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l)ber die Folgen der Nierenspaltung. u
Prlvatdozent Dr. ~:Ians Wildbolz, Bern.
Von allen Operationen an der Niere wird heutzutage neben der Nephrektomie die Langsspaltung der b~iere, die Nephrotomia longitudinalis, wohl am h~tufigsten ausgefiihrt. Nachdem die erste Scheu vor dell Einschnitten iu das Nierenparenchym tiberwunden war. durch Morris, Le D e n t u , I s r a e l , T u f f i e r u. a. die Teehnik tier Nephrotomie ausgebildet, die relative Gefahrlosigkeit dieser Operation betont und scheinbar auch bewiesen worden war, wurde die Nephrotomie yon den Chirurgen allgemein in ausgedehntem Mal~e in Anwendung gezogeu. Bei Nierenverletzungen, bei Pyelonephritis, bei Sacknieren wurde die radikale Nephrektomie durch die konservativere bIierenspaltung zu ersetzen gesueht. Bei der operativen Behandlung tier Nierensteine zogen bald viele Chirurgen, ermutigt dureh den meist giinstigen Heilungsverlauf der Nephrotomiewunden, die Spaltung der Niere in ihrer Medianlinie der friiher als Operation tier Wahl geltenden Pyelotomie vor und reservierten die letztere nur noch ftir Ausnahmefitlle. In letzter Zeit glaubte man eine weitere Indikation zur Nephrotomie sehen zu miissen in Kongestionszust~tnden der Niere, welche zu heftigen Nephralgien, zu Nierenblutungen oder zu Anurie ftihrten und schlielilich wurde die Nierenspaltung, eventuell kombiniert mit Resektion kleiner Nierenstiickchen, auch zu rein diagnostisehen Zwecken empfohlen und vielfach ausgefiihrt. Die Aufstellung so weitgehender Indikationen der Nephrotomie stiitzte sich auf die Annahme, dait dieser Eingriff zu keiner belangreiehen und dauernden Seh~tdigung des Nierengewebes fiihre. Da die dorsale und die ventrale H~tlfte der mensehlichen Niere eine getrennte Gefii[~versorgung besitzen, glaubte man dureh einen
Uber die Folgeu der Nierenspaltung.
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L~tngssehnitt iu der Media~flil~ie des Organs keine grSl~eren GefaBe zu verletzen und infolgedessen aueh keine tiber die Sehnittlinie hinausgehende Liision des Pareuehyms zu erzeugen. An der Richtigkeit dieser Ansehauung mu[~ten allerdings mehrere klinische Beobachtungen Zweifel erweeken. B a r t h (1) l), B r a a t z (2) und Fr:~tnkel (3) sahen naeh medianer Langsspaltung der Niere Infarkte wm zmn Tell ganz erheblicher GrS~e ~nd mehrere Autoren [Deneke(4), Koeher(5), K o r t e w e g ( 6 ) , Cooper(7)] beriehteten tiber schwere Naehblutungen naeh der Nephrotomie, die nur in der Verletzung grS[terer Nierengef~t[~e ihren Grund haben konnten. Aber trotz dieser Mitteilungen und de~l daran angekniipften Warnungen vor den Gefahren der 1Nierenspaltung wurden die Indikationsgrenzen dieser Operation keineswegs eingesehr~tnkt. Die meisten Chirurgen seheinen sich aueh jetzt noeh ziemlieh leicht zu tier Nephrotomie zu entschlielten, sei es zu therapeutisehen oder auch nur zu rein diagnos~isehen Zwecken. In den letzten Jahren sind nun aber experimentelle Arbeiten fiber die Folgen der bIierenspaltung ersehienen, welehe diesen Standpunkt der Chirurgen wesentlieh ver~tndern diirften, wenn die aus Tierversuchen gezogenen Schlu[tfolgerungen sieh als riehtig erweisen sollten. Langemak(8) suchte in einer experimentellen Arbeit einerseits die Folgen der Nephrotomie zu priifen, andererseits das Schicksal der nach dieser Operation auftretenden ]nfarkte, sowie den Heilungsverlauf der Nierenwunden iiberhaupt zu studieren. Zu diesem Zwecke durchtrennte er bei 75, meist mittelgroBen Kaninchen durch einen quer zur Lfingsaxe der Niere gefiihrten Schnitt die eine Niere der Tiere in der Mitte und adaptierte darauf die Sehnittfli~chen durch einige Katgutnfihte. Als Folge dieses Schnittes konnte Langemak bei allen u eine Infarktbildung in der 1Niere konstatieren, die sich stets auf die eine Seite des Schnittes beschri~nkte. Die Gr0Be der Infarkte war eine wechselnde; der grOBte derselben hatte eine Basis yon 16 mm Breite, der kleinste eine solche von 2--3ram. Durehschnittlieh ging ein Viertel des gesamten Nierenparenchyms zugrunde. Bei 3Kaninchen spaltete Langemak eine 1Niere durch den Sektionsschnitt. Er fand nach diesem ungefi~hr dieselben Veri~nderungen in der Niere wie naeh den Querschnitten. Die Infarktbildung erstreckte sich nicht so weit ins Mark hinein wie nach den letzteren, dafiir aber hatte der Infarkt, entsprechend tier Li~nge des Sektionsschnittes, eine gr0Bere Liingenausdehnung in der Rinde. Gestiitzt auf die Operationsresultate bei diesen 3 letzten Kaninehen glaubte Langemak annehmen zu dtirfen, dab durch den Sektionsschnitt nicht nur keine geringere Parenchymschi~digungder 1Niere erzeugt werde als durch einen transversalen Schnitt, sondern dab vielmehr der l) Die Zahlen beziehen sich auf das am Schlusse dieser Arbeit befindliche Literaturverzeichnis. 3*
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Verlust an Nierengewebe nach dem Langsschnitt noeh grSBer sei als naeh dem Querschnitt, dab durch ihn noch mehr als ein Viertel des gesamten Nierenparenchyms zerstt~rt werde. In einer zweiten Versuchsreihe zum Studium der Wirkung der l~ephrotomie naeh vorausgegangener ~ephrektomie fand L a n g e m ak (9) diese in der ersten Arbeit erhobenen Befunde besttktigt. Bei 55 Kaninchennieren konstatierte er nach deren Querspaltung immer Infarktbildung. Der Durchschnittsdurchmesser betr~lg in diesen Versuchen sogar 1 cm bei einem durchschnittlichen Liingsdurchmesser der Nieren yon 3,0 cm. Den Grund dieser Gr6Benzunahme der Infarkte suchte L a n g e m a k in einer zufiillig tieferen Schnittf0hrung. Langsspaltungen der Niere nahm er in dieser zweiten Versuchsreihe gar nicht vor. Noch ungiinstigere Operationsresultate als L a n g e m a k erzielte H e r m a n ( 1 0 ) bei der Nephrotomie an Hunden. Er spaltete bei seinen Versuchstieren die eine 51iere in der Liingsrichtung nach der yon Z o n d e k fiir den Menschen angegebenen Vorschrift in einer etwas dorsalw~irts yon der Medianlinie gelegenen Ebene. 2 Tage nach der Operation untersuchte Nieren zeigten zu beiden Seiten des Schnittes Gewebsnekrose, die auf der einen Seite stets viel weiter in die Tiefe reichte als auf der anderen und als die Folge einer Infarktbildung zu deuten war. 3--6 Monate nach tier Spaltung fand H e r m a n die dorsale Halfte der Nieren immer in ausgedehntem MaBe, oft fast total geschrumpft, yon der ganzen Hiilfte nichts mehr erhalten als die in hohem Grade degenerierten, yon Bindegewebe umgebenen ~Ialpighischen K6rperchen, keine Spur mehr yon Kanalchen. Die Ursache dieses halbseitigen Schwundes der Nieren naeh ihrer Litngsin(ision sah H e r m a n in der Bildung ausgedehnter Infarkte und aut~erdem in dem Auftreten einer interstitiellen Entziindung. Bei q u e r e r Incision der Nieren beobachtete H e r m a n bei Hunden, abweichend yon den Erfahrungen L a n g e m a k s bei Kaninchen, unvergleichlich geringere Schadigung des 5Iierengewebes als bei Sectio renis longitudinalis. Er warf deshalb die Frage auf, ob nicht beim Menschen statt der 51ephrotomia longitudinalis zweekmliBiger die Querincision der 51iere angewandt werden soll. L a n g e m a k und H e r m a n , die vollkommen unabh~ngig voneinander und an verscbiedenen T i e r a r t e n experimentierten, kamell also insoweit zu ~thnlichen Versuchsergebnisseu, als nach beideu die L/ingsspaltung der Niere regelm/i~ig zu ausgedehuter Infarktbildung fiihrt, wodurch oft ein Viertel ( L a n g e m a k ) , oder gar die H~lfte ( H e r m a n ) des Nierenparenchyms zerstSrt wird. Sollten sicb diese yon L a n g e m a k mid H e r m a n an Kaninchen und Hunden gemachten Beobachtungen auch fiir die Beurteilung der Folgen der Nierenspaltung beim Menschen als mal~gebend erweisen, wie diese beideu Autoren anzunehmen g e n e i ~ scheine~, dann w~irden die Indikationsgrenzen der Nephrotomie wolff bald enger als j e t z t gezogen werden. Zur E n t f e r n u n g eines Steiues. zur Verminderung der Nierenspannung oder gar nur zu rein dia-
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gllostischen Zwecken ein Viertel oder die H~tlfte der Niere durch einen L~ingsschnitt zu opfern, dazu w~iren wohl nur wenige Chirurgen bereit. Die grot~e Bedeutung, welche den Versuchsresultaten L a n g e m a k s und H e r m a n s eventnell zukommen mul~te, liel~ es mir angezeigt erscheinen, erstens nachzupriifen, ob die yon diesen Autoren beobachtete Infarktbildung wirklich eine konstante Folge tier Sectio renis long', bei Hunden und Kaninchen ist und zweitens, ob die bei diesen Tieren erzielten Resultate der Nephrotomie fiir die Beurteilung der operativen Folgen dieses Eingriffes beim Menschen verwertbar sind oder nicht. Mit dem Ziele vor Augen, die Ausdehnung tier Nierenparenehymschgdigung bei tier bisher allgemein iiblichen Langsspaltung des Organs zu studierem verzichtete ich vollkommen ~uf die Priifung tier Folgen einer Querspaltung der bliere., N~ch Freilegnng dureh einen LmnbMschnitt spaltete ich ll~ Kaninchennieren mSglichst genau in ihrer Mittellinie dureh einen bis in oder nahe an das Nierenbeeken reichenden Schnitt yon Pol zu Pol in zwei H:~tlften. Die Blutung aus den Nierenschnittfl~tchen wurde lediglich dureh nur kurzdauernde Tamponade mit sterilen Tupfern zu stillen gesucht. Eine Kompression der Nierenhilusgef'21Se wurde soviel wie m6glich vermieden; doeh moehte hanfig in tier vollkommen vor die Lendenweichteflwunde luxierten Niere die Blutzirkulation durd~ den Zug an den Nierengef~tl]en zeitweilig gestSrt worden sein. Die Wundfl~tchen wurden einige Malt durch 3 oberfl~tchliche KapselPt~renchym-Seidenn~thte vereinigt; in den anderen F~tllen wurde die Niere ohne jegliche Suturen wieder versenkt. Muskulatur und Fascien wurden mit Seidenknopfnghten, die Hautwunde fortlaufend vernitht. Unter einem Collodialverband verlief die Wundheilung in ~tllen Fgllen ohne sichtbare Zeichen yon Entziindung. Die Versuehstiere wurden zur Vornahme tier Operation immer n,it -~_ther na.rkotisiert und ertrugen den Eingrift: aueh wenn er einige Tage sp~tter an tier anderen Niere wiederholt wurde, sehr gut. Die Tiere wurden 1--10 Tage, eines derselben erst 3 Woehen nach tier Operation getStet; die operierten Nieren wurden tells in Formol, tails in Sublimat gehartet, in Celloidin gebettet und geschnitten. Die Untersuchung der gespaltenen Nieren ergab folgende Resultate: Versuche an Kaninchen. I. Kaninchen ~lr. 5. Am 14. XI. 1904 wird die rechte bTiere gespalten. Blutung gering. 2 Knopfnhhte zur Vereinigung der Nierenwunde.
