Redaktion Prof. Dr. R. Breit, München Prof. Dr.W. Meigel, Hamburg
DDG aktuell
Hautarzt 2001 · 52:929–931 © Springer-Verlag 2001
„Summa cum laude“/ „mit Auszeichnung“ Die Preisverleihungen bei der 41.Tagung der DDG in Berlin, 1.–5. Mai 2001
Für einen Arzt und Wissenschaftler bedeutet es höchste Ehre, von seiner wissenschaftlichen Fachgesellschaft mit einem Preis bedacht, mit einer Medaille ausgezeichnet zu werden. Auch in Berlin wurden – wie alle zwei Jahre – wieder herausragende Ärzte und Wissenschaftler geehrt.
Karl-Herxheimer-Plakette Die Karl-Herxheimer-Plakette, die die höchste Auszeichnung in der deutschen Dermatologie darstellt, wurde an Professor Dr. Miklós Simon (Szeged) verliehen. Die Karl-Herxheimer-Plakette wurde zum Gedenken an Professor Karl Herxheimer gestiftet, dessen Namen jedem Dermatologen bekannt ist: durch die Acrodermatitis atrophicans Herxheimer, von der wir heute wissen, dass sie eine besondere klinische Verlaufsform der Lyme-Borreliose ist, und durch die bei der Behandlung der Syphilis gefürchtete Herxheimer-Reaktion. Die Plakette soll uns aber auch an die dunkle Zeit deutscher Geschichte erinnern, als der 81-
jährige Emeritus der Frankfurter Universitätsklinik, die er von 1894 bis 1930 aufgebaut und geleitet hatte, 1942 im KZ Theresienstadt umkam. In seiner Laudatio führte Prof. Dr. Erwin Schöpf (Freiburg), der Präsident der DDG, unter anderem Folgendes aus: „Sehr verehrter Herr Professor Simon, ihr wissenschaftliches Oeuvre ist eindrucksvoll. 305 Arbeiten sind erschienen. Sie sind Autor dreier Monographien und Lehrbücher. Bis heute nehmen sie am Unterricht der Medizinstudenten teil. Sie begründeten als langjähriger Ordinarius mit großem Erfolg eine wissenschaftliche Schule. Vier ihrer Schüler bekleiden Lehrstühle, weitere sind als Chefärzte und Professoren tätig. Sie befassten sich mit der Pathogenese der Lichtkrankheiten, entwickelten Lichtschutzmittel, grenzten durch histopathologische Untersuchungen den Lupus disseminatus miliaris faciei vom tuberkulösen Formenkreis ab. Sie waren einer der Ersten, der die Tetrazyklinbehandlung der Rosacea papulosa propagierte, und auch in der Therapie der
Mykosen haben sie Pionierarbeit geleistet. Ein besonderer Schwerpunkt ihrer wissenschaftlichen Arbeit waren Untersuchungen zur Pathogenese der Porphyrinkrankheiten. Schon sehr früh, Ende der 50erJahre, haben Sie intensive Beziehungen in die westlichen Länder geknüpft. Dies war zu jener Zeit außerordentlich schwierig. Sie besuchten regelmäßig die renommierten Kliniken Europas und nahmen seit 1957 an allen Tagungen der DDG teil. Sie ermöglichten aber auch Ihren Mitarbeitern Forschungsaufenthalte und Studienreisen in den Westen. Nicht von ungefähr sind Sie Ehrenmitglied oder korrespondierendes Mitglied von 17 ausländischen dermatologischen Gesellschaften. Eine Ihrer ganz großen Stärken war und ist die intensive Kontaktpflege zwischen der ungarischen und der deutschen Dermatologie. Dies
Lebenslauf von Prof. Dr. Miklós Simon 1916 Geburt in Nagyrösze, Eltern Lehrer, 6 Geschwister 1934 Abitur, Studium der Medizin in Debrecen 1940 Assistent, später Oberarzt an der Universitätshautklinik in Debrecen 1943 Promotion 1943 Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten und Kosmetologie 1958 Habilitation 1965 Direktor der Hautklinik der Universität Szeged 1982 Ehrendoktor 1986 Emeritierung 1995 Mitbegründer der DeutschUngarischen Dermatologischen Gesellschaft Der Hautarzt 10•2001
