5ohn Hunter als 8yphilogrgph. Eine historische Betrachtung ~'on
J. K. Prokseh in Wien.
Als John I~Iunter im Jahre 1786, also gerade vor einem Jahrhunder~, sein Werk tiber die venerisehen Krankheii~en in erster Auflage ~) herausgab, war sein Weltruhm als grosser forsehender Arz~, nameutlieh als Anatom, Physiolog und Chirurg bereits fest begr~indet. Das Werk wurde daher auch wie eine bedeutungsvolle, dem vorhergegangenen ebenbiirtige, wissenschaftfiche Sch6pfung allgemein begrt~sst, und schon im nachsten Jahre erschien eine deutsdle 3) und eine fr~nzSsische s) Ueberse~znng; 1788 kam die zweite englische Ausgabe ~) and 1791 die erste amerikanische, s)So war dieses Buch in einer ft~r die damaligen Verkehrs-Verhaltnisse gewiss sehr kurzen Zeit aber beide I-Iemisph~iren verbreitet und trotz der heftigen Opposition yon Jesse F o o t"), and sparer des hOchst verdienstvollen und genialen Benjamin Bell 7), yon allen Aerzten eifrig gelesen; die vorgetragenen Theorien, Welche beinahe durchggngig mi~ den vorher bes~andenen braehen, wurden .allgemein acceptirt und yon den weitaus saeisten Syphilographen aller Lgnder gedunkenlos naehgeschrieben. Die englischen Ausgaben ~), die deutschen 9) und fr~nz0sisehen ~°) Uebersetzungen und die mitunter aberschwenglich beti~elten Ansziige ~) aus dem in t{ede stehendenWerke H u n t e r ' s h~uf~en isieh sogar noeh bis iiber die Hglfte des gegenwgrtigen Jahrhunderts; also in einer Zeit, in weleher man bereits deutlich erkannte, dass die Anschauungen HHunter's theilweise oder gttnzlieh aufgegeben werden mflssen; nnd selbst Rieord, der sich
72
Proksch.
um die Erforschung der venerischen Erkrankungen bedentende Verdiensto erworben hatte nnd die Haltlosigkeit der meisten Hypothesen H u n t e r ' s am besten einsehen musste, betheiligte sich an der tterausgabe einer franzSsischen Uebersetzung, und noch im Jahre 1859 kamen eine deugsche ~) und eine IkanzOsische Uebersetzung ~s) und eine englische Ausgabe "9 in den Buchhandel. Freilieh enthalten alle diese Edifionen reeht zahh'eiche und umfangliche Vorreden, Einleitungen und Anmerkungen yon ihren tIerausgebern, welche manche Fehler H u n t e r ' s theils berichtigen, theils erklaren oder bescht)nigen sollen; aber H u n t e r kommt dabei immer noch wie ein Syphilidol6g allerersten Ranges in Botracht. ginen so lange andauernden nnd fiusserlich glgnzenden Erfolg hatte vet und nach H u n t e r kein einziges Werk tiber die venefischen Krankheiten. Heute noah gilt John H u n t e r ats ein grosser Retbrmator auf dem Gebiete der Syphilidologie und Niemand fragt, was vor John I t u n t e r bestanden hat; heute noch betrachten alle Syphilidologen und medicinisehen Historiker sein Werk ale den Beginn einer neuen gtanzvollen Aera in diesem Zweige unserer Wissensehaft, Eine neue Aera begann mit demselben atlerdings; dies wird niemals ein Literaturforscher in Abrede stellen k0n~en; abet keine glanzende Aera war es - - sondern die des entsetztliehsten Ve~falles, die der furehtbarsten Irrthamer! Ieh ts) habe Aehnliches sehon bei anderen Gelegenheiten ausgesprochen, oder doeh wenigstens angedeutet; - - bier will ieh es jetzt zu beweisen suchen. Erwagen wir einerseit, s den Bildnngsgang t I u n t e r ' s und andererseits seine t~beraus zeitraubenden prakf~isehen Untersuchungen in den meisten Fachern unserer Wissenschaft, seine weitausgedehnte Thgtigkei~ ale Arzt und Lehrer, und vet allem seine colossalen kunst- und naturhistorischen Sammlungen, so erklnren wir uns leicht den Abgang yon tieferen literarischen und medieinisch-historisehen Kenntnissen in seinem Werke. Trotzdem H u n t e r die Ngehte seinen Arbeiten opfe~te, ert~brigte er dennoch daf'tir keine Zoit. Es wgre demnaeh eigentlich unbillig, und w~rde nur yon Un,zers~and oder ]gcherlieher Eitelkeit zeigen, wenn wit diesem bedeutenden und unerm~dlichen t?orscher all' die grossen
Jolm iI ,I n ~ e r als Syphilograph.
73
und kteinen VerstOsse gegen die Geschichte und Literatu[ der venei'ischen Kra~d
7~
Proksch,
reichen Werken t~ber Medicin und Chirurgie durchgef'i~hrt; die Abhandlungen sind bier geradeso wie in den heutigen Lehrbgchern anch rgumlich yon einander geschieden. Es war demn~ch keine besondere Geistesthat, als W. Gockburn-~) und Pierre ~ a b r e ~) auf die vollstandige Verschiedenheit beider Krankheitsgruppen besonders hinwiesen, denn sie fanden dieselbe in der vorhandenen Literatnr deutlich genug ausgedr~c.kt. Einen tieferen Blick that Balfour'S); er suchte diese Versehiedenheit auf ihren Grund zurgckzuffihren nnd sprach zuerst die Vcrmuthung yon zweierlei Contagien aus. Darauf, im Jahre 1767, ~nte~nsam H u n t e r das vielhundertmal nacherzghlte nnd daher gewiss al~gcmein bekannte, missglackte erste Experiment, gus welchem er den folgenschweren Sehluss zog: Trippersecret, in die Curls inoculi~t, erzeugt Schanker mit nagfolgender consti+=utioneller Syphilis; id est, Tripper- nnd Syphiliscontagium sind identiseh.~) Diese Theorie bestand nun mit allen ihren traurigen Consequenzen, krafg der hohen Autoritat H u n t e r ' s bei der weitgberwiegenden Majoritat der Aerzte, trotz aller @egenbeweise dutch Inoculatiouen und den scharfsinnigsten Darstellungen der grundverschiedenen Naturgeschichte beider Krankheiten his zum AufCreten Rieord's +.5), also dutch mehr als ein halbes Saecnlum! Die Praxis hatte aber noch gndere Fragen in Bezng anf die Contagienlehre an das Experiment gostelIt. In der Literatur aller Jahrhunderte waren zahlreiche Falle verzeiehnet, in denen die Syphilis dutch den Zeugungsaet yon den Eltern auf die Xinde|', dureh Sgugen, Kt~sse, Trinkgeschirre, 8chr0pfinstrumen~e, Aderlassschnepper, die Hande yon Aerzten, Hebammen etc. ere. verbreitet worden war; besonders acut war zu H u n t e r ' s Zeit tier Streit nber die Ansteckungswegs dutch das Sauge~, die Trinl';gesGhirre, die Zeugung nnd di~ Transplantation der Zahne. Es wurde daher augenommen, dass in einer Reihe yon Fallen die Secrete syphilitischer Secundgraffeete, in der anderen l~eihe das Blur und die physiologisohen Secrete Luet~scher die Trager des ¢ontsgiums sein mussten. Ft~r d~e erste Re, he such~e H u n t e r gleichfalls Angchluss dureh das Experiment. Er impfte mehreren mit den deutlichen Erscheinungen constitutioneller Syphilis behafteten Personen alas Secre~ ihrer eigenen secunda~en Geschwi~re und hatte stets negative Resultate. Anderen Syphilitisehen impfte er nebenbei
John H u n t e r a|s Syphilogr~pI~.
