Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen als Beitrag zur Frage der Encephalitis interstitialis neonatorum (Virchow)1). Von
H. Guilleryjun. (Aus dem Pa~hologisehen Institut der Universit~Lt K6ln [Direktor: Prof. Dr. A. Dietrich].) Mit 5 Textabbildungen.
(Eingegangen am 27. Dezember 1922.) Die unzureichenden Sektionsbefunde bei vielen Neugeborenen und S~uglingen veranlaBten Virchow, in den Gehirnen solcher Kinder nach Ver~nderungen zu fahnden, die ffir den eingetretenen Tod verantwortlich gemacht werden kSnnten. Diese Untersuchungen hatten zum Ergebnis, dab Virchow den Begriff der,,Encephalitis interstitialis neonatorum" schuf, der im wesentlichen auf dem Befund yon ,,KSrnchenzeUen und K6rnchenkugeln" in der Glia der weiBen Substanz fuBte. Die erste Besti~tigung erfuhren diese Angaben durch Arbeiten v. Grae/es, Hirsch. bergs und Parrots. Hayem machte als erster etwa zur gleichen Zeit auf die Regelmdfligkeit dieser Befunde aufmerksam, die er mit ,,grSBtem Erstaunen" feststellte. Entschiedcner ablehnend sprach sich Jastrowitz gegen die Ansicht yon Virchow aus und erklhrte diffuse Gliaverfettung im Mark der GroBhirnhemisphi~ren als physiologischen Be]und, der mit der normalen Myelogenese in Zusammenhang stehe. DaB auch pathologisches Gliufett vorkommt, hi~lt Jastrowitz ffir erwiesen. Boll, Eichhorst und Flechsig fanden bei ihren Untersuchungen der Histogenese und Myelogenese ebenfalls regelmi~Big Gliafett und untersttitzten damit die yon Jastrowitz vertretene Ansicht. Der geschaffene Gegensatz der Meinungen, vertreten besonders durch Virchow auf der einen und Jastrowitz auf der anderen Seite, ist sodann im Verlauf mehrerer Jahre lebhaft diskutiert worden. Eine Einigung kam nicht zustande. Beide Autoren brachten noch mehrmals Argumente ffir die Richtigkeit der au~gestellten Behauptungen bei und haben die Fragen schlieBlich ohne endgfiltige Entscheidung verlassen. Auch die Arbeiten yon Kramer, v. Limbeck und anderen brachten keine Kli~rung. 1) Auf Wunsch des Schriftleiters wurde der Text der Arbeit gekiirzt und die Zahl der Abbildungen verringert.
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Wesentlich Neues ergaben Untersuchungen von Fischl. Er deutet die ,,KSrnehenzellen" im Sinne Virchows und beschreibt auBerdem kleine, schon von Virchow erwahnte Herde yon Zellen, deren entziindliche Natur ihm mit Sicherheit beweisbar schien, so dab er auch ohne Rficksicht auf die Fettbefunde die ,,Encephalitis interstitiahs" fiir erwiesen hielt. Die Befunde Fischls sind dann yon His und Ranke bei Untersuchungen fiber Morphologie und Histologie des embryonalen Gehirns in ganz anderer Weise gedeutet und als Reste embryonalen Gewebes erkannt worden. Zwar blieb unbeantwortet, in welchem Mal~e es sich bei diesen Zellhaufen um normales oder pathologisches Gewebe handelt, aber es schien sichergestellt, daf~ in vielen Fi~llen der Befund normal und in den iibrigen die entziindliche Natur der Gebilde erst zu beweisen ist. In neuerer Zeit hat de Montet Beitri~ge zur Frage der Encephalitis Virchow geliefert. Er hi~lt das Vorkommen yon physiologischem, myelogenetischem Gliafett ffir erwiesen und findet morphologische Unterschiede normaler und pathologischer ,,KSrnchenzellen", mit deren Hilfe seiner Meinung nach die Unterscheidung des pathologischen Gliafettes vom physiologischen, der Abbaustoffe von den Aufbaustoffen gelingt. Noch weit erfolgreicher sucht Merzbacher durch Feststellung morphologischer und biologischer Unterschiede der ,,KSrnchenzellen" deren Charakter zu bestimmen. Er bejaht die :Frage nach dem Vorkommen physiologischer ,,KSrnchenzellen" und unterscheidet 9 morphologisch gut charakterisierte Arten, die er in 2 Gmppen zusammenfaSt. Deren eine ist pathologisch; sic fehlt bei Tieren. Er kommt zur Unterseheidung yon ,,embryologischen Au/bauzellen" und ,,k6rnig-metamorphosierten Gliazellen". SchlieBlich haben sich in jfingster Zeit einige Autoren mit diesen Fragen besehi~ftigt. So beschreibt Ceelen erneut diffuse und herdfSrmige Gliaverfettung und bewertet sic im Sinne von Jastrowitz. Ferner findet er diffuse, subependymi~re Zellanhi~ufungen und umschriebene, rundliehe, teils perivasculi~re, teils unabhi~ngig von den Gefitl~en angeordncte Zellinfiltrate, die er i~hnlich wie Fischl deutet. Er fibersieht die Arbeiten von His und Ranke und kommt zu dem Schlul~, dab es sieh in der Tat um eine ,,Encephalitis congenita", um entzfindliche Vorgi~nge handelt, bei denen die Proliferation das Bild beherrscht. Schminke deutet die Befunde ~hnlich: er denkt sich die Infiltrate durch reaktive Gliawucherung entstanden. ~brigens ist Schminke der einzige Autor, der bei seinen Fallen klinisch nachweisbare cerebrale Schi~den erw~hnt. Ceelen hat dann sp~ter nach neuen Untersuchungen noch einmal zu den Unterschieden physiologischen und pathologischen Ghafettes Stellung genommen und unter Berficksichtigung der Ergebnisse von His und Ranke die beschriebenen Zelhnfiltrate in den ersten Lebensmonaten
als Beitrag zur Frage der Encephalitis interstitialis neonatorum(Virchow). 207 als physiologische Reste des Keimmaterials bezeichnet. Er glaubt, daI~ in spateren Monaten Glia/ett und Zellhau]en pathognomonisch verwertbar sind. Wohlwill sueht, ausgehend yon der Tatsache, dal~ ,,KSrnchenzellen" unter normalen und pathologisehen Verhaltnissen vorkommen kSnnen, nach entsprechenden Unterscheidungsmerkmalen. Er besehreibt normale, histogenetische Zellhaufen, normales, myelogenetisches Gliafett und als dessen wichtigstes Unterscheidungsmerkmal von pathologischen Befunden neben Untersehieden im farberischen Verhalten morphologisehe Differenzen. Seiner Meinung naeh sind die von Merzbacher angegebenen Verschiedenheiten nicht entscheidend; er findet keine genetischen und biologischen, sondern nur graduelle Unterschiede. Schwartz schreibt dem Geburtstrauma eine gr5Bere Bedeutung zu, als sonst angenommen wird, und sieht in der Druekdifferenz zwischen Uterusinhalt und Atmosphare den auslSsenden Faktor ffir Blutungen in Meningen und Gehirn bei einer erstaunlich grol~en Zahl Neugeborener, selbst bei solchen, die eine geradezu ideale Geburt durehgemaeht haben. Er finder als Folgen Blutungen, Erweiehungen und KSrnchenzellen und schlie$1ieh ,,Bilder, die mit denen der Virchowschen Encephalitis interstitialis neonatorum vollkommen iibereinstimmen", die er demnach fiir ,,das Resultat dieser GeburtsscMidigung" halt. Als wesentliches Ergebnis der Literatur lal~t sich das Vorkommen von Gli'afett und yon Zellanhaufungen im jugendlichen Gehirn bezeichnen. Bei der Deutung dieser Befunde suchte ein Teil der Autoren naeh dem Vorgange von Virchow die ,,Encephalitis interstitialis neonatorum" zu vertreten, wahrend andere mit Jastrowitz, His und Ranke Bflder normaler histogenetischer und myelogenetiseher Prozesse vor sieh zu haben glaubten. Jedenfalls ist es bis heute nicht gelungen, diese Gegensatze zu fiberbriicken, ja man kann sagen, dal~ die im Laufe der Jahre neu hinzugekommenen Befunde die Verhaltnisse nut noch weiter verwickelten. Die Arbeiten yon de Montet und mehr noeh yon Merz. bacher schienen durch die Feststellung deutlicher Untersehiede yon physiologischem und pathologischem Gliafett eine Klarung zu bringen, bis die Giiltigkeit ihrer Ergebnisse erneut in Frage gestellt wurde, besonders durch die Untersuchungen yon Wohlwill. Xhnhches gilt fiir die Deutung der Zellhaufen, die auch neuere Untersucher noch mit Virchows Encephalitis in Verbindung bringen, ohne sichere Beweise dafiir zu haben. Andere, mehr nebensachliche Befunde sollen dabei ganz unbeachtet bleiben. In der Absicht, reich mit diesen, teilweise sehr verschiedenartigen Fragen zu beschaftigen, habe ich geglaubt, mich nicht auf erganzende und naehpriifende Untersuehungen besehranken zu diirfen. Man hat
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sich auf die Regelmi~l~igkeit bestimmter Befunde, auf ihr Vorkommen in Tiergehirnen und auf verschiedene andere Beweisgriinde gestiitzt, deren Zuli~ssigkeit fraglich erscheint und zu lebhaften Diskussionen Veranlassung gab. Die UnmSglichkeit, die voUkommen normale Beschaffenh e r des menschlichen Gehirns wahrend des fStalen Lebens und der ersten postnatalcn Monate mit Sicherheit nachzuweisen, die unzureichende Kenntnis der Histogenese und Myelogenese steht im Vordergrund. Es ergaben sich somit folgendc Aufgaben: Die Histogenese des menschlichen Grol3hirns ist zu verfolgen, um die Entstehung, Bedeutung und das Schicksal der sog. Keimbezirke erkennen und diese yon anderen, pathologischen Befunden trennen zu kSnnen. Der normale Ablauf der Myelogenese mul~ untersucht werden, eingehender als bisher, wenn eine Unterscheidung dieser Prozesse von pathologischen mSglich sein soll. Gleichzeitig ist auf Abweichungen v o n d e r Norm der Entwicklungsprozesse und auf andere pathologische Befunde zu fahnden, die zu analysieren und gegeneinander abzugrenzen sind. Endlich ist festzustellen, welche Aufschliisse die Gesamtheit dieser Untersuchungen fiber die Encephalitis Virchow gibtl).
Material und Methoden. Im ganzen wurden 75 Gehirne verwendet. Unter diesen waren 20 menschliche FStalgehirne, 31 yon Kindern bis zum vollendeten 2. Jahre, 7 stammten yon Erwachsenen und dient~n vergleichenden Untersuehungen, und endlich wurden 12 Kaninchengehirne sowie 5 Gehirne yon MeerschweinfSten und jungen M~usen zu ~thnlichen Zwecken benutzt. Von dem menschlichen Material entfallen auf die Zeit vom 3. intrauterinen bis zum 7. extrauterinen Monat mehrere Gehirne auf jeden dieser Monate, w~hrend sich der Rest weniger regelm~l~ig auf die friiheren und sp~teren Monate verteilt. Mutmal~lich gesunde und erkrankte Gehirne wurden in gleicher Weise beriieksichtigt. Nach Maitgabe der GrSi]enverh/s wurden die ganzen KSpfe, Hirnh/~lften oder frontalgeschnittene Scheiben der GroBhirnhemisph~ren verarbeitet. Wenn dagegen die Gehirne ihrer GrSBe wegen nicht so vollst~ndig histologisch untersucht werden konnten, wurden in Anlehnung an die Angaben der Literatur Stiicke aus dem Balken, den Stammganglien, der Temporal- und Occipitalrinde, der weil~en Substanz aus der Gegend von Hinter- und Unterhorn, gelegentlich auch andere, an den Seitenventrikel angrenzende subependym/ire Teile und Querschnitte der l~Iedulla oblongata ausgewi~hlt. Als Fixierungsfliissigkeit kam 4 proz. Formol, zur Einbettung Paraffin und Gelatine in Anwendung. Die bei dem letztgenannten Verfahren gewonnenen Gefriersehnitte land ich nicht zu allen'), sehr gut hingegen zu Fettfi~rbungen und zu Splelmeyers Markscheidenf~rbung verwendbar. Der yon Spielmeyer selbst als unvermeidbar bezeichnet~ ~belstand, bei dieser F/s 25--30 # dicke Schnitte 1) Inzwischen hat Herr Privatdozent Dr. Siegmund in Verbindung mit eigenen Untersuchungen das im folgenden fiber normale und pathologische Histogenese Beriehtete schon zusammenfassend mitgeteilt; Klin. Woehenschr., Jahrg. 1, iNr. 46. 2) Anderslautende Ergebnisse, wie sie z. B. E. Schall in den Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 6,~, Heft 11 mitteilt, kann ich trotz h~ufiger Versuche nieht best~tigen.
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verwenden zu mtissen, die dann infolge der Einwirkung der Beize oft doch nur sttickweise und zeffetzt auf den Objekttr/iger gebracht werden kSnnen, konnte durch Verwendung yon Gelatineschnitten beseitigt werden. Allerdings bringt die bei dem Verfahren erforderliche Alkoholbehandlung eine sf~rke Schrumpfung der Schnitte mit sich. Deshalb wurden die Pr/iparate - - und zwar sp/iter alle G~latineschnitte - - aus Wasser mit EiweiBglycerin in der fiir Paraffinschnitte iiblichen Weise aufgezogen und die schr/iggestellten Objekttr~ger sodann bei Zimmertemperatur getrocknet. Nach 2 Stunden haften die Schnitte vollkommen lest. Auf diese Weise gelingt auch die Herstellung ganzer Schnittserien yon GelatineblScken, da bei richtigem K/~ltegrad sich die Schnitte auf dem Messer geordnet hintereinander legen, als zusammenh/~ngendes Band auf numerierte Objekttriiger und mit diesen zum Schutze gegen Austrocknen in feuchte Kammern gebracht werden kSnnen. Zur weiteren Verarbeitung wird den 10--20 sich auf jedem Objekttr~ger befindenden Schnitten tropfenweise so viel Wasser zugefiihrt, dab sic sich eben voneinander 16sen, w/~hrend die geringe Tiefe der Wasserlache sie damn hindert, sich untereinander zu verschieben. In richtiger Reihenfolge werden die Schnitte schliel]lich in eine Schale mit Wasser gebracht, breiten sich hier vollst~ndig aus und werden in angegebener Weise aufgezogen. Es wurde H/s angewendet und ferner Scharlachrot oder Sudan, Nilblausulfat und die Bielschowskysche Methode zur Darstellung der Achsenzylinder in Verbindung mit der Sudanf~rbung. Ferner wurde, wie erw/ihnt, Spielmeyers M~rkscheidenf/irbung benutzt und das Polarisationsmikroskop zur Priifung des optischen Verhaltens der nachgewiesenen Fette. Nilblausulfat wurde, abweichend yon den i~Iethoden, die Lorraln.Smith und Schmorl angegeben haben, nach einer Vorschrift benutzt, die Herr Dr. Kleeberg im hiesigen Institut ausgearbeitet und mir in freundlicher Weise mitgeteilt hat.
Zur histologischen Entwicklung des Grol]hirns. Das Keimmaterial. I m 2. F S t a l m o n a t bilden Matrix u n d Randschleier die W a n d der Groghirnhemisph~ren u n d werden y o n den Membranae limitantes begrenzt. I m Laufe des Monates k o m m t als 3. Schicht die Hissche Zwischen. schicht hinzu. Die Limitans interna, ein breiter, gut f/~rbbarer Plasmasaum, iiberzieht die Matrix, die in ihrem ventrikul~ren Teile aus der 4 - - 6 Kerndurchmesser dicken Hisschen S~iulenschicht besteht. Diese wird gebildet y o n den S~iulenzellen, den in deren Maschen liegenden Keimzellen u n d aus diesen hervorgegangenen Zellen. Weiter peripher bilden diese letzteren die eigentliche Matrix, in der sie dichtgedri~ngt liegen u n d nur z u m Randschleier hin an Zahl etwas geringer werden. Die ganze Schicht erscheint bei der radi/~ren Stellung der Kernachsen radii~r gebaut. Die Grenzschichten der GroBhirnhemisph~ren sind Randschleier u n d Limitans externa. Der Randschleier h a t etwas wechselnde Dicke, ist im Vergleich zur Matrix eine dfinne Schicht, sehr k e r n a r m u n d besteht im wesentlichen aus gitterfSrmigem, fein strukturiertem Protoplasma. Die Limitans externa entspricht ihrer morphologischen Beschaffenheit nach der Limitans interna. z. f. d. g. Neur. u. Psych. LXXXIV.
