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Der neue Crafter von Volkswagen Das neue leichte Nutzfahrzeug VW Crafter ist die Fortsetzung der 30-jährigen LTTradition von Volkswagen. Es komplettiert das erneuerte Produktportfolio der Nutzfahrzeuge vom Caddy über den Transporter T5 bis zum Fünf-Tonnen-Transporter. Mit seiner Derivate-Vielfalt und seinem gestiegenen Komfort bietet der Crafter, gemeinsam mit Mercedes-Benz entwickelt, zeitgemäße Lösungen im Segment der leichten Nutzfahrzeuge und ist auf alle Transportaufgaben vorbereitet.
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1 Einleitung Der neue Crafter von Volkswagen Nutzfahrzeuge erfüllt den Wunsch nach modernem Truck-Design genauso wie Anforderungen an Qualität, Betriebskosten und Wertstabilität; als Beispiel sei hier der hochwertige Korrosionsschutz (zwölf Jahre Garantie gegen Durchrostung) zu nennen. Drei Radstände, vier Laderaumlängen und drei Dachhöhen erweitern die Modellvielfalt auf 39 Derivate bei den Modellen Kombi, Kastenwagen sowie dem Fahrgestell mit Einzel- oder Doppelkabine. Der Crafter kann ein maximales Ladevolumen von bis zu 17 m3 bereitstellen, im Fünf-Tonnen-Kastenwagen können nun bis zu 2668 kg transportiert werden. Die Modellvielfalt wird darüber hinaus deutlich durch das Dieselmotorenprogramm mit den Motorleistungen von 65, 80, 100 und 120 kW (serienmäßig mit Dieselpartikelfilter), durch das automatisierte Schaltgetriebe (optional), das Fahrwerk mit serienmäßigem ESP und ABS sowie das spezielle Sicherheitskonzept erweitert. Der Crafter wurde in Zusammenarbeit mit Mercedes-Benz entwickelt und stellt die Fortsetzung der beim LT2 begonnenen, erfolgreichen Kooperation dar. Auf Grund strengster Entwicklungs- und Qualitätsvorgaben sowie durch die konzerneigene Qualitätsabnahme aller Fahrzeuge vor der Auslieferung ist der Crafter ein qualitativ hoch-
wertiges Markenprodukt von Volkswagen Nutzfahrzeuge.
2 Modellprogramm Die Produktpalette des Crafter wurde im Vergleich zum LT2 um zehn Varianten erweitert. Die Fahrzeuggrundmodelle sind der Kombi, der Kastenwagen und das Fahrgestell mit Einzel- und Doppelkabine. Tabelle 1 zeigt einen Überblick über das Modellangebot des Crafter. Den Crafter gibt es in den Tonnage-Klassen 3,0, 3,5 und 5,0 t. Der Kastenwagen wird zusätzlich in einer Variante mit verlängertem Überhang angeboten. Zusätzlich zu Flachdach und Hochdach kann der Kastenwagen mit dem neuen KunststoffSuperhochdach mit einer Stehhöhe von 2,14 m im Laderaum ausgerüstet werden. Das Volumen des Crafter liegt zwischen 7,5 und 17 m3 und übertrifft das größte Vorgängermodell damit um 3,6 m3.
2.1 Kombi Der Crafter Kombi, Bild 1, ist mit 3,0 und 3,5 t zulässigem Gesamtgewicht, drei Radständen sowie Flach- und Hochdach erhältlich. In der Basisausführung als Zweisitzer wird der Crafter Kombi serienmäßig mit Wärmeschutzverglasung, beheizbaren Heckscheiben, einer Dachinnenverkleidung und einer Seitenverkleidung mit Kunststoffbespannung im Lade-/Fahrgastraum, verkleideten D-Säulen mit je einer 12-V-Steckdose, einem Heizkanal zum Lade-/Fahrgastraum sowie ei-
Die Autoren
Dipl.-Ing. Erwin Pape ist Vorstand Produktentstehung Nutzfahrzeuge bei Volkswagen Nutzfahrzeuge, Wolfsburg.
Dr.-Ing. Andreas Schneider ist Leiter der Technischen Projektleitung Crafter bei Volkswagen Nutzfahrzeuge, Wolfsburg.
Dr.-Ing. Jens-Erik Franke ist Projektleiter und SETSprecher in der AggregateEntwicklung Dieselmotoren der Volkswagen AG, Wolfsburg.
Dipl.-Ing. Andreas Weigold ist Mitarbeiter der Technischen Projektleitung Crafter bei Volkswagen Nutzfahrzeuge, Wolfsburg.
Tabelle 1: Modellangebot Crafter Table 1: The Crafter model range
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nem Holzfußboden mit Gummibodenbelag, Befestigungspunkten für eine Dreier-Sitzbank in der zweiten und in der dritten Sitzreihe und Kindersicherung in den Lade-/ Fahrgastraumtüren ausgeliefert. Bis zu neun Personen finden im Kombi mit unterschiedlichen Sitzkonfigurationen Platz. Zur Auswahl stehen eine Beifahrer-Doppelsitzbank, eine Zweier-Sitzbank für die erste und zweite Sitzreihe, mit oder ohne Armlehnen, und eine Dreier-Sitzbank für die zweite und dritte Sitzreihe. Alle Sitzplätze sind mit Dreipunkt-Automatikgurten und höhenverstellbaren Kopfstützen ausgestattet. Optional bestellbar ist die Kindersitzbefestigung Isofix.
