Mitteilungen der DGRM Rechtsmedizin 2009 · 19:63-69 DOI 10.1007/s00194-008-0589-8 © Springer Medizin Verlag 2009
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Verantwortlich für den Inhalt der Mitteilungsseiten der DGRM Prof. Dr. Stefanie Ritz-Timme Direktorin des Instituts für Rechtsmedizin der Heinrich-Heine-Universität Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf Fax 0211/8119366
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Preisausschreibungen Konrad-Händel-Stiftungspreis für Rechtsmedizin 2009
Promotionspreis der DGRM 2009
Für eine herausragende PromoIm Einvernehmen mit dem Ku- tionsarbeit auf dem Gebiet der ratorium der Konrad-Händel- Rechtsmedizin wird alljährlich Stiftung wurde bei der Mitglie- ein Preis vergeben. Die Verleiderversammlung der DGRM hung erfolgt anlässlich der Jaham 26.09.2006 in Innsbruck ein- restagung der DGRM. stimmig beschlossen, den WisEinzelheiten zur Zweckbesenschaftspreis der DGRM und stimmung, Antragstellung und den Konrad-Händel-Preis zu- Begutachtung sind den Statuten sammenzuführen. Dieser Preis zu entnehmen (Rechtsmedizin trägt den Namen „Konrad-Hän- 13: 175, 2003 und Internetauftritt del-Stiftungspreis für Rechts- der DGRM). medizin“; er wurde erstmals an- Einsendeschluss für Vorschläge ist lässlich der 86. Jahrestagung der der 1. Juni 2009. DGRM in Mainz verliehen. Vorschläge sind zu richten an Die Zweckbestimmung, die den Vorsitzenden des PreiskomiModalitäten der Antragstellung tees, Herrn Prof. Dr. Drs. h. c. Steund das Entscheidungsverfah- fan Pollak, Institut für Rechtsmeren richten sich nach dem Sta- dizin, Albertstraße 9, D–79104 tut für die Preisvergabe des Freiburg/Br. früheren Konrad-Händel-Preises (s. Rechtsmedizin 8: R9, 1998 und Internetauftritt der DGRM). Einsendeschluss für Vorschläge ist der 1. Juni 2009.
Vorschläge können bei der Vorstandsvorsitzenden der KonradHändel-Stiftung, Frau Dir’inAG Margarete Basler, Übertal 11, D– 79761 Waldshut-Tiengen, eingereicht werden.
Wiedereröffnung des Instituts für Rechtsmedizin der Universität zu Köln Köln, 19.08.2008
„Quod bonum felix faustum fortu- wies auf die Notwendigkeit, den natumque sit“: Diese lateinische geänderten Anforderungen in der Segensformel, die Cicero zuge- rechtsmedizinischen Forschung schrieben wird, ist in großen Let- durch entsprechende räumliche tern an der Stirnseite des Hörsaals und apparative Rahmenbedinder Kölner Rechtsmedizin zu le- gungen gebührend Rechnung zu sen. Mit denselben Worten hieß tragen. Ein weiterer Grund für die Prof. Dr. med. Markus Rothschild rasche Inangriffnahme der Geneals „Hausherr“ die zahlreichen ralrenovierung war der Wunsch, Gäste willkommen, die sich zur Herrn Prof. Rothschild trotz seifestlichen Wiedereröffnung des ner Berufung auf den Berliner Institutsgebäudes am Melatenring Lehrstuhl zum Verbleiben in Köln eingefunden hatten. Besonders zu bewegen. Nach dem Dekan herzlich begrüßt wurde Altrektor überbrachte der Berichterstatter Prof. Dr. Michael Staak, der das die Grüße und Glückwünsche der Kölner Institut von 1980–2002 ge- DGRM; dabei erinnerte er an die leitet hat. Für einen beschwingten Entwicklung der Kölner Rechtsmusikalischen Einstieg und Aus- medizin seit deren Institutionaliklang der Feier sorgten Sabine sierung unter Max Schwellnus Kühlich (Gesang und Saxophon) (1935) und an die Pionierleistunsowie Felix Heydemann (Gitarre), gen von Günther Dotzauer, in die bekannte Melodien und Lieder dessen Amtszeit das gegenwärmit Bezug zum Verbrechen vor- tige Institutsgebäude 1971 fertigtrugen (z. B. die Moritat vom gestellt wurde. Die Justiz war Gangsterchef Mackie Messer aus durch die Leitende Oberstaatsander Dreigroschenoper oder den wältin Elisabeth Auchter-Mainz einst von Bill Ramsey gesungenen vertreten; sie sprach sich – Bezug Schlager „Ohne Krimi geht die nehmend auf die Konferenz der Mimi nie ins Bett“). Justizministerinnen und JustizAls erster Grußwortredner minister – für eine Professionalisprach Prof. Dr. Edgar Schömig, sierung der Leichenschau und für der in seiner Funktion als Ärzt- die Erhaltung der bestehenden licher Direktor des Kölner Uni- rechtsmedizinischen Institute aus. versitätsklinikums einen Über- Der Kölner Polizeipräsident Klaus blick über die umfangreichen Er- Steffenhagen dankte für die verneuerungs- und Sanierungsmaß- trauensvolle Zusammenarbeit nahmen mit einem Finanzvolu- zwischen Exekutive und Rechtsmen von ca. 9 Mio. Euro gab. Im medizin. Abschließend ging der Zuge des Umbaus, der etwa 1½ Gastgeber in einem Kurzreferat Jahre in Anspruch nahm, wurden auf die besondere Stellung der auch die Labors auf den neuesten universitären Rechtsmedizin in technischen Stand gebracht. Für Forschung, Lehre und gutachterdie Medizinische Fakultät ergriff licher Dienstleistung ein, wobei er deren Dekan Prof. Dr. Joachim die Anwendungsorientiertheit Klosterkötter das Wort. Er ver- des Faches hervorhob. Rechtmedizin 1 · 2009
