Abstracts Monatsschr Kinderheilkd 2016 · 164:939–966 DOI 10.1007/s00112-016-0166-z © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016
Abstracts der JA-PED 2016 – Gemeinsame Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderendokrinologie und -diabetologie e. V. (DGKED) und der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Diabetologie e. V. (AGPD) Osnabrück, 11.–13. November 2016
Grußwort Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren, zum 11. Mal tagen die Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD) e.V. und die Deutsche Gesellschaft für Kinderendokrinologie und -diabetologie (DGKED) e.V. gemeinsam. Zu dieser Veranstaltung dürfen wir Sie sehr herzlich in das schöne Osnabrück einladen. Die JA-PED als gemeinsame Jahrestagung liegt uns sehr am Herzen, die gemeinsame Ausrichtung der Kongresse ist ein wichtiger Baustein im Zusammenwachsen der beiden Gesellschaften. Es ist ein schöner Zufall, dass die erste Jahrestagung in Münster stattfand, denn Münster und Osnabrück sind die beiden Städte des Westfälischen Friedens. 1648 wurde der Dreißigjährige Krieg nach langen Verhandlungen in Münster und Osnabrück beendet, das Rathaus des Westfälischen Friedens haben wir auch als unser Tagungslogo ausgewählt. Die Friedensstadt Osnabrück wird Sie alle herzlich empfangen und bietet Ihnen ein hübsches und charmantes Umfeld für unseren Kongress. Osnabrück ist nicht nur die Friedensstadt, sie ist auch die Heimat von Erich-Maria Remarque und von Felix Nussbaum, dem ein eigenes Museum gewidmet ist. Die Altstadt, zum großen Teil durch den Krieg unversehrt, ist ein Kleinod, das man zu Fuß durchstreifen kann. Die Universität und die Hochschule Osnabrück prägen das Stadtbild ebenso, Kultur und Szene sind sehr lebendig. Aber vielleicht kennen Sie Osnabrück eher als Stammsitz von Karmann, deren Fabrik jetzt von Volkswagen übernommen wurde und unter anderem das Golf-Cabrio produziert. In Osnabrück sind aber auch Leysieffer und Coppenrath & Wiese ansässig, die einen bundesweiten kulinarischen Ruf genießen. Kongresse bieten immer die Gelegenheit zur fachlichen Weiterbildung, aber auch zur Pflege von Freundschaften und zur Bildung von beruflichen Netzwerken. Dieses Ambiente möchten wir Ihnen gerne in Osnabrück bieten. Inhaltlich werden wir uns mit zunehmend wichtigen Themen wie Adipositas und polyzystischem Ovariensyndrom sowie Hormontherapie nach onkologischen Erkrankungen beschäftigen. Wir möchten aber auch einen Blick in benachbarte Fächer wie die pädiatrische Nephrologie, die Innere Medizin und die Neonatologie werfen. Außerdem geht es um die wichtigen Fragen der Hyperlipidämien, des Diabetes mellitus Typ 2 und der Sozialdiabetologie.
Traditionell sehr wichtige Bausteine unser JA-PED wie das Seminar für Assistenzärzte/-ärztinnen, der Ultraschallkurs Endokrine Organe sowie die Seminare für Mitarbeiterinnen der Diabetesteams und der Endokrinologie-Schwestern und Arzthelferinnen werden in Osnabrück natürlich nicht fehlen. Das Programmkomitee freut sich auf Ihren Besuch in Osnabrück zur JA-PED 2016 und heißt Sie herzlich willkommen!
Prof. Dr. med. Norbert Albers Tagungsleiter
Dr. med. Susanne Büsing Tagungsleiterin
Dr. med. Jens Banzer Kongresssekretär
Stefanie Kölling Kongresssekretärin
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Abstracts
Freie Vorträge Diabetologie FVD-01 Wirksamkeit der modularen Gruppenschulung ModuS-T zum Thema Transition für chronisch kranke Jugendliche und ihre Eltern *G. Ernst1, R. Szczepanski2, K. Lange1, U. Thyen3, I. Menrath3 1 Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische Psychologie, Hannover, Deutschland, 2Kinderhospital Osnabrück, Onabrück, Deutschland, 3UKSH Lübeck, Lübeck, Deutschland Fragestellung: Die Transitionsphase chronisch kranker Jugendlicher geht mit zahlreichen Risiken einher, wie z. B. abnehmender Adhärenz und vorübergehendem „Herausfall“ aus der spezialisierten Versorgung. Ziel ist daher, die koordinierte, ununterbrochene Gesundheitsversorgung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit chronischer Erkrankung. Im Rahmen des Projektes „Fit für den Wechsel: Erwachsenwerden mit ModuS:“ wurde ein modulares Gruppenschulungsprogramm zur Steigerung des Selbstmanagements für Jugendliche und ihre Eltern entwickelt und evaluiert. Material und Methoden: Familien mit einem Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes erhielten ambulante, strukturierte und krankheitshomogene Gruppenschulungen mit den Themen Arztwechsel, Sozialrecht, Beruf, Lösung vom Elternhaus und Krankheit. Mit standardisierten Fragebögen wurden vor und nach den Schulungen sowie 4 Wochen nach Schulungsende u. a. soziodemographische Daten, Schulungszufriedenheit, gesundheitsbezogene Lebensqualität, aktive Patientenbeteiligung sowie Transitionswissen und -kompetenz erfasst. Die Daten der Teilnehmer wurden mit einer Kontrollgruppe verglichen, die keine Schulung erhalten hat. Ergebnisse: Bundesweit nahmen 39 Familien mit Diabetes an 7 ambulanten Schulungen teil, die Kontrollgruppe umfasste 32 Familien. Das durchschnittliche Alter lag bei 17,8 Jahren, 56,3 % waren weiblich. Zur 4-Monats-Katamnese lagen von 34 bzw. 26 Familien komplette Daten vor (Dropout 15,5 %). Insgesamt bewerteten die Schulungsteilnehmer die Schulungen sehr gut und die Jugendlichen zeigten im Vergleich zur Kontrollgruppe eine signifikante Zunahme der Transitionskompetenz und des Wissens zur Transition (beide p < 0,001). Auch die aktive Patientenbeteiligung wurde signifikant gesteigert (p = 0,006). Bei der Lebensqualität ergaben sich nach 4 Wochen keine signifikanten Veränderungen zwischen den Gruppen. Diskussion: Die ModuS-T Transitionsschulung für Jugendliche mit Diabetes wird gut angenommen und steigert zentrale Kompetenzen, die zum Erwachsenwerden mit chronischer Krankheit benötigt werden. Die Langzeiteffekte der Schulungen müssen in weiteren Verlaufsuntersuchungen überprüft werden.
FVD-02 Between-Kompass – Entwicklung und Erprobung einer Checkliste zur Unterstützung des Transitionsprozesses chronisch kranker Jugendlicher *G. Ernst1 1 Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische Psychologie, Hannover, Deutschland Hintergrund: Für chronisch kranke Jugendliche ist der Übergang in das Erwachsenenalter mit besonderen Herausforderungen verbunden. Neben den normalen Entwicklungsaufgaben dieser Altersgruppe müssen sie lernen, eigenständig mit ihre krankheitsbedingten Besonderheiten und Einschränkungen umzugehen. Der Übergang vom behandelten Kind hin zum eigenverantwortlich handelnden jungen Erwachsenen gelingt bei weitem nicht immer reibungslos. Beim Typ 1 Diabetes zeigt sich dies deutlich bei der Qualität der Stoffwechseleinstellung. Weniger als ein Drittel der jungen Erwachsenen mit Diabetes weisen auch nach dem Transfer eine sehr Bei den mit * gekennzeichneten Autoren handelt es sich um die präsentierenden Autoren
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gute Stoffwechseleinstellung bei guter Lebensqualität auf. Die Ursachen für diese Probleme sind vielfältig. Es fehlt an strukturierten Hilfen zum Transfer, ebenso wie an Angeboten für andere Themen des Erwachsenwerdens. Um Jugendliche besser auf die Transition vorzubereiten, bedarf es einer frühen und gezielten Unterstützung. Methoden: Im Rahmen des Leonard-Thompson-Gedächtnispreises 2015 wurde eine Checkliste entwickelt, die chronisch kranke Jugendliche und ihre Behandler für die Transition sensibilisieren und ihnen Hilfen für die Vorbereitung des Übergang in das Erwachsenenleben geben soll. Die Grundlage bildeten gängige Fragebögen zur Transitionskompetenz und -bereitschaft. Eine Vorversion der Checkliste wurde von ärztlichen und psychologischen Experten überprüft. Die endgültige Checkliste besteht aus 16 Fragen, u. a. zum Wissen zur Krankheit, ihrer Therapie, Risikosituationen sowie Besonderheiten bei jugendlichen Verhaltensweisen, Sexualität und Familienplanung. Außerdem werden Hilfen zum Transfer und andere Unterstützungsangebote thematisiert. Die Checkliste richtet sich an Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren. Sie liegt in einer Diabetes spezifischen und in einer generischen Form vor. Ergebnisse: Der between-Kompass wird im 3. Quartal 2016 an 10 bundesweiten Einrichtungen erprobt. Erste Ergebnisse werden berichtet. Diskussion: Ein niederschwelliges Angebot wie eine kurze, ansprechend gestaltete Checkliste scheint geeignet, um den Transitionsprozess von chronisch kranken Jugendlichen besser zu strukturieren. Sie ist flexibel einsetzbar und erleichtert das Gespräch über sensible Themen des Jugendalters.
FVD-03 Das Diabetes Riding Camp: Wie sich ein erlebnispädagogisches Konzept auch als Prävention für Krankenkassen finanziell rechnen würde *K. F. Schettler1, C. Seitz1, A. Lohr1, B. Blenninger1, J. Hamann1 1 Kinderkrankenhaus St. Marien, Kinderdiabetologie, Landshut, Deutschland Fragestellung: Seit dem Jahre 2013 wird das Diabetes Riding Camp als erlebnispädagogisches Konzept für Jugendliche mit Typ 1 Diabetes durchgeführt. Die bisherige Finanzierung wird ausschließlich durch Spenden und einen Eigenanteil der Teilnehmer gedeckt. Es soll die Frage geklärt werden, ab wann sich im Falle einer Kostenübernahme durch Krankenkassen als Präventionsmaßnahme, sich sogar eine Kostenersparnis für die Kostenträger ergibt. Methoden: Es wurde die Kostenstruktur des Diabetes Riding Camps analysiert und der entsprechende Aufwand pro teilnehmenden Jugendlichen errechnet. Anschließend wurde über die mittlere stationäre Verweildauer von Jugendlichen mit Diabetes Typ 1 eine beispielhafte Krankhaus-DRG Abrechnung erstellt. Die Kosten wurden verglichen. Ergebnisse: Die mittlere Dauer für einen stationären Aufenthalt eines Kindes- oder Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes liegt im Median bei 6,2 Tagen in allen Behandlungseinrichtungen, die über das DPV System Daten übermitteln. Die Kosten für einen stationären Aufenthalt für erneute Diabetes einstellung oder erneute Schulung liegen nach DRG in einem repräsentativen Beispiel bei 2318,40 Euro. Die Teilnahme eines Kindes am Diabetes Riding Camp für 1 Woche kostet 753,75 Euro. Daraus ergibt sich, wenn von 3 Kindern, die am Diabetes Riding Camp teilnehmen, nur bei einem Kind davon in der Folge ein einzelner stationärer Aufenthalt weniger auftritt, so rechnet sich dies bereits für den Kostenträger. Schlussfolgerung: Präventive Maßnahmen können wesentlich zur Kostenreduktion bei den Krankenkassen beitragen. Erlebnispädagogische Konzepte für Jugendliche mit Typ 1 Diabetes am Beispiel des Diabetes Riding Camps könnten hier dazu beitragen.
FVD-04 Zöliakie, Glutensensitivität und Weizenallergie im Schulungs- und Beratungsalltag
ärztliche Fernüberwachung hat zu keiner Verschlechterung der Ergebnisse oder Zunahme von gefährdenden Ereignissen geführt.
*C. Krueger1 1 Praxis für Ernährungs- und Diätberatung, Gevelsberg, Deutschland
FVD-06 Validierung der deutschen Version der Pediatric Self-Efficacy for Diabetes-Type-1 Scale (PSEDT-1)
Die Schulung und Beratung der Diabetiker in der Diabetes Schwerpunktpraxis und in der Klinik beschränkt sich selten alleine auf Diabetes. Viele der Betroffenen benötigen weitergehende Informationen. Nicht zuletzt durch die Bestsellerbücher sind Gluten und Weizen verstärkt in den Fokus gerückt. Wir wissen, dass auch die Zöliakiehäufigkeit steigt. Was bedeutet das für den Arbeitsalltag der Diabetesberaterinnen? Wann muss man an Unverträglichkeiten denken und diese diagnostisch abklären lassen? Wie sind die Häufigkeiten für Zöliakie statistisch gesehen – und wieviel Patienten haben tatsächlich diese Diagnose? Wie geht man in der Therapie vor und berücksichtigt Gluten- und Weizenunverträglichkeiten in Schulung und Beratung? Zahlen und Fakten zur Zölikaie und den unverträglichkeiten sowie zu den Konsequenzen für die Therapie werden aufgezeigt.
FVD-05 Closed Loop rund um die Uhr im Alltag: Randomisierte, crossover Anwendung eines Hybrid-Closed-Loop (HCL)-Systems bei Patienten mit Typ-1-Diabetes über 60 Stunden *T. Biester1, K. Remus1, S. Bläsig1, I. Muller2, E. Atlas2, R. Nimri2,3, M. Philip2,3, T. Battelino4, O. Kordonouri1, T. Danne1 1 Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT, Diabetes-Zentrum für Kinder und Jugendliche, Hannover, Deutschland, 2DreaMed Diabetes Ltd., Petah Tikvah, Israel, 3Schneider Children’s Medical Center of Israel, Petah Tikvah, Israel, 4Ljubljana University Medical Centre, Clinic of Pediatrics, Ljubljana, Slowenien Einleitung: Im Rahmen der DREAM-Studienreihe konnte die sichere nächtliche Anwendung unseres Closed-Loop Systems (DreaMed Sub stance Administration System©, CE-zertifiziert) sowohl in der Klinik (1 Nacht), im Rahmen eines Diabetes-Camps mit Sport (1 Nacht) wie auch zu Hause (4 kontinuierliche Nächte) gezeigt werden. In der aktuellen Untersuchung wurde das System kontinuierlich Tag und Nacht über 60 Stunden von Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern angewendet. Ziel der vorliegenden Studie war der Nachweis der Sicherheit einer automatischen Insulindosierung im Hybrid-Closed Loop ohne die Möglichkeit einer ärztlichen Fernüberwachung unter häuslichen Routinebedingungen. Methode: Nicht-adipöse Patienten mit einer Insulinpumpentherapie und Erfahrung in der Nutzung eines Glukosesensors wurden in die Studie eingeschlossen. Alle führten in randomisierter Reihenfolge jeweils ein Wochenende (60 Stunden) mit einer Sensor-unterstützter Pumpentherapie (SuP) oder HCL durch. Die Aktivitäten waren nicht reglementiert. Im Interventionsarm wurden Mahlzeiten manuell in den Bolusrechner eingegeben, die restliche Insulindosierung übernahm ein per Funk verbundener Tablet-Computer. Wie in der Routinebetreuung üblich, stand bei Bedarf das Diabetes-Team für telefonische Fragen zur Verfügung. Primärer Endpunkt war der prozentuale Anteil der Glukosewerte zwischen 70–180 mg/dl. Ergebnis: Jeweils 5 Erwachsene, Jugendliche und Kinder (10w, 5 m) nahmen teil: (Median, [IQR]): Alter 16,8 Jahre[12,9–18,5], Diabetesdauer 10,66 Jahre [7,1–13,8], Pumpennutzung 10,7 Jahre [5,3–12,6], HbA1c 7,6 % [7,2–8,2]. Die mittleren Glukosewerte betrugen 150 ±47 mg/dl bei HCL und 173 ± 57 mg/dl bei SuP (P = .021). Der Anteil der Glukosewerte zwischen 70–180 mg/dl betrug 71,2 % bei HCL und 50,2 % bei SuP (P = .006). Eine Ketose oder eine schwere Hypoglykämie traten nicht auf; es kamen lediglich 11 Hypoglykämien (<60 mg/dl) bei SuP- und 12 bei HCL- Anwendung vor. Diskussion: Diese Ergebnisse bestätigen die Sicherheit des HCL bei einer rund-um-die-Uhr-Anwendung unter häuslichen Routinebedingungen über 60 Stunden und zeigen eine deutliche und signifikante Verbesserung der Stoffwechsellage. Das HCL ist sicher und effektiv in der Anwendung sowie in der Abgabe von automatischen Korrekturgaben. Die „fehlende“
*D. Sethe1, D. Hilgard2, A. Büssing1, B. Berger1 1 Universität Witten Herdecke, Lehrstuhl für Medizintheorie, Integrative und Anthroposophische Medizin, Herdecke, Deutschland, 2 Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke, Kinder-Diabetologie und -Endokrinologie, Herdecke, Deutschland Hintergrund: Pädiatrische Schulungseinrichtungen für Patienten mit Typ1-Diabetes stehen leitliniengerecht in der Verpflichtung, die Selbstwirksamkeit der Heranwachsenden zu stärken. Somit stellt die diabetesbezogene Selbstwirksamkeit einen für ein lebenslanges Selbstmanagement patientenrelevanten Outcomeparameter für Schulungsprogramme dar, für den bislang jedoch kein geeignetes deutschsprachiges Instrument existiert. Ziel: Auf der Grundlage des Self-Efficacy for Diabetes Scale (SED) von Grossman et al. sollte eine leitlinienkonforme, pädiatrische Selbstwirksamkeitsskala für Typ-1-Diabetes (PSEDT-1) entwickelt und validiert werden. Methode: Die Reliabilität der Skala wurde anhand einer Stichprobe mit 221 Jugendlichen mit Diabetes Typ 1 (xAlter = 14,1 ± 1,6) bestimmt. Zur Bestimmung der konvergenten Validität füllten 136 (xAlter = 14,25 ± 1,55) der insgesamt 221 Patienten zusätzlich zur PSEDT-1 die Multidimensionale Selbstwertskala (MSWS) und den Fragebogen zur Erhebung von Kontrollüberzeugungen zu Krankheit und Gesundheit (KKG) aus. Ergebnisse: Die 20-Item umfassende PSEDT-1 hat eine gute interne Konsistenz (α = 0,87). Faktorenanalytisch ließen sich 4 Hauptkomponenten (Varimax) differenzieren (Insulin-Management-Kompetenz, Diabetes-Selbstmanagement-Kompetenz, Problembewältigungskompetenz und Selbstbehauptungskompetenz), die 55 % der Varianz erklären. Der PSEDT-1 Mittelwertscore korreliert (Spearman rho; p < 0,001) moderat mit dem Selbstwert (r = 0,30) und der KKG-Subskala Internalität (r = 0,31) sowie moderat negativ mit HbA1c (r = −0,25, p < 0,001), jedoch nicht signifikant mit sozialer Externalität (r = −0,12) oder fatalistischer Externalität (r = −0,05). Schlussfolgerung: Die theoretisch erwarteten Korrelationsmuster konnten empirisch nachgewiesen werden. Die PSEDT-1 Skala soll in weiteren Studien getestet werden. Sie scheint ein vielversprechendes Instrument zur Messung der diabetesbezogenen Selbstwirksamkeit für Jugendliche mit Typ 1 Diabetes zu sein.
FVD-07 Hepatopathiescreening bei Kindern- und Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes mellitus *S. Kummer1, D. Klee2, G. Kircheis3, M. Friedt1, J. Schaper2, D. Häussinger3, E. Mayatepek1, T. Meissner1 1 Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie, Düsseldorf, Deutschland, 2 Universitätsklinikum Düsseldorf, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Düsseldorf, Deutschland, 3Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Düsseldorf, Deutschland Hintergrund: Die Leber ist eines der wichtigsten Organe im Glucosemetabolismus und weist dadurch enge Verflechtungen mit der Pathophysiologie des Diabetes auf. Bei Patienten mit einem Typ 2 Diabetes mellitus (DM) liegt häufig eine nichtalkoholische Fettlebererkrankung vor (NAFLD), aber auch erwachsene Patienten mit Typ 1 DM weisen ein erhöhtes Risiko für NAFLD auf. Bislang existieren keine repräsentativen Daten über die Prävalenz von Leberveränderungen bei pädiatrischen Patienten mit Typ 1 DM in westlichen Ländern.
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Abstracts Methoden: In einer Querschnittsuntersuchung wurden n = 93 Kinder und Jugendliche mit DM Typ 1 mittels Laboruntersuchungen, Sonografie und Leberelastizitätsmessungen (Fibroscan® [FS] und acoustic radiation force imaging [ARFI]) nichtinvasiv auf Zeichen von Leberveränderungen gescreent. Ergebnisse: 81 Patienten (87 %) zeigten vollständig normale Untersuchungsbefunde. Vier Patienten (4,3 %) hatten signifikante Zeichen einer NAFLD (erhöhte Lebersteifigkeit und Transaminasenerhöhung). Von diesen waren drei übergewichtig oder adipös, und alle vier wiesen eine suboptimale glykämische Kontrolle mit HbA1c-Werten >7,5 % auf. Acht Patienten (8,6 %) hatten lediglich einen einzelnen, grenzwertig oder mild pathologischen Befund unter allen untersuchten Parametern, der in der Zusammenschau nicht als Indikator einer klinisch relevanten Leberpathologie gesehen werden kann. Keine der untersuchten Variablen zeigten eine Korrelation mit HbA1c, Body Mass Index oder Diabetesdauer. Zusammenfassung: Unsere Ergebnisse ergeben keinen Hinweis auf eine erhöhte Prävalenz von Leberveränderungen in der untersuchten Kohorte verglichen mit gesunden Kindern und Jugendlichen. Damit sprechen die Daten gegen ein systematisches Screening auf Leberveränderungen für alle pädiatrischen Patienten mit Typ 1 DM.
FVD-08 Kann eine Monotherapie mit Sulfonylharnstoffen vor Erhalt des genetischen Befundes hilfreich sein? – Verlauf von 2 Neugeborenen mit Neonatalem Diabetes *M. Holder1, T. Wadien2, K. Timmermann1, M. Bald1, E. Krähling1, A. Hattersley3 1 Klinikum Stuttgart, Olgahospital, Pädiatrische Endokrinologie und – Diabetologie, Stuttgart, Deutschland, 2Klinikum Stuttgart, Olgahospital, Diabetesberatung, Stuttgart, Deutschland, 3University of Exeter Medical School, Molecular Genetics, Exeter, Vereinigtes Königreich Hintergrund: Neonataler Diabetes (ND) ist eine sehr seltene Ursache der permanenten Hyperglykämie im Neugeborenen-Alter mit einer Inzidenz von 1:90.000–160.000. Die häufigsten Ursachen sind aktivierende Mutationen in den ATP-sensitiven Kaliumkanälen KCNJJ11 (Kir6.2) und ABCC (SUR1) sowie eine paternale uniparentale Disomie (UPD) von Chromosom 6 (6q24). Sulfonylharnstoffe (SU) wirken ebenfalls am Kaliumkanal der ß-Zelle und können die verminderte Zellaktivität und damit die Insulinsekretion verbessern. Bis eine endgültige Diagnose gestellt ist, ist häufig eine Insulintherapie erforderlich. Wir berichten über 2 Neugeborene mit sofortiger Monotherapie mit SU vor Erhalt des genetischen Befundes. Fallbeispiele: Fall 1: Ausgeprägt hypotrophes NG der 40.SSW (Geb.-Gewicht: 1965 g), Makroglossie, Mikrozephalie, postpartal Hyperglykämien. Unter SU-Therapie rasche Normalisierung der BZ-Werte, langsame Reduktion und Ausschleichen von SU möglich. Nachweis einer UPD von Chormosom 6 (6q24). Fall 2: Postpartal stationär wegen unklarer Enzephalopathie und V. a. Krampfanfälle. Im EEG burst suppression Muster. Erst mit 4 Wochen Diagnose eines ND. Unter SU-Gabe bis max. 4 mg/kgKG kein Ansprechen, dann Beginn mit Insulin (CSII). Fortführung der SU-Gabe mit 2 mg/ kgKG. Nachweis einer Kir6.2 Mutation im KCHJ11 Gen (p.C166Y). Somit Diagnose eines DEND-Syndroms (developmental delay, epilepsy; neonatal diabetes). Schlussfolgerung: Unter stationären Bedingungen kann bei Neugeborenen mit Neonatalem Diabetes eine Monotherapie mit Sulfonylharnstoffen vor Erhalt des genetischen Befundes durchgeführt werden. Auch bei Nichtansprechen haben SU einen positiven Einfluss auf die neurologische Symptomatik.
Freie Vorträge Endokrinologie FVE-01 Prävalenz potentiell pathogener Mutationen im Leptin-Gen *A. Nunziata1, K. Kohlsdorf1, J. von Schnurbein1, S. Brandt1, J.-B. Funcke1, P. Fischer-Posovszky 1, A. Hinney2, G. Borck3, M. Wabitsch1 1 Universität Ulm, Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Ulm, Ulm, Deutschland, 2 Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Essen, Essen, Deutschland, 3Universität Ulm, Institut für Humangenetik, Ulm, Deutschland Fragestellung: Zahlreiche Mutationen im Leptin-Gen (LEP) führen zu einer gestörten Sekretion oder Wirkung des Hormons. Wir haben die Prävalenz potentiell pathogener hetero- oder homozygot vorliegender Mutationen im LEP anhand einer öffentlichen Datenbank analysiert. Methoden: In der Datenbank Exome Aggregation Consortium (ExAC; http://exac.broadinstitute.org/about) sind Exom-Sequenzen mehrerer großer Kohorten gesammelt. Insgesamt sind Daten von 60.706 nicht verwandten Individuen verschiedener Ethnien abgelegt. Es wurde in ExAC nach Varianten im LEP gesucht. Mit Hilfe der in silico Vorhersage Tools „PolyPhen-2“ und „SIFT“ wurde der Effekt der einzelnen Varianten auf die Proteinfunktion abgeschätzt (Einteilung: toleriert/potentiell schädlich/ schädlich). Es wurden zusätzlich eigene Vorhersagen getroffen, basierend auf dem Hinweis, dass Mutationen im LEP an den Bindungsstellen (BS) II und III einen Einfluss auf die Stärke der Rezeptorbindung oder dessen Aktivierung haben können. Ergebnisse: In der ExAC Datenbank wurden n = 39 Varianten im kodierenden Bereich von LEP identifiziert. „SIFT“ schätzt n = 10 dieser Varianten als schädliche ein. „PolyPhen-2“ bewertete n = 10 Veränderungen als potentiell schädlich und weitere n = 10 als schädlich. Berücksichtigt man den Allele-Count ergeben sich in n = 31 Fällen potentiell schädliche (38,7 %) oder schädliche (61,3 %) heterogene Varianten. Eigenen Untersuchungen zeigen, dass 2 Varianten in der BS II und 7 weitere nahe der BS II oder III (tolerierter Abstand ≙ 4 Aminosäuren) liegen. Jedoch sind nur 3 dieser Varianten in ExAC als potentiell schädlich eingestuft. Basierend auf diesen Beobachtungen wird die Prävalenz einer zumindest potentiell pathogenen Mutation im LEP in der gesamten ExAC Population auf 1:2000 im heterozygoten Fall und auf 1:2 Mio. im homozygoten Fall geschätzt. Schlussfolgerung: Basierend auf der Auswertung der ExAC Datenbank wird angenommen, dass die Prävalenz einer heterozygoten, potentiell schädlichen LEP-Mutation bei ca. 1:2000 und die eines homozygoten Mutationsträgers bei ca. 1:2 Mio. liegt. Letztere muss allerdings höher angenommen werden, da in der ExAC Datenbank Personen mit schweren pädiatrischen Erkrankungen nicht eingeschlossen wurden. Unsere Auswertung zeigt die erste belastbare Schätzung der Häufigkeit von potentiell pathogenen LEP Varianten. Die klinische Bedeutung dieser Beobachtungen muss in zukünftigen Projekten durch genetische und funktionelle Untersuchungen festgestellt werden.
