Susanne Frank
Gender Trouble in Paradise Das nordamerikanische Suburbia im Wandel Die Untersuchung setzt sich kritisch mit der in der geschlechterbezogenen Stadtforschung verbreiteten Betrachtung von Suburbia als der antifeministischen Umgebung schlechthin auseinander. Anhand des nordamerikanischen Suburbanisierungsprozesses wird einerseits gezeigt, dass es sich gerade bei Suburbia zwar um ein zutiefst geschlechtlich definiertes und mit sozialen, kulturellen und moralischen Normen und Werten aufgeladenes Ordnungsmodell handelt. Andererseits aber wird argumentiert, dass gerade Suburbias Geschlechtscharakter bzw. die Geschlechterbilder und Geschlechterrollen, auf denen es aufruhte und die es seinerseits prägte, niemals unumstritten, sondern vielmehr Gegenstand von teils erbitterten Aushandlungs- und Deutungskämpfen waren und sind. Letztere werden entlang der drei Phasen des nordamerikanischen Suburbanisierungsprozesses – von der viktorianischen Konstruktion von Suburbia aus dem Geiste symbolischer Dichotomien über die fordistische Verallgemeinerung und Verfestigung von Suburbia bis hin zur postfordistischen Auflösung von Suburbia in einer neuen Stadt – analysiert. Deutlich wird, dass sich unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen nicht nur die suburbane Wohn- und Siedlungsform als solche grundlegend wandelt, sondern auch und gerade ihre Bedeutung für die Geschlechterbeziehungen.
1. Einleitung In den allgemeinen Diskussionen um den Zusammenhang von Stadtentwicklung und Geschlechterverhältnissen und besonders innerhalb der feministischen Stadtkritik spielen Begriff und Prozess, Ursachen und Auswirkungen der Suburbanisierung eine herausragende Rolle. An keinem anderen Siedlungstypus lässt sich eindrücklicher demonstrieren, dass Städte nicht geschlechterneutral konstruiert sind, sondern dass Annahmen über die Geschlechter und deren Rollen maßgeblich in die Anlage und Gestaltung der Städte eingehen. Die städtischen Strukturen machen sich ihrerseits wiederum als Voraussetzungen geltend, unter denen Geschlechterbeziehungen ausgehandelt werden. Mit Suburbanisierung war – zumindest bis ins letzte Drittel des 20. Jahrhunderts – meist ganz selbstverständlich Wohnsuburbanisierung gemeint, d.h. die Schaffung und Abgrenzung reiner Reproduktionsräume. Insofern diese auf der Durchsetzung des typischen Lebensmodells der bürgerlichen Kleinfamilie mit vollerwerbstätigem männlichen Haushaltsvorstand einerseits und Voll-
zeit-Hausfrau und Mutter andererseits beruhten, steht der Begriff Suburbia in der geschlechterbezogenen Stadtforschung für den patriarchal geprägten Raum per se. Der Bereich der nicht entlohnten Haus- und Familienarbeit (im umfassenden Sinne von Sorge und Versorgung) wurde an Frauen delegiert, in die Privatsphäre der Wohnviertel eingeschlossen (Haus-Frau) und räumlich ausgelagert. Frauen gerieten buchstäblich an den (Stadt-)Rand. Forschungen haben vielfach gezeigt, dass dies weit mehr bedeutete als bloße physische Distanzierung: Suburbanisierung entfernte Frauen real und symbolisch von und aus der Stadt und der Öffentlichkeit, beschnitt ihre Wahl- und Handlungsmöglichkeiten und damit auch die Chancen der Veränderung ihres gesellschaftlichen Status (vgl. Borst 1990: 237; Spain 1992: XI). Die Kritik am suburbanen Lebensmodell stand an der Wiege der urban gender studies, wie sie sich zu Beginn der 1970er Jahre zuerst in den USA und dann auch in den anderen westlichen Industrieländern formierten. Seit diesen Anfängen wurde Suburbia hundertfach verworfen: „As mere geographical extension of our male-centered society, suburban environments offer a secon-
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dary place to women, a place inhibiting the full expression of the range of women’s roles, activities, and interests“ (Fava 1980: 129). Die Analyse und Verdammung von Suburbia als antifeministischer Umgebung, als ein Ort, der die gesellschaftliche Unterordnung, ja Unterdrückung von Frauen in Beton gießt, gehört heute zu den unhinterfragten Basisannahmen der kritischen und feministischen Stadtforschung. Im Folgenden möchte ich zeigen, dass diese Sichtweise auf Suburbia höchst einseitig ist. Sie ist das Ergebnis einer unzulässigen Verallgemeinerung der besonderen fordistischen Konstellation von Stadtentwicklung und Geschlechterbeziehungen auf die vorhergehende und die nachfolgende Periode. Dies belegt die hier vorgestellte historisch-soziologische Untersuchung, in deren Rahmen die US-amerikanische SuburbiaLiteratur zum ersten Mal systematisch unter einem stadt- und geschlechtersoziologischen Blickwinkel ausgewertet wurde. Erstaunlicherweise fand sich unter der fast unüberschaubaren Zahl von Arbeiten zum Thema Suburbanisierung bislang keine, die die Geschlechterbilder und -rollen, auf denen Suburbia konstitutiv aufruht(e), in ihrem historischen Wandel analysiert hätte. Gerade aber die diachrone Betrachtung des suburbanen Siedlungstypus von seinen Anfängen im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts bis in die heutige Zeit hinein macht deutlich, dass das Bild des einen, ewig gleichen, unveränderlichen Suburbia, wie es vor allem in feministischen Diskussionen gerne an- und aufgerufen wird, nicht nur historisch und empirisch falsch, sondern auch in theoretisch-konzeptioneller Hinsicht problematisch ist. Übersehen wird zum einen, dass sich die Bedeutung eines Raumes oder Ortes ebenso wie die für ihn charakteristische Beziehung von sozialräumlichen Strukturen und Geschlechterarrangements mit veränderten gesellschaftlichen Bedingungen ebenfalls grundlegend wandelt. So kann auch ein Ort, der sich rein äußerlich innerhalb von 30 Jahren nicht verändert hat, dennoch materiell und/oder symbolisch eine völlig andere stadt- und geschlechterbezogene Bedeutung erlangt haben. Zum anderen wird übersehen, dass die je historisch spezifische Bedeutung eines
Raumes oder Ortes sich nicht einfach ergibt, sondern das Ergebnis äußerst komplexer Konstruktionsprozesse und vielfältiger Aushandlungs- und Deutungskämpfe ist. Suburbia ist hierfür ein Paradebeispiel. In diesem Sinne soll im Folgenden herausgearbeitet werden, dass Suburbia als Prozess, Idee und Ideal niemals unumstritten, sondern immer wieder hart umkämpft war – und bis heute ist. Suburbias Geschlechtscharakter bzw. die Geschlechterbilder und Geschlechterrollen, auf denen es aufruhte und die es seinerseits prägte, bilde(te)n stets einen Fokus von zum Teil erbitterten Auseinandersetzungen. Diese stehen im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen. Sie beziehen sich auf das nordamerikanische Suburbia und ausdrücklich nicht auf die ganz anderen Suburbanisierungstypen und -verläufe in Deutschland und Kontinentaleuropa. Natürlich aber strahlen die siedlungsstrukturellen Entwicklungen ebenso wie die sie begleitenden wissenschaftlichen Debatten insbesondere in der „suburban nation“ USA stark auf die stadt- und geschlechtersoziologische Beschäftigung mit Suburbanisierungsprozessen in anderen Ländern aus, sodass die hier vorgestellten Forschungsergebnisse für die internationale akademische Diskussion insgesamt interessant und relevant sind. Vorab noch einige grundsätzliche Bemerkungen zum Verhältnis von Stadt und Geschlecht. Ich betrachte Stadt und Geschlecht als zwei seit jeher engstens aufeinander bezogene und sich gegenseitig stützende gesellschaftliche Ordnungsfaktoren (vgl. Frank 2003). Von Beginn an begründet der Begriff Stadt ein sowohl sozial-räumlich als auch sittlich-moralisch definiertes gesellschaftliches Ordnungssystem. In beiden Aspekten ist es untrennbar mit einer bestimmten Geschlechterordnung bzw. einer Geschlechteran-ordnung verbunden. Diese beruht auf festgefügten Vorstellungen vom unterschiedlichen Wesen bzw. der Natur der Geschlechter und dementsprechend verteilten gesellschaftlichen Rollen, Aufgaben und Verantwortungsbereichen, denen wiederum bestimmte städtische Räume und Orte zugewiesen werden. Die Errichtung und Erhaltung einer städtischen Ordnung impliziert aber nicht nur die unterschiedliche Vertei-
Berl.J.Soziol., Heft 1 2005, S. 103-120 lung der Geschlechter auf distinkte physischmaterielle Sozialräume, sondern setzt sich fort in die symbolisch-geschlechtliche Codierung dieser Räume – z.B. als männlich im Gegensatz zu weiblich oder als wild-weiblich im Gegensatz zu domestiziert-weiblich. Einerseits werden Räume geschlechtlich definiert, andererseits die Geschlechter räumlich bestimmt. Dass es sich gerade bei Suburbia um ein zutiefst geschlechtlich definiertes und mit sozialen, kulturellen und moralischen Normen und Werten aufgeladenes Ordnungsmodell handelt, soll in diesem Beitrag herausgearbeitet werden. Dabei ist natürlich immer das moderne Suburbia gemeint, wie es sich in Reaktion auf die Herausbildung der industriellen Großstadt entwickelt hat. Vorstädte an sich sind so alt wie die Stadt selbst (vgl. Mumford 1984: 563f.). Zur Erläuterung meiner Thesen habe ich den nordamerikanischen Prozess der Suburbanisierung in drei Phasen unterteilt. Die erste beginnt etwa 1830, erfährt ihre charakteristische Ausprägung aber vor allem von 1870 bis Ende der 1920er Jahre. Sie lässt sich als Konstruktion von Suburbia aus dem Geiste symbolischer Dichotomien beschreiben. Die zweite, fordistische Phase erstreckt sich vom Ende der 1920er bis zum Ende der 1960er Jahre und umfasst die Verallgemeinerung und Verfestigung von Suburbia. Die dritte, postfordistische Phase schließlich reicht von den frühen 1970er Jahren bis in unsere Tage: Wir sind Zeugen der Auflösung von Suburbia in einer neuen Stadt.
