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{ FORUM / INTERNET(O)KRATIE
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270 Internet(o)kratie 271 Joseph Weizenbaum 1923–2008 – Das ungewöhnliche Leben eines liebenswerten Querdenkers 273 Nachruf auf Prof. Dr. Bernd Reuse (1942–2008) 274 Leserbriefe 278 Zum Titelbild DOI 10.1007/s00287-008-0247-z
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Internet(o)kratie Ursula Sury Internet-(sub-)kultur Im Internet bilden sich immer mehr Foren und Chatrooms, in denen sich Individuen in virtuellen Welten ausleben. Das Internet, resp. die besuchten Websites, bilden dabei nicht nur elektronisch das ab, was bis anhin in der realen Welt stattfand, nämlich Willensbildung durch Diskussionen etc. Diese parallelen virtuellen Welten bieten auch die Möglichkeit, Ideen und Phantasien auszuleben, wie es in der realen Welt nicht oder kaum möglich ist. Die Teilnehmenden können in Rollen schlüpfen, welche ihnen in der realen Welt nicht zur Verfügung stehen; sie können anonym auftreten; bluffen und (wahre?) Untaten beichten; Bilder sharen oder unglaubliche Bilder entwickeln (z.B. www.4chan.org); oder auch ganz einfach anonym und unabhängig von traditionellen gesellschaftlichen Strukturen Bilder und Meinungen weltweit austauschen.
Verhaltenstypologie An solchen Foren gelten für die Teilnehmer spezifische geschriebene oder ungeschriebenen Regeln. Die Websitebetreiber (Websiteanbieter) stellen für die Benutzung Vorschriften resp. einen Verhaltenscodex auf. Dieser beinhaltet Regeln für das Verhalten der Teilnehmenden untereinander (nur themenrelevante Beiträge sind gefragt) aber auch Regeln die relevant sind für die Aussenwirkung solcher Sites (Verbot von Rechtsverstössen). Auf vielen dieser Sites ist es möglich oder sogar Pflicht, sich anonym oder pseudonym zu bewegen. Der Betreiber der Site kennt dann jeweils nur die Adresse der Benutzer, bei möglichen Regelverstössen kann
die IP-Adresse (soweit und solange eine dynamische Zuordnung nicht gewechselt wird) von der Teilnahme ausgeschlossen werden. Ein dauernder Ausschluss ist so aber nicht möglich. Vom System her typisch ist, dass die Verbindung von Anonymität und Anzahl Teilnehmender (Masse) Wirkungen haben kann. Zum einen verändert dies das Mindset ganzer Bevölkerungsschichten. Zum anderen kann eine solche globale Meinungsbildung auch Aussenwirkungen haben, wie das Beispiel der Demonstrationen gegen Scientology der 4chan-communitiy gezeigt hat.
Konsequenzen für die reale Welt Ähnlich wie bei der Demokratisierung des Wissens à la Wikipedia findet nun (von vielen interessierten Stellen wahrscheinlich noch unbemerkt) eine weltweite Demokratisierung, d.h. Selbststeuerung der Willens- und Bewusstseinsbildung statt. Die traditionelle Willensbildung der Massen über Printmedien oder Fernsehen und Radio wird unmerklich unterwandert und (vielleicht in Zukunft abgelöst?) durch selbstgesteuerte willensbildende Foren im Internet ersetzt. Die selben Überlegungen gelten für die faktisch bestehenden oligarchischen Strukturen in Politik und Gesellschaft der realen Welt. Diese Machtpositionen verlieren dadurch schleichend (und von den innehabenden Akteuren oft unbemerkt) an Wert und Relevanz zu Gunsten globalerer selbstorganisierter Strukturen.
Neue Oligarchen? Im Zusammenhang mit den oben ausgeführten Entwicklungen stellt sich die Frage, ob sich die Verhält-
nisse in der Gesellschaft und für die Willensbildung grundsätzlich verschieben oder ob dies vorläufig nur eine Ergänzung ist, weil im Internet andere Gesetzmässigkeiten herrschen. Aus den obigen Ausführungen geht hervor, dass es sich um eine neue Form von Willensbildung handelt. Das Setting im Internet unterscheidet sich aber vom Setting in der realen Welt. Die Betreiber der Websites stehen zueinander in Konkurrenz und haben wegen den verwendeten Anonymitäten oder mindestens der Möglichkeit der Pseudonymisierung nur eine beschränkte Kontrolle über die Community. Zudem ist es für viele relativ einfach, selber auch solche Sites zu erstellen und zu betreiben. Verschiedenen staatlichen Stellen könnte dieses anonyme oder
pseudonyme Verhalten im Internet deshalb ein Dorn im Auge sein. Diese Anonymität kann durch totalitäre Staaten grundsätzlich über Gesetze für Internetprovider auch aufgehoben werden. Faktisch heisst dies, dass das Fernmeldegeheimnis nicht mehr gewährleistet ist. In den Rechtsstaaten der alten und neuen Welt ist aber kaum mit einer solchen Aufweichung des Fernmeldegeheimnisses zu rechnen.