FVE-02 Identifizierung von Patienten mit biologisch inaktivem Leptin mithilfe eines neuen Immunofunktionsassays *M. Wabitsch1, L. Pridzun2, M. Ranke3, B. Flehmig2, P. Fischer-Posovszky1, J.-B. Funcke1, A. Moss1, M. Schaab4, J. von Schnurbein1, J. Kratzsch4 1 Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universität Ulm, Ulm, Deutschland, 2 Mediagnost GmbH, Reutlingen, Deutschland, 3Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland, 4Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland Hintergrund: Kürzlich wurden Patienten mit extremer Adipositas auf der Basis eines Mangels an biologisch aktivem Leptin beschrieben. Dieses neue Krankheitsbild ist charakterisiert durch hohe Konzentrationen zirkulie-
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renden, immunoreaktiven Leptins (Lep), aber einer reduzierten Bioaktivität des Hormons aufgrund defekter Rezeptorbindung (N Engl J Med 2015;372:48–54). Da diese Patienten erfolgreich mit humanem rekombinantem Leptin (Metreleptin) behandelt werden können, wäre eine diagnostische Methode zur Messung der Funktionalität des Leptins äußerst nützlich. Ziel: Unser Ziel war die Entwicklung eines immunofunktionalen Assays, der die Bioaktivität des Leptins (im Sinne von Rezeptorbindungskapazität) quantifizieren kann. Methoden: Mikrotiterplatten wurden mit der rekombinanten, extrazellulären Domäne des humanen Leptin-Rezeptors beschichtet. Zugegebene Leptinmoleküle binden an den immobilisierten Rezeptor und werden über einen hoch spezifischen polyklonalen, Biotin-konjugierten Antikörper und ein Streptavidin-Peroxidase Konjugat detektiert. Ergebnisse: Der analytische Bereich des bioLEP Assays lag zwischen 0,5– 60 ng/ml, Intra- und Intervariationskoeffizienten lagen unter 10 %. Die mittlere Recovery von Leptin (internationaler Standard, NIBSC 97/594) oder Metreleptin bei Spikingexperimenten war 102 beziehungsweise 109 %. Physiologische Konzentrationen des löslichen Leptin-Rezeptors im Serum von bis zu 100 ng/ml beeinträchtigten die Messung des bioLEP nicht signifikant. In einer klinischen Kohorte (n = 409, Alter: 3–70 Jahre; BMI-SDS: −2,1–5,3) mit Leptin-Konzentrationen von 0,56–117,2 ng/ ml, betrug die mittlere Standardabweichung (± SD) für den Quotienten aus bioLEP/Lep 1,07 ± 0,107 (0,80–1,41). Serumproben von Patienten mit bioinaktivem Leptin aufgrund eines homozygoten Aminosäureaustausches wie p.D100Y oder p.N103K, zeigten hohe Leptin-Konzentrationen im herkömmlichen Assay, aber keine nachweisbare Bindung im bioLEP Assay. Bei Behandlung dieser Patienten mit Metreleptin sanken die Leptinspiegel, während die Werte im bioLEP Assay kontinuierlich stiegen. Patienten mit einer heterozygoten Mutation für p.D100Y oder p.N103K hatten einen bioLEP/Lep Quotient von etwa 0,5 (0,48–0,55), was sie klar unterscheidbar machte von den für die Wildtyp-Sequenz homozygoten Patienten. Schlussfolgerung: Der bioLEP Assay detektiert nur Leptinmoleküle, die fähig sind an die extrazelluläre Domäne des Leptin-Rezeptors zu binden. Auf dieser Basis ist der Assay eine zuverlässige Methode um Patienten mit reduzierter Leptin-Bioaktivität zu identifizieren, die entweder aus homozygoten oder heterozygoten Mutationen im Leptin-Gen resultiert.
FVE-03 Untersuchung zum frühkindlichen BMI-Verlauf bei Patienten mit monogener Adipositas *K. Kohlsdorf1, S. Brandt1, J. von Schnurbein1, H. Vollbach1, G. Lahr2, G. Borck3, M. Wabitsch1 1 Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Ulm, Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie, Ulm, Deutschland, 2Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Ulm, Molekulargenetisches Labor, Ulm, Deutschland, 3Universitätsklinikum Ulm, Institut für Humangenetik, Ulm, Deutschland Fragestellung: Die Identifizierung von Patienten mit monogener Adipositas stellt aufgrund ihrer geringen Prävalenz eine Herausforderung in der Adipositassprechstunde dar. Ziel dieser Arbeit war es, zu untersuchen, ob der Wert des BMI und der BMI-Verlauf im frühen Kindesalter Parameter sind, die herangezogen werden können, um diese Patienten bereits frühzeitig zu diagnostizieren und ggf. einer kausalen Therapie zuzuführen. Methoden: Es wurde der BMI im frühen Kindesalter (0–5 Jahre) von Patienten mit monogener Adipositas (Gruppe A: n = 11 Kinder mit homozygoter/compound heterozygoter Mutation im Leptingen oder Leptinrezeptorgen, Gruppe B: n = 9 Kindern mit heterozygoter, sicher pathogenen Mutation des MC4-Rezeptorgens) untersucht. Der BMI der Patienten im Alter von 2 und 5 Jahren sowie der BMI-Verlauf (0–5 Jahre) wurden mit einer Kontrollgruppe verglichen. Die Kontrollgruppe umfasste Kinder der Ulmer Schulkinderkohorte, deren BMI im Alter von 2 (n = 50) und 5 Jahren (n = 34) > der 97. alters- und geschlechtsspezifischen Perzentile lag.
Ergebnisse: Die Patienten der Gruppe A mit einer Mutation im Leptingen oder im Leptinrezeptor wiesen bei Geburt einen mittleren BMI von 12,2 ± 1,6 kg/m² (50.−75.P.) auf. Sie zeigten einen starken Anstieg im BMI innerhalb der ersten beiden Lebensjahre. Im Alter von 2 Jahren war der BMI bei allen Kindern > 25 kg/m² (xBMI2Jahre 32,6 ± 4,9 kg/m²) und im Alter von 5 Jahren bei allen Kindern > 30 kg/m² (xBMI5 Jahre 35,4 ± 2,7 kg/ m²). Die Charakteristika des physiologischen, frühkindlichen BMI-Verlaufs mit „infancy peak“ und „adiposity rebound“ waren grundsätzlich erhalten, wobei n = 3 Patienten einen verzögerten infancy peak zwischen 12 und 18 Monaten zeigten. Der „adiposity rebound“ setzte bei allen Patienten vorzeitig zwischen 12 und 36 Monaten ein. In der Kontrollgruppe zeigte kein Kind im Alter von 2 Jahren einen BMI > 25 kg/m² (xBMI2Jahre 20,1 ± 1,1 kg/m²) bzw. im Alter von 5 Jahren einen BMI > 30 kg/m² (xBMI5 Jahre 20,4 ± 1,3 kg/m²). Die Patienten der Gruppe B mit Mutation des MC4-Rezeptorgens (xBMIGeburt 12,6 ±0,7 kg/m²) zeigten nicht den starken BMI-Anstieg innerhalb der ersten beiden Lebensjahre wie er bei Patienten mit einer Lep tingen- oder Leptinrezeptorgenmutation in Gruppe A beobachtet wurde. Der mittlere BMI im Alter von 2 Jahren (xBMI2Jahre 18,2 ± 2,1 kg/m²) und 5 Jahren (xBMI5 Jahre 21,6 ± 3,1 kg/m²) der Kinder aus Gruppe B war vergleichbar mit dem mittleren BMI der Kinder der Kontrollgruppe im Alter von 2 und 5 Jahren. Schlussfolgerungen: Wir postulieren,dass ein BMI > 25 kg/m² im Alter von 2 Jahren bzw. ein BMI > 30 kg/m² im Alter von 5 Jahren ein deutlicher Hinweis auf das Vorliegen einer monogenen Adipositas auf der Basis einer Mutation des Leptin- oder Leptinrezeptorgens ist. Stellt sich ein Patient mit diesen BMI-Werten und starkem Anstieg des BMI innerhalb der ersten beiden Lebensjahre vor, sollte eine molekulargenetische Untersuchung veranlasst werden.
FVE-04 Erfolgreiche Teilnahme an einem interdisziplinären Interventionsprogramm für übergewichtige Kinder geht mit Verbesserung atherogener metabolischer Parameter einher *I. S. Roschatt1, K. Kapitzke1, I. Gottwald1, T. Danne1, O. Kordonouri1 1 Kinderklinik auf der Bult, Hannover, Deutschland Einleitung: Es gibt nur wenige Analysen, ob bei übergewichtigen Kindern durch Gewichtsreduktion auch der metabolische Stoffwechsel beeinflusst wird. In dieser Studie wurde die Entwicklung metabolischer Parameter vor und nach der 1-jährigen Teilnahme an einem interdisziplinären Schulungsprogramm (KICK = Kindergewicht intensiv Coaching im Kinderkrankenhaus) untersucht. Methodik: 373 Kinder (47,2 % Knaben) mit Übergewicht und Adipositas (BMI >90. Perzentile; BMI-SDS 2,43 ± 0,43, MW±SD) starteten im Alter von 7 bis 17 Jahren das KICK-Programm. Metabolische (Gesamt-, HDLund LDL-Cholesterin, Triglyzeride sowie Nüchternglukose und HbA1c) und somatometrische Parameter sowie der Blutdruck wurden prospektiv zum Beginn und nach einer Follow-up (FU) Zeit von 1,4 ± 0,4 Jahren erhoben. Ergebnisse: Beim FU erreichten die Patienten eine Abnahme des BMI-SDS von −0,78 ± 0,41 (P<.001). Davon hatten 60 Patienten (46,7 % Knaben) eine signifikante (BMI-SDS-Delta ≤−0,5), 96 (42,7 % Knaben) eine ordentliche (BMI-SDS-Delta ≤−0,2 aber >−0,5) Gewichtsreduktion, 167 (50,9 % Knaben) konnten ihr Gewicht halten (BMI-SDS-Delta >−0,2 und <0,2) und 50 Kinder (44,0 % Knaben) hatten eine Gewichtszunahme (BMI-SDSDelta ≥0,2). Obwohl wir in der Gesamtgruppe einen metabolisch günstigen Verlauf für alle Lipidparameter (alle P<.001) und HbA1c (P = .021) fanden, waren diese Differenzen insbesondere in den Gruppen der Kinder mit Gewichtsabnahme am ausgeprägtesten (s. Tabelle). Schlussfolgerung: Kinder mit einer Gewichtsabnahme im Rahmen eines standardisierten Interventionsprogramms haben eine signifikante Verbesserung der atherogen wirkenden metabolischen Parameter. Dies bestätigt unsere Vermutung, dass bereits bei einer geringen Gewichtsabnahme auch das Risiko von Komorbiditäten sinkt.
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Abstracts Tab. FVE-04 Parameter
Alter (Jahre) BMI-SDS
Signifikante Gewichts abnahme (n = 60)
Gewichtsabnahme (n = 96)
Gewicht gehalten (n = 167)
Gewichtzunahme (n = 50)
Baseline
Baseline
Baseline
Baseline
11,6 ± 2,5
13,1 ± 2,5 1,4 ± 0,6**
11,3 ± 2,2
Follow-up 12,7 ± 2,2
2,4 ± 0,4
2,1 ± 0,4**
11,9 ± 2,2
Follow-up 13,3 ± 2,2
13,3 ± 1,6
Follow-up 14,8 ± 1,5
2,5 ± 0,4
2,5 ± 0,5
2,5 ± 0,5
RR systolisch (mmHg)
120,7 ± 12,1
118,8 ± 10,8
121,6 ± 12,3
120,5 ± 11,1
121,6 ± 11,5
123,7 ± 10,7
124,5 ± 12,7
126,6 ± 13,7
RR diastolisch (mmHg)
62,2 ± 8,9
60,6 ± 8,9
61,1 ± 9,5
60,0 ± 7,7
62,0 ± 9,5
61,2 ± 9,3
61,6 ± 10,4
60,8 ± 9,1
5,3 ± 0,3
5,2 ± 0,3
5,3 ± 0,2
5,4 ± 1,2
5,2 ± 0,3
5,2 ± 0,3
5,3 ± 0,3
5,3 ± 0,3
Hb1Ac (%)
2,3 ± 0,4
Follow-up
2,8 ± 0,5**
Glukose (mg/dl)
83,1 ± 6,1
81,2 ± 6,7*
82,5 ± 6,4
82,3 ± 6,3
83,5 ± 7,0
84,1 ± 7,5
86,1 ± 7,6
86,6 ± 6,7
Gesamt-Cholesterin (mg/dl)
171,4 ± 31,7
158,5 ± 28,5**
174,3 ± 29,8
167,9 ± 33,7
173,7 ± 30,3
172,3 ± 33,5
171,4 ± 39,9
170,5 ± 36,1
LDL-Cholesterin (mg/dl)
105,5 ± 24,4
90,1 ± 25,3**
104,5 ± 28,1
101,1 ± 28,0*
105,2 ± 26,2
103,8 ± 28,7
104,4 ± 35,1
100,3 ± 32,9
HDL-Cholesterin (mg/dl)
48,9 ± 10,8
54,5 ± 10,5**
47,1 ± 11,7
50,8 ± 11,9**
46,0 ± 11,2
46,4 ± 11,0
46,1 ± 8,7
101,4 ± 58,6
69,2 ± 44,8**
109,8 ± 63,4
88,9 ± 52,2**
111,8 ± 63,1
107,1 ± 60,9
127,6 ± 94,4
Triglyzeride (mg/dl)
48,3 ± 11,2* 102,0 ± 61,9
* P-Wert < 0,05, **P-Wert < 0,001
FVE-05 POMC Hypermethylierung ist assoziiert mit der Entwicklung von Adipositas *P. Kühnen1, D. Handke1, J. Spranger1, F. Heppner1, L. Walzer1, S. Wiegand1, A. Grüters1, H. Krude1 1 Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland Hintergrund: Der Leptin Melanokortin Signalweg spielt eine besondere Rolle für die Regulation des Körpergewichtes. Da monozygote Zwillingspaare eine hohe Konkordanz in Bezug auf Ihr Körpergewicht aufweisen, wurde dem genetischen Hintergrund eine große Bedeutung beigemessen. Allerdings erklären die Ergebnisse aus großen genomweiten Assoziationsstudien und genomweiten Analysen weniger als 30 % der individuellen Körpergewichtsvariabilität. Hypothese: Aus diesem Grunde wurden in dieser Studie epigenetischen Veränderungen im POMC Gen, welche eine besondere Bedeutung im Leptin Melanokortin Signalweg spielt, untersucht. Damit sollte der Einfluss von epigenetischen Modifikationen auf die Regulation des Körpergewichtes analysiert werden. Methoden: Die DNA Methylierung wurde mit Pyrosequenzierung bisulfitbehandelter DNA analysiert. Ergebnisse: Es zeigte sich in DNA extrahiert aus peripheren Blutzellen in einer Kinder- (n = 83) und Erwachsenenkohorte (n = 228) eine vermehrte Methylierung in einer bestimmten Region am Übergang vom Intron in den kodierenden POMC Exon-Bereich. Da DNA Methylierung gewebespezifisch sein kann, wurde die POMC Methylierung in laser-mikrodissezierten MSH Neuronen von humanen postmortem Proben untersucht. Auch hier zeigte sich eine Korrelation zwischen der Intensität der Methylierung und dem BMI (r = 0,34, p = 0,025). Darüber hinaus wurde longitudinal die individuelle Stabilität der POMC Methylierung in DNA extrahiert aus Neugeborenenscreeningkarten und einer Blutentnahme zu einem späteren Zeitpunkt (n = 51, Alter bei zweiter Blutentnahme: 11,69 ± 5,5 Jahre) untersucht. Es zeigten sich keine signifikanten Veränderungen in der intraindividuellen POMC Methylierungsintensität. Schlussfolgerung: In unabhängigen Kohorten zeigte sich eine POMC Hypermethylierungsvariante, die sich auch in den MSH Neuronen im Hypothalamus nachweisen lässt. Das Methylierungsmuster ist nach der Geburt über den Beobachtungszeitraum stabil. Diese und weitere Ergebnisse
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weisen darauf hin, dass es sich bei der beschriebenen POMC Region um ein „metastabiles Epiallel“ handeln könnte, wie Bespiele bereits im Mausmodell und beim Menschen beschrieben wurden. Stochastische Veränderungen der POMC Methylierung können zu der Etablierung einer POMC Hypermethylierungsvariante führen, die dadurch das individuelle Risiko für die Entwicklung von Adipositas im Laufe des Lebens erhöht.
FVE-06 The Genetics and Neuroendocrinology of Short-Stature International Study (GeNeSIS): Data from 15 Years of Surveillance of Growth Hormone (GH) Therapy in Germany *C. Land1, E. Schönau2, P.- M. Holterhus3, N. Jia4, R. Pfäffle5, H. Jung6 1 Practice for Children’s Endocrinology and Diabetology, Gauting, Germany, 2University Hospital of Cologne, Department of Pediatrics, Cologne, Germany, 3Christian-Albrechts-University Kiel & University Hospital Schleswig-Holstein, Division of Pediatric Endocrinology and Diabetes, Department of Pediatrics, Kiel, Germany, 4Eli Lilly, Indianapolis, USA, 5University Children’s Hospital Leipzig, Department of Pediatric Endocrinology, Leipzig, Germany, 6Lilly Deutschland, Medical Department Diabetes, Bad Homburg, Germany Background: The open-label multinational, post-authorisation surveillance study, GeNeSIS, collected data on clinical management, safety aspects and treatment outcomes in children with growth disorders treated with GH according to standard of care. German investigators have enrolled the second largest cohort after the USA into this observational study. Analyses of efficacy and safety data on the use of GH in children with growth disorders of various aetiologies for a given country provide a reflection of outcome parameters in the global context. Methods: For the German cohort of children enrolled in the observational GeNeSIS programme, data on aetiology, auxology and safety parameters, as reported by the investigators, were analysed. Final height was defined by at least one of: closed epiphyses, height velocity 14 years (girls) or 16 years (boys). Data are presented as mean±SD, unless specified otherwise. Results: A total of 2685 (56 % male) GH-treated patients in Germany had been enrolled in GeNeSIS at close of the study. The majority of patients were diagnosed with GH deficiency (65 %), followed by Turner syn-
drome (10 %), SHOX deficiency and born small for gestational age (8 % each). Baseline mean age was 9.1 ± 3.7 years and height standard deviation score (SDS) was -2.4 ± 1.0. Mean GH starting dose was 0.21 ± 0.07 mg/kg/ week; treatment duration was 5.7 ± 3.5 years, with 50 % of patients followed for more than 5 years. Mean 1st year treatment height velocity SDS was 2.5 ± 2.5. During follow-up, 931 patients with a mean baseline age of 10.0 ± 3.5 years reached final height (mean -1.02 SDS) after a mean treatment duration of 6.7 ± 3.7 years; mean height SDS gain from baseline was 1.43 ± 1.08 and 85 % of patients attained final height ≥-2 SDS. A serious adverse event was reported by 94 patients (3.5 %), and the events were considered by the investigator as treatment-related for 13 patients (0.5 %); these were isolated events in single patients, except for epiphysiolysis, reported in 3 patients. At least one treatment-emergent adverse event was reported by 27 % of patients; events reported with frequency >1 % were hypothyroidism (4 %), headache (2 %), primary hypothyroidism (2 %), secondary hypothyroidism (2 %), attention deficit hyperactivity disorder (1 %) and scoliosis (1 %). Conclusions: Data from the German cohort of the GeNeSIS programme showed that 85 % of patients at final height reached a height SDS within the normal range. No new safety concerns were identified, and the data were in line with the known benefit: risk profile of GH therapy in children.
FVE-07 Diagnostische und therapeutische Optionen beim kongenitalen Hyperinsulinismus am Beispiel von 3 Säuglingen aus dem Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg *S. Wenzel1, E. Hammer1, K. Mohnike2, O. Blankenstein3 Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, Pädiatrische Diabetologie und Endokrinologie, Hamburg, Deutschland, 2Universitätskinderklinik Magdeburg, Magdeburg, Deutschland, 3Charité-Universitätsmedizin Berlin, Pädiatrische Endokrinologie, Berlin, Deutschland 1
Fragestellung: Der genetischen Diagnostik kommt beim CHI für die Einordnung in die diffuse bzw. fokale Form eine entscheidende Bedeutung zu. Sie spielt nicht nur für die exakte Klassifikation sondern auch für das weitere therapeutische Vorgehen eine zentrale Rolle. Bei der fokalen Form ist nach anschließender Lokalisationsdiagnostik oft eine Pankreasteilresektion mit kurativem Ansatz möglich. Bei den diffusen Formen erfolgt dagegen primär eine konservative medikamentöse Therapie, allerdings sind diese Patienten mit den etablierten Medikamenten oft nicht ausreichend behandelbar. Die subtotale Pankreatektomie stellt dann die ultima ratio dar. Sie birgt jedoch ein hohes Komplikationsrisiko, insbesondere die Entwicklung einer endokrinen und exokrinen Pankreasinsuffizienz. Gibt es weitere medikamentöse und operative Therapieansätze für diese Patientengruppe? Methoden: Bei unseren 3 Patienten erfolgte die Diagnosestellung eines CHI bereits in der frühen Neonatalperiode aufgrund der klinischen Symptomatik und hypoketotischen Hypoglykämien mit wahrenddessen inadäquat hohen Insulinspiegeln. Bei allen 3 Patienten gelang eine initiale Stabilisierung der Blutzuckerwerte erst durch eine hohe parenterale Glucosezufuhr von > 10 mg/kg/min. sowie hochfrequente Fütterung und kalorischer Nahrungsanreicherung. Es erfolgte eine frühzeitige molekulargenetische Diagnostik bei den Patienten und ihren Eltern zur genaueren Klassifikation des CHI in die fokale bzw. diffuse Form. Meist ist die Zuordnung bereits anhand der vorliegenden Mutation möglich. Sollte eine Klassifikation anhand der genetischen Untersuchung nicht sicher möglich sein, kann dies durch ein 18Fluoro-DOPA-PET-CT bzw. -MR gelingen. Diese Untersuchung kommt auch bei der Lokalisationsdiagnostik bei der fokalen Form des CHI zum Einsatz. Ergebnisse: Die Diagnostikbefunde und therapeutischen Maßmahmen und Ergebnisse unsere 3 Patienten sind tabellarisch im Anhang aufgeführt. Schlussfolgerung: Für die Therapie des kongenitalem Hyperinsulinismus spielt die Kenntnis der genetischen Mutation und Form des CHI eine wichtige Rolle, da diese für das Therapieansprechen auf verschiedene Medikamente entscheidend ist. In Abhängigkeit vom Vorliegen einer diffusen oder fokalen Form wird über ein primär chirurgisches oder konservatives
Tab. FVE-07 Patient 1
Patient 2
Patient 3
Manifestation mit Symptomen
1. Lebenstag
1. Lebenstag
1. Lebenstag
Initiale Symptome
2 schwere Hypoglykämien mit cerebralen Rezidivierende Hypoglykämien Krampfanfällen
Rezidivierende Hypoglykämien
Geburtsgewicht/ Gestationsalter
4050 g/38. SSW
4595 g/39. SSW
4810 g/38. SSW
Max. Glucosezufuhr
17,5 mg/kg/min
12,2 mg/kg/min
18,4 mg/kg/min
Molekulargenet. Befund
Paternale heterozygote Missense Mutation im ABCC8-Gen, Lokalisation Exon 23 Mutation spricht zu > 99 % für eine fokale Form des kongenialen Hyperinsulinismus
Kein Mutationsnachweis im KCNJ11-, Compoundheterozygote Mutation im ABCC8-, Glukokinase-, und GlutmatdehyABCC8-Gen, Lokalisation Exon 30 und Exon 34 (je eine maternale und paternale drogenase-Gen Mutation). Vereinbar mit autosomalrezessiven KATPHyperinsulinismus und damit diffuse Form.
Bildgebende Diagnostik
18Fluoro-DOPAPET-MR: adenomatöser Fokus im Pankreasschwanz
Nicht erforderlich: diffuse Form durch genet. Befund ausreichend gesichert.
18Fluoro-DOPAPET-CT: diffuse Form
Therapie
Partielle Pankreatektomie (60 %)
Diazoxid- und Octreotid-Resistenz Offlabel-Therapie mit Lanreotid s. c.
Diazoxid und Hydrochlorothiazid
Therapieansprechen
Heilung
Über ca. 1 Jahr recht gutes Therapieansprechen auf Lanreotid, aber weiter gelegentliche Hypoglykämien, dann Wirkverlust
Gutes Therapieansprechen, keine Hypoglykämien mehr
Aktuelles Alter
5 Mon.
23 Mon.
15 Mon.
Bisherige Entwicklung Leichte Entwicklungsverzögerung
Leichte Sprachentwicklungsverzögerung, Altersentsprechend sonst altersentsprechend Monatsschrift Kinderheilkunde 10 · 2016
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Abstracts Vorgehen entschieden. Bei den diffusen Formen besteht häufig eine Resistenz gegen die etablierten Medikamente Diazoxid und Octreotid. Eine individuelle sorgfältige Abwägung weiterer konervativer Therapiemaßnahmen gegenüber einer partiellen oder subtotalen Pankreatektomie ist dann erforderlich. Das langwirksame Somatostationanalogon Lanreotid kann dann eine wirksame Therapieoption darstellen (Patient 2). Bei der fokalen Form kann durch die partielle Pankreatektomie in einigen Fällen (Patient 1) eine Heilung erzielt werden ohne die Nebenwirkung einer endokrinen oder exokrinen Pankreasinsuffizienz. Hierfür ist eine exakte Lokalisationsdiagnostik erforderlich, diese ist nun durch ein 18Fluoro-DOPA-PET-CT bzw. -MR möglich.
