Abstracts/Kongresse Schmerz 2017 · 31 (Suppl 2):S1–S72 https://doi.org/10.1007/s00482-017-0249-3 © Springer Medizin Verlag GmbH 2017
Wissenschaftlicher Träger Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG)
In Zusammenarbeit mit Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e. V. (DGP) Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie e. V. (DGS) Deutsche Gesellschaft für Psychologische Schmerz therapie und -forschung (DGPSF) Berufsverband der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland e. V. (BVSD) Interdisziplinäre Gesellschaft für orthopädische/unfall chirurgische und allgemeine Schmerztherapie e. V. (IGOST)
Kongressort
Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren,
wir laden Sie herzlich zum Schmerzkongress 2017 nach Mannheim ein. Das Motto des Schmerzkongresses 2017 „Gemeinsam entscheiden“ bildet sich in den Themenschwerpunkten des Kongresses ab. Der Patient als Partner im medizinischen Entscheidungsprozess setzt einen informierten Patienten und die Vermittlung evidenzbasierter Gesundheitsinformationen voraus. Den Festvortrag wird Frau Professor Ina Kopp, Leiterin des AWMF-Instituts für Medizinisches Wissensmanagement und Vorsitzende der Guidelines International Network, über „Mehr Arzt, weniger Medizin – gemeinsam klug entscheiden“ halten. Sie wird die Zusammenhänge zwischen evidenzbasierter Medizin, Leitlinien und partizipativer Entscheidungsfindung diskutieren und die Relevanz der „Gemeinsam klug entscheiden“ – Initiativen verschiedener AWMF-Fachgesellschaften für die Schmerzmedizin darstellen. Der Kongress richtet sich an alle Gesundheitsberufe (Apotheker, Ärzte aller Gebiete, Psychologen, Pflegeberufe, Pharmazeuten und Funktionstherapeuten) und Grundlagenwissenschaftler sowie in einer gesonderten Veranstaltung auch an die Betroffenen und Angehörigen als die gemeinsamen Entscheidungspartner. Die Einbeziehung des klinischen und wissenschaftlichen Nachwuchses ist ein wichtiges Anliegen des deutschen Schmerzkongresses. Wir werden Symposien durchführen, die Grundlagenforschung, klinische Forschung und Praxis sowie die verschiedenen Berufsgruppen zusammenführen.
Congress Center Rosengarten Rosengartenplatz 2 68161 Mannheim
Der Kongress ermöglicht Ihnen, Ihre eigenen Forschungsergebnisse vorzustellen, sich über neue Entwicklungen zu informieren, sich mit anderen Kongressteilnehmern auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen.
Mitglieder des Programmkomitees
Wir freuen uns auf gemeinsame Gespräche mit Ihnen in Mannheim 2017.
Dr. Kathrin Bernardy, Bochum Prof. Dr. Hans-Raimund Casser, Mainz Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen Dr. Anke Diezemann, Mainz Dr. Thomas Dresler, Tübingen Prof. Dr. Dr. Stefan Evers, Münster PD Dr. Stefanie Förderreuther, München PD Dr. Charly Gaul, Königstein Prof. Dr. Winfried Häuser, Saarbrücken Prof. Dr. Christiane Hermann, Gießen Prof. Dr. Michael Hüppe, Lübeck Thomas Isenberg, Berlin PD Dr. Tim Jürgens, Rostock Prof. Dr. Matthias Keidel, Bad Neustadt/Saale Silke Laubscher, Heidelberg Kerstin Lüdtke, Hamburg Prof. Dr. Christian Maihöfner, Fürth Dr. Volker Malzacher, Reutlingen Prof. Dr. Martin Marziniak, München Prof. Dr. Winfried Meissner, Jena Prof. Dr. Karl Messlinger, Erlangen Prof. Dr. Carla Nau, Lübeck Dr. Nadja Nestler, Salzburg/Münster Prof. Dr. Frank Petzke, Göttingen Prof. Dr. Esther Pogatzki-Zahn, Münster Prof. Dr. Michael Schäfer, Berlin Prof. Dr. Martin Schmelz, Mannheim Dagmar Seeger, Göttingen Prof. Dr. Andreas Straube, München Prof. Dr. Rolf-Detlef Treede, Mannheim PD Dr. Nurcan Üçeyler, Würzburg
Herzliche Grüße, Prof. Dr. Winfried Häuser Prof. Dr. Matthias Keidel
Posterkomission Prof. Dr. Christian Maihöfner, Fürth Prof. Dr. A. Ewers, Salzburg (AT) Prof. Dr. P. Kropp, Rostock Prof. Dr. A. Leffler, Hannover PD Dr. Walter Magerl, Mannheim Prof. Dr. Martin Marziniak, Haar
Der Schmerz · Suppl 2 · 2017
S1
Inhalt
Inhaltsverzeichnis Varia S13
SY01 – Gemeinsam sind wir stark: ein Schmerzregister für alle?
Prävention S13
SY02 – Risikomerkmale für postoperative Schmerzen und Schmerz chronifizierung identifizieren: eine multidisziplinäre Aufgabe?
Kopfschmerz S13
SY03 – Wie entstehen Migräneattacken? Neues aus Klinik und Forschung.
Transfer von der Grundlagenforschung in die Klinik S14
SY04 – Wie kann lokale Kälte Schmerz auslösen aber auch reduzieren?
Psychologische Verfahren S14
SY05 – Verändern psychische Traumata die Schmerzwahrnehmung? Ein diskussionsorientiertes Symposium
Arzneimitteltherapiesicherheit in der Schmerzbehandlung S14
SY06 – Arzneimittelinteraktionen und – Nebenwirkungen in der Schmerzmedizin
Akutschmerz S15
SY07 – Aktualisierung der Akutschmerzleitlinie – was kommt, was bleibt, was geht?
Kopfschmerz S15
SY08 – Liquordruck: Zu niedrig, zu hoch und Kopfschmerzen
Varia S15
SY09 – Speed Update
Experimentelle Modelle und Pathophysiologie S15
SY10 – Modelle der Placeboanalgesie und Nocebohyperalgesie – Der Einfluss des psychosozialen Kontextes auf die endogene Schmerzmodulation
Gemeinsame (partizipative) Entscheidungsfindung (ArztPatient) S16
SY11 – Gemeinsame Entscheidungsfindung in der Schmerzmedizin
Akutschmerz S16
SY12 – 2017 – Global Year Against Pain after Surgery
Der Schmerz · Suppl 2 · 2017
S3
Inhalt
Kopfschmerz S16
SY13 – Update Kopfschmerz
Varia S17
SY16 – Digitale Revolution in der Behandlung chronischer Schmerzen: e- und m-Health als Durchbruch?!
Epidemiologie und Genetik S17
SY17 – Schmerzgenetik – wird jetzt alles klar?
Psychologische Verfahren S17
SY18 – Psychologische und Umweltfaktoren beim Auslösen von Migräneanfällen
Neuropathischer Schmerz S18
SY19 – Radikuläre Schmerzen – ein Update zu Klinik und Management einer komplexen Symptomatik
Pflegewissenschaft S18
SY20 – Gemeinsame Entscheidungen zwischen Pflegenden und Ärzten – wo stehen wir?
Tumorschmerz S18
SY21 – Tumorschmerztherapie und Nebenwirkungen
Experimentelle Modelle und Pathophysiologie S18
SY22 – Endogene Schmerzkontrolle und Dynamik des nozizeptiven Systems bei chronischen Schmerzen
Kopfschmerz aus interdisziplinärer Sicht S19
SY23 – Der Kopfschmerz und das Trauma
Varia S19
SY24 – BVSD-Symposium: „Cannabis als Medizin – Der lange Weg zur Therapiefreiheit“
Neuropathischer Schmerz S19
SY25 – Neuropathische Schmerzen diagnostizieren – Horizonterweiterung mit neuen Methoden
Arzneimitteltherapiesicherheit in der Schmerzbehandlung S20
SY26 – Arzneimitteltherapiesicherheit und Polymedikation in der Schmerzmedizin
Varia S20
S4
Der Schmerz · Suppl 2 · 2017
SY27 – Top Young Science
Inhalt
Kopfschmerz aus interdisziplinärer Sicht S20
SY28 – DMKG meets Allgemeinmedizin
Muskuloskelettale Schmerzen S20
SY29 – Das Rückenschmerz-Symposium: Welchen Nutzen haben neue diagnostische Methoden und Mechanismen-basierte Therapien in der klinischen Praxis?
Pflegewissenschaft S20
SY30 – Entlassungsmanagement – neue Anforderungen, neue Wege?
Kooperation aller Berufsgruppen in der Schmerzmedizin S21
SY31 – Multimodale Schmerztherapie: wo und wie?
Experimentelle Modelle und Pathophysiologie S21
SY32 – Sickness Behavior: Immunsystem, Emotionen und Schmerz
Kopfschmerz S21
SY33 – Kopfschmerz und Sucht
Transfer von der Grundlagenforschung in die Klinik S21 S22
SY34 – „Warum strahlt der Schmerz“ SY35 – Vom Bauchgefühl zum Bauchschmerz: Interdisziplinäre Ansätze der translationalen Schmerzforschung und personalisierten Therapie beim chronischen Viszeralschmerz
Kooperation aller Berufsgruppen in der Schmerzmedizin S22
SY36 – Kunst(therapie) und Schmerz: vom Mechanismus zur Praxis
Transfer von der Grundlagenforschung in die Klinik S22
SY37 – Schmerzmodelle und Messmethoden bei Tier und Mensch
Varia S23
SY38 – Alpträume in der Schmerzmedizin
Muskuloskelettale Schmerzen S23
SY39 – Myofaszielle Aspekte beim muskuloskelettalen Schmerz – vom Schmerzmodell zur Klinik
Kooperation aller Berufsgruppen in der Schmerzmedizin S23 S23
SY40 – Schmerz und Schlaganfall „Schlaganfall und Schmerz – Therapieoptionen in der funktionellen Neurorehabilitation“
Schmerz bei Kindern und im Alter S24
SY41 – Musizieren und Schmerz bei Kindern und Jugendlichen
Der Schmerz · Suppl 2 · 2017
S5
Inhalt
Transfer von der Grundlagenforschung in die Klinik S24
SY42 – Zur Relation zwischen Schmerz und Sprache
Selbstmedikation und Gefahr der Schmerzchronifizierung S25
SY43 – Aktuelles zur Pharmakotherapie von Kopfschmerzerkrankungen
Muskuloskelettale Schmerzen S25
SY44 – Schmerz verändert Muskelaktivierung – Anforderungen an Bewegungstherapie und Patienten
Transfer von der Grundlagenforschung in die Klinik S25 S26 S26 S26 S26 S27 S27 S27 S27 S28 S28 S28 S28 S28 S29 S29 S29 S29 S29 S30 S30 S30 S31 S31 S31 S31
S6
Der Schmerz · Suppl 2 · 2017
SY45 – Durchblutungsabnormalitäten als schmerzunterhaltender Faktor? WS01 – Diagnostische und therapeutische Lokalanästhesie myofaszialer Triggerpunkte WS02 – Abrechnung ambulanter Schmerztherapie (Arzt) WS03 – Sinnvolle Diagnostik und Therapie bei neuropathischen Schmerzen – ein Fallseminar WS04 – Neuroorthopädische Untersuchung für Schmerzmediziner WS05 – Naturheilkunde in der Schmerztherapie WS06 – Training interpersoneller Verhaltens- und Steuerungskompetenz CBASP für Patienten mit chronischem Schmerz WS07 – Abrechnung ambulanter Schmerztherapie (Psychologie) WS08 – Biofeedbacktherapie bei Kopfschmerzen und Migräne WS09 – Physiotherapie korrekt verordnen – Der richtige Umgang mit der Heilmittelverordnung WS10 – Palliativ WS11 – Der schwierige Fall – Ein Videoseminar zum praktischen Umgang mit Schmerzpatienten WS12 – Stress & Schmerz: Untersuchung und Biofeedback bei Kopf- und Gesichtsschmerz WS13 – Hands on! Manuelle Techniken zur Untersuchung von Schmerzpatienten WS14 – Spiegeltherapie 2.0 WS15 – Behandlung schmerzbezogener Angst bei Rücken- und Kopfschmerzen WS16 – Neurologischer Untersuchungskurs für Schmerztherapeuten WS17 – Schlaglichter der Kinderschmerztherapie – Schmerzentwicklung, emotionale Belastung, multimodale Schmerztherapie – ein praxisorientierter Workshop WS18 – „Ich bilde mir den Schmerz doch nicht ein“ – Bio-psycho-soziale Zusammenhänge von Schmerz erklären – aber wie? WS19 – Topische Therapieformen bei neuropathischen Schmerzen – Theorie und Praxis WS20 – Mindfullness-Based Stress Reduction in der Therapie chronischer Schmerzen WS21 – Stellenwert der klinischen Untersuchungen bei muskuloskelettalen Schmerzen – Orthopädische Basisuntersuchung bei Rücken- und Gelenkbeschwerden mit praktischer Demonstration WS22 – Biofeedback WS23 – Typische Fehldiagnosen und Möglichkeiten der interdisziplinären Aufklärung WS24 – Chronische Schmerzen bewältigen oder akzeptieren? WS25 – Begutachtung von Schmerzen
Inhalt S31 S32 S32 S32 S32 S32 S33 S33 S33
WS26 – Red Flags und Screeningtests bei Schmerzen in der unteren Extremität – ein Workshop nicht nur für Physiotherapeuten WS27 – Beyond TENS: Matrixstimulation – von der Neurobiologie, Wirksamkeit und Sicherheit eines neuartigen Therapieverfahrens (Neuromodulation) WS28 – Sonographie – Risikoreduktion für Patient und Therapeut durch sonographisch-gestütze Interventionen WS29 – Schmerzdiagnostik mit Skalen und Fragebögen WS30 – Fahrtauglichkeit/Arbeitsfähigkeit unter Medikamenten WS31 – „Wenn der Kopf zerbricht“ – Hypnose und Selbsthypnose bei Kopfschmerzen WS32 – Metaanalyse für „Ahnungslose“ WS33 – Pragmatische Akupunktur bei Schmerzen – einfache Praxiskonzepte, auch für Anfänger WS34 – Akute Schmerz-Hypnose; chronische Schmerz-Hypnotherapie
Neuropathischer Schmerz S34 S34 S34 S35 S35 S35 S36 S36 S37 S37
P01.01 – Funktionelle-Laser-Doppler-Flowmetrie (fLDF): Neue Perspektive in der Frühdiagnostik bei Morbus Fabry? P01.02 – Critical-Illness-Polyneuromyopathie: Eine telefonische Befragung von Langzeitüberlebenden nach Intensivtherapie P01.03 – Untersuchung der Hautinnervation bei Patienten mit Fibromyalgie-Syndrom P01.04 – Untersuchung von Langerhans-Zellen bei Patienten mit Fibromyalgie-Syndrom mittels cornealer confocaler Mikroskopie P01.05 – Welche Rolle spielen Entzündungsprozesse bei chronischen Schmerzpatienten? P01.06 – Fabry Disease in Small Fibre Neuropathy P01.07 – The Anchor Dilemma in Cervical Dorsal Root Ganglion (DRG) Stimulation P01.08 – Sind klinische Symptome aus Schmerzfragebögen mit den Ergebnissen in der QST assoziiert? Untersuchung zur Hyperalgesie bei Patienten mit neuropathischen Schmerzen P01.09 – Perineural appliziertes Botulinumtoxin A bei Neuralgien nach peripherer Nervenverletzung – Auswirkungen auf Schmerz und sensorische Profile P01.10 – Peripherer Kombinierter Neuropathischer und Nozizeptiver Schmerz: Gegenseitige Wechselwirkungen sowie De-Sensitisierung durch Lokale Massnahmen – Fallbericht einer Distalen Radius-Fraktur
Akutschmerz S37
S38
P02.01 – Klinische Studie einer neuen Technologie für die orale, patientengesteuerte Analgesie (PCA) – des PCoA™ Acute-Geräts für Krankenhauspatienten mit postoperativen Schmerzen: Offene, randomisierte, multizentrische, kontrollierte Pilotstudie P02.02 – Nichtopioidanalgetika zur Therapie akuter und chronischer Schmerzen: Erfahrungen von 2237 Anästhesisten
Schmerz nach Operationen S38 S39
P02.03 – Hart im Nehmen? Steigt die Schmerzgrenze mit zunehmendem Alter? P02.04 – Prädiktoren des Erfolgs der Operation lumbaler Bandscheibenvorfälle bei nur relativer Indikation – Erste Ergebnisse
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S7
Inhalt S39
P02.05 – PRACTICES FOR MANAGING PAIN AFTER CAESAREAN SECTION – FINDINGS FROM PAIN OUT
Tumorschmerz und Palliativmedizin S39
P02.06 – Aktuelle Evidenz zur Opioidrotation in der Tumorschmerztherapie – Ergebnisse einer systematischen Literaturrecherche
Nicht-pharmakologische Therapieverfahren S40
P02.07 – Therapeutisch-funktionelle Positionierung und ihr Einfluss auf das Wohlbefinden
Experimentelle Schmerzmodelle (Mensch) S40 S40 S41 S41 S41 S42 S42
P03.01 – Prädiktoren der Viszerozeption bei gesunden Frauen und Männern – Eine experimentelle Studie zu Geschlechterunterschieden P03.02 – Veränderungen in der selektiven Aufmerksamkeit während des Lernens schmerzassoziierter Furcht im viszeralen Schmerzmodell – eine Pilotstudie P03.03 – Sensorische Profile von humanen Surrogatmodellen für Denervierung, periphere und zentrale Sensibilisierung: eine multizentrische Analyse. P03.04 – Beeinflusst die Trainingshäufigkeit die reduzierte zentrale Verarbeitung nozizeptiver Stimulation in Antizipation eines 2-h-Ausdauerlaufes? P03.05 – Kommt Schmerz im Darm schlägt das Hirn Alarm: Unterschiede in der neuralen Aktivierung auf prädiktive Hinweisreize für viszerale und somatische Schmerzen P03.06 – Strukturelle und funktionelle Plastizität in neuralen Korrelaten viszeraler schmerzassoziierter Furcht bei gesunden Frauen und Männern P03.08 – Akute und langdauernde Veränderungen im somatosensorischen Profil (QST) nach Anwendung eines hochkonzentrierten CapsaicinPflasters (Qutenza, 8 %) in behaarter und unbehaarter Haut
Nicht-pharmakologische Therapieverfahren S43
P03.09 – Chronischer Schmerz und seine „Begleiter“ im Kontext proinflammatorischer Zytokine und der systemisch antiinflammatorischen Wirkung körperlicher Aktivierung
Schmerz bei Kindern S43
S44 S44 S45 S45 S46
S8
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P04.01 – Stressverarbeitung, Selbstwirksamkeitserwartung und Schmerz in der frühen Adoleszenz: Ein Vergleich von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Schmerzerkrankungen, Juveniler Idiopathischer Arthritis und Gesunden P04.02 – Chronische Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen: Lebensereignisse, Auslöser und Umgang mit Schmerzen aus Sicht der Betroffenen und deren Eltern P04.03 – Erfassung der Beeinträchtigung bei Jugendlichen mit chronischen Schmerzen – Vergleichbarkeit zweier Messinstrumente P04.04 – Klettertherapie: ein aktivierendes Therapiemodul für Kopfschmerzkinder P04.05 – Entspannungstherapie als Teil eines ambulantes multimodalen Therapieprogrammes für Kopfschmerzkinder P05.01 – Predictors of healthcare costs among patients with migraine in a commercial claims database
Inhalt S46 S46
P05.02 – Leitsymptom Kopfschmerz in der neurologischen Notfallambulanz – Epidemiologie, Patientenprofile und diagnostische Algorithmen P05.03 – Diagnostik und klinische Eigenschaften von akuten Kopfschmerzen in der Schwangerschaft
Kopfschmerz S47 S47 S47
P05.04 – Prävalenz von Kopfschmerzen assoziiert mit sexueller Aktivität – eine Querschnittsstudie P05.05 – Die Erfassung von Triggerempfindlichkeit und -vermeidung – Entwicklung einer deutschen Version des Headache Triggers Sensitivity and Avoidance Questionnaire (HTSAQ-G) P05.06 – „Thorakale Migräne“ bei einer 41-jährigen Frau als atypische Manifestation einer Migräne
Experimentelle Schmerzmodelle (Tiermodelle) S48 S48 S49 S49 S50 S50 S50
P06.01 – Analyse der zerebralen Resting state Aktivität in einem Tiermodell für postoperative Schmerzen unter Modulation des spinalen GABAergen Systems P06.02 – Ein Proteinfingerabdruck postoperativer Schmerzen in der Maus P06.03 – In an animal model of low back pain physical therapy by swimming abolished the sensitization process of spinal dorsal horn neurons. P06.04 – Rolle der Neutrophilen Granulozyten für den Bewegungsevozierten- und nicht-evozierten Schmerz nach plantarer Inzision in der Maus P06.05 – Veränderungen der funktionellen Konnektivität durch chronische neuropathischen Schmerzen ausgelöst durch Chronic Nerve Constriction Injury (CCI) im Mausmodell P06.06 – Proteomics – ein vielversprechender Weg zur Charakterisierung neuer „Schmerzkandidaten“ P06.07 – Wiederholt auftretende schmerzhafte Ereignisse induzieren Veränderungen in somatosensorischen und assoziativen Regionen im Rattenhirn
Multimodale Therapieverfahren S51 S51
S52 S52 S52 S53 S53 S54
P07.01 – Erfassung sozialer Wirkfaktoren der multimodalen Schmerztherapie mit der Methode der Sozialen Netzwerkanalyse P07.02 – Unterschiede in der Lebensqualität chronischer Schmerzpatienten – Untersuchung hinsichtlich des physischen und psychischen Wohlbefindens, der Alltagsfunktionsfähigkeit und der sozialen Integration, an der Schmerztagesklinik Coburg P07.03 – Wirkungen der multimodalen Schmerztherapie auf die Akzeptanz bei chronischen Schmerzpatienten P07.04 – Einfluss der Therapiedauer auf den mittelfristigen Erfolg einer multimodalen Schmerztherapie P07.05 – Depressivität und kognitive Leistungsfähigkeit bei chronischen Schmerzpatienten am UniversitätsSchmerzCentrum Dresden P07.06 – Kognitive Flexibilität und Coping bei chronischen Schmerzpatienten am UniversitätsSchmerzCentrum P07.07 – Effektivität einer interdisziplinären multimodalen Schmerztherapie – Vergleich verschiedener methodischer Ansätze mit Wartegruppendesigns P07.08 – Systematischer Review: Auswahl, Berichtsqualität und psychometrische Gütekriterien von eindimensionalen Schmerzintensitätsskalen im Rahmen der Multimodalen Schmerztherapie Der Schmerz · Suppl 2 · 2017
S9
Inhalt
Rückenschmerz und Bewegungsapparat S54 S54 S55 S55 S55 S56
P08.01 – Strukturelle Veränderungen im Gehirn chronischer Schmerzpatienten 6 Monate nach Bandscheibenoperation im Zusammenhang mit Schmerzkatastrophisieren: eine VBM- Studie P08.02 – Strukturelle Veränderungen im Gehirn chronischer Schmerzpatienten im Zusammenhang mit der Unterdrückung von Schmerzgedanken: Eine VBM-Studie P08.03 – After effects of neck muscle vibration on sensorimotor function and pain in neck pain patients and healthy controls – a case-control study P08.04 – Eine isometrische Kontraktion der Rückenmuskulatur nach Biering-Sörensen führt zu kurzfristiger Hypoalgesie: eine Pilotstudie P08.05 – Chronischer Nackenschmerz: weniger aber auch weniger funktionsgerechte Muskelspannung P08.06 – VIREP – Virtual Reality for Chronic Backpain
Multimodale Therapieverfahren S56 S56 S57 S57 S57 S58 S58
P09.01 – Eine neue Klassifikation chronischer Schmerzen für ICD-11 P09.02 – Pilotstudie zur Evaluation der neuen Klassifikation chronischer Schmerzen für ICD-11 P09.03 – Evaluation einer multimodalen stationären Therapie bei Migräne: Wirksamkeit und Prädiktoren des Therapieerfolgs P09.04 – Änderungssensitivität von Skalen zur Effektivitätsmessung in der interdisziplinären multimodalen Schmerztherapie P09.05 – Profitieren Patienten mit anhaltender somatoformer Schmerzstörung von einem tagesklinisch durchgeführten multimodalen Therapieprogramm? P09.06 – Selbstfürsorge in der Multimodalen Schmerztherapie- psychometrische Eigenschaften des Five Factor Wellness Inventory P09.07 – Schmerztherapie bei Bruxisten mit Biofeedback-Zahnschiene
Nicht-pharmakologische Therapieverfahren S58
P09.08 – Eine Kortisonstoßtherapie normalisiert die Gewebesauerstoffextraktion beim CRPS
Psychologie und Psychotherapie des Schmerzes S59 S59 S60 S60 S60 S61 S61 S62
S10
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P10.01 – Dankbarkeit erklärt Lebensqualitätsunterschiede zwischen Fibromyalgiepatienten und gesunden Kontrollpersonen P10.02 – Eine veränderte Zeitwahrnehmung ist mit Krankheitssymptomen und Lebensqualität bei Patientinnen mit Fibromyalgie assoziiert P10.03 – Ärgerliches Grübeln bei FibromyalgiepatientInnen hat einen negativen Effekt auf die Gesundheit P10.04 – Assoziation reduzierter exzitatorischer Neurotransmitterkonzentration der anterioren Insula mit somatischer Symptombelastung und kognitiver Schmerzbewältigung bei Frauen mit Reizdarmsyndrom P10.05 – Milde Depressionen bei Rückenschmerz: Erhöht Stress den dysfunktionalen Charakter von Gedankenunterdrückung? P10.06 – Die Schmerzverarbeitung beeinflusst die Schmerzintensität, körperliche Beeinträchtigung und körperliche Aktivität von Athleten mit Rückenschmerz P10.07 – Review: Wirkung von Oxytocin auf das menschliche Schmerzerleben P10.08 – Welche Rolle spielt aversives und appetitives Lernen bei der Entwicklung chronischer Schmerzen?
Inhalt
Psychologie und Psychotherapie des Schmerzes S62
P10.09 – Sind Sie bereit? – Einfluss eines Interdisziplinären Schmerzassessments auf Therapiemotivation und Belastungsfaktoren bei Patienten mit chronischen Schmerzen
Aus- und Weiterbildung S62 S63 S63
P11.01 – Schmerztherapeutische Versorgung in Deutschland – was unterscheidet ambulante und stationäre Patienten zu Behandlungsbeginn? Eine Auswertung auf Basis des KEDOQ-Schmerz-Datensatzes P11.02 – Der „Hauptschmerz“ bei Patienten unterschiedlicher Behandlungssektoren. Eine Auswertung auf Basis von Daten aus KEDOQSchmerz P11.03 – Medikamentenmissbrauch an der Universität Mainz und die Untersuchung des Antwortverhaltens der Teilnehmer bei Parameterveränderung des Unrelated-Question-Models
Pharmakologische Therapie des Schmerzes S64 S64 S64 S65 S65 S65 S66 S66 S66 S67
P12.01 – Patient-Reported Outcomes in Patients with Chronic Migraine Receiving Placebo or Erenumab P12.02 – Phase 1, Randomized, Parallel-Group, Double-Blind, PlaceboControlled Trial to Evaluate the Effects of Erenumab (AMG 334) and Concomitant Sumatriptan on Blood Pressure in Healthy Subjects P12.03 – Treatment failure subgroup analysis from a chronic migraine study of erenumab P12.04 – Early Onset of Efficacy in a Phase 2 Clinical Trial of Erenumab in Patients with Chronic Migraine P12.05 – Evaluating the Efficacy and Safety of Erenumab (AMG 334) In Chronic Migraine Prevention in a Phase 2 Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Study P12.06 – A Multicenter, Open-label, Pharmacokinetic Drug Interaction Study of Erenumab (AMG 334) and a Combined Oral Contraceptive in Healthy Female Subjects P12.07 – Chronic Migraine Treatment with Erenumab: Responder Rates P12.08 – Efficacy of erenumab for the treatment of patients with chronic migraine in presence of medication overuse P12.09 – Langzeiteffektivität von topisch appliziertem Capsaicin und Botulinumtoxin-A P12.10 – Akzeptanztest eines kosmetischen Mundgels bei Patienten mit Mundtrockenheit
Kopfschmerz II S67 S68 S68 S68 S68 S69
P13.01 – Medikamentenadhärenz bei Patienten mit Clusterkopfschmerz P13.02 – Persistenz von Nachbildern bei Migräne mit und ohne Aura P13.03 – Kopfschmerzen auf der Palliativstation – Ein unterschätztes Symptom? P13.04 – Functional transcranial Doppler (fTCD) for cold-induced pain in the oral cavity and ice cream headache P13.05 – Prävalenz und Charakteristika von Kopfschmerzen nach Ingestion oder Inhalation eines Kaltstimulus (HICS) – Eiscremekopfschmerz P13.06 – Depression und Angsterkrankungen sind keine Risikofaktoren für Kopfschmerzen bei Patienten mit mitochondrialen Erkrankungen
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Varia
Prävention
SY01 – Gemeinsam sind wir stark: ein Schmerzregister für alle?
SY02 – Risikomerkmale für postoperative Schmerzen und Schmerzchronifizierung identifizieren: eine multidisziplinäre Aufgabe?
Esther Pogatzki-Zahn¹, Winfried Meissner², Ulrike Kaiser³ ¹Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland, ²Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland, ³Universitätsklinikum Dresden, Dresden, Deutschland Die Entwicklung von chronischen Schmerzen hängt von vielen Variablen ab wie z. B. patienten-assoziierte, psychosoziale als auch therapie-assoziierte Faktoren. Wegen ihrer Komplexität sind diese Abhängigkeiten in klassischen RCTs nur eingeschränkt analysierbar, und viele dieser Aspekte sind in ihrer Kausalität umstritten. Dies betrifft insbesondere die Bedeutung des Behandlungsverlaufes beim Übergang von akuten zu chronischen Schmerzen. Eine Identifizierung von sowohl positiv als auch negativ auf den Behandlungserfolg einwirkenden Therapieaspekten sowie die Bedeutung der Anpassung von Behandlungspfaden abhängig von patienten-assoziierten Faktoren erscheint aber sehr sinnvoll. Die Chronifizierung akuter postoperativer Schmerzen dient als gutes und vor allem gut zu untersuchendes Beispiel; das schmerzauslösende Trauma ist zeitlich identifizierbar und anhand von Vor- und Nachbefunden sowie Verlaufsbeobachtungen longitudinal zu untersuchen. Die Erhebung von dafür notwendigen sektorenübergreifenden Verlaufsdaten in der Versorgung zur Beobachtung von Heilungsverläufen gestaltet sich allerdings bisher schwierig. Meist sind Projekte und Datenerhebungen punktuell organisiert und nicht systematisch verknüpft. Dies wäre aber wünschenswert, damit Risikopatient früh identifiziert und Therapieangebote individuell angepasst und gesteuert werden können. Der Einsatz von Registern ist ein probates Mittel, größere Datenmengen in verschiedenen Populationen, Sektoren der Gesundheitsversorgung und durch verschiedene Interessenvertreter (z. Bsp. Kliniken, Kostenträger etc.) zu verknüpfen, und ist in vielen Gebieten der Medizin längst üblich. Dieses Vorgehen erlaubt valide Schlussfolgerungen und kann damit maßgeblich zu einer Verbesserung der medizinischen Versorgung der betroffenen Patienten führen. Ein echtes „Schmerzregister“ gibt es bislang aber nicht. Im Bereich akuter postoperativer Schmerzen bestehen derzeit Erfahrungen mit registerähnlichen Datenerhebungen sowohl national (QUIPS) als auch international (PAIN OUT). KEDOQ Schmerz ist eine von der Deutschen Schmerzgesellschaft entwickelte Kerndokumentation zur Qualitätssicherung in der Behandlung des chronischen Schmerzes. Die Adhoc Kommission „Versorgungsforschung und Register“ entwickelt gerade ein Konzept zu einer Registerbildung für akute und subakute Schmerzen, das auf bestehenden Datensammlungen aufbauen (QUIPS, KEDOQ-Schmerz), die Chronifizierung beeinflussende Faktoren untersuchen will; auch die Verknüpfungen mit sekundären Daten von Kostenträgern ist vorgesehen. In diesem Symposium wollen wir ein Übersicht über die Bedeutung von Registern geben, nationale und internationale Schmerzprojekte, die gewisse Ähnlichkeit zu Registern haben, vorstellen, neueste wissenschaftliche Daten aus diesen Projekten vorstellen und Ideen generieren, wie man aus diesen Projekten möglicherweise ein (gemeinsames?) Schmerzregister in Deutschland generieren kann.
Michael Hüppe¹, Ulrike Stamer², Axel Schäfer³, Alexander Schnabel⁴ ¹Universität zu Lübeck, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Lübeck, Deutschland, ²Universität Bern, Klinik für Anästhesiologie und Schmerztherapie, Bern, Schweiz, ³Fakultät Gesellschaftswissenschaften, Hochschule Bremen, Bremen, Deutschland, ⁴Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Deutschland Die interindividuelle Variabilität von Schmerzen nach Operationen ist groß. Immer gibt es Patienten, die postoperativ geringe Schmerzen angeben und solche mit sehr starken Schmerzen. Starke Schmerzen behindern nicht nur den Genesungsverlauf, sie begünstigen auch die Entwicklung dauerhafter Schmerzen. Es wäre deshalb sinnvoll, gefährdete Patienten schon vor einer Operation identifizieren zu können, um ihnen Behandlungsangebote zukommen zu lassen, um damit die Schmerzentstehung und Generierung chronischer Schmerzen zu verhindern. Ist hier die Zusammenarbeit von Psychologie, Medizin und Physiotherapie gefordert? Untersuchungen zu psychologischen Prädiktoren zeigen die große Bedeutung von präoperativer Schmerzerwartung und vorbestehenden Schmerzen auf. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn vorbestehende Schmerzen für Patienten zu schmerzbedingten Beeinträchtigungen führen. Von den medizinischen Faktoren erscheint die präoperative Opioideinnahme besonders bedeutungsvoll. Viele Patienten werden vor einem elektiven Eingriff physiotherapeutisch behandelt, wie etwa bei Knie- oder Hüftarthrose. Im Rahmen der physiotherapeutischen Diagnostik können Merkmale erhoben werden, die auf starke, langanhaltende postoperative Schmerzen hindeuten. Patienten mit einem solchen bestehenden Risiko können im Rahmen einer interdisziplinären OP Vorbereitung (Prehabilitation), bestehend u. a. aus Information, Edukation, Übungstherapie, Kraft- und Ausdauertraining und Ernährungsberatung, gezielte Maßnahmen in Anspruch nehmen. Im Symposium werden neue Daten und Kenntnisse zu psychologischen, physiotherapeutischen und medizinischen Prädiktoren für postoperativen Schmerz und Schmerzchronifizierung vorgestellt und daraus entwickelte psychologische und somatische Risikoscores diskutiert. Das Symposium ist damit ein Update des multidisziplinären Kenntnisstandes der Prädiktion postoperativer Schmerzen und der Schmerzchronifizierung.
Kopfschmerz SY03 – Wie entstehen Migräneattacken? Neues aus Klinik und Forschung. Laura H. Schulte¹, Barbara Namer², Tim P. Jürgens³ ¹Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland, ²Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Mannheim, Deutschland, ³Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Deutschland Die pathophysiologischen Mechanismen der Entstehung von Migräneattacken sind eines der wichtigsten Themen, wenn es um das Verständnis der Erkrankung Migräne geht. Ausgehend von der klassischen klinischen Präsentation einer Migräne mit ihren typischen Prodromalsymptomen wie Appetitänderungen, Gähnen, Stimmungsschwankungen, Fatigue u. a. ist davon auszugehen, dass bestimmte körperliche und sensorische Funktionen bereits vor Beginn des eigentlichen Migränekopfschmerzes verändert sind. Diese Hypothese wird durch zahlreiche neuere Studien gestützt: zum einen konnten spezifische Änderungen sensorischer Schwellen sowie auch der kortikalen Erregbarkeit unmittelbar vor Beginn eines Migränekopfschmerzes beobachtet werden, zum anderen haben jüngste Bildgebungsstudien sowohl Aktivitätssteigerungen u. a. im Hypothalamus als auch Kon-
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Abstracts/Kongresse nektivitätsänderungen dieser Hirnregion und des dopaminergen Systems noch vor Kopfschmerzbeginn bei Migränepatienten gezeigt. Das vorgestellte Symposium soll, ausgehend von der klinischen Präsentation des Krnakheitsbildes Migräne über neue elektrophysiologische Daten bis hin zu den jüngsten Bildgebungsstudien, den aktuellen Kenntnisstand zu Änderungen physiologischer Funktionen im Vorfeld des Migränekopfschmerzes und insbesondere zur Attackengeneration bei Migräne beleuchten.
Transfer von der Grundlagenforschung in die Klinik SY04 – Wie kann lokale Kälte Schmerz auslösen aber auch reduzieren? Martin Schmelz¹, Gunnar Wasner², Frank Birklein³ ¹Klinik für Anästhesiologie Mannheim, Universität Heidelberg, Mannheim, Deutschland, ²Neurologische Praxis, Kiel, Deutschland, ³Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland Bei akuten entzündlichen Schmerzen führt lokale Kälte zu einer Schmerzreduktion während bei chronisch entzündlichen Schmerzen auch eine lokale Wärmebehandlung analgetisch sein kann. Im Gegensatz dazu wird Kälte von Patienten mit neuropathischem Schmerz, aber auch bei schmerzlosen Neuropathien als unangenehm empfunden oder führt sogar zur Kälteallodynie. Lokale Kälte unterbricht dagegen klassischerweise Schmerzattacken bei Patienten mit Erythromelalgie, aber nicht bei paroxysmaler extremer Schmerzerkrankung (PEPD), obwohl beide Erkrankungen auf Mutationen des Natriumsubtyps NaV1.7 beruhen. Die Gabe von Chemotherapeutika wiederum führt akut bei nahezu allen Patienten zu einer Kälteüberempfindlichkeit und im Verlauf bei einem kleinen Teil zu klassischem neuropathischen Schmerz evtl. mit Kälteallodynie. Insgesamt ergibt sich demnach ein sehr verwirrendes Bild mit teilweise gegensätzlichen bzw. scheinbar widersprüchlichen Effekten. In diesem Symposium sollen die unterschiedlichen Mechanismen dargestellt werden, wie Temperaturänderungen die Erregbarkeit von Nervenfasern verändern. Dazu gehören einerseits die bekannten temperaturempfindlichen TRP Kanäle. Allerdings existieren darüber hinaus noch wichtige rezeptorunabhängige Temperatureffekte: so werden Natriumkanäle durch Kälte zwar gehemmt, aber auch zur repetitiven Entladung („resurgent currents“) angeregt. Kälteabhängig werden zudem Kaliumkanäle geschlossen, was zu einer Erhöhung des Membranwiderstandes führt: dies ist beim Gesunden kein Problem, aber Nervenzellen werden bei höherem Membranwiderstand durch geringere Ströme erregt, sodass bei Patienten mit neuronaler Übererregbarkeit die Abkühlung Schmerzen ausgelösen kann. Schließlich führt Abkühlung zu einer unspezifischen Depolarisierung von Nozizeptoren durch die Hemmung der Natrium/Kalium-Pumpe. Je nach Ausgangslage kann diese Depolarisation sowohl analgetisch wirken oder aber Schmerz auslösen. Insgesamt soll in diesem Symposium herausgearbeitet werden, welche diagnostischen und therapeutischen Schlussfolgerungen aus einer Kälte-abhängiger Verschlechterung bzw. Analgesie gezogen werden können.
Psychologische Verfahren SY05 – Verändern psychische Traumata die Schmerzwahrnehmung? Ein diskussionsorientiertes Symposium Jonas Tesarz¹, Kathrin Bernardy², Kati Thieme³ ¹Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland, ²Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH, Bochum, Deutschland, ³Institut für Medizinische Psychologie der Philipps Universität, Marburg, Deutschland Traumatische Ereignisse und frühe Misshandlungserlebnisse werden in den letzten Jahren zunehmend als Risikofaktoren für die Entstehung und
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Ausbreitung chronischer Schmerzen diskutiert (Tesarz et al. 2015; Häuser et al. 2013; Leisner et al. 2014). Bisherige Studienergebnisse zeigen, dass psychische Traumata im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für chronische Rückenschmerzen stehen (vgl. Tesarz et al. 2015); gleiches gilt für Fibromyalgie-Patienten hinsichtlich körperlichem und/oder sexuellem Missbrauch (Häuser et al. 2013). Vorhandene traumatische Erlebnisse bzw. eine PTBS können eine existente Schmerzerkrankung erheblich komplizieren und beeinträchtigen (Morasco et al. 2013, Häuser et al. 2013), der zugrunde liegende Mechanismus ist aber bis dato unklar. In den bisherigen Untersuchungen, welche die Schmerzwahrnehmung experimentell bei traumatisierten Schmerzpatienten erheben, zeigten sich zum einen zwar generalisierte Hyperalgesien und reduzierte Druckschmerzschwellen (z. B. Tesarz et al. 2015, Möller-Bertram et al. 2014), zum anderen aber auch gegensätzliche Befunde (z. B. Defrin et al. 2008), sodass die Datenlage insgesamt als divergent bezeichnet werden kann. Vor diesem Hintergrund sollen in diesem diskussionsorientierten Symposium zunächst kurz psychophysiologische Befunde von Personen mit unterschiedlichen Stresserfahrungen und traumatischen Erlebnissen in der Vorgeschichte präsentiert werden, um anhand dieser gemeinsam mit dem Auditorium sowohl mögliche Mechanismen als auch aktuelle Unklarheiten und Widersprüche zu diskutieren. Hierfür sollen im Vortrag von K. Thieme zunächst die akuten Effekte von Stress auf das somatosensorische Empfinden dargestellt werden. Individualspezifische Stressreaktivitätsmuster geben Hinweise auf äthiopathogenetische Zusammenhänge von Krankheit und Stress. Deren psychosozialen Charakteristika sind von diagnostischer Relevanz. Daran anknüpfend soll im Vortrag von K. Bernardy somatosensorische Profile von traumatisierten und nicht-traumatisierten CRPS-Patienten referiert werden. Im weiteren soll im Vortrag von J. Tesarz untersucht werden, wie sich das somatosensorische Empfinden durch die psychotherapeutischen Bearbeitung zurückliegender traumatischer Ereignisse und früher Misshandlungserlebnisse verändern lässt. Das Symposium schließt mit einer Diskussion über mögliche Implikationen für die Behandlung.
Arzneimitteltherapiesicherheit in der Schmerzbehandlung SY06 – Arzneimittelinteraktionen und – Nebenwirkungen in der Schmerzmedizin Ulrike Stamer¹, Holger Petri², Thomas Stammschulte³, Andreas Sandner-Kiesling⁴ ¹Universität Bern, Inselspital, Bern, Schweiz, ²Wemer-Wicker-Klinik, Bad Wildungen, Deutschland, ³Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, Berlin, Deutschland, ⁴Klinische Abteilung für Allgemeine Anästhesiologie, Notfall- und Intensivmedizin, Graz, Österreich Medikamente sind in der Akutschmerztherapie und bei der Therapie der meisten chronischen Schmerzsyndrome unverzichtbar. Die in der Schmerzmedizin verwendeten Medikamente können jedoch auch zu schwerwiegenden, in seltenen Fällen tödlichen, Nebenwirkungen, alleine oder in Kombination mit anderen Medikamenten führen. Das Symposium will praxisnah Arzneimittelinteraktionen und – Nebenwirkungen, die jeder Schmerztherapeut kennen sollte, darstellen. Es werden Maßnahmen vorgestellt, mit denen Arzneimittelinteraktionen erfasst und vermieden werden können. Herr Petri wird die biochemischen Grundlagen und Fallbeispiele von schwerwiegenden Arzneimittelinteraktionen von Schmerzmitteln darstellen. Herr Stammschulte wird einen Überblick über Verdachtsmeldungen von Nebenwirkungen durch Schmerzmittel in der Datenbank des deutschen Spontanmeldesystems geben und Fallbeispiele von schwer verlaufenden Reaktionen darstellen.
Herr Sandner-Kiesling wird Tools zur Erfassung von potentiellen Medikamenteninteraktionen in der Akutschmerztherapie und deren Praktikabilität anhand von Fallbeispielen vorstellen.
Akutschmerz SY07 – Aktualisierung der Akutschmerzleitlinie – was kommt, was bleibt, was geht? Esther Pogatzki-Zahn¹, Joachim Erlenwein², Regine Klinger³ ¹Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland, ²Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland, ³Universitätsklinikum HamburgEppendorf (UKE), Hamburg, Deutschland Ende 2017 wird das Abschließen und Erscheinen der aktualisierten S3 Leitlinie „Behandlung akuter perioperativer und posttraumatischer Schmerzen“ erwartet; die ursprüngliche erste Version dieser S3-Leitlinie erschien 2007 und ist damit bereits inhaltlich an vielen Stellen deutlich überholt. In diesem Symposium wollen wir auf drei klinisch wichtige Bereiche im Rahmen der Akutschmerztherapie eingehen und diese anhand der aktuellen Literatur so wie der aktualisierten Empfehlungen aus der Leitlinie diskutieren. Das erste Thema wird sich mit der Organisation der Akutschmerztherapie auseinandersetzen. Die Akutschmerztherapie in Kliniken stellt heute ein interprofessionelles und interdisziplinäres Tätigkeitsfeld mit verschiedensten Therapiekonzepten dar. Aus verschiedensten Gründen ergibt sich häufig zusätzlich eine schmerzmedizinische Mitbetreuung abteilungsübergreifend im Rahmen von Konsil- und Liaisontätigkeit und neben der reinen Patientenversorgung gewinnen auch informative und edukative Aspekte einen zunehmenden Stellenwert. Dies erfordert engere Absprachen und organisatorische und qualifikatorische Regelungen, die so bislang in Leitlinien wenig Raum gefunden haben. Durch die Akutschmerzleitlinie erhoffen sich viele, dass diese Aspekte dort aufgegriffen und wertvolle Hilfestellungen für den organisatorischen Rahmen der Akutschmerztherapie gegeben werden. Dies soll im ersten Vortrag dargestellt und diskutiert werden. Im zweiten Vortrag wird Frau Klinger aufzeigen, welche Neuerungen auf Basis der Evidence in das Update der Leitline innerhalb des Kapitel Patienteninformation und -aufklärung aufgenommen wurden. Die Empfehlungen berücksichtigen noch stärker als zuvor, dass Kommunikation und Interaktion mit Patienten bei der postoperativen Schmerztherapie Risiken und Chancen beinhaltet: Negative Vermittlung von Informationen zum postoperativen Schmerzgeschehen kann das Schmerzerleben verschlimmern, positive Vermittlung mit den Patienten kann das postoperative Schmerzerleben erleichtern. In diesem Beitrag soll der Stellenwert der Informationsvermittlung und die damit einhergehende Interaktion mit dem Patienten beleuchtet werden und dargestellt werden, Der dritte Aspekt widmet sich der Pharmakotherapie. Eine Kombination verschiedener Analgetika wird immer häufiger für die postoperative Schmerztherapie propagiert; unklar ist dabei, welches Medikament überhaupt, welches für welche Indikation und für welchen Patienten das richtige ist. Metaanalysen zeigen zunehmend den zusätzlichen Effekt verschiedener, bisher für die Akutschmerztherapie weniger gebräuchliche Substanzen in der Therapie auch akuter postoperativer Schmerzen auf. Rechtfertigen diese (klinisch z. T. nur marginal klinisch relevanten) Effekte aber einen Einsatz, vor allem im Sinne einer generellen Empfehlung. Nebenwirkungen und Wechselwirkungen im breiten Einsatz sind dabei z. T. unklar. Auf diese Fragen soll im dritten Teil des Symposiums eingegangen werden.
Kopfschmerz SY08 – Liquordruck: Zu niedrig, zu hoch und Kopfschmerzen Andreas Straube¹, Christoph Schankin², Jan Hoffmann³ ¹Universität München Klinikum Großhadern, München, Deutschland, ²Inselspital, Universitätsspital Bern, Bern, Schweiz, ³Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland Abstrakt: Chronische tägliche Kopfschmerzen betreffen etwa 2–4 % der Bevölkerung. Im Allgemeinen stehen die primären Kopfschmerzen dabei im Vordergrund des klinischen Interesses, da sie die überwiegende Anzahl der Erkrankungen darstellen. Umso wichtiger ist es, sekundäre Kopfschmerzen, die sich klinisch wie chronische tägliche Kopfschmerzen präsentieren zu unterscheiden. Eine der häufigeren Differentialdiagnosen dabei sind die Kopfschmerzerkrankungen, die im Zusammenhang mit Veränderungen der Liquordynamik stehen wie die idiopathische intrakranielle Hypotension sowie die idiopathische intrakranielle Hypertension. Beiden Erkrankungen ist gemeinsam, dass sie einen chronischen Verlauf nehmen können und dann klinisch eher uncharakteristische Symptome zeigen. Eine verzögerte Diagnosestellung kann dabei zu irreversiblen neurologischen Defiziten führen. Andererseits kann sich gerade die Intrakranielle Hypotension höchst dramatisch manifestieren und durch eine Überlagerung durch andere sekundäre Kopfschmerzsyndrome eine Diagnosestellung erschwert werden.
Varia SY09 – Speed Update Tim P. Jürgens¹, Markus Blankenburg², Shahnaz Christina Azad³, Claudia Sommer⁴, Kai-Uwe Kern⁵, Thomas Dresler⁶, Jan Hoffmann⁷ ¹Universitätsmedizin Rostock, Zentrum für Nervenheilkunde, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Rostock, Deutschland, ²Klinikum Stuttgart, Stuttgart, Deutschland, ³Klinikum der Universität München, München, Deutschland, ⁴Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Deutschland, ⁵Praxis für Allgemeinmedizin/ Anästhesiologie, Wiesbaden, Deutschland, ⁶Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland, ⁷Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland Hier liegt kein Abstract vor
Experimentelle Modelle und Pathophysiologie SY10 – Modelle der Placeboanalgesie und Nocebohyperalgesie – Der Einfluss des psychosozialen Kontextes auf die endogene Schmerzmodulation Maike Müller¹, Anne-Kathrin Bräscher², Philipp Reicherts³, Nathalie Wrobel⁴ ¹Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Deutschland, ²Johannes Gutenberg Universität Mainz, Mainz, Deutschland, ³Universität Würzburg, Würzburg, Deutschland, ⁴Department of Clinical Neuroscience, Karolinska Institutet, Stockholm, Stockholm, Schweden Die Effektivität von analgetischen Behandlungen im klinischen Alltag wird wesentlich beeinflusst durch psychosoziale Kontextfaktoren wie die Erwartung des Patienten an die Behandlung. Um die Wirksamkeit von Analgetika gezielt zu steigern und unerwünschte Effekte zu reduzieren, ist eine umfassende Kenntnis der einflussnehmenden psychosozialen Kontextfaktoren unabdingbar. Placebo- und Nocebo-Paradigmen gelten als sehr gute experimentelle Modelle, um den Einfluss des psychosozialen Kontextes auf Schmerzwahrnehmung und endogene Schmerzmodulation zu untersuchen. Kontext-bezogene negative Erwartungen und Lernerfah-
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Abstracts/Kongresse rungen können Nocebohyperalgesie, positive Erwartungen und Lernerfahrungen hingegen Placeboanalgesie induzieren. Dieses Symposium stellt neue Erkenntnisse aus Placebo- und Noceboforschung sowohl bei gesunden Probanden als auch bei chronischen Schmerzpatienten vor. Hierbei soll zum Einen fokussiert werden auf den Einfluss von Lernerfahrungen und Emotionen auf die Nocebohyperalgesie und die Placeboanalgesie auf akuten Schmerz bei gesunden Menschen. Ein weiterer Schwerpunkt beleuchtet, inwiefern die Größe der Placeboanalgesie und somit die Kapazität zur endogenen Schmerzmodulation durch das Lebensalter beeinflusst wird. Schließlich werden Ergebnisse präsentiert, welche psychoneurobiologischen Mechanismen der Placeboanalgesie auf akuten und auf chronischen Schmerz bei Menschen mit chronischen Schmerzen zu Grunde liegen. Implikationen für die Grundlagenforschung und den klinischen Alltag werden diskutiert.
Gemeinsame (partizipative) Entscheidungsfindung (Arzt-Patient) SY11 – Gemeinsame Entscheidungsfindung in der Schmerzmedizin Winfried Häuser¹, Wolfgang Eich², Fülöp Scheibler³, Heike Norda⁴, Christiane Bieber² ¹Klinikum Saarbrücken gGmbH, Saarbrücken, Deutschland, ²Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland, ³Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG, Köln, Deutschland, ⁴SchmerzLOS e. V., Lübeck, Deutschland Das Patientenrechtegesetz fordert die umfassende Aufklärung und Beteiligung der Patientinnen und Patienten an medizinischen Entscheidungen. Leitlinien der Schmerzmedizin fordern eine partizipative Entscheidungsfindung von Arzt und Patient bei der Wahl von Therapieoptionen. Die Umsetzung dieser Forderungen wirft jedoch Fragen auf, die im Symposium diskutiert werden sollen. Was bedeutet partizipative Entscheidungsfindung (shared decision making) (SDM) überhaupt? Sollte SDM ein patientenrelevanter Endpunkt medizinischer Interventionen werden? Welche konkreten Maßnahmen können zur Implementierung in den klinischen Alltag ergriffen werden? Wie wird SDM durchgeführt? Wie ist die Datenlage zur Wirksamkeit von SDM? Welche Maßnahmen sollen ergriffen werden, um SDM in der Schmerzmedizin zu fördern. Herr Scheibler wird Definitionen von SDM, ihre Bedeutung im Patientenrechtegesetz und für die Nutzenbewertung und Beispiele für die Disseminierung und Implementierung von SDM (z. B. nationale Plattform für Entscheidungshilfen, Verbesserung der evidenzbasierten Gesundheitsinformationen, Schulung von Professionellen, Implementierung von SDM in Leitlinien) darstellen. Frau Norda wird über Erfahrungen von Schmerzpatienten mit SDM berichten und die Wünsche der Betroffenen für eine patientenzentrierte Schmerzmedizin vorstellen. Frau Bieber wird einen Überblick über Gesprächstechniken zur SDM aus ihrer langjährigen Erfahrung als Kommunikationstrainerin für ärztliche Kollegen geben, dabei auch Videobeispiele einsetzen, und über klinische Ansätze berichten, wie SDM in die Praxis gebracht werden kann. Des Weiteren wird sie mögliche Effekte von SDM in der Schmerzmedizin und der Onkologie aufzeigen, auf die Messung von SDM eingehen und auch Barrieren darstellen, die eine Umsetzung von SDM im Klinikalltag erschweren oder verzögern.
Akutschmerz SY12 – 2017 – Global Year Against Pain after Surgery Joachim Erlenwein¹, Stephan M. Freys², Ulrike Stamer³ ¹Klinik für Anästhsiologie, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland, ²Chirurgische Klinik, Darmkrebszentrum Bremen West, DIAKO Ev. Diakonie-Krankenhaus, Bremen, Deutschland, ³Universität Bern, Bern, Schweiz Anlässlich des „Global Year Against Pain after Surgery“ der International Association for the Study of Pain wird diese Sitzung durch den AK Akutschmerz der Deutschen Schmerzgesellschaft organisiert. Chronische postoperative Schmerzen werden für einige operative Eingriffe mit einer Prävalenz von bis zu 30–50 % der Patienten beschrieben. Sie können für den Patienten langfristig eine erhebliche Einschränkung sowohl der Funktionalität als auch der Lebensqualität bedeuten. Risikofaktoren für chronische Schmerzen nach Operationen sind seit vielen Jahren bekannt und werden, z. B. auch bei der Auswertung von über 3000 Patienten des internationalen Schmerzregisters PAIN OUT bestätigt. Der neuropathische Schmerz spielt dabei eine besondere Rolle. Zunächst wird im ersten Beitrag aus Sicht des Chirurgen beschrieben, welche Möglichkeiten in der Hand des Operateurs liegen (und oft vernachlässigt werden), um die Entstehung chronischer postoperativer Schmerzen zu verhindern. Schonende OP-Techniken, adäquate intraoperative Lagerung, ein restriktiver Einsatz von Drainagen, sowie Verbandstechniken sind Beispiele für wertvolle Beiträge zur Senkung des Risikos der Entstehung chronischer Schmerzen nach Operationen bereits im Operationssaal. Auch diverse pharmakologische Maßnahmen zur Prävention (Gabapentinoide, Ketamin, Lidocain etc.) werden heute von vielen Kollegen eingesetzt, obwohl die Datenlage z. T. heterogen ist. Risikofaktoren, Möglichkeiten der Prävention (neben denen des Chirurgen) und wie das Wissen in die Praxis umgesetzt werden kann, werden im zweiten Beitrag diskutiert. Das Problem liegt dabei nicht so sehr darin, die Patienten zu erkennen, sondern vielmehr ein sinnvolles Konzept im klinischen Alltag zu etablieren und über die diversen Schnittstellen alle beteiligten Disziplinen an einem Strang ziehen zu lassen. Die sich in der Literatur derzeit darstellende Bedeutung chronischer postoperativer Schmerzen, fast schon im Sinne eines „Massenphänomens“, scheint sich sowohl in der Versorgungsrealität chirurgischer als auch spezialisierter schmerzmedizinsicher Einrichtungen in ihrer Relevanz nicht kongruent widerzuspiegeln. Im dritten Beitrag wird aus schmerzmedizinischer Sicht die Bedeutung des Phänomens chronischer postoperativer Schmerzen hinsichtlich des funktionellen Outcomes und der Lebensqualität der Patienten beleuchtet. Dabei wird auch kritisch dargestellt, dass die bisher sehr uneinheitlichen Definitionen zu großer Varianz führen und somit mit der Gefahr einer zahlenmäßigen Überbewertung des Phänomens einhergehen können.
Kopfschmerz SY13 – Update Kopfschmerz Dagny Holle-Lee¹, Gudrun Gossrau², Jan Hoffmann³ ¹Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland, ²Universitäts SchmerzCentrum, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Dresden, Deutschland, ³Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland Ziel dieses Symposiums ist es, einen aktuellen Überblick über neue Erkenntnisse bei Migräne und trigeminoautonomen Kopfschmerzen zu geben. Hierbei geht es vor allem darum aufzuzeigen, was die neuen Studiendaten an der konkreten Behandlung von Kopfschmerzpatienten verändern bzw. in Zukunft verändern könnten. Schwerpunkte der Vorträge sind dabei neue epidemiologische Daten, neue genetische Studien, neue Daten zur klinischen Präsentation und neue therapeutische Behandlungsansätze.
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Ein Schwerpunkt wird auf die Calcitonin gene related peptide (CGRP)Antikörper sowie die CGRP-Antagonisten gelegt, die sowohl bei Migräne als auch trigeminoautonomen Kopfschmerzen wirksam sein könnten. Auch neue Erkenntnisse zu Migräne als eigenständigem kardiovaskulären Risikofaktor werden referiert. Darüberhinaus wird ein Überblick über die neuromodulativen Verfahren gegeben, die aktuell und zukünftig in der Behandlung von Kopfschmerzerkrankungen eine Rolle spielen. Insbesondere wird auch auf die Indikationsstellung für invasiven Stimulationsverfahren eingegangen sowie auf mögliche prädiktive Faktoren, die bei der Patientenselektion des richtigen Verfahrens für den individuellen Patienten helfen könnten.
Varia SY16 – Digitale Revolution in der Behandlung chronischer Schmerzen: e- und m-Health als Durchbruch?! Thomas R. Tölle¹, Urs-Vito Albrecht², Stephan Huber³ ¹Zentrum für Interdisziplinäre Schmerzmedizin Technische Universität München, München, Deutschland, ²Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland, ³Klinikum rechts der Isar, TU München/ Kaia Health, München, Deutschland Es gibt wohl kaum eine Neuerung im internationalen Gesundheitswesen, der mit so viel Hoffnung und Skepsis entgegen gesehen wird wie der eHealth und m-Health Technologie. Den ungeheuren Aussichten, breiten Bevölkerungsschichten mit hoch qualifizierter Gesundheitsfürsorge eine bessere Lebensqualität zu bereiten, stehen die mindesten ebenso großen Ängste vor dem „gläsernen Patienten“ gegenüber. In Deutschland wurde in „CHARISMHA“ (Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps; Chances and Risks of Mobile Health Apps) vom Peter L. Reichertz Institut für medizinische Informatik (PLRI) eine Studie durchgeführt, an dem multidisziplinär zum Thema Gesundheits-Apps geforscht und publiziert wurde. Insgesamt 18 Autoren waren beteiligt. Studienleiter war Dr. med. Urs-Vito Albrecht. In der Zusammenschau wird den Gesundheits-Apps eine Chance beigemessen, allerdings wird einschränkend festgehalten, dass die Gesundheits-App nur als Werkzeug im Gesundheitskontext ernstgenommen werden wird, wenn sie den Qualitätsansprüchen in Bezug auf Sicherheit, Bedienbarkeit, Funktionalität und Transparenz entspricht.(Albrecht, U.-V.: Kapitel Kurzfassung. In: Albrecht, U.-V. (Hrsg.), Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps (CHARISMHA). Medizinische Hochschule Hannover, 2016, S. 14–47.) Zur erfolgreichen Anwendung von e- und m-Health bei der Behandlung von Schmerzen gibt es ebenfalls ernstzunehmende Hinweise. Aus verschiedenen Ansätzen zeigt sich, das die Vernetzung von Arzt und Patient über eine App zu guten Ergebnissen bei der Behandlung von Schmerzen führen kann. Weiterhin existieren wissenschaftliche Daten, wie die Anwendung von Apps zur Ruckenschmerztherapie, die in einer Meta-Analyse dargestellt werden sollen. Als Beispiel für ein konkretes Versorgungskonzept soll „Rücken innovative Schmerztherapie mit e-Health für unsere Patienten“ Rise-uP, das vom Innovationsfond (IF) des GBA gefördert wird, vorgestellt werden. Rise-uP will die fragmentierte, wenig strukturierte, von Fehl-, Über- und Unterversorgung bestimmte Behandlung von Rückenschmerzen in Deutschland überwinden. Die Überversorgung von zu vielen Patienten mit Bildgebung, Injektionen und Operation, die zur Entstehung konstenintensiver Behandlungsfälle beim Rückenschmerz beiträgt, wird von der Nationalen Versorungsleitlinie Kreuzschmerz (NVL) ausdrücklich mißbilligt. Dagegen werden die frühzeitige Edukation, Eigenaktivität und Einbeziehung der multimodalen Schmerztherapie vernachlässigt. Deutschland ist einer der innovativsten Standorte, wenn es um i-Technologie und Digitalisierung im Gesundheitswesen geht. Hierzu gehört auch e- und m-Health. Die Deutsche Schmerzgesellschaft sollte daher nicht die Chance verpassen, an dieser Entwicklung frühzeitig und mit Einfluss auf die zukünftigen Technologien teil zu haben.
Epidemiologie und Genetik SY17 – Schmerzgenetik – wird jetzt alles klar? Nurcan Üçeyler¹, Andreas Winterpacht², Barbara Namer³ ¹Universitätsklinik Würzburg, Würzburg, Deutschland, ²Friedrich-AlexanderUniversität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland, ³Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Mannheim, Deutschland Das Wissen zu möglichen genetischen Ursachen von Schmerzsyndromen hat sich in den letzten Jahren zunehmend vermehrt. Zuvor als „idiopathisch“, manchmal aufgrund eines nicht kategorisierbanden Phänotyps sogar als „nicht organisch“ eingestufte Fälle erscheinen plötzlich in einem ganz anderen diagnostischen und prognostischen Licht, wenn als zugrunde liegende Ursache eine genetische Alteration gefunden wird. Das Spektrum der zu beachtenden und potenziell beteiligten Proteine, auf deren codierenden Genen bei entsprechendem Phänotyp nach Mutationen gesucht werden sollte, geht weit über die am häufigsten in diesem Zusammenhang genannten Ionenkanäle hinaus. Zwar behalten letztere ihre besondere Position in der Schmerzforschung allein schon deswegen, weil es eine Mutation im spannungsabhängigen Natriumkanal NaV1.7 ist, die erstmals als die genetische Grundlage eines Schmerzsyndroms identifiziert werden konnte, aber mittlerweile ist klar, dass auch Proteine aus der Gruppe des Sphingolipidmetabolismus oder des axonalen Transportes betroffen sein können. Zunehmend erweitern sich auch die diagnostischen Möglichkeiten, um genetische Ursachen von Schmerzsyndromen in Klinik und Praxis nachweisen zu können. Dieses Symposium wird den aktuellen Stand des Wissens zur Schmerzgenetik präsentieren. In umfassenden und kritischen Vorträgen wird es zunächst um eine Standortbestimmung gehen, die eine Übersicht über mögliche genetisch-bedingte Schmerzsyndrome geben wird, die pathophysiologischen Grundlagen erläutern und die aktuell möglichen diagnostischen Maßnahmen erklären. Im zweiten Schwerpunkt werden Beispiele genetisch bedingter Schmerzsyndrome aus der klinischen Praxis berichtet und ihre Phänotypen, Genotypen und Prognosen sowie Behandlungsoptionen erörtert. Schließlich geht es im dritten Abschnitt um den aktuellen Stand des Wissens zur Erythromelalgie, die zwar selten ist, uns aber als erstes genetisch entziffertes Schmerzsyndrom sehr viel über die Grundlagen der Schmerzpathophysiologie gelehrt hat. Das Symposium ist klinisch und grundlagenwissenschaftlich breit zum Thema Schmerzgenetik aufgestellt und wird dem Auditorium nicht nur das nötige Grundlagenwissen für das Verständnis genetisch bedingter Schmerzerkrankungen geben, sondern auch Anleitungen zum praktischen Vorgehen bei der Diagnostik und Therapie von Schmerzsyndromen mit genetischer Verursachung.
