Pfifigers Archly, Bd. 257, S. 87--107 (1953).
Aus dem Physiologischen Institut der Universit~t Greifswald.
tIell.Dunkel-knpassung und r~iumliches Sehen. II, Mitteilung:
Die Abh~ingigkeit der Sehferne yon der Hell-Dunkel-Anpassung ~. Von DIETRICH TRINCKER. Mit 4 Textabbildungen.
(Eingegangen am 12. September 1952.) X. I n der voraufgegangenen Mitteilung h a b e n wir uns besonders mit dem merkwfirdigen P h ~ n o m e n einer A~ymmetrie der (seheinbaren) Beweg u n g s b a h n beim I~L~RIcH-Effekt (PE) beseh~ftigt u n d gefunden, dab diese Erseheinung, welche als N o v u m y o n M. H. ]~ISCHE~ n bei einem Spezialfall des P E , dem ,,Dreikugelversuch", beobachtet worden war, ganz allgemein u n d unter den verschiedensten Bedingungen gesetzm~l~ig mit dem P E v e r b u n d e n ist. Alle y o n uns beschriebenen Asymmetrie-Formen s t i m m t e n darin fiberein, dab die Sehferne des sieh bewegenden Sehdinges (Pendelkugel) a u f der ,,Hellseite" (Seite des freibliekenden Auges) geringer, a u f der ,,Dunkelseite" (Seite des d u t c h ein Filter bestimmter E x t i n k t i o n abgedunkelten Auges) abet grSBer war. D a jedes Auge in der ibm gleiehnamigen H~lfte des Gesamtgesiehtsfetdes dominiert (die nasalen Retina-H~fften fiber die temporMen), kSnnen wit diese mit ,,ttellfeld" u n d ,,Dunkelfeld" bezeichnen. Die relative Lokalisationsdifferenz (,,scheinbare" Sehtiefe) zwischen Hell- und Dunkeffeld haben wir (fiir gleiche Bewegungsrichtung**) messend eharakterisiert und bereits ihre Abnahme bei seitlicher Schwenkung (Neigung) der (objektiven) Bewegtmgsbahn um 90°*** kurvenmi~Big dargestellt (I. Mitt., Abb. 6b) sowie such bei eiafacher Amplituden~bnahme (Abb. 5). Wir haben auf diese Weise den Einflul3 des ,,Feldes" in Abh&ngigkeit yon dora StreokenmaI~ der jeweiligen Abst~nde der ~eldpunkte yon der Gesichtsfeld-halbierenden Mittelsenkrechten zur Darstellung gebracht. Die bisherigen Untersuchtmgen fiihrten wir (in quantitativer Hinsieht wenigstens) mit ein und demselben Filter bestimmter Extinktion+ aus, es muBte sieh * Herrn Prof. Dr. phil. et reed. W~T.w~r_a~STEI~AVSE~ zum 65. Geburts~ag in Verehrung und Dankbarkeit gewidmet . . . . . . ** Nur bei gleicher (scheinbarer) Bewegungsriehtung sind die Werte direkg vergleichbar. *** Von der Normstellung, rektangul~r zur feldertrennenden Mittelsenkreohten, bis zur Parallelit~t mi~ letzterer. + Mit der fiir unsero Zwecke bei den meisten Vp. optima2en yon 91,4%. PiliigersArchivf. d. ges. Physiologie,Bd. 257. 7
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D. TRINCKER:
also um eine konstante (prozentuale) Belichtungs-Differenz beider Augen handein und somit um einen (ceteris paribus) konstanten Hell-Dunkel-Unterschied beider Felder, welcher aber leich~ durch Verwendung yon Ffltern verschiedener Extinktionswerte zu variieren ist und an Hand eines geeiehten Filtersatzes der quanti¢ativerJ Untersuchung zuggnglieh wird. Ffir den Gesam~-PE wurden Versuehe fiber den Einflul~ verschiedener Belichtungs-Differenzen der Augen schon yon PULF~ICna9 selbst ausgefiihrt, methodiseh genauer zuerst yon E~GELK~G und Poos s*, dann folgten J. HOLZ~2, W. G~RARD13, M. MOJ~ff]~36 und M. H. FISCHER1°, welche iibereinstimmendsine Zunahme des PE mit steigender Belichtungs-Differenzfanden (sie prfiften allerdings nur 3 4 verschiedene Differenz-Werte). Als das in dieser t{insicht methodisch vollkommenste Vorgehen muB wohl die Technik yon W. B]ssT4.* bezeichnet werden: Es werden GraulSsungen (nach Tni~n4s) variabler Schichtdicka vor beide Augen gesetzt, dadurch k6nnen praktisch alle (fiir Binokularsehen fiberhanpt in Frage kommenden)Kombinationen yon Extinktionswerten und dami~ samtliche Beliehtnngs-Differenzenbei be]iebigen Absolut-Werten der Lichtintensit~t verwirklicht werden. So wgre dieses Verfahren aueh ffir uns als besonders empfehlenswert anzusehen gewesen, wenn nieht die Notwendigkeit, die lichtabsorbierende Flfissigkeit in mehr oder weniger enge Gefi~Be (bei BEST: BAn:~-Rohre) einschliel3en zu mfissen, eine ffir unseren Zweck untragbare Gesichtsfeld-Einschrgnkung zur Folge hgtte (die Dimensionen der bewegten Marke sind derm aueh bei B~ST besonders klein, wghrend wit nns, ebenso wie M. H. ~SCHER, ja usa mSglichst groBe Dimensionen bemfihen, da nur so der Einflu~ der Felder anf die Sehferne optimal sein kann). Wir entschieden uns deshalb fiir die Verwendung eines Satzes yon Filterglasern abgestufter Extinktion, welehe bei sehr sorgf~ltiger Eiehung (wie bei 1Ylo~J~.und M. H. FISCheR mit Pxv.SZLV,R-Pho%ozelle und in Lux geeiehtem Galvanometer) an physikalischer Exakthei$ den Grankeflen iiberlegen sind und den Flfissigkeitsfiltern ffir den gewiinsehten Gebrauch nieht nachstehen. Glasfilter gestatten eine sehr gleichm~Bige Abdunklung des ganzen Gesiehtsfeldes (wobei nur geringe, bedeutungslose Randfelder der ~uBersten Peripherie verlorengehen). Es erscheint zweckmgl~ig, sich n u n z u n g c h s t der F r a g e zuzuwenden, ob es moglich ist, das A s y m m e t r i e - P h g n o m e n , welches bei d e n bis= herigen U n t e r s u c h u n g e n (im R a h m e n des P E ) stets bei b e w e g t e n Sehd i n g e n s t u d i e r t wurde, auch bei r u h e n d e n zu erhalten. I s t das der Fall, so h a t m a n d a m i t das P h g n o m e n der verschiedenen Sehferne im Hellu n d Dunkelfeld gewissermai~en i n reiner F o r m vor sich (so wie das MAc~-Dvof~iKsche P h g n o m e n u n s die EmpfindungszeitendifferenzK o m p o n e n t e des P E i n reiner F o r m modellmgBig zur A n s c h a u u n g brachte). Z u r B e o b a c h t u n g u n d m e s s e n d e n Charakterisierung der versehiedenen Sehferne h g t t e m a n sich zweier r u h e n d e r O b j e k t e gleicher Beschaffenheit zu bedienen, der M i t t e l p u n k t ihres (genfigend groB zu wghlenden) A b s t a n d e s v o n e i n a n d e r , e n t s p r e e h e n d markiert, w~re zu fixieren (urn gleiche Absti~nde der Sehdinge y o n der M i t t e l s e n k r e c h t e n u n d somit g e n a u e n t s p r e c h e n d e n Feldeinflul~ zu garantieren). * S i e benutzen einen Graukefl yon 9 cm Lgnge (nach GOLDBERO), geben abet nur 6 versehiedene Werte. ** B~sT untersucht nicht die Abhgngigkeit des PE yon versehiedenen Belichtungs-Differenzen, sondera sueht festzust~llen, welehe Differenzen bei versehiedenen Ausgangswerten der Helligkeit denselben PE ergeben.
Hell-Dunkel-Anpassung und r/~umliehes Sehen. IX. Mitt.