FVE-08 Entwicklung einer LC-MS/MS-Methode zur Bestimmung der Backdoorpathway (BP)-Hormone Androsterone (Asterone) und Androstandiol (Adiol) im Plasma mit retrospektiver Analyse eines Referenzkollektivs und einer AGS Kohorte *A. E. Kulle1, H. K. Wulf1, P.-M. Holterhus1 1 Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für allg. Pädiatrie, Kiel, Deutschland Hintergrund: „The marsupial model for male phenotypic development“ (2002) von Wilson et al. zeigt einen neuen Syntheseweg zu DHT unter Umgehung der klassischen Hormone Androstendion und Testosteron im Tammar Wallaby. Die menschliche Enzymausstattung kann diese alternativen Konvertierungen ebenfalls ermöglichen (Auchus (2004) und Kamrath et al. (2012)). Kamrath et al. (2012) konnten die BP-Steroide im Urin von Patienten mit Adrenogenitalem Syndrom (AGS) nachweisen. Mit 95 % ist der 21-Hydroxylase-Mangel (21-OHD) die häufigste Form des AGS und führt u. a. zur vermehrten Androgensynthese. Fragestellung: Ziel war die Entwicklung einer neuen LC-MS/MS-basierten Methode zur parallelen Erfassung von Asterone und Adiol im Plasma. Diese sollten in einem Referenzkollektiv und in einem 21-OHD-Kollektiv nachgewiesen werden. Methoden: 0,1 mL Plasma wurden mittels Festphasenextraktion und LCMS/MS-Massenspektrometrie analysiert.. Das Referenzkolletiv besteht aus 68 Kindern (10 Mädchen, 58 Jungen), 0–18 Jahre, mit einem nicht bestätigten Verdacht auf Kleinwuchs. Das 21-OHD-Kollektiv umfasst 126 Patienten mit 21-OHD-Mangel (47 Mädchen, 79 Jungen), 0–18 Jahre, Neudiagnosen und Patienten unter Therapie. Ergebnisse: 21-OHD-Patienten haben signifikant höhere Plasmakonzentrationen von Adiol und Asterone als das gematchte Referenzkolletiv (MW 101, 7 ng/dL AGS, 56,2 ng/dL Referenzkolletiv, p 0,002). 21- OHD-Patienten haben signifikant höhere Plasmakonzentrationen von DHT (p <0,001). Die BP-Steroide beim AGS korrelieren nicht mit dem BMI, der Wachstumsgeschwindigkeit oder dem Knochenalter. Neudiagnosen haben umso signifikant höhere Werte für Asterone, je ausgeprägter der Schweregrade der Mutation des 21-OHD ist. Die Hormone des BP finden sich sowohl in Messungen des Normalkollektives als auch bei 21-OHD-Patienten. Schlussfolgerungen: BP-Steroide sind im kindlichen Plasma messbar und beim AGS mit 21-OHD signifikant höher konzentriert. Eine mögliche Rolle der BP-Steroide zum Monitoring einer AGS-Einstellung bedarf nach dieser Phase der Methodenimplementierung klinischer Studien.
FVE-09 Das Urinsteroidmetabolom von Kindern mit klassischem Adrenogenitalem Syndrom bei 21-Hydroxylasemangel unter Behandlung mit Hydrocortison und Fludrocortison *C. Kamrath1, L. Wettstädt1, C. Böttcher1, M. Hartmann1, S. A. Wudy1 1 Justus-Liebig Universität, Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie, Gießen, Deutschland
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Hintergrund: Die Behandlung von Kindern mit klassischem Adrenogenitalem Syndrom (AGS) ist ein schwieriger Balanceakt zwischen Hyperandrogenismus und Hypercortisolismus. Methode: Wir haben retrospektiv 576 24-Stunden Urinsteroidmetabolitenprofile, die mittels Gaschromatographie-Massenspektrometrie erstellt wurden, von 150 Kindern zwischen 3–18 Jahren mit klassischem AGS bei 21-Hydroxylasemangel untersucht. Alle Kinder waren unter einer Dauerbehandlung mit Hydrocortison (in 3 tägl. Einzelgaben) und Fludrocortison. Wir stellen die zeitlichen Verläufe der 24 h Ausscheidungsmengen der Glukokortikoid-, 17α-Hydroxyprogesteron (17-OHP)-, und Androgenmetaboliten sowie Hydrocortisondosis, Körpergröße und Body-Mass-Indices (BMI) der Kinder mit klassischem AGS dar. Ergebnisse: Kinder mit klassischem AGS zeigten eine präpubertäre Wachstumsbeschleunigung, die dann durch ein vermindertes pubertäres Wachstum abgelöst wird. Das Resultat war eine Endgröße unterhalb des Populationsdurchschnitts. 11β-Hydroxyandrosteron, der Urinmetabolit vom 11β-Hydroxyandrostendion, war der dominante adrenale Androgenmetabolit im Urin und die Tagesausscheidungsmenge war bei Kindern mit klassischem AGS im Vergleich zu altersgleichen Gesunden erhöht. Demgegenüber war die Ausscheidung von DHEA-, Androstendion- und Testosteronmetaboliten bei Kindern mit AGS supprimiert. Die Ausscheidung von Cortisolmetaboliten zeigte eine supraphysiologische Behandlung mit Hydrocortison an. Daraus resultierte ein erhöhter BMI bei Kindern mit AGS. Schlussfolgerung: Wir zeigen Referenzwerte der Tagesausscheidungsmengen von Glukokortikoid-, 17-OHP-, und Androgenmetaboliten von behandelten Kindern mit AGS. Dies kann helfen, die Einstellung des individuellen Patienten, d. h. Nebennierensuppression einerseits und Cortisolmetabolitenexkretion andererseits, im Kontext eines AGS-Kollektives einzuordnen. Zusätzlich können diese Referenzwerte für Interventionsstudien bei Kindern mit AGS wichtig sein.
FVE-10 Schilddrüsenantwort auf Jodexzess nach Herzkahetereingriffen im frühen Kindesalter *N. van der Werf-Grohmann1, M. Dechant2, E. Neumann2, U. Spiekerkötter1, K. O. Schwab1, B. Stiller2, J. Grohmann2 1 Univ. Kinderklinik Freiburg, Päd Endokrinologie, Freiburg, Deutschland, 2 Universitäts-Herzzentrum Freiburg Bad Krozingen, Angeborene Herzfehler/ Pädiatrische Kardiologie, Freiburg, Deutschland Hintergrund: Interventionelle Herzkathetereingriffe bei Kindern mit angeborenen Herzfehlern erfordern oft relativ hohe Kontrastmitteldosen. Die hohe Jodzufuhr kann das Risiko einer Schilddrüsendysfunktion zur Folge haben, insbesondere bei jungen Säuglingen und Neugeborenen. Davor schützt normalerweise der Wolff-Chaikoff-Effekt, der zur Hemmung der Hormonsynthese und der Hormonfreisetzung aus der Schilddrüse führt. Nicht belegt ist, ob dieser Mechanismus auch bei Jodexzess nach Herz kathetereingriffen im frühen Kindesalter funktioniert. Methode: Prospektive Pilot-Studie mit 21 Patienten (10 Neugeborene, 11 Säuglinge), die alle eine relativ hohe Kontrastmitteldosis während des Herzkathetereingriffs benötigten. Alter und Gewicht im Median 29 Tage (1–180) und 3,72 kg (1,6–6,99). Serum-Spiegel des Thyreoidea-stimulierenden Hormons (TSH), freiem Triiodthyronin (fT3) und freiem Thyroxin (fT4) wurden vor, und an 3 weiteren Messpunkten nach der Intervention gemessen. Ergebnisse: Die Ausgangswerte lagen bei allen 21 Patienten im Normbereich. Nach Kontrastmittelgabe von im Median 8,1 ml/kg (range 4,5–14,9), zeigten 6 der 21 Patienten (allesamt Neugeborene) eine auffällige TSH Reaktion: 5 der 10 Neugeborenen (50 %) entwickelten eine vorrübergehende TSH-Erhöhung im Sinne einer latenten Hypothyreose. 1 Neugeborenes reagierte mit einem simultanem Abfall aller 3 Hormone (wie bei einem Non-thyroidal illness Syndrom). Dennoch, nur bei 2 Neugeborenen fiel fT4 kurzzeitig auf Werte knapp unterhalb der Norm in der ersten Tage
nach dem Eingriff, während die übrigen peripheren Hormonspiegel für fT3/fT4 im Normbereich blieben. Anschließend normalisierten sich alle Werte wieder – spontan, ohne medikamentöse Substitution. Schlussfolgerung: Jodexzess bei Herzkathetereingriffen wird scheinbar gut verstoffwechselt, der Wolff-Chaikoff-Effekt scheint auch in frühester Kindheit gut zu funktionieren. Allerdings entwickeln insbesondere Neugeborene oft eine latente Hypothyreose, die sich rasch wieder spontan normalisiert, ohne medikamentöse Therapie. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um eine gutartige Reaktion, empfehlen aber größere Kontrollstudien zur Bestätigung unserer Ergebnisse.
FVE-11 Kinder und Jugendliche mit Hashimoto-Thyreoiditis: EEG-Veränderungen sind häufig *C. Boettcher1, B. Brosig2, H. Windhaus3, S. A. Wudy1, A. Hahn3 1 Justus-Liebig-Universität, Zentrum f. Kinderheilkunde & -Jugendmedizin, Pädiatrische Endokrinologie & Diabetologie, Gießen, Deutschland, 2 Justus-Liebig-Universität, Zentrum f. Kinderheilkunde & Jugendmedizin, Psychoanalytische Familientherapie, Gießen, Deutschland, 3Justus-LiebigUniversität, Zentrum f. Kinderheilkunde & Jugendmedizin, Kinderneurologie & Sozialpädiatrie, Gießen, Deutschland Hintergrund: Die Steroid-responsive Enzephalopahtie bei Autoimmunthyreoiditeis (SREAT) ist eine mit Schilddrüsen-Antikörpern assoziierte, klinisch und elektrographisch heterogene Erkrankung. Ziel: Mit der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob Kinder und Jugendliche mit Hashimoto-Thyreoiditis (HT) – ohne akute klinische Manifestation eines SREAT – EEG-Veränderungen aufweisen. Des Weiteren wurden EEGs von HT-Patienten mit EEGs gesunder Kontrollen verglichen. Methode: Bei 31 Patienten mit HT, die über unsere pädiatrisch-endokrinologische Ambulanz rekrutiert wurden, sowie bei 28 gesunden, altersund geschlechtsgematchten Kontrollprobanden wurde ein EEG angefertigt. Zudem wurden Serum-Antikörper gegen Thyreoperoxidase und Thyreoglobulin in beiden Gruppen, sowie TSH und fT4 in der Patientengruppe bestimmt. Ergebnisse: Das mittlere Alter der HT-Patienten lag bei 14,9 (range 8,0– 18,0) Jahren, das der Kontrollgruppe bei 14,3 (range 10,0–18,0), ohne signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Alle Patienten wiesen fT4-Werte im altersentsprechenden Normbereich auf. 19 Patienten zeigten normale, 7 Patienten leicht erhöhte und 5 Patienten leicht erniedrigte TSH-Werte. In der Kontrollgruppe konnten keine SchilddrüsenAntikörper detektiert werden. 8 von 31 EEGs der HT-Patienten und 1 von 28 EEGs der Kontrollgruppe wurden als insgesamt auffällig befundet (p < 0,05, exakter Test nach Fisher). Während es in Bezug auf EEG-Auffälligkeiten wie photoparoxysmale Reaktion, fokale sharp waves und bilaterale synchrone spike-waves -Merkmale keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen gab, zeigten sich bei HT-Patienten signifikant häufiger eine milde bis moderate Verlangsamung der Grundaktivität im Vergleich zur Kontrollgruppe (p < 0,05, exakter Test nach Fisher). Schlussfolgerung: Kinder und Jugendliche mit HT weisen verglichen mit gesunden Kontrollen häufiger EEG-Auffälligkeiten auf. Dies könnte für eine zerebrale Mitbeteiligung bei HT sprechen. Spekulativ könnten diese Auffälligkeiten in maximaler Ausprägung zu einem SREAT führen. Wir schlagen daher vor, bei Patienten mit HT regelmäßig EEG-Kontrollen durchzuführen.
FVE-12 Präpubertäre Gynäkomastie als einziges Zeichen einer prämaturen Adrenarche? *M. Becker1, O. Blankenstein2, M. Witsch1 1 Centre hospitalier du Luxembourg, Kannerklinik, Kinderendokrinologie -und Diabetologie, Luxemburg, Luxemburg, 2Charité – Universitätsmedizin, Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ), Kinderendokrinologie, Berlin, Deutschland Fragestellung: Eine prämature Adrenarche manifestiert sich bei Jungen normalerweise mit einer Pubarche, der Entwicklung von Hautunreinheiten und einem Schweißgeruch vor dem Alter von 9 Jahren. Eine päpubertäre Gynäkomastie ist selten, differentialdiagnostisch müssen unter anderem östradiolproduzierende Hodentumore ausgeschlossen werden. Die klinische Manifestation einer prämaturen Adrenarche in Form einer prämaturen Gynäkomastie ohne weitere typische Adrenarchezeichen ist bislang nicht beschrieben worden. Methoden: Fallbericht eines Patienten, der im Rahmen einer prämaturen Adrenarche eine präpubertäre Gynäkomastie als einziges klinisches Zeichen entwickelt hat. Ergebnisse: Bei dem Patienten hat sich seit einem Alter von 7 Jahren eine bilaterale Gynäkomastie (B3) entwickelt. Bei der endokrinologischen Diagnostik im Alter von 8 Jahren fallen ein um 2,5 Jahre akzeleriertes Knochenalter, sowie leicht erhöhte DHEAS- (161 µg/dl, NB: 3–85) und An drostendionwerte (3,6 nmol/l, NB: 0,3–3,1) auf. Estradiol ist nicht messbar, aber Östron ist erhöht (29 pg/ml, NB: <16 pg/ml). AFP und beta-HCG sind negativ, LH, FSH und Testosteron präpubertär. Eine Sonographie der Hoden sowie der Nebennieren ergibt einen Normalbefund, ebenso die Multisteroidanalyse. Der Karyotyp ist 46XY.Die prognostizierte Endgröße von 176 cm liegt im oberen Bereich der Elternzielgröße von 171 ±8 cm. In der Familie gibt es keine weiteren Fälle mit einer präpubertären Gynäkomastie. Schlussfolgerung: Die präpubertäre Gynäkomastie sowie die Knochenalterakzeleration sind wahrscheinlich durch das erhöhte Östron (Aromatisierung von Androstendion) hervorgerufen. Die leicht erhöhten Nebennierenrindenandrogene sind nach Ausschluss anderer Ursachen im Rahmen einer prämaturen Adrenarche zu interpretieren. Bemerkenswert ist, dass sich zum einen keine typischen Symptome einer prämaturen Adrenarche finden und zum andere, dass eine präpubertäre Gynäkomastie nicht regelhaft im Rahmen einer prämaturen Adrenarche auftritt. Differentialdiagnostisch ist in der Kombination mit der Adrenarche ferner eine erhöhte Aromatase-Aktivität (z. B. mildes Aromatase-Exzess-Syndrom, Binder 2009) zu erwägen, auch wenn typische Zeichen (Östradiol erhöht, positive Familienanamnese) fehlen. Daher wird eine genetische Analyse von CYP19A1 bei unserem Patienten durchgeführt.
FVE-13 Phäochromozytom: Ursache für arterielle Hypertonie eines 11-jährigen Jungen *E. Lankes1, D. Schnabel1, N. Rayes2 1 Charite Universitätsmedizin, SPZ interdisziplinär, Berlin, Deutschland, 2 Charite Universitätsmedizin, Chirurgie, Berlin, Deutschland Einführung: Die Differentialdiagnostik einer arteriellen Hypertonie im Kindesalter erfordert eine interdisziplinäre Abklärung, allgemeinpädiatrisch, kardiologisch, nephrologisch und endokrinologisch. Fallbericht: Wir berichten über einen 11 ½ jährigen Jungen. Seit einigen Wochen fiel insbesondere eine verminderte Belastbarkeit, Kopfschmerzen und vermehrtes Schwitzen, auch nachts, auf. Mehrmalige Vorstellungen beim Kinderarzt ergaben die Verdachtsdiagnose prolongierter Virusinfekt worauf eine abwartende Haltung empfohlen wurde. Im Rahmen einer erneuten Vorstellung nach bereits 6 Wochen Symptomatik fiel erstmals ein erhöhter Blutdruck 160/125 mmHg auf. Die durchgeführte 24 h Blutdruckmessung ergab durchgehend erhöhte Blutdruckwerte mit fehlender Nachtabsenkung, echokardiograpisch ergab sich ein unauffälliMonatsschrift Kinderheilkunde 10 · 2016
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Abstracts ger Befund, keine linksventrikuläre Hypertrophie, ophtalmologisch keine Retinopathie. Sonographisch konnte eine Nierenarterienstenose ausgeschlossen werden, jedoch zeigte sich medial der rechten Nebenniere eine 4 × 3,8 × 3,6 cm durchmessende gewebliche Raumforderung. In der Labordiagnostik zeigte sich im Urin und im Plasma eine deutliche Erhöhung von Noradrenalin und der Normetanephrine. Die Szintigraphie ergab den Nachweis eines 3 × 4 cm großen MIBG speichernden Tumors im Bereich der rechten Nebenniere, somit eines funktionell aktiven Phäochromozytom und keinen Hinweis auf weitere Manifestationen eines Phäochromozytoms. Es erfolgte die Blutdrucksenkung durch einen AlphaBlocker (Dibenzyran) zusätzlich bei weiter bestehender Hypertonie die Gabe eines Betablockers. Nach 2 Wochen Therapie erfolgte die Operative Entfernung des Tumors. Pathohistologisch bestätigte sich das Phäochromozytom, Malignitätshinweise fanden sich nicht. Postoperativ ergab sich eine Normalisierung des Blutdrucks ohne weiter notwendige medikamentöse Therapie. Schlussfolgerung: Ein Phäochromozytom ist eine seltene Ursache für eine arterielle Hypertonie im Kindesalter. Eine genetische Untersuchung zum Ausschluss einer MEN, oder eines von Hippel Lindau Syndroms sollte empfohlen werden.
Poster Diabetologie PD-01 Fr1dolin: Früherkennung von Typ-1-Diabetes und familiärer Hypercholesterinämie in Niedersachsen *B. Aschemeier1, E. Marquardt1, I. Gottwald1, L. Galuschka1, I. Müller2, K. Lange2, P. Achenbach3, F. Haupt3, A.- G. Ziegler3, T. Danne1, O. Kordonouri1 1 Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT, Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche, Hannover, Deutschland, 2Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische Psychologie, Hannover, Deutschland, 3 Helmholtz Zentrum München, Institut für Diabetesforschung, Neuherberg, Deutschland Hintergrund: Typ-1 Diabetes (T1D) und Familiäre Hypercholesterinämie (FH) werden oft relativ spät diagnostiziert. Die Diagnose des T1D bei Kindern wird häufig erst gestellt, wenn bereits eine lebensbedrohliche Ketoazidose vorliegt. Demgegenüber wird heute das Auftreten von multiplen Insel-Autoantikörpern als früher „Prä-Typ-1-Diabetes“ definiert, der Interventionen zur Vermeidung schwerer Ketoazidosen ermöglicht. Auch mit einer frühzeitigen Diagnosestellung der FH im Kindesalter können Symptome einer Arteriosklerose im jungen Erwachsenenalter hinausgezögert oder vermieden werden. Ziel: Angebot eines einmaligen kombinierten Screening auf Prä-T1D und FH für alle Kinder in Niedersachsen und frühe Einleitung gesundheitsfördernder Beratung und Maßnahmen gegen krankheitsspezifische Risiken. Studiendesign: Populationsbezogenes Screening für Kinder im Alter von 2 bis 6 Jahren während der Vorsorgeuntersuchungen oder anderer Routinevorstellungen beim Kinderarzt. Methodik: Einmalige kapilläre Blutentnahme zur Bestimmung der T1D spezifischen Inselautoantikörper (IAA, GADA, IA-2A, ZnT8A) und von LDL-Cholesterin sowie Erhebung der krankheitsspezifischen Familienanamnese mittels Fragebogen. Die Analyse und Auswertung von LDLCholesterin und Fragebögen erfolgt im Diabeteszentrum in Hannover. Die Inselautoantikörperbestimmung findet im Institut für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München statt. Bei positiver Befunderhebung erfolgt eine Kontrolle und bei Bestätigung eine krankheitsspezifische Schulung und Begleitung der betroffenen Familien. Mögliche psychische Belastungen durch das Wissen um erhöhte Gesundheitsrisiken werden strukturiert durch die Medizinische Psychologie der MHH untersucht. Follow-up-Untersuchungen sind bis zum 12. Lbj. oder bis zu 6 Monaten nach T1D-Manifestation geplant.
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Zu erwartende Ergebnisse: Das geplante Screening von ca. 150.000 Kindern innerhalb von 18 Monaten lässt etwa 450 Kinder mit Hypercholesterinämie und 450 mit Prä-T1D erwarten. Bei erfolgreicher Umsetzung und Annahme des Früherkennungsprogramms ist eine generelle Etablierung deutschlandweit geplant. Ausblick: Das Screening soll helfen, den Typ-1 Diabetes und die Familiäre Hypercholesterinämie in ihren frühen Stadien zu identifizieren und zu behandeln. Dabei sollen Ketoazidosen bei Diabetesmanifestation bzw. Herzinfarkt und Schlaganfall vorgebeugt und den betroffenen Familien Schulungsprogramme und die Teilnahme an innovativen Präventionsstudien angeboten werden.
PD-02 „Zwei auf einen Streich“: Zeitgleiche Typ-1-Diabetesmanifestation und Diagnose einer zystischen Fibrose!? *J. Bokelmann1, T. Ankermann2, M. Welzel1, T. Ottersberg3, M. Krause4, M. Schrappe5, P.- M. Holterhus1,3 1 MVZ gGmbh UKSH Kiel, Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie, Kiel, Deutschland, 2Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Pulmologie, Kiel, Deutschland, 3 Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Pädiatrische Diabetologie, Kiel, Deutschland, 4Klinik für Kinderkardiologie, Pädiatrische Intensivmedizin, Kiel, Deutschland, 5Leiter der Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Kiel, Deutschland Fallvorstellung: Wir möchten einen 15-jährigen Patienten präsentieren, bei dem bei Manifestation eines Typ 1-Diabetes (DM1) mit schwerer Ketoazidoese (pH 6,92, BZ 750 mg/dl/42 mmol/l) verbunden mit einer Dystrophie und mit einer komplikationsreichen intensivmedizinischen und weiteren Behandlung (Polyurisches Nierenversagen, septischer Schock, beatmungspflichtige nekrotisierende Pneumonie mit zwei Spontanpneumotoraces) zeitgleich eine zystische Fibrose (CF) mit zwei pathologischen Schweißtests diagnostiziert wurde. Methoden: Bei gesichertem DM1 [ZnT8 hochnormal 14 IE/ml (< 15 IE/ ml), IA2A 215 IE/ml (< 10 IE/ml)] entschlossen wir uns wegen folgender Komplikationen, die während der intensivmedizinischen Betreuung und während des folgenden stationären Verlaufes auftraten, zur Diagnostik einer CF: Schwere beatmungspflichtige nekrotisierende Pneumonie, ECMO-pflichtig für fünf Tage, im Anschluss zwei apikale Spontanpneumothoraces, Dystrophie bei Aufnahme (Aufnahmegewicht: 46 kg; Aufnahme-BMI: 14,51 [<3. Px.; −3 SDS]), keine Gewichtszunahme während eines stationären Verlaufs von 48 Tagen unter Zufuhr ausreichender Kalorienund KE-Mengen und unter adäquater Insulinierung. Ergebnisse: Schweißtest: Ergebnis 1: 14. 1. 2016: 63 mmol/l (Diagnose CF: > 60 mmol/l); Ergebnis 2: 19. 1. 2016: 60 mmol/l Ausschluss eines Alpha 1-Antitrypsin-Mangels: 1,74 g/l (0,9–2,0) Stuhl-Elastase: > 500 µg/g (> 200); keine Steatorrhoe Molekulargenetische Untersuchung CFTR-Gens (allelspezifischen Multiplex-PCR) – Untersuchung von 40 der 1000 bisher bekannten CFTR-GenMutationen: kein Mutationsnachweis Sequenzierung des CFTR-Gens: Kein Nachweis einer kausalen Mutation oder einer Kopienzahlveränderung Schweißtest: Ergebnis 3: 15. 4. 2016: 43 mmol/l (Intermediärbereich 30– 59 mmol/l) Schlussfolgerungen: Nach langfristiger (fünf Monate nach Diagnose) Durchführung einer adäquaten Insulinzufuhr und ausreichender Ernährung kommt es zu einer deutlichen Erniedrigung des Schweißtestergebnis bei unserem Patienten mit Typ 1-Diabetes. Eine ausgeprägte Form der insuffizienten Ernährung und Insulinzufuhr bei Typ 1-Diabetikern wird als Mauriac-Syndrom bezeichnet. Dieses ist durch folgende vier Symptome gekennzeichnet: Hepatomegalie, Glykogeninfiltration der Leber, Pubertas tarda, Kleinwuchs (Die letzten drei Symptome waren bei unserem Patienten nicht nachweisbar.) Die zeitgleiche Manifestation eines Diabetes mellitus Typ 1 und einer zystischen Fibrose ist ein extrem seltenes Ereignis. Dennoch ist die Diagnose CF bei unserem Patienten noch nicht abschließend ausgeschlossen. Die wahrscheinlichere Diagnose scheint ein Mau-
riac-ähnlicher Zustand als Ursache zu sein, der mit pathologisch erhöhten Schweißtesten einhergehen kann, die nach Beheben der Katabolie verschwinden sollten.
