Hochschule Präv Gesundheitsf 2012 · 7:196–202 DOI 10.1007/s11553-012-0338-1 Online publiziert: 7. April 2012 © Springer-Verlag 2012
S. Thees1 · J. Gobel2 · G. Jose3 · R. Bohrhardt3 · T. Esch1, 2, 4 1 Projektbereich Gesunde Hochschule, Hochschule Coburg, Coburg 2 Bereich Integrative Gesundheitsförderung, Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit,
Hochschule Coburg 3 Bereich Soziale Arbeit, Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit, Hochschule Coburg 4 Neuroscience Research Institute (Old Westbury), State University of New York, NY, USA
Die Gesundheit von Studie- renden im Bologna-Prozess Untersuchungen zu Gesundheitsverhalten, Stress und Wohlbefinden zeigen Handlungsbedarf
Hintergrund Die gesundheitliche Situation von Studierenden ist ein bislang eher unberührtes Feld der Gesundheitswissenschaft. Aufgrund der im internationalen Vergleich mangelhaften Datenlage bezüglich des Gesundheitsverhaltens von Studierenden in Deutschland besteht der dringende Bedarf, zunächst die gesundheitliche Situation in dieser Gruppe weiterzuverfolgen und anschließend, basierend auf den Ergebnissen, Maßnahmen zu offerieren. Gerade Studierende sind nicht zuletzt seit der Einführung des Bachelor- und Mastersystems in Deutschland hohen Anforderungen ausgesetzt. Viele klagen über zu volle Stundenpläne, zu viele Prüfungen und zu wenig freie Zeit. Anhand einer Online-Umfrage sowie in einem zweiten Schritt mithilfe des „Gesundheitscafes“, einer qualitativen Erhebungsmethode, soll die Ist-Situation der Studierenden an einer Hochschule repräsentativer abgebildet sowie der Handlungsbedarf bezüglich der Gesundheit dieser Zielgruppe sichtbar gemacht werden. Die Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg kann als eine typische deutsche Hochschule mittlerer Grö-
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ße gelten und wurde für die Untersuchung ausgewählt. Sie besteht aus den folgenden sechs Fakultäten: Angewandte Naturwissenschaften, Design, Elektrotechnik/Informatik, Maschinenbau, Soziale Arbeit und Gesundheit sowie Wirtschaft.
Methodik Alle Studierenden (n=3280) der Hochschule Coburg wurden im Dezember 2007 aufgerufen, sich an einer Online-Befragung zu beteiligen. Das anonymisierte und teilstandardisierte Erhebungsinstrument schloss Fragen zu den Bereichen Wichtigkeit der Gesundheit, Wohlbefinden, Stressempfinden, Gesundheitszustand als auch zu verhaltensspezifischen Bereichen wie Suchtmittelkonsum, Bewegung, Ernährung und Entspannung ein. Teile des Inventars wurden von einer eingesetzten Studiengruppe für die spezifische Hochschulsituation entwickelt (bzw. angepasst) und getestet. Für die Erfassung des Stressempfindens kam die Perceived-Stress-Skala (PSS) nach Sheldon Cohen zum Einsatz [1]. Diese ist ein 10 Fragen umfassendes Erhebungsinstrument zur Selbstbeurteilung, welches das Stressausmaß in Situationen der vergangenen 2 Monate im Leben der Befragten
erfasst. Für die statistische Auswertung wurde das Programm SPSS 18.0 herangezogen. Zusätzlich sollten die quantitativen Ergebnisse und die darin aufgedeckten Problem- und Handlungsfelder im weiteren Verlauf der Untersuchung durch Erhebung qualitativer Daten in Form eines „Gesundheitscafes“ ergänzt werden (2010). Somit entstand, basierend auf der „Worldcafe“-Methode, ein Analyseinstrument, welches darauf abzielt, den Sorgen und Nöten der Studierenden Raum zu geben. Grundgedanke hierbei ist, die Studierenden partizipativ in den gesamten Prozess einzubeziehen. In Zusammenarbeit mit der Studierendenvertretung wurden, basierend auf den Erkenntnissen der Online-Umfrage, Hauptthemen aufgegriffen und Thesen konzipiert, welche den Studierenden als Diskussionsgrundlage während des Gesundheitscafes dienten. Das Hauptaugenmerk bei der Generierung der Thesen lag auf der zielgruppenspezifischen Ansprache (. Tab. 1). Acht Studierende fungierten als Moderatoren („peer interview“) und wurden durch einen externen Coach geschult. Ein spezifisch entwickelter Moderationsleitfaden stand als Unterstützung zur Verfügung. An Thementischen diskutierten
Tab. 1 Thesen des Gesundheitscafes Thema/Erkenntnis der Online-Umfrage (2007)
