Originalarbeit
BHM (2016) Vol 161 (2): 84–89 DOI 10.1007/s00501-016-0450-1 © Springer-Verlag Wien 2016
Forschungspartnerschaft Grundlagenorientierte Mineralrohstoffforschung – ein neues Instrument der Rohstoffforschung Leopold Weber1 und Robert Holnsteiner2 Fachausschuss Lagerstättenforschung, Bergmännischer Verband Österreichs, Leoben, Österreich Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, Wien, Österreich
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Eingegangen am 6. Januar 2016; angenommen am 14. Januar 2016; online publiziert am 9. Februar 2016 Zusammenfassung: Mit der „Forschungspartnerschaft Grundlagenorientierte Mineralrohstoffforschung“ wurde ein neues, innovatives Instrumentarium geschaffen, welches es erstmals ermöglicht, auch kleinere Forschungsvorhaben im Vorfeld der klassischen Forschungsförderung umzusetzen. Die Geologische Bundesanstalt (GBA) ist mit der Abwicklung betraut und setzt gemeinsam mit universitären und außeruniversitären Partnern Rohstoffforschungsthemen um. Dabei ist auch eine partnerschaftliche Beteiligung einschlägig tätiger Unternehmen möglich. Im vorliegenden Beitrag werden die Themenschwerpunkte, Richtlinien und Vergabemodalitäten kurz beschrieben. Schlüsselwörter: Rohstoffforschung, Themenschwerpunkte, Richtlinien, Vergabemodalitäten
Minerals Resources Research Partnership—A New Instrument for Minerals Research Abstract: By establishing the “Minerals resources research partnership” a new innovative financing instrument was developed, which allows to finance small research projects in the forefront of the ‘classical’ research programs. The partnership is executed responsibly by the Geological Survey of Austria co-operating with universities and other partners on commodity research topics. The paper briefly describes the eligible key aspects, guidelines and the modality of granting of the funds. Keywords: Mineral resources research, Key aspects, Guidelines, Granting modality Univ.-Prof. Dr. L. Weber () Fachausschuss Lagerstättenforschung, Bergmännischer Verband Österreichs, Leoben, Österreich E-Mail:
[email protected]
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1. Einleitung Die Aufbringung mineralischer Rohstoffe durch den Bergbau bzw. agrarischer Rohstoffe durch die Landwirtschaft zählt zur Urproduktion (primärer Sektor), von welcher die Sachgüterproduktion (sekundärer Sektor) abhängig ist. Dienstleistungen (tertiärer Sektor) können wiederum ohne Sachgüter nicht erbracht werden. Jährlich werden in Österreich rund 134 Mio. t mineralische Rohstoffe benötigt, von denen nur ein Teil aus heimischen Lagerstätten aufgebracht werden kann. Die Erforschung der Entstehung und Verbreitung mineralischer Rohstoffe ist eine Grundvoraussetzung für eine gezielte und erfolgreiche Suche nach neuen Lagerstätten und Eigenaufbringung der benötigten Rohstoffe.
2. Positionierung der „klassischen“ Rohstoffforschung in der österreichischen und europäischen Förderungslandschaft Die Österreichische Forschungsförderung erfolgt schwer- punktmäßig durch den Fond zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) und die Forschungsförderungs-Gesellschaft (FFG). Dabei werden vorwiegend größere Forschungsvorhaben bedient. Der FWF fördert Grundlagenforschungsprojekte, bei denen Hinweise auf ein Industrieinteresse einen Ablehnungsgrund darstellen können. Bei den Projekten der FFG wird hingegen in unterschiedlichem Ausmaß Grundlagenforschung und Industriebeteiligung (FFG Bridge) oder bereits ein ganz starkes Industrieengagement (FFG Basisprojekte) gefordert. Trotz Erhöhung der Forschungsförderung wird es immer schwieriger, Projekte umzusetzen.