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Die Vp. sitzt (in dem bisher benutzten Dunkelraum, dessen Tiir nun verschlossen wird, w~hrend die Fensterverdunklungen sukzessive entfernt und dami~ die Raumhelligkeit in recht gleichmaBiger Weise variiel~ werden kann) an der Stirnseite des die Apparatur tragenden Tisehes, ihr Kopf ist dutch Kinn- und Stirnstfitze fixiert. Auf der groBen (3 m langen) Tischpla~te ist ein Tischehen (45 x 45 cm F1/~che) auf cm-Skalen verschieblich angebraeht. Die Fl/~che des Tisehehens tragt in 30 em Abstand voneinander zwei mm-Skalen, we]ehe jewefls yon einem 0-Punkt in der Mitre ausgehend in beiden Richtungen geteflt (0~220) sind. Auf diesen verschieblieh befinden sich zwei Schlitten, die als Marken je einen (mattschwarzen) Kohlestab yon 5 mm Z tragen. 50 cm hinter der 0-Markierung ist ein dritter Stab genau in der Mitre beider aufgestellt, 50 em d a r e r befmdet sich ein mattschwarzer Sehirm, der dureh einen rechteckigen Aussehnitt den Blick auf die 3 St/~be derart freigibt, dab ihre unteren und oberen Enden mit Sicherheit verdeekt sind, dab seitlich neben den St/~ben so viel veto Hintergrund (mattmittelgrau, in 1 m Abstand hinter dem Mittelstab) sichtbar wird wie zwischen diesen und dem Mittelstab. Letzterer wird fixiert, d i e beiden Markenst~be erseheinen genau in der l~Iitte jeweils ihres (Hintergrunds-)Feldes (nach monokularer Abdunklung also des Hell- bzw. Dunkeffeldes). Es wird zun/ichst e i n Satz yon 12 Filtern abgestufter Extinktion verwendet (und zwar: 32,5; 51,5; 63,4; 75,2; 80,8; 86,1; 91,4; 93,6; 95,8; 97,6; 98,1; 98,9% ), zwisehen die yon Stufe zu Stufe (bzw. darer) noeh weitere 1 - - 2 - - 3 Filter, feiner abgestuft, gesehaltet werden k5nnen, wenn es ffir den Kurvenverlauf wfinschenswert erseheint. (Besonders wurde darauf geaehtet, dab bei den versehiedenen Liehtintensit~ten keine selektiv versehiedene Durehl~ssigkeit ffir die einzelnen Wellenl~ngenbereiche bestand.) Zu Beginn der Versuehe wurden die beiden Markenst/~be auf die 0-Markierungen gebracht, welche sieh in den hier ausgewerteten Versuehen stets in 2 m Abstand yon der Nasenwurzel der Vp. befanden. Die grSl]ere Sehferne des Stabes ira Dunke]feld mul]te nun dureh sukzessives Versehieben beider Markenst~be bis zur Empfindung gleieher Sehferne fiir beide (indem immer der Stab im Dunkeh feld um denselben Streekenwert vor, der im Hellfeld um ihn zuri~ck gesetzt wurde) ausgegliehen werden, der so gewonnene Abstand wurde dann mit jenem verg]ichen, tier sich aus dem rfiekl~ufigen Verfahren naeh zu weir eingestelltem Abstand ergab. W/~hrend der Vornahme der Verschiebungen wurde stets ein sehwarzes Tueh vor den Schirmaussehnitt geh/~ngt. Je 20 auf diesem Wege gewonnene Werte ffir einen Extinktionsgrad wurden gemittelt, die mitt]eren Fehler der Mittelwerte bestimmt (Abb, 1). Bei diesen Versuehen war die Raumhelligkeit (mit ausreiehender Genauigkeit) konstant, sie betrug in AugenhShe des Beobaehters (an der Stirnstfitze) in Riehtung auf die StKbe gemessen 1,0 Lx, in gleicher HShe am Hintergrundssehirm in Richtung auf die Vp; gemessen 100 Lx, diffuses Tageslieht (Beliehtungsunregelm~l]igkeiten auf der Versuchsstrecke waren mit geniigender Sieherheit ausgesehaltet). Bei weiteren Versuehen wurde die Raumhelligkeit variiert (wobei die GleiehfSrmigkeit der Erhellung der gesamten Versuehsanordnung, wie durch laufende Kontrollen an ihren verschiedenen Punkt.en gesichert, weitgehend gewahrt blieb); als Mal~ der Raumhelligkeit warde der in Augenh5he an der Stirnstfitze gemessene Weft (praktisch identisch mit der Beliehtung des Hellauges) benutzt. In der soeben besehriebenen Weise wurde ffir eine jede Raumhelligkeit ffir die 12 (--20) versehiedenen Extinktionswerte die zugehSrige Kurve gewonnen, damit ergaben sieh aueh die Kurven ffir die Abh~ngigkeit des Ph/~nomens yon den Helhgkeitswerten bei gleicher Extinktion. Dies zeigt fiir die Extinktion 91,4% die Abb. 2, Die Zusammenfassung der Ergebnisse erfolgt in Abb. 3 (bei den nicht in den Abb. 1 und 2 enthaltenen Werten wurden nut je 10 Einzelwerte gemittelt an Stelle ~on 20): 7*
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D. TRINCKER:
Der U n t e r s c h i e d der Sehferne i m Hell- u n d D u n k e l f e l d wird i n Abh/ingigkeit y o n X n d e r u n g e n der Belichtungs-Differenz beider A u g e n bei kons~anter R a u m h e l l i g k e i t (Abb. 1), bei X n d e r u n g e n der R a u m h e l l i g k e i t u n d k o n s t a n t e r Bellchtungs-Differenz (Abb. 2) sowie ffir ver~nderllche R a u m h e l l i g k e i t u n d Belichtungs-Differenz (Abb. 3) dargestellt. Ehe w/r zu der Auswertung dieser Resultate kommen, ist ein bereits yon der Aufzeichnung der (scheinbaren) Bewegungsbahn des PE und ihrer Asymmetrie her bekanntes Ph~nomen zu erw~hnen: der meist deu~liche Unterschied zwischen dem ,,fiihrenden" und dem anderen Auge. Wir haben (ebenfal]s in der I. Mitteilung) in dem Ph~nomen der (scheinbaren) ~5 l I Umkehr der Drehrichtung beim PE g;R bei Kreisbewegungen einen offenbar sehr empfindliehen Test ffir dieses Ffihren eines Auges gefunden. Unter ]~ 73 Vp. fiberwog das re. Auge mit 54:19, welches Ergebnis sich hier 73f an der Lokalisation der ruhenden ./" Objekte bei 69 Vp. genau best/~tigte, w~hrend 4 Indifferenz zeigten (Re.: Ubcrwiegen mit 51 : 18). Das F/ihrell z kam darin zum Ausdruck, dab bereits ohne monokulare Abdunklung bei obj ektiv gleichem Abstand beider St~be der auf der Seite des ffihrenden Auges befindliche ngher lokalisiert \ wurde (ira Mittel um 8 ram; der ~b /10 5-0 6'0 70 80 ~0 85" °io /0# grSBte Weft, bei einem Li,-Xugigen, Abb. 1. Die Abh~ngigkeitder Sehfernen-Differenz yon der Beliehtungs-Differenzzwischen li. trod re. war 32 ram, um welche Strecke also Auge (bei konstanter Raumhelligkeit).Die beiden in diesem Falle der li. Stab zurfickmitfleren Kurvea geben die l~ittelwerte ffir beide bzw. der re. vorgesetzt werden ]~i~stellungsarten(s. Text), die obersteund unterste rouble, damit die Empfindung gleidie Streuungsgrenzenan. cher Sehferne eintrat). Selbstverst~ndlich hatten wit stets, welches Auge auch abgedunkelt werden sollte, yon der Einstellung gleieher Sehferne (ohne Filter, aus 20 Werten gemittelt) auszugehen nicht yon der objektiv gleichen Abstandes (den 0-Stellungen), es sei denn im Fa]le der 0bereinstimmung beider (/ibrigens war die Gr6Benordnung dieser SehfernenUnterschiede um eine Zehnerpotenz geringer als in den eigentlichen Versuchen). Zur Darstellung der Abh/~ngigkeit der Sehfernen-Differenz yon der BelichtungsDifferenz (bei konstanter Raumhelligkeit) in der Abb. 1 sind die Extinktionswerte der t~flter (zwischen 10 und 100%) in logarithmischem MaBstab auf der Abszisse, und zwar so abgetragen, dab die Extinktionswerte in umgekehrter Richtung fortschreiten wie die logarithmische Teflung (so dab letztere mit der Belichtung des Dunkelauges zunimmt), die Sehfernen-Differenzen (in em) in ]inearem MaBstab auf der Ordinate. Fiir jeden Extinktionsgrad sind entsprechend der angegebenen ~ethodik getrenn~ 2 Mittelwerte gebfldet, gewonnen aus den Einstellungen bei Ausgehen yon einem zu kleinen bzw. zu groBen Markenabstand; zwischen beiden Werten befindet sich jewefls ein Bereich gleioher Sehferne. Dieser ist minimal bei geringen, maximal bei groBen Extinktionswerten*. Mit anderen Worten: die Empfindung der Setffernen-Differenz wird mit zunehmender Gr6Be derselben ungenau (wie sich zeigen 1/~Bt nimmt die Sehwankungsbreite in exponentiellem Verhaltnis
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* Er wiirde theoretiseh unendlieh groB bei reinem l~onokular-Sehen.
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Hell-Dunkel-Anpassungund rgumliches Sehen. LL Mitt.
zu)*. Was den Kurvenverlauf selbst anbetrifft, so erscheint dieser zwischen 30 und 90% etwa gradlinig, erst oberhalb 90% wird es in zunehmendem Mal]e deutlich, dal] die weitere Zunghme der Sehfernen-Dffferenz m i t nghertmgsweiso asymptotisshem Verlauf erfolgt (bei linearer Abszissenteilungerhglt man einen entsprechend noch stefleren Anstieg) **. Die Abh~ngigkeit der Sehfernen-Dffferenz yon der Raumhelligkeit (bei konstanter Beliehtungs-Differenz) zeigt Abb. 2, die Helligkeitswerte sind in logarithmischem MaBstab (yon 10-~ bis 10~ Lx) auf der Abszisse, die Sehfernen-Dffferenzen (in cm) in ]inearem M~l~stab auf der Ordinate ~bgetragen. Ftir die Helligkeitsstufen sind wiederum je 2 Mittelwerte (naeh dem vor- nnd rficklgufigen Eins~ellverfahren) bestimmt, dazwischen der Bereich gleieher Sehferne, an\ wachsend (exponentiell)mit der Crg \ Zunahme der Sehfernen-Differenz. Die Sehfernen-Differenzen \ sind bei grol~en Helligkeitea gering und ~ndern sich in weiten \ Bereichen nur wenig, zwisehen 101 und 10-1 erfolgt n~herungsweise asymptotiseher Anstieg. Es ist bcmerkenswert, da~ bei einem bestimmten Extinktionsgrad (hier 9],4%) die Vermindertmg der Raumhelligkeit zmn Zwecke der Untersuchung unseI res Ph~nomens nicht so welt I durchgeffihrt werden kann, als o~ es die Sichtbarkeit (und schein:. . . . . . . 2..-.. . . . . / ............ bare Lokalisierbarkeit) der Marken zu erlauben scheint.
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W e n n bei diesen VerLx=--~ suchen die R a u m h e l l i g k e i t Abb. 2. Die Abh~ngigkeitder Selffernen-Differenzyon der l~aumhelligkeit(bei konstanter Belichtungs-Diffe~ schrittweise verminder~ renz zwischenli. und re. Auge). Mittelwerte flit beide wurde, stellte sich i n der ]~instellungsartenwie'in Abb. 1 (s. Text). grSl~eren Zahl der F~lle n a c h E r r e i c h e n eines Maximalwertes der Sehfernen-Differenz (beiweiterer Helligkeitsabnahme) wieder eine gewisse A b n a h m e derselben ein. Schliel~t m a n i n diesem S t a d i u m d a n n das ttellauge - - so stellt m a n erstaun~ lest, d a b m a n die M~rken zun~chs~ gar n i c h t (oder n u t ganz schemefihaft) u n d n a c h einer Zei~ (der A d a p t a t i o n ) n u r sehr u n d e u t l i c h , kurz so sieht, da~ es ausgeschlossen erschein~, dal~ e i n s o mangelhaf~es ,,Bfld'! irgendwie mi~ einer r ~ u m l i c h e n E m p f i n d u n g v e r k n i i p f t sein k6nne. * ttierauf wird - - unter Bezugnahme auf Mo~J~ 86 (S. 2 8 4 ) - - noch zurfickzukommen sein. ** Die ~¢I~0stubverh~ltnisse sind bcsonders mit Rficksicht aufdie Zusammenfassung in Abb. 3 so gew~hlt. Eine logarithmische Teflung auch der Ordinaten ergibt keine Streckung der Kurven zur Geraden; hieriiber und fiber die spezielle Kurvenanalyse im Vcrgleich mit,denen des Gesamt-PE vgl. die III. Mitteilung. Dasselbe gilt ffir die folge.nden Kurven.
