Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin Rechtsmedizin 2015 · 25:590–597 DOI 10.1007/s00194-015-0066-x Online publiziert: 19. November 2015 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015
Sommertagung der Schweizer Gesellschaft für Rechtsmedizin (SGRM) Locarno, 12.–13. Juni 2015 In diesem Jahr fand die Sommer tagung der SGRM am 12. und 13. Juni an den Ufern des Lago Maggiore in Locarno statt. Organisiert wurde sie von den Kollegen der Fondation alpine pour les sciences du vivant (FASV), insbesondere von Priv. Doz. Dr. Ario Conti und dem Centre universitaire romand de médecine légale (CURML) unter der Leitung von Prof. Patrice Mangin. Das wissenschaftliche Pro gramm war auf zwei halbe Tage aufgeteilt. Veranstaltungsort war der Palazzo della Società Elettrica Sopraceneri (SES). Dank einem Vortragsblock zu lokalen und aktuellen Themen, welcher den Auftakt des wissenschaft lichen Programmes machte, konnten sich die circa 100 Tagungsgäste aus der gesamten Schweiz, Italien und Deutsch land, ein Bild von der aktuellen Situation im Tessin machen. So berichtete der Generalstaats anwalt John Nosseda über die Anwendung des Schweizer Straf gesetztes im Tessin, der Grenz schutzoffizier Fabio Giussani klärte über brisante Themen auf, wie z. B. über eingeführte il legale Substanzen, Schmuggel waren oder über die Migrations
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problematik im Süden der Schweiz und Emilio Scossa Baggi präsentierte den Wissen schaftlichen Dienst der Tessiner Polizei für den er verantwortlich ist. Den Abschluss dieses Teiles bildete der Vortrag von Präsident Giuseppe Muschietti, vom staat lichen Strafgericht von Bellin zone, vorgetragen in den drei Nationalsprachen. Die zweite Hälfte des Freitag nachmittages war den Vor trägen zu den Themen Toxiko logie und Verkehrsmedizin gewidmet. Nach einem ein leitenden Vortrag über den Ein fluss der Pharmakogenetik auf die klinische und forensische Toxikologe von Prof. Dr Dr hc Hans H. Maurer, referierten fünf weitere Redner zu ver schiedenen aktuellen Themen. Angesprochen wurden dabei der Gebrauch von DBS (dried blood spots) und der Einsatz der LCMS/MS zur Phenothypisierung, die Vorteile der THCCOOHGlukuronidbestimmung im Blut zur Diagnose von chronischem Cannabiskonsum, Probleme bei der Interpretation postmortaler Methadonwerte sowie die mikro biologische und elementare Kontamination von Hanf. Ein Vortrag zur Bestimmung von
Verantwortlich für den Inhalt der Mitteilungsseiten der DGRM PD Dr. Silke Grabherr Institut für Rechtsmedizin Lausanne-Genf (CURML) Chemin de la Vulliette 4 CH - 1000 Lausanne 25
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Phosphatidylethanol (PEth) als Marker des Alkoholkonsums bei der Bewertung der Fahr tauglichkeit und ein Beitrag über die Folgen des Programmes Via Sicura für die Verkehrsmedizin ließen diesen Vortragsblock aus klingen. Der erste der beiden Kon gresstage wurde dann mit einer Bootsfahrt auf die Inseln von Brissago abgeschlossen. Dort fand als Höhepunkt des Rahmen programmes der Galaabend statt, bei dem sich die Tagungs teilnehmer mit kulinarischen Köstlichkeiten und exzellenten Weinen im gemütlich-schicken Ambiente einer luxuriösen Insel villa verwöhnen liessen. Der Samstagvormittag war zwei Vortragsblöcken gewidmet: einem zur Entomologie und zu verschiedenen Themen, ein zweiter zur forensischen Medizin und Bildgebung. Im ersten Teil wurden mehrere interessante Beiträge zu unterschiedlichen Fragestellungen wie beispiels weise zu den Vorteilen der Unter suchung von Fliegen und Faden würmern zur Todeszeitschätzung, zur rechtsmedizinischen Unter suchen von über hundert Jahre alten Skeletten, zur Endo skopischen Untersuchung von Schusswaffen, zu Bissverlet zungen durch Menschen, und zu den Möglichkeiten der Aus bildung von forensisch-radio logischen Röntgenassistenten, präsentiert. Im zweiten Teil folgten die Vorträge zur Forensischen Bildgebung und Vorstellungen
von Kasuistiken. Diese bildeten das Ende des wissenschaftlichen Programmes des ersten Tages. Be sonders bemerkenswert war ein Vortrag der darauf hinwies, dass die Rechtsmedizin sich nicht nur im Tal abspielt, sondern sich auch mit Todesfällen im Hoch- und Mittelgebirge beschäftigt. Dieser Beitrag beinhaltete u. a. auch eine statistische Auswertung dies bezüglicher Fälle im Kanton Bern. Der zweite Kongresstag wurde dann mit der Verleihung der Urkunden zur Erlangung des neu eingeführten Titels „Fachmann/frau für rechts medizinische Leichenschau“ ab geschlossen. Diese Auszeichnung ging an 15 tessiner Ärzte/innen welche eine rechtsmedizinische Ausbildung zur Durchführung von Leichenschauen erfolg reich absolviert hatten. Ihre Aufgabe ist es nun bei Leichen schauen zu entscheiden ob der Einsatz von Polizei, Justiz und Rechtsmedizin nötig ist, was insbesondere wichtig ist, wenn man bedenkt, dass der Kanton Tessin keinen eigenen rechts medizinischen Dienst hat. Nach diesem erfolgreichen Treffen im Tessin freuen sich die Mitglieder der SGRM bereits auf die nächste Sommertagung in Bergun, im Kanton Grau bünden, die am 27. und 28. Mai 2016, unter der organisatorischen Leitung von Dr. Daniel Wyler stattfinden wird. M. Augsburger und S. Grabherr, Lausanne
94. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin Leipzig, 15.–19. September 2015 Die Feierlichkeiten zum 600jährigen Bestehen der Medizi nischen Fakultät der Universität Leipzig boten den Rahmen für die diesjährige Jahres tagung der Deutschen Gesell schaft für Rechtsmedizin. Nach den Zerstörungen durch den 2. Weltkrieg und der politisch motivierten Sprengung der Paulinerkirche im Jahr 1968 ist 25 Jahre nach den historischen Montagsdemonstrationen in Leipzig und dem Mauerfall mit dem Paulinum und dem an grenzenden Augusteum am Augustusplatz in Leipzig wieder ein einmaliges und interessantes architektonisches Ensemble ent standen. Das Paulinum beher bergt unter seinem Dach sowohl wissenschaftliche Institute als auch die Aula der Universität, die als Andachtsraum genutzt werden kann. Die Tagung selbst fand im Augusteum und dem angrenzenden Hörsaalgebäude statt. Die Tagungsteilnehmer konnten dadurch alle Vor teile und Annehmlichkeiten der Innenstadtlage genießen. Die Eröffnungsveranstaltung am 16.09. stand im Zeichen der Grußworte und der Preisverlei hungen. In feierlicher Atmosphä r e begrüßte der Tagungspräsident, Prof. Dreß ler, die mehr als 400 Tagungs teilnehmer und Gäste, unter ihnen Kolleginnen und Kollegen aus 13 europäischen Ländern sowie aus Japan und Australien. Ein besonderer Gruß ging an die Vertreter der Politik, der Polizei und der Justiz. Ein mal mehr bekundeten unsere Emeriti durch ihre Teilnahme ihre Verbundenheit mit dem
Fach, allen voran Prof. Janssen, Frau Prof. Klein, Prof. Müller und Prof. Rittner. Die Teil nahme der Kolleginnen und Kollegen aus 7 osteuropäischen Ländern wurde über Spenden gelder des Osteuropavereins und über Fördergelder der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit finanziert. In einem Grußwort über mittelte Frau Staatssekretärin Andrea Franke die Grüße des Sächsischen Staatsministers der Justiz, Herrn Sebastian Gemko. Sie danke den beiden Leitern der rechtsmedizinischen Institute in Dresden und Leipzig sowie den Mitarbeiterinnen und Mit arbeitern in Dresden, Leipzig und der Außenstelle in Chemnitz für ihre zuverlässige und qualitativ hochwertige Arbeit im Interesse der Rechtssicherheit im Freistaat Sachsen. Im Grußwort des Herrn Staatssekretärs Uwe Gaul, Staats ministerium für Wissenschaft und Kunst, ging dieser auch auf das Leitmotiv der Tagung ein – Rechtsmedizin im Spannungs feld zwischen Versorgung und Wissenschaft. Herr Gaul be tonte, dass man gemeinsam mit den Medizinischen Fakultäten und den Instituten Lösungen für deren Finanzierung finden wolle und dabei möglicherweise auch über neue Organisations strukturen nachdenken müsse. Prof. Dr. Ingo Bechmann, Prodekan der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig würdigte die Leistungen der Mit arbeiter/innen des Instituts in Forschung und Lehre. Prof. Bajanowski, Präsident der Deutschen Gesellschaft für
Rechtsmedizin, skizzierte die wissenschaftliche Tradition und würdigte die aktuellen wissen schaftlichen Leistungen der Mit arbeiter/innen des Leipziger Instituts. Er hob hervor, dass die Einweihung des heute sanierten und erweiterten Instituts gebäudes an der Johannisallee im Jahre 1905 eine wichtige Voraus setzung für die Entwicklung des Faches in Leipzig war. Richard Kockel, dem damaligen Ordinarius, ist es wesentlich zu danken, dass naturwissen schaftliche Methoden in breitem Umfang in das Fach Einzug hielten und neue Erkenntnisse und Methoden in der Sero logie und Toxikologie ein gesetzt wurden. Später war es vor allem Wolfgang Dürwald, der 1961 zum Ordinarius be rufen wurde und mit seinen Oberärzten Göhler, Hammer, Herber, Hunger, Holzhausen, Leopold, DuChesne, Weigel und Müller in der Medizin und Serologie sowie den Toxiko logen Müller und Wehran das Institut prägte. Dürwald und Göhler leisteten gemeinsam mit Prokop Pionierarbeit in der serologischen Forschung. In den Siebziger Jahren war es die Katstrophenmedizin, die im Zusammenhang mit Flug- und Eisenbahnunfällen in der DDR etabliert werden musste. In jüngerer Zeit wurden molekulargenetische Methoden etabliert und angewendet um z. B. X- und Y-chromosomale Marker für Spurenuntersu chungen zu erschließen oder DNA-Marker für die Diagnostik hereditärer Erkrankungen zu nutzen, die der klassischen morphologischen Diagnostik wegen ihres funktionellen Cha rakters nicht zugänglich sind. In der Toxikologie konzentriert sich das Interesse aktuell auf Alkoholismusmarker, Kinetik und Stoffwechsel von Metam
phetamin und heroininduzierte Veränderungen des ZNS. Berücksichtigt man die Personalentwicklung am Institut in den vergangenen 25 Jahren – die Zahl der Mitarbeiter ist heute im Vergleich zu 1990 um etwa 50 % reduziert, dann können diese wissenschaftlichen Leistungen gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Prof. Dreßler wählte das Leit thema der Tagung auch um damit auf die Probleme hin zuweisen, die sich aus Geldund Personalmangel einerseits und wachsenden Versorgungs anforderungen andererseits er geben. Verschärft werden diese Probleme der Institute und des Faches gegenwärtig auch durch die Vergabepraxis der Länder in Bezug auf toxikologische und Spurenuntersuchungen, die heute zum großen Teil an Privatlabore vergeben werden. Man muss kein Pessimist sein, um zu der Schlussfolgerung zu gelangen, dass diese Praxis bereits mittelfristig die Existenz der Institute und die unseres Faches gefährden wird. Dabei ist die Bedeutung der universitären Rechtsmedizin mit all ihren Teil bereichen für eine erfolgreiche Verbrechensbekämpfung und damit für die Rechtssicherheit in unserem Land unumstritten. Sie ist unverzichtbar für die fachspezifische Ausbildung der medizinischen und natur wissenschaftlichen Experten in der forensischen Genetik, der forensischen Toxikologie sowie für die wissenschaftliche Weiter entwicklung des Faches in seiner Gesamtheit. Im Anschluss an die Gruß worte wurden der KonradHändel-Preis und der Promo tionspreis der DGRM verliehen. Das Kuratorium der KonradHändel-Stiftung entschied sich dafür den Preis in diesem Jahr zu teilen. Die Preisträgerinnen des Jahres 2014 sind Frau PD Rechtsmedizin 6 · 2015