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ist ein Grund für die Verleihung des großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland an Sie gewesen. Die DDG ehrt Sie mit der Verleihung der Karl-Herxheimer-Plakette nicht nur für Ihre überragenden wissenschaftlichen Leistungen, sondern auch als Wegbereiter und weitsichtiger Protagonist völkerverbindender diplomatischer Tätigkeit in Ungarn und Deutschland. Wir wünschen Ihnen weiterhin Ihre bewundernswerte Schaffenskraft und Aktivität.“
Oscar-Gans-Preis 2001 Der Oscar-Gans-Preis wird gestiftet vom GALDERMA Förderkreis e.V. Er wird alle zwei Jahre ausgeschrieben und traditionsgemäß im Rahmen der Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) verliehen. Das Kuratorium unter Vorsitz von Prof. Dr. Thomas Luger hatte einen Hauptpreis und zwei Förderpreise zu vergeben für wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der experimentellen Dermatologie, bevorzugt aus dem dermato-pharmakologischen Bereich. Der diesjährige Hauptpreis, der mit 25.000,– DM dotiert ist, ging an Dr. med. Dr. rer. physiol. Martin Steinhoff, seit 1999 wissenschaftlicher Assistent an der Universitäts-Hautklinik Münster (Direktor: Prof. Dr. med. Thomas A. Luger) und Leiter einer AG mit den Schwerpunkten „Mechanismen der kutanen neurogenen Entzündung“ und „Bedeutung Protease-aktivierter Rezeptoren bei Entzündungen.“ Er erhielt den diesjährigen Hauptpreis für Arbeiten zur Bedeutung von Protease-aktivierten Rezeptoren (PAR) für Entzündungsmechanismen der Haut. Mit seinen Coautoren konnte er zum ersten Mal nachweisen, dass Serinproteasen die kutane neurogene Entzündung regulieren: „Agonists of protease-activated receptor 2 induce inflammation by a neurogenic mechanism.“ (Steinhoff M et al. Nature Med 2000, 6:151-158). [Weitere vorgelegte Arbeiten sind publiziert in: Exp. Dermatol. 1999, 8:282-294 sowie in: J. Clin. Invest. 1999, 103:261-269]. Weiterhin zeigte er auf, dass PAR-2 über die Regulation von Ionenkanälen und Sekretionsmechanismen sowie Generierung von Entzündungsmediatoren an Entzündungsvorgängen in zahl-
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reichen Organen beteiligt ist. Die Ergebnisse belegen einen neuen Mechanismus, wie sensorische Nervenfasern mit Zellen der Haut, z.B. Mastzellen, kommunizieren und so die neurogene Entzündung regulieren. Entdeckt wurden völlig neue Erkenntnisse zur Bedeutung von Proteasen als Signalmoleküle bei Entzündungen, Schmerz und evtl. Juckreiz. Diese Erkenntnisse können somit zu neuen pharmakotherapeutischen Ansatzpunkten bei zahlreichen entzündlichen Erkrankungen der Haut oder dem Pruritus führen. Die beiden Förderpreise (dotiert mit je 5.000,– DM) wurden Dr. med. Esther von Stebut, seit 1999 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der UniversitätsHautklinik Mainz (Direktor: Prof. Dr. med. Jürgen Knop), und Dr. med. Holger Stege, seit 1994 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universitäts-Hautklinik Düsseldorf (Direktor: Prof. Dr. med. Thomas Ruzicka), verliehen. Esther von Stebut erhielt den diesjährigen Förderpreis für Untersuchungen zur Rolle von epidermalen, antigenpräsentierenden Langerhanszellen bei der Induktion von protektiven Immunantworten gegen die infektiösen Erreger Leishmania major: „Leishmania major-infected murine Langerhans cell-like dendritic cells from susceptible mice release IL-12 after infection and vaccinate against experimental cutaneous Leishmaniasis.