2. Die Konstruktion von Suburbia aus dem Geiste symbolischer Dichotomien Suburbia ist ohne seinen inneren Bezugsund Referenzpunkt, die moderne kapitalistische Industriestadt, nicht zu denken. Im 19. Jahrhundert herrschten bekanntlich katastrophale soziale, sanitäre und hygienische Zustände, insbesondere in den beständig anwachsenden Arbeitervierteln, von denen Beobachter erhebliche Gefahren für die öffentliche Ordnung, Gesundheit, Sicherheit und Moral ausgehen sahen. Enge und Übervölke-
rung dehnten sich zunehmend auch auf die angestammten Bezirke der Mittelschichten aus und drohten, die bürgerlich errichteten Grenzen zwischen privaten und öffentlichen Räumen zu verwischen. Zugleich interpretierten große Teile des Bürgertums die wachsende gesellschaftliche Bedeutung der Industriestädte gegenüber dem Land als bedrohliches Zeichen einer wachsenden politischen Macht der Arbeiterklasse. Zentraler Bestandteil des Unbehagens vieler Bürger gegenüber der Industriestadt war die Beobachtung der Auflösung der als natürlich betrachteten Geschlechterordnung. Die Großstadt eröffnete Frauen zwar nach Alter, Herkunft und Klasse sehr unterschiedliche, aber doch immer wieder vielfältige Chancen, durch Erwerbstätigkeit von einem männlichen Ernährer unabhängiger zu werden und so wenigstens partiell aus der zugedachten Rolle der treusorgenden Hausfrau und Mutter auszubrechen.1 Viele Frauen sahen und nutzten die Stadt also als Emanzipationsraum. Aber nicht nur die Teilhabe von Frauen an der Welt der Arbeit, sondern auch an der städtischen Welt des massenkulturellen Vergnügens, des Konsums und des Abenteuers erschien vielen männlichen Beobachtern als Gefährdung der körperlichen und vor allem moralischen Reproduktion der Arbeitskraft in den Familien und somit als Gefährdung der Familie als Keimzelle des bürgerlichen Staates insgesamt. Sinkende Heirats- und Geburtenziffern in den Städten sprachen diesbezüglich eine alarmierend deutliche Sprache. Insbesondere Arbeiter-Frauen wurden als wild, unzivilisiert und gefährlich gebrandmarkt. Prostitution galt als das Übel der Zeit (vgl. Frank 2003). Im Zuge des radikalen und umfassenden Wandels hatte sich also das bisherige Verhältnis von Stadt und Geschlecht als das zweier aufeinander bezogener stabiler gesellschaftlicher Ordnungssysteme in sein Gegenteil verkehrt. Unordnung in der Stadt und Unordnung in den Geschlechterverhältnissen waren untrennbar miteinander verbunden. Die Stadtkrise war eine Geschlechterkrise. Die den sich formierenden gesellschaftlichen Reformkräften angehörenden Männer
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S. Frank: Gender Trouble in Paradise und Frauen stimmten in der Wahrnehmung und der Verurteilung der sozialen und sittlichen Zustände in den großen Industriestädten völlig überein. Auch waren sich beide Geschlechter darin einig, dass die Überwindung der Stadt- und Geschlechterkrise und damit die Rettung der bürgerlichen Gesellschaftsordnung nur von einer Stärkung der privaten Sphäre der Familie und der mit ihr verbundenen weiblichen Normen und Werte ausgehen konnte. „Home, family“ und „womanhood“ lauteten die Schlüsselwörter, die, zur Zauberformel „domesticity“ zusammengebunden, von Mittelschicht-Männern und -Frauen romantisiert und verherrlicht wurden. Diese Übereinstimmung war jedoch nur eine auf den ersten Blick. Vor allem Margaret Marsh hat überzeugend herausgearbeitet, dass sich unter dem Deckmantel von „domesticity“ in Wirklichkeit zwei unterschiedliche Reformmodelle verbargen – das eine von Männern, das andere von Frauen geprägt. Die entscheidende Differenz, so meine These, geht dabei auf Bewertung der Rolle zurück, die die Stadt in der Problemwahrnehmung spielt.2
2.1 Die suburbane Mission: Trennung von „home“ und „world“
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Im männlich geprägten Diskurs erscheint die Stadt als die Ursache des Zerfalls von bürgerlicher Moral und politischer Ordnung. Die tiefe Beunruhigung über die Zustände in den Städten hatte viele Bürger von diesen entfremdet. Der Stolz auf die Metropolen, nicht zuletzt ja auch Quelle des eigenen Wohlstands und der eigenen Stellung, schlug vielfach in Hass und Furcht um. Auf die Schrecken der anomischen Großstadt reagierten die Bürger mit der Konstruktion eines ruralen Idylls und der schwärmerischen Verherrlichung der unkorrumpierbaren Werte des Landlebens. Dessen tugendhafte Echtheit und Einfachheit wurden der unmoralischen Künstlichkeit des Lebens in den Metropolen entgegengesetzt.3 Der Dämonisierung der Großstadt als Ort der schlechten Gesellschaft entsprach die Überhöhung des Landes zum Hort der guten Gemeinschaft.
Zugleich aber war auch den schärfsten Kritikern der Stadtentwicklung nur zu klar, dass die agrarisch verfasste Wirtschaft und Gesellschaft unwiederbringlich der Vergangenheit angehörte, weil sie die Bedürfnisse der unaufhaltsam sich ausprägenden Industriegesellschaft nie wieder würde befriedigen können. Auch konnten die Angehörigen der aufstrebenden bürgerlichen Mittelschichten die Eigenschaft der großen Stadt als Quelle und Garantin des eigenen Wohlstands und der eigenen Stellung kaum ignorieren. Aus dieser widersprüchlichen Gefühls- und Interessenlage verhieß die Suburbanisierung einen goldenen Ausweg. Suburbia entstand aus dem Bestreben der Städter, den Schattenseiten des Stadtlebens zu entkommen, ohne auf dessen Vorzüge zu verzichten; es antwortete auf Bedürfnis und Notwendigkeit „to live near the centre of cities while wishing to attain the essence of rurality“ (Hall 1998: 104). Nicht zufällig lautete das bürgerliche Credo der viktorianischen Epoche daher „back to the nature“ und gerade nicht „back to the farm“ (Schmitt 1969: 3f.; Stilgoe 1988: 30f.). Das alte agrarische Ethos, das die sozialen und politischen Werte der bürgerlichen Demokratie untrennbar mit dem Eigentum an Grund und Boden in der ländlichen Natur verknüpfte, wurde suburban reformuliert. Der Besitz eines außerhalb, aber in Reichweite der Stadt gelegenen Hauses sollte den Mann und seine Familie wieder näher zur Natur bringen und zugleich moralische Stärke, bürgerliche Tugenden und politische Stabilität gewährleisten und damit soziale Ordnung und Kontrolle verbürgen (vgl. Marsh 1990: xiii; Jackson 1985: 50f.; s.a. Thorns 1972: 16). Der Suburb bezog seine raison d‘être gerade aus der Entgegensetzung zur City – „physisch nahe an der Stadt, psychisch jedoch Welten entfernt“ (Marsh 1990: 90). Die männlichen Reformer sahen die Lösung der Stadt- und Geschlechterkrise also in der Suburbanisierung, d.h. in der strikten physischen Trennung von „home“ und „world“, von privater und öffentlicher Sphäre. Diese Lösung beruhte auf der Vorstellung einer unüberbrückbaren Kluft zwischen Familie und Gesellschaft sowie zwischen den damit verbundenen Werten (Jeffrey 1972: 29). Das
Berl.J.Soziol., Heft 1 2005, S. 103-120 außerhalb der Stadt gelegene bürgerliche Eigenheim, sowohl Sitz als auch Symbol des Familienlebens, wurde zum moralischen Fels in der Brandung von Immoralität und Sünde, zur Bastion gegen die feindliche Außenwelt stilisiert. Dreh- und Angelpunkt dieses Separierungsmodells war die Frau. Der „cult of domesticity“ war zugleich ein „cult of true womanhood“, eine utopisierende Verherrlichung jener überlegenen Qualitäten der Frauen, die die familiäre Sphäre zum Rückzugsort für die Männer und zur moralischen Schule für die Kinder werden ließen (ebd.). Mit der schwärmerischen Idealisierung von Frauen und der Verklärung von weiblichen Werten ging aber die Begrenzung weiblicher Aktivität und Verantwortung auf die häusliche Sphäre einher. Im männlich definierten Modell der Suburbanisierung war die Entfernung der Frauen aus der Welt der Stadt und der Erwerbsarbeit der zu entrichtende Preis für die unumschränkte Macht im häuslichen Bereich.