Zusammenfassung – Für viele ist das Internet die Hauptinformations- und Willensbildungsquelle. Traditionelle Printmedien verlieren somit an Bedeutung. – Unkontrolliert durch Staat oder Medien entwickeln sich so globale Meinungen über gesellschaftliche
Joseph Weizenbaum 1923–2008 – Das ungewöhnliche Leben eines liebenswerten Querdenkers
Der Computerpionier und Gesellschaftskritiker Joseph Weizenbaum, geboren am 8. Januar 1923 in Berlin, verstarb unerwartet infolge eines Schlaganfalls am 5. März 2008 in Berlin, wohin er 1996 zurückgekehrt war, umsorgt seit 2001 von seiner jüngsten Tochter Naomi.
Der Sohn wohlhabender jüdischer Eltern war, wie seine kurze Autobiographie erkennen lässt [1], zeitlebens eine zwiespältige Persönlichkeit, die aber darunter nicht litt, sondern sich sogar darüber lustig machen konnte. Weizenbaums Vater Jechiel war Kürschnermeister, 1875 in Polen geboren und schlug gelegentlich die Mutter Henriette, die 26 Jahre jünger war ,,mit einer Backpfeife“, und er verprügelte auch den Sohn. Sie ihrerseits ,,erstickte ihn [den Sohn] mit ihrer Liebe“ und verlangte auch von ihm ,,sehr viel Liebe“. Weizenbaum kam 1934 auf das Luisenstädtische Gymnasium in Berlin, musste es aber 1935, im Zuge der
und politische Situationen, welche Auswirkungen in der realen Welt haben. – Regeln im Internet zur Informationsverbreitung und Meinungsbildung unterliegen anderen Gesetzmässigkeiten als in der realen Welt, sie lassen sich durch staatliche oder gesellschaftliche Machtpositionen nicht mehr kontrollieren. Ursula Sury ist selbständige Rechtsanwältin in Luzern (CH), Dozentin für Informatik-recht und Datenschutz an verschiedenen Nachdiplomstudien, welche am Institut für Wirtschaftsinformatik der Hochschule durchgeführt werden. Die Autorin ist hauptsächlich im Bereich Informatikrecht und Datenschutz tätig. Informieren Sie sich unter www.hslu.ch/wirtschaft
Nürnberger Rassengesetze verlassen und auf eine jüdische Knabenschule wechseln. 1936 gab dann die Familie dem wachsenden Druck nach und wanderte rechtzeitig aus nach den USA, nach Detroit; die Hilfe von dort lebenden Verwandten dankbar in Anspruch nehmend. Für Joseph Weizenbaum begann eine schwere Zeit. ,,Als Junge mit dreizehn Jahren ist man in einem ganz besonderen Alter, mitten in der Pubertät. Gerade in so einem Moment musste ich aus Berlin weg, und es ist alles abgerissen: die Sprache, die Freunde, die ich in Berlin hatte, die Kameradschaft in der Schule. Das wäre ja ein Wunder, wenn das keine Spuren hinterlasssen hätte“. Immerhin: die deutsche Sprache ist Joseph nicht fremd geworden und eine Freundschaft mit den anständigen Deutschen. ,,Meine Eltern, mein Bruder, mein Umfeld als Kind strebten nach dem Deutschen. Wenn ich Informatik_Spektrum_31_3_2008
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zu Hause Berlinerisch sprach, wurde ich sofort korrigiert ,Nein, das sagen wir nicht. Icke sagen wir nicht, wir sagen ich‘.“ Diese frühen Erfahrungen, meint Joseph Weizenbaum, erklären vieles in seinem Leben; auch, warum er lange Jahre eine auffallende Haartracht, manchmal sogar einen Zopf, trug. Zunächst beginnt jedoch Weizenbaum 1941 erst einmal mit dem Studium der Mathematik an der Wayne University, Detroit, Michigan. Bald kommt jedoch, nach dem 7. Dezember 1941, der Militärdienst. Joseph darf die Waffengattung wählen und entscheidet sich klugerweise für den Wetterdienst im United States Army Air Corps. Der ,weatherman‘ wird 1946 entlassen. Er setzt bis 1950 das Studium der Mathematik an der Wayne University fort, Bachelor of Science 1948 und Master of Science 1950, zuletzt in Berührung mit Harry Huskey, der ihm den Vater ersetzt und ihn in einer Gruppe mit anderen Studenten anleitet beim Bau eines ersten digitalen Computers. Er beginnt dann 1950 eine Industrietätigkeit, zunächst bei einer Firma in Kalifornien, die einen Computer entwickelt, der für den Test von Raketen-Waffensystemen der U.S. Navy bestimmt war; anschließend ein Betriebssystem für die Bendix Aviation Company. Schließlich arbeitet er acht Jahre bei der General Electric Company an der integrierten Hardware-Software-Entwicklung des Computersystems ERMA für die Bank of America, sowie an Entwurf und Implementierung des ersten Timesharing-Computersystems. Unter anderem aus letzterer Arbeit entstand das erste Computernetzwerk ARPA net, Vorbild für das heutige Internet. Er schreibt: ,,Erst der Zusammenschluss der Bürgerrechtsbewegung, der Krieg in Vietnam und