Abgeleitete These für das Gesundheitscafe (2010)
Vollwerternährung in der Mensa Fast 2/3 der Befragten wünschen sich vollwertige Gerichte in der Mensa Stressempfinden Mehr als 40% der Studierenden beschreiben eine überdurchschnittliche Stressausprägung Suchtmittelkonsum 25% Raucher, fast 45% trinken gelegentlich große Mengen Alkohol Überforderung/Überlastung Jeder zweite Studierende fühlt sich mindestens „etwas“ überfordert Nutzung von Entspannungsverfahren Nur 6% der Studierenden nutzen aktiv Entspannungsverfahren Tab. 2
„Bock auf Currywurst? Geht’s auch lecker UND fettarm?“ „Hast du Zeit? Nee, sorry ich studier‘!“
„Ab wie viel Kaffee bist du glücklich?“
“11 Prüfungen in 3 Wochen! Klar geh‘ ich nebenher noch arbeiten!“ „Aktiv entspannen? Ich schlaf‘ doch regelmäßig 5 Stunden“
Beschwerdehäufigkeita
Beschwerde Kopfschmerzen (n=818) Konzentrationsschwäche (n=816) Bauch- und Magenschmerzen (n=813) Nächtliches Zähneknirschen (n=810) Ohrgeräusche (Tinnitus, n=807) Schlafstörungen (n=816) Rückenbeschwerden (n=818) Verspannungen (n=817) Verdauungsprobleme (n=809)
Immer 14 21 14
Häufig 171 203 101
Manchmal 210 327 171
Selten 317 226 340
Nie 106 39 187
44
64
79
139
484
27 25 62 102 28
48 138 188 262 113
86 188 231 234 159
255 304 222 161 281
391 161 115 58 228
an=erhaltene Antworten – gesamt, Zahlenangaben: Antworthäufigkeiten.
die Moderatoren mit den Studierenden die einzelnen Thesen. Im Nachgang der Veranstaltung erfolgte die Sortierung aller gesammelten Ergebniskarten. Zusätzlich sind die Moderatoren durch eine Hochschulmitarbeiterin anhand eines festgelegten Kriterienkatalogs zu ihren Erkenntnissen aus den Diskussionsrunden im Einzelinterview befragt worden. Die Antworten wurden transkribiert und anschließend analog zu den Ergebniskarten analysiert. Im Anschluss an die Gruppie-
Gesundheit im Allgemeinen Wichtigkeit der Gesundheit
Ihre Gesundheit als „sehr wichtig“ beschreiben 44,7% der Studienteilnehmer (gesamt n=882). Ferner ist für jeden zweiten Studierenden die eigene Gesundheit „wichtig“ (49,9%). Nur 5,5% der Befragten empfinden die eigene Gesundheit als „wenig wichtig“ bzw. „unwichtig“. Tendenziell gewichten Studentinnen ihre Gesundheit höher als Studenten: Von den 762 Antworten, die eine geschlechtsspezifische Auswertung ermöglichten, entfallen 56,8% auf Frauen und 37,5% auf Männer, die ihre Gesundheit als „sehr wichtig“ oder „wichtig“ bewerten.
Wohlbefinden
Tab. 3 Gesundheitsziele Gesundheitsziele Ich möchte mich gesünder ernähren Ich möchte mich mehr bewegen Ich möchte weniger rauchen Ich möchte mit Stress besser umgehen und auch entspannen können Ich möchte mein Gewicht reduzieren Ich möchte weniger Alkohol konsumieren Ich möchte nichts verändern
Coburg zeigt dagegen gleichmäßige Anteile von weiblichen und männlichen Studierenden. Weitere 120 Befragte trafen keine Angaben zu ihrem Geschlecht. Der überwiegende Teil der Befragten ist den Studiengängen mit sozialem Schwerpunkt zuzuordnen, gefolgt von technischen Studiengängen, der Fakultät Design und wirtschaftlichen Studiengängen. Diese Verteilung entsprach in etwa der Gesamtpopulation, in welcher die Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit den größten Anteil verzeichnet.
n 390 565 153 402 340 74 34
% 50,6 73,3 19,8 52,1 44,1 9,6 4,4
rung sind die zentralen Aussagen in Kategorien zusammengefasst worden.
Ergebnisse – quantitativer Teil Der Fragebogen wurde von 883 Studierenden vollständig beantwortet. Demnach lag die Response-Rate bei 27%. Die Studienpopulation bestand zu 50,8% (n=449) aus weiblichen und 35,6% (n=314) aus männlichen Studierenden. Die Verteilung der Gesamtpopulation an der Hochschule
Ihr persönliches Wohlbefinden in den letzten 2 Monaten beschreiben 5,8% der Studienteilnehmer als „sehr gut“, weitere 42,5% als „gut“. 28,4% der Befragten bezeichnen ihr Wohlbefinden als „unbestimmt“. Knapp ein Viertel der Studierenden äußert ein „eher schlechtes“ oder „sehr schlechtes“ Wohlbefinden, wobei keine geschlechtsspezifischen Unterschiede gefunden werden konnten.
Beschwerden
Die . Tab. 2 zeigt einen Überblick zu den Häufigkeiten verschiedener Beschwerden bei den Studierenden.