2.2 Die urbane Mission: Verbesserung der Stadt zur „homelike world“ Im Gegensatz zur Mehrzahl der Männer betrachteten reformorientierte bürgerliche Frauen die Stadt zumeist nicht als Ursache gesellschaftlichen Zerfalls, sondern lediglich als den Ort, an dem anderweitig produzierte soziale Probleme manifest wurden. Zwar erkannten diese Frauen grundsätzlich an, dass das Familienideal, dem sie genauso anhingen, sich nicht mit der bestehenden urbanen Umwelt vertrug – im Unterschied zu ihren Männern propagieren sie deshalb aber nicht den Auszug aus der Stadt, sondern deren physische, soziale und moralische Erneuerung. Nicht die suburbane Trennung von Familie/Gemeinschaft und Stadt/Gesellschaft war das Ziel, sondern die Verflüssigung der Grenzen zwischen beiden Sphären: Die Stadt wurde als erweiterte Familie bzw. als großer Familienverband begriffen. Das weibliche Modell von „domesticity“ zielte also nicht – wie es die Männer forderten – auf die räumliche Distanzierung von „home“ und „world“, sondern im Gegenteil auf deren Verschmelzung zu einer „homelike world“. Die weib-
lich-mütterlichen Werte der privaten häuslichen Sphäre sollten auf die Stadt ausgedehnt oder übertragen werden, um sie nach dem Modell des „home“ zu einem Zuhause zu reformieren. Eva Perry Moore, langjährige Präsidentin der General Federation of Women’s Clubs, definierte die urbane Mission wie folgt: „The City – a Home, clean and beautiful, where every citizen finds an opportunity for the development of the highest that is in him, physically, mentally and morally – this is the vision of the earnest women of our country“ (1909: 4). Mit dieser anderen Sichtweise auf die Stadt gingen auch andere Vorstellungen von der Stellung und der Rolle der Frau in der Gesellschaft einher. Die von den bürgerlichen Reformerinnen formulierte Ideologie der Häuslichkeit war zwar, wie die männliche, ebenfalls um die kulturelle Institution der Familie zentriert, von der die moralische Erneuerung der Nation ausgehen sollte. Der Macht- und Einflussbereich der Frauen sollte im weiblichen Modell allerdings nicht auf die häusliche Sphäre beschränkt bleiben. Aus dem Anspruch, dass diese ja gerade auf alle anderen Lebensbereiche ausstrahlen und so die Lebensbedingungen verbessern sollte, leiteten die Reformerinnen eine zentrale Rolle der Frauen bei der Veränderung der Gesellschaft ab. Diese Rolle war öffentlich und hatte ihren Ort in der Stadt: „Women domestic reformers did not urge their readers to leave the city, but to develop proper values within it“ (Marsh 1990: xiii). Diese ambivalente Strategie, die öffentliche Betätigung der Frauen mit dem Verweis auf ihre häusliche Kompetenz zu legitimieren, findet sich nicht nur in der einflussreichen Ratgeber-Literatur der Zeit, sondern vor allem auch in der Philanthropie-Bewegung und bei der ersten Generation von Architektinnen und Planerinnen (Birch 1983). In einem ersten Fazit lassen sich also zwei konkurrierende Modelle der gesellschaftlichen Erneuerung herauspräparieren, die beide um die starke Aufwertung der weiblich geprägten privaten Sphäre der Familie zentriert waren. Beide Modelle betonten übereinstimmend die Wechselbeziehung zwischen dem physischen Raum der Stadt und der sozialen, moralischen und sittlichen Ver-
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S. Frank: Gender Trouble in Paradise fassung der Gesellschaft, lösten diese aber in verschiedene Richtungen auf. Die männliche Variante machte die sozialräumliche Umwelt der Stadt für die gesellschaftlichen Übel kausal verantwortlich und suchte die Erneuerung der bürgerlichen Werte in der rigiden physischen Abtrennung der privaten Welt der Familie von der Welt der Stadt und der Arbeit. Die männliche Mission war eine suburbane Mission. Die weibliche Variante hielt die Stadt dagegen für reformierbar und wünschte dies auch. Die Reformerinnen versuchten, die den Frauen zugewiesene Verantwortung für die häusliche Sphäre strategisch für ihre Zwecke zu nutzen, indem sie diese in den öffentlichen Raum der Stadt verlängerten – mit dem Ziel, die Stadt nach dem Bild des „home“ umzugestalten. Die weibliche Mission war eine urbane Mission (vgl. Marsh 1990). Welches der beiden Modelle sich durchsetzte, ist hinreichend bekannt. Obwohl organisierte Frauenverbände noch lange dagegen kämpften, begann die Suburbanisierung sich ab den 1870er Jahren immer stärker durchzusetzen.
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Wenn aber der Siegeszug der Suburbanisierung einerseits von vielen Forscherinnen als eine Niederlage für Frauen interpretiert und beklagt wurde (und wird), so war andererseits der Sieg des männlich geprägten Modells zunächst keiner auf der ganzen Linie bzw. wurde nicht uneingeschränkt gefeiert. Man könnte fast sagen, der Schuss ging zunächst nach hinten los. Anstatt die gewünschte traditionelle Ordnung der Geschlechter wieder herzustellen und räumlich abzusichern, schien Suburbia sich kaum weniger als die Stadt zu einem Ort zu entwickeln, an dem mit neuen Geschlechterrollen experimentiert werden sollte. Teils mit Besorgnis, teils mit offenem Entsetzen mussten (meist männliche) Beobachter erkennen, dass viele familienorientierte Frauen die ihnen in den Sonntagsreden von Heim, Herd und Familie zugebilligte natürliche Autorität nun auch tatsächlich für sich reklamierten. Jeffrey berichtet aus der Frühphase der Sub-
urbanisierung, dass im Zuge der kultischen Verehrung von Heim und weiblichen Werten die außerhäusigen, weltlichen Tätigkeiten der Männer tendenziell entwertet und mit Argwohn beäugt wurden. Von der viel beschworenen Dominanz energischer und selbstbewusster Frauen im suburbanen Heim fühlten sich viele Männer nun offenbar durchaus bedroht. Und wiederum wurde das sozial-moralische Klima einer physischen Umwelt für das Übel verantwortlich gemacht. Gerade noch Königsweg zur Rettung von bürgerlicher Moral und Geschlechterordnung, schienen die Vorstadtsiedlungen nun ihrerseits zur Ursache eines neuen Problems der Geschlechterarrangements zu werden: nämlich des Autoritätsverlusts, der Unterdrückung und der „Unterordnung des Mannes in der modernen Familie“ (Gans 1969: 11). Alarmiert (und immer zugleich auch fasziniert) wurde von einer aggressiven weiblichen Vorherrschaft in den Vorstadtsiedlungen berichtet. Die familiäre Bedeutung des Gatten und Vaters schien sich immer mehr in seiner Funktion des Geldverdieners zu erschöpfen. Frauen dagegen „were pictured as the rulers of the family or at least as independent of their husband’s will; the men were taken to be passive in decision of home and immediate community life“ (Sennett 1970: 59). Suburbias Frauen dagegen schienen im männerlosen Alltag bestens klarzukommen. Gefühle von Einsamkeit und Langeweile, wie sie aus der zweiten Phase der Suburbanisierung bekannt sind, schienen sowohl den familienorientierten Matriarchinnen als auch den weniger häuslichen Bewohnerinnen von Suburbia fremd zu sein. Viele Frauen setzten ihr soziales und politisches Engagement auch nach Verlassen der Stadt fort: In den suburbanen Wohngebieten schossen „Women’s Clubs“ wie Pilze aus dem Boden. In seiner groß angelegten Studie „The Suburban Trend“ beobachtete Harlan Paul Douglass: „Having the suburb so much to themselves during daytime, it is not to be supposed that aggressive and self-conscious women will not do anything with it. Suburban womanhood, one remembers, is often highly educated and possesses great executive ability. Accordingly one often finds women’s clubs of spectacular
Berl.J.Soziol., Heft 1 2005, S. 103-120 size, with palatial buildings, sometimes representing federation or other forms of complex organization. Their interests are all-sided with strong tendency to stress civic responsibility“ (1925: 194f.).4 Ein euphorisches Bild suburbanen Frauenalltags als großes Outdoor-Abenteuer zeichnet ein bemerkenswerter Aufsatz von Hilda Ward aus dem Jahre 1907. Wie Ward zeigt, gehörte zu den großen Veränderungen, die das Auto mit sich brachte, nicht zuletzt ein enormer Zuwachs von Optionen in der Lebensführung suburbaner Frauen; ihr Text ist eine Aufzählung und begeisterte Feier der mannigfachen Freuden und Freiheiten, die die automobile Erweiterung des Aktionsradius Suburbias modernen Frauen eröffnete. Waren die Gatten morgens erst einmal am Bahnhof abgeliefert, taten sich ihnen eine Fülle attraktiver Möglichkeiten auf, den Tag zu gestalten. Hilda Ward schwärmt: „She has a chance for a dip in the ocean in the morning, lunch at the golf-links, and dinner in the mountains, if she chooses, all in one day. She can appear at any number of tea-parties in the afternoon without changing her toilet, and will find that many of her guests are following the same circuit. So many pleasant things there are to do in the suburbs!“ (1907: 270). In der Perspektive einer – ohne Zweifel privilegierten – Frau wie Hilda Ward erschien Suburbia keinesfalls als ein Umfeld, das Frauen auf eine familienbezogene Häuslichkeit reduzierte, sondern als Land der unbegrenzten Möglichkeiten, das es zu erobern, sich anzueignen und zu nutzen galt.
