Chinesische Medizin Chinese Medicine
Aus der Redaktion Chinesische Heilpflanzen in Bayern: Qualität vom Saatkorn bis zur Apotheke Heuberger H.1*, Bauer R.2, Friedl F.3, Heubl G.4, Holzapfel C.1, Hummelsberger J.5, Nikles S.2, Nögel R.5, Rinder R.1, Seidenberger R.1, Torres-Londoño P.6
Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, 85354 Freising; 2 Institut für Pharmazeutische Wissenschaften, Bereich Pharmakognosie der Karl-Franzens-Universität Graz; 3 Gesellschaft für die Dokumentation von Erfahrungsmaterial der chinesischen Arzneitherapie (DECA) und Klinik SiLiMa, Riedering; 4 Department Biologie I, Systematische Botanik der Ludwig-Maximilians-Universität München; 5 Internationale Gesellschaft für Chinesische Medizin (SMS), München; 6 Fa. Kräuter Mix GmbH, Abtswind * korrespondierende Autorin: Heidi Heuberger,
[email protected] 1
Am 13. September 2013 trafen sich 70 Apotheker, Ärzte, Landwirte, Patienten und weitere Interessierte auf der Versuchsstation Baumannshof der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), um die Möglichkeiten zur Sicherung der Qualität chinesischer Heilpflanzen zu erfahren und zu diskutieren. Auf dem Programm standen Vorträge zu den Aktivitäten und Ergebnissen des interdisziplinären Forschungsverbunds, der sich seit 1999 unter der Leitung der LfL mit Fragen der botanischen Identität, des Feldanbaus, der Züchtung, der Ernte und Aufbereitung, der Qualitätsbeurteilung und nicht zuletzt der therapeutischen Anwendung in Bayern beschäftigt. Zudem boten die Pflanzen im Schaugarten der LfL sowie die zugehörigen Drogen (getrocknete Pflanzenteile) Gesprächs- und Diskussionsstoff. An der interdisziplinären Forschung sind neben der LfL die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), die Universität Graz,
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die Firmen PhytoLab und Kräuter Mix sowie die Ärzteverbände DECA (Gesellschaft für die Dokumentation von Erfahrungsmaterial der Chinesischen Arzneitherapie) und SMS (Internationale Gesellschaft für Chinesische Medizin) beteiligt. Die Pionierleistung beim Umsetzen in den großflächigen Feldanbau erbringen mehrere landwirtschaftliche Betriebe in Mittelfranken und Oberbayern gemeinsam mit Großhändlern, die Wert auf rückverfolgbare Ware zuverlässiger Qualität legen. In seiner Begrüßung unterstrich Jakob Opperer, Präsident der LfL, die Bedeutung, die diese Arbeit für die Sicherung der Arzneimittelqualität in diesem für Deutschland noch jungen Therapiezweig hat. Daher wird die LfL die langfristige Verankerung des Netzwerkes unter der Leitung von Dr. Heidi Heuberger in der Arbeitsgruppe Heil- und Gewürzpflanzen der LfL unterstützen. Dr. Fritz Friedl, DECA, erinnerte an den Beginn der gemeinsamen Forschungsarbeiten, die er wegen schwankender Drogenqualitäten und teils unsicherer Versorgung mit TCMKräutern für die Therapie initiiert hatte. Dr. Heidi Heuberger gab im ersten Vortrag einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschungsarbeiten und
des praktischen Anbaus chinesischer Heilpflanzen in Deutschland. Seit 1999 wurden Anbauversuche mit über 20 Arten durchgeführt (Tabelle 1). Diese umfassten Untersuchungen zur Saatgutkeimung bis zur Analyse der Inhaltsstoffgehalte. Dabei wurden von Prof. G. Heubl, LMU München, alle Saatgutherkünfte morphologisch oder DNA-basiert auf ihre botanische Identität überprüft, sodass falsche bzw. fragliche Partien aufgedeckt wurden und nur mit den korrekten Partien weitergearbeitet werden konnte. Seit 2004 laufen Züchtungsarbeiten bei sechs Arten mit dem Ziel, die Homogenität, den Inhaltsstoffgehalt, die Winterhärte, die Saatgutqualität bzw. den Ertrag zu verbessern. Von den Arten, für die ein Anbau in Deutschland entwickelt wurde, wurden Drogenmuster aus dem Versuchsanbau mit Importware aus China auf deren pharmazeutische Qualität und sensorische Eigenschaften untersucht (s. u. und Heuberger et al. 2008 a) (Tabelle 1). Die bisherigen Ergebnisse zeigten, dass die Versuchsdroge der chinesischen Ware mindestens ebenbürtig war, im Hinblick auf Inhaltsstoff und Frische sogar häufig besser. Gleichzeitig konnten Schwachstellen identifiziert und Hand-
Abb. 1: Interessierte Teilnehmer des Infotags in der zum Vortragsraum umgewidmeten Arbeitshalle des Baumannshofs
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lungsempfehlungen für den Praxisanbau abgeleitet werden. Bei Wurzelfrüchten weicht die bisher ungerichtet geschnittene Droge im
Aussehen vom Scheibenschnitt der chinesischen Ware ab. Um die Akzeptanz der Wurzeldrogen zu erhöhen, werden daher derzeit in Kooperation mit Prof. Dr.
Rehmann, Hochschule WeihenstephanTriesdorf, Versuche mit Gemüseschneidemaschinen zur Erstellung eines gleichmäßigen Scheibenschnitts durchgeführt.
