W i e stellt sich die Wissenschaft zum Problem der <
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Der uralte V~runderglaube an die (,Erdstrahlen~> treibt gegenw~rtig neue Bltiten. Immer hiiufiger wenden sich dabei die Radiiistheten, wie sich die Ruteng~nger und Pendler nennen, an die breite 0ffentlichkeit. I n Vortr~gen, in vielen Zeitschriften und Tageszeitungen, sogar am Radio wird fiber die <~Erdstrahlen, und ihren angeblich unheilvollen Einfiul~ auf Mensch und Tier beriehtet. Neu ist dabei, dab eine Anzahl von Rutengl~ubigen - in der Schweiz unter der Fiihrung yon I~errn Dr. K o p p - das Vorkommen und die Wirkung der <~Erdstrahlen, mit <~wissenschaftlichen~> Methoden zu beweisen versucht. Ihr Vorgehen ist dabei ebenso methodisch wie einfach: Einseitig ffihren sie alle Arbeiten mit scheinbar gfinstigen Ergebnissen an und konsequent verschweigen sie alle kritisehen und negativen Stimmen. Wenn es sich dabei nur um die Abkl~trung yon physikalischen Problemen handeln wfirde, k0nnte man der Sache I~hig den L a u f lassen. Werden hier Hypothesen als wohlfundierte Theorien, Tastversuche als wissenschaftlich gesicherte Tatsachen ausgegeben, so kann man daifiber die Achseln zucken: Auch der hanebfichenste Unsinn und die krauseste Theorie verm0gen kaum Unheil zu stiffen. Anders auf medizinischem Gebiet! Wenn von den Strahlengl~ubigen immer wieder behauptet wird, dai~ eine groi~e Zahl yon Krankheiten bei ~ e n s c h und Tier durch die ~(Erdstrahlen, verursacht wird, wenn im Zusammenhang damit Abschirmger£te empfohlen und zu einem vielfach fibersetzten Preis an das gutgliiubige Publikum verkauft werden, dann geht es um ein Stiick Volksgesundheit, und dann ist Schweigen fehl am Platze. Die vornehme Zurfickhaltung vieler Akademiker diesem Problem gegenfiber wird yon der ()ffentliehkeit oft als stillschweigende Zustimmung gedeutet und wirkt so verwirrend. Es sei deshalb hier der Versueh unternommen, so objektiv wie m(~glich unser heutiges Wissen fiber die ((Erdstrahlen ~>und ihre Auswirkungen darzulegen. Das Problem ist allerdings derart weitsehichtig, das Schrifttum darfiber so gewaltig angewachsen, daf~ ich hier nur auf das Wichtigste und auch auf das nur in aller Kfirze eingehen kann. Es sind wohl vor allem folgende Fragen, auf die der Leser gerne eine klare Antwort h~tte : 1. Gibt es fiberhaupt <~Erdstrahlen ~>, welcher Art sind sie, und wie tassen sie sich nachweisen? 2. I~aben diese (~Erdstrahlen~), falls sie wirklich vorkommen, eine krankmachende oder krankheitsbegfinstigende ~Virkung bei Mensch, Tier oder Pflanze ? Z. Pr~ventivmed. 3, 1-18 (1958)
Rev. M~d. pr6v.
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3. Wenn ja, gibt es t~6gliehkeiten, die <~Erdstrahlen>> zu neutralisieren und damit die pathogene Wirkung aufzuheben? V o r k o m m e n und N a c h w e i s der <~Erdstrahlen ~>
LTber den Begriff der <~Erdstrahlen ~>besteht keine einheittiche Definition. Allgemein verstehen die Ruteng~nger darunter diejenige <~Kraft~>, die die R u t e oder das Pendel in ihrer H a n d zum Ausschlagen oder zum Schwingen bringt. Da aber - wie wir sehen werden - das Rutengehen oder Pendeln eine subjektive Methode ist und je nach der ausfiihrenden Person zu ganz verschiedenen Ergebnissen fiihrt, hat man immer wieder versucht, die <~Erdstrahlen~> durch objektive physikalische Methoden festzustellen, iNach Kopp soll das in letzter Zeit gelungen sein, und zwar nennt er gleich 4 physikalische Effekte, die auf <,Bodenreizzonen ~>festzustellen sind: 1. Erh0hung der Ionisation der Luft. 2. Verminderung des elektrischen Bodenwiderstandes. 3. Erh6hung der magnetischen Feldst/~rke. 4. Erh6hung der Intensit~t der Gammastrahlen. Diese Vielzahl der beobachteten Erscheinungen ist wohl physikalisch nur schwer auf eine einheitliche Ursache zuriickzuffihren und wirkt nicht gerade vertrauenerweckend. Noch eigentiimlicher ist es, wenn ein von Kopp zitierter Radi/isthet das I~auptgewicht auf die Ionisation der Luft legt und den magnetischen Erseheinungen gegeniiber skeptisch ist (Fritsch), w/~hrend andere Autoren gerade die magnetischen Erscheinungen in den Vordergrund riieken
(W~st und Petschke). Von den erw/~hnten vier physikalischen Effekten, die im Zusammenhang mit den Erdstrahlen auftreten sollen, w u r d e bis heute am griindtiehsten die Ionisation der Lu/t geprfift. Als eine der/iltesten Untersuchungen auf diesem Gebiet gilt die Arbeit von Lehmann (1932). Dieser fand fiber <~Reizstreifen~>, an denen der Blitz bevorzugt eingesehlagen hatte, eine Anderung des PotentialgefSlles mit erh0hter Leitfiihigkeit der Luft. Die Arbeit macht nach Br~iche, einem bekannten deutschen Physiker, einen guten Eindruck, wird dagegen vom Geologen Reich sehr scharf kritisiert und abgelehnt. J~hnliche Versuche hat 1939 Cody ausgefiihrt. Mit Hilfe einer Ionisationskammer und eines Elektrometers will er fiber (~Reizstreifen ~>eine stark erhohte Ionisation der Luft festgestellt haben. Den Zusammenhang mit dem Krebs des Menschen hielt er fiir erwiesen. Diese Untersuchungen werden heute vielfach yon den RutenglSubigen als Beweis ffir ihre Theorien angefiihrt. Die franz0sische Akademie der Wissenschaften hat sie aber wie folgt beurteilt: ~Eine vollkommene Phantasie, ]edes wissensch~t/tlichen Geistes unwiirdig~). Auch Br~iche
bezeichnet die Ergebnisse yon Cody als (¢duflerst ~berraschend und unglaubhalt~. Ferner hat B6ekeler 1952 in Bonn die Untersuchungen yon Cody in mfiheroller Arbeit nachgepriift und ist zum Schlu• gekommen, daft ein wesentlicher Unterschied in der Ionisation der Luft zwischen neutraler und ~Reizzone ~ nicht bestehe. Aufschlul~reiche Untersuchungen hat auf diesem Gebiete auch A. Liechti in St. Urban vorgenommen. In Zusammenarbeit mit Minder hat er die Bodenluft tiber einem ~Reizstreifen~> und fiber neutralem Gebiet mit einer Ionisationskammer untersucht und verglichen. Einen ins Gewicht fallenden Unterschied konnte er nicht feststellen. I n ~hnlieher Weise prtiften die beiden Forseher mit dem Funkenz~hler naeh Greinacher die Zahl der einzelnen Ionisationsakte auf beiden Seiten. Im ganzen wurden an 9 Tagen 21 Versuche vorgenommen. Auch diese Untersuchungen ergaben keine Unterschiede im Ionisationsgrade der Luft. Ahnlich steht es mit den fibrigen physikalischen Nachweismethoden der ~Erdstrahlen ~. Auch hier steht in der Literatur Behauptung gegen Behauptung. Auch bier werden auf der einen Seite sehr positive Ergebnisse yon Rutengl~ubigen ver~ffentlicht, die yon wissenschaftlicher Seite nachgepriift und als wertlos, unbewiesen oder zum mindesten als fraglich bezeichnet werden. Br~tche selbst konnte fiber einem yon einem Ruteng/~nger festgestellten ~Reizstreifen ~ Abweichungen der magnetischen Feldst~rke feststellen, andere ~hnliche Versuche dagegen fielen total negativ aus'. Er fragt sich sehliel~lich, ob der diesen Problemen nachgehende Physiker nicht mit einem ]~[anne zu vergleiehen sei, der in einem dunklen Raum eine schwarze Katze suchen soll, die gar nicht drin ist. Wer das n6tige physikalische Rtistzeug hat und wer sieh weiter ftir diese Seite des Problems interessiert, der sei auf die ausfiihrliche Arbeit yon BriOche hingewiesen. Aus jfingster Zeit sei sehliel~lich hier noeh Gaflmann zitiert, der selber zahlreiche Versuche fiber ~Erdstrahlen~ vorgenommen hat und der an den Verhandlungen der Sehweiz. Naturforschenden Gesellschaft 1956 auf ein Referat yon Kopp folgendes erwiderte: ~Im Gegensatz zum Referenten kann ich die physikalisehe Natur der sogenannten ,Erdstrahlen' keineswegs als abgekl~rt betrachten. Weder besteht bei den Ruteng~ngern Einigkeit fiber die Ermittlung yon sogenannten Reizstreifen, noch ist mir bekannt, da{] ein Zusammenhang zwisehen ,Reizstreifen' und einem der zahlreiehen physikalisehen Effekte, die vom Referenten erw~hnt werden, wirklich zweifelsfrei sichergestellt w~re. ~ Aus allen diesen Untersuchungen darI zusammen]assend der Schlztfl gezogen werden, daft es his heute nich.t gelang, eine zuverli~ssige physikalische Methode zum Naehweis der sogenannten Erdstrahlen zu finden. Wir sind also weiterhin auf die sehr subjektive und umstrittene Methode des Rutengehens oder Pendelns angewiesen.