Psychologische Verfahren SY18 – Psychologische und Umweltfaktoren beim Auslösen von Migräneanfällen Thomas Dresler¹, Peter Kropp², Florian Wogenstein³ ¹Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland, ²Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Deutschland, ³Hochschule Hof, Hof, Deutschland Migräne ist ein komplexes Krankheitsbild, welches als multifaktoriell bedingt angesehen werden kann. So haben sowohl physiologische als auch psychologische Prozesse ihren Anteil an der Entstehung und Aufrechterhaltung. Diese wirken allerdings nicht unabhängig voneinander auf die Migräne, sondern beeinflussen sich wechselseitig. Dies bedeutet für das therapeutische Vorgehen, dass physiologische und psychologische Verfahren am besten in Kombination angewendet werden sollten, um therapeutisch gut und langfristig wirksame Effekte zu erzielen. Hier sollten Arzt, Psychologe und Patient miteinander gemeinsam entscheiden, welches Vorgehen gewählt werden sollte. In dem Symposium werden zunächst psychologische Mechanismen vorgestellt, die bei Migränepatienten von Bedeutung sind. Gibt es spezifisch Der Schmerz · Suppl 2 · 2017
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Abstracts/Kongresse veränderte Aufmerksamkeitsprozesse? Achten Patienten zu stark auf bestimmte Auslöser und überschätzen dadurch deren Einfluss? Es wird dargestellt, wie sich das Wissen um diese psychologischen Mechanismen auch therapeutisch nutzen lässt. Neben diesen psychologisch relevanten Mechanismen spielen auch Umweltfaktoren eine nicht außer Acht zu lassende Rolle. Ein häufig berichtetes Phänomen ist die Wetterfühligkeit von Migränepatienten. Dies ist therapeutisch insofern interessant, da das Wetter wie viele andere Umweltfaktoren auch nicht direkt der Kontrolle durch Patient und Therapeut unterliegen. Es werden Daten vorgestellt, inwiefern externe Umweltfaktoren und psychologische Mechanismen mit Migräneattacken zusammenhängen und wie man diese therapeutisch angehen kann.
Neuropathischer Schmerz SY19 – Radikuläre Schmerzen – ein Update zu Klinik und Management einer komplexen Symptomatik Brigitte Tampin¹, Ralf Baron², Axel Schäfer³ ¹Sir Charles Gairdner Hospital, Nedlands, Australien, ²Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Kiel, Deutschland, ³Fakultät Gesellschaftswissenschaften, Hochschule Bremen, Bremen, Deutschland Nervenwurzelkompression und/oder -entzündung kann zu Nervenschädigung führen und daraus resultierenden neuropathischen Schmerzen. Bei Patienten mit radikulären Schmerzen liegt oft eine Mischung aus nozizeptiven und neuropathischen Schmerzen vor („mixed pain“). Es ist wichtig, diesen gemischten Schmerz zu erfassen, da besonders für neuropathische Schmerzen eine gezielte Schmerztherapie angewandt werden muss. Radikuläre Schmerzen sind heterogen, d. h. Patienten mit der gleichen Diagnose können unterschiedliche Schmerzpräsentationen und zugrundeliegende Schmerzmechanismen aufweisen. Dies könnte ein Grund sein, warum manche Patienten auf eine bestimmte Therapie gut ansprechen, andere dagegen nicht.
Pflegewissenschaft SY20 – Gemeinsame Entscheidungen zwischen Pflegenden und Ärzten – wo stehen wir? Nadja Nestler¹, Monika Thomm², Petra Paul³, Johannes Löser⁴ ¹Paracelsus Medizinische Universität, Salzburg, Österreich, ²Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland, ³Katholisches Klinikum Lünen/Werne GmbH, Lünen, Deutschland, ⁴Universitätsklinik Köln, Köln, Deutschland Die Bedeutung der interprofessionellen Zusammenarbeit in der Akutschmerztherapie wie auch der Behandlung chronischer Schmerzpatienten wird seit Jahren hervorgehoben. Insbesondere die Berufsgruppen der Pflegenden und Mediziner sind in der Schmerztherapie gut verzahnt. Dabei scheinen aber nicht immer die Zuständigkeiten der unterschiedlichen Berufsgruppen eindeutig definiert oder gar beschrieben. Insbesondere durch die Schaffung einer pflegerischen Schmerzexpertise in den letzten anderthalb Dekaden ist es notwendig, Zuständigkeiten und Aufgabenbereiche der Mediziner und Pflegenden neu zu denken und zu diskutieren. Insbesondere die gemeinsame Entscheidungsfindung auf der Basis der unterschiedlichen Paradigmen der Berufsgruppen bedarf einer Überprüfung und teilweisen Neuausrichtung. Das Symposium will aus Sicht der unterschiedlichen Berufsgruppen und Versorgungsschwerpunkte die Aufgabenbereiche, Zuständigkeiten sowie mögliche zukünftige Verschiebungen oder Erweiterungen diskutieren, um somit die in der Praxis häufig erlebte Diskrepanz zwischen theoretischen Vorgaben und der gelebten Realität aufzugreifen und mögliche Entwicklungen für die Praxis aufzeigen.
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Tumorschmerz SY21 – Tumorschmerztherapie und Nebenwirkungen Stefan Wirz¹, Hans-Christian Wartenberg², Stefan Lorenzl³ ¹CURA – kath. Krankenhaus im Siebengebirge, Bad Honnef, Bad Honnef, Deutsc, ²Unikliniken Amsterdam, Amsterdam, Niederlande, ³Krankenhaus Agatharied GmbH, Hausham, Deutschland Im Rahmen dieses Symposiums sollen opiatinduzierte Neben- und Wechselwirkungen diskutiert werden, die oft nicht viel Beachtung finden, obwohl sie einen gravierenden Einfluss auf die Lebensqualität der PatientInnen haben. Sedierung unter Opiattherapie ist ein ausgesprochen komplexes Thema mit zahlreichen Differenzialdiagnosen, wo klare differenzialdiagnostische und -therapeutische Algorithmen nützlich sind. Wie funktioniert eine moderne Dyspnoebehandlung mit Opioiden und wie beurteilt man die Gratwanderung hinsichtlich der opioidinduzierten Atemdepression? Opioidinduzierte Hormonveränderungen sind immer noch ein Tabuthema, welches offensiv diskutiert werden sollte.
Experimentelle Modelle und Pathophysiologie SY22 – Endogene Schmerzkontrolle und Dynamik des nozizeptiven Systems bei chronischen Schmerzen Alexander Felix Cremer¹, Ruth Ruscheweyh², Janne Gierthmühlen³ ¹Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland, ²Neurologische Klinik und Poliklinik Ludwigs-Maximilian-Universität München, München, Deutschland, ³Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Kiel, Deutschland Der Körper verfügt über verschiedene Systeme der körpereigenen Schmerzkontrolle, die unter anderem in lebensbedrohlichen Situationen aktiviert werden, um Flucht oder Verteidigung in unbeeinträchtigter Weise zu ermöglichen. Aber auch im Alltag sind diese Systeme aktiv und entscheiden darüber, wie viel vom eingehenden nozizeptiven Zustrom tatsächlich das Gehirn erreicht und/oder als Schmerz wahrgenommen wird. Dies hat auch klinische Bedeutung, z. B. zeigen Menschen mit chronischen Schmerzen eine defiziente endogene Schmerzhemmung und/oder eine aktive endogene Schmerzverstärkung. In Zusammenhang damit oder auch darüber hinaus scheint das nozizeptive System im Verlauf chronischer Schmerzerkrankungen eine gewisse Dynamik zu haben, d. h. sich in Richtung Pro- oder Antinozizeption bewegen zu können. Im ersten Vortrag wird Herr Cremer die verschiedenen Testverfahren zur Untersuchung der endogenen Schmerzhemmung und der Dynamik des nozizeptiven Systems beleuchten. Es gibt diverse Testverfahren zur Erfassung der endogenen Modulation: das bekannteste Verfahren der Operationalisierung der endogenen Schmerzkontrolle ist sicherlich die Messung des Conditioned Pain Modulation (CPM)-Effekts. Aber auch andere Verfahren wie Offset-Analgesie, non-noxious inhibitory control (NNIC), Habituation, Sensibilisierung oder Effekte auf den spinalen R3-Reflex können als Tests zur Erfassung der endogenen Schmerzmodulation verwendet werden. Diskutiert werden soll insbesondere die Vergleichbarkeit der Methoden untereinander. Im zweiten Vortrag wird Frau PD Dr. Ruscheweyh die klinische Bedeutung der endogenen Schmerzhemmung beleuchten, insbesondere die Stärkung der endogenen Schmerzhemmung als therapeutischen Ansatzpunkt. Bei chronischen Schmerzpatienten findet sich regelmäßig eine Unterfunktion der endogenen Schmerzhemmung. Manche Studien legen nahe, dass diese vorbestehend ist und einen Risikofaktor für die Entwicklung einer chronischen Schmerzerkrankung darstellt, während andere Ergebnisse für eine Dysfunktion der endogenen Schmerzhemmung als Folge der chronischen Schmerzerkrankung sprechen. Es gibt verschiedene Ansätze zur Stärkung der endogenen Schmerzhemmung (Verhaltenstherapie, Biofeedback, Medikamente mit serotonergem/noradrenergem Ansatz). Erste Ergebnisse zeigen, dass eine klinische Schmerzbesserung durch diese Verfahren tat-
sächlich direkt mit einer Verbesserung der endogenen Schmerzhemmung in Zusammenhang steht. Erkenntnisse über die (Patho-) Physiologie der endogenen Schmerzmodulation können so zu einer besseren Behandlung von Schmerzpatienten beitragen. Im dritten Vortrag wird Frau PD Dr. Gierthmühlen klinische Beispiele verschiedener Schmerzerkrankungen diskutieren, die die Dynamik des nozizeptiven Systems zwischen Pro- und Antinozizeption und deren Bedeutung für die Therapie veranschaulichen. So zeigen Patienten mit CRPS im klinischen Verlauf trotz klinischer Besserung und Besserung der Schmerzintensität eine Ausbreitung somatosensorischer Symptome auf die kontralaterale Seite sowie Parameter der zentralen Sensibilisierung auf der betroffenen und nicht-betroffenen Körperseite. Patienten mit postherpetischer Neuralgie und Deafferenzierung können auch noch nach langem Krankheitsverlauf eine Funktionsverbesserung der Detektionsschwellen zeigen, so dass sie dann wiederum auch auf eine topische Therapie ansprechen können. Ursachen und mögliche Ansatzpunkte der Dynamik des nozizeptiven Systems für die Therapie sollen diskutiert werden.
Kopfschmerz aus interdisziplinärer Sicht SY23 – Der Kopfschmerz und das Trauma Matthias Keidel¹, Charly Gaul², Beatrice Zahn³, Esther Pogatzki-Zahn⁴ ¹Neurologische Klinik Bad Neustadt, Bad Neustadt a. d. Saale, Deutschland, ²Migräne- und Kopfschmerzklinik Königstein, Königstein im Taunus, Deutschland, ³Klinikum rechts der Isar, München, Deutschland, ⁴Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland Posttraumatische Kopfschmerzen treten nach Schädel-Hirn-Traumata, HWS-Beschleunigungsverletzung und neurochirurgischen Operationen vorwiegend der hinteren Schädelgrube auf. Ärztliche Aufgabe ist neben der Akuttherapie und der verlaufsabhängigen multimodalen Therapieerweiterung die posttraumatische (bzw. perioperative) Prävention der Kopfschmerzchronifizierung durch Vermeidung iatrogener Chronifizierungsfaktoren und frühzeitige Identifizierung und Beachtung verlaufsprotrahierender Prädiktoren. Der posttraumatische Kopfschmerz stellt bei fehlendem Nachweis eines Körperschadens, aber geltend gemachter Gesundheitsstörung, besondere Anforderungen an das Gutachterwesen. Von unterschätzter Bedeutung ist der Kopfschmerz nach psychischem Trauma, der sich im Rahmen einer psychosomatischen Erkrankung manifestiert. Der Zusammenhang zwischen Kopfschmerz und Trauma wir interdisziplinär aus neurologischer, chirurgischer, psychiatrischer und forensischer Sicht beleuchtet.
Varia SY24 – BVSD-Symposium: „Cannabis als Medizin – Der lange Weg zur Therapiefreiheit“ Albrecht Kloepfer¹, Andreas Kiefer² ¹Büro für gesundheitspolitische Kommunikation, Berlin, Deutschland, ²Präsident der Bundesapothekerkammer, Koblenz, Deutschland Im Bereich der Therapie chronischer Schmerzen, in der Tumorschmerztherapie und der Palliativmedizin bestätigen wissenschaftliche Studien eine Wirksamkeit von medizinischem Cannabis. So existieren eine Reihe klinischer Studien, die die Effektivität von Cannabinoiden bei chronischen Schmerzen untersucht haben. Daneben bewirkt medizinisches Cannabis auch eine Steigerung des Appetits und des allgemeinen Wohlbefindens gerade bei Palliativpatienten. Übelkeit kann mit medizinischem Cannabis bei Tumorschmerzpatienten effektiv behandelt werden. Seit März 2017 können Schwerkranke auf Rezept Cannabis in der Apotheke erhalten. Patienten brauchen keine Ausnahmeerlaubnis mehr, entsprechende Vorschriften laufen aus. Die Krankenkassen sind verpflichtet,
die Therapiekosten zu übernehmen. Das Gesetz sieht monatliche Behandlungskosten von im Schnitt 540 Euro vor. Auf die Kassen kommen daher auch Kosten zu. Vollständig erforscht ist die Wirkung der Hanfpflanze aber noch nicht. Die Bundesopiumstelle wird das neue Gesetz mit Daten zu Cannabis-Therapien binnen fünf Jahren analysieren. Ärzte melden dazu dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) anonymisierte Daten zu Behandlungen mit Cannabisarzneimitteln, die dann ausgewertet werden. Welche Erfahrungen wurden in der Umsetzung des neuen Gesetzes gemacht? Wie stehen die Krankenkassen zu der neuen Therapiemöglichkeit für Schwerkranke? Was können Schmerzmediziner über neue Erkenntnisse in der Wirksamkeit von Cannabis als Medizin berichten? Diese und weitere Fragen werden auf dem Podium diskutiert.
Neuropathischer Schmerz SY25 – Neuropathische Schmerzen diagnostizieren – Horizonterweiterung mit neuen Methoden Elena Enax-Krumova¹, Nurcan Üçeyler², Philipp Hüllemann³ ¹Neurologische klinik, BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Bochum, Deutschland, ²Neurologische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Deutschland, ³Universitätsklinikum SchleswigHolstein, Campus Kiel, Kiel, Deutschland Entsprechend der aktuellen Definition der International Association for the Study of Pain (IASP) sollten Schmerzen nur dann als „neuropathisch“ bezeichnet werden, wenn sie direkt Folge einer Läsion oder Erkrankung des für die Nozizeption relevanten somatosensorischen Nervensystems sind. Es sollte nur dann von „wahrscheinlichen“ und „sicheren“ neuropathischen Schmerzen gesprochen werden, wenn auch die sensiblen Veränderungen und die zugrunde liegende Läsion oder Erkrankung mittels elektrophysiologischer, morphologischer oder anderer apparativer Methoden objektivierbar sind. Nach der Anamnese steht vor jeder diagnostischen Überlegung eine ausführliche klinisch-neurologische Untersuchung mit Schwerpunkt auf der Sensibilität. Die traditionell in der Diagnostik von Neuropathien eingesetzten elektrophysiologischen Untersuchungen, wie die Elektroneurographie (ENG) oder sensible somatosensorisch evozierte Potenziale (SSEP), erfassen dabei zwar die dick-bemarkten Aβ- Fasern, nicht jedoch die dünnund unbemarkten Aδ- und C-Fasern. Bei fehlendem Nachweis einer neurogenen Läsion oder Erkrankung mit Hilfe von ENG oder SSEP stehen weitere Methoden zur Untersuchung der kleinkalibrigen Nervenfasern zur Verfügung. Hierzu gehören die Ableitung von Laser-evozierten Potenzialen (LEP), Kontakthitze-evozierten Potenzialen (CHEP), Kälte-evozierten Potentialen oder elektrisch evozierten Schmerz-assoziierten Potenzialen (PREP), mit denen die Integrität der dünn- und unbemarkten afferenten Fasern des peripheren Nervensystems und des Tractus spinothalamicus überprüft werden kann. Morphologische Veränderungen und eine Reduktion der Nervenfasern können durch die Analyse der intraepidermalen Nervenfasern in Hautbiopsien und mittels einer mikroskopischen Untersuchung der kornealen, subbasalen Nervenfasern in vivo (corneal confocal microscopy, CCM) durchgeführt werden. Die QST (quantitative sensorische Testung) überprüft mittels der Patientenantwort auf standardisierte Reize die Funktion sowohl der dick- als auch der dünn- und unbemarkten Fasern und kann als wichtige Methode das somatosensorische Profil eines Patienten einschließlich Plus- und Minuszeichen erfassen. Ziel des Workshops ist, den Teilnehmern ein Update über den klinischen Einsatz der o. g. Methoden in Form von fünf prägnanten Vorträgen, einschließlich Fallvorstellungen (Dauer jeweils ca. 17 Minuten) zu geben. Anschließend haben die Teilnehmer die Möglichkeit, mit allen Referenten über die Inhalte der Vorträge zu diskutieren (Dauer insgesamt ca. 22 Minuten).
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Arzneimitteltherapiesicherheit in der Schmerzbehandlung SY26 – Arzneimitteltherapiesicherheit und Polymedikation in der Schmerzmedizin Winfried Häuser¹, Jürgen Osterbrink², Holger Petri³, Daniel Grandt⁴ ¹Klinikum Saarbrücken gGmbH, Saarbrücken, Deutschland, ²Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg, Österreich, ³Wemer-WickerKlinik, Bad Wildungen, Deutschland, ⁴Klinikum Saarbrücken, Saarbrücken, Deutschland Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) umfasst den Prozess von der Verordnung bis hin zur Applikation von Medikamenten. Sie beinhaltet nicht nur die pharmakologischen Risiken eines Arzneimittels, sondern die Risiken in der Prozesskette verschiedener Handelnden, das heißt Ärzte und Apotheker, Pflegende, aber auch Patienten und ihre Angehörige. Eine Polymedikation, die Einnahme von mehr als 5 Medikamenten, liegt für viele Patienten aufgrund der Zunahme von Mehrfacherkrankungen vor. Seit dem 1. Oktober dieses Jahres hat jeder gesetzlich Versicherte mit mindestens drei Medikamenten Anspruch auf einen bundeseinheitlichen Medikationsplan, zunächst in Papierform, ab 2018 in elektronischer Form. Vor diesem Hintergrund ist eine bessere Kooperation der beteiligten Akteure notwendig, um die AMTS für Patienten mit chronischen Schmerzen zu gewährleisten. Im Symposium werden Daten zur Häufigkeit der Polymedikation bei Patienten mit chronischen Schmerzen, verfügbare Methoden zur Reduktion von Polypharmazie und Kooperationsmodelle von Ärzten, Apothekern und Pflegenden vorgestellt. Herr Osterbrink stellt aktuelle Daten zur Arzneimitteltherapie von Patienten mit chronischen Schmerzen in Einrichtungen der Altenhilfe und Möglichkeiten der Optimierung der Kooperation der beteiligten Akteure durch eine online basierte Kommunikationsplattform vor. Herr Grandt wird Strategien, Evidenz und Instrumente zum Management von Patienten mit Polypharmazie diskutieren, sowie ein vom Innovationsfond gefördertes Projekt zu AMTS bei Multimorbidität vorstellen. Er wird diskutieren, wie nützlich die PRISCUS Liste (Liste potenziell inadäquater Medikation für ältere Menschen), FORTA (Fit fOR The Aged), MAI (Medication Appropriateness Index), STOPP und START Kriterien und die Hausärztliche Leitlinie Multimedikation für die Schmerzmedizin sind. Herr Petri wird Modelle der Kooperation von Apothekern und Ärzten im Medikationsmanagement in der Klinik und im ambulanten Bereich darstellen.
Varia SY27 – Top Young Science Regine Klinger¹, Thomas Weiss², Torsten Kraya³ ¹Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg, Deutschland, ²FSU Jena, Jena, Deutschland, ³Universitätsklinikum Halle, Halle, Deutschland Hier liegt kein Abstract vor
Kopfschmerz aus interdisziplinärer Sicht SY28 – DMKG meets Allgemeinmedizin Charly Gaul¹, Susanne Sommer², Andreas Peikert³ ¹Migräne- und Kopfschmerzklinik, Königstein im Taunus, Deutschland, ²Kompetenzzentrum Weiterbildung Allgemeinmedizin Mittel-/Nordhessen, Marburg/Lahn, Deutschland, ³Neurologicum Bremen, Bremen, Deutschland
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Kopfschmerzen sind das häufigste neurologische Beschwerdebild und sind so häufig, dass nicht alle Betroffenen eine fachärztlich-neurologische, spezialisierte oder schmerztherapeutische Diagnostik und Behandlung erhalten können. Migräne und der Kopfschmerz vom Spannungstyp betreffen 90 % aller Betroffenen. In der Primärversorgung müssen diese Diagnosen sicher erkannt und mit geeigneter Akutmedikation und Informationen zur nichtmedikamentösen und medikamentösen Prophylaxe versorgt werden können. Als Lotse im Gesundheitssystem muss der Allgemeinarzt einerseits Red Flags, die auf einen sekundären Kopfschmerz hinweisen oder weiterführende Diagnostik indizieren erkennen, andererseits aber Patienten und das Gesundheitssystem vor Überdiagnostik schützen. Schwer betroffene Kopfschmerzpatienten brauchen zeitnah eine qualifizierte, wenn notwendig multidisziplinäre Betreuung, die Chronifizierung und psychische Komorbidität berücksichtigt. Eine vom Spezialisten eingeleitete Therapie muss bei den häufig langjährigen Erkrankungsverläufen fortgeführt und die Indikation zur Reevaluation oder Therapiemodifikation gestellt werden. Wichtig ist auch die Kenntnis der lokalen Angebote, aber auch des familiären und sozialen Umfeldes. Die Ressource Zeit ist auf allen Versorgungsebenen kritisch, eine Ergänzung können der Haus- und Facharztpraxis weitergebildete Fachangestellte bieten, die die Patientenedukation unterstützen. Eine optimierte Zusammenarbeit zwischen Allgemeinmedizinern, Fachärzten und Zentren kann die Patientenversorgung verbessern. Das Symposium soll auch Perspektiven einer Sektorenüberschreitenden Zusammenarbeit vorstellen und Anregungen für eine künftige Optimierung aus der Diskussion aufgreifen.
Muskuloskelettale Schmerzen SY29 – Das Rückenschmerz-Symposium: Welchen Nutzen haben neue diagnostische Methoden und Mechanismen-basierte Therapien in der klinischen Praxis? Hans-Raimund Casser¹, Philipp Hüllemann², Joachim Mallwitz³ ¹DRK-Schmerz-Zentrums in Mainz, Mainz, Deutschland, ²Sektion für Neurologische Schmerzforschung und -therapie, Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Kiel, Deutschland, ³Rückenzentrum am Michel, Hamburg, Hamburg, Deutschland Rückenschmerz gehört zu den häufigsten Schmerzsyndromen. In Deutschland leiden über 20 Millionen Patienten an Rückenschmerz, was ihn zu einer der wichtigsten Volkskrankheiten mit enormen Auswirkungen auf die Lebensqualität, Funktionalität und auf das soziale Umfeld der Betroffenen macht. Trotz Leitlinien für die Behandlung von Rückenschmerzen, bleibt die Umsetzung in der klinischen Praxis eine Herausforderung. In diesem Symposium wird ein Überblick über schnelle Screening- und Untersuchungs-Verfahren der wichtigsten Rückenschmerz Sub-Typen, neueste spezielle diagnostische Verfahren und Mechanismen-basierte Therapie-Schemata gegeben. In der Zusammenfassung wird ein differenzierter Algorithmus präsentiert, welcher den praktischen Arzt vom Screening über spezielle Diagnostik zu Mechanismen-basierter Therapie der Rückenschmerzen führt.
Pflegewissenschaft SY30 – Entlassungsmanagement – neue Anforderungen, neue Wege? Nadja Nestler¹, Dagmar Seeger², Christian Ziegler³, Eveline Löseke⁴ ¹Paracelsus Medizinische Universität, Salzburg, Österreich, ²Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität, Göttingen, Deutschland, ³Deutsche Krankenhausgesellschaft, Berlin, Deutschland, ⁴Brüder Krankenhaus St. Josef, Paderborn, Deutschland
Ein gelungenes Entlassungsmanagement ist für viele Patienten von hoher Bedeutung. Die Notwendigkeit einer systematischen Entlassungsplanung wird seit Jahren diskutiert. Ab Juli dieses Jahres gilt ein Rahmenvertrag, der für alle Kliniken ein solches Entlassungsmanagement verbindlich regelt. Die Eckpunkte dieses Vertrages wie auch professionsspezifische Lösungswege für ein strukturiertes Entlassungsmanagement sollen präsentiert und diskutiert werden.
Kooperation aller Berufsgruppen in der Schmerzmedizin SY31 – Multimodale Schmerztherapie: wo und wie? Michael Pfingsten¹, Bernhard Klasen², Bernhard Arnold³, Silke Brüggemann⁴ ¹Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland, ²Algesiologikum Zentren für Schmerzmedizin, München, Deutschland, ³HELIOS AmperKlinikum Dachau, Dachau, Deutschland, ⁴Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin, Deutschland Die konzeptionell bestimmte, interdisziplinäre und berufsgruppen-übergreifende Ausrichtung der Multimodalen Schmerztherapie (MMST) wird dem Gedanken eines biopsychossozialen Verständnisses von Schmerz am besten gerecht. Gleichwohl gibt es bzgl. Konzeption, Durchführung und Abrechnung weiterhin mehrere „Baustellen“, die aktuell Gegenstand intensiver Diskussion sind. Die Indikation zur MMST wird in den für Schmerzerkrankungen relevanten Leitlinien durchwegs als Therapieform empfohlen. Gleichwohl sind weder eine chronische Schmerzerkrankung noch die medizinische Erfordernis multimodaler Therapie für sich genommen ein allgemein akzeptierter Grund für eine Therapie-Intensivierung oder gar einen Sektorenwechsel. Hier ändert sich das Bild nur in kleinen Schritten.
Experimentelle Modelle und Pathophysiologie SY32 – Sickness Behavior: Immunsystem, Emotionen und Schmerz Sven Benson¹, Harald Engler¹, Rainer H. Straub² ¹Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland, ²Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg, Deutschland Schmerz wurde bereits früh als ein Kardinalsymptom der Inflammation beschrieben. Neben der lokalen Aktivierung von Nozizeptoren können Entzündungsmediatoren wie pro-inflammatorische Zytokine auch zu einer zentralen Sensibilisierung und somit zu einer Hyperalgesie beitragen. Zytokine sind nicht nur „Key Player“ in der lokalen und systemischen Immunregulation, sondern können über neurale und humorale Kommunikationswege auch das Zentrale Nervensystem (ZNS) erreichen. Die resultierenden unspezifischen Krankheitssymptome wie Müdigkeit, gedrückte Stimmung und erhöhte Schmerzempfindlichkeit werden unter dem Begriff des Sickness Behavior zusammengefasst und wurden vermutlich von jedem schon einmal während eines grippalen Infektes erlebt. Bei solchen akuten systemischen Entzündungen wird das Sickness Behavior als eine adaptive Reaktion betrachtet, die zu einem Schonverhalten führt. Im Falle einer chronischen Entzündung können jedoch die Symptome des Sickness Behaviors selbst einen Krankheitswert erhalten. Neben Schmerz als einem zentralen Element des Sickness Behaviors können auch Depressivität, Fatigue oder leichte kognitive Beeinträchtigungen auftreten, welche im Kontext von Schmerzerkrankungen gehäuft beobachtet werden. Im Rahmen des Symposiums sollen systemische Entzündungsprozesse sowie die Neuro-Immun-Kommunikation als pathophysiologische Komponenten bei chronisch-entzündlichen (Schmerz-) Erkrankungen sowie bei funktionellen Schmerzsyndromen diskutiert werden. Hierzu wird Herr Prof. Engler zunächst in das Konzept des Sickness Behaviors einführen und die Kommunikationswege zwischen dem Immunsystem
und dem ZNS darstellen. Im Anschluss wird Prof. Benson humanexperimentelle und klinische Befunde zu Schmerz und Depression im Kontext systemischer Entzündungsprozesse vorstellen. Abschließend wird Prof. Straub am Beispiel rheumatischer und chronisch-entzündlicher DarmErkrankungen erläutern, wie eine veränderte Kommunikation zwischen dem ZNS, dem neuroendokrinen und dem Immunsystem zur (Schmerz-) Symptomatik beiträgt und welche therapeutischen Ansätze aus diesen Befunden ableitet werden können. Zusammenfassend soll das Symposium den Zuhörerinnen und Zuhörern unter grundlagenorientierter und klinischer Perspektive vermitteln, wie systemische Entzündungsprozesse zur Schmerzsymptomatik und weiteren Symptomen des Sickness Behaviors beitragen.
Kopfschmerz SY33 – Kopfschmerz und Sucht Tim P. Jürgens¹, Karsten Henkel², Charly Gaul³ ¹Universit, Rostock, Deutschland, ²Uniklinik RWTH Aachen, Aachen, Deutschland, ³Migräne- und Kopfschmerzklinik Königstein, Königstein im Taunus, Deutschland Im Rahmen dieses Symposiums wird das Phänomen von Suchtverhalten und Nutzung legaler und illegaler Substanzen bei primären Kopfschmerzen auf der Basis der aktuellen Literatur und eigener Studienergebnissen aus der Perspektive des schmerztherapeutisch tätigen Psychiaters und Neurologen beleuchtet. Nach einer psychiatrischen Einführung mit Vorstellung aktueller suchtmedizinischer Konzepte und Therapieansätze mit besonderem Fokus auf die Schmerztherapie werden in den folgenden 2 Vorträgen Details zur Nutzung von legalen und die illegalen Substanzen bei Patienten mit primären Kopfschmerzen vertieft. Einen Schwerpunkt stellt krankheitsassoziiertes Suchtverhalten dar, wie es vor allem beim Clusterkopfschmerz mit intensiverem Konsum von Koffein, Alkohol, Nikotin und teils auch illegalen Substanzen zu finden ist. Hier wird eine gemeinsam zugrundeliegende Pathophysiologie von Suchtverhalten und Kopfschmerz und Implikationen für die Therapie diskutiert. Dies ist u. a. ein erhöhtes Risiko von kardiovaskulären Erkrankungen bei Patienten mit Clusterkopfschmerz, welches die Therapie mit Triptanen limitieren kann. Zudem werden auch mögliche Parallelen zum Übergebrauch von Schmerzmitteln gezogen. Ein eng damit verbundener weiterer Schwerpunkt ist der therapeutische Einsatz von legalen (wie Koffein bei der Migräne) und illegalen Substanzen (wie Halluzinogenen beim Clusterkopfschmerz) bei primären Kopfschmerzen. Den dritten Schwerpunkt stellt der Aspekt der Triggerung durch Substanzen wie Alkohol bei Migräne und Clusterkopfschmerz dar. Dieses Symposium richtet sich an schmerztherapeutisch tägige Kliniker und Psychologen als auch wissenschaftlich tätige Kollegen.
Transfer von der Grundlagenforschung in die Klinik SY34 – „Warum strahlt der Schmerz“ Julia Forstenpointner¹, Sylvia Mechsner², Karl Meßlinger³ ¹Sektion Neurologische Schmerzforschung und -therapie, Universitätsklnikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Kiel, Deutschland, ²Endometrioselabor, Klinik für Gynäkologie, Campus Bejamin Franklin, Charité Universitätsmedizin, Berlin, Deutschland, ³Institut für Physiologie und Pathophysiologie, Erlangen, Deutschland In diesem Symposium sollen Ätiologien und klinische Konsequenzen der Schmerzübertragung bzw. Schmerzprojektion diskutiert werden, sowie
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Abstracts/Kongresse deren Bedeutungen auf unterschiedlicher Ebene (Kopf-Halsbereich, cerviko-thorakaler Bereich und viszeraler Bereich) betrachtet werden. Herr Prof. Meßlinger wird im ersten Teil des Symposiums über Schmerzprojektion und Schmerzübertragung im Kopf- und Halsbereich berichten, die Unterschiede erklären und dabei experimentelle Belege für diese beiden Möglichkeiten anführen. Dabei sollen Hypothesen zur peripheren und zentralen Sensibilisierung angesprochen werden, die dabei helfen können, Phänomene wie wechselnde Schmerzlokalisation, Druckschmerzempfindlichkeit und Allodynie bei primären Kopfschmerzerkrankungen zu erklären. Im zweiten Vortrag wird Frau Prof. Mechsner über die Komplexität von Beckenschmerzen berichten. Hier wird sie auf viscerale, somatische, neuropathische sowie muskulofasciale Schmerzen eingehen. Diese Schmerzphänomene werden am Beispiel der Endometriose demonstriert und mit experimentellen Daten belegt. Weiterhin sollen die Mechanismen der peripheren und zentralen Sensitivierung erläutert werden, die insbesondere wichtig sind, um die Symptomatik bei Patientinnen mit Endometriose zu verstehen. Im letzten Teil wird Frau Forstenpointner den klinischen Fall einer 69 jährigen Patientin mit postzosterischer Neuralgie (Th3) vorstellen, welche eine Schmerzübertragung durch mechanische Stimulation des Ohrläppchens auf das vom Zoster betroffene Areal berichtet. Diese subjektive Angabe konnte sowohl in der Quantitativen Sensorischen Testung als auch in der funktionellen MRT Bildgebung demonstriert werden. Aufgrund des breit angelegten Themenbereiches richtet sich das Symposium damit sowohl an Kliniker als auch an Wissenschaftler, die sich näher mit der Rolle der Schmerzprojektion oder -übertragung beschäftigen möchten.
SY35 – Vom Bauchgefühl zum Bauchschmerz: Interdisziplinäre Ansätze der translationalen Schmerzforschung und personalisierten Therapie beim chronischen Viszeralschmerz Sigrid Elsenbruch¹, Karl-Jürgen Bär² ¹Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland, ²Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland Akute und chronische viszerale Schmerzen haben eine hohe Relevanz in vielen klinischen Bereichen, sind jedoch im Vergleich zu somatischen Schmerzen weit weniger gut untersucht. Parallel dazu bieten Forschungsarbeiten zur Gehirn-Darm-Achse und damit assoziierten Störungsbildern wie das Reizdarmsyndrom faszinierende, translationale Forschungsperspektiven, deren Potential längst nicht ausgeschöpft ist. Dennoch konnten mit Hilfe interdisziplinärer Forschungsansätze an der Schnittstelle zwischen Psychobiologie, Psychiatrie und Neurogastroenterologie in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte in Bezug auf das Verständnis peripherer als auch zentralnervöser Mechanismen der Gehirn-Darm-Achse insbesondere für den Viszeralschmerz erzielt werden. Parallel dazu existieren neue psychologische und pharmakologische Therapieoptionen, die durch wegweisende klinische Daten aus dem Bereich der Ernährungsforschung ergänzt und komplementiert werden. In dem Symposium des Arbeitskreises „Viszerale Schmerzen“ der Deutschen Schmerzgesellschaft werden neue Erkenntnisse zur Gehirn-Darm-Achse aus verschiedenen grundlagenwissenschaftlichen und klinischen Perspektiven vorgestellt. Am Beispiel des Reizdarmsyndroms und chronischer viszeraler Schmerzen bei psychiatrischen Erkrankungen soll der Transfer von der Grundlagenforschung in die Klinik gelingen. Zunächst werden neue Forschungsansätze der translationalen Viszeralschmerzforschung aus Sicht der Bio-Psychologie dargestellt. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Rolle zentralnervöser Mechanismen und dem Einfluss psychologischer Kontextfaktoren für die Schmerzwahrnehmung und -verarbeitung bei Gesunden und Patienten. Es folgt die Perspektive der Psychiatrie, denn viele psychiatrische Erkrankungen werden von Änderungen der Schmerzwahrnehmung begleitet. Sofern möglich, sollen die pathophysiologischen Ursachen für die verschieden Erkrankungen diskutiert werden. Hierbei werden sowohl entwicklungsbiologische Konzepte für die Entstehung von Schmerzen dargestellt werden, als auch Untersuchungen die Unterschiede in der Schmerzverarbeitung zeigen. Aus den pathophysiologischen Überlegungen
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sollen dann mögliche Therapieoptionen abgeleitet und diskutiert werden. Abschließend erfolgt aus der Perspektive der Neurogastroenterologie eine Zusammenfassung neuer Entwicklungen in Bezug auf die Differentialdiagnostik und personalisierte Therapie unter Einbezug neuer Erkenntnisse aus der Ernährungsforschung für funktionelle Magendarmerkrankungen.
Kooperation aller Berufsgruppen in der Schmerzmedizin SY36 – Kunst(therapie) und Schmerz: vom Mechanismus zur Praxis Martin Marziniak¹, Christian Maihöfner², Reinhild Gerum¹, Gudrun Gossrau³ ¹Klinik für Neurologie, Isar-Amper-Klinikum München-Ost, Haar, Deutschland, ²Klinik für Neurologie, Klinikum Fürth, Fürth, Deutschland, ³Medizinische Fakultät, TU Dresden, Dresden, Deutschland Der Einsatz von Kunst in der Schmerztherapie ist häufig ein Teil eines multimodalen Konzeptes. In den letzten Jahren haben sich hier eine Reihe von neuen Erkenntnissen ergeben, die bereits erste Einblicke in Wirkungen von Kunst und praktische Einsatzmöglichkeiten aufzeigen. Im ersten Vortrag (C. Maihöfner) wird gezeigt, welche neurobiologischen Mechanismen bei der Wahrnehmung von Kunst eine Rolle spielen. Die strukturelle und funktionelle Architektur unseres Gehirns ist dabei die Grundlage für unser künstlerisches Gestalten und unser ästhetisches Empfinden. Es werden Studienergebnisse präsentiert, die zeigen, dass u. a. die Resilienz durch Kunst gesteigert werden kann. Der zweite Beitrag wird gemeinsam von Reinhild Gerum (Bildende Künstlerin) und M. Marziniak referiert. Es werden Bilder und Zeichnungen vorgestellt sowie eine kurze Krankheitsbiographie der jeweiligen Patienten, die während einer dreiwöchigen stationären multimodalen Schmerztherapie entstanden sind. Patienten, die wenig berichten können oder wollen, gelingt es erstaunlich gut, in Ihren Bildern die Sorgen, Ängste und ihr Leid zu visualisieren. Im dritten Vortrag von U. Zimmer (Diplomkunsttherapeutin) und G. Gossrau werden abschliessend die Möglichkeiten der Kunsttherapie in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Schmerzen dargestellt. Im Fokus stehen Verhaltensbeobachtung und Ressourcengewinnung einzelner Patienten während der Therapie. Die Möglichkeiten der Kunsttherapie im Kontext eines interdisziplinären Therapieprogrammes werden bewertet. Der Zuhörer kann in diesem Symposium damit die grundlegenden Mechanismen und Anwendungsgebiete von Kunst in der Schmerzmedizin lernen. Es werden darüber hinaus therapeutische Möglichkeiten aufgezeigt, die auf diesen Erkenntnissen basieren.
Transfer von der Grundlagenforschung in die Klinik SY37 – Schmerzmodelle und Messmethoden bei Tier und Mensch Daniel Segelcke¹, Anke Tappe-Theodor², Elena Enax-Krumova³ ¹Universitätsklinikum Münster, Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie, Münster, Deutschland, ²Universität Heidelberg, Pharmakologisches Institut, Heidelberg, Deutschland, ³BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Bochum, Deutschland Für die Grundlagenforschung von Schmerzen wurden in den vergangenen Jahrzehnten humane und tierexperimentelle Modelle etabliert, die Untersuchungen der Physiologie und Pathophysiologie von Schmerzen unterschiedlicher Ätiologien erst ermöglicht haben. Die Analyse des Schmerzverhaltens bei Mensch und Tier wird größtenteils mit der Applikation verschiedener evozierter Stimuli durchgeführt. Jedoch steht die Erfassung der Reaktion auf evozierte Stimuli in Schmerzmodellen, u. a. wegen der fehlenden klinischen Relevanz, immer häufiger in der Kritik. In den letzten Jahren wurden
deshalb mehr und mehr die Forderungen nach neuen Methoden und Modellen, welche die humanen Schmerzzustände besser repräsentieren könnten, geäußert. Vor allem wird gefordert, die klinische Relevanz von experimentellen Studien zu verbessern, um somit eine zielgerichtete Translation zu ermöglichen. In aktuellen tierexperimentellen Publikation wird diesen Forderungen in soweit Rechnung getragen, dass nicht nur klassische evozierte Verhaltens-Assays eingesetzt werden, sondern auch die Beeinflussung von sozialen Faktoren durch Schmerz untersucht wird. Aber auch die Analyse des Angst- und Depressionsverhalten, sowie die Ganganalyse und die funktionelle Bildgebung stehen immer mehr im Vordergrund aktueller tierexperimenteller Forschung und zeigen, dass der Einsatz solcher Methoden vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet. Für einen realen translationalen Forschungsansatz wäre es weiterhin wünschenswert, wenn die tierexperimentellen Arbeiten auch mit humanen Untersuchungen ergänzt würden. Auch in diesem Forschungsfeld werden Modelle generiert, um sowohl verschiede Schmerzentitäten, als auch die Physiologie und Beeinflussbarkeit von Schmerzen am Menschen zu untersuchen. Humane Schmerzmodelle müssen dabei ebenfalls einen steten Prozess der Weiterentwicklung durchlaufen, da sie meist nur ein Teilaspekt einer komplexen Schmerzerkrankung abbilden können und immer im Teil modellhaft bleiben, was nicht zuletzt durch ethische Grundsätze reguliert ist. Dieses Symposium soll schwerpunktmäßig einen aktuellen Überblick über tierexperimentelle und humane Schmerzmodelle geben, methodische Ansätze und Besonderheiten von Untersuchungen bei Mensch und Tier diskutieren, Erfassung von Schmerzverhalten kritisch hinterfragen und aufzeigen, welche Entwicklungen in der Zukunft benötigt werden, um die translationale Forschung weiter zu verbessern. Durch den breiten methodischen Ansatz richtet sich dieses Symposium sowohl an den Grundlagenwissenschaftler, als auch an den Kliniker: sich über moderne Möglichkeiten, Pittfalls und Zukunftsperspektiven innerhalb der translationalen Schmerzforschung zu informieren und kritisch zu diskutieren.
„Disability-Adjusted Life Years“ (DALY) zeigen auffällige Veränderungen in der Bedeutung chronischer Krankheiten in Deutschland, wobei unter den führenden Entitäten der Rückenschmerz eine Steigerung von 11 % aufweist. Hierbei werden 80–90 % des Rückenschmerzes als nichtspezifisch angesehen, wobei ein Großteil myofaszieller Genese ist. Nichtsdestoweniger besteht bzgl. des Verständnisses myofaszieller Schmerzmechanismen, der Diagnostik und der adäquaten Behandlung dringender Forschungsbedarf, da die Trennschärfe differenzial-diagnostischer Maßnahmen für eine eindeutige Diagnose derzeit nicht ausreicht: Ein besonders hoher Stellenwert kommt der klinischen Diagnostik, das heißt der manuellen Untersuchung von Muskeln und Faszien wie auch artikulärer Strukturen zu. Bildgebende Verfahren können bestenfalls klinische Befunde bestätigen oder strukturelle Veränderungen ausschließen. Neue Erkenntnisse zur Ätiologie und Pathogenese myofaszieller Beschwerden sowie zur klinischen Relevanz somatosensorischer Symptome sollen dazu beitragen, myofaszielle Funktionsstörungen diagnostisch besser zu erfassen und zielgerichteter zur therapieren. Zudem stellt sich die Frage, welche somatischen und psychosomatischen Faktoren hierbei zu berücksichtigen sind. Das Symposium unterstreicht die Bedeutung myofaszieller Beschwerden beim chronischen Rückenschmerz und zeigt neue wissenschaftliche Erkenntnisse und diagnostische Möglichkeiten auf.
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Akuter Kopfschmerz (KS) mit Fokalneurologie ist eine ‚red flag‘ für ein cerebrovaskuläres Ereignis, sei es blutungs- oder ischämisch bedingt. KSCharakteristik, -Intensität und -Lokalisation variieren und sind in der Akutsituation zur anamnestischen, differentialdiagnostischen Abgrenzug hilfreich (u. a. akutes vasokonstriktorisches Syndrom, SAB, Blutung, Thrombose, Posterior Infarkt). In der stationären Schlaganfallbehandlungr können s pezielle Lagerungstechniken (LIN; Lagerung in Neutrakstellung), die von der Pflege durchgeführt werden, und eine geziehlte Decubitus-Prophylaxe schmerzpräventiv wirksam sein. Schmerzhafte Komplikationen im Verlauf (u. a.zunehmende Spastik, Kontrakturen, Myositis ossificans, Schulterschmerz,) machen ergänzende funktionstherapeutische Maßnahmen erforderlich. „Ein Fall für drei“: den Arzt, die Pflege und die Funktionstherapie.
SY38 – Alpträume in der Schmerzmedizin Shahnaz Christina Azad¹, Winfried Häuser², Christoph Maier³ ¹Klinikum der Universität München, München, Deutschland, ²Klinikum Saarbrücken gGmbH, Saarbrücken, Deutschland, ³BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Bochum, Deutschland Die Schmerzmedizin hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm weiterentwickelt. So sind Schmerztherapeuten heutzutage in der Lage, eine Vielzahl differenzierter diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen durchzuführen. Und dennoch kennt nahezu jeder den Fall, der einem enorm herausfordert, z. B. weil das Problem zwar offensichtlich gravierend, die Ursache aber trotzdem unklar ist, oder weil alle therapeutischen Maßnahmen keine adäquate Wirkung zeigen, vielleicht sogar den Zustand verschlechtern. In vorliegendem Symposium sollen drei solcher Alpträume in der Schmerzmedizin vorgestellt und interaktiv behandelt werden.
Muskuloskelettale Schmerzen SY39 – Myofaszielle Aspekte beim muskuloskelettalen Schmerz – vom Schmerzmodell zur Klinik Christian Geber¹, Hans-Raimund Casser¹, Andreas Schilder² ¹DRK Schmerz-Zentrum Mainz, Mainz, Deutschland, ²Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Centre for Biomedicine and Medical Technology Mannheim (CBTM), Mannheim, Deutschland Neueste Daten (Plass et al. 2014) der Einschätzung der Krankheitslasten für die Bevölkerung anhand moderner Vergleichsmethoden wie den
Kooperation aller Berufsgruppen in der Schmerzmedizin SY40 – Schmerz und Schlaganfall Matthias Keidel¹, Torsten Kraya², Pia Wolf1, Tatjana Brendel1 ¹Neurologische Klinik Bad Neustadt, Bad Neustadt a. d. Saale, Deutschland, ²Universitätsklinikum Halle, Halle, Deutschland
„Schlaganfall und Schmerz – Therapieoptionen in der funktionellen Neurorehabilitation“
Es ist hinlänglich bekannt, dass vor allem länger bestehende Schmerzen die Handlungsfähigkeit und somit auch die Lebensqualität deutlich limitieren können. Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben, geht es oftmals ähnlich: der Apoplex führt oft zu einem bleibenden Ausfall von Funktionen des Zentralnervensystems, was sehr häufig einhergeht mit der Einschränkung oder dem Verlust von motorischen Fertigkeiten und somit auch ein Verminderung der Lebensqualität verursacht. Leiden Schlaganfallpatienten zusätzlich unter Schmerzen, muss die schon aufgrund der vielen Symptome vorhandene Vielschichtigkeit der funktionstherapeutischen Behandlung noch komplexer werden, um die Rehabilitationsziele dauerhaft und erfolgreich verfolgen zu können. Trotz fehlender epidemiologischer Daten für Deutschland geht die IASP (International Association for the Study of Pain) entsprechend durchgeführten Analysen davon aus, dass in Deutschland mindestens 12 Millionen Menschen an langanhaltenden, chronischen Schmerzen leiden, die zunehmend u. a. auch zu körperlichen Beeinträchtigungen führen. Ebenso deutliche Einschränkungen können nach einem Schlaganfall bestehen. Der Schmerz · Suppl 2 · 2017
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Abstracts/Kongresse Pro Jahr erleiden laut den vorliegenden epidemiologischen Angaben mehr als 250.000 Menschen einen Schlaganfall und bei ca. 75 % von ihnen bleiben dauerhaft Defizite bestehen. Eine Erhebung bei erstmaligen Schlaganfallpatienten zum Entlassungszeitpunkt beschreibt, dass zum Ende einer Rehabilitation nur 5 % der Personen wieder unabhängig Treppen steigen können und mehr als 40 % auf einen Rollstuhl zur eigenständigen Fortbewegung angewiesen sind . Um in der Behandlung eines Schlaganfalls einen möglichst guten funktionellen Outcome des Patienten zu erhalten, hat sich gezeigt, dass der Beginn der Rehabilitation nach Möglichkeit noch in der frühen Akutphase erfolgen sollte, da die frühe Mobilisation von Schlaganfallpatienten eine signifikant bessere Funktionserholung im motorischen Bereich nach sich zieht . Die unterschiedlichsten Symptome, die der Patient nach einem Schlaganfall aufweist, machen eine Abstimmung der Berufsgruppen untereinander im Hinblick auf die Rehabilitationsziele notwendig. Entstehen im Rahmen des Schlaganfalls oder durch das Fortbestehen der Funktionseinschränkungen zudem noch Schmerzen, ist schnelles Handeln gefordert, um die Rehabilitationsziele auch weiterhin verfolgen zu können. Da im Bereich der Funktionstherapie einige traditionelle, mit Evidenz belegte Therapieoptionen bei Schmerzen zur Verfügung stehen, aber auch innovative Behandlungsmöglichkeiten zunehmend mehr Zuspruch aufgrund des Behandlungserfolges bekommen, ist es zur Auswahl der Therapieoption wichtig, die aufgetretenen Schmerzen zu klassifizieren: akut oder chronisch und nozizeptiv oder neuropathisch. Gerade diese Klassifikation gestaltet sich im Alltag der Funktionstherapie aber oftmals gar nicht so einfach, da der nach einem Schlaganfall aufgetretene Schmerz nicht immer gemäß Definition als direkte Folge der Schädigung der somatosensorischen Nervenstrukturen im zentralen Nervensystem ein neuropathischer Schmerz sein muss. Da bei einem Schlaganfall ca. 80 % der Patienten 60 Jahre oder älter sind, sollten hier neben einer möglichen Schädigung der somatosensorischen Nervenfasern auch nozizeptive Schmerzen aufgrund der Schädigung von Körperstrukturen in Erwägung gezogen werden, ausgelöst durch bereits vorbestehende Gewebsschädigungen oder verursacht aufgrund des veränderten Bewegungsverhaltens nach einem Schlaganfall. Im Alltag bestehende Mischformen der Schmerzursache erfordern ebenso wie die Komplikationen Myositis ossificans und komplex regionales Schmerzsyndrom (CRPS) ein breit gefächertes Therapieangebot für den schmerzgeplagten Schlaganfallpatienten. Für eine zielorientierte, an die Ressourcen des Patienten angepasste neurorehabilitative Behandlung stehen dem Funktionstherapeuten zur Schmerzbeeinflussung konventionelle Maßnahmen wie myofasziale Techniken und physikalischen Maßnahmen ebenso zur Verfügung wie moderne Therapieansätze, die Biofeedback-Anwendungen und Spiegeltherapie zum Inhalt haben können. Literatur 1. Paolucci S, Bragoni M, Coiro P, De Angelis D, Fusco FR, Morelli D, Venturiero V, Pratesi L (2008) Quantification of the probability of reaching mobility independence at discharge from a rehabilitation hospital in nonwalking early ischemic stroke patients: a multivariante study. Cerebrovasc Dis 26(1):16–22 2. Cumming TB et al (2011) Very early mobilization after stroke fast-tracks return to walking: further results from the phase II AVERT randomized controlled trial. Stroke 42:153–158 3. Treede et al (2008) Neuropathic Pain: redefinition and a grading system for clinical and research purposes. Neurology 70:1630–1635
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Schmerz bei Kindern und im Alter SY41 – Musizieren und Schmerz bei Kindern und Jugendlichen Friedrich Ebinger¹, Heiner Gembris², Alexander Wormit³ ¹St. Vincenz Krankenhaus Paderborn, Paderborn, Deutschland, ²Universität Paderborn, Paderborn, Deutschland, ³SRH-Hochschule Heidelberg, Fakultät für Therapiewissenschaften, Heidelberg, Deutschland Musizieren fördert die Gesundheit, intensives Musizieren kann Schmerzen verursachen, Musik hilft Schmerzen zu bewältigen – bereits bei Kindern und Jugendlichen. Das Symposium beleuchtet das Thema Musik und Schmerz bei Kindern und Jugendlichen aus verschiedenen Blickrichtungen. In einem ersten Vortrag stehen die salutogenetische Wirkung des Musizierens im Kindesalter mit Auswirkungen auf die gesamte Lebenszeit im Zentrum. Intensives Musizieren kann jedoch auch zu Schmerzen führen. Der zweite Vortrag zeigt, dass dies bereits bei Kindern und Jugendlichen vorkommt. Musik hilft wiederum bereits bei Kindern in der Therapie von Schmerzen bereits bei Kindern und Jugendlichen. Der Musiktherapie in der Therapie von Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen widmet sich der dritte Vortrag.
Transfer von der Grundlagenforschung in die Klinik SY42 – Zur Relation zwischen Schmerz und Sprache Thomas Weiss¹, Dagmar Seeger², Eleonora Borelli³ ¹FSU Jena, Institut für Psychologie, Jena, Deutschland, ²Univ-Med Göttingen, Schmerztagesklinik, Göttingen, Deutschland, ³Univ. Modena, Modena, Italien Bei der Beschreibung und Bewertung von Schmerz spielt die Sprache die herausragende Rolle. Allerdings sind die Wechselwirkungen zwischen Sprache und Schmerz bislang erstaunlich schlecht untersucht. Dabei gibt es klare Hinweise darauf, dass die Wortwahl im Zusammenhang mit medizinischen Prozeduren (etwa einer Venenpunktion) einen bedeutsamen Einfluss auf die in dem Zusammenhang entstehende Schmerzwahrnehmung hat. Die Veranstalter des Symposiums versuchen, einen Ausschnitt dieses Wissensdefizit in Ansätzen zu schließen und schlagen dabei einen Bogen von experimentellen Untersuchungen an Gesunden und Schmerzpatienten bis hin zu klinischen Konsequenzen und Nutzung der genannten Erkenntnisse in der Praxis. Der erste Beitrag (Weiss) wird einen kurzen Überblick über das bisherige Wissen geben und dann zeigen, dass schmerzrelevante Wörter Bahnungseffekte für die Schmerzwahrnehmung produzieren. Diese Bahnungseffekte zeigen sich sowohl für die zentrale Verarbeitung und die Zunahme von in der Intensität der Schmerzwahrnehmung. Dies wir für gesunde Kontrollpersonen und für klinische Populationen gezeigt, wobei die Effekte bei chronischen Schmerzpatienten partiell stärker ausfallen. Der zweite Beitrag (Borelli, englisch) zeigt Verhaltens- und neuronale Korrelate von schmerzbezogener Sprache. Insbesondere werden Annäherungs- und Vermeidungsreaktionen auf schmerzbezogene Wörter sowohl in expliziten als auch in impliziten Aufgabe erfasst. Es zeigt sich, dass soziale Schmerzwörter bei beiden Aufgaben die stärksten Effekte aufweisen. Im dritten Beitrag (Seeger) wird auf eine Nutzung des Wissens zur Wechselwirkung zwischen Sprache und Schmerz in schmerztherapeutischen Settings eingegangen. Es wird verdeutlicht, wie wichtig in der Therapieplanung und -durchführung Formulierungen sind, die sowohl vom Therapeutenteam als auch den Patienten genutzt werden. Der Vortrag zeigt dabei auf momentane Tendenzen auf und weist auf ein erhebliches Entwicklungspotential derartiger Ansätze hin.
Selbstmedikation und Gefahr der Schmerzchronifizierung SY43 – Aktuelles zur Pharmakotherapie von Kopfschmerzerkrankungen Stefanie Förderreuther¹, Constanze Rémi², Zaza Katsarava³ ¹Neurologische Klinik, LMU, München, Deutschland, ²Klinikum der Universität München, München, Deutschland, ³Evangelisches Krankenhaus Unna, Unna, Deutschland Das Symposium beschäftigt sich mit 3 klinischen u. pharmakologischen Aspekten der aktuellen u. künftigen Therapie von Kopfschmerzen 1. Potentielle Medikamenteninteraktionen gehören zu den Herausforderungen jeder medikamentösen Behandlung. Sie müssen im Patienten individuellen Kontext bewertet werden. Neben der Dauermedikation sind die Akut- und oft bedachte Selbstmedikation, sowie Lebensgewohnheiten zu berücksichtigen. Schlecht aktualisierte Arzneimittelinteraktionen-Datenbanken können eine falsche Sicherheit vermitteln. Gerade bei modernen, neu zugelassenen Substanzen werden dann relevante Interaktionen übersehen. 2. Der Medikamentenübergebrauchskopfschmerz (MÜKS) ist eine klinische Besonderheit. Voraussetzung für seine Entwicklung sind eine primäre Kopfschmerzerkrankung und ein Medikamentenübergebrauch an > 10– 15 Tagen pro Monat über mind. 3 Monate. Klinische Daten zeigen, dass Triptane (5HT 1B/D Agonisten) schneller zur MÜKS führen als Analgetika. Allerdings verläuft die Entzugsbehandlung bei einem Triptan-MÜKS schneller u. günstiger als bei einem Analgetika-MÜKS. Auch die Langzeitprognose eines Triptan-MÜKS ist insofern günstiger, als viel seltener ein Rückfall auftritt. Erklärungen aus der Grundlagenforschung gibt es hierzu bislang nur wenige. Medikamentenübergebrauch führt möglicherweise zu Veränderungen an 5HT- Rezeptoren, insbesondere zur Überexpression von pronozizeptiven 5HT-2A Rezeptoren. Man findet eine erniedrigte Konzentration von 5HT, was womöglich zur Ausschüttung von Calzitonin-Gen-gebundenem-Peptid (CGRP) und somit zur pathologischen Aktivierung des trigeminalen nozizeptiven Systems. Porecca und seine Mitarbeiter zeigten, dass regelmäßige Einnahme von Sumatriptan zu komplexen pronozizeptiven Veränderungen des trigeminalen Schmerzmatrix führt. 3. Ein Schlüssel-Neuropeptid der Migräne-Pathophysiologie ist CGRP. Die Effekte bei der Hemmung der CGRP Freisetzung bzw. Blockade von CGRP Rezeptoren im Tiermodell haben das therapeutische Potential von Substanzen mit CGRP antagonistischen Effekten erkennen lassen. Inzwischen sind spezifische Antikörper verfügbar, die sich gegen CGRP bzw. den CGRP Rezeptor richten. Ihre Migräne-prophylaktischen Effekte wurden bereits am Menschen nachgewiesen. Die Substanzen stehen kurz vor der Zulassung. CGRP spielt jedoch nicht nur bei der Aktivierung des trigeminalen nozizeptiven Systems eine Schlüsselrolle: Fast alle Arterien weisen CGRP sezernierende Neurone auf. Auch Immunzellen und Endothelzellen können CGRP produzieren. CGRP-immunreaktive Afferenzen werden im Knochenmark, Thymus, Milz und Lymphknoten gefunden. Inwieweit eine lang anhaltende Blockade des CGRP-Systems andere als Migräne-prophylaktische Effekte entfaltet, lässt sich aus den Studienergebnissen noch nicht abschätzen. Kenntnisse zu der physiologischen Bedeutung von CGRP sind daher für die Bewertung von Effekten einer lang anhaltenden CGRP Blockade für den Kopfschmerztherapeuten von Interesse.
Muskuloskelettale Schmerzen SY44 – Schmerz verändert Muskelaktivierung – Anforderungen an Bewegungstherapie und Patienten Angela Dieterich¹, Leonardo Gizzi², Harry von Piekartz³ ¹Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland, ²Institute of Applied Mechanics, Universität Stuttgart, Stuttgart, Deutschland, ³Physiotehrapie, Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Hochschule Osnabrück, Osnabrück, Deutschland Akuter, experimentell erzeugter Muskelschmerz führt zur Schonung des betroffenen Muskels und zu einer Umverteilung der Aktivität in synergistisch tätige und antagonistisch wirksame Muskeln. Die Details der Umverteilung sind individuell verschieden und aufgabenspezifisch. Sie sind schlecht vorhersagbar und lassen sich nur eingeschränkt durch Bewegungsbeobachtung feststellen. Betroffene suchen neue motorische Muster, um trotz Schmerz Bewegungsziele zu erreichen. Diese akuten Veränderungen werden als Ausgangspunkt für persistierend veränderte Muskelaktivität bei chronischen Schmerzpatienten betrachtet. Auch Schmerzpatienten demonstrieren individuell unterschiedliche motorische Strategien, die jedoch häufig charakteristische Defizite zeigen. So ist die Muskelaktivierung weniger variabel, Muskeln arbeiten weniger differenziert, weniger aufgabenspezifisch und zielgenau. Es etablieren sich Schutzmuster defizitärer Muskelaktivität. Darüber hinaus verändert sich mit dem Schmerz und der eingeschränkten Motorik die Körperwahrnehmung, und zwar nicht nur die Wahrnehmung des eigenen Körpers, sondern auch die Wahrnehmung anderer. Studien zeigen, dass schmerzbedingte Veränderungen muskulären Verhaltens und körperlicher Wahrnehmung sich reduzieren lassen, wenn Betroffene unter gezielter Anleitung aktiv daran arbeiten.
Transfer von der Grundlagenforschung in die Klinik SY45 – Durchblutungsabnormalitäten als schmerzunterhaltender Faktor? Stefanie Rehm¹, Philip Lang², Elena Enax-Krumova³ ¹Klinik für Neurologie, UKSH, Campus Kiel, Kiel, Deutschland, ²Sozialstiftung Bamberg, Bamberg, Deutschland, ³BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Bochum, Deutschland In der Schmerzmedizin befassen wir uns einerseits mit Durchblutungsstörungen als direkte Ursache von chronischen und akuten Schmerzen, andererseits können Durchblutungsabnormalitäten auch einen pathophysiologischen Teilaspekt bei Schmerzerkrankungen anderer Ätiologie darstellen. Im ersten Teil des Symposiums werden wir uns mit Ischämieschmerzen bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK), befassen. Die Pathophysiologie des Ischämieschmerzes ist bis heute nicht vollständig geklärt, aber es ist bekannt, dass die bei der pAVK auftretenden Schmerzen bei Patienten mit chronisch kritischer Extremitätenischämie häufig die Kriterien für neuropathischen Schmerz erfüllen. Neben sinnvollen weiterführenden diagnostischen Verfahren bei dieser Erkrankung sollen auch die Forschungsergebnisse erweiterter Diagnostik mittels quantitativer sensorischer Testung (QST) und Bestimmung der intraepidermalen Nervenfaserdichte (IENFD) dargestellt werden. Weiterhin wird auf die konservativen und invasiven Therapiestrategien und deren differenzierte Indikation eingegangen, wobei für die invasiven Verfahren derzeit für den Einsatz der spinalen Rückenmarkstimulation (SCS) die größte Evidenz vorliegt. Im zweiten Teil des Symposiums wird der Fokus auf Durchblutungsstörungen als pathophysiologischen Teilmechanismus gelegt. Dabei stehen Störungen der Durchblutung in engem Zusammenhang mit dem Begriff des sympathisch unterhaltenen Schmerzes (SMP = symphathetically maintained pain), welcher eine pathologische Kopplung zwischen dem autonomen und dem somatosensorischen Nervensystem beschreibt. Dieser Mechanismus ist bei verschiedenen neuropathischen Schmerzsyndromen, wie z. B. bei der postherpetischen Neuralgie und beim komplexen regionaDer Schmerz · Suppl 2 · 2017
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Abstracts/Kongresse len Schmerzsyndrom (CRPS) ausführlich beschrieben worden. Zusätzlich zeigen neue Forschungsergebnisse, dass auch lokale Durchblutungsstörungen mit Störungen der endothelialen Funktion und makrovaskulären Veränderungen vor allem beim CRPS eine Rolle spielen können. Ähnliche pathophysiologische Überlegungen existieren hinsichtlich der Entstehung und Aufrechterhaltung des tief-somatischen Schmerzes bei Patienten mit Fibromyalgie-Syndrom (FMS). Es gibt bei diesen Patienten Hinweise für gestörte Regulationsmechanismen der Muskeldurchblutung nach körperlicher Anstrengung, aber auch nach experimentellen Interventionen. Dabei führt vermutlich die Hypoxie der Muskulatur zur Aktivierung von Nozizeptorafferenzen aus den Muskeln, was einen Teil des peripheren Einflusses, welcher die zentralen Sensibilisierungsphänomene aufrechterhält, darstellen könnte. Weiterhin wurde in mehreren Studien eine generelle sympathische Überaktivität bei FMS-Patienten nachgewiesen, welche anteilig die Beschwerdezunahme bei körperlicher Anstrengung erklären könnte. Das interdisziplinär ausgelegte Symposium richtet sich dabei sowohl an klinisch tätigen Kollegen, als auch an Grundlagenwissenschaftler, die sich mit der Pathophysiologie von Schmerzen beschäftigen.
WS01 – Diagnostische und therapeutische Lokalanästhesie myofaszialer Triggerpunkte Kai-Uwe Kern Institut für Schmerzmedizin/Schmerzpraxis Wiesbaden, Wiesbaden, Deutschland Myofasziale Schmerzsyndrome – gekennzeichnet durch Triggerpunkte – werden in den vergangenen Jahren zunehmend erforscht und beachtet. Sie spielen im schmerztherapeutischen, klinischen Alltag eine ausgesprochen große Rolle. Muskuläre Triggerpunkte (TP) sind überempfindliche, umschrieben tastbare Muskelareale, die typischerweise auf Kompression ausstrahlende Schmerzen in neurologisch ‚nicht erklärbare‘ Gebiete und autonome Reaktionen erzeugen. Pathophysiologisch sind an diesen Übertragungsschmerzen offenbar Sensibilisierungen von Hinterhornneuronen mit entfernter gelegenen, rezeptiven Feldern beteiligt. Die Palpation eines solchen Triggerpunktes führt beim Patienten zum sog. „Jump sign“, einem unwillkürlichen Wegzucken des Patienten. Klinik und Pathophysiologie von TP werden besprochen, ihre Identifikation erläutert und in Videobeispielen demonstriert. Die diagnostische und therapeutische Lokalanästhesie von Triggerpunkten ist zentraler Gegenstand dieses Workshops, periphere Nervenblockaden zur Abgrenzung neuropathischer Schmerzgenesen werden angesprochen.