Gesundheitsziele der nächsten Monate
Individuelle verhaltensspezifische Ziele hinsichtlich des Gesundheitsverhaltens der Befragten sind in . Tab. 3 dargestellt. Prävention und Gesundheitsförderung 3 · 2012
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Zusammenfassung · Abstract
Stress und Überforderung Stressempfinden
Die . Abb. 1 zeigt die Ergebnisse der PSS. Demnach beschreibt fast jeder zweite Studierende eine überdurchschnittliche Stressausprägung. Keine signifikanten geschlechtsspezifischen Unterschiede konnten festgestellt werden.
Überforderung
Nahezu jeder zweite Studierende fühlt sich mindestens „etwas überfordert“. Ein weiteres Drittel beschreibt keine momentane, aber vielleicht baldige Überforderung. Nur 18,3% äußern keine Überforderung durch ihr Studium oder andere Lebensumstände. Tendenziell fühlen sich Studentinnen etwas mehr überfordert als Studenten. . Tab. 4 veranschaulicht die Gründe für Überforderung bei den Studienteilnehmern.
Das BERN-Konzept Individuelles Verhalten (inklusive kognitiver „Muster“ und Suchtverhalten), Bewegung, Entspannung und Ernährung sind wichtige Bereiche, um die Gesundheit von Personen zu verstehen und zu beschreiben [2, 3] Diese vier Säulen sind zugleich Kerninhalte des sogenannten BERN-Konzepts des Stressmanagement, welches Bereiche eines integrativen und multimodalen Stressmanagementprogramms aufzeigt [4, 5]. Um die Belange der Studienpopulation besser zu verstehen und um diese in einer darauf folgenden Periode mit Maßnahmen der Gesundheitsförderung im Setting Hochschule explizit aufzugreifen, wurde der Status der Studierenden in den genannten Bereichen erfasst. Dieses Konzept basiert auf anerkannten Methoden zur Bewertung von Gesundheit und angewandten Gesundheitsinterventionen, welche Bestandteil von Strategien der sog. Mind-Body-Medizin sind, wie zum Beispiel die „Mind-BodyMedical Stress Reduction“ (MBMSR).
Verhalten: Substanzkonsum Alkoholkonsum. Aus den 774 erhaltenen auswertbaren Antworten ist ersicht-
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Präv Gesundheitsf 2012 · 7:196–202 DOI 10.1007/s11553-012-0338-1 © Springer-Verlag 2012 S. Thees · J. Gobel · G. Jose · R. Bohrhardt · T. Esch
Die Gesundheit von Studierenden im Bologna-Prozess. Untersuchungen zu Gesundheitsverhalten, Stress und Wohlbefinden zeigen Handlungsbedarf Zusammenfassung Hintergrund. Die gesundheitliche Situation von Studierenden ist ein bislang eher unberührtes Feld der Gesundheitswissenschaft. Aufgrund der im internationalen Vergleich mangelhaften Datenlage bezüglich des Gesundheitsverhaltens von Studierenden in Deutschland besteht der dringende Bedarf, die Belange dieser Zielgruppe abzubilden und Schlussfolgerungen für Gesundheitsförderung im Setting Hochschule zu ziehen. Ziel. Das Gesundheitsverhalten und der Gesundheitsstatus von Studierenden an der Hochschule Coburg werden abgebildet, um basierend auf den Ergebnissen zielgerichtete Maßnahmen abzuleiten, die zukünftig in den Hochschulalltag integriert werden können. Dieses Vorgehen kann auf vergleichbare Hochschulen übertragen werden. Ergebnisse. Nahezu 85% der Studierenden beschreiben ihre Gesundheit mindestens als wichtig, Studentinnen nehmen tendenziell eine höhere Gewichtung vor; weniger als 50% der Befragten deklarieren ihr Wohlbefinden als „gut“ oder „sehr gut“. Mehr als 90% der Studierenden äußern klare Ziele hinsichtlich ihres Gesundheitsverhaltens. Nahe-
zu jeder zweite Studierende beschreibt eine überdurchschnittliche Stressausprägung sowie Gefühle der Überforderung, die überwiegend durch Folgen der Studienorganisation bedingt sind. Mit dem Studium geht teilweise ein erhöhter Konsum legaler Suchtmittel einher. Nur 5% der Studierenden nutzen regelmäßig Entspannungsverfahren; jeder Vierte ist an Entspannungstechniken interessiert. Die Hälfte der Studierenden nutzt Ausdauersportarten. Der überwiegende Prozentsatz der Studienpopulation beschreibt Interesse an eine Vollwertverpflegung in der Mensa, wobei das Bewusstsein für eine achtsame Nahrungsaufnahme oft fehlt. Schlussfolgerung. Unsere Ergebnisse zeigen einen Mangel an wirksamen Strategien zur Stressbewältigung auf. Die Notwendigkeit, gesundheitsförderliche Maßnahmen strukturiert und nachhaltig in die Hochschullandschaft zu integrieren, wird deutlich. Schlüsselwörter Stress · Studierende · Gesundheit · Stressmanagement · Bologna-Prozess
