UBER DIE NAMEN IM KRIMINALROMAN DER GEGENWART 1. Vorbemerkung Die Namen sind ein Mittel zur Kennzeichnung von Personen, Orten, Tieren usw. und zur Erzeugung vort Stimmung, das von den Schriftstellern meistens mit vollem Bedacht angewendet wird. Ihre Farbe wird bisweilen dick aufgetragen, bisweilen nur angedeutet; die wechselnden Zeitmoden und auch die literarischen Gattungen verhalten sich hierin verschieden 1. Um genauere Aussagen darfiber machen zu k6nnen, m/jBte man wom6glich jeden einzelnen Autor gesondert untersuchen, aufjeden Fall aber eine ausreichende Anzahl von Proben der Literaturerzeugnisse verschiedener Qualit~iten gegeneinander halten. Die naheliegende Vermutung, dab die Namengebung umso dezenter erfolge, je h6her im Rang die Schriftsteller stehen, und umso krasser ausfalle, je trivialer sie sind, trifft nicht immer zu. Man finder auch bei angesehenen Dichtern vom 18. Jahrhundert bis in unsere Zeit, zum Beispiel bei Thomas Mann z, redende Namen von schulmeisterlicher Direktheit und in der Trivialliteratur raffiniert unauff/illige Namen. F/Jr den Kriminalroman 1/iBt sich, wie wir bereits hier feststellen wollen, keine generelle Aussage machen, denn die Autoren halten sich nicht an eine bestimmte Linie. Was uns gerade den Kriminalromart ffir eine namenkundliche Betrachtung geeignet erscheihen 1/iBt, ist sein Reichtum an klaren Aufschlfissen darfiber, was f/jr Aura man in der alltiiglichen Wirklichkeit den einzelnen Namen zuschreibt. Seine Verfasser gehen bewuBt darauf aus, die modischen Besonderheiten des Namenbrauchs der Gegenwart wiederzugeben. Sie geben daher - so wenig sie ,,Volksmenschen" im Sinne Adolf Spamers sind - ein geeignetes Studienmaterial f/jr sozialpsychologische Beobachtungen tiber die Namengebung ab. Sie sind auf Leser ziemlich vieler Gesellschaftskreise eingestellt, denn das Lesen yon Kriminalromanen ist ja heutzutage nicht mehr nur in bestimmten Gruppen verbreitet, sondern fast in allen Bev61kerungsschichten. Es ist weitgehend situationsbedingt. Personen aller Geschmacksrichtungen und Bildungsstufen lesen Krimirtalromane, sobald sie in Lagen kommen, die das erm6glichen und f6rdern: auf Bahnfahrten, im Krankenhaus 3, bei langdauernder extremer Einsamkeit usw. Es scheint, dab das seit dem Ende des letzten Weltkrieges festzustellende Anwachsen der Produktion von Detektivgeschichten mit der zunehmenden Ver6dung der mitmenschlichen Kontakte in der modernen GeseUschaft zusammenMngt. Nicht alle Leser suchen im Kriminalroman die Denkakrobatik eines Meisterdetektivs; gar nicht wenige nehmen die spannende Handlung nur mit in Kauf, suchen aber haupts/ichlich die erw/irmende Stimmung, die vonder Schilderung nebliger Abende an offehen Kaminen, von Chintzbez/jgen, Mahagonitheken und Bougainvilleas ausgeht. Jedenfalls kann sich der zeitgen6ssische Kriminalautor schon
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lange nicht mehr allein auf bestimmte Konsumentengruppen wie Halbwfichsige a und Halbgebildete einstellen, sondern muB mit K/iufern aus allen Kreisen, praktisch mit dem ganzen zivilisierten Volk, rechen 5. Gerade in den letzten Jahren wurde daher auch von diesen Schriftstellern h/iufig darauf gewiesen, dab sie Leser in den obersten Stellungen des Staates haben e, und immer h/iufiger treten auch unter den Autoren vielbescMftigte M/inner der akademischen Berufe auf 7. Die Verwendung von Namen ist im Kriminalroman sehr mannigfaltig. Mit ihnen wird gespielt und geprahlt, sie werden angeschmeckt und ausgekostet, zitiert und gehaBt 8, sie dienen der Tarnung und Mystifizierung, und bisweilen bilden sie wesentliche Momente der Handlung. Die im Folgenden in lockerer Aufz/ihlung mitgeteilten unsystematischen Beobachtungen stfitzen sich auf ca 300 Kriminalromane der zur Zeit verbreitetsten Taschenbuchreihen 9. Es sind vor allem deutsche Autoren und britische, amerikanische, franz6sische und schwedische Schris steller in deutscher lSlbersetzung. Die aust/indischen Romane stellen dutch die lJbersetzung und ihre Beliebtheit beim deutschen Lesepublikum gleichfalls geeignete Auskunftsmittel f/jr unsere onomatologische Neugier dar. 2. Charakterprofile der N a m e n
Zum Unterschied von den meisten anspruchsvolleren Schiftstellern sagen die Verfasser von Kriminalromanen meist geradeheraus, was f/Jr Typen sie sich als Tr/iger bestimmter Namen vorstellen, sodal3 man sie nicht erst zu testen und explorieren braucht. Ob ein Name positiv oder negativ bewertet wird, wird in der Regel eindeutig angegeben. Aber auch speziellere Eigenschaften kommen oft zur Sprache. Man kann aus der Lekt/jre yon Kriminalromanen leicht ganze Listen von Namen und ihrer charakterologischen Beurteilung aufstellen. Hier einige Beispiele: Sylvia. , , . . . . klingt nicht schlecht." Donald . . . . . . . auch nicht. Sind Sie abet auch ein guter Mensch?" 10 Bertie. ,,Man stellte sich darunter einen unbedeutenden Menschen mit
einem weichlichen, leeren Dutzendgesicht vor. ''11 Pete Schofield. ,,Ein hfibscher Name". 12 Gro~mann. , . . . . . paBte zu ihm. Er war nicht nur grol3 im Sinne des
deutschen Wortes, er war auch 'grol3' im Sinne des englischen".13 Dick Tillberger. ,,Er dfirfte eine etwas zwielichtige Gestalt sein."- ,,Klingt
nach einem Schauspieler". 1~ Joe Pilkowski. ,,Er war abgebrfiht genug, um zu wissen, dab das; was Dave
mit ihm besprechen wollte, aufjeden Fall faul war". 15 Swinstead. ,,Die Nennung seines Namens schien er f/Jr einen der besten
Witze des Jahrhunderts zu halten, innerlich gluckste er schon vor Lachen".le
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Cecily. ,,Es ist ein wunderhiibscher Name". 17 Ruth . . . . . . . ist aber doch kein schlechter Name?" ,,Er klingt so - so bieder"2 s Monika. ,,Klingt nicht schlecht". 13 Bonny . . . . . . . ich h6re es, wenn ein Name gut klingt". ~~ Odette Sanlaville. ,,Der Name hatte . . . . das Bild einer anziehenden Frau hervorgezaubert. Er wurde sehr entt~iuscht. Die Feuilletonredakteurin war groB und dick". 31 Leila . . . . . . . sfiB und geheimnisvoll wie ihr Name . . . . der einzige Lichtblick".31 Ellaline. ,,Himmel, was f~r ein Name!" 33 (negativ gemeint) Roxelane. ,,Mein Gott, welch hfibscher Name !" bemerkte Venus anerkennend; sie konnte n~imlich hervorragend lfigen". 33 Marguerite. Sophie. ,,Nut eine dumme Pute konnte Marguerite heiBen, w/ihrend der Name Sophie an eine Kostbarkeit erinnerte, die vielleicht schon lange Zeit in einer Vitrine den begehrlichen Blicken der Beschauer ausgesetzt gewesen sein mochte. Es war ein aufregender Name". 34 Carol Dundee. ,,Der Name gefiel mir. Er klang lustig und/ibermfitig". 3s Valerie Ransom. ,,Schon ihr Name klang attraktiv . . . . Es war kein frei erfundener Filmname, sondern ihr richtiger". 36 Jessie Milk. ,,Was ftir ein komischer Name". 27 Elizabeth Blossom. ,,Reizender Name, was? ''3s Bei solchen Qualit/itsangaben kommen selbstverst/indlich pers6nliche Unw~igbarkeiten mit zur Auswirkung, und die Grfinde, die zu den Urteilen ftihren, sind recht verschiedener Art. Bei GroBmann, Milk, Blossom u.a. ist die Wortbedeutung entscheidend, bei Dick Tillberger, Odette Sanlaville u.a. der Klang, bei EUaline und Roxelane die Ausgefallenheit und anderes mehr. Auch nationale Unterschiede sind zu beachten. Im Deutschen hat der Name Gretchen eine traditioneUe, gefestigte Verbindung zum H/iuslich-Engen, Schutzbedfirftigen und Sentimentalen, im Amerikanischen nicht. Bei Thomas B.Dewey ist ein Gretchen Wylie eine ausgekochte, schamlose Verbrecherin. 39 Die franz6sische Marguerite hat - wie die AuBerung Laurents zeigt - ebenfalls nichts von einem deutschen Gretchen. Es kommen auch noch andere, ganz verschiedenartige Motive bei der Namenbewertung vor, an die man schwerlich denken wfirde. Wir wfirden z. B. an dem Namen Zita Allan nichts Besonderes finden, doch hat ihn der Schriftsteller, der ihn gew~ihlt hat, mit einer eigenartigen Gedankenfracht beladen. Er findet den Namen ,,hfibsch", weil er yon ,,Z zu A" f~hrt: ,,Sozusagen die Tonleiter von hinten nach vorn. Abet ich kann nicht darer. Es ist nicht mein wirklicher Name. Es .war der EinfaU eines Presseagenten, als ich noch keine zwanzig war und auf Presseagenten h6rte". ~ Guy CuUingforth gibt einem jungen M/idchen den Spitznamen Monkey in freundlicher Absicht und begrfindet es damit, dab es ,,alle Tricks kenne."