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Am Ende der Feierstunde lud Prof. Rothschild zu einem mediterranen Lunch-Buffet ein, das auf der Terrasse vor dem Institut vorbereitet war. Für interessierte Besucher bestand außerdem Gelegenheit, an einer Führung durch die neu adaptierten
Räumlichkeiten teilzunehmen. Die DGRM wünscht den Kölner Kolleginnen und Kollegen ein erfolgreiches Wirken im wiedereröffneten Institutsgebäude! S. Pollak Freiburg
First International Eurasian Congress of Forensic Sciences Istanbul, 08.-11.10.2008 Der erste internationale euroasiatische Kongress für forensische Wissenschaften fand vom 08. bis 11.10.2008 in Istanbul statt. Es war zugleich der erste internationale Kongress, der vom Concil of Forensic Medicine mit Hauptsitz in Istanbul ausgerichtet wurde. Der Titel war dabei eine Referenz an den Veranstaltungsort und weniger an das eingeladene Publikum. Daten zu den Teilnehmerzahlen und deren Herkunftsländern waren leider nicht erhältlich. Ausweislich der Namensschilder kamen die Teilnehmer sowohl aus Europa als auch aus Asien und Amerika. Neben den insgesamt 54 angemeldeten Vorträgen wurden in einer Parallelveranstaltung eingeladene Vorträge abgehalten, bei denen auch drei Kollegen aus den deutschsprachigen Ländern vertreten waren (Prof. Tsokos, Prof. Thali, Frau Dr. Schablinski). Die in diesem Veranstaltungsteil stattfindenden Vorträge wurden, soweit es die ausländischen Gäste betraf, auf Englisch gehalten. Die einheimischen Redner sprachen türkisch mit einer angebotenen Simultanübersetzung und den dabei üblichen Verständnisproblemen. Überraschenderweise waren jedoch auch die Dias in türkischer Sprache, so dass hier den nicht türkischsprachigen Teilnehmern das Verständnis doch teilweise etwas schwer fiel. Teilweise improvisiert war die Übersetzung bei den angemeldeten Vorträgen. Auch hier wurden von den ausländischen
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Teilnehmerinnen und Teilnehmern diese (selbstverständlich) auf Englisch gehalten, auch mit englischsprachigen Dias. Ebenso selbstverständlich hielten die türkischen Rednerinnen und Redner ihre Vorträge auf Türkisch, auch hier mit türkischen Dias. Nun waren in diesem Vortragsabschnitt Simultanübersetzungen nicht durchgängig verfügbar, so dass hier teilweise spontan Mitarbeiterinnen des Institutes aushalfen (bzw. aushelfen mussten). Entsprechend litt die Verständlichkeit der teilweise von den Titeln her und auch nach den auf Englisch veröffentlichten Abstracts durchaus interessanten Vorträgen. Die zeitliche Disziplin war, wie auch die Qualität der vor dem zweiten Vortragsraum präsentierten Poster, durchaus wechselnd. Neben dem wissenschaftlichen Teil wurde ein umfangreiches Beiprogramm geboten, wobei sämtliche Kongressteilnehmer die Möglichkeit hatten, (ohne das Auslassen einer wissenschaftlichen Veranstaltung) an einer nächtlichen Bootsfahrt auf dem Bosporus und - dies war am ersten Tag als Kongressbestandteil eingeplant – an einer Besichtigung des Concil of Forensic Medicine in Istanbul teilzunehmen. Die Räumlichkeiten des Institutes sind eindrucksvoll, wobei das Institut erst vor wenigen Jahren, neu gebaut wurde. Insgesamt verfügt es im morphologischen Bereich über 16 Tische, an denen, so der Bericht, mehrere
tausend Sektionen pro Jahr durchgeführt werden. Da die Zahlen bei unterschiedlichen Auskunftgebern schwankten, sollen sie hier nicht mitgeteilt werden. Am letzten Kongressabend fand dann das Galadinner statt. Bei diesem wurde eine Aufführung der „Tanzenden Derwische“ geboten, danach folgte Lifemusik, zu der insbesondere auf typisch türkische Weise ausgelassen getanzt wurde. Die Gastgeber waren offensichtlich erleichtert, die Ausrichtung ihres ersten internationalen Kongresses „hinter sich“ gebracht zu haben. Aber auch die
Kongressteilnehmer konnten sich den reißenden Rhythmen nicht entziehen, so dass hier abschließend galt: „Der Kongress tanzt“. Der Kongress soll zu einer Reihe ausgebaut werden. Die Kongresse sollen alle zwei Jahre stattfinden. Da Istanbul als Stadt für einen Mitteleuropäer von besonderem Reiz ist und sich geradezu rasant entwickelt, sei den Kolleginnen und Kollegen die Teilnahme ans Herz gelegt. S. Banaschak Köln
32. Jahrestagung des Arbeits kreises für Forensische OdontoStomatologie (AKFOS) Mainz,11.10.2008