Als Ursache der Erdstrahlen, s o m i t als ausl6sendes Agens des R u t e n a u s schlagens o d e r der Pendelbewe~o~ng, wird y o n den m e i s t e n R u t e n g l ~ u g i g e n flieBendes W a s s e r angegeben. E s ist d e n n a u c h eine u n b e s t r i t t e n e T a t s a c h e , d a b R u t e n g i i n g e r h~ufig ~Tasseradern g e f u n d e n haben. D a b e i ist a b e r zu berficksichtigen, d a b die Wahrscheinlichkeit, W a s s e r zu finden, in vielen Gebieten an u n d ftir sich grol~ ist. Sie wird y o n Laue in B a y e r n fiir das ganze L a n d m i t d u r c h s c h n i t t l i c h 67 % angegeben, ftir Schleswig-Holstein y o n Haas m i t 95~o, fiir a u s g e s p r o c h e n e W a s s e r g e b i e t e y o n Hocheder sogar m i t 100~o. A u c h Hartmann erw~hnt, d a b es Talb(~den gibt, wo jede W a s s e r g r a b u n g z u m Erfolg fiihren muB. So ist es eigenttich eher verwunderlich, d a b R u t e n g ~ n g e r a u c h r e c h t h~ufig a u f W a s s e r schlossen, wo keines zu finden ist. Andererseits k o n n t e n sie groBe W a s s e r a d e r n oft nicht finden (P]ei#er, EkstrSm, Ga[3mann u. a.). Ongley k o m m t n a c h Prfifung y o n 75 Rutengi~ngern z u m 8chluB, d a b die Zahl der Treffer der R u t e n g i i n g e r u n d die Z a h l der Treffer b e i m R a t e n n a c h der W a h r s c h e i n l i c h k e i t s r e c h n u n g ungef~hr gleich waren. N u n gibt es a b e r viele N~eister der R u t e , die nicht n u r XYasser, s o n d e r n a u c h Salz, Erze, Metalle u n d ErdS1 feststetlen zu kOnnen glauben. A u f d i e s e m G e b i e t h a t die PreuBische geologische L a n d e s a n s t a l t 1920 u m f a n g r e i c h e Versuche v o r g e n o m m e n . Das Ergebnis ist ftir die R u t e n g ~ n g e r u n d P e n d l e r vernichtend: (~W'enn die Wiinschelrute oder die sonst zur Anwendung gelangten Instrumente (Pendel) in dem ersten Fall, bei Ladeburg, in einem v611igwasserundurchl~issigen Tongebiet zahlreiche Ausschl~ge auf Hrasseradern zeigt, wenn im Falle Stral~furt Braunkohlen angegeben werden, woes keine gibt, und wenn sie nicht angegeben werden, wo sie unmittelbar anstehen, wenn hier und im Falle Winsen a. d. A, der bis d icht unter die Tagesoberfl~che aufragende Salzhorst in den Rutenausschl~gen gar nicht zu erkennen ist, so k6nnen wir darin nur ein ~ sehr mangelhaftes Arbeiten der Rute sehen. Wenn aber gar im Falle Samswegen auf kilometerweiten Wegen nicht blol3 ein, sondern mehrere Ruteng~nger Salz in gr62erer Verbreitung dort angoben, w o e s keines gibt, wenn endlich in dem so kleinen Gebiet yon Rottnersleben alle 3 Herren auf nicht vorhandenes Salz und nicht vorhandene Kohle geradezu gl~nzend reagieren, wie es scheint, einfach deshalb, weil danach gefragt worden ist, und wenn endlich bei allen Versuchen die Ausschl~go der Ruteng~.nger derart auseinandergehen, wie es im Protokoll und in den Karten dargestellt ist, so sehen wir keine M6glichkeit, die Rute nutzbringend zu verwerten. ~ N o c h dubioser wird die Sache, w e n n viele Rutengl~ubige, d a r u n t e r eine A n z a h l J~rzte, b e h a u p t e n , d a b a u c h k r a n k e Organe S t r a h l e n aussenden, so d a b m a n m i t d e m P e n d e l oder der R u t e den Sitz eines Leidens bei Mensch oder Tier feststellen k0nne. I n dieser H i n s i c h t b r a c h t e n die A r b e i t e n y o n G6tze a n d Miefiner Licht in das m y s t i s c h e D u n k e l : Die beiden A u t o r e n lieBen d u t c h 2 a n e r k a n n t e R u t e n g ~ n g e r , w o v o n einer D o k t o r der Medizin war, eine. A n z a h l R i n d e r u n t e r s u c h e n . Die Ergebnisse sind so eindeutig, d a b sie hier w6rtlich wiedergegeben seien: (~Die l~utenausschl~tge unserer beidon Rutler zeigten an ein und demselben Tier durchwegs erhebliche Abweichungen oder keinerlei Ubereinstimmungen. Zwischen den Rutenausschl~gen und den tats~chlichen Erhebungen an kranken und gesLmden Tieren 4
bestanden fast stets erhebliche Abweichungen oder keinerlei Ubereinstimmungen. Einen Unterschied zwischen Gesund und Krank vermochten die l~utler nicht aufzufinden. Bei Wiederholungsversuchen bei ein und demselben Tier fehlte der nStige Grad der Ubereinstimmung. Wir haben bei den Untersuchtmgen und noch mehr bei der Verarbeitung der Ergebnisse die Uberzeugung gewonnen, da~ die Wissenschaft, wenn sie Wert auf positive Ergebnisse legt, bisher in der Frage der ~Viinschelrutenausschl~ge an Tieren nichts vers~umt hat. Sie kann sich getrost besseren und wichtigeren Problemen zuwenden. >>Was bei diesen Versuchen am schwersten ins Gewicht f~llt, ist die Tatsache, dal] derselbe l%uteng~nger beim gleiehen, innert kurzer Zeit zum zweitenmal vorgefiihrten Tier zu verschiedenen Resultaten gelang~e. A u f andere A n w e n d u n g e n des Pendels oder der I~ute sei hier n u r andeutungsweise verwiesen: Auf die K u n s t , bei schwangeren F r a u e n oder t r a c h t i g e n T i e r e n das Geschlecht des F o e t u s zu b e s t i m m e n (Erfolg 50%!), ferner aus P h o t o g r a p h i e n oder Schriftstiicken y o n P e r s o n e n deren W o h n o r t , Alter, G e s u n d h e i t s z u s t a n d usw. anzugeben, oder den S t a n d o r t y o n v e r s c h w u n d e n e n Gegenst~nden im Gel~nde oder gar auf der L a n d k a r t e zu b e s t i m m e n . E s ist a b e r erstaunlich, wie viele P e n d l e r sich solche F a h i g k e i t e n zutrauen, noch erstaunlicher, wie viele ihrer Mitmenschen auf den Schwindel' hereinfallen! N o c h etwas bleibt vSllig unerklarlich, wenn tatsachllch eine A r t y o n E r d strahlen den l~utenausschlag ausl6sen so]l: Die B e s t i m m u n g y o n Reizzonen d u r c h das P e n d e l oder die l~ute ergibt sehr verschiedene t~esultate je nach der ausfiihrenden Person. Sooft m a n u n t e r wissenschaftlich iiberpriiften Bedingungen mehrere P e n d l e r einzeln dasselbe Gel~nde a b s u e h e n liel3 - u n d solche Versuche w u r d e n schon oftmals u n t e r n o m m e n - , wichen die A n g a b e n i i b e r Reizstreifen erheblich v o n e i n a n d e r ab (Versuche der Preul3ischen geologischen L a n d e s a n s t a l t 1920 s.o., Gerlach 1932, P/ei#er 1933, Ongley 1949, BriOche 1954 u. a.) Als Beispiel seien hier die U n t e r s u c h u n g e n y o n Ga]3mann (1946) kurz angefiihrt. Dieser liel3 7 verschiedene, ihm genau b e k a n n t e Versuchsfelder aus der U m g e b u n g y o n Zfirich auf t~E r d s t r a h l e n >>prfifen. Von den 16 Beteiligten iibten 10 das R u t e n g e h e n mehr oder weniger als B e r u f aus, die 6 iibrigen betrieben es n u r aui3erberuflich; 10 y o n ihnen waren Ingenieure oder Techniker, 2 L a n d w i r t e , einer I-Iochschutprofessor, einer K a u f m a n n , einer Verwaltungsb e a m t e r n n d eine H a u s f r a u . U m jede b e ~ u f t t e oder unbewu[~te Beeinfiussung peinlich zu vermeiden, wurde jeder R u t e n g a n g e r y o n einem a n d e r n Begleiter gefiihrt u n d zeichnete seine W a h r n e h m u n g e n in einem P l a n ein, der bis z u m Abschlu2 aller Versuche verschlossen b e w a h r t wurde. Die Zusammenstellung dieser P l a n e ist so aufschhfl3reich, dal3 jeder a m P r o b l e m Interessierte darein Einsicht n e h m e n sollte: Es gibt a u f den sieben u n t e r s u c h t e n Grundstiicken nicht m a n c h e n Q u a d r a t m e t e r , wo nicht wenigstens einer der l~utenganger (~Erdstrahlen >~nachgewiesen hatte. Andererseits gibt es keine Stellen, wo alle oder wenigstens eine grol3e Mehrzahl der U n t e r s u c h e r iibereinstimmend zu einem positiven Ergebnis gelangt waren. Man h a t t e vielleieht mit einigem Optimismus e r w a r t e n k6nnen, dal3 sich u n t e r den 15 R u t e n g a n g e r n zwei bis