2.2 Kastenwagen Der Crafter Kastenwagen verfügt mit drei Radständen, vier Aufbaulängen von 2600, 3265, 4300 und 4700 mm und drei Laderaumhöhen von 1650, 1940 und 2140 mm über acht Derivate mehr als der LT2. Die Laderaumvolumina reichen von 7,5 m3 bis 17,0 m3. Der Kastenwagen ist je nach Ausführung für Nutzlasten bis zu 2668 kg ausgelegt. Der mittlere und lange Radstand sind mit einer 1300 mm breiten Laderaumschiebetür ausgeführt, durch die Euro-Paletten längs und quer verladen werden können. Optional ist das Fahrzeug auch als Doppellader mit zweiter Schiebetür erhältlich. Serienmäßig verfügt der Kastenwagen über Heckflügeltüren und eine Laderaumtrennwand sowie Verzurrösen im Laderaumboden. Die Heckflügeltüren können optional mit beheizbaren Fenstern, Heckscheibenwischern, Scharnieren mit 260°-Öffnungswinkel und magnetischen Anschlagpuffern an Türen und Außenwänden ausgestattet werden. Der Crafter als Kastenwagen in der abgelasteten Variante auf 4,6 t wird mit Supersinglebereifung statt Doppelbereifung an der Hinterachse ausgerüstet. Eine Neuerung, die Gewicht und Platz spart und den Rollwiderstand im Vergleich zur herkömmlichen Zwillingsbereifung deutlich senkt.
2.3 Fahrgestell mit Einzel- oder Doppelkabine Das Crafter-Fahrgestell mit Einzel- oder Doppelkabine wird ebenfalls in drei Radständen ausgeliefert. Die Doppelkabine hat vier Türen. Alle Sitze sind mit Dreipunktgurten und Kopfstützen ausgestattet. Die ViererBank wurde optimiert; unter der Bank befindet sich ein Stauraum. Eine Neuerung ist die Doppelkabine mit kurzem Radstand, die durch den um 250 mm verlängerten Radstand im Vergleich zum bisherigen LT2 möglich wird. 274
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Bild 1: Crafter Kombi Figure 1: Crafter Kombi
Bild 2: Designstudie Crafter Figure 2: Design study of the Crafter
Ab Werk sind unterschiedliche Pritschenaufbauten für die drei Radstände als Sonderausstattung verfügbar. Das Fahrgestell ist damit das ideale Basisfahrzeug für Aufbauhersteller. Mit dem neuen Derivat „Windlauf“, einem Fahrgestell ohne Fahrerhaus, lassen sich individuelle Integralkonzepte wie zum Beispiel Wohnmobile realisieren.
3 Design Der Crafter symbolisiert die neue Designidentität von Volkswagen Nutzfahrzeuge. Seine markante Optik steht für modernes und kraftvolles Truckdesign, Bild 2.
3.1 Front Die Front des Crafter wird durch die typische V-Form des Kühlergrills geprägt. Das V läuft in zwei Sicken auf der Motorhaube aus und rahmt dort das Lufteinlassgitter der Fahrerhausbelüftung ein. Die senkrecht angeordneten Doppelscheinwerfer stellen ein wesentliches Element der neuen Designidentität dar. Die optionalen runden Nebelscheinwerfer unten im Stoßfänger ermöglichen durch die tiefe Anordnung eine verbesserte Leuchtweite. Der Mittelteil des Stoßfängers ist als rutschfeste Trittfläche ausgebildet. Dies ist besonders beim Reinigen der Frontscheibe von Vorteil.
eine am Pkw orientierte Fahrerplatzergonomie. Das Fahrerhaus verfügt durch die serienmäßigen elektrischen Fensterheber über eine wirkungsvolle Arbeitserleichterung. Als Sonderausstattungen werden ein in Höhe und Neigung verstellbares Lenkrad, ein Multifunktionslenkrad und verschiedene Heizungen/ Klimaanlagen angeboten. In der Grundausstattung für den Crafter Kombi ist die Heizungs-/Lüftungsanlage mit einem vierstufigen Gebläse, Umluftschaltung und Staub- und Pollenfilter ausgestattet. Die Heizung überzeugt durch sofortiges Ansprechen mit gleichmäßiger Warmluftabgabe und feinstufiger Einstellung. Über einen gesonderten Kanal wird Warmluft an die Scheibenwischer in Ruheposition geleitet und verhindert so das Festfrieren der Wischerblätter. Der elektrische PTC-Zuheizer (PTC = Positive Temperature Coefficient) sorgt für ein schnelles Aufheizen in der Kaltstartphase und verbessert so deutlich die Scheibendefrostung. Diese Funktion ist serienmäßig für den Kombi und den Kastenwagen ohne Trennwand verfügbar.
Bild 3: Heckleuchten des Crafter Figure 3: The rear lights of the Crafter
4.2 Ablagenkonzept
Bild 4: Cockpit des Crafter Figure 4: The cockpit of the Crafter
3.2 Seite und Heck Beim Kombi und verglasten Kastenwagen sind die Scheiben flächenbündig geklebt und überdecken die Fenstersäulen. Die Führung der Schiebetür ist in die Brüstung integriert. Die keilförmige Sicke in der Seitenwand beginnt spitz zulaufend in den Seitentüren, öffnet sich nach hinten und mündet in den Rückleuchten. Die Seitenschutzleiste schützt den Crafter vor seitlichen Beschädigungen und erlaubt bei kleineren Schäden günstige Abschnittsreparaturen. Das Heckdesign wird durch die dreidimensional gearbeiteten Rückleuchten, Bild 3, und das große und zentral angebrachte Volkswagen-Logo bestimmt.
