John t]:unter als 8yl hilogr ph. Eino historischo Botrachtung rOD.
J. K. Proksch in Wien. Als John H u n t e r im Jahro 1786, also gerado vor oinem Jahrhundert, soin Work iiber die venerischen Krankheiten in orster Auflage') herausgab, war sein Wel~ruhm als grosser forschender Arz~, namontlich als Anatom, Physiolog und Chirurg be?eits fest begriindot. Das Work wurde daher auch wie eino bedeutungsvolle, dem vorhergegangenen ebenbiirtige, wissenschaffliche Sch6pfimg allgemeia begrfisst, und schon im niicbsten Jahre orschien eine deutsche 2) und eine fmnzSsische ~) Uebersetzung, 1788 kam die zwei~e englische Au.~gabo ~) and 1791 die erste amerikanischo. 5)So war dioses Bach in einer fiir die d~m~!igen Vetkohrs-Verhliltnisso gewiss sohr kurzen Zeit fiber beide Hemispharen verbroit, e~ und trotz der hol'tigen Opposition yon Jesse F o o t"), and sp~iter des hSchst verdienstvollen nnd genialen Benjamin Bell ~), yon allon Aorzton oifl'ig goleson; die vol~o~ragonen Theorien, welcho boinahe durchgi'mgig mi~ den vorher bestandonen brachen I wurdon allgemein acceptirt und yon don weitaus moisten Syphilographen allor LSader godankenlos nachgosehrioben. Die onglischen Ausgabon s), die deutschen ") und franz6sischon ~~ Uebersetzungen and die mituntor fiberschwenglich botitelton Ausztigo") aus dem in Redo stehondenWorko H u n t e r ' s hiiuf~on isioh sogar noeh bis iibar die Hiilffo dos gogenwlirtigen Jahrhunderts; also in oiner Zei~, in wolchot" man beroits doutlich erkanuto, dass die Anschauungou H u n t e r ' s tl/eilweiso odor giinzlich aufgogebon werdon mtisson; und seN)st R i c o r d , dor sich
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Proksch.
um die Erforschung der venerischen Erkrankungen bedeutende Verdiensto erworben hatte und die Halflosigkeit der meisteu Hypothesen H u n t e r ' s am boston einsohen mussto, betheiligte sich an der Herausgabe einer fi'anzhsischen Uobersetzung, und noch im Jahre 1859 kamen eino deutsche ~'-') und eine ii"anzhsische Uobersotzung ~3) und eine englisehe Ausgabe ~) in den Buchhandel. Freilich enthalten nile diese Editionon recht zahlreicho und umfiingliche Vorredon, Einleitungen und Anmerkungen vou ihren tterausgoborn, welche manche Fehler H u n t e r ' s theils berieht!gen, theils erkl~tren odor besch~inigon Sollen; abet H u n t e r kommt daboi immer noch wio ein Syphilidolog allorersten Ranges in Betracht. Einen so lange andauernden und ~usserlieh gl~nzenden Erfolg hatte vor und naeh H u n t e r kein einziges Work fiber die venerischon Krankheiten. Heuto noah gilt John H u n t e r als ein grosset Reformator auf dora Gebieto der Syphilidologia und Niemand fragt, was vor John H u n t e r bestanden hat; heute noch. betraehteu allo Syphilidologen und modieinisahen Historiker sein Work als don Boginn einer neuen glanzvollon Aora in diosem Zweigo unserer Wissenscbaft. Eine netle Aera begann mit domselbon allerdings; dies wird niemals ein Literaturforschar in Abrade stellen kOnnon; abet keino gl~nzendo Aera war es - - sondern die des ontse~ztliahston Verfalles, die dor furchtbarsten Irrthiimer! Ich ~5) habe h_ehnliches schon bei anderon Gelegenheitan ausgesprochen, odor doeh wenigstens angodautet; - - hiar will ich as jatzb zu beweison suchen. Erwhgen wir einerseits den Bildungsgang H u n t e r ' s und audorerseits seine iiberaus zeitraubendon praktischon Untersuchungen in den meisten Fiichern unserer Wissenschaft, seine waitausgedehnte Thi~tigkei~ als Arzt und Lehrer, und vor allem seine aolossalen kunst- nnd naturhistorischen Sammlungen, so erktiiren wir uns leicht don Abgang yon tiofaren ]itorarischen und mediciniseh-historisahon Kenntnissen in. seJnem Werke. TFotzdem H u n t e r die Ni~chte seinen Arbeiten opferte, Oi'tibrJgte at" dennoch daftir keine Zeit. Es wtiro demnach aigentlichunbillig, und ~tirdo nur yon Unverstand odor liichmliaher Eitelkeit; zeigon, wenn wir diosem bedeutonden and-unerm(tdlichen Forseher all' die grossen
John H u n t e r alg Syphilograph.
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und kleinen VerstSsse gegen die Geschicbte und Liter,~tul: der veuerisehen Krankheiten haarklein nachweisen wollten, lgur einen historischen Irrthum tibet" die Pathologie der Urethritis wollen wir passenden Orts berichten, well er ihm his in die heutigen Tage immer noch nachgeschrieben wird. Man kann es in den meisten, auch in den allerneuesten Abhandlungen fiber die venerischen Krankheiten'") in den verschiedensten Variationen lesen, dass H u n t e r der erste gewesen sei, weleher das Experiment, die Inoculation, zur Entscheidung wissenschaftlich and praktisch wichtiger Fragen herangezogen hat. So allgemein ausgedr/ickt ist die Saehd nicht richtig; denn die Blatterninoculation war schon lunge vor H u n t e r vielfi~ltig versucht und zu seiner Zei~; allgemein und besonders in England in Uebung; es waren sonaeh die Inoculationsversuche mit den venerischen Secreten nut eine Naehahmung, eine Consequenz, die aIlerdings H u n t e r , bewogen dutch den ausgebrochenen Contagienstreit, gezogen hut; leider abcr, wie wir gleich sehen werden, mit hOchst ungliiekliehen Erfolgcn. Die Contagienlehre, in welche H u n t e r so verhgmgnissvoll eingriff, hat i m L a u f e der Zeit die sonderbarsten Wandlungeu erfahren. Die altesten Syphilographen zu Ende des fiinfzehnten and zu Ant'aug des sechzehnten Jahl'hunderts erwahnen don Tripper, welsher den Aerzten und auch deu Laien sei~ Moses'~) Zeiten genau bekaunt war, mit keinem einzigen Worte; sie zahlten ihn also gewiss nich~ zur Syphilis. Erst Bethencourt~S), P a r a celsus'9) und besonders auch P a l l o p p i o -'~) wurden dareh die haufigen Complicationen beider Erkrankungen and die bisweilige Undeutliehkeit der syphilitischen Initialaffecte irregeftihrt, und glaubten daher, dass einerlei Contagium sie erzeuge; da aber auch diese Aerzte sahen, dass einem, wie sie meinten, nich~ complieirten Tripper nur ausnahmsweise Syphilis folge, so unterschieden sie zwischen einer GonorAoea gallica und nongallica. Die Senderheir beider Krankheitsformen mitsammt ihren Consecutiverscheinungen blieb jedoch d e n Aerzted des sechzehnten, siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts vollkommen klar. Wir finden daher auch bei ihnen die Abhandlungen tiber die TL'ipper- und Syphilisformen yon einander vollstiindig getrennt; noch aufl'alliger als bei den Syphilographea ist diase Trennung in den dama~,igen umfang-
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reiehen Werken fiber Medicin uud Chirurgie durchgeffihrt; die Abhandlungen sind hier goradeso wie in den heutigen Lehrbtichern auch ri~umlich yon einander geschieden. Es war demnach keine besondere Geistesthat, als W. C o c k b u r n 31) und Pierre F a b r e 33) auf die vollstiiudige Verschiedenheit beider Kraakheitsgruppen besonders hinwiesen, dean sie fanden dieselbe in der vorhandenen Literatur deutlich genug ausgedriickt: Einen tieferen Blick that B a l f o u r z3); er suchte diese Verschiedenheit auf ihren Grund zurfickzuftihren uad sprach zuerst die Vcrmuthung yon zweierlei Contagien aus. Darauf, im Jahre 1767, unteinabm H u n t e r das vielhnndertmal nacherzlihlte und daher gewiss allgcmein belcannte, missglfickte erste Experiment, aus welehem er den folgensehweren Schluss zog: Trippersecret, in die Cutis inoculi~t, erzeugt Sehanker mit nachfolgender eonstihltioneller Syphilis; id est, Tripper- und Syphiliscontagium sind identisch."4) Diese Theorie bestand nun mit allen ihren traurigen Consequenzen, kraft der hohen Autoris H u n t e r ' s bet der weittiberwiegeaden Majoritiit der Aerzte, trotz aller Gegenbeweise dutch Inoculationen and den scharfsinnigsten Darstelhmgen der grundverschiedenen Naturgeschichte beider Krankheiten bis zum Auftreten Rieord's ~-~), also dutch mehr als ein halbes Saeculum! Die Praxis hatte aber noch andere Fi'agen in Bezug auf die Contagienlehre an das Experiment gestellt. In der Literatur aller Jahrhunderte waren zahlreiche Ffille verzeichnet, in denen die Syphilis durch deft Zeugungsaet yon den Eltern auf die Kinder, dutch Siiugon, Kfisse, Trinkge.,schirre, SchrSpfiastrumente, Aderlassschnepper, die Eiindo yon Aerzten, ]:Iebammen etc. etc. verbreitet worden war; besonders acut war zu H u n t e r ' s Zeit der Streit fiber die Ansteckungswege durch das S~ugenl die Trinkgeschirre, die Zeugung and die Transplantation der Ziiline. Es wurde daher angenommen, dass ia ether Reihe yon Fallen die Secrete sypb.ilitischer Secundiiraffecte~ in der anderen Reihe das B h t und die physiologisehen Secrete Luetischer die Triiger des Contagiums sein mussten. Ffir die erste Reihe suchte H u n t e r gleichfalls Aufschhss durch das Experiment. Er impfte mehreren mi~ den deutliehen Erscheinungen constitutionelier Syphilis behafteten Personen das Secret ihrer eigenen secundarea Geschwiire nnd hatte stets negative Resultate. hnderon Syphilitischen impfte er nebenbei
John 11 u I i t r r als
Syphilograpl~.
