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R. Musil, S. Kloiber
Akupunktur bei psychiatrischen Erkrankungen Literaturüberblick und Entwicklungsmöglichkeiten Teil 1: Demenzerkrankungen, substanzbedingte Erkrankungen, Essstörungen, Persönlichkeitsstörungen, Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom
Acupuncture in mental disorders Review of literature and possible developments Part 1: dementia, substance use disorders, eating disorders, personality disorders, attention-deficit/hyperactivity disorders
Zusammenfassung
Abstract
In dieser Arbeit möchten wir einen Überblick über die aktuelle wissenschaftliche Literatur zu Akupunktur in der Behandlung psychiatrischer Erkrankungen geben und basierend darauf Anwendungs- und Entwicklungsmöglichkeiten diskutieren. Einleitung: Akupunktur kommt zunehmend in der klinischen Behandlung psychiatrischer Erkrankungen zum Einsatz. Auch werden vermehrt wissenschaftliche Untersuchungen zu Akupunkturmethoden bei psychiatrischen Erkrankungen durchgeführt. Material und Methoden: Die Übersichtsarbeit basiert auf einer Literaturrecherche in PubMed zu psychiatrischen Erkrankungen und Akupunktur mit Schwerpunkt auf Studien, systematischen Reviews und Metaanalysen, die in den Jahren 2010-2015 publiziert wurden. Ergebnisse: Akupunktur wurde mittlerweile bei verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen wissenschaftlich untersucht. Die Datenlage ist je nach Störungsbild von unterschiedlichem Umfang, Methoden und methodische Qualität sind sehr heterogen. Hervorzuheben ist die übereinstimmend berichtete sehr sichere und nebenwirkungsarme Anwendung von Akupunktur. Insbesondere die komplementäre und additive Anwendung von Akupunktur bei psychiatrischen Erkrankungsbildern zusätzlich zu den etablierten Therapieverfahren erscheint vielversprechend. Diskussion: Obwohl bereits mehrere Studien, systematische Reviews und Metaanalysen auf eine Wirkung von Akupunktur bei psychiatrischen Erkrankungen hindeuten, erlaubt die Heterogenität der Daten noch keine eindeutige Empfehlung zur Anwendung von Akupunktur bei diesen Erkrankungen. Einige Ergebnisse weisen darauf hin, dass Akupunktur als therapeutisches Element in einem multimodalen Gesamtbehandlungskonzept in der Therapie von psychiatrischen Erkrankungen von Nutzen sein könnte. Ausblick: Anhand der bisherigen Datenlage und klinischen Erfahrung in der Anwendung erscheint die weitere Erforschung von Akupunktur bei psychiatrischen Erkrankungen als gerechtfertigt und empfehlenswert. Grundlagenforschung und methodisch gut durchgeführte klinische Studien sind für einen substanziellen Erkenntnisgewinn in diesem Bereich erforderlich.
Summary: We would like to provide an overview of the current scientific literature on acupuncture in the treatment of mental disorders and to discuss options of clinical application and scientific development in this field of clinical research. Introduction: Acupuncture is increasingly used in the clinical treatment of mental disorders. Correspondingly, a considerable increase in scientific studies on acupuncture in this field is observed. Materials and methods: This review is based on a literature search in PubMed on mental disorders and acupuncture focusing on studies, systematic reviews and meta-analyses published in 2010-2015. Results: Meanwhile, scientific investigations into acupuncture have been conducted with respect to various mental disorders. Depending on the respective condition, the scope of data varies, with methods and methodological quality being rather heterogeneous. It should be emphasized that these studies consistently report the use of acupuncture to be very safe with minimal side effects. In particular, the additive use of acupuncture in the treatment of mental disorders complementing the established treatment procedures appears promising. Discussion: Although several studies, systematic reviews, and metaanalyses indicate an effect of acupuncture in the treatment of various mental disorders, the heterogeneity of data allows no clear recommendation regarding the use of acupuncture so far. Certain results suggest that acupuncture may be a useful therapeutic element in a comprehensive multi-modal treatment approach. Outlook: Based on the current data situation and clinical experience, further research into acupuncture in psychiatric disorders appears to be justified and is recommended. Basic research and methodologically sound clinical trials are needed to provide substantial gains in knowledge in this field.
Schlüsselwörter
Keywords
Demenzerkrankungen, substanzbedingte Erkrankungen, Essstörungen, Persönlichkeitsstörungen, Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätssyndrom, Akupunktur, Literaturübersicht
Dementia, substance use disorders, eating disorders, personality disorders, attention-deficit/hyperactivity disorders, acupuncture, literature review
1. Einleitung
In der Behandlung psychiatrischer Erkrankungen kommt in der Regel eine multimodale Therapie zur Anwendung, die psychopharmakologische, psychotherapeutische und soziotherapeutische Elemente umfasst. Durch diesen Behandlungsansatz kann je nach Störungsbild ein unterschiedlich hoher Prozentsatz eines Therapieansprechens oder sogar einer Remission der Symptomatik erreicht werden. Da jedoch viele Patienten auch nach einer intensiven und leitliniengerechten Therapie noch Beschwerden aufweisen oder aber kurze
Psychiatrische Erkrankungen haben eine hohe sozioökonomische Relevanz. Es zeigt sich eine Zunahme krankheitsbedingter Fehlzeiten und Erwerbsunfähigkeitsrenten aufgrund psychiatrischer Störungen [1, 2]. Auch haben Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung eine erhöhte Morbidität und Mortalität. Insbesondere kardiovaskuläre und metabolische Erkrankungen finden sich häufiger bei dieser Patientengruppe [3, 4]. Dr. Richard Musil Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der LMU München Nussbaumstr. 7 80336 München
Dr. Stefan Kloiber Max-Planck-Institut für Psychiatrie Kraepelin-Str. 2–10 80804 München
