Leitthema HNO DOI 10.1007/s00106-016-0150-x © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016
S. Hoth Funktionsbereich Audiologie, Univ.-HNO-Klinik Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
Der Freiburger Sprachtest Eine Säule der Sprachaudiometrie im deutschsprachigen Raum
Einleitung Mit gutem Grund ist die Sprachaudiometrie in der jüngeren Zeit zu einem Gegenstand sehr intensiver wissenschaftlicher Bearbeitung geworden. In ihrer langen Entwicklungsgeschichte sind die Ansprüche andie „Hörprüfung mitSprache“ klarer geworden, und die Anforderungen haben zugenommen. Ein Rückblick eröffnet die Möglichkeit, die lange Tradition, deren Fundament vor über einem halben Jahrhundert entstanden ist, und das hohe Niveau, das schon sehr frühzeitig auf diesem Gebiet erreicht wurde, zu würdigen. Der Freiburger Sprachverständlichkeitstest nach DIN 45621 [8] geht zurück auf die umfassenden Arbeiten von KarlHeinz Hahlbrock, der zu Beginn der 1950er-Jahre mit sehr gründlichen Untersuchungen das Ziel anstrebte, die Audiometrie über das Niveau der „Tonprüfreihen“ mit Stimmgabeln und die noch in den Anfängen befindliche Tonaudiometrie hinaus zu erweitern und für die Untersuchung des Hörvermögens ein Signal zu verwenden, das für den aus dem Gehör bezogenen Nutzen wirklich relevant ist [19]. Er griff damit Bestrebungen auf, die bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts artikuliert wurden: „Die Sprache enthält eine so vollkommene Zusammenstellung aller möglichen Lautkomplexe, dass wir sie für unsere Hörproben erfinden müssten, wenn wir sie nicht schon hätten“ (Prof. Friedrich Bezold, 1842–1908, unvollständig zitiert bei [19]). Mit dem Testmaterial des „Freiburger Zahlen- und Wörtertests“ wurde die Grundlage für den ersten standardisierten und weit über
die zuvor übliche Prüfung mit Flüsterund Umgangssprache hinausgehenden Sprachtest geschaffen. Lange Zeit nach den ersten Bandaufnahmen in der Camera silens der Freiburger audiologischen Abteilung [20] entstand mit der Aufsprache durch den Berufssprecher Claus Wunderlich in den Studios des Norddeutschen Rundfunks in Hamburg am 12.3.1969 das Testmaterial, welches später in der PhysikalischTechnischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig aufbereitet und in Bezug auf die Gleichheit der Pegel aller Testwörter justiert wurde [6]. Ebenfalls an der PTB wurden die bis heute gültigen Bezugskurven („Normalkurven“) für die Sprachverständlichkeit ermittelt. Sie sind in DIN 45626-1 [9] festgehalten und bilden seitdem die Grundlage für die Beurteilung der Einschränkungen, die sich für die von einer Hörstörung Betroffenen aus den organischen und funktionellen Defiziten des Hörorgans ergeben. Sprachaudiometrie ist nur in zweiter Linie Diagnostik; in erster Linie erfasst sie die mit einer pathologischen Veränderung einhergehende Behinderung, nicht jedoch die Krankheit an sich. Weitgehend auf dem Freiburger Test beruhen Begutachtungen und Bewertungen von Schwerhörigkeiten in den Kategorien von MdE (Minderung der Erwerbsfähigkeit), GdB (Grad der Behinderung) und GdS (Grad der Schädigungsfolgen), so wie es in der Königsteiner Empfehlung [11] und in der Versorgungsmedizinverordnung (VersMedV) [7] festgelegt ist. Er ist weiterhin Bestandteil des einheitlichen Bewertungsmaßstabs der abrechnungsfähigen Leistungen (EBM) sowie in der
alten und der neuen Hilfsmittel-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) von KBV (Kassenärztliche Bundesvereinigung) und GKV (Gesetzliche Krankenversicherer) als verbindlicher Maßstab für die Verordnung technischer Hörhilfen und die Bewertung ihres Nutzens verankert [17]. Die der Messgröße „Sprachverständlichkeit“ eigentümliche Problematik kommt in der Vielzahl und Verschiedenheit der für sie gebräuchlichen Bezeichnungen zum Ausdruck: Sprachverständnis, Sprachverstehen, Verstehensquote, Diskrimination, Unterscheidung und weitere. Keiner dieser Begriffe trifft exakt das, was hier erfasst wird, und für praktisch jede mit diesen Begriffen verknüpften kognitiven Leistungen existieren spezielle eigene Ansätze (z. B. die Auswertung von Phonemverwechslungen für die Prüfung der Fähigkeit zur Unterscheidung von Sprachlauten). Der Begriff der Verständlichkeit charakterisiert in der Umgangssprache eher die Güte etwa einer Lautsprecherdurchsage als ihre Perzeption; „Verständnis“ ist gefordert für Zugverspätungen oder jugendlichen Übermut, und „Verstehen“ bedeutet für gewöhnlich, dass man an heißes mit Rum angereichertes Wasser denkt, wenn man dem Prüfreiz „Grog“ ausgesetzt ist – was aber für das korrekte Nachsprechen des Prüfreizes keineswegs erforderlich ist. In den Sprachwissenschaften bezieht sich die Sprachverständlichkeit auf die phonetisch-phonologische Struktur eines Worts oder eines Satzes, wohingegen Sprachverständnis und -verstehen mit der Erfassung von Sinn und Bedeutung von Wörtern und Sätzen zu tun haben.