Students’ health in the Bologna Process. Studies on health behavior, stress, and well-being show a need for action Abstract Background. In comparison with different countries, there is a sporadic database in Germany which reflects the health status of students. According to this, the needs of the target group have to be mapped and conclusions for health promotion in the university setting have to be drawn. Aims. Initially, the health-related behavior and the health status of the students of the Coburg University of Applied Sciences were evaluated. Based on these results, specific measures that can be integrated into the daily routine of the university are recommended. These procedures can be transferred to comparable universities. Results. About 85% of the students describe their health as important. Female students tend to evaluate their health higher. Less than 50% of the respondents declare their well-being as“good” or“very good.” More than 90% of the students express aims concerning their personal health behavior. Almost one in two students describe an above
average stress dimension as well as feelings of strain, which are mainly caused by the consequences of organizing their studies. Studying is partly accompanied by a higher consumption of legal drugs. Only 5% of the students use relaxation techniques for decreasing stress regularly. However, one in four students show an interest in methods aimed at relaxation. Half of the students participate in endurance sports. Conclusion. The majority of the respondents describe an interest in a whole food diet, although awareness of healthy eating is missing. The results show a lack of efficient stress management. Structured and sustainable integrated health promotion initiatives within the university environment are strongly recommended. Keywords Stress · Students · Health · Stress management · Bologna Process
Tab. 4 Gründe für Überforderung Gründe für Überforderung Die Studienanforderungen sind zu hoch Ich bekomme meinen Studienalltag nicht erfolgreich organisiert Neben dem Studium habe ich noch einen Teilzeitjob Neben dem Studium habe ich noch einen Vollzeitjob Neben dem Studium habe ich noch meine Kinder und/oder pflegebedürftige Angehörige zu betreuen Das tägliche Pendeln von außerhalb Coburgs macht mir zu schaffen Mich belasten Konflikte in meiner Familie Ich habe finanzielle Sorgen Ich leide unter einer bzw. mehreren chronischen Krankheiten
n 108 182 120 9 30
% 25,1 42,2 27,8 2,1 7,0
69 116 165 62
16,0 26,9 38,3 14,4
Tab. 5 Beteiligung an den Themen des Gesundheitscafes Themen Vollwerternährung in der Mensa Stressempfinden Suchtmittelkonsum Überlastung/Überforderung Nutzung von Entspannungsverfahren
lich, dass jeder zweite Studierende gelegentlich Alkohol trinkt, ohne sich dabei zu betrinken. Weitere 44,1% der Umfrageteilnehmer nehmen gelegentlich große Mengen Alkohol zu sich. Jeder zehnte Befragte verzehrt keinen Alkohol. Nikotinkonsum. Zu ihrem Rauchverhalten machten 774 Studierende Angaben. Laut Selbstauskunft sind ein Viertel der Befragten tägliche Raucher. 17,1% der Befragten gaben an, gelegentlich zu rauchen. Weitere 14,7% haben aufgehört zu rauchen. Als Nichtraucher bezeichnen sich 43,9% der Studierenden. Nikotinkonsum der täglich Rauchenden. Mehr als 50% der Befragten (n=178) rauchen bis zu 10 Zigaretten/Tag; weitere 42,2% haben eine tägliche Nikotinkonsumrate von bis zu 20 Zigaretten/Tag; 5,6% der täglich Rauchenden konsumieren >20 Zigaretten/Tag. Die Frage, ob täglich Rauchende und Gelegenheitsrauchende daran interessiert sind, das Rauchen aufzugeben, wurde von >60% bejaht.
Bewegung Es lagen 752 gültige Antworten zum Bewegungsausmaß der Studierenden bezüglich Ausdauersportarten wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen vor. Es zeigt sich,
Beteiligung 37 34 23 23 33
Abgegebene Karten 129 80 74 57 131
dass 47,1% der Studierenden keinen Ausdauersport betreiben. Rund ein Viertel ist bis zu 1 h wöchentlich körperlich in diesem Bereich aktiv. Lediglich 16,3% erreichen die Empfehlung von 2,5 h moderater Ausdauerbelastung pro Woche, weitere 11,2% übertreffen das empfohlene Bewegungsausmaß. „Spaß haben“ ist für mehr als ein Drittel der Studierenden das wichtigste Motiv beim Sport, gefolgt von „Ablenkung vom Alltag“ und „Gesundheit verbessern“. Andere Faktoren wie „Leistungssteigerung“, „Gewichtsreduktion“ und „ Kontakt zu anderen haben“ scheinen von geringerer Wichtigkeit für die Befragten.
Entspannung
5,7% der Umfrageteilnehmer gaben an, täglich oder regelmäßig wöchentlich Entspannungstechniken wie Yoga, Qi Gong oder Autogenes Training zu gebrauchen. Ein weiteres Viertel beschreibt eine mehrmals monatliche oder seltene Anwendungsrate. Die Mehrheit der Befragten, nahezu 70%, nutzt bzw. baut keine Entspannungsmethoden in ihren Tagesablauf ein.
