Schwerpunkt | IT-Komplexitätsbeherrschung mit EAM
IT-Komplexitätsbeherrschung mit EAM – Erfolgsfaktor für die Digitalisierung Die Beherrschung der IT-Komplexität ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für eine erfolgreiche digitale Transformation. Die fortschreitende Durchdringung digitaler Technologien verändert bestehende Produkte, Wertschöpfungsketten und etablierte Geschäftsmodelle eines jeden Unternehmens und erfordert eine enge Verzahnung von Business und IT. Für Time-to-Market in Kombination mit maßgeschneiderten Produkten und Dienstleistungen muss die IT beherrscht werden. Inge Hanschke
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Schwerpunkt | IT-Komplexitätsbeherrschung mit EAM Die Digitalisierung ist kein Trend oder eine Modeerscheinung, sondern verändert die Unternehmen und die Gesellschaft von innen heraus und hat großen Einfluss auf Geschäftsmodelle. Die digitale Kompetenz und Kommunikation wird zum Wettbewerbsfaktor. So wird es durch eine digitale Kompetenz für branchenfremde Wettbewerber einfacher, in den Markt einzutreten. Ein Beispiel hierfür sind Google und Apple, die selber Autos bauen und führend beim vernetzten autonomen Fahren sind. Dies ist möglich, da der Anteil der Wertschöpfung in digitaler Vernetzung und Elektronik zunimmt. Damit reduziert sich der Anteil der Wertschöpfung der klassischen Domäne der Autobauer. Letztere haben sogar einen Nachteil durch ihre gewachsenen Strukturen in Organisation und IT. Die Komplexität behindert Time-toMarket und erhöht Kosten für maßgeschneiderte Produkte und Dienstleistungen. Der infolge der inhärenten Komplexität hohe Betriebs- und Wartungsaufwand kostet einerseits und reduziert andererseits den Freiraum für Innovation. Innovation ist aber ein Kern der Digitalisierung. Zitate von verschiedenen Seiten, wie zum Beispiel „Digitalisiert Euch, sonst werdet ihr vom Markt verschwinden“, unterstreichen dies. Um auch in der Zukunft wettbewerbsfähig zu sein, müssen klassische Denkmuster verlassen werden und interdisziplinär und unternehmensübergreifend technische Innovationen in Business-Innovationen verwandelt werden. Technologien, wie mobiles Internet, 3D-Druck, Cyber-physische Systeme, Big Data und Digitale Services in u. a. Cloud sind inzwischen reif für die Nutzung. Die Innovationszyklen verkürzen sich immer weiter. Der Wert von Daten und deren Vernetzung in neuen Kontexten nimmt zu („Smart Data“). Digitale Technologien eröffnen neue Möglichkeiten, große Datenmengen zu sammeln und auszuwerten („Big Data und Analytics“). Daten sind das „neue Öl“ im 21. Jahrhundert. Daten von u. a. Smartphones, Verkehrsteilnehmern, Verkehrswegen inklusive dem Güterverkehr erschließen völlig neue Möglichkeiten für zum Beispiel Navigationssysteme, die Verkehrssituationen berücksichtigen, oder Bahnticketpreise, die automatisch erhöht werden, wenn Wettbewerber temporär entfallen. Neue Geschäftsmodelle entstehen. Der Kunde steht im Mittelpunkt. Individuelle auf den Kunden zugeschnittene bequeme, einfache Produkte und Leistungen mit Mehrwert und einer hohen Kundenbindung sind erforderlich. Gleichzeitig müssen sich die Produkte und Leistungen vom Wettbewerb differenzieren. Innovation ist hier entscheidend; jedoch ist häufig die Marktdurchdringung vorab ungewiss. Schnelle Testballons (Lean Startup), um schnell und mit vertretbaren Kosten Feedback zu erhalten, sind erfolgsentscheidend. Viele Produkte und Leistungen können auch nicht ohne neue Formen von Kooperationen bewältigt werden. Beispiele sind fahrverhaltensabhängige KFZ-Versicherungsbeiträge und die Kooperation zwischen der Raumfahrt und Pharmaunternehmen, um Daten für die Produktforschung zu gewinnen. Und dies alles muss wirtschaftlich erfolgen. In Abb. 1 finden Sie die wesentlichen Ziele und Treiber für die Digitalisierung zusammengefasst.