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Die Entwicklung der Anlagen aus dem Keimmaterial. Zu individuell etwas schwankendem Zeitpunkt entsteht im 2. F6talmonat die Zwischenschicht, die mit Ausnahme yon Ependym, HShlengrau und obersten Rindenschichten alle iibrigen Hirnteile liefert. Der erwi~hnte Kernreichtum der Matrix verteilt sich bei der Bildung der Zwischenschicht derart, da[3 ein kerni~rmerer peripher gelegener Teil gegenfiber dem ventrikul~r gelegenen kernreicheren relativ stark zunimmt, indem entweder die neugebildeten peripheren Teile sparlicher mit Kernen beschickt werden, oder eine sti~rkere Vermehrung der protoplasmatischen Anteile erfahren. Nachdem sich schlie~lich zwischen den beiden, durch ihren Kernreichtum unterschiedenen Schichten eine scharfe Grenze ausbildet hat, ist die Bildung der Zwischenschicht beendet. Die Dicke der dadurch reduzierten, sekund~ren Matrix betri~gt nur noch einen Bruchteil der Wanddicke. Die Zwischenschicht zeigt bald ziemlich regelm~i~ig verteilte Zellkerne mit unregelmi~Big gestellten Li~ngsachsen, so dab an Stelle der radii~ren Anordnung ein ungeordnetes histologisches Bild entsteht. Das weitere Dickenwachstum der Hemispharenwand bestreitet fast ausschlieBlich die Zwischenschicht. Im Hirnstamm verhalten sich die Schichten entsprechend denen der Hemisphi~renwand. Mit der Morphologie der Zellen dieser jungen Embryonalstadien habe ich mich nicht befaBt und verweise auf die Angaben yon His. Ende des 2., Anfang des 3. Monates, also schon bald nach Entstehung der Zwischenschicht, beginnt die Bildung yon Rinde, Mark und zentralem Grau. ])urch Zunahme der Kernmenge zur Peripherie hin entsteht als Schicht yon 8--10 Kerndurchmessern Breite aus der Zwischenschicht die erste Rindenanlage, wi~hrend in dem Rest des Gewebes die Kerne in radidren Reihen angeordnet und diese durch Fasermassen auseinander gedri~ngt erscheinen, die yon der jungen Rinde in die Zwischenschicht ziehen und deren Aussehen schnell v6llig ver~ndern, Sie enthalten nur ganz vereinzelte Kerne dort, wo sie einige M~chtigkeit erreichen, und sind fast ganz kernfrei, wenn sie in dfinneren Lamellen verlaufen. Oft liegt unter der Rinde ein meist schmaler Streifen dieser Fasern. Von diesem aus, oder unmittelbar ausgehend yon der Rinde, schieben sich die Fasern dann in Lamellen zwiscben die als Reste der Zwischenschicht iibriggebliebenen Kernlamellen und verjiingen sich zur Matrix hin, die sie, entsprechend dem Verhalten der Kernmassen, entweder berfihren oder yon der sie durch eine Kernschicht getrennt werden. In der Itemisphi~renwand sind die Kern- und Faserlamellen meist sehr schmal. Beide haben etwa gleiche Dicke, die im Mittel 2 bis 3 Kerndurchmesser betragen mag. Mitunter sieht man auch Stellen, an denen wesentlich breitere Faserzfige von ebensolchen Kernlamellen getrennt werden. Regelmi~itig ist dieser Befund an den zentralen Teilen,
als Beitrag zur Frage der Encephalitis interstitialis neonatorum(Virchow). 211 z. B. den in Entwicklung begriffenen Stammganglien. Die geschilderten Vorg~nge an der Zwisehenschicht vollziehen sich hier vielleicht etwas friiher als in der Hemisphhrenwand, wobei sich zwischen Matrix und Zwischenschicht oder in deren ventrikuli~ren Anteil die Fasern in grol3en, nicht ganz regelmi~itig verlaufenden, radi~ren Lamellen schieben. Die trennenden Kernziige zwisehen den einzelnen Lamellen sind in der Regel dfinner als diese letzteren, so da[t die Matrix und das nunmehr angelegte zentrale Grau durch die faserreiehe und kerni~rmere Anlage der zentralen Fasermassen getrennt werden, w~hrend das subcortieale embryonale Mark der Zahl und Dicke nach gleichartige Kern- und Faserlamellen enthi~lt. An Hand yon Seriensehnitten gelingt es leieht, naehzuweisen, da] diese Bildungen in der Tat lamell~r gebaut sind und aus radii~r gestellten kernhaltigen bzw. faserhaltigen Septen bestehen, die in der Hemisphi~renwand ziemlich regelmi~Big gebaut und gelagert sind, in den entspreehenden Teilen des Hirnstammes dagegen vielfaeh streckenweise aufgespalten sind, durch kleine Zwischenw~nde verbunden werden und im Sehnitt somit oft verzweigt erseheinen, l~brigens linden sich mitunter auch subcortieal diese grSberen und unregelmi~13igeren Strukturen (Abb. 1 und 2). Wi~hrend des 3. Monates veri~ndert sieh das Verhalten der Matrix, abgesehen von der wohl fast nur relativen Dickenabnahme, nieht oder beginnt erst mit weiter unten beschriebenen Veri~nderungen. Aus der Zwisehensehieht haben sich zur gleiehen Zeit Rinde, Mark, zentrales Grau und die groi~en Faserzfige in diesem entwiekelt. Speziell die Markmassen sind schon zu einer individuell und lokal schwankenden, im ganzen sehr mi~ehtigen Ausbildung gelangt. Neben fortschreitender morphologiseher Differenzierung sind die weiteren Entwieklungsvorgi~nge vorwiegend quantitativer Art. Die Entwieklung der Ge/~i[3enimmt ihren Ausgang yon einem ziemlich diehten, die Matrix durehziehenden Capillarnetz. Gegenfiber den anderen Teflen iiberwiegt deren Gef~13reichtum auch im 3. Monat noch betri~ehtlich und scheint relativ und absolut zugenommen zu haben. GrSi3ere Gefi~e linden sich in dieser Zeit vorzugsweise in der Zwisehenschicht. Bedeutsam fiir die Beurteilung der Gefi~Bverteilung im postembryonalen Mark ist, daft prim~ir das mesodermale Gewebe ausschlie[3lieh in Matrix und Zwischenschicht vordringt und erst sekund~ir Seiten~iste, und zwar nut /eine, in die _Fasermassen abgibt, die man sich bei ihrem dichten Geffige als dem Mesoderm schwer zugi~nglich vorzustellen vermag. In der l~inde erreieht die relative Zahl der Gefi~13e,wie in allen Teilen, etwa im 5. bis 6. Monat ihre endgfiltige HShe. Bemerkenswert ist das Verhalten der Meningealge/gfie, die sich zur Zeit der Rfiekbildung des Status verrucosus mit den Meningen stellenweise zwisehen die W~rzchen schieben. Diese bleiben dann scheinbar auch weiterhin yon. 14"
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Abb. 1. I n E n t w i c k l u n g begriffenes s u b c o r t i c a l e s M a r k ; 3. F S t a l m o n a t . a = yon der Rinde a u s v o r d r i n g e n d e , in L a m e l l e n g e o r d n e t e F a s e r m a s s e n ; b = L a m e l l e n d e r s e k u n d i t r e n Zwischenschicht, im G e g e n s a t z zu a s e h r k e r n r e i c h .
Abb. 2. D u r c h w a c h s e n y o n F a s e r m a s s e n d u r c h z e n t r a l e s G r a u ; B i l d u n g d e r i n n e r e n K a p s e l ; 3. F S t a l m o n a t . a : S c h i c h t d e r E m b r y o n a l z e ] l e n ; b = sekund•re Z w i s c h e n s c h i c h t ; d = in diese h i n e i n g e w a c h s e n e Biindel y o n F a s e r n ; e = n a c h GreBe u n d F o r m s e h r ungleiche R e s t e d e r Zwiscbenschlcht.
als Beitrag zur Frage der Encephalitis interstitialis neonatorum(Virchow). 213 einander getrennt, wi~hrend sich die fibrigen allmi~hlich wieder zu glatter Oberflache abflachen. Ein wesentlicher Zeitpunkt in der Entwicklung des Gehirns ist damit erreicht : Wir linden beim Beginn der zweiten Hdl/te der FStalzeit Anlagen s(imtlicher Hirnteile. Im folgenden werden nacheinander die weiteren Ver~nderungen an den Anlagen von Rinde, zentralem Grau, weifter Substanz und an den AbkSmmlingen der Matrix zu verfolgen sein, die teilweise erst im postnatalen Leben den embryonalen Charakter vollsti~ndig verlieren.
Die weitere Entwicklung der Rinde. Die Rinde hatten wir nach ihrer Entstehung aus der Zwischenschicht im 2. Monat als kernreiche, yon Randschleier und i~uBerer Grenzhaut bedeckte Schicht kennengelernt, deren wirre Struktur nun im Laufe des Monates einer regelm~i3ig radi~ren Anordnung der Kerne und des Gliagerfistes Platz macht. Wi~hrend der niichsten 3 4 Monate gehen im Randschleier erhebliche Ver~nderungen vor sich durch die Bildung yon 4 Schichten mit charakteristischen Zellen. N~heres Eingehen auf diese Vorg~nge macht die ersch6pfende Behandlung, die Ranke ihnen zuteil werden liel3, unn6tig. Gleichzeitig damit beginnen weitere Entwicklungsprozesse in der Rindenschicht. Es bildet sich eine erhebliche Kernzunahme in den obersten Teilen der Schicht als meist scharf abgesetzte Zone aus, in ihrem Kernreichtum der jungen Matrix nicht uniihnlich. Daraus entsteht dann die fiir den 3. bis 6. Monat h6chst charakteristische Bildung der Retziusschen W(irzchen, der Verrucae Hippocampi, Bilder, die Ranlce als Status cortici8 verrucosu8 simplex (ira Gegensatz zum pathologischen Status corticis verrucosus deformis) bezeichnet hat. Die glatte Oberfl~che der Rinde verwandelt sich n~mlich in eine schon malcroslcopisch hOclcerige, bedingt durch die Entstehung vieler kleiner W~rzchen, zwischen denen feine Gri~bchen liegen. Mikroskopisch entspricht dem an Stelle der friiher scharfen, geraden Grenzlinie zwischen Rindenschicht und Randschleier ein strahlenf6rmiges Auseinanderweichen der Kernreihen, yon denen viele an L~nge zunehmen und den Randschleier vordriingen. Die Gr6•e der W~rzchen unterliegt 6rtlichen und individuelle!l Schwankungen. Als jfingere bzw. welter fortgeschrittene Stadien dieses Vorganges sieht man die vorher scharf gegen den Randschleier abgegrenzte Rindenschicht in ihren peripheren Teflen aufgelockert, einzelne in den Randschleier hineinragende Kernreihen, sparer gro~en Kernreichtum einzelner W~rzchen, die ganz das Bild hSchst aktiver Proli/erationszentren bieten, oft vollst~ndig im Randschleier liegen und als kegelf6rmige Gebilde die Rindenschicht nur mit der Spitze berfihren, und schliel31ich finder sich eine solche Menge yon Wiirzchen, dab sie kaum noch alle deutlich voneinander getrennt erscheinen und wieder mehr
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als Teil der Rindensehieht imponieren. Mit der Zunahme der Wi~rzehen an Zahl wird das kSrnige Aussehen der Hirnoberfli~che wieder undeutlicher und sie verflacht sich mehr und mehr. SchlieBlich schwinden die Grenzen zwischen den einzelnen Wi~rzchen vollkommen, ihr Kernreiehtum nimmt wieder ab und es resultiert eine neue, wesentlich verbreiterte, aber einheitliche Rindensehicht mit wirrer Struktur. Naeh Riickbildung des Status corticis verrucosus ordnen sich die Kerne der ]ungen Rinde erneut in radi(iren Reihen. Der gegen friiher etwas verbreitete Randschleier ist jetzt ein regelmi~Biges, kernarmes Band. Die Grenze zwisehen Rinde und Mark ist nicht gerade scharf, aber deutlich. Im 6. Monat etwa trifft man diese Bilder an, aus denen sich sodann 3 lcernreiche Zonen in der Rinde entwiekeln. Diese liegen dieht unter dem Randschleier, in der Mitte der Rindensehieht und an der Grenze zwischen dieser und dem Mark. Die Morphologie der Rindenzellen soll unberiieksichtigt bleiben. Bis etwa zum 3. extrauterinen Monat entsprieht das Aussehen der Rinde der zuletzt gegebenen Schilderung, bis sich dann die radii~re Struktur verliert, die embryonalen Ganglienzellen zu Pyramidenzellen werden und das Bild der /ertig ausgerei]ten Rinde entsteht. An den grSl~eren Ge/(i[3en liegen die Gliakerne - - im Gegensatz zur weiBen Substanz - - niemals in grS[teren Haufen zusammen, wie sich denn iiberhaupt in der normalen Rinde niemals grS[3ere Zellhau/en linden.
Das zentrale Grau. Das zentrale Grau macht yon allen Hirnteilen im Embryonalleben die geringsten Umwandlungen durch. Wenn die prim(ire Zwischenschicht entstanden ist und die vordringenden $'asermassen sich yon der grauen Substanz schon relativ friih getrennt haben, sind die weiteren Strukturveri~nderungen an der Anlage der Stammganglien nur noch geringffigig und ersehSpfen sich in quantitativer Zunahme der Faserbi~ndel. Dadureh entsteht dann schon in den letzten FStalmonaten fast vollsti~ndig das Bild der Stammganglien, wie w i r e s vom Erwachsenen kennen, freilich makroskopisch zuni~ehst nieht erkennbar wegen der fehlenden oder nut spi~rlieh vorhandenen Markseheiden. Die Beendigung der Differenzierungsvorgi~nge an den einzelnen Zellen selbst vollzieht sich im 6. und 7. FStalmonat, so da~ meist schon im 7., spi~testens im 8. Monag die Ganglienzellen mit allen den charakteristisehen morphologisehen Eigenschaften ausgezeiehnet sind, die sie nach vollendeter Entwicklung aufweisen. Die phylogenetisch ~lteren zentralen grauen Teile beenden demnach also auch wi~hrend der Ontogenie ihre Entwicklung friiher als das phylogenetisch jiingere Rindengrau. Glia und Ge/(i[3e verhalten sich in den Stammganglien genau so wie in der Rinde. Besonders betont sei, dal~ demnach auch hier unter physio-
als Beitrag zur Frage der Encephalitis interstitialis neonatorum(Virchow). 215 logischen Bedingungen niemals Zellhaufen zu finden sind, die eine nennenswerte GrSl~e haben. In engen Grenzen ist ein Kernreichtum um die Gef~l~e herum auch hier ein hiufiger Befund. Die Entwicklung der wei[3en Substanz. Wenn wir nun, an weiter oben geschilderte Vorg~nge anknfipfend, die Entwicklung der subcorticalen und zentralen weiflen Substanz verfolgen und damit die wohl schwierigste Frage der Gehirnembryologie anschneiden, so sei als wesentlich zun~chst hervorgehoben, daft die aus dem Grau vordringenden Fasern die sekunddire Zwischenschicht in geschlossenen Biindeln durchziehen, das an/angs vorhandene Gewebe verdrdingen, seine Teile trennen und so aus der sekunddren Zwischenschicht die tertidire machen. Diese besteht demnach aus Resten der vordem breiten Zellschicht, iiber, unter und in den Fasermassen liegend. Ihr Schicksal steht im folgenden im Vordergrund des Interesses. Zur Entwicklung der Fasermassen ist zu erginzen: Anfangs verlaufen die einzelnen Lamellen von Fasern radi~r als Bogen/asern. Spiter finden sich oft mehrere Faserschichten, je nach der Gegend des Gehirns, die zueinander senkrecht verlaufen, z.T. somit Tangential/asern fiihren. Im Faserverlauf der inneren Kapsel, also innerhalb des zentralen Grau, liegen die Verhiltnisse entsprechend. Die weitere Ausbildung der Fasermassen erschSpft sich in quantitativer Zunahme durch wachsenden Reichtum an Fasern und Ausbildung der Markscheiden. Topographisch nimmt das postembryonale Mark etwa die Stelle der sekund~ren Zwischenschicht ein, und zwar wird diese nicht eigentlich von den vordringenden Fasern verdr~ngt, sondern die einzelnen Faserbiindel nehmen Tefle der Zwischenschicht in sich auf und lassen sic so zu eigentlicher Glia yon weif~er Substanz werden. Auch die Zwischenschichtreste, oben als tertiire Zwischenschicht bezeichnet, erfahren schliel~lich alle das gleiche Schicksal und werden nach dem Hindurchwachsen von Faserbiindeln zu echter Glia. Die letzten Reste der Zwischenschicht bleiben bei diesem Vorgang als Zellinseln ohne Verbindung untereinander, Ms Reste embryonalen Gewebes in fertig entwickelter weil~er Substanz z. T. lange erhalten. Erst im postnatalen Leben werden die letzten von ihnen von Faserbiindeln aufgespalten. In der N~he der Ventrikel, wo gr61~ere und gr6bere Faserziige verlaufen, zwischen denen auch entsprechend grol~e Zwischenschichtreste liegen, findet man in den ersten beiden Monaten nach der Geburt solche Zellinseln hiufig; subcortical sind sic aus analogen Griinden seltener und kleiner. Andere Zellhaufen und -strange, die sich v o n d e r Matrix und ihren Abk6mmlingen herleiten, sollen weiter unten erw~hnt werden. Zun~chst ist einiges Allgemeine zu er6rtern: Die Zwischenschicht ist die Muttersubstanz des Markgeriistes, und wir wissen aus den Arbeiten
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verschiedener Autoren, dal~ in diesem noch ausgesprochen embryonalen Gewebe schon sehr friih hochdifferenzierte ZeUen auftreten, wie Deiterssche Astrocyten und Weigerts Fasersysteme, dal~ wir also in der Zwischenschicht ein Gewebe vor uns haben, das zu seiner Funktion schon vorgebildet ist, ehe es die •ervenfasern in sich aufnimmt. Diese embryonale Schicht enth~lt also schon Zellen, die nicht mehr eigentlich embryonal sind. Zum Unterschied davon lernten wir den peripheren Teil der Matrix als Gewebe kennen, das ausschliel]lich aus echt embryonalen Zellen besteht, sehr kernreich ist und sich gegen die Zwischenschicht mit ihrem differenzierten, spongioblastogenen Plasmasyncytium scharf absetzt. Diesen peripheren Teil der Matrix werde ich im folgenden als Schicht der Embryonalzellen bezeichnen. Matrix wird dann nur die Schicht benannt, die dem Wortsinn gem~B den Namen verdient und durch ihre Funktion und das histologische Verhalten ohne weiteres eine Sonderstellung hat. Die Entwicklungsvorgi~nge berechtigen, j a zwingen geradezu, diese Trennung yon Matrix und Schicht der Embryonalzellenvorzunehmen. Die Entwicklung der Schicht der Embryonalzellen gehSrt eng zu Entwicklung der weil~en Substanz. Die Zellen der Schicht wandern als Neuroblasten in das zentrale und periphere Grau, ein besonders yon His studierter Vorgang, und gelangen als Spongioblasten in die benachbarte Zwischenschicht, der sie sich entweder zentral anlagern oder in die sie hineinwandern. Mit fortschreitender Ausbildung der Fasermassen dfirfte das Auswandern aus der Schicht der Embryonalzellen schlie~lich unmSglich werden, und auch aus anderen Grfinden mull man sich in der sp~teren Entwicklungszeit diese Schicht nur noch als Depot yon Spongioblasten vorstellen. Auch Teile der Schicht derEmbryonalzellen werden bei der Entwicklung des Markes verlagert, und zwar zunachst, wie sich mehrfach beobachten liel~, indem sich Faserzfige zwischen diese Schicht und die Matrix schieben und beide dann durch Volumzunahme oft erheblich weit voneinander trennen. Das Fehlen der Schicht der Embryonalzellen in ni~chster Nachbarschaft der Matrix stellt cinen sehr augenfi~lligen und charakteristischen Unterschied dieser Stadien yon jiingeren dar. Die verlagerten Teile der Schicht der Embryonalzellen effahren ganz analog der Zwischenschicht eine fortschreitende Aufteilung in einzelne Zellinaeln durch vordringende Fasermassen, bis sic schlieltlich ganz verschwinden. An den Stellen, wo Matrix und Schicht der Embryonalzellen in soeben beschriebener Weise voneinander gedri~ngt werden, sieht man, sobald die Kontinuit~t der letzteren zerstSrt ist, yon der Matrix aus tier in die weil~e Substanz hineinragende Striinge oder Zap/en von Embryonalzellen. Im 3. und 4. Monate sind solche Befunde zu erheben. Auf eine andere Weise erfi~hrt die Schicht der Embryonalzellen in den ]etzten Monaten der Entwicklung eine Veri~nderung, wenn n~mlich
als Beitrag zur Frage der Encephalitis interstitialis neonatorum (Virchow). 217 einzelne Faserbfindel sieh in die Schicht hineindr~ingen, kleinere Teile yon ihr abtrennen und bei zunehmendem Waehstum ebenfalls als isolierte Zdlinsdn v o n d e r Muttersubstanz weg verlagern, allerdings nie so weir fort, wie bei dem ersterw~hnten Vorgang. Endlich bleiben vielerorts gr61tere Teile der Sehieht der Embryonalzellen bei ungest6rter Kontinuit~t am ursprfingliehen Oft bis in die beiden ersten Monate post partum erhalten und werden dann erst zu wei~er Substanz umgebaut, und zwar allem Anschein naeh nur sehr langsam yon der Peripherie her, ohne dab eine Zerreiltung in einzelne Zellinseln erfolgt. Bei diesem Verbrauch der letzten Reste embryonalen Gewebes l~l~t sieh deutlich veffolgen, wie aueh hier vor dem Einwachsen der Nervenfasern erst die Reste der Sehieht der Embryonalzellen im Sinne der Zwischensehicht an ihren protoplasmatisehen Teilen differenziert werden: aus den Spongiolblasten entsteht Glia. Auch dieser Vorgang verl~uft nieht gleiehm~Big, so dal~ oft die Reste der Sehieht der Embryonalzellen auf gr6Beren Streeken sehon umgewandelt, d. h. aufgeloekert, sind, w~hrend dazwisehen noeh einzelne Haufen diehter gelagerter, embryonaler Zellen liegen. Diese stellen abermals eine oft vorkommende Form yon Zellinsdn dar. Die Summe aller dieser vielgestaltigen, unter der Matrix liegenden embryonalen Gewebsteile und -reste ist vielfaeh als embryonales HShlengrau bezeiehnet worden. Dessen s~mtliehe Teile dienen also bei verschiedenartiger Herkunft dem Aufbau weiBer Substanz mit Ausnahme einer schmalen Zone dieht unter der Matrix, die das H6hlengrau des reifen Gehirns bilden hilft. Die im eigentliehen Sinne embryonalen Vorg~nge finden hier ihren AbsehluB, und es bleiben noeh einige, besonders die weiBe Substanz betreffende Entwieklungsvorgange zu betraehten, die sieh fiber das erste halbe Jahr naeh der Geburt erstrecken. Die eigenartige Anordnung der Glial~erne in Reihen, die typisehen Formen der Gliakerne, das Verhalten des GlialJlasma und andere hierhergeh6rende Befunde im Gehirn des Neugeborenen sind yon versehiedenen Seiten eingehend besehrieben worden und dfirfen hier fibergangen werden. Einen eharakteristisehen Bestandteil der weiBen Substanz beim Neugeborenen bilden die Zellhau/en, deren Herkunft und Entstehung besproehen wurde. Wir finden sie mit grSflter Regdm~i[3igkeit in allen Gehirnen aus den ersten Lebensmonaten, und zwar vorwiegend in den Fasermassen, die in der N~ihe eines Ventrilcds verlaufen. Diese Reste embryonalen Gewebes verschwinden in der Mehrzahl im 2. und 3. Lebensmon~t. Hin und wieder treffen wir einzelne yon ihnen aueh noch in vollst~ndig ausgebildeten Gehirnen an. Die aul3erordentlieh h(iu/ige Beziehu~g dieser embryonalen Reste zu Ge/difien geht aus dem friiher Gesagten hervor. Wir haben zu unterseheiden zwisehen relativ
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kleinen Zellhaufen, die in den Fasermassen liegen, und gr613eren Resten der Zwischenschicht, die zwischen weiger Substanz und Matrix fibriggeblieben sind. Bei den ersteren handelt es sich meist um ziemlich dicht gedri~ngte Haufen yon Gliakcrnen. Man finder z. B. etwa 80 Kerne einseitig einem Gefi~13 angelagert, etwa 60 Kerne, die in geschlosscnem Ring ein Gefi~g umgeben, halbmondf6rmig einem solchen anliegend einen Kernhaufen, Gefi~ggabeln, in denen Zellnester sitzen, ganz besonders charakteristisch ffir die Herkunft einen Zellhaufen, der yon einer Gefi~13gabel ausgeht, ziemlich dicht unter der Rinde sitzt und an der Stelle, an der das Gefi~{3in die Rinde eindringt, endet, ferner wechselnd groge Kernhaufen, die auch in Schnittserien keine Beziehung zu Gefi~13en zeigen, endlich kleinste Kernhaufen mit oder ohne Beziehung zu Gefi~13en,oft merkwiirdig regelmi~gig in geometrischen Figuren, etwa in Quadraten oder Dreiecken, geordnet, und viele andere Formen, die alle aufzuzi~hlen zwecklos ist. Mitunter sieht man in Pri~paraten, die beim Einbetten sti~rker geschrumpft sind und infolgedessen grSgere perivasculi~re Schrumpfri~ume zeigen, die Zellhaufen ebenfalls v o n d e r Glia gelSst und in diesen !~i~umen dem Gefi~l~anliegen. Die Tatsache, dal~ diese Kernhaufen nicht oder - - das gilt ja ffir die meisten yon ihnen - - noch nicht yon hindurchgewachsenen Fasern in den festgeffigten Faserfilz aufgenommen sind, ist vielleicht eine Erkl~rung ffir die Entstehung solcher Bilder, die als Kunstprodukte aufgefagt werden miissen. Die zentral unter den Fasermassen gelegenen Zwischenschichtreste finder man zu Beginn der zweiten tti~lfte des FStallebens sehr reichlich. Spi~ter vollziehen sich, wie wir sahen, an der Schicht der Embryonal. zellen Ver~nderungen, die in ihren letzten Stadien, zeitlich in der Neugeborenenperiode, oft einzelnen Zwischenschichtresten gleichen. Denn einerseits behalten die letzteren hi~ufig ihre charakteristischen Eigenschaften sehr lange bei, wi~hrend sich andercrseits die ersteren im Laufe der Entwicklung in genau dem gleichen Sinne umwandeln. Mitunter sieht man auch embryonale Gewebsreste, die aus Teilen der Zwischenschicht und der Schicht der Embryonalzellen entstanden zu sein scheinen. Einzelheiten sind kaum noch zu ergi~nzen. Besonders charakteristisch sind Lager yon Zellen, die subependymi~r gelegen und meist ziemlich diinn sind, und yon denen senkrecht abzweigend Zellstr~nge in die wcii~e Substanz ragen, die oft eine ziemliche Li~nge erreichen, voneinander wechselnd groge Absti~nde haben und h~ufig yon Gef~gen begleitet werden. In anderen F~llen finder man beispielsweise einen keilfSrmigen Bezirk, der mit seiner Basis der Matrix bzw. dem ttShlengrau aufsitzt und ziemlich tier in die weige Substanz hineinragt, yon der er sich durch grSl~eren Kernreichtum moist scharf abhebt. Wieder andere Pr~parate zeigen ein solches Zellager, das als langes Band die Fasermassen auf grSgere Strecken yon der Matrix trennt. Naturgem~i3
als Beitrag zur Frage der :Encephalitis interstitialis neonatorum(Virchow). 219 wechseln mit diesen Bildern die mannigfaltigsten anderen, die ihnen gleichzustellen sind. Gegen Ende der Entwicklungszeit werden alle diese Reste yon hindurchwachsenden Fasern zu echter Glia verwandelt. Eine Stelle, an der dieser ProzeB begonnen hat, zeigt dann wechselnd deutlich einen gr6i]eren Kernreichtum als die umgebenden ~lteren Teile der weiBen Substanz. Gerade hier, an den ventrikul~ren Resten der Zwischenschicht, kann man ihre Umwandlung durch einwachsende Fasern schrittweise verfolgen, im Gegensatz zu den kleineren, tier in der weiBen Substanz liegenden Zellhaufen, deren weiteres Schicksal sich meist wegen ihrer geringen Ausdehnung der Beobachtung entzieht, die iibrigens
Abb. 8. Subependym~res Gewebe beim Neugeboreaen. In l~ichtung des Pfeiles die Grenze zwischen Mark und subependymltren Resten der embryonalen Schichten/
bei fortschreitender Entwicklung aus den grSgeren, ventrikul~ren Resten der Zwischenschicht entstehen, genau so, wie sie frfiher aus der sekund~ren Zwischenschicht entstanden (Abb. 3). Das Verhalten der Gef/~l]e behandeln eingehende Arbeiten von Held und anderen Autoren.