75
fremden Schankereiter eiu uud e:hielt dadurch Schanker, wahrend der Eiter der eigenen secundaren Gesehwtire auch hier negative Resultate ergab. Einem anderen Syphilitischen inoeulirte er ansser dem eigenen secund~ren Secret noch Trippermatede; dutch diese will er Sehanker, durch jenes abermals negative Erfolge erzielt haben. ~s) Aus diesen Experimenten ware fiir unsere Frage doch nur der einzig richtige Schluss zulassig gewesen: Das Secret secnndarsyphilitischer At~cte auf Syphilitische iibertragen, ergibt negative, fremder Schankereiter positive Resultate; H u n t e r folgerte jedoch, dass die Secrete secundi~r-syphilitischer Affectionen fiberhaupt, also auch auf Gesunde, nicht abertragbar seien ~:); eine Meinung, die ja bekanntlich R i c o r d ~s) noch lange und leidenschaffiich gegen bestandene positive Resultate verfochten hat. Ob H u n t e r auch mit dem Blute, der Milch, dem Samen und anderen physiologischen Secreten Syphilitischer irgend welche Inoculationsversuche vorgcnommerL hat, ist nicht mit Bestimmtheit zu entscheiden; er sagt zwar ausddicklich ~9), dass man sogar ,,dutch die Inoculation des Blutes nicht im Stande sei, einer anderen I)erson die Krankheit mitznt.heilen~', aber er berichtet nicht fiber die Einzelheiten des Experimentes, was er doch sons~ immer und ausfghrtich gef~han hat, sogar bei seinen Versuchen an Thieren; er inoculirte nam]ich auch Hunden uud Eseln Tripper-, Schanker- und Buboneneiter e~folglos~'°). Sicher ist nur, dass H u n t e r auch diQ ¥irulenz des Blutes und der physiologischen Secrete SypWlitischer litagnete, oder doch sehr bezweife]te. Ein schlagendes Argument gegen die Virulenz des Blutes gait ihm tier Fehlschluss: Jeder ~adelstich an einem Syphilitischen mtisste in ein Schankergeschwiir ausarten. ~) t I u n t e r's Anscham~ngen tiber die Ansteckungswege gestalteten sich folgerichtig nach seinen Theorien g e t die Contagienlehre; nach dieser kann es also nicht mehr befremden, wenn er die Uebertragung der Syphilis dutch die Zeugung s~), alas Sgugen ss), die Trinkgeschirre ~) und die damals vielumstrittene Transplantation der Zi~hne s~), kurz, all' die Milliouen l~alle, in welchen die Ansteckung dutch Btut, durch die normalen and die pathologischen Secrete constitutionell Syphilitischm" erfolgt ist, bezweifelt oder glattweg laugaet and sich hier wie dort auf falsd~er Fahrte be-
7~
Prakseh.
fin&t; aber man traut den eigenen Sinnen nicht~, wenn H u n t e r sdbs~ die exquisitesten Philo yon hereditgrer Syphil>, yon Ansteckungen durch secund-ar-syphilitisehe Secrete mit tdinis&er Meisterhaftigkeit beschreibt ~a), die KrankhdLsfglle jedoeh eher far alles mOgliche, nur nichg ftir Syphilis halgen mag; wenn H u n t e r neben dieser ins Allerweites~e getriebenen Skepsis eine solche staunenswert, he Glaubensseligkeit offenbart, dass er uns allen Emstes nnter anderen gauz unmOgliehen Dingen aueh zwei Pa{ienten vorf{~hrt yon denen der oine seinen Tripper am Abort acqnirir~e a~) lind tier andere gar das Ungliick hatte, nach einor jeden Zahnex~raction yon dnem Tripper befallen zu werden, a*) Den grztlichen Schriftstellern ghmbte t I u n t e r gar nichts; den verlogenen Kranken alles. Es wnrde zu wei~ ft~hren und ware in einem Pachblatto wohl auch t~berfltissig, alle einzelnen ~'ormen der venerischon Erkrankungen der Reihe nach vorzufahren nnd zu zeigen, welche Theorien HunLer dar~iber vorfand und wie er diesdben nmges~altete; es wird jedenfalls genggen, die Hauptformen herauszugreifen nnd die Stellung t t u n t e r ' s zu den leitenden Grunds:gttzen derselben in groben Umrisseu, donne& aber mit den Originalstellon belegt, ansehaulich zu machen. Die Pathologie des Trippers (mit Anssehhss des Contagienlehre) wurde durch H u n t e r ni&t wesentlieh beeinflusst, gewiss abet in niehts gef0rdert. Er erzghlf~ zwar sehr weitlgufig as), wie er zuerst im Jahre 1753 dazu gekommen sei, an zwei tIingerichteten, welche mit dieser Krankheit behaftet waren, den Naehweis zu fahren, dass das Trippersecret nicht., wie man bis zu dieser Zeit allgemein glaubte (generally supposed), durch Geschwnre in der Harnr0hre secernirt werde, uud man es daher mit einer gnt zt~ndung der Urethra zu thun habe. Die gauze Darstellung beweist jedoch welter nichts a]s I-Iunter's gusserst dt~rftige Literaturkenntnisse t~ber die venerischen Xrankheiten. Schon einige Aerzte des siebzehnten Jahrhunderts, unter ihnen M usitan us ~:'), sprachea sich gauz unzweideutig dahin aus, dass der Tripper eine Entzandung der Harnr0hre sei; jedoeh fehtten damals noeh eingehendere anatomische Untersuehungen; diese erbrachte zuerst T e r r a n e u s ~') in den Jahren 1701 bis 1703 an seem Leiehen yon Gonorrhoischen; bald darauf folgten auch die sorg-
John H u n t e r als S s p h i l o g r s p h ,
77
F~ltigen Forscbuugen M o r g a g n i ' s ~ ) , welche auch alsbald yon B o e r h a a v e ~) und vielen anderen herv0rragenden Aerzten aeeeptirt wurden. Wenn wir nns auch sehr ]eicht erkl~ren kSnnen, dass ] [ n n t e r yon allen diesen Fortsehritten, well sic sieh eben vor seiner Gebm4 und ausserhalb Englands vollzogen hatten, in der ersten Zeit seiner praktischen Thatigkeit keine Kenn~nisse erhielt, so ist es doch immerhia schwer zu begreifen, dass ihm die sp~teren engIisehen Uebersetzungen der Werke B o e rh a a v e's ~) und M o r g a g n i ' s u) unbokannt geblieben sein sollten; noch mehr zu verwundern ist, dass ihm keino yon den vier englisehen Ausgaben seines bertihmten Landsmannes William C o c k b u r n ~ ) , welcher dieson Gegeastand so ausf~hrlieh und genau wie Niemand vor ihm, noeh dazu in einem Spedalwerke behandelte, in die Itande gekommen sein sollte. Coekburn's Buch machte in den ersten drei Decennien des vorigen Jabrhunderts in den erw~hnten Ausgaben und in einer ][ateinischen ~;) und franzUsisehen ~8) Uebersetzung den Weg durch die ganzo Welt und wurdo zu und sogar noeh lange nach H u n t e r ' s Zeit allgemein citirt; auch A s t r u c ~) dot einzige bedeutende Syphilidolog, welehen t t u n t e r einigemal nennt und den er gelesen zu haben seheint, fiihrt die 'rheorien Co c k b u r n ' s an zwei Stellen genau vor. I:iunter wird vermuthlich nur eine auszugsweise englische Uebersetzung yon Astruc's Werk vor rich gehabt haben. Eine v011ig n~abegriindete Anschaunng, welche jedenfalls, wie so viele andere, ihren Ursprung in der ganz beispiellosen Leich~gliiubigkeit an die Aussagen seiner Kranken batte, entwiekel~ H u n t e r iiber den Tripper bei Weibern: Er halt~ es namlieh far mUglich, dass eine Frauensperson jahrelang einen echten venerisehen Tripper haben kUnne, ohne dass sic selbst je das Mindeste davon verspf~re, noeh der Arzt bei tier genauesten Untersuehung (vom Seheidenspiegel ist kein Wort gesag~, er war aueh seinerzeit in England nicht~ im Gebraach) alas Geringste entdeeken k(~nne; nur die Aussagen glaubwardiger Manner (men of veracity), dass sic yon dieser und keiner anderen Person den Tripper acquirirt batten, waren in solehen Fallen fiir die Diagnose massgebend, so) Diese Annahme beeinfluss~ auch die Prognose nnd Therapie dieser Erkrankung bei Weibern und gestaltet sich hUehst nnsicher: Der Arzt weiss namlich niemals, warm er eine friiher, wenn auch mig
7~
Proksch.
offenbaren Erscbeinungen Erkrankte gesund erkl~ren and die Behandlung beendigen sell. ~) Daraus erhell~ wohl ouch, da,ss Hl~nter ebensowenig, als seine Vorfahren und Zeitgenossen bestimmte Untorschoidungszeichen zwisehen einem venerisehen und nichtvenerisohen Tripper anzugeben wusste. In des topisohen Behandlung des Trippers folgte H u n t e r den Lehrern seinor Zeit, h~lt0 jedoch daf~lr, dass jeder Tripper ~uoh yon selbst helle. ~) Verh~ngnissvoll f~ir die WJssenschaft und die ]eidende Mensohheit wurde aber die allgemeine Therapie: da der Tripper, wenn ouch selten, constitutionelle Syphilis im Gefolge hat, so ist jedem Kranken Quecksilber, wenn ouch in kleinen Gaben, zu verabreiohen, um den Ausbruch seeundarer Erscheinungen zu verhfiten. 5~) Die Einwendungon and Experimente yon B a l f o u r , Halos ~), El]is 55), H a r r i s o n ~6), T o d e 5~), Duncan~S), John HowardS~), Benj. Bell u. A. blieben unbeachtet; H u n t e r siegte fiberall! Im J~hre 1777 hatte John A n d r e e 6°) durch klinische and an~tomisehe Untersuchnngen festgostell~, dass bei der sogenannten Tripperhodenentziindung in den seltensten F~llen odor niema]s des Hode mi?~ seinen Hfillen, sondern zumeist and vorzugsweise tier ±Nebenhode allein yon dieser hltufigsten Folgekrankheit des Trippers orgriffen werde; dieser En~deckung widersprach H u n t e r geradezu nnd hielt die alto Annahme, n~eh welches sowohl des Hode a l s auch dor :Nebenhode in gunz gleichmitssiger Weise erkrankt seien, vollkommen aufrochi~S~), und so b l i e b e n - denn H u n t e r hatte es gesagfG - - die Aerzte noch lunge Zeit bei ihrer 0rchitis gonorrhoica. Die Capitol fiber die Pathologio and Therapie der ttarnrShrenstricturon and einiger andorer Folgekr~nkheifGon des Trippers sind die .Glanzpunkte in H u n t e r ' s Work. Diesem ist es wobl grSsstentheils zu danken, dass sich die fabulSsen Abhandlungen tiber die ,,Carunkeln", ,,Fleischgewaehse", ,,Pleischwarzen" u. dgl. des HarnrShre, wolche man vordem far die haufigsten Ursachen tier Verengerungen hielt, sei~ dem Ende des vorigen Jahrhunderts gunz aus des Literatur aber die venerisehen Xrankhoiten vertoren huben. :Neue Eutaeckungen hat H u n t e r abrigens auch in diese|n Gegenstunde nicht gemacht, nnr fSrder~ er hier durch seine roichen praktischen Erfahrnngen den bereits yon anderen angebahntou
John H u n t e r als Syphilograph.