3. Die Verallgemeinerung von Suburbia in der klassischen Phase Nach dem 1. Weltkrieg beruhigte sich die Aufregung um City, Suburb und die damit verbundenen Geschlechterarrangements. Zum Siegeszug und zur Verallgemeinerung der Suburbanisierung haben vor allem technologische, infrastrukturelle und massenmediale Entwicklungen beigetragen, auf die ich hier nicht weiter eingehen kann.5 Maßgeblich für die Konsolidierung von „suburbanism as a way of life“ in der klassi-
schen Phase war aber nicht zuletzt die Abkehr der Mittelschicht-Frauen von der Stadt. Die Verschärfung von Klassengegensätzen und die Zunahme ethnischer Konflikte hatten die städtische Atmosphäre rauer werden lassen, auch und gerade für Frauen und Kinder. Viele Reformerinnen erklärten die urbane Mission für gescheitert und schlossen sich der männlichen Sichtweise von der Stadt als familienfeindlichem und gefährlichem Pflaster an. Der Akzent des weiblich-reformerischen Häuslichkeitsideals verschob sich vom sozial orientierten „social housekeeping“ zum kernfamilienbezogenen „educated motherhood“ (Sheila Rothman, zit.n. Marsh 1990: 18). Den symbolischen End- und Wendepunkt des breit organisierten sozialen Engagements von Mittelschicht-Frauen markierte schließlich die Durchsetzung des Frauenwahlrechts 1920 (Birch 1983: 405). Die Einführung von Ernährerehe und Familieneinkommen trug ein Übriges dazu bei, dass das Gros der Frauen der (sich verbreiternden) Mittelschicht fortan das suburbane Hausfrauen- und Mutterdasein akzeptierte und kultivierte (ebd.). Allgemein ging nach dem 1. Weltkrieg eine Phase begrenzter gesellschaftlicher Reformbereitschaft und Experimentierfreudigkeit zu Ende, und eine Periode des Rückzugs bzw. der Suche nach individuellem Sinn und persönlicher Erfüllung brach an. Suburbia war der Ort, auf den sich viele Träume richteten. Frauen haben den „suburban dream“ mitgeträumt.
3.1 Das neue Gesicht der Suburbs Die Rückkehr der Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg und der unmittelbar darauf einsetzende Baby-Boom verschärften die ohnehin angespannte soziale Lage in den nordamerikanischen Städten und führten zu einem eklatanten Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Als Reaktion wurde an den städtischen Peripherien umgehend mit der Erschließung bislang unbebauten Landes in ungeheurem Ausmaß begonnen, um so viele Menschen so schnell, so billig und so profitabel wie möglich unterzubringen. So genannte „instant suburbs“ (Donaldson 1969: 39) schossen wie Pilze aus dem Boden. Im Gegensatz zu den
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S. Frank: Gender Trouble in Paradise älteren, meist um alte Dorfkerne und entlang der Zug- oder Straßenbahnlinien gewachsenen Suburbs entstanden die neuen Siedlungen nun in aller Regel als autobasierte; Siedlungs- und Straßenbau boomten im Gleichklang. In dieser Phase verlor die suburbane Wohnform endgültig ihren „uppermiddle-class“-Charakter und wurde breiten Schichten zugänglich. Für die soziale Homogenität sorgten die Developer, indem sie die Häuser strikt nach Kriterien von Einkommen, Alter und ethnischer Zugehörigkeit – d.h. fast ausnahmslos an junge weiße Familien – vergaben (vgl. Jackson 1985; Lerner 1957). Um dieses neue Suburbia entbrannte in den 1950er und 60er Jahren eine erbitterte Kontroverse zwischen Schriftstellern, Journalisten, Planern, Sozialwissenschaftlern und Kulturkritikern. Ausgelöst wurde sie durch eine Fülle von Sozialreportagen, populärwissenschaftlichen und literarischen Texten sowie gemeindesoziologischen Studien, die sich kritisch mit dem neuen Gesicht der Suburbs und dem assoziierten neuen Sozialcharakter und Lebensstil der Suburbaniten auseinander setzten.6 Ironisch, bissig oder offen polemisch im Ton, prangerten diese Arbeiten vor allem die konstatierte Erosion von Freiheit und Individualität sowie den Zwang zur Konformität als Folge der sozialen Selektivität und der sterilen Gleichförmigkeit suburbanen Lebens an. Dabei wurde vom äußeren Erscheinungsbild der Suburbs umstandslos auf die Eigenschaften ihrer Bewohner geschlossen. Die massenfabrizierten, gleichförmigen Vorstädte mit ihren uniformen, vorgefertigten Häusern sollten, so die übereinstimmende Diagnose, ebenso genormte und standardisierte Massen- bzw. „Herdenmenschen“ (Fromm 1960) anlocken und hervorbringen: „Mass produced, standardized housing breeds standardized individuals, too“ (Gruenberg 1954: 14).
3.2 Suburbia als Ort weiblicher Trivialität, Banalität, Niveau-, Substanzund Kulturlosigkeit
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In diesen kritischen Studien nahm die Beschäftigung mit dem Alltagsdasein suburbaner (Haus-)Frauen breiten Raum und eine
Schlüsselstellung bei der Bewertung des suburbanen Lebensstils ein. Dabei dienten sowohl der Suburbia durchgehend zugeschriebene, essenziell weibliche Geschlechtscharakter als auch die Lebenssituation und Lebensführung suburbaner Haus-Frauen den Forschern als Ausweis und Beleg der unterstellten Geist- und Substanzlosigkeit suburbanen Lebens. Die Ablehnung und Verdammung von „suburbanism as a way of life“ im Allgemeinen artikulierte sich als Ablehnung und Verdammung des suburbanen Frauendaseins im Besonderen. Große Aufmerksamkeit für die Lebenssituation von Suburbias Frauen sowie eine androzentrische und zum Teil offen frauenfeindliche Forschungshaltung, wie sie in zahlreichen Studien anzutreffen ist, schlossen sich somit keineswegs aus, sondern konnten einander perfekt ergänzen. Die Suburbia-Studien präsentierten den Tagesablauf von Frauen als einförmig und sinnentleert: Sie machten morgens das Frühstück, brachten die Männer zum Auto oder Zug, widmeten sich Kindern und Haushalt, bereiteten die Mahlzeiten, lasen die neuesten Ratgeber für Haushaltsführung und Kindererziehung, diskutierten diese beim täglichen Kaffeeklatsch mit benachbarten Müttern, chauffierten ihre Kinder zu diversen Freizeitaktivitäten, abends holten sie ihre Männer wieder vom Zug ab. Die dem suburbanen Lebensstil in der kritischen Literatur häufig vorgehaltene Trivialität erscheint in solchen Schilderungen als eine spezifisch weibliche Trivialität (Carey 1992: 52). In dieser Hinsicht war der in keiner Untersuchung unerwähnt bleibende „Kaffeeklatsch“ den Forschern ein besonderer Dorn im Auge. Er galt als der Gipfel der Banalität und Oberflächlichkeit suburbanen (Frauen-)Daseins. Harry Henderson gab hier den Ton vor: „The Coffee Klatsch is an institution everywhere. A kind of floating, ‚day-long talk-fest‘, shifting from house to house, it has developed among young women to help fill their need for adult conversation and companionship. The conversation is strictly chitchat“ (1953a: 28; s.a. Thorns 1972: 118). Der insgesamt von den Forschern vermittelte Eindruck ließe sich folgendermaßen zuspitzen: Je höher der Grad der (weiblichen) suburbanen Geselligkeit,
Berl.J.Soziol., Heft 1 2005, S. 103-120 desto höher der Grad auch der geistigen und seelischen „Verarmung“ von Frauen (Riesman 1956a: 437ff.). Die Schilderungen vorstädtischen Frauenalltags lesen sich wie eine Illustration von Robert Woods (1958: 6) Anwurf, suburbanes Leben folge einem „implacable array of schedules which seem to testify to the suburbanite‘s inability to live as an individual“. Suburbane Haus-Frauen wurden durchweg nicht als eigenständige Persönlichkeiten wahrgenommen und dargestellt. In den Augen der Betrachter funktionierten sie nach einem festen Stunden- und Aufgabenplan, der ganz darauf ausgerichtet war, den Bedürfnissen und Ansprüchen von Familie und Gemeinschaft zu entsprechen. Ihre Existenz wurde von Kräften und Mächten außerhalb ihrer selbst definiert, sie selber schienen keine Verfügungs- und Gestaltungsmacht über ihr eigenes Leben zu haben. So wurden vor allem sie zur Inkarnation des fremdbestimmten, außengeleiteten Massenmenschen stilisiert. Suburbane Frauen wie auch Suburbia selbst, so kann man mit Barry Schwartz (1976: 335) zusammenfassen, wurden bis Mitte der 1960er Jahre als ganz dem Freudschen Konzept von Weiblichkeit entsprechend identifiziert: „passive, intellectually void, instinctually distractive – in short: anti-cultural“.
