Blut i~ to,s
Blut 41,277-324 (1980)
~n
9 Springer-Verlag 1980
25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschafl for H~imatologie und Onkologie gemeinsam mit der Osterreichischen Gesellschaft for H~imatologie und Onkologie Kongref~ 1980, Homburg/Saar, 5. bis 8. Oktober 1980 Referate 1-32, Freie Vortr~ige 33-140
Abstracts 1. Hauptthema: Behandlung bi~sartiger Blutkrankheiten Referat 1 Biochemische Grundlagen der zytostatischen Therapie K. Wilms, Tfibingen
Referat 2 Therapie der akuten nichtlymphatischen Leuk~imien W. Wilmanns, Mt~nchen
Referat 3
Grenzfiille der Behandlung akuter Leuk~imien (Smoldering-leucaemia, Pr~ileuk~imie) H. Heimpel, Ulm
Referat 4 Typisierung und Prognose akuter lymphatischer Leuk~imien E. Thiel, Mt~nchen
Referat 5 Therapie der akuten lymphatischen Leuk~imien H. L6ffier, Giel3en
0006-5242/80/0041/0277/$ 9.60
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H/~matologen-Kongreg 1980
Referat 6 Therapie der akuten LeuMimien beim Kind H. l~ehm, Berlin
Referat 7 Immuntherapie der akuten Leuk~imien Th. Btichner und D. Urbanitz, Mtinster
Referat 8 Therapie der chronischen myeloischen Leuk~imie und der Blastenkrise H. Pralle, GieBen
Referat 9 Zellersatz und Knochenmarkstransplantation in der Behandlung akuter Leuk~imien U. Sch~ifer,Essen
Referat 10 Infektionsprophylaxe und Intensiviiberwachung in der Behandlung akuter Leuk~imien Ch. Sauter, Zt~rich
Referat 11 Therapie des Plasmozytoms H. Deicher, Hannover
Referat 12 Therapie der chronischen lymphatischen Leuk~imie unter besonderer Beriicksichtigung pathophysiologischer Gesichtspunkte H. Theml, H. Begemann und J. Rastetter, Mt~nchen
Referat 13 Zytostatische Therapie der Non-Hodgkin-Lymphome-low grade A. Stacher, Wien
Referat 14 Zytostatische Therapie der Non-Hodgkin-Lymphome-high grade G. Brittinger, Essen
Hamatologen-Kongrel5 1980
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Referat 15 Zytostatische Therapie der Lymphogranulomatose V. Diehl, Hannover Referat 16 Strahlentherapie der Lymphogranulomatose und der Non-Hodgkin-Lymphome U. Rtihl0 Berlin Referat 17 Therapie der malignen Non-Hodgkin-Lymphomeund der Lymphogranulomatose beim Kind G. Schellong, Mtinster
2.
Hauptthema: Monozyten und Makrophagen
Referat 18 Regulation und Kinetik des Monozyten-Makrophagensystems G. Meuret, Ravensburg Referat 19 Funktionsanalyse von Monozyten und Makrophagen M. L. Lohmann-Matthes, Freiburg Referat 20 Makrophagen und Komplementsystem V. Brade, Erlangen Referat 21 Mononukle~ire Phagozyten und Immunh~imolyse H. Huber, Innsbruck Referat 22 Beeinflussung immunologischer Funktionen durch Sekretionsprodukte aktivierter MonozytenMakrophagen H. Pees, Homburg Referat 23 Pathologische Anatomic maligner Erkrankungen des Monozyten-Makrophagensystems H. E. Schaefer, K61n
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H~matologen-Kongre8 1980
Referat 24 Klinik der malignen Erkrankungen des Monozyten-Makrophagensystems D. Huhn, Mt~nchen
3.
Hauptthema: Tumormetastasierung
Referat 25 Allgemeine Pathologie der Metastasierung A. Georgii, Hannover
Referat 26 Die Rolle der Knochenmarksbiopsiebei der Erkennung und Bewertung der Tumormetastasierung R. Burkhardt, Miinchen
Referat 27 Zellkinetik und Wachstumsverhalten von Primiirtumoren und Metastasen H. M. Rabes, Mi~nchen
Referat 28 Zum Problem der Metastasenf6rderung durch ~irztliche Mallnahmen E. Grundmann, Mt~nster
Referat 29 Metastasierung und Blutgerinnung P. Hilgard, Briissel
Referat 30 Metastasierung und immunologische Abwehrreaktionen E. K61sch, Mi~nster Referat 31 Metastasierung und adjuvante Chemotherapie H.J. Senn, St. Gallen Referat 32 Friiherkennungvon Metastasen K. Havemann, Marburg
H~imatologen-KongreB 1980
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Freie Vortriige Vortrag 33 Untersuchungen fiber die Granulopoese-aktivierenden Funktionen von normalen und leukiimisch transformierten Zellen der Monozyten-Makrophagenlinie W. Hinterberger, W. Graninger und W.R. Paukovits (I. Med. Univ.-Klinik, Wien, Osterreich) Kolonie-stimulierende Faktoren (CSF) for myeloische Stammzellen (CFUc) werden yon Zellen der Monozyten-Makrophagenlinie kontinuierlich und unter Stimulation freigesetzt. Die Analyse leuk~imischer Blasten von Patienten mit akuten myeloischen und lymphatischen Leuk~mien zeigt, dal3 nur Blasten mit monozyt~rer Differenzierung zu einer CSF-Produktion bef~ihigt sin& CSF von drei Patienten mit akuter Monozytenleuk~mie wurde gel-chromatographiert (Sephadex G-75), Die Elutionsprofile waren in allen drei FNlen unterschiedlich. In allen drei FNlen bestand ein hoher Grad an Autostimulation in der Knochenmarkkultur, woraus sich eine Empfindlichkeit der leuk~mischen Zellen fl~r autologen CSF ableiten l~igt. Im Gegensatz dazu konnte das Vollremissionsknochenmark einer Patientin mit ,,feeder layers" gesunder Leukozyten stimuliert werden, nicht j edoch mit eigenem ,Monoblasten-CSF".
Vortrag 34 Serum yon Lipopolysaccharid-behandelten Miiusen enthiilt einen "colony-stimulating factor (CSF)," welcher spezifisch die Bildung von Makrophagenkolonien stimuliert F.G. Staber und A. Burgess (Institut ft~r H/imatologie (GSF), Abteilung ftir Experimentelle H~imatologie, Miinchen, BRD; Walter and Eliza Hall Institute of Medical Research, Melbourne, Australien) Serum von Lipopolysaccharid-behandelten M/iusen wurde mittels Concanavalin A-Sepharose fraktioniert und in Agar-Kulturen von M~iuseknochenmarkszellen auf seinen CSF-Gehalt getestet. Die Serumfraktion, welche nicht an Concanavalin A gebunden wurde (pool A), und die Fraktion, welche gebunden wurde und mit einem kompetitiven Zucker eluiert werden konnte (pool B), unterschieden sich qualitativ in ihrer CSF-Aktivit~it. Pool A CSF produzierte eine fiache Dosiswirkungskurve und die gebildeten Kolonien enthielten entweder neutrophile Granulozyten oder Makrophagen sowie auch beide Zelltypen gleichzeitig. Pool B CSF produzierte eine steile Dosiswirkungskurve, und die gebildeten Kolonien enthielten fast ausschlieBlich Makrophagen. Die zellul~ire Komposition der Kolonien zu verschiedenen Zeitpunkten nach Stimulation mit den zwei CSF-Typen weist daraufhin, dab der pool B CSF eine friihe Determinierung der h~imopoetischen Progenitoren in Zellen der Monozyten-Makrophagen Differenzierungslinie bewirkt.
Vortrag 35 Enzympolymorphismus als zellspezifischer Marker des mononukle~ir-phagozytischen Systems beim Menschen H. J. Radzun und M. R. Parwaresch (Pathologisches Institut der Universit/it, Kiel) Von den lysosomalen Hydrolasen zeigt die unspezifische Esterase (E. C. 3.1.1.6) ein Isoenzymmuster, welches far jede menschliche Blutzellart spezifisch ist. Nach Trennung der verschiedehen Blutzellarten und von Phagozyten unstimulierter PeritonealhOhle, Alveolarmakrophagen und Epitheloidzellen wurde der Inhalt hochangereicherter Lysosomen solubilisiert und mit der isoelektrischen Fokussierung untersucht. Identische Loci der Enzymbanden als ein biochemischer Zellmarker wurden ausschlieglich in den Blutmonozyten, den Peritoneal- und Alveolarmakrophagen sowie in den Epitheloidzellen gefunden. Die Ergebnisse dokumentieren die zytogenetische Homogenit~it des menschlichen mononukle/ir-phagozytischen Systems.
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Hamatologen-KongreB 1980
Vortrag 36 Nachweis und Charakterisierung von Makrophagen-Migrations-lnhibitions-Faktoren (MIF)
nicht-lymphoiden Ursprungs C. Aul, P. Badenoch-Jones, J. L. Turk und W. Schneider (Medizinische Klinik A der Universit~it, Dtisseldorf, BRD; Department of Pathology, Royal College of Surgeons, London, England) Zahlreiche Zellkulturen von Meerschweinchenhautfibroblasten und Mausfibrosarkomzellen wurden auf ihre MIF- und Makrophagen-Aggregations-Aktivitat hin untersucht. Dreiundzwanzig (-- 88%) von 27 Fibroblasten- und 27 (-- 70%) von 38 Fibrosarkom-Kutturen enthielten MW-ahnliche Substanzen. FOr beide Zelltypen wurden Dosis-Wirkungskurven erstellt. Colchizin, das die Auswanderung von Makrophagen aus den Kapillarr6hrchen stimuliert, ftihrte in einer Konzentration yon 10-5 mol/1 zu einer signifikanten Verminderung der Makrophagen-Migrationshemmung. Makrophagenkulturen, die t~ber 24 h mit MIF-positiven Dberst~,nden von Fibroblasten und Fibrosarkomzellen inkubiert wurden, zeigten keine Abnahme in der Zahl der adh~irenten Zellen, vielmehr wurde ein vermehrtes ,,spreading" der Makrophagen beobachtet. Beide Experimente sprechen gegen die Anwesenheit von toxischen Substanzen in den untersuchten Kulturtiberst~tnden. Auftrennung der konzentrierten Kulturiiberst~inde an Sephadex G-200 ergab, dab die MIFAktivitat von Fibroblasten tiber einen weiten Molekulargewichtsbereich verteilt ist, diejenige von Fibrosarkomzellen jedoch in einer einzigen Fraktion ( = 18000 bis 22500 Daltons) erscheint. Schliel31ich konnte gezeigt werden, dab hinsichtlich Hemmbarkeit durch Methylpentosen und Anwesenheit von Makrophagen-Aggregations-Aktivit~t entscheidende Unterschiede zwischen MIF aus non-lymphoiden Zellen und Lymphozyten-MIF bestehen.
Vortrag 37 ErhOhte Monozyten-Zytotoxizit~it bei Patienten mit Morbus Hodgkin H. Ludwig, H. Pehamberger, P. P6tzi, J. Ktihb6ck und W. Knapp (II. Medizinische Universit~itsklinik, I. Univ. Hautklinik, und Institut for Immunologie der Universitiit, Wien, 0sterreich) Patienten mit Morbus Hodgkin weisen eine verminderte Chemotaxis- und Phagozytoseaktivit~it sowie eine reduzierte intrazellul~re AbtOtungsfahigkeit der Monozyten auf. Wir haben in der vorliegenden Studie die zytotoxische Aktivit~it yon Monozyten (monocyte-mediated antibody-dependent cellular cytotoxicity) als weiteren Parameter der Monozytenfunktion bei dieser Erkrankung untersucht. Dreiundzwanzig Patienten mit Morbus Hodgkin (neun im Stadium III, vierzehn im Stadium IV) sowie 29 Kontrollpersonen wurden mit folgendem Testsystem untersucht: Mononukle~ire Zellen wurden mit Antik6rper-beladenen ~lCr-markierten humanen Erythrozyten in drei verschiedenen Effektor-Zielzellverh~ltnissen inkubiert. Nach Inkubation wurde die Radioaktivit~t der Oberst~inde gemessen und die Ergebnisse als Prozent 51Cr-Release angegeben. Die Anzahl der Monozyten in den mononukleiiren Zellffaktionen wurde durch Anf~rbung mit unspezifischer Esterase ermittelt. Die zytotoxische Aktivit~it der Monozyten (angegeben als % ~lCr-Release) war bei den Patienten bei allen drei Effektor-Zielzellverhiiltnissensignifikant h6her als bei den Kontrollpersonen ~ <0,01). AuBerdem konnte zwischen dem Prozentsatz 51Cr-Release und dem Anteil der eingesetzten Monozyten sowohl bei den Patienten als auch bei den Kontrollpersonen eine signifikante Korrelation beobachtet werden, wiihrend zwischen Monozyten-Zytotoxizitiit und klinischer Aktivit~it oder Stadium der Erkrankung kein Zusammenhang bestand. Die beobachtete erh6hte zytotoxische Aktivitiit yon Monozyten zeigt, dab beim Morbus Hodgkin die Monozytenfunktion nicht generell defekt, sondern auf bestimmte Partialfunktionen beschrankt ist.
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Vortrag 38 Wachstumshemmung menschlicher Hypernephrome durch autologe Makrophagen nach Inkubhtion mit Alkyl-Lysophospholipidenin vitro W.E. Berdel, U. Fink, B. Egger, A. Reichert, P.G. Munder und J. Rastetter (I. Medizinische Klinik und Urologische Klinik der Technischen Universit~t, Mt~nchen; Max-Planck-Institut ft~r lmmunbiologie, Freiburg i. Br.) Alkyl-Lysophospholipide (ALP) - eine neue Gruppe synthetischer Immunmodulatoren - zeigen eine starke prophylaktische und therapeutische Wlrkung auf das Wachstum und die Metastasierung verschiedener Tumoren in Maus und Ratte. Diese Wlrkung ist sowohl durch die Induktion zytotoxischer Makrophagen als auch durch eine direkte ZytotoxizitM gegent~ber Tumorzellen vermittelt. Beide Komponenten k6nnten auf einer StOrung des Phospholipidmetabolismus der Tumorzelle basieren. Mononukle~ire Zellen wurden nach Boyum aus peripherem Blut gewonnen und die Monozyten durch Adh~irenz an Tefionmembranen abgetrennt. W~ihrend einer Kultivation von 10 Tagen differenzieren auf den Membranen Monolayer reifer Makrophagen aus. Far die folgenden Versuche k6nnen bei Anwendung dieser Methode die Monozyten 2448 h nach Abtrennung ohne Vitalit~itsverlust in Mikrotiterplatten t~berft~hrt und dort kultiviert werden. Zu verschiedenen Zeiten wurden dann der Kultur autologe Hypernephromzellen zugesetzt. Im (aH)-Thymidin-Wachstumstest zeigten normale Makrophagen nur begrenzte zytostatische Wirkungen auf das Wachstum der Hypernephromzellen, wurden die Makrophagen jedoch mit verschiedenen ALP far 48 h vorinkubiert, so betrug das Wachstum der Hypernephromzellen in optimalen Ans~tzen nur 10% der Kontrollen.
Vortrag 39 Monocytenfunktion bei Patienten mit Plasmocytom D. Brandhorst, J. M6rme! und O. Wetter (Innere Klinik und Poliklinik, Westdeutsches Tumorzentrum, Essen) Von zehn gesunden Probanden und ft~nf Plasmocytompatienten wurden Pr~parate mononuklefirer Zellen aus dem peripheren Blut durch Dichtegradientenzentrifugation gewonnen. Monocyten bzw. Makrophagen wurden durch den Nachweis der unspezifischen a-Naphthylazetatesterase und Phagocytose von Ambozeptor-beschichteten Erythrocyten bestimmt. Es wurden weiterhin Kurzzeitkulturen derartiger Pr~parate t~ber 72 h durchgeft~hrt. Das Maximum der Phagocytose bei diesem Vorgehen lag bei Gesunden zwischen 48 und 60 h. Bei Plasmocytompatienten ergab sich bei gleichen Ausgangswerten der Zellzahlen ein v611ig anderes Verhalten, das durch ein Minimum der Phagocytose bei 60 h charakterisiert ist. Mikrotubul~ir wirksame Substanzen wie Vincristin und Colchizin hemmen die Phagocytose bei Gesunden und Patienten in gleichem AusmaB. Das VerhNtnis Makrophagen/Gesamtzahl f~rberisch identifizierter Monocyten ver~ndert sich unter dem EinfluB dieser Substanzen nicht und wird auch unter der Wirkung von PHA in beiden Personeng~uppen nicht wesentlich ver~tndert. Wir denken bei delzq erw~hnten Unterschied der Phagocytoseaktivit~it in Zellkulturen Gesunder und Plasmocytomkranker nach 60 h an die Wirkung eines humoralen Faktors, der die Monocytenfunktion bei Plasmocytomkranken beeintr~ichtigt.
Vortrag 40 Phagozytierende Plasmazellen bei IgG Myelom M. Pavelka und H. Ludwig (Inst!!ut ftir Elektronenmikroskopie der Universit~it und II. Medizinische Universit~itsklinik, Wien, Osterreich) Im folgenden wird t~ber eine Patientin mit IgG Myelom berichtet, deren Plasmazellen Phagozytoseeigenschaft aufwiesen. Bei 21% der Knochenmarksmyelomzellen konnten intrazytoplasmatisch aufgenommene Elemente der H~matopoese beobachtet werden. Erythrozyten und sel-
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tener Erythroblasten wurden von den Myelomzellen bevorzugt phagozytiert, w~ihrend Vorstufen der myeloischen Zellreihe sowie Thrombozyten nur selten intrazellul~ir nachweisbar waren. Elektronenmikroskopisch stellen die intrazytoplasmatischen Vakuolen mit den inkorporierten und gelgentlich schon abgebauten Zellen der Hamatopoese sowie eine ungew6hnlich groBe Zahl kleiner Mitochondrien den auff~illigsten Befund dar. Die Fahigkeit der Myelomzellen, opsonisierte Bakterien und Latex-Partikel zu phagozytieren, wurde zus~itzlich in vitro untersucht. Dabei konnte jedoch keine Aufnahme dieser Partikel in die Myelomzellen beobachtet werden.
Vortrag 41 Eingeschr~inkte Speicherkapazit~it der Makrophagen f'ur Eisen bei der Idiopathischen H~nochromatose J. Dtillmann, U. Wulfhekel und K. Hausmann (H/imatologische Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses St. Georg, Hamburg; Anatomisches Institut der Universit~it, Bonn) Bei 33 Patienten mit idiopathischer H~mochromatose wurde das mit der Berliner-Blau-Reaktion darstellbare Knochenmarkeisen zytologisch zugeordnet, semiquantitativ bestimmt und feinstrukturell analysiert. In allen F/illen, selbst bei fortgeschrittener Eisentiberladung, zeigten die Makrophagen, welche den physiologischen Speicher ftir das Reserveeisen im Knochenmark darstellen, keinen iiber die Norm erh6hten Eisengehalt. Dagegen fanden sich jedoch als Zeichen einer Eiseniaberladung des Organismus lysosomale Eisenablagerungen in den Endothelzellen der Sinusoide und in Plasmazellen. Heterotop gespeichertes Eisen liegt in den Plasmazellen dariaber hinaus in Form freier Ferritinmolektile vor. Der niedrige Eisengehalt der Makrophagen bei Hamochromatose bedingt ein diagnostisches Speichermuster des Eisens im Knochenmark und best~itigt experimentell erhobene Daten iaber eine verminderte Speicherkapazit~it des .,,RES" for Elsen bei dieser Form der Eiseniiberladung des Organismus.
Vortrag 42 EinfluB von Zellvolumen und H[imoglobinfluidit~it auf die Flexibilit-~it der Erythrozyten von Neugeborenen und S~iuglingen W. Tillmann, U. Zabel und W. Schr6ter (Universit~its-Kinderklinik und Poliklinik, GOttingen) Die Verformbarkeit der Erythrozyten yon 13 reifen Neugeborenen (Gruppe 1), 24 S~iuglingen im Alter yon 3-4 Monaten (Gruppe 2) und 9 S~iuglingen im Alter yon 6-7 Monaten (Gruppe 3) wurde dutch Filtration tier Zellen durch Polycarbonatfilter mit einem Porendurchmesser von 5/~m untersucht. Obwohl die gr0Beren Zellen der Neugeborenen (109,1 + 4,5 #m 3) ein gi~nstigeres Verh~iltnis von Zelloberfl~iche zum Zellvolumen aufwiesen als die kleineren Zellen der Nteren S~iuglinge (87,0 • 7,1/~m 3 in Gruppe 2; 77,0 • 4,2/~m3 in Gruppe 3) waren sie rigider als die roten Zellen der Gruppen 2 und 3. Bikonkave Erythrozytenmembranen, die dutch hypotone Lyse yon Erythrozyten aller drei Gruppen gewonnen wurden, zeigten sich bei Viskosit/itsmessungen gleich gut flexibel. Die innerhalb der drei Gruppen ver~inderten rheologisehen Eigenschaften der Erythrozyten korrelierten lediglich mit der untersehiedlichen H~imoglobin F Konzentration in den Zellen (72,4 • 6,5% in Gruppe 1; 27,3 + 2,4% in Gruppe2 und 4,9 + 2,6% in Gruppe 3). Parallel hierzu nahm der Anteil an H~imoglobin in den Erythrozytenmembranen, der w~ihrend der hypotonen Lyse der Ghosts zuri~ckblieb, ab. Wit sehlieBen aus den Ergebnissen, dab der erh6hte H~imoglobingehalt in den Ghosts von Neugeborenen eine verminderte Fluidit~t des H~moglobin F i m Zellinneren anzeigt, die zur Abnahme der Verformbarkeit der intakten Erythrozyten Ftihrt.
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Vortrag 43
Untersuchungen iiber die Membran-lokalisierte Erythrozyten-Pyruvatkinase bei Patienten mit Pyruvatkinasemangel M. Lakomek, H. Winkler, W. Tillmann und W. SchrOter (Universitats-Kinder- und Poliklinik; Max-Planck-InstitutFor biophysikalische Chemie, G6ttingen) Bei sechs homozygoten Patienten mit Pyruvatkinasemangel wurden die Aktivit~t und das kinetische Verhalten der Pyruvatkinase isolierter Erythrozytenmembranen (ghosts) mit dem Enzym im H~imolysat verglichen. Bei ft~nf Patienten mit einer leichteren Form der Erkrankung betrug die Aktivitfit des Enzyms im H~molysat 10-15% der Normalaktivit~it. Bei einem schwer erkrankten, bereits splenektomierten Patienten war die AktivitM auf 5% erniedrigt. In der Erythrozytenmembran dieser sechs Patienten wurden 5-10% der im jeweiligen H~molysat gemessenen AktivitM gefunden. Bei Normalpersonen ist der membran-lokalisierte Anteil etwa gleich groB; er betr/tgt 3-5% der im H~molysat gemessenen Aktivit~t. Die kinetischen Messungen ergaben sowohl im H~molysat wie auch in den Ghosts der Patienten einen Hill-Koeffizienten yon 1, w~hrend im H/imolysat von Kontrollpersonen der Hill-Koeffizient deutlich gr6Ber als 1 ist. Aus den Ergebnissen kann geschlossen werden, dab die PyruvatkinaseaktivitM bei den Patienten in der Membran nicht so stark reduziert ist wie im Hamolysat. Vergleichen mit Normalpersonen ist der membran-lokalisierte Anteil des Enzyms jedoch um 70-80% vermindert. Die Pyruvatkinase zeigt bei den untersuchten Patienten nicht das allosterische Verhalten des normalen Enzyms, es folgt vielmehr der klassischen Michaelis-Menten-Kinetik.