PD-03 Jugendlicher Patient mit einem Diabetes mellitus Typ 1 und peranaler Fistel. Verzögerte Diagnosestellung eines duodenalen Morbus Crohn *M. Fath1, N. Datz1, K.- P. Schubert2, J. Weiskorn1, T. Biester1, T. Danne1, O. Kordonouri1 1 Kinderkrankenhaus AUF DER BULT, Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche, Hannover, Deutschland, 2Kinderkrankenhaus AUF DER BULT, Kindergastroenterologie, Hannover, Deutschland Hintergrund: Sowohl Typ 1 Diabetes mellitus (T1 DM) als auch Morbus Crohn (MC) sind Erkrankungen, die durch genetische Disposition, Einflüsse von Umweltfaktoren und eine überschießende Immunantwort verursacht werden. Sie zeigen beide gegenwärtig eine steigende Inzidenz. Es wird eine Assoziation zwischen chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und weiteren Autoimmunerkrankungen beschrieben. Fallvorstellung: Wir berichten über einen 14-jährigen Jungen mit T1 DM seit Februar 2014 und einer intensivierten konventionellen Insulintherapie. Die Familie stammt aus Pakistan, jedoch ist der Patient in Deutschland geboren und aufgewachsen. Die Stoffwechseleinstellung ist mit einem HbA1cvon 9,5 % ungenügend, das Zöliakie- und AutoimmunthyreoiditisScreening war negativ.Zusätzlich besteht eine α-Thalassämia minor. Der 19- jährige Bruder ist ebenfalls an einem T1 DM und zusätzlich an einer Zöliakie erkrankt. Im November 2015 wurde ein peranaler Abszess gespalten, weiterführende Diagnostik erfolgte nicht. Im Juni 2016 stellte sich der Patient mit Gewichtsverlust von 10 kg seit Diabetesmanifestation, undulierendem Fieber seit 2 Wochen, rechtsseitige Unterbauchschmerzen und Schlappheit vor. Im Übergang vom Anus zum Oberschenkel rechts persistierte eine Fistel. Die systemischen Entzündungswerte waren leicht und das faekale Calprotectin mit 2053 mg/kg deutlich erhöht. Die Abdomensonographie zeigte keine Auffälligkeiten. Ergebnisse: Makroskopisch zeigte sich eine Gastroduodenitis mit Zeichen der Zottenatrophie, bei unauffälligem terminalen Ileum und Kolon. Palpatorisch wurde ein rekto-kutaner Fistelgang getastet. Histopathologisch Nachweis einer fokalen Zottenatrophie, Kryptenhyperplasie und Epitheloidzellgranulome im Duodenum und Dickdarm. Es wurde die Diagnose eines Morbus Crohn gestellt, eine Zöliakie konnte auch histopathologisch ausgeschlossen werden. Wir begannen eine remissionsinduzierende exklusive Ernährungstherapie und begleitend eine remissionserhaltende Therapie mit Azathioprin. Zusätzlich erfolgte eine Fadendrainage der Analfistel. Schlussfolgerung: Bei persistentem peranalem Abszess sollte frühzeitig an eine Fistel bei MC gedacht werden. Es bleibt abzuwarten, ob die Kombination aus T1 DM und immunsuppressiver Therapie ein erhöhtes Risiko für Infektionen darstellt. Eine engmaschige diabetologisch- gastroenterologische Betreuung ist zur Vermeidung von Komplikationen notwendig.
PD-04 Lösliche IL-7- und IL-2-Rezeptorkonzentrationen im Serum von Kindern mit Diabetes mellitus Typ 1 und Korrelation mit genetischen IL-7- und IL-2-Rezeptor-Polymorphismen und klinischen Daten *K. Förtsch1, J. Seyfarth1, H. Ahlert1, J. Rosenbauer2,3, R. Holl3,4, B. Karges3,5, E. Mayatepek1, M. Jacobsen1, T. Meissner1,3 1 Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Düsseldorf, Deutschland, 2Deutsches Diabetes Zentrum, Leibniz-Zentrum für Diabetesforschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Biometrie und Epidemiologie, Düsseldorf, Deutschland, 3Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD), Düsseldorf, Deutschland, 4Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie, ZIBMT, Ulm, Deutschland, 5Universitätsklinikum Aachen, Sektion Endokrinologie und Diabetologie, Aachen, Deutschland Fragestellung: Lösliche Isoformen des IL-7 und IL-2-Rezeptors sind bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 erhöht. Die Freisetzung der löslichen IL-7- und IL-2-Rezeptoren und deren Konzentration wird durch Polymorphismen in den entsprechenden Rezeptorgenen bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 reguliert. Das Ziel war, durch die gleichzeitige Bestimmung der beiden Serummarker unter Einbeziehung relevanter genetischer Faktoren und durch Assoziation mit multiplen klinischen Daten, den Krankheitsverlauf bei Kindern mit Diabetes mellitus Typ 1 besser zu charakterisieren. Methoden: Die untersuchten Kinder mit Diabetes mellitus Typ 1 mit Manifestationsalter unter 5 Jahren und mindestens 10-jähriger Diabetesdauer (N = 250) wurden im Rahmen der pädiatrische Biobank Diabetes im DZD (Deutsches Zentrum für Diabetesforschung) rekrutiert. Klinische Daten der Diabetespatienten (Insulinbedarf, HbA1c, Spätfolgen, assoziierte Erkrankungen) wurden dem DPV-Register entnommen. Als Kontrollen (N = 30) wurden Patienten ohne akute oder chronische entzündliche Erkrankungen oder Autoimmunerkrankung eingeschlossen. Die Bestimmung der löslichen IL-7-/IL-2-Rezeptorkonzentrationen im Serum erfolgte mittels CBA (Cytometric Bead Array) am Durchflusszytometer. Mittels eines TaqMan® SNP Genotyping Assays von Life Tech nologies (Thermofisher) wurden im IL-7-Rezeptor der rs6897932 und im IL-2-Rezeptor der rs2104286 und der rs11594656 Polymorphismus bestimmt. Ergebnisse: Auch im untersuchten Kollektiv weisen die Patienten mit Typ 1 Diabetes erhöhte Konzentrationen des löslichen IL-7- und IL-2-Rezeptors auf. Dabei besteht auch in dem untersuchten Kollektiv eine Assoziation zu den bestimmten IL-7- und IL-2-Rezptorpolymorphismen. Die vorliegenden klinischen und genetischen Daten wurden mit den Ergebnissen der IL-7- und IL-2-Rezeptoranalyse korreliert. Schlussfolgerungen: Es gibt Hinweise, dass genetische Polymorphismen im IL-7- und IL-2-Rezeptor die immunologische Dysregulation beim Diabetes mellitus Typ 1 beeinflussen. Die Regulation der löslichen Rezeptorisoformen wäre so mitentscheidend für die zugrunde liegenden immunologischen Prozesse.
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Abstracts PD-05 Inzidenz der diabetischen Ketoazidose (DKA) bei Manifestation eines Typ-1-Diabetes (T1D) in Niedersachsen. Analyse der DPVDaten 1995–2015 *C. Freiberg1, J. Hermann2, D. Agena3, P. von Blanckenburg4, T. Danne5, A. Fürst-Burger6, R. Holl2, O. Kordonouri5, F. Qualitätszirkel7 1 Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Göttingen, Deutschland, 2Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie, ZIBMT, Ulm, Deutschland, 3Kinderarztpraxis, Hildesheim, Deutschland, 4Sana Klinikum Hameln-Pyrmont, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Hameln, Deutschland, 5Auf der Bult, DiabetesZentrum für Kinder und Jugendliche, Hannover, Deutschland, 6Praxis für Innere Medizin und Kinderheilkunde Broitzem, Braunschweig, Deutschland, 7 Qualitätszirkel, „Pädiatrische Diabetologie Niedersachsen/HannoverBraunschweig, Hannover, Deutschland Fragestellung: Die diabetische Ketoazidose (DKA) ist eine lebensbedrohliche Komplikation des T1D. Lange Symptomdauer, junges Alter und die Manifestation eines T1D stellen signifikante Risikofaktoren für die Entwicklung einer zerebralen Krise im Rahmen der DKA dar. Daher sind sowohl die Früherkennung eines T1D als auch die Vermeidung einer DKA bei Manifestation von außerordentlicher Bedeutung. Ziel dieser Studie ist die Untersuchung der DKA-Inzidenz bei Manifestation eines T1D bei Kindern und Jugendlichen in Niedersachsen während eines 21-jährigen Zeitraums. Methode: Aus der DPV-Datenbank (Stand März 2016) wurden die Daten von Kindern und Jugendlichen (Alter 0,5–18 Jahre) mit Wohnort in Niedersachsen und T1D-Manifestation zwischen 1995–2015 analysiert, die innerhalb 1 Woche stationär oder ambulant behandelt wurden und deren pH-Wert dokumentiert wurde. Deskriptive, Trend- und logistische Regressions-Analysen wurden mit Hilfe der SAS 9.4 Software durchgeführt. Ergebnisse: Zwischen 1995–2015 entwickelten 3501 Patienten (53 % Knaben; 14 % ausländischer Herkunft) einen T1D im Alter von 9,3 [5,6– 12,4] Jahren (Median, [IQR]). 649/3501 Patienten hatten eine moderate (pH<7,30), davon 27,4 % (N = 177) sogar eine schwere DKA (pH<7,10). Die Inzidenz der moderaten DKA betrug somit 18,5 %, die der schweren DKA 5,1 %. Ein signifikanter zeitlicher Trend im Beobachtungszeitraum war auch in der multivariablen logistischen Regressionsanalyse nicht zu erkennen. Kinder < 6 Jahren entwickelten häufiger eine Ketoazidose (21,1 %, p < 0,05), ebenso Kinder mit Migrationshintergrund (23,2 %, p < 0,02). Ein Zusammenhang mit dem Geschlecht, der Distanz zwischen Wohnort und Behandlungszentrum sowie der Art des Behandlungszentrums ergab sich nicht. Schlussfolgerung: In Niedersachsen ist die Manifestation eines T1D bei jedem 5. Kind mit einer DKA verbunden. Diese Inzidenz blieb in den zurückliegenden 21 Jahren unverändert. Besonders junge Kinder und Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund sind gefährdet. Eine Erhöhung des Bewusstseins bei Kinder- und Hausärzten sowie Früherkennungsmaßnahmen eines T1D könnten möglicherweise helfen, diese Inzidenz zu verringern.
PD-06 Neue Methode zur Erhebung von körperlicher Aktivität, Insulintherapie und der Bewegungsfreundlichkeit der städtischen Umgebung von Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes. Machbarkeitsstudie zur Evaluation der Datenerhebung *J. Holder1, M. Knöll1, K. van Laerhoven2, M. Holder3 1 TU Darmstadt, Urban Health Games, Darmstadt, Deutschland, 2AlbertLudwigs-Universität Freiburg, Embedded Systems, Freiburg, Deutschland, 3 Klinikum Stuttgart, Olgahospital, Pädiatrische Diabetologie, Stuttgart, Deutschland Fragestellung: Die Bewegungsfreundlichkeit („Walkability“) der alltäglichen Umgebung eines Menschen hat einen positiven Einfluss auf die Qualität und Quantität der körperlichen Aktivität – Das interdisziplinäre
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Forschungsvorhaben zielt darauf ab, neue Methoden zu entwickeln, um Einflüsse der städtischen Umgebung auf die individuelle Diabetestherapie analysieren und visualisieren zu können. Das Ziel der zweiwöchigen Machbarkeitsstudie ist es, das zur Datenerhebung benutze System auf dessen Usability zu evaluieren, sowie den Vorgang der Datenerhebung aus Sicht der Probanden festzuhalten. Der Prototyp besteht aus einem Sensor zur Aktivitätserkennung (sog. Wearable) und einem Smartphone zum Dokumentieren der Diabetestherapie und der GPS-Koordinaten (Ground Truth) der besuchten Orte. Methode: 8 Jugendliche mit Typ-1 Diabetes (Alter: 12–15 Jahre, 4 weiblich) haben für zwei Wochen das sog. Wearable um das Handgelenk getragen. Zur Dokumentation der Insulintherapie (Ort, Essen, Gemütslage, Blutzuckerwerte, Insulingabe etc.) wurde die Diabetes-Tagebuch-App „My Sugr“ verwendet. Bei einem ersten Treffen wurde den Teilnehmern die Intention der Studie präsentiert, die Instrumente der Datenerhebung verteilt (Smartphone und Wearable) und in ihren Gebrauch eingewiesen. Zudem wurde ein Fragebogen zur Erhebung der Bewegungsfreundlichkeit (Walkability) des näheren Umfeld der Probanden verteilt. Zwei Wochen später wurde bei einem zweiten Treffen das System auf dessen Benutzerfreundlichkeit evaluiert. Neben Gesprächen mit den Probanden, wurde zur Erhebung der Usability Fragebogen eingesetzt. Ergebnis: Alle Probanden führten das Projekt zu Ende. Das Tragen des Sensors stellte, auch beim Schlafen, keine größere Beeinträchtigung dar. Einzige Ausnahme war der Sportunterricht, während dessen das Wearable von zwei Probanden abgenommen werden musste. Von den acht ausgegebenen Sensoren zeichneten sechs Stück über den gesamten Versuchszeitraum körperliche Aktivität auf, ein Sensor nur die ersten vier Tage und es kam zu einem Totalausfall. Die Auswertung zeigt, dass die übrigen Sensoren dauerhaft getragen wurden (was bei vergleichbaren Studien deutlich problematischer war). Die Dokumentation der Insulintherapie mithilfe der App „MySugr“ klappte bei allen Probanden problemlos. Im Schnitt wurden von den Probanden fünf verschiedene Lokalitäten aufgezeichnet. Der Fokus lag auf den Orten zu Hause und Schule. Kritikpunkte waren die teilweise ungenaue automatische Ortung und der zusätzliche Zeitaufwand für die Einträge. Schlussfolgerung: Die Machbarkeitsstudie zeigt, dass das System (Wear able in Verbindung mit Smartphone) gut von Jugendlichen mit Typ-1 Diabetes angenommen wird und die daraus erhobenen Daten als Grundlage der Analyse und Visualisierung des Einflusses der städtischen Umgebung auf körperliche Aktivität geeignet sind. Dabei bewährte sich die Organisationsstruktur der Studie in zwei Workshops zu Anfang und Ende des Testzeitraumes, um die Erhebung und den Rücklauf der Daten zu gewährleisten.
PD-07 Diabetes mellitus Typ 1 bei 2 Patienten mit Morbus Gaucher. Zufall oder Assoziation zweier Stoffwechselkrankheiten? *E. Krähling 1, J. Reinke2, E. Mengel2, M. Holder1 1 Klinikum Stuttgart Olgahospital, Pädiatrische Endokrinologie und -Diabetologie, Stuttgart, Deutschland, 2Universitäts-Kinderklinik Mainz, Zentrum für lysosomale Speicherkrankheiten, Villa Metabolica, Mainz, Deutschland Fragestellung: Der Morbus Gaucher ist eine seltene lysosomale Speicherkrankheit (Inzidenz 1:50.000). Durch den Mangel des lysosomalen Enzyms ß-Glukozerebrosidase kommt es zur Akkumulation des Substrates Glukozerebrosid in Gewebsmakrophagen. Die Leitsymptome Hepatosplenomegalie, Anämie, Thrombozytopenie sowie Blutungsneigung und Knochenkomplikationen beruhen auf der pathophysiologischen Grundlage, dass Makrophagen durch das Substrat pathologisch aktiviert werden. Während eine Häufung von Autoimmunerkrankungen berichtet ist, ist eine Assoziation zum Diabetes mellitus Typ I bisher nicht beschrieben. Fallbeispiele: Bei 2, in unserer Klinik betreuten Kindern (M. + T.) mit bekanntem M. Gaucher manifestierte sich ein Typ-1 Diabetes. Bei M. wurde der M. Gaucher im Alter von 2 J. diagnostiziert und eine Enzymersatztherapie mit VPRIV® (Velaglucerase alfa) begonnen. Zur Diabetes-Manifes-
tation kam es 3 Monate später: BZ 659 mg/dl, HbA1c 9,9 %, Bicarbonat 18 mmol/l, C-Peptid 0,1 ng/ml, IA2-AK > 590 (N < 70), GADAK 688 (N < 70). Bei T. wurde der M. Gaucher im Alter von 5 J. diagnostiziert und wenige Wochen später eine Enzymersatztherapie, ebenfalls mit VPRIV® begonnen. Zur Manifestation des Diabetes mellitus Typ 1 kam es ca. 4 Jahre später. Bei Manifestation bestand eine Hyperglykämie mit grenzwertigem HbA1c von 7,5 %: BGA, C-Peptid sowie die Diabetes-typischen Autoantikörper lagen jedoch im Normbereich. Bei beiden Patienten fanden sich sonographisch keine Hinweise für eine Pankreasfibrose als mögliche Ursache einer einen Diabetes verursachenden Pankreasinsuffizienz. Beide Kinder werden regelmäßig in unserem Diabeteszentrum betreut und aktuell mit einer CSII behandelt. Bei M. fallen eine hohe Glukosevariabilität, erhebliche Katheterprobleme und eine für dieses Alter oft nicht zufriedenstellende Einstellung auf. Schlussfolgerung: Ein Zusammenhang zwischen Typ-1 Diabetes und M. Gaucher ist bisher nicht bekannt. Jedoch lassen das Auftreten von 2 Fällen in einem Zentrum an eine mögliche Assoziation dieser beiden Erkrankungen denken. Weitere Beobachtungen und Untersuchungen zum möglichen Zusammenhang sind erforderlich, zumal bei Morbus Gaucher über eine Makrophagenstimulierung eine peristierende Aktivierung von B-Zellen besteht.
PD-08 DPV-Auswertung zum Polyzystischen Ovarsyndrom (PCOS) bei jugendlichen und erwachsenen Frauen mit Typ-1-Diabetes *C. Reinauer1, E. Bollow2, E. Fröhlich-Reiterer3, K. Laubner4, D. Bergis5, C. Schöfl6, H.- P. Kempe7, M. Hummel8, T. Rohrer9, K. Gollisch10, H. Haberland11, N. Datz12, T. Meissner1, R. Holl2 1 Uniklinikum Düsseldorf, Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie, Düsseldorf, Deutschland, 2Universitätsklinikum Ulm, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie, ZIBMT, Ulm, Deutschland, 3Medizinische Universität Graz, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Graz, Österreich, 4Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Innere Medizin II, Abteilung Endokrinologie und Diabetologie, Freiburg, Deutschland, 5Johann Wolfgang Goethe-Universität, Medizinische Klinik I, Schwerpunkt Diabetologie/Endokrinologie, Frankfurt, Deutschland, 6Praxis Endokrinologie im Zentrum, Erlangen, Deutschland, 7 Diabetologische Schwerpunktpraxis Diabetologikum, Ludwigshafen, Deutschland, 8Diabetologische Schwerpunktpraxis Rosenheim, Rosenheim, Deutschland, 9Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie, Homburg, Deutschland, 10Universitätsklinikum Göttingen, Diabetes-/Lipid und Endokrinologische Ambulanz, Göttingen, Deutschland, 11Sana-Klinikum Lichtenberg, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Berlin, Deutschland, 12Kinder- und Jugendkrankenhaus Auf der Bult, Pädiatrie III, Hannover, Deutschland Einleitung: Patientinnen mit Polyzystischem Ovarsyndrom (PCOS) und Typ 1 Diabetes befinden sich an der Schnittstelle sowohl zwischen Pädiatrie und Erwachsenenmedizin als auch zwischen Diabetologie und Endokrinologie. Während die Assoziation des Typ 2 Diabetes mit dem PCOS gut untersucht ist, wird das PCOS in der Gruppe der Typ 1 Diabetes Patientinnen oft übersehen. Material und Methoden: Innerhalb des DPV Registers (Diabetes Patienten Verlaufsdokumentation) wurden retrospektiv Typ 1 Diabetes Patientinnen zwischen 12 und 40 Jahren mit und ohne PCOS verglichen. Wir untersuchten anthropometrische Parameter, Stoffwechsellage und Rate an Begleiterkrankungen. Ergebnisse: Insgesamt sind 76 jugendliche und erwachsene Frauen zwischen 12 und 40 Jahren (Durchschnittsalter 20,0 ± 7,4 Jahre) mit Typ 1 Diabetes und diagnostiziertem PCOS im DPV Register dokumentiert. Das Manifestationsalter des Typ 1 Diabetes ist in der Gruppe mit PCOS deutlich später als in der Kontrollgruppe (14,9 ± 8,2 vs. 11,8 ± 7,0 Jahre). Patientinnen mit PCOS sind im Vergleich zu denen mit Typ 1 Diabetes ohne PCOS bei ähnlicher Körperlänge fast 10 kg schwerer (74,9 ± 14,8 kg vs. 64,9 ± 13,7 kg, p < 0,001). Metformin und orale Antikonzeptiva werden bei Diagnose PCOS neben der Insulintherapie signifikant häufiger eingenom-
men (p < 0,001). Nach Adjustierung für Alter und Diabetesdauer zeigt sich für Patientinnen mit PCOS ein signifikant besserer HbA1c (7,92+/–0,23 % vs. 8,43 ± 0,01 %, p < 0,05) trotz signifikant geringerer Insulintagesdosis (0,76 ± 0,04 IE/kg/d vs. 0,84 ± 0,00 IE/kg/d, nach Adjustierung für Metformin, p < 0,05). Auffällig ist eine höhere Rate an Schilddrüsenerkrankungen, 38 % der PCOS Patientinnen mit Typ 1 Diabetes wiesen eine Thyreopathie auf, im Vergleich zu 14 % der Patientinnen ohne PCOS (p < 0,001). Diskussion: Da nicht alle diabetologischen Patientinnen routinehaft auf PCOS gescreent werden, ist anhand der vorliegenden Daten keine Aussage über die Prävalenz des PCOS im DPV Kollektiv möglich. Patientinnen mit Typ 1 Diabetes und komorbidem PCOS gehören zu den Patientengruppen, die von zusätzlichen Metformingaben profitieren können. Sie sollten auf das Vorliegen einer Thyreopathie untersucht werden.
PD-09 Interleukin 7 in vitro Kostimulation verstärkt das T-ZellZytokinprofil charakteristisch für Kinder mit Typ 1 Diabetes *J. Seyfarth1,2, K. Förtsch1, H. Ahlert1, J. Rosenbauer2,3, R. Holl2,4, B. Karges2,5, E. Mayatepek1, T. Meissner1,2, M. Jacobsen1 1 Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie, Düsseldorf, Deutschland, 2Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD), Neuherberg, Deutschland, 3 Deutsches Diabetes Zentrum, Institut für Biometrie und Epidemiologie, Leibniz-Zentrum für Diabetesforschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland, 4Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie, ZIBMT, Ulm, Deutschland, 5 Universitätsklinikum Aachen, Sektion Endokrinologie und Diabetologie, Aachen, Deutschland Fragestellung: Interleukin-7 spielt eine zentrale Rolle in der Entstehung von Autoimmunerkrankungen. Es trägt u. a. durch Absenkung der Aktivierungsschwelle zur Entstehung autoreaktiver IFNγ/TNFα positiver Effektor T Zellen bei. Dies verschiebt das Gleichgewicht zwischen Effektor- und regulatorischen T Zellen und begünstigt die Entstehung von Autoimmunität. Veränderungen in der IL-7 Signalkaskade wurden für den Typ 1 Diabetes beschrieben. Es wurden u. a. erhöhte Konzentrationen des löslichen IL-7 Rezeptors und krankheitsassoziierte Polymorphismen im IL-7 Rezeptor gefunden. Die genauen Auswirkungen einer in vitro IL-7 Kostimulation auf die T Zell Antwort bei Patienten mit Typ 1 Diabetes sind jedoch unklar. Ziel dieser Studie war es, die Auswirkungen der IL-7 Kostimulation auf die CD4 T Zell Antwort von Kindern mit Typ 1 Diabetes zu untersuchen und eventuelle Unterschiede im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe zu identifizieren. Methoden: Kinder mit i) Diabetes Typ 1 Erstmanifestation, ii) manifestem – seit mindestens einem Jahr diagnostiziertem – Typ 1 Diabetes und iii) gesunde altersvergleichbare Kontrollen wurden im Rahmen der Pädiatrischen Diabetes Biobank im DZD in diese Studie eingeschlossen. Polyklonale in vitro T Zell-Aktivierung mit und ohne IL-7-Kostimulation wurde in peripheren Immunzellen durchgeführt. Anschließend wurden die T Zellen mittels Durchflusszytometrie auf die Expression von Aktivierungsmarkern und bezüglich ihres Zytokinprofils analysiert. Ergebnisse: Kinder mit Typ 1 Diabetes wiesen im Vergleich zu gesunden Kontrollen nach T Zellaktivierung einen erhöhten Anteil Zytokin (IFNγ, TNFα, IL-2 und IL-17) produzierender Zellen auf. Der Anteil TNFα produzierender CD4 T Zellen war hierbei überproportional hoch, während IL-2 positive T Zellen relativ gesehen bei Kindern mit Typ 1 Diabetes seltener waren. Die IL-7 Kostimulation führte in allen Studiengruppen ebenfalls zu einer deutlichen Zunahme IFNγ und TNFα produzierender Zellen, während sich der Anteil IL-2 positiver Zellen signifikant verringerte. Interessanterweise führte die IL-7 Kostimulation bei länger manifestem Diabetes zu einer signifikant stärkeren Erhöhung der IFNγ und TNFα positiven Effektorzellen als bei Patienten im Rahmen der Erstmanifestation und bei Kontrollen. Schlussfolgerungen: Die generell erhöhte T Zell-Zytokinantwort bei Kindern mit Typ 1 Diabetes und die Verschiebung im Verhältnis zwischen Monatsschrift Kinderheilkunde 10 · 2016
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Abstracts dem Effektorzytokin TNFα und IL-2 als dem Schlüsselzytokin regulatorischer T Zellen spiegelt sich in der in vitro T Zellreaktion auf IL-7 wieder. Diese Ergebnisse legen nahe, dass IL-7 als ein modulierender Faktor der T Zellantwort an der Entstehung des Typ 1 Diabetes beteiligt ist. Die verstärkte Zytokinantwort auf IL-7 bei länger an Diabetes erkrankten Patienten könnte bedeuten, dass diese Mechanismen auch im Krankheitsverlauf eine Rolle spielen.
PD-10 Neue Mutation (p.Met381Lys) im GCK-Gen als Ursache eines MODY2 U. H. Weritz1, *G. Wildhardt2, A. J. Driesel2,3, D. Steinberger2,4 1 Gemeinschaftspraxis Dres. Schubert und Weritz, Warendorf, Deutschland, 2 bio.logis Zentrum für Humangenetik, Frankfurt, Deutschland, 3Johann Wolfgang Goethe-Universität, Institut für Molekulare Biowissenschaften, Frankfurt, Deutschland, 4Justus-Liebig Universität, Institut für Humangenetik, Gießen, Deutschland Hintergrund: Als Maturity Onset Diabetes of the Young (MODY) wird eine Gruppe erblicher Formen des Diabetes mellitus beschrieben, die durch Mutationen in derzeit 13 bekannten Genen bedingt sind. Ein als MODY2 bezeichneter Typ ist durch Mutationen im GCK-Gen verursacht. Die Patienten weisen eine persistierende, milde Hyperglykämie auf, die meist zufällig im Rahmen von orientierenden Kontrolluntersuchungen festgestellt wird, ohne dass zuvor klinische Zeichen und Symptome eines Diabetes imponierten. Fallvorstellung: Wir stellen Familienanamnese sowie klinische und molekulargenetische Befunde einer 58-jährigen Patientin vor. Aufgrund persistierend moderat erhöhter Blutzuckerwerte und einem HbA1c von 6,0 % wurde eine molekulargenetische MODY Diagnostik veranlasst. Methoden: Molekulargenetische Analyse des GCK-Gens durch direkte Sequenzierung nach Sanger. Ergebnisse: In Exon 9 wurde ein Nukleotidaustausch c.1142T>A (heterozygot) nachgewiesen. Dieser führt zu einem Aminosäureaustausch an Position 381 des GCK-Proteins (p.Met381Lys). In der Literatur finden sich zwei mit MODY2 assoziiert beschriebene Varianten, die dasselbe Codon betreffen, jedoch einen Austausch zu anderen Aminosäuren zur Folge haben (p. Met381Thr, p.Met381Arg). Met381 ist eine über viele Spezies hoch konservierte Aminosäure in der Hexokinasedomäne. Die Untersuchung weiterer Familienangehöriger ergab, dass die Mutation mütterlicherseits über drei Generationen vererbt wurde. Schlussfolgerung: Befunde und assoziierte Datenlage implizieren, dass die bei der untersuchten Indexpatientin nachgewiesene und bisher nicht beschriebene Aminosäuresubstitution die molekulare Ursache eines MODY2 ist.
