226 veranschaulicht und sowohl untereinander als auch mit den bei PMMA-Linsen gefundenen Ergebnissen verglichen. Diskussion Menapace zu Neuhann: 1. Glauben Sie, daß die Technik der Linsen
mit einem verformbaren Polymer in absehbarer-kapselufüng Zukunft klinisch umsetzbar ist? 2. Welcher Optikdurchmesser ist für Augen mit kontroll- und eventuell einmal therapiebedürftigen äquatorialen Degenerationen vorteilhafter: 5 mm oder 7 mm (bei jeweils großer Rhexis)? 3. Lohnt Ihrer Meinung nach die minutiöse Politur des vorderen Kapselblattes und des Kapselsackfornix zwecks Entfernung von Linsenepithelzellen wie von Rentsch propagiert den Zeitaufwand und die Lichtbelastung der Makula? Wird die Nachstarrate durch die Politur nachhaltig verringert? Kulnig zu Neuhann: What do you recommend as the earliest time to implant IOLs in children's eyes and what type of IOL would you prefer? Have you any pathohistological experience with IOL implanted autopsy eyes of children concerning possible complications not being detectable by routine clinical examination? Schlußwort Neuhann Neuhann zu Menapace: ad 1.) Der „akkomodationsfähigen" Kunst-
linse steht nicht so sehr im Wege, daß wir kein geeignetes Polymer hätten — solche Polymere gibt es funktionsfähig aus Tierversuchen bereits und würden ggf. sicher rasch von den Polymerchemikern erfunden werden, wenn nicht das eigentliche Hindernis noch bestün-
de, nämlich die ungelöste Nachstarproblematik. Erst wenn wir in der Lage sind, einen nahezu vollständigen Kapselsack völlig frei von Linsenepithelzellen zu bekommen, sodaß es weder fibröse noch regeneratorische Nachstarbildung geben kann, werden wir eine akkomodationsfähige Kunstlinse bekommen. Wenn ich das Adjektiv „absehbar" in ihrer Frage z. B. mit der noch vorhersehbaren Zeit meiner Berufstätigkeit beschreiben sollte, so glaube ich nicht, daß wir dies in dieser Zeit noch erleben werden. Ich habe aber als Prophet noch nie besonderen Erfolg gehabt. ad 2.) Ich glaube, daß beide Optionen, was die Therapie anbelangt, ziemlich gleichwertig sind. Die kleinere Linse hat sicher in der ersten postoperativen Zeit einen Vorteil bezüglich der ophthalmoskopischen Peripheriekontrolle. Was die Therapie anbelangt, so wird man ohnehin Kontaktgläser vom Panfundoskop-Typ verwenden, bei denen der Linsendurchmesser belanglos ist. Insgesamt bin ich der Meinung, daß es für einen Optikdurchmesser von 7,0 mm bei Intra -okularinse keine vernünftige Indikation mehr gibt. ad 3.) Eindeutig nein: Solange wir Linsenepithelzellen nicht bis auf die letzte Zelle entfernen können, werden die verbliebenen Zellen, unabhängig von ihrer Zahl, immer wieder proliferieren. Zum anderen gibt es bisher nur eine Studie von H. Gimbel, die dies prospektiv untersucht hat und einen signifikanten Vorteil nicht finden konnte. Ergebnisse, die einen signifikanten Vorteil belegen können, sind mir nicht bekannt. Schlußwort Apple
Nicht eingelangt.