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D. TRINCKER:
Es bestanden bier deutliehe individuelle Untersehiede, und wit konnten fiir die typisehen Fiflle eine Beziehung fiaden zwischen dem sehr geringen Abnehmen und grSBerer Fusionsbreite, sowie zwisehen starkem Abnehmen und geringerer l~usionsbreite bzw. mehr oder weniger latenter Heterophorie. (Unsere F~lle befanden sieh durchweg ,,ira Bereiehe der Iqorm", es w/ire lohnend, aueh bei gewissen StSrungen der Fusion wie z. B. unter Alkohol* diese Verh/iltnisse naher zu untersuchen.) Es ist eigenartig, wie der Ubergang vom Binokular- zum MonokularSehen (des Hellauges) gewissermaBen ,,gleitend" (und unmerklieh) erfolgen kann; man wird nieht fehlgehen in der Annahme, dab hier ein Perseverieren der raumlichen Gestalt (der Sehfernen-Differenz) in allerdings abnehmendem quantitativem Grade wirksam ist. E s m a g hier sogleich eine B e m e r k u n g d a r / i b e r angeschlossen w e r d e n , d a b M o ~ j ~ 36 - - allerdings b e i U n t e r s u c h u n g des ( G e s a m t - ) P E eine der hier b e s c h r i e b e n e n ganz e n t s p r e c h e n d e A b n a h m e der (scheinbaren) r/~umlichen Tiefe n a c h ~ b e r s c h r e i t e n ehles m a x i m a l e n W e r t e s b e i w e i t e r e r H e l l i g k e i t s m i n d e r u n g b e o b a c h t e t , ffir gese~zm/~Big g e h a l t e n u n d als wesenflichen B e s t a n d t e f l in d e n K u r v e n v e r l a u f m i t einbezogen hat. Mo~J~ bemfiht sieh um eine Erkl/irung hierffir und meint, dab vor diesem ,,Kurvenknick" im Hellauge die Zalofen, im Dunkelauge die St~bchen erregt wfirden, dann aber in beiden Angen nur die St/~behen (bzw. vorherrsehend diese) und dab diesen _~mderungen eine Zunahme (vorher) und Abnahme (naehher) der EZ-Dffferenz entspr/iche. Es scheint nun auffallend, dab die gleiche Erseheinung auch in dem vorliegenden Falle (bei ruhenden Sehdingen) auftritt, we diese EZDifferenz ja keine Rolle spielen kann. Nach einigen weiteren ErSrterungen glaubt MozcJ~ jedoeh selbst in Erw/~gung ziehen zu m/issen 8~ (S. 292), ,,dab diese zun/iohs~ vermutete Abh/ingigkeit vielleicht gar nicht da ist, sondern dureh andere Faktoren z.B. dadureh, dab das abgesehw/~ehte Auge schon vet Erreiehen des Knieklounktes die Marken fiberhaupt nicht mehr sehen kann, vorget/iuseht worden ist". Dem k6nnen wir nur zustimmen (mit der Bemerkung, dab dooh wohl erst v e t o Knickpunkt ab das Ausseheiden des Dunkelauges vom Sehakt~ erfolgt). Es ist demnach nieht zul~ssig, in den Kurvenverlauf (sei es der r~umlichen Tiefe des PE, sei es der Sehfcrnen-Dffferenz) dieses Stadium der Wiederabnahme mit einzubeziehen, da man im anderen Falle den Fehler beginge, unvergleiehbare Daten vergleiehen zu wollen**. Die Z u s a m m e n f a s s u n g der E r g e b n i s s e bei s~mtlichen b e n u t z t e n S t u f e n tier R a u m h e l l i g k e i t u n d d e r Belichtungs-Differenz b e i d e r A u g e n (bei einer Versuchsperson) g i b t A b b . 3, d e r e n b e i d e Tefle (A u n d B) die O r d i n a t e g e m e i n s a m h a b e n u n d ein d r e i d i m e n s i o n a l e s K o o r d i n a t e n s y s t e m ergeben, w e n n ihre A b s z i s s e n als i m r e e h t e n W i n k e l m i t e i n a n d e r -con dieser a u s g e h e n d g e d a c h t werden. Tefl A enthiilt (in gleicher W e i s e wie b e i A b b . 1) die E x t i n k t i o n s g r a d e , Tell B (wie in A b b . 2) die Itelligkeitswerte. S/imtliche Punkte, die in der Ebene des einen, z.B. Teil A. senkrecht fiber emem Abszissenwert stehen, sind beim Tefl B dutch einen Kurvenzug verbunden * Vgl. 1ViAxz,R. s4 u. (bci Hirnverletzten:) GL~,S, M. 15 ** Vgl. auch unsere entsprechenden Befunde beim PE (III. 1Vfitt.).
Hell-Dunkel-Anpassung und rgumliches Sehen. II. Mitt.
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und umgekehrt; es handelt sich in beiden Teilsystemen um dieselben Werte der Sehfernen-Differenzen, sie sind nur anders geordnet*. Die Darstelhmg der Breite des jeweiligen Bcreiches gleicher Sehferne (vgl. oben) war hier uamSglich wegen der zahlreiohen ~-bersohneidungen der Kurven, die jede Ubersicht verhindert h~tten, so wurde hier nur die Einstellmethode mit Fortschreiten yon kleineren
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Abb. 3. Darstellung der Abh~ngigkeit der Sehfernen-Differenz
yon der Raumhelligkeit und der
Beliehtungsdifferenz beider Angen (s. Text).
zu grSl3eren Sehfernen-Differenzen berticksichtigt, d.h. nur die oberen Werte jeweils. Sehr deutlieh tritt bei diesen Kurvenscharen ein hyperbolisches Anwachsen der Sehfernen-Differenz mit der Abnahme der Raumhelligkeit sowie der Durchl~ssigkeit des monokularen Filters in Erscheinung, d.h. mit der Abnahme der absoluten und relativen (bezogen auf d~s Hellange) GrSI~e der Belichtung des Dunkelauges. II. Legen wir uns die F r a g e vor, ob das Ph~nomen der verschiedenen Sehferne im Hell- und Dunkelfeld (bei ruhenden Sehdingen) n u t auf dem bisher besehrittenen Wege (dem der monokul~ren Abdunldung) mSglich sei, so kommen wir zu Problemen, die sich mit fo]gender Versuchsanordhung bearbeiten lassen: Die Anordnung ist die gleiche wie bei den Vorigen Versuchen, lediglich tier Hintergrund (dol~ einheitlich) wird in eine helle und eine dunlde Hhlf~e geteilt. * Wir w&hlten die Projektion auf zwei rektangul~r-stehende Ebenen, da die raumlich-perspektivische Darstellung zu untibersichtlich ware.
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D. Ta~cx~R:
Die Grenzlinie (der Mittelsenkrechten entsprechend) wird so eingeriehtet, dab sich der bisher benutzte Mittelstab genau auf dieselbe projiziert; ist das der Fall, so wird der Stab entfernt (start seiner wird die Grenzlinie zwischen den Feldern fixiert). Die ~elder kSrmen wei~ und schwarz sein, welt zweekm~Biger aber sind heUigkeitsdifferente Graustufen (deren Albedo so gew~hlt werden kann, dab sich Verh~ltnisse ergeben, die den prozentualen Belichtungsdifferenzen , welche dureh unseren Ffltersatz erzeugt wurden, proportional gehen). Oas monokulare Tilter entf~llt natiirlich. Es ist dann in der beschriebenen Weise die Bestimmung der Sehfernen-Dffferenzen bei verschiedenen Raumhelligkeiten und Albedo-Verh~ltnissen der beiden Felder (Hintergrundsh~lften) ~aSglich. Die Wiedergabe der gewo~nenen Ergebnisse kSnnte in analoger Weise wie bei dem soeben Dargestellten erfolgen, doch sei davon abgesehen und nut summarisch referiert: Aueh die a u f diesem anderen Wege erzeugten Hell- u n d Dunkeffelder h a b e n eine W i r k u n g a u f die Sehferne, die der b~sher beschriebenen im Prinzip vSllig analog ist; geringere Sehferne im Hell-, gr51~ere im Dunkelfeld, Abh~ngigkeit der Sehfernen-Differenz y o n der absoluten u n d relariven Fl~chenhelligkeit der Felder im Sinne eines hyperbolischen Anstieges derselben bei A b n a h m e der Raumhelligkeit sowohl als der relariven (bezogen a u f das Hellfeld) Helligkeit des Dunkelfeldes. Ausdriicklich mull betont werden, dab die Einst~llungen zur messenden Charakteristik hier noch mehr Schwierigkeiten bereiten als bei der Methode der monokularen Abdunklung. Nur bei sehr strenger Einhaltung aller Bedingungen erh~tlt man vergleichbare Werte, andernfalls abet sogleich grSltte Schwankungen (vor ahem bei Abirren tier Fixation). Die grSBere StSrbarkeit dieser Methode erweist sich in sehr auff~]liger Weise der ,,Verlagerung der AufmerksamkeiC" gegeniiber, welche aueh mSglich ist, ohne dab die Fixation (merklich) ge~ndert wiirde. Bei den meisten Versuchspersonen k a n n durch (konzentrierte) Hinw e n d u n g der A u f m e r k s a m k e i t a u f den Stab im Dunkeffeld die Sehfernen-Differenz verringert, dureh H i n w e n d u n g a u f den Stab im Hellfeld abet u n t e r U m s t ~ n d e n gesteigert werden (bei unverKnderter Fixation der Feldergrenze). Diese interessante F r a g e der Abh~ngigkeit der Sehferne y o n der Einstellung der Aufmerksamkeit ist y o n psyehologischer Seite bereits beaehtet worden*. B. PI~T]~I~IA~ ss (S. 411) h a t der Abh~ngigkeit der Sehferne eines Sehdinges y o n seiner Helligkeit (hiGht der Feldhelligkeit) dureh Versuche mit verschieden heUen Scheiben vor einem einheitliehen (hinsichtlich der Helligkeit) H i n t e r g r u n d folgenden A u s d r u c k geben kSnnen: ,,Von objektiv gleich ferner~ Scheiben lol(alisiert sich die hellere in grSBerer ~q~he ; eine Scheibe, deren Helligkeit verst~rkt wird , bewegt sich auf den Beobachter zu." F:B. HO~ANN 1~ schreibt: ,,Von zwei verschieden hellen Lichtpunkten im Dunke]zimmer wird der hellere gewStmlich ffir naher gehalten als der dun]dere-" Diese E x p e r i m e n t e wurden y o n H. Sc~o~E ae (S. 341) (in Ankniipfung a n die P]sT]~MA~schen) weitergeffihrt, er konstatiert : y o n (im iibrigen * Vgl. P~T]~R~A~, B. ~s, Se~OLE, H. ~ und die dort zitierten Arbeiten (bes. yon S e ~ v ~ A ~ und JAE~SCH).