Ependym und Hghlengrau. Von der Matrix stammt das Ependym ab, und sie beteiligt sich an der Bildung des H6hlengrau. Bei diesen Vorg~ngen wird der Kernreichrum in den Maschen der S~ulenzellen geringer, die Keimzellen stellen offenbar ihre T/~tigkeit ein, die einzelnen Maschen zwischen den S~ulenzellen werden l~nger und schmaler und es entsteht dadurch ein Bild, bei dem das Verhalten der S/~ulenzellen wie iiberhaupt die Struktur der ganzen Schicht in beinahe schematischer Weise deutlich wird. Dann
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entsteh~ das Ependym, nachdem die Liicken zwischen den Si~ulenzellen immer kerni~rmer geworden sind und sich weiter verscbmi~lert haben, schlie[31ich die Kerne dicht unter die Limitans gerfickt sind und die regelmi~i~ige Form der Ependymkerne angenommen haben. Ob ausschlie~lich die Kerne der Simlenzellen zu Ependymkernen werden, erscheint ffaglich. Auch das weitere Verhalten der Keimzellen lie~ sich nicht sicher feststellen. Sie diirften im reifen Gehirn zwischen den Zellen des HShlengrau liegen, yon denen sie naturgemi~I3 nicht mehr zu unterscheiden sind. Die geschildertenVorgi~nge beginnen etwa im 5. FStalmonat und kommen in den beiden letzten FStalmonaten fiberall zum AbschluI~.
Abb. 4. Subependym~res Gewebe mit verlagetten Ependymzellhaufen; 9. F 6 t a l m o n a t .
Einige andere, nicht vollkommen geklarte Entwicklungsprozesse spiclen sich gleichzeitig ab: Es finden sich lange, schmale oder breite, flache, driisenfSrmige Schl~iuche und Zap]en yon Ependymzellen, die in die dom Ependym benachbarten Teile hineinragen. Die HShe ihrer Ausbildung fi~llt kurz vor die Zeit der Geburt, zu der man sie in groi3er Zahl und mannigfachen Formen finder. Was ich an Erkli~rungsmSglichkeiten ffir diese Bilder land, erscheint zu unsicher~ um hier mitgeteilt zu werden. Man sieht, daI3 diese Zapfen und Schli~uche sich bei der weiteren Entwicklung z. T. wieder vefflachen und zuri~ckbilden, z . T . auch vom Ependym abgeschniirt wcrden und in jedem Gehirn eines Erwachsenen im HShlengrau als kleine, vom Ventrilcel abgehende G~inge und als versprengte Ependymzellhau/en anzutreffen sind (Abb. 4).
als Beitrag zur Frage der Encephalitis interstitialis neonatorum (Virchow). 221 Das histologische Bild des HShlengrau wechselt individuell und je nach Art des Ortes sehr stark. Aus Resten der Zwisehenschicht und der Schicht der Embryonalzellen und aus den genannten AbkSmmlingen der Matrix bzw. des Ependym entsteht das HShlengrau. Seine Struktur zeigt oft subependym~r eine kernarme Zone, der ein sehmaler, kernreicher Streifen folgt; oft sind die Kerne gleichm~Big verteilt. Auch dig Dicke der Schieht weehselt stark. Der Reichtum an Fasern ist im ganzen gering; faserfreie Teile wechseln mit feinen, netzfSrmigen Fasergefleehten, immer scharf abgegrenzt gegen die Faserbfindel benachbarter Markteile. Ergebnisse. Die nicht sehr umfangreiche Literatur fiber die Entwicklung des GroBhirns besteht im wesentlichen aus Arbeiten yon His und Ranke. Die Ergebnisse yon His entsprechen fast durehweg dem in den Abschnitten fiber Keimmaterial und Entwicklung der Anlagen aus diesem Mitgeteilten und machten eine ausffihrlichere Schilderung unnStig. Nur an einigen Stellen, z. B. betreffs der Entstehung der Zwischenschicht und Entwicklung des embryonalen Markes, konnte erg~nzend Neues hinzugefiigt werden. Wenn Hochstetter in seiner umfangreichen Monographic der Entwicklungsgeschichte des mensehtichen Gehirns His die Verwendung fehlerhafter Fixierungsmethoden vorwirft und in morphologischen Fragen vielfach mit ihm nicht einer Meinung ist, so darf wohl gesagt werden, dab ffir die hier interessierenden histologischen Fragen Fixierungsfehler ganz andere Bedeutung haben, und je nach Art des Zweckes sogar Methoden zur Anwendung kommen mfissen, die einander entgegengesetzt sind. Systematische Untersuchungen yon Embryonalgehirnen aller Monate lassen die kontinuierlich fortschreitende histologische Entwicklung auch von regelm~Big wiederkehrenden Artefakten bei ungeeigneter Behandlung mit Sieherheit trennen. Ranke hat sich, an die Untersuehungen yon His anschlieBend, mit der zweiten H~lfte der Entwieklung des embryonalen Gehirns besch~ftigt. Die yon ihm beschriebenen Vorgange im Randsehleier w~hrend des 4. und 5. Monates sind nur in groBen Umrissen Gegenstand meiner Untersuchungen gewesen. Mit Rficksicht auf die eingehende Mitteilung von Ranke, mit der meine Befunde iibereinstimmten, babe ich yon einer ausfiihrlichen Darstellung absehen dfirfen. Den Status corticis verrucosus haben vor Ranke schon verschiedene Autoren besehrieben, so Retzius und His. Man hat lange diskutiert, ob diese Bildungen Kunstprodukte darstellen. Ich glaube mieh mit dem Hinweis auf die so lfickenlos verfolgbare Entstehung, Entwicklung und Rfickbildung dieser W~rzchen begniigen zu dfirfen, wenn ich die M6glichkeit verneine, daft es sich um Kunstprodukte t~andeln k6nnte: Mit aller Eindeutigkeit haben wir einen Entwicklungsvorgang vor uns.
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Der Ansicht Rankes fiber die Bedeutung dieser Prozesse, daft sie ni~mlich die erste Anlage der sekundi~ren Rindenfissuren darstellen, mSchte ich nieht beitreten, ihr vielmehr die Tatsache gegentiberstellen, daft die einzige nachweisbare Resultante des Vorganges eine Rindenverbreite. rung ist. Allein dadurch, daft der Status verrucosus restlos verschwunden ist zu einer Zeit, in weleher nur die Fissura Sylvii und die Fissura parieto-occipitalis vorhanden sind, wird der yon Ranke angenommene Zusammenhang undenkbar. ]~brigens glaube ich, daft die Verbreiterung der Rinde einen genfigend bedeutsamen Vorgang darstellt, um als Ergebnis des Status verrucosus auch spekulative l~berlegungen befriedigen zu kSnnen. In einem Abschnitt fiber ,,die ventrilculgren und vascul(iren Keimbezirke" schreibt Ranke: ,,Die Verhi~ltnisse der Matrix oder ventrikuli~ren Keimschicht wahrend der zweiten Hi~lfte der fStalen Hirnentwicklung und ihre Beteiligung bei der Rindenbildung im Groin- und Kleinhirn stellen m. E. eines der verwickeltsten und bisher noch wenigst gekli~rten Kapitel der Embryologie dar." Dem ist fraglos beizustimmen; aber darfiber hinaus ist nichts von Rankes Befunden mit dem eben Geschilderten vereinbar. Um die Erkli~rung dieser Tatsache habe ich mich mit wenig Erfolg bemfiht und kann nur anffihren, daft Ranke selbst sein Material als zu lfickenhaft bezeichnet, um fiberall zwingende Sehlfisse mSglich zu machen. Im iibrigen beschri~nke ich mich auf den Hinweis, daft ich als Entwicklungsvorgang nur geschildert habe, was sieh an umfangreichem Material ohne das Fehlen yon Zwischenstufen als Befund erheben liel~. Auf Einzelheiten zurfickgreifend, kann es ffir reich keinem Zweifel unterliegen, daft Zellhau/en au[3erhalb der Matrix (Ranlce versteht darunter auch die Schieht der Embryonalzellen) in ]edem Gehirn entstehen mi~ssen, daft/erner Zellnester in Ge/dflgabeln oder einseitig an einem Ge]~i[3 unter normalen VerMiltnissen vorlcommen. Die Frage endlieh, ob ein Entwicklungsvorgang quantitativ normal ist, die ebenso oft diskutierten als unfruchtbaren Bestimmungen des Alters einer Entwicldungsphase bedfirfen der Entscheidung durch umfangreiche statistische Untersuchungen, besonders im ttinblick auf dig groften individuellen Schwanl~ungen im zeitlichen Ablauf der Entwicklung. Was also z. B. in dem einen Monat noeh normal ist, aber im ni~chsten schon als pathologiseh angesehen werden muft, das zu entscheiden reicht mein Material nicht hin. Damit komme ich zum Schluft und fasse die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchungen zusammen: Im 2. Fgtalmonat besteht das Gro]3hirn aus der Matrix, der Schicht der Embryonalzellen und dem Randsehleier, au[3en und innen i~berzogen yon den Membranae limitantes.
als Beitrag zur Frage der Encephalitis interstitialis neonatorum (Virchow). 223 Aus der Schicht der Embryonalzellen entsteht die Zwischenschicht , aus dieser die Anlage von ~inde, zentralem Grau und weifler Substanz. Die Rindenanlage entwickelt sich durch einwandernde Neuroblasten, /erner durch proli/erative Vorg~inge im Randschleier, und wird dann nach Ablau/ des Status corticis verrucosus, der eine zweite, corticale Matrix darstellt, und naehdem schliefllich ihre Zellen in charalr Weise geordnet sind, zur Rinde. Das zentrale Grau entsteht aus der Zwischenschieht durch einwandernde Neuroblasten. Sekunddr wachsen die Faserbi~ndel hindurch. Die wei/3e Substanz wird gebildet yon der Zwisehenschieht und der Schicht der Embryonalzellen, die das gli6se Material lie/ern, und den sekundgr einwachsenden Nerven/asern. Das Ependym entsteht aus den Siiulenzelleu der Matrix. Das H6hlengrau besteht aus Restmaterial der embryonalen Schichten, das nicht als Glia in Fasermassen verwendet wird. Die Ge/(ifie dringen mit ihren gr6fleren .~sten nur in den eigentlieh embryonalen Schichten oder deren Resten vor, die viel/ach als kleine, perivasculi~re Zellnester lange bestehen bleiben. Bei der Entwicklung der weiflen Substanz wird dureh das Vordringen der Nerven/asern der Zusammenhang in der Schicht der Embryonalzellen, der Zwisehenschicht und in geringerem Grade aueh der Matrix gesprengt. Dadurch entstehen verschiedene Arten yon Zellhau/en und Zellstr~ingen, die in der Mehrzahl im Lau/e der Entwicklung zu Glia in Faserbi~ndeln werden, zum kleineren Teil im H6hlengrau erhalten bleiben. Im einzelnen /inden wir: in allen Teilen der weifien Substanz kleine Zwischenschichtreste und in den ventrikul~iren Teilen des Markes grSflere Reste der gleichen Schicht, o/t mit strang/6rmigen Ausldu/ern in das ent. /erntere Mark. Ferner sind anzutre//en Reste tier Schieht der Embryonalzellen, viel/ach tie/in wei[3e Substanz verlagert, und subependymgire Reste der Schicht der Embryonalzellen, meist au/ grSflere Strecken als zusammenhiingende Schieht, o/t auch schon im Sinne der Zwischenschicht di//erenziert mit einzelnen kernreicheren, noch embryonal gebliebenen Herden. Endlich gehen vom Ependym Zap/en und Schl~iuche aus, o/t in Form yon Dri~seng~ingen in alas Mark vordringend, o/t nach Verlust der Verbindung mit dem Ependym als Nester yon Ependymzellen im HShlengrau liegend. Die Kenntnis der normalen Entwicklung des Gehirns ist fiir die Erforschung dcr Pathologie des Organs eine wesentliche Voraussetzung. Wenn ich versuchte, auf diesem Wcge ein Stiick weitcr zu kommen, und zwar zu bestimmten Zwecken, als Beitrag zur Frage der Encephalitis Virchow, so leitete ich daraus die Berechtigung ab, einiges willkiirlich in den Vordcrgrund zu stellen und anderes weniger zu beachten. Trotz der dadurch bleibenden Lficken glaube ich, dal~ die Ffille sich
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aufdr~ngender Vorg~nge, die schlechterdings nicht fibergangen werden k6nnen, ohne dab gleichzeitig auch der gerade interessierende Vorgang unklar bleibt, zugleich mit Aufschliissen fiber die Encephalitis Virchow auch die Anwendbarkeit unserer Ergebnisse ffir andere Fragen der Hirnpathologie erwartet werden daft. DaB die Erforschung pathologischer Entwicklungsvorg~nge auf die Kenntnis des Iqormalen angewiesen ist, liegt auf der Hand. Aber auch darfiber hinaus werden tells direkt, tells auf dem Umwege fiber die pathologische Embryologie neue Aufschliisse fiber die normalen Entwicklungsvorg~nge neue Erfolge versprechen.
