Originalien Ophthalmologe 2013 · 110:239–246 DOI 10.1007/s00347-012-2653-5 Online publiziert: 18. März 2013 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013
A. Hassenstein · F. Scholz · G. Richard Universitäts-Augenklinik Hamburg Eppendorf
Die neue OCT-Generation lässt tiefer blicken Darstellung der Aderhaut mit dem Cirrus-OCT
Die Darstellung der Aderhaut erfolgt invasiv mit der Indozyaningrünangiographie (ICG). Die Entwicklung von höher auflösender OCT (optische Kohärenztomographie) und tieferer Eindringtiefe durch eine längere Wellenlänge ermöglicht die Darstellung von Strukturen unterhalb des RPE (retinales Pigmentepithel). Zusammen mit einer topographischen Z-Achsen-Darstellung soll versucht werden, eine Aderhauttopografie im OCT abzubilden.
Hintergrund Die Darstellung der Aderhaut erfolgt bislang mit der ICG. Gerade für Aderhautpathologien wie die chorioidale polypoide Vaskulopathie (CVP) und chorioretinale Anastomosen bei der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) ist die ICG zur Diagnostik sehr gut geeignet. Nachteile der ICG sind die invasive, zeitintensive Methode und potenziell allergische Reaktionen. Als die nichtinvasive OCT 1996 eingeführt wurde, gelang zunächst die retinale Darstellung mit zunehmend höherer Auflösung (derzeit bis zu 3,5 µm; [1– 4]). Die Aderhaut konnte in hoher verwertbarer Auflösung bisher noch gar nicht abgebildet werden. Mit immer besserer Auflösung im Laufe der Jahre war in der 3. Generation (Stratus) überhaupt die Aderhaut als „Hintergrundrauschen“ zu erkennen. Details aus der Aderhaut wie einzelne Gefäße waren nicht zu differenzieren (. Abb. 1a). Erst die Einführung der Spectral-Domain-Generation (4. OCT-Generation, z. B. Cirrus, Carl Zeiss Meditec u. a.)
führte zu einer erneuten Verbesserung der axialen Auflösung auf nun 3,5–5 µm und einer höheren Schnelligkeit und Anzahl der A-Scan-Erfassung. Hinzu kommt die Verwendung einer höheren Wellenlänge von anfangs 820 nm (OCT 1–3) auf jetzt 840 nm mit dem Cirrus-OCT 4. Mit der längeren Wellenlänge können tiefer gelegene Strukturen wie größere Aderhautgefäße besser erreicht werden (. Abb. 1b). Das Spectralis-OCT (Heidelberg Engineering) verwendet eine noch längere Wellenlänge von 870 nm. Diese Entwicklung führte zu dem Versuch, mit dem OCT die Aderhautgefäße darzustellen und bei Erfolg mit der ICGAngiographie zu korrelieren. Kann man möglicherweise mit den neueren OCT die Aderhaut so darstellen, dass man auf die ICG verzichten kann?
Material und Methode Verwendet wurde das Spectral-DomainCirrus-OCT (Software Version 3.0) 2007 der Firma Carl Zeiss Meditec. Die ICGAngiographien wurden mit dem Heidelberg-Retina-Angiographen II durchgeführt. Die Integration der Cirrus-OCTDaten und der ICG-Bilder wurde mit der Eye-Viewer-Software von Herr Frank Scholz, Datamedical Consulting Hamburg, durchgeführt. Beim C-OCT wurde als Scanprogramm der Macular Cube mit 512×128 Scans gewählt. Dieser Cube hatte die höhere Auflösung trotz geringerer horizontaler Scananzahl im 6-mmCube gegenüber dem 200×200-Scan. Im 200×200-Cube erreichte man eine Gesamtzahl von 40.000 A-Scans und beim
512×128-Cube 65.536 A-Scans pro 6 mm Würfel. Da dies eine retrospektive Analyse war und der 512×128-Macular-Cube unsere Standardeinstellung war, wurde dieser verwendet. Um zu überprüfen, ob die abgebildeten Aderhautgefäße im OCT tatsächlich Aderhautgefäße waren, wurden diese mit der ICG-Angiographie integriert. Um dies besser vergleichen zu können, wurde das Aderhaut-OCT mit hyporeflexiven Aderhautgefäßen konvertiert (Schwarz-weißKonversion). Nach Konversion stellten sich die hyporeflexiven Aderhautgefäße im OCT analog zur ICG-Angiographie hell dar. Um die Präzision der Methode zu überprüfen, wurde das Aderhaut-OCT nun in das ICG integriert, d. h. identisch übereinander projiziert (digitale Integrationsmethode DIM [5, 6, 7]). Analog der Überlagerung von Fundusbild im OCT und rekonstruiertem Fundusbild mit stufenloser Einstellung wurde dies für die Überlagerung des OCT mit dem ICG durchgeführt. Hier wurde nun stufenlos semitransparent das Aderhaut-OCT in die ICG integriert.