Tabelle 1: Stand der Etablierung eines kommerziellen Anbaus ausgewählter chinesischer Heilpflanzen in Bayern
Genutzte Pflanzenteile
Chinesische Drogenbezeichnung
Angelica dahurica (Fisch. Ex Hoffm.) Benth. et Hook. F., Apiaceae
Radix
Baizhi
Angelica sinensis (Oliv.) Diels, Apiaceae
Radix
Danggui
Artemisia scoparia Waldst. et Kit., Asteraceae
Herba
Yinchenhao
Astragalus mongholicus var. mongholicus (sub A. membranaceus (Fisch.) var. mongholicus (Bunge) P.K. Hsiao), Fabaceae
Radix
Huangqi
Rhizoma
Baizhu
Forschung begonnen
Bupleurum chinense DC., B. scorzonerifolium Willd., Apiaceae
Radix
Chaihu
Ertrag für kommerziellen Anbau noch zu gering; Züchtung in Arbeit; QV
Coix lacryma-jobi var. mayuen (Roman.) Stapf, Poaceae
Semen
Yiyiren
Forschung begonnen
Radix et Rhizoma
Gancao
Forschung begonnen; QV
Leonurus japonicus Houtt., Lamiaceae
Herba
Yimucao
kommerzieller Anbau, Züchtung, Sortenschutz beantragt; QV
Ligusticum chuanxiong Hort., Apiaceae
Rhizoma
Chuanxiong
Paeonia lactiflora Pall., Paeoniaceae
Radix
Chishao
kommerzieller Anbau; QV
Prunella vulgaris L., Lamiaceae
Spica
Xiakucao
kommerzieller Anbau möglich; QV
Rheum officinale Baill, R. palmatum L.,R. tanguticum (Maximowicz ex Regel) Maximowicz ex Balfour, Polygonaceae
Radix et Rhizoma
Dahuang
kommerzieller Anbau möglich; QV
Salvia miltiorrhiza Bge., Lamiaceae
Radix et Rhizoma
Danshen
kommerzieller Anbau, Züchtung in Arbeit; QV
Saposhnikovia divaricata (Turcz.) Schischk., Apiaceae
Radix
Fangfeng
kommerzieller Anbau, Züchtung in Arbeit; QV
Scrophularia ningpoensis Hemsl., Scrophulariaceae
Radix
Xuanshen
Forschung begonnen
Scutellaria baicalensis Georgi, Lamiaceae
Radix
Huangqin
kommerzieller Anbau; QV
Siegesbeckia pubescens Makino, Asteraceae
Herba
Xixiancao
kommerzieller Anbau; QV
Tribulus terrestris L., Zygophyllaceae
Fructus
Baijili
Xanthium sibiricum Patr., Asteraceae
Fructus
Cang’erzi
Pflanzenart
Atractylodes macrocephala Koidz., Asteraceae
Glycyrrhiza uralensis Fisch., G. glabra L., Fabaceae
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Entwicklungsstand kommerzieller Anbau; QV1 nicht geeignet für Anbau im deutschen Flachland kommerzieller Anbau, Züchtung; QV kommerzieller Anbau, Züchtung in Arbeit; QV
Forschung begonnen
kein mechanisierter Feldanbau möglich kommerzieller Anbau; QV
im Rahmen des Qualitätsvergleichs untersucht
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Dabei wird erarbeitet, wie die Wurzeln für den Schnitt vorbereitet sein müssen, um arbeits- und energieeffizient zum gewünschten Schnittbild zu gelangen. Auf der Grundlage der langjährigen Anbauversuche einschließlich der botanischen und pharmazeutischen Untersuchungen fiel 2005 der Startschuss für den Anbau in bayerischen landwirtschaftlichen Betrieben. Die Eckdaten für den Anbau und die Aufbereitung wurden in den LfL-üblichen Kulturanleitungen zusammengefasst und stehen auf der LfLHomepage zum Download bereit (http:// www.lfl.bayern.de/ipz/heilpflanzen/ 030708/index.php). Das für den Anbau notwendige Saatgut von Herkünften mit gesicherter Identität und hohen Inhaltsstoffgehalten gab die LfL an bayerische Vermehrer ab und wird über die Fa. Jelitto Staudensamen als BLBP-Herkünfte in geprüfter Qualität vertrieben (http:// www.lfl.bayern.de/ipz/heilpflanzen/ 035591/index.php). Damit produzieren seit 2005 mehrere auf Heilpflanzen spezialisierte Landwirte bayerische TCMKräuter. Über die Mengen und Qualitäten der Drogen stehen die Landwirte in enger Abstimmung mit den abnehmenden Großhändlern. Ansprechpartner für Großhändler oder Verarbeiter ist G. Frieß, Beerbach, Abensberg. Die Vorteile der chinesischen Heilpflanzen aus bayerischem Anbau umfassen deren gesicherte Identität, den kontrollierten Anbau nach „guter landwirtschaftlicher Praxis“ (Heuberger et al. 2008 b) und die in Deutschland/EU geltenden strengen Gesetze für den Anbau, z.B. Pflanzenschutz, Recht und Düngeverordnung. Mit dem Know-how und der Infrastruktur für professionellen Feldanbau, Verarbeitung und Lagerung werden hohe Qualitätsstandards eingehalten. Darum und auf Grund der Chargengröße sind homogene Chargen und insgesamt geringe Qualitätsschwankungen zu erwarten. So werden in Bayern frische, sichere und hochwertige Drogen ausgewählter TCM-Kräuter für die Anwender und Patienten bereitgestellt. Auf Grund der Aktivitäten des Forschungsverbunds entwickelte sich in den vergangenen 15 Jahren ein dichtes Netzwerk von den Landwirten bis zu den Ärzten. Dieses ist zudem in nationalen und internationalen Gremien zur Sicherung der Qualität in der TCM engagiert. Das geplante „Kompetenzzentrum Chine-
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Abb. 2: Präsentation der neuen Broschüre über den Heilpflanzenschaugarten der LfL durch Christine Bauer (links) und Heidi Heuberger (rechts)
sische Heilpflanzen“ an der LfL soll langfristig die Vernetzung unterstützen und weitere Forschung zur Produktion von TCM-Kräutern in Bayern betreiben. Am Beispiel der Früchte von Xanthium sibiricum beschrieben Dr. Heuberger und Prof. Bauer aktuelle interdisziplinäre Forschungsarbeiten. Im Hinblick auf die Sicherheit der Fruchtdroge galt es, Fragen der botanischen Identität, der Keimbelastung und zu toxischen Inhaltsstoffen zu klären. Bei der botanischen Charakterisierung, die von Prof. G. Heubl durchgeführt wurde, waren die Früchte aus bayerischem Anbau ähnlich dicht mit Stacheln versehen wie ein Herbarmuster von Xanthium strumarium aus Japan und die Früchte aller aus China importierten Handelsmuster des Qualitätsvergleichs (s. unten). Auf der Basis der DNA-Untersuchung im ITSBereich wurde kein Unterschied zwischen Xanthium sibiricum und X. strumarium festgestellt. Daraus ergibt sich ein deutlicher Hinweis, dass es sich um nur eine Art handelt. Die Früchte von Xanthium sibiricum werden im Herbst geerntet, sobald sich diese braun gefärbt haben, sie also reif sind. Da die Pflanze über einen längeren Zeitraum blüht, erstreckt sich im Spätsommer auch die Abreife über mehrere Wochen, bis alle Früchte reif sind. In diesem Zeitraum bietet das reifende Gewebe und häufigere Taubildung ideale Wachstumsbedingungen für Mikroorganismen. Diese sind im Allgemeinen weder pflanzenschädlich noch humanpa-