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Auch auf EU-Ebene besteht eine Reihe von Möglichkeiten, Grundlagenforschung auf dem Rohstoffsektor zu beantragen. Förderungswürdig sind aber insbesondere Großprojekte mit mehreren (internationalen) Projektpartnern und der einschlägigen Industrie. Die Erstellung der Projektanträge für solche Vorhaben ist zeit- und kostenaufwendig, weswegen kleinere, nicht minder verfolgenswerte Rohstoffforschungsprojekte auf nationaler Ebene hierfür nicht in Betracht kommen. Kleinere Forschungsvorhaben, die insbesondere von Universitäten betrieben wurden, konnten bislang von der Kommission für Grundlagen der Mineralrohstoffforschung (KGM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) finanziert werden. Diese Kommission wurde im Jahre 1977 auf Grund eines Vorschlages des Nestors der Lagerstättengeologie, Univ.-Prof. Dr. W. E. PETRASCHECK gegründet. Trotz eines bescheidenen Budgets konnte eine Reihe von Projekten umgesetzt werden, u. a. die erstmalige Erstellung einer metallogenetischen Karte Österreichs und das daraus resultierende Interaktive Rohstoff-Informationssystem IRIS, welches auch heute noch auf Grund der Informationsbreite weltweit ein Unikat darstellt. Ein internationales Evaluatorenteam würdigte die Tätigkeit dieser Kommission u. a. wie folgt: „.. Aufgrund derKompetenz,ExpertiseundfachlichenBreiteihrerMitglieder nimmtdieKommissioneinezentraleforschungsstrategischeRolle aufdemGebietdermineralischenRohstoffeinÖsterreichwahr. DieKommissionistinihrerArbeitsweiseundZusammensetzung einzigartig in Europa und könnte auch in anderen Ländern als Modell für eine wirkungsvolleVernetzung und Bündelung von Forschungsaktivitäten auf dem Rohstoffsektor dienen…“ Durch eine Umstrukturierung der ÖAW wurden im Jahre 2012 eine Reihe von erfolgreich tätigen Institutionen, darunter auch die KGM aufgelöst, sodass auch keine Mittel für eine Förderung von Rohstoffprojekten mehr zur Verfügung standen. Die Aktivitäten dieser Kommission für Grundlagen der Mineralrohstoffforschung der ÖAW haben aber gezeigt, dass auch mit relativ geringen Mitteln durch gezielten Einsatz der wissenschaftlichen Ressourcen und Fokussierung auf zentrale wissenschaftliche Fragestellungen bedeutsame Beiträge zur Rohstoffsicherheit geleistet werden können. Grundlagen- und angewandte Rohstoffforschung leisten wesentliche Beiträge zur langfristigen Sicherung des Wirtschaftsstandortes Österreich. Fehlende Grundlagenforschung hingegen entzieht Wirtschaft und nachhaltiger Entwicklung den Boden. Rohstoffforschung, wie sie auch im Rahmen der Rohstoffkommission der ÖAW praktiziert wurde, wird immer, auch wenn sie sich mit Grundlagen für die Rohstoffforschung auseinandersetzt, einen Anwendungsbezug haben. Die Rohstoffforschung liegt daher meist zwischen den beiden Endgliedern der Forschungsförderung. Zuviel Anwendungsnähe für den FWF, aber doch zu wenig Anwendung, um der Industrie eine Mitfinanzierung schmackhaft zu machen. Sie ist in einem Vakuum angesiedelt, das von keiner Seite mit Fördermitteln bedacht wird. Diese erkannte Nische soll nunmehr
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Institution
Forschungsumfang
Primär- und Sekundärrohstoffe
Unternehmensbeteiligung
FFG
Im Wesentlichen auf kritische mineralische Rohstoffe beschränkt
Primär- und Sekundärrohstoffe
Ja (Bridgeprojekte, Basisprojekte)
FWF
Reine Grundlagenforschung
Primär- und Sekundärrohstoffe
Nein
Forschungspartnerschaft mineralische Rohstoffe
Angewandte Grundlagenforschung auf dem gesamten Rohstoffsektor (holistischer Ansatz)
Primärrohstoffe
Ja, ausdrücklich gewünscht
durch die neue „Forschungspartnerschaft Mineralische Rohstoffe“ angesprochen werden.