Darstellung der Aderhaut topografisch im OCT Mit der Cirrus-Software wurde Advanced Visualization gewählt und der Z-Modus, d. h. die Darstellung in der Z-Achse in der Topografie. Dann wurde die Abbildung auf den Schwarz-weiß-Modus umgestellt. Die beiden Referenzlinien waren entlang des leicht gebogenen RPE ebenfalls parallel dazu angeordnet. Sie sind in ihrer leicht konvexen Form vom Gerät voreingestellt Der Ophthalmologe 3 · 2013
| 239
Originalien
Abb. 1 8 Vergleich a Stratus-III-OCT und b Cirrus-IV-OCT. Unterschiedliche Darstellungsmöglichkeit der Aderhaut. Was im Stratus-OCT unterhalb des retinalen Pigmentepithels kaum auffällt, nimmt im Cirrus-OCT mehr Form an (Pfeil: mögliches Aderhautgefäß)
Abb. 2 8 a Infrarotfundusbild. b, c Indozyaningrünangiographie in der Früh- und Spätphase. d OCT-Bild der Aderhaut in einer Z-Scan-Darstellung und e linearer OCT-Scan der chorioidalen Neovaskularisation (CNV)
(Cirrus-OCT, Carl Zeiss Meditec). Es waren immer 2 Referenzlinien vorhanden, deren Abstand dann frei gewählt und verändert werden konnte. Die Referenzlinien wurden individuell bei jedem Patienten so variiert, dass eine optimale Sichtbarmachung der Aderhautgefäße erreicht wurde. Durch Verschieben beider Referenzlinienebenen konnten die Choriokapillaris direkt unter dem RPE, kleinere Aderhautgefäße oder auch die großen Aderhautgefäße etwas tiefer visualisiert werden (. Abb. 2a–e, Normalbefund . Abb. 3a– d, . Abb. 4a–e RPE-Abhebung). Je näher der Abstand zwischen den Referenzlinien war, desto feiner und präziser war das Bild; je größer der Abstand, desto grober das Bild. Zwischen den beiden Referenzlinien werden die Summationsreflexivitäten in der Z-Achse dargestellt.
240 |
Der Ophthalmologe 3 · 2013
Integration des Aderhaut-OCT mit dem ICG Der OCT-Datensatz wurde exportiert und mit der Scholz-Software zur Integration vorbereitet. Ebenso wurde der Datensatz der ICG-Angiographie (2 Phasen wurden ausgewählt, Früh- und Spätphase) in die Scholz-Software exportiert. Bei beiden Abbildungen wurden an Gefäßgabelungen Referenzmarker gesetzt für die Integration (Software Scholz). Um die OCT- und ICG-Bilder der Aderhaut direkt vergleichbar zu machen, wurden mit der Software von Frank Scholz Consulting die hyporeflexiven Aderhautgefäße im OCT in den gegenteiligen Kontrast umgewandelt. Dadurch wurden beide Topografien vergleich- und integrierbar. Die Software korrigierte die Bildgrößenunterschiede beider Bilder (OCT – ICG). Das konvertierte Aderhaut-OCT-Bild konnte mit der Scholz-Software stufenlos
semitransparent (0–100%) mit der ICGAngiographie überlagert werden. Mit einer stufenlosen Einstellung konnte das Aderhaut-OCT-Bild (Cube-Format) von 0–100% eingeblendet werden. Durch diese Überlagerung gelang die präzise Überlagerung und bewies die identische Position der Aderhautgefäße im ICG und Aderhaut-OCT. Dies brachte den Nachweis, dass es sich im OCT (hyporeflexive Aderhautgefäße) tatsächlich um Aderhautgefäße handelte und nicht um Artefakte (. Abb. 5a,b).