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fremden Schankereiter ein und erhielt dadurch Schanker, wi~hrend der Eiter der eigenen secund~ren Geschwfire auch hier negative Resultate ergab. Einem anderen Syphilitischen inoculirt6 er ausser dem eigenen secund~ren Secret noch Trippermaterie; dutch diese will er Schanker, dutch jenes abermals negative Erfolge erziel~ haben. 24) Aus diesen Experimenten wi~re ftir unsere Frage doeh nur der einzig richtige Schluss zuliissig gewesen: Das Secret secundih'syphilitischer Affecte auf Syphilitische .~ibertragen, ergibt negative, fremder Schankereiter .positive Resultate ; H u n t e r folgerte jedoeh, (lass die Secrete secundiir-syphilitischer Affectionen iiberhaupt, also auch auf Gesunde, nicht fibertragbar seien ~); eine Meinung, die ja bekanntlich Ricord :s) noch lange und leidenschaftlich gegen bestandene positive Resultate verfochten hat. Ob H u n t e r auch mit dem Blute, der Milch, dem Samen und anderen physiologischen Seereten Syphilitischer irgend welehe Inoculationsversuche vorgenommen hat, ist nicht mit Bestimmtheit zu entscheiden; er sagt zwar ansdrticklich~9), class man sogar ,dutch die Inoculation des Blutes nicht im Siande set, einer anderen Person die Krankheit mitzutheilen", abet er beriehtet nicht fiber die Einzelheiten des Experimentes, was er doch sonst immer und ausffthrlich gethan hat, sogar bei seinen Versuchen an Thieren; er inoculirte nam]ich auch Huuden und Eseln Tripper-, Sehanker- und Bub0neneiter erfo]g]os :.o). Sicher ist nur, dass H u n t e r auch die Virulenz des Blutes und der physiologischen Seerefe Syphilitischer liiugnete, oder doeh sehr bezweit'e]fe. Eiu schlagendes Argument gegeu die Virulenz des Blutes galt ihm tier Fehlsehluss: Jeder Nadelstich an einem Syphilitisehen miisste in Bin Schankergeschwiir ausarten..~t) H u n t e r ' s Anschauungen fiber die Ansteckungswege gestalteten sich fo]gerichtig nach seinen Theorien iiber die Contagienlehre; nach dieser kann es also nich~ mehr befremden, wenn er die Uebertragung der Syphilis durch die Zeugung .-2), alas S~ugen ~"), die Trinkgeschirre ~) und die damals vielumstrittene Transplantation tier Zi~hneas), kurz, all' die Millionen Fiille, in welchen die Ansteckungdurch Blur, dutch die normalea un(l die pathologischen. Secrete constitutionell Syphilitischer erfolgt ist, bezweifelt oder glattweg liiugnet und sich hier wie deft auf falseher Fiihrte he-
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finder; aber man traut den eigenen Sinnen nicht,- wenn H u n t e r selbst die exquisibsbn FSlle yon hereditirer Syphilis, yon hnsbekungen durch seeund~ir-syphilitische Seeret~ mit kliniscber ~eisbrhaftigkeit beschreibt ~"), die Krankheibfiille jedoch eher ffir alles mSgliche, nut" nicht~ ftir Syphilis halbn mag; wenn H u n t e r noben dieser ins Allerweitesb getriebenea Skepsis eine solcho staunenswerthe Glaubensseligkeit offenbart, dass er uns allen Ernstes unbr andereu gaaz unm~iglichen Dingen auch zwei Patienten vorfiihrt, veil denen der eine seinen Tripper am Abort acquirirte .-7) und der andere gar das Ungliiek hatte, nach einer jeden Zabnexbaction yon einem Tripper befallen zu werden, as) Dan irztlichen Schriftstellarn glaubb H l l n t e r gar nichb; den verlogenen Krauken altes. Es wiirde zu wei~ f~ihren und wSro in einem Faehblatb wohl auch tiberfltissig, alle ainzelnen Foi'men der vonorischcn Erkrankungen tier Reiho naeh vorzuffihren und zu zeigen, welche Thaorien H u n t e r dadiber vorfimd und wie er dioselben umge" stalfiete;, as wird jedenfalls geniigen, die Hauptformen herauszugreifen und die Sblhmg H u n t e r ' s zu den leibndan Grundsiitzen derselban in groben Umrissen, dennoch aber mi~ den Odginalsbllen belegt, anschaulich zu machen. Die Pathologic des Trippers (mi~ Ausschluss der Contagienlehre) wurde dutch H u n t e r niebt wesentlieh beeinflusst, gewiss aber in nichts gefSrder~. Er erzihlt zwar sehr weitliufig~9), wie er zuerst im Jahre 1753 dazu gekommen set, an zwei Hingerichbbn, welche mit dieser Krankheit behaftet waren, den Nucliweb zu fiihren, dass das T['ippersecre~ nieht, wie man bis zu dieser Zeit allgemein glaubte (generally supposed), dureh Gaschwtiro in der Harnr(ihre seeernirt werde, and-man es d~her mit einer Entziindung tier Urethra z(l than babe. Die gauze Darstellang beweist jedoch wetter nichts als Hunter's i~usserst diirftige Libraturkeantnisse fiber die venerischen Krankheibn. Schon einige Aerzte des siebzehnten Jahrhunderts, unter ihnen M u s i t a n u s ~), sp~'aehea sich gauz unzweideutig dahin aus, class der Tripper eine Entziindung der Harnr0hre set; jed0eh fehlbn damals noch eingehendere anabmische Untersuchungen; diese erbrachte zi~erst T e r r a n e u s 4') in den Jahren 1701 bis 1703 a~i sechs Leichen yon Gonorrhoischen; bald darauf folgba auch die. sorg-
John II u n t e r als S y p h i l o g r a p h .
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f/iltig(,n Forschnngen 3~Iorgagni'sO"-), welehe aueh alsbald yon Be erh aavo ,3) und vielen anderen hervorragenden Aerzten acceptirt wu|'dcn. Wenn wir uns aueh sehr ]eieht erklfiren kSnne~, dass H u n t e r von allen diesen Fortsehritten, weil sic sich eben vor seiner Geburt und ausserhalb Englands vollzogen hatten, in der ersten Zeit seiner praktischen-Th/itigkeit keine Kenntnisso erhielt, so ist es doeh immerhin schwer zu begreifen, dass ibm die sp/iteren eng]ischen Uebersetzungen der Werke B o orha av o's ~) und Morgagni's 45) unbekannt geblieben sein sollten; noeh mehr zu verwundern ist, dass ihm keino yon den vier englischen Ausgaben seines beriihmten Landsmannes William C o c k b u r n ~ ) , welcher diesen Gegenstand so ausft~hrlich und genau wie Niemand vor ihm, noch dazu in einem Speeiahverke behandel~e, in die H[mde gekommen sein sollte. Cockburn's Bueh machte in den ersten drei Decennien des vorigen Jahrhunderts in den erw/ihnten Ausgaben und in einer lateinisehen 4:) und franzSsischen 48) Uebersetzung den Weg dutch die gauze Welt und wurde zu und sogar noch lange nach Hunter's Zeit allgemein citirt~ auch A s t r u c u der einzige bedeutendo Syphilidolog, welchen H u n t e r einigemal nennt und den er gelesen zu hubert schein k ftihrt die Theorien C o c k b u r n ' s an zwei Stellen genau vor. H u n t e r wird vermuthlich nur eine auszugsweiso englisehe Uebersetzung yon Astruc's Werk vor sich gehabt haben. Eine vSllig unbegrfindete Ansehauung, welche jedenfalls, wio so viele andere, ihren Ursprung in der ganz beispiellosen Leichtgl~ubigkeit an die Aussagen seiner Krankeu ha!re , entwickclt H u n t e r tiber den Tripper bet Weibern: Er hi~lt es niimlich ffir mSg]ic'h, dass eine Frauensperson jahrelang eimn echten venerischen Tripper haben k6nne, ohne dass sie selbst je das lgindesto davon verspiire, noch der Arzt bet der genauesten Untersuchung (veto Scheidenspiegel ist kein Wort gesagt, er war auch seinerzeit in England nieht im Gobraach) das_ Geringsfio ontdecken kSnne; nut die Aussagen glaubwiirdiger M/inner (men of veracity), dass sic yon dieser und koiner anderen Person den Tripper acquirirt h~tten, w~ren in solchen F/illen ftir die Diagnose massgebond. ~o) Diese Annahme beeinflusst aueh die Prognoso ~md Therapio dieser Erkrankung_bei Weibern und gestaltet sich h6chst unsicher: Der Arzt weiss n/imlich niemals, warm er eine frtiher, wenu auch mit-
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P,.~k~ch.