3.3 Suburbane Neurosen Von der in der ersten Phase wahrgenommenen aggressiven Dominanz der stolzen Herrscherinnen von Heim und Herd war also nichts mehr übrig geblieben. Ab und an war zwar noch von einem „suburbanen Matriarchat“ die Rede (Pearson 1951; Keats 1956), aber darin versteckte sich keine Respektsbekundung mehr. Die Ansprüche an eine gute Haus-Frau, Gattin und Mutter waren nach wie vor hoch, aber Arbeit und Anstrengungen, die es kostete, diese zu erfüllen, erfuhren keine gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung, sondern wurden allgemein bemitleidet, belächelt oder gar verächtlich gemacht. Dieses negative Stereotyp wirkte auf Suburbias Bewohnerinnen zurück. Wenn der soziale Status „suburbane Haus-Frau“ in der ersten Welle der Suburbanisierung noch
Ausgangspunkt weiblichen Selbstbewusstseins und moralischer und familiärer Autorität sein konnte, so erschien er in der zweiten nurmehr als Quelle von Unsicherheitsund Minderwertigkeitsgefühlen. Die Bestimmung von Suburbia als „female environment“ wurde von einer Wertschätzung zum Stigma. Immer mehr Frauen empfanden das suburbane Dasein als eine Falle, aus der es kein Entrinnen gab. Ausbruchsversuche sind in dieser Periode aber ebenso spärlich dokumentiert wie Versuche, sich offensiv gegen die zugedachten Geschlechterrollen und Rollenklischees zur Wehr zu setzen. Stattdessen gebar Suburbia eine eigene Psychopathologie der „suburban gefangenen Hausfrau“. Die Literatur ist voll von Überfrauen-Komplexen, suburbanen Neurosen, Suchtproblemen, Geisteskrankheiten und Selbstmordversuchen, die auf die Langeweile, Frustration und Isolation des Lebens in Suburbia zurückgeführt wurden. Als „Redbook Magazine“ seine Leserinnen aufforderte, Ideen und Material zu einem im Jahre 1960 geplanten Artikel „Why Young Mothers Feel Trapped“ einzusenden, erhielt es 24.000 Zuschriften.7 Das Gefängnisgefühl war dabei aber nicht nur auf die räumliche Abgeschiedenheit der Suburbs, ihre monofunktionale Ausrichtung auf familiäre Reproduktion und die mangelnde Mobilität von Frauen zurückzuführen. Ebenso schwer wog das Suburbia in den Köpfen, die fixe Rollenzuschreibung, die an Suburbia geknüpft war und die ein Ausbrechen ganz und gar illusorisch erscheinen ließ. Die Schriftstellerin Shirley Jackson beschreibt ihre Auseinandersetzung mit der unerschütterlichen Rezeptionistin eines suburbanen Krankenhauses: „,Age?‘ she asked. ‚Sex? Occupation?‘ ‚Writer,‘ I said. ‚Housewife,‘ she said. ‚Writer,‘ I said. ‚I’ll just put down housewife,‘ she said“ (1953: 67f.). Mit dem Erscheinen von Betty Friedans bahnbrechendem Buch „The Feminine Mystique“ im Jahre 1963, in dem sie Suburbia als Ort und Ursache eines pathologischen „Weiblichkeitswahns“ analysiert, wurde die Kritik erstmals offen feministisch. Fortan wurde Suburbia in den entstehenden Urban Gender Studies als eine „antifeministische Umgebung“ analysiert und verurteilt (so aber auch schon Fava 1956).
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4. Die Auflösung von Suburbia in der „neuen Stadt“ Im Zuge des in den 1970er Jahren einsetzenden umfassenden Strukturwandels begann eine neue, die dritte Phase der Suburbanisierung, deren explosive Wachstumsdynamik ihren Zenit in den späten 1980er Jahren erreichte und die sich in abgeschwächter Form bis heute fortsetzt. Im Unterschied zu den vorherigen Phasen handelte es sich bei der „new suburbanization“ (Stanback 1991) nicht in erster Linie um Wohnsuburbanisierung. Vielmehr war die „third and most mature wave of suburbanisation“ (Lewis 1996: 6) vor allem durch die Ansiedlung vormals zentraler Verwaltungs- und Dienstleistungsfunktionen in den Suburbs gekennzeichnet: „At the heart of the new suburbia was the movement of large-scale office, commercial, and service functions away from their previously almost exclusive downtown focus“ (ebd.: 5; vgl. Muller 1981; Fishman 1987; Garreau 1991; Stanback 1991). Schon bald übertraf die Anzahl der Arbeitsplätze in den Suburbs jene in den Cities (Lewis 1996).8 Komplettiert wurde diese Entwicklung der Städte von Innen nach Außen durch die verstärkte Suburbanisierung des Einzelhandels. Die in den 1970er und 1980er Jahren entstandenen supraregionalen Shopping Center fungierten nun nicht mehr nur als Einkaufs-, sondern zunehmend auch als Kultur-, Freizeit- und Gemeindezentren. Alle vormals städtischen Funktionen waren nun in Suburbia versammelt. Damit hat sich das Verhältnis von City und Suburb im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts grundlegend gewandelt. Suburbs sind nicht länger als von den Inner Cities abhängige, diesen unter- und nachgeordnete städtische Räume, also als Sub-Urbs zu betrachten. Vielmehr sind sie zu eigenständigen, dynamischen, mit den Städten auf komplexe Weise zugleich konkurrierenden und interagierenden Entwicklungspolen gereift.
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4.1 „The beautiful source of suburban womanhood!“ Wie zu zeigen ist, ließ der ökonomische und technologische Strukturwandel auch die etablierten Geschlechter- und Raumordnungen nicht unberührt. Im Folgenden möchte ich die These vertreten, dass es gerade die mit dem Suburbia der fordistischen Phase verknüpften Geschlechterbilder und die Lebenssituation der suburbanen Haus-Frauen waren, die in den umfassenden Restrukturierungsprozessen der 1970er und 1980er Jahre von Unternehmern als Standortfaktoren entdeckt, genutzt und dadurch zugleich aber auch dynamisiert und verändert worden sind. Mehrere Untersuchungen belegen, dass es nicht allein die altbekannten Standortfaktoren, wie bessere Verkehrsanbindung, günstigere Bodenpreise oder niedrigere Mietkosten, waren, die viele Manager veranlassten, ihr Unternehmen ganz oder teilweise nach Suburbia zu verlagern. Diese Maßnahme zielte sehr häufig auch auf die Erschließung jenes dort räumlich isolierten, bisher unerschlossenen Pools an weiblichen Arbeitskräften. Suburbias Frauen, so stellt denn auch Robert Fishman fest, sind die „not-sohidden force behind the new city’s economic success“ (1990: 411). In ihrer mittlerweile klassischen Studie hat Kristin Nelson (1986) den aus Gründen der Kostenersparnis erfolgenden Prozess der Verlegung so genannter nachgeordneter Büro- und Verwaltungstätigkeiten aus den Cities in die Suburbs am Beispiel der San Francisco Bay Area untersucht. Mit der Verlagerung der Betriebsfunktionen ging hier nicht nur die massenhafte Umwandlung von Vollzeit- in flexibilisierte Teilzeitarbeitsplätze einher. Die Dezentralisierung der „back offices“ diente auch der gezielten Erschließung eines begehrten Reservoirs an weiblichen Arbeitskräften, das bisher aufgrund seiner sozialräumlichen Isolation nicht verfügbar war: Im Zuge der Auslagerung von Betriebsteilen wurde systematisch die als sozial problematisch geltende Gruppe der in den Innenstädten konzentrierten statusniedrigen, häufig allein erziehenden, häufig ethnischen Minderheiten angehörenden Frauen durch die ebenfalls weibliche, aber unpro-