79
Fortschritt; denn H u n t e r hatte bereits in Astruc, Gataker6~), D a r a n 6~), G o u l a r d 6~) u. n. sehr bedeutende Vorarbeiter; besenders abet" war es der grosse N o r g a g n i 65) (dessen epochemachendes Werk bereits 1769 in englischer Uebersetzung ersehien und H u n t e r daher bekannt sein konnte oder sollte), welcher lange vor H u n t e r durch flberaus zahlreiche und sorgfiiltige klinischo und anatomische Untersuehungen die Pathologie der HarnrUhrensLricturen begri~nde~ hatte..Freilich sagt t~unter von diesem um ein ¥ierte]jahrhundert ~lteren Vorarbei~er nichts. Die Abhandlungen iiber die Physiologio der Geschlechtstheile iiber Impotenz, 0nanie u. dgl. sind ebenfalls wahrhaft mustergilLig; aber aueh ohne eigene Erfindungen. Die riehtige Erkenntniss und Sehilderung des h~ufigsten syphilitischen Initialaffeetes, der syphilitisehen Sklerose, welehe heute noeh den Namen ,I-Iunter'scher Sehanker" oder ,,tIunter'sche Induration" f~hrt, wird ihm fast allgemein zugeschrieben; es gebahrt ihm jedoeh aueh diese Entde&ung durehaus nieht. Von verharteten, indurirten und call6sen ~Geschwt~ren an den Gesehleehtstheilen spraehen aueh schon mehrero der itlteren Syphilographen, ja sogar sehon Celsus 66) zu Beginn unserer Zeitrechnung, und F a l l o p p i o sagte yon solehen Gesehwiiren sogar: ,quoniam eatli ilti sunt manifestissima et demonstrantia signa morbi (gallici) confirmati"; aber eine genaue Besehreibung dieser Callositgten oder Verhi~rtungen gaben alle diese und auch die spateren Sehriftsteller his zur ~Iitte des vorigen Jahrhunderts nicht. Die erste eingehende Schilderung tier 3/Ierkmale einer syphilitischen Initialsklerose finder sich bei John A n d r e e ; dieser ist sogar in den meisten Punkten genauer und pr~gnanter als H u n t e r . Die wiehtigsten Stellen aus John Andree's sehr ausfi~hr]ichen Darlegung 6~) lauten: ,,Ein Schanker ist ein um sieh fressendes Geschwar. Er nimmt gemeiniglich yon einem kleinen entziindeten Fleck seinen Anfang, weleher einer Stelte sehr ahnlich ist, die durch einen Feuerfunken verbrannt wurde. Binnen einer Woche nach dieser Erscheimmg fangt sich tier 5Iittelpunkt dieser Stelle an in ein (]eschwi~r zu verwandeln. Der Theil, auf welehen das Geschwtir seinen Sitz hat, ist atlemal verhartet und diese l-Iarte sondei't den kranken Theil ganz genau yon dem noeh gesunden ab. Yon dieser Zeit fangt sowohl das Geschwnr als die dasselbe
~0
Proksch.
nmgebende ttarte immer mehr und mehr an um rich zu greifen." - ,,Ein Schankcr hat yon seinem ersten Anfang an bis zu der Zeit, wo er rich in der v611igen Heilung befinde~, ein ganz besonderes Aussehen, durch welches er rich yon einem jeden anderen Geschwiire unterscheidet nnd welches man dm'eh die blosse Erfahrung kennen lernen muss, da man es mit Worten nieh~ gut beschreiben kann. Allein wenn man dergleiehen Geschw•re mig Aufmerksamkei{ untersueh~, nnd den Untersehied, der sieh zwisehen ihnen ugd anderen nieht venerischen Oesehwt~ren finder, genau beobaehtet, so wird man. sowohl in der Bestimmung der Natur derselben, als aueh in der Vorhersage des Ausganges selden eiaen Irrthum begehenY - - ,,Die Farbe eines Schankers is~ blassroth und sic fallt zuweilen in das Milehfarbene. Allein dieses Ro~h leideC ia den verschiedenen Fallen mancherlei Abanderungen, indem es yon dem Dunkelrothen bis zum Weissrothen variirg. Sieh~ man einen Sehanker durch ein Vergr6sserungsglas an, so wird man finden, dass derselbe mit vielen ldeinen Fteischhiigein iiber und fiber besetz~ ist.. Die umliegende kranke S~elle ist gemeiniglich ringf6rmig angesehwollen; dieser Ring ragt /ffters nieht i~ber den gesunden Theil hervor, aber er ist allemal verhgrtet, wie man leicht erkennen kann, wenn man den Theil zwischen dem Daumen und Zeigefinger dragtY - - ,,Die auf der EicheI entstehenden Geschware dieser Art rind selten so gross, oder haben sovieI Gesehwulst und tt~rte als diejenigen, welche auf der Vorhaut zum Vorschein kommen. Dieser Umstand mug w~hrscheinlicher Weise yon dem verschiedenen Bau dieser Theile herrahren, indem das zellige Gewebe, woraus doch die Vorhaut gr6sstentheils besteht, wenn solches entzt~ndet ist., sehr geneigt ist, anfzuschwellen und hart zu werden, welches aber bei tier Eiehel nieht stattfindet. Dieses maeht auch, dass die Schanker auf tier Eichel gleiehsam eingesunken erscheiuen und nich~ mit soviel tIal'l;e, als die Sehanker auf der Vorhaut umgeben rind." - - ,,Die Gr6sse des Sehaukerr ist sehr versehieden, sie steh~ aber doch mit tier Anzahl, die yon diesen Geschwaren bei einer Person vorhanden ist, in einem Verhaltniss." - - ,,Unterdessen ist doch setbst dieser Ums~and sehr ungewiss, indem zuweilen aueh einzelne Sehanker klein, und hingegen in Fallen, wo mehrere dergleichen beisammen ange~roffen werden, doch dieselben sehr gross rind; man kann auch dieses
81
John H * * n t e r als Syphilo~aph.
blos auf dio-orste Ersdleinung dieser Geschwiire anwenden, weil naehher ihre Gr~sse dureh manehei'lei Umst~nde, z. B. eine ~blo Leibesbeschaffenheit, die Entziindung odor aueh dutch eino [~ble Behandlung der Xrankheit sehr vermehrt werden ka.nn." ss) Bei einem Vergleiche dieser mit der Hunter'schen Beschreibung, welchen der Loser nun leicht vornehmen kann, da H u n t e r ' s Werke in allen Weltsprachen heute noch aberall leicht zu beschaffen sind, wird John A n d r e e gewiss immer den V e t rang erhalten. H u n t e r ' s Beschreibung erh~tlt schon wieder duroh seine h~chst ungl•ckliche Contagientehre eino Fehlerquelle; er ]~tugnet die vor ibm ganz wohl bekannten primgren Sehanker der Vagina und selbstverstandlich auch die des Scheidentheils der @ebarmutter, sprieht yon Schanker an anderen Schleimh~uten tiberhaupt gar nicht, denn a]le primaren Schanker gehSren nach ihm auf die gussere Haut und nur der Tripper auf die Schleimhaute, s~) Seine Glaubensseligkeit an die Aussagen seiner Patienten lasst, ihn aueh eine zweimonatliche tnCubationsdauer des SGhankers annehmen. ~o) Ebenso ~s~ es durd~aus unrichtig, dass t t u n t e r , wie man allgemein behaupte~, dem Schanker specifisehe Eigenschaften der ~usseren B r m , welche ihm ganz ausschliesslich zukommensollen, zugesohrieben hat; H u n t e r sagt sogar ausdrt~cklich, dass viele andere Geschwgre, welche ebenso keine Neigung zur Heilung haben wie der Schanker, dieselben Merkmale wie dieser darbieten k6nnen. ~) John A n d r e e jedoeh erktgrt alas Aussehen des Sehankers far pathognomonisch, dJesem aussehliesslieh zukommend; weiss yon seinem Vorkommen an den Sehleimhguten und spricht yon einer Incubationsdauer zwischen 30 Stunden und drei bis vier Woehen. Obzwar die Anatomie und Pathologie des I~ymphgefgsssystems, und somit aneh der Bubonen, im Laufe des vorigen J A r hunderts bedeutende Fortschri~te gemacht hatte, so gelangte man dennoch nicht dazu, die primgren indolenten Bubonen als das Proto~yp beginnender Syphilis zu erkennen. Wit finden alle l%rmen yon Bubonen bei allen primaren Formen tier venerischen Xrankheiten a.ls ihnen zu eigen erwahnt; unch H u n t e r kam hierin nieht welter. In der Therapie tier Bubonen that er leider ebenfalls einen Schritt nach raekwarts; er befg~wortete entgegen Viertdjahresschrift f, Dermatol, u. S~Tph. 1887.