thogen, werden aber bei der Untersuchung der Keimzahlen im Rahmen der pharmazeutischen Untersuchungen erfasst und können leicht zu Grenzwertüberschreitungen führen. Die schonend getrockneten Muster aus dem bayerischen Versuchsanbau enthielten häufig über 106 Kolonien bildende Einheiten (KbE) je 1 g Droge. Die große Spannweite von 50 bis über 106 KbE/g der Handelsproben weist darauf hin, dass keimreduzierende Maßnahmen angewandt wurden. Daher wurde versucht, mittels
Abb. 3: Rudolf Rinder erläuterte die verschiedenen Teile einer Süßholzpflanze und deren Nutzung
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erhöhter Trocknungstemperatur die Keimzahl zu senken. Dies gelang bei Temperaturen über 100 °C, wobei der Effekt bei steigenden Temperaturen bis 160 °C größer war. Die langsame Trocknung über 24 Stunden bei 100 °C war noch effektiver, da auf den Früchten länger ein feuchtes Milieu vorherrschte, die Keime erst später hitzetolerante Formen ausbildeten und so länger denaturierbar waren. Bei Xanthii fructi wird Paozhi, ein für die TCM-Drogen charakteristisches Zubereitungsverfahren, angewandt. Allgemein dienen die Zubereitungen der Verbesserung der Haltbarkeit, Keimreduzierung und Entwesung, Beseitigung von unangenehmem Geruch oder Geschmack, der Modifizierung der Wirkung oder Nebenwirkungen sowie dem Abbau toxischer Stoffe. Die Früchte von Xanthium werden traditionell trokkengeröstet und dabei von den Stacheln befreit. Damit gehen eine Keimreduktion sowie eine Entgiftung einher. Die Früchte enthalten die Toxine Carboxyatractylosid (CATR) und Atractylosid (ATR), die in hohen Dosen zu Hypoglykämie, Leberfunktionsstörungen und Gefäßfunktionsstörungen führen können. Die mittlere letale Dosis (LD50) von CATR und ATR bei Ratten (i.p.) liegt bei 2,9 mg/kg bzw. 143 mg/kg. Da es bislang keine validierte HPLC-Methode zur Charakterisierung und Quantifizierung der beiden Derivate in pflanzlicher Matrix gab, wurde das Analysenverfahren bei Prof. Bauer an der Universität Graz erarbeitet. Zusätzlich
wurde der Nachweis der Toxin-Derivate über eine DC entwickelt. In der ungerösteten, bei 40 °C getrockneten Rohdroge ohne Stacheln aus LfL-Versuchen lagen CATR-Gehalte von durchschnittlich 0,17 % und ATR-Gehalte von 0,04 % vor. Ein ebenso getrocknetes und von Stacheln befreites Muster aus dem bayerischen Feldanbau, das als Ausgangsdroge für Röstversuche diente, enthielt 0,11 % CATR und 0,04 % ATR. Durch die Röstung wurde je nach Rösttemperatur, Dauer und Verfahren der CATR-Gehalt in einzelnen Proben auf 0 %, im Durchschnitt auf 0,07 % gesenkt, der ATR-Gehalt lag bei 0,17 %. Auch bei der Trocknung der frisch geernteten Früchte kann bereits CATR abgebaut werden, wobei sich die höchste geprüfte Temperatur in Höhe von 110 °C am effektivsten erwies. Das Entfernen der Stacheln wird allgemein als Maßnahme zur Detoxifizierung betrachtet. Allerdings konnte in den Stacheln von bei 40 °C getrockneten Früchten weder CATR noch ATR nachgewiesen werden. Beide Toxine gehen beim Abkochen der Früchte in das Dekokt über, jedoch nur zu einem kleinen Anteil. Im folgenden Vortrag stellte Dr. Christine Holzapfel die Qualität von TCMKräutern aus Versuchsanbau und Export an den Arten Glycyrrhiza glabra/uralensis, Paeonia lactiflora (rubra), Rheum palmatum/officiniale und Xanthium sibiricum vor. Identität, Reinheit und Inhaltsstoffe wurden durch die PhytoLab GmbH & Co. KG, Vestenbergsgreuth, untersucht, die sensorischen Eigenschaften wurden
Abb. 4: Bupleurum chinense (Chaihu) entwickelt zwar viel Kraut, aber nur kleine Wurzeln
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durch die Kräuter Mix GmbH, Abtswind, beurteilt, jeweils auf Grundlage des Chinesischen bzw. des Europäischen Arzneibuchs. Die Versuchsproben (VP) stammten aus Versuchsanbau der LfL, die Handelsproben (HP) wurden anonym über Apotheken bezogen und stammten von elf verschiedenen Handelsfirmen aus dem deutschsprachigen Raum. Es wurden jeweils zehn VP und zehn HP untersucht, von Glycyrrhiza erst sechs VP und sechs HP. Die Zertifikate der HP waren häufig unvollständig. Nur fünf von 30 Zertifikaten enthielten die laut Arzneibuch nötige Gehaltsangabe. Auch die Reinheit war oft nicht vollständig geprüft. Für vier von 36 HP wurde überhaupt kein Zertifikat mitgeliefert. Anhand unvollständiger oder fehlender Zertifikate ist die erforderliche Qualitätsbeurteilung durch Händler bzw. Apotheker nicht möglich. Die Identität aller VP und HP entsprach den Vorgaben. Ebenso entsprachen die sensorischen Eigenschaften der meisten VP und HP, wobei die HP häufig eine modrige Fehlnote aufwiesen. Die VP wurden im Allgemeinen frischer bewertet. Bei Xanthium waren die HP deutlich aromatischer als die VP. Eine häufig ermittelte Honig-/Karamellnote legt nahe, dass viele Proben geröstet worden waren, obwohl eigentlich Rohdroge bestellt wurde. Alle Proben von Paeonia und Rheum entsprachen den Vorgaben zur Mikrobiologie nach Kategorie 4b bzw. C. Bei Glycyrrhiza entsprach eine von sechs VP trotz aller Vorkehrungen nicht den Vorgaben, ebenso zwei von sechs HP. Bei Xanthium entsprachen acht VP und eine HP nicht den Vorgaben. Die versuchsbedingten Ursachen und die Lösung für dieses Problem – eine Keimreduzierung durch erhöhte Trocknungstemperaturen – wurden bereits von Dr. Heuberger angesprochen, und eine entsprechende Empfehlung kann an die Praxis gegeben werden. In einigen Xanthium-HP waren die Keimzahlen so niedrig, dass eine Bestrahlung – im Chinesischen Arzneibuch zur Keimreduzierung empfohlen – naheliegt. Als Stoffe, die in erster Linie beim Rösten entstehen, wurden polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und Acrylamid untersucht. Stark erhöhte Werte in HP von Rheum und Xanthium weisen deutlich auf ein Rösten bzw.