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S e k t i o n : 1 Tag nach der Operation wird das Tier get6tet. Perirenales Hi~matom. An einer St'elle der Nierenwunde sind die Wundrander durch koaguliertes Blut auseinander gedri~ngt; sonst ist die Wunde gut verklebt. Mikroskopisch sind an der Oberflache der Niere keine Zeichen yon Infarktbildung zu erkennen. Hitrtung und Einbettung des Organ~. M i k r o s k o p i s c h e B e s c h r e i b u n g : Die gefarbten Schnitte der Niere, welche den mittleren Partien derselben entsprechen, zeigen makroskopiseh an der mitten durch die Markpyramide gefiihrten Schnittwunde eine in der Rinde 1 mm breite Hiimorrhagie, die in der Markpyramide im Maximum 2 - - 3 mm breit wird. Vom :Nierenbecken ist der Schnitt nur durch ein ca. 1 mm breites Band intakten Gewebes getrennt. Der untere Pol der Niere zeigt ungeffthr dieselbcn VerhMtnisse. An den Schnitten gegt,n den oberen Pol zu sieht man schon makroskopiseh eine yon der Schnittwunde in der Markpyramide spitzwinklig abbiegende, bis an die Peripheric des Organs sich erstreckende lineiire Hhmorrhagie. Medial yon dieser d. h. gegen die Schnittwunde hin, findet sich in der au•ersten Rindenschicht eine kleine, leicht fiber die iibrige Nierenfli~che prominierende graugelbe Stelle. Der Schnittwunde entsprechend erkennt man mikroskopisch massenhaft rote Blutkiirperchen and etwas unregelmfil~ig zerstreut, vielfach in kleinen Hi~ufchen, ein- und mehrkernige Leukocyten und sparliche feinste Fibringerinnsel. Die dicht an der Schnittwunde gelegenen Kani~lchen zeigen nur geringgradige Veranderungen, die yon Schnitt zu Schnitt ziemlich stark wechseln. In manchen Kanitlchen ist das Epithel nekrotisch, das Lumen dabei vielfach yon einer leicht eosinroten, feink6rnigen Masse eingenommen, in der sich mancherorts mehr oder weniger reichlich Leukocyten finden. An anderen Kani~lchen erscheinen die Zellen gequollen, von gr01~eren und kleineren u durchsetzt. Diese Bilder findet man zum Teil auch in etwas weiter yon der Wunde gelegenen Tubuli recti und contorti." In anderen KanMchen, namentlich im Bereich der Markpyramiden sieht man reichliche, das Lmnen meist vollkommen obturierende rote BlutkSrperchen, neben denen sich vielfach desquamierte Zellen und in Zerfall begriffene Kerne der Kanalchenepithelien nachweisen lassen. Wiederum andere Kanfilchen der Pyramide sind yon einer homogenen, eosinroten, hyalinen Masse ausgefiillt. Diese Kan~tlchen finden sich mit Vorliebe direkt nach auSen yon den mit Blut geftillten Tubuli, zum Teil abet, wenn auch in geringerer Zahl, zwischen den letzteren. Auch in den Kan~dchen mit den hyalinen Massen erkennt man vielfach die Zeichen des Kernzerfalles. Die Kapillaren der Umgebung sind au~erordentlich prall mit roten Blutk0rperchen geftlllt. An manchen Stellen sind auch kleine Hiimorrhagien im Stroma. Schon bei makroskopischer Betrachtung dieser Schnitte fallen in der n~tchsten Umgebung der 0perationsstelle, yon ihr 1/4--1 mm entfernt, Stellen auf, die deutlich heller sind und wo das Gewebe vielfach durchbrochen erscheint. An einzelnen Schnitten ist ein ganzer Bezirk bis in din iiul~erste Rindenschicht in diesem Sinne verwandelt. Diese Verhnderung ist, wie die mikroskopische Untersuchung zeigt, durch eine ziemlich starke Erweiterung der Sammelr0hren, der Henlesehen Sehleifen und zum Teil auch der Tubuli eontorti bedingt. Das Lumen ist meistens leer;
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nur in den tier Schnittwunde zunachst gelegenen Partien finder man in den erweiterten Kanalchen vielfach hyaline Massen oder Blut. Es unterliegt keinem Zweifel, da~ diese Yeriinderung zurtlekgefiihrt werden mug auf eine Yerhinderung des Urinabflusses, teils bedingt durch die Schnittwunde selbst, tails durch die Ausfiillung der ihr benaehbarten Kan/i,lchen rait Blut, hyalinen und nekrotischen Massen. In den polwarts gelegenen Schnitten tritt, wie bei der makroskopischen Besehreibung hervorgehoben wurde, eine line,ire Blutung auf, die J/ _1/2 ram breit ist, in der RiMe ziemlich seharf begrenzt erscheint and (tie Form eiues spitzen Keils annimmt. In der Markpyramide ist die Hiimorrhagie nicht scharf begrenzt und yon dem kleinen Keil in der RiMe getrennt dutch Bin normales resp. vie[ weniger hiimorrhagisches Feid. Schon bei Lupenvergr@erung erkennt man raedial you der Biutung in der Rinde ein dicht subkapsuliir gelegenes, helleres, zirkumskriptes Band in dem, wie bei sti~rkerer Vergr0$erung hervorgeht, sich nekrotische Kanidchen und Glomeruli finden; ira Lumen der Kanalchen sind kSrnige Massen. Diese Nekrose betrifft im grol~en und ganzen nur die dem Schnitt unmittelbar benachbarten Kani~lchen, selten 2--3 Schichten. Die hlimorrhagische Stelle selbst zeigt in ihrer Peripherie iihnliche Veriinderungen wie die 0perationsstelle, nur in weit geringerem Grade ausgebildet, b~eben sp~trliehen nekrotischen KanMchen sind solche mit stark gequollenen und vacuolisierten Zellen und endlich solche mit hyalinen Ausftillungeu. Um diese Bezirke herura sieht man hi~ufig sti~rkere Leukocytenansammlungen. Die Kapillaren sind auch bier stark geftillt. Die makroskopisch mehr diffus hiimorrhagisehe Zone in der Markpyramide zeigt mikroskopiseh au~erordentlich starke Fallung si~ratlicher Kapiltaren und sehr vieler Kaa~ichen, dereu Epithel zum Teii gut erhalten ist, zura Teil mehr oder weniger ausgesproehene Karyorrhexis zeigt. Irgendwelehe Kernteilungsfiguren sind in den mit Sublimat geharteten Sehnitten nieht erkennbar. Das Gewebe zwischen der Sehnittwnnde und dem Infarkt zeigt, mit Ausnahrae der vorhin besprochenen Yer~nderungen in der unmittelbarcn Nachbarsehaft der hhmorrhagischen Stellen keine anderen Verlinderungen als geringgradige Erweiterungen mancher Kanfilchen und hin und wieder nachweisbarer Ausflillung mit Blut und hyalinen Massen. E p i k r i s e . Die Schnitte durch die Mitte der Niere zeigen also nnr ganz geringgradige Ver~nderungen in der ntichsten Umgebung tier Operationsstelle, Veri~nderungen, die sich teils in Nekrose des Epithels, tells in Ausfiillung der Kani~lcheu mit hy~linen und nekrotischen Massen und mit Blur, tells endtich in tier dadurch bedingten geringgradigen Abfiu~stSrung kundgeben. In den polarwi~rts gelegenen Partien findet man eine ganz zirkumskripte, sehr beschriinkte Infarzierung. Der L:~tngsschnitt durch die Niere entsprach in diesem Falle fast mathematisch genau der Mitte des Organs, resp. der Markpyramide. Den histologischen Bildern nach muit bei diesem Tiere die Trennung zwischen dem dorsalen und ventralen arterielleu Gef~tl~bezirk au~erordentlich scharf ausgesprochen gewesen sein.
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II. Kaninchen l~r. 2. Am 7. VII. 1903 wird die rechte lXliere liings gespalten. Der Liingsschnitt kam nicht genau median zu liegen, sondern mehr ventralwiirts. Die Blutung war ziemlich stark. Keine blierenniihte. 2 T a g e nach der Operation wurde das Tier getbtet. Sektion: Die rechte l~iere ist umgeben von Blutgerinnseln; im Bereiche der blierenwunde ist das Hi~matom auch subkapsullir. Nach der Entfernung der Kapsel und des Blutgerinnsels sieht man den ventralen Wundrand fast in ganzer Liinge dunkelrot verfiirbt. Diese dunkelrotverfSrbte Partie, deren Breite zwischen 2 und 3 mm schwankt, ist etwas tiber das sonstige l~iveau der !qierenoberflache erhaben. An ihrem Rande ist ein ganz schmaler, heller Saum sichtbar. Gegen den oberen Pol hin nimmt der Wundrand normale Fitrbung an und auch auf der dorsalen Seite des Schnittes hat die l~ierenoberflliche vSllig normales Aussehen. Die Wundriinder sind in ganzer Ausdehnung durch ein Blutgerinnsel voneinander getrennt. Auf dem Durchschnitte der bliere sieht man entsprechend der rot verfiirbten OberflSchenstelle eine keilfSrmig gegen die Papille hinziehende, rote Verf~trbung des Parenehyms. M i k r o s k o p i s c h e B e s c h r e i b u n g : Der Nephrotomieschnitt ist nicht genau in die Mitre der l~liere gefallen, sondern er liogt in der Rinde 1 - - 2 mm davon entfernt, in der Markpyramide etwa 1 mm. Withrend in der Markpyramide noeh eine im Maximum 1--11/2 mm breite Hiimorrhagie sich findet, ist der Schnitt in der Rinde bei schwacher Vergr59erung nur noch durch eine geringgradige Hi~morrhagie gekennzeichnet. Der Schnitt erreicht das ~Nierenbecken nicht, sondern ist yon ihm noch durch eine 1--2 mm breite Zone Gewebes getrennt. Lateral yore Schnitte findet sich diesem dicht anliegend ein keilfSrmiger Herd mit tier ca. 2 mm breiten Basis nach aul~en; sein gr6t~ter H6hendurchmesser betriigt 2,5 ram. Bei Lupenvergr6Berung lassen sich 3 Partien an ihm erkennen, eine iiul3ere h~imorrhagische Zone, die nach innen zu mit der Hiimorrhagie in der Schnittlinie zusammenfttllt, dann eine mittlere, im H~imalaun-Eosinpriiparat stark blau geflirbte Partie und endlich eine innerste, hellere Partie. Auf der Seite des Infarktes findet man in der Markpyramide und in geringerem Grade in der Rinde die gleichen erweiterten KanMchen, wie sie im Falle I beschrieben sind. In der Markpyramide sind die Verhii,ltnisse bei der mikroskopischen Betrachtung im wesentlichen die gleichen wie beim ersten Kaninchen. Dem Schnitte entsprechend findet man eine ausgedehnte H~morrhagie; die benachbarten Kaniilchen zeigen tails kaum eine Veritnderung, tells Zerfall der Kerne in feinste Chromatinkltimpchen und teils unter gleichzeitiger Erweiterung ihres Lumens eine Ausfiillung mit einer homogenen Masse, in der sich vereinzelte desquamierte Epithelien und spiirliche rote BlutkSrperchen finden. Die Kapillaren der Nachbarsehaft sind au~erordentlich stark erweitert und prall mit roten Blutk6rperchen geftillt. Die erweiterten Kanlilchen zeigen das gleiche mikroskopische Bild wie im Falle I, nur fehlen hier in den dem Sehnitte benaehbarten Kaniilchen die reichlichen hyalinen Ausseheidungen, die wir frliher besehrieben haben. Dem Sehnitte in der Rinde entsprechend sieht man in der Peripherie eine ausgedehnte Hiimorrhagie; in den tibrigen Zonen der Rinde ist der Schnitt nur noch erkennbar an einer wenig ausgesprochenen Blutung und einer zirkumskripten mehr oder weniger