Ernährung
Die Frage, ob die Studierenden an einer Verpflegung mit Vollwertgerichten interessiert sind, wurde in fast zwei Drittel der hierzu erhaltenen 799 Antworten bejaht.
Dabei konnte ein signifikanter Unterschied festgestellt werden: Mehr Studentinnen als Studenten wünschen sich eine Verpflegung mit Vollwertgerichten. „Sich für eine Mahlzeit Zeit nehmen“ scheint für 46,7% der Studierenden im Sinne der Achtsamkeit während der Nahrungsaufnahme von Bedeutung. Andererseits gaben fast zwei Drittel der Umfrageteilnehmer an, dass sie sich während des Essens oft mit anderen Dingen beschäftigen. Weiterhin „kreisen die Gedanken“ bei mehr als jedem zweiten Studierenden um noch zu Erledigendes. Unterbrechungen beim Essen spielen dagegen eine untergeordnete Rolle.
Ergebnisse – qualitativer Teil (Gesundheitscafe) Das Gesundheitscafe bildet einen Querschnitt ab. Da es keine Vergleichsgruppe gibt, wird ausschließlich der Status der beteiligten Studierenden zu den Hauptthemen festgehalten. Die Grundgesamtheit lag bei 176 aussagenden Studierenden. Die Teilnahme an den jeweiligen Themen im Gesundheitscafe zeigt . Tab. 5.
Vollwerternährung in der Mensa Der Großteil der Studierenden empfindet das Speiseangebot der Mensa als ungesund. Auf Nachfragen, was zu dieser Einschätzung führt, wurden Adjektive wie „verkocht“, „versalzen“, und „fettig“ genannt. Es wurde mehrmals bemängelt, dass zu wenig frische Lebensmittel verwendet werden. Interesse an einer gesunden Ernährung scheint weitläufig vorhanden zu sein. Dies ist zum einen an der starken Kritik an der momentanen Mensa-Verpflegung zu erkennen, zum anderen aber auch an den positiven Äußerungen bezüglich des Salatbuffets sowie dem mehrfach geäußerten Wunsch nach gesünderem Essen in der Mensa. Gleichzeitig wären Studierende bereit, einen höheren Preis für eine gesündere Mensaverpflegung zu zahlen.
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Hochschule Perceived Stress-Skala 60.00% 50.00% 40.00% 30.00% 20.00% 10.00% 0.00%
unterdurchschnittliche durchschnittliche überdurchschnittliche Stressausprägung Stressausprägung Stressausprägung
Stressempfinden Bei dem Thema Stress weichen die Meinungen der Studierenden z. T. voneinander ab. Was die einen als „stressig“ bezeichnen, empfinden andere als „normal“. Außerdem besteht, laut der meisten Studierenden, auch kein konstantes Stresslevel. In Prüfungsphasen beispielsweise fühlen sich die Studierenden mehr gestresst, die Wochen zu Semesterbeginn bringen weniger stressende Faktoren mit sich. Für viele sind die Folgen der Studienorganisation ursächlich für Stress. Konkret geben die Studierenden der Umstellung auf das Bachelor-/Mastersystem die Schuld. Volle Stundenpläne und gedrängte Prüfungspläne, Zusatzaufgaben, hohe Ansprüche und wenig Zeit sorgen bei den Studierenden für ein erhöhtes Stressempfinden. Allerdings gibt es auch diesbezüglich individuelle Unterschiede in Bezug auf die vermeintlichen Ursachen. Einige räumten ein, entweder selbst ein mangelhaftes Zeitmanagement und fehlende Disziplin zu haben oder aber dies bei Kommilitonen zu beobachten. Daher wurde der Wunsch nach Stress- beziehungsweise Zeitmanagementkursen geäußert. Das Empfinden von Stress ist also sowohl von individuellen (→Verhalten) als auch von organisatorischen Faktoren (→Verhältnisse) abhängig.
Suchtmittel Suchtmittel sind bei Studierenden ein nicht zu vernachlässigendes Thema. Das Studium geht, so die verbreitete Meinung der Studierenden, mit einem erhöhten Konsum von Suchtmitteln einher. Bei der Wahl der Suchtmittel ist ein Unterschied
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Abb. 1 9 PSS
zwischen den verschiedenen Studiengängen zu erkennen. Jeder Studiengang hat seine „Hauptdroge“, wobei hauptsächlich legale Drogen konsumiert werden. Als eine Ursache für den erhöhten Konsum im Studium wird Stress genannt. In Zeiten des Studiums, die arbeitsintensiver sind, sei auch der Konsum von Suchtmitteln erhöht, v. a. von Nikotin. Aber auch eine gesellschaftliche Komponente bezüglich des Suchtmittelkonsums ist nicht zu vernachlässigen. Mit Beginn der Studienzeit steigt auch die Zahl der Partybesuche, bei denen offenbar generell mehr Suchtmittel konsumiert werden. Angebote der Hochschule, wie Raucherentwöhnungskurse, werden allerdings mehrheitlich abgelehnt. Die Entscheidung zum Konsum sei eine private Angelegenheit. Eher sollte, laut der Studierenden, der Stress als Ursache des Konsums bekämpft werden. Im Zuge dessen wurde häufig der Wunsch nach räumlichen Entspannungs- und Rückzugsmöglichkeiten, aber vereinzelt auch nach konkreten Entspannungsangeboten, geäußert.
