Abstracts Z Gerontol Geriat 2017 · 50 (Suppl 1):S1–S28 DOI 10.1007/s00391-017-1227-1 Online publiziert: 6. April 2017 © Springer Medizin Verlag GmbH 2017
12. Gemeinsamer ÖsterreichischDeutscher Geriatriekongress 57. Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie Geriatrie – Wissen und Forschung für ein gelingendes Alter(n) 20.–22. April 2017, Universität Wien
Abstracts Symposien 01 Qualität und Effektivität in der Geriatrie – der Patient im Mittelpunkt Loeffler, Kerstin*; Weidinger, Lisa; Schippinger, Walter; Pichler, Gerald 1 Geriatrische Gesundheitszentren, Albert Schweitzer Institut, Graz, Österreich Die Bedürfnisse älterer Menschen erfordern in Hinblick auf die Wiederherstellung von Autonomie und Lebensqualität die Bereitstellung geeigneter Versorgungsmodelle. Die Optimierung der Patientensicherheit, der Effektivität und der Nachhaltigkeit der Behandlungen standen bei folgenden Projekten im Mittelpunkt. Multiresistente Krankheitserreger (MRSA) – Herausforderung angenommen In einer Prävalenzuntersuchung der Albert Schweitzer Klinik wurde auf Langzeitstationen der Trägerstatus von MRSA ermittelt und die Dekontaminierung mittels antibiotikafreier Octenidin-basierter Substanzen getestet. Durch die nachhaltige Umsetzung der optimierten Hygienerichtlinien waren nach 3–6 Monaten immer noch 70 % der primär positiv getesteten Patienten MRSA keimfrei. Evaluierung der Nachhaltigkeit eines AG/R-Aufenthaltes Die Überprüfung der Versorgung in geriatrischen Fachabteilungen unterstützt bedarfsgerechte Angebotsplanungen. Regelmäßige Nachbefragungen von Patienten der AG/R-Stationen der GGZ geben Überblick über die Verbesserung der Selbständigkeit nach dem dreiwöchigen Aufenthalt. Ergebnisse aus 2015 zeigen, dass 93 % der Patienten wieder in ein häusliches Umfeld entlassen und der ø Barthel Index von 67,9 auf 81,7 Punkten gesteigert werden konnte.
This supplement is not sponsored by industry Bei den mit * gekennzeichneten Autoren handelt es sich um die präsentierenden Autoren.
Nachweis der Effektivität der geriatrischen Intervention in einer akutgeriatrischen Tagesklinik Zur Weiterbehandlung geriatrischer Patienten nach akutstationären Aufenthalten bieten geriatrische Tageskliniken wirksame Behandlungsoptionen. In einer klinischen Studie im tagesklinischen Setting konnten durch geriatrische Interventionen bei chronisch kranken, älteren Schlaganfallpatienten eine signifikante Verbesserung der Mobilität und der Kognition nachgewiesen werden.
02 Alterspsychiatrisches Symposium der ÖGAPP Jetzl, Kathrin Abteilung für Alterspsychiatrie und Alterspsychotherapie Graz, LKH Süd, Österreich 1. Referent: Jetzl, Kathrin Abteilung für Alterspsychiatrie und Alterspsychotherapie, LKH Graz SüdWest, Standort Süd Thema: „Wohin mit den schwer dementen, aggressiven Männern?“ Erfahrungsbericht eines Projektes bezüglich der Unterbringung von schwer dementen Männern im geschützten Bereich einer Akutpsychiatrie. Thema werden Herausforderungen für das Behandlungsteam, geschlechtsspezifische Unterschiede der BPSD sein. 2. Referent: Kainz, Elmar J. MBA, Klinik für neurologisch psychiatrische Gerontologie, Kepler Universitätsklinikum Linz Thema: „Der geriatrisch-psychiatrische Patient mit einer Intelligenzminderung – eine neue Herausforderung“: Wir werden in der täglichen Arbeit, zunehmend mit einem neuen Problem konfrontiert. Geistig behinderte Patienten mit psychiatrischen Problemen in der Geriatrie. Die Ursache dafür, dass wir bisher kaum Patienten mit einer Intelligenzminderung gesehen haben, liegt den Verbrechen der Nationalsozialisten zugrunde, welche nahezu alle Menschen, welche eine geistige Behinderung hatten, ermordet haben. 3. Referent: Matzawrakos, Alexis Leitung GPZ | Gesellschaft zur Förderung seelischer Gesundheit, Geronto Psychiatrisches Zentrum | SOPHA Graz Thema: „Der Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Demenz“.
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Abstracts 03 Arzneimittel bei Multimorbidität und am Lebensende – Brauchen wir einen Paradigmenwechsel? Stegemann, Sven*1; Gogol, Manfred2 1 Technische Universitat Graz, Graz, Österreich, 2Krankenhaus Lindenbrunn, Coppenbrügge, Deutschland Dieses Symposium beschäftigt sich mit vier verschiedenen Schwerpunkten an der Grenze der eigenständigen Arzneimitteltherapie multimorbider Patienten und Patienten am Lebensende. Im speziellen sind dies 1. Möglichkeiten und Grenzen der eigenständigen Arzneimitteltherapie multimorbider Patienten 2. Polypharmazie – Zwischen Notwendigem und Unnötigem 3. Arzneimitteltherapie im Lebensendstadium – im Sterben die Lebensqualität erhalten 4. Ein Arzneimittel für Patienten statt gegen Krankheiten – neue Wege der Arzneimittel-entwicklung. Dieses interdisziplinäre Symposium soll die Wahrnehmung für ein zunehmendes Problem schärfen und zur Diskussion über mögliche Lösungsansätze anregen.
04 Behandlungsverzicht am Lebensende – fürsorgliches Unterlassen oder strafrechtlicher Tatbestand? Stronegger, Willibald J.*1; Reinmüller, Karin2 1 Institut für Sozialmedizin u. Epidemiologie, Med. Univ. Graz, Graz, Österreich, 2VertretungsNetz: Sachwalterschaft, Graz, Österreich Symposium über Erfahrungen mit medizinischen Entscheidungen am Lebensende im Spannungsfeld zwischen medizinischer Machbarkeit, Patientenwillen und ethischen sowie rechtlichen Anforderungen. Das Symposium gliedert sich in drei Impulsreferate von je 20 Minuten und einer 30-minütigen Diskussionszeit. Die drei Referate thematisieren die essentiell interdisziplinären Probleme des Behandlungsverzichts bzw. der Therapiezieländerung aus drei Perspektiven, welche aus drei unterschiedlichen Praxisfeldern resultieren: aus der Praxis der Intensivmedizinerin, aus der Praxis des Strafrechtlers und aus der Praxis des Palliativmediziners. In der Zusammenschau ergänzen sich die drei Perspektiven oder zeigen substantielle Differenzen auf, die Anlass zu weiteren Diskussionen und Abklärungen geben. 1. Referent: Fruhwald, Sonja Klinische Abteilung für Herz-, Thorax-, Gefäßchirurgische Anästhesiologie und Intensivmedizin, Medizinische Universität Graz, Österreich „Therapieentscheidungen auf der ICU – Die Gratwanderung zwischen Medizin und Ethik“ (Therapieindikation – Patientenwillen, Therapiezieländerungen – wann und wie; DNR, DNE und CTC; Dokumentation) 2. Referent: Birklbauer, Alois Institut für Strafrechtswissenschaften, Johannes Kepler Universität Linz, Österreich „Der Verzicht auf Weiterbehandlung bzw. Reanimation zwischen Leidensbeendigung und Strafbarkeit“. (DNR-Orders …) 3. Referent: Roden, Christian Stellv. Ärztlicher Direktor, Leiter der Palliativstation, Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern, Ried, Österreich „Morphin alleine ist zu wenig“ – Therapieziele und Symptomkontrolle in der letzten Lebensphase.
05 Distance Caregiving – nationale Distanzen, internationale Grenzen und transnationale Räume in der Pflege Franke, Prof. Dr. Annette1; Otto, Ulrich*2 1 Evangelische Hochschule Ludwigsburg, FB Soziale Arbeit, Ludwigsburg, Deutschland, 2Careum Forschung, Forschungsinst.der Kalaidos FH Zürich, Zürich, Schweiz
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Bald sind 500.000 Österreicher pflegebedürftig – und jedes Jahr werden es 10.000 mehr. Aber Angehörige vor Ort werden immer mehr zur knappen Ressource. Falls überhaupt vorhanden, leben sie immer häufiger weit entfernt (v. a. Kinder). Distanz erschwert familiäre Pflegeunterstützung. Distance Caregiving (DiCa) ist eine neue Herausforderung für die Gesellschaft, die Angehörigen und deren Arbeitgeber. Empirische wie theoretische Beiträge zeigen den Wissensstand zu DiCa, Technik/AAL-Bezüge und Desiderata – teils Befunde aus dem binationalen Projekt „DiCa: Pflege- und Hilfepotenziale über nationale Distanzen und internationale Grenzen hinweg“ (SILQUA-FH/BMBF). Das Phänomen wird zudem mittels versorgungsrelevanter Konzepte sowie Debatten zur Transnationalisierung der Pflege übergreifend verortet. –– Der Beitrag „Distance-Caregiving – Was wissen wir und was (noch) nicht?“ diskutiert grundlegende Begriffe, den scientific state of the art, Forschungslücken und den Beitrag des Projekts DiCa für D und die CH. –– Im Beitrag „Multi-perspektivische empirische Einblicke“ illustrieren erste Ergebnisse der quantitativen und qualitativen Datenanalyse Ausmaß und Facetten aus der Perspektive von „Distance Caregivers“, Arbeitgebenden und weiterer Akteure. –– Der Beitrag „Assistierende Technologien – Chancen, Risiken und Potenziale für DiCa“ diskutiert technologiebasierte Unterstützungsmöglichkeiten, Risiken sowie Potenziale. –– Mit „Perspektive Versorgungsforschung“ fragt Klott, wie i. S. v. „Collaborative Care“ die Situation von auf Distanz pflegenden Familien optimiert werden kann. –– Der Beitrag „Transnationalisierung in der Pflege“(Kaspar&v.Holten) bettet das Thema DiCa, in die theoretischen Diskursansätze zur Transnationalisierung von Pflege ein.
06 Inkontinenz bei älteren Menschen mit einer neurologischen Erkrankung – Interventionen in Rehabilitation und Langzeitpflege Kohler, Myrta*; Burgstaller, Melanie; Saxer, Susi Fachhochschule St.Gallen, St.Gallen, Schweiz Inkontinenz bei älteren Menschen mit einer neurologischen Krankheit stellt eine große Herausforderung für die Betroffenen, ihre Angehörigen sowie Fachpersonen dar. Die Lebensqualität bei Menschen mit einer neurologischen Krankheit ist deutlich schlechter, wenn die Personen gleichzeitig an einer Inkontinenz leiden. Dieses Symposium hat zum Ziel, das Thema Inkontinenz bei älteren Menschen mit einer chronischen Neurologischen Krankheit zu beleuchten. Es werden drei Forschungsarbeiten präsentiert und gemeinsam diskutiert. Forschung 1: Über 80 % der Menschen mit Demenz im Pflegeheim leiden an Inkontinenz, die Versorgung der Inkontinenz als körpernahe Tätigkeit begünstigt aggressives Verhalten. Die Interventionsstudie untersuchte, welche die Auswirkungen von Schulung und Fallbesprechungen für Pflegende auf die Inkontinenz und Lebensqualität der Menschen mit Demenz im Pflegeheim untersucht hat. Dabei konnte die Lebensqualität signifikant verbessert werden. Forschung 2: Bei den Menschen mit einer Parkinsonerkrankung sind ca. die Hälfte von einer Inkontinenz betroffen, diese verstärkt unter anderem auch deren Sturzgefahr. Die Forschungsarbeit hat das Erleben der Inkontinenz bei Menschen mit Parkinson untersucht, dabei wurden Menschen mit Parkinson interviewt und eine qualitative Analyse durchgeführt. Forschung 3: Inkontinenz bei Menschen nach einem Hirnschlag tritt bei über der Hälfte der Betroffenen auf und erhöht deren Risiko, in eine Langzeitinstitution eingewiesen zu werden. Es wurde eine evidenzbasierte Intervention, speziell für das Setting Rehabilitation, gemeinsam mit der Praxis sowie unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Betroffenen, entwickelt.
07 Shared decision making in der Geriatrie
09 Soft Skills – das etwas andere Doping
Heppner, Hans Jürgen Helios Klinik Schwelm, Klinik für Geriatrie, Schwelm, Deutschland
Heppner, Hans Jürgen Helios Klinik Schwelm Klinik für Geriatrie, Schwelm, Deutschland
Arbeitstitel/Referent:
Doping, also die Einnahme von unerlaubten Substanzen oder die Nutzung von unerlaubten Methoden zur Steigerung bzw. zum Erhalt der Leistung, ist eigentlich die Domäne des Leistungssports. Doping im Alter ist eher der pointierte Ausdruck für den Einsatz erlaubter Substanzen wie Vitamine, Hormone, Blutersatz oder ähnlichem, um den Nebenwirkungen des Älterwerdens im Sinne des Anti-Aging entgegenzuwirken. Muskel- und Herzschwäche, Seh-, Hörschwächen oder Herz- und Lungenkrankheiten führen im Laufe des Lebens zu Leistungseinschränkungen. Die werden aber nicht gerne akzeptiert, und so kommt man schnell in die Bereiche des Doping, um vermeintliche Leistungen zu schaffen, die sonst nicht erreichbar wären. Dabei ist es wichtig, bereits in jungen Jahren und bis ins hohe Alter einen aktiven Lebenswandel zu führen. Damit erübrigt sich ein Doping im herkömmlichen Sinne. Neben gesunder, ausgewogener Ernährung und körperlicher Aktivität spielen ein ausgeglichener Hormonhaushalt und volle Vitaminspeicher eine Rolle. Doch der Schlüssel liegt in der kontinuierlichen Umsetzung von Soft Skills wie Bildung und Training. So verringert niedrigdosiertes Krafttraining die Laktatwerte und führt zu einer Zunahme des Muskelquerschnitts. Die Vibrationstherapie bedingt eine mechanische Muskelstimulation und führt zu einer Muskelkontraktion über den Dehnreflex. Zusätzlich fördert dies den Knochen-erhalt. Eine passive neuromuskuläre Elektrostimulation löst die aktive Bewegung aus und ermöglicht auch bei immobilen Menschen die Reduktion des Proteinabbaus und fördert den Muskelquerschnitt. Also ganz entgegen der „No sports“-Devise des britischen Premierministers Winston Churchill. Auch die Bildung und damit der erreichbare soziale Status führen zu einer deutlich besseren Lebensqualität, aber auch hier müssen die Weichen früh gestellt werden und geistige Aktivität und Herausforderungen müssen bis ins hohe Alter angenommen und gelebt werden. So lässt sich ein gutes pro-Aging erzielen. Also keinesfalls „no dope – no hope“.
Der orthopädisch-geriatrische Patient – Markus Gosch, Nürnberg Der kardiologisch-geriatrische Patient – Peter Dovjak, Gmunden Der septische geriatrische Patient Hans – Jürgen Heppner, Witten Der neurologisch-geriatrische Patient – Bernd Iglseder, Salzburg Die partizipative Entscheidungsfindung gewinnt in der Patient-Arzt-Beziehung auch in der Geriatrie weiterhin an Bedeutung. Man entfernt sich zunehmend von der paternalistischen Autorität und der alleinigen Entscheidungssouveränität des Arztes. Ziel ist es, den Patienten nicht weiter in die passive Rolle zu drängen und ihm keine Informationen vorzuenthalten. Es wendet sich hin zu partizipativer Entscheidungsfindung, also der Patient soll mit einbezogen werden und Nutzen/Risiko Bewertungen werden gemeinsam abgewogen. Die visionäre Vorstellung sieht eine „partnerschaftliche Beziehung“ mit möglichst gleichem Informationsstand und einer aktiven Rolle des Patienten vor. Dies gestaltet sich in der Praxis sicherlich oftmals mehr als schwierig und wird hier von verschiedenen Seiten beleuchtet. Eine verlässliche Entscheidungsfindung ist sowohl im operativ-traumatologischen Bereich wie auch in der Kardiologie und Neurologie wichtig. Eine spezielle Rolle spielt in der Akutversorgung die Intensivmedizin mit oftmals nicht planbaren Verläufen. Das Selbstbestimmungsrecht des Patienten bleibt aber zu jeder Zeit unangetastet. Als positiven Effekt der shared decision erwartet man sich eine höhere Patientenzufriedenheit die verbesserte Lebensqualität und besseres Krankheitsverständnis mit einer Verringerung von Ängsten und mehr Krankheitskontrolle durch den Patienten. Daraus soll dann eine höhere Therapietreue resultieren.
08 Praxisforschung Niederösterreich – Design, Ansatz, Erfahrungen Mayer, Hanna; Mattes, Melanie Institut für Pflegewissenschaft, Universität Wien, Wien, Österreich Ausgangslage und Ziel: Im Rahmen der Initiative „Leben entfalten – Zukunft gestalten. Innovative Lebensräume in NÖ Landespflegeheimen“ wurde die Entwicklung, Implementierung und Evaluierung eines Rahmenkonzeptes für alle 48 LPHs im Bundesland Niederösterreich in Auftrag gegeben. Zwei Perspektiven – die der Wissenschaft und der Praxis – sollen sicher stellen, dass sowohl die aktuelle wissenschaftliche Debatte als auch Praxiswissen und innovative Ideen der Mitarbeiter (MA) aus den LPHs Umsetzung und regionale Gegebenheiten, und unterschiedliche Betreuungsformen sollten Berücksichtigung finden. Methode: Das gesamte Projekt baut auf den Modellen zur Entwicklung und Testung komplexer Interventionen bzw. der theoriegeleitete Evaluation auf und wird in 4 Phasen (Entwicklung des theoretischen Konzepts, Entwicklung individualisierter Programmtheorien, Implementierung und summativer und formativer Evaluation und Konzeption von Nachhaltigkeitsstrategien) abgewickelt. Dabei werden unterschiedliche Forschungsansätzen und Methoden kombiniert. Zentral dabei ist ein dialogisches Vorgehen zwischen Wissenschaft und Praxis basierend auf den Grundprinzipien der Aktionsorientierung (in abwechselnden Phasen der Erarbeitung und der Reflexion) und Partizipation (unter größtmöglicher Mitbeteiligung der MA). (Vorläufige) Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Als Ergebnis der ersten Phase liegt das „Integrative Modell der Personenzentrierung NÖ (IMPNÖ)“ vor, sowie ein erstes Erhebungsinstrumentarium zur Messung der Outcomes und erste Ergebnisse aus der Entwicklung der Programmtheorien. Im Vortrag werden vor allem die Herausforderungen aus dem aktionsorientierten, partizipativen Vorgehen und der methodische Zugang zu einer theoriegeleiteten Evaluation diskutiert.
10 Forschungs- und Diskussionsstand zur Qualitätsbestimmung in Deutschland Wingenfeld, Klaus Universität Bielefeld, Institut für Pflegewissenschaften, Deutschland Hintergrund: Seit 2008 gibt es in Deutschland verstärkte Bemühungen, Qualitätsbeurteilungen und die Qualitätsberichterstattung in der Langzeitpflege zu professionalisieren. Dabei soll die Ergebnisqualität in den Mittelpunkt gestellt werden. Eine Ende des Jahres 2015 beschlossene Reform schreibt den Übergang zu einem neuen System der Qualitätsbeurteilung verbindlich vor. Methode: Grundlage ist unter anderem ein Ansatz der indikatorengestützten Beurteilung von Pflegeergebnissen, der in den Jahren 2009/2010 entwickelt und in mittlerweile fast 400 Pflegeheimen erprobt wurde. Getestet wurden außerdem Möglichkeiten der Verknüpfung des Ansatzes mit externen Qualitätsprüfungen. Beides sind wichtige Bausteine für das derzeit diskutierte, innovative System der Qualitätsbeurteilung und Qualitätsberichterstattung in der Langzeitpflege, das in Deutschland demnächst den Regelbetrieb aufnehmen soll. Ergebnisse: Die neuen Konzeptbausteine haben sich als praktikabel und zugleich als fachlich anspruchsvoll erwiesen. Sie ermöglichen die Aufdeckung gravierender Qualitätsdefizite ebenso wie die Beschreibung herausragend guter Versorgungsergebnisse. Sie stellen zugleich wertvolle Informationen zur Verfügung, mit denen sich eine gezielte Qualitätsentwicklung umsetzen lässt. Schlussfolgerung: 2017 soll auf dieser Grundlage ein neues Prüfsystem und ein neues Konzept für die öffentliche Qualitätsberichterstattung in der stationären Langzeitpflege entwickelt und danach in den Regelbetrieb überführt werden. Damit werden die in Deutschland umstrittenen Pflegenoten ersetzt und die sehr dokumentationslastigen Qualitätsprüfungen grundlegend modernisiert. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie · Suppl 1 · 2017
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Abstracts 11 More Light! Improving wellbeing for persons suffering from dementia Sust, Charlotte A.*1; Dehoff, Peter2; Hallwirth-Spörk, Christina3; Lang, Dieter4; Lorenz, Dieter5 1 ABoVe GmbH, Freiburg, Germany, 2Zumtobel GmbH, Dornbirn, Austria, 3 Caritas Socialis, Vienna, Austria, 4Osram GmbH, Munich, Germany, 5 Technische Hochschule Mittelhessen, Germany In the early years of this millennium Brainard as well as Skene and their colleagues discovered receptor cells (retinal ganglion cells) in the retina, which react to the daylight and trigger the sleep-wake-cycle. Especially in the winter months, the dose of sunlight for a sufficient control of the circadian rhythm (entrainment) is too small for many people because they are staying mostly indoors. This applies particularly for the elderly, for persons with reduced mobility, or residents in nursing homes. Here often prevail very low light levels and colour temperature. As elderly people already have reduced eyesight, a poor lighting situation has negative effects on perception and moreover the entrainment of the wake-sleep cycle. As results from previous studies showed positive effects of biologically effective lighting, a study with more participants was conducted in Caritas Socialis (CS) in Vienna in order to receive more robust data. Therefore the study started with about sixty participants in four wards of CS which were equipped in the public areas with laminar luminaires, allowing to generate higher illuminance levels at higher colour temperature. Two different lighting situations were realized (standard: 300 Lx; intervention: 1200 Lx from 9–15 h). Both light situations were realized alternately, starting in October 2012 until April 2013. A set of different instruments – observation by trained personnel, electronic devices (actigraphy and heart rate measurements), questionnaires etc. – was established to identify the effects on the residents’ wellbeing. Overall, the results indicate that a properly designed lighting situation leads to positive effects on the residents, especially in the dark wintertime (reduction of agitation, increase of communication). The project was funded by the Austrian government and organized by Kompetenzzentrum Licht (Dornbirn, Austria)
12 Soziale Ungleichheiten der Teilhabe im Alter – Evidenz des Deutschen Freiwilligensurveys Vogel, Claudia; Simonson, Julia; Tesch-Römer, Clemens* Deutsches Zentrum für Altersfragen, Berlin, Deutschland Hintergrund: Freiwilliges Engagement ist eine zentrale Form der sozialen Teilhabe. Sie gewinnt in der Lebensphase Alter noch an Bedeutung, wenn die Vergesellschaftung durch Erwerbstätigkeit zunehmend in den Hintergrund rückt. Der Zugang zum Engagement ist jedoch deutlich sozial strukturiert. Auf Basis des Deutschen Freiwilligensurveys werden die wesentlichen Ungleichheitsdimensionen analysiert, die diese Form der Teilhabe begünstigen beziehungsweise beschneiden. Methode: Der Freiwilligensurvey ist eine repräsentative Telefonbefragung zum freiwilligen Engagement, die sich an Personen ab 14 Jahren richtet, und stellt die zentrale Grundlage der Sozialberichterstattung zum Engagement in Deutschland dar. Im Jahr 2014 wurden 28.690 Personen befragt, davon 7271 im Alter ab 65 Jahren. Ergebnisse: Von den Personen im Alter ab 65 Jahren engagieren sich 34,0 % freiwillig. Frauen dieser Altersgruppe sind anteilig deutlich seltener freiwillig engagiert (29,7 %) als Männer (39,6 %). Darüber hinaus engagieren sich Personen dieser Altersgruppe, die einen Migrationshintergrund haben, deutlich seltener freiwillig (26,2 %) als jene ohne Migrationshintergrund (34,9 %). Zudem erweisen sich Bildung, Geschlecht und regionale Kontexte als ungleichheitsrelevante Faktoren. Schlussfolgerung: Um die Möglichkeiten für soziale Teilhabe im Ruhestand zu verbessern, sollten Angebote für freiwilliges Engagement so gestaltet werden, dass sie auch für Menschen im höheren Lebensalter zugänglich sind, die nicht über eine hohe formale Bildung verfügen oder die einen Migrationshintergrund haben.
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Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie · Suppl 1 · 2017
Wissenschaftliche Beiträge, Poster bzw. Kurzvorträge Klinische Geriatrie 13 Analyse eines Frailty Index basierend auf Routine-Blut/UrinParametern (FI-LAB) als Frailty-Screening Tool bei stationären geriatrischen Patienten Ritt, Martin*1; Jäger, Jakob2; Ritt, Julia2; Sieber, Cornel3; Gaßmann, KarlGünter4 1 Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland, 2Med. Klinik III, Waldkrankenhaus, Erlangen, Deutschland, 3Universität Erlangen-Nürnberg, Nürnberg, Deutschland Hintergrund: Die Gruppe um Rockwood und Mitnitski stellte kürzlich einen Frailty Index (FI) vor, der z. T. auf Routine-Blut/Urin-Parametern und/oder Biomarkern basiert. Ein FI basierend ausschließlich aus Standard-Laborparametern (FI-LAB) wäre ein einfaches und daher im klinischen Alltag potentiell gut einsetzbares Frailty-Screening Tool. Ziel der aktuellen Analyse war es, einen derartigen FI-LAB zu evaluieren. Methoden: 306 Patienten ≥ 65 Jahre wurden hinsichtlich eines 24-Variablen (23 Routine-Blut- und 1 Routine-Urinparameter) FI-LAB und 6 anderen Frailty-Screening Tools (3 verschiedene klassische FIs, die Clinical Frailty Scale (CFS), die CSHA-Regel-basierende Frailty Definition und der Frailty Phänotyp) während ihres stationären Aufenthaltes in einer Klinik für Innere Medizin und Geriatrie untersucht und über 12-Monate nachbeobachtet. Resultate: Der FI-LAB korrelierte mit all den anderen 6 Frailty-Screening Tools (alle r (Korrelationskoeffizienten) zwischen 0,3 und 0,5, alle P < 0,001). Der FI-LAB konnte zwischen den Patienten die während des Follow-Ups starben und Jenen die überlebten ausreichend unterscheiden (Area Under the ROC Curves (AUCs) für die 6- und 12-Monats-Mortalität jeweils > 0,70, alle P < 0,001). Die AUCs des FI-LAB für die 6- und 12-Monats-Mortalität waren niedriger im Vergleich zu den entsprechenden AUCs der CFS (alle P < 0,05) und zum Teil nicht unterschiedlich oder sogar höher im Vergleich zu den entsprechenden AUCs der anderen Frailty-Screening Tools (alle P ≥ 0,05 oder < 0,05). Schlussfolgerung: Der FI-LAB ist ein einfaches und in der täglichen Routine in einer Klinik für Innere Medizin und Geriatrie gut einsetzbares Frailty-Screening Tool.