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lineitren Nekrotisierung der Epithelien, der abftihrenden Harnkaniilchen und der Glomeruli. Die Kan/ilehen sind in ihrer Kontur noeh deutlich erkennbar; die Kerne ihrer Epithelien farben sich aber tells gar nicht mehr, tells zeigen sie die st/irksten Grade der Karyorrhexis. In vielen KanMchen sieht man reichlich Leukoeyten, die ebenfalls mehr oder weniger ausgesprochene Zerfallserscheinungen darbieten. Kernteilungsfiguren sind an den mit Sublimat fixierten Prtiparaten nicht erkennbar. Das intratubullire Stroma ist (tieht mit roten Blutk6rperchen durchsetzt; die diesen Partien benaehbarten Gebiete zeigen mit Ausnahme des gleich zu beschreibenden Infarkth'erdes keine oder nur geringgradige Ver/~nderungen. Diese letzteren bestehen tells in einer Ausfiillung des Lumens mit einer hyalinen Masse, (lie an einzelnen Stellen auch kleine Kerntrtimmer enthi~lt, tells in einer Aufquellung des Epithels mit gleichzeitiger Vakuolisierung ihres Zellh'ibes. Den drei schon makroskopisch erkennbaren Zonen des Infarktes entsprechend, erkennt man mikroskopisch in der Peripherie zwischen den nekrotischen Kaniilehen reichlich rote Blutk6rperchen; der schon bei Lupenvergr6t~erung durch die blaue Farbe auffallenden mittleren Zone entsprechend findet man tells in, namentlich aber zwischen den nekrotischen Kanlilchen massenhaft, meist schon stark zerfallene Leukocyten. Die innerste Zone endlich besteht aus meist vollkommen nekrotischen Kan/ilchert; nur hier und da sind noch gut erhaltene Kerne erkennbar. Es liegt also ein auch mikroskopisch deutlich erkennbarer frischer Infarkt vor; Wucherungsvorgange in den Epithelien der dem Infarkt benaehbarten KanMchen und dem Stroma sind nicht erkennbar. Am oberen Pole der h~iere ist kein Infarkt mehr zu erkennen; sonst zeigen die Querschnitte in jeder Partie der Niere ungefahr dieselben VerhMtnisse. Epikrise. I m grol~en und ganzen sind die Verh/tltnisse ziemlich identisch wie im ersten Falle. Die H/~morrh~gie ist ~tlerdings weniger ausgesprochen, besonders in der Rinde; daftir t r i t t bier n,ehr die I n f a r k t b i l d u n g in den Vordergrund. Besonders zu bemerken ist, dali tier Schnitt nicht genau tier Mitre der Nierc entsprach. III. Kaninchen Nr. 4. L/~ngsspaltung der linken Niere am 21. VI. 1904. Ziemlich erhebliche Blutung. Eine oberflachliche Nierenknopfnaht. 3 T a g e naeh der Operation wurde das Tier get6tet. S e k t i o n : Die Schnittwunde der Niere ist gut verklebt, zwisehen den Wundriindern sind aber noeh kleine Blutgerinnsel sichtbar. Die Wundriinder, sind nirgends verfi~rbt aut~er an dem unteren Pole, wo auf der einen Seite des Schnittes die Nierenoberfl~iche in einem Bereiehe yon ca. 1 mm 2 bla~gelb ist. M i k r o s k o p i s c h e B e s c h r e i b u n g : An dem gehi~rteten Pr/iparate zeigen Schnitte dureh die Partien am unteren Pole der Niere, dab der Operationsschnitt etwas auBerhalb der Mitte liegt und dureh die Markpyramide bis nahe an das Nierenbecken heranreicht. Auf der lateralen Seite des Schnittes ist sehon makroskopisch ein Infarkt erkennbar yon etwas unregelm/~iger Form der im Maximum 2 mm breit ist und dessert HShendurchmesser der Schnittrichtang parallel geht und 4--5 mm betr/igt.
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Die Schnittwunde, die durch Blut und spiirliches Fibrin ausgefilllt ist, wird nach auSen durch etwas stlirkere Fibrinanh~tufung abgegrenzt. In den mittleren Partien der Niere wird der Infarkt kleiner und schwindet gegen den oberen Pol zu vollkommen. Bei der m i k r o s k o p i s c h e n Untersuchung sieht man, da$ die tiefsten Stellen des Schnittes in der Markpyramide yon einem zellreichen Gewebe gebildet werden. Die Zellen sind zum gr6$ten Tell spindelf6rmig, mit li~ngsovalen, bli~schenfOrmigen, mli~ig chromatinreichen Kernen, zum kleinen Tell mehr rundlich und mit grOi~eren, meistens etwas helleren. Kernen. Zwischen diesen Zellen zerstreut liegen spi~rliche Lympho- und Leukocyten und ziemlich reichlich rote BlutkSrperchen neben spiirlichen Kerntrfimmern. Die roten BlutkSrperchen liegen tells frei zwischen den einzelnen Zellen, tells in den aus der Umgebung in diese Gebiete einsprossenden Kapillaren. Als letzte Elemente finder man in diesem Gebiete Zellanhiiufungen, seltener Zellreihen, die aus ganz den gleichen Zellen sich zusammensetzen wie die umliegenden Kan~tlchen. Kernteilungsfiguren sind nicht erkennbar. Aus der Lagerung dieser Zellhaufen, der Identit~tt ihrer Kerne, geht es aber doch hervor, da~ man es hier mit gewucherten Kanillchen zu tun hat. In den mehr rindenwiirts gelegenen Partien des Markschnittes findet man neben den oben genau beschriebenen Elementen~ die hier etwas zurtlcktreten, reichlicher zum Tell ausgelaugte, rote Blutkiirperchen und ein feines rotgefarbtes 5Tetz (Fibrin). Die diesem Schnitte benachbarten Kani~lchen der Markpyramide zeigen zum Tell keine Veriinderung; die meisten aber sind ausgeftillt durch eine meist homogene, mehr weniger eosinrote Masse oder dann durch rote Blutk(irperchen, die vielfach zu einer homogenen Masse zusammengeballt sind. Daneben sieht man, wie in den frQheren Praparaten, in grS~erer oder geringerer Menge Chromatintrilmmer. Die etwas welter entfernt gelegenen Kanalchen zeigen eine ziemlich betrlichtliche Erweiterung, die auch noch in der Rinde an manchen Tubuli contorti nachweisbar ist. Die obersten Teile des Markpyramidenschnittes und die Wunde in der Rinde sind, wie bereits bemerkt, durch Blur und Fibrin angefilllt. Auf der grS~eren Nierenhlilfte sind in einem schmalen Saume, der direkt der Hiimorrhagie anliegt, die Harnkan~tlchen tells mit Blut~ tells mit hyalinen Massen angeftillt. Die Kerne mancher Kaniilchenzellen nehmen Hi~malaun nicht mehr an und in vielen Kaniilchen sind auch die Zellkonturen vollkommen verwischt. In welter weggelegenen Tubuli sieht man noch hie und da vereinzelte hyaline Zylinder oder manchmal auch geringgradige Zellveranderungen, die sich in einer Vakuolisierung des Zellleibes kundgeben. Auf der anderen Seite der Schnittwunde grenzt in ganzer Ausdehnung des Rindenschnittes der Infarkt an. In diesem infarzierten Gebiete kann man in den Hiimalaun-Eosinprhparaten 2 Zonen unterscheiden, die beide durch die massenhaften Chromatinkltimpchen charakterisiert sind. Eine i~u~ere, in der Rinde gelegene Zone und eine innere, an der Grenze zwischen Rinde und Markpyramide gelegene Partie, die etwa 1/1o der GrSBe der ersten erreicht. Im librigen zeigt dieses Gebiet vollkommen die Bilder eines typischen Infarktes~ wie wit sie in den vorhergehendefi Pr~tparaten genau beschrieben haben. Die dem Infarkt anliegenden Gebiete, in denen noch Kernfiirbung vorhanden ist, zeigen aber starke Vet-
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hnderungen, die sich dutch das Auftreten einer homogenen, eosinroten, hyalinen Masse in den Kan~dchen charakterisiert, wobei die Epithelien hoehgradig abgeplattet und vielfach in ihren Konturen kaum mehr erkennbar sind. In den Glomeruli findet man, wenn auch selten, eine iihnliche homogene Masse im Kapselraum. In den in der Mitte der Niere gelegenen Schnitten ist das infarzierte Gebiet bedeutend kleiner geworden, nur noch in der Form eines schmalen Streifens nachweisbar, an dem si'ch auch da noch an zirkumskripten Stellen st~trkere Leukocytenansammlung mit ausgedehntem Zerfall erkennen lii~t. Nach dem oberen Pol zu schwindet der Infarkt vollkommen. Epikrise. In der Mittc tier Niere ist die lnfarktbildung ituIterst geriug; am oberen Pole fehlt sie vollkommen, nach dem unteren Pole bin nimmt sie aber etwas zu, ohne aber eine groi~e Dimension zu erreichen. Die Infarktbildung ist lediglich auf e i n e Seite beschr~inkt und zwar stets auf diejenige Hiflfte tier Niere, auf die der Schnitt tibergreift. ])ieses Verhalten spricht wieder fiir die scharfe T r e u n u n g des dorsalen und ventralen Gef~tSanteiles. In der Tiefe des Schnittes finden wir hier schon stark ausgesprochene Heilungsprozesse, die dureh alas Auftreten yon zell- und gefiil~reichem Bindegewebe und in Wucherungsvorg~tngen an deu Kan~tlchen charakterisiert sind. Etwas auffallend ist in diesen Bildern d i e s t a r k e Ansammlung hyaliner Massen, namentlich in dem dem I n f a r k t e benachbarten Kt~nalgebiete. Auch in dieser Niere findet man die durch die Ausstopfung tier Kan:~tlcheu bedingte Erweiterung peripherer Tubuli. IV. Kaninchen Nr. 1. Limgsschnitt durch die rechte Niere. Starke Blutung. Niere wird ohne iNaht der Kapsel versenkt. 4 Tage nach der Operation wird das Tier get6tet. Sektion: Umgebung der Niere reaktionslos. Keine Blutgerinnsel auBer am oberen Pole der Niere. Unter diesem kleinen Gerinnsel liegt auf der ventralen NierenhMfte ein kleiner 3--4 mm breiter, ca. 10 mm langer Infarkt; yon diesem aus zieht sich ein 1--2 mm breiter gelber Streifen ltings der gut verklebten Schnittwunde in der ganzen L~nge der Niere. Sonstige Infarktbildung nirgends erkennbar. M i k r o s k o p i s c h e B e s c h r e i b u n g : Auf dem Durchschnitte durch das gefi~rbte Prfiparat sieht man, da~ der Langsschnitt an der Peripherie der Rinde ziemlieh'genau median liegt, gegen die Markpyramide za aber seitlich abweieht. Zwischen Nierensehnitt und Medianlinie des Organs findet man einen kleinen Infarkt, der nur auf die iiul~ersten Partien der Rinde beschriinkt ist. Der Sehnitt reicht bis [ca. 1--1,5 mm an das Nierenbecken heran. In den feinen Details zeigt diese Niere eine fast vollkommene 3.hnlichkeit mit den Prliparaten des vorhergehenden Falles. Auch hier ist in der Markpyramide die Schnittwunde zum Teil schon durch gewuchertes Bindegewebe ausgeftillt. Die umliegenden Kani~lehen zeigen die gleichen Ausftlllungen, d. h. rote Blutk6rperchen, hyaline Massen und Chromatinkltimpchen. Manehe der Kanlilchen sind erweitert; der Infarkt,
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dessen maximale Breite 3 ram, dessen maximale HShe 4 - - 5 mm betragt, zeigt die gleichen histologischen Bilder, wie beim eben vorher beschriebenen Tiere. Die einzige Abweichung besteht darin, dag sich hier namentlich im Gebiete der zerfallenen Leukozyten in den Harnkanhlchen vielfach Kalkmassen finden. Die Veritnderungen sind also im wesentlichen die gleichen wie beim vorhergehenden Tiere und werden auch gleich gedeutet werden miissen. V. Kaninchen Nr. 6. Am 19. IV. 1905 Lhngsschnitt durch die rechte Niere bis ins Nierenbecken. Ziemlich starke Blutung. Yereinigung der Wundri~nder durch 3 mligig tiefe Knopfnlihte. 5 T a g e nach der Operation wird das Tier get6tet. S e k t i o n : Die Niere ist mit der Lumbalwu.nde etwas verwachsen. Zu beiden Seiten der gut verklebten Schnittwunde sind an der sonst normal gefarbten Niere drei durch ihre gelblichweil~e Farbe charakterisierte, infarzierte Stellen zu sehen. Diese tlberragen das iibrige Nierengewebe um einweniges und zeigen stellenweise einen deutlichen, roten Saum. Der grSl~te Infarkt liegt auf der H6he der Konvexiti~t der Niere, und zwar erstreckt er sich yon der Schnittlinie aus nach beiden Seiten hin. Die laterale Grenze entspricht beiderseits der Einstich- resp. Ausstichstelle einer Seidennaht. Die maximale Breite betritgt 3 mm. Die maximale tt()he 5 mm. Die 2 anderen Infarkte liegen am oberen und am unteren Pole, der eine dorsalwi~rts, der andere ventral yon der Schnittlinie. Der eine hat eine maximale HShe von 5 mm und eine maximale Breite yon 3 ram; der andere mine gr6t~te Breite yon 4 mm und eine Hshe yon 7 mm. h I i k r o s k o p i s e h e B e s c h r e i b u n g : Die histologischen Veriinderungen an tier Niere decken sich im wesentlichen wiederum mit den bei Nr. I I I besehriebenen, weshalb auf eine detaillierte Schilderung verzichtet werden kann. Auffallend ist bei dieser Niere die sehr ausgesprochene und ausgedehnte ]nfarktbildung trotz der ziemlieh genau medianen Lage des Sehnittes. Ferner bietet diese Niere auch darin eine Ausnahme, dag an einer Stelle ein Infarkt sich zu beiden Seiten des Sehnittes ausdehnt, wenn auch in ungleichem Mage. Der Infarkt migt an der Stelle seiner grSgten Entwicklung in der Breite 6--7 ram, wovon ca. 2 mm auf der einen, 5 mm auf der anderen Seite des Sehnittes liegen. Der kleinere Teil des Infarktes zeigt deutliche Keilform, weniger der gr(igere. In der Umgebung des Infarktes sind im Nierengewebe ziemlich starke H~morrhagie.n. Die Schnittwunde, die im Mittel eine Breite v o n 1[2--1 mm hat, ist angefiillt mit Blut, Fibrin und neugebildetem Bindegewebe. In den polarwi~rts gelegenen Schnitten sind die Schnittflhchen der tieferen Partien durch ein Hltmatom voneinander getrennt. Epikrise. Diese Niere zeigt eine ausgedehnte I n f a r k t b i l d u n g . Diese 1N~t sich bei der medianen L a g e des Schnittes wohl n u r (lurch eine unscharfe B c g r e n z u n g des dorsalen und v e n t r a l e n Gef~t~anteiles dieser Niere erkliiren. Bei dem in der Mitre gelegenen
Uber die Folgen der :Nierenspaltung.