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Zeit nach einer Besserung wieder einen Rückfall zeigen oder unter unerwünschten Arzneimittelwirkungen leiden, ist die Situation insgesamt nicht zufriedenstellend [5], sodass dringend eine weitere Verbesserung und Erweiterung der gegenwärtigen Therapiemöglichkeiten notwendig erscheint. In den letzten Jahren wurden zunehmend Methoden der Akupunktur bei psychiatrischen Erkrankungen wissenschaftlich untersucht. Bei einigen Störungsbildern, wie der Depression und bei Schlafstörungen, sowie im suchtmedizinischen Bereich, wurden mittlerweile eine Vielzahl von Studien durchgeführt und publiziert, sodass deren Ergebnisse auch in systematischen Reviews oder Metaanalysen zusammengefasst wurden. In diesen Studien besteht eine starke Heterogenität hinsichtlich der verwendeten Akupunkturtechniken, der Punktkonzepte, der Kontrollbedingungen oder bei der Auswahl der Patientengruppen. Neben Studien zur Effektivität gibt es auch eine Reihe von Studien, die weniger auf die Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung abzielen als vielmehr bestimmte Symptome oder Aspekte wie unerwünschte Arzneimittelwirkungen von Psychopharmaka adressieren. In der folgenden Arbeit möchten wir bei einigen ausgewählten psychiatrischen Erkrankungen in einem Literaturüberblick aufzeigen, wie die derzeitige Evidenzlage eingeschätzt wird, welche Akupunkturmethoden in Studien zur Anwendung kamen, welche grundsätzlichen Fragestellungen bislang untersucht wurden, welche Kontrollbedingungen gewählt und auf welchen theoretischen Grundlagen die bisherigen Untersuchungen basierten. Dabei möchten wir keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben noch selbst eine Einschätzung der Effektivität von Akupunktur bei bestimmten psychiatrischen Störungsbildern vornehmen, wie dies z. B. durch Metaanalysen bereits erfolgt ist. Der Fokus soll eher darauf gelegt werden, dem Leser einen Einblick in die spannende Forschungslandschaft von Akupunktur bei psychiatrischen Erkrankungen zu gewähren und auf besondere und aus unserer Sicht zukunftsweisende Aspekte und Herangehensweisen aufmerksam zu machen. In diesem ersten Teil werden die Ergebnisse zu Untersuchungen bei demenziellen Erkrankungen, substanzbedingten Erkrankungen, Essstörungen, Persönlichkeitsstörungen und dem Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom zusammenfassend dargestellt. Im zweiten Teil werden affektive Störungsbilder und angstassoziierte Erkrankungen näher beleuchtet sowie die Ergebnisse beider Teile diskutiert und ein Ausblick für zukünftige Forschungsansätze und klinische Einsatzmöglichkeiten von Akupunktur auf psychiatrischem Fachgebiet gegeben.
2. Material und Methoden In der vorliegenden Arbeit wurde Literatur zu unterschiedlichen Methoden der Akupunktur bei psychiatrischen Erkrankungen berücksichtigt. Die Literaturrecherche umfasste die Datenbanken von PubMed (www.pubmed.org). Der Schwerpunkt wurde überwiegend auf aktuelle Studien gelegt, die in den letzten fünf Jahren (2010–2015) publiziert wurden. Bei Krankheitsbildern, die durch eine Vielzahl von Studien untersucht wurden, haben wir uns auf die Ergebnisse von Metaanalysen und systematischen Reviews konzentriert sowie auf einzelne Studien, die besondere und ausgewählte Aspekte von klinischer Relevanz untersuchen, wie z. B. der Einsatz von Akupunktur in Kombination mit etablierten Therapieverfahren, zur Behandlung von Nebenwirkungen der Standardtherapie oder Akupunktur bei schwangerschaftsassoziierten psychiatrischen Erkrankungen. Bei Krankheitsbildern, zu denen es nur vereinzelte Studien gibt, wurden auch Untersuchungen aus früheren Jahren berücksichtigt. Nur Artikel in englischer oder deutscher Sprache wurden einbezogen. Es wurde nach Studien zu Akupunkturbehandlung bei den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen gesucht. Als Suchstrategie wurde überwiegend die Wortkombination „Akupunktur“ und „psychiatrische Erkrankung“ bzw. „psychische Symptome“ angewandt. Die psychiatrischen Erkrankungen und Symptome, nach denen gesucht wurde, waren: Demenz (dementia), Abhängigkeit (addiction),
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verschiedene Substanzen (alcohol, cocaine etc.), Schizophrenie (schizophrenia), Depression (depression), bipolare Erkrankung (bipolar disorder), Angst (anxiety), posttraumatische Belastungsstörung (PTSD), Schlafstörungen (insomnia, sleeping disorder), somatoforme Störungen (somatoform disorder), Essstörungen (eating disorder), Persönlichkeitsstörung (personality disorder), ADHS (ADHD), Tourette-Syndrom (Tourette). Studien zu möglichen Wirkmechanismen von Akupunktur bei psychiatrischen Erkrankungen wurden bei der Erstellung dieses Reviews nicht systematisch berücksichtigt und werden nur auszugsweise dargestellt.
3. Ergebnisse Allgemein Bei unserer Literaturrecherche zeigte sich, dass eine Vielzahl an Studien in China durchgeführt wurde und auch nur in chinesischer Sprache erhältlich ist. Aus sprachlichen Gründen können wir auf diese Ergebnisse nicht eingehen. Die meisten Arbeiten wurden in Journalen mit inhaltlichem Schwerpunkt auf alternativen und komplementären Therapieansätzen publiziert. Einige Studien zu Akupunkturbehandlung bei psychiatrischen Erkrankungen wurden allerdings auch in internationalen psychiatrischen Fachzeitschriften publiziert. Bei der Bewertung von Sham-Bedingungen bzw. Kontroll-Bedingungen ist es wichtig zu unterscheiden, ob ein „traditioneller“ Ansatz gewählt wurde, bei dem angenommen wird, dass eine Wirkung von Akupunktur über definierte Punkte erfolgt, denen eine entsprechende Wirkung zugesprochen wird. In diesem Fall werden häufig andere Akupunkturpunkte als Sham-Bedingung akzeptiert. Dem steht ein eher „westlicher“ Ansatz gegenüber, der davon ausgeht, dass durch Akupunktur eine physiologische Wirkung über bekannte anatomische Strukturen wie Nerven oder Bindegewebe vermittelt wird und die größtenteils unabhängig von spezifischen Punkten ist, sodass sich hier andere Akupunkturpunkte wenig als Sham-Bedingung eignen. Nach diesem Ansatz kommen als Sham-Bedingung z. B. die „Streitberger Nadel“ [6], eine oberflächliche Nadelung oder ein inaktiver Laser zum Einsatz.
