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tanz sprachen, etwa: „Ich konnte lange nicht akzeptieren, dass meine Beine nicht mehr so stark sind, und zog mir deswegen viele Verletzungen zu. Nun glaube ich, dass Akzeptanz besser ist, als niemals aufzugeben. Vielleicht bin ich klüger geworden.“ Solche Blogger sahen in der Regel mehr Sinn im Leben als die übrigen und fühlten sich in der Regel besser. Ein krankheitsbedingter Erkenntnisprozess ist nach den Resultaten von Rains und Keating daher ein guter Marker für gelungenes Coping und passt gut zum Reframing-Konzept der Forscher um Donovan.
Erstveröffentlichung in Im Focus Onkologie (2017) 20: 12-17. https:// doi.org/10.1007/ s15015-017-3291-1
Reaktionen fürs Wohlbefinden wichtig Bei Bloggern mit überwiegend negativem Framing sahen Rains und Keating zum Teil ebenfalls positive Effekte: Bei aktiven Bloggern fanden sie mit der Zeit ein verstärktes persönliches Wachstum und weniger Depressionen. Möglicherweise gelingt es solchen Personen also tatsächlich, sich den Frust von der Seele zu schreiben. Genau umgekehrt verhielt es sich jedoch bei ne-
gativem Frame und geringer Aktivität. Solche Personen scheinen immer weiter in die Depression abzurutschen. Auch Blogger mit rein positivem Framing ging es mit der Zeit nicht besser. Möglicherweise verpuffen die günstigen Wirkungen mit der Zeit oder die Blogger machen sich etwas vor, wenn sie nur Positives posten. Deutlicher waren die Resultate zur Bedeutung der Kommentare: Je mehr Antworten die Blogger bekamen, umso stärker fühlten sie sich in ihrem persönlichen Wachstum bestätigt. Auch gab ihnen das Leserfeedback das Gefühl, etwas Bedeutsames und Wichtiges zu tun, was ihr Selbstwertgefühl steigerte – selbst bei negativem Framing. „Ich bin völlig überwältigt von diesem Post. Dein Zorn und deine Wut sind absolut erfrischend“, schrieb ein Kommentator. Und vielleicht erleichtern solche Reaktionen dem einen oder anderen Blogger auch den Abschied. „Du hast es geschafft etwas zu hinterlassen, was sich lesen lässt und zum Nachdenken anregt. Du bleibst ewig in meinen Ge-
danken, obwohl ich dich gar nicht kenne“, heißt es in einem der letzten Kommentare in Dmitrij Panovs Blog. Thomas Müller Literatur 1. http://sterbenmitswag.blogspot. de/2016/02/1-februar-2016-hallo.html 2. Facebookseite von Miriam Pielhau: https://www.facebook.com/Miriam-Pielhau-107811982638138/ 3. Rains S, Communic Res KDM (2015) Afr J Med Med Sci 42(1:107–133 4. Fratarolli J (2006) Psychol Bull 132(6:823– 865 5. Chung D, Kim S (2008) J Assoc Inf Sci Technol 59(2):297–306 6. Murray E et al (2003) J Med Internet Res 5(3:e17 7. Bach LA (2008) J Clin Oncol 26(27:4504– 4506 8. Donovan EE et al (2017) Health Commun 32(1):1:10
hautnah 2017 · 16:106–110 https://doi.org/10.1007/s12326- 017-0250-8 © Springer-Verlag GmbH Austria 2017
„Skorbut“ der Haut
Mit Vitamin-C-Creme gegen die senile Purpura Durch regelmäßiges Auftragen einer Vitamin-C-haltige Creme lassen sich offenbar bestimmte Alterserscheinungen der Haut an sonnenexponierten Stellen bessern. Französischen Forschern zufolge entspricht der Effekt dem einer lokalen Skorbut-Therapie. FF Die 18 Senioren, die an der ran-
domisierten kontrollierten Studie im Universitätsklinikum Besançon teilnahmen, zeigten ausgeprägte Symptome der sogenannten Purpura senilis, auch als Bateman’s Purpura bekannt. Insbesondere an Händen, Unterarmen und Unterschenkeln, also Stellen, die viel Sonne abbekommen, fanden sich petechiale oder konfluierende Ekchymosen, sternförmige Narben sowie insgesamt eine dünne, brüchig erscheinende Haut. Charakteristisch war