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Räuchern der Drogen hin. In einigen Proben wurden Spuren von Mykotoxinen nachgewiesen, und in einer von sechs HP von Glycyrrhiza trat eine Grenzwertüberschreitung auf. Dies bestätigt Erfahrungen, nach denen gerade GlycyrrhizaHandelsware immer wieder erhöhte Mykotoxinwerte aufweist. Bei einer Xanthium-HP und zwei Paeonia-HP gab es mitunter deutliche Überschreitungen des Aschegrenzwertes. Die Analyse von Pestizidrückständen ist essentiell. Aufgrund der bekannten Anbauhistorie wurden die VP von diesen Analysen ausgenommen. Die meisten HP waren erfreulicherweise rückstandsfrei. Neben sechs von 36 Proben, in denen Spuren von Pestizidrückständen gefunden wurden, gab es in einer einzigen Rheum-HP eine Grenzwertüberschreitung. Bei der Importware ist die Entstehungsgeschichte häufig unbekannt, und so muss auf die komplette Palette an Pflanzenschutzmitteln untersucht werden, was – insbesondere in Anbetracht der meist sehr kleinen Chargen – sehr teuer ist. Darüber hinaus kann man bei weitem nicht auf alle existierenden Pestizide untersuchen, und so bleibt immer ein gewisses Restrisiko für eine Kontamination. In Deutschland sind für TCM-Arten keine Pestizide zugelassen und dürfen somit im heimischen Anbau nicht eingesetzt werden. Schließlich wurden die Inhaltsstoffgehalte ermittelt. Bei Glycyrrhiza liegt der Mindestgehalt an 18ß-Glycyrrhizinsäure nach Ph. Eur. 7.3 bei 4 %. Während drei von sechs HP den geforderten Mindestgehalt erreichten, lagen drei HP nur bei ca. 3 %. Im Durchschnitt lagen die HP bei 3,6 %. Dagegen erreichte keine der VP die geforderten 4 %. Eine Ursache ist sehr wahrscheinlich das geringe Pflanzenalter. Die VP von einjährigen Pflanzen lagen durchschnittlich bei 1,5 %, die von zweijährigen bei 3,1 %. Für den Feldanbau wird eine Mindestkulturdauer von drei Jahren empfohlen, die vorzeitige Ernte war durch den Versuch bedingt und unterstützt die Empfehlung. Bei Paeonia liegt der Mindestgehalt an Paeoniflorin nach Ph. Chin. bei 1,8 %. Alle VP und alle HP erreichten diesen Wert leicht, wobei die VP mit durchschnittlich 4,0 % noch über den HP mit durchschnittlich 3,2 % lagen. Bei Rheum liegt der Mindestgehalt an Hydroxyanthracenderivaten nach Ph. Eur. bei 2,2 %. Während nur zwei von zehn
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HP diesen Wert erreichten und im Schnitt bei 1,7 % lagen, erreichten alle VP den geforderten Mindestgehalt und lagen im Schnitt bei 3,2 %. Der Qualitätsvergleich zeigte einige Schwachstellen der VP im Vergleich zu den HP auf, an denen aber gearbeitet werden kann bzw. bereits gearbeitet wurde. Insgesamt schnitten die VP sehr gut ab, und es wurde deutlich, dass im heimischen Anbau gute, sichere, kontrollierte und der chinesischen Ware somit mindestens ebenbürtige Droge produziert werden kann. Prof. Bauer ging anschließend auf die Gestaltung der Qualitätsvorschriften für TCM-Drogen auf europäischer und internationaler Ebene ein. Diese haben auf Grund des rasanten Wachstums des chinesischen Exports von TCM-Drogen in Höhe von jährlich 36 % (2003−2011) eine große Bedeutung, da deren pharmazeutische Qualität die Basis für die verlässliche Wirksamkeit und Unbedenklichkeit ist. Bislang aufgetretene Probleme im Zusammenhang mit dem Import von TCMDrogen lagen im Bereich des Artenschutzes, der Verwechslung bzw. Verfälschung mit anderen Arten, der Kontamination mit anderen fremden Bestandteilen, der Verkeimung und des geringen Gehalts an aktiven Inhaltsstoffen. Vor diesem Hintergrund wurde beschlossen, das Europäische Arzneibuch um Qualitätsvorschriften für Heilpflanzen der Traditionellen Chinesischen Medizin zu erweitern. Die speziell dazu eingerichtete Arbeitsgruppe „TCM“ hat seither 31
Monographien und eine allgemeine Methode zur Publikation gebracht, weitere 17 Monographien wurden bereits im open access Journal Pharmeuropa zur öffentlichen Diskussion gestellt. Der Bearbeitungsstatus der rund 100 avisierten Monographien kann über die Knowledge Database des edqm abgefragt werden (https://extranet.edqm.eu/publications/ recherches_sw.shtml). Die artspezifischen Monographien entsprechen im Aufbau dem Europäischen Arzneibuch mit den Vorgaben zur Identität, Reinheit und zum Gehalt von Markersubstanzen. Sie basieren auf den Monographien des Chinesischen Arzneibuchs und weiterer Pharmakopöen weltweit und werden hinsichtlich der dort beschriebenen Angaben und Methoden überprüft. Die dabei auftretenden Herausforderungen liegen in der Definition, Nomenklatur und Authentifizierung der Arten, den teils speziellen Kontaminanten und giftigen Inhaltsstoffen, der Berücksichtigung von Paozhi, der Einigung auf relevante Markersubstanzen, der unterschiedlichen Medizintheorie und in der zunehmenden Verwendung moderner Formulierungen wie Trockenextrakte und Granulate. Bisherige Qualitätsuntersuchungen auf der Basis der Monographien des Europäischen und Chinesischen Arzneibuchs sowie der Monographien von Wagner, Bauer, Peigen et al. (1996−2004) zeigten, dass ein großer Teil der importierten Drogen den gesetzten Vorgaben entsprachen. Allerdings war eine Anzahl an Drogenchargen zu beanstanden, u.a.
Abb. 5: Josef Hummelsberger bestätigte die hohe Qualität der TCM-Drogen aus bayerischem Anbau
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Abb. 6: Die interdisziplinäre Forschergruppe (v. li. nach re.) Christine Holzapfel, Rebecca Seidenberger, Josef Hummelsberger, Paula Torres-Londoño, Günter Heubl, Ulrich Bomme (ehemaliger Leiter), Heidi Heuberger (Leiterin), Rudolf Bauer, Christine Bauer, Fritz Friedl, Barbara Heydel.