WS02 – Abrechnung ambulanter Schmerztherapie (Arzt) Joachim Erlenwein¹, Eva Bartmann², Eberhardt Sumpf³ ¹Klinik für Anästhsiologie, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland, ²Praxis für Ganzheitliche Schmerztherapie, Neu-Ulm, Deutschland, ³Praxis für Anaesthesie, spezielle Schmerztherapie, Palliativmedizin. Dr. Sumpf, Hann.Münden, Deutschland Die Abrechnungssituation in der ambulanten Schmerzmedizin ist komplex. Zwei erfahrene und viele Jahre in eigener Praxis niedergelassene Schmerzmediziner geben zunächst einen Überblick über die Grundprinzipien der Abrechnung ambulanter schmerzmedizinischer Leistungen und wie sich ambulante Schmerztherapie inklusive der hierzu notwendigen Strukturen finanziert. Im zweiten Teil des Workshops stellen sie einzelne Leistungen und ihre Voraussetzungen zur Abrechenbarkeit beispielhaft vor.
WS03 – Sinnvolle Diagnostik und Therapie bei neuropathischen Schmerzen – ein Fallseminar Stefanie Rehm, Moritz Grosskopf Klinik für Neurologie, UKSH, Campus Kiel, Kiel, Deutschland Neuropathische Schmerzen unterscheiden sich ätiologisch und symptomatisch von chronischen Schmerzen, bei denen das Nervensystem intakt
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ist. Auch die Therapie neuropathischer Schmerzen unterscheidet sich deutlich von der Therapie nozizeptiver Schmerzen – dies macht eine klinische Differenzierung zwischen diesen beiden Schmerzformen so wichtig! Anhand von Beispielen soll in einem interaktiven Fallseminar die klinische Manifestation neuropathischer Schmerzsyndrome vorgestellt und die über die körperliche Untersuchung und Anamnese hinausgehenden apparativen Untersuchungstechniken erläutert werden. Neurophysiologische Untersuchungsverfahren ermöglichen eine Funktionsdiagnostik des peripheren und zentralen Nervensystems und bildgebende Verfahren können Läsionen im schmerzverarbeitenden System aufzeigen. Die Möglichkeiten von diagnostischen Verfahren, aber auch die Fallstricke (wie z. B. durch intensive apparative Diagnostik entstehende Verunsicherung von Patienten durch vermeintlich auffällige Befunde) sollen ausführlich diskutiert werden. Als weiteren Schwerpunkt werden in diesem Seminar die aktuellen Therapiealgorithmen für neuropathische Schmerzen vorgestellt und Therapiekonzepte für beispielhafte Patienten entwickelt. Dabei soll insbesondere auch auf die Möglichkeiten der Kombinationstherapie und auf mögliche Fehlerquellen bei der Therapieplanung dieser häufig hoch chronifizierten Patienten eingegangen werden. Durch die Möglichkeit der Workshopteilnehmer eigene Fallbeispiele im Vorfeld an die Referenten zu übermitteln, soll eine hohe Praxisrelevanz für die Teilnehmer erreicht werden.
WS04 – Neuroorthopädische Untersuchung für Schmerzmediziner Kay Niemier Rückenzentrum am Michel, Hamburg, Deutschland Chronische Schmerzen des Bewegungssystems, insbesondere Rückenund Nackenschmerzen gehören zum Praxisalltag von Schmerzmedizinern. Zur Evaluation von Schmerzsyndromen des Bewegungssystems, zur Einleitung weiterer Diagnostik und von Therapiemaßnahmen sowie zur Verlaufsbeurteilung unter und nach der Therapie gehört die Beurteilung der körperlichen Befunde. Wesentliche Fragen, die durch die klinische Untersuchung beantwortet werden soll sind: –– Benötige ich noch eine weitere, z. B. bildgebende Diagnostik –– Wie bewerte ich die vorliegenden Befunde (z. B. MRT, Neurographie) –– In wie weit passen die klinischen Befunde zur beschriebenen Symptomatik oder ergeben sich Hinweise für: –– Schmerzchronifizierung –– Somatisierung –– Aggravation –– Einfluss anderer Faktoren Für ein morphologisches Korrelat der Schmerzen (z. B. Rückenschmerzen bei einer bisher übersehenden Coxarthrose)? Sollten entsprechende therapeutische Maßnahmen durchgeführt (z. B. Hüft-TEP) werden oder gibt es keine Indikation (z. B. im Rahmen von Zweitmeinungsverfahren) Kann der Schmerz durch funktionelle Einflussfaktoren (Funktionsstörungen des Bewegungssystems) zumindest teilweise erklärt werden Indikationsstellung für Funktionsbehandlungen (z. B. Physiotherapie, Trainingstherapie, Ergotherapie) –– Des Weiteren ist die funktionelle Untersuchung Bestandteil der multimodalen interdisziplinären Diagnostik und dient der Indikationsstellung zur multimodalen Komplexbehandlung. In diesem workshop sollten die wesentlichen theoretischen Ansätze der klinischen Untersuchung, ihrer Zielsetzung und Durchführung besprochen werden. Anhand einer praktischen klinischen Untersuchung sollten die Teilnehmer einen grundsätzlichen Untersuchungsablauf und die sich ergebenen Konsequenzen (für die weitere Diagnostik und Therapie) vermittelt werden. Wesentliche Lernziele sind: –– Theoretische Grundlagen Schmerzerkrankungen des Bewegungssystems –– Wesentliche morphologische Befunde im klinischen Erscheinungsbild – Differentialdiagnostik und Erkennung red flags
–– Funktionsstörungen des Bewegungssystems, Diagnostik und therapeutische Konsequenzen –– Erarbeitung eines Klinischen neuroorthopädischen Untersuchungsganges
WS05 – Naturheilkunde in der Schmerztherapie Marc Werner Kliniken Essen-Mitte, Essen, Deutschland Naturheilkundliche Therapieverfahren werden zunehmend von Schmerzpatienten nachgefragt. Die Kenntnis von sinnvoll angewendeten Verfahren kann die Patientenbindung verbessern und bei therapierefraktären Verläufen neue Optionen bieten. Auch können Nebenwirkungen oder das Vorliegen von schweren Begleiterkrankungen konsequente Umsetzung der konventionellen Verfahren beeinträchtigen. Insgesamt sind naturheilkundliche Therapien bei chronischen Schmerzen wirksame, meist kostengünstige und nebenwirkungsarme Therapieoptionen. Sie können oft schnell und effektiv in den Praxisalltag integriert werden. In vielen Fällen kann durch die Kombination mit nicht-medikamentösen naturheilkundlichen Verfahren eine Schmerzmittelreduktion oder ein komplettes Absetzen der Schmerzmedikation bei gesteigerter Lebensqualität erreicht werden. In diesem Workshop werden wesentlichen Behandlungsmodule für eine erfolgreiche integrative, multimodale Schmerztherapie vorgestellt. Weiterhin werden ausleitende Verfahren (Blutegeltherapie, Schröpfen und Co.) dargestellt. Im letzten Teil des Workshops werden Selbsthilfestrategien für Schmerzpatienten praktisch präsentiert, die sich lohnen, und die die Patienten nachhaltig nutzen.
WS06 – Training interpersoneller Verhaltens- und Steuerungskompetenz CBASP für Patienten mit chronischem Schmerz Iris Liwowsky Schmerzzentrum am Starnberger See, Tutzing, Deutschland Traumatisierung auf (1). Diese frühen Missbrauchserlebnisse werden als Risikofaktor für die Entstehung und Aufrechterhaltung von chronischen Schmerzen diskutiert (2). Die Komorbidität von chronischem Schmerz mit Depression und auch chronischer Depression ist hoch (3). Langjährig chronifizierte Schmerzpatienten zeigen oft eine veränderte Interaktionsgestaltung. Ähnlich wie chronisch depressive Patienten sind sie sich der Effekte des eigenen Verhaltens auf das Gegenüber nicht bewusst und erleben sich als interpersonell unwirksam. Die Unfähigkeit interpersonelle Probleme zu lösen und zielführend zu handeln, führt zu starker psychischer Belastung und oft zu Resignation. CBASP ist ein von Prof. James McCullough (4) entwickeltes Behandlungsverfahren. Das zugrunde liegende Ätiologiemodell fokussiert auf einen Zusammenhang zwischen frühen Missbrauchserfahrungen und einer hieraus resultierenden Störung der Person-Umweltinteraktion. Es kommt zu Defiziten der kognitiven, emotionalen und sozialen Fertigkeiten, so dass Entwicklungsaufgaben und Lebensbelastungen nicht adäquat bewältigt werden können. CBASP fokussiert einerseits auf die Vermittlung der Situationsanalyse und ein sich daran anschließendes Verhaltenstraining, in welchem das Zielverhalten in Rollenspielen eingeübt wird. Die Situationsanalyse fördert die mentale Fähigkeit formal-operatorisch zu denken und zu handeln und hilft dem Patienten eine kausale Beziehung zwischen seinen Verhaltens- und Denkmustern und den Konsequenzen seines Verhaltens herzustellen. Wichtiges Element ist hierbei die Einordnung des eigenen Verhaltens im Kiesler-Kreis-Modell. In seinen Einzelschritten stärkt dieses Training darüber hinaus die perzeptiven und interpretativen Leistungen, die Fähigkeit zur Reflexion des eigenen verbalen und nonverbalen Verhaltens, sowie den Erwerb von Steuerungskompetenz durch die Kontrastierung des habituellen dysfunktionalen Verhaltens gegen das gewünschte Zielverhalten. Ein zweiter Schwerpunkt der CBASP-Therapie liegt auf der adaptierten Rolle des Therapeuten. Um kor-
rigierende Beziehungserfahrungen zu fördern, werden frühe Prägungen erhoben und sich daraus ergebende Übertragungshypothesen formuliert. Der Therapeut bringt sich auf disziplinierte, verantwortungsvolle Weise persönlich (Disciplined Personal Involvement) in die therapeutische Beziehung ein, um so die Patienten zu befähigen, zwischen alten Beziehungserwartungen und dem Verhalten des Therapeuten bzw. anderer Personen zu unterscheiden (Interpersonal Discrimination Exercise). Im Workshop werden alle wesentlichen CBASP Elemente vorgestellt. Der Fokus liegt dabei auf dem Training der Verhaltens- und Steuerungskompetenz mit Hilfe des Kiesler-Kreis-Modells und den speziellen Situationsanalysen.
WS07 – Abrechnung ambulanter Schmerztherapie (Psychologie) Bernhard Klasen Algesiologikum Zentren für Schmerzmedizin, München, Deutschland Der EBM bietet derzeit (noch) keine speziellen, schmerzpsychotherapeutischen Abrechnungsziffern. Seit dem 01. 04. 2017 ist eine Strukturreform der Psychotherapierichtlinie in Kraft getreten, die schmerzpsychotherapeutisch tätigen ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten Möglichkeiten eröffnen, ihren Patienten vor allem in Kooperation mit anderen Psychotherapeuten oder ärztlichen, speziellen Schmerzpsychotherapeuten ein attraktives Therapieangebot machen zu können, das mit weniger Bürokratie auch ambulante, multimodale Behandlung ermöglicht. Darüber hinaus soll sich eine Diskussion über berufspolitische Aspekte der schmerzpsychotherapeutischen Versorgung.
WS08 – Biofeedbacktherapie bei Kopfschmerzen und Migräne Peter Kropp, Johanna Lüpke Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Deutschland Den aktuellen Leitlinien der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft zufolge gelten psychologische Verfahren, die der Verhaltenstherapie entstammen, als evidenzbasiert und als hoch effektiv in der Behandlung primärer Kopfschmerzen. Darunter fallen sowohl die Migräne als auch der Kopfschmerz vom Spannungstyp. Psychologische Verfahren sind wirksam und können unter bestimmten Voraussetzungen sogar als Alternative zur medikamentösen Therapie eingesetzt werden. Neben Entspannungsverfahren, operanten und kognitiv-verhaltenstherapeutischen Behandlungsansätzen im eigentlichen Sinne hat sich in den letzten Jahren zunehmend die Biofeedback-Therapie als verhaltenstherapeutische Maßnahme zur Behandlung von Kopfschmerzen und Migräne etabliert. Aus umfangreichen Cochrane-Studien und aktuellen Metaanalysen geht hervor, dass diese Therapieverfahren beispielsweise bei der Migräne ähnlich effektiv sind wie eine medikamentöse Prophylaxe. Das Prinzip dieser Behandlung ist einfach: Grundsätzlich können alle autonom oder zentral ablaufenden Körperfunktionen über Biofeedback beeinflusst werden. Sie müssen nur bewusst wahrgenommen werden. Dadurch lassen sich diese Funktionen willentlich in die gewünschte Richtung beeinflussen. Dies gilt in besonderem Maße auch für die Behandlung von Kopfschmerzen und Migräne. So kann mit unspezifischer Wirkung zumindest eine autonome Ruhigstellung erreicht werden, die ihrerseits die Wahrscheinlichkeit beispielsweise für einen Migräneanfall reduziert. Aber auch spezifischer wirkende Verfahren können bei der Behandlung von Kopfschmerzen eingesetzt werden, so beispielsweise ein Ansatz zum Aufbau von Habituationseffekten. Im Workshop werden in einem kurzen Vortrag zunächst die Grundlagen der Biofeedbacktherapie vorgestellt. Es folgen Fallbeispiele bei der Anwendung im Bereich chronischer Schmerzzustände, hier speziell bei der Migräne und beim Kopfschmerz vom Spannungstyp. Abgerundet wird das Seminar mit praktischen Übungen der Teilnehmer an verschiedenen, zur Verfügung gestellten Biofeedbackgeräten. Diese „Gerätekunde“ bezieht auch aktuelle App’s von Smartphones mit ein. Dabei werden Fallstricke der Geräte und bei der Behandlung ausführlich erläutert. Außerdem wird auf abrechnungstechnische Besonderheiten dieser Behandlungsmethode und auf mögliche Kontraindikationen eingegangen.
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Abstracts/Kongresse Wegen des gerätetechnischen Aufwands und der angebotenen Möglichkeit, dass alle Teilnehmer an Geräten üben sollen, sind zwei Kursleiter notwendig. Dies hat sich in früheren Veranstaltungen sehr bewährt.
WS09 – Physiotherapie korrekt verordnen – Der richtige Umgang mit der Heilmittelverordnung Kerstin Baudet Rugiamed Ärztegemeinschaft, Bergen, Deutschland Es werden die wesentlichen Inhalte der aktuellen Heilmittelverordnung besprochen, der Umgang mit der sogenannten „Regelfall -und außerhalb des Regelfall-Verordnung“ erläutert. Anhand typischer Beschwerdebilder und den entsprechenden Diagnoseschlüsseln nach ICD wird die Rezeptierung geübt und diskutiert. Unter Nutzung der verschiedenen Indikationsschlüssel werden „Praxisbesonderheiten“ und „langfristiger Heilmittelbedarf “ als Richtwertneutrale Verordnungsmöglichkeiten erklärt. Ebenso sollen Möglichkeiten einer Therapiekontrolle und Optimierung laufender funktioneller Therapie in Zusammenarbeit mit dem Therapeuten aufgezeigt werden. Ein Schwerpunkt wird auf die Funktion der Heilmittel innerhalb der multimodalen Schmerztherapie gesetzt, indem diese näher erläutert und in ihrem Einsatz exemplarisch dargestellt werden.
WS10 – Palliativ Roman Rolke Universitätsklinikum Aachen (UKA), Aachen, Deutschland Die S3-Leitlinie Palliativmedizin beschreibt evidenzbasierte Empfehlungen für die ärztliche, pflegerische und auch ehrenamtliche Betreuung Schwerstkranker und Sterbender in Deutschland. Der Refresher-Kurs wird diese Neuerungen beleuchten mit einem Ausblick auf den neu entstehenden Teil 2 der Leitlinie. Daneben wird der Kurs ein aktuelles Update zur Symptomkontrolle bei allen möglichen körperlichen und psychischen Symptomen liefern. Der Workshop beschreibt darüber hinaus die Wirkweise bewährter und neuer Opioide gegen Schmerzen sowie Aspekte der Arzneimittelsicherheit. Der interaktive Kurs bindet aktuelle Literatur in anschauliche Fallbeispiele zum Thema ein, damit das neueste Wissen rasch in die praktische Anwendung findet.
WS11 – Der schwierige Fall – Ein Videoseminar zum praktischen Umgang mit Schmerzpatienten Claas Lahmann Klinikum Rechts der Isar, München, Deutschland Chronische Schmerzpatienten gelten im klinischen Alltag oft als schwierige Patienten. Bei genauer Betrachtung stellt sich meist die Interaktion zwischen Ärzten und Patienten mit chronischen Schmerzen als wesentliches Problem dar. Die grundlegenden Schwierigkeiten gehen im Wesentlichen auf drei Aspekte zurück: Das Drängen der Patienten auf weitere somatische Diagnostik und Therapie mit konsekutiv deutlich appellativem Verhalten, die Befürchtung der Ärzte, vielleicht doch eine verborgene Krankheit zu übersehen oder übersehen zu haben sowie drittens die Diskrepanz in den jeweiligen Ursachenüberzeugungen. Patienten mit chronischen Schmerzbeschwerden sprechen gleichsam eine „Sprache der Schmerzen“; die Symptomklagen des Patienten sollten vom Therapeuten aktiv entgegengenommen und durch Nachfragen und Anregungen strukturiert werden. Die teils sehr ausführlichen Schilderungen der Schmerzen sollten dabei nicht als Widerstand, sondern unvermeidbares Charakteristikum dieser Patientengruppe verstanden werden. Aus dieser aktiv-stützenden Haltung entspringt insbesondere bei Patienten mit einer psychischen Komorbidität die Form der tangentialen Gesprächsführung. Dies bedeutet, dass Bereiche des intrapsychischen Erlebens eher beiläufig angesprochen werden und die Patienten nicht vorschnell mit der Aussage konfrontiert werden, die Beschwerden seien teilweise oder gänzlich psychisch oder psychosomatisch zu erklären. Stattdessen kann ein positives Erklärungsmo-
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dell angeboten werden, z. B. mit Information über psychophysiologische Zusammenhänge wie veränderten Körperreaktionen bei Aufregung oder Stress. Um eine konfrontative, psychische Aspekte zu sehr fokussierende Gesprächsführung zu vermeiden, bieten sich auch Verweise auf andere Patienten an: „Bei vielen meiner Kopfschmerz-Patienten ist es so, dass …“. Einen ähnlichen Effekt haben sogenannte „Ich Botschaften“, z. B. die Formulierung: „Ich habe den Eindruck, dass die hartnäckigen und lange anhaltenden Schmerzen Ihnen auch seelisch ziemlich zusetzen.“ Hier hat der Patient die Möglichkeit, diesem Eindruck zuzustimmen, aber auch ohne großes konfrontatives Moment zu verneinen. Dies bedingt eine Anpassung der Gesprächsführung – insbesondere in der Frühphase der Arbeit mit dem Patienten – um die fast regelhaft zu erwartenden interaktionellen Schwierigkeiten zu minimieren. Hierzu ist eine zielgerichtete, rationale Kommunikationsstrategie hilfreich, die lehr- und lernbar ist und im Rahmen des Seminars mit Hilfe von Videosequenzen vermittelt wird.
WS12 – Stress & Schmerz: Untersuchung und Biofeedback bei Kopf- und Gesichtsschmerz Dominik Ettlin, Nenad Lukic, Beat Steiger Universität Zürich, Zürich, Schweiz Stressbelastungen können zu (unbewusster) Erhöhung des Muskeltonus der Kaumuskulatur im Sinne von Zähnepressen/-knirschen führen. Im Fachjargon wird dafür der Begriff „Parafunktion“ bzw. „Bruxismus“ verwendet. Im Zeitverlauf können bei Betroffenen Kopf-, Gesichts- und Kieferschmerzen resultieren. Diese Symptome können umgekehrt als Stressbelastung erlebt werden und zu Verunsicherung und erhöhter Anspannung führen. Insbesondere das bedrohliche Erleben von Beschwerden führt oft zu einer Fokussierung auf zuvor unwesentliche Merkmale (z. B. Zahnstellung) im Sinne einer überhöhten Körperempfindung (sog. „Hypervigilanz“). Damit gehen angstbesetze Gedanken und Befürchtungen einher. Z. B. werden Schmerzen als Zeichen einer bösartigen Erkrankung oder harmlose Kiefergelenkgeräusche als bedrohliche Gelenkschädigung interpretiert. Diese Symptomatik wird verstärkt, wenn von therapeutischer Seite ein inadäquates Krankheitsmodell vermittelt wird oder gar unnötige, vermeintlich therapeutische Eingriffe vorgeschlagen werden. Anhand von Videobeispielen aus der Klinik werden biopsychosoziale Konzepte vorgestellt. Im praktischen Teil üben Teilnehmende die klinische Untersuchung und erlernen die Anwendung von Biofeedback.
WS13 – Hands on! Manuelle Techniken zur Untersuchung von Schmerzpatienten Tina Mainka¹, Jörn Altenscheidt², Brigitte Tampin³ ¹Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg, Deutschland, ²BGU Kliniken Bergmannsheil Bochum, Bochum, Deutschland, ³Sir Charles Gairdner Hospital, Perth, Australien Die differenzierte manuelle Untersuchung des muskuloskelettalen Apparates ist zusammen mit einer spezifischen Anamnese entscheidend für den klinisch sinnvollen und ökonomischen Einsatz weiterer apparativer diagnostischer Verfahren und die korrekte Diagnosestellung. Unter anderem aufgrund der eigenen Unsicherheit bei der Patientenuntersuchung neigen Mediziner jedoch häufig zur Veranlassung unnötiger Zusatzdiagnostik oder sogar zur Verordnung nicht-indizierter invasiver Therapien. In diesem hands-on-Workshop sollen daher anhand von Fallbeispielen (z. B. Schmerzen nach Thorakotomie, Cranio-mandibuläre Dysfunktion, Rückenschmerz bei Parkinson) manuelle Untersuchungstechniken zunächst am Modell demonstriert und dann von den Teilnehmern unter Anleitung selbstständig geübt werden. Neben der korrekten Diagnosestellung ist eine zielsichere Verordnung der therapeutischen Maßnahmen essentiell um den optimalen Therapieerfolg für den Patienten zu gewährleisten. Daher soll für jedes Fallbeispiel auch die Indikation für eine physiotherapeutische Behandlung geprüft und eine optimale Heilmittelverordnung dargestellt werden, die in der Praxis im ambulanten Bereich leider häufig das einzige Bindeglied zur Kommuni-
kation zwischen den beiden Berufsgruppen darstellt. Die Fallbeispiele mit den dazu passenden erlernten Untersuchungstechniken werden für die Teilnehmer in einem Skript zusammen gefasst. Die Referenten aus dem physiotherapeutischen (Jörn Altenscheidt, Bochum, und Brigitte Tampin, Perth) ärztlichen Bereich (Tina Mainka, Hamburg) arbeiten jeweils in einem interdisziplinären Setting. Ihr Forschungsschwerpunkt beinhaltet cervicale und lumbale Rückenschmerzen und die Kongruenz zwischen manualtherapeutischen und apparativen Untersuchungsbefunden sowie die Entwicklung von Entscheidungshilfen zur Differenzierung nozizeptiver und neuropathischer Schmerzkomponenten bei muskuloskelettalen Schmerzen. Bei den Referenten bestehen keine Interessenskonflikte.
WS14 – Spiegeltherapie 2.0 Maren Wosnitzka BG Klinikum Duisburg gGmbH, Duisburg, Deutschland Phantomschmerzen nichtmedikamentös zu behandeln stellt nach wie vor eine besondere Herausforderung sowohl an die Patienten, als auch an die Therapeuten dar. Die Spiegeltherapie nimmt dabei eine feste Größe ein. Doch was ist weitergehend möglich, wenn der Spiegel zunächst nicht den gewünschten Erfolg bietet? Wenn Doppelamputationen, Kontraindikationen oder andere Schwierigkeiten auftreten, die die klassische Spiegeltherapie zunächst ausschließen? Lösungsmöglichkeiten, neue Medien, Altbewährtes, Umdenken, Grenzen und Grenzüberschreiten all dies findet Raum in diesem workshop. …)
WS15 – Behandlung schmerzbezogener Angst bei Rücken- und Kopfschmerzen Eva Liesering-Latta¹, Eva Steffen² ¹Migräne- und Kopfschmerzklinik Königstein, Königstein im Taunus, Deutschland, ²DRK Schmerz-Zentrum Mainz, Tagesklinik für interdisziplinäre Schmerztherapie, Mainz, Deutschland Angst vor Schmerzen, körperlicher Aktivität und Schädigung bzw. Beeinträchtigung treten bei Schmerzpatienten häufig auf. Das Erleben von Angst spielt eine bedeutsame Rolle bei der schmerzbedingten Belastung, Behinderung und Schmerzchronifizierung. In diesem Zusammenhang haben sich v. a. der Denkstil des Katastrophisierens und das Angst-Vermeidungs-Verhalten (fear-avoidance) als wichtige schmerzpsychotherapeutische Ansatzpunkte erwiesen [1, 4]. Überzeugungen über den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Rückenschmerzen, sog. Angst-Vermeidungs-Einstellungen (fear-avoidance-beliefs), führen zur angstmotivierten Vermeidung eines normalen Bewegungsverhaltens und stellen somit einen wesentlichen Risikofaktor für die Chronifizierung von Rückenschmerzen dar. Patienten mit hohen fear-avoidance-beliefs weisen eine stärkere schmerzbedingte funktionelle Beeinträchtigung auf. Die Reduzierung von fear-avoidancebeliefs ist ein guter Prädiktor für den Therapieerfolg [2]. Bei Kopfschmerzen können Erwartungsängste zu ungünstigen Verhaltensweisen (z. B. fortschreitende Vermeidung von Aktivitäten, übermäßige Medikamenteneinnahme) und im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung zur tatsächlichen Auslösung von Kopfschmerzen führen. Die oftmals noch propagierte Empfehlung einer generellen Vermeidung potentieller Trigger kann die Lebensqualität und den Handlungsspielraum der Betroffenen stark einschränken, eine zunehmende Reizsensibilisierung begünstigen sowie Erwartungsängste verstärken und aufrechterhalten. Stattdessen können spezifische Bewältigungsstrategien im Umgang mit Triggern vermittelt werden [3]. Bei der Behandlung von Schmerzpatienten ist daher die Exploration und hinreichende Berücksichtigung schmerzbezogener Ängste unerlässlich. Der Schwerpunkt des Workshops liegt auf der praxisnahen Vermittlung kognitiv-verhaltenstherapeutisch orientierter Interventionen bei Rückenund Kopfschmerzen. Anhand konkreter Fallbeispiele sollen das praktische Vorgehen veranschaulicht und Besonderheiten wie auch Schwierigkeiten bei der Durchführung diskutiert werden.
Literatur 1. Holroyd KA, Drew JB, Cottrell CK, Romanek KM, Heh V (2007) Impaired functioning and quality of life in severe migraine: the role of catastrophizing and associated symptoms. Cephalalgia 27(10):1156–1165 2. Leeuw M, Goossens ME, Linton SJ, Crombez G, Boersma K, Vlaeyen JW (2007) The fear-avoidance model of musculoskeletal pain: current state of scientific evidence. J Behav Med 30(1):77–94 3. Martin PR (2010) Managing headache triggers: think ‘coping’ not ‘avoidance. Cephalalgia 30(5):634–637 4. Vlaeyen JW, Linton SJ (2000) Fear-avoidance and its consequences in chronic musculoskeletal pain: a state of the art. Pain 85(3):317–332
WS16 – Neurologischer Untersuchungskurs für Schmerztherapeuten Stefanie Förderreuther Neurologische Klinik, LMU, München, Deutschland Grundkenntnisse neurologisch-topischer Diagnostik. Praktische Durchführung der neurologischen Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung schmerztherapeutischer Fragestellungen. Vermittlung von gezielten Untersuchungstechniken in Abhängigkeit von der klinischen Fragestellung (z. B. Kopfschmerz, neuropathischer Schmerz, radikulärer Schmerz, zentraler Schmerz, Myopathie/Myositis, zentral-nervöse Nebenwirkungen einer Schmerztherapie). Das praktische Üben der Untersuchungstechniken (gegenseitiges Untersuchen) steht im Vordergrund des Kurses. Der Kurs vermittelt keine Grundkenntnisse zu elektrophysiologischen oder bildgebenden Verfahren der neurologischen Diagnostik.
WS17 – Schlaglichter der Kinderschmerztherapie – Schmerzentwicklung, emotionale Belastung, multimodale Schmerztherapie – ein praxisorientierter Workshop Tanja Hechler¹, Markus Blankenburg², Boris Zernikow³ ¹Universität Trier, Trier, Deutschland, ²Klinikum Stuttgart, Stuttgart, Deutschland, ³Vestische Kinder- und Jugendklinik- Universität Witten/ Herdecke, Datteln, Deutschland Obwohl das Verständnis von akuten und chronischen Schmerzen im Kindes- und Jugendalter nach wie vor hinter den Erkenntnissen im Erwachsenenalter zurückliegt, hat sich in den letzten 10 Jahren sehr viel im Bereich der Forschung, der Therapieentwicklung und den Versorgungsstrukturen für diese Altersgruppe getan. Der Workshop hat daher das Ziel, neueste Erkenntnisse zum Thema Schmerzwahrnehmung und Schmerzverstärkung (Priv.-Doz. Dr. Markus Blankenburg), emotionale Belastung bei Kindern und Jugendlichen mit chronischen Schmerzen (Prof. Dr. Tanja Hechler, Trier) und multimodale Schmerztherapie für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene (Prof. Dr. Boris Zernikow, Datteln) praxisorientiert zu präsentieren. Der Workshop richtet sich an schmerztherapeutisch tätige Kinderärzt/innen, Neurolog/innen und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut/innen.
WS18 – „Ich bilde mir den Schmerz doch nicht ein“ – Bio-psychosoziale Zusammenhänge von Schmerz erklären – aber wie? Hans-Günter Nobis MEDIAN-Klinik am Burggraben, Bad Salzuflen, Deutschland Die IASP unterstrich die Bedeutung von Informationen für Schmerzkranke auf ihrem Welt-Schmerzkongress 2010 mit der „Declaration of Montreal“. Leitlinien bestätigen:„Patient education programs are integral components of the management of persistent pain syndromes“. (JAGS, 50, 2002). Studien (Engers et al. 2011) zeigten, dass z. B. bei Patienten mit (sub)akutem Rückenschmerz bereits eine 2,5-stündige Edukation die Chance auf eine Rückkehr an den Arbeitsplatz verbesserten. Aber „Vorurteile“ des Patienten, Schmerz sei ein lokales Geschehen, Schmerz weise immer auf einen körperlichen Defekt und Skepsis gegenüber psycho-sozialen Mitwirkungsfaktoren können, wenn diese angespro-
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Abstracts/Kongresse chen werden, schnell zu Kommunikationsproblemen, wenn nicht gar zum Abbruch der Behandlung führen. Der dann oft vom Schmerzpatienten geäußerte Vorwurf lautet: „Ich bilde mir den Schmerz doch nicht ein“. Deshalb ist es wichtig (Pfingsten 2003) „…, dass Erklärungen für die Patienten verständlich sind und möglichst viele ihrer alltäglichen Erfahrungen aufgreifen“. Die dafür notwendigen Arbeitsweisen haben wir in unserer Ausbildung nicht vermittelt bekommen. Das Begreifbarmachen eines „bio-psycho-sozialen“ Schmerzverständnisses kann auch an einer „pädagogisch“ unzureichenden Vermittlung scheitern. Die Hinterfragung des individuellen Schmerzkonzepts schafft aber erst die Motivation für ein multimodales Therapiekonzept. Standardisierte Behandlungsmanuale helfen, je nach therapeutischer Fachrichtung, unterschiedliche Aspekte einer Informationsvermittlung hervorzuheben. Lernziele: Den Schmerz und besonders den chronische Schmerz als bio-psycho-soziales Phänomen für den Patienten „begreifbar“ machen, Zusammenhänge „auf Höhe des Patienten“ erklären zu können heißt, Schmerzedukation auch als eine „pädagogische“ Herausforderung anzuerkennen und mit Prinzipien der Pädagogik zu gestalten. Inhaltlicher Ablauf: Die Bedeutung der (Schmerz)-Edukation wird zunächst anhand von klinischen Erfahrungen und wissenschaftlichen Daten untermauert. Auszüge aus der sich in der Praxis bewährten Erklärungsmodellen zum Thema „Der bio-psycho-soziale Schmerz“ und „Wie wird aus Schmerz – chronischer Schmerz?“ des Bad Salzufler Curriculums werden vorgestellt und deren Umsetzung in ein Einzel- oder Gruppensetting diskutiert. Teilnehmerkreis: Pflegekräfte, Ärzte, Psychologen und Physiotherapeuten Literatur 1. Nobis HG, Pielsticker A (2016) Information und Edukation des Patienten. In: Casser HR, Hasenbring M, Becker A, Baron R (Hrsg) Rückenschmerzen und Nackenschmerzen aus interdisziplinärer Sicht. Springer, Berlin Heidelberg 2. Nobis HG, Pielsticker A (2013) Ärztliche Edukation und Kommunikation in der primären Schmerzbehandlung. Schmerz 27:317–324 3. Nobis HG et al (2016) Schmerz – eine Herausforderung. Informationen für Betroffene und Angehörige. Springer, Berlin Heidelberg
WS19 – Topische Therapieformen bei neuropathischen Schmerzen – Theorie und Praxis Monika Thomm, Nathalie Schlegel Uniklinik Köln, Köln, Deutschland Hochdosiertes 8 %iges Capsaicin (Qutenza) findet seit Markteinführung im Herbst 2010 in Deutschland -bei peripheren neuropathischen Schmerzen bei Erwachsenen- Anwendung. Es wird sowohl als Monotherapie als auch in Kombination mit anderen Therapeutika eingesetzt. Zu den peripheren neuropathischen Schmerzen wird eine Reihe chronischer Schmerzsyndrome gezählt, die nach einer Schädigung afferenter Neurone fokal oder generalisiert im peripheren Nervensystem entstehen können. Typische Beispiele sind Schmerzen bei Polyneuropathien unterschiedlicher Genese, Radikulopathien sowie postzosterische Neuralgien.
WS20 – Mindfullness-Based Stress Reduction in der Therapie chronischer Schmerzen Harald Lucius Schmerzentrum NORD am HELIOS-Klinikum Schleswig, Schleswig, Deutschland 1979 gründete Dr. Jon Kabat-Zinn an der Massachusetts Medical School in Worcester/USA die Stress Reduction Clinic. Dort entwickelte er in den folgenden Jahren das Programm der Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR) und begann, dieses an seine Schüler und zunehmend auch an Patienten weiterzugeben. Im Laufe der weiteren Entwicklung des MBSR (zu deutsch: Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion) – „Konzepts“ wurde die Methode in den USA an tausenden von Schülern, Klienten, Patienten, Ärzten und andere in der Verantwortung für Menschen Tätige erprobt. Es entstanden zahlrei-
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che Einrichtungen an verschiedenen Kliniken sowie Zentren und Schwerpunktinstitute zu Forschungszwecken. Nach Europa gelangte MBSR vor etwa 16 Jahren. In Deutschland gibt es inzwischen mehrere Ausbildungsinstitute und Forschungsschwerpunkte, u. a. in Essen, Köln, Freiburg, Berlin, Heidelberg, München und Hamburg. Weitere Zentren, medizinische Einrichtungen und wissenschaftliche Arbeitsbereiche bestehen in Gießen, Erfurt sowie im Klinikum Essen Mitte in der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin. Ein Europäisches Zentrum für Achtsamkeit (EZfA) hat in Freiburg seinen Sitz. Deutschlandweit gegen MBSR-Lehrer Kurse in Kliniken, Schulen und Einrichtungen des Öffentlichen Lebens. Zunehmend interessiert sich auch die Industrie für die verschiedenen Angebote. Im therapeutischen Bereich sind weitere Angebote entstanden, so MBCT(Mindfulness-Based Cognitive Therapy), MBE (Mindfulness-Based Eating) oder MBAT(MindfulnessBased Addiction Therapy). Begriff wie Mitgefühl, Empathie, Gleichmut und Mitfreude sind essentieller Bestandteil weitergehender Angebote wie MBCL(Mindfulness-Based Compassionate Living) oder MSC(Mindful Self Compassion). Der Workshop wird Sie in die Kunst der achtsamen Wahrnehmung im Jetzt anhand einer Präsentation und einiger praktischer Übungen einführen. Sie können die wunderbare Erfahrung von Stille machen, wenn der Geist zur Ruhe kommt. Darin liegt eine große Kraft, ein Potential, das uns befähigt, mit dem täglichen Stress besser umzugehen, Schmerzen zu ertragen und den Anforderungen des Lebens gelassener zu begegnen und sie zu bewältigen, ohne an ihnen zu zerbrechen. Das Ergebnis ist ein Mehr an Gelassenheit und Lebensfreude. Dr. Harald Lucius, Schleswig
WS21 – Stellenwert der klinischen Untersuchungen bei muskuloskelettalen Schmerzen – Orthopädische Basisuntersuchung bei Rücken- und Gelenkbeschwerden mit praktischer Demonstration Hans-Raimund Casser DRK Schmerz-Zentrum Mainz, Mainz, Deutschland Die Bedeutung der körperlich-klinischen Untersuchung bei muskuloskelettalen Schmerzen steht außer Frage. Gemeinsam mit einer ausführlichen Schmerzanamnese gelingt es bereits in nahezu allen Fällen, einen spezifischen von einem nicht-spezifischen Kreuzschmerz zu differenzieren. Dies setzt allerdings einen bewährten orthopädischen und neurologischen Standard beim Untersuchungsgang und auch dessen Interpretation voraus. Erst- und Verlaufsuntersuchung beinhalten grob Inspektion, Palpation und Beweglichkeitsprüfung. Im neurologischen Bereich sind radikuläre Symptome, sensible oder motorische Defizite, der Reflexstatus und Koordinationstest von Relevanz. Ebenfalls sind schmerzdiagnostisch Zeichen der Sensibilisierung – peripher und oder zentral – zu berücksichtigen, z. B. Allodynie. Die Reliabilität der Einzeltests ist begrenzt, wobei Provokationstests deutlich sicherer sind als Motilitätstests. Für den klinischen Alltag hat sich die gleichzeitige Anwendung mehrerer Schmerzprovokationstests („Untersuchungsbatterie“) bewährt, wodurch eine gute Reliabilität und Qualität erreicht werden kann. Die diagnostische Aussagefähigkeit der klinischen Einzeltests ist begrenzt. Oftmals ist die Eingrenzung des genauen Bestimmungsortes des Schmerzes nicht möglich, Kommunikation und Kooperation der Betroffenen sind bei der Untersuchung eingeschränkt und die Trennschärfe der Tests ist relativ gering. Im Rahmen des Assessments vor multimodaler Behandlung von chronischen Kreuzschmerzen (NVL 2017) sollte ein strukturiertes Assessment mit anschließender Teambesprechung und anschließender Therapieplanung durchgeführt werden. Spätestens nach 6 Wochen Schmerzdauer und alltagsrelevanten Aktivitätseinschränkungen trotz leitliniengerechter Versorgung soll bei positivem Nachweis von Risikofaktoren zur Chronifizierung (Yellow flags) die Indikation zu einer multimodalen Therapie möglichst durch ein interdisziplinäres Assessment geprüft werden, d. h. die körperliche Untersuchung und Fuktionsdiagnostik – orthopädisch, manualmedizinisch, neurologisch – ist fester Bestandteil des Assessments.
Gerade für nicht-spezifische Kreuzschmerzen, wo apparative Diagnostik wenig hilfreich bzw. sogar kontraproduktiv ist, ist die klinische Untersuchung neben der Schmerzanamnese der entscheidende Faktor zur Festlegung des weiteren Procedere. Der Workshop vermittelt anhand praktischer Demonstration und Übungen die orthopädische Basisuntersuchung bei Rücken- und Gelenkbeschwerden sowie den Standard der neurologischen Untersuchung bei muskuloskelettalen Beschwerden. Gerade die Verbindung zwischen orthopädischer, manualmedizinischer und neurologischer Untersuchung ist bei den chronischen muskuloskelettalen Beschwerden das entscheidende diagnostische Instrument, zumal 80 % der Rückenschmerzen funktioneller Natur sind, die durch bildgebende Verfahren nicht verifiziert werden können bzw. sogar verkannt werden.
WS22 – Biofeedback Anke Diezemann DRK-Schmerz-Zentrum Mainz, Mainz, Deutschland Biofeedback stellt ein in der Schmerztherapie etabliertes Verfahren dar. Durch die systematische Rückmeldung messbarer körperlicher Signale können Patienten mit chronischen Schmerzen unterschiedlich profitieren: Zusammenhänge zwischen seelischen Prozessen (wie z. B. Gefühlen und Erwartungen) mit körperlichen Prozessen können dargestellt werden, was dem Patienten das Verständnis für ein bio-psycho-soziales Schmerzmodell erleichtert. Darüber hinaus kann der Patient lernen, spezifische physiologische Veränderungen hevorzurufen. Dies fördert die Entwicklung einer Selbstwirksamkeitserwartung, welche einen wesentlichen Aspekt für eine günstige Schmerzbewältigung darstellt. Das Seminar bietet einen Überblick über die Biofeedbackanwendung in der Schmerztherapie, die vermuteten Wirkmechanismen und die Wirksamkeit bei den unterschiedlichen Schmerzbildern. Die unterschiedlichen Methoden der Biofeedbackbehandlung werden mit einem Mehrkanalgerät und tragbaren Ein-Kanalgeräten demonstriert. Hierbei werden Aspekte der Diagnostik und Modellvermittlung, der Einsatz von Biofeedback bei Rücken- und Nacken- und Kopfschmerzen und allgemeine Entspannungstechniken mit Hilfe von Biofeedback (RSA-Training, Atementspannung, Hautleitfähigkeit und Hauttemperatur-Biofeedback) vorgestellt.
WS23 – Typische Fehldiagnosen und Möglichkeiten der interdisziplinären Aufklärung Markus Gaubitz Akademie für manuelle Medizin an der WWU Münster, Münster, Deutschland Fallvorstellungen mehrerer (teils häufiger, teils eher seltener) Erkrankungen des Bewegungsapparates, die interdisziplinär geklärt wurden
WS24 – Chronische Schmerzen bewältigen oder akzeptieren? Bernd Kappis¹, Martin von Wachter² ¹Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz, Deutschland, ²Ostalb-Klinikum Aalen, Aalen, Deutschland Da sich in der Versorgung chronischer Schmerzpatienten einseitig somatisch orientierte Behandlungsansätze als unzureichend erwiesen haben, sind bei der Therapie entsprechend den bio-psycho-sozialen Krankheitsanteilen interdisziplinäre Behandlungsansätze gefragt. Neben der medikamentösen Schmerztherapie und körperlicher Aktivierung spielt dabei die Psychotherapie eine entscheidende Rolle. Zwei Ansätze erscheinen dabei widersprüchlich: Einerseits gegen die Schmerzen ankämpfen, sie kontrollieren, ignorieren oder bewältigen und andererseits auf sie zugehen, die Schmerzen akzeptieren. Wann macht was Sinn? Die beiden Ansätz werden dargestellt, entsprechende Erklärungsmodelle für Patienten gezeigt und strategische Unterschiede im therapeutischen Vorgehen unter Berücksichtigung verschiedener Störungsbilder wie chronisches Schmerzsyndrom nach Gewebsschädigung, funktionel-
le Schmerzerkrankungen und Fibromyalgiesyndrom werden herausgearbeitet.
WS25 – Begutachtung von Schmerzen Marcus Schiltenwolf¹, Martin Tegenthoff², Matthias Keidel³ ¹Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland, ²RuhrUniversität Bochum, Bochum, Deutschland, ³Neurologische Klinik Bad Neustadt, Bad Neustadt a. d. Saale, Deutschland Der Workshop ‚Begutachtung von Schmerzen‘ richtet sich an alle Kongressteilnehmer, die Gutachten erstellen und an versicherungsrechtlichen Fragen, die mit einem akuten oder chronischen Schmerzsyndrom zusammenhängen, interessiert sind. Es wird auf die Begutachtung von muskuloskelettalen Schmerzen, von neuropathischen Schmerzen und von Kopfschmerzen eingegangen werden. Zu Grunde gelegt werden die relevanten Begutachtungsleitlinien der Deutschen Schmerzgesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, der Deutschen Gesellschaft für Neurowissenschaftliche Begutachtung und der Deutschen Migräne und Kopfschmerzgesellschaft. Wesentliche Grundlage für die Begutachtung ist zunächst die Sicherung der Diagnose eines neuropathischen Schmerzes. Dies setzt zwingend den Nachweis einer entsprechenden Nervenläsion voraus. Die in letzter Zeit zunehmend diskutierte Small-fiber-Neuropathie ist grundsätzlich geeignet, ein neuropathisches Schmerzsyndrom auszulösen. Hinsichtlich des „Vollbeweises“ einer solchen Erkrankung sind jedoch hohe Anforderungen an die diagnostische Sicherung zu stellen. So wird aktuell z. B. allein ein pathologischer Befund in der quantitativ sensorischen Testung (QST), im Rahmen einer gutachterlichen Fragestellung, nicht als belastbar angesehen. Grundsätzlich ist bei jeder diagnostischen Sicherung eines neuropathischen Schmerzes die Gesamtkonstellation mit Läsionsnachweis, Lokalisation der Schmerzsymptomatik und Verlaufsdynamik in einer kritischen Synopsis klinisch zu werten. Dabei erscheint es wesentlich, dass die funktionelle Auswirkung der individuellen Schmerzsyndrome die Grundlage jeder gutachterlichen Bewertung darstellen muss. In der Begutachtung des posttraumatischen Kopfschmerzes (PK) ist auf den zeitlichen Zusammenhang zu einem schädigenden Ereignis und die Sicherung eines Körperschadens/Gesundheitsstörung als Schädigungsfolge zu achten. In der Beweisführung der Kausalität ist neben dem zeitlichen Zusammenhang des PK auf Brückensymptome, konkurrierende Erkrankung(en) und den Schmerzverlauf einzugehen. Bei protrahierter PK-Rückbildung ist die Möglichkeit einer unfallunabhängigen Chronifizierung als „Verschiebung der Wesensgrundlage“ zu berücksichtigen. Zeigt sich eine Erstmanifestation eines Kopfschmerzes nach einem Unfall, sollte ausgeschlossen werden, dass dieser lediglich als „Gelegenheitsursache“ aufzufassen ist, wenn ein eindeutiges (wesentliches) Überwiegen schädigungsunabhängiger Kausalfaktoren vorliegen sollte.
WS26 – Red Flags und Screeningtests bei Schmerzen in der unteren Extremität – ein Workshop nicht nur für Physiotherapeuten Kerstin Lüdtke Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Hamburg, Deutschland Ein Patient, Freund, Partner oder Kollege klagt über Beinschmerzen nach dem Joggen. Thrombose, Kompartmentsyndrom oder Stressfraktur – Schmerzen in der unteren Extremität können vielfältige Ursachen haben. Aber wann ist eine Bildgebung erforderlich? Wann genügt ein Eisbeutel und Ruhe? Sind physiotherapeutische Übungen oder Manuelle Therapie indiziert oder kontraindiziert? Meistens ergibt sich die Antwort nach einer sorgfältigen Anamnese, in der der Unfallmechanismus oder der Symptombeginn eruiert wird, sowie das Verhalten der Symptome seit Beginn, über den Tagesverlauf und bei verschiedenen Aktivitäten, sowie in der Nacht. Die Vorgeschichte kann eine wichtige Rolle spielen, ebenso wie die Einnahme von Medikamenten, Belastungen im Alltag, die Familiengeschichte, usw. In diesem Workshop soll erarbeitet werden, mit welchen Fragen schnell und gezielt Risikofaktoren für eine bestehende Pathologie identi-
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Abstracts/Kongresse fiziert werden können. Ergänzend werden einfache Tests demonstriert, die zur Abschätzung z. B. des Risikos einer bestehenden (Stress-)Fraktur hilfreich sein können. Die Stimmgabel, das Stethoskop, der Reflexhammer und das Smartphone bekommen neue Einsatzmöglichkeiten! Am Ende des Workshops sollen Teilnehmer in der Lage sein, die Notwendigkeit und Dringlichkeit weiterer medizinischer Diagnostik bei bestehenden Schmerzen in der unteren Extremität sicher und effizient einschätzen zu können.
WS27 – Beyond TENS: Matrixstimulation – von der Neurobiologie, Wirksamkeit und Sicherheit eines neuartigen Therapieverfahrens (Neuromodulation) Roman Rolke¹, Christian Geber², Dirk Rasche³ ¹Universitätsklinikum Aachen (UKA), Aachen, Deutschland, ²DRK SchmerzZentrum Mainz, Mainz, Deutschland, ³UKSH Campus Lübeck, Lübeck, Deutschland Die transkutane elektrische Nervenstimulation TENS wird zur Behandlung nozizeptiver wie neuropathischer Schmerzen eingesetzt. Als Weiterentwicklung dieses Therapieverfahrens stellt der Workshop die niederfrequente Reizstromstimulation mit einer neuartigen Matrixelektrode vor. Der Workshop wird in Studien am humanen Surrogatmodell Konzepte zum neurobiologischen Ansatz mit der Sicherheit und Wirksamkeit dieses neuen Therapiemodells bei Tumorschmerz, Arthroseschmerz und weitere neuartige Anwendungsmöglichkeiten bis hin zur Messung von MatrixSEPs darstellen.
WS28 – Sonographie – Risikoreduktion für Patient und Therapeut durch sonographisch-gestütze Interventionen Florian Reisig BG Unfallklinik Murnau, Murnau, Deutschland hier liegt kein Abstract vor
WS29 – Schmerzdiagnostik mit Skalen und Fragebögen Paul Nilges Johannes Gutenberg-Universität, Mainz, Deutschland Zur Anwendung von Fragebögen und Skalen in der Schmerzdiagnostik bemerkt Williams: „Die Verwendung zuverlässiger, valider und sinnvoller Verfahren ist keineswegs schwieriger als die Anwendung uninterpretierbarer oder ungeeigneter Methoden“ [5, S. 55]. Die Erfassung von Schmerzmerkmalen wie Intensität, Dauer, Maximum, Minimum und Qualität ist inzwischen weitgehend diagnostischer Standard. Die verwendeten Skalenformen, -formate und Instruktionen variieren dagegen noch immer erheblich. Themen des Praktikerseminars sind Grundlagen, Auswahl und Anwendung der Verfahren im klinischen Alltag. Kriterien für „gute“ und „schlechte“ Verfahren werden diskutiert. Besprochen und praxisnah vermittelt werden die derzeit üblicherweise verwendeten Verfahren zur Schmerzmessung (VAS, NRS, Schmerztagebücher, Fragebögen zur Schmerzqualität) Verfahren zur Bestimmung der Chronifizierung (MPSS, Graduierung nach von Korrff) sowie bereichsspezifische Instrumente zur Erfassung psychischer Belastungen (depressive Symptome, Angst, Stress). Die Auswertung und Interpretation werden praxisgerecht erarbeitet. Dabei werden häufige Fehlerquellen, Probleme (z. B. Auswertung bei fehlenden Werten) und Entscheidungen für oder gegen bestimmte Formate sowie die Anwendungsmöglichkeiten und -grenzen beim Einsatz von Fragebögen bei Patienten mit körperlichen Beschwerden erläutert. Vorgestellt werden die Änderungen im Schmerzfragebogen der Deutschen Schmerzgesellschaft und die neu eingeführten bzw. erweiterten Verfahren. Mit 21 Items ist die Depressions-, Angst- und StressSkala (DASS; Lovibond & Lovibond,1995) ein reliabler, valider und gleichzeitig ökonomischer Fragebogen für Patienten mit chronischen Schmerzen. Besonderen Stellenwert hat in diesem Workshop das Gespräch mit Patienten: Bei der Einführung der Verfahren, der Beantwortung von Fragen und Zweifeln und bei der Vermittlung der Ergebnisse.
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Literatur 1. Gerbershagen HU (1995) Quality of life research in pain patients. In: GuggenmoosHolzmann I, Bloomfield K, Brenner H, Flick U (eds) Quality of life and health, 1st ed. Blackwell, Berlin, pp 107–124 2. Nicholas MK, Asghari A, Blyth FM (2008) What do the numbers mean? Normative data in chronic pain measures. Pain 134:158–173 3. Nilges P, Essau C (2015) Die Depressions-Angst-Stress-Skalen. Der DASS – ein Screening-verfahren nicht nur für Schmerzpatienten. Schmerz 649–657 4. Williams AC, Craig KD (2016) Updating the definition of pain. Pain 157:2420–2423 5. Williams AC (1995) Pain measurement in chronic pain management. Pain Reviews 2:39–63 6. Von Korff M, Dworkin SF, LeResche L (1990) Graded chronic pain status: An epidemiological evaluation. Pain 40:279–291
WS30 – Fahrtauglichkeit/Arbeitsfähigkeit unter Medikamenten Mike Christian Papenhoff¹, Bernhard Scheffel² ¹BG Klinikum Duisburg, Duisburg, Deutschland, ²PsyExpert e. K., Mannheim, Deutschland Fahrtauglichkeit/Arbeitsfähigkeit unter Medikamenten – Aktueller Stand Die medikamentöse Behandlung von Schmerzen kann bedeuten, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben, da sowohl Schmerzen wie auch zur Behandlung eingesetzte Analgetika eine Beeinträchtigung des Reaktionsvermögens bewirken können. Hieraus kann dann sowohl eine mangelnde Fahreignung resultieren, wie auch zum Teil eine Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit, da bestimmte Tätigkeiten der Überwachung oder gesonderten Betriebsvereinbarungen unterliegen. Dieser Workshop soll aus schmerzmedizinischer und arbeitsmedizinischer Sicht einen Überblick über den aktuellen Stand der rechtlichen und wissenschaftlichen Literatur geben, es sollen Behandlungsalternativen ebenso wie Möglichkeiten zur Diagnostik vorgestellt und diskutiert werden. Zielgruppen –– Ärzte die schmerzmedizinisch tätig sind –– Ärzte die potenziell die Reaktionsfähigkeit und Vigilanz beeinträchtigende Medikamente verordnen –– Ärzte und Psychologen die über Arbeitsfähigkeit/Eignung zur Maschinenbedienung und Fahreignung befinden müssen –– Inhalte und Ziele –– Vermittlung des aktuellen Sachstandes der Beurteilung der schmerz (-mittel)bezogenen Fahreignung (gem. Begutachtungsleitfaden nach FEV und wissenschaftlichen Publikationen) –– Vermittlung des aktuellen Sachstandes der Beurteilung der schmerz (-mittel)bezogenen Arbeitsfähigkeit (gem. dem Berufsgenossenschaftlichen Grundsatz G 25 „Fahr-, Steuer- und Überwachungstätigkeiten“) –– Diskussion der Umsetzung in der Praxis –– Vorstellung eines möglichen Assessments aus schmerzmedizinischer und arbeitsmedizinischer Sicht –– Vorstellung und Diskussion von nichtmedikamentösen Behandlungsalternativen –– Vorstellung von aktueller Software zur apparativen Testung (incl. liveDemonstration)
WS31 – „Wenn der Kopf zerbricht“ – Hypnose und Selbsthypnose bei Kopfschmerzen Anke Pielsticker Institut für Schmerztherapie München, München, Deutschland Zusammenfassung der Inhalte: Kopfschmerzen bereiten häufig Kopfzerbrechen. Gewohnte Verhaltensmuster wie das perfekte Funktionieren im Alltag können nicht mehr aufrechterhalten werden. Der während einer Migräneattacke erlebte Verlust von Kontrolle über den eigenen Körper macht hilflos und deprimiert. Hier stoßen auch bewährte Schmerzbewältigungsverfahren an ihre Grenzen. Mit der Anwendung klinischer Hypnose kann auf das Leiden und die emotionalen Aspekte bei Kopfschmerzen besonders gut eingegangen werden.
Hypnose kann sowohl während akuter Kopfschmerzphasen als auch in kopfschmerzfreien Intervallen zur Prophylaxe eingesetzt werden. Bei akuten Kopfschmerzen ist die Hypnose indiziert, wenn Analgetika unwirksam bleiben oder die Gefahr eines Schmerzmittelübergebrauchs besteht. In der akuten Kopfschmerzphase werden Verfahren angewandt, die eine Schmerzlinderung bewirken. Im Rahmen der Prophylaxe von erneuten Kopfschmerzattacken bei Migräne oder bei einer bereits bestehenden Chronifizierung der Kopfschmerzen können insbesondere Verfahren angewandt werden, mit denen mehr Schmerzakzeptanz und Zuversicht erreicht werden können. In der Folge entwickelt sich in der Regel eine reduzierte Grundspannung, die weniger anfällig für die Entwicklung neuer Kopfschmerzphasen macht [4]. Die Wirksamkeit klinischer Hypnose bei Kopfschmerzen konnte inzwischen gut belegt werden. Hammond [2] kam zu dem Ergebnis, dass Hypnose im Vergleich zu Biofeedbackverfahren und konventionellen medizinischen Behandlungen gleichwertig oder sogar überlegen ist. In vergleichenden Therapiestudien konnten durch Selbsthypnose Verringerungen der Schmerzstärke und des Medikamentenkonsums sowie Verbesserungen im Krankheitsverhalten und der Anwendung von Coping-Strategien belegt werden [6]. Für die Aufrechterhaltung des Therapieerfolges scheint die Kontrollattribution (Attribution auf selbst durchgeführte Maßnahmen) eine entscheidende Bedeutung zu haben. Auf der Basis der wissenschaftlichen Befunde werden im Rahmen des Workshops die Möglichkeiten der Hypnose in der Behandlung von Kopfschmerzen aufgezeigt und durch Einzelfalldarstellungen und eine Demonstration anschaulich präsentiert. Die vorgestellten Anwendungsbereiche beziehen sich auf die Symptomkontrolle (Veränderung der Schmerzempfindung) und den Angstabbau bei wiederkehrenden Schmerzen (Utilisieren von Prodromen bei Migräne). An praktischen Beispielen werden weiterführende Strategien zur Selbsthypnose aufgezeigt [1]. Ziele: Kennenlernen von Möglichkeiten der Anwendung von hypnotherapeutischen Interventionen bei Kopfschmerz/Migräne Zielgruppe: Ärzte, Dipl.-Psychologen mit Schwerpunkt Schmerzpsychotherapie Literatur 1. Alman B, Lambrou PT (2011) Selbsthypnose – Das Handbuch zur Selbsttherapie. Carl-Auer, Heidelberg 2. Hammond DC (2007) Review of the efficacy of clinical hypnosis with headaches and migraines. Int J Clin Exp Hypn 55: 207–219 3. Pielsticker A (2015) Hypnose. In: Nobis HG, Rolke R, Graf-Baumann T (Hrsg) Schmerz – eine Herausforderung, Bd 2. Springer, Heidelberg 4. Pielsticker A (2013) Hypnotherapie. In: Fritsche G, Gaul C (Hrsg) Multimodale Schmerztherapie bei chronischen Kopfschmerzen. Thieme, Heidelberg 5. Pielsticker A (2004) Das Würfelexperiment – Die Behandlung eines Patienten mit atypischem Gesichtsschmerz. In: Ebell HJ, Schuckall H. Warum Hypnose? Pflaum, München 6. Spinhoven P, ter Kuile MM (2000) Treatment outcome expectancies and hypnotic susceptibility as moderators of pain reduction in patients with chronic tensiontype headache. Int J Clin Exp Hypn 48:290–305
WS32 – Metaanalyse für „Ahnungslose“ Thomas Dresler Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland Aufgrund der großen Anzahl veröffentlichter Studien fällt es vielen Forschern, insbesondere aber auch Klinikern zunehmend schwerer, sich einen umfassenden Überblick über die aktuelle Datenlage zu verschaffen. Metaanalysen können in dieser Situation helfen, etwas mehr Licht ins Dunkle zu bringen. Metaanalysen ermöglichen – im Gegensatz zu reinen Übersichtsartikeln – durch die Anwendung statistisch etablierter Verfahren quantitative Aussagen, z. B. zur Effektivität von verschiedenen schmerztherapeutischen Verfahren. Über die genaue Analyse der Effekte aus den der Metaanalyse zugrundeliegenden Einzelstudien lassen sich weitere Aussagen über wichtige einflussnehmende Faktoren ableiten: Bei welchen Patientengruppen finden sich die größten Effekte? Sind die Effekte vom Alter beeinflusst?
Finden sich die größten Effekte in qualitativ hochwertigen Studien? Die Beantwortung dieser Fragen hat oft praktische Relevanz. In dem Workshop werden Grundlagen metaanalytischer Verfahren an anschaulichen Beispielen aus der Schmerzforschung dargestellt. Es wird vermittelt, wie die verwendeten statistischen Maße zu interpretieren und die Visualisierungen zu verstehen sind. Es soll aber auch auf die Grenzen metaanalytischer Verfahren eingegangen werden, um eine den Teilnehmern eine kritische Reflektion zu ermöglichen. Zielgruppe: –– Studierende der Medizin/Doktoranden –– Schmerztherapeuten –– interessierte Niedergelasse, sowie Interessierte aller Berufsgruppen, die gern mehr über Metaanalysen lernen möchten Ziele: –– Vermittlung der Bedeutung von Metaanalysen in der Schmerzforschung –– Kennenlernen der wichtigsten statistischen Maße und gebräuchlichsten Visualisierungen in Metaanalysen –– Förderung des Bewusstseins für die Grenzen von Metaanalysen
WS33 – Pragmatische Akupunktur bei Schmerzen – einfache Praxiskonzepte, auch für Anfänger Dominik Irnich Klinik für Anaesthesiologie, München, Deutschland hier liegt kein Abstract vor
WS34 – Akute Schmerz-Hypnose; chronische SchmerzHypnotherapie Anne M. Lang AML Institut Systeme und MIlton Erickon Institut Bonn, Bonn, Deutschland Sowohl beim akuten als auch beim chronischen Schmerz ist Hypno-Suggestive Kommunikation unverzichtbar. Ein Bewusstsein dafür befähigt erst dazu, ungünstige KommunikationAngebote nicht unbeabsichtigt zu verwenden oder die ungünstige des Patienten unaufgelöst zu lassen. a) Beim Akuten Schmerz profitieren wir vom Zustand in Trance, um eine aktuell begrenzte Situation gut zu über(be)stehen und sogar zur Gesundung. Hypnose hat hier die Aufgabe, den Patienten über Fokussierungen, Dissoziationen, Assoziationen, sprachliche und metaphorisch analoge Angebote in einen Modus zu führen, indem sich die Situation und das Schmerzempfinden psychisch-körperlich-mental-sozial anders gestaltet. b) Beim Chronischen Schmerz befinden wir uns im Setting einer Psychotherapie. Hier hilft Hypnotherapie Möglichkeiten zu finden, sich wieder breiter fokussieren zu können, sich mental anders auszurichten und in eine persönliche Entwicklung zu gehen. Zudem hilft hier das Erlernen und Anwenden von Selbsthypnose. c) Interessant ist dann, wie sich die Anwendung von Hypnose, einmal als Situations-Hypnose- einmal als Hypno-Therapie gestaltet. So geht es in der MEG- Weiterbildung für „Medizinische Hypnose“ darum, wie Behandlungs- und Eingriffs-Situationen erleichtert werden können. Die MEGWeiterbildung für „Klinische Hypnose/Hypnotherapie“ beinhaltet das Vorgehen, Hypnotherapie in der Psychotherapie z. B. von Schmerzpatienten zu nutzen. Das Erlernen der Selbsthypnose ist kontextübergreifend interessant. Ein Beispiel aus dem ersten Setting und eines aus dem zweiten Setting werden das veranschaulichen. Ziele: Die Spannbreite von Hypnose in unterschiedlichen Behandlungssettings (Medizin – Psychotherapie) aufzuzeigen Die Unterschiede der Settings und ihr Einfluss auf die Ausgestaltung der Hypnose und ihre Anforderungen aufzuzeigen Die Hypnosesituation bei Eingriffen, Untersuchungen, medizinischen Behandlungen aufzuzeigen Die Hypno- Psychotherapie bei chronischen Schmerzen aufzuzeigen
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Abstracts/Kongresse Zielgruppe: Hausärzte, Fachärzte, Dipl. Psychologen in Krankenhäusern, Psychologische und Ärztliche Psychotherapeuten,
Neuropathischer Schmerz P01.01 – Funktionelle-Laser-Doppler-Flowmetrie (fLDF): Neue Perspektive in der Frühdiagnostik bei Morbus Fabry? Moritz Grosskopf¹, Julia Forstenpointner², Paul Möller¹, Manon Sendel¹, Maren Reimer¹, Janne Gierthmühlen³, Ralf Baron¹ ¹Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Kiel, Deutschland, ²Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Kiel, Deutschland, ³Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Kiel, Deutschland Hintergrund und Ziel: M. Fabry ist eine seltene lysosomale Speicherkrankheit, wobei Schmerz als Frühsymptom anderer Symptomatik oft vorausgeht. Eine gestörte Verarbeitung somatosensorischer Informationen sowie 4 verschiedene Schmerztypen (spontane Schmerzattacken 33 %, evozierte Schmerzen 43 %, neuropathische Schmerzen 12 %, Temperatur abhängige Schmerzen 12 %) lassen sich bei M. Fabry identifizieren. Beim M. Fabry kumuliert Globotriasylceramiden (GL-3) insbesondere in vaskulären Endothelzellen und könnte damit zu einer potentiellen Veränderung des Blutflusses in den Vasa nervorum führen. Inwiefern die Veränderung von spezifischen sensorischen Profilen Folge der Akkumulation von GL-3 ist, kann durch Etablierung der funktionellen-Laser-Doppler-Flowmetrie (fLDF) untersucht werden. Dabei soll die temperaturabhängige Endothelvermittelte sowie nerval bedingte Hautdurchblutung mit Hilfe der fLDF ermittelt werden. Methodik: Die Untersuchung der Mikrozirkulation erfolgte an Patienten mit (A) M. Fabry sowie (B) Polyneuropathie (PNP) und an einer (C) gesunden Kohorte (7w, 4 m; mittleres Lebensalter (STDV): 53,8 (±13,8)) mit dem PeriScan PIM 3 System einem Laser-Doppler-Perfusionsimager. Die Erwärmung der Haut, mit Hilfe einer ringförmigen wassergefüllten Wärmesonde (Probe 415-339, Perimed), wurde über die Temperatureinheit (PF 5020, Perimed) gesteuert. Der zeitliche Ablauf der Messung erstreckte sich über insgesamt 40 Minuten, zunächst unter Adaptions-/Ruhebedingungen für 5/10 Minuten, gefolgt von einer 25 Minuten andauernden Erwärmung auf bis zu 42°C. Ergebnisse: Die Messung der Perfusion (in PU = Perfusion Units) zeigte bei der gesunden Kohorte einen charakteristischen Kurvenverlauf über alle Altersgruppen hinweg: (1) konstante Ruhebedingung, nach Start der Erwärmung auf 42°C kommt es zu einem (2a) rapiden Anstieg der Perfusion gefolgt von einem (2b) kurzfristigen Abfall der Perfusion. Die letzte Phase ist gekennzeichnet von einer (3) kontinuierlichen Perfusionszunahme. Die Perfusionsmessung bei M. Fabry zeigte im Vergleich zur gesunden Kohorte (25,6 %) den geringsten Abfall von 7,6 % in Phase (2b). Bei PNP zeigte sich die geringste kontinuierliche Perfusionszunahme (3) von 17,2 % im Vergleich zur gesunden Kohorte (59,9 %). Diskussion: Erste Ergebnisse der fLDF bei M. Fabry deuten auf einen Verlust der vaskulären Reagibilität hin, somit wäre der funktionelle Nachweis einer Durchblutungsstörung der Vasa nervorum vor dem Hintergrund des pathophysiologischen Mechanismus eine Erklärung für die Dysfunktion in der Verarbeitung sensorischer Informationen, welche von den betroffen Patienten insbesondere unter körperlicher Belastung beschrieben werden. Dem Gegenüber zeigte sich bei PNP eine gestörte Endothelvermittelte NO-Ausschüttung in Phase (3), diese kann einerseits ein altersbedingtes Phänomen, andererseits Folge der vaskulären Endothelveränderung bei diabetischer PNP sein. Danksagung: Die Studie konnte mit freundlicher Unterstützung von Sanofi Genzyme durchgeführt werden.
