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Diskussion zum Hauptthema
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Diskussion zum Hauptthema 0. LuI)wI(~-Wien: Antigene, welche im Organismus durch Makrophagen aufgenommen werden, werden teilweise zu indifferenten Molekiilen abgebaut. Ein Teil der Antigenfragmente 16st in den ~¢[akrophagen selbst, ein Teil nach Weitergabe an andere Immunocyten AntikSrperbildung aus. Die AntikSrper sollen zum Tell den Antigennachschub blockieren, den Makrophagen den Abbau des gespeicherten Fremdmaterials erm6glichen. Bei der Sarkoidose, einer Epitheloidzellgranulomatose, gibt es einen heute als hochspezifisch angesehenen Hauttest naeh Kveim. Dieser Hauttest wird nur bei Sarkoidosepatienten, unter Bildung yon Epitheloidzellgranulomen, nach 3 bis 6 Woehen, manchmal nach noch 1/ingerer Zeit positiv. Das Antigen entstammt homogenisiertem Milz- oder Lymphknotengewebe yon Sarkoidosepatienten. Im ffir die Herstellung des Testmaterials verwendeten Gewebe miissen Granulome vorhanden sein. N[eine Anfrage lautet: KSnnen wir, solange uns die Natur des Kveim-Antigens nicht bekannt ist, die Ursache des so stark verzSgerten Positivwerdens des Tests erkl~ren? Ist vielleicht eine Blockierung des Antigenabbaues in den phagocytierenden Epitheloidzellen Ursache? Wie kSnnte man diesen Mechanismus experimentell untersuchen? G. BIRNMEYER-Erlangen: Besteht die ferne MSglichkeit, die Transplantationsimmunit~t, welche nach Brendel einen Sonderfall der immunologischen Abwehr darstellt, einst der Tumorbehandlung dienstbar zu machen, in dem man gewissermaBen den Tumor bioehemisch zwingt, sich wie ein Fremdtransptantat zu verhalten? Wiirde es niimlich gelingen, die genetisehe Information in der Tumorzelle zu gndern, so kSnnten unter Umst/inden antigene Eigenschaften auftreten, welche sehliel31ich eine Abstoflungsreaktion zur Folge hatten. Der Gedanke kam mir angesichts der gegentiber anderen Cytostatica sehr eindrueksvollen Wirkung des Antibioticums Bleomyein auf maligne Tumoren. Es soll sich mit der DNS verbinden, die DNS-Doppelhelix aufrollen und durch die Yerhinderung des Einbaues yon Thymidin die weitere DNS-Synthese in der Tumorzetle vergndern bzw. hemmem
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Meine Frage a n IIerrn Hopf: ist es denkbar oder fiberhaupt m6glieh, dab eine Tumorzelle dureh eine Veriinderung ihrer G e n s t r u k t u r als Antigen wirken kann, wenn die ,,Verwandtsehaft" zu den normalen KSrperzellen verlorengegangen ist? t t . t i . NAUMA~N-Mfinchen: Es ist sehr erfreulieh, zu h5ren, dab Herr Koburg m i t g~nzlich anderer Methodik Ergebnisse erhielt, die in wesentliehen P u n k t e n unsere frfiher erhobenen experimentellen Befunde prinzipiell best~itigen. Ieh habe 3 Fragen a n Herrn Koburg: 1. wir h a t t e n seinerzeit die Reaktion der Tonsille nicht n u r auf yon auBen (d. h. yon der MundhShle) angebotene Fremdstoffe, sondern aueh auf fiber die Blutbahn angebotenes Fremdmaterial untersueht. Dabei lieBen sich sehr interessante Phgnomene beobaehten, die eindeutig die cellul~ire Antwort der Tonsille zeigten. Haben Sie mit Ihrer Versuebsanordnung auch die Reaktion auf h~matogen zugeffihrte Stoffe untersueht? 