4 Interieur Sowohl die Funktionalität als Nutzfahrzeug als auch der Komfort und die Ergonomie des Arbeitsplatzes hatten bei der Entwicklung des Crafter höchste Priorität.
4.1 Fahrerplatz-Ergonomie Der ergonomische und für unterschiedliche Körpergrößen konzipierte Fahrerarbeitsplatz, Bild 4, bietet 57 mm mehr Fahrerplatzlänge als das Vorgängermodell. Die Karosseriebreite hat um 60 mm zugenommen. Die Pkw-ähnliche Lenkradstellung und die Joystick-Schaltung sorgen für
Das Ablagenkonzept orientiert sich an den alltäglichen Anforderungen an ein Nutzfahrzeug. Neben dem praktischen Nutzen wurde vor allem auf die sichere Unterbringung auch größerer Ordner und Gegenstände Wert gelegt. Die geräumigen Türfächer des Fahrerhauses nehmen Karten bis zum großen Straßenatlas auf, der integrierte Flaschenhalter große Getränkeflaschen mit bis zu 1,5 l Volumen. Die Oberfläche der Armaturentafel wird für geräumige Ablagen genutzt. Sowohl auf der Fahrer- als auch auf der Beifahrerseite stehen jeweils große offene Ablagen zur Verfügung. Links und rechts befindet sich ein Getränkehalter, auf der Fahrerseite zusätzlich eine Einteilung für kleine Utensilien. Das Oberteil der Mittelkonsole im Fahrerhaus ist als geräumige Ablage, teilabgedeckt oder optional mit einem verschließbaren Deckel, ausgebildet. Je nach Ausstattung stehen die Einschubfächer in der Mittelkonsole ebenfalls als Ablage für Kleinteile zur Verfügung. Im Ausschub unten in der Konsole sind sowohl Aschenbecher und Zigarettenanzünder als auch ein Münzhalter, ein kleines Ablagefach sowie ein weiterer Getränkehalter vorgesehen. Das Handschuhfach, Bild 5, ist optional abschließbar und in Verbindung mit einer Klimaanlage kühlbar. Die Ablage ist so ausgelegt, dass eine Getränkeflasche mit 1,5 l Volumen Platz findet. Im Handschuhfach ATZ 04|2006 Jahrgang 108
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befinden sich außerdem zwei Halter im Scheckkartenformat sowie ein Stifthalter. Neu sind die serienmäßigen Dachablagen für Gegenstände im Format DIN A4, die jeweils bis zu fünf Kilogramm belastbar sind. Weitere Ablagen finden sich beim Crafter im Umfeld der Sitze. Bei Verwendung des Standard-Beifahrersitzes in starrer Ausführung ist seine Truhe ein Staufach. Bei der Doppelsitzbank stehen beide Sitztruhen als geräumige Ablagen zur Verfügung. Darüber hinaus ist beim Doppelsitz das Mittelteil der Rückenlehne des inneren Sitzes klappbar und dient mit zwei integrierten Getränkehaltern und einer Halterung für einen Stift als Tisch oder Schreibplatte. Warndreieck, Warnleuchte und Verbandsmaterial sind in geschlossenen Ablagen unten in den Vordertürverkleidungen untergebracht. Das Bordwerkzeug befindet sich in einem Staufach im Fußraum des Beifahrers unter einer Abdeckplatte.
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Bild 5: Handschuhfach Figure 5: Glove compartment
5 Motoren 5.1 Einleitung und Aufgabenstellung Die bisherigen TDI-Motoren in den leichten Nutzfahrzeugen von Volkswagen haben sich für den Kunden besonders in den Kriterien Verbrauch, Zuverlässigkeit und Lebensdauer ausgezeichnet. Diese Tradition wird durch die Einführung einer neuen Motorgeneration mit dem Erscheinen der dritten Nutzfahrzeuggeneration, dem Crafter, fortgesetzt. Entwicklungsschwerpunkte sind die Erfüllung der EU4- und Euro-4-Abgasnormen unter Berücksichtigung der Betriebsund Wartungskosten und eine Verbesserung der Motorakustik gewesen. Für die neuen TDI-Motoren sind die in Bild 6 aufgelisteten Anforderungen in das Entwicklungslastenheft geschrieben worden. Diese neue Motorengeneration basiert in den geometrischen Grundabmessungen auf dem millionenfach bewährten 2,5-l-Fünfzylinder-Dieselmotor des LT2 und des Transporters T4. Das gesamte Leistungsspektrum von nun 65 kW bis 120 kW wird von einem einheitlichen Grundtriebwerk abgedeckt. Die technischen Daten des Motors sind in Tabelle 2 zusammengefasst.