6
~
Proksch.
mchreren yon seinen Zeitgenossen die mercurielle Behandlung der eit~rigen, schankorOsen nnd brandigen Bubonen. ~) Den gransamsten t~iss hat H u n t e r dutch die Lehro yon dot syphilitischen El'krankung der Eingeweide gethan; mit einigen wenigen, ganz phlegmatisch abgefassten Zo~ten vernigteto er eiuo Lehre, die schon seit drei Jahrhnnderten an ungezahlf~en Leichen nachgewiesen nnd yon allen Aerzten dos Welt angenommen worden war; eine Lehre, welge bereits der grosse ~Iorgagni dAin gefClhrt hatte, dass er uns sogar die syphilitische Erkranknng dos @ehirnarterien in einer Reihe yon Fallen mit unt~bertrefflicher Meisterschag schildern konnto!~5 H u n t e r sagte nut so obenhin: ,,Ich babe ni&t gesehe~, dass das Gehirn, das I-Ierz, der ~agen, die Lober, die Nieren und andore Eingeweide yon der Syphilis angegrifLn worden wgren, obwohl dergleichen J~glle yon den Schriftstellern beschrieben werden" *~) - - abor das geni~g~evollkommen, um die Visceralsyphilis aus den Lehrbt~chern i~bor die venerischen Krankhelten fas~ vollstgndig verschwinden zu machen; nur John g o w a r d , Carr~re;~), Bertrandi*~), Jesse Foot, Benjamin Bell und M o n t e g g i a ¢~) snchten noeh die alto Lehro naeh jeder Ric~htung anfrecht zu halten; ttahnomannT~), VetterT~), ClossinsS°), SwediaurS~) und andere nahmen nur mehr eine Wassersucht und Lnngensucht in PoIge yon Syphilis an, und zu Anfang unseros Jah~'huMorts his zmn ft~ften Decennium war die I~ohre yon der Eingeweidesyphilis aus den LehrbClchern g~nz verhannt nnd yon den Aerzten ganz vorgessen; sie musste domnach bei dem Aufschwung, wolchen die pathologis&e Anatomie yon dieser Zeit an neuerdings nahm, selbsfverstandlioh wioder gefunden, also abermals entdeckt werden. Dot' blinds Autoritgtenglaube, welGhen die ganzo Welt dora einon ~fann ontgegenbraoht6, ~¥ar wenigstens in diosem PLmkte nieht dm'&ans ungmechtfertigt: denn Hunter's pathologische und anatomische Porsnbungen waren atlenthaIben und in der rahmlichsten Worse bekannf; sin ~[~lsenm, wie er besass, hat to iNiomand; er solbst erheb~ sich dazu gegon seine Gewohnhoit in dem Fache der pa~hologischen Ana~gmie mx einer Stelte nber AlIes vet jhm Dagewosene. So sggt I-Ittn~.er, dass er wahrscheinlioh mehr Sh'ic~nren an dor Loicho nntei'sucht habe, a.ls die Schrifts~eller, welc.he bisher i/bet diesen Gegenstand geschrieben haben, s~) ~]]~ den Stricturen blieb H u n ~ e r allerdings
83
Jo~m It u ~ ~ e r als S3'phlk,grai3t~.
im Recht, nieht at~er bei allen anderen patLologisch-anatomischon Untersuchtmgen, welche er im Gebiete der venerJschen Erkrankungen, nament]ich der Syphilis angestellt hatte; fibrigens war auch~ wie ich nachgewiesen babe, die Pathologie tier Strict~ren schon 25 Jahre vorher dutch Morgagni, welcher sich ebenfhlls auf z~hlreiche anatom~sche Js~orschungen berief, klargelegt. Im Bezug auf die Visceralsyphilis spl'icht sich I:h~nter an anderen Stellen noch dahin aus, class die zum Leben nothwendigen Organe ,,vielleicht ganz und gat" nicht angegriffen .werden" ss); wenn die Lungen afficirt warden, kSnne Schwindsucht darauf folgen. 8~) Noch eine Stelle, welche sich e~gentlich nut gegen die Syphilidophobie der damaligen Aerzte richter, ist hier yon Interesse; H u n t e r sagt ngmlich: ,,Anch noch in unseren Tagen gibt es schwerlich eine KranklJeit, die der Arzt, sobald sie ihn in Verle~enheit setzt, nieht sogleich far venerisch zu halten geneigt w~re. Liesse man sich hierdurch zu einer aufmerks~men PrCthng bewegen, so wfirden gute F~t~chte nicht ausbleiben, abet viele begnt~gen sich schon mit dem blossen @edanken.¢' ss) Diese Bemerkung lasst wohl doch den Scb]uss zn, dass H u n t e r selbst die Viseeralsyphilis nicht nnbedingt far eine Chimgre hielt~ nut fehlte Jhm hier die Erfahrung und die nothwendigeLi~eraturkenntniss; sogar die Hauptwerke veli Theoph. Bonet. Ss), A s t r u c nnd ~![orgagni reassert ihm entweder nnr theilweise bekannt oder voltkommen fremd geblieben sein. So, oder anders; jedenfalls hat dieser eine Lieht.funke die dichte ~insterniss nieht erhellt, we]ehe H u n t e r aber die Lehre yon der Eingeweidesyphilis verbreitet h a t - - Je weiter man liest, desto tiefer gerath man nut in eine immer trgbere und trostlosere .Nacht. Die syphilitischen Ophtha]mien, welehe berei~s yon den altesten Syphilegraphen beobaehtet und sogar schen zeitliGh yon L i e n beschrieben wurden, an denen zu zweifeln ausser einigen baroken An~imercu~islisten nnd Syphilislaugnern, hie Jemandem einfiel, anerkannte H u n t e r ebenfalls nieht, well die Entzgndung hei diesen Ophthalmien schmerzhafter sei, als bei anderen syphi]itischen Entzandungen und diese im Auge niemals, wie im Muude, Rachen und an tier Zunge in Eiterung abergehen, s~) Die Erkrankungen anderer Sinnesorgane sind n~cht einmal erwahn~, obzwar damals wenigstens die Symptomatologie der 6*
~4
Proksch.
syphilitis~hen Affeetionen des GehUrs allgomein und genau bekannt war. ])as Gumma, welches sehon yon den Aerzten um die lVfitte des seehzehn~en Jahrhunderts als sl0eeifische l~eubildung in den verschiedens~en 0rganen nnd Geweben nachgewiesen worden war, ist ebenfalls nicht genannt. ])ass Hun~er versichert, er babe bei Syphilitischen auch niemals t~hagaden am After gesehen, trotzdem sie so h~iufig besehrieben wurden, ss) kann den Erfahrenen wohl nieh~ sehr wundorn. Man kann heute noch maneho grosse Abtheilung f~r Syphili~ische jahrelang besuchen, und 1nan wird hie eine Rhagade zu Gesicht bekommen; wahrend man sie •ufeiner anderen, vielleicht kleineren XIinik fgr Syphiliskranke jahraus j~hrein alle Tage an vielen, besonders weiblichen Patienten, beobachtet. Der ~Neuling weiss nattir]ich keine LUsung dieses R~thsels; sie ist aber sehr einf~ch- hies' bekfimmertman sich eben um das Uebel, deft nieht. Die Coexistenz anderer Krankheiten, n~mentlich der Krgtze und des SkorbnL neben Syphilis l~ugnet H u n t e r ebenf~lls g~uz entschieden und nennt sie, bier gleichfalls gegen seine Gewohnheir, ger;~dezu einen Irrthum. s~) Des Nebeneinandersein von Blattern. und Syphilis gibt er zu, behauptet aber doch, dass beide Krankheiten nicht gleichzeif~ig an denselben KOrpertheilen zum Ausbruch kommen kUnnen 9o), was gbrigens recht dunkel gehalten ist. Die Syphilis hinterlasse, an~h wenn sie ganz geheilt ist, nur die Disposition zu vielen Xrankheiten, sei aber nicht die ngchste Ursache anderer Erkrankungen. ~') Zur Zeit, in welcher H u n t e r sein Work herausgab, hatto man in Be~reff der Syphilis den unserigen sehr ahnliche Anschauungen; die Ae~'zte witterten die Krankheit iiber~ll, und die Genusregel, welehe unlangst erst ein hervorragender Kliniker far die Gegenwart variirte : ,,W~s m~n nicht definiren kann, Das siehf~man far s}~philit,isch an" gait such darnels allgemein. Da kam nun H u n t e r und s~gte: nirgend ist die constitutionelle Syphilis, als: in der ersten Periode ~uf der ~tusseren Hant, den Mundeln, in der Nase, dem Mund, ttals und Zunge; in der zweiten Periede in der Xnochenh~ut,
John H u u t e r ~ s Syphilograp~.