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vor allem die dunkelviolette Farbe der Flecke, die dem benignen Krankheitsbild seinen Namen geben. Neuartiges Therapiekonzept An den im Mittel 88 Jahre alten Patienten testeten die Forscher um Philippe Humbert ein neuartiges Therapiekonzept: Dieses beruht auf der Annahme, dass es sich bei der Bateman-Purpura um eine lokale Form der VitaminC-Mangelkrankheit Skorbut handelt. Wenn dies zuträfe, so die Hypothese,
müssten sich die Hautveränderungen bei Anwendung einer topischen Vitamin-C-Therapie bessern. Das Testpräparat war eine Creme mit einem Vitamin-C-Gehalt von 5 %. Da es sich um ein instabiles Vitamin handelt, war die Ascorbinsäure zum Schutz vor Sonnenlicht und Sauerstoff in Glycerol emulgiert und mit einer Silikonbasis verarbeitet. Zum Vergleich diente eine identisch aussehende neutrale Creme ohne Vitamin C. Die Applikation erfolgte verblindet durch die Pa-
tienten selbst, und zwar so, dass jeweils ein Präparat an einer Körperseite aufgetragen wurde. Somit diente jeder Patient als seine eigene Kontrolle. Die Teilnehmer sollten die betroffenen Stellen an Unterarm und Unterschenkel zweimal täglich eincremen und die Produkte gut einmassieren. Die Anwendungszeit für jedes Präparat betrug zwölf Wochen. In dieser Zeit durften keine anderen Pflegeprodukte verwendet werden. Besserung bei fast 90 % Am Studienende hatten 88 % der Patienten an den mit Vitamin C behandelten Stellen deutlich von der Behandlung profitiert, das heißt die Flecken auf der jeweiligen Seite waren in den zwölf Wochen zurückgegangen und die Haut war kontinuierlich dicker und elastischer geworden. Den Effekt im Zeitverlauf konnte man nicht nur auf
standardisierten Fotos sehen, sondern auch mithilfe spezieller apparativer Technik belegen. So wurde die Hauttönung mit einem Chromameter gemessen, die Hautelastizität mit einem Cutometer und die Dicke mit einem Calliper. Zum Vergleich: Die mit der neutralen Creme behandelten Stellen hatten sich in acht Fällen (47 %) gebessert. Die Erfolge in dieser Testreihe erklären die Autoren mit dem Effekt der Hautmassage beim Eincremen. Insgesamt, so Humbert und sein Team, habe sich die Hypothese bestätigt, dass sich die Bateman-Purpura mit einer Vitamin-C-haltigen Creme erfolgreich behandeln lässt. Dies sei insofern plausibel, als Vitamin C im Stoffwechsel der Haut eine wichtige Rolle spiele. So sei es an der Kollagensynthese und an Wundheilungsprozessen beteiligt, wirke als Radikalfänger und schütze vor schädigenden Lichteffekten.
Mit zunehmender Hautalterung, so die Forscher, nehme der VitaminC-Gehalt in Dermis und Epidermis ab. UV-Licht trage zu diesem Prozess bei, ebenso wie Zigarettenrauch und Ozon. Für Humbert et al. [1] liegt es daher nahe, die senile Purpura quasi als Manifestation eines lokalisierten Skorbuts zu interpretieren, den man, analog zum systemischen Skorbut, mit Vitamin C behandeln könne. Literatur 1. Humbert P et al (2017) Bateman purpura (dermatoporosis): a localized scurvy treated by topical vitamin C – double-blind randomized placebo-controlled clinical trial. JEADV. https://dx.doi.org/10.1111/jdv.14525
hautnah 2017 · 16:110–111 https://doi.org/10.1007/s12326-017- 0254-4 © Springer-Verlag GmbH Austria 2017
Quelle: Dr. Elke Oberhofer, springermedizin.de
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