Die diesjährige Jahrestagung des dete - als Vorstandsmitglied der Arbeitskreises für Forensische DGZMK - im Jahre 1976 den ArOdonto-Stomatologie fand am beitskreis für Forensische Odon11.10.2008 an bekannter Stelle in to-Stomatologie und war mehr der Johannes-Gutenberg-Uni- als 20 Jahre lang 1. Vorsitzender versität zu Mainz statt und wur- von AKFOS. In dieser Zeit hatde wieder einmal von interna- te er maßgeblichen Anteil an den tionalen Experten aus Frank- Erfolgen und dem Ansehen des reich, Österreich, der Schweiz Arbeitskreises. Nicht unerwähnt und Deutschland sowie von Mit- bleiben sollte, dass Prof. Hahn arbeitern des Bundeskriminal- seit Jahrzehnten die Weiterbilamtes und Sanitätsoffizieren der dung zum “Fachzahnarzt für FoBundeswehr besucht. rensische Odonto-Stomatologie” Nach der Eröffnung durch fordert - leider bis zum heutigen den 1. Vorsitzenden, Herrn Dr. Dr. Tage ohne nachweisbaren Erfolg. Klaus Rötzscher, Speyer, zeich- F Univ.-Prof. Dr. Dr. Rolf Endris, nete dieser gemeinsam mit dem ebenfalls Gründungsmitglied Generalsekretär der Deutschen von AKFOS, lehrte während seiGesellschaft für Zahn-, Mund- ner aktiven Zeit als Hochschulund Kieferheilkunde (DGZMK), lehrer am Mainzer Institut für Herrn Dr. Karl-Rudolf Strat- Rechtsmedizin. Als Rechts- und mann, Köln, vier verdiente Per- Zahnmediziner war er Mitglied sönlichkeiten der forensischen der Identifizierungskommission Zahnmedizin mit dem Gösta- des Bundeskriminalamtes und Gustafson-Award 2008 aus: hat bei 19 Katastropheneinsätzen F Univ.-Prof. Dr. Dr. Werner Hahn, im In- und Ausland zur Identifiehemaliger Direktor der Klinik zierung von mehr als 1000 Opfür Mund-, Kiefer- und Gesicht- fern beigetragen. Die von ihm schirurgie der Christian-Alb- verfassten Lehrbücher zur Forechts-Universität Kiel, grün- rensischen Odonto-Stomatolo-
Mitteilungen der DGRM gie, Forensischen Katastrophenmedizin und Bissspuren-Analyse gehören zu den Standardwerken der Forensischen Zahnmedizin im deutschsprachigen Raum. F Univ.-Prof. Dr. Franz Schübel, ehemaliger Direktor der Klinik für Zahnerhaltung der Westdeutschen Kieferklinik der HeinrichHeine-Universität Düsseldorf, beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Identifizierungen von Leichen und Bissspuren-Analysen. Schwerpunkt seiner forensischen Tätigkeit war neben der Identifizierung von niedersächsischen Moorleichen die Lösung von forensisch-kriminalistischen Fragestellungen im Bereich der Schnittstellen von Zahn- und Rechtsmedizin. F Univ.-Prof. Dr. Dr. Rolf Singer, ehemaliger Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Klinikums Ludwigshafen, hat als langjähriges Mitglied von AKFOS durch Vorträge zu medizinisch-juristischen Fragestellungen, insbesondere auf den Gebieten der Patientenaufklärung, der Arzthaftung, der Einordnung von (implantologischen) Behandlungsfehlern usw. zum bundesweiten Ansehen des Arbeitskreises beigetragen. Seine langjährige Erfahrung als gerichtlicher Sachverständiger, insbesondere auf dem Gebiet der operativen Zahn- und Kieferheilkunde, spiegelte sich in seinen alljährlichen Vorträgen im Rahmen der AKFOS-Jahrestagungen wieder. Das wissenschaftliche Tagungsprogramm der diesjährigen Jahrestagung wurde fortgesetzt mit einem Vortrag von Herrn Dr. Dr. Xavier Riaud, Frankreich, zur kontroversen Identifizierung von zwei Verschwörern, die des Todes von Abraham Lincoln beschuldigt werden. Ebenfalls aus Frankreich angereist referierte Herr Dr. Jean-Marc Hutt, Strasburg, über eine neue Methode der forensischen Altersschätzung mit Hilfe eines Wurzel-Farbrings nach COLLET. Die Wurzelfarbe eines Zahns, unterteilt in Helligkeit, Farbton und Sätti-
gung, soll zusätzliche Informati- sammlung, diesmal mit der alle 2 den ausgerichtet wird. Außerdem onen zum Lebensalter des Pro- Jahre stattfindenden Vorstands- konnte auf Grund der aktuellen banden geben. wahl, bei der die bisherigen AK- Ereignisse mit dem FlugzeugabDas Nachmittagsprogramm FOS-Vorstandsmitglieder in ih- sturz in Lukla festgestellt werden, der AKFOS-Jahrestagung wur- ren Ämtern einstimmig bestätigt dass die geschaffene Struktur zur de durch ein Referat von Herrn wurden: Dr. Dr. Klaus Rötzscher Erfassung von KollegInnen, die Reiner Napierala, Direktor der (1. Vorsitzender), Univ.-Prof. Dr. für derartige Einsätze zur VerFachhochschule für Rechtspfle- Dr. Ludger Figgener (2. Vorsit- fügung stehen, erfolgreich einge NRW, Bad Münstereifel, zur zender), Priv.-Doz. Dr. Rüdiger gesetzt werden konnte. Bereits 6 Sachverständigentätigkeit eines Lessig (Sekretär), Dr. Dr. Claus Stunden nach dem Ereignis war (Zahn-)Arztes im Zivilgerichts- Grundmann (Schriftführer) und es möglich, dem BKA eine Lisverfahren eröffnet. Dabei ging er Dr. Hans-Peter Kirsch (Redakti- te von ZahnärztInnen zu überausführlich auf gängige Rechts- onsmitglied). mitteln. begriffe wie Dienst- und WerkDr. Dr. Grundmann und Priv.Die 33. Jahrestagung des Arvertrag, Heilbehandlung, Beweis- Doz. Dr. Lessig informierten an- beitskreises für Forensische last usw. ein. Er erläuterte die Be- schließend über die Inhalte des für Odonto-Stomatologie findet am deutung und die Aufgaben des das Jahr 2009 geplanten Curricu- 10.10.2009 in der Johannes-GuSachverständigen und verdeut- lums “Forensische Zahnmedizin”, tenberg-Universität Mainz statt. lichte, dass der Sachverständige das von AKFOS gemeinsam mit eine maßgebliche Schlüsselfigur der Identifizierungskommission C. Grundmann eines Prozesses ist. Das vorge- des BKA in Leipzig und Wiesba- Duisburg legte Sachverständigengutachten sollte stets vollständig und frei von Widersprüchen sein, so dass eine mündliche Anhörung des Sachverständigen in der Hauptverhandlung oftmals entbehrlich wird. Priv.