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die Rolle des MIT in der Waffenentwicklung haben mein kritisches Bewusstsein geweckt. Und als ich einmal angefangen hatte in dieser Richtung nachzudenken, konnte ich nicht mehr aufhören“. Den nötigen Freiraum dafür gewinnt er, als er 1963 Associate Professor wird und 1970 eine volle Professur für Computer Science am Massachusetts Institute of Technology, Cambridge, USA, übertragen bekommt. Ein erster Erfolg stellt sich 1966 ein mit dem Programm Eliza, das einen Psychotherapeuten simuliert und die Verarbeitung natürlicher Sprache durch einen Computer demonstrieren sollte – eine Parodie auf eine übersteigerte Hingabe an den Computer. ,,Eliza entspricht genau dem, was ich als roten Faden in meinem Leben beschrieben habe: Quatsch, Hochstapelei, privater Witz, da lache ich so in mich hinein. Manchmal lache ich die Leute auch aus. Ich schrieb ein Programm, das nichts als Theater ist. Ich aber weiß, was hinter den Kulissen ist.“ Viele Leute haben das auch so begriffen und haben Eliza als geistreiche Studie und lehrreiches Beispiel für (primitive) Kommunikation mit dem Computer in Erinnerung. Andere missverstanden es und feierten es als einen Meilenstein der Artificial Intelligence. Joseph Weizenbaum ist entsetzt und beginnt, den kritischen Umgang mit Computern und die Verantwortung des Wissenschaftlers für sein Tun anzumahnen. ,,Durch dieses Schlüsselerlebnis wurde Weizenbaum zum Kritiker der gedankenlosen Computergläubigkeit“ (Wikipedia). Er fühlte sich fortan als Rebell.1 Joseph Weizenbaum wurde nichtsdestoweniger 2002 Eh1 Ein
Dokumentarfilm mit dem Titel Rebel at Work wurde von Peter Haas und Silvia Holzinger gedreht, http://www.ilmarefilm.org/W_D_1.html.
renmitglied der Gesellschaft für Informatik. Er war Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes und vierfacher Ehrendoktor, unter anderem der Universität Hamburg, der Universität Bremen und der State University of New York. Weizenbaum selbst schrieb 1972 in der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit: ,,Der meiste Schaden, den der Computer potenziell zur Folge haben könnte, hängt weniger davon ab, was der Computer tatsächlich kann oder nicht kann, als vielmehr von den Eigenschaften, die das Publikum dem Computer zuschreibt. Daher hat der Informatiker die enorme Verantwortung, in seinen Ansprüchen bescheiden zu sein.“ Von seinen Büchern war am erfolgreichsten das anekdotisch-witzige, listige Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft [2]. In einem Vortrag an der TU Darmstadt am 18. Oktober 2005 beklagte Weizenbaum die Dummheit der Menschen. Es sei kein Wunder, dass sie sich belügen liessen, ohne die Aussagen lhrer Regierung zu hinterfragen. Das träfe sowohl auf die Amerikaner zu, die man bei der Begründung des Irak-Krieges belogen habe, wie auf die Deutschen, die sich hätten erzählen lassen, die Wiedervereinigung wäre kostenlos. In der Süddeutschen Zeitung vom 8. Januar 2008 schrieb Joseph Weizenbaum ,,Die Erde ist ein Irrenhaus. Dabei könnte das bis heute erreichte Wissen der Menschheit aus ihr ein Paradies machen. Dafür müsste die weltweite Gesellschaft allerdings zur Vernunft kommen.“ [3]. Wie weit jedoch die Verwirrung um Weizenbaum geht, zeigt die redaktionelle Begleitzeile in dem Artikel in der SZ ,, ... und gilt als einer der Pioniere der Künstlichen Intelligenz“. Ausgerechnet
Weizenbaum, der ihre Schwächen karikierte und als einer ihrer schärfsten Kritiker auftrat, als Pionier der Künstlichen Intelligenz zu charakterisieren, hat sicher seinen Zorn [4] erregt. Friedrich L. Bauer
Literatur 1. Siefkes D et al. (1999) Pioniere der Informatik. Ihre Lebensgeschichte im Interview. Springer, Berlin Heidelberg, S 31–60
2. Weizenbaum J (1977) Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft. Suhrkamp, Frankfurt am Main 3. Weizenbaum J (2008) Wir gegen die Gier (08.01.2008) http://www.sueddeutsche.de/wissen/artikel/664/151286/ print.html 4. Merschmann H (2008) Joseph Weizenbaum: Der zornige alte Mann der Informatik (08.01.2008) http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/ 0,1518,527122,00.html
Nachbemerkung der Redaktion: Peter Haas und Silvia Holzinger haben mit dem Film ,,Weizenbaum. Rebel at Work“ ein filmisches Porträt über Joseph Weizenbaum
Nachruf auf Prof. Dr. Bernd Reuse (1942–2008)
Bernd Reuse wurde am 6.10.1942 in Nordhausen geboren. Nach dem Abitur 1962 am Gymnasium in Hannoversch Münden studierte er Physik an der TU Braunschweig sowie an der Universität Gießen. Das Diplom und die Promotion legte er an der Universität Gießen ab. Er war zunächst als PhysikDozent an der Universität Gießen tätig, bevor er 1973 als Mitarbeiter in das damalige Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft eintrat – mit Klaus von Dohnanyi als seinem ersten Minister. Er diente unter zehn Forschungsministern und hat das Ministerium mit seinen vielfach wechselnden Bezeichnungen 34 Jahre lang in seiner unnachahmlichen Art mitgeprägt.