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P01.02 – Critical-Illness-Polyneuromyopathie: Eine telefonische Befragung von Langzeitüberlebenden nach Intensivtherapie Christine Meyer-Frießem, Sabrina Rath, Martin Tegenthoff, Christoph Maier, Peter Zahn BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Bochum, Deutschland Fragestellung: Critical-Illness-Polyneuromyopathie (CIPNM) ist eine häufige Folge moderner Intensivmedizin. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Inzidenz der CIPNM bei ehemaligen Intensivpatienten aus Bochum zu definieren und ihre Symptome zu charakterisieren. Methodik: Nach Zustimmung der Ethikkommission der Ruhr-Universität Bochum wurden Patienten ein bis zehn Jahre nach einem Intensivaufenthalt (2007–2016: ≥7d Aufenthalt incl. ≥72 h Beatmung) monozentrisch im BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum anhand eines Telefoninterviews nach CIPNM-Symptomen (aktuell u/o ehemals bestehende distal-symmetrische Beschwerden wie Schmerzen, Taubheit, Missempfindungen und Muskelschwäche) sowie ihrer Charakteristik (z. B. Schmerzintensität NRS 0–10) befragt. Die Darstellung erfolgt mittels deskriptiver Statistik. Ergebnisse: Das Telefoninterview konnte mit 124 ehemaligen Intensivpatienten durchgeführt werden (MW: 63,1 Jahre±12,8; 27,4 % weiblich). 62,1 % (n = 77) hatten aktuelle u/o frühere CIPNM-Symptome (Schmerzen 19,5 % (n = 15), Hypästhesie 33,8 %, Parästhesie 46,8 %, Muskelschwäche 88,3 %), wobei 49,4 % (n = 38) hiervon eine gleichzeitig bestehende PNP-assoziierte Komorbidität angaben (55,3 % Diabetes mellitus Typ II). Die Schmerzcharakteristik der Befragten ohne Komorbidität (n = 9) wurde wie folgt beschrieben: 55,6 % Dauerschmerz, Schmerzintensität 5,7 ± 1,1 NRS, Schmerzdauer 60,8 ± 67,9 Monate, 55,6 % brennende bzw. 66,7 % kribbelnde Qualität, jeweils zu 77,8 % an Händen oder Füßen lokalisiert (bei bestehender PNP-assoziierter Komorbidität waren die Schmerzen bei allen Patienten an den Füßen, bei keinem an den Händen lokalisiert). Alle Patienten nahmen (n = 9) Schmerzmedikamente dauerhaft u/o bei Bedarf ein (je 44,4 % Opioide und Antidepressiva). Schlussfolgerungen: CIPNM-Beschwerden nach Intensivtherapie sind häufig und persistieren über Jahre. Muskelschwäche ist dabei das dominierende Symptom. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit zur Definition von Biomarkern zur frühzeitigen bettseitigen Diagnosestellung mit Einleitung einer optimalen Therapie zur Verhinderung von Langzeitfolgen.
P01.03 – Untersuchung der Hautinnervation bei Patienten mit Fibromyalgie-Syndrom Dimitar Evdokimov, Johanna Frank, Alexander Klitsch, Claudia Sommer, Nurcan Üçeyler Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Deutschland Fragestellung: Das Fibromyalgie-Syndrom (FMS) ist ein chronisches Schmerzsyndrom, das sich mit Schmerzen in verschiedenen Körperregionen manifestiert, typischerweise in Verbindung mit Zusatzsymptomen wie chronischer Müdigkeit und Depression. Die Ursache des FMS ist unbekannt. In mehreren Studien wurde bei einem Teil der FMS-Patienten eine Beeinträchtigung der kleinen dünn- und unbemarkten (Aδ und C) Nervenfasern festgestellt. So wurde etwa in bis zu 40 % der Hautbiopsien vom lateralen Unterschenkel eine Reduktion der intraepidermalen Nervenfaserdichte (IENFD) beschrieben, wobei bislang nicht zwischen Nervenfasersubtypen wie z. B. peptidergen und nicht-peptidergen Nervenfasern unterschieden wurde. In unserer Studie möchten wir zusätzlich zur IENFD die Komposition der Nervenfasersubpopulationen untersuchen. Methoden: Bislang wurden 109 Patienten (100 Frauen und 9 Männer; Median: 50 Jahre; Spanne: 22–72 Jahre) und 44 gesunde Kontrollen (40 Frauen und 4 Männer; Median: 49; Spanne: 22–64 Jahre) in die Studie eingeschlossen. Alle Studienteilnehmer wurden klinisch-neurologisch und elektroneurographisch untersucht. Es wurden Hautstanzbiopsien vom lateralen Unterschenkel entnommen. Zur Darstellung aller kutanen Nervenfasern und zur Bestimmung der IENFD wurde ein Antikörper gegen den panaxonalen Marker protein gene product-9.5 (PGP9.5) verwendet. Zur
Analyse der Subpopulationen wurden Doppelfärbungen mit dem PGP9.5Antikörper und einem Antikörper gegen calcitonine-gene related peptide (CGRP; Marker für peptiderge Nervenfasern) und einem Antikörper gegen Neurofilament 200 (NF200; Marker für myelinisierte Nervenfasern) angefertigt. Hierbei wurde nach einem standardisierten Verfahren die Gesamtlänge der jeweiligen Nerven in der oberen Dermis bestimmt. Ergebnisse: Die klinische und elektroneurographische Untersuchung fiel bei allen Patienten unauffällig aus. Am Unterschenkel fand sich bei den Patienten eine mediane IENFD von 6 Fasern/mm (Spanne: 0–14) und bei Kontrollen von 7 Fasern/mm (Spanne: 1–13). Bei 51 von 103 Patienten (51 %) war die IENFD am Unterschenkel nach Vergleich mit laborinternen Referenzwerten reduziert. Die dermale Gesamtlänge CGRP-positiver Nervenfasern war bei FMS-Patienten geringer (Median: 2,1 nm/µm2; Spanne: 0,9–5,1) als diejenige bei gesunden Kontrollen (Median: 3,6 nm/ µm2; Spanne: 0,5–5,5; p < 0,01). Die dermale NF200-positive Innervation unterschied sich nicht zwischen beiden Gruppen. Eine Korrelation der dermalen CGRP-Innervation mit der IENFD fand sich nicht. Schlussfolgerung: Bei FMS-Patienten zeigt sich eine Reduktion der dermalen CGRP-positiven Nervenfasern bei gleichbleibender NF200-positiver Innervation. Dies könnte ein Hinweis auf einen selektiven Degenerationsprozess unter den kleinkalibrigen Nervenfasern sein.
P01.04 – Untersuchung von Langerhans-Zellen bei Patienten mit Fibromyalgie-Syndrom mittels cornealer confocaler Mikroskopie Alexander Klitsch, Dimitar Evdokimov, Johanna Frank, Nadine Saffer, Daniel Kampik, Claudia Sommer, Nurcan Üçeyler Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Deutschland Fragestellung: Beim Fibromyalgie-Syndrom (FMS) wurden in den letzten Jahren mit unterschiedlichen Methoden pathologische Veränderungen der kleinen Nervenfasern (Aδ und C) aufgedeckt. Mittels cornealer confocaler Mikroskopie (CCM) wurde bei Subgruppen von FMS-Patienten eine reduzierte Dichte des subbasalen cornealen Nervenplexus (SCN) gefunden. Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die einen Einfluss der cornealen Langerhans-Zellen (LHZ) auf die Integrität und Struktur des dortigen Nervenplexus nahelegen. Wir analysieren, ob eine Störung des SCN bei FMS mit einer veränderten Dichte der dortigen LHZ einhergeht. Methoden: Wir untersuchten 104 PatientInnen mit FMS (97 Frauen und 7 Männer, Median 51 Jahre, 23–74) und 47 gesunde KontrollprobandInnen (44 Frauen und 3 Männer, Median 49 Jahre, 22–64) mittels CCM. Bei allen TeilnehmerInnen wurden die corneale Nervenfaserdichte (CNFD), die corneale Nervenverästelungsdichte (CNBD) und die corneale Nervenfaserlänge (CNFL) ermittelt. Die Dichte an LHZ wurde manuell bestimmt. Dabei wurde morphologisch zwischen dendritischen Zellen (DC) und nicht-dendritischen Zellen (NDC), sowie je zwischen solchen mit Nervenfaserkontakt (+F) und ohne Nervenfaserkontakt (-F) unterschieden. Weiterhin wurde bei allen TeilnehmerInnen ein Schirmer-Test zur Erfassung trockener Augen durchgeführt. Ergebnisse: Die Dichte an LHZ war bei PatientInnen mit FMS (Median 17,7/mm²; 0–255,2/mm²) geringer als bei KontrollprobandInnen (Median 38,5/mm²; 2,1–154,2/mm²; p < 0,01). Dieser Unterschied war noch deutlicher bei der Betrachtung der DC (Median 11,5/mm² versus 32,3/mm², p < 0,001). Die Gruppen unterschieden sich hingegen nicht in der Dichte der NDC. In der Patientengruppe war die CNFD mit im Median 22,9/ mm² (5,2–38,5/mm²) gegenüber 26,0/mm² (13,5–41,7/mm²) in der Kontrollgruppe erniedrigt, ebenso war die CNFL mit im Median 13,8 mm/ mm² (5,7–20,8 mm/mm²) gegenüber 15,1 mm/mm² (7,5–25,0 mm/mm²) reduziert (jeweils p < 0,001). Die CNBD zeigte keinen Unterschied zwischen den Gruppen. Ein pathologischer Schirmer-Test fand sich bei 5/47 KontrollprobandInnen und 23/104 PatientInnen, wobei in der Kontrollgruppe CNFD und CNFL bei Teilnehmern mit pathologischem Ergebnis reduziert waren (CNFD: Median 19,8 versus 27,1/mm²; CNFL: 11,3 versus 15,8 mm/mm²; jeweils p < 0,01). Unter den PatientInnen fand sich diesbezüglich kein Unterschied. Durch eine Korrelationsanalyse ließ sich ein positiver Zusammenhang (r = 0,258; p = 0,001) zwischen der Dichte aller Zellen mit +F und der CNFL für die gesamte Studienpopulation zeigen.
Die gleichen Parameter korrelierten auch in der Patientengruppe miteinander (r = 0,217; p = 0,028). In der Kontrollgruppe konnte keine derartige Korrelation nachgewiesen werden. Schlussfolgerungen: Unsere Daten legen eine Reduktion der LHZ in der Cornea bei FMS Patienten nahe. Folge davon könnte eine verminderte Freisetzung neurotropher Faktoren sein, die eine mögliche Ursache für die verminderte Nervenfaserdichte darstellen würde.
P01.05 – Welche Rolle spielen Entzündungsprozesse bei chronischen Schmerzpatienten? Janne Gierthmühlen, Maren Janssen, Frank Leypoldt, Ralf Baron Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Kiel, Deutschland Hintergrund: Schmerzen gehen mit einer abnormen neuronalen Aktivität im ZNS einher, dabei scheint das Immunsystem eine Rolle zu spielen. Beispielsweise werden Cytokine bei Nervenverletzungen freigesetzt und sensibilisieren Nozizeptoren oder aktivieren Mikroglia und führen damit zu einer Potenzierung der Schmerzwahrnehmung. Unklar ist bislang, warum bei manchen Patienten nach Nervenverletzungen chronische Schmerzen entstehen. Ursächlich könnte eine Dysbalance der pro und anti-inflammatorischen Prozesse mit einer veränderten Regulation des Immunsystems sein. Das Ziel dieser Studie war es daher, zu untersuchen, ob Patienten mit chronischen neuropathischen Schmerzen sich in ihrem Immunprofil von Gesunden unterscheiden. Methodik: 40 Patienten (n = 18 weiblich, n = 22 männlich, mittleres Alter 69,5 ± 12,9 Jahre, Alterspanne 41 bis 92 Jahre) mit schmerzhafter (n = 31) und nicht schmerzhafter (n = 9) chronischer Polyneuropathie wurden mittels quantitativ-sensorischer Testung (QST) und ENG phänotypisiert und die Ergebnisse wurden mit dem Immunzell-Profil aus Liquor und Serum verglichen. Als Kontrolle der Immunzellprofile aus Liquor und Serum dienten 36 alters- und geschlechtsgemachte Patienten (n = 12 weiblich, n = 24 männlich, mittleres Alter 76,3 ± 8,7 Jahre, Alterspanne 44 bis 89 Jahre) mit Normaldruckhydrocephalus und unauffälligem Routine-Liquorbefund. Ergebnisse: Die Konzentration verschiedener pro- und anti-inflammatorischer Chemokine und Zytokine u. a. TNF-α (14,1 ± 10,0 vs 23,9 ± 16,4 pg/ ml, p < 0,005), IL-2 (0,6 ± 0,4 vs 1,2 ± 0,6 pg/ml, p < 0,0001), IL-6 (4,7 ± 6,8 vs 7,3 ± 9 pg/ml, p = 0,001), IL-10 (7,5 ± 6,8 vs 16,8 ± 19,2 pg/ml, p < 0,01) waren sämtlichst niedriger im Liquor der Patienten, nicht jedoch im Serum, als bei den Kontrollen. Schlussfolgerung: Unsere Daten könnten darauf hindeuten, dass (1) bei chronischen Schmerzen/bei der Unterhaltung von Schmerzen Entzündungsmediatoren weniger eine Rolle spielen als in der Akutphase/bei der Initialisierung der Schmerzen, (2) es bei chronischen Schmerzen zu einer Herunterregulation der Chemokin-/Zytokinproduktion kommt oder (3) Chemokinen/Zytokinen sogar eine protektive Rolle bei der Nervenregeneration zukommt, die bei chronischen Schmerzenpatienten gestört ist.
P01.06 – Fabry Disease in Small Fibre Neuropathy Christian Tanislav Justus-Liebig-Universität Gießen, Giessen, Deutschland Background: The etiology of Small Fibre Neuropathy (SFN) remains in the majority of the cases unknown. As a SFN is a common finding in Fabry Disease (FD), we investigated the frequency of the disorder in an unselected group of patients with SFN of unknown etiology. Methods: Patients with diagnosis of SFN established by biopsy of quantitative sensory testing und no evidence for a known cause for SFN were included in the study. In all patients genetic testing for FD was performed. Results: In the study 326 patients were included, 45% were male. The median age was 55.1 years (IQR 35–50.1 years). The duration of symptoms for SFN was median 2.1 years. The medical history revealed in 6% of the patients a previous cerebrovascular event; 2.1% had a previous myocardial infarction. The HbA1c values were median 5.5% (IQR 5.1–5.8%). An exonic mutation was found in 10 patients, 4 classical mutations known for causing a typical clinical phenotype. The remaining 6 patients had the Der Schmerz · Suppl 2 · 2017
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Abstracts/Kongresse D313Y mutation, which probably is responsible for causing a neurological phenotype in the scope of FD. Apart from the SFN, these patients had white matter lesion in the brain (detected by MRI); no other symptoms related to FD were detected additionally. Conclusion: FD is an important differential diagnosis in patients with SFN, in 3.07% of the Patients a mutation in the Fabry gene could be expected. Methods: Patients with diagnosis of SFN established by biopsy of quantitative sensory testing und no evidence for a known cause for SFN were included in the study. In all patients genetic testing for FD was performed. Results: In the study 326 patients were included, 45% were male. The median age was 55.1 years (IQR 35–50.1 years). The duration of symptoms for SFN was median 2.1 years. The medical history revealed in 6% of the patients a previous cerebrovascular event; 2.1% had a previous myocardial infarction. The HbA1c values were median 5.5 mg% (IQR 5.1–5.8 mg%). An exonic mutation was found in 10 patients, 4 classical mutations known for causing a typical clinical phenotype. The remaining 6 patients had the D313Y mutation, which probably is responsible for causing a neurological phenotype in the scope of FD. Apart from the SFN, these patients had white matter lesion in the brain (detected by MRI); no other symptoms related to FD were detected additionally. Conclusion: FD is an important differential diagnosis in patients with SFN, in 3.07% of the Patients a mutation in the Fabry gene could be expected.
P01.07 – The Anchor Dilemma in Cervical Dorsal Root Ganglion (DRG) Stimulation Michael Hartmann Schmerzklinik Zürich, Zürich, Schweiz Dorsal Root Ganglion (DRG) Stimulation has been shown to be effective in treatment of groin pain, neuropathic pain of lower back and lower limbs and in phantom limb pain 1,2,3. It has been communicated that DRG Stimulation is superior to conventional spinal cord stimulation in treating peripheral nerve pathologies and CRPS of the lower extremity in a pivotal study which meanwhile led to the FDA approval. Up to now, there was merely one case report on DRG Stimulation in CRSP of the upper limb 4 .We have been implanting DRG leads since May/2014 including three cases of CRPS of the upper extremity. There is an is ongoing debate whether or not DRG -leads should be anchored. Here we report on a 43 year old female patient who developed CRPS a few weeks after a fracture of the radial bone. She complained of burning-shooting pain in the deep layers and a tremor of forearm and hand (NRS 4 on rest; 5 to 9 weight bearing). Objective signs show muscular atrophy, hyperalgesia, dynamic allodynia, elevated skin temperature, increased sudation, dystonia of extensors of the digits D IV and V plus dysesthesia in D IV and V. The Budapest Criteria were fulfilled. We implanted a C8 DRG -electrode 24 months after the onset of CRPS. Nov./2015: Implantation of a C8 lead using the anchor of the manufacturers’ tray. Result: sustainable, good pain reduction (NRS 0 to 1 on rest; 0 to 4 weight bearing) and no disturbing dysesthesia in D IV and V. After stimulation it was possible to continue occupational therapy. June/2016: Sudden loss of efficacy: the lead is broken at the cranial edge of the anchor (NRS 4 on rest; 4 weight bearing). July/2016: Reimplantation of a C8 lead (waiver of anchor, forming merely two loops). Result: sustainable good pain reduction (NRS 1 to 2 on rest; 1 to 2 weight bearing) and no disturbing dysesthesia in D IV and V. Oct./2016: Sudden loss of efficacy after non-indicated physical therapy: the lead has been dislocated into the subcutaneous tunnel down to Th12. Hot pads had been applied in the neck and above the IPG plus massage was administered in the IPG area. (NRS 4 on rest; 4 weight bearing) Dez./2016: Reimplantation of a C8 lead (again waiver of anchor, forming merely two loops).
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Result: sustainable, good pain reduction (NRS 0 on rest; 2 to 3 weight bearing) and no disturbing dysesthesia in D IV and V. Conclusion: –– Whether or not one should anchor a DRG lead remaines unanswered yet. In the reported case both ways led to malfunction of the system which has required reoperations. –– In this reported case, the non-anchoring led to dislocation after unintended physical therapy. –– In this reported case, DRG Stimulation of CRPS of the upper extremity shows a profound effect in reduction of pain and improvement of functionality. –– Even the third penetration of the foramen C7/Th1 within one year showed no adverse effect. –– Compared to established SCS leads, today’s available DRG leads have a significant risk to develop a failure due to breakage.
P01.08 – Sind klinische Symptome aus Schmerzfragebögen mit den Ergebnissen in der QST assoziiert? Untersuchung zur Hyperalgesie bei Patienten mit neuropathischen Schmerzen Janne Gierthmühlen¹, Ulrike Schneider², Martina Seemann², Andreas Binder³, Gunnar Wasner⁴, Sandra Freitag-Wolf⁵, Christian Maihöfner⁶, Christoph Maier⁷, Thomas Tölle⁸, Rolf-Detlef Treede⁹, Ralf Baron¹⁰ ¹Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Kiel, Deutschland, ²Sektion Neurologische Schmerzforschung und Therapie, Neurologie, UKSH Campus Kiel, Kiel, Deutschland, ³Klinikum Saarbrücken gGmbH, Saarbrücken, Deutschland, ⁴Neurologische Praxis, Kiel, Deutschland, ⁵Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Kiel, Deutschland, ⁶Klinik für Neurologie, Klinikum Fürth, Fürth, Deutschland, ⁷BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Bochum, Deutschland, ⁸Klinikum rechts der Isar, TU München, München, Deutschland, ⁹Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Heidelberg, Deutschland, ¹⁰Sektion Neurologische Schmerzforschung und Therapie, UKSH Campus Kiel, Kiel, Deutschland Hintergrund: Hyperalgesien und Allodynie sind charakteristische Symptome neuropathischer Schmerzen. Diese können mit der QST-Testbatterie des DFNS untersucht werden. Im Gegensatz zu der zeitaufwendigen und nicht überall verfügbaren QST sind Schmerzfragebögen einfach und auch durch nicht spezialisierte Untersucher anwendbar. Würden die abgefragten Symptome der Schmerzfragebögen mit den Befunden in der QST übereinstimmen, könnten sie ohne viel Aufwand für eine individualisierte Mechanismen-basierte Therapie oder zur Patienten-Phänotypisierung in klinischen Studien genutzt werden. Ziel der Untersuchung war es daher, zu untersuchen, ob subjektive Angaben und klinischen Befunde in der QST assoziiert sind. Methodik: 617 Patienten der DFNS Datenbank mit verschiedenen Arten neuropathischer Schmerzen wurden mittels QST sowie NPS-D und LANSS-D untersucht und die Angaben aus den Fragebögen mit den QSTBefunden hinsichtlich Korrelation, Konkordanz sowie Sensitivität und Spezifität verglichen. Ergebnisse: Das Vorkommen stechender oder kribbelnder Empfindungen bzw. von Schmerzattacken zeigte keine Korrelation mit der mechanischen Detektionsschwelle (R = −0,038, p n. s. bzw. MDT Z-Wert −1,3 ± 2,2 vs −1,7 ± 3,7, p = 0,105) und die Fragen für brennenden bzw. heißen Schmerz keine Korrelation mit der Hitzeschmerz- (R = 0,057) oder Wärmedetektionsschwelle (R = −0,078). 408 (66,1 %) der Patienten berichteten über eine abnormale Hauttemperatur im LANSS, allerdings wurde bei nur 99 (22,9 %) Patienten eine Hitzehyperalgesie in der QST nachgewiesen (Konkordanzrate 39,5 %, ƙ = < 0,001, LANSS Sensitivität für Hitzehyperalgesie in der QST: 72,3 %, Spezifität 31,3 %). Bzgl. der Frage des tief-drinnen empfundenen Schmerzes aus dem NPS zeigte sich in den Angaben der Patienten eine hohe Varianz, unabhängig davon, ob eine Druckschmerzhyperalgesie im QST nachgewiesen werden konnte (R = 0,08). Auch die Angabe einer Berührungsempfindlichkeit im LANSS-D zeigte nur eine sehr geringe Konkordanz mit dem DMA Bedside Test (67,9 %, ƙ = 0,391) bzw. DMA in der QST (52,8 %, ƙ = 0,165). Die Frage nach Berührungsempfindlichkeit hatte nur eine Sensitivität von 84 % und Spezifität von 44,9 % und der
Bedside-Test im LANSS-D eine Sensitivität von 46,8 % und eine Spezifität von 94,2 % für den Nachweis einer DMA in der QST. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass Selbstangaben zu Schmerzsymptomen aus Fragebögen QST-Werte nicht vorhersagen konnten. Unterschiede in den Ergebnissen von Fragebögen, Bedside-Test und QST können z. B. durch Unklarheiten seitens des Patienten, was genau gefragt oder untersucht werden soll, sowie unterschiedliche Applikation (nicht standardisiert im Bedside-test vs. standardisiert in der QST) oder physikalische Eigenschaften des Teststimulus bedingt sein. Beides – Fragebögen und QST erheben komplementäre Aspekte des Schmerzerlebens und sollten daher für die Diagnostik und Schmerztherapie berücksichtigt werden.
P01.09 – Perineural appliziertes Botulinumtoxin A bei Neuralgien nach peripherer Nervenverletzung – Auswirkungen auf Schmerz und sensorische Profile Lynn Eitner, Carla Ávila González, Miriam Kaisler, Jan Vollert, Christoph Maier BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Bochum, Deutschland Fragestellung: Die analgetische Effektivität von subkutan injiziertem Botulinumtoxin A (BONT-A) ist durch mehrere RCT belegt, insbesondere bei Patienten mit Allodynie und erhaltener Thermorezeptionsfähigkeit [1]. Nach peripherer Nervenverletzung zeigen allerdings bis zu 60 % kein solches Profil [2]. Zur Vorbereitung einer RCT erfolgte eine Pilotstudie für direkt perineural appliziertes BONT-A, wobei vor und nach der Behandlung eine Quantitativ Sensorische Testung (QST) nach dem DFNSProtokoll erfolgte [3]. Methodik: Offene prospektive Studie ohne Kontrollgruppe mit Einschluss von Patienten mit therapieresistenter Neuralgie (n = 62) unter 50 %iger Schmerzlinderung nach Ultraschall-gesteuerter Testblockade mit Lokalanästhetikum. Zielkriterium: Spontanschmerz (NRS) am 5. −8. Tag nach einmaliger Injektion, Veränderung von Detektions-/Schmerzschwellen im QST 8–14 Tage nach einer BONT-A Injektion. Ergebnisse: 63 % (n = 39) zeigten primär eine mindestens 30 %ige Schmerzreduktion. Bei wiederholten Injektionen (nach klinischer Notwendigkeit zwischen 12.–20. Woche) waren 13 % (n = 5) sekundäre Non-Responder. Insgesamt waren somit 45 % (n = 28) Non-Responder gegenüber 55 % (n = 34) mit längerfristig positiver Response (Katamnese 6–36 Monate). QST-Veränderung: Keine signifikante Veränderung der thermalen und mechanischen Detektions- und Schmerzschwellen, bei kleiner Subgruppe von Patienten eine mechanische Hypästhesie. Die Schmerzschwellen wurden nicht systematisch verändert. Überraschenderweise zeigten Responder vor der Behandlung eine deutlichere Einschränkung der thermalen Rezeptionsfähigkeit, während Patienten mit Hyperalgesie geringere Effekte der späteren Therapie hatten (z. B. mechanische Schmerzsensitivität: 1,9 ± 1,87 bei Non-Respondern und 0,75 ± 1,52 bei späteren Respondern (p
P01.10 – Peripherer Kombinierter Neuropathischer und Nozizeptiver Schmerz: Gegenseitige Wechselwirkungen sowie De-Sensitisierung durch Lokale Massnahmen – Fallbericht einer Distalen Radius-Fraktur Ute Kock, Sabine Sator-Katzenschlager, Hans-Georg Kress Medizinische Universität Wien, Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, Wien, Deutschland, Hintergrund: Ein CRPS (Complex Regional Pain Syndrome) tritt nach Dislozierter Radius-Fraktur (DRF) in ca. 3,8 % auf [1, 2]. Handgelenks-Dysfunktion (Schmerz + Schwellung ulnarseitig mit Bewegungseinschränkung, UIS = ‘ulnar impaction syndrome’), oft durch eine posttraumatische Ulna-Plus-Variante (UPV, Verlängerung der Ulna gegenüber dem Radius mit daraus resultierender Stufenbildung im Gelenk) [3, 4] mag sogar noch häufiger sein, aber nicht weniger belastend. Wir berichten über einen Fall von UIS mit neuropathischen und nozizeptiven Symptomen, bei dem die Rehabilitation signifikant durch Analgetika in Kombination mit lokalen Massnahmen unterstütz wurde.
Fallbeschreibung: Die distale DRF einer 56jährigen Patientin wurde unter suffizienter supraclavikulärer Plexus-Blockade (Ultraschall-gesteuert) reponiert und im Gips immobilisiert, mit guter Fraktur-Heilung, jedoch auch mit resultierender Verkürzung des Radius und daraus resultierender UPV von +3 mm, klinischem UIS, neuropathischem Schmerz (Brennschmerz NRS 7–8, Handschuh-förmig bis zum Ellbogen, Allodynie des Handrückens), und mit Brennschmerz über der distalen Ulna NRS 5–6, beides aggraviert unter Supination. Medikation (NSAID) alleine reduzierte sowohl beide Schmerzintensitäten um je 50 %, wobei zusätzlich Lidocain-Pflaster 5 % (‚lidocaine medicated plaster‘ LMP) über der distalen Hälfte der Ulna auch den gesamten „Brennenden Handschuh“ bis zum Ellbogen temporär auslöschte sowie die Allodynie des Handrückens deutlich reduzierte. Der „Brennende Handschuh“ wurde permanent ausgelöscht durch Tragen einer Unterarmschiene mit Handschuh auf der Fraktur-Seite und zusätzlich einer Abdeckung (Stulpe mit Handschuh) auf der Gegenseite, konsequent für 1 Woche. In Folge verbesserte sich die Funktion (Bewegungsumfang im Handgelenk, kompletter Faustschluß + Kraft) bei reduzierten Kribbelparästhesien (n. medianus + n. radialis). Ergebnis: Die Therapie blieb konservativ, mit weiter verbesserter Funktion unter fortgesetzter Rehabilitation (Physikalische Therapie). Die residuelle Allodynie des Handrückens wurde erfolgreich mit einmaliger Applikation von 8 % Capsaicin (‚Capsaicin Medicated Patch‘, CMP) behandelt. Zusammenfassung: Nozizeptive Triggerzonen und deren antinozizeptive Behandlung kann in enger Wechselwirkung mit peripheren neuropathischen Phänomenen stehen. Literatur 1. Walenkamp MM (2014) Surgery versus conservative Treatment in patients with type A distal radius fractures BMC. Muskuloskelet Disord 19(15):90 2. Moseley GL (2014) Intense pain soon after wrist fracture strongly predicts who will develop CRPS. J Pain 15(1):16–23 3. Kitzinger HB, Karle B (2007) Ulnar Shortening Osteotomy With a Premounted Sliding-Hole Plate. Ann Plast Surg Jun: 636–639 4. Fontés D (2016) Pathology of the triangular fibrocartilaginous complex in DRF. Hand Surg Rehabil 35:S60–S68
Akutschmerz P02.01 – Klinische Studie einer neuen Technologie für die orale, patientengesteuerte Analgesie (PCA) – des PCoA™ Acute-Geräts für Krankenhauspatienten mit postoperativen Schmerzen: Offene, randomisierte, multizentrische, kontrollierte Pilotstudie Stefan Wirz¹, Stefan Conrad², Ronit Shtrichman², Kai Schimo², Eva Hoffmann³ ¹CURA – kath. Krankenhaus im Siebengebirge, Bad Honnef, Bad Honnef, Deutschland, ²DOSENTRX LTD., Har Tuv, Deutschland, ³EvK – Evangelisches Krankenhaus Herne, Herne, Deutschland Hintergrund: Akuter postoperativer Schmerz verzögert die Genesung des Patienten und steigert das Komplikationsrisiko. Die konventionelle Gabe von postoperativer Analgetika durch das Pflegepersonal ist ein ineffizientes und zeitaufwändiges Verfahren. Im Rahmen einer klinischen Studie haben wir die Sicherheit, Wirksamkeit und Bedienerfreundlichkeit eines neuen Geräts für die orale, patientengesteuerte Analgesie (Oral PatientControlled Analgesics, PCA) – des PCoA™ Acute – untersucht, mit dem die Abgabe von Tabletten über ein Mundstück in den Mund des Patienten erfolgt und überwacht wird. Die Studie hat zum Ziel, die Überlegenheit des PCoA™ Acute im Vergleich zur gängigen Praxis – der Verabreichung von Analgetika durch das Pflegepersonal – nachzuweisen. Verfahren: Die kontrollierte klinische Pilotstudie wurde an drei medizinischen Zentren in Deutschland durchgeführt. Die Zentren wählten Patienten aus, bei denen elektive Eingriffe geplant waren. Diese wurden in zwei Gruppen unterteilt: Die Kontrollgruppe (n = 43) enthielt Patienten, die eine orale Analgetika durch das Pflegepersonal erhielten. Die Testgruppe (n = 27) umfasste Patienten, die orale Analgetika über das PCoA™
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Abstracts/Kongresse Acute erhielten. Es wurden die Dauer der Einnahme und die Anzahl der eingenommenen Tabletten erfasst. Die Sicherheit, die Funktionen und die Bedienerfreundlichkeit des Geräts wurden durch Fragebögen erhoben, die von den Patienten und dem Pflegepersonal ausgefüllt wurden. Ergebnisse: Die Studie bestätigte, dass das PCoA™ Acute sicher und effektiv ist. Es traten keine unerwünschten Ereignisse oder kritischen Fehlfunktionen auf. Die durchschnittliche Tabletteneinnahmezeit reduzierte sich inklusive Einrichtung und Einarbeitungszeit von 8:58 Minuten bei der Gabe durch das Pflegepersonal auf 1:17 Minuten bei Anwendung des PCoA™ Acute (P-Wert < 0,05). Die Anzahl der von der Testgruppe eingenommenen Tabletten stieg um 67 %, was auf eine höhere Einhaltung der Therapievorgaben (Compliance) durch die Patienten hinweist. Über 90 % der PCoA™ Acute-Nutzer waren mit der Bedienung des Geräts zufrieden. Zusammenfassung: PCoA™ Acute ist eine vielversprechende neue Technologie für die sichere und effektive Analgesie bei postoperativen Schmerzen von Krankenhauspatienten. Sie ist den herkömmlichen Verfahren der Analgesie durch das Pflegepersonal überlegen.
P02.02 – Nichtopioidanalgetika zur Therapie akuter und chronischer Schmerzen: Erfahrungen von 2237 Anästhesisten Ladina Reist¹, Joachim Erlenwein², Winfried Meißner³, Frank Stüber¹, Ulrike Stamer¹ ¹Universität Bern, Bern, Schweiz, ²Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland, ³Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland, Hintergrund: Nichtopioidanalgetika werden häufig zur Therapie von akuten und chronischen Schmerzen eingesetzt. Wegen potentiell lebensgefährlicher Nebenwirkungen (z. B. kardiovaskuläre Ereignisse, Agranulozytose) sind diese Substanzen nicht unproblematisch. Insbesondere der Einsatz von Metamizol, ein Medikament, das in seltenen Fällen eine Agranulozytose auslösen kann, wird kontrovers diskutiert [1–3]. Daten zur klinischen Anwendung von Nichtopioidanalgetika durch Anästhesisten fehlen. Methodik: Ein Link zu einer elektronischen Umfrage (SurveyMonkey) zum Einsatz von Nichtopioidanalgetika wurde über die Deutsche Schmerzgesellschaft und die DGAI an ihre Mitglieder versendet. Es wurde nach dem Einsatz von Nichtopioidanalgetika perioperativ und zur Therapie chronischer Schmerzen und speziell nach Hinweisen auf metamizolbedingte Nebenwirkungen gefragt. Ergebnisse: 2237 Antworten konnten ausgewertet werden, davon 2112 zur Akutschmerztherapie und 934 Fragebögen zur Therapie chronischer Schmerzen. Perioperativ setzen 97,4 % der Teilnehmer Nichtopioidanalgetika ein: 94 % Metamizol, 54 % NSAID, 42 % COX2-Inhibitoren, 49 % Paracetamol. Applikationszeitpunkte sind präoperativ (22 % der Antwortenden, orale NSAIDCoxibe), intraoperativ (86 %) und postoperativ (73 %). Intravenöses Metamizol und Paracetamol liegen bei der intraoperativen und postoperativen Anwendung an erster und zweiter Stelle. 1,3 % der Antwortenden verwenden kein Metamizol. In der chronischen Schmerztherapie wird Metamizol häufig mit anderen NSAID kombiniert (77 %) und von 20 % als einziges Nichtopioidanalgetikum eingesetzt. 3,5 % (akut) und 1,5 % (chronisch) der Antwortenden haben eine Agranulozytose, bei der ein Zusammenhang mit einer Metamizolgabe nicht ausgeschlossen werden konnte, beobachtet. Die Mehrheit der Teilnehmer (akut: 73 %, chronisch 59 %) führt keine Blutbildkontrollen zum Monitoring möglicher Blutbildveränderungen durch. Patienten wurden nur selten über mögliche Komplikationen einer Metamizoltherapie informiert. Diskussion und Schlussfolgerung: Metamizol ist in Deutschland das bevorzugte Nichtopiodanalgetikum zur Therapie akuter und chronischer Schmerzen. Daraus lässt sich schließen, dass das Nutzen-Risiko-Profil dieses Analgetikums durch die antwortenden Anästhesisten trotz einiger beobachteter Agranulozytosefälle insgesamt positiv bewertet wird. Defizite gibt es hinsichtlich einer Risiko- und Sicherungsaufklärung bei der Anwendung von Metamizol. Die relativ häufige Anwendung von Paracetamol sollte angesichts seiner niedrigen analgetischen Potenz und den Hinweisen der letzten Jahre auf potentielle kardiovaskuäre Nebenwirkungen diskutiert werden [4–5].
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Literatur 1. Schönhofer et al (2003) Dipyrone and agranulocytosis: what is the risk? Lancet 361:968 2. Huber et al (2014) Drug-induced agranulocytosis in the Berlin case–control surveillance study. Eur J Clin Pharmacol 70:339 3. Garbe (2007) Non-chemotherapy drug-induced agranulocytosis. Expert Opin Drug Saf 6:323 4. Stammschulte et al (2015) Metamizole (dipyrone)-associated agranulocytosis. An analysis of German spontaneous reports 1990–2012. Eur J Clin Pharmacol 71:1129 5. Da Costa et al (2016) Effectiveness of non-steroidal anti-inflammatory drugs for the treatment of pain in knee and hip osteoarthritis: a network meta-analysis. Lancet 387:2093 6. Oreskovic et al (2014) Treatment of postoperative pain after total hip arthroplasty: comparison between metamizol and paracetamol as adjunctive to opioid analgesics – prospective, double-blind, randomized study. Arch Orthop Trauma Surg 134:631
Schmerz nach Operationen P02.03 – Hart im Nehmen? Steigt die Schmerzgrenze mit zunehmendem Alter? Claudia Weinmann, Marcus Komann, Winfried Meissner Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland Hintergrund: Die Mehrzahl der Patienten leidet nach einem chirurgischen Eingriff unter postoperativem Schmerz. Je nach Art der OP, Medikation, Geschlecht und Alter variieren dabei die individuell wahrgenommene Schmerzintensität, die schmerzbedingten Einschränkungen sowie die Zufriedenheit mit dem Schmerzmanagement. Mehrere Studien haben gezeigt, dass der vom Patienten berichtete Maximalschmerz mit zunehmendem Alter geringer wird [1]. Im Rahmen dieser Studie sollte untersucht werden, ob diese Ergebnisse anhand von internationalen Registerdaten bestätigt werden können, und ob weitere Outcome-Parameter wie beispielsweise schmerzbedingte Einschränkungen von Bewegungen dieses Phänomen ebenfalls zeigen. Material und Methoden: Grundlage dieser Studie waren Daten aus der PAIN OUT Datenbank. Um die Variabilität zu verringern, wurden nur Daten von Patienten nach Knie-TEP (ICD 9-Code 81.54) ausgewertet. Daten von 2390 Patienten (erhoben zwischen 01. 02. 2010 und 04. 11. 2016 in 54 Kliniken weltweit) wurden in Hinblick auf die Variable „Stärkster Schmerz seit Ihrer Operation“ (worst pain since surgery) und „Beeinträchtigungen durch Schmerz bei Bewegungen im Bett“ (pain interference with activities in bed) am ersten postoperativen Tag analysiert. Dabei wurde ein lineares Regressionsmodel mit „Alter“ als unabhängige Variable und „funktionelle Einschränkung“ als abhängige Variable angewandt. Ergebnisse und Diskussion: Die von den Patienten berichteten Maximalschmerzwerte (gemessen anhand einer numerischen Ratingskala von 0–10) verringerten sich signifikant mit zunehmendem Alter (Koeffizient: B = −0,028, p < 0,001). Im Gegensatz dazu sank mit steigendem Alter die funktionelle Einschränkung aufgrund von Schmerzen nicht signifikant. Schlussfolgerung: Unsere Studie hat bestätigt, dass der vom Patienten angegebene Maximalschmerz mit zunehmendem Alter sinkt. Bei den schmerzbedingten funktionellen Einschränkungen geben ältere Patienten jedoch keine geringeren Werte an. Da funktionelle Einschränkungen ein klinisch relevanterer Parameter sind als ein numerischer Schmerzskalen-Wert, lassen diese Ergebnisse vermuten, dass ältere Patienten zur Angabe von zu geringen Schmerzwerten neigen („underreporting“). Die Frage nach funktionellen Einschränkungen könnte für die Schmerzeinschätzung deshalb besser geeignet sein als die Angabe auf einer numerischen Schmerzskala. Die Ethikkommission des Universitätsklinikums Jena hat der Durchführung des PAIN OUT Projektes zugestimmt (Ref.-Nr. 2723 −12/09). Literatur 1. Gerbershagen et al (2014) Procedure-specific Risk Factor Analysis for the Development of Severe Postoperative Pain. Anesthesiology 120(5):1237–1245
P02.04 – Prädiktoren des Erfolgs der Operation lumbaler Bandscheibenvorfälle bei nur relativer Indikation – Erste Ergebnisse Martin Mothes-Lasch, Elisabeth Sens, Johannes F. Lutz, Heinrich Böhm, Kay Mursch Zentralklinik Bad Berka GmbH, Bad Berka, Deutschland Einleitung: Bei einer großen Gruppe von Patienten mit Rückenschmerzen und Ischialgie kann bezüglich der Bildgebung und der klinischen Symptomatik zwar ein klarer Zusammenhang hergeleitet werden, jedoch liegt häufig keine absolute Notwendigkeit der Operation vor. Eine relative OPIndikation besteht, wenn trotz ausgeschöpfter konservativer Therapie keine dem Patienten ausreichende Minderung der Beschwerden erzielt wird und so die Gefahr der Chronifizierung der Schmerzen droht. Hierbei muss berücksichtigt werden, dass chronische Schmerzen einem komplexen Ursachengeschehen entspringen, wobei v. a. psychosozialen Belastungsfaktoren eine große Bedeutung zukommt. Um bei dieser Gruppe von Rückenschmerzpatienten mit relativer OP-Indikation die Entscheidung für oder wider die OP zu erleichtern, wurde in der Zentralklinik Bad Berka ein Projekt begonnen, in dem präoperative Kriterien herausgearbeitet werden sollen, anhand derer die Patienten einer für sie geeigneten Therapie zugeführt und die Behandlungszufriedenheit erhöht werden kann. In der vorliegenden Untersuchung werden die ersten Ergebnisse dieses Projektes dargestellt. Methode: In die Studie eingeschlossen wurden die Patienten, die im Zeitraum von Juli 2015 bis Dezember 2016 elektiv minimalinvasiv bzw. mikrochirurgisch an einem lumbalen Badscheibenvorfall operiert wurden, keine schwerwiegenden neurologischen Defizite hatten, und mit der Untersuchung einverstanden waren. Bei 107 Patienten erfolgte prä- und postoperativ sowie nach drei, sechs und zwölf Monaten eine Erhebung psychosozialer Indikatoren mittels verschiedener Fragebögen und eines strukturierten klinischen Interviews. Die Operation wurde als erfolgreich angesehen, wenn mindestens drei von vier der folgenden Kriterien erfüllt waren: eine niedrige Schmerzstärke, eine hohe OP-Zufriedenheit, eine hohe Lebensqualität sowie eine geringe Beeinträchtigung. Ergebnisse: Nach 12 Monaten konnte bei 69 % der Patienten die Operation als erfolgreich angesehen werden. Im Vergleich zu den Patienten, die weniger als drei Erfolgskriterien erfüllten, zeichneten sich die erfolgreich operierten Patienten präoperativ durch im Mittel geringere körperliche Einschränkungen, geringere Depressivität sowie eine geringere psychische Gesamtbelastung aus. Diskussion: Im Einklang mit vorhergehenden Untersuchungen kann einerseits gezeigt werden, dass ein hoher Prozentsatz der Patienten von der Operation profitiert, andererseits jedoch konnte auch ein Zusammenhang präoperativer psychosozialer Einflussfaktoren und des Operationserfolgs nachgewiesen werden. Patienten mit höherer psychosozialer Belastung profitieren weniger von der Operation als Patienten mit geringeren Belastungsfaktoren. Um ein Entscheidungsinstrument für oder wider die Operation zu entwickeln, soll in weiteren Analysen die Möglichkeiten der Klassifikation der Patienten anhand der präoperativen Daten untersucht werden.
P02.05 – PRACTICES FOR MANAGING PAIN AFTER CAESAREAN SECTION – FINDINGS FROM PAIN OUT Ruth Zaslansky¹, Ulrike Stamer², Peter Kranke³, Sean Chetty⁴, Winfried Meißner¹ ¹Universitätsklinikum Jena, Jena, Germany, ²Inselspital, Universitätsspital Bern, Bern, Germany, ³Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Germany, ⁴Rahima Moosa Mother and Child Hospital, Johannesburg, South Africa Background and aims: Caesarean Section (CS) is a common surgical procedure; on average, 18.6% of all births, worldwide, occur by CS; in Europe it is 25% [1]. Sufficient pain control after CS is crucial for recovery and positive long-term outcome for mother and baby, however, quality of routine perioperative pain management after CS is rarely assessed. In this
study, analgesia and Patient Reported Outcomes were evaluated in women after CS. Methods: Clinicians collected Patient Reported Outcomes (PROs) and management practices on the first day after CS, using methodology provided by the international, perioperative pain registry, PAIN OUT (www. pain–out.eu). Most PROs were assessed using 11-point numerical rating scales (0 = null, 10 = worst possible). Six quality indicators recommended by the Royal (UK) College of Anaesthetists [2] were used to evaluate care and outcomes. Results: Between 01–2010 and 02–2017, clinicians from 16 wards collected findings from 4,082 women in Europe, South East Asia and Africa (range 29–2791 datasets/ward; mean 250/ward). Recommendation 1: Assess and document pain in all patients. On average, pain was assessed in 16.5% of the patients; in 6 wards 100% coverage was achieved, in 5 wards it was
Tumorschmerz und Palliativmedizin P02.06 – Aktuelle Evidenz zur Opioidrotation in der Tumorschmerztherapie – Ergebnisse einer systematischen Literaturrecherche Michael Schuster, Oliver Bayer, Rita Laufenberg-Feldmann Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland, Hintergrund: Die Rotation zwischen verschiedenen WHO-Stufe 3-Opioiden stellt für Patienten mit chronischen tumorbedingten Schmerzen unter Opioidtherapie eine Behandlungsalternative bei unzureichender Analgesie und/oder intolerablen Nebenwirkungen dar. In der Literatur wird der Erfolg der Opioidrotation mit 40–80 % angegeben [1], jedoch konnten weder in einem Cochrane-Review 2004 noch einem Anschluss-Review 2010 [2] klare Evidenz für die Praxis der Opioidrotation gefunden werden. Auch aktuelle deutsche und internationale Leitlinien geben nur schwache Empfehlungen [3]. Methode: Systematische Literaturrecherche in den Datenbanken PubMed, Cochrane-DARE und CENTRAL (Suchzeitraum 01. 01. 2010–01. 02. 2017) unter Berücksichtigung der PRISMA-Vorgaben. Eingeschlossen wurden Studien mit hohem Evidenzgrad (systematische Reviews, Meta-Analysen, prospektive Beobachtungsstudien) zur Opioidrotation bei erwachsenen Patienten mit chronischen Tumorschmerzen unter regelmäßiger Medikation mit WHO-3-Opioiden (oral oder transdermal). Primärer Endpunkt war das Auftreten von Schmerzen und unerwünschten opioidassoziierten Nebenwirkungen, als sekundäre Endpunkte wurden Patientenzufriedenheit, Lebensqualität und Umrechnungsverhältnis (Conversion Ratio) untersucht. Ergebnisse: Die systematische Recherche lieferte 446 Arbeiten, von denen 9 Einzelstudien (4 randomisiert-kontrollierte Studien, 5 Beobachtungsstudien) mit insgesamt 752 Patienten sowie 3 systematische Reviews eingeschlossen werden konnten. In den Studien fanden alle gängigen WHOIII-Opioide Anwendung. Alle Studien beschreiben Verbesserungen hinsichtlich des primären Endpunktes bei allerdings heterogenen Messwerten und teilweise hohen Abbrecherraten. Die Effektivität der Opioidrotation wurde zwischen 37,5–84 % angegeben. Hinsichtlich der untersuchten Opioide ergibt sich kein Hinweis für einen Vorteil eines bestimmten Opioids. Die zum jeweiligen Erreichen effektiver Analgesie notwendigen Umrechnungsverhältnisse unterschieden sich teilweise deutlich von den Angaben in allgemein üblichen äquianalgetischen Tabellen und zeigten Zusammenhänge mit der Höhe der jeweiligen Ausgangsdosis. Zudem finden sich Hinweise für einen Einfluss der Rotationsrichtung, d. h. ob eine Substanz als Ausgangs- oder Ziel-Opioid Einsatz findet. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der vorliegenden Literaturrecherche erlauben keine klaren Handlungsempfehlungen zur Opioidrotation. Der Erfolg der Rotation scheint neben individuellen Faktoren auch von der Höhe der Ausgangsdosis sowie von der Rotationsrichtung beeinflusst zu sein.
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Abstracts/Kongresse Äquianalgetische Tabellen sollten daher lediglich als grobe Richtlinie zur Bestimmung von Umrechnungsdosierungen verstanden werden. Literatur 1. Quigley C (2004) Opioid switching to improve pain relief and drug tolerability. Cochrane Database Syst Rev. (3):CD004847 2. Dale O et al (2011) European Palliative Care Research Collaborative pain guidelines: opioid switching to improve analgesia or reduce side effects. A systematic review. Palliat Med 25(5):494–503. https://doi.org/10.1177/0269216310384902 3. Caraceni A et al (2012) Use of opioid analgesics in the treatment of cancer pain: evidence-based recommendations from the EAPC. Lancet Oncol 13(2):e58–68. https://doi.org/10.1016/S1470-2045(12)70040-2
Nicht-pharmakologische Therapieverfahren P02.07 – Therapeutisch-funktionelle Positionierung und ihr Einfluss auf das Wohlbefinden Tatjana Brendel Neurologische Klinik, Bad Neustadt, Deutschland Einleitung: Der alltägliche Einsatz der Lagerung, gleichzusetzen mit Positionierung wird kurz näher beschrieben. Im Alltag der Patienten stehen medizinische und therapeutische Interventionen im Vordergrund – häufig schon im Rahmen dieser Behandlungsmaßnahmen ist eine Positionierung unerlässlich. In den Bereichen der neurologischen Rehabilitation, Behandlung von pulmonalen Erkrankungen und auch im operativen Bereich wird „Lagerung“ bereits genutzt, oftmals auch über die eigentliche Intervention hinaus. Betrachtet man aber die Dauer dieser Maßnahmen, bleibt hier sehr häufig der Patient sich selbst überlassen und die „therapiefreie/interventionsfreie“ Zeit bleibt ungenutzt. Evidenz zur Positionierung: Eine kurze Übersicht mit Kernaussagen zur medizinischen und therapeutischen Positionierung von Patienten entsprechend der aktuellen Studienlage zeigt den vielfältigen Einsatzbereich der Lagerung in unterschiedlichem Kontext. Vorstellung des Lagerungskonzeptes LiN (Lagerung in Neutralstellung) im Vergleich zur konventionellen therapeutischen Lagerung bei Schlaganfallpatienten: Hier wird mittels Schemata-Zeichnungen bzw. Patientenfotos der Unterschied von üblicher, konventioneller Lagerung im Vergleich zur Lagerung in Neutralstellung aufgezeigt. In den jeweiligen Abbildungen werden Unterschiede der Körperpositionen bedingt durch die verschiedenen Herangehensweisen aufgezeigt. Die Vorgehensweise und die damit erreichbaren Ziele der Lagerung in Neutralstellung werden erwähnt. Zudem findet die Evidenz der Positionierung nach LiN Beachtung. Schlussfolgerung: Im Hinblick auf die Evidenzlage und den unterschiedlichsten Zielen, die eine Positionierung verfolgen kann, wird ein Empfehlung für die Anwendung der Lagerung, indikations- und bereichsbezogen, ausgegeben.
Experimentelle Schmerzmodelle (Mensch) P03.01 – Prädiktoren der Viszerozeption bei gesunden Frauen und Männern – Eine experimentelle Studie zu Geschlechterunterschieden Franziska Labrenz, Till Roderigo, Sigrid Elsenbruch, Sven Benson Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland Geschlechterunterschiede in der Schmerzwahrnehmung sowie in der Prävalenz chronischer Schmerzerkrankungen wurden bereits umfassend beschrieben, jedoch sind die zugrunde liegenden Mechanismen noch unvollständig verstanden. Insbesondere bei viszeralen Schmerzen zeigen Frauen häufig eine höhere Schmerzsensitivität, die oft im Zusammenhang mit
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Stress und erhöhter Angst- und Depressions-Symptomatik steht. Ziel dieser Studie war es daher, prädiktive Faktoren zu identifizieren, die zu geschlechtsspezifischen Mechanismen in der viszeralen Wahrnehmung und Schmerzsensitivität beitragen. Bei N = 180 gesunden Probanden (90 Frauen, 90 Männer) wurden zunächst die viszeralen Wahrnehmungs- und Schmerzschwellen mittels rektaler Distensionen bestimmt. Anschließend wurden sechs Distensionen mit einem individuell adjustierten, schmerzhaften Druck appliziert und im Anschluss mittels visueller Analogskalen (VAS) hinsichtlich Schmerzhaftigkeit, Stuhldrang und Unangenehmheit bewertet. Angst, Depression, chronischer Stress, Persönlichkeitseigenschaften (Big Five), schmerzbezogene Coping-Strategien sowie Magen-Darm-Symptome wurden mittels Fragebogen und die Cortisol-Aufwachreaktion mittels Speichelprobe vor Studienbeginn erfasst. Im Vergleich zu Männern zeigten Frauen höhere Werte in der MagenDarm Symptomatik sowie Neurotizismus, Extraversion, vermehrte aktive Coping-Strategien und eine niedrigere Depressivität. Während die Wahrnehmungs- und Schmerzschwellen zwischen Frauen und Männern vergleichbar waren, bewerteten Frauen den Stuhldrang als höher und die Distensionen insgesamt als unangenehmer. Multiple Regressionsanalysen zeigten, dass bei Frauen und Männern unterschiedliche Prädiktoren zur Varianzaufklärung in der Bewertung des Stuhldrangs beitrugen. So waren bei Frauen eine höhere Angst und chronischer Stress (adj. R2 = .13) prädiktiv für vermehrten Stuhldrang. Bei Männern war ausschließlich erhöhter chronischer Stress ein signifikanter Prädiktor für erhöhten Stuhldrang (adj. R2 = .11). Zusätzlich zeigten die Analysen, dass ausschließlich bei Frauen höherer chronischer Stress (adj. R2 = .11) ebenfalls einen Einfluss auf die höhere Bewertung der Unangenehmheit der Distensionen hatte. Für die Schmerzhaftigkeit gab es hingegen keine signifikanten Prädiktoren. Die Ergebnisse weisen auf einen geschlechtsspezifischen Einfluss hauptsächlich psychologischer Faktoren auf die Viszerozeption, jedoch nicht die Schmerzintensität viszeraler Signale hin. Diese Faktoren könnten somit die zwischen den Geschlechtern unterschiedlich manifestierte Pathophysiologie und Epidemiologie chronisch viszeraler Schmerzen begünstigen.
P03.02 – Veränderungen in der selektiven Aufmerksamkeit während des Lernens schmerzassoziierter Furcht im viszeralen Schmerzmodell – eine Pilotstudie Simone Kotulla, Franziska Labrenz, Sven Benson, Sigrid Elsenbruch Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland Hintergrund: Die Ausrichtung der selektiven Aufmerksamkeit auf prädiktive Umweltreize, die Schmerz signalisieren, ist evolutionsbiologisch relevant und ermöglicht adaptive Reaktionen zur Vermeidung potenzieller körperliche Schäden. Die klassische Furchtkonditionierung mit Schmerzreizen als unkonditioniertem Stimulus (US) ist ein translationales Modell zur Erforschung der Lern- und Gedächtnisprozesse, die selektiven Aufmerksamkeitsprozessen im Kontext von Schmerzen zugrunde liegen. Bislang liegen jedoch lediglich Daten für exterozeptive, somatische, nicht aber für viszerale Schmerzen vor. Auch wurde die selektive Aufmerksamkeit bislang noch nicht für Sicherheitssignale analysiert, welche das Ausbleiben von Schmerzen signalisieren. Ziel der vorliegenden Studie war es daher, unter Nutzung eines klinisch-relevanten viszeralen Schmerzmodells die selektive Aufmerksamkeit auf schmerzprädiktive konditionierte Stimuli (CS+) im Vergleich zu Sicherheitsreizen (CS-) zu untersuchen. Methoden: Gesunde ProbandInnen (N = 23) durchliefen eine differentielle Furchtkonditionierung, in welcher individuell applizierte schmerzhafte rektale Distensionen (US) wiederholt mit einem visuellen Stimulus (CS+) gepaart wurden (75 % Kontingenz), wohingegen ein weiterer visueller Stimulus (CS-) ungepaart blieb. Veränderungen der selektiven Aufmerksamkeit wurden vor und nach dem Konditionierungsparadigma mit einer Dotprobe-Aufgabe, welche die Reaktionszeiten auf einen Zielreiz (Dot) quantifizierte. Vor Erscheinen des Dots wurden CS+ und CS- für 100ms oder 500ms nebeneinander präsentiert, wobei entweder der CS+ oder der CS- die Position des Dots voraussagte. Ergebnisse: Nach der Konditionie-
rung zeigte sich eine signifikante Zunahme der negativen Valenz des CS+ (p < 0,001) bei korrekter Kontingenzbewusstheit (CS+ > CS-: p < 0,001). In der Dotprobe-Aufgabe zeigten sich bei der kürzeren Präsentationsdauer (100ms) schnellere Reaktionszeiten auf den vom CS+ angekündigten Dot, während für die längere Darbietungsdauer (500ms) die Reaktionen auf vom CS- angekündigte Dots signifikant schneller waren. Diskussion: Diese Ergebnisse stützen die Hypothese einer durch Furchtkonditionierung modulierten selektiven Aufmerksamkeit unter Verwendung eines viszeralen Schmerzmodells. Bei geringeren zeitlichen Ressourcen wurde die selektive Aufmerksamkeit zugunsten des Schmerzsignals gelenkt, was eine schnellere kognitive Verarbeitung des CS+ nahe legt. Bei längerer Verarbeitungszeit wurde die Aufmerksamkeit hingegen zugunsten des Sicherheitssignals gelenkt. Dies kann eine Abwendung der Aufmerksamkeit vom Schmerzsignal bedeuten oder aber eine Hinwendung zum Sicherheitssignal reflektieren. Diese Erkenntnisse liefern einen Beitrag zum Verständnis von Aufmerksamkeitsprozessen, die für die Hypervigilanz und maladaptives Vermeidungsverhalten bei chronischen viszeralen Schmerzen relevant sein könnten.
P03.03 – Sensorische Profile von humanen Surrogatmodellen für Denervierung, periphere und zentrale Sensibilisierung: eine multizentrische Analyse. Jan Vollert¹, Christoph Maier¹, Ralf Baron², Andreas Binder², Elena Enax-Krumova¹, Gerd Geißlinger³, Janne Gierthmühlen2, Philipp Hüllemann², Thomas Klein4, Jörn Lötsch³, Walter Magerl5, Bruno Oertel³, Sigrid Schuh-Hofer5, Thomas R. Tölle6, Rolf-Detlef Treede5 ¹BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Bochum, Deutschland, ²Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Kiel, Deutschland, ³Klinikum der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Frankfurt am Main, Deutschland, 4Mundipharma Research GmbH & Co. KG, Limburg, Deutschland, 5Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Centre for Biomedicine and Medical Technology Mannheim (CBTM), Mannheim, Deutschland, 6Klinikum rechts der Isar, TU München, München, Deutschland In einer Clusteranalyse zeigte sich, dass Patienten mit neuropathischen Schmerzen anhand ihrer sensorischen Profile in drei sensorische Phänotypen gruppiert werden können. Der zugrundeliegende Mechanismus dieser Phänotypen lässt sich durch einen bereits publizierten Algorithmus näher untersuchen. Der Algorithmus berechnet die Prävalenz von Denervierung, peripherer und zentraler Sensibilisierung in 544 Probanden während der Durchführung experimenteller Schmerzmodelle. Hierzu zählen Nervenblockade (A-Faser-Block, topisches Lidocain, n = 65), primäre (UVB Brandverletzung, topisches Capsaicin, n = 431) und sekundäre Hyperalgesie (intradermales Capsaicin, elektrische Hochfrequenzstimulation (HFS), n = 48). Zufällige 50:50 Aufteilung in ein Training- und ein Testdatensatz zeigte eine hohe Konkordanz zwischen ursprünglicher und algorithmenbasierter Zuordnung (Trainingset: 79 %, Cohen’s κ = 0,54, n = 265; Testset: 81 %, Cohen’s κ = 0,56, n = 279). Eine Denervierung war hauptsächlich durch ausgeprägten Verlust thermischer und mechanischer Detektion gekennzeichnet, zeigte aber auch Pinprick-Hyperalgesie und paradoxe Hitzeempfindungen. Marker einer peripheren Sensibilisierung waren Hitzehyperalgesie, sowie Druck- und Pinprick-Hyperalgesie. Pinprick-Hyperalgesie und thermische Detektionsverluste waren Marker für eine zentrale Sensibilisierung. Probanden aus drei zusätzlichen experimentellen Schmerzmodellen (topisches Lidocain plus Capsaicin, umliegende Hautareale nach topischem Capsaicin oder UVB-Brandverletzung, n = 87) verteilten sich auf die o. g. drei Cluster, während die sensorischen Profile nach muskulärer HFS oder topischem Menthol (n = 26) keine signifikanten Änderungen im Vergleich zum Profil gesunder Probanden zeigten. Die Zuordnung von 902 Patienten mit neuropathischen Schmerzen zu mechanistischen Profilen zeigte eine ähnliche Verteilung wie die eingangs erwähnte heuristische Clusteranalyse (65 % Identität, Cohen’s κ = 0,44), lediglich der ClusterDenervierung trat deutlich häufiger auf. Diese Ergebnisse zeigen, dass Patientenstratifizierung auf Basis von humanen Surro-
gatmodellen ein möglicher Ansatz für stratifizierte klinische Studien bei Patienten mit neuropathischen Schmerzen ist.