Die Myelogenese. Morphologie. Der zum Studium der Entwiclclung der Markscheiden am ni~chsten liegende Weg ist die Anwendung einer MarIcscheiden/~irbung, deren Ergebnisse an erster Stelle mitgeteilt werden sollen. Was ferner am gleichen Material das allgemeine histologische Bild zeigt, ist im vorhergehenden berficksichtigt, so dal~ hier noch als zweites die Befunde der histochemischen Fett/~irbungen yon morphologischen Gesichtspunkten zu beachten sind, und zwar unter beabsichtigtem Verzicht auf die Benutzung feinster und erschSpfender Methoden. Im 6. F6talmonat beginnt die Entwicklung der Markscheiden an vereinzelten, kleinen, oft schwer auffindbaren Stellen, die topographisch nicht nigher bestimmt wurden. Individuelle geringe Abweichungen yon diesem Zeitpunkt kSnnen auch hier nicht als pathologisch gelten. Man finder bei der F~irbung nach Spielmeyer bei wechselnd stark gef~rbten I(ernen intranuclegre, tie[schwarze Granula, besonders im Ependym und HShlengrau, an welchen Stellen auch die intensivsten Kernf~rbungen zu beobachten sind. In allen Teilen etwas hlterer Gehirne trifft man ferner verschieden gro~e Gebiete an, die dicht mit peri- und intranucledr gelegenen Granula fibers~t sind. Endlich sind tie/schwarze Kerne zu erw~hnen, die oft unregelm~ig und sp~rlich fiber grS~ere Strecken verstreut sind, in anderen F~llen wechselnd grol~e Zellncster bilden, die den beschriebenen Resten embryonalen Gewebes zu entsprechen scheinen. Das verwaschen gelb-grau gefi~rbte Protoplasma li~t auf jfingeren Entwicklungsstufen die kernreichere Rinde dunkler als das Mark erscheinen, wiihrend sphter oft das Verhalten umgekchrt ist, wenn n~mlich im Protoplasma verschiedenartige Granula auftreten. Diese Einlagerungen sind sehr mannigfacher Art. Die h~ufigste, auch ri~umlich verbrcitetste Art der Granula sind grau-schwarze K6rnchen, etwa yon der GrSl~e der Blutpli~ttchen, die besonders reichlich in gef~l~reichen Teilen in dcr Umgebung der Capillaren liegen. Andere, gr6flere, schollige Granula sind weniger verbreitet und liegen in der Nachbarschaft yon
als Beitrag zur Frage der Encephalitis interstitialis neonatorum(Virchow). 225 Kernen. Sie fehlen bei jiingeren F6ten und sind bei i~lteren an einzelnen Stellen der grauen und weigen Substanz keine Seltenheit. Als dritte Art von Einlagerungen sind kleine Hau/en [einster Kdrnchen zu nennen, die bei vorgeschrittener Markreifung naeh der Geburt in jungen markhaltigen Fasernetzen, seltener auch in Teilen ohne Markscheiden gefunden werden. Was die Markscheiden selbst in der ersten Zeit der Myelogenese angeht, so findet man nut an vereinzelten Stellen kleine Strei/en oder Inseln yon Faserge/lechten, die mit Markseheiden versehen sind und sieh dadurch als Netze feiner, nicht ganz regelmi~Biger Linien vonder Umgebung abheben. In den ni~chsten Monaten werden sodann solche Befunde hi~ufiger, aber bis zur Geburt iiberwiegen noch bei weitem Gebiete ohne Markseheiden, und aueh wo solche vorhanden sind, bleiben die geschwi~rzten Fasern noch wenig dieht geffigt, die Fasern des betreffenden Biindels also zum groBen Teil noeh marklos. Wi~hrend etwa bis zur Geburt die Entwieklung der Markseheiden langsame Fortschritte macht und nicht sehr groge Unterschiede bestehen, die im einzelnen genannt wurden, spielt sich w~ihrend der ersten 6 Monate extrauterinen Lebens der ergiebigere Tell der Myelogene ab. Dabei bleibt das Verhalten der Kerne und des Protoplasma gegeniiber der benutzten Fi~rbung unveri~ndert. Bemerkenswert ist, dag die erwi~hnten Granula in Gebieten mit weir fortgeschrittener Markreifung nur spi~rlich vorkommen und oft in benachbarten Teilen mit wenig Markscheiden sehr dicht liegen. Das H6hlengrau ist fast vSllig frei davon. Man findet ferner in solchen i~lteren Gehirnen im Mark Stellen mit geringem Gehalt an markreifen Fasern, die sich stark vergr613ert als diinne Faserenden mit varikSsen Verdickungen ausweisen und yon ]eineren oder gr6beren schwarzen Schollen umgeben sind. Auch in markfreien Gebieten kommen solche Sehollen verstreut und in Hi~ufchen liegend vor. Allen Graden eben beginnender bis zu weit fortgeschrittener Ausbildung der Markscheiden begegnet man nebeneinander. Wi~hrend so in dieser Zeit die Myelogenese schneller fortsehreitet, bleibt doch auch im 6. Monat noeh markarme und markfreie weil~e Substanz fibrig. Oft fehlen beispielsweise in der Rinde noch alle Markscheiden bei sehatzungsweise markreifer zugeh6riger Markstrahlung. In anderen Fii,llen sind in den peripheren Rindenteilen feine Fasergefleehte gesehwi~rzt; oft werden sic zur Markstrahlung hin diehter. Auch im zentralen Grau entstehen jetzt Markseheiden. Ira Mark entstehen weniger eigentliche Gefleehte, sondern es fiberwiegen im einzelnen Bfindel gleiehgerichtete Fasern. Dicke, Faserreichtum und Verlaufsrichtung der verschiedenen Biindel wechseln sehr. Es gibt grol3e faserarme und kleine faserreiche Biindel und umgekehrt. Zwischen den einzelnen Bfindeln liegen wechselnd grol3e Fasernetze. Z. f. d. g. Neur. u. Psych. LXXXIV.
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Im 7. bis 8. Monat wird die Myelogenese beendet. Durch Unterschiede im Ausfall der Fi~rbung bei verschiedenem Material, dutch Unregelmi~I3igkeiten der Schnittdicke und durch das Fehlen objektiver Methoden ist es allerdings nur mSglich, einen Faserzug schi~tzungsweise als markreif zu bezeichnen, aber naeh dem 8. Monat ist jedenfalls keine Zunahme der Markscheiden mehr nachweisbar. Dagegen verschwinden um diese Zeit die Kern- und Protoplasmaeinschlfisse mehr und mehr. Diese erscheinen demnaeh als charakteristisch /i~r die Markscheidenrei/ung, allerdings mit der Einschrankung, daft auch bei pathologischen Prozessen gleiche Bilder entstehen kSnnen. Die neben der Spielmeyerschen Fi~rbung zu morphologischen Zweeken angewendete Fett/drbung mit Scharlachrot oder Sudan bringt als wesentlichen Befund die vielbesehriebenen ,,K6rnchenzellen" hinzu, die mit beginnender Myelogenese regelm~i[3ig au/treten, vorher dagegen /ehlen. Im Gliaplasma liegen in der Umgebung der Kerne Tr6p/chen yon Fett, die alle etwa gleich grol3 sind. Zahl und Anordnung zum Kern wechselt sehr stark. Oft liegen zi~hlbar wenige -- etwa 4--10 -- Tropfen einseitig dem Kern an oder sind regelmi~iger um ihn verteilt, oft liegen sie in gro[ter Zahl so dieht, dal3 der Kern sehwer oder gar nicht zu erkennen ist. In anderen F~llen sind sie in ebenfalls grol3er Menge dem Kern angelagert, einseitig oder an gegeniiberliegenden Polen. Aueh in Protoplasmafortsi~tze sieht man li~nglich geformte Haufchen von Tropfen sich vom Kern aus erstrecken. Alle m5gliehen Kombinationen dieser Anordnungsarten kommen vor, so dab sich der groBe Formenreichtum garnicht beschreiben li~i3t. Umfassend ist die yon Wohlwill gegebene Charakterisierung als ,,Fettlc6rnchen", vielleieht noeh besser/eintrop/iges
Fett, ,tim perinucle~iren Gliaplasma". Im 6. FStalmonat treten diese Befunde zum ersten Male vereinzelt, diffus im Mark verstreut, auf. Indem aus Schnittserien jedesmal der eine Schnitt nach Spielmeyer, der ni~chste mit Scharlachrot und so fort gefi~rbt wurde, ergab sieh, dal~ die Fettbefunde mit allen erwi~hnten Befunden der Markscheidenf~rbung zusammen auftreten kSnnen. J~inde und Stammganglien sind bis zur Geburt immer frei von Fett. Im 9. Monat li~Bt sich auch Fett in solchen Gebieten nachweisen, in denen schon ziemlich vicle Markscheiden entwickelt sind. Bis zur Geburt li~Bt sich somit eine langsame, aber sti~ndige Zunahme des Gliafettes verfolgen, so dal~ es im 10. Monat fiber groBe Teile des Markes verbreitet ist, und zwar an der Mehrzahl der Gliakerne dieser Teile gefunden wird, wi~hrend anfangs nur einzelne Kerne davon umgeben sind. Prgidilektionssitz ist schon frfih der Balken, ni~chst diesem die subependym~ire wei[3eSubstanz. Auf eingehende Analyse der topographischen Verhi~ltnisse habe ich verzichtet. Wi~hrend der ersten Monate nach der Geburt nimmt der Fettgehalt der Glia ganz erheblich zu. Fast in ]edem beliebig ausgew~ihltem Stiick
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]indet man Glia]ett. Neben der fortschreitenden Ausbreitung besteht auch eine 5rtliche Zunahme; der Fettreichtum in der Umgebung der einzelnen Kerne und die Zahl der von Fett umgebenen Kerne nimmt zu. Maulbeerartige Gebilde entstehen, in denen der Kern nur schwer zu erkennen ist. Zwischen fettreichen Stellen des Markes liegen andere, in denen Fett fehlt oder weniger reichlich ist. Solche-Bezirke haben oft scharfe Grenzen gegeneinander, oft ist dcr ~dbergang kontinuierlich. Auch in den Ependymzellen und den Embryonalzellhaufen findet sich Fett. Diese auf ihrem HShepunkt angelangte Fettbeladung der Glia macht etwa im 3. Monat einer anderen Form des Fettes Platz. Es treten ni~mlich grg[3ere Kugeln und Schollen yon Fett zwischen dem feintropfigen Fett auf. In dieser neuen Form liegt das Fett regellos im Gewebe, einzelne solcher Gebilde oder mehrere zusammen, dicht gedri~ngt oder ganz vereinzelt, in verschiedenartigen Stellungen zueinander, strahlenartige Figuren bildend, die oft mehrere Gesichtsfelder umfassen. Andere stehen in ihrer Anordnung in Beziehung zu Gef~tl~en, bilden um diese etwa konzentrische Kreise oder gehen yon ihnen in strahlenfSrmigen Figuren aus. Die Kombination von Fett- und Achsenzylinder/dirbung lehrt, daf~ oft die Fettschollen und weniger hi~ufig auch die Kugeln den Achsenzylindern dicht angelagert sind und sie au/ grS[3ere Strecken begleiten. An Stellen, wo die Achsenzylinder stark konvergierend verlaufen, folgt das Fett in genauer Nachahmung diesem Verlauf. Mitunter sieht man auch Achsenzylinder, die yon rStlich gefgrbten Si~umcn begleitet werden. Durch Verwendung yon Schnitten gleicher Serien zur Scharlachrotfi~rbung und der Spielmeyerschen Methode ergibt sich, dab die soeben beschriebene Form des Fettes ffir solche Teile charakteristisch ist, in denen Markscheiden noeh /ehlen oder wenig entwickelt sind. Fast oder vollkommen markreife Faserzfige weisen nur wenig feintropfiges perinucle~res Gliafett auf. Nebeneinanderliegende Faserziige haben bei verschiedenem Reichtum an Markscheiden immer darauf bezogen umgekehrt proportionalen Reichtum an Fett. Zum SchluI3 der Myelogenese nimmt die Menge des Gliafettes mehr und mehr ab. Das groi]tropfige und grobschollige Fett verschwindet zuerst und ist nach dem 7. Monat nirgends mehr zu linden. Auch das feintropfige Gliafett wird seltener; die einzelnen Hi~ufchen von Fett sind der Zahl nach verringert und die Tropfen liegen wieder weniger dicht. Auch die Zahl der fettbeladenen Gebiete nimmt ab. Das Verhgltnis zwischen Markreife eines Bfindels und der in ihm vorhandenen Fettmenge bleibt das gleiche: je unvollkommener die Entwicklung der Markscheiden, desto grSl~er die Zahl der Fetthi~ufchen und -tropfen. Auch in den zentralen und peripheren grauen Teilen kommt ganz vereinzelt feintropfiges perinuclei~res Gliafett vor. Nach dem 8. Monat verschwindet das Fett vollkommen. 15"
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Mit den gleichen Methoden lassen sich w~hrend der Myelogenese am mesodermalen Gewebe verschiedene Befunde erheben. Die Markscheiden/~irbung zeigt als Inhalt der Gefi~Be die blaBgelblich gefi~rbten Erythrocyten und homogen tie/schwarz geJ~irbte Zellen in sehr wechselnder Menge. Die letzteren kSnnen allein den Inhalt eines Gefi~Bes und auch eines Gefi~l~gebietes ausmachen. Dabei kSnnen Bilder tiefschwarzer, wie mit Tusche injizierter Gefi~l~querschnitte entstehen. Seltener sieht man im Gefi~Blumen auch Ieine, schwarzgef~rbte Granula liegen. Mit zunehmendem Alter gleicht der Gefi~Binhalt mehr und mehr dem des fertig entwickelten Gehirns. SchlieBlich sind nur noch einzelne Zellen im Gefi~Blumenschwarz gef~rbt. In der Ge/~iflwand trifft man bei jiingeren Gehirnen h~ufig blauschwarz ge/grbte Adventitialzellen an. Viele yon diesen enthalten tie/schwarze Granula in der Umgebung des Kernes. Endlich liegen auch in der Gefi~ftwand intensiv und homogen geschwgirzte Zellen, die den im Gef~B liegenden genau entsprechen. Diese Befunde sind si~mtlich fiir jfingere Gehirne charakteristisch. In der Umgebung der GefiiBe sind die Einlagerungen in Protoplasma und Kerne der Glia reichlicher als in gefi~Barmen Gebieten. Die FettJ~irbung lehrt, dab zugleich mit der Einlagerung yon Fett in die Glia sich auch in den Adventitialzellen der Gefi~Be Fett findet, das in seiner Menge w~hrend der verschiedenen Stadien der Myelogenese wechselt. Es handelt sich um vorwiegend ]eintrop/iges Fett, um etwa gleich grol~e Tr6pfchen. GrSftere Tropfen und kleine Schollen sind selten. In vielen Fi~llen sind die Adventitialzellen vollsti~ndig mit Fett angefiillt, in anderen enthalten sie nur einzelne TrSpfchen. Ferner sind bald nur einzelne Zellen beladen, bald alle Adventitialzellen eines GefaBes; auch die Zahl der Gef~Be mit solchen Befunden wechselt stark. In allen Teilen des Gehirns und bei allen Phasen der Myelogenese kommt perivasculi~res Fett vor ; etwa im 8. F6talmonat tritt es in kleinsten Mengen zuerst auf, nimmt bis zum 3. Monat wenig zu und wird dann bis etwa zum 6. Monat erheblich reich]icher. Das heiftt also, dab am reichlichsten Fett in den Gef~l~scheiden gefunden wird, nachdem die Menge des Gliafettes abzunehmen begonnen hat. Bei langsamem Sinken der Mengenwerte wird im 8. Monat ein Wert erreicht, der konstant bleibt, wenigstens in den ersten Lebensjahren.
Der Chemismus der Myelogenese. Die hier in Frage kommende Literatur wurde eingangs mit Riicksicht auf einheitliche Darstellung iibergangen und soll hier zuni~chst im wesentlichen erwi~hnt werden: Virchow und Jastrowitz haben bei den Diskussionen umstrittener Punkte schon die chemische Natur der gefundencn Zellcinschliisse berficksichtigt. So hat Virchow die UnlSslichkeit der im Protoplasma nach-
als Beitrag zur Frage der Encephalitis interstitialis neonatorum (Virchow). 229 gewiesenen Stoffe als Beweis daffir hervorgehoben, dab es sich um echtes Fett handele. Jastrowitz stellte dem gegeniiber, da$ auch die in Alkalien 15slichen Einsehlfisse zum Teil mit Alkohol und Xther extrahierbar seien, also weder reines Fett noch Stoffe mit Eiweil~natur darstellten. Boll hat spater eiweil~artige interfibrillare KSrnchen beschrieben, Flechsig glaubte, da$ aus diesen spater vielleicht Fett entstehe. l~aske hat dutch ehemische Analysen nachgewiesen, da$ alas embryonale Gehirn weniger Fett enthMt als das des Erwachsenen, und da$ Cerebrin noch vollstandig fehlt, Lecithin nur in geringen Mengen nachgewiesen werden kann, Cholesterin dagegen reiehlich gefunden wird. Ambronn hat das optische Verhalten der verschiedenen Stoffe geprfift und land die Grundsubstanz der Nervenfasern positiv doppelbreehend. Dureh das Auftreten yon Lecithin wird daraus negative Doppelbrechung mit allen ~bergangen, je nach dessen Menge. Wlassak hat die mikrochemische Deutung versehiedener Farbreaktionen untersueht und bezieht Weigerts Markscheidenfarbung auf Protagon, die Marchi-Farbung auf Fett und die Osmiumschw~rzung bei frischem Gewebe auf Fett und Lecithin. Davon ausgehend sagt er sodann fiber die Herkunft des Myelins, dad dieses exogener Herkunft sei, scheinbar auSerhalb tier Nervenfaser und in ihr gleiche chemische Beschaffenheit habe, und dad Fett in der markreifen Faser in geringerer Menge vorhanden sei als in der markfreien. Die Untersuchungen yon Lorrain-Smith fiber die Weigertsehe Markscheidenfi~rbung ergeben, da$ die Fi~higkeit der Bildung eines haltbaren H~imatoxylinlackes nach voraufgegangener Chromierung besonders ungesi~ttigten Fetts~uren, namenthch der Ols~ture, zukommt. Noch frfiher wirkt auf Cholesterin in Mischung mit Fetts~uren die Chrombeize. De Montet hat das Verhalten der in •rage kommenden Stoffe gegenfiber Neutralrot, l%ttponceau, Marehi und Osmiumsi~ure sowie ihre LSslichkeitsverhMtnisse untersucht. Reich hat im Extraktionsverfahren verschiedene Stoffe isoliert und ihre Reaktionen sowie die Bedeutung einiger Fi~rbungen geprfift. Er bezieht die Fi~rbung mit Weigerts tti~matoxylin auf Lecithin und finder, dal~ Osmiumsi~ure Fett schwarz fi~rbt, Lecithin grauschwarz, Protagon und Cerebrin hellgrau, Eiweil~ mit Lecithin zusammen am schnellsten und sti~rksten schwarz. Die F~rbung mit Si~urefuchsin ist eine Reaktion des Lecithins. Thionin und Toluidinblau fi~rben Protagon karmesinrot, Cerebrin rotviolett und Lecithin blau. Merzbacher sah am ungefi~rbten Pri~parat naeh Zusatz von Alkali und Essigsi~ure die Zahl der KSrnchen unverandert bleiben, die demnach keine Albuminoide enthalten. MitderFischer.HerxheimerschenMethode, mit Osmiumsi~ure, Marchi und Fleming wird Fett nachgewiesen, wobei
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sich im Gegensatz zum ungefi~rbten Pri~parat kein freies Fett findet. Mit der modifizierten Gliabeize von Weigert wird protagonoide Substanz dargestellt, und kombinierte Fi~rbungen ergeben Zellen mit Fett, solche mit protagonoiden Stoffen und solche mit beiden. KSrner, die beide Farben angenommen haben, sprechen ffir den ~bergang des einen Stoffes in den anderen. Die nachgewiesenen Substanzen k6nnen sowohl Aufbau3vie auch Abbaustoffe sein. K. SchrSder finder intragliaplasmatische KSrnehen, die ihrer Reaktion wegen aus Lecithin bestehen. Wohlwill stellt fest, dal~ Aufbauzellen im Gegensatz zu Abbauzellen mit Spielmeyers Markscheidenf~rbung nicht dargestellt werden kSnnen. Bei eigenen Untersuchungen fiber die sich bei der Myelogenese abspielenden chemischen Prozesse habe ich mich auf die Anwendung der Markscheiden/drbung nach Spielmeyer und der Fett/drbung mit Scharlach. ~'ot und Nilblausul/at beschrgnkt. Auf3erdem wurde das Verhalten der gefundenen Stoffe ira polarisierten Licht gepriift. Eingehende Untersuchungen wfirden zu weir yon dem gesetzten Ziel fortgeffihrt haben. Mit Scharlachrot fi~rben sich die erwi~hnten Gewebseinschlfisse yon hellem Orangerot his zu tief dunklem Rot. Das/eintrop/ige perinucledire Glia/ett ist meist ziemlich intensiv und dunkel gefi~rbt, das grofltrop/ige und grobschollige Fett heller und gelblich. Die fertigen Markscheiden heben sich yon den] umgebenden Gliaplasma duich einen verwaschen braunlich-roten Ton ab. Das perivasculdire Fett ist sehr wechselnd, bald heller, bald dunkler rot gefitrbt, wobei die dunkelsten Farben bei alteren Gehirnen, in der zweiten Hi~lfte der Myelogenese, reichlicher vorkommen. Unter Zugrundelegung der Angaben Kawamuras geht daraus hervor, dab Glycerinester/ehlen, und da~ die helleren FarbtSnen entsprechenden Phosphatide, Cerebroside und Cholesterincephalingemische einerseits und die dunklergefi~rbten Cholesterinester und fibrigen Lipoide im engeren Sinne auf der anderen Seite nachzuweisen sind. Die mit Nilblausul/at darstellbaren Fettk6rnchen des Gliaplasmas entsprechen der Menge nach den mit Scharlachrot gefundenen. Daraus kann gesehlossen werden, dal~ Sto//e mit Eiwei[3natur hSchstens eine ganz untergeordnete RoUe spielen. Die Mehrzahl des /eintrop/igen perinucledren Glia/ettes fi~rbt sich mit Nilblausulfat blauviolett, daneben sind fief dunkelblaue Farben am hi~ufigsten. Die nm cinen Kern gruppierten TrSpfchen haben immer gleiche Farbe, meist gilt das fiberhaupt ftir die Einlagerungen des ganzen Faserzuges. Bei dem gro[3trop/igen, grobschoUigen Fett fiberwiegt violette Fgrbung ebenfalls; blaue ist hier sehr selten. Das Fett in mesodermalen Zellen ist meist blau gefgrbt, nur bei jfingeren Stadien sieht man selten violette Farben. Im perinuclegren Gliaplasma sind der Nilblaufgrbung nach also vorwiegend Lipoide im engeren Sinne bzw. Cholesterinester, daneben auch Fettsduren
als Beitrag zur Frage der Encephalitis interstitialis neonatorum(Virchow). 231 und Sei/en vorhanden. Cerebroside und Phosphatide lassen sich dutch Vergleich mit der Scharlachrotfi~rbung mit Wahrscheinlichkeit ausschlieflen, l~ber das Vorkommen yon Cholesterinestern kann zun~chst nichts ausgesagt werden. Das grofitrop/ige Fett besteht vor allem ebenfalls aus Lipoiden, vielleicht auch aus Cholesterinestern, wi~hrend Fetts~iuren und Sei]en hier noch seltener sind. Auch Cerebroside und Phosphatide sind hier scheinbar vorhanden, wie der Vergleich mit der Scharlachrotf~rbung lehrt. In den Adventitialzellen finden sich ebenfalls _Fettsguren, Sei/en und Lipoide; die letzteren sind seltener, besonders mit zunehmendem Alter. Neutral/ette kommen wi~hrend der Myelogenese nicht vor. Bei dem Versuch, die Markscheiden/drbung nach Spielmeyer auf bestimmte Stoffe zu beziehen, 8cheiden aus die Glycerinester, Fetts~iuren und Sei/en ihrer L6slichkeitsverhi~ltnisse bzw. ihres Verhaltens gegeniiber Scharlaehrot und Nilblausulfat wegen und die Cholesterinester auf Grund ihrer optischen Eigenschaften, so dab im wesentlichen Phosphatide und Cerebroside in Frage kommen. Farbt6ne, die yon denen der Markscheiden abweichen, k6nnen dagegen fiberhaupt nicht ohne weiteres verwendet werden. Darfiber hinaus geht aus welter oben Mitgeteiltem hervor, dab die mit den Fettfi~rbungen nachgewiesenen Tropfen und Schollen verschiedener Gr61]e bei der Markscheidenf~rbung nicht zur Darstellung gelangen. Durch Verwendung verschiedener Schnitte gleicher Serien zu den verschiedenen Fi~rbungen erhellt, dal~ die Spielmeyersche Fi~rbung in n~chster ~achbarschaft der gr6i~eren Tropfen yon Fett alle jene Granula, Schollen und Haufen feiner KSrnchen zeigt, yon denen oben die Rede war. Es besteht also eine oft beobachtbare Beziehung der mit den
verschiedenen Methoden nachweisbaren Gewebseinschli~sse zueinander. Endlich finder man bei Benutzung solcher Vergleichspri~parate bei der Markscheidenfi~rbung ungeschwi~rzte, helle Stellen, die in ihrer Anordnung dem rot bzw. blaurot gefi~rbten Fett entsprechen und dessen stattgehabte Extraktion anzeigen. Uber das optische Verhalten der gefundenen Stoffe wurde festgestellt, dab die Mehrzahl yon ihnen ein]ach brechen und nur sehr seUen doppelbrechende Substanzen gefunden werden. Diese sind bei jfingeren Gehirnen noch seltener als bei ~lteren. Sie kommen vor im Gliaplasma, intraplasmatisch und in Adventitialzellen. Ihre Verteilung in verschiedenen Hirngebieten zeigt keine Regelmi~l]igkeit. Cholesterinester und Gemische, in denen solche enthalten sind, haben unter den nachgewiesenen Stoffen also nut eine untergeordnete Bedeutung.