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Inge Hanschke Das Motto von Frau Inge Hanschke ist einfach & effektiv. Sie ist Geschäftsführerin von Lean42 und eine anerkannte Autorin von Fachbüchern über EAM, BPM, Business-Analyse und Lean IT-Management. Die Inhalte basieren auf den Erfahrungen aus 29 Berufsjahren als IT-Managerin bei Anwenderunternehmen, in einem ERP-Produkthaus und bei verschiedenen IT-Dienstleistern.
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Schwerpunkt | IT-Komplexitätsbeherrschung mit EAM Voraussetzung für die Bewältigung dieser Herausforderungen ist eine innovative und effiziente IT, die die inhärente Komplexität beherrscht und adäquate IT-Lösungen einfach, schnell und zu marktgerechten Preisen umsetzt. Dies ist eine wesentliche digitale Fähigkeit.
Kernthese 1 Ordnungsstruktur für das Verstehen von Zielen und Treibern der Digitalisierung
Abb. 1
Altlasten in der IT Ein schnelles und kostengünstiges Agieren erscheint jedoch beinahe unmöglich angesichts der kaum noch wartbaren IT-Landschaften, die über Jahre und Jahrzehnte entstanden sind. Sie ähneln oft einem Flickenteppich unterschiedlicher IT-Systeme, individueller Prozesse, Technologien, Methoden und Standards. Zwar sind einzelne Komponenten vielleicht immer noch solide, leistungsfähig und funktional. Aber infolge der Schnittstellen und Abhängigkeiten sind die Folgen bereits kleiner Veränderungen in dem komplexen Gesamtsystem unabsehbar. Anpassungen sind „Operationen am offenen Herzen“, die den Geschäftsbetrieb empfindlich beeinträchtigen können. IT-Verantwortliche schrecken daher häufig davor zurück. Erweiterungen werden nicht sauber integriert, sondern als „Rucksack“ über zusätzlichen Schnittstellen implementiert. Die Herausforderungen der Digitalisierung sowie gesetzliche Vorschriften und die zunehmenden Sicherheits- und Compliance-Anforderungen verschärfen die Situation zusätzlich. So wer-
Ziele und Treiber der Digitalisierung (siehe [2])
Kundenorientiert Individuell Bequem Einfach Mehrfach
Kunde Markt & Zielkunden Kundenbindung, Kundenzugang & Emotio
Wettbewerb
Geschäftsmodell erweitern
Digitale Innovation
Eintrittsbarriere für Wettbewerber
Produkte & Leistungen Differenzierung & Wettbewerbsfähigkeit
t
arke
to-M
eTim
Strategie & Geschäftsmodell Geschäftspartner Netzwerk & Kooperationen Vertriebskanäle
Effizienz Operational Excellence
Wirtschaftlichkeit
Kosten/ Kundennutzen
Regulatorien
Quelle: eigene Darstellung
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Schwerpunkt | IT-Komplexitätsbeherrschung mit EAM den neue Technologien eingeführt, ohne dass ältere Technologien im gleichen Maße abgebaut werden. Verschiedene IT-Entscheider mit unterschiedlichen Vorstellungen hinterlassen zudem deutliche Spuren. Der Wildwuchs und die Komplexität werden größer und kaum mehr beherrschbar, da zudem das Know-how über die älteren Legacy-Systeme mit Mitarbeitern (Rente oder Fluktuation) schwindet. Diese Teufelsspirale muss gestoppt werden. Durch kontinuierliche ITKonsolidierung kann die IT-Komplexität erheblich reduziert werden. Dies erfordert einen langen Atem. Aber nur so behalten Sie Ihre IT im Griff und können aufbauend darauf Ihre Landschaft digital planen.