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I n f a r k t mag vielleicht auch eine Schniirung der N~thte zur Nekrosebildung b e i g e t r a g e n Mben. VI. Kaninchen :Nr. 5. Am 9. XI. 1904 Langsspaltung der linken Niere. Blutung gering. 3 oberflitchliche Knopfnfihte. 6 T a g e nach der Operation wird das Tier get6tet. Am frischen Prliparate der Niere ist kein Infarkt erkennbar. M i k r o s k o p i s c h e r Befund: Die Schnittwunde ist sowohl in der Rinde, wie im Mark rein median gelegen. Sie ist in der Rinde kaum mehr erkennbar, in der Markpyramide, in der sie stellenweise bis ganz dicht an das Nierenbecken heranreicht, ist sie durch eine 0,5--1,5 mm breite, im Hitmalaun-Eosinpriiparate rot erscheinende Zone kenntlich gemacht, in deren oberen Partie sich eine 2 mm lange, im Maximum 1 mm breite Spalte findet. In der RiMe ist, dem Schnitt auf einer Seite dicht anliegend, ein Infarkt zu sehen mit einer maximalen Breite von 3,5 mm und einer maximalen Liinge yon 2 mm. An der Grenze des Infarktes besteht beiderseits eine leichte Einziehung der Nierenoberflache. Der Infarkt zeigt sonst in seinem Aufbau die gleichen Verh~ltnisse wie die Infarkte frtiher beschriebener Priiparate, nur ist die Zone der zerfallenen Leukocyten etwas schmiiler. In der Peripherie des ]nfarktes erkennt man unter einzelnen noch gut erhaltenen Kanalchen vereinzelte, stark blutig infiltrierte Glomeruli und endlich Kaniilchen, die tells mehr homogen eosinrote, tells dunkelblaue, verkalkte Massen enthalten. Die kalkhaltigen Kaniilchen zeigen teilweise wohlerhaltenes Epithe], in anderen ist yon einem solchen nichts mehr nachweisbar. Das Stroma zwischen den Kaniilehen ist sehr zellreich mit vielen dunklen, bli~schenf5rmigen Kernen und mehr oder weniger zahlreichen Lymphocyten. Die Glomeruli zeigen in etwas weiterer Entfernung vielfach au•erordentlich starke Fiillung der Kapillaren; Kapsel- und Glomerulusepithel ist etwas gequollen. In den vom Infarkt etwas entfernter gelegenen Kani~lchen sind hyaline Massen. Der kernreichen Demarkationszone entspreehend sieht man die schon vorher erwlihnte Einziehung der Oberfli~che. An der Grenze zwisehen Markpyramide und Rinde ist die Operationswunde gekennzeichnet durch ziemlich zellreiches, fibrilli~res Bindegewebe und reichlich kalkhaltige Tubuli. In den obersten Teilen der Markpyramide sieht man ebenfalls das gteiche zellreiche Bindegewebe, das yon zahlreichen Lymphocyten und feinen Kapillaren durchsetzt ist. Die Kanfilchen in der Umgebung sind zum Tell mit Chromatintrtimmern, zum Teil mit Blut und hyalinen Massen geftillt. Die vorher erwahnte Spalte zeigt wenigstens stellenweise eine deutliche epitheliale Bekleidung in Form eines zum Teil ziemlich stark abgeplatteten, zum Teil kubischen, einschiehtigen Epithels mit vollkommen den gleiehen Kernen, wie diejenigen der benaehbarten SammelrShren. Im Lumen der Spalte finder man mancherorts Blut, Leukocyten, Chromatintriimmer und abgestoBene Epitheltrammer in geringer Zahl. In den tiefen Partien der Markpyramide findet man an der Stelle des 0perationsschnittes auBerordentlich stark komprimierte, vollkommen nekrotische Kani~Ichen, in denen man nur noch bier und da einzelne Chromatintrfimmer sieht und zwischen den Kanalchen streifenfiirmige Hiimorrhagien. Die Bindegewebsneubildung ist an dieser Stelle nur sehr spiirlich. Die umliegenden KanaIchen sind auch hier teils mit Blut, tells mit hyalinen und chromatinreichen Massen gefiillt.
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Aaf der dem Infarkt entgegengesetzten Seite des Operationsschnittes sicht man die schon in frfiheren Praparaten genau beschriebene Erweiterung der geraden and gewundenen Kanalchen, wobei das Epithel dieser Kanalchen keine irgendwie in Betracht fallende Veriinderung zeigt. Epikrise. D e r Schnitt ist hier zienflich genau in die Mitte gefallen und dennoch ist es zu einer geringen I n f a r z i e r u n g gekommen. Der I n f a r k t zeigt schon zieuflich ausgesprochene demarkierende Entziindung. Die E r w e i t e r u n g der Kanalchen ist hier ziemlich einseitig und z w a r auf der dem I n f a r k t entgegengesetzten H~tlfte der Niere. Angesichts der I n f a r k t b i l d u n g trotz des g e n a u median gelegenen Schnittes ist anzunehmen, dag stellenweise die Gefi~lttrennnng tier dorsalen und v e n t r a l e n Nierenh~tlfte nicht genau tier Mitte entspricht. VII. Kaninchen Nr. 2. Am 2. VII. 1903 wird die linke Niere median liings durchschnitten. Magige Blutung. Keine Nierennahte. 7 T a g e spater wird das Tier get6tet. Bei der S e k t i o n finden sich die Wundrander der Schnittwunde gut verklebt. Der eine Rand ist stellenweise in einer schmalen Zone yon 1 mm Breite gelb verfi~rbt. Auf dem Durchschnitte erscheint die Schnittwunde in der Papille sowohl wie in der RiMe fein linear vernarbt, nur als roter, feiner Streifen sichtbar. M i k r o s k o p i s e h e r Befund: Der Nephrotomiesehnitt weicht hier etwas yon der Mitte ab. Im Bereich der Markpyramide ist die Schaittlinie durch eine 6 mm lange, im Maximum I mm breite Spalte dargestellt, die bis auf 2 mm an das Nierenbecken heranreicht. An der Oberflache der Niere ist an der Schnittstelle eine ganz leiehte Einziehung and dicht dem Schnitte anliegend ein kleiner Infarkt mit einer maximalen Tiefe yon 1,5 mm und einer maximalen Breite yon 2 mm, der sich fiber die ganze Mittelpartie der Niere erstreckt. Die feinen Details sind hier augerordentlich ahnlich denjenigen bei Versueh VI beschriebenen. Die Sehnittlinie ist fiberall, ausgenommen in dem erwlihnten Spaltbereich, dargestellt durch ein zellreiches fibrillares Bindegewebe mit spindelfSrmigen Kernen, einzelnen Leukocyten, sparliehen Chromatintrfimmern und teils soliden, teils sehmalen, spaltf(irmigen KanMchen mit mehr oder weniger abgeplatteten, einsehichtigen Epithelien. An vereinzelten Stellen sind noch stlirkere Hamorrhagien sichtbar. Die Spalte in der Markpyramide ist yon einem einschichtigen, vielfach in toto yon tier bindegewebigen Wand etwas abgehobenen Epithel bekleidet; ein Epithel, dessen feine Zusammensetzung vollkommen demjenigen der SammelrShren entspricht. Das infarzierte Gebiet ist hier sehr klein. Zwischen den nekrotisehen Kanalchen finden sich fast durehweg noch gut erhaltene Stromazellen, hier und da sogar auch noch mehr oder weniger erhaltene Kanalchenzellen. Von der Zone mit den massenhaften, zerfallenen Leukocyten ist hier kaum mehr etwas zu sehen. In tier Peripherie des Infarktes sind vereinzelte Kaniilchen mit zum Teil zerst6rtem Epithel, die in ihrem Innern tells schollige, tells krfimlige verkalkte Massen enthalten. Daneben findet man
Uber die Folgen der Nierenspaltung.