Die Karriere von Dr. Reuse im Ministerium begann mit dem Förderbereich Informatik, wo er bis 1980 arbeitete. Sie endete im Jahr 2006 wieder in der Informatik als Referatsleiter für den Bereich Softwaresysteme, den er seit 1991 mit größtem Erfolg leitete. Damit hat er 23 Jahre lang die deutsche Informatik-Forschungslandschaft durch seine strategischen Fördermaßnahmen mitgestaltet. Das Lebenswerk von Dr. Reuse ist die Förderung der Informatik und ihrer Anwendungen. Er hat durch seine sehr erfolgreichen Förderprogramme und sein innovatives Wissenschaftsmanagement der Informatik in Deutschland wesentliche Impulse gegeben u.a. für die Sprachtechnologie, die Mustererkennung und Bildverarbeitung, die Bioinformatik, die virtuelle und erweiterte Realität, die Mensch-Technik-Interaktion, das Höchstleistungsrechnen, die Softwareentwicklung, die Verifikation von IT-Systemen, die ServiceRobotik und die wissensbasierte Dokumentanalyse. In Fachkreisen des Forschungsmanagements
gemacht, das sie im Eigenverleih vertreiben. Auf der Website rund um ,,Weizenbaum. Rebel at Work“ (http://www.ilmarefilm.org) finden sich weitere Informationen zu diesem Film. In einem Beitrag, der im OCG-Journal 5/2007 erschienen ist, haben Peter Haas und Silvia Holzinger über Ihre Zusammenarbeit mit Weizenbaum bei diesem Film berichtet. Der Beitrag ist bei http://www.ocg.at/publikationen/ oj/2007.html abgelegt.
hat Dr. Reuse weltweit höchstes Ansehen genossen. Für seine herausragenden Verdienste war er im Jahr 2006 mit der FraunhoferMedaille, mit der Würde eines GI-Fellows, eines DFKI-Fellows und als Höhepunkt mit einer Ehrenprofessur des Saarlandes ausgezeichnet worden. Er hat dazu beigetragen, eine deutsche Informatik-Landschaft mit international konkurrenzfähigen Zentren für die Spitzenforschung zu formen, neue Modelle der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft wie das DFKI als Public-Private-Partnership zu etablieren und große Verbundprojekte erfolgreich zu lenken, die neben den wissenschaftlichen Ergebnissen von bleibendem Wert auch zu wirtschaftlicher Wertschöpfung, neuen Unternehmensgründungen und hochwertigen HightechArbeitsplätzen geführt haben. Wie die Verleihungsurkunde zum Fellow der GI treffend vermerkt, wäre ohne sein Engagement – teilweise gegen deutliche Widerstände – das Wissenschaftsjahr 2006 nicht als Informatikjahr realisiert worden. Schon kurz nach seiner Pensionierung entwickelte er die Idee, im Sommersemester 2007 eine SonInformatik_Spektrum_31_3_2008
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derkolloquienreihe in Karlsruhe zu gestalten. Dies war eine Zeitreise in vier wesentliche Entwicklungsphasen der Informatikforschung von den 70er Jahren bis heute. Seine eigenen Basisvorträge aus Sicht des Forschungsmanagements wurden durch wissenschaftliche Vertiefungsvorträge von renommierten Fachvertretern aus ganz Deutschland und je einem Kollegen aus Karlsruhe gehalten. Der Erfolg der Vorlesungen übertraf alle Erwar-
tungen, so dass schnell die Idee entstand, diese auch in einem Buch über die Informatikforschung in Deutschland zu dokumentieren. Herr Reuse arbeitete trotz seiner schweren Krankheit auf Hochtouren und mit großer Leidenschaft an diesem Buch zusammen mit Kollegen Roland Vollmar als zweitem Herausgeber. Seinen letzten großen Vortrag hielt Professor Reuse am 16. November 2007 in Karlsruhe zum 35-jährigen Jubiläum der Fakultät