offenbaren Erscheinungen Erkrankte gesund erklaren und die Behandlung beendigen sell. 51) Daraus erhell~ wohl auch, dass H u n t e r ebensowenig; als seine Vorfahren und Zeitgenossen besiimmte Unterscheidungszeichen zwischen einem venerischen und nichtvenerischen Tripper anzugeben wuss~e. In der topischen Behandlung des Trippers fblgte H u n t e r din Lehrern seiner Zeit, halt jedoch dafiir, dass jeder Tripper auch yon selbst heile. 52) Verhangnissvoll fiir die Wissenschaft und die loidende Mensehheit wurde aber die allgemeine Therapie: da der Tripper, wean auch selten, constitutionelle Syphilis im Gefolge hat, so ist jedem Kranken Quecksilber, wenn auch in kleinen Gaben, zu verabreichen, um den husbruch secundarer Erscheimmgen zu verhiiten. 53) Die Einwendungen und Experimente yon B a l f o u r , Hales ~), Ellis55), HarrisonS~), Tode57), D u n Can~S), John HowardSg), Benj. Bell u. A. blieben unbeachtet; H u n t e r siegte fiberall! Im Jahre 1777 hatte John A n d r e e ~`)) durch klinische und anatomisehe Untersuchungen festgestellt, dass bet des sogenannten Tripperhodenentztindung in den seltonsteu Fallen odor niemals der Hode. mit seinen HWlea, sondern zumeist und vorzugsweise der Nebenhode allein yon dieser haufigsten Folgekrankheit; des Trippers ergriffen werde; dieser Entdeckung widersprach H u n t e r geradezu und hielt die alto Annahme, naeh welcher sowohl der Hode als auch der ~Nebenhode in ganz gleichmassiger Weise erkrankt seien, vollkommen aufrechtSl), und so b l i e b e n - denn H u n t e r hatte es gesagt - - die Aerzte noch lunge Zeit bet ihrer 0rehitis gonorrhoica. Die Capitol. tiber die Pathologie nnd Therapie der HarnrShrenstricturen und einiger anderer Folgekrankheiten des Trippers sind die Glanzpunkte in H u n t e i " s Werk. Diesem ist es wohl gr(isstentheils zu danken, dass sich die fabul(isen Abhandlungen tiber die ,,Carunkeln", ,,Fleischgewachse ~', ,,Fleischwarzen" u. dgl. der HarnrOhre, welche man vordem far die haufigsten Ursachen der u hie!~, seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts ganz aus der Literatur iiber die venerischen Krankheiten verloren haben, l~eue Entdeckungen hat H u n t e r abrigens auch in diesem Gegenstande nicht gemacht, nut fSrdert er hies durch seine reichen praktischen Erfahrungen den bereits yon anderen angebahnten
Jcdm 1I u n I e r als Syphilogr,qph.
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Fortschritt; denn H u n t e r hatte boreits in Asfiruc, Oataker62), Daran6'), G o u l a r d "4) u. A. sohr bedeutende Vorarboiter; besenders aber war es der grosse M o r g a g n i ~) (dessert epochemachendes Work bereits 1769 in englischer Uebersetzung erschien und H u n t e r dahor bekannt sein konnte oder sollte), wolcher lange vor H u n t e r durch iiberaus zahh'eiche und sorgfiltige klinischo and anatomische Untersuchungen die Pathologie der Harnr6hrenstricturon begrfindot hatte. Freilich sagt H u n t e r yea diosem um eta Viorteljahrhundert iilfieren Vorarbeitor nichts. Die Abhandlungen fiber die Physiologic dor Geschlechtstheilo iiber Impotenz, Onanie u. dgl. sind ebenfalls wahrhaft mustergiltig; aber auch ohae oigene E!'findungen. Die richtige Erkenntniss nnd Schildorung des hiiufigston syphilitischen Iaitialaffectes, der syphilitischen Sklorose, welche heute noeh den Namen ,Hunter'scher Schankor" odor ,,I{untor'sche Induration" ftihrt, wird ibm fast allgemein zugeschrieben; es gebiihrt ihm jodoch auch diese Entdeckung dm'chaus nicht. Von verhirteten, indurirten und call6sen Goschwfiren an den Geschlechtsthoilen, sprachen auch sehon mehrere der alteren Syphilo= graphen, ja sogar schon Celsus ~(~) zu Beginn unserer Zeitrochnung, und Fal]oppio sagte yon solchen Geschwfiren sogar: ,,quoniam calli illi sunt manifestissima o~ demonstrantia signa morbi (gallici) eonfirmati"; abet eine genaue Beschreibung dieser Callositliten odor Verhlirtungen gabon allo diese und auch die spateren Schriftsteller bis zur 2vIitte des vorigen Jahrhuhderts niche. Die erste eingehendo Schilderung der Merkmale einer SylOhilitischen Initialsklorose finder sich bet John Andreo; dieser ist sogar in den moisten Punkten genauer and priignanter als H u n t e r . Die wichtigsten Stollen aus John Andree's sehr ausffihrlichen I)arlegung 6~) lauten: ,,Ein Schanker ist ein um sieh fressondes Geschwfir. Er nimm~ gemeiniglich yon einem kleinen entziindeten Flock seinen Anfang, we]cher ether Stelle sehr i~hnlich ist, die din'oh eiuen Feuerfunken verbrannt warde. Binnen ether Woche naeh dieser Erscheinung fiingt sieh der Mittelpunkt dieser Stelle an in ein Geschwfir zu verwandeln. Der Theil, auf welchen das Gesehwfir seinen Sitz hat, ist allemal verharte~; und diese H~rte sondert don kranken Theil ganz genau yon dem n oeh gesunden ab. Von dieser Zeit fiingt sowohl das Geschwfir als die dassolbo
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Proksch.
umgebende Harfe immer mehr und mehr an um sich zu greifeu." ,Ein Schanker hat von seinem ersten Anfang an bis zu der Zeit, we er sich in der vSlligen tteilung befindet, eta ganz besonderes Aussehen, dutch welches er sich yon einem jeden anderen Geschwfire unterscheide~ und welches man durch die blosse Erfahrung kennen lemon muss, da man es mit Worien nich~ gut beSchreiben kann. Allein wenu man dergleichen Geschwfire mi~ Aufmerksamkeit untersucht, und den Unterschied, der sich zwischen ihnen und anderen nicht venerischen Geschwiiren finder, genau beobachtet, so wird man sowohl in tier Bestimmung der Natur derselben, als aueh in der Vorhersage des Ausganges selten eineu Irrthum begehen." - - ,Die Farbe eines Schankers ist blassroth und sie fiillt zuweilen in das ~ilchfarbene. Allein dieses Roth leide~ in den verschiedenen Fallen manehorlei hbiinderungen, indem es yon dora Dunkelrefhen bis zum Weissrothen variirt. Sieht man einen Schanker durch ein Vergr6sserungsglas an, so wird man finden, dass derselbe mit vielen kleinen Fleischhiigeln fiber und fiber besetzt ist. Die umliegende kranke Stelle ist gemeiniglich ringf0rmig angeschwollen; dieser Ring ragt 6frets nicht fiber den gesunden Theil horror, aber er ist allemal verhiirtet, wie man leich~ erkennen kann, wenn man den Theil zwischen dem Daumen und Zeigefinger drtiekt." - - ,Die auf tier Eichel entstehonden Geschwfire dieser Art sind selten so gross, odor hubert soviel Geschwulst und Hiirte als diejenigen, welche auf tier Vorhaut zum Vorsel~ein kommen. Dieser Umstand mug wahrseheinlieher Weiso yon dem verschiedenen Bau dieser Theile herrtihren, indem alas zelligo Gewebe, woraus doch die Vorhaut gr0sstentheils besteht, wenn solches entziindet ist, sehr geneigt ist, aufzuschwellea und hart zu werden, welches aber bet tier Eichel nicht stattfindet. Dieses macht aueh, dass die Schanker auf tier Eichel gleichsam eingesunken erscheinen und nicht mi~ soviel ttarte, als die Schanker auf der Vorhaut umgeben sind." - - ~Die Gr6sse des Schaukers 'is~ sehr verschieden, sie steht aber doch mi~ der Anzahl, die yon diesen Geschwfiren bet ether Person vorhanden ist, in einem Verhaltniss." - - ,Unterdessen ist doch selbs~ dieser Umstand ~sehr ungewiss, indem zuweilen auch einzelne Schanker klein, und hingegen in Fallen, we mehrere dergleiehen beisammen angetroffen werden, doch dieselben sehr gross stud; man kann auch dieses
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John n u n t c r als Syptiilo~aph.