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Es w~ire indessen verfehlt, die Namengebung und den Namenbrauch haupts/ichlich nach dem Geffihl zu beurteilen. Es liegen sehr oft exakt erfal3bare Sachverhalte vor. Wir wollen aus der Viefalt der Beobachtungen, die z. T. gewichtlos sind, jene drei Methoden herausheben, die zur Zeit in den Kriminalstories (und ebenso in den Drehbfichern und Illustrierten-Romanen) in Mode sind, um Eleganz und Ansehen anzudeuten. Der eine Weg, eine distinguierte Pers6nlichkeit zu signalisieren, ist die Erteilung eines Zunamens auf -en, wobei es keinen Unterschied macht, ob es sich um einen Genetiv eines schwachen Singulars, einen Dativ des Plurals oder sonst ein -en (etwa auch das Patronymikon -sen) handelt. Manchmal kann man in einem einzigen Roman mehrere Belege finden. In Max Pierre Schaeffers ,,M6rderspiel" (U 94I, I963) kommen zum Beispiel folgende Namen vor, deren gesellschaftliche Einstufung durch die in Klammern beigeffigten Textstellen gekennzeichnet wird: Erika Halden (,,die elegante Kundin" S. 8) Hubert Kersten (,,Eine goldene Armbanduhr mit blinkenden breiten Gliedern war ihm tief fiber das linke Handgelenk gerutscht" S. 37) Conny Lassen (,,Der Million/Jr griff zum Glas. Conny Lassen schlol3 sich ihm an" S.7I) Michael Rosen (Dr. med., Frauenarzt ,,um die Fiinfzig" S. 44) Stippen (Dr. reed., Polizeiarzt) Miihlens & Co. (Bankhaus) Mit der Vornehmheit dieser Leute k6nnen einigermaBen jene konkurrieren, deren Vor- und Zunamen dutch Anreim verbunden sind wie Hanno Hauser (,,der Gastgeber" ebenda S. 42) oder Trude TrempeI (Besitzerin eines Modesalons, ebenda S. 5o). Hingegen besitzen keines dieser auszeichnenden Merkmale die Polizisten, bei denen auch die Vornamen unerw/ihnt bleiben (Inspektor Heise, Kommissar Braschke). W/ihrend im altgermanischen Vers die Alliteration auf eine betonte Silbe fallen muB, wird bei Romanfiguren der gewfinschte Effekt auch dann erzielt, wenn eine oder beide Erstsilben unbetont sind, doch stimmen in der Regel auch noch die zweiten, manchmal auch die dritten Buchstaben miteinander fiberein. Solche Anreime sind die zweite Art der ansehenspendenden Hervorhebung. Die Autoren sprechen es meist klar aus, dab sie das ffir ,,hfibsch" halten. ,,Miss Lenore Leroy - Fotomodell" liest jemand neben der Tiirklingel und bemerkt dazu : ,,Ein hfibscher Name, m6chte wissen, wie sie auf den verfallen ist". ~I Zu dem Namen Camille Campbell wird gesagt: ,,Ihr Vorname ist Camille, nicht wahr? Ein hfibscher Name, zusammen mit Campbell". 3~ Trenter vertritt die schwerlich zutreffende Ansicht, dab Alliterationen die VerstS~ndlichkeit eines Namens mindern. ,,Ich babe Ihren Namen nicht verstanden !" ,,Lefvenberg, Ludvig Lefvenberg", kam die Antwort. ,,Merkwfirdigerweise verstehen die Leute meinen Namen hie. Wahrscheinlich ist die Alliteration daran schuld", s3
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Eine besonders respektvolle Anerkennung, die nur von den publicitytfichtigsten Pers6nlichkeiten ffir sich in Anspruch genommen wird, ist der Gebrauch der bloBen Initialen . . . . . . . denn F. X. galt, Sp/itzfindungen hin und her, als der beste Gastgeber der Filmkolonie". 84 Umgekehrt kfirzen Offiziere, Polizisten und zivile Beamte, die eine betont unpers6nliche Pflichtauffassung hervorkehren, ihre Vornamen ab. Ein solcher Mann ist der Polizeileutnant A.Jackson: ,,Woffir dies A stand, blieb ein tiefes und nie gelfiftetes Geheimnis, trotz aller professionellen Geschicklichkeit von Jacksons Kollegen, die es seit langem aufgegeben hatten, das R/itsel zu 16sen, und dazu fibergegangen waren, ihn mit unvermeidlicher Logik Andy zu nennen". 3~ 3. Einflu.~ des Namens auf den Charakter
Die Namengl/iubigkeit geht manchmal so weir, dab dem Namen ein direkter EinfluB auf den Charakter des Tr/igers zugeschrieben wird. In einem franz6sischen Detektivroman stellt ein Gatte, der seine Frau Pascale haBt, folgende Betrachtungen darfiber an: ,,Ich kann den Vornamen meiner Frau nicht ausstehen; vielleicht habe ich unrecht, aber er scheint mir unnfitze bfirgerliche Pr~itention und ein affektiertes Wesen anzudeuten. Manchmal kommt mir der Gedanke, dab sie nur diesen Vornamen auszutauschen brauchte; vielleicht wfirde sich dann auch ihre Ar+/indernDas ist gewiB 1/icherlich, aber es geschieht mir zuweilen, dab ich mir der. lei mit Vergnfigen ausmale".36 Diesen einschr/inkenden Zweifel l~iBt ein amerikanischer Detektiv g~inzlich fallen und behauptet rundweg: ,,Ich kann schon am Namen einer Frau erkennen, was mit ihr los ist . . . . vorausgesetzt, dab der Name echt ist." Er glaubt, dab die Entschlossenheit, einen bestimmten Namen zu tragen, zum Hervorkehren einer besfimmten Haltung f~hrt. ,,Tamara Phelps . . . . ein roller Name! Eine Puppe, die sich so nennen 1/iBt, ist auf jeden Fall entschlossen, es welt zu brlngen im Leben, und ich bin sicher, sie hat auch das Zeug dazu".37 Diese Auffassung ist nicht neu, sie 1/iBt sich auch in der ~ilteren Literatur nachweisen. So soll z. B. Justinus Kerner geglaubt haben, ,,wenn einer F~iedrich heiBe, sei er sicher ein rechter Strick, und heiBe einer Gottlieb, so sei er ein Druckm/iuser. Der Name bestimme oft den Charakter". ~ In der Tat rechnen auch manche modernen Soziologen damit, dab ein Vorname etwas fiber das Wesen des Tr/igers aussagt ,,wenn er auf Grund von Familientradition seit langer Zei* weitergegeben wurde".89 Es k6nnte sich lohnen, einmal genauere psychologische Erhebungen darfiber anzustellen, ob sich die pr~igende •irkung der Namen wirklich erst in mehreren Generationen oder vielleicht doch w~ihrend der Kindheit eines Einzelnen spfirbar machen kann. Margaret Scherf 1/iBt ihren Helden einmal die Probe aufs Exempel erleben. Ein Ehepaar, das die gegenfiberliegende Fensterfront zu beobachten pflegt, gibt einer Dame, die es h/iufig vor das Fernglas bekommt, aber nicht kennt, in Gedanken den Namen Geraldine. Sp/iter
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stellt sich heraus, dab sie wirklich so heiBt. Als der Sergeant erfahren m6chte, warum sie gerade auf den Namen Geraldine verfielen, antwortet die Frau, ,,dab sie sich diesen Namen ausgedachl hgtten: Nur so, weil sie gefunden Nitten, er passe zu ihr". 4~Auch die logische Folgerung, dab im Falle der Existenz eines Kausalzusammenhangs zwischen Namen und CharakCer auch andere ausdruckspsychologisch erfal3bare, z. B. graphologische Llbereinstimmungen auftreten mfiBten, wird im Kriminalroman gezogen. Frederick C. Davis 1/ii3t einmal Name, Charakter und Handschrift vergleichen und bemerkt dazu: ,,Elsa. Der Name pagte zu ihrer Handschrift. Zu ihrem Charakter nicht. Ich erinnere mich eines Lexikonvermerks, in dem es hiel3: 'Else oder Elsa - i n der germanischen Sagenwelt h/iufig vorkommender Name tugendhafter Jungfrauen'." 41 Die Elsa des Romans ist eine Verbrecherin, die den t6dlichen Untall ihres Mannes kaltblfitig arrangiert. 4. Namenpaten
Die meisten Verfasser von Kriminalromanen w/ihlen nur ffir die Hauptpersonen die Namen mit bedachtsamer Sorgfalt aus, ffir die Statisten greifen sie ziemlich wahllos zum N/ichstliegenden. Das aber ist ffir die sie bezeichnenderweise meistens die Welt des Films und der illustrierten Wochenbl/itter oder die des/ilteren Kriminalromans. ,,Da war Jack Coogan, ein Mann, dem er verschiedentlich geholfen hatte" 42 _ daftir ist offenbar Jackie Coogan Pate gestanden, der in den 2oer Jahren als Darsteller von Kinderrollen ber/ihmt war. Aus dem Namen des U.S.-Filmproduzenten Darryl F. Zanuck (Invasionsfilm ,,Der 1/ingste Tag") bildet Brad Williams die Namen fiir zwei Filmproduzenten, die er nur flfichtig erw~hnt: , , . . . . und f~hrte sie zu einem Tisch, der genau zwischen Mr. Zansmith und Mr. Zugnuck, zwei bedeutenden Produzenten der 'Apex' stand". 43Bei Max Pierre Schaeffer trifft man aus eine ,,Elsa Gutmund, die wegen ihrer scharfen Zunge geffirchtete Klatschjournalistin vom MittagsKurier. Ihr bissiger, oft giftiger Humor hatte ihr den Beinamen 'Schandschnauze' eingetragen" ; sie tr~igt sich,,wie Amerikanerinnen fortgeschrittenen Alters". 44 In dieser Gestalt erkennt man unschwer die jfihgst verstorbene Elsa Maxwell wieder, deren Memoiren in der ,,Bunten Illustrierten" in Fortsetzungen erscheinen. 45 Bei Robert Ruck heiBt eine Wirtschafterin Elisabeth Ni~lle ~ - wohl im Gedanken an die Allenspacher Meinungsforscherin Elisabeth Noelle-Neumann. 47 In demselben Roman begegnet man einem Detektiv, der nach dem renommierten Helden der australischen Detektivromane yon Arthur W. Upfield, ,Napoleon Bonaparte, abgek/irzt Bony, 4s benannt ist. Bei Upfield heil3t es: ,,Kriminalinspektor Napoleon Bonaparte - seine Freunde nennen ihn Bony". 49 Rucks Detektiv vom Niederrhein stellt sich so vor: ,,Ich heil3e Bonifatius und man nennt mich Bony. ''5~ Die englische Romanschriftstellerin Agatha Christie hat einer Statistin in Margaret Scherfs ,,Goldenem Klavier" den
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Namen gegeben. 51 In diesem Roman heiBt ein Innenarchitekt Claude Berna, d nach dem franz6sischen Physiologen (I 813-I 878 ) und eine andere Nebenfigur Rutherford (,,der liebenswtirdigste aller Spediteure") nach dem britischen Atomphysiker Ernest Rutherford (I871-1937). Selbst der Maler Max Liebermann (i 847-I 935) erscheint als Namenpate einer flfichtig erw~ihnten Person eines deutschen Kriminalmmans, eines ,,in S~o Paulo lebenden Emigranten". 5~ W/ihrend bei der oben erw/ihnten Klangdeutung des Namens Elsa die Gedanken fiber Wagners ,,Lohengrin" in das germanistische Bezugssystem gelenkt werden, finden sich gelegentlich auch direkte Anspielungen auf ~iltere Dichtungen. H~iufig sind solche Reminiszenzen, die wohl haupts~chlich aus den Schuljahren der Autoren stammen, zwar nicht, sie fehlen aber nicht v611ig. Auch die philologischen Fachzeitschriften sind als Vermittler solcher Anregungen nicht ganz auszuschlieBen. W/ihrend die meisten Leute in den Wartezimmern Modejounale oder Rennzeitschriften und gelegentlich auch die medizinische Zeitschrift ,,Lancet" lesen, greift bei Anthony Boucher der Anglistikprofessor Furniss nach der ,,letzten Nummer des Journal of English and Germanic Philology", w/ihrend er,,seine lange Gestalt in den Morris-Sessel versenkt".53 Ein Runenstein gibt einem Kriminalroman von Stieg Trenter den Titel (,,Runen in Granit", G 1216, 1963). In der ,,Roten Perticke ''54 l~iBt Trenter einen Postbeamten seiner Kollegin ein Zitat aus Walthers vonder Vogelweide bekanntem Liede ,,Unter der Linde" dutch das Telephon zurufen: ,,Servus! LaB dir's gut gehen. - Tandaradei unter der Linden!" Solchen germanistischen Spurenelementen kann man auch im amerikanischen Kriminalroman begegnen. In E. V. Cunninghams ,,Vierzig Tage Frist (G 1257, 1963, S. 136 f.) wird die mittelalterliche Parabel von der liebeshungrigen Witwe 55 in breiter Nacherziihlung eingeschaltet. Spencer Dean charakterisiert die Tochter eines Finanzmannes als ungezogene G6re, indem er sie anonyme Drohbriefe in Knittelversen an die Geliebte ihres Vaters schicken l~igt. ,,Ja, es hat einen ausgespmchenen Knittelvers-Rhythmus. Das lernt man auf der h6heren Schule. Von Hans Sachs fiber Goethe, Schiller usw. Deutschunterricht, weiBt du noch?" 56 DaB es sich dabei wirklich nur um oberfl~ichliche Schulerinnerungen handelt, ist daran zu erkennen, dab die angeffihrten Verse gar keine Knittelverse sind. H~iufiger als die/iltere deutsche Literatfir wird - auch in Deutschland und Schweden - die ~iltere englische Literatur herangezogen. Der Schwede Jan Ekstr6m 1513teinen Shakespeare-Kenner allen seinen Kindern Namen nach Helden und Chargen in Shakespeare-Dramen gebenY Einer seiner S6hne berichtet: ,,Papa war ein Shakespeare-Verehrer. Er las ihn immer und immer wieder. Wenn einer von uns geboren wurde, entnahm er dem Drama, das er gerade las, einen Namen; Marcus ffir mich; Antonius, Romeo, Valentinus, Caius, Cleopatra, Julia; man kann nur froh sein, wenn man einen Namen erwischt hat, den man irgendwie verntinftig abkfirzen karm. Ich h/itte ebenso gut Polonius heiBen k6nnen".58 Als Abktirzungen