drei ~Auserw~hlte~ befinden wiirden, deren Befunde ganz oder doch zum grol~en Teil iibereinstimmen witrden. Von dem ist aber keine Rede: Regellos fibersehneiden und durchkreuzen sich die yon den einzelnen Rutengingern gefundenen Reizstreifen und Reizfi~chen - ein bunteres Mosaik kann man sich kaum vorstellen. Eine Wasserleitung, die 16 000 Minutenliter Quellwasser nach der Stadt Ztirich fiihrt, wurde yon keinem der Herren gefunden. Diesen Untersuchungen kommt um so gr61~ere Bedeutung zu, weft Gaflmann eigentlich positiv daran interessiert war: Er wollte iiberprfifte ~Reizzonen ~ festlegen, um dort geophysikalische Untersuchungen vorzunehmen. Er betrachtete auch trotz diesen Ergebnissen das Problem nicht als endgtittig abgekl~rt und hat spiter weitere Versuche unternommen. Aber auch diese ergaben keine fiir die Wiinsehelrute positiven Ergebnisse (noch nicht publiziert, briefliche ~Iitteilung). Auch die den Erdstrahlen gegenfiber sehr positiv eingestellten Herren Jenny, Oeler und Stauffer schreiben wortlich: (,Eine ganze Anzahl anderer Ruteng~nger, durch welche wir Reizstreifenpl~ne unserer Versuchspl~tze anfertigen liet~en, ergaben widersprechende Resultate. Einzig die Angaben yon Herrn Dannert aus Hagen stimmten mit denjenigen yon Herrn Lienert im groflen und ganzen fiberein. J~hnlich berichten GStze und Mieflner, dais die Angaben zweier anerkannter Rutenginger auch nicht ann~hernd iibereinstimmten. Nun wird allerdings sogar yon seiten der I~uteng~nger, u . a . auch yon Kopp, zur Vorsicht gemahnt, weil sich auf diesem Gebiete viele zweifelhafte Gestalten bet~tigten. Aber wo liegt die Grenze, wet sondert die Spreue vom Korn ? Es bleibt schlie~lich noeh die Frage often, welehe geheimnisvolle Kraft denn eigentlieh den nicht wegzuleugnenden, fiir den unbefangenen Zusehauer eindrucksvollen Rutenausschlag bewirkt. Liechti schreibt dariiber : Wir wissen heute genau gleich viel fiber die rhabdomotorische Kraft wie zu Beginn des 16. Jahrhunderts: nichts! Immerhin wird in der neueren Literatur mehr und mehr die Auffassung vertreten, dab die Erkl~rung der Rutenbewegung auf psychologisehem Gebiete zu suchen sei. Pro]cop beschreibt den Vorgang - kurz zusammengefal~t - wie folgt: Durch die Spannung mit beiden H~nden befinder sieh die R u t e im Iabilen Gleichgewicht. Es braucht deshalb nur noch geringe Drehbewegungen der Arme, um den Ausschlag auszul6sen. Diese geringgradigen Kontraktionen der Drehmuskeln erfolgen bewul~t oder unbewul~t durch Wunsehvorstellungen. D~, wo der Ruteng~nger den Ausschlag wtinseht, da, wo er auf Grund seiner Erfahrungen, auf Grund der Bodenbesehaffenheit Wasser oder Erze vermutet, da, wo der rutengl~ubige Arzt oder Kurpfuseher den Sitz der Krankheit im K6rper zu wissen glaubt, da schl~gt das Pendel oder die R u t e aus. Aueh Goetze vertritt die gleiehe Ansicht, ebenso erw~hnt Br~che am Sehlusse seiner eingehenden Arbeit, dal~ vieles fiir diese Auffassung spricht. Diese Deutung des Wtinschelrutenproblems yon der psychologisehen
Seite her b r a u e h t nieht u n b e d i n g t der Weisheit letzter Sehlug zu sein; aber sie erkl/irt doch manehes, was sonst unbegreiflich bleibt, u n d ist mindestens so einleuchtend wie die v e r m u t e t e E i n w i r k u n g der versehiedensten Strahlen, die noch n i e m a n d nachweisen konnte. Biologische W i r k u n g Seit langem wird y o n den Rutengl~ubigen b e h a u p t e t , die E r d s t r a h l e n h ~ t t e n eine unheilvolle W i r k u n g auf Mensch, Tier u n d Pflanze. So ziemlich alle K r a n k heiten, die es gibt, sollen durch E r d s t r a h l e n h e r v o r g e r u f e n oder begiinstigt werden k(Snnen. Vor allem bei b(ssartigen T u m o r e n (Krebs), l~heuma, Herzu n d Gef~l]krankheiten sollen die Reizstreifen einen unheilvollen Einflul3 haben. Diese B e h a u p t u n g e n erhielten einen s t a r k e n Auftrieb durch die 1935 u n d 1936 in der Schweiz. lVIedizinischen Wochensehrift ver6ffentlichten Versuche y o n Jenny, Oehler u n d Stauffer. Diese stellten in u m f a n g r e i e h e n U n t e r s u e h u n gen in Suhr bei Aarau lest, dab M~use, die mit T e e r p r ~ p a r a t e n gepinselt wurden, a u f Reizzonen rascher u n d sehwerer an K r e b s e r k r a n k t e n als solche a u f n e u t r a l e m Gel/inde. Die VerSffentliehung dieser Arbeiten wirkte sensationell. Liechti sehreibt dariiber: ((Die K o n s e q u e n z e n sind nicht auszudenken, w e n n sich zeigen sollte, dab die R e s u l t a t e dieser ersten y o n Medizinern geleiteten U n t e r s u c h u n g e n a u f den Menschen a n w e n d b a r sind. ~> Diese Versuche hielten aber einer wissenschaftlichen Nachprfifung nicht s t a n d : Miescher u n d Schaa/ k a m e n bei /ihnlichen Versuchsbedingungen zu gegenteiligen Ergebnissen. Sie schreiben a m Schlusse ihrer Ausftihrungen: (~Das Problem der Wiinschelrute ist aueh mit diesen Untersuehungen noch nicht vSllig erledigt und bedarf zum mindesten noeh der psyehologlsetmn Ergriindung., Im Gegensatz zur Auffassung der meisten Ruteng~nger verh~lt sich der naturwissenschaftlich eingestellte Beobachter nicht ablehnend gegentiber Dingen, die zun~ctchst r/~tselhaft und schwerverst/~ndlich erscheinen. Ganz im Gegenteil zieht ihn alles an, was Neuland bedeutet. Allein bei allen seinen Untersuehungen wiinscht er und muI3 er mit derselben Objektivit/~t und Kritik vorgehen, wie sie Erfahrung und Vernunft vorschreiben. Auch physikalisch nicht megbare, rein physiologiseh-psyehologisehe Ph/~nomene lassen sieh dureh die Methode der wiederholten Registrierung identiseher Eindrtieke statistiseh objektiv erfassen. Nur dann aber, wenn solehe Untersuehungen frei yon Vorurteilen und nieht gegen die Einstellung einer gl~ubigen Besessenheit durehgeffLhrt werden k6nnen, wird es m6glieh sein, Tats~chliehes im Chaos der fanatisehen Behauptungen trod Vorstellungen zu erkennen und festzuhalten.