blos auf die erste Erseheinung dieser Gesehwiire anwenden, weil nachher ihre Griisse dutch mancherlei Umstinde, z. B. eine iiblo Leibesbesehaffenheit, die Entzfindung odor auch dttrch eino flble Behandlung der Krankheit sehr vermehrt werden kann." ~s) Bei einem Vergloicho dieser mit~ tier Hunter'schen Beschreibung, welchen der Loser nun leich~ vornehmen kann, da Hunter's Werke in allen Weltsprachen heute noch fiberall leicht ztl beschaffen- sind, wird John A n d r e e gewiss immer don Vorrang erhalten. H u n t e r ' s Beschreibung erhil~ schon wieder dureh seine h~ehst unglficklicho Contagienlehre eine Fehlerquelle; er ]iugnot~ die vor ihm ganz wohl bekannten primiren Schanker der Vagina und selbstverstindlich auch die des Scheidentheils der Geb~trmutter, spricht yon Schanker an anderen Schleimhiuten i'|berhaupt gar nicht, denn alle primiiren Schanker gehSren nach ihm auf die iussere I-laut und mtr der Tripper auf die Schleimhiu~e. 69) Seine Glaubensseligkeit an die Aussagen seiner Patienton lisst ihn aueh eine zweimonatliche IneubationsdaL~er des Sehankers annehmen. 7o) Ebenso ist es durchaus unrichtig, dass H u n t e r , wie man allgemein bohauptet, dem Schanker specifisehe Eigenschaften der 5nsseron Form, welche ihm ganz ausschliesslich zukommen sollen, zugeschrieben ha~; H u n t e r sagt sogar ausdrt~eklieh, dass viele andere Gesehw~lre, welche ebonso keine :Neigung zur Hoihng habon wie der Schanker, dieselben Merkmale wie dieser darbieten k~nnen. ~) John A n d r e e jedoch erklirt das Aussehen des Sehankers ffw pathognomonisch, diesem ausschliesslich zukommend; weiss yon seinem Vorkommen an den Schleimhaut~en und spricht von einer Incubationsdauer zwischen 30 Stunden und drei bis vier Wochen. Obzwar die Anatomie und Pathologie des Lymphgefisssystems, und somit auch der Bubonen, im Laufe des vorigen Jahrhunderts bedeutende Fortschritte gemacht hatte, so. gelangte man dennoeh nicht dazu, die primiiren indolenten Bubonen als das Prototyp beginnender Syphilis zu erkennen. Wir finden alle Formen yon Bubonen bei allen primiiren Formen der venerischen Krankheiten als ihnen zu eigen erw~hnt; auch H u n t e r kam hierin nicht weiter. In der Therapio der Bubonen that er leider ebenfalls einen Sehritt naeh riiekwirts; er beftirwortete entgegen Yierteljohresschrift f. Dermatol. u. Syph. 1887.
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Proksch.
mehreren yon seinen Zeitgenossen die mercurielle Behandlung der eiterigen, schanker6~en und brandigen Bubonen. 72) Den grausamsten Riss hat H u n [ o r durch die Lehre yon tier sypbilitischen Erkrankung der Eingeweide gethan; mit einigon wenigen, ganz phlegmatisch abgefassten Zeilen vernichtete er eine Lehre, die schon seit drei Jahrhunderten an ungezhhlten Leichen naehgewiesen und von allen Aerzten der Welt angenommen worden war; ~ine Lehre, welche bereits der grosse M o r g a g n i dahin geffihrt hatte, dass er uus sogar die syphflitische Erkrankung der Gehirnarterien in einer Reiho yon F~llen mit un~ibertrefflicher Meistersehaft schildern konnte! 73) H u n t e r sagte nur so obenhin: ,Ich babe nicht gesehen, dass des Gehirn, des Herz, der ~agen, die Leber, die Nieren und andere Eingeweide yon der Syphilis angegriffen worden whren, obwohl dergleichen Fhlle yon don Schriftstellern beschrieben werden" ~) - - aber des genfigto vollkommen, um die Viscera]syphilis aus den Lehrbfichern fiber die venerischen Krankheiten fast vol]st~ndig versehwinden zu machen; nut John H o w a r d , Carr~reT'~), BertrandiT"), Jesse Foot, Benjamin Boll und M o n t e g g i a 77) suchten noch die alto Lehre nach jeder Richtung aufl'echt zu halten; HahnemannTS), VetterT'~), ClossiusS~ S w e d i a u r St) und andere nahmen nut mehr eine Wassersueht und Lungensueht in Folge yon Syphilis an, und zu Anfang unseres Jahrhunderts bis zum ftinften Decennium war die Lehre yon der Eingeweidesyphilis aus den Lehrbtichern ganz verbannt und yon den s ganz vergessen; sic musste domnach bei dem Aufschwung, welchen die pathologische Anatomio yon dieser Zeit an neuerdings nahm, selbstverst~nd]ich wieder gefunden, also abermals entdeckt werdea. Der blinde 2k,utorit~tenglaube, welehen die gauze Welt dem einen Mann entgegeabrachte, war wenigstens in diesem Pankte nicht durchaus ungerechffertigt: denn H u n t e r ' s pathologische und anatomischeForschungen waren allenthalben und in tier rfibmlichsten Weise bokannt; ein Museum, wio or besass, butte l~'iemand; er selbst erhebt sich dazu gegen seine Gewohnheit in dem Fache der pathologischen Anatomic ~n einer Stelle fiber Alles vet ihm Dagewesene. So sagt ttu-nter, dass or wahrscheinlich mehr Stricturen an der Leiche :untersucht habe, als die Schriftsteller , welcho bisher fiber diesen Gegenstand gesehrieben haben, s~) Mit don Stricturen biieb H u n t e r allerdings
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im Reeht, nieht aber bei allen anderen patbologisch-anatomischen Untersncbungen, welche er im Gebiete der venel'iscben Erkrankungen, namentlich dot Syphilis angoste]lt hatte ; t]brigens war anch, wie ieh naehgewiesen habe, die Pathologie der Stricturen schon 25 Jahro vorher durch Morgagni, welober sich obenfalls auf zah]reicho anatomische Forschungen berief, klargelegt. Im Bezug auf die Visceralsyphilis spricbt sich H u n t e r an anderen Stollen noch dahin aus, dass die zum Leben nothwendigen Organo ,vielleicht ganz und gar nieht angegriffen werden" ~3);. wenn die Lungen affieirt wih'don, kOnno Schwindsuebt darauf folgen, s~) Noch eine Stelle, welche sieh eigent]ieh nur gegen die Syphi!idophobie der dama]igen Aerzto richter, ist hier yon Intoresse; H u n t e r sagt n~mlieh: ,,Auch noch in nnseren Tagon gibt es sehwerlieh eino Kraukhoit, die tier Arzt, sobald sio ihn in Verlegenheit setzt, nioht sogleich for veneriseh zu ]|alton geneigt wf~ro. Liesse man sieh h ierdurch zu einor aufmerksamen Prfifung bewegen,, so wfirden guto Frfichto nieht ausbleiben, abet vielo begnfigen sich schon mit dora blossen Gedanken." s~) Diese Bemorkung liisst wohl doch don Seh]uss zu, class H u n t e r selbst die "v'iseeralsyphilis nicbt unbedingt f~'lr eino ChimSre hielt; nut fohlto ihm bier die Erfahrung und die noth~vendige Literaturkenntniss; sogar die Hauptwerke yon Theoph. Boners"), Astruc: und ~r mtlssen ibm entweder nut theilweise bekanni~ odor vollkommen fi'emd geblioben sein. So, odor anders; jedonfalls hat dieser oino Lichtfunko die diehto Finsterniss nicht erhellt, welcho H u n t e r fiber die Lehre yon der Eingeweidesyphi]is verbroite~ hat. - - Jo welter man li6st, desto tiefer gerlith man nur in eine immer trtlbore und trostlosero b~acht. Die syphilitisehen Ophthalmien, welcho boreits yon den ~ltesten Syphilographen beobact~tet und sogar schon zeitlieh yon Laien besehriebon wurden, an denen zu zw~ifeln ausser einigen baroken Antimercurialisten und Syphilisl~ugnern, nie Jemandem eiufiel, anerkannte H u n t e r ebonfalls nieht, well die Entziindung bei diesen Ophthalmien schmerzhafter sei, als bei andoron syphilitischen Entziindungen und dieso im Augo niemals, wie-im Muude, Rachon und an der Zunge in Eiterung ~bergehen. s~) Die Erkraukungen anderer Sinnosorgane sind nicht einmal erw~hnt, obzwar damals wenigstens die Symptomatologie tier 6*
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Proksch.