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Shakespeare'scher Namen erscheinen dann Marc, Anton, Valentin, CaJ und Cleo; die anderen Namen werden nicht abgekfirzt. Der Verfasser unterl~iBt es nicht, auf das Leitbild hinzuweisen, das der Name Romeo dem Leser aufsuggeriert: ,,Romeo war nicht der sch6ne Jfingling, an den man in Verbindung mit seinem Namen zu denken geneigt war". s9 Besonders viele Zitate aus der/ilteren englischen Literatur gibt es in Robinsons Roman ,,T6dliche Logik", der in einem Oxforder philosophisch-theologischen College spielt; da ist sogar vom Aufsagen altenglischer Verse die Rede. In deutschen Kriminalromanen werden am Mufigsten Conan Doyles Sherlock Holmes und Dr. Watson erw/ihnt.8~ Auch aus der anonymen Volksdichtung nimmt der Kriminalroman Anregungen auf, wie man aus einem gelegentlichen Hinweis auf Grimms M~rchen 61 oder einem im vollen Wortlaut zitierten Zauberspruch ersehen kann. 62
5. Tarnnamen und Kiinstlerpseudonyme ,,Die Kfinstler, sie haben immer zwei Namen - wie Verbrecher, he?" ez Im Kriminalroman kommen Kfinstterpseudonyme ebenso Mufig vor wie Tarnnamen von Verbrechern. Als eine dritte Personengruppe sind die Kriminalisten anzureihen, die sich ebenfalls Mufig vorget/iuschter Namen bedienen. In den meisten F/illen enthalten die angenommenen Namen irgendeinen Rest der wirklichen Namen. Ein Ganove Spero Stenopoulis beMlt den Anfang seines Familiennamens bei, wenn er sich Stanley nennt. ~4 Ein Mr. Banton hieB vorher Bantonowyz. 65 Ein William Flesh bewahrt eine Erinnerung an seinen Vornamen in seinem Berufsnamen ,,Billy-Boy, der blonde BuUe .~ Ein Mann,,von erschreckendem Aussehen und Ruf" mit Namen Wolfe ist ,,bekannt unter dem Spitznamen 'Der Hund'." 87 In Boders ,,T6dlichem Wiedersehen" wird der Pariser Detektiv Robert Cassin yon seinen Bekannten Robespierre genannt, und dieser Name ist,, einfach yon meinem Vornamen abgeleitet" (S. 63). Peter Chambers I/il3t die Tochter des Gangsters Rudy Benito, die Gina Benito heil3t, den Namen Jeannie Benson annehmen, um sich yon ihrem Vater zu distanzieren. Als sie dann selbst auf die schiefe Bahn kommt, w/ihlt sie den Namen Ruby Capone. Die symbolische Absichtlichkeit dieser Namen wird eingehend er6rtert: ,,Der Name ist Ihnen doch aufgefallen? Ruby kommt Rudy am n~ichsten. Den Namen Benito wollte sie nicht verwenden . . . . Was hat sie also abgemacht? Sie hat sich den Namen des berfichtigsten Gangsters ausgesucht, der je gelebt hat - Al Capone. Damit ich nur ja richtig verstehe . . . . ,, es Am Schlul3 addiert der Privatdetektiv die drei Phasen ihres Lebens in ihren drei Namen; er spricht yon ihrem Tod als dem Tode ,,der Gina Jeannie Ruby Benito Benson Capone". ~ In einem anderen Roman wird eine Polizistin namens MichOle Page in den Haushalt des Verd/ichtigen als Dienstm/idchen eingeschmuggelt und zur Tarnung Mich~le Dupont genannt (,,Oh, meinen Vornamen haben Sie mir
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gelassen?" ,,Ja, das ist leichter s Sie"). v~In den meisten F~illen werden die Initialen beider Namen beibehalten. Ein Oberst Brown nennt sich bei seinen Recherchen Dr. Barnett. 71 Mit der Tarnung kann eine nationale Umbfirgerung verbunden werden, indem man den ausl/indischen Namen der neuen Umwelt sprachlich anpaBt. ,,Er hieB Nossek, Carl Nossek, alias Norris" (,,Seine Vorstrafenliste war so lang wie der Broadway"). 72 Der Verbrecher Hill Loftus nennt sich zeitweilig Harrison Lancaster und sp/iter Hamilton Lamont. Der Kriminalist, der ihn verfolgt, stellt dazu die Erw/igung an: ,,Komisch, wie ungern sich die Leute von ihren Initialen trennen, was? . . . . Ein Versuch, die eigene Pers6nlichkeit doch irgendwie zu behalten." 73 Auch k6nnen aus einem einzigen Namen zwei gebildet werden: aus Jonadab Evans wird ein Pseudonym John O'Dab geschaffen.74 Hingegen scheinen die s beliebten Palindrome und Anagramme, die vereinzelt auch heute noch bei Schriftstellern vorkommen (Mayer = Amery), im Kriminalroman kaum noch angewendet zu werden. Daffir gibt es heute verschiedene andere, bisweilen recht weit hergeholte Namenspielereien. Ein schwedischer Kriminalbeamter Durell erkl/irt diesen seinen angenommenen Zunamen so: ,,Eigentlich heiBe ich Mdnsson . . . . Wissen Sie, ich singe sehr gem, und ich finde, ich habe einen ganz passablen Tenor. Daher auch mein Name - dur, verstehen Sie? Durell. Gesang." 75SpaBhaft gemeint ist das Pseudonym Jen6 Kifli start Gdza Zsemlye in G~bor yon Vaszarys ,,Sommerlichem Intermezzo" (rororo 370, I962, S. I7); Zsemlye ist das aus dem Deutschen entlehnte Wort ,,Semreel," Kifli das semmel~hnliche ,,Kipfel". Ein Stierk/impfer nennt sich, um seine groBe Leistungsf~ihigkeit hervorzuheben, El Lobo ,,der Wolf". 7" Bei den Pseudonymen der Kfinstlerinnen, Artistinnen und Mannequins ist neben dem prim/iren Antrieb der Tarnungsabsicht das Repr/isentationsbedfirfnis stark ausgepr/igt. Es werden solche Namen gew~ihlt, die man ffir dekorativer und attraktiver als die wirklichen b/irgerlichen Namen h/ilt. ,,Heutzutage werden so viele Namen erfunden. Die Filmschauspielerinnen sind schuld daran". 77Die einfachsten F~ille sind solche, wo nur der Vorname etwas ver~indert oder dutch einen auff~illigeren ersetzt wird. Wenn solches in Trivialromanen erw~ihnt wird, gesch;eht es meist ohne abf~illige Beurteilung der betreffenden Person. Eine Ester Manners nennt sich EsteUe Manners, um als Schauspielerin besser anzukommen, 7s eine Eloise nennt sich Toby, weil ihr der richtige Vorname nicht gef~llt ( . . . . . . ihr richtiger Name ist Eloise, aber sie bringt jeden um, der sie so nennt. Und ich kann nicht sagen, dab ich ihr daraus einen Vorwurf mache") 79. H/iufiger werden beide Namen ver/indert. Der schlichte Name Clara Seehofer wird als simpel angesehen und abgelegt und durch Claudia Serana ersetzt. 8~Der Vorname Claudia ist stfidtischer und modischer als Clara, der Zuname Serana fremdl/indisch und f~r die meisten Leute undurchsichtiger als der verst/indliche deutsche Zuname - wir konnten frfiher durch Tests nachweisen, dab etymologische Durchsichtigkeit bei Familiennamen das Ansehen herabmindert. Bezeichnend
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ist an dem Beispiel die Beibehaltung der Initialen. Slawische Namen stehen bei mond/inen und mond/in sein wollenden Frauen meist nicht hoch im Kurs. Eine Miss Smoljanka nennt sich Lily Inez und sag* dazu: ,,Kein Wunder, dab man ein Kfinstlerpseudonym annimmt, werm man mit einem solchen Namen bestraft ist".sl Sie wird aber yon der Tochter ihres Freundes einer ironischen Kritik ausgesetzt, die das Spiel mit dem Namen fortsetzt und sie Lily von Dummeranien nennc. Das Mannequin Jane G, odnik findert ihren Namen in Jan Godwin ab (. . . . . . wie kann ein Mannequin, das Jane Grodnik heiBt, mit Namen wie Candy und Chili konkurrieren, von Dusty oder jinx ganz zu schweigen"),s2 Es ist aber andrerseits nicht zu verkennen, dab manche slawischen und auch magyarischen Frauennamen als attraktiv empfunden werden. Ein in Prag spielender Roman yon Franz Hauptmann hat den tschechischen Frauennamen Jarmila zum Titel, und in einer Verlagsanzeige wird gerade damit Reklame gemacht: . . . . . . der Klang des M/idchennamens, der ihm den Titel gibt, beschwSrt sogleich das Bild dieser Stadt : Jarmila".s3 In einer leichten Plauderei im 'Simplicissimus' wird fiber die Namen Elfriede und Julischka so geurteilt: ,,Sie ist auch m/ichtig stolz auf ihre ungarische Abstammung. Ich glaube, sie hat es gem, werm ich sie Julischka nenne. Elfriede paBt fiberhaupt nicht zu ihr. Wie kann so ein kleines Biest nur Elfriede heiJ3en!"s4 Hans Habe gibt einem Roman den Titel ,,Ilona" und Hans Hellmut Kirst schreibt dazu in einer Rezension: ,,Dieses Buch tr/ig* einen Namen, wie er einer extravaganten, einer ungew6hnlichen Geliebten angegemessen scheint: Ilona." 85Aber im Kriminalroman werden romanische Namen Mufiger als slawische oder magyarische bevorzugt. Auch bei den Ktinstlerpseudonymen best~itig* sich die Beobachtung, dab leichte Durchschaubarkeit der Bedeutung, Ktirze und H/iufigkeit der Zunamen im umgekehrten VerMltnis zu ihrem Ansehen stehen. In einem Roman von Frank Arnau kommt eine Tania la Dalva vor und der Verfasser I/il3t diesen Namen von verschiedenen Seiten begutachten. ,,Auf den ersten Anhieb hielte ich Tania la Dalva ffir die geschickte NamensschSpfung eines tfichtigen Presseagenten".s~ Der Polizeiarzt sag*: ,,Kling* nach Bfihne, Showbusiness oder Film. So viel Harmonie finder sich nicht in einem echten Namen." Auf dem Rfickdeckel des Buches 1/iBt sich der Verlag so vernehmen: ,,Die Tote mit dem hochtrabenden Namen hat ein beweg*es Leben hinter sich." Der richtige Name dieser Tania la Dalva ist Antonia Dalva. Die Ab~inderung von Antonia zu Tania hat den Zweck, etwas Selteneres und Unverst/indliches an die Stelle des Hiiufiigen und Bekannten zu setzen; die Einffigung des la bewirkt eine Silbenvermehrung und eine weitere Verschiebung zum Seltenen hin mit gleichzeitiger Hervorhebung des Feminen. In manchen F/illen bringen die ,Amderungen wohl nur bei bestimmten Beurteilern die angestrebten Vorstellungen hervor, so wenn z. B. eine T/inzerin Irene Kilby glaubt, dab ihr Pseudonym Lois Fenton ,,hfibscher" wirke, s7 oder eine Mary McCarthy, dab Mary Macarty ,,mehr nach einer Innenarchitektin" klinge ss. Denkt der Ver-
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"fasser hierbei vielleicht an den Maler der Grfinderzeit Hans Maka, t (i 84oi884)? Manchmal kommt bei der Ermittlung eines Tilters einem Namen Bedeutung zu; Seltenheit und Hilufigkeit von Namen k6nnen entscheidend for den Handtungsablauf sein. Die Autoren beziehen diesen Umstand bewuBt mit in ihr KalkO1 ein und sprechen es auch manchmal klar aus. ,,Sprague Hunt ist ja ein seltener Name, sodal3 ein Irrtum kaum m6glich ist," heiBt es z. B. einmal bei Hillary Waugh. 8~Umgekehrt bildet in Trenters ,,Was geschah in Gustafsberg" die Entwirrung der Schwierigkeiten, die der Mufige Name Johansson bereitet, die Hauptaufgabe. Zunilchst klilrt der Verfasser seine auslilndischen Leser darOber auf, dab dieser Name in Schweden Mufig ist (,,Ein Name wie Johansson erscheint ja bei jedem gr6Beren Verbrechen" S. 143) und lilBt sie dann die Such- und Ausscheidungsaktionen miterleben, die immer spannender werden, je enger tier Kreis der Verdilchtigen wird. ,,Alle heiBen sie Johansson. Hinter jeder Ecke steht ein Johansson. Frey Johan Serander, Selma Johanna Bruhn, Knut Juan Modigh und jetzt auch Joakim Hansen, der yon dem LOmmel des Hausmeisters vor langen, langen Jahren Johansson genannt wurde . . . . Ein knappes Dutzend Personen namens Johansson tibernachteten heute in Hotels, erklilrte Vesper Johnson dOster. Zwei waren Artisten, einer ein Sehlosser und ein anderer, der am undurchsichtigsten wirkte, entpuppte sich als Jilgermeister aus dem n6rdliehsten Norrland" (S. 17o). Um sich bei der Aufl6sung seines Johan-Puzzlespiels nicht st6ren zu lassen, fOhrt der Verfasser im Personenverzeichnis auf S. 4 nur bei einem, dem Knut Juan Modigh, denjohan-haltigen Teil seines Namens an, bei Frey Serander und MaUa Bruhn unterschlilgt er ihn. Wie sich am SchluB herausstellt, sind gerade diese die wiehtigsten. Die ,,Johanna" Malla Bruhn ist die M6rderin des Frey ,,Johan" Serander, und der Zusammenhang mit Johansson wird so aufgeklilrt: . . . . . . denn er hieB Johan und sie Johanna, und in der ersten Zeit ihrer Liebe . . . . hatten sie oft unter dem Namen ,,Johansson" in verschiedenen kleinen Hotels des Klara-Bezirks Obernachtet" (S. 2oo).