Demenzielle Erkrankungen Akupunktur wurde insbesondere in den letzten fünf Jahren in einer Vielzahl an Studien und bei unterschiedlichen Erkrankungen v. a. vaskulären Demenzen, Demenzerkrankungen vom Alzheimertyp sowie der leichten kognitiven Störung untersucht. Um die am häufigsten und damit möglicherweise auch effektivsten Punkte und Punktkombinationen zu ermitteln, haben Feng et al. aus verschiedenen Datenbanken 238 Studien zu Akupunktur bei vaskulären Demenzerkrankungen (VaD) und der Alzheimerdemenz (AD) ausgewertet und mittels „data mining“ 20 Punkte ermittelt, die am häufigsten in diesen Studien zur Behandlung eingesetzt wurden [7]. In Tabelle 1 sind diese Punkte und die Rangfolge der Häufigkeit ihrer Anwendung aufgeführt. Die Informationen stammten dabei überwiegend aus in China durchgeführten Studien. Am häufigsten wurden dabei am Kopf lokalisierte Punkte mit Ma 36 kombiniert. Dieser Auswahl stehen über 100 Punkte auf 13 Leitbahnen gegenüber, die in VaD-Studien Anwendung fanden. In einer NetzwerkAnalyse wurden fünf Gruppen von Akupunkturpunkten identifiziert, die jeweils eine Eigenschaft gemeinsam haben. Diese Eigenschaften waren 1. Jing-Quell Punkte (nach der Theorie der fünf antiken Punkte sind die Jing-Quell-Punkte geeignet, um das Bewusstsein wieder zu schärfen, z. B. Ni 1), 2. Punkte, die am Kopf oder im Gesichtsbereich liegen, 3. Punkte, die auf den vier Extremitäten liegen, 4. Punkte des Lenkergefäßes und 5. Punkte mit spezifischer Wirkung (z. B. RückenShu-Punkte). Die Autoren heben zusammenfassend insbesondere die Anwendung von LG 20 und EX-KH1 sowie Punkte am Kopf im Allgemeinen gegenüber Punkten in der Peripherie hervor [7]. In einem kürzlich publizierten systematischen Review mit Metaanalyse [8] waren aus 141 klinischen Studien zu einer Wirkung von
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Tabelle 1
Häufig verwendete Akupunkturpunkte bei psychiatrischen Erkrankungen. In Klammern ist der Rang der Häufigkeit der Anwendung bei den jeweiligen Krankheitsbildern, sofern aus der Literatur ersichtlich, angegeben
Akupunkturpunkt
Name
Anwendungsgebiete (Häufigkeitsrang der Anwendung)
LG 20
Baihui
VaD (1), AD (1), Opiatentwöhnung (8), ADHS
EX-KH1
Sishencong
VaD (2), AD (2), Opiatentwöhnung (7), ADHS
Gb 20
Fengchi
VaD (3), Opiatentwöhnung (9), ADHS
LG 26
Shuigou
VaD (4), ADHS
LG 24
Shenting
VaD (5), Opiatentwöhnung (9), ADHS
Pe 6
Neiguan
VaD (6), AD, Opiatentwöhnung (1), Essstörungen (4), ADHS
Ma 36
Zusanli
VaD (7), AD (1), Opiatentwöhnung (2), Essstörungen (1)
Mi 6
Sanyinjiao
VaD (8), AD, Opiatentwöhnung (3), Essstörungen (1), ADHS
He 7
Shenmen
VaD (9), Opiatentwöhnung (5), Essstörungen (8), ADHS
Ni 3
Taixi
VaD (10), AD, Essstörungen (3), ADHS
GB 13
Benshen
VaD (11), Opiatentwöhnung (9), ADHS
Bl 23
Shenshu
VaD (12), AD, Opiatentwöhnung (7), ADHS
Ma 40
Fenglong
VaD (13), Essstörungen (8), ADHS
Le 3
Taichong
VaD (14), Opiatentwöhnung (8), Essstörungen (1), ADHS
LG 14
Dazhui
VaD (15), AD, Opiatentwöhnung (9), ADHS
Gb 39
Xuanzhong
VaD (16), AD
LG 16
Fengfu
VaD (17), ADHS
Di 4
Hegu
VaD (18), Opiatentwöhnung (5), Essstörungen (2), ADHS
Di 11
Quchi
VaD (19), Essstörungen (6), ADHS
EX-KH3
Yintang
VaD (20), AD, Opiatentwöhnung (9), Essstörungen (8), ADHS
Mi 10
Xuehai
VaD, AD (2), Essstörungen (6)
KG 17
Danzhong
VaD, AD
KG 12
Zhongwan
VaD, AD
KG 6
Qihai
VaD, AD, Essstörungen (8), ADHS
3E5
Waiguan
VaD, AD, Opiatentwöhnung (8), Essstörungen (4), ADHS
Ni 4
Dazhong
VaD, AD
EX-KH5
Taiyang
VaD, ADHS
Bl 18
Banshu
VaD, ADHS
Bl 20
Pishu
VaD, ADHS
Abkürzungen und Referenzen: AD: Alzheimer Demenz [8]; ADHS: Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätssyndrom [9]; Essstörungen [10]; Opiatentwöhnung [11]; VaD: Vaskuläre Demenz [7]
Akupunktur (Körperpunkte) bei Alzheimererkrankung zehn randomisierte, kontrollierte Studien mit 585 Patienten für eine Metaanalyse zugänglich. Alle Studien stammten aus China und wurden in chinesischer Sprache publiziert. Die Therapiedauer lag zwischen drei und 24 Wochen. Im Vergleich zwischen Akupunkturintervention und medikamentöser Therapie (Donepezil, Nimodipin, Piracetam u. a.) lag die mittlere Differenz (MD) im MMSE-Wert bei 0,54 (95 % confidence interval [CI] 0,02–1,07) bei Verwendung eines Modells mit festgesetzten Effekten zugunsten der Akupunkturintervention. Die Verbesserung der MMSE-Werte war dabei mit 3,72 Skalenpunkten klinisch signifikant. Auch die Kombination von Akupunktur mit einer Donepezil-Therapie war der alleinigen Behandlung mit Donepezil überlegen (MMSE: MD 2,37 [95 % CI 1,53–3,21]). Unerwünschte Wirkungen durch die Akupunktur waren u. a. lokale Blutergüsse, Müdigkeit, Schwindel und Übelkeit. Insgesamt wurde allerdings nur in zwei von 141 Studien über unerwünschte Wirkungen berichtet. Die Studien wurden durch die Autoren mit einem erheb-
lichen Bias-Risiko hinsichtlich Randomisierung, Verblindung und Publikation eingestuft. Die Autoren schließen mit dem Hinweis, dass aktuell eine limitierte Evidenz für Akupunktur bei der Alzheimererkrankung vorliegt und in Zukunft weitere methodisch hochwertigere Studien, auch aus anderen Ländern notwendig sind, um diese Evidenz zu untermauern [8].