syphilitischen s des GehSrs allgemein und genau bekannt war. Das Gumma, welches schon yon den Aerzten Um die Mitre des sechzehnten Jahrhunderts als specifische Neubildung in den verschiedensten 0rganen und Geweben nachgewiesen worden war, ist ebenfalls nicht genannt. Dass H u n t e r versichert, er habe bet Syphilitischen auch niemals Rhagaden am After gesehen, trotzdem sis so hiufig beschrieben wurden, SS) kann den Erfahrenen wohl nicht sehr wundern. Man kann house noch mauche grosse Abthoilung far Syphilitische jahrelang besuchen, und man wird hie sine Rhagade zu Gesich~ bekommen; wihrend man sis auf ether anderen, vielleicht kleineren Klinik f[ir Syphiliskranke jahraus jahrein allo Tags an vielen, besonders weiblichen Patienten, beobachtet. Dot Notlling weiss natfirlich keine L6sung dieses R'~thsels; sis is~ abet sehr einfach: hier bskfimmert man sich eben um das Uebol, dort nicht. Die Coexistenz anderer Krankheiten, namentlich der Kritzo und des Skorbut, neben Syphilis liugnst H u n t e r ebenfalls ganz entschieden und nennt sis, hier gleichfalls gegen seine Gewohnheir, ger:~dszu einsn Irrthum. s") Das Nebeneinandsrseia yon Blattern und Syphilis gibt er zu, behauptet aber doch, dass beide Krankheiten nich~ gleichzeitig an denselben K0rperthei.len zum Aushruch kommen k(innen ~o), was tibrigens recht dunkel gehalten ist. Die Syphilis hinterlasse, auch wenn sis ganz goheilt ist, nut dis Disposition zu vislen Krankheiten, set aber nich~ die nichste Ursache anderer Erkrankungen. 9t) Zur Zeit, in welcher H u n t e r sein Work herausgab, harts man in Betreff der Syphilis den unserigen sehr ihnlichs Anschaunngen; die Aerzto witterten die Krankheit iiborall, und die Genusregel, welche unl~ingst erst sin hervorragenderKlihiker flit die Gegenwar~ variirte : ,,Was m,~n nicht clefiniren kann, Das sieht man ffir syphilitisch an"
galt auch damals allgemein. Da kam nun t t u n t e r und sagte: nirgend ist die constitutionelle Syphilis, als: in der ersten Period9 auf der ausseren Haut, den Mandeln, in der Naso, dora Mund, Hals und Zunge; in der zweiten Periods in der Knochenhaut,
John H . n t e r ais Syplfilogr~pll.
den B~ndern, Flechsen und Knochen ,2); _ dies war sehr bequem zu merken, aueh konnte man es mt~helos in jedem Augenblick und an allen Often sehen. Dieses waren also die Organe und Gewebe, in denen sich nach H u n t e r die secund/iren, oder wie er selbst sagt, die constittdione]len Erseheinungen der Krankheit manifestiren konnten; aber auch dies galt nicht etwa fttr alle Knochen und Bander; ,,denn die Gelqnke", bemerkt er, ,habe ieh niemals yon der Syphilis befallen gesehen" ,~3) und dieses hiess wieder flit den weitaus gr6ssten Theil seiner Zeitgenossen und l~aehkommen kurzweg: Gelenksyphilis existir~ nicht! Dass H u n t e r auch die durch Jahrhunderte allen Aerzten und Laien aus tausenden yon Beispielen bekannte Lehre tier heredit~ren Syphilis for unbegrimdet erklarte, ergibt sich eigentlich aus dem Vorhergehenden. H u n t e r war eben consequent bis zum /i~lssersten; er caleulirte einmal: nur die Secrete des Trippers und Schankers sind virulent und sonst n i e h t s ' ~ ) - und dies ffthrte er aucb, allen bestehenden Thatsachen zum Trotz, durch. INoeh eino Anzahl yon Irrthtimern hat H u n t e r in die Pathologic der venerischen Krankheiten, insbesondere der Syphilis, getragen; diese Irrthiimer lassen sich jedoch fast alle aus den vorgefflhrten Hauptlehren ableiten und erganzen, weshalb wit hiermit soin Sfindenregister abschliessen. Die Therapie. H u n t e r ' s ist im allgemeinen nach den humanen diatetischen und hygienischen Regeln der yon Franqois Chieogneau~S) und Henry H a g u e n o t 9~) begrgndeten, seinerzeit weltbertihmten lV[ontpellier'schen 1V[ethode durehgefiihrt; i n der Prophylaxis war er durchaus nicht yon der h6ehst anwiderndcn Pri~derie der meisten seiner Zei[genossen befangen; sein Grundsatz: der'Arz~ sell Krankheiten we m6glich verhfiten, galt ibm auch f~ir die Syphilis. 97) Es k6nnen die grossen Verdienste, welche die Geschichte der ~Iedicin in allen t~brigen Theilen der Wissenschaf~ John H u n t e r zusehreibt, namentlich seine hervorragende Bedeutung als Anatom, Physiolog und Chirurg, dutch die vorliegenden Zeilen einstweilen nieht bezweifelt oder gar widerlegt seth; eingehende literar-historisehe Untersuhungen yea gewiegten Vertretera der genannten F~cher (nut ja nieht yon unseren gelehrten Berufshistorikern
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Prok~eh.
mat allen Yiichern nnd daher ohne Fach)werden darlegen miissen, was war dem ~I~nne hierin eigentlich zu danken haben. FOr die Syphilidologie war H u n t e r ' s Werk ein furchtbares Ungltiek! Wenn einer seiner I-Ierausgeber, G. G. B a b i n g ~ o n sagte ~s), class ,,yon allen Werken John H u n t e r ' s keines ist, auf welches er grtissere Miihe verwandt hii.tte und dora er mehr Vollondung zu gehen hemfiht gewesen ware, als seine Abhaadlung iiber die Syphilis", so ist dies woibr nichis als eine unverstindige Phrase, welche nut noch durch die W o r b iibertl:offeu ward, die (}. G. B a b i n g t o n dem H u n t e r sell)st in den Mund legt: ,Ich habe die darin aufg'estellbn Lehrs~itze zu lange gepriift, als dass sic nich~ fiir alle Zukunft eine Sacho der Uebm-zeuguug bilden sollbn." Solehe und ahnlicho Phrasen konnteu zu hnnderten eben nur in ether Zeig circuliren, die noch im Banne der Hunter'schen Lehren stand. Wer houte die Literatur iiber die venerischen Krankheiten beforschlb ward finden, dass sich veto Ende des fiinfzehnten Jahrhunderb un bis znm Erscheinen yon H u n t e r ' s Weak ein zwar langsames aber storages Wachsthum in diosem Wissonszweigo vollzogen hath. Allo grossen horzte dieses Zeitraumes, yon Leon i c e n u s '~9) bis a u f M o r g a g n i , hatbn an dem Aufbaue, welcher in seinen Dimensionon, wenn auch nicht in tier Ausf[ihrnug, das gegenwartige Lehrgebaudo der Syphilidologie ehor noch iibertraf, redlich uud emsig mitgearbeite !. Da erschien H u n t e r ' s Work, einem verheerenden 0rkan gleich, uud stiirztd Alles, A1]es i n Triimmer! Bis zum Aufh'eten t{icord's, also durch ein halbos Jahrhundert, irrbn die Aerzto in diesem SchutI~ u m b e r - und nun werden seat ungefihr vier Decennien all' die Hauptpfeiler nnd Fundamenb, welche die S)~philislehre in der Zei~ vor H u n i o r gctragen haben, ]angsam und tiberaus mtihsam wieder herausgegraben - - und der langst vergangonen Bliithezei~ der Forschung ward gar nicht mehr gedachk Noch ist nicht alles Vorlorene wiedergeftlnden; das Wiedof gefilndene halt man fair neue Entdeckungen; die syphilitische Erkrankung dot Gehirnarbrien, welche schon yon M o r g a g n i so meisi;erhaft demonstrirt wui'de und vordera schon bckannt war, musste erst ktirzlich neuerdings fest:gestell~ werden; die Beziehung tier Syphilis zum Carciaom, yon k s t r u c u. A. bereits zu Beginn
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John H u n l e r als Syphilograph.
des vorigen Jahrhunderts gelehrk land ebenfalls ers~ in der allerjimgsten Zei~ ihre neuerliche Besthtigung ~oo) etc. etc. Fiir all' die grossen Verluste ~riff~ H u n t e r selbstverstiindlich kein Vorwurf. Sein Wer]r welches in sehr reservirtor Art abgefasst is~, wird Jedermann die Ueberzeugnng aufzwingen, class derAutor im reinsten, heiligsten Eifer flit die h0ctisten Intorossen hehrer Wissensehaft - - geirrt hat! ~o,) Jede Schuld fffllt demnach anf H u n t e r ' s seine Nachkommen!
Zeitgenossen und
Blinder Autoritiitenglaube, Tr:~tgheit, Unkenntniss tier Literatur und GeschicMo habeu alle realen Forschungeu und KennG nisso der V o r - H u n ~ o r ' s c h e n Zeit auf diesera Gebicte begraben. W i s h , im November 1886.
