Ueber die Reizwirkungen der StShrer'schen Masehlne auf Nerv und Muskel. 281
Erkl~rung der Abbildungen.
Fig. 1 und 2. Die vier StrSme bei einer Umdrehung der Spu93 der S t 5 h r e r'schen Maschine. Fig. 3a--c. lhre elektrolytisch-graphisehe Curve. Fig. 4a bis Fig. 10 und Fig. 13--16 eine Reihe Tetanuskurven. In den horizontalen Linien unter den Curven 4a, 4b, 5a, 5b, 6, 7, 7b, 9, 10 bezeiehnen die kleinen Zacken immer die Nullstellung der Spulen. In Fig. 7, 8a, 8b ist auf der Abeisse nach dem Versuche nur die Dauer einer Umdrehung angegeben. Die eingeschriebenen Zahlen bezeichnen die GrSsse des Widerstandes in der Nebensehliessung, das Vorzeiehen die verschiedene Richtung der StrSme, wie ira Text angegeben. In Fig. 10 sind die Umdrehungsmarken eine Spur zu weit nach links gerathen. Fig. 11 zeigt die verschiedenen StrSme der Maschine und die durch sie hervorgerufenen Zuekungen. Oben bedeutet Lage der Elektroden oben, nahe dem Querschnitte. M i t t e , u n t e n entsprechend. Ausserdcm bezeiehnet 1--2, 3 u. s. w. die GrSsso des Widerstandes in der :Nebenschliessung, ausgedriickt in S i e m e n s . Fig. 12. Ein Magnetinduktionsapparat mit den vert ihm gelieferten Stromsehwankmlgen. Fig. 13. Ein unvollkommener Tetanus. Bel ab ist die Curve unterbrochen der Raumersparniss halber. Die Marken darunter bezeichnen Sekunden. Dasselbe gilt von den Figg. 14--16.
Ein neues
Myographion. Von
Dr. P . G r t t i z n e r
(Tiibingen).
Hierzu Tafel II, Figur 1 bis 4.
Es ist allgenlein bekannt, dass man den schnellen Ablauf einer Muskelzuckung nicht richtig wiedergebcn kaun, wenn man an den Muskel ein Gewicht be9 Durch die schnelle Bewe-
i~Sfi
P. G r i i t z n e r :
gung" des Gewichtes wird dieses geschleudert; es fliegt weiter, als der Muskel es zieht und man erhiilt mehr eine Wurfkurve, als eine Muskelkurve. Dieser Uebelstand wird auch dadurch nicht vollkommen beseitigt (wenn auch bedeutœ vermindert), dass man die Last nicht unmittelbar an den Muskel anh~ng't, sondern eine entsprechend gr(issere Last n~her an dem Drehpunkt des Hebels befestigt, als der Muskel angreift. Da die Bewegung der Massen dann nur eine ge9 ist, so k~innen sie nattirlich keine oder wenigstens keine nennenswerthe Beschleunigun~', erlangen. F i c k hat bekanntlich diesen Kunstgriff angewendet, der dann von verschiedenen Seiten Nachahmung rand. Soweit meine Erihhrungen reichen, sind aber auch derartige Apparate nicht geeignet, kleine Spannungsunterschiede wiihrend einer Zuckung nachzuweisen. Die Triig'heit der Massen macht sich immer noch bemerkbar. Nah• frei von diesem Fehler, aber freilich daftir mit einem andern behaftet sind diejenigen Myographien, bel dcnen der Muskel nicht ein Gewicht zu heben, sondern eine Feder zu spanncn bat. M a r c y , P l a c e , B r i i c k e und Andere 1) haben sich dieses Verfahrens bedient. Es ist aber hervorzuheben, dass man bel derartigcr Verwendung einer Feder, die der Muskel zu dehnen hat, nicht sogenannte isotonische Kurven ira Sinne F ick's erhiilt; denn mit der Verli~ngerung der Feder dureh den Muskel nimmt natiirlich ihre Spannung zu. Es wird hicrbei gewissermaassen ein immer gr(isseres Gewicht an den Muskel angeh:” und F i c k 2) ~iussert sich in seinen lichtvollen Auseinandersctzungen tiber die Bestimmung der Muskelavbeit und die dazu n(ithigen Apparate dahin, dass man komplicirte Vorrichtungen verwendcn miissc, um unter genannten Beding'ungen die Spannung der Feder konstant zu erhalten. Da es mir daran lag, Muskelkurvcn zu zeichnen, die eine genaue Wiederg'abe der Muskelzusammenziehung bel stets gleicher Spannung des Muskels darstellen sollten, so machte ich mich an die Aufg'abe und l(iste sic, wic ich glaube, in zufricdenstcllender
1) Siche die Lit~eratur ]lieriiber in II e r m a n n's Handbuch, Bd. 1, Thl. 1, S. 36. 2) Medicinische Physik, Braunschwei~ 1885, S. 53.
