synkope stellt in der zentralen Notaufnahme besondere Herausforderungen an die interdisziplinäre Versorgung. Neben der chirurgischen Versorgung muss immer auch die Sturzursache abgeklärt werden. Hierzu gehört auch die Ableitung und qualifizierte Auswertung eines 12-Kanal-EKG. Methoden: Berichtet wird über einen Fall aus der eigenen zentralen Notaufnahme sowie über die Ergebnisse der weiterführenden Diagnostik in der kardiologischen Fachabteilung. Die Einlieferung eines jungen Mannes in die zentrale Notaufnahme erfolgte nach kollaptischem Ereignis am Arbeitsplatz. Nach zunächst bg-lich/chirurgischer Untersuchung bei oberflächlichen Hautabschürfungen im Gesichtsbereich wurde im weiteren Verlauf durch die behandelnde Ärztin ein auffälliger EKG-Befund festgestellt. Ergebnisse: Aus vermeintlich banalen Krankheitsbildern können durch Basisdiagnostik (hier EKG Analyse) auch seltene Erkrankungen herausgefiltert werden. In diesem Fall konnte nach Rücksprache mit der kardiologischen Abteilung der Verdacht auf ein Brugada-Syndrom gestellt und im Rahmen eines weiteren stationär-kardiologischen Aufenthaltes bestätigt werden. Diskussion: Bei Patienten mit Sturzereignis und/oder Synkope muss immer auch die Sturzursache geklärt werden. Hierbei kommt der EKG-Diagnostik eine besondere Bedeutung zu. In einer interdisziplinär geführten ZNA tätige Ärzte müssen über entsprechende Kenntnisse verfügen. Literatur: Eigene Ergebnisse, Ergebnisse der weiterführenden Diagnostik unserer kardiologischen Fachabteilung Standort Zollernalb-Klinikum Albstadt unter Leitung von CÄ Dr. B. Bienstein
Hintergrund: Die partielle Milzarterienembolisation ist ein nicht-chirurgisches Verfahren, welches zunächst für die Behandlung des primären und sekundären Hypersplenismus etabliert wurde Die Milzarterienembolisation wird bei verschiedenen Erkrankungen, einschließlich der Rescue-Behandlung von Ösophagus- und Fundusvarizen bei portaler Hypertension und/oder Milzvenenthrombose angewandt. Klinische Fälle: Fünf Patienten mit Ösophagusvarizen Grad III-IV- und Fundusvarizen die mittels Milzarterienembolisation als Rescue-Therapie behandelt wurde, werden dargestellt. Endoskopische Therapieoptionen waren aufgrund von Fundusvarizen nicht erfolgsversprechend. Auch die Anlage eines transjugulären intrahepatischen portosystemischen Shunts (TIPS) war auf Grund der Anatomie nicht möglich. Die Interventionen wurden innerhalb eines Jahres am Universitätsklinikum Regensburg durch das Institut für Röntgendiagnostik durchgeführt. Alle Patienten hatten aufgrund verschiedener Grunderkrankungen eine ausgeprägte portale Hypertension: Faktor V Leiden, JAK2 Mutation, Primär sklerosierende Cholangitis, Polycythemia vera. Bei allen vier Patienten wurde die Milzarterienembolisation erfolgreich durchgeführt. In der anschließenden Gastroskopie zeigte sich eine signifikante Abnahme der Ösophagus- und Fundusvarizen, welche dann als Grad II oder niedriger eingestuft wurden. Bei keinem Patienten kam es in der Zeit nach der Intervention zu einer varikösen Blutung. Laborchemisch kam es stets zu einer Verbesserung. Schwere Komplikationen wurden nicht beobachtet. Diskussion und Schlussfolgerung: Wie in unseren klinischen Fällen gezeigt, ist die Milzarterienembolisation eine gute Therapieoption für Patienten mit Ösophagus- und Fundusvarizen, welche endoskopisch und mittels TIPS nicht beherrschbar sind. Bei allen fünf Patienten zeigte sich ein sehr guter Therapieerfolg sowie eine hervorragende Lebensqualität.
Pflege in der Notfallmedizin PNM-V01 Das Erleben und die Bedürfnisse häufig wiederkehrender alkoholisierter Patientinnen/Patienten bei der Versorgung durch professionell Pflegende in der Notaufnahme *M. Dietz-Wittstock Diako Flensburg, ZNA/AS, Flensburg, Deutschland Hintergrund: In deutschen Notaufnahmen steigen die Patientenzahlen sowie die Zahl der Patienten mit Alkoholintoxikationen kontinuierlich an (Ärzteblatt, 2010; DESTATIS, 2015; Kulla et al., 2016; Riessen et al., 2015). Um eine patientenorientierte Versorgung zu ermöglichen, ist es nötig, die Bedürfnisse der Patienten zu kennen sowie ihr Erleben der Versorgung durch professionell Pflegende in der Notaufnahme zu erfassen. Ziel: Das Forschungsziel der Arbeit war es, das Erleben von häufig wiederkehrenden alkoholisierten Patienten in Bezug auf die Versorgung durch professionell Pflegende aus Sicht der Patienten selbst in der Notaufnahme zu betrachten und zu analysieren. Ebenso sollten die Bedürfnisse dieser Patienten in Bezug auf die Versorgung durch professionell Pflegende in der Notaufnahme erfasst werden. Methodik: Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde ein qualitativer Forschungsansatz gewählt und 15 halbstrukturierte Interviews mit häufig wiederkehrenden alkoholisierten Patienten einer Notaufnahme durchgeführt. Die Interviews wurden mittels der Inhaltsanalyse nach Mayring (2015) ausgewertet.
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Abstracts Ergebnis: Die Aussagen der Patienten zum Erleben und den Bedürfnissen bezogen auf die Versorgung durch professionell Pflegende in der Notaufnahme sind sehr heterogen. Legt man die Ausführungen zu Gewalthandlungen in Pflegebeziehungen von Schreiner (2001) zugrunde, lassen sich in den Interviews Aspekte von Gewalt wiederfinden. Schlussfolgerung: Für das Setting der Notaufnahme lassen sich Maßnahmen für die Praxis vorschlagen, mit denen sich das positive Erleben der Patienten verstärken, beziehungsweise das negative Erleben reduzieren ließe und mit denen den geäußerten Bedürfnissen entgegengekommen werden könnte. Eine Übertragung auf andere Notaufnahmen ist denkbar, sollte aber vorab geprüft werden, um festzustellen, ob die Voraussetzungen und Bedarfe den in der Studie festgestellten entsprechen. Weiterführende Studien unter anderem mit dem Ziel die Sichtweise der professionell Pflegenden zu erfassen und analysieren sollten folgen.
PNM-P01 Are care plans for drug seeking behavior gender specific? *F. Fiesseler1, R. Riggs2, D. Salo1, H. Patel3, B. Walsh3 1 Morristown Medical Center, Emergency Medicine, Morristown, United States of America, 2Rutger RWJ Medical school, New Brunswick, United States of America, 3Morristown Medical Center, Emergency Medicine, Long Valley, United States of America Study objectives: Patients with drug seeking behavior are labor and resource intensive. We analyzed Emergency Department (ED) visits after care plan implementation to determine if a gender difference on visits occurred. Methods: A retrospective observational study. Location: suburban teaching hospital with an annual census of 90,000 patients. Care plan was initiated for patients flagged by staff as concerning for drug seeking behavior. An administrator then collaborated with the patients primary physician. If the primary MD agreed, a care plan was initiated, which typically restricted narcotic utilization. Patients received a certified letter regarding their plan. Copies of the letters were placed alphabetically by name in binders stored in the ED. Charts were flagged electronically when patients presented to the ED. The first 40 patients in each of 3 binders were included for analysis. ED Visits were determined one year prior, and for the five years following, based on letter posting date. Exclusion criteria: unclaimed letter, incomplete data, or non-drug seeking care plan. Statistics: Two-tailed Wilcoxon signed-rank test with significance of p < 0.05. Results: One hundred and twenty patients were analyzed and 12 were excluded. Exclusion criteria: incomplete data (N = 4), did not receive letter (N = 2), and non-drug seeking care plan (N = 6). This left 108 patients for analysis. Mean age was 39.7 years, (IQR 25–55 yrs) overall with women averaging 41 and men 37 years. Male gender comprised 53% of the sample population (N = 58). Overall, there were 825 visits prior to care plan implementation and 62 during the final year (p = < 0.001). Mean yearly ED visits prior to care plan initiation was 7.6, 95% CI (3.3, 11.9) with females comprising 8.1, 95% CI (2.6, 13) and males 6.1, 95% CI (1.9, 10 [p = 0.20]). Mean yearly visits following implementation were: 2.4 and 2.2 for year one, 1.5 and 1.1 year two,1.5 and 1.0 year three, 1.2 and 0.5 year four, 0.8 and 0.2 year five, for females and males respectively. The mean reduction of visits 1 year following implementation was 5.7, 95% CI (0.2, 11.2) and 3.9, 95% CI (2.7, 5.1 [p = 0.41]) for women and men respectively. The five-year total mean reduction in visits was 7.0, 95% CI (6.2, 8.1 [p = <0.001]), with women and men comprising 7.3, 95% CI (3.4, 11.1) and 5.9, 95% CI (2.2, 9.6 [p = 0.39]) respectively. Conclusion: Though care plans are effective in reducing visits for drug seeking behavior it is not gender specific.
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PNM-P02 Spinal epidural abscess are a rare disease, with the majority occurring after surgery D. Salo1, F. Fiesseler1, B. Walsh1, *R. Riggs2 1 Morristown Medical Center, Emergency Medicine, Morristown, United States of America, 2Robert Wood Johnson Medical School, Emergency Medicine, New Brunswick, United States of America Spinal epidural abscess are an uncommon disease encountered in the emergency department (ED), which has significant morbidity and mortality if missed. Study Objective: To evaluate ED visits for epidural abscess and to analyze presentation etiologies. Methods: Design: A single-center retrospective study. Setting: A suburban, tertiary care ED with annual census of 90,000 visits. Participants: Consecutive patients with final ICD9 diagnosis of epidural abscess from June 26, 2014 to June 26, 2017. Pediatrics was defined as ≤ 17 yrs of age. This study was excluded from IRB. Statistics: Mann Whitney U test with a significant P-value of < 0.05. Results: A total of 23 patient visits had the final diagnosis of epidural abscess during the study period. Two were ultimately found not to have an epidural abscess, leaving 21 for analysis. No pediatric patients were diagnosed. The overall mean age was 64 years (95% CI 48–64). Males comprised 52% (N = 11). Eighty-six percent were admitted (N = 18), 10% left against medical advised (all with history of intravenous drug abuse) and 5% were transferred. Location of infection included: (N = 13) lumbar, (N = 7) cervical and (N = 1) thoracic. Infections following surgery occurred in 48% with a mean age of 61 years (95% CI 49–73). Of those not having prior surgery, four had a history of intravenous drug abuse, three were immunocompromised, and one had a history of diabetes. Mean age of these was 51 years (95% CI 42–61) (p = 0.15). No risk factors were found in 36% of these patients (N = 4) and 19% of patients overall. Conclusion: Epidural abscess are a rare disease and most commonly occur following surgery, up to 19% of patients have no obvious risk factors.
PNM-P03 Impact of a Netflix show on US EDs with regards to pediatric suicide issue *D. Salo, N. Kairam, L. Sherrow, D. Patel, A. Wali, F. Fiesseler Morristown Medical Center, Emergency Medicine, Morristown, United States of America Objective: Among Americans suicide is the 3rd leading cause of death with 157,000 age 10–24 seeking medical care for self-inflicted injuries yearly. The release of “13 Reasons Why” www.netflix.com/title/80117470, has caused controversy as proponents feel it serves as a catalyst for conversation for issues people with mental illness face. Opponents state it may sensationalize or glamorize suicide. We hypothesized that after release of “13 Reasons Why” on March 31, 2017 there may be an increase in the numbers of patients between 10 and 21 years of age presenting to EDs with chief complaint of suicide attempt (SA)/ideation (SI)/intentional overdose or cutting oneself. We hypothesize that admission rates for psychiatric illness during this time period would be higher. Methods: Retrospective Cohort Protocol: We compared the number of presentations to EDs in 26 hospitals (Northeast USA) for the stated complaints for a 60 day period before and after release. Data was collected from a proprietary electronic charting system and examined for total numbers, admission rates, and gender and age differences (significant p value <0.05). We used Google Trends to determine peak interest in the show as related to searches for “13 Reasons Why” on www.google.com and to determine if an increase in searches for “How to commit suicide” occurred. Results: 4242 patients met criteria. 264 (58%) were female, mean age was 16 (95% CI 15.7–16.2), IRQ of 14–17. The number seen after release was 253 vs 205 before (proportion of 0.55 [95%CI 0.51 to 0.60; p value < 0.03]) for a 20% increase post release. There was no significant difference in age before or after release: 16 both, mean difference 0.0 (95% CI −0.4 to 0.7,
p 0.65). There was no difference in admission rates before and after, p < 0.23. Peak Google searches for the show occurred 4/08–4/18/2017 with a second smaller peak 5/8/2017. There did not appear to be a graphic change in searches for “How to commit suicide” on Google. Conclusion: There was a significant increase in presentations to 26 Emergency Departments for pediatric psychiatric evaluation post release of “13 Reason Why” related to suicide. While no change in admissions occurred this shows media may have a profound influence on young patients with regards serious mental health issues.