Studien zur Untersuchung der Wirkmechanismen bei demenziellen Erkrankungen Mögliche Wirkmechanismen wurden ebenfalls mit unterschiedlichen Methoden wie MRT, fMRT [12], PET [13] SPECT oder EEG untersucht. Daneben gibt es eine Reihe an Untersuchungen im Tiermodell. Diesen Studien zufolge werden durch Akupunktur der verschiedenen Punkte sowohl unterschiedliche Aktivierungsmuster im Gehirn hervorgerufen als auch unterschiedliche klinische Wirkungen erzeugt (zur Übersicht siehe Feng et al. [7]). Daneben scheint eine Kombination mehrerer Punkte einer Behandlung an einzelnen Punkten überlegen zu sein. In diesem Zusammenhang konnte gezeigt werden, dass Akupunktur an Ma 36 zu einer Zunahme pyramidaler Neurone in der hippocampalen Region CA1 und Abnahme der Astrozytenzahlen im Tiermodell führte [14]. In einem APP/PS1 transgenen Mausmodell zeigte sich durch Elektrostimulationsakupunktur (ESA) an LG 20 (1 mA, 2/15 Hz 30 min/Tag, fünf Tage/Woche über vier Wochen) eine Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit im Morris Water Maze (MWM-)Test, eine Reduzierung von Aβ1-42 Ablagerungen, eine Erhöhung der BDNF Expression und eine vermehrte Neurogenese im Hippocampus [15]. Mittels resting-state fMRI konnte eine Modulierung des sogenannten default mode network (neuronales Netzwerk, welches in Ruhe aktiv ist) bei Patienten mit Alzheimererkrankung durch Nadelung an Di 4 und Le 3 (Kombination dieser Punkte wird als „vier Pforten“ bezeichnet) gezeigt werden. In Übersichtsartikeln von Zeng et al. werden die möglichen Wirkmechanismen von Akupunktur bei verschiedenen demenziellen Erkrankungen zusammengefasst [16, 17]. Als mögliche Wirkmechanismen wurden dabei eine Reduktion des oxidativen Stresses, eine Steigerung cholinerger Neurotransmission, eine Reduktion von Zellapoptose und eine Verbesserung synaptischer Plastizität neben den bereits oben erwähnten weiteren möglichen Wirkmechanismen theoretisch diskutiert. In einer Übersicht fassen Ho et al. die bislang untersuchten Wirkungen von ESA auf die Mobilisierung von Stammzellen in nervalem Gewebe als möglichem Wirkmechanismus von Akupunktur bei neurodegenerativen Erkrankungen zusammen [18]. Li et al. fanden eine Aktivierung der intrazellulären cAMP/PKA/CREB Signalkaskade sowie dadurch bedingten Verbesserung der hippocampalen Langzeit-Potenzierung als Marker von Gedächtnisfunktion als mögliche Grundlage einer Akupunktur-vermittelten (Ma 36 im MultiInfarkt-Tiermodell) Wirkung auf kognitive Defizite gegenüber einer Sham-Bedingung [19]. Zusammenfassend existieren also bereits einige Studien, die interessante potenzielle Wirkmechanismen von Akupunktur bei demenziellen Erkrankungen beschreiben und diskutieren. Die klinischen Studien legen erste Hinweise auf eine Verbesserung kognitiver Funktionen nahe, wobei weitere Studien notwendig sind, um diese Ergebnisse zu verifizieren und zu eindeutigen Aussagen kommen zu können. Akupunktur könnte eine sichere und kostengünstige therapeutische Zusatzoption bei diesem Patientenkollektiv, das eine hohe sozioökonomische Relevanz aufweist und für das es bislang nur unzureichende Therapiemöglichkeiten gibt, darstellen.
Substanzbedingte Erkrankungen Bei Suchterkrankungen wird Akupunktur seit vielen Jahren in der klinischen Praxis eingesetzt. Startpunkt waren die zufälligen Entdeckungen von Wen 1973, bei denen Opiatpatienten zur Schmerztherapie ESA erhielten und über eine Minderung ihres Suchtverlangens berichteten [20]. Auch das pragmatische Konzept des National Acupuncture Detoxification Association (NADA)-Protokolls wurde
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im Bereich der Suchtmedizin als niederschwelliges Angebot aus dieser ersten Entdeckung durch Michael Smith [21] und Kollegen am Lincoln Recovery Center, Bronx, New York, entwickelt. Dieses Protokoll beinhaltete allerdings nur die bilaterale Applikation von fünf Nadeln am Ohr an den Punkten Shenmen, Vegetativum, Niere, Leber und Lunge. Eine Elektrostimulation zeigte sich als nicht überlegen wirksam und wurde in der praktischen Durchführung daher nicht weiter angewandt. Cui et al. haben in einem Übersichtsartikel die historische Entwicklung der verschiedenen Akupunkturansätze bei Suchterkrankungen zusammengefasst [22]. Mittlerweile existiert eine Reihe an Metaanalysen und CochraneReviews, welche die gegenwärtige Literatur umfassend bewerten. Diese wurden dabei nach den jeweiligen Substanzen aufgeteilt. Grundsätzlich sind bei den therapeutischen Strategien zwei Ansätze zu unterscheiden. Zum einen Behandlungen innerhalb einer Therapiesitzung und zum anderen eine kontinuierliche Stimulationsmöglichkeit durch Applikation von Dauernadeln, Magnetkügelchen oder Samen, durch die Patienten beim Auftreten von Entzugsbeschwerden eine erneute Stimulation durch manuelle Manipulation durchführen können. Daneben gibt es Therapieansätze, die zwar eine elektrische Stimulation verwenden, diese jedoch durch aufgeklebte Elektroden applizieren an im Vergleich zur Ohrakupunktur großflächigen Arealen an Mastoid, Schädel oder Ohr. Letztere Praxis wurde insbesondere in osteuropäischen Ländern oder Russland entwickelt. Insbesondere bei tierexperimentellen Studien wurde die frequenzabhängige Beeinflussbarkeit der endogenen Opioidsysteme untersucht. Dabei zeigt sich durch ESA mit 2 Hz primär eine vermehrte Neurotransmission von β-Endorphin und Enkephalin im zentralen Nervensystem gegenüber einer vermehrten Freisetzung von Dynorphin durch ESA mit 100 Hz [23].