Hell-Dunkel-Anpassung und r/~umliches Sehen. II. Mitt.
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gleichen) Sehdingen ,,erscheint dasjenige am n~chsten, dessen Helligkeit die gr6Bte Differenz gegenfiber dem Hintergrunde aufweist". Diese Formulierung wird dutch unsere soeben besehriebenen Untersuchungen durchaus best~tigt in der Hinsicht, dab yon den mattschwarzen Marken die im Hellfe]d befindliehe n~her erscheint (was wir auf den FeldeinfluB zurfickffihren); bezfiglich heller Marken (die nach SCHOLE im Hellfeld ferner Ms im Dunkeffeld erscheinen mfiBten) zeigt sich jedoch, dab SCHOL~ hier einem Schematisieren zum Opfer gefallen ist (PETERMA~ drfickt sich in dieser Beziehung viel vorsichtiger aus). Wit haben folgendes beobachtet: Wenn sich helle Marken (zwei blankpolierte Stahlst~be desselben Durchmessers wie die Kohlest~be) genfigend nicht nur v o m Dunkelfeld, sondern aueh yore Hetlfeld ,,abheben" (als selbsti~ndige Gestalt), erscheint das Sehding im Hellfeld stets ngher als im Dunkelfeld; jedoch ist die Sehfernen-Differenz stets geringer als bei den schwarzen St/£ben*. (Der Helligkeits-Kontrast wirkt hier relativ im Sinne ScroLl, s.) Quantitative Versuche mit selbstleuehtenden Marken variabler Helligkeit (untereinander gleichhell) wurden zur Orientierung herangezogen, die Sehferne nimmt hierbei sehr rasch bei Helligkeitssteigerung gleichen Weft ffir beide an; bei abnehmender M~rkenhelhgkeit erfolgt die Zunahme der Sehfemen-Differenz offenbar such exponentiell. Die Ergebnisse sind bei ~elderung des Hintergrundes recht labil, zuverl~ssiger bei monokularer Abdunklung. (Versuche zur messenden Charakteristik der Sehferaen-Differenz ungleich he]ler Marken bleiben einer sp/~teren Mitteflung vorbehMten; bier beschr/inken wit uns auf den FeldeinfluB.) Die das Sehding als besondere Gestalt aus dem Feld herauslSsenden Sehrinden-Prozesse* * sind dazu nut bef/~higt, wenn genfigend verwert~ bare Unterschiede existieren. Der Metallglanz des Stabes sowie seine F o r m mfissen hier g/instiger wirken als die gleiche F1/~chenbeschaffenheir einer Scheibe und des Hintergrundes (aus Pappe bzw. Papier, wie bei SCHOLE). Wir haben stets konstatiert, dal] nur dann das (helle) Sehl ding im Dunkelfeld n/~her erschien, wenn das im Hellfeld gelegene dureh • ,,Einbeziehung in das Feld" (etwa als ,,Fleck" auf der Hintergrundfl/~che) seinen selbst/indig-dinghaften Gestaltcharakter verlor. I n diesem Falle aber k a n n yon einer ,,Vergleiehbarkeit" im Sinne unserer Fragestellung keine Rede mehr sein (diese ist nur bei als r/~umlich yore Feld getrennt wahrgenommenen Sehdingen gegeben***). Als besonders bemerkenswert erscheint nun, dub die genannten Autoren, PET~RMAN~ und SCHOL~, diese Beziehung zwischen der Helligkeit und der Sehferne eines Sehdinges nicht nut ffir binokulares, sondern • Dies ist auch der Grund daffir, dal] bei don bisherigen Versuehen immer mattschwarze Marken benutzt wurden. - ~ber den Kontrast-EinfluB vgl. die III. Mitt. • * ,,Seanning"-Prozesse nach 1~. W i ~ g 52, S. 156--167. • ** Dies muB selbstverstandlich aueh bez/iglich dunkler Sehdinge im Dunkelfeld beaehtet werden; wir haben deshalb Graustufen (bei schwarzen Staben) ffir die Dunkelfl/~che des Hintergrunds vorgesehlagen.
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D. TRI~CKE~:
a u c h ffir monokulares S e h e n * f a n d e n . W i r f a n d e n ebenfalls die Helligk e i t s a b h ~ n g i g k e i t hier sogar bei d e r M e h r z a h l d e r V e r s u c h s p e r s o n e n noch grSBer, was d a z u e r m u t i g t e , auch d e n Feldeinflul] (mit Hilfe derselben A n o r d n u n g wie b e i B i n o k u l a r s e h e n ) zu u n t e r s u c h e n . Es war lediglich die Vorriehtung fiir das eine Auge neu zu zentrieren, so dab die Grenze zwisehen Hell- und Dunkelflache wiederum mit der Mittelsenkrechten zusammenfiel. A u c h b e i der m o n o k u l a r e n M e t h o d e w a r die Sehferne geringer i m Hell- als i m D u n k e l f e l d ; in q u a n t i t a t i v e r H i n s i c h t v e r h i e l t sich die Sehfernen-Differenz hier noch s c h w a n k e n d e r , w e n n auch ungefi~hr in d e r gleichen GrSl~enanordnung wie bei b i n o k u l a r e m Sehen ( e n t s p r e c h e n d d e r U n s i c h e r h e i t m o n o k u l a r e r R a u m e m p f i n d u n g iiberhaup~). Bei diesem ] e t z t e n Versuch handel~ es sich offenbar u m die Abh~ngigkei~ der Sehferne y o n d e r L o k a l a d a p t a t i o n des b e t r e f f e n d e n r e t i n a l e n bzw. corticalen ,,Feldes", ein fiir d a s r~umliche Sehen a u c h u n t e r d e n B e d i n g u n g e n des t~glichen L e b e n s b e d e u t u n g s v o l l e s P r i n z i p . E s ist naheliegend, zu prfifen, ob a u c h d u r c h p a r t i e l l e A b d u n k l u n g des m o n o k u l a r s e h e n d e n A u g e s Sehfernen-Differenzen zu e r z e u g e n sind. Bei der bekannten Versuehsanordnung wurde das Filterglas zur Erzielung einer nich~ zu unseharfen Grenze zwisehen Hell- und Dunkelfeld in 6 cm Abstand vom Hornhautscheitel in einen sehwarzen Rahmen montiert, der daneben ein gleiehgroBes Feld unverdunkelt freigab, die Umgebung dureh sehwarze Tficher abgedeekt**. A u c h h i e r b e i e r g a b e n sich dieselben Gesetzmi~BigkeRen d e r A b •hi~ngigkeit d e r Sehfernen-Differenz y o n R a u m h e l l i g k e i ~ u n d BelichtungsDifferenz (der g e t i n a - H ~ l f t e n ) wie sie fiir B i n o k u l a r - S e h e n a b g e l e i t e t w u r d e n , j e d o c h w a r die S c h w a n k u n g s b r e i t e grS~er (besonders b e i geringen absoluten und relativen Helligkeitswerten). Wegen der praktischen Bedeutung dieser Frage wurden orientierende Versuche mit Abdunklung versehieden grol]er Gesiehtsfeld- bzw. Ne~zhaut-Areale (Sektoren) " durchgefiihr~. Bereits ein Sek~or yon einem Viertel bis ~tinftel vergr51]er~e deutlieh die ,,lokale" Setfferne. Bemerkenswert erscheint, dab sich diese Wirlrang sogar auf die nachste (unabgedunkelte) Umgebung erstreekte, derart, da~ halbseitige Abdunklung (,,Besehat~ung") der Netzhautperipherie die ~arke dieser Seite erkennbar ferner treten liet], obgleich sie selbst nicht davon betr0ffen war. Diese Befunde erkl~ren es, dab star]~e Licht- und Sehattenkon~raste die ri~umliche Wirkung z. B. yon Gem~lden und Zeiehnungen noch weir fiber das durch die rein perspektivisehen Mittel zu Erreiehende hinaus zu s~eigern vermSgen* * *. • Auf die Arbeit yon E. RE~Kr ~°, den PE betreffend, werdenwir in der I I L 1Ylitt. eingehen. • * GrSl~e der Filter 7 × 7 bzw. 8 × 8 em, so dab die Felder sich welt geaug auf der Retina ausdehnen. • ** Beachtenswertes 1YIaterialhierzu bei KRIPAL S]:~GH SODItI4z.