P03.04 – Beeinflusst die Trainingshäufigkeit die reduzierte zentrale Verarbeitung nozizeptiver Stimulation in Antizipation eines 2-h-Ausdauerlaufes? Maria Carl, Luise Eichelkraut, Wolfgang H. R. Miltner, Thomas Weiss Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena, Deutschland Hintergrund: Beim Schmerzkongress 2016 in Mannheim stellten wir auf dem Poster „Antizipation vs. Realisierung eines 2-h-Ausdauerlaufes: Was wirkt schmerzhemmender?“ eine funktionelle Magnet-Resonanz-Tomographie (fMRT) Studie vor, die die neuronalen Wirkmechanismen der in der Literatur beschriebenen verminderten Schmerzwahrnehmung nach einer Ausdauersportsession („exercise-induced hypoalgesia“) und den Einflussfaktor der Erwartungshaltung der Läufer kurz vor Beginn eines Ausdauerlaufes (Antizipationseffekte) untersuchte. Dabei deuteten die fMRT-Ergebnisse auf eine reduzierte zentrale Verarbeitung nozizeptiver Stimulation in Antizipation des 2-h-Ausdauerlaufes hin. Offen blieb die Frage, ob die Trainingshäufigkeit der untersuchten Läufer den Antizipationseffekt beeinflusste. Methode: Um diese Frage zu beantworten, analysierten wir folgende Korrelationen: 1) Trainingshäufigkeit der Läufer (N = 13) mit β-Werten der Peak-Voxel der signifikant (de)aktivierten Gehirncluster des Doppelkontrastes „schmerzhafte vs. taktile Stimulation Prä-Lauf vs. Kontrolltag“ 2) Trainingshäufigkeit der Läufer mit β-Werten der Peak-Voxel der signifikant (de)aktivierten Gehirncluster des Kontrastes „schmerzhafte vs. taktile Stimulation am Kontrolltag“. Ergebnisse: 1) Die Veränderung der schmerz-induzierten Aktivierung in der linken posterioren Insula Prä-Lauf vs. Kontrolltag korrelierte positiv (r = 0,737, p = .004) mit der Trainingshäufigkeit der Läufer. Gering trainierte Läufer (Trainingshäufigkeit ≤ 40 km/Woche, N = 7) zeigten eine reduzierte schmerz-induzierte Aktivierung in der posterioren Insula Prä-Lauf vs. Kontrolltag im Vergleich zu hoch trainierten Läufern (Trainingshäufigkeit > 40 km/Woche, N = 6; post-hoc t-Test, p < .05). 2) Die schmerz-induzierte Aktivierung verschiedener Gehirncluster der Neuromatrix des Schmerzes (posteriorer midzingulärer Kortex, posteriore Insula, superiorer Parietalkortex) am Kontrolltag korrelierte negativ (alle p < .05) mit der Trainingshäufigkeit der Läufer. Hoch trainierte Athleten zeigten während schmerzhafter Stimulation am Kontrolltag eine geringere Aktivierung in Gehirnclustern der Neuromatrix des Schmerzes im Vergleich zu gering trainierten Läufern (post-hoc t-Test, p < .05). Schlussfolgerung: Die Analyse der fMRT Daten ergab, dass das Ausmaß des Antizipationseffekts mit der Trainingshäufigkeit der Läufer zusammenhängt. Hochtrainierte Athleten zeigten im Vergleich zu gering trainierten Athleten einen geringen Antizipationseffekt. Diese Verminderung des Antizipationseffekts in hoch trainierten Athleten könnte mit einer generell reduzierten zentralen Verarbeitung nozizeptiver Stimulation (am Kontrolltag) erklärt werden.
P03.05 – Kommt Schmerz im Darm schlägt das Hirn Alarm: Unterschiede in der neuralen Aktivierung auf prädiktive Hinweisreize für viszerale und somatische Schmerzen Laura Ricarda Koenen, Adriane Icenhour, Katarina Forkmann, Nina Theysohn, Ulrike Bingel, Sigrid Elsenbruch Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland Einleitung: Modalitätsspezifische Unterschiede zwischen viszeralen und somatischen Schmerzreizen existieren sowohl auf behavioraler als auch auf neuraler Ebene, was eine höhere Salienz der viszeralen Schmerzmodalität nahe legt. Obwohl vermutet wird, dass sensorische und emotionale Schmerzaspekte auch die Schmerzantizipation beeinflussen, sind modalitätsspezifische Unterschiede in der Wahrnehmung und Verarbei-
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Abstracts/Kongresse tung schmerzprädiktiver Hinweisreize bislang nicht untersucht. Zudem ist offen, ob auch modulierende Effekte der Schmerzantizipation auf die Schmerzverarbeitung modalitätsspezifisch sind. Methoden: Bei 22 gesunden Frauen wurde mit funktioneller Magnetresonanztomographie die Antizipation viszeraler im Vergleich zu somatischen Schmerzreizen untersucht, bei denen die Schmerzintensität individuell kalibriert und angeglichen war. In zwei konsekutiven Testphasen wurden visuelle schmerzprädiktive Hinweisreize (geometrische Symbole) präsentiert. In der Akquisitionsphase signalisierten diese viszerale (CUEVIS) oder somatische Schmerzen (CUESOM), in der folgenden Extinktionsphase wurden lediglich die Hinweisreize präsentiert. Auf visuellen Analogskalen wurden vor (PRE) und nach der Akquisitions- (PAIN) und Extinktionsphase (POST) die Valenz der Hinweisreize (angenehm – unangenehm), sowie die Kontingenzbewusstheit erfasst. In beiden Phasen wurden CUE-induzierte Aktivierungsunterschiede in verschiedenen Hirnregionen getestet (CUEVIS >/< CUESOM). Zudem wurde deren prognostischer Wert für schmerzinduzierte Aktivitätsunterschiede im Salienznetzwerk (dorsaler anteriorer cingulärer Kortex, anteriore Insula) mit multiplen Regressionsanalysen geprüft. Ergebnisse: Im Gegensatz zu davor (PRE: p = .747), wurden viszerale Hinweisreize nach der Akquisition bei gleicher Kontingenzbewusstheit (PAIN: p = .288) im Vergleich zu somatischen als unangenehmer bewertet (PAIN: p = .007). Nach der Extinktion war die Valenzbewertung wieder vergleichbar neutral (POST: p = .137). Auf neuraler Ebene zeigte sich während der Akquisition eine stärkere Deaktivierung der posterioren Insula während viszeraler Schmerzantizipation (CUEVIS < CUESOM: pFWE<.05), die prädiktiv für eine erhöhte viszerale schmerzinduzierte Aktivität im Salienznetzwerk war (pFWE<.05). In der Extinktion gab es auf neuraler Ebene keine modalitätsspezifischen Unterschiede. Diskussion: Diese Ergebnisse zeigen erstmalig Unterschiede während der Antizipation von viszeralen im Vergleich zu somatischen Schmerzen. Zudem moduliert die durch Hinweisreize ausgelöste antizipatorische Aktivierung modalitätsspezifisch die schmerzinduzierte Aktivierung im Salienznetzwerk. Insgesamt weisen diese Befunde auf eine höhere Salienz viszeraler Schmerzen hin, welche die durch assoziative Lernprozesse geprägte Wahrnehmung und Verarbeitung von Warnsignalen moduliert. Die mögliche Bedeutung dieser Befunde für die Pathogenese viszeraler chronischer Schmerzen sollte daher anhand klinisch relevanter Modelle auch an Patienten näher untersucht werden.
P03.06 – Strukturelle und funktionelle Plastizität in neuralen Korrelaten viszeraler schmerzassoziierter Furcht bei gesunden Frauen und Männern Franziska Labrenz¹, Adriane Icenhour², Sven Benson¹, Michael Forsting¹, Erhan Genc³, Sigrid Elsenbruch¹ ¹Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland, ²Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland, ³Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland Schmerzassoziierte Furcht ist vermutlich von essentieller Bedeutung für die Transition von akutem zu chronischem Schmerz sowie für die Aufrechterhaltung chronischer Schmerzen. Obwohl die zugrundeliegenden assoziativen Lern- und Gedächtnisprozesse und deren neurale Basis bereits für funktionelle Aktivitätsänderungen beschrieben sind, ist die Frage nach möglichen Geschlechterunterschieden noch unbeantwortet. Darüber hinaus fehlt bislang Evidenz, ob klassisch-konditionierte differentielle Veränderungen in neuralen Aktivitätsmustern mit strukturellen Veränderungen kohärieren. Vor dem Hintergrund der hohen klinischen Relevanz viszeraler Schmerzen insbesondere bei Frauen analysiert diese Studie Geschlechterunterschiede in Bezug auf neurale Korrelate einer StrukturFunktions-Interaktion unter Anwendung eines etablierten Konditionierungsparadigmas mit viszeralen Schmerzstimuli. Insgesamt 75 gesunde Probanden (38 Frauen, 37 Männer) durchliefen strukturelle und funktionelle Magnet-Resonanz-Tomografie-Messungen. Während der Konditionierung wurde wiederholt ein visueller Stimulus (CS+) mit einer schmerzhaften rektalen Distension (US) gepaart und ein weiterer Stimulus (CS-) ohne US präsentiert. Dies induziert differenzierte Valenzän-
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derungen mit anteigender Aversivität des CS+ und Angenehmheit des CS-. Geschlechtsspezifische Unterscheide wurden auf dieser behavioralen, sowie auf Bildgebungs-Ebene in Reaktion auf die Schmerzantizipation (CS). Frauen und Männer unterschieden sich nicht in Veränderungen der CS-Valenz. Auf neuraler Ebene zeigten sich im Geschlechtervergleich differentielle CS-induzierte neuronale Antworten im anterioren Cingulum. Ein geringeres Volumen dieser Region war ein signifikanter Prädiktor für einen Anstieg der CS+-Aversivität bei Männern. Hingegen waren bei Frauen Struktur und Funktion jeweils des Parahippocampus und Pallidums prädiktiv für eine erhöhte CS+-Aversivität sowie des mittleren Cingulums prädiktiv für das Ausmaß, in dem der CS- als angenehmer bewertet wurde. Zudem zeigten sich geschlechtsunabhängige Aktivierungen auf den CS- in somatosensorischen und supplementär-motorischen (SMA) Arealen, Parahippocampus und Insula. Hier waren funktionelle und morphologische Veränderungen in der Insula und dem SMA prädiktiv für den Anstieg in der Angenehmheit des CS-. Insgesamt zeigen die Ergebnisse geschlechtsspezifische Unterschiede in morphologischen und funktionellen Veränderungen, die einen maßgeblichen Einfluss auf den Erwerb schmerzassoziierter Furcht haben. Insbesondere zeigten Frauen distinkte Struktur-Funktions-Beziehungen in Gehirnarealen zur Gedächtnisbildung und Integration von Schmerz mit emotional-affektiven und motivationalen Aspekten. Diese neurale Interaktion reflektiert zentralnervöse Mechanismen, die möglicherweise chronische viszerale Schmerzen differenziert zwischen den Geschlechtern begünstigen und somit für weitere Studien an Patienten mit viszeralen Schmerzsyndromen einen wichtigen Untersuchungsansatz bieten.
P03.08 – Akute und langdauernde Veränderungen im somatosensorischen Profil (QST) nach Anwendung eines hochkonzentrierten Capsaicin-Pflasters (Qutenza, 8 %) in behaarter und unbehaarter Haut Daniela Rosenberger, Alicia Zieher, Florian Henrich, Wolfgang Greffrath, Rolf-Detlef Treede, Walter Magerl Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Centre for Biomedicine and Medical Technology Mannheim (CBTM), Mannheim, Deutschland Hochkonzentrierte Capsaicin-Pflaster sind ein wichtiger neuer Bestandteil des Therapiekonzeptes bei peripheren Neuropathien, sowohl in behaarter (z. B. Post-Zosterneuralgie) als auch in unbehaarter Haut (z. B. HIV-Neuropathie) (Backonja et al. Lancet Neurology 2008). Bei langer Einwirkungsdauer (> 12 h) ist ein kompletter Verlust der Hitzesensitivität beschrieben (Magerl et al. BRAIN 2001, Henrich et al. BRAIN 2015). Akute und langdauernde Auswirkungen auf das somatosensorische Profil sind dagegen bisher nicht vollständig dokumentiert. Es ist unklar, ob der Hauttyp (behaart, unbehaart) einen relevanten Einfluss auf die Wirkung des Capsaicinpflasters hat. Dies haben wir nun über den Zeitraum von einer Woche systematisch untersucht. Bei gesunden Probanden wurden Capsaicin-Pflaster (Qutenza, 8 %, 35×35 mm) auf dem Unterarm (behaart, n = 45) oder dem Handballen (unbehaart, n = 20) für 60 min appliziert. Direkt nach Pflasterentfernung und jeweils 24 h, 48 h und 7 Tagen wurde das komplette QST-Protokoll nach DFNS (Rolke et al., PAIN 2006) im primären (mit Capsaicin behandelten) Areal, sowie im benachbarten sekundären Areal durchgeführt und mit der unbehandelten Haut (kontralateral) verglichen. In behaarter Haut zeigte sich direkt nach Abnahme des Pflasters in der capsaicinbehandelten Haut eine deutliche Hitzehyperalgesie (Hitzeschmerzschwelle von 43,0 ± 3,4°C in unbehandelter Haut auf 35,6 ± 2,1°C; p<<0,0001). Die Kälteschmerzschwelle sank von 16,0 ± 9,1°C auf 9,3 ± 8,9°C (Kältehypoalgesie; p < 0,0001). Dies bestand nicht in den benachbarten Hautarealen und normalisierte sich nach 24 h. Eine ausgeprägte PinprickHyperalgesie (p < 0,0001) und Druckhyperalgesie (p < 0,05), sowie eine dynamische Allodynie (p < 0,001) bestand im primären und sekundären Areal. Diese war auch nach 24 h nachweisbar, aber nicht mehr nach 48 h. Es bestand eine signifikante Reduktion der thermischen Wahrnehmung akut (Kalt -und Warmdetektion; p < 0,001), sowie nach 24 und 48 h.
Auch in unbehaarter Haut fand sich eine prominente Hitzehyperalgesie (Hitzeschmerzschwelle von 40,6 ± 4,1°C auf 35,3 ± 4,3°C; p < 0,001), sowie eine Hyperalgesie für Pinprick und Druck, aber keine Kältehypoalgesie (15,5 ± 8,4°C auf 16,0 ± 8,9°C; p = 0,67). Alle Hyperalgesien waren nach 24 h deutlich stärker. Nach 48 h reduzierte sich die Hyperalgesie, war aber für Hitze und Pinprick noch vergleichbar der akuten Hyperalgesie (p < 0,001). Die thermische Wahrnehmung war ebenfalls maximal reduziert nach 24 h. Die profunde lokale Hitzehyperalgesie war erwartet (periphere Sensibilisierung), ebenso die mechanische Hyperalgesie (zentrale Sensibilisierung). Beide waren passager und nicht von einer nachfolgenden Desensibilisierung begleitet. Sie können daher nicht die langdauernde Wirkung des Pflasters begründen. Die verlängerte Wirkung in unbehaarter Haut beruht vermutlich auf dem Aufbau eines Depots in der Hornhaut, was eine deutlich verzögerte und verlängerte Wirkdauer verursacht. Kältehypoalgesie und thermischer Detektionsverlust sind mechanistisch unklar.
Nicht-pharmakologische Therapieverfahren P03.09 – Chronischer Schmerz und seine „Begleiter“ im Kontext proinflammatorischer Zytokine und der systemisch antiinflammatorischen Wirkung körperlicher Aktivierung Ulrich Hamberger¹, Martina M Hinner² ¹Klinikum Landsberg, Landsberg, Deutschland, ²Uhma International, Scotch Plains, USA Chronischer Schmerz wird von körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen begleitet. Proinflammatorische Zytokine scheinen sowohl bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Schmerz, als auch psychischer und physischer Begleiterscheinungen beteiligt zu sein. Myokine, durch Muskelaktivität hervorgerufene Zytokine, wirken systemisch antiinflammatorisch und somit dem chronischen Schmerz und seinen „Begleitern“ entgegen. Chronischer Schmerz und Adipositas stehen in wechselseitiger Beziehung [8]. Die viszerale Fettansammlung ist ein wesentlicher Ursprungsort proinflammatorischer Zytokine [10]. Sowohl viszerale Fettansammlung, als auch chronischer Schmerz gehen häufig mit Merkmalen des Metabolischen Syndroms einher [3, 5, 8, 11]. Dieses, wie auch durch andauernden Schmerz bedingter chronischer Stress, können unter jeweiliger Beteiligung proinflammatorischer Zytokine endothele u. vegetative Dysfunktion, Stoffwechselstörungen und auch Angst und Depression hervorrufen [7, 14]. Proinflammatorische Zytokine scheinen auch, an peripheren und zentralen Sensibilisierungsprozessen beteiligt zu sein [6, 12]. Körperliche Aktivierung war Grundvoraussetzung für das Überleben in der menschlichen Entwicklungsgeschichte. Körperlich aktiv zu sein ist auch heute, Voraussetzung für Gesundheit. Ausdauer und Kraft sind hierfür benötigte motorische Grundeigenschaften. Aerobes Ausdauertraining wirkt der viszeralen Fettansammlung und somit dem Ursprungsort proinflammatorischer Zytokine entgegen [16]. Durch die daraus resultierende Vagusaktivierung verbessert sich die vegetative Funktion, aber auch die systemisch subakute Entzündungslage, die der Vagus durch Ausschüttung von ACh reduzieren kann [4, 9]. Ausdauertraining steigert die Produktion von Endorphinen und BDNF im Bereich des Hippocampus und kann dadurch Stimmungsaufhellend, Angst-und Schmerzlindernd wirken [1]. Krafttraining verbessert die Beanspruchbarkeit und die Funktion der Muskulatur als Stoffwechselorgan. Krafttraining reduziert Serum – CRP und wirkt somit antiinflammatorisch [13]. Körperliche Aktivierung bedeutet Muskelaktivität. Muskelaktivität bewirkt die Produktion von Myokinen. Myokine verbessern Endothel – und Stoffwechselfunktion, und begünstigen Muskelaufbau und Kapillarisierung.
Myokine wirken auch, systemisch antiinflammatorisch [2], und somit der Chronifizierung von Schmerz entgegen. Körperliche Aktivierung wirkt nur bei richtiger Dosierung! Unter- als auch Überdosierung bewirken vermehrte Freisetzung proinflammatorischer Zytokine und begünstigen somit Schmerzchronifizierungsprozesse [7, 10, 15]. Literatur 1. Anderson E, Shivakumar, Geetha (2013) Effects of exercise and physical activity on anxiety. Front Psychiatry 4:27. https://doi.org/10.3389/fpsyt.2013.00027 2. Benatti FB, Pedersen, Bente K (2015) Exercise as an anti-inflammatory therapy for rheumatic diseases-myokine regulation. Nat Rev Rheumatol 11(2):86–97. https:// doi.org/10.1038/nrrheum.2014.193 3. Despres J-P, Lemieux I (2006) Abdominal obesity and metabolic syndrome. Nature 444(7121):881–887. https://doi.org/10.1038/nature05488 4. Lujan HL, DiCarlo SE (2013) Physical activity, by enhancing parasympathetic tone and activating the cholinergic anti-inflammatory pathway, is a therapeutic strategy to restrain chronic inflammation and prevent many chronic diseases. Med Hypotheses 80(5):548–552. https://doi.org/10.1016/j.mehy.2013.01.014 5. Mantyselka P, Miettola, Juhani, Niskanen L, Kumpusalo E (2008) Chronic pain, impaired glucose tolerance and diabetes. A community-based study. Pain 137(1):34–40. https://doi.org/10.1016/j.pain.2007.08.007 6. Marchand F, Perretti M, McMahon SB (2005) Role of the immune system in chronic pain. Neuroscience 6(7):521–532. https://doi.org/10.1038/nrn1700 7. Miller AH, Raison CL (2016) The role of inflammation in depression. From evolutionary imperative to modern treatment target. Immunology 16(1):22–34. https:// doi.org/10.1038/nri.2015.5 8. Okifuji A, Hare BD (2015) The association between chronic pain and obesity. J Pain Res 8:399–408. https://doi.org/10.2147/JPR.S55598 9. Pavlov VA, Tracey KJ (2012) The vagus nerve and the inflammatory reflex– linking immunity and metabolism. Endocrinology 8(12):743–754. https:// doi.org/10.1038/nrendo.2012.189 10. Pedersen BK (2009) The diseasome of physical inactivity–and the role of myokines in muscle–fat cross talk. J Physiol (Lond) 2(3):5559–5568. https://doi.org/10.1113/ jphysiol.2009.179515 11. Sacco M, Meschi M, Regolisti G, Detrenis S, Bianchi L, Bertorelli, Marcello et al (2013) The relationship between blood pressure and pain. J Clin Hypertens 15(8):600–605. https://doi.org/10.1111/jch.12145 12. Schaible H-G (2012) Mechanisms of chronic pain in osteoarthritis. Curr Rheumatol Rep 14(6):549–556. https://doi.org/10.1007/s11926-012-0279-x 13. Strasser B, Arvandi M, Siebert U (2012) Resistance training, visceral obesity and inflammatory response. A review of the evidence. Obes Rev. 13(7):578–591. https:// doi.org/10.1111/j.1467-789X.2012.00988.x 14. van Gaal LF, Mertens IL, de Block CE (2006) Mechanisms linking obesity with cardiovascular disease. Nature 444(7121):875–880. https://doi.org/10.1038/nature05487 15. Vina J, Sanchis-Gomar F, Martinez-Bello V, Gomez-Cabrera MC (2012) Exercise acts as a drug; the pharmacological benefits of exercise. Br J Pharmacol 167(1):1–12. https://doi.org/10.1111/j.1476-5381.2012.01970.x 16. Vissers D, Hens W, Taeymans J, Baeyens J-P, Poortmans J, van Gaal L (2013) The effect of exercise on visceral adipose tissue in overweight adults. A systematic review and meta-analysis. In PloS one 8(2):e56415. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0056415.
Schmerz bei Kindern P04.01 – Stressverarbeitung, Selbstwirksamkeitserwartung und Schmerz in der frühen Adoleszenz: Ein Vergleich von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Schmerzerkrankungen, Juveniler Idiopathischer Arthritis und Gesunden Lea Höfel¹, Annie Richter², Elisabeth Schnöbel-Müller¹, Johannes Peter Haas¹, David Buttelmann³ ¹Kinderklinik Garmisch-Partenkirchen gGmbH, Garmisch-Partenkirchen, Deutschland, ²Sächsisches Krankenhaus Großschweidnitz, Großschweidnitz, Deutschland, ³Universität Bern, Bern, Schweiz Einleitung: Ziel der Studie war die Untersuchung der Stressverarbeitung von „daily hassles“ (alltägliche Schwierigkeiten, Alltagsstress) und die allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung im Vergleich zwischen gesunden Der Schmerz · Suppl 2 · 2017
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Abstracts/Kongresse Kindern und Jugendlichen und Patientengruppen mit einer chronischen Schmerzerkrankung sowie juveniler idiopathischer Arthritis (JIA), welche sich zur stationären Behandlung in der Kinderklinik Garmisch-Partenkirchen gGmbH befanden . Chronischen Schmerzerkrankungen im Kindes- und Jugendalter liegt eine Störung im Schmerzverarbeitungssystem zugrunde. Obwohl der ursprüngliche Auslöser nicht (mehr) bzw. nicht ausreichend vorhanden ist, bleiben langanhaltende und/oder wiederkehrende Schmerzen über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten bestehen. Die juvenile idiopathische Arthritis ist eine chronisch entzündliche Gelenkserkrankung des rheumatischen Formenkreises im Kindesalter mit ungeklärter Pathogenese. Beide Patientengruppen werden in ihrem täglichen Leben mit Schmerzen konfrontiert. In der Literatur werden chronische Schmerzpatienten häufiger mit psychischen Problemen (z. B. Depression, Angst) in Zusammenhang gebracht als Patienten mit rheumatischen Erkrankungen. Stressverarbeitung und Selbstwirksamkeitserwartung wurden bei beiden Gruppen bisher kaum untersucht. Stichprobe: Untersucht wurden 158 Kinder und Jugendliche im Alter von 8–13 Jahren, die die Diagnose einer Chronischen Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren [F 45,41] (n = 46, M = 12,10 J., 80 % weiblich) oder die einer JIA [M 08.] (n = 37, M = 11,80 J., 59 % weiblich) erhalten hatten. Gesunde Kontrollkinder wurden in einer Schule befragt (n = 75, M = 12,00 J., 45 % weiblich). Fragebögen: Eingesetzt wurden der Stressverarbeitungsfragebogen für Kinder und Jugendliche (SVF-KJ) und die deutsche Fassung der General Self-Efficacy Scale (allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung). Ergebnisse: Über alle Gruppen hinweg zeigte sich, dass stressreduzierendes/günstiges Coping in negativem Zusammenhang zu stressvermehrendem/ungünstigem Coping stand (p< .001) und mit der Selbstwirksamkeitserwartung (p < .001)korrelierte. Im Gegensatz zu den Hypothesen zeigte sich, dass sich Teilnehmer mit einer chronischen Schmerzerkrankung, JIA und die gesunde Kontrollgruppe weder in ihren günstigen (p = .35) oder ungünstigen (p = .12) Copingstrategien, noch in der Selbstwirksamkeitserwartung (p = .71) unterschieden. Diskussion: Beide Patientengruppen werden in ihrem Alltag mit Schmerzen konfrontiert, was Auswirkungen auf das psychische Befinden haben kann. Sie scheinen über ähnlich günstige Stressverarbeitungsmechanismen und Selbstwirksamkeitserwartung zu verfügen wie gesunde Kontrollen. Diese altersgerechten Fähigkeiten sollten als Ressourcen in der Behandlung genutzt und ausgebaut werden, um besonders die jungen Patienten mit einer chronischen Schmerzerkrankung psychisch zu stärken und so der Entwicklung von psychischen Komorbiditäten vorzubeugen.
P04.02 – Chronische Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen: Lebensereignisse, Auslöser und Umgang mit Schmerzen aus Sicht der Betroffenen und deren Eltern Lea Höfel¹, Anna Lena Jonietz², Elisabeth Schnöbel-Müller¹, Johannes Peter Haas¹, Maria Hildegard Walter² ¹Kinderklinik Garmisch-Partenkirchen gGmbH, Garmisch-Partenkirchen, Deutschland, ²Leopold Franzens Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich, ²Leopold Franzens Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich Einleitung: Als chronische Schmerzerkrankungen im Kindes- und Jugendalter werden kontinuierliche Schmerzen über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten bezeichnet. Sie werden durch eine Störung im Schmerzverarbeitungssystem hervorgerufen und sind durch Medikamente und Strategien wie Schonen und Erholung wenig bis negativ beeinflussbar. Obwohl der ursprüngliche Auslöser nicht (mehr) vorhanden ist und häufig auch keinen derartigen Schmerz verursachen kann, bleiben langanhaltende und/oder wiederkehrende Schmerzen bestehen. Ziel der Studie war es, die subjektive Sichtweise auf besondere Ereignisse zu Beginn der Schmerzen, aktuelle Auslöser sowie den Umgang mit den Schmerzen durch die Kinder selbst und durch deren Eltern genauer zu untersuchen.
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Methode: Verwendet wurden Daten aus dem Deutschen Schmerzfragebogen für Kinder und Jugendliche, welche im Rahmen eines Klinikaufenthaltes im Jahr 2015 am Zentrum für Schmerztherapie junger Menschen Garmisch-Partenkirchen erhoben wurden. Aussagen von 141 Patienten (14,45 J., 81 % weiblich) sowie von deren Eltern wurden dazu kategorisiert und ausgewertet. Ergebnisse: Mehr als ein Drittel der Patienten (41,2 %) und der Eltern (34 %) nannten ein oder mehrere für sie bedeutende Ereignisse, die im Zusammenhang mit dem Beginn der Schmerzproblematik stehen. Diese beziehen sich auf soziale, körperliche und psychische Aspekte (Häufigkeit der Nennungen (n =): 56, 38, 34). Es zeigten sich überwiegend Übereinstimmungen und teilweise Unterschiede in der Wahrnehmung von Auslösern (z. B. körperlich, psychisch, externe und interne Faktoren, Rolle der Eltern und der Schule) und im Umgang mit Schmerzen (z. B. aktiv, passiv, Zuwendung, medizinische Versorgung) zwischen den Patienten und ihren Eltern. Bei den Bewältigungsstrategien der Kinder nannten die Patienten selbst vermehrt passive (n = 109) als aktive Bewältigungsstrategien (n = 86), beurteilt durch die Eltern zeigte sich diese Einschätzung noch ausgeprägter (n = 145 vs. 45). Elterliche Strategien bestanden aus Sicht der Eltern hauptsächlich aus emotionaler Zuwendung (n = 65), was die Patienten nicht in derselben Ausprägung empfanden (n = 18). Aus Sicht der Patienten überwog mit 55 Nennungen vor allem die medizinische Versorgung. Diskussion: Bezüglich der Ursachen nannten Eltern und Kinder Aspekte, welche das bio-psycho-soziale Krankheitsmodell der Entstehung und Aufrechterhaltung chronischer Schmerzen widerspiegeln. Bei den Bewältigungsstrategien wurden hingegen überwiegend bio-medizinische Ansätze genannt. Sowohl bei den Kindern als auch bei den Eltern stehen passive Bewältigungsstrategien (z. B. Schonen, Medikamentengabe) im Vordergrund, welche bei der Therapie chronischer Schmerzerkrankungen wenig hilfreich sind. Psycho-soziale Aspekte, welche als Auslöser wahrgenommen werden, scheinen in den Bewältigungsstrategien in den Hintergrund zu rücken. Für die Therapie bedeutet dies, den Schwerpunkt deutlich von den medizinischen und passiven Maßnahmen wegzulenken und zu aktiven Strategien anzuregen.
P04.03 – Erfassung der Beeinträchtigung bei Jugendlichen mit chronischen Schmerzen – Vergleichbarkeit zweier Messinstrumente Lorin Stahlschmidt, Yvonne Friedrich, Boris Zernikow, Julia Wager Vestische Kinder- und Jugendklinik- Universität Witten/Herdecke, Datteln, Deutschland Hintergrund: Interdisziplinäre multimodale Schmerztherapieprogramme zielen darauf ab, schmerzbedingte Beeinträchtigungen zu verringern, um die Teilhabe der Patienten an einem altersentsprechenden Alltag wieder zu ermöglichen. Um den Erfolg der Therapie adäquat beurteilen zu können, ist eine optimale Erfassung der Beeinträchtigung notwendig. International dominiert die Erfassung der allgemeinen Beeinträchtigung mit dem Functional Disability Inventory (FDI). Für den deutschen Sprachraum wurde das FDI erst vor Kurzem validiert, weshalb bisher im Deutschen nur der Paediatric Pain Disability Index (PPDI) zur Erfassung der schmerzbezogenen Beeinträchtigung zur Verfügung stand. PPDI und FDI sind hinsichtlich wesentlicher Inhalte, Länge, Skalierung und psychometrischer Eigenschaften vergleichbar. Da alle Patienten mit chronischen Schmerzen unabhängig von ihrem Schmerzort stark beeinträchtigt sind, sind keine schmerzortbezogenen Unterschiede in der Beeinträchtigung vor der Therapie zu erwarten. Das FDI fokussiert allerdings die Beeinträchtigung bei körperlichen Aktivitäten im Gegensatz zu psychosozialen, was eine Schwäche darstellen kann, da z. B. Patienten mit chronischen Kopfschmerzen eher weniger über körperliche Probleme klagen, aber dennoch psychosozial stark beeinträchtigt sind. Das Ziel der vorliegenden Studie ist ein Vergleich des FDI mit dem PPDI hinsichtlich ihrer Eignung zur Erfassung der Beeinträchtigung in alltagstypischen Tätigkeiten, besonders hinsichtlich unterschiedlicher Schmerzorte.
Methode: Die Beeinträchtigung von 250 Jugendlichen wurde bei Erstvorstellung in einer pädiatrischen Schmerzambulanz erfasst. Alle Teilnehmer füllten sowohl FDI als auch PPDI aus. Um die beiden Fragebogen miteinander zu vergleichen, wurden Korrelationen zwischen den Summenscores berechnet sowie zwischen den inhaltlich ähnlichen Items, die Beeinträchtigungen in gleichen Tätigkeiten abfragen. Darüber hinaus wurden für beide Fragebogen die Summenscores der Patienten mit Kopfschmerzen und anderen Schmerzorten verglichen. Ergebnisse: Die Summenscores des FDI und PPDI korrelierten signifikant mit einem starken Effekt (r = .615, p<.001). Inhaltlich ähnliche Items waren ebenfalls signifikant korreliert mit mittleren bis starken Effektstärken (alle p<.001). Der Vergleich der Schmerzorte ergab für das FDI keine Unterschiede der Summenscores für Patienten mit Kopf- und anderen Schmerzorten. Beim PPDI berichteten Patienten mit Kopfschmerzen eine signifikant höhere Beeinträchtigung als Patienten mit anderen Schmerzorten (p = .014, d = .361). Diskussion: Obwohl FDI und PPDI als Beeinträchtigungsmaße stark zusammenhängen, scheint das FDI besser für die Erfassung der Beeinträchtigung bei Kindern und Jugendlichen mit chronischen Schmerzen geeignet, da es trotz Fokus auf körperliche Probleme auch die Beeinträchtigung von Kopfschmerzpatienten adäquat abbilden kann. Der PPDI hingegen scheint die Beeinträchtigung von Kopfschmerzpatienten zu überschätzen.
P04.04 – Klettertherapie: ein aktivierendes Therapiemodul für Kopfschmerzkinder Frank Schumann¹, David Skiera¹, Elisa Gruhl¹, Antje Hähner², Eva Lautenschläger³, Tom Müller¹, Anna Theisinger¹, Uta Zimmer⁴, Reinhard Berner⁵, Maja von der Hagen⁵, Rainer Sabatowski⁶, Matthias Richter¹, Gudrun Gossrau⁷ ¹Interdisziplinäre Kinderkopfschmerzambulanz am Universitätsklinikum Dresden, Dresden, Deutschland, ²Riechzentrum, Universitätsklinikum Dresden, Dresden, Deutschland, ³Psychotherapie-Praxis Dresden, Dresden, Deutschland, ⁴Klinik für Kinderheilkunde, Universitätsklinikum Dresden, Dresden, Deutschland, ⁵Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Dresden, Dresden, Deutschland, ⁶Universitätsklinikum Dresden, Dresden, Deutschland, ⁷Medizinische Fakultät, TU Dresden, Dresden, Deutschland Einleitung: Kopfschmerzen sind ein relevantes Gesundheitsproblem bei Kindern und Jugendlichen. Häufige Kopfschmerztage im Monat führen zu psychosozialen Einschränkungen. Dies äußert sich z. B. in Schulfehltagen, sozialem Rückzug, Änderungen der Tagesstruktur, reduzierten Alltagsaktivitäten und verminderter Lebensqualität. Hypothese: Aktivierende Therapiemodule sind wichtige Therapiebausteine um ein „zurück zur Normalität“ zu erreichen. Es wird erlernt, dass sportliche Aktivitäten auch für Kopfschmerzpatienten möglich sind und darüberhinaus bei der Bewältigung der Kopfschmerzen helfen. Das Klettertherapiemodul ist ein wesentlicher Faktor in unserem ambulanten multimodalen Programm. Dabei üben die Patienten in der Gruppe während dieses motivierenden Moduls „Raus aus der Komfortzone, Ausprobieren der Lernzone, Vermeiden der Panikzone“. Der bewusste Umgang mit diesen inneren Grenzen wird durch die engmaschige Betreuung und gezieltes Erfragen der Therapeuten vertieft. Erfahrungen von Angst und Glück, Stress und Entspannung werden in Relation zu den inneren Komfort-, Lern- und Panikzonen gesetzt. In der gemeinsamen Auswertung können die Patienten das Erlebte auf ihren Kopfschmerzalltag übertragen und dabei Grenzen verschieben. Methode: Die Klettertherapie ist ein 3 stündiges Modul unseres 15 stündigen multimodalen ambulanten Dresdner KinderkopfschmerzProgrammes (DreKiP). Das therapeutisch übende Modul besteht aus aktivem Voru. Nachstiegsklettern und Sichern. Dabei werden mit den Jugendlichen Übungen (z. B. mit verbundenen Augen klettern, Sturztraining, Zusammenklettern) durchgeführt. Das Therapeuten-Patienten-Verhältnis ist 1 zu 3. Nach der Therapie werden Evaluationsfragen beantwortet. Das multimodale Therapiegrogramm wird nach 6 und 12 Monaten evaluiert.
Ergebnisse: Bisher absolvierten 38 Kinder- und Jugendliche mit Migräne und/oder Spannungskopfschmerzen im Alter von 11 bis 18 Jahren das Therapieprogramm DreKiP. Sie berichten im Median von 15 Kopfschmerztagen und von 5 Schulfehltagen pro Monat. Das Modul Klettertherapie wird von allen Patienten als positiv bewertet. Patienten berichten über hilfreiche Erfahrungen zur Selbstwirksamkeit, zum Erkennen eigener Grenzen und zur Motivation für weitere Erfahrungen. Während des Trainings gelingt die Defokussierung vom Kopfschmerz auf die Klettersituation. Die Auswertung des Therapieprogrammes DreKiP zeigt 6 Monate nach dem Programm eine Reduktion der Kopfschmerztage bei > 3/4 der Patienten. Schlussfolgerung: Klettertherapie als ein übendes Modul unseres multimodalen Therapiegrogrammes DreKiP wird gut von den Kindern u. Jugendlichen angenommen. Es bestärkt sie in ihrer Freude aktivierende Maßnahmen auszuüben, lässt sie Selbstvertrauen gewinnen und gibt ihnen die Erfahrung, sich in herausforderndes Terrain gewagt zu haben. Im interdisziplinären Therapiesetting hilft es die Kopfschmerzhäufigkeit zu reduzieren.
P04.05 – Entspannungstherapie als Teil eines ambulantes multimodalen Therapieprogrammes für Kopfschmerzkinder Anna Theisinger, Elisa Gruhl, Antje Hähner, Eva Lautenschläger, Tom Müller, Frank Schumann, David Skiera, Uta Zimmer, Reinhard Berner, Maja von der Hagen, Rainer Sabatowski, Matthias Richter, Gudrun Gossrau Medizinische Fakultät, TU Dresden, Dresden, Deutschland Fragestellung: Mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen leiden regelmäßig an Kopfschmerzen. Biopsychosoziale Wechselwirkungen beeinflussen das Auftreten von Kopfschmerzen im Kindes- und Jugendalter wesentlich. Kennenlernen von Möglichkeiten der Entspannungstechniken und praktische Umsetzung ist ein Baustein der nichtmedikamentösen Kopfschmerzprophylaxe. Erfahrungen und Ergebnisse im Rahmen eines ambulanten multimodalen Programms für Kinder/Jugendliche mit Kopfschmerzen werden präsentiert. Methode: Das Dresdner KinderkopfschmerzProgramm DreKiP ist ein ambulantes multimodales Therapiegrogramm, bestehend aus 8 Modulen für Patienten von 11 bis 18 Jahren. Neben Edukation und körperlicher Aktivierung stehen Entspannungsmöglichkeiten und Streßbewältigung im Fokus. Im Ergotherapie- Modul werden anknüpfend an das Modul Streßmanagement eigenen Strategien im Umgang mit Stress reflektiert. Altersangepasst werden bei < 14-Jährigen die Progressive Muskelrelaxation (PMR) nach Jacobson, bei ≥14-Jährigen das Autogene Training (AT) nach Schulz vorgestellt und praktisch geübt als Basis für den Alltagstransfer. Durch die Entspannung hervorgerufene Effekte wie ruhigere Atmung, Erwärmung der Gliedmaßen werden erfahrbar. Weiterhin wird das Biofeedbacks eingeführt, welches unbewusst ablaufende psychophysiologische Prozesse durch Rückmeldung wahrnehmbar machen kann. Als psychophysiologische Vorgänge werden u. a. Muskelanspannung, Hautleitwert, Temperatur, Blutvolumenpuls, elektrische Aktivität und zerebraler Blutfluß (Neurofeedback) gemessen, rückgemeldet und mittels Training in ihrer Regulation verändert. Ergebnisse: Bei vielen Patienten führt die Vermittlung von Entspannungstechniken zum regelmäßigen Einsatz, welcher im Kopfschmerzkalender dokumentiert wird. Neben PMR und AT wurde patientenspezifisch ein Bio-/Neurofeedbacktraining im regelmäßigen Therapiesetting begonnen. Transferübungen, welche im Alltag durchgeführt werden, verstärken den positiven Effekt erheblich. Patienten berichten über Änderungen im Lebensalltag hin zum verbesserten Wechselspiel zwischen Bewältigung von Schule, regelmäßigen sportlichen Aktivitäten, gezielter Entspannung. Schulung der Eigenwahrnehmung und individueller Wechsel zwischen Anforderung und Entspannung helfen, geeignete Selbstregulationstechniken zu entwickeln. Das Grundprinzip der Selbstwirksamkeit zu erfahren und konsequent für sich nutzen zu lernen, erstaunt in der Wirkung stets die betroffenen Patienten, erfordert jedoch auch Selbstdisziplin und Motivation.
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Abstracts/Kongresse Schlussfolgerung: Vermittlung von theoretischen und praktischen Kenntnissen zu Entspannungs-techniken ist ein wesentlicher Bestandteil des DreKiP. Rückmeldungen der bisher 38 Patienten des DreKiP beschreiben verbesserten Umgang mit Kopfschmerzsituationen. Entspannungstechniken werden angenommen und individuell umgesetzt. Je konsequenter dies möglich ist, desto nachhaltiger sind die Effekte auf Kopfschmerzhäufigkeit und kopfschmerzmodifizierende biopsychosoziale Faktoren.
P05.01 – Predictors of healthcare costs among patients with migraine in a commercial claims database Machaon Bonafede¹, Qian Cai¹, Katherine Cappell¹, Gilwan Kim¹, Sandhya Sapra², Neel Shah², Pooja Desai², Paul Winner³ ¹Truven Health Analytics, Ann Arbor, United States, ²Amgen, Los Angeles, United States, ³Nova Southeastern University, Fort Lauderdale, United States Objective: To assess predictors of direct costs among commercially‐insured migraine patients. Background: The development of monoclonal antibodies against the Calcitonin Gene‐Related Peptide or its receptor represents a significant advancement in migraine management. Lack of objective markers and heterogeneity make it difficult to assess patients who need migraine intervention. Methods: This retrospective cohort study identified migraine patients in the Truven Health MarketScan Database from January 2008‐June 2013. Patients were required to have 12 months enrollment pre/post evidence of migraine and no HIV or malignancy. Generalized linear models were used to identify predictors of increased costs and logistic regression was used to identify predictors of being in the top 25th percentile of costs, controlling for baseline patient characteristics. Results: 857,073 patients met the inclusion criteria; mean age 43.2 years (SD = 12.5); 83.2% female. Average annual all‐cause costs were $ 13,045 (SD = $ 25,328), with the top 25th percentile at $ 14,120. Opioid users (44%) had higher costs than non‐users ($ 19,762 vs. $ 7,291); the odds of being in the top 25th percentile was higher with 1‐2 opioid claims (odds ratio [OR] = 3.15), 3‐6 claims (OR = 5.1), or 7+ claims (OR = 5.9) (all p < 0.05). Over half (54.8%) of patients had a triptan claim; compared to patients without triptan claims, patients with 4+ triptan claims were 1.03 times as likely (p < 0.05) to be in the top 25% percentile. Total annual adjusted costs were higher for patients who saw a neurologist ($ 12,038 vs. $ 9,352) or had 2+ migraine‐related ER visits (15.4%) ($ 14,097 vs. $ 9,918)(p < 0.05). Similar results were found for models predicting the odds of having total costs in the top 10th percentile. Conclusions: Migraine patients treated with migraine‐specific or non‐specific acute medications or migraine‐related ER utilization have greater risk of being in the top 25th percentile of total costs. These characteristics may be used to identify patients who could benefit from monitoring and care.
P05.02 – Leitsymptom Kopfschmerz in der neurologischen Notfallambulanz – Epidemiologie, Patientenprofile und diagnostische Algorithmen Teresa Simperl, Tobias Freilinger, Victoria Schubert Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland Hintergrund und Zielsetzung: Kopfschmerzen zählen zu den häufigsten Ursachen für ambulante Arztbesuche. Dies gilt nicht nur für den niedergelassenen Bereich, sondern auch für Notfallambulanzen. Bisher gibt es nur wenig epidemiologische Daten zu diesem Themenfeld. Insbesondere spezifisch zur Charakteristik von akuten Kopfschmerzpatienten im Kontext einer spezialisiert neurologischen Notfallambulanz ist die Datenlage rar. Methoden: Die Arbeit wurde am Zentrum für Neurologie des Universitätsklinikums Tübingen durchgeführt. Mittels einer retrospektiven Aktenanalyse wurden über einen Zeitraum von sechs Monaten alle Patienten identifiziert, die sich notfallmäßig mit dem Leitsymptom Kopfschmerz vorstellten. Dabei wurden u. a. folgende Parameter erfasst: Geschlecht, Alter, Beginn und zeitlicher Verlauf der Beschwerden, Lokalisation, In-
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tensität, Charakter, Begleitsymptome, durchgeführte Diagnostik, gestellte Diagnose, verabreichte Therapie, erneute Vorstellung im Verlauf. Die erhaltenen Ergebnisse wurden analysiert, Zusammenhänge geprüft und mit Daten aus der Literatur abgeglichen, sowie auf die Relevanz für den klinischen Alltag überprüft. Ergebnisse: Insgesamt wurden n = 345 Patienten in die retrospektive Studie eingeschlossen. Dies entspricht 24,5 % aller notfallmäßigen Patienten in der neurologischen Ambulanz. 65,8 % waren Frauen. Das Durchschnittsalter lag bei 41,1 Jahren. 45,2 % der Patienten waren zwischen 21 und 40 Jahren alt. n = 137 gaben an, erstmals derartige Kopfschmerzen zu haben. Nur n = 161 gaben an, bei der aktuellen Episode bereits vorher Medikamente eingenommen zu haben. 61,0 % zeigten in der neurologischen Untersuchung keine Auffälligkeit. n = 79 erhielten die Diagnose Migräne, 34,4 % eine sekundäre Diagnose und 28,9 % erhielten keine Diagnose. Insgesamt wurde in n = 1 eine SAB diagnostiziert. 56,5 % wurden ausschließlich ambulant geführt. Zusammenhänge wie beispielsweise des Vorstellungszeitpunktes oder der erhaltenen Diagnose wurden untersucht. Einen plötzlich einsetzen Kopfschmerz von heftigster Intensität gaben n = 11 Patienten an und wurden als Subgruppe der Donnerschlagpatienten gezielt analysiert. Hierbei lag das Durchschnittsalter bei 38,3 Jahren. Zusammenfassung und Ausblick: Das Leitsymptom Kopfschmerz zählt in einer universitären spezialisiert neurologischen Notfallambulanz zu einem führenden Vorstellungsgrund. Es lag eine starke Repräsentation von Patienten im jungen/mittleren Erwachsenenalters vor. Übereinstimmend mit der Literatur ist eine Diagnosestellung nach den IHS-Kriterien oft anspruchsvoll. Primäre Kopfschmerzen und sekundäre Kopfschmerzen kommen circa so häufig vor, wie ein Patient keine Diagnose erhalten hat. Hinsichtlich der Patientenprofile konnten Konsequenzen für den klinischen Alltag abgeleitet werden.
P05.03 – Diagnostik und klinische Eigenschaften von akuten Kopfschmerzen in der Schwangerschaft Bianca Raffaelli, Eberhard Siebert, Heike Israel-Willner, Jeannette Körner, Thomas Liman, Uwe Reuter, Lars Neeb Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland Zielsetzung: Kopfschmerzen gehören zu den häufigsten neurologischen Symptomen während der Schwangerschaft und können Ausdruck einer potentiellen Gefahr für die Schwangere und das ungeborene Kind sein. Ziel der Studie war die Charakterisierung der demographischen und klinischen Eigenschaften von schwangeren Frauen mit akuten Kopfschmerzen und die Identifizierung von Prädiktoren für sekundäre Kopfschmerzen. Methoden: Mittels einer 6-jährigen retrospektiven Studie wurden die Daten von 151 schwangeren Frauen analysiert, die sich zwischen Januar 2010 und Dezember 2016 aufgrund von akuten Kopfschmerzen an der Charité vorstellten und neurologisch untersucht wurden. Die klinischen und anamnestischen Daten der Patientinnen mit einem primären Kopfschmerz und solche mit einem sekundären Kopfschmerz wurden miteinander verglichen. Ergebnisse: Die Patientinnen waren durchschnittlich 30,1 (±6,5) Jahre alt und hatten 2,1 (±1,7) Schwangerschaften erlebt. 57,6 % wurden mit einem primären Kopfschmerz diagnostiziert, am häufigsten Migräne mit Aura (23,8 %), Migräne ohne Aura (19,2 %) und Spannungskopfschmerz (12,6 %). Die häufigsten Ursachen für sekundäre Kopfschmerzen waren Infektionen (12,6 %) und hypertensive Erkrankungen (11,9 %). Die primäre und die sekundäre Kopfschmerzgruppe unterschieden sich nicht in den meisten anamnestischen und klinischen Merkmalen. Vorbekannte sekundäre Kopfschmerzerkrankungen (OR 6,6, 95 % CI 1,3–33,1), arterieller Hypertonus (OR 7,2, 95 % CI 2,3–22,6), Fieber (OR 12,1, 95 % CI 1,3– 111,0) und pathologische Befunde in der neurologischen Untersuchung (OR 9,9, 95 % CI 2,7–36,3) stellten sich in der multivariaten Regressionsanalyse als unabhängige Prädiktoren für einen sekundären Kopfschmerz dar. Zur weiterführenden Diagnostik wurden Bluttests in 94,7 %, Urinanalysen in 57,0 %, Lumbalpunktion in 13,2 % und zerebrale Bildgebung in 50,3 % der Fälle durchgeführt. Pathologische Thrombozytenzahlen, erhöhte Transaminasen und CRP, Proteinurie und pathologische Befunde in
der Lumbalpunktion oder in der Bildgebung korrelierten signifikant mit einem sekundären Kopfschmerz. Schlussfolgerung: Sekundäre Kopfschmerzerkrankungen treten häufig während der Schwangerschaft auf. Bei vielen Patientinnen ist eine sichere Unterscheidung zwischen primären und sekundären Kopfschmerzen alleine anhand der anamnestischen und klinischen Eigenschaften nicht möglich. In Anwesenheit von vorbekannten sekundären Kopfschmerzen, erhöhten Blutdruckwerten, Fieber und pathologischen Befunden in der neurologischen Untersuchung ist besondere Aufmerksamkeit geboten. Zusätzliche Diagnostik, einschließlich Labortests und Bildgebung, ist für den diagnostischen Prozess in diesen Fällen unerlässlich.
Kopfschmerz P05.04 – Prävalenz von Kopfschmerzen assoziiert mit sexueller Aktivität – eine Querschnittsstudie Torsten Kraya, Florian Giese, Stephan Zierz Universitätsklinikum Halle, Halle, Deutschland Kopfschmerzen assoziiert mit sexueller Aktivität (Headache associated with sexual activity- HSA) sind eine bekannte primäre Kopfschmerzerkrankung. Es gibt keine Information über die Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung. Die häufigste Differenzialdiagnose ist die SAB (1). Methoden: Ein neu erstellter Fragebogen wurde an 1213 zufällig gewählte Studenten und Mitarbeiter der Martin-Luther-Universität Halle ausgegeben. Es wurde nach der Lebenszeitprävalenz und Symptomen von HSA sowie nach der Komorbidität anderer primärer Kopfschmerzformen gefragt. Die Studie wurde von der Ethikkommission der Universitätsklinik Halle geprüft. Ergebnisse: 601 (Rücklaufquote 50 %) beantwortete Fragebögen wurden ausgewertet, es nahmen 414 Frauen und 187 Männer teil. Insgesamt gaben 24 (3,9 %) Probanden Kopfschmerzen assoziiert mit sexueller Aktivität an. Davon waren 19 Frauen und 5 Männer, was einem Verhältnis von 4:1 entspricht. Bei 99 von 601 Probanden (16,6 %) bestand eine Migräne und bei 150 (25,8 %) ein Kopfschmerz vom Spannungstyp (Tension type headache-TTH). Komorbid bestand bei 6 von 24 Patienten (25 %) eine Migräne und ein HSA und bei 8/24 (33,3 %) ein TTH und ein HSA. Bei 3 von 24 Patienten (12,5 %) bestand eine Migräne, ein TTH und ein HSA. Dabei handelt es sich ausschließlich um weibliche Probandinnen. Der Schmerz wurde vor allem temporal (13/24; 60 %) und occipital (11/24; 45,8 %) lokalisiert. Ein attackenartiges Auftreten der Kopfschmerzen wurde von 13/24 (60 %) Probanden berichtet, 9/24 (37,5 %) gaben explosionsartig einsetzende Attacken an und 9/24 langsam ansteigende Schmerzen. Die durchschnittliche Kopfschmerzintensität lag bei NRS 5/10. Die durchschnittliche Kopfschmerzdauer wurde bei 43 % (10/24) der Teilnehmer zwischen 30 Minuten und einer Stunde, bei 35 % (8/24) zwischen 1 und 30 Minuten und bei 22 % (5/24) zwischen 1 und 12 Stunden berichtet. Schlussfolgerungen: Die Lebenszeitprävalenz von HSA liegt in einer Kohorte von 601 Probanden bei ca. 4 %. Im Gegensatz zu älteren Studien und den Angaben der ICHD 3 beta (Verhältnis Männer: Frauen 2–3:1), lag das Verhältnis Männer zu Frauen bei 1:4 (2). Die Prävalenz von Migräne und TTH in dieser Kohorte entspricht den Daten vorheriger Studien (3). In unserer Kohorte lag die Komorbidität zur Migräne bei ca. 25 % und zu TTH bei ca. 33 %. Diese Komorbiditäten traten jedoch ausschließlich bei Frauen auf. Die Symptome unserer Patienten entsprachen dabei in 18/24 den Kriterien der ICHD 3 bezüglich des Verlaufs und der Art der Attacken (3). Ebenso entspricht die Lokalisation des Schmerzes im occipitalen Bereich bei 11/24 Probanden den Ergebnissen voriger Studien. Weiterhin traten bei 15/24 (62,5 %) Teilnehmern keine trigeminoautonomen Begleitsymptome auf, was wiederum älteren Daten entspricht (2). Bei 4/24 (16,7 %) Teilnehmern kam es während der Schmerzattacken zu Flimmersehen. Der HSA stellt eine relevante Differenzialdiagnose bei attackenartigen Kopfschmerzen dar. Die wichtigste Differenzialdiagnose ist die Subarachnoidalblutung.
P05.05 – Die Erfassung von Triggerempfindlichkeit und -vermeidung – Entwicklung einer deutschen Version des Headache Triggers Sensitivity and Avoidance Questionnaire (HTSAQ-G) Anna Caroli¹, Timo Klan¹, Charly Gaul², Eva Liesering-Latta², Michael Witthöft¹ ¹Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland, ²Migräne- und Kopfschmerzklinik Königstein, Königstein, Deutschland Hintergrund: Die Vermeidung von Kopfschmerzauslösern (sog. Kopfschmerztriggern) kann zur Entwicklung von primären Kopfschmerzen führen (Trigger Avoidance Model of Headaches). Daraus können verhaltenstherapeutische Behandlungsoptionen primärer Kopfschmerzen abgeleitet werden, die auf einen differenzierten Umgang mit Kopfschmerztriggern abzielen (Learning to Cope with Triggers [LCT]). Um die Wirksamkeit des LCT zu untersuchen, wurde der Fragebogen Headache Triggers Sensitivity and Avoidance Questionnaire (HTSAQ, [1]) entwickelt. Dieser beinhaltet 24 der meistgenannten Trigger (z. B. Stress, Gerüche, Schlafmangel). Diese Studie hat das Ziel, eine deutsche Version des HTSAQ zu entwickeln und dessen psychometrische Eigenschaften zu bestimmen. Methode: Patienten einer Kopfschmerzklinik (n = 150; 77 % weiblich; Alter: M = 44,1, range 15–83; mit einer der Diagnosen Migräne, Kopfschmerz vom Spannungstyp oder Cluster-Kopfschmerz, oder einer Kombination) füllten zu Beginn und nach Entlassung eine Testbatterie (u. a. HTSAQ-G, Depressions-Angst-Stress-Skalen, Headache-Impact-Test-6, Inventar zur Beeinträchtigung durch Kopfschmerzen) aus. Mit Hilfe des HTSAQ-G wurde für jeden Trigger auf einer 5-stufigen Likert-Skala erfasst, (a) wie oft dieser Trigger Kopfschmerzen auslöst, (b) wie empfindlich der Befragte zurzeit auf diesen Trigger reagiert, verglichen mit anderen Menschen, und (c) verglichen mit dem Zeitpunkt im Leben, als er am wenigsten empfindlich auf diesen Trigger reagiert hat, und (d) wie stark der Befragte versucht, diesen Trigger zu vermeiden. Ergebnisse: Der HTSAQ-G weist eine gute interne Konsistenz (α = .87) und Test-Retest-Reliabilität (r = .85) auf. Erwartungskonform zeigten sich mittlere positive Zusammenhänge von Triggerempfindlichkeit und Vermeidungsverhalten mit Depression, Angst, Stress und Schmerzbeeinträchtigung (r = .31 bis .45). Ferner zeigten sich hohe Korrelationen zwischen den beiden HTSAQ-G-Empfindlichkeitsskalen und der Vermeidungsskala (r = .73 und .76). Diskussion: Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass der HTSAQ-G ein reliables und valides Messinstrument ist. Der HTSAQ-G kann somit für die Überprüfung der Wirksamkeit von verhaltenstherapeutischen Behandlungsansätzen (LCT) bei Kopfschmerzen von Nutzen sein. Zukünftige Studien sollten mittels Faktorenanalyse die Faktorenstruktur des HTSAQ-G untersuchen, um mögliche unterschiedliche Triggerarten zu identifizieren. Literatur 1. Kubik SU, Martin PR (2017) The Headache Triggers Sensitivity and Avoidance Questionnaire: Establishing the Psychometric Properties of the Questionnaire. Headache. J Head Face Pain 57:236–254
P05.06 – „Thorakale Migräne“ bei einer 41-jährigen Frau als atypische Manifestation einer Migräne Torsten Kraya¹, Stephan Mages¹, Stephan Zierz² ¹Universitätsklinikum Halle, Halle, Deutschland, ²Universitätsklinikum Mainz, Mainz, Deutschland Einleitung: Atypische Formen der Migräne, wie z. B. die abdominelle Migräne, wurden lange als kindheitsspezifisch betrachtet, können aber nach der aktuellen ICHD-IIIbeta nun auch bei Erwachsenen diagnostiziert werden. Im Folgenden wird der Fall einer 41-jährigen Frau mit Brustschmerz, jedoch ohne Kopfschmerz, als atypische Manifestation einer Migräne dargestellt. Fallbericht: Eine 41-jährige Patientin wurde mit wiederkehrenden Brustschmerzattacken seit 4 ½ Monaten zur stationären Diagnostik aufgenommen. Vor den Attacken bestanden Heißhunger und Unruhe für 2 Stunden, anschließend wurden Schmerzattacken beidseits paravertebral mit Der Schmerz · Suppl 2 · 2017
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Abstracts/Kongresse Ausbreitung nach ventral und einer Intensität von NRS 8/10 berichtet. Eine Attacke dauerte in der Regel 6 bis 8 Stunden und remittierte spontan nach 3 Stunden Schlaf. Begleitend traten Übelkeit und Erbrechen, sowie Photo- und Phonophobie auf. Körperliche Aktivität verstärkte den Brustschmerz. Die Schmerzattacken traten in der Regel ein Mal pro Woche auf, gehäuft am Wochenende. Eine Assoziation zum Menstruationszyklus bestand nicht. Selbstmedikation mit Ibuprofen 600 mg brachte keine Schmerzlinderung. Es traten keinerlei Kopfschmerzen auf. Die Patientin litt an keinen weiteren relevanten Erkrankungen. Die Familienanamnese bezüglich Kopfschmerzerkrankungen war leer. Die Patientin berichtete über deutlichen beruflichen und privaten Stress innerhalb des vorangegangenen Jahres. Die neurologische Untersuchung zeigte keine Auffälligkeiten. Ein MRT des Kopfes und der Wirbelsäule zeigte bis auf eine Diskusprotrusion in L5/ S1 keine pathologischen Befunde. Gastroskopie, Koloskopie, transthorakale Echokardiographie, EKG, Blutuntersuchungen, sowie somatosensorisch evozierte Potentiale des N. medianus waren unauffällig. Bei Verdacht auf eine atypische Form der Migräne wurden Zolmitriptan 5 mg nasal zur Attackentherapie rezeptiert. Eine prophylaktische Therapie wurde zunächst von der Patientin abgelehnt. Folgetermine 2 bzw. 4 Monate später zeigten, dass die Patientin gut auf die Attackenmedikation ansprach und die Attacken nach 2 Stunden komplett sistierten. Die Attackenfrequenz war unverändert. Fazit: Nach dem notwendigen Ausschluss anderer Ursachen wurde bei der Patientin aufgrund des Attackenverlaufes und der typischen Begleitsymptomatik der Verdacht auf eine „thorakale Migräne“ gestellt. Die erfolgreiche Attackentherapie mit einem Triptan scheint diesen Verdacht zu bestätigen. Thoraxschmerzen im Rahmen einer Migräneattacke wurden bisher als Begleitsymptom des Kopfschmerzes beschrieben. Weiterhin wurden in 2 Fallberichten zur abdominellen Migräne Thoraxschmerzen vorangehend zur eigentlich abdominellen Schmerzattacke beschrieben. Im vorliegenden Fall war der Thoraxschmerz das einzige Schmerzsymptom einer Migräneattacke, was ein bisher unbeschriebenes Phänomen darstellt.
Experimentelle Schmerzmodelle (Tiermodelle) P06.01 – Analyse der zerebralen Resting state Aktivität in einem Tiermodell für postoperative Schmerzen unter Modulation des spinalen GABAergen Systems Daniel Segelcke¹, Nathalie Just², Cornelius Faber², Esther Pogatzki-Zahn² ¹Universitätsklinikum Münster, Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie, Münster, Deutschland, ²Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland, Ziel: Verschiedene Imaging-Studien konnten in den vergangenen Jahren zerebrale Regionen identifizieren, welche bei der Wahrnehmung und Verarbeitung von Schmerzen eine Rolle spielen. Interessante neuere Untersuchungsansätze analysieren im Rahmen schmerzverarbeitender Prozesse zerebrale Resting state (rs)-Netzwerke, die möglicherweise ein Korrelat für nicht-evozierte Ruheschmerzen und Chronifizierungsprozesse im Rahmen von Schmerzerkrankungen darstellen könnten. Das Ziel dieser Studie ist die erstmalige Erfassung von rs-Netzwerken in einem etablierten Tiermodell für postoperative Schmerzen. Darüber hinaus sollen Auswirkungen der Modulation des spinalen GABAergen Systems, die zwischen Hyperalgesie und spontanem Schmerzverhalten nach Inzision differenzieren kann, auf Veränderungen zerebraler Netzwerke nach Inzision und damit Modulationen von zerebralen rs-Netzwerken für verschiedene Schmerzmodalitäten differenziert untersucht werden. Methoden: Männliche Sprague Dawley Ratten erhielten einen intrathekalen (IT) Katheter und drei Tage später eine standardisierte Inzision (oder Sham- Inzision) an der rechten Hinterpfote. Die MRT-Messung erfolgte in einem 9,4T Bruker Biospec mit einer EPI Sequenz 24 h nach Inzision/ Sham Inzision und 60 min nach IT-Gabe eines GABAA-Rezeptor-Agonisten (Muscimol, 0,3 µg, Mu), oder Vehikel (0,9 % Saline, V). Nach der
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Neuorientierung und der Bewegungskorrektur wurden die EPI-Sequenzen von rs-Aufnahmen mit einem selbst-programmierten anatomischen Template normiert und bandpassgefiltert (0,01–0,1 Hz). Als „Regions of Interests“ (ROI’s) wurden der somatosensorische Kortex (S1 und S2), Hippocampus (Hip) und das PAG für die Analysen ausgewählt. Funktionelle Konnektivitäts – (FC) -Karten wurden durch Korrelation des mittleren Zeitverlaufs zu jedem Pixel-Zeitverlauf für jede einzelne rs-fMRI-Reihe erzeugt. Die erzeugten T-Wert Karten wurden für jede Ratte mit einem Mehrfachvergleich mit einem Schwellenwert p < 0,001 (FWE) korrigiert. Ergebnisse: Die globale funktionale Konnektivität (GFK) der rs-Netzwerke nahm in allen vier exemplarisch untersuchten Hirnregionen nach Inzision im Vergleich zur Sham-Gruppe zu. In der Muscimol-Gruppe nahm die GFK im Vergleich zur Vehikel Gruppe ab; diese Abnahme war im PAG signifikant von 2312,3 ± 1576 (Mittelwert ± SD) auf 300 ± 653 reduziert. Diskussion: Nach Inzision kommt es zu einem Anstieg der GFK rs-Netzwerke, welche durch eine spinale pharmakologische Aktivierung des GABAergen Systems über einen spezifischen GABAA-Rezeptoragonisten (das in Verhaltensuntersuchungen zu einer Reduktion von Hyperalgesie aber nicht spontanem Schmerzverhalten führt, 3) reduziert werden kann. Somit scheinen Veränderungen in zerebralen rs-Netzwerken nach Inzisionsverletzung nicht nur zerebrale Modulationsprozesse zu sein, die mit Spontanschmerzen in Verbindung stehen, sondern vor allem einen Einfluss auf Hyperalgesie nach Inzision und damit möglicherweise auf Belastungsschmerz und Chronifizierungsprozesse zu haben.