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Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin Dr. med. Sibylle Banaschak aus Köln und Frau PD Dr. rer. nat. Marielle Vennemann aus Münster. Frau Dr. Banaschak wurde mit dem Preis für ihre Arbeiten zum Tod von Säug lingen und Kleinkindern und ihr Engagement im Rahmen der klinischen Rechtsmedizin aus gezeichnet. Frau Dr. Vennemann wurde für ihre Forschungs leistungen zu Y-chromo somalen Polymorphismen, zur RNA-Stabilität und zur Todes ursachendiagnostik mittels molekulargenetischer Methoden geehrt. Nach den Laudationes übergab Frau Dir’in AG Margarete Basler, Vorstandsvor sitzende der Konrad-HändelStiftung, die Urkunden. Beide Preisträgerinnen gaben nach folgend jeweils einen kurzen Überblick über ihre wissen schaftliche Arbeit. Frau Dr. Banaschak referierte zum Thema „Neonatizid – eine rechts medizinische Herausforderung“. Frau Dr. Vennemann sprach über die „Forensische RNA-Analyse – Erwartungen und Praxistest“. Mit dem ebenfalls geteilten Promotionspreis wurden Frau Dr. rer. nat. Jana Naue, Freiburg, und Herr Dr. med. Benjamin Ondruschka, Leipzig, aus gezeichnet. Beide Preisträger stellten die Ergebnisse ihrer Dis sertationsarbeit in Kurzvorträgen dar. Den Abschluss der durch Herrn Johannes Poerschke am Flügel musikalisch umrahmten Veranstaltung bildete der Fest vortrag von Dr. Thomas Goerlich zum 600-jährigen Bestehen der Medizinischen Fakultät der Uni versität Leipzig. Dr. Goerlich nahm die Tagungsteilnehmer auf einer anschaulich bebilderten Reise mit in das Mittelalter und durch die Jahrhunderte. Dabei ging er auch auf die Entwicklung der Rechtsmedizin ein und be tonte, dass sich deren Geschichte bis in das 15. Jahrhundert ver
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folgen lässt, als Mediziner der Universität sowie als Obergut achter im Auftrag der Justiz in Strafprozessen. Das wissenschaftliche Pro gramm der Jahrestagung bot an drei Tagen insgesamt 104 Vor träge und 124 Poster. Diese Bei träge wurden durch 5 Workshops zur Toxikologie, forensischen Anthropologie und molekularen Osteologie, Histopathologie, computergestützten Weichteil rekonstruktion und zu Forensic Nursing ergänzt. Erstmalig wurde im Tagungsprogramm ein Fort bildungsblock zu Grundlagen der forensischen Toxikologie angeboten. Die Vortragenden, Prof. Stefan Toennes und Frau Prof. Gisela Skopp, freuten sich über das große Interesse und die positive Resonanz der Teil nehmer/innen. Das Konzept des Tagungspräsidenten, Parallel sitzungen weitestgehend zu ver meiden und die Schwerpunkt themen durch Key Lectures einzuführen, für die jeweils renommierte Wissenschaftler gewonnen werden konnten, fand die breite Zustimmung der Teil nehmer. In der Sitzung zur molekularen Pathologie erläuterte Prof. Rein hard Büttner welche eindrucks vollen Fortschritte bei der Be handlung des Lungenkarzinoms auf der Basis einer individuellen Tumorcharakterisierung mög lich wurden. Dabei betonte er, dass die Methoden der mole kulargenetischen Diagnostik zumindest teilweise aus der Rechtsmedizin übernommen wurden. Die weiteren Beiträge dieser Sitzung beschäftigten sich schwerpunktmäßig mit den Möglichkeiten der Molekular genetik zum Nachweis genetisch bedingter Erkrankungen, die zu einem plötzlichen Tod führen können und mit der Unter suchung molekularer Marker der Gewalt, z. B. des Schädel-HirnTraumas.
Im Rahmen einer speziellen Sitzung zur Katastrophenmedizin wurden die diesbezüglichen Arbeiten des im vergangenen Jahr verstorbenen Prof. Wolfgang Dürwald gewürdigt. Die Ein führung zum Thema übernahm sein Schüler, Prof. Rüdiger Lessig, der den Bogen von den Massenunfällen des vergangenen Jahrhunderts bis zu den Katastrophen unser heutigen Zeit spannte und dabei den inter nationalen Charakter und die daraus resultierenden Schwierig keiten bei der Untersuchung/ Identifikation der Opfer dar stellte. Im weiteren Verlauf der Tagung berichtete Dr. Charles Agostini eindrucksvoll über die rasche und vollständige Identifizierung der 150 Todes opfer des Germanwings-AirbusAbsturzes (4U9525) vom 24. März 2015 durch das DVI-Team (Disaster Victim Identification) der Französischen Gendarmerie. Die Sitzung zum Medizin recht wurde mit einem Vortrag von Prof. Peter König, Richter am Bundesgerichtshof, zum Thema „Der Rechtsmedizinische Sach verständigenbeweis im Straf recht“ eröffnet. In den folgenden Beiträgen standen Fragen der ärztlichen Aufklärung, der Sach verständigentätigkeit und der ärztlichen Ausbildung im Fokus. Die Sitzung zur Forensischen Molekulargenetik und Ento mologie wurde durch Prof. Manfred Kayser eröffnet, der über Möglichkeiten der DNAbasierten Phänotypisierung sprach. In den folgenden Bei trägen ging es u. a. um die Unter suchung „älterer“ DNA und die vielfältigen Probleme des sekundären DNA-Transfers. Im Rahmen der Sitzungen zur Toxikologie sprach Prof. Klaus Müller über den Nachweis von Blutdoping und die Rolle der Medien wie auch der durch sie beeinflussten/gebildeten öffentlichen Meinung bei der Be