3. Zur Entstehung der Forschungspartnerschaft Mit Beschluss des Vorstandsausschusses des Bergmännischen Verbandes Österreichs wurde der Leiter des Fachausschusses für Lagerstättenforschung (FA-LF), Univ.-Prof. Dr. L. WEBER im Frühjahr 2013 ersucht, alle Möglichkeiten zu prüfen, diese Aktivitäten im Rahmen der Fachausschusstätigkeit fortzuführen. In einem kleinen Absatz wurde aber kundgetan, dass seitens des Bergmännischen Verbandes hierzu keine finanziellen Mittel bereitgestellt werden können. Dessen ungeachtet wurde von den MitarbeiterInnen des Fachausschusses versucht, jene Forschungslücken zu definieren, für welche ein hoher Forschungsbedarf besteht. Des Weiteren waren u. a. Überlegungen maßgebend, welche Sparten der Rohstoffforschung durch die öffentliche Hand bislang nicht ausreichend gefördert wurden bzw. werden, z. B.: zz Rohstoffforschung (mit Praxisbezug), die Grundlagen berührt, zz Rohstoffforschung, die eine Datenbasis für eine gesicherte Beurteilung des regionalen Rohstoffpotentials schafft, zz Rohstoffforschung, die Grundlagen für weiterführende Explorationsarbeiten liefert, die dann von Firmen durchzuführen sind. Gemeinsam mit den Mitgliedern des FA-LF wurde in mehreren Sitzungen ein Entwurf für ein Strategiepapier konzipiert und dieser im Mai 2014 dem für Rohstofffragen zuständigen Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, Dr. R. Mitterlehner unterbreitet. Er beauftragte die Fachabteilungen seines Hauses, gemeinsam mit dem FA-LF nach Lösungsmöglichkeiten für eine erfolgreiche Umsetzung zu suchen. Bereits im Juni 2014 wurde vom Ministerium ein Grundsatzbeschluss gefasst, eine gemeinsame Forschungsplattform zu schaffen, in welcher
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die Geologische Bundesanstalt, die einschlägig tätigen Universitätsinstitute und Unternehmen kooperieren sollten. Dem Bergmännischen Verband Österreichs, vertreten durch den FA-LF, sollte eine wichtige, lenkende Rolle zukommen. Noch im gleichen Jahr wurde die Realisierung einer Forschungspartnerschaft für Grundlagen der Mineralrohstoffforschung zwischen Geologischer Bundesanstalt, den Universitäten und der einschlägig tätigen Industrie beschlossen und hierfür Budgetmittel für die Umsetzung dieses auf mehrere Jahre konzipierten Programmes bereitgestellt.
4. Ziele der Forschungspartnerschaft 4.1 Strategisch-politische Ziele 4.1.1 Forschungspolitische Ziele Die neu geschaffene Forschungspartnerschaft ist als Ergänzung zu bestehenden Forschungsförderinstrumenten zu verstehen und wird, wo sinnvoll, Querbeziehungen zu Zielen anderer Instrumente herstellen. Sie trägt zur Umsetzung nachfolgender Strategien und Ziele bei: zz Strategie der Bundesregierung für Forschung, Technologie und Innovation (FTI-Strategie), insb. zur Grand Challenge Ressourcenknappheit sowie zu Netzwerkbildung zz Entwicklung des Forschungsraumes gemäß österreichischem Hochschulplan zz Thematische Profilentwicklung durch Partnerschaften und Netzwerke von universitären und außeruniversitären wissenschaftlichen Institutionen sowie von Wissenschaft und Wirtschaft zz Entwicklung des Europäischen Forschungsraumes (ERA-Entwicklung)
4.2 Rohstoffpolitische Ziele Die Initiative liefert auch Beiträge zu den nachstehenden rohstoffpolitischen Zielen: zz Sicherung der heimischen Rohstoffversorgung zz Grundlagenforschung für die Suche von Lagerstätten zz Grundlagenforschung hinsichtlich Verständnis für rohstoffwissenschaftliche Zusammenhänge zz Neue Strategien für die Suche nach Lagerstätten in großen Tiefen (inkl. Entwicklung neuer und speziell integrierter Methoden auch für seichte Krustenbereiche) zz Sozioökonomische und soziokulturelle Rahmen für Rohstoffversorgung im Sinne der Nachhaltigkeit
4.3 Institutionelle Entwicklung der Geologischen Bundesanstalt (GBA) Die Forschungsinitiative unterstützt auch die institutionelle Profilbildung der GBA und wird auf den Programmplan der GBA abgestimmt. Sie zeichnet sich aus durch
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zz Bezug zum Programmplan der GBA zz Stärkung der internen strategischen Forschung der GBA zur bestmöglichen Wahrnehmung des gesetzlichen Auftrages
5. Themenschwerpunkte Es steht außer Zweifel, dass Grundlagenforschung auf dem Sektor der mineralischen Rohstoffe wesentlich dazu beitragen kann, zz das Verständnis über die Entstehung von Lagerstätten in Zeit und Raum zu verbessern, zz das enorme wirtschaftliche Risiko bei Bergbauprojekten zu minimieren, zz das Rohstoffpotential optimal zu nutzen, zz neue Technologien zu entwickeln, die dazu beitragen, den Rohstoffeinsatz zu reduzieren, bestimmte Rohstoffe zu substituieren, den Wertstoffinhalt von Industrieabfällen zu nutzen, um so die knappen natürlichen Ressourcen zu schonen, und zz Umweltbeeinflussungen bei Rohstoffabbau und -verarbeitung zu minimieren. Allen Verantwortlichen war dabei bewusst, dass eine umfassende Finanzierung oder Förderung aller rohstoffrelevanten Aspekte nur schwer umsetzbar sein kann. Nach ausführlicher Diskussion aller am Strategiepapier Beteiligten wurden wichtige Forschungsfelder identifiziert, die für eine Umsetzung in Betracht kommen.