P06.02 – Ein Proteinfingerabdruck postoperativer Schmerzen in der Maus Daniel Segelcke¹, Allison Barry², Mirjam Augustin³, Esther Pogatzki-Zahn³, Manuela Schmidt² ¹Universitätsklinikum Münster, Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie, Münster, Deutschland, ²Max Planck Institute of Experimental Medicine, Göttingen, Deutschland, ³Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland *geteilte Autorenschaft, gefördert mit Mitteln der DFG, Max von Frey Preis 2015 der DGSS Ziel: Untersuchungen weisen darauf hin, dass Schmerzen nach Operationen in vielen Fällen chronisch werden, daher die Lebensqualität der Patienten massiv beeinträchtigen und zu seelischen, körperlichen und wirtschaftlichen Beeinträchtigungen der Betreffenden führen können. Die Therapie akuter postoperativer Schmerzen so wie eine Prophylaxe chronischer postoperativer Schmerzen ist deshalb ein wichtiges, zum momentanen Zeitpunkt aber unerreichtes Ziel. Aus diesem Grund ist es unabdingbar mittels eines Mechanismen-orientierten Forschungsansatzes an der entitätsspezifischen Schmerzgenese beteiligte Proteine zu identifizieren. In dieser Studie soll in einem Tiermodell für postoperative Schmerzen [1] mittels moderner Massenspektrometrie das Proteom aus Hinterwurzelganglien (DRG) [2] nach Inzision bestimmt und mit bereits bestehenden Daten aus inflammatorischen und neuropathischen Mausmodellen [2] quantitativ verglichen werden. Methoden: Männliche C57BL/6 Mäuse (n = 30) erhielten eine standardisierte Inzision an der rechten Hinterpfote (als Kontrolle dienen scheinoperierte Tiere), welche 24 h vor der Entnahme der DRG’s erfolgte. Die Mäuse wurden mit CO2 euthanasiert und die L3-L5 DRG’s ipsilateral zur Inzision präpariert. Anschließend erfolgte die biochemische Aufbereitung der Proben (DRGs von 5 Mäusen wurden für eine Messung gepoolt), die Durchführung der Data-Independent Acquisition (DIA)-Massenspektroskopie und die bioinformatische Datenanalyse. Insgesamt analysierten wir 3 biologische Replikate unabhängiger Mauskohorten pro untersuchte Bedingung (Inzision und Sham-Inzision). Ergebnisse: Unsere standardisierte Proteomanalyse ermöglichte es uns, mehrere tausend Proteine quantitativ nach Inzision mit den Kontrollen zu vergleichen. Auf diese Weise konnten verschiedenste Proteine identifiziert werden, deren Abundanz nach Inzision signifikant reguliert war. Interessanterweise waren viele dieser regulierten Proteine spezifisch für das Inzisionsmodell und unterschieden sich von unseren Daten aus in-
flammatorischen und neuropathischen Mausmodellen. Eine detaillierte Netzwerkanalyse zeigte die Beteiligung regulierter Proteine an definierten zellulären Signalwegen und lässt daher theoretische Rückschlüsse auf deren mögliche Rolle während postoperativer Schmerzen zu. Diskussion: Durch den Einsatz hoch-reproduzierbarer DIA-MS konnten wir Proteomveränderungen in DRG am Inzisionsmodell in Mäusen umfassend und quantitativ bestimmen. Dies stellt einen neuen Weg dar, eine spezifische molekulare Signatur postoperativer Schmerzen aufzudecken – Wissen, das unabdingbar für die Entwicklung effizienter und spezifischer Schmerztherapien ist. Die Relevanz identifizierter Kandidatenproteine für die Pathophysiologie postoperativer Schmerzen wird in weiteren Studien funktionell in vitro und in vivo untersucht. Literatur 1. Pogatzki EM, Raja SN (2003) A Mouse Model of Incisional Pain. Anesthesiology 99:1023–1027 2. Rouwette T, Sondermann J, Avenali L, Gomez-Varela D, Schmidt M (2016) Standardized Profiling of The Membrane-Enriched Proteome of Mouse Dorsal Root Ganglia (DRG) Provides Novel Insights Into Chronic Pain. MCP 15:2152–2168
P06.03 – In an animal model of low back pain physical therapy by swimming abolished the sensitization process of spinal dorsal horn neurons. Graciana de Azambuja¹, Ulrike Hortscht², Ulrich Hoheisel³, Maria Claudia Oliveira Fusaro¹, Siegfried Mense³, Rolf-Detlef Treede³ ¹School of Applied Sciences, State University of Campinas, Limeira, Brazil, Limeira, Brazil, ²Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Mannheim, Germany, ³Zentrum für Biomedizin und Medizintechnik, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Germany, Mannheim, Germany Background and aims: Non-specific low back pain is one of the most common chronic pain conditions, and low back exercise has been shown as an effective physical therapy. However so far no data are available showing the influence of exercise therapy on the sensitization process of spinal dorsal horn neurons. Sensitization of dorsal horn neurons is one first step in the development of chronic pain. The aim of the study was to investigate if swimming exercise has a positive influence on spinal sensitization in an animal model of non-specific low back pain. Methods: In deeply anesthetized rats, recordings from dorsal horn neurons were made in spinal segment L2. To induce sensitization of dorsal horn neurons, two injections of nerve growth factor (NGF: 0.8 µM, 25 µl) were made into the lumbar multifidus muscle at an interval of 5 days. The first NGF injection caused a latent sensitization of the neurons that enhanced the sensitization process induced by the second NGF injection. Swimming exercise (30 min duration each) was performed on the 5 days between both NGF injections. A control group received the two NGF injections without exercise treatment. Results: Compared to control, animals treated with swimming exercise showed a significant decrease in the NGF-induced hyperexcitability of dorsal horn neurons. The proportion of neurons responsive to input from deep tissues (muscle and/or fascia) was significantly lower in exercise animals (control: 50%; exercise: 25%; P < 0.05). Likewise, the proportion of convergent neurons with input from at least two types of different tissues decreased significantly (control: 37.5%; exercise: 15%; P < 0.05). Swimming exercise also had a positive effect on the NGF-induced increase in neuronal background (ongoing) activity. Both, the proportion of neurons showing background activity as well as the mean neuronal discharge frequency showed a significant decrease (control: 60%, 76.3 ± 23.1 imp/ min; exercise: 25%, 51.7 ± 35.1 imp/min; both P < 0.01). Conclusions: In our animal model of low back pain, repeated exercise therapy by swimming showed a strong positive influence on the sensitization process of spinal dorsal horn neurons. Swimming exercise was able to reduce the hyperexcitability of dorsal horn neurons to nociceptive input and decreased the background activity of sensitized neurons.
Acknowledgements: This work was supported by the Sao Paulo Research Foundation and the Deutsche Forschungsgemeinschaft (TR 236/24-1, ME 492/16–1).
P06.04 – Rolle der Neutrophilen Granulozyten für den Bewegungs-evozierten- und nicht-evozierten Schmerz nach plantarer Inzision in der Maus Daniel Segelcke, Lukas Christopher Schäfer, Alexander Zarbock, Esther Pogatzki-Zahn Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland Einleitung: Neutrophilen Granulozyten (NG) kommt eine vorherrschende Rolle in den ersten Stunden einer Inflammation zu; dies wirft die Frage auf, inwiefern diese Immunzellen nicht nur das Ausmaß einer Inflammation, sondern auch die Schmerzgenese als Teil eines „entzündlichen“ Prozesses beeinflussen können. Nach einer operativen Verletzung kommt es auch zu einer Art Entzündungsreaktion die sich allerdings von anderen Formen der Entzündung deutlich unterscheidet. Bis heute ist die konkrete Rolle der NG bei der Entstehung und Aufrechterhaltung verschiedener Schmerzentitäten jedoch nicht zufriedenstellend geklärt und wird zudem kontrovers dargestellt [1, 3]. Das primäre Ziel dieser Studie war es, die Rolle der NG für das Bewegungs-evozierte und nicht evozierte Schmerzverhalten in einem Mausmodell des postoperativen Schmerzes zu untersuchen. Methoden: C57BL/6 Mäuse (n = 14, ♂) erhielten eine standardisierte Inzision (Haut und Muskel) an der rechten Hinterpfote. Zu 6 Zeitpunkten (Prä-Inzision bis postoperativer Tag 6 (POD 6)) wurde das evozierte (Mechanische/Hitze-Schwellen, Bewegung) und nicht-evozierte Schmerzverhalten (Ruheschmerzen) in Vehikel (Saline 0,9 %)- und NG-depletierten Mäusen (i. p., GR-1 Antikörper, 7,5 µg) untersucht. Das evozierte Schmerzverhalten wurde mit Hilfe von von Frey Filamenten, dem Hargreaves Test und dem Catwalk XT System (statische/dynamische Gangparameter) bewertet. Die Ruheschmerzen wurden durch die Analyse der Kontaktfläche beider Hinterpfoten auf einer illuminierten Glasplatte untersucht. Ergebnisse: In der Vehikel-Gruppe waren die Mechanischen/HitzeSchwellen (bis POD 2) reduziert, sowie statische/dynamische Gangparameter (bis POD 6) nach der Inzision signifikant verändert. Eine signifikante Reduktion des evozierten Schmerzverhaltens wurde bei NGdepletierten Mäusen ebenfalls beobachtet, wobei zum Zeitpunkt POD 1 die Hitzeschwelle im Vergleich zur Vehikel-Kontrolle signifikant reduziert war. In beiden Gruppen konnte ein signifikant erhöhtes RuheschmerzVerhalte detektiert werden; nachweisbar in der Vehikel-Gruppe bis POD6, bei NG-depletierten Tieren bis POD 1. Diskussion: Durch den Einsatz neuartiger Analysemethoden für die klinisch hoch relevanten postoperativen Bewegungs-evozierten Schmerzen und Ruheschmerzen konnte die Rolle der NG tiefer beleuchtet werden. Anders als in anderen Schmerzentitäten scheinen NG für die Aufrechterhaltung des Ruheschmerzes nach einer Inzision von Relevanz zu sein. Eine Depletion von NG führt zu einer Verbesserung der klinisch relevanten Ruheschmerzen, hat jedoch einen negativen Einfluss auf das Hitze-evozierte Schmerzverhalten. Auf Grundlage dieser Ergebnisse konnte im Einklang mit vorherigen Studien dargestellt werden, dass dem evozierten- und nicht evozierten Schmerz in der postoperativen Entität wahrscheinlich unterschiedlichen Mechanismen zu Grunde liegen [2, 4]. Literatur 1. Carreira EU, Carregaro V, Teixeira MM, Moriconi A, Aramini A, Verri WA Jr., Ferreira SH, Cunha FQ, Cunha TM (2013) Neutrophils recruited by CXCR1/2 signalling mediate post-incisional pain. Eur J Pain 17:654–663 2. Reichl S, Segelcke D, Keller V, Jonas R, Boecker A, Wenk M, Evers D, Zahn PK, Pogatzki-Zahn EM (2016) Activation of glial glutamate transporter via MAPK p38 prevents enhanced and long-lasting non-evoked resting pain after surgical incision in rats. Neuropharmacology 105:607–617 3. Sahbaie P, Li X, Shi X, Clark JD (2012) Roles of Gr-1+ Leukocytes in Postincisional Nociceptive Sensitization and Inflammation. Anesthesiology 117:602–612 4. Reichl S, Augustin M, Zahn PK, Pogatzki-Zahn EM (2012) Peripheral and spinal GABAergic regulation of incisional pain in rats. Pain 153:129–141
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Abstracts/Kongresse P06.05 – Veränderungen der funktionellen Konnektivität durch chronische neuropathischen Schmerzen ausgelöst durch Chronic Nerve Constriction Injury (CCI) im Mausmodell Katja Sauer¹, Isabel Wank², Karl-Heinz Esser³ ¹Institut für experimentelle und klinische Pharmakologie und Toxikologie, FAU Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland, ²Universität ErlangenNürnberg, Erlangen, Deutschland, ³Tierärztliche Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland Einleitung: In Deutschland leiden rund 6,9–10 % der Bevölkerung an neuropathischen Schmerzen, das entspricht knapp 5 Millionen Menschen [1]. Neuropathischer Schmerz wird als einer der schrecklichsten aller Qualen beschrieben, die durch eine Nervenläsion ausgelöst werden kann [2]. Eine periphere Nervenverletzung führt häufig zu langanhaltenden neuropathischen Schmerzen, welche durch spontane, vor allem brennende Schmerzen, Allodynie (Schmerzantwort auf einen nicht schmerzhaften Stimulus) und Hyperalgesie (verstärkte Schmerzantwort auf einen schmerzhaften Stimulus) charakterisiert sind [3]. Methoden: Die Auswirkungen der Chronic Constriction Injury (CCI) als ein typisches Model für neuropathischen Schmerz auf die zentralen Nozizeption im Mausmodel (C57BL/6, männlich) wurden mittels BOLD-fMRT (4.7T Bruker Biospec, single-shot GE EPI [TEef 25.035ms; TR 2000ms; FOV 15×15 mm; Matrix 64×64; Schichtdicke 0,5 mm; 22 Schnitte axial], Scandauer 75min) untersucht. Während einer kurzen Operation wurden bei 12 Tieren 3 lose Ligaturen um den N. ischadicus der linken Hintepfote platziert, wohingegen bei 12 scheinoperierten Tieren dieser nur freigelegt, aber nicht ligiert wurde. Beide Hinterpfoten wurden dorsal mit 3 Sets topischer alternierender Hitzereize (nicht-schmerzhafte 40°C und 45°C und schmerzhafte 50°C und 55°C) stimuliert. Zusätzlich erfolgte eine plantare mechanische Stimulation beider Hinterpfoten mit 40 g (Plastikborste, 6 Sets à 10 Wiederholungen). Um den chronischen Aspekt der Neuropathie bzw. die Entwicklung der Auswirkungen auf die zentrale Schmerzverarbeitung fest zuhalten, erfolgten die fMRT Messungen inklusive vorangehende Hargreaves- und vonFrey-Verhaltenstests an Tag -1, 4, 6, 8, 14, 21, 28 und 56 post op. Ergebnisse: Die CCI Gruppe zeigte eine über die kompletten 56 Tage anhaltende Reduktion der thermischen und mechanischen Pfotenwegzugslatenz, wohingegen der Schwellenwert bei scheinoperierten Tieren sich nach der OP leicht reduzierte, jedoch nach 8–14 Tagen wieder den Ausgangswert erreichte. Die stärksten Effekte ließen sich bei der der schmerzhaften Temperatur von 50°C an der operierten Pfote zwischen den Tagen 4 und 14 feststellen. Durch die Stimulation der operierten (thermische und mechanische Stimulation) und kontralateralen Pfote (mechanische Stimulation) der scheinoperierten Tieren kam es zu einer massiven Zunahme der Konnektivität in den kortikalen und sensomotorischen Strukturen, sowie wie im Hippocampus und Thalamus. Zusammenfassung: Wir vermuten, dass ein chronisches neuropathisches Trauma die zentralen schmerzverarbeitenden Prozesse im Gehirn, neben den schon besser bekannten peripheren Effekten, grundsätzlichen verändert. Somit können mittels funktioneller Magnetresonanztomografie funktionelle Veränderungen von an der Schmerzwahrnehmung und -verarbeitung beteiligter Hirnstrukturen bei chronischen neuropathischen Schmerzen im Mausmodell besser verstanden werden. Literatur 1. van Hecke O, Austin SK, Khan RA, Smith BH, Torrance N (2014) Neuropathic pain in the general population: a systematic review of epidemiological studies. Pain 155:654–662 2. Mitchell SW (1872) Injuries of nerves and their consequences. JB Lippincott, Philadephia 3. Woolf CJ, Mannion RJ (1999) Neuropathic pain: aetiology, symptoms, neuropmechanisms, and management. Lancet 353:1959–1964
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P06.06 – Proteomics – ein vielversprechender Weg zur Charakterisierung neuer „Schmerzkandidaten“ Meike Hütte, Julia Sondermann, Tom Rouwette, Luca Avenali, David Gomez-Varela, Manuela Schmidt Max-Planck-Institut für Experimentelle Medizin, Göttingen, Deutschland Ziel: Eine adäquate Behandlung von chronischen Schmerzen ist mit heute bekannten Medikamenten aufgrund von klinischen Problemen, geringer Effektivität und häufig starken Nebenwirkungen schwer realisierbar. Letzteres resultiert größtenteils daraus, dass heutige Schmerztherapeutika Proteine, die im gesamten Organismus exprimiert sind, verändern. Ein vielfach verfolgter Forschungsansatz zur Verbesserung der Behandlungsmethoden ist daher die Aufdeckung der zugrundeliegenden molekularen Mechanismen die spezifisch für chronischen Schmerz sind. Identifizierte Membranproteine könnten als Angriffspunkte für zukünftige Therapien dienen um Schmerzbehandlungen wirksamer zu machen und Nebenwirkungen zu reduzieren. Basierend auf der Anwendung neuester technologischer Fortschritte in der Proteinanalyse – „datenunabhängige Massenspektrometrie“ („DIAMS“; englisch: data-independent acquisition mass spectrometry) – konnten wir Daten generieren, die einzigartige Einblicke in die Regulation von Proteinnetzwerken in Hinterwurzelganglien während neuropathischer Schmerzen gewähren. Methoden: Wir haben das etablierte CFA-Modell inflammatorischer Schmerzen und das SNI-Modell (engl. spared nerve injury) neuropathischer Schmerzen verwendet. Nach Schmerzauslösung (CFA-Modell bzw. Vehikel-Kontrolle: nach 24 h; SNI-Modell bzw. Scheinoperation: nach 4 Wochen) wurden die Hinterwurzelganglien biochemisch präpariert um die DIA-Massenspektrometrie durchführen zu können (3 biologische Replikate/Mausmodell). Ergebnisse: Es konnten unterschiedlich regulierte Proteine identifiziert werden und zwar solche Proteine, die bereits im Schmerzkontext bekannt sind, aber auch eine Vielzahl neuer Kandidaten, die spezifisch in einem Schmerzparadigma reguliert waren. Einige dieser Kandidaten konnten bereits erfolgreich validiert werden. Der weitere Fokus unserer Forschung liegt auf der Charakterisierung bisher gänzlich unerforschter Membranproteine. Hierzu verwenden wir transgene Mausmodelle und verschiedene in vitro Methoden um die Funktion dieser Membranproteine im Kontext von Somatosensorik und Schmerz aufzuklären. Unsere bisherigen Ergebnisse lassen vermuten, dass zwei dieser Membranproteine eine Rolle für mitochondriale Aktivität in Schwann-Zellen bzw. für neuronale Aktivität in peripheren Nervenzellen spielen. Diskussion: Unsere Forschungsarbeit ermöglicht die Charakterisierung potentiell neuer Mediatoren von chronischem Schmerz. Die durch unsere Proteomstudie aufgedeckten bisher unbekannten Membranproteine in Hinterwurzelganglien könnten neue therapeutische Angriffspunkte in der Schmerzforschung darstellen.
P06.07 – Wiederholt auftretende schmerzhafte Ereignisse induzieren Veränderungen in somatosensorischen und assoziativen Regionen im Rattenhirn Isabel Wank, Nicole Motzkus, Silke Kreitz, Andreas Heß ¹Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland Obwohl chronischer Schmerz als hochgradig beeinträchtigende Erkrankung topaktueller Gegenstand der Forschung ist, sind wir noch weit davon entfernt zu verstehen wie er induziert, aufrechterhalten und erfolgreich behandelt werden kann. Obwohl von verschiedenen Arbeitsgruppen gezeigt werden konnte dass chronische Schmerzen zu morphologischen Veränderungen der grauen Substanz führen, fehlt uns bislang das Verständnis der damit einhergehenden oder auch völlig unabhängigen Veränderungen der Gehirnfunktion. Mittels funktioneller BOLD-MRT (4,7T Bruker Biospec, Quadraturoberflächenspule, Matrix 64×64, FOV 25×25 mm, Voxelgröße 0,391×0,391 mm, Schichtdicke 1 mm, axial, 22 Schnitte, GE single-shot EPI (TR = 4000 ms, TEef = 23,82 ms), 50min) konnten wir anhand eines experimentellen
Schmerzmodells die Einflüsse wiederholter schmerzhafter Events auf die Gehirnfunktion von Ratten zeigen. Die Simulation spontan auftretender Schmerzattacken erfolgte während der fMRT-Messung durch topische Hitzereize an der linken Hinterpfote (3 Sets aufeinanderfolgender nicht-schmerzhafter (40/45°C) bzw. schmerzhafter (50/55°C) Stimuli, je 20sec) an 6 pseudo-randomisierten Tagen mit mindestens 1 Tag Abstand zwischen 2 Messungen. Um Effekte peripherer Sensitivierung auszuschließen wurde am Tag nach jeder fMRT-Messung ein Hargreaves-Test durchgeführt. Nach FDR-korrigierter GLM-Analyse wurden die signifikant aktivierten Voxel anhand eines modifizierten Paxinos-Atlasses den entsprechenden Gehirnstrukturen zugeordnet und für jede Struktur Stimulus-spezifische BOLD-Zeitverläufe berechnet. Unter Verwendung graphtheoretischer Analysemethoden wurden basierend auf der zeitlichen Korrelation dieser Zeitverläufe Veränderungen der funktionellen Konnektivität zwischen Regionen bestimmt. Mit zunehmender Anzahl schmerzhafter Ereignisse konnten wir eine Abnahme des Vernetzungsgrades in den Strukturen des kortikalen Links ins limbische System sowie Thalamus (Th) und Hypothalamus (Hy) zeigen. Eine Zunahme des Vernetzungsgrades fanden wir für primären (cxS1) und sekundären (cxS2) somatosensorischen Kortex, Assoziationskortex (cxAss), Cingulum (cxCg) und den Motorkortex (cxM). Diese wird begleitet von einer deutlichen Zunahme der funktionellen Konnektivität, was auf eine verstärkte Informationsprozessierung in diesen Strukturen hinweist. Analog dazu finden wir eine Verlagerung der zentralen Informationsverteilung (hub score) weg von den Colliculi, Th, Hippocampus und Hy hin zu cxM, und vor allem cxS1 und cxCg, die mit zunehmender Anzahl schmerzhafter Events als immer stärkere Informationsverteilerknoten fungieren. Anhand eines experimentellen Tiermodells konnten wir funktionelle Veränderungen vor allem in somatosensorischen und assoziativen Gehirnregionen finden, wobei sich diese Strukturen zu wichtigen Informationsverteilern entwickeln. Dies korreliert positiv mit der „Schmerzdauer“ und entspricht denjenigen Regionen, für die beim Menschen eine Abnahme der grauen Substanz beschrieben wurde.
Stress-Skala (DASS) sowie den Fragebogen zur Erfassung der Schmerzverarbeitung (FESV) aus. Mit Hilfe der Sozialen Netzwerkanalyse wurden die sozialen Beziehungen innerhalb der Gruppe bidirektional erfasst: Für jeden Patienten lagen sowohl die von ihm ausgehenden (als Maß der subjektiv empfundenen Eingebundenheit) als auch die auf ihn gerichteten Ratings (als Maß der objektiven Eingebundenheit) vor. Für die Auswertung wurden Varianzanalysen mit Messwiederholung durchgeführt. Als unabhängige Variablen wurden Beziehungsratings, Kontaktratings, sowie die Bewertung der Gesamtgruppe eingesetzt. Als abhängige Variablen wurden die Therapie-Outcome-Variablen (DASS, FESV) zum Therapieende verwendet, die Werte vor Therapiebeginn gingen als Kontrollvariablen ein. Ergebnisse: Patienten, welche mehr Kontaktratings durch andere Gruppenmitglieder erhielten, wiesen eine signifikant stärkere Reduktion der Depressionssymptome sowie der schmerzbedingten psychischen Beeinträchtigung auf. Patienten mit einer positiveren Einschätzung der Gruppe zeigten eine signifikant stärkere Verbesserung sowohl hinsichtlich der schmerzbedingten psychischen Beeinträchtigung wie auch hinsichtlich des Schmerzbewältigungsrepertoires. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine stärkere soziale Eingebundenheit von Schmerzpatienten in ihrer Therapiegruppe mit einem gesteigerten Therapieerfolg zusammenhängt. Dies würde dafür sprechen, Gruppenbeziehungen während einer mehrwöchigen Gruppentherapie gezielt zu fördern und so die Wirksamkeit des Therapieprogramms zu erhöhen. Der Einsatz der Sozialen Netzwerkanalyse stellt damit einen neuartigen und vielversprechenden Ansatz für die Erforschung sozialer Wirkfaktoren der multimodalen Gruppentherapie von Schmerzpatienten dar.
P07.02 – Unterschiede in der Lebensqualität chronischer Schmerzpatienten – Untersuchung hinsichtlich des physischen und psychischen Wohlbefindens, der Alltagsfunktionsfähigkeit und der sozialen Integration, an der Schmerztagesklinik Coburg Luisa Dünisch RegioMed Klinikum Coburg, Seßlach, Deutschland
Multimodale Therapieverfahren P07.01 – Erfassung sozialer Wirkfaktoren der multimodalen Schmerztherapie mit der Methode der Sozialen Netzwerkanalyse Niko Kern¹, Patricia Albert², Norbert Grießinger², Maren Weiss¹, Peter Mattenklodt² ¹Friedrich Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland, ²Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland Hintergrund: Chronische Schmerzen beeinträchtigen nicht nur die körperliche Funktionalität, sondern auch die sozialen Aktivitäten und Beziehungen der Betroffenen. Soziale Unterstützung stellt hingegen einen Schutzfaktor bei Menschen mit chronischen Schmerzen dar. Der Zusammenhang sozialer Wirkfaktoren einer multimodalen Schmerztherapie mit dem Therapieerfolg ist bisher unklar. Fragestellung: Ziel der Untersuchung war es zu überprüfen, ob das Ausmaß der empfundenen und objektiven sozialen Eingebundenheit der Patienten in der Therapiegruppe positiv mit dem Therapieerfolg zusammenhängt. Methodik: Die Erhebung wurde in drei fünfwöchigen multimodalen Schmerztherapiegruppen am Schmerzzentrum des Universitätsklinikums Erlangen mit 27 Patienten (9 Patienten pro Gruppe) durchgeführt. Die Patienten bearbeiteten in der letzten Therapiewoche einen Fragebogen, in dem sie ihre Beziehungen zu den einzelnen Gruppenmitgliedern (Beziehungsratings) sowie die Gesamtgruppe bewerteten und angeben sollten, mit welchen Gruppenmitgliedern sie über die Therapie hinaus Kontakt halten wollen (Kontaktratings). Die Patienten füllten vor Therapiebeginn und in der letzten Therapiewoche standardmäßig die Depressions-Angst-
Hintergrund: Chronische Schmerzpatienten leiden unter Dauerschmerz, der sie im Alltag sowie ihrer Lebensqualität stark einschränkt. Als gezielte Therapie belegten zahlreiche randomisierte, kontrollierte Studien die Wirksamkeit interdisziplinärer multimodaler Schmerztherapie (IMST). Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, den Unterschied der Lebensqualität chronischer Schmerzpatienten, mit und ohne die IMST, zu analysieren. Als Dimensionen der Untersuchung zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQOL) werden das physische und psychische Wohlbefinden, die Alltagsfunktionsfähigkeit sowie die soziale Integration angenommen. Methode: Die Datenerhebung der Querschnittstudie wurde mithilfe chronischer Schmerzpatienten der Schmerztagesklinik (STK) Coburg durchgeführt. Als Forschungsdesign diente das Quasi-experimentelle Design mit Kontrollgruppe ohne Prä-Messung, wobei Interventions- und Kontrollgruppe zum gleichen Zeitpunkt befragt wurden. Als Intervention galt die IMST, die durch das Therapeutenteam der STK durchgeführt wurde. Die Kontrollgruppe stellten Patienten der Warteliste der STK dar. Es wurde nach dem Induktionsprinzip vorgegangen und die Auswahl der Patienten willkürlich vorgenommen. Zur Befragung diente eine eigens zusammengestellte Fragebogenbatterie, die aus einem allgemeinen Teil zu soziodemografischen Daten und folgenden standardisierten Fragebögen bestand: –– Regionale Schmerzskala –– SF-36 –– Satisfaction with Life Scale (SWLS) –– Coping –– Quality of Life Scale (QoLS) –– Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) –– UCLA-Loneliness Scala (UCLA) Ergebnisse: Von 80 geplanten Teilnehmern belief sich die Stichprobe auf 53 (26 Kontroll-, 27 Interventionsgruppe).
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Abstracts/Kongresse Für alle Berechnungen mithilfe des T-Test für unabhängige Stichproben und des Chi-Quadrat-Test wurde ein Signifikanzniveau von p ≤ 0,05 festgelegt. Diese ergaben, dass es sich in allen soziodemografischen Bereichen um vergleichbare Gruppen handelte. Außerdem zeigten die Ergebnisse für den Schmerzsummenwert, die Anzahl schmerzhafter Regionen, die körperliche Summenskala, die globale Lebenszufriedenheit und die Lebensqualität, dass diese bei Patienten mit IMST gleich oder höher als bei der Kontrollgruppe waren. Das Gleiche galt für die Werte des Gefühls von Angst und von Einsamkeit. Die psychische Summenskala und der Grad der Ausprägung einer Depression waren bei Patienten mit IMST signifikant geringer, genauso wie der Umgang mit Schmerzen mit IMST signifikant leichter fiel. Zusammenfassung: In den Dimensionen des physischen Wohlbefindens und der sozialen Integration lassen sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Patientengruppen feststellen. Beim psychischen Wohlbefinden unter Anbetracht von Depressionen und der Dimension der Alltagsfunktionsfähigkeit hingegen schon. Somit wirkt sich die IMST durchaus positiv auf manche Dimensionen der HRQOL aus.
P07.03 – Wirkungen der multimodalen Schmerztherapie auf die Akzeptanz bei chronischen Schmerzpatienten Rüya Güleryüz¹, Klaus Post1, Stephanie Geidies1, Stefanie Schroeder2 ¹RegioMed Klinikum Coburg, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Coburg, Deutschland, 2Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Bamberg, Deutschland Hintergrund: Multimodale interdisziplinäre Therapieprogramme, die auf der Annahme eines biopsychosozialen Erklärungsmodells beruhen, haben sich bei der Behandlung von chronischen Schmerzen als wirksam erwiesen. Bisherige Evaluationsstudien zur multimodalen Schmerztherapie (MMST) fokussieren auf Outputvariablen wie u. a. Schmerzreduktion und Lebensqualität. Ein zentrales Ziel der MMST ist jedoch die Steigerung der Schmerzakzeptanz durch achtsamkeitsbasierte Verfahren und Elemente der Akzeptanz- und Commitmenttherapie. Ziel dieser Studie ist es daher, die Wirkungen MMST genauer auf Akzeptanz und Schmerzverarbeitung sowie der Einflussfaktoren darauf zu untersuchen. Methoden: In die Längsschnittstudie im Prä-Post-Design wurden 36 Patienten mit chronischen Schmerzen eingeschlossen, die an einer vierwöchigen MMST teilstationär in Gruppen- und Einzeltherapiesettings teilnahmen. Die Datenerhebung fand zu Beginn (T1) und zum Ende (T2) der Intervention statt. AV waren Schmerzakzeptanz (CPAQ) und Schmerzbewältigung (FESV). Erhoben wurden weiterhin psychodiagnostische Parameter (SCL-90, DASS), schmerzrelevante und psychische Diagnosen (Patientenakten), soziodemografische Daten, Schmerzintensität und Schmerzlokalisationen (DSF). Die statistische Berechnung erfolgte über t-Tests und Korrelationen anhand von SPSS 24.0. Ergebnisse: Es zeigte sich, dass die MMST einen signifikanten Einfluss auf die Gesamtakzeptanz (T1: M = 60,47, SD = 10,78; T2: M = 65,21, SD = 8,97; t(34) = −2,99, p <.05, ES r = 0,46) hatte. Bezüglich der Schmerzbewältigung ergaben sich signifikante Effekte auf den Skalen Schmerzkontrollüberzeugung (t(34) = −5,02, p < .05, ES r = 0,65), Selbstvertrauen in die Schmerzbewältigung (t(34) = −4,50, p < .05, ES r = 0,61), Schmerzakzeptanz (t(34) = −4,95, p <.05, ES r = 0,65), Ruhe- und Entspannungstechniken (t(34) = – 7,21, p <.05, ES r = 0,78) Handlungsplanungskompetenzen (t(34) = −5,31, p <.05, ES r = 0,67), kognitive Umstrukturierung (t(34) = −4,86, p <.05, ES r = 0,64) und Kompetenzerleben (t(34) = −4,51, p <.05, ES r = 0,61). Akzeptanz korrelierte in T2 positiv mit Komponenten der Schmerzbewältigung (r’s = .39 bis .67, p’s <.05) und negativ mit Depression (r = –.45, p <.05), Angst (r = –.41, p <.05) und Stress (r = –.07, n. s.). Zusammenfassung: Die Ergebnisse bestätigen bisherige Forschungsbefunde darin, dass MMST die Schmerzbewältigung teilweise signifikant verbessert. Es zeigte sich eine signifikante Wirkung auf Akzeptanz, so dass zukünftige Studien den Einfluss von Moderatorvariablen und langfristige Effekte, die durch dauerhaften Einsatz der veränderten Bewältigung resultieren, in einem Follow-up untersuchen sollten.
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P07.04 – Einfluss der Therapiedauer auf den mittelfristigen Erfolg einer multimodalen Schmerztherapie Philipp Baumbach, Johannes Schneider, Maria Richter, Annette Zimmer, Winfried Meißner Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland Einleitung: Die Effektivität multimodaler Therapieprogramme bei Patienten mit chronischen Schmerzen ist national sowie international belegt. Neben konkreten Behandlungsinhalten bzw. deren Wichtung variiert die Behandlungsdauer teils deutlich zwischen verschiedenen Therapiezentren. Bisherige Aussagen zum Einfluss der Therapiedauer auf den Therapieerfolg bleiben meist auf spezifische Patientengruppen beschränkt bzw. widersprüchlich. In der vorliegenden Arbeit wurden die kurz- und mittelfristigen Effekte einer 1-wöchigen stationären (1WT) und 4-wöchigen teil-stationären (4WT) multimodalen Schmerztherapie verglichen. Beide Therapien wurden am Universitätsklinikum Jena durchgeführt. Die therapeutischen Inhalte zwischen beiden Gruppen stimmten weitgehend überein. Methodik: Die Therapien der 1WT Gruppe (n = 55) fanden zwischen Januar und November 2009 statt. In der Zeit zwischen Juni 2013 und Dezember 2015 wurden 196 Patienten im 4WT-Regime behandelt. Die durchschnittliche Behandlungsdauer belief sich auf 20–25 h (1WT) bzw. 110–115 h (4WT). Alle Patienten bearbeiteten den Deutschen Schmerzfragebogen zu Beginn (T1) und Ende der Therapie (T2) sowie zu einem 3-Monate Follow-Up (T3). Für die aktuelle Arbeit wurden die Einzelitems (Maximalund durchschnittlicher Schmerz, Beeinträchtigungsitems: alltägliche Aktivitäten, Freizeitaktivitäten, Arbeitsfähigkeit) und die Beeinträchtigungsskala (Mittelwert der Beeinträchtigungsitems) des Chronic Pain Grade Questionnaires ausgewertet. Um die Vergleichbarkeit zwischen beiden Gruppen zu erhöhen, wurden die Patienten bezüglich Alter, Geschlecht und Vorhandensein von Rückenschmerz gematcht. Gruppenunterschiede wurden mithilfe von Mann-Whitney-U-Tests und Unterschiede zwischen Zeitpunkten mithilfe von Wilcoxon-Signed-Rank-Tests untersucht. Ergebnisse: Für die Analyse standen jeweils 32 Patienten aus der 1WTGruppe und 4WT-Gruppe mit vollständigen Datensätzen zur Verfügung. Es ergaben sich keine signifikanten Unterschiede in den demographischen und schmerzbezogenen Variablen zu T1. Beide Gruppen wiesen signifikante Verbesserungen der durchschnittlichen Schmerzstärke und Schmerzbeeinträchtigung (Einzelitems und Gesamtskala) zwischen T1 und T2 auf. Im Vergleich zu T1 zeigten nur Patienten der 4WT-Gruppe zu T3 signifikante Therapieeffekte in der durchschnittlichen Schmerzstärke und Schmerzbeeinträchtigung (Einzelitems und Gesamtskala). Im direkten Vergleich zu T3 zeigten die Patienten der 4WT-Gruppe tendenziell geringere Werte in der maximalen Schmerzstärke und Schmerzbeeinträchtigung (Freizeitaktivitäten, Gesamtskala; p < 0,1) und signifikant geringere Werte der schmerzbedingten Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit (p < 0,034). Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten an, dass in einem vergleichbaren therapeutischen Setting eine längere multimodale Therapie mit besseren mittelfristigen Effekten verbunden ist.
P07.05 – Depressivität und kognitive Leistungsfähigkeit bei chronischen Schmerzpatienten am UniversitätsSchmerzCentrum Dresden Linn Beyer, Anne Gärtner, Rainer Sabatowski, Ulrike Kaiser Universitätsklinikum Dresden, Dresden, Deutschland Einführung: Chronische Schmerzen werden u. a. auch von depressiven Symptomen begleitet. Neben depressiven werden kognitive Leistungsdefizite wie z. B. Einschränkungen der Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsleistungen berichtet. In der aktuellen Studie wurde das Vorliegen kognitiver Leistungsdefizite sowie Depressivität bei Patienten mit chronischen Schmerzen untersucht. In einem zweiten Schritt wurde geprüft, inwieweit zwischen diesen zwei Faktoren ein Zusammenhang besteht.
Methoden: Im Zeitraum von 01/2014–01/2016 wurden insgesamt 144 Patienten (Ø 50,82 Jahre, 75 % weiblich, 41,7 % Realschulabschluss, 56,9 % berufstätig, 42,4 % MPSS 2) einer tagesklinischen multimodalen Schmerztherapieeinrichtung zu Therapiebeginn (T1) untersucht. Depressivität wurde über das Vorliegen einer Depressionsdiagnose (nach ICD-10, gestellt durch klinisch standardisierte Diagnostik und psychologische Anamnese) und der DASS anhand der Subskala Depressivität erfasst. Zusätzlich absolvierten die Schmerzpatienten eine standardisierte computergestützte kognitive Leistungstestung (COGBAT). Im Rahmen dieser Testung wurden die kognitiven Leistungsparameter visuelle Aufmerksamkeitsleistung (Alertness), kognitive Flexibilität, Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit, Fähigkeit ungewollte Reaktionen zu unterdrücken (Response Inhibition), Arbeitsgedächtnis sowie geteilte Aufmerksamkeit erhoben. Mit Hilfe SPSS 23.0 wurden neben der Darstellung der deskriptiven Statistiken Korrelationsanalysen (2-seitig) für intervallskalierte Variablen (Pearsons, α = .05) berechnet. Um einer Alphafehlerinflation vorzubeugen, wurde eine Bonferroni-Korrektur durchgeführt (.05/6 = .0083). Ergebnisse: Die eingeschlossenen Patienten weisen zum Zeitpunkt T1 keine kognitiven Leistungseinschränkungen auf (Alertness MW(PR) = 47,27, SD = 29,55; geteilte Aufmerksamkeit MW = 32,79, SD = 33,02; Arbeitsgedächtnis MW = 34,67, SD = 31,08; kognitive Flexibilität MW = 43,88, SD = 26,57; Response Inhibition MW = 53,71, SD = 27,12; Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit MW = 39,08, SD = 28,51). Bei 39 % der Patienten (N = 56) lag eine Depressionsdiagnose vor. Der Gruppenmittelwert in der DASS zeigt sich hingegen als unauffällig (MW = 6,28, SD = 4,98; Subgruppe mit Depressionsdiagnose MW = 8,42, SD = 5,67). Bezüglich des Zusammenhangs zwischen Depressivität und kognitiver Leistungsfähigkeit ergaben sich in der Gesamtstichprobe keine signifikanten Werte (Depressionsdiagnose .19
P07.06 – Kognitive Flexibilität und Coping bei chronischen Schmerzpatienten am UniversitätsSchmerzCentrum Anne Gärtner¹, Linn Beyer¹, Rainer Sabatowski², Ulrike Kaiser² ¹UniversitätsSchmerzCentrum, Universitätsklinikum Dresden, Dresden, Deutschland, ²Universitätsklinikum Dresden, Dresden, Deutschland Einführung: In der Diskussion um zielführende Bewältigungsstrategien bei Patienten mit chronischen Schmerzen setzt sich zunehmend die Überzeugung durch, dass ein rigides Coping geradezu in eine Chronifizierung führen kann. Entscheidend scheint die Fähigkeit, Bewältigungsansätze gezielt an bestimmte Situationen und körperliche Voraussetzungen anzupassen. Das erfolgreich an Schmerzpatienten überprüfte Konzept der akkomodativen und assimilativen Anpassung nach Brandstädter et al. (1993) vertritt die Idee, dass Personen ihre Aktionen und Handlungen entsprechend persönlicher Ziele und Präferenzen ausrichten. Der assimilative Modus zeichnet sich durch aktive Versuche aus, eine Situation entsprechend den persönlichen Zielen und Wunschvorstellungen zu verändern. Der akkomodative Modus beschreibt die Tendenz Zieldiskrepanzen durch flexible Anpassung der eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen zu neutralisieren. Dieselbe Vorgehensweise wird auch für die Anpassung hilfreicher Ansätze in der Bewältigung chronischer Schmerzen angenommen. Aus heuristischen Überlegungen erscheint ein Zusammenhang zwischen Coping und kognitiver Flexibilität denkbar und soll daher in der aktuellen Studie untersucht werden. Methoden: Es wurde untersucht, ob sich sowohl die kognitive Flexibilität (COGBAT, Untertest kognitive Flexibilität) als auch die angewandten Copingstrategien (Fragebogen zum Umgang mit Problemen) über den Therapieverlauf (Therapiebeginn (T1) bis Boosterwoche (T3)) unterscheiden. Darauf aufbauend wurde das Vorliegen eines Zusammenhangs beider Va-
riablen überprüft. 144 Patienten (Ø 50,82 Jahre, 75 % weiblich, 41,7 % Realschulabschluss, 56,9 % berufstätig, 42,4 % MPSS 2) einer tagesklinischen multimodalen Schmerztherapie wurden in die Untersuchung eingeschlossen. Veränderungen der Variablen zwischen T1 und T3 wurden mittels Wilcoxon-Test gerechnet. Für die Überprüfung der Zusammenhänge wurden Korrelationsanalysen nach Pearson herangezogen (SPSS 23.0). Ergebnisse: Über den Therapieverlauf konnte für die angewandten Copingstrategien keine signifikante Veränderung nachgewiesen werden. Bezüglich der kognitiven Flexibilität zeigte sich eine signifikant kleine positive Veränderung (z = −2,903; r = 0,24; p = 0,004). Im Rahmen der Korrelationsanalysen konnte kein Zusammenhang zwischen beiden Variablen nachgewiesen werden (akkomodativer Modus r = −0,113 p = 0,077; assimilativer Modus r = −0,149 p = 0,374), sodass die Überprüfung des Einflusses der kognitiven Flexibilität auf die Veränderungen der erhobenen Copingstrategien entfällt. Schlussfolgerung: Auf Grund des geringen Stichprobenumfangs sind die Ergebnisse kritisch zu beurteilen. Des Weiteren liegt die Vermutung nahe, dass die kognitive Flexibilität als ein Untertest der standardisierten computergestützten kognitiven Leistungstestung die Variable der kognitiven Umstellfähigkeit nur unzulänglich abbildet. Weitere Analysen, um Implikationen für die multimodale Therapie abzuleiten, sollten folgen.
P07.07 – Effektivität einer interdisziplinären multimodalen Schmerztherapie – Vergleich verschiedener methodischer Ansätze mit Wartegruppendesigns Susanne Müller, Rainer Sabatowski, Hendrik Berth, Ulrike Kaiser Universitätsklinikum Dresden, Dresden, Deutschland Einleitung: Das UniversitätsSchmerzCentrum Dresden bietet interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie (IMST) mit 4 Wochen Tagesklinik sowie einer Boosterwoche nach 10 Wochen an. Vor Beginn der Therapie liegt meist eine mindestens 10wöchige Wartezeit, die als Wartekontrollgruppe (WG) gelten kann. Die Wirksamkeit der IMST soll anhand der Veränderung spezifischer schmerzbezogener Variablen untersucht werden. Es werden zwei verschiedene Ansätze (Ein-Gruppendesign mit reflexiver Wartegruppe, Zwei-Gruppendesign) dahingehend untersucht, inwieweit sie für eine Effektivitätsbestimmung geeignet sind. Methoden: Die Daten wurden im Zeitraum 2010 bis 2014 erhoben. Die erste Stichprobe (SP1; N = 167) durchlief vollständig alle Zeitpunkte von Anfang Wartegruppe (T1_WG) bis nach der Boosterwoche T3 in der Tagesklinik (T3_TK) und bildeten das Eingruppendesign mit reflexiver Wartegruppe. Die zweite Stichprobe (SP2; N = 231) durchlief das Programm der Tagesklinik (T1-T3). Diese wurde als Zwei-Gruppenvergleich mit der Wartegruppe (WG) der SP1 verwendet. Parametrische und nonparametrische Faktorenanalysen mit Messwiederholung wurden, unter Berücksichtigung von Kontrollvariablen (MPSS, Alter) eingesetzt. Erhobene Variablen waren: durchschnittliche Schmerzstärke (NRS), gesundheitsbezogene Lebensqualität (SF-36) aufgeteilt in körperliche Summenskala (KSK) und psychische Summenskala (PSK), schmerzbedingte Beeinträchtigung (PDI) und Katastrophisieren (PCS). Ergebnisse: Im Eingruppendesign veränderten sich alle erhobenen Variablen über den gesamten Zeitverlauf signifikant mit mittleren (PDI, NRS) bis großen (SF-36, PCS) Effektstärken (NRS: ω = ’335; PDI: η² part. = ’045, KSK der SF-36: η² part. = ’075; PSK der SF-36: η² part. = .064; PCS: η² part. = ’140).). Im Zwei-Gruppenvergleich veränderten sich die Verläufe der Variablen über die Zeit nur in den Variablen körperliche Summenskala (KSK der SF-36) und Katastrophisieren (PCS) signifikant innerhalb der Gruppen. Zwischen den Gruppen konnte bei durchgängig kleinen Effektstärken (NRS: ω = ’003 –,096; KSK der SF-36: part.η² = ’012 –,004; PSK der SF-36: part.η² = ’008 –,001; PDI: part.η² = ’004 –,000; PCS:part.η² = ’014 –,005) unter Berücksichtigung der Kontrollvariablen Chronifizierungsstadium und Alter, kein signifikanter Unterschied festgestellt werden. Schlussfolgerung: Neben der methodischen Abhängigkeit der Ergebnisse konnte die Wirkung der IMST durch Veränderungen in den erhobenen Variablen gezeigt werden. Außerdem wurden aber auch vortherapeutischen Veränderungen in der WG sichtbar. Diese beeinflussen die Aussage Der Schmerz · Suppl 2 · 2017
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Abstracts/Kongresse über die Wirksamkeit und sollten zukünftig näher untersucht und in Studienplanungen zur IMST einbezogen werden.
P07.08 – Systematischer Review: Auswahl, Berichtsqualität und psychometrische Gütekriterien von eindimensionalen Schmerzintensitätsskalen im Rahmen der Multimodalen Schmerztherapie Stefanie Deckert, Katrin Neustadt, Rainer Sabatowski, Jochen Schmitt, Ulrike Kaiser Universitätsklinikum Dresden, Dresden, Deutschland Im Rahmen von Wirksamkeitsuntersuchungen der Multimodalen Schmerztherapie (MST) wird Schmerzintensität (SI) als häufigstes Outcome erhoben. Dennoch wird gegenwärtig aus konzeptionellen und methodischen Gesichtspunkten aber auch aus Patientenperspektive kritisch diskutiert, ob und wie eindimensionale SI-Skalen geeignet sind, um Effekte der MST abzubilden. Welche SI-Skalen in der MST genutzt werden und ob diese bei chronischen Schmerzpatienten valide und reliabel bzw. in der MST änderungssensitiv sind, wurde bisher nur für ausgewählte Schmerzregionen und demnach nicht umfassend für chronischen Schmerz untersucht. Anhand eines zweistufigen Reviews wurden im 1. Teil Studien, die SI zur Wirksamkeitsbestimmung der MST bei chronischen Schmerzen (≥ 3 Monate) untersuchten, via Medline und Embase (Suchzeitraum bis 04. 04. 2017) recherchiert und unabhängig gesichtet. Neben Begründungen für die Skalenauswahl wurden Angaben zu den spezifisch verwendeten SI-Skalen (wie Ankerpunkte) extrahiert. Es wurden 48 Studien mit insgesamt 50 Messungen (zwei Studien nutzten je zwei SI-Skalen) eingeschlossen. Eine explizite Begründung für die Auswahl der jeweiligen SI-Skalen erfolgte lediglich in 3/48 (6 %) Studien, indem auf existierende Outcome-Initiativen (wie IMMPACT) Bezug genommen wurde. Während in 45/50 Messungen (90 %) eindimensionale single item scales verwendet wurden, kamen eindimensionale composite scales nur vereinzelt (n = 3/50; 6 %) zur Anwendung. Bei 2/50 (4 %) Messungen kann aufgrund der mangelhaften Berichtsqualität die eingesetzte SI-Skala nicht eindeutig zugeordnet werden. Basierend auf den am häufigsten verwendeten eindimensionalen single item scales wurden vor allem die Numerische Ratingskala (NRS; n = 22; 44 %) sowie die Visuelle Analogskala (VAS; n = 20; 40 %) ausgewählt (Verbale Ratingskala: n = 1; Grafische Ratingskala: n = 1; unklar: n = 1). Ein tieferer Einblick in die Skalenbeschreibung zeigt, dass anhand der 50 durchgeführten SI-Messungen bei 16 (32 %) kein Zeitrahmen (wie „aktueller Schmerz“), bei 24 (48 %) keine Schmerzcharakterisierung (wie „durchschnittlich“), bei 16 (32 %) keine Definition der Ankerpunkte und bei 48 (96 %) kein Interpretationsbereich (wie “≤ 3 = mild“) angegeben wurde. Nur eine Studie weist hinsichtlich der Skalenbeschreibung eine vollständige Berichtsqualität auf. Im zeitlichen Verlauf lässt sich ab Mitte der 2000er ein kontinuierlicher Anstieg des Einsatzes der NRS verzeichnen, wodurch die bis dahin am häufigsten verwendete VAS abgelöst wird. Die Auswahl der SI-Skalen wird bis auf wenige Ausnahmen nicht explizit hergeleitet oder begründet. Die lückenhafte Skalenbeschreibung erschwert grundlegend die Interpretierbarkeit der Ergebnisse sowie die Vergleichbarkeit zwischen den Studien. Ob SI-Skalen die erforderlichen Gütekriterien erfüllen und demnach bei der Untersuchung von chronischen Schmerz im Allgemeinen und bei der Wirksamkeitsbestimmung der MST im Speziellen eingesetzt werden sollten, wird im 2. Teil des Reviews untersucht.
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Rückenschmerz und Bewegungsapparat P08.01 – Strukturelle Veränderungen im Gehirn chronischer Schmerzpatienten 6 Monate nach Bandscheibenoperation im Zusammenhang mit Schmerzkatastrophisieren: eine VBM- Studie Omar Chehadi, Boris Suchan, Kerstin Konietzny, Odo Köster, Tobias Schmidt-Wilcke, Monika Ilona Hasenbring Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland Einleitung: Schmerzkatastrophisieren, also das Überschätzen der Bedrohlichkeit von Schmerzen (magnification) begleitet von dem Gefühl der Unkontrollierbarkeit und Hilflosigkeit (helplessness), spielt eine wichtige Rolle bei der Schmerzchronifizierung. In früheren Studien ergab sich ein Zusammenhang zwischen Schmerzkatastrophisieren und der Gehirnstruktur chronischer Schmerzpatienten, in Regionen, die in die kognitive und affektive Schmerzverabeitung involviert sind. Über die Rolle der Einzelkomponenten der Schmerzkatastrophisierung (magnification, helplessness) ist bisher wenig bekannt. Das Ziel dieser Studie ist es, zu untersuchen, welche Gehirnregionen mit den einzelnen Komponenten des Schmerzkatastrophisierens zusammenhängen. Methode: Wir untersuchten 29 Patienten, die sich 6 Monaten zuvor einer Bandscheibenoperation unterzogen hatten. Zur Messung von magnification und helplessness nutzen wir die Avoidance-Endurance Fragebögen (AEQ). Die Vorbereitung und Analyse der mittels struktureller Magnetresonanztomographie (MRT) gewonnenen Daten erfolgte mit Hilfe von SPM12 und VBM8. Ergebnisse: Unsere Ergebnisse zeigten signifikante Assoziationen zwischen den Komponenten des Schmerzkatastrophisierens und der grauen Substanz in Gehirnarealen, die an der Verarbeitung sensorischer und affektiver Schmerzen beteiligt sind. Es ergaben sich negative Korrelationen zwischen Magnification und der grauen Substanz in der posteriore cinguläre Kortex. Hingegen korreliert helplessness mit der grauen Substanz in dem supplementär-motorische Areal und der mediale frontale Gyrus positiv. Schlussfolgerung: Die vorliegende Untersuchung liefert Evidenz für einen Zusammenhang zwischen Schmerzkatastrophisieren und strukturellen Veränderungen im Gehirn chronischer Schmerzpatienten. Unsere Ergebnisse sind in Übereinstimmung mit vorherigen Studien und liefern somit ein besseres Verständnis für die einzelnen Komponenten des Schmerzkatastrophisierens.
P08.02 – Strukturelle Veränderungen im Gehirn chronischer Schmerzpatienten im Zusammenhang mit der Unterdrückung von Schmerzgedanken: Eine VBM-Studie Omar Chehadi¹, Adina Carmen Rusu-Klappheck1¹, Kerstin Konietzny¹, Enrico Schulz², Tobias Schmidt-Wilcke¹, Monika Ilona Hasenbring¹ ¹Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland, ²University of Oxford, Oxford, UK Einleitung: In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass chronische Schmerzen zu funktionalen Veränderungen in den neuronalen Netzwerken der kognitiven Schmerzkontrolle führen. Die Unterdrückung von Schmerzgedanken ist eine weit verbreitete Art der kognitiven Schmerzkontrolle mit dem Ziel unerwünschte Gedanken und Empfindungen zu reduzieren. Methode: Wir untersuchten 30 Patienten, die sich vor 6 Monaten einer Bandscheibenoperation unterzogen hatten. Für die Messung der Unterdrückung von Schmerzgedanken haben wir die Avoidance-Endurance Fragebögen (AEQ) eingesetzt. Die Vorbereitung und Analyse der mittels struktureller Magnetresonanztomographie (MRT) gewonnen Daten erfolgte mit Hilfe von SPM12 und VBM8. Ergebnisse: Unsere Ergebnisse zeigten signifikante Assoziationen zwischen der Schmerzunterdrückung und dem Volumen der grauen Substanz in verschiedenen Gehirnarealen. Die Unterdrückung von Schmerzgedanken korrelierte negativ mit dem Volumen der grauen Substanz im linken
superior temporal Gyrus und im linken middle temporal Gyrus, welche einen Teil der linken temporoparietal junction (TPJ) bilden. Schlussfolgerung: Der Zusammenhang zwischen der Unterdrückung von Schmerzgedanken und der grauen Substanz in Regionen, die sowohl für Schmerzverarbeitung als auch für Gedankenunterdrückung eine Rolle spielen, kann zu einem besseren Verständnis für die dysfunktionale kognitive Schmerzverarbeitung beitragen.
P08.03 – After effects of neck muscle vibration on sensorimotor function and pain in neck pain patients and healthy controls – a case-control study Konstantin Beinert¹, Volker Englert¹, Wolfgang Taube² ¹Hochschule für Gesundheitsorientierte Wissenschaften Rhein-Neckar, Mannheim, Germany, ²Universität Freiburg (CH), Freiburg, Switzerland Study design: Case-control study Objectives: To assess potential longer lasting effects of neck muscle vibration on sensorimotor control and pressure pain threshold (PPT). Background: Neck muscle vibration provokes sensorimotor disturbances in healthy subjects, which are similar to symptoms presented by neck pain patients. In contrast, immediate effects of neck muscle vibration revealed improved cervical joint position sense and improved dynamic postural control but increased pressure pain sensitivity in neck pain patients. Methods: Neck pain patients (n = 15) and healthy control subjects (n = 11) participated in this study. Five series of neck muscle vibration were administered after baseline measurement. Outcomes were cervical joint position sense, arm matching acuity, and PPT at the zygapophyseal joint of C2/C3, the angulus superior, and the origin of the tibialis anterior muscle. After effects were measured immediately, 15 min, and 24 h after vibration by a blinded assessor. Results: Cervical joint position sense acuity improved in neck pain patients and declined in healthy controls. This effect was present even after 24 h. Arm matching acuity was improved only in patients assessed after 15 min, as was PPT at the angulus superior in neck pain patients. In contrast, changes in the PPT at the tibia were only observable immediately after vibration. Conclusion: Neck muscle vibration seems to induce short-lasting as well as longer-lasting specific effects on analgesia and sensorimotor function. The enduring beneficial influence of vibration on cervical sensorimotor function proposes vibration as a promising tool in addition to physical therapy in neck pain patients.
P08.04 – Eine isometrische Kontraktion der Rückenmuskulatur nach Biering-Sörensen führt zu kurzfristiger Hypoalgesie: eine Pilotstudie Hannah Gajsar¹, Christina Titze¹, Monika Ilona Hasenbring¹, Henrik Bjarke Vaegter² ¹Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland, ²Universitätsklinik Odense, Dänemark Hintergrund und Zielsetzung: Die bewegungsinduzierte Hypoalgesie (engl.: exercise-induced hypoalgesia, EIH) besteht in einer kurzfristigen Reduzierung der Schmerzsensitivität nach einer sportlichen Übung. Dieser Effekt lässt sich sowohl nach isometrischen (z. B. Knieextention) als auch dynamischen (z. B. Fahrradergometer) Bewegungsformen nachweisen und beruht wahrscheinlich auf Prozessen endogener Schmerzmodulation. Die mögliche klinische Relevanz des EIH-Effektes wird bei Untersuchungen an Patienten mit chronischem Schmerz deutlich: hier wurde ein geringer bis umgekehrter EIH-Effekt beobachtet. Im Bereich des chronischen Rückenschmerzes ist die Forschungslage jedoch bisher sehr dünn und uneindeutig. Daher erscheint es sinnvoll, den EIH-Effekt nach isometrischen Kontraktionen der Rückenmuskulatur zu untersuchen. In dieser Pilotstudie wurden deshalb die Schmerzsensitivität gesunder Frauen und Männer vor und nach einer isometrischen Kontraktion der Rückenmuskulatur, dem sogenannten Biering-Sörensen Test, untersucht.
Methoden: 29 gesunde Männer und Frauen (Alter: 27,97 ± 6,06 Jahre; 17 Frauen) führten 120 Sekunden lang den Biering-Sörensen Test durch, bei dem die unteren Rückenmuskeln und die Hüftstrecker isometrisch kontrahiert werden. Als Indikator für die Schmerzsensitivität wurden Druckschmerzschwellen vor und sofort nach dem Test am unteren Rücken, der Oberschenkelrückseite und der Hand mittels Handalgometrie gemessen. Gemischte ANOVAs mit dem Messwiederholungsfaktor Zeit (prä vs post) und dem Zwischensubjektfaktor Geschlecht wurden für die Messorte getrennt durchgeführt. Ergebnisse: Nach dem Biering-Sörensen-Test verringerte sich die Druckschmerzsensitivität am unteren Rücken sowohl bei Männern als auch Frauen tendenziell (p = 0,07; partielles η2 = 0,12). An der Oberschenkelrückseite zeigte sich eine signifikante Reduktion der Schmerzsensitivität bei beiden Geschlechtern (p < 0,05; partielles η2 = 0,27). An der Hand reduzierte sich die Schmerzsensitivität nur bei den Frauen (p < 0,05; partielles η2 = 0,17). Diskussion: Diese Ergebnisse zeigen, dass der EIH-Effekt auch nach isometrischen Kontraktionen der Rückenmuskeln zu beobachten ist. Zukünftige Forschung sollte den EIH-Effekt mit dem Biering-Sörensen Test an Patienten mit Rückenschmerz untersuchen. In dieser Studie bestand der EIH Effekt in einer lokalen Reduktion der Schmerzsensitivität, was darauf hinweist, dass periphere Prozesse nahe am Kontraktionsort (z. B. Laktatausschüttung im Muskelgewebe) am EIH-Effekt beteiligt sein könnten. Weiterhin wurde ein EIH Effekt auch an der Hand als nicht kontrahiertes Körperteil beobachtet. Dies weist zusätzlich auf die Beteiligung systemischer Prozesse am EIH Effekt (z. B. zentrale Opioidausschüttung) hin. Der beobachtete Geschlechtereffekt steht im Einklang mit bisherigen Studien, die einen größeren EIH-Effekt bei weiblichen Probanden dokumentieren.
P08.05 – Chronischer Nackenschmerz: weniger aber auch weniger funktionsgerechte Muskelspannung Angela Dieterich¹, Utku Yavuz¹, Antoine Nordez², Deborah Falla³, Joachim Erlenwein¹, Frank Petzke¹ ¹Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland, ²University of Nantes, Nantes, France, ³University of Birmingham, Birmingham, United Kingdom Hintergrund: Chronische Nackenschmerzen sind weit verbreitet. Subjektive Nackensteifigkeit und Verspannungen sind typische Symptome. Unklar ist wie objektiv messbare Muskelspannung in der Nackenstreckmuskulatur verteilt ist. Ultraschallbasierte Scherwellenelastografie erlaubt nichtinvasive Messungen der Muskelspannung/-steifigkeit einzelner Nackenstreckmuskeln während Entspannung und Aktivität. Forschungsziel: Vergleich der Muskelspannung von Trapez, Splenius capitis, Semispinalis capitis, Semispinalis cervicis und Multifidus zwischen Probandinnen mit chronischem Nackenschmerz (>6Monate) und Kontrollprobandinnen während graduell ansteigender isometrischer Nackenextension im Sitzen in einem Nackenkraft-Messgerät. Methoden: An 22 Probandinnen mit chronischem Nackenschmerz und 18 Kontrollprobandinnen wurde mit Ultraschall-Scherwellenelastografie die Scherwellengeschwindigkeit (ein Maß für Steife) der Nackenextensoren während entspanntem Sitzen und isometrischem Druck (1,2 kg, 2,5 kg, 3,7 kg und 5 kg) in Nackenextension gemessen. Die Scherwellengeschwindigkeit einzelner, muskeltypischer Regionen wurde computergestützt ausgelesen und zum Vergleich zwischen Individuen im Verhältnis zum Grand Mean der Spannungen im entspannten Sitz normalisiert. Gruppenunterschiede in den Muskelspannungen wurden mit Mann-Whitney-U Tests ermittelt. Die Spearman Korrelation der Scherwellengeschwindigkeit jedes Nackenextensors mit aktueller Nackenextensionskraft wurde bestimmt. Resultate: Bei gleicher Nackenmuskelkraft (p = 0,442–0,978, kraftstufenabhängig) zeigte die Nackenschmerzgruppe weniger aktive Muskelspannung in allen Nackenextensoren außer dem Trapezius, signifikant bei Semispinalis cervicis, p = 0,019 im entspannten Sitz.
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Abstracts/Kongresse P08.06 – VIREP – Virtual Reality for Chronic Backpain Bernhard Birmes¹, Benjamin Kinast¹, Thomas Schueler², Monique Tabak³, Edda Ludwig¹, Annika Thomas⁴, René Heuven⁵ ¹Corantis Kliniken GmbH, Vechta, Deutschland, ²SALT AND PEPPER Software GmbH & Co. KG, Osnabrück, Deutschland, ³University of Twente, Enschede, Niederlande, ⁴GewiNet Kompetenzzentrum Gesundheitswirtschaft e. V., Osnabrück, Deutschland, ⁵Inmote, Enschede, Niederlande Hintergrund: Virtual Reality (VR) kann eine realistische, anregende und personalisierte Trainingsumgebung darstellen, um die Motivation von Patienten zu erhöhen und die Behandlungserfolge zu steigern. Virtuelle Umgebungen wurden bereits erfolgreich zur Behandlung unterschiedlicher Patientengruppen eingesetzt, darunter in der neurologischen Rehabilitation, der Psychotherapie und in der Behandlung akuter Schmerzen. Für chronische Schmerzen zeigt die Anwendung von VR vielversprechende Perspektiven [1], jedoch finden sich bisher keine evidenzbasierten VR-Lösungen in der praktischen Anwendung. Daher ist es unser Ziel, ein virtuelles Wirkungsinstrument für die Therapie chronischer Schmerzen zu entwickeln und an Patienten zu evaluieren. Methodik: Benutzerorientierter iterativer Ansatz mit medizinischen Fachkräften und Patienten mit chronischen Schmerzen durch Fokusgruppen, Interviews und Prototypen-Tests und Feedback-gesteuerte Anpassung. Das VIREP-Konzept: VIREP stellt evidenzbasierte Methoden für die Behandlung chronischer Schmerzen in einer VR bereit (Körperbewusstseinstechniken als Teil der kognitiven Verhaltenstherapie, Biofeedback und körperliche Übungen, Entspannung). Die Patienten üben in einer explorativen, häuslichen Umgebung. Therapeuten überwachen die Patienten und trainieren gleichzeitig Körperbewusstsein sowie die richtige Ausführung von Bewegungen. Durch die Manipulation von Umweltzuständen (Wetter, Geräusche) kann kognitive Belastung hinzugefügt bzw. erhöht werden, um die Konzentration der Patienten zu fordern. Mittels VIREP zielen wir darauf ab, eine sichere, praxistaugliche Trainingsumgebung anzubieten, die in der Behandlung chronischer Schmerzen unterstützt, zur nicht-medikamentösen Schmerzlinderung beiträgt und sich auf das tägliche Leben übertragen lässt. Anwendungsgebiete sind z. B. Schmerzkliniken und -ambulanzen, Rehabilitationseinrichtungen, sowie medizinische und physiotherapeutische Praxen. Diskussion: Derzeit evaluieren wir VIREP hinsichtlich Anwendbarkeit und Erfolg bei 20 chronischen Rückenschmerz-Patienten. Erste Ergebnisse werden präsentiert. Danksagung: Diese Arbeit ist Teil des VIREP Projektes, finanziert durch die Europäische Union und die INTERREG-Partner im Kontext des INTERREG VA-Programms MIND – Medizinische Innovationen Niederlande-Deutschland. Literatur 1. Keefe FJ et al (2012) Virtual reality for persistent pain: A new direction for behavioral pain management. Pain 153(11):2163–2166
Multimodale Therapieverfahren P09.01 – Eine neue Klassifikation chronischer Schmerzen für ICD11 Antonia Barke¹, Rolf-Detlef Treede², Winfried Rief¹ ¹Philipps-Universität Marburg, Marburg, Deutschland, ²Universität Heidelberg, Mediz. Fakultät Mannheim, Heidelberg, Deutschland Hintergrund: Chronische Schmerzen sind ein schwerwiegendes Gesundheitsproblem, welches etwa 20 % der Weltbevölkerung betrifft. Trotz ihrer Bedeutung sind chronische Schmerzsyndrome in der International Classification of Diseases (ICD-10) nicht adäquat und systematisch repräsentiert. Methode: Die International Association for the Study of Pain (IASP) bildete deshalb eine internationale Arbeitsgruppe, die unter der Leitung von Rolf-Detlef Treede (Mannheim) und Winfried Rief (Marburg) in Koope-
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ration mit der World Health Organization (WHO) einen neuen Klassifikationsvorschlag chronischer Schmerzen für die aktuelle, elfte Revision der ICD (ICD-11) erarbeitete. Die vorgeschlagene Klassifikation basiert auf einem biopsychosozialen Modell von Schmerz und soll weltweit in verschiedenen Kontexten von der Primärversorgung bis hin zu spezialisierten tertiären Schmerzzentren einsetzbar sein. Ergebnisse: Chronische Schmerzen werden als Schmerzen definiert, die über mehr als drei Monate anhalten oder wiederkehren. Es wurden sieben Unterkategorien chronischer Schmerzen definiert: chronische primäre Schmerzen, chronische krebsbezogene Schmerzen, chronische postoperative und posttraumatische Schmerzen, chronische neuropathische Schmerzen, chronische sekundäre Kopf- und Gesichtsschmerzen, chronische sekundäre viszerale Schmerzen sowie chronische sekundäre muskuloskelettale Schmerzen. Optionale Kodierungen werden ermöglichen, weitere schmerzrelevante Parameter wie den zeitlichen Verlauf, die Schwere der Schmerzen (erfasst durch ein Rating der Schmerzintensität, der schmerzbezogenen funktionellen und emotionalen Beeinträchtigung) und das Vorliegen psychosozialer Faktoren abzubilden. Der Klassifikationsvorschlag wurde bereits in die Beta-Version der ICD-11 aufgenommen und ist Teil der Mortality und Morbidity Linearisierung, die die WHO im Mai 2018 der World Health Assembly zur Abstimmung vorlegen wird. Diskussion: Eine erste informelle Feldstudie verlief äußerst ermutigend, indem sich die grundsätzliche kategoriale Integrität der Klassifikation zeigte und die klinische Nützlichkeit als hoch eingeschätzt wurde. Durch die Integration der Klassifikation in die ICD-11 werden zahlreiche Verbesserungen erwartet: Chronische Schmerzen als solche werden erstmals in der Geschichte der ICD als eigenständiges Gesundheitsproblem aufgeführt. Häufige spezifische Schmerzsyndrome wie chronische neuropathische Schmerzen, chronische krebsassoziierte Schmerzen und chronische postoperative Schmerzen erhalten einen eigenen Code. Die Aufnahme von chronischen primären Schmerzen stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Klassifikation von Schmerzsyndromen wie Fibromyalgie und nicht-spezifischen Rückenschmerzen dar und die Zusatzcodes ermöglichen eine genauere Kodierung und relevanter Schmerzparameter. Die neue Klassifikation wird sich positiv auf die Diagnostik und so auch auf die Erforschung und Behandlung chronischer Schmerzen sowie die Allokation von Ressourcen auswirken.