Ein neues Myographiom
283
Weise folgendermaassen. Sei A B in Figur 1 der Hebel, welcher entspreehend tiber B hinaus verliingert, die Zeiehenspitze Z tr~gt, A sein Drehpunkt, B die Stelle, an welche mit einem ausreiehend langen und unnachgiebigen Faden der Muskel M befestigt ist, B C endlieh die zu dehnende Feder (etwa ein Kautsehukband), so sieht man ohne Weiteres ein, dass wenn A B einen Kreisbogen um A nach oben beschreibt und dadurch der Reihe naeh in die Lagen AB, ABI, A.B2, AB3 Ubergeht, die Feder sehnell und ausgiebig gedehnt wird. Ihre Liingen nehmen zu wie die Linien C i , CB1, C.B2, C.B3 und ihre spannenden Kr~fte, die sie auf den Muskel austlbt, in iihnlichem Sinne, jedenfalls also in kurzer Zeit sehr bedeutend. Die Zunahme der Spannungen wird natiirlieh im Ganzen um so geringftigiger sein, je kleiner die Dehnungen der Feder in, Verhiiltniss zu ihrer urspriingliehen Liinge sind, je tiefer also C liegt, vorausgesetzt nattirlich, dass es sieh um ein und dieselbe, nur verschieden lanie Feder handelt. Wird dagegen jetzt der Befestigungspunkt der Feder nieht genau unter B, sondern etwa unter A in D angebracht, so zeigt sieh ohne Weitercs, dass bei derselben Verklirzung des Muskels und der Stellung des Hebels A B 1 sich die Feder .BD nur um das Stl|ck B~F gedehnt hat, wiihrend es sieh vorher um das weit irSssere Stiick B1E dehnen musste. Weiterhin wtirde die Feder gedehnt in dem einen (ersten) Falle um B2E1, B~E~, ira andern um B,zF1, B~~~. Sehon das ist von Vortheil. ttierzu kommt nun aber noeh Folgendes. Man Ubersieht leieht, dass wenn wir der Einfachheit halber den Muskelzug als senkreeht nach oben gehend annehmen, die spanuende Kraft der Feder auf den Muskel bel dessen Zusammenziehung immer kleiner und kleiner wird~ weil der Winkel, unter welihem ˜ die Feder an den Hebel ansetzt (.~s ABID, AB2D, AB3D)immer spitz• wird und sehliesslieh gleieh Null wilrde, wenn die Zugriehtung der Feder mit dem Radius zusammenfiele. Wenn es also gelingt einzurichten, d a s s in dems e l b e n M a a s s e ~ in w e l c h e m d e r Z u f f d e r F e d e r z u n i m m t , s e i n e W i r k u n g a u f den M u s k e l w e g e n i m m e r ungtins t i g e r w e r d e n d e r K r a f t r i c h t u n g a b n i m m t , so ist die Au f g a b e g e l S s t . Fasst man die Aufgabe rein theoretisch an und bestimmt durch Rechnung, unter welchen Bedingungen diese Forderung ganz oder wenigstens nahezu erftillt ist, so ergiebt sich eine Formel, die E. Pflfiger, Arehiv f. Physiologie. Bd. XLI.