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sowohl in der N~he des Infarktes als der Schnittwunde tlberhaupt, wenn auch in bedeutend geringerer Menge als in frllheren Praparaten, Kanalchen, die mit hyalinen Massen und hier and da mit Kerntrtimmern gefiillt sind. Eine irgendwie in Betracht fallende Bindegewebsneubildung ist an der Peripherie des Infarktes nicht nachweisbar. Auch hier findet man, und zwar auf der dem Infarkt entspreehenden Seite, zahlreiche erweiterte Harnkani~lchen bei gut erhaltenem Epithel. Epikrise. Der Nierensehnitt ist hier yon der Mitre etwas abgewichen; dennoch ist die Infarzierung eine sehr geringe. Der grOliere Teil des Operationssehnittes ist in eine kernreiche, bindegewebige Narbe umgewandelt, in der tells solide, epitheliale Haufen, teils schmale Kan~lchen nachweisbar sind. In der Markpyramide ist der Operationssehnitt dureh eine Spalte gekennzeiehnet, welehe die gleiehe Epithelbekleidung zeigt wie die SammelrShrehen. Die sehr geringe Infarktbildung trotz Abweiehung des Sehnittes yon der Nedianlinie des Organs zeigt, dag die Trennungsflitehe zwisehen dorsalem und ventralem Gef~tgbaum der Kaninehenniere nieht immer st reng median gelegen ist. VIII. Kaninehen Nr. 1. Am 2. VII. 1903 wird die linke Niere li~ngs gespalten. Blutung nieht stark. Niere ohne Nfihte reponiert. Naeh 9 Tagen wird das Tier get0tet. Sektion: Die Nierenwunde ist gut verklebt und liegt ziemlieh median. Der ventrale Wundrand ist in groger Ausdehnung in einer Breite von 2 - - 3 mm gelblieh oder weif~ verfiirbt, mit stark herabgesetzter Transparenz. Sonst keine Zeiehen yon Infarkt. M i k r o s k o p i s e h e r B'efund: Der Operationssehnitt ist hier ziemlieh genau in die Mitte gefallen. An der Oberfli~ehe der Niere ist er markiert dutch eine geringgradige Einziehung; er reieht his 1,5 mm an das Nierenbeeken heran. Die Operationswunde ist sowohl in der Markpyramide, wie in der Rinde dureh ein ziemlieh zellreiehes, fibrill~tres Bindegewebe, in dem sieh neben vereinzelten Lymphoeyten kleine, braune PigmentkOrnehen finden, gekennzeiehnet. In dieser bindegewebigen Narbe sieht man vereinzelte, zum Teil sehr stark erweiterte Kanalehen, die zum Teil wenigstens mit roten Blutk6rperehen, abgestogenen Epithelien und Chromatintrtlmmern gefiillt sind. Aueh hier findet man, der Operationswunde dieht anliegend, einen etwas eingezogenen, ca. 2 mm breiten und im Maximum ebenso tiefen Infarkt; nur gegen den oberen Pol hin wird derselbe etwas gr6ger. In seiner Umgebung sind aul~erordentlieh reiehliehe Kalkablagerungen in den Kanitlehen naehweisbar, neben einer ziemlieh starken Zunahme des intertubularen Stromas. Aueh hier findet sieh auf der Infarktseite eine magige Erweiterung der Harnkani~lehen, sowohl in der Markpyramide, als in der Rinde. Die der Operationsstelle benaehbarten Kanalehen zeigen nut noeh in geringer Zahl teils hyaline, zylinderiihnliehe Massen, teils rote Blutk(irperehen in ihrem Lumen. Epikrise. Die Verh~tltnisse sind fast identiseh wie bei dem unmittelbar v o r h e r besehriebenen Kaninehen. Der I n f a r k t ist eben-
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falls nur sehr klein und ist zum Untersehied vom vorherigen durch eine Zone mit ziemlich s t a r k e r Zunahme des i n t e r t u b u l a r e n Stromas und s t g r k e r e r K a l k a b l a g e r u n g vom Imrmalen Gewebe getrennt. Trotz des ziemlieh median gelegenen Sehnittes ist es bier zu einer I n f a r k t b i l d u n g gekommen, eine Erseheinung, die wiederum d a r a u f hinweist, da~ die B e g r e n z u n g der beiden Gefg~anteile der Niere uicht w)llkommen scharf in der Medianebene liegt. IX. Kaninchen Nr. 6. Am 14. IV. 1905 Langsschnitt dutch die linke Niere. Blutung gering. 2 KnopfnMlte werden ganz oberflachlich gelegt zur Vereinigung der Wundr~inder. 10 T a g e nach der Operation wird das Tier get6tet. S e k t i o n : Die Nierenwunde ist gut verklebt. Auf der H0he der Konvexit~t ist ein kleiner Infarkt erkennbar von gelblich-weiBer Farbe ohne Erhebung tiber das l~iveau der Rindenoberflache. Er liegt dorsal yon der ziemlieh medianen Schnittlinie; er hat an der Nierenoberflache eine maximale Lange yon 5 mm und eine maximale Breite yon 3 ram. Auf dem Durchsehnitt zeigt er nur eine Tiefe yon 2 mm. Die eine NierenhMfte zeigt in gr6Berer Ausdehnung eine etwas blassere F~irbung als die andere. M i k r o s k o p i s c h e r Befund: Die Veranderungen der Niere dieses Tieres sind wiederum ungefahr dieselben wie bei den beiden vorhergehenden. Wir finden auch hier an Stelle des ziemlich genau median gelegenen Einschnittes eine kleine, narbige Einziehung und an der Peripherie, dem durch eine m~Big zellreiche, bindegewebige Narbe charakterisierten Schnitt angelagert, einen kleinen, typischen Infarkt yon einer maximalen Tiefe yon kaum 2 mm und einer gr6Bten Basis yon ebenfalls kaum 2 ram. Die tibrigen Ver~inderungen im Bereiche der Narbe, die Kalkablagerungen im Infarktgebiet sind v611ig identisch mit den bei frtiheren Tieren genau beschriebenen Prozessen; nur ist die frtiher bereits erwahnte Erweiterung der KanMchen auf der einen Seite des Sehnittes hier tiber ein gr61~eres Gebiet ausgedehnt. X. Kaninchen Nr. 3. Am 7. VII. 1903 L~ingssehnitt durch die linke Niere. Blutung ziemlich stark. 3 oberflhchliche Knopfnahte zur Vereinigung der l~ierenwunde. Das Tier wird 3 W o e h e n naeh der Operation get0tet. Die Wunde ist sch6n linear ~'ernarbt. Makroskopisch sind keine Zeichen yon Infarktbildung erkennbar. M i k r o s k o p i s c h e r B e f u n d : Der Operationsschnitt, d e r n u r wenig yon der Mitte abgewiehen ist, markiert sich durch eine starke, etwas unregelm~ifiige Einziehung an der Oberfl~iche. Der Schnitt selbst ist aberall bindegewebig vernarbt. Die l~arbe besteht aus einem zellreichen, fibrillhren Bindegewebe mit zum Teil ziemlich dieken, homogenen Btindeln und vereinzelten kleinen Kanfilchen mit mehrschichtigem Epithel. Von nekrotischem Gewebe ist nichts mehr erkennbar; eine irgendwie nachweisbare Erweiterung der KanMchen ist nieht mehr vorhanden. Epikrise. Aueh hier mul~ trotz der medialen L a g e des Sehnittes ein I n f a r k t yon allerdings nicht erhebliehen Dimensionen
[~ber die Folgen der Nierenspaltung.
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vorgelegen lmben, als dessert Uberreste wir die bindegewebige, mit tier Operationswunde zusammenfallende Narbe und die unregelmggige E i n z i e h u n g an der Oberflgche betraehten m(issen. I n gleieher Weise wie an Kaninehen nahm ieh mehrere Versuehe an Hunden vor: V e r s u e h e an H u n d e n . I. Hund Nr. 4. Kleiner Pudel. Am 10. VII. 1904 L/mgsschnitt an der linken Niere vorgenommen. MttBige Blutung. 3 oberfl/~ehliehe Knopfn~hte zur Vereinigung der Wundr/tnder. 24 S t u n d e n nach der Operation wird das Tier get0tet. S e k t i o n : Im Bereiehe der Operationswunde finden sich frische Blutgerinnsel. Die Oberfl/iche der Niere erseheint in ganzer Ausdehnung sthrker injiziert als in der Norm. Die Schnittwunde ist sch6n linehr verklebt; die 3 Seidenn/ihte liegen reaktionslos im Gewebe und haben nieht eingeschnitten. An den llfindern der Schnittwunde sind keine ~eichen yon Nekrose zu sehen. Auf dem Querschnitle der Niere zeigt es sich, dab die Wundfl~chen nut im Rindengebiet gut miteinander verklebt sind, dab sie aber im Mark dureh Blutkoagula auseinandergehalten sind. N i k r o s k o p i s c h e r Befund: Die Niere zeigt im Bereiehe der ziemlieh genau median gelegenen Sehnittwunde fast dieselben Ver~nderungen wie die Niere des 24 Stunden nach der Nierenspaltung get6teten Kaninchens. Der Untersehied besteht lediglieh darin, dag der Infarkt, welcher hier wie dort nur auf eine Seite des Operationssehnittes beschrfmkt ist, auBerordentlich geringgradig ist. Im abrigen bleiben sich die Ver~tnderungen vollkommen gleich. In der Nachbarschaft des Sehnittes sieht man Kan/tlchen, deren Epithelien vielfaeh nekrotiseh sind und in deren Lumen sieh Blut, Leukoeyten und Chromatintr~mmer finden. Es fehlt bier, wie aueh bei den sparer besehriebenen Hundenieren, die bei den Kaninchen so auffMlige Erweiterung der benachbarten HarnkanMchen. gom Schnitt aus, der in den unteren Partien durch reiebliche Erythrocyten und sp~rliche Fibrinf/~den charakterisiert in den oberfliiehliehen Partien dutch die Ausbildung eines zarten Fibrinnetzes ist, setzt sich nach beiden Seiten in die Kapsel ein feinbalkiges Fibrinnetz fort, in dessert Maschen man reiehiich multinukle/~re Leukoeyten finder. In der einen Halfte der Niere sind die Wundrhnder nur dutch einen schmalen Blutstreifen voneinander getrennt, in der anderen ItMfte aber dutch ein ziemlich betr~chtliches H/~matom. Die letztere HMfte zeigt dementspreehend aueh eine etwas st~trkere, aber immer noch ganz unbedeutende Infarktbildung. II. Hund Nr. 4. Am 7. VII. 1904 Lttngsschnitt durch die rechte Niere. Breite Er6ffnung des reehten Nierenbeekens. Blutung m~tBig. 3 oberflttchliehe Knopfn~thte zur Vereinigung der Wundrander. 4 T a g e nach der O p e r a t i o n wird das Tier get6tet. S e k t i o n : Im Bereiehe der Sehnittwunde liegen der Niere :Blutgerinnsel auf. Die 3 Seidenn~hte haben nieht eingesehnitten, ihre Umgebung ist vSllig reizlos. Die Wundrander sind linear miteinander verklebt, nut am Deutsche Zeitschrift f. Chirttrgie.
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oberen Pole sind sie dureh ein sehmales Blutgerinnsel voneinander getrennt. Am unteren Pole besteht eine kleine, direkt in das Nierenbecken ftlhrende Urinfistel. 3 l i k r o s k o p i s c h e r Befund: An der Oberfifiche der Niere ist an der Stelle des ziemlich genau median gelegenen Schnittes eine kleine Einziehung erkennbar. Die Schnittwunde selbst ist in den oberflitchlichen Partien angefilllt durch mitgig zellreiches Bindegewebe, das in wechselnder 3lenge yon tin- und mehrkernigen Leukocyten durchsetzt ist und yon meistenteils nekrotischen Kan~tlchen. In den tiefen Partien sind in ihrem Gebiete zu sehen mit Blut gefiillte Kani~lchen, deren Epithel zum Teil zugrunde gegangen ist, und augerdem Bindegewebe, in dem sich vereinzelte Lymphocyten finden. Neben dieser Narbe findet man bei gleichzeitiger Zunahme des intertubuli~ren Bindegewebes Anhiiufung yon ein- und seltener mehrkernigen Leukocyten zwischen den Kanlilchen, die etwas komprimiert erscheinen und in ihrem Lumen teils zusammengeballte rote Blutk6rperchen, teils homogene, hyaline Massen, teils Lymphocyten und desquamierte Epithelien, sowie nekrotische Massen enthalten. Das Epithel dieser Kani~lchen ist vielfach abgeplattet, zum Teil auch zerstiirt. Diese eben beschriebenen Veranderungen beschri~nken sich nur auf die niichste Nachbarschaft der Schnittwunde und sind am meisten ausgesprochen an der Grenze zwischen Markpyramide nnd Rinde. In der anderen Halfte der Niere ist der Schnitt bis in das Nierenbecken durchgeffihrt worden. Die Wundrander sind dureh den Urin, der an einer kleinen Stelle der Wunde sich nach augen entleerte, stark auseinander gepregt. Die reparatorischen Prozesse sind hier augerordentlich gering, indem man noch vielerorts am Rande der WundhShle im Zerfall begriffene rote Blutk0rperchen sieht. Die den Wundrandern benachbarten Kanitlchen zeigen in einer Breite yon ca. 1 mm Nekrosen und stellenweise Anhi~ufung yon krtimligen Kalkmassen im Epithel und im Lumen. Nach auBen hin ist die Wundh6hle durch augerordentlich stark gewuchertes, zellreiehes Bindegewebe abgesehlossen. Die stitrkeren geranderungen, die gr0gere Ausdehnung der Nekrose sind hier wohl mit Bestimmtheit auf die Urininfiltration zurilekzufilhren. Epikrise. Eine ausgedehnte, sehwere Seht~digung des P a r e n ehyms ist aueh bei dieser Niere naeh dem mikroskopisehen Bilde m i t Bestimmtheit auszusehliel~en. Die Nekrose m e h r e r e r an der P e r i p h e r i e der R i M e befindliehen Kanttlehen ist wohl zum Teil als F o l g e einer I n f a r k t b i l d u n g zu deuten, um so m e h r als sie nur mlf der e i n e n Seite des Sehnittes zu sehen ist. Ein ausgedehnter I n f a r k t besteht aber jedenfalls nieht. III. Hund Nr. 3. Groger Pinseher. Am 15. IV. 1904 Lt~ngssehnitt dureh die reehte Niere. Geringe Blutung. Keine Nierenntthte. Tier naeh 5 T a g e n get(itet. S e k t i o n : Die Nierenwunde ist schSn linei~r verklebt; kein Zeichen yon Nekrose in ihrer Umgebung. Auf dem Querschnitt der Niere ist die Schnittwunde nur noch als feine, rStliche Linie erkennbar.