Qualitätssicherung, Ökonomie und Management QÖM-V01 Psychosoziale Arbeitsbedingungen, psychisches Wohlbefinden der Beschäftigten und Qualität der Patientenversorgung: Interventionsstudie in einer interdisziplinären Notaufnahme *A. Schneider1, M. Wehler2, M. Weigl1 1 Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München, München, Deutschland, 2Zentrale Notaufnahme und IV. Medizinische Klinik, Klinikum Augsburg, Augsburg, Deutschland Hintergrund: Beschäftigte in der klinischen Notfallversorgung sind mit hohen Arbeitsbelastungen konfrontiert. Diese tragen zu einem erhöhten Risiko psychischer Fehlbeanspruchung bei. Geeignete Interventionen für Notaufnahmen liegen bislang nicht vor. Zudem sind Effekte auf die Sicherheit und Qualität der Patientenversorgung unbestimmt. Ziel war die systematische Evaluation einer partizipativen Intervention (Gesundheitszirkel) im Hinblick auf Veränderungen der psychosozialen Arbeitsbelastungen, psychischen Fehlbeanspruchung sowie die Patientenversorgung. Methoden: Ein multi-methodales Interrupted-Time-Series Design wurde durchgeführt (Zeitraum 15 Monate). In der interdisziplinären Notaufnahme eines Maximalversorgers (ca. 85.000 Patienten/Jahr) wurden Ärzte, Pflegekräfte sowie Verwaltungsmitarbeiter vor und nach der Intervention mit standardisierten Instrumenten befragt. Zusätzlich wurden Patienten zur Versorgung befragt und Tätigkeitsbeobachtungen durchgeführt. Die Intervention umfasste zehn interdisziplinäre Gesundheitszirkel zu Problemen und Maßnahmen der Arbeitsbelastungen und -organisation. Inferenzstatistische und Zeitreihenanalysen wurden mittels SPSS 24.0 berechnet. Ergebnisse: 149 Mitarbeiter- und 1418 Patientenfragebögen wurden ausgewertet. 41 Mitarbeiter nahmen an beiden Befragungszeitpunkten teil. Häufig berichtete psychosoziale Belastungen waren Arbeitsunterbrechungen, Zeitdruck und niedrige Partizipationsmöglichkeiten. Positive Veränderungen nach der Intervention zeigten sich beim Tätigkeitsspielraum und den reduzierten Überstunden. Das soziale Klima verschlechterte sich. Hinsichtlich der Beanspruchung wurde ein negativer Trend bei der Arbeitszufriedenheit und den Kündigungsabsichten beobachtet. Gleichwohl verbesserten sich die Zufriedenheit der Patienten mit der Organisation der Versorgung, mit Wartezeiten sowie das Gesamturteil signifikant. Diskussion und Ausblick: Erstmalig liegen Ergebnisse einer systematischen Intervention und Evaluation von Arbeitsbedingungen bei Beschäftigten in einer Notaufnahme vor. Auch wenn die Evaluation inkonsistente Effekte hinsichtlich positiver und negativer Veränderungen liefert, lassen sich Rahmenbedingungen für eine effektive Gestaltung der Arbeitsumgebung und psychischen Gesundheit von Beschäftigten in der Notaufnahme identifizieren. Für weitere Evidenz zur Gestaltung soziotechnischer Arbeitsund Versorgungssysteme in Notaufnahmen sind zukünftig kontrollierte Interventionsstudien erforderlich.
Qualitätssicherung, Ökonomie und Management QÖM-V02 Herausforderung Notfallversorgung – wie geht eine regionale Krankenkasse damit um? *W. Wyrwich1, J. König2, M. Moskwyn2, A. Schöllner3 1 AOK Nordost, UB Versorgungsmanagement, Berlin, Deutschland, 2AOK Nordost, UE Ärzte, Berlin, Deutschland, 3AOK Nordost, UB Fahrkosten, Berlin, Deutschland Der Anspruch, für ihre Versicherten eine qualitativ hochwertige Notfallversorgung gewährleisten zu wollen, stellt eine regionale Krankenkasse vor große Herausforderungen. Insbesondere dann, wenn der Versorgungsauftrag –– für einen großen Anteil an Versicherten in strukturschwachen Regionen besteht –– die Rahmenbedingungen durch Mangel an Haus- und Fachärzten, klammen Kapazitäten beim ärztlichen Bereitschafts- und Notarztdienst gekennzeichnet sind –– weite Wege zwischen Wohn- bzw. Notfallort und Notaufnahme bestehen –– die beteiligten Systempartner differente Interessen verfolgen –– gesetzliche Vorgaben ein Wirtschaftlichkeitsgebot vorgeben, das zwingend zu beachten ist Anhand von Beispielen, an denen die AOK Nordost aktiv mitwirkt, wird dargestellt, welche Möglichkeiten eine regionale Krankenkasse hat, um die Notfallversorgung mit zu gestalten. Aufgrund der Aufstellung als regionale Krankenkasse verfügt die AOK Nordost über gute Kenntnisse der regionalen Versorgungslandschaft und -struktur. Analysen der verfügbaren Datengrundlagen bilden die Basis für prädiktive Aussagen sowie eine sachliche Befassung mit versorgungsrelevanten Fragestellungen und die konstruktive Mitwirkung in Gremien, die für die Gestaltung der Bedarfsplanung und der Leistungsangebote zuständig sind. Hierbei kommen kollektivvertragliche Lösungsansätze zum Tragen. Besondere Versorgungsbedarfe können im Rahmen von Selektivverträgen gestaltet werden. Es werden folgende Beispiele der Kassenbeteiligung an Notfallversorgungsthemen sowie die damit erreichten Ergebnisse bzw. die derzeitigen Entwicklungsstände vorgestellt: 1. Dreiseitige Verträge zwischen Gesetzlicher Krankenversicherung, Kassenärztlicher Vereinigung und Krankenhausgesellschaft (nach § 115 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 SGB V) 2. Möglichkeiten der regionalen Versorgungsverbesserung durch Selektivverträge 3. Modellvorhaben und aktive Beteiligung der AOK Nordost im Rahmen des Innovationsfonds Fazit: Die Handlungsmöglichkeiten der AOK Nordost als regionale Krankenkasse sind zwar sehr strengen Regularien unterworfen, jedoch werden die gegebenen Handlungsoptionen zur Verbesserung der Versorgung durch die Krankenkasse aktiv mitgestaltet. Die sachliche Zusammenarbeit zwischen Experten auf Leistungserbringerseite und Krankenkassen führt zu sinnvollen Entwicklungen in der Gesundheitslandschaft und ist damit für die Patienten/Versicherten gewinnbringend.
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S139
Abstracts
Qualitätssicherung, Ökonomie und Management QÖM-P01 Notfallprävention statt Reanimation
beiter der internistischen Stationen 1, 2 und 3, der chirurgischen Station 7 und der Intensivstation. . Tab. 1 | QÖM-P01 zeigt die Mitarbeiterkonstellation dieser Bereiche. . Tab. 2 | QÖM-P01 zeigt, dass die Vollständigkeit der Fragebögen ab der zweiten Schulung deutlich zugenommen hat.
*P. Müller-Nolte1, A. Schäfer2 1 Asklepios Schwalm-Eder-Kliniken, Zentrale Notaufnahme, Schwalmstadt, Deutschland, 2Asklepios Nordhessen, Bildungsinstitut, Bad Wildungen, Deutschland Einleitung: Innerklinische Notfälle sind häufig vermeidbar und stellen Patienten wie Kliniken vor ein großes Problem. Sie sind aus rechtlicher, wirtschaftlicher und organisatorischer Sicht ein Problemfeld im klinischen Alltag. Die Einführung eines Schulungskonzeptes für die Basisreanimation und in bestimmten Bereichen für die erweiterten Reanimationsmaßnahmen sollte den Bedürfnissen der Mitarbeiter und Arbeitsbereiche angepasst sein. Sinnvoller Weise sollte der Fokus nicht allein auf dem Erlernen der Reanimation liegen, sondern in einem umfassenden präventiven Notfallmanagementsystem münden. (. Abb. 1 | QÖM-P01 und . Abb. 2 | QÖM-P01) Nur dadurch wird es möglich sein, einen großen Teil der innerklinischen Notfälle zu verhindern, für mehr Sicherheit bei den medizinischen Mitarbeitern und Patienten zu sorgen und dem unnötigen Verbrauch von Ressourcen entgegen zu wirken. Methodik: Zu Beginn des Projekts wurden die Teilnehmer der Schulungen über einen Zeitraum von 3 Schulungen bezüglich ihrer Kenntnisse über das Notfallmanagement befragt. Die Teilnehmer erhielten hierzu codierte Fragebögen, sodass die Mehrfachteilnahme der Mitarbeiter kenntlich wurde. Befragt wurden insgesamt vor der ersten Schulung 111, vor der zweiten Schulung 106 und vor der dritten Schulung 113 nicht ärztliche Mitar-
Abb. 2 | QÖM-P01 8
S140
Notfall + Rettungsmedizin · Suppl 2 · 2017
Abb. 1 | QÖM-P01 8
Tab. 1 | QÖM-P01 Anzahl der nicht ärztlichen Mitarbeiter, Schäfer,
Tab. 3 | QÖM-P01 Ergebnis der Varianzanalyse: p = 0.000 der
A., 2012
richtig beantworteten Fragen, Niggemann, Schäfer, A., 2012 Zeitpunkt
Mw
SD
Median
Min–Max
Fachpflege
5
Krankenpflege
91
vor 1. Schulung
5.5
2.9
6.0
0–11
Altenpflege
1
vor 2. Schulung
14.6
2.7
15.0
8–20
Arthelferin
2
vor 3. Schulung
16.8
2.3
17.0
9–21
Hilfskräfte
19
Summe
118
Tab. 2 | QÖM-P01 Vollständigkeit der Fragebögen im Schulungsverlauf, Schäfer, A., 2012 Schulungen
vor 1. Schulung
in %
vor 2. Schulung
in %
vor 3. Schulung
106
in %
Fragebögen insgesamt
111
vollständige Fragebögen
21
19
43
41
65
58
unvollständige Fragebögen
90
81
63
59
48
42
Die Fragebögen gliedern sich in einen organisatorischen Bereich, einen fachlichen Bereich und einen Bereich zur Orientierung am Notfallwagen. Die Gesamtergebnisse aus diesen Bereichen werden folgend vorgestellt. Ergebnisse: Anzahl der richtig beantworteten Fragen (Teilnahme an allen drei Befragungen, n = 103 . Tab. 3 | QÖM-P01) Fazit: Zum Signifikanzniveau 0.05, gibt es zwischen den drei Zeitpunkten signifikante Unterschiede hinsichtlich der Anzahl der richtig beantworteten Fragen. Schlussfolgerung: Es konnte gezeigt werden, dass die Sicherheit der Mitarbeiter im Umgang mit innerklinischen Notfällen deutlich erhöht werden konnte. Zudem wurde das restriktive Verhalten zur Alarmierung des Notfallteams deutlich abgebaut. Es zeigt sich, dass die Mitarbeiter es sehr zu schätzen wissen, zu jeder Zeit Unterstützung durch das Notfallteam anfordern zu können.
QÖM-P02 Hospitation von Pflegekräften der ZNA im Rettungsdienst – erste Erfahrungen *T. Doneith, S. Vees, A. Häfner, S. Hogh-Binder, O. Kinder, K. Söllner, K. Schmid Zollernalb Klinikum Balingen, Zentrale Notaufnahme, Balingen, Deutschland Einleitung: Eine wichtige Schnittstelle in der Versorgung notfallmedizinischer Patienten ist der Übergang zwischen präklinischer und klinischer Versorgung. Durch unterschiedliche Ausbildungen, Kommunikationsstrukturen und Erwartungen bei Rettungsdienst- und Klinikpersonal kommt es immer wieder zu Missverständnissen und Konflikten. Einblicke in die Tätigkeiten der anderen Seite gibt es so gut wie keine. Durch gegenseitige Hospitationen soll ein Einblick in die Tätigkeit der anderen Berufsgruppe gewährt, das Verständnis erhöht und die Kommunikation verbessert werden. Mögliche Schwachstellen sollen erkannt und behoben werden. Methodik: Es wurde eine eintägige Hospitation von Pflegekräften der ZNA beim örtlichen Rettungsdienst (RD) geplant. Die Teilnehmer waren am Hospitationstag auf der Leitstelle anwesend und bei rettungsdienstlichen Einsätzen dabei. Nach der Hospitation wurden Eindrücke und Vorschläge mündlich erhoben. Eine geplante schriftliche Erhebung wurde bei geringem Rücklauf (vermutlich aufgrund des zu umfangreichen Fragebogens) nicht vollständig durchgeführt. Ergebnisse: Die Hospitation wurde von allen Teilnehmern als positiv bewertet – zwischenmenschliche Faktoren (Kennenlernen, Verständnis, Verbesserung der Kommunikation) und Einblicke in die organisatorischen Abläufe stehen hier im Vordergrund. Möglichkeiten die eigenen notfallmedizinischen Fertigkeiten zu verbessern wurden dagegen kaum gese-
113
hen. Gewünscht wurden weitere Hospitationen, auch in Schnittstellenbereichen innerhalb des Klinikums sowie von RD-Mitarbeitern in der ZNA. Es wurde darauf hingewiesen, dass für ein reibungsloses Miteinander zwischen ZNA und RD die Abläufe innerhalb der ZNA optimiert werden müssen (ausreichend Personal, kurze ZNA-Liegezeit, ausreichende Aufnahmekapazität). Ein regelmäßiger Austausch mit Aufbau einer FeedbackKultur wurde gewünscht. Diskussion: Die Hospitationen von ZNA-Personal im örtlichen RD wurden von allen Beteiligten als positiv erlebt. V. a. zwischenmenschliche und organisatorische Aspekte wurden von den Teilnehmern als interessant und wichtig betont – fachliche Aspekte scheinen eine untergeordnete Rolle zu spielen. Für die Zukunft wünschenswert wäre eine Hospitation von RD-Mitarbeitern in der ZNA sowie Hospitationen in weiteren Schnittstellenbereichen. Eine Plattform für einen gegenseitigen Austausch sollte geschaffen werden. Für weitere Hospitationen sollte ein aussagekräftiges und praktikables Evaluationsinstrument entwickelt werden.
