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STRATEGIE Wird SOA die Wirtschaftskrise überleben?
Wird SOA die Wirtschaftskrise überleben? In Zeiten, in denen besonders die Europäer mehr jammern als sie es eigentlich nötig haben, macht man gerne für alles die Wirtschaftssituation verantwortlich. Wird der klassische Benzinmotor aussterben oder sogar bald, wie die Glühlampe, von der EU verboten, weil es in diesem Jahr der Autobranche schlechter geht als in den vorigen Wachstumsjahren? Nein, sicher nicht! Von Dr. Stefan Ried
Die meisten großen Anwender und Hersteller haben SOA also verstanden. Letztere haben allerdings auch den Hype vorangetrieben und Kunden nicht einmal in der Annahme gebremst, SOA würde für sich genommen schon einen Business Case ergeben.
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as perfektionierte Know-how der Fahrzeughersteller ist ein unentbehrlicher Wettbewerbsvorteil beim Bau von Hybridfahrzeugen, die einen kompakten Benzinmotor enthalten. Genauso verhält es sich mit der serviceorientierten Architektur (SOA). Wer glaubt, dass SOA wie ein gealterter Dinosaurier von der plötzlichen Rezession erschlagen wird, hat einfach nicht bemerkt, dass sich dieses Architekturkonzept inzwischen als extrem weit verbreitetes Infrastruktur-Paradigma etabliert hat. Es macht viele Business Cases erst möglich. SOA ist kein Experiment mehr, sondern ist endlich erwachsen geworden. Rekapitulieren wir die wichtigsten Schritte über die letzten Jahre, um zu verstehen wo die Reise hin gehen wird (siehe Abbildung 1). Das SOA-Konzept verstehen Die ersten Jahre der SOA-Diskussion waren wichtig, um überhaupt zu verstehen, worum es geht. Parallel mit den Experimenten entstanden die wichtigen Standards für die grundlegende Kommunikation (SOAP), und in einer zweiten Welle für SOA-Sicherheit (WS-Standards*). Eine Umfrage von Forrester Research im November 2008 unter globalen Unternehmen zeigt, dass die Benutzung von service-basierter Kommunikation inzwischen allgegenwärtig ist.
SOA-Infrastrukturen professionalisieren Der zweite Fehler war ohne Zweifel anzunehmen, dass die Flexibilität einer lose gekoppelten SOA-Landschaft einfach zu beherrschen wäre. Die Branche musste das im nächsten Schritt lernen (siehe Abbildung 1). Erst in den letzten zwei Jahren haben die Werkzeuge zum professionellen Management einer SOA-Landschaft, wie zum Beispiel SOA Lifecycle Management Repositories, eine Produktreife erreicht, die mit dem Reifegrad traditioneller IT-ManagementSoftware vergleichbar ist. Parallel haben Anwender ihre neue SOAbasierte Generation der IT-Infrastruktur den Ansprüchen einer echten Enterprise-IT angepasst. Ein Indiz dafür ist die Verwendung von Sicherheitsmechanismen. Bereits 30 Prozent der Befragten in der oben genanten Studie benutzen schon heute sichere WebService-Kommunikation (WS-Security). Weitere 27 Prozent planen dies oder untersuchen gerade die technischen Möglichkeiten dazu. Noch ein Indiz für die fortschreitende Professionalisierung der eingesetzten SOA-Landschaften ist die erfolgreiche Mischung von Produkten verschiedener Hersteller in föderativen Szenarien. Das gilt auch für die Verbingung von kommerziellen Lösungen mit Open-Source-Produkten. All das sollte uns aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die reine Einführung einer SOA-Infrastruktur in den meisten Fällen noch keinen Business Case darstellt! SOA-Wendepunkt 2009 Das Jahr 2009 begannen 89 Prozent aller Großunternehmen mit der Nutzung von Web Services. Eine beeindruckende Zahl von 31 Prozent gibt sogar an, eine firmenübergreifende SOA-Strategie zu haben. WuM 02 . 2009