2. Sie stellten lest, dab die Tonsille ,,ohne Wundsetzung" in der Lage sei, Fremdmaterial yon der Oberfl~che aufzunehmen. Nun besitzt aber gerade die Tonstile als Charakteristieum das retikulierte Epithel, den ,,SehwammkSrper", und dieses ist doeh so strukturiert, dab es als ,,physiologisehe Wunde" angesproehen wurde und werden muB. Sollte man demnaeh im Falle der Tonsille nieht besonders vorsiehtig sein mit der Definition des Begriffes ,,Wunde"? 3. Welehen Stellenwert r~umen Sie den Tonsille im Gesamtsystem der lymphatisehen und lympho-epithelialen Organe ein? Zu ])iamantstein: Ein Faktum, das von Herrn Diamantstein vorgetragen wurde, ist besonders aktuell und faszinierend: die Tatsaehe, dab man bei versehiedenen Cortieosteroiden unterseheiden kann zwisehen immunsuppressiver und antiinflammatorischer Wirkung, dal] ferner die versehiedenen Cortieosteroide diesbezfiglich sieh versehieden verhalten, u n d dab immun- u n d -inflammationssuppressive Effekte u n t e r U m s t a n d e n in verschiedenen Cortieoiden gegensinnig vorhanden sein kSnnen. Besteht Aussieht, diese neuen Gesichtspunkte auch ffir die Therapie n u t z b a r zu maehen? I t . - H . STENGER-Braunsehweig: Wir beobaehten in offenbar zunehmendem Mage die Wegenersche Granulomatose, die ja zu den Autoagressionskrankheiten z~ihlt. I m letzten hMben J a h r sahen wir Mlein 2 Fglle dieser yon L e h n h a r d t im HNO 1964 so gut beschriebenen Erscheinungen. Nach unseren Feststellungen verl~uft die E r k r a n k u n g in unserem Fachgebiet in regelrechten Stadien, beginnend mit einem a k u t vasomotorisch-transudativem Stadium, dem ein hypertrophisehes Stadium, zum Teil mit polypSsen Sehleimhautver~Lnderungen u n d schlieSlieh ein blutigkrustig granulierendes, zum Teil nekrotisierendes Stadium folgt. WKhrend dieser beiden letzten Stadien werden oft die beteiligten Nasennebenh6hlen, das Mittelohr oder der Warzenfortsatz operativ angegangen, ohne dab eine Heilung erzielt werden kann. Die Nieren sind zu diesem Z e i t p u n k t nieht immer beteiligt, oder es finden sich n u r eine minimale EiweiSerhShung u n d gelegentlich Erythrocyten. Die Serumelektrophorese zeigt keine eindeutigen Befunde. Immunelektrophoretisehe Untersuehungen h a b e n wir noeh nicht angestellt. Das E n d s t a d i u m des delet~iren Verlaufs ist gekennzeichnet d u t c h eine totale Atrophie der Schleimh~ute u n d das AufhSren jeglicher pathologiseher Sekretion. Ich w~Lre den Referenten dankbar, wenn etwas zur Therapie, soweit sie fiber die Verordnung yon Cortieoiden hinausgeht, gesagt werden kSnnte. F . K o B u R ~ - T f i b i n g e n (SchluBwort): Zur 1. Frage yon N a u m a n n : Auch mit unserer Methodik lassen sich Aussagen machen fiber die intratonsill~re Verteilung yon Substanzen, die auf dem Blutwege zugeffihrt wurden. Wir h a b e n die Verteilung yon kleinmolekularen radioaktiv markierten Substanzen (aH-Thymidin,
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aH-Aminos~uren) u n d yon radioaktiv markierten L y m p h o c y t e n verfolgt. Kleinmolekulare radioaktiv markierte Substanzen sind bereits bei unserer kfirzesten Versuchsdauer, niimlich 10 rain nach i.v. Injektion der markierten Substanz, in allen Sehichten der Tonsille einsehlieBlich des Epithels nachweisbar. Selbst in das K r y p t e n l u m e n ist durch das retikulierte Epithel soviel radioaktive Substanz fibergetreten, dab die in der Kryptenlichtung befindlichen noch vitalen Zellen radioaktiv markiert sind. Silberkornz~hlungen fiber markierten Zellen h a b e n ergeben, dab die Konzentration der injizierten Substanz im perifollikul~ren Gewebe u n d im Epithel etwa 3mal hSher ist als im