Untersuchungen i~ber die Markscheidenrei/unff bei Tieren. Die Beobachtung zweier morphologisch verschiedener Formen yon Fetteinlagerungen in die weil~e Substanz, von denen zuni~chst keine
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fiir pathologisch gehalten werden konnte, bekam fiir reich im Laufe der Untersuchungen dutch die Feststellung regelmi~Biger Beziehungen zwischen Alter des Gehirns und Art der ~etteinlagerung besonderes Interesse. Sp~ter land ich diese Beziehung so eng, dal3 es schien, man k6nne mit groi3er Sicherheit von dem einen auf das andere schliel3en, und bei der Durchsicht der Literatur unter diesem Gesiehtspunkt konnte auch fiir das Material i~lterer Untersucher das gleiehe Verhaltnis festgestellt werden. Die Ansicht, dal3 es sich um physiologische Befunde handelt, schien dadurch gestiitzt zu werden. Nun hat Merzbacher, als er die eine der beiden l~ormen des Gliafettes als pathologisch deutete, durch den Vergleieh mit Tiergehirnen einen Weg eingeschlagen, der zunachst sehr zweckmi~13ig erscheint. Aber bei der Verwendung yon Gehirnen 6 verschiedener Tiere fibersieht er, dai3 vorerst festgestellt sein miiI3te, ob bei jedem von diesen die Myelogenese genau so wie beim Menschen verli~uft. Was bei Tieren vergeblich gesucht wird, ist nicht deshalb beim Menschen pathologisch. Aueh iibersieht Merzbacher die Notwendigkeit, zu beriicksichtigen, ob die Tiergehirne ihrem Alter nach den menschlichen entsprechen. Beispielsweise wissen wir, dal~ ein soeben ausgekrochenes ttiihnchen vollkommener entwickelt ist als eine neugeborene Maus, wenngleich diese i~lter ist. Nur durch Beriicksichtigung der Schwangerschaftsdauer k6nnen einzelne Zeitpunkte mit der menschlichen Graviditi~t verglichen werden, auBerdem ist dem Zustand, in dem das betreCfende Tier geboren wird, Rechnung zu tragen, und endlich ist zu beachten, da~ dieses so gefundene ~quivalentalter des ganzen Organismus nicht identisch sein mu]3 mit dem einzelner Organe. Beim Kaninchen mul3 z. B., wi~hrend die Verklebung der Augenlider besteht, das Gehirn nicht relativ ebensoweit entwickelt sein wie beim Menschen w~hrend dieses Zustandes der Lider. Auch anderes kommt noch in ~rage, so die yon Held gemachte Beobachtung, dal3 die Myelogenese durch die beginnende Funktion der Nervenfaser gefSrdert wird. Wenn also aus diesen und noch einigen weiteren Griinden die von Merzbacher vorgenommenen vergleichenden Untersuchungen an tierischem Material nicht eindeutig erscheinen, so ergibt sich daraus andererseits als Richtlinie fiir die Verwertbarkeit solcher Untersuchungen, dal~ bei Tieren fehlende Fettbefunde nur dann Riickschliisse fiir die Deutung entsprechender Befunde beim Menschen zulassen, wenn nachgewiesen ist, daI~ es sich um vergleichbare Entwicklungsstufen handelt. Ob Schwartz dieser Forderung genfigt und mit Recht die Myelogenese yon den Fettbelunden trennt, bleibt abzuwarten. Die Bedeutung negativer Befunde bei Tieren seheint mir nicht grol3 zu sein. Dal~ beim Menschen analoge Verhi~ltnisse wie beim Tier bestehen miissen, wi~re zum mindesten schwer zu beweisen. Positive Befunde bei Tieren sprechen fiir
als Beitrag zur Frage der Encephalitis interstitialis neonatorum(Virchow). 233 Bcziehungen zwischen Myelogenese und Gliafett, wenn mit Rficksicht auf die Arbeiten yon Schwartz ein Geburtstrauma ausgeschlossen werden kann. Wenn dagegen die physiologische Bedeutung des Gliafettes als Aufbaumaterial auf andere Weise sichergestellt ist, dam) werden gleiche Bilder bei Tieren ebenso gedeutet, als Besti~tigung angesehen werden kSnnen, und ihre traumatische Genese wird sich ausschliel~en lassen. Zur Verwendung kamen 12 Kaninchengehirne von Tieren, die wenige Stu~den bis zu 14 Tage alt waren. Die erwi~hnten allgemeinen Anhaltspunkte ]iel~en eiwarten, dal~ um diese Zeit etwa die Myelogenese im Ablaufen sein mfii~te. In Anlehnung an das menschliche Material soll nur fiber Befunde in den Grol~hirnhemisph~ren berichtet werden. Der allgemeine Entwic]dungszustand des Gehirns entspricht etwa dem menschlicher FSten aus der zweiten tti~lfte des intrauterinen Lebens; man finder viele und groi3e Reste der Zwischenschicht und der Schicht der Embryonalzellen. Das Volumen des Gehirns nimmt in den beiden ersten Wochen etwa um das Doppelte zu. Bei der F~irbung nach Spielmeyer ergibt sich das System der Pyramidenbahnen schon beim neugeborenen Tier in grol~em Umfang als markrei[. Auch in anderen Teilen sind in einzelnen Bfindeln schon Markscheiden ausgebildet. Im weiteren Verlauf werden stetig zunehmend neue Strecken der wei]en Substanz mit Markscheiden versehen, ohne dait nach Ablauf der ersten beiden Wochen der Vorgang beendet ware. Zugleich mit diesen Befunden finder man wie beim Menschen als Einlagerungen in das Gliaplasma feine Granula und Schollen sowie gescI~w~irzteZellen im Ge]~i[31umenund dem umgebenden Gewebe. Man wird daraus zuni~chst entnehmen diirfen, dait die Markscheidenreifung beim Kaninchen mit den fibrigen Entwicklungsvorgangen relativ etwa gleichen Schritt hi~lt wie beim Menschcn, da der Ausbildungsgrad des Gehirnes im allgemeinen ungefi~hr dem eines menschlichen Foetus aus dem 6. Monat entspricht. Der nicht genau bekannte Beginn der Myelogenese f~llt in das Embryonalleben, wi~hrend ihr Ende nach den ersten beiden Wochen post partum noch nicht erreicht ist. Mit diesen Feststellungen fiber den Ablauf der Myelogenese habe ich reich begnfigen mfissen. Auf die Yrage, ob Analogien zu den Vorgi~ngcn beim Menschen bestehen, gibt das Mitgeteilte schon einige Auskunft. Ferner sind mit Scharlachrot w~hrend der ersten 14 Tage t~etteinlagerungen im Gehirn nachzuweisen. Schon beim neugeborenen Tier kommt ganz vereinzelt ]ei~trop]iges Fett im perinucle~ren Gliaplasma vor. ]m Vergleich mit menschlichen Gehirnen sind die Befunde ~iu[3erst selten. Es sind nur wenige Gliakerne von wenigen l%ttkSrnchen umgeben. Gleichzeitig ist das Protoplasma einzelner Adventitialzellen mit Fett beladen. Auch hier besteht der Quantiti~t nach ein nennenswerter Unterschied gegen-
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fiber der Myelogenese des Menschen. Wenn auch das Fett der mesodermalen Zellen am meisten den entsprechenden Befunden beim Menschen ~hnelt, so ist doch die Zahl der fettbeladenen Zellen und der Fettgehalt der einzelnen bier erheblich niedriger. W~hrend der sp~teren Tage nimmt die Menge des Fettes in Glia und Adventitialzellen zu, jedoch nur in unbedeutendem Maf~e. Es entstehen aber immerhin grSBere Bezirke mit fetthaltiger Glia, die sich yon der fett~rmeren oder -freien Umgebung unterscheiden. Ausgesprochene Pr~dilektionsstellen liel~en sich nicht linden. Der Balken ist weniger beteiligt als viele andere Teile der weif~en Substanz. Rinde und Stammganglien sind regelm~Big frei. Von besonderem Interesse ist, gerade mit bezug auf die Arbeit yon Merzbacher, die Frage, ob wir etwas nachweisen kSnnen, was dem intraplasmatischen, groStropfigen Fett gleichzusetzen ware. Ich habe mit besonderer Sorgfalt viele Prhparate jeden Gehirnes danach durchsucht, ohne freies Fett zu finden, das dem in menschlichem Material so haufigen Befund morphologisch genau entspr~che. Dagegen liegt in der weiflen Substanz beim Kaninchen an vielen Stellen Fett in etwas anderer Form, das sich auch ]dirberisch anders verhdilt und den Einlagerungen in der wei[3en Substanz des Menschen analog sein diir]te. Besonders in der zweiten Woche, vorher nur ganz vereinzelt, finder man in versehiedenen Gegenden des Markes gegen die Umgebung gut abgegrenzte Bezirke, in denen Sehollen liegen, die sich durch ihre Farbe yon der •achbarschaft abheben. Diese Schollen sind unregelmaftig begrenzt, oft 1/~nglich, verschieden grol~ und im ganzen recht klein. Sie sind tells gleichm~$ig verteilt, teils in Gruppen angeordnet. Beziehungen zu Gliakernen und Plasma sind nieht nachweisbar. Es bestehen also wesentliche Unterschiede gegen das perinuele~re Gliafett. Im Gegensatz zu diesem wird das schollige, freie Fett mit Scharlachrot br~unlich gef~rbt, ahnlieh wie die Markscheiden. Es ist zwar regelm~l~ig in jedem Gehirn aus der zweiten Woche vorhanden, aber der Menge nach ebenfalls sehr unbedeutend. Reichlieh feintropfiges Fett ist nur in verschiedenen Teilen der Hirnh~iute enthalten. Man miil~te weir umfassendere Untersuchungen anstellen, um diese Bilder vollkommen deuten zu kSnnen. Aber ich glaube aus diesen Befunden doch so viel entnehmen zu diirfen, dal~ man die gestellte Frage ganz allgemein beantworten kann: Es besteht eine Analogie zwischen den Befunden beim Menschen und Kaninchen. Nur ist bei dem letzteren die Menge tingelagerten Fettes erheblich geringer. Jedenfalls tritt aber auch bei dieser Myelogenese /eintrop/iges perinucledires Glia]ett auf und zeitlich danach Fett mit anderem morphologischen Verhalten, das dem intraplasmatischem Glia]ett des menschlichen Gehirns entsprechen diir]te. Chemisch geht die Myelogenese des Tieres ebenfalls scheinbar etwas andere Wege als die des Menschen.
als Beitrag zur Frage der Encephalitis interstitialis neonatorum (Virchow). 235 Untersuchungen an einigen Gehirnen junger M~iuse und Meerschwein]Sten bestgtigten das Mitgeteilte. Wegen der geringen Zahl untersuchter Gehirne erfibrigt sich, dabei zu verweilen.
Schlu[3[olgerungenl). Bei dem Versuch, aus den Ergebnissen morphologischer, histochemischer und vergleichender, an tierischem Material angestellter Untersuchungen ein Bild der biologischen Vorggnge zu erhalten, sei zungchst fiber den zeitlichen Ablau] des Prozesses festgestellt, da~ er im 6. F6talmonat beginnt, bis zur Geburt langsame, danach schnellere Fortschritte macht, schliel~lich, etwa vom 6. Monat ab, wieder weniger schnell verlguft und im 8. Monat beendet wird. Es entsteht die Frage, ob die mit der Spielmeyerschen _F~irbung nachweisbaren Einlagerungen mit der Myelogenese etwas zu tun haben. Wegen des regelmg~igen Vorkommens, des Fehlens vor beginnender Myelogenese und der Beziehungen zu dem jeweiligen Grad der Markreife trage ich kein Bedenken, diese Befunde auf die Myelogenese zu beziehen. Sie stellen demnach Au/baumaterial dar, das sich auf dem Wege v o n d e r Glia zur Nervenfaser befindet. Daffir spricht vor allem das Vorkommen feinster Schollen an solchen Stellen, wo eben die ersten Markscheiden gebildet sind. Weit schwieriger ist die Deutung der Fettbe/unde. Die vollkommene Regelma'[3ig/~eit des Vorkommens yon Gliafett ist als Wichtigstes hervorzuheben. Angesiehts der nachgewiesen verschiedenen Formen, in denen t~ett in dar Glia vorkommt, ergaben sieh die M6glichkeiten, dal~ alle yon diesen physiologische, alle pathologische oder endlich verschiedene Formen verschiedene Bedautung haben. Es kann nun zungchst die letztgenannte, yon Merzbacher vertretene Ansicht als durch die Arbeiten yon Wohlwill widerlegt gelten. Da~ reich meine Untersuchungen ebendahin geffihrt haben, wird noch zu erwghnen sein. In allen Formen des Gliafettes den Ausdruck ~gathologischen Geschehens zu sehen, galt bis in die neueste Zeit als sicher widerlegte Ansicht der gltesten Untersucher, und erst Schwartz hat diesen Standpunkt neuerdings wieder aingenommen und streitet jeden Zusammenhang zwischen Myelogenese und Gliafett ab, ohne diese Behauptung jedoeh bis jetzt bewiasen zu haben. Da as nun jedenfalls m5glich ist, dan Beginn der Myelogenese aindeutig festzustellen und sodann zu ermitteln, dab wghrend der Markscheidenreifung mit absoluter Regelmgl~igkeit Gliafett vorkommt, was den Er1) Mit der welter oben erwahnten Mitteilung yon Herrn Dr. Siegmund stimme ich naturgem~B fiberein, sower sie fiber die Histogenese beriehtet. Dem tibrigen, Myelogenese und Gliafett betreffenden Inhalt der VerSffentl;ehung, der nicht meinen Untersuchungen entstammt, kann ich mieh nich~ anschlieBen. Ieh habe in allen Fallen Gliafett gefunden, auch bei intrauterin abgestorbenen Frtichten.