Raucherentwöhnung Zur Unterstützung einer Raucherentwöhnung (smoking cessation) gibt es drei Cochrane Reviews aus den Jahren 2006, 2011 und zuletzt 2014. Alle Studien haben den „traditionellen“ Ansatz zugrunde gelegt. Zusammenfassend zeigte sich beim Vergleich von Akupunktur gegenüber einer Sham-Akupunktur (19 Studien, n = 2.588) ein signifikanter kurzfristiger Effekt über sechs Wochen (RR 1,22 95 % CI (1,08–1,38), jedoch kein langfristiger Effekt (elf Studien, n = 1.892). Im Vergleich zu anderen Interventionen wie Nikotinersatztherapie oder psychologischer Beratung zeigte sich jeweils kein Unterschied der Akupunkturintervention. Bei den Vergleichen einer kontinuierlichen aurikulären Stimulation (Dauernadeln oder Akupressur) (13 Studien, n = 1.155) zeigte sich die kontinuierliche Akupressur gegenüber einer Sham-Bedingung kurz- (RR 2,73 95 % CI (1,78–4,18) und langfristig (RR 9,45 95 % CI (1,26–70,92) überlegen. Die Therapie mit Dauernadeln zeigte keine Überlegenheit gegenüber einer Sham-Bedingung. Die beiden Lasertherapiestudien waren für eine gepoolte Analyse zu heterogen. Die sechs Elektrostimulationsstudien (n = 634) waren einer ShamBedingung nicht überlegen. Insgesamt war ein erheblicher Bias bei den untersuchten Studien nicht auszuschließen. Es wurde angemerkt, dass viele Studien noch aus Zeiten stammten, bei denen einheitliche Kriterien zur Güte der Methodenbeschreibung noch nicht vorhanden waren. Die Autoren schließen ihre Untersuchung mit dem Kommentar, dass weitere, insbesondere methodisch hochwertige Studien gerechtfertigt und notwendig sind, da die Behandlungsmodalitäten mittlerweile weit verbreitet und sicher in der Anwendung sind [24].
Opiatentwöhnung Zur Opiatentwöhnung wurde Akupunktur in einer Reihe von Studien untersucht. Ein systematischer Review von 2012 [25], der zehn Studien mit 1.034, davon 711 Patienten aus China umfasste, kam zu dem Ergebnis, dass eine mögliche positive Wirkung auf eine Opiatabhängigkeit durch Akupunktur zu erzielen ist. Dies umfasste die Verhinderung von Rückfällen, als auch Reduktion von Entzugsbeschwerden. Allerdings wurden acht Studien als qualitativ gering eingeschätzt, sodass die Ergebnisse nur mit Vorsicht zu interpretieren sind. Die ein-
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zelnen Methoden und Hauptergebnisse waren nach Einschätzung der Autoren zu heterogen, um eine Metaanalyse durchführen zu können. Die Akupunkturmethoden umfassten neben Ohrakupunktur (insbesondere in USA und im United Kingdom angewandt) auch eine Vielzahl an Körperakupunkturpunkten (in Tabelle 1 sind häufig angewandte Punkte und ihre jeweilige Rangfolge angegeben). Positiv zu erwähnen ist die detaillierte Darstellung der einzelnen Studien in diesem Review, welche auch unerwünschte Wirkungen wie leichter Schwindel oder Übelkeit umfasste [25]. Eine malaysische Arbeitsgruppe [26] zeigte in einer randomisierten, offenen Studie beim Vergleich zwischen Methadonsubstituierten, die zusätzlich Ohrakupunktur erhielten (n = 29) und denen ohne Zusatzbehandlung (n = 40), dass sich in der Interventionsgruppe die Anzahl konsumierter Zigaretten signifikant verringerte. In beiden Gruppen nahm die Methadondosis über die acht Wochen Beobachtungsdauer signifikant ab. Die Rückfallraten oder Entzugsbeschwerden unterschieden sich nicht zwischen den Gruppen. Zu einem anderen Ergebnis kam eine taiwanesische Arbeitsgruppe [27], die randomisiert Elektrostimulationsakupunktur (alternierend 20 und 100 Hz) an Ma 36 und Di 4 sowie Akupunktur am Ohrpunkt Shenmen gegenüber einer Minimalakupunktur ohne Elektrostimulation bei 60 Heroinabhängigen unter Methadonsubstitution verglich. Hier verringerte sich nach insgesamt vier Wochen Therapie und zwei Behandlungseinheiten pro Woche die Methadondosis signifikant in der Verumgruppe gegenüber der Sham-Kontrollgruppe (im Mittel 8,1 mg Abnahme versus 0,6 mg Zunahme). Ebenfalls kam es zu einer Verbesserung der Einschlaflatenz gemessen mit dem Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI). Die allgemeine Lebensqualität (SF-36) und suchtassoziiertes Verlangen (VAS) unterschied sich nicht zwischen den beiden Gruppen im Therapieverlauf. Unerwünschte Wirkungen traten kaum auf. Einen anderen Ansatz verfolgten Boyuan und Kollegen [11], die sich die mögliche Verbesserung psychiatrischer Symptome wie Angst, Depression oder Suchtverlangen im Zusammenhang mit einer Opiatabhängigkeit in einem systematischen Review mit Metaanalyse angesehen haben. Hier zeigte sich bei 16 randomisierten Studien mit 1.599 Patienten (zwölf Studien aus China) eine signifikante Verbesserung depressiver Symptome durch Akupunktur im Vergleich zu Sham-Akupunktur oder Warteliste. Das gleiche Ergebnis zeigte sich auch bei einer Reduktion von Ängsten. Hier hob sich die Akupunktur allerdings nicht gegenüber einer pharmakologischen Intervention (Buprenorphin oder Methadon) ab. Suchtverlangen konnte in keiner der Studien signifikant gegenüber der jeweiligen Kontrollbedingung verbessert werden. Kritisch muss angemerkt werden, dass der Jadad-Score [28] (siehe Tabelle 2) der eingeschlossenen Studien, die in China durchgeführt wurden, meist nur 1 bis 2 betrug. Auch die STRICTA-Kriterien wurden nicht bei allen Studien vollständig erfüllt [29]. Die Interventionen in diesen Studien beinhalteten Ohrakupunktur (vier Studien, alle in englischer Sprache), Körperakupunktur mit manueller Stimulation (sieben Studien), Schädelakupunktur (zwei Studien), Han’s acupoint nerve stimulator (HANS) (zwei Studien). Die am häufigsten verwendeten Akupunkturpunkte waren Pe 6, Ma 36, Mi 6, He 7, Di 4, Pe 8 (siehe auch Tabelle 1) und die fünf NADA-Punkte, die in jeweils ≥ vier Studien Anwendung fanden. Die englischsprachigen Studien konnten keinen positiven Effekt für die Akupunktur-Intervention (NADA) zeigen. Insgesamt führen die Autoren die hohe Heterogenität und unterschiedliche Qualität der verwendeten Protokolle auf, sodass abschließend keine ausreichende Datenlage vorliegt, um einer Akupunkturintervention eine positive Wirkung zuzusprechen. Weitere Studien mit längeren Untersuchungs- und Behandlungszeiträumen und höherer Qualität werden daher gefordert.