wertung entsprechender Delikte oder der handelnden Sportler. Daneben standen, eingeführt durch Prof. Volker Auwärter, analytische Probleme beim Nach weis von Betäubungsmitteln ein schließlich synthetischer Drogen im Zentrum der Aufmerksam keit. Alle Abstracts der Vorträge und der Poster sind in der Zeit schrift Rechtsmedizin, Band 25, Heft 4 auf den Seiten 345 bis 425 veröffentlicht. Mit fünf verschiedenen An geboten gab das Rahmenpro gramm den Teilnehmern die Möglichkeit Stadt und Umge bung kennenzulernen oder Kunst und Kultur zu genießen. Herausragendes Ereignis war dabei zweifellos der Festabend, der mit ca. 250 Teilnehmern im Barocksaal des Parkschlöss chens in Markleeberg stattfand. Wie in den vergangenen Jahren wurden zu Beginn des Fest abends die Posterpreisträger ge ehrt. Die Mitglieder der Jury wählten Preisträger in den vier Kategorien Forensische Genetik, Forensische Toxikologie, Klinische Rechtsmedizin und Bildgebung sowie Forensische Pathologie. Zum Themengebiet „Forensische Genetik“ wurde das Poster der Autoren G. Kulstein, E. Miltner, U. Gerstenmaier, K. Hoffmann, W. Wagner und P. Wiegand aus Ulm und Aachen zum Thema „The New Age – neue Marker zur forensischgenetischen Altersbestimmung“ ausgezeichnet. Preisträger in der Kategorie „Forensische Toxiko logie“ ist die Freiburger Arbeits gruppe mit F. Franz, V. Angerer, M. Hermanns-Clausen, B. Moosmann und V. Auwärter mit dem Poster „Metaboliten von synthetischen Cannabinoiden im Haar – Konsumbeweis oder Stolperfalle bei der Inter pretation?“. Der Preis in der Kategorie „Forensische Patho logie“ ging an M. Takayama,
M. Kashiwagi, A. Matsusue, B. Waters, K. Hara und S.-I. Kubo aus Fukuoka für das Poster mit dem Titel „Application of image data neuropathological analysis for the diagnosis of dementia in autopsy cases“. Den Posterpreis für Arbeiten auf dem Gebiet der klinischen Rechtsmedizin/Bild gebung gewannen L. Kramer, D. Geisenberger, R. Pircher, S. Pollak und U. Schmidt aus Frei burg für das Poster mit dem Titel „Clean-cut-Verletzung am Hals infolge eines Sturzes in eine Glas scheibe“. Allen Preisträgern an dieser Stelle nochmals herzlichen Glückwunsch. Am Ende des wissenschaft lichen Programms gab es die Ge legenheit all jenen zu danken, die zum Gelingen der Tagung bei getragen haben – durch ihre Teil
nahme, durch die Präsentation aktueller Forschungsergeb nisse oder durch aktive Beiträge im Rahmen der Diskussion. Der besondere Dank gebührt dem Tagungspräsidenten und seinem Team, dem es gelungen ist, unterstützt durch die Mit arbeiter/innen des Kongress büros Conventus aus Jena eine herausragende Tagung zu organisieren und die Teilnehmer mit sächsischer Gastfreundschaft zu beeindrucken. Mit diesen Ein drücken dürfen wir uns bereits auf die nächste Jahrestagung freuen, die auf Einladung von Frau Prof. Yen vom 30. August bis zum 03. September 2016 in Heidelberg stattfinden wird. T. Bajanowski, Essen
Konrad-Händel-Stiftungspreis für Rechtsmedizin 2015 Verliehen in Leipzig am 16. September 2015 anlässlich der 94. Jahrestagung der DGRM Auch in diesem Jahr wurde der erstmals im Jahr 2007 vergebene Konrad-Händel-Stiftungspreis für Rechtsmedizin während der Eröffnungssitzung der Jahres tagung der Deutschen Gesell schaft für Rechtsmedizin in einem feierlichen Rahmen ver liehen. Mit dem Preis zeichnet das Stiftungskuratorium Mediziner oder Naturwissen schaftler für herausragende wissenschaftliche Leistungen im Dienste der Rechtspflege oder der Verkehrssicherheit aus. Vor der Preisverleihung ge dachte die Festversammlung dem Stifter, Herrn LOStA i. R. Konrad Händel, dessen Todes tag sich in diesem Jahr zum 11. Mal jährt, als großen Förderer der Rechtsmedizin in Dankbar keit und mit Respekt.
Das Stiftungskuratorium entschied sich in diesem Jahr, den Preis zu teilen. Geehrt wurden Frau PD Dr. med. Sibylle Banaschak aus Köln und Frau PD Dr. rer. nat. Marielle Vennemann aus Münster. Frau PD Dr. Sibylle Bana schak erhielt die Auszeichnung für ihre Arbeiten zum Tod von Säuglingen und Kleinkindern und ihr Engagement im Rahmen der klinischen Rechtsmedizin. Sie hat das Studium der Medizin im Jahr 1995 an der RUB abgeschlossen und war dann zu nächst im Institut für Pathologie am Krankenhaus Bergmannsheil in Bochum als wiss. Mitarbeiterin tätig. Dort wurde sie mit einer Arbeit zum Thema „Pro phylaxe der schockinduzierten Bakterientranslokation durch eine frühe intestinale Lavage“
promoviert. Im Januar 1996 be gann sie die Ausbildung zur Ärztin für Rechtsmedizin am Institut für Rechtsmedizin in Münster, die sie im Jahr 2000, am Bonner Institut, erfolg reich abschloss und danach eine Stelle als Oberärztin und stellv. Institutsdirektorin an der Fried rich-Schiller-Universität in Jena antrat. Ihre aktuelle Stelle, näm lich die der Ltd. OÄ am Institut in Köln trat sie im Jahr 2006 an. Frau PD Dr. med. S. Bana schak hat sich herausragend auf dem Gebiet der klinischen Rechtsmedizin engagiert. Sie war eine der Sprecherinnen der AG klinische Rechts medizin und ist Mitverfasserin von Empfehlungen zur rechts medizinischen Untersuchung von Gewaltopfern, die in der Zeitschrift ‚Rechtsmedizin‘ veröffentlicht wurden. Einen Schwerpunkt innerhalb der klinischen Rechtsmedizin bildet die Untersuchung von Kindern, so dass es nicht verwundert, dass Frau PD Dr. Banaschak auch Mit autorin eines interdisziplinär mit Pädiatern verfassten Standard lehrbuches zum Thema „Kindes misshandlung“ ist. Im Rahmen Ihrer Habilitationsschrift – das Habilitationsverfahren wurde Anfang 2015 erfolgreich ab geschlossen – befasste sie sich mit der hochrelevanten Problematik der Tötung von Neugeborenen. Im Vordergrund ihrer Arbeit standen rechtsmedizinisch-gut achterliche Fragen. Frau Dr. Banaschak konnte eindeutig nachweisen, dass 55die Lungenschwimmprobe als Zeichen des Gelebthabens nach der Geburt ein absolut zuverlässiges Beweismittel ist (keine falsch-positiven Be funde mit dem Risiko der Be lastung einer Person bzw. der Mutter), 55petechiale Blutungen bei Neugeborenen unter der Geburt auftreten können,