Berl.J.Soziol., Heft 1 2005, S. 103-120 blematisch erscheinende Belegschaft weißer, mittelklassesozialisierter Suburb-Frauen ersetzt. Mit dem Einsatz von Computer- und Kommunikationstechnologien, die den Betriebsablauf in vielfältiger Weise störanfällig machten, wuchsen sowohl die Ansprüche an die Ausübung hoch spezialisierter Arbeitstätigkeiten, welche zugleich aber als gering qualifiziert eingestuft und damit schlecht bezahlt wurden, als auch die Ansprüche an die soziale Angepasstheit der Angestellten, die sich mit den relativ schlechten Arbeitsbedingungen zufrieden geben sollten. Ihre oftmals prekäre soziale Situation verunmöglichte es Innenstadtbewohnerinnen sehr häufig, sich mit den relativ schlechten Arbeitsbedingungen abzufinden. Aufgrund von realem oder nur antizipiertem Widerstand wurden diese immer mehr zu gut organisierten, gar militanten Arbeitskämpferinnen stilisiert. In den Suburbs hingegen meinten die Firmen jene gewünschten, höchst widersprüchlichen Eigenschaften der idealen Arbeitskraft gerade bei den gut ausgebildeten Mittelklasse-Frauen vorzufinden, die sich in Zeiten sinkender Realeinkommen zunehmend veranlasst sahen, zum Erhalt des kostspieligen vorstädtischen Lebensstandards einen Zuverdienst zu erwirtschaften. Doch nicht die Frauen in den suburbanen Einfamilienhäusern waren mobiler geworden, sondern die Arbeitgeber, die sich nun dort zu plazieren vermochten, wo die begehrten weiblichen Arbeitskräfte situiert waren: „Suburban communities (...) are thus the best place for employers to find women whose primary responsibilities lie in the household, but who are eager for alternative employment that can be fit around their domestic duties“ (Nelson 1986: 158). Damit ergibt sich der paradoxe Befund, dass ausgerechnet die vielbeklagte Gefängnissituation, d.h. die räumliche Isolation suburbaner Haus-Frauen, zu einem wesentlichen Faktor wurde, der ihre (Wieder-)Eingliederung in den Arbeitsmarkt beförderte. Von den Unternehmern werden der mit Suburbia verbundene Geschlechtscharakter bzw. die Geschlechtergeographie der fordistischen Periode, d.h. das mit den Suburbs verbundene Bild von eher konservativ-traditionell und familiär
orientierten Frauen mit geringen Karriereambitionen, gezielt in Wert umgesetzt. Die Suburbias Frauen zugeschriebenen, von Kulturkritikern und Sozialwissenschaftlern eben noch verteufelten Eigenschaften und Werthaltungen wurden von Unternehmern nun als besondere Attraktion entdeckt: „We get a lot of women who get married, and then work here because of the opportunity to work close to home. Most of them have worked before, and most have some college experience. They have families and own homes, so they tend to be more stable workers, with a stronger work ethic. (...) When we moved out here, we tapped the beautiful source of suburban womanhood!“ (zit.n. ebd.: 154). Die verschiedenen biographischen Muster und Lebenssituationen der Suburb- und der Innenstadtfrauen gehören heute somit zu den markantesten Differenzierungsfaktoren in der Standortkonkurrenz. Die (männlichen) Firmenleiter können dabei die Lebenslagen der City- und der Suburb-Bewohnerinnen gezielt gegeneinander ausspielen. Viele andere Untersuchungen bestätigen diese Befunde (z.B. Baran 1985; Lewis 1996; Carlosion/Persky 1999). Nicht zuletzt stellt auch Joel Garreau in seiner Untersuchung zu den boomenden Edge Cities fest, dass deren Blüte niemals so stattgefunden hätte ohne den massenhaften Einstieg suburbaner Frauen in die Erwerbsarbeit (1991: 112).9 Den Interessen der Unternehmer kam dabei die schwierige Wirtschaftslage nicht nur der öffentlichen, sondern auch der privaten Haushalte vor allem in den 1970er Jahren entgegen. Angesichts explodierender Lebenshaltungskosten, steigender Inflationsraten und eines damit verbundenen „blashing off of the costs of homeownership“ sahen sich viele Frauen aus schierer Notwendigkeit zum (Wieder-) Einstieg in das Erwerbsleben veranlasst. Heute ist eine im Suburb lebende Frau mit höherer Wahrscheinlichkeit erwerbstätig als eine Innenstadtbewohnerin (Hanson/Pratt 1995: 40f.). Haushalte mit zwei Einkommen werden zum Regelfall; Frauen arbeiten auch dann häufiger außerhäusig, wenn die Kinder noch klein sind: Die Vollzeit-Hausfrau von
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S. Frank: Gender Trouble in Paradise 1960 ist nicht länger die suburbane Norm. Die beschriebenen Veränderungen der funktionalen und sozialräumlichen Strukturen der Suburbs drücken sich auch in der Heterogenisierung der demographischen Zusammensetzung und der Pluralisierung der Lebensstile aus. Verschiedene Studien haben gezeigt, wie die vormaligen charakteristischen Merkmale des suburbanen Familiarismus der klassischen Phase – wie Verheiratetenstatus, Kinderbezogenheit und geschlechtsspezifische Arbeitsteilung – ihre Dominanz in der nachindustriellen Phase zugunsten von anderen Lebens- und Haushaltsformen einbüßen (z.B. Wilson 1989). Damit zeichnet sich gegen Ende des 20. Jahrhunderts eine grundlegende Umkehrung der Bedeutungen von City und Suburb für die Lebenslagen ihrer Bewohnerinnen ab. Weit von ihrer vormaligen Bedeutung entfernt, middle-class-Frauen vom städtischen Erwerbsleben zu isolieren und auf eine „neighborhood“-orientierte Häuslichkeit festzulegen, wurden nun ausgerechnet die Suburbs zum Setting der Reintegration von Suburbias Frauen in die Erwerbsbevölkerung der Dienstleistungsgesellschaft (Fishman 1987: 195) – und das eben gerade weil es sich bei den neuen Arbeitsverhältnissen größtenteils um jene sozial prekären, schlecht bezahlten, flexiblen und ungesicherten Teilzeitjobs handelte, die eben keine langen Anfahrtswege rechtfertigten und mit den primären häuslichen und familiären Pflichten zeitlich vereinbar waren. Die „Falle“ wurde zum „Sprungbrett“.10
4.2. Suburbia im Bilderstreit
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Erleben wir heute also eine umfassende Entideologisierung all dessen, was suburbanism as a way of life einmal ausgemacht hat? Darüber gehen die Meinungen auseinander. Einerseits deuten viele Anzeichen darauf hin, dass das Suburbia in den Köpfen fortexistiert. So beklagt eine Reihe von Forschern, dass sich Suburbia zwar grundlegend wandele, nicht aber unsere davon im „‚golden age‘ of suburbia“ (Sharpe/Wallock 1994: 18) geprägten Vorstellungen (z.B. Baldassare 1986: vii; Fishman 1987: 195). Diese
Feststellung scheint bis heute Gültigkeit zu beanspruchen. So wird etwas ratlos konstatiert, dass ungeachtet des Bedeutungswandels der Suburbs die Anzahl der Soaps und Werbefilme, die die heile suburbane Familienwelt inklusive der bekannten Geschlechterbilder und Geschlechterrollen beschwören, eher noch zunimmt und also vor allem in der Populärkultur fest verankert ist (Hanson/Pratt 1995: 94). Eine andere Studie kann anhand einer Vielzahl von Fernseh- und Kinofilmen, namentlich Hollywoodproduktionen, zeigen, dass das suburbane Ideal gehegt, gepflegt und mit allen Mitteln, notfalls auch militant, verteidigt wird (Sharpe/Wallock 1994: 3, 17ff.). Immerhin scheint es also massive Angriffe auf dieses Ideal zu geben, könnte man hier – vielleicht etwas zu spitzfindig – einwenden. Nichtsdestoweniger unterstreichen diese Beobachtungen die Aktualität von Barry Schwartz’ früher Bemerkung, dass das Gesicht der Suburbs sich zwar verändern möge – deren Seele deswegen aber noch lange nicht (1976: 339). Wie es scheint, lebt Suburbia als machtvolle kulturelle Idee bis heute fort. Andererseits gibt es aber auch Risse in diesem Bild. Robert Beauregard hat darauf hingewiesen, dass die Bilder, die Garreau mit seiner Edge City verbindet, „eindeutig männlich“ konnotiert sind (1998: 56). In der Bau- und Immobilienbranche, die diese Gebiete erschließt, werden die leitenden und einflussreichen Positionen von Männern besetzt. Der Stil der Branche ist aggressiv. Diese Interpretation weist darauf hin, dass, zumindest was die Edge Cities angeht, das Bild von Suburbia als einer primär und essentiell weiblich-mütterlich-häuslich geprägten Umgebung brüchig wird. Bestätigt und konterkariert zugleich wird diese Beobachtung – ebenso wie die oben genannte von der Persistenz der Bilder – durch eine Reihe neuerer literarischer und filmischer Werke wie T.C. Boyles Roman América oder Sam Mendes’ Kinofilm American Beauty, in denen Suburbia als Setting einer Krise von Männlichkeit erscheint, als der Ort, an dem nicht mehr nur Frauen, sondern auch Männer an den zugeschriebenen Rollenmustern und Verhaltenserwartungen verzweifeln. Ausbruchsversuche aber wer-
Berl.J.Soziol., Heft 1 2005, S. 103-120 den mit Unglück oder Tod bestraft. Ebenso wie das alte ist also auch das neue (Geschlechter-)Bild von Suburbia bis heute hoch umkämpft – die Auseinandersetzungen dauern an, ihr Ausgang ist offen.