Eröffnungsansprache der Präsidenten der ÖOG MR Dr. Matthias Skopek zur 37. Tagung am 16. Mai 1996 in Linz Gestatten Sie mir bitte, daß ich am Ende eines zur Neige gehenden Jahrhunderts ein distanziert beobachtetes und doch brennend werdendes Bild der Gegenwart der Medizin an die Wand male: Vom Treibenden aus der Kraft der Naturwissenschaft zum Getriebenen einer neuen Epoche, von der die Historiker allen Ernstes meinen, sie sei das Ende der Naturwissenschaft: Der Abwehrkampf der Mediziner gegen neue Ideologien sei zum Scheitern verurteilt: Bislang basierte das Menschenbild der naturwissenschaftlich bestimmten Medizin auf der „Cellularpathologie" nach Rudolf Virchow. Heute wenden sich immer mehr Ärzte den Alternativmethoden zu, die Zahl der Patienten, die „Chemie" ablehnen, wird immer größer. Der uns allen bekannte Prof. Spitzy spricht vom „dialogischen Denken", dem Übergang von der medizinischen Theorie zur ärztlichen Praxis. Beispiele gefällig? In unserem Fortbildungsreferat der Kammer liegen folgende Ansuchen vor, die Ärzte ihren Patienten als Alternativen anpreisen möchten — und dies nur ein Auszug aus den letzten Monaten: Kinesiologie, Bachtherapie, Vibrations- und Magnetfeldtherapie, Ayurveda, Esoterik, TUINA, chin. Heilmassage usw. usw. Das Kontrastprogramm: Wir versuchen in diesem unserem Zentralthema Makulopathie Dia Prognose, Zustandsbild und Therapie zu entschlüsseln und-gnose, propagieren — und zum gleichen Zeittraum tritt in einer quotenträchtigen Sendung — und nur dies zählt im Zeitalter der Mediokratie — ein Heiler aus Dänemark auf, der unsere erfolglosen Fälle mit Akupunktur heilt. Und dem anwesenden netten Professor aus Graz wird von der Dame der helfenden Sendung der Tip mitgegeben, sich auch mit solch guten Methoden zu befassen. Immer sicherer und breiter wirkende Antiphlogistica werden entwickelt — und auf der anderen Seite spricht kein geringerer als Prof. Nemec heute über die lindernde Wirkung des kühlen Wassers — ein Flug 2 Jahrtausende zurück zu Hippokrates oder ein Flug bereits ins
kommende dritte Jahrtausend? Und nicht nur aufgrund des Ökonomiegebotes! Dem zu äußersten Sparen gezwungener Verband der Sozialversicherung — heuer ein Defizit von 4 Milliarden — steht gegenüber ein boomender Markt der Alternativmedizin mit ebenfalls einem locker ausgegebenen Milliardenvolumen. Den immer produktiver und effizienter arbeitenden Kollegen im Krankenhaus — und anders ist bitte eine deutliche Reduktion der KHAufenthaltstage doch nicht erreichbar — steht gegenüber eine im Fernsehen auftretende Hexe, eine richtige Hexe, die wirklich zaubern kann! Est verum? oder bloß Vera? All unseren neuen Bestimmungen über Ausbildung, Fortbildung, Produkthaftung, Zertifizierung stehen gegenüber die tatsächlichen Intentionen von Minister Ditz, den Beruf des „Lebensberaters" ein vielleicht eine austrifizierte Variante des Heilpraktikers,-zuführen— die alle nach einigen Kursen im Volkshochschulstil die Ärzte entlasten könnten. Dem Gespräch, der Aufklärung, der Zuwendung steht gegenüber Cyberspace, virtual imagines, chating im Internet. Das neue Diplomfortbildungsprogramm ist endgültig installiert — und im offiziellen Fortbildungskalender der ÖÄK (Referat für kom -plemntär Medizin) wird ein Irisdiagnostik-Kurs erwähnt. Wir alle sind aufgefordert, alte Türen zu schließen und neue Tore zu öffnen, zu beachten und zu beobachten, die Wahrheit zu suchen und dem Wahren zu dienen. FELIX QUI POTUIT RERUM COGNOSCERE CAUSAS. Selig, wem es gelang, die Gesetze der Welt zu erkennen! Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit! MR Dr. Matthias Skopek
ÖOG-Präsident
Linz, 16.5.1996 Eröffnungsrede Kongreß Designe-Center Linz