14 Delir im Krankenhaus – Aufmerksamkeit erhöhen, Risiken minimieren Singler, Katrin*1; Hofmann, A.2 Klinik für Innere Medizin – Geriatrie, Nürnberg, Deutschland, 2FriedrichAlexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Nürnberg, Deutschland 1
Das Delir ist die häufigste Komplikation hospitalisierter älterer Patienten. Delirante Patienten haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Komplikationen wie z. B. Stürze, Infektionen, Funktonalitätsverlust, kognitiven Einschränkungen, schlechteren Rehabilitationsergebnis und einer erhöhten Mortalität. Trotz des häufigen Auftretens eines Delirs wird dem Syndrom im klinischen Alltag nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Die Identifizierungsrate deliranter Patienten liegt je nach klinischem Setting bei lediglich ca. 30 %. Ein Delir bedeutet für Patienten und ihre Angehörigen häufig eine starke psychische Belastung, welche auch noch nach dem Akutereignis andauern kann. Auch für das behandelnde Team stellen delirante Patienten im klinischen Alltag oftmals eine deutliche Mehrbelastung dar.
Im Rahmen des klinikweiten Projektes „Delir im Krankenhaus – Aufmerksamkeit erhöhen, Risiken minimieren“, soll diesen Herausforderungen begegnet werden. Klinikumsweit werden interprofessionelle Schulungen zur Thematik des Delirs – Relevanz, Screeningmethoden, präventive und nicht medikamentöse Therapiemaßnahmen – durchgeführt. Durch eigens für das Projekt entworfene Flyer und zusätzliche Informationsveranstaltungen werden Angehörige auf das Delir aufmerksam gemacht. Gleichzeitig wird ein interdisziplinär entwickelter Managementpfad etabliert. Anhand einer Modellstation wird die Akzeptanz des interprofessionellen Schulungskonzeptes mittels Fragebögen und strukturierter Interviews evaluiert.
15 DGIM – Klug Entscheiden – Der Entwicklungsprozess der Empfehlungen für die Geriatrie Gogol, Manfred Krankenhaus Lindenbrunn, Coppenbrügge, Deutschland Nach dem die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) Anfang 2015 von der DGIM gebeten worden war, Empfehlungen zur Über- und Unterversorgung zu formulieren, bildete diese eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der DGG und der medizinischen Sektion der Deutschen Gesellschaft und Gerontologie und Geriatrie (DGGG). Basierend auf den geriatrischen Empfehlungen der amerikanischen Choosing Wisely-Empfehlungen, Empfehlungen basierend auf einem Artikel in der Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie (2014;47:23–26) sowie weiteren, bei diesem Prozess neu formulierten Empfehlungen zur Über- und Unterversorgung wurde ein Ranking in Abhängigkeit vom Zustimmungs- und Prioriesierungsgrad vorgenommen. Insgesamt wurden 22 Punkte zur Über- und Unterversorgung formuliert. Diese wurden im September via LamaPoll den Mitgliedern der DGG und medizinischen Sektion der DGGG zur Bewertung vorgelegt. Die Bewertung wurde vorgenommen mit einer vierstufigen Skala analog dem DELBI-Schema. Den Survey komplett beantworteten 277 Mitglieder, 67,5 % Männer, mit einer medianen Berufstätigkeit in der Medizin von 25 und in der Geriatrie von 12 Jahren. Für die Bewertung wurden die Zustimmungen (trifft sehr zu und trifft uneingeschränkt zu) dichotomisiert gegen die Ablehnungen (trifft nur bedingt zu und trifft überhaupt nicht zu). Es wurde gemäß der Deutschen Leitlinienkonvention für die Zustimmungsrate ein Cut off von 75 % oder höher angesetzt. Von den 22 Empfehlungen zur Überversorgung erreichten neun eine Zustimmungsrate von ≥75 %. Von den 11 Empfehlungen zur Unterversorgung erreichten 5 eine Zustimmungsrate von ≥75 %. Die daraus resultierende Bewertung und Ranking wurde erneut von der Expertenkommission bewertet und gemäß der bekannten Evidenz und Priorisierung gerankt und abschließend 5 Empfehlungen zur Über- und Unterversorgung identifiziert.
16 DGIM – Klug Entscheiden – Empfehlungen der Geriatrie zur Überversorgung Gogol, Manfred Krankenhaus Lindenbrunn, Coppenbrügge, Deutschland In einem mehrstufigen Prozess, basierend auf den Empfehlungen einer Expertenkommission, der Bewertung durch die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und der medizinischen Sektion der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) und der erneuten Bewertung durch die Expertenkommission benennen die DGG und DGGG folgende 5 Themen als zu priorisierende Empfehlungen für die DGIM Klug Entscheiden-Kampagne zum Punkt Überversorgung: 1. Die Neuverordnung eines Medikamentes soll nicht ohne Überprüfung der bestehenden Medikation erfolgen. 2. Bei Patienten mit fortgeschrittener Demenz soll keine Ernährung durch eine Perkutane Endoskopische Gastrostomie (PEG) erfolgen. 3. Neuroleptika für Verhaltens- und Psychologische Symptome (BPSD) bei demenziell Erkrankten sollen nicht ohne ein Assessment für die Ursachen solcher Symptome verordnet werden.
4. Ein Screening für Brust-, kolorektalen, Prostata- oder Lungenkrebs soll nicht erfolgen ohne Berücksichtigung der Lebenserwartung, den Risiken einer Testung, einer vermehrten Diagnostik und Therapie. 5. Benzodiazepine oder andere Sedativa bzw. Hypnotika bei älteren Patienten sollen nicht als Mittel der ersten Wahl im Falle von Schlafstörungen, Agitation oder Delir eingesetzt werden. Die Empfehlungen befinden sich derzeit im Abstimmungsprozess mit der DGIM und ihren Schwerpunktgesellschaften und die Ergebnisse dieses Prozesses und die Rationale für die Empfehlungen werden vorgestellt.
17 Entwicklung einer komplexen Intervention zur Verbesserung von sozialer Teilhabe und Lebensqualität von Pflegeheimbewohnern mit Gelenkkontrakturen (JointConImprove) Saal, Susanne*1; Beutner, Katrin1; Klingshirn, Hanna2 Martin Luther-Universität, Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland, 2 Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Deutschland
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Hintergrund: Gelenkkontrakturen kommen bei Pflegeheimbewohnern häufig vor und sind mit erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität und sozialen Teilhabe assoziiert. Maßnahmen zur Prävention von Gelenkkontrakturen sind kaum beforscht. Wir haben eine komplexe Intervention zur Verbesserung der Lebensqualität und sozialen Teilhabe bei Pflegeheimbewohnern entwickelt. Methodik: Die Interventionsentwicklung folgt den UK Medical Research Council (MRC) Empfehlungen. Erste Schritte waren eine systematische Übersichtsarbeit, eine Re-Analyse von Einzelinterviews mit Betroffenen (n = 43) sowie eine Gruppendiskussion mit Heimbewohnern (n = 33). Geriater, Pflege-und Rehabilitationswissenschaftler (n = 8) diskutierten die Interventionskomponenten in einem strukturierten Workshop. Anschließend wurde ein Implementierungskonzept erarbeitet, hinsichtlich Machbarkeit und Zielgerichtetheit der Intervention mit Pflegedienstleitern (n = 4) diskutiert und angepasst. Ergebnisse: Die komplexe Intervention „kontraktursensible Pflege“ legt das biopsychosoziale Modell der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) der WHO zugrunde und umfasst vier Komponenten: eine eintägige Schulung für Pflegefachkräfte, die in den Pflegeheimen als Multiplikatoren für die Umsetzung des Konzepts verantwortlich sind, eine 40-minütige Informationsveranstaltung im Heim, eine persönliche Vor-Ort-Beratung der Multiplikatoren zur Umsetzung der Intervention und kontinuierliche telefonische Unterstützung. Schlussfolgerung: Die Intervention wird derzeit in einer Cluster-randomisierten Pilotstudie (Registrierung: DRKS00010037) überprüft. In einer Prozessevaluation werden Machbarkeit, Akzeptanz, hemmende und begünstigende Faktoren der Implementierung ermittelt. Förderung: BMBF
18 Hochaufwendige Pflege (PKMS) bei Geriatrischen Patienten: Ursachen, Komplikationen, Prognose Hanussek, Barbara*1; Schoucair, Alexander1; Ried, Matthias1; Langhans, Markus2; van Essen, Jörg2 1 MDK Hessen Team KH-EF Frankfurt, Frankfurt am Main, Deutschland, 2MDK Hessen GB Krankenhaus, Oberursel, Deutschland Der Pflegekomplexmaßnahmen Score (PKMS) wurden entwickelt, um den Mehraufwand einer hochaufwendigen Pflege auf Normalstationen zu erfassen und gesondert zu vergüten. Im Rahmen der Begutachtungspraxis des MDK Hessen wurden 3 Gruppen von Krankenhauspatienten verglichen: Patienten mit geriatrischer Komplexbehandlung mit und ohne PKMS und Patienten >75 Jahre ohne geriatrische Komplexbehandlung mit PKMS. Die Dokumentation wurde auf folgende Aspekte untersucht: Funktioneller und kognitiver Status, Diagnosen, Komplikationen, Vorherige Lebenssituation und Entlassungsort, Entwicklung des pflegerischen Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie · Suppl 1 · 2017
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Abstracts Unterstützungsbedarfs. Zusätzlich wurden MDK-Pflegegutachten herangezogen. Ergebnisse: Bei der überwiegenden Zahl der Patienten mit PKMS fanden sich kognitive Defizite. Die meisten dieser Patienten hatten eine Demenz oder ein Delir. Diese Patienten erreichten kaum relevante Fortschritte in den ADL. Nach dem stationären Aufenthalt erfolgte zumeist eine Neuoder Höhergruppierung der Pflegestufe, mit zusätzlich Feststellung einer eingeschränkten Alltagskompetenz. Schlussfolgerung: Kognitive Defizite sind bei geriatrischen Patienten eine wesentliche Ursache einer hochaufwendigen Pflege und nachfolgend erhöhtem pflegerischen Unterstützungsbedarf. PKMS berücksichtigt die Problemstellungen bei der Versorgung dieser Patienten nur indirekt. Krankenhäuser müssen sich spezifischer auf eine adäquate medizinische und pflegerische Versorgung geriatrischer Patienten einrichten. Bei geriatrischen Patienten mit PKMS ist frühzeitig eine sozialrechtliche Beratung in Hinblick auf die pflegerische Versorgung einzuleiten.
19 Lebensende in Österreich – eine ExpertInnenperspektive; Forschung und Forschungsbedarf zur Gestaltung des Lebensendes in Österreich Attems, Kristin1; Stronegger, Willibald J.*2 Medizinische Universität Graz, Graz, Österreich, 2Institut für Sozialmedizin u. Epidemiologie, Med. Univ. Graz, Graz, Österreich 1
Hintergrund: Im Rahmen des Forschungs- und Kompetenznetzwerks Lebensende (www.netzwerk-lebensende.at) wurde im Herbst 2015 eine qualitative Studie durchgeführt, welche die Perspektiven von ExpertInnen zum Thema Lebensende in Österreich erörtern, mit dem Ziel Potentiale in der Versorgung, Bildung und Forschung aufzuzeigen. Methode: In 34 leitfadengestützten Interviews berichteten ExpertInnen von Erfahrungen in Bereichen der Versorgung und sozialer Einrichtungen, Recht und Geistes- Sozial- u. Kulturwissenschaften. Die Aussagen wurden sinngemäß festgehalten und nach Mayring (2000) qualitativ ausgewertet. Ergebnisse: ExpertInnen beobachteten ungenützte Potentiale in der institutionellen Praxis in Form von ignorierten Wissensquellen (PatientInnenund Kommunikationswissen). Es zeigte sich, dass Berufsgruppen häufig einer inkompatiblen „inneren Logik“ folgen. Zudem wurde die Phänomenologie des Sterbens als lückenhaft erachtet, insbesondere das Sterben schien mit dem kurativen Versorgungssystem unvereinbar. In der Ausbildung zu Gesundheitsberufen wurde eine ausbaufähige Integration von Ethik, Recht und Geistes- Sozial- u. Kulturwissenschaften, sowie ein lückenhaftes geriatrisches Wissen und Palliativwissen erwähnt. Forschungsbedarf zeichnet sich in Österreich auf zwei Ebenen ab: der Grundlagen ebene, worin der Mensch als sterbliches Wesen im Zentrum steht; sowie der praxisbezogenen Ebene, in der die Gestaltung des Lebensendes im Vordergrund steht. Schlussfolgerung: Der sensationsgetriebenen öffentlichen Darstellung der Lebensendethematik sollte weiterhin entgegengewirkt werden. Hierfür ist eine wissenschaftliche Kommunikationsplattform für interdisziplinären Austausch notwendig. Dieser Ansatz liegt einer Tradition zugrunde, die auf Bildungsebene nähergebracht werden muss und gesellschaftlich transportiert werden soll.
20 Ortsfixierung und Bettlägerigkeit. Eine systematische Übersichtsarbeit zu multidisziplinärer, internationaler Begriffsverwendung Schirghuber, Mag., Johannes*1; Schrems, Mag. Dr. Priv.-Doz., Berta1 Universität Wien, Waidhofen an der Ybbs, Österreich, 2 Universität Wien, Wien, Österreich
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Hintergrund: Ortsfixierung und Bettlägerigkeit sind bedeutende Phänomene im gerontologischen Pflegebereich. Trotzdem fehlen operationali-
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sierte Definitionen und entsprechende Pflegediagnosen in den gängigen Pflegediagnosen-Klassifikationssystemen. Das wissenschaftliche Interesse liegt darin, valide Begriffsdefinitionen der beiden Phänomene zu konstruieren. Daraus resultiert der pflegepraktische Nutzen, diese einheitlichen Begriffsdefinitionen als Pflegediagnosen in die internationale Pflegefachsprache der NANDA-International-Pflegediagnosenklassifikation zu implementieren. Methode: Die systematische Übersichtsarbeit zur multidisziplinären, internationalen Begriffsverwendung von Ortsfixierung und Bettlägerigkeit ist das Kernstück der validen Begriffsdefinitionen, die mittels Begriffsanalysen (concept analysis) bearbeitet werden. Zugleich dient sie der Erfassung und der Abgrenzung von ähnlichen Begriffen. Ergebnisse: Es gibt eine Vielzahl an englischen Begriffen zu Ortsfixierung (home-, house-, wheelchairbound, local confinement) und Bettlägerigkeit (bedridden, bedbound). Die Einschätzung erfolgt zum Teil mit den Assessmentinstrumenten activity of daily living (ADL) nach Katz und instrumental activities of daily living (IADL) nach Lawton und Brody. (Im-)Mobilität, (In-)Aktivität und (In-)Stabilität stehen in unterschiedlicher Ausprägung mit Ortsfixierung und Bettlägerigkeit in Verbindung. Gegensätzlich zu betrachten ist Bettruhe (bed rest), die angeordnet und zeitlich befristet ist. Schlussfolgerung: Um die Phänomene Ortsfixierung und Bettlägerigkeit untersuchen, diagnostizieren und entsprechende Interventionen ableiten zu können, bedarf es international einheitlicher Definitionen, die in den weiteren Schritten des Dissertationsprojekts bearbeitet werden.
21 Tools der klinischen Gerontopharmazie Böhmdorfer, Birgit*1; Nagano, Marietta2; Reihs-Zips, Renate1 1 Anstaltsapotheke, KH Hietzing mit NZR, Wien, Österreich, 2 Anstaltsapotheke, Sozialmedizinisches Zentrum Ost – Donauspital, Wien, Österreich Klinische Pharmazie hat gerade im Kontext von geriatrischer Multimorbidität und Polypharmazie Bedeutung. Zur Analyse von komplexen Medikationen gibt es mehrere Methoden und Hilfsmittel. Wir präsentieren als Team von klinisch tätigen Pharmazeutinnen einen Überblick möglicher Methoden und Werkzeuge, sowie deren SWOT-Analyse (Strengths, Weak nesses, Opportunities, Threats) aus Sicht der Gerontopharmazie.
22 Autonomous Ageing: A Role for Industrial Design van der Cammen, Tischa*; Albayrak, Armagan; Molenbroek, Johan Delft University of Technology, Delft, Netherlands The world is ageing rapidly. Between 2000 and 2050, the number of people aged ≥65 will double as a proportion of the global population, from 7% to 16% respectively. By 2050, for the first time in human history, there will be more older people than children (aged 0–14 years) in the population. This challenges society to adapt, in order to maximize the health and functional capacity of older people, as well as their social participation and security. The World Report on Ageing and Health (WHO 2015) has outlined a framework for action to promote Healthy Ageing, built around the new concept of functional ability. Ageing is a multidimensional process of change in the physical, mental, and social domain, leading to functional decline. Applications of design and technology can contribute to ‘autonomous ageing’, i. e., independent living and life style support, and can compensate for functional deficits associated with ageing. The focus is on supporting and reinforcing the reduced physical, mental, social and functional capacities of older people by applying ground-breaking, innovative design inclusive engineering methods, always starting with a human-centered integrated approach. Examples of design for geriatric giants include design for falls prevention, dementia care and integrated care. The establishment of collaborative networks between clinicians and designers, academia and industry, is required to advance design for autonomous ageing.
23 Bessere Ernährungstherapie in Krankenhäusern mit validierten Screening-Tools Eglseer, Doris*; Lohrmann, Christa Medizinische Universität Graz, Institut für Pflegewissenschaft, Graz, Österreich Hintergrund: Internationale Leitlinien empfehlen die Verwendung valider und reliabler Mangelernährungs-Screening-Tools. In der Praxis wird diese Empfehlung nicht immer umgesetzt und folglich mangelernährte Patienten nicht erkannt und behandelt. Ziel dieser Studie war die Evaluierung des Zusammenhangs zwischen der Verwendung von Screening-Tools und a) der Prävalenz der Mangelernährung und b) den durchgeführten Interventionen. Methode: Im Rahmen der Österreichischen Pflegequalitätserhebung, einer jährlich durchgeführten multizentrischen Querschnitterhebung, wurden Daten von 53 Krankenhäusern, 340 Stationen und 5255 Patienten erfasst. Die Datenerhebung erfolgte durch zwei Pflegepersonen mittels standardisiertem Fragebogen. Ergebnisse: 38,6 % der Stationen gaben an validierte Screening-Tools zu verwenden und bei 21,2 % der Patienten wurde ein Screening durchgeführt. Es gab signifikante Unterschiede zwischen Stationen mit und ohne validiertem Screening-Tool in Bezug auf die Mangelernährungsprävalenz (p = 0,002) und die folgenden Interventionen: Überweisung zum Diätologen (p < 0,001), Anbieten energiereicher Snacks (p = 0,038) (P = 0,004), Überwachung der Nährstoffaufnahme (p = 0,001), Anpassung der Umgebung während des Essens (p < 0,001). Schlussfolgerung: Screening-Tools werden derzeit relativ selten zur Erkennung mangelernährter Patienten eingesetzt. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass die Verwendung validierter Screening-Tools mit mehr Maßnahmen und einer niedrigeren Prävalenz assoziiert ist. Um eine bessere Ernährungsversorgung mangelernährter Patienten zu erreichen, sollten daher in österreichischen Krankenhäusern vermehrt validierte ScreeningTools eingeführt werden.
24 Das Krankenhaus der Regelversorgung – „Akutkrankenhaus als ‚window of opportunity‘ für nachhaltige Demenzbehandlung“ – „lernt Demenz“ Schlauß, Eckehard Ev. Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge (KEH), Berlin, Deutschland Vorbemerkungen: Das innovative Ziel des nunmehr begonnenen Projektes ist, dass nicht nur die Risiken und Belastungen für Patienten mit Demenz durch die Etablierung von umfassenden Behandlungs- und Betreuungskonzepten im Akutkrankenhaus reduziert werden, sondern der Aufenthalt kann als eine Chance genutzt werden, die Kranken auch wegen der Demenz zu behandeln um eine nachhaltige Verbesserung der sozialen Teilhabe zu erreichen. Zugleich soll die Zusammenarbeit des Hauses mit den lokalen Versorgungsakteuren weiter ausgebaut werden, um eine an den individuellen Bedarfen ausgerichtete, lückenlose und kontinuierliche Versorgung von Demenzkranken vor, während und nach dem Krankenhausaufenthalt zu sichern. Dafür sind u. a. folgende Maßnahmen vorgesehen: Implementierung der Selbsterhaltungstherapie basierten Behandlungs- und Betreuungskonzepten, Schulungen für am Behandlungs- und Versorgungsprozess beteiligte Berufsgruppen, Angehörige, freiwillige Helfer sowie für Haus- und Fachärzte aus dem Stadtbezirk, Etablierung von Liaisondiensten, Integration von Angehörigen und soweit möglich der Patienten selbst in die Behandlung. Diskussion: Im Vortrag werden diese strukturellen Veränderungen sowie die speziellen Behandlungs- und Betreuungskonzepte in Bezug auf die Fragen der allgemeinen Umsetzbarkeit in der Krankenhauslandschaft hinterfragt. Welchen Voraussetzungen sind unverzichtbar? Wie steht es um das Verhältnis von allgemeinen Rahmenbedingungen und der eigenen Krankenhausphilosophie? D. h. es werden sowohl wichtige Voraussetzungen, notwendige Ziele und wichtige Akteure als auch zu erwartende Hindernisse benannt.
25 Delirogene Medikamente erkennen/DEL-FINE Projekt Böhmdorfer, Birgit Anstaltsapotheke KH Hietzing mit NZR, Wien, Österreich Die Ursachen des Phänomens „Delir“ sind komplex, und zum Teil nur unzureichend erforscht. Dementsprechend vielfältig sind auch die möglichen Medikamente, die zur Verschlechterung oder gar Auslösung eines Delirs in Frage kommen: Viele Überlegungen dazu beschäftigen sich vorrangig mit dem anticholinergen Potential von Substanzen, aber auch andere pharmakologischen Auslöser sind bekannt. Zusätzlich können Arzneimittel einerseits einen potentiellen Auslöser eines Delirs (wie zum Beispiel einen Infekt oder Schmerzen) lindern, andererseits können beispielsweise Antibiotika oder Analgetika selber zu einem Delir beitragen. Gerade die besonders vulnerable Personengruppe geriatrischer Patienten mit eventuell bereits im Vorfeld bestehenden kognitiven und sensorischen Einschränkungen und Polypharmazie ist hier einem besonderen Risiko ausgesetzt. Zur Kombination von bereits bestehenden objektiven Daten zum Delir-auslösenden Potential von Medikamenten mit dieser subjektiven Expertise, haben wir das DEL-FINE-Projekt (Akronym für „Finding an interdisciplinary consensus about potentially delirogenic pharmacotherapy among European Experts“) durchgeführt. Dabei wurden bereits aus der Literatur bekannte Daten zum Delir-Potential von Substanzen im Rahmen eines Delphi-Prozesses im Hinblick auf potentiell Delir-auslösende Eigenschaften systematisch analysiert. Die DEL-FINE-Expertengruppe bestand interdisziplinär aus Vertretern von Pflege, Medizin und Pharmazie mit Berufserfahrung aus mehreren europäischen Ländern sowie aus vielen unterschiedlichen Berufsspezialisierungen. Als Ergebnis dieses Delphi-Prozesses entstand eine Liste mit Einschätzung des Delir-Potentials von rund 160 Arzneimitteln sowie des Substanzentzugs von vier Substanz(grupp) en. Diese Liste soll Anhaltspunkte für die Optimierung der Medikation vulnerabler Patienten bieten, um eine substanzassoziierte Delirauslösung oder -verschlimmerung nach Möglichkeit zu vermeiden.
26 DGIM – Klug Entscheiden – Empfehlungen der Geriatrie zur Unterversorgung Gogol, Manfred Krankenhaus Lindenbrunn, Coppenbrügge, Deutschland In einem mehrstufigen Prozess, basierend auf den Empfehlungen einer Expertenkommission, der Bewertung durch die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und der medizinischen Sektion der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) und der erneuten Bewertung durch die Expertenkommission benennen die DGG und DGGG folgende 5 Themen als zu priorisierende Empfehlungen für die DGIM Klug Entscheiden-Kampagne zum Punkt Unterversorgung von geriatrischen Patienten im deutschen Gesundheitswesen: 1. Entscheidungen über diagnostische und therapeutische Maßnahmen im höheren Lebensalter sollen an ein Funktions-Assessment und nicht an das numerische Alter gekoppelt werden. 2. Stürze und Sturzrisiko im höheren Lebensalter sollen diagnostisch und interventionell Beachtung finden. 3. Mangelernährung beim geriatrischen Patienten soll diagnostisch und interventionell Beachtung finden. 4. Depressionen im höheren Lebensalter sollen bei mittelschwerer Ausprägung primär psychotherapeutisch und bei schwerer Ausprägung kombiniert psychotherapeutisch und medikamentös behandelt werden. 5. Osteoporose als Erkrankung des höheren Lebensalters soll diagnostiziert und behandelt werden. Die Empfehlungen befinden sich derzeit im Abstimmungsprozess mit der DGIM und ihren Schwerpunktgesellschaften und die Ergebnisse dieses Prozesses und die Rationale für die Empfehlungen werden vorgestellt.