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Leitthema Die Vielfalt der Begriffe illustriert die Vielschichtigkeit der Messgröße und ist geeignet, ein „Verständnis“ dafür zu begründen, dass es schwierig bis unmöglich sein wird, ein Prüfverfahren zu finden, das alle Aspekte des korrekten Empfangs und der kognitiven und assoziativen Verwertung von lautsprachlichen Signalen zu testen vermag. Dieser Aspekt mag in die Überlegungen eingeflossen sein, die Harald Feldmann zu der Feststellung veranlassten, dass die „Kritik an dem ganzen Verfahren der sprachaudiometrischen Prüfung ... nicht zum Schweigen“ kommt [16]. Dementsprechend stehen insbesondere Einfluss und Bedeutung der Kognition im Brennpunkt gegenwärtiger wissenschaftlicher Untersuchungen [33].
Aufbau und Konstruktionsprinzip Der Konzeption des Freiburger Sprachverständlichkeitstests lag die erklärte Zielsetzung zugrunde, das Verständnis für gesprochene Sprache zu untersuchen [20]. Hierbei liegt der Fokus erstens auf „Sprache“, die die „memoriale“ Seite betrifft – in Abgrenzung zum „sprechen“, das der organischen Ebene zugeordnet ist – und zweitens darauf, dass die Testwörter nicht nur perzipiert sondern apperzipiert, d. h. verstanden und als deutsche Wörter identifiziert werden müssen, um positiv in das Ergebnis einzugehen. Zur Schaffung einer Grundlage wurden die Argumente für und wider Sätze und Wörter abgewogen, und bei den zuletzt genannten zwischen sinnleeren (nicht real existierenden) oder sinntragenden Wörtern (mehr zu dieser Problematik siehe weiter unten). Als selbstverständliche Tatsache steht fest, dass das Sprachverstehen nicht wie das Tongehör in der Tonaudiometrie mit einem einzelnen Prüfreiz beurteilt werden kann, sondern nur mit vielen in Gruppen oder Listen organisierten vom Probanden zu erkennenden Testitems. Für die Zusammenstellung des Testmaterials stellte sein Urheber die prioritäre Forderung auf, dass jede Wörtergruppe an den Probanden die gleichen Anforderungen stellen und, unter Einbeziehung der weiter unten diskutierten individualspezifischen Faktoren, bei verHNO
schiedenen Personen erzielte Ergebnisse untereinander vergleichbar sein sollen. Das Ideal der interindividuell „gleichen Chancen zum Verstehen“ ist grundsätzlich nicht erreichbar [20, S. 82]; dies gilt jedoch nicht nur für den Test sondern auch für das tägliche Leben und ist daher nur scheinbar ein Makel des Tests. In Bezug auf die Präsentationsgeschwindigkeit der Testwörter, die sich mit Analogtechnik (Magnetband oder Schallplatte) weniger gut steuern ließ als mit der heutigen Digitaltechnik, wurde eine Wahl getroffen, die sicherstellt, dass möglichst nur die Hörleistung und nicht das Reaktionsvermögen beurteilt wird. Hahlbrock schloss mit der Schaffung der Sprachaudiometrie an die Praxis der Hörweitenprüfung an und orientierte sich bei der Bemühung um eine Standardisierung an den Ansätzen des psychoakustischen Labors der HarvardUniversität. Der dort zur Prüfung des Sprachgehörs entwickelte „Artikulationstest“ beruhte auf 20 Listen zu je 50 einsilbigen Wörtern [13]. Das Testmaterial insgesamt und die einzelnen Listen wurden unter Einbeziehung sprachstatistischer Erkenntnisse phonemisch repräsentativ und ausgewogen zusammengestellt [15]. Der „Zahlentest“ besteht aus zehn Gruppen zu je 10 zweistelligen, zweiund mehrsilbigen Zahlwörtern (alle einstelligen sowie die einsilbigen zweistelligen Zahlen 11 und 12 wurden wegen ihrer in Bezug auf Struktur und Verständlichkeit abweichenden Eigenschaften ausgeklammert). Diese Zahlen setzen sich aus zwölf lautlichen Elementen zusammen, nämlich aus den Zahlwörtern 1 bis 10 sowie 20 und der Endsilbe -zig. Jede Liste enthält zwei zweisilbige und acht viersilbige Testwörter. Untereinander sind die Listen in etwa phonemisch gleichwertig. Die insgesamt 1290 in ihnen enthaltenen Laute machen jedoch gemäß der Sprachstatistik nach Helmut Meier [29] nur etwa die Hälfte aller 53 Laute der deutschen Sprache aus [20, S. 86]. Der Autor sah dies nicht als Mangel an, da „dieser Test mit den leicht verständlichen Zahlen nur zur orientierenden Prüfung dient“. Der „Einsilberteil“ des Freiburger Tests dient im Gegensatz zum „Zah-
lentest“ nicht dazu, das Schwellengehör (den „Hörverlust für Sprache“ oder die Sprachverständlichkeitsschwelle), sondern die Sprachunterscheidung oder Sprachdiskrimination im überschwelligen Bereich zu untersuchen und er ist daher der eigentliche Sprachverständnistest. Für einen Test mit dieser Zielsetzung muss die Zusammenstellung des Testmaterials mit größter Sorgfalt erfolgen. Soweit heute rekonstruierbar wurde von der Verwendung von Sätzen abgesehen, weil das Testmaterial genügend schwer sein sollte [20, S. 87]. Hinsichtlich der Wortform fiel die Wahl auf einsilbige Substantive, u. a. um die Auswirkung der eklektischen Kombination (der Schaffung eines neuen Systems aus der Kombination bekannter Elemente) zu begrenzen. Die Auswahl der 400 Testwörter orientierte sich nach dem Gesichtspunkt der allgemeinen Verständlichkeit an den von Helmut Meier ausgewerteten 13.215 häufigsten Wörtern, die 