nach der Geburt für einen unterschiedlich langen Zeit raum persistieren und nicht zwingend als Folge einer ge burtsunabhängigen Gewalt einwirkung zu interpretieren sind 55Nabelschnurzerreißungen, z. B. bei einer behaupteten Sturzgeburt, mit nach folgendem Tod durch Ver bluten im Regelfall eher keinen glaubwürdigen patho physiologischen Mechanis mus für den Todeseintritt darstellen, jedoch immer eine Einzelfallanalyse erforderlich machen und 55dass der Nachweis einer Ge burtsgeschwulst eher für eine längere Austreibungsphase bei vaginaler Entbindung spricht. Mit diesen wichtigen Unter suchungen hat Frau PD Dr. Banaschak einen entscheidenden Beitrag geleistet zur rechts medizinisch-gutachterlichen Be urteilung von Todesfällen bei Neugeborenen auf der Basis von Obduktionsbefunden und nach folgenden histologischen Unter suchungen, deren Ergebnisse mit den kriminalistischen Er mittlungen zur Vorgeschichte ab geglichen werden müssen. Frau PD Dr. Marielle Ven nemann erhielt die Ehrung für ihre Arbeiten auf dem Gebiet der forensischen Molekulargenetik. Sie studierte an der GeorgAugust-Universität Göttingen das Fach Biologie und schloss ihr Studium im Jahr 2002 als Diplombiologin erfolgreich ab. Von 2002 bis zum Jahr 2005 war sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im DNA-Labor am Institut für Rechtsmedizin Münster tätig und wurde während dieser Zeit mit einer Arbeit zu Y-chromosomalen Polymorphismen promoviert (Titel der Arbeit: „Validation and characterisation of Y-chromo Rechtsmedizin 6 · 2015
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Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin somal binary polymorphisms in population genetics and forensic DNA analysis“). Von 2005 bis 2010 leitete sie am Institut für Rechtsmedizin des Universitäts klinikums Freiburg die Arbeits gruppe „Postmortale Gen expressionsanalyse“. Danach sammelte sie Erfahrungen als Lecturer in Forensic Science an der University of Strathclyde, Glasgow und beschäftigte sich intensiv mit dem Problem der postmortalen Stabilität von RNA. Zeitgleich absolvierte sie ein Didaktik-Studium und er warb ein Postgraduate Certificate in Advances Academic Studies. Im September 2013 habilitierte sie für das Fach „Forensische Molekulargenetik“ an der Medizinischen Hochschule Hannover mit einer Arbeit zum Thema „Postmortale Genex pressionsstudien: experimentelle Validierung und Beitrag zur Todesursachenfeststellung“. Im November 2013 kehrte sie nach Münster zurück, wo sie die Leitung des Labors für Forensische Molekulargenetik am Institut für Rechtsmedizin übernahm. Auf internationalen Kongres sen wurde sie mehrfach für ihre Arbeiten ausgezeichnet, so z. B. anlässlich des Kongresses „DNA in Forensics“ für ihre Arbeit zum Thema „Endogenous controls in gene expression studies of post-mortem tissues“. Im Jahr 2014 ist es ihr gelungen, um fangreiche EU-Drittmittel aus dem EUROFORGEN Network of Excellence einzuwerben. Über ihre Tätigkeit in For schung und Lehre hinaus engagiert sich Frau Dr. Ven nemann in wissenschaftlichen
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Gremien der International Society for Forensic Genetics und ist Mitglied in Editorial und Advisory Boards verschiedener internationaler Zeitschriften. Frau Dr. Vennemann hat als engagierte Wissenschaftlerin mit ihren wissenschaftli chen Arbeiten zu Y-chromo somalen Polymorphismen, zur RNA-Stabilität und zur Todes ursachendiagnostik mittels molekulargenetischer Methoden wichtige Beiträge zur aktuellen forensischen Forschung geleistet und damit die Bedeutung des Faches Rechtsmedizin für die Rechtspflege und Rechtssicher heit gestärkt. Die Übergabe der Ur kunden nahm auch in Leipzig die Vorstandsvorsitzende des Stiftungskuratoriums, Frau Dir’in AG Margarete Basler vor, die seit dem Jahr 2003 die Ge schicke der Stiftung leitet und korrespondierendes Mitglied unserer Fachgesellschaft ist. Im Anschluss an die Preis verleihungen sprachen die beiden Preisträgerinnen jeweils im Rahmen eines Kurzvortrages über wichtige Ergebnisse ihrer Arbeit. Der Vortrag von Frau PD Dr. Banaschak stand unter dem Titel „Neonatizid – eine rechts medizinische Herausforderung“. Frau PD Dr. Vennemann sprach zu dem Thema „Forensische RNA-Analyse – Erwartungen und Praxistest“. Die DGRM gratuliert den Preisträgerinnen und wünscht den Wissenschaftlerinnen auch weiterhin eine erfolgreiche Arbeit. T. Bajanowski, Essen