PD-11 Akzidentelle Insulinüberdosierung im Rahmen der Insulinpumpentherapie. Ein Fallbericht *J. Ziegler1, F. Liebrich1, M. Lösch-Binder1, A. Neu1 1 Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Tübingen, Deutschland Hintergrund: Die Reduktion von Hypoglykämien zählt zu den klassischen Indikationen für die Insulinpumpentherapie im Kindes- und Jugendalter. Nebenwirkungen einer solchen Therapie sind unter anderem auf Bedienungsfehler zurückzuführen. Eine akzidentelle Insulingabe ist möglich. Wir berichten von einem 8 Jahre alten Jungen und einer akzidentellen Gabe von 180 IE Insulin (Novorapid) aufgrund eines Bedienungsfehlers beim Wechsel der Insulinkartusche. Fallbericht: 8 Jahre alter Junge mit Diabetes mellitus und Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem Trotzverhalten und stationärem Aufenthalt in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie. Dort selbständiges Management des Typ 1 Diabetes mittels Insulinpumpe (MiniMed Paradigm® Veo). Lediglich kurze Einweisung des dortigen Personals aufgrund hoher
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Selbständigkeit des Jungen nach Aussage der Eltern. Akzidentelle Gabe von 180 IE Novorapid (7,26 IE/kg KG) bei Wechsel der Insulinkartusche und liegendem Katheter auf dem Weg zum Speisesaal (Einsetzen der Kartusche ohne Rücklauf des Stempels). Patientendaten: 8 Jahre alter Junge; Gewicht 24,8 kg; Typ 1 Diabetes mellitus seit 03/2011; Pumpentherapie mit MiniMed Paradigm® Veo seit Manifestation; Insulintagesdosis 1,02 IE/kg/die Novorapid (28 % Basalrate). Diabetesmanagement mit 9–10 Blutzuckerselbstkontrollen am Tag und 6–8 Bolusgaben unter Verwendung eines Bolusrechners. Mittlere Blutglukose 158 mg/dl (SD 103 mg/dl), 48 % der Blutzuckerwerte im Zielbereich von 80–180 mg/dl, HbA1c 6,8 %. Therapie: Sofortige Übernahme auf unsere Diabetesstation zur Überwachung und Glukosegabe. Keine klinisch oder laborchemisch relevante Hypoglykämie durch frühzeitige und repetitive Kohlenhydratzufuhr (insgesamt 200 g Glukose in 6,5 Stunden). Engmaschiges Monitoring über 18 Stunden. Wiederaufnahme der Pumpentherapie ab dem Folgetag. Schlussfolgerungen: Aus diesem glücklicherweise blanden, aber potentiell gefährlichen Verlauf lassen sich folgende Konsequenzen ableiten: 1. Kein Kartuschenwechsel bei liegendem Katheter. 2. Kartuschenwechsel nur in ruhigem und kontrolliertem Setting. 3. Bei jüngeren Kindern Kontrolle der Pumpenhandhabung. 4. In einer betreuenden Eirichtung gehört die Schulung aller Beteiligten zu den Grundvoraussetzungen für eine sichere Pumpentherapie.
Poster Endokrinologie PE-01 Serum IGF1- und IGFBP3-Konzentrationen vor und nach Priming mit Testosteron im Rahmen einer Wachstumshormondiagnostik bei kleinwüchsigen Jungen. *A. Albrecht1, M. Marx1, T. Penger1, T. Völkl1, H.- G. Dörr1 1 Universitätsklinikum Erlangen, Kinder- und Jugendklinik, Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie, Erlangen, Deutschland Hintergrund und Ziel: Eine pharmakologische Diagnostik zum Nachweis eines Wachstumshormon-mangels (GH-Mangel) wird bei folgenden Faktoren erwogen: Kleinwuchs, verminderte Wachstumsgeschwindigkeit, retardiertes Knochenalter und niedrige Serum IGF1- und IGFBP3-Konzentrationen (< – 1 SDS). Bei präpubertären kleinwüchsigen Jungen > 10 Jahre wird nach der aktuellen S2-Leitlinie vor Diagnostik ein Priming mit Testosteron durchgeführt. Ziel der vorliegenden Untersuchung war, den Einfluss des Primings auf die Wachstumsfaktoren bei Kindern mit gesichertem GH-Mangel und bei Kindern ohne GH-Mangel zu untersuchen. Patienten und Methoden: In einem Kollektiv von 136 präpubertären kleinwüchsigen Jungen (Medianes Alter: 11,8 Jahre) wurden IGF1- und IGFBP3-Werte 4–6 Wochen vor und eine Woche nach Priming mit Testosteron gemessen und in SDS berechnet. Die Werte der Gruppe der Patienten mit gesichertem GH-Mangel (n = 10) wurden mit den Werten der Patienten mit idiopathischem Kleinwuchs (ISS, n = 126) verglichen. Ergebnisse (MW ± SD): Im Gesamtkollektiv betrugen die durchschnittlichen IGF1-SDS-Werte vor Priming -2,65 ± 1,00 und nach Priming Tab. PE-01 SDS Werte (MW ± SD)
GH-Mangel (n = 10)
ISS (n = 126)
Signifikanz (2-seitig)
IGF1 vor Priming
–2,84 ± 0,71
–2,63 ± 1,02
NS
IGF1 nach Priming
–1,63 ± 0,84
–0,92 ± 0,99
P < 0,04
Delta IGF1
+1,28 ± 0,87
+1,71 ± 0,90
NS
IGFBP3 vor Priming
–1,86 ± 0,95
–1,52 ± 1,06
NS
IGFBP3 nach Priming
–1,48 ± 1,34
–0,85 ± 1,08
NS
0,38 ± 1,58
0,67 ± 1,13
NS
Delta IGFBP3
-0,97 ± 0,99. Die IGFBP3-SDS-Werte lagen vor Priming bei -1,55 ± 1,05 und nach Priming bei -0,89 ±1,10. Dieser Anstieg war jeweils signifikant (p < 0,01). Die Daten der Patienten mit GH-Mangel (n = 10) und der Patienten ohne GH-Mangel (n = 126) sind in . Tab. PE-01 dargestellt. Zusammenfassung: Die Serum IGF1- und IGFBP3-Konzentrationen (SDS) stiegen nach Priming mit Testosteron bei allen Jungen signifikant an. Die IGF1-Werte waren bei den Patienten mit ISS nach Priming signifikant größer als bei den Patienten mit GHD, während sich beim Delta IGF1-Wert (ISS > GHD) kein signifikanter Unterschied fand. Der gleiche Trend zeigte sich bei den IGFBP3-Werten.
PE-02 Management of ovarian lesions with vaginal bleeding in childhood *K. Heldt1, C. Kluckert-Tomm2, D. Klima-Lange3, T. Gozzi-Graf1, J. Greiner4, D. L’Allemand-Jander1 1 Ostschweizer Kinderspital, Pädiatrische Endokrinologie/Diabetologie, St. Gallen, Switzerland, 2Ostschweizer Kinderspital, Pädiatrische Gynäkologie, St. Gallen, Switzerland, 3Ostschweizer Kinderspital, Kinderchirurgie, St. Gallen, Switzerland, 4Ostschweizer Kinderspital, Pädiatrische Hämatologie/Onkologie, St. Gallen, Switzerland Introduction: Large ovarian cysts > 2 cm are rare in prepubertal girls after the first year of life and need further evaluation to exclude torsions and neoplasms. Estrogens are produced in 5 % and 90 % of the cysts sized > 5 cm show spontaneous regression. Depending on the hospital, either pediatric surgeons, gynaecologists, endocrinologists or oncologists are in charge of diagnostics and treatment, but official guidelines are lacking. Case Report: A 2.5 year old girl presented with fever, abdominal pain, self-limited vaginal bleeding and premature thelarche. Ultrasound showed a cystic formation of about 10 ml in the left ovary with displacement of the ovarian stroma backwards, but no signs of ovarian torsion. Uterus was enlarged with endometrial proliferation. Besides estradiol elevated to 114 pmol/L, tumour markers were negative, namely inhibin B. Because an ovarian tumour could not be excluded by MRI, two international specialists were involved: The Comprehensive Ovarian Cancer Center took the view of an ovarian tumour and recommended ovarectomy, while the radiologist specialized in paediatric gonadal tumours favoured to watch and wait and to perform cyst- or ovarectomy only after an increase in the cyst’s size. In a closely monitored outpatient setting, normalization of estradiol and complete regression of pubertal signs and an infantile uterine and ovarian size cyst in ultrasound were found within 3 weeks. After 10 weeks, there was no more evidence of the cyst in ultrasound. Conclusions: In this case, paediatric surgeons were concerned to miss an ovarian torsion or tumour, while paediatric endocrionologists and gynecologists were afraid of ovarectomy. As a multidisciplinary management of ovarian lesions in childhood is advocated, we designed such recommendations after review of the literature. We suggest further evaluation in cysts >2 cm together with paediatric endocrinologists, surgeons, radiologists, oncologists and gynecologists. Tumour markers and pelvic MRI should be done. Surgery is necessary if ovarian tumour or torsion is suspected, but abdominal puncture of cysts is obsolete. The least invasive techniques with preservation of the ovary are favoured because even small residues of the ovary can be functional and fertile later in life.
PE-03 Gonaden- und Nebennierenrindenfunktion bei SF-1 Mutation *A. Krause1, M. Wurm1, N. van der Werf-Grohmann1, K. O. Schwab1 1 Uni-Kinderklinik Freiburg, Endokrinologie, Freiburg, Deutschland Einleitung: Für die Entwicklung der Nebennieren und Gonaden kommt dem SF-1 Gen eine entscheidende Rolle zu. Mutationen führen in der Regel zu einer Nebennierenrindeninsuffizienz und einer Störung der Ge-
schlechtsentwicklung (46,XY-DSD) mit variablem phänotypischen Erscheinungsbild. Fallbericht: 17 Jahre alter männlicher Jugendlicher mit Karyotyp 46,XY und genetisch gesicherter Mutation im SF-1 Gen (heterozygote Mutation c.118A>C, dadurch p.T40P im SF-1). Allzeit suffiziente Nebennierenrindenfunktion. Im Kindesalter wurden mehrere maskulisierende Aufbauoperationen durchgeführt aufgrund eines Virilisierungsdefizits und bei Rudimenten von Müller-Strukturen. Im Folgenden unauffällige psychomotorische Entwicklung mit hervorragender sozialer Integration im männlichen Geschlechtskontext. Im Alter von 12 Jahren Spontaneinsetzen der Pubertät, jedoch mit unzureichender Weiterentwicklung der primären Geschlechtsmerkmale (Penislänge gestreckt von max. 8 cm, Hodenvolumen 3–4 ml) bei intakter Penissensibilität und Erektionsfunktion. Der Patient erhielt passager eine Therapie mit Testosteron dermal bei steigenden FSH Werten. Eine Lokaltherapie mit Dihydrotestosteron sowie eine begleitende Therapie mittels Vakuumextension blieben erfolglos, es wurden auch keine positiven Effekte unter einem Therapieversuch mit hCG beobachtet. Aktuell liegen die Testosteronspiegel bei dem Jungen ohne jegliche Therapie im angestrebten pubertären/adulten Zielbereich. Im Verlauf moderat steigende Gonadotropine im Sinne eines hypergonadotropen Hypogonadismus. Im Spermiogramm Azoospermie. Die Familie erwägt eine testikuläre Spermiumextraktion (TESE). Zusammenfassung: Das klinische Bild einer Störung der Geschlechtsentwicklung mit 46,XY-Karyotyp aufgrund einer Mutation im SF-1 Gen ist sehr heterogen. Eine Einschränkung der Nebennierenrindenfunktion ist nicht obligat. Ein spontaner Pubertätsbeginn ist möglich mit Erreichen von normal hohen Testosteronwerten, so dass die Leydigzellfunktion uneingeschränkt sein kann. Vielmehr ist häufiger von einem manifesten Sertolischaden auszugehen. Eine Pubertätsstagnation scheint ein zusätzliches Phänomen zu sein. Von den bisher etablierten Therapiekonzepten zur Pubertätsunterstützung scheinen Patienten mit SF-1 Mutation nicht immer zu profitieren.
PE-04 Pubertät und Wachstum bei SLOS-Kindern *U. Lüss1, K. Mohnike1 1 Med. Uni Magdeburg, Klinik für Pädiatrische Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten, Magdeburg, Deutschland Pubertät, Wachstum und Gewichtsentwicklung bei Kindern mit SmithLemli-Opitz-Syndrom Patienten und Methoden: Das Smith-Lemli-Opitz-Syndrom (SLOS) wird durch einen Mangel der mikrosomalen 7-Dehydrocholesterolreduktase hervorgerufen. Dieser geht mit vermindertem Geburtsgewicht, Gedeihstörung, mikrozephalem Kleinwuchs sowie diversen Organfehlbildungen einher. 17 Patienten wurden regelmäßig in der Stoffwechselsprechstunde über bis zu 16 Jahre betreut. Im CrescNet wurden Körpergröße, -gewicht, Kopfumfang und Pubertätsstadien dokumentiert. Ergebnisse: Bei 6 von 12 Patienten wurde ein frühnormaler Pubertätseintritt ( = 10. Perzentile) festgestellt. Bei 5 von 12 Patienten lag dieser im Bereich 10.−50.P. Bei 5 Patienten war auf Grund des Alters bei Erstvorstellung kein Pubertätseintrittsalter ermittelbar. 12 von 17 Kindern wurden trotz Ernährungsproblemen ohne PEG versorgt. 8 Patienten zeigten darunter bis zum Pubertätsbeginn eine spontane Normalisierung des BMI-SDS zwischen dem 1., 6. und 10. Lebensjahr (Mittelwert/Median) −2,9/−3,2 (12 Monate) −2,1/−1,9 (6.LJ) und −1,2/−1,1 (10.LJ). 4 Patienten hatten keine ausreichende vorhergehende Dokumentation. Diskussion: Die frühnormale Pubertätsentwicklung ist bisher nicht beschrieben. Bei SLO werden hohe Konzentrationen von Steroidhormonanalyten gefunden, die aus den 10–100fach erhöhten Konzentrationen des 7-/8-Dehydrocholesterol stammen. Bei SLO liegt obligat eine vorgeburtliche Wachstumsverzögerung (SGA) vor, die mit prämaturer Adrenarche assoziiert ist. Bei SLO ist wie bei anderen SGA-Ursachen ein metabolisches Syndrom zu berücksichtigen. Da die Gewichtsentwicklung ohne zusätzliche Sondenernährung eine spontane Normalisierung zeigt, ist die Notwendigkeit einer PEG o. a. hohen Nahrungszufuhr nicht gegeben. Monatsschrift Kinderheilkunde 10 · 2016
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Abstracts Schlussfolgerung: SLO ist eine Ursache der vorgeburtliche Wachstumsverzögerung (SGA) mit Mikrozephalus Bei bekanntem Defekt im Steroidstoffwechel ist das Krankheitsbild für die Untersuchung der frühen Adrenarche und Pubertät geeignet. Auch Längen- und Kopfumfangsentwicklung waren Gegenstand der Untersuchungen.
PE-05 6-jähriger Junge mit Wachstumsstillstand bei Mangelernährung *B. Momm1, I. Baus1, P.- M. Holterhus1 1 UKSH Campus Kiel, Pädiatrische Endokrinologie, Kiel, Deutschland Einleitung: Chronische Mangelernährung führt zu multiplen hormonellen Veränderungen und ist weltweit die häufigste Ursache für einen Kleinwuchs. Die Veränderungen der endokrinen Achsen sind adaptiv und dienen der Energieeinsparung und Aufrechterhaltung einer euglykämischen Stoffwechsellage zu Ungunsten von Wachstum und Fortpflanzung. Neben der Wachstumshormon-Resistenz mit IGF1 Mangel, dem Sick Euthyroid Syndrome, dem hypogonadotropem Hypogonadismus und relativem Hypercortisolismus zeigt sich ein Leptinabfall, der eine Inhibierung des anorexigenen Systems auf hypothalamischer Ebene bewirkt. Fallbericht: Der 6 jährige Junge wurde uns mit dem V. a. eine zentrale Hypothyreose vorgestellt. Nach unüberwachter Schwangerschaft mit Alkoholkonsum und schlecht eingestelltem Diabetes mellitus Typ 2 Geburt des makrosomen Kindes in der 38. SSW. Wegen eines M. Hirschsprung mit Z. n. Dickdarmteilresektion war bei chronischer Obstipation eine hochdosierte Therapie mit Macrogol notwendig. Der Junge lebt nach Heimaufenthalt seit dem 2. LJ in einer Pflegefamilie. Bei reaktiver Bindungsstörung kam es seit dem 4. LJ zu einer Essstörung mit ständiger Suche nach Nahrungsmitteln und Schlingen großer Portionen mit anschließendem Erbrechen, was zu einer Restriktion der Mahlzeiten auf 5 definierte Portionen pro Tag führte. Berichtet wurden Müdigkeit, Adynamie, Durchschlafstörung und autistische Züge. In der Untersuchung fielen bei dem proportioniert kleinwüchsigen Jungen (Körperhöhen-SDS −3,62) ein extrem kachektischer Ernährungsszustand (Gewichts-SDS −4,25, BMI-SDS −3,27) mit Sinusbradykardie, Lanugobehaarung und fehlendem Unterhautfettgewebe auf. Graphisch Wachstums- und Gewichtsstillstand seit 2 6/12 Jahren bei altersentsprechendem Skelettalter. Im Labor sekundäre Hypothyreose (TSH 0,55 mIU/l (0,7–5,97), fT3 2,49 pmol/l (3,88–8,02), fT4 11,1 pmol/l (12,5–21,5)), erniedrigtes IGF1 (9 ng/ml, < P5) und Leptin (< 1,0 µg/l) erniedrigt, hochnormales Cortisol (168 ng/ml). Nach Ernährungsprotokoll Energiegehalt im Durchschnitt 1963 kcal/Tag (eukalorisch). Verlauf: Nach Ausschluss einer chronisch organischen Erkrankung und bei unauffälligem cMRT begannen wir bei V. a. funktionelle Hormonveränderungen bei Marasmus eine kalorienangereicherte Ernährung mit 3000 kcal/Tag. Nach 17 Tagen kam es unter Gewichtszunahme von 1 kg bereits zu einem 8-fachen Anstieg des IGF1 und einer Normalisierung der Schilddrüsenwerte, nach 3 Monaten unter ansteigendem BMI-SDS zu einem beginnenden Aufholwachstum, der Leptinspiegel blieb nach 8 Wochen noch unterhalb der Nachweisgrenze. Fazit: Bei Vereinbarkeit der klinischen und hormonellen Veränderungen mit einer schweren Gedeihstörung kann auf eine weiterführende Diagnostik im Sinne einer Wachstumshormonstimulationstestung und auf eine Hormonsubstitution verzichtet werden.
PE-06 Kleinwuchs und Skelettdysplaise bei SHOX-Gen-Duplikation *N. Morsch1, T. Rohrer1, P. Hennes1, S. Lehmann-Kannt1 1 Universitätsklinikum des Saarlandes, Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie, Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie, Homburg (Saar), Deutschland Einleitung: SHOX (short stature homebox containing gene) ist ein Gen der pseudoautosomalen Region der Geschlechtschromosomen. Es kodiert ein für das Längenwachstum essentielles Protein. Am bekanntesten
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ist die SHOX-Gen-Haploinsuffizienz durch Verlust eines funktionstüchtigen Allels (Ullrich-Turner-Syndrom, SHOX-Gen-Deletionen). Der auftretende dysproportionierte Kleinwuchs mit typischen Stigmata und die Léri-Weill-Dyschondrosteose sind gut erforscht. Weniger bekannt ist die sehr seltene komplette SHOX-Gen-Duplikation, die nicht auf Trisomien bzw. Translokationen des X-Chromosoms beruht und zu ähnlicher Symptomatik führen kann. Kasuistik: Vorstellung eines 11-jährigen Mädchens in der endokrinologischen Sprechstunde aufgrund seit 2 Jahren rezidivierender Bein- und Fußödeme und einem im Vergleich zu ihrem genetischen Zielbereich relativen Kleinwuchses. Die klinische Untersuchung ergab eine beginnende Pubertät (PH2 und B2), beidseitig Fuß- und Beinödeme, Cubita valga mit deutlichem Streckdefizit der Ellenbogengelenke und eine Supinationshemmung. Das Röntgenbild der linken Hand zeigte eine strähnige Knochenstruktur, eine Ulna-Minusvariante mit ausgeprägter Gefügestörung der Handwurzelknochen sowie lateralseits erosiv erscheinende Veränderungen an den den Epiphysenfugen angrenzenden Metaphysen. Das Knochenalter nach Greulich und Pyle betrug ca. 12 Jahren mit einer Endgrößenprognose nach Bailey Pinneau von 150 cm (mittlere genetische Zielgröße 170,8 cm). Eine unauffällige Chromosomenanalyse (46, XX) konnte ein UTS ausschließen. Eine darauffolgende SHOX-Gen-Analyse ergab eine heterozygote Duplikation eines kompletten SHOX-Gens und dessen flankierender Bereiche. Diskussion: Im Gegensatz zu der relativ häufigen SHOX-Gen-Deletion (Häufigkeit ca. 1:2000) finden sich SHOX- Duplikationen selten. In der Literatur werden solche Duplikationen im Zusammenhang mit der LériWeill-Dyschondrosteose und dem idiopathischen Kleinwuchs diskutiert. Man geht davon aus, dass es durch die Duplikation des Gens selbst oder von regulatorischen Bereichen in der Umgebung zu einer eingeschränkten Expression des Allels kommt und somit eine funktionelle Haploinsuffizienz vorliegt. Die bei dem Mädchen beschriebene Ödemneigung ist ein bekanntes Symptom im Rahmen eines Ullrich-Turner-Syndroms. Jedoch gibt es bisher keine Evidenz dafür, dass das SHOX-Gen in die Entstehung der Ödeme involviert ist. Analog zur SHOX-Insuffizienz kann in diesem Fall auch die Therapie mit rekombinantem humanem Wachstumshormon diskutiert werden. Eine möglich negative Beeinflussung der Ödeme ist dabei zu berücksichtigen.
PE-07 Validation der für das Gerätesystem iSYS veröffentlichten IGF-1 Daten anhand einer großen, altersüberspannenden regionalen Kohorte von gesunden Kindern und Jugendlichen *M. Schaab1, A. Körner2, R. Pfäffle2, W. Kiess2, J. Thiery1, J. Kratzsch1 1 Universitätsklinikum Leipzig, Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik, Leipzig, Deutschland, 2 Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Leipzig, Deutschland Fragestellung: Validation der für das Gerätesystem iSYS veröffentlichten IGF-1 Daten anhand einer großen, altersüberspannenden regionalen Kohorte von gesunden Kindern und Jugendlichen. Methoden: Die LIFE Child Kohorte ist eine prospektive, longitudinale bevölkerungsbasierte Kohorte im Einzugsgebiet Leipzigs (N = 1048 Jungen, N = 1046 Mädchen, 0–18 Jahre). Die Bestimmung der IGF-1 Serumkonzentration erfolgte am Gerätesystem iSYS der Fa. IDS. Die geschlechts- und altersabhängige 2,5. und 97,5. Perzentile für IGF-1, sowie die Kalkulation der entsprechenden SDS-Werte erfolgte analog der veröffentlichten Daten von Bidlingmaier et al. [1]. Ergebnisse: Die Perzentilkurven der Leipziger Kohorte unterscheiden sich vor allem bezüglich des Verlaufs der 97,5. Perzentile bei Jungen und der 2,5. Perzentile bei Jungen und Mädchen von dem von Bidlingmaier et al. veröffentlichtem Kollektiv. Die 97,5. Perzentile der Leipziger Kohorte im Altersbereich von 6–10 Jahren für Jungen wurde mit bis zu 35,1 % verminderten IGF-1 Konzentrationen gefunden. Für die 2,5. Perzentile sind die
IGF-1 Konzentrationen vor allem im Bereich von 10–13 Jahren um bis zu 20,4 % vermindert. Dies spiegelt sich ebenfalls in den SDS-Werten wider. So sind bis zu 7 % der SDS-Werte im Bereich 10–13 Jahren bei Jungen < – 2,0. Im Gegensatz dazu wurden bei Mädchen der Leipziger Kohorte für die 2,5. Perzentile zwischen 7–13 Jahren bis zu 85,5 % erhöhte IGF-1 Konzentrationen ermittelt. Es konnte ein geschlechtsspezifischer Unterschied bezüglich des Zeitpunkts des pubertätsassoziierten IGF-1 Anstiegs gefunden werden. Für Jungen wurde das Maximum der 97,5. Perzentile im Alter von 14 Jahren (546,6 µg/L), für Mädchen im Alter von 12 Jahren (538,4 µg/L) erreicht. Schlussfolgerungen: Die unterschiedlichen Ergebnisse lassen sich möglicherweise auf die Verschiedenheit der untersuchten Kollektive zurückführen. Unsere Kohorte zeichnet sich im Vergleich zu anderen Untersuchungen durch eine hohe ethnische Homogenität und räumliche Nähe sowie eine detaillierte Patientencharakterisierung aus. Zudem wurde in Leipzig ein hochstandardisiertes Präanalytik-Protokoll angewendet, um ein Höchstmaß an Sicherheit für die Validität der Proben und der Untersuchungsergebnisse zu gewährleisten. Die relevanten Abweichungen der 97,5. und 2,5. Perzentile, in den entsprechenden Altersbereichen für Jungen und Mädchen der Leipziger Kohorte, sollten sowohl bei der Diagnose eines Wachstumshormonmangels, als auch bei der Behandlung mit rekombinantem Wachstumshormon beachtet werden. Literatur 1. Bidlingmaier et al (2014) J Clin Endocrinol Metab 99:1712–1721
PE-08 „Rheuma“ und Wachstumsstörung – Was steckt dahinter? *M. Schmidt1, E. Lausch2, U. Kordaß3, H. Lauffer1, C. Schröder1 1 Universität Greifswald, Kinderklinik, Greifswald, Deutschland, 2Universität Freiburg, Pädiatrische Genetik, Freiburg, Deutschland, 3MVZ Humangenetik Molekularbiologie, Greifswald, Rostock, Deutschland Einleitung: Symptome einer rheumatischen Erkrankung sind, insbesondere im Kindesalter, oft unspezifisch. Letztlich ist die juvenile idiopathische Arthritis eine Ausschlussdiagnose. Differentialdiagnostisch muss in Einzelfällen auch an eine Skelettdysplasie gedacht werden. Pat.1 Multiple epiphysäre Dysplasie – MED 1 (OMIM 177170): Ein 4 2/12 jähriger Junge wurde neuropädiatrisch zur Diagnostik wegen belastungsabhängiger Beinschmerzen vorgestellt. Eine Muskel/Gelenksymptomatik bestand seit dem Ende des 1. LJ, therapeutisch waren bereits NSAR, ein Methylprednisolonstoß und anschließend MTX (beendet wegen fehlender Besserung und Transaminasenanstieg) eingesetzt worden. Die Diagnostik bezüglich einer zunehmenden Wachstumsretardierung hatte keine fassbare Ursache ergeben. Die Röntgenaufnahme der li. Hand und die Auswertung weiterer bereits vorhandener Skelettbildgebungen führte zur Verdachtsdiagnose MED, die molekulargenetisch bestätigt werden konnte (COMP c.1586C>T, p.Thr529Ile) Pat.2 Familiäre Osteochondrosis dissecans (OMIM 155760): Bei einem 11 3/12 Jahre alten Jungen wurde ein Wachstumshormonmangel diagnostiziert und eine Therapie mit GH begonnen (Körperlänge: SDS -3,7). In den ersten zwei Behandlungsjahren hat sich der Größen-SDS nur um 0,5 verbessert. Zusätzlich traten Gelenkbeschwerden im Ellenbogen- und Kniegelenk auf, die bei zunächst angenommener rheumatischer Arthritis mit Methotrexat behandelt wurden. Der klinische Verlauf mit einer deutlich verminderten Endgröße (152 cm, disproportioniert) und immer wiederkehrenden Gelenkbeschwerden führte zum Verdacht der Diagnose familiäre Osteochondrosis dissecans. Erst jetzt wurde eine Molekulargenetische Bestätigung möglich (ACAN c.5524dupA, p.Thr1842Asnfs*4). Schlussfolgerung: Diagnosen aus dem Formenkreis der rheumatischen Erkrankungen müssen kritisch überprüft werden, wenn eine Wachstumsstörung als führendes Symptom zeitgleich oder vor einer Gelenk- oder Muskelproblematik auftritt.