1194 einsilbige Substantive mit zwei (Reh) bis fünf (Schmalz) Lauten je Wort enthielten und dergestalt auf die Gruppen oder Listen verteilt wurden, dass jede Liste gleich viele Laute (nämlich 73) enthielt und die Listen in Bezug auf die Lage des Hauptformanten (Anlaut, Inlaut oder Auslaut) „einigermaßen ähnlich“ waren [20, S. 91]. Eine besondere Herausforderung geht von der Häufigkeitsverteilung der Sprachlaute aus. Im Idealfall müssen sowohl der gesamte Test als auch die einzelnen Testlisten dem Kriterium einer repräsentativen Häufigkeitsverteilung der Phoneme genügen. Dieses Ideal ist wegen der Beschränkung auf eine Silbe und Substantive schon für die Gesamtheit der 400 Testwörter nicht erreichbar (so ist z. B. der Laut [d] wegen der Artikel in fließender Sprache besonders häufig). Für die einzelnen Gruppen gilt das in noch höherem Maße, da sie nur aus je 73 Lauten bestehen, mit denen eine getreue Nachbildung der Sprachstatistik von 53 deutschen Sprachlauten nicht möglich ist. Näheres hierzu findet sich unten sowie im Beitrag von Exter et al. in dieser Ausgabe der HNO [14]. Für die Durchführung und das Ergebnis des sprachaudiometrischen Tests sind neben der sprachwissenschaftlich orien-
Zusammenfassung · Abstract tierten Zusammenstellung des Testmaterials viele weitere Faktoren maßgebend. Zu diesen zählt u. a. die bei den unregelmäßig verlaufenden Sprachsignalen nicht ganz unproblematische Pegelaussteuerung, die eine aufwendige Nachbearbeitung der Originalaufnahme erforderlich machte. Weiter ist der zeitliche Abstand bzw. die Dauer der Pausen bei der Darbietung der Prüfwörter zu nennen. Diese einheitlich zu gestalten ist bei den Einsilbern wesentlich einfacher als bei den unterschiedlich langen Zahlwörtern. Solange die Testwörtervonanalogen Magnetbändern abgespielt wurden war der Abstand festgelegt und konstant (auf exakt 5 Sekunden bei den Zahlwörtern und 4 Sekunden bei den Einsilbern) – mit der Folge je nach Silbenzahl unterschiedlich langer Pausen bei den Zahlwörtern. Mit dem Erscheinen der unter der technischen Leitung von Prof. Keller und Ludwig Moser entstandenen „Westra-CD Nr. 1A“ im Jahr 1984 eröffnete sich erstmals die nur kurze Zeit später in den Audiometern genutzte Möglichkeit, das einzelne Testwort direkt anzuspringen und erst dann abzuspielen, wenn der Proband auf das vorangegangene Wort geantwortet hat. Es ist anzunehmen, dass dieser Wechsel im Testparadigma sich auf das Testergebnis auswirkt. Nur durch einen einheitlichen Standard kann die für diagnostische Tests so entscheidende Vergleichbarkeit gewährleistet werden. In der Praxis sollte (wird aber nicht immer) beachtet werden, dass für jeden Messwert im Sprachaudiogramm immer die ganze Liste geprüft werden muss. Bei einer falschen Antwort erhält der Proband selbstverständlich keine „zweite Chance“. Problematisch bei der Bewertung der Antwort durch den Untersucher bleiben regionaltypische Aussprachevarianten wie „Teig-Teich“. Außerdem ist (für alle Sprachtests) bei der Übertragung des Untersuchungsbefundes auf das Sprachverstehen des Probanden im Alltag zu beachten, dass die Erhöhung des Sprachpegels am Audiometer ganz etwas anderes ist als das laute Sprechen „im richtigen Leben“, bei dem sich nicht nur der Pegel sondern auch die Frequenzzusammensetzung ändert.
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Der Freiburger Sprachtest . Eine Säule der Sprachaudiometrie im deutschsprachigen Raum Zusammenfassung Der vor über 60 Jahren entstandene Freiburger Sprachverständlichkeitstest nach DIN 45621 ist seit Jahrzehnten und noch heute ein auch abseits der reinen Audiometrie relevanter Standardtest. Primär konzipiert zur Ermittlung des „Schwellengehörs für Sprache“ (mithilfe von Zahlwörtern) und der „Fähigkeit zur Sprachunterscheidung“ (mithilfe einsilbiger Substantive) ist er darüber hinaus als Maß für den Grad der Behinderung, den Bedarf und den Erfolg der Versorgung mit technischen Hörhilfen (HilfsmittelRichtlinien) und die Entschädigung zum Ausgleich der Behinderung (Königsteiner Empfehlung) in Verwendung und anerkannt. Differenzialdiagnostisch trägt der Freiburger
Test zur Unterscheidung zwischen Tief- und Hochtonhörverlust sowie zur Identifizierung von konduktiven, sensorischen, neuralen und zentralen Schwerhörigkeiten bei. Aktuell stehen die phonemische und perzeptive Ausgewogenheit der Testlisten auf dem Prüfstand. Offensichtliche Defizite bestehen bei der Prüfung des Sprachverstehens im Störgeräusch. Hierzu werden verfügbare Alternativen wie Satztests oder Reimtests mit geschlossenem Antwortinventar diskutiert. Schlüsselwörter Audiologie · Sprachaudiometrie · Freiburger Sprachverständlichkeitstest · Zahlwörter · Einsilber