-Doz. Dr. Rüdiger Lessig, Leipzig, berichtete über neue Medellin, Kolumbien, 31.10.- 3. 11.2008 wissenschaftliche Erkenntnisse in der DNA-Analytik, die für Der Zweijahresrhythmus pendelt Rechtsmedizin Perù) sowie unIdentifizierungszwecke von Be- sich ein und so fand eines der in- sere ehemalige Studentin und deutung sind. Die Weiterent- formativsten, aber auch bizarrs- jetzt Gruppenleiterin Sandra Péwicklung auf diesem Gebiet in ten forensischen Trainings im rez Pareja (U de A) als „Conferenden letzten Jahren hat dazu ge- Herbst 2008 zum „dritten“ - ei- cistas“ ein. führt, dass nicht nur neue, in der gentlich vierten - Mal seit 1999 So sehr sie Gringos verabForensik einsetzbare Short Tan- an der staatlichen Universidad scheuen, so sehr lieben unsere dem Repeats validiert wurden, de Antioquia (U de A) in Medel- StudentInnen Tiere. Daher konnsondern auch Marker, die bisher lin statt. ten wir für deutsche Verhältnisse in der molekularen AnthropoloDer Kurs erfreut sich trotz ungewohnt spezialisierte Vorgie genutzt worden sind. Diese Teilnahmegebühr großer studen- träge über insektenkundliche Single Nucleotid Polymorphis- tischer Beliebtheit, weil die Refe- Details bringen. Sogar die gelamen bieten die Möglichkeit, eine renten international rekrutiert denen StaatsanwältInnen, KriAbstammung aus einer bestimm- werden und die Veranstaltung minaltechnikerInnen und Politen Population festzustellen. Di- mit viel Theorie, aber auch breit zistInnen ließen sich davon nicht es kann im Identifizierungsfall gefächerter Praxis angelegt ist. schrecken, weil sie wissen, dass wertvolle Hinweise geben. Weil Kolumbianer nordameri- auch Insekten-Fragmente und Anhand von Filmausschnit- kanische „Gringos“ nicht mögen, Verhaltens-Beobachtungen von ten wurde den TeilnehmerInnen lud Kursleiterin Marta Wolff (U Adulten - und eben nicht nur die anschließend die Mitwirkung de A) statt der bekannteren Kol- reine Bestimmung des postmorvon AKFOS-Mitgliedern an der legInnen aus den USA und Kana- talen Intervalles über deren Larbekannten VOX-Fernsehserie da lieber José Roberto Pujol (Univ. ven - zielführend sein können. “Medical Detectives” gezeigt: Fol- de Brasilia, Speziliast für WaffenWegen der in Kolumbien ge 2 (Grundmann) und Folge fliegen (Stratiomyidae)), Claudio sonst nie verfügbaren auslän96 (Rötzscher) demonstrierten José Carvalho (Univ. Paraná, ei- dischen Besucher wurde die Zahl u.a. die forensische Einordnung ner der weltweit bekanntesten der von StudentInnen vorgestellvon Bissspuren bei der Verbre- Experten für die oft schwierig zu ten Experimente leider reduziert, chensaufklärung. bestimmenden „normalen“ Flie- was aber durch biogeographische Als letzter Tagesordnungs- gen (Musciden)), den Kriminal- Diskussionen, ausgelöst durch punkt erfolgte die Mitgliederver- biologen Marco Villacorta (Inst. die abweichenden Wachstums-
III Simposio Latinoamericano De Entmología Forense
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raten, Mindesttemperaturen und allgemein sehr diversen Umweltbedingungen an Küsten, Innenland, heissen Tälern, tropischen Wäldern und Bergen (Medellin und Bogota liegen beispielsweise in den Bergen) in Südamerika abgelöst wurde. Wir leben in Europa in dieser Hinsicht auf einer Insel der Glückseligen, weil die Umweltbedingungen nicht nur besser untersucht und dokumentiert, sondern in Kriminalfällen auch leichter verfügbar und vor allem von Grund auf weniger mannigfaltig sind. Einen Höhepunkt erreichte die örtlich extrem hohe Gewaltgewöhnung, als sich die Polizei mit der von der Guerilla unterwanderten StudentInnenbewegung direkt neben dem InsektenLabor der Universität und mitten im Kurs eine etwa fünfstündige Schlacht lieferte, die in Deutschland für rasche Gesetzesänderungen und einwöchige Schlagzeilen auf Seite Eins sorgen, die KolumbianerInnen aber nur die Augenbraue zucken lassen ließ. Die verwendeten Wurf-Geschosse sind dabei so genannte „papa bombas“: Wegen ihrer Form und Größe erinnern sie an eine Kartoffel (papa). Diese kleinen Bomben können leicht selbst gebaut werden und haben einen kruden, innen liegenden Kontaktzünder, der beim Auftreffen - egal, ob auf den Boden oder den Helm des Polizisten - explodiert. Die Polizei darf, angeblich laut Erlass des Präsidenten Uribe, die Universität aber weder ernsthaft beschießen noch betreten, so dass die einzige Möglichkeit der Gegenwehr ein Beschuss des Universitäts-Hofes mit Tränengas war. Kurzerhand zündeten die kampferprobten StudentInnen alle Mülleimer an (soll das Tränengas verbrennen) oder stülpten alte Fässer über die auftreffenden Kartuschen (mechanische Gas-Barriere), so dass dieses Problem beseitigt und das Getöse weiter gehen konnte. Mit Einbruch der Dunkelheit machten beide Seiten „Feierabend“ (O-Ton; auch „bei Regen gibt es grundsätzlich nie Kämpfe, weil