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P. G r i i t z n e r :
sich nicht gerade zur Diskussion, wohl aber zur Bereehnung bestimmtœ Werthe gut eignetl). Stellt man sich aber, wie ich es gethan habe, die Verhiiltnisse durch Konstruktion dar und sueht auf Grund praktiseher Erfahrungen den wahrscheinliehsten Fall heraus, so ergiebt sieh Folgendes. Sei A in Figur 2 wiederum der Drehpunkt des Hebels A B ; S D diœ Feder in ihrem ungedehnten Zustande, B D dieselbe in ihrer Anfangsstellung, in welcher sie also schon um das Sttlck B S (das ist um etwas mehr als die Halfte) gedehnt worden ist. D B , DB1, D B 2 9 9 9 D B y sind dann ihre beztlglichen Lagen und L~tngen bel den Hebelstellungen A B , A B 1 . . . AB6. Es wachsen sonach die Verl~tngerungen der Feder von ihrem ungedehnten Zustande D S aus, wie die Linien SB, b 87187b~B2 . . . . boB6 und wenn wir diese ihre Verl~tngerungen proportional ihren Spannungen setzen kSnnen, letztere natiirlich ebenso. Dureh eine Kurve, bezogen auf rechtwinklige Coordinaten, stellt sich dieses ihr Wachsthum dar in der Linie S b l b~ . . . bs in Figur 3, wobei x o S ( i n
1) Herr College B r i 11 hatte die grosse Liebenswiirdigkeit, diese Rechnungen auszufiihren. Bœ234 man in Fig. 2 denRadius A B mit 1, A D mit m (wobei m • unbenannte Zahl, ein beliebiges Vielfaehes von A B ist), Winkel CA.D mit ff, den Winkel, den der Hebel mit der Horizontalen macht mit % ferner mit ci die Verl~ngerung der ungedehnten Feder, dividirt durch die L~inge der gedehnten Feder, ira vorliegendœ Fall B,S,/BD, schliesslich die Spannung, die der MuskeI senkrecht nach oben ausiibt ira Punkt B mit x, diejenige, die er im Punkt Bt ausiibt mit xl so erhi~lt man die Formel f
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Man gewinnt die Formel dureh einfaehe Aufstellung der trigonometrisehen Beziehungen zwisehen den in der Figur auftretenden L~ngen und Winkeln, unter der Annahme, dass der Zug des Muskels senkreeht naeh oben bleibt und die Spannungen der Feder proportional sind ihren Verliingerungen von ihrem ungedehnten Zustand aus. Sobald die reehte Seite der Gleiehung ---- 1 wird flir versehiedene Werthe von ™ dann ist der Bedingung geniigt und der Zug der Feder an dem Muskel eine konstante GrSsse (x = x 1 u. s. w.).
Ein neues Myographion. Figur 3) ---- S B (in Figur 2), lba (in Figur 3) = 2b2 =
Bzb2
9 ..