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Abstracts 27 Drang und Nykturie: gibt es wirklich keine gute Therapie? Astner, Alois Praxis, Kufstein, Österreich Eine Drangsymptomatik mit belastendem nächtlichem Harndrang führt bei älteren Menschen zu zahlreichen Toilettenbesuchen. Dabei erleiden nicht selten viele Menschen durch ein Sturzgeschehen folgenschwere Frakturen. In Österreich kommt es insgesamt zu ca. 16.000 Schenkelhalsfrakturen pro Jahr mit einer dadurch bedingten massiven Belastung der Volkswirtschaft. Durch eine Reduktion der Toilettenfrequenz bzw. Beseitigung der Drangsymptomatik mit Nykturie könnte neben dem klinischen Benefit die Gefahr eines Sturzgeschehens drastisch gesenkt werden. Da die in der Behandlung der Dranginkontinenz als primäre Standardtherapie allgemein verabreichten Anticholinergika durch die massiven Nebenwirkungen von den Pat. bei schlechter Compliance nicht lange eingenommen werden, verfolgen wir schon länger einen operativen Therapieansatz dieses sehr häufigen Leidens. Dabei werden operativ die beiden im Alter durch eine Gewebeschwäche obliterierten und dadurch schlaffen Sakrouterinligamente mit Hilfe eines dünnen synthetischen Meshes augmentiert. Dargestellt werden neben der OP-Technik die ersten positiven klinischen Ergebnisse und die hohe Patientenzufriedenheit dieser neuen und sehr vielversprechenden sowie wirkungsvollen therapeutischen Alternative der Behandlung einer Dranginkontinenz.
28 Endoskopische Graduierung retropharyngealer Protrusionen zur Einschätzung der Dysphagieschwere bei geriatrischen Patienten Heppner, Hans Jürgen1; Durwen, Herbert2; Keller, Jochen*3 Universität Witten/Herdecke, Schwelm, Deutschland, 2Klinik für Akutund Neurogeriatrie, Düsseldorf, Deutschland, 3St. Martinus-Krankenhaus Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland 1
Während Dysphagien ein häufiges Begleitsymptom neurogener Erkrankungen, wie dem Schlaganfall sind, können sie auch durch morphologische Veränderungen der Schluckpassage, wie z. B. ventrale zervikale Spondylophyten oder auch Tumore bedingt sein. Anatomische Alterationen der Rachenhinterwand stellen sich in der fiber endoskopischen Schluckdiagnostik (FEES) als mehr oder minder stark ausgeprägte retropharyngeale Protrusionen dar. Dabei bleibt häufig unklar, ob sie einen Einfluss auf den Schluckakt haben. In einer retrospektiven Fall-Kontroll-Studieneines Beobachtungszeitraums von 7 Jahren (Jan. 2007 – Jan. 2014) sollen die folgenden Fragen geklärt werden: 1. Kann mit Hilfe einer fiberendospischen Graduierung ein Zusammenhang von Ausdehnung retropharyngealer Protrusionen und der Dysphagieschwere aufgezeigt werden? 2. Unterscheiden sich geriatrische Patienten mit retropharyngealen Protrusionen von Patienten ohne derartige Auffälligkeiten auch im Hinblick auf relevante klinische Parameter, wie dem motorischen Barthel-Index, der Pneumonie- und PEG-Inzidenz sowie der stationären Verweildauer? Der Vorteil einer endoskopischen Graduierung würde in einer verbesserten Indikationsstellung weiterführender diagnostischer Schritte liegen, um entsprechende therapeutische Maßnahmen frühzeitig einzuleiten.
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29 Ernährungsscreening: sind Angaben der Patienten verlässlich und vollständig? Willschrei, Peter Malteser Krankenhaus St. Josefshospital Uerdingen, Krefeld Uerdingen, Deutschland Zwecks Erkennung einer Malnutrition sollte bei allen geriatrischen Patienten, die stationär aufgenommen werden, ein Ernährungsscreening durchgeführt werden. Hierbei findet der MNA oder NRS 2002 häufig eine klinische Anwendung. Bei diesen Instrumentarien stehen neben der Frage nach dem aktuellen BMI die Fragen nach einem Gewichts- bzw. Appetitverlust im Mittelpunkt. In einer klinischen Untersuchung an 200 konsekutiv aufgenommenen Patienten, die zwecks Durchführung einer geriatrischen frührehabilitativen Komplexbehandlung zur Aufnahme kamen, zeigte sich, dass bei einem zunehmend höheren Anteil an kognitiv eingeschränkten Patienten (Demenz, Delir) diese und auch weitere „ernährungstherapeutische Fragen“ häufig nicht oder nicht verlässlich zu erheben sind. Auch sind regelmäßige Gewichtskontrollen bei vielen Personen im Alltag nicht die Regel. Die Bedeutung einer ungewollten Gewichtsabnahme ist ihnen häufig nicht bekannt. In diesem Kontext wurde auch die Frage nach dem Lebensmitteleinkauf bzw. der Mahlzeitenversorgung (täglich 1 warme Mahlzeit?) gestellt. Aus unseren Ergebnissen sind verschiedene Konsequenzen für den klinischen Alltag ableitbar: auf klinische Zeichen einer Mangelernährung sollte bei der Aufnahmeuntersuchung regelhaft geachtet werden. Ergänzend sollten ernährungsrelevanter Laborparameter bestimmt, eine Fremdanamnese und regelmäßige Gewichtskontrollen während des stationären Aufenthaltes erhoben bzw. durchgeführt werden. Das Entlassungsgewicht sowie ernährungstherapeutische Empfehlungen müssen im Entlassungsbrief angeführt werden. Angehörige und ambulante Pflegedienste sollten auf die Bedeutung regelmäßiger Gewichtskontrollen hingewiesen, Patienten bei Hausarztbesuchen möglichst regelmäßig gewogen werden.
30 Ethische und praxisbezogene Gedanken zur Demenzdiagnostik Strotzka, Stefan GerontoPsychiatrisches Zentrum des PSD Wien, Wien, Österreich Die Diagnose von Demenzerkrankungen gehört vermutlich zu den sensibelsten und schwierigsten Aufgaben im Bereich der psychologischen Diagnostik und erfordert besonders viel Einfühlungsvermögen. Neben einer ausführlichen Anamnese, einer genauen medizinischen Abklärung und intensiven Angehörigengesprächen ist die neuropsychologische Untersuchung ein wesentlicher Mosaikstein für eine gute, umfassende Demenzdiagnostik. Dabei ist es wichtig, sich in die Person hinein zu fühlen, zu überlegen wie es ihr in der Situation geht und die Zeit so angenehm wie möglich zu gestalten. Räumliche Einrichtung, Sitzanordnung, Testdauer und vor allem die Testauswahl spielen eine wesentliche Rolle beim Versuch, menschlich zu testen. In der Auswahl der Demenztests liegt der entscheidende Schlüssel zu einer menschlichen Untersuchung. Bewährte und aussagekräftige Testverfahren, die mit etwas Geschick und Erfahrung so durchführbar sind, dass sie im Idealfall „vorbeischweben“, werden vorgestellt. Demenzdiagnostik kann und soll von UntersucherInnen und Untersuchten angenehm erlebt werden.
31 Gemeinsam Klug Entscheiden – Initiative der AWMF und ihrer Fachgesellschaften – ein Werkstattbericht Nothacker, Monika1; Schaefer, Corinna2, Berlin, Deutschland); Gogol, Manfred3; Klemperer, David4; Lynen-Jansen, Petra5; Kopp, Ina B.*6 1 AWMF-Institut für Medizinisches Wissensmanagement, Marburg, Deutschland, 2Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), 3 Krankenhaus Lindenbrunn, Coppenbrügge, Deutschland, 4Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg, Regensburg, Deutschland, 5Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Berlin, Deutschland, 6AWMF-Institut für Medizinisches Wissensmanagement, Marburg, Deutschland Gemeinsam Klug Entscheiden ist eine Initiative der AWMF und ihrer Fachgesellschaften, mit dem Ziel, Empfehlungen zu Versorgungsaspekten in die Versorgung zu bringen, für die ein großes Verbesserungspotential besteht. Der Impuls dafür wurde durch die TOP-5-Listen der Choosing Wisely Kampagne gegeben. Ziel des Posters ist es das Vorgehen und die Methodik für eine evidenzbasierte Entwicklung bekannt zu machen und zu diskutieren im Hinblick auf Machbarkeit und Verbesserungspotential.
32 Maßnahmen zur Prävention und Therapie von Beeinträchtigungen durch Gelenkkontrakturen in der geriatrischen Langzeitpflege – eine systematische Übersichtsarbeit Beutner, Katrin*1; Saal, Susanne1; Klingshirn, Hanna2 Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Halle (Saale), Deutschland, 2Ludwig-MaximiliansUniversität München, Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie, München, Deutschland 1
Hintergrund: Gelenkkontrakturen sind eine häufige Ursache von Beeinträchtigungen im Alter und beeinflussen erheblich die Lebensqualität und Funktionsfähigkeit der Betroffenen. Diese Übersichtsarbeit fasst den Forschungsstand zu konservativen Maßnahmen der Prävention und Therapie von Gelenkkontrakturen in der geriatrischen Langzeitpflege zusammen. Methoden: Die Recherche (8/2016) erfolgte in PubMed, EMBASE, PEDro, CINAHL, Studienregistern, der Cochrane Library, Referenzlisten eingeschlossener Studien, Kongressbänden und mittels Vorwärtssuche. Eingeschlossen wurden deutsch- und englischsprachige randomisierte kontrollierte und kontrollierte Studien, die Maßnahmen zur Prävention und/oder Therapie von Behinderung durch Gelenkkontrakturen mit anderen Maßnahmen oder Standardversorgung in der geriatrischen Langzeitpflege verglichen. Screening, Datenextraktion und die Analyse der Studienqualität erfolgten durch zwei unabhängige Reviewer. Ergebnisse: 17 Studien zu Schienenversorgung, Dehnungsübungen, Ultraschall, passivem Bewegen, Lagerung und Gruppenübungen sind in die Übersichtsarbeit eingegangen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Schienen die Gelenkbeweglichkeit nicht beeinflussen, aktive Dehnungsübungen sich dagegen positiv auf die Gelenkbeweglichkeit bei gesunden Älteren auswirken. Zu den anderen Maßnahmen wurden kaum wissenschaftliche Belege gefunden. Schlussfolgerung: Die Evidenz zur Wirksamkeit von Maßnahmen zur Prävention und Therapie von Behinderungen durch Gelenkkontrakturen ist spärlich. Insbesondere für etablierte Maßnahmen wie Lagerung oder passives Bewegen liegen kaum Wirksamkeitsnachweise vor. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um die Angemessenheit und Sicherheit dieser Maßnahmen beurteilen zu können.
33 Medizinethische Entscheidungen am Lebensende Gäbler, Martin 1. Interne Lungenabteilung, Otto-Wagner-Spital, Wien, Österreich Hintergrund: Die COPD ist die fünfthäufigste Todesursache in der EU. Geriatrische COPD-Patienten mit akutem respiratorischem Versagen werden im Krankenhaus von Geriatern, Internisten oder Pneumologen behandelt, bzw. auch von Palliativ- oder Intensivmedizinern. Die vorliegende Studie geht der Frage nach, ob die Fachzugehörigkeit des Behandlers die Therapiezielentscheidung beeinflusst. Methode: Es wurde eine Online-Querschnittsbefragung unter Geriatern/ Palliativmedizinern, Pneumologen/Internisten und Intensivmedizinern durchgeführt. Anhand einer Fallvignette (geriatrischer End-Stage COPD Patient mit akutem respiratorischem Versagen) musste eine Entscheidung für eine nichtinvasive Beatmung (NIV), eine konservative oder eine palliative Therapie gewählt werden. Außerdem wurden Fragen zu Wichtigkeit ethischer Kriterien (nach den Bereichen der Klinischen Ethik von Jonsen et al.) und der Entscheidungspraxis gestellt. 162 der 243 ausgefüllten Fragebögen entsprachen den Einschlusskriterien. Die statische Auswertung erfolgte mittels Kontingenz-, Korrelations- und binär-logistischer Regressionsanalyse. Ergebnisse: 23 % der Teilnehmer entschieden sich für eine NIV, 31 % für eine konservative Therapie und 46 % für eine palliative Therapie. Es zeigte sich ein hoch signifikanter Unterschied in den Entscheidungen zwischen Geriatern/Palliativmediziner, Pneumologen/Internisten und Intensivmedizinern (p = 0,002). Zusätzlich ist das Alter des Arztes ein unabhängiger Prädiktor für eine Entscheidung gegen eine NIV. Schlussfolgerung: Für den einzelnen Patienten hängt die Art seiner Behandlung von dem Fachbereich seines behandelnden Arztes ab. Es benötigt organisatorische und fachliche Anstrengungen um diese Versorgungsunterschiede auszugleichen.
34 Osteoporose bei geriatrischen Patienten – eine interdisziplinäre Aufgabe Modreker, Mirja Katrin Sana Hanse-Klinikum Wismar, Deutschland Einleitung: Die Osteoporose zeigt, insbesondere im höheren Lebensalter, eine hohe Prävalenz. Bedingt durch die Komplikationen wie Frakturen, Schmerzen etc. sind als Folgen deutliche Einschränkungen in Mobilität, Selbsthilfefähigkeit und damit in der Lebensqualität bekannt. Wie Studien belegen, besteht immer noch eine Unterversorgung der Osteoporose. Fragestellung: Kann es durch einen interdisziplinär aufgestellten Algorithmus in einem Krankenhaus der Grundversorgung gelingen, die Diagnostik und Behandlung der Osteoporose zu optimieren? Material und Methoden: Erarbeitung eines Diagnostik- und Therapie-Algorithmus in einer interdisziplinären Arbeitsgruppe (Geriatrie, Unfallchirurgie, Neurochirurgie, Endokrinologie) zur Optimierung der Versorgung von Patienten mit Osteoporose; Ziel: Anwendung in allen relevanten Abteilungen des Klinikums. Ergebnis: Anhand des erarbeiten Algorithmus, der durch die interdisziplinär zusammengesetzte Arbeitsgruppe aufgestellt wurde, sollen die Wege von Beginn bis zur Etablierung aufgezeigt werden. Zentraler Kern stellt dabei die Klinik für Geriatrie dar, die als Schnittstelle die interdisziplinäre Versorgung der geriatrischen Patienten steuert. Es sollen die erarbeiten und eingesetzten Fragebögen, Diagnostik- und Therapiealgorithmen, Informationsmaterialien etc. demonstriert sowie die Erfahrungen damit im klinischen Alltag geschildert werden. Zusammenfassung: Die Osteoporose bedarf als Erkrankung, die in mehreren Fachdisziplinen der Medizin von Bedeutung ist, einen interdisziplinären Diagnostik – und Behandlungsansatz. Hilfreich kann hier ein interdisziplinär erarbeiteter Algorithmus sein.
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Abstracts 35 Prolongierte schwere Hypothermie von 27,4 Grad Celsius bei einer 82- Jährigen Patientin- eine Kasuistik
37 Stationäre und häusliche Betreuung von Menschen mit Demenz [MmD]: Schnittstelle Akutkrankenhaus
Wicklein, Susanne*1; Markus, Gosch2 Klinikum Nürnberg, Nürnberg, Deutschland, 2PMU Nürnberg Klinik für Geriatrie, Nürnberg, Deutschland
Schlauß, Eckehard Ev. Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge (KEH), Berlin, Deutschland
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Wir berichten über eine 82-Jährige Patientin, die mit einer Temperatur von 27,4 Grad Celsius stationär aufgenommen wurde. Bei Aufnahme zeigte sich die Patientin deutlich vigilanzgemindert. Auffällig waren des Weiteren eine hypothyreote Stoffwechsellage sowie rezidivierende Hypoglykämien. Ergänzend fand sich ein erniedrigter Cortisol- und ACTH-Spiegel, so dass wir einen Therapie mit Hydrocortisonperfusor begannen. Darunter konnte schließlich eine Normothermie erzielt werden. Diese ging einher mit einer deutlichen Verbesserung des Allgemeinzustandes. Zusammenfassend könnte differentialdiagnostisch eine Thermoregulationsstörung unklarerer Genese (DD ihm Rahmen der Multiplen Sklerose DD Shapiro Syndrom) sowie eine passagere Hypophysenvorderlappeninsuffizienz (i. e. traumatischer Genese nach häuslichen Sturz) in Betracht gezogen werden. Letztendlich muss auch für geriatrische Patienten der Grundsatz gelten, dass eine abschließende klinische Einschätzung erst bei Normothermie erfolgen kann.
36 Rehabilitation bei Demenz: Veränderung kognitiver Leistungen und deren Zusammenhang mit nicht-kognitiven Rehabilitationsoutcomes Dutzi, Ilona Agaplesion Bethanien Krankenhaus, Heidelberg, Deutschland Hintergrund: Ein großer Teil der Patienten in der geriatrischen Rehabilitation weisen demenzielle Erkrankungen als Nebendiagnose auf. Akute Erkrankungen und Krankenhausaufenthalte sind für ältere Patienten mit einem hohen Risiko eines kognitiven Abbaus und kognitiver Dysfunktionen verbunden. Da hierzu kaum Daten für Patienten mit Demenz vorliegen, war das Studienziel differenzierte Daten zu Status und Veränderung kognitiver Leistungen während der Rehabilitationsphase bei dieser Patientengruppe zu gewinnen. Zudem wurde der Zusammenhang mit klinischen Variablen und funktionellen Outcomes untersucht. Methode: Zusätzlich zu medizinischen und psychosozialen Daten wurden bei 155 Patienten einer geriatrischen Rehabilitationsklinik mit beginnender bis mittelgradiger demenziellen Erkrankung wurden die Leistungen in den kognitiven Domänen Gedächtnis, Sprache, Praxie, Aufmerksamkeit bei Aufnahme und vor Entlassung erhoben. Ergebnisse: Es zeigte sich in allen kognitiven Bereichen eine signifikante Verbesserung der Testleistungen über die Rehabilitationszeit (p = 0,03– 0,00). Eine kognitive Verschlechterung ging mit geringeren Gewinnen in ADL-Leistungen (p< = 0,01) und einem erhöhten Risiko der Neu-Institutionalisierung einher (36 % vs. 23 %). Zur Vorhersage funktioneller Verbesserung zeigte sich die kognitive Veränderung dem kognitiven Ausgangswert überlegen (p < 0,01 vs. p = 0,32). Diskussion: Das Phänomen der Veränderbarkeit und Reversibilität kognitiver Dysfunktionen und der Zusammenhang mit nicht-kognitiven Merkmalen und Rehaoutcomes konnte bei Patienten mit Demenz gezeigt werden. Die Ergebnisse sprechen für eine stärkere Beachtung kognitiver Leistungen und deren Veränderung als relevanten Rehabilitationsoutcome sowie die Entwicklung spezifischer Therapieangebote zur Stabilisierung kognitiver Funktionen.
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1. Zielsetzung: KEH auf dem Weg zum „demenzsensiblen Krankenhaus“. 2. Vorbemerkungen: Das KEH verfolgt in allen Fachabteilungen das Ziel, die Bedürfnisse der Kranken mit (Begleitdiagnose!) Demenz zu berücksichtigen. 3. Vorhaben: Begleiter im Krankenhaus [BiK] und in der Häuslichkeit Aufbau eines Netzes von ehrenamtlichen Betreuungsdiensten: Geplant ist eine Vernetzung mit verschiedenen Betreuungsdiensten. Angestrebt wird eine Begleitung im KEH durch vertraute Betreuer, die bereits in der Häuslichkeit den Kranken begleitet haben und auch nach der Entlassung die Betreuung fortsetzen können. Aufbau von speziell qualifizierten intensiven Betreuungsdiensten: Patienten, die ein Delir bei Demenz entwickelt haben, profitieren von einer sehr intensiven, zeitlich umfassenden Betreuung [gilt analog bei manifesten Verhaltenssymptomen!]. Die Begleitung dieser schwer kranken Patienten macht eine spezielle Qualifikation erforderlich, die man weder bei ehrenamtlichen Betreuungsdiensten noch bei stundenweise bezahlten Honorarkräften voraussetzen kann: Wie dann? Darstellung des gemeinsamen Projektes mit der AOK Nordost: Pflege in Familien fördern [PfiFf] Darstellung der Formen der Zusammenarbeit mit den Hausärzten und Senioreneinrichtungen: Formen der Kooperation Darstellung der therapeutischen Empfehlungen Anmerkungen zur aufsuchenden, zugehenden Begleitung und Beratung zur Rolle des Kompetenz Zentrum Demenz [KZD] am KEH 4. Diskussion: Wir werden den Stand der Umsetzung, Hindernisse und Perspektiven benennen und diskutieren: Wie muss sich das Krankenhaus verändern, und wie kann dies dauerhaft gesichert werden?
38 Sturz und Fraktur: Gibt es aussagekräftige serologische „Knochenparameter“ bezüglich des Frakturrisikos bei älteren Patientinnen? Thaler, Heinrich UKH Meidling, Wien, Österreich Hintergrund: Die hüftnahe Fraktur ist eine häufige und folgenschwere osteoporotische Fraktur bei älteren Frauen nach einem Sturz. Es ist nicht hinreichend geklärt, ob im Blut gemessene Knochenumsatz-Parameter als nützliches Werkzeug zur Voraussage des Frakturrisikos bei älteren Personen verwendet werden können. Ziel dieser Studie war es, herauszufinden ob eine Assoziation zwischen Serum-Vitamin-D-Spiegel (25OHD), Parathormon (PTH), Gesamtosteocalcin, carboxy-terminalen Kollagen-Crosslinks (CTX) und Hüftfrakturen bei älteren Sturzpatientinnen besteht. Patienten: Zwischen Januar 2005 und Dezember 2007 wurde eine monozentrische prospektive Kohortenstudie mit 400 über 70-jährigen Patientinnen, die nach einem Sturz in das Unfallkrankenhaus Wien-Meidling aufgenommen wurden, durchgeführt. 200 Patientinnen hatten eine Hüftfraktur und 200 hatten andere Verletzungen (keine Frakturen). Ergebnis: In der Frakturgruppe waren die Serum-Gesamtosteocalcin-Spiegel signifikant niedriger als in der Nicht-Frakturgruppe (p = 0,01). nach Ausschluss der mit Bisphosphonaten behandelten Patienten blieb der Unterschied signifikant. Bezüglich 25HD, PTH und CTX fanden sich keine signifikanten Differenzen in beiden Gruppen. Schlussfolgerung: In der vorliegenden Studie konnte eine Assoziation zwischen dem Auftreten einer Hüftfraktur und einem niedrigen SerumGesamtosteocalcin-Spiegel bei älteren Sturzpatientinnen nachgewiesen werden. Dies könnte ein Indiz für das Vorliegen einer Osteoporose mit niedrigem Knochenumsatz (low bone turnover osteoporosis) bei den Patientinnen mit Hüftfrakturen sein. Bei den anderen „Knochenparametern“ fand sich keine derartige Assoziation.
39 The Association between Anemia and the Geriatric Nutritional Risk Index in geriatric patients
41 An Action Research Project with Children about Well-Being in Long Term Care Residents
Sturtzel, Baerbel*; Ohrenberger, Gerald Haus der Barmherzigkeit, Vienna, Austria
Faul, Eva Universität Wien, Vienna, Austria
Background: Low hemoglobin levels (Hb<120 g/l in women and <130 g/l in men) are defined as anemia. Anemia and a poor nutritional status are common in older patients. Both are associated with negatives outcomes. Objectives: To evaluate whether an association between anemia and a poor nutritional status in geriatric patients exists. Design: Retrospective observational study. Setting: Geriatric Hospital, Haus der Barmherzigkeit, Wien, Österreich Participants: 97 patients (mean age 84.8 years, 85.5% female), (EK-13043-0513). Measures: Hematological (hemoglobin (Hb)) and nutritional (albumin, body weight) parameters. The nutritional status was assessed with the geriatric nutritional risk index (GNRI). The GNRI was assessed as follows: GNRI = [1.489 × albumin(g/L)] + [41.7 × (weight/ideal body weight)]. Results: The prevalence of anemia was 28.7%. Patients with anemia had a significant (p = 0.007) lower GNRI and a significant (p = 0.002) lower albumin concentration than patients without anemia. In regression analysis albumin levels were associated with Hb levels only in patients with a low geriatric nutritional risk index (GNRI<98) (p = 0.000). Conclusions: In geriatric patients an association between anemia and a poor nutritional status exists. Therefore an evaluation of the nutritional status should be included in the anemia assessment of elderly patients.
Explaining the principles of action research and to kindle an interest in social science and nursing research was the aim of a workshop series held at the „Children’s University Vienna“ – a programme designed to get children between the ages of 7 and 9 involved with science and research. The concept of personal well-being was selected to connect children’s perception of well-being in long-term care residents with their ideas of their own well-being. The steps of the action research process were used to create an emotional involvement in the well-being needs of elderly. Following a brief introduction to action research, the children explored their perception of personal well-being in several playful action sequences. This was followed by an exploration of the children’s ideas related to the well-being in long term care residents, by outlining differences and similarities between themselves and elders. The workshops ended with a vivid discussion with the children reflecting on their newly gained insights. In the concluding reflection, the children demonstrated knowledge about varying ideas of well-being, both between peers and between generations.
40 AAL in der Qualifizierungspraxis der Pflege Weber, Dorothea*; Weigt, Julia; Winter, Maik H.-J. Hochschule Ravensburg-Weingarten, Weingarten, Deutschland Hintergrund: Das Konzept Ambient Assisted Living (AAL) zielt darauf ab, ältere Menschen bei alltäglichen Handlungen im Bedarfsfall unauffällig zu unterstützen. Die zunehmende Implementierung technisch-assistiver Lösungen z. B. in Haushalten hat zur Folge, dass exam. Pflegekräfte vermehrt mit diesen Techniken konfrontiert werden. Der Stellenwert der AALTechnik in der Qualifizierungspraxis der Pflege ist somit von Bedeutung. Methode: Anhand einer Dokumentenanalyse der Gesetze, der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung sowie der Lehrpläne für die Altenpflege (Altpfl) und Gesundheits- und Krankenpflege (GuK) sowie einer Befragung von Schulleitungen und Studiendekanen (N = 12) der Pflege werden Erkenntnisse zur Bedeutung von AAL in der Pflegeausbildung/-studium erhoben. Ergebnisse: Auf Grundlage der Dokumentenanalyse konnte festgestellt werden, dass AAL-Themen in den Ausbildungsberufen Altpfl und GuK eher unterrepräsentiert sind. Trotz dessen ließen sich konkrete AAL-Thematiken finden. EDV-gestützte Pflegedokumentation und Notrufsysteme im Kontext von Wohnraumanpassung und Barrierefreiheit konnten in diesem Zusammenhang identifiziert werden. In den Experten*innen-Interviews zeigt sich ein ähnliches Bild. Interessant ist, dass die Experten*innen viele technische Assistenzsysteme kennen und diesen zukünftig eine hohe pflegerische Bedeutung beimessen. Auszubildende/Studierende der Pflege sollen vor allem AAL kennenlernen, dieses kritisch reflektieren und andere Personen im Umgang mit diesen Technologien anleiten können. AAL kann zu einer körperlichen Entlastung der Pflegenden beitragen und so einen längeren beruflichen Verbleib ermöglichen. Diskussion: Die Implementierung von AAL innerhalb einer grundständigen Pflegeausbildung stellt sich, wenn auch noch, unterrepräsentiert dar. Eine steigende Relevanz hinsichtlich einer zunehmenden Integration vor allem in den fachpraktischen Unterricht ist erkennbar.