85
den Bandern, Flechsen nnd Knochen 9~); _ dies war sehr bequem zu merken, auch konnte man es miihelos in jedem Augenb]ick and an allen 0rten sehen. Dieses waren also die Organe und Gewebe, in denen sich nach H u n t e r die secundiiren, oder wie er selbst sag~, die constitutionellen Erscheinungen der Xrankheit manifestiren konnten; abet auch dies galt nicht etwa fib-~lle Knocheu und Bi~nder; ,,denn die Gelenke", beme:kt er, ,habe ich niemals yon der Syphilis befallen gesehen ~' ~ 3 ) and dieses hiess wieder for den weitaus gr6ssten Theil seiner Zeitgenossen und 57achkommen kurz~veg: G elenksyphilis existirt nicht! Dass H u n t e r auch die dutch Jahrhunderte allen Aerzten und Laien aus tausenden von Beispielen bekanute Lehre der heredit'~ren Syphilis ft~r nnbegrande~ erklarte, ergib~ sich eigentlich aus dem ¥orhergehenden. H u n t e r war eben consequent his zum aussersten; er calcutirte einnaal: n~r die Secrete des Trippers nnd Schankers sind virulent und sonst nichts 9 ~ ) _ und dies fiihrte erauch, allen bestehenden Thatsachen zum Trotz, durch. ~Noch eine Anzahl yon Irrthtimern hat t t u n t e r in die Pathologie der venerischen Xrankheiten, insbesondere der Syphilis, getragen; diese Irl'thiimer lassen sich .jedoch fast alle aus den vorgefahrten Hauptlehren ableiten und erggnzen, weshalb wit hiermi~ sein Stindenregister abschliessen. Die Therapie H u n t e r ' s i s t i m ~;Ilgemeinen naeh den humahen diatef~ischen und hygienischen Begeln der yon i~ran~ois Chic o g n e ~ u ~) und Henry H u g u e n o t '6) begrtindeten, seinerzeit weltberahraten Montpellier'schen Methode durchgeff~hrt; in der Prophylaxis war er durchaus nicht yon der h~chs~ anwidernden Praderie der meis~en seiner Zeitgenossen befangen; sein Grundsatz: der A~zt sell Krankheit~en we mSglich verhiiten, gait ibm auch fin" die Syphilis. '~) Es k(innen die grossen Verdienste, welche die Geschichte der Medicin in allen abrigen Theilen der Wissenschaft John H u n t e r zuschreibt, namentlich seine hervorragende Bedeutung als Anatom, Physiolog and Chirnrg, durch die vorliegenden Zeilen einsi;weilen nicht bezweifelt oder gar widerlegt seth; eingehende literar-histo~ische Untersu hungen yon gewiegten Vertretern der genannten Fhcher (nur ja nicht yon unseren gelehrteu Berufshistorikern
~{j
P r e k sc k
mit allen F~chsrn nnd dah.er ohns Faeh)wsrdsn darlegen mi:~ssen, was wit dem Nanne hierin sigentlieh zu danken haben. Ffir dis Syphilidologie war Hun{er's Werk sin fl~rchtbares Unglrtck! Wenn siner seiner tterausgebsr, G. G. B a h i n g t o n sagfis 9s), dass ,yon allen Werksn John I-hmter's ksines ist, auf welches er grOssere 1lithe verwan& h~tte nnd dem er mehr Vollendung zu goben bemi~ht gewessn ware, als seine Abhandlung *tber die Syphilis", so is{ dies welter nichts ale sins unvsrs~tndige Phrase, wdehs nur noch dureh die Wor{s itbsrfroffen wird, die G. G. Babing~on dem H u n t e r selbst in den Mund legg: ,Ieh habe die darin anf~'estellten Lehrsgfze zu lange geprt'fft~, als dass sis nieht far ells Zukunft sine Sachs der Ueberzeugung bildsn sollten." Solche und ~hnliehe Phrasen konnten zu hunderten ebsn nnr in einer Zeie circuliren, die noch im Banns der I-Iun{er'sehen Lehren stand. Wsr hsute die Lit,eratur fJer die vsnsrisehen Xrankheiten beforschf~, wird finden, dass sich veto Ends des fi~nfzehnten Jahrhunderts an his zum Erscheinen yon H u n t e r ' s We~k sin zwar langsames aber s~stiges Wachs'~hnm in diesem W~ssenszweige vollzogen harts. Alle grosssn Aerzte diesss Zeitraumss, yon Leon i c e n u s 99) bis a u f M o r g a g n i , batten an dem Aufbaue, welcher in sdnen Dimensionen, wenn aueh nieh{ in der Ausfahrung, des gegenw~rtige Lehrgebaude der 8yphilidologie eher noeh aber'~raf, redlich und emsig mitgearbsige~. Da erschien t t u n t e r ' s Werk, einem verheerenden Orkan gleieh, und s{iarzte Alles, Allss in Tri'~mmer! Bis zum Augreten Rieord's, also dm'eh sin halbss Jahrhnndert., irr'cen die Aerzte in diesem 8ehut~ umber - - und nun werden seit nngefahr visr Decennien all' die Hauptpfeilor und Fundamente, welehe die Sovphilislehre in dot Zei~ vor t I u n t e r getragen haben, langsam nnd {~beraus mahsam wieder herausgegraben - - und der lftngst vergangenen Blt'tthszeit der Forsehung wird gar nicht mehr gedacht. Noch ist nieht alles Verlorene wiedergefunden; des Wiedergeflmdene haU; man flit neue l~ntdeckungen; die syphili{isehe Erkrankung der Gehirnar~erisg, wdchs schon yon lVforgagni so meis{srhaft dsmonstrirg win'de und vordsm schon bckannt war, musste rest karztieh nsuerdings fest,gestellt werde~; dis Beziehung tier Syphilis zum Carcinom, yon A s t r u e u. A, bereits zu Beginn
John I t u n { e r als Syphilograph.
87
des vorigen Ja.hrhunderts gdehrt, land ebenfalls erst in der allerjiingsten Zeit ihre neuerliche Best~tigung ,oo) etc. etc. Fi}r all' die grossen Vertuste tritft H u n t e r selbstverstandlich kein Vorwurf. Sein Werk, welches in sehr reservirter Art abgefasst ist, wird Jedermann die Ueberzeugung aufzwingen, dass derAutor im reinsten, hei!igsten Eifer fi~r die hOchsten Interessen hehrer Wissenschaft - - geirrt hat! ~o,) Jede Schuld f~llt demna& auf H u n t e r ' s Zeitgenossen und seine Nuchkommen ! Blinder Autoritgtengl~ube, Trfi.gheit, Unkenntniss der Literatur und Geschichte haben nile re~len Forschunge,i nnd Xenntnisse der Vor-Hunter'schen Zeit anf diesem Gebiete begraben. W i s h , im November 1886.
Literatur und Originalbelege. ') A treatise on the venereal disease. London, 1786, 4 °, 398 u. 7 Taf. 2) Abhandlung fiber die venerische Krankheit. Aus dem Englischen. Leipzig, 1787, 8 '), pp. XVI, 688 n. 3 Taf. ~) Trait6 des maladies v6n6riennes. Traduit de l'anglais pal" M. A u d i b e r t i . A Paris, 1787, 8 °, pp. X X X I I , 430 n. 7 Taft in 4 '). ~) A tre~,tise on the venereal disease. Second edition. London, 1788, 40, p. 398 u. 7 Tar. 5) A treatise on the venereal disease. Philadelphia, 1791, 8 °, p. 369 u. 6 Taf. - - Dasselbe With an introduction and commentary by Joseph Adams. [ st American edition. Philadelphia, 1818, 8 ~), pp. XX, 367, XV und 6 T a f . - Dasselbe With notes by George G. B a b i n g t o n . Philadelphia, 1839; 80, p. 347 u. 6 Taf. - - Dasselbe With notes by James F. PMmer. Philadelphia, 1840, 80, p. 611 u. 4 Taf. 6) Observations upon the new opinions of John Hunter, in his late treatise on the venereal disease, ending with the subject of gonorrhoea, and second part of his work. London, 1786, 8 °, pp. VI, 110. - - Dasselbo treating on strictures in the urethra, his cure by
~S
Proksch.