6b6 =
985 Bibi
(in Figur 2),
B~by
Sei nun ferner der Musksl ausreiehsnd hoch iiber B befestigt, so sind seine Zugrichtungsn als einander parallel und senkrscht auf A B anzusehen und werdsn dargestellt darch die mit Pfeilspitzen versehensn Linisn BM, B 1 M a , - B 2 M 2 . 9 9 B 6 M 6 . Die Aufgabe ist nun, dass dissen in ihrer Kraft gleichen (oder gleieh gcdachten) ZUgen stets gleiche und gleich gerichtete Ztige entgegenwirken, also Kr~fte, die durch die ebsnfalls mit Pfeilspitzen versshenen Linien B r u , B m I . . . B 6 m 6 dargestellt sind. Soll absr die Feder BD einen Zug in B gleich Bru ausUben, so muss ihre Spannung naeh dem Parallelogramm der Kr~fte = B S sein. Weiter, datait die Fedsr B1D den Zug/~xm1 ( = . B m ) ausiibt, muss ihre Spannung ---~ B 1 S 1 sein und so ibrt. Mit einem Worte, wollen wir, dass untsr den gestellten Bsdingungen ein Ststs ffleicher Zug auf den Muskel nach abwarts stattfindst, der Muskel bei seiner Verktirzung also stets glsich stark gespannt wird, so miissen die Spannungen der Feder ansteigen wie die Linien BS, .BAS1,/~28~. 9 B6S6 oder wis die Ordinaten dsr Kurve S S 1 S 2 9 9 9 S e in Fig'ur 3, in wslcher x o S = B S , 1Sa = B 1 S 8 7 2 8 2 = . B ~ S ~ . . . 6S8 = . B 6 S ~ ist. In Wirkliehksit steigen sis absr an (wie oben gezeigt) wie die 0rdinaten der Kurvs S b l b 9 . . . by also wie man sieht nicht rasch genag. Dis den Muskel abwarts ziehenden Spannnngen werden also immsr kleinsr, je mshr sich der Musksl zusammenzisht. Es wird gewissermaassen ein immsr kleineres Gewieht an ihn angehiingt, je mshr er sieh vsrktirzt. Rticken wir jetzt den Punkt D nach 6 und lassen sonst Ailes beim Altsn (DB also = 6B, B a = B S ) , so ergsben sich folgende Verhaltnisse. Die Spannungen der Fsdsr wtirden wachsen wie die Linien Ba, ~1fll, /~~fl~. . . . . /~6fl8. Damit dsr Muskel aber stets mit der gleiehsn Kraft abw~rts gszogsn wtirde, mtissten sis waehsen wie B a , . B l a l , .B,~a~ . . . . B 6 a 6. 0hne Weiteres sisht man, dass jetzt dsr Muskel, da dis wirkliehen Federspannungen ails griisser sind, als sie bei konstantsr Spannung des Musksls sein sollten (Blfl1 ~ Blaa, B~fl~ ~ B~a~ . . . B 6 f l 6 ~ B6a~) , immsr starker gespannt wird, je mshr er sich zusammsnzisht. Wir habsn also jstzt das Umgekœ von dem ersten Fall, wie es auch in den mit grieehisehen Buchstabsn bezsichnsten Kurvsn der Figur 3 deutlieh zu Tage tritt. Die Kurve afllfl2 . . . ris, dersn Ordinaten
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P. G r f i t z n e r :
~(~, Ifll, IIfl2 9 9 9 VIfl6 beziiglieh gleieh sind den Linien B a , .Blfll, andauernd tiber der Kurve a~rlO2 . . . . au, welche die Zunahme der ftir konstante Muskelspannung nothwendigen Federspannungen in ihren Ordinaten darstellt (~a, I(rl, IIa2 . . . . Via6 bezUglieh ~ Ba, Blal, B2(r2 . . . B6~r6). Giebt es nun Verhaltnisse und Bedingungen, unter denen die wirkliche und die gesuchte Spannungskurve miteinander, wenn aueh nur auf eine bestimmte Strecke, vollkommen zusammenfallen? Rtiekten