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H. Guillery jun.: Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen
gebnissen der weitaus grSl3ten Zahl aller Untersucher entsprieht, so bleibt nur mSglich, das regelmafiige Vorkommen pathologischer Be[unde anzunehmen. Das heil~t mit anderen Worten, die physio[ogische Bedeutung zugeben, wenn nicht fiber die Begriffsbestimmung yon ,,physiologisch" und ,,pathologisch" diskutiert werden soll. Anders steht es um die Frage, ob es sieh um physiologische Au/bauoder Abbauvorgange handelt. Ich vermag nicht, sic beweiskr~ftig zu entscheiden. Trotzdem mSchte ich neben den aufgezghlten eigenen Beobachtungen viele Angaben in glteren Arbeiten dahin deuten, dal3 die Fetteinlagerung in die Glia nieht nur ein die Myelogenese begleitender, sondern ein au/s engste mit ihr verkniip/ter Vorgang ist. Auch der sehr betrgchtliche Untersehied der Fettmenge vor und naeh der Geburt bedarf endgfiltiger Klgrung. Wegen ghnlicher Sehwierigkeiten mul~ ieh auch darauf verziehten, ngher darauf einzugehen, ob es sich um Abbauvorgange, bedingt dutch die Myelogenese, oder vielleicht um reine Abbauvorgd~nge handelt. Beides seheint mir nach dem sehon Gesagten unwahrscheinlich. Aueh wenn man ganz allgemein yon spezi/ischer Reaktionsart des kindliehen Gehirns spricht, wird daran nichts gegndert und niehts wird beweiskraftiger. Sehliel~lieh gehSrt hierher die Ansieht yon Schwartz fiber das Geburts. trauma. Was ieh in den vorigen Abschnitten besehrieben babe, kann ieh, wie erwghnt, keinesfalls als Geburtssehadigung deuten. Darfiber hinaus habe ich Befunden yon Schwartz Entsprechendes gul~erst selten gesehen und bin gewil~, bei dem Umfang, in dem jedes Gehirn untersueht wurde, nichts Derartiges fibersehen zu haben. Von solcher Hdu/igkeit, wie bei Schwartz, kann also gar keine Rede sein. Gliafett, das im 8. Monat nach der Geburt regelmgBig anzutreffen ist, kann auf durch den Geburtsmechanismus ausgelSste Abbauvorg~tnge wohl schwerlieh bezogen werden. Da es sieh mit Sieherheit um physiologische Befunde handelt, ist es unzweckmgl3ig, yon einem Geburtstrauma zu reden, selbst dann, wenn es sieh um Prozesse handeln sollte, zu denen der Geburtsakt als auslgsender Faktor irgendwie in Beziehung stgnde, was erst zu beweisen wgre. Wir wissen, dal~ in der Glia bei pathologisehen Prozessen Fett abgelagert und von ihr fortgesehafft wird. Nichts liegt eigentlich ngher, als das auch der umgekehrte Weg gangbar ist und dal~ hier, wo oftensichtlich Aufbaustoffe ffir die Markseheiden herbeigesehafft werden mfissen, diese in der Glia naehweisbar sind. Zusammenfassend mSchte ieh demnach sagen, daft es 8ich mit Sicherheit um physiologische Be/unde handelt und daft diese mit gro[3er Wahrscheinlichkeit als myelogenetische Au[bauprozesse zu deuten sind. Wie erwghnt, glaube ich, dal3 _Merzbacher sieh bei der Beurteilung der morphologisehen Unterschiede des Fettes getguscht hat, und
als Beitrag zur Frage der Encephalitis interstitialis neonatorum (Virchow). 237 dab fiber die Angaben von Wohlwill hinaus noch mehreres in diesem Sinne spricht. Man hat sich yon jehcr gescheut, das gro[3trop/ige und grobschollige Fett ffir physiologisch zu erkli~ren und mit der Myelogenese in Verbindung zu bringen, eine Ansieht, die yon Merzbacher am entschiedensten vertreten worden ist. Bei seiner umfassenden Darstellung der Literatur der Encephalitis Virchow stellt er die Abbildungen der ,,KSrnchenzellen" nach Virchow, Jastrowitz, Boll, Eichhorst und Flechsig zusammen, um zu zeigen, ,,dab hier ganz verschiedenartige Zellformen vorliegen", und um zu verneinen, ,,dab in den verschiedenen Abbildungen nut verschiedene Zustandsbilder ein und derselben Form festgehalten worden sind". Er teilt dann weiter die Ergebnisse morphologischer Untersuchungen mit, stellt fest, dal~ ,,KSrnchenzellen" normal und regelmi~f~ig vorkommen und findet 9 Gruppen morphologisch versehiedenartiger ,,K5rnchenzellen", die er 2 grSl3eren Gruppen unterordnet. So kommt er schlieBlich zur Unterscheidung ,,embryologischer Au/bauzellen" und ,,k6rnig metamorphosierter Gliazellen ". Zu der Einteilung in 9 Gruppen ist zu bemerken, dab ich die yon mir gefundenen Fetteinlagerungen nicht besser abbilden kSnnte als durch Reproduktion der Merzbacherschen Tafeln. Aber es handelt sich bei den ,,embryologischen Au/bauzellen" nieht um verschiedene Arten; es sind keine ,,wesentlichen Unterschiede" vorhanden. In allen Fallen gilt die Bezeichnung/eintrop/iges, perinucledires Gila/eft, die dem Formenreichtum am besten gerecht wird. Man kSnnte sonst mit gleichem Recht 20 oder beliebig mehr Gruppen unterscheiden und wfirde der Ffille verschiedener Formen noch immer nicht gerecht. Wenden wir uns sodann zu den ,,k6rnig metamorphosierten Gliazellen", so entspricht rein i~uSerlich diese Gegenfiberstellung yon 2 grol3en Gruppen roll und ganz meinen Beobachtungen. Aber so grol3e und komplizier,t angeordnete Gliaverb~nde, wie Merzbacher sie beschreibt, die gleichzeitig mit viel l%tt beladcn sind, kann man m. E. im Quetschpraparat und auch mit der FischerHerxheimerschen Fi~rbung nicht erkennen. ~ber mehrere Gesichtsfelder dfirften sich bei diesen von Merzbacher verwcndeten Methoden kaum Gliaforts~tze verfolgen ]assen. Auch ftir reich war es eine wesentliche Frage, die Beziehungen des Fettes zum umgebenden Gewebe /estzustellen. Mir schien naheliegend, dal3 es mit den Nerven/asern in Beziehun 9 stehen kSnnte, und nach Anwendung entsprechcnder Methoden glaube ich,
diese Beziehung und damit gleichzeitig die intraplasmatische Lagerung des meisten gro]3trop/igen Fettes mit Sicherheit erwiesen zu haben. Und sodann vermag ich nicht, in der Trop/engr6/3e einen Hinweis auf normale oder krankhafte Bedeutung zu sehen. Daf~ bei grSSerem Fettreichtum kleinere Tropfen zu grSl~eren konfluieren, scheint mir naturgemi~13 und bei intraplasmatischer Lagerung nicht pathologisch. Eine ,,kSrnigmetamorphosierte Gliazelle" kann ich deshalb, abgesehcn yon all-
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H. Guillery jun. : Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen
gemein pathologischen Gesichtspunkten, nicht anerkennen und glaubo sagen zu dfirfen, daff diese .Form des Glia/ettes eben[alls mit Sicherheit
physiologisch ist und wohl auch im Sinne myelogenetischer Au/bauvorg~inge gedeutet werden muff. Allein durch ihre Lagerung und Anordnung beweisen die grol3en Tropfen und Schollen eigentlich, was sic zu bedeuten haben. Im besonderen ist endlich noeh einiges zu erwi~hnen, so die in Glia und Gef~13en bei der Spielmeyerschen F~rbung geschwgirzten Kerne, deren gehi~uftes Vorkommen ebenso WiG das der fibrigen mit dieser MGthode darstellbaren Gewebseinschlfisse in der Umgebung der Gefi~e Gin Hinweis darauf sein dfirfte, daft diese Sto//e au/ dem Blutwege in die Gila gelangen. Denn umgekehrt wi~re ein Abtransport zum Gefal~ bin wenigstens bei jfingeren Gehirnen nieht zu erkli~ren, weft man nicht wiiBte, woher die Ab]agerungen stammen sollten. Was sodann das .Fett der Adventitialzellen anlangt, so kennzeichnet sich dessen Beteiligung an diesen Prozessen dureh die in charakteristischer Weise schwankenden Mengen, die mit zunehmender Markreifung wachsen und mit deren Abnahme dann ganz erheblich zunGhmen. Dabei ist ffir das perivasculi~re Fett allerdings am sehwierigsten zu entscheiden, ob es Aufbau- oder Abbaumaterial darstellt, ob es, bezogen auf die Myelogenese, nicht vielleicht abtransportiertes i~berschi~ssiges Material ist. Kurz seien auch die Fettbe/unde in der grauen Substanz erwi~hnt, die den meisten Autoren ~fir pathologisch gelten. Wohlwill macht eine Ausnahme davon und ieh schliel3e mich seiner Ansicht an; denn bei der Bedeutung, die das Gliafett in der wei~en Substanz hat, mul3 geradezu gefordert werden, daft auch im Grau der l~inde und groffen Ganglien solche Sto//e vorhanden sind. Endlich sei noch auf die Beziehungen zwisehen Alter und Myelogenese aufmerksam gemacht, besonders auf den plStzlichen Wechsel in der Intensifier der Markreifung zur Zeit der Geburt. Nahe liegt, dabei an die Arbeiten yon Held zu denken, aus denen eine Beeinflussung der Markreifung durch die Funktion bzw. das l~unktionsbedfirfnis der betreffenden Teile hervorgeht; aber fiber dig Gr51te und Bedeutung dieses Faktors haben wir kein Urteil. Wenn ich zum Schlul3 die Ergebnisse meiner Untersuchungen kurz zusammenstelle, so daft ieh zwar sagen, dal3 ieh die erhofften, weiter unten verwendeten Aufschlfisse fiber die Encephalitis Virchow bekommen habe. Aber die Myelogenese in ihrem gesamten, mit unseren Mitteln erkennbaren Ablauf erforscht zu haben, wird nach wig vor weiteren Arbeiten vorbehalten bleiben, die fiberall da einwandfreie Befunde einzusetzen haben werden, wo heute durch Vermutungen Lficken fiberbrfickt und Zusammenhi~nge gesehaffen werden mfissen. Folgendes liel~ sich feststellen: Die Myelogenese beginnt im Groffhirn etwa im 6..F6talmonat und finder etwa im 8. Monat nach der Geburt ihren Abschluff. Der Reichtum an Mark.
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scheiden nimmt vor der Geburt und in den beiden letzten Monaten der Markrei/ung langsamer zu als in der dazwischenliegenden Zeit. Die Au/bausto//e 8ind zum Tell au/ ihrer Wanderung zur Nerven/aser ver/olgbar und gelangen au/ dem Blutwege in die Glia. W~ihrend der Myelogenese /indet sieh Fett in der Gila, und zwar in Mengen, die mit zunehmender Mark. rei/ung steigen und mit deren Abnehmen /allen. Es handelt sieh mit Sieherheir um physiologisehes Fett, das aller Wahrscheinlichkeit nach Au/bau. material darstellt und als /eintrop/iges perinuclegres Glia/ett sowie als gro/3trop/iges, grobseholliges, zum Tell intraplasmatisch gelegenes Fett vorlcommt. Unter den Reizen, die den myelogenetischen Proze[3 bedingen, scheint die Funlction der Nerven/aser eine Rolle zu spielen.
l~ber einige pathologisehe Prozesse im Gehirn des Foetus und Neugeborenen. Pathologisehe Histogenese. Abweichungen yon der Norm der Entwieklungsprozesse werden uns im folgenden beschi~ftigen, Untersuchungen, yon denen ich in erster Linie Aufschlfisse fiber die Encephalitis Virchow erwartete, w~hrend die fibrigen mehr den Wert unumgi~nglich notwendiger Vorarbeiten zu haben schienen. Dementsprechend wurden bei der Auswahl des Materials neben solchen Gehirnen, fiber deren Beschaffenheit zuni~chst nichts bekannt war, vor allem auch l~lle beriicksichtigt, bei denen mit Sicherheit pathologische Vorgi~nge erwartet werden konnten. Zuni~chst gehSren hierher Fi~lle, bei denen die Entwicklungsprozesse ihrem zeitlichen Ablau/nach der gegebenen Schilderung nicht entsprechen. Wit wissen, dal] die individuelle Entwicklung innerhalb gewisser Grenzen eigene Wege geht, sehen im Entwicktungsgrad Frfichte gleichen Alters oft voneinander abweichen und linden bei Tieren Analogien dazu. Das gilt ~fir den ganzen Organismus und ebenso ffir einzelne seiner Teile, so da~ es nicht angeht, etwa die Rindenanlage, den Status verrucosus oder anderes auf einen eng begrenzten Zeitabschnitt zu beziehen. Die Frage nach den physiologischen Grenzen zeitlieher Verschiedenheiten ist ausschliei~lich durch statistische Zusammenstellungen und daraus errechncte mittlere Werte zu beantworten. Was yon den ge~undenen Werten erheblich abweicht, wird man sodann als abnorm bezeichnen dfirfen, ohne damit schon zu entscheiden, ob es sich um geradezu pathologische Befunde handelt. Wir werden nicht ~ehlgehen, wenn wir das nach dem Grad der Abnormitiit entscheiden und einen erheblich verspi~tet ablaufenden Entwicklungsvorgang uns durch eine Schi~digung irgendwelcher Art bedingt denken. Erkrankungen der Mutter, gestSrte Erni~hrungsbedingungen, Syphilis und anderes wird in diesem Sinne zu verwenden sein. Oft wird man vergeblieh nach ausl0senden Faktoren suchen. Immer bleibt unangetastet, dal~ wir keine Krankheit eigener Art
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vor uns haben, sondern einen an sich vollkommen normalen Vorgang, der sich nur zur unrechten Zeit vollzieht. Viel schwieriger und umfangreicher ist das Gebiet der ihrer Art und dem Orte nach pathologischen Entwicklungsprozesse. Je nachdem, in welchem MaBe ein Vorgang die normalen Bahnen verl~Bt, ob verzSgerte oder beschleunigte Abwicklung eines Geschehens, gemessen an dessen Bedeutung ffir die weitere Entwicklung, nachfolgende Vorgi~nge beeinfluBt, ist eine Unzahl yon MSglichkeiten gegeben. Wir wissen heute davon auBerordentlich wenig. Die Hauptmasse des Zellmaterials zum Aufbau der verschiedenen Teile sahen wir yon den Keimzellen geliefert und dutch die Schicht der Embryonalzellen in einzelne andere Schichten befSrdert werden. AuI~erdem entsteht noch in der Rinde zu bestimmter Zeit eine neue, zweite Matrix, aber darfiber hinaus fehlen proliferative Vorgi~nge bis auf ganz vereinzelte Mitosen, die man im Mark jeden Gehirns, auch noch zu Beginn des extrauterinen Lebens, finder. Davon abweichend land ich in einigen Fi~llen im Mark Zellhau/en, die sich durch Mitosen und gro[3en Kernreichtum yon den fibrigen Resten embryonalen Gewebes unterscheiden und den Anschein erwecken, als seien sie bier im Mark entstanden oder wenigstens gr6[3er und dichter geworden. Man darf vermuten, besonders auf Grund einer Arbeit yon Ranke, dal3 gegen die Regel vereinzelt junge Abk6mmlinge der Keimzellen, ehe sie zu echter Glia differenziert sind, aus irgendwelchen Grfinden zu Zellneubildung veranlal3t werden. RanIce hat experimentell die Entwicklung des Gehirns zu stSren versucht und erzielte durch Injektion yon sterilem ScharlachS1 in das Ventrikelsystem oder subdural eine starke Vermehrung der Mitosen im ,,Keimmaterial" und Entstehung neuer, zum Tell vascularer ,,Keimbezirke". Wir werden nicht fehlgehen, wenn wir sagen, dal3 unter dem Einflul3 irgendwelcher, uns nicht n~her bekannter Reize die Reste embryonalen Gewebes zu neuer Proli/eration veranlaflt werden. In ~bereinstimmung mit anderen habe ich gefunden, dai3 diese Prozesse mit anderen Bildungsanomalien oft vergesellschaftet sind. So land ich sie in einem Falle yon Chiarischer Mfl3bildung und ferner zugleich mit pathologischer Windungsbildung. ~ber ihr weiteres Schiclcsal kSnnen wir nur vermutungsweise etwas aussagen und annehmen, dai~ die Proliferation in diesen Zellhaufen wieder aufh6rt. Denn im anderen Falle w~re die Entstehung yon Tumoren unausbleibliche Folge. Diese scheinen mir bei oberfli~chlicher Schhtzung aber bei S~uglingen viel seltener zu sein, als derartige Haufen yon proliferierenden Zellen. Sie dfirften vielmehr sp~ter anderen embryonalen Gewebsarten gleichen und deren Schicksal teilen, durch regressive Prozesse zum Verschwinden gebracht werden oder erhalten bleiben. Dieser letztere Fall wfirde ffir die Tumorgenese yon besonderer Bedeutung sein.
als Beitrag zur Frage der Encephalitis interstitialis neonatorum (Virchow). 241 Wir werden bei diesen Fragen nach kurz verweilen miissen, weil von mehreren Autoren, so yon Fischl, Ceelen und Schminke, solche Xernhaufen gefunden und mit der Encephalitis Virchow in Verbindung gebracht worden sind. Schminke und in seiner zweiten VerSffentlichung auch Ceelen nehmen dabei gleichzeitig zu Rankes Arbeiten Stellung. Ich habe an anderer Stelle gezeigt, dab dieser eine grofte Zahl physiologischer embryonaler Gewebsreste irrtiimlich fiir pathologisch gehalten hat. Im Vergleich mit diesen sind die soeben genannten pathologischen Proliferationszentren recht sclten. Fischl, Ceelen und Schminke diirften zum mindesten ebenfalls nur vereinzelt solche gesehen und vor allem physiologische Elemente beschrieben haben. Das wird vielfach auch durch ihre Abbildungen sehr anschaulich. Was zum Beispiel Wohlwill, der Rankes Ansicht zustimmt, als normale ,,Keimbezirke mit Ausli~ufern nach der Marksubstanz zu" abbildet, entspricht ebenso wie die von Ceelen wiedergegebenen Befunde aufs genaueste dem als embryonale Reste erkannten Gewebe, das mit Proliferation nichts zu tun hat. Etwas anderes ist noch wesentlicher, nhmlich die Deutung, die man den Befunden gegeben hat, die Ansicht, dab es sich um mesodermale, Zellen, tun entzis In/iltrate handelt. In umfangreichen Untersuchungen bat man sich seit langer Zeit bemiiht, mesodermale und ektodermale Elemente bei pathologischem Geschehen im Zentralnervensystem zu unterscheiden. Immer mehr ist man zu der Uberzeugung gekommen, daft dabei die Glia in vielen Fi~llen allein, in anderen doch vorwiegend beteiligt ist. ,,Die Gefi~l~e sind ja fiir das Zentralnervensystem etwas genau so Fremdes, wie die eigentliche Pin mater, und so ist denn die Grenze des Nervengewebes gegen ein Gef~ft nichts anderes, als eine innere Oberfli~che, die den i~ufteren Oberfli~chen des Hirns und l~iickenmarkes durchaus entspricht" (Weigert). Die Scheidung der beiden Gewebsarten ist eine gufterst strenge. SchrSder, Held, Marchand, Kri~ckmann und andere haben ffir viele pathologische Prozesse die Beteiligung mesodermaler Elemente mit Sicherheit ausschlieften k6nnen. Man muft allerdings zugebes, dat~ die Anordnung der genannten Kernhaufen mitunter an entztindliche Infiltrate erinnern kann. Aber dab man Leukocyten, Lymphocyten und Plasmazellen von Spongioblasten zu unterscheiden vermag, ist ganz gewil~. Ich kSnnte das nicht anders beweisen, als indem ich ihre morphologischen Eigenschaften gegeniiberstellte. Davon werde ich absehen diirfen. Auch Ranke glaubt, mit Sicherheit diese Unterscheidung treffen zu kSnnen. Ihm schien ebenfalls zuerst m6glich, ,,daft wires mit circumvascularen Infiltraten oder mit jenen blutbildenden Inseln zu tun hhtten, welche aus anderen embryonalen Organen mehrfach beschrieben worden sind. Das Studium infiltrativ entziindlicher Prozesse im fStalen Gehirn und der bei ihnen auftretenden zelligen Elemente, sowie die eingehende histologische Untersuchung Z. f. d. g. Neur. u. Psych. L X X X I V . 16
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eines Falles yon schwerer Leuki~mie bei einem nur 13 Monate alt gewordenen Kinde, bei welchem sich keine Spur von blutbildenden Inse~ im Gehirne nachweisen lieB, gab mir aber bald die MSglichkeit, diese Annahme mit aller Sieherheit auszuschlie~en". Wenn also sehon flaglich ist, ob Fischt und die anderen Autoren wirklich etwas Pathologisches gesehen haben, so haben sie mit Sicherheit ihren Be/unden nicht die richtige Deutung gegeben. Die geschilderten Proli/erationszentren sind keine Entziindungsprodukte. Wenn sie vielfach perivasculi~r liegen, so ist dabei vor allem daran zu denken, dal~ die Gefi~Bein den embryonalen Gewebsresten vordringen. Falls wir die Resultate dieses Vorganges dann in ~lteren Gehirnen sehen, ohne die vorhergehenden Stadien zu kennen, erhalten wit den Eindruck, als blieben die Reste embryonalen Gewebes perivascul~r am l~ngsten bestehen. J~ul3erlich entspricht das ja den Tatsachen, ohne abet das Wesentliche zu treffen, dab n~mlich die Gef~l~e sich da ihren Weg bahnen, wo das embryonale Gewebe am li~ngsten bestehen bleibt. Wir diirfen nun annehmen, dab diese perivascul~ren Reste auf einen uns nicht bekannten pathologischen Reiz bin zu proliferieren beginnen. Schminke muI~ich demnach widersprechen. Was er beschreibt, hat zwar mit Riicksicht auf das Alter seiner F~lle wahrscheinlich pathologische Bedeutung, aber es handelt sich vielmehr um abnorm lange persistierende Reste embryonalen Gewebes als um Entwicklungshemmungen. Auch er dfirfte nur vereinzelt echte pathologische Proli/erationszentren gefunden haben. Wenn er die Befunde nun abweichend Yon Ceelen nicht als entzfindliche, mesodermale Infiltrate auffaBt, sondern als reaktive Gliawucherungen, dann trifft das fiir die erstgenannten nicht zu, weft sie nicht sekundi~r entstanden, sondern als primar vorhanden nicht zur rechten Zeit verschwunden sind. Reaktiv entziindlich hervorgeru]ene Neubildungen der Glia kennen wir in dieser Form nicht und sind deshalb nicht berechtigt, /iir diese Be/unde eine unbeweisbare Erkldirung zu konstruieren, wenn wir iiber eine andere, sehr naheliegende und begriindete ver/i~gen. Wenn Schminke die echten pathologischen Proli/erationszentren meint, so sind diese im weitesten Sinne ganz gewiB reaktiv entstandene Neubildungen der Glia, aber nicht in dem yon ihm gebrauchten Sinne als Produkte einer Entzfindung, einer Encephalitis. Immer gehSren derartige Vorgi~nge zu den pathologischen Entwicklungsprozessen und sind in keiner Weise Entzfindungsreaktionen analog. Dadurch wird es unmSglich, sie mit der Encephalitis Virchow in Verbindung zu bringen, falls man der AnwendungsmSglichkeit dieser Bezeichnung fiberhaupt noch gerecht werden will. Das gilt auch fiir die abge~nderte Ansicht yon Ceelen. Er geht nicht davon ab, die Encephalitis Virchow und derartige Befunde zusammenzubringen. Mit Wohlwill bin ich der Meinung, dab man das angesichts der Tatsachen unbcdingt ablehnen muB.