Kokainentwöhnung In einem frühen systematischen Review mit Metaanalyse zeigte sich in neun eingeschlossenen randomisiert-kontrollierten Studien mit
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Tabelle 2
Kriterien und Bewertung des Jadad-Scores [28]
Kriterium
Frage
Bewertung
1
Wurde die Studie als randomisiert beschrieben?
Ja 1 Punkt, Nein kein Punkt
2
War die Randomisierung sachgerecht?
Ja 1 Punkt, Nein –1 Punkt
3
Wurde die Studie als doppelblind beschrieben?
Ja 1 Punkt, Nein kein Punkt
4
War die Verblindung sachgerecht?
Ja 1 Punkt, Nein –1 Punkt
5
Wurden die Ausfälle (Drop-outs) begründet?
Ja 1 Punkt, Nein kein Punkt
1.747 Teilnehmern, die alle in den USA durchgeführt wurden, keine Wirkung von Akupunktur auf eine Kokainabstinenz im Vergleich zu einer Sham-Nadelung. Die meisten Studien bezogen sich auf Crack-Kokain-Missbrauch. Vier der Studien verwendeten das NADA-Protokoll, zwei eine Kombination aus Ohr- und Körperakupunktur. In sieben Studien wurde eine Abstinenz mittels UrinKontrollen überprüft. Eine Schwäche der meisten Studien war die hohe Zahl an Studienabbrechern (bis zu 50 % in einigen Studien). In diesem Review werden die einzelnen Studien jedoch nicht im Detail dargestellt, sodass nicht beurteilt werden kann, ob die eingesetzten Sham-Nadelungen als „unwirksam“ betrachtet werden können [30]. D’Alberto spricht sich in einem früheren Review zum NADAProtokoll bei Kokainabhängigkeit für die Verwendung aller fünf Punkte und als Sham-Kontrolle für Punkte auf der Ohrhelix aus, die in einigen Studien entsprechend zur Anwendung kamen [31].
Studien zur Untersuchung möglicher Wirkmechanismen bei substanzbedingten Erkrankungen (tierexperimentell) Mögliche biologische Wirkmechanismen einer Akupunkturbehandlung auf suchtmedizinischem Gebiet könnten ein Einfluss auf die Neurotransmission von Endorphinen, Enkephalinen, Serotonin, Dopamin und GABA im Sinne einer Verstärkung der Ausschüttung dieser Botenstoffe sein [25]. Hierdurch könnte es zu einer Reduktion von suchtassoziiertem Verlangen bzw. Milderung von Entzugsbeschwerden kommen. Eine gute Übersicht über die möglichen Wirkmechanismen und Effekte, die durch eine Akupunkturbehandlung auf suchtassoziierte Veränderungen in relevanten Hirnarealen erzielt werden können, findet sich bei Yang und Kollegen [32]. Chinesische Arbeitsgruppen haben eine Reihe tierexperimenteller Studien durchgeführt, um die Wirkmechanismen verschiedener Akupunkturstrategien weiter zu erforschen. Insbesondere wurden mögliche Wirkungen auf die mesolimbische dopaminerge Neurotransmission, die dem ventralen Tegmentum entspringt und in den Nucleus accumbens und in den präfrontalen Cortex projiziert, untersucht [32]. Hier zeigten sich z. B. eine Normalisierung morphologischer Veränderungen im ventralen Tegmentum, die sich nach chronischer Applikation von Morphin in Ratten ergeben hatten mittels ESA mit 2 und 100 Hz [33] sowie eine Minderung dopaminerger Neurotransmission im Nucleus accumbens und Verringerung motorischer Hyperaktivität in Morphin-sensitisierten Ratten durch Nadelung an He 7 im Vergleich zu einer Nadelung an 3E 8 oder Nadelung am Schwanz [34]. Eine Hemmung Kokain-induzierter Lokomotion durch manuelle Stimulation an He 7 könnte laut den Autoren über A-Fasern des N. ulnaris vermittelt werden [35]. Hierüber könnte es zu einer Minderung der Expression von Fos, einem unmittelbaren frühen Gen und Transkriptionsfaktor, im Nucleus accumbens und im Striatum kommen. Dieser Effekt konnte nicht durch Stimulation an 3E 5 oder Di 5 erzielt werden, sodass für diese Zusammenhänge eine gewisse Punktspezifität bestehen könnte [36, 37]. Han und Kollegen haben eine Reihe an Studien zur Reduktion Morphin-assoziierter Entzugssymptome bei Ratten durch Elektrostimulation, insbesondere mit 100 Hz im Vergleich zu einer Stimulation
mit 2 Hz, durchgeführt, die eine Beteiligung von κ-Opioid-Rezeptoren und des Dynorphin-Systems nahelegen [23, 38–40]. Liang und Kollegen zeigten wiederum eine Wirksamkeit von ESA mit 2 Hz an Ma 36 bei Ratten auf die Morphin-induzierte konditionierte Ortspräferenz (CPP=conditioned place preference), einem gängigen Tiermodell. In diesen Untersuchungen ergaben sich Hinweise auf die Vermittlung dieser Wirkung über Enkephaline im Ncl. accumbens unter Beteiligung von δ- und μ-Opioidrezeptoren [41]. Auch eine Normalisierung dopaminerger Neurone im ventralen Tegmentum durch 100-Hz-Stimulation an Ma 36 konnte in einem Rattenmodell gezeigt werden [42]. Ebenfalls scheint es über eine 100-Hz-Stimulation an Ma 36 zu einer Reduktion von Alkoholkonsum bei Ratten durch Hemmung der Fos-Expression in Hirnarealen zu kommen, die im Belohnungssystem eine wichtige Rolle spielen. Dieser Effekt konnte nicht durch eine 2-Hz-Stimulation erzielt werden [43].