Leserbriefe Zu ,,Pro OnlineDurchsuchung“ von Jörg Ziercke, Informatik Spektrum Band 31 (2008), Heft 1, S. 62–69 Das Hauptargument von Herrn Ziercke ist: ,,Der Zugriff auf Daten muss vor der Verschlüsselung oder nach der Entschlüsselung auf dem PC des Nutzers erfolgen“. Ich sehe nicht, wie da eine Online Untersuchung helfen kann: Der Nutzer muss doch nur die entschlüsselten Daten auf einem Rechner bewahren (und auch dort ver- und entschlüsseln), der nicht mit dem Internet verbunden ist. Dr. Alexander Kurz University of Leicester, UK
Zu ,,Bildprobleme“ von Horst Bredekamp, Informatik Spektrum Band 31 (2008), Heft 1, S. 9–11 Kopfschüttelnd habe ich den Artikel ,,Bildprobleme“ von Horst Bredekamp in der Februar-Ausgabe des Informatik Spektrum gelesen. Gehört diese geradezu weinerlichsentimentale Philippika über Defizite aktueller Projektoren wirklich in ein wissenschaftliches Technikmagazin?
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Für den wissenschaftlichen Dialog zwischen Geisteswissenschaften und Informatik gibt es weitaus ergiebigere Gebiete! Oft hat die Informatik die Tür zu neuen Welten aufgestoßen, die auch aus Sicht der Geisteswissenschaften noch nicht ausgeleuchtet sind. Drei Beispiele: – Virtuelle Welten eröffnen nicht nur den Sozialwissenschaften ungeahnte Experimentiermöglichkeiten. Man stelle sich erlebbares Theater in Second Life vor, in dem die Zuschauer selbst in bestimmten Rollen mitspielen können. Diese Idee ist von den ,,Happenings“, die in den Theaterwissenschaften begeistert erforscht werden, nicht weit entfernt. – Die Frage nach Leben und Bewusstsein künstlicher Geschöpfe kann die Informatik alleine nicht beantworten. Ist ein Computerwurm, der sich selbsttätig fortpflanzt, schon lebendig? Für alles, was über den Turing-Test hinausgeht, braucht die Informatik hier die Hilfe der Geisteswissenschaften, um nicht inhaltlich flach zu bleiben. – Können Programme Kunstformen darstellen? Wenn man bei dieser
für Informatik an der TU Karlsruhe über sein Buch mit dem Titel ,,Informatikforschung in Deutschland“, das nun bei Springer erschienen ist. Am 11. Februar 2008 wurde das Buch gedruckt und am 14. Februar starb Professor Reuse, ohne sein gedrucktes Werk in Händen gehalten zu haben. Wir haben ihm ein Exemplar des Bandes mit ins Grab gegeben. Wolfgang Wahlster
Frage nicht an Microsoft-Office, sondern an die Schöpfungen der Demo-Szene denkt, ist die Frage nicht mehr so leicht zu verneinen. Hier gibt es noch jede Menge grundlegender Fragen, deren Diskussion von bleibenderem Wert ist, als Klagen über heutige technische Restriktionen, die schon in kurzer Zeit Vergangenheit sein können. Stellen Sie sich vor, vor 20 Jahren hätte jemand sich über zu geringe Farbzahl und Auflösung des EGAGrafikstandards ausgelassen ... darin kommt wirklich keine originäre Kompetenz einer Geisteswissenschaft zum Tragen. Felix Grabmeyer München
Zu ,,Geisteswissenschaft und Informatik“ von Gunter Dueck, Informatik Spektrum Band 31 (2008), Heft 1, S. 84–88 Eine Erwiderung auf Gunter Dueck Es gibt viele Versuche, über das Verhältnis von Geisteswissenschaften auf der einen und Ingenieurswissenschaften auf der anderen Seite
nachzudenken. Deshalb ist Gunter Duecks Text ,,Geisteswissenschaft und Informatik“ (Informatik Spektrum, Band 31, Heft 1, Februar 2008) eigentlich nicht sonderlich bemerkenswert. Dueck wirft jedoch mit seiner, selbst für eine Glosse, sehr einseitigen Sicht Fragen auf, die eine Replik notwendig machen.