QÖM-P03 Use of simulation to teach procedural sedation in the emergency department. S. B. Sawh, F. CROFT, A. Sabanathan, *A. Schueler, A. Buckley University College London Hospital, Emergency Department, London, United Kingdom Introduction: Procedural sedation and analgesia is an integral component of the skill set of the modern Emergency Physician, employed to enable a broad range of medical procedures to be tolerated by patients without undue pain or suffering. It is practised on a daily basis, to varying degrees and using varying techniques and drugs, in all UK Type 1 Emergency Departments (which have resus room facilities). It is important to note that procedural sedation is a form of anaesthesia, covering a continuum from anxiolysis through to (but not including) general anaesthesia. For it to be practised both effectively and safely it is vital to approach procedural sedation broadly as one would general anaesthesia, with a similar process of planning, pre-assessment and checks. Objectives: To develop an infrastructure that delivers high quality sedation and has provision for training and teaching both ED medical and nursing staff built-in. Materials & Methods: Emergency Medicine Registrars working in areas of the Emergency Department where conscious sedation is performed (the resuscitation room) were the participants in the procedural sedation simulation training. Prior to the training session, the participants read the Royal College of Emergency Medicine (RCEM) Procedural Sedation in Adults Clinical Audit 2015–2016. Their theoretical knowledge and experience Notfall + Rettungsmedizin · Suppl 2 · 2017
S141
Abstracts were both then assessed in the following categories: previous sedation experience, knowledge of drug pharmacokinetics, number of previous rapid sequence intubations, management of common sedation complications, knowledge of equipment and presedation assessment and familiarity with departmental protocols and policies. They were then allowed to demonstrate 3 supervised procedural sedations using a high fidelity mannequin (SimMan3G) and rate their experience. Mean participant rating of the educational session was 4.75 (1 = poor, 5 = excellent). Result: 10 Emergency Medicine Registrars participated in the training. Mean participant rating of the educational session was 4.75 (1 = poor, 5 = excellent). Conclusion: Simulation provides an effective method for teaching procedural sedation in the Emergency Department to eligible Emergency Medicine Registrars. Further objective theoretical testing of knowledge is planned for the future in the form of an online module for self-assessment. However simulation provides an excellent constructivist method to assess practical skills.
QÖM-P04 Weiterentwicklung des DGINA-Strukturdatensatzes im Kontext aktueller gesundheitspolitischer Entwicklungen – Erste gemeinsame Datenerhebung von Notaufnahmen durch DGINA und DIVI M. Wehrle1, F. Greiner1, W. Schirrmeister1, Y. Marx1, D. Brammen1,2, F. Walcher1, *K. Habbinga3, T. Schöpke4 1 Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Universitätsklinik für Unfallchirurgie, Magdeburg, Deutschland, 2Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Magdeburg, Deutschland, 3Pius-Hospital Oldenburg, Aufnahmezentrum, Oldenburg, Deutschland, 4Klinikum Barnim GmbH, Notfallzentrum, Eberswalde, Deutschland Einleitung: Zur Struktur der notfallmedizinischen Versorgungseinrichtungen in deutschen Krankenhäusern existieren bisher nur begrenzt Daten, die im Wesentlichen auf Umfragen der Deutschen Gesellschaft Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) e. V. basieren. Zuletzt wurden mit dem DGINA-Strukturdatensatz Daten aus 55 bzw. 39 Einrichtungen aus den Jahren 2012 bzw. 2013 erhoben und ausgewertet [1, 2]. Vor dem Hintergrund der aktuellen gesundheitspolitischen Entwicklungen gewinnen möglichst umfassende und repräsentative Strukturdaten der klinischen Notfallversorgung vermehrt an Bedeutung. Zur Aktualisierung und Ergänzung der Datenlage wird der DGINA-Strukturdatensatz weiterentwickelt und kommende Umfragen werden gemeinsam von der DGINA und der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) e. V. geplant und deutschlandweit durchgeführt. Methodik: Der DGINA-Strukturdatensatz wurde in drei Schritten überarbeitet und aktualisiert. Zunächst wurde der Datensatz mit dem Anspruch angepasst, auch die Strukturen von Krankenhäusern mit noch dezentralen Notfallambulanzen vollumfänglich erfassen zu können. Im Weiteren wurden die in den Jahren 2013 und 2014 abgefragten Items detailliert aufbereitet (z. B. allgemeine und fachspezifische kassenärztliche Notfallversorgung am Standort und im Umfeld) und um neue Themen ergänzt (z. B. gestuftes System von Notfallstrukturen in Krankenhäusern, IT-Ausstattung, Weiterbildung). Zuletzt wurde der Datensatz, aktuell bestehend aus den Themenschwerpunkten Krankenhausstruktur und Notaufnahmestrukturen, als Online-Fragebogen mit Hilfe des Tools SoSci Survey umgesetzt. Aktueller Stand: Mit der operativen Umsetzung der Befragung wurde die AG Register- und Versorgungsforschung in der Notfallmedizin an der Universitätsklinik für Unfallchirurgie/Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg beauftragt. In einem ersten Pretest mit sechs Teilnehmern wurden technische Probleme des Online-Fragebogens identifiziert und behoben. Gleichzeitig wurden von den Teilnehmern inhaltliche und strukturelle Verbesserungsvorschläge erbeten. Im nächsten Schritt wird das Pretest-Kollektiv um die Modellkliniken des im Aufbau befindlichen Notaufnahmeregisters (www.aktin.org) erweitert. Zu Beginn des Jahres 2018
S142
Notfall + Rettungsmedizin · Suppl 2 · 2017
sollen die ärztlichen Leiter aller Notaufnahmen deutschlandweit zur Teilnahme an der elektronischen Strukturdatenerhebung eingeladen werden. Ausblick: Eine standardisierte, bundesweite und fachgesellschaftsübergreifende Datenerhebung mit dem DGINA-Strukturdatensatz schafft eine belastbare Datenbasis und erlaubt zukünftig, die gesundheitspolitische Planung der Notfallversorgung den tatsächlichen strukturellen Gegebenheiten anzupassen. In Kombination mit Daten zu Prozessen und Ergebnissen auf Basis des Kerndatensatzes Notaufnahme der DIVI lassen sich in zukünftigen Studien Aussagen zu geeigneten Versorgungsstrukturen von Notaufnahmen ableiten [1, 3]. Literatur 1. Schöpke T, Dodt C, Brachmann M et al (2014) Statusbericht aus deutschen Notaufnahmen. Notfall Rettungsmed 17:660–670 2. Haas C, Larbig M, Schöpke T et al (2015) Gutachten zur ambulanten Notfallversorgung im Krankenhaus – Fallkostenkalkulation und Strukturanalyse. www.dkgev.de. Zugegriffen 17. Juli 2017 3. Kulla M, Baacke M, Schöpke T et al (2014) Kerndatensatz „Notaufnahme“ der DIVI. Notfall Rettungsmed 17:671–81
Versorgungsforschung in der Notfallmedizin und Rettungsmedizin I VFS-V01 Magnetresonanztomographie (MRT) beim Schlaganfall: Praktikabilität und Potenzial in der Notaufnahme und Akutversorgung *L. Niehaus1, T. Ade2, K. Baer1 1 Rems-Murr-Klinikum Winnenden, Neurologie, Winnenden, Deutschland, 2 Rems-Murr-Klinikum Winnenden, Zentrale Notaufnahme, Winnenden, Deutschland Einleitung: In der Notfallbildgebung des Schlaganfalls wird zurzeit überwiegend die kranielle Computertomographie (CT) eingesetzt. Hierbei ermöglicht das native CT den Ausschluss einer intrakraniellen Blutung, kann aber keinen Aufschluss über das Ausmaß der Durchblutungsstörung und Schädigung in den ersten Stunden geben. Die Schlaganfall-MRT stellt im Vergleich zur CT die wesentlich sensitivere Methode zum Nachweis akuter ischämischer Läsionen dar, jedoch wird ihr Einsatz in der Notaufnahme infolge logistischer Probleme und Ressourcenallokationen limitiert. Ziel unserer Untersuchung war es die Praktikabilität und das Potenzial der MRT als initiale Notfallmodalität für ein Krankenhaus der Zentralversorgung zu prüfen. Methodik: Es wurden die Qualitätssicherungsdaten des Winnender Schlaganfallzentrums hinsichtlich der Verteilung der CT- bzw. MRT als 1. Bildgebung, der Dauer zwischen Krankenhausaufnahme und erster Bildgebung und der Anteil an Behandlungsfällen mit einem positiven Ischämienachweis bei Aufnahme untersucht. Hierfür wurden die nach Einführung prä- und intrahospitaler Maßnahmen zur Steigerung der MR-Notfallquote bei akuten Schlaganfällen erhobenen Klinik-Daten über einen Zeitraum von 24 Monaten ausgewertet und mit den Daten der landesweiten Qualitätssicherung Baden-Württemberg (GeQik) verglichen. Ergebnisse: Über einen 2Jahreszeitraum wurden 1893 Patienten (Median 77 J.) mit akutem Schlaganfall/TIA registriert (2015 n = 930; 2016 n = 963). Als 1. Bildgebung konnte ein MRT bei 84,3 % der Notfallpatienten durchgeführt werden; bei 15,6 % initial ein CCT (Landesdurchschnitt 82 %). Bei potenziellen Lysekandidaten erfolgte die MR-Notfallbildgebung bei 87,0 % (2015) bzw. 86,3 % (2016) innerhalb einer Stunde nach Aufnahme. Ein positiver Ischämienachweis gelang bei 65,3 % bzw. 72,3 % der Patienten in der Bildgebung bei Aufnahme gegenüber einer niedrigeren Nachweisquote im Landesdurchschnitt (2015: 51 %; 2016: 50,2 %) Schlussfolgerungen: In der Schlaganfalldiagnostik ist ein akutes MRT bei über 4/5 der Notaufnahmepatienten praktikabel. Der MRT-Einsatz führt hierbei zu keiner Verzögerung der Notfallbildgebung und ermöglicht mittels frühem Ischämienachweis eine optimierte Behandlungsplanung bei
potenziellen Lysekandidaten. Ein vermehrter initialer Einsatz der Schlaganfall-MRT ist zukünftig hinsichtlich einer effizienten Notfallversorgung (Lyse, Thrombektomie) und Differentialdiagnostik anzustreben.
VFS-V02 Intelligent assistance services and personalized learning environments for support of knowledge and performance in interdisciplinary emergency care *S. Blaschke1, B. Sellemann1, M. Schmucker2, C. Ullrich3, S. Wache1, S. Rey4, M. Haag2, F. Walcher5, C. Igel3 1 University Medical Center Göttingen, Interdisciplinary Emergency Care Unit, Göttingen, Germany, 2University of Heilbronn, GECKO Institute, Heilbronn, Germany, 3German Research Center for Artificial Intelligence, EdTec Laboratory, Berlin, Germany, 4University Medical Center Göttingen, Institute of Medical Informatics, Göttingen, Germany, 5University of Magdeburg, Dept. of Trauma Surgery, Magdeburg, Germany During the past decade emergency medicine evolved to an increasing challenge for all clinics due to substantial changes of medical knowledge, limits of time and health care economics as well as an enormous rise of patient cases. Thus, continuous medical education for all employees represents an essential prerequisite for high quality patient-centered care. However, in this special setting conventional learning techniques do not allow for continuous training on the job. To address this problem we developed novel learning strategies for both academic and non-academic staff members within interdisciplinary emergency care departments (ED). For medical students and trainees we created a podcast and an emergency care simulation software in order to prepare for the work within the ED in comparison to control groups without access to these learning tools. Acceptance, frequency of usage and effects of these techniques were assessed prior to and after the occupation within the ED by standardized questionnaires and tests. For nurses and paramedics we first assessed the information demands during all processes of emergency patient care. Intelligent assistance services were then established in cooperation with two technological partners via web-based services. Introduction of the podcast and ED simulation software prior to the start within the ED resulted in a significant improvement of skills and expert knowledge in comparison to the control groups (p < 0.002). Both innovative tools were widely accepted and frequently used by each proband. Analysis of processes within the preclinical and clinical phase of emergency care revealed information demands for paramedics and nurses with respect to (non)-invasive techniques, first aid standard operating procedures, medications and medical devices. Assistant information, process and documentation services were developed for web-based usage via mobile devices within defined use cases. Assistant services and personalized learning environments are now evaluated by analysis of utility, usability, acceptance and learning efficiency in a pilot study within two different EDs. Introduction of novel learning and teaching strategies within the ED allows for a continuous medical education and training on the job in the special setting characteristics of emergency care. Results of our studies revealed a significant improvement of technical skills and medical expertise.
VFS-P01 An anthropological approach of pain management in emergency departments: example of vaso-occlusives pain crisis in guadeloupe (french caribbean) *N. Moueza1, M. E. Gruénais2, P. Carrere1, M. E. Julan3 1 University of the French West Indies and Guiana, Guadeloupe, Guadeloupe, 2 University of Bordeaux, Faculty of social Anthropology- ethnology, Bordeaux, France, 3Transversal Unit – Carribean Sickle cell Unit, Guadeloupe, Guadeloupe Objective: Pain is a subjective symptom, hardly palpable for an observer or a care-giver. Numerous surveys highlight problems between patients and care-givers regarding Vaso-Occlusives Crisis (VOC) pain manage-
ment. VOC are crisis of intense pain characterising sickle cell disease, an rising genetic disease in Germany due to migration. This study, via a qualitative approach, aims to explain the attitudes of care-givers in Emergency departments regarding the treatment of the pain, taking for example the pain induced by VOC. Methods: The data derive from a study led in 2 phases (observation and interviews of 31 patients and caregivers) during a period of just over 2 months in 3 services of Pointe-Pitre teaching Hospital: the Transversal sickle cell Unit, the pediatrics and adults emergency departments. Results: The study highlights that although the intensity of the pain makes it a priority, in precise cases, practices are not always consistent with a pain-relief logic. In question, working structures and common misconceptions about morphine or the patients intention. The results also show a VOC-pain management training mostly based on peer-exchange rather than formal education. This tends to maintain an already on-going pattern. Conclusions: Specific training for the care-givers about their own misconceptions and implementation of protocols which take into account those representations would likely improve VOC-pain management. Keywords: Pain, management, patient-caregiver-relationship, sickle cell disease, Vaso-Occlusives Crisis
VFS-P02 Migration-specific issues of patients of a university Emergency Department *C. Braun1,2, A. Exadaktylos1 1 Inselspital Bern, Universitäres Notfallzentrum, Bern, Switzerland, 2Helios Klinikum Bad Saarow, Zentrale Notaufnahme und Rettungsmedizin, Bad Saarow, Germany Background: An increase in the utilization of Emergency Departments (ED) of hospitals can be observed in whole Europe and in most of the industrialized countries. Due to the current wave of refugees, this topic is becoming more important, especially for the European region. In major cities a relevant part of the patients in the EDs are already immigrants, so far they have not been adequately represented in health care research. Methods: This retrospective study investigates the utilization of a big university ED by immigrants, regarding the number of patients categorized by socio demographic issues, age, gender, weekday of consultation and the type of referral over a period of ten years. Results: 264.727 patients were included in the data analyses; 201.260 were Suisse citizens, 27.290 immigrants of other European countries and 35.722 came from other continents. There was a general increase of 48% in the number of total admitted patients; especially there is a disproportionately high increase of foreign patients. In 3% of the cases patients were immigrants from other European countries over the period of ten years, whereas the number of patients of non-European countries raised from 4,5% to 6,5% significantly. 60% of patients of other continents were male and younger with an age between 20 to 29 years. Most of the immigrants admit the ED on weekends on Saturday, opposite to most of the European patients who admit the ED at the beginning of the week. 67% of the self-referrals patients come from a non-European country, compared to only 7% referrals of these patients by family practitioners probably due to lower knowledge and integration into the local health system with e. g. the community supply of general practitioners. Conclusions: There was a general increase of 48% in the number of total admitted patients in the ED similar to the increase of the utilization of EDs in most of the industrialized countries. The number of younger patients from non-European countries treated in the Emergency Department increased during the study period of ten years significantly. 67% of the self-referrals patients come from a non-European country, compared to only 7% referrals of these patients by family practitioners probably due to lower knowledge and integration into the local health system. This trend will further continue and the sociodemographic structures should be taken into account regarding the emergency care reserve capacity.