“ [Eur J Immunol 2000; 30(12): 3498–506] und „Uptake of Leishmania major amastigotes results in activation and interleukin 12 release from murine skin-derived dendritic cells: implications for the initiation of antiLeishmania immunity.“ [J Exp Med 1998: 188(8): 1547–1552]. Mit ihren Experimenten zeigte sie, dass die Langerhanszellen der Haut effektiv Th1-Zellen induzieren können und dass mit diesen Zellen Mäuse vor einer chronischen Infektion geschützt werden können (im Sinne einer Vakzinierung). Diese Erkenntnisse führen möglicherweise zu neuen Ansatzpunkten in der Behandlung der Leishmaniose. Holger Stege erhielt den diesjährigen Förderpreis für Untersuchungen zur Wirkung von enzymatischen Reparaturmechanismen bei lichtinduzierten DNS-Schäden der Haut: „Enzyme plus light therapy to repair DNA damage in ultraviolet-B-irradiated human skin.“
[Proc Natl Acad Sci 2000; 97(4): 1790–1795]. Es ist bekannt, dass UV-Strahlen zu Hauttumoren führen können. Dies basiert auf Schäden der DNS der Hautzellen. Die besonders durch UVB-Strahlen induzierten Pyrimidin-Dimere werden von den körpereigenen Reparaturmechanismen erkannt und teilweise beseitigt. In Bakterien, marinen Lebewesen und einigen anderen Tierarten wird ein weiteres Reparatursystem, die Photolyase, benutzt, das zusätzlich die DNS-Schäden erkennt und beseitigt. Die Photolyase ist ein Enzym, das die Pyrimidin-Derimere erkennt und unter Bestrahlung mit langwelligem UV- oder sichtbarem Licht diese Dimere spaltet. Holger Stege konnte in seiner Arbeit zeigen, dass die Applikation dieses Enzyms in Form von Liposomen und eine nachfolgende Bestrahlung die durch UVBExposition aufgetretenen DNS-Schäden schneller und effektiver repariert als die normalen Reparaturmechanismen. Die Ergebnisse dieser Studien legen nahe, dass in Zukunft die äußerliche Anwendung solcher Reparaturenzyme zusätzlich zu Sonnenschutzmitteln einen Schutz vor UV-bedingten Hautveränderungen bieten könnten.
Paul-Gerson-Unna-Preis Der Preis wird von der Beiersdorf AG vergeben. Diesjähriger Preisträger ist Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Ehrhardt Proksch, Hautklinik der Christian-Albrecht-Universität Kiel, für die Arbeit: „Impaired Cutaneous Permeability Barrier, Skin Hydration, and Sphingomyelinase Activity in Keratin 10 Deficient Mice.“
Förderpreis „Haut und Umwelt“ 2001 Dieser Preis wird von der Firma Grünenthal GmbH vergeben. Der Preis wurde an folgende Preisträger aufgeteilt: Der 1. Preis ging an Prof. Dr. rer. nat. Jens-Michael Schröder und Dr. rer. nat. Jürgen Harder, Universitätsklinikum Kiel, Klinische Forschergruppe kutane Entzündung: „Isolation and characterization of human b-defensin-3, a novel human skin-derived peptide antibiotic.“ Der 2. Preis ging an Priv.-Doz. Dr. med. Peter Friedl und Dr. rer. nat. Matthias Gunzer, Universitäts-Hautklinik
Posterpreise der DDG 1. Preis: M. Placzek, U. Kerkmann, B. Przybilla, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, LudwigMaximilians-Universität München: „Phototoxizität von Tabakkondensat.“ 2. Preis: C. Pföhler, C. E. Thirkill, A. Palmowski, A. Haus, W. Tilgen, U. Reinhold, Universitätshautklinik und Poliklinik, Universitätsaugenklinik und Poliklinik, Universitätskliniken des Saarlandes, Homburg/Saar, UC Davis Eye Research, University of California, Davis, USA: „Identifizierung von Autoantikörpern im Serum von Patienten mit Melanom-assoziierter Retinopathie (MAR).“ 3. Preis: P. Mayser, W. Thoma, U. Schäfer, G. Wille, H. J. Schmitz, T. Monsees, D. Schrenk, W. Steglich, Zentrum für Dermatologie und Andrologie, Justus-Liebig-Universität Gießen, Institut für Organische Chemie, LudwigMaximilians-Universität München, Institut für Lebensmittelchemie und Umwelttoxikologie, Universität Kaiserslautern „Isolation und Synthese von Malassezin, einem neuen Agonisten des Arylhydrocarbonrezeptors.“