wir z. B. den unteren Befestigungspunkt der Feder von ein wenig weiter naeh rechts, so erhielten wir einen Zustand, der den geforderten Bedingungen gentigte. In ihrem mittleren Verlauf (aber nieht an ihrem Anfang und nicht an ihrem Ende) fielen die beiden Kurven zusammen. B e i Weitem ara besten aber gestalten sich ftir uns die Verhiiltnisse, wenn wir anstatt der Feder D S , die etwas li~ngere Feder D s einsetzen und ihr keine so bedeutende Anfangsspannung ertheilen, sondern sic um etwas weniger als ihre Hiilfte dehnen. Die Konstruktion zeigt alsdann, dass wenn der Hebel A B sich bis A B 8 emporhebt, der von der Horizontalen und dem Hebel eingeschlossene Winkel also von 0 ~ bis 15 o w~tehst (<~ B A B 3 -~ 15~ die verlangten Spannungen gleich sind den wirklich erreiehten, dass mithin der Muskel innerhalb dieser Grenzen mit stets gleicher Kraft w~ihrend seiner Verktirzung gespannt wird. Ja wenn A B a sich noch um 5 o weiter dreht ( < BAB` -~ 200), so ist die Abweiehung der beiden Kurven von einander noch i~usserst g'ering. Dis Spannung des Muskels durch die Feder ist nur ein wenig zu klein (s. Fig. 2 u. Fig. 3 die Curven s s l s 2 . . . s 6 u. b b l b 2 . . , b6). B2fl ~ . . . B6~ 6 liegt
Rechnet man nach obiger Formel die Werthe ftir Xl aa Grund -
-
x
der eben dargestellten Verh~ltnisse aus (das heisst AD,
~
1,5 <):: C A D = 60~
man, wenn der Hebel A B 0 ~ (op ~
', d ~
sB
DB
X
, q~ ~
1,
0,28), so œ
mit der Horizontalen den Winkel von
0 ~ maeht; x-A ~-- 1,000 fiir ™ ~
~
, B ~
xl
3~; - -
__
~
1,004
50; x~ ~
1,005
x
x
Ein neues Myographion. ftirq~ ~
287
8o; x~ ~__ 1,003 x
,, ™ 1 7 6
x-A -=- 1,000 x
, ~o=12~
xa _ x
0,995
, q~~ 15~ -x-A = 0,985 x
, q~ ~ 200; -z1 - = 0,980. x
Theoretisch w~ire hiermit unscre Aufgabe gelSst. Wie steht es nun in der Praxis? Nun, da macheu sich dic Sachen viel cinfadher, als in der Theorie und ich selbst habe, wie leicht begreiflich, nachdem ich mit die L~isung des Problems (siehe Seite 283) als wahrscheinlich und mSglich klar g'cmacht, sofort den Weg der Praxis betreten. Es gelingt n~imlich iiusserst leicht zu zeigen, dass unter oben geschilderten Bedingungcn thats~chlich cine Feder einen stets gleichen Zng nach abwiirts austibt. Zu diesem Zwecke ersetzte ich die Schnur, an der sonst mit einem H~kchen der Muskel befestigt ist, durch cine andcre, welche tiber cine leste Rolle gefiihrt wurde. Diœ Rolle sass dort, wo sonst die Zange den Knochen des Muskels fasst. Die Schnur war also in B befestigt, ging iiber die Rolfe und trug an ihrem freien, herabhi~ngendcu Ende ein Gewicht, welchcs dem Zuge der Feder entgegenwirkte. Innerhalb riel wciterer Grenzen, als die Konstruktion oder Rechnung es angaben, blieb nur der in Stahlspitzen, mit Eusserst geringer Reibung laufende Hebel bei passender Belastung in ioder beliœ Luge ste]~eu; Gewicht und Feder hielten sieh also vollkommen das Gleichgewicht. VergrSsserte man das Gewicht nur ein wenig, so schnappte der Hebel nach oben um; verkleinerte man es, so schnellte er, wenn