Zeitschrift ffir
LebensmittelUntersuchung und-Forschung
Z. Lebensm. Unters. Forsch. 166, 344--345 (1978)
@ J. F. Bergmann Verlag 1978
Zum Quecksilbergehalt von Gefliigelfleisch Peter Weigert Veterin~ir-Untersuchungsstelle der Bundeswehr VI, SchleiBheimer Str. 416, D-8000 Mfinchen 45, Bundesrepublik Deutschland
Mercury Content of Poultry Meat Summary. The muscle and fatty tissue of 101 deepfrozen fattened stewing chickens was tested for Hg content. After wet digestion, the mercury content was determined by cold-flameless AAS (atomic absorption spectrometry). The average Hg content in muscle and/or fatty tissue was 0.004 and 0.001 ppm of fresh weight, respectively and thus was very low. The limit value of 0.08 ppm was exceeded in 2 % of the samples analysed. Zusammenfassung. Es wurde Muskulatur und Fettgewebe yon 101 tiefgektihlten Mastsuppenhiihnern auf Hg untersucht. Nach Nagveraschung wurde der HgGehalt kalt-flammenlos mit der AAS bestimmt. Der durchschnittliche Hg-Gehalt in Muskulatur bzw. Fettgewebe lag mit 0,004 bzw. 0,001 ppm bezogen auf das Frischgewicht sehr niedrig. In 2% der untersuchten F~ille wurde der Richtwert yon 0,08 ppm iiberschritten. Durch die Verwendung yon Quecksilber in der Landwirtschaft als Beizmittel besteht die Gefahr, dab Hg-kontaminiertes Getreide an Geflfigel verffittert wird. Die teilweise erheblichen Hg-Werte in Einzelfuttermitteln [1] machen es notwendig, auch Gefltigelfleisch und Eier einer eingehenderen Untersuchung zu unterziehen, da der Verbrauch an Geflfigelfleisch immer mehr zunimmt. Die Kenntnis des aktuellen Kontaminationsgrades mit Hg ist fiir die Kalkulation der diglichen Hg-Aufnahme yon Interesse.
chung die Proben auftauen und grob zerkleinern. 1 g Material in 100-ml-Polypropylen-Weithalsgef~iBe einwiegen. Anschliegend nach der Methode yon I-INlerer u. Hoffmann [2] naBveraschen. Analyse mit einem modifizierten QuecksilbermeBsystem der Fa. Bodenseewerk, Perkin-Elmer, einem Atomabsorptionsspektrometer 403 mit Deuterium-Untergrundkompensation und einer Hg-Hohlkathodenlampe, nach der bekannten kalt-flammenlosen Methode [3]. Auswertung fiber die Registrierung der maximalen Extinktion mit Hilfe der Digitalanzeige des AAS-Ger~ites, bei automatischer Mittelwertsbildung fiber je 10 Messungen im Abstand yon 1/10 sec. Quantitative Auswertung unter Zuhilfenahme einer Eichkurve mit 4--5 Eichpunkten. Berechnung mit einem 16-k-Computer (PDP 8) mit einem speziellen Kurvenfitting-Programm [4]. Mit diesem Rechner wurde auch die abschlieBende Statistik erstellt.
Ergebnisse und Diskussion Die Ergebnisse der einzelnen Untersuchungen sind in Tab. 1 und 2 zusammengestellt. Der geringe Hg-Gehalt des Fettgewebes spricht unter Umst~inden daffir, Tabelle 1. Hg-Gehalt in Fleisch und Fettgewebe Material
Muskulatur Fettgewebe
~
s
n
ppm.