Überlastung/Überforderung Ähnlich wie bei den Bereichen Stressempfinden und Suchtmittel sind auch bei dem Thema Überlastung/Überforderung Unterschiede ersichtlich, v. a. studiengangspezifische Differenzen. Es war verbreitet die Rede von einem unterschiedlichen „Workload“, den die verschiedenen Studiengänge mit sich bringen. Als Hauptursache für Überforderung wurde der Mangel an Zeit genannt. Hierbei stellt v. a. der kurze Prüfungszeitraum und konkret die wenige Zeit zwischen Vorlesungsende und Prüfungszeitbeginn ein Prob-
lem für viele dar. Diese Situation bringt mit sich, dass sich die Studierenden mehr freie Zeit und eine flexiblere Gestaltung der Stundenpläne wünschen. Beispielsweise wäre die Einführung einer Woche zur Prüfungsvorbereitung, laut der Studierenden, eine einfache, aber effiziente Maßnahme der Entzerrung. Die Hauptursache für das Gefühl der Überforderung bei Studierenden stellen nach deren Aussagen organisatorische Faktoren dar.
Nutzung von Entspannungsverfahren Zu dem Thema Entspannung generell haben nur vereinzelt Studierende, v. a. aus dem Fachbereich Soziales/Gesundheit, einen Bezug. Um Entspannung herbei zu führen wird auf Maßnahmen wie Sport, Lesen oder Fernsehen zurückgegriffen. Einige Studierende kennen zwar Entspannungsverfahren, aber die wenigsten haben bereits aktiv eine Technik ausprobiert. Für viele hat sportliche Betätigung eine entspannende Wirkung. Daher wurde auch vermehrt der Wunsch nach einem Ausbau des Sportangebots an der Hochschule geäußert. In Bezug auf das eigentliche Thema Entspannungsverfahren unterscheiden sich die Vorstellungen hinsichtlich der Art des Verfahrens. Als Beispiele wurden hier Yoga oder Tai Chi als eher aktive Verfahren und überwiegend passive Entspannungsmethoden wie Traumreisen genannt.
Diskussion Diese Arbeit beschreibt in qualitativer und quantitativer Form den subjektiven Gesundheitsstatus und das Gesundheitsverhalten von Studierenden an einer deutschen Hochschule, welche vom BolognaProzess und demnach maßgeblich von der Umstellung auf Bachelor- und Masterabschlüsse betroffen ist. Unsere Ergebnisse können, innerhalb der dargestellten Grenzen, die Situation an vergleichbaren Hochschuleinrichtungen durchaus repräsentieren, wobei eine Repräsentativität in Bezug auf die Geschlechterverteilung nur bedingt gegeben ist – im quantitativen Teil sind männliche Studierende moderat unterrepräsen-
tiert (Verhältnis weiblicher zu männlichen Studierenden in der StudierendenGesamtpopulation ca. 50:50, in unserer Studienpopulation dagegen ca. 51:36:13, wobei die letzte Zahl den Anteil derjenigen anzeigt, bei denen in unserem Kollektiv keine eindeutige Geschlechtszuordnung aufgrund fehlender Angaben möglich war). Allerdings zeigten die Auswertungen auch, dass für die meisten der erfassten Items bzw. untersuchten Aspekte kein Geschlechterunterschied bestand. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Gesundheit im Allgemeinen bei der Mehrheit der Studienpopulation einen hohen Stellenwert hat. Dagegen zeigt die Selbsteinschätzung, dass nur jeder zweite Studierende sein Wohlbefinden als gut oder sehr gut bezeichnet. Eine deutsche Studie aus dem Jahr 2007 kommt zu anderen Ergebnissen: Hier klassifizieren 88% der befragten Studierenden ihren Gesundheitsstatus mindestens als gut [6]. Vergleicht man demnach die Gewichtung der Gesundheit und die Einschätzungen des persönlichen Wohlbefindens Coburger Studierender, so zeigen sich an diesem Punkt Abweichungen. Ein Grund hierfür könnte der Zeitpunkt der quantitativen Befragung sein, da dieser wenige Wochen vor Beginn des Prüfungszeitraumes lag. Weiterhin zeigt die oben angeführte Studie ähnliche Resultate bezüglich Verspannungen, Konzentrationsschwäche, Rücken- und Kopfschmerzen als die am häufigsten genannten Beschwerden. Diese sind typische sog. Stresswarnsignale und demnach unmittelbar mit dem Stressphänomen in Verbindung zu setzen [7]. Die Ergebnisse der PSS zeigen überdurchschnittliche Werte bei fast 50% der Studienpopulation bezüglich der subjektiven Stressausprägung. Im Vergleich dazu kommt eine Untersuchung von Gangl [8] aus dem Jahr 2009 zu dem Resultat, dass sich 30% der 14- bis 29-Jährigen in Deutschland immer oder häufig gestresst fühlen. Ein erhöhtes Stressausmaß steht auch mit dem Gefühl der Überforderung im Zusammenhang. Dies spiegelt sich auch in unseren Resultaten wider: Die Hälfte der Studierenden beschreibt Gefühle der Überforderung. Stress und auch Überlastung/Überforderung empfinden die Studierenden v. a. durch Folgen der Studienorganisation, wie volle Stunden-