als Beitrag zur Frage der Encephalitis interstitialis neonatorum(Virchow). 243 )[hnlich wie diese pathologischen Proliferationszentren Heterotopien yon Keimzellen darstellen, kommen auch solehe von Ganglienzellen vor. Die ~berg~nge vom Normalen zum Krankhaften sind hier ebenfalls keine allzu sehroffen, denn vereinzelte Ganglienzellen in der wei[3en Substanz sind kein ganz seltener Befund. Aulterdem habe ich in einem Falle im Mark Stellen gefunden, an denen gut differenzierte PyramidenzeUen in gr6fierer Zahl zusammenlagen, und zwar bald dieht beieinander, bald dureh eingestreute Gliakerne getrennt. Wenn die Neuroblasten bet ihrer Wanderung zur Rinds in einen vordringenden Faserzug hineingeraten, dfirfte es ihnen wohl kaum gelingen, ihren Weg bis zum Ziel fortzusetzen. Wie sehon an frfiherer Stelle erw~hnt wurde, mfisssn wir annehmen, da~ mit beginnendem Auswaehsen der Nervenfasern kelns weiteren Zellen mehr in die entsprechenden Rindenteile geschickt werden. Bet der peinlichen Genauigkeit, mit der beide Vorgi~nge nacheinander erfolgen mfissen, wird das Vorkommen einzelner Neuroblasten bzw. Ganglienzellen im Mark leieht erkli~rlich. Wenn sie in grSl]erer Zahl an umsehriebener Stelle vorkommen, dfirfte am ni~chsten liegen, anzunehmen, daI3 durch vordringende Faserzi~ge yon der Rinde oder dem zentralen Grau Teile abgetrennt worden sind. Was aus diesen verlagerten Zellen wird, habs ich nicht verfolgen kSnnen und verzichte deshalb darauf, die versehiedenen in der Literatur besprochenen MSglichkeiten zu erwi~hnen. Endlieh habe ich mehrfach eine dritte Art von Heterotopien beobaehten kSnnen, welche die Ependymzellen betrifft. Bet Bespreehung der normalen Vorgi~nge lernten wir Ependymzap/en kennen, die in das Mark oder HShlengrau hineinragen und im weiteren Verlauf oft abgetrennt und in die subependym~ren Teile verlagert werden. Als Ab. weichung vom typischen Verhalten mSchte ich Fi~lle bezeichnen, in denen diese Haufen von Ependymzellen entweder besonders reichlich vorhanden oder ungewShnlich tie/ in das Mark verlagert sind. In so deutlicher Weise, wie die vorgenannten Hereotopien, tragen diese letzteren, soweit ich sic beobachten konnte, nicht den Stempel des Pathologischen. Da ich sehon fiber die Entstehungsart der entsprechenden normalsn Vorgi~nge niehts Sieheres anffihren konnte, war es mir um so mehr unmSglich, Ni~heres fiber die Abweichungen festzustellen, l~este dieser Bildungen in Gehirnen Erwaehsener sprechen ffir ein nicht gerade seltenes Vorkommen. Da es sich in jedem Falle, selbst wenn der Prozel3 physiologisehe Grenzen nicht fiberschreitet, um versprengte Zellen handelt, liegt eine gewisse Bedeutung ffir die Tumorgenese auch hier nahe. Nsben diesen verschiedenen Lagerungsanomalien, bet denen die Abweichungen yon der typischen Art zurficktreten und fast nur quantiratty sind, werden im folgenden einige andere pathologische Prozesse 16'
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zu erw~hnen sein, die vor allem durch ihre Qualitdt v o n d e r Norm abweichen. Dabei hat die Frage des topographiseh ungewShnlichen Verhaltens schon deshalb weniger Bedeutung, weft es sich nur um die H i m rinde handelt. Deren Entwicklungsgang weicht durch das Auftreten des Status corticis verrucosu8 yon dem der iibrigen Teile in ganz besonderer Weise ab. Die Bildung der Rindenmatrix imponiert schon unter physiologischen Verh~ltnissen als ein recht verwickelter Vorgang, der durch relativ h~ufige Abweichungen yon der Norm gekennzeichnet ist. Dahin gehSren die verschiedenartigsten Befunde, die nur zum Teil einen nachweisbaren Zusammenhang zeigen. Sie alle werden nach Ranlce dem Begriff des Status cortici8 verrucosus de/ormis zugerechnet, der also alles umfal~t, was primer bei der Entstehung des Status cortieis verrueosus simplex yon der Regel abweicht und was sekundar als Folge davon beobachtet werden kann. Bei den yon Ranke beschriebenen l~Mlen war die Ausbildung der sekund~ren Fissuren vollstandig unterblieben bei erhaltenem, hochgradig ausgebildetem Status verrucosus. Bei einem Gehirn aus dem 7. FStalmonat mit gut ausgebildeten prim~ren, fehlenden sekund~ren Fissuren land ich die W~rzchen der l%inde in einer fiir das Alter iibermhSig starken Form entwickelt, sehr unregelmal~ig und groin, so da[t die ganze Rinde vollst~tndig zerklfiftet und in Unordnung geraten aussieht. An anderen Stellen ist die Oberfl~che glatter, aber die histologische Struktur der gesamten l%inde ebenfalls vollst~ndig ungeordnet. Die protoplasmatisehe Glia ist aul~erordentlich vermehrt und besonders gut f~rbbar. Sie bildet vielfach die Hauptmasse des Gewebes dieser Rindenteile. Damit abwechselnd oder yon ihr umgeben finden sich grSl~ere Massen und kleinere Nester yon Zellen, die z. T. jungen, embryonalen Elementen entsprechen, z. T. hoch differenzierte, oft bizarr geformte Ganglienzellen sind. Diese so verschiedenartigen Zellformen kommen sowohl nebeneinander vor, als auch in Zellnestern, die nur durch eine von beiden gebildet werden. Aul~erdem sind ganz unregelm~Big verstreute Haufen yon dicht gelagerten Zellkernen anzutreffen, die sehr verschiedene GrSl~e haben und oft Gef~l~en benaehbart sind. Sie sind aus so eng geh~uften Kernen zusammengesetzt, dag es nicht gelingt, an diesen Einzelheiten festzustellen. In der Anordnung und im Aussehen besteht eine gewisse ~hnlichkeit mit dem Bride der Schicht der Embryonalzellen in den ersten FStalmonaten. Gleichzeitig sind Ver~nderungen der obersten Rindenteile nachzuweisen, die weiter unten in anderem Zusammenhang besprochen werden sollen. Man findet vereinzelte amSboide GliazeUen. Nur an sehr wenigen, meist kleinen Stellen ist Gewebe vorhanden, das in etwa wenigstens dem der normalen Hirnrinde diese Alters gleieht (Abb. 5). Eine ~hnlichkeit dieser Befunde mit den von t~anlce geschilderten ist ohne weiteres deutlieh. Auch in diesem Falle lassen sich die Ver~nde-
als Beitrag zur Frage der Encephalitis interstitialis neonatorum (Virchow). 245 rungen auf Anomalien im Werdegang des Status verrucosus zuriickffihren, den wir als ,,de/ormis" bezeichnen dfirfen. Wir sehen einerseits, dait die Ausbildung der Wi~rzchen in einer die Norm iiberschreitenden Weise, in zu ausgiebiger und zu lange bestehenbleibender Art erfolgt ist, und erk'ennen ferner, dab die eigentliche Proliferation in ganz ungewShnliehen Bahnen abgelaufen ist. Dabei ist dann die Bildung normalen Gewebes unterblieben oder an anderen Stellen doch sehr unvollsti~ndig gewesen. Der Entwicklungsvorgang ist schliel~lich stehengeblieben und hat nicht fortgesetzt werden kSnnen. DaB er nicht bloI~ in tote verz5gert ist und
Abb. 5. Status corticis v e r r u c o s u s deformis ; pathologische Keimzellhaufen ; F r i l h g e b u r t 8. Monat.,
vielleicht, ein ]i~ngeres Leben vorausgesetzt, noeh naehgeholt worden ware, erhellt aus den vereinzelt verstreuten, hoch differenzierten Teilen und ferner aus der schon eingetretenen, wohl kompensatorischen Gliawueherung, die nun ein Naehholen des Vers~umten vollends unmSglich macht. Die Nester dicht gelagerter Zellen, die den im Mark vorkommenden embryonalen Gewebsresten in etwa analog sind, diirften Reste der corticalen Keimzentren sein, in denen die Proliferation zum Stillstand gekommen ist, die aber nicht in regelrechter Weise als Material zur Rindenbildung verwendet und aufgebraucht werden konnten. Was diese abnorme Proliferation im fStalen Gehirn und ihre Folgen bedingt, kSnnen wir nicht entscheiden. Es gibt eine Reihe yon MSglichkeiten,
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die zum Teil auch mit Beweisen belegt werden kSnnen, aber Genaues wissen wir nicht. Ranke glaubt, da$ besonders vasculi~re, entziindliche Prozesse von Bedeutung sind. Zu den Folgen des Status cortieis verrucosus deformis gehSrt vor allem die pathologische Windungsbildung, z . B . die Mikrogyrie. Ohne es beweisen zu kSnnen, werden wir auch eine Bedeutung ffir die Genese yon Tumoren annehmen dfirfen. Daran zu denken, liegt hier schon rein i~ul3erlich sehr nahe, weil schon im fStalen Stadium des Prozesses manche Stellen einem Ganglioneurom auBerordentlich ~hnlich sehen. I m Anschluft daran ist noch einiges andere fiber die Pathologie der Rindenbildung zu erw~hnen, was nichts mit dem Status verrucosus zu tun hat. Der Zellreichtum der Rinde n i m m t unter normalen Verhi~ltnissen zur Peripherie hin allmi~hlich zu und ist unter dem Randschleier am dichtesten. Dieses Verhalten ~ndert sich erst, wenn der Status verrucosus beginnt. I n einzelnen Gehirnen habe ich abweichend davon unter dem Randschleier kleine Kernhau/en gefunden, die oft in grSl3erer Zahl vorkommen und sich durch ~ul~erst dicht gelagerte Kerne yon der Umgebung abheben. Mitunter ragen sie etwas fiber die Rindenschicht hinaus und buchten dann gleichzeitig den Randschleier vor. Mitosen sah ich in ihnen nur sehr selten. Auch bier diirfte es sich trotzdem mit ziemlicher Sicherheit um pathologische Proli/erationszentren handeln, die zwar nicht an regelwidriger Stelle liegen, abet zur unrechten Zeit aufgetreten sind. Denn normal setzt die Proliferation erst im 3. bis 4. Monat ein und finder dann offenbar die MSglichkeit, ihre Produkte sogleich zur Bildung der Wi~rzchen abzugeben. Anders bei den atypischen Keimzentren in friiheren Monaten, denen scheinbar die Ausbreitungsm5glichkeit fehlt, was vielleicht auch der Grund dafiir ist, dai~ sie ihre Ti~tigkeit bald einstellen und als kleine Kernhaufen liegen bleiben. Denn ich habe niemals etwas gefunden, was aus einer fortgesetzten Zellvermehrung wi~hrend der weiteren Monate h~tte abgeleitet werden kSnnen. Da ich zudem in i~lteren Gehirnen, die den Status verrucosus schon durchgemacht hatten, derartige Bildungen stets vermil~t habe, scheint mir naheliegend und erkli~rlieh, dai~ sie w~hrend des Status verrucosus aufgebraucht und zum Verschwinden gebracht werden. Andererseits stellen sie, ebenso wie der Status verrucosus deformis, einen abnormen Entwicklungsproze~ in der Rinde dar. Wegen ihres frfihen Auftretens habe ich sie diesem jedoeh nicht zureehnen kSnnen. Da{~ sie zu ihm aber in enger Beziehung stehen, ist ganz gewii3. Es ist eine verfrfihte Proliferation in der Rinde, die wegen dieses vorzeitigen Einsetzens gleichzeitig auch der Art nach abnorm verli~uft. I n dem beschriebenen Falle yon Status verrucosus deformis land ieh gleichzeitig solehe Zellhaufen unter dem Randschleier, die nun entweder sehon vorher bestanden haben kSnnen, oder jetzt erst gebildet worden
als Beitrag zur Frage der Encephalitis interstitialis neonatorum (Virchow). 247 sind, jedenfalls auch zum Bride der iAberschi~ssigen Proli]eration und
gestdrten Di//erenzierung gehSren. Schliel?lich bleibt ein mehrfach beobachtetes, pathologische8 Verhalten der Glia zu berficksichtigen. Wenn wir die protoplasmatische Glia fiir das J~Itere und Prim~re, die faserige Ifir jfinger und sekundi~r entstanden halten, so wird es erkli~rlich, dab im unreifen Gehirn auch bei pathologischen Prozessen die protoplasmatische Glia die wichtigere Rolle spielt. Dem entsprechen viele Befunde, so bei dem schon erw~hnten Falle yon Status corticis verrucosus deformis breite und schmale Zfige yon sehr groben, gut fi~rbbaren Gliafortsatzen. Sehr i~hnliche Bilder zeigte der Fall yon Chiarischer Migbildung. Ferner boten noch zwei weitere Gehirne solche Befunde, yon denen besonders bei dem einen im Balken eine Stelle bemerkenswert ist, an der viele, blasse Kerne in einem intensiv gef~rbten Protoplasma mit langen, groben Forts~tzen liegen. In vielen dieser Fi~lle diirfte es sich um pathologische Entwiclclungsprozesse, um Ersatzbildungen fiir die fehlende normate Struktur handeln, wi~hrend andere Befunde mehr progressive Prozesse im Sinne der Funktion reifen Gewebes darzustellen scheinen. Sie entsprechen den Angaben yon Wohlwill, der sie in erster Linie auf Geburtstraumen zurfickffihrt.
Pathologisehe Myelogenese. Mit der Angabe, dal~ der Zeit, dem Ort, der Quantiti~t und der Qualiti~t nach das Gliafett sich physiologisch oder pathologisch verhalten kann, haben cinige der Autoren Unterscheidungsmerkmale myelogenetischer Prozesse yon ganz anderen, krankhaftcn geben wollen, w~hrend andere nur normales und pathologisches Geschehen auf diesem Wege zu trennen suchten, ohne das letztere welter zu analysieren. Der Zeit nach verli~13t die Myelogencse die angegebenen Grenzen in vereinzelten Fi~llen. Ein ver/ri~htes Einsetzen sah ich nie, einmal dagegen im 9. Monat noch perinuclei~res, feintropfiges Gliafett. Wohlwill wies bei einem kongenital luischen Fall im 10. Monat noch F e t t nach. Das fiber den zeitlichen Ablauf der Histogenese Gesagte gilt auch hier. Ein entsprechender, werm auch verspi~tet ablaufender Prozeg bleibt immer ein myelogenetischer und wird nie zu einer Krankheit sui gencris. Bei den verschiedenen Ansichten fiber den /alschen Ort myelogenefischer Vorgi~nge verlieB man sich fast ausschlieBlich auf die tti~ufigkeit eines Befundes, wenn seine pathologische oder physiologisehe Bedeutung zu bestimmen war . . . . Kdrnchenzellen" in der Rinde hielt man meist fiir pathologiseh, nur Wohlwill fordert ihr Vorhandensein aueh hier, naehdem er einen Zusammenhang zwischen Myelogenese und Gliafett angenommen hatte. Wenn wir Fettbefunde und Markreifung in Verbindung bringen, mfissen wit jene naehweisen k6nnen, wenn diese ab-
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l~uft. Fi~r Rinde und zentrales Grau gelten diese Forderungen in gleicher Weise. DaB meine Befunde dem entsprechen, habe ich dargetan. Besonders betont ist seit jeher die Bedeutung di//user und herd/6rmiger Ver/ettung gewesen, deren erstere physiologiseh und deren zweite pathologisch sein und nur bei Kindern, die gelebt haben, vorkommen soll. Jastrowitz spricht ferner noch von partieller Verfettung und WohlwiU endlich bezeiehnet regelmdflige Anordnung der ,,FettkSrnchenzellen" als normal, dichte Lagerung und gr6[3ereAbstdnde als pathologisch. Was yore einzelnen Autor unter di//us und herd/6rmig verstanden worden ist, li~Bt sich nieht immer feststellen. Jedenfalls ist viel Gliafett solcher Anordnung wegen fiir pathologisch gehalten worden. Bei der Annahme eines Zusammenhanges zwischen Gliafett und Myelogenese werden abet auch solche herdfSrmig angeordnete Befunde Ms normale betrachtet werden mfissen, well sehr oft in einzelnen kleinen Fasersystemen eines Gebietes die Myelogenese vor sich geht, whhrend benachbarte Teile vollkommen unbeteiligt sind. Die herd/6rmige Anordnung macht den Be/und ]eden/alls nicht pathologisch. Auch Wohlwills Ansicht kann ich nicht beipflichten. Wie sehr die Anordnung des Fettes, wo sie dutch den verschieden dichten Faserverlauf bestimmt wird, wechseln kann, habe ich dargetan. Natiirlich bleibt unbestritten, dal~ auch unter pathologischen Bedingungen solche Bilder entstehen kSnnen. Die Quantit~it der Markreifungsprozesse wechselt je nach Alter und Lokalisation, wie gezeigt werden konnte, sehr. Ein ,,zu wenig" yon Myelogenese ist nie beschrieben worden. (~brigens mfil~ten topographische Untersuchungen erst die Intensit~t der myelogenetischen Vorg~nge jeden Faserzuges bestimmen und die physiologischen Schwankungen ermitteln, ehe dariiber geurteilt werden kann. Anders ist es mit dem ,,zu viel", das in der weiBen Substanz h~ufig und normal zu sein scheint, wenn wir die Vermehrung des perivascul~ren Fettes bei nachlassender Myelogenese als Abtransport fiberschfissigen Materials deuten diirfen. AuBerdem finder man aber in der Glia nicht gerade selten rundliche
Hau/en von Fett, bestehend aus einem oder wenigen groflen Trop/en, denen seitlich ein o//enbar verdr~ingter, kleiner, pyknotischer, ,,randst~indiger" Kern angelagert ist. ~bereinstimmend mit Wohlwill sehe ieh solche Gebilde bei der Spielmeyersehen Fdrbung zu vakuoligen Gebilden werden yon grauschwarzer Farbe. Auch ~bergdnge zwischen dieser Form und dem feintropfigen perinuclei~ren Gliafett kommen vor. Die Kernsehgdigung durch die l~ettmasse und die deutliche LoslOsung dieser Zellen aus dem Gliaverbande stehen im Vordergrund. ]:)as Wesen dieser Befunde diirfte in einer zu reichlichen Beladung der Glia, in einer St6rung des Au/baues oder in pri~irer Schddigung der Glia zu suchen sein.
