Pathologie-Forum Pathologe 2007 · 28:306 DOI 10.1007/s00292-006-0863-9 Online publiziert: 6. Oktober 2006 © Springer Medizin Verlag 2006
A. Gaumann Institut für Pathologie, Universitätsklinik, Regensburg
Forschungsaufenthalt am Armed Forces Institute of Pathology, Washington D.C. Ein Erfahrungsbericht
Im März 2006 konnte ich Dank eines Forschungsstipendiums der Deutschen Gesellschaft für Pathologie in der Abteilung für Weichgewebspathologie unter der Leitung von Dr. Miettinnen am Armed Forces Institut of Pathology (AFIP) in Washington D.C. hospitieren. Das AFIP ist Teil des Walter Reed Army Memorial Hospitals und befindet sich im Norden des District of Columbia. Das Bunkergebäude aus dem 2. Weltkrieg beherbergt neben dem AFIP auch ein medizinhistorisches Museum. Hier dominieren Exponate aus der Kriegsmedizin sowie anatomische und pathologische Feuchtpräparate zu verschiedenen Organsystemen. Das AFIP ist ein Konsultationszentrum für Pathologie, welches in erster Linie histopathologische Fälle von Armeeangehörigen, aber auch von Zivilisten aus der ganzen Welt begutachtet. Es existieren insgesamt 22 Fachabteilungen inklusive Rechtsmedizin, Veterinärpathologie, Molekularpathologie und Telemedizin. Die Abteilungen sind nach Organen bzw. Organsystemen gegliedert. Zur Konsultationsbegutachtung kommen Schnittpräparate sowie zum Teil Paraffinblöcke mit den entsprechenden Krankheitsverläufen. Der „pathologist on service“ bearbeitet die Fälle. Zudem besteht die Möglichkeit, die Schnittpräparate an Diskussionsmikroskopen zu demonstrieren. Der Abteilung für Weichgewebspathologie ist die Osteopathologie angegliedert, sodass regelmäßig interdisziplinäre Falldemonstrationen mit Radiologen und Pathologen stattfinden. Hier werden neben aktuellen Fällen auch in-
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Der Pathologe 4 · 2007
teressante Quizfälle gezeigt, die aus der ganzen Welt an das AFIP geschickt werden. Zusätzlich hat jede Abteilung eine Sammlung von Schnittpräparaten mit kommentierten Skripten, die ein Eigenstudium ermöglichen. Diese Sammlungen sind denen der IAP-Schulungskästen vergleichbar. Das AFIP bietet außerdem jedes Jahr einen 1-wöchigen Kursus für anatomische Pathologie zur Vorbereitung auf die Facharztprüfung für Pathologie und zur Auffrischung des Wissens von Fachärzten an. Dieser Kursus besteht aus Vorträgen von Pathologen, die am AFIP tätig sind, sowie dem Eigenstudium von Schnittpräparaten. Die histopathologische Forschung stellt einen integralen Bestandteil der Tätigkeit am AFIP dar. Viele Abteilungen unterhalten eigene Forschungslabors, in denen Immunhistochemie sowie molekularbiologische Methoden zur Anwendung kommen. Der nahezu unerschöpfliche Fundus an Gewebeblöcken ist das große Forschungskapital des Instituts. Allerdings ist aufgrund seiner Struktur eines Konsultationszentrums ohne Primäreinsendungen kein Frischmaterial vorhanden, sodass keine Tumorgewebebanken existieren. Ein großes Problem für die Archivforschung des AFIP ist die Tatsache, dass das Blockmaterial zunehmend von den Einsendern zurückgefordert wird. Hinzu kommt, dass sich die Institution im Umbruch befindet und es Bestrebungen gibt, das AFIP umzusiedeln und einem Armeehospital in Virginia oder einer Universität anzugliedern oder es komplett aufzu-
lösen. Hierüber werden seit geraumer Zeit intensive Gespräche geführt, die bisher ergebnislos verlaufen sind, sodass eine weitere Abwanderung exzellenter Pathologen zu befürchten ist.
Fazit Ich persönlich kann einen Forschungs- aufenthalt am AFIP uneingeschränkt empfehlen, da man als Besucher durch die dortigen Pathologen eine intensive und kompetente Betreuung erfährt. Zusätzlich wird man an der wissenschaftlichen Tätigkeit der Abteilungen beteiligt. Es bleibt daher zu hoffen, dass das AFIP als Konsultations- und Ausbildungszentrum für Pathologie in seiner jetzigen Form erhalten bleibt, damit weiterhin die hohen Standards histopathologischer Diagnostik und Forschung gepflegt und noch viele Generationen von Pathologen dort ausgebildet werden können.
Korrespondierender Autor Dr. A. Gaumann Institut für Pathologie, Universitätsklinik Franz-Josef Strauss Allee 11, 93042 Regensburg
[email protected] Danksagung. Abschließend möchte ich dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Pathologie für die Unterstützung meiner Reise danken. Nicht zuletzt möchte ich meinem Chef, Herrn Prof. Hofstädter, danken, dass er meinen Aufenthalt in Washington aktiv unterstützt und mich für diese Zeit freigestellt hat. Selbstverständlich gilt mein Dank auch meinen Kollegen, die während dieser Zeit meine Tätigkeit in der Diagnostik und Lehre mit übernommen haben.