5.2 Technische Neuheiten des neuen Fünfzylinder-Dieselmotors Der neue Fünfzylinder-Common-Rail-TDIMotor des Crafter, Bild 7, stellt unter Beibehaltung von Bohrungsdurchmesser, Hub und Zylinderabstand eine konsequente Weiterentwicklung des aus dem LT2 bekannten 2,5-l-Fünfzylindermotors mit Verteilereinspritzpumpe dar. Alle Motorkomponenten einschließlich der Bauteile zum Ladungs276
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Bild 6: Anforderungen an das Motorkonzept Figure 6: Requirements to be met by the engine concept
Tabelle 2: Technische Daten Table 2: Technical data
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Bild 7: Der neue Fünfzylinder-Dieselmotor für leichte Nutzfahrzeuge Figure 7: The new 5-cylinder diesel engine for light commercial vehicles
wechsel und zur Abgasreinigung sind neu gestaltet beziehungsweise grundlegend überarbeitet worden. Das Common-Rail-System mit Piezotechnik wird bei einem Volkswagen-Dieselmotor erstmalig eingesetzt. Es trägt erheblich zur Erreichung der Leistungs-, Emissions- und Akustikanforderungen bei. Zum Einsatz kommt ein 1600-bar-System mit Piezoinjektoren (CRS 3.0) von Bosch. Der Piezo-InlineInjektor ermöglicht einerseits eine hochpräzise Einspritzung und andererseits die angestrebte Flexibilität. Alle Komponenten sind so ausgelegt, dass die Lebensdaueranforderungen an ein leichtes Nutzfahrzeug erfüllt werden.
Bild 8: Nebentrieb Figure 8: Auxiliary drive 278
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Alle Leistungsvarianten verfügen über einem leitschaufelgeregelten Abgasturbolader von MEE (Mitsubishi Equipment Europe). Die EU4- und Euro-4-Varianten sind serienmäßig mit einem wartungsfreien Dieselpartikelfilter ausgestattet. Dieses motornahe System mit integriertem Oxidationskatalysator ermöglicht im normalen Fahrbetrieb eine kontinuierliche Rußoxidation, was eine gesteuerte, thermische Regeneration nur nach längeren Teillastfahrten erfordert und den Einsatz eines Additivsystems überflüssig macht. Nockenwelle, Common-Rail-Hochdruckpumpe und Wasserpumpe werden durch einen 26 mm breiten Zahnriemen angetrie-
ben, der durch eine hoch gedämpfte mechanische Spannrolle vorgespannt wird. Den durch die sauggeregelte Hochdruckpumpe implizierten höheren dynamischen Belastungen ist durch Neuentwicklung des Zahnriemens, Verstärkung von Wasserpumpenlagerung und Spannelement sowie Minimierung der freien Trummschwingungen durch Einsatz einer Beruhigungsrolle wirksam begegnet worden. Das Wechselintervall des Zahnriemens ist im Vergleich zum Vorgängermotor um 50 % auf nun 200.000 km gesteigert worden, was zu dem im Nutzfahrzeugsektor wesentlichen Kriterium niedriger Wartungskosten beiträgt. Der sechsrillige Keilrippenriemen wird mit einem hydraulischen Spannsystem unter konstanter Vorspannung gehalten. Der wartungsfreie EPDM-Riemen treibt neben Kühlerlüfter und Lenkhilfepumpe über eine Freilaufscheibe den Generator bis 180 A sowie einen optionalen Klimakompressor an, Bild 8. Wesentliches Augenmerk ist bei der Entwicklung des neuen Crafter-Motors auf eine hohe Variabilität beim Einsatz verschiedener Nebenaggregate gelegt worden. Diesem Einsatz ist, je nach Kundenbedarf, im Nutzfahrzeugmarkt eine besondere Bedeutung zuzumessen. Standardmäßig kann ein weiteres Nebenaggregat verbaut werden. Der auf der in Fahrtrichtung rechten Motorseite angeordnete Kältemittelkompressor, Bild 9, oder wahlweise eine Hydraulikpumpe, wird von einer entkoppelten vierrilligen Riemenscheibe des Schwingungsdämpfers mittels eines flexiblen Keilrippenriemens angetrie-
Bild 9: Optionale Nebentriebe Figure 9: Optional auxiliary drives
ben. Eine Spannrolle ist nicht erforderlich. Darüber hinaus können über einen Getriebeabgriff Leistungen bis zu 28 kW abgenommen werden.
5.3 Motor- und Fahrzeugleistungen 5.3.1 Motorvolllastergebnisse und Verbrauch Mit einer spezifischen Leistung von bis zu 48 kW/l und einem spezifischen Drehmoment von bis zu 140 Nm/l gehört der neue 120-kW-Fünfzylinder-Dieselmotor zur Spitzengruppe bei den leichten Nutzfahrzeugmotoren. Dank der weiterentwickelten Einspritz- und Aufladeverfahren erzielt die neue Motorgeneration ihre erhöhte spezifische Leistung ohne Einbußen an Dynamik
und an Anfahrdrehmoment. Das breite, nutzbare Drehzahlband ist bei einer Nenndrehzahl von 3500/min noch erweitert worden, Bild 10. Durch die umgesetzten Maßnahmen wie Umstellung auf ein leistungsfähiges Common-Rail-System, Weiterentwicklung des Brennverfahrens sowie vollständige Überarbeitung des Luftsystems (EGR-System/ ATL/Saugrohr) ist auch der Verbrauch reduziert worden. Beispielhaft ist die Verbrauchsreduzierung am Vergleich der 120kW-Variante des Crafter mit der 116-kW-Variante des Vorgängers zu erkennen. Der Verbrauch konnte im NEFZ-Zyklus um 0,1 l/100km gesenkt werden, obwohl das Fahrzeug größer geworden ist und jetzt die Emissionsstufe EU4 erfüllt werden, Bild 11.