wegen Identitätsmängeln und Belastung mit Schwermetallen, Pflanzenschutzmittelrückständen und Mykotoxinen. Kürzlich wurde von Greenpeace eine Studie publiziert, nach der ein erheblicher Teil der als Nahrungsergänzungsmittel vertriebenen chinesischen Kräuter mit Pestiziden belastet ist. Da der Handel und die Verwendung der TCM-Drogen im internationalen Kontext geschieht, kann auch die Erarbeitung von Qualitätsstandards, von dazu nötigen Untersuchungsmethoden und Strategien zur Verbesserung der Qualität, einschließlich des kontrollierten Anbaus, keine rein europäische Angelegenheit sein. Um unter anderem diese Ziele zu erreichen, wurden verschiedene internationale Organisationen gegründet wie die „Good Practice in Traditional Chinese Medicine Research Association“, das „Consortium for Globalization of Chinese Medicine“ und das ISOTechnical Committee 249 „Traditionelle Chinesische Medizin“. Die anschließende Diskussion über die Qualitäts- und Sicherheitsbeurteilung von TCM-Drogen verlief im Spannungsfeld von Tradition und Moderne. Sie zeigte aber auch, wie notwendig objektive Informationen z.B. zur Toxikologie einzelner Drogen sind und dass bei der Erarbeitung der Vorgaben die Belange der pharmazeutischen und klinischen Praxis berücksichtigt werden sollten. Das bedeutet, dass dem Nutzen möglichst genauer Quali-
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tätsvorgaben die Kosten für die erforderlichen Untersuchungen bzw. die resultierende Verfügbarkeit der Drogen in der Praxis gegenübergestellt werden sollten. Im letzten Vortrag ging Dr. Josef Hummelsberger, SMS, auf klinische Erfahrungen und Studien im Kontext der Arzneimitteltherapie in der TCM und der Verwendung von TCM-Drogen aus bayerischem Anbau ein. Die Herausforderungen in der TCM-Phytotherapie liegen in der ausreichenden Versorgung mit den benötigten Drogen, deren Qualität (s.o.), der Paozhi-Zubereitung, der Ausbildung und Akzeptanz der Ärzte und Apotheker, der Akzeptanz der Patienten und Kostenträger, nicht zuletzt auf Grund einer dünnen Studienlage, sowie im juristischen Status der TCM-Drogen. Eine Teillösung dazu bietet die kontrollierte Produktion von TCM-Drogen in Deutschland, die auch auf internationaler Ebene Impulse setzt. Die TCM-Drogen werden in Europa überwiegend (ca. 90 %) über die Magistralrezeptur und die daraus hergestellten Dekokte angewendet. Weitere Darreichungsformen sind Pulver, Pillen (Supplements), Granulate, hydrophile Konzentrate und Fertigarzneimittel auf der Basis von Standardrezepturen. In China beträgt die Verwendung in Form von Fertigarzneimitteln dagegen 30 %, mit stark steigender Tendenz, obwohl diese der auf individueller Diagnose und Rezeptierung basierenden Tradition in der TCM prinzi-
piell widersprechen. Unabhängig davon gibt es klinische Belege für die Wirksamkeit von Standardrezepturen (z.B. Bensoussan et al. 1998). Die klinische Erfahrung in der Anwendung von TCMDrogen aus bayerischem Anbau ist derzeit noch beschränkt; in den vergangenen sieben Jahren wurden aber noch keine Unterschiede in der Anwendbarkeit und Wirksamkeit beobachtet. Dies wurde durch erste Therapiebeobachtungen der DECA zum Prämenstruellen Syndrom und der SMS zur Rhinosinusitis mit bayerischen Drogen seit 2008 untermauert. Auf Grund der Vorteile der gesicherten Versorgung, des kontrollierten Anbaus sowie der gesicherten Qualität von Arzneidrogen aus bayerischem Feldanbau empfahl Dr. Hummelsberger deren Anwendung in der Therapie. Die Qualität der Ware aus bayerischem Anbau zeichnet sich aus seiner Sicht vor allem durch die sichere Identität, den Ausschluss von Verfälschungen und Bestrahlung sowie das geringe Risiko an Kontaminanten wie Pestizidrückstände, Schwermetalle und Keime aus. Aus dem bayerischen Anbau stammen bislang ausschließlich Rohdrogen, so dass für die Drogennachbehandlung und Prozessierung (Paozhi) bei einzelnen Arten noch Wege gefunden werden müssen. Abschließend ging Dr. Hummelsberger noch auf die speziellen Schwierigkeiten der medizinischen Forschung im Kontext der TCM ein, die sich aus der Begegnung chinesischer und westlicher Herangehensweisen ergeben. Dazu gehören die unterschiedliche Systematik der Krankheiten und Diagnosen; so gibt es für die westliche Diagnose Allergische Rhinitis sechs verschiedene chinesische Syndrommuster. Zur Arzneimittelbehandlung werden Rezepturen mit 2−15 oder mehr Komponenten eingesetzt, die entsprechend des Therapieverlaufs individuell modifiziert werden. Eine Verblindung der Arzneimittel im Rahmen einer Vergleichsstudie ist unmöglich, da die Patienten die verabreichten Dekokte klar von westlichen Fertigarzneimitteln unterscheiden können. Hinzu kommt der rechtliche Rahmen für RCT in Europa bzw. Deutschland, der jede Studie mit TCMDrogen am Patienten als pharmazeutische Studie nach Arzneimittelgesetz einordnet. Dabei werden Sicherheitsdossiers für alle Drogenkomponenten und für die gesamte Rezeptur, d.h. einschließ-
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lich der Wechselwirkungen, gefordert. Da vor allem für die Rezepturen keine Literaturdaten vorhanden sind, können solche Studien nur mit der entsprechenden toxikologischen Vorarbeit durchgeführt werden. Der zweite Veranstaltungsteil stellte die chinesischen Heilpflanzen selbst und die daraus hergestellten Drogen in den Mittelpunkt. Im Schaugarten des Baumannshofs wachsen europäische und chinesische Heil- und Gewürzpflanzen in kleinen Feldbeständen. Für 41 der hier vertretenen Arten verfasste Frau Mag. pharm. Christine Bauer Steckbriefe zur Qualität, Verwendung und zum Anbau, aus denen sie mit der LfL die Broschüre „Schaugarten der Heil- und Gewürzpflanzen am Baumannshof“ erstellt hat. Dr. Heuberger stellte die druckfrische Broschüre vor und dankte Mag. pharm. Bauer, da ohne sie die Broschüre nicht zustande gekommen wäre. Die Broschüre dient als Informationsmedium für Führungen und kann darüber hinaus als LfL-Merkblatt von der LfL-Website heruntergeladen werden (http://www.lfl. bayern.de/mam/cms07/publikationen/ daten/merkblaetter/055472_chin_heilpflanzen.pdf ). Anschließend präsentierte Herr Rinder im Schaugarten GlycyrrhizaPflanzen und stellte an einem ausgegrabenen Exemplar eindrucksvoll dar, wie viel Aufwand für die Verarbeitung der Wurzeln und ihrer bis zu 8 m langen Ausläufer von der Ernte bis zur gewohnten Scheibenware in der Apotheke erforderlich ist. Bei einem Anbau auf Dämmen entwickelt sich nur ein geringer Rhizomanteil, wodurch eine Erntemechanisierung, z.B. mittels eines angepassten Kartoffelroders, erleichtert wird und der heimische Süßholzanbau durchaus wettbewerbsfähig werden kann. In Zusammenarbeit mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf wird derzeit eine Technologie zum Scheibenschnitt entwickelt. Im Folgenden stellte Dr. Heuberger die weiteren Arten aus dem Schaugarten sowie ihre entsprechenden Drogen vor und beeindruckte die Ärzte und Apotheker mit den vielfältigen Formen und Größen der Wurzeln. Anhand der Drogenmuster aus dem heimischen Anbau und entsprechender chinesischer