gmol/1
ppm
gmot/1
0,004 0,001
0,019 0,004
0,016 0,001
0,079 0,004
= Mittelwert, "s = Standardabweichung, n = Anzahl Tabelle 2. H~iufigkeitsverteilung der Einzelwerte ppm Hg
Muskulatur
Fettgewebe
<0,001 0,001 0,002 0,003 0,004 0,005 0,006 0,007 0,083 0,141
19 28 32 12 4 3 1 -1 1
26 35 29 8 1 1 -1 ---
Material Untersuchungsmaterial: 101 tiefgekfihlte Mastsuppenhfihner, die yon einer Gefliigelschl~ichterei im Juli 1976 an eine Grogkfiche in Mfinchen angeliefert wurden. Die Tiere stammten aus Niederbayern; genaue Herkunftsangaben konnten nicht ermittelt werden. Proben: nahezu fettfreies Muskelfleiseh aus der Keule und eine Fettgewebeprobe aus dem Inguinalbereich.
Methodik Proben bis zur Untersuchung in dicht schlieBenden Plastikbeh~iltern tiefgekiihlt lagern, urn Wasserverluste zu vermeiden. Zur Untersu-
101 101
P. Weigert: Zum Quecksilbergehaltvon Gefltigelfleisch dab das inkorporierte Hg vor allem in nicht alkylierter Form vorliegt, da sich Alkylquecksilber vor allem in Lipid- bzw: Lipoidgewebe anreichern wtirde [5]. Der ftir den Verbraucher bedeutsamere Hg-Gehalt des Gefltigelfleisches liegt mit 0,004 ppm deutlich unter den ,,Richtwerten 76" der ZEBS 1 [6], die Konzentrationen bis 0,08 ppm tolerieren. Aus der H~iufigkeitsverteilung der Werte in Tab. 2 ersieht man, dab 2 Einzelproben mit 0,083 bzw. 0,141 ppm deutlich nach oben abweichen und auch die Richtwerte iiberschreiten. Alle anderen Werte liegen in dem Bereich, den 1972 Annicchino et al. [7] und 1973 Schelenz u. Diehl E8-] gefunden haben. Diese Konstanz der Kontamination erscheint umso erfreulicher, da zwischenzeitlich der Anteil des kontaminierenden Hg in der Umwelt durch Industrie, Verkehr und Landwirtschaft zweifelsohne zugenommen hat. Die Ergebnisse - - auch wenn sie auf relativ wenig Proben aus einem begrenzten Gebiet beruhen - - zeigen, dab der Genul3 yon Gefliigelfleisch zwar bei der t~iglichen Hg-Aufnahme beriicksichtigt werden mug, jedoch nur in wenigen F~illen (ca. 2%) zu ernsten 1 ZentraleErfassungs-und Bewertungsstelleftir Umweltchemikalien des Bundesgesundheitsamtes
345 Belastungen fiihrt. Andererseits wird deutlich, dal3 eine fJberwachung der Hg-Kontamination durchaus notwendig ist. Dazu sind als Untersuchungsproben Teile der fettfreien Muskulatur notwendig. Ein aus wirtschaftlichen Grfinden wfinschenswertes Ausweichen auf minderwertigeres Untersuchungsmaterial wie z. B. Fettgewebe ist nicht mSglich.
Literatur
1. CrSBmann,G., Egels,W.: Deut. Tiedirztl.Wochschr.82, 385-428 (1975) 2. H611erer,G., Hoffmann,J.: Z. Lebensm. Unters.-Forsch. 150, 277--280 (1973) 3. Hatch,W. R., Ott,W.L. : Anal. Chem. 40, 2085 (1968) 4. Weigert,M., Weigert,P. : Kurvenfittingftir die AAS (ExponentialApproximation) unverSffentlicht 5. Schmid,A. : Tier~irztl.Praxis 5, 287---302(1977) 6. Bundesgesundhbl.20, 76 (1977) 7. Annicchino,G.A., Intrieri,F., Zicarelli,L. : Atti Soz. Ital. Sci. Vet. 26, 394~397 (1972) 8. Schelenz,R., Diehl,J.F. : Z. Lebensm. Unters.-Forsch. 151, 369-375 (1973) Eingegangen am 6. M~irz 1978