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5.3.2 Motorakustik Ein wichtiges Entwicklungsziel war die signifikante Verbesserung der Motorakustik. Durch den Einsatz des Common-Rail-Systems und weitreichenden konstruktiven Maßnahmen zur Strukturoptimierung und Versteifung des Motor-Getriebeverbunds ist die Körperschallanregung erheblich reduziert worden. Sowohl im Leerlauf als auch in der Volllast liegt das mechanische Motorgeräusch des ungekapselten Motors deutlich unterhalb der Werte von vergleichbaren NfzDieselmotoren und damit im Streuband von Pkw-Dieselmotoren mit einem Top Cover auf der Ventilhaube, Bild 12.
5.3.3 Wartungsintervalle Der Wartungsaufwand und die Unterhaltskosten der neuen Crafter-Motoren sind erheblich gesenkt worden, Tabelle 3. Der Ölwechsel erfolgt nicht mehr in festen Intervallen von 22.500 km, sondern gemäß der flexiblen Serviceintervallanzeige bis maximal 40.000 km. Der Luftfilter muss nach 80.000 km, der Kraftstofffilter nach 120.000 km gewechselt werden. Bedingt durch den konstruktiv optimierten Steuertrieb und die verbesserte Qualität des Zahnriemens wird eine Zahnriemenlebensdauer von 200.000 km erreicht.
Bild 12: Leerlauf- und Volllastgeräusch Figure 12: Engine noise at idling and full load
6 Akustik 5.3.4 Fahrleistungen und Verbräuche Die Motorprüfstandswerte spiegeln sich in den Fahrleistungen und im Gesamtverbrauch des neuen Crafter wieder. Dank der strömungsgünstigen Karosserie des Crafter erreicht die 120-kW-Variante im NEFZ-Zyklus mit einer langen Achsübersetzung einen Gesamtverbrauch von nur 9,8 l/100 km, Tabelle 4. Der füllige Drehmomentverlauf in Verbindung mit einer verbesserten Motorakustik und der optimalen Abstufung des Sechsgang-Schaltgetriebes ermöglicht eine Elastizität und einen Fahrkomfort, der in dieser Fahrzeugklasse bisher nicht möglich war.
Tabelle 3: Wartungsintervalle Table 3: Service intervals
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Die Akustik war ein wichtiges Entwicklungsziel zur Sicherstellung von Komfort und Qualität. Gerade auf Langstreckenkomfort hat das Innengeräusch einen bedeutenden Einfluss. Ausgehend von dem deutlich verbesserten Motor wird ein im Vergleich zum LT2 verbessertes Dämmungs-/Dämpfungskonzept eingesetzt. Wie bei Pkw üblich wird hier ein Feder-/Massesystem in der Fahrgastzelle an der Stirnwand verwendet. Hierdurch wird die akustische Isolierung der Fahrgastzelle vom Motorraum deutlich verbessert. Konsequent wurden alle Bauteile hinsichtlich ih-
Tabelle 4: Vorläufige Katalogwerte Table 4: Provisional catalogue values
res Beitrags zum Innengeräusch optimiert. Als Ergebnis dieser Maßnahmen liegt das Niveau des Innengeräusches des Crafter (120 kW) im Fahrbetrieb um zirka 5 dB(A) unterhalb dem des LT2 (116 kW). Dies macht sich auch im Artikulationsindex als Maß für die Sprachverständlichkeit bemerkbar, der um zirka 20 % im Vergleich zum LT2 verbessert wurde.
7 Getriebe Die Kraftübertragung im Crafter erfolgt serienmäßig über ein manuelles SechsgangSchaltgetriebe oder für die Motorisierungen mit 80 und 100 kW auch optional über ein
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Bild 13: Außenspiegel mit PDCAnzeige Figure 13: Side mirror with PDC display
– optimaler Drehzahlbereich, dadurch kein unnötiger Kraftstoff-Mehrverbrauch – serienmäßig mit Hillholder ausgestattet (Berganfahrassistent, für manuelles Sechsgang-Schaltgetriebe als Sonderausstattung verfügbar) – geringerer Verschleiß im Vergleich zu einem konventionellem Handschaltgetriebe – preisgünstiger als eine Vollautomatik.
8 Sicherheitskonzept Unter dem Aspekt „Sicherheit serienmäßig“ war die Erhöhung der Fahrzeugsicherheit einer der wichtigsten Schwerpunkte bei der Konzeption des Crafter. Vor allem in den Bereichen Fahrerplatz, Ladung und Fahrwerk konnte die Sicherheit verbessert werden.
8.1 Sicherer Arbeitsplatz
automatisiertes Schaltgetriebe. Der Schalthebel ist griffgünstig im Armaturenbrett angeordnet.