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man dann ja nass würde“). Der senschaftlichen Vortrag handel- was wir als sozialen, forensischen Kurs wurde zum Erstaunen der te, war das Frage-Niveau so hoch und kulturellen Konsens ansehen. fliegenkundlichen KollegInnen wie hierzulande auf einem Fach- Wer zu einer solchen Veranstalaus Peru und Brasilien wegen kongress. tung eingeladen wird oder sie dieser offenbaren NebensächInsgesamt zeigte der für süd- mit organisiert, darf sich glücklichkeiten übrigens keine Minu- amerikanische Verhältnisse lich schätzen, weil sie sehr breit te unterbrochen. schon fast uhrwerksartig straff gefächerte und neue Ideen für eiSpannend gestaltete sich auch organisierte Kurs erneut, dass die ne veränderte Herangehensweise der schon traditionelle Ausflug lateinamerikanischen und portu- an randständige - beispielsweise zu den von uns ausgelegten, ver- giesischen Gebiete, vom Rest der überbrutale oder kulturell motiwesenden Schweinen und Hasen Welt fast unbeachtet, einen inter- vierte - Kriminalfälle bieten. im Erholungsgebiet Piedras Blan- essanten, kompetenten und eicas, das von ehemaligen Student- genständigen - leider aber auch M. Benecke Innen und SchulkollegInnen der wissenschaftlich oft isolierten - Köln Kurs-Chefin verwaltet wird und Gegenentwurf zu dem darstellen, daher für uns als ExperimentierGelände zugänglich ist. Neben Geiern und Vogelspinnen leben dort in den Bergen auch Kriebelmücken (Simuliiden), die interessante Stichmuster erzeugen. Zu Beginn breitet sich ein breiter, ganz flacher Hof aus, der Frankfurt/M., 08. 11.2008 beim Abschwellen vulkanartig aufbiegt und - anders als die hier bekannteren Stechmücken (Cu- Nach dem Bericht des Präsidiums 2009 erwartet. In diesem Zusamlicidae)-Verletzungen - zentral (Prof. Encke), in dem allgemeine menhang erfolgte der Hinweis, eine runde, wie ausgestochene, Entwicklungen dargestellt wur- dass Impactfaktoren leider auch Verfärbung aufweist. Wie auch den und der allgemeine Informa- bei Habilitationen und BeruHerbstgrasmilben (Neotrombi- tionen enthielt, folgte ein Bericht fungen herangezogen würden. cula)-Bisse können diese Wun- der Ständigen Kommission LeitliNach der Bestätigung der bisden gut zur Datierung einer nien zur Entwicklung des An- herigen Kassenprüfer teilte Prof. Leichenablage verwendet wer- tragseingangs und mit dem Hin- Reinauer mit, dass „German Medi den, allerdings durch Beobach- weis, alle Fachgesellschaften mö- cal Science“ als erstes Open-Accesstung der Entzündung beim Tä- gen sich an der Pflege bzw. Aktu- Publikationsportal für die mediziter und nicht durch Verwendung alisierung der Leitlinien regelmä- nische Wissenschaft in Deutschder Larven von der Leiche. Ne- ßiger beteiligen. Von der Biblio- land jetzt in PubMed/Medline geben Fliegen gibt es also auch im metrie-Kommission (Prof. Bräh- listet werde und somit in die inReich der Mücken und Milben ler) wurde berichtet, es könne ternationalen Suchsysteme geviele forensische Anwendungs- sein, dass die DFG ihre Empfeh- lange. Jede Fachgesellschaft wermöglichkeiten, die vor allem der lungen zur Leistungsorientierten de noch gebeten, 3 bis 5 Gutachter Polizei als ersteingreifende Ein- Mittelvergabe (LOM) von 2004 für das Editorial Board des GMSheit nahe gebracht wurden. zurücknehmen und sich nach ei- e-journal zu benennen. Ziel sei es, Landesweites Interesse er- ner Überarbeitung an den AWMF- mittelfristig auch die Zeitschriften regte zuletzt noch ein Vortrag Empfehlungen von 2001 orientie- der Fachgesellschaften in Medline über die Untersuchung von Hit- ren werde. Details seien noch zu gelistet zu bekommen. Träger des lers Schädel und Zähnen, der ei- klären, es sei aber vorstellbar, dass Projektes GMS ist eine gemeingentlich nur als kleines Bonbon dann z.B. auch begutachtete Zeit- nützige gGmbH. Geschäftsangedacht war, dann aber in den schriften ohne Impactfaktor (IF) teile können von den FachgesellParque Explora (riesiges natur- berücksichtigt werden, entspre- schaften erworben werden, das wissenschaftliches Museum) ver- chende Mitteilungen seitens der Geld bleibe als Stammkapital unlegt wurde. Der Andrang war so Fachgesellschaften seien bereits angetastet und werde verzinst angroß, dass sich