Promotionspreis der DGRM 2015 Verliehen am 16. September 2015 anlässlich der 94. Jahrestagung der DGRM in Leipzig Vor 11 Jahren, am 30.10.2004, beging die DGRM in Berlin die Feier ihres 100-jährigen Be stehens. Die Veranstaltung sollte nicht nur dem historischen Rückblick und einer Standort bestimmung dienen, sondern das Fach wollte sich auch ganz bewusst den künftigen Heraus forderungen stellen. Ein wesent licher Aspekt der Zukunfts sicherung ist die Förderung des wissenschaftlichen Nach wuchses. Deshalb wurde beim damaligen Festakt im HarnackHaus erstmalig der neu ge schaffene Promotionspreis der DGRM verliehen. In diesem Jahr hat sich das Preiskomitee dafür entschieden, zwei Doktorarbeiten auszu zeichnen. Die Preisträger sind Frau Dr. rer. nat. Jana Naue aus Freiburg und Herr Dr. med. Benjamin Ondruschka aus Leipzig. Frau Dr. Jana Naue wurde 1986 in Erfurt geboren. Sie hat dort am Albert-SchweitzerGymnasium im Jahr 2004 das Abitur ablegt. Danach ab solvierte sie an der Universität Freiburg den Studiengang Molekulare Medizin. Schon ihre mit „sehr gut“ benotete Diplom arbeit verfasste sie am Freiburger Institut für Rechtsmedizin bei Frau Prof. Lutz-Bonengel, und zwar über die „Heteroplasmie im mitochondrialen Genom“. Von 2011 bis 2015 setzte sie ihre Arbeit als PhD-Studentin im DNA-Labor des Rechts medizinischen Instituts Frei burg fort, wo sie sich auch an der studentischen Lehre be teiligte. Ihre Doktorarbeit wurde von Frau Prof. Schmidt und
Herrn Prof. Driever betreut und mit dem Kalkül „summa cum laude“ bewertet; sie trägt den Titel „The Mitochondrial Genome in Forensic Genetics: Microfluidic Device for Animal Group Identification and Point Heteroplasmy in the Human DNA“. Hervorzuheben ist die interdisziplinäre und von der DFG geförderte Kooperation mit dem Freiburger Institut für Mikrosystemtechnik zur Nutz barmachung der MikrofluidTechnik für die forensische Molekularbiologie. Frau Dr. Naue hat ihre Forschungs ergebnisse bei zahlreichen inter nationalen Kongressen vor gestellt. 2010 und 2014 wurde sie mit Posterpreisen der DGRM ausgezeichnet. Im Jahr 2013 erhielt sie ein DAADStipendium für die Teil nahme am ISFG-Kongress in Melbourne. Frau Dr. Naue hat bisher 10 Originalarbeiten in an gesehenen englischsprachigen Journalen wie „PloS One“ und „Mitochondrion“ veröffentlicht, 6 davon als Erstautorin. Seit Mai 2015 ist sie als PostDoc am Swammerdam Institute for Life Sciences der Universität Amster dam tätig. Der zweite Promotionspreis geht an Herrn Dr. Benjamin Ondruschka. Herr Ondruschka wurde 1984 in Leipzig geboren. 2003 hat er am Wilhelm-Ost wald-Gymnasium in Leipzig das Abitur abgelegt und an schließend den Zivildienst ab geleistet. Von 2004 bis 2010 studierte er Medizin an der Universität Leipzig. Nach der Approbation begann er im November 2010 am Leipziger
Institut für Rechtsmedizin mit der Weiterbildung zum Fach arzt für Rechtsmedizin. Parallel dazu erstellte er innerhalb der Leipziger Arbeitsgemein schaft „Forensische Neuro traumatologie“ seine von Herrn Prof. Dreßler betreute Doktor arbeit mit dem Titel „Post mortale biochemische Unter suchungen nach Schädelhirn trauma“. Dabei hat er als einer der Ersten systematisch ver schiedene Biomarker im Liquor und im Serum mit der Über lebenszeit in Beziehung gesetzt. Die wesentlichen Ergebnisse seiner mit „magna cum laude“ beurteilten Dissertation wurden im renommierten Journal of Neurotrauma publiziert. Herr
Dr. Ondruschka hat seit 2011 regelmäßig bei Fachtagungen referiert und 2013 bei der Jahres tagung unserer Fachgesellschaft in Saarbrücken einen der Poster preise erhalten. Sein Schriften verzeichnis umfasst derzeit 9 Publikationen, wobei er 5-mal als Erstautor firmiert. Die Mitglieder der DGRM gratulieren den beiden Preis trägern und wünschen Ihnen weiterhin eine erfolgreiche wissenschaftliche Arbeit. Nach der Übergabe der Urkunden präsentierten die Preisträger die wesentlichsten Ergebnisse Ihrer Dissertationsarbeiten im Rahmen eines Kurzvortrages. T. Bajanowski, Essen
1. Assistententreffen der DGRM 17. September 2015, im Rahmen der 94. Jahrestagung der DGRM in Leipzig Der Vorstand der DGRM sowie die Fachvertreter der Rechts medizin wünschen sich eine Selbstorganisation der Assistenz ärzte/innen zur Förderung der Aus- und Weiterbildung. Daher fand im Rahmen der 94. Jahres tagung der DGRM in Leipzig das erste Assistenzärzte-Treffen statt. Organisiert und moderiert wurde dieses durch die Ver treterin der Assistenzärzte/innen im Vorstand der DGRM. Diese erste Veranstaltung ihrer Art diente zunächst der Information der 25 Teilnehmer über eine mögliche Gestaltung zukünftiger Veranstaltungen für Assistenzärzte und junge Fach ärzte. Angedacht ist, dass zu den Treffen Gastdozenten zu speziellen Themen eingeladen werden, diese einen kurzen Überblicksvortrag halten und dann Zeit zur Diskussion ist, in der z. B. auch eigene Fälle ein
gebracht werden können. Das Themengebiet soll dabei von den Assistenzärzten selbst bestimmt werden, Themenwünsche sind gern an die Assistenzärzte-Ver treterin zu richten. Dieser Vor schlag wurde von den An wesenden durchweg sehr be grüßt. Es wurden sogleich weitere Ideen durch die Teilnehmer diskutiert, so z. B. KasuistikSessions für und von Assistenten oder eine „Nightmare-Session“, bei der weniger erfolgreiche Fälle vorgestellt und diskutiert werden. Auch diese Vorschläge wurden positiv aufgenommen, so dass für die nächste Jahres tagung in Heidelberg 2016 ein zweites Assistenten-Treffen mit Gastdozent geplant ist sowie eine erste Nightmare- oder KasuistikSession für die Frühjahrstagung in Rostock 2016. Weiterhin wurden die Teil nehmer über den geplanten
Assistenzärzte-Bereich auf der Homepage der DGRM informiert. Dort sollen sie sich über für sie relevante Ver anstaltungen, News oder Stellen angebote informieren können. Auch ein Forum ist geplant, auf dem z. B. Fälle zeitnah dis kutiert oder Erfahrungen der Assistenten bei interessanten Seminaren oder Workshops aus getauscht werden können. Für die Pflege eines solchen Forums wird noch ein versierter Rechts mediziner gesucht. Bei Interesse wird gebeten, die AssistenzärzteVertreterin zu kontaktieren. Nach einer Vorstellungs runde wurden erste allgemeine Probleme der Teilnehmer an gesprochen. Dabei ging es unter anderem um die Weiter bildungsstruktur zum Fach arzt für Rechtsmedizin, ins besondere um die Rotationen in die zu absolvierenden Pflicht fächer, sowie um die allgemeine