7.1 Manuelles Schaltgetriebe Das manuelle Schaltgetriebe ist als vollsynchronisiertes Sechsgang-Schaltgetriebe mit neuer Getriebebetätigung über Seilzugschaltung konzipiert. Die Mehrfachsynchronisierung in den unteren Gängen und die Synchronisierung des Rückwärtsgangs ermöglichen schnelle und flüssige Gangwechsel. Aufgrund der geringen Getriebespreizung kann der Fahrer den Motor immer in einem optimalen Drehzahlbereich halten.
grad und damit Wirtschaftlichkeit sowie im Anschaffungspreis. Im Fokus der Entwicklung des automatisierten Schaltgetriebes stand vor allem der praxisorientierte Kundennutzen: – Kraftstoffverbrauch niedriger als bei Automatikgetriebe – Nutzlastvorteil im Vergleich zu einem vollautomatischen Getriebe durch Gewichtseinsparung – Sicherheitsgewinn durch Entlastung des Fahrers, insbesondere im Stadt- und Stopand-Go-Verkehr – erhöhter Fahrkomfort durch sanfte Schaltübergänge
7.2 Automatisiertes Schaltgetriebe Volkswagen Nutzfahrzeuge setzt im Crafter optional ein automatisiertes Schaltgetriebe auf Basis eines manuellen/mechanischen Schaltgetriebes ein. Die Betätigung von Kupplung und Schaltung erfolgt durch Aktuatoren, so dass der Fahrer das Fahrzeug im Automatikmodus und manuell betreiben kann. Das automatisierte Schaltgetriebe ist in Schaltgeschwindigkeit und Schaltkomfort speziell an den Crafter angepasst worden und bildet einen hervorragenden Kompromiss zwischen mechanischem Getriebe mit manueller Bedienung und einem herkömmlichen Wandler-Automatikgetriebe. Es kombiniert den hohen Wirkungsgrad eines mechanischen Getriebes mit dem Komfort einer klassischen Vollautomatik, jedoch ohne deren Nachteile in Gewicht, Wirkungs282
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Bild 14: Laderaum des Crafter Figure 14: The load compartment of the Crafter
Der Fahrerarbeitsplatz und damit die passive Sicherheit wurden durch die serienmäßige Ausstattung mit Fahrerairbag, Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer deutlich erhöht. Als Sonderausstattung stehen Beifahrerairbag, Kopf- und Seitenairbags zur Verfügung. Optional kann der Crafter auch mit in Höhe und Neigung verstellbarem Lenkrad, heizbarer Windschutzscheibe, Licht- und Regensensor, Reifendruckkontrollanzeige und Wisch-/ Waschanlage für das Heckfenster ausgerüstet werden. Rangiermanöver unterstützt im Kastenwagen und im Kombi optional eine Parkdistanzkontrolle. Sie ersetzt zwar nicht den vorgeschriebenen Einweiser bei Rückwärtsfahrt, warnt jedoch vor per Ultraschall erfassten Hindernissen vor oder hinter dem Fahrzeug. Für den Frontbereich erhält der Fahrer durch eine Anzeige in der Instrumententafel bei Annäherung abge-
8.2 Gesicherte Ladung Die Maßnahmen zur Ladungssicherung bieten zahlreiche Möglichkeiten zur Fixierung sowie für sicheres Be- und Entladen. Zur Serienausstattung des Kastenwagens zählt eine stabile, vollflächige Trennwand aus Stahl zwischen Fahrerhaus und Laderaum, die mit einem festen oder einem zu öffnenden Fenster ausgestattet werden kann. Kastenwagen, Kombi und Pritsche verfügen je nach Länge über bis zu zwölf klappbare Zurrösen im Boden, die geschlossenen Varianten auch an den B-Säulen. Der Laderraum wird wahlweise mit einem Holzboden mit rutschfestem Belag und flächenbündig in den Boden eingelassenen Zurrschienen geliefert, Bild 14. Weitere Möglichkeiten zur Ladungssicherung stehen optional durch Zurrschienen in Brüstungshöhe an den Seitenwänden sowie Schienen unmittelbar unterhalb des Dachrahmens zur Verfügung. Ein enges Lochraster von 25 mm vereinfacht das Verzurren. Beim Be- und Entladen des Crafter verhindert ein Türfeststeller mit mechanischer Entriegelung ein unbeabsichtigtes Zufallen der Schiebetür und bietet zusätzliche Sicherheit für Fahrer und Ladung.
8.3 Sicherheits-Fahrwerk Basis der hohen aktiven Sicherheit des Crafter ist das komfortable und sichere Fahrwerk. Aufbauend auf der Konstruktion des Vorgängermodells wurde das Fahrwerk vollständig neu ausgelegt. Zu den wichtigsten Verbesserungen zählen die Vergrößerung der Radstände und die Verbreiterung der Spur (vorn + 58 mm, hinten + 70 mm). Das serienmäßige ESP der neuesten Generation enthält eine Beladungserkennung und verbessert damit das Fahrverhalten insbesondere beim Spurwechsel.
Kompetenz im Prüfstandsbau
stufte optische und bei geringer Entfernung zusätzlich akustische Warnhinweise. Diese Warnungen erfolgen bei Rückwärtsfahrt optisch durch Anzeigen in den Außenspiegeln, Bild 13, und zusätzlich akustisch.