6. Namensverdrehungen und orthographische Besonderungen Ein ausgesprochen altmodisches Requisit bewahrt der Kriminalroman in den Namensverdrehungen; besonders die franz6sischen Autoren verwenden sie gerne. Sie sind mit den jahrhundertealten Schwerh6rigenwitzen verwandt und offenbar aus dem Schwank und der Posse/ibernommen worden. Manchmal wird nur ein Glied eines Kompositums verilndert, und der Ersatz hat meist den ungefilhr gleichen Stimmungswert und Seltenheitsgrad wie das Glied, for das er eingesetzt wird. So will z. B. jemand nach der (fingierten) Kleinstadt Hofamberg und frilgt start dessen nach Hofamwald, 9~oder eine zerstreute Frau redet einen Herrn Benjaminsson, den sie soeben kennengelernt hat, Efraimsson an. 91 Einen Karietzky meldet ein verschlafener Nachtportier irrtOmlich als Karsinty, start Kripoff
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sagt ein M/idchen Krisoff in Martin M~roys Detektivstory ,,Ein Star lebt gef/ihrlich" (G 1284, 1964, S. 61, 83). Es wird bezweckt, den Eindruck genauer Detailkenntnis zu erwecken, und zugleich anzudeuten, dab es sich um unwichtige, unsympathische Ausl/inder handelt. Solche Verdrehungen werden dem Leser mit der gleichen, bis zum Unm6glichen reichenden Gekfinsteltheit zugemutet wie das Beiseitesprechen der Diener und T61pel auf der Schmierenbfihne. Eine ungebildete Sch6nheit spricht von einem Unfall ,,des guten Monte Carlo" star Montebayo, um sofort nochmals ,,den unglficklichen Monte Carlo" zu bedauern und ein zweites Mal korrigiert zu werden. 9~Dieselbe Dame nennt einen Drake, den sie zu kennen vorgibt, Trake, 9s was wegen des Bedeutungsunterschiedes (Trake klingt wie traik,,Plage, Unheil") belustigend wirken soll. Ein T61pel meldet einen Besucher namens Brooks mit den Worten an: . . . . . . heeBt Books Broke oder so irgendwieT M und ein Amerikaner fiberbringt die Nachricht, dal3 ,,ein gewisser Scheukaffee zur Stelle" sei, der in Wirklichkeit ganz anders heiBt (,,0 Steve, da haben wit es ja wieder einmal - diese schauderhafte amerikanische Aussprache! Tschaikowsky heiBt dieser Mann"). 95
Auch die heute modernen orthographischen Besonderungen lassen sich die Kriminalromane nicht entgehen. Es gilt als etwas Besonderes, c start k (und k statt c) in den Eigennamen zu schreiben. Das geil3elt z. B. der,,Simplizissimus" in einer satirischen Betrachtung einer Kunstausstellung: ,,Die Namen der ausstellenden Kfinstler fingen selbstverst/indlich mit Kleinbuchstaben an, und alle K's waren als C's geschrieben und umgekehrt. So fand ich beispielsweise einen carl und einen curd, aber auch zwei kristians und einen kornelius. 96 Den humoristischen Effekt n/itzt Boder aus, indem er seinen Helden folgendes Gespr/ich in einem Studentencaf6 belauschen I/iBt: ,,Ottocar heiBe ich, Ottocar mit c. Kfinsflemame." ,,Wie sch6n", schw~irmtedas M~idchen,,,Ottocar mit c." 97
Einige Seiten spfiter erf/ihrt man dann: ,,Der junge Mann hieB Ottocar Petersen." Diese Mode bestfitigt unsere schon frfiher im Test nachgewiesene Feststellung, dab eine orthographische Abweichung von der Regel einem Personennamen ein h6heres Ansehen verleiht. Bei unserer Pr/ilung der WertscMtzung von Namen erhielt Anton Schmalz keine einzige Stimme der Probanden, Anton Schmaltz aber 35 = aller Stimmen.9s 7. Nationale und regionale Unterschiede
Es gibt in allen Lfindern eine geffihlsm/iBige Rangeinstufung der Nationalit/iten. Sie ist oft scharf ausgepr/igt, wird aber nicht immer often eingestanden. Der grobstrichig zeichnende Kriminalautor verr/it seine Wert urteile, die meist mit denen seiner Leser fibereinstimmen, am unbefangensten in der Verteilung der Namen auf bestimmte Rollen. Das geschieht
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wohl h/iufig unbewul3t und ohne Gedanken an eine m6gliche Kontrollierung. Trotz allem historischen FranzosenhaB genieBt das Franzosentum noch in der heutigen Trivialliteratur wie einst in der ~-la-mode-Dichtung des Barocks ein erh6htes Ansehen, es wird h6her als das schlicht-biedere Deutschtum und das im deutschen Namengut eingeheimatete Slawentum bewertet. In einem jfingst mit einem Edgar-Wallace-Preis ausgezeichneten Roman eines deutschen Anf~ingers nimmt eine Bfiroangestellte den Namen des Detektivs Lesko mit dem Geh6r auf und schreibt ihn Lescaut. Der Detektiv empfindet das angenehm und korrigiert sie mit geschmeichelter Bescheidenheit: sein Name ende ,,einfacher," n/imlich ,,schlicht und einfach" auf ko. 9~In den Vereinigten Staaten stehen die angloamerikanischen Namen in h6herem Ansehen als die lateinamerikanischen. Eine Frau finder die Polizei vulg/ir ,,zumal einer der Beamten einen ausl~adischen Namen trug" (Mendoza) und zeichnet daher nicht diesen Beamten aus, sondern seinen Untergebenen Hackett, ,,den Mann mit dem ehrlichen amerikanischen Namen". 1~176 Die gleiche Einstellung 1/il3t sich bei Spencer Dean erkennen, der einem Portier den italienischen Namen Salvatore Buccini gibt und mit dem Zunamen sein Spiel treibt: ,,ein gewisser Salvatore irgendwas," ,,urn yon diesem Salvatore Dingsbums' Adres se zu bekommen." 101 Mit/ihnlicher Nonchalance wird in demselben Roman ein deutscher Name behandelt (,,wenn sie vielleicht in Wirklichkeit Miss Hortense Hasenpfeffer, oder was weiB ich, heiBt"), 1~ aber nirgends ein angloamerikanischer. Dabei ist bei Spencer Dean im fibrigen eine gewisse Vorliebe ffir deutsche Namen unverkennbar, wie Bob Stolz, Myron Grolheim, Leo Stellenhacht, Joyna Rettjer, Geoffrey Rulz und andere zeigen, die s/imtlich Durchschnittrollen haben. In den niederen Chargen finder man im amerikanischen Kriminalroman oft slawische Namen, w/ihrend die gr613ten Gangster meist italienische Namen tragen, l~ In Hillary Waughs ,,Nacht in der es regnete" kann man die zahlreich vorkommenden Personennamen nach den Rollen in drei Gruppen ordnen: Die erste Gruppe enth/ilt angesehene, fiber jeden Verdacht erhabene Respektspersonen wie ,~rzte, Anw~ilte und Richter. Sie tragen durchwegs angloamerikanische Namen wie Mac Farlane, Leonard Merrill und Cobbitt Reed. Die zweite Gruppe bildet das groBe Aufgebot an Polizisten. Sie haben zum gr6Beren Teil angloamerikanische Namen wie Fred C. Fellows, Sidney G. Wilks, Harry Wilson, Hank Lemmon und zum kleineren Teil deutsche Namen wie Lerner und Unger (bei diesen fehlt die auszeichnende Anffihrung der Vornamen). Die dritte Gruppe umfaBt die Kreise, in denen der Verbrecher gesucht wird. Hier gibt es ebenfalls deutsche Namen (Alfred Zimmermann, Marta Lobenz und einige weitere), auch einen romanischen (Tony de Angelo) und eine groBe Zahl deutschslawischer und rein slawischer Namen: John Slensky, Stanley Pollack (dieser wird zum SchluB als M6rder fiberffihrt), Jake Coliczik, Lucy Stankowitz, Kowarik, Jaglinski, Widzik (deutsch in polnischer Orthographie)
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u.a. Es wird geschickt angedeutet, dab es sich um Leute fremder Herkunft handelt (,,buchstabieren Sie Widzik" S. 93), doch wird ausdrficklich verneint, dab sie Ausl/inder sin& ,,Hatte er einen ausl/indischen Akzent?" ,,Eigentlich nicht, seine Stimme war leise und kehlig, aber irgendeinen Akzent konnte ich nicht heraush6ren" (S. 15). Dieser Roman spielt I96o in der ,,kleinen Stadt Stockford im Staate Connecticut." In einem ungarischen Roman fr/igt eine amerikanische Durchschnittstouristin ihren magyarischen Begleiter, der einen slawischen Namen tr/igt: ,,Herr Womitschek, warum haben Sie einen so unm6glichen Namen?" 104 Oft dienen die Personennamen nicht nur der nationalen Einordnung, sondern auch der regionalen Lokalisierung. Man versetzt den Leser miihelos in die Schweiz, wenn man alemannische Namen w~ihlt wie Geigy, Zgraggen, Wyss (undiphthongiertes i bei gleichzeitiger Verschiebung von t zu ss), Stfintzi, Apfli u s w . , und diese des 6fteren mit franz6sischen Taufnamen verbindet wie Jean Bertschi und Yvonne Biirkli. In dieser Szenerie hat niemand einen slawischen Namen, ein zugereister Peter Morawetz nimmt den Decknamen Peter Steiger an. 1~ In Zfirich hat es den Kriminalautoren das Kaufhaus Jelmoli angetan; wie bei Biebricher kommt es auch bei Arnau vor (,,Der Mord war ein Regierfehler" S. I62). Im binnendeutschen Bereich kann man ebenfalls regionale Unterschiede bei der Namenwahl erkennen. Der aus Duisburg stammende Verfasser des in Freiburg im Breisgau spielenden Detektivromans ,,T6dliches Wiedersehen" bevorzugt norddeutsche Namen wie Petersen, Jakobs, Kiimper, abet das einheimische Zimmervermieter-Ehepaar heiBt alemannisch Speidele. 1~ Der starke Anteil von slawischen Namen im Ruhrgebiet, der durch die Zuwanderung yon Bergarbeitern aus dem oberschlesischen Industriegebiet bedingt ist, spiegelt sich in einigen Bfichern von Ruck wider (z. B. ,,Zu wenig Z~rtlichkeit," I963). In jenen Romanen Rucks hingegen, die nicht im Ruhrgebiet spieten, sind slawische Namen nicht h/iufiger als im Durchschnitt der betreffenden Gegend (z. B. ,,Schau unters Bert, bevor du schl/ifst," G 280). Schlfisse auf die Konfession der Tr/iger bestimmter Namen werden im Kriminalroman selten gezogen. Ein nicht recht einleuchtendes Beispiel finder sich bei Gault. Da wird yon einem Sterbenden namens Denscher erw/ihnt, dab er einen Priester verlangt habe, und ein Polizist bemerkt dazu: ,,Er ist doch nicht katholisch - ich meine, jemand mit einem solchert Namen ist doch kaum katholisch?" 107
8. Weglassung des Zunamens Wir haben frfiher darauf hingewiesen, dab die Verbindung zwischen Vor- und Zunamen bei Frauen weniger lest als bei M/innern ist 10s und dab die Weglassung des Zunamens daher bei Frauen h/iufiger vorkommt. Dies betrifft auch Frauen von untadeligem Ruf wie zum Beispiel die Dichterinnen Anette (yon Droste Hiilshoff) und Bettina (von Arnim, geb.