Fi~r heute sei nochmals [estgestellt, daft ]ede bisher streng wissenscha/tlich ge/~hrte Untersuchung t~ber W.r~nschelrutenphdnomene zu einem negativen .Resultat ge/ahrt hat. F a s t zur gleichen Zeit hat auch Liechti in St. U r b a n die A~rauer Versuehe nachgepriift. E r hat den Reizstreifen d u r c h denselben R u t e n g ~ n g e r feststellen lassen u n d sich auch sonst streng an die Versuehsbedingungen der H e r r e n Jenny u n d Mitarbeiter gehalten. Das R e s u l t a t seiner U n t e r s u c h u n g e n an t o t a l 187 Miiusen gibt er wie folgt b e k a n n t :
(~Weder nach Ausz~hlung der lebenden Tiere noch nach der makroskopischen Untersuchung der verstorbenen Tiere konnte ein Unterschied des Absterbens, der Morbidit~t, oder der Malignit~t zwischen der sogenannten bestrahlten und der sogenannten unbestrahlten Seite festgestellt werden. ,~Auch die histologische Untersuchung erbrachte kein anderes Ergebnis. In analoger Weise prtiften Koegel und Bert 1933 den EinfluB der Erdstrahlen auf den Krankheitsverlauf yon rotlaufinfizierten M~usen. Dabei erwies es sich, dal3 die Tiere auf neutralen oder abgeschirmten Pl~tzen eher etwas schwerer erkrankten und sehneller starben als solche auf Reizstreifen. Zu ~hn]iehen Ergebnissen kamen 1936 Goetze und Mieflner. Sie stellten nach zahlreichen Untersuchungen fest, dal~ die Versuehe an Kutturen versehiedensterErreger u n d an mit derartigen Kulturen infizierten Tieren irgendwelche Beeinflussung durch Erdstrahlen nicht erkennen lassen. Ebenso sprechen die Untersuehungen yon Goetze, M~ller und Liefl an Sti~llen und Boxen gegen eine Beziehung zwischen Erdstrahlen und Gesundheitszustand der Tiere. Berr hat Versuehe mit Impftumoren an 520 M~usen unternommen und dabei gefunden, dal~ die Ang~ngigkeit, die BOsai~igkeit; die Zahl der Heilungen der Tumoren, die sonstigen Erkrankungen an den beiden (bestrahlten und unbestrahlten) Pl~tzen sehr widerspruchsvo]l waren. Irgendeine Beobachtung zugunsten der einen Seite konnte nicht gemacht werden. Den EinfluB der (~Erdstrahlen ~)auf Pflanzen hat G~umann (1935 und 1936) n~her untersucht. Er kommt zu folgenden Schliissen: Weder auf die Erde noch auf die Pflanzen konnte somit irgendein mei~barer EinfluI~ der Erdstrahlen nachgewiesen werden. Die Versuche ftihrten deshalb zum gleichen Schlul3 wie die Versuche mit Ackersenf und Gurken; es liegen keine Anhaltspunkte fiir eine unmittelbare Einwirkung der Erdstrahlen auf unsere Versuchspfianzen vor.
Zusammen]assend muff ]estgestellt werden, daft eine lcranlcmachende oder lcranlcheitsbegi'enstigende Wirlcung der (~Erdstrahlen ~ yon den l~uteng~ngeru behauptet, von seiten der Wissenscha/t abet trotz zahlreichern eingehendern Untersuchungen bis ]etzt nicht bestgtigt werden Iconnte. (~Abschirmger~ite ~) Die dunketste Seite des ganzen Problems liegt in den zahlreichen Ent8trahlungs- und Abschirmgerdten. Es zeugt an und ffir sich ftir ein geringes Verantwortungsgefiihl und fiir ein sehr elastisches Gewissen, wenn gewisse Leute Abwehrapparate gegen Strahlen herstellen oder vertreiben, deren Existenz nicht erwiesen und deren Art v0ltig unbekannt ist. Die Ger~te sehen denn auch danaeh aus: In den primitiven sind n u t Eisenr0hren mit Salat01, Kupferrohre oder Fl~schchen mit Petroleum, Si~gemehl, Spielzeugmagnete, Stahlwolle und Kupferdr~hte enthalten, in den ((besseren ~) sinnlose Kombinationen yon Drahtspulen, elektrischen Vc'iderstiinden, Kondensatoren oder
R a d i o b e s t a n d t e i l e n (vgl. auch Bri~che). Nur ein iibereinstimmendes Merkmal haben diese Abschirmger/~te alle: Der Verkaufspreis ist zwanzig- bis fiinfzigmaI h6her als der I-Ierstellungswert. (Der Kerstellungspreis eines d e u t s e h e n E n t s t r a h l e r s w u r d e v a n G e r i c h t s e x p e r t e n a u f 2-3 Mark geseh/~tzt. Das Ger/~t wurde fiir 120 Mark v e r k a u f t u n d b r a c h t e dem Hersteller angeblich einen j/~hrtichen N e t t o g e w i n n y o n 802 000 Mark. So geschehen im J a h r e 1939.) N o e h nie w u r d e in einem solchen A p p a r a t eine A n o r d n u n g gefunden, die aueh n u r rein theoretisch gegen irgendwelche Strahlen schiitzen k6nnte. A u c h praktisch k o n n t e eine W i r k u n g hie naehgewiesen werden. Die einfachste Prfifungsmethode ist ja die, dal] m a n einen P e n d l e r Reizstreifen b e s t i m m e n 1/iBt u n d dort ohne sein Wissen das Abschirmger/~t abweehselnd aufstellt u n d wieder wegnimmt. W e n n der A p p a r a t wirklich vor E r d s t r a h l e n schiitzt, so d a f t der RutengKnger fiber der Reizzone keinen Ausschlag mehr erhalten. Dieser Versuch wurde schon oft vorg'enommen, verlie/ abet immer negativ, sofern alle Betrugsm6glichkeiten ausgeschaltet wurden (Gerlach 1932, Michels 1933, $'ritsch 1940, Prokop u n d yon Eriksen 1951, Br~che 1954 u. a.). Einer der eindrucksvollsten Versuche wttrde am 19. M~rz 1932 im Albisgiietli in Zfirich vorgenommen. Es ging damals darum, au£ Verlangen der Fa. Weber, Ziirich, und des Verbandes schweizerischer Wfinschelrutenforscher den Erdentstrahlungsapparat <(Phylax ~>zu priifen. Eine erste Garnitur von Ruteng/~ngern war aufgeboten worden, an ihrer Spitze Hans Dannert und Carl Lienert, ging es doch darum, den ~Phylax ~>mit Bewiltigung der I. K. S. in der ganzen Schweiz vertreiben zu k5nnen. Die Versuche verliefen vollst/~ndig negativ fiir den geprfiften Apparat und fiihrten zu einem Verkaufsverbot. Sie werfen aber auch ein bezeiehnendes Lieht auf die Ruteng/~nger, die wechselnd Erdstrahlen nachwiesen oder nicht nachweisen konnten, offenbar je nachdem sie glaubten, dal3 der Apparat eingeschaltet sei oder nicht. Um welches Geseh/~ft es bei der ganzen Angelegenheit ging, mag die Tatsache belegen, dab die Fa. Weber, Ziirich, im ersten Quartal 1932 fi£r 121 110 Franken solche Apparate verkaufte. (Einzelheiten siehe <~Freies Volk~> :Nr. 2, 1954.) I n verdienstvoller Weise h a t sich in jiingster Zeit auch die schweizerische Woehenzeitschrift <~Freies Volk >>um die Abkl~irung des W i i n s c h e h ~ t e n p r o b l e m s bemtiht. I n einem A u f r u f w u r d e n P e n d l e r y o n nab u n d fern zur Priifung eim geladen. Fiir g u t e R e s u l t a t e winkte ein Preis y o n F t . 1000.-. I n sehr entgegenk o m m e n d e r ~Veise w u r d e n mit den Prfiflingen selbst die Versuehsbedingungen festgelegt, diese h a t t e n also n u r F r a g e n zu b e a n t w o r t e n , denen sie sich n a c h ihren eigenen Aussagen gewachsen ftihlten. Sie selber k o n n t e n im R a h m e n des Msglichen Art, Ort und Zeit der Priifung bestimmen. Drei Ruteng/inger u n d eine P e n d l e r i n meldeten sich zur Priifung mit Abschirmger/~ten, z. T. mit solchen eigener F a b r i k a t i o n , z. T. mit d e m s a t t s a m b e k a n n t e n ((Phylax ~>. Die Versuche w u r d e n so durchgefiihrt, dai] die R u t e n gi~nger an einem ihnen passenden Ort, in einem I-Iaus oder a u f freiem Feld. einen geeigneten Reizstreifen feststellten. H i e r wurde n u n wechselnd der E n t s t r a h l e r oder eine A t r a p p e aufgestellt; in a n d e r n Fi~llen wurde auf W u n s c h des Priiflings der A p p a r a t im UntergeschoB oder in einem N e b e n r a u m ab-