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III. Es erscheint an dieser SteUe notwendig, unsere Befunde mit dem Prinzip der ,,optokinetischen R a u m w a h r n e h m u n g " M. H. FISCHERS ZU vergleichen. Voll und ganz kSnnen wir zustimmen, wenn FISCHER schreibt: ,,Belichtungsunterschiede der beiden Augen und /~hnlich wirkende Momente sind also offenbar in der Lage, den Bereich unserer R~umwahrnehmung in welt grSl]ere Fernen auszudehnen, als man es bisher nach den Gesetzen der Stereoskopie annehmen zu d~rfen gl~ubte." (11, S. 14). Die Gfiltigkeit dieses Satzes ist yon jedermann zu best~tigen, der sieh mit monokularem Filter eine beliebige Landschaft anschaut (am besten abwechslungsreiches Gel~nde mit Feldstreffen und Baumgruppen oder -reihen dazwischen); m a n ist immer wieder fiberraseht yon dem auBerordentlich plastisch-r/~umlichen Eindruck (auch solcher Gebflde, die mehrere Kilometer entfernt, also auBerhalb der Grenze des eigentlichen stereoskopischen Sehens liegen). Die Argumentation geht bei 1V[. H. FISCHER yon den Ph~nomenen mit bewegten Sehdingen (PE bzw. dessen Ausfiihrung als Dreikugelversueh) aus, so glaubt er der Bewegung (und sei es Relativbewegung dureh Augenbewegungen) zur Erkl~rung nicht entraten zu kSnnen. Bei unseren Versuchen fiber die Sehfernen-Differenz ruhender Sehdinge im Hell- und Dunkelfeld war Fixation ein wesentliches Hflfsmittel, um genaue, vergleichbare und mSglichst grol]e Werte der scheinbaren r~umlichen Tiefe zu erhalten. M. H. FISCHE~ glaubt, dal~ die ,,unvermeidlichen Fixationsschwankungen" auch ein Element der (also nieht zu eliminierenden) Bewegung seien, und sag~: ,, Gerade deswegen braucht der Effekt auch bei Fixation nicht ganz zu fehlen." Wenn aber (wie stets bei unserer Anordnung) die Werte bei konstanter Fixation a m gr5Bten sind, bei jeder fiberhaupt nur merkliehen Abweichung aber deutlich abnehmen, bei starken Abweichungen das Phanomen aufgehoben wird (was ja aueh ffir den Feldeinflul] nicht anders denkbar ist) - - so ist die Annahme einer P~elativbewegung als conditio sine qua non ffir die scheinbare raumliche Tiefe hier doch auBerordentlich gezwungen.
Andererseits - - es wird noch d~rauf einzugehen sein - - verringern beim PE Augenbewegungen (ungenaue Fixation) die r¨iche Tiefe, Zunahme der (objekriven) Geschwindigkeit des Pendels vergrSBert sie (Abnahme derselben verringert die Sehtiefe). Diese Abhgngigkeit yon der (Marken-)Geschwindigkeit betrifft die Empfindungszeitdifferenzen-Koml0onente des PE (vgl. ARNDT,G.2). N u n ist es wirklich schwer vorstellbar, wie es unter den Bedingungen des tgglichen Lebens (bei normalem Sehen, ohne Filtergl~ser oder dergleichen, und ffir dieses sell ja doch gerade das optokinetische Prinzip naeh M. H. FISCHER SO bedeutungsvoll sein) zu wirksamen Empfindungszeit-Differenzen (oder nach der FIscgERschen Konvergenzhypothese zu
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D. T m s c x ~ :
Differenzen der K o n v e r g e n z - I m p u l s e ) k o m m e n soll z. B. b e i m B l i c k in eine offene L a n d s c h a f t , sei es n u n m i t oder o h n e A u g e n b e w e g u n g c n . Dennoch muB man die Anregungen M. H. FISCgERS zu einer Beschaftigung mi$ dem Einflug yon Belichtungsdffferenzen als aul~erordentlich wertvoll ansehen. F i i r eine H y p 0 t h e s e des Z u s t a n d e k o m m e n s (kleinerer u n d grSSerer)
Seh/ernen-Dif/erenzen d u r c h Lo/caladaptations-DiHerenzen b e s t e h t keinerlei S c h w i e r i g k e i t d e r A n w e n d u n g a u f d a s S e h e n des t g g l i c h e n Lebens. R g u m l i c h e E m p f i n d u n g e n fiber die G r e n z e n des stereoskopisch mSgl i c h e n h i n a u s w e r d e n u m so eher ents~ehen, je grSl~er die Belichtungsu n t e r s e h i e d e b e n a c h b a r t e r I ~ e t z h a u t - A r e a l e sind, a b e r a u c h n a h e Obj e k t e w e r d e n , , p l a s t i s c h e r " ( o f t in e r s t a u n l i c h e m MaBe) d u r c h Itellig. k e i t s - U n t e r s c h i e d e *. Der starker ,,plastische" Eindruck aller Sehdinge bei monokularer Abdunldung muB als ein Produkt der verschiedenen Sehferne angesehen werden, die - - relativ gesprochen - - demselben Sehding (bei der Fusion) yore Hell- bzw. yore Dunkelauge her zugeordnet ware; am meis%en mug das fiir die Gesichtsfeld-Mitte gelten, die (besonders, wenn ~uf Fixation nicht welter geachtet wird) gewissermal3en unter einem ,,WettsSreit" yon Hell- und Dunkelfeld steht. A u c h SCHAEFER U. E ] ~ E R 41 h a b e n d a s ,,Plastisehe" b e i m o n o k u l a r e r A b d u n t d u n g b e o b a c h t e t , sie b e m t i h t e n sieh ebenf~lls u m nghere Aufld~trung d u t c h Versuche a n einer A r t D r e i - S t g b e h e n - A p p a r a t . I n A n a logie zu der tt~l~INGschen M e t h o d e h a t t e die V e r s u c h s p e r s o n die Sehwelte ffir W a h r n e h m b a r k e i t y o n A n n ~ h e r u n g oder E n t f e r n u n g des Mittels t a b e s a n z n g e b e n . Diese Schwelle w u r d e d u r c h die A n w e n d u n g monokularer Abdunklung deutlich herabgesetzt. Dieser Befund beruht - - nach den Autoren - - ,,darauf, dag Frequenzunterschiede in der Optieusfaser bei ungleichen Ausgangsfrequenzen leichter wahrnehmbar werden". I m einzelnen ist die folgende B e o b a c h t u n g (welche wir, wie a u e h die S e h w e l l e n h e r a b s e t z u n g selbs~, e x p e r i m e n t e l l b e s t ~ t i g t f a n d e n ) meines E r a c h t e n s b e m e r k e n s w e r t 41 (S. 651): ,,Delta langsamen Verschieben des mittleren Stabes aus der Iqullstellung beobachtet man zuerst, dab tier Stab gegen die seitlichen Vergleichsstabe versehoben ist, ohne dab man sagen kann, ob nach vorn oder hinten. Erst bei grSBeren Tiefenabstanden lagt sich zwischen vorn und hinten sicher unterscheiden." Die yon den Autoren geaugerte ttypothese einer doppelten Schwelle des Tiefen: sehens (,,eine, welche yon der Noniussehscharfe, eine, welche Yon der Konvergenzempfindung geliefert wird") wird yon ihnen selbs$ mit guten Griinden widerlegt. Auch M. tt. FIscheR lehnt diese Hypothese ab; er weist dar~uf hin, dag bei bewegten Angen die ,,Verbesserung des Tiefeneindmmkes" noch grSger sei als bei rahenden. Wenn M. H. FIscms~ die Verhaltnisse z. B. beim Blick in eine offene, d era he]len Tageslicht mehr oder weniger gleichmagig ausgesetzte Landsehaft meint, so kSnnen wir dem nur zustimmen; ganz anders abet ist das Resulta$ bei * Von der bekanntlich die raumliche Gestalt prggenden Licht- und Schatten-
Verteilung sehen wir dabei noch ganz ab. (An scharfen Felder-Grenzen kommen aueh die Kontrast-Erscheinungen hinzu.) Vgl. hierzu: W. METZGV~a~.
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einem Gesichtsfeld, welches Felder yon groBem Helligkeitsunterschiede enth~lt, dabei entwickelt sich der Eindruck der r~umtiehen Tiefe am besten bei ruhendem Blick. Die Erkl~rung dieses Paradoxons scheint nicht allzu schwer: Die dutch lokale Hell- und Dunkelfelder entstehenden Sehfernen-DifferenzenkSrmen optimale Entstehungsbedingungen nur dadurch erlangen, dab immer die gleichen Hetzhautbezirke hell- oder dunkeladaptiert werden, ~ugenbewegungen miissen diese Adaptationsdifferenzen in um so st~rkerem Mal~e stSren, je grSBer deren Exkursionen sind*. Hierher gehSren s~mtliehe La dieser Mitteflung besohriebenen experimentellen Anordnungen: Beid- und ein~ugig (ohne Filter) dureh HeU-Dunkelfelderung des Hintergrundes, oder aber beidaugig mit m0nokularer bzw. eini~ugig mit partieller Abdunkhmg mittels Filter. B e m e r k e n s w e r t ist n u n , dal~ m a n bei m o n o k u l a r e r (Filter-) A b d u n k l u n g die Sehfernen-Differenz zweier Marken, die sich a n e n t s p r e c h e n d e n Stellen in] Hell- u n d D u n k e l f e l d befinden, sehr wohl (subjektiv) wahrn e h m e n u n d (noch besser) messend eharak~erisieren k a n n , da~ a b e t die Sehfernen-Differenz der Felder selbst der u n m i t t e l b a r e n W a h r n e h m u n g nicht zug~nglieh ist**. Um die Sehfernen-Differenz der ~elder selbst zu charakterisieren bedarf es eben der Marken, und man kann (sowohl mit schwarzen als mit wei~en F~den) die Bestimmung des (Plan-)Horopters (n~ch TSC~E~A~ ~s) durchfiihren: immcr mfissen die F~den auf der Hellseite relativ zuriick, auf der Dunkelseite retativ vorgesetzt werden, damit sie ,,gleiehweR" erscheinen. (Dies gil~ ganz analog fiir Hintergrundsfelderung.) Es ist ~lso yon Bedeutung, ob sich bei Betraehtung einer La~adschaft grSl~ere Objekte (zwischen welchen der jeweflige FeldeinfluB Sehfernen-Differenzen erzeugen kann) im Vordergrund befinden oder nieht. Ist es nicht der Tall, h~ndelt es sich um eine g]eichfSrmig offene Landschaft, so wird diese als einheitliches Feld wahrgenommen, die Sehdinge innerhalb der Landsehaft erscheinen als ,,FeldStruktur", nicht als selbst~ndige r~umliche Gestalten (ein entspr. Beispiel wurde oben besehrieben). Bei monokularer Abdunklung kSnnen hier keine nemlenswer~en Sehfernen-Differenzen zwischen den Strukturen der beiden H~fften des Gesichtsfeldes auftreten. Je starker eiu Gesichtsfeld r~umlieh gegliedert ist, desto grSBer mu~ die Zunahme des plastisch-r~umliehenEindrueks durch die monokulare Fflterung sein; erscheint die optische Gliederung ~ber als ~eldstruktur, so bedarf es einen zus~tzlichen Faktors, um fiber das bei ruhendem Blick ~6gliche hinaus einen gewissen Grad yon r~umlich-plastischem Eiudruek zu erzielen. Im geraden Gegensatz zu den bisher besprochenen ~£]len erblicken wir hier in der Bewegung (der dureh Augen-, Kopf- oder K6rperbewegungen bewirkten retinalen Bfldverschiebung) eiuen derartigen fSrdernden Faktor. Zwar ist ein zentraler Kompensationsapparat (welchen man sich wohl am besten nach dem v. HOLSTsehen ,,Reafferenzprinzip' ' ~ arbeitend vorstellt) im allgemeinen sehr gut in der Lage, z. B. bei Ausffihrung einer Augenbewegung durch ,,Vergleieh" der zu erwartenden mit der wirklich eintreffenden retinalen Bfldversehiebung bei Gleiehheit derselben die * Dutch die ~ixationssehwankungen hingegen wfirde keine den Adaptationszustand ganzer Hetzhaut-Areale beeinflussende StSrung anzunehmen sein. ** Der (obiektiv homogene)Hintergrund wird als einheitliehe Gestalt wahrgeuommen (lediglich zur Peripherie des Gesichtsfeldes hin erseheint er manchmal etwas naher bzw. ferner und dunkler).