Vortrag 44 Glykosiliertes H~imogiobin Hb A 1 - ein Indikator der H~imolyse S. Panzer, W. Graninger, G. Kronik, P. Bettelheim und E. Neumann (L Med. Univ.-Klinik, Wien, Osterreich) H~tmoglobin A wird in Abh~ingigkeit vonder Blutzuckerkonzentration und der Erythrozytenlebensdauer irreversibel zu Hb A 1a + b + c (Hb A 1) glykosiliert, und zur Erfassung der diabetischen Stoffwechsellage eingesetzt. Es wurde untersucht, ob HbA1 als H~imolyseindikator bei Patienten mit normaler Kohlehydrattoleranz dienen kann. An 18 Patienten mit h~tmolytischer An~tmie, 30 Gesunden und 10 an~imischen Patienten ohne H~molyse wurden LDH, Bilirubin, Haptoglobin, Hemopexin, HK, Hb, Erythrozyten-, Retikulozytenzahl und Hb A 1 Konzentration wiederholt bestimmt. HbA1 war bei h~imolytischen An~.mien (4.81 :t: 0.4 (SEM) % des GesamtMmoglobins) signifikant niedriger als bei Gesunden (6-8%) und nicht hLimolytischen An~imien (6.7 + 0.3%; p <0.0001). HbA1 korrelierte mit den 3-5 Wochen zuvor erhobenen H~imolyseparametern (LDH und Retikulozytenzahl r = ~3.47, p <0.05; Haptoglobin r = 0.55, p <0.05; Bilirubin r = ~).65, p <0.01; H K r -- 0.74, p <0.001; H b r = 0.69, p <0.001; Erythrozytenzahl r = 0.77, p <0.001). Keine Korrelation bestand jedoch zu den simultan erhobenen Befunden. Diese Ergebnisse zeigen, dab HbA1 einen 3-5 Wochen zurackliegenden h~imolytischen Schub widerspiegelt und somit als diagnostischer Parameter eingesetzt werden kann.
Vortrag 45 Der Nachweis verschiedener Retikulozytenpopulationen in der jungen Ratte S. Bamberger, F. Storch, G. Valet und G. Ruhenstroth-Bauer (Max-Planck-Institut Ft~rBiochemie, Martinsried b. Miinchen) Im Blut der jungen Ratte treten ~ n f aufeinanderfolgende Erythrozytenpopulationen unterschiedlichen mittleren Volumens w~thrend der ersten sechs Wochen nach Geburt auf. Nur die letzte Population ist im Blur yon erwachsenen Tieren nachweisbar. Es wurde jetzt untersucht,
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ob verschiedene Erythrozytenpopulationen gleichzeitig produziert werden, oder ob jeweils nur eine einzige Population gebildet wird. Als Mal3 f't~rdie Produktion einer Erythrozytenpopulation wurde die Pr~isenz yon Retikulozyten verwendet. Da diese im peripheren Blut nur wenige Stunden ihre Retikulozyteneigenschaft bewahren, kann aus der Volumenverteilungskurve der Retikulozyten abgeleitet werden, welche Erythrozytenpopulation gerade produziert wird. Die Retikulozyten wurden im verdt~nnten Frischblut mit Acridinorange angef~irbt. Dann wurden simultan die Fluoreszenz und das Volumen der Einzelzellen gemessen. Unmittelbar nach Geburt sind zwei diskrete Retikulozytenpopulationen sichtbar, die den Erythrozytenpopulationen Iund II zugeh6rig sind, mit denen die Ratte ins Leben eintritt. Diese Retikulozyten verschwinden w~thrend der ersten beiden Tage nach Geburt. Aus dem simultanen Auftreten der beiden Retikulozytenpopulationen kann geschlossen werden, dab die entsprechenden Erythrozyten gleichzeitig produziert werden. Die nach der Geburt auftretenden Populationen III-V werden jede ft~r sich und ohne f,)berlapp produziert, weil zu allen Zeiten nach Geburt nurje eine Retikulozytenpopulation auftrat.
Vortrag 46 Simultane Bildung von makrozyt/iren und normalen Retikulozytenpopulationen bei der StreB-Erythropoese im Schaf
G. Valet, P.K. Lauf und G. Ruhenstroth-Bauer (Max-Planck-Institut flit Biochemie, Martinsried, BRD; Dept. Physiology Duke University Medical Center, Durham, USA) Schafe, Ratten und Kaninchen produzieren eine diskrete makrozyt~ire Erythrozytenpopulation nach Blutung oder subletaler R6ntgenganzk6rperbestrahlung. Es wurde untersucht, ob die makrozyt~ire Erythrozytenpopulation aus unvollst~indig ausgereifien normalen Erythrozyten besteht, oder ob eine neuartige Erythrozytenpopulation als Folge einer gengesteuerten Umschaltung des Differenzierungsmusters gebildet wird. Dazu wurden die Retikulozyten in verdtinntern Frischblut des Schafs mit Acridinorange angefztrbt. Die Fluoreszenz und das Volumen aller Erythrozyten wurde dann in einem Fluvo-Metricell Durchflul3cytometer bestimmt. AuBerdem wurden die normal grogen und die makrozyt~iren Zellen durch zentrifugale Elutriation pr~iparativ voneinander getrennt und das H~imoglobinmuster und die elektrophoretische Beweglichkeit der Erythrozyten untersucht. Die makrozyt~iren Erythrozyten wurden zwischen dem 5.-14. Tag nach Blutung yon 40% der gesamt zirkulierenden Erythrozytenmasse gebildet. Gleichzeitig wurden auch normal groge Erythrozyten produziert mit ~ihnlichen Retikulozytenkonzentrationen for beide Erythrozytenpopulationen. Hiimoglobin C, welches w~ihrend dieser Zeit vortibergehend nachweisbar war, trat ausschliel31ich in den makrozyt/iren Erythrozyten auf. Die makrozyt~iren Erythrozyten wiesen auch eine signifikant niedrigere elektrophoretische Beweglichkeit auf, was auf ein ver~indertes Glykoproteinmuster der Zellmembran hinweist. Die niedrigere elektrophoretische Beweglichkeit der Makrozyten wurde auch bei gebluteten Ratten und Kaninchen beobachtet. Die Schlul3folgerung aus diesen Resultaten ist, dab Streg Erythropoese in diesen Tieren zu einer distinkten Klasse yon Erythrozyten ft~hrt, die sich in mehreren Parametern von normalen Erythrozyten unterscheiden.
Vortrag 47 H/imsynthese und Eisenstatus bei Patienten mit Polycyth~imia vera
W. Linkesch, P. Schwarz und J. Ktihb6ck (II. Medizinische Universit~itsklinik und Ludwig Boltzmann-Institut ft~r Nuklearmedizin, Wlen, Osterreich) Patienten mit Polycyth~mia vera sind durch zytostatische Therapie, Phlebotomie, aber auch bedingt durch die Krankheit selbst von St6rungen des Eisenmetabolismus betroffen. Bei 35 Patienten unter Therapie wurden daher neben relevanten h~matologischen Parametern und solchen des Eisenstatus (Serumferritin, Transferrinsfittigung; Tf %) folgende an der Biosynthese des H~im beteiligten Enzyme in Vollbluth~imolysaten gemessen: Deltaaminolaevulins~ure-de-
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hydratase (D-ALA-D), Porphobilinogendeaminase (PBG-D) und Ferrochelatase (FCH). Serumferritin wies eine signifikante Korrelation mit Tf % (n = 0,76; p <0,001) und Serumeisen (n = 0,63; p <0,01) auf. Die AktivitMen von D-ALA-D (20,9 • 8,7 kU/1 vs. 12,8 • 3,3 kU/1) und PBG-D (1,26 + 0,33 U/1 vs. 0,67 • 0,21 U/l) lagen im Vergleich mit einem gesunden Kontrollkollektiv deutlich hOher, dagegen fanden wir eine Verminderung der durehschnittlichen Aktivit~iten der FCH bei den Patienten mit PolycytMmia vera (~ = 12,3 U/1012 Reticulozyten/1; Normalbereich (29,4-44,4 U/1012 Reticulozyten/1). Die signifikante positive Korrelation der FCH-Aktivit~t mit dem Serumeisenspiegel (p <0,02) und der Tf % (p <0,01) lassen Einflt~sse der Eisenspeicher und des Transporteisens auf die H~imsynthese, m6glicherweise durch zu geringe Enzyminduktion erkennen.
Vortrag 48 Nachweis yon Globin-Messenger RNA in erythropoetisehen Zellen durch in situ Hybridisierung E. Korge (Institut fi~r H~imatologie der GSF, Mi~nchen) Auf molekularer Ebene l~il3tsich die Differenzierung h~imopoetischer Zellen mit Hilfe der in situ Hybridisierungstechnik erfassen. Dazu wurde die Technik dahingehend modifiziert und optimiert, dab normale und krankhafte erythropoetische Zellen von Mensch und Ratte eine eindeutige morphologische Zuordnung auch nach Durchf'ahrung dieser Technik noch erlauben. Durch diese molekularbiologische Technik lassen sich in einzelnen Zellen funktionell wichtige Nukleinsauren nachweisen. So weist z.B. Globin Messenger RNA die Zelle eindeutig als sich erythropoetisch differenzierende Zelle aus. Die mit Hilfe eines viralen Enzyms synthetisierte und radioaktiv markierte DNA ist eine Kopie der Messenger RNA. Da sie nur mit ihrer komplement~iren RNA in den Zellen hybridisieren kann, ist sie eine spezifische Probe zum Nachweis der zellulgren mRNA. Das Ergebnis wird autoradiographisch festgehalten. Durch die hohe Empfindlichkeit der Methode sind bereits frt~he Differenzierungsstadien zu erfassen. Die wichtigen Schritte zur Durchft~hrung und Testung der Technik werden dargestellt und anhand von Anwendungsbeispielenbei Ratte und Mensch erl~iutert.
Vortrag 49 Fetale Gamma-Glutamyl-Transpeptidase (GGT) in menschlichen Blutpl~ittchen H.J. Reimers, E. Freiberger und W. Schneider (Med. Klinik und Poliklinik, Klinik A, Universit~it Dt~sseldorf) Wahrend die adulte Form der GGT normalerweise im Blutplasma nachweisbar ist, charakterisiert das fetale Isoenzym besonders fetale oder maligne transformierte Zellen. Nach unseren Befunden ist GGT-Aktivitat auch in menschlichen Blutpl~ttchen nachweisbar. Aus frisch entnommenem Blut aufgeschwemmte Thrombozyten wurden dazu nach der Methode von Mustard pr~ipariert. Nach Solubilisierung in 1% DesoxychoMture, 50 mM 2-Mercapto~ithanol liel3 sich nach Ultrabeschallung eine mittlere GGT-Aktivitat von 12,5 U/2X 1011 Thrombozyten (Bereich 11,5-15,5; n = 18) nachweisen. Affinitatschromatographisch kann mit tr~igergebundenen Lektinen zwischen einer fetalen N-Acetylneuramins~iure-(NANA)-reichen Variante und einer NANA-armen, adulten Form unterschieden werden. Die NANA-reiche Variante wird aber ihre Sials~iurereste an Wheat Germ Lektin gebunden. Bei Auftrennung des Pl~ittchenhomogenates t~ber eine Wheat Germ Lektin-Sepharose-S~iule erschien nur 2% der GGT-Aktivit~it im Durchbruchsgipfel. 61% der aufgetragenen Aktivit~it konnte mit N-Acetylglukosamin spezifisch eluiert werden. Aus diesen Befunden ist zu folgern, dab menschliche Blutpl~ittchen nicht nur GGT enthalten, sondern praktisch ausschliel31ich die NANA-reiche Variante des fetalen Isoenzyms an der AuBenseite der Plasmamembran besitzen. Dieser Befund best~itigt den fetalen Zellcharakter menschlicher Megakaryozyten und der aus ihnen abgeleiteten Thrombozyten.
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Vortrag 50 Mechanismen der zellul~iren Tumorimmunit~it bei der Leukozyten-Adh~irenz-lnhibition (LAI), in vitro D. Fritze, M. Grunze und M. Kaufmann (Medizinische Universitatsklinik und Universit~itsfrauenklinik, Heidelberg) LAI-Tests basieren anf der Beobachtung, dab die Lymphozyten einer sensibilisierten Person durch das spezifische Antigen in ihrer Adh~renz gehemmt werden. Wir messen die Anzahl der nicht-adh~trenten Zellen im Coulter Counter. Sensibilisierungen gegen ,,definierte Antigene" (z. B. Tuberkulin, DNCB, KLH) lieBen sich so bereits nachweisen. Mit Hilfe eines ,,Panel" 16slicher (3 M KCL) Extrakte aus mehreren Mamma-CA und Kontrolltumorgeweben untersuchten wir tiber 100 Patientinnen mit Biopsie-erforderndem Mamma-CA-Verdacht vor der histologischen Diagnose. Ein positives LAI Ergebnis land sich bei 3/4 der best~itigten CA-F~ille (Stadium I/II). Frauen mit klinischem CA-Verdacht, aber histologisch best~itigter proliferierender fibro-zystischer Mastopathie reagierten am h~iufigsten ,,falsch positiv". Eine Fraktion gereinigter T-Lymphozyten fand sich als LAI-Effektorzellen. Monozyten (gereinigt durch Plastikadh~renz) hemmen ihre Aktivit~t, was sich durch Zusatz von Indomethacin (1 ~g/ml) allein nicht verhindern lal~t. Innerhalb yon 2 h setzen aktive T-Zellen aufZusatz von Mamma-CA Extrakten einen m~glicherweise spezifischen, 16slichen, nichtdialysierbaren Adh~irenz-Inhibitionsfaktor (LAIF) frei. Voraussetzung fiir dessen Nachweis ist jedoch, dab durch Zusatz von Indomethacin inhibierende Wirkungen yon Monozyten (und Prostaglandin) ausgeschaltet werden. Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dab sich die komplexen Beziehungen zwischen Tumor und Wirt auf der Ebene von Effektor- und Suppressorzellen (Monozyten) sowie deren Reaktionsprodukten (Lymphokin-Prostaglandin) durch LAI-Tests studieren lassen. Vortrag 51 Steigerung humoraler Immunreaktionen im Tierexperiment durch Ganzk6rperbestrahlung G. Schwarze und R. Dietz (I. Medizinische Universit~itsklinik und Radiologische Universit~itsklinik, Homburg/Saar) Klinische und tierexperimentelle Untersuchungen haben wiederholt gezeigt, dab sowohl zellul~ire als auch humorale Immunreaktionen durch energiereiche Strahlen inhibiert werden. Das Ausmal3 dieses Effektes wird primar von applizierter Strahlendosis sowie Lokalisation und Gr613e des Strahlenfeldes bestimmt. Eigene Versuche demonstrieren, dab im Tierexperiment durch Ganzk6rperbestrahlung spezifische Immunantworten auch verstarkt werden k/)nnen: Nach Immunisierung mit einem T-Zellabh~ingigen Antigen induzieren niedrige Strahlendosen eine signifikante Erh6hung der Serumantik6rperspiegel, mit der auf zellul~irer Ebene eine Zunahme der Anzahl Antik6rper-produzierender Lymphzellen in der Milz einhergeht. Diese radiogene Immunstimulation wird offensichtlich durch eine unterschiedliche Strahlensensibilitat einzelner, an der Immunantwort beteiligter Zellpopulationen - bei der Reaktion gegen ein Thymus-abh~ingiges Antigen durch eine relativ gr/313ere Sensibilit~it der T-Suppressor-Population - ausgel6st.
Vortrag 52 Tierexperimentelle Untersuchungen iiber das Verhalten der Leukozytenresistenz gegen Ultraschall nach Bestrahlung R. Dietz (Radiologische Universit~itsklinik, Homburg/Saar) Seit Kenntnis der hohen Strahlensensibilit~it der hamatopoetischen Gewebe gegen ionisierende Strahlen haben h~imatologische Untersuchungen zur Fragestellung eines Strahleninsultes st~tn-
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dig an Bedeutung gewonnen. Die periphere Leukozytenzahl stellt be• einer Strahlenexposition einen schnell erfaBbaren Parameter zur richtungsweisenden Beurteilung eines Strahleninsultes dar. Wegen erheblicher interindividueller und physiologischer Schwankungen ergeben sich aus den peripheren Leukozytenzahlen nur orientierende Hinweise auf das AusmaB einer radiogen bedingten Ver~nderung. Differenziertere Aussagen auch beztiglich funktioneller Abl~ufe innerhalb der Leukopoese werden vom Resistenzverhalten der we• Blutk6rperchen erwartet; Experimente mit der Leukozytenresistenz gegen hypotone Medien oder gegen pharmakologische L6sungen sowie Resistenzverfinderungen unter physiologischen wie auch pathologischen Einfliissen sind beschrieben; von uns wurde die Resistenz der Leukozyten gegen Ultraschall gepriift; diese Resistenz wurde an Laboratoriumsratten, die kollektivweise mit verschiedenen Dosen einseitig am Telekobalt-Ger~it ganzk6rperbestrahlt wurden, ermittelt. Der Leukozytenresistenzwert gegen Ultraschall beinhaltet die Anzahl an Leukozyten in %, die nach Einwirkung einer definierten Ultraschall-Dosis in der Suspension noch gez~ihlt werden; so wird in einem Arbeitsgang die periphere Leukozytenzahl und der Leukozytenresistenzwert ermittelt. Im Zuge einer messenden Verfolgung dieser be• Parameter konnte far alle verwandten Dosisbereiche eine qualitative und auch quantitative Aussage fiber die Wirkung der ionisierenden Strahlen auf das leukopoetische System gemacht werden.
Vortrag 53 Die SteUung der Milz in der Granulopoese: Quantitative Untersuchungen am Rattenmodell
K.A. Deubelbeiss, Ch. Rohrer und U. Arni (Abt. ftir H~imatologie, Inselspital, Universit~t Bern, Bern, Schweiz) In quantitativen granulozytokinetischen Untersuchungen l~Bt sich ein spezifischer Sequestrationseffekt der Milz nachweisen: Der Anstieg der Granulozyten im Blut nach Verabreichung yon Hydrocortison h~ingt vonder Gr6Be der Milz ab. Wir entwickelten ein Rattenmodell, welches quantitativ die Bestimmung yon zirkulierendem, marginalem und lienalem Granulozytenpool ermOglicht. Diese Poolgr6Ben wurden nach Transfusion yon homologen, in vivo mit aH-Thymidin markierten Granulozyten best• Be• normalen Ratten betrug der totale Blutgranulozytenspeicher 1,07 + 0,28 ( + 1 SD). 109 Granulozyten/kg. Diese setzte sich zusammen aus 0,24 • 0,13.109 zirkulierenden, 0,72 • 0,19" 109 marginalen und 0,11 • 0,02' 109 lienalen Granulozyten/kg. Ausgedriackt in Prozentwerten bestand der totale Blutgranulozytenspeieher aus 22 • 6% zirkulierenden~ 67 + 8% marginalen und aus 11 • 4% lienalen Granulozyten. Innerhalb der drei untersuchten Gruppen mit verschiedenen Milzmassen konnte kein Unterschied in der Zahl der gesamten Blutgranuiozyten nachgewiesen werden. Signifikante Korrelationen lieBen sich naehweisen zwischen Milzgewicht einerseits und Gr6Be des Milzpools (r = 0,91,p <0,001), des marginalen (r = ~),81, p <0,001) und des zirkulierenden Granulozytenpools (r = -0,60,p <0,001) andererseits. Be• den Tieren mit zehnfach vergr6Berter Milz waren bis zu 50% der gesamten Blutgranulozyten in die Milz verlagert. Die Untersuchungen we• daraufhin, dab Vergnderungen der Milzgr6Be die Gesamtzahl von Blutgranulozyten nicht beeinflussen. Proportional zur MilzgrOBe scheinen jedoch margihale und zirkulierende Granulozyten in den Milzspeicher verschoben zu werden.
Vortrag 54 Verhalten der zirkulierenden Stammzellen (CFUc) unter Lithium (Li) und Dexamethason (DXM)
H.A. Vaupel und L. Labedzki (Med. Univ.-Klinik, Bonn) Es • bekannt, dab zwischen der Konzentration der im Blut zirkulierenden CFUc und der im Knochenmark (KM) sessilen CFUc eine enge Beziehung besteht so daB be• Stimulation der Granulopoese durch Li ein Anstieg der KM-CFUc und auch der zirkulierenden CFUc zu erwarten w~tre.
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Bei acht Probanden wurde die absolute Zahl der Neutrophilen/1 (PMN/1 Blut) und die Konzentration der CFUc im Blut vor und nach 10t~igigerTherapie mit 1350 mg Li-Carbonat/ die bestimmt und zugleich das Verhalten der genannten Zellen 4 h nach Gabe von 6 mg/m 2 DXM i.v. untersucht. Zeigten die PMN unter Li einen signifikanten Anstieg, fielen die CFUc bei der HNfte der Probanden ab, die andere H~ilftezeigte ein Ansteigen der CFUc. Auch DXM ftihrte zu einem signifikanten Ansteigen der PMN, hatte aber keinen EinfluB auf die CFUc.
Vortrag 55 Kultur mononukle~irer Blutzellen von Patienten mit aplastischer An~imie in der Diffusionskammer L. B6ning, B. Lau und W. Wilmanns (Institut for H~matologie der GSF, Miinchen) Das Wachstum mononukle~irer Zellen des peripheren Blutes von 5 Patienten mit aplastischer An~mie (AA) wurde tiber einen Zeitraum yon 13 Tagen mittels der Diffusionskammerkultur untersucht. Deutliche Unterschiede zeigten sich beim Vergleich der Gesamtzellzahl w~ihrend der Kulturperiode. Die Gesamtzellzahlen yon drei Patienten mit aplastischer An~imie lagen wesentlich unter der Vergleichsgruppe (acht Normalpersonen). Bei der Differenzierung ergaben sich deutliche Abweichungen im Wachstumsmuster der Lymphozyten, besonders aber der Granulopoese, die bei drei Patienten mit AA im Beobachtungszeitraum nicht nachweisbar war. Mittels der Diffusionskammer ist es offenbar m6glich, 2 Formen von AA zu unterscheiden, eine Form mit normaler Granulopoese, eine zweite mit fehlender Granulopoese in diesem System.
Vortrag 56 Zur Diagnostik bei aplastischer An~imie (AA) L. Labedzki, R.E. Schmidt, I. Str6hmann und M. Schneider (Medizinische UniversitMsklinik, Bonn) Bei sieben Patienten mit AA wurden Zellen des peripheren Blutes und des Knochenmarkes (KM) in mononucle/ire Zellen (MNC), mit Schafserythrozyten Rosetten bildende Zellen (T) und in MNC minus T (B/O) fraktioniert und die Fraktionen auf ihre F/ihigkeit zur Kolonienbildung (CFUc) einzeln und in Kombination untereinander sowie mit den Fraktionen einer Normalperson untersucht. Bei fiinf Patienten bildeten sich neben wenigen Kolonien zahlreiche Cluster. Bei zwei Patienten liel3 sich durch Zusatz yon T-Zellen zur B/O-Fraktion die Kolonienbildung von 100% auf 44 bzw. 13% supprimieren. Das Verhalten von Blutzellen entsprach dem yon Knochenmarkszellen. Es l~il3tsich somit beim Arbeiten mit Blutzellen nicht nur zwischen Stammzelldefekt und Suppressorzellbedingter AA unterscheiden, sondern das gleichartige Verhalten yon Blut- und KMzellen erlaubt auch wiederholte Kontrollen im Verlaufe der Therapie ohne wesentliche Bel~stigung des Patienten.
Vortrag 57 Knochenmarkskulturuntersuchungen bei Patienten mit Plasmozytom P. Bettelheim, W. Hinterberger, E. Neumann, F. Resch, J.D. Schwarzmeier und K. Lechner (I. Med. Univ.-Klinik,Wien, Osterreich) Die Kapazit~t zur Bildung von GM-CFUc ist bei einem Kollektiv von zehn unbehandelten Myelompatienten (Stadium I nach Salmon: vier Patienten, Stadium II: drei Patienten, Stadium III: drei Patienten) gegentiber einem Kontrollkollektiv (n = 11, Patienten ohne h~matolo-
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gische Systemerkrankung mit morphologisch normalem Knochenmark) signifikant vermindert. Der Mittelwert der Myelomgruppe betr~igt 36,4 + 9,23 CFUe/105 Ficollseparierter Knochenmarkszellen (KMZ) gegentiber 8 2 , 9 i 13,6 CFUc/105 KMZ der Kontrollgruppe (p <0,01). Es besteht eine signifikante negative Korrelation zwischen Plasmazellanteil im Sternalmark (in %) und CFUo/105 KMZ (p <0,01). Zwischen dem Plasmazellanteil im Mark und Granulozytenzahl/ml Blut sowie zwischen CFUo/10a KMZ und Granulozytenzahl/ml Blut kann keine statistisch signifikante Korrelation eruiert werden. Wird die CFUo-Zahl a~if 105 "kernhaltige KMZ ohne Plasmazellanteil berechnet, ergibt sich mit 55,9 • 8,6 CFUc ein gegenaber der Kontrollgruppe noch immer deutlich verminderter Wert. Dieser Befund spricht dafiir, dab die verminderte Kapazit~t des Knochenmarkes zur Kolonienbildung bei Plasmozytompatienten nicht ausschliel31ich durch eine Plasmazellverdr~ingung erkl~rbar ist. In longitudinalen Studien wird geprt~ft, ob die Bestimmung der CFUc-Zahl im Knochenmark eine bessere AbscMtzung der Toleranz des Knochenmarkes gegenfiber einer zytostatischen Chemotherapie erm6glicht als die Bestimmung tier peripheren Granulozytenzahl.