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Muster diskutierten die Teilnehmer schließlich über das Aussehen und die inneren Qualitäten und deren Bedeutung für die Anwendung. Die in China traditionelle Fermentation – das „Schwitzenlassen“ – von Salvia-miltiorrhiza-Wurzeln ist unter kontrollierten Bedingungen schwierig, fördert mikrobiologischen Besatz und ist heute nicht mehr uneingeschränkt empfohlen. Es herrschte die allgemeine Meinung, dass diese und andere Arten der Vorbehandlung der Drogen – Paozhi – durchaus etwas bewirken können, man aber erst noch mehr Erfahrungen sammeln müsse, um entsprechende Empfehlungen herauszugeben. Auch bezüglich der verschiedenen Schnittformen der Drogen wurde diskutiert. So bevorzugen manche Ärzte und Apotheker ein bestimmtes Schnittbild, die vorherrschende Meinung aber war, dass zumindest zur Dekoktierung alle Schnittformen gleichermaßen geeignet sind, sofern die Stücke nicht zu dick sind. In der abschließenden Diskussion ging Herr Apotheker Kwik, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft deutscher TCMApotheken (TCM-Apo Ag), darauf ein, welche Bedeutung die Qualitätssicherung der TCM-Drogen in der Apotheke hat und welche Vorteile die Drogen aus dem dokumentierten bayerischen Anbau dabei haben. Dabei ist allen Beteiligten klar, dass aus der Fülle der chinesischen Heilpflanzen hier nur eine kleine Zahl von Arten erforscht und angebaut werden kann. Herr Kwik ermunterte, die Erkenntnisse und Entwicklungen aus den interdisziplinären Forschungsarbeiten den interessierten Apothekern und Anwendern weiter zugänglich zu machen. Dazu lud er Dr. Heuberger zum Vortrag beim Apothekerkongress der TCM ApoAG ein und bot an, über den Rundbrief der TCM-Apo AG die Kommunikation zu unterstützen. Der Wunsch nach weiterem Austausch und Informationen über die Erkenntnisse aus dem Projekt wurde von den Teilnehmern unterstützt. Dem wollen die Kollegen des Forschungsprojekts gerne nach Möglichkeit nachkommen. In diesem Sinne einer verstärkten und fruchtbaren Zusammenarbeit mit den Akteuren der ganzen Branche beschloss
Dr. Heuberger den für alle Teilnehmer und Mitwirkenden sehr informativen und anregenden Infotag zu Chinesischen Heilpflanzen. Danksagung Die Arbeit dieses interdisziplinären Netzwerks wird mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie mit Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz unter dem Förderkennzeichen 22007710 gefördert. Zudem wurden die Forschungsarbeiten unterstützt durch die unentgeltlich durchgeführten pharmazeutischen Analysen der Fa. PhytoLab GmbH & Co. KG, Vestenbergsgreuth, und sensorischen Untersuchungen der Fa. Kräuter Mix GmbH, Abtswind. Allen beteiligten Mitarbeitern der LfL, der LMU München, der Karl-Franzens-Universität Graz, der DECA und der SMS gilt der Dank für ihr unermüdliches und konstruktives Engagement beim Bearbeiten der vielfältigsten Fragestellungen rund um die Chinesischen Heilpflanzen. Literatur Bensoussan A, Talley NJ, Hing M, Menzies R, Guo A, Ngu M: “Treatment of irritable bowel syndrome with Chinese herbal medicine: a randomized controlled trial.” The Journal of the American Medical Association, 1998, 280(18):1585−1589. Heuberger H, Bomme U, Friedmann B, Groß J, Kabelitz L, Reif K, Schmücker R, Torres-Londoño P (2008 a): „Drogenqualität chinesischer Heilpflanzen aus bayerischem Versuchsanbau im Vergleich zu Importware: Identität, sensorische Eigenschaften, Inhaltsstoffe und Reinheit.“ Chinesische Medizin, 2008, 23(3):119−135. Heuberger H, Bomme U, Groß J, Kabelitz L, Reif K, Schmücker R (2008 b): „Inhaltsstoffgehalte ausgewählter Heilpflanzen für die traditionelle chinesische Medizin aus deutschem Versuchsanbau im Vergleich zu Importware aus Asien.“ Zeitschrift für Arznei- und Gewürzpflanzen, 2008, 13(4):173−181. Wagner H, Bauer R, Peigen X et al. (1996−2004): Chinese Drug Monographs and Analysis (Hrsg. H Wagner und R Bauer), Verlag für Ganzheitliche Medizin Dr. Erich Wühr GmbH, Kötzting.
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Aus der Redaktion
Kongressberichte
Abb. 1: Die Konferenzteilnehmer
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Bericht von der internationalen Konferenz „Traditional Chinese Medicine and Contemporary Society: Theory and Practice in the Global Age“ an der Rutgers University in New Brunswick, USA Rutgers – „The State University of New Jersey“ – wurde bereits 1766 gegründet und liegt eine knappe Autostunde südlich von New York City. An dieser großen Universität, deren Campus sich idyllisch über verschiedene baum- und rasengesäumte Hügel erstreckt, fand am 21. und 22. November 2013 die oben genannte Konferenz statt. Sie wurde gemeinsam von der geisteswissenschaftlichen Fakultät, dem an der Rutgers-Universität angesiedelten Konfuziusinstitut und der neu integrierten medizinischen Fakultät, der Robert Wood Johnson Medical School, veranstaltet. Unter der hervorragenden Organisation von Professor Ching-I Tu und Professor Dietrich Tschanz fanden sich etwa 30 bis 40 Teilnehmer zu dieser Konferenz ein. So international die Referenten aus Australien, Europa und vor allem Asien und USA waren, so weit gefächert waren die Themen der auf verschiedene Panels aufgeteilten Vorträge. Es wurden von historisch-sinologischer Seite spannende Aspekte der chinesischen Medizin diskutiert, z.B. verschiedene Motivationen und Wege zur ärztlichen Ausbildung im Ming- und Qing-zeitlichen China (Chang Chiafeng,