Notfall + Rettungsmedizin · Suppl 2 · 2017
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Abstracts
Abb. 1 | VFS-P02 9 Age groups. Percentage distribution of age groups (years) by year (total = 264,272 persons)
Abb. 2 | VFS-P02 9 Age groups. Percentage distribution of age group, by weekday of visit (total = 264,272 persons)
VFS-P03 Ist das Manchester-Triage-Systems zur Steuerung von Notfallpatienten zwischen Notaufnahme und Portalpraxis geeignet? *F. Greiner1, A. Slagman2, D. Brammen1,3, F. Walcher1, B. Erdmann4 1 Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Universitätsklinik für Unfallchirurgie, Magdeburg, Deutschland, 2Charité – Universitätsmedizin Berlin, Notfall- und Akutmedizin CVK, CCM, Berlin, Deutschland, 3Otto-vonGuericke-Universität Magdeburg, Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Magdeburg, Deutschland, 4Klinikum Wolfsburg, Zentrale Notfallaufnahme, Wolfsburg, Deutschland Einleitung: Gemäß Krankenhausstrukturgesetz ist eine stärkere Verzahnung von stationärer und kassenärztlicher Notfallversorgung vorgesehen. Zur gezielten Zuweisung der Patienten in Notaufnahme bzw. Portalpraxis wird eine standardisierte Ersteinschätzung auf Basis etablierter Triagesysteme diskutiert [1]. Wir untersuchen in der Notaufnahme eines Schwerpunktversorgers, ob sich anhand der Ersteinschätzung nach dem Manchester-Triage-System (MTS) eine stationäre Behandlungsbedürftigkeit abschätzen lässt. Methodik: Sekundärdatenanalyse aller Patienten der Notaufnahme. Die Ersteinschätzung nach MTS erfolgte durch qualifizierte Pflegekräfte. Ein Arztkontakt soll je nach Stufe sofort (rot), innerhalb von 10 (orange), 30 (gelb), 90 (grün) oder 120 Minuten (blau) erfolgen. Die stationäre Aufnahmequote wird für die einzelnen MTS-Stufen getrennt für zugewiesene Patienten und Selbstvorsteller berichtet.
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Ergebnisse: Zwischen 11/2015 und 06/2016 wurden 26.330 Fälle in der Notaufnahme behandelt. Von diesen wurden 13.284 (50,5 %) durch Notarzt, Rettungsdienst oder Hausarzt zugewiesen, 13.046 (49,5 %) kamen als Selbstvorsteller. Letztere wurden weniger dringlich eingeschätzt bzw. hatten seltener direkten Arztkontakt (. Abb. 1 | VFS-P03). Von den Selbstvorstellern wurden 18,0 % stationär aufgenommen, die Aufnahmequote bei niedriger Dringlichkeit lag bei 13,0 % (grün) bzw. 7,5 % (blau). Von allen Selbstvorstellern wurden 4,4 % auf eine Überwachungsstation aufgenommen. Bei zugewiesenen Patienten war die Aufnahmequote in allen MTSStufen höher (. Abb. 2 | VFS-P03). Schlussfolgerungen: Selbstvorsteller wurden seltener als zugewiesene Patienten stationär aufgenommen. Die Wahrscheinlichkeit für eine Aufnahme steigt mit der Dringlichkeit nach MTS, liegt aber auch bei nicht dringlichen Fällen (grün/blau) noch bei über 10 %. Selbst bei den ambulant behandelten Notfällen ist unklar, ob deren Versorgung in Anbetracht der unterschiedlichen Ausstattung und Methodenverfügbarkeit im niedergelassenen Bereich äquivalent möglich gewesen wäre. Eine Ersteinschätzung nach MTS erlaubt retrospektive Aussagen über Patientenkollektive, scheint aber zur prospektiven Steuerung von einzelnen Patienten zwischen stationärem und ambulantem Sektor eher nicht geeignet. Literatur 1. Köster, Wrede, Herrmann, Meyer, Willms, Broge, Szecsenyi (2016) Ambulante Notfallversorgung. Analyse und Handlungsempfehlungen. AQUA–Institut , Göttingen
Abb. 1 | VFS-P03 8 Ersteinschätzung der Patienten Abb. 1 | VFS-P04 8 Bei der sektorenübergreifenden Steuerung des Zugangs zur Notfallversorgung ermöglicht der Rettungsdienst eine teilweise Umgehung von Steuerungsinstrumenten
Abb. 2 | VFS-P03 8 Aufnahmequote der Patienten nach Stufe der Ersteinschätzung
VFS-P04 Sinkende ambulante Fallzahlen in der Notaufnahme bei gleichzeitiger Zunahme von ambulanten Kontakten mit dem Rettungsdienst in einem städtischen Versorgungsbereich *A. Günther1, S. Schmid1, T. Bartkiewicz2, T. Kleinschmidt3, T. Malchau4 1 Feuerwehr der Stadt Braunschweig, Stabsstelle Ärztliche Leitung Rettungsdienst, Braunschweig, Deutschland, 2Klinikum Braunschweig gGmbH, Ärztlicher Direktor, Braunschweig, Deutschland, 3Kassenärztliche Vereinigung, Bezirksstelle Braunschweig, Braunschweig, Deutschland, 4 Feuerwehr der Stadt Braunschweig, Fachbereichsleitung, Braunschweig, Deutschland Einleitung: Die Überfüllung der Notaufnahmen ist ein zunehmendes Problem. Verschiedene Steuerungsinstrumente sollen Hilfesuchende zwischen den Sektoren lenken und Behandlungsprioritäten setzen. Der Rettungsdienst ermöglicht eine teilweise Umgehung dieser Steuerungsinstrumente. (Abb. 1) In der Stadt Braunschweig stieg mit der Inanspruchnahme der zentralen Notaufnahme (ZNA) die Häufigkeit von ambulanten Kontakten mit dem Rettungsdienst (AKRD). [1] Vor diesem Hintergrund sollen die Entwicklung der ambulanten Fallzahlen von ZNA und der AKRD betrachtet werden. Methode: Retrospektive jahrgangsweise Auswertung von 2011 bis 2016 in der Stadt Braunschweig; deskriptive Statistik; detaillierte Beschreibung unter [1]. Ergebnisse: In 2011 betrug die Zahl der ambulanten Fälle in der ZNA ohne Pädiatrie und Unfallchirurgie 10.236. Bis 2014 stieg diese um 21 % auf 12.348. Danach fiel sie auf 11.604. Der Anstieg über den gesamten Untersuchungszeitraum betrug 13 %. Die AKRD stiegen in diesem Zeitraum um 31 % von 3542 auf 4629. Dieser Anstieg ist auf AKRD ohne Notarzt zurückzuführen. AKRD mit Notarzt nahmen nicht zu. Der Notarztanteil an AKRD sank von 21 % auf 14 %. Während der Praxiszeiten war der Anstieg von AKRD mit 64 % deutlich stärker als außerhalb der Praxiszeiten mit 28 %. (Abb. 2) Der Anteil von AKRD an den gesamten Notfallrettungseinsätzen stieg von 13 % auf 17 %. Schlussfolgerung: In einem städtischen Versorgungsbereich nahm die Zahl ambulanter Fälle in der ZNA nach mehrjähriger kontinuierlicher Steigerung seit 2015 ab. Dagegen wurden AKRD häufiger. In 2016 führte jeder sechste Notfallrettungseinsatz mit Patientenkontakt nicht zu einem Transport. Ein kausaler Zusammenhang scheint denkbar.
Abb. 2 | VFS-P04 8 Ambulante Fälle ZNA (ohne Pädiatrie und Unfallchirurgie) und AKRD (nach Ausschluss von Fehleinsätzen und Verstorbenen) AKRD ohne Notarztbeteiligung sind Versorgungsrealität. Bei ersten Auswertungen sahen wir keinen Beweis für Patientengefährdung, aber die Sicherheit dieses Verfahrens ist fraglich. Wesentliche Voraussetzungen sind ungeklärt, Standards fehlen. Auch AKRD ohne Notarzt bedürfen einer effektiven ärztlichen Steuerung. [1,2] Eine sektorenübergreifende Betrachtung der Notfallversorgung sollte den Rettungsdienst einbeziehen. Literatur 1. Günther A, Schmid S, Bruns A, Kleinschmidt T, Bartkiewicz T, Harding U (2017) Ambulante Kontakte mit dem Rettungsdienst. Notfall Rettungsmed. https://dx.doi. org/10.1007/s10049-017–0268-8 2. Harding U, Schmid S, Bruns A, Günther A (2016) Prähospitale Reanimationen: KT und Notfallrettung vor Einsätzen bei Kreislaufstillstand. Anästh Intensivmed 58:64
VFS-P05 Epidemiologie, Initialdiagnostik und -therapie des akuten und unklaren Bauchschmerzes in der Notaufnahme *S. Pemmerl, A. Hüfner Caritas-Krankenhaus St. Josef, ZNA, Regensburg, Deutschland Hintergrund: Abdominelle Schmerzen (aSz) zählen zu den häufigsten Symptomen, mit welchen sich Patienten in einer Notaufnahme (NA) vorstellen. Ziel dieser Studie war es einerseits aktuelle epidemiologische Zahlen aus einer deutschen NA zu generieren und andererseits Maßnahmen bei diesen Patienten zu beschreiben, um ggf. die Qualität der Versorgung verbessern zu können. Methodik: Es erfolgte die retrospektive Analyse aller Patienten, die vom 01. 01. 2016 bis 30. 06. 2016 in der Zentralen Notaufnahme des Caritas-
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Abstracts Krankenhaus St. Josef in Regensburg (Lehrkrankenhaus mit universitärer Urologie und Frauenheilkunde; ca. 32.000 NA-Patienten/Jahr) vorstellig wurden und im Manchester-Triage-System in die Kategorie Abdominelle Schmerzen bei Erwachsenen eingruppiert wurden. Ergebnisse: Dem Studienkollektiv konnten 1417 Patienten zugeordnet werden (9,8 % der NA-Patienten). Die Patienten wurden zu 39,5 % allgemeinchirurgisch, 36,5 % internistisch und 18,6 % gynäkologisch behandelt. Die Konversionsrate lag bei 48,2 %. Erbrechen und Fieber als Begleitsymptome machten eine stationäre Behandlung wahrscheinlicher (p = 0,00). Nahezu bei der Hälfte der Patienten bestanden unspezifische aSz (28,2 %), gynäkologische Ursachen (13,2 %) oder der Verdacht auf eine akute Appendizitis (6,7 %). 10 % der Pat. erhielt ein CT-Abdomen. 73 % der Patienten stellten sich tagsüber (8–20 Uhr) und gehäuft werktags (74,2 %) vor. 6,4 % der Pat. stellten sich erneut notfallmäßig mit aSz vor. Zusammenfassung: Eine Vielzahl epidemiologischer Daten konnte aus unserem Kollektiv herausgearbeitet werden, die für viele andere deutsche Notaufnahmen übertragbar sein sollten.
VFS-P06 Geriatric assessment may reduce re-visits in the emergency department in older patients with positive identification of senior at risk (ISAR) screening *K. Slankamenac1, G. Haberkorn1, O. Meyer2, M. Gagesch2, H. A. BischoffFerrari2, D. I. Keller1 1 Institut für Notfallmedizin, UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Switzerland, 2 Klinik für Geriatrie, UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Switzerland Introduction: The “Identification of Seniors at Risk” (ISAR) screening is a tool to identify older patients at risk for adverse outcomes. We investigated whether older patients with a positive ISAR screening have an increased risk for re-visits and health-service costs when admitted to the emergency department (ED). Methods: In a pilot study, we enrolled 96 patients aged ≥70 yrs who received an ISAR screening in the ED. We compared the rate of ED re-visits and in-hospital costs between ISAR positive (≥2 pts) and ISAR negative (<2 pts) patients. A geriatric physician performed a single geriatric consultation (GC) during the stay in the ED to assess older patients’ needs. Results: Fifty patients (52%) were ISAR positive and showed an increased risk for ED re-visits (RR 6.5, 95%-CI 2.1–20.1, p = 0.001). In 29 patients, a single GC was performed. In ISAR positive patients who received a single GC, the risk for ED re-visits decreased and was no more significant (RR 2.2, 95%-CI 0.4–13.9, p = 0.38). ISAR positive patients with GC did not have higher in-hospital costs than ISAR negative patients without GC (p = 0.85). Conclusion: Older ISAR positive patients have an increased risk for ED re-visits. A single GC in the ED may reduce ED re-visits. Regardless of GCs in the ED, in-hospital costs were not increased in ISAR positive patients. Based on these findings, we are establishing a comprehensive outpatient geriatric assessment program to identify relevant risk factors for ED re-visits and to recommend preventive strategies in older patients.