5.1 Genuine Rohstoffforschung 5.1.1 Genese von Lagerstätten, metallogenetische Modelle Das Verständnis, welche Lagerstätten wann, und wie entstanden sind, kann wesentlich zur Klärung beitragen, wo Lagerstätten zu suchen sind. Neue strukturgeologische, petrologische und geochronologische Untersuchungsergebnisse haben zu einer gründlichen Revision der Architektur der Ostalpen und der Böhmischen Masse geführt. Durch die weitere Vertiefung des Wissensstandes werden Zusammenhänge zwischen Gebirgsbau und Lagerstättenführung leichter erkennbar und wesentliche Beiträge zur Präzisierung des heimischen Rohstoffpotentials geleistet. Folgende Forschungsbereiche stehen im Fokus der Initiative: zz Geochemische und isotopengeochemische Untersuchung von mineralischen Rohstoffen zur Feststellung von Bildungsalter, metamorpher Überprägung, geochemischen „Fingerprints“ etc. *) zz Integrative Auswertung der Ergebnisse von Lagerstättenuntersuchungen (Isotopengeochemie, tektonische Position, Lagerstättenform etc.) zum besseren Verständnis von metallogenetischen Einheiten; *)
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zz Komplementäre Erstellung eines „IRIS – Baurohstoffe“
5.2 (Unkonventionelle) Abbauverfahren
*) Derartige Forschungsvorhaben sind auch als Start- oderVorbereitungsprojektefürweiterführendeDoktoratskollegs,Projekte bei den Fonds oder zurAnbahnung von Horizon 2020 Projekten zu verstehen.
„Österreich ist reich an armen Lagerstätten“. Auch kleine Lagerstätten können bei entsprechender Wertstoffführung und an den Lagerstättentyp angepassten Abbaumethoden wirtschaftliche Bedeutung erlangen. Da in vielen Fällen in der Vergangenheit nur die oberflächennahen Lagerstättenbereiche abgebaut wurden und oft eine Fortsetzung in die Tiefe gegeben ist, kommt auch der Weiterentwicklung von Abbaumethoden insbesondere in größeren Teufen, unter hohen Gebirgsdrücken und hohen Temperaturen immer mehr Bedeutung zu.