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Würzburg,Arbeitsgemeinschaft Zellmigration: „Antigen presentation in threedimensional extracellular matrix: interactions of T-cells with denditric cells are dynamic, short lived, and sequential.“ und „Dynamics of antigen presentation: the serial encounter model.“ Der 3. Preis ging an Dr. med. Vera Mahler, Dermatologische Universitätsklinik Erlangen: „Mutual boosting effects of sensitization with Timothy Grass Pollen and latex glove extract on IgE antibody responses in an mouse model.“
Im Rückspiegel Das Presse-Echo der 41.Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, 1.–5. Mai 2001, Berlin
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ährend der 41. Tagung der DDG in Berlin fanden regelmäßig Pressekonferenzen statt, für die sich insgesamt 110 Journalisten akkreditiert hatten. Eine große Zahl regionaler Tageszeitungen berichtete teils mehrfach über die Tagung. Meist stützten sich die Redakteure dabei auf die Meldungen der großen Presseagenturen, in erster Linie auf die der Deutschen Presse Agentur (dpa). Eine gewisse Vielfalt entstand lediglich dadurch, dass der zuständige Redakteur die vorgefertigte Meldung kürzte und eine neue Überschrift formulierte. Meldungen über Krebs und das Thema Allergie wurden gegenüber Informationen zur Schuppenflechte bevorzugt verwertet. Nur wenige Tageszeitungen, meist am Tagungsort Berlin, verfassten eigenständige Berichte, so zum Beispiel die „Berliner Morgenpost“,„Der Tagesspiegel“, die „Berliner Zeitung“ und auch der „Generalanzeiger“. Ganz vereinzelt suchte und fand der Redakteur einen eigenen örtlichen Bezug, wie etwa die „Nordwest-Zeitung“
mit Bild und Meldung über den Oldenburger Laserexperten Dr. Manfred Schmoll, das „Darmstätter Echo“, das den örtlichen Dermatologen Dr. Wilfried Seipp als einen der ersten Gratulanten des mit der Karl-HerxheimerPlakette ausgezeichneten Prof. Dr. Miklós Simon aus der Darmstädter Partnerstadt Szeged erwähnte, und die „Westfälischen Nachrichten“, die den Oskar-Gans-Preisträger Dr. Dr. Martin Steinhoff von der Uni Münster feierten. Sieger beim Kürzen war übrigens die Thüringische Landeszeitung. Sie machte aus den Agenturmeldungen folgende Kurzmeldung: „Hautschäden durch Sonne – Berlin. (dpa/tlz) Viele Deutsche ruinieren ihre Haut durch exzessives Sonnenbaden. Gleichzeitig lassen sie sich immer öfter verschönern, hieß es auf der Jahrestagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. 30 Prozent leiden an Allergien.“ Kürzer schafften es u. a. nur die „Süddeutsche Zeitung“ oder die „Frankfurter Allgemeine“: Sie berichteten gar nicht über die Tagung der DDG.
Pädiatrischer Posterpreis C. Schnopp, R. Remling, C. Holtmann, J. Ring, D.Abeck, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein der Technischen Universität München: „Wirksamkeit von fett-feuchten Verbänden unter Verwendung wirkstofffreier Basiscreme versus 0,1 % Mometasonfuroat bei akut exazerbiertem atopischem Ekzem: eine doppelblinde randomisierte intraindividuelle Vergleichsstudie.“
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