PE-09 Pubertas Tarda und Kleinwuchs bei einem Jungen mit BörjesonForssman-Lehmann-Syndrom *E. Schulz1, H. I. Akkurt1, T. Mußotter2, P. Meinecke3 1 Altonaer Kinderkrankenhaus, Hamburg, Deutschland, 2Universitätsklinikum Ulm, Institut für Humangenetik, Ulm, Deutschland, 3Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Humangenetik, Hamburg, Deutschland Das Börjeson-Forssman-Lehmann Syndrom (BFLS) (OMIM 301900) ist ein X-chromosomal rezessiv vererbtes Dysmorphieretardierungssyndrom mit einem breiten Spektrum der geistigen Behinderung, Hypogonadismus und äußeren Auffälligkeiten: Grobe Gesichtszüge, große, fleischige Ohren, kegelförmige Finger, kurze Zehen, Kleinwuchs und stammbetonte Adipositas. Das Syndrom ist nach den Erstbeschreibern (1962) benannt. Die Prävalenz ist unbekannt, über 20 Familien sind beschrieben. Ursächlich sind Mutationen im PHF6 Gen (Xq26.2) bekannt. Wir berichten über einen Jungen mit BFL-Syndrom, der im Alter von 15 Jahren wegen Kleinwuchs und ausbleibender Pubertäts-entwicklung bei bekannter globaler Entwicklungsverzögerung vorgestellt wurde. Die klinische Verdachtsdiagnose konnte molekulargenetisch bestätigt werden. Die gefundene Mutation im PHF6-Gen (c.687T>A, p.His229Gln) liegt in einer hochkonservierten Region und führt zu einer Veränderung des Proteins. An gleicher Aminosäureposition wurde bereits eine Mutation bei einem Patienten mit BFL-Syndrom identifiziert. Das klinische Bild und die hormonellen Befunde des Hypogonadismus und Wachstumshormonmangels werden dargestellt.
PE-10 IGF1R-Mutation – eine Kasuistik *S. Thiele1, C. Schröder1, U. Kordaß2 1 Universitätsmedizin Greifswald, Pädiatrie, Neuropädiatrie/Stoffwechsel, Greifswald, Deutschland, 2MVZ für Humangenetik und Molekularpathologie, Zweigstelle Greifswald, Rostock, Deutschland Hintergrund: Heterozygote Mutationen im Gen des Insulin-like growth factor 1 Rezeptors (IGF1R) sind selten und führen zu einer Resistenz gegenüber dem IGF-1. Klinisch imponiert ein proportionierter Kleinwuchs trotz zumeist normaler Wachstumshormon (GH)- und IGF-1-sowie IGFBP3-Spiegel. Die Kinder weisen bereits eine intrauterine Wachstumsretadierung sowie Mikrozephalie auf. Daten zur Behandlung mit Wachstumshormon bei IGF1R-Genmutation sind nur begrenzt vorhanden. Ein Therapieansprechen scheint hier auch von der jeweiligen Mutation abzuhängen. Insbesondere Patienten mit größeren Chromosomenabberrationen, beschrieben für Deletionen des kompletten IGF1R-Gens oder eines großen Teils (exon 3–21) mit Ausdehnung in die Telomerregion 15 q, profitieren von der GH-Substitution (1 mg/m2, DGrößen-SDS 0,8–1,5). Wir zeigen den klinischen Verlauf eines Kindes mit einer derartigen Deletion. Fallbericht: Ein 3,65 jähriges Mädchen, Tochter einer kleinwüchsigen Mutter (134 cm), stellte sich vor mit proportioniertem Kleinwuchs und Mikrozephalie (Größe 84,3 cm −3,92 SDS, Kopfumfang 45,5 cm −2,81 SDS, BMI 56.Perzentile) sowie einem Vitium cordis und Z. n. SGA. Der IGF−1Spiegel war mit 139,7 ng/ml (27–198) normwertig, der IGFBP−3-Spiegel mit 4051 µg/ml (1747–5203) hochnormal. Der Verdacht auf eine IGF1RGenmutation wurde entsprechend Klinik und Laborkonstellation gestellt. Die molekulargenetische Untersuchung ergab bei Tochter und Mutter eine heterozygote Deletion von Exon 3–21, reichend bis in die terminale Telomerregion (15q). Hiermit ist die Gabe von Wachstumshormon eine Therapieoption. Die initiale Therapie mit Wachstumshormon (Norditropin) in einer Dosis von 0,025 mg/kg (0,56 mg/m2) führte nicht zur Besserung des Größen-SDS (−4,01). Erst eine Erhöhung der Dosierung auf 0,03 mg/ kgKG (0,8 mg/m2) führte bisher nur zu einer leichten Verbesserung des Wachstums (−3,79 SDS). Eine weitere Dosisanpassung ist hier erforderlich. Schlussfolgerung: Ein Kleinwuchs, der durch eine große Deletion im IGF1R-Gen verursacht wird, ist durch die Gabe von Wachstumshormon beeinflussbar. Um eine signifikante Verbesserung des Wachstums zu erreichen, ist eine individuelle Dosierung vermutlich im oberen Bereich der SGA-Empfehlung erforderlich. Monatsschrift Kinderheilkunde 10 · 2016
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Abstracts PE-11 Unusual aetiology of short stature and delayed puberty in a 16-year-old boy *I.-A. Vasilakis1, G. Paltoglou1, T. Zangogianni2, A. Xaidara1, K. Stefanaki3, M. Gavra4, G. Chrousos1,2, E. Charmandari1 1 1st Department of Paediatrics, Paediatric Endocrinology Diabetology and Metabolism Unit, National and Kapodistrian University of Athens, „Aghia Sophia“ Children’s Hospital, Athen, Greece, 21st Department of Paediatrics, National and Kapodistrian University of Athens „Aghia Sophia“ Children’s Hospital, Athen, Greece, 3Department of Pathology, „Aghia Sophia“ Children’s Hospital, Athen, Greece, 4Department of CT and MRI, „Aghia Sophia“ Children’s Hospital, Athen, Greece Background: Although children with short stature are frequently referred to paediatric endocrinologists, an organic aetiology is found in approximately 5 % of those growing below the 3rd centile. Pituitary adenomas represent4 cm) prolactinomas. The latter are usually associated with syndromes such as MEN1. Clinical presentation: We present the case of a 159/12 year old boy, from a rural area of western Greece, who was referred to our paediatric endocrinology department on account of his short stature and delayed puberty. History: He had not attended school for a year prior to his presentation and he presented with a one month history of headaches and had no polyuria or polydipsia. He was the first child of non-consanguineous parents and he underwent orchiopexy for bilateral cryptorchidism at the age of 2 years. His 12 years old sister was diagnosed with neurofibromatosis type 1(NF1). Clinical examination: Height: 141,5 cm (<3 under target height), proportionate,Weight 44 kg (3), BMI: 21,97 kg/m2 (P25- 50), Head circumference: 55 cm (P10- 25), HR: 75/min, BP: 86/55 mmHg.Pubertal assesment: P2, AH2, testicular volume: 3–4 ml bilaterally, facial freckles, subtle plethora, mild right central VII palsy with no other significant neurologic findings. Laboratory findings: Normal serum electrolytes, plasma glucose:78 mg/ dl, TSH: 2,09 µUI/ml (0,4- 4), fT4 7,43 pmol/l (9- 20,5), Anti-TPO 26,6 U/ml, Anti-TG Radiological findings: Bone age (G&P): 13.5 years (at chronological age of 159/12 years), 1.5 Tesla Brain- MRI scan: Giant, infiltrative, osteolytic, contrast absorbing, slowly developinglesion at the skull base and suprasellar region, extended especially on the right side. Histological findings after biopsy: atypical, prolactin- secreting pituitary macroadenoma Management: The patient was commenced on L-thyroxin replacement 50 µg once daily and carbegoline twice a week. He also underwent genetic testing for NF1 and results are awaited. Conclusion: Giant prolactinomas represent a rare cause of growth hormone insufficiency and/or hypopituitarism in children and adolescents, and require a multidisciplinary management approach for their diagnostic workup and treatment.
PE-12 Jugendlicher mit Schilddrüsenhormonresistenz *I. Baus1, M. Welzel1, B. Momm1, J. Bokelmann1, J. Pohlenz2, P.- M. Holterhus1 1 Allg. Pädiatrie UKSH Campus Kiel, Pädiatrische Endokrinologie, Kiel, Deutschland, 2Universitätsmedizin Mainz, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Mainz, Deutschland Einleitung: Patienten mit einer Schilddrüsenhormonresistenz (RTH) fallen durch erhöhte T3- und T4-Serumkonzentrationen bei normalem oder leicht erhöhtem TSH auf. Eine RTH wird meist autosomal dominant vererbt, Häufigkeit 1:40.000. Ursache einer RTH sind Mutationen im Schilddrüsenhormonrezeptor (TR)ß-Gen auf Chromosom 3 das für den Schilddrüsenhormonrezeptor ß codiert. Unterschieden wird klinisch eine generalisierte-, eine hypophysäre- und eine kombinierte Resistenz. Die Manifestation ist variabel, viele Patienten sind asymptomatisch, bis zu 60 % leiden unter einem ADHS, Lernschwierigkeiten oder psychiatrischen Erkrankungen, bis zu 70 % unter einer Tachykardie und bis zu 90 % unter einer Struma. Bei Kindern kann es zu einer Wachstumsverzögerung
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kommen. Bei hypophysärer Resistenz sind hyperthyreote Symptome, wie Gedeihstörung oder Tachykardie beschrieben. Fallbericht: Während eines Aufenthaltes in einer Kinder-und Jugendpsychiatrie bei Depression und Suizidgedanken zeigten sich bei dem knapp 15-jährigen Jugendlichen auffällige Schilddrüsenwerte. Das fT3 war mit 9,49 (3,93–7,7) pmol/l und das fT4 mit 24,7 (12,6- 21) pmol/l erhöht, bei normalem TSH mit 1,77 (0,51–4,3) mIU/l und unauffälligen Schilddrüsenantikörpern (TRAK, TPO). Der Patient litt zusätzlich unter Konzentrationsschwierigkeiten. Bei der klinischen Untersuchung des übergewichtigen Jugendlichen (KH 176,5 cm, BMI 28,0 kg/m2 (+1,88 SD) fiel eine geringe Struma auf, sowie ein erhöhter Blutdruck von 137 (95.P.)/79 (90.P.) mmHg (KIGGS Ref.-Daten) auf. Eine Tachykardie bestand nicht (HF 60 Schl./Min). Die sonographisch gering vergrößerte Schilddrüse (Volumen rechter Schilddrüsenlappen 11 ml, links 6 ml) wies ein echonormales, homogenes Schilddrüsenparenchym auf. Molekulargenetisch bestätigte sich der V. a. eine RTH mit Nachweis einer bekannten heterozygoten Mutation in Codon 320 (nt959G>A), mit Aminosäurenaustausch von Arginin(R) nach Histidin (H) (R320H) im TRß-Gen. In der 24-Stunden Blutdruckmessung zeigte sich eine arteriellen Hypertonie, eine antihypertensiven Therapie wurde eingeleitet. Seit Entlassung aus der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrische lebt der Jugendliche in einer Jugendhilfeeinrichtung. Seither weitere psychische Stabilisierung und Wohlbefinden. Schlussfolgerung: Eine RTH ist – wie auch bei unserem Patienten – häufig nicht therapiebedürftig, da die Resistenz gegen Schilddrüsenhormon durch erhöhte Schilddrüsenhormone kompensiert ist. Bei klinischer Hypothyreose kann eine Therapie mit supraphysiologischen Dosen von Schilddrüsenhormon indiziert sein. Patienten mit einer Tachykardie bei hypophysären Resistenz können u. a. mit TRIAC (Triiodthyroacetic acid) therapiert werden.
PE-13 Prolaktinome bei Kindern und Jugendlichen unter Therapie mit Cabergolin *C. Brichta1, A. Krause1, M. Wurm1, K. O. Schwab1, N. van der Werf-Grohmann1 1 Uniklinik Freiburg, Zentrum für Kinder und Jugendmedizin, Freiburg, Deutschland Einleitung: Hypophysenadenome treten im Kindes- und Jugendalter selten auf, das Prolaktinom ist mit 50 % der häufigste Vertreter. Der Dopamin-Agonist Cabergolin ist das Mittel der ersten Wahl in der Therapie von Makroprolaktinom (> 10 mm) und Mikroprolaktinom (< 10 mm). Eine Zulassung liegt nur für Jugendliche ab 16 Jahren vor, Erfahrungen in der Anwendung im Kindesalter sind daher limitiert. Fallberichte: Wir berichten über 6 Patienten mit Prolaktinom: 2 Patienten mit Makroprolaktinom und 4 Patienten mit Mikroprolaktinom: Bei beiden Patienten mit Makroprolaktinom handelt es sich um männliche Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren. Beide sind adipös bzw. übergewichtig (BMI 32 und 28 kg/m2). Sie zeigten bei Diagnosestellung eine Wachstumsretardierung bei Wachstumshormonmangel, eine Pubertas tarda und eine Gynäkomastie. Ein Patient litt an Sehstörungen. Die ProlaktinKonzentration war bei beiden Patienten massiv erhöht (> 15.000 µlU/ml). Bei den Patienten mit Mikroprolaktinom handelt es sich um 3 Mädchen und einen Jungen im Alter von 5 bis 13 Jahren. 2 Mädchen fielen durch eine prämature Thelarche auf. Bei 2 Patientinnen wurde ein akzeleriertes Knochenalter festgestellt. 2 Patienten beklagten Kopfschmerzen. Die Prolaktin-Konzentration lag bei 717 bis 1922 µlU/ml. 5 Patienten erhalten eine in engmaschigen Intervallen überwachte Therapie mit dem Dopamin-Agonist Cabergolin. Die Patienten mit Makroprolaktinom benötigen eine deutlich höhere Dosis als die Patienten mit Mikroprolaktinom. Bei allen Patienten ließ sich ein Therapie-Ansprechen mit Absinken der Prolaktin-Konzentration feststellen. Eine deutliche Reduktion der Tumormasse konnte bisher bei einem Patienten mit Makroprolaktinom festgestellt werden, einhergehend mit einer sukzessiven Erholung der Hormonachsen. Nebenwirkungen in Form von gastrointestinalen Beschwerden traten bei 3 Patienten auf. Ein Patient berichtete passager über Halluzinationen unter Cabergolin.
Fazit: Cabergolin senkt den Prolaktin-Spiegel effektiv und führt bei Patienten mit Makroprolaktinom zu einer Reduktion der Tumormasse, zu einem Rückgang kompressionsbedingter Symptome und zur Erholung der hypophysären Funktion ohne neurochirurgische Intervention. Auf Grund möglicher schwerwiegender Nebenwirkungen ist ein engmaschiges Monitoring während der Therapie mit Cabergolin notwendig.
PE-14 Oxytocin in Survivors of Childhood onset Craniopharyngioma *A. Hoffmann1, A. M. M. Daubenbüchel1, M. Eveslage2, J. Özyurt3, K. Lohle1, J. Reichel1, C. M. Thiel3, H. Martens4, V. Geenen4, H. L. Müller1 1 Klinikum Oldenburg, Zentrum Kinder- und Jugendmedizin, Oldenburg, Germany, 2Universität Münster, Institut für Biostatistik und Klinische Forschung, Münster, Germany, 3Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Oldenburg, Germany, 4Universität Liege, Liege, Belgium Context: Quality of survival of childhood-onset craniopharyngioma (CP) patients is frequently impaired by hypothalamic involvement (HI) or surgical lesions sequelae such as obesity and neuropsychological deficits. Oxytocin, a peptide hormone produced in the hypothalamus and secreted by posterior pituitary gland, plays a major role in regulation of behavior and body composition. Patients and Methods: Oxytocin production and secretion was measured in 34 long-term CP survivors with and without HI and in 73 healthy controls, attending the Craniopharyngioma Support Group Meeting 2014. For this, Oxytocin concentration in saliva of CP patients before and afterstandardized breakfast was compared with healthy controls. Oxytocin concentration associations with gender, body mass index (BMI), HI, diabetes insipidus, and irradiation were analysed. Results: Patients with preoperative HI showed similar oxytocin levels compared to patients without HI and controls. However, patients with surgical hypothalamic lesions grade 1 (anterior hypothalamic area) presented with lower levels (p = 0.017) of oxytocin under fasting condition compared to patients with surgical lesion of posterior hypothalamic areas (grade 2) and patients without hypothalamic lesions (grade 0). CP patients’ changes in oxytocin levels before and after breakfast correlated (p = 0.02) with their BMI. Conclusions: CP patients continue to secrete oxytocin, especially when anterior hypothalamic areas are not involved or damaged, but oxytocin shows less variation due to nutrition. Oxytocin supplementation should be explored as a therapeutic option in CP patients with hypothalamic obesity and/or behavioral pathologies due to lesions of specific anterior hypothalamic areas.
PE-15 Fusiform dilatation of the internal carotid artery in childhoodonset craniopharyngioma: multicenter study on incidence and long-term outcome *A. Hoffmann1, M. Warmuth-Metz2, K. Lohle1, J. Reichel1, A. M. M. Daubenbüchel1, A. S. Sterkenburg1, H. L. Müller1 1 Klinikum Oldenburg, Zentrum Kinder- und Jugendmedizin, Oldenburg, Germany, 2Universitätsklinikum Würzburg, Neuroradiologie, Würzburg, Germany Purpose: Fusiform dilatations of the internal carotid artery (FDCA) represent a vascular complication following surgery for suprasellar tumors in children. Incidence rate and longterm prognosis of FDCA in terms of survival rates, vascular complications, and quality of survival are unknown for patients with childhood-onset craniopharyngioma. Methods: Magnetic resonance imaging (MRI) results of 583 patients with childhood-onset craniopharyngioma, recruited from 2001 to 2015 in the German Childhood Craniopharyngioma Registry, were reviewed for FDCA. Risk factors for FDCA and long-term outcome after FDCA were analyzed.
Results: Fourteen of 583 patients (2.4 %) developed FDCA based on reference assessment of MRI. FDCA occurred ipsilateral to the surgical approach and was not related to degree of resection, hypothalamic involvement, or irradiation. The median time interval between first detection of FDCA and initial surgery was 0.79 yr (range: 0.01–5.56 yr). During a median follow-up of 6.47 years (range: 1.2–21.9 yr) after first detection of FDCA, no bleeding or cerebrovascular events were observed in any patient. Irradiation was not related to FDCA. Survival rates and functional capacity were similar in patients with and without FDCA. Clinically the FDCA was unapparent in all cases and not treated. Conclusion: FDCA is a rare complication related to surgical treatment of childhood-onset craniopharyngioma without major impact on prognosis and clinical course of the disease.
PE-16 Spinal metastasis in childhood-onset craniopharyngioma – Case report, review of the literature and experiences in the German childhood-onset craniopharyngioma registry *A. Hoffmann1, M. Jaspers1, K. Lohle1, A. Brentrup2, H. L. Müller1 1 Klinikum Oldenburg, Zentrum Kinder- und Jugendmedizin, Oldenburg, Germany, 2Universitätsklinikum Münster, Abteilung für Neurochirurgie, Münster, Germany Background: Remote recurrence and metastasis are unusual complications in childhoodonset adamantinomatous craniopharyngioma mainly occurring either along a previous surgical route or by seeding via cerebrospinal fluid. Case description: An eleven year old female patient initially presented with headache and neck pain as well as nausea over the course of 2 months. A sellar/suprasellar mass (4.0 cm x 4.0 cm 5.0 cm) was detected on magnetic resonance imaging (MRI). Initial surgery resulted in complete resection (CR) based on intraoperative microscopic inspection. CR was confirmed by postoperative MRI. The tumor was histologically determined to be an adamantinomatous craniopharyngioma. Seven years after initial CR, the patient presented with back pain spreading to the ventral side of the upper legs as well as a loss of strength. MRI showed a spinal neoplasm at the level of T12/L1 without any sign of local sellar/suprasellar recurrence. The patient underwent a spinal tumor resection without complications. Histological analysis confirmed the spinal tumor to be a metastasis of the initial adamantinomatous craniopharyngioma. Clinical complaints due to the spinal metastasis ceased after CR. Currently, the patient is in complete remission 9 years after CR of the sellar/suprasellar craniopharyngioma and 2 years after CR of a spinal metastasis of craniopharyngioma. Results: Only one case of an adult patient with spinal metastasis of an adamantinomatous craniopharyngioma has been reported in the literature up to now. Our case represents the first case of childhood-onset craniopharyngioma with spinal metastasis in the total cohort of 582 patients, recruited prospectively in the German childhood craniopharyngioma registry. Conclusions: We report the first case of remote spinal recurrence of a childhood-onset adamantinomatous craniopharyngioma. Spinal metastasis is a very rare complication in childhood-onset craniopharyngioma and should be considered in long-term follow-up of childhood-onset craniopharyngioma patients with peripheral neurological complaints and symptoms.
PE-17 Nuchal Skinfold Thickness: a novel parameter for assessment of body composition in childhood craniopharyngioma *A. Hoffmann1, A. S. Sterkenburg1, J. Reichel1, K. Lohle1, M. Eveslage2, M. Warmuth-Metz3, H. L. Müller1 1 Klinikum Oldenburg, Zentrum Kinder- und Jugendmedizin, Oldenburg, Germany, 2Universität Münster, Institut für Biostatistik und Klinische Forschung, Münster, Germany, 3Universitätsklinikum Würzburg, Neuroradiologie, Würzburg, Germany
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Abstracts Context: Hypothalamic obesity, cardiovascular disease (CVD), and relapse/progression have major impact on prognosis in childhood-onset craniopharyngioma (CP). Methods: We measured nuchal skinfold thickness (NST) on magnetic resonance imaging (MRI) performed for follow-up monitoring as a novel parameter for body composition (BC) and CVD in CP. Association of NST with body mass index (BMI), waist-to-height ratio (WHtR), functional capacity, and blood pressure (BP) in CP and controls were analysed in a cross-sectional and longitudinal prospective study in 94 CP patients and 75 controls. Results: NST correlated with BMI SDS (r = 0.78; p < 0.001; n = 169) and WHtR (r = 0.85; p < 0.001; n = 86) in total cohort and CP patients (NSTBMI SDS: r = 0.77, p < 0.001, n = 94);NST-WHtR: r = 0.835, p < 0.001, n = 43) and controls (NST-BMI SDS: r = 0.792, p < 0.001, n = 75; NSTWHtR: r = 0.671, p < 0.001, n = 43). In CP, systolic BP correlated with NST (r = 0.575, p < 0.001), BMI SDS (r = 0.434, p = 0.004), and WHtR (r = 0.386, p = 0.011). Similar results were observed for diastolic BP in CP. In multivariate analyses, NST had predictive value for hypertension in post-pubertal CP and controls (OR = 6.98, 95 %CI [1.65,29.5], p = 0.008). During longitudinal follow-up, changes in NST correlated with changes in BMI SDS (p < 0.001) and WHtR (p = 0.01), but not with changes in BP and functional capacity. Conclusions: As monitoring of MRI and BC is an essential for follow-up in CP, NST could serve as a novel and clinically relevant parameter for longitudinal assessment of BC and CVD risk in CP.