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D. T~x~cxE~:
Wahrnehmung des Ruhens der Sehdinge im Raum zu erm6glichen doch mul~ dieses Zusammenspiel bei geniigend groBer Differenz der Empfindungszeitenbeider Augen empfindlich gest6rt warden. Wegen der relativ geringen GrSBe der Exkursionen wird es zwar nieht zu Bewegungsempfindungen, wohl aber zu einer ,,scheinbar" vermehrten raumlichen Tiefe kommen (wie beim PE handelt es sich um die Umwandlung der zeitlichen Bewegungsparallaxe in eine r~umliche). Immerhin ist selbst bei ruhendem Blick und monokularer Abdunk]ung eine Labflit/~t der Sehferne in der Art merklich, dab die Schwelle ffir die Wahrnehmbarkeit der Verschiebung des Mittelstabes herabgesetzt wird*. Die bereits zitierte Beobachtung, dab solche Verschiebung bereits erkannt wird, bevor ein Urteil dariiber mSghch ist, in welcher Richtung sie geschieht, ist so erkl~rbar, dab bereits geringe (normalerweise untersehwellige) objektive Abstands~nderungen durch Vermehrung der Sehwankungsbreite der Sehferne iiberschwellig warden, jedoch zun~chst ohne merklichen Riehtungssinn. I n diesem Z u s a m m e n h a n g k S n n e n wir a u f die Ergebnisse v o n F. H. VE1~HOE~49, 5° hinweisen, welcher die ~ n d e r u n g der N e i g u n g einer stereoskopisch gesehenen Linie n a c h m o n o k u l a r c r A b d u n k l u n g u n t e r suchte sowie deren s c h e i n b a r e Lage~nderung**. H i e r a n h ~ C. Mi)NS T ~ a~ angeknfipft, d e m wir gewissermaBen d e n G r u n d v e r s u c h verd a n k e n , der bereits jenes P r i n z i p enthielt, a u f welchem die hier mitgeteilten e x p e r i m e n t e l l e n Ergebnisse b e r u h e n : ,,Man schneider aus einem Bogen sehwarzen Papieres zwei Quadrate yon etwa 50 mm Kantenl~nge und 20 mm Abstand heraus und befestigt diesen Bogen fiber ein Blatt Seidenpapier so an einer Fensterscheibe, dab die ~)ffnungen gleichmaBig beleuchtet sind. Bringt man nun vor das ]Luke Auge ein Grauglas, das nicht weniger als 500/0 absorbiert, so tritt scheinbar die linke Marke zurfiek, die reehte vor. Bringt man das Glas vor das rechte Auge, so ist die Erscheinung umgekehrt***." Leider hat M~Y~STE~fiir seine weiteren Untersuehungen eine wenig giinstige Anordnung benutzt, einen zwar technisch sehr komplizierten, aber mit ausgesprochen unfibersichtlichen Bedingungen hinsichtlich der Reizgestalt als physiologisch-psyehologiseher GrSBe arbeitenden ~Ioropterapparat. So wird yon dem Autor angegeben, dab sich zwar helle Objekte vor dunklem I~intergrund wie im (zitierten) Vorversuch verhielten+, dunkle vor hellem aber genau umgekehrt - was unseren Ergebnissen v6]lig widerspricht. Wir fanden bei Nachahmung der MiYNs~ERschenHe]ligkeitsverhaltnisse den Grund in einem merkwiirdigen Gestaltph/~nomen: bei sehr grol~er He]ligkeit einer weiBen F1/iche ersehcint der Mehrzahl tier Vp. (wenn sie den wahren Sachverhalt nicht kennen, aber aueh zum Tail dann, wenner bekannt ist !) ein tiefschwarzes, fl~ehenhaftes (z. B. quadratisches) Sehding, welches sich objektiv davor befindet, als Loeb in der F1/~che (mit Ausbliek auf einen schwarzen Hintergrund). Die Tiefe des ,,Loehs" erseheint nm so grSBer, je grSi3er der Helligkeitskontrast an der Sehwarz-Weifl-Grenze ist. Da die He]tigkeit auf der Seite des Dunkelauges ged/~mpf~ ist, erseheint das ,,Loeh" bier weniger fief (der schwarze I-Iintergrundalso n~her) als auf derHellseite. Die Entstehungsbedingungen $ SC~AEFFER ~l. ]~BI~ER 4~.
** Wir fanden ebenfalls eine scheinbare Lage~nderung, indem sich mit abnehmender absoluter und relativer Belichtung des Dunkelauges der Mittelstab dam Stab tier He]lseite nahert (und vorriickt). *** Die Bedingungen sind nieht optimal, vielleieht improvisiert man besser mit 2 Bleistiften vor einer nicht zu hellen Wand. + Also im Sinne unserer Ergebnisse.
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fiir dieses Gestaltph~nomen waren bei M/)I~STEI~gfinstig, weft er aus Blech g e schnittene, also fl~ehenhafte Marken, nieht Sti~be, verwandte. Es ist wohl evident, dag (auch sinnesphysiologisch) nut solche auf Wahrnehmungsvorg/~ngen beruhende Daten Vergleichbarkeit besitzen, die nicht verschiedenen Gestaltlcrg#en ihren Charakter verdanken. IV. N a e h unseren eingangs gemaehten Ausfiihrungen h a b e n wit das P h a n o m e n der versehiedenen Sehferne im Hell- u n d Dunkelfeld bei r u h e n d e n Sehdingen Ms den reinen FM1 jenes in der 1. Mitteilung besehriebenen A s y m m e t r i e - P h a n o m e n s beim P E aufzufassen. W e n n dies zutriift, d a n n m u g sieh aueh bei r u h e n d e n Sehdingen ein den Beoba c h t u n g e n y o n E~G~LXI~G u. P o o s s (S. 376) fiber A u s l f s u n g des P E d u t c h ungleiehe Adapta~ionszust~nde beider Augen allein (ohne monokulare Abdunklung!) entspreehender Befund erheben lassen. Das Wesentliehe bei diesen Versuehen ist zweifellos, dag sieh die seheinbare Bewegungsriehtung so verhalt, als ware d a s (dureh Lieh~absehlug) dunkeladaptierte Auge das ,,Dunkelauge" (d, h. das abgedunkelte), obgleieh es doeh bei der objektiv gleieh intensiven Beliehtung beider Augen im dunkeladaptierten zu der helleren E m p f i n d u n g k o m m t * . Es sei dabei vorweggenommen, dag sieh das A s y m m e t r i e - P h ~ n o m e n analog verhalt, d . h . die Sehferne ist a u f der Seite des helladaptierten Auges geringer, a u f der des dunkeladap~ierten gr6Ber. Zur Untersuehung des Problems wird dieselbe Anordnung benutzt, wie hier zuerst besehrieben (mit homogenem Hintergrund), das monokulare Filter entfiillt. Das eineAuge wird durch einen liehtdichten sehwarzen Verband 20 rain lang** dunkeladaptiert, das andere gleichzeitig helladaptiert dutch zwangloses***Anschauen eines Himmelsausschnittes (durch ein bestimmtes Fenster)+, zur quantitativen Abstufung der Adaptations-Differenz beider Augen bei wolkenlosem Himmel und gleichem Sonnenstand (zur gleichen Uhrzeit an aufeinanderfolgenden Tagen) unter Helligkeitsabschw~Lchung durch unseren Filtersatz (vgl. oben), wobei das Luxmeter an der Steile des Auges in eiI~em Bereich yon 100--I0000 Lx anzeigte. Die Helligkeitskonstanz wahrend der Adaptationsdauer wurde laufend kontrolliert. Dutch diese relativen Werte ffir die Leuehtdichten sind die verschiedenen so erzeugten Adaptationsstufen zwar nur relativ, jedoch (yon gewissen individuellen Untersehieden des Adaptationsganges, die aber nach 20 min Dauer keine wesentfiche Bedeutung mehr .haben, abgesehen) mit gentigender Genauigkeit untereinander vergMchbar dargestellt. * Ist das li. Auge dunkeladaptiert, erfolgt die Bewegung im Uhrzeigersinn, ist es das re., entgegen demselben. ** Die Variation der Adaptationsdauer zum Zwecke der quantitativen Abstufung der Adaptation ist unzweckmal~ig. *** StarresFixieren macht die naeh Freigabe des verbundenenAnges auftretenden Fnsionsstfrungen grfBer. + Die voile Leuehtdichte des wolkenlosen Himmels bei hochstehender Sonne schafft zwar maximale Adaptations-Differenz, aber auch besonders starke Fusionsst6rungen.