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Tab. 1
Verwendung von Web Services
Was schätzen Sie, wie lange verwendet Ihr Unternehmen Web Services (Datentransfer auf Grundlage von SOAP oder REST) Wir verwenden weder SOAP noch REST
10,8 Prozent
4+ Jahre
24,7 Prozent
2–3 Jahre
31,3 Prozent
Weniger als 2 Jahre
33,1 Prozent Basis: 166 Große und Mittelständige Unternehmen in Europa und Nord Amerika
Der Druck, dass jedes IT-Projekt einen nachprüfbaren Wertbeitrag zum Unternehmenserfolg haben muss, wird in diesem Jahr noch weiter wachsen. Zu Erinnerung: Nur ein sparsames Auto zu besitzen ist auch noch kein Business Case. Der Aufbau einer Car-SharingGemeinschaft kann jedoch mit einem klaren wirtschaftlichen Vorteil rechnen, auch wenn traditionelle Autos dies erst möglich machen. Entsprechend dieser Analogie ist im Laufe des letzten Jahres die Erkenntnis gewachsen, dass bestimmte IT-Projekte mit direktem wirtschaftlichem Wertbeitrag deutlich effektiver und überhaupt erst rentabel umsetzbar sind, wenn dem Unternehmen eine SOAInfrastruktur zugrunde liegt. Die Automatisierung von Geschäftsprozessen mit Business Process Management Systemen (BPM) ist sicher das Vorzeigebeispiel. Zwischenzeitlich haben aber auch Business Intelligence (BI) und Business Activity Monitoring (BAM) Projekte gemerkt, dass der Durchbruch zum wirtschaftlichen Er-
Abb. 1
folg am besten durch eine gemeinsame Nutzung einer SOA-Infrastruktur zu erreichen ist. Letztlich wird dieses Jahr auch das Verarbeiten von großen Zahlen von unkorrelierten Geschäftereignissen (Complex/Business Event Processing, CEP/BEP) die SOA-Landschaften mit Business Cases versorgen. Cloud Computing ist der nächste Innovationsschub – für SOA Neben der indirekten wirtschaftlichen Rechtfertigung von SOA-Investitionen, wartet bereits die nächste Herausforderung für die zukünftige Integrationstechnologie und verspricht ein großer Innovationsschub auch im Bereich SOA zu werden. Die Trend-Software nicht mehr zu kaufen und selbst zu betreiben, sondern als Service aus dem Netz zu beziehen hat weitreichende Folgen. Während serviceorientierte Architekturen in größeren Firmen bis heute hauptsächlich für die Integration der verschiedensten Systeme innerhalb des Unterneh-
Evolution des SOA Paradigmas Durch SOA ermöglichte Anwendungen
Professionalisierung von SOA
Business B Bu usi sine ine ness ness ss Aus Ausrichtung usri usri rich rich chtu htun tu ung ng
■ BPM ■ BI / BAM ■ Business Event Processing
IInfrastruktur nffra ast str tru ruk ktu kt urr Evolution Evo voluti lu utio to ti on n
Cloud Computing
■ SOA Lifecycle Management ■ Einführung von Sicherheitsstandards ■ Vereinheitlichte Infrastrukturen Das SOA Paradigma verstehen
■ SaaS / Legacy Integration ■ Integration as a Service ■ PaaS Architekturen
■ Experimente ■ Standards etablieren ■ Middleware-Produkte erstellen
2003 ...