Studien zur Untersuchung möglicher Wirkmechanismen bei substanzbedingten Erkrankungen (klinisch) Neben den tierexperimentellen Untersuchungen, die versuchen, eine Wirkweise von Akupunktur auf physiologischer Ebene aufzuklären, gibt es klinische Studien, die bei Patienten mögliche psychologische Aspekte in den Fokus rücken, über die sich Akupunktur positiv auf den weiteren Verlauf von substanzbedingten Erkrankungen auswirken sollen und die im Folgenden beispielhaft beschrieben werden. In diesem Kontext hat eine schwedische Arbeitsgruppe Patienten interviewt, die an einem Entwöhnungsprogramm mit NADA-Akupunktur teilnahmen [44]. Von den 15 Patienten gaben zwölf als positive Erfahrung unter der fünfwöchigen NADA-Behandlung an, ein Gefühl von „Frieden und Harmonie“ zu verspüren. Ein großer Teil der Teilnehmer fühlte sich durch NADA-Akupunktur entspannter und wohler als vor der Behandlung. Neun der Patienten fühlten sich auch in Alltagssituationen stärker gewappnet als zuvor. Darüber hinaus verspürten einige Patienten eine Reduktion von Angstgefühlen, eine Reduktion von Suchtverlangen oder eine Verbesserung der Schlafqualität. Negative Aspekte wurden kaum genannt. Insbesondere waren diese z. B. störende Aspekte der Behandlungsraumausstattung oder der mit der Methode einhergehende Zeitaufwand. Die Autoren diskutieren die offensichtliche Diskrepanz zwischen den berichteten positiven Behandlungsaspekten und der bislang weitgehenden fehlenden Evidenz einer Wirksamkeit aus klinischen Studien. Aufgrund der sehr guten Verträglichkeit und der guten Kosteneffizienz fordern sie weitere und qualitativ hochwertigere Studien, um die Wirkung des NADAProtokolls näher zu spezifizieren und darzustellen [44]. Eine Arbeitsgruppe aus Boston konnte in einer dreiarmigen randomisierten kontrollierten Studie sowohl für das NADA-Protokoll als auch für verschiedene Entspannungstechniken gegenüber Standardbehandlung eine Reduktion des Suchtverlangens und damit assoziierter Ängste bei 67 Veteranen (v. a. Alkohol und Drogenmissbrauch) finden. In einer sekundären Analyse zeigen die Autoren, dass sowohl mit jeder einzelnen Behandlung als auch kumulativ über ein zehnwöchiges Programm die erhobenen Parameter abnahmen. Die Autoren hatten bewusst auf eine Sham-Kontrollgruppe verzichtet, da es viele Hinweise gibt, dass auch durch eine Sham-Behandlung neurophysiologische Effekte auslösbar sind, die sich dann nicht mehr von einer Verum-Behandlung unterscheiden lassen wie z. B. Effekte durch die unspezifische Aktivierung von afferenten C-Fasern. Aufgrund der steigenden sozioökonomischen Probleme durch Suchterkrankungen sehen die Autoren weitere Studien zur Wirksamkeit komplementärer Therapieansätze als gerechtfertigt an [45]. Auch eine kanadische Arbeitsgruppe ging dieser Hypothese nach, ob durch das NADA-Protokoll die mit Entzugsbeschwerden assoziierten Ängste reduziert werden könnten. Bei 101 Patienten (Nikotin-, Alkohol-, Kokain- oder Cannabis-Sucht), die randomisiert mit a) NADA-Protokoll, b) Sham-Ohrakupunktur (Helix) oder c) Kontrollbedingung des Behandlungssettings (Gruppe, 45 min.) mit drei Behandlungseinheiten über maximal zwei Wochen behandelt wurden, fand sich bei der Untersuchung durch verblindete Rater kein Unter-
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DZA
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Deutsche Zeitschrift für
Akupunktur
German Journal of Acupuncture & Related Techniques
schied in der Reduktion von Angstsymptomatik (State Trait Anxiety Inventory [STAI]) zwischen den Gruppen. Die Autoren weisen darauf hin, dass es zum damaligen Zeitpunkt (2010) über 700 Einrichtungen allein in den USA gab, die das NADA-Protokoll anwendeten und über 15.000 Personen als NADA-Trainer ausgebildet wurden. Trotz der hohen Akzeptanz im klinischen Alltag bleibt die Wirksamkeit und die Wirkweise Gegenstand von Kontroversen [46]. Kritisch anzumerken ist, dass nur 49 Probanden alle drei Behandlungseinheiten wahrnahmen und die Behandlungsintensität in der Studie daher recht gering war. Eine kanadische Arbeitsgruppe fand in einer nichtrandomisierten Studie einen Vorteil für Frauen mit Abhängigkeitserkrankungen, die zusätzlich zu einem Standard-21-Tage-Therapieprogramm mit Ohrakupunktur (modifiziertes NADA-Protokoll) behandelt wurden, gegenüber Standard-Programm ohne Ohrakupunktur hinsichtlich Verbesserung depressiver Symptome (Beck Depression Inventory (BDI)) und Angstsymptome (Beck Anxiety Inventory [BAI]) sowie hinsichtlich der Fähigkeit Probleme zu reflektieren und zu lösen [47]. Insgesamt sind Studien zur Untersuchung einer Wirkung von Ohrakupunktur bei Suchterkrankungen methodologisch schwierig zu entwerfen. Insbesondere ist bislang unklar, welcher Intervention eine weitgehende inerte Wirkung zugesprochen werden kann. Dem westlichen Erklärungsansatz nach gibt es keine „unwirksamen“ Punkte am Körper, da auch bei der Behandlung an Nicht-Akupunkturpunkten immer eine (neuro-)physiologische Stimulation stattfindet. Davon ausgehend könnten pragmatische randomisierte kontrollierte Studien, die eher die Effektivität untersuchen und die realen Bedingungen einer Therapiesituation abbilden, den besseren Ansatz darstellen, als Studien zum Nachweis eines Effektes mit entsprechend künstlichen und dem Plazebo in der Pharmakologie nicht entsprechenden experimentellen Bedingungen [48]. Beispielhaft könnten also akupunkturgestützte Entzugs- oder Entwöhnungsprogramme mit primär pharmakologisch durchgeführten Behandlungen verglichen werden. Neben Aspekten der Effektivität wäre hier auch die Verträglichkeit von besonderem Interesse.
Armen, teilweise auch in vernarbtem Gewebe. Die qualitative Auswertung von Interviews ergab, dass sich durch die von den Patienten selbst durchgeführte Akupunktur eine beruhigende Wirkung auf zuvor bestehenden emotionalen Stress erzielen ließ. Insgesamt wurde das Vorgehen von den Probanden sehr gut angenommen, wobei es Unterschiede hinsichtlich der Motivation für die Therapie zum Abbau des selbstverletzenden Verhaltens gab. Die Akupunktur wurde dabei zum Teil als Ersatz für selbstverletzendes Verhalten in angespannten Gefühlszuständen, zum Teil auch zur Prophylaxe angewandt. Interessanterweise wurde Akupunktur von vielen als akzeptierte Möglichkeit wahrgenommen, sich selbst etwas Gutes zu tun, was den meisten Menschen mit diesem Störungsbild sonst sehr schwer fällt. Kein Patient verursachte durch die Anwendung der Akupunktur ein ernsthaftes Gesundheitsproblem für sich oder andere [49].