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Brentano) und die Schfilerinnen mancher h6heren Schulen, hat aber seihen eigentlichen Ort in den Polizeirevieren und Gerichtss/ilen. In dem Augenblick, da eine Verurteilung vom Gericht ausgesprochen ist, lassen die Zeitungen in einer geradezu atavistischen Primitivreaktion mit dem Titel Frau oder Fr/iulein auch den Familiennamen der Verurteilten weg' Als in dem ProzeB gegen eine des Doppelmords beschuldigte Hausfrau namens Vera Briihne das Urteil gefallen war, meldete das die ,,Bildzeitung" unter der Llberschrift: ,, Vera hat den Kopf verwettet", l~ Nach einem Bericht der ,,Neuen Illustrierten" 06. Jg., I96I, Nr. 24, S. 53) werden in den amerikanischen Sfidstaaten Farbige als Zeugen vor Gericht ,,grunds/itzlich nur mit ihren Vornamen angeredet, wfihrend weil3e Zeugen Herr, Frau oder Fraulein Soundso genannt werden." Hierbei beteiligen sich auch die Kriminalautoren, doch gibt es Anzeichen daffir, dab manche yon ihnen die Ungeh6rigkeit empfinden. In einem Roman von Sterling Noel mil3f/illt es dem Detektiv, dab ein Polizist eine Frau ,,nach Polizeimanier mit ihrem Vornamen anredete. ''11~ Arnau schildert im ,,Letzten Besucher" (U8oo, I96o, S.74) das Verh6r einer T/inzerin yon zweifelhaftem Ruf. Der Beamte redet sie mit dem Vornamen an, will dann aber doch zum Gebrauch des Familiennamens/ibergehen. Da sagt siei ,,Bleiben Sie rung dabei. Frauen wie mich spricht man bei der Polizei immer mit ihrem Vornamen an - Obrigens nicht nur Polizeibeamte haben die Gewohnheit." Die anderen, die das in den Kriminalromanen tun, sind die Reporter. In Mark Derbys ,,Abgrund der ewigen Nacht" 111 kommt die Angst vor der Sensationspresse zum Ausdruck, die ,,die Gewohnheit unaufrichtiger und bedeutungsloser Anteilnahme fOr die Opfer v o n - Schlagzeilen liefernden - Schicksalsschl/igen verbreitet hatte, indem sie sie beim Vornamen nannte und sich noch anst6Bigere Vertraulichkeiten erlaubte." Es kann von einer Ehefrau als Herabsetzung empfunden werden, wenn ihr Mann nicht mit dem Familennamen angeredet wird. In Rucks ,,Zu wenig Z/irtlichkeit" bezeichnet es die Frau eines Bergmanns geradezu als eine Ursache for die Zerrfittung ihrer Ehe, dab sich ihr Mann von allzu vielen Leuten mit dem Vornamen - noch dazu in der Deminutivform - anreden lieB: ,,Und ich habe mir in all den Jahren gewfinscht, dab mein Mann f~r andere Leute der Herr Kowacs ist. Was aber war er? Er war das Jiippchen." 112 Hier zeigt sich eine Folge des deutschen Namensgebrauchs, der vom Amerikanischen, wo die Verwendung des Vornamens viel verbreiteter ist, spfirbar abweicht. Der 121bergang zur Anrede mit dem Vornamen im freundschaftlichen Verkehr wird meist ausdrOcklich vermerkt und in stereotypen Wen&mgen beschrieben. ,,Ich heiBe Joseph - Joe for meine Freunde. Auf Ihr Wohl, Jess." 118 Diese im amerikanischen Thriller immer wiederkehrende Zeremonie wird im Deutschen genau nachgeahmt. ,,Sie dOrfen mich ruN g Josi nennen. Meine Freunde tun es alle. Ich daft Sie doch zu meinen Freunden z/ihlen?" 114 Bisweilen wird dabei auf den amerikanischen Brauch expressis verbis Bezug genommen. . . . . . . DrOben in den Staaten Neoplu'lologus X L I X
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nennt man sich schon am ersten Tag beim Vornamen. Das Konventionelle wirkt st6rend. Nennen Sie mich Selma. Und ich werde einfach Egon zu Ihnen sagen." 115 Aber so wie das Duzen manchem Schwierigkeiten macht, kann auch der Gebrauch des Vornamens auf Hemmungen stoBen. Auch solche Beobachtungen kommen zur Sprache. In dem schon erw~nten Roman von Ann Head kommt eine Mrs. Helen Sumner vor, die von all ihren Bekannten Helen genannt wird, aber ein M/idchen aus der Nachbarschaft bringt es nicht fiber sich, sie so anzureden: ,,BloB - ich nannte sie immer Mrs. Sumner. Auch noch nachdem sie mir erlaubt hatte, sie Helen zu nennen .... Sie sah aus wie Mrs. Sumner, gab sich wie Mrs. Sumner, war ganz Mrs. Sumner. Helen - nein", ne
9. Von Personennamen abgeleitete Appellativa Wenn ein Personermame 6fter ffir den gleichen Menschentypus gebraucht wird- und vielleicht auch durch sch6pferische Laune - kann er zur Typenbezeichnung werden. Das neue Nomen appellativum tritt dann als selbst~ndiger Begriff neben das gleichlautende alte Nomen proprium, ohne es zu verdr~ngen. Mache Vornamen sind schon in alter Zeit verappellativiert worden wie Matz (Matthias) zur Bezeichnung eine einf/iltigen Menschen 11~ oder Josef, das ebenfalls einen absch/itzigen Beigeschmack annahm, 11s der vielleicht auch noch ffir die ,,Sepplhosen" der Gegenwart verantwortlich ist. In der Fliegersprache des zweiten Weltkriegs wurden mehrere Taufnamen verappellativiert, wie Franz, das Beobachter, und Emil, das Flugzeugffihrer bedeutet. Von Franz wurde auch ein Verbum verfranzen gebildet (eine Besatzung hat sich verfranzt, wenn der Orter nicht aufgepaBt hat). 119 Der Name Max wird yon den Fliegem in zweifacher Bedeutung als Appellativum gebraucht: als,,Schmiermaxe" ist er ein Flugzeugwart, als ,,Max" eine H6chstleistung, eine H6chstflugzeit von 18o Sekunden) ~~Eine doppelte Verappellafivierung erfuhr auch der Vomame Hugo; in der tabakarmen Zeit nach I945 bezeichnete er die Zigarettenkippe (,,ffinf Hugos ergaben eine neue Zigarette"),m u n d im Ganovenjargon bezeichnte er den elegant, aber etwas zu auff~illig angezogenen Gauner (,,diese Aufmachung, zusammen mit den schokoladebraun und cremefarben combinierten Sportschuhen, die ich mir .r solche Anl/isse gekauft hatte, verwandelten mich in einen regelrechten sch6nen Hugo"). 1~ Ein Verbrecher get'~ihrlicherer Art, aber ebenfalls auf sein /~uBeres bedacht, ist der sch6ne Mario. ,,Ein sympathisches, leich~ dekadentes Gesicht mit sorgfiiltig pomadisiertem, gewelltem dunklem Haar: Der sch6ne Mario von Palermo und Chicago - ein Ladykiller".1~3 Die Polizei benennt Ger/ite nach Personen (,,Funkstreifenwagen Gustav neun"), T M eine Firma 1/iBt gegen die Konkurrenz einen ,, Otto" los. 1~5In der gleichen Weise k6nnen auch Familiennamen zu Begriffen werden. Der Volkswitz ben/itzt die Namen Zitzewitz, Itzenplitz und Prittwitz zur
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Verspottung von ,,Militarismus und ~rertrotteltem 3unkertum", weshalb 25o Tr~iger dieser Namen I958 einen ProzeB gegen einen Journalisten wegen ,,Herabsetzung der Familiennamen und des alten PreuBentums" androhten. T M Nachdem vor einigen Jahren ein Buch fiber gutes Benehmen von Erika Pappritz von sich reden gemacht hatte, kann man von einem ,,Pappritz" sprechen, der jfingst sogar zu einem ,, Ultra-Pappritz" gesteigert wurde. 127 Wie bereits Hugo, Mario und Gustav zeigen, ergreifen die Kriminalschm6ker diese AusdrucksmSglichkeiten gerne. Ein besonderes Feld bilden die Ganovennamen, die z. T. alt und z. T. international verbreitet sind; die ~iltesten Belege sind die Namen der Gefiihrten Meier Helmbrechts im 13. Jahfhundert. Manchmal sieht man es einem Namen an, auf welchen Schaupl~Lzen ihre Tr~iger operieren. Jack Spot Comer ist ein ,,KSnig der Londoner Unterwelt," 128 w~ihrend Ede und die spezielleren Muskel-Adolf, KIamotten-Emil und Mollen-Albert in Berlin agieren. 129 Einer Muskel-Doris begegnet man in Schweden, T M man kSnnte sie sich auch in Deutschland als ,,groBartige Freistilringerin" vorstellen. Da in den Kriminalromanen solche dekorativen, aber nicht intelligenten Ganoven meist nur als Episodenfiguren (als ,,RausschmeiBer',, ,,Leibw~ichter," ,,Gorillas" usw.) gebraucht werden, spielen auch ihre Namen keine grSBere Rolle. Sielassen nur vom Rande her etwas von ihrer Namenfarbe einflieBen - es ist das Zebragrau der Str/iflingsjacken. In anderen F/illen wird so etwas wie die Namenfarbe mit dem ganzen Kulissenstfick, das ein andrer gemalt hat, in den Detektivroman umgepflanzt. So heiBt es z. B. einmal bei Ruck: ,,Das mehrstSckige Geb~iude mit Toreinfahrt geh6rte zu jenen rauchgeschw/irzten Mietsh/iusern, in denen Heinrich Zilles Tippelfrieda und Blechmaxe einst beheimat gewesen waren." 181 Er macht sich nicht die Mfihe, selbst ein Bild zu malen, sondern 1/igt den Leser Zilles Bild aus der Erinnerung hervorholen und in den neuen Rahmen setzen. Tippelfrieda und Blechmaxe sind zu Guckkastentypen verappellativiert, und sie werden mitsamt dem Guckkasten verwendet. Dasselbe tut Carter Brown mit einem fremden Titel, um die Wirkung dieses Werkes ohne eigene Anstrengung mit auszunfitzen. Er sagt bei dem Bericht fiber einen beschwerlichen March: ,,Verdammt in alle Ewigkeit, dachte ich. Ein guter Buchtitel. Und nicht nur das. Er paBte genau auf unsere Situation".132 Die beiden Zille-Namen sind fibrigens mit bemerkenswerter Treffsicherheir gebildet. Frieda ist ein zur Zeit zur GewShnlichkeit abgesunkener Name, der etwas Mitleid und Ironie herausfordert, sie ,,tippelt," weil sie -schfichtem und an die Wand gedr/ingt - schon 1/ingst nicht mehr zu reisen oder auch nur laut aufzutreten wagt. Dem Blechmaxe wird mit dem-e der Spott der Gassenjungen angeh/ingt, die selber seit ihrem Eintritt in die Schule den Anspruch auf die korrekte Namensform erlangt haben, und mit dem ,,Blech" ist ihm die dfinnste und brfichigste Sorte des billigsten Metalls zum Attribut gegeben. In d e r Verbindung mit Heul, liebt der Kriminalroman die Namen