VFS-P07 Need for early identification of palliative patients in the Emergency Department to decide best supportive strategies *K. Slankamenac, A. Neuenschwander, D. I. Keller Institut für Notfallmedizin, UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Switzerland Introduction: Although the Emergency Department (ED) is not the ideal place to begin palliative care, in realty, it is frequent that palliative care patients present in the ED and need urgent care. Therefore, the aim of this study is to investigate the median overall survival of ED patients who need palliative care, their risk of in-hospital mortality and the need for further treatment strategies. Methods: In a retrospective analysis, we enrolled consecutively ED patients who needed inpatient care due to an end-stage disease and were
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transferred from the ED to the palliative care unit in a tertiary care hospital between April 2014 and March 2016. Results: We identified 194 ED patients who were in a palliative situation when admitted to the ED. Fifty-four patients (27.8%) did not know about their palliative situation. Of those, 21 patients knew about their underlying disease but not about the end-stage situation. Thirty-three patients (17%) received the initial diagnosis during the ED presentation. The median overall survival was 27 days (IQR 11–96 days). There was no survival benefit knowing about the palliative situation when admitted to the ED (HR 1.1, 95% CI 0.7–1.5, p = 0.75). 54.6% of patients (106 of 194) died during the same course of hospital stay. The multivariate logistic regression analysis showed a significantly increased risk for in-hospital mortality in ED patients presenting with abdominal pain or distension (RR 5.0, 95% CI 1.3–18.4, p = 0.016). Patients who did not know about their palliative situation, showed an increased risk of in-hospital mortality if they were older than 67 years (RR 7.0, 95%CI 1.8–26.8, p = 0.005) or presented to the ED with dyspnea (RR 6.7, 95% CI 1.4–31.6, p = 0.017). They also had a significantly increased risk to be referred to the intensive care unit compared to those patients who knew about the palliative situation (RR 11.0, 95% CI 4.1–29.8, p < 0.001). Conclusion: More than half of ED patients in a palliative situation died within one month after ED admission. Patient presenting with abdominal pain or distension, dyspnea and increased age are at high risk for in-hospital mortality during the same course of hospital stay. Therefore, there is a need to initiate promptly best supportive treatment strategies in cooperation with palliative care physicians, patients and their relatives during the ED stay, to avoid unnecessary ICU referrals and to ensure fast transferal to the palliative care unit.
Versorgungsforschung in der Notfallmedizin und Rettungsmedizin II VFS-P08 Hit hard and early – Überprüfung der in der Notaufnahme begonnenen Antibiose durch Antibiotic Stewardship – „Time outs“ auf der Intensivstation H. Strawe, R. Schwager, M. Beilharz, T. Schilling, *D. Räpple Katharinenhospital Stuttgart, Internistische Intensivmedizin, Stuttgart, Deutschland Einleitung: Grundsätzlich sollte bei V. a. Sepsis eine breite Antibiose sofort in der Notaufnahme begonnen werden. Im weiteren Verlauf der Behandlung auf der Intensivstation muss die begonnene Antibiose weiter evaluiert werden: dabei entwickeln sich oft neue infektiologische Fragestellungen und es ist oft schwierig bis unmöglich, ad hoc eine adäquate Bewertung der aktuellen oder weiteren antimikrobiellen Therapie durchzuführen. In dieser Arbeit wurde das, in anderen Bereichen der Führung bewährte Instrument, des „Time outs“ (TO) etabliert, um Grundsätze des Antibiotic Stewardships (ABS) in den Intensiv-Stationsalltag zu integrieren (ABSTO). Ein ABS-TO konnte sowohl vom Steward, als auch von Assistenten eingefordert werden und wurde im Verlauf der Schicht, je nach Dringlichkeit priorisiert, abgearbeitet. Wir beleuchteten die praktische Durchführbarkeit und werteten die Auswirkung auf das Verordnungsverhalten im Vergleich mit einem Vorjahreszeitraum aus. Methodik: Als zu analysierende ABS-Kernelemente wurden definiert: Deeskalation, Dosisoptimierung, Oralisierung, Revision der Diagnose, Optimierung nach pharmakologischen Überlegungen, Optimierung der Diagnostik, Festlegung der Therapiedauer sowie die Empfehlung für Normalstation. In der Studienzeit wurden die Verbrauchsdichten mittels DDD/100 PT und RDD/100 PT nach WHO-Definition bzw. RKI-Vorgaben, für ausgewählte Breitbandantibiotika wurde die Therapiedauer analysiert.
Ergebnisse: In einer Studienzeit von 43 Tagen (d) wurden insgesamt 109 TO bei 52 Patienten durchgeführt. Der Vergleich der Altersgruppen, SAPS und SOFA-Scores waren vergleichbar. Die antiinfektiöse Verbrauchsdichte während der Beobachtungsperiode betrug 67,36 RDD/100 PT und 60,42 RDD/100 PT in der Kontrollgruppe (p = 0,185). Eine detaillierte Subklassenanalyse der antiinfektiösen Therapie zeigte eine nicht-signifikante Abnahme der Breitspektrum-β-Lactame (p = 0,068) mit gleichzeitiger Verbrauchssteigerung von Intermediär-βLactamen. Schlussfolgerung: Wir konnten mithilfe von ABS-TOs die tägliche Überprüfung der AB-Therapie anhand von ABS-Kernelementen nahtlos in den Alltag integrieren. Eine detaillierte Analyse des Verschreibungsverhaltens zeigte, dass formal erhöhte AB-Verbräuche in der TO-Gruppe hauptsächlich durch eine Verschiebung von Breispektrum β-Lactamen auf Intermediär-Spektrum-β-Lactamen verursacht wurden. Es zeigte sich darüber hinaus eine Tendenz zur Verringerung der Therapiedauer von Meropenem.
VFS-P09 Neurologie in der Zentralen Notaufnahme S. Völk1, U. Ködel1, H. W. Pfister1, *M. Klein2 1 LMU München, Neurologische Klinik, München, Deutschland, 2LMU München, Zentrale Notaufnahme, München, Deutschland Einleitung: Die Behandlung neurologischer Krankheitsbilder nimmt einen großen Stellenwert im Aufgabenspektrum einer interdisziplinären Notaufnahme ein. Welche Ressourcen werden von Patienten mit neurologischen Krankheitsbildern in einer Notaufnahme benötigt? Methoden: Es erfolgte eine Datenanalyse aller neurologischer Patienten, die zwischen dem 10/2014 und 3/2017 in der interdisziplinären Notaufnahme am Klinikum Großhadern behandelt wurden. Ergebnisse: Insgesamt wurden im Untersuchungszeitraum 15.442 Patienten in unserer Notaufnahme neurologisch behandelt (entspricht 16,1 % aller Patienten, die in der interdisziplinären Notaufnahme gesehen wurden). Bei zusätzlichen 2,3 % der übrigen Patienten erfolgte eine konsiliarische neurologische Mitbeurteilung. Die neurologischen Patienten wurden in 42,9 % der Fälle durch den Rettungsdienst in die Notaufnahme gebracht (Zuweisungsquote über den Rettungsdienst bei allen behandelnden Fachdisziplinen 30,0 %). Die Dringlichkeit der Behandlung wurde anhand des Emergency Severity Index (ESI) eingestuft: ESI1 (höchste Dringlichkeit) = 4,5 %, ESI 2 = 11,9 % ESI 3 = 48,9 %, ESI4 = 30,2 % und ESI5 (niedrigste Dringlichkeit) = 3,7 %. Die häufigsten neurologischen Symptome waren Kopfschmerz (18,7 %), Schwindel (16,2 %), Sensibilitätsstörungen (9,6 %), Hemiparese (8,5 %), Sprachstörung (4,9 %) und der Verdacht auf einen epileptischen Anfall (4,6 %). Bei 48,9 % der neurologischen Patienten war eine stationäre Aufnahme erforderlich (bei allen Patienten in der Notaufnahme 41,4 %), davon erfolgte die Aufnahme bei 4,1 % auf eine Intensivstation, bei 21,6 % auf die Stroke Unit und bei 22,5 % auf eine andere Intermediate-Care-Station. Die stationäre Aufnahmequote der Patienten war assoziiert mit einer hohen Behandlungsdringlichkeit nach ESI (niedriger ESI-Score). Am höchsten war die Aufnahmequote bei Patienten mit Vigilanzminderung oder Hemiparese, die niedrigsten Aufnahmequoten fanden sich bei Patienten mit Sensibilitätsstörungen oder Schwindel. Schlussfolgerungen: Neurologische Beschwerden sind ein häufiger Grund für die Vorstellung in einer interdisziplinären Notaufnahme. Verglichen mit anderen Fachdisziplinen wurden neurologische Patienten relativ häufig vom Rettungsdienst in die Notaufnahme gebracht und mussten überdurchschnittlich häufig stationär aufgenommen werden. Dementsprechend sollte neurologische Expertise in der Notaufnahme vorhanden sein. Anmerkung: Teile der Arbeit wurden für den Jahreskongress der DGN (Deutsche Gesellschaft für Neurologie) 2017 als Poster-Abstract eingereicht.
VFS-P10 Multimorbidity and polypharmacy: An increasing challenge for emergency department care of geriatric patients – A retrospective study from a Swiss university hospital *S. Jegerlehner, C. Veys, W. Hautz, G. Krummrey, A. Exadaktylos Inselspital Universitätsspital Bern, Universitäres Notfallzentrum, Bern, Switzerland Background: Due to the unprecedented and continuing demographic change, geriatric patients are expected to comprise an increasing share in emergency department (ED) consultations. Multimorbidity and polypharmacy are frequent in the elderly, and therefore, this trend could challenge care provision and future health care policy. However, previous research on the demography of geriatric ED patients with regard to multimorbidity and polypharmacy is scarce. Methods: We conducted a retrospective data analysis of all patients aged ≥ 65 years who consulted our level 1 adult ED in Bern, Switzerland. We compared sociodemographic (age, gender) and clinical (discipline, frequency of multimorbidity and polypharmacy) data between 2013 and 2016. Multimorbidity was defined as the presence of ≥ 3 ICD-10 diagnoses, and polypharmacy was defined as the regular intake of ≥ 5 drugs. Results: A total of 10’436 eligible patients were identified, 4’427 in the year 2013 and 6’009 in the year 2016, respectively. Over the study period, the proportion of consultations for medical reasons decreased from 70.59% to 62.29%, while the proportion of surgical consultations increased from 29.41% to 37.71%. About 55% of the patients were male, without significant difference between 2013 and 2016 (55.43% versus 54.53%); but the patients became significantly older (76.02 years versus 76.45 years; p = 0.006). The number of patients with multimorbidity increased from 3’841 to 5’419 (p < 0.001), and the number of patients with polypharmacy rose from 2’376 to 3’500 (p < 0.001). In 2016, multimorbidity was present in 90.16% of the patients, and polypharmacy was found in 58.25% of the patients, respectively. Conclusion: We found a large increase in the number of geriatric ED consultations between 2013 and 2016. The equalisation in the proportion of medical and surgical consultations over time may be a consequence of a better work share at our ED. The increasing age and the high and growing prevalence of multimorbidity and polypharmacy are a challenge for ED physicians and health care structures. Enforcement of a multidisciplinary collaboration and specific interventions are urgent to optimise geriatric ED patient care and resource allocation in the light of an ageing population, ED crowding and rapidly increasing health care costs.
VFS-P11 Kritische Infrastruktur Krankenhaus – IT-Ausfall in einem Haus der Schwerpunktversorgung und die Auswirkungen auf Notaufnahme und Intensivstation *M. Laufenberg1, K. Reinartz2, T. Schneider1, M. von Uechtritz und Steinkirch3, M. Haude1 1 Städtische Kliniken Lukaskrankenhaus, Medizinische Klinik 1, Neuss, Deutschland, 2Städtische Kliniken Lukaskrankenhaus, Zentralambulanz, Neuss, Deutschland, 3Städtische Kliniken Lukaskrankenhaus, Abteilung IT, Neuss, Deutschland Hintergrund: Im Jahr 2016 sind alle Elemente der Informationstechnologie (IT) des Lukaskrankenhauses in Neuss aufgrund eines Erpressungsversuches mit einer Ransomsoftware beeinträchtigt worden. Für 108 h wurden fast alle IT-Systeme stillgelegt. Der Ausfall verursachte den Totalausfall des übergreifenden, digitalen Krankenhausbetriebes, auch in kritischen Bereichen, wie der Zentralen Notaufnahme (ZNA) und Intensivstation (ITS). Methode: Hauptaugenmerk in dieser Beobachtung wurde auf die med. Patientensicherheit und -versorgung in den o. g. kritischen Bereichen gelegt. Erfasst wurden retrospektiv mögliche, zukünftige Sicherungspotentiale für Patienten. Außerdem wurden analoge Kompensationsmechanismen in der Behandlung analysiert. Notfall + Rettungsmedizin · Suppl 2 · 2017
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Abstracts Ergebnisse: Ein dokumentiertes, schwerwiegendes, med. Ereignis ist in dem betrachteten Zeitraum nicht eingetreten. Vorteilhaft war die noch nicht abgeschlossene Umstellung auf ein digitales Patientendatenmanagementsystem (PDMS) und die vom IT-Netz separierten Perfusoren-/Infusomatensysteme. Problematisch waren die fehlenden digitalen Dokumentationsmöglichkeiten sowie die analogen Anforderungen von verschiedenen Krankenhausleistungen. Außerdem beeinträchtigt waren die Patientenregistrierung und damit die Übersichtlichkeit von Stationen. In einer Nachanalyse der betroffenen Zeitspanne wurde weder ein wesentlicher Rückgang der behandelten Pat. noch ein wesentlicher Einbruch bei den med. Eingriffen verzeichnet. Auch die Liegezeit der Pat. unterschied sich nicht signifikant von einem Vergleichszeitraum. Schlussfolgerung: Lebenswichtige med. Bereiche in einem Krankenhaus bedürfen hinsichtlich der IT-Sicherheit einer genaueren Betrachtung von Redundanzen. Im Falle eines Betriebsstillstandes müssen die med. Versorgungsprozesse auch analog funktionieren. Sinnvoll sind im Rahmen eines systematischen Krisen- und Wiederanlaufmanagements des digitalen Krankenhausbetriebs von Medizintechnik, IT, Telekommunikation und Gebäudeleittechnik die Erstellung und Beprobung von Notfallmaßnahmen zusammen mit Herstellern medizintechnischer Geräte, und weiterer Technik und ITUnternehmen. Ein Ausfall- und Krisenmanagement sollte implementiert, gepflegt und wiederkehrend beübt werden. Bestehende Krankenhausalarmpläne müssen auch einen Ausfall des digitalen Betriebes umfassen. Probleme bestehen aber auch in Bezug auf die Dokumentationspflichten sowie durch die Gefahr von Datenverlusten an Fremde.