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D. TRINCKER:
Der graphischen Darstellung (Abb. 4) liogt das gleiche Prinzip zugrunde wie bei Abb. 3, so dab auf deren Erkl~rung verwiesen werden kann. Der einzige Unterschied besteht darin, dab beim Tell A (auf der Abszisse hier die AdaptationsDifferenzen an Stelle der Belichtungs-Differenzen) die Filterextinktionswerte in umgekehrter Richtung wie dort aufgetragen sind (bei unserer, Methode ist die Adaptations-Differenz um so grSBer, je geringer die Extinktion), um analoge Mal]stabverh~ltnisse zu erhalten. Es sei ausdriicklich darauf hingewiesen, dab die Schwankungsbreiten und individuellen Unterschiede hier um 100--200~/o grSl]er sind als bei der Methode mi~ Belichtungs-Differenzen; dennoch resultiert bei sehr genauer Einhaltung eines konstanten Zei~intervalles zwlsohen der Freigabe des dunkel~daptierten Auges und dem Beginn und Ende der Einstellungen ein ' / geniigend gesiche~er Kurvenverlauf. Als Ergebnis dieser Versuchs]bi/B Teil~ reihen k S n n e n wir feststellen, t dab sich (in ~ b e r e i n s t i m m u n g mit den A n g a b e n y o n E~cG~LxI~O / u. P o o s ffir den P E ) alas dunkeladaptierte Auge bezfiglich seiner Sehfernenwerte so verh~lt wie /, das ,,Dunkelauge" bei Beliehtungs-Differenz beiderAugen, das ~0% 80 ZO6'0,~-0z/0.~0 70-? 7 70 70a fO~ helladaptierte wie das ,,HellLx----~ auge". Der K u r v e n v e r l a u f der Abb. 4. Die Abh~ngigkeit tier Sehfernen-Differenz Abh~ngigkeit der Sehfernenyon tier Adaptati0ns-Differenz (ausgedriiekt Differenz y o n der Beliehtungsdutch die Extinktionswm%e der hier vor das hell zu adaptierende Auge gesetzten Filter) und der Differenz einerseits, tier A d a p t a : Raumhelligkeit (s. Text). tions-Differenz andererseits zeigt prinzipielle ~ b e r e i n s t i m m u n g , dasselbe gilt for die Abh~ngigkeit in beiden F~llen y o n der Raumhelligkelt. N a e h Freigabe des d u n k e l a d a p t i e r t e n Auges t r a t e n fast immer gewisse FusionsstSrungen w~hrend der ersten S e k u n d e n auf. E r s t naeh Abklingen dieses Stadiums (durchsehnittlich naeh 15--20 see bereits vollkommene l~usion, n a e h 30 see war sie bei allen Versuchspersonen stets normal) w u r d e n die Einstellungen vorgenommen, welche unseren MeBreihen z u g r u n d e liegen. Zweifellos sind unsere Werte dadurch etwas geringer ausgefallen, als es bei sofor~ n~ch Freigabe erfolgenden Einstellungen hatte theoretisch der Fall sein k6nnen; wit waren aber zu diesem Vorgehen gezwungen, weft erst bei Verschwinden der FusionsstSrungen die Gew~hr gegeben war, im strengen Sinne vergleichbare Werte zu erhalten. Nach Ausscheiden einer Vp. konnte der Versuchsbeginn auf 30 see nach Freigabe einheitlich festgesetzt werden, die Einstellungen wurden 60 sec nach Freigabe beendet. Nach Freigabe des dunkeladaptierten Auges nimmt die Adaptations-Differenz zunachst rasch, dann immer langsamer ab (die ~nde~mng w~hrend des angegebenen MeB-Intervalls halt sich also in engen, zudem immer gleichen Grenzen). Nach dem
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Grade der RaumhetligkeR ist die ZeRspanne des Abklingens der AdaptationsDffferenz bis zum Verschwinden der Sehfernen-Dffferenz etwas kiirzer (2--4 min bei grol3er Helligkeit) oder l~nger (3--6 rain bei geringer), wobei die GrSBe der Adaptations-Dffferenz nur wenig ausmacht (l~nger bei grS]erer Dffferenz)*. W ~ h r e n d des S t a d i u m s der F u s i o n s s t S r u n g e n ist t i n leiehter Strabism u s divergens h~ufig. Diese E r s e h e i n u n g w u r d e y o n P. Ig-RO~a~BERGER$$32, 33 ZUm AIlla~ g e n o m m e n , die B e f u n d e y o n ]q]NG]~LKINGO. P o o s , vor allem aber die D e u t u n g , die J. v. K~IES 8i u n d diese*** j e n e n gaben, einer scharfen K r i t i k zu u n t e r z i e h e n . Vor allem die bedeutsamste SehluBfolgerung, dal3 n:imlich wegen des gleiehen Verhaltens des minderbelichteten und des dunkeladaptierten Auges beim PE aueh die Empfindungszeit des dunkeladaptierten Auges ebenso linger sein miisse als die des he]ladaptierten+, "wie die des minderbeliehteten Auges l~nger als die des st~rkerbelichteten, wurde yon KRO~E~ER~]~ angegriffen (ira Rahmen der Polemik seines Lehrers F~Sm~Ic~ i~ gegen die Duplizititstheorie yon J. v. K~Iv.s). K~O~ZBEnGv.~32,8~ behauptet, da~ nur wi~hrend des Stadiums der gestSrten Fusion (welches er durch maximale Helladaptation in besonders starker Auspr~gung erzeugt), die scheinbare Bewegungsrichtung des PE sieh so verhielte, wie E~¢V.LKI~G und Poos es besehreiben. Wenn die Fusion wieder eine vollkommene sei, so ware gerade das umgekehrte der Fall, d.h. das helladaptierte Auge verhielte sieh wie das minderbelichtete. Bezeiehnenderweise sind yon den Vp. K~ONnNa3]~RGERSselbst keine iibereinstimmenden Aussagen gemacht women: Mo~;r]~ (auch FnSH~iCHSchiiler) sah die Erscheinung so wie ElV~ELKIN~und Poos, und auch die grSl~ere Tragheit des D~mmerungs~loparates wurde bei ihm uusdriicklich konstatiert ~, S. 478. E~]~LK~Z~ und Poos h~tten yon den initialen FusionsstSrungen niehts erw~hnt, so g]aubte offenbar K n o ~ E ~ , ~ . ~ , mit deren Beschreibung die beiden Autoren bereits mehr oder weniger widerlegt zu haben. W i r f a n d e n diese l~usionsstSrungen (wie besehrieben) zwar aueh u n d wie n i e h t a n d e r s zu e r w a r t e n eine gewisse Lab:ilit~t (aueh s u b j e k t i v e Unsieherheit u n d U n b e s t i m m t h e i t ) des r ~ u m l i c h e n Sehens als ihre Begleiterscheinung; n a e h W i e d e r h e r s t e l l u n g v o l l k o m m e n e r l~usion aber stets (analog v. I ~ I ~ S , E ~ G n L K I ~ u. Poos) grSi~ere Sehferne des d u n k e l a d a p t i e r t e n , geringere des h e l l a d a p t i e r t e n Auges, d. h. eindeutige ~ b e r e i n s t i m m u n g der Reaktionsweise des d u n k e l a d a p t i e r t e n m i t dem m i n d e r b e l i e h t e t e n Auge, des h e l l a d a p t i e r t e n m i t dem starker belicht e t e n ++. Das yon KRONENBERGERerw~thnte ,,Umsehlagen" der Erscheinung kam - - wenn iiberhaupt - - nur bei besondei~ starken initialen FusionsstSrungen gelegentlieh zur Beobachtung, etwas hiufiger nach Abklingen der Adaptations-Dffferenz, indem * Auf diese Verhaltnisse wird bei der Behandlung der entspreehenden Bedingungen beim PE noch zuriickzukommen sein. ** Aus der FRSI~LIeHsehen Schule. *** Die Arbei~ yon E~r~a~LK~ und Poos war aus dem v. K~IESSehen Institut hervorgegangen. + Bzw. die Stibchen triger als die Zapfen. ++ Diese T~Tbereinstimmung kormten wir aueh bezfiglich des AsymmetriePhinomens beim PE konstatieren. PfliigersArchlyf. d. ges. Physiologie,Bd. 257. 8
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D.T~I~c~:
auf das erstmalige Verschwinden der Sehfernen-Differenz bei weiterer aufmerksamer Beobaehtung eine inverse (meist unmel~bar) geringen Grades zu folgen schien, dan~ch Ausgleieh und u.U. eine zweite positive Phase (sogar 2. negative und 3. positive). Bei der 1VIehrzahlder Vp. schwindet die Sehfernen-Differenz jedoch aperiodiseh. Wir glauben nieht, dal3 es sieh hier um ein periodisehes Abklingen der Adaptations-Differenz selbst handelt; wahrscheinlieh entspringt die Periodik der Schicht der eortic~len Gestaltprozesse. Dies wird beim PE, we es sieh ja um das Umsehlagen der scheinbaren Bewegungsrichtung handelt, noch deutlicher; es kann z. B. im Sehwellenbereich desselben, aber auch bei Abwesenheit jeder physiologischen Ursache fiir einen PE (bei gleiehen Beliehtungs- und Adaptations-Zust~nden beider Augen, gewisserma]en a]leine durch einen Wettstreit der den corticalen Funktionssystemen immanenten Gestalt-Schemata bei Vp., welehe die Ph~nomene sehon ,,kennen")* zu einer solchen Periodik kommen. In einem weiteren Punkte wurde KROI~ENBERGER bereits yon R. H. K~mv ~ widerlegt. Es handelt sich um die Behauptung, da] bei Ferneinstellung (an Stelle der normalen Naheinstellung auf die Marken) die Bewegungsrichtung des PE umschlfige (damit sollte ein Gleiches ffir den Zustand w~hrend der initialen FusionsstSrungen bewiesen werden). Tats~ehlieh entstehen Doppelbflder (bei bewegten wie ruhenden Marken), die r~umliche Tiefe ist entweder aufgehoben oder bezfiglich der Gestalt-Auffassung vSllig ]~bil**. I~ach diesen Richtigstellungen kann es wohl als gesichert gelten, dab sich Adaptations-Dffferenzen beider Augen gleiehsinnig wie Belichtungs-Differenzen auf die Sehferne ruhender Sehdinge auswirken. R e c h t m e r k w i i r d i g mul~ es erseheinen, dal~ die n u r wenige S e k u n d e n ( 1 - - 3 , h S c h s t e n s 5 sec) b e a n s p r u c h e n d e , , A n p a s s u n g " des d u r c h ein F i l t e r a b g e d u n k e l t e n Auges a n die m i n d e r e B e l i c h t u n g sieh gleichsinnig v e r h a l t e n sell der , , A n p a s s u n g " , welche w ~ h r e n d vieler M i n u t e n (20 rain) bei d e r E r z e u g u n g d e r A d a p t a t i o n s - D i f f e r e n z e i n t r i t t , u n d ebenfalls gleiehsinnig j e n e r , A n p a s s u n g " , welehe b e i m B l i c k a u f einen h e l l - d u n k e l g e f e l d e r t e n H i n t e r g r u n d in de m gleiehen Z e i t i n t e r v a l l mSglieh zu sein scheint wie die r~umliehe W a h r n e h m u n g selbst. M i t d e n r e i n ,,physiologischen" V o r s t e l l u n g e n fiber A d a p t a t i o n (und L o k a l - A d a p t a t i o n ) d e r R e t i n a s c h e i n t die E r k l ~ r u n g hierffir r e c h t schwierig. E s sei d a t u m a n A u s f f i h r u n g e n y o n E. 1%. JA~Nsc~ 23 fiber die Betefligung des ganzen o p t i s e h e n A p p a r a t e s (des p e r i p h e r e n u n d zentralen) an der Hell-Dunkel-Anpassung erinnert: ,,Wir haben uns also vorzustellen, dab die Hell- bzw. Dunkelanpassung einen ganzen in sich zusamrnenhiingenden ]unktionellen Apparat des Hell- bzw. Dun~el8ehens einsehaltet. Die Einschaltung der anatomiseh versehiedenen Lichtreeeptoren, Zapfen und St~behen, wird mit zu diesem funktionellen Einsehaltungsvorgang geh6ren, - - unsere Untersuehung gibt jedenfalls keinen Anlal~, daran zu zweifeln - - , aber diese Bet~tigung verschiedener anatomischer Reeeptoren ist nieht das ganze und nieht das wesentlichste des Tatsachenkomplexes, sondern nur ein Teilglied eines umfassenderen Gesehehens, das sieh zum Tefl jedenfalls in zentraleren Bereiehen als in denen der Lieh~reeeptoren, abspielt." • Hiervon wfl.d in der 3. Mitteilung noeh n~her die Rede sein. • * Die ErSrterung dieser Kontroverse KROI~ENBERGERSwar mit einer gewissen Ausfiihrliehkeit nStig wegen der grunds~tzliehen Bedeutung fiir unsere Versuche.