42 Einfluss der Migration auf die Inanspruchnahme von Pflege- und Betreuungsleistungen. Präsentation einer aktuellen Studie Schultheiß, Jana Stadt Wien – MA 24, Wien, Österreich Ausgehend von der Erkenntnis, dass bestimmte Gruppen von WienerInnen mit ausländischer Herkunft die Pflege- und Betreuungsleistungen der Stadt nur unterdurchschnittlich oft in Anspruch nehmen, hat die Studie das Ziel, Gründe dafür zu identifizieren. Sie hat eine besondere Brisanz, da die Generation der GastarbeiterInnen in ein Alter kommt, indem die Thematik der Pflege zunehmend an Bedeutung gewinnt. Die von der Magistratsabteilung 24 der Stadt Wien und dem Dachverband Wiener Sozialeinrichtungen beauftragte Studie wurde von Prof. Dr. Christoph Reinprecht (Universität Wien) erstellt. Es wurden 429 WienerInnen, die ursprünglich aus der Türkei, dem Iran, Bosnien, Serbien oder Polen kommen, interviewt. Die TeilnehmerInnen wurden u. a. nach ihrem Informationstand zu den Angeboten, ihren Erwartungen an Pflegekräfte bzw. -einrichtungen, der Einstellung zum Älterwerden und zu ihren Ressourcen befragt. Die Antworten wurden nach dem Herkunftsland und dem Milieu der Befragten analysiert. Die Ergebnisse sind in eine Strukturanalyse der älteren Bevölkerung Wiens, Good-Practice Beispiele sowie eine Kontextualisierung durch ExpertInnen und Handlungsempfehlungen für die Gestaltung der Pflege- und Betreuungsangebote in Wien, eingebettet. Im Vortrag wird besonderes Augenmerk auf die Befragungsergebnisse zu Pflegekräften und Pflegeeinrichtungen und den daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen gelegt.
43 Entwicklung des „Integrativen Modells der Personenzentrierung Niederösterreich“ als Grundlage der Pflege- und Betreuungskonzeption in den Landespflegeheimen Niederösterreich Hildebrandt, Christiane*1; Faul, Eva1; Wallner, Martin2; Bauer, Gudrun1; Mayer, Hanna1 1 Universität Wien, Institut für Pflegewissenschaft, Wien, Österreich, 2Wien, Österreich Hintergrund: Im Zuge des Innovationsprozesses in NÖ wurde die Entwicklung eines Rahmenkonzeptes (RK) für 48 Landespflegeheime (LPHs) beauftragt. Aktuelle Forschung und Praxiswissen, Ideen der Mitarbeiter (MA), regionale, kulturelle und pflegerische Vielfalt wurden miteinbezoZeitschrift für Gerontologie und Geriatrie · Suppl 1 · 2017
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Abstracts gen, um ein RK zu entwickeln, das diese Anforderungen erfüllt sowie Innovation, Umsetzbarkeit und Nachhaltigkeit garantiert. Methode: Der zyklische Prozess war aktionsorientiert und partizipativ, um Experten- und Erfahrungswissen mit aktueller Literatur sowie internationalen Best-Practice-Beispielen einzubeziehen. Erste Rechercheergebnisse waren Basis der thematischen Strukturierung der 4 Fokusgruppen (FGs) sowie der 9 Site Visits und 2 Expertenrunden. 2 Panel-Veranstaltungen wurden zur Konstruktvalidierung durchgeführt. Nach der Konzeptentwicklung wurden in Phase 2 Grundprinzipien auf Bewohnerebene (GP) dynamisch miteinander verknüpft und theoretisch-konzeptuell beschrieben. Zentral war dabei Personenzentrierung (PZ), weshalb in Phase 3 das Person-Centred Nursing-Framework mit dem GP-Modell fusioniert wurde. Ergebnisse und Ausblick: Das RK besteht aus dem Kontext (Ressourcen), spezifischen Voraussetzungen (u. a. personenzentrierte Voraussetzungen beim Personal), definierte Merkmale von Personenzentrierung auf Ebene der BewohnerInnen (z. B. Identität und Selbstwert erhalten und entfalten) sowie bestimmte Merkmale von Personenzentrierung auf Ebene der MitarbeiterInnen (z. B. partizipative Entscheidungsfindung). Darüber hinaus wurden Outcomes (u. a. Lebensqualität) definiert, die mit der Umsetzung des Rahmenkonzepts in den LPHs in NÖ erreicht werden sollen. Das Integrative Modell der Personenzentrierung NÖ bietet eine Basis für Pflegeund Betreuungsprozesse bzw. dient als inhaltliche Ausrichtung organisatorischer, strategischer und baulicher Maßnahmen in NÖ und wird in 5 LPHs bis 2019 umgesetzt und evaluiert.
44 Living Lab Carinthia – Neue Wege in der IKT gestützten Versorgungsforschung Krainer, Daniela*1; Oberzaucher, Johannes2; Ströckl, Daniela Elisabeth2; Mitterbacher, Angelika2; Kada, Olivia3 1 Fachhochschule Kärnten gemeinnützige Privatstiftung, Spittal an der Drau, Österreich, 2Fachhochschule Kärnten gemeinnützige Privatstiftung, Klagenfurt, Österreich, 3Fachhochschule Kärnten gemeinnützige Privatstiftung, Feldkirchen, Österreich Für den Erhalt bzw. die Verbesserung der Lebensqualität, insbesondere im Bereich der Gesundheit, Sicherheit und Teilhabe von geriatrischen KlientInnen sind zunehmend neue, IKT gestützte Ansätze im Bereich der Versorgungsforschung (Active and Assisted Living) gefordert. In diesem Zusammenhang bietet der Living Lab Forschungsansatz Rahmenbedingungen zur Integration von EndanwenderInnen in den Forschungs- und Entwicklungsprozess neuer Technologien, Services und Dienstleistungen. Die Komponenten Infrastruktur, Methoden, Aktivitäten und Partnerschaften des Living Lab Ansatzes ermöglichen es, neue Wege in der kooperativen benutzerzentrierten Forschung im Forschungsfeld AAL zu gehen. Das Projekt LILAB der FH Kärnten zielte darauf ab, ein auf die Anforderungen einzelner Stakeholder abgestimmtes Konzept zu erstellen und umzusetzen, um anwenderzentrierte Forschung und Entwicklung im Forschungsschwerpunkt Health, Demographic Change & Wellbeing zu stimulieren und auszubauen. Basis für die Konzeption des Living Lab Carinthia bildeten Dialoge mit Stakeholdergruppen, darunter Unternehmen, Vereine und Daseinsversorger zur Erhebung der Bedarfe und Identifikation der regionalen Herausforderungen und Chancen im Raum Kärnten. Eine in der ersten Umsetzungsphase errichtete interdisziplinäre Labor-Infrastruktur kann inhaltlich die aus dem Dialogprozess extrahierten Kernelemente hinsichtlich Forschung, Dissemination und Lehre abdecken und dient zusätzlich: a) der Realisierung des gesamten Prozesses der Entwicklung (Ideenfindung, Konzeption, Erprobung und Evaluierung) von AAL Lösungen; b) als Skills Lab für die interdisziplinäre, forschungsbasierte Lehre und c) im Sinne einer Modellwohnung zur Demonstration assistiver Technologien gegenüber AAL relevanter Interessensgruppen.
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45 Narratives of women and men with dementia living in long-termcare about activity and identity Tatzer, Verena C. FH Wiener Neustadt, Wiener Neustadt, Austria Background: Meaningful occupation is an essential part of person-centred care (Kitwood, 1997) but it is often a need unmet in LTC (long-term care) settings (Tak, Kedia, Tongumpun, & Hong, 2014). The perspective of people with moderate and severe dementia is not sufficiently explored. This study deals with the following question: How can activity and occupation promote the experience of identity and “personhood” from the perspective of people with dementia living in LTC? Methods: Using a qualitative research design in the ethnographic tradition, observations, interviews and informal talk while doing activities with people with dementia (Nygard, 2006) and their carers were used for data collection in two institutions. Narrative analysis (Polkinghorne, 1995) based on a “narrative-in action” approach (Alsaker, Josephsson, & Dickie, 2013) was used to gain a deeper understanding of the participants’ experiences. Findings: The findings show that meaningful occupation as a transactional phenomenon should get more attention in the organization of care as should the efforts of people with dementia doing “identity work” in a confining environment. Thus they used narratives, objects and everyday activities to express their identities despite their cognitive or physical impairments. Fragmented narratives that are described as “confabulation” have an important function in constructing identity and should not be regarded as a “symptom” of dementia (Örulv & Hydén, 2006). Conclusion: Understanding narratives as enacted and grounded in everyday activities offers a potential to better understand the perspective of people with dementia who have problems of expressing themselves verbally. Relatives and staff are crucial in allowing “identity-work” to take place (Hydén & Örulv, 2009).
46 „So bin ich aber nicht!“: Die Bedeutung altersbezogener Selbstund Nutzerbilder für die Akzeptanz emotionaler Robotik durch ältere Menschen Baisch, Stefanie*; Dudek, Melanie; Kolling, Thorsten; Knopf, Monika Goethe-Universität Frankfurt am Main, Frankfurt am Main, Deutschland Aktuelle Forschung zeigt, dass technische und nicht-technische Hilfsmittel von älteren Menschen nicht gerne genutzt werden, wenn sie als stigmatisierend empfunden werden. Im Bereich Robotik weisen Studien darauf hin, dass Roboter von älteren Menschen eher abgelehnt werden, wenn diese den Eindruck haben, dass das Bild, das der Roboter Dritten von seinen Nutzern vermittelt (sog. Nutzerbild), nicht ihrem eigenen Selbstbild entspricht. In diesem Kontext könnten v. a. Selbst- und Nutzerbilder mit Altersbezug eine Rolle spielen. In dieser Studie wurde erfasst, welches altersbezogene Nutzerbild der emotionale Roboter Pleo, ein Roboterdinosaurier, bei älteren Menschen hervorruft. Zudem wurde der Zusammenhang zwischen altersbezogenen Selbst- und Nutzerbildern und Roboterakzeptanz untersucht. Dreißig gesund alternden Menschen über 65 Jahren wurde Pleo vorgestellt, mit dem sie auch interagieren konnten. Als Indikator für die Roboterakzeptanz wurde die Nutzungsbereitschaft erhoben und altersbezogene Selbst- und Nutzerbilder wurden anhand semantischer Differenziale erfasst. Bei einem Großteil der Teilnehmer fiel das Nutzerbild deutlich negativer aus als das Selbstbild. Diese Gruppe zeigte tendenziell eine geringere Akzeptanz für Pleo als die Gruppe derjenigen, deren Nutzerbild positiver war als das eigene Selbstbild. Ungeachtet der Gruppenzugehörigkeit stand ein positiveres Nutzerbild bzw. eine höhere Übereinstimmung zwischen Selbst- und Nutzerbild in Zusammenhang mit einer höheren Akzeptanz für Pleo. Hingegen hatte das Selbstbild alleine, ohne Berücksichtigung des Nutzerbildes, keine Relevanz für die Roboterakzeptanz. Die Bedeutung der Ergebnisse für die Entwicklung von Robotern für ältere Menschen wird im Kontext von Stigmatisierung durch unangemessenes Hilfsmitteldesign diskutiert.
47 Chancen und Risiken einer häuslichen Assistenzrobotik Weber-Fiori, Barbara Hochschule Ravensburg-Weingarten, Weingarten, Österreich Hintergrund: Um auch mit hohem Unterstützungsbedarf möglichst lange zuhause leben zu können wird Potential in assistiven Technologien(AAL) gesehen. Autonome Robotik stellt ein gesonderter Bereich dar mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Im Projekt „Assistenzrobotik für Menschen mit einer körperlichen Behinderung (AsRoBe)“ wurde über drei Jahre ein Roboter für die Unterstützung im häuslichen Bereich entwickelt (Förderung Landesstiftung Ba-Wü). Methodik: In drei Erhebungsphasen (Mixed Method Design) wurden Bedarfe, Anforderungen und Akzeptanzfaktoren an eine Assistenzrobotik (AR) untersucht. Für die vorgelagerte Bedarfsanalyse wurden leitfadengestützte Interviews mit Menschen mit körperlicher Behinderung durchgeführt. Der Einsatz des Prototypen wurde in Labor- und Feldtests evaluiert (n ges. = 26, 18–82 J.). Ergebnisse: Auch ältere Menschen sind einer AR gegenüber aufgeschlossen, sofern sie zu Autonomie und Wohlbefinden beiträgt. Als nützlich werden bspw. Hol- und Bringdienste, Funktion als „dritte Hand“ oder Sicherheitsfunktionen bewertet. Passgenaue Funktionen der AR für die individuellen Anforderungen sind Voraussetzung. Akzeptanz scheint weniger an das Alter, als an Vorerfahrungen mit (Hilfsmittel-)Technik gekoppelt. Einerseits werden pflegenahe Funktionen erwünscht, andererseits soll personelle Hilfe ergänzt, nicht ersetzt werden. Potential für flexible Hilfeleistungen wird vermutet, jedoch können bei zunehmenden (menschlichen) Fähigkeiten einer AR Gefühle von Überwachung und Unbehagen steigen. Diskussion: Fraglich ist, ob hochindividualisierte Technik im erforderlichen Zeitrahmen kostengünstig entwickelt werden kann. Eine adäquate häusliche psychosoziale/gesundheitliche Versorgung kann bislang nicht immer ausreichend gewährleistet werden. Menschen mit Behinderung verfügen oftmals über geringe finanzielle und personelle Ressourcen. Sie profitieren nur, wenn Leistungsansprüche auf eine derartige Technik gesetzlich verankert werden.
48 Datenqualität von Surveys in Altenheimpopulationen: Gender-of-Interviewer-Effekte und Item nonresponse in einer standardisierten Befragung von 659 BewohnerInnen Kutschar, Patrick Institut für Pflegewissenschaft und -praxis, Salzburg, Österreich Hintergrund: Aktuell lässt sich bezüglich der Qualität von Umfragedaten von kognitiv beeinträchtigten Altenheimbewohnern [AHB] ein hohes methodologisches Interesse beobachten. Zumeist wird angenommen, dass Selbstauskunftsinstrumente auch bei AHB mit leichten und moderaten Beeinträchtigungen angewendet werden können. Der Vortrag diskutiert potentielle Restriktionen der Datenqualität anhand von Ergebnissen zu Interviewer-Effekten und Item nonresponse. Methode: In 13 Altenheimen (Münster, BRD) wurden 518 AHB mit keinen/leichten und 137 AHB mit moderaten kognitiven Beeinträchtigungen von Interviewern standardisiert zur Schmerzsituation befragt. Expost wurde in vier geschlechtsspezifische Interviewer-Befragten-Dyaden kategorisiert und getestet, ob die Itemverteilungen danach differieren. Als weiterer Indikator von Datenqualität wurde die individuelle Item nonresponse Rate [INR] operationalisiert. Ergebnisse: Es zeigen sich signifikante Antwortunterschiede nach Interviewer-Befragten-Dyade: Z. B. berichten Bewohnerinnen bei Interviewern signifikant geringere Schmerzen als bei Interviewerinnen. Werden Bewohner von Männern befragt, berichten diese z. B. seltener von Ängstlichkeit/ Niedergeschlagenheit. Zudem ist die Chance, dass INR bei AHB mit moderaten gegenüber AHB mit keinen/leichten kognitiven Beeinträchtigungen auftritt, dreimal so groß. Schlussfolgerung: Interviewer-Effekte weisen ein nicht zu unterschätzendes Risiko für die Qualität von Umfragedaten bei AHB auf. Schmerzfra-
gebögen für kognitiv nicht/wenig beeinträchtigte AHB erscheinen angemessen. Jedoch zeigen die INR-Ergebnisse von einer verminderten Datenqualität bei AHB mit moderaten Beeinträchtigungen, was den Informationsgewinn und die Generalisierbarkeit von Ergebnissen limitiert.
49 Der Alltag verändert sich – Wie hör- und sehbeeinträchtigte Personen ihren veränderten Alltag erleben Händler-Schuster, Daniela*1; Zigan, Nicole2; Imhof, Lorenz2 1 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Winterthur, Schweiz, 2 ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Winterthur, Schweiz Hintergrund: Eine Hörbeeinträchtigung mit einem gleichzeitigen Verlust des Sehens ist besonders bei den über 70-Jährigen anzutreffen. Bisher liegen kaum verlässliche Erkenntnisse über die Alltagssituation von zuhause lebenden älteren hör- und sehbeeinträchtigten Menschen vor, wie diese ihre Alltagssituation erleben und sich an ein verändertes Hören und Sehen im Alltag anpassen. Die Planung von Pflegeberatungsangebote sowie gezielte Evaluationen von Pflegehandlungen sind erschwert. Methoden: Es wurde ein an der Grounded Theory orientiertes qualitatives Verfahren gewählt, ergänzt um ein quantitatives Verfahren. 46 Personen (78,4 ± 5,3 Jahre) wurden zu ihrer Alltagssituation befragt. Anhand eines Fragebogens wurden Angaben zur Alltagsbewältigung erfasst. Ergebnisse: Der chronologische Ablauf der Neugestaltung des Hörens lässt sich in einem Drei-Stufen-Modell beschreiben: 1. „Der Alltag verändert sich“; 2. „Sich mit der Veränderung des Hörens auseinandersetzen“; 3. „Das neue Hören integrieren“. Die Ergebnisse zeigen, dass die Betroffenen im Rahmen des Verarbeitungsprozesses ihrer Hör- und Sehbeeinträchtigung alle drei Stufen durchlaufen, welche jeweils mit der Kernkategorie „Kommunizieren können“ eng in Verbindung stehen. Der Alltag verändert sich vor allem durch die Veränderungen in der Hörfähigkeit. Häufig wird die Hörbeeinträchtigung erst durch die Reaktionen des Umfeldes abgeklärt. Schlussfolgerungen: Anhand ihrer Kompetenzen in der vertieften Pflegepraxis können Pflegefachpersonen ein Hörscreening durchführen, welches dazu beitragen kann, die Diagnose-Unsicherheit bei Hörbeeinträchtigten zu verringern. Pflegefachpersonen können Betroffene und ihre Angehörigen im Hinblick auf den Umgang mit Hilfsmitteln gezielt beraten
50 Entwicklung eines Beratungskonzeptes für chronisch Erkrankte mit komplexem Medikamentenregime und deren Angehörigen im klinischen Setting Mattes, Melanie*1; Mayer, Hanna2 Wien, Österreich, 2Universität Wien, Institut für Pflegewissenschaft, Wien, Österreich
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Hintergrund: Während eines Spitalsaufenthaltes kann es zu medikamentösen Veränderungen kommen, worüber Pat. nach ihrer Entlassung oft ungenügend informiert sind. Im Spital empfiehlt sich daher eine angepasste Beratung. Pflegende können hierfür prädestiniert sein. Bislang fehlen jedoch geeignete Unterstützungsangebote. Ziel der Arbeit ist, Empfehlungen für die Entwicklung eines evidenzbasierten Beratungskonzeptes zu leisten. Methode: Als methodischer Rahmen fungierte das Utrechter Modell. Die Arbeit fokussiert auf die ersten 2 von 6 Phasen. Nach einem Literaturreview folgte eine Bedürfnisanalyse anhand von 9 qualitativen Interviews mit chronisch Kranken über 60 J. mit komplexem Medikamentenregime[1] und 3 Angehörigen nach Entlassung. Diese wurden zuerst als Einzelfall analysiert, dann per Cross-Case-Analyse. Zur Analyse der bestehenden Praxis wurde ein Fokusgruppeninterview mit 11 Pflegenden geführt und inhaltsanalytisch ausgewertet. Ergebnisse: Die Einzelfallanalysen verdeutlichen unterschiedliche Medikamenten- und Krankheitskenntnisse, die familiäre Unterstützung ist am Betreuungsgrad adaptiert. Die Cross-Case-Analyse zeigt veränderte, komZeitschrift für Gerontologie und Geriatrie · Suppl 1 · 2017
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Abstracts plexere Medikamentenregimes, gestörte Tagesabläufe durch Medikamente u. Informationsdefizite bei Hilfsmitteln, als Herausforderungen auf. Pflegende sind Ansprechpartner u. Koordinatoren bzgl. der Medikation und wenden bereits bestimmte Maßnahmen/Strategien an. Zusätzliche Kenntnisse könnten hilfreich sein. Schlussfolgerung: Bei der Konzepterstellung scheint eine Orientierung an den Ebenen Kognition, Emotion und Verhalten sowie an den Bedürfnissen der Klienten sinnvoll. Die Integration erweiterter/vertiefender edukativer Maßnahmen für Pat. und Pflegende wird empfohlen. [1] Minimum von täglich drei Wirkstoffen, zu mehr als einer Tageszeit.
51 Entwicklung personenzentrierter Prozesse in der Langzeitpflege: Eine empirische Untersuchung zur Wahrnehmung des psychosozialen Klimas Wallner, Martin*; Hildebrandt, Christiane; Bauer, Gudrun; Mayer, Hanna Universität Wien, Institut für Pflegewissenschaft, Wien, Österreich Hintergrund: Personenzentrierung (PZ) gilt als Best Practice-Modell für Pflege und Betreuung in unterschiedlichen Settings. PZ ergänzt das biomedizinische Modell um eine explizite lebensweltliche Perspektive, in der dem subjektiven Erleben von Betroffenen Bedeutung zugemessen wird. Eine wichtige Rolle kommt dabei der Versorgungsumgebung zu. Eine PZUmgebung wird als solche konzeptualisiert, die die Personhood eines Individuums bewahrt. PZ-Interventionen stehen mit zahlreichen positiven Outcomes in Verbindung. Nur wenn die umgebungsbezogenen Voraussetzungen erfüllt sind, können PZ-Prozesse initiiert, gestaltet und aufrechterhalten werden. Im Rahmen eines umfassenden Forschungs- und Praxisentwicklungsprojektes verfolgte vorliegende Untersuchung das Ziel, die Wahrnehmung der Arbeitsumgebung durch MitarbeiterInnen (MA) in niederösterreichischen (NÖ) Langzeitpflegeinrichtungen (LPE) zu untersuchen. Methode: Mittels standardisiertem Erhebungsinstrument (Person-Cen tered Climate Questionnaire – Staff Version) wurde die Wahrnehmung des psychosozialen Klimas bei MA aller Berufssparten in fünf NÖ LPE erhoben. Die Befragung wurde von April bis Mai 2016 online durchgeführt und war als Vollerhebung ausgelegt. Ergebnisse: Insgesamt nahmen n = 326 (51,1 %) MA an der Befragung teil. Diese stuften das psychosoziale Klima an ihrem Arbeitsplatz überwiegend am höheren Skalenende ein. Im Skalengesamtwert erreichten drei der fünf LPE überdurchschnittliche Werte, zwei lagen unterhalb des Mittels. Hinsichtlich soziodemographischer und pflegeberufsspezifischer Faktoren zeigte sich ein differenziertes Bild. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dienen als Grundlage für Maßnahmen zur Entwicklung und Evaluierung von PZ-Prozessen im Praxissetting. Für zukünftige Studien empfiehlt sich die Untersuchung der Wahrnehmung des psychosozialen Klimas in Verbindung mit Faktoren der Arbeitszufriedenheit, um Aufschluss über einflussnehmende und in Verbindung stehende Faktoren zu erhalten.