um das Gebäude erfolgt. Hintergrund sei insbeson- gelegt. Das GMS-e-journal solle herum eine lange Warteschlange dere, dass die DFG-Empfeh- zum Selbstkostenpreis deutsche bildete. Mehr als alles erstaunte lungen zur LOM fälschlicherwei- Literatur international verfügbar die KolumbianerInnen offenbar se als normativ angesehen worden machen. Alle Fachgesellschaften Hitlers Kokaingebrauch („Ein- seien, was nicht sein könne. Auch werden gebeten, möglichst innerreibungen“ ins Zahnfleisch), der die Einbeziehung der Lehre in die halb der nächsten 4 Wochen zu zur sehr deutlichen Zerstörung LOM werde von der jetzigen DFG- prüfen, ob ein Anteil erworben seiner Kiefer beitrug. Obwohl Kommission diskutiert, eine Ent- werden solle (z.B. für 500,- EUR). es sich um einen populärwis- scheidung werde im Frühjahr
Delegiertenkonferenz der AWMF
Mitteilungen der DGRM Zur Aus- und Weiterbildung on in der ärztlichen Fortbildungs- Arbeitsbedingungen im umfasder Ärzte wurde eine kritische praxis“ und erläuterte die einschlä- send renovierten InstitutsgebäuBestandsaufnahme von drei Re- gigen strafrechtlichen Normen de und verwies u. a. auf den zuferenten präsentiert mit dem (Untreue, Bestechlichkeit etc.) im nehmenden Stellenwert der klizentralen Argument, die derzei- Zusammenhang mit der Annahme nischen Rechtsmedizin, die eitige ÄAppO behindere gerade- von Geldern, Geschenken etc., nen Themenschwerpunkt der zu die wissenschaftliche Ausbil- auch für z.B. wissenschaftliche Stu diesjährigen Tagung bildete. dung des Nachwuchses, die wis- dien. Eindringlich wies er darauf Das wissenschaftliche Prosenschaftliche Methodenlehre hin, dass die Schaffung von Trans- gramm umfasste 12 Vorträge, würde vernachlässigt, Wissen- parenz beim Umgang mit Geldern die hier nur schlagwortartig erschaftszeiten müssten als Fort- unter Einbeziehung des Dienst- wähnt werden können: UV-Licht bildungszeiten anerkannt wer- herrn bzw. Trägers der Institution und Ultraschalluntersuchung in den und auch eine Rotation zwi- der wichtigste Schutz vor straf- der klinischen Rechtsmedizin (V. schen vorklinischen und kli- rechtlichen Komplikationen sei. Wenzel); Notwendigkeit der radinischen Fächern sei zu fordern. Prof. v. Jagow berichtete für den ologischen Untersuchungen (C. Die Bundesärztekammer (BÄK) Medizinischen Fakultätentag Erfurt); Shaken baby syndrome plant eine groß angelegte Evalua- (MFT), dass dort nunmehr in der (J. Dreßler); Infrarot-Untersution der ärztlichen Weiterbildung, Geschäftsstelle die Position eines chung (C. Hädrich); Perthes’sche alle Weiterbildungsbefugten und Generalsekretärs eingerichtet wer- Druckstauung (S. Schmitter); alle Ausbildungsassistenten sol- de und man sich davon eine effek- Selbstbeschädigung (S. Braun); len über eine umfangreiche Fra- tivere Arbeit verspreche. Inhaltlich Angriffe durch psychisch krangebogenaktion bei der Evalua- widersprach er Prof. Brähler, der ke Personen (U. Schmidt); nation herangezogen werden; das MFT halte die Heranziehung des türlicher Tod auf Umwegen (U. Projekt soll eine Laufzeit von ca. IF bei Berufungen und Habilitatio Flössel); Brände und Brandlei4 Jahren haben. nen für wichtig. chen (T. Redmer); Qualität der Herr RA Steffen (Hamburg) Spurensuche und -sicherung (T. hielt ein Referat zum Thema „Kor- R. Dettmeyer Niemand u. J. Hammer); molekuruption oder zulässige Kooperati- Gießen largenetische Untersuchung bio-
logischer Spuren (J. Edelmann); Standards bei der Identitätsfeststellung (R. Lessig). Nach den wissenschaftlichen Sitzungen bestand die Möglichkeit zum gemeinsamen Mittagessen in der Mensa. Viele Teilnehmer folgten der Einladung von Herrn PD Dr. Lessig und besichtigten unter Führung der Leipziger Kollegen die neu adaptierten Räumlichkeiten im renovierten Institutsgebäude. Die in jeder Hinsicht gelungene Veranstaltung erwies sich einmal mehr als ausgezeichnete Plattform des interdisziplinären Dialogs zwischen der Rechtsmedizin und den übrigen forensischen Wissenschaften. S. Pollak Freiburg
Akademische Feier aus Anlass Gemeinsame Tagung der sächsischen Institute für Rechts des 100-jährigen Bestehens der Ungarischen Gesellschaft medizin und des LKA Sachsen Leipzig, 13.11.2008 Nach dem weitgehenden Abschluss der Sanierungsmaßnahmen im Sommer 2008 verfügt die Universität Leipzig über eines der modernsten Institute für Rechtsmedizin in Deutschland. Aus diesem Anlass fand die bereits traditionelle Tagung der sächsischen Rechtsmediziner und des LKA Sachsen diesmal in Leipzig statt. Da der Pathologie-Hörsaal in der Liebigstraße für die angemeldeten Teilnehmer zu klein gewesen wäre, wurde die Tagung in den Hörsaal der Inneren Medizin verlegt. Dort wurde die Veranstaltung von PD Dr. Rüdiger Lessig eröffnet, der als kommissarischer Leiter des Leipziger Instituts die zahlreichen Gäste begrüßte. In