wechselnd in Funktion gesetzt und wieder weggenommen. Die Ruteng/~nger hatten die Aafgabe, mit dam Pendel oder der Rute festzustellen, ob das Entstrahlungsger/~t eingeschaltet sei oder nicht. Ein Pendler stellte sich an 3 Tagen ffir total 220 Versuche zur Verffigung, die andern an 1 his 3 Tagen ffir 20 bis 40 Versuche. Das Resultat ist in allen F/~llen eindeutig ausgefallen: Die Rutenkfinste haben vollst/~ndig versagt, ebenso die Entstrahlungsapparate. J e gr(~l]er die Zahl der Versuche war, desto mehr n/~herte sich das Resultat demjenigen, das man nach dam Gesetz der Wahrscheinlichkeit auch bei blol~em Erraten erh/~lt: 50 % Treffer, 50~) Vetsager. Die Schweizerische Gesellschaft ftir Radi/~sthesie, die eingeladen wurde, einige ihrer prominenten Mitglieder prfifen zu lassen, hat wohlweislich abgelehnt, ebenso Herr Dr. Kopp aas Ebikon. Man kann aus diesen Versuchen vor allem zwei Schlfisse ziehen: 1. Als erste a n d primitivste ~Virkung muB man logischerweise yon einem Entstrahlungsapparat verlangen, dab er die yon Ruteng/~ngern festgestellte Strahlung aafhebt. W e n n e r dies tun wiirde, bliebe dann erst noch die Frage zu 1/)sen, ob diese Strahlen irgendeinen EinfluB auf die Gesundheit yon Mensch und Tier haben. Wenn aber nicht einmal die erste und primitivste Wirkung erreicht wird, dann erfibrigt sich jede weitere Diskussion fiber den Wert der Entstrahler. 2. Die Versuche sprechen sehr ffir die schon erw/~hnte psychologische Erkl/~rung des Rutengehens. Wenn der Ruteng/~nger mit seiner Rute oder seinem Pendel abwechselnd eine Strahlung verneint and dann wieder bejaht, unabh/ingig davon, ob der Entstrahlungsapparat eingeschaltet ist oder nicht, dann gibt es hierffir eigentlich nut eine Erkl/irung: Der Wunsch oder der Glaube bringt die Rute zum Ausschlagen.
WissenschaR lind Mystik Wenn man die Literatur fiber das Vorkommen und die Wirkung der Erdstrahlen zu fibersehen und zu sichten versucht, kann man sich eines unbehaglichen Geffihls nicht erwehren. Auf der einen Seite finder sich eine wahre Flut yon Arbeiten, in denen mit physikalischen und medizinischen Begriffen umgesprungen wird, dab sich dem Fachmann die Haare str/iuben, und in denen kritiklos jade8 Ergebnis als positiv gewertet wird. Bedenkenlos werden die unglaublichsten Ereignisse als Tatsachen hingestellt, und - mit mystischen und metaphysischen Ausdrfieken (((Od ~>, ((Aura ~fi) verbr/~mt als ~Vissenschaft aafgetischt - man glaubt sich ins dunkelste Mittelalter zurfickversetzt. Auf der andern Seite besteht eine beschr/~nkte Anzahl Untersuchangen anerkannter ~Vissenschafter, die nach dem Korn Wahrheit in dem ungeheuren Sumpf yon Phantasie, Gaukelei und Aberglauben fahnden und es nicht finden 10
k~nnen. Ein Teil dieser Autoren lehnt, gestfitzt auf ihre negativen Ergebnisse und auf die zahlreichen Widersprfiche der Rutengl~ubigen, die ganze <~Erdstrahlentheorie ~>als faulen Zauber ab, andere sind vorsichtiger: Sie schreiben, daft das Problem noch nicht v~llig abgekl~rt sei oder dal~ ihre Untersuehungen noeh nieht endgfiltig abgeschlossen seien. Negative Ergebnisse sind eben nie beweisend, sie erhalten nur einen hohen Grad yon ~Vahrscheinlichkeit, wenn sie mehrfach, m~glichst yon verschiedenen Forschern best£tigt werden. In Diskussionen wird etwa aueh die Frage aufgeworfen, ob es gewisse Menschen gebe, die verm0ge einer Art yon sechstem Sinn Wasser <~ahnen~> ksnnen. Etwas _~hnliches schwebt wohl Br~che vor, wenn er Vergleiche zieht mit dem Wasserwittern der Tiere und dem Wetterffihlen vieler Mensehen. Diese M6glichkeit soll nicht ohne weiteres yon der H a n d gewiesen werden und w~re dureh weitere Versuehe abzukl~ren, immerhin mit dem Einwand, da,t~ weder das Wasserwittern noch die Wetterffihligkeit zu derartigen Widerspriichen ffihrt, wie man sie immer wieder bei den Ruteng~ngern erlebt. Man wird also gut tun, das Problem beim heutigen Stand der Forschung nicht als endgfiltig abgekl~rt zu betraehten. So ist denn auch immer wieder der R u f naeh weiteren Untersuchungen erhoben worden. Kein geringerer als Max Plank hat diese Forderung vertreten, indem er sich in einem Rundfunkinterview 1932 wie folgt ~ul3erte: ~Sie wissen, da2 gewisse Fragen wie die der Erdstrahlen und der Wiinschelrute die Gemfiter recht erregen. Leider schleicht sich in die 5ffentliche Behandlung dieser Fragen oft ein fibles Gesch~iftsinteresseein. Man sollte also ein Forschungsinstitut daffir erriehter~, so das 5ffentliche Leben reinigen - es hat es wahrlich nStig genug - und Fragen kl~ren, die eben nur mit den Mittetn der reinen Wissenschaft gekl~rt werden kSnnen. Scharlatanerie haben wir gerade genug. Diesetbe Forderung vertritt 1956 aueh MSriko]er. Er wfinscht eine Kl~rung des Problems durch eine hohe wissensehaftliche Instanz, wie etwa durch die Sehweiz. Naturforschende Gesellschaft oder die Schweiz. Akademie der medizinischen Wissenschaften. Wenn so immer wieder der R u f nach neuen wissenschaftlichen Versuehen erschallt und wenn der Wissensehaft manehmat der Vorwurf gemaeht wird, dad sie sich zu wenig mit diesem Problem befasse, so sei hier auch einmal auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die sich solchen Untersuchungen entgegenstellen. Vorab ist daran zu erinnern, daft es sich um ein Grenzgebiet handelt, ffir das mehrere wissenschaftliche Disziplinen zust~ndig sind. Ffir die Abkl~rung aller strittigen Fragen wgre eine Zusammenarbeit yon Physikern, Geologen, Physiologen, Medizinern, Tier~rzten, Botanikern und Psychologen notwendig; ffir einzelne Experimente sollten vielleicht sogar Taschenspieler als Experten zugezogen werden. Ist schon diese Zusammenarbeit nieht leicht zu verwirk11