5.1.2 Prospektions- und Explorationsverfahren Erfolgreiche Lagerstättensuche baut nicht nur auf wissenschaftlich fundierten metallogenetischen Modellen auf, sondern erfordert auch laufende Weiterentwicklung geologischer, geochemischer und geophysikalischer Prospektionsmethoden. Dabei kommt auch der Verarbeitung und der integrativen Auswertung großer und unterschiedlicher Datenmengen größte Bedeutung zu. Die Weiterentwicklung von Prospektions- und Explorationsmethoden darf sich dabei nicht auf (tiefliegende) Erze, Industrieminerale und Energierohstoffe beschränken, sondern ist auch auf die oberflächennahen Baurohstoffe (Locker- und Festgesteinsvorkommen) anzuwenden. Eingeladen wird, Projekte zu konzipieren, die sich mit den unten angeführten Zielen decken: zz (Weiter-)Entwicklung von geochemischen und geophysikalischen Prospektionsmethoden *) zz Entwicklung integrativer und innovativer Prospektionsund Explorationsmethoden unter Einbeziehung von Geologie, Geochemie, Geophysik und Fernerkundung *) zz Entwicklung bzw. Verbesserung geostatistischer Auswertemethoden (methodenübergreifende multivariate robuste Geostatistik) *) zz 3D Modellierung und Visualisierung von Forschungsergebnissen und Lagerstättenmodellen *) zz (Weiter-)Entwicklung von geophysikalischen und geochemischen Bohrlochmessmethoden *) zz Vertiefende Analytik des Probenmaterials der geochemischen Basisaufnahme des Bundesgebietes insbesondere auf wirtschaftsstrategische („kritische“) Metalle *) zz Weitere Untersuchungen an solchen Vorkommen, die im Österreichischen Rohstoffplan auf Grund unzureichender Informationen als „bedingt sicherungswürdig“ ausgewiesen wurden *) zz Inventur der österreichischer Erzvorkommen auf nutzbare Nebenmetalle (im speziellen wirtschaftsstrategische Metalle) *) *) Derartige Forschungsvorhaben sind auch als Start- oderVorbereitungsprojektefürweiterführendeDoktoratskollegs,Projekte bei den Fonds oder zurAnbahnung von Horizon 2020 Projekten zu verstehen. Hieraus kristallisieren sich folgende Schwerpunkte: zz Weiterentwicklung von IRIS durch Ergänzung von Isotopendaten und Erweiterung durch Baurohstoffe zz MetallogenetischeAnalysederRohstoffführungÖsterreichs
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zz Weiterentwicklung von Abbaumethoden zur Gewinnung geringmächtiger, steilstehender Lagerstätten („Kleinbergbau“) zz Entwicklung und Weiterentwicklung von emissionsarmen, landschafts- und gebirgsschonenden Methoden für die Gewinnung oberflächennaher Lagerstätten (insbesondere Tagbau) *) zz (Weiter-) Entwicklung von Abbaumethoden für tiefliegende alpine Lagerstätten zz Weiterentwicklung von Methoden zur Gebirgsdruckbeherrschung und Erhöhung der Arbeitssicherheit *) zz Weiterentwicklung der Konstruktion großer Hohlräume zur untertägigen Aufbereitung von Rohstoffen (Verringerung der Förderwege und Taubmaterial und Gründen des Natur- und Landschaftsschutzes) *) zz Verbesserung der Methoden zur Verringerung hoher Temperaturen untertage und Nutzung geothermaler Energie *) *)Derartige Forschungsvorhaben sind insbesondere als Kooperationsprojekte mit einschlägig tätigen Unternehmen zu verstehen. Hieraus resultiert in Zusammenarbeit mit der einschlägig tätigen Industrie (Gerätehersteller, Bergbaumaschinenhersteller, Bergbauunternehmen, KMUs) ein Schwerpunkt zz Weiterentwicklung Gewinnungsmethoden
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5.3 Aufbereitungs- und Veredelungsverfahren Manche Erze oder Industrieminerale gelten wegen ihrer engen Verwachsung oder Verunreinigungen als nicht nutzbar. Eine Reihe von Erzen enthält interessante Konzentrationen an Neben- und Spurenelementen, die heute möglicherweise von größerer wirtschaftlicher Bedeutung sind als das Trägererz. Bei manchen Industriemineralen kann nach entsprechender Aufbereitung bzw. Behandlung eine qualitätsmindernde Komponente beseitigt und so neue, hochwertige Anwendungsmöglichkeiten geschaffen werden. Gelegentlich sind auch Hütten- und Industrierückstände (Elektrolyseschlämme, Flugaschen etc.) und Bergbau-