52 Ethisches Assessment eines Duschroboters durch Ältere und Pflegefachkräfte Klein, Barbara*; Hollmann, Stephanie; Roßberg, Holger; Schlömer, Inga Frankfurt University of Applied Sciences, Frankfurt am Main, Deutschland Hintergrund: Sich selbst waschen zu können, ist ein entscheidender Faktor für ein selbstständiges Leben im Alter und bei Behinderung. Im EU-Projekt I-SUPPORT [1] wird eine intelligente robotische Duschhilfe entwickelt, die es ermöglicht, sicher und selbstständig Zuhause und in Pflegeeinrichtungen zu duschen. Methode: In 4 Fokusgruppen mit 14 Älteren und neun Pflegefachkräften wurden neben Akzeptanzfaktoren ethische Aspekte bearbeitet. Dazu wurde das MEESTAR-Model [2] als heuristisches Vorgehen eingesetzt, um
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die sozio-technischen Szenarien zu analysieren und ethische Probleme zu identifizieren. Ergebnisse: Autonomie – hier das selbstständige Waschen – wurde von beiden Gruppen als wichtigste ethische Dimension benannt. Deutlich wird das professionelle Rollenverständnis der Fachkräfte:Ressourcenförderung, Kommunikation und das Monitoring gesundheitlicher Veränderungen sind wie „nebenbei“ im Waschprozess integriert. Auch wenn der Einsatz robotischer Duschsysteme belastungsreduzierend und autonomieförderlich ist, müssen diese pflegerischen Aspekte erfüllt werden. Schlussfolgerung: Die Assessments verdeutlichten u. a., dass es einen Bedarf einer klaren Bedeutungsabgrenzung der ethischen Dimensionen gibt und wissenschaftliche Begriffe stärker in die Alltagssprache transponiert werden können. Literatur 1. Das EU-Projekt ICT-Supported Bath Robots wird durch HORIZON 2020 gefördert (No. 643666 PHC-19–2014; 2015–2018; www.i-support-project.eu) 2. Manzeschke A, Weber K, Rother E, Fangerau H (2013) Ethische Fragen im Bereich Altersgerechter Assistenzsysteme. Druckerei Thiel Gruppe, Ludwigsfelde
53 Gemeinschaftliche Wohnformen in der zweiten Lebenshälfte im Kanton Zürich Otto, Ulrich*1; Hugentobler, Margrit2 1 Careum Forschung, Forschungsinst.der Kalaidos FH Zürich, Zürich, Schweiz, 2 ETH Wohnforum – ETH CASE, Dep. Arch., ETH Zürich, Zürich, Schweiz Hintergrund: Ergebnisse des Projekts von ETH CASE&Careum Forschung zu gemeinschaftlichen Wohnformen, in denen auch Pers. in der 2.Lebenshälfte leben (Finanzier: Walder-Stiftung). Erste Bestandsaufnahme aller geplanten/realisierten Projekte im Kanton ZH bzgl. Trägerschaften, Zielen, Wohnstrukturen, Rahmenbedingungen, Erfolgseinschätzungen Methode: Basis: Online-Fragebogen. Intensives Schneeballverfahren, um auch die unbekannten Projekte zu finden. Respondenten v. a. MitinitiantInnen/projektinvolvierte Gremienmitglieder. 1/4 von ihnen wohnt selbst im Projekt. Interdisziplinärer Fokus: sozialräuml., architekton., organisator., lebensweltliche und gerontolog. Aspekte. 51 gültige Fälle. Ergebnisse/Schlussfolgerung: In 38 der Projekte leben 3600 Pers. in 2040 Wohnungen. 36 % sind noch in Planung/im Bau, 3/4 sind Eigentum einer Genossenschaft oder einer Mischform. Verglichen zum Einzelwohnen –– höhere soziale Netzwerkqualitäten, Begegnungs- und Unterstützungsopportunitäten – gefördert durch strukturelle, architektonische & prozessbezogene Faktoren –– zielen viele Projekte auf soziale Interaktion und Integration sowie ökologisches Wohnen –– häufiger Fokus auf intergenerationaler Durchmischung der Bewohnenden –– werden die Miet-/Kaufpreise überwiegend als günstiger als ortsüblich eingeschätzt –– vielfältigere Haushalts-Konstellationen von der 1–2-Zimmerwohnung in Hausgemeinschaft bis hin zu Groß-WGs oder Clusterwohnungen –– Zugang zu einer vielfältigen räumlichen & sozialen Infrastruktur – in stark interagierendem Umfeld mit regelmäßigen Versammlungen, kulturellen Veranstaltungen, anderen Aktivitäten –– ausgeprägtere Ressource Nachbarschaftlichkeit & Unterstützung –– etwas besser beurteilte Wohneignung auch für Pflegebedürftige –– tw. gefundener starker Quartiersbezug passt zu mod. Altenhilfeparadigma
54 Gesundheit und Bildung im Alter – empirisch Annäherung an ein interdependentes Verhältnis
56 Gesundheitliche Probleme, Lebenslagen und Versorgungssituation älterer Drogenabhängiger
Schmidt-Hertha, Bernhard*; Rees, Sai-Lila Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland
Hoff, Tanja; Kuhn, Ulrike* KatHO NRW, Köln, Deutschland
Eine Forschergruppe um Feinstein und Schuller untersuchte den Zusammenhang von Bildung und Gesundheit auf Basis von Längsschnittdaten und konnte zeigen, dass Bildung zu gesundheitsbewussterem Verhalten beiträgt und damit auch direkte positive Einflüsse auf Gesundheit hat, die neben indirekten Effekten wirksam werden. Gerontologische Studien verweisen mitunter auf eine gegenläufige Kausalität und thematisieren gesundheitliche Einschränkungen als Bildungsbarriere. Vor dem Hintergrund dieser Befunde ist von einem komplexen Wirkungsgefüge auszugehen, das bislang aber noch kaum lebensphasenbezogen ausgearbeitet wurde. Auf Basis einer repräsentativen Befragung der 50 bis 69-jährigen Wohnbevölkerung in Deutschland (N = 2005) wird die Phase des Übergangs in die Nacherwerbsphase in den Blick genommen. In der Befragung wurden neben Bildungsaktivitäten auch gesundheitliche Einschränkungen sowie erwartete zukünftige Gesundheitsprobleme erfasst. Dieser quantitative Zugang wurde ergänzt durch 24 qualitative Interviews mit Männern und Frauen im genannten Alterssegment. Die Ergebnisse der Studie verweisen darauf, dass gesundheitliche Einschränkungen sowohl Barriere als auch Anlässe für Bildungsprozesse sein können. Gleichzeitig sind Bildungsprozesse häufig in einen generell aktiven Lebensstil integriert, der wiederum positiv mit Gesundheit korreliert. Interessant ist insbesondere das Zusammenspiel von Gesundheit, Bildung und dem Übergang in die Nacherwerbsphase, dessen detaillierte Auswertung in den nächsten Wochen erfolgt. Auf Basis der Ergebnisse lassen sich besonders vulnerable Gruppen identifizieren, die sich gleichzeitig mit gesundheitlichen Belastungen und der Bewältigung des Berufsausstiegs konfrontiert sehen und von unterstützenden Bildungsangeboten kaum erreicht werden.
Hintergrund: Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der Verbesserung der gesundheitlichen und psychosozialen Versorgung werden Menschen mit einer langjährigen Abhängigkeit von illegalen Drogen heute zunehmend älter. Aufgrund des Langzeitkonsums sind die Folgen jedoch zumeist unübersehbar. Neben oftmals gravierenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen insbesondere psychische Störungen, an denen DrogengebraucherInnen überdurchschnittlich häufig erkranken, zu sozialer Ausgrenzung und Vereinsamung. Ziel dieser Untersuchung war eine verbesserte Erkenntnislage zur Gesundheit von älteren Drogenabhängigen (45+) sowie eine Analyse der Versorgungsbedarfe. Methode: Mit Hilfe von Interviews wurden an drei Standorten (Köln/Düsseldorf, Koblenz und Frankfurt) Personen standardisiert zu Konstrukten gesundheitsbezogener Lebensqualität (SF-36) und zur Symptomlast (BSI53) befragt sowie ergänzende Fragen zu Hilfe- und Versorgungsbedarfen gestellt. Ergebnisse: Insgesamt wurden 132 Interviews durchgeführt (Alter: 52,3 Jahre, SD: 4,9). Bei Betrachtung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität zeigt sich, dass das Kollektiv insgesamt betrachtet erhebliche körperliche und emotionale Einschränkungen aufweist. Bezüglich der Symptomlast (BSI) zeigt sich, dass 56,1 % zudem auffällig psychisch belastet sind. Als wichtige Bereiche für Veränderungen wurden die Behandlung gesundheitlicher Probleme, Freizeitaktivitäten und der Aufbau sozialer Kontakte benannt. Schlussfolgerung: Aufgrund des problematischen Gesundheitszustands stellen sich in erster Linie Fragen einer bedarfsgerechten Versorgung. Entsprechende Angebote müssen auf die Bedürfnisse der Zielgruppe abgestimmt werden und erfordern dabei eine koordinierte Zusammenarbeit verschiedener Einrichtungen des Sozial- und Gesundheitswesens.
55 Gesundheit und Lebensqualität im Pflegeheim. Ein Vergleich der subjektiven Theorien von Bewohnern und ihren Pflegepersonen Kada, Olivia*; Griesser, Anna; Hedenik, Marina; Mark, Anna; Trost, Julia FH Kärnten, Feldkirchen, Österreich Die subjektive Lebensqualität (LQ) ist ein wichtiges Kriterium zur Bewertung des Behandlungserfolgs (Bullinger 2014). Dennoch besteht Uneinigkeit, was genau darunter zu verstehen ist und welche Dimensionen in welcher Lebensphase Bedeutung haben. Die Abgrenzung zu nahen Begriffen wie Gesundheit (G) ist unklar (Kada & Janig, 2017). Subjektive Theorien zu LQ bzw. G von Pflegeheimbewohnen sind wenig erforscht, die entwickelten Kategorien oft wenig trennscharf. Pflegekräfte bringen LQ stärker mit der körperlichen G in Verbindung als Bewohner (Cohn & Sugar, 1991). Die vorliegende Studie (Kada et al., under review) soll zur begrifflichen Schärfung von LQ vs. G beitragen und die subjektiven Theorien von Bewohnern und Pflege kontrastieren. Es wurden 31 Paare von Bewohnern und Pflegekräften befragt, wobei ein Teil der Befragten den Leitfaden unter Verwendung des Begriffs LQ und der andere unter Verwendung des Begriffs G beantwortete (i. A. an Fliege & Filipp, 2000); die Bewohner beurteilten sich selbst, die Pflegekräfte den jeweiligen Bewohner. Nach einer erzählstimulierenden Einstiegsfrage wurde die LQ bzw. G mittels VAS beurteilt, die weiteren Fragen erfassten die Begründungen für die getroffene Einschätzung. Die Auswertung mittels qualitativer Inhaltsanalyse (Mayring, 2008) wurde empirisch und logisch abgesichert. Unter Verwendung des Begriffs LQ wurden vermehrt psychische (z. B. Wohlfühlen), soziale (z. B. familiäre Beziehungen) und umweltbezogene (z. B. Versorgung im Heim) genannt, während G eher mit der (schlechten) körperlichen Verfassung assoziiert wurde. Für Pflegekräfte war dieser Effekt stärker. Das VAS Urteil für LQ von Bewohnern und Pflege korrelierte mäßig, für G gar nicht. Für eine gute Pflege müssen die subjektiven Theorien des Bewohners handlungsleitend sein.
57 Geteilte Sorge und Fluid Care? Einstellungen zum Pflegen und Gepflegt werden bei den Münchner Babyboomern Steffen, Gabriele1; Otto, Ulrich*2 1 Weeber+Partner; Inst.für Stadtplanung und Sozialforschung, Stuttgart, Deutschland, 2Careum Forschung, Forschungsinst.der Kalaidos FH Zürich, Zürich, Schweiz Ausgangslage: Auch unter den großstädtischen jüngeren Alten will der Löwenanteil selbst einerseits am liebsten zu Hause wohnen bleiben können. Andererseits ist die Übernahmebereitschaft zu Pflege & Betreuung gegenüber Nahestehenden weiterhin ausgeprägt – immer seltener aber in der Figur der aufopferungsvollen „Hauptpflegeperson“. Ziel: Die Studie hatte zum Ziel, Lebensweisen, Einstellungen und Ressourcen der Babyboomer in der Großstadt München zu erheben und prospektiv zu analysieren. Incl. des Bereichs Pflege & Betreuung, in Geber- & Nehmerperspektive. Methoden: Grundlage des Posters sind Befunde der repräs. Studie „Älter werden in München“. Es kam ein Mix aus versch. Methoden zum Einsatz. Kern war eine schriftliche Befragung: Ende 2013 wurden knapp 10.000 stichprobenartig ausgewählte Haushalte angeschrieben, in denen mind. eine Person 55–75 Jahre alt war. 28 % Rücklauf sind für eine schrift. Befragung mit mehr als 100 Fragen sehr hoch. Ergebnisse und Diskussion: –– Es zeigt sich ein sehr differenziertes Bild einer durchaus hohen Unterstützungsbereitschaft einerseits, einer sehr unterschiedlich ausgeprägten Unterstützungserwartung andererseits –– Deutlich werden Modernisierungsfolgen wie die häufigere räumliche Ferne potenzieller Pflegender
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Abstracts –– Viel spricht für die These, dass mehr gemischte Settings geteilter Verantwortungsübernahme gewünscht werden – sowohl aus Geber- wie aus Empfängersicht –– Der Wunsch nach alternativen Formen zu hergebrachten Pflegeheimen ist sehr häufig, innovative Formen erfahren deutliche Zustimmung –– Nichtverwandtschaftliche Potenziale sollten genau analysiert werden –– Große Teile der Befragten gehen nicht (mehr) davon aus, im Bedarfsfall auf verbindliche informelle Pflege zählen zu können –– In allen Dimensionen findet sich hohe soziale Ungleichheit
58 Internetnutzung im stationären Kontext eines Alterszentrums Seifert, Alexander Universität Zürich – Zentrum für Gerontologie, Zürich, Schweiz Hintergrund: Mehr und mehr ältere Menschen nutzen das Internet. Jedoch untersuchen die meisten Studien zur Internetnutzung im Alter nur Personen in privaten Haushalten. Aber wie ist das Level der Akzeptanz im stationären Kontext der Altenpflege? Um diese Frage beantworten zu können, möchte der Beitrag Ergebnisse einer Schweizer Studie präsentieren. Methode: Im Mai 2016 konnten 1127 Bewohnerinnen und Bewohner von 24 zentral organisierten Alterszentren (Altersheime) der Stadt Zürich zu ihrer Internetnutzung befragt werden. Ausgangslage ist ein 5-seitiger schriftlicher standardisierter Fragebogen zum Leben im Alterszentrum. Der Rücklauf betrug 62 % und es konnten Personen im Alter von 65 bis 104 Jahre (Durchschnitt: 88 Jahre) befragt werden. Die Stichprobe enthält 75 % Frauen. Ergebnisse: Von den befragten Bewohnerinnen und Bewohnern nutzen 13 % das Internet. Die Internetnutzung unterscheidet sich hinsichtlich soziodemografischer Faktoren (Alter, Geschlecht, allein lebend), dem gesundheitlichen Zustand (subjektive Gesundheit, Pflegestufe) und psychologischen Faktoren wie der Lebenszufriedenheit und der Zufriedenheit mit der eigenen Autonomie. Die Daten zeigen auch, dass Bewohnende, die das Internet täglich nutzen, sich diesbezüglich nicht signifikant von Bewohnenden unterscheiden, die das Internet seltener nutzen. Es zeigt sich auch, dass die Internetnutzung mit der subjektiven Wahrnehmung der Autonomie positiv korreliert. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse geben einen ersten Einblick in dieses wenig beleuchtete Forschungsfeld der Internetnutzung im stationären Alterspflegebereich. Die Studie zeigt auch, dass ein stationärer Kontext keine deutliche Limitation der aktiven Internetnutzung hervorbringt.
59 Menschen mit Demenz in der stationären Langzeitpflege – welche Ergebnisindikatoren sind in der Versorgungsforschung relevant? Mayer, Hanna1; Adlbrecht, Laura*2 1 Universtiät Wien, Wien, Österreich, 2Wien, Österreich Hintergrund: In der Versorgungsforschung werden diverse segregierende und integrierende Wohnformen für Menschen mit Demenz in den letzten Jahren verstärkt untersucht. Die Identifikation relevanter Ergebnisindikatoren für derartig komplexe Interventionsprogramme stellt einen schwierigen, jedoch zur Sicherung der Qualität der Studie wichtigen Schritt in der Überprüfung der Effekte dar. Anhand der Evaluation einer Demenzstation soll gezeigt werden, wie relevante Ergebnisindikatoren erarbeitet werden und welche dies sein können. Methode: Es wurden Workshops mit EntwicklerInnen und Anwender Innen des Wohn- und Betreuungskonzepts durchgeführt. Parallel dazu wurde Literatur zu den implementierten Interventionen recherchiert. Die Ergebnisse wurden in einer Programmtheorie synthetisiert, welche die Grundlage für das, in einer summativen Evaluation angewandte, Messmodell bildet. Ergebnisse: Es zeigte sich, dass die Demenzstation auf einem holistischen Ansatz beruht, der das subjektive Wohlbefinden der Menschen mit Demenz, der Pflegepersonen und der Angehörigen positiv beeinflusst. Durch
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eine personenzentrierte Pflege fühlen sich Menschen mit Demenz verstanden und wertgeschätzt. Sicherheit und Vertrauen werden gefördert und herausfordernde Verhaltensweisen können reduziert werden. Darüber hinaus haben Menschen mit Demenz, einen Ort an dem sie sich wohlfühlen, vermehrt soziale Kontakte und Integration erleben, Rollen und Beziehungen ausleben und ihre Ressourcen bestmöglich einsetzen können. Schlussfolgerung: Die Demenzstation hat einen Einfluss auf das Wohlbefinden der Menschen mit Demenz in verschiedenen Dimensionen. Einige, aber nicht alle Aspekte von Lebensqualität können von dem Konzept beeinflusst werden.
60 Partizipative Entwicklung einer assistierenden Toilette für ältere Menschen Lüftenegger, Theresa*1; Mayer, Peter2; Rosenthal, Ramona3; Sonntag, Franziska3; Panek, Paul2 1 CS Caritas Socialis GmbH, Wien, Österreich, 2TU Wien, Wien, Österreich, 3CS Caritas Socialis GmbH, Wien, Österreich Hintergrund: Im Forschungsprojekt iToilet werden Prototypen assistierender Toiletten entwickelt und im Labor bzw. Alltag erprobt. Ziel ist es, die Selbstständigkeit, Sicherheit und Lebensqualität älterer Menschen zu Hause bzw. in Institutionen zu erhöhen. Vorhandene Module bilden die Basis und werden um IKT gestützte Zusatzmodule (z. B. Sprachsteuerung, automatisches Anpassen individueller Präferenzen, Notfallerkennung und Verknüpfung zu Pflegedokumentationssystemen) erweitert. Methode: Zu Beginn wurden AnwenderInnenanforderungen erhoben. Nunmehr unterstützen partizipative Design Aktivitäten die technische Entwicklung. Dazu werden frühe Muster des Prototypens von NutzerInnen begutachtet und Feedback an die Entwickler übermittelt. Ergebnisse: Die ersten Ergebnisse zeigen, dass die geplanten Funktionen mit den Bedürfnissen der Zielgruppe übereinstimmen. Auch das laufende partizipative Design liefert nutzvolle Rückmeldung. Der Labortest mit Prototypen ist für Anfang 2017 geplant. Für 2018 sind mehrwöchige Tests mit der zweiten Prototypengeneration in alltagsnahen Settings in einem Tageszentrum in Wien und einer Rehabilitationsklinik in Budapest vorgesehen. Schlussfolgerung: Mit dem iToilet Toilettensystem wird folgender Nutzen erwartet: 1) Erhöhte Würde und Unabhängigkeit für EndanwenderInnen, durch Unterstützung der Körperstabilität während des Sitzens (z. B. individuell einstellbare Höhe), des Transfers (z. B. dynamische Anpassung von Neigung und Höhe) und der erhöhten Sicherheit (z. B. Notfallerkennung). 2) Verringerte Arbeitsbelastung für Betreuungspersonen während der Assistenz, durch reduzierten Unterstützungsbedarf. 3) Verbessertes Service für KlientInnen und Förderung von Gesundheit der Angestellten für Institutionen.
61 Pflege und Betreuung à la Uber und Airbnb – darf über Plattformen pflegen wer will? Otto, Ulrich Careum Forschung, Forschungsinst.der Kalaidos FH Zürich, Zürich, Schweiz Ausgangslage: Uber und Airbnb machen es mit benutzerfreundlichen Plattformen vor und boomen: Es wird für Private immer einfacher, sich zwischendurch als Dienstleister zu betätigen. Erste Anbieter tauchen nun auch in Pflege und Betreuung auf – mit großen Versprechen: viel billiger als Profis; modern, flexibel, kundenorientiert, angeblich streng ausgewählte oft qualifizierte Helfer. Methode: Bestandsaufnahme (desktop research; Dokumentenanalyse; Interviews), Konzeptvergleich; Diskursanalyse; theoretische Analyse. Ergebnisse: Am Markt tauchen derzeit viele neue Akteure auf, v. a. in Betreuung und Hauswirtschaft, aber auch in Pflege. Transparenz, Qualifikation, Qualitätssicherung usw. sind zwar sehr unterschiedlich. Aber offensichtlich treffen sie en Bedürfnis von Anbietern UND Nachfragern.
Schlussfolgerung: Dringend ist zu überprüfen: –– welche Folgen hat die Uberisierung a) für das Ehrenamt, b) für die mühsam erkämpfte Professsionalisierung? –– sind die hohen Gebühren angemessen, oder entziehen sie dem klammen Sozial- und Pflegebereich dringend benötigte Ressourcen? –– braucht es Regulierung? wo? –– wie steht es um die Qualitätssicherung, Patientensicherheit und Konsumentenschutz? Wie um Arbeitnehmerrechte? –– statt bekämpfen: was lässt sich von den neuen Angeboten lernen? –– Pflege ist viel komplizierter als Taxi oder Wohnen – sind Plattformen hier per se ungeeignet? –– wie gross ist die Gefahr der Oligopolisierung, die den Qualitätswettbewerb ausschaltet? –– positiv gewendet: können die neuen Dienste eine Ergänzung der mixed economy of care werden? Statt kategorischer Abwehr sollten a) die neuen Dienste als Herausforderung ernstgenommen werden – sie machen Defizite klar, b) empirisch genau hingeschaut werden mit Kriterien nutzerzentrierter integrierter Versorgung und geteilter Sorge.
62 Pflegeunterstützung mit einer interaktiven Puppe für informell Pflegende („OurPuppet“) Reuter, Verena1; Görnig, Matthias2; Becker, Jana3; Schramek, Renate4; Ressel, Christian5; Koenen, Stefan6; Kuhlmann, Andrea*7 1 Forschungsgesellschaft für Gerontologie e. V./Institut für Gerontologie an der TU Dortmund, Dortmund, Deutschland, 2Städtisches Klinikum Dresden-Neustadt, Dresden, Deutschland, 3FTK – Forschungsinstitut für Telekommunikation und Kooperation e. V., Dortmund, Deutschland, 4 Institut für Bildungswissenschaft und Medienforschung/FernUniversität in Hagen, Hagen, Österreich, 5Hochschule Rhein-Waal/Department of Communications and Environment, Kamp-Lintfort, Deutschland, 6 Hochschule Rhein-Waal/Department of Communications and Environment, Kamp-Lintfort, Deutschland, 7Forschungsgesellschaft für Gerontologie e. V./ Institut für Gerontologie an der TU Dortmund, Dortmund, Deutschland Hintergrund: Pflegesituationen stellen für informell Pflegende eine Herausforderung dar. Das interdisziplinäre Projekt „OurPuppet“ verfolgt das Ziel, informell Pflegende durch Einsatz innovativer Mensch-Technik-Interaktion mittels einer interaktiven (Hand-) Puppe zu unterstützen und zu entlasten. Die Puppe enthält moderne Sensorik sowie Kommunikationsfunktionalitäten. Es wird untersucht, inwiefern der Einsatz der Puppe zu einer Verbesserung der Beziehungsqualität zwischen Pflegenden und zu Pflegenden beiträgt. Die Technikeinführung wird durch eigens geschulte Puppet-Begleiter unterstützt. Methode: Zur benutzerorientierten Entwicklung der Puppe werden die Bedarfe von pflegenden Angehörigen, Pflegebedürftigen, ehrenamtlichen Pflegebegleitern und professionell Pflegenden erhoben sowie typische Situationen im Pflegealltag und mögliche Interventionen identifiziert. Basierend darauf werden die technischen Funktionen der Puppe entwickelt. Die ethisch-sozialen Dimensionen der innovativen Mensch-Technik-Interaktion wie der Datenschutz werden prozessbegleitend evaluiert. Methoden: leitfadengestützte Interviews, Fokusgruppen-, Experteninterviews sowie inhaltsanalytische Auswertung. Ergebnisse: Aus Sicht der o. g. Zielgruppen werden detaillierte Situationsbeschreibungen und mögliche Interventionen der Puppe präsentiert. Einschätzungen und Anliegen der befragten Zielgruppen zur Intention des Puppeneinsatzes und zu allgemeinen Anforderungen an die Puppe werden vorgestellt. Von Demenzbetreuern wurde auf notwendige Akzeptanz durch die zu Pflegenden hingewiesen. Dies soll durch verschiedene individualisierte Einstellungen gelöst werden. Folgerung: Die vorgestellten Ergebnisse werden mit Blick auf ethisch-soziale Dimensionen des Technikeinsatzes und den weiteren Projektverlauf diskutiert.
63 Prozessevaluation der Pilotierung einer komplexen Intervention zur Verbesserung von sozialer Teilhabe und Lebensqualität von Pflegeheimbewohnern mit Gelenkkontrakturen Klingshirn, Hanna*1; Beutner, Katrin1; Saal, Susanne2 Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Deutschland, 2 Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
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Hintergrund: Pflegeheimbewohner mit Gelenkkontrakturen erleiden Einschränkungen ihrer Lebensqualität und sozialen Teilhabe. Darum haben wir eine aus den Komponenten Multiplikatorenschulung, Informationsveranstaltung, Vor-Ort-Beratung und telefonische Beratung bestehende komplexe Intervention zur kontraktursensiblen Pflege entwickelt. Um zu prüfen, ob die Intervention machbar und akzeptiert ist und um ihre Wirksamkeit abschätzen zu können, führen wir in 2 Studienregionen mit 7 Pflegeheimen und 129 teilnehmenden Bewohnern, eine Pilotstudie mit Cluster-randomisierten kontrollierten Design durch. Diese ist begleitet von einer umfangreichen Prozessevaluation zur Exploration von Einflussmechanismen und Kontextfaktoren. Methodik: Das Konzept der Prozessevaluation basiert auf dem Modell von Grant et al. (Trials 2013, 14:15). Es kommen qualitative und quantitative Methoden zum Einsatz, um Prozesse und Mechanismen innerhalb der Studie auf allen Ebenen abbilden zu können. Ergebnisse: An der Multiplikatorenschulung nahmen 14 Pflegefachkräfte teil. Die Schulungs-evaluation ergab in der Bewertung mit Schulnoten eine Durchschnittsnote von 1,8 (n = 13, SD 0,45). Die Informationsveranstaltungen erhielten eine Durchschnittsnote von 1,9 (n = 97, SD 0,76). Die telefonische Beratung wird von Seiten der Multiplikatoren sehr unterschiedlich genutzt. Generell ergeben sich bei der Implementierung der Intervention deutliche Differenzen zwischen den Clustern. Die finalen Ergebnisse der Prozessevaluation liegen Ende 2016 vor. Schlussfolgerung: Die Prozessevaluation kann entscheidende Hinweise liefern, welche Komponenten der Intervention unter welchen Voraussetzungen erfolgreich sind, wo Barrieren oder Förderfaktoren bestehen und wie diese für die Weiterentwicklung der Intervention genutzt werden können.
