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Psychologische Mitteilungen.
Die Natur. wissen~chaften
Farben in bestimmter Anordnung im Gesichtsfeld vorhanden sein. ~ARDOS vermutet nach ~hnlichen Beobachtungen, die Zweiheit der tleize sei nicht nur die mindeste, sondern zugleich die angemessenste und gfinstigste ]3edingung ffir die Bestfiadigkeit der Dingfarben. [,,Duplizit~tstheorie", Z. Psychol. Io8 (I928); xxI (1929) -- Festschr. f. K. B 0 ~ L ~ x929. ] Zur Beurteilung dieser Annahme erinnern wit an die Versuche 13gRZLA~S (S. O.) : wenn eine Helligkeitseeihe, also eine ,,Reizvielheit" sichtbar ist, sind einzelne Farben, die gleichzeitig in abweichender Beleuehtung gesehen werden, deuttich best~ndiger, als wenn nur zwei einzelne verschieden beleuchtete Farben verglichen werden. I n dieselbe Richtung weisen Versuche yon LKA~oN,X [PsychoL Forschg x2 (1929)]. Durch eine ~ffnung in einem Schirm war ein Grau zusammen mit einem ldeinen Teil seiner Umgebung sichtbar, beides in gleicher Beleuchtung. Zu diesem Grau wurde nun ein anderes, frei siehtbares Grau ausgesucht, derart, dab beide gleieh erschienen. Die beiden Grau sahen aber ~ e d e r ungleich aus, sobald zu dem ersten Grau e i n ganz Meines, aber reicher gegliedertes Bildehen gelegt wurde ; die Farben wurden dann bedeutend best~ndiger. Das Grau war fiberhaupt nur in letzterem Falle manchmal vollkommen best~ndig, d. h. trotz der verschiedenen Beleuehtungen sahen zwei Stttcke des gleichen Graupapiers s u c h gleich aus. Die Oberfl~chenfarben seheinen also u m so best~ndiger zu sein, je reieher das Gesichtsfeld ist. Die Bedeutung der Oberfl~ichenfarbe und des Gegenstandserlebnisses fiir die Farbenbest~indigkeit. Auf Grund vieler Erfahrungen hatte K~Tz angenommen, dag die Farbenbest~ndigkeit auf ,,Oberfl~chenfarben" im engsten Sinn beschr~nkt sei. Beobachtungen an einem Hirnverletzten ffihrten zu einer Berichtigung dieser Annahme (G~LB, Psychologische Analysen hirnpathologischer F~lle V, Leipzig 1922). Der Kranke war i m AnschluB an seine Verletznng vorfibergehend v611ig farbenblind und dabei unf~hig, Farben in Oberfl~chenstruktur zu sehen. ]Die verschledenen Teile seines Gesichtsfeldes waren mehr oder weniger weiche und dicke Schichten, die, wie Lochfarben, durchweg senkreeht auf der Blickrichtung erschienen und nieht Ms schwarz und weiB, sondern nut als hell und dunkeI bezeichnet wurden. Wozu er auBerdem frt~her die Ausdrficke schwarz und weifl gebraucht hatte, war dem Kranken ein R~tsel. ]Die Teile seines Gesichtsfeldes besaBen keine best~ndige Form. W'enn man eine Kreisscheibe vor ihm um eine in ihrer Ebene gelegene Achse drehte, sah er sie zur Ellipse schrnmpfen anstatt sich zu drehen. Trotzdem sail er noch Gegens~gnde, nicht blog Flecken. Offenbar im Zusammenhang damit war die Trennung in Beleuehtung nnd Beleuchtetes, also auch die ttelligkeitsbest~ndigkeit, wenigstens in bestimmten FMten erhalten. Beim Betxach~en yon Gegenst~nden, die sieh in versehieden beleuchteten Teilen seines Gesichtsfetdes befanden, verhielt er sich ganz wie ein Gesunder, er