... 2008
2009
2010 Quelle: Forrester Research, Inc.
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mens eingesetzt wurden, besteht die neueste Herausforderung in der Integration zwischen den eigenen Systemen und den SaaS-Anwendungen außerhalb des Unternehmensnetzes. Forrester spricht von einer Legacy/Cloud-Integration. Wenn ein Teil der zu integrierenden Systeme bereits in der „Wolke“ und nicht mehr im Unternehmen steht, ist es auch plötzlich eine berechtigte Frage, ob die Integrationsinfrastruktur selbst nicht auch als Service bezogen werden kann. In USA begründen bereits die ersten Firmen wie Boomi.com oder Hubspan ihr gesamtes Geschäftsmodell auf Integration as a Service. Für Software-Hersteller von Geschäftsanwendungen stellt sich bereits die nächste Frage. Lohnt es sich überhaupt noch in die Erstellung von Infrastruktur zu investieren, oder sollte man das nicht sehr wenigen Platform as a Service-Spezialisten (wie z. B. Longjump oder Apprenda) oder großen SaaS-Anbietern wie Salesforce. com mit Force.com überlassen. Obwohl die SAP vor Kurzem das intellektuelle Eigentum der PaaS-Firma Coghead gekauft hat und entscheidende Mitarbeiter übernommen hat, gibt es noch kein PaaS-(Platform as a Service) Angebot aus Walldorf. Anfang des Jahres konnte zum Beispiel der reine SaaS-ERP-Anbieter Netsuite sein Angebot um einige wichtige Bestandteile einer PaaS-Architektur erweitern. Möchte sich ein unabhängiger Software-Hersteller (ISV) jedoch wirklich nur auf die Erstellung von Geschäftslogik konzentrieren und diese als SaaS-Anwendung zum Kunde bringen, sind seine Anforderung an eine Applikations-Plattform erheblich. Forrester’s Platform as a Service Referenz-Architektur fasst die Anforderungen zusammen (siehe Abbildung 2). Viele der Plattformkomponenten im mittleren Teil des Bildes stellen die Weiterentwicklung von heutigen SOA-Infrastrukturprodukten dar. Als eine der größten Herausforderungen für Hersteller betrachtet Forrester Research die Fähigkeit, eine große Zahl
Abb. 2
von unabhängigen Mandanten parallel verarbeiten zu können und diesen gesamten Technolgie-Stack überschaubar zu integrieren. Ein Anbieterportal bietet eine administrative Oberfläche für den ISV. Entsprechend bietet ein ebenfalls neues Subscriber-Portal die Oberfläche für Endkunden, sich verschiedene Geschäftsanwendungen auf der gleichen Plattform zusammenzusetzen und die Datenintegration mit bestehenden Anwendungen zu konfigurieren. Im Gegensatz zu einer traditionellen SOA-Umgebung sollte eine Platform-as-a-Service-Umgebung nicht nur bestehende Anwendungen miteinander verbinden können, sondern ganz besonders dem ISV einen Container für neue Geschäftslogik anbieten. Sowohl 3GL- als auch 4GL-Sprachen sind dabei möglich. PaaS wird SOA nicht ersetzen, stellt aber einen weiteren Evolutionsschritt für das gesamte Infrastruktur-Paradigma dar und wird sich zu einer der wichtigsten Infrastrukturkomponenten im Cloud Computing entwickeln. Ähnlich wie heute bei SOA, wird die PaaSInfrastruktur alleine keinen Business Case darstellen. Treiber werden die SaaS-Anwendungen sein, die entweder öffentlich zugänglich sind, oder in Zukunft PaaS-Installationen in Private Clouds großer Konzernnetzwerke bevölkern werden. || Links und Literatur Weiter Informationen finden Sie zum Forrester PaaS Reference Architecture unter: http://www.forrester.com/go?docid=53987 sowie eine Übersicht über PaaS Herstellern unter: http://www.forrester.com/rb/teleconference/ platform-as-a-service_paas_market_trend_and_opportunity_for/q/id/5308/t/1
Autor Dr. Stefan Ried ist Senior Analyst für Middleware, SOA und ERP-Platformen bei Forrester Research. Er befasst sich hauptsächlich mit Strategiefragen von Softwareherstellern und Implementierungspartnern. (www.forrester.com/rb/analyst/stefan_ried)
Forresters PaaS Referenzarchitektur
Kunde
SaaS Applikation
AnwendungsHersteller (ISV)
Multi Tenant Plattform
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Quelle: Forrester Research, Inc.
SaaS Applikation Kundenportal Zur Verfügung gestellt vom ISV Abonnement oder Erwerb von Applikationskomponenten as a Service Funktionalität Komponenten kommen von OEM Anbieter User Management Web 2.0 User Interface Orchestrierung Modell basierte Logik BPMS, BRMS, CEP, BI von SaaS Anwendungen Integrations Plattform Konfiguration der Mediation von SaaS Komponenten und Legacy Interaktion ESB – MDM – Metadaten Integration von Legacy-AnwendunApplikations Plattform gen, Data, Meta„codierte“ Business Logik, Applikations Server – DBMS data, Masterdata SLA Reporting SaaS Sicherheits Framework Infrastruktur Optionen ■ Durch PaaS Provider gehostet ■ Durch System-Integrator gehostet ■ Lizensiert in „Private Clouds“
Anbieterportal Marketing Preisfindung Vertragswesen Rechnungstellung SaaS ALM Versionierung Testen Deployment SLA Management Provisioning
PaaS sandbox Single PaaS tenant IDE Dev Test SSaaS Sa aaSS Migration Mig igra rati tion io on n Traditionelle d ll App Plattform „codierte“ Business Logik Application Server – DBMS
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