64 Unterschiedliche Stadtquartiere und Quartierstypen. Wie eignen sie sich für heutiges und künftiges Älterwerden? Otto, Ulrich*1; Steffen, Gabriele2 1 Careum Forschung, Forschungsinst.der Kalaidos FH Zürich, Zürich, Schweiz, 2 Weeber+Partner; Inst.für Stadtplanung und Sozialforschung, Stuttgart, Österreich Hintergrund: Ähnlich Wien: München wächst, ist eine im Vergleich untypisch junge Stadt u. verändert sich dynamisch. Außerdem ist der Wohnungsmarkt prekär und die Ungleichheit hoch. Aber auch hier wird die Zahl der Alten künftig stark wachsen. Wer und wie sind die dann Alten und Hochaltrigen? Methode: Die umfangreiche aktuelle Studie analysiert Lebensweisen, Einstellungen und Ressourcen der Babyboomer (55–74) heute und prospektiv – bewusst in 11 unterschiedlichen Quartieren, die für 5 unterschiedlichen Quartierstypen stehen. Standardisierte schriftliche Befragung von 10.000 Haushalten, auswertbar 27,5 %. Zusätzliche Experteninterviews, Stadtteilbegehungen, Quartiers- und Zielgruppenforen. Analysierte Faktoren: Wohnbedingungen, -zufriedenheit, -bedürfnisse; Wohnmobilität; sozialräumliche Aktivitäts- und Netzwerkmuster; Ressourcen in Umfeld, Quartier und sozialen Netzwerken; Wünsche und Befunde bzgl. neuer Nachbarschafts- und Wohnmodelle. Einbezug gerontologischen Wissens sowie anderer Studien zum Altern in Großstädten. Ergebnisse: Studie zeigt: Älterwerden d. Babyboomer gestaltet sich kleinräumlich je nach Viertel höchst unterschiedlich – städtebauliche und soZeitschrift für Gerontologie und Geriatrie · Suppl 1 · 2017
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Abstracts zio-kulturelle Merkmale greifen dabei ineinander. Die Quartierstypen altern selbst unterschiedlich und sind fürs Altern unterschiedlich tauglich. Schlussfolgerungen: Fokus Gerontologie: Deutliche Befunde zu sich ändernden Ansprüchen, Lebensmustern und Ressourcen der Babyboomer (55–64) und etwas Älteren (65–74). Fokus Forschung: Es lassen sich integrierte mehrdimensionale Quartiers profile bzgl. Eignung fürs Älterwerden erfassen. Fokus Wohn- und Quartierspolitik, Stadt- und Sozialplanung: Nötig sind explizit quartiers(typ)bezogene integrierte Strategien und entsprechenden Maßnahmen, damit auch künftige Altersgenerationen ihre steigenden Wünsche und Ressourcen realisieren und einbringen können.
65 Wir hören zu zweit- Wie Paare den Verlust des Hörens in den Alltag integrieren Händler-Schuster, Daniela*; Zigan, Nicole; Imhof, Lorenz ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Winterthur, Schweiz Hintergrund: Laut WHO sind 360 Mio Menschen von einem Hörverlust betroffen, insbesondere über 70-Jährige. Bislang existieren wenige Studien zum Einfluss der Hörbehinderung auf die Paarbeziehung und die Herausforderungen im Alltag. Dieses Wissen ist aber Voraussetzung für die professionelle Pflege, um familienbezogene Interventionen zu definieren und zielgerichtet zu unterstützen. Methode: Orientiert an einem Mixed Method Design wurde die Alltagssituation von hör- und sehbeeinträchtigten Personen untersucht, mit der Fragestellung, wie eine Hör- und Sehbeeinträchtigung die Paarbeziehung verändert und welche Herausforderungen sich für Paare in der Alltagsbewältigung ergeben. Es wurden 46 Interviews geführt und mittels Fragebogen die Alltagsbewältigung der Betroffenen erfasst. Ergebnisse: Der chronologische Ablauf der Neugestaltung des Hörens lässt sich in einem Drei-Stufen-Modell beschreiben: 1. „Der Alltag verändert sich“; 2. „Sich mit der Veränderung des Hörens auseinandersetzen“; 3. „Das neue Hören integrieren“. Es wird unterschieden zwischen Risikofaktoren und Ressourcen für die Neugestaltung des Hörens, wobei die Paarbeziehung eine Ressource darstellt. Lebenspartner/innen und Familienmitglieder sind eine weitere wichtige Ressource, selbst wenn es durch die Hörbeeinträchtigung innerhalb der Familie zu Spannungen kommen kann, was sich anhand der Kernkategorie „kommunizieren können“ gut veranschaulichen lässt. Schlussfolgerungen: Pflegende können Familien unterstützen, sich anderen gegenüber bemerkbar zu machen und für ihre Bedürfnisse einzustehen. Sie können Betroffene zur Neubewertung ihrer Situation anregen und in der Zusammenarbeit mit Familienmitgliedern mit den Betroffenen über die neue Hör-Normalität sprechen und so eine neue Identität zu schaffen.
66 Wissen und Altersbilder bei Studierenden nicht-medizinischer Gesundheitsberufe. Eine Fragebogenstudie Breunig, Nadine*1; Kada, Olivia2 1 FH Kärnten, Feldkirchen, Österreich, 2Fachhochschule Kärnten, Gemeinnützige Privatstiftung, Spital an der Drau, Österreich Für eine angemessene Versorgung älterer Patienten sind Wissen und Einstellung der im Gesundheitswesen tätigen Personen bedeutsam. Negative Einstellungen zu alten Menschen und Altersstereotype können zu diskriminierendem Verhalten in der medizinischen und pflegerischen Versorgung führen (Wurm et al., 2013), positiv überzeichnete Altersbilder können den älteren Menschen einen Erfolgsdruck auferlegen und die Diskriminierung von Subgruppen verstärken (Rothermund & Mayer, 2009). Das Studium gilt als Schlüsselfaktor zur Modifikation von Wissen und Einstellungen der zukünftig im Gesundheitswesen Tätigen (O’Donovan et al., 2015). In der vorliegenden Studie wurden 72 Studierende (37 % Rücklauf) der Studiengänge Ergotherapie, Radiologietechnologie und Gesundheits-
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und Pflegemanagement befragt. Das Wissen wurde mit einem Fragebogen von Mayer et al. (2010) erhoben (angelehnt an Palmore’s „Facts on Aging Quiz“ 1988). Mit dem „Aging Semantic Differential“ (Version Klaghofer et al., 2009) wurden die Altersbilder erfasst. Das Altersbild der Studierenden ist neutral bis positiv gefärbt, vergleichbar mit Befunden bei Medizinstudierenden (Klaghofer et al., 2009). Von den negativen Attributen wurden unflexibel und pessimistisch am häufigsten genannt, fürsorglich und dankbar waren die meist genannten positiven Attribute. Im Mittel wurden 14,7 der 23 Wissensitems korrekt beantwortet (SD = 2,75). Entgegen der Hypothesen wurden weder im Wissen noch im Altersbild signifikante Unterschiede nach Studienrichtung oder Studienjahr festgestellt. Eine Ausdifferenzierung des Altersbildes ist zu empfehlen. Als Methode zum Abbau von Altersstereotypen scheint eine Kombination aus Wissensvermittlung und Aufbau von Verhaltenskompetenzen im Umgang mit alten Menschen am sinnvollsten und nachhaltigsten zu sein.
67 Ribosomal RNA modifications modulate life- and healthspan Schosserer, Markus*; Heissenberger, Clemens; Nagelreiter, Fabian; Grillari, Johannes Universität für Bodenkultur Wien, Vienna, Austria The ribosome has been seen for decades as a static machine that translates mRNAs into proteins. However, over the last few years it became clear that it rather represents a highly dynamic structure that responds to various stimuli by adapting its structure and, as a consequence, its function. Such structurally distinct ribosomes are postulated to be “specialized ribosomes” comprising peculiar functional properties and are thus considered to be engaged in translating specific subsets of cellular messages. Although ribosomal RNA is heavily modified by methylations and pseudouridinyla tions, the functional roles of such modifications in regulating translation are not understood. We recently reported that lack of a single, conserved C5-methylation at 25S ribosomal RNA residue C2278 alters ribosomal structure and thus translational fidelity in yeast, resulting in a ‘reprogramming’ of the ribosome towards translation of mRNAs involved in cellular stress-response. Importantly, we showed that lack of this methylation by deletion of NSUN5 extends the lifespan and stress resistance of yeast, worms and flies. Interestingly, reduced expression of other ribosomal RNA methyltransferases in addition to nsun-5, such as nol-1 and T07A9.8, were implicated in regulating the lifespan of Caenorhabditis elegans as well. Thus, methylation of ribosomal RNA might represent an important regulator of organismal aging, but the precise molecular mechanisms underlying this lifespan modulation have not been investigated so far. We will here present a characterization of the aforementioned RNA methlytransferases in C. elegans regarding RNA substrate and effects on translation and show that their depletion influences life- and healthspan.
68 Patient – Companion for Monitoring Health and Mobility in an Acute Geriatric Hospital Münzer, Thomas*1; Vikunia, Iñaki2; Ozcan, Elif 2; van der Cammen, Tischa2 Geriatrische Klinik, St. Gallen, Schweiz, 2Delft University of Technology, Delft, Netherlands
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With age, functional deficits become important determinants of mobility disability. Especially in the hospital patient mobility is often limited by acute disease. The need for monitoring of serious patient situations (e. g. falls) and the desire of the patients to stay mobile are often two competing problems. Thus, a monitoring device that would provide safety for the health care professional (HCP) and security for the patient without mobility restriction would be an ideal solution. To develop such a product we advertised a master thesis that allowed a design student (IV) to find a solution. The current prototype consists of a sensor attached to the patient’s body and two watch like receivers, one for the patient the other one for
the HCP. The responsible HCP connects to the patient system and by this provides security to the patient without limiting his or her mobility. On the other hand, the HCP is able to immediately react to changes in patient data (e. g. pulse, temperature, fall) and provide adequate care if necessary. The advantage of this system is that it will be possible to take it home ore into another kind of facility delivering nursing and medical and to use the same technology to monitor patients more remotely. Moreover, the system has societal and behavioural impact on the users. With the Companion, the elderly patients/people are encouraged to be more active and mobile by trusting the system for immediate contact with a HCP; and the nurses will benefit from a reduced workload and stress relief as they do not have to monitor the patient constantly and suffer from excessive amount of (often redundant) auditory alerts
69 Entertrain – Combining Entertainment and Training for Older Persons Münzer, Thomas*1; Planinc, Rainer2; Verhagen, Marylo3; Bllok, Marije3; Wanka, Anna4; Quehenberger, Viktoria5; Lobato Camacho, Baltasar6; Wiersinga, Joris7; Kampel, Martin6 1 Geriatrische Klinik St. Gallen, Switzerland, 2CogVis Software and Consulting GmbH, Vienna, Austria, 3National Foundation for the Elderly, the Netherlands, 4Department of Sociology, University of Vienna, Austria, 5 Samariterbund Wien, Austria, 6BluePoint, Romania, 7SilverFit, The Netherlands, 8Computer Vision Lab Technical University of Vienna, Austria Functional decline and loss of mobility are important risk factors for the loss of independence in older persons living in the community. Thus, interventions that enable physical exercise at home might help to enhance health and independence. Together with the above mentioned consortium we have successfully applied for an EU-AAL grant to develop the project EnterTrain. EnterTrain is a home based exercise gaming platform using currently available gaming technology. The gaming persons will be involved and integrated into the game (like avatars) by a 3-D sensor camera and then perform individualized games that can be adapted by the gaming person’s progress. For gaming development and during a pilot study the person will 1st be tracked by a 3-D sensor and observed by a person and body part tracking system. Personal tracking will deliver data for the development of a movement analysis and a spatio temporal behavior model. In parallel body tracking will later allow the development of the games and personalization. The project prototype will be tested in Vienna and in the Netherlands. Technology acceptance of will be assessed by trained social sciences researchers. In the next phase a prototype will be tested by a group of primary end-end-users. In parallel game development will be implemented by a company with profound experience in the field. The final product shall motivate community dwelling older persons to regularly train and even include their family members into the gaming process allowing a combination of fun, exercise and social interaction. As a positive effect we expect a delay of functional decline that allows the older person to remain independent for a longer period of time.
70 Gesundheitsbezogene Beratungen zur Unterstützung einer selbständigen Lebensführung älterer Menschen im häuslichen Setting – Eine Querschnittstudie Them, Christa*; Schulc, Eva UMIT, Hall in Tirol, Österreich Einleitung: Dem Wunsch älterer Menschen entsprechend, möglichst lange ein eigenständiges Leben im häuslichen Bereich leben zu können, ist aus sozial-, und gesundheitspolitischer Sicht der Förderung der Selbständigkeit älterer Menschen entsprechender Stellenwert einzuräumen. Ziel: Im Rahmen von Präventiven Hausbesuchen soll bei zu Hause lebenden älteren Menschen deren funktionale Gesundheit und, abgeleitet von
den identifizierten Problembereichen und Ressourcen, der individuelle Beratungsbedarf zu gesundheitsbezogenen Themen erfasst werden. Methode: Im Rahmen einer explorativen Querschnittsstudie mit dem Titel“ Präventive Hausbesuche in Tirol“, kam ein multidimensionales pflegerisches Assessment mittels Selbsteinschätzung bei 345 70(+) Jährigen zum Einsatz. Abgeleitet von den individuellen identifizierten Problembereichen und Ressourcen der 70(+) Jährigen, entschieden diplomierte Pflegepersonen welche der 14 empfohlenen und standardisierten Beratungsthemen für jeden einzelnen Teilnehmer relevant waren. Ergebnisse: Die Stichprobe älterer Menschen wurde zunächst hinsichtlich Zugehörigkeit zu vier möglichen Risikogruppen, die funktionale Gesundheit (z. B. Sturzgefährdung,…) betreffend, analysiert. Bei vielen Personen – egal ob keiner oder einer oder mehrerer Risikogruppen zugehörig – zeigte sich eine hohe Selbstpflegekompetenz sowie eine große Anzahl gesundheitsbezogener Einschränkungen. Abgeleitet davon ergab sich großer, wenn auch von den Themen her oftmals unterschiedlicher Beratungsbedarf. Diskussion: Der Präventive Hausbesuch, wie hier durchgeführt, diente als Instrument zur gesundheitsbezogenen Beratung älterer Menschen im häuslichen Setting. Ein großer Beratungsbedarf zur Unterstützung einer selbstständigen Lebensführung zu Hause leitet sich aus dem pflegerischen Assessment der identifizierten Problembereiche und Ressourcen der älteren Menschen ab. Schlüsselworte: Funktionale Gesundheit; 70(+) jährige zu Hause lebende Menschen; Risikogruppe, gesundheitsbezogene Beratung
71 Gesundheitsförderung im Pflegeheim – Was ist das Besondere am Lübecker Modell Bewegungswelten (LMB)? Ralf, Christina1; Krupp, Sonja*2; Krahnert, Anja1; Willkomm, Martin1; Balck, Friedrich1 1 Forschungsgruppe Geriatrie Lübeck. KRK Geriatriezentrum, Lübeck, Deutschland, 2Kr. Rotes Kreuz Lübeck Geriatriezentrum, Lübeck, Deutschland Hintergrund: Pflegebedürftige benötigen Hilfe zur nachhaltigen positiven Beeinflussung ihrer sozialen Vernetzung, körperlichen und geistigen Fähigkeiten, z. B. ein kontinuierliches Training. Dessen Effekte lassen sich nur evaluieren, wenn die Intervention standardisiert erfolgt. Andererseits muss sie so aufbaut sein, dass sich das Anforderungsniveau dem individuellen Status kurzfristig anpassen lässt, damit Über- und Unterforderung vermieden werden. Wie kann dies geleistet werden? Methode: Das von der Forschungsgruppe Geriatrie Lübeck entwickelte LMB kombiniert ein in Pflegeheimen angebotenes zweimal wöchentliches Gruppentraining mit einem täglichen individuellen Training. Geschulte Übungsleiter wählen aus Manualen Elemente so aus, dass die Körper regionen gleichmäßig adressiert werden und dabei in jeder Übungseinheit die Zielkriterien Ausdauer, Gelenkbeweglichkeit, Koordination, Muskelkraft, Kognition und der „Spaßfaktor“ berücksichtigt werden. Ergebnisse Durch die Verankerung der Übungen in „Bewegungswelten“ (z. B. Apfelernte, Bergwanderung) lassen sich körperliche Aktivitäten teilautomatisiert abrufen und es entsteht eine kommunikative Atmosphäre, in der sich die Teilnehmer besser kennenlernen. Die stetige Kooperation mit den Übungsleitern ist erforderlich, um deren Erfahrungen in die Weiterentwicklung des Pools an Manualen einfließen zu lassen. Erste positive Effekte auf die motorischen Fähigkeiten lassen sich beobachten. Schlussfolgerung: Das im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung entwickelte LMB wird zurzeit in 10 Pflegeheimen angeboten und noch 2017 auf mindestens 15 weitere ausgedehnt. Implementierung und Effekte werden auch extern evaluiert (Universitäten Bielefeld und Kiel). Die hohe Zufriedenheit der Älteren mit dem Programm lässt auf eine Langzeitteilnahme hoffen – die wichtigste Voraussetzung für stabilen Erfolg.
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Abstracts 72 LEBENSFREUDE – (auch) im Alter tun, was gut tut: Handlungsorientierte Gesundheitsförderung für und mit SeniorInnen Kriegseisen-Peruzzi, Melanie; Pasqualoni, Pier Paolo; Costa, Ursula* fh gesundheit, Tirol, Innsbruck, Österreich Die Gesundheitsberufe sehen sich heute vor die Aufgabe gestellt, konkrete Antworten auf jene Herausforderungen zu geben, die mit dem demographischen Wandel und dem schrittweisen Anstieg des Anteils an älteren Menschen in der Bevölkerung einhergehen. Entsprechende Zielsetzungen lassen sich etwa am Strategie- und Aktionsplan für gesundes Altern in der Europäischen Region (2012–2020)des WHO Regionalbüros Europa sowie an den Rahmengesundheitszielen des Bundesministeriums für Gesundheit anbinden. Diese Vorgaben decken sich nicht zuletzt mit dem Ziel vieler älterer Menschen, selbstbestimmt zu leben und sich als gesund im Sinne von handlungsfähig, mobil und eingebunden zu erleben. Belastende Alltagsfaktoren – wie der Verlust von nahestehenden Menschen, Wohnortswechsel oder der Pensionsantritt – können die Handlungsfähigkeit in gesundheitsrelevantem Ausmaß belasten. Hier gilt es, Schutzfaktoren zu identifizieren und systematisch zu fördern. Vor dem Hintergrund der aktuellen gesundheitswissenschaftlichen und -politischen Diskussion sowie der Ergebnisse internationaler Studien zu vergleichbaren Angeboten wird das Programm „LEBENSFREUDE – (auch) im Alter tun, was gut tut“ in seinen Eckpfeilern vorgestellt. Dieses ist konsequent handlungswissenschaftlich ausgerichtet und wird seitens der fh gesundheit/Ergotherapie gegenwärtig in Zusammenarbeit mit der Tiroler Gebietskrankenkasse und unterstützt durch den FGÖ pilotiert. Es adressiert Gesundheitsdeterminanten auf den Ebenen der individuellen Lebensweise, der sozialen Netzwerke sowie der Lebens- und Arbeitsbedingungen. Die Stärkung der Gesundheitskompetenz und die Förderung der psychosozialen Gesundheit älterer Menschen (Rahmengesundheitsziele 3 und 9) stehen dabei im Mittelpunkt.
73 Moving Generations – Evaluation of an intergenerational health promotion program based on psychomotricity Mosor, Erika*1; Waldherr, Karin2; Hübel, Ursula3; Pinter-Theiss, Veronika4; Stamm, Tanja1 1 Med. Universität Wien, Institut für Outcomes Research, Vienna, Austria, 2 Ferdinand Porsche FernFH-Studiengänge, Wiener Neustadt, Austria, 3 Wiener Gesundheitsförderung WiG, Vienna, Austria, 4akmö Aktionskreis Motopädagogik Österreich, Vienna, Austria Background: In recent years, different kinds of intergenerational interventions with older adults and preschool children have been conducted. However, only a limited number of evaluation studies and evidence has been found. Aim: The aim of this study was to evaluate the implementation and feasibility as well as the outcomes of an intergenerational health promotion program based on psychomotricity. Method: A clinical multicenter trial using mixed methods was conducted with preschool children and older adults. The study included a pilot phase (10 units; 4 institutions) for evaluating the intervention and the assessments and a roll-out phase (20 units; 16 institutions). Results: In total, 140 participants were included in the present study. Of these, 62 (44%) were children (median age: 6; age range: 3–7 years) and 78 (56%) were older adults (median age: 86; age range: 56–96 years). The process evaluation in the pilot phase revealed several aspects for improvement of the intervention, leading to a positive experience of the intervention evaluated in further focus groups at the end of the rollout phase. The outcome evaluation revealed a statistically significantly higher number of happy facial expressions (primary outcome) of the participants after the intervention when compared to baseline (Wilcoxon test for paired data; p < 0.0001), with a baseline median of 2 (interquartile range – IQR 0–3) and a follow up median of 3 (IQR 2–4). Moreover, a significantly high-
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er number of children initiated intergenerational contacts at the end of the intervention when compared to baseline (Mc Nemar test; p < 0.0001). Conclusion: The intergenerational intervention based on psychomotricity was found to be feasible and able to improve active engagement and intergenerational contact.
74 Trotz Demenz gemeinsam eine schöne Zeit verbringen! Tatzer, Verena C.*1; Zima, Katharina1; Prüfert, Florentina2; Sos, Helga1; Frank, Monika3; Selzer-Haslauer, Ulrike4; Fabianits, Helga4 1 FH Wiener Neustadt, Wiener Neustadt, Österreich, 2Rehabzentrum Tulln, Tulln, Österreich, 3Alzheimer Austria, Wien, Österreich, 4Kuratorium Wiener Pensionistenwohnhäuser Haus Döbling, Wien, Österreich Hintergrund: Ein Umzug in ein Pflegeheim stellt für Menschen mit Demenz und deren Angehörige ein einschneidendes Ereignis dar (Grane heim, Johansson, & Lindgren, 2014). Soziale Partizipation zu erhalten und zu fördern ist ein wichtiges Ziel in der Langzeitbetreuung von Menschen mit Demenz. Vor allem in den fortgeschrittenen Demenzphasen können Kommunikationsprobleme dazu führen, dass Besuche und gemeinsame Aktivitäten als unbefriedigend erlebt werden (Harmer & Orrell, 2008). Betreuende Angehörige sind dabei herausgefordert, mit veränderten Fertigkeiten umzugehen bzw. frühere Aktivitäten, die gerne gemeinsam durchgeführt wurden, anzupassen. Ziel des hier präsentierten Projektes war es, die gemeinsamen Aktivitäten von Menschen mit Demenz mit ihren Angehörigen zu unterstützen und ihre soziale Partizipation zu fördern. Methoden: Nach einer ausführlichen Literaturrecherche und teilnehmenden Beobachtungen bei Ausflügen wurde ein Konzept für eine Informations- und Vernetzungsveranstaltung für Angehörige von Menschen mit Demenz in einer Langzeitpflegeeinrichtung gestaltet und durchgeführt. Inhalte waren Kommunikationsstrategien, mögliche gemeinsame Aktivitäten, Informationen über Aktivitätsangebote in der Einrichtung und Beispiele für einfache Unternehmungen in der näheren Umgebung. Durch die Vernetzung mit einer Selbsthilfegruppe konnte auch den psychosozialen Bedürfnissen der Angehörigen entsprochen werden. Ergebnisse: Der Pilotversuch wurde gut von Angehörigen von Menschen mit Demenz angenommen und kann in ein zukünftiges Angehörigenkonzept integriert werden. Schlussfolgerung: Die Unterstützung der Durchführung gemeinsamer Aktivitäten zwischen Angehörigen und Menschen mit Demenz sollte noch stärker in Organisationen Beachtung finden.
75 Cochlea-Implantate bei Älteren (70+) Prejban, David*1; Fischer, Natalie1; Kreutzer-Simonyan, Armina2; Riechelmann, Herbert1; Schmutzhard, Joachim1 1 Univ. HNO-Klinik, Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich, 2 Univ. HSS-Klinik, Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich Einleitung: Ältere Patienten mit hochgradiger Schallempfindungsschwerhörigkeit können oft mittels Hörgerät nur unzureichend versorgt werden. Wir wollten untersuchen ob eine CI-Versorgung bei Patienten über 70 Jahren ein besseres Sprachverstehen im Vergleich zur konventionellen Hörgeräteversorgung ermöglicht. Methoden: Die Auswertung umfasste 31 Patienten im Alter von 70 Jahren oder älter, die im Zeitraum von 2008 bis 2016 an der HNO-Universitätsklinik Innsbruck mit einem Cochlea-Implantat versorgt wurden. Das maximale Einsilberverstehen wurde präoperativ mit Hörgerät und postoperativ mit Cochlea-Implantat miteinander verglichen. Ergebnisse: Das maximale Einsilberverständnis im Freiburger-Satztest verbesserte sich im Mittel von 18 % (+/– 9 %) präoperativ mit Hörgerät auf 70 % (+/– 9 %) postoperativ mit Cochlea-Implantat. Der Hörverlust für Zahlen (A1-Wert) zeigte im Mittel ebenso eine Verbesserung von 81,25 dB präoperativ mit HG auf 35,54 dB postoperativ mit CI. Ebenso verbesserte sich auf der präoperative Mittelwert der Reintonaudionaudiomertrie (PTA) von 101,12 dB auf 36,06 dB postoperativ. 14 Patienten hatten post-
operativ eine maximale Einsilberdiskrimination von über 70 % (gemessen bei 65 und 75 dB). 23 von 31 Patienten zeigten sich zum Zeitpunkt der Auswertung als aktive User. Schlussfolgerungen: Unsere Ergebnisse stehen in Einklang mit der aktuellen Studienlage. Insgesamt zeigte sich in allen Hörtests eine Verbesserung durch das CI im Vergleich zur präoperativen Hörsituation mit Hörgerät. Schlechtere Ergebnisse zeigten sich bei relativ gutem Hören mit Hörgerät. Bei entsprechender Indikationsstellung, sollte auch Patienten im höheren Lebensalter eine Cochlea-Implantation angeboten werden.