Tellerränder und Horizonte Die erste Regung beim Durchblättern und Anlesen des Februarhefts des Informatik Spektrums war freudige Überraschung darüber, dass Beiträge, die auf dem ersten Blick so informatikfern scheinen, hier ein Forum bekommen. Prima, dachte ich, hier findet Interdisziplinarität Raum. Beim weiteren Schmökern stieß ich dann auf die Rubrik Dueck-β-Inside. Der erste Gedanke, der mir hier durch den Kopf ging, als ich den Text las, war der Vergleich mit der AntiRaubkopierer-Kampagne auf DVDs. Kennen Sie das? Sie kaufen eine DVD und müssen dann erleben, dass vor dem eigentlichen Film gegen Raubkopierer agitiert wird, ohne dass sie das Ganze überspringen könnten. Jedes Mal, wenn Sie den entsprechenden Film schauen möchten, gemütlich in die Sofakisten gesunken sind, die für einen netten Filmabend notwendigen Utensilien um sich herum drapiert haben, werden Sie in die kriminelle Ecke geschoben. Dabei haben Sie den Film ja gekauft, Sie sind also der völlig falsche Adressat dieser verkorksten Kampagne. Ich komme mir dabei immer etwas verschaukelt vor; ähnlich geht es mir mit Gunter Duecks Text. Das Informatik Spektrum wendet sich an Menschen, die sich professionell mit Informationstechnik beschäftigen, sei es in der Industrie, sei es im akademischen Bereich – so kann man es im Impressum jeder Ausgabe nachlesen. Nun gibt es tatsächlich Personen – möglicherweise
mehr, als mancher vielleicht glauben mag –, die sich aus einer geistes-, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Perspektive mit Informationstechnik beschäftigen; ich gehöre im Übrigen zu dieser Gruppe. Deshalb bin ich, und jene anderen ebenfalls, nicht der richtige Adressat eines Aufrufs zur Unartigkeit der ,,ARTies“ – so wie ich der falsche Adressat für die Anti-Raubkopierer-Kampagne bin. Ich tue, was Dueck einklagt: Ich lese offenkundig das Informatik Spektrum und bin sogar Mitglied der GI. Dass Dueck meine Arbeit nicht zur Kenntnis nimmt, mag meiner ungenügenden Eigenwerbung geschuldet sein, aber vielleicht auch dem Tunnelblick Duecks. Denn ähnlich wie jene Anti-Raubkopierer-Kampagne äußert er im Wesentlichen Vorurteile. Denn Gunter Dueck zeigt, dass er von jenen, die er ansprechen möchte, sehr wenig weiß: Wenn man einen Gegensatz à la ,,us and them“ aufbaut und auf der einen Seite die ,,Techies“ verortet, dann müsste auf der anderen Seite nicht nur von Geisteswissenschaft gesprochen werden, sondern zumindest von Geistes- und Sozialwissenschaften – im Englischen wird nämlich auch, und zwar nicht ohne Grund, von ,,Arts and Humanities“ gesprochen – oder gar von Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften. Und bitte: Der Plural ist wichtig. Es gibt nicht die Geisteswissenschaft, nicht die Sozialwissenschaft und ebenso nicht die Kulturwissenschaft.
Methoden und Standards Das klingt jetzt für jene, die mit diesen wissenschaftlichen Disziplinen wenig zu tun haben, vielleicht nach Korinthenkacken, hat aber durchaus inhaltliche Relevanz: Eine Historikerin, die sich mit der geschichtlichen Entwicklung der Informationstechnik beschäftigt, muss andere
Herangehensweisen wählen als ein Literaturwissenschaftler, der die Thematisierung von Informationstechnik in der Science Fiction beleuchtet; die Sozialwissenschaftlerin, die sich mit Technikfolgenabschätzung der Informationstechnik auseinandersetzt, muss dies auf andere Weise tun als der Kulturwissenschaftler, der über den Einfluss dieser Technik auf kulturelle Leitbilder forscht. Gleiches, mutatis mutandis, gilt für Philosophen, Sprachwissenschaftler, Sozialgeografen, Soziologen, Kulturanthropologen und für die Forscher all jener Disziplinen, die ich nicht mehr aufzähle, aber die es ebenso wert wären, genannt zu werden. Ähnlich undifferenziert behandelt Dueck wichtige Ausdrücke wie Kulturtechnik oder Kultur: Da fällt bei ihm alles darunter und damit letztlich nichts – doch selbst in einer Glosse ist mehr Präzision vonnöten. Die Auseinandersetzung mit Informatik bzw. mit Informationstechnik muss entsprechend den methodischen Anforderungen der jeweiligen Disziplin und des jeweiligen Erkenntnisziels stattfinden; hier den Weg der blumigen Metaphern und des dunklen Raunens zu gehen ist keine vernünftige Option. Nach ,,Unartigkeit“ – was immer dies auch bedeuten soll – zu rufen, ist deshalb Unsinn. Steile Thesen ohne Möglichkeit der Überprüfung in die Welt hinauszuposaunen mag zwar den Ansprüchen Gunter Duecks an Unartigkeit genügen, aber eben nicht den Standards jener Disziplinen, die er anspricht. Würden wir in den Geistes-, Sozialund Kulturwissenschaften mehrheitlich tatsächlich so verfahren, wie es Dueck sich anscheinend wünscht, wären sie zu Recht massiver Kritik ausgesetzt.