und Prüfungspläne, viele Zusatzaufgaben und hohe Ansprüche. In Kombination mit dem auch daraus resultierenden Zeitmangel entsteht bei den Studierenden, v. a. in der Prüfungszeit, ein Gefühl von Stress. Dem könnte zum einen durch die Schaffung von mehr Freiräumen und zum anderen durch ein verbessertes Zeit- sowie professionelles Stressmanagement entgegengetreten werden [2]. Stress scheint demnach einen hohen Einfluss auf die Gesundheit bzw. das Wohlbefinden von Studierenden zu haben. Wichtig – und eine besondere Herausforderung – im Studienalltag ist aber auch, dass die Stressbelastungen sehr unterschiedlich dosiert, fluktuierend und in individuell unterschiedlicher Ausprägung auftreten (Semesterferien, Semesterverlauf, Prüfungszeiten, Leistungsniveaus etc.). Weiter vermag sich das Stressphänomen auch auf das Ernährungsverhalten auszuwirken. Einerseits geben die Befragten an, sich eine Verpflegung mit Vollwertgerichten als Ernährungsform zu wünschen. Dabei wird der Bereich der Ernährung wesentlich durch das Angebot in der Mensa bestimmt. Dieses ist, nach Meinung der Studierenden, ungesund und sollte daher unter Berücksichtigung der Kriterien frischer Lebensmittel sowie weniger (tierischem) Fett umgestaltet werden, beispielsweise durch die Einführung gesünderer „Dauergerichte“ (Dauerangebote). Andererseits jedoch wird an sich wenig Wert auf Achtsamkeit während der Nahrungsaufnahme gelegt. Eine konkrete und vertiefende Untersuchung zur Verpflegungssituation anhand eines extern validierten Fragebogens ergab in 2011, dass ein Großteil der Studierenden an der Hochschule Coburg Interesse an der Kennzeichnung der eingesetzten Lebensmittel hinsichtlich Herkunft und Nährstoffen hat. Weiterhin zeigte sich hier, dass knapp 60% der Studierenden bereit wären, mindestens 20% mehr Kosten für eine gesundheitsfördernde Verpflegungslinie zu entrichten [9]. Achtsamkeit als die bewusste und nicht-wertende Wahrnehmung der Aufmerksamkeit scheint der Gesundheit förderlich [10]. Aufgrund dieser Tatsache bildet das Prinzip der Achtsamkeit, welches eine oft angewandte und hilfreiche Strategie im Stressmanagement
oder MBMSR darstellt, einen guten Ausgangspunkt für Interventionen im Setting Hochschule [11]. Ferner wendet nur eine Minderheit der befragten Studierenden regelmäßig Entspannungstechniken an, wenngleich der überwiegende Teil Interesse hat, entsprechende, die physiologische Entspannungsantwort auslösende, Methoden zu erlernen [12]. Die geringe Zahl Studierender, die schon einmal aktiv ein Entspannungsverfahren ausprobiert haben, zeigt, dass es an wirksamen Strategien zur Stressbewältigung fehlt. Dem Wunsch nach räumlichen Rückzugs- und Entspannungsmöglichkeiten sowie dem Ausbau des Sportangebots sollte zukünftig vermehrt nachgegangen werden. Gleichzeitig beschreiben die Umfrageteilnehmer, neben dem Wunsch nach einem verbesserten Ernährungs- und Bewegungsverhalten, auch den besseren Umgang mit Stress bzw. Entspannung als wichtige Zielgrößen für ihre Gesundheit. Rund ein Viertel der Befragten bezeichneten sich als Raucher. Im Vergleich dazu gaben 33,7% der männlichen und 28,5% der weiblichen Befragten in der KIGGS-Studie an [13], täglich Nikotin zu konsumieren. Weitere Resultate aus dem Jahr 2008 zeigen, dass 27% der deutschen Normalbevölkerung ≥15 Jahren täglich und weitere 6% gelegentlich rauchen [14]. Dabei kamen wir zu dem Ergebnis, dass mehr als die Hälfte der Rauchenden bis zu 10 Zigaretten und weitere 42,2% bis zu 20 Zigaretten täglich rauchen. In der KIGGS-Studie konnten 23,6% der männlichen und 17,5% der weiblichen Jugendlichen als starke Raucher (≥10 Zigaretten täglich) sowie weitere 4,6% der männlichen und 3,3% der weiblichen Raucher als sehr starke Raucher (≥20 Zigaretten täglich) eingestuft werden [13]. Der mit dem Studium offensichtlich einhergehende erhöhte Konsum von Suchtmitteln wirkt sich ebenfalls auf die gesundheitliche Situation der Studierenden aus. Da dieser, laut der Studierenden, ein häufig genutztes Ventil ist, um dem eigentlichen Problem des Stresses entgegenzuwirken, wird nochmals die Notwendigkeit eines Stressmanagementangebots deutlich. In unserer Betrachtung können die dargelegten Ergebnisse mit dem TransPrävention und Gesundheitsförderung 3 · 2012