The Freiburg speech intelligibility test. A pillar of speech audiometry in German-speaking countries Abstract The Freiburg speech intelligibility test according to DIN 45621 was introduced around 60 years ago. For decades, and still today, the Freiburg test has been a standard whose relevance extends far beyond pure audiometry. It is used primarily to determine the speech perception threshold (based on twodigit numbers) and the ability to discriminate speech at suprathreshold presentation levels (based on monosyllabic nouns). Moreover, it is a measure of the degree of disability, the requirement for and success of technical hearing aids (auxiliaries directives), and the compensation for disability and handicap (Königstein recommendation). In differential audiological diagnostics, the Freiburg test
Eigenschaften und Anwendung Allgemein wird in der Psychometrie der Zusammenhang zwischen kognitiven Leistungen und der Stärke des Reizes durch sigmoidale (d. h. S-förmige) Diskriminationsfunktionen (performanceintensity-functions) beschrieben, welche zunächst flach, anschließend steiler und schließlich wieder flach verlaufen (. Abb. 1). Durch diese Kurve wird die Sprachverständlichkeitsschwelle L50 definiert als
contributes to the distinction between lowand high-frequency hearing loss, as well as to identification of conductive, sensory, neural, and central disorders. Currently, the phonemic and perceptual balance of the monosyllabic test lists is subject to critical discussions. Obvious deficiencies exist for testing speech recognition in noise. In this respect, alternatives such as sentence or rhyme tests in closed-answer inventories are discussed. Keywords Audiology · Speech audiometry · Freiburg speech intelligibility test · Numerals · Monosyllables
derjenige Sprachschallpegel, bei dem genau 50 % der Testwörter korrekt wiedergegeben wurden. Diese Schwelle liegt umso höher je schwieriger es ist, die Testwörter zu identifizieren: L50 = 18,4 dB SPL für die Zahlwörter und 29,3 dB SPL für die Einsilber [48]. Durch eine schlechte Verständlichkeit der Testwörter wird zugleich s50, die Steigung der Kurve im Wendepunkt, kleiner: Um die Erkennungsrate um einen vorgegebenen Betrag zu erhöhen, muss der Präsentationspegel für Testwörter mit schlechter VerständlichHNO
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Abb. 1 8 a Psychometrische Diskriminationsfunktion, mathematisch dargestellt in Gestalt der als Formel angegebenen Boltzmann-Funktion mit p Wahrscheinlichkeit für korrekte Erkennung des Testworts, L Reizpegel, L50 Sprachverständlichkeitsschwelle (hier 15 dB), s50 Steigung im Wendepunkt (hier 20% pro dB), b Wiedergabe der Diskriminationskurven für Zahlwörter und Einsilber im bekannten Sprachaudiogramm (gemäß „Verordnung Muster 15“ mit Bezugskurven nach [6, 9])
keit um einen größeren Betrag angehoben werden als bei Testwörtern guter Verständlichkeit. Die in der Maßeinheit „Prozent pro dB“ bezifferte Steigung s50 gibtsomitan, welcherGewinnfürdenBetroffenen daraus resultiert, dass der Pegel um 1 dB angehoben (oder die Schwelle durch eine gehörverbessernde Maßnahme um 1 dB gesenkt) wird. Die Steigung s50 beträgt 8 % pro dB bei den Zahlwörtern und 5 % pro dB bei den Einsilbern [25]. Im üblichen Sprachgebrauch der praktischen Audiometrie wird die aus dem Zahlwörtertest abgelesene Sprachverständlichkeitsschwelle L50 in dB als „Hörverlust für Sprache“ (speech recognition threshold SRT) bezeichnet. Es ist nicht übertrieben, diese eine Zahl als die wichtigste aus dem Freiburger Test resultierende Messgröße zu bezeichnen. Die zweite wichtige (und ebenfalls eindimensionale) Messgröße ist der mit dem Einsilbertest bestimmte Diskriminationsverlust in %. Durch weiter nichts als durch Konvention ist er definiert als das kleinste Komplement der Diskriminationsleistung: Ein jeder Punkt der psychometrischen Funktion gibt ein Diskriminationsvermögen wieder. Der zugehörige Diskriminationsverlust ist dann das Komplement dieses Wertes, d. h. die Differenz, die ihn von 100 % HNO
unterscheidet. „Der Diskriminationsverlust“ in % ist definiert als „100 % minus Maximalwert der Diskrimination“. Der Pegel dBOpt, bei dem dieser (optimale) Wert abgelesen wird, ist entweder mit dem durchdie Toleranzgrenze gegebenen höchsten zulässigen Prüfpegel identisch oder durch das Maximum der Diskriminationskurve definiert, wenn diese regressiv verläuft (R-Kurve oder „roll over“, auch als Helm-Kurve bezeichnet), d. h. wenn die Diskriminationsleistung nach Erreichen eines Maximalwertes mit zunehmendem Pegel wieder kleiner wird. Gut untersucht aber in der Praxis wenig beachtet ist die Frage nach der Genauigkeit der Testergebnisse. Jeder Messwert ist mit einem Fehler behaftet, der insbesondere beim Vergleich zweier Messergebnisse Beachtung verdient. Der Elementartest einer Worterkennung kann als ein binomisches Experiment mit den zwei Alternativen „Antwort richtig“ oder „Antwort nicht richtig“ aufgefasst werden. Unhörbar leise Testwörter werden zu einem Ergebnis von 0 % führen und dieses Ergebnis ist bei Wiederholung gut reproduzierbar, der Fehler somit klein. Mit steigendem Präsentationspegel nimmt die Wahrscheinlichkeit für richtige Antworten zu. Bei sehr hohen Prüfpegeln wird mit hoher Reprodu-