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Suse und Liese, vereinzelt gibt es auch ,,Heulschwestern". 188,,Ich bin eine Heulsuse," sagt eine Hausfrau, die Susan Heimrich heiBt, sodaB man nicht unbedingt an eine Appellativierung denken mfiBte,184aber auch eine Lehrerin, die nicht Suse heiBt, Mlt sich f/Jr ,,eine dumme Heulsuse". 135In entsprechender Weise neckt ein kleiner Junge eine Achtj/ihrige - appellativisch - als ,,Heulliese". 136 Derselbe Vorname erscheint in ,,Zappelliese" als Bezeichnung einer Jenny, also ebenfalls als Appellativum, is? ein sp/itgeborenes Schwesterchen von Heinrich Hoffmanns Zappelphilipp (,,Struwwelpeter," I847). Beamtete und private Decektive stellen sich, sofern sie nicht gerade selber Journalisten sind, gerne mit sp6ttischer Gberheblichkeit fiber die Reporter und nennen sie Zeitungsfritzen. 13s Am regelm/iBigsten tut dies Maurice Procter, ein im Ruhestand lebender Polizist. Auf dieselbe Stufe stellt er die Bildreporter, die er Fotoheinis nennt. 139Darin spricht sich das l~Iberlegenheitsgeffihl des Polizisten aus, das sich darauf grfindet, dab er eine Pistole hat und jener nur eine Ffillfeder. Bei Max Ulrich begegnen wir auch,,Heroinfritzen",140 bei Waugh Olfritzen. T M Damit ist die Benenhung yon Kellnern mit bestimmten Taufnamen, die sie in Wirklichkeit nicht f~hren, zu vergleichen. Carter Brown nennt einen Kellner in Hawaii ,,der Einfachheit halber Charlie, weil er einen unaussprechlichen Namen hatte." 14~ Er tritt damit in die FuBstapfen Viktor Scheffels, der in seinen Episteln erz/ihlt, dab er Kellnerinnen Fanny rief, weil damals angeblich jede ,,gebildete Kellnerin" auf den Namen Fanny h6rte. Der amerikanische Kunstpreis ,, Oscar," neben den ein ,,internationaler Oscar ffir Juweliere" (Diamond International Award) getreten ist, 143 hat die Kriminalschriftsteller ,,Versicherungs-Oscars" und ,,Schokolade-Oscars" erfinden lassen. Der erstere stammt von dem Australier J. Earle Dixon, 144der letztere von dem Basken Pierre Apesteguy.145 ~o. Ortsnamen Auch Ortsnamen k6nnen sch6n und verlockend oder abstoBend und erschreckend klingen. Der frfiher Mortenau genannte Ort wurde wegen des Anklangs an ,,Mord" amtlich in Ortenau umbenannt. Mit solchen .~nderungen ist man sehr zurfickhaltend, doch wird der Druck manchmal so stark, dab man doch nachgeben muB. Vor dreiBi'g Jahren wurde Rotzenhahn in Rotenhain, Kackenberg in Neu-Hochstein umge/indert und I963 wurde der Gemeinde Kotzenroth aus Rficksicht auf den Fremdenverkehr erlaubt, sich fortan Rosenheim zu nennen. 146 Im Kriminalroman werden die Ortsnamen meist dazu benfitzt, den Eindruck genauer Kenntnis von Land und Gegend zu erwecken. Wenn die heilige Hermandad mit Blaulicht und Martinshorn durch eine Stadt f/ihrt, werden meist ganze Serien yon StraBennamen und Geb/iuden aufgez/ihlt. 147 Der Glanz der Ferne IN3t sich durch nichts anderes so leicht herbeizaubern wie durch ein paar unverst/indliche FluB- oder Bergnamen. Niemand sonst lemt so viele
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Namen aus den entlegenen Wfisten Nevadas oder aus dem australischen Busch kennen wie der Leser dieser Taschenb/icher. Der Bedeutungsinhalt und die klangliche Faszination der Ortsnamen ermSglichen mannigfaltige Differenzierungen, und die grfindlichen oder eiligen Autoren n~tzen diese in verschiedenem Umfang aus. Sie lassen z. B. einen GescMftsmann an den Reklamewert eines Namens denken (,,Jeder hat von der Insel Skye gehSrt. Verdammt, der romantische Reiz des Namens allein stellt einen Aktivposten yon einer Million dar") 14s oder einen Astheten an den Wohlklang (,,B~irlach wunderte sich fiber den Namen Lamboing. 'Lamlingen heil3t das auf deutsch,' kl~irte ihn Clenin auf. 'So, so', meinte Nirlach, 'das ist schSner'").149 Peter Chambers macht seine Leser in einer breiten ErSrterung darauf aufmerksam, welche Vorstellungen der Hausname Villa Montana erwecken soll: . . . . . . ein malerischer Name fiir ein malerisches Anwesen. Der Name beschwor das alte Spanien, rosenumrankte Balkone und stolze, f/icherwedelnde SchSnheiten. Malerisch". 1~ Manchmal wirken die Nul3erungen kapriziSs oder neurotisch, so wenn ein Wohnungssuchender an dem Stral3ennamen Jovenita Canyon Road AnstoB nimmt (,,Ich weigere mich, in einer Strage zu wohnen, die 'Weibchenschlucht' heiBt") und gleichzeitig erkl/irt: ,,Ich will unbedingt an der Blitz und Donner Avenue wohnen, mit etwas Geringerem gebe ich mich nicht zufrieden".151 Es wirkt gesucht, wenn ausgerechnet ein MSrder von den differenziertesten und ausgesuchtesten Namensassoziationen berichtet: ,,Welche Hoffnungen erwecken nicht alle die Namen der Stationen in mir. Aber Namen sind Schall und Rauch. Sie entt~iuschen." ,,Welche Namen meinen Sie denn zum Beispiel?" ,,Haupts~ichlich die Namen der Tore, finde ich. Denken Sie nur an die Porte de Lilas, die Porte dorde! Bei der Porte Dauphine mul3te ich immer an ein schSnes, junges M/idchen denken, die Tochter eines KSnigs. Weshalb die Porte Champerret mich immer an das Kr~ihen eines Hahnes erinnerte, weiB ich nicht zu sagen. JedenfaUs bestand meine erste groBe Entt~iuschung in der betrfiblichen Entdeckung, dab an der Porte de Lilas keineswegs Flieder w~ichst." 152 In einer Kurzgeschichte von Edgar Wallace erkennt der Leser, dab ein Mann in sein Verderben geschickt wird, an dem Namen des Ortes, an den er sich begeben soll. ,,Warum hatte Somerville ihn wohl nach der Gorge du Chauderon bestellt? Der Name hatte etwas Unheimliches und Drohendes, und Templar schauderte." 158Das franz6sische Wort Chauderon suggeriert dem deutschen wie dem englischen Leser das Schaudern (shuddering) und Gorge stiftet eine optische und akkustische Assoziation zu Morgue - die Wirkung von Edgar Allen Poes,,The Murders in the Rue Morgue" (I84 I) beruht zum Teil auf dem Klang yon Morgue. Den Senioren der Kriminalgeschichte folgen noch ihre j~ngsten Nachahmer in der Auswahl der Ortsnamen nach. Ein Beispiel liefert der voriges Jahr mit einem Edgar-Wallace-Preis ausgezeichnete deutsche Grusel-
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roman ,,Glocken des Todes" von Ernst Hall (G 1263). Er spielt bezeichnender Weise in England und ffihrt direkt in die Wallace-Athmosph/ire des Geheimnisvollen und Halbirren, des gespenstischen Heriiberwirkens yon Verbrechen vergangener Zeiten und der dfisteren Naturkulissen. Der Schauplatz ist eine entlegene, vonder Bev61kerung/ingstlich gemiedene Gegend, in der ein Kfister seine totgesagte Frau versteckt hilt, die er am SchluB ermorden will. Wie mit den Personennamen- es tritt z. B. ein ehemaliger Zuchth/iusler mit dem redenden Namen Lasters TM a u f - operiert Hall auch mit der Symbolik der Ortsnamen. Die unheimliche Gegend heiBt das Kriihenmoor und die unheimlichste Stelle darin das Wolfsloch. Der ganze Roman ist auf die dfistere Stimmung aufgebaut, die yon diesen Ortlichkeiten ausgeht, schon der zweite Satz lautet : ,,Die Nacht kam langsam aus dem Kr/ihenmoor angekrochen." Ein Ortsname von st~rkster Ausstrahlungskraft ist Samarkand. Er fibt auf Menschen, die nie dort waren, eine geradezu magische Wirkung aus. ,,Ersehntes Ziel einer langen Reise, seltsame Faszination eines blol3en Namens: Samarkand. In vergessenen Zeiten nannte man die Stadt Surraman-raa, und das bedeutet: ,,Wer es sieht, hat seine Freude dran. ''~55 Die gleiche Richtung schl/igt die Phantasie Stieg Trenters ein, der in der ,,Roten Per~cke" eine schwedische Firma ein Paket nach Samarkand absenden I/iBt. Der Name erweckt in ihm dieselbe ,,seltsame Faszination" : ,,Samarkand! Die M/irchenstadt. Sie hatte geh6rt, dab es B/icher fiber diese Stadt gab, und sie glaubte zu wissen, dab sie wegen ihrer T/inzerinnen und Zauberer berfihmt war" (S. 27) . . . . . . Im M/irchenland yon Samarkand - hinter sieben Seen, sieben Tundren und sieben hohen Bergen"
(S. ~94). l Z. Individualnamen lebloser Dinge Die verspielte Mode, leblose Dinge mit Personennamen zu bezeichnen scheint im Anschwellen zu sein. Frfiher kam das vereinzelt ebenfalls vor, wie die Benennung der altgermanischen Schwerter 156 oder der Kanonen Kaiser Maximilians I. 157 oder der merkwfirdige Brauch, W/irmeflaschen Hannchen, Kallin, Trudchen usw. zu nennen, 158 zeigen. Eine 1/ingere Tradition scheint auch bei den Individualnamen der Wirbelstfirme, z. B. Sarah, zu bestehen, die dazu geffihrt hat, dab man nun die Namen ffir die zu erwartenden Windkatastrophen im vorhinein festleg,'. F~r 1957 einigten sich die amerikanischen Warnstationen aufdie Namen Audrey, Bertha Carrie, Debbie, Esther, Freida, Gracia, Hanna, Inga, Jessie, Kathie, Lisa, Margot, Netty, Odelle, Patty, Quinta, Roxie, Sandra, Thea, Undine, Venus, Wenda, Xmay, Yasmin, Zita ~5~- also aufjeden Buchstaben des Alphabetes einer. Auch ganz Ausgefallenes kommt auf diesem Gebiet vor. Die frfihere U.S.-Botschafterin in Rom, Clare Boothe Luce, benannte zwei hartn/ickige Geschwfire, an denen sie litt, nach zwei Brfidern des Staatspr~isidenten Kennedy Jack und Bobby. le~
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Von diesen Moden zeigen sich auch die Kriminalautoren angetan, doch werden die krassesten Auswfichse vermieden, und mancher l~iBt sich auch die n~iherliegenden Verlockungen entgehen. So beschreibt z. B. Robert Martin in ,,Gute Nacht, stiBe Tr~iume" (G x277, 1964) einen Tornado und seine Folgen eingehend, ohne ihm einen Namen zu geben. Allgemein gebr~iuchlich sind die verappellativierten Personennamen f/Jr Handfeuerwaffen wie Colt (yon Samuel Colt I855 erfunden) und Browning, die stets mLnrdich verwendet werden; bei Walther und Smith and Wesson wird meist das Femininum gebraucht. Diese Waffenbezeichnungen kniipfen nicht an die altgermanische oder mittelalterliche Tradition an und sind yon dieser zu trermen; Individualnamen f~r Waffen kommen im moderhen Kriminalroman nicht vor. - Spencer Dean gibt einem kostbaren P e h einen Namen und f~hrt dazu aus, dab es einen Brauch gibt, Krone nzobelmantel nach den Personen zu benennen, liar die sie angefertigt wurden. ,,Diese Tradition geht sehr weir zur~ck. Bis auf die Kaiserin Eugenie. 161 Diese verlieh nSa-nlich einer ihrer Hofdamen die Aufgabe, sich um nichts anderes als ausschliel31ich um 'Eug4nie,' ihren Kronenzobelmantel, zu kfimmern". 1~ Als weitere Namen solcher M~intel erw~ihnt er Herzogin yon Windsor, Barabara Hutton und Lily Inez, der letztere nach einem in diesem Roman vorkommenden Fernsehstar. Einen Lehnstuhl benennt Trenter nach seinem Knarren: ,,Der Sessel war aus Rohr und knisterte so, dab Malla ihn Kniickebrot'-Fauteuil getauft hatte". 163 Ziemlich oft erhalten Autos Rufnamen, wie Belinda, 1~4 Rosinante ~5 (nach Cervantes' ,,Don Quichote"), Sandfloh, 1~ Vogelscheuche3 e7 Die meisten dieser Namen zeigen einen mit herablassender Ironie oder Selbstironie gemischten Humor. Von solchen Individualnamen sind die Personennamen zu trenhen, die die Marke des Autos bezeichnen, wie z.B. Isabella. In diesem Falle wird der Name mit dem bestimmten Artikel gebraucht, wobei hinsichtlich des Genus Unsicherheit besteht (,,ging zur Isabella, u m in die Stadt zuriickzufahren". . . . . . als der Isabella die Kurve durchfahren hatre")3 as In launiger Weise ILgt Sfieg Trenter einmal eine Schreibmaschine mit einem Vomamen angeredet werden: ,,Na, jetzt wird es abet Zeit, dab ich dir den Deckel ~bersttlpe, Nikolaus, und dich im Schrank verstaue. - Ich nerme sie Nikolaus". l~g Heidelberg.
GERHARD
EIS.
Anmerkungen i. Gerhard Eis, Tests fiber suggestive Personennamen in der modernen Literatur und im Alltag, Beitr~ge zur Namenforschung IO (1959), 8.A93-3o8.