VFS-P12 Real-time sublingual videomicroscopy analysis of the endothelial glycocalyx – feasibility and reproducibility in emergency and intensive care – the GlycoNurse Study *A. Rovas1,2, A. H. Lukasz2, H. Vink3, J. Sackarnd4, H. J. Pavenstädt2, P. Kümpers2 1 Zentrum für Klinische Studien Münster, Münster, Germany, 2 Universitätsklinikum Münster, Medizinische Klinik D, Allg. Innere Medizin sowie Nieren- und Hochdruckkrankheiten und Rheumatologie, Münster, Germany, 3Universität Maastricht, Physiologie, Herz-Kreislauf – Forschungsinstitut, Maastricht, Netherlands, 4Universitätsklinikum Münster, Department für Kardiologie und Angiologie, Münster, Germany Background: Deterioration of the endothelial glycocalyx (eGC), a protective carbohydrate-rich layer lining the luminal surface of the endothelium, plays a key role in vascular barrier dysfunction and eventually organ-failure in systemic inflammatory response syndrome and sepsis. Early detection of glycocalyx damage could thus become an important goal in critical care. This study was designed to determine the feasibility and reproducibility of quantitative, real-time glycocalyx measurements performed by trained nurses in the emergency room (ER) and intensive care unit (ICU). Methods: The observational study included 70 patients admitted to the ER or ICU of a university hospital. The nurse in charge of the patient and a physician performed sublingual microcirculatory measurements using sidestream dark field (SDF) imaging. GlycoCheckTM software for automated data acquisition and analysis was used to analyze the perfused boundary region (PBR), an inverse parameter of endothelial glycocalyx dimensions in vessels with diameters of between 5 and 25 µm. Results: There were no significant differences in the PBR values obtained by the nurses when compared to those reported by the physician (and which was regarded as the „gold standard“ measurement). Intraclass correlation coefficient analysis showed excellent reproducibility between the nurses“ and physician“s PBRs (0.75 [(95 % CI: 0.52–0.87]). The mean difference between the two PBRs (i. e., the bias) was 0.007 ± 0.25 µm. The nurses“ PBR assessment had a 90 % sensitivity (95 % CI: 60–99 %) and 90 % specificity (95 % CI: 80–93 %) to identify a severely impaired glycocalyx. Conclusion: ER and ICU nurses can reliably measure glycocalyx dimensions by non-invasive assessment of the PBR. This assessment could be-
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come part of standard monitoring and contribute to clinical decision-making and resuscitation protocols in clinical trials and daily practice.
VFS-P13 MANV: IT-gestützte Sichtung – Entwicklung und Erfahrung mit einer Sichtungs-App *B. Ringe1, M. Kuring2, D. Scheinichen2, J. Huber3, A. Flemming2,4 1 Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Allgemein-, Viszeralund Transplantationschirurgie, Hannover, Deutschland, 2Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Hannover, Deutschland, 3Orgakom, Waldbronn, Deutschland, 4Medizinische Hochschule Hannover, Stabsstelle für Interdisziplinäre Notfall- und Katastrophenmedizin, Hannover, Deutschland Einleitung: Die Zunahme von Großschadenslagen hat vor dem Hintergrund terroristischer Anschläge aber auch ziviler Unglücke gezeigt, dass die korrekte Einstufung von Patienten hinsichtlich der Behandlungsdringlichkeit und in Folge auch Transportkapazität zur optimalen Nutzung der lokalen Ressourcen erfolgen muss. Präklinisch international verwendete Vorsichtungsverfahren sollen die Effizienz erhöhen. Methode: Auf der Basis des mSTaRT Algorithmus erfolgte die Anpassung und Verfeinerung zur komplett IT gestützten Sichtung mit der von der Firma ORGAKOM entwickelten Smartphone app „iMANV“. Zur Validierung des von uns entwickelten SMart ABC erfolgte die Testung im Rahmen einer Großübung mit 25 Sichtungsärzten in mehreren Durchläufen. Die Erfassung der Sichtungsergebnisse erfolgte digital mit einem Smartphone, die Patientenzuordnung anhand von uns entwickelter individualisierter Barcodearmbänder. Elektronische Erfassung aller generierten Daten, komplette Prozesserfassung vom Erstkontakt bis zum Abtransport. Ergebnisse: In den beiden Szenerien standen insgesamt 71 Patienten zur Verfügung. Von den durchgeführten 166 Einzelsichtungen wurden 72 (72,7 %) von 99 Patienten der Sichtungskategorie (SK) 1 „rot“ tatsächlich erkannt. Die restlichen 27,3 % waren untertriagierte gelbe Patienten. 33 Patienten waren initial der SK 2 zugeordnet, hiervon wurde nur ein Patient übertriagiert und 45,5 % der SK 3 zugeordnet; grüne Patienten wurden zu 85,3 % korrekt eingestuft. Erfassung Zeitbedarf für einen Sichtungsvorgang. Schlussfolgerung: Im Großschadensfall ist korrekte Erfassung der kritisch kranken Patienten (Rote) von höchster Priorität und es gilt die Vermeidung einer Übertriagierung mit nachgeschalteter Überbeanspruchung der Ressourcen. Die etablierten Sichtungsverfahren verfügen in unterschiedlichem Maß über eine hohe diagnostische Güte. In der Literatur finden sich unterschiedlich hohe Sensitivitäts/Spezifitätswerte welche auf methodisch-inhaltliche Aspekte zurückzuführen sind. Die elektronisch geführte Vorsichtung zeigte einen erhöhten Zeitaufwand, der gerade beim Unerfahrenen die Stärke des verwendeten Sichtungsalgorithmus negativ beeinflusst. Unserer Meinung nach sollte die Vorsichtung nach dem KISSPrinzip (keep it simple) mit farblicher Einteilung (rot, gelb, weiß) und Patienten-ID mit Barcode-Armbändern erfolgen. Im Rahmen der „ärztlichen“ Nachsichtung ist eine IT basierte Erfassung zu empfehlen.
VFS-P14 MANV-Großübung: Erfassung und Analyse des Versorgungsprozesses – erste Erfahrungen mit einem vernetzbaren, IT-gestützten Dokumentationssystem. A. Flemming1,2, M. Kuring1, D. Scheinichen1, J. Huber3, *B. Ringe4 1 Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Hannover, Deutschland, 2Medizinische Hochschule Hannover, Stabsstelle für Interdisziplinäre Notfall- und Katastrophenmedizin, Hannover, Deutschland, 3Orgakom, Waldbronn, Deutschland, 4Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Hannover, Deutschland Einleitung: Der Massenanfall (MANV) ist gekennzeichnet von einem, besonders initial vorherrschenden, Missverhältnis von medizinischem Fachpersonal/Material zur vorhandenen Patientenanzahl. Dies erfordert
stringenten Ressourceneinsatz, mit dem wichtigen Ziel möglichst die vitalbedrohten Patienten zügig zu erkennen und den jeweiligen Versorgungs- und Transportressourcen zuzuordnen. Hierbei erfolgt bewusst eine strategische Abkehr der vollumfänglichen Individualmedizin zu Gunsten eines ressourcenorientierten Ansatzes. Mittels Vorsichtung wird eine schnelle Ersteinschätzung vorgenommen, welche im Verlauf durch ärztliche (Nach)sichtung dynamisch an den Einsatzverlauf angepasst wird. Die Gesamtorganisation übernimmt, auf Grundlage der jeweiligen gesetzlichen Grundlagen, meist die ÖEL (Örtliche Einsatzleitung), regelmäßig besetzt mit LNA (Leitenden Notarzt) und ORGL (Organisatorischer Leiter). In Abhängigkeit der Schadensgröße und Schadensart sollen vor Ort Versorgungsstrukturen (Patientenablage, Behandlungsplatz etc.) entwickelt und der Transport (ggf. priorisierter Transport) in die weitere klinische Versorgung organisiert werden. Methode: Dieser Versorgungsprozess sollte bereits in Übungssituationen dokumentiert und anschließend kritisch analysiert werden, meist geschieht dies über handschriftliche Protokolle von Übungsbeobachtern. Um aber den gesamten Versorgungsprozess, auch an unterschiedlichen Orten im Schadensgebiet, zu erfassen und anschließend zusammenzuführen, wurde eine MANV-Organisationssoftware (I-MANV, Fa. ORGAKOM) auf Handheld Computern in Übungsszenarien getestet. Ergebnisse: Anschließende Datenbankanalysen ermöglichten eine echtzeitbasierte Darstellung der parallelen Versorgungsprozesse in einem MANV-Szenario. Diese erfolgten auch in Bezug auf jeden einzelnen Patienten und ermöglichten retrospektiv eine umfassende Aufarbeitung, besonders in Bezug auf die Zeitachse, die Dringlichkeitskategorie und veranlasste Maßnahmen. Durch diese kritische Aufarbeitung können Versorgungsprobleme identifiziert und durch zukünftige Fortbildungsmaßnahmen verbessert werden.
VFS-P15 Auswahlmotivation und Selbsteinschätzung von selbsteinweisenden Patienten einer ZNA der Maximalversorgung. *C. Weiß, P. F. Petersen Klinikum Frankfurt Höchst, Zentrale Notaufnahme, Frankfurt Höchst, Deutschland Material und Methode: Unsere Zentrale Notaufnahme (ZNA) in einem Klinikum der Maximalversorgung versorgt mit ca. 30.000 ambulanten Fällen im Jahr einen großen Anteil der Patienten im Rhein-Main-Gebiet. Die große Anzahl der Patienten verlangt eine kontinuierliche Erhebung von Kennzahlen um auf gesetzliche Veränderungen oder auf veränderte Patientenbedürfnisse adäquat reagieren zu können und ein höchstmögliches Maß an Qualität zu gewährleisten. Das Anliegen der Befragung war, herauszufinden, ob die vielfältigen Ansprüche der verschiedenen Interessensgruppen hinreichend durch die ZNA befriedigt werden kann, bzw. zu ermitteln wo ein Verbesserungspotential besteht. Hierzu wurde anhand eines anonymen Fragebogens bei Patienten die fußläufig die ZNA als Selbsteinweiser aufsuchten, die Motivation zur Auswahl dieser Zentralen Notaufnahme, sowie zur Selbsteinschätzung über die Schwere der eigenen Erkrankung und die damit nach Meinung des Patienten vertretbare Wartezeit abgefragt. Die Ergebnisse der 150 ausgewerteten Fragebögen dienen als Grundlage, aufgrund der Maßnahmen zur besseren Patientensteuerung getroffen werden sollen. Ergebnisse: Es wurden insgesamt 169 Fragebögen ausgeteilt, von denen 159 zurückgegeben wurden. 10 Fragebögen wurden nicht oder falsch ausgefüllt, so dass 149 Fragebögen für die Auswertung verblieben. Die Geschlechter waren in etwa gleich verteilt (41 % männl.; 41 % weibl.; 18 % k. A.). Bei der Fachbereichszuordnung führten unfallchirurgisch/orthopädische Patienten mit 32 % gefolgt von der Kinderchirurgie 23 %, HNO 11 %, Allgemeinchirurgie 11 % und von Patienten mit internistischen Krankheitsbildern 11 %. Weit führender Grund bei der Entscheidung gerade diese ZNA zu besuchen war mit 65 %, dass sie die nächstgelegene war, gefolgt von den Aussagen, sie habe einen guten Ruf (31,5 %) und sie habe
eine spezielle Fachabteilung für mein Problem (31,5 %; Mehrfachnennungen möglich). Ihre Erkrankungsschwere schätzten die Patienten auf einer Skala (VAS) von 0–10 wie folgt ein: 0–3: 15 %; 4: 18 %, 5: 16 %; 6: 22 %; 7: 9 %, 8: 18 % und 9 und 10 jeweils 1 %. Bei der Einschätzung der Behandlungsdringlichkeit nach gleicher VAS führte nach der Selbsteinschätzung die Dringlichkeitsstufe 8 mit 22 % vor der Stufe 7 mit 15 % und der Stufe 10 % mit 14 %. Die meisten Patienten waren bereit mittlere Wartezeiten bis zur Behandlung in Kauf zu nehmen: VAS 5: 7 %; VAS 6: 18 %. 9 % Patienten waren der Meinung, sie dürften gar nicht warten (VAS 10). Als mittlere Wartezeit wurde von ca. 54 % der Patienten ein Zeitraum zwischen 30 und 120 min. angesehen. Immerhin 28 % der Patienten hielten allenfalls Wartezeiten bis zu 30 Minuten für zumutbar. Schlussfolgerung: Die überwiegende Anzahl der Patienten hat die ZNA wegen der räumlichen Nähe aufgesucht, auch ein guter Ruf und viele verschiedene Fachabteilungen im Haus sind für die Patienten wichtig. Bei der Vorstellung fußläufiger Selbsteinweiser führen (Kinder-) chirurgische und unfallchirurgisch/orthopädische Krankheitsbilder. Die eigene Erkrankungsschwere wird von diesen Patienten als überwiegend mittel die Behandlungsdringlichkeit als mittel bis sehr hoch eingeschätzt, bei einer noch akzeptablen Wartezeit von 30–120 min. Hohes Konfliktpotential liegt bei den fußläufigen Selbsteinweisern vor, die eine höchste Behandlungsdringlichkeit sehen und/oder keine Wartezeiten über 30 Minuten akzeptieren wollen. Hier wäre in einer zukünftigen Beobachtung eine Korrelation mit dem Ergebnis einer standardisierten Ersteinschätzung sinnvoll. Die Implementierung einer KV-Notfallpraxis an einer solchen ZNA wäre hilfreich.