erhoben, nach unten. D'asselbe trat nattirlich ein, wenn man den Hebel zu hoch bob und dadurch dem Gewicht oder bel stark gespannter Feder zu tief seukte und dadurch der Feder zum Siege verhalf. Aber innerhalb viel weiterer Grenzen, als man es zur Zeichnung von Muskelkurven braucht, kann man den Zug der Feder, den diesc auf den Muskel austibt, konstant erhaltcn. Aus den untcn auseinander zu setzenden Ausmaassen meines Myographions geht niimlich hcrvor, dass wenn sich
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P. G r f i t z n e r "
ein Wadenmuskel eines mittleren Frosehes im st~rksten Tetanus zusammenzog, er deu Hebel A B noeh nieht um 15 o drehte. Bis zu 200 ist aber der Zug der Feder auf den Muskel als eine konstante GrSsse anzusehen. Das kommt aueh daher, weil der Muskel nicht unendlich hoch tiber B hiingt, sondern nur einige Hebelliingen. Die Zugrichtung des Muskels andert sieh also ein wenig mit seiner Verktirzung. Der Zug selbst wird sehwiieher. Wir haben also auch praktiseh unsere Aufgabe gel~ist und sind durch einœ i~usserst einfaehe Vorrichtung in den Stand gesetzt, vermittelst einer Feder einen Zug von stets gleichbleibender Gri~sse auf einen sich verkUrzenden Muskel auszutiben. Das von mit angewendete Myographion, welehes von Herrn E. A l b r c c h t , Mechaniker hierselbst, in musterhafter Weise ausgeftihrt wurde, ist folgendermaassen zusammengesetzt, wie es die auf die Hi~lfte verkleinerte schematische Figur 4 zeigt. Eine feuchte Kammš GKK1G 87 gleich der ira Pfltiger'sehen Myographion, ruht auf der messingenen Grundplatte GG1 und ist an einem Stabe S S 1 in versehiedener Hi~he zu befestigen. Auf der Grundplatte steht in der N~ihe des Stabes innerhalb der Kammer ein Messingst~bchen, an welches die Elektroden und die Muskelklemme angeschraubt werden k(innen (in der Figur 4 nieht gezeichnet). Unterhalb der" Grundplatte ist ein Messingstab A B befestigt, der zuniichst ein rechtwinklig gebogenes MessingstUck CDE triigt. Dasselbe ist mit der Schraube D an A B so befestigt, dass er sich zwar heben und senken, aber nicht um A B drehen liisst. A B hat n~mlich eine von oben nach unten gehende Nuth, in welche die Spitze der Schraube D sich einsetzt. Das StUck C D E endet ferner, was in der Zeichnung nicht hervortritt, in einer Gabel, welche die fest-im Axenlager angezogene Rolle R triigt. Ein Hiikehen an der Peripherie der Rolle hNt die sehr~g aufsteigende Feder (ein doppeltes Kautschukband oder eine Stahlfeder) fest. Die Feder endet an dem Hebel in dem Hiikchen F. Der Drehpunkt des Hebels ist m, die Zeiehenspitze Z. In F ist zugleieh der Faden befestigt, der mit seinem Haken H in den Muskel eingesetzt wird. Wie man sieht, l~sst sich nun der Apparat mannigfaeh ver~tndern. Dadurch dass man allein das Winkelsttick CDE hi~her oder tiefer stellt, ~ndert man den Ansatzwinkel der Feder (MER) an den Hebel und ihre Spannung. Aueh F liisst sich anf dem Hebel hin- und herschieben und an versehiedenen Stellen befe-
Ein neues Myographion.