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halden wegen ihrer Nebenmetalle von wirtschaftlichem Interesse. Der Weiterentwicklung von Aufbereitungs- und Veredelungsverfahren wird bei sämtlichen Rohstoffgruppen ein verstärktes Augenmerk geschenkt werden müssen. zz Systematische Untersuchung auf Metallführung und Nutzbarmachung alter Bergbauhalden *) zz Erhöhung des Wertstoffausbringens durch innovative Methoden der Aufbereitung *) zz Forschungsarbeiten zur Verwendung von bislang nicht nutzbaren Begleitrohstoffen *) zz Maßgeschneiderte Veredelung von Rohstoffen zur Herstellung von designer materials *) zz Untersuchung der Möglichkeiten der Führung seltener (wirtschaftsstrategischer [„kritischer“]) Metalle an konventionellen und nichtkonventionellen Rohstoffen bzw. Industrierückständen (Hüttenschlämme, Verbrennungsrückstände, Formationswässer) und Forschungsarbeiten zum (verbesserten) Ausbringen dieser Wertstoffe *) zz Forschung und Entwicklung auf dem Sektor der Ultrafeinmahlung *) *) Derartige Forschungsvorhaben sind auch als Start- oderVorbereitungsprojektefürweiterführendeDoktoratskollegs,Projekte bei den Fonds oder zurAnbahnung von Horizon 2020 Projekten zuverstehen.BeikonkretenFragestellungenisteineIndustriebeteiligung anzustreben. Hieraus ergibt sich in Zusammenarbeit mit der einschlägig tätigen Industrie (Gerätehersteller, Bergbaumaschinenhersteller, Bergbauunternehmen, KMUs) ein Schwerpunkt zz Maximierung der Wertschöpfung aus konventionellen und nichtkonventionellen Rohstoffen/Industrieabfällen
Die nachfolgend angeführten Forschungsvorhaben, die sich insbesondere mit Fragen der Verfügbarkeit mineralischer Rohstoffe, aber auch der Nicht-Akzeptanz befassen, sollen – ohne die Bedeutung dieser Fragen schmälern zu wollen – nicht im Rahmen der neu geschaffenen Forschungspartnerschaft, sondern von anderen Stakeholdern (Interessensvertretungen, Unternehmen, Wirtschaftsforschungsinstitut etc.) bedient werden. Derartige, unten angeführte Projekte stellen aber eine wesentliche Orientierungshilfe für die Grundlagenund angewandte Rohstoffforschung dar.
5.4.1 Bedarfs- und Angebotsstudien zz Wie wird sich der Bedarf an mineralischen Rohstoffen mittel- bis langfristig entwickeln? zz Wie könnte sich eine Versorgungsstörung auf die heimische Wirtschaft auswirken (z. B. Unterbrechung der Versorgungsleitungen oder von Eisenerzlieferungen aus der Ukraine)? Weber & Holnsteiner
5.4.2 Öffentlichkeitsarbeit Mit der Neugründung der Kommission für Geowissenschaften der Österreichischen Akademie der Wissenschaften im Jahre 2013 wurde eine Institution geschaffen, die ihren Schwerpunkt auf zz die Koordination des wissenschaftlichen transdisziplinären Austausches, zz die Forschungskooperation und zz die Wissensvermittlung an die Öffentlichkeit mit Diskussion aktueller gesellschaftspolitischer Fragestellungen, darunter auch auf die Rohstoffproblematik bezogene Themen gesetzt hat. Dies geschieht in Form diverser, von der Kommission organisierter Veranstaltungen, ebenso wie durch die Teilnahme an internationalen geowissenschaftlichen Tagungen/Kongressen und die Herausgabe von Publikationen. Als eigenes Forschungsgebiet bietet sich auch die Frage der Nicht-Akzeptanz der Rohstoffgewinnung in der breiten Öffentlichkeit an. Wie kann Rohstoffbewusstsein gefördert werden? Wo liegen die Befürchtungen der Anrainer? Unter welchen Bedingungen würden Anrainer ein Bergbauprojekt akzeptieren? Derartige Fragen, die in erster Linie die Unternehmen betreffen, könnten im Rahmen von einschlägigen Projekten ebenfalls besser durch die Interessensvertretungen (Fachverbände, Forum Rohstoffe, Industriellenvereinigung) behandelt werden.
6. Umsetzung der Forschungspartnerschaft
5.4 Weitere Forschungsfelder
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zz Welche Rohstoffe könnten aus heimischen Ressourcen aufgebracht werden?
Da aus den verfügbaren Budgetmitteln nicht alle Forschungsvorhaben gleichzeitig finanziert werden können, für eine sinnvolle Umsetzung eines erfolgversprechenden Projektes aber auch eine entsprechende Mindestbudgetierung erforderlich ist, wurde beschlossen, für die ersten Forschungsjahre vorerst nur Projekte der genuinen Rohstoffforschung (4.1) und der Aufbereitbarkeit mineralischer Rohstoffe (4.3) in die engere Wahl zu ziehen. Forschungsvorhaben, die die Entwicklung unkonventioneller Abbaumethoden (4.2) bzw. der Veredelung (4.3) von mineralischen Rohstoffen zum Inhalt haben, sollen in weiterer Folge ab dem Jahr 2017 umgesetzt werden.