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Hochschule theoretischen Modell, einer Theorie zum Gesundheitsverhalten, welches eine Verhaltensänderung als das Durchlaufen von zeitlich und inhaltlich aufeinander aufbauenden Stufen beschreibt, verglichen werden [15]. Es werden die Stufen Absichtslosigkeit, Absichtsbildung, Vorbereitung, Handlung und Aufrechterhaltung unterschieden. Demnach haben Studierende an der Hochschule Coburg generell ein hohes Bewusstsein bezüglich des eigenen Gesundheitsverhaltens und haben gleichzeitig für sich Bereiche definiert, die einer Verbesserung bedürfen. Man würde den Großteil der Studierenden im Rahmen der Modelldiskussion den Phasen „Absichtsbildung“ oder bereits „Handlung“ zuordnen. Folglich ist es hier Aufgabe der Hochschule als Setting, die Studierenden auf dem Weg zu einem verbesserten Gesundheitsverhalten im Sinne des Transtheoretischen Modells zu unterstützen, indem entsprechende Angebote, beispielsweise Zeitmanagementkurse oder Schulungen zum Ernährungsverhalten, offeriert werden. Im Zeitraum des Gesundheitscafes für Studierende wurden parallel auch die Hochschulbeschäftigten quantitativ mithilfe des sogenannten Impuls-Tests befragt. Ziel war auch hier eine vertiefte Einsicht in die ebenfalls 2007 in einer parallelen Befragung aufgedeckten Handlungs- und Problemfelder (betriebliches Gesundheitsmanagement). Handlungsbedarf zeigte sich bei dieser Erhebung in den Bereichen „Entwicklungsmöglichkeiten“ und „Arbeit mengenmäßig“. Das bedeutet, dass insbesondere die hohe Arbeitsbelastung und -dichte sowie subjektiv eingeschränkte Entwicklungsmöglichkeiten ein Problem darstellen. Diese Situation gilt generell als risikobehaftet und stressbzw. krankheitsförderlich [16]. Die hier eruierten Mängel könnten auch direkte oder indirekte Rückwirkungen auf die Studierenden und damit deren Gesundheit und Wohlbefinden haben: Unzufriedene Dozenten oder Hochschulangehörige könnten u. U. Motivations- und Wertschätzungseinbußen auf Seiten der Studierenden bedingen [17].
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Fazit für die Praxis
Literatur
Die in den Umfragen gesammelten Erkenntnisse bildeten den Ausgangspunkt für die Hochschule Coburg, die identifizierten Problemfelder aufzugreifen. Als spezifische Konsequenz der Ergebnisse sind im Anschluss erste gesundheitsförderliche Maßnahmen initiiert worden, die dann im Jahr 2010 in ein strukturiertes und prozessorientiertes Vorgehen übergingen. Mit dem extern begleiteten Projekt „Gesunde Hochschule“, welches auf eine Dauer von 2 Jahren angelegt ist, startete ein Zyklus im Sinne des klassischen Projektmanagementansatzes, das auf die Verstetigung gesundheitsgerechter Strukturen im Setting Hochschule abzielt (betriebliches Gesundheitsmanagement). Ferner wurden aus den Ergebnissen der Online-Umfrage und des Gesundheitscafes in einem weiteren Schritt konkrete Maßnahmen abgeleitet, so unter anderem das Aufgreifen der Thematiken Stressmanagement und Entspannung für die Studierenden der Hochschule Coburg. Darüber hinaus wurde auf Grundlage der Resultate eine Interventionsstudie initiiert (2010/2011), die die Effekte von Stressmanagement (BERN-Konzept, MBMSR) in der Studierendenpopulation mit Hilfe eines randomisierten und kontrollierten Studiendesigns untersucht. Gesamt betrachtet kann das Projekt „Gesunde Hochschule“ jedoch nur unterstützend wirken, da es auf die problematischen Rahmenbedingungen, wie sie im Zuge des Bologna-Prozesses zu beachten sind, nur begrenzt Einfluss nehmen kann.
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