5. Fazit und Diskussion Während der dritten Welle der Suburbanisierung haben sich Gesicht, Rolle und Bedeutung von Suburbia erneut grundlegend verändert. Suburbs entwickelten sich von Wohnvororten zu mit allen städtischen Funktionen ausgestatteten eigenständigen Entitäten und zu Knotenpunkten innerhalb verstädterter metropolitaner Regionen. Als Folge ist auch die für die Entstehung, Entwicklung und Verallgemeinerung von Sub-Urbia ausschlaggebende, sinnstiftende Abgrenzung von der großen Stadt bei gleichzeitiger enger Bezogenheit auf dieselbe obsolet geworden. Zu den bröckelnden Wesensmerkmalen von Suburbia gehört auch ihre Trägergruppe, die idealtypische Kleinfamilie mit in die Stadt einpendelndem vollerwerbstätigen männlichen Familienernährer und Haushaltsvorstand einerseits und suburbaner VollzeitHausfrau und Mutter andererseits. Dabei war zu zeigen, dass die Auflösung des suburbanen Familien- und Lebensmodells mit entsprechender Geschlechterrollenverteilung paradoxerweise gerade durch die Inwertsetzung dieser Merkmale durch dezentralisierungswillige Unternehmen unterstützt und beschleunigt wird. So kommt den mit dem klassischen Suburbia verbundenen Geschlechterbildern und arrangements, wie sie sich vor allem in der zweiten Phase der Suburbanisierung ausgebildet hatten, eine beträchtliche Bedeutung im Prozess der suburbanen Transformation zu. Developer und Unternehmer erkennen und erheben die biographischen und sozialstrukturellen Kennzeichen der typischen Suburb-Bewohnerinnen bzw. das mit Suburbia verbundene Ideal domestizierter, mütterlicher, primär häuslich und familienorientierter Weiblichkeit zum wertvollen Standortvorteil und zu einer profitablen Ressource. Im Gegensatz zu den sozial schwachen, als
renitent und militant geltenden farbigen Innenstadtbewohnerinnen werden Suburbias weiße middle-class Frauen als gut ausgebildet, sozial angepasst, kooperativ, arbeitsam und kaum gewerkschaftlich organisiert beurteilt, die sich bereitwillig mit der vergleichsweise geringen Entlohnung und den ungesicherten Arbeitsverhältnissen der neuen Produktions- und Dienstleistungsjobs abfinden. Die auf diesen Einschätzungen und Werthaltungen aufruhenden ökonomischen Entwicklungen und Entscheidungen sind zugleich Ausdruck, Resultat und Katalysator der wachsenden Differenzierung und Polarisierung der Erwerbs- und Lebenslagen von Frauen nach Klasse und Ethnizität sowie, damit eben aufs engste verbunden, nach Wohnort (Inner City, Stadt(teil), Suburb, Land). Indem die Unternehmen die Tendenz zur immer schärferen und zugleich kleinräumigeren sozialen Polarisierung und Segregation der Stadtlandschaften für ihre Zwecke nutzen, verstärken sie diese noch weiter. Am Beginn des 21. Jahrhunderts ist also von den materiellen und symbolischen Grundlagen, Überzeugungen und Bewertungen, auf denen Suburbia als sozialräumlicher Prozess und männlich-bürgerliche Utopie einst gründete, empirisch kaum etwas übrig geblieben. Robert Fishman ist deshalb vorsichtig zuzustimmen, wenn er prognostiziert: „In this transformed urban ecology, the history of suburbia comes to an end“ (1987: 186). Dies gilt jedenfalls dann, wenn man jene stadtsoziologischen Begriffe zugrunde legt, wie sie sich an der modernen Industriestadt des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ausgebildet haben. Mit ihnen sind Struktur und Gestalt weder der neuen Suburbs noch der alten Zentren noch die dezentralen Stadtlandschaften, in die sich beide auflösen, angemessen zu beschreiben und zu analysieren. Über neue Begriffe aber verfügen wir (noch) nicht, wie die verbreitete Verwendung des Präfix „post-“ (postindustriell, postfordistisch, posturban) zur Charakterisierung der neuen metropolitanen Regionen bezeugt. Mit der neuen Rolle und Bedeutung von Suburbia haben sich auch Haltung und Ton geändert, mit denen Suburbia beforscht und beschrieben wird. Die in der zweiten Phase
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S. Frank: Gender Trouble in Paradise entbrannte intellektuelle Schlacht um Suburbia, die vor allem von Angriff und Verteidigung, Rede und Gegenrede geprägt war, ließ oftmals wenig Raum für differenzierte Wahrnehmungen und Deutungen, so dass erst in den letzten Jahren allmählich ein vielschichtigeres Bild gerade auch der Nachkriegssuburbanisierung entstehen konnte. Vor allem in geschlechterbezogenen Untersuchungen erscheinen Frauen nicht mehr nur als Opfer der immer gleichen suburbanen Verhältnisse, sondern als „active agents with diverse experiences of ‚suburban life‘“ (Strong-Boag et al. 1999: 169). Nichtsdestoweniger leben, wie gesehen, nicht nur die in der zweiten Phase hervorgebrachten Suburbia-Klischees weiter fort, sondern auch die damit einhergehende Geringschätzung und Herablassung vor allem unter Intellektuellen.11 Ein Ziel dieses Beitrags war zu zeigen, dass es sich bei Suburbia von Beginn an um eine untrennbar mit bestimmten Geschlechterrollen und Geschlechterbildern verbundene, ja auf diesen aufruhende sozialräumliche Formation und Lebensform handelte. Zugleich aber wollte ich hervorheben, dass Suburbia als Prozess, kulturelles Ideal und Geschlechtergeographie vielfältigen Aushandlungs- und Veränderungsprozessen unterworfen und seine Deutung zu keiner Zeit wirklich unumstritten war. Diese letzteren Eigenschaften möchte ich angesichts des sozialräumlichen Determinismus, den viele männliche Stadtbeobachter und Stadtplaner ebenso wie Teile der feministischen Stadtkritik an den Tag legen, ausdrücklich betonen: Baulich-räumliche, physisch-materielle Strukturen beeinflussen und prägen, ermöglichen oder behindern soziales Handeln (von Männern und Frauen) ebenso wie soziale (Geschlechter-) Beziehungen, aber sie determinieren weder das eine noch die anderen. Wie die erste Phase der Suburbanisierung gezeigt hat, kann die sozialräumliche Verwirklichung geschlechterbezogener Ordnungsprinzipien durchaus auch ungewollte oder gar gegenteilige als die intendierten Effekte zeitigen, in diesem Fall: neue Unordnung in den suburbanen Geschlechterverhältnissen hervorbringen.
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Dieser letzte Aspekt geht auch und gerade in der feministischen Diskussion häufig unter. Nicht zufällig ist es die zweite, fordistische Phase der Suburbanisierung, die Zeit der rapiden Verallgemeinerung der suburbanen Lebensform, die unser Bild vom Sozialraum Suburbia bis heute entscheidend prägt. Die Gestaltung und die funktionale Zonierung der Stadtlandschaften folgten in der fordistischen Epoche und vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg ganz dem Bild der Kleinfamilie mit pendelndem männlichen Familienernährer und suburbaner VollzeitHausfrau-und-Mutter. Die Ideologie einer stabilen sozialen Ordnung durch die Trennung von „home“ und „privacy“ einerseits und „work“ und „public sphere“ andererseits wurde (bis in die Grundrisse der privaten Wohnungen hinein) in die physische Gestalt der Suburbs eingeschrieben. Die räumliche und geschlechtsspezifische Teilung der Arbeit sowie die damit verbundenen sozialen Rollen wurden auf diese Weise sprichwörtlich in Beton gegossen, alternative Organisationsformen der alltäglichen Familienarbeit und die Entwicklung eines anderen Rollen- und Selbstverständnisses außerordentlich erschwert. Suburbia institutionalisierte somit nicht nur Klassen- und ethnische Grenzen, sondern auch spezifische Geschlechterverhältnisse.12 Insofern also die Verbreitung des „suburbanism as a way of life“ vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg ganz auf der Durchsetzung des typischen Lebensmodells der bürgerlichen Kleinfamilie mit entsprechenden Geschlechterrollen und geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung beruhte, steht der Begriff Suburbia in der feministischen Stadtforschung für jenen sozialen Raum, der in seiner inneren Konstruktion wie kein anderer den dichotomen Strukturen folgt, die die kulturelle Logik des westlichen patriarchalen Industriekapitalismus ausmachen. Die nachhaltige Dominanz dieses Bildes von Suburbia lässt die erste, umkämpfte Phase in Vergessenheit geraten und verstellt oftmals den Blick auf die Entwicklungen der jüngeren Zeit. Insofern war es mein Anliegen, die in der feministischen Stadtforschung sehr prominente These von Suburbia als einer antifeministischen Umgebung nicht zu-
Berl.J.Soziol., Heft 1 2005, S. 103-120 rückzuweisen, wohl aber zu differenzieren und zu modifizieren. Ebenso wenig wie das pauschale feministische Verdikt ist meines Erachtens aber auch jene optimistische These zu halten, die den sozialräumlichen Mustern der postindustriellen Stadtlandschaften emanzipatorische Wirkung zuschreibt.13 Gegen Fishmans und Garreaus begeisterte Stilisierung des neuen Suburbia zum Ort und Katalysator einer neuen Geschlechtergerechtigkeit möchte ich kritisch vermerken, dass erstens die steigende Erwerbstätigkeit von Frauen weder etwas über eine gerechtere Verteilung und Entlohnung der Erwerbsarbeit noch über die Aufteilung der Haus- und Familienarbeit aussagt. Zweitens ist die schöne neue Arbeitswelt der suburbanen Büro-, Gewerbe- und Dienstleistungsparks nach wie vor in hohem Maße geschlechtshierarchisch strukturiert: Im mittleren und oberen Management sind weiterhin eher Männer als Frauen anzutreffen, während standardisierte Büro- oder auch Reinigungstätigkeiten weitestgehend von Frauen ausgeübt werden (Beauregard 1998: 55). Drittens und vor allem zeitigt die Blüte der Suburbs direkte und indirekte Folgen für die sozialräumliche und sozialstrukturelle Entwicklung der Innenstädte, in denen die Mittelschichten weiter ausdünnen. Von der Abwanderung der Jobs in die Suburbs sind dort auch und gerade Frauen betroffen. Zunehmende soziale und räumliche Polarisierung und Segregation sind die Folgen (vgl. Wilson 1996; Nelson 1986: 149). Nicht zufällig hat die Feminisierung der Armut ihren zentralen Ort in den Inner Cities.