zierbarkeit eine hohe Diskrimination erzielt. In der Mitte der Diskriminationsfunktion – an ihrem Wendepunkt oder bei einem Score von 50 % – ist die Streuung der Prozentsätze am größten [34]. Dieses Verhalten der Test-RetestSignikanzgrenzen korrespondiert mit der von Winkler und Holube in diesem Heft näher betrachteten Abweichung vom wahren Wert [49]. Erwartungsgemäß sind beide Größen umso kleiner, je größer die Zahl N der Testwörter ist. Über die genannten eindimensionalen Parameter hinaus ermöglicht der Freiburger Sprachtest die Differenzierung zwischen Hoch- und Tieftonschwerhörigkeit sowie zwischen konduktiv bedingter (Schallleitungs-) und nicht-konduktiver (sensorischer, neuraler oder zentraler) Schwerhörigkeit. Bei Innenohrschwerhörigkeit ist die Regel, dass die Kurven für Zahlen und Einsilber gemäß Tief- bzw. Hochtonhörschwelle verschoben sind, gut erfüllt und statistisch bestätigt [4], solange Tief- und Hochtonverlust nicht zu stark voneinander abweichen. Die „Zahlenkurve“ ist immer nur verschoben, nicht jedoch in ihrer Form verändert. Insbesondere bleibt ihre Steigung gleich und daher darf die Schwelle aus nur einem zwischen 30 % und 70 % liegenden Messwert durch eine zur Normalkurve im Wende-
punkt parallele Linie bestimmt werden. Bei einer durch einen Tumor im KHBW (Kleinhirnbrückenwinkel) verursachten Hörminderung wird ein „deutliches Auseinanderweichen des noch geringen Hörverlusts für Zahlen von der extrem schlechten Einsilberkurve“ beobachtet [4]. Auch der helmförmige Kurvenverlauf („R-Typ“) findet sich häufig und besonders ausgeprägt bei neuralen Hörstörungen [27, 31]. Die Rolle des Freiburger Tests in der Hörgeräteversorgung ist in der Hilfsmittel-Richtlinie festgelegt [17]. Demnach beruht die Verordnung von Hörgeräten ganz wesentlich auf der mit den einsilbigen Testwörtern bestimmten Sprachdiskrimination. Die Indikation ist gegeben, wenn die bei 65 dB SPL erzielte Sprachdiskrimination die Grenze von 80 % nicht überschreitet. Versorgung und Anpassung streben die Verbesserung des bei 65 dB SPL erzielten Einsilberverstehens um mindestens 20 % an. Auch bei der Indikation zum Cochleaimplantat (CI) wird das Einsilberverstehen herangezogen. Es soll in der besten apparativ versorgten Kondition bei oder unter 40 % liegen [21]; die Angaben anderer Autoren bewegen sich im Bereich von 30 bis 60 %. Einen hohen Stellenwert hat der Freiburger Test weiterhin bei der postoperativen audiologischen Erfolgskontrolle von CITrägern (s. [32] sowie Artikel von Matthias Hey in der HNO). Jenseits der ärztlichen Diagnostik bildet der Freiburger Test die wesentliche Grundlage für die Entschädigung im Fall von Lärmschäden des Innenohrs, die durch berufsbedingte Exposition verursacht wurden. In der allgemein als „Königsteiner Empfehlung“ bezeichneten und vom Spitzenverband der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung herausgegebenen „Empfehlung für die Begutachtung der Lärmschwerhörigkeit (BK-Nr. 2301)“ sind die Regeln festgeschrieben, nach denen die MdE bestimmt wird [11]. In die mithilfe von standardisierten Tabellen durchgeführte Berechnung gehen der mit der bereits beschriebenen und dort mit L50 bezeichneten, aus den Zahlwörtern ermittelten Sprachverständlichkeitsschwelle identische „a1-Wert“ und das aus der Summe der bei 60, 80 und 100 dB SPL er-
mittelten Einsilberverständlichkeit (in Prozent) berechnete Gesamtwortverstehen (GWV) ein [5]. Der zuletzt genannte Parameter wurde später durch Feldmann modifiziert, weil „durch Verbesserung der Technik geringgradige Schwerhörigkeiten nicht mehr befriedigend erfasst wurden“. Demnach werden die Verständnisquoten dergestalt mit den Gewichten 3, 2 und 1 versehen:
4 Die Präsentationspegel sind nicht
ausgewogen. 4 Die Testlisten sind phonemisch nicht
äquivalent bzw. ausgewogen. 4 Die Testlisten sind perzeptiv nicht
äquivalent. 4 Die Messgenauigkeit und damit die
Empfindlichkeit sind nur gering. 4 Die Diskriminationsfunktion ist sehr
flach. 4 Es existiert kein standardisiertes
⋅ v ( dB) + ⋅ v ( dB) + ⋅ v ( dB) , ws =
dass das Verstehen bei moderater Lautstärke stärker zum Ergebnis beiträgt und der Wertebereich weiterhin von 0 bis 300 reicht[16].
Kritik und Diskussion An den Anfang der folgenden kritischen Wertung sei der Satz gestellt, dass der Freiburger Test unbestreitbar und insbesondere im internationalen Vergleich sehr früh einen bemerkenswerten Qualitätsstandard geschaffen hat und noch heute in vielen Bereichen den Anforderungen genügt. Er ist jedoch in einer Zeit entstanden, in der erstens die technischen Möglichkeiten zur Herstellung des Testmaterials vom heutigen Standard weit entfernt waren und zweitens die begrenzte Leistungsfähigkeit der technischen Hörhilfen noch nicht nach einer differenzierten und empfindlichen Erfolgskontrolle verlangte. Daher ist die Befürwortung einer weiteren Anwendung des Freiburger Tests zwar berechtigt, ebenso aber auch die Suche nach Alternativen für eine zeitgemäße und zukunftsfähige Sprachaudiometrie. Insbesondere der Einsilbertest weist zahlreiche Mängel auf, die zu einer intensiven Forschungstätigkeit auf der Suche nach Verbesserungen oder Alternativen geführt haben: 4 Einige der Testwörter sind (heute) ungebräuchlich. 4 Es gibt keinen Ankündigungsreiz. 4 Es erfolgt keine Auswertung der Phonemverwechslungen.