Literatur und Originalbelege. 1) A treatise on the venereal disease. London, 1786, 4", 398 u. 7 Tar. "~) Abhandlung fiber die vonerische Krankheit. Aus dora Englischen. Leipzig, 17871 8 '), pp. XVI, 638 u. 3 Taf. a). Trait5 des maladies vSndriennes. Tr~duit de l'anglais pttr M. A u d i b e r t i . A Paris, 1787, 80, pp. XXXII, 430 u. 7 Tat'. in 4 o. ~) A treatise on the venereal.disease. Second edition. London, 1738, 40, p. 398 u. 7 Taf. 5) A treatise on the venereal disease. Philadelphia, 1791, 8 ~ p. 369 u. 6 Tar. - - Dasselbe With an introduction and commentary by Josepil Adams. [ st American edition. Philadelphia, 1818, 8 ', pp. XX, 367, XV und 6 T a f . - - D a s s e l b e With notes by George G. B a b i n g t o n . Philadelphia, 1339, 8 o, p. 347 u. 6 Tar. - - Dasselbe With notes by James F. P a l m e r . Philadelphia, 1840, 80, p. 611 u. 4 Taf. ") Observations upon the new opinions of John ttunter, in his Iate tre,~tise on the venereal disease, ending with the subjec~ of gonorrhoea, and second part of his wo~k: London, 1786, 8 e, pp. VI, 110. - - Dasselbo treating on strictures in the urethra, his cure by
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Proksch.
caustick his apparatus for conducting the caustick; and his chapter on impotence, Pdrt de second. To be ended in the next. London, 1786, 8 ~ pp. IV, 150. - - Ein drifter Theil erschien ebend~ 1787 in 80 . - - A complete treatise on the nature, symptoms and cure of lues venerea. London, 1820, 8 ~ pp. XII, 420 u. 1 Port. 7) A treatise on gonorrhoea virulenta and lues venerea. Edinburgh, 1793; 8 ~ II, pp. xIV, 453; VIII, 549. s) A treatise on the venereal disease. London, 1810, 8~ ebenda 1816, 80 und 1835, 80 . o) Abhandlung you dor venerischen Krankheit, ins Deutsche fibertragen yon Ft. B r a n i s s . Mit Noten you R i c o r d in Paris. B a b i n g t o n in London und F. J. B e h r e n d in Berlin. Berlin, 1848, 8 ~ pp. XXIV, 810 u. 9 Tar. ,o) Traits de ]a syphilis. Traduit de l'anglais par G. Rich el o t ; annot5 par Ph. Ricord. Paris, 1845, 8~ p. 688 u. 9 Tar. - Traits do l a maladio v~n~rienne. Traduit de l'anglais par le dectour G. R i c h e l o t , avec des notes et des additions par le docteur Pli. R i c o r d . I I e 6dition. Paris, 1852, 8 o, pp. III, 812 u. 9 Taf. ~t) Auszug aus John H u n t e r ' s berfihmtem Werko fiber die venerische Krankheit. - - In: F. J. B e h r e n d ' s Syphilidologie. Leipzig, 1840, II, p. 9 6 - - 1 9 4 . ~'-) Abhandlung yon der venerischen Krankheit, ins Deutsche fibertragen yon Fr. B r a n i s s . ]~Iit Anmerkungen yon B a b i n g t o n , B e h r e n d und R i c o r d . Zweite (Tirol-) Ausgabe, Berlin, 1859, 8 ~, pp. XXIV, 810 u. 9 Taf. 1'~) Trait6 de la maladie vgn6rienne; avoc no~es et additions par Ph. R i c o r d . I I I e 6clifton. Paris, 1859, 80 , p. 800 u. 9 Tar. ~) A treatise on the venereal disease. With copious additions by Philipp R i c o r d . Translated and edited, with notes, by Freman J. B u m s t e a d . Second edition, revised, containing a resume of Ricord's recent lectures on chancre. Philadelphia, 2859, 8 ~, pp. XVI, 548 und 8 Taf. ~) Die Lehre yon der Visceralsyphilis im 18. Jahrhundert. Vierteljahresschr. f. Dermat..u. Syph. Wien, 1878, V, p. 3 6 . - Die Lehre yon den venerischen Contagion im 1 8 . Jahrhundert. Ebenda 1883, X, p. 79. - - Zur Syphilis des Nervensystems. Ein historischer Deitrag, Wbn, 1884, 8 ~ p. 15 u. fl
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John tt u n t e r ale Syphilograph.
t~) Vorlesungen fiber Pathologie und Therapie der Syphilis, yon Prof. Dr. Eduard L a n g . Wiesbaden, 1884--1886, 80, p. 1 4 - - 1 5 . J;) Leviticus, Cap. 15, V, 1--33. ~s) ~ova poenitentialis quadragesima, nec non purgatorium in morbum Gallicum sire Venereum. Parisiis, 1527, 8 ~ --Yergl. Astrnc De morbis vonereis. Parisiis, 1740, 4 ~ II, p. 640. t,J) Chirurgische Bficher and Schrifteri. Strassburg, 1618, p. 285--286.
fol.
-~o) De.morbo Gallico liber. Patavii, 1564, ~o, 87 BlUrter. 2t) The symptoms, nature, cause, and cure of a gonorrhoea. Second edition with additions. London, 1715, 8 ~ p. 224. -~) Traitg des maladies v6n@iennes. ~ouvelle 6dition. Paris, 1768, 8 ~ II, pp. XIX, 400; VIII, 422. 0.3) Dissertatio de gonorrhoea virulenta. Edinburgi,
1767, 4 ~
2~) ,,It proves first, that matter from a gonorrhoea will produce chancres", p. 327. - - Benfitzt ist immer die zweite Originalausgabe, welche allein ale H u n t e r ' s letzte Darlegung seiner Anschauungen fiber diesen Gegenstand betrachtet werden kann. ~5) Traitd pratique des maladies v6n@iennes. pag. 808.
Paris, 1838, 8 ~
.~t~) ,.4, man had been affected with the venereal disease a long time, and had been several times salivated, but the disease still broke out anew. He was taken into St. Georges Hospital, affected with a number of pocky sores; and before I put him under a mercurial course, I made the following experiment. I took some matter from one of the sores upon the point Of a. lancet, and made three small wounds upon the back where the skin Was smooth and sound, deep enough to draw blood. I made a wound similar to the other three, with a clean lancet, the four wounds making a quadrangle; but all the wounds healed up, and none of them ever appeared afterwards. This experiment I have repeated, more than once, and with the same result. It shows that a pocky person cannot be affected locally with the matter proceeding from t h e sores produced by the Iues venei'ea: But to see how far real venereal matter was capable of producing chancres on a pocky person, I made the following experiment.
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Proksch.
h man, who had venereal blotches on many parts of his skin, was inoculated in' sound parts with matter from a chancre, and also with matter from his own sores. The wounds inoculatc.d with the matter from the chancres became chancres; but the others healed up. Here then was a venereal9 Constitution capable Of being affected locally with fresh venereal matter. This experiment I have likewise repeated more than once, and always with file same effect. I ordered a person, at St. George's Hospital, to be inoculated with the matter taken from a well marked venereal ulcer on the tonsil; and als0 w~th matter fi'om a. gonorrhoea, wliich produced the same effects as in the preceding experiment; that is, the matter from a gonorrhoea produced a chancre, but that from the tonsil had no effect!t, p. 298--294. z7) Unmittelbar vor Besehreibung dieser Experimente zieht H u n t e r in Bezug auf die secundiiren Secrete auch den einzig richtigen Schluss, nur an anderen Stellen liiugnet er d i e ~oculabili~iit auf Gesunde; so z. :B. p. 291: ,,It is 9 supposed, that a foetus, in the womb of a pocky mother, may be infected by her. Tilts I should doubt very much, both from what may be observed of the secretions, and fi'om finding that even the matter from such constitutional inflammation is not capable of commmlicating the disease." ~s) Lettres sur la syphilis; ~ I~[. Amddde Lalour, rddactour en chef de l'Union -mddicale. - - In: L'Union todd. Paris, 1850, Nr. 10, 14, 21, 25, 34, 38, 43, 49, 64, 68, 71, 74, 79, 85, 88, 91, 97, 103, 109, 1!8, 124, 132, 133, 142, 9 145; 1851, :Nr. 11, 26, 32, 44, 56, 63, 74, 93, 113, 131. zg) ,We may observe, that even the blood of a pocky person has no power of contaminating, and is n o t capable o f giving the disease to another even by inoculation", p. 292. ao) V. p. 20 in tier Anmerkung. ~) ,no person that has this matter circulating, or has the lues venerea, could escape having a venereal sore whenever he is bled or receives a scratch with a pin, the part so wounded turning into a chancl~o", p. 292. 32) S. 1. c . Nr, 27. 3:) ,,This idea has been carried still further; for it has been supposed that such a contaminated child could conlaminate t h e breasts of a clean woman by suckillg her; the possibility of which
John ~,I u n t e r als Syph ograp
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will be considered presently." Als BeIeg folgs des Citat Nr. 29, pag. 292. ~4) ,Drinking out of the same cup, with a venereal patient, was formerly supposed t o be capable of communicating the lues vonerea; but. this notion is, I believe, now exploded", p. 379. ~'~) .,,Of late years a new merle of producing tile Venereal disease is supposed to have arisen; this is by the transplanting of a tooth, fi'om the mouth of one Person into the mouth of another. That such practice has produced diseases, is undoubted; but how far it has bee~i: Venereal, remains to be considered", p. ~79. ~) Solche F.aile finden sich mehrf~ch, besonders ,~ber p. 294 bis 299 beschrieben. .-7) V: p. :50. Ffir eine kurze Wiedergabe ungeeignet. :s) ,,I have known the urethra sympathise ~'ith the cutting of a tooth producing all the symptoms of a gonorrhoea. This happened several times to the same patient", p. 33. ~o) V. p. 29--31. ~o) Waag.Schaale der genus-Seuche oder Frantzosen.Krankheit. Hamburg, 1700, 8 ~ p. 544. - - Des Original erschien ~eapel, 1689. ~t) De glandulis universim, et speciatim ad nretlm~m virilem novis. Luffduni B:davorum, 1729, 8 '~, pp. XVI, 116 u. 2 Taf. in 4 ~ Zuerst Turin, 1709, 89. ~") Adversaria anatomica omnia. Venetiis, 1762, fol. pp. XVI, 44 u . 1 1 T~ff. - - Die Stellen zuerst Adversari~t anat0mica quarta. Pataviae, 1719, 4 ~ - - De sedibus et causis morborum: p~,r anatomen inda~gatis ]ibri u Lovanii, 1767, 4~ I I , p. 344 U: fgde. --Zuerst: Yenetiis, 1761, fol. iI. a~) Praelectiones academicae de lue venerea. Lugduni Batavorum, 1762, 8 ", p. 420 -- Zuersi: ebenda 1751, 80. ~) Uebersetzl ins Englische und mit Noten yon Jonathan Wethen. London, 1765, 8% a~) Moi,gagni's Hauptwerk; englisch:- London, 1769, 4 ~ I 7 . 4G) The symptoms, nature, cause .and cure o f : a gonorrhoea. London, 1713, 8~ hntornamen; die :iibrigen Aufli~gen mit demselben ebend~ 1715, 8 '*, ;p. 224; 9 , 8~ p. 3 0 4 u. ' 1 ! Tar. a n d 1728, 8 ~. ,
,02
Prokscb.