Uber die Folgen der Nierenspaltung.
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M i k r o s k o p i s c h e r Befund: Die Schnitte zeigen im grogen und ganzen ahnliche Verhaltnisse wie die unter I u n d II eben beschriebenen Praparate. Die Veranderungen sind eher noch geringgradiger. Ein oberflachlicher Infarkt, dessen Basis 1 mm und dessen maximale Lange 1,5 mm betragt, ist nur auf eine Seite des Schnittes beschriinkt und zeigt neben ziemlich starker Wucherung des intertubularen Bindegewebes ziemlich starke Kalkablagerung in den nekrotischen Kanalchen. IV. Hund Nr. 2. GroBer Dachshund. Am 2. II. 1904 Langsschnitt durch die linke Niere. Blutung gering. Keine Wundniihte. Das Tier wird 3 W o c h e n nach der Operation get6tet. S e k t i o n : Zu beiden Seiten der linear vernarbten Wunde ist weder Verhartung noch eine Einziehung der Nierenoberfli~che erkennbar. Auf dem Querschnitt ist die Narbe kaum mehr als feine, blasse Linie erkennbar. . M i k r o s k o p i s c h e r Befund: An der Schnittstelle findet sich eine ziemlich tier eingezogene Narbe, der Schnitt ist bis in die Markpyramide noch deutlich erkennbar und ausgefQllt durch ein m~t$ig zellreiches, fibrillares Bindegewebe. In der Markpyramide findet sich in der nachsten Umgebung des Sehnittes Qberall Zunahme des intertubularen Gewebes mit magiger Infiltration yon Lymphocyten. Gegen die Oberflache hin findet man auf ciner Seite des Sehnittes einen jetzt noch durch seine Keilform als Infarkt charakterisierten Herd mit einer Basis yon 1,5--2 mm und einer maximalen H(ihe yon 2,5 mm. Der Hauptbestandteil des Herdes wird gebildet yon ziemlich zellreichem, fibrillarem Bindegewebe mit sparlichen Lymphocyten, weiterhin yon dicht gestellten Glomeruli mit zum Teil verdickter, fibr6ser Kapsel und auBerdem yon spiirlichen, vielfach stark verengten KanMchen, deren Epithel namentlich in den tieferen Schiehten mancherorts nekrotisch ist und in deren Lumen sich hier und da hyaline Massen fi'nden. Daneben erkennt man noeh seltene Kalkeinlagerungen. Von der Narbe ausgehend findet man in der Umgebung eine Verdickung der bindegewebigen Kapsel und vielfach noch eine Zunahme des intertubuli~ren Bindegewebes mit gleichzeitiger Lymphocyteninfiltration in dem der Kapsel benachbarten Parenchym. Epikrise. Das I n f a r k t b i l d ist in diesem P r / i p a r a t etwas deutlicher ausgesprochen; die Dimensionen des I n f a r k t e s tibertreffen diejenigen der frt~her besehriebenen I n f a r k t e ; sic sind aber immerhin noeh so klein, dal] die I n f a r k t b i l d u n g ft~r die F u n k t i o n des Organes k a u m yon Belang sein kann. V. Hund Nr. 1. Groger Dachshund. Am 2. IX. 1903 Langsschnitt durch die linke Niere. Blutung maBig. Keine Nahte zur Vereinigung der Nierenwunde. 3 M o n a t e nach der Operation wird das Tier get6tet. S e k t i o n : In der ganzen Ausdehnung der frt~heren Schnittwunde ist eine leichte Einziehung der Nierenoberflaehe zu sehen. Keine Verfarbung des Parenchyms makroskopisch an der Oberflaehe erkennbar; auf dem Querschnitt durch die Niere sieht man die Schnittwunde als feine, weil~liehe Linie. M i k r o s k o p i s c h e r Befund: Der Schnitt verlauft an dieser Niere 4*
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etwas schriig, die Medianlinie ungefahr an der Grenze zwischen Rinde und Mark kreuzend. In der Markpyramide wie in der RiMe ist der Schnitt kenntlich als ein ca. 1/4 mm breiter, bindegewebiger, geradliniger Streifen. Derselhe wird gebildet durch ein ziemlich zellreiches, faseriges Bindegewebe mit langen, spindelf6rmigen Zellen und vereinzelten schmalen Kanlilehen und bier und da auch soliden Zellnestern. Zwischen der Medianlinie der Niere und der Sclmittlinie findet man einen Infarkt mit ether maximalen Basin yon 2 mm und ether maximalen H6he yon ca. 4 mm. Die Oberfi~tche der Niere zeigt hier wie an der Stelle des Sehnittes selbst eine leichte Einziehung. Mikroskopisch finder man in diesem alten Infarktgebiete eine reichliche Zunahme des intertubularen Bindegewebes mit geringgradiger Infiltration yon Lymphocyten, ferner atrophische Glomeruli mit Verdickung der fibr6sen Kapsel und hier und da auch Wucherung des Kapselepithels, augerdem Kaniilchen, die zmt~ Teil mit einer stark eosinroien, kSrnig homogenen Masse ausgefiillt sind und zum Tell geringgradige Kalkablagerungen enthalten, und endlieh noeh solide Zellstritnge. iJber dem Infarktgebiet ist die Kapsel stark verdiekt und reichlich vaskularisiert, mfigig mit Leuko- und Lymphocyten infiltriert. Gegen das tibrige I'arenchym ist die Grenze des Infarktes etwas unscharf. Auf der anderen Seite der Narbe findet man nur in der nftchsten Nachbarschaft neben atrophischen, vielfach mit Mmlichen Massen wie im Infarkt angefiillten KanMchen eine geringgradige Wucherung des intertubulhren Bindegewebes. E p i k r i s e. Der Ausfall an sezernierendem Paren('hym i st aueh in diesem Falle reeht gering, wenn aueh etwas betr'gehtlieher ~ls in den tibrigen Fiillen. Dieses relativ ungiinstige l~esultat ist wohI darauf zuriiekzufiihren, dal~ hier die Sehnittriehtung nieht genau d~,r Nedianlinie entsprieht. Bet dem Studium und der Besehreibung der mikroskopisehen Pr~tparate war mir H e r r Privatdozent Dr. H e d i n g e r , 1. Assistent am pathol.-anatomisehen Institut der Universit~tt Bern in liebenswttrdigster Weise behilflich. Es set mir gestattet, ibm aueh an dieser Stelle fiir seine freundliehe Mithilfe meinen Dank auszuspreehen. Die Versuehsresultate waren bet Kaninehen wie bei~ Hunden so gleiehm:~tgig und eindeutig, dag ieh auf gri~gere Untersuehungsreihen glaubte verziehten zu diirfen. Als Folge des Lgngsschnittes dureh die Niere war bet allan operierten Kaninehen anger tier Verletzung des dem Sehnitte unmittelbar benaehbarten oder yon ihm direkt getroffenen Nierenparenehyms regehn~tgig eine Infarktbildung zu beobaehten. Die GrSge der' fast immer direkt an die Sehnittlinie angrenzenden I n f a r k t e war mit wenigen Ausnahmen eine sehr geringe. Nie w a r die Infarziermlg fiber die ganze Lguge des Sehnittes ausgedehnt,
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meist beschr~tnkte sie sich auf einen relativ kleinen Bezirk. Nur bei 3 Nieren moehte der Ausfall des durch die Infarktbildung zerstSrten Gewebes ftir die Funktionsf~thigkeit irgendwie in Betracht gefallen sein, erreichte aber auch im ungtinstigsten Falle nicht einen Viertel dew Organs. Bei allen anderen Nieren war der Infarkt so klein, daft von einer merklichen Verminderung dew sekretionsf/ihigen Parenchyms nicht gesprochen werden konnte. Die Operationsschnitte lagen nieht immer ganz genau median in der Niere; ihr Abweiehen yon der Mittellinie hatte keinen konstanten Einflu~ auf die GrS~e dew Infarktes. In dem einen Falle (Vers. VII) war die Infarktbildung nur minimal, obschon tier Sehnitt erheblich yon der Mittellinie abwich, wi~hrend andererseits trotz genau medianer Lage des L:~tngssehnittes gleichwohl eine, wenn auch geringe Infarzierung des Gewebes zu konstatieren war. Au6erhalb der Wundlinie und des Infarktgebietes bot das Nierenparenchym als einzige Ver~tnderung stellenweise eine Erweiterung der abfiihrenden Harnkan~tlehen. teilweise auch der Tubuli contorti dar. Andere Schadigungen des Parenchyms fehlten. Die histologischen Ver~tnderungen im Infarktgebiete waren jeweilen die gewohnten, schon h~tufig besehriebenen. Auch fiber die Zerfalls- und Regenerationsprozesse im Bereiche der Sehnittwunde bieten meine Beobachtungen nichts neues. Da zudem alas Studium der Heilungsw>rg~tnge bei Nierenwunden au~er dem Bereiche meines Themas liegt, gehe ich auf die histologischen Details nicht n~ther ein, sondern ich verweise lediglieh auf die vorhergehende Beschreibung der gewonnenen Pr~tparate. Bei den Hunden waren die Folgen des medianen Nierenl~tngssehnittes ungef'~hr dieselben wie bei den Kaninchen. Makroskopisch sehien die Schnittwunde an den Nieren jeweilen schOn line~tr, ohne ~:~ewebsverlust verheilt. Bei mikroskopischer Betrachtung aber war immer eine deutliche Infarktbildung zu erkennen, die aber noch wesentlich kleiner war als an den Kaninchennieren. AuBer an der einen Niere (Vers. V), welche nieht genau median gespalten wurde, beschr~tnkte sich die Infarzierung auf einen nur 1--2 mm breiten Streifen neben der Schnittwunde. Entfernt yore Bereiehe der Sehnittlinie zeigte das Nierenparenehym keine Ver~tnderung. Ein irgendwie erheblieher Ausfall yon sezernierendem Nierenparenehym war nie zu konstatieren, aueh in dam ungtinstigsten Falle nicht. Eine dauernde Sch~tdigung der Nierenfunktion dureh die L~tngsspaltung der Niere fand jedenfalls bei keinem der Versuchshunde
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statt. 1) Die bei den Kaninchen beobachtete Erweiterung der abf~ihrenden Harnkan~lchen in der Nachbarschaft der Nierenwunde fehlte bei den Hunden. Meine Operationsresultate stehen somit zu denen yon L a n g e mak und H e r m a n in einem auffallenden Widerspruche. Statt einer weitgehenden ZerstSrung des Nierenparenehyms, die sich auf einen Viertel bis eine volle H~lfte des Organes erstreckte, fand ich nach der Nephrotomie bei Hunden ausnahmslos, bei Kaninchen in der Mehrzahl der Versuche eine relativ nur sehr geringe Gewebslasion dureh Infarktbildung. Der Grund dieser Differenzen darf kaum nur in einem Zufall gesucht werden, er mul~ in anderen Momenten liegen. Um bei den Versuchstieren, bei denen eine eigentliehe Wundpflege nach der Operation nattirlich nicht durchf~ihrbar ist, mSglichst einfache Wundverh~tltnisse zu sehaffen, durehtrennte ich die Nieren zur Vermeidung yon Urinfisteln nicht vollkommen bis ins Nierenbecken hinein, sondern nur bis nahe (1--2 ram) an dasselbe hinan. Diese Reserve in der Tiefe tier Schnittfiihrung konnte auf die GrS~e der Infarktbildung, wenigstens in den Mittelpartien der Niere, keinen Einflul~ haben, da ja in der Spitze der Papille keine grol~en Arterien verlaufen. HSehstens an den Polen h~tte sin tieferer Schnitt hin und wieder zu ausgedehnteren Infarkten Anla~ geben kSnnen. Jedenfalls l ~ t sich der Widerspruch zwischen L a n g e m a k s und meinen Versuchsresultaten nicht durch die verschiedene Schnitttiefe erkl~ren, viel eher durch sine andere gleich zu erw~thnende Differenz der Versuehsanordnung. In der fiberwiegenden Mehrzahl seiner Versuche spaltete L a n g e m a k die Nieren in der Querrichtung, nur bei 3 Kaninchen in der L~ngsaxe. Bei jedem dieser drei Tiere hatte die O..peration ausgedehnte Niereninfarkte zur Folge. Die vollkommene Ubereinstimmung dieser drei Versuehsresultate unter sich sowohl, als mit den sehr zahlreiehen Beobachtungen an quergespaltenen Nieren verleitete L a n g e m a k zu der Schlul~folgerung, dab nicht nur durch einen Querschnitt, sondern auch infolge der L~tngsspaltung in den Nieren der Kaninchen stets durchsehnitflieh mehr als ein Viertel des Nierenparenchyms zugrunde gehe. Diese Folgerung L a n g e maks war sicherlich etwas voreilig. Sie wird nieht nur dureh 1) Bei Hund blr. 1 (Vers.V) wurde die Funktion der operiertenNiere mit der der gesunden durch Kryoskopieder getrenntenUrine verglichenund normal befunden.