Störgeräusch. Allgemein kommt dem semantischen Gehalt der Testwörter eine große Bedeutung zu. Hier spielt nicht allein die Muttersprache des Probanden eine Rolle, sondern auch sein sprachliches Niveau. Zu den in der Umgangssprache eher wenig gebräuchlichen Testwörtern zählen u. a. Aas, Hohn, Abt, Ross, Grog, Zank und Dung. Bei anderen Wörtern (Glied, Brust, Schwein, Sau) könnte die Zweideutigkeit dazu führen, dass der Proband Hemmungen hat, sie nachzusprechen. Neben Bildungs- und Sprachstand sowie regional variablem Bekanntheitsgrad muss auch der Aspekt der linguistischen Diachronik Beachtung finden. Inwieweit die Auswahl der „Freiburger Einsilber“ für die kontemporäre deutsche Alltagssprache repräsentativ ist, wird im Beitrag von Thomas Steffens in der HNO [35] ausführlich diskutiert. Es wurden Ansätze beschrieben, den Effekt der „ewigen Sinnsuche unseres Gehirns“ durch die Verwendung sinnleerer Silben (Logatome) auszuschalten [12]. Auf den ersten Blick sind Logatome zur Prüfung der Fähigkeit, die einzelnen Sprachlaute korrekt zu identifizieren, besser geeignet als sinnvolle Wörter, bei denen nicht erkannte Laute aus dem lexikalischen Vorrat heraus ergänzt werden. Die nähere Betrachtung zeigt aber, dass auch bei sinnleeren Wörtern die bereits erwähnte „eklektische Kombination“ eine Rolle spielt und die gemessene Sprachverständlichkeit in sehr variabler und keineswegs von audiologischen Faktoren dominierter Weise beeinflusst (Goethe [18]: „Niemand hört als was er weiß . . . “). Das Fehlen eines Ankündigungsreizes birgt die Gefahr in sich, dass eine falsche Antwortdes aufdie Präsentationdes TestHNO
Leitthema worts nicht vorbereiteten Probanden weniger mit Sprachverstehen als mit Aufmerksamkeit zu tun hat. Ohne Zweifel ist das Verstehen von isoliert dargebotenen einsilbigen Substantiven fern von den Anforderungen in der Realität des Alltags. Im Reimtest nach von Wallenberg und Kollmeier (WaKo) [44] wird der Präsentation des (auch hier einsilbigen) Testworts der Satz „Bitte markieren Sie das Wort . . .“ vorangestellt, woraufhin der Proband auf einer Anzeige das vermeintlich gehörte Wort aus einem Vorrat von 5 Alternativen (geschlossenes Antwortinventar) auswählt. Ein anderer Ansatz beruht auf der dreimaligen akustischen Präsentation desselben einsilbigen Freiburger Testworts („DreinsilberTest“ nach Döring und Hamacher [12]). Der Test kann auch im sprachsimulierenden Störgeräusch, welches aus der zeitversetzten Überlagerung aller Testwörter generiert wurde und daher das gleiche Langzeitspektrum wie die Darbietungen aufweist, durchgeführt werden. In Bezug auf die Auswertung der Phonemverwechslungen bietet der Freiburger Einsilbertest ebenso wie die meisten anderen Sprachtests keine inhärente Unterstützung. Hingegen bietet der Reimtest nach Sotschek [44] die Möglichkeit einer systematischen Analyse der falsch verstandenen bzw. nicht korrekt nachgesprochenen Sprachlaute. Nach der akustischen Darbietung des einsilbigen Worts markiert der Proband nach einem 5-AFC-Verfahren („five alternatives forced choice“) das vermeintlich gehörte Wort auf einer visuellen Anzeige. Die 5 Antwortalternativen sind nach dem Prinzip von „Minimalpaaren“ zusammengestellt, deren Bestandteile sich nur im Anlaut, im Inlaut oder im Auslaut unterscheiden (Beispiel im Anlautteil: Sinn–hin–bin–Zinn–Kinn). Mithilfe der Transinformationsanalyse können Fehlleistungen des Probanden in Bezug auf die akustischen und artikulatorischen Merkmale nicht nur festgestellt, sondern näher spezifiziert werden. Ein weiteres, hiervon unabhängiges Merkmal des Reimtests ist der automatische, keine durchgehende Mitwirkung des Untersuchers erfordernde Ablauf. Eingedenk der zentralen Bedeutung, die dem Schallpegel generell bei allen HNO
audiometrischen Fragestellungen zukommt, verdient auch der Abgleich des Präsentationspegels der einzelnen Testwörter besondere Aufmerksamkeit und große Sorgfalt. In der heute verwendeten, im Jahr 1969 aufgesprochenen und später an der PTB aufbereiteten Fassung des Testmaterials betragen die maximalen Abweichungen der Spitzenpegel der Einsilber vom Mittelwert aller Pegel zwischen +0,6 und –0,9 dB [48], d. h. die Spanne beträgt 1,5 dB. Der größte Teil dieser Variabilität liegt innerhalb der einzelnen Testlisten; die für jede Liste gebildeten Mittelwerte weichen vom Gesamtmittelwert um maximal ± 0,15 dB ab. Bei modernen Verfahren der Sprachaudiometrie werden Unterschiede dieser Art dadurch ausgeglichen, dass die Präsentationspegel nach Maßgabe der wortspezifischen Diskriminationsfunktionen korrigiert und die Sprachverständlichkeitsschwelle L50 somit vereinheitlicht wird [43, 47]. Auch in Bezug auf die phonemische Zusammensetzung ist zu unterscheiden zwischen den Eigenschaften des gesamten Tests, für den eine für fließende „normale“ Sprache repräsentative Häufigkeitsverteilung der Sprachlaute angestrebt wird, und denen der einzelnen Testgruppen, deren Phonemverteilungen untereinander und mit der des Gesamttests übereinstimmen sollte [20, S. 90]. Die erste dieser Bedingungen ist bei den einsilbigen Substantiven nicht erfüllt, schon allein weil die Konsonanten in den aus 2–5 Lauten bestehenden einsilbigen Testwörtern stärker repräsentiert sind als in fließender Sprache [19, S. 413]. Die Realisierung einer exakt gleichen lautlichen Zusammensetzung der Testlisten scheitert grundsätzlich daran, dass die Gesamtheit der deutschen Sprachlaute nur näherungsweise in jeder der aus jeweils 73 Lauten bestehenden Gruppen im gleichen prozentualen Verhältnis auftreten können. Die von Hahlbrock selber vorgelegte Analyse zeigt, dass hinsichtlichderVokale und Diphthonge zwischen den 20 Gruppen keine Unterschiede bestehen, die Konsonanten hingegen von Liste zu Liste mit statistisch schwankender Häufigkeit (maximale Differenz = 6 zwischen Listen 9 und 12 in der Klasse der nasalen Laute m, n, ng) auftreten