47) Virulentae gonorrhoeae symptomata, natura, causa et curationes. Qui ipse ex sermone aug]ice in latinum vertit. Lugduni Batavorum, 1717, 8 ~ p. 175. as) Traitd de la nature, des causes, des symptSmes, et de la curation de l'accident le plus ordinaire du real vdn6rien. Traduit sur l'ddition latine imprim6e 'A Lyde en 1717, par 1~. D e v a u x . A Paris, 1730, 8 ~ p. 464. 49) De morbis venereis libri novem. Editio altera. Lutetiae Paris., 1740, 4 ~ pp. XXXVI, 1196. 50) , I t may be asked, what proof there is of a woman having a gonorrhoea when she is not sensible of having any one symptom of the disease, a n d n o n e appears to the surgeon on examination? In such a case the only thing we can dapend upon is, the testimony of those whom we look upon as men of veracity, Such men have asserted that they have been affected by a women in the situation abovede scribed, having had no c~)nnection for some months with any other woman. From this evidence it is reasdnable to stlppose, that the disease has been caught from such women", p. 65. 31) , I f what i have said of the disease in women be just, w~ must see that it will be a difficult thing to say, with any degree of certainty, when the patient is well; because, whenever the symptoms have ceased, the surgeon and the patient will naturally suppqse the cure to be complete; but a n~.,w trial of those parts may prove the contrary; or in case.% where the disease has never affected the urethra, but only the vagina, and still more where no symptoms have ever been observed, it will be more difficult to fix the date of t h e cure':, p. 82. 5~) ,,As we have no specific medicine for the gonorrhooa, it is fortunate that time alone will effect a cure: it is therefore very reasonable to suppose, that every such inflammation ceases of itself", p. 69. 5~) ,Whatever methods are used for the cure, locally or constitutionally, it is always necessary to have in view the possibility of ~ome of the matter being absorbed, and afterwards appearing in the form of a ]UeS venerea; to prevent which I should be inclined to give small doses of mercury internally", p. 86. ~) A letter addressed to Cesar Hawkins Esq, Serjeant Surgeon to his Majesty, containing new thoughts and observations on the cure of the venereal disease. London, 1770, 8', citirt in:
John H u n t e r ols S3Thilograph.
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5~) An essay on the cure of venereal gonorrhoea in a new method. With some observations on gleets. London, 1771, 8 ~ p. 35. 56) Dissertatio de lue venerea. Edinburgi, 1781, 8 ~ citirt in Nr. 59. 57) Veto Tripper in Ansehung seiner lgatur and Geschichto. Kopenhagen, 1774, 8 ~ p. 220. ~IJthigo Erinnerungen ffir Aerzte und Kranke, die den Tripper heilen wollen. Kopenhagen, 1777, 8 ~ 224. -- II. Auflage. Kopenhagen und Leipzig, '1780, 8 ~ p . 338. - - III. Aufiage, ebenda, 1790, 8 '~, p. 468. 5s) Medical cases, selected from therecords of the public Dispensary at Edinburgh. Edinburgh, 1778, 89, p. 278. 59) Practical observations on the natural history and cure of the venereal disease. London, 1787--91, 8 ~ pp. 275, 231, 267 u. 2 Tar. ,o) An essay on the theory and cure of the venereal gonorlhooa, and the diseases , which happen in consequence of that disorder. London, 1777, 89, p. 67. - - Deutsch in: John A n d r e o A b handlungen fiber den venerischen Tripper und die venerischen Krankheiten. Aus d. Engl. mit Anmerkungcn. Leipzig, 1781, 8 ~ p. 1---60. "') ,,It has been asserted, but without proof, that in cases of swelled testicles in consequence of a gonorrhoea, it is not the testicle that swells, but the epididymis. The thrut is, it is both the one and the other ~, p. 54--55. 62) Observations on venereal complaints, and on the merhode recommended for their care. London, 1754, 8 ~ - - Bericht in Girtanner's Abhandhng fiber die venerische Krankheit, II. Auflage. GJttingen, 1793, 89, III, p. 482. 63) Observations chirurgicales sur les maladies de l'ur~thre. V. ~dit. Paris, 1768, 89, pp. VIII, 322. 64) M~moire snr les maladies de l'ur~thre et sur un remade spgcifique pour ]es gu~riL de m~me que beaucoup d'autres maladies vdn4riennes chirurgicales. Montpellier, 17"46, 89. Wieder abgedruckt in den Gesammtausgaben seiner Werke; deutsch: Lfibek, 1767, 8~ If, p. 1--350. 65) De sedibus et causis morborum per anatomen indagatis; epistola XLII, art. 38: ,quae cure ira sint, minus, at pure, miraberis, si cure tot urethras ex quo Anatomes studio me dedi, attente
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Proksch.
inspexe~im et quotannis adhuc inspiciam; Vix ~nam dixero certain mihi esse in ea Observationem carneae excrescentiae, cure plures sint cicatricum et coarctationum, eaque illa una non sine his fuerit." "~) De medicina. Lib. YI, cap. 18. ,7) Observations on the theory and cure of the venereal disease. London, 1779," 80, pp. IV, 146. - - Deutsch in John A n d r e e Abbandlungen fiber den venerischen Tripper und die venerischen Krankheiten fiberhaupt. Leipzig, 178l, 8 ~ p. 6 1 - - 2 0 4 . os) Obzwar ich, u m nicht partheiisch zu erscheinen, eine fremde fiber hundert Jahre alte deutsche Uebersetzui;g gewhhlt habe, will ich dennoch die Originalste]len anffihren: ,A Chancre is an eroding ulcer: it usually begins from a minute inflamed spot, much resembling a part which has been burnt by a spark of fire. Within the space of one week after this appearance, the centre of the inflammation ulcerates. The part on which the ulcer is seated is always hardened; which hardness distinctly separates the diseased from the sound part. From this time, the ulcer and surrounding hardness continue to enlarge . . . . A chancre, from t h e time of its origin till it is in a healing state, has a peculiar appearance, different from that of any other sore, and such a one as cannot be learnt by any words; but whoever attentively examines such sores, and properly remarks the difference between them and such as are not venereal, will seldom be deceived in progosticating upon them. The colour of a chancre is a pale-red, sometimes inclining to a cream colour; but this, in different cases, varies from a deep-red to a dingy-cream colour; and, if examined through a magnifying-glass, will be seen to be studded over with numerous small hillocks of flesh. The surrounding diseased part is most commonly swelled in a circular form, which sometimes is not raised higher than the sound part, but is always hardened, as may be perceived by gently pressing the part between the finger and thumb", p. 6 - - 7 . ,,Chancres on the glans are seldom so large, or have so much swelling and hardness, as those on the prepuce: this dircumstance may probably be owing to the different texture of the parts diseased; the cellular membrane being very apt to swell and harden when inflamed, whereas the glans is not so disposed. From this cause, chancres on the last-mentioned par~ generally appear sunk into its substance, and not surrounded with so much hardness", p. 10. ~ ,The size of chancres varies
,loire II u n t e r als S y p h i l % - r a p h .
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consid(icbJy, but most commonly bears a proportion to their number", p. 9 - - ,,but this circumstance is very uncertain, as some single ones are small, and some of the other ldnd are large; andis only applicable to them soon after their first appearance, as the size afterwards may be greatly increased from many causes; such as a bad constitution, inflammation, or ill treatment of the disease", p. 10. 09) ,,The gonorrhoea always proceeds from a secreting surface, and the chancre is formed on a non-secreting surface", p. 16. :o) ,,An officer in the army had a chancre which appeared two months after he h a d had any connection with a woman", pag. 218. 7~) ,,Venereal ulcers (chancres) commonly have one character, which however is not entirely peculiar to them, for many sores that have no disposition to heal (which is the case with a chancre), have so far the same character", p. 215. 7~) ,,It may admit of dispute, whether the application of mercury should be continued or not through the whole suppuration. I should be inclined to continue it, but in a smaller quan.tity", p. 277. ~) Vergl. J. K. P r o k s c h : Zur Syphilis des Nervensystems, In: Wiener med. Bl:,itter, 1884, VII, Nr. 10--12. 7~) ,,we have not seen the brain affected, the heart, stomach, liver, kidneys, nor other viscera; although such cases are described i,n authors", p. 305. :~) Recherches sur los maladies vt!n6riennes chroniques sans signes ~vidents; c'est-~-dir% masqudcs, d~ggn6r~es ou compliqudes. A Paris, 1788, 8 ~ p. 204. :a) Nalattie veneree; in Ambr. Bertrandi 0pore anatomiche, e cerusiche. Publicate, e aceresciute di note, e di sapplimenti dai chirurghi Giov. Antonio P e n c h i e n a t i e Giovanni B r u g n o n e . Torino, 1786--1790, 80 , VI, pp. XVI, 374; VII, pp. VII, 395 und 3 Taft in Quart. 77) Annotazioni pratiche sopra i mali venerei. Milano, 1794, 80, pp. VIII, 255. 7s) Unterricht ffir Wund~rzte fiber die venerisohen Krankheiten. Leipzig~ 1789, 8 ~, p. 292. 7~) Kurart aller venerischen Krankheiten n a c h H u n t e r , G i r t a n n e r und H a h n e m a n n . Wien, 1798, 8~ p. 488.