Wissenschaftliche Beiträge von Erkrankungsschwerpunkten WIS-P01 Tauchunfälle in Seen – eine retrospektive Studie einer großen universitären Notaufnahme der Schweiz *C. Braun1,2, P. Kollow1, G. Kollow2, O. Schedler2, A. Exadaktylos1 1 Inselspital Bern, Universitäres Notfallzentrum, Bern, Schweiz, 2Helios Klinikum Bad Saarow, Zentrale Notaufnahme und Rettungsmedizin, Bad Saarow, Deutschland Einführung: Die Schweiz ist ein Land in der Mitte Europas ohne Anbindung an ein offenes Meer und es stellt sich die Frage, ob es hier zu einer nennenswerten Anzahl von Tauchunfällen kommt – diese Studie findet Antworten und erhellt die Hauptunfallgefahren. Material und Methoden: Patientendaten wurden von 2001 bis 2016 in der elektronischen Datenbank des Universitären Notfallzentrums des Insel-
Abb. 1 | WIS-P01 8 Tauchunfälle im SCUBA-Tauchen in der Schweiz unterteilt in Barotrauma Ohr (n = 19), Dekompressionsunfall (n = 6), HerzKreislaufreaktionen (n = 3), Barotrauma Lunge (n = 2), Barotrauma Sinus (n = 1) und Otitis (n = 1) Notfall + Rettungsmedizin · Suppl 2 · 2017
S149
Abstracts
Abb. 2 | WIS-P01 8 Prozentuale Verteilung von Barotrauma Oh (57,1 %). Herz-Kreislauf-Reaktionen (28,6 %) und Otitis (14,3 %) in der Altersgruppe > 45 Jahre spitals Bern gesammelt und retrospektiv ausgewertet. Die Daten wurden hauptsächlich nach SCUBA-Tauchen, also Flaschentauchen, und freies Tauchen geordnet und analysiert. Ergebnisse: Von 65 in die Studie eingeschlossenen Patienten waren 75,4 % (n = 49) männlich und 24,6 % (n = 17) weiblich; davon waren von den SCUBA-Tauchern 77,8 % männlich und 22,2 % weiblich. Die meisten Patienten nach Tauchunfällen beim SCUBA-Tauchen wurden wegen eines Barotraumas des Ohres (n = 19; 70,4 %) behandelt, gefolgt von Dekompressionsunfällen (n = 6; 22,2 %), Herz-Kreislauf-Komplikationen (n = 3; 11,1 %), Barotrauma der Lunge (n = 2; 7,4 %) und Barotrauma der Sinus (n = 1; 3,7 %). Diskussion: Das Barotrauma des Ohres und Dekompressionsunfälle traten vergleichsweise häufig auf, was dem speziellen Anforderungsprofil beim Tauchen in Süßwasser- und Bergseen mit höheren Tiefen geschuldet sein könnte. Die Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Komplikationen zeigte sich im internationalen Vergleich ebenfalls erhöht. In der Altersgruppe > 45 Jahre erreichte sie fast 30 %. Auch hier scheinen die größeren Tauchtiefen und zusätzlich ein zu sorgloser Umgang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit steigendem Alter ein auslösender Faktor zu sein. Otitiden traten beim SCUBA-Tauchen in nur sehr geringem Ausmaß auf, was auf Tauchen in Süßwasserseen mit niedrigeren Temperaturen zurückzuführen sein könnte. Konklusion: Das Risiko ein Barotrauma, einen Dekompressionsunfall oder Herz-Kreislauf-Komplikationen zu erleiden wird deutlich unterschätzt und zeigt die Notwendigkeit für geeignete Präventionsmaßnahmen auf. In der Tauchausbildung sollte das eher vertikale Tauchprofil mit höheren Tauchtiefen in der Schweiz und die Gefahren durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit steigendem Alter stärker betont werden. Eine jährliche Tauchtauglichkeitsuntersuchung ab 40 Jahren mit Anamnese und Diagnostik der Herz-Kreislauf-Erkrankungen und deren Medikation sollte strikt eingehalten und einer sorgfältigen Risikobewertung unterzogen werden.
WIS-P02 Damage control beim Abdominaltrauma- Ergebnisse eines überregionalen Traumazentrums seit 20 Jahren *N. Weigert1, S. Fabig2, J. Kleeff1 1 BG Klinikum Halle Bergmannstrost, Klinik für Allgemein-, Visceral- und Gefäßchirurgie, Deutschland, 2BG Klinikum Halle Bergmannstrost, Halle, Deutschland Fragestellung: Die Versorgung des polytraumatisierten Patienten nimmt im überregionlen Traumazentrum eine zentrale Stellung ein. Neben dem absolut reibungslosen Schockraummanagement ist die konsequente Anwendung des Damage control Prinzips unseres Erachtens eine essentielle Voraussetzung für die optimale Therapie. 1993 veröffentlichte Rotondo erstmalig das Prinzip „Damage control“ bei der Behandlung von penet-
S150
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rierenden Bauchtraumen. Mit diesem Paradigmenwechsel kam es zu einer erheblichen Verbesserung der Komplikations- und Sterberate. Bereits 1996 haben wir begonnen, auch das Abdominaltrauma nach diesem Prinzip zu versorgen. Wir wollten den Nachweis führen, dass das „Damage control“-Konzept auch bei schweren stumpfen Bauchverletzungen angewendet werden kann. Methoden: Wir werteten retrospektiv unsere polytraumatisierten Patienten der einzelnen Jahre aus. Bei den schweren Traumen schlüsseln wir die primären OP Zeiten und den nachfolgenden Ablaufalgorithmus der ITS Behandlung auf. In Kenntnis der verdoppelten Sterblichkeit bei primären OP Zeiten über 6 Stunden haben wir diesbezüglich unsere Daten aufgearbeitet. Ergebnisse: Von März 1996 bis Dezember 2016 haben wir nach diesem Prinzip mehr als 1500 Patienten behandelt. Der durchschnittliche ISS betrug 33,9 bei einer Letalität von 10,6 %, bei Patienten mit Abdominaltrauma bei 37,7 und 13,6 % Letalität. Durch Sonographie und Computertomographie als Eingangsuntersuchung lässt sich unter Beachtung der Kreislaufsituation bei schwerer Abdominalverletzung innerhalb von wenigen Minuten die Operationsindikation stellen. Die Operationen erfolgen bei Bedarf simultan mit anderen chirurgischen Fachabteilungen. Nur bei 10 % der Polytraumatisierten wurde die angestrebte maximale OP Zeit überschritten. Re-Operationen am 1. Tag nach dem Trauma sind eine absolute Ausnahme. Schlussfolgerung: Eine definitive Versorgung des schweren Bauchtraumas erfolgt nur beim kreislaufstabilen Patienten mit einer abdominellen Monoverletzung. Beim instabilen Patienten ist das Damage Control-Prinzip Ausdruck eines optimierten Managements und nach unseren Ergebnissen auch beim schweren Bauchtrauma zu empfehlen. Der zusätzliche Erkenntnisgewinn besteht darin, dass bei so detaillierter Aufarbeitung der eigenen Daten ein Vergleich mit den OP Zeiten im interdisziplinären Kontext möglich ist. Die über 20 Jahre gleichbleibende Auswertung und damit über einen so langen Zeitraum vergleichbare Datenauswertung ist im Traumaregister der DGU nicht so möglich.
WIS-P03 Emergency department visits and risk factors for in-patient care in acute drug intoxication *K. Slankamenac, C. Steinmann, D. I. Keller Institut für Notfallmedizin, UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Switzerland Introduction: In Switzerland, few reports exist about comprehensive data of acute drug intoxication (ADI) and the abuse of novel psychoactive substances (NPS). Therefore, the aim was to investigate the prevalence of ADI, epidemiology of psychoactive substances and risk factors needing an in-patient care. Methods: In a retrospective analysis, we enrolled consecutively patients who presented with symptoms of an ADI in the emergency department (ED) of a tertiary care hospital between April 2014 and August 2016. Results: We identified 186 of 89,576 ED patients (0.2%) with an ADI. Patients presented in the ED with one or more symptoms: somnolence (50.5%), agitation with aggression (38.7%), confusion (10.8%), psychosis (10.2%), chest pain (9.1%), seizure (3.2%) and cardiac arrhythmia (1.1%). In 65.6%, alcohol was combined with psychoactive substances. Patients consumed most often cocaine (37.6%) and cannabis (31.7%). NPS (2.2%) were rarely consumed. Fifty-eight patients (31.2%) had to be admitted in-house. Patients presenting in the ED with acute psychosis (RR 5.1, 95%-CI 1.7–15.1, p = 0.003), aggression (RR 3.2, 95%-CI 1.6–6.6, p = 0.001) or with pre-existing schizo phrenia (RR 4.9, 95%-CI 1.4–16.7, p = 0.011) had to be admitted most frequently. Conclusion: NPS intoxication is rare in Switzerland. Even though the prevalence of acute drug intoxication is low, almost a third of these ED patients need in-patient care and therefore trigger health care costs. Identifying symptoms such as psychosis and aggression as well as pre-existing schizo phrenia as risk factors for in-patient care may encourage future preventive strategies.
WIS-P04 Chest pain in repeated Emergency Department visitors *K. Slankamenac, D. I. Keller Institut für Notfallmedizin, UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Switzerland Introduction: Chest pain is responsible for about six million annual visits in emergency departments (ED) in the United States. Chest pain is a symptom of potentially harmful diseases. Most common reasons for repeated ED visits are wound injuries, sprains, respiratory infections and abdominal pain. It is unknown whether chest pain is a cause for repeated ED visits. Therefore, the aim was to investigate the prevalence and cause of chest pain in repeated ED visitors. Methods: We included consecutive patients presenting in the ED of a tertiary referral hospital in 2015. Patients with four or more visits for identical symptoms during a one-year period were considered repeated visitors. Results: The ED had 33,335 primary visits and thereof 163 repeated visitors. Only 9.8% of repeated visits (16 of 163) were caused by chest pain. Those 16 repeated visitors had in total 96 visits (median number of visits per patient: 5 [IQR 4–7]) which were in 65.6% during the evening or at night. Median emergency severity index was 3 (IQR 2.8–3). Median age was 48.5 yrs (IQR 44.5–65.5 yrs) and 50% were female. In 31.3%, chest pain was caused by cardiac reasons. Three patients presented repeatedly in the ED due to hypertensive crisis, one patient had recurrent atrial fibrillation and another one presented with repetitive acute pericarditis. None of the patients had an acute coronary syndrome (ACS). Other reasons for chest pain were somatic symptom disorder (18.8%), panic disorder (18.8%), pulmonary embolism (12.5%), gastroesophageal reflux disease (12.5%) and spondylitis (6.3%). All patients received at time of admission to the ED an ECG within 10 minutes which did not show any signs for ACS in all visits. Off all visits, the cardiac biomarkers were determined in 74% and only in one patient troponin was positive due to atrial fibrillation. Eight patients showed a negative ischemia diagnostic test after discharge. The other half of patients with repeated chest pain did not have or denied any further ischemia assessment. Conclusion: Almost 10% of the repeated ED visitors suffer from chest pain. Even though in every third of those patients cardiac etiology was the cause of the chest pain, there was no evidence for an underlying coronary disease. These findings might be helpful for treatment options and diagnostic measures in repeated chest pain visits in the ED.
WIS-P05 Evaluation eines Triagesystems in einer speziellen Neurologischen NotAufnahme (ETNNA) H. Oßwald, L. Harenberg, H. Jaschonek, A. C. Butke, B. Brunn, L. Kleebauer, U. Weiß, P. Ringleb, *S. Nagel Universitätsklinikum Heidelberg, Neurologie, Heidelberg, Deutschland Hintergrund: Die bestehenden weit verbreiteten Triagesysteme, z. B. das Manchester Triage System, wurden für interdisziplinäre Notaufnahmen entwickelt. Die Dringlichkeit der Behandlung neurologischer Patienten ist in den existierenden Triagesystemen nur unzureichend abgebildet. Ziel der Studie war die Entwicklung und Validierung eines Triagesystems speziell für neurologische Patienten, das ausreichend sicher durch Pflegekräfte angewendet werden kann. Methoden: Zunächst wurden vier Dringlichkeitskategorien definiert und häufige neurologische Syndrome unter Berücksichtigung ihres zeitlichen Verlaufs diesen Kategorien zugeordnet. Dann wurde ein Algorithmus auf der Grundlage anamnestischer Angaben und Vitalparametern entwickelt, der Patienten den vier Dringlichkeitskategorien zuteilt. Mit diesem Algorithmus wurde in der ersten Phase über einem Zeitraum von 3 Monaten 2400 Patienten durch nicht speziell geschulte Pflegekräfte und Ärzte triagiert und die Ergebnisse mit der aus dem ärztlichen Bericht post hoc ermittelten medizinischen Dringlichkeit (Goldstandard) verglichen. In einer zweiten Phase wurde erneut über 3 Monate die Triage durch 3 speziell geschulte Pflegekräfte durchgeführt (500 Patienten). Es wurden Cohen’s κ sowie Sensitivitäten und Spezifitäten berechnet.