Ergebnisse Anwendung der Technik bei Patientenauswertung Zunächst ging es um die Erprobung der Technik. Es wurden Patienten retrospektiv ausgewählt, die am selben Tag ein ICG und ein OCT erhalten haben. Patien-
Zusammenfassung · Abstract Ophthalmologe 2013 · 110:239–246 DOI 10.1007/s00347-012-2653-5 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 A. Hassenstein · F. Scholz · G. Richard
Die neue OCT-Generation lässt tiefer blicken. Darstellung der Aderhaut mit dem Cirrus-OCT Zusammenfassung Hintergrund. Bisher war eine Darstellung der Aderhaut mit dem Time-Domain-OCT (Stratus III) nicht möglich, sondern nur durch eine Indozyaningrünangiographie (ICG). Mit einem Spectral-Domain-OCT, wie z. B. dem Cirrus-OCT (C-OCT), ist es erstmals durch bessere Auflösung und höhere Eindringtiefe des Scanstrahls möglich, Aderhautgefäße darzu stellen. Diese Evaluation wurde an Patienten mit verschiedenen Makulaerkrankungen erprobt. Methode. Durch einen speziellen Algorithmus (En Face) zur gezielten Darstellung der Aderhautgefäße aus dem gescannten 2-dimensionalen Netzhautareal gelingt die flächige Abbildung des Aderhautgefäßverlaufs (kleinere und größere Gefäße) in unterschiedlichen Ebenen im OCT. Insgesamt wurden bei 20 Patientenaugen (15 mit Makulaerkrankungen, 5 Normalbefunde), bei denen ein CirrusOCT (Macular Cube) und eine ICG (HRA2) vorlag, der „Aderhautalgorithmus“ und die Inte-
gration von OCT und ICG-Angiographie durch eine spezielle Softwareentwicklung (semitransparente Überlagerung von AderhautOCT und ICG-Angiogramm) durchgeführt. Ergebnisse. Mit dem ersten Prototyp der Erkennungssoftware war eine Darstellung der Aderhaut im OCT in 100% möglich, aber nur in 55% auch in der Makula, abhängig vom Ausmaß der Makulaerkrankung. Limitierend waren schlechte Signalintensität, zu geringe Eindringtiefe und eine schlecht abgrenzbare RPE (retinales Pigmentepithel)/Chorio kapillarisschicht vor allem bei Makulaerkrankungen mit Veränderung der RPE-Kontur. Nach Schwarz-weiß-Konversion mit der Software war in allen Fällen eine semitransparente Überlagerung von Aderhaut-OCT und ICG-Angiogramm möglich. Dies bestätigt die Darstellung von Aderhautgefäßen im OCT durch Vergleich mit der ICG-Angiographie. Im Gegensatz zur ICG, bei der der Farbstoff in den Gefäßen ein Signal emittiert, sind
die Aderhautgefäße durch eine unterschiedliche Reflexivität zum angrenzenden Gewebe sichtbar. Schlussfolgerung. Anhand unserer Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass die nichtinvasive topographische Darstellung der Aderhaut mit einem Spectral-Domain-OCT (Cirrus-OCT) jetzt möglich ist. Die Erkennbarkeit auch der kleineren Aderhautgefäße war gut. Die Art der Gefäßdarstellung unterscheidet sich deutlich zwischen ICG (Perfusion) und C-OCT (Morphologie). Eine Integration der beiden Methoden ist ebenfalls möglich. Die klinische Bedeutung der neuen Bildinformation muss noch erforscht werden. Schlüsselwörter Aderhaut · Optische Kohärenztomographie · Indozyaningrünangiographie · Integration · Topografie