Vortrag 58 Langzeitkulturen in Methylcellulose zum Nachweis der Erythropoietinabh~ingigkeit bei Polycyth~imie vera
E. Heilmann, A. Holzknecht und H. Fahrenkrug (Med. Univ.-Klinik und Poliklinik, Mtinster) In frtiheren Untersuchungen konnten wir die Beobachtung von Nissen et al. best~tigen, dab mononukle~ire Zellen des peripheren Blutes von Patienten mit Polycyth~imia vera (P. v.) ohne Zusatz von Erythropoietin (Ep.) erythroide Kolonien bilden. Sollte dieses Verhalten Folge einer Ep-Unabh~ingigkeit sein, so mt~Bten Langzeitkulturen ohne Zusatz von Ep. bei P.v. durchft~hrbar sein. Bei acht Patienten mit P.v. und zwei symptomatischen P. wurden nach der von Iscove angegebenen Methode Methylcellulose-Kulturen angefertigt, deren Kolonien nach 14 Tagen ausgewertet wurden. Bei P.v. zeigte sich eine Ep-unabh~ingige Proliferation der h~imatopoetischen Kolonien. Die Zellen wurden abgeerntet und erneut geplatet. Ohne Zusatz von Ep. wuchsen nach 4 Wochen keine Kolonien mehr. Mit Ep. konnten die Kulturen t~ber 21/z Monate gehalten werden. Dabei zeigte sich bei P.v. ein st~rkeres Wachstum als bei symptomatischen P. Die Versuche weisen auf eine Ep-Abh~ngigkeit der H~imatopoese bei P.v. hin.
Vortrag 59 Stammzellbefunde an der Friend-Leuk~imie nach Chemotherapie
H.J. Seidel und L. Kreja (Abt. ft~r Klinische Physiologie und Arbeitsmedizin der Universitat, Ulm) Die virusinduzierte Friend-Leukfimie ist ein gut definiertes Modell, bei dem sich aus den normalen Stammzellkompartments eine autonome, d.h. Erythropoetin-unabhangige Erythropoese entwickelt, die mit der CFU-E Technik quantitativ erfal3t werden kann. Zus~itzlich entstehen nach der Virusinfektion Zellen, die in unbestrahlten F1Hybriden Milzkn6tchen (infectious centers) induzieren. Ziel der Untersuchungen war es, die Wirkung von Cytostatica auf diese neuen Zellpopulationen zu messen, gleichzeitig aber auch ihre Wirkung auf die verschiedenen Stammzellen CFU-S, CFU-C, BFU-E und CFU-E zu bestimmen. Ergebnisse nach Gabe yon Hydroxyharnstoff, 5-FU, Actinomycin D und BCNU werden gezeigt. Mit Hydroxyharnstoff gelingt far eine kurze Zeit die Reinduktion einer normalen, Erythropoetin-abhfingigen Erythropoese. Aus dem Regenerationsmuster der verschiedenen Stammzellen und der Tumorzellpopulationen lassen sich Rt~ckschlt~sse auf die Targetzelle ft~r das Virus ziehen.
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Vortrag 60 Beeinflussung des ATP~Gehaltes leuk~imiseher Zellen durch Zytostatika R. Kuzmits, P...Aiginger, H. Lang und M. Mtiller (II. Med. Univ.-Klinik und Institut t'tir Med. Chemie, Wlen, 13sterreich) Die Anwendung der Bioluminiszenz erm6glicht den ATP-Gehalt biologischer Systeme in kurzer Zeit zu bestimmen. Korrelationen zwischen ATP-Gehalt und Anzahl lebender Zellen wurde bei Erythrozyten, Thrombozyten, Spermien, in Zell- und Bakterienkulturen nachgewiesen. Bei 19 Patienten wurde der Einflul3 zytostatisch wirksamer Substanzen auf den ATP-Gehalt der Leukozyten von Normalpersonen (n = 5) und von Leuk~tmiepatienten (6 unreifzellige Leukosen, 4 chronische myeloische Leukosen, 4 chronische Lymphadenosen) untersucht. Der mittlere ATP-Gehalt bei Normalpersonen (1,03 pg/Zelle) und bei Patienten mit unreifzelligen Leukosen (0,92 pg/Zelle) war signifikant h6her als der ATP-Gehalt bei chronischen Lymphadenosen (0,29 pg/Zelle). Nach Inkubation der Leukozyten mit Zytostatika zeigte sich vor allem bei den auch klinisch in der Leuk~imietherapie verwendeten Substanzen ausgepr~igte Unterschiede zwischen den drei Diagnosegruppen und von Patient zu Patient. Diagnose
Adribl. Alexan Bleom. cisPt
Predn DTIC 5-FU
akute Leukose 24,6% 59,2% 100,5% 99,5% 94,5% chron, myel. Leukose 11,5% 53,3% 94,0% 101% 91,0% chron. Lymphadenose 10,0% 22,0% 89,0% 87% 62,0% Gesamt 18,0% 46,9% 95,3% (Reduktionauf (4-12,9) (4-22,7) (+9,3) %d. Kontrollinkubation)
Oncov. Velbe
86%
94%
96,0%
82,0%
58%
81%
73,0%
65,0%
30%
67%
57,3%
40,3%
95% 81,0% 61% 82% 77,9% 64,3% (4-12) (4-22,2) (4-31) (4-26) (4-30,8) (4-22,1)
Die Ergebnisse zeigen, dab die Messung des ATP-Gehaltes der Leukozyten mit Bioluminiszenz einfach und schnell durchftihrbar ist und eine interessante Methode zum Studium der Zytostatikawirkung in leukamischen Zellen darstellt.
Vortrag 61 Der Einflul~ von Zytostatika auf die Adh~isivit~itund Chemotaxis yon Granulozyten M. Rister und M. Horatz (Univ. Kinderklinik, K61n) Die Adhgsivit~it von Granulozyten am Gefal3endothel und die anschliefSende Chemotaxis bef~ihigen diese Zellen, die Blutbahn zu verlassen und das Gewebe gegen Bakterien zu schtitzen. Patienten, die mit 50 mg/m 2 Purinethol und 20 mg/m 2 Methotrexat behandelt wurden, wiesen mit 81% Zellen eine erh6hte Adh~isivit~it,abet unver~tnderte Chemotaxis auf. Dagegen ftihrte die Gabe yon 2 mg/m 2 Vincristin zu einer erniedrigten Adh~isivit~itauf38% Zellen. Die zus~itzliche Gabe von 6000 mg/m z Methotrexat fiihrte bereits nach 72 h zu einer Erniedrigung der Adh~renz auf20%. Erst zwei Wochen nach dieser Applikation wurde mit 70 + 1% eine normale Adh~isivit~tt wieder erreicht. Diese iatrogenen Granulozytenfunktionsdefekte verhindern eine ausreichende Migration der Phagozyten. Vortrag 62 Wirkung yon Hydroxyurea auf pluripotente h[imatopoetische Stammzellen von neugeborenen M~iusen G. Prindull und Z. Ben-Ishay (Universit~ts-KinderklinikG6ttingen, BRD; Hadassah Medical School Jerusalem, Israel) Die Wirkung von Hydroxyurea (HU, 1000 mg/kg) aufpluripotente Stammzellen des Knochenmarks (KM) neugeborener M~iuse (9-13 Tage alt) wurde untersucht. Nach 1, 2 und 8 Injek-
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tionen waren die CFU-S-Spiegel w~ihrend eines Zeitraums von 7 Tagen auf 15-40% des Ausgangswertes vermindert. Gleichzeitig zeigten Stammzellen in Diffusionskammern (DCPC) jedoch eine verst~irkte Zellproduktion. Eine vollst~ndige Repopulation des KM war nach 7 Tagen erfolgt. Die Ergebnisse zeigen, dab DCPC nach HU-Injektion proliferieren, w~ihrend nur wenige CFU-S aus dem Ruhepool, der bei neugeborenen M~iusen wahrscheinlich klein ist, mobilisiert werden. Unter der Vorstellung, da6 DCPC sich im steady state im Ruhepool befinden und weniger differenziert als CFU-S sind, k6nnten sie bei neugeborenen M~iusen unter dem Stre6 der Mmatopoetischen Rekonstitution das Stadium der CFU-S beschleunigt durchlaufen und direkt in die Myelopoese iibertreten.
Vortrag 63 Granulopoetische Aktivitgt peripherer mononukle~irer Zellen (MZ) yon Patienten mit akuter lymphoblastischer Leuk~imie in Diffusionskammern (DC) B. Lau, F.G. Staber, B. Netzel, G. J~iger, D. Huhn, S. Thierfelder und P. D/3rmer (Institut far H~imatologie der GSF und Kinderklinik der Universit~it, Mtinchen) Periphere MZ yon ftinf Patienten mit akuter lymphoblastischer Leuk~mie vom ,,common type" (cALL) wurden in DC geftillt (5 x 105 Zellen/DC) und intraperitoneal in letal bestrahlten CBA-M~iusenkultiviert. In allen 5 F~illen fanden sich nach 20t~igiger Kulturdauer iiberwiegend granulozytfire Zellen aller Reifestufen. Darauthin wurden MZ yon einem dieser Patienten in absteigender Zellzahl (5.0-0.0625 x 105 Zellen) in DC eingesM. Nach 20 Tagen waren in allen der mit 6250 MZ gefiillten DC noch granulozyt~ire Zellelemente nachweisbar. Diese DC hatten bei Kulturbeginn maximal 625 nicht-leuk~imische Zellen erhalten. An Hand der vor Implantation bestimmten Anzahl von CFU-e l~i6tsich errechnen, dab im statistischen Mittel nur in jede vierte DC eine CFU-c eingegeben wurde. Diese Ergebnisse lassen vermuten, dab die sich entwickelnden granulopoetischen Zellen bei cALL in DC nicht nur aus dem determinierten Stammzellspeicher starnmen k6nnen.
Vortrag 64 Dichtegradientenzentrifugation mit Percoil in der experimentellen H~imatoiogie: Pr~iparative und diagnostische M6glichkeiten H. Rogge, L.J. Behnken, P.S. Mitrou und H. Martin (Abt. ft~r H~matologie, Zentrum der Inneren Medizin, Universit~itsklinikum, Frankfurt am Main) Percoll ist von geringem Einflu6 aufdie Osmolarit~t und frei von Proteinen oder Kohlenhydraten. Mit diesem Medium lassen sich Dichtegradienten herstellen, in denen die Zellen aus Blur, Knochenmark und m6glicherweise dem RHS zur Diagnostik oder ftir weiterf'ahrende Studien getrennt werden kOnnen. Bei pdiparativem Vorgehen lassen sich pro 80-ml-Gradient bis zu 109 kernhaltige Zellen auftrennen, so da6 binnen 100 min die gewaschenen Sedimente zur Verfagung stehen. Hoch angereicherte Zellpopulationen konnten wir far Megakaryozytem Blasten, Myelozyten, Eosino- und Basophile, mononukMire und erythropoetische Zellen sowie Plasmazellen gewinnen. Far diagnostische Zwecke k6nnen nach Zentrifugation mit Hilfe eines DurchfluBphotometers bei 600 nm z.T. Profile gewonnen werden, die direkt dem jeweiligen Mmatologischen Krankheitsbild zugeordnet werden kOnnen. Durch Herausl6sen der Zellen aus den Knochenmarkbr6ekchen und durch Anreicherung yon seltenen Zellen ergeben sich m/Sglicherweise neue diagnostische Aussagen.
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Vortrag 65 Effektivit~it der intermittierenden COAP-Therapie zur Remissionserhaltung bei akuter nicht-lymphozyt[irer Leuk~imie im Erwachsenenalter D. Gerecke, W.D. Hirschmann, D. Mitrenga, A. Papatryphonos und R. Gross (Medizinische Universit~tsklinik, KNn) Die Lebenserwartung bei akuter nicht-lymphozyt~rer Leuk~mie (ANLL) im Erwachsenenalter h~ingt nach erreichter Remission entscheidend v o n d e r Remissionsdauer ab. i]ber die einzuschlagende Behandlung w~ihrend der Remission gehen die Ansichten allerdings noch welt auseinander. Wir konnten bei 24 Patienten mit ANLL in Vollremission positive Erfahrungen mit einer intermittierenden COAP-Behandlung (Vincristin, Cyclophosphamid, Cytosin-Arabinosid, Prednison) sammeln. Die tats~ichliche mediane Remissionsdauer betr~igt 24 Monate. Bei drei Patienten wurde inzwischen die zytostatische Therapie nach 3j~ihriger Rezidivfreiheit eingestellt. Ft~r eine kumulative ToxizitM der zytostatischen Therapie in der Remission ergaben sich keine Anhaltspunkte. Vortrag 66 Ergebnisse einer kooperativen Therapiestudie bei akuten Leuk~imien der Erwachsenen K.-M. Koeppen, H.H. Ft~lle, H. Riihl und R. Schwertfeger im Namen der Berliner Akuten Leuk~imie Gruppe (BALG, Berlin 47) In der Zeit vom 1.1.1976-31.12.1978 wurden yon 4 h~matologischen Kliniken in Berlin, die sich zur Berliner Akuten Leuk~imie Gruppe (BALG) zusammengeschlossen haben, 186 Patienten mit vorher unbehandelten Leuk~imien behandelt. Die zytologische Klassifizierung erfolgte durch eine gemeinsame Diagnostik-Kommission nach zytochemischen Kriterien. Dabei wurden 61 AML, 35 AProL, t9 AMoL, 22 AMMoL, 22 AUL, 9 ALL, 16 Erythroleuk~imien und 2 unklassifizierbare Leuk~mien diagnostiziert. Von diesen 186 Patienten wurden nur 136 (73%) zytostatisch behandelt. Die anderen 50 Patienten, von denen nur einer unter 50 Jahre war, wurden wegen ihres schlechten Allgemeinzustandes oder wegen schwerer Begleiterkrankungen nur symptomatisch behandelt. Die 136 Patienten, die einer zytostatischen Behandlung zugefiihrt wurden, wurden fast alle mit der gleichen Induktionsbehandlung mit ARA-C 7 Tage tgl. 100 mg/m 2 und DNR 3 Tage tgl. 45 mg/m 2 behandelt. Hierdurch kamen 47 (35%) Patienten in eine CR und 14 (10%) in eine PR. Es besteht eine deutliche Altersabhangigkeit, die Rate der CRbei den unter 50j~thrigen betrfigt 59%, bei den tiber 50j~ihrigen 20%. Nach Erzielen einer CR wurde eine Randomisierung durchgeftihrt. Ein Arm erhielt nur zytostatische Erhaltungstherapie mit Gabe yon modifizierten POM, TRA und COA-Schemata alle 4 Wochen, der andere Arm erhielt zus~tzlich im Intervall zwischen den zytostatischen Zyklen eine Immuntherapie mit 5 X l0 s allogenen Blasten sc. Die mediane f,)berlebenszeit liegt in beiden Gruppen bei 9 Monaten, dabei zeigt die Immuntherapie-Gruppe eher schlechtere Ergebnisse, die aber nicht statistisch signifikant sind. Diskutiert werden folgende Punkte: 1. Die hohe Rate an zytostatisch unbehandelten Patienten mit akuter Leuk~mie im Berliner Patientengut. 2. Die Ursachen ft~r die niedrigen CRRaten. 3. Die fehlende Verl~tngerung der f,)berlebenszeit bei Patienten in CR durch die zus~itzliche Immuntherapie.
Vortrag 67 Die Behandlung der unreifzelligen myeloischen Leukiimie H. Denz, H. Kratzer, H. Huber und G. Michlmayr (Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern, Linz, t3sterreich) Einunddreil3ig Patienten mit unreifzelliger myeloischer Leuk~imie bzw. monozyt~irer Leuk~imie wurden mit einer Kombinationstherapie in Form von Dauno- bzw. Rubidomycin und CytosinArabinosid behandelt. Bei 27 dieser Patienten war der Therapieeffekt zu beurteilen, vier Pa-
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tienten verstarben w~ihrend oder kurz nach dem ersten Polychemotherapiestol3. Von diesen 27 Patienten (Durchschnittsalter 46, 2 Jahre) konnte in 13 FNlen (-- 48%) eine Vollremission, in 3 F~illen (= 11%) eine Teilremission erzielt werden. Die Remissionserhaltung wurde nach dem CALGB-Schema (Cytosin-Arabinosid, kombiniert abwechselnd mit Rubidomycin, 6-Thioguanin, Cyclophosphamid oder Lomustin in 4wSchigen tntervallen) durchgeflihrt. Die durchschnittliche Remissionsdauer betrug 8,5 Monate, vier Patienten sind noch in Remission (4, 4, 8, 17 Monate nach Erreichen der Remission). Die durchschnittliche f]Iberlebensdauer der Remissionspatienten betrug 15 Monate. Die vonder CALGB vorgeschlagene Erhaltungstherapie ist ambulant durchFt~hrbar, sie ist nicht in dem Mage vonder Kooperation des Patienten abh~ingig wie die bisherige 6-Merkaptopurin/Methotrexat-Therapie und liefert zumindest ~ihnliche Remissionsdauern.
Vortrag 68 Behandlung refrakt~irer Leukosen mit hochdosiertem Cytarabin H. Breithaupt, H. Pralle und H. L6ffler (Zentrum ftir Innere Medizin der Universit~t, Abt. H~matologie und Onkologie, Giegen) Patienten mit refrakt~tren akuten Leukosen im Rezidiv wurden mit Cytarabin in hohen Dosen behandelt. Es wurden 3 bis 4,5 g Cytarabin als 2-Stunden-Infusion bis zu 8mal im 12-StundenIntervall appliziert. Die Plasmakonzentrationen yon Cytarabin und seinem extrazellul~ren Metaboliten 1-/?-D-Arabinofuranosyluracil wurden mit Hilfe der Hochdruck-Flt~ssigkeits-Chromatographie bestimmt. Ffir Cytarabin wurden steady state Konzentrationen von 5 bis 20/~g/ ml Plasma gemessen. Die Liquorkonzentrationen von Cytarabin betrugen 10 bis 15% der freien (nicht eiweil3gebundenen) Plasmaspiegel. Die Plasmahalbwertzeiten des Cytarabin schwankten individuell zwischen 3 bis 15 min. Bei akuten Leukosen mit Resistenz gegent~ber der Polychemotherapie konnten durch die Cytarabin-Hochdosis-Therapie Remissionen erzielt werden. Die Hochdosisbehandlung wurde relativ gut vertragen. Akute Intoxikationssymptome wurden nicht beobachtet. Zur rechtzeitigen Erfassung drohender toxischer Plasmaspiegel ist die hochdruck-flt~ssigkeits-chromatographische Bestimmungsmethode gut geeignet. Die Methode ist einfach und schnell. Schon 10 min nach der Blutentnahme sind die Ergebnisse verft~gbar.
Vortrag 69 Erste Ergebnisse einer iiberregionalen kooperativen Therapiestudie bei kindlichen akuten myeloischen Leuk~imien U. Creutzig, H.J. Ritter und G. Schellong (Universit~tts-Kinderklinik, Manster) Basierend auf den positiven Erfahrungen mit 23 kindlichen AML-Patienten aus Manster, die in der Zeit von 1974 bis 1978 eine intensive Induktionstherapie mit sieben verschiedenen Cytostatika einschliel31ich prophylaktischer Sch~idelbestrahlung erhielten, wurde am 1. November 1978 eine t~berregionale kooperative Studie begonnen... Die 23 Mansteraner Patienten weisen jetzt eine nach der Life-table-Methode berechnete Uberlebenswahrscheinlichkeit yon 47% nach 51/2 Jahren auf. Von den 16 Patienten, die eine komplette Remission erreicht haben, sind noch neun in anhaltender Erstremission, damit liegt das Remissionsniveau nach 51/2 Jahren bei 56% (Stichtag 12.5. 1980). Das in der jetzigen Studie - BFM 78 - eingesetzte Therapieprotokoll wurde nach dem Vorbild des Westberliner ALL-Protokolls (RIEHM) modifiziert unter besonderer Bert~cksichtigung der bei den myeloischen Leuk~mien wirksamen Substanzen. Bis zum Stichtag waren 51 Patienten aus 21 Kinderkliniken gemeldet. Nach einer ersten Bilanz lassen sich deutliche prognostische Unterschiede je nach morphologischer Untertypisierung erkennen. Dabei zeigen die akuten Myeloblastenleuk~imien die ganstigste Prognose, die akuten myelomonozyt~iren Leuk~mien liegen deutlich darunter und die akuten Monozytenleuk~mien und Erythroleuk~imien zeigen meist schon in der Anfangsphase einen ungt~nstigen Verlauf.
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Vortrag 70 Miinehner Therapiestudie bei akut lymphoblastiseher Leuk~imie im Kindesalter R.J. Haas, G.E. Janka, E. Kleihauer, F. Lampert und Mitarbeiter (Abt. H~matologie und Onkologie, Universit~tskinderklinik Miinchen im Dr. von Hauner'schen Kinderspital, Mt~nchen) In einer kooperativen Studie deutscher Kliniken wurde eine aggressive Induktionstherapie bei 95 Patienten mit ALL erprobt. Dutch spezifische Antiseren wurde die Zugeh6rigkeit der Patienten zu den verschiedenen immunologischen ALL-Typen (common type, T- und B-Zell-Leuk~imie, Mischtr~tger und undifferenzierte Leuk~imie) ermittelt. Von 95 Patienten erreichten 85 eine Vollremission. Sechs Todesfglle in der Induktion waren durch Sepsis bedingt. Fiinfzig Patienten hatten schwere bakterielle Infektionen. Durch ,,selektive Suppression der Darmkeime" konnte eine Verminderung bakterieller Infektionen um 74% erreicht werden. Achtundsechzig yon 85 Patienten waren nach einer mittleren Beobachtungszeit von 20 Monaten noch in Vollremission. Eine life table-Analyse ergibt eine Remissionswahrscheinlichkeit von 65% der Gesamtgruppe und 79% flit Patienten ohne Risikofaktoren. Hohe Leukozytenzahlen bei Diagnose oder T-Zell-Marker ergaben eine deutlich schlechtere Prognose bei den Patienten. Ein risikogerechter Therapieplan far diese Patientengruppe wird vorgestellt
Vortrag 71 Ph[inotypische Klassifizierung akuter Leuk~imien: Prognostische und therapeutische Implikationen W. Hinterberger, J.D. Schwarzmeier, E. Paietta, P. Fischer, H. Winterleitner, E. Neumann, P. Bettelheim, F. Resch und K. Lechner (I. Med. Univ.-Klinik, Wien) Durch die Verfeinerung biochemischer, immunologischer und funktioneller Analysemethoden ist es m6giich geworden, die akuten Leuk~mien noch besser und genauer zu klassifizieren. In der vorliegenden Arbeit wird eine Reihe von Fallen besprochen, bei welchen neben der Klassifizierung der Leuk~imiezellen nach morphologischen und cytochemischen Charakteristika eine Unterscheidung nach folgenden Kriterien vorgenommen wurde: Immunologische Zellmarker, Proliferationszustand, TdT-Aktivit~it, funktionelle Eigenschaften (Adh~irenz, Phagozytose), cytogenetische Marker, Wachstumsverhalten in der Kultur. Es werden 22 Patienten vorgestellt, die nach diesen Parametern analysiert wurden. Das Ergebnis dieser Untersuchungen wird zum jeweiligen Krankheitsverlauf und zum Ansprechen auf zytostatische Therapiemal3nahmen in Beziehung gesetzt.