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meine Versuchsergebnisse widerlegt, sondern auch durch eine Reihe anderer in der Literatur mitgeteilter Beobachtungen. W o l f f ( l l ) spaltete bei 3 Kaninchen in Zwischenr:~tmnen yon 3--4 Wochen beide Nieren durch den Sektionsschnitt bis in das Nierenbecken. Die Nierenwunden heilten in jedem Falle mit line~trer Narbe. Leider berichtete W o l f f nichts tiber den mikroskopischen Befund; kleine Infarkte mSgen also eventuell tibersehen worden sein, grofie aber sicher nicht. P e t t e r s o n ( 1 2 ) land nach neun L~tngsspaltungen von Kaninchennieren, die er zur Vornahme der Papillenligatur ausftihrte, nur dreimal eine Infarktbildung. Einmal war der Infarkt nur klein und oberfi~tchlich, bei einem 2. Kaninchen erbsengrol~ und bei einem 3. Tiere erreichte die Gewebsnekrose zweimal ErbsengrSile. In den sechs anderen Kaainchennieren war die Schnittnarbe schmal, bin und wieder nach der Rinde zu etwas verbreitert und bestand aus Bindegewebe mit Einschlu~ yon Resten verSdeter Harnkaniilchen. B a r t h (13) endlich land sogar nach keilf(irmiger L~tngsresektion an einer Kaninchenniere die Resektionswunde line~tr verheilt, ohne Zeichen yon Infarktbildung. Die L~ngsspaltung der Kaninchenniere zieht also keineswegs immer eine so ausgedehnte blekrose des Nierenparenchyms nach sich wie L a n g e m a k bei seinen Yersuchstieren konstatierte, sondern h~ufig nur eine sehr geringe Infarktbildung. Diese Verschiedenheit der Operationsfolgen ist, wie ich glaube, nicht bedingt durch Differenzen der Operationstechnik; ihre Ursache liegt vielmehr meines Erachtens in den anatomischen Verhiiltnissen der Kaninchenniere, in dem Wechsel ihrer Gef~tiianordnung. In tier mir ~zugiinglichen Literatur fand ich tiber die Verteilung der Arterien in der Kaninchenniere keine priizisen Angaben. Um reich dariiber orientieren zu kSnnen, stellte ich mir deshalb selbst mehrere Korrosionspr~tparate her. Ich injizierte 6 Kaninchennieren v o n d e r Art. renalis aus mit einer Kaolin-Celloidinmischung yon Honigkonsistenz. Nach ktinstlicher Verdauung dieser Nieren in SMzs~ure-Peptonl5sung erhielt ich eiuen schSnen AusguB des ganzen arteriellen Nieren-Gef~t~baumes, bei dem auch die feinsten Arterieni~stchen in der Rinde sehr htibsch erhalten waren. An derartigen Injektionspr~tparaten war nun sehr deutlich zu erkennen, dal~ im allgemeinen der dorsale und der ventrale Tell des Geffil~baumes gleich gro~ sind, aber keineswegs immer genau durch die L~ngsmedianebene voneinander getrennt werden. Wiederholt sah ich grSl~ere Arterieniiste des ventralen Gefii~anteiles sowohl auf der HShe der Konvexit~tt, als an den Polen ziemlich welt in die dot-
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sale HH~tlfte derNiere hintiberroichen told andererseits Arterien tier dorsalen H~tlfte in (tie ventrale. An solehen Nieren mulite ein L~tngssehnitt in der Medianlinie nattirlieh eine Verletzung grO•erer Arterieniiste zur Folge hubert und damit aueh Anlag zu grOgeren Infarkten geben. Andererseits erhielt ieh abet Pr~parate. in denen die Trennungsfl/tehe des dorsalen und ventralen Oefitganteiles genau in der L~ngsmedianebene lag, wo also ein medianer L~tngssehnitt keine wesentliehe GeNgverletzung bedingt hittte. Die Folgen eines genau median gelegten L/tngssehnittes dureb (lie Kaninehenniere sind deshalb hie genau vorauszubestimmen. Die Nierenspaltung wird h'~ufig nut eine sehr besehr/tnkte Gewebsnekrose bedingen, anderemale abet bei unganstigen anatomiseheu Verhiiltnissen ausgedehnte Infarktbildung naeh sieh ziehen. Daraus erkl/irt sieh tier auff~tllige Weehsel der Operationsresultate und damit aueh der Widersprueh der Urteile tiber die Folgen der L/tngsspaltung yon Kaninehennieren. Keineswegs einheitlieher als tiber die Versuebe an Kaninehen lauten die Beriehte fiber die Ergebnisse der Nephrotomia longit. bei Hunden. Bei meinen eigenen Versuehen sah ieh naeh der L~ngsspaltung yon Hundenieren nur ein einziges Mal einen erwithnenswerten Infarkt im Nierenparenchym; derselbe hatte allerdings blog eine maximale Breite yon 2 mm und eine maximale I-It~he yon 4,5 ram. Der L~ngssehnitt lag in dieser Niere nieht ganz median; bei den anderen vier, genau in der Mitre gespaltenen Nieren war die Infarktbildung noeh geringer, teilweise fast null. In [~lbereinstimnmng mit diesen Beobaehtungen fund W o l f f die Nephrotomiewundeu an 4 I-Iundenieren sehSn line~tr vernarbt. Barth, 1. e., der von einer Hundeniere, welehe er einige Woehen vorher dureh den Sektionssehnitt gespalten hatte, ein Arterienkorrosionspr~tparat anfertigen lieg, konnte naehweisen, dug der L/tngssehnitt keine gr6geren ArterieMste tier Niere verletzt hatte. Sogar naeh Litngsresektion keilNrmiger Sttieke aus tier Niere fund B a r t h bei Hunden die Parenehymnekrose wiederholt lediglieh auf die unmittelbare Umgebung der Resektionsflitehen besehr~tnkt, wenn die Exeisionsstelle genau median lag. In seharfem Gegensatz zu diesen gtinstigen Erfahrungen konstatierte nun abet H e r m a n naeh Nephrotomie bei ttunden immer einen bedeutenden, mitunter halbseitigen Sehwund des Nierenparenehyms. Ein Zufall ist aueh bier bei der grogen Zahl seiner Versuehe und der Konstanz der Resultate ausgeseblossen; eine Erklitrung ftir die sehleehten Erfolge mug anderswo gesueht
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werden. Sie diirfte ill der ungiinstigen Versuehsanordnung Herin ans liegen. Er gibt ausdrtieklich an, beim Anlegen des Sehnittes der yon Z o n d e k fiir die Nephrotomie beim Menschen gegebenen Vorschrift gefolgt zu sein und absichtlieh den Li~ngssehnitt nieht genau in die Medianlinie der Niere gelegt zu haben, sondern mehr dorsalw/irts. Wie reich eigene Arterienkorrosionspr/tparate lehrten, die ich, wie bei Kaninchen, auch aus gundenieren durch ]njektion einer Kaolin-Oelloidinmischung herstellte, l i e ~ die natiirliehe Trennungsfl~tche zwischen den, dorsalen und ventralen arteriellen GefitBanteil der Hundeniere, abweiehend yon den Verh/tltnissen beim Mensehen, genau in der Medianlinie des Organs. Die Trennung der beiden (~ef~tBb/tume ist eine so scharfe, dab nur ein genau median gelegener L/tngsschnitt keine grS~eren Arterien~tste verletzen wird. Da H e r m a n seinen Nephrotomiesehnitt immer auf die dorsale H/tlfte der Niere verlegte, muliten infolgedessen durch denselben unfehlbar jedesmal eine ganze Reihe grSBerer Arterien durchschnitten und relativ ausgedehnte Parenchymbezirke gesch~tdigt, eventuell nekrotisch werden. In Ubereinstimmung mit dieser Annahme fand H e r m a n , der dorsalen Lage seines Sebnittes entspreehend, immer nur an der dorsalen Nierenh/~lfte einen ausgedehnten Gewebssehwund resp. eine Infarktbildnng, wiihrend auf der ventralen Seite nur in unmittelbarer N/the der Sehnittwunde l)egenerationserseheinungen an den Epithelien erkennbar waren. Noeh ein zweiter Punkt mag ungiinstig auf die Operationsresultate H e r m a n s eingewirkt haben. Zur Vereinigung tier beiden, durch den L~tngsschnitt getrennten Nierenh/tlften legte H e r m a n nieht nur eine fortlaufende, oberfl~tehliche Nierennaht an, sondern in der Mehrzahl der F/tlle aueh noeh drei tiefgreifende, fast dureh die ganze Dieke der Niere gehende Ni~hte, welche ,,die Blutung aus den tieferen, tiber dent Nierenbecken gelegenen Gef/~gen" zum Stehen bringen sollten. Diese tiefen Nierenn~thte kSnnen keinesfalls, wie H e r m a n glaubt, ftir den endgiiltigen Operationserfolg belanglos sein. Aueh wenn die naheliegende Gefahr der Sehniirung des Parenchyms vermieden wird, so kann doeh schon der tiefe Durehstieh der Nadel allein zur Verletzung grSgerer Arterien und damit zur Schiidigung ausgedehnter Parenchymbezirke AnlaB geben. Die Versuehe H e r m a n s beweisen deshalb trotz ihrer grogen Zahl und ihrer gleiehmi~Bigen Resultate noeh keineswegs, dab die Nephrotomia longitudinalis bei Hunden unbedingt einen groBen Ausfall sezernierenden Parenehyms zur Folge haben muB. Ihre unzweekmi~Bige Anordnung 1/tBt eine solehe Sehlultfolgerung nieht