The new OCT generation offers deep insights. Imaging of the choroid using the Cirrus OCT Abstract Background. Until now depiction of the choroid using time domain optical coherence tomography (OCT) (Stratus III) was barely possible. Visualization of choroidal perfusion was carried out using indocyanine green angiography (ICGA). The spectral-domain OCT, such as Cirrus OCT (C-OCT) is able to image the choroid better because it offers higher resolution, increased penetration depth of the scan beam and faster acquisition of A-scan data. The aim of the study was to evaluate the potential of choroidal imaging in patients suffering from macular disease. Methods. The advanced visualization tool of C-OCT was primarily used and converted to a z-axis topography. Because of a special algorithm developed by our team, targeted imaging of the choroidal vessels was possible through the scanned two dimensional retinal areas. This image offers an extended image of choroidal vessels (large and small ves-
ten mit Normalbefund wurden als „Referenzgruppe“ verschiedener Altersgruppen ausgewählt, und Patienten mit Makulapathologien wie AMD, zystoides Makulaödem (CME) wurden ausgesucht.
242 |
Der Ophthalmologe 3 · 2013
sels) in several levels. In total 20 patients eyes (n=15 with various macular diseases and n=5 normal conditions) who underwent C-OCT and ICG angiography (HRA 2) were chosen to participate in this special algorithm. A precise correlation of ICG and choroid OCT in a semitransparent manner was carried out. Results. The first prototype of the recognition software prototype produced clear imaging of the choroid in 100% of cases but only in 55% in the macular region depending on the extent of macular disease. Limitations were low signal intensity and penetration depth as well as a poorly defined retinal pigment epithelium (RPE) and choriocapillaris especially in macular diseases of the RPE layer. After a black and white conversion in OCT using the software it was possible in all cases to integrate the choroidal OCT with the ICG angiogram in a semitransparent manner. This confirms that the choroidal vessels in C-OCT
Von insgesamt 24 Patientenaugen mussten 4 ausgeschlossen werden: 2-mal war die OCT-Bildqualität zu schlecht, 1-mal gab es nur ein Stratus-OCT und kein Cirrus OCT, 1-mal gab es ein Bewegungsartefakt. Von den 20 auswertba-
correlated identically with the ICG angiography. In contrast to the ICG where the contrast agent in the vessel emits a signal, the choroidal vessels are visible due to different reflectivity in the merging tissue. Conclusions. These investigations showed that non-invasive topographic imaging of the choroid using spectral domain OCT, such as Cirrus OCT is now possible. Distinguishability of smaller vessels was excellent. The ICG (perfusion) and C-OCT (morphology) methods are two very different vessel imaging techniques. The integration of both methods is possible. The clinical relevance of the new image information still has to be researched. Keywords Choroid · Optical coherence tomography · Indocyanine green ICG · Integration · Topography
ren Patientenaugen hatten 5 einen Normalbefund und 15 eine Makulapathologie (Makulanarbe, RPE-Abhebung, Drusen, CME etc.). Bei diesen 20 Patienten lagen ein OCT mit sichtbaren Aderhautgefäßen