Vortrag 72 Nachweis yon DNS-Aneuploidien mittels Impuls-Cytophotometrie (ICP) bei Leuk~imien im Kindesalter J. Ritter, B. W6rmann, W. Hiddemann, G. Schellong und Th. Biichner (Univ.-Kinderklinik und Med. Univ.-Klinik, Mt~nster) Bei 37 Kindern mit neuentdeckter akuter Leuk~mie und 12 Rezidivpatienten wurde vor Therapiebeginn der DNS-Gehalt der leuk~mischen Blasten mittels ICP gemessen und mit dem DNS-Gehalt von euploiden Spendergranulozyten verglichen. Dabei fand sich bei zehn von 25 Kindern mit ALL bei Diagnosestellung eine Hyperdiploidie der Blasten. Im ersten Knochenmarks- bzw. ZNS-Rezidiv waren die Blasten von sechs/acht Kindern mit ALL hyperdiploid. Drei von zehn Kindern mit AML hatten zum Zeitpunkt der Diagnose hyperdiploide Blasten, im ersten Knochenmarksrezidiv waren bei drei von vier Kindern die Blasten aneuploid. Der Anteil yon aneuploiden Zelten im peripheren Btut und im Knochenmark korrelierte gut mit den morphologisch als Blasten zu identifizierenden Zellen. Bei 11 Kindern mit verschiedenen benignen und nicht das Knochenmark infiltrierenden malignen Erkrankungen wurden nie an-
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euploide Zellen im Blut oder im Knochenmark beobachtet. Bislang fanden wir nur bei der OALL aneuploide Blasten, w~ihrend die sechs bislang untersuchten Kinder mit T-ALL keine mittels ICP erkennbare Aneuploidie zeigten. Aufdie diagnostische Bedeutung dieser Methode Far die Friiherkennung eines Rezidivs wird an Hand eines ZNS-Rezidivs bei ALL und eines Knochenmarksrezidivs nach Knochenmarktransplantationbei ALL eingegangen.
Vortrag 73 Diaminopeptidase (DAP IV) als neuer zytochemischer Marker bei akuter und chronischer T-Helferzell-Leuk/imie A. C. Feller und M.R. Parwaresch (Pathologisches Institut der Universit~it,Kiel) In der vorliegenden Untersuchung wurde die Brauchbarkeit der DAP 1V-Reaktion zur Erkennung und Klassifizierung lymphatischer Leuk~imien gepraft. Die DAP IV-Reaktion wurde in Anlehnung an Lojda und Gossrau unter Anwendung des Substrates Glycyl-prolin-4-methoxy/?-naphthylamid und dem Salz fast blue B durchgefl~hrt. In systematischen Untersuchungen konnte gesichert werden, dab innerhalb der Lymphozytenpopulationennur T-Helfer-Lymphozyten eine positive Enzymreaktion tar die DAP IV ergeben. Es wurden jeweils 50 F~lle yon akuter und 50 F~tlle von chronischer lymphatischer Leuk~mie untersucht. Die Ergebnisse wurden mit den Befunden an gereinigten gesunden menschlichen B-, T-Heifer-, T-Suppressor-Zellen sowie an Thymozyten verglichen. Die Ergebnisse zeigen, dab die DAP IV-Reaktion ein hochspezifischer und verlN31icher Marker zur Diagnose akuter und chronischer T-HelferzellLeuk~tmien ist. Da auBerdem im Knochenmark keine vergleichbare Aktivit~t in anderen Zellpopulationen nachweisbar ist, eignet sich diese Methode auch zur Erkennung und Quantifizierung leuk~tmischer Zellen wfihrend der Remission und zur Therapiekontrolle.
Vortrag 74 Untersuchungen zur Verwendbarkeit von Tumorvirusantigenen als Leuk/imie- und Osteosarkommarker R~ Hehlmann, V. Erfle, H. Schetters und A. Luz (Med. Poliklinik der UniversitM and GSF, Manchen) Es erschien uns wichtig festzustellen, ob RNS-Tumorviren als Marker zur Fraherkennung mesenchyma!er Neoplasien eingesetzt werden k6nnen. Wir untersuchten zun~chst das Auftreten yon Virusstrukturen vor und w~ihrend des Krankheitsverlaufs im strahleninduzierten Osteosarkom und der strahleninduzierten Leuk~imie der Maus. In beiden Systemen kam es wfihrend des ersten Monats nach Beginn der Bestrahlung zum Anstieg antiviraler Antik6rper im Serum der bestrahlten Tiere. In beiden Systemen sanken die Antik6rpertiter kurz vor Auftreten der Tumoren auf die Werte unbestrahlter Tiere ab. Virusexpression wurde bei den Osteosarkomen im Skelett im ersten Monat nach Beginn der Bestrahlung und dann wieder kurz vor Erscheinen yon Osteosarkomen beobachtet. In den Leuk~imien wurde ein Anstieg der Virusexpression gleichzeitig mit dem Auftreten von Leuk~imien beobachtet. Far menschliches Tumormaterial entwickelten wir zun~ichst eine empfindliche Nachweismethode von RNS-Tumorvirusantigenen und -AntikOrpern. Mit der Enzymimmunoassay-TechnikElisa gelang der Nachweis von Virusantigenen in tierischen Seren bis zu Konzentrationen von 0,1 ng/ml und weniger bei einer Spezifit~tt, die der des RIA vergleichbar ist. AnschlieI3end untersuchten wir insbesondere Seren von Patienten mit Leuk/~mien und Osteosarkomen und gingen davon aus, dab RNS-Tumorviren yon phylogenetisch verwandten Spezies Nukleins~ture- und Antigenverwandtschaft zeigen. Wir entdeckten mit der Elisa-Technik in ca. 20% menschlicher leuk~tmischer Seren, nicht aber in Seren nichtleuk~tmischer Spender, Antigene, die mit den internen Strukturproteinen (p 30) des Affensarkomvirus SiSV oder des endogenen Pavianvirus BaEV kreuzreagieren.
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Vortrag 75 Akute myeloische Leuk~imie mit eosinophiler Differenzierung F.J. Tigges und H.V. Gartner (Med. Klinik, Abt. II, und Pathol. Institut der Universit~it, Ttibingen) Die Existenz einer ,,Eosinophilenleuk~tmie" als Krankheitsentit~t ist nach wie vor umstritten. Dutch Untersuchung funktioneller Zelleigenschaften in der Diffusionskammerkultur sollen weitere Argumente zur Diskussion dieser Frage geliefert werden. Eine 32jahrige Patientin erkrankte mit generalisierter Lymphknotenschwellung, wobei sich histologisch eine dichte Infiltration mit Blasten und Eosinophilen verschiedener Reifestadien ergab. Auch das Knochenmark war mit Blasten durchsetzt (etwa 20%), die zytochemisch einer AML entsprachen. Die Knochenmarkseosinophilie allerdings war weniger ausgepragt. Im Blur fanden sich keine Eosinophilen, aber Blasten zwischen 1 und 5%. Knochenmark dieser Patientin wurde tiber 21 Tage in Diffusionskammern kultiviert. Das Kulturverhalten glich dem befelts frtiher fiir Zellen der AML beschriebenen Ph~tnomen mit kontinuierlichem Blastenabfall, dem eine Zunahme differenzierender Granulopoesezellen gegentiberstand. Es ergab sich jedoch eine st~indig wachsende Anzahl Eosinophiler in der Kultur, deren Zahl sich am 21. Tag gegent~ber dem 3. Tag verzehnfacht hatte und 23% der in Kultur befindlichen Zellen ausmachte - bemerkenswert deswegen, well in allen bisherigen Versuchen nie Eosinophilenanteile tiber 2% beobachtet wurden. Aufgrund dieser Befunde sollte das Vorliegen einer zur eosinophilen Differenzierung determinierten malignen Vorlauferzelle diskutiert werden.
Vortrag 76 Philadelphia-Chromosom-positive akute Leukamie D.K. Hossfeld, L.-D. Leder, R. Zschaber und C.G. Schmidt (Westdeutsches Tumorzentrum, Innere Klinik und Poliklinik und Pathologisches Institut der Universitat, Essen) Unter 115 w~ihrend der vergangenen 5 Jahre in unserer Klinik zytogenetisch untersuchten akuten Leuk~tmien waren 7 Philadelphia-Chromosom (Phl)-positiv. Morphologisch-zytochemisch handelte es sich in 5 F~tllen um eine undifferenzierte und in je einem Fall um eine monozytare sowie lymphatische Leukamie. Chromosomen-Bandenanalysen gelangen bei 5 F~illen. Die dem Phl-Chromosom zugrunde liegende Standardtranslokation lag bei 4 Fallen vor. Zus~ttzliche numerische und/oder strukturelle Chromosomen-Anomalien wurden bei 6 der 7 Falle, eine signifikante Anzahl normaler Metaphasen bei 5 F~illen gefunden. Namentlich die beiden letzteren Befunde werden als wichtige Kriterien for die Abgrenzung yon der Blastenphase der CML benutzt. Nur ein Patient kam in die Remission, wahrend der die Knochenmarksmorphologie und das Wachstumsverhalten auf der Agar-Platte auf eine CML hinwiesen. Die mittlere Oberlebenszeit unserer Patienten betrug 7 Monate. An Hand unserer und der in der Literatur niedergelegten Daten ergibt sich, dab es nicht langer zu rechtfertigen ist, die phi-positive akute Leukamie lediglich als ungewShnliche Manifestation der Blastenphase der CML aufzufassen. Die Ergebnisse erfordern auch, die Rolle des Ph 1 in der Pathogenese der CML und die Vorstellungen tiber die Targetzelle for die Phl-Induktion neu zu tiberdenken.
Vortrag 77 Akute monozytare Leuk~imien F. Schmalzl, K. Abbrederis (Univ.-Klinik ftir Innere Medizin, Innsbruck, 0sterreich) Die grofbe klinische Bedeutung einer exakten zytologischen Diagnose ist bisher nur fiir die Promyelozytenleukamie und die akute lymphatische Leukamie allgemein anerkannt. Die tibrigen myelogenen Leuk~tmien werden meist aufgrund von Unsicherheiten in der zytomorphologi-
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schen Diagnostik nicht genauer unterschieden. Diese Unsicherheiten, die zum Teil dutch die Pathogenese der myelogenen Leuk~imien bedingt sind, Rihrten zu dem mangelhaft definierten und klinisch recht unbrauchbaren Begriff der akuten myelo-monozyfftren Leuk~tmien. Zytochemische, elektronenoptische, biochemischge, immunologische und funktionelle Untersuchungen, unter Heranziehung auch von in vitro-Kulturem erlauben eine exakte Klassifizierung atypischer oder unreifzelliger leukamischer Zellpopulationen. Die Absicherung der Diagnose durch mehrere diagnostisch relevante Kriterien ist besonders for die Charakterisierung der akuten monozytaren Leuk~imie von Bedeutung. An Hand von 40 derartigen Fallen wird auf einige klinische Besonderheiten dieser Leuk~imieform hingewiesen. Diese Besonderheiten ergeben sich aus den speziellen biologischen und funktionellen Eigenschaften dieser Zellen und aus ihrer sekretorischen Funktion. Unterschiedliehe klinische Verlaufe k6nnen vielfach mit dem wechselnden Ausreifungsgrad der leukamischen Zellpopulationen in Beziehung gesetzt werden.
Vortrag 78 Schwelende monozyt~ire Leuk~imie K. Abbrederis und F. Schmalzl (Univ.-Klinik fiir Innere Medizin, Innsbruck, Osterreich) Die schwelende monozytare Leuk~imie beinhaltet die subakute (SMML) und chronische myelomonozytare (CMML) sowie die chronische Monozytenleuk~imie (CMoL). Wir haben 16 Falle beobachtet und die zytomorphologischen und zytochemischen Diagnosekriterien untersucht. Diese Leukamieformen sind seltene Erkrankungen des h6heren Alters, die chronischen zeigen eine Pravalenz des m~innlichen Geschlechts. Bei diesen nicht akuten Leukamieformen sind die monozytaren Zellen meist gut ausgereift, erh6hte Serum- und Harnlysozymspiegel sind deshalb Regelbefunde. Sie unterschieden sich yon den akuten Leukosen auch durch bedeutend geringere Verdr~ingung von Erythro- und 3hrombopoese, weniger ausgepragte Hepato- und Splenomegalie und wesentlich seltener auftretende leuk~tmische Hautinfiltrate. Die mittlere Oberlebenszeit der Patienten mit CMML und CMoL ist langer (436 Tage) als die derer mit SMML (242.5 Tage). Haufig sterben diese Patienten nicht an den Folgen der Grundkrankheit, sondern an Folgen des hohen Alters. Mehrfach beobachteten wir auch den akuten Obergang in einen Blastenschub. Symptomatische TherapiemaBnahmen scheinen zielfllhrender zu sein, eine aggressive, kombinierte Chemotherapie scheint die fJberlebenszeit eher zu verkiirzen.
Vortrag 79 Akute Monozytenleuk~imie Charakterisierung der Zellen durch Nachweis ihrer biologischen Eigenschaften E. Neumann, W. Hinterberger, J. Schwarzmeier, F. Resch und K. Lechner (I. Med. Univ.-KiP nik, Wien, Osterreich) Der klinische Verlauf einer Patientin mit akuter Monozytenleuk~imie, die sich durch ungew6hnliche Hautinfiltrate und Auftreten einer Verbrauchskoagulopathie manifestierte, wird berichtet. Nach kurzdauernder kompletter Remission zeichnete sich eine Relapse durch Wiederauftreten der Hautinfiltrate und Befall des ZNS ab. Die leukamische Zellpopulation wurde durch Nachweis zahlreicher biologischer Eigenschaften charakterisiert. Die Zellen waren Esterase positiv, setzten Lysozym frei, und auch Adharenzuntersuchungen zeigten ihre ZugehOrigkeit zum Monozyten-Makrophagen System. Weiters wurden zellkinetische Parameter gemessen und bei der Chromosomenanalyse eine Aberration festgestellt. Die Zellen besagen keine terminale Nucleotidyltransferase. Bei in vitro Inkubationsuntersuchungen zeigten die Zellen eine Produktion von CSF und Gewebsthromboplastin.
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Vortrag 80 Die Bedeutung der Beckenkammbiopsie ftir die Erkennung von Metastasen im Knochenmark
J. Brennecke, K. F. Vykoupil und A. Georgii (Pathol. Institut der Universit~t, Hannover) Es ist unklar, wie gut eine punktuelle Entnahme von Knochenmark, wie sie zur Stadienerkennung yon Tumorerkrankungen als Beckenkammbiopsie gemacht wird, die Beteiligung des Skelettes an der Metastasierung erkennen l~Bt. Deshalb wurde bei Obduktionen von Patienten, die an Carcinomen der Brustdrt~sen oder der Lungen verstorben sind, Nekropsien aus dem Knochenmark gemacht, die in der Methode der Myelotomie nach Burkhardt und der Punktion nach Jamshidi ausgef'dhrt worden sind. Diese beiden Methoden der Knochenmarksbiopsie, die wohl am meisten in der Klinik verbreitet sind, wurden jeweils doppelseitig, n~imlich ventral, ft~r die Burkhardt- und dorsal ftir die Jamshidi-Methode am Beckenkamm ausgeftihrt und mit einer sorgfNtigen Knochenmarkshistologie der Autopsie vom WirbelkOrper-, Femur- und Sternal-Mark sowie den iibrigen Obduktionsbefunden vergleichen. Dazu wurden die Knochenmarkspr~iparate grundsgtzlich in Kunststoff eingebettet und semidiinn geschnitten, weil die Chance, kleinzellige Carcinome oder Einzelzellinfiltrate histologisch zu erkennen, in Paraffineingebetteten Pr~iparaten insbesondere nach Entkalkung wesentlich geringer ist. - Carcinome der Brustdrtise haben h~tufiger als die Bronchialcarcinome in das Knochenmark metastasiert: 11 von 18, n~tmlich 61% der Obduktionen hatten Knochenmarksmetastasen, die in beiden Entnahmemethoden erkennbar waren. Nur 49%, n~imlich 8 yon 18 Bronchialcarcinomen, hatten Knochenmarksmetastasen, wobei in der H~ilfte der positiven F~ille der Tumor entweder nur durch die Jamshidi- oder nur durch die Burkhardt-Methode erfagt worden ist. Unter weiterer Darstellung der Ergebnisse wird gezeigt, dab beide bioptischen Methoden eine sehr gute Erfassung der Metastasierung in das Knochenmark gew~ihrleistem weft in jedem metastasierenden Tumorfall wenigstens eine der 4 Nekropsien aus den beiden typischen Entnahmeorten am Bekkenkamm positiv gewesen ist.
Vortrag 81
Uber die H~iufigkeit yon Metastasen in Biopsien vom Knochenmark J. Meinshausen, A. Georgii (Pathol. Institut der Universit~it,Hannover) Es wurde ausgewertet, wie oft durch die bioptische Untersuchung eine Metastasierung im Knochenmark zu erkennen ist, weil dies fiir eine klinische Stadieneinteilungund den Behandlungsplan wichtig ist und bisher dazu sehr unterschiedliche Ergebnisse vorliegen. Rtickblickend wurden 500 Patienten nach dem Sitz des Primartumors ausgewertet und auf die Methode der bioptischen Entnahme bezogen. Insgesamt wurden bei Carcinomen in 27% der F~ille Metastasen in der Biopsie vom Knochenmark gefunden. Unterschiede in der Haufigkeit der Knochenmarksmetastasierung zeigen sich ftir die wichtigsten Carcinomformen mit folgenden prozentualert Werten: Prostatacarcinom 52; Brustdri~sencarcinom 40.5; Schilddrtisencarcinom 19;" Bronchialcarcinom 8.5; sonstige Carcinome 19.5. Das Untersuchungsgut besteht aus Biopsien, die in drei verschiedenen Methoden jeweils yon vielen verschiedenen Untersuchern gewonnen worden ist. Die Prozentwerte der erfaBten Metastasen in den beiden Hauptmethoden waren: Punktionen nach Jamshidi 42.2; Myelotomie nach Burkhardt 41.6; sonstige Biopsien 16.2. Die Gr6gen der entnommenen Zylinder unterscheiden sich nicht sehr stark, weil der gr6Beren L~inge der Punktion eine stiirkere Breite der Myelotomie gegentibersteht. Offenbar ist die Art der bioptischen Entnahmetechnik ohne grunds~itzlichen Einflug auf die Erfagbarkeit yon Carcinommetastasen im Knochenmark, solange nicht Stanzbiopsien gemacht werden. SchlieBlich werden die bioptischen Ergebnisse vom Beckenkamm mit den r6ntgenologischen und szintigraphischen Diagnosen der entsprechenden Patienten verglichen.
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Vortrag 82 Formen der Tumorosteopathie - eine licht- und elektronenmikroskopische Studie an menschlichen Beckenkammbiopsien
B. Krempien und C. Manegold (Pathologisches Institut der Universit~it und Medizinische Universit~itsklinik, Heidelberg) Eine Beteiligung des Skelettes bei Neoplasmen ist Mufig und von erheblicher klinischer Bedeutung. Unser Ziel war es, an Autopsie- und Biopsiematerial die Pathogenese maligner Skelettver~nderungen licht- und elektronenmikroskopisch zu analysieren und verschiedene Tumorosteopathieformen abzugrenzen. Wir konnten die neoplastischen Skelettver~nderungen in fiinf Gruppen einteilen: 1. Tumorinfiltration des Knochenmarkes mit Osteoblastenaktivierung und Faserknochenbildung, 2. die metastatische Verkalkung des Tumorstroma ohne Aktivierung der Osteoblasten, 3. die osteolytische Knochenmarksinfiltration mit Aktivierung der Osteoklasten, 4. die neoplastische Knochenmarksinfiltration ohne Osteopathie, 5. die Osteopathie ohne Knochenmarksinfiltration als Ausdruck einer Paraneoplasie. Die unterschiedlichen Osteopathieformen lassen sich durch die Einwirkung verschiedener humoraler Faktoren (PTH, osteoklastenaktivierende Faktoren, Prostaglandine, Calcitonin, ACTH) erkl~iren, die von den Tumorzellen gebildet werden k6nnen. Sie ft~hren in der Regel zu lokalen, parametastatischen Skelettver~inderungen. Nur bei paraneoplastischer ektopischer Hormonbildung entwikkelt sich eine generalisierte Osteopathie (Typ 5). Osteopathien k6nnen ein diagnostischer Hinweis auf ein okkultes Neoplasma sein. Eine neoplastische Knochenmarksinfiltration ohne sekund~re Skelettver~tnderung kann nur bioptisch nachgewiesen werden.
Vortrag 83 Erfahrungen mit der Beckenkammnadelbiopsie in der Diagnose Mimatologischer und solider Neoplasmen
Ch. Manegold, R. Herrmann, D. Fritze und B. Krempien (Medizinische Klinik der Universit~t Heidelberg, Tumorzentrum Heidelberg-Mannheim und Pathologisches Institut der Universit~t Heidelberg) Zweck unserer Untersuchung ist es, die Vorteile der von Jamshidi und Swain 1971 beschriebenen Beckenkammbiopsie-Methode in der Diagnostik h~matologischer und solider Neoplasmen zu prtffen. Das von uns nach der Jamshidi-Technik biopsierte Patientenkollektiv umfagt 150 Erkrankte, d.h. 34 F~tlle yon metastasierenden Mammacarcinom, 36 Non-Hodgkin-Lymphome, 15 Hodgkin-Lymphome, 24 F~lle mit einer unklaren h~matologischen Erkrankung als auch F~ille von Plasmocytom (11), prim~iren Knochentumoren (9), akuten (6) und chronischen Leuk~imien (10) sowie von gastrointestinalen Neoplasmen (5). Zur lichtmikroskopischen Beurteilung der kn6chernen und zellul~iren Bestandteile des Biopsiematerials standen uns undecalzifizierte und nach Masson/Goldner gefarbte Pr~iparate zur Verft~gung. Wir konnten die folgenden Befunde erheben: Beim metastasierenden Mammacarcinom wurden durch die unilaterale Biopsie Knochenmetastasen in 49% der FNle histologisch gesichert. Im Rahmen des Tumorstaging der malignen Lymphome konnten wir far das HodgkinLymphom in 20% der FNle und far das Non-Hodgkin-Lymphom in 47% der F/~lle eine Knochenmarksbeteiligung nachweisen. Bei Verdacht auf eine unklare h/imatologische Erkrankung fiihrte die Beckenkammsbiopsie in fast der H~ilfte der F/ille zur Diagnose. Abweichende Befunde zwischen Biopsie und den von ihr gewonnenen Touchpr/iparaten ergaben sich in 10% der F/ille. Hierbei konnte bei den malignen Lymphomen der aus dem Touchpr/iparat ge/iuBerte Verdacht auf eine tGnochenmarksbeteiligung in der Biopsie gew6hnfich nicht best/itigt werden, wghrend in soliden Tumoren aus Touchpr/iparaten h/iufiger ein falsch negativer Befund erhoben wurde.
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Vortrag 84 Metastasierung in das Knochenmark und Osteopathie beim kleinzelligen Bronchialkarzinom
F. Krempien, H.P. Dirks, B. Krempien und P. Drings (Krankenhaus Rohrbach, Klinik for Thoraxerkrankungen der LVA Baden und Pathologisches Institut der Universitat, Heidelberg) Bei 57 Patienten mit einem histologiseh oder zytologisch gesicherten kleinzelligen Bronchialkarzinom wurde im Rahmen der Untersuchungen zur Stadieneinteilung eine Knochenmarkbiopsie mit der Jamshidi-Nadel einseitig an der Spina iliaca dorsalis cranialis durchgef'Ohrt. Das Knochengewebe wurde in Methylmetacrylat eingebettet und unentkalkt geschnitten. Zwei der Patienten wiesen eine kleinknotige Knochenmarkkarzinose auf. In einem Fall fanden sich in den Marksinus Gruppen yon Tumorzellen. In den iibfigen 54 Fallen ergab sich kein Anhalt for eine Tumormetastasierung in das Knochenmark. Die H~ufigkeit der Metastasierung liegt damit deutlich unter den in der Literatur angegebenen Werten. Dies ist m~glicherweise eine Folge der frOhzeitigeren Diagnostik. Auffdllig ist die hohe Zahl yon Knochenver~tnderungen, die als Tumor-assoziierte Osteopathie aufgefaBt werden k6nnen. In 12 Fallen land sich eine Osteopenie. Bei 12 weiteren Patienten war ein gesteigerter Knochenumbau nachweisbar. Die Knochenveranderungen wurden morphometrisch effagt. Sie k6nnen als ein paraneoplastisches Begleitsyndrom und ein zusatzlich diagnostisch wichtiger Hinweis auf ein Tumorleiden gewertet werden.