anerkannte die ffir Gesunde gfiltigen I-Ielligkeitsgleichungen. Dagegen konnte er einen Schattenfleck auf einem Gegenstand nicht als solchen sehen, also nicht yon einem gemalten Fleck unterscheiden. G~LB schtieBt aus dem ersten ]3efund: ,,Ist einmM das BewuBtsein da, dab eine Farbe Gegens~andsJarbe ist, so genfigt dies, damit die Erscheinungen der Farbenkonstanz unter den gew~hlten Bedingungen zustande kommen. Auf die spezielle Art der r~umlichen Erscheinungsform k o m m t es dann nicht mehr an." Den zweiten Befund bringt er mit dem anschaulichen Unterschied zwischen einem schwach beleuehteten Raum und einem Schatten im engeren Sinn in Zusammenhang, und ist geneigt zuzugeben, dab zum tetzteren die Wahrnehmung einer straffen Oberfl~che unerl~iBlich sei. Farbenbest~indigkeit und Farbenkontrast. Gegenst~ndlichkeit und Oberfl~chenehaxakter ]6rdern die ]3est~ndigkeit der Farben, sie schwgchen aber den Farbkontrast. Anch sonst sind deren Entstehungsbedingungen, yon einigen Grenzfalten abgesehen, durchaus verschieden [G. E. MOLLgR, Z. Psychol. 93 (I923)]. Trotzdem war wegen gewisser _~hnlichkeiten im Endergebnis frfih die Annahme gemacht worden, es bestehe ein innerer Zusammenhang zwischen Kontrast nnd Farbbest~ndigkeit, oder noch enger: die Farbbest~ndigkeit ber~he auf dem Kontras~. Eine Farbe yon bestimmter JSiehtstgrke bewirkt aber genau denselben Helligkeitskontrast, gteichgfiltig, ob sie als hellbeIeuehtete schwarze Farbe oder als schwachbeleuchtete weiBIiche Farbe ertebt wird (KA~rz, Erseheinungsweisen 4o4fL). NRAVKOV untersuchte kfirzlich denselben Zusammenhang an b~nten Farben [PsychoI. Forschg x2 (1929)]. E r stellte zwei Fl~chen her, die etwa das gleiche Strahlengemisch aussandten. Dabei erschien die eine weiB bzw. blaBgriJnlich (in griiner Beleuchtung), die andere ges~ttigt grfin (in Tageslicht). Die Frage war, ob ihre Kontrastwirkung auf zwei kleine Infelder dem verschiedenen A~ssehen der Fl~chen gem~B verseh~eden, oder der gleichen ]3eschaIfenheit der entsprechenden Netzha~treizungen gem~B gleieh ausfiele. Das letzte war in 78% aller Urteile der Tall, bei 7% negativen und I5% unbestimmten Antworten. Der K o n t r a s t ist demnach such bei bunsen Farben yon den Erscheinnngen der Farbenbestgndigkeit unabhXngig. Umgekehrt ist auch die F a r b e n b e s t ~ d i g k e i t yon KontrastverhMtnissen unabh~ngig. Wenn man objektiv Iarblose Felder, die nur durch Kontrast b u n t gefXrbt sind, starken Beleuchtungs~nderungen aussetzt, sind ausgesprochene Kontrastfarben gegenfiber Nnderungen der Beleuchtung mit groBer Ann~herung ebenso best~ndig wie ,,gew6hnIiche" Farben. [Tm HAACK, Z. Psychol. II2 (1929).] Nach all diesen Beobachtungen sind der Farbenkontrast und die Farbenbest~ndigkeit der Sehdinge nicht aufeinander zuriicMfihrbar. I m besonderen folgt, dab die Farbenbest~ndigkeit in einem zentraleren Gebiet der Sehbahn entspringt als der Kontrast. W. ~IETZG~m
Wissenschaftliche Untersuchungen auf dem Sonnblick und Obir. Der yon der Wiener Akademie der Wissenschaften und der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft zur F6rderung der Wissenschaften in Berlin unterstfitzte SonnbNekverei~ ist in der Lage, wissenschaftliche LTntersuchungen, die auf seinen beiden meteorologischen Observatorien Sonnblick (Salzburg 31o6 m) und Hoebobir (N~rnten 2044 m) ausgeffihrt werden, durch
Transport- und Unterkunftserleichterungen sowie Geldbelhilfen zu f6rdern. ]3ewerbungen mit n~heren Angaben fiber die geplanten Arbeiten, die meteorologischer, astronomischer, physikatischer, geographischer oder physiologischer Natur sein k6nnen, sowie fiber die gewfinschteBeihilfe,sind ehestens,umnoch ffir 193oberficksichtigt werden zu k6nnen, an das Kuratorium des Sonnblick-Vereins Wien X I X , Hohe Warte 38, zu richten. B.
Herausgeber und verantwortlichezSchriffleiter: ~r.¢~r~q.e. ~. DR. ARNOLD BERLINBR, Berlin W 9. Verlag yon Julius Springerin BerlinW 9. -- Druck der SpamerschenBuchdruckerei in Leipzig.