Abb. 3 8 a Normales Fundusbild mit Macular Cube des Cirrus-OCT. Mit der Software kann man verschiedene Ebenen in der Aderhaut auswählen. b Aderhautschichten direkt unter retinalem Pigmentepithel (RPE)/Choriokapillaris, daher die feinen kleinen Aderhautgefäße (türkis umrahmt und türkis Scanlinie im Referenz-OCT). c In der Schicht darunter (roter Scan) kommen die dickeren Aderhautgefäße zur Darstellung. d In der tiefsten Schicht unter dem RPE (blauer Scan) sind die dicken Aderhautgefäße zu sehen. e Im OCT sind die verschiedenen Scanlagen farbig markiert
Abb. 4 8 a Fluoreszenzangiographie (FLA) bei RPE (retinales Pigmentepithel)-Abhebung, b, c Indozyaningrünangiographie in der Früh- und Spätphase. d Neu generierte Aderhaut-OCT mit e dem linearen OCT-Scan. Im OCT ist aufgrund der geringen Reflexivität der Aderhautgefäße letztere hyporeflexiv abgebildet. Die Aderhautgefäße sind aufgrund der höheren nachbarschaftlichen Reflexivität relativ reflexivitätsarm
Der Ophthalmologe 3 · 2013
| 243
Originalien
Abb. 5 8 Mit der neuen Software Fundus Image Overlay (FIO) wird das Indozyaningrünangiographie (ICG)-Bild mit dem Aderhaut-OCT überlagert. Dies dient der Überprüfung, ob der Verlauf der hyporeflexiven dicken Aderhautgefäße mit den Aderhautgefäßen im ICG-Bild übereinstimmt. Die Überlagerung kann sukzessive semitransparent durchgeführt werden. Die Überlagerung zeigt eine vollständige Übereinstimmung. a ICG – Aderhaut-OCT – Fundusbild OCT. b Aderhaut-OCT mit ICG überlagert zu 48%, 79% und zu 100%
im Aderhaut-OCT und ein ICG-Angiogramm vor. Bei allen Normalbefunden war eine Korrelation von Aderhaut-OCT-ICG möglich (n=5). Sobald die Signalintensität >6 im OCT betrug (gute Bildqualität) und ein ICG vorlag, war eine Korrelation problemlos möglich. Bei allen Makulaerkrankungen, die eine Erhebung der RPE-Linie (Referenzlinie) hatten, kam es im Makulabereich nicht zur Darstellung von Aderhautgefäßen (RPE-Abhebung und Makulanarbe). In 45% (9 von 20) waren aufgrund ausgeprägter Makulaveränderungen die Aderhautgefäße nur im Makulabereich nicht darstellbar, wohl aber die parazentrale Aderhaut. Nimmt man die Normalbefunde heraus, waren bei 60% die Aderhautgefäße der Makula aufgrund von ausgeprägter Makulapathologie nicht gut erkennbar. Der Abstand beider Referenzlinien betrug zwischen 47 und 57 µm für ein opti-
244 |
Der Ophthalmologe 3 · 2013
males Ergebnis. Für die Choriokapillaris war die Referenzebene bei ca. 64–132 µm und für die großen Aderhautgefäße bei ca. 152 µm. Hauptgrund für ein nicht auswertbares Aderhaut-OCT waren Pathologien und Unregelmäßigkeiten im RPE. Dies störte die Summationsreflexivitätsmessung unterhalb des RPE, gerade wenn verminderte oder vermehrte Lichttransmission in die Tiefe fokal erfolgte. Die besten Ergebnisse waren bei geografischer Atrophie oder rein sensorischen Veränderungen wie dem CME zu erreichen. Das Makula-Aderhaut-OCT bezeichnete die Visualisierung der Aderhautgefäße in der Makula (zentral im 6 mm Cube). Insgesamt waren 20 Patienten in der Auswertung, davon 15 mit Makulaerkrankungen und 5 mit Normalbefund (. Tab. 1). Von allen 20 Patienten konnte bei jedem im Macular Cube eine Aderhautdarstellung im OCT erfolgen (Aderhaut-OCT).
Die Darstellung der Aderhaut im Makulabereich gelang bei 11 Augen (55%, von allen 20 Patientenaugen). Betrachtet man nur die Augen mit Makulaerkrankungen (n=15), dann war das Makula-AderhautOCT nur bei 6/15 Augen möglich (40%).