Handlungsempfehlungen
• sollte könnte würde jetzt starten • Nutzenorientierte schrittweise digitale Transformation • Agile & lean
Ursachen der IT-Komplexität und Handlungsfelder IT-Komplexität resultiert aus der Vielzahl und Heterogenität von ITElementen, deren Abhängigkeiten, Redundanzen und Inkonsistenzen sowie der Änderungsdynamik. Jedes IT-System, jede Schnittstelle, jede Technologie und jedes Infrastrukturelement, das hinzukommt, erhöht die
Abb. 2
Beispiel für eine komplexe IT-Landschaft
Quelle: eigene Darstellung
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Kernthese 2 Transparenz über Abhängigkeiten und Auswirkungen von Veränderungen
IT-Komplexität. Ohne eine konsequente und kontinuierliche Konsolidierung entsteht ein zunehmender Wildwuchs. Die Wartungs- und Betriebskosten steigen nachhaltig. Der Freiraum für Innovationen wird kleiner. In Abb. 2 ist eine Cluster-Grafik dargestellt, in der Informationssysteme Geschäftsprozessen zugeordnet werden. Viele Anwendungen unterstützen die gleichen Geschäftsprozesse (funktionale Redundanzen). Zudem gibt es viele Schnittstellen zwischen den Anwendungen. Was sind die wesentlichen Komplexitäts-Treiber? • Technologische Veränderungen (Innovationsgeschwindigkeit der IT): Immer neue Technologiewellen rollen auf die IT zu und erhöhen die Komplexität weiter (z. B. Host, Client-Server, Internet und Mobile Technologien). Zusätzlich sind ständig neue Releases von im Einsatz befindlichen IT-Produkten wie zum Beispiel Datenbanken, Laufzeitumgebungen, Middleware und Standardsoftware zu bewältigen. Die Vielfalt und Heterogenität erhöht sich ständig, wenn nicht konsequent „ausgemistet“ wird. • Steigende Geschäftsanforderungen an die IT: Die Digitalisierungsanforderungen schlagen sich in den fachlichen Anforderungen an die IT nieder. Die IT muss immer schneller fachliche Anforderungen umsetzen und auf Veränderungen, wie zum Beispiel im Rahmen von Merger & Akquisitionen, vorbereitet sein. Der Umfang (z. B. Lines of Code) nimmt zu. Wenn die Änderungen nicht sauber durchgeführt werden, nimmt zudem der Wildwuchs weiter zu. Um die IT-Komplexität zu beherrschen, müssen folgende Handlungsfelder adressiert werden: • Vielfalt und Heterogenität durch Standardisierung beseitigen Technische Standards müssen für die IT-Unterstützung von Geschäftsprozessen und die technische Realisierung von Informationssystemen, Schnittstellen und der Betriebsinfrastruktur festgelegt und deren Einhaltung überwacht werden. • IT-Landschaft vereinfachen („aufräumen“) Die Einführung von Standards ändert noch wenig am bestehenden Wildwuchs. Erst durch die Abschaltung von zum Beispiel „unnötigen“ oder redundanten Systemen, Funktionen oder Schnittstellen wird die IT-Land-
Digitale Fähigkeit „Enterprise Architecture Management“
• Verstehen von Zielen und Treibern der Digitalisierung • Transparenz schaffen über Abhängigkeiten und Auswirkungen von Veränderungen
• Instrumentarium für die IT-Komplexitätsbewältigung • Planungsinstrumentarium für die Gestaltung der Zukunft und
schnelle werthafte Entscheidungen • Steuerungsinstrumentarium für die erfolgreiche Umsetzung der digitalen Transformation