lichen, so liegt noch ein anderes, gr6i~eres H e m m n i s vor: Ffir die meisten U n t e r s u c h u n g e n a u f diesem Gebiet ist der Wissenschafter auf die Mithilfe des Ruteng~ngers angewiesen, der die < u n d ((unbestrahlte ~>Gebiete zur Verfiigung hat. L~Bt m a n n u n die <~Reizzonen ~>d u r c h einen R a d i ~ s t h e t e n bestimmen, so a n e r k e n n e n die iibrigen diese Versuehe nicht. L ~ d t m a n mehrere Rutengi~nger ein, so sind deren Ergebnisse so widersprechend, dal3 m a n d a r a u f keine E x p e r i m e n t e a u f b a u e n k a n n (vgl. Gaflmann). I m iibrigen wird ]edes Eingehen auf die Theorien y o n R u t e n g ~ n g e r n y o n diesen h~ufig u n t e r Verdrehung d e r T a t s a c h e n propagandistisch ausgewertet. Hierfiir n u r ein Beispiel: Br~tche, dessen Arbeit hier schon m e h r f a c h erw~hnt wurdc, schreibt ausdrticklich: (~Der Leser wird bemerken, da2 der Verfasser trotz seiner nicht grunds~ttzlich negativen Einstellung welt davon entfernt ist, Anh~nger tier yon den Wfinschelruteng~ngern, Pendlern und Erdstrahlenfachleuten vorgebrachten )¢Ieinungen zu sein. Sollte er aber auf Grund dieses Berichtes als Kronzeuge fiir ~riinschelrute und Pendel yon Interessenten zitiert werden, so wiirde das seinen heftigen Protest hervorrufen und ihn auf die Seite der zahlreichen Wissenschaftler bringen, die die Diskussion fiber diesen Gegenstand als unm6glich ablehnen. ~> T r o t z dieser W a r n u n g bringt es Kopp fertig, dieselbe Arbeit y o n Brache wie folgt zu k o m m e n t i e r e n : <~In vorsichtiger, aber doch positiver Weise h a t sich in einer v i e l b e a c h t e t e n Abhandlung der Geophysikcr E. Br~tche gei~ui~ert: ,Alle diese Beispiele legen nahe, mit der Ablehnung echter physikalischer Reize vorsichtig zu sein'. BriOche sieht keinen Grund, an der Aussage sensibler Wissenschafter zu zweifeln, u n d mu~ d a m i t die Fragc, ob es Reize dieser Art gibt, bejahen. ~> E i n K o m m e n t a r eriibrigt sich wohl! D a n e b e n gibt es auch viele Ruteng~nger, die eine Z u s a m m e n a r b e i t mit ~Vissenschaftern t i b e r h a u p t ablehnen oder die Bedingungen stellen, die ein objektives A r b e i t e n verunm6glichen. SchlieBlich sei n o c h d a r a u f hingewiesen, dai~ es ftir die Nachpriifung einer vielleicht leichtfertig ausgesprochenen B e h a u p t u n g eines Ruteng~ngers oft Monate oder J a h r e i n t e n s i v e r Arbeit b r a u c h t - ein gewaltiger A u f w a n d an Zeit u n d Geld (vgl. z. B. die Arbeit y o n Liechti u n d y o n Miescher und Schaa/). T r o t z diesen I-Iemmnissen kann m a n der F o r d e r u n g n a c h n e u e n Versuchen n u r zustimmen. D e n n gar zu leicht geraten die Ergebnisse o b j e k t i v e r Forschung in Vergessenheit gegeniiber den i m m e r u n d i m m e r wieder in a n d e r e r F o r m d a r g e b r a c h t e n B e h a u p t u n g e n der Rutengl~ubigen. 12
Gefahren des Strahlenglaubens Man sollte glauben, dal~ die zahlreichen beschriebenen, eindeutig n e g a t i v ausgefallenen Versuche wenigstens bei den beteiligten R u t e n g ~ n g e r n Zweifel an ihrer K u n s t erwecken miil]ten. N u n ist aber gerade ein K e n n z e i c h e n dieser Leute, dal~ sie hinterher i m m e r eine Ausrede zur H a n d haben, w a r u m der Versuch nicht in ihrem Sinn ausgefallen ist. Bei den Versuchen von <~Freies Volk ~> waren es einmat Eisenbalken im Geb/~ude, die den Rutenaussehlag f/~lschten, ein a n d e r m a l ein E r d b e b e n in Griechenland (sic!). I n der A b h a n d l u n g v o n Prokop sind noch eine ganze Menge anderer Entschuldigungen fiir Fehlergebnisse angegeben, y o n ungeeig~etem S c h n h w e r k oder d e m W a n d e r n des Reizstreifens bis z u m ((Verkehrtlaufeffekt~} u n d d e m (~bOsen Bliek}>. Aueh Miescher u n d Schaa] erw~hnen, dab es fiir den Wiinschelruteng~nger t y p i s c h sei, wie er jedes irgendwie verlaufende E x p e r i m e n t in seinem Sinne interpretiere. Offensichtli ch ist es aussichtslos, einen Ruteng~nger y o n der Unrichtigkeit seiner Methode oder y o n der Wertlosigkeit seiner E n t s t r a h l e r zu fiberzeugen. Ein gl~ubiger F a n a t i s m u s a u f der einen, Gewinnsucht u n d F r e u d e a m H o k u s p o k u s auf der a n d e r n Seite v e r h i n d e r n jede Einsicht. E r s t a u n l i c h e r ist es schon, dab auch das gl~tubige P u b l i k u m d u r c h einwandfrei negativ verlaufene Versuche nicht iiberzeugt werden kann, u n d was ftir ein P u b l i k u m : Veto Bauer bis z u m Akademiker, v o m einfachen Arbeiter bis z u m Generaldirektor zieht sich der Kreis derer, die mehr oder weniger gl~ubig ein Absehirmger/~t anschaffen. Offenbar fiihlen sich besonders in D e u t s c h l a n d auch viele Arzte zu diesem M y s t e r i u m hingezogen und n e h m e n an ((geopathischen ~>T a g u n g e n (Eberbaeh) tell. BriZche sehreibt dariiber: (~Viele Mediziner tun in ihrer Praxis Schritte, die man zumindes$ als verfriiht bezeichnen wird. Die Beobaehtung der Teilnehmer an diesen Tagungen ist beunruhigend, und was an physikalischem Denken in der Diskussion zu Tage tritt, ist wenig vertrauenerweckend. Fast das Sonderbarste ist die Glaubensfreudigkeit, mit der wissenschaftlieh unbewiesene Behanptungen als bare Mtinze hingenommen werden. ~ Eine t~hnliche, ebenfalls y o n zahlreiehen J~rzten besuchte T a g u n g f a n d 1956 in L o c a r n o start (Congr~s Mondial de Radiesth~sie). Ein B e o b a c h t e r berichtet dariiber wie folgt: ((Kritischer Sinn und echter, auch Neuem gegeniiber oftener, skeptiseher Forschungsdrang schienen gebannt, und an ihre Stelle traten unersehiitterlieher Glaube und engstes Sektierertum. Paraphysikalische Begriffe, wie ,Erdstrahlen', ,Aura' und ,Od' beherrschten das Feld, ,Organstrahlen' wurden diagnostiziert, und unter begeistertem Beifall wurden die unglaublichstCn Behauptungen kritiklos hingenommen... Eine Atmosphere, in der man zur Vervollst~indigung des Brides die t~tigen Psyehiater vermil3te. ~> Es write veto psychologisehen S t a n d p u n k t aus aul~erordentlich interessant, den Griinden fiir diese Glaubensfreudigkeit in allen BevOlkerungsschichten nachzugehen. Hier seien nur einige A n h a l t s p u n k t e erw~hnt. 13
D a ist einmal d a r a u f hinzuweisen, dal~ vor allem die- Ruteng~nger, die auch E n t s t r a h l u n g s a p p a r a t e verkaufen, gerissene Psychologen sind. Mit H o k u s pokus die einen, u n t e r dem Mantel der Wissenschaftlichkeit die andern, vers t e h e n sie es gl~nzend, ihr P u b l i k u m einzuseifen. Sie sind Meister in der K u n s t , ihre Miterfolge s c h a m h a f t zu verschweigen, u m ihre Erfolge in u m so hetterem L i e h t e e r s t r a h l e n zu lassen. U n d <~Erfolge >>h a b e n sie natfirlich i m m e r aufzuweisen, v o r allem deshalb, well ja viele K r a n k h e i t e n ohne Z u t u n y o n aul3en heilen, andere einen zyklisehen V e r l a u f mit Besserungen u n d Versehlimmerungen n e h m e n u n d schlief~lieh die meisten psychisch zu beeinflussen sind. Dafdr nur ein Beispiel: Ein Bekannter litt, seit or die Wohnung gewechselt hatte, abends immer an kalten Ffil3en. Ein Ruteng/~nger h6rte davon, stellte prompt fiber seinem Bert ~Erdstrahlen >>lest und baute einen Entstrahler ein. Er habe zwar bis heute nichts yon solchem Zeug gehalten, berichtete mir der Bekannte, aber es sei nun einmal Tatsache, dal~ er seither nie mehr iiber kalte Fiil3e zu klagen habe. Als ich ihn bat, mir den Abschirmapparat zu zeigen, stellte es sich heraus, dab dieser dutch den Ruteng/inger vor ungef/ihr einem halben Jahr zum <~Reinigen und Nachladen ~ abgeholt und seither nicht wieder installiert wurde - trotzdem