Zusammenfassung der Ergebnisse Die Aderhautgefäße stellten sich gegenüber dem Nachbargewebe im OCT hyporeflexiv (signalarm) dar (Reflexivität). Bei der ICG-Angiographie waren die Aderhautgefäße signalintensiv und stellten die Perfusion dar. Die OCT-ICG-Angiogramm-Integration zeigte eine Übereinstimmung der großen Aderhautgefäße im ICG-Angiogramm und im AderhautOCT. Die Aderhautdarstellung war in verschiedenen Ebenen (Choriokapillaris bis große Aderhautgefäße) im Macular Cube bei allen 20 Patienten- und Gesundenaugen möglich (100%). Die Aderhautdar-
Tab. 1 Patientenübersicht Nr.
Patient
Diagnose
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13
15 16 17
W.H., R, 83 J. W.H., L, 83 J. K.W. R, 68 J. K.W., L,68 J. B.B., L, 81 J. E.L., R, 86 J. E.L., L, 86 J. G.St., R 72 J. G.St., L, 72 J. H.B., R, 52 J. H.B., L, 52 J. I.B., L, 80 J. Sch.S., R, 87 J. Sch.S., L, 87 J. E.K., R, 70 J. E.K., L 70 J. K.M., R, 71 J.
18 19 20
K.M., L, 71 J. H.G., R, 72 J. H.G., L, 72 J.
14
Fibröse Makulanarbe Seröse RPE-Abhebung Geografische Atrophie Geografische Atrophie Drusenmakulopathie CME bei VAV Normalbefund Fibröse Makulanarbe Normalbefund Normalbefund Okkulte CNV Fibröse Makulanarbe Fibröse Makulanarbe
AderhautOCT + + + + + + + + + + + + +
Makula-Aderhaut-OCT − − + + − + + − + + − − −
Indozyaningrünangiographie + + + + + + + + + + + + +
Fibröse Makulanarbe
+
−
+
Normalbefund CME Fibrovaskuläre RPE-Abhebung Geografische Atrophie Normalbefund CME bei VAV
+ + +
+ + −
+ + +
+ + +
+ + +
+ + +
J. Jahre, RPE retinales Pigmentepithel, CME zystoides Makulaödem, VAV Venenastverschluss, CNV chorioidale Neovaskularisation. + darstellbar (=auswertbar), − nicht darstellbar und damit nicht auswertbar.
stellung in der Makula (zentral im Cube, Makula-Aderhaut-OCT) gelang bei allen Augen mit Normalbefunden (100%), bei 40% der Patienten mit Makulaerkrankung (RPE-Pathologie). Am besten geeignet waren Makulaerkrankungen wie geografische Atrophie oder CME, da hier das RPE als Kontur für die Referenzlinie erhalten war. Die nichtinvasive topografische Darstellung der Aderhaut war mit der Spectral-Domain-Generation-OCT (z. B. Cirrus-OCT) erstmals möglich. Ebenso war eine Integration des Aderhaut-OCT (Morphologie) in das ICG-Angiogramm (Perfusion) erfolgreich.
Diskussion Die neue OCT-Generation mit der Spectral-Domain-Technik (z. B. Cirrus-OCT) bietet eine bessere Bildqualität durch eine höhere Auflösung und schnellere Datenakquisition. Betrachtet man die OCTEntwicklung seit 1996 (. Abb. 6) am Beispiel des Zeiss-OCT, so hat sich die physi-
kalische Auflösung annähernd verdoppelt von 10–20 µm auf 5 µm (2007, SD-OCTGeneration), ebenso die Messpunkte pro A-Scan. Vor allem aber hat sich die Anzahl der A-Scans pro Linie von 100 auf 4096 erhöht (Faktor 40), und die A-Scans pro Sekunde haben sich von 100 auf 27.000 um ein Vielfaches erhöht (Faktor 270). Zusammen mit der Verwendung einer längeren Wellenlänge gelingt eine größere Eindringtiefe in tiefer gelegene Schichten wie der Aderhaut (früher 820 nm und seit dem SD-OCT 840 nm). Beide Veränderungen (Erhöhung der Auflösung und AScans und die längere Wellenlänge) führen zur einer deutlich besseren Darstellung tiefer gelegener Strukturen. Dies ermöglichte erst die Entwicklung, mit dem Cirrus-OCT die Aderhaut darzustellen. Mit dem Advanced Visualization Tool des Cirrus-OCT und einer ZAchsen-Topografie gelingt es, eine Topografie größerer Aderhautgefäße zu erzielen. Diese sind als hyporeflexive Strukturen im OCT zu erkennen, ebenso kleinere und feinere Aderhautgefäße.