2. Ein altes, frommes Fr~iulein, das ,,reich an Gottgefalligkelt" ist, tr~gt bei Thomas Mann den redenden Namen Himmelsbf~rger; wer eine pessimistische Philosophie ans der Sieht des groben Lebens vertritt, heiBt Grobleben; ein Mann, der an ,,Elendstiefen" leidet, erh~iltden Namen FerdinandWehsal. Manchmal liegt die Bedeutung des Namens so often zutage, dab sie parodistiseh umgekehrt werden kann: der delirante S~iufer,der gar nicht gottgefallig lebt, heiBt Lobgott Piepsam. Der MaBstab ffir das Glaubhafte und
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das Gesuchte ergibt sich aus dem Vergleich mit dem wirklichen Namengut, wie wires in den Adrel3bfichern unserer Grol3st~dte finden. Natfirlich kommen neben den direkthinzeigenden Namen auch feiner get6nte redende Namen bei Thomas Mann vor. Aus einer Liste, die Gundolf Keil filr mich zusammengestellt hat, seien die folgenden erw/ihnt: Tobias Mindernickel (,,ein Mann namens Mindernickel, der obendrein Tobias heil3t"); KMterjahn (,,Sie werden einr/iumen .... dal3, wer sie K16terjahn nennen wollte, die Peitsche verdiente"); Claudia Chauchat (wird mit einer Katze verglichen); Tonio Kri~ger (,,Ich nenne dich Kr6ger, weil dein Vorname so verrilckt ist .... " - ,,Ja es ist ein alberner Name, und ich m6chte, weil3 Gott, lieber Heinrich oderWilhelm heil3en"); Amra (,,Ein Name, der mit seinem exotischen Klange zu ihrer Pers6nlichkeit pai3te wie kein zweiter"); Tadzio bezw. Tadziu (,,mit seinen weichen Mitlauten, seinem gezogenen u-Ruf am Ende etwas zugleich Sill3es und Wildes"). 3. Karl-Friedrich Euler, Wenn Kranke lesen. Medizinischer Monatsspiegel (1962), S. I26: ,,Manche bringen es auf zwanzig und mehr Kriminal- oder Wildwesthefte <: t/iglich ! > , yon denen dann noch die jeweils spannendsten und aufregendsten besonders bevorzugt werden." 4. Mancher, der als idealistischer Schiller die Kriminalromane verschm/ihte, ist als Erwachsener dazu ilbergegangen, sie zu konsumieren und in bestimmten Situationen auch zu scMtzen; manche geistigen Menschen lesen Kriminalromane auch dann noch, wenn sie schon lange aufgeh6rt haben, anspruchsvolle Diehtung zu lesen. 5. ,,Zu ihren Lesern z/ihlen bei uns wie anderswo die meisten geistig schwer arbeitenden Menschen - doch nicht sie allein", Christian Ferber in: Ullstein-Bficher, Gesamtverzeictmis bis September 1963, S. 28. 6. ,,Und wenn schon die Herren aus der Politik Kriminalromane lesen, dann ist es ja wohl auch keine gar so gro/3e Schande, sie zu schreiben?" Werner B. Boder, T6dliches Wiedersehen, G I273 (1964), S. 87. 7. Timothy Robinson, Ti~dliche Logik (When Scholars Fall), rororo 2o39 (1964), S. 7: ,,Und bedenken Sie .... wie viele Leute, die in Oxford promovierten, Kriminalromane geschrieben haben - Dorothy Sayers, Edmund Crispin, Michael Innes, C. Day Lewis, J. C. Masterman und so welter. Sie haben nicht nur hier promoviert .... sondern viele yon ihnen sind heute Universit/itsprofessoren oder Dozenten." 8. ,,Ich rief ihren Namen, obwohl er mir wie Gift auf der Zunge brannte", Ann Heads, Jeder liebte Cara (Everybody Adored Cara), G 1274 (I964), 28. i85. 9. Sie werden folgendermaBen abgekilrzt: G = Goldmanns Taschen-Krimi H = Heyne-Bilcher M = Mitternachtsbilcher rororo = Rowohh Taschenbilcher U = Ullstein Bilcher Io. Erie Stanley Gardner = A.A.Fair, Die goldgelbe Tiir, U 874 (1962), S.29. Ii. Victor Gurm, Der Tod hat eine Chance (Nice Day for a Murder), G I66 (I958). I2. Thomas B.Dewey, Unter SchmuggIern (The Golden Hooligan), M 165 (I963), S. I6. I3. Anthony Boucher, Treffpunkt Baker Street, M 172 (I963), S. 89. I4. Stieg Trenter, Die rote Periicke (Dokan till Samarkand), G I259 (I964), S.9 o. I5. Grete Travis, Siefiel unter die Rduber (She fell Among Thieves), G I255 (I963), S.29. I6. Francis Durbridge, Vier muJ3ten sterben (The Tyler Mystery), H lO81 (I963), S. 80. 17. R.J.White, Das Ende eines GentIemans (The Smartest Grave), G. Io92 (I962), 8.39. 18. George H. Coxe, Das blonde Zigarettenmddchen (The Big Gamble), G Io79 (I962), S. lO4 f. 19. Heinz Pinkwart, Mord ist schlecht fiir hohen Blutdruck, G. 126o (I963), S.76. 2o. Marten Cumberland, Die erschreckten Frauen, G 255 (I96O), S. lO9. 21. Henry Amlau, Nennen Sie reich Kelim, U 923 (I963) (Klappentext). 22. G. M. Wilsen, Die Schlingen werden gelegt (Three-fingered Death), M I64 (I963), 8.89. 23. Pierre Apesteguy, Venus in Texas (Venus au Texas), G. 1278 (1964), S. 13. 24. Cecil B.Laurent, Das Licht erlosch im Treppenhaus (Sophie et le crime), Berlin (195S), S. 13. 25. Dewey, Unter Schmugglern, S. I5. 26. Vera Caspary, Der Carte, U 8o6 (196o), S.43.
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27. Guy Cullingford ( = Constanze Lindsay Taylor), Der Zauberer von Soho (Coniurer's Coffin), M 132 (I963), 8.21. 28. Whir Masterson, Schrei in der Nacht (Cry in the Night), U 927 (I963), 8.76. 29. Dewey, Unter Schmugglern (I963). 30. Kelly Roos, Damen unter sich (Requiem for a Blonde), M 145 (I963), 8.27. 3I. Maurice Procter, Die Entlarvung, M i28 (I96z), S. 82. 32. Travis, Sie fiel unter die Rdiuber, 8.66. 33.8tieg Trenter, Was geschah in Gustafsberg? (Springaren), G 7243 (I963), 8. I38; das Auffallige an dem Zunamen ist die Buchstabenverbindung -fv-. 34. Boucher, Treffpunkt Baker Street, 8.32. 35. Ebenda 8.34. 36. Jean Hougeron, Ein Schatten auf dem Dach (Je reviendrai d Kandara), rororo 37I (I96O), 8.8. 37. Peter Chenay, Im Banne der grfinen Augen (Never a Dull Moment), U 753 (1959), 8.46. Bei H.B.Kaye, Der t6dliche Spuk (Red Rafferty) M 55 (I96o), S. 12. wird auf die Frage ob ,,die Menschen immer passende Namen haben", geantwortet: ,,Immer nicht, abet doch sehr oft." 38. Hans Joachim Malecki, Die Vornamen der Neugeborenen in Niedersachsen, in: studium sociale, Ergebnisse sozialwissenschaftlicher Forschung der Gegenwart (1963), 8.8o5. 39. Malecki 8.805. Nach der theologisch gerichteten ,,Natursprachenlehre" des Barockrnystikers Jakob B6hme (i 575-I 624) geht das Wesen aller Benannten, besonders der Tiere und Dinge, unmittelbar aus ihren Namen hervor; Literatur dariiber bei A. Bach, Geschichte der deutschen Sprache, 7. Aufl. (I96 I), S. 27o. 40. Margaret Scherf, Das goldene Klavier (The Diplomat and the Gold Piano), G I283 (1964), S. 13o. 41. Frederick C.Davis, Erbitte dringend Hilfe (Night Drop), G I236 (I963), 8. I38. 42. Siegfried Bertl, Die Bar in London, G i266 (I964), S. i I4. 43. Brad Williams, Gruff aus Santa Rosalia (The Well-dressed Skeleton), G I239 (I963), S. 74. 44. Max Pierre 8chaeffer, Das M6rderspiel, U 94 x (I963), 8.43. 45. Nr.46 yore I3.Nov. I963, S. 14 ff. 46. Robert Ruck, Zu wenig Za'rtlichkeit, G. I246 (I963), 8.87. 47. Who's who in Germany II (1964), S. I244. 48. Bony erscheint mehrfach im Titel der Romane Upfields, z.B. ,,Bony kauft eine Frau" (G 263), ,,Bony und die Maus" (G 1oii), ,,Bony und die schwarze Jungfrau" (G IO74), ,,Bony und die weiBe Wilde" (G I I35), ,,Bony stellt eine Falle" (G xI68), ,,Bony wird verhaftet" (G i28i). 49. Bony wird verhaftet, G 128i (I964), 8.5. 50. Ruck 8.5 I. 51. Margaret 8cherf, Das goldene Klavier, G 1283 (1964). 52. Frank Arnau, Der Mord war ein Regiefehler, U 954 (I964), 8.68. 53. Treffpunkt Baker Street, 8.22. 54. Die rote Periicke, 8.4I. Boucher hat Germanistik studiert und ist M.A. 55. Gerhard Eis, Kleine Geschichten alter Weisheit, 2.Aufl. 1944, 8.4 ft. 56. Scheidung unerwfinscht (,,Murder on Delivery"), G 125o (1963), 8. I3. 57. Wenn hingegen ein Namengeber als konservativ oder puritanisch hingestellt werden soil, 1/iBt man ihn biblische Namen bevorzugen. So heiBen bei Patricia Wentworth (Miss Silvers Wochenende, G I27O, I963, 8. io) die Nachkommen eines altmodischen Stammvaters Jeremias, Matthias, Marcus, Maria, Lucas, ]ohanne, Johannes, Apostolus, und damit der Leser dies auch nicht fibersehe, wird er eigens darauf aufmerksam gemacht: ,,Der alte Jeremias bezog die Namen aller seiner Kinder aus der Bibel." 58. Jan Ekstr6m, Die Patience geht auf (D6den g~r i moln), G Iz51 (1963), S. 53. 59. Ebenda 8. I5. 6o. Gernot Rath, Arthur Conan Doyle, Ciba-Symposium 6 (I958), 8. I63 ft. 6i. ,,Mit ihren entsetzten Augen und dem weiBen Kittel wirkte Mrs. Evesham wie ein Fabelwesen aus Grimms M~irchen" (G.M.Wilsen, Die 8chlingen werden gelegt, 8.15o). 62. Brigitte Wiirtz, Die Zaubertricks des Monsieur Pascal, G I271 (i964), 8.166. Eine Detektivin findet einen Zettel mit folgendem Zauberspruch: Ich trete vor des Richters Haus, da schauen drei tote M~inner 'raus.