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zu; die Versuche zeigen vielmehr nur, wie zerstSrend tiefe Langsschnitte durch die Hundeniere wirken, wenn sie nicht in die natiirliche Trennungsfl~che zwischen dorsalem und ventralem Gef~baum gelegt werden. Wie gering dagegen die Verletzung und die Einbulge an funktionsf~higem Driisengewebe sein kann, wenn der Schnitt in dieser Fl~che gefiihrt wird, das lehren die Mitteilungen yon B a r t h uud W o l f f und meine eigenen Beobachtungen in unzweideutiger Weise. Die eingangs aufgeworfene Frage, ob die L~ngsspaltung der Niere bei Kaninchen und Hunden regelm~l~ig, wie L a n g e m a k und H e r m a n annehmen, eine ausgedehnte Infarktbildung bedingen, mul~ deshalb unbedingt verneint werden. Wohl entstehen nach dem Sektionsschnitt in den Nieren dieser Tiere fast ausnahmslos Infarkte, aber dieselben erreiehen, wenn tier Schnitt genau median liegt, bei Hunden wahrscheinlich hie, bei Kaninchen offenbar nur in der Minderzahl der F~lle eine fiir die Funktion des Organs bedeutungsvolle GrSl]e. Aus diesen Ergebnissen der Tierversuehe R~ickschliisse auf den Menschen zu ziehen, ist nur in besehr~tnktem Mal~e erlaubt. Die Anatomie der menschlichen Niere zeigt yon derjenigen tier Hnnde- und Kaninchenniere wesentliche Differenzen, unter anderem im gegenseitigen Verhalten des dorsalen nnd ventralen Nierengefal~baumes. Dieses letztere aber ist ja fur die Folgen der Nephrotomie in erster Linie ma~gebend. Bei Hunden und Kaninchen experimentell erzielte Operationsresultate der Nephrotomie dilrfen deshalb keinesfalls ohne weiteres fiir die Beurteilung der Heilungsaussiehten des Nierensehnittes beim Mensehen verwertet werden. Immerhin erlauben sie uns anzunehmen, da~ bei riehtiger Anpassung tier Schnittfiihrung an die anatomischen Verh~tltnisse auch beim Menschen die Niere langs gespalten werden kann ohne ausgedehnten Gewebsverlust zu erleiden. Wie oft es aber gelingt, den Nierenschnitt beim Menschen in die natiirliche Teilungsfl~ehe des Organs zu legen und Verletzungen grSl~erer Arterien~ste zu vermeiden, das werden wir nicht durch Tierversuehe, sondern nur dureh die postoperativen Befunde am Menschen selbst erfahren. Leider sind solche mit den zur LSsung dieser Frage notwendigen Einzelheiten bis jetzt nur in sparlicher Zah] mitgeteilt worden, obsehon ja nicht selten naeh der Nephrotomie die sekundare Nephrektomie ausgeftihrt wird. Wie bereits eingangs erwahnt, fand B a r t h (1. c.) einmal nach einem Sektionsschnitt durch die Niere, dessen Richtung etwas sehrag
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yon der Mittellinie abwieh, einen wallnuggrogen Infarkt neben tier Schnittlinie, ein andermal naeh derselben Operatian bei einem Herrn mit hoehgradiger interstitielle~ Nephritis Gangran des unteren Nierenpoles. B r a a t z (1. e.) sah naeh einem genau medianen Langsschnitt durch die Niere die ventrale }~ierenhalfte 4 Jahre spater stark atrophiseh. In einem anderenFalle yon Braatz(14) war die Sektionsschnittnarbe an der sechs Monate sparer exstirpierten Niere auffallend asymmetrisch verzagen; da aber 3 Wachen var tier Nephrektomie die Ligatur der Art. renalis vargenammen worden war, dtirf~e das Praparat zur Beurteilung der Falgen der Nephratomie kaum verwertbar gewesen sein. F r a n k e l (1. c.) demonstrierte im arztliehen Verein in Hamburg ein 3 Tage nach der bJephrotomie gewonnenes Nierenpraparat, an welehem auger dem van nekrotischen und hamorrhagischen Stellen umgebenen Lager des eingeftihrten Drains 2 gelbliehe Infarkte zu sehen waren, Bin etwa haselnul~grol~er am oberen Pol und ein etwas kleinerer an einer Seitenflache des Organs. 2) Daft dureh den Mediansehnitt grSfiere Gefal~e der Niere verletzt wurden, wonach eine Infarzierung kaum hat ausbleiben kSnnen, ist bei mehreren in der Literatur mitgeteilten Fallen zweifellas. Ein van Ka che r (1.c.) nieht mit Namen zitierter Autar verlor eineu Krankeu an einer Nachblutung aus der Nephrotamiewunde. Cooper (1. cO nml~te wegen anhaltender Blutung einer Nephrotamie die sekundare Nephrektomie folgen lassen. K o r t e w e g (1. e.) sah sieh 3 Tage nach einer Nierenspaltung wegen heftiger Blutung zur Freilegung und Tamponade der Niere veranlal~t. Ob aueh die Beobachtung van D e n e k e (1. c.) gleich gedeutet werden mu~, ist unsieher. Im Ansehlu~ an eine 8 Tage zuvar ausgefahrte Nierenspaltung stellte sieh eine sa gefahrdrohende Blutung aus der Nierenwunde ein, da~ die Niere exstirpiert werden muBte. D e n e k e selbst suchte den Grund der Gefa~verletzung nieht im Nierenschnitt, sondern in der zum Steinnachweis vor der Sectia renis vorgenommenenAkupunktur. Diese Beobaehtungen beweisen, so klein aueh ihre Zahl ist, deutlich genug, dal~ die Spaltung der Niere beim Menschen kein harmloser Eingriff ist, sandern bin und wieder eine erhebliche Schadigung des Organs bedingen kann. Obsehan in diesen mitgeteilten Fallen, auger bei dem Kranken K o r t e w e g s nach nicht 1) Aus der yon D e l k e s k a m p (15) gegebenen Beschreibung eines 5 Mohate nach der ~ephrotomie gewonnenen blierenpr~iparates l~iftt sich nicht erkennen, was die Folgen der Lithiasis und was die Folgen des Sektionsschnittes gewesen siad.
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der Z o n d e k s c h e Nephrotomieschnitt angewandt wnrde, sondenl tier weniger schonende, rein mediane Schnitt, war immerhin die L~sion der Niere nur in dem einen Falle yon B a r t h (Nekrose des untcren Poles) und bei einem Kranken yon B r a a t z (Atrophic der ventralen NierenhMfte) so bedeutend, wie naeh der Darstellung yon L a n g e m a k und H e r m a n konstant zu erwarten w~ire. Sonst blieb tier Ausfall w>n Gewebe weit hinter den yon diesen Autoren befiirehteten Durehsehnittsgrenzen zuriick. Dal~ Sektionsschnittwunden der menschliehen Niere auch ohne jede Infarktbildung line~ir verheilen k0nnen, beweist eine genaue Beobachtung yon S i m m o n d s (16). Er fand an einer 2 Jahre vorher durch dun Sektionsschnitt gespaltenen Niere auf der sonst glatten Oberfl~iche eine 4 cm lange, lineiire, mit Bindegewebsadh~isionen besetzte Narbe. Die blal~graue, zarte Narbenfl~che zog sich keilfSrmig naeh dem vSllig normal erscheinenden Nierenbeeken; auf dem Querschnitte sah man, dal~ diese Narbenfl~iche nur messersehneidedtmn war und iiberall unmittelbar an intaktes Nierengewebe anstie[~. Im mikroskopischen Bilde war innerhalb des Narbengewebes eine kleinzellige Infiltration, die nur in die allern~chste Umgebung einige Auslttufer ausschiekte. Im Bereiche tier Narbe waren die Harnkan~ilehen v011ig untergegaugen, doch fanden sieh noch reichlich gut erhaltene Glomeruli neben verSdeten. Der seinerzeit aus diagnostischen (kriinden an der vOllig gesunden Niere vorgenommene Sektionssehnitt hatte also nur im Gebiete tier Schnittfl~iehe selbst nennenswerte Ver~inderungen hinterlassen. Die Niere war nach tier Spaltung nicht gen~tht worden. Einen ~ihnliehen Befund erhob I s r a e l ( 1 7 ) 2 Monate naeh einer Nephrotomie. An tier sekund~r exstirpierten Niere war kaum eine Anomalie zu erkennen. Eine ganz seichte Rinne zeigte noch den Verlauf des 6 cm langen Sektionsschnittes, und selbst auf dem Querschnitte der Niere war nur schwer eine Andeutung von Narbe zu entdecken. Die Nierenwunde war seinerzeit durch 5 Catgutn~hte vereinigt worden. Auch bei zwei yon G r e i f f e n h a g e n ( 1 8 ) untersuchten Nieren war nach der L~ingsspaltung eine Infarktbildung ausgeblieben. Uber die ganze Konvexit~tt dieser beiden Nieren erstreckte sich eine schmale, line,re Narbe, die, wie an Querschnitten zu erkennen war, bis in das Nierenbeeken reichte. An der Oberfl~iche war sie etwas breiter als in tier Tiefe. Von der Schnittfl~idm zogen bindegewebige Strahlen in das angrenzende Nierengewebe, wo sle zum partiellen Sehwund tier Harnkan~ilchen und zu pathologischen Ver~nderungen tier Glomeruli gefiihl~ hatten.
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Sehlielilieh sind aueh noeh die Befunde yon Pousson(19) an dieser Stelle anzufiihren. P o u s s o n untersuehte nieht nur makroskopiseh, sondern aueh mikroskopiseh vier Nieren, an denen er einen Tag, zwei Tage, fiinf Woehen und seehs Monate vorher wegen Nephritis die L~ngsspaltung vorgenommen Mtge. In tier Besehreibung tier Pr~tparate erwS.hnt er nirgends Zeiehen yon Infarktbildnng; doeh seheint er einerseits diesem Punkte nieht besondere Auflnerksamkeit geschenkt zu hahen und andererseits waren die Nieren dm'eh die Entztindung teilweise so stark ver~tndert, dalt wohl grolte, ni~'ht abet kleine Infarkte an ihnen erkennbar gewesen w~tren. Es stehen sigh also in der Literatnr zwei nngef~thr gleieh groge Beobachtungsreihen gegeniiber, wovon die eine beweist, dag an der menschliehen Niere tier Sektionsschnitt ohne bemerkenswerten Ausfall sekretionsNhigen Gewebes linear verheilen kann, die andere aber deutlich genug auf die Gefahr der Infarktbildnng bei dieser Operation hinweist. Ob glatte line,ire Heilung der Nephrotomiewunde oder ob Infarktbildung h~tufiger ist, das 1/il~t sigh an Hand dieses geringen Beobaehtungsmateriales night entsGheiden. Da bei keinem tier iibliehenLaboratoriumstiere die (~ef~ganordnung in tier Niere dieselbe ist wie beim Mensehen, zudem am Tiere die Nephrotomie fast immer an gesunden, beim Menschen meist an pathologiseh ver~nderten Nieren vorgenommen wird, la[tt sigh diese Frage voraussiehtlich nur sehwer experimentell beantworten; keinesfails wird sie dureh die Arbeiten yon L a n g e m a k und H e r m a n im ungiinstigen Sinne entsehieden. Die his jetzt mitgeteilten Tierexperimente lehren lediglieh, dalt jede Durehtrennung eines grSgeren Arterienastes in der Niere einen Infarkt znr Folge hat und ein solcher beim Nierenschnitt nur dann vermieden werden kann, wenn es gelingt, die Niere genan in tier natiirlichen Teilnngsfl/tehe zn spalten. Wie oft dieser letzteren Anforderung bei tier Nephrotomie am Mensehen nachgekommen werden kann, entzieht sieh einstweilen unserer Kenntnis; ein abschliegendes Urteil fiber die Folgen der Nierenspaltung am Mensehen steht nns deshalb nieht zu, bevor uns eine grSliere klinische Erfahrung den nStigen Aufsehluit gibt.
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