canstick his apparatus for conducting the caustick; and his chapter on impotence. Part de second. To be ended in the next. London, i786, 8 °, pp. IV, 150. - - Ein drifter Theil erschien ebenda 1787 in 80 . - - A complete treatise on the nature, symptoms and cure of lues venerea. London, 1820, 8 °, pp. XII, 420 u. 1 Port. 7) A treatise on gonorrhoea virutenta and lues venerea. Edinburgh, 1793; 8 °, II, pp. XIV, 453; VIII, 549. s) A treatise on the venereal disease. London, 1810, 8°; ebenda 1816, 80 nnd 1885, 8 o. s) Abhandlung yon tier venerischen Krankheit, ins Deutsche fibertragen yon Fr. B r a n i s s . •it Noten yon R i c o r d in Paris. Bab i n g t o n in London nnd F. J. B e h r e n d in Berlin. Berlin, 1848, 80, pp. XXIV, 810 a. 9 Tar. lo) Trait6 de ]a syphilis. Traduit de l'anglais par G. Richel o t ; armor6 par Pil. Ricord. Paris, 1845, 8 °, p. 688 u. 9 Tar. - Trait6 de la maladie v6n6rienne. Traduit de t'anglais par le doetear G. l~ichelot, avec des notes et des additions par 18 doeteur Ph. Ricord. I I e ~dition. Paris, 1852, 80, pp. III, 812 a. 9 Taf. 21) Auszug aas John H u n t e r ' s berfihmtem Werke fiber die venerische Krankheit. - - In: F. J. B e h r e n d ' s Syphilidologb. Leipzig, 1840, II, p. 96--194. ~z) Abhandlang yon tier venerischen Krankheit, ins Deutsche fibertragen yon Pr. B r a n i s s . Mit Anmerkangen yon B a b i n g t o n , B e h r e n d and Ricord. Zweite (Titel-) Aasgabe, Berlin, 1859, 8 'J, pp. XXIV, 810 u. 9 Tar. ~z) Trait6 de la maladie v6n6rienne; avec notes et additions par Ph. R i c o r d . I I I e 6dition. Paris, 1859, 8 °, p. 800 u. 9 Taf. ~a) A treatise on the venereal disease. With copious additions by Philipp Ricord. Translated and edited, with notes, by Freman J. B u m s t e a d . Second edition, revised, containing a resume of Ricord's recent lectures on chancre. Philadelphia, 1859, 8 °, pp. XVI, 548 nnd 8 Taf. 1~) Die Lehre yon der Visceralsyphilis ira 18. Jabrhandert. ¥ierteljahressehr. f. Dermat. u. Syph. Wicn, 187~, V, p. 86. - - D i e Lehre yon den venerischen Contagien im 18. Jahrhundert. Ebenda 1888, X, 13. 79. - - Zur Syphilis des Nervensystems. Ein historiseher Beitrag, Wion, 188~:~ 8 °, p. 15 u. f.
John H u n t e r als Syphilograph.
89
t6) Vorlesungen fiber PathoIogie und Therapie der Syphilis, yon Prof. Dr. Eduard Lang. Wiesbaden, 1884--1886, 8 °, p. 14--15. t7) Leviticus, Cap. 15, V, 1--33. is) Nova poenitentialis quadragesima, nec non purgatorium in morbum Gallicum sire Venereum. Pal~siis, 1527, 8 ~. --Vergl. Astruc De morbis venereis. Parisiis, 1740, 4 e, II, p. 640. 1~) Chirurgische Biicher und Schriften. Strassburg, 1618, fo]. p. 285--286. 2o) De morbo Gallico liber. Patavii, 1564, {o 87 Bl~dter. z~) The symptoms, nature, cause, and cure of a gonorrhoea. Second edition with additions. London, 1715, 8°, p.'224. ~) Traitd des maladies v6n~riennes. Nonvelle 6dition. Paris, 1768, 8 °, II, pp. XIX, 400; VIII, 422. z~) Dissertatio de gonorrhoea virulenta. Edinburgi, 1767, 4 ~. z~) , I t proves first, that matter from a gonorrhoea will produce chancres", p. 327. - - Benfitzt ist immer die zweite Originalausgabe,'welche allein als H u n t e r ' s letzte Darlegung seiner Anschauungen fiber diesen Gegens~and betrachtet werden kann. ~5) Traitg pratique des maladies v6ngriennes. Paris, 1838, 8 e, pag. 808. ~o) ,A man had been affected with the venereal disease a long time, and had been several times salivated, but the disease stilt broke out anew. tie was taken into St. Georges Hospital, affected with a number of pocky sores; and before I put him under a mercurial course, I made the following experiment. I took some matter from one of the sores upon the point of a lancet, and made three small wounds upon the back where the skin Was smooth and sound, deep enough to draw blood. I made a wound similar to the other three, with a clean lancet, the four wounds making a quadrangle; but all the wounds healed up, and none of them ever appeared afterwards. This experiment I have repeated more than once, and with the same result. It shows that a pocky person cannot be affected locally with the matter proceeding from the sores produced by the lues venerea. But to see how far real venereal matter was capable of producing chancres on a pocky person, I made the following experiment.
90
Proksch.
A man, who had venereal Notches on many parts of his skin, was inoculated in sound parts with matter from a chancre, and als0 with matter from his own sores. The wounds inoculated with the matter from the chancres became chancres; but the others healed up. Here then was a venereal constitution capable of being affected locally with fresh venereal matter. This experiment I have likewise repeated more than once, and always with the same effect. I ordered a person, at St. Geoi'ge's Hospital, to be inoculated with the matter taken from a welt marked venereal ulcer on the tonsil, and also with matter from ,~ gonorrhoea, which produced the same effects as in the preceding experiment; that is, the matter from a gonorrheea produced a chancre, but that from the tonsil had no effect '~, p. 298--29~i. 27) Unmittelbar vor Besehreibung dieser Experimente zieht I t u n t e r in Bezug auf die secundiren Secrete auch den eiuzig richtigen 8chhss, nur an under on 8tellen 1.Sugnet er die Inoculabilitat auf Gesunde; so z. B. p. 291: ,,It is also supposed, that a foetus, in the womb of a porky mother, may be infected by her. This I should doubt very much, both from what may be observed of the secretions, and from finding that even the matter from such constitutional inflammation is not capable of communicating the disease." ~s) Lettres sur la syphilis; ~t ~. Am~dde Labur, r~dacteur on chef de l'Union mgdieale. - - In: L'Union m/~d. Paris, 1850, Nr. 10, 14, 21, 25, 34, 38, 43, 49, 64, 68, 71, 74, 79, 85, 88, 91, 97, 108, 109, 118, 124, 132, 138, 142, 145; 1851, Nr. 11, 26, 32, 44, 56, 63, 74, 93, 113, 131. ~9) ,,We may observe, that even the blood of a porky person has no power of contaminating, and is not capable of giving the disease to another even by inoculation", p. 292. s~) V. p. 20 in der Anmerkung. ~) ,no person that has this matter circulating, or has the lues venerea, could escape having a venereal sore whenever he is bled or receives a scratch with a pin, the part so wounded turning into a chancre", p. 292. 3~) 8. l. c. Nr. 27. ~3) ,This idea has been carried still further; for it has been supposed that such a contaminated child could contaminate the breasts of a clean woman by suckiug her; th~ possibility of which
John Hunter als S5"p ograph
91
will be considered presently." A]s Beleg foIgt des Citer Nr. 29, peg. 292. a~) ,Drinking out of the same cup, ,with a venereal patient, was formerly supposed ~ to be~ capable of Communicating the lues venerea:; but this notion is, I belie%,' now exploded ~', p. 379. as) ,,Of late years u new mode of producing the Venereal disease is supposed to have arisen; this is by the transplanting of a tooth, from tile mouth~of erie person into {he mouth of anottler. That such practice has produced diseasas, is "andoubted; hut iaow far it l~as be-elf venereg.1, remains to be considered", p. 879. ~) Solche F~l]e finden sich mehrfach, besonders abet p. 294 his 299 beschrieben. ~7) V. p. 50. Ffir eine kurze Wiede~:gabe ungeeignet. :~s) , I have known the urethra sympathise with the cutting of a tooth producing all the symptoms of a gonorrhoea. This happened several times to the same patient", p. 33. ag) V. p. 29--31. ~) Waag-Schaale der Venus-Seuehe oder Frantzosen-Krankheit. Hamburg, 1700, 8 °, p. 544. - - Des 0[iginal erschien Neapel, 1689. ~l) De glandulis universim, et speciatim ad urethram virilem novis. Lugduni Batavorum, 1729, S°, pp. XVI, 116 u. 2 Taf. in 4 °. Zuerst Tarin, 1709, 8 °. qz) Adversaria anatomica omnia. Venetiis, 1782, fol. pp. XVI, 44 u. 1 1 T~f. Die S~ellen zuerst Adversaria anatomica quarta. Pataviae, 17.19, 4-°. - - De sedibas et causis morborum p(*r anatomen indagatis ]ibri V. Lovanii, 1767, 4 °~, II, p. 34.4 u. fgde. --Zuerst: Venetiis, 1761, fol. II. as) Praelectiones academieae de lug venerea. Lugduni Batavorum, 1762, 8 e, p. 420 -- Zuerst: ebenda 1751, 80. ~) Uebersetzt ins Englische und mit Noten vou Jonathan Wethen. London, 1765, 80 . 45) Morgagni's /-Iauptwerk; englisch: London, 1769, 4 °, IV. 46) The symptoms, nature, cause and cure of a gonorrhoea. London, 1713, 8 °. Ohn~ Autornamen, die iibrigen Aufl~gen mit demselben ebend& 1715, 80, p. 224; 1719, 8 °, p. 30t u. ~ Y Taf. nnd 1728, 8 ~.