Vortrag 85 Granulomnachweis in der Knochenmarksbiopsie
P~ Bartl, R. Schlag und R. Burkhardt (Abt. for Knochenmarksdiagnostik an der Med. Klinik Innenstadt der Universit~t und Abt. for Hamatomorphologie im Institut for H~matologie der GSF, Mt~nchen) HundertsechsundfOnfzig Patienten mit bioptisch nachgewiesenen Granulomen im Knochenmark. Die Beckenkammbiopsien wurden zum gr6geren Teil mit der Myelotomiemethode nach Burkhardt gewonnen, mit der Methacrylat-Semidt~nnschnitt-Technik verarbeitet und quantitativ bzw. semiquantitativ ausgewertet. Die histologischen und klinischen Daten einschlieBlich der Lrberlebenszeiten der Patienten wurden statistisch ausgewertet. Klinisch wurden folgende Grundkrankheiten festgestellt: Unbekannt (22%), Mastzellretikulose (21%), Morbus Hodgkin (14%), maligne Lymphome (10%), Tuberkulose (9%), Sarkoidose (8%), Infektionskrankheiten (5%), Karzinom (5%), rheumatische Krankheiten (3%), Polycythaemia vera (2%). Granulomat6se Knochenmarkveranderungen wurden bei 90% der in der Knochenmarkbiopsie untersuchten Falle yon Mastzellretikulose (n = 44), 41% der F~lle yon miliarer Tuberkulose (n ffi 34), 30% der F~lle yon Sarkoidose ( n - - 4 3 ) und 3% der Falle yon Lymphogranulomatose (n = 750) festgestellt. Die histologischen, klinischen und prognostischen Daten yon 44 Patienten mit ,,Mastzellretikulose" belegen den systemisch-granulomat~sen Charakter dieses Krankheitsbildes. Bei Patienten mit klinisch gesicherter Lymphogranulomatose bedeutet der Nachweis von Epitheloidzellgranulomen im Knochenmark eine prognostisch giinstigere Einstufung.
Vortrag 86 Kinetische Studien an mit 144 Ceriumchlorid induzierten Knochensarkomen und deren Metastasen bei der Sprague Dawley Ratte in vivo und in vitro
H. Delb~ck, A. Allouche, G. Schwarze und C1. Jasmin (I. Medizinische Klinik der Universitat des Saarlandes, Homburg-Saar und Institut de canc~rologie et d'immunog~n~tique, Villejuif, Frankreich) Bei den mit 144Ceriumchlorid induzierten Knochensarkomen (n = 120) kam es bei 84% der Patten (n = 100) zu einer spontanen Lungenmetastasierung. Diese Metastasen traten sehr
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frtihzeitig auf. Bei 11/15 Ratten mit Osteosarkomen und 7/13 Ratten mit Angiosarkom wurden schon zum Zeitpunkt der Diagnose des Primartumors Lungenmetastasen autoptisch nachgewiesen. Mit Ha Thymidin wurden Markierungs- und Mitoseindex in den Osteosarkomen und deren Metastasen bei 9 Ratten zum Zeitpunkt der Diagnose des Primartumors und bei 12 Ratten 4 Wochen nach Diagnose des Prim~trtumors bestimmt. Der Markierungsindex im Prim~irtumor (12.2 • 2.5) und den Lungenmetastasen (11.5 4- 1.6) war etwa gleich hoch bei den Tieren, die friihzeitig untersucht wurden. Mit zunehmender Zeit verringerte sich der Markierungsindex in den Prim~trtumoren (7.2 • 1.7), blieb in den Lungenmetastasen hingegen konstant (11.9 • 4.2). Eine Korrelation zwischen der H6he des Markierungsindexes und der Gr0Be der Lungenmetastasen konnte nicht nachgewiesen werden. Je ausdifferenzierter die Lungenmetastasen, d.h. je mehr Osteoid sie enthielten, desto niedriger der Markierungsindex (p < 0.01). Von Prim~irtumoren und Metastasen wurden Zellkulturen angelegt. Es konnte keine Korrelation a) zwischen den Wachstumsgeschwindigkeiten in vivo und in vitro und b) zwischen den Wachstumsgeschwindigkeiten der Zellkulturen aus verschiedenen Lungenmetastasen der gleichen tumortragenden Ratte festgestellt werden.
Vortrag 87 Untersuchungen zur Frage der Induktion von Metastasen durch diagnostische und therapeutische Eingriffe am Mammacarcinom HB der Maus
M. Gtinther, K. Doepfmer, W. Feaux de Lacroix und 1L Fischer (Pathologisches Institut der Universitat K61n) Am Modell des im subkutanen Gewebe der Bauchwand wachsenden transplantablen Mamma-Carcinoms HB der C3H-Maus wurde die Frage nach der M6glichkeit der Metastaseninduktion durch Manipulation an einem Primartumor untersucht. Als Manipulationsarten wurden gewiihlt: 1. mehrfache Palpationen, 2. Probeexcision, 3. Totalextirpation und 4. Totalextirpation nach vorausgegangener Probeexcision. Das Auftreten von Lungenmetastasen nach diesen Eingriffen wurde mit demjenigen von unbehandelten tumortragenden Kontrollm~iusen verglichen. Die Suche nach Lungenmetastasen erfolgte durch histologische StufenschnittTechnik und anschlieBende mikroskopische Untersuchung des Lungengewebes. Dadurch war es m0glich, auch Mikrometastasen zu erfassen. Insbesondere nach den Palpationen und nach der Probeexcision kam es zu einer deutlichen Verstarkung der Metastasierung, was sowohl far den Zeitpunkt des Auftretens als auch tar die absolute H~iufigkeit der Metastasen gait. Das Wachstumsverhalten der Tumorabsiedelungen in der Lunge entsprach in der sehr frtihen Phase interessanterweise nicht der gangigen Vorstellung vonder Thrombenbildung um embolisierte Tumorzellen.
Vortrag 88 Extrapulmonale Fernmetastasierung bei malignen Hodenteratomen unter besonderer Beriicksichtigung der ZNS-Beteiligung
M. Higi, N. Niederle, S. Seeber und C.G. Schmidt (Innere Univ.-Klinik und Poliklinik, Tumorforschung, Essen) Unter 384 Patienten mit malignen Hodenteratomen, welche bei uns in den letzten 5 Jahren beobachtet wurden, waren 182 Patienten mit disseminierter (pulmonaler Metastasierung) Erkrankung (Std. IV). Mehrheitlich lag regionale retroperitoneale Beteiligung vor. ZNS-Befall wiesen 19 (11%), oss~tre Metastasen 6 (3%), kutane Manifestation 3 (1,5%) der Patienten (Std. IV) auf. Lebermetastasen waren besonders h~iufig bei ausgedehnter retroperitonealer Metastasierung (Std. II C) zu beobachten. Bedingt durch zunehmende Dauer der Remissionen mit verl~ingerter Oberlebenszeit selbst bei ausgedehnten Erkrankungsstadien und die intrakraniell geringe Wirksamkeit bew~thrter Chemotherapiekombinationen nimrnt die ZNS-Beteiligung zu. Neben chorialen Anteilen im Tumor scheint insbesondere bei lange nachweisbarer Lungenme-
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tastasierung ein erh0htes Risiko Far Hirnbeteiligung zu bestehen. Da durch Ganzsch~idelbestrahlung und Gabe von Corticoiden be• der Mehrzahl (15/19) der Patienten eine vollst~indige Rt~ckbildung der ZNS-Metastasen erreicht werden konnte, bleibt die systematische Erkrankung und deren chemotherapeutische BeeinfluBbarkeit prognostisch bestimmend.
Vortrag 89 Der diagnostische Beitrag der Computertomographie zur Erkennung von Metastasen gastrointestinaler Tumoren L. Strauss, J. Rau, W. Jaschke, G. van Kaick und G. Kolig (Institut f't~rNuklearmedizin der Universit~it, Heidelberg) Der Einsatz der Computertomographie in der diagnostischen Routine be• Erkrankungen des Bauchraumes • wegen des hohen Kostenaufwandes zum Teil noch umstritten. Far den klinischen Onkologen • jedoch der frt~he Nachweis kleiner Metastasen eine entscheidende diagnostische Voraussetzung f't~rdie Therapieplanung, die die Anwendung des besten diagnostischen Verfahrens erfordert. Im Rahmen einer prospektiven Studie wurde versucht, die Wertigkeit der Computertomographie Far die Metastasendiagnostik gastrointestinaler Tumoren zu best• men. Ft~nfzig Pafienten mit klinisch bekanntem Colon- oder Magencarcinom wurden pr~ioperativ mit einem schnellen Computertomographen im Bereich des Abdomens untersucht. Das Hauptinteresse galt den Metastasen in Lymphknoten und Leber; jedoch wurden auch Metastasen im Bereich der basalen Lungenabschnitte, der Nebennieren und der Wirbels~iule miterfaBt; auBerdem wurde die Infiltration des Tumors in Nachbarorgane t~berpraft. Die Resultate der Computertomotraphie wurden durch intraoperative Inspektion und Palpation der Leber und des Paraaortalraumes sowie durch gezielte Biopsie kontrolliert. Die Gr6Be der Leber und verschiedene labortechnische Parameter, die ebenfalls einen Hinweis For Lebermetastasen geben k6nnen, wurden mit den histologischen Befunden korreliert. Die Ergebnisse der Studie belegen die Fortschritte, die durch die Computertomographie f't~rdie onkologische Diagnostik erreicht wurden, sie lassen jedoch auch die derzeitigen Grenzen des Verfahrens erkennen.
Vortrag 90 Maligne Tumoren und Hyperkoagulabilit~it D. Schwarz, K. Andrassy, H. Albrecht, R. Egbring, J. Harenberg, J. Koderisch und P. Drings (Medizinische Universit~itsklinik Heidelberg und Marburg und Thorax-Chrirurgische Spezialklinik Heidelberg-Rohrbach) Gesteigerte Thromboseneigung • eine bekannte Folge von Malignomen. In der vorliegenden Studie wurden be• 94 Patienten mit Malignomen (58 mit Metastasen) folgende Gerinnungsbefunde erhoben: zirkulierende Fibrinmonomere in 64% (6,5 • 1,6% des Gesamtfibrinogens; Norm: 4,8 • 0,78%), Fibrinopepfid A in 88% (28,3 4- 46 ng/ml, Norm: < 3 ng/ml) und Fibrinspaltprodukte be• 57% der Patienten (13,1 -- 14 ~g/ml; Norm 3,9 • 3,5 txg/ml) pathologisch erh6ht. Als thrombinunabh~ingige Protease, die ft~r die Aktivierung des plasmatischen Systems alternativ in Frage kgme, wurde Elastase-Like-Protease (ELP) in 31% aller Patienten nachgewiesen. Eine dem Stauffer-Syndrom ~ihnliche Konstellation (Erh6hung yon alkal. Phosphatase und Gamma-GT, kompensierte Verbrauchskoagulopathie) wurde be• 45% der Hypernephrom-Patienten, aber nur be• 17% der Malignom-Patienten (unter AusschluB der Hypernephrome) gefunden.
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Vortrag 91 BeeinfluBbarkeit und prognostische Verwertbarkeit der Makrophagenreaktion im Hauffenster nach Rebuck bei der Behandlung fortgeschrittener maligner Erkrankungen E. Sieberth (I. Med. Abt. des Pflegeheimes der Stadt Wien, Lainz, und Ludwig-Boltzmann-Institut far klinische Onkologie des IO'ankenhauses Lainz, Osterreich) Die Hautfenster-Makrophagenreaktion bietet die M6glichkeit, den Grad der Reaktionsf~higkeit des Makrophagensystems im Verlaufe von 24 h und unter Umstfinden auch daraber hinaus zu beobachten. Bei malignen Erkrankungen, insbesondere im fortgeschrittenen Stadium, verl~uft diese Reaktion abgeschw~icht. Durch verschiedene therapeutische Einfliisse kann diese Abschw~ichung ausgeglichen werden. Die Dokumentation langer Krankheitsverl~tufe zeigt, dal3 die Beeinflul3barkeit der Makrophagenreaktion prognostische Schliisse zul~13t. Auf diesbeziigliche eigene Erfahrungen wird an Hand eines gr~3eren Krankengutes n~her eingegangen.
Vortrag 92 Ferritin, Lactoferrin und Transferrin bei metastasierenden Tumoren W. Fereberger, G. Lanzer, M. Neubauer und M. Lehnert (Med. Univ.-Klinik, Graz, Osterreich) Die Hyperferritin~imie von fortgeschrittenen Neoplasien spiegelt einerseits eine Speichereisenansammlung im R.E.S. und andererseits m6glicherweise auch eine Produktion von tumorspezifischen Isoferritinen wider. Das Serumtransferrin ist dabei meist erniedrigt. Da diese Befunde aber keineswegs konstant sind und neuerdings auch die Synthese von eisenbindenden Proteinen in Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten nachgewiesen werden konnten, war es for uns yon besonderem Interesse, die wichtigsten eisenbindenden Proteine im Serum und in Leukozyten bei Tumorpatienten zu untersuchen. Dabei sollte in erster Linie auch der Frage nachgegangen werden, ob Ver~inderungen der eisenbindenden Proteine bei einzelnen Tumorarten f't~r eine frtihzeitige Diagnose von Metastasen diagnostisch herangezogen werden k6nnen. Die erhaltenen Ergebnisse werden mit den bisherigen Mitteilungen aus der Literatur diskutiert.
Vortrag 93 Fucosyltransferase und Ferritin in der Rezidivdiagnostik maligner Hodentumoren P. Aiginger, IL Kuzmits, W. Linkesch und J. Ktihb6ck (II. Med. Univ.-Klinik W~en) fl-HCG und AFP sind anerkannte Tumormarker bei germinalen Hodentumoren. Bei Verlaufsbeobachtung yon 61 Patienten mit Hodentumoren fanden wir jedoch bei 15 Patienten (25%) zum Zeitpunkt der Erstmanifestation einer Metastasierung weder fl-HCG noch AFP erh6ht. Zur Verbesserung des biochemischen Metastasenscreenings haben wir daher bei diesen Patienten auch die FucosyltransferaseaktivitM im Serum und Serumferritin bestimmt. Die H~iufigkeit pathologischer Befunde Ft~rdie einzelnen Proteine war wie folgt: fl-HCG 61% (55% bei Seminomen, 63% bei Nichtseminomat6sen Hodentumoren), AFP 47% (0% bei Seminomen, 63% bei Nichtsem.), Fucosyltransferase 72% (80% Seminome, 71% Nichtseminome, 71% bei fl-HCG und AFP neg. Pat.), Ferritin 69% (71%, 68%, 48%). Die Kombinationen von fl-HCG und AFP (74% pos.) und yon Fucosyltransferase plus Ferritin (77% pos.) ergaben gleich gute Sensitivit~t, wenn auch die zweite Kombination in der Spezififftt der Aussage betreffend eines Tumorrezidives geringer zu bewerten ist. Die Kombination der vier Tumormarker ergab, infolge der guten Resultate yon Fucosyltransferase und Ferritin in der Seminomgruppe und bei den fl-HCG und AFP neg. Patienten, in 89% der Patienten einen richtig positiven Befund.
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Vortrag 94 Die Wirksamkeit von totaler und selektiver Dekontamination bei der Induktionstherapie akuter Leukiimien E. Kurrle, S. Bhaduri, H. Heimpel und B. Kubanek (Abt. Innere Medizin III der Universit~it,
Ulm) Zur Infektprophylaxe bei abwehrgeschw~chten Patienten stehen heute verschiedene Verfahren der antimikrobiellen Dekontamination zur Verfugung. Die totale Dekontamination zielt auf eine vNlige Keimfreiheit der behandelten Individuen ab, Verfahren der selektiven Dekontamination streben lediglich eine Eliminierung potentiell pathogener Mikroorganismen unter Erhaltung einer weitgehend apathogenen anaeroben Flora an. Total dekontaminierte Patienten sind einem deutlich erh/Shten Infektrisiko durch nicht eliminierbare potentiell pathogene Mikroorganismen ausgesetzt, was auf das Fehlen der anaeroben Flora bei diesen Patienten zur~ckgeflihrt werden kann. In einer retrospektiven Studie haben wir bei 90 Patienten mit akuter Leukamie unter Induktionstherapie die Effektivitat von totaler und selektiver Dekontamination verglichen. Es zeigte sich, dab die H~tufigkeit von Infektionen in beiden Therapiegruppen nicht wesentlich verschieden war. Bei den selektiv dekontaminierten Patienten traten neue Infektionen jedoch signifikant spater auf, sie hatten einen signifikant kOrzeren Verlauf und sprachen besser auf eine systemische antibiotische Therapie an. Diese vorl~iufigen Ergebnisse einer Phase II-Studie bedt~rfen einer Best~tigung dutch eine prospektive Studie.
Vortrag 95 Erste Erfahrungen mit hoehdosierter Chemotherapie (CT), GanzkSrperbestrahlung (TBI) und autologer Knochenmarksreimplantation bei fortgeschrittenen Tumoren im Kindesalter Ch. Baumgartner, P. Imbach, U. Bucher, K.A. Deubelbeiss, R. Odavic, A. Hirt und H.P. Wagner (Universit~tts-Kinderklinik und Hamatologisches Zentrallabor, Inselspital und Institut ft~r klinisch-experimentelle Tumorforschung, Bern, Schweiz) Seit August 1978 erhielten zehn Patienten mit fortgeschrittenem Tumor (3 Neuroblastome, 3 Dottersacktumoren, 2 Ewing Sarkome, 2 intraabdominale Nicht-Hodgkin-Lymphome) eine aplasierende CT (VAC) kombiniert mit TBI (600 rad) und gefolgt yon autologer Knochenmarksreimplantation. Bei sechs yon zehn Patienten erholte sich die H~imatopoiese in 6-8 Wochen. Bei einer Patientin kam es nur zu einer partiellen Erholung, bei einer anderen persistierte eine Thrombopenie. Der letzte Fall ist noch nicht evaluierbar. Trotz Beschrankung auf einfache Isolation waren die Nebenerscheinungen tragbar. Vier yon zehn Patienten iiberleben 1+ - 1 1 + Monate. Eine Patientin kam wegen therapiebedingter Komplikationen ad exitum. Fiinf Patienten sind nach 3-71/2 Monaten an einem Rezidiv gestorben. Die l~ingste vollst~indige Remission wurde bei einem intraabdominalen Nicht-Hodgkin-Lymphom erreicht (11 + MoO.
Vortrag 96 Knochenmarkstransplantation bei Patienten mit akuten Leukiimien in Remission K. Wilms, H. D. Waller, H. Link, P. Meyer, P. Wernet, D. Niethammer, V. Neef, W. Schneider, F. Schunter, W. Frommhold und A.C. Voss (Med. Klinik, Kinderklinik, Abt. f'tir Transfusionswcsen und Med. Strahleninstitut der Universit~it Tt~bingen) Am Klinikum der Universit~it Ttibingen wurden bis Mai 1980 12 Knochenmarktransplantationen durchgefiihrt, davon 8 bei Patienten mit akuten Leuk~imien und 4 bei schweren Aplastischen Anamien. Zunachst wurde yon uns die Transplantationsindikation bei Patienten mit Hamoblastosen erst in Terminalphasen der Erkrankung nach Aussch6pfung dcr konventionellen Therapie gestellt. Die eigcnen Erfahrungen und entt~tuschende Ergebnisse an anderen Zentren mit einer hohen Frtihletalit~tt und hohen Rezidivrate ftihrten zu einer ?mderung der Strategic. Unter der Voraussetzung eines histokompatiblen Gcschwisterspenders stellen wir jctzt
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die Indikation zur Knochenmarktransplantation in der Remission aus folgenden Grtinden: Eine niedrigere Tumorzellmasse lagt eine vollstandige Elimination der leuk~imischen Zellpopulation eher erwarten; die Patienten befinden sich in gutem Allgemeinzustand; durch eine Knochenmarkinsuffizienz bedingte Komplikationen liegen zum Zeitpunkt der Konditionierung nicht vor; die Vorbelastung der kritischen Organe durch zytotoxische Mal3nahmen ist geringer als nach wiederholten Therapieserien. Seit Oktober 1979 wurden ffmf Patienten mit Akuten Leukamien in der ersten oder zweiten Remission transplantiert. Die Konditionierungsbehandlung erfolgte mit 2 x 60 mg/kg Cyclophosphamid und 10 Gy Ganzk6rperbestrahlung. Alle Patienten hatten ein ,,Take" mit normaler Funktion des transplantierten Knochenmarkes. 1 Patientin verstarb am Tag 65 an der Komplikation einer interstitiellen Pneumonie. Die anderen Patienten befinden sich in gutem Allgemeinzustand bisher ohne Anhalt tar ein Rezidiv.
Vortrag 97 Autologe bzw. allogene Transplantation peripherer cryokonservierter Stammzellen zur Therapie des Rezidivs bei akuter Leuk~imie U. Essers, Sz. Pusztai-Markos, K.H. Stiirner, M. Ewers, S. Teitel und M.W. Scheiwe (Abteilung Innere Medizin II der RWTH Aachen) Drei Patienten wurden im ersten Rezidiv einer akuten Myeloblastenleuk~mie mit i.v. AlexanDauerinfusion, 100 rag/m2/24 h Tag 1-7, und Daunorubicin, 45 mg/mZ/24h Tag 1, 2 und 3 behandelt. Am Tag 8 erhielten die Patienten 2 - 4 x 101~ autologe, cryokonservierte periphere mononukle~ire Zellen i.v. Die Patienten kamen erneut in Vollremission, die 2 + , 4 und 6 Monate anhielt. Eine weitere Patientin mit AML wurde im 2. Rezidiv autolog mit peripheren Stammzellen retransfundiert. Sie hatte bereits vor der Ri~cktransfusion der Stammzellen eine Sepsis, der sie 14 Tage nach der Retransfusion erlag. Ein Patient wurde im 2. Rezidiv - nach erfolgreicher autologer Transplantation im 1. Rezidiv - mit den peripheren mononucle~tren Zellen seines HLA und MLC identischen Bruders substituiert. Er entwickelte eine milde graft-versus-host-Reaktion, gekennzeichnet durch Diarrhoen, Anstieg des Bilirubins und der Transaminasen, makulopapul6ses Hautexanthem am 12. Tag nach der Transplantation. Der Patient kam erneut in Vollremission, die jetzt bereits 3 Monate andauert. Das Transplantat des Bruders wurde im weiteren Verlauf durch neugebildete eigene normale Zellen ersetzt, nachweisbar durch Verschwinden der Merkmale M und JK b des gesunden Bruders. Die Diarrhoen, die pathologischen Leberver~inderungen und die Hautinfiltrate bildeten sich zurack. Die autologe Transplantation peripherer Stammzellen erm6glicht mit hoher Wahrscheinlichkeit eine erneute Proliferation der normalen Haematopoese nach der cytostatischen Therapie des Rezidivs bei akuter Myeloblastenleuk~imie. Die allogene Transplantation peripherer Stammzellen ist bei geeignetem Spender technisch einfacher und ftir den Spender weniger belastend als die Knochenmarktransplantation.
Vortrag 98 Hyperkoagulabilit[it nach Knochenmarkstransplantationen E. Hiller, H.J. Kolb und W. Schramm (Medizinische Klinik III und Medizinische Klinik Innenstadt der Universit~it Miinchen) Zur Frage der Friiherkennung einer m6glichen Abstogungskrise wurden bei sechs Patienten (4 akute Leuk~imien, 2 aplastische An~tmien) die l~slichen Fibrin-Monomerkomplexe (LFMK), das Fibrinopeptid A (FPA), das Fibrinogen, die Fibrinspaltprodukte (FSP) und Antithrombin III (AT III) vor und nach Knochenmarkstransplantation engmaschig iaber mehrere Wochen verfolgt. Eine klinisch erkennbare AbstoBungskrise ging meist mit einer gleichzeitigen Erh6hung von LFMK und FPA einher. Die Konzentration dieser beiden Parameter einer Hyperkoagulabilit~it stieg jedoch nicht in dem Mage wie bei einer ausgepr~gten Verbrauchskoagulopathie an. Die im Anschlug an die Transplantation auftretenden schweren infekti6sen Komplikationen fi~hrten oft ebenfalls zu einer Erh6hung yon LFMK und FPA. AT III war bei vier yon sechs Patienten zeitweise nach der Transplantation auf Werte um oder unter 60% erniedrigt.
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Die FSP waren bei zwei Patienten nach Ganzk6rperbestrahlung und bei einem Patienten nach Transplantation extrem erhOht. Die Bestimmung der genannten Parameter l~iBtden SchluB zu, dab AbstoBungskrise und schwere infekti/3se Komplikationen in gleichem Make zu einem Zustand der Hyperkoagulabilit~it nach Knochenmarkstransplantation beitragen. Die erh6hten Werte von LFMK und FPA bei Abstogungskrise tiberlappen sich jedoch mit den Werten, die im Verlauf von infektiOsen oder sonstigen schweren Komplikationen erreicht werden, so dab diese beiden Parameter nicht eindeutig zur Erkennung einer AbstoBungskrise herangezogen werden k6nnen.