Dies ist eingeschränkt, wenn durch eine starke RPE-Pathologie [z. B. altersbedingte Makuladegeneration (AMD), chorioidale Neovaskularisation (CNV) etc.] die Lichttransmission in tiefer gelegene Strukturen verändert ist; vermehrt bei RPE-Atrophien und vermindert bei z. B. einer CNV. Hier kann die RPE-Kontur als Referenzlinie nicht mehr erkannt werden, und das Summationsbild zwischen den beiden Referenzlinien ist im Makulaläsionsbereich nicht möglich. Dadurch entsteht auch die schlechtere Ausbeute (40%) der Makula-Aderhaut-OCTBilder bei Makulaerkrankungen mit ausgeprägter RPE-Pathologie. Im Macular Cube extramakulär gelingt die Aderhautdarstellung bei allen Patienten (Makulaerkrankung und Normalbefund). Es bedarf einer guten Auflösung bei der Z-Achsen-Darstellung und der Möglichkeit mittels zweier Referenzlinien, die Reflexivitätsdifferenz zwischen beiden Linien zu variieren und zu messen. Daher wurde auch der höher auflösende Cube (512×128) gewählt. Nur so können die Aderhautgefäße extrahiert werden. Im Z-Mode und in Schwarz-weiß-Darstellung gelingt es nichtinvasiv, die größeren Aderhautgefäße im C-OCT darzustellen. Um zu überprüfen, ob die abgebildeten Aderhautgefäße im OCT tatsächlich Aderhautgefäße und keine Artefakte sind, wurden diese mit der ICG-Angiographie verglichen. Für eine bessere Vergleichbarkeit wurde das Aderhaut-OCT schwarzweiß konvertiert (damit analog der ICG). Nach Konversion stellten sich die hyporeflexiven Aderhautgefäße im OCT analog zur der ICG-Angiographie hell dar. Die Integration von Aderhaut-OCT in ICG zeigte eindeutig Aderhautgefäße. Die präzise Überlagerung von Aderhaut-OCT und ICG beweist die identische Position der Aderhautgefäße im ICG und Ader haut-OCT. Diese Technik sollte nun, nachdem diese grundsätzlich möglich und geeignet ist, in Zukunft bei Patienten mit z. B. chorioidaler polypoider Vaskulopathie oder auch zur Untersuchung des Aderhauthämangioms als vorwiegend chorioidale Erkrankung angewandt werden und der klinische Impact bewertet werden. Der Ophthalmologe 3 · 2013
| 245
Originalien OCT Evolution
Auflösung M/A OCT1
1996
OCT2
2000
OCT3 Stratus
OCT4 Cirrus
A/Linie
A/Sec
10-20µm
500
100
100
2002
10µm
1024
512
400
2007
5µm
1024
4096
27.000
Abb. 6 8 Entwicklung des OCT (Zeiss) von 1996 bis 2007 in der Übersicht. In der Übersicht fällt auf, dass vor allem die technische Verbesserung in der Anzahl der A-Scans pro Zeit und Messpunkte sich vervielfacht hat, die physikalische Auflösung ca. verdoppelt. M/A Messpunkte pro A-Scan, A/Linie A-Scans pro Linie, A/sec A-Scans pro Sekunde
Im Jahr 2003 beschrieb B. Povazay aus der Drexler Arbeitsgruppe erstmals die Darstellung der Aderhaut bei Netzhäuten von Schweinen ex vivo mit einem speziell entwickelten OCT mit einer Wellenlänge von 1050 nm. Mit längerer Wellenlänge können tiefer gelegene Strukturen unterhalb des RPE besser dargestellt werden, eine Weiterentwicklung bestätigt dies mit einem speziellen OCT mit 1350 nm Wellenlänge. Mit einem OCT bei 1040 nm gelingt es, ca. 200 µm tiefer in die Aderhaut einzudringen als ein Standard-OCT bei 800 nm. Da bei längerer Wellenlänge die Absorption in Wasser zunimmt, wären solche OCTs gerade für Untersuchungen der Tiernetzhäute geeignet [8, 9]. Mit einem 