Stellensituation und befristete Arbeitsverträge. Diese Problem felder wurden als Anregungen für die Assistentenvertreterin aufgenommen. Das dem Assistententreffen vorausgegangene Grundlagen seminar Toxikologie wurde von allen Anwesenden für sehr gut befunden. Für die Fortsetzung dieses Basisseminars sowie die Einführung von Seminaren auf weiteren Gebieten, z. B. Genetik, sprachen sich alle Teilnehmer aus. Insgesamt fand das 1. Assis tententreffen reges Interesse und es wurde einvernehmlich zu gestimmt, weitere Treffen für die Assistenzärzte zu veranstalten. Es wurden gute Vorschläge für zu künftige Veranstaltungen von Seiten der Teilnehmer unter breitet, so dass die nächsten Treffen bereits in Planung sind. D. Boy, Rostock
3. Treffen der Arbeitsgemeinschaft Forensische Bildgebung (AGFB) der DGRM 19. September 2015, im Rahmen der 94. Jahrestagung der DGRM in Leipzig Im Anschluss an die 94. Jahres tagung der DGRM fand das bereits 3. Treffen der jungen AGFB statt, welche ein Jahr zuvor während der Jahrestagung in Usedom gegründet worden war. Während 4,5 Stunden ver sammelten sich 24 Mitglieder der AG im Institut für Rechts medizin Leipzig, welches der AGFB dankenswerterweise einen Raum zur Verfügung stellte, um mittels intensiver Denkarbeit und konstruktiver Diskussionen an den bereits be stehenden Projekten weiter
zuarbeiten. Im Vordergrund der Veranstaltung stand dieses Mal die Fertigstellung des In dikationskataloges zur Post mortalen Computertomographie (PMCT) für forensisch-radio logische Anwendungen. Bei einer kurzen einleitenden Diskussion mit Erklärungen zu administrativen Fragestellungen und dem Bericht von Neuig keiten aus AGFBs anderer Fach gesellschaften, wurde auch die Frage aufgeworfen ob es möglich wäre Fortbildungspunkte für die Veranstaltung zu erhalten. Mit Rechtsmedizin 6 · 2015
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Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin Einverständnis aller anwesenden Mitglieder soll hierfür zukünftig gesorgt werden. Recht schnell ging es dann zum Hauptthema des Treffens über. Die beiden Projektver antwortlichen Hartmut Fischer (Potsdam) und Axel Heinemann (Hamburg) fügten die letzten Änderungen unter den wach samen Augen der anwesenden Mitglieder und motiviert durch deren Kommentare in ihr bereits mehrfach überarbeitetes Dokument ein. Am Ende wurde dann über den Inhalt und die aktuelle Version des Indikations kataloges abgestimmt, so dass dieser nach Ergänzung von einigen bereits vorbesprochenen Literaturstellen dem Vor stand der DGRM vorgelegt werden kann. Das Dokument „Grundlagen der postmortalen Computertomographie (PMCT) für forensisch-radiologische Anwendungen – Empfehlungen und Indikationskatalog“ ist somit das erste von der AFGB fertig gestellte Dokument, welches nach Anerkennung des Vor standes in der Zeitschrift Rechts medizin und auf der Home page der DGRM veröffentlicht werden soll. Weiter ging es mit dem Projekt zur Erstellung eines Basisdokumentes zu den technischen Grundlagen der Bildgebung. Die beiden Projekt leiter Alexander Bornik und Thorsten Schwark stellten da zu den aktuellen Stand ihres Dokumentes vor. Ein grobes Inhaltsverzeichnis davon wurde bereits während des letzten Treffens in einer Kleingruppe erstellt. Gemeinsam wurden die Struktur des Dokumentes
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und vor allem die darin zu be handelnden Punkte diskutiert. Nach Erhalt der Rückmeldungen der Mitglieder, wollen nun die Projektleiter bis zur nächsten Sitzung die einzelnen Inhalte weiter ausbauen, so dass sie dann von den Mitgliedern der AFGB diskutiert werden können. Im Anschluss stellte Mattias Kettner aus der Frankfurter Projektgruppe, seinen Vor trag, welcher sich der Unter suchung des aktuellen Status Quo der Forensischen Bild gebung in Deutschland und den umliegenden Ländern widmet, vor. Die Resultate der Umfrage zum Thema Bildgebung aus den einzelnen Instituten wurden detailliert vorgestellt und von den Anwesenden diskutiert. Die Projektgruppe arbeitet jetzt an einem Manuskript welches an die Zeitschrift Rechtsmedizin gesendet werden soll. Es soll in der nächsten Sitzung den Mit gliedern der AGFB vorgestellt und mit ihnen diskutiert werden. Da die Arbeit am Indikations katalog PMCT viel Zeit in An spruch nahm, blieb praktisch keine Zeit für die Vorstellung der Fortschritte des Projektes zur Gründung einer Datenbank für Lehr- und Lernzwecke übrig. Aus diesem Grund und in An betracht der Tatsache, dass die Projekte der AGFB zahlreich sind und schnell fortschreiten, wurde entschieden, für das Jahr 2016 ein zusätzliches Treffen (3 anstelle von 2) der AGFB zu organisieren. Dieses soll gleich zu Beginn des Jahres, im Januar stattfinden. S. Grabherr und P. Baumann, Lausanne