hatte mein Bekannter taglich seine warmen Fiil3e ! N i e h t selten wird y o n den Strahlengl/~ubigen auch fiber giinstige Ergebnisse bei k r a n k e n T i e r e n berichtet, mit d e m Hinweis, dab hier eine psyehische Beeinflussung ausgeschlossen sei, dab es sieh also u m einwandfreie Erfolge der E n t s t r a h l u n g s a p p a r a t e handle. So b e r i e h t e t Kopp fiber gute E r f a h r u n g e n bei R h e u m a t i s m u s u n d U n f r u c h t b a r k e i t der Kfihe, E r b l i n d u n g u n d Blutzersetzung der P f e r d e und bei versehiedenen K r a n k h e i t e n der Schweine u n d Hfihner. W o h l ist das Tier psychischen Einflfissen nicht zug/inglich, u m so mehr aber der Mensch, der es b e o b a c h t e t u n d fiber den Erfolg oder MiSerfolg der Beh a n d l u n g urteilt. D a zudem die E n t s t r a h l e r mehr v o r b e u g e n d als heilend wirken sollen, ist auch hier der Spekulation T fir u n d T o r ge0ffnet. Bis in die neueste Zeit h a b e n einzelne B a u e r n - aufgekl/~rte Menschen des 20. J a h r h u n derts - einen Ziegenbock eingestellt, w e n n sie im Stall y o n Ungliick verfolgt wurden. Der ~,Duft >> dieses Tieres sollte gegen alle m0glichen Seuchen u n d G e b r e c h e n wirksam sein, m a n c h e T i e r h a l t e r schworten darauf, t t e u t e wird der Ziegenbock d u r e h den A b s c h i r m a p p a r a t ersetzt - auch hier ein F o r t s c h r i t t u n d ein Sieg der T e c h n i k fiber die N a t u r ! E s gibt aber noeh einen a n d e r n BeweggTund, der d e m l~uteng/inger zu seinen Erfolgen verhilft : Das ist der H a n g zur Mystik, der zutiefst auch im heutigen Menschen schlummert. Zu sehr liebt auch der m o d e r n e Mensch das Halbd u n k e l des Ungewissen, des <~Vielleicht ist doch etwas d r a n >>,s t a r t dal~ er sich begnfigen wfirde, <~das Erforschliche zu erforschen u n d das Unerforschliche ruhig zu v e r e h r e n >>(Goethe). Auf d e m B o d e n der Mystik wKchst der Glaube. W o der Glaube bliiht, da hat die Wissenschaft ihr R e c h t verloren: Mogen ihre A r g u m e n t e noch so einleuchtend, ihre Beweise noch so fiberzeugend sein, 14
an der Festigkeit des Glaubens (lies Aberglaubens!) prallen sie machtlos ab. Der Mensch des Nfittelalters glaubte an den Stein der Weisen, an Zauberei und Hexenkunst, der moderne Mensch glaubt an die fliegenden Teller, an das Horoskop und an die Macht der Entstrahlungsapparate - der Fortschritt ist gewaltig ! Man k~snnte sehlieglich versucht sein, ob all dem Unsinn die Achseln zu zueken und resigniert festzustellen, dal3 die Welt eben betrogen sein will. Wir dfirfen abet nieht vergessen, dag hier teilweise auch die Volksgesundheit auf dem Spiele steht. Gar mancher vers/iumt im Glauben an den Entstrahlungsapparat eine rechtzeitige Behandlung. Wenn zudem der Glaube an die }Vasserstrahlen in einzelnen Gegenden zur Landplage wird (Liechti), wenn ein wachsender Kreis yon Arzten in den Bann dieses Fragenkomplexes gezogen wird (Brache), wenn Herr Dr. Kopp im Lande herumreist und in Vortri~gen den Leuten die Krebsangst beibringt, um seine Entstrahlungsapparate an den Mann zu bringen (Interpellation yon Grograt F. Schwarz im bernischen Grogen R a t vom 21.11. 1955), dann ist es Zeit, dug auch der kritisch eingestellte Akademiker sich zu diesem Problem ~tugert. Zum SchluB sei hier noch ein Wort aus der Einfiihrung yon Prof. Elbel zum schon erw~hnten Buch yon Prokop wiedergegeben: ((Aus Zeitmangel, aus Uberheblichkeit, aus verstiindlieher Abneigung gegen das Milieu und aus Mangel an Verantwortungsfreude ist zum Schutz der Get~uschten, zur Erniichterung der Gutgt~ubigen, zur Unsch~dlichmachung der Interessenten, Betriiger und Schwindler und zur Erhaltung des Ansehens der Wissenschaft zu wenig geschehen, und man hat einen gigantischen Un/ug gro[3 werde~ lassen. ~)
Zusammenfassung Als Antwort auf unsere eingangs gestellten Fragen nach dem Vorkommen, dem Nachweis, der Wirkung und der Abschirmung der (~Erdstrahlen~ 1/il~t sich folgendes aussagen: 1. Es ist immer noch stark umstritten, ob es fiberhaupt (~Erdstrahlen ~)gibt. Ein objektiver, wissenschaftlich einwandfreier Nachweis durch physikMische Apparate ist - entgegen anderslautenden Angaben - bis ]etzt nicht gelungen. Nach wie vor sind wir auf diesem Gebiete auf die umstrittene und subjektive Methode des Rutengehens und Pendelns angewiesen. Die Angaben tier Ruteng~nger erwiesen sich so oft als falsch oder widerspraehen sich derart hi~ufig, dab viele Wissenschafter die ganze K u n s t in das Reich der ~Iagie verweisen. Es spricht vieles dafiir, dal~ der Rutenausschlag psychisch ausgel~sst ~drd: I)a, wo der Rutenggnger den Ausschlag wiinscht, wo er ((Erdstrahlen ~ vetmuter, kommt es bewuBt oder unbewuBt zu leichten Kontraktionen der Armdreher, die zum Ausschlag ftihren. Ob vielleicht doch in dem ungeheuren Wust 15
yon Phantasie, Gaukelei und Aberglauben ein Korn Wahrheit versteckt liegt, kann nur durch weitere wissenschaftliche Forschung erwiesen werden. 2. W e n n s c h o n d a s V o r k o m m e n d e r E r d s t r a h l e n u m s t r i t t e n ist, so i s t es noch viel mehr die immer wieder behauptete krankmachende oder krankheitsa u s l T s e n d e W i r k u n g . A l l e y o n d e n ~ S t r a h l e n g l / ~ u b i g e n ~>v e r T f f e n t l i c h t e n V e r s u c h e , d i e s c h e i n b a r ffir d i e s e p a t h o g e n e W i r k u n g s p r a c h e n , h i e l t e n e i n e r wissenschaftliehen Nachprfifung nicht stand. In zahlreichen Untersuchungen w u r d e d a r g e t a n , d a b T i e r e s i c h fiber ~ b e s t r a h l t e m ~>u n d ~ u n b e s t r a h l t e m ~>B o d e n g l e i c h g u t e r G e s u n d h e i t e r f r e u e n . E i n e S t a t i s t i k fiber m e h r e r e J a h r e k o n n t e beim Menschen keine Zusammenh/~nge zwischen Erdstrahlen und Krebs aufd e c k e n . N a c h a l l e m m u g es als s e h r u n w a h r s c h e i n l i c h b e z e i c h n e t w e r d e n , d a b d i e s o g e n a n n t e n E r d s t r a h l e n i r g e n d e i n e n E i n f l u g a u f lVIensch u n d T i e r h a b e n . 3. D i e d u n k e l s t e S e i t e d e s g a n z e n P r o b l e m s b i l d e n d i e s o g e n a n n t e n E n t strahlungs- und Abschirmger/~te, da hier auch groge finanzie]le Interessen auf dem Spiele stehen. Die Apparate werden normalerweise um das zwanzig- bis ftinfzigfache des tIerstellungspreises geliefert. Noch nie wurde in einem solchen Abschirmger/~t eine Anordnung gefunden, die auch nur rein theoretisch gegen irgendeine Strahlung schfitzen kTnnte. Auch praktisch konnte trotz zahlreichen Versuchen keine Wirkung festgestellt werden, vermochten doch solche Apparate bei wissenschaftlicher Prfifung nie die yon l~utengEngern festgestellten Strahlen aufzuheben. Die verkappte Propaganda, die unter dem Mantel d e r W i s s e n s c h a f t ffir s o l c h e G e r ~ t e g e m a c h t w i r d , i s t d e s h a l b s c h a r f a b z u lehnen. Rdsumd