1060-nm-OCT gelingt ein Aderhautdicken-Mapping bei verschiedenen Ametropien und bei Kataraktpatienten. Die längere Wellenlänge führt zu einer besseren Visualisierung bei Kataraktpatienten [10]. Im Jahr 2009 gelingt es der Arbeitsgruppe von Spaide, die Aderhautdicke mit einem Spectral-Domain-OCT zu messen, wobei eine signifikant dickere Aderhaut bei Chorioretinopathia centralis serosa festgestellt wird [11]. Möglicherweise wird es zukünftig möglich sein, routinemäßig die Aderhaut zu scannen und Vorstufen einer AMDEntwicklung zu erfassen und präventiv zu behandeln. Nach unserer Kenntnis ist dies die erste Präsentation zur topografischen nicht-
246 |
Der Ophthalmologe 3 · 2013
invasiven Aderhautdarstellung mit dem Cirrus-OCT.
Fazit für die Praxis F Mit der neuen Spectral-Domain-Generation des OCT ist eine hochauflösende Darstellung der tiefer gelegenen Aderhaut erstmals möglich. F Die OCT-Aderhaut-Topografie kann semitransparent in die ICG überlagert werden und damit eine Korrelation von Morphologie und Perfusion ermöglichen.
Korrespondenzadresse PD Dr. A. Hassenstein Universitäts-Augenklinik Hamburg Eppendorf Martinistr. 52, 20251 Hamburg
[email protected]
Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor gibt für sich und seine Koautoren an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Literatur 1. Hee MR, Izatt JA, Swanson EA et al (1995) Optical coherence tomography of the human retina. Arch Ophthalmol 113:325–332 2. Huang D, Swanson EA, Lin CP et al (1991) Optical coherence tomography. Science 254:1178–1181 3. Puliafito CA, Hee MR, Lin CP et al (1995) Imaging of macular diseases with optical coherence tomography. Ophthalmology 102:217–229
4. Toth CA, Narayan DG, Boppart SA et al (1997) A comparison of retinal morphology viewed by optical coherence tomography and by light microscopy. Arch Ophthalmol 115:1425–1428 5. Hassenstein A, Richard G, Inhoffen W, Scholz F (2007) Die digitale Integrationsmethode (DIM): ein neues Verfahren zur präzisen Korrelation von OCT und Fluoreszenzangiographie. Spektrum Augenheilkd 21:43–48 6. Hassenstein A, Inhoffen W, Scholz F, Richard G (2007) Clinical relevance of the new digital integration method for the precise correlation of fluorescein angiographic and optical coherence tomography findings. Expert Rev Ophthalmol 2:911– 916 7. Hassenstein A, Inhoffen, Scholz F, Richard G (2009) Die digitale Integrationsmethode zur präzisen Korrelation von FLA und OCT. Klin Monatsbl Augenheilkd 226:90–96 8. Povazay B, Bizheva K, Hermann B et al (2003) Enhanced visualization of choroidal vessels using ultrahigh resolution ophthalmic OCT at 1050nm. Opt Express 11(17):1980–1986 9. Unterhuber A, Povazay B, Hermann B et al (2005) In vivo retinal optical coherence tomography at 1040nm – enhanced penetration into the choroid. Opt Express 13(9):3252–3258 10. Esmaeelpour M, Povazay B, Hermann B et al (2010) Three-dimensional 1060nm OCT: choroidal thickness maps in normal subjects and improved posterior segment visualization in cataract patients. IOVS 51(10):5260–5266 11. Imamura Y, Fujiwara T, Margolis R, Spaide RF (2009) Enhanced depth imaging optical coherence tomography of the choroid in central serous chorioretinopathy. Retina 29(10):1469–1473