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8.3.1 Vorder- und Hinterachse An der Vorderachse mit Einzelradaufhängung und unteren Dreieckslenkern kommt eine nicht radführende Querblattfeder aus Verbundwerkstoff zum Einsatz. Sie spart einerseits im Vergleich zu einer konventionellen Stahlfeder Gewicht, andererseits wird durch die neu konzipierte Abstützung eine Verbesserung der Fahrzeugstabilisierung erreicht. Abhängig von Gewichtsklasse und Aufbau des Crafter erhält die Vorderachse einen verstärkten Stabilisator. Straffere Stoßdämpfer, die mechanische und akustische Entkoppelung des Vorderachsmoduls vom Aufbau mittels eines Hilfsrahmens und eine neue Lagerung der Dreiecksquerlenker führen zu einem verbesserten Fahrverhalten und höherem Abroll- und Geräuschkomfort im Vergleich
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RENK Test System GmbH Gögginger Straße 73 • D-86159 Augsburg Telefon: 0821/5700-408 • Fax: 0821/5700-610 E-Mail:
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ATZ 04|2006 Jahrgang 108
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ENTWICKLUNG
Nutzfahrzeuge
8.3.3 Assistenzsysteme
Bild 15: Mögliche Ansteuerung Kipper durch PSM Figure 15: Possible control of a tipper by PSM
zum Vorgängermodell. Je nach Gewicht und Karosserie oder Aufbau finden an der Hinterachse des Crafter entweder Einblatt-Parabelfedern oder Progressiv-Parabelfedern mit einer oder zwei Hauptlagen und jeweils einer Stützlage Verwendung. Die Ausstattung mit Stabilisator oder einem verstärkten Stabilisator ist ebenfalls modellabhängig. Mitverantwortlich für das untersteuernde Fahrverhalten sowie ausschlaggebend für eine Verringerung des Nachlenkens bei schnellen Spurwechseln sind eine neue hintere Aufhängung der Blattfedern und das mittig gerollte Federauge vorn. Die Stoßdämpfer an der Hinterachse sind weit außen angeordnet und stark aufgerichtet. Je nach Modell finden verstärkte Dämpfer Verwendung. Die neue Anordnung der Dämpfer dient einem verbesserten Wankverhalten.
8.3.2 Lenkung und Bremsen Die Lenkung des Crafter hat eine variable, geschwindigkeitsabhängige Übersetzung. Dies unterstützt den Fahrer beim Rangieren durch Leichtgängigkeit und fördert gleichzeitig ein stabiles Fahrverhalten bei schneller Fahrt auf Fernstraßen durch Rücknahme der Unterstützung. Die Zahl der Lenkradumdrehungen von Anschlag zu Anschlag konnte um eine halbe auf 3,3 Umdrehungen reduziert werden. Je nach Radstand beläuft sich der Wendekreis auf 12,3 bis 15,6 m. Alle Crafter-Varianten sind mit groß dimensionierten 16-Zoll-Scheibenbremsen vorn und hinten ausgerüstet. Besonderes Augenmerk bei der Dimensionierung wurde auf hohe Belastbarkeit und Verschleißfestig284
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keit gelegt. Vorn kommen innenbelüftete Bremsscheiben mit einem Durchmesser von 300 mm zum Einsatz, hinten massive Bremsscheiben mit 298 mm, ab 4,6 t Gesamtgewicht mit 303 mm Durchmesser. Die Stärke der Bremsscheiben wurde zur Erhöhung der Standzeit deutlich vergrößert. Alle Modelle sind vorne mit DoppelkolbenBremssätteln ausgerüstet. Um neben hoher Standfestigkeit auch bei hohen Verzögerungen niedrige Bremspedalkräfte zu gewährleisten, besitzt der Crafter einen 10+10-ZollTandembremskraftverstärker. Darüber hinaus verfügt der Crafter über eine elektronische Bremskraftverteilung und einen Bremsassistenten. Der hydraulische Bremsassistent wertet den Gradienten des vom Fahrer erzeugten Bremsdrucks aus. Bei einer als Panikbremsung erkannten Bremsung ohne ausreichenden Bremsdruck wird dieser mittels der ABS-Rückförderpumpe erhöht und dadurch eine deutliche Bremswegverkürzung erzielt. Als zusätzliche Sicherheitsausstattung erhält sowohl der Crafter Kombi mit Pkw-Zulassung als auch der Kastenwagen serienmäßig eine dritte Bremsleuchte im Portal der Hecktüren. Als Feststellbremse kommt wie beim Vorgänger eine Duo-Servo-Bremse an der Hinterachse zum Einsatz. Durchmesser und Übersetzung der Feststellbremse wurden erhöht und damit die Bremswirkung deutlich verbessert. Als Sonderausstattung steht ein klappbarer Handbremshebel zur Verfügung. Bei Fahrzeugen mit Drehkonsole für den Fahrersitz ist so ein Drehen des Sitzes auch bei angezogener Handbremse möglich.