PE-18 Ungewöhnlicher Verlauf einer Autoimmunthyreoiditis bei Superinfektion mit Treponema pallidum *U. Jacoby1, A. Podbielski2, S. Emmert3, M. Radke1 1 Univ.-Kinder- und Jugendklinik, Rostock, Deutschland, 2Institut für Med. Mikrobiologie, Virologie und Hygiene, Universität, Rostock, Deutschland, 3 Univ.-Klinik für Dermatologie, Rostock, Deutschland Einleitung: Thyreoiditiden sind im Jugendalter überwiegend autoimmunologischer Genese. Infektiöse Schilddrüsenerkrankungen sind im pädiatrischen Patientengut selten, syphilitische Thyreoiditiden eine Rarität. Kasuistik: Ein 17 Jahre alter Junge wurde wegen Gewichtsverlust, Wärmeintoleranz und Struma vorgestellt. Es konnte eine Autoimmunhyperthyreose gesichert werden (TPO-Ak positiv, TRAK negativ). Unter thyreostatischer Therapie konnte schnell eine Euthyreose erreicht werden. Sechs Monate später sahen wir bei fehlender Therapieadhärenz erneut eine hyperthyreote Entgleisung. Parallel dazu entwickelte sich eine schmerzhafte Größenprogredienz der Struma, cervicale Lymphknotenschwellungen, eine Splenomegalie und im Verlauf ein schuppendes Exanthem. Paraklinisch zeigten sich deutlich erhöhte Entzündungsparameter, ein jetzt erhöhter TRAK-Titer und leicht erhöhte Transaminasen. Serologisch wurde eine EBV-, CMV-, Bartonellen- und Toxoplasmeninfektion sowie eine Tuberkulose ausgeschlossen. Bei Verdacht auf eine bakterielle Superinfektion erfolgte eine antibiotische Therapie mit Cefuroxim mit darunter schnell rückläufigen Entzündungsparametern. Die thyreostatische Therapie führte innerhalb von vier Wochen in eine Euthyreose. Weitere vier Wochen später stellte sich der Patient mit einer jetzt hypothyreoten Stoffwechsellage vor. Die thyreostatische Therapie wurde beendet. Dennoch persistierte eine Hypothyreose mit Bedarf hoher Substitutionsdosen von L-Thyroxin. Drei Monate nach der fraglich bakteriellen Infektion erfolgte eine dermatologische Mitbeurteilung wegen anogenitaler Kondylome. Es wurde serologisch eine Lues gesichert (IgG hoch positiv, IgM positiv, CMT positiv). Der Patient wurde mit Penicillin behandelt. Der zeitliche Zusammenhang des Primärstadiums der Lues und der exazerbierten Thyreoiditis ist plausibel. Zusammenfassung: Wir präsentieren eine Thyreoiditis mit initial autoimmunologischer Genese und im Verlauf Superinfektion im Rahmen einer Lues.
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Keywords: Thyreoiditis, Hyperthyreose, Lues
PE-19 Autonomes Adenom der Schilddrüse im Kindesalter – ein Fallbericht *S. Linke1, T. Rutt2, P. Tholen3, J. Kußmann4, E. Hammer1 1 Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, Pädiatrie, Hamburg, Deutschland, 2 Gemeinschaftspraxis Klaus Jochen Gunßer, Yves Kuhn, Dr. Thomas Rutt & Dr. Martin Tiedgen, Hamburg, Deutschland, 3Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, Radiologie, Hamburg, Deutschland, 4Schön Klinik Hamburg Eilbek, Endokrine Chirurgie, Hamburg, Deutschland Einleitung: Autonome Adenome der Schilddrüse treten nur sehr selten im Kindesalter auf. Aktivierende Mutationen des TSH-Rezeptor-Gens wurden bei einigen Fällen nachgewiesen, teilweise auch nur im exstirpierten Adenomgewebe. In weniger als 1 % der autonomen Schilddrüsenadenome können histologisch Karzinome festgestellt werden. Therapie der Wahl ist die operative Entfernung des Adenoms. Fallvorstellung: Bei einem 14-jährigen Jungen erfolgte aufgrund einer positiven Familienanamnese für Schilddrüsenerkrankungen bei der J1-Untersuchung zusätzlich eine Schilddrüsendiagnostik. In der väterlichen Familie gibt es eine Tante mit Autoimmunthyreoiditis, eine Großmutter mit bifokaler Autonomie und eine Urgroßmutter mit Struma multinodosa und autonomen Adenomen; in der mütterlichen Familie hat der Großvater ein autonomes Adenom. Es zeigte sich eine hyperthyreote Stoffwechellage ohne Hinweis für eine autoimmune Genese (fT3 7,37 ng/l, fT4 1,40 ng/dl, TSH < 0,01 mU/l, MAK und TRAK nicht erhöht). Außer einer seit mehreren Monaten bestehenden leichten Unruhe bei gutem Nachtschlaf bestanden keine klinischen Hinweise für eine hyperthyreote Stoffwechsellage. Im Bereich der Schilddrüsenregion war eine linksseitige Schwellung palpabel. Sonographisch ließ sich eine Volumendifferenz darstellen (rechter Schilddrüsenlappen 5,5 ml, linker Schilddrüsenlappen 10 ml). Im linken Schilddrüsenlappen zeigte sich ein weitestgehend echoärmerer Knoten mit Halo und Hyperperfusion (3,1 × 2,0 × 2,0 cm), dem kappenförmig ein kleinerer Knoten (0,6 × 0,8 × 0,7 cm) anlag. Bei der Szintigraphie mit 42 MBq 99 m-Technetium-Pertechnetat war eine linksseitige großfokale Mehranreicherung nachweisbar. Unter der Zusammenschau aller Befunde wurde der Verdacht auf ein autonomes Adenom der Schilddrüse gestellt und es erfolgte eine komplikationslose Hemithyreoidektomie links. Histologisch bestätigte sich die Verdachtsdiagnose. Eine präoperative thyreostatische Therapie war nicht notwendig. Postoperative Kontrollen der Schilddrüsenparameter zeigten stets eine euthyreote Stoffwechsellage ohne L-Thyroxin-Substitution. In der molekulargenetischen Diagnostik anhand genomischer DNA aus EDTA-Blut konnte keine aktivierende Mutation im TSH-Rezeptor-Gen nachgewisen werden. Das Adenomgewebe wurde leider nicht molekulargenetisch untersucht. Schlussfolgerung: Bei auffälliger Familienanamnese führte bei unserem beschwerdefreien Patienten die „Screening-Untersuchung“ zu der Diagnose Hyperthyreose. Bei Kindern und Jugendlichen ist ein autonomes Schilddrüsenadenom eine sehr seltene Differentialdiagnose bei hyperthyreoter Stoffwechsellage. In diesem Fall war durch Hemithyreoidektomie eine kurative Behandlung möglich.
PE-20 Klinischer Verlauf von zwei Schwestern mit TSH-Resistenz bei Mutation im PAX8-Gen *T. Penger1, M. Marx1, T. Völkl1, P. Herrmanns2, J. Pohlenz3, H.- G. Dörr1 1 Universitätskinderklinik, Pädiatrische Endokrinologie, Erlangen, Deutschland, 2Universitätsklinik, Mainz, Deutschland, 3 Universitätskinderklinik, Pädiatrische Endokrinologie, Mainz, Deutschland Hintergrund: PAX8-Gen-Mutationen können Ursache einer Schilddrüsenentwicklungsstörung sein. Das klinische Erscheinungsbild ist extrem va-
riabel. Patienten mit Mutation im PAX8-Gen können euthyreot sein, sie können eine isolierte Hyperthyreotropinämie aufweisen oder das Vollbild einer Hypothyreose bieten. Die Schilddrüse kann dementsprechend normal angelegt oder hypoplastisch sein. Postnatal wird häufig die Diagnose einer konnatalen Hypothyreose gestellt. Fallbericht: Beide Schwestern (FR und SR) wurden zum Termin mit eutrophen Maßen geboren; das TSH war im NG-Screening unauffällig. Sie sind aktuell 19 (FR) und 14 (SR) Jahre alt. FR wurde uns erstmals im Alter von 7 und SR mit 2 Jahren zur zweiten Meinung vorgestellt. Auswärtige Diagnosen: FR konnatale Hypothyreose, SR latente Hypothyreose. FR: im Alter von 6 Wochen TSH 53 mU/l (TT3 und fT4 normal), Therapie mit L-Thyroxin 50 µg/d und Jodid 150 µg/d. Mit 3 Jahren Auslassversuch; danach TSH 19,4 mU/L (fT4 11,6 pmol/l), Therapie mit Iodid. Darunter TSH 54,5 mU/l (fT4 9,1 pmol/L); Therapie mit 37,5 µg L-Thyroxin tgl. und Jodid. SR: Diagnose latente Hypothyreose im Säuglingsalter, Therapie mit 37,5 µg L-T4 täglich und Iodid für einige Monate, Stopp bei Durchfällen. Bei Erstvorstellung (TSH 6 mU/L, fT4 normal), keine Therapie für 3 Jahre. Wiederaufnahme der Therapie im Alter von 5 Jahren mit L-T4 25 µg/d bei TSH von 11 mU/l (fT4 normal). Sonographisch (FR + SR): orthotop gelegene, kleine Schilddrüse (−1,7 SDS). Molekulargenetik: heterozygote Mutation im PAX8-Gen (R133Q); kein Hinweis für Mutation im TSH Rezeptor- Gen. Bei der Mutter: Adenom, subtotale Thyreoidektomie mit 25 Jahren; gleiche Mutation im PAX8-Gen. Beide Schwestern haben sich regelrecht entwickelt. Beginn der Pubertät (B2) mit 9,5 bzw.9,8 Jahren, Menarche mit 11,5 bzw. 11,9 Jahren. Aktuelle Daten: Körperhöhe FR 160,8 cm (−1,15 SDS) und SR 160,9 cm (−0,43 SDS); Mittlere genetische Zielgröße: −0,34 SDS. BMI-SDS: FR 0,07, SR −0,57. Tanner B5, regelmäßiger Zyklus. Aktuelle Therapie bei FR und SR: 50 µg L-Thyroxin/d; darunter bei FR TSH 6,89 mU/l, fT4 normal; bei SR TSH normal und euthyreote Werte. FR macht derzeit Fachabitur an der Fachoberschule, SR besucht die 8. Klasse der Realschule. Schlussfolgerung: Der klinische und laborchemische Verlauf dieser Patienten zeigt, dass PAX8-Gen Mutationen mit dem klinischen Bild einer TSH Resistenz einhergehen können. Da der Phänotyp bei PAX8-Gen Mutationen extrem variabel ist, sollte auch bei einer isolierten Hyperthyreotropinämie immer eine Mutation im PAX8-Gen differenzialdiagnostisch in Betracht gezogen werden. Eine klinische oder laborchemische Unterscheidung zur inaktivierenden Mutation im TSH Rezeptor-Gen ist oft nicht möglich.
PE-21 PTEN Hamartoma Tumor Syndrom: das Cowden-Syndrom – ein Fallbericht *L. Ronceray1,2, O. Haas1,2, A. Attarbaschi1,2, K. Boztug1,2, G. Mann1,2, W. Holter1,2, S. Riedl1,3 1 St. Anna Kinderspital, UKKJ, MUW, Wien, Österreich, 2St. Anna Kinderkrebsforschung, CCRI, Wien, Österreich, 3Medizinische Universität Wien, Pädiatrische Pulmologie, Allergologie und Endokrinologie, Wien, Österreich Einleitung: Das Cowden Syndrom (CS) ist ein seltenes autosomal-dominant vererbtes Tumorprädispositionssyndrom, welches zu den PTEN (Phosphatase und Tensin Homolog) Hamartoma Tumor Syndromen (PHTS) gezählt wird. Zumeist kann eine Mutation des PTEN Gens auf Chromosom 10q22-23 nachgewiesen werden. PTEN dient als Tumorsuppressorgen und regelt zelluläre Funktionen wie Zellzyklus, Zellproliferation, Apoptose, Zellmigration und -invasion. Andere Syndrome aus der PHTS-Gruppe sind das Bannayan-Riley-Ruvalcaba- (BRRS) und das Proteus-like Syndrom. Vor allem CS und BRRS zeigen überlappende klinische Charakteristika (Makrozephalie, Hamartome und Schilddrüsenveränderungen). Das CS geht mit einem erhöhten Risiko für Endometrium-, Mamma-, Schilddrüsen- und Nierenzellkarzinome einher. Wir berichten von einem 13-jährigen Patienten, bei dem nach Auftreten eines Schilddrüsenadenoms, einer Struma nodosa und pathognomischen Hautveränderungen eine PTEN-Mutation nachgewiesen und die Diagnose eines CS gestellt werden konnte.
Fallbericht und Ergebnisse: Auf Grund einer zunehmenden Schwellung im Bereich des linken Schilddrüsenlappens wurde bei dem Patienten eine weitere invasive Diagnostik veranlasst. Histopathologisch konnte ein follikuläres Schilddrüsenadenom und eine Struma nodosa nachgewiesen werden. Es wurde eine Thyreoidektomie durchgeführt und eine Hormonsubstitutionstherapie begonnen. Ein neu entstandenes Lipom, Gingivagranulome und fleckige Pigmentierung der Glans penis ließen, bei zusätzlich seit Geburt bestehender Makrozephalie, an eine PTEN-Mutation denken. In Zusammenschau des positiven molekulargenetischen Befundes und der Klinik („International Cowden Criteria“ erfüllend) wurde die Diagnose eines CS gestellt. Eine Durchuntersuchung zum Ausschluss weiterer Neoplasien war unauffällig. Da beim Kindesvater eine ähnliche Symptomatik mit Makrozephalus, Glanshyperpigmentierungen, einem Lipom und psoratiformen Hautveränderungen beschrieben wurde, erfolgte auch bei diesem eine molekulargenetische Untersuchung, welche inkonklusiv war (Verdacht auf Mosaik). Diskussion: Bei gleichzeitigem Vorliegen einer Makrozephalie, hamartomatösen Hautveränderungen und Tumoren an der Schilddrüse, sollte an eine PTEN-Mutation und entsprechenden PHTS gedacht werden. Auf Grund der Funktion von PTEN als Tumorsuppressor, kann eine Mutation zu einer unregulierten Zellproliferation führen, die letztendlich in einer malignen Entartung enden kann. Da es für PHTS-Patienten keine kurativen Therapieoptionen gibt, sollten sie zur frühzeitigen Erkennung und Behandlung von Neoplasien in Tumor-Surveillance-Programmen eingeschlossen werden.
PE-22 Vollbild eines Adrenogenitalen Syndroms in Zeiten der Flüchtlingswelle *J. August1, M. Braun2, C. Freiberg1 1 Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Göttingen, Deutschland, 2Uniklinik Köln, Kinderklinik, Köln, Deutschland Einleitung: Screening und Vorsorgeuntersuchungen führen dazu, dass wir in Deutschland viele Vollbilder von angeborenen endokrinen Störungen nicht mehr sehen. Durch die große Zahl von Migranten aus medizinisch weniger versorgten Ländern begegnen wir zunehmend Kindern mit den Folgen unbehandelter Krankheitbilder. Das Adrenogenitale Syndrom ohne Salzverlust wird üblicherweise im Neugeborenen-Screening erkannt und sofort behandelt, so dass ausgeprägte progrediente Virilisierungen kaum mehr beobachtet werden. Fallbericht: Wir berichten über ein 5 8/12 Jahre altes Mädchen kosovoalbanischer Herkunft. Nach Ankunft der Familie in Deutschland 03/2015 wurde in Köln (Prof. Schönau) die Diagnose eines Adrenogenitalen Syndroms (AGS) ohne Salzverlust gestellt. In der Familie sind keine Fälle von AGS oder ungeklärte kindliche Todesfälle bekannt. Vor der Flucht aus dem Kosovo war keine Diagnose gestellt und keine Behandlung erfolgt. Bei Erstvorstellung bei uns 04/2016 nach Umzug der Familie in die Region präsentierte sich ein 5 8/12 Jahre altes Mädchen mit ausgeprägter Virilisierung: maskuline Gesichtszüge und Habitus, Bartwuchs, tiefe Stimme, Hirsutismus, Tanner B1 P5 A2 und massive Klitorishypertrophie, virilisiertes Genitale gemäß Prader 4–5. Höhe 133 cm (P 100; SDS +3,35). Laborbefunde: 17-OH-Progesteron 173,2 U/l (0–0,44) Androstendion 18,07 µg/l (0,01–0,6) Testosteron 2,29 µg/l (0,06–0,82) ACTH 118 ng/l (< 63) Vor einem Jahr waren in der Uniklinik Köln folgende Befunde erhoben worden: vergleichbare Laborwerte, ein Karyotyp 46,XX, ein um 7 Jahre akzeleriertes Skelettalter (prospektive Endlänge 142 cm) und ein sonograpisch unauffällig weibliches inneres Genital. Die genetische Untersuchung hatte eine homozygote Spleiß-Mutation „656G“ (c.290–13A/C>G), d. h. IVS2-13 A/C>G (klassisches Allel CYP21A2*9) ergeben. Eine Substitution mit Hydrocortison 10-5-5 mg (18 mg/m2 KOF/d) war eingeleitet worden. Die letzte Vorstellung in Köln lag 8 Monate zurück (08/2015), anschließend war die Familie ins Göttinger Umland umgesiedelt worden. Monatsschrift Kinderheilkunde 10 · 2016
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Abstracts Bei der Verlaufskontrolle 07/2016 war der Bartwuchs rückläufig, die Wachstumsgeschwindigkeit war auf der 40. Perzentile durchschnittlich zu messen. Die Werte für 17-OH-P, Androgene und Speichelprofil waren weiterhin erhöht, aber deutlich rückläufig. Schlussfolgerungen: Trotz Diagnosestellung und Beginn einer leitliniengerechten Behandlung blieb unsere Patientin höchstwahrscheinlich über Monate unbehandelt. Gründe sind vermutlich sprachliche Barrieren, kulturelle Haltungsdifferenzen und sicher nicht zuletzt die Umsiedlung der Familie ins Göttinger Umland mit lange fehlender Anbindung an eine Kinderendokrinologie. Im Zuge der Flüchtlingswelle präsentieren sich Patienten mit Vollbildern von Erkrankungen, die in Deutschland sonst kaum beobachtet werden. Ihre Behandlung ist trotz guter Versorgungsstruktur logistisch, sprachlich und kulturell herausfordernd.
PE-23 Konnataler Hypoparathyreoidismus und progredienter Kleinwuchs als Manifestation eines Kenny-Caffey-Syndroms *M. Bald1, T. von Kalle2, H. E. Leichter1, K. P. Schlingmann3, M. Konrad3 1 Klinikum Stuttgart, Olgahospital, Stuttgart, Deutschland, 2Klinikum Stuttgart, Pädiatrische Radiologie, Stuttgart, Deutschland, 3 Universitätskinderklinik, Pädiatrische Nephrologie, Münster, Deutschland Ein angeborener Hypoparathyreoidismus kann sich beim Neugeborenen mit hypokalziämischen Krampfanfällen manifestieren. Als Ursache kommen neben dem häufigeren Mikrodeletionssyndrom 22q11 auch Tubulusfunktionsstörungen, v. a. mit Magnesiumverlust, oder seltene Skelettdysplasien in Frage. Wir berichten über ein eutrophes männliches Neugeborenes, bei dem es 6. Lebenstag zu einem generalisierten Krampfanfall kam. Ursächlich fand sich eine Hypokalziämie (1,8 mmol/l) bei nicht messbar niedrigem Parathormon sowie eine Hypomagnesiämie (0,45 mmol/l). Unter Substitution mit aktivem Vitamin D, Kalzium und Magnesium kam es zu einer Besserung und Normalisierung der Laborwerte. Ein Mikrodeletionssyndrom und ein HDR-Syndrom wurden frühzeitig molekulargenetisch ausgeschlossen. Im Alter von 6 Monaten entwickelte der Patient eine unklare passagere Hepatopathie mit erhöhten Transaminasen und Bilirubin. Unter Weiterführung der Magnesium-Substitution stabilisierten sich die Kalzium- und Parathormon-Werte, so dass von einem passageren Hypoparathyreoidismus ausgegangen werden musste. Die Kalzium- und Vitamin D-Substitution wurde konsekutiv beendet. Ein konnatales Magnesium-Verlust-Syndrom bei Mutation im TRPM6-Gen wurde ebenfalls ausgeschlossen. Im Verlauf zeigte der Patient einen progredienten Kleinwuchs (Längen SDS -6 im Alter von 4 Jahren).Es wurde daraufhin die Diagnose eines Kenny-Caffey-Syndroms durch Nachweis der Mutation p.R569H im FAM111A-Gen molekulargenetisch gesichert. Während Röntgenbilder der linken Hand nur diskrete morphologische Auffälligkeiten zeigten, fanden sich bei Röntgen-Untersuchungen der Hüften und Oberschenkel typische Veränderungen des Syndroms mit ausgeprägten Coxa valga und auffallend engem Markraum bei mäßiger Verbreiterung der Corticalis. Das Kenny-Caffey-Syndom ist eine sehr seltene Skelett-Dysplasie, die sich durch einen konnatalen, teilweise reversiblen, Hypoparathyreoidismus, eine typische Fazies sowie einem ausgeprägten Kleinwuchs manifestiert. Der Erbgang ist formal autosomal dominant, wobei sich oft Neumutationen finden.
PE-24 Addison-Krise imitierte Sepsis mit Schock – späte Diagnose eines Schmidt-Syndroms (APS 2) *A. Diamanti1, F. Chatzispyroglou1, T. Hofmann1, M. Endmann1 1 Evangelisches Krankenhaus Lippstadt, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Allgemeine Kinderheilkunde und Neonatologie (Perinatalzentrum), Lippstadt, Deutschland
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Hintergrund: Der Morbus Addison ist im Kindesalter selten und wird oft spät diagnostiziert. Das Schmidt-Syndrom (Autoimmunes Polyglanduläres Syndrom Typ 2) ist durch das Auftreten eines M. Addison mit einer Hashimoto-Thyreoiditis oder zusätzlich mit einem DM Typ 1 definiert. Häufig liegen noch weitere Autoimmunerkrankungen (Vitiligo, Alopezie, perniziöse Anämie) vor. Fallbericht: Eine 8-jährige Patientin wurde bei Vigilanzminderung und Erbrechen stat. eingewiesen. Anamnestisch Z. n. Reanimation vor 6 Monaten bei Asystolie im Rahmen eines Schockgeschehens bei Infekt. Damals „Sepsislabor“ (CrP 32 mg/dl, PCT 71 ng/ml), Hyponatriämie, Hyperkaliämie, schwerste Rhabdomyolyse (CK 128,000 U/l) mit konsekutiver Crushniere. Man ging von einer Sepsis/SIRS aus, die Kulturen (Urin, Blut, Liquor) blieben steril. Bei Hypothyreose Therapieeinleitung mit L-Thyroxin 50 µg/d. Seit 2 Jahren bestand eine zunehmende Lernschwäche bei Konzentrationsstörungen, eine Braunverfärbung der Haut sowie ein „Salzhunger“ schilderte die Mutter des Kindes auf dezidiertes Nachfragen. Sie leide selbst an einer Hashimoto-Thyreoiditis. Klinisch imponierten eine Dystrophie und ein gebräuntes Hautkolorit bei sonst unauffälligem Untersuchungsbefund. Resultat: Laborchemisch zeigte sich eine anhaltende Hyponatriämie mit 126 mmol/l trotz rehydrierender Therapie mit NaCl 0,9 %, eine kompensierte metabolische Azidose und ein erniedrigtes basales Cortisol mit 0,29 µg/dl. Es erfolgte weitere autoimmunologische und endokrinologische Diagnostik, Antikörper gegen Nebennierenrindengewebe waren nachweisbar, das ACTH war erhöht und MAK- und TAK-Antikörper deutlich positiv. Sonographisch keine Auffälligkeiten der Nebennierenregion aber Verdacht auf eine Autoimmunthyreoiditis. Ein Schmidt-Syndrom ließ sich durch o. g. Diagnostik bestätigen. Verlauf: Bei primärer NNR-Insuffizienz (Morbus Addison) Beginn einer Substitutionstherapie mit Hydrocortison und Fludrocortison, darunter guter Allgemeinzustand und Normalisierung der Elektrolyte. Ein Notfallpass wurde ausgestellt. Diskussion: Die Patientin hatte vor 6 Monaten eine Addison-Krise wahrscheinlich deshalb überlebt, weil Dexamethason zur Hirnödemprophylaxe bei Z. n. Reanimation gegeben wurde. Eine Rhabdomyolyse und erhöhte Procalcitoninwerte sind bei Addison-Krisen beschrieben (Cave:Sepsismarker). Die Hyperpigmentierung der Haut ist für den M. Addison typisch, eine Addison-Krise kann eine Sepsis imitieren und leicht übersehen werden. Schlussfolgerung: Der „braune Addison“ ist eine Rarität im Kindesalter und muss wegen der potentiellen Lebensbedrohung einer Krise erkannt werden! Die Trias „Hyponatriämie/Hyperkaliämie, metabolische Azidose und Hypoglykämie“ erfordert dringlich den Ausschluss eines Cortisolmangels. Auch ist an eine NNR-Insuffizienz zu denken, wenn klinische Symptome nicht durch eine Hypothyreose erklärt werden können. Bei Vorliegen einer Autoimmunkrankheit ist das Auftreten weiterer Autoantikörper-vermittelten Krankheiten wahrscheinlicher.
PE-25 Die hereditäre hypophosphatämische Rachitis mit Hypercalciurie als seltene Differentialdiagnose der phosphopenischen Rachitis – ein Fallbericht *U. Duvigneau1, H. I. Akkurt1, E. Schulz1, O. Hiort2 1 Altonaer Kinderkrankenhaus, Päd. Diabetologie/Endokrinologie, Hamburg, Deutschland, 2Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Hormonzentrum für Kinder und Jugendliche, Lübeck, Deutschland Einleitung: Die hereditäre hypophospatämische Rachitis mit Hypercalciurie (HHRH) ähnelt in ihrer klinischen Symptomatik der X-chromosomalen hypophosphatämischen Rachitis (XLHR) und der autosomal-dominanten hypophosphatämischen Rachitis (ADHR). Der primäre Defekt bei der HHRH liegt im Natrium-Phosphat-Kotransporter IIc der proximalen Tubuluszelle. Wesentliche biochemische Parameter unterscheiden die HHRH von anderen phosphopenischen Rachitisformen. Die Gabe von Calcitriol führt bei dieser Störung zur Verstärkung der Hypercalciurie. Fallbericht: Wir beschreiben den Fall eines sechsjährigen Mädchens, das mit Kleinwuchs, Wachstumsverlangsamung und Genua valga in der Klein-
wuchssprechstunde vorgestellt wurde. Die radiologischen Merkmale einer Rachitis, die Hypophosphatämie und die verminderte tubuläre Phosphatrückresorption ohne Hinweise für eine sonstige Tubulopathie führten zunächst zur Verdachtsdiagnose einer XLHR, eine Therapie mit Phosphat und Calcitriol wurde begonnen. Eine Mutation des PHEX-Genes wurde ausgeschlossen. Erst später fielen die oben erwähnten biochemischen Charakteristika der HHRH auf. Die Diagnose wurde molekulargenetisch bestätigt. Schlussfolgerung: Im Rahmen der Differentialdiagnose einer phosphopenischen Rachitis müssen die biochemischen Charakteristika einer HHRH besondere Beachtung finden, da die Diagnose der HHRH wichtige therapeutische Implikationen nach sich zieht, deren Nicht-Beachtung zur Nephrocalcinose führen bzw. diese verschlechtern kann.