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Schwerpunkt | IT-Komplexitätsbeherrschung mit EAM schaft erheblich vereinfacht. Diese können zum Beispiel durch eine Portfolio-Analyse ermittelt werden, in die Kriterien wie Nutzerzahlen, Kosten, Gesundheitszustand und Nutzen einfließen. Zudem müssen die funktionalen und Daten-Abhängigkeiten in der ITLandschaft reduziert werden. Nur so werden die Auswirkungen von Veränderungen überschaubar. • Schnelle Umsetzung von Business-Veränderungen durch Flexibilisierung der IT Die IT muss auf Veränderungen im Business ausgerichtet werden. Hierzu muss die IT-Landschaft „komponentisiert“ und mit einer Integrationsarchitektur versehen werden. Änderungen an Geschäftsregeln oder Workflows sollten einfach modelliert oder konfiguriert werden können. Nur so können Änderungen „lokal“ ausgeführt werden. • Qualität bei der Umsetzung durch Vorgaben für die Umsetzung (z. B. Softwarearchitektur und Kodierrichtlinien) sicherstellen Die Wartbarkeit der IT-Landschaft wird durch einen qualitativ hochwertigen Code und tragfähige Softwarearchitekturen erleichtert. Die Vorgaben sollten möglichst einfach verständlich und angemessen sein. Nur so finden sie Akzeptanz und „goldene Henkel“ werden vermieden. • Reduzierung der Anforderungen durch Demand Management und Anforderungsmanagement mit Augenmaß Das Aufwand-Nutzen-Verhältnis, zumindest grob abgeschätzt, sollte bei der Umsetzung jeder Anforderung berücksichtigt werden. So werden die nur wirklich wichtigen Anforderungen umgesetzt. Die IT-Landschaft wächst nicht unkontrolliert. • Initiierung und Steuerung der Veränderungen durch klare Verantwortlichkeiten und strategische Vorgaben Nur wenn es „Kümmerer“ gibt, erfolgt eine Veränderung. Für alle ITStrukturen müssen klar definierte Rollen und Verantwortlichkeiten festgelegt werden, die auf entsprechende IT-Konsolidierungsziele „eingeschworen“ sind. Dies kann zum Beispiel über Zielvereinbarungen erfolgen. IT-Konsolidierungsziele müssen zudem als ein wesentliches Kriterium bei Investitionsentscheidungen, zum Beispiel im Projektport-
Zusammenfassung
• EAM ist eine erfolgsentscheidende digitale Fähigkeit. • Komplexitätsbeherrschung schafft Freiraum für Innovation. • EAM ist sowohl die Basis für die ITKomplexitätsbeherrschung als auch für die strategische und taktische Planung und Steuerung der IT.
IT-Komplexitätsbeherrschung (siehe [1]) IT-Komplexitätstreiber • Neue Geschäftsanforderungen • Integration neuer Geschäftspartner • Technische Heterogenität, z. B. unterschiedliche Releases und Technologien für den gleichen Einsatzzweck Maßnahmen zur technischen Komplexitätsbeherrschung • Transparenz über die IT-Bebauung herstellen • Technische Standardisierung • Lifecycle-Management • Technische Governance in Projekten und Wartungsmaßnahmen
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Schwerpunkt | IT-Komplexitätsbeherrschung mit EAM foliomanagement verankert sein. Nur so erfolgt nachhaltig eine IT-Konsolidierung. Enterprise Architecture Management (EAM) bietet ein Instrumentarium, um die IT-Komplexität zu beherrschen. Dies wird im Folgenden ausgeführt.