für Gerichtliche Medizin und des 70. Geburtstages von Prof. Dr. med. Dr. h. c. Péter Sótonyi
seiner Ansprache ging er kurz auf die Baugeschichte des Leip- Budapest, 25.11.2008 ziger Instituts von Richard Kockel bis zur Gegenwart ein. Anschließend würdigte der neu ge- Als die DGRM am 30.10.2004 in gegebenen und bei Schmidt-Römwählte Dekan der Medizinischen Berlin ihre 100-Jahr-Feier abhielt, hild (Lübeck) erschienenen MoFakultät, Herr Prof. Dr. J. Thie- überbrachte Prof. Dr. István nographie „Forensic Medicine in ry, die wissenschaftlichen Leis- Bajnóczky als damaliger Präsident Europe“ nachgelesen werden (S. tungen der örtlichen Rechtsme- der ungarischen Schwestergesell- 175-194). Die akademische Feier dizin, wobei er auch seine Be- schaft die Grüße und Glückwün- am 25.11.2008 fand im großen friedigung darüber ausdrückte, sche der ungarischen Kollegen Festsaal der Semmelweis-Univerdass Prof. Dr. Jan Dreßler den an (Rechtsmedizin 14: 496-500, sität am Nagyvárad-Platz statt. ihn ergangenen Ruf nach Leip- 2004). Nur 4 Jahre später beging Die Patronanz hatten der Rektor zig angenommen hat. Es folgten die von Prof. Dr. Sándor Ajtai ge- der Universität und die Minister Grußworte des Ltd. Oberstaats- gründete Ungarische Gesellschaft für Justiz, Gesundheit und Sozianwalts Dr. Scholz und des Lan- für Gerichtliche Medizin in Buda- ales übernommen. Organisiert despolizeipräsidenten R. Mer- pest ihre eigene Säkularfeier. Die wurde die Veranstaltung von Frau bitz. Im Namen der DGRM be- Geschichte des Faches von den Prof. Dr. Éva Keller, Direktorin des glückwünschte der Berichter- ersten Anfängen bis zur Gegen- Budapester Instituts für Gerichtstatter die Leipziger Kollegen zu wart kann in der 2008 von Prof. liche Medizin, und von Prof. Dr. den nunmehr ausgezeichneten Madea und Prof. Saukko heraus- Tibor Varga, dem derzeitigen PräRechtmedizin 1 · 2009
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8 Prof. Dr. med. Dr. h. c. Péter Sótonyi sidenten der ungarischen Fachgesellschaft. Trotz winterlichen Wetters waren zahlreiche Gäste aus ganz Ungarn und mehrere Fachvertreter aus dem Ausland erschienen, so dass der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt war. Nach der Begrüßung durch Frau Prof. Keller sprach Prof. Dr. Tivadar Tulassay, Rektor der Semmelweis-Universität und in dieser Funktion Amtsnachfolger von Prof. Sótonyi. Es folgten Grußworte von namhaften Vertretern des Justiz- und des Sozialministeriums. Im ersten Vortrag skizzierte Prof. Varga die Entwicklung der ungarischen Fachgesellschaft. Anschließend gab Prof. Sótonyi einen ausführlichen Überblick über die Geschichte der Universitätsinstitute in Budapest, Debrecen, Pécs und Szeged sowie über weitere gerichtsmedizinische Einrichtungen und Gremien des Landes. Danach überbrachten die ausländischen Gäste in Grußadressen die Glückwünsche zum Jubiläum der ungarischen Fachgesellschaft. Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Tatsuo Nagai von der KitasatoUniversität war aus diesem Anlass von Japan angereist, um die traditionell guten wissenschaftlichen Beziehungen zu den ungarischen Kollegen im Allgemeinen und zu Prof. Sótonyi im Besonderen zu würdigen. Als nächster Festredner ergriff Prof. Dr. Duarte Nuno Vieira (Coimbra/Portugal) das Wort; er ist zur Zeit Präsident der International Association of Forensic Sciences, der International Academy of Legal Medicine, der World Police Medical
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Officers und des Portugiesischen Nationalinstituts für Rechtsmedizin. Sein Referat trug den Titel „Forensic Medicine Systems in the European Union: Is there an ideal one?“. Prof. Vieira hat auch das Geleitwort in der oben zitierten Monographie „Forensic Medicine in Europe” verfasst. Die enge Verbindung zwischen der (1938 in Bonn gegründeten) Internationalen Akademie und der ungarischen Rechtsmedizin kommt u. a. darin zum Ausdruck, dass 3 von 20 bisher abgehaltenen IALMKongressen in Budapest stattfanden, zuletzt 2006 unter der Präsidentschaft von Prof. Sótonyi (Rechtsmedizin 16: 423-424, 2006). Der Berichterstatter referierte über „Changing tasks and focal points of Forensic Medicine over the years” und ging dabei auf die vielfältigen wissenschaftlichen Kontakte zwischen den ungarischen und deutschsprachigen Rechts-/Gerichtsmedizinern ein. Zahlreiche Teilnehmer der 100Jahr-Feier nutzten die Gelegenheit, Herrn Prof. Sótonyi (. Foto) zu einem persönlichen Jubiläum, nämlich zur beinahe zeitgleichen Vollendung seines 70. Lebensjahres, zu beglückwünschen. Die lange Reihe der Gratulanten wurde angeführt von Magnifizenz Prof. Tulassay, der Prof. Sótonyi als Rector Emeritus der Semmelweis-Universität würdigte. Frau Prof. Éva Keller hob die Leistungen Prof. Sótonyis als langjähriger Direktor des Budapester Instituts für Gerichtliche Medizin hervor. Prof. Vieira übergab dem Jubilar die neu geschaffene Goldene Verdienstmedaille der IALM. Der Berichterstatter dankte Herrn Prof. Sótonyi, seit 1997 Ehrenmitglied der DGRM und seit 2001 Ehrensenator der Universität Freiburg, für sein vorbildliches Engagement bei der Förderung der Zusammenarbeit zwischen ungarischen und deutschen Rechtsmedizinern. Ein reichhaltiges Buffet im Foyer des Festsaals beschloss die in jeder Hinsicht bestens gelungene Jubiläumsfeier. S. Pollak Freiburg