Der Stein des Anstoßes Damit sind wir bei Neil Postman angelangt. Sich ihn als Gewährsperson Informatik_Spektrum_31_3_2008
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und gleichzeitig als Stein des Anstoßes auszusuchen zeugt von schlichter Ignoranz. Die Bücher Neil Postmans sind schlechte Populärwissenschaft, die Aussagen empirisch oft nicht haltbar oder zumindest völlig überzeichnet, der Duktus ideologisch und parteiisch. Postman lieferte mit ,,Das Technopol“ oder ,,Wir amüsieren uns zu Tode“ schlicht gestrickte konservative Kulturkritik bzw. pessimismus ab, mehr nicht; Marshall McLuhans Texte aus den 1960er und 1970er Jahren wiederum sind nicht mehr ganz taufrisch – Gunter Duecks Horizont endet aber offensichtlich hier. Wenn er wenigstens Howard Rheingold oder Sherry Turkle genannt hätte – deren Werke sind zwar auch meist populär gehalten, dafür jedoch um einiges lesenswerter. Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften sind aber mehr als das, was sich in einer Bahnhofsbuchhandlung unter dieser Rubrik präsentiert. Schaue ich mir meine Bücherregale an, so finde ich meterweise Bücher bspw. von Sozial-, Medienoder Informationswissenschaftlern oder von Philosophen, die kompetent, innovativ und auch provokant über Informationstechnik schreiben: Aus Deutschland wären da Rafael Capurro, Rainer Kuhlen, Bernd Lutterbeck (ich bin so frei, die Juristen bei den Geisteswissenschaften einzureihen), Beate Rössler oder Helmut Spinner zu nennen – von Eigenwerbung mal ganz abgesehen. Oder international: Hätte Gunter Dueck sich einmal die Mühe gemacht, Manuel Castells, David Lyon, Deborah Johnson, Lawrence Lessig (noch ein Jurist), Helen Nissenbaum, Richard Spinello oder Herman Tavani zu lesen, wäre es ihm unmöglich gewesen, seine extrem verengte Perspektive im Informatik Spektrum zu präsentieren. Dabei ist das eine sehr kleine Auswahl derer, die sich aus geistes-,
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sozial- und kulturwissenschaftlicher sowie – ganz wichtig – juristischer Sicht mit Informationstechnologie auseinandersetzen und damit auch mit Informatik.
Vorwürfe Nun könnte ich Gunter Duecks Text als bloße Glosse verbuchen und deshalb schlicht ignorieren – schon deshalb, weil sie mich nicht ein einziges Mal zum Schmunzeln gebracht hat. Ignorieren verbietet sich jedoch, betrachtet man den Anspruch, mit dem Gunter Dueck bspw. seine Website versieht und wohl auch seine anderen Publikationen. Hier manifestiert sich ein tiefer Widerspruch, dem sich Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaftler allzu oft ausgesetzt sehen, wenn sie mit Menschen zusammentreffen, die sich professionell mit Technik beschäftigen. Denn entweder wird der Vorwurf erhoben, wir kämen immer zu spät und hinkten der technischen Entwicklung um Jahre oder gar Jahrzehnte hinterher. Das mag zuweilen so sein bzw. so gewesen sein, doch finden sich sehr viele Beispiele aktueller Arbeiten, die State-of-theArt-Technik aus einer geistes-, sozialund kulturwissenschaftlichen Sicht bearbeiten, sich also am Stand der Forschung orientieren und eben nicht Technik behandeln, die bereits veraltet ist – wobei hinzugefügt werden muss, dass ein Blick in die Vergangenheit zuweilen sehr informativ sein kann, um gegenwärtige Entwicklungen besser verstehen zu lernen. Ebenso häufig wird aber der Vorwurf erhoben, dass die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften viel zu spekulativ arbeiteten, dass sie ständig Kassandrarufe absonderten und nicht begreifen könnten, dass es sinnvoll sei, neue Technologien erst einmal auszuprobieren, bevor über
negative Folgen geklagt und nach Verboten gerufen wird. Dabei ist dieses Warnen, sofern es auf gut begründeten Aussagen beruht, die einzige Verhaltensweise, die ich sinnvoll mit der Unartigkeit verbinden könnte, zu der Gunter Dueck aufruft. Beiden Typen des Vorwurfs begegne ich beinahe jeden Tag, oft genug geäußert von ein und derselben Person im Laufe eines einzigen Gesprächs oder eines Textes. Dabei wäre es einfach, entsprechende Vorurteile abzubauen: Ein Mittel hierzu wäre hier bspw., statt in manchmal tatsächlich etwas angestaubte Monografien und Sammelbände einen Blick in die aktuellen Ausgaben der Fachzeitschriften der betreffenden Disziplinen zu werfen. Diese zu lesen erfordert zwar mehr intellektuelle Anstrengung als die Lektüre von Postman oder McLuhan, ist aber mit Sicherheit auch lohnenswerter.