[20, S. 94]. Eine Ausgewogenheit der Testlisten ist nicht erreichbar, wie auch in DIN EN ISO 8253-3 [10] eingeräumt wird [48]. Besser jedoch als im Freiburger Einsilbertest wird die normale Phonemverteilung der deutschen Sprache [30] im Zweisilber-Reimtest [23], im Göttinger Satztest (GöSa) [26] und im Oldenburger Satztest (OlSa) [39, 40, 43] angenähert. Die perzeptive Ausgewogenheit der Testlisten, d. h. ihre unmittelbare Vergleichbarkeit in Bezug auf die Verständlichkeit oder ihren Schwierigkeitsgrad, ist nicht nur als erstrebenswert, sondern als ein Imperativ anzusehen. Dieser Aspekt wurde an 15 [2] bzw. 36 Normalhörenden [46] untersucht. Die zwei mit unterschiedlichen Parametern durchgeführten Studien liefern z. T. widersprüchliche Ergebnisse, sie stimmen aber untereinander und auch mit einer weiteren Arbeit [1] darin überein, dass die Liste Nr. 15 zu einfach ist und die Listen Nr. 5 und 14 zu schwierig sind. In einer multizentrischen Studie zeigten sich, allerdings bei einem als unangemessen hoch anzusehenden Sprachschallpegel, an einer größeren Probandenzahl bei Normalhörenden keine signifikanten Unterschiede zwischen den einzelnen Wortlisten, bei schwerhörenden Hörgeräteträgern ist das Bild für eine eindeutige Aussage zu heterogen [28]. Neuere Erkenntnisse zur perzeptiven Ausgewogenheit („perceptual balance“) der Testlisten werden in den Beiträgen von Baljić et al. [3] sowie von Exter et al. [14] in der HNO dargestellt. Neben den systematischen, durch Listeneffekte verursachten Fehlern sind wegen der statistischen Natur des Sprachtests zufällige Streuungen vorhanden und für die Messgenauigkeit oder Empfindlichkeit des Tests bestimmend. Wie bereits festgestellt, sind diese Streuungen „in der Mitte“, d. h. bei einer Diskrimination von 50 %, am größten. Für Testlisten, die aus 20 Wörtern bestehen, ist bei einem Ausgangswert von 50 % erst eine Verbesserung jenseits der Signifikanzgrenze auf 80 % oder mehr bzw. eine Verschlechterung auf 20 % oder weniger mit einer Konfidenz von 95 % signifikant (. Abb. 2). In Bezug auf diese statisti-
Abb. 2 9 Test-Retest-Signifikanzgrenzen (p ≤ 0,05) fürdenEinsilbertest. (Adaptiert nach: [34])
schen Fehler schneiden Satztests wegen der größeren Zahl getesteter Wörter grundsätzlich besser ab; so ist etwa beim GöSa mit 50 Wörtern pro Testliste [47] bei einem Ausgangswert von 50 % bereits eine Steigerung auf 66 % signifikant. Ein sehr eng mit dem soeben betrachteten Aspekt der Genauigkeit verknüpfter Parameter ist die Steigung s50 der Diskriminationsfunktion in ihrem Wendepunkt. Je größer diese Zahl ist, desto genauer kann die Sprachverständlichkeitsschwelle L50 bestimmt werden und desto empfindlicher ist der Test für Änderungen dieser Schwelle. Die Steigung s50 beträgt 8 % pro dB für die Zahlwörter und 5 % pro dB für die Einsilber [25], in der Literatur finden sich für die Einsilber jedoch auch die Angaben 3,9 % pro dB [48] und 4,5 % pro dB [3]. Für den WaKo beträgt die Steigung 6 % pro dB [44], gegenüber 11 % pro dB für den GöSa wie auch für den OlSa [25]. Diese Angaben gelten für die Sprachaudiometrie „in Ruhe“, d. h. ohne Störgeräusch. Die Prüfung des Sprachverstehens im Störgeräusch ist ein zur Entstehungszeit des Freiburger Tests noch nicht bestehendes, heute aber zur Beurteilung des Erfolgs einer Versorgung mit technischen Hörhilfen dringendes Erfordernis. Die Schwierigkeiten des Sprachverstehens unter ungünstigen akustischen Bedingungen lassen sich naturgemäß durch einen Sprachtest in Ruhe nicht abbilden. Aus verschiedenen Gründen ist der Freiburger Einsilbertest für die Prüfung im Störgeräusch nicht geeignet. Daher schreiben die aktuellen Hilfs-
mittel-Richtlinien [17] in § 21 Abs. 3 und § 22 Abs. 3 insbesondere für den Nachweis des Nutzens einer beidohrigen Hörgeräteversorgung die Bestimmung der Sprachverständlichkeitsschwelle mit dem OlSa oder dem GöSa im Störschall vor. Der Versuch, das stationäre sprachsimulierende CCITT-Rauschen mit dem Freiburger Einsilbertest zu einem Sprachtest im Störgeräusch zu kombinieren [28], hat zu Resultaten geführt, deren Nutzen viele Experten nicht überzeugt hat [24]. Bei den heute bereits zur Verfügung stehenden Alternativen WaKo, OlSa und GöSa [38-41] kommen Störsignale zum Einsatz, die eher die Eigenschaften lebender Sprache aufweisen und daher der Realität des Sprachverstehens im Stimmengewirr näher kommen. Im Gegensatz zum WaKo besteht der Prüfreiz beim OlSa und GöSa aus mehreren Worten, was mit einer größeren Redundanz einhergeht und dadurch die zentrale Ergänzung nicht korrekt verstandener Teile unterstützt. Dies spiegelt sich darin wider, dass die im Störgeräusch gemessene Steigung s50 des WaKo (6 % pro dB) über den OlSa (17 % pro dB) bis hin zum GöSa (19 % pro dB) zunimmt und sich in dieser Reihenfolge zunehmend von den angegebenen, ohne Störgeräusch gemessenen Werten unterscheidet (Zahlenwerte nach [25]). Die Vielzahl der Unzulänglichkeiten des Freiburger Tests fördert die berechtigten Anstrengungen zur Ablösung oder zumindest Ergänzung durch „moderne“ Tests, wie z. B. durch die Kombination
von GöSa (zur Ermittlung der Sprachverständlichkeitsschwelle) und WaKo (zur Bestimmung der Diskriminationsfunktion) nach einem Vorschlag von Sukowski et al. [36, 37]. Als Grundlage für die Hörgeräteindikation ist für den WaKo gezeigt worden, dass „im Mittel vergleichbare Indikationslagen resultieren“ [25]. Bei der Hörgerätekontrolle insbesondere im Störgeräusch haben sich der GöSa und der OlSa qualifiziert; für den zuletzt genannten steht in Form des OlKiSa (Oldenburger Kindersatztest) eine verkürzte Version mit aus 3 Elementen aufgebauten Pseudosätzen zur Verfügung, die in Fällen verringerter Hörmerkspanne auch bei Erwachsenen einsetzbar sein könnte [42].