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stigen. Hat man nun den Apparat so hergeriehtet, wie oben (siehe Seite 286) beschrieben, so setzt man einfach aine Feder von der entspreehenden L~inge ein und der Muskel wird je nach der St~trke der Feder mit einem bestimmten, konstanten Zuge gedehnt. Setzt man aine mehr oder minder starke, aber gleieh lange Feder ein, so spannt man ihn st~irker oder schwiieher, gerade so wie wenn man verschieden grosse Gewichte an ihn anhangt. Es empfiehlt sieh daher, die Hebell~inge konstant zu lassen und einige gleich lange, aber verschieden starke Federn, deren Zugkraft man vorher in Grammen ausgewerthet hat, bereit zu halten, falls man die Spannung eines Muskels sehnell wechseln will. Ieh brauche kaum zu erw~thnen, dass man auch noch viele andere Verh~ltnisse ansfindig macheu kann, die der gewtinschten Bedingung, n~tmlieh der konstanten Spannung gentigen. Die oben erw~hnten erschienœ mit aber als die bei Weitem zweckm~ssigsten. Schon mit der blossen Hand fUhlt man mit Leiehtigkeit, dass je nach der Lage des Punktes D beziehungsweise je nach der Gri3sse des Winkels ABD, die Hebung des Hebels einmal mit nahezu der gleiehen (wenn < ABD 30--40 ~ betriigt); in einœ andern Falle (wenn er nahezu 900 ist), mit stets zunehmender Kraft sich vollzieht. Hiernach gelingt es also leicht, den Muskel so mit der Feder zu spannen, dass er mit stets gleicher oder mit zunehmender oder mit abnehmender Spannung gœ wird. Die Schnelligkeit der Zu- und Abnahme liegt ebenfalls in der Hand des Experimentators, wie aus obigen Konstruktionen in Figar 2 einleuehtet. Dabei sind die gezeichneten Kurven frei von Tr~gheit; denn es werden keine odœ keine nennenswerthen Massen in rasehe Bewegung versetzt. Dass man mit meinem Apparat aueh Belastungs- und Ueberlastungsversuche anstellen kann, versteht sich ziemlieh von selbst; denn der Hebel F B hat nahe seinem Drehpunkt einen bewegliehen Ansehlag, vermittelst dessert man ihn untersttitzen und den Muskel dem Zuge der Feder entziehen (Ueberlastung) oder im andern Falle die Federspannung von Ant~ng an auf den Muskel wirken lassen kann (Belastung). Sehliesslich ist der Apparat auch sehr ieieht so zu verandern, dass man mit demselben nur die Spannungen des Muskels. misst, ohne dass der Muskel sieh hierbei verkUrzt, also, wie es F i e k nennt, sogenannte isometrische Kurven zeiehnet. Man hat nur an die Stange AB eine VerI~ngerung an-
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P. G r i i t z n e r :
zuschrauben und an diese ein horizontales Quersttlck parallel dem Hebel .FB zu bcfestigen. Verbindet man dann den Punkt ~' d e s Hebels durch die Feder mit jenem Quersttick, nachdem man den Befestigungspunkt des Muskels ara Hebel nahe m herangerUckt hat, so kann sich der Muskel nicht oder nur eine Spur zusammenziehen und zeichnet sogenannte isometrische Kurven; denn sehon eine sehr geringe Zusammcnziehung des Muskels mUsste die Feder ausserordentlich stark dehnen. Nach alledem kann ich den Apparat als einfach und zweckmlissig empfehlen.
Ein
einfacher
Zeitmarkirungsapparat. Von
Dr. P . Griitzner (Tiibingen).
Hierzu Tafel II, Figur 5 bis 7.
Die Zeitmarken, welche man auf die Cylinder von Kymographien gleichzeitig mit den betreffenden Kurven aufzeichnet, werden fast ausschliesslich dadurch erhalten, dass durch ein Pendel oder ein Uhrwerk zu bestimmten Zeiten Kontakte geschaffcn oder geliist und hierdurch auf elektrischem Wege Bewegungen eines Zeichenhebels ausgel~ist werden. Andere Apparate stellen kleine Pendeluhren d a l welche ohne weitere elektrische Zwischenapparatc einen Zwischenhebel alle Sekunden in die HShe schnellen und dadurch die gewiinschten Zeitmarken erzeugen. Die ersteren Apparate sind ziemlich kostspielig und umsti~ndlich, die zweiten nicht besonders genau, wenn, wie hiiufig, das Pcndel weit ausschlligt und die Uhr nicht immer genau vertikal hi~ngt. Es fiel mir nun auf, dass wenfi man aus einer engen RShre unter gleichbleibendem Druck Wassertropfen abfallen liisst, diese
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