PE-26 Diagnostische Herausforderungen bei einem Diabetes insipidus im Kleinkindalter *G. Gemulla1, M. Nagel2, A. Hübner1 1 Universitätsklinikum für Kinder- und Jugendmedizin, Dresden, Deutschland, 2Zentrum für Nephrologie und Stoffwechsel, Weißwasser, Deutschland Hintergrund: Nicht immer ist es möglich, im Durstversuch sicher zwischen einem Diabetes insipidus centralis (CDI) und renalis (NDI) zu differenzieren. Bei hoher Serumosmolarität und vermindertem intravasalen Volumen können sowohl Patienten mit CDI als auch mit NDI relativ konzentrierten Urin ausscheiden. Fallbericht: Ein 3jähriges Mädchen wurde mit vermehrtem Durstgefühl, gesteigerter Trinkmenge von mehr als 4 Litern täglich, Gewichtsverlust von > 1 kg in den letzten Wochen und vermehrt aggressivem Verhalten stationär eingewiesen. Die Eltern berichteten von einer seit dem Säuglingsalter bestehenden Obstipationsneigung. Resultat: Ein Diabetes mellitus und renale Fehlbildungen konnten ausgeschlossen werden. Der 24-Stunden-Sammelurin auf Elektrolyte und Eiweiß erbrachte einen unauffälligen Befund. Unter dem Verdacht auf einen Diabetes insipidus erfolgte ein Durstversuch: unter engmaschiger Kontrolle entwickelte die Patientin allmählich eine hypertone Dehydratation bei anhaltend niedrigem spezifischen Gewicht im Urin. Nach Gabe von 2 µg Minirin pro m2 stieg das spezifische Gewicht im Urin von 1005 bis auf 1015. Im MRT Schädel zeigte sich eine diskrete Verdickung des Hypophysenstiels und eine nicht nachweisbare Neurohypophyse. Die Tumormarker in Serum und Liquor waren negativ. Verlauf: Eine Behandlung Minirin mit 3 × 0,1 mg per os wurde eingeleitet, darunter normalisierte sich das Trinkverhalten. Mit mehr als einer Woche Verzögerung erhielten wir den Befund eines während des gesamten Durstversuches deutlich erhöhten ADH. Da die Befundkonstellation durch ein biologisch weniger aktives ADH erklärbar wäre, wurde molekulargenetische Diagnostik veranlasst. Eine Mutation im ADH-Gen konnte nicht nachgewiesen werden. Die Analyse des ADH-Rezeptor steht noch aus. Unter Minirin-Monotherapie zeigte sich eine anhaltende Reduktion der täglichen Trinkmenge auf weniger als 1 Liter, gute Gewichtszunahme und deutliche Besserung der zuvor bestehenden Obstipationsneigung. Schlussfolgerung: Die Abgrenzung von Diabetes insipidus centralis und renalis kann klinisch schwierig sein.
PE-27 Ein somatisches Mosaik für eine Deletion im Exon 7 des COL1A2Gens führt zur milden Form einer Osteogenesis imperfecta – ein Fallbericht *E. Hammer1, H. K. Hoyer-Kuhn2, N. Reintjes3, C. Netzer3 1 Katholisches Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, Pädiatrie, Hamburg, Deutschland, 2Universitätsklinik Köln, Pädiatrie, Köln, Deutschland, 3 Universitätsklinik Köln, Institut für Humangenetik, Köln, Deutschland
Fragestellung: Die Osteogenesis imperfecta (OI) ist eine wichtige Differentialdiagnose bei Kindern mit erhöhter Frakturneigung. Der Phänotyp ist variabel, eine milde Ausprägung kennzeichnet den OI Typ1, eine moderate Ausprägung die OI Typen 4, 5 und 6. Des Weiteren können somatische Mutationen zu einem milden OI-Phänotyp führen. So findet man in der Literatur Fallberichte von Frauen mit einem Mosaikstatus für eine OI-Mutation, die einen milden Phänotyp haben; die Diagnose wird gestellt, wenn die Frau zwei oder mehr Kinder mit schwerer OI (bei autosomal dominantem Erbgang) gebärt. Fallbericht: Unsere Patientin wurde als zweites Kind gesunder Eltern zum Termin geboren, ihr Bruder ist gesund. Das Geburtsgewicht war 4240 g (+1,82SDS), die Geburtslänge 55 cm (+1,5SDS). Die Gelenke sind leicht überstreckbar, ansonsten ist der klinische Status ohne Auffälligkeiten. Im Säuglingsalter entwickelte sich das Mädchen normal. Im Alter von einem Jahr erlitt sie eine Femurfraktur rechts, mit 14 Monaten eine Femurfraktur links, mit 16 Monaten eine Tibiafraktur, jeweils ohne adäquates Trauma. Die Frakturheilung war adäquat. Die Laboranalyse im Alter von einem Jahr ergab einen knochenrelevanten Vitamin D Mangel, der suffizient therapiert wurde. Im Alter von 17 Monaten ist das Mädchen 79,0 cm groß (−0,64SDS), die genetische Zielgröße ist 174 cm (+0,92SDS). Methoden: Die molekulargenetische Diagnostik bei Verdacht auf eine autosomal-dominant erbliche OI oder autosomal-rezessiv erbliche OI Typ6 umfasste die Sanger-Sequenzanalyse des IFITM5-Gens, des COL1A1- und COL1A2-Gens und des SERPINF1-Gens sowie die quantitative Analyse des COL1A1 und COL1A2-Gens mittels Multiplex Ligation-dependent Probe Amplification (MLPA). Ergebnisse: Mit der Sanger-Sequenzierung der genannten Gene wurde keine pathogene Veränderung bei unserer Patientin nachgewiesen. Die quantitative Analyse des Gens COL1A2 anhand genomischer DNA aus EDTA-Blut zeigte in der MLPA-Analyse in sechs Wiederholungen eine Reduktion der Signalintensität der Sonde für das Exon 7 um ca. 25 %. Zusätzlich wurde genomische DNA aus Wangenschleimhaut unserer Patientin untersucht, mit identischem Ergebnis. Die MLPA-Analysen bei den Eltern und dem Bruder des Mädchens (EDTA-Blut) waren ohne Auffälligkeiten. Schlußfolgerungen: Bei mildem Phänotyp einer OI kann, wie bei unserer Patientin, ein somatisches Mosaik für eine OI-Mutation ursächlich sein. Die Diagnosestellung hat in doppelter Hinsicht eine Relevanz für die genetische Beratung: Für Geschwister einer Betroffenen mit somatischer (postzygotischer) Mutation ist das Wiederholungsrisiko einer OI nicht gegenüber dem Risiko der Allgemeinbevölkerung erhöht. Für zukünftige Nachkommen einer Betroffenen besteht hingegen ein bis zu 50 %iges Wiederholungsrisiko, da die Mutation auch in Keimzellen vorliegen kann.
PE-28 Männlicher Patient mit kongenitaler adrenaler Hypoplasie und Nachweis einer DAX-1 Stopp-Mutation im NR0B1 Gen *M. Liapi1, N. Jorch1 1 EvKB, Kinderzentrum, Bielefeld, Germany Adrenal hypoplasia congenita is a rare X-linked disorder. DAX-1 (NR0B1) is a nuclear receptor transcription factor that plays a key role in human adrenal and reproductive development. Loss of DAX-1 function is classically associated with X-linked adrenal hypoplasia congenita. Affected boys usually present with primary adrenal failure in early infancy or childhood and hypogonadotropic hypogonadism (HH) at puberty. Our patient was seen in the age of 17 days because of feeding difficulty, vomiting and dehydration.His genitalia were normal, there was no pigmentation, no family history suggesting X-linked inheritance. Biochemical testing revealed a salt losing adrenal crisis due to mineralocorticoid (aldosterone) insufficiency, together with glucocorticoid (cortisol) insufficiency. Treatment with hydrocortisone and fludrocortisone resulted in a rapid improvement in his clinical state. A nonsense mutation in the DAX 1Gene was identified. (S153X). DAX-1 has an important role in human endocrine disorders. Although DAX-1 was identified as cause of X-linked AHC more than 20 years ago, Monatsschrift Kinderheilkunde 10 · 2016
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Abstracts the range of clinical presenting features has expanded and late on set forms of the condition are increasingly recognised. Carefully attention to adrenal replacement, puberty development and fertility is needed. Long-term outcome studies for all these conditions are needed to optimise management in the future.
PE-29 Anpassung der Hydrocortisontherapie bei Kindern mit AGS durch die Bestimmung von 17-OHP im Speichel *U. Neumann1, E. Lankes2, F. Bathelt-Tok1, H. Krude1, O. Blankenstein1 1 Charité Universitätsmedizin Berlin, Institut für experimentelle pädiatrische Endokrinologie, Berlin, Deutschland, 2Charité Universitätsmedizin Berlin, SPZ interdisziplinär, Pädiatrische Endokrinologie, Berlin, Deutschland Fragestellung: Die Behandlung des Adrenogenitalen Syndroms (AGS) im Kindesalter erfolgt mit Hydrocortison in einer Dosierung von 10–15 mg/ m² Körperoberfläche/d. Dabei wird eine Verteilung von 50-25-25 % alle 8 Stunden empfohlen (morgens 6–8 Uhr (T1), nachmittags 14–16 Uhr (T2), nachts 22–24 Uhr (T3)). Zur Therapieüberwachung erfolgt einmal jährlich eine Blutentnahme unabhängig von der Tageszeit und die Patienten liefern 4x/Jahr ein 17-OHP (17-OH-Progesteron)-Speichelprofil über 2 Tage. Wir untersuchten die Anpassung der Hydrocortisontherapie bei präpubertären Kindern mit AGS unter Verwendung von 17-OHP Speichelprofilen. Methode: Es wurden 44 präpubertäre Kinder über einen Zeitraum von 3 Jahren ausgewertet (0–11 Jahre, weiblich n = 22, männlich n = 22). Wachstumsparameter, Hydrocortisondosis, Anzahl der Dosisänderungen, sowie ACTH und Androgenspiegel wurden bestimmt. 17 Kinder begannen mit Speichelkontrollen innerhalb des Untersuchungszeitraumes. Speichelprofile werden unmittelbar vor der Hydrocortisoneinnahme abgenommen. Eine 5–10fache Erhöhung des 17-OHP im Vergleich zu altersentsprechenden Normwerten wird toleriert. Abweichende 17-OHP-Werte führen zur Erhöhung bzw. Verminderung der letzten Hydrocortisondosis vor Entnahme der auffälligen Speichelprobe. In einer Teilkohorte (TAINStudie) erfolgte die jährliche Blutentnahme morgens direkt vor der Hy drocortisongabe. Ergebnisse: Die Anpassung der Hydrocortisondosis nach Speichelprofilen führt zu einer von den allgemeinen Empfehlungen abweichenden Dosisverteilung (40-20-40 %). Die Häufigkeit der Dosisanpassungen betrug 120/155 Vorstellungen (29 % T1, 27 % T2, 43 % T3). Anpassungen von einer Dosis in 68 %, von zwei Dosen in 22 % und aller 3 Tagesdosen in 10 %. Die mittlere Tagesdosis lag zum Ende des Studienzeitraums bei 10,93 mg/ m²/d, bei T-1 Jahr 10,76 mg/m²/d, bei T-2 Jahren 11,81 mg/m²/d und zu Beginn der Studie (T-3 Jahre) bei 11,19 mg/m²/d. Androgenspiegel im Blut und ACTH Werte waren bei den willkürlichen und zeitlich festgelegten Blutentnahmen verschieden. Längen SDS und Gewichts-SDS blieben über den Untersuchungszeitraum bei den Kindern mit regelmäßigen Speichelprofilen konstant. Schlussfolgerung: Die Einstellung der Hydrocortisontherapie bei Kindern mit AGS durch 17-OHP Speichelprofile führt zu einer gesteigerten nächtlichen Hydrocortisondosis und zu einer verminderten Nachmittagsdosis bei regelrechter Gesamttagesdosis. Speichelprofile sind leicht durchzuführen, werden gut toleriert, bedeuten wenig Stress für die Kinder und führen zu einer individualisierten Behandlung mit häufigeren Dosisanpassungen. Willkürlich und zeitlich festgelegte Blutentnahmen liefern unterschiedliche ACTH- und Androgenspiegel und haben deshalb eine verminderte Aussage für die Therapieanpassung. Gefördert durch die EU (HEALTH-FP7; Projekt Nr: 281654)
PE-30 Diagnostik und Verlauf von Endokrinopathien von Patienten mit bereits pränatal diagnostiziertem zerebralem Mittelliniendefekt in den ersten 3 Lebensjahren. Eine Übersicht über 9 Patienten *F. Reschke1, S. Brenner2, A. Hübner1 1 Universitätskinderklinik Dresden, Endokrinologie, Dresden, Deutschland, 2 Universitätskinderklinik Dresden, Päd. Intensivmedizin, Dresden, Deutschland Einleitung: Eine Assoziation zwischen zerebralen Mittelliniendefekten (ZMLD), wie septo-optische Dysplasie (SOD), isolierte Septum pellucidum Agenesie (SPA) oder Balkenagenesie (BA), mit Endokrinopathien ist bekannt. Dabei können sich die neuroendokrinen Ausfälle bereits postnatal oder auch im weiteren Verlauf manifestieren. Insbesondere postnatal kann dies zu lbenesbedrohlichen Krisen, z. B. durch Hypoglykämien, kommen. Heutzutage ist es möglich, ZMLD bereits pränatal sonografisch oder MR-tomograpgisch zu diagnostizieren. Das perinatale Management dieser Patienten ist dabei noch nicht standardisiert. Eine Korrelation zwischen anatomischem Defekt sowie Manifestationszeitpunkt und Umfang endokriner Dysfunktionen ist ebenso nicht ausreichend untersucht. Material und Methoden: Neun Patienten mit bereits pränatal diagnostiziertem ZMLD (4 mit SOD; 3 mit SPA; 2 mit BA) wurden prospektiv unmittelbar postnatal auf Endokrinopathien untersucht. Der Blutzuckerspiegel wurde für mindestens 48 Stunden überwacht. Weitere Untersuchungen auf sich entwickelnde Endokrinopathien erfolgten mindestens halbjährlich. Die Patienten wurden über einen Zeitraum von 3 Jahren untersucht. Ergebnisse: Alle Patienten wurden term geboren, allerdings lag bei 7/9 das Geburtsgewicht unterhalb der 10. Perzentile. Postnatal wurde bei 4 Patienten (2SOD, 1 SPA, 1BA) ein kompletter Panhypopituitarismus festgestellt. Davon fielen drei Kinder mit mindestens einer Episode einer schweren Hypoglykämie (BZ < 2,0 mmol/L) in den ersten 48 Stunden auf. Zwei weitere (beide SPA) zeigten postnatal einen isolierten STH-Mangel. Von diesen entwickelte einer im Alter von 2 Jahren zusätzlich eine zentrale Nebennierenrindeninsuffizienz. Bei einem Kind (BA) trat ein STH-Mangel erst im Alter von 1 6/12 Jahren auf. Bei zwei Patienten (beide SOD) konnte nach 3 Jahren Beobachtungsphase noch kein Hinweis auf eine bestehende Endokrinopathie festgestellt werden. Allerdings wird ein Patient aufgrund einer Geburt als SGA mit STH behandelt. Die Körperlängenentwicklung bei 4/7 Patienten mit Nachweis einer Endokrinopathie ist nach 3 Jahren weiterhin unter der 3. altersbezogenen Längenperzentile. Diskussion: Mit der Studie konnten wir sehr unterschiedliche Verläufe bei ZMLD belegen. In lediglich 2/9 Fällen wurde bis zum Alter von 3 Jahren keine Endokrinopathie nachgewiesen. Drei Patienten erlitten schwere postanatel Hypoglykämien, davon zwei hypoglykämische Enzephalopathien. Ein regelmäßiges Screening dieser Patienten erscheint unerlässlich; dabei sollte die Form der Überwachung postnatal und im weiteren Verlauf standardisiert werden.
PE-31 Fallbeschreibung: 19-jähriger Flüchtling aus Syrien mit dem klinischen Vollbild eines unzureichend behandelten und lange bestehenden Panhypopituitarismus *B. Schipper1, U. Menzel1, H. I. Akkurt1 1 Altonaer Kinderkrankenhaus, Endokrinologie/Diabetologie, Hamburg, Deutschland Einleitung: Durch die bedeutende Flüchtlingswelle in Deutschland im Jahr 2015, insbesondere aus Syrien und Afghanistan, sehen wir Symptome gut bekannter Erkrankungen in einer Ausprägung, wie sie in westlichen Ländern mit guter medizinischer Versorgung aufgrund der frühzeitigen Diagnose und Therapie nicht mehr vorkommen. Wir beschreiben den Fall eines seit 3 Monaten in Deutschland lebenden 19-jährigen syrischen Flüchtlings, der sich wegen seiner fehlenden Pubertätsentwicklung in unserer endokrinologischen Sprechstunde vorgestellt hat.
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Fallbericht: Eine hypophysäre Erkrankung war der Familie bereits seit dem 12. Lebensjahr des Patienten bekannt. Er war 4 Jahre lang mit gutem Erfolg mit Wachstumshormon behandelt worden, die Therapie konnte jedoch aufgrund von Krieg und Flucht nicht fortgesetzt werden. Der Patient war extrem kleinwüchsig (Längenalter nach Prader: 7 Jahre und 5 Monate, Größe -7,8 SDS i.Vergleich zu europäischer Bevölkerung) und hatte eine fehlende Pubertätsentwicklung. Wir berichten über die detaillierten Ergebnisse der endokrinologischen Evaluation einschließlich des Befundes der cMRT-Untersuchung und präsentieren die eindrucksvollen und typischen klinischen Bilder eines Panhypopituitarismus. Der Patient erhielt eine entsprechende Substitutionstherapie. Schlussfolgerung: Die Zuwanderung von Flüchtlingen aus Kriegsgebieten konfrontiert uns mit dem natürlichen Verlauf von Erkrankungen, die durch die frühzeitige Behandlung in westlichen Ländern in dieser Ausprägung nicht mehr beobachtet werden und stellt daher eine besondere Herausforderung für die Kinderendokrinologen dar.
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Autorenverzeichnis
Autorenverzeichnis A Achenbach, P. Agena, D. Ahlert, H. Akkurt, H. I. Albrecht, A. Ankermann, T. Aschemeier, B. Atlas, E. Attarbaschi, A. August, J.
E PD-01 PD-05 PD-04, PD-09 PE-09, PE-25, PE-31 PE-01 PD-02 PD-01 FVD-05 PE-21 PE-22
B Bald, M. Bathelt-Tok, F. Battelino, T. Baus, I. Becker, M. Berger, B. Bergis, D. Biester, T. Blankenstein, O. Blenninger, B. Bläsig, S. Boettcher, C. Bokelmann, J. Bollow, E. Borck, G. Boztug, K. Brandt, S. Braun, M. Brenner, S. Brentrup, A. Brichta, C. Brosig, B. Böttcher, C. Büssing, A.
FVD-08, PE-23 PE-29 FVD-05 PE-05, PE-12 FVE-12 FVD-06 PD-08 FVD-05, PD-03 FVE-12, PE-29 FVD-03 FVD-05 FVE-11 PD-02, PE-12 PD-08 FVE-01, FVE-03 PE-21 FVE-01, FVE-03 PE-22 PE-30 PE-16 PE-13 FVE-11 FVE-09 FVD-06
C Charmandari, E. Chatzispyroglou, F. Chrousos, G.
PE-11 PE-24 PE-11
D Danne, T. Datz, N. Daubenbüchel, A. M. M. Dechant, M. Diamanti, A. Driesel, A. J. Duvigneau, U. Dörr, H.-G.
FVD-05, FVE-04, PD-01, PD-03, PD-05 PD-03, PD-08 PE-14, PE-15 FVE-10 PE-24 PD-10 PE-25 PE-01, PE-20
Emmert, S. Endmann, M. Ernst, G. Eveslage, M.
F Fath, M. Fischer-Posovszky, P. Flehmig, B. Freiberg, C. Friedt, M. Fröhlich-Reiterer, E. Funcke, J.-B. Förtsch, K. Fürst-Burger, A.
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PD-03 FVE-01, FVE-02 FVE-02 PD-05, PE-22 FVD-07 PD-08 FVE-01, FVE-02 PD-04, PD-09 PD-05
G Galuschka, L. Gavra, M. Geenen, V. Gemulla, G. Gollisch, K. Gottwald, I. Gozzi-Graf, T. Greiner, J. Grohmann, J. Grüters, A.
PD-01 PE-11 PE-14 PE-26 PD-08 FVE-04, PD-01 PE-02 PE-02 FVE-10 FVE-05
H Haas, O. Haberland, H. Hahn, A. Hamann, J. Hammer, E. Handke, D. Hartmann, M. Hattersley, A. Haupt, F. Heldt, K. Hennes, P. Heppner, F. Hermann, J. Herrmanns, P. Hilgard, D. Hinney, A. Hiort, O. Hoffmann, A. Hofmann, T. Holder, J. Holder, M. Holl, R. Holter, W. Holterhus, P.-M. Hoyer-Kuhn, H. K. Hummel, M.
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PE-18 PE-24 FVD-01, FVD-02 PE-14, PE-17
PE-21 PD-08 FVE-11 FVD-03 FVE-07, PE-19, PE-27 FVE-05 FVE-09 FVD-08 PD-01 PE-02 PE-06 FVE-05 PD-05 PE-20 FVD-06 FVE-01 PE-25 PE-14, PE-15, PE-16, PE-17 PE-24 PD-06 FVD-08, PD-06, PD-07 PD-04, PD-05, PD-08, PD-09 PE-21 FVE-06, FVE-08, PD-02, PE-05, PE-12 PE-27 PD-08
Häussinger, D. Hübner, A.
FVD-07 PE-26, PE-30
J Jacobsen, M. Jacoby, U. Jaspers, M. Jia, N. Jorch, N. Jung, H.
PD-04, PD-09 PE-18 PE-16 FVE-06 PE-28 FVE-06
K Kamrath, C. Kapitzke, K. Karges, B. Kempe, H.-P. Kiess, W. Kircheis, G. Klee, D. Klima-Lange, D. Kluckert-Tomm, C. Knöll, M. Kohlsdorf, K. Konrad, M. Kordaß, U. Kordonouri, O. Kratzsch, J. Krause, A. Krause, M. Krude, H. Krueger, C. Krähling, E. Kulle, A. E. Kummer, S. Kußmann, J. Körner, A. Kühnen, P.
FVE-09 FVE-04 PD-04, PD-09 PD-08 PE-07 FVD-07 FVD-07 PE-02 PE-02 PD-06 FVE-01, FVE-03 PE-23 PE-08, PE-10 FVD-05, FVE-04, PD-01, PD03, PD-05 FVE-02, PE-07 PE-03, PE-13 PD-02 FVE-05, PE-29 FVD-04 FVD-08, PD-07 FVE-08 FVD-07 PE-19 PE-07 FVE-05
L Lahr, G. Land, C. Lange, K. Lankes, E. Laubner, K. Lauffer, H. Lausch, E. Lehmann-Kannt, S. Leichter, H. E. Liapi, M. Liebrich, F. Linke, S. Lohle, K. Lohr, A. L’Allemand-Jander, D. Lösch-Binder, M. Lüss, U.
FVE-03 FVE-06 FVD-01, PD-01 FVE-13, PE-29 PD-08 PE-08 PE-08 PE-06 PE-23 PE-28 PD-11 PE-19 PE-14, PE-15, PE-16, PE-17 FVD-03 PE-02 PD-11 PE-04
M Mann, G. Marquardt, E. Martens, H. Marx, M. Mayatepek, E. Meinecke, P. Meissner, T. Mengel, E. Menrath, I. Menzel, U. Mohnike, K. Momm, B. Morsch, N. Moss, A. Muller, I. Mußotter, T. Müller, H. L. Müller, I.
PE-21 PD-01 PE-14 PE-01, PE-20 FVD-07, PD-04, PD-09 PE-09 FVD-07, PD-04, PD-08, PD09 PD-07 FVD-01 PE-31 FVE-07, PE-04 PE-05, PE-12 PE-06 FVE-02 FVD-05 PE-09 PE-14, PE-15, PE-16, PE-17 PD-01
N Nagel, M. Netzer, C. Neu, A. Neumann, E. Neumann, U. Nimri, R. Nunziata, A.
PE-26 PE-27 PD-11 FVE-10 PE-29 FVD-05 FVE-01
Schaper, J. Schettler, K. F. Schipper, B. Schlingmann, K. P. Schmidt, M. Schnabel, D. Schrappe, M. Schröder, C. Schubert, K.-P. Schulz, E. Schwab, K. O. Schöfl, C. Schönau, E. Seitz, C. Sethe, D. Seyfarth, J. Spiekerkötter, U. Spranger, J. Stefanaki, K. Steinberger, D. Sterkenburg, A. S. Stiller, B. Szczepanski, R.
FVD-07 FVD-03 PE-31 PE-23 PE-08 FVE-13 PD-02 PE-08, PE-10 PD-03 PE-09, PE-25 FVE-10, PE-03, PE-13 PD-08 FVE-06 FVD-03 FVD-06 PD-04, PD-09 FVE-10 FVE-05 PE-11 PD-10 PE-15, PE-17 FVE-10 FVD-01
X Xaidara, A.
PE-11
Z Zangogianni, T. Ziegler, A.-G. Ziegler, J.
PE-11 PD-01 PD-11
Ö Özyurt, J.
PE-14
T Thiel, C. M. Thiele, S. Thiery, J. Tholen, P. Thyen, U. Timmermann, K.
PE-14 PE-10 PE-07 PE-19 FVD-01 FVD-08
O Ottersberg, T.
PD-02
P Paltoglou, G. Penger, T. Pfäffle, R. Philip, M. Podbielski, A. Pohlenz, J. Pridzun, L.
PE-11 PE-01, PE-20 FVE-06, PE-07 FVD-05 PE-18 PE-12, PE-20 FVE-02
van der Werf- Grohmann, N. van Laerhoven, K. Vasilakis, I.-A. Vollbach, H. von Blanckenburg, P. von Kalle, T. von Schnurbein, J. Völkl, T.
FVE-10, PE-03, PE-13 PD-06 PE-11 FVE-03 PD-05 PE-23 FVE-01, FVE-02, FVE-03 PE-01, PE-20
W
R Radke, M. Ranke, M. Rayes, N. Reichel, J. Reinauer, C. Reinke, J. Reintjes, N. Remus, K. Reschke, F. Riedl, S. Rohrer, T. Ronceray, L. Roschatt, I. S. Rosenbauer, J. Rutt, T.
V
PE-18 FVE-02 FVE-13 PE-14, PE-15, PE-17 PD-08 PD-07 PE-27 FVD-05 PE-30 PE-21 PD-08, PE-06 PE-21 FVE-04 PD-04, PD-09 PE-19
Wabitsch, M. Wadien, T. Walzer, L. Warmuth-Metz, M. Weiskorn, J. Welzel, M. Wenzel, S. Weritz, U. H. Wettstädt, L. Wiegand, S. Wildhardt, G. Windhaus, H. Witsch, M. Wudy, S. A. Wulf, H. K. Wurm, M.
FVE-01, FVE-02, FVE-03 FVD-08 FVE-05 PE-15, PE-17 PD-03 PD-02, PE-12 FVE-07 PD-10 FVE-09 FVE-05 PD-10 FVE-11 FVE-12 FVE-09, FVE-11 FVE-08 PE-03, PE-13
S Schaab, M.
FVE-02, PE-07 Monatsschrift Kinderheilkunde 10 · 2016
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