Ausweitung der Kooperation des Instituts für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf mit Ruanda, Ostafrika Das Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) ko operiert seit vielen Jahren mit verschiedenen Institutionen des ostafrikanischen Landes Ruanda. Dies wird vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) über dessen Programm „PAGEL“ (Partnerschaften für den Gesundheitssektor in Ent wicklungsländern) gefördert (siehe Aktuelle Entwicklungen der Auslandskooperationen des Instituts für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums HamburgEppendorf. Miteilungen aus der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin, Rechtsmedizin Ausgabe 1/2015). Bisher fußt die Kooperation auf zwei Kernbereichen. Der erste Bereich ist die Zusammen arbeit mit der ruandischen Staatsanwaltschaft, die regel mäßig molekulargenetische Proben zur Analyse an das Hamburger Institut sendet, um Straftaten, insbesondere Sexual delikte, aufzuklären. Der zweite Bereich ist der Wissensaus tausch mit der Medizinischen Fakultät der University of Rwanda (UR). Die Kooperation gliedert sich auf in die jährlich stattfindende „Interdisciplinary Forensic Summer School“ in der Hauptstadt Kigali und die ebenfalls jährliche Hospitation ruandischer Studierender bzw. Ärzte in verschiedenen Ab teilungen des Hamburger Instituts. Die Summer School fand im Jahr 2015 vom 24. bis zum 27. August zum vierten Mal
statt, erneut unter der Schirm herrschaft von Prof. Dr. Patrick Kyamanywa, Dekan der Medizinischen Fakultät der UR, und Prof. Dr. Klaus Püschel, Direktor des Instituts für Rechts medizin des UKE. Sie firmierte dieses Mal unter dem Titel „A Holistic Approach towards a Safer Society“. Neben einer viertägigen Konferenz umfasste sie drei zweitägige Workshops zu den Themen „Autopsie“, „DNA“ und „Posttraumatische Belastungs störungen“ (in Kooperation mit der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des UKE, vertreten durch PD Dr. Ingo Schäfer). Die Band breite der in den Vorträgen be handelten Themen war groß. Neben rechtsmedizinischen Grundlagen (z. B. eine Ein führung in die äußere und innere Leichenschau, postmortale Bild gebungstechniken) und Detail fragen (z. B. die Abgrenzung von Hirnbasisaneurysma-bedingten von traumatisch bedingten Sub arachnoidalblutungen) wurden rechtliche und gesellschaftliche Fragen behandelt, etwa zum Transplantationswesen und zu den Beiträgen des UKE zur Versorgung in Hamburg an kommender Flüchtlinge. An der Summer School nahmen 75 ruandische Studierende sowie Ärzte, Psychologen und technische Angestellte teil. Die Studierenden waren mehrheit lich Teilnehmer des erst seit dem Jahr 2013 stattfindenden Bachelor-Studiengangs „Forensic Science“ am National Police College in der Stadt Ruhengeri
(Distrikt Musanze) im Nord westen Ruandas (zum Studien gang siehe http://www.igihe. org/clients.igihe.org/police/spip. php?rubrique26). Inzwischen wurde die För derung der UKE-Kooperation durch den DAAD nochmals bis 2018 verlängert. Ab dem Jahr 2016 wird die Zusammenarbeit des Hamburger Instituts mit Ruanda um ein vierwöchiges rechtsmedizinisches Pflicht modul im Rahmen des Studien gangs „Forensic Science“ aus geweitet. Das Curriculum des Moduls wurde in Zusammen arbeit mit dem National Police College und der UR unter der Leitung von Prof. Dr. Leon Mutesa erarbeitet, der Direktor des Studiengangs ist. Vor gesehen sind 110 Stunden Unter richt, in dem sich theoretische und praktische Unterrichtsein heiten sowie eine umfangreiche Hausarbeit ergänzen. Der Kurs endet mit einer schriftlichen Abschlussprüfung. Er wird von
Mitarbeitern des Hamburger Instituts vor Ort am National Police College abgehalten werden und den Studierenden die für die tägliche Polizeiarbeit not wendigen rechtsmedizinischen Kenntnisse und Methoden ver mitteln. Die Finanzierung des Lehrgangs stellt die ruandische Regierung sicher. Parallel zur rechtsmedizini schen Summer School fand auch in diesem Jahr wieder die „Kigali Spine Week“ statt, eine einwöchige Fortbildungsver anstaltung für ruandische Ärzte, die eine besondere Qualifikation in der Wirbelsäulenchirurgie an streben. Dieses Projekt wird von Prof. Dr. Thomas Niemeyer, Chefarzt am Interdisziplinären Wirbelsäulen-Zentrum Hamburg an der Asklepios Klinik Hamburg-St. Georg, organisiert. Übergeordnetes Ziel der hier vorgestellten Kooperationen ist die Stabilisierung der ruandischen Strukturen in der
medizinischen Versorgung, speziell im Bereich gesellschaft licher Schattenseiten mit Ge walt und Tod, um die Lebens qualität sowie die innere Sicher heit im Land weiter zu erhöhen. In Zeiten anhaltender Dis kussionen über weltweite Flucht bewegungen sind derartige Ko operationen ein Ansatz, um vor
Ort Ursachen für Unsicherheit, Unrecht, Vertreibung und Flucht zu vermindern (vgl. ausführlich zu den Kooperationen BlankeRoeser und Püschel, Hmb. Ärzte blatt, Heft 1/2015, S. 96 f.). C. Blanke-Roeser, B. Franke und K. Püschel, Hamburg
Personalia Die DGRM trauert um Herrn Dr. Günter Hummelsheim, der am 26.09. 2015 verstorben ist. Er war über viele Jahre als Landgerichtsarzt in Dortmund tätig und zeitweise auch Mitglied des Vorstands der DGRM. Die DGRM gratuliert: 5 Frau Dr. Hilke Andresen-Streichert, Leiterin der Arbeitsbereiche Toxikologie und Alkohologie im Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf zu ihrer Habilitation „Anwendbarkeit analytischer Entscheidungsgrenzen in der Forensischen Toxikologie im Hinblick auf Gamma-Hydroxybuttersäure und Fentanyl“ mit Erlangung der Venia Legendi für das Fach Forensische Toxikologie. 5 Frau Stefanie Iwersen-Bergmann, Stellv. Leiterin des Arbeitsbereiches Toxikologie im Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf zu ihrer Habilitation „Forensisch-toxikologische Untersuchungen im Hinblick auf die Arzneimittelsicherheit bei der Substitutionsbehandlung mit Methadon“ im Fach Forensische Toxikologie
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