~()2
Prokscll.
aT) Virulentae gonorrhoeae symptomata, nature, cause et curationes. Qui ipse ex sermone anglico in latinum vertit. Lngduni Batavorum, 1717, 8 °, p. 175. 4s) Trait6 de la nature, des causes, des sympt6mes, et de la curation de l'accident le plus ordinaire du real vdn6rien. Traduit snr l'4dition latine imprim6e & Lyde en 1717, par M. D e v a n x . A Paris, 1730, 8 °, p. 464. 49) De morbis venereis libri novem. Editio altera. Lutetiae Paris., 1740, 4 °, pp. XXXVI, 1196. so) ,,It may be asked, what proof there is of a woman having a gonorrhoea when she is not sensible of having any one symptom of the disease, and none appears to the surgeon on examination? In such a case tile only thing we can depend upon is, the testimony of those whom we look upon as men of veracity. Such men have asserted that they have been affected by a women in the situation abovede scribed, having had no connection for some months with any other woman. From this evidence it is reasonable to suppose, that the disease has been caught from such women", p. 65. ~) ,,If what i have said of the disease in women be just, we must see that it will be a difficult thing to say, with any degree of certainty, when the patient is well; because, whenever the symptoms have ceased, the surgeon and the patient will naturally suppose the cure to be complete; but a new trial of tllos~ parts may prove the contrary; or in cases, where the disease has never affected the urethra, but only the vagina, and still more where no symptoms have ever been observed, it will be more difficult to fix the date of the cure", p. 82. ~) ,As we have no specitic medicine for the gonorrhoea, it is fortunate that time alone will effect a cure: it is therefore very reasonable to suppose, that every such inflammation ceases of itself", p. 69. 5~) ,,Whatever methods are used for the cure, locally or constitutionally, it is always necessary to have in view the possibility of some of the matter being absorbed, and afterwards appearing in the form of a lnes venerea; to prevent which I should be inclined to give small doses of mercury internMly", p. 86. s4) A letter addressed to Cesar Hawkins Esq. Serjeant Surgeon to his Majesty, containing new thoughts and obserwtions on the cure of the venereal disease. London, 1770, 8% citirt in-
John l:f u n t e r dis S~:phi|ograph.
93
55) An essay on the cure of venereal gonorrhoea in a new method. With some observations on gleets. London, 1771, 8°, p. 35. 5~) l)issertatio de lue venerea. Edinburgi, 1781, 8 °, citirt in Nr. 59. ~7) Veto Tripper in Ansehung seiner Natur und Gesehichte. Kopenhagen, 1774, 8°, p. 220. NSthige Erinnernngen ffir Aerzte nnd Kranke, die den Tripper heilen wollen. Kopenhagen, 1777, 8 °, 224. -- II. Auflage. Kopenhagen und Leipzig, 1780, 8 °, p. 838. - - I I I . Anflage, ebenda, 1790, 8 ~, p. 468. ~s) Medical cases, selected fi'om the records of the public Dispensary at Edinburgh. Edinburgh, 1778, 8 °, p. 278. 50) Practical observations on the natural history and cure of the venereal disease. London, 1787--91, 8", IYI, pp. 275, 281, 267 u. 2 Tat. so) An essay on the theory and cure of the venereal gonor~hoca, and the diseases, which happen in consequence of that disorder. London, 1777, 8 °, p. 67. - - Deutsch in: John A n d r e e Abhandlungen fiber den venerischen Tripper und die venerischen Krankheiten. Aus d. Engl. mit Anmerkungen. Leipzig, 1781, 8 °, p. 1---60. 6~) , I t has been asserted, but without proof, that in cases of swelled testicles in consequence of a gonorrhoea, it is not the testicle that swells, but the epididymis. The thrut is, it is both the one and the other", p. 54--55. 62) Obserlations on venereal complaints, and on the merhode recommended for their cure. London, 1754, 8 °. - - Bericht in Girtanner's Abhandlung fiber die venerische Krankheit, II. Auflage. GSttingen, 1793, 8 °, III, p. 482. 6s) Observations chirurgicales sur los maladies de l'ur~thre. V. 6dit. Paris, 1768, 8 °, pp. VIII, 322. 6~) M6moire sur les maladies de l'ur~thre et s u r u n remade sp6cifique pour los gu6rir, de mdme que beaucoup d'autres maladies vdn6riennes chirurgicales. ]M:ontpe]lier, 1746, 8 ~. Wieder abgedruckt in den Gesammtausgaben seiner Werke; deutsch: Liibek, 1767, 8 °, II, p. 1--850. 65) De sedibus et causis morborum per anatomen indagatis; epistola XLII, art. 88: ,,Quae cure ira sink minus, at pate, miraboris, si cum'tot urethras ex quo hnatomes studio me dedi, attente
94
Proksch.
insl)exerim et quotannis adhuc inspiciam; vix-unam dixero certain mihi esse in ea Observationem carneae excrescentiae, cum plures sint cicatricum et coarctationum, eaque illa una non sine his fuerit." 6s) De medicina. Lib. VI, cap. 18. 67) Observations on the theory and cure of the venereal disease. London, 1779, 80 , pp. IV, 146. - - Deutsch in John A n d r e e Abbandhngen fiber den venerischen Tripper und die venerischcn Krankheiten fiberbaupt. Leipzig, 178l, 8 °, p. 6 1 - - 2 0 4 , ks) Obzwar ich, um nicht partheiisch zu erscheinen, eine fremde tiber, hundert Jahre alte deutsche Uebersetzur, g gewahlt habe, will ich dennoch die Originalstellen anffihren: ,:A Chancre is an eroding ulcer: it usually begins fi'om a minute inflamed spot, m u c h resembling a part which has been burnt by a spark of fire. Within the space of one week after this appearance, the centre of the inflammarion ulcerates. The part on which tile ulcer is seated is always hardened; which hardness distinctly separates the diseased from the sound part. From this time, the ulcer and surrounding hardness continue to enlarge . . . . A chancre, from ~tle time of its origin till it is in a healing state, has a peculiar appearance, different from that of any other sore, and such a one as cannot be learnt by any words; but whoever attentively examines such sores, and properly rema.rks the difference between them and such as are not venereal, will seldom be deceived in progostieating upon them. The co]our of a chancre is a pale-red, sometimes inclining to a cream colour; bu~ this, in different cases, varies from a deep-red to a dingy-cream colour; and, if examined through a magnifying-glass, will be seen to be studded over with numerous small hillocks of flesh. The surrounding diseased part is most commonly swelled in a circular form, which sometimes is not raised higher than the sound part, but is always hardened, as may be perceived by gently pressing the part between the finger and thumb ~, p. 6 - - 7 . ,Chancres.on the glans are seldom so large, or have so much swelling and hardness, as those on the prepuce: this circumstance may probably b e owing to the different texture of the parts diseased;- the cellular membrane being very apt to swell and harden when inflamed, whereas the glans is not so disposed. From this cause, chancres on the last-mentioned part generally appear sunk into its substance, and not surrounded with so much hardness ~', p. 10. - - ,The size of chancres varies
John H u ll t e r als Syphilograph.
95
consid(.r~Vy, but most eomr~mn]y bears a proportion to their number", p. 9 - - ,,but this dlcumstance is very uncertain, as some single ones :are smsl]~ and some of the other ]rind are large; andis only applicable to them soon after their first appearance~ as the size -afterwards may be greatly increased from many causes; such as a bad constitution, inflammation, or ill treatment of the disease", p. 10. ~) ,The gonorrhoea always proceeds from a secreting surface, and the chanc~'e is formed on a non-secreting surface", p. 16. to) ,An officer in the army had a chancre 'which appeared two months after he had had any connection with a woman", pag. 218. 31) ,Venereal ulcers (chancres) commonly have one character, which however is not entirely peculiar to them, for many sores that have no disposition to heal (which is the case with a chancre), have so far the same character", p. 215. 7~) ,It may admit of dispute, whether the application of mercury should be continued or not through the whole suppuration. I should be inclined to continue it, but in a smaller quantity", p. 277. ~3) Vergl. J. K. P r o k s c h : Zur Syiohilis des Nervensystems, In: Wiener reed. Bl~itter, 1884, VIL Nr. 10--12. ~) ,we have not seen the brain affected, the heart, stomach, fiver, kidneys, nor other viscera; although such cases are described in authors ~', p. $05. ~z) Recherches sur los maladies v@6riennes chroniques sans signes ~vidents; c'est-~-dir~ masqudes, d6gdn~r6es ou compliqudes. A Paris, 1788, 80, p. 204. ~) Nalaffie veneree; in Ambr. Bertrandi Opere anatomiehe, e cerusiche, t)ublicate, e aceresciute di I~ote, e di sapplimenti dai chirurghi Giov. Antonio P e n c h i e n a t i e Giovanni B r u g n o n e . Torino, 1786--1790,~8 ~, gI, pp. XVI, 374:; VII, pp. VII, 395 a n d 3 Tar. in Quart. 77) An notazioni pratiche sopra i malt venerei. Milano, 1794, 8 °, pp. VIII, 255. ~s) Unterricht ftir Wundi~rzte tiber die venerischenoKrankheiten. Leipzig, 1789, 8 '~, p: 292. 7,~) Kurart aller venerischen Krankheiten nach H u n t e r , Girt a n n e r und H a h n e m a n n . Wien, 1793, 8°, p. 4 8 8 .