Bilanz In Zusammenhang mit medizinischen Belangen hat es sich schon immer als besonders schwierig und daher langwierig erwiesen, einen bewährten Standard durch einen neuen zu ersetzen. Die langsame Reaktion auf die nun bereits Jahrzehnte währende Diskussion um den Freiburger Test [22, 45] erklärt sich aber nicht nur aus einem durchaus berechtigten Beharrungsvermögen, sie ist auch darauf zurückzuführen, dass es wahrscheinlich gar nicht möglich ist, einen Sprachtest zu schaffen, der alle Kriterien der DIN EN ISO 8253-3 [10] erfüllt und zugleich allen Anforderungen aus der Praxis genügt. Angesichts der Vielzahl von Faktoren, die in das Ergebnis eines Sprachperzeptionstests einfließen, kann nicht erwartet werden, dass ein derartiger Test in der Lage ist, das Vermögen zur Wahrnehmung und Verarbeitung von Sprache – soweit, dass alle Voraussetzungen zu ihrer Nutzung erfüllt sind, – zu prüfen. Zu den Einflussfaktoren zählen neben dem elementaren Hörvermögen kognitive Fähigkeiten, wie die Aufmerksamkeit, die Konzentration, die auditive Merkspanne, das Arbeitsgedächtnis, das relevante Weltwissen (metakommunikative Fähigkeiten), das Assoziationspotenzial, die allgemeine Intelligenz und zuletzt die Sprachproduktion mit der Fähigkeit der grammatischen und phonologischen Enkodierung mithilfe des semantischen Systems und letztendlich HNO
Leitthema der motorischen Ausführung. Ein unter Laborbedingungen erhaltenes Testergebnis ist in Bezug auf seine Relevanz für den Alltag immer unvollkommen. Das ist der für Standards und Normen zu entrichtende Preis. Vonseiten der Anwender wird immer wieder der Wunsch nach einem „Umrechnungsfaktor“ geäußert, um beispielsweise die nach verschiedenen Tests berechnetenWerte vonGdS, GdB oderMdE direkt miteinander vergleichen zu können. Gäbe es eine exakte Berechnungsvorschrift dieser Art, dann wäre der neue Test mit seinem Vorgänger gleichwertig und damit überflüssig. Kontinuität und Vergleichbarkeit müssen beim Übergang zu neuen Untersuchungsmethoden selbstverständlich gewährleistet sein, es darf aber keine 100 %ige Entsprechung erwartet werden. Und schließlich ist der Freiburger Test auch deshalb bisher nicht verdrängt worden, weil er so schlecht nicht ist. Als eine Säule der Sprachaudiometrie im deutschsprachigen Raum wird er uns noch eine Weile erhalten bleiben – aber eben nur eine; die meisten großen Bauwerke ruhen auf mehr als nur einer Säule. Und wie bei allen großen Bauwerken müssen zuerst neue Säulen geschaffen werden, bevor die bisherigen verschwinden.
Fazit für die Praxis Trotz offenkundiger Mängel wird der Freiburger Test weiterhin einen hohen Stellenwert in der praktischen Audiometrie behalten. In der Anwendung müssen die Grenzen beachtet werden. Außerhalb dieser Grenzen, wie beispielsweise bei der Prüfung des Sprachverstehens im Störgeräusch, muss die Praxis sich den verfügbaren Alternativen öffnen. Diese haben bereits Einzug in die Hilfsmittel-Richtlinien gefunden, eine Aufnahme in die Bestimmungen der Versorgungsmedizin steht allerdings noch aus.
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Korrespondenzadresse Prof. Dr. rer. nat. S. Hoth Funktionsbereich Audiologie, Univ.-HNO-Klinik Heidelberg Im Neuenheimer Feld 400, 69120 Heidelberg, Deutschland
[email protected] Danksagung. Der Autor dankt seinen geschätzten Kollegen Prof. Dr. Inga Holube (Oldenburg) und Dr. Thomas Steffens (Regensburg) sowie einem anonymen Gutachter für wertvolle Kommentare und Hinweise.
Einhaltung ethischer Richtlinien Interessenkonflikt. S. Hoth gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
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