Concernant le probl@me de l'origine, de la mesure, de Faction ct des moyens de protection des (~radiations terrestres ~>,nous pouvons retenir les points suivants : Jusqu'i~ pr@sent, l'existence de ((radiations terrestres~ n ' a pas pu @tre prouv@e objectivement ~ l'aide d'instruments physiques. Nous sommes tou]ours encore oblig@s de recourir aux mSthodes subjectives des radiesth@sistes. Ces personnes fournissent des donndes si souvent fausses ou contradictoires, que beaucoup d'investigateurs sont d'avis qu'il s'agit 1~ de magie. Les r@actions des instruments radiesth@siques semblent @tre d@clench@es p a r des influences psychiques de la part du radiesth@siste lui-m@me. Non seulement l'existenee de radiations terrestres est douteuse, mais bien plus leur influence n@faste sur la sant@. Toutes les preuves d'un effet pathog@ne publi@es par les adeptes de cette doctrine ne purent @tre maintenues lors d e leur v@rifieation scientifiqne. De nombreuses investigations ont montr@ que les animaux se sentent ~ leur aise et jouissent d'une pleine sant6 aussi bien sur un terrain ((irradi@ ~)que sur un terrain (~non irradi@ *. Un examen statistique s'@tendant sur plusieurs ann@es ne rTv@la aucun r a p p o r t entre les radiations terrestres et le cancer. Tous ees r@sultats nous ineitent & affirmer que les radiations terrestres n'ont aucune inflnence ni sur l'homme ni sur l'animal. Le cSt@ le plus d@plorable du probl@me concerne les appareils de protection. Ils forment une source p@cuniaire pour leurs fabricants qui les vendent/~ un prix vingt & cinquante fois plus cher que eelui du mat@rid employ@. Ancun de ces dispositifs n'a r@vTl@, ni en th@orie ni en pratique, une action protectriee contre les radiations. La propagande pour ces appareils qui prTtend se baser sur des donn@es scientiflques est k repousser eat@goriquement. 16
Summary A critical s u r v e y of t h e l i t e r a t u r e o n " e a r t h - c u r r e n t s " is g i v e n a n d t h e following conclusions are r e a c h e d : 1. T h e r e is still m u c h d o u b t a b o u t t h e e x i s t a n c e of " e a r t h - c u r r e n t s " , a scientific, o b j e c t i v e p r o o f b y p h y s i c a l m e a n s h a s n o t b e e n successful yet, t h o u g h some i n t e r e s t e d p a r t i e s c l a i m t h e c o n t r a r y . W e still d e p e n d o n t h e d o u b t f u l a n d s u b j e c t i v e m e t h o d s of d o w s i n g w i t h a r o d or p e n d u l u m . T h e r e s u l t s of t h e dowsers were so o f t e n w r o n g a n d c o n t r a d i c t o r y t h a t m a n y scientists b a n i s h d o w s i n g i n t o t h e r e a l m of m y s t e r y . T h e r e are m a n y reasons for a psychological e x p l a n a t i o n for t h e m o v e m e n t o f t h e rod, t h r o u g h v o l o n t a r y or u n v o l o n t a r y c o n t r a c t i o n of t h e r o t a t i n g a r m muscles. P e r h a p s t h e r e is a g r a i n of t r u t h in all t h e p h a n t a s y , t r i c k e r y a n d s u p e r s t i t i o n , w h i c h h a s t o bee f o u n d y e t b y f u r t h e r scientific research. 2. I f t h e r e is so m u c h d o u b t a b o u t t h e e x i s t a n c e o f " e a r t h - c u r r e n t s " , i t is e v e n m o r e so w i t h t h e i r d e t r i m e n t a l effects o n h e a l t h , w h i c h h a v e so o f t e n b e e n claimed. All t h e e x p e r i m e n t s w h i c h h a v e b e e n p u b l i s h e d b y t h e people w h o believe in dowsing, a n d w h i c h s e e m e d t o s u p p o r t t h e h y p o t h e s i s of p a t h o g e n i c a c t i o n , d i d n o t s t a n d a scientific verification. S t a t i s t i c a l r e c o r d s k e p t over m a n y y e a r s c o u l d n o t r e v e a l a n y c o n n e c t i o n b e t w e e n " e a r t h c u r r e n t s " a n d c a n c e r in h u m a n s . I t is v e r y u n l i k e l y t h a t t h e s e " e a r t h - c u r r e n t s " h a v e a n y effect w h a t s o e v e r o n h u m a i n s or a n i m a l s . 3. T h e s e a m i e s t side of t h e whole p r o b l e m is r e p r e n s e n t e d b y t h e pieces of a p p a r a t u s w h i c h p u r p o r t t o s u p p r e s s or screen t h e " e a r t h - c u r r e n t s " , b e c a u s e c o n s i d e r a b l e f i n a n c i a l i n t e r e s t s are i n v o l v e d . T h e s e devices are b e i n g sold a t prices as high as 50 t i m e s t h e i r prod u c t i o n value. N e v e r in s u c h a n i n s t r u m e n t h a s a n y a r r a n g e m e n t b e e n f o u n d w h i c h could, if o n l y p u r e l y t h e o r e t i c a l l y , h a v e a n y effect o n a n y k i n d of c u r r e n t s , or r a d i a t i o n . I n p r a c t i c e , t h e dowsers t h e m s e l v e s failed t o s h o w a n y a b o l i t i o n of t h e " e a r t h - c u r r e n t s " b y t h e s e a p p a r a t u s . T h e p r o p a g a n d a b e i n g m a d e u n d e r t h e m a s k of science m u s t b e rigorously rejected. Ver/asser: P D Dr. W. Messerli, Tierarzt, Schwarzenburg ( B E )
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Service p s y c h o l o g i q u e d ' E b a u c h e s S. A., N e u c h £ t e l (M. P h . d e Coulon) e t I n s t i t u t d ' h y g i ~ n e e t d e physiotogie d u t r a v a i l d e l ' E c o l e P o l y t e c h n i q u e F6d~rale, Z u r i c h (Prof. E . G r a n d j e a n )
l~tude sur la f a t i g u e dans une usine d ' h o r l o g e r i e I P a r Paule Rey, Etienne Grandjean e t Philippe de Coulon
1.
I n t r o d u c t i o n
L'~tude de la fatigue prdsente un int6r6t ind6niable, aussi bien pour t'employeur que pour l'employ6, puisqu'elle: -
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limite les performances et la productivit6 de chacun; rdduit l'entrain au travail en en accusant le caract~re de corvde; augmente le t a u x de fr6quence d'absences dues £ des maladies et £ des accidents; produit £ longue ~ch6ance une usure pr6judiciable ~ l'organisme tout entier.
A ses d6buts, la physiologie du travail s'est surtout occup~e des travaux de force en t e n t a n t d'alldger l'effort musculaire. Dans t'horlogerie, nous sommes en face de probl~mes physiologiques diff~rents: Un grand nombre de travaux soumettent les ouvriers £ des efforts consid6rables du syst~me nerveux central avec des contraintes particuli&res sur les organes des sens (vision, audition ou sens tactile), sur Fattention et sur l'habilet~. Nous exprimons nos vifs remerciements au directeur de l'usine en question, M. P. Fallot, e~ aux membres de son personnel qui ont bien voulu agir comme sujets, ainsi qu'au professeur A. Linder et h M. K. A b t pour L'analyse statistique. 18
Rev. M6d. pre~v.
Z. Pr~ventivmed. 3, 18-22 (1958)