O~
Proksch.
so) Ueber die Lnstseuche, Tfibingen, 1797, 8 °, pp. X¥III, 430. s~) Trait6 complet sur les symptCmes, la nature et le traitement des maladies syphilitiques. Paris, 1798, 8 °, II, pp. XV, LII, 384; LXIV, 448. s2) Diese Stelle ist in der zweiten Originalausgabe weggeblieben: in tier deutschen Uebersetzung yon t787 finder sie sich p. 188 bis 189 in der Anmerkung. s~) ,The skin, throat, and nose, are more readily affected by the lues venerea than the bones and pel'iosteum, which, on the other hand, suffer sooner than many other parts, particularly the vital parts, which perhaps are not at all susceptible of the disease:', p. 6. s~) , I f the venereal disease attacks the lungs, although that disposition may be corrected, consffmption may ensue; and in like manner where the bones are affected, or the nose, scrofulous swellings or fistula lacrymalis may be the consequence, though the disease may have been cured." p. 2 7 . - ,,The venereal disease also becomes often the immediate cause of other disorders, by calling forth latent tendencies to action", p. 26. ss) ,There is even at this day hardly any disease the practitioner is puzzled about, but the venereal comes immediately into his mind; and if this became the cause of careful investigation, it would be productive of good, but with many the idea alone satisfies the mind", p. 830. sc) Sepulchretum, sire anatomia praetica. Genevae, 1679, tel. II, p. 1706. sT) ,There are inflammations of the eyes which are supposed to be venereal; . . . . But if such cases are venereal, the disease is very different from what it is when attacking other parts, from the constitution, for the inflammation is more painful than in venereal inflammation proceeding from the constitution; and I have never seen such cases attended with ulceration, as in the mouth, throat, and tongue, which makes me doubt much of their being venereal", p. 324. ss) ,,There are a number of local appearances, mentioned by authors, which I never saw, such as the fissures about the anus etc.", p. 330. sg) ,The venereal disease is not only suspected to be present in many cases where the nature of the disorder is not well marked, but it is supposed that it can be combined with other diseases, such
John H u n t e r als S y p h i b ~ a p h .
97
.as the itch and the scurTcy. Thus we Near of pocky itch, and of scurvy and the venereal disease combined; but this supposition appears to me to be founded in error. I have never seen any such cases, nor do they seem to be consistent with the principles of morbid action in the animal oeconomy. It appears to me, beyond a doubt, that no two actions can take place in the same constitution, or in the same part, at one and the same time ~', p. 2. 9o) ,,A man may have the pox and the small 'pox at the same time; that is, parts of his body may have been contaminated by the venereal poison, and the small pox may take place, and both diseases may appear together, but not in the same parts ~', p. 8. ~) Belege hiefiir finden sich mehrere, der passendste scheint folgender: ,,It shows great ignorance, however, to suppose the venereal disease can be both file predisposing and immediate cause", pug. 28. 9~) ,,The parts that are effected by this form of the disease when in its early stage or appearance, which I have called first in order, are the skin, tonsils, nose, throat, inside of the month, and sometimes the tongue. When in its later state, the periosteum, fasciae, and bones come into action, and these I call second in order of parts. Perhaps the 'bones come into action from the membrane being affected", p. 307. s3) ,,I do not know that I ever saw the lues venerea attack the joints, though many rheumatic complaints of those parts are cured by mercury, and therefore supposed to be venereal ", p. 881. s~) ,,It has been supposed that even all the secretions from the contaminated blood could be affected so as to produce a like poison in them, and as the parts of generation are thrown in the way of receiving it, when fresh contracted, so they still lie under the censure of having it returned upon them from the constitution. Hence it has been supposed that the testicles and vesiculae seminales may be affected by the disease; that the semen may become venereal, may communicate the disease to others, and, after impregnation, may even grow into a pocky child; but all this is without foundation; otherways, when a person has the lues venerea, no secreting surface could be free from the state of a gonorrhoea, nor could any sore be other ~han venereal. Contrary to all which, the secretions are the same as before; and if a sore is produced by any other means in ¥ierteljahresschrift f. Dermatol, u. Syph, 1887.
98
Prokseh.
a sound part, that sore is not venereal, nor the matter poisonous, although formed from the same blood", p. 2 9 0 . ,,It has been supposed and asserted from observation, that ulcers in the mouths of children from a constitutional disease, which constitutional disease has been supposed to be derived from the parent, have produced the same disease upon the nipples of women who had been sacked by them; that is. the children were contaminated either by their mothers or fathers having the disease in form of a lues venerea, of which I have endeavoured to show the impossibility. If, however, it were possible to contaminate once in this way, it would be possible to contaminate for ever", pug. 2 9 5 . Da nun aber H u n t e r selbst aus seiner Praxis solehe Pille in durchans prgoiser Beschreibung vorffihrt, so dringt sieh se]bstverstindlich dem Loser die Frage auf: ja, was waren dcnn alas eigent]ich fib F-ille, wenn es sehon keine Syphilis sein durfte? Darauf erwidert I I u n t e r ganz gelassen: ,,To say what they were, would lead us into the consideration of other diseases", p. 296. 9s) C h i c o g n c a u , Franciseus et Antonius P e l i s s e r y . Quaestio medica, eaque therapeatica: An ad curandam lucre veneream frictiones mercuriales in hunt finem adhibendae sint, ut salivae fluxus concitetur? Monspellii, 1718, 80 . - - Berieht, bei A s t r u c 1. e. II pug. 1057. 9s) }[6moire conbnant une nouvetle mdthode de t r a i b r Ia v6role. A lViontpellicr, 1734, 80, p. 20. - - Berieht in A s t r u e 1. e. p. 1096--1099. s~) ,,As diseases in general should not only be eared, but, when it is possible, prevented, it will not be improper to show, as far as we know, how that may be done; for in this disease we can with more certainty prevent infection, its origin being known", pug. 378. ss) Deutsche Ausgabe. Berlin, 1848, gorrede p. XVII. 99) Libellus do epidemia qaam vulgo morbum Gallieum recant.. Venetiis, 1497, 4o, 29 unnummerirte B l i t b r . aoo) Die Beziehungen des Krebses zur Syphilis hat ~ibrigens auch H u n t e r noeh nicht unbedingt gelingnet; doch sehen wir noeh diese eine, aneh in anderen Punkten historisch lehrreiche Stelle: ,,There are also a number of diseases, described by authors as venereal, especially by A s t r u e and his followers, which are aImost
John H u n t e r als S:4philograph.
99
endless. The cancer, scrofula, rhenmafism, and gout, have been considered as arising from it., which may be in some measure h'ue; but they are with them the disease itself, and all their consequences, as consumption, wasting from want of nourishment, jaundice, and a thousand other diseases, which happened many years before ~he existence of the lues Yenerea, are all attributed to it", pag. 330. to,) Welche 0pfer H u n t e r der Wissenschaft darbraehte, geht ausser vielen anderen Handlungen, auch daraus hervor, dass er das erste Experiment mit dem vermeintlichen Tripperseeret jedenfalls an sieh selbst ausfiihrte. Es ist dies theilweise schon aus der Beschreibung und der langen Beobachhmgsdauer des Falles zu sch]iessen; denn an allen anderen Orten bezeichnet H u n t e r seine Beobaehtungsnnd Versuchsobjecte wenigstens obenhin, nut bier nicht. Ferner sagt sein Herausgeber G. G. B a b i n g t o u (DeutscheAusgabe 1848, p. 30 Anmerkung) ausdriicklich, dass H u n t e r an sich selbst diesen Vetsuch machte. Wohl ist G. G. B a b i n g t o n erst zwei Jahre nach H u n t e r ' s Ted geboren worden; er konnte es jedoch aus verl~isslieher Ueberlieferung wissen. Am meisten spricht jedoch das Zeugniss eines Zeitgenossen H u n t e r ' s daffir. John A n d r e e erz~hlt (Abhandlungen fiber den venerischen Tripper. Leipzig, 1781, p. 20--21): ,,Ein scharfsinniger Wundarzt hat bewiesen, dass die Trippermaterie einen wahren venerischen Schanker verursachen kSnne, indem er sieh mit einer Lanzette inoculirte etc. ~: --t~reilich gehiirt ausser diesem noch die Kenntniss einer langen Reihe vonNebenumst~nden dazu, um sieh in dieser Sache fiir tiberzeng~ za halten.