Was bleibt? Bleibt die Frage der Intention: Wenn Gunter Dueck eine Debatte anstoßen wollte, sollte er jene, die diese Debatte schon lange aktiv führen, nicht so behandeln, wie es die schon angesprochene Anti-RaubkopiererKampagne mit ehrlichen Käufern tut – er sollte sich stattdessen fragen, was sich die Nichtinformatiker unter den Autoren des Februarhefts des Informatik Spektrum angesichts seines Beitrags über Informatiker denken werden. Zur Provokation taugt sein Text ebenso nicht, dafür ist er viel zu bieder. Vielleicht geht es ja um etwas anderes: Gunter Dueck versucht, Claims abzustecken und Grenzen zu ziehen. Gerade weil Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften sich zunehmend kompetent und aktuell mit Informatik und ihren Produkten auseinandersetzen, verspürt Gunter Dueck offensichtlich
das Bedürfnis einer Abgrenzung. Denn diese Leute könnten sich ja ansonsten erdreisten, ein Wörtchen mitreden zu wollen bei der Gestaltung der Informatik und ihren Produkten, weil sie deren mögliche Folgen für Individuen, Gesellschaften und Umwelt bereits mitdenken. Gelegenheit gibt es dazu genug: Online-Durchsuchungen (auch im Februarheft angesprochen) bzw. das große Feld des Datenschutzes und der informatikgestützten Überwachung, der Einsatz von Robotern im Pflegeund Gesundheitsbereich, die sozialen
Auswirkungen der ubiquitären Vernetzung usw. – die Liste der wichtigen Themen ist natürlich viel länger. Solche Abgrenzungen sind in der Regel ein Zeichen von Unsicherheit und Verunsicherung; durch Abgrenzung vergewissert man sich der eigenen Kompetenz und Bedeutung. Das ist zwar verständlich, aber überflüssig und letztlich sogar schädlich, denn die meisten, die sich professionell mit Informatik und Informationstechnik auseinandersetzen, sehen die Grenzen ihrer jeweiligen Kompetenzen nicht als
Problem, sondern als Chance zur interdisziplinären Zusammenarbeit. Sowohl die Informatik als auch die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften sind hier viel weiter, als dies Gunter Dueck auch nur zu ahnen vermag. Prof. Dr. Karsten Weber Universität Opole, Polen; Brandenburgische Technische Universität Cottbus; Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder);
[email protected]
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Die Diffusions-TensorBildgebung ist eine Variante der Magnetresonanztomografie (MRT), bei der aus dem gerichteten Diffusionsverhalten von Wassermolekülen im menschlichen Gehirn Rückschlüsse auf den Verlauf größerer Nervenbahnen gezogen werden. Im Bild farbig dargestellt ist eine algorithmische Rekonstruktion von
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bende Patienten und Probanden anwenden. Das Bild entstand im Rahmen eines gemeinsamen Projekts des Max-Planck-Instituts für Informatik (Saarbrücken), des MaxPlanck-Instituts für Kognitionsund Neurowissenschaften (Leipzig) und der Visual Computing-Gruppe an der Universität Magdeburg. Beteiligt waren Thomas Schultz, Natascha Sauber, Alfred Anwander, Holger Theisel und Hans-Peter Seidel. E-Mail:
[email protected]
Vorschläge für weitere Titelbilder bitte an Prof. Oliver Deussen (
[email protected]) senden.
Zum Titelbild
Virtuelles Klingler-Präparat des Corpus Callosum
Nervenfasern des Corpus Callosum, das beide Hirnhälften verbindet. Die Besonderheit des Bildes ist die Darstellung von Fasern aus den Diffusions-Tensor-Daten im Kontext einer herkömmlichen MRTAufnahme (graue Fläche), durch die sichtbar wird, wie die Fasern oberhalb der Seitenventrikel verlaufen, bevor sie in den Cortex projizieren. Hierzu kommt eine automatisch ausgewählte und deformierte Fläche zum Einsatz, die den räumlichen Bezug der Fasern zu ihrer Umgebung deutlich plastischer vermittelt als die üblichen Schnittebenen. Das Verfahren orientiert sich an einer in den 1930er Jahren von Klingler entwickelten Präparationsmethode für Nervenfasern, lässt sich dank moderner MRT-Technik jedoch auch auf le-