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Diesen Gedanken (mit welehen J~ENSCK ZU seinen Anschauungen fiber die ,,Funktionsschiehten°' hinleitet) entspreehende Uberlegungen lagen auch uns angesichts jener zeitlichen Diskrepanz der unter verschiedenen Bedingungen ablaufenden Vorgi~nge der ttell=Dunkel-Anpassung nahe. Wir mSchten folgende Hypothese vorsehlagen: 1. Ursache der langsamen Vorg~nge seien retinale, chemisehe Prozesse*; eben ihrer grol~en Trggheit wegen kSnnen sie bei der bier beschriebenen Methode zur Erzeugung (abstufbarer) Adaptations-Differenzen solehe bewirken, die auch naeh Fortfall der erzeugenden Beliehtungs-Differenz noch eine betrgchtliche Zeit andauern. 2. Ursache der sehnellen Vorgi~nge seien eortieale, nervSse Prozesse**; bei hellodunkel-gefeldertem Hintergrund kSnnte (zumal binund monokular entsprechende Sehfernen-Differenzen auftreten) die Lokal-Anpassung an sieh aueh retinal sein***, bei Abdunklung einer ganzen Retina (mittels Filter) kann jedoeh die Entstehung des Hell- und Dunkelfeldes nur eine cortieale (bei der Fusion infolge jeweiliger Halbseitendominanz) sein; da aber die letzteren Vorg~nge sogar noch etwas mehr Zeit erfordern als die ersteren, ist es reeht wahrseheinlich, daS sie beide corticaler Natur sind. 3. W£hrend der ganzen Bauer der (unter 1. genannten) retinalen Prozesse laufen itmen entsprechende eorticale zwangsl~ufig auch ab; letzthin miissen sich also s~imtliche Hell-Dunkelanpassungsvorg~nge an zentralen Funktionssystemen (gewissermal~en als gemeinsamem ,,Erfo]gsorgan") auswirken. So ist es m6glich, dab sie gleiehsinnig unsere Wahrnehmung der Sehferne beeinflussen, obgleich die ,Anpassung" als solche (nach den angeffihrten Kriterien) auf (wahrscheinlich zwei) verscbiedenen ,,Stufen" erfolgt. Vielleicht ware hierfiir aueh eine terminologisehe Unterscheidung zweckm~Sig: den retinalen Prozessen allein miiBte die Bezeichnung Hell- und Dunkel-,,Adaptation" vorbehalten bleiben, ffir die cor~iealen kSnnte etwa Hell- und Dunkel,,Stimmung" (wobei auch an ,,lokale'° Vorg~nge, gewissermal~en cortieale Hell- und Dunkelfelder gedacht werden darf) vorgeschlagen werden. ZusammenIassung. Als U r s a c h e des in u n s e r e r e r s t e n M i t t e i l u n g u n t e r s u c h t e n n e u e n P h ~ n o m e n s einer A s y m m e t r i e der (scheinbaren) B e w e g u n g s b a h n b e i m PULFRIcH-Effekt (zuerst y o n M. H. FISCHE~ b e i seinem ,,Oreikugelv e r s u c h " b e o b a c h t e t ) e r k a n n t e n wir eine gesetzm~l~ig a u f t r e t e n d e Sehfernen-Differenz : geringere Sehferne im ,,Hellfeld", grSBere i m , D u n k e l feld". I n der v o r l i e g e n d e n Mitteflung k o n n t e n w i t die Gfiltigkeit dieses P r i n z i p s auch ffir r u h e n d e Sehdinge nachweisen. Die e x p e r i m e n t e l l e Bes t ~ t i g u n g e r s t r e c k t sich n i c h t n u r a u f dieselbe A n o r d n u n g wie b e i m P ~ ] ~ I c H - E f f e k t , also B i n o k u l a r s e h e n m i t m o n o k u l a r e r A b d u n l d u n g (durch ein F i l t e r ) , s o n d e r n auch a u f M o n o k u l a r s e h e n m i t p a r t i e l l e r Abd u n k l u n g u n d Bin- u n d M o n o k u l a r s e h e n (ohne F i l t e r ) m i t He]l-Dunkel* Deren Existenz ja a]s sicher gilt, vg]. G.v. ST~]):~ITZ~5 u. a. ** Spricht man yon nervSsen Prozessen, so dfirfen ihnen wiederum zugrunde ]iegende chemisehe nicht ausgeschlossen werden; sehr versehieden diirfte Mlerdings der Chara]~ter derselben hier wie dort sein, im einen ~alle sehr tr~ge, (Zersetzungen und) Resynthesen, im anderen sehr schnelle, z. B. Ionenversehiebungen. *** Auch in dem Falle aber mfil~ten es sehr rasch ablaufende, ,,nerv(ise" Vorg~iuge sein, vSllig verschieden yon jenen tr~gen chemischen der Dunkeladaptation (welehe den ~anktionsweehsel yon Zapfen zu Stabchen zur Folge haben). 8*
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D. T ~ c x ~ :
F e l d e r u n g des H i n t e r g r u n d e s . I n Mlen diesen F~llen handel~ es sich u m Sehfernen-Differenzen a u f G r u n d y o n Beliehtungs-Differenzen, gleiehs i n n i g w i r k t e n a b e r aueh A d a p t a t i o n s - D i f f e r e n z e n beider A u g e n (bei gleicher Belieh~ung): der Dunkelad~10tation e n t s p r a c h die grS~ere, der H e l l a d ~ p t a t i o n die geringere Sehferne. F i i r d e n F a l l der BelichCungsDifferenz wird die A b h ~ n g i g k e i t der Sehfernen-Differenz y o n der R a u m helligkeit sowie der r e l a t i v e n M i n d e r b e l i c h t u n g des ,,Dunkel~uges" (Filterextink~ion) kurvenm~l~ig darges~ellt: die Sehfernen-Differenz w~chst (hyperboliseh) m i t der A b n ~ h m e der a b s o l u t e n u n d rel~tiven GrSBe der Belieh~ung des D u n k e l a u g e s . F i i r d e n F a l l der Adalot~tionsDifferenz ergibt sich prinzipiell ein analoger K u r v e n v e r l a u f i n Abh~ngigkeit y o n der R a u m h e ] l i g k e i t u n d der S~ufe der Adaptations-Differenz. U n t e r B e z u g n a h m e besonders a u f die A r b e i t e n y o n M. H. FIS0HER u n d SC~n~]~FE~u. E~Nw~ wird die Bedeu~ung dieser P h £ n o m e n e f~r das r~umliehe Sehen des t~gliehen L e b e n s d i s k u t i e r t ( u n t e r e n t s p r e c h e n d e r W i i r d i g u n g der Ges~alt-Einfliisse). A b s c h l i e ~ e n d w e r d e n die ~u~erordentlich v e r s e h i e d e n e n Zei~werte fiir H e l l - D u n k e l - A n p a s s u n g s v o r g~nge e i n a n d e r gegeniibergestellt: die sehr t r ~ g e n Vorg~nge w e r d e n (wie fiblich) als retinale, chemische aufgefal~t; i h n e n s t e h e n gegeniiber sehr viel rascher ablaufende, i n welchen wir (hypothetisch) corticale, nervSse erblieken mSchten. Beide w i r k e n d e n n o e h gleichsinnig a u f u n s e r e W a h r n e h m u n g der Sehferne; a u f welcher ,,Stufe" die A n p a s s u n g auch erfolgt (im Bereich der Recep~oren oder i m Z.N.S.), i m m e r miissen cortieale Hell- u n d D u n k e l f e l d e r e n t s t e h e n .
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