P09.02 – Pilotstudie zur Evaluation der neuen Klassifikation chronischer Schmerzen für ICD-11 Beatrice Korwisi¹, Antonia Barke¹, Winfried Rief¹, Rolf-Detlef Treede² ¹Philipps-Universität Marburg, Marburg, Deutschland, ²Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Mannheim, Deutschland Hintergrund: Chronische Schmerzen sind ein weit verbreitetes Gesundheitsproblem, welches rund 20 % der Bevölkerung betrifft. Trotzdem werden chronische Schmerzen in der aktuellen Version der International Classification of Diseases (ICD-10) nur unzureichend abgebildet. Um dies zu verbessern, hat sich innerhalb der International Association for the Study of Pain (IASP) eine internationale Task Force gebildet, die einen Klassifikationsvorschlag chronischer Schmerzen für die ICD-11 erarbeitet hat. Dieser umfasst sieben Kategorien chronischer Schmerzen: chronische primäre Schmerzen, chronische krebsbezogene Schmerzen, chronische postoperative und posttraumatische Schmerzen, chronische neuropathische Schmerzen, chronische sekundäre Kopf- und Gesichtsschmerzen, chronische sekundäre viszerale Schmerzen sowie chronische sekundäre muskuloskelettale Schmerzen. Ziel der informellen Feldstudie war es, die neue Klassifikation hinsichtlich vollständiger Erfassung chronischer Schmerzsyndrome, Kategoriengrenzen, subjektive Sicherheit bei der Diagnosevergabe und klinischer Nützlichkeit zu evaluieren. Methode: Es wurden N = 567 konsekutive Patientinnen und Patienten in fünf Studienzentren durch Ärztinnen und Ärzte im Bereich der Schmerzmedizin mittels der neuen Klassifikation diagnostiziert. Hierzu wurden den teilnehmenden Ratern die Diagnosekriterien und kurze Definitionen der jeweiligen Kategorie zur Verfügung gestellt. Es wurde ausgewertet, wie viele Schmerzsyndrome keiner Kategorie zugeordnet werden können (vollständige Erfassung) und wie häufig mehr als eine Diagnose pro Schmerzsyndrom
vergeben wurde (Kategoriengrenzen). Zudem gaben die Rater ihre subjektive Sicherheit bei der Diagnosevergabe (Skala 0–3) sowie ihre Einschätzung der klinischen Nützlichkeit der neuen Klassifikation (Skala 0–3) an. Ergebnisse: Für die chronischen Schmerzen von 2,65 % der Patientinnen und Patienten erschien keine der Kategorien zutreffend. Der Anteil an Doppeldiagnosen war sehr gering (adjustiert 2,65 %). Die eingeschätzte klinische Nützlichkeit der neuen Klassifikation lag im Mittel bei m = 2,1 ± 0,97. Die subjektive Sicherheit bei der Diagnosevergabe betrug m = 2,0 ± 0,95. Schlussfolgerung: Chronische Schmerzsyndrome können mit der neuen Klassifikation nahezu vollständig erfasst werden. Dies wird sich zukünftig auch positiv auf die Behandlung chronischer Schmerzen auswirken, für welche eine angemessene Diagnostik eine Voraussetzung ist. Zudem gibt es keine wesentlichen Überschneidungen der Kategorien, was sich im geringen Anteil an Doppeldiagnosen zeigt. Die Rückmeldungen der teilnehmenden Rater wurden in Überarbeitungen der Klassifikation sowie bei internationalen kontrollierten Feldstudien berücksichtigt. Es wird angestrebt, die Diagnosesicherheit durch Trainingsmaßnahmen weiter zu steigern. Zudem sollen die Reliabilität und Validität der neuen Klassifikation in weiteren Studien untersucht werden.
P09.03 – Evaluation einer multimodalen stationären Therapie bei Migräne: Wirksamkeit und Prädiktoren des Therapieerfolgs Lyn Anna Lücke¹, Charly Gaul², Eva Liesering-Latta², Timo Klan³ ¹Johannes Gutenberg Universität Mainz, Psychologisches Institut, Mainz, Deutschland, ²Migräne- und Kopfschmerzklinik Königstein, Königstein, Deutschland, ³Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Psychologisches Institut, Mainz, Deutschland Hintergrund: Die Evidenz multimodaler stationärer Behandlung bei chronischen Schmerzen gilt als gesichert. Unklar ist noch, inwieweit durch einen stationären Aufenthalt in einer Spezialklinik für chronische Kopfschmerzen längerfristige Verhaltens- und Lebensstiländerungen zur Optimierung der Krankheitsbewältigung angestoßen werden und inwieweit diese den langfristigen Therapieeffekt beeinflussen. Es sollen (a) die Prä-Post-Therapieeffekte sowie (b) das Ausmaß der erzielten Verhaltensänderungen und deren Einfluss auf das langfristige Therapieergebnis bestimmt werden. Methode: Die Stichprobe setzt sich aus N = 114 konsekutiven Patienten der Kopfschmerzund Migräneklinik Königstein zusammen (Alter: M = 43,96; SD = 15,28; 83,3 % weiblich; 21,9 % Migräne ohne Aura, 10,6 % Migräne mit Aura, 36,8 % komplizierte Migräne, 30,7 % sonstige Migräne), von denen N = 34 Personen auch an der Katamneseerhebung ca. vier Monate nach Klinikaufenthalt teilnahmen. Als primäres Outcome Maß wurden die Kopfschmerztage innerhalb von drei Wochen verwendet. Sekundäre Outcome Maße bildeten die Depressions-Angst-Stress-Skalen (DASS), der Fragebogen zum Kopfschmerzmanagement und zur Selbstwirksamkeit (FKMS) sowie das Inventar zur Beeinträchtigung durch Kopfschmerzen (IBK). Folgende potentielle Prädiktoren wurden in der Katamnese erhoben: regelmäßiger Ausdauersport, regelmäßige Entspannung, regelmäßige Mahlzeiten, regelmäßiger Schlaf, ausreichende Trinkmenge und Stressbewältigungskompetenz. Ergebnisse: Insgesamt zeigten sich für die Gesamtstichprobe Prä-Post-Effektstärken (Cohens dav) im Bereich von dav = 0,422 bis dav = 3,179, mit einem mittleren Effekt für die Kopfschmerztage (dav = 0,626). Auch langfristig (Katamnese) blieben diese Effekte stabil, einige Effektstärken (Kopfschmerztage und FKMS) nahmen tendenziell zu. Als signifikanter Prädiktor für den langfristigen Therapieerfolg zeigte sich ausschließlich die Stressbewältigungskompetenz (DASS-Depression: b = −0,440, p = 0,009; DASSAngst: b = −0,613, p < 0,001; DASS-Stress: b = −0,416, p = 0,014; FKMS: b = 0,621, p < 0,001; IBK Subskala emotionale Beeinträchtigung: b = 0,479, p = 0,004; IBK Subskala funktionale Beeinträchtigung: b = 0,379, p = 0,027). Weitere signifikante Prädiktoren konnten nicht gefunden werden. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse bestätigen die hohe Effektivität multimodaler stationärer Schmerztherapien für Migräne. Es gibt erste Hinweise auf einen langfristig stabilen Therapieerfolg und die herausragende Rolle der Stressbewältigungskompetenz hierbei. Eine Limitation ist die geringe Rücklaufquote
der Katamneseerhebung. Zukünftige Forschung sollte Prädiktoren für den langfristigen Therapieerfolg an größeren Stichproben untersuchen.
P09.04 – Änderungssensitivität von Skalen zur Effektivitätsmessung in der interdisziplinären multimodalen Schmerztherapie Karoline Kretzschmar, Rainer Sabatowski, Hendrik Berth, Ulrike Kaiser Universitätsklinikum Dresden, Dresden, Deutschland Theoretischer Hintergrund: In der für die Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen etablierten interdisziplinären multimodalen Schmerztherapie (IMST) werden verschiedene Skalen eingesetzt. Diese sollen eine Veränderung schmerzrelevanter Parameter durch die Therapie absichern. Dabei ist die Sicherstellung der psychometrischen Eigenschaften der Skalen noch nicht hinsichtlich aller Aspekte überprüft. Eine von der COSMIN-Initiative entwickelte Checkliste beinhaltet Qualitätsstandards für die wichtigsten psychometrischen Eigenschaften, so auch für die in der vorliegenden Arbeit untersuchte Veränderungssensitivität. Diese stellt die Eigenschaft einer Skala dar, Veränderung über Zeit im gemessenen Konstrukt abzubilden. Primäres Ziel der Arbeit war die Untersuchung der Veränderungssensitivität ausgewählter Skalen anhand eines kriteriums- und eines distributionsbasierten Ansatzes. Stichprobe und Methoden: Das Studiendesign ist retrospektiv angelegt. Die Daten von 374 Patienten zu zwei Messzeitpunkten (Therapiebeginn, Ende der Therapie) wurden in die Analyse einbezogen. Untersuchte Skalen waren der Chronic Pain Acceptance Questionnaire (CPAQ) für die Schmerzakzeptanz, der Chronic Pain Grade Questionnaire (CPGQ) für die Erfassung des Schweregrades chronischer Schmerzen, die Numerische Rating Skala (NRS) für den Aspekt der Schmerzintensität, die Pain Catastrophizing Scale (PCS) für den Parameter Schmerzkatastrophisieren und der Pain Disability Index (PDI) für schmerzbezogene Beeinträchtigungen. Zum zweiten Messzeitpunkt wurde zur Behandlungserfolgseinschätzung eine Globale Ratingskala (GRS) eingesetzt. Ergebnisse und Konklusion: Anhand des kriteriumsbasierten Ansatzes (Vergleich mit Goldstandard), zeigte sich eine instabile Veränderungssensitivität für einige Skalen; ähnliche Ergebnisse zeigten sich über den distributionsbasierten Ansatz (Minimal detectable change): Für den CPGQ, PCS und die Aktivitätsbereitschaftsskala des CPAQ spiegelte sich eine Veränderung in den Werten von Messzeitpunkt 1 zu 2 die Behandlungserfolgseinschätzung auf der GRS wider. So wurden für die Gruppe des GRS „sehr gut/gut“ mittlere Effekte gefunden. Schlussfolgerung: Eine ausreichende Veränderungssensitivität bildete sich nur bei einzelnen Skalen im Rahmen der IMST ab. Grund dafür können sowohl Spezifika der Zielpopulation, der Therapieinhalte sowie der mangelnden Passung der Instrumente zu diesen Aspekten sein. Es ist jedoch auch denkbar, dass die Instrumente die Erfahrungen der Patienten nicht ausreichend abbilden, was bedeutet, dass diese Skalen überarbeitet werden müssten. Dabei sollten die Richtlinien der COSMIN Checkliste (Mokkink et al., 2012) den Rahmen bilden. Dieser Prozess sollte ebenfalls unter Berücksichtigung der Patientenperspektive gedacht werden, besonders wenn es um die Sicherstellung der Inhaltsvalidität geht.
P09.05 – Profitieren Patienten mit anhaltender somatoformer Schmerzstörung von einem tagesklinisch durchgeführten multimodalen Therapieprogramm? Cornelia Meile, Daniela Tuffner, Christa Geiß, Claudia Hafner, Norbert Grießinger Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland Hintergrund: Die Lebensqualität von Patienten mit der Diagnose „Anhaltende somatoforme Schmerzstörung“ ist oft erheblich beeinträchtigt. Die Prävalenz von Depressionen, Ängsten und Suchtproblemen ist erhöht. Traumatisierende Lebensereignisse haben diese Patienten oft geprägt. Übermäßige Gesundheitssorgen und ein ausgeprägtes Schon- und Vermeidungsverhalten spielen eine große Rolle. Prinzipiell sind multimo-
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Abstracts/Kongresse dale Gruppenprogramme zur Behandlung chronischer Schmerzen effektiv [1, 2]. Ihre Wirksamkeit für diese spezielle Patientengruppe ist bisher kaum untersucht. Fragestellung: Können Patienten mit anhaltender somatoformer Schmerzerkrankung von einer achtwöchigen tagesklinischen multimodalen Schmerztherapie profitieren? Welche Veränderungen lassen sich anhand psychometrischer Tests nachweisen? Methodik: Von 2012–2015 nahmen 33 Patienten an einem achtwöchigen teilstationären Therapieprogramm in unserem Schmerzzentrum teil. Den Kern der Behandlung bildete eine kognitiv-verhaltenstherapeutisch orientierte Gruppenpsychotherapie. Weitere Behandlungsmodule waren ärztliche Edukationen, Entspannungs- und Achtsamkeitstraining sowie ärztliche und psychologische Einzelgespräche. Außerdem nahmen die Patienten an regelmäßigem Gruppensport und an einer individuellen medizinischen Trainingstherapie teil. Bewertet wurde die Wirksamkeit der Behandlung anhand folgender psychometrischer Tests: Fragebogen zur Erfassung von Depression, Angst und Stress (DASS), Fragebogen zur Erfassung der Schmerzverarbeitung (FESV), Schmerzbeschreibungsliste (SBL) und Fragebogen zum Gesundheitszustand (SF 12). Messzeitpunkte waren T1: Erstvorstellung des Patienten, T2: Gruppenbeginn, T3: Gruppenende. Ergebnisse: Zwischen Erstvorstellung und Therapiebeginn zeigten sich keine signifikanten Veränderungen. Im Therapieverlauf kam es zu einer signifikanten Verringerung von Depressivität, Angst und Stress (DASS), schmerzbedingter Hilflosigkeit und Depression und schmerzbedingter Angst (FESV). Die Patienten griffen signifikant häufiger auf kognitive und behaviorale Schmerzbewältigungsstrategien zurück (FESV). Das affektive Schmerzerleben verringerte sich signifikant (SBL). Die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten war bei Therapieende signifikant weniger durch emotionale Probleme, jedoch unverändert stark durch körperliche Beschwerden beeinträchtigt (SF 12). Schlussfolgerung: Auch hoch chronifizierte und teils schwer traumatisierte Schmerzpatienten können von einem speziellen multimodalen Therapieprogramm profitieren. Literatur 1. Schiltenwolf M et al (2017) Multimodale Therapie des Fibromyalgiesyndroms. Aktualisierte Leitlinie 2017 und Übersicht von systematischen Übersichtsarbeiten. Schmerz 31:289–295 2. Schaefert R et al (2012) Nicht-spezifische, funktionelle und somatoforme Körperbeschwerden (klinische Leitlinien). Dtsch Arztebl 109(47): 803–813
P09.06 – Selbstfürsorge in der Multimodalen Schmerztherapiepsychometrische Eigenschaften des Five Factor Wellness Inventory Lena Weniger, Rainer Sabatowsk, Hendrik Berth, Ulrike Kaiser Universitätsklinikum Dresden, Dresden, Deutschland Hintergrund: Selbstfürsorge ist bei der Behandlung chronischer Schmerzen ein wichtiges Thema, auch wenn es bisher an Untersuchungen dazu mangelt. Vorreiter auf dem Gebiet der Wellnessforschung sind Myers und Sweeney, die einen Fragebogen für gesundheitsrelevante Fragestellungen entworfen haben, das Five Factor Wellness Inventory (5F-WEL). Es beinhaltet Ziele, die durch die Ad-Hoc-Kommission „Multimodale Schmerztherapie“ definiert wurden und welche sich unter dem Begriff „Selbstfürsorge“ zusammenfassen lassen. Es liegt also nahe, das 5F-WEL zur Erhebung selbstfürsorglichen Verhaltens bei Schmerzpatienten zu nutzen. Das primäre Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, ob sich das 5FWEL als Instrument zur Erfassung von Selbstfürsorge bei Schmerzpatienten eignet. Dies beinhaltete, angeknüpft an die Standards der COSMIN und ISPOR, die Untersuchung der Verständlichkeit sowie der Vollständigkeit (Inhaltsvalidität) der im 5F-WEL abgefragten Konstrukte. Weiterhin wurde untersucht, ob und wie sich das Selbstfürsorgeverhalten im Laufe der IMST veränderte und ob es einen Einfluss auf schmerzbezogene Parameter hatte. Studiendesign und Probanden: Die Studie war explorativ und prospektiv ausgerichtet. Untersucht wurden N = 31 Patienten (w = 24, m = 7; MW = 49,1 Jahre, SD = 10,7 Jahre) zu drei Messzeitpunkten (Therapie-
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beginn, Therapieende, Wiederholungswoche), die sich aufgrund unterschiedlicher chronischer Schmerzen zur Behandlung in der Tagesklinik am UniversitätsSchmerzCentrum Dresden befanden. Mit Hilfe des 5FWEL (UV) wurde das Selbstfürsorgeverhalten erfasst sowie schmerzbezogene Parameter (AV) mit PDI, CPGS, DASS und NRS erhoben. Zu Zeitpunkt drei wurde mit einer explorativen Umfrage die Inhaltsvalidität des 5F-WEL untersucht. Ergebnisse: Die Inhaltsvalidität des 5F-WEL konnte sehr gut bestätigt werden. Cronbachs Alpha zu Zeitpunkt 1 als Maß für die interne Konsistenz des 5F-WEL erzielte zum Teil jedoch erheblich niedrigere Werte als in der Originalstichprobe. Die Skalen soziales, kreatives, bewältigendes und grundlegendes Selbst veränderten sich über die drei Zeitpunkte nicht signifikant, die Skala physisches Selbst wies signifikante Abnahmen auf. Schließlich zeigte sich ein kleiner bis mittlerer Einfluss von mehreren Skalen des 5F-WEL auf die DASS. Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie ist ein erster Hinweis darauf, dass Selbstfürsorge und Depressivität, Stress und Angst zusammenhängen könnten. Das 5F-WEL wurde von den Patienten gut angenommen; die Prüfung seiner psychometrische Kennwerte und Inhaltsvalidität an größeren Stichproben sollten nun folgen und genauer untersucht werden.
P09.07 – Schmerztherapie bei Bruxisten mit BiofeedbackZahnschiene Jörg Köhler bruXane, München, Germany Es wird an einem repräsentativen Praxisbeispiel gezeigt, dass der Behandlungspfad eines typischen Bruxisten nicht nur beim Zahnarzt sondern häufig bei anderen Behandlern beginnt und/oder endet. Die gesamtheitliche Behandlung ist ein interdisziplinärer Ansatz, der oft bei Behandlern anderer medizinischer Fachrichtungen (Allgemeinärzte, HNO-Ärzte, Physiotherapeuten, Heilpraktiker, Biofeedbacktherapeuten etc.) beginnt, beim Zahnarzt fortgeführt werden kann und wieder bei anderen Behandlern endet. Wünschenswert ist eine Methode, die übergreifend über alle Fachrichtungen angewendet werden kann. Durch Kombination der Vorteile einer klassischen Schiene mit modernen Biofeedbackerkenntnissen in Form einer anwenderfreundlichen Zahnschiene (bruXane®) können die Ursachen des Bruxismus angegangen und die Folgeerscheinungen gelindert werden. Belastbare Behandlungserfolge können schwarz auf weiß in Form von „Vorher/Nachher-Grafiken“ gezeigt werden.
Nicht-pharmakologische Therapieverfahren P09.08 – Eine Kortisonstoßtherapie normalisiert die Gewebesauerstoffextraktion beim CRPS Nina Kumowski¹, Tobias Hegelmaier¹, Jonas Kolbenschlag², Marcus Lehnhardt¹, Christoph Maier¹ ¹Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH, Bochum, Bochum, Deutschland, ²Martin-Luther-Krankenhaus Berlin, Berlin, Deutschland Hintergrund: Das frühe Komplexe Regionale Schmerzsyndrom (CRPS) ist charakterisiert durch inflammatorischen Veränderungen wie Ödeme, Überwärmung und Hyperperfusion der betroffenen Extremität [2]. Wir konnten zeigen, dass Remote Ischemic Conditioning (RIC), eine zyklische Anwendung von kurzfristiger Ischämie am kontralateralen Arm, die Luxusperfusion vermindert und die Sauerstoffextraktion erhöhte [1]. Ziel: Diese explorative Studie untersucht, wie sich die Perfusion unter RIC vor und nach einer antiinflammatorischen Therapie verhält. Methode: Bei 12 Patienten mit frühem CRPS (Krankheitsdauer < 1 Jahr) und 12 gematchten gesunden Probanden wurde RIC mit je 3 Ischämiezyklen am nicht betroffenen bzw. nicht dominanten Arm appliziert. Der Blutfluss (BF) sowie die Gewebsoxygenierung (StO2) wurden vor und während RIC mittels Laser-Doppler Gewebsspektrometrie an der betroffenen
bzw. dominanten Hand gemessen. Die Sauerstoffextraktionsfraktion wurde berechnet. Bei Patienten mit CRPS wurde RIC je einmal bei Aufnahme und nach der 3–5 tägigen Cortisonstoßtherapie (90, 60, 30, 30 mg Prednisolon in absteigender Dosis pro Tag; per os) durchgeführt. Ergebnisse: Vor der Cortisontherapie induzierte RIC bei Patienten mit CRPS eine Abnahme des BF um −32,8 % [±42,8 %] (p < 0,05) und der StO2 um −8,5 % [±10,3 %] (p < 0,05). Der BF unterschied sich signifikant vom Anstieg des BF um 37,6 % [±98,9 %] bei gesunden Probanden (p > 0,05). Vor der Cortisontherapie korreliert der verminderte Blutfluss negativ mit der gesteigerten Sauerstoffextraktionsfraktion (r = −0,661, p = 0,019). Nach der Cortisontherapie glich die Perfusion und Sauerstoffextraktion unter RIC denen der Gesunden. Fazit: Mittels RIC ließ sich eine Normalisierung der Mikroperfusion durch eine Cortisonstoßtherapie in Patienten mit CRPS zeigen. Literatur 1. Hegelmaier T, Kumowski N, Mainka T, Vollert J, Goertz O, Lehnhardt M, Zahn PK, Maier C, Kolbenschlag J (2017) Remote ischaemic conditioning decreases blood flow and improves oxygen extraction in patients with early complex regional pain syndrome. Eur J Pain 21(8):1346–1354 2. Sandroni P, Benrud-larson LM, Mcclelland RL, Low PA (2003) Complex regional pain syndrome type I: incidence and prevalence in Olmsted county, a populationbased study. Pain 103(1–2):199–207
Psychologie und Psychotherapie des Schmerzes P10.01 – Dankbarkeit erklärt Lebensqualitätsunterschiede zwischen Fibromyalgiepatienten und gesunden Kontrollpersonen Loren Toussaint¹, Fuschia Sirois², Jameson Hirsch³, Annemarie Weber⁴, Christian Vajda⁵, Jörg Schelling⁶, Niko Kohls⁴, Martin Offenbächer⁷ ¹Luther College, Decorah, United States, ²University of Sheffield, Sheffield, UK, ³East Tennessee State University, Johnson City, USA, ⁴Hochschule für angewandte Wissenschaften und Künste, Coburg, Deutschland, ⁵Medizinische Universität Graz, Graz, Österreich, ⁶Ludwig-MaximiliansUniversität, München, Deutschland, ⁷Klinikum der Universität München, München, Deutschland Hintergrund: Fibromyalgie (FM) ist eine chronische Erkrankung mit generalisierten Schmerzen und einer Reihe von anderen Symptomen, die sich auf die mentalen Gesundheit und Lebensqualität auswirken. Trotz Studien, die den positiven Einfluss von Dankbarkeit auf die Adaption an chronische Erkrankungen aufzeigt, gibt es noch wenige Untersuchungen zur Dankbarkeit mit klinischen und gesunden Populationen. Dies bezieht sich auch auf die Frage, inwieweit sich Dankbarkeitsdefizite auf die Lebensqualität auswirken. Bei gesunden nicht-klinischen Populationen zeigen Querund Längsschnittstudien einen Zusammenhang von Dankbarkeit und einer besseren Schlafqualität sowie einer geringeren Depression. Es besteht auch ein Zusammenhang zwischen Dankbarkeit und Wohlbefinden, sowie mit adaptiven Coping, auch nachdem für andere potentiell konfundierende Variablen (z. B. soziodemographische Faktoren und Persönlichkeitseigenschaften) kontrolliert wurde. Das Ziel unserer Studie war es: 1) die Ausprägung der Dankbarkeit und Lebensqualität bei FM Patienten (FMP) und gesunden Kontrollpersonen (GK) und 2) die Rolle von Dankbarkeit bei der Erklärung von Unterschieden an Lebensqualität von FM Patienten und GK empirisch zu untersuchen. Methode: 173 FMP wurden mit Unterstützung der Deutschen Fibromyalgie Vereinigung rekrutiert. 81 GK wurden durch ein Schneeballverfahren angesprochen. Alle Personen füllten Fragebögen u. a. zu Dankbarkeit und Lebensqualität aus und machten soziodemographischen Angaben. Ergebnisse: Dankbarkeit in beiden Gruppen ist negativ mit Angst und Depression korreliert sowie positiv mit einer höheren Lebensqualität und psychischen Gesundheit. Ein Strukturmodell zeigte, dass FM Patienten eine geringere Lebensqualität als die GK (Beta = −0,58, p < 0,001) und geringere Dankbarkeit (Beta = −0,36, p < 0,001) aufweisen. Wie erwartet steht Dankbarkeit in einem positiven Zusammenhang mit Lebensqualität (Beta = 0,29, p < 0,001). Der Unterschied zwischen FM Patienten und GK
bei der Lebensqualität kann teilweise durch Dankbarkeit erklärt werden (Indirektes Beta = −0,10, p < 0,01). Schlussfolgerung: Wir untersuchten die Rolle von Dankbarkeit als potentiellen Resilienzfaktor bei FMP. Übereinstimmend mit unserer Hypothese steht Dankbarkeit in einem Zusammenhang mit höherer Lebensqualität. Obwohl FM-Patienten im Durchschnitt von geringerer Lebensqualität und Dankbarkeit berichteten als die Kontrollgruppe, steht Dankbarkeit in einem positiven Zusammenhang mit der Lebensqualität. Bedeutsam ist, dass Unterschiede an Dankbarkeit zum Teil die Unterschiede an Lebensqualität zwischen den beiden Gruppen erklären, auch nachdem für wichtige soziodemographische Variablen kontrolliert wurde. Zusammenfassend scheint das Leben mit FM für die Patienten eine Herausforderung darzustellen und die Gelegenheiten zu reduzieren, bei denen sie regelmäßig Dankbarkeit ausdrücken können.
P10.02 – Eine veränderte Zeitwahrnehmung ist mit Krankheitssymptomen und Lebensqualität bei Patientinnen mit Fibromyalgie assoziiert Martin Offenbächer¹, Fuschia Sirois², Loren Toussaint³, Jameson Hirsch⁴, Annemarie Weber⁵, Niko Kohls⁵, Jörg Schelling⁶, Marc Wittmann⁷ ¹Klinikum der Universität München, München, Deutschland, ²University of Sheffield, Sheffield, UK, ³Luther College, Decorah, USA, ⁴East Tennessee State University, Johnson City, USA, ⁵Hochschule für angewandte Wissenschaften und Künste, Coburg, Deutschland, ⁶Ludwig-Maximilians-Universität, München, Deutschland, ⁷Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Freiburg, Deutschland Hintergrund: Fibromyalgia (FM) ist eine chronische Erkrankung mit generalisierten Schmerzen sowie weiteren Symptomen. FM ist möglicherweise ein stressbedingtes Syndrom. Studien zeigen Veränderungen in Systemen, die die Stressantwort regulieren. Man kann FM als einen fehlgeschlagenen Versuch des komplexen neuronalen Systems betrachten, sich an eine bedrohliche Umwelt anzupassen. Somit ist FM eine Krankheit, in welcher auf Grund der Rigidität der Prozesse des sympathischen Nervensystems Stress in Schmerz transformiert wird. Dies zeigt sich auch klinisch: akuter und chronischer Stress spielt bei der Verschlechterung bzw. Aufrechterhaltung der Symptome eine wichtige Rolle. Die subjektive Zeitwahrnehmung, einschließlich adaptiver und maladaptiver Sicht der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft, sowie die Wahrnehmung des Zeitablaufes können zu emotionalen Stressreaktionen führen und sind möglicherweise bei gesunden Personen versus Personen, die an chronischen Erkrankungen leiden, unterschiedlich ausgeprägt. Ziel unserer Studie war 1) die Zeitorientierung bezüglich der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, das subjektive Gefühl des Zeitablaufs, Stress und Achtsamkeit bei FM Patientinnen (FMP) und gesunden weiblichen Kontrollen (GK) zu untersuchen und 2) Krankheitsvariablen und Lebensqualität hinsichtlich möglicher Unterschiede in der subjektiven Zeitwahrnehmung zwischen FMP und GK zu vergleichen. Methode: 92 FMP wurden mithilfe der DFV und 73 GK durch ein Schneeballsystem rekrutiert. Alle füllten das Zimbardo Time Perspective Inventory aus, das individuelle Charakteristika von fünf Zeitdimensionen misst: Orientierung an negativ-Vergangenem (ONV), positiv-Vergangenem (OPV), hedonistischer-Gegenwart, fatalistischer-Gegenwart und Zukunft. Es wurden auch Fragebögen zu Symptomen, Lebensqualität, Zeitwahrnehmung, Achtsamkeit, Stress kompletiert und soziodemographischen Angaben erhoben. Ergebnisse: FMP wiesen höhere Werte bei FM- und Stresssymptomen und niedrigere Werte bei der Lebensqualität sowie der Achtsamkeit (alle p < 0,001) auf. FMP zeigten signifikant höhere Werte bei der Vergangenheitsorientierung sowie erlebten vermehrt eine subjektive Zeitdehnung (alle p < 0,001). Bei den FMP stand ONV in einem signifikanten Zusammenhang mit erhöhter Angst, Depression, Stress und funktionellen Einschränkungen. OPV und Achtsamkeit zeigten gegenteilige Assoziationen. Schlussfolgerung: FMP wiesen im Vergleich zu den GK vermehrt Symptome sowie erhöhte Stresswerte auf und hatten eine niedrigere Lebensqualität. FMP hatten ebenso niedrigere Achtsamkeitswerte, und eine vermehrDer Schmerz · Suppl 2 · 2017
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Abstracts/Kongresse te ONV und OPV. Sowohl die ONV als auch die OPV war mit mentaler Gesundheit, Stress und funktionellen Einschränkungen assoziiert. Ein stärkerer Fokus auf die Vergangenheit, positiv und negativ, und eine geringere Achtsamkeit stellen ev. einen krankheitsbezogenen Verhaltens- und Erlebniskomplex bei FM dar. Zukünftige Studien sollten daher zeitbezogene Probleme bei FMP stärker berücksichtigen.
P10.03 – Ärgerliches Grübeln bei FibromyalgiepatientInnen hat einen negativen Effekt auf die Gesundheit Loren Toussaint¹, Fuschia Sirois², Jameson Hirsch³, Niko Kohls⁴, Annemarie Weber⁴, Jörg Schelling⁵, Christian Vajda⁶, Martin Offenbächer⁷ ¹Luther College, Decorah, USA, ²University of Sheffield, Sheffield, UK, ³East Tennessee State University, Johnson City, USA, ⁴Hochschule für angewandte Wissenschaften und Künste, Coburg, Deutschland, ⁵Ludwig-MaximiliansUniversität, München, Deutschland, ⁶Medizinische Universität Graz, Graz, Österreich, ⁷Klinikum der Universität München, München, Deutschland Hintergrund: Unsere Studie untersucht inwieweit ärgerliches Grübeln [engl. angry rumination (AR)] die Unterschiede in der psychischen Gesundheit und Lebensqualität bei Patienten mit Fibromyalgie (PFM) und gesunden Kontrollen (GK) erklärt. Übereinstimmend mit der umfangreichen Literatur, erwarten wir, daß PFM höhere Werte bei Depression und Angst sowie niedrigere Werte bei psychischer gesundheitsbezogener und allgemeiner Lebensqualität aufweisen. Es wird ebenso erwartet, daß im Vergleich zu GK PFM höhere Werte bei der AR haben, und daß Unterschiede – zumindest zum Teil – bei der psychischen Gesundheit und Lebensqualität zwischen PFM und GK durch AR mediiert wird. Methode: N = 171 PFM und n = 81 GK nahmen an der Studie teil. Alle Teilnehmer füllten standardisierte Fragebögen zu Depression, Angst, psychischer Gesundheit und allgemeiner Lebensqualität aus. Ebenso füllte diese die Anger Rumination Skala, die die Subskalen ‚ärgerliches Nachdenken‘, ‚Gedanken der Rache‘, ‚ärgerliche Erinnerungen‘ und ‚Verstehen der Ursachen‘ beinhaltet, aus. Resultate: Wie erwartet waren die Werte für Gesamt-AR und alle ARSubskalen signifikant höher (p < 0,05–0,001) bei den PFM im Vergleich zu den GK. Ebenso wie erwartet fanden sich signifikante Unterschiede (p < 0,001) in den Werten für Angst, Depression, Lebensqualität und psychischer Gesundheit. AR und alle Subskalen der AR waren positiv assoziiert (p < 0,001) mit Angst und Depression und negativ mit Lebensqualität und psychischer Gesundheit. Alle Assoziationen erreichten mittlere bis große Ausmaße (r = 0,27–0,56). AR mediierte 26, 19, 17, und 15 % der Patienten-Kontrollen Unterschiede und die indirekten Effekte waren für Angst, Depression, Lebensqualität und psychischer Gesundheit 1,39, 1,20, −3,86, und 2,41 [alle signifikant (p < 0,05)]. Der moderierende Effekt der AR ist überwiegend den Effekten der Subskala ‚ärgerliche Erinnerungen‘ zuzuschreiben. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse unserer Studie bestätigten unsere Hypothese, daß PFM eine schlechtere psychische Gesundheit und Lebensqualität sowie höhere Werte bei der AR aufweisen. AR erklärt zu einem statistisch signifikanten Anteil (16–30 %) die Unterschiede zwischen den PFM und GK bei der psychischen Gesundheit und Lebensqualität. Obwohl AR allgemein ein wichtiger Mediator der Patienten-GK Unterschiede ist, scheint es, daß ärgerliche Erinnerungen der wichtigste Aspekt der AR ist. Sich zu Erinnern an ärgerliche Erfahrungen und darüber nachzudenken scheint einen antagonistischen psychischen Zustand zu generieren, der einen negativen Effekt auf die psychische Gesundheit und Lebensqualität bei PFM hat.
P10.04 – Assoziation reduzierter exzitatorischer Neurotransmitterkonzentration der anterioren Insula mit somatischer Symptombelastung und kognitiver Schmerzbewältigung bei Frauen mit Reizdarmsyndrom Adriane Icenhour¹, Olga Bednarska², Sofie Tapper², Anders Tisell², Peter Lundberg², Suzanne T. Witt², Sigrid Elsenbruch¹, Susanna Walter² ¹Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland, ²Linköping University, Linköping, Schweden Als Hirnregion mit einer Schlüsselrolle in der Integration viszeral-sensorischer Signale und top-down regulatorischer Prozesse, stellt die anteriore Insula (AI) eine zentrale Schaltstelle der bidirektionalen Kommunikation entlang der Gehirn-Darm-Achse dar. Funktionelle Veränderungen der AI sind beim Reizdarmsyndrom (RDS), einem chronischen viszeralen Schmerzsyndrom dem eine gestörte Gehirn-Darm-Interaktion zugrunde gelegt wird, gut belegt. Bislang sind jedoch biochemische Dysregulationen, insbesondere der exzitatorischen glutamatergen Neurotransmission, welche Veränderungen der Hirnfunktion zugrunde liegen könnten, unbekannt. In der vorliegenden Hirnbildgebungsstudie wurden mittels quantitativer Magnetresonanzspektroskopie (qMRS) 35 RDS Patientinnen und 20 altersgleiche gesunde Frauen hinsichtlich der Konzentrationen von Glutamat-Glutamin, als Kombinationsmaß Glx, in der AI verglichen. Zudem wurden Assoziationen zwischen der Neurotransmitterdichte und schmerzrelevanten, sowie psychologischen Faktoren untersucht. Glx-Konzentrationen innerhalb eines Voxel (4,5×2×3 cm3), platziert in der anterioren Insula basierend auf individuellen T1-gewichteten Aufnahmen, wurden mittels eines 3T MRT-Scanners (Philips Ingenia) mit einer MEGA-PRESS Sequenz untersucht. RDS Symptomschwere, somatische Symptombelastung, Schmerzintensität und Interferenz, gastrointestinalspezifische und generelle Angst, sowie Depression und Schmerzbewältigungsstrategien wurden für korrelative Analysen erhoben. Patientinnen wiesen signifikant reduzierte Glx Konzentrationen beidseitiger Insulae bei stärker ausgeprägten Gruppenunterschieden in der rechten Hemisphäre auf (links: p = .007; rechts: p<.001). Innerhalb der Patientengruppe korrelierten AI Glx Level negativ mit somatischer Symptombelastung (links: p = .017; rechts: p = .004). In der linken, nicht aber der rechten Hemisphäre waren niedrigere Glx Konzentrationen zudem mit einer selteneren Anwendung aktiver und adaptiver Strategien zur Schmerzbewältigung assoziiert (Aufmerksamkeitsablenkung: p = .004; Selbstinstruktion: p = .014). Keiner der weiteren symptomassoziierten oder psychologischen Faktoren zeigte signifikante Korrelationen mit Glx Leveln. Die dargestellten Befunde dokumentieren erstmalig reduzierte exzitatorische Neurotransmitterkonzentrationen der AI bei Frauen mit RDS. Die beobachteten Veränderungen waren mit höherer somatischer Symptombelastung und einer geringeren Tendenz assoziiert, adaptive Strategien zur Schmerzbewältigung einzusetzen. Eine gestörte Neurotransmission der AI könnte daher die biochemische Basis veränderter zentralnervöser Schmerzverarbeitung und ihrer kognitiven Regulation beim RDS darstellen.
P10.05 – Milde Depressionen bei Rückenschmerz: Erhöht Stress den dysfunktionalen Charakter von Gedankenunterdrückung? Kerstin Konietzny¹, Omar Chehadi¹, Irmgard Streitlein-Böhme², Herbert Rusche¹, Roland Willburger³, Monika Ilona Hasenbring¹ ¹Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland, ²Universität Freiburg, Freiburg, Deutschland, ³St. Elisabeth-Hospital, Bochum, Bochum, Deutschland Hintergrund: Depressionen und Schmerzen treten häufig komorbid auf, die spezifischen Mechanismen dieses Zusammenhangs sind aber weitestgehend ungeklärt. Maladaptive Kognitionen und Stress scheinen jedoch eine wichtige Rolle zu spielen. Die Gedankenunterdrückung (GU) ist eine kognitive Strategie im Umgang mit negativen Gedanken und Empfindungen und wird häufig auch bei Schmerzen angewendet. Allerdings scheint
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die GU, insbesondere unter kognitiver Belastung oder Stress, zu scheitern und dadurch emotionalen Distress zu erhöhen. Methode: Ziel dieser Querschnittsstudie war die Untersuchung einer Interaktion zwischen GU und Stress bezüglich Depressionen bei Patienten mit subakuten Rückenschmerzen. Mit Fragebögen (Avoidance-Endurance-Questionnaire, Beck-Depressions-Inventar, Kieler Interview zur subjektiven Situation) wurden Daten von 177 Patienten (Alter: 45,22 ±12,23; 50,8 % Frauen) erhoben und varianzanalytisch ausgewertet. Dazu wurden anhand von Median-Split bzw. Cut-off Gruppen von hohem bzw. geringem Stress und hoher bzw. geringer schmerzbezogener GU gebildet. Ergebnisse: Wie erwartet zeigten Patienten mit hohem Stress und hoher GU die höchsten Depressionswerte (p<.05). Dieser Effekt war geschlechtsspezifisch und konnte nur bei Frauen nachgewiesen werden (p<.01). Darüber hinaus zeigten die Haupteffekte „Stress“ (p<.01) und „Geschlecht“ (p<.05) eine höhere depressive Symptomatik bei Frauen sowie bei hoch gestressten Patienten. Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass GU im Kontext von Stress mit erhöhten depressiven Symptomen einhergeht. Wir nehmen an, dass erhöhter Stress zur Dysfunktionalität von schmerzbezogener GU beiträgt. Somit stellt die GU neben Furcht-VermeidungsKognitionen einen eigenen Angriffspunkt in der Therapie dar.
P10.06 – Die Schmerzverarbeitung beeinflusst die Schmerzintensität, körperliche Beeinträchtigung und körperliche Aktivität von Athleten mit Rückenschmerz Christina Titze, Petra Platen, Daniela Fett, Katharina Trompeter, Monika Hasenbring Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland Hintergrund der Studie: Obgleich sportliche Bewegungsübungen fester Bestandteil bestehender Schmerztherapieprogramme sind, weisen Athleten – eine körperlich hochaktive Population – ähnliche Rückenschmerzprävalenzen auf wie Nicht-Athleten. Für Nicht-Athleten konnte gezeigt werden, dass psychosoziale Risikofaktoren wie Depressivität, ängstlichmeidende Schmerzverarbeitungsstrategien oder solche mit Durchhalteappellen und -verhalten maßgeblichen Einfluss auf die Chronifizierung und Genese von Rückenschmerz zu haben scheinen. Das AvoidanceEndurance-Modell der Schmerzverarbeitung [2] postuliert drei maladaptive Schmerzverarbeitungsmuster, die eine erhöhte Schmerzintensität und körperliche Beeinträchtigung zur Folge haben. Ob der Krankheitsverlauf bei Athleten ähnlichen Mechanismen unterliegt, ist dagegen bislang wenig untersucht. Methoden: 553 Athleten (18–35 Jahre, 53,5 % Frauen) des Deutschen Olympischen Sportbundes wurden im Rahmen einer Online-Umfrage mittels des Beck-Depression-Inventory for Primary-Care (BDI-PC) und des Avoidance-Endurance-Questionnaire (AEQ) in die vier Schmerzverarbeitungsgruppen „ängstlich-meidend“ (FAR), „depressiv-suppressiv“ (DER), „heiter-suppressiv“ (EER) und „adaptiv“ (AR) eingeteilt. Sie bewerteten außerdem ihre durchschnittliche Schmerzintensität (von Korff, 0–100) und körperliche Beeinträchtigung (von Korff, 0–100) in den letzten drei Monaten sowie ihre durchschnittliche Trainingsfrequenz (Stunden pro Woche). Zur statistischen Analyse möglicher Gruppenunterschiede in den Schmerzparametern (Schmerzintensität, körperliche Beeinträchtigung) und Trainingsfrequenz wurden Varianzanalysen und Bonferroni-korrigierte Post-hoc Tests mit dem Zwischensubjektfaktor „Gruppe“ berechnet. Ergebnisse: 54 (9,8 %) Athleten wurden als FAR, 107 (19,3 %) als DER, 258 (46,7 %) als EER und 134 (24,2 %) als AR klassifiziert. Für alle untersuchten Parameter zeigten sich signifikante Gruppenunterschiede: FAR, DER und EER berichteten signifikant höhere Schmerzintensitätswerte als AR (p < .05). Hinsichtlich der körperlichen Beeinträchtigung beurteilten sich FAR und DER als signifikant stärker beeinträchtigt als EER und AR (p < .05). Dennoch zeigten sich hinsichtlich der Trainingsfrequenz signifikant höhere Werte bei DER im Vergleich zu den übrigen Schmerzverarbeitungsgruppen (p < .05).
Diskussion: Verglichen mit nicht-athletischen Stichproben aus früheren Studien scheinen die Durchhaltestrategien im Umgang mit Schmerz bei Athleten überrepräsentiert zu sein. Die vorliegende Studie liefert weiterhin erstmals Hinweise auf einen ähnlichen Zusammenhang von maladaptiver Schmerzverarbeitung und erhöhten Schmerzparametern bei Athleten wie bei Nicht-Athleten. Dieser Zusammenhang zeigt die Notwendigkeit, die Aufmerksamkeit für dysfunktionale Aspekte von Durchhaltestrategien insbesondere bei Athleten zu erhöhen und in kognitiv-behavioralen Interventionen aufzugreifen.
Literatur 1. Hasenbring MI, Hallner D, Rusu AC (2009) Fear-avoidance-and endurance-related responses to pain: Development and validation of the Avoidance-Endurance Questionnaire (AEQ). Eur J Pain 13(6):620–628 2. Hasenbring MI, Verbunt JA (2010) Fear-avoidance and endurance-related responses to pain: new models of behavior and their consequences for clinical practice. Clin J Pain 26(9):747–753 3. Korff M von, Ormel J, Keefe FJ, Dworkin SF (1992) Grading the severity of chronic pain. Pain 50(2):133–149 4. Pietsch K, Hoyler A, Frühe B, Kruse J, Schulte-Körne G, Allgaier AK (2012) Früherkennung von Depressionen in der Pädiatrie: Kriteriumsvalidität des Beck Depressions-Inventar Revison (BDI-II) und des Beck Depressions-Inventar–Fast Screen for Medical Patients (BDI-FS). Psychother Psychosom Med Psychol 62(11):418–424
P10.07 – Review: Wirkung von Oxytocin auf das menschliche Schmerzerleben Ann-Christin Pfeifer Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany Hintergrund: Die Wirkung des körpereigenen Hormons Oxytocin und dessen Nützlichkeit für die Schmerztherapie werden in der Forschung über die letzten Jahre vermehrt untersucht und diskutiert. Erste Studienergebnisse konnten bereits die Effektivität des Hormons in Bezug auf Geburtsvorgang und Stillen hervorheben. Diverse Tierstudien konnten zudem die Wirksamkeit auf Bindungsverhalten und Schmerzempfinden belegen. Unklar ist allerdings nach wie vor wie Oxytocin auf das menschliche Schmerzerleben wirkt. Die potentielle therapeutische Wirksamkeit von Oxytocin könnte für die Primär- und Sekundärversorgung von Schmerzpatienten besonders bedeutsam sein, da es in diesem Bereich verstärkt zu Schmerzchronifizierung kommen kann. Methods: Die Datenbanken PubMed, Medline und PsycINFO wurden auf die Begriffe „Oxytocin“, „pain“, „human“, „analgesic“ durchsucht. Die Suche nach Originalarbeiten ergab insgesamt 89 Artikel, nachdem Studien zu Schmerzen bei Geburt, Stillen und Tierstudien ausgeschlossen worden waren. Es wurden nur Studien eingeschlossen, welche zwischen 1994 und 2015 durchgeführt wurden. Es konnten insgesamt 17 Studien für dieses Review verwendet werden. Davon befassten sich 13 Studienmit der Applikation von Oxytocin und 4 weitere Studien mit der Messung von Oxytocin im Plasma. Ergebnisse: Auch wenn in 6 Studien keine schmerzreduzierendeWirkung durch die Gabe von Oxytocin gefunden wurde, zeigen doch zwei Drittel der Studien die zeitabhängig erfolgende positive schmerzreduzierendeWirkung. Sie weisen damit darauf hin, dass OT das Potenzial hat, additiv in die Behandlung vonchronischenSchmerzen miteinbezogen zu werden. Die Studienergebnisse eröffnen die Möglichkeit, dass über ein gesteigertes Vertrauen der Patienten in die Behandlung sowie eine verstärkte Bindungsqualität, die Erwartung in die Medikamentenwirkung (u. a. Placebo) steigen und dadurch auch den tatsächlichen Behandlungserfolg erhöhen. Zusammenfassung: Dieses Review soll einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand von Oxytocin und dessen direkten und indirekten Zusammenhang mit dem menschliche Schmerzerleben geben und die daraus resultierenden Konsequenzen für die multimodale Schmerztherapie hervorheben.
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Abstracts/Kongresse P10.08 – Welche Rolle spielt aversives und appetitives Lernen bei der Entwicklung chronischer Schmerzen? Katrin Usai, Martin Löffler, Herta Flor, Frauke Nees Zentralinstiut für Seelische Gesundheit, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Mannheim, Deutschland Bisherige Studien lassen vermuten, dass emotionale Lernprozesse bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Schmerzsyndromen eine wichtige Rolle spielen. Jedoch ist wenig über diese Prozesse, insbesondere über die Differenzierung von aversiven und appetitiven Lernprozessen, und die damit assoziierten strukturellen und funktionellen Gehirnveränderungen bekannt. Es konnte bereits gezeigt werden, dass bei dem Übergang von akuten zu chronischen Schmerzen eine Verschiebung der Muster der Hirnaktivierung von Regionen, die in die nozizpetive Verarbeitung involviert sind, zu solchen, die emotionalen Prozessen zugrunde liegen, stattfindet. Das aktuelle Projekt zielt darauf ab, die neuronalen Korrelate aversiver und appetitiver Lernprozesse im Verlauf der Chronifizierung von Rückenschmerzen zu identifizieren. Personen mit subakutem Rückenschmerz (N = 10), chronischen Rückenschmerzen (n = 16) und eine gesunde Kontrollgruppe (N = 43) durchliefen eine aversive und appetitive Konditionierung, während die Hirnaktvierung mittels Magnetresonanztomographie und die Hautleitfähigkeit gemessen wurden. Außerdem wurde die wahrgenommene Valenz, Kontingenz und das Erregungsniveau der konditionierten Stimuli erhoben. Im Rahmen der Konditionierungsdesigns, wurden ein Schmerzreiz und eine angenehme Berührung als unkonditionierte Stimuli (US) verwendet. Der aversive US bestand aus einer, schmerzhaften aber tolerierbaren, elektrischen Stimulation des linken Daumens. Der US wurde in 50 % der Durchgänge an den konditionierten Stimulus (CS) gekoppelt, wobei beide Stimuli zeitgleich endeten. Das appetititve Konditionierungsdesign entsprach dem der aversiven Konditionierung. Die angenehme Berührung wurde mittels eines kosmetischen Pinsels, in einer uniformen Streichbewegung mit gleichleibendem Start- und Endpunkt, erzeugt. Als CS wurden verschiedene abstrakte Figuren verwendet, welche klar in ihrer Form unterscheidbar, jedoch farblich identisch, waren. Während der aversiven Konditionierung zeigten die chronischen Schmerzpatienten, im Vergleich zu der Kontrollgruppe eine stärkere Aktivierung der Insula und eine niedrigere Aktivierung der limbischen und striatalen Areale. Während der appetitiven Konditionierung zeigten die chronischen Schmerzpatienten eine stärkere Aktivierung im anterioren zingulären Kortex und eine schwächere Aktivierung des Nucleus accumbens, im Vergleich zu der Kontrollgruppe. Diese ersten Ergebnisse zeigen eine veränderte neuronale Verarbeitung aversiver und appetitiver Reize bei Patienten mit Rückenschmerzen, insbesondere in Arealen, die mit emotionaler Verarbeitung in Verbindung gebracht werden. Die gefundenen Unterschiede zwischen Patienten und der Vergleichsgruppe, sollen nun im Längsschnitt darauf untersucht werden, ob sie die Entwicklung chronischer Schmerzen vorhersagen können. Hierbei werden auch bekannte Chronifizierungsprädiktoren mit den von uns gefundenen Ergebnissen in Beziehung gesetzt. Der Beitrag wird unterstützt von der DFG (SFB1158/B03 an FN/HF)
Aus- und Weiterbildung P11.01 – Schmerztherapeutische Versorgung in Deutschland – was unterscheidet ambulante und stationäre Patienten zu Behandlungsbeginn? Eine Auswertung auf Basis des KEDOQSchmerz-Datensatzes
Elisabeth Sens, Martin Mothes-Lasch, Johannes F. Lutz Zentralklinik Bad Berka GmbH, Bad Berka, Deutschland
Michael Hüppe¹, Sarah Kükenshöner¹, Klaus Böhme², Florian Bosse³, Hans-Raimund Casser⁴, Thomas Kohlmann⁵, Gabi Lindena⁶, Bernd Nagel⁴, Michael Pfingsten⁷, Frank Petzke⁷ ¹Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland, ²Vitos Medizinisches Versorgungszentrum, Kassel, Deutschland, ³Schmerzzentrum Kassel, Kassel, Deutschland, ⁴DRK Schmerz-Zentrum Mainz, Mainz, Deutschland, ⁵Universität Greifswald, Greifswald, Deutschland, ⁶CLARA Clinical Analysis, Research and Application, Kleinmachnow, Deutschland, ⁷Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
Einleitung: Einem Interdisziplinären Schmerzassessement (ISA) wird durch die Ad-hoc Kommission „Multimodale interdisziplinäre Schmerztherapie“ und in der aktuellen NVL „Kreuzschmerz“ eine große Bedeutung beigemessen. Dabei sind Ziele und Inhalte eines ISAs neben einer
Einleitung und Fragestellung: Der Vergleich ambulant und stationär versorgter Schmerzpatienten hinsichtlich schmerzbezogener und psychischer Merkmale war bislang noch nicht Gegenstand systematischer Analysen. Die KErnDOkumentation und Qualitätssicherung in der Schmerzthera-
Psychologie und Psychotherapie des Schmerzes P10.09 – Sind Sie bereit? – Einfluss eines Interdisziplinären Schmerzassessments auf Therapiemotivation und Belastungsfaktoren bei Patienten mit chronischen Schmerzen
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umfassenden Diagnostik die Erarbeitung eines strukturierten Behandlungsplanes. Darüber hinaus könnte ein ISA, wie es an der Zentralklinik Bad Berka durchgeführt wird, auch zur Stärkung der Therapiemotivation bzw. der Bahnung einer Einstellungsänderung für den Ansatz der „functional restoration“ beitragen. In der vorliegenden Untersuchung soll geprüft werden, inwiefern das ISA die Therapiemotivation und die Einstellungsänderung bei Patienten mit chronischen Schmerzen beeinflussen kann. Methode: Im Zentrum für Interdisziplinäre Schmerztherapie der Zentralklinik Bad Berka wurde bei Patienten mit chronischen Schmerzen neben dem DSF zusätzliche Fragebögen (z. B. PAREMO, FF-STABS) erhoben. Mittels deskriptiven und varianzanalytischen Untersuchungen werden die Angaben in den prästationären Fragebögen vor dem ISA, die Angaben während des ISA und die Angaben zu Beginn der Multimodalen Schmerztherapie verglichen. Ergebnisse: Auf allen Skalen des PAREMO ergeben sich keine Änderungen zwischen den prästationären Erhebungen und dem ISA. Zwischen dem ISA und Therapiebeginn zeigen die Subskalen „Seelischer Leidensdruck“ und „Körperliche Einschränkungen“ signifikant geringere Ausprägungen und die Skala „Informationsstand“ höhere Ausprägungen. Bezüglich der Stadien der Bewältigung chronischer Schmerzen (FF-STABS) geben die Daten Hinweise darauf, dass sich über alle Messzeitpunkte die meisten Patienten im Stadium der „Vorbereitung“ befinden. Im Vergleich des Zeitraumes prästationäre Erhebung – ISA und dem Zeitraum ISA – Therapiebeginn weisen einige Patienten einen Stadienübergang von „Sorglosigkeit“ zu „Vorbereitung“ nach dem ISA auf, sodass davon auszugehen ist, dass durch das ISA ein Stadienübergang gefördert wurde. Bezüglich der weiteren psychometrischen Inventare zeigen sich im Verlauf inhomogene Befunde. Diskussion: Das ISA scheint einen positiven Einfluss auf die Therapiemotivation und die Einstellungsänderung zu haben, insbesondere durch eine psychische und körperliche Entlastung sowie durch einen gestiegenen Informationsstand. Bezüglich der Bewältigungsstadien chronischer Schmerzen hat bereits bei vielen Patienten vor dem Assessment eine Absichtsbildung, das Verhalten bezüglich der Schmerzbewältigung zu ändern, eingesetzt. Bei einigen Patienten konnte dieser Prozess durch das ISA gefördert werden. Ursache für diese Effekte könnten einerseits die spezifischen Inhalte des ISA wie Diagnostik, Behandlungsplanung, Psychoedukation bezüglich des Biopsychosozialen Modells sowie die Erprobung von Therapietechniken sein, andererseits könnten aber auch unspezifische Faktoren wie die Hoffnung auf eine erfolgreiche Therapie, positive Zuwendung oder ein Gefühl von Sicherheit auf der Station eine Rolle spielen.
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pie (KEDOQ-Schmerz) ist ein von der Deutschen Schmerzgesellschaft initiiertes Projekt zur einheitlichen Dokumentation der in Schmerzeinrichtungen versorgten Patienten. Mittels KEDOQ-Schmerz wollten wir die Fragen beantworten, in welchen sozialen, schmerzbezogenen und psychischen Merkmalen sich Patienten unterscheiden, die einer stationären oder ambulanten schmerztherapeutischen Behandlung zugeführt werden und wie ausgeprägt die Unterschiede sind. Methodik: KEDOQ-Schmerz-Daten aus 25 Zentren mit insgesamt 7689 Patienten wurden 2017 ausgewertet. Die Patienten hatten den Deutschen Schmerzfragebogen zwischen Januar 2012 und März 2017 ausgefüllt und erhielten ein ambulantes (n = 4082) oder stationäres (n = 3607) schmerztherapeutisches Versorgungsangebot. Ausgewertet wurden soziodemographische, schmerzbezogene und psychometrische Daten des DSF (SF-12; DASS; MFHW) sowie Arztangaben zum Schmerzchronifizierungsstadium und zur Schmerzlokalisation. Die Auswertung erfolgte deskriptiv und gruppenvergleichend mit uni- und multivariaten Verfahren. Ergebnisse: Stationär behandelte Patienten waren signifikant älter, hatten häufiger mehr als eine Schmerzlokalisation, berichteten stärkere Schmerzen und hatten häufiger das MPSS-Stadium III. Sie beschrieben signifikant schlechtere körperliche und psychische gesundheitsbezogene Lebensqualität (SF-12), hatten im DASS signifikant höhere Depressions-, Angst- und Stresswerte sowie schlechteres habituelles Wohlbefinden (MFHW). Die Ausprägung der signifikanten Gruppenunterschiede war sehr gering. In der multivariaten Analyse zur Vorhersage des stationären Behandlungssettings wurden die meisten klinischen Prädiktoren signifikant, durch sie wurde aber weniger als 5 % Varianz aufgeklärt. Diskussion: KEDOQ-Schmerz ist geeignet, um versorgungswissenschaftliche Fragestellungen zu beantworten. Die Auswertungen sprechen dafür, dass generell in schmerztherapeutischen Einrichtungen Patienten mit hoher Schmerzchronifizierung und hoher schmerzbedingter Belastung und Therapievorerfahrungen behandelt werden. Dies fordert eine hohe fachliche Kompetenz des interdisziplinären Behandlungsteams sowohl im ambulanten als auch im stationären Sektor. Die Unterschiede der Patientenmerkmale zwischen den Behandlungssettings sind größtenteils klinisch bedeutungslos. Klinische Merkmale erklären nicht die Zuordnung zu einem ambulanten oder stationären Behandlungssetting.
P11.02 – Der „Hauptschmerz“ bei Patienten unterschiedlicher Behandlungssektoren. Eine Auswertung auf Basis von Daten aus KEDOQ-Schmerz Sarah Kükenshöner¹, Bernd Nagel², Michael Hüppe¹, Klaus Böhme³, Florian Bosse⁴, Hans-Raimund Casser², Thomas Kohlmann⁵, Gabriele Lindena⁶, Michael Pfingsten⁷, Frank Petzke⁷ ¹Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland, ²DRK Schmerz-Zentrum Mainz, Mainz, Deutschland, ³Vitos Medizinisches Versorgungszentrum, Kassel, Deutschland, ⁴DRK-Kliniken Nordhessen, Kassel, Deutschland, ⁵Universität Greifswald, Greifswald, Deutschland, ⁶CLARA Clinical Analysis, Research and Application, Kleinmachnow, Deutschland, ⁷Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland Einleitung und Fragestellung: Die KErnDOkumentation und Qualitätssicherung in der Schmerztherapie (KEDOQ-Schmerz) ist ein von der Deutschen Schmerzgesellschaft initiiertes Projekt zur einheitlichen Dokumentation der Versorgung von Patienten in Schmerzeinrichtungen. Die Klassifikation von Patienten nach ihrem „Hauptschmerz“ ist für ihre Charakterisierung und für ein Benchmarking notwendig. Methodisch und inhaltlich ergeben sich Herausforderungen, weil oft mehr als eine Schmerzlokalisationsangabe gemacht wird. Wir wollten mit unserer Auswertung von KEDOQ-Schmerz-Daten die Fragen behandeln, welchen „Hauptschmerz“ Patienten haben, die einer Schmerzbehandlung zugeführt werden, und ob sich die Verteilung in den Behandlungssektoren unterscheidet. Methodik: KEDOQ-Schmerz-Daten aus 25 Zentren mit insgesamt 8953 Patienten wurden 2017 ausgewertet. Die Patienten hatten den Deutschen Schmerzfragebogen zwischen Januar 2012 und März 2017 ausgefüllt und erhielten ein ambulantes (n = 4082), teilstationäres (n = 1264) oder statio-
näres (n = 3607) schmerztherapeutisches Versorgungsangebot. Über Angaben zur Schmerzlokalisation (Arzturteil auf Basis der Patientenangaben, Mehrfachnennungen möglich) und die Arztangabe zur medizinischen Hauptschmerzdiagnose wurden die Patienten einer von 9 Hauptschmerzgruppen zugeordnet: (1) Kopf-/Gesichtsschmerz; (2) Nacken-, Schulter-, Armschmerz; (3) Rückenschmerz (BWS); (4) Kreuz-/Beinschmerz; (5) Schmerzen der Extremitäten; (6) Abdomen-/Genitalschmerz; (7) Ausgedehnte Schmerzbilder; (8) Sonstige Schmerzbilder; (9) Rückenschmerz ohne eindeutige Lokalisation. Die 9. Gruppe bildete sich ausschließlich aus der Information zur Hauptschmerzdiagnose. Die Auswertung erfolgte deskriptiv und gruppenvergleichend. Überzufällig häufige Hauptschmerzgruppen in einzelnen Behandlungssektoren wurden mittels Konfigurationsfrequenzanalyse geprüft. Ergebnisse: Bei ausschließlicher Verwendung der Schmerzlokalisation war eine Hauptschmerzzuordnung bei 60,6 % der Patienten möglich, unter Hinzunahme der medizinischen Hautschmerzdiagnose konnten 90,6 % einer Hauptschmerzkategorie zugewiesen werden. Die drei Behandlungssektoren unterschieden sich signifikant in der entsprechenden Verteilung (P < 0,001; Cramers V = 0,17; df = 16). Im ambulanten Setting fanden sich überzufällig häufig Patienten mit Kopf-/Gesichtsschmerz. Tagesklinisch versorgte Patienten wiesen überzufällig Rückenschmerzen auf (signifikant für die Kategorien 2, 3, 4 und 9). Bei den stationären Patienten war die Kombination zu Nacken-, Schulter-, Armschmerz sowie zu Kreuz-/Beinschmerz signifikant. Diskussion: Die vorgenommene Zuordnung von Patienten zu einer „Hauptschmerzgruppe“ ergibt nachvollziehbare Verteilungen der Patienten zu den Behandlungssektoren. Dies spricht für die Gültigkeit der vorgenommenen „Hautschmerz“-Klassifikation. Zukünftig sollte das Konzept eines „Hauptschmerzes“ entsprechend der Schmerzlokalisation für ein Benchmarking konsequent umgesetzt werden.