Taiwan), Krankheitskonzepte im 18. Jahrhundert (Zhen Cheng, Beijing) oder über Song Ci, den Begründer der Gerichtsmedizin in China (Daniel Asen, New Jersey). Forschungsthemen beleuchteten u.a. die wissenschaftlichen Ergebnisse über die Rolle des grünen Tee in der Prophylaxe chronischer Erkrankungen (Yang Chungshu, New Jersey), Verbindungen der TCM mit pharmazeutischer Forschung (Chan Kelvin, Sydney) oder wissenschaftliche Studien im Bereich der TCM durch den Herausgeber des American Journal of Chinese Medicine (Yuan Chun-Su, Chicago). In den Panels über Erfahrungen, Studien und heutige Versuche, die chinesische Medizin zu lehren und zu integrieren, berichtete u.a. Li Yongming (USA) über die Rezeption und Geschichte der Akupunktur in den USA, und Sonja Pritzker und Ka Kit Hui von der University of California in Los Angeles referierten über den Aufbau und die Funktion einer ärztlichen, westliche und chinesische Medizin integrierenden Abteilung an ihrer Universität. In diesen Panels fanden auch die Vorträge von Ute Engelhardt sowie mein eigener als einzige europäische Beiträge bei diesem Treffen statt. Bei Ute Engelhardts eindrucksvoller Darstellung über die „Integration von Qigong und Taiji in das deutsche Gesundheitssystem“ überraschte die Teilnehmer nicht nur der Umfang, in dem diese Therapien in
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Abb. 2: Dr. Nögel bei seinem Vortrag
verschiedenen Kliniken und Studien bereits erprobt wurden, sondern auch die Tatsache, dass es – wenn auch begrenzte – Zuschüsse der gesetzlichen Krankenkassen für Patienten gibt, die QigongKurse belegen. In meinem Bericht über die Ausbildung deutschsprachiger Ärzte und Medizinstudenten in chinesischer Medizin habe ich die Geschichte der SMS (Prof. Porkert und seine „Theoretischen Grundlagen der Chinesischen Medizin“ waren den meisten Teilnehmern bekannt!) und unsere Aktivitäten nachgezeichnet, das CPC-Curriculum sowie das neu begonnene Masterstudium an der TU München dargestellt und damit unser profundes Interesse und unsere Erfahrung in der Vermittlung der chinesischen Medizin illustriert. Wohl auch, weil Europa für viele Chinesen und Amerikaner nicht nur geographisch weit entfernt ist, nahmen die Konferenzteilnehmer erstaunt wahr, wie weit die Arbeit der SMS bereits gediehen ist. Wohlwollend-neidisch wurde daraufhin des Öfteren auf den CPC, das Masterstudium, die Verfügbarkeit der geprüften Heilkräuter sowie die klinische Anwendung durch viele fachärztliche Kollegen in Deutschland Bezug genommen. Im Schlusswort betonte Professor Ching I-Tu zu Recht, dass die in dieser Art und in diesem Umfang erstmals in den USA veranstaltete Konferenz für viele
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Aspekte, die die Bedeutung der TCM in der heutigen Zeit zeigen, ein Forum bot. Die Teilnehmer stimmten ihm außerdem zu, dass neben den inhaltlichen Darstellungen die in der freundschaftlichen und offenen Atmosphäre ermöglichten persönlichen Kontakte eine nicht zu unterschätzende Bereicherung sind. Wenn nun trotz eines wiederholt geäußerten Interesses an einer künftigen Zusammenarbeit mit der SMS die deutsche Sprache, etwa unserer Homepage
oder unserer Zeitschrift, eine gewisse Hürde darstellt, so war es doch schön zu sehen, dass wir bei der SMS mit unserer fundierten Ausbildung und unseren facettenreichen wissenschaftlichen Aktivitäten den internationalen Vergleich nicht zu scheuen brauchen. Andererseits gaben die kompetenten Darstellungen der meist hochkarätigen Referenten aus den verschiedenen Kulturkreisen viele neue Impulse und Ideen. Rainer Nögel, München
Abb. 3: Akupunktur-Demonstration
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Bericht vom ICMART-Kongress 2013 in Wien Im vorweihnachtlich geschmückten Wien fand vom 29. November bis zum 1. Dezember 2013 der ICMART-Kongress statt, bei dem in diesem Jahr gleich zwei Jubiläen gefeiert wurden – nämlich das 30-jährige Bestehen des ICMART (International Council of Medical Acupuncture and Related Techniques) und das 60-jährige Bestehen der ÖGA/AAS Austrian Acupuncture Society. Dem feierlichen Anlass gemäß fand dieser auffallend international besetzte Kongress in dem neoklassizistischen Palais des Billroth-Hauses statt, das die Stimmung und den Glanz der verlorenen Glorie von Kaiserreich und Wissenschaft ausstrahlte. Die inhaltliche Einteilung des Kongresses erfolgte in Panels zu klinisch relevanten Themen wie Menopause, Studien-Design, Krebserkrankungen, Neurologie, Insomnia, Arthritis und Arthose, wobei sowohl aktuelle Studien zu den jeweiligen Themen, Möglichkeiten der Integration von westlicher Medizin und TCM als auch Erfahrungen mit dem weiten Feld der Laser-Akupunktur und anderen Techniken vorgestellt wurden. Außerdem gab es Panels mit freien Themen und verschiedene Workshops,
Abb. 1: Dr. Hummelsberger bei seinem Vortrag.
z.B. zu „Triggerpoint Acupuncture“ von Dominik Irnich oder zur Tibetischen Medizin von Sonja Maric und Herbert Schwabl oder „Appraisal and design of
Abb. 2: Frau Dr. Walburg Maric-Oehler bei der Eröffnung der Außerordentlichen Generalversammlung des ICMART 2013
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effectiveness studies on acupuncture“ von Claudia Witt und anderes mehr. Die SMS war vertreten durch Josef Hummelsberger, der im Panel über Krebserkrankungen zum Thema „Role of Chinese medicine in integrative oncology – a new approach“ referierte, und Ute Engelhardt, die im Panel Insomnia einen Vortrag zum Thema „Sleeping while being awake – qigong as an additional therapy for insomnia“ hielt. Ein besonderer Höhepunkt der Veranstaltung war die Außerordentliche Generalversammlung des ICMART am Samstag Mittag, in der die SMS in einem feierlichen Rahmen als neues Mitglied des ICMART aufgenommen wurde. Wichtig für die SMS wurde das ICMART durch die intensive politische Arbeit der aktuellen ICMART-Präsidentin, Frau Dr. Walburg Maric-Oehler, die die Sache der Akupunktur, der chinesischen Medizin und anderer CAM-Verfahren in Brüssel hoffähig gemacht hat. Die SMS wird ihre Kompetenz hier einbringen können. Josef Hummelsberger, Ute Engelhardt
Fotos: Sonja Maric, Quelle www.icmart.org