Ergebnisse: Der Vergleich der Triage von Ärzten und Pflegekräfte in der ersten Phase zeigte eine moderate Übereinstimmung (κ = 0,44). Notfälle (dringlichste Behandlungskategorie) wurden bei der Triage mit einer hohen Sensitivität (Pflege 84,2 %, Ärzte 92,5 %) und Spezifität (85,4 %, 84,1 %) erkannt. Bei retrospektiver Triage anhand des Algorithmus basierend auf der dokumentierten Anamnese lag die Sensitivität der Erkennung von Notfällen bei 95,9 %. Bei der Einschätzung zeigte sich eine Rate UnterTriage für Ärzte von 8,7 % für Pflege von 16,4 % und eine Übertriage von jeweils 33 % und 35 %. In der zweiten Phase zeigte sich eine höhere Sensitivität der Erkennung von Notfällen bei Triage durch die geschulten Pflegekräfte (94,3 %, Spezifität 74,8 %). Allerdings war auch die Rate der Übertriage höher 46,8 % vs. 33 % und die Rate an Untertriage 4.9 % vs. 16.4 % niedriger als in Phase 1. Schlussfolgerungen: Der Algorithmus differenziert mit guter Sensitivität neurologische Notfälle. Unserer Meinung nach eignet er sich als Triagealgorithmus für eine rein neurologische Notfallambulanz bzw. als Ergänzung zu bestehenden Triagesystemen in interdisziplinären Aufnahmen.
WIS-P06 Das Delir – von herausragender Relevanz für das interprofessionelle Team auf einer Intensivstation mit hepatologischem Schwerpunkt *A. Denk, V. Pavel, C. Maier-Stocker, G. Niederalt, J. Loibl, K. Pielmeier, C. Bogner, M. Müller-Schilling, *S. Schmid Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Regensburg, Deutschland Hintergrund: Das Delir gewinnt in der Intensivmedizin als wichtige Komorbidität zunehmend an Relevanz. Untersuchungen zum Delir wurden vorwiegend auf dem Gebiet der operativen Intensivmedizin durchgeführt. Im Bereich der internistischen Intensivmedizin gibt es zum jetzigen Zeitpunkt wenig Daten. Die vorliegende interprofessionelle Beobachtungsstudie soll Inzidenz, Ursachen und Folgen des Delirs in der internistischen Intensivmedizin mit hepatologischem Schwerpunkt analysieren. Patienten und Methoden: Ab März 2017 wurde jeder Patient auf der Intensivstation der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Regensburg anhand eines neu entwickelten standardisierten Fragebogens täglich in drei Schritten auf ein Delir gescreent. Mittels RASSScores erfolgte zunächst die Bestimmung des Sedierungsgrades des Patienten. Bei adäquater Vigilanz erfolgte mittels CAM-ICU eine Untersuchung auf ein Delir. Abschließend wurden weitere Parameter erhoben, insbesondere die Hauptdiagnose, Verweildauer auf der Intensivstation, Medikation, Laborparameter, Vorerkrankungen und Alkoholkonsum. Ergebnisse: Es werden die Zwischenergebnisse des laufenden Projektes dargestellt. Bisher konnten 134 Patienten mit adäquater Vigilanz mittels CAM-ICU auf ein Delir untersucht werden. Insgesamt wurde bei 25 % der Patienten ein Delir nachgewiesen. 39 % der Patienten mit Delir litten an der hypoaktiven Form, 52 % an einer gemischten Form und 9 % an einem hyperaktiven Delir. Die Patienten entwickelten das Delir durchschnittlich nach 3,7 Tagen Aufenthalt auf der Intensivstation, es hielt durchschnittlich 4,9 Tage an. Die durchschnittliche Verweildauer auf Intensivstation von Patienten mit Delir war mit 19 Tagen massiv erhöht. Das Delir wurde von den Mitarbeitern am besten in der interprofessionellen Zusammenarbeit erkannt. Hier betrug der positive prädiktive Wert der Einschätzung der Mitarbeiter 83 %. Als Tor zur Klinik stellt auch die Notaufnahme eine wichtige Station auf dem Weg zur Erkennung des Delirs dar. Bei mindestens 47 % der Patienten, die über die Notaufnahme zuverlegt wurden und
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Abstracts im Verlauf ein Delir entwickelten, konnte das Delir bereits in der Notaufnahme beobachtet werden. Ein routinemäßiges Delirscreening hat daher auch für die Notaufnahme einen herausragenden Stellenwert, um das Delir möglichst frühzeitig erkennen und behandeln zu können. Schlussfolgerung: Zwischenergebnisse der Beobachtungsstudie zeigen die herausragende Relevanz des Delirs auf einer Intensivstation mit hepatologischem Schwerpunkt. Die Leberzirrhose stellt einen bedeutenden Risikofaktor für die Entwicklung eines Delirs dar, Alkoholabusus führt zu einer zusätzlichen Erhöhung des Risikos für ein Delir. Das Delir wird am besten in der engen interprofessionellen Zusammenarbeit erkannt. Ein zusätzliches tägliches Delir-Screening ist sehr bedeutend, auch da 39 % der Patienten mit Delir die klinisch schwerer zu erkennende hypoaktive Form des Delirs haben.
Parameter
n = 8
Gender, m/f (%)
5/3 (62.5/37.5)
Years of work experience, median (max. – min)
15.5 (10–38)
Country of work
France, Sweden, Denmark, UK, Netherlands, Spain, Turkey, Germany
Level of ED academic
6 (75%)
non-academic
2 (25%)
WIS-P07 Use of screening tools for delirium in European emergency departments (ED) – a survey
Tab. 2 | WIS-P07 Survey questions
*R. Spode, A. Slagman, M. Möckel Charité Universitätsmedizin Berlin, Notfall- und Akutmedizin Nord Campi (CVK, CCM), Berlin, Germany
Do you use any delirium screening tools?
Objectives/Background: Delirium is a major reason for increased mortality, morbidity and prolonged hospitalization in elderly patients presenting to the ED. It remains unclear whether or not the available tools for detecting delirium are applied in European EDs. As a result, we seek to determine whether European ED physicians are aware of the importance of delir recognition, if they are familiar with one or more tools for its detection, if they are willing to use screening tools if they know them and if they would change their management if a delirium would be recognized early. Methods: We have conducted an email-survey among the members or the EUSEM Research committee. It concluded questions regarding the use, knowledge, feasibility and possible consequences of delirium screening in their EDs as well as baseline characteristics. Baseline characteristics: Most of the participants were male (n = 5; 63.5%). The median years of work experience was 15.5 years. The 8 participating members of the EUSEM Research committee were from France, Sweden, Denmark, UK, Netherlands, Spain, Turkey and Germany. The majority was working in an academic ED (n = 6; 75%). Results: Of the 8 participating members of the EUSEM Research committee none is currently using a delirium screening tool in their ED (n = 8; 100%). The reasons differ, but mostly because the screening tools are too time-consuming (n = 3; 37.5%). All of the participants would use a screening tool if it would be highly sensitive and applicable in less than 60 seconds (n = 8; 100%). Almost all of the participants would change their patient management if they knew a patient had a delirium (n = 7; 87.5%). Conclusion: If there were a sensitive and easy to use screening tool for delirium detection, most of the participants of this survey would use it and would also change their patient management.
S152
Tab. 1 | WIS-P07 Baselien Characteristics
Notfall + Rettungsmedizin · Suppl 2 · 2017
n = 8
yes
0
no
8 (100%)
If you do not use delirium screening tools, why is it? It is too time consuming
3 (37.5%)
It does not change my management of the patient
1 (12.5%)
I don't think it is necessary
0
I can detect delirium by clinical gestalt
1 (12.5%)
No routine use in my hospital
1 (12.5%)
I don't know a tool for its detection
1 (12.5%)
n.d.
1 (12.5%)
If you knew of a screening tool that was highly sensitive and applicable in less than 60 seconds, would you use it? yes
8 (100%)
no
0
Would you change your management of a patient if you knew that he/she had a delirium? Yes
7 (87.5%)
no
1 (12.5%)
Autorenindex A Ade, T. VFS-V01
B Baer, K. Bartkiewicz, T. Beilharz, M. Bischoff-Ferrari, H. A. Blaschke, S. Bogner, C. Bolzhauser, M. Brammen, D. Braun, C. Brunn, B. Buckley, A. Butke, A. C.
VFS-V01 VFS-P04 VFS-P08 VFS-P06 VFS-V02 WIS-P06 KAS-P06 VFS-P03, QÖM-P04 VFS-P02, WIS-P01 WIS-P05 QÖM-P03 WIS-P05
Hautz, W. Hofer, F. Hogh-Binder, S. Hohmann, C. Huber, J. Häfner, A. Hüfner, A.
VFS-P10 KAS-P04, KAS-P07 QÖM-P02, KAS-P04, KAS-P07 KAS-P03 VFS-P13, VFS-P14 KAS-P04, QÖM-P02, KAS-P07 VFS-P05
I Igel, C. VFS-V02
J Jaschonek, H. Jegerlehner, S. Julan, M. E.
WIS-P05 VFS-P10 VFS-P01
C Carrere, P. Croft, F.
VFS-P01 QÖM-P03
K Kairam, N. Keller, D. I.
D Dahl, P. Denk, A. Dietz-Wittstock, M. Doneith, T. Dormann, H.
KAS-P03 WIS-P06 PNM-V01 QÖM-P02, KAS-P04, KAS-P07 KAS-V01
E Erdmann, B. Exadaktylos, A.
VFS-P03 VFS-P02, WIS-P01, VFS-P10
Kinder, O. Kleebauer, L. Kleeff, J. Klein, M. Kleinschmidt, T. Kollow, G. Kollow, P. Krummrey, G. Kuring, M. Ködel, U. König, J. Kümpers, P.
PNM-P03 WIS-P03, VFS-P06, WIS-P04, VFS-P07 QÖM-P02, KAS-P04, KAS-P07 WIS-P05 WIS-P02 VFS-P09 VFS-P04 WIS-P01 WIS-P01 VFS-P10 VFS-P13, VFS-P14 VFS-P09 QÖM-V02 VFS-P12
F Fabig, S. Fiesseler, F. Flemming, A.
WIS-P02 PNM-P01, PNM-P02, PNM-P03 VFS-P13, VFS-P14
G Gaab, K. Gagesch, M. Gavalas, M. Greiner, F. Gruénais, M. E. Günther, A.
KAS-V01 VFS-P06 KAS-P05 VFS-P03, QÖM-P04 VFS-P01 VFS-P04
H Haag, M. Habbinga, K. Haberkorn, G. Harenberg, L. Haude, M.
VFS-V02 QÖM-P04 VFS-P06 WIS-P05 VFS-P11
L Laufenberg, M. VFS-P11 Loibl, J. WIS-P06 Lukasz, A.-H. VFS-P12
M Maier-Stocker, C. Malchau, T. Marks, D. Marx, Y. McGuinness, A. Meyer, O. Moskwyn, M. Moueza, N. Möckel, M. Müller-Nolte, P. Müller-Schilling, M.
WIS-P06 VFS-P04 KAS-P05 QÖM-P04 KAS-P05 VFS-P06 QÖM-V02 VFS-P01 WIS-P07 QÖM-P01, KAS-P03 WIS-P06, KAS-P08
N Nagel, S. Neuenschwander, A. Niederalt, G. Niehaus, L.
WIS-P05 VFS-P07 WIS-P06 VFS-V01
O Oßwald, H.
WIS-P05
P Patel, D. Patel, H. Pavel, V. Pavenstädt, H.-J. Pemmerl, S. Petersen, P.-F. Pfister, H.-W. Pielmeier, K. Pösch, L.-S.
PNM-P03 PNM-P01 WIS-P06, KAS-P08 VFS-P12 VFS-P05 VFS-P15 VFS-P09 WIS-P06 KAS-P02
R Reinartz, K. Rey, S. Riggs, R. Ringe, B. Ringleb, P. Rovas, A. Rupprecht, H. Räpple, D.
VFS-P11 VFS-V02 PNM-P01, PNM-P02 VFS-P13, VFS-P14 WIS-P05 VFS-P12 KAS-P01, KAS-V01 VFS-P08, KAS-P06
S Sabanathan, A. Sackarnd, J. Salo, D. Sawh, S. B. Schedler, O. Scheinichen, D. Schilling, T. Schirrmeister, W. Schmid, K. Schmid, S. Schmid, S. Schmucker, M. Schneider, A. Schneider, T. Schueler, A. Schulze, M. R. Schwager, R. Schäfer, A. Schöllner, A. Schöpke, T. Sellemann, B. Sherrow, L. Slagman, A.
QÖM-P03 VFS-P12 PNM-P01, PNM-P02, PNM-P03 QÖM-P03, KAS-P05 WIS-P01 VFS-P13, VFS-P14 VFS-P08, KAS-P06 QÖM-P04 KAS-P02, QÖM-P02, KAS-P04, KAS-P07 WIS-P06, KAS-P08 VFS-P04 VFS-V02 QÖM-V01 VFS-P11 QÖM-P03, KAS-P05 KAS-P03 VFS-P08, KAS-P06 QÖM-P01 QÖM-V02 QÖM-P04 VFS-V02 PNM-P03 VFS-P03, WIS-P07
Notfall + Rettungsmedizin · Suppl 2 · 2017
S153
Autorenverzeichnis Slankamenac, K. Spode, R. Steinmann, C. Strawe, H. Söllner, K.
WIS-P03, VFS-P06, WIS-P04, VFS-P07 WIS-P07 WIS-P03 VFS-P08 QÖM-P02, KAS-P04, KAS-P07
U von Uechtritz und Steinkirch, M. Ullrich, C.
VFS-P11 VFS-V02
V Vees, S. Veys, C. Vink, H. Völk, S.
QÖM-P02, KAS-P04, KAS-P07 VFS-P10 VFS-P12 VFS-P09
W Wache, S. Walcher, F. Wali, A. Walsh, B. Wehler, M. Wehrle, M. Weigert, N. Weigl, M. Weiß, C. Weiß, U. Wyrwich, W.
VFS-V02 VFS-P03, QÖM-P04, VFS-V02 PNM-P03 PNM-P01, PNM-P02 QÖM-V01 QÖM-P04 WIS-P02 QÖM-V01 VFS-P15 WIS-P05 QÖM-V02
Z Zimmermann, C. Zwinger, M.
S154
KAS-P08 KAS-P03
Notfall + Rettungsmedizin · Suppl 2 · 2017