P11.03 – Medikamentenmissbrauch an der Universität Mainz und die Untersuchung des Antwortverhaltens der Teilnehmer bei Parameterveränderung des Unrelated-Question-Models Anne Quermann¹, Pavel Dietz², Perikles Simon³, Rolf Ulrich⁴ ¹Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland, ²Kral-Franzens-Universität Graz, Österreich, Graz, Austria, ³Johannes Gutenberg Universität Mainz, Mainz, Deutschland, ⁴Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland Mittels der Randomized-Response-Technik (RRT) konnten in den letzten Jahren hohe Prävalenzen für Medikamentenmissbrauch und illegalen Drogenkonsum mit dem Zweck der kognitiven und physischen Leistungssteigerung festgestellt werden. Die Befragung mittels RRT gewährleistet eine große Anonymität und daher die Bereitschaft, auf heikle Fragen ehrlich zu antworten. Ein RRT-Modell mit günstigen statistischen und psychologischen Eigenschaften ist das Unrelated-Question-Modell. Bei diesem Modell erhält ein Proband eine heikle Frage zum Medikamentenmissbrauch mit der Wahrscheinlichkeit p oder eine neutrale Frage mit der Gegenwahrscheinlichkeit 1-p; p war in dieser Studie entweder 1/3 oder 2/3. Um den Wert von RRTs als Instrument zur Untersuchung sensibler Themen zu erhöhen, war das Ziel dieser Studie, die UQT weiter zu validieren. Dafür wurde in der vorliegenden Studie untersucht, ob die Prävalenzschätzung des UQT durch die Änderung der Wahrscheinlichkeit p des Empfangens der sensiblen Frage beeinflusst wird. Aus diesem Grund wurden die Prävalenzen des physischen und kognitiven Dopings mit zwei Versionen bzw. dem UQT mit unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten (p ≈ 1/3 und p ≈ 2/3) beurteilt. Hierzu wurden acht Fragebogenversionen generiert, von denen jeweils vier mit einer Frage zum physischen und vier mit einer Frage zum kognitiven Doping anfingen. Acht Versionen eines anonymen, spezialisierten Fragebogens, welcher die RRT verwendete, wurden zu gleichen Teilen an 1243 Studenten verteilt. Die Studierenden erhielten einen Fragebogen mit einer neutralen Frage A, gefolgt von jeweils einer Frage zum kognitiven, sowie einer Frage zum physischen Doping. Diese Befragung erlaubte es, die 12-Monats-Prävalenzen für kognitives und physisches Doping mit dem Unrelated-QuestionModell zu schätzen. Der Schmerz · Suppl 2 · 2017
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Abstracts/Kongresse Die Rücklaufquote betrug 97,0 %. Die geschätzte 12-Monats-Prävalenz für die Einnahme von Substanzen zur Steigerung der körperliche Leistungsfähigkeit lag für p ≈ 1/3 bei 22,5 %, KI = [10,8–34,1 %] und für p ≈ 2/3 bei 12,8 %, KI = [7,6–18,0 %], die der geistigen Leistungsfähigkeit lag für p ≈ 1/3 bei 22,5 %, KI = [11,0–34,1 %] und für p ≈ 2/3 bei 18,0 %, KI = [12,5– 23,5 %]. Ein Likelihood-Ratio Test zeigte keinen signifikanten Unterschied der geschätzten Prävalenzen für p ≈ 1/3 versus p ≈ 2/3. Zudem ließ sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen physischem und kognitivem Doping nachweisen. Die Ergebnisse zeigen, dass das Phänomen der kognitiven und physischen Leistungssteigerung mittels verschreibungspflichtiger Medikamente an Hochschulen verbreitet ist. Die Ergebnisse müssen jedoch unter Berücksichtigung der jeweiligen Konfidenzintervalle insbesondere bei kleinem p (in diesem Fall 1/3) kritisch betrachtet werden. Ebenso zeigt diese Studie, dass die RRT eine geeignete Methode ist, um diesen heiklen Sachverhalt zu erfassen und, dass andere direkte Befragungsmethoden die Verwendung dieser Medikamente unterschätzt haben.
Pharmakologische Therapie des Schmerzes P12.01 – Patient-Reported Outcomes in Patients with Chronic Migraine Receiving Placebo or Erenumab Stewart Tepper¹, Richard Lipton², Uwe Reuter³, Stephen Silberstein⁴, Walter Stewart⁵, Dean Leonardi⁶, Pooja Desai⁶, Sunfa Cheng⁶, Dan Mikol⁶, Robert Lenz⁶ ¹Geisel School of Medicine at Dartmouth, Hanover, United States, ²Albert Einstein College of Medicine, New York, United States, ³Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany, ⁴Thomas Jefferson University, Philadelphia, United States, ⁵Sutter Health, Walnut Creek, United States, ⁶Amgen, Los Angeles, United States Objectives: To evaluate patient‐reported outcomes in a phase 2 clinical trial of erenumab (AMG 334) for chronic migraine (CM) (NCT02066415). Introduction: Migraine is a disabling disease associated with substantial burden on patients and society. Erenumab is a fully human anti‐CGRP receptor monoclonal antibody in clinical development for migraine prevention. Methods: 667 adults with CM were randomized (3:2:2) to monthly subcutaneous placebo or erenumab 70 mg or 140 mg. Primary and secondary endpoints were assessed at week 12. Exploratory endpoints included: change from baseline in migraine‐specific QoL measured by the Migraine‐ Specific Quality‐of‐Life Questionnaire (MSQ), headache impact measured by the Headache Impact Test (HIT‐6), and migraine‐related disability measured by the Migraine Disability Assessment Test (MIDAS). No formal hypothesis was tested; p‐values (placebo vs erenumab dose‐groups) are descriptive. Results: Baseline scores were similar between groups. Improvements were observed for all endpoints in both erenumab groups at week 12. The mean (95% CI) changes for placebo vs 70 mg and 140 mg groups, respectively, were 11.8 (9.4,14.1) vs 17.7 (14.9,20.6), p = 0.002 and 19.1 (16.3,22.0), p < 0.001 for MSQ role function‐restrictive scores, 8.9 (6.8,11.0) vs 13.0 (10.5,15.6), p = 0.013 and 13.8 (11.3,16.4), p = 0.003 for MSQ role function‐ preventive scores, and 9.9 (7.3,12.5) vs 18.2 (15.0,21.3), p < 0.001 and 18.8 (15.6,21.9), p < 0.001 for MSQ emotional‐function scores. Mean changes in HIT‐6 scores were ‐3.1 (‐3.9,‐ 2.3) for placebo vs ‐5.6 (‐6.5,‐4.6), p < 0.001 for both erenumab groups. Corresponding mean changes in the placebo, 70 mg, and 140 mg dose‐groups were ‐7.5 days (‐12.4,‐2.7) vs ‐19.4 days (‐25.2,‐13.6), p = 0.002 and ‐19.8 days (‐25.6,‐14.0), p = 0.001 for MIDAS days of lost productivity, ‐5.2 days (‐8.0,‐2.4) vs ‐10.3 days (‐13.6,‐6.9), p = 0.023 and ‐10.2 days (‐13.6,‐6.8), p = 0.024 for MIDAS‐absenteeism, and ‐1.9 days (‐4.7,0.8) vs ‐9.3 days (‐12.6,‐6.1), p < 0.001 and ‐9.9 days (‐13.2,‐6.7), p < 0.001 for MIDASpresenteeism. Conclusions: Erenumab‐treated CM patients experienced consistent and clinically significant improvements in migraine‐specific QoL and reductions in headache impact and disability.
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P12.02 – Phase 1, Randomized, Parallel-Group, Double-Blind, Placebo-Controlled Trial to Evaluate the Effects of Erenumab (AMG 334) and Concomitant Sumatriptan on Blood Pressure in Healthy Subjects Jan de Hoon¹, Anne Van Hecken¹, Corinne Vandermeulen¹, Marissa Herbots¹, Yumi Kubo², Edward Lee², Osa Eisele², Gabriel Vargas², Kristin Gabriel² ¹University Hospitals of Leuven, Leuven, Belgium, ²Amgen, San Francisco, United States Objective: Assess the effects of subcutaneous (SC) sumatriptan alone and concomitant SC sumatriptan and intravenous (IV)erenumab on resting blood pressure (BP) in healthy subjects. Background: Erenumab is an anti-CGRP receptor monoclonal antibody in development for migraine prophylaxis. BP elevation is a known side effect of SC sumatriptan, a commonly used acute migraine medication. Increased BP is a theoretical possibility with CGRP inhibition. Design/Methods: In this one-way, parallel design study, 34 healthy adults were randomized to: Group A (sumatriptan alone, n = 12) and Group B (concomitant sumatriptan and erenumab, n = 22). Both groups received IV placebo on Day 1 and SC sumatriptan 12 mg (ImitrexTM) on Day 2 (Part 1). After a 2-day washout, Group A received IV placebo and Group B received IV erenumab 140 mg on Day 4, both groups received SC sumatriptan 12 mg on Day 5 (Part 2). BP was assessed at 11 time points (Parts 1 and 2). The primary endpoint was time-weighted, resting mean arterial pressure, (MAP) calculated 2.5hrs post-dose on Day 2 and Day 5. For post-hoc analyses, changes in MAP were calculated 2hrs after each dose of investigational product. Results: Mean baseline BP was similar between groups. Overall, baseline mean (SD) systolic BP (SBP), diastolic BP (DBP), and MAP, respectively were 122.8 (6.5), 70.1 (5.6), and 87.5 (5.0) mmHg. No differences in SBP, DBP, or MAP were observed between subjects who received sumatriptan alone and those who received concomitant sumatriptan and erenumab (upper limit of the 90% CI for the treatment difference was <5 mmHg). A post-hoc analysis showed no increase in MAP within the same subjects following erenumab alone (mean [SD] change from pre-dose: −0.3 [5.2]) or placebo (−0.5 [5.7]), but a mean change of 0.7 (4.8) following sumatriptan alone. Conclusions: Concomitant administration of IV erenumab 140 mg with SC sumatriptan had no effect on resting BP compared with SC sumatriptan alone.
P12.03 – Treatment failure subgroup analysis from a chronic migraine study of erenumab Messoud Ashina¹, Stewart Tepper², Jan Lewis Brandes³, Uwe Reuter⁴, Guy Boudreau⁵, David Dolezil⁶, Sunfa Cheng⁷, Dean Leonardi⁷, Robert Lenz⁷, Dan Mikol⁷ ¹Danish Headache Center, University of Copenhagen, Copenhagen, Denmark, ²Geisel School of Medicine at Dartmouth, Hanover, United States, ³Vanderbilt University, Nashville, United States, ⁴Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany, ⁵University Hospital Center of Montreal, Montreal, Canada, ⁶Prague Headache Center, Prague, Czech Republic, ⁷Amgen, Los Angeles, United States Introduction: Erenumab, a fully human monoclonal antibody, selectively targets the CGRP receptor. A phase 2, 12-week randomised, double-blind, placebo-controlled study demonstrated efficacy of erenumab (70 mg and 140 mg) in patients with chronic migraine (CM), with a safety profile comparable to placebo. We report a prespecified subgroup analysis on prior prophylactic treatment failure (≥1, ≥2 and never failed) due to lack of efficacy and/or poor tolerability. Methods: Patients (N = 667; aged ≥18–65 years) with CM (≥15 headache days/month; ≥8 migraine days) were randomised (2:2:3) to once-monthly subcutaneous erenumab 70 mg, 140 mg or placebo. Efficacy endpoints were change in monthly migraine days (MMD), achievement of ≥50% reduction in MMD, change in monthly acute specific medication treatment days, and change in cumulative monthly headache hours. Assessments
compared weeks 9–12 to baseline. No correction for multiple comparisons was performed. Results: With erenumab 70 mg and 140 mg, there were greater reductions at week 12 in MMD and more patients achieved ≥50% reduction in MMD versus placebo in all three subgroups. Moreover, greater reduction in monthly acute migraine-specific medication treatment days was observed with erenumab 70 mg and 140 mg in patients who previously failed prophylactic medications versus placebo. Cumulative monthly headache hours reduced with erenumab 140 mg versus placebo in patients who failed prophylactic medications. Notably, placebo effect was greatest in patients who had never failed a prophylactic medication. Across endpoints, reductions were greater with erenumab 140 mg than 70 mg. Conclusion: Numerically, erenumab 140 mg showed better efficacy in patients with CM who previously failed ≥1 or ≥2 current standard of care prophylactic medication(s).
P12.04 – Early Onset of Efficacy in a Phase 2 Clinical Trial of Erenumab in Patients with Chronic Migraine Stewart Tepper¹, Uwe Reuter², Peter McAllister³, Messoud Ashina⁴, Dean Leonardi⁵, Thuy Vu⁵, Sunfa Cheng⁵, Dan Mikol⁵, Robert Lenz⁵ ¹Geisel School of Medicine at Dartmouth, Hanover, United States, ²Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany, ³New England Institute for NEurology & Headache, Stamford, United States, ⁴Danish Headache Center, University of Copenhagen, Copenhagen, Denmark, ⁵Amgen, Los Angeles, United States Background: Erenumab 70 mg and 140 mg reduced monthly migraine days at all time points assessed (weeks 4, 8, and 12) in a phase 2 clinical trial of chronic migraine (NCT02066415). Here we evaluated efficacy prior to week 4. Methods: Post hoc analyses evaluated achievement of ≥50% reduction in weekly migraine days and change from baseline in weekly migraine days. P‐values for these endpoints are based on odds ratios or mean differences from placebo and are not adjusted for multiple comparisons. Also, to evaluate trends, a linear model was fitted to observed daily migraine days from days 1‐7 (week 1) and pairwise comparisons of the slopes and moving averages were evaluated and overlaid with observed data. Results: Both erenumab dose groups had a greater proportion of patients achieving ≥50% reduction in weekly migraine days by week 1 (26% for both doses compared with 16% for placebo [p ≤ 0.011]), increasing to 31%, 41%, and 21% in the 70 mg, 140 mg, and placebo groups, respectively, at week 2 (p ≤ 0.011). At weeks 1‐4, reductions from baseline in weekly migraine days were observed for the 70 mg group (range: ‐1.5 to ‐0.9 days [4.5 days at baseline]) and 140 mg group (range: ‐1.5 to ‐0.8 days [4.5 days at baseline) compared with placebo (range: ‐0.8 to ‐0.5 days [4.6 days at baseline]; week 1: 70 mg p = 0.047, 140 mg p = 0.18; weeks 2‐4: p ≤ 0.002 for both doses vs placebo). Moreover, 7‐day moving averages of observed data showed that each treatment arm differed from placebo within the first several days. On pairwise comparisons, slopes for 140 mg differed from placebo by day 4 (p = 0.03). By day 6, both doses differed from placebo (p ≤ 0.03). Conclusion: Erenumab showed early onset of efficacy with separation from placebo within the first week.
P12.05 – Evaluating the Efficacy and Safety of Erenumab (AMG 334) In Chronic Migraine Prevention in a Phase 2 Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Study Stewart Tepper¹, Katherine Widnell², David Dolezil³, Messoud Ashina⁴, Uwe Reuter⁵, Jan Lewis Brandes⁶, Stephen Silberstein⁷, Paul Winner⁸, Dean Leonardi², Dan Mikol² ¹Geisel School of Medicine at Dartmouth, Hanover, United States, ²Amgen, Newbury Park, United States, ³Prague Headache Center, Prague, Czech Republic, ⁴Danish Headache Center, University of Copenhagen, Copenhagen, Denmark, ⁵Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany, ⁶Vanderbilt University, Nashville, United States, ⁷Thomas Jefferson University, Philadelphia, United States, ⁸Nova Southeastern University, Fort Lauderdale, United States Objectives: To evaluate the safety and efficacy of erenumab (AMG 334) in patients with chronic migraine (CM) (ClinicalTrials.gov NCT02066415). Background: An estimated 3 to 7 million Americans suffer from chronic migraine (CM), a disorder with few efficacious preventive therapies. This study investigates erenumab, a fully human monoclonal antibody that inhibits the CGRP receptor, in patients with CM. Design/Methods: In this phase 2, randomized, double‐blind, placebo‐controlled study, 667 adults with CM (≥15 headache days/month; ≥8 migraine days/month) were randomized (3:2:2) to monthly subcutaneous placebo or erenumab 70 mg or 140 mg. The primary endpoint (change from baseline in monthly migraine days [MMD]) and secondary endpoints (≥50% reduction in MMD and change from baseline in acute migraine‐specific medication days and cumulative headache hours) were evaluated at the end of the double‐blind period (weeks 9‐12); safety/tolerability was evaluated throughout. Results: At baseline, patients reported 18.0 MMD. Patients experienced a mean 6.6‐day reduction in MMD in each 70 mg and 140 mg dose groups versus a 4.2‐day reduction for placebo (p < 0.001). 40% and 41% in the 70 mg and 140 mg dose groups, respectively, experienced ≥50% reduction in MMD versus 23% for placebo (p < 0.001) and a 3.5‐day and 4.1‐day reduction in acute migraine‐specific medication use days versus a 1.6‐day reduction for placebo (p < 0.001). Patients randomized to 70 mg and 140 mg erenumab, respectively, experienced a 64.8‐hour (p = 0.28) and 74.5‐hour (p = 0.03) reduction in monthly cumulative headache hours versus a 55.2‐hour reduction for placebo. The safety profile of erenumab was similar to placebo for both erenumab‐dose groups. Most common adverse events (AEs) for erenumab‐dose groups were injection‐site pain, upper respiratory tract infection, and nausea; no AE was reported in >5% of patients who received erenumab. Conclusions: Erenumab 70 mg and 140 mg were efficacious in patients with CM and had a safety profile similar to placebo.
P12.06 – A Multicenter, Open-label, Pharmacokinetic Drug Interaction Study of Erenumab (AMG 334) and a Combined Oral Contraceptive in Healthy Female Subjects Yang Xu¹, Kristin Gabriel¹, Yi Wang¹, Yanchen Zhou¹, Osa Eisele¹, Debra Mandarino², Apinya Vutikullird³, Dan Mikol¹, Edward Lee¹ ¹Amgen, Thousand Oaks, United States, ²Covance, Madison, United States, ³Cypress, Cypress, United States Background: Erenumab is a fully human monoclonal antibody that selectively inhibits the calcitonin gene‐related peptide (CGRP) receptor and is currently being evaluated in clinical trials for migraine prevention. Considering that migraine predominately affects women of childbearing age, the aim of this study was to evaluate the drug‐drug interactions (DDI) of erenumab and a commonly used estrogen/progestin combination oral contraceptive (OC) in healthy females. Methods: Subjects received a norgestimate/ethinyl estradiol–containing OC (Ortho‐Cyclen) over three 28‐day cycles (21 days active hormone + 7 days inert ingredients). On day 10 of cycle 3, all subjects received a single 140 mg subcutaneous (SC) dose of erenumab. Serial pharmacokinetic (PK) samples were collected on day 21 of cycles 2 and 3 to characterize the 24‐hour PK profiles of norgestimate metabolites (norelgestromin and Der Schmerz · Suppl 2 · 2017
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Abstracts/Kongresse norgestrel) and ethinyl estradiol in the absence and presence of erenumab, respectively. Day 21 was chosen to ensure OC was at steady state and to maximize the potential for detecting DDI, as this followed the last active dose of OC and 11 days post SC administration of erenumab approximates the time of maximal erenumab concentration. The primary endpoint was peak plasma concentration (Cmax) and area under the concentration‐time curve from time zero to 24 hours (AUCtau) after exposure to OC alone compared with OC + erenumab. Pharmacodynamic markers, luteinizing hormone (LH), follicle‐stimulating hormone (FSH), and progesterone concentrations and safety results were also evaluated. Results: A total of 22 subjects continued to cycle 3 and completed the primary endpoint. Administration of OC with erenumab did not influence the PK of norelgestromin, norgestrel, or ethinyl estradiol. The least‐squares mean ratios (90% confidence interval [CI]) of OC + erenumab/OC alone for the Cmax of norelgestromin, norgestrel, and ethinyl estradiol were 1.05 (0.90‐1.23), 1.06 (0.97‐1.16), and 1.04 (0.88‐1.22), respectively, and the AUCtau ratios were 1.02 (0.94‐1.12), 1.03 (0.96‐1.10), and 1.02 (0.91‐1.14), respectively. LH, FSH, and progesterone concentrations were similar after exposure to OC alone and OC + erenumab (LH median [Q1, Q3]: OC alone 3.35 [1.00, 6.30] vs OC + erenumab 3.55 [1.90, 5.70] mlU/mL; FSH: OC alone 3.10 [2.00, 4.40] vs OC + erenumab 4.00 [1.40, 5.30] mlU/mL; and progesterone: OC alone 1.80 [1.14, 2.34] vs OC + erenumab 2.23 [1.29, 4.32] ng/mL). There were no serious adverse events and no adverse events leading to discontinuation. The most frequent adverse events (>10%) were headache, nausea, upper respiratory tract infections, and fatigue. Conclusion: Erenumab does not alter the PK of the active components of an estrogen/progestin combination OC. Thus, no change in contraceptive efficacy is expected with administration of erenumab and estrogen/progestin combination OC.
P12.07 – Chronic Migraine Treatment with Erenumab: Responder Rates Jan Lewis Brandes¹, Hans-Christoph Diener², David Dolezil³, Marshall C Freeman⁴, Peter McAllister⁵, Paul Winner⁶, Sunfa Cheng⁷, Dean Leonardi⁷, Robert Lenz⁷, Dan Mikol⁷ ¹Vanderbilt University, Nashville, United States, ²Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany, ³Prague Headache Center, Prague, Czech Republic, ⁴Headache Wellness Center, Greensboro, United States, ⁵New England Institute for NEurology & Headache, Stamford, United States, ⁶Nova Southeastern University, Fort Lauderdale, United States, ⁷Amgen, Los Angeles, United States Background: Erenumab (AMG 334) is a human anti-CGRP receptor antibody being evaluated as preventive treatment for chronic migraine (CM). When assessing efficacy of CM treatments by responder rates, there is an unmet need for more effective treatments. Methods: In an analysis of data from a phase 2 study (NCT02066415) in patients with CM (≥15 headache days/month over 3 months with ≥8 migraine days), patients (N = 667) were randomized to erenumab (70 mg or 140 mg QM) or placebo. This analysis included calculation of proportions of patients with ≥50%, ≥75%, or 100% reduction in monthly migraine days (MMD) from baseline to last 4 weeks of a 12-week double-blind phase. Pvalues are based on odds ratios (OR) from placebo and are not adjusted for multiple comparisons. Results: Mean (SD) baseline MMD were 18.0 (4.6). Significantly higher proportions of patients treated with erenumab 70 mg or 140 mg experienced a ≥ 50% reduction from baseline in MMD compared with placebo at week 12 (39.9% and 41.2%, vs 23.5%; OR: 2.2 [p < 0.001] and 2.3 [p < 0.001]). The ≥75% responder rates at week 12 were higher for patients treated with erenumab 70 mg or 140 mg compared with placebo (17.0% and 20.9%, vs 7.8%; OR: 2.4 [p = 0.002] and 3.1 [p < 0.001]). Likewise, the 100% responder rates were higher for patients treated with erenumab 70 mg or 140 mg compared with placebo (4.3% and 2.7%, vs 0.4%; OR: 12.6 [p = 0.002] and 8.1 [p = 0.026]).
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Conclusions: Erenumab treatment resulted in higher proportions of patients with CM experiencing ≥50%, ≥75%, and 100% reduction in monthly migraine days as compared with placebo.
P12.08 – Efficacy of erenumab for the treatment of patients with chronic migraine in presence of medication overuse Stewart Tepper¹, Hans-Christoph Diener², Messoud Ashina³, Jan Lewis Brandes⁴, Deborah T Friedman⁵, Uwe Reuter⁶, Sunfa Cheng⁷, Dean Leonardi⁷, Robert Lenz⁷, Dan Mikol⁷ ¹Geisel School of Medicine at Dartmouth, Hanover, United States, ²Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany, ³Danish Headache Center, University of Copenhagen, Copenhagen, Denmark, ⁴Vanderbilt University, Nashville, United States, ⁵University of Texas, Austin, United States, ⁶Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany, ⁷Amgen, Los Angeles, United States Background: Efficacy of erenumab, a human anti-CGRP receptor antibody, was evaluated in chronic migraine (CM) patients with medication overuse (MO) in prespecified subgroup analyses of a phase 2 study (NCT02066415). Methods: CM patients (≥15 headache [HA] days/month over 3 months with ≥8 migraine days) were randomized to erenumab (70 mg or 140 mg QM) or placebo for 12 weeks, stratified by region and MO. Data from patients with MO at baseline were used to assess changes in monthly migraine days (MMD), acute migraine-specific medication (AMSM) days, monthly HA hours, and proportion of patients achieving ≥50% reduction in MMD. P-values for pairwise comparisons were not adjusted for multiple comparisons. Results: Of 667 patients randomized, 41% (n = 274) met MO criteria. Mean (SD) baseline MMD in the MO subgroup were 19.6 (4.4), 18.8 (4.6), and 18.8 (4.5) in the placebo, 70-mg, and 140-mg groups. Compared with placebo, erenumab 70-mg or 140-mg groups had a greater reduction in change in MMD at week 12 (LS mean [SE]: −6.6 [0.7] and −6.6 [0.7] vs −3.5 [0.6]; p < 0.001 for both) and a greater reduction in change in AMSM days (LS mean [SE]: −5.4 [0.6] and −4.9 [0.5] vs −2.1 [0.5]; p < 0.001 for both). In the placebo, 70-mg, and 140-mg groups, ≥50% reductions in MMDs were achieved by 18%, 36% (OR: 2.67; p = 0.004), and 35% (OR: 2.51; p = 0.007). Respective changes in monthly HA hours were −56.9 [10.6] and −69.7 [10.4] vs −42.0 [8.7] (p = 0.28 and p = 0.04). Conclusions: Erenumab showed efficacy in CM patients with medication overuse in this study.
P12.09 – Langzeiteffektivität von topisch appliziertem Capsaicin und Botulinumtoxin-A Miriam Kaisler, Christoph Maier Berufgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil gGmbH, Bochum, Deutschland Hintergrund: Aufgrund der geringen Nebenwirkungsrate erfreuen sich topische Schmerztherapien zunehmender Beliebtheit. In randomisiert kontrollierten Studien (RCT) wurde eine hohe Wirksamkeit auch für einen längeren Zeitraum nachgewiesen, allerdings in der Regel nur für eine einmalige Anwendung [1]. RCT haben den Nachteil, die klinische Versorgungsrealität unzureichend abzubilden, z. B. durch den Ausschluss älterer und komorbider Patienten. Wir haben daher versucht in einer Beobachtungsstudie alle Patienten der eigenen Abteilung anzurufen, die eine Therapie mit Capsaicin (Caps) oder Botulinumtoxin-A (BONT-A) erhalten haben, um die klinisch relevante Langzeiteffektivität zu überprüfen. Hierbei interessierten uns die primäre und sekundäre Responder-Quote sowie Gründe für einen eventuellen Therapieabbruch. Methoden: Telefoninterview aller Patienten nach transdermalem Capsaicin oder/und perineuralem Botulinumtoxin-A zur Wirksamkeit sowohl der ersten wie der letzten Folgebehandlung, unerwünschte Effekte und globale Bewertung. Katamnese: mind. 3 Monate.
Ergebnisse: 31 (39 %) von 80 Caps-Patienten (MW 55,7 ± 11,6 Jahre, 35 % weiblich) waren primäre Responder (sekundäre Wirkabnahme n = 1). 17 (55 %) von ihnen erhalten keine weitere Applikation mehr, davon in 2 Fällen wegen einer bis heute anhaltenden Wirksamkeit. In 15 Fällen wurde die Therapie trotz initialer Wirksamkeit vom Patienten oder dem behandelndem Arzt nicht fortgesetzt. Es ergibt sich eine Gesamtrate von 49 (61 %) Langzeit-Non-Respondern. 36 (64 %) von 56 BONT-A-Patienten (MW 53,9 ± 13,2 Jahre, 23 % weiblich) waren primäre Responder und 20 (36 %) primäre Non-Responder. 4 (11 %) hatten eine sekundäre Wirkabnahme, sodass es 24 (43 %) NonResponder und 32 (57 %) Responder sind. Zusammenfassung: Die Zahl von Patienten, die eine Dauertherapie mit Capsaicin wünschten, ist deutlich geringer als aus den Zahlen der kontrollierten Studien zu erwarten gewesen wäre. Anhaltende Langzeiteffekte scheinen dabei keine größere Rolle zu spielen. Die Responder-Rate bei Botulinumtoxin-A ist höher, allerdings fehlen gegenwärtig noch ausreichende Daten über die Wirksamkeit von Wiederholungsinjektionen. Systematische Nachbefragungen sind somit eine wichtige Zusatzinformation, um den Stellenwert neuartiger Therapieverfahren einordnen zu können. Literatur 1. Maihöfner et al (2013) QUEPP-Studie. Curr Med Res Opin 29(6):673–683
P12.10 – Akzeptanztest eines kosmetischen Mundgels bei Patienten mit Mundtrockenheit Christoph Lassen¹, Nicole Lindenberg¹, Joachim Enax², Tobias Klier¹, Laila Siam¹, Julian Körnlein¹ ¹Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg, Deutschland, ²Dr. Kurt Wolff GmbH & CoKG, Bielefeld, Deutschland Einleitung: In der Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen kommen verschiedene Medikamente zum Einsatz, u. a. trizyklische Antidepressiva, die häufig als unerwünschte Arzneimittelwirkung zu Mundtrockenheit führen. In dieser Studie wurde ein neu entwickeltes kosmetisches Mundgel untersucht, welches u. a. befeuchtende und beruhigende Inhaltsstoffe enthält. Untersuchungsparameter waren die Akzeptanz der Anwender mit dem Produkt, verschiedene Parameter hinsichtlich der Anwendbarkeit sowie die Linderung der symptomatischen Beschwerden der Mundtrockenheit. Methodik: 20 chronische Schmerzpatienten, die sich in Behandlung am Universitätsklinikum Regensburg befanden und über Mundtrockenheit klagten, bekamen für eine Woche eine Tube Mundgel zur Verfügung gestellt. Die Patienten konnten das Gel frei anwenden, jedoch mindestens zweimal pro Tag. Vor und nach der Anwendungsphase füllten die Patienten einen Fragebogen zur Erfassung der Symptomintensität ihrer Mundtrockenheit aus. Nach der Untersuchung wurde ein weiterer Fragebogen zur Anwendbarkeit des Produkts von den Patienten ausgefüllt. Die Studie wurde von der Ethikkommission der Universität Regensburg genehmigt. Ergebnisse: Fragen zum Produkt wie Verteilbarkeit und Geschmack wurden im Median mit „gut“ bewertet. Auf die Frage „Wie bewerten Sie das Mundgel?“ antworteten 11 Patienten mit der Schulnote 1–2. Bezüglich des Effekts des Mundgels zeigte sich eine Reduktion des Summenwertes des Fragebogens zur Symptomintensität von 40,8 auf 29,1 (Mittelwert, pWert 0,004). Diskussion: Knapp mehr als die Hälfte der Patienten waren mit dem Mundgel zufrieden, wobei auch die Symptomintensität der Mundtrockenheit reduziert wurde. Offensichtlich ist es aufgrund des Studiendesigns nicht möglich die Wertigkeit des Mundgels im Rahmen der Behandlung von Mundtrockenheit zu erheben. Jedoch existieren wenige über die allgemeinen Empfehlungen hinausgehende Alternativen. Die Anwendungsstudie hat mehrere Limitationen. Es handelt sich um eine reine Anwendungsbeobachtungsstudie ohne Kontrollgruppe. Da es sich bei dem Befeuchtungseffekt des Mundgels nicht um einen spezifischen pharmakologischen Effekt handelt, erscheint eine Verblindung unter Zuhilfenahme eines Placebos nur sehr bedingt möglich zu sein. Eher vorstellbar wäre z. B. ein Studiendesign, in dem die Kontrollgruppe eine reine Standardtherapie erhält und die Interventionsgruppe die Standardthera-
pie plus das Mundgel. Der Fragebogen, der zur Einschätzung der Mundtrockenheit genommen wurde, ist zwar von bereits publizierten Fragebögen zur Erfassung von Mundtrockenheit abgeleitet, er ist aber selber nicht validiert. Daher lassen sich die Ergebnisse zur Effektivität nur begrenzt verwerten. Schlussfolgerung: Obwohl weitere Untersuchungen notwendig sind, zeigt diese Pilotstudie Hinweise auf die grundsätzliche Eignung des Mundgels zur Linderung der symptomatischen Beschwerden von Mundtrockenheit. Der Beitrag wird unterstützt von folgenden Institutionen: Dr. Kurt Wolff GmbH & CoKG
Kopfschmerz II P13.01 – Medikamentenadhärenz bei Patienten mit Clusterkopfschmerz Florian Rimmele1, Nadine Becker-Hingst1, Sophia Wegener1, Peter Kropp2, Tim P. Jürgens1 1 Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Deutschland 2Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Deutschland Einleitung: Kopfschmerzen gehören zu den häufigsten Erkrankungen in den westlichen Industrienationen und der Clusterkopfschmerz, eine primäre Kopfschmerzform, ist eines der einschränkendsten Schmerzsyndrome des Menschen. Die Adhärenz als ein multifaktorielles Modell für das Verhalten eines Patienten und das Ausmaß der Befolgung therapeutischer Empfehlungen in einer Patienten-Therapeuten Beziehung ist eine entscheidende Grundlage für eine erfolgreiche Therapie. [1–3] Bislang existieren keine Daten zur Adhärenz bei Patienten mit Clusterkopfschmerz. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Adhärenzrate bei Patienten mit Clusterkopfschmerz und einer Vergleichsstichprobe von Patienten mit Migräne zu untersuchen. Methoden: In einer anonymen Onlineumfrage wurden 210 Patienten, davon 54 mit Clusterkopfschmerz (46 % Frauen, 54 % Männer) und 156 (95 % Frauen, 5 % Männer) mit Migräne befragt. Verschiedene Faktoren der Adhärenz, in Anlehnung an einen Bericht der WHO (2003), wurden ausgewählt und mit standardisierten Instrumenten (MARS-D, FERUS, PHQ-D, MacArthur Skala) und eigens erstellten Items untersucht. Ergebnisse: Die Adhärenzrate der Clusterkopfschmerzpatienten betrug 18,9 %, die der Migränepatienten 20,1 %. In der Gruppe der Clusterkopfschmerzpatienten fanden sich signifikante Zusammenhänge zwischen adhärentem Verhalten und der Aufklärung des Patienten sowie der Erwartung an die medikamentöse Therapie. Diskussion: Es zeigt sich, dass mangelnde Medikamentenadhärenz auch bei einem stark beeinträchtigenden Erkrankung wie dem Clusterkopfschmerz ein Problem darstellt. Unter Berücksichtigung der vorliegenden Ergebnisse sollte insbesondere der Aufklärung des Patienten mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Literatur 1. Straube A, Aicher B, Förderreuther S, Eggert T, Köppel J (2013) Period prevalence of self-reported headache in the general population in Germany from 1995–2005 and 2009: results from annual nationwide population-based cross-sectional surveys. J Headache Pain. 14:11 2. Láinez MJ, Guillamón E (2017) Cluster Headache and Other TACs: Pathophysiology and Neurostimulation Options. Headache. 57(2):327–335 3. Horne R (2003) Treatment perceptions and self-regulation. In: L. D. Cameron & H. Leventhal (Eds.), The self-regulation of health and illness behaviour. London: Routledge Taylor & Francis Group. pp. 138–153
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Abstracts/Kongresse P13.02 – Persistenz von Nachbildern bei Migräne mit und ohne Aura
Zwischenauswertung geboten, dem Syndrom Kopfschmerz bei Palliativpatienten klinisch mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
Julia Rager1, Peter Kropp2, Tim P. Jürgens1 1 Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Deutschland, 2Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Deutschland
P13.04 – Functional transcranial Doppler (fTCD) for cold-induced pain in the oral cavity and ice cream headache
Einleitung: Zahlreiche Studien weisen auf eine erhöhte kortikale Exzitabilität bei Patienten mit Migräne hin. Dies konnte auch anhand von Veränderungen visuell evozierter Potentiale gezeigt werden. In der vorliegenden Studie sollte die Persistenz eines visuell präsentierten Stimulus als Nachbild bei Migränikern untersucht werden. Methodik: In einer Cross-Over-Studie wurden wir 263 Teilnehmer untersucht, davon 34 mit einer Migräne (22 mit einer Migräne ohne Aura und 12 mit einer Migräne mit Aura). Die Kohorte bestand aus Medizinstudenten an der Universität Rostock mit einer selbstberichteten Migräne. Als Stimulus wurde für 30 Sekunden ein kontrastreiches schwarz-weißes Bild auf eine Leinwand (6×4 m2) projiziert, danach für 60 Sekunden eine weiße Fläche. Die Probanden wurden gebeten, die Zeitdauer bis zum erstmaligen Verschwinden des Nachbilds zu notieren. Das Experiment wurde zeitlich versetzt unter denselben Bedingungen wiederholt. Ergebnis: Probanden mit einer Migräne mit Aura hatten eine längere Nachbildzeit (durchschnittlich 9,2 Sekunden) im Vergleich zu Probanden mit einer Migräne ohne Aura (6,2 Sekunden) und den Kontrollen (4,6 Sekunden) (p < 0.05). Zudem korrelierten beide Messerungen hoch (r > 0.9). Diskussion: Die Nachbilddauer eines statischen Bildes ist bei Migränepatienten mit Aura länger als bei Migränikern ohne Aura und Nichtbetroffenen. Ein mögliches Erklärungsmodell hierfür ist eine niedrige Präaktivierung mit langsamen Überschreiben des Nachbildes (low preactivation) bei starker Orientierungsreaktion im Rahmen einer Hyperexzitabilität bei Reizaufnahme (high gain).
P13.03 – Kopfschmerzen auf der Palliativstation – Ein unterschätztes Symptom? Inga Paschen1, Ursula Kriesen2, Christian Junghanß2, Tim P. Jürgens1 1 Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Deutschland, 2Interdisziplinärer Bereich für Palliativmedizin, Zentrum für Innere Medizin, Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Deutschland Einleitung: Bislang gibt es kaum publizierte Studien zu Prävalenz und Charakteristika von Kopfschmerzen bei palliativmedizinische Patienten. Die meisten Arbeiten befassen sich mit der Untersuchung von Schmerzsyndromen in der Allgemeinbevölkerung. Noch am besten untersucht sind Patienten mit Hirntumoren, bei denen Kopfschmerzen tumorbedingt entstehen oder als Therapiefolgen von Operation, Bestrahlung und Chemotherapie mit unterschiedlichem Charakter auftreten können (Goffaux et al., 2010; Schankin et al., 2007). Methoden: Untersucht wird im Rahmen einer deskriptiven epidemiologischen Studie die Häufigkeit von Kopfschmerzen bei Patienten, die sich in palliativmedizinischer Behandlung befinden. Zusätzlich werden die Kopfschmerzen werden in de-novo und bekannte sowie primäre und sekundäre Formen eingeteilt. Begleitend werden psychosoziale Belastungsfaktoren sowie Beeinträchtigungen der Lebensqualität (mittels „Headache Impact Test“ (HIT-6) und des „Patient Health Questionnaire“ (PHQ)) erfasst. Ergebnisse: Bislang wurden 75 Patienten in die Studie eingeschlossen. Davon haben 20 (21%) Patienten Kopfschmerzen angegeben. 65% (n=13) hatten primäre und 35% (n=7) sekundäre Kopfschmerzen. Am häufigsten waren hierbei Spannungskopfschmerzen. Die Ergebnisse des HIT-6 lagen in der Gruppe der Kopfschmerzpatienten durchschnittlich 11 Punkte höher (51 vs. 40 Punkte). Diskussion: Kopfschmerzen bei Palliativpatienten scheinen ein unterschätztes Symptom zu sein. Immerhin leiden rund ein Fünftel der Patienten an Kopfschmerzen, wobei am häufigsten Spannungskopfschmerzen berichtet wurden. Die Lebensqualität ist im Vergleich mit kopfschmerzfreien Patienten relevant eingeschränkt. Er erscheint auf dem Boden dieser
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Ole Hensel, Stephan Mages, Torsten Kraya, Stephan Zierz Universitätsklinikum Halle (Saale), Halle, Germany Background: The increase of the mean flow velocity (MFV) in cerebral arteries can be monitored during the processing of visual information [2], while speaking [3], memory tasks [4] and movements of one hand [5] by functional transcranial Doppler (fTCD). The processing of sensitive information [6] or pain [7] also leads to an increase in blood flow. Drinking ice-cold water can cause pain in the oral cavity and an ice cream headache. [7] In this study, it should be clarified whether the oral pain or the headache cause measurable changes of the MFV in the middle cerebral artery (MCA). Methods: The MFV in both MCA were measured simultaneously during the drinking of 200 ml of lukewarm (22 ° Celsius) and 200 ml of ice-cold (0 ° Celsius) water in 77 young, healthy volunteers. After the experiments the occurrence of cold-induced pain in the oral cavity and ice cream headache was documented. Results: Lukewarm water (Group 0: 0 no headache and no oral pain, n = 152): 2,8 ± 8,8* Ice-cold water –– Group I (no headache and no oral pain, n = 10): 3,3 ± 8,2 –– Group II (no headache, but oral pain, n = 66): 4,8 ± 8,7* –– Group III (headache, but no oral pain, n = 16): 8,3 ± 7,1* –– Group iV (IV headache and oral pain, n = 60): 9,6 ± 12,0*,** n corresponds to the number of the examined A. cerebri media, * Different from zero (p smaller 0.001, t-test), ** different from group II (p = 0.01, two-sample t-test). Discussion: Drinking of liquid leads to a slight increase in the MFV in the ACM (lukewarm water: 2.8%, ice cold water 3.3%). The occurrence of ice cream headache is associated with a MFV increase of about 5% (difference group III with I). The MFV changes during cold-induced pain in the oral cavity are not significant and small (difference group IV and III 1.3%, group II and I 1.5%). Significant increases the MFV in subjects with cold-induced pain in the oral cavity and concomitant ice cream headache. Since it is unknown how the diameter of the MCA behaves, only speculation can be made as to whether the detected MFV increase corresponds to a blood flow increase.
P13.05 – Prävalenz und Charakteristika von Kopfschmerzen nach Ingestion oder Inhalation eines Kaltstimulus (HICS) – Eiscremekopfschmerz Malte Schulz-Ehlbeck, Stefan Watzke, Stephan Zierz, Torsten Kraya Universitätsklinikum Halle (Saale), Halle, Deutschland Hintergrund: Eiscremekopfschmerzen bzw. Kopfschmerzen nach Ingestion/Inhalation eines Kaltstimulus (HICS) sind ein bekanntes Phänomen. Bisher publizierte Daten dokumentierten Prävalenzen bei gesunden Probanden im Kindesalter. Ein Zusammenhang zwischen HICS und Migräne bzw. anderen primären Kopfschmerzen wird angenommen. HICS wird als primäre Kopfschmerzform (IHS 4.5.2) klassifiziert. Ziele: –– Bestimmung von Prävalenz und Charakteristika des HICS bei gesunden –– Erwachsenen, sowie vergleich der daten mit ICHD-III beta –– Fragestellung: –– Wie häufig tritt HICS bei gesunden Erwachsenen auf? –– Entsprechen die berichteten Symptome den Kriterien der aktuellen IHSKlassifikation? –– Bestehen Zusammenhänge zu anderen primären Kopfschmerzerkrankungen?
Methoden: Es wurden Studierende der MLU Halle-Wittenberg mittels eines standardisierten Fragebogens befragt, in dem biographische Daten und die HICSKriterien der IHS erhoben wurden. Die Auswertung der Daten erfolgte mit SPSS. Ergebnisse: Patientenkollektiv: 1213 Fragebögen wurden verteilt, 618 ausgewertet (51 %). Teilnehmende waren Frauen, n = 426 (68,9 %) und Männer, n = 192 (31,3 %). Das durchschnittliche Alter betrug 23,25 Jahre (SD = 6,461 Jahre; Gruppe mit HICS) und 24,45 Jahre (SD = 7,938 Jahre; Gruppe ohne HICS). Es bestand kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Auftreten von HICS und dem Vorhandensein von Migräne (p = 0,497). Häufigkeit: Prävalenz von HICS n = 317, 51,3 %. Es bestand kein signifikanter Geschlechterunterschied (p = 0,541; Frauen n = 102, 67,8 %; Männer n = 102, 32,2 %) Schmerzintensität: Die Intensität des HICS betrug durchschnittlich 4,58 (SD = 2,2; NRS-10). Bei Vorbestehen von Kopfschmerzen vom Spannungstyp und Migräne betrug die Schmerzintensität 6,54 (SD = 2,145; NRS-10). Dauer: Bei 92,3 % (n = 214) <30s; 4,3 % (n = 10) >1min; 1,3 % (n = 3) >10min Lokalisationen: HICS war überwiegend frontal (73,6 %; n = 220) und temporal (72,5 %; n = 219) lokalisiert (Mehrfachantwort möglich). Schmerzqualität: HICS wurde am häufigsten als stechend (51,8 %; n = 162) oder ziehend (28,1 %; n = 88) beschrieben. Begleitsymptome: 22 % (n = 66) der Teilnehmenden berichteten von Lakrimation (11 %; n = 34), Rhinorrhoe (6 %; n = 19) und konjunktivalen Injektionen (5 %; n = 15) trigemino-autonome Symptome an. 97 Probanden beschrieben andere Begleitsymptome. Schlussfolgerungen: (1) HICS sind mit einer Prävalenz von <50 % sehr häufig. (2) Primäre Kopfschmerzen sind ein Risikofaktor für höhere Schmerzintensitäten. (3) Trigeminoautonome Begeleitsymptome können bei HICS auftreten. (4) Die Kriterien der ICHD-III beta bezüglich HICS sollten dahingehend überarbeitet werden.
te) wurde bei 15/55 Patienten (27 %) erhoben, ein positiver HADS-D bei 17/55 Patienten (31 %). Bei 20/55 Patienten (36 %) wurde ein HIT-6-Score ≥56 Punkte erhoben. Patienten mit und ohne Kopfschmerzen unterscheiden sich signifikant in ihrem HIT-6-Score (KS m = 53,66; SD = 10,30, kein KS m = 38,47; SD = 3,84; F[df = 1] = 34,53; p kleiner 0,001). Die Beeinträchtigung durch Kopfschmerzen und das psychische Wohlbefinden (SF-12, psychische Subskala, −0,375, p = 0,005) korrelieren signifikant. Zusammenhänge zwischen Kopfschmerzen und HADS-D und -A ließen sich nicht zeigen. Schlussfolgerungen: Die im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung höhere Kopfschmerzprävalenz von Patienten mit mitochondrialen Erkrankungen konnte in dieser Studie reproduziert werden. Ein großer Anteil an Patienten mit Kopfschmerzen zeigte eine starke Beeinträchtigung durch Kopfschmerzen im alltäglichen Leben, aber nur einen signifikanten Zusammenhang mit der psychischen Subskala des SF-12. Zusammenhänge zwischen Kopfschmerzen und HADS-D und -A ließen sich statistisch nicht zeigen.
P13.06 – Depression und Angsterkrankungen sind keine Risikofaktoren für Kopfschmerzen bei Patienten mit mitochondrialen Erkrankungen Torsten Kraya, Anneke Meyer, Stephan Zierz Universitätsklinikum Halle (Saale), Halle, Deutschland Einleitung: Kopfschmerzen sind ein bekanntes Phänomen bei Patienten mit mitochondrialer Erkrankung. Zu möglichen Komorbiditäten der Kopfschmerzen existieren bisher keine Daten. In der aktuellen Arbeit wurde untersucht, wie stark die Kopfschmerzen die Patienten beeinträchtigen und ob Angstsymptome und Depressionen relevante komorbide Erkrankungen darstellen. Methode: Patienten mit einer genetisch determinierten mitochondrialen Erkrankung wurden zur Häufigkeit von Kopfschmerzen in den letzten 12 Monaten, der Art der Kopfschmerzen nach der Internationalen Kopfschmerz-Klassifikation (ICHD-II), den Auswirkungen der Kopfschmerzen auf ihr tägliches Leben, Depressivität und Angstsymptomen befragt. Als Instrumente wurden der Essener Kopfschmerzfragebogen, HIT-6 (Headache Impact Test), SF-12 sowie HADS-D (Hospital Anxiety and Depression Scale – Deutsche Version) verwendet. Ergebnisse: Die Kopfschmerzprävalenz bei Patienten mit genetisch determinierten mitochondrialen Erkrankungen lag bei 69 % (38/55 Patienten). Die häufigsten Mutationen in der Untersuchungsgruppe waren singuläre (47 %) und multiple Deletionen (35 %) sowie verschiedene Punktmutationen (18 %) der mitochondrialen DNA. Der Phänotyp einer CPEO zeigte sich bei 36/55 Patienten (65 %). Bei möglicher Mehrfachnennung wurde der Kopfschmerz vom Spannungstyp am häufigsten diagnostiziert (56 % aller Patienten), gefolgt von Migräne ohne Aura bei 22 % und Migräne mit Aura bei 16 % aller Patienten. Bei 26 % der Teilnehmer lagen zwei Kopfschmerzdiagnosen vor. Ein Patient zeigte einen Kopfschmerz durch Analgetikaübergebrauch. Bei singulären Deletionen berichteten 81 % der Patienten über Kopfschmerzen, bei multiplen Deletionen 68 % der Patienten. Patienten mit CPEO berichteten häufiger über Kopfschmerzen als alle anderen Phänotypen (28/36, 78 %). Ein positiver HADS-A (≥11 PunkDer Schmerz · Suppl 2 · 2017
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Autorenverzeichnis
Autorenverzeichnis A Albert Patricia Albrecht Urs-Vito Altenscheidt Jörn Arnold Bernhard Ashina Messoud
P07.01 SY16 WS13 SY31 P12.03, P12.04, P12.05, P12.08 Augustin Mirjam P06.02 Avenali Luca P06.06 Ávila González Carla P01.09 Azad Shahnaz Christina SY09, SY38
B Bär Karl-Jürgen Barke Antonia Baron Ralf
SY35 P09.01, P09.02 P01.01, P01.05, P01.08, P03.03, SY19 Barry Allison P06.02 Bartmann Eva WS02 Baudet Kerstin WS09 Baumbach Philipp P07.04 Bayer Oliver P02.06 Becker-Hingst Nadine P13.01 Bednarska Olga P10.04 Beinert Konstantin P08.03 Benson Sven P03.01, P03.02, P03.06, SY32 Bernardy Kathrin SY05 Berner Reinhard P04.04, P04.05 Berth Hendrik P09.04, P07.07, P09.06 Beyer Linn P07.05, P07.06 Bieber Christiane SY11 Binder Andreas P01.08, P03.03 Bingel Ulrike P03.05 Birklein Frank SY04 Birmes Bernhard P08.06 Blankenburg Markus SY09, WS17 Böhm Heinrich P02.04 Böhme Klaus P11.01, P11.02 Bonafede Machaon P05.01 Borelli Eleonora SY42 Bosse Florian P11.01, P11.02 Boudreau Guy P12.03 Brandes Jan Lewis P12.03, P12.05, P12.07, P12.08 Bräscher Anne-Kathrin SY10 Brendel Tatjana P02.07, SY40 Brüggemann Silke SY31 Buttelmann David P04.01
C Cai Qian Cappell Katherine Carl Maria Caroli Anna
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P05.01 P05.01 P03.04 P05.05
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Casser Hans-Raimund P11.01, P11.02, SY29, SY39, WS21 Chehadi Omar P08.01, P08.02, P10.05 Cheng Sunfa P12.01, P12.03, P12.04, P12.07, P12.08 Chetty Sean P02.05 Conrad Stefan P02.01 Cremer Alexander Felix SY22
D de Azambuja Graciana P06.03 de Hoon Jan P12.02 Deckert Stefanie P07.08 Desai Pooja P05.01, P12.01 Diener Hans-Christoph P12.07, P12.08 Dieterich Angela P08.05, SY44 Dietz Pavel P11.03 Diezemann Anke WS22 Dolezil David P12.03, P12.05, P12.07 Dresler Thomas SY09, SY18, WS32 Dünisch Luisa P07.02
E Ebinger Friedrich Eich Wolfgang Eichelkraut Luise Eisele Osa Eitner Lynn Elsenbruch Sigrid
SY41 SY11 P03.04 P12.02, P12.06 P01.09 P03.01, P03.02, P03.05, P03.06, P10.04, SY35 Enax Joachim P12.10 Enax-Krumova Elena P03.03, SY25, SY37, SY45 Engler Harald SY32 Englert Volker P08.03 Erlenwein Joachim P02.02, P08.05, SY07, SY12, WS02 Esser Karl-Heinz P06.05 Ettlin Dominik WS12 Evdokimov Dimitar P01.03, P01.04
F Faber Cornelius Falla Deborah Fett Daniela Flor Herta Förderreuther Stefanie Forkmann Katarina Forstenpointner Julia Forsting Michael Frank Johanna Freeman Marshall C
P06.01 P08.05 P10.06 P10.08 SY43, WS16 P03.05 P01.01, SY34 P03.06 P01.03, P01.04 P12.07
Freilinger Tobias Freitag-Wolf Sandra Freys Stephan M. Friedman Deborah T Friedrich Yvonne
P05.02 P01.08 SY12 P12.08 P04.03
G Gabriel Kristin Gajsar Hannah Gärtner Anne Gaubitz Markus Gaul Charly
P12.02, P12.06 P08.04 P07.05, P07.06 WS23 P05.05, P09.03, SY23, SY28, SY33 Geber Christian SY39, WS27 Geidies Stephanie P07.03 Geiß Christa P09.05 Geißlinger Gerd P03.03 Gembris Heiner SY41 Genc Erhan P03.06 Gerum Reinhild SY36 Gierthmühlen Janne P01.01, P01.05, P01.08, P03.03, SY22 Giese Florian P05.04 Gizzi Leonardo SY44 Gomez-Varela David P06.06 Gossrau Gudrun P04.04, P04.05, SY13, SY36 Grandt Daniel SY26 Greffrath Wolfgang P03.08 Grießinger Norbert P07.01, P09.05 Grosskopf Moritz P01.01, WS03 Gruhl Elisa P04.04, P04.05 Güleryüz Rüya P07.03
H Haas Johannes Peter Hafner Claudia Hähner Antje Hamberger Ulrich Hartmann Michael Hasenbring Monika Ilona Häuser Winfried Hechler Tanja Hegelmaier Tobias Henkel Karsten Henrich Florian Hensel Ole Herbots Marissa Heß Andreas Heuven René Hinner Martina M Hirsch Jameson Höfel Lea Hoffmann Eva Hoffmann Jan Hoheisel Ulrich
P04.01, P04.02 P09.05 P04.04, P04.05 P03.09 P01.07 P08.01, P08.02, P08.04, P10.05, P10.06 SY11, SY26, SY38 WS17 P09.08 SY33 P03.08 P13.04 P12.02 P06.07 P08.06 P03.09 P10.01, P10.02, P10.03 P04.01, P04.02 P02.01 SY08, SY09, SY13 P06.03
Holle-Lee Dagny Hortscht Ulrike Huber Stephan Hüllemann Philipp Hüppe Michael Hütte Meike
SY13 P06.03 SY16 P03.03, SY25, SY29 P11.01, P11.02, SY02 P06.06
I Icenhour Adriane Irnich Dominik Israel-Willner Heike
P03.05, P03.06, P10.04 WS33 P05.03
J Janssen Maren Jonietz Anna Lena Junghanß Christian Jürgens Tim P. Just Nathalie
P01.05 P04.02 P13.03 P13.01, P13.02, P13.03, SY03, SY09, SY33 P06.01
K Kaiser Ulrike Kaisler Miriam Kampik Daniel Kappis Bernd Katsarava Zaza Keidel Matthias Kern Kai-Uwe Kern Niko Kiefer Andreas Kim Gilwan Kinast Benjamin Klan Timo Klasen Bernhard Klein Thomas Klier Tobias Klinger Regine Klitsch Alexander Kloepfer Albrecht Kock Ute Koenen Laura Ricarda Köhler Jörg Kohlmann Thomas Kohls Niko Kolbenschlag Jonas Komann Marcus Konietzny Kerstin Körner Jeannette Körnlein Julian Korwisi Beatrice Köster Odo Kotulla Simone Krafft Stefanie Kranke Peter Kraya Torsten
P07.05, P07.06, P07.07, P07.08, P09.04, P09.06, SY01 P01.09, P12.09 P01.04 WS24 SY43 SY23, SY40, WS25 SY09, WS01 P07.01 SY24 P05.01 P08.06 P05.05, P09.03 SY31, WS07 P03.03 P12.10 SY07, SY27 P01.03, P01.04 SY24 P01.10
P03.05 P09.07 P11.01, P11.02 P10.01, P10.02, P10.03 P09.08 P02.03 P08.01, P08.02, P10.05 P05.03 P12.10 P09.02 P08.01 P03.02 P03.07 P02.05 SY27, SY40, P05.04, P05.06, P13.04, P13.05, P13.06 Kreitz Silke P06.07 Kress Hans-Georg P01.10 Kretzschmar Karoline P09.04 Kriesen Ursula P13.03 Kropp Peter P13.01, P13.02, SY18, WS08
Kubo Yumi Kükenshöner Sarah Kumowski Nina
P12.02 P11.01, P11.02 P09.08
L Labrenz Franziska P03.01, P03.02, P03.06 Lahmann Claas WS11 Lang Anne M. WS34 Lang Philip SY45 Lassen Christoph P12.10 Laufenberg-Feldmann Rita P02.06 Lautenschläger Eva P04.04, P04.05 Lee Edward P12.02, P12.06 Lehnhardt Marcus P09.08 Lenz Robert P12.01, P12.03, P12.04, P12.07, P12.08 Leonardi Dean P12.01, P12.03, P12.04, P12.05, P12.07, P12.08 Leypoldt Frank P01.05 Liesering-Latta Eva WS15, P05.05, P09.03 Liman Thomas P05.03 Lindena Gabi P11.01, P11.02 Lindenberg Nicole P12.10 Lipton Richard P12.01 Liwowsky Iris WS06 Löffler Martin P10.08 Lorenzl Stefan SY21 Löseke Eveline SY30 Löser Johannes SY20 Lötsch Jörn P03.03 Lucius Harald WS20 Lücke Lyn Anna P09.03 Lüdtke Kerstin WS26 Ludwig Edda P08.06 Lukic Nenad WS12 Lundberg Peter P10.04 Lüpke Johanna WS08 Lutz Johannes F. P02.04, P10.09
M Magerl Walter Mages Stephan Maier Christoph
P03.03, P03.08 P05.06, P13.04 SY38, P01.02, P01.08, P01.09, P03.03, P09.08, P12.09 Maihöfner Christian P01.08, SY36 Mainka Tina WS13 Mallwitz Joachim SY29 Mandarino Debra P12.06 Marziniak Martin SY36 Mattenklodt Peter P07.01 McAllister Peter P12.04, P12.07 Mechsner Sylvia SY34 Meile Cornelia P09.05 Meissner Winfried P02.02, P02.03, P02.05, P07.04, SY01 Mense Siegfried P06.03 Meßlinger Karl SY34 Meyer Anneke P13.06 Meyer-Frießem Christine P01.02
Mikol Dan
P12.01, P12.03, P12.04, P12.05, P12.06, P12.07, P12.08 Miltner Wolfgang H. R. P03.04 Möller Paul P01.01 Mothes-Lasch Martin P02.04, P10.09 Motzkus Nicole P06.07 Müller Maike SY10 Müller Susanne P07.07 Müller Tom P04.04, P04.05 Mursch Kay P02.04
N Nagel Bernd Namer Barbara Neeb Lars Nees Frauke Nestler Nadja Neustadt Katrin Niemier Kay Nilges Paul Nobis Hans-Günter Norda Heike Nordez Antoine
P11.01, P11.02 SY03, SY17 P05.03 P10.08 SY20, SY30 P07.08 WS04 WS29 WS18 SY11 P08.05
O Oertel Bruno Offenbächer Martin Oliveira Fusaro Maria Claudia Osterbrink Jürgen
P03.03 P10.01, P10.02, P10.03 P06.03 SY26
P Papenhoff Mike Christian Paschen Inga Paul Petra Peikert Andreas Petri Holger Petzke Frank Pfeifer Ann-Christin Pfingsten Michael Pielsticker Anke Platen Petra Pogatzki-Zahn Esther Post Klaus
WS30 P13.03 SY20 SY28 SY06, SY26 P08.05, P11.01, P11.02 P10.07 P11.01, P11.02, SY31 WS31 P10.06 P06.01, P06.02, P06.04, SY01, SY07, SY23 P07.03
Q Quermann Anne
P11.03
R Raffaelli Bianca Rager Julia Rasche Dirk Rath Sabrina Rehm Stefanie Reicherts Philipp Reimer Maren Reisig Florian
P05.03 13.02 WS27 P01.02 SY45, WS03 SY10 P01.01 WS28 Der Schmerz · Suppl 2 · 2017
S71
Autorenverzeichnis Reist Ladina Rémi Constanze Reuter Uwe
P02.02 SY43 P05.03, P12.01, P12.03, P12.04, P12.05, P12.08 P04.01 P07.04 P04.04, P04.05 P09.01, P09.02 P13.01 P03.01 WS10, WS27
Richter Annie Richter Maria Richter Matthias Rief Winfried Rimmele Florian Roderigo Till Rolke Roman Rosenberger Daniela P03.08 Rouwette Tom P06.06 Rusche Herbert P10.05 Ruscheweyh Ruth P03.07, SY22 Rusu-Klappheck1 Adina Carmen P08.02
S Sabatowski Rainer
P04.04, P04.05, P07.05, P07.06, P07.07, P07.08, P09.04, P09.06 P01.04
Saffer Nadine Sandner-Kiesling Andreas SY06 Sapra Sandhya P05.01 Sator-Katzenschlager Sabine P01.10 Sauer Katja P06.05 Schäfer Axel SY02, SY19 Schäfer Lukas Christopher P06.04 Schankin Christoph SY08 Scheffel Bernhard WS30 Scheibler Fülöp SY11 Schelling Jörg P10.01, P10.02, P10.03 Schilder Andreas SY39 Schiltenwolf Marcus WS25 Schimo Kai P02.01 Schlegel Nathalie WS19 Schmelz Martin SY04 Schmidt Manuela P06.02, P06.06 Schmidt-Wilcke Tobias P08.01, P08.02 Schmitt Jochen P07.08 Schnabel Alexander SY02 Schneider Johannes P07.04 Schneider Ulrike P01.08 Schnöbel-Müller Elisabeth P04.01, P04.02 Schroeder Stefanie P07.03 Schubert Victoria P05.02 Schueler Thomas P08.06 Schuh-Hofer Sigrid P03.03 Schulte Laura H. SY03 Schulz Enrico P08.02 Schulz-Ehlbeck Malte P13.05 Schumann Frank P04.04, P04.05 Schuster Michael P02.06 Seeger Dagmar SY30, SY42 Seemann Martina P01.08 Segelcke Daniel P06.01, P06.02, P06.04, SY37 Sendel Manon P01.01 Sens Elisabeth P02.04, P10.09 Shah Neel P05.01
S72
Der Schmerz · Suppl 2 · 2017
Shtrichman Ronit Siam Laila Siebert Eberhard Silberstein Stephen Simon Perikles Simperl Teresa Sirois Fuschia Skiera David Sommer Claudia Sommer Susanne Sondermann Julia Stahlschmidt Lorin Stamer Ulrike
P02.01 P12.10 P05.03 P12.01, P12.05 P11.03 P05.02 P10.01, P10.02, P10.03 P04.04, P04.05 P01.03, P01.04, SY09 SY28 P06.06 P04.03 SY02, SY06, SY12, P02.02, P02.05
Stammschulte Thomas SY06 Steffen Eva WS15 Steiger Beat WS12 Stewart Walter P12.01 Straub Rainer H. SY32 Straube Andreas P03.07, SY08 Streitlein-Böhme Irmgard P10.05 Stüber Frank P02.02 Suchan Boris P08.01 Sumpf Eberhardt WS02
T Tabak Monique Tampin Brigitte Tanislav Christian Tapper Sofie Tappe-Theodor Anke Taube Wolfgang Tegenthoff Martin Tepper Stewart
P08.06 SY19, WS13 P01.06 P10.04 SY37 P08.03 P01.02, WS25 P12.01, P12.03, P12.04, P12.05, P12.08 Tesarz Jonas SY05 Theisinger Anna P04.04, P04.05 Theysohn Nina P03.05 Thieme Kati SY05 Thomas Annika P08.06 Thomm Monika SY20, WS19 Tisell Anders P10.04 Titze Christina P08.04, P10.06 Tölle Thomas P01.08, P03.03, SY16 Toussaint Loren P10.01, P10.02, P10.03 Treede Rolf-Detlef P01.08, P03.03, P03.08, P06.03, P09.01, P09.02 Trompeter Katharina P10.06 Tuffner Daniela P09.05
P01.03, P01.04, SY17, SY25
U Ulrich Rolf Usai Katrin
W Wach Katharina P03.07 Wager Julia P04.03 Walter Maria Hildegard P04.02 Walter Susanna P10.04 Wang Yi P12.06 Wank Isabel P06.05, P06.07 Wartenberg Hans-Christian SY21 Wasner Gunnar P01.08, SY04 Watzke Stefan P13.05 Weber Annemarie P10.01, P10.02, P10.03 Wegener Sophia P13.01 Weinmann Claudia P02.03 Weiss Maren P07.01 Weiss Thomas SY27, SY42, P03.04 Weniger Lena P09.06 Werner Marc WS05 Widnell Katherine P12.05 Willburger Roland P10.05 Winner Paul P05.01, P12.05, P12.07 Winterpacht Andreas SY17 Wirz Stefan P02.01, SY21 Witt Suzanne T. P10.04 Witthöft Michael P05.05 Wittmann Marc P10.02 Wogenstein Florian SY18 Wolf Pia SY40 Wormit Alexander SY41 Wosnitzka Maren WS14 Wrobel Nathalie SY10
X Xu Yang
P12.06
Y Yavuz Utku
P08.05
Z
Ü Üçeyler Nurcan
Vajda Christian P10.01, P10.03 Van Hecken Anne P12.02 Vandermeulen Corinne P12.02 Vargas Gabriel P12.02 Vollert Jan P01.09, P03.03 von der Hagen Maja P04.04, P04.05 von Piekartz Harry SY44 von Wachter Martin WS24 Vu Thuy P12.04 Vutikullird Apinya P12.06
P11.03 P10.08
V Vaegter Henrik Bjarke P08.04
Zahn Beatrice Zahn Peter Zarbock Alexander Zaslansky Ruth Zernikow Boris Zhou Yanchen Ziegler Christian Zieher Alicia Zierz Stephan Zimmer Annette Zimmer Uta
SY23 P01.02 P06.04 P02.05 P04.03, WS17 P12.06 SY30 P03.08 P05.04, P05.06, P13.05, P13.04, P13.06 P07.04 P04.04, P04.05