Keimzentrum. Dieser Unterschied im Angebot bzw. in der Durchdringungsrate zwischen Keimzentren und perifolluiklS,rem Gewebe ist praktisch unabhiingig yon der Applikationsart (intracarotidal, intravenSs, intraperitoneal, intramuskulgr, intravenSse Dauerinfusion) u n d wird selbst naeh Applikation vom L u m e n her beobaehtet. I n anderen Versuchen kan/ilierten wir den Ductus thoracieus u n d inkubierten die aufgefangenen L y m p h o c y t e n in vitro mit ~H-Cytidin. Nach 1 stfindiger I n k u b a t i o n sind mehr als 90°/o aller kleinen Lymphocyten markiert. Diese markierten kleinen L y m p h o e y t e n wurden in die A. carotis einer Seite re-injiziert. Man erkennt dann im Autoradiogramm der Tonsille markierte Zellen iiberall im perifollikul~ren Gewebe, nicht jedoch im Keimzentrum. Wghrend also das Keimzentrum von kleinmolekularen gel6sten Substanzen -- wenn aueh in geringerer Konzentration -- erreieht wird, ist es ffir Zellen, die yon a u l e n kommen, versperrt. Fiir den Bereich, der hinsichtlich der Gr61enordnung zwischen 15slichen kleinmolekularen Substanzen und i n t a k t e n L y m p h o c y t e n liegt, h a b e n wir selbst keine Beobachtungen. Zur 2. Frage yon N a u m a n n : Ob m a n das retikulierte Epithel als eine W u n d e ansieht oder nicht, ist eine Frage der Definition. Der yon SehSnemann gepr~gte Begriff ,,physiologische W u n d e " konnte nieht treffender gew~hlt werden. W e n n wir betonen, dab fiber die Tonsille eine Immunisierung ohne Wundsetzung m6glich sei, d a n n meinten wir damit, dab keine artefizielle Durehbrechung der Gewebsintegritgt erforderlieh sei, dad vielmehr die N a t u r yon sich aus eine Eintrittspforte geschaffen hat. Zur 3. Frage yon N a u m a n n : Die Untersuchungen yon Diamantstein u. Mitarb. sowie der anderen yon mir zitierten Autoren h a b e n gezeigt, dab die Tonsille iImerhalb des Immunisierungsgeschehens genau soviel leisten k a n n wie der L y m p h k n o t e n u n d die Milz. Unsere Untersuchungen zeigen dariiberhinaus, dab die Tonsille aufgrund anatomischer Besonderheiten, d. h. wegen ihrer Lage an einer der wichtigsten Pforten des Organismus u n d wegen der Durchliissigkeit des retikulierten Epithels mehr leisten k a n n als der L y m p h k n o t e n u n d die Milz. Uber die gesunde Tonsille k a n n ohne artefiziells Wundsetzung, ni~mlich durch die physiologische Wunde des retikulierten Epithels eine komplette Immunisierung des Individuums erfolgen. Daraus ergibt sich die besondere Bedeutung der Tonsille u n d d a m i t ihr Stellenwert innerhalb des Immunisierungsgeschehens des Organismus. U. tIoPF-Mfinchen (Schlulwort): Die von I t e r r n Birnmeyer angesehnittene Frage nach der spezifischen Antigenizitgt maligner Zellen u n d ihrer Ausnutzung ffir eine immunologische Therapie h a t in der letzten Zeit zunehmend Bedeutung gewonnen. Von Southam u. Dizon [Cancer Res. 29, 1428 (1969)] konnte im Experim e n t a n R a t t e n nachgewiesen werden, dab ein gegenfiber h u m a n e n Monocytenleukiimiezellen tolerantes Tierkollektiv einer Injektion solcher Zellen erlag, w~hrend nichttolerante Tiere fiberlebten. Die tJbertragung sensibilisierter L y m p h o c y t e n von einem gegen die Leuk~miezellen immunisierten Tiere auf tolerante Empfi~ngertiere gew~hrte Schutz vor dem Tod. Borberg [Verh. dtsch. Ges. inn. Med. (ira Druck) (1970)] erzielte bei Untersuehungen mit chemisch induzierten Fibrosarkomen an MS,usen i~hnliche Ergebnisse.