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Der erste ohne Kopf, der zweite ohne Lung, der dritte ohne Zung. Hell Gott, dab meine Feinde sturnm! Die Verfasserin schildert diesen Fund mit allen Zeichen des Schauderns. Solch ein Spruch wird angeblich ,,von Berufsverbrechern wie ein Heiligtum aufbewahrt", es sei ,,ein uralter Brauch aus grauen Vorzeiten", es ,,gab eine Unmenge Riten, die zum Verbrechersegen geh6rten." Dementsprechend groB ist auch der Schrecken der Polizeibeamtin, denn sie hatte bis dahin ,,Sprfiche dieser Art nur im Polizeiarchiv gesehen." In Wirklichkeit ist dieser Verbrechersegen nicht eben selten und auch nicht besonders alt, es ist eine Variante des ,,Gerichtssegens", fiber den Spamer das wesentliche volkskundliche Material zusammengestellt hat (Romanusbfichlein, Historisch-philologischer Kommentar zu einem deutschen Zauberbuch, I958, S. 32I f.). 63. Guy Cullingford, Der Zauberer yon Soho, S. 3 I. 64. Grete Travis, Sie fiel unter die Riiuber, S. 29. 65. George H.Coxe, Sonderauftrag yore Chef, G I287 (I964), S. Io4. 66. Francis Durbridge, Vier muJ~ten sterben, S. I42. 67. Maurice Procter, Die Entlarvung, S. 7o. 68. Peter Chambers, Das Md'dchen mit den drei Namen, 5 Iz85 (I964), S. x7. 69. Ebenda S. Io3. 7o. Brigitte Wfirtz, Die Zaubertricks des Monsieur Pascal, S. I I. 7I. Roll Ulriei, Der Tote kommt am Donnerstag, G I279 (I964), S. I37. 7z. George H. Coxe, Das Photo des Jahres (Murder for Two), G I252 (I963), S. I35. 73. Whir Masterson, Schrei in der Nacht, S. I IS. 74. Anthony Boucher, Treffpunkt Baker Street, S. I2I. 75. Jan Ekstr6m, Die Patience geht auf, S. 54. 76. Thomas B. Dewey, Unter Schmugglern, S. 34. 77. Marten Cumberland, Das geheimnisvoUe Atelier (The Charge is Murder), G 283 (I96I), S. I49. 78. Dulcie Gray, Der Schu,8 aus den KuIissen, M I6I (I963). 79. The Gordons, Der letzte Zug, U 924 (I963), S.35. 8o. Frank Arnau, Der Mord war ein Regiefehler, S. io. 8 I. Spencer Dean, Seheidung unerwiinscht, S. 155. 82. Bart Spicer, Gl~icksspiel ist gefiihrlich (Black Sheep, Run), G IO94 (I962), S. 7I. 83. Sudetendeutsche Zeitung I3.Jg. Nr. 45, 8. Nov. I963. 84. Eckehard B/irninghausen, HerbesteUt und nicht abgeholt, Simplicissimus 1963, Nr. 24, S. 4~2. 85. Rhein-Neckar-Zeitung 7. April 196o, Nr. 82. 86. Frank Arnau, Die Dame im Chinchilla, U 849 (I96r), S.35. 87. Erle Stanley Gardner, Die Fdchert~inzerin, U 79I (I96o), S. 8L 88. William Campbell Gault, Die Todeslimusine, U 88I (I962), S.47. 89. Hillary Waugh, Die Nacht in der es regnete (That Night it Rained), M I39 (I963), S.73. 90. Friedrich Hoffmann, Was geht im Steinbruch vor? G 1264 (I963), S. I8. 9I. Trenter, Was geschah in Gustafsberg ? S. II 4. 92. Apesteguy, Venus in Texas, S. 79. 93. Ebenda S. 89. 94. Durbridge, Vier muJ3ten sterben, S. 2L 95. Ebenda S. H 4. 96. Godfried Bomans, Die AussteUung, Simplizissimus I962, Nr.4o, S.638. 97. Boder, T6dliches Wiedersehen, S. I55. 98. Eis, Tests, S. 3o4. 99. Hoffmann, Was geht im Steinbruch vor? S. 58. Ioo. Dell Shannon, Die Damenparty (Death of a Busybody), G i242 (I963), S. 25, 26. IoL Dean, Scheidung unerwanscht, S.32 , 33. Io2. Ebenda S. Ix 7. Io3. Zum Beispiel Frankie Romano in Hillary Waughs ,,Tod eines Playboys" (Rich Man Murder), M I26 (I962), S.22. Io4. Gabor von Vaszary, Sommerliches Intermezzo, rororo 370 (I962), S. x52. Io5. Roll Biebricher, Mord! Schauplatz Z~irlch, G I265 (I963). Io6. Boder, T6dliches Wiedersehen (I964).
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lO7. Gault, Die Todeslimusine, S. I65. lO8. Eis, Tests, 8.305 f. Io9.2% April 1962. I io. Boulevard der blauen Bohnen (Intrigue in Paris), H i IO2, S. 8o. IIx. G i275 (I964), 8.99. 112. G I246 (I963), S. ioo. 113. Cullingford, Der Zauberer von Soho, S. 79. i 14. Ruck, G 1246, S. 65. Man vergleiche A. W. Upfield, Bony wird verhaftet, G 128 I (I964), S.31: ,,Aber alle meine Freunde nermen reich Bony, und ich hoffe, dab ich Sie beide zu meinen Freunden rechnen darf." 115. Arnau, U 954, S.54. 116. Jeder liebte Cara, S. io8. 117. Ernst Schwentner, Niederdeutsches Korrespondenzblatt 61 (I954), S. 55. 118. Wilhelm Uhl, Die deutsche Priamel, ihre Entstehung und Ausbildung (I897), S. 384; fiber Cornelius s. Reinhold K6hler, Kleinere Schriften III (I9OO), S. 621 f. 1 I9. A Z Allgemeine Zeitungfiir Nordbaden und die Pfalz, xo.Jg., 25.Sept. 1958, S.2zI. 12o. ,,Keiner schaffte f/inf ,Max', Stuttgarter Nachrichten, 15. Okt. 1963, Nr. 24o. I21. Der Spiegel I8 (I964), Nr.4, 8.65. I22. Peter Chambers, Juanita aus Mexiko, G i2oi (I963), S. 80. 123. Sterling Noel, Boulevard der blauen Bohnen, S. 39. 124. Heidelberge.r Tageblatt, 28.Jan. 1964, Nr. 22. I25 ....... und da l~13t er einen solchen Otto gegen uns los", Der Spiegel, 17 (I963), Nr. 33, S.6o. 126. Der Stern, II.Jg. (i958), Nr.26, 8.2. 127. So wird Georg Kleemanns ,,Zeitgenos8e Mensch" (1963) in einer Besprechung in der Rahein-Neckar-Zeitung (25. Okt. 1963) genannt. 128. Mit diesem Titel trat er in einem Fernseh-Interview vor die Offentlichkeit (Heidelberger Tageblatt, 7. Okt. 1963, Nr. 232). I29. Kristall 1963, Nr.23, S.85. 13o. Trenter, Die rote Periicke, S. 32. 13I. Meine SchwiigerinBiggy, G I229 (I96O), S. 6. I32. Hulamiidchen auf Abwegen (The Waywood Wahine), U 942 (I963), S. 12o. 133. Neill Graham, Solo ffir einen Detektiv (Graft Town), G 1268 (I964), S. 56. 134. F.R. Lockridge, Jeden Abend urn sechs (With one Stone), G 1225 (i963), S. 29, I35. J.F.Straker, Die rote Uhr, M 133 (I963), S. I58. 136. Wentworth, Miss Silvers Wochenende, S. 65. I37. Allen C.McLean, Nacht der Hexen (Death on all Hallows), G 1256 (I963), S. I61. 138. Jeremy York, Die Entffihrung (Missing from Home), M 168 (I963), S. 84; Dan Marlowe, D/e Geliebte des M6rders (Killer with a Key), M 182 (I964), S.7I. 139. Maurice Procter, Spuren im Nichts, M 157 (I963), S. 118: ,,FUr die Zeitungsfritzen und die Fotoheinis war das ein gefundenes Fressen." 14o. Max Ulrich, Mann ohne Angst, G I272 (I964), S. 124; bier begegnet man den offenbar willk/irlich gepr/igten, nicht appeUativiscben Ausdrficken Kaschemmen-CaliguIa (S. I i), Chicagoklamotte (S. 147) u.a. I41. HiUary Waugh, Tod eines Playboys (Rich M a n Murder), M 126 (I926), S. 155. i42. Carter Brown, Hulamiidchen auf Abwegen, S. 34. I43. Stuttgarter Nachrichten I6. Okt. I963, Nr. 241. 144. J.Earle Dixon, Es geschah in Spanien (Killers in the Sun), M I39 (1963), S.2o. I45. Apesteguy, Venus in Texas, 8.89. 146. Heidelberger Tageblatt I I / i 2 . M a i I963, Nr. Io9. 147. Von solcher Touristeneitelkeit sind auch anspruchsvoUere Schriftsteller nicht frei. So sucht z.B. G~nther Anders (mit dem Datum ,,Tokio 1958") naiven Lesern vor Augen zu f~ihren, wie gut er Toldo kennt, indem er yon einem Spielautomaten spricht, den er in einem Viertel sah, ,,das sich yon der Shimbashi Station bis zum unteren Ende der Ginza hinzieht", als ob er nicht auch Leser hiitte, die sich in den Tokioter StraBennamen nicht auskennen (,,Die verchromten Sirenen", in: Der Aqu~idukt, C.H.Beck 1763-1963, S. 7). i48. Allan McLean, Nacht der Hexen, S. 16. I49. Friedrich D/irrenmatt, Der Richter und sein Henker, rororo 15o, S. 19. 15o. Das Miidchen mit drei Namen, S. 18. 151. Dell Shannon, Die Damenparty, S. 5, 24. I52. Cecil St.Laurent, Das Licht erlosch im Treppenhaus, S. i3.
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153. Edgar Wallace, Der Selbstm6rder, in: Der goldene Hades, G. z26, S, I49. I54. Zu der Wahl dieses Namens ist zu vergleichen, dab auch bei Erle Stanley Gardner (Goldaktien, Gold Comes in Bricks, U 952, I963, S. 42) ein Mann mit diesem redenden Namen auftritt: Hampton G.Lasster. Von ihm wird gesagt: ,,Ein komischer Name zum Erwecken romantischer (scil. verliebter) Geffihle" - es stellt sich sp~iter heraus, dab er seine Frau ermordet hat. i55. Heidelberger Tageblatt z9. Nov. I963. I56. Friedrich Kluge, Altdeutsche Schwertnamen, Wissenschaftliche Beihefte zur Zeitschrift des allg. deutschen Sprachvereins, 5.Reihe, Heft 3z 09Io), S.48 ft. I57. G.Eis, Altdeutsche Fachliteratur (I96z), S. 2I. Der Kaiser errand die Kanonennamen z. T. selbst, z. T. lieB er sich bei ihrer Auswahl yon Gelehrten beraten. Um for alle seine ,,Metzen" Namen von berfihmten Frauen der Antike bereit zu haben, bat er 15x5 Konrad Peutinger in Augsburg, er m6ge ihm hundert Frauennamen aufschreiben. Peutinger sandte ihm nach einem Jahre I37 Namen, von denen die meisten dann wirklich benfitzt wurden..~ltere Geschfitze (aus der Zeit Friedels mit der leeren Tasche) trugen heimische Namen wie Wehkauf, Pfabenswantz, Weible im Haus, Frau Humbserin u.a. Maximilian I. errand die Namen Purrhindurch, Schnurrhindurch, Thumbshirn u.a. Eine Reihe maximilianischer Kanonen war nach V6geln benannt (Finck, Styglitz, Giimpl, Jochvogel, Nachtigall, Widhopf u.a.). Demgegenfiber waren anderw/irts Namen/iblich wie Faule Grete (Marienburg), Hdire (Basel), Faule Mette (Braunschweig), Tolle Grete (Gent) u.a. 158. Irmgard Rehfeld, Fladrun, Niederdeutsches Korrespondenzblatt 66 ( 1959),S. 48. I59. AUgemeine Zeitung (Mannheim), 9.Jg., 6./7.Juli I957, Nr. I53, Heidelberger Tageblatt I3.Sept. I959, Nr. 2I 9. i6o. Der Spiegel I7 (I963), Nr.44, S. iz6. I6I. Eugenie de Montijo, I853 mit Kaiser Napoleon III. verm/ihlt. i6z. Spencer Dean, Scheidung unerwiinscht, S. I4 f. I63. Was geschah in Gustafsberg? S. Iz7. I64. J. F. Straker, Miss Emily greift ein, S. 69. I65. Herma Costa, Die Party in Starnberg, G I26i (I963), S. I9, 3I. i i6. Brad Williams, GruJ3 aus Santa Rosalia, S. 5. I67. Wentworth, Miss Silvers Wochenende, S. 37. 168. Pinkwart, Mord ist schlecht far hohen B lutdruck, S. 149. I69. Stieg Trenter, Runen in Granit (Ristat i Sten), G Izi6 (I963), S.88.
In view of the publication in the Arngart AnniversaryNumber of English Studies of an article entitled "Oswald and Byrhtnoth" by Professor J. E. Cross the Editors would like to point out to the reader, that the following article was accepted for publication in September I964. THE
BATTLE
OF MALDON
Despite reservations b y some scholars, it w o u l d still be t r u e to say that The B a t t l e o f M a l d o n is regarded as a p o e m of considerable historical accuracy w r i t t e n soon after the battle i a n d the only p o e m i n O l d English literature which t r u l y embodies the heroic spirit 3. L a b o r d e ' s attempt to localize the events of the battle from the p o e m is well k n o w n a n d his views have b e e n widely accepted 3; a n d even more recently the p o e m has b e e n read as a m o d e r n war dispatch with large inferences d r a w n from what is or is n o t explicitly stated. 4 But the historical accuracy of details i n the p o e m has been questioned b y Bessinger, who has suggested that some of the seemingly realistic detail m i g h t have b e e n i n c l u d e d for rhetorical rather t h a n historical reasons 5. His views have b e e n p u b l i s h e d so recently that it