Vortrag 99 Granulozytentransfusionen bei akuter Leukiimie Die Regeneration der Granulopoese als entscheidender Oberlebensfaktor H. Pflieger, R. Arnold, B. Kubanek und M. Wiesneth (Abteilung Innere Medizin III des Zentrums fiir Inhere Medizin, Kinderheilkunde und Dermatologie der Universit~it, Ulm) Vierzig Patienten mit akuter Leukgmie erhielten wfihrend zytostatischer Induktionstherapie Granulozytentransfusionen. Die Transfusionen waren indiziert bei Aplasie oder Hypoplasie der Granulopoese mit weniger als 100 Granulozyten pro/~1 Blut kombiniert mit Fieber iiber 39~ das innerhalb 48 h aufAntibiotika nicht ansprach. Parameter ftir die Wirksamkeit waren bakteriologische Untersuchungen, der Temperaturverlauf und die Riickbildung lokaler L~isionen. Sechsundzwanzig yon 40 Patienten zeigten unter Transfusionsbehandlung eine Besserung. Fieber- und infektfrei blieben jedoch nur Patienten, die nach Induktionstherapie eine Regeneration der Granulopoese aufwiesen. Alle anderen Patienten starben an den Folgen einer neu aufgetretenen oder weiterbestehenden Sepsis. Die Indikation zu Granulozytentransfusionen muB bei Leuk~tmiepatienten im Rezidiv wohl iiberlegt werden, da ein dauerhafier Therapieerfolg nur bei Regeneration der patienteneigenen Granulopoese eintritt.
Vortrag 100 Zur Effizienz der Granulozytentransfusion bei Granulozytopenie verschiedener Genese: Klinische Daten iiber 360 Infektepisoden D. Kamanabroo, Th. Btichner und D. Urbanitz (Medizinische Universit~itsklinik, Manster) Im Zeitraum yon 41/2 Jahren wurden insgesamt 230 erwachsene Patienten mit Granulozytopenie und Infekt mit Granulozytentransfusionen behandelt Die Grundkrankheiten verteilten sich wie folgt: A) Maligne Erkrankungen: 1. Akute Leuk~imien (n = 118), 2. Andere Neoplasie (n = 51); B) Agranulozytosen und Panmyelopathien (n = 60). Bei 360 Infektepisoden wurden insgesamt 3028 Granulozytentransfusionen verabreicht. Die Indikation zur Granulozytentransfusion war gegeben bei kritischer Granulozytopenie (Granulozyten <500/mm a) und Antibiotikaresistentem Fieber >38~ fiir mehr als 2 Tage oder klinisch manifesten Infektzeichen. Zur Beurteilung der Effizienz wurden folgende drei Verlaufsformen yon Infektepisoden unterschieden: 1. Rtickbildung des Infektes bei fortbestehender Granulozytopenie; 2. Rt~ckbildung des Infektes nach Uberwindung der Granulozytopenie; 3. Letaler Ausgang im Infekt. Beherrscht werden konnten Infektepisoden bei akuten Leukiimien (Erstbehandlung und Rezidiv) in 71%, bei anderen Neoplasien in 78%, bei Agranulozytosen und Panmyelopathien in 80%. Aus den vorgelegten Daten wird abgeleitet, dab die Granulozytentransfusion bei richtiger Indikationsstellung und konsequenter Durchfiihrung die Infekt-bedingte Letalit~it bei Granulozytopenien verschiedener Genese verringern kann.
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Vortrag 101 Einsatz yon Granulozytenkonzentraten bei granulozytopenischen Patienten P. H~cker, M. Mann, E. Krasa, E. Pittermann und W. Schmidmayer (Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien - Intensivblutbank,III. Medizinische Abteilung, Ludwig Boltzmann-Institutfar Leukftmieforschung und H~imatologie, Hanusch-Krankenhaus Wien, Osterreich) Im Zeitraum vom 1.12. 1978 bis 30.4. 1980 wurden 750 Granulozytenkonzentrate ausgegeben. Die Indikation zur Granulozytentransfusion war in allen FNlen eine Granulozytopenie unter 1,0 • 109/L und Fieber fiber 38,5~ Ein Erfolg mit Granulozytentransfusionenkonnte bei jehen Patienten beobachtet werden, bei denen es zur Erholung des Knochenmarkes kam. Bei Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung brachte auch eine intensive und langanhaltende Granulozytensubstitution kein positives Ergebnis. Die bisherigen Erfahrungen lassen den SchluB zu, dab Granulozytenkonzentrate mOglichst in hohen Dosen evtl. zwei- bis dreimal ffiglich und kontinuierlich bis zur Beherrschung der Infektion und/oder Erholung des Knochenmarkes gegeben werden sollen.
Vortrag 102 Gefrierkonservierung von Thrombozyten mittels Hydroxy~ithylst~irke H. Linker, N. Janser, W.-D. Hirschmann und R. Gross (Medizinische Universit~tsklinik KNn) An Hand von in vitro-Testen wurde fberpraft, ob Hydroxy~thylstfirke alternativ fftr DMSO far die Gefrierkonservierung yon Thrombozyten in Betracht kommt. Hydroxy~ithylst~irkeist atoxisch und kann mit konservierten Thrombozyten fbertragen werden. Es wurde niedermolekulare Hydroxy~ithylst~rke vom Molekulargewicht 150000 in einer Konzentration von 14% verwendet. Mit Hilfe des Ausbreitungstests konnte im Vergleich zu den mit 5%igem DMSO kryokonservierten P1Mtchen ein relativ hoher Anteil funktionsf~ihiger Thrombozyten nach dem Auftauen unter dem Schutz der Hydroxyfithylst~trke gefunden werden.
Vortrag 103 Ver~inderung der Thrombozytenfunktion bei Spendern fiir die Thrombopherese mittels diskontinuierlieher Zellseparation L. Balleisen, D. Kamanabroo, P. Wucherpfennig und ~h. Bi~chner (Med. Klinik A der Universit~t Mfnster) Die Gewinnung von Thrombozytenkonzentraten mittels Zellseparation, die von uns mit einer Hemonetics Modell 30 durchgeft~hrt wird, stellt einen erheblichen Fortschritt in der Behandlung oder Pr~ivention lebensbedrohlicher Blutungen bei Thrombozytopenie dar. Wlr sind der Frage nachgegangen, ob dieser Fortschritt m6glicherweise mit einer gewissen Blutungsbereitschaft der Spender erreicht wird. Dazu wurden unmittelbar vor und nach Zellseparation bei 25 Probanden die Thrombozytenzahl, die Blutungszeit nach Ivy, die durch Kollagen, ADP und Adrenalin induzierte Thrombozytenaggregation, der Pl~ittchenfaktor 3 in Thrombozyten und Plasma sowie der Serotingehalt der Thrombozyten bestimmt. Es findet sich eine erhebliche Verl~ngerung der Blutungszeit, ein deutlicher Abfall der peripheren Thrombozytenzahl und eine insgesamt verschlechterte ReaktivitM der Thrombozyten als Ausdruck einer erworbenen Thrombozytopathie. Die Ergebnisse zeigen, dab die Spender unmittelbar nach der Thrombopherese mittels diskontinuierlicher Zellseparation eine deutliche Blutungstendenz aufgrund einer verminderten Thrombozytenzahl und eines erworbenen Thrombozytendefekts aufweisen.
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Vortrag 104 Thrombozytenersatz: Retrospektive Untersuchung zur Indikationsstellung und Hiiufigkeit yon Thrombozyteniibertragungen H. Linker, R. Janser und tL Gross (Medizinische Universitiitsklinik K61n) In einer retrospektiven Untersuchung wurden die Krankenakten von 444 Patienten mit Tumoren und malignen h~imatologischen Erkrankungen ausgewertet. Es sollte geprtift werden, wie h~iufig Thrombozyten tibertragen wurden, welcher Art diese Ubvrtragungen waren und wie die Indikation gestellt worden war. Diese Patienten benOtigten 1960 Thrombozytenkonzentrate. Die Konzentrate wurden aufgrund folgender Indikationsstellung gegeben: 19.9% wurden bei einer ldinisch registrierten h/imorrhagischen Diathese und bei "[hrombozytenzahlen von unter 30000/~1 verabreicht, 6.8% bei klinisch manifester h~imorrhagischen Diathese und bei Thrombozytenzahlen yon t~ber 30000/~1, 53.3% bei Thrombozytenzahlen unter 30000/~1, ohne dab klinisch vine Blutungsneigung vorlag und 20% bei Thrombozytenzahlen von tiber 30000/t~l, ohne dal3 eine Blutung vorlag. Es wurde eine Zuordnung der LIbertragung zu den Wochentagen vorgenommen, wobei sich mit 42% eine deutliche Hiiufung von Transfusionen an Freitagen herausstellte. Die Indikationsstellung an Hand yon Pl~ittchenzahl und -funktion wird diskutiert.
Vortrag 105 Diagnose und Verlaufskontrolle von Infektionskrankheiten bei Tumorpatienten mit HUfe neuer serologischer Testverfahren H. Mauch und P. G. Scheurlen (Med. Univ.-Klinik und Poliklinik, Homburg/Saar) Die starke Zunahme von Infektionen durch gramnegative und grampositive Bakterien, Pilzv, Mykobakterien, Viren u.a. bei Patientvn mit Immuninsuffizienz I/igt eine verbesserte Diagnostik zur rechtzeitigen Erkennung dieser Erkrankungen zwingend notwendig erscheinen. Die Erregeranziichtung ist eine nicht zu ersetzende diagnostische Methode, sie ist jedoch relativ zeitaufwendig, und ihre Ausbeute ist nicht immer zufriedenstellend. Fiir die Virusdiagnostik (Hepatitis, Rotaviren usw.) sind eine Reihe von serologischen Tests mittels radiomarkierter bzw. enzymmarlderter Substanzen zur zuverlassigen und schnellen Diagnostik entwickelt worden. Far bakterieUe oder Mykose-Infektionen mit Septikamie oder Organ-Infektionen sowie ft~r Tuberkulose-Erkrankungen fehlen noch entsprechende Testmethoden. Wir berichten tiber den Einsatz von radio- bzw. enzymimmunologischen Testverfahren zum Nachweis spezifischer Antik6rper und Antigene far die serologische Diagnostik yon Candidosen und TuberkuloseErkrankungen.
Vortrag 106 Ceruletid-Behandlung bei Zytostatika-bedingter Darmatonie und paralytischem Ileus B. Neidhardt, G. Hartwich und H.J. K6nig (Med. Klinik und Poliklinik, Erlangen) Als unerwtinschte Nebenwirkungen einer zytostatischen Behandlung, besonders mit Vinca-aikaloiden, k6nnen Darmatonie, Subileus und selbst das Vollbild vines schweren paralytischen Ileus auftreten. Diese Komplikationen sind zwar nicht sehr haufig, im Einzelfall jedoch gravivrend, die therapcufische BeeinfluBbarkeit bislang gering. Angesichts dieser therapeutisch unbefriedigenden Situation hielten wir bei drei Patienten mit Zytostatika-bedingtem Ileus und schwerer Darmatonie einen Therapieversuch mit Ceruletid (Takus) for gerechtfertigt, einem Dekapeptid, das erfolgreich bei einer postoperativen Darmatonie eingesetzt werden kann. In allen drei Fallen konnte durch die Ceruletid-Behandlung eine rasche Normalisierung der Darmpelistaitik erreicht werden. Aufgrund der eigenen Beobachtungen und der in der Literatur mitgeteilten Erfahrungen hMten wir die Anwendung von Ceruletid bei Zytostafika-bedingtern Ileus bzw. schwerer Darmatonie for vine empfehlvnswerte BehandlungsmaBnahme.
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Vortrag 107 Strukturformen und Prognose maligner Lymphome im Knochenmark R. Bartl, R. Burkhardt und G. Kettner (Abt. ftir Knochenmarksdiagnostik an der Med. Klinik Innenstadt der Universit/it Miinchen uud Abt. tar H~matomorphologie im Institut far GSF, Miinchen) Die retrospektive Studie bezieht sich auf Beckenkammbiopsien von 1533 unbehandelten Patienten mit malignen Lymphomen. Die histologischen und klinischen Daten einschliel31ich der Oberlebenszeiten der Patienten wurden statistisch ausgewertet. H/iufigkeit des Knochenmarkbefalls bei NHL uiedrigen Malignit~itsgrades (n = 704): 75%, NHL hohen Malignit~itsgrades (n -- 11): 35%, M. Hodgkin (n = 714): 14%. Die Klassifikation der NHL im Knochenmark kann sich auf die bereits erprobten Kriterien der Lymphknotenhistologie sttitzen. Als Basis for eine histologische Stadieneinteilung bei systemischen NHL kann die prozentuale Infiltratmenge in der Knochenmarkbiopsie verwendet werden. Beim M. Hodgkin bedeutet der Nachweis eines Knochenmarkbefalls die Einstufung in das klinische Stadium IV. Wie in der Lymphknotenhistologie bedeutet ein hoher Lymphozytengehalt im lymphogranulomatOsen Gewebe eine giinstigere Prognose. Hodgkin-Patienten mit Epitheloidzellgranulomen im Knochenmark waren prognostisch am gtinstigsten einzustufen. Die Knochenmarkbiopsie erwies sich bei malignen Lymphomen als eine diagnostisch und prognostisch ergiebige Untersuchungsmethode. Sie erg/inzt die Lymphknotenhistologie vor allem auf folgenden Gebieten: Erstdiagnose yon Haarzell-Leuk~imien und von anderen auf das Knochenmark beschr/inkten Lymphomen, histologische Stadieneinteilung systematischer Non-Hodgkin-Lymphome, Nachweis und Klassifikation des Knochenmarkbefalls bei M. Hodgkin.
Vortrag 108 Ergebnisse der explorativen Laparotomie mit Splenektomie in den Stadien IA bis IIB des M. Hodgkin P.S. Mitrou, M. Lemm-Knoblach, M. Fischer, R.M. Seufert, R. Silber, Ch. Hottenrott und A. Encke (Zentrum der Inneren Medizin, Abt. far H~imatologie und Zentrum der Chirurgie, Abt. far Allgemein- und Abdominalchirurgie der Universit/it Frankfurt am Main) Wir berichten t~ber die Ergebnisse der explorativen Laparotomie bei M. Hodgkin in den klinischen Stadien IA bis IIB, einschliel31ich IE und IIE. Von den 68 seit 1972 operierten Patienten befanden sich 24 im klinischen Stadium I und 44 fin klinischen Stadium II. Die histologische Klassifikation ergab eine lymphozytenreiche Form bei 16, eine nodul~ir sklerosierende Form bei 21, einen Mischtyp bei 28 und eine lymphozytenarme Form bei zwei Patienten. In einem weiteren Fall ist die histologische Klassifizierung unbekannt. Nach der Laparotomie mugte bei 14 der 68 Kranken (20%) die Stadieneinteilung ge~indert werden. In zwei FNlen war die klinische Stadieneinteilung unsicher und konnte durch die Laparotomie gekl/irt werden. Bei vier yon 24 Patienten im Stadium I (16,5%) und neun von 44 (20,5%) im Stadium II wurde pathologisch-anatomisch ein Stadium III oder IV diagnostiziert. Die Ergebnisse werden unter Berticksichtigung der histologischen Typen der Lymphogranulomatose und der Operationstechnik weiter analysiert.
Vortrag 109 Zur diagnostischen Splenektomie bei Morbus Hodgkin P. PStzi, P. Aiginger, R. Kolb und J. Kfihb6ck (II. Med. Univ.-Klinik, Wien, Osterreich) Bei 42 Patienten unseres Krankengutes mit Morbus Hodgkin wurden an der I. Chirurg. Univ.Klinik Wieu ,Staging"-Laparotomien durchgefuhrt. Das klinische Staging umfaBte neben einer Tomographie des Mediastinums, i.v. Pyelographie, Leber- und Milzscan, Gesamtk6rperkno-
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chenscan, eine Ultraschalluntersuchung, sowie eine Knochenbiopsie. In den letzten Jahren wurden diese Untersuchungen durch eine Computertomographie des Abdomens erg~inzt. Die Mehrzahl der Patienten befand sich im klinischen Stadium II und III. Als AusschluBgrtinde wurde die lymphozytenarme Form (,,Hodgkin-Sarcom"), ein zu schlechter Allgemeinzustand und ein zu hohes Alter berticksichtigt. In rund 30% der Falle ergab sich eine Amderung des Stadiums durch die histologische Untersuchung von Milz, Leber und Lymphknoten. Es mul3 offenbleiben, ob dutch Verbesserung der nicht invasiven Untersuchungsmethoden die Indikation zur Splenektomie gezielter gestellt werden kann.
Vortrag 110 Komplikationen und Mortalit~it der explorativen Laparotomie und Splenektomie bei Lymphogranulomatoseund anderen h~imatologischen Erkrankungen R~M. Seufert, R. Silber, A. Encke, W. B~3ttcher, P. Mitrou und M. Fischer (Zentrum der Chirurgie, Abt. Allgemein- und Abdominalchirurgie und Zentrum der Inneren Medizin, Abt. H~imatologie der Universit~tt, Frankfurt am Main) W/ihrend der letzten 10 Jahre wurden 270 Patienten wegen maligner hamatolog. Erkrankungen splenektomiert (48% aller Splenektomien). Am h~tufigsten wurde die Milz im Rahmen einer Staging-Operation bei Morbus Hodgkin entfemt (n = 193); 56 maligne Non-HodgkinLymphome wurden tiberwiegend aus diagnostischen Grtinden, seltener wegen therapeutischer Probleme operiert, w~hrend bei der Osteomyelosklerose (n -- 21) die teilweise erhebliche Vergrtgerung des Organs den Eingriff indizierte. Die Letalit~it betrug insgesamt 2,2%; Todesf~ille betrafen mit einer Ausnahme Patienten jenseits des 50. Lebensjahres: 4mal septische Komplikationen bei OMS (n = 2) und mal. Lymphom (n = 2); eine intraoperativ unerkannte Magenverletzung und eine gallige Peritonitis nach Leberbiopsie waren far die beiden letalen Ausg~tnge bei Patienten mit M. Hodgkin verantwortlich. Sonstige Komplikationen traten bei 20,7% auf: Pleuritiden und Pneumonien (10,4%), Wundheilungssttrungen (5,2%), ,,Milzfieber" (3,8%), thromboembolische Komplikationen (1,1%), Nachblutungen (0,74%). Die Schnittftihrung (median, paramedian links, Rippenbogenrandschnitt) beeinflul3te die Komplikationsrate nicht. Selbst unter Einrechnung der genannten Komplikationen ist die Staging-Operation zur Sicherung des therapeutischen Konzepts, das im eigenen Krankengut in 25% ge~mdert werden mul3te, nicht zu umgehen. Dabei wird der Chirurg, der allein die Verantwortung for den Eingriff tr~tgt, in j edem Einzelfalle Risiko gegen diagnostischen Wert kritisch abw~igen mtissen.
Vortrag 111 Sequentielle Chemotherapie maligner Lymphome hohen Malignit~itsgrades, Stadium III und IV Eine PUot-Studie M. Fischer und P.S. Mitrou (Zentrum der Inneren Medizin, Abt. for Hamatologie, Universit~it Frankfurt am Main) Wir berichten tiber die Therapieergebnisse mit einer sequentiellen Chemotherapie bestehend aus V~ncristin, Cyclophosphamid, Bleomycin und Prednison (Teil A) und Adriamycin, CytosinArabinosid, 6-Thioguanin und Prednison (Teil B) bei hochmalignen Lymphomen der Stadien III und IV. V~erzehn Patienten sind bisher in die Pilot-Studie aufgenommen worden, drei mit centoblastischem, sechs mit lymphoblastischem, vier mit immunoblastischem und ein Patient mit tmklassifizierbarem NHL. Zehn der 14 Kranken wiesen prognostisch ungtinstige Faktoren auf. Von den 14 Patienten werden 11 l~tnger als 6 Monate behandelt, davon ist der Verlaufvon zwei Kranken nicht beurteilbar. Bei acht der neun beurteilbaren Kranken wurde eine komplette Remission erzielt. Drei von ihnen rezidivierten nach Induktion der kompletten Remission (6, 8 und 11 Monate nach Therapiebeginn). Eine Patientin verstarb, die zwei anderen Patienten befinden sich in der Reinduktionstherapie.
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Vortrag 112 Polychemotherapie hochmaligner Lymphome, Verl~ingerungder Uberlebenszeit durch Adriamycin E. Neumann, P. Bettelheim, W. Hinterberger, K. Lechner und J. Schwarzmeier (I. Med. Univ.Klinik, Wien, Osterreich) Die Therapieprotokolle yon 36 Patienten mit hochmalignen Lymphomen wurden ausgewertet. Die Patienten wurden einem klinischen Staging unterzogen, eine explorative Laparotomie wurde nicht durchgeftihrt. Zur Therapie wurden Kombinationen aus folgenden Substanzen verwendet: Cyclophosphamid, Vincristin, Adriamycin, Bleomycin und Prednisolon. Ftinfzehn von 36 Patienten erreichten eine CR, drei eine PR und achtzehn waren Therapieversager. Die mediane Uberlebenszeit aller behandelter Ffille betrug 12 Monate. An Hand yon acht Paaren mit vergleichbaren Patienten konnte im Wilcoxontest ein signifikant l~ngeres Oberleben der Adriamycin-behandelten Patienten gesichert., werden (p <0,02). Weiters beeinflussen das Lebensalter und der histologische Typ die Uberlebenszeit. AbschlieBend werden die Komplikationen der Therapie referiert und auf die H~ufigkeit des ZNS-Befalles hingewiesen.
Vortrag 113 Maligne Lymphome - Langzeittherapie mit Trofosfamid J. Ktihb6ck, P. Aiginger und P. P6tzi (II. Med. Univ.-Klinik, Wien, Osterreich) Es wird i~ber 15 Patienten mit malignen Lymphomen (Morbus Hodgkin, Non-Hodgkin inkl. Mycosis fungoides) berichtet, welche einer Langzeit-(Dauer-)therapie mit Trofosfamid unterzogen wurden. Bei Tagesdosen von 100-200 mg wurden tiber einen Zeitraum von 6-53 Monaten Gesamtdosen yon 23 000 his 210000 mg Trofosfamid verabreicht. S~imtliche Patienten befanden sich auf die Dauer der Therapieperiode in klinischer (Voll- bzw. Teil-)Remission his zur Resistenzentwicklung. Bei ausgezeichneter Allgemeinvertrgglichkeit standen die Mmatologischen Nebenwirkungen (dosisabh~ngige Leukopenien, dosisunabh~ingige An~imien) im Vordergrund. Knochenmarkuntersuchungen (Punktion, Biopsie) ergaben neben allgemeiner Zellverminderung bzw. Reduktion der Granulopoese eine makro-megaloblastische Reifungsst6rung der Erythropoese. H~imorrhagische Zystitiden wurden nicht beobachtet.
Vortrag 114 Therapiem6glichkeiten bei gastrointestinalen Lymphomen G. Hartwich, H.J. K6nig und K von Roemeling (Med. Klinik mit Poliklinik der Universit~it, Erlangen) Die Prognose der prim~iren gastrointestinalen Lymphome ist bei rechtzeitiger Diagnose eher gut. Einigkeit besteht darin, dab prim~ire Lymphome einer chirurgischen Behandlung zugef'tihrt werden sollten, unter Umst~inden kombiniert mit einer Strahlentherapie. Bei inoperablen Tumoren oder Patienten, denen man einen chirurgischen Eingriff nicht mehr zumuten kann, kommt allein die Strahlentherapie in Frage. Bei sekund~iren gastrointestinalen Lymphomen erfolgt die Behandlung im Rahmen der Grundkrankheit. In der Regel kommt eine zytostatische Behandlung zur Anwendung oder eine kombinierte Chemo-Strahlentherapie. Bei Lymphomen mit niedrigem MalignitMsgrad kann unter Umst~inden eine zytostatische Monotherapie ausreichen, in der Regel wird man sich jedoch zu einer kombinierten Behandlung entschlieBen. Unsere eigenen Erfahrungen mit gastrointestinalen Lymphomen beruhen auf bislang 79 Patienten. Die meisten der yon uns gesehenen Lymphome waren sekund~re Lymphomansiedlungen im Magen-Darm-Bereich und wurden entsprechend einer Chemotherapie unterzogen. Dabei lieBen sich eindrucksvolle und zum Teil langanhaltende Tumorrtickbildungen erzielen. Die Behandlungsresultate werden in zahlreichen Verlaufsbeobachtungen dokumentiert.