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Nach dem derzeitigen Wissensstand scheinen jedoch nieht nile malignen Zellen spezifische Antigenizit/~t zu besitzen. Immerhin liegen auf diesem Gebiet wertvolle Ansatze vet. Der faszinierende Gedanke, radioehemisch oder cytotoxiseh wirksame Stoffe an einen AntitumorantikSrper zu koppeln und somit diese Stoffe im Tumor gezielt anzureichern, erscheint heute im Bereieh des l~ealisierbaren.
D. Round-Table-Gespr/ich HNO-~irztliehe Vorsorge bei S~iuglingen u n d K l e i n k i n d e r n Moderator: G. Beekmann-Marburg Mitwirkende: W. Theopold-Frankfurt a. M. (a. G.), W. Sehlorhaufer-Innsbruek, E. Loebell-Mfinehen, H. Steinbauer-Straubing (~. G.) Einfiihrung: G. BECKMANN-Marburg: Die Initiative zu dem heutigen Gespr/~eh fiber HNO-~rztliche Vorsorgeuntersuehungen erfolgte aufgrund versehiedener p~doaudiologiseher Entwicklungstendenzenund persSnlicher Erfahrungen. Hieraus war zu erkennen, dab optimale Therapie und Erziehungserfolge bei kindlichen Behinderungen nut nach frtthzeitiger Erfassung solcher Kinder m5glieh sind. Das hat sieh fibereinstimmend in mehreren medizinisehen Disziplinen gezeigt. Die bisherigen Mal3nahmen zur Frfiherfassung besonders hSrbehinderter Kinder sind abet als vSllig unzureiehend zu bezeichnen, und zwar nieht nur in der Bundesrepublik. Selbst we man schon mit umschriebenen Mallnahmen wie etwa dem NeugeborenenhSr~est oder tier Schulaudiometrie versueht hatte, weiterzukommen, zeigte sich, dal3 nut eine generelle Frfiherfassung aller kinderlichen Behinderungen organisatoriseh und 5konomiseh anzus~reben ist. ~ber diese Thematik ist bereits auf tier Sitzung der Audiologisehen Arbeitsgemeinsehaft im Februar 1969 in Marburg diskutiert worden. Aueh tier Berufsverband tier Deutschen ttNO-J_rzte hat die Wiehtigkeit dieser Thematik erkannt. Von grol3em Interesse ist deshalb aueh ffir unsere Faehgebiet das Untersuehungsprojekt tier Bundes~rztekammer unter Benutzung eines Scheekheftsystems. Herr Prof. Theopold als Vorsitzender des Ausschusses ffir vorbeugende Gesundheitspflege wird hierfiber spater genauer beriehten. Insofern kSnnen wir aueh aus unserer Faehperspektive davon ausgehen, dail bestimmte preventive Mal3nahmen nieht nur eine grol3e Bedeutung, sondern aueh einen betr~chtliehen Umfang erlangen werden. Mit den systematisehen Vorsorgeuntersuehungen wird sieh ffir HNO-Kliniken und aueh praktizierende Otologen ein neues Arbeitsgebiet anftun in Riehtung der Friiherfassung und Frfihtherapie yon hSr- and spraehbehindez.ten Kindern. Denn nur so lassen sieh in bestimmten F/illen 1. die Heilungsaussiehten verbessern, 2. ein Fortschreiten maneher Erkrankungen verhindern und vet allem 3. die naehteiligen Folgen bezfiglieh Spraeherwerb, sozialem Umweltkontakt und sekundKren psychisehen Sch~den mildern. Wenn zu diesen Problemen in manchen Landern aueh sehon einige Erfahrungen gesammelt wurden, so erseheint es wenig sinnvoll, jetzt ausffihrlieh darauf einzugehen, well die Voraussetzungen meist vSllig anders sind. Es seheint mix.im Moment mehr darauf anzukommen, zu disku~ieren, welehe Untorsuchungen zum Zweck der Frfiherfassung fiberhaupt physiologisch m6glich sind, welche MaBnahmen zum Zweek der Auslese genau genug sind und inwieweit solche MaBnahmen 5konomisch Cragbar bleiben, wenn wir berfieksiehtigen, dab ein einziger Geburtsjahrgang in der Bundesrepublik fast 1 Million Kinder umfal3t. Sehliefllich miissen wit uns darfiber 8 Arch.klin. exp. Ohr.-, l~as.- u. Kehlk.Heilk.,Bd. 196 (Kongrel3bericht1970)