76 Die alternde Stimme – für immer jung? Rosenmayr-Khemiri, Eva-Maria1; Mayer, Stefanie*2 Fachhochschule Wiener Neustadt STG Logopädie, Wiener Neustadt, Österreich, 2Krankenhaus Hietzing mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel, Wien, Österreich
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Die Bevölkerung wird de facto immer älter, ist aktiver und steht länger im Berufsleben – doch der Mensch altert und die Stimme altert mit. Demographische Bezüge lassen folglich Stimmen lauter werden, die Stimme jung zu halten. Doch existiert ein StimmAntiAging? Eine systematische Literaturrecherche beleuchtet, wie sich die alternde Sprechstimme charakterisieren lässt und was zum Alterungsprozess führt. Basierend auf zwei Experteninterviews aus den Fachdisziplinen Phoniatrie und Logopädie zeigt die Arbeit auf, ob und wie dem stimmlichen Alterungsprozess nach aktuellem Forschungsstand entgegengewirkt werden kann. Den größten Erfolg, um die Stimme auch im Alter leistungsfähig zu halten, verzeichnet man gegenwärtig durch eine gesunde Lebensführung, und, wenn StimmAntiAgingProgramme zum Einsatz kommen, durch ein multidisziplinäres Vorgehen, das individuell auf den alternden Menschen und dessen Vitalität abgestimmt ist. Es kristallisiert sich heraus, dass Stimmveränderung und -anstrengung im Alter psychische, berufliche und gesellschaftliche Folgen mit sich bringen kann. Bisweilen existiert jedoch kein evidenzbasiertes Stimm AntiAgingProgramm. Stimme scheint gesellschaftlich etwas zu sein, was zu funktionieren hat – der Krankheitswert wird erst sehr spät wahrgenommen. Es gilt demnach hier anzuknüpfen, um die Stimme adäquat altern zu lassen und sie gleichzeitig bis ins hohe Alter leistungsstark zu halten. Anzuraten ist, schon in jungen Jahren ein individuelles sowie gesellschaftliches Bewusstsein für Stimme zu schaffen. Atem- Stimm- und Sprechtraining, besonders bei sprechintensiven Berufen können Kraft, Ausdauer und Leistungsfähigkeit der Stimme unterstützen. Dabei kann die Fachdisziplin Logopädie fundierte Aufklärungs- und Präventionsarbeit leisten. Vox senium Marker die in Zusammenhang mit stimmlichen Alterungsprozessen stehen, Richter (2011) Heiserkeit; Atemlosigkeit; Instabilität; Veränderungen der Lautstärke; Veränderungen der Tonhöhe; Verlängerte Erholungszeit nach Stimmbelastung Ergebnisse zu aktuellen Studien sowie aus den Experteninterviews der Fachdisziplinen Phoniatrie und Logopädie um den physiologischen Alterungsprozess der Stimme zu verlangsamen (Phono)chirurgische Maßnahmen Medikamentöse Interventionen; (Gesangs)pädagogische Übungen; Logopädische Übungen Übungen aus dem Bereich der Fitness; Psychotherapeutische Interventionen
77 Empowering seniors: supporting elderly and their care network Albayrak, Armagan*; Alberts, Janna; van der Cammen, Tischa Delft University of Technology Faculty of Industrial Design Engineering, Delft, Netherlands
insecure, lonely and lack of control of their own life. Seniors are often not involved in their own care or are perceived as patients. Seniors need to be involved in their care in order to feel empowered. Methods: An extended literature research has been done in order to define the project framework. After the framework was defined multiple user studies including interviews & sessions with seniors and informal & formal care givers has been performed. All these user related insights were combined into a concept. Results: The final design proposed, ‘Flourish’ is an application which support elderly in the ageing process, by reflection, awareness on their well-being and awareness of their possibilities. The goal of Flourish is to increase the elderly’s feeling of being empowered. Through positive reflection on important moments in their daily lives, while assessing their abilities through health assessment, the seniors are supported in the development of their self-efficacy. With tailored advice and inspirational activities, they become aware of their abilities. Flourish enable also the involvement of informal and formal caregivers. Conclusions: However, seniors were positive during the first use of Flourish because of time limitations of this project, the long term effect could not be tested during the evaluation session. Therefore, the long term effect should be tested with a working prototype.
78 Hear – Do – Reflect – Learn: Aktionsorientiertes Lernen als Basis der Implementierung des Grundprinzipienmodells im Rahmen des Projekts Innovative Landespflegeheime Niederösterreich Zojer, Eva*; Mayer, Hanna Institut für Pflegewissenschaft (Universität Wien), Wien, Österreich Hintergrund: Im Rahmen eines Projektes wurde, basierend auf Elementen des Logik-Modells der W. K. Kellogg Foundation (2004), ein Konzept für Pflege und Betreuung im Langzeit-pflegebereich entwickelt (Mayer et al. 2015). Um eine flächendeckende Umsetzung dieses in allen niederösterreichischen Landespflegeheimen zu realisieren und einen Prozess der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Praxis zu initiieren wurde ein Folgeprojekt mit dem Ziel die selbst-gesteuerte Umsetzung anzustoßen, diese zu begleiten und zu reflektieren, durchgeführt. Methode und Vorgehen: Dem gesamten Prozess liegt das Prinzip des Action Learnings (AL) nach Reg Revans (2011) zugrunde, das von der Prämisse Organisationen bzw. Institutionen als lernende Systeme zu betrachten, ausgeht. Der AL Prozess läuft abwechselnd in aktionsorientierten und in Feedbackphasen ab, wodurch ein reflexiver Umgang aller TeilnehmerInnen garantiert wird. Der Lernprozess fokussiert eine konkrete Handlungsebene und ist somit für die Praxis von nachhaltiger Relevanz. Durch den Lernprozess wird eine Neuinterpretation vorangegangener Erfahrungen bei den Teilnehmer Innen vollzogen, um Veränderungen einzuleiten. Dabei wird Expertentum ebenso anerkannt, wie das Lernen von- und miteinander. Somit entsteht ein Zyklus aus kollektiven Lern- und Handlungsphasen, welcher durch immer wieder neu zu stellende Fragen genährt wird und bei Erreichung des gemeinsamen Ziels beendet ist. Ergebnisse: Für jedes der 43 Landespflegeheime konnte auf Grundlage der selbst erarbeiteten Ergebnisse ein individuelles Hausprofil erstellt werden, das zum einen eine Operationalisierung der 6 Grundprinzipien auf Mesoebene, sowie eine Falldarstellung, welche die Umsetzung auf individueller Ebene und einen ersten Umsetzungsplan für die Organisation beinhaltet. Die Hausprofile verstehen sich als Momentaufnahme, bilden aber eine erste gemeinsame Verständigungsbasis und Struktur für konkrete Veränderungsschritte. Diese werden in einem Folgeprojekt weiter realisiert.
Background: Research has shown how important it is for elderly people to feel independent. During the ageing process, the elderly experience several events that have a great impact on both their physical wellbeing, as well as on their mental and subjective wellbeing, resulting in their feeling
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Abstracts 79 IDA – Das interdisziplinäre Dialoginstrument Technikunterstützung im Alltag Tonello, Lucia Kath. Hochschule Freiburg, Freiburg, Deutschland Wenn über die Gestaltung der Lebensphase Alter gesprochen wird, ist der Einsatz von Technik mittlerweile (berechtigt) ein zentraler Aspekt der Überlegungen zur Ermöglichung eines gelingenden Alter(n)s und zentraler Lösungsbaustein bezüglich der systematischen Organisation individueller Versorgung. Der konkrete Einsatz von Technik im Alter rückt aber auch die Beziehung des Menschen zur Technik sowie die Auswirkung der Technik innerhalb der Gesellschaft in den Fokus. Sozialwissenschaftliche, sozialgerontologische und ethische Fragestellungen gewinnen an Bedeutung und müssen bearbeitet werden. Das im Rahmen des interdisziplinären Projektverbundes ZAFH-AAL entwickelte DialoginstrumentIDA ermöglicht dies. Das ZAFH ist ein interdisziplinärer Forschungsverbund, in dem Ingenieurswissenschaftler (Hochschule Furtwangen, IMTEK Universität Freiburg) und Sozialwissenschaftler (Hochschule Ravensburg-Weingarten, Katholische Hochschule Freiburg) kooperieren. Auf Seiten der Ingenieurswissenschaften werden technische Hilfsmittel entwickelt. In einem Metaprojekt, das die interdisziplinäre Kooperation fokussiert und für das wir zuständig sind, werden im Prozess gemeinsam zentrale sozialgerontologische und ethische Perspektiven eingenommen und Antworten erarbeitet. Das als zentrales Ergebnis dieser Arbeit entwickelte Dialoginstrument IDA zielt auf die Ermöglichung, Unterstützung und Förderung des interdisziplinären und prospektiven Dialogs. Auf seinen unterschiedlichen Ebenen schafft es eine handhabbare Umsetzung der notwendigen interdisziplinären Verständigung, die während der Entwicklung assistiver Technik, aber auch an der Schnittstelle zu deren konkretem Einsatz in der gerontologischen Fachpraxis ansetzen kann.
80 Laborchemische Diagnostik der Malnutrition: Was ist sinnvoll? Schaefer, Rolf Marien-Krankenhaus, Bergisch Gladbach, Deutschland Der Vortrag soll einen Überblick über die aktuelle, laborchemische Diagnostik der Malnutrition geben. Er soll die Frage beantworten, welche Laborparameter in der Bestimmung sinnvoll sind bzw. welche Fallstricke sie beinhalten.
81 Pilotprojekt Förderung der Mundhygiene und Mundgesundheit in einem geriatrischen Pflegekrankenhaus Weidinger, Lisa* ; Mag. Dr. Moser-Siegmeth, Verena ; Hämmerle, Sandra ; Terzic, Anda2; Tarnawski, Ulrike2; Metzenbauer, Daniela2; Patsch, Marianne2 1 GGZ, Graz, Österreich, 2Haus der Barmherzigkeit, Wien, Österreich 1
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Immer mehr hochbetagte Menschen verfügen über eigene Zähne. Zahlreichen Untersuchungen zufolge hat die Mundgesundheit (MGH) einen großen Einfluss auf die Gesundheit. Deshalb wurde das Projekt „Verbesserung der MGH“ initiiert. Das Ziel ist das Erreichen der bestmöglichen Zahn- und Mundhygiene durch die Optimierung der zahnärztlichen Versorgung und Etablierung einer professionellen Zahnreinigung. Schulungsmaßnahmen sollen die Mitarbeiter der Pflege in der Durchführung von Mundhygienemaßnahmen unterstützen. Das Projekt basiert auf dem Design einer Interventionsstudie und wird im Zeitraum von 1 Jahr in einem Pflegekrankenhaus durchgeführt. Vor den geplanten Interventionen erfolgt die Erhebung des Mundhygienezustandes der Bewohner (n = 77) mittels strukturiertem Fragebogen. Zusätzlich erfolgt eine Befragung des Pflegepersonals (n = 65) über den Kenntnisstand und Einschätzung der MGH. Als Intervention werden Schulungen der Pflegekräfte, die Implementierung eines Leitfadens, und das Angebot einer professionellen Mundhy-
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giene festgelegt. Die Projektevaluierung ist noch offen, es liegen nur die Ergebnisse der Bewohnerbefragung vor. 86 % der Befragten bewerten in der Selbsteinschätzung ihre MGH als gut bis sehr gut. Schwierigkeiten beim Sprechen oder Essen werden vereinzelt angegeben (<10 %). In der Fremdeinschätzung präsentieren sich ähnliche Ergebnisse. Veränderungen zeigen sich bei der Bewertung von Zunge, Lippen, Zahnfleisch und Speichel (15–33 %). Der Großteil (70–95 %) wurde mit gesund/unauffällig bewertet. Die Ergebnisse des MGH Assessments zeigen ein überraschend positives Ergebnis in der Einschätzung der Bewohner. In der Praxis sehen wir Mängel in der Infrastruktur und hohe Kosten auf Bewohner-Seite, auf Betreuungs-Seite eine lückenhafte Fachkompetenz.
82 Playful Multimodal Training and Diagnostics of People with Dementia: Advanced Flexibility in Care and Daily Monitoring with ‚AktivDaheim‘ Technology Lerch, Alexander1; Lerch, Marianne1; Künstner, Manuela2; Steiner, Josef2; Panagl, Mariella2; Lefkopoulos, Philipp3; Paletta, Lucas*4; Fellner, Maria4 1 FameL GmbH, Seiersberg, Austria, 2Sozialverein Deutschlandsberg, Deutschlandsberg, Austria, 3Bouncing Bytes Lefkopoulos KG, Graz, Austria, 4 Joanneum Research, Graz, Austria Living at home with adequate care is a key objective for persons with dementia. Most therapies exclusively stimulate cognitive processes but studies clarified that locomotion and social activity positively impacts dementia, challenging is daily motivation to exercise. In the project AktivDaheim, a serious game was developed for multimodal training performed by carer and clients. Key element is interactive mat sensing about board game type interaction at social events of people with dementia. Sensed data provide indications for tuning of weekly playful training sessions at home facilitated by informal carer using easily configurable services on a Tablet PC. In a 1 month study (4 training sessions) with 15 participants positive user feedback was collected. A key problem in developing knowledge about dementia is lack of data about mental processes as they evolve over time. Eye tracking data was categorised for daily monitoring of dementia profiles. The prototype with 20 multimodal training units personalises for daily requirements. The AktivDaheim game and its sensing diagnostic toolbox offer affordances for entertaining, measuring and analysis of behavioral parameters, to enable people with dementia to stay longer at home and slowing down the progress of disease.
83 Veränderungen der Inflammationsparameter durch Hausbesuche mit Training- und Ernährungsinterventionen von geschulten Laien bei gebrechlichen Personen Haider, Sandra*1; Grabovac, Igor1; Luger, Eva1; Schindler, Karin2; Lackinger, Christian3; Dorner, Thomas1 1 Institut für Sozialmedizin, Zentrum für Public Health, Medizinische Universität Wien, Österreich, Wien, Österreich, 2Klinische Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel, Universitätsklinik für Innere Medizin III, Medizinische Universität Wien, Österreich, Wien, Österreich, 3Sportunion Österreich, Wien, Österreich Hintergrund: Gebrechlichkeit ist mit erhöhten Inflammationsparametern verbunden. Diese sind Prädikatoren für die Mortalität, weshalb es wichtig ist einen weiteren Anstieg zu verhindern. Methode: Um die Effekte einer Trainings- und Ernährungsintervention mit Hausbesuchen mit sozialer Unterstützung zu vergleichen, wurde eine randomisierte kontrollierte Studie durchgeführt. Gebrechliche und Personen mit einer Vorstufe davon erhielten zweimal wöchentlich Hausbesuche von geschulten Ehrenamtlichen. Während die Trainings- und Ernährungsgruppe (TE; n = 38) sechs kräftigende Übungen durchführte und über Ernährung sprach, bekam die soziale Unterstützungsgruppe (SU; n = 35) nur Hausbesuche. TNF-α, IL-6, CRP und die Handkraft wurden zu Beginn und nach 12 Wochen erfasst. Veränderungen innerhalb
der Gruppen wurden mit gepaarten T-Tests, Unterschiede zwischen den Gruppen mit ANCOVAs mit Messwiederholung analysiert. Der Zusammenhang zwischen Veränderungen der Inflammationsparameter und der Handkraft wurden mit logistischen Regressionen berechnet. Ergebnisse: In der TE Gruppe blieb das log-transformierte IL-6 und CRP stabil. In der SU Gruppe stiegen log-IL-6 (0,16 pg/ml; 95 % KI = 0,04–0,28) und log-CRP (0,28 mg/l; 95 % KI = 0,02–0,54) jedoch signifikant an. Somit konnte ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen erkannt werden. Weder in der TE noch in der SU Gruppe veränderte sich das TNF-α. Personen, die die Handkraft erhöhen konnten, hatten eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit ein konstantes oder reduziertes logCRP zu haben (OR 2,93; 95 % KI = 1,07–8,04). Schlussfolgerung: Gebrechliche und Personen mit einer Vorstufe davon sollten an Hausbesuche mit Trainings- und Ernährungsintervention teilnehmen, da diese den Anstieg von IL-6 und CRP hinauszögern oder sogar verhindern.
84 Wieder mobil oder bettlägerig? – Eine Analyse von Prozessen, Bedingungen, Einflussfaktoren und Mechanismen auf schleichende Immobilisierung und Wiedererlangung der Mobilität in der institutionellen Langzeitpflege (LZP) – eine Synthese zweier qualitativer multiple holistic Case Studies Schrank, Sabine1; Mayer, Hanna1; Adlbrecht, Laura*2 1 Universität Wien, Wien, Österreich, 2Wien, Österreich Hintergrund: 50–99 % der LZP BewohnerInnen werden zusehends immobiler[1], allerdings steigt die Mobilität auch bei rund 10 %, woraus geschlossen werden kann, dass der Prozess der zunehmenden Immobilisierung teilweise verlangsamt, gestoppt oder sogar umgekehrt werden kann. Details, die zur näheren Klärung des Prozesses beitragen, um eine stabile theoretische Grundlage für Interventionsprogramme zu entwickeln, sind bislang noch ausständig. Im Rahmen des Forschungsschwerpunktes Bettlägerigkeit am IPW der Universität Wien wurden dazu in zwei getrennten wissenschaftlichen Arbeiten die Entstehung von Bettlägerigkeit und die Wiedererlangung der Mobilität untersucht. Methode: Beiden Studien liegt ein qualitatives multiple holistic Case Study Design zugrunde. Ergebnisse: Beide Prozesse werden von in Wechselwirkung stehenden institutionellen, professionellen und bewohnerspezifischen Faktoren beeinflusst: Anreize selbständiger zu werden, Möglichkeiten sinnvoller Bewegung, architektonische Rahmenbedingungen, Zielsetzungen der Pflege und BewohnerInnen, Kompetenz ganzheitlicher Betrachtungsweisen, aber auch Einsatz freiheitsentziehender Maßnahmen stellen einige Faktoren auf institutioneller bzw. professioneller Ebene dar. Schlussfolgerungen: Mobilität wird in der LZP oft auf die Prävention von Stürzen und Dekubiti reduziert und fokussiert zu wenig das Steigern bzw. Wiedererlangen der Selbständigkeit der Personen. Förderliche Maßnahmen sind besonders effektiv, wenn sie an die individuelle Situation der BewohnerInnen angepasst sind, deren Einschränkungen und vor allem auch Zielsetzungen berücksichtigen. Die Umsetzung dieser Maßnahmen setze spezifische Kompetenz im Bereich Mobilität und individueller Fallarbeit voraus.
85 Der Pflegenotdienst der Johanniter in Wien. Lückenlose Versorgung an sensiblen Schnittstellen. Gottwald, Anneliese Pflegenotdienst der Johanniter, Wien, Österreich Die Schnittstelle vom Krankenhaus nach Hause kann für pflegebedürftige Menschen, nicht nur für betagte Menschen, ein Risiko in der Betreuung sein. Der Informationsaustausch zwischen Pflege und Betreuung von stationär nach extramural ist eine sensible Schnittstelle. Der Pflegenotdienst sichert im Fall einer Lücke, den reibungslosen Fortbestand der Betreu-
ung genau an dieser sensiblen Stelle. In den Abend- und Nachtstunden ist eine Entlassung nach einer ambulanten Kontrolle im Spital manchmal mit Risiko behaftet. Auch hier ist der Pflegenotdienst ein Beitrag zur lückenlosen Überleitung in der Versorgung von pflege- und hilfsbedürftigen Menschen. Wir stellen uns den aktuellen Anforderungen an Schnittstellen in der mobilen Pflege. Die Betreuung von Menschen mit Demenz und hier vor allem die Sorge für die Angehörigen und Notfälle in der palliativen Versorgungsstruktur in Wien häufen sich. Menschen mit einer hochkomplexen Betreuungssituation, wo Pflege, Sozialarbeit gepaart mit medizinischer Kompetenz nötig sind und das lückenhafte Angebot der 24-Stunden-Betreuung stellen uns immer wieder vor Herausforderungen. Die Organisation einer langfristigen Pflege und Betreuung und die Vernetzung mit den Gesundheitseinrichtungen in Wien sichern das Betreuungsnetz für die betroffenen Menschen und ihrer Angehörigen nachhaltig. Der Pflegenotdienst der Johanniter, ein unverzichtbarer Bestandteil in der Gesundheitslandschaft in Wien. Die Pflegelücke, ein oft beklagtes Thema in Österreich, ist in Wien durch den Pflegenotdienst an der Schnittstelle zwischen Spital und zuhause nicht aktuell.
86 Fortbildung von Personenbetreuer: Train to Care Pichler, Irene Caritas Rundum Zuhause betreut, Wien, Österreich PersonenbetreuerInnen sind im Rahmen der sogenannten „24-Stunden Betreuung“ mit schwierigen Situationen konfrontiert: die Betreuung von Menschen mit Demenz, schwierige Familiensituationen, bestehender Pflegebedarf. Um PersonenbetreuerInnen einerseits zu entlasten und um andererseits die Betreuungssituation für die zu Hause betreuten Menschen zu verbessern, hat die Caritas mit ihrem Pilotprojekt „Train to Care“ freiwillige Weiterbildungen für in Österreich arbeitende PersonenbetreuerInnen angeboten. Die Evaluation zeigte, dass dieses Vorgehen eine effektive Maßnahme in der Qualitätssicherung und -entwicklung ist.
87 Pilotstudie Ergotherapie bei Demenz in Niederösterreich Böhm, Corinna*; Pekar, Tatjana; Fellinger, Ulrike Fachhochschule Wiener Neustadt, Wiener Neustadt, Österreich Hintergrund: Im Österreichischen Demenzbericht 2014 wurde die Versorgungssituation von Menschen mit Demenz auch im Hinblick auf nichtmedikamentöse Therapien dargestellt. Zu diesen Interventionen zählt Ergotherapie, die nachweislich zur Symptomverbesserung führen kann. Derzeit fehlen österreichweit umfassende Daten zur Versorgungslage für diese Klientel. Als Beitrag zur Generierung von Versorgungsdaten in Bezug auf Ergotherapie wurde im Auftrag des Berufsverbands Ergotherapie Austria gemeinsam mit der FH Wiener Neustadt das vorliegende Pilotprojekt entwickelt. Es sollten Daten zum aktuellen ergotherapeutischen Versorgungsangebot für Menschen mit Demenz in Niederösterreich (NÖ) erhoben werden. Methode: Die Erhebung wurde 2016 als Onlinebefragung durchgeführt. Der Fragebogen wurde an die Mitglieder des Berufsverbands ausgesandt und im Schneeballsystem verteilt. Befragt wurden ErgotherapeutInnen, die im Jahr 2015 in NÖ mit Menschen mit Demenz gearbeitet haben. Die generierten Daten wurden deskriptiv ausgewertet. Ergebnisse: Von 150 Datensätzen konnten 139 ausgewertet werden. Mindestens 116 ErgotherapeutInnen arbeiteten 2015 in NÖ im Bereich der Demenz. Es konnten Aussagen im Hinblick auf die Versorgung mit Ergotherapie in den einzelnen Bezirken sowie zu Arbeitssetting, Case Load, Klientencharakteristik, Zuweisungspraxis und Fortbildungssituation der Teilnehmenden getätigt werden. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse liefern wichtige Informationen zum aktuellen ergotherapeutischen Versorgungsangebot in NÖ und zum Leistungsangebot der Ergotherapie für Menschen mit Demenz. Die vorliegen-
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Abstracts de Pilotstudie kann für Erhebungen in anderen Bundesländern adaptiert werden und leistet einen Beitrag zur umfassenden Darstellung der Versorgung der Klientel.
88 Prävention und Rehabilitation bei geriatrischen Patienten/QS: Was bringen neue gesetzliche Festlegungen (Präventionsgesetz 2015, Neues Begutachtungsassessment 2017)? Penz, Michael*; Neuhaus, Birgit MDK Bayern, Fachbereich Geriatrie und Rehabilitation, Deutschland Hintergrund: Geriatrische Reha ist nachhaltig erfolgreich (KC Geriatrie 2016). Geriatrische Reha ist vor dem Hintergrund einer zunehmenden demografischen Herausforderung und Umsetzung der sozialpolitischen Forderungen ambulant vor stationär und Rehabilitation vor und in der Pflege umzusetzen (SGBV, IX und XI). Das Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz (PNG, 10/2012) sieht bereits eine detaillierte und separate Begutachtung zur Notwendigkeit einer medizinischen Reha vor mit nachfolgender Optimierung (best practice standard). Ab 2017 wird ein Neues Begutachtungsassessment (NBA) per Gesetz (Pflegestärkungsgesetz II) deutschlandweit verbindlich in der sozialmedizinischen Begutachtung eingeführt. Methoden: Schulung aller MDK-Gutachter (SGB XI, MDK Bayern 350 Gutachter 2012–16) zur Beurteilung der Notwendigkeit einer medizinischen Reha auf Grundlage einer separaten Begutachtung im Rahmen der Feststellung von Pflegebedürftigkeit, Beurteilung der Ergebnisse der Pflegebegutachtung nach SGB XI (10/12–12/16) hinsichtlich Aussagen zur Notwendigkeit einer medizinischen Reha (ca. 200.000 Gutachten/a) Ergebnisse: Aussagen zur Notwendigkeit einer medizinischen Rehabilitation, Aussagen zur Notwendigkeit einer indikationsspezifischen vs. geriatrischen Reha, Aussagen zur Notwendigkeit von therapeutischen Maßnahmen (excl. Reha), Abbildung der Notwendigkeit von Behandlungsmaßnahmen im Rahmen der Feststellung von Pflegebedürftigkeit gem. SGB XI. Problematik der Feststellung der Notwendigkeit einer Reha im Rahmen einer Begutachtung, Schnittstelle Begutachtung gem. Antragstellung und Behandlungsverantwortung in der vertragsärztlichen Versorgung. Schlussfolgerungen: Auf der Grundlage von ca. 200.000 Begutachtungen/Jahr im Rahmen der Pflegebedürftigkeitsfeststellung (MDK Bayern, 10/12–12/16) wird die separate strukturierte Rehabegutachtung ausgewertet und im Verlauf die sozialmedizinischen Begutachtungen verglichen und somit eine Analyse zur Zielerreichung („Reha vor und in der Pflege“) vorgenommen. Der Beginn des Neuen Begutachtungsassessments (NBA, verbindliche Einführung ab 01/2017) wird erstbewertet.
89 Das ärztliche Versorgungsmodell des Kuratoriums Wiener Pensionisten-Wohnhäuser (KWP) aus der Sicht der BewohnerInnen, Angehörigen und Pflegepersonen Brown, Ingrid; Kalchmayr, Reinhard*; Moormann, Renate; Retschitzegger, Harald KWP, Wien, Österreich Hintergrund: Österreich befindet sich in einer Phase massiver Veränderung in der Bevölkerungsstruktur. Waren 1990 noch nicht ganz 15 % der Gesamtbevölkerung 65 Jahre und älter, so werden es 2030 bereits mehr als 23 % (Statistik Austria) sein. Das Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser (KWP) leistet mit seinen 30 „Häusern zum Leben“ einen wesentlichen Beitrag zur umfassenden Betreuung hochaltriger und pflegebedürftiger Menschen. In diesen Häusern wird versucht Zufriedenheit im Alter erlebbar zu machen. Eingerahmt in ein interdisziplinäres Team aus Pflege, TherapeutInnen und PsychologInnen kommt dem Medizinischen Dienst und seinen rund 34 angestellten ÄrztInnen eine besondere Bedeutung zu. Methode: In 8 der 30 KWP-Häuser werden jeweils 5 BewohnerInnen, 5 Angehörige und 5 Mitarbeitende aus dem Pflegebereich mittels Fragebogen befragt, was sie an der aktuellen Form der medizinischen Betreuung
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besonders schätzen bzw. was Sie vermissen würden, wenn es diese Form der ärztlichen Betreuung durch fix angestellte ÄrztInnen nicht gäbe. Ergebnisse: Die Ergebnisse dieser Befragung werden beim Kongress präsentiert. Wie weit ist den Betroffenen die hierorts stattfindende medizinische Betreuung bewusst bzw. ein Anliegen oder sogar ein Grund diesen Träger gewählt zu haben? Das „Bewusstsein optimaler medizinischer Versorgung“ soll in kleinen Samples erfragt werden, auch um daraus Erkenntnisse für eine optimale Versorgung und weitergehende Studien ableiten zu können. Schlussfolgerung: Ärztliche Betreuung in Pflegeheimen durch angestellte ÄrztInnen ist österreichweit gesehen die Ausnahme und nicht die Regel. In den Schlussfolgerungen wird dargestellt, wie weit sowohl die betroffenen Menschen (BewohnerInnen und Angehörige) bzw. kooperierende MitarbeiterInnen von der kontinuierlichen medizinischen Versorgung vor Ort profitieren bzw. was daran als besonders wichtig erachtet wird.