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TCM-Kongress Rothenburg Vom 27. – 31. Mai 2014 findet der 45. TCM-Kongress Rothenburg 2014 mit dem Thema Zivilisationserkrankungen: Alte Medizin – moderne Krankheiten statt. Weitere Informationen zu diesem Kongress unter: www.tcm-kongress.de/de/programm/ programmvorschau/index.htm Daoism: Tradition and Transition, 9th International Conference on Daoist Studies Boston University, 29. Mai – 1. Juni 2014 Das Hauptthema des Kongresses 2014 ist “Daoism: Tradition and Transition.” Das Augenmerk liegt dabei auf dem Einfluss des Daoismus auf die Geschichte Chinas und auf die heutige Zeit. Die Themen von Panels umfassen Daodejing, Zhuangzi, Huainanzi, Ge Hong, Daoismus in Taiwan etc. Genauere Infos unter: w w w. d a o i s t s t u d i e s. o rg / c ate g o r y / description-notice/conference-notice, Kontakt:
[email protected] ICMART-Kongress 2014 Vom 6.-8. Juni 2014 findet der Kongress des ICMART (International Council of Medical Acupuncture and Related Techniques) 2014 in Istanbul in der Türkei statt. Genauere Informationen unter: www.icmart2014.com 11. Internationaler Tao TCM-Kongress in Graz Vom 25. – 27. September 2014 findet in Graz der 11. Internationale Tao TCMKongress mit dem Hauptthema „Yangsheng Prävention – Better Aging“ statt. Informationen unter: www.tcmkongress.at
Neuer Vorstand der SMS Im Rahmen der Ordentlichen Mitgliederversammlung am 22.2.2014 wurde ein neuer Vorstand gewählt: Dr. Rainer Nögel (Präsident und Schulleiter der Ärztlichen Schule), Dr. Josef Hummelsberger (Vizepräsident), Dr. Ute Engelhardt (Vizepräsidentin und Schulleiterin der Offenen Schule), Dr. Klaus Hambrecht (1. Schrift-
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Vierter SMS-Kongress in Tutzing Der vierte SMS-Kongress wird vom 3. – 5. Oktober 2014 in der Evangelischen Akademie in Tutzing am Starnberger See stattfinden. Voraussichtlich werden u.a. folgende Dozenten kommen: Heiner Frühauf, Mazin Al-Khafaji, viele SMS-Mitglieder, renommierte chinesische Professoren wie Prof. Deng Zhongjia und Prof. Hu Changjiang. Erstes Vorprogramm anzufordern im Sekretariat der SMS, Franz-Josephstr. 38, D-80801 München, Tel.: +49 (0) 89 / 38888031, Fax 337352 E-Mail:
[email protected], Internet: www.tcm.edu
Kongressankündigungen
7th European Congress for Integrative Medicine Vom 10. – 11. Oktober 2014 wird der 7th European Congress for Integrative Medicine unter dem Thema “The Future of Comprehensive Patient Care” in Belgrad stattfinden. Genauere Infos unter: www.ecim-congress.org Der Mensch zwischen Himmel und Erde: Chinesische und europäische Perspektiven Eine Kooperation zwischen der Schwabenakademie Irsee und der Medizinischen Gesellschaft für Qigong Yangsheng Termin: Freitag, 31. Oktober – Sonntag, 2. November 2014 Genaueres unter: www.schwabenakademie.de und www. qigong-yangsheng.de, Ansprechpartner: Dr. med. Elisabeth Friedrichs (
[email protected])
führer), Dr. Michael Wullinger (1. Schatzmeister), Dr. Anke Iptchiller (2. Schriftführerin), Dr. Marc Scheuermann (2. Schatzmeister). Frau Dr. Bettina Halle und Herr Prof. Hempen (nach 36 Jahren Schulleiter der SMS!) scheiden aus dem Vorstand aus; beiden sei für ihren Einsatz sehr herzlich gedankt.
Meldungen aus der SMS
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Prüfungen der SMS Prüfung Arznei Teil I in München Am 9. November 2013 haben ff. Mitglieder der SMS die Prüfung des Arzneimittelzyklus Teil I erfolgreich abgelegt: Dr. Veronika Drechsler, Dr. Margarita Endisch, Dr. Astrid Fischer, Karin Gärtner, Dr. Steffen Gericke, Dr. Munna Mahdi, Simone Pfaudler, Dr. Anke Pirk, Dr. Jasmin PlankKhan, Dr. Johannes Setz, Regina Walser, Nadja Hempen, Dr. Ingrid Ghani, Andrea Frieß, Dr. Karin Greiner-Simank, Dr. Gabriele Kinzlmeier-Setz. Prüfung Arznei Teil II in München Am 9. November 2013 haben ff. Mitglieder der SMS die Prüfung des Arzneimittelzyklus Teil II erfolgreich abgelegt: Simone Pfaudler, Regina Walser, Nadja Hempen.
Buchbesprechungen
Eberhard Volger, Benno Brinkhaus (Hrsg.) Kursbuch Naturheilverfahren 2013. 552 S., Euro 49,99, SFr 66,90, ISBN 978-3437586200 (Urban & Fischer –Verlag/ Elsevier, München)
Gerade im Bereich chinesische Medizin tätige Kolleginnen und Kollegen werden immer wieder mit Fragen zu anderen Naturheilverfahren, deren Wertigkeit und Wirksamkeit befragt. Gleichzeitig gibt es einerseits im großen Bereich der nicht-klassischen Naturheilverfahren (CAM) immer neue Ideen, Diagnose- und Therapieformen, andererseits schreitet auch hier die Forschung und Bewertung durch wissenschaftliche Studien voran. Ende 2013 wurde von Eberhard Volger und Benno Brinkhaus ein Kursbuch Naturheilverfahren herausgegeben, das hier eine Lücke schließt und eine große Hilfestellung leistet. Zu Beginn wird eine umfassende Analyse des State of the Art gegeben, der
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Diagnostik & PhysiologiePrüfung in München Frau Dr. Pilz de Ynga hat die Diagnostik & Physiologie-Prüfung am 17.11.2013 in München bestanden und somit das Zertifikat erworben. Prüfung Akupunktur in München Am 25. Januar 2014 haben in München ff. Mitglieder der SMS die Prüfung Akupunktur erfolgreich abgelegt: Dr. Maria Vancova, Bärbel Steininger, Dr. Andrea Schulz-Anzinger, Dr. Simone Rabura, Dr. Lars Staab, Dr. Katja Weyland und Dr. Abdolreza Baleghkalam. Diätetik-Prüfung der Offenen Schule Am 8. Februar 2014 haben Frau Dr. Elisabeth Gasser und Frau Annette Weisky die Abschluss-Prüfung für den DiätetikZyklus der SMS erfolgreich absolviert.
Stellenwert der Naturheilverfahren generell kritisch dargestellt und der Bogen zwischen den klassischen europäischen traditionellen Medizinsystemen zu den außereuropäischen Traditionen gespannt. Besonders spannend ist das Kapitel zu Erklärungsmodellen, ReizReaktionsmustern und Konstitutionstypologien. Neben den klassischen Verfahren (Ordnungstherapie, Ernährungstherapie, Bewegungstherapie, Hydrotherapie usw.). werden die erweiterten Naturheilverfahren bewertet. Besonders hilfreich: die klinischen Kapitel, bei denen für ausgewählte Krankheitsbilder und Patientensituationen mit Handlungsanweisungen kombiniert wurden. Tipps zur Integration in die Arztpraxis, zur Abrechnung und zum Qualitätsmanagement runden das Buch ab. Fazit: ein rundum wichtiges Standardwerk für jede naturheilkundliche, aber auch TCM-orientierte Praxis mit einem fabelhaften Preis-LeistungsVerhältnis. Josef Hummelsberger, München
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