6.1 Projektauswahl und -vergabe Projektkonzepte, die aus Mitteln der Forschungspartnerschaft finanziert werden sollen, können in Zusammenarbeit mit der Geologischen Bundesanstalt verfasst werden. Hierfür steht ein eigenes Formular zur Verfügung.
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Für die Projektauswahl wurde ein Lenkungsausschuss eingerichtet. Dieser setzt sich aus je einem Vertreter des Bereichs Wissenschaft bzw. Wirtschaft des BMWFW sowie dem Leiter des Fachausschusses für Lagerstättenforschung des BVÖ zusammen. Aufgabe des Lenkungsausschusses ist eine erste Vorprüfung der eingelangten Projektkonzepte, ob diese den einzelnen Schwerpunkten entsprechen. In die engere Wahl gezogene Projektkonzepte werden in einem weiteren Schritt der Beurteilung durch internationale Experten/Expertinnen unterzogen, welche international anerkannte Fachleute u. a. auf dem Gebiet der Geowissenschaften, der Aufbereitung und des Bergbaues sind. Diese beurteilen die einzelnen Projekte insbesondere auf den Bezug zu den Zielen der Initiative sowie die wissenschaftliche Qualität des Forschungsvorhabens. Die Projektwerber/-innen werden schließlich eingeladen, die von den Evaluatoren getroffenen Empfehlungen einzuarbeiten. Der Lenkungsausschuss empfiehlt spätestens Ende Juni eines Jahres die Durchführung der in die engere Auswahl gezogenen Projekte u. a. in Abhängigkeit und Beachtung der zur Verfügung stehenden Budgetmittel. Im Startjahr 2015 wurden vier Projekte beauftragt und in Angriff genommen. Diese befassen sich mit dem Aufbau eines Baurohstoff-Informations-Systems als wesentliche Ergänzung zum Interaktiven Rohstoff Informationssystem IRIS, einer grundlegenden Untersuchung der Genese und Verteilung von Spodumen-Pegmatiten in den Ostalpen, einer modernen Untersuchung der HochtechnologieMetall-Ressourcen in ostalpinen Blei-Zink-Lagerstätten sowie einer Pilotstudie über den Stofffluss in Bergbauhalden polymetallischer Rohstoffe mittels geochemischer und geophysikalischer Methoden. Für die das Projektjahr 2016 ist folgender Zeitplan vorgesehen:
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zz zz zz zz zz
Einladung zur Projektkonzipierung: Anfang März 2016 Frist zur Vorlage von Projektkonzepten: Ende April 2016 Begutachtung der Projektkonzepte: Ende Mai 2016 Projektvergabe: Juni 2016 Für die kommenden Jahre gelten die analogen Fristen.
7. Ausblick Es ist zu hoffen, dass durch diese Initiative zur Entwicklung des österreichischen Forschungsraumes wieder (kleine) Rohstoffprojekte, die sich mit grundlegenden Fragestellungen befassen, möglichst rasch und unbürokratisch umgesetzt werden können, wobei auch den einschlägig tätigen Unternehmen die Möglichkeit der Mitarbeit (und Mitfinanzierung) geboten wird. Durch diese Forschungspartnerschaft wird somit auch eine Lücke bei den bisherigen Förderungsmöglichkeiten der öffentlichen Hand geschlossen. Interessierte sind herzlich eingeladen, ihre Projektideen, die den oben angeführten Kriterien entsprechen, bis jeweils Ende April an die Geologische Bundesanstalt zu richten. Die schlanke Organisationsstruktur ermöglicht eine rasche Entscheidungsfindung. Es wird um Verständnis gebeten, dass nach Ende April eingelangte Projektvorschläge für das entsprechende Projektjahr nicht mehr berücksichtigt werden können, sondern allenfalls auf das darauffolgende Projektjahr verschoben werden müssen. Für nähere Auskünfte steht der Leiter des Fachausschusses für Lagerstättenforschung, Univ.-Prof. Dr. L. Weber gerne zur Verfügung.
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