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Vortrag 115 Therapieergebnisse bei zuvor behandelten Patienten mit Non-Hodgkin-Lymphomen. R. Herrmann, M. Barcos und L. Stutzman (Med. Univ.-Klinik, Heidelberg, BRD; Roswell Park Memorial Institute, Buffalo, USA) Sechsundneunzig von 225 Patienten, die yon 1971-1975 wegen eines Non-Hodgkin-Lymphoms primer behandelt worden waren, befanden sich in einer zumindest vier Jahre andauernden Vollremission. Von den tibrigen erhielten 93 Patienten eine Zweitbehandlung. Basierend auf der ursprtinglichen histologischen Klassifizierung wurden sie in eine prognostisch gOnstige (45 Patienten) und eine prognostiseh nngiinstige (48 Patienten) Gruppe eingeteilt. AUe Patienten wurden mit Kombinationschemotherapie behandelt und einige erhielten zus~itzlich eine Bestrahlung aufprominente Tumormanifestationen. In der gtinstigen Gruppe wurde bei 36% eine Vollremission erreicht, eine Teilremission bei 31% und weniger als eine Teilremission bei 33% der Patienten. In der ungiinstigen Gruppe erreichten 23% eine Vollremission, 48% eine Teilremission und 29% erreiehten weniger als eine Teilremission. Patienten beider Gruppen, die eine Vollremission erreicht hatten, wiesen eine signifikant bessere Oberlebenszeit auf. In der gt~nstigen Gruppe war die mittlere (~rberlebenszeit for Patienten mit einer Vollremission 66 Monate, for Patienten nach einer Teilremission 31 Monate und for Patienten, die weniger als eine Teflremission erreicht hatten, 17 Monate. In der ungt~nstigen Gruppe betrugen die entsprechenden Zeiten 32, 12 und 11 Monate. Die mittlere Vollremissionsdauer betrug 20 Monate in der ganstigen und 12 Monate in der ungtinstigen Gruppe. Nach dem Ablauf von 24 Monaten wurden keine Rezidive mehr gesehen, wobei sieben Patienten zumindest 2 Jahre rezidivfrei sind. Unsere Ergebnisse best~ttigen die schlechte Prognose for zuvor behandelte Patienten mit Non-Hodgkin-Lymphomen. Sie zeigen jedoch, dab es m6glieh ist, bei einer kleinen Anzahl yon Patienten l~ingere krankheitsfreie Intervalle oder m~glicherweise sogar Heilungen zu erzielen.
Vortrag 116 Ergebnisse der ABVD-Behandlung bei der Lymphogranulomatose W. Gagmann, L. Per~nyi, H. Pralle, H. L~ffier (Zentrum for Innere Medizin, Abt. for H~imatologie und Onkologie, der Universit~t, Giel3en) Wir haben zwischen dem 1.7. 1976 und dem 1.5. 1980 bei 23 Patienten eine ABVD-Behandlung begonnen. Zwei Patienten erhielten sie ein weiteres Mal. Der Nachweis des Rezidivs oder des pfim~iren Therapieversagens war in 4 F~illen histologisch, in 20 F~illen radiologisch bzw. dutch laborchemischen Nachweis eines Leberbefalles erfolgt. Eine Patientin wurde wegen einer ausgepr~tgten B-Symptomatik behandelt. Eine Therapie erfolgte in Kombination mit eiher lokalen Radiotherapie und eine weitere wurde kombiniert mit einer wiederholten COPPq'herapie. Bei 20 Patienten ist die Therapie abgesehlossen. Achtzehn F~ille sind auswertbar. Eine Patientin verweigerte nach einer Infusion die weitere Therapie, eine Patientin verstarb nach einem Zyklus an einer Pneumonitis. In 11 der 18 auswertbaren FNle schritt die Erkrankung fort. Sechs Patienten wiesen keine HodgMnmanifestationen bei Behandlungsende auf (neben der adjuvant behandelten Patientin). Eine bioptisehe Sicherung der Vollremission wurde in keinem Fall durchgefl~hrt. Von diesen sechs Patienten erlitt einer nach 11/2 Monaten ein Rezidiv, ein Patient starb in Vollremission an einer akuten myelomonozyt~iren Leuk~imie und ein weiterer verstarb in Vollremission an den Folgen eines UnfaUs. Vier Patienten leben rezidivfrei 1 bis 15 Monate nach Ende tier ABVD-Behandlung. Der wichtigste prognostische Parameter war in diesem Patientengut das krankheitsfreie Intervall vor der ABVD-Therapie. Ohne ein solches Intervall wiesen 11 yon 13 Patienten auch bei Therapieende noeh Hodgkinmanifestationen auf, w~ihrend yon flinf Patienten mit freiem Intervall vier ohne Krankheitszeichen bfieben.
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Vortrag 117 Differenti~Mdiagnose der Non-Hodgkin-Lymphome vom T-ZelI-Typ, dargestellt am Beispiel eines Falles von lymphoblastischem Lymphom des ,,convoluted" Zelltyps W. Schneider und E. Morgenstern (Medizinische Klinik und Poliklinik, Klinik A der Universit~it, Dasseldorf und Fachbereich Medizinische Biologie der UniversitM des Saarlandes, Homburg/Saar) Ein 21j~ihriger Patient erkrankte akut an stark juckenden Hautinfiltraten bis Walnul3grSl3e im Gesicht und an der behaarten Kopfhaut. Nach mehrw6chiger, erfolgloser Lokalbehandlung wurde er mit den Zeichen einer generalisierten Blutungsneigung in klinische Behandlung t~berwiesen. Ursache der h~imorrhagischen Diathese war ein malignes Non-Hodgkin-Lymphom mit Knochenmarksbeteiligung, leuk~imischer Verlaufsform, Mediastinaltumor und ausgepr~gtem Befall der Haut und des Zentralnervensystems. Die hohe periphere Leukozytenzahl war fast ausschliet31ich bedingt durch ,,cerebriforme" Zellen des ,,convoluted" Zell-Typs. Gleichzeitig war eine doppelseitige Netzhautabl6sung nachweisbar, die sich nach Einleitung einer nur kurzfristigen Vollremission rasch zurackbildete. Trotz ausgezeichneter Anfangserfolge einer zytostatischen Kombinationsbehandlung verstarb der Patient innerhalb von wenigen Wochen an einem ausgepr~igten, therapieresistenten Krankheitsbefall des Zentralnervensystems. Die ausgepr~igte Hautbeteiligung bei Krankheitsbeginn sowie die elektronenmikroskopischen Untersuchungen zum Zelltyp warfen die Frage der Differentialdiagnose zum S6zarySyndrom und anderen Formen des Non-Hodgkin-Lymphoms vom T-Zelltyp auf.
Vortrag 118 DurchfluBzytometrische Uberwachung der Therapie-Effekte bei S6zary-Syndrom G. Zeile (Abteilung ft~r H~imatologie an der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik, Universit~tsklinikum Mainz) Das S6zary-Syndrom ist ein vergleichsweise seltenes malignes Lymphom niedriger Malignitgtsstufe. Neben dem klinischen Erscheinungsbild einer exfoliativen Erythrodermie und einer generalisierten LymphknotenvergrOgerung, ist es vor allem durch eine atypische Lymphozytenpopulation (S6zary-Zellen) vorwiegend des peripheren Blutes und der Haut charakterisiert. S6zary-Zellen sind T-Lymphozyten unterschiedticher Gr613e mit tiefgefalteten, chromatinreichen Kernen, die geh~iuft tetraploid sind und daher mit Hilfe geeigneter DNS-Fluoreszenzfarbstoffe (Akridinorange, Propidiumiodid) durchflul3zytometrisch quantitativ exakt erfal3t werden kSnnen. Im Falle eines 67j~ihrigen Patienten mit S6zary-Syndrom wurden verschiedene Therapieschemata mit einfachen zytofluorometrischen Darstellungsmethoden aberwacht. Gemessen am Rt~ckgang der tretraploiden Zellen aus dem peripheren Blut erwies sich individuell die Kombinationstherapie mit PUVA (Psoralen und UV-A-Licht) 1 x t~iglich, Prednison 30 mg t~iglich, Azathioprin 150 mg tfiglich am wirksamsten.
Vortrag 119 EinfluB der Computer-Tomographie auf die klinische Stadieneinteilung bei malignen Lymphomen W.-D. Schoppe, R.M. Jungblut, J.Yh. Fischer, J. Reimers und W. Schneider (Medizinische Klinik und Poliklinik, Klinik A, der Universit~tt, Dt~sseldort) Die Computer-Tomographie (CT) stellt bei der Stadienzuordnung von Patienten mit malignen Lymphomen eine weitere M6glichkeit in der Festlegung der Erkrankungsausbreitung dar. Besonders die Erkennung von Tumormanifestationen in Milz, Leber, retrocruralen Lymphknoten und Lymphomen im Bereich des Truncus coeliacus gelten als Vorteil der Computer-Tomographie gegent~ber der kaudalen Lymphographie. An 48 Patienten mit einem malignen Lymphom fanden sich folgende Lymphknotenmanifestationen: 6real retrocrural, 5real Milzbefall (Trun-
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cus coeliacus), 15real paraaortal, 5mal iliacal. Die Wertigkeit dieses diagnostischen Verfahrens im Hinblick auf die Beeinflussung der klinischen Stadieneinteilung- auch unter Berticksichtigung der kaudalen Lymphographie - werden diskutiert.
Vortrag 120 Hyperspleniesyndrom bei der Chronischen Lymphatischen Leuk~imie (CLL) Gefahr der falschen Stadienzuordnung nach der RAI-Klassifikation
H. Gamm, J. Preiss und J. Fischer (I. Med. Univ.-Klinik und Poliklinik, Abt. t't~rHiimatologie, Mainz) Die Stadieneinteilung der CLL nach RAI basiert auf dem klinischen Staging. Dabei gehen besonders die Daten des peripheren Blutbildes und die Gr613e der Lymphknoten und der Milz als Parameter ein. Die Indikation zur Behandlung und die Prognose der Patienten richtet sich nach diesem klinischen Stadium. Der Funktionszustand der Milz wird in der RAI-Klassifikation nicht beriicksichtigt. Liegt ein Hyperspleniesyndrom mit konsekutiver An~tmie und/oder Thrombozytopenie vor, erfolgt eine falsche Stadieneinteilung und eine falsche Prognosestellung. Bei 45 Patienten mit einer CLL wurde seit 1968 eine therapeutische Splenektomie durchgefiihrt. Die Indikation zur Entfernung der Milz war durch eine exzessive Organvergr613erung und/oder ein Hyperspleniesyndrom gegeben. Das Hyperspleniesyndrom wurde pr~toperativ quantitativ durch die Kapazit~ttsprtifung der Milz erfal3t. Postoperativ kam es bei Patienten mit Hyperspleniesyndrom zu einem anhaltenden Anstieg der Thrombozyten- und Erythrozytenzahl und damit zur Festlegung in ein niedriges Stadium der Einteilung der CLL nach RAI.
Vortrag 121 ~nderungen der fl-Rezeptorendichte und der cAMP-Produktion in Leuk/imiezeilen Versuch der Korrektur yon Defekten durch Zellfusion
J.D. Schwarzmeier, E. Paietta, D. Lutz und P. H6cker (I. Med. Univ.-Klinik Wien, Osterreich) In letzter Zeit haben Untersuchungen tiber St6rungen humoraler Regulationsvorgange in Leuk~imiezellen zunehmend an Bedeutung gewonnen. Dies betrifft nicht nur zellul~ire Interaktionen, sondern auch die Steuerung bestimmter Stoffwechselvorg~inge in Leukozyten durch hormonelle Substanzen. Wir haben die Verteilung yon fl-adrenergen (Katecholamin-)Rezeptoren und die Aktivierbarkeit der Adenylatcyclase bzw. der cAMP-Produktion bei verschiedenen Leukamiezellformen des Erwachsenen untersucht. Dabei ergaben sich bemerkenswerte Unterschiede: Lymphozyten chronisch lymphatischer Leuk~imien tragen an ihrer Oberfl~iche eine stark verminderte Anzahl yon fl-Rezeptoren und dementsprechend sind diese Zellen durch fladrenerge Substanzen (z. B. Isoproterenol) kaum stimulierbar. An den Blastzellen akuter Leuk~imien sind die Ver~inderungen nicht einheitlich, da es neben Fallen mit einer geringeren Rezeptorendichte auch solche mit tiberm~il3ig vielen Rezeptoren an der Zelloberfl~tche gibt. Gleichzeitig weisen diese Zellen eine extrem starke cAMP-Produktion unter Hormonstimulierung auf. Die pathophysiologische und m6gliche klinische Bedeutung dieser Veranderungen wird diskutiert. SchlielAlich wird tiber Versuche berichtet, mit Hilfe der Zellfusion in-vitro eine Korrektur solcher St/3rungen zu erzielen.
Vortrag 122 Charakterisierung akuter und chronischer Leuk/imieformen mit Polyacryls/iurekiigelchen (PASK) im Vergleich zu immunologischen Markerbestimmungen
G. Jager, E. Thiel und H. Rodt (Institut 0it H~tmatologie der GSF, Mtinchen) Leukamien k6nnen mit Hilfe von Antiseren gegen Membranantigene in verschiedene Untergruppen unterteilt werden. Allerdings ist der apparative und zeitliche Aufwand bei diesen Ana-
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lysen grog. Darum erscheint es uns erstrebenswert, eine Methode auszutesten, die mit geringem Aufwand und ohne Antiseren auskommt. Getestet wurden 70 akute und chronische Leuk~imien. Es wurden von allen Leuk~tmien eine immunologische Diagnose mittels Rosettentestverfahren (E, EoxA, EoxAC) und Immunfluoreszenz erstellt. Parallel dazu wurden alle F~lle mit PASK beladen. Ergebnisse: Myeloische Leukfimien reagierten mit den PASK nicht. Die h6chsten Prozentzahlen positiver Zellen wurden bei der B-CLL ermittelt. Alle Leuk~imien, die mit Anti-cALL reagierten, zeigten eine Anlagernng der Kiigelchen. Eine Abnahme der Zahl positiver Zellen wurde beobachtet, sobald zus~itzlich zum cALL Antigen T-Antigen auf den Zellen auftrat. Akute und chronische Formen der T-Zell-Leuk~imie zeigten keine Anlagerung der PASK.
Vortrag 123 Lektin-Bindung an humane T- und B-Zellen und ZeUinien J. Malin-Berdel, G. Valet, E. Thiel, L. Gt~rtler und T. Forrester (Max-Planck-Institutfl~r Biochemie, Martinsried, Institut fiir H~imatologie der GSF, Institut far Humangenetik der Universit~it Mt~nchen, BRD; Chester Beatty Inst. f. Cancer Research, London, England) Das Ziel dieser Untersuchung war es festzustellen, welche Lektine am besten zwischen T- und B-Zellen verschiedenen Differenzierungsgrades unterscheiden wgrden. Hierzu wurde die Lektinbindung an Lymphozyten des peripheren Blutes untersucht, die t~ber Ficoll-Hypaque Zentrifugation angereichert und durch Rosettierung in T- und B-Zellen getrennt worden waren. Aul3erdem wurde die Lektinbindung an permanent wachsende humane Molt und Jurkat TZellinien, sowie 6410 und NC37 B-Zellinien gepriift. Die Lektine (Erdnul3 (PNL), Ricinus communis (RCA), Soja (SBA), Concanavalin-A(CONA), Phythaemagglutinin (LPHA, EPHA), Ulex europeanus (ULE), Weizenkeim (WGL), Lens culinaris (LCA), Helix pomatia (HPA), Abrus precatorius (ABL), Sarothamnus scoparius (SASF)) wurden fluoreszenzmarkiert und mit lebenden, Formaldehyd fixierten oder Neuraminidase behandelten Zellen inkubiert. Die zellgebundene Fluoreszenz und das Zellvolumenjeder Zelle wurde simultan mit einem Fluvo-Metricell Durchflul3cytometer gemessen. Die T-Zellinienund teilweise auch die peripheren T-Zellen hatten eine niedrigere Rezeptordichte tar WGL, ABL, LCH und LPHA, w~hrend fi~r HPA und PNL eine h6here Rezeptordichte nach Neuraminidasebehandlung der Zellen beobachtet wurden. Quantitativ die gr613te Differenz trat fftr WGL auf, wo sich eine 1.5-3fach h6here Rezeptordichte auf B-Zellen, verglichen mit T-Zellen bzw. Zellinien ergab. Die Lektinbindung an vitale und fixierte Zellen war ~thnlich. Die Schlul3folgerung aus diesen Befunden ist, dab T- und B-Zellen trotz unterschiedlichen Differenzierungsgrades aufgrund der Dichte der Lektinrezeptoren voneinander unterscheidbar sind. Dies ist von m6glichem Interesse far die Charakterisierung yon Subtypen menschlicher Leuk~mien.
Vortrag 124 Zellsynchronisation im Therapiekonzept maligner Erkrankungen, MOglichkeiten und Grenzen 1L Hartenstein, K. Possinger nnd H. Ehrhart (Med. Klinik III, Klinikum Grol3hadern der Universit~it und GSF, Mt~nchen) Autoradiographische Untersuchungen zur Tumorzellsynchronisationmit Vincristin (VCR) und Hydroxyharnstoff (HU) am Ehrlich-Asziteskarzinom, am Yoshida-Aszitessarkom und bei menschlichen Tumorerkrankungen fi~hrten zu folgenden Ergebnissen: 1. Bei Experimentaltumoren mit kurzer Tc und grol3er G.F. bewirkt VCR eine Zellakkumulation in M und HU am G1/S-l]bergang. 2. Eine synchrone Proliferation nach Tumorzellakkumulation kann nur bei Behandlung mit HU nachgewiesen werden. 3. Bei Experimentaltumoren k6nnen sowohl Zellakkumulation dutch VCR, wie auch Zellsynchronisation durch HU im Sinne einer zyklusgerechten seqnentiellen Chemotherapie geniitzt werden. 4. Bei einer ALL und einem Adeno-Ca des Menschen bewirkte VCR eine Zellakkumulation in M, jedoch keine nachfolgende synchrone Proliferation der Tumorzellen. 5. Bei vier soliden menschlichen Tumoren bewirkte HU keine nennenswerte A_nderung des proliferativen Verhaltens. Wir folgern aus diesen Ergebnissen,
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dal3 VDR zur Zellsynchronisation ungeeignet erscheint. Eine Synchronisationstherapie mit HU erscheint bei schnell proliferierenden malignen Erkrankungen zwar mSglich, ihre Uberlegenheir gegent~ber konventioneller Chemotherapie ist bisher jedoch nicht erwiesen. Bei der Mehrzahl solider Ca und Sa des Menschen ist die Synchronisationsbehandhmgohne klinisch-therapeutische Relevanz.
Vortrag 125 Methotrexat und 5-Fluoro-uracil in sequentieller Anwendung: Vorl~iufige Ergebnisse einer Phase-II-Studie bei ausbehandelten Mamma-Karzinomen und gastrointestinalen Adeno-Karzinomen R. Hermann, C. Manegold, D. Fritze und G. Schettler (Med. Univ.-Klinik,Heidelberg) Die Wlrkung yon 5-Fluorouracil (FU) kann durch eine Vorbehandlung mit Methotrexat (MTX) gegeniiber der simultanen Verabreichung gesteigert werden. Um die Anwendbarkeit einer sequentiellen MTX-FU-Gabe zu iiberprt~fen, haben wir zun~ichst eine Phase-I-Studie durchgeft~hrt, fiber deren Ergebnisse an anderer Stelle berichtet wurde. In einer Phase-II-Studie untersuchen wir zur Zeit die Wirkung dieser Kombination bei Patientinnen mit MammaKarzinom, die hormonell, mit CMF und einer Adriamycin-Kombination bereits behandelt sind und eine Progression zeigen. Ferner setzen wir diese Kombination ein bei Patienten mit metastasierenden Magen- und Colon-Karzinomen. MTX wurde in einer Dosierung von 50 mg/ m2 i.v. als Bolus injiziert und sodann in einer Dosierung von 150 mg/m 2 fiber vier Stunden infundiert. Drei Stunden nach Beendigung der MTX-Infusion wurden 900 rag/m2 FU i.v. als Bolus injiziert. Leukovorin wurde in einer Dosierung von 12 mg/m 2, beginnend 24 h nach der ersten MTX-Injektion, alle sechs Stunden insgesamt achtmal verabreicht. Die Zyklen wurden zun~chst in zweiw6chigen, bei Stabilisierung oder Remission der Erkrankung dann in drei- bis vi_erw6chigen Abst~inden durchgef't~hrt. Bisher wurden bei sechs Patientinnen mit MammaKarzinom insgesamt 27 Zyklen verabreicht. Ferner wurden vier Patienten mit Colon-Karzinom und ein Patient mit Magen-Karzinom mit insgesamt 15 Zyklen behandelt. Bei drei Patientinnen kam es zum Auftreten von Mundschleimhautentziindungeninnerhalb der ersten Woche nach Behandlung. Die h~imatologischen Nebenwirkungen waren gering. Bei bisher drei Patientinnen sahen wir unter dieser Behandlung eine Vollremission eines malignen Pleuraergusses, eine Patientin zeigte einen stabilen Verlauf und bei einer Patientin kam es zur Progression. Bei einem Patienten mit metastasierendem Magen-Karzinom, der zuvor mit FU, Adriamycin und BCNU behandelt worden war, kam es zu einer jetzt seit mehr als vier Monaten anhaltenden Teilremission mit Normalisierung der Transaminasen, Reduktion eines tastbaren abdominellen Tumors uiad subjektiver Besserung. Ein Patient mit Colon-Karzinom, bei dem es unter FU-Monotherapie zu einer Progression gekommen war, erreichte ebenfalls eine Teilremission.
Vortrag 126 Charakteristika yon Langzeitiibedebern beim metastasierenden Mammacarcinom W. Schreml und E.D. Kreuser (Abteilung Innere Medizin III, Department fur Innere Medizin, Universit~itUlm) Lanzeitfiberleben ist beim metastasierenden Mammacareinom ein seltenes Ereignis. Eine Charakterisierung der Verl~iufe soleher Patientinnen ist daher yon Interesse. Unter 165 Patientinnen, die 1973-1977 mit neuaufgetretenen metastasierenden Mammacarcinomen in die onkologische Ambulanz aufgenommen wurden, tiberlebten 26 (16%) l~inger als 3 Jahre; sechs Patientinnen sind noeh am Leben (5 + bis 7 + Jahre). Das krankheitsfreie Intervall zwischen Prim~irbehandlung und Metastasendiagnose lag bei 22/26 Patientinnen unter 6 Jahren; die HNfie hatte Befall yon 2 oder mehr Organsystemen (Weichteile 11; Skelett 13; Lunge 11; Leber 4). Prognostische Kriterien, Verlauf, Therapiemodalit/iten werden Ftir die Patientengruppe analysiert.
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Vortrag 127 Ferrokinetik nach hochdosierter Methotrexat-Therapie A. Schalhorn, W. Wilmanns, H. Sauer und G. Stupp-Poutot (Medizinische Klinik III, Klinikum Grol3hadern, Mfinchen) Nach hochdosierter Methotrexat-Therapie wird Leucovorin in niedrigen Dosen zum Schutz schnell proliferierender Wechselgewebe gegeben, bis die Methotrexat-Serumkonzentration einen bestimmten Grenzwert unterschritten hat. Da bisher nicht bekannt ist, ab welchen Methotrexat-Konzentrationen die fiblicherweise angewandten Leucovorin-Dosen zum Schutz einer normalen Erythropoese ausreichen, f'fihrten wir bei zehn Patienten zu unterschiedlichen Zeiten nach Ende der Methotrexat-Infusion eine Ferrokinetik mit Bestimmung der Plasma-Eisen-Verschwindensrate, des Plasmaeisenumsatzes und der 59Eisen-Utilisation durch. Die PlasmaEisen-Verschwindensrate war in allen F~illen mit Methotrexat-Serumkonzentrationen tiber 6,5 x 10-SM und im Einzelfall noch bei 1,3 x 10-s M MTX pathologisch vermindert. Der Plasma-Eisenumsatz als ein (Teil)-MaB der erythropoetischen Aktivitfit des Knochenmarks war oberhaIb 5 x 10-8 M MTX pathologisch erniedrigt. Die 59Eisen-Utilisation als Mal3 der effekriven Erythropoese war nur unterhalb yon 5 • 10-8 M MTX normal. Bei h6heren MTX-Konzentrationen kam es konzentrationsabMngig zu einer verz6gerten und pathologisch erniedrigten Utilisationskurve. Nach diesen Untersuchungen kann festgestellt werden, dab die Erythropoese empfindlicher auf Methotrexat reagiert als die Granulozytopoese und dab erst unterhalb von 5 x 10-s M Methotrexat das Leucovorin zu einer Normalisierung der ferrokinetischen Parameter ftihrt.