Unterstützung durch EAM Transparenz über die IT-Landschaft ist die Voraussetzung für die Beherrschung der IT-Komplexität. EAM stellt diese Transparenz her. In der Unternehmensarchitektur werden die wesentlichen fachlichen Strukturen, wie etwa Geschäftsprozesse und Capabilities, in ihrem Zusammenspiel mit den IT-Strukturen, wie zum Beispiel Informationssysteme, erfasst. In Abb. 3 finden Sie exemplarisch die Best-Practice-Unternehmensarchitektur. Eine Unternehmensarchitektur besteht aus verschiedenen Teilarchitekturen. Jede Teilarchitektur beleuchtet das Unternehmen aus einem anderen Blickwinkel. Die Geschäftsarchitektur beschreibt die Business-Struk-
Abb. 3
Best-Practice-Unternehmensarchitektur (siehe [1])
Geschäftsarchitektur
Geschäftsprozess
Fachliche Funktion
Produkt
Geschäftspartner
Kontext
Vertriebskanal
Geschäftseinheit
Geschäftsobjekt
Geschäftsanforderung
Informationssystem-Architektur Ziel
Informationsobjekt
Technische Architektur
Technischer Baustein (Blueprint)
Informationssystem
Schnittstelle
BetriebsinfrastrukturArchitektur
Infrastrukturelement
Leistung
Projekt IT-Strategie Unternehmensstrategie
Quelle: eigene Darstellung
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Schwerpunkt | IT-Komplexitätsbeherrschung mit EAM turen, die die gemeinsame Sprachbasis zwischen Business und IT bildet. Die restlichen Teilarchitekturen beschreiben die IT-Strukturen aus verschiedenen IT-Blickwinkeln. Durch die Verknüpfung der Strukturen, insbesondere auch mit dem Unternehmenskontext, werden Abhängigkeiten und Auswirkungen von Veränderungen erkennbar. Über die Analyse der EAM-Datenbasis und anschauliche Visualisierung der Ergebnisse (siehe Abb. 4) können viele Fragestellungen beantwortet werden. Beispiele für Fragestellungen sind: • Welche Geschäftsprozesse sind vom Ausfall eines IT-Systems betroffen? • Wer ist verantwortlich für welche Geschäftsprozesse oder IT-Systeme? • Welche Abhängigkeiten bestehen zwischen IT-Systemen? • Welche IT-Systeme sind standardkonform? Abhängigkeiten werden zum Beispiel durch die Visualisierung der IT-Systeme und deren Schnittstellen offensichtlich. EAM liefert das inhaltliche Fundament für die technische Standardisierung und Homogenisierung sowie für die Vereinfachung und Flexibilisie-
Abb. 4 Typische EAM-Visualisierungen (siehe [1])
Quelle: eigene Darstellung
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Schwerpunkt | IT-Komplexitätsbeherrschung mit EAM rung der IT-Landschaft. So wird sowohl Transparenz über die Ist-Situation geschaffen, Handlungsbedarf und Optimierungspotenzial identifiziert und die zukünftige IT-Landschaft gestaltet. Technische Standards für fachliche Bereiche, wie zum Beispiel Supply Chain Management (SCM), und die Softwareinfrastruktur, wie zum Beispiel Datenbanken oder Vorgaben für die Umsetzung wie zum Beispiel Architektur-Muster, können über eine Blueprint-Grafik (siehe Abb. 5) vorgegeben werden. Durch die Analyse der Nutzung der technischen Standards können Status und Fortschritt der technischen Standardisierung überwacht werden. Durch die Analyse der Bebauungsdatenbasis und anschauliche Visualisierung können Handlungsbedarf und Optimierungspotenzial aufgedeckt werden. Abschaltkandidaten können durch die Analyse nach Redundanzen zum Beispiel in der IT-Unterstützung (siehe Abb. 6) oder in technischen Komponenten ermittelt werden. Weitere Anhaltspunkte für Vereinfachungen können aber auch aus der Anwendungsportfolioanalyse über Kriterien wie Nutzerzahlen, Kosten, Gesundheitszustand und Nutzen gewonnen werden.