In memoriam Med.-Dir. i. R. Dr. med. Dipl.-Psych. Jobst v. Karger
8 Dr. med. Dipl.-Psych. Jobst v. Karger Am 11.11.2008 ist Herr Dr. Jobst v. Karger im Alter von 84 Jahren für immer von uns gegangen. Als langjähriges Mitglied des Vorstands, als Schriftleiter der „Informationen“, als Begründer des Arbeitskreises Norddeutscher Rechtsmediziner und als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Forensische Psychopathologie hat er sich um die DGRM herausragende Verdienste erworben, die 1987 durch die Wahl zum Ehrenmitglied gewürdigt wurden . Jobst von Karger (. Foto) wurde am 02.08.1924 als ältestes Kind des Rechtsanwaltes Dr. Walter v. Karger und seiner Frau Emmy in Berlin geboren und besuchte dort auch die Schule. Das Abitur legte er 1942 am staatlichen Pädagogikum Putbus auf Rügen ab. Im Sommersemester 1942 nahm er das Studium der Medizin an der Humboldt-Universität Berlin auf. Schon im Oktober 1942 wurde er zur Kriegsmarine einberufen. Nach der Rekrutenausbildung und einem Fronteinsatz als Kadett absolvierte er den Fähnrichslehrgang in Glückstadt a. d. Elbe und die Marineärztliche Akademie in Freiburg. Zwischenzeitlich konnte er in Kiel, Freiburg und Danzig seinem Medizinstu-
dium nachgehen. Zu Kriegsende war er bei den Flüchtlingstransporten eingesetzt. Zuletzt diente er als Sanitäts-Oberfähnrich im Marinelazarett Flensburg. Nach dem Krieg nahm er das klinische Studium in Kiel auf. Er immatrikulierte auch an der Philosophischen Fakultät, wo er Geographie und Geologie, Romanistik und Germanistik, später auch Psychologie belegte. 1948 bestand er das Vordiplom in Geologie, 1949 das Medizinische Staatsexamen. Die Vollapprobation erhielt er 1953. Die ärztliche Tätigkeit übte er ab 1950 an der Universität Kiel aus. 1953 wurde Herr v. Karger mit einer Arbeit über Mehrfachgeschwülste promoviert. Der Einstieg in die Gerichtliche Medizin erfolgte 1954 bei Prof. Hallermann, bei dem er später als Oberarzt tätig war. Parallel dazu setzte er das Psychologiestudium fort und schloss dieses 1964 mit dem Diplom ab. In den Jahren 1966/67 folgte der Amtsarztlehrgang. Vom 1. Februar 1968 bis zu seiner Pensionierung war Dr. Jobst v. Karger als Gerichtsarzt in Bremen tätig, zuletzt als Medizinaldirektor. 1982 wurde er stellvertretender Amtsarzt, in den Jahren 1987/88 leitete er kommissarisch das Hauptgesundheitsamt Bremen. Sein wissenschaftliches Werk umfasst 35 Publikationen (darunter drei Handbuchbeiträge) auf den Gebieten der Pathologie, Psychopathologie und Rechtsmedizin. 1971 wurde Jobst v. Karger in den Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin gewählt. Er übernahm dort die überaus arbeitsintensive Aufgabe des Schriftleiters der „Informationen“. Dieses Mitteilungsorgan unserer Fachgesellschaft wurde unter seiner Federführung zu einer identitätsstiftenden Institution von unschätzbarem Wert.
Mitteilungen der DGRM Damit stärkte er ganz wesentlich den Zusammenhalt innerhalb der Fachgesellschaft. Indem er zeitnah über alle wichtigen Ereignisse berichtete, gab er der jüngeren deutschen Rechtsmedizin ein Gesicht und ein Gedächtnis, das sich in seiner Amtszeit zu einem stattlichen Archiv der Zeitgeschichte entwickelt hat. Jobst v. Karger hatte durch seine liebenswürdige und offene Art eine besondere Befähigung, auf Menschen zuzugehen und sie als Autoren seiner „Informationen“ zu gewinnen. In einer Zeit, als es noch kein Internet gab, waren die von ihm laufend aktualisierten Instituts- und Mitgliederverzeichnisse eine unverzichtbare Voraussetzung für eine funktionierende Kommunikation. Gegenstand seiner Berichte waren vor allem fachbezogene Nachrichten über Tagungen und andere wissenschaftliche Aktivitäten wie Dissertationen, Habilitationen sowie Buch- und Zeitschriftenpublikationen. Außerdem referierte er über rechtsmedizinisch bedeutsame Entwicklungen der Gesetzgebung, der Facharzt-Weiterbildung, der Approbationsordnung und über die Tätigkeit der verschiedenen Kommissionen und Regionalkreise. In die redaktionelle Arbeit war auch seine Familie, insbesondere seine Gemahlin, in erheblichem Maße eingebunden. Als Schriftleiter bemühte sich Herr v. Karger besonders um die Kollegen in der DDR. In Anerkennung dieser Verdienste als Botschafter im anderen Deutschland wurde ihm 1989 die