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Anmerkungen 1 Manche Zweige der neu entstehenden Konsumgüterindustrien wurden zahlenmäßig bald von Arbeiterinnen dominiert. MittelschichtFrauen eroberten den entstehenden Bildungsund Gesundheitssektor und verdrängten ebenfalls männliche Angestellte (Mackenzie 1988: 19). Gerade junge Frauen zogen die relative Freiheit der Büro- und Fabrikarbeit der stark isolierten und sozial kontrollierten Arbeit als Hausangestellte vor (WGSG 1984: 55). Dennoch war der Beruf der Hausangestellten ins-
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besondere für junge Frauen vom Land lange der erste, weil bei weitem einfachste und gangbarste Schritt in die Stadt. In England stellte der Zensus 1891 fest, dass eines von drei Mädchen im Alter von 15-20 Jahren als Hilfe in einem städtischen Haushalt beschäftigt war. Zugleich wurde für ländliche Gebiete ein Mangel an Frauen jeden Alters von 10 Jahren aufwärts bemerkt (Peterson 1968: 168). In dieser Zuspitzung auf die Rolle der Stadt liegt die entscheidende Differenz meiner Interpretation zu der von Margaret Marsh, deren Arbeit „Suburban Lives“ (1990) ich – für die erste Suburbanisierungsphase – sehr viel verdanke. Marsh führt die Unterschiede zwischen männlichem und weiblichem Konzept auf ein unterschiedlich ausgerichtetes Problembewusstsein zurück: In ihrer Sichtweise stellen Männer den physischen Raum in den Mittelpunkt ihres Denkens, Frauen hingegen die kulturelle Institution der Familie. Dem kann ich so nicht zustimmen. Wenngleich mit unterschiedlicher Stärke, so betonen doch beide Konzepte sowohl die Bedeutung des physischen Raums als auch die von Häuslichkeit und Familienwerten für gesellschaftliche Reformen. Der entscheidende Unterschied liegt nach meiner Auffassung vielmehr darin, ob die Stadt als Ort oder als Ursache der zu bekämpfenden gesellschaftlichen Probleme angesehen wird. Dies wird im Folgenden ausgeführt. Thomas Jeffersons berühmtes Verdikt gab hier den Tenor vor: „I view large cities as pestilential to the morals, the health, and the liberties of man. True, they nourish some of the elegant arts, but the useful ones can thrive elsewhere, and less perfection in the others, with more health, virtue, and freedom, would be my choice“ (zit.n. Jackson 1985: 68). In Großbritannien stellte sich die Situation ähnlich dar. Als so stark galt dort das Selbstbewusstsein suburbaner Frauen, dass der entsetzte Brite T. W. H. Croslands 1905 Suburbia sogar als Zentrum weiblicher Emanzipationsbestrebungen sah: „The female suburban shapes the male, and is the principal agent of change. Among other modern heresies, the grand principle of female independence had its rise in suburbia“ (zit.n. Carey 1992: 57). Dazu gehören die Revolution des Transportwesens mit öffentlichen Verkehrsmitteln einerseits und zunehmender Automobilisierung andererseits, infrastrukturelle Entwicklungen, wie die Erschließung von Verkehrswegen und die Gewährleistung einer flächendeckenden Wasserund Stromversorgung, und mediale Entwicklungen, wie Funk, Telefon, Fernsehen u.a.m.
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6 Wichtige und einflussreiche Arbeiten sind Pearson (1951), Henderson (1953a, 1953b), Keats (1956), Seeley/Sim/Loosley (1956), Lerner (1957), Riesman (1956a, 1957), Whyte (1958), Wood (1958), Fromm (1960), Friedan (1963); vgl. auch Fava (1956), Stein (1960: 199ff.) und Mumford (1984). 7 Quelle: Gilder Lehrman History Online: http://www.gliah.uh.edu/database/article_displ ay.cfm?HHID=378; 27.01.03. Im selben Jahr widmete der Fernsehsender CBS der unter Suburbias Frauen grassierenden Unzufriedenheit ein eigenes, vielbeachtetes Special mit dem Titel „The Trapped Housewife“ (Katz 1992: 122). 8 1993 waren in den USA bereits etwa 60% aller Arbeitsplätze in den Suburbs zu finden (Strong-Boag et al. 1999: 177). 9 Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Joel Garreau auf seine Frage, wann sie denn zum ersten Mal in Erwägung gezogen hätten, einen riesigen Büro- und Gewerbekomplex auf eine entlegene Kuhweide am Rand eines suburbanen Wohngebiets zu setzen, von den interviewten Developern überraschend häufig die Antwort „1978“ erhielt (1991: 112). Für Garreau ist das kein Zufall: 1978 war „the peak year in all American history for women entering the workforce“ (ebd.). Spätestens zu diesem Zeitpunkt war auch dem letzten Unternehmer klar, dass es hier auf einen Trend aufzuspringen galt: „That same year, a multitude of developers independently decided to start putting up big office building out beyond the traditional male-dominated downtown (...) in the residential suburbs that once had been condescendingly referred to as ‚the realm of women‘“ (ebd.). Es war ein Geschäft zum beiderseitigen Nutzen: Die Arbeitgeber fanden die geeigneten, flexiblen, anpassungsbereiten und kostengünstigen Arbeitskräfte, die Frauen die gesuchte zusätzliche Beschäftigung, die sich mit ihren häuslichen und familiären Pflichten verbinden ließ. „A decade later, developers viewed it as a truism that office buildings had an indisputable advantage if they were located near best-educated, most conscientious, most stable workers – underemployed females living in middle-class communities on the fringes of the old urban areas“ (ebd.). 10 Dabei sind Ursache und Wirkung allerdings umstritten: Joel Garreau deutet die Edge Cities als Ausdruck und Resultat des „empowerment of women“ (1991: 111) und schwärmt: „Liberation, indeed. Women were asserting their right to have the same unlimited choices as men. As a result, Edge Cities (...) boomed“
(ebd.: 113). Robert Fishman dagegen attestiert umgekehrt den sozialräumlichen Strukturen der postindustriellen oder postfordistischen Stadtlandschaften emanzipatorische Wirkung: „The economic and spatial structure of the new city tends to equalize gender roles“ (1990: 412). Während Garreau also die Frauenbewegung und den Wertewandel der späten 60er und frühen 70er Jahre als Faktoren sieht, die die sozialräumliche Transformation von Suburbia erst ermöglicht haben, bewertet Fishman letztere als Hebel zur Angleichung von männlichen und weiblichen Geschlechterrollen und damit zu einer größeren Geschlechtergerechtigkeit. 11 In der Einleitung zu seinem Buch über die Anfänge und Ursprünge von Suburbia berichtet ein überraschter und konsternierter John Stilgoe von einer mir sehr vertrauten Erfahrung: „In writing this book I have encountered for the first time male colleagues and students who dismiss the research subject as a ‚woman‘s topic‘, who see the borderlands as infinetely less important than the city, (...) who laugh at the notion that decades ago welleducated people equated proficiency in the flower-garden with proficiency at the piano. Over and over I have heard that the borderlands are trivial, that they ‚are a long way‘ from the industrial zones and railroad terminals (...), that they are, in the end, feminine, frivolous, and undeserving of study“ (1988: 16). 12 In dieser Hinsicht bzw. in dieser Periode sind dann auch starke Parallelen zu kontinentaleuropäischen bzw. westdeutschen Entwicklungen und Verhältnissen festzustellen. 13 Wenn diese Beobachtung einer suburbanen Angleichung von Geschlechterrollen einen wahren Kern hat, so bestätigt sie ein weiteres Mal eindrucksvoll die (alte) These der (vergleichsweise jungen) Urban Gender Studies, dass das Aufbrechen von starren Rollenmustern stark von pluralen, heterogenen, multifunktionalen, in einem Wort: städtischen Umwelten abhängt.
Literatur Baldassare, Mark (1986): Trouble in Paradise. The Suburban Transformation of America. New York: Columbia University Press. Baran, Barbara (1985): Office Automation and Women’s Work: The Technical Transformation of the Insurance Industry. In: Manuel
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