Abb. 5 Technische Standards in einer Blueprint-Grafik (siehe [1])
Sicherheit
Standardsoftware und Kaufkomponenten ERP
SCM
SRM
PDM
Legende: Freigabestatus:
IT-Shop CRM
Einzelfreigabe bedingte Freigabe
…
Business-Plattformen
uneingeschränkt
SLC SEU
… Softwareinfrastuktur Plattform Java
Plattform .NET
Datenbanken
…
BI
ORACLE 10 MySQL
…
Testtools
SQL Server
…
Referenzarchitekturen & -lösungen
Integration
…
Systemmgmt
Betriebsinfrastruktur …
Quelle: eigene Darstellung
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Schwerpunkt | IT-Komplexitätsbeherrschung mit EAM Abhängigkeitsanalysen (siehe [1]) können genutzt werden, um funktionale oder Daten-Abhängigkeiten aufzudecken. Auch die Flexibilisierung der IT-Landschaft wird durch EAM unterstützt. So kann einerseits die Nutzung einer Integrationsarchitektur als technischer Standard erzwungen werden. Andererseits wird aber auch die Komponentisierung durch Gestaltung der zukünftigen Applikationslandschaft ausgerichtet an den Business Capabilities (siehe [1]) ermöglicht. EAM stellt die für die strategische IT-Planung relevanten Informationen zeitnah und zielgruppengerecht bereit und hilft, Planungsszenarien zu entwickeln, zu analysieren und zu bewerten. Dies kann insbesondere auch im Projektkontext genutzt werden, um Lösungsarchitekturen zu gestalten. Auch bei den anderen Handlungsfeldern unterstützt EAM. Die Einhaltung von Vorgaben für die Umsetzung kann überprüft, Verantwortlichkeiten und Auswirkungen von Anforderungen und Veränderungen können analysiert werden. EAM liefert alle wesentlichen Informationen für die ITKonsolidierung.
Abb. 6
Identifikation von Handlungsbedarf und Optimierungspotenzial (siehe [1])
Vertrieb
Vertriebssteuerung
Vertriebscontrolling
Vertriebsunterstützung
Pressearbeit
MarketingUnterlagen
Legende: Informationssysteme Planungsstatus: Ist Technologie
Privatkunden Firmenkunden
.Net ACTAC R 2.3
FIS R 3.3
Institutionen
Kundengruppen
Geschäftsprozesse
Marketing
CON R 4.2
CON R 4.3
Host
ACTAC R 2.3
FIS R 3.3
Java
TUY R 1.0
Publisher R 2.0
Anhaltspunkte für Tiefenbohrung Handlungsbedarf Optimierungspotenzial
ACTAC R 2.2
Abdeckungslücke?
Standardisierung; Releasewechsel
Redundanz?
Inkonsistenz Kundendaten; Doppelterfassung
Manuelle Schnittstellen – Automatisierung
Quelle: eigene Darstellung
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Fazit
Kernthese 3 Instrumentarium für die IT-Komplexitätsbewältigung
Die fortschreitende Durchdringung digitaler Technologien verändert bestehende Produkte, Wertschöpfungsketten und etablierte Geschäftsmodelle eines jeden Unternehmens und fordert radikale Innovationen. Digitale Fähigkeiten müssen aufgebaut werden. Eine wesentliche digitale Fähigkeit ist das Enterprise Architecture Management, um die inhärente IT-Komplexität in den Griff zu bekommen. Dies ist Voraussetzung, um Freiraum für Innovationen zu schaffen. EAM liefert darüber hinaus ein Planungs- und Steuerungsinstrumentarium für die Digitalisierung (siehe [2]), mit dem Lösungsideen entwickelt und analysiert werden können. EAM liefert das methodische Fundament und den Werkzeugkasten für die Komplexitätsbewältigung. Technische Standards werden vorgegeben und überwacht. Vereinfachungs- und Flexibilitätspotenzial wird ermittelt und die zukünftige IT-Landschaft zielgerichtet gestaltet. Die IT-Konsolidierung an sich ist aber eine langwierige und fortwährende Aufgabe. Bis Systeme abgeschaltet oder Technologien komplett abgelöst werden, vergehen häufig Jahre. Der Nutzen entsteht aber erst mit der Ablösung. Grundvoraussetzung ist die Verankerung von EAM in der Organisation und in den Planungs-, Entscheidungs- und Durchführungsprozessen. Nur wenn EAM einen Beitrag für insbesondere Investitions- oder Projektentscheidungen leisten kann, kann der skizzierte Nutzen auch wirklich realisiert werden. Literatur [1] Inge Hanschke: Enterprise Architecture Management – einfach und effektiv, 2. Auflage, Carl Hanser Verlag, 2016 [2] Inge Hanschke: Digitalisierung & Industrie 4.0 – einfach und effektiv, 1. Auflage, Carl Hanser Verlag, 2017
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