90 Das Thrombembolierisiko des geriatrischen Patienten nach gelenknahen Femuroperationen in Abhängigkeit vom Operationszeitpunkt. S3-Leitlinie (Expertenmeinung) nun auch per Datenlage statistisch belegt Seidel, Harald*; Kolb, Gerald St. Bonifatius Hospital, Lingen, Deutschland Einleitung: Nach „allgemeiner Lehrmeinung“, senkt eine zeitnahe Operation nach Knochentrauma das perioperative Thrombembolierisiko. Dieser Grundsatz einer S3-Leitlinie (1) wurde bislang nicht mit Daten belegt. Material und Methoden: Datenbasis: 1999/2000 untersuchten wir die Wirksamkeit einer Kurz- und Langzeit-Prophylaxe mit Certoparin in der sog. „CP-LP 1 Studie“. Hierbei handelt es sich um eine doppelt verblindete Multicenterstudie mit 360 Studienpatienten, die wegen einer endoprothetischen oder osteosynthetischen Versorgung der unteren Extremitäten (Operation mit anschließender stationärer Nachversorgung/Rehabilitation) behandelt wurden (2). Untersuchung, Datenauswertung: 220 von 360 Protokollen, der CP-LP 1 Studie wurden bezüglich „Des Thrombembolierisikos in Abhängigkeit vom Operationszeitpunkt“ untersucht. Ergebnisse: Bei insgesamt 45 der 220 auszuwertenden Studienpatienten trat bis d. 42. p.OP eine thrombembolische Komplikation auf (TVTGesamtrisiko = 20,45 %). In Gruppe 1 (OP innerhalb von 24 Stunden; n = 108 Pat.) traten insgesamt 15 TVT auf (gruppenspezifisches TVT-Risiko = 13,89 %). In Gruppe 2 (OP nach 24 Stunden, n = 112 Pat.) traten insgesamt 30 TVT auf (gruppenspezifisches TVT-Risiko = 26,78 %). Schlussfolgerung: Der Operationszeitpunkt (<24 h/>24 h) bestimmt signifikant das Auftreten von thrombembolischen Komplikationen. Eine mehr als 24 Stunden verzögerte Operation verdoppelt das Thrombembolierisiko. Die S3-Leitlinie zur Empfehlung einer frühzeitigen OP als „Basismaßnahme zur Senkung des Thrombembolierisikos“ als sog. Expertenmeinung kann nun auch per Daten statistisch eindeutig belegt werden. Literatur 1. S3-Leitlinie Prophylaxe der venösen Thromboembolie (VTE), AWMF LeitlinienRegister Nr. 003/001, 2015 2. Kolb G, et al (2003) Thromb Haemost 90:1100–1105
91 Deutsche Übersetzung des Performance-Oriented Mobility Assessment nach Tinetti
93 Gesundheitsfachpersonen als Angehörige – eine wichtige Stütze im Alter
Schülein, Samuel*1; Pflugrad, Lisa2; Petersen, Hannes1; Volland-Schüssel, Käte2; Gaßmann, Karl-Günter1 1 Geriatrie-Zentrum Erlangen, Waldkrankenhaus St. Marien, Erlangen, Deutschland, 2Institut für Psychogerontologie, FAU Erlangen-Nürnberg, Nürnberg, Deutschland
Liebert-Keller, Yvonne*; Jähnke, Anke; Käppeli, Andrea; Bischofberger, Iren Careum Forschung/Kalaidos Fachhochschule Gesundheit, Zürich, Schweiz
Hintergrund: Sowohl in der Forschung als auch in der klinischen Praxis wird zunehmend Wert auf standardisierte und evaluierte Verfahren gelegt. Sie liefern Aussagen, die hinsichtlich Befunderhebung, Handlungsbedarf, Erarbeitung von Behandlungszielen, der Evaluation von Behandlungsverläufen und Prognosen von Bedeutung sind. Nicht zuletzt dienen sie der Rechtfertigung für die Kostenübernahme gegenüber offiziellen Stellen. Eine deutsche Version des Performance-Oriented Mobility Assessment nach Tinetti (POMA) lag bisher noch nicht in einer autorisierten Form vor. Ziel: Diese Arbeit erstellt eine methodisch übersetzte deutsche Fassung des POMA, welche bisher teils nicht veröffentlichte Instruktionen für die testende und zu testende Person bereitstellt. Methoden: Als Grundlage für den Übersetzungsprozess dienten die international anerkannten Recommendations for the Cross-Cultural Adaptation of Health Status Measures. Anhand dreier Übersetzungen aus der Originalsprache in die Zielsprache wurde eine vorläufige Konsensversion erstellt, welche wiederum von zwei Muttersprachlerinnen in die Originalsprache zurück übersetzt wurde. Ergebnisse und Diskussion: Mit dieser neuen nun erstmals auch autorisierten deutschen Übersetzung des POMA liegt eine Fassung dieses Instruments vor, die eine Vereinheitlichung im deutschen Sprachraum erreicht und eine bessere Vergleichbarkeit mit internationalen Studien gewährleistet.
92 Entwicklungen und Qualitätssicherung in der häuslichen Betreuung Cichocki-Richtig, Beatrix Österreichisches Rotes Kreuz, Graz, Österreich Zusammenarbeit 24-Stunden Betreuung und mobile Pflege am Beispiel der 24 Stunden Personenbetreuung des Roten Kreuzes Steiermark. Seit 2014 bietet das Rote Kreuz Steiermark in Kooperation mit der Organisation Altern in Würde und im Rahmen eines umfassenden Gesamtkonzeptes die 24 Stunden Personenbetreuung in der Steiermark an. Die strukturellen Gegebenheiten für Personenbetreuer/innen in der 24-Stunden Betreuung sind geprägt durch die Dauer der Arbeitszeit, die vielschichtigen Anforderungen und die Beziehung zum/zur Klienten/in bzw. Angehörigen und dessen/deren Erwartungen. Daraus erwachsen physisch und psychisch belastende Arbeitsbedingungen mit weitreichenden Auswirkungen auf die Qualität der Betreuung. Hier setzt das Konzept der Zusammenarbeit der mobilen Dienste des Roten Kreuzes mit der 24 Stunden Personenbetreuung an: eigens nominierte und geschulte Diplompflegefachkräfte des mobilen Dienstes des Roten Kreuzes erheben die Betreuungs- bzw. Pflegesituation beim Klienten/ bei der Klientin und begleiten in weiterer Folge die Betreuer/innen und den/die Klienten/in, wobei sich die Intensität der begleitenden Maßnahmen (Schulung, Beratung) nach dem Bedarf der betreuten Person richtet und in regelmäßigem Austausch mit dem Kooperationspartner Altern in Würde stattfindet.
Hintergrund: Das Gesundheitssystem der Schweiz ist auf die Unterstützung durch Angehörige angewiesen. Gesundheitsfachpersonen sorgen häufiger als andere Berufsgruppen für ihre pflegebedürftigen Nächsten. Diese beruflich-private Doppelrolle wird international als „Double-Duty Caregiving“ bezeichnet. Sie ist mit verschiedenen Chancen und Herausforderungen verbunden. Darüber ist in der Schweiz wenig bekannt. Deshalb wird dieses Forschungsprojekt durchgeführt, welches u. a. durch die Pflegewissenschaft Schweiz finanziert wird. Methode: Das Forschungsprojekt folgte einem sequenziellen Mixed-Methods-Design. Mit 30 Gesundheitsfachpersonen wurden narrative Interviews geführt, die den Fokus auf das Erleben legten. Nach sechs Monaten wurden elf dieser Personen erneut interviewt. Die Datenanalyse erfolgte nach Grounded Theory. Die Ergebnisse dienen zur Entwicklung eines Surveys, der 2017 in fünf Betrieben der Gesundheitsversorgung in der Region Zürich durchgeführt wird. Ergebnisse: Die Befragten kümmerten sich um ihre betagten Angehörigen und berieten sie in schwierigen Entscheidungssituationen. In Institutionen sorgten sie durch Überwachung der pflegerischen und ärztlichen Maßnahmen für eine qualitativ gute Versorgung. Die Doppelrolle wurde als bereichernd erlebt, wenn berufliche und private Betreuung sich positiv beeinflussten. Als belastend wurde sie erfahren, wenn eigene und fremde Erwartungen nicht erfüllt werden konnten. Schlussfolgerung: Double-Duty Caregivers sind für die Gesundheitsversorgung im Alter eine wichtige Ressource. In der privaten Betreuungssituation wirken sie durch ihren beruflichen Hintergrund fördernd auf die Versorgungsqualität. Ihre im privaten Bereich gewonnenen Einsichten sensibilisieren sie am Arbeitsplatz für die Bedürfnisse von älteren Menschen.
94 LQDem-Tyrol – Lebensqualität von Menschen mit Demenz in Tiroler Pflegeheimen Deufert, Daniela Private Universität UMIT, Hall in Tirol, Österreich Hintergrund: In Österreich leben aktuellen Schätzungen zufolge ca. 130.000 Menschen mit einer demenziellen Erkrankung. Die Aufrechterhaltung und Förderung der Lebensqualität (LQ) ist zentales Ziel der pflegerischen Versorgung von Menschen mit Demenz. In Österreich ist die LQ von Menschen mit Demenz in Langezeitpflegeeinrichtungen noch wenig erforscht. Für Tirol liegen diesbezüglich keine Daten vor. Ziel der Studie war die Darstellung der LQ von Bewohnern in Tiroler Pflegeheimen mit leichter bis schwerer und sehr schwerer Demenz. Methode: Als Studiendesign wurde ein quantitatives Querschnittdesign gewählt. Zur Datenerhebung wurden die Instrumente QUALIDEM (Quality of Life in Dementia questionnaire) und FAST (Functional Assessment Staging) eingesetzt. Ergebnisse: Es konnten die Daten von 149 Personen mit leichter bis schwerer Demenz (FAST 4–6) und 80 Personen mit sehr schwerer Demenz (FAST 7) in 28 Tiroler Pflegeheimen ausgewertet werden. Es zeigten sich insgesamt höhere LQ-Werte bei den Personen mit leichter bis schwerer Demenz. Der QUALIDEM-Gesamtscore lag in der Gruppe FAST 4–6 bei 78,2 und in der Gruppe FAST 7 bei 68,9. Die höchsten LQ-Werte lagen in der Gruppe FAST 4–6 in der Kategorie Positiver Affekt und in der Gruppe FAST 7 im Bereich Soziale Isolation. Die niedrigsten LQ-Werte konnten in den Bereichen Etwas zu tun haben (FAST 4–6) und Soziale Beziehungen (FAST 7) ermittelt werden. Schlussfolgerung: Die Studienergebnisse liefern erste Daten und Anhaltspunkte für mögliche Entwicklungen bzw. erforderliche Veränderungen in der Pflege von Menschen mit Demenz in Tiroler Langzeitpflegeeinrichtungen. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie · Suppl 1 · 2017
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Abstracts 95 Multidimensionale Differenzierung einer selbstständigen Lebensführung von selbstständigen gegenüber hilfsbedürftigen älteren Menschen im häuslichen Setting Schulc, Eva*; Them, Christa UMIT, Hall i. Tirol, Österreich Hintergrund: Zur systematischen Erfassung von Selbständigkeit beziehungsweise Pflegebedürftigkeit mittels Messung der grundlegenden Alltagsaktivitäten (ATL) wird seit über 50 Jahren international der Barthel-Index (B-I) herangezogen. Dieser wird aufgrund seiner Eindimensionalität zum Teil von Experten kritisiert. Ziel: Das Ziel dieser Studie war es, die Angemessenheit des B-I, als ein grundlegendes Einschätzungsinstrument für die Identifizierung einer Risikogruppe bei zu Hause lebenden Personen im Alter von 70(+) Jahren, die in der Fähigkeit zum selbständigen Leben gefährdet ist, zu erforschen. Methode: Im Rahmen einer Sekundäranalyse wurde mit Daten von 344 70(+)-jährigen zu Hause lebenden Menschen die Stärke des Zusammenhanges zwischen selbstständigen (Summenscore (SC) 85–100 Pkte.) und hilfsbedürftigen (SC 0–80 Pkte.) gemäß B-I unter Berücksichtigung von 30 funktionalen Gesundheitsindikatoren (= validierter Fragebogen zur selbstständigen Lebensführung), analysiert. Als Zusammenhangsmaß diente Odds Ratio (OR) mit einem 95 % Konfidenzintervall. Ergebnisse: 23 % (n = 79) der 70(+) Jährigen konnten gemäß B-I als hilfsbedürftig, 77 % (n = 265) als selbstständig eingestuft werden. Beispielhaft war, dass bei den Hilfsbedürftigen die Chance sich in einer von sieben Pflegestufen zu befinden sechsmal höher, an Atemnot in Ruhe zu leiden 15 mal höher, Haushaltshilfe in Anspruch zu nehmen 19mal höher und Pflege in Anspruch zu nehmen 35mal höher war im Vergleich zu den Selbstständigen. Schlussfolgerung: Die multidimensionale Differenzierung einer selbstständigen Lebensführung von selbstständigen und hilfsbedürftigen 70(+) Jährigen im häuslichen Setting mittels B-I erscheint hilfreich und erlaubt die Identifizierung einer Risikogruppe für eine zielgruppenspezifische Unterstützungsplanung im Bereich der häuslichen Primärversorgung in Österreich.
96 Nursing staffs competence in mobility care Gattinger, Heidrun*1; Senn, Beate1; Hantikainen, Virpi1; Köpke, Sascha2; LeinoKilpi, Helena3 1 Institut für Angewandte Pflegewissenschaft, FHS St. Gallen, St. Gallen, Switzerland, 2Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Universität Lübeck, Lübeck, Germany, 3 Department of Nursing Science, Universität Turku, Turku, Finland Background: Between 75% and 89% of residents living in long-term care facilities have limited mobility. Nursing staff has a key position to promote and maintain the mobility of these persons. This requires competence. Kinaesthetics is a training concept used to increase nursing staff ’s interaction and movement support skills for assisting care-dependent persons in daily activities. The study aimed to evaluate nursing home staffs’ self-reported and observed competence in mobility care. Method: A cross-sectional design involving a survey and an observational study was employed. For the survey data were collected with the Kin aesthetics Competence (KC) self-evaluation scale. For the observational study nursing staffs’ competence was assessed with the Kinaesthetics Competence (KC) observation instrument. Instruments’ means scale scores range from 4–16 (4 = poor competence, 16 = very good competence). The levels of competence were calculated and a generalized linear model was constructed to evaluate the factors explaining KC self-evaluation and KC observation scores. Results: 180 persons returned the questionnaire (84%). In the observational study 40 persons were included. Nursing staff ’s mean sum score on the KC self-evaluation scale was 13.0 (SD 1.44). Nursing staffs’ mean sum score on the KC observation instrument was 10.8 (SD 2.44). A higher KC
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Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie · Suppl 1 · 2017
self-evaluation score was explained by kinaesthetics training (p = 0.000) and level of employment (p = 0.000). A higher KC observation score was explained by longer experience in nursing home care (p = 0.010), more passed kinaesthetics training courses (p = 0.007) and additional kinaesthetics training during the last twelve months (p = 0.020). Conclusion: Nursing staff strengths in mobility care as well as areas that needed to be improved were identified.
97 Qualitätssicherung in der 24 Stunden Betreuung. Sicher. Kompetent. Fair. Nagel, Roland Hilfswerk Österreich, Wien, Österreich Es ist den NGO’s Hilfswerk, Caritas und Volkshilfe ein großes Anliegen die Qualitätssicherung im kritisch betrachteten Bereich der 24 Stunden Betreuung zu sichern und ein sichtbares Zeichen zu deren Förderung zu setzen. Mit dem Label: „SISchweizR.KOMPETENT.FAIR.“ sind die genannten Einrichtungen Ende 2015 eine Selbstverpflichtung zu Qualität, Transparenz und Sicherheit eingegangen. Das Wohl der zu betreuenden Menschen leitet unser Handeln. Ebenso ist es uns ein großes Anliegen darauf zu achten, dass die erforderliche Fairness für die Personenbetreuerinnen/Personenbetreuer sichergestellt ist. Hierbei kommt den gemeinnützigen Organisationen ihre jahrelange Erfahrung in der Langzeitpflege zu Gute. Die 24 Stunden Betreuung soll als Ergänzung zu unseren vielfältigen Angeboten dazu beitragen, betreuungsbedürftigen Menschen einen angenehmen und sicheren Lebensabend in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Dieser Vortrag hat das Ziel mehr Klarheit zu schaffen, wofür die 24 Stunden Betreuung gedacht ist und welche Qualitätskriterien im Zusammenhang mit dem erwähnten Label verbunden sind.
98 Vergleich der Posturographie mit dem Tinetti-Testverfahren zur Bewertung des Sturzrisikos Becker, Reinhild*; Dovjak, Peter Akutgeriatrie, KH Gmunden, Gmunden, Österreich Einleitung: Ursächlich für jede 6.Spitalsaufnahme ist ein Sturz. 20 % der Patienten bleiben nach einem Sturz immobil. Damit muss der Sturzprävention ein hoher gesundheitsökonomischer und gesellschaftspolitischer Stellenwert zukommen. Zielsetzung: Um zu beurteilen, ob das bereits im geriatrischen Assessment an der AGR verwendete Tinetti-Testverfahren mit dem apparativen Testverfahren korreliert werden kann. Methode: Retrospektive Beobachtung an 86 Patienten mit geriatrischem Profil (geriatrietypische Multimorbidität und höheres Lebensalter – meist über 70 Jahre; Def. der DGG) welche im Zeitraum von 10. 02. 2016– 22. 04. 2016 konsekutiv an der AGR aufgenommen wurden. Bei der stationären Aufnahme wurden alle Patienten im Rahmen des geriatrischen Assessments mittels Tinetti-Testverfahren getestet. Zusätzlich wurden diese Patienten nochmals mittels Posturographie nachuntersucht. Es stand ein Posturographiegerät Tetrax der Firma BeamMed Ltd. (Sunlight) [Headquarters: 8 Halapid St., P.O Box 7520, Petach Tikva 49170, Israel] zur Verfügung. Bei dem Tinetti-Testverfahren wurde ein Cut-off-Wert von 23 Punkten festgelegt. Dieser Wert wurde mit dem Ergebnis der Posturographie korreliert. Ergebnis: In unserem Kollektiv konnte eine hohe Rate an sturzgefährdeten Patienten gemäß den beschriebenen Cut-off-Werten festgestellt werden. Wir fanden eine hohe Korrelation zwischen dem Sturzindex und dem Tinetti-Testverfahren. Schlussfolgerung: Die Posturographie bietet sich als objektive Methode zur Erhebung des Sturzrisikos an und korreliert gut mit dem an der AGR etablierten Tinetti-Testverfahren.
Autoren A Adlbrecht, Laura Albayrak, Armagan Alberts, Janna Astner Dr.med., Alois Attems, Kristin
59, 84 22, 77 77 27 19
Gosch, Markus Gottwald, Anneliese Grabovac, Igor Griesser, Anna Grillari, Johannes
35 85 83 55 67
H B Baisch, Stefanie Balck, Friedrich Bauer, Gudrun Becker, Jana Becker, Reinhild Beutner, Katrin Bischofberger, Iren Bllok, Marije Böhm, Corinna Böhmdorfer, Birgit Breunig, Nadine Brown, Ingrid Burgstaller, Melanie
46 71 43, 51 62 98 17, 32, 63 93 69 87 21, 25 66 89 6
C Cichocki-Richtig, Beatrix Costa, Ursula
92 72
11 94 81 83 98 46 28 36
E Eglseer, Doris
23
F Fabianits, Helga Faul, Eva Fellinger, Ulrike Fellner, Maria Fischer, Natalie Frank, Monika Franke, Prof. Dr. Annette
74 41, 43 87 82 75 74 5
G Gäbler, Martin Gaßmann, Karl-Günter Gattinger, Heidrun Gogol, Manfred Görnig, Matthias
83 11 81 49, 65 96 18 55 67 7, 9, 28 43, 51 56 14 52 73 53
I Imhof, Lorenz
49, 65
J
D Dehoff, Peter Deufert, Daniela Dolhaniuk, Ingrid Dorner, Thomas Dovjak, Peter Dudek, Melanie Durwen, Herbert Dutzi, Ilona
Haider, Sandra Hallwirth-Spörk, Christina Hämmerle, Sandra Händler-Schuster, Daniela Hantikainen, Virpi Hanussek, Barbara Hedenik, Marina Heissenberger, Clemens Heppner, Hans Jürgen Hildebrandt, Christiane Hoff, Tanja Hofmann, A Hollmann, Stephanie Hübel, Ursula Hugentobler, Dr. Margrit
33 13, 91 96 3, 15, 16, 26, 31 62
Jäger, Jakob Jähnke, Anke Jetzl, Kathrin
13 93 2
Lackinger, Christian Lang, Dieter Langhans, Markus Lefkopoulos, Philipp Leino-Kilpi, Helena Lerch, Alexander Lerch, Marianne Liebert-Keller, Yvonne Lobato Camacho, Baltasar Loeffler, Kerstin Lohrmann, Christa Lorenz, Dieter Lüftenegger, Theresa Luger, Eva Lynen-Jansen, Petra
83 11 18 82 96 82 82 93 69 1 23 11 60 83 31
M Moser-Siegmeth, Verena 81 Mark, Anna 55 Mattes, Melanie 8, 50 Mayer, Hanna 8, 43, 50, 51, 59, 78, 84 Mayer, Peter 60 Mayer, Stefanie 76 Metzenbauer, Daniela 81 Mitterbacher, Angelika 44 Modreker, Mirja Katrin 34 Molenbroek, Johan 22 Moormann, Renate 89 Mosor, Erika 73 Münzer, Thomas 68, 69
N
K Kada, Olivia Kalchmayr, Reinhard Kampel, Martin Käppeli, Andrea Keller, Jochen Klein, Barbara Klemperer, David Klingshirn, Hanna Knopf, Monika Koenen, Stefan Kohler, Myrta Kolb, Gerald Kolling, Thorsten Köpke, Sascha Kopp, Ina B. Krahnert, Anja Krainer, Daniela Kreutzer-Simonyan, Armina Kriegseisen-Peruzzi, Melanie Krupp, Sonja Kuhlmann, Andrea Kuhn, Ulrike Künstner, Manuela Kutschar, Patrick
L
44, 55, 66 89 69 93 28 52 31 17, 32, 63 46 62 6 90 46 96 31 71 44 75 72 71 62 56 82 48
Nagano, Marietta Nagel, Roland Nagelreiter, Fabian Neuhaus, Birgit Nothacker, Monika
21 97 67 88 31
O Oberzaucher, Johannes Ohrenberger, Gerald Otto, Ulrich Ozcan, Elif
44 39 5, 53, 57, 61, 64 68
P Paletta, Lucas Panagl, Mariella Panek, Paul Pasqualoni, Pier Paolo Patsch, Marianne Pekar, Tatjana Penz, Michael Petersen, Hannes Pflugrad, Lisa
82 82 60 72 81 87 88 91 91
Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie · Suppl 1 · 2017
S27
Autorenverzeichnis Pichler, Gerald Pichler, Irene Pinter-Theiss, Veronika Planinc, Rainer Prejban, David Prüfert, Florentina
1 86 73 69 75 74
Q Quehenberger, Viktoria
69
R Ralf, Christina Rees, Sai-Lila Reihs-Zips, Renate Reinmüller, Karin Ressel, Christian Retschitzegger, Harald Reuter, Verena Riechelmann, Herbert Ried, Matthias Ritt, Julia Ritt, Martin Rosenmayr-Khemiri, Eva-Maria Rosenthal, Ramona Roßberg, Holger
71 54 21 4 62 89 62 75 18 13 13 76 60 52
S Saal, Susanne Saxer, Susi Schaefer, Corinna Schaefer, Rolf Schindler, Karin Schippinger, Walter Schirghuber, Mag., Johannes Schlauß, Eckehard Schlömer, Inga Schmidt-Hertha, Bernhard Schmutzhard, Joachim Schosserer, Markus Schoucair, Alexander Schramek, Renate Schrank, Sabine Schrems, Mag. Dr. Priv.-Doz., Berta Schulc, Eva Schülein, Samuel Schultheiß, Jana Seidel, Harald Seifert, Alexander Selzer-Haslauer, Ulrike Senn, Beate Sieber, Cornel Simonson, Julia Singler, Katrin Sonntag, Franziska Sos, Helga Stamm, Tanja Steffen, Gabriele Stegemann, Sven Steiner, Josef Ströckl, Daniela Elisabeth Stronegger, Willibald J. Strotzka, Stefan
S28
17, 32, 63 6 31 80 83 1 20 24, 37 52 54 75 67 18 62 84 20 70, 95 91 42 90 58 74 96 13 12 14 60 74 73 57, 64 3 82 44 4, 19 30
Sturtzel, Baerbel Sust, Charlotte A.
39 11
T Tarnawski, Ulrike Tatzer, Verena C. Terzic, Anda Tesch-Römer, Clemens Thaler, Heinrich Them, Christa Tonello, Lucia Trost, Julia
81 45, 74 81 12 38 70, 95 79 55
V van der Cammen, Tischa van Essen, Jörg Verhagen, Marylo Vikunia, Iñaki Vogel, Claudia Volland-Schüssel, Käte
22, 68, 77 18 69 68 12 91
W Waldherr, Karin Wallner, Martin Wanka, Anna Weber, Dorothea Weber-Fiori, Barbara Weidinger, Lisa Weigt, Julia Wicklein, Susanne Wiersinga, Joris Willkomm, Martin Willschrei, Peter Wingenfeld, Klaus Winter, Maik H.-J.
73 43, 51 69 40 47 1 40 35 69 71 29 10 40
Z Zigan, Nicole Zima, Katharina Zojer, Eva
Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie · Suppl 1 · 2017
49, 65 74 78