Die gesamte Modellpalette des Crafter ist mit zahlreichen Sicherheits-Assistenzsystemen ausgestattet. Neben dem Antiblockiersystem (ABS) und der Antriebs-Schlupfregelung (ASR) mit elektronischer Differenzialsperre (EDS) ist besonders das serienmäßige elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) hervorzuheben. Im Crafter arbeitet ein ESP der neuesten Generation mit zusätzlichen Funktionen. Es erkennt unter anderem aus Gaspedalstellung, Beschleunigung, Geschwindigkeit, Bremsdruck und Verzögerung das Gewicht des Fahrzeugs. Aus einem höheren Gewicht schließt die Elektronik auf Beladung und damit einen angehobenen Schwerpunkt des Transporters. Das ESP modifiziert daraufhin die Eingriffsschwellen. Weitere neue Funktionen unterstützen schnelle Ausweichmanöver vor Hindernissen oder stabilisieren das Fahrzeug bei starkem Untersteuern. Der Anfahrassistent (beim automatisierten Schaltgetriebe Serie, beim Schaltgetriebe optional) hält nach Anhalten mit der Betriebsbremse den vom Fahrer eingespeisten Bremsdruck in der Bremse konstant. Das Fahrzeug rollt beim Anfahren nicht sofort weg, so dass der Fahrer Zeit hat, von der Bremse auf das Gaspedal zu wechseln. Des Weiteren werden auch Signale von Handbremse, Längsbeschleunigungsschalter und Rückwärtsgang/Neutralstellungsschalter ausgewertet, so dass der Anfahrassistent nur in sinnvollen Betriebszuständen aktiviert wird.
9 Elektrik/Elektronik 9.1 CAN-Bus-Technologie Basis der vielfältigen Funktionalitäten im Bereich der Elektrik/Elektronik ist die CAN-BusTechnologie mit insgesamt fünf Bus-Systemen: Motor-Bus, Innenraum-Bus, MOST-Bus (Infotainment), optionales Kunden-CAN-Gateway zur Einbindung eines kundeneigenen Aufbauhersteller-Bus sowie Diagnose-Bus.
9.2 Parametrierbares Sondermodul Über den Diagnose-Bus, mit Zugriff auf bis zu 30 Steuergeräte, ist der Crafter umfassend elektronisch diagnosefähig. Aufgrund der CAN-Bus-Technologie und der damit sehr komplexen, vernetzten Elektronik verfügt der Crafter optional über eine neue programmierbare Elektronikschnittstelle: das parametrierbare Sondermodul, kurz PSM. Durch
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das PSM sind einerseits direkte Eingriffe in die Fahrzeugelektronik möglich, andererseits können Fahrzeugsignale in deutlich erweitertem Umfang für die Steuerung von Aufbaukomponenten genutzt werden. Die umfangreichen Möglichkeiten werden anhand eines Beispiels zur Kippermuldensteuerung, Bild 15, erläutert. Zunächst wird geprüft, ob die Kippermulde betätigt werden soll (Schalter ein?). Anschließend wird überprüft, ob der aktuelle Fahrzeugzustand eine Kipperbetätigung zulässt (Motordrehzahl unterhalb eines definierten Grenzwerts? Geschwindigkeit unterhalb 10 km/h?). Nach Feststellung des „i.O.“-Zustands werden die Signale zur Kippersteuerung ausgegeben; gleichzeitig können zusätzliche Sicherheitsfunktionen aktiviert werden (Geschwindigkeitsbeschränkung, Warnton, Warnblinken ein, Radio aus). Jede dieser Bedingungen kann in Abhängigkeit der Erfordernisse des Aufbauherstellers angepasst werden.
9.3 Infotainment und Sonderausstattungen Im Bereich Infotainment werden vier Radiovarianten, davon zwei mit Navigationssystem angeboten. In der Ausstattung RNS 5001 ist das Navigationssystem mit Farbdisplay und Kartendarstellung ausgeführt. Als Sonderausstattung steht, mit Ausnahme der Grundvariante RCD 2001, ein sechsfacher CD-Wechsler zur Verfügung. Zu den weiteren Neuerungen gehören die Freisprecheinrichtungen. Über das optionale Multifunktionslenkrad, serienmäßig in Verbindung mit dem Highline-Kombi-Instrument, können bei den MOST-Bus vernetzten Komponenten die Audiofunktionen Sendersuchlauf, CD-Titel-Auswahl und Lautstärke über die Lenkradtasten des Multifunktionslenkrads bedient sowie Telefonanrufe getätigt beziehungsweise beendet werden. In Bezug auf die Elektrik/Elektronik hervorzuheben sind die optional bestellbaren elektrischen Ausstellfenster hinten und die elektrischen Schiebedächer sowie das Reifendruckkontrollsystem und die Parkdistanzkontrolle (Einparkhilfe).
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Literaturhinweise [1] Bockelmann, W.: Der Verbrennungsmotor im Spannungsfeld zukünftiger Anforderungen. 25. Internationales Wiener Motorensymposium, April 2004 [2] Böhle, J.; Epperlein, T.; Schmidt-Loose, K.: Die Entwicklung des 111-kW-TDI-Motors im VW T4. In: MTZ 60 (1999), Nr. 1 [3] Hadler, J.: Der Dieselmotor im Spannungsfeld zwischen Fahrspaß, Verbrauch, Emissionen und Kosten. Motortechnische Konferenz „Der Antrieb von morgen", Februar 2005, Ingolstadt [4] Hadler, J.; Scher, U.; Dorenkamp, R.: Entwicklungsschwerpunkte zur Darstellung zukünftiger Emissions- und Kraftstoffverbrauchsziele des Pkw-Dieselmotors. Technische Akademie Esslingen, 12.12.2003 [5] Hadler, J.; Paehr, G.; Kracke, A.; Albert, W.: Lebensdauer der VW-Dieselmotoren für leichte Nutzfahrzeuge. In: MTZSonderheft „25 Jahre Dieselmotoren von Volkswagen", Mai 2001
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