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Prokseh.
so) Ueber die Lustseuche, Tfibingen, 1797, 8 ~ pp. XVIII, 430. sl) Trait6 complet sur les sympt0mes, la nature et le traitemcnt des maladies syphilitiques. Paris, 1798, 8 ~ II, pp. XV, l~II, 884; LXIV, 448. 82) Diese Stelle ist in der zweiten Originalausgabe weggeblieben: in der deutschen Uebersetzung yon 1787 findet sic sich p. 188 bis 189 in der Anmerkung: s~) ,,The skin, throat, and nose, are more readily affected by the lues venerea than the bones and periosteum, which, on the other hand, suffer sooner than many other parts, particularly the vital parts, which perhaps are not at all susceptible of the disease", p. 6. 04) , I f the venereal disease attacks the lungs, although that disposition may be corrected, consumption may ensue; and in like manner where the bones are affected, or the nose, scrofulous swellings or fistula lacrymalis may be the consequence, though the disease may have been cured." p. 2 7 . - ,The venereal disease also becomes often the immediate cause of other disorders, by calling forth latent tendencies to action", p. 26. ss) ,There is even at this day hardly any disease the practitioner is puzzled about, but the venereal comes immediately into his mind; and if this became the cause of careful investigation, it would be productive of good, but wittl many the idea alon0 satisfies the mind", p. 880. s6) Sepulchretum, sire anatomi,~ practica. Genevae, 1679, fol. II, p. 1706. sT) ,,There are inflammations of the eyes which are supposed to be venereal; . . . . But if s!lch cases are venereal, the disease is very different from what it is when attacking other parts, from the constitution, for the inflammation is more painful than in venereal inflammation proceeding from the constitution; and I ha~e never seen such cases attended with ulceration, as in the mouth, throat, and tongue, which m a k e s m e doubt much of their being venereal", p . 324. as) ,,There are a number of local appearances, mentioned by authors, which I never saw, such as the fissures about the anus etc.", p. 330. sp) ,The venereal disease is not only suspected to be present in many cases where the nature of the disorder is not well marked, but it is supposed that it can be combined with other diseases, such
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.Tohn It u n t e r als Syphilograph.
as the itch and the scurvy. Thus we hear of pocky itch, and of sou rvy and the venereal disease combined; hut this supposition appears to me to be founded in error. I have never seen any such cases, nor do they seem to be consistent with the principles of morbid action in the animal oeconomy. It appears to me, beyond a doubt, that no two actions can take place in the same constitution, or in the same part, at one and the same time", p . 2. 9~ ,,/k man may have the pox and the small pox at the same time; that is, parts of his body may have been contaminated by the venereal poison, and the small pox .may take place, and both diseases may appear together, but not in the same parts", p. 3. 9,) Belege hieffir finden sich mehrere, der passendste sc~eint folgender: ,,It shows great ignorance, however, to suppose the venereal disease can be both the predisposing and immediate cause", pag. 28. ~z) ,The parts that are effected by this form of the disease when in its early stage or appearance, which I have called first in order, are the skin, tonsils, nose, throa~, inside of the mouth, and sometimes the tongue. When in its later state, the periosteum, fasciae," and hones come into action, and these I call second in order of parts. Perhaps the bones come into action from the membrane being affected", p. 307. 9~) ,;I do not know that I ever saw the lues venerea attack the joints, though many rheumatic complaints of those parts are cured by mercury, and therefore supposed to be venereal", p. 881. ~) :,It has been supposed that even all the secretions from the contaminated blood could be affected so as to produce a like poison in them, and as the parts of generation are thrown in the way of receiving it, when fresh contracted, so they still lie under the censure of having it returned upon them from the constitution. Hence i~ has been supposed that the testicles and vesiculae seminales may be affected by the disease; that the semen may become venereal, may communicate the disease to others, and, after impregnation, may even grow into a pocky child; bu~ all this is without foundation; otherways, when a t~erson has the lues venerea, no secreting surface could he free from the s~ate of a gonorrhoea, nor could any sore be other than venereal. Contrary to all which, the secretions are the same as before; a n d if a sore is produced by any other means in Yierteljahresschrift f. DermatoL u. Syph. 1887.
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Proksch.
a sound part, that sore is not venereal, nor the matter poisonous, although formed from the same blood", p. 290. - - Fit has boon supposed and assorted from observation, that ulcers in the mouths of children from a constitutional disease, which constitutional disease has been supposed to be derived from the parent, have produced the same disease upon the nipples of women who had been sucked by them; that is. the children were contaminated either by their mothers or fathers having the disease in form of a h e s venerea, of which I have endoavoured to show the impossibility. If, however, it were possible to contaminate once in this way, it woul.d be possible to contaminate for ever ~', pag. 2 9 5 . Da nun aber H u n t e r selbs~ aus seinor Praxis solchQ Fillo in durehaus pri~ciser Besohreibung vorffihrt, so drangt sich solbstverst~ndlich dom Loser die Frage auf: ja, was waron denn das eigontlich fiir Fhlle, wenn es schon keino Syphilis sein durfto? Darauf erwidert H u n t e r ganz gelassen: ,,To say what they wore, would lead us into the considcratioh of other diseases '~, p. 296. 9~) C h i c o g n o a u , Franciscus ct Antonius P o l i s s e r y . Quaostio medica, eaquo thorapeutica: An ad curandam luem veneream frictiones mercuriales in hunc finom adhibendae sine, ut salivao fiuxus concitetur? Monspellii, 1718, 8% - - Bcricht boA A s t r u c 1. c. II pug. 1057. ~) M6moire contonant uno nouvelle mSthode de traitor la vdrole. A ~Iontpollier, 1734, 8 e, p. 20. - - Bericht in A s t r u c 1. c. p. 1096--1099. 'v) i, As diseases in general should not only be cured, but, when it is possible, prevented, it will not be improper to show, as far as we know, how that may be done; for in this disease we can with more certainty prevent infection, its origin being known ~', pag. 378. 9s) Deutsche Ausgabe. Berlin, 1848, Vorrede p. XVII. '~) Libollas de epidemia quam vulgo morbum Gallicam recant. Yenotiis, 1497, 4 ~ 29 unnummerirte BlOtter. ~oo) Die Beziehungen des Krebses zur Syphilis hat fibrigens auch H u n t e r noch niche unbodingt geliiugnet; doch sehon wAr noch dieso eino, auch in anderen Punkten historisch lehrreicho Stollo: ,,There are also a number of diseases, described by authors as vengreal, especially by h s t r u o and his followers, which are almost
John Hu n t e r als Sypi~ilo~apb.
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endless. The cancer, scrofula, rheumatism, and gout, have been considered as arising from it, which may:be in some measure true; but they are with them the disease itself, a n d all their consequences, as consumption, wasting from want of nourishment, jaundice, and a thousand other diseases, which happened many years before the existence of the lues venerea, are all attributed to it 'k, pug. 330. toJ) Welche Opfer H u n t e r der Wissenschaft darbrachte, geht ausser vielen anderon Handlungen, auch darans horror, dass cr alas erste Experiment mit dora vermeintlichen Trippersecrct jedenfalls an sich selbs~ ausffihrte. Es ist dies theilweise schon aus der Beschreibunff und 6or langen Beobachtungsdauer des Falles zu schliessen; donn an allen anderon Orten bezeichnet H u n t e r seine Beobachtungsund Versuchsobjecte wenigstens obenhin, nur hicr nicht. Ferner sagt sein tIerausgeber G. G. B a b i n g t o n (Deutsche Ausgabe 1848, p. 30 Anmerkung) ausdrfieklich, class H u n t e r an sich selbst diesen Versuch machte. Wohl ist G. G. B a b i n g t o n crst zwoi Jahre nach H u n t e r ' s Ted geboren worden; er konnto es jedoch aus verlSsslieher Ueberlieferung wissen. Am moisten spricht jcdoch das Zeugniss tines Zeitgenossen H u n t e r ' s daffir. John A n d r e o erzShlt (Abhandlungon fiber den venerischen Tripper. Leipzig, 1781, p. 2 0 - - 2 1 ) : ,Ein scharfsinniger Wundarzt hat bewiesen, d;tss die Trippermaterie einen wahren venerischen Schankcr verursachen kOnne, indem er sich mit einer Lanzette inoculirte etc." --Freilich gohOrt ausser diesem noch die Kenntniss einer langen Reiho yon Nebenumst~nden dazu, um sich in dieser Sache fiir fiberzeugt zu halten.