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom In einem ersten ausführlichen systematischen Review mit Metaanalyse [9] wurden in 15 Datenbanken insgesamt 114 Artikel identifiziert. Es erfüllten jedoch lediglich drei randomisiert kontrollierte Studien die Einschlusskriterien. Eine dieser Studien (n = 180, Alter 4–6 Jahre) fand eine signifikante Überlegenheit einer Intervention mit ESA (LG 24, Gb 13, EX-HN3, EX-HN5, LG 20, Bl 18, Bl 23, Ni 3, Bl 20, Le 3) gegenüber einer Sham-Intervention jeweils in Kombination mit Verhaltenstherapie (RR: 1,36; p = 0,003). Bei den anderen beiden Studien zeigte sich eine signifikante Überlegenheit der Akupunkturbehandlung gegenüber einer psychopharmakologischen Behandlung (Haloperidol und Methylphenidat) (RR: 1,15; p = 0,03). Aufgrund eines noch vorhandenen hohen Bias (Cochrane-Kriterien) konnten die Autoren trotz eines gewissen Hinweises für eine Wirkung von Akupunktur insgesamt keine klare Empfehlung abgeben [50]. Im gleichen Jahr ist auch ein Cochrane Review erschienen, der jedoch alle 14 identifizierten und infrage kommenden Studien ausschloss. Die häufigsten Gründe waren eine fehlende Randomisierung oder eine Kombination von Akupunktur mit anderen Verfahren. Die Autoren fordern daher weitere methodisch hochwertige Studien mit ausreichender Fallzahl und Beobachtungsdauer [9].
Essstörungen Bislang gibt es kaum Untersuchungen, welche die Wirkung von Akupunktur bei Essstörungen untersuchen. Eine australische Gruppe [10] fand in einer randomisierten Studie mit cross-over Design erste Hinweise auf eine mögliche Verbesserung depressiver Symptome (BDI) und Angstsymptome durch Akupunktur (n = 5) in Kombination mit einer Standardbehandlung gegenüber der Standardbehandlung allein (n = 4). Trotz der kleinen Fallzahl ist die Studie insofern interessant, als die chinesischen Disharmoniemuster und die verwendeten Punktkombinationen auf einer Einzelfallbasis dargestellt werden. Punkte, die bei fast allen Patientinnen verwendet wurden, sind in Tabelle 1 dargestellt.
Persönlichkeitsstörungen Zur Therapie von Persönlichkeitsstörungen werden aktuell insbesondere störungsspezifische Psychotherapieprogramme angewandt. Psychopharmaka werden insbesondere verwendet, um bestimmte Symptome zu reduzieren, wie z. B. assoziierte Ängste, depressive Symptome oder impulsive Verhaltensweisen. Auch bei den Akupunkturstudien im Bereich dieser Störungsgruppe wurde bei der Beurteilung der Wirksamkeit auf bestimmte Symptomgruppen fokussiert. Insgesamt gibt es auf diesem Gebiet bislang nur sehr wenige Studien. Davies und Kollegen [49] haben bei Patienten mit emotional instabiler Persönlichkeitsstörung (Borderline-Störung) untersucht, ob bei diesen ein Training zur selbst durchgeführten Akupunktur möglich ist, um selbstverletzendes Verhalten zu reduzieren und dadurch eine neue und zusätzliche Copingstrategie zur Verfügung zu haben. Über sechs Wochen wandten zehn Patienten nach vorherigem Training Akupunktur regelmäßig an. Es kam zu einer Reduktion selbstverletzenden Verhaltens und auch einer klinisch relevanten Reduktion depressiver Symptome (BDI). Spezifische Akupunkturpunkte wurden nicht beschrieben. Die meisten verwendeten Akupunktur an den
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4. Zusammenfassung Unsere Recherche erbrachte insgesamt eine Vielzahl an Akupunkturstudien bei ganz unterschiedlichen psychiatrischen Krankheitsbildern. Die durchgeführten Metaanalysen lassen zumeist aufgrund der Heterogenität der einzelnen Studien und der teilweise erheblichen qualitativen Mängel bislang keine eindeutige Empfehlung für einen Einsatz von Akupunktur bei den jeweiligen Störungsbildern zu. Erstaunlicherweise gibt es gerade bei den demenziellen Erkrankungen eine vielversprechende Datenlage sowie eine Reihe sehr interessanter Grundlagenforschungsergebnisse über die möglichen Wirkmechanismen. Wie aus Tabelle 1 ersichtlich, kommt eine überschaubare Anzahl von Akupunkturpunkten bei den in diesem ersten Teil beschriebenen Erkrankungsbildern zum Einsatz. Die am häufigsten angewandten Punkte sind dabei insbesondere Punkte, die am Kopf liegen oder die eine sehr breite Wirkung haben und die bekannten häufig angewandten Akupunkturpunkte wie Ma 36, Mi 6 oder Pe 6 darstellen. Bei den substanzbedingten Erkrankungen scheint es zwischen den chinesischen und westlichen Therapieansätzen Unterschiede zu geben, sodass Ohrakupunkturkonzepte häufiger in westlichen Ländern Verwendung finden und in China mehr auf Körperakupunkturpunkte zurückgegriffen wird. Insgesamt scheint eine Kombination von verschiedenen Körperakupunkturpunkten der Anwendung einzelner Punkte überlegen zu sein. Für manche Punkte (z. B. He 7) konnte bereits ansatzweise eine Punktspezifität hinsichtlich bestimmter neurophysiologischer Wirkungen in Tiermodellen gezeigt werden (siehe Abschnitt substanzbedingte Erkrankungen). Über die einzelnen Studien hinweg zeigt sich über die letzten Jahre das Bemühen sowohl die (neuro)physiologischen Grundlagen einer Akupunkturwirkung als auch die psychologischen Aspekte näher aufzuklären, die durch eine Akupunkturbehandlung adressiert werden.
Originalia | Original Articles R. Musil, S. Kloiber Akupunktur bei psychiatri schen E rkrankungen
Allen Studien gemein ist die sehr sichere und nebenwirkungsarme Therapie mit Akupunktur. Große Metaanalysen und systematische Reviews erachten die weitere Erforschung von Akupunktur bei psychiatrischen Störungsbildern als gerechtfertigt und fordern höhere Standards in der Methodik. Mit dem zweiten Teil dieser Arbeit (DZA 2/2016) erfolgt eine ausführliche Diskussion weiterer Aspekte der Anwendung von Akupunktur auf psychiatrischem Fachgebiet und ein Ausblick hinsichtlich der Integration und Erforschung von Akupunkturmethoden in diesem spannenden Betätigungsfeld: schizophrene Erkrankungen, affektive Störungen, Angststörungen, Schlafstörungen, posttraumatische Belastungsstörungen, somatoforme Störungen.
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