Vortrag 128 Schwere cerebrale Komplikationen unter zytostatischer Therapie bei Kindern mit akuten Leukosen J. Mfilier und W. Wahlen (Universit~tskinderklinik, Homburg/Saar) tm eigenen Krankengut traten bei 25 Patienten (22 ALL, 3 AME), die nach den Richtlinien des BFM-Protokolls behandelt wurden, drei schwere cerebrale Komplikationen auf. Ein weiterer Patient wurde uns im Rahmen einer Meningiosis leucaemica zur weiteren Therapie zugewiesen. Zwei Patienten erkrankten w~ihrend der Erstremission, bei dem dritten Patienten wurde nach einem isolierten ZNS-Rezidiv eine zytostatische Kombinationstherapie und anschliegend eine Knochenmarkstransplantation durchgeffihrt, die komplikationslos verIief. Die zwei Patienten mit ZNS-Rezidiv wurden mit intrathekalem Methotrexat behandelt, wobei der eine die cerebrale Symptomatik unmittelbar unter der Therapie entwickelte, der andere wfihrend der prophylaktischen Behandlung mit intrathekalem MTX acht Monate nach Eintritt des Rezidivs. Zwei Patienten verstarben 6 Tage bzw. ein Jahr nach Beginn der Erkrankung und wurden autopsiert. Die Sectio ergab einmal eine zystisch zerfallene Nekrose der rechten Hemisphgre und einmal eine Stammhirnnekrose. Bei einem Patienten mtindete die Erkrankung in einen Zustand v611iger Demenz, bei dem zweiten noch lebenden besteht eine ausgepr~igte neurologische Rechtsseitensymptomatik, feinmotorische St6rungen sowie ein erheblicher Intelligenzdefekt. Die ausftihrliche Diagnostik konnte bei den beiden Kindern, die in Erstremission erkrankten, eine entzandliche Genese der Komplikation wahrscheinlich machen. Bei den Patienten mit ZNS-Rezidiv handelte es sich am ehesten um eine Methotrexat-induzierte Encephalopathie. Die Analyse der klinischen Befunde und cerebralen Diagnostik zeigt, dab bei zwei Patienten die Anfangssymptomatik fehlgedeutet wurde, bei zwei Patienten die diagnostischen Mal3nahmen keine Entscheidungshilfe lieferten und bei drei der vier Patienten eine eindeutige ~itiologische Zuordnung der Erkrankung nicht m6glich war.
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Tubul/ire Enzymausseheidung und Proteinurie nach Behandlung :mit Cis-Ptatinum Hinweise auf eine zus~itzliche glomerul/ire Sch/idigung P.S. Mitrou, J.E. Scherberich, W.A. Mondorf, B. Bouillon, A. Kraft und L. Bergmann (Zentrum der Inneren Medizin, Abt. ft~r Htimatologie und Abt. fiir Nephrologie der Universit~it, Frankfurt am Main) Zur Charakterisierung der nephrotoxischen Wirkung von cis-Platinum (DDP) beim Menschen, untersuchten wir die Ausscheidung des tubultiren Enzyms Alanin-Aminopeptidase (AAP) im Urin, die Ausscheidung tubul~irer Antigene, die Proteinurie mit der SDS-Flachgelelektrophorese und durch die quantitative Bestimmung von alpha-l-Glykoprotein, Albumin und IgG. Die Untersuchungen erfolgten an Patienten mit verschiedenen Tumoren, die DDP in der Monooder Polychemotherapie erhalten haben. Die Ausscheidung yon AAP und von tubul~ren Antigenen sowie des kleinmolekularen alpha-l-Glykoproteins verlaufen nach DDP parallel. Die einfache biochemische Bestimmung des Btirstensaumenzyms AAP gibt somit den Verlauf der tubultiren Sch~idigung wieder. Die qualitative Untersuchung der Proteinurie mit der Flachgelelektrophorese ergibt sowohl eine Zunahme der Ausscheidung nieder- als auch hochmolekularer Proteine. Die quantitativen Bestimmungen zeigen, dab sowohl das niedermolekulare, vom Tubulusapparat stammende alpha-l-Glykoprotein als auch die h6hermolekularen Albumin und IgG vermehrt ausgeschieden werden. Der letzte Befund kann als Beweis ftir eine zustitzliche glomerul~re Schadigung durch DDP gewertet werden. Vortrag 130 Effekte der zytostatischen Langzeitchemotherapie mit Bieomycin auf die H~imatopoese M. IL Nowrousian, U.W. Schaefer, S. Ohl, W. R. Boecker und C.G. Schmidt (Westdeutsches Tumorzentrum, Innere Klinik und Poliklinik Universittits-Klinikum, Essen) Wtihrend Bleomycin relativ geringe akute Effekte auf die Htimatopoese zu haben scheint, ist wenig tiber seine kumulative Toxizitat auf die Blutbildung bekannt. In dieser Studie wurden die Auswirkungen der Langzeitbehandlung mit Bleomycin auf das Knochenmark der Maus untersucht. Hybride weibliche 1=1 (CBA X C 57 BL) Mtiuse mit einem Gewicht yon 20-25 g wurden w6chentlich mit i.p. Inj ektionen yon 21 mg Bleomycin/m2 tiber 44 Wochen behandelt. Die w6chentliche Bleomycindosis ist 1/4-1/5LD~0 f'tir die Maus und entspricht etwa einer Einzeldosis yon 50 mg for einen Menschen mit 70 kg K6rpergewicht. Die in 3~w6chigen Abst~inden vorgenommenen Bestimmungen der Zellularit~t des Knochenmarks und der Konzentration yon CFU-S zeigten keine persistierenden Unterschiede zwischen der behandelten und unbehandelten Gruppe von Mtiusen. Urn die Proliferationskapazittit des Knochenmarks und das replikative Verhalten der h~matopoetischen Stammzellen zu untersuchen, erfolgten in der 35. und 44. Woche der Behandlung zustitzliche Untersuchungen mit der Diffusionskammertechnik. In diesem System wurden die Schwankungen der totalen Zellzahl und der Konzentrationen von CFU-S und CFU-C ermittelt. Dartiber hinaus wurde mit Hilfe von Hydroxyurea der Status dieser Zellen im Zellzyklus herausgestellt. Es land sich kein signifikanter Unterschied in der Proliferationsaktivittit der totalen Zellzahl und dem replikativen Verhalten der Stammzellen zwischen der Bleomycin-behandelten Gruppe und der Kontrollgruppe.
Vortrag 131 Chemotherapieversuche an autochthonen Rattenleuk/imien, die durch ~thyl-nitrosoharnstoff induziert wurden W.J. Zeller, K. Reusch und D. Schmttl (Institut flJr Toxikologie und Chemotherapie, DKFZ, Heidelberg) Der Effekt einer klinisch wirksamen Substanzkombination (Vincristin, Adriamycin, CytosinArabinosid) gegentiber einer transplantierten akuten Rattenleuk~imie (L 5222) und gegentiber
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autochthonen akuten Rattenleuk/~mien wird in einem nichttoxischen Dosisbereich verglichen. Die Ratten mit transplantierter Leuk~tmie verstarben nach 4 ohne Unterbrechung gegebenen Therapiecyclen; Remissionen wurden nicht erreicht. Die gleiche Behandlung, die zus~ttzlich durch einw~Schigetherapiefreie Intervalle unterbrochen werden konnte, bewirkte bei allen Ratten mit autochthoner Leuk~imie eine komplette Remission. Das unterschiedliche Ansprechen beider Leuk~,mieformen auf die Therapie wird in erster Linie auf Unterschiede in der Kinetik zuriickgeflihrt. Die Vergleichbarkeit transplantierter und autochthoner Rattenleuk~imien mit der akuten Leuk~imie des Menschen wird diskutiert.
Vortrag 132 Terminale Transferase: Ihre Bedeutung in der Differentialdiagnose h~imatologischer Erkrankungen E. Paietta und J. D. Schwarzmeier (I. Med. Univ.-KlinikWlen, (Jsterreich) Die Bestimmung des Enzyms terminale Desoxynucleotidyltransferase (terminale Transferase = TdT) stellt heute eine unerl~131icheVoraussetzung in der h~matologischen Differentialdiagnose dar. Wir haben bei 80 Patienten mit verschiedenen h~matologischen Erkrankungen die TdTAktivit~it bestimmt und zur Klassifizierung leuk~mischer Zellen herangezogen. Die therapeutische Verwertbarkeit der TdT-Messung (Markenenzym Cortison-empfindlicher Zellen) wird diskutiert. Im besonderen wird auf die Blastenkrise der chronisch myeloischen Leuk~imie eingegangen und an Hand eines Falles, der fiber lange Zeit verfolgt werden konnte, die Bedeutung der TdT flir die Verlaufskontrolle dieser Erkrankung besprochen.
Vortrag 133 Zytochemische und elektronenoptische Untersuchungen an einer Familie mit Alderscher Granulationsanomalie (GA) R.E. Scharf, E. Morgenstern und W. Schneider (Medizinische Klinik A der Universit~it Diisseldorf und Fachrichtung Medizinische Biologie der Universit~it des Saarlandes, Homburg/Saar) Bei einer 27j~ihrigen Patientin, die wegen rezidivierender Fieberschiibe stationer untersucht wurde, fielen in den nach Pappenheim gef~irbten Blutausstrichen an Lymphozyten, Neutrophilen und Monozyten rotviolett tingierte Granula auf. Hierbei handelte es sich nicht um toxische Granulationen, sondern um eine Aldersche GA, die auch beim Vater, bei allen vier Geschwistern sowie bei einem Sohn der Patientin bestand. Die Sternalmarkausstriche der betroffenen Familienmitglieder zeigten in allen myeloischen Vorstufen eine starke, homogene Granulierung, die typischerweise nach Methylalkoholfixierung nicht mehr nachweisbar war. Zytochemisch fand sich ein regelrechter Ausfall der Peroxidase-, der PAS-, der alpha-NE-, der sauren Phosphatase- und der Sudanschwarz-Reaktion. Zus~tzlich ergab sich die M/Sglichkeit, an den Knochenmark-Pr~iparaten erstmats elektronenmikroskopische Untersuchungen zu dieser Granulationsanomalie durchzufl~hren. Dabei wurde festgestellt, dab im Gegensatz zu allen bisher bekannt gewordenen FNlen von Alderscher GA auch die Erythro- und Thrombozytopoese betroffen waren. Bei keinem der von uns untersuchten Familienmitglieder fanden sich klinisch, r6ntgenologisch oder biochemisch Anhaltspunkte fur eine Skelettanomalie oder KH-Stoffwechselst6rung, welche in 74% der bisher mitgeteilten F~illeyon Alderscher GA in Erscheinung traten (Pfaundler-Hurlersche und Morquiosche Krankheit). Die yon uns erhobenen zytochemischen und elektronenoptischen Befunde werden aus klinischer und morphologischer Sicht vorgestellt und diskutiert.
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Vortrag 134 Therapie mit HLA-kompatiblen Thrombozyten-Konzentraten und Wirksamkeitskontrolle bei typischen angeborenen und erworbenen Thrombozytopathien Verlaufsbeobachtungen bei May-Hegglin'scher Anomalie und Evans-Syndrom P. Hellstern, P. G. Scheurlen und E. Wenzel (Abt. t't~rKlin. H~imostaseologie und Transfusionsmedizin und I. Med. Univ.-Klinik, Homburg/Saar) Die klinische Symptomatik und die typische Laborbefundkonstellation der May-Hegglin'schen Anomalie wird an Hand der bei drei Patienten ermittelten Befunde aufgezeigt. Neben dem Nachweis von Doehle'schen EinschluBk6rperchen und von Riesenthrombozyten stellen die Elektronenmikroskopie sowie die Ermittlung der relativen Volumenh~iufigkeitsverteilung der Thrombozyten wichtige Erg~inzungsmethoden zur Sicherung der Diagnose dar. Durch den Nachweis einer stark verkfirzten Pl~ittchent~berlebenszeit bei t~berwiegendem Abbau in der Leber konnte die Ursache for die fast immer vorhandene Thrombozytopenie gefunden werden. Bei einer Patientin mit May-Hegglin'scher Anomalie wird die blutungsverht~tende Therapie mit Blutgruppen- und HLA-kompatiblen Thrombozyten-Konzentraten erl~iutert. Bei einer Patientin mit Evans-Syndrom wird die klinische Symptomatologie, die Laborbefundkonstellation sowie die blutungsverht~tende Therapie mit Thrombozyten-Konzentraten w~ihrend einer Cholezystektomie und Splenektomie aufgezeigt. Die relative Thrombozytenvolumenh~ufigkeitsverteilung stellt bei diesem Krankheitsbild wie bei anderen angeborenen und erworbenen Thrombozytopenien ein wichtiger Parameter zur Verlaufskontrolle und zur Absch~itzung der Blutungsneigung dar.
Vortrag 135 Anstieg der Thrombozyten bei idiopathischer thrombozytopenischer Purpura (ITP) dutch eine induzierte passagere funktionelle Asplenie J. Preiss, H. Gamm, I. Schniepp und J. Fischer (Abteilung tar H~matologie an der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik, Universiffttskliniken Mainz) Trotz schrittweiser Therapie der ITP mit Cortisonderivaten und Splenektomie ist bei ca. 25% der Patienten kein dauerhafter Anstieg der Thrombozytenzahl zu erreichen. Eine sichere Vorhersage des Therapieerfolges ist bisher nicht m6glich. Die vermehrte Sequestration der Thrombozyten bei der ITP durch die Milz wurde mit Hilfe einer f2rberlebenszeitbestimmung markierter Tnrombozyten mit Organaktivit~tsmessung t~ber der Milz nachgewiesen. Durch eine l~berlastung der Milz mit kt~nstlich induzierten Sph~irozyten kann eine passagere funktionelle Asplenie erreicht wcrden. Bei 20 Patienten mit einer ITP wurde durch eine Kapazit~itsprafung eine funktionelle Asplenie erreicht. Vor und nach dieser Untersuchung wurde eine Verlaufskurve der Thrombozytenzahlen aufgestellt. Dabei kam es bei 75% der Patienten zu einem signifikanten Anstieg der Thrombozyten t~ber mehrere Wochen bis Monate bis in den Normbereich. Diese den Patienten wenig belastende Untersuchung ergibt wichtige Hinweise far die weitere Therapie und Prognose der Erkrankung.
Vortrag 136 Gesteigerte in vivo Thrombozytenaktivit[it bei Patienten mit zerebraler Isch~imie R.E. Scharf, M. Hennerici und W. Schneider (Medizinische Klinik A und Neurologische Klinik der Universit~it, Dt~sseldort) Bei 32 jangcren Patienten (9 mfinnl.; 23 weibl.; Alter unter 45 J.), die eine transiente oder manifeste zerebrale Isch~mie ohne dopplersonographisch, computertomographisch oder angiographisch fal3bare Gef~il3erkrankung erlitten hatten, wurde die in vivo Thrombozytenaktivit/it untersucht. Hierzu diente die radioimmunologische Bestimmung der ]3-ThromboglobulinSpiegel (fi-TG) im pl~tttchenarmen Plasma. Im Parallelversuch wurde die/%TG-Konzentration ohne und mit Zugabe von 10-6M Prostaglandin E1 (PG El) zu den kommerziell erhSltlichen
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Testr6hrchen (Amersham) gemessen. Die fi-TG-Plasmaspiegel der Patienten waren signifikant um den Faktor 3 gegent~ber einem altersbezogenen Kontrollkollektiv erh6ht. Zugabe von PG E1 setzte die fi-TG-Werte in beiden Gruppen gleichsinnig um jeweils 50% herab: mit PG E1 ergaben sich for die Patienten 58.8 :t: 27.2 ng/ml und far die Kontrollgruppe 20.6 + 9.4 ng/ml. Eine Korrelation zwischen Schweregrad der neurologischen Aust'~ille und HOhe der fl-TG-Spiegel bestand nicht. Der Nachweis signifikant erh6hter Plasma-fl-TG-Konzentrationen bei jfingeren Patienten mit transitorischen isch/~mischen Attacken und Insulten l~iBt eine gesteigerte ThrombozytenaktivitM als m6glichen pathogenetischen Mechanismus vermuten.
Vurtrag 137 Dihydrofolat-Reduktase-Mangel bei einem Erwachsenen mit Megaloblastiirer Aniimie H. Sauer, A. Schalhorn, B. Wolf-Hornung und W. Wilmanns (Med. Klinik III, Klinikum Groghadern der Universit/~t Mt~nchen und Institut flit H~tmatologie der GSF, Manchen) Bei einer jetzt 28j/~hrigen Patientin war seit ihrem 6. Lebensjahr eine An~imie bekannt. Verschiedene Therapieversuche mit Eisen, Vitamin B 12, Fols~iure und anderen Vitaminen waren erfolglos. Bei einem Hb von l 1,4 g/dl und einem MCV von 113 u s war der Schilling-Test normal. Dagegen fand sich als Ausdruck einer St6rung des FoMiurestoffwechsels eine stark erh6hte Ausscheidung yon Formiminoglutamins~iure (Figlu) im 24-Stunden-Urin nach oraler Histidin-Betastung: 230 uMol (Norm: 1545). Nach 6w6chiger Behandlung mit 5-Formyl-Tetrahydrofols~ure (Leucovorin) stieg das Hb auf 13,0 g/dl und das MCV fiel auf 88 u3; die Figlu-Exkretion war jetzt auf57 uMol/24 h abgefallen. Nach Absetzen des Leucovorin sank das Hb auf 11,1 g/dl und das MCV stieg auf 100 u a. Das Knochenmark war megaloblast~r und in den Knochenmarkzellen war die Aktivit~t der Dihydrofolat-Reduktase nur 150 mU/101~ Zellen (Norm: 370 :t: 120). Als Ausdruck des durch den Enzym-Mangel verminderten Pools von Tetrahydrofols~ture-Derivaten war die Inkorporation von Deoxyuridin in die DNS der Knochenmarkzelten vermindert. Diese und weitere biochemische Befunde sprechen far das Vorliegen eines metabolisch signifikanten Dihydrofolat-Reduktase-Mangels bei dieser Patientin. In der Literatur ist bisher kein entsprechender Fall bei einem Erwachsenen beschrieben.
Vortrag 138 Juvenile H~imochromatose K.P. Schalk, J.P. Kaltwasser und K. HiJbner (Abt. H/imatologie des Zentrums der Inneren Medizin und Zentrum der Pathologie, Universitiit Frankfurt am Main) f,)blicherweise wird die idiopathische H~imochromatose nach dem 40. Lebensjahr manifest, in j~ingerem Alter ist sie auBerordentlich selten. Bislang wurden in der Literatur lediglich 11 F/ille dieser Erkrankung bei Patienten unter 20 Jahren beschrieben. Diese juvenile Form unterscheidet sich yon der Erwachsenenform durch den rasch progredienten Verlauf und die meist im Vordergrund stehende Kardiomyopathie. Wir konnten im letzten Jahr zwei FNle von juveniler H~mochromatose bei einem eineiigen Zwillingspaar beobachten, die innerhalb von einem bzw. drei Monaten nach Diagnosestellung an Herzversagen verstarben. Auff~illig war die schlechte Mobilisierbarkeit des Speichereisens durch die Aclerl~sse und die Zunahme der kardialen Symptome unter Therapie. So stieg in einem Fall das Serumferritin von initial 2080 auf 8600 btg/1, was sich nicht allein durch den zunehmenden Leberzellschaden (GPT 4%92 mU/l) erkl~iren l~if3t. Offensichtlich tritt durch die Aderl~.sse eine St6rung des Gleichgewichts zwischen zirkulierendem Eisen und mobilisierbarem Speichereisen auf. Aus den beobachteten Ffillen ist zu schlieBen, dab bei genetischer Disposition schon im Kindes- bzw. Jugendalter die H/~mochromatose manifest werden kann. Die Existenz der juvenilen H~imochromatose und deten schlechte Prognose soilten Anlal3 sein, schon bei geringem Verclacht das komplette diagnostische Set, bestehend aus: Serumeisen, SMtigung der TEBK, Serumferritin, 59-Fe-Absorption, HLA-Typisierung, Leberbiopsie und kardiologische sowie endokrinologische Spezialuntersuchungen, auszusch6pfen.
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Vortrag 139 IsoHerte Histiozytose der Milz bei einem zweij[ihrigen M~idehen
M. Scharnetzky, W. Schr6ter, M. Bergholz und A. Schauer (Univ.-Kinder- und Poliklinik und Path. Institut der Universit~it, G6ttingen) Nach mehrw6chigen rezidivierenden Fieberschtiben entwickelte sich bei einem 2j~hrigen M~idchen eine transfusionsbedtirftige hypochrome, mikrozyt~ire An~imie sowie eine rasch zunehmende Splenomegalie mit linksseitigen Pleuraergiissen. Die Gabe von Antibiotika, Corticoiden und Acetylsalicylatwar ohne wesentlichen Effekt auf den progredienten Krankheitsverlauf. Nach der Splenektomie kam es schnell zu einer klinischen Besserung. Die Blutsenkungsbeschleunigung, Hyposiderin~mie und Mikrozytose bildeten sich jedoch erst nach mehrmonatiger Acetylsalicylatgabe zurtick. Ein Immundefekt oder granulozyt~irer Phagozytosedefekt konnten ausgeschlossen werden. Die histologische Untersuchung der 530 g schweren Milz und der region~iren Lymphknoten zeigte eine ausgepr~tgte Histiozytose mit Erythrophagozytose und Siderose. Vortrag 140 Das ,,adult respiratory distress syndrom" - eine lebensbedrohliche Komplikation im Verlauf der Therapie einer malignen Erkrankung
H.P. Schwarz, W. Ulrich, P. Aiginger, G. Grabner, W. Kumpan, G. Seidl, J. Ktihb6ck und P. P6tzi (II. Med. Univ.-Klinik und Pathologisch-Anatomisches Institut der Universit~it Wien, Osterreich) Das ,,adult respiratory distress syndrom" (ARDS) stellt eine pl0tzlich auftretende, lebensbedrohliche Komplikation im Verlaufe einer malignen Erkrankung dar. Klinisch zeigt sich eine ausgepr~igte, therapierefrakt~ire Dyspnoe und Zyanose dutch eine progressiv sinkende pulmonale Compliance (,,nichtkardiales LungenOdem"), r6ntgenologisch ein alveolares Frtllungsbild und pathologisch-anatomisch finden sich hyaline Membranen. Bei 12 Patienten (24-66 Jahre) wurde das Bild der ARDS beobachtet (f'dnf Patienten mit M. Hodgkin, 3 akute Leukosen, 1 Blastenschub einer chronischen Myelose, 1 chronische Lymphadenose, 1 zentrozytisch-zentroblastisches Lymphom, 1 Nichtseminomat6ser Hodentumor) und pathologisch-anatomisch gesichert. Die Therapie vor Auftreten des ARDS bestand bei funf Patienten in Chemotherapie (Adriblastin + Oncovin + Alexan + Prednisou, Cyclophosphamid + OAP, COP, OAP, Velbe + Bleomycin), bei ffmf Patienten in einer Kombination von Chemotherapie (C + Methotrexat + 5 - FU + V + Procarbacin + P, CMF, VF + CCNU) und bei zwei Patienten in alleiniger Strahlentherapie. Kliuisch zeigten 11/12 Patienten antibiotikaresistente Fleberschtibe, die Thrombozytenwerte waren deutlich erniedrigt (26 000 :t: 23 000). Vier Patienten waren granulopenisch, drei Patienten befanden sich in einem Blastenschub, wahrend die Granulozyten bei ft~nf Patienten im Normalbereich lagen. Bei einer Patientin mit M. Hodgkin konnte durch Bestimmung des Plasminogenspiegels (0.21 U/ml) und der Inhibitoren der Fibrinolyse (im Mittel auf das 2-3fache erh6ht) eine deutliche Reduktion des fibrinolytischen Potentials nachgewiesen werden.