als Beitrag zur Frage der Encephalitis interstitialis neonatorum (Virchow). 249 Die Reaktionzweise des jungen Gehirns. Auf die Frage, wie sich das Gehirn w~hrend des fStalen Lebens und in den ersten Monaten nach der Geburt pathologischen Reizen gegeniiber verhi~lt, ist in den beiden vorstehenden Abschnitten ja tcilweise eine Antwort gegeben. Es bleibt zu untersuchen, ob zwischen dieser Reaktion der Entwicklungsprozesse und der des Gewebes iiberhaupt ein Unterschied gemacht werden daft, ferner, falls das zu bejahen ist, ob und wic sich das embryonale Gehirn und das des Neugeborenen abweichend von dem des Erwachsenen verhalt. Dabei mfissen wir nun zuni~chst fcststellen, daB, solange die Entwicklung eines Teiles noch nicht abgeschlossen ist, jeder nicht physiologische Reiz eine Reaktion hervorruft, die in jedem Falle ausschlie•lich eine J~nderung der embryologischen Prozesse bedeutet, und zwar um so mehr, je jtinger das betreffende Stadium der Entwicklung und je umwalzender die ibm noch bevorstehenden Veri~nderungen sind. Danach wird sich also im einzelnen Falle der Grad der Abweichung wi~hrend des weiteren Verlaufes richten. Sobald nun aber der Werdegang eines Gehirnteiles mehr oder weniger abgeschlossen ist, nimmt der EinfluB des pathologischen Reizes auf den EntwicklungsprozeB an Bedeutung mit zunehmendem Alter ab, und schlieBlich erfolgt nur noch eine Reaktion, die der des fertig ausgebildeten Gehirnes analog ist. Dabei muB natiirlich festgehalten werden, dab ein prinzipieller biologischer Unterschied iiberhaupt nicht besteht. Der Reiz wird in jedem Falle in relativ gleichem Sinne beantwortet, nur dab die Reaktionsf~higkeit des Gewebes sich wi~hrend der Entwicklung in so ausgesprochencr Weise veri~ndert. Wir kommen also zu dem Ergebnis, daft die Reaktion der Entwicklungsprozesse in der Tat die gesamte Realction des Gewebes ausmachen kann, und finden nun andererseits, dab ein Unterschied in der Beantwortung pathologischer Reize im reifen und unreifen Nervensystem dari~ber hinaus nicht besteht. Als spezi/isch kann man nur die Reaktionsweise des fStalen und kindlichen Gehirns bezeichnen, die durch irgendeinen, bei dem Vorgang in Mitleidenscha]t gezogenen Entwicklungsprozefl bedingt ist, und hat in der Erforschung dieses letzteren gleichzeitig die Erklarung solcher Spezifiti~t zu suchen. Ich glaube, gezeigt zu haben, dab wir eine ganze Reihe derartiger Fi~lle analysieren und vielfach die Besonderheiten in der Pathologie des jungen Gehirns auf Entwicklungsvorg~nge zurficldiihren und erkli~ren kSnnen. Verallgemeinert ist das zuni~chst natiirlich nur Hypothese, solange nicht die Gesamtheit aller solcher spezifischen Reaktionen auf bestimmte und bekannte Entwicklungsvorgi~nge bezogen ist.
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H. Guilleryjun.: EntwicklungsgeschichtlicheUntersuchungen
Die Encephalitis Virchow. ~berblicken wir die Gesamtheit der Untersuchungen, deren Ergebnisse in den vorstehenden Ausffihrungen wiedergegeben sind, so werden wir sagen mfissen, dal~ sehr verschiedenartige Fragen erSrtert wurden und da~ wir an vielen Stellen grol~e Umwege gegangen sind, wenn die Erforschung der Encephalitis Virchows unser Ziel war. Die zunachst seheinbar so klare Fragestellung yon Virchow hat durch Jastrowitz als ersten nicht nur zu Meinungsverschiedenheiten geffihrt, sondern aueh mehr und mehr die ganze Myelogencse in den Kreis der Untersuchungcn einbezogen. Dadureh spitzte sich schliel~lich die Frage dahin zu, dal~ man zwischen myelogenetischen Befunden und solehen der Encephalitis Virehow zu untersehciden versuehte. Eine wiehtige Unterstfitzung dieser Forsehungsrichtung stellten die spi~ter gefundenen, morphologischen Kennzeichen pathologischer und physiologiseher Elemente dar. Die chemischen Untersuchungen fiber die Markreifung haben weitere Aufschlfisse gcbracht. Schliel31ich kamen, zuerst dureh Fischl, ganz neue und andersartige Befunde noch hinzu und haben ihrerseits nStig gemacht, neben der Myelogenese aueh noeh die Histogenese zu beachten, wieder zur Trennung yon Normalem und Krankhaftem. Die ersten Publikationen von Virchow liegen heute 56 Jahre zurfick. Mehrfach haben sieh wi~hrend dieser Zeit einzelne Ansiehten voriibergehend behauptet, um mit dem Erseheinen einer neuen Arbeit an Bedeutung zu verlieren. In den letzten Jahren vollzog sich abermals ein solcher Wandel, indem die jfingsten VerSffentlichungen die ganze Ffille der Fragen von neuem an das Licht gezogen und sie, wie man wohl sagen muir, noeh nicht entseheidend gegeneinander haben abw~gcn kSnnen. Die vorhandene Literatur kann man als ziemlieh umfangreieh bezeichnen und darf, daran gemessen, das Interesse fiir den Gegenstand ein grol~es nennen. Schon die Angaben yon Virchow, dal3 die Encephalitis interstitialis neonatorum ein nicht seltener Befund zur Erkli~rung des Todes vieler Neugeborenen und Si~uglinge ist, machen das versti~ndlich. Hinzu kommt, dab sieh naeh und naeh eine nennenswert erweiterte l~ragestellung herausgebildet hat, die gleiehzeitig in steigendem Ma~e die Bedeutung des Themas vergr6~erte. Die Encephalitis Virehow stellt sich uns somit als ein Begriff dar, mit dcm, welt fiber seine urspriingliehe Fassung hinausgehend, ganz allgemein die normale und pathologische Anatomic des fStalen und kindlichen Gehirnes aufs engste verbunden ist, ein Gebiet, dessen Erforschung sowohl ffir die Anatomic, wie fiir die Pathologic yon gro~er Bedeutung ist. An Hand solcher Uberlegungen bin ieh zu der ~berzeugung gekommen, da~ wir heute bei Untersuchungen fiber die Encephalitis Virchow vor Hindernissen stehen, die ohne weiteres nicht fiberwunden werden kSnnen, sondern
als Beitrag zur Frage der Encephalitis interstitialis neonatorum(Virchow). 251 den grol]en Umweg fiber systematische Bearbeitung der Myelogenese und Histogencse erforderlich machen. Die Ergebnisse kurz fiberblickend land sich beim Studium der Histogencse, dai3 die Angaben yon His best~itigt und in einigen Punkten erg~inzt werden konnten. Dagegen braehten weitere Befunde vorerst nur neue Schwierigkeiten, weft sie mit Rankes Angaben im Widerspruch standen und die Untersuchungen fiber die Encephalitis Virchow somit wichtiger Grundlagen beraubten. Diese konnten durch neue ersetzt werden, und weiterhin liei~ sich fiber die pathologische Histogenese manehes feststellen, was neue Aufschliisse ergab. Ein zweites Arbeitsgebiet stellten die Untersuchungen fiber die Myelogencse dar, das in Anbetracht der Verschiedenartigkeit der gestellten Fragen mehrere Wege vorzeichnete. Es ergaben sich maneherlei Au/schli~sse, und zum Teil konnten die myelogenctischen Prozesse analysiert werden. Aueh fiber die pathologische Myelogencse liel~ sich einiges erfahren. Die Folgerungen, die daraus fiir die Encephalitis Virchow gezogen werden miissen, sind schon an mehreren Stellen erwi~hnt worden, und ich werde mich hier bei Beri~clcsichtigung der Literatur auf weniges besehri~nken diirfen. Virchow wird vorwiegend normale myelogenetische Be]unde beschrieben haben, vereinzelt woM auch pathologisehe Mark. rei/ungsprozesse und schlieBlich degenerativ bedingte ,,K6rnchenzeUen". Umgekehrt werden Jastrowitz, Boll, Eichhorst und Fleehsig krankha/te Prozesse iAbersehen haben. Die in spi~terer Zeit beschriebenen morpho-
logischen Untersehiede physiologischer und pathologischer ,,K6rnchen. zeUen", denen besondere Bedeutung zukommt, habe ich in anderer Weise deuten kSnnen. Besonders die yon Merzbacher getrennten Formen des Gliafettes lieBen sich beide als normale Elemente erkennen. Dadurch trat ich der Ansicht Wohlwills bei, dessen als pathologisch und physiologisch bezeichnete Zellen sich auch in meinem Material fanden. Aber es scheint mir ein sehr un/ruehtbarer Gedanke zu sein, i~berhaupt nach
morphologisehen Unterscheidungsmer]~malen Merzbacherseher Art suehen zu woUen, ein Gedanke, der wohl Ausdruck unzureichender Kenntnis der Myelogenese ist. Die l~bergi~nge zwischen normalen und krankhaften Befunden, wie sie Wohlwill sowohl in der Morphologie der ,,KSrnchenzellen", als auch in ihrer charakteristisehen Anordnung finder und seine Ergebnisse beim Vergleich mit pathologischen Befunden in Gehirnen Erwachsener kann ich nur besti~tigen. Die Form, in der die Glia wdhrend
der normalen Myelogencse mit Fett beladen wird, ist die gleiehe wie bei vielen pathologischen Prozessen im sp~iteren Leben. Die 9 Gruppen Merzbachers, die shmtlichen yon i~lteren l%rschern beschriebenen Gruppcn yon ,,KSrnchenzellen", die yon Wohlwill, kurz alle Formen kSnnen wir bei Abbauvorgi~ngen genau so gut finden wie beim Aufbau. Nichts ist natfirlicher, da es doch vollkommen analoge, nur in umgekehrter
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Reihenfolge verlaufende Vorg~nge sind. Deshalb IcSnnen wit denn also die ge]undenen Verschiedenheiten nicht zur Unterscheidung yon Au/bau und Abbau, sondern nur zur Feststellung einer Fettspeicherung mit oder ohneZellsch~idigung verwenden, die nun bei den physiologischen uud pathologischen Au/bauvorg~ingen wie auch bei Abbauvorggngen beide vorkommen kSnnen. Die morphologischen Unterschiede gestatten also die Trennung von Normalem und Kranlcha/tem gar nicht. Erst die Beriicksichtigung aller Faktoren ermSglicht diese Entscheidung. Wit dfirfen demnach das Glia/ett aus friiher gcnannten Grfinden mit der Myelogenese in Zusammenhang bringen und sind ferner berechtigt, whhrend dieser auftretendes Fett, das die Gila schddigt, zu pathologischen myelogenetischen Prozessen zu rechnen. Das sind physiologische und pathologische Au/bauvorgiinge. Wir wissen, dal3 bei degenerativen Prozessen im Gehirn wie bei der normalen Myelogenese Glia]ett vorkommt, die Glia selbst scMidigen und dann in gleicher Form erscheinen lcann wie bei der pathologischen Myelogenese. Das sind Abbauvorg~inge. Aufbau und Abbau sind also nicht durch morphologische Unterschiede gelcennzeichnet, kSnnen aber beido mit morphologiseh naehweisbarer Gliasch~idigung Hand in Hand gehen. Zu den yon Fischl, Ceelen und Schminlce erwahnten Zellin/iltraten soll nur noch einmal bemerkt werden, dab die histogenetischen Untersuchungen in den Stand setzen, diese Be/unde yon der Encephalitis Virchow mit roller Sicherheit zu trennen. Schlie~lich werden noch die Abbauvorgdnge und Ausschnitte der entsprechenden Literatur zu berficksichtigen sein. Auf solche Prozesse haben alle Autoren, die der Ansicht Virchows mehr oder weniger beitraten, ihre Befunde bezogen. Ich konnte zeigen, in welchem Umfange das berechtigt ist, wie sehr normale myelogenetische Prozesse im Vordergrund stehen, wie selten im Vergleich dazu pathologische Markrei]ungsprozesse sind, und konnte endlich feststellen, dal3 Abbauvorggnge ebenfalls ni,~ht allzu h~iu/ig sind. In welcher Weise sie als solche gekennzeichnet sind, erhellt aus dem vorhergehenden und aus den Forschungsergebnissen einer grol3en Zahl yon Autoren. Sie stellen ein Gebiet grol3en Umfanges dar, das die verschiedenartigsten Bilder aufweisen kann. Der soeben erschienene 2. Tell der Wohlwillschen Arbeit liefert wertvolle neue Beitrage dazu. Rein degenerative Vorgange, namlich Erweichungen und Sklerosen, werden hier mitgeteilt, wobei als ,,Initiallasion eine Encephalitis so gut wie nicht in Betracht kommt". Nur ein Fall, der eine grol~e Seltenheit genannt wird, zeigt ,,nekrotisierende Encephalitis mit lymphocytar-plasmacellularen Infiltraten ohne Bcteiligung der Gefal31ymphseheiden". Ein naheres Eingehen auf diese Mitteilungen ware im Rahmen meiner Arbeit nicht am Platze, zumal ich nieht fiber entspreehende eigene Beobachtungen verfiige. Selbst fiir den genannten Fall von echter Encephalitis kommt eine Stellungnahme nicht in Frage,
als Beflrag zur Frage der Encephalitis interstitialis neonatorum(Virchow). 253 wenngleich ich glaube, dab die Beri~cksichtigung der normalen Histogenese und Myelogenese zu anderer Deutung verschiedener Einzelheiten geffihrt und die MSglichkeit, in der welter oben angegebenen Weise die besondere Reaktionsart des ~ugendlichen Gehirns zu analysieren, besti~tigt hi~tte. Wohlwill ist seinen eigenen Angaben nach ,,den sich bei dieser Gelegenheit bietenden entwicklungsgeschichtlichen Fragen ganz bewut]t aus dem Wege gegangen". Meiner Meinung nach muB bei solchen Arbeiten den Entwicklungsprozessen in grSBtcm Umfange Rechnung getragen werden. Im Endergebnis stimme ich mit Wohlwill zwar vollkommcn i~berein, wenn er sagt, dab ,,was Virchow als Encephalitis interstitialis congenita beschrieben hat . . . . bei strengerer Norm nicht als Encephalitis bezeichnet werden" darf, aber Virchow hat ,,KSrnchenzellen" bcschrieben und diese zu deuten versucht. Umfangreichere andere Befunde, die bei ihm ganz untergeordnete Bedeutung haben, wird er kaum tiberschen haben. Seine Angaben entsprechen den Wohlwillschen Fallen also nur sehr unvoUkommen, die zudem wohl im groBen und ganzen Seltenheiten sind. Virchow nahm zu seinen Untersuchungen eine Reihe willkfirlich ausgewahlter Gehirne und land bei immerhin recht vielcn die fragliche Encephalitis, meint also ausgesprochen hi~u/ige Be/unde. AuBerdem hat sich seit Virchows Arbeiten durch die Untersuchungen jfingerer Autoren der Begri/] der Encephalitis Virchow wesentlich erweitert. Das fibersieht Wohlwill. Seine Befunde stellen schon deshalb, ebensowenig wic die von ihm berficksichtigten analogen, in der Literatur verzeichneten Fi~lle, keine Encephalitis Virchow dar. ~hnliches gilt nun auch ffir die Arbeiten yon Schwartz, yon dessen Auffassung fiber die Entstehung des Geburtstrauma wir absehen dfirfen. Aus der grol~en Hi~ufigkeit der Gehirnschadigungen schlieBt er auf eine gro[3e Bedeutung des Geburtstraumas, das niemals so hoch bewertet worden ist. An Hand meincr Untersuchungen und der Literatur kann ich ihm nicht beipflichten. Wenn er sagt: ,,Die Mutter ist gut entwickelt, das Becken ist gut gebaut, die Geburt ging rasch vor sich, die Frucht war nicht 'allzu groB, ja in der Mehrzahl der FMle sehr klein und frfihgeboren und das Kind ist doch entweder wi~hrend oder kurz nach der Geburt gestorben", so entsteht angesichts diescs unglticklichen Ausganges trotz so giinstiger Verhi~ltnisse die Frage, unter welchen Bedingungen denn i~berhaupt ein Kind bei der Geburt lebend davon Icommen l~ann. Bei der Beurteilung der Folgen dieser Geburtstraumen berfihrt Schwartz die Kernfragen, die Unterscheidung yon Physiologischcm und Pathologischem iiberhaupt nicht, sondern bezeichnet sie ohne weiteres als Encephalitis Virchow. Mir scheint eine Berechtigung dazu nicht vorzuliegen. Wenn wit zum SchluB die Ergebnisse /i~r die Encephalitis Virchaw noch einmal fiberblicken, so kSnnen wir folgendes feststellen: Im Gehirn des _Foetus und S~iuglings lassen sich histogenetische und myelogenetische
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Prozesse sowie pathologische Abweichungen von deren Norm auffinden und als solche erkennen. Es ist weiterhin mSglich, Abbauvorgdnge verschiedener Art nachzuweisen. Die yon Virchow unter dem Begriff der Encephalitis interstitialis neonatorum zusammengefal~ten, sowie andere, im Laufe weiterer Untersuchungen hinzugekommene und ebenfalls in diesem Sinne gedeutete Befunde gehSren in der Mehrzahl zu den normalen Entwicklungsvorgdngen, einige auch zu solchen, die abnorm verlaufen, und endlich ein kleiner Rest zu verschiedenen degenerativen Prozessen. Werm im einzelnen Falle eine Entscheidung nicht mSglich ist, handelt es sich auch dann nicht um Unbekanntes, sondern wir haben nicht die Gesamtheit der sicher vorhandenen Befunde aufgedeckt, die uns mit anderen Worten zum Teil entgangen sind. Das ist ein Faktor, mit dem zu rechnen wir bei allen Arbeiten gewohnt sind. Wir schliel~en z. B. auf eine Qucrschnittsli~sion des Riickenmarkes, auch wenn wir diese selbst nicht vor uns haben, sondern etwa nur degenerierte Markscheiden und gewucherte Glia finden; wir wissen ferner, dab bei der Myelogenese in allen Fi~llen Gliafett vorkommt, und erkli~ren mit vollem Recht die negativen Befunde einiger Forscher damit, daI~ sie eben die positiven iibersehen haben. Tragen wit dem Begri// der Encephalitis Virchow insoweit Rechnung, daft wit ihn im Sinne der Autoren verstehen, die ihn gescha//en und ausgebaut haben, und lehnen wit es ab, darin eine Bezeichnung zu sehen, die au/ andere, dem nicht entsprechende Be/unde i~bertragbar ist, dann ]commen wit zu dem Schlufl, daft es eine Encephalitis Virchow nicht gibt. Da die normalen und pathologischen Entwic]dungsvorg~inge schlechterdings nicht mit solchem Namen belegt werden k6nnen, da /erner degenerative Prozesse dem, was Encephalitis Virchow genannt worden ist, nur zu eincm ]cleinen Teil, zudem i~berhaupt nicht der Bezeichnung Encephalitis entsprechen, und da endlich echte entziindliche Prozesse im unrei/en Zentralnervensystem nichts mit der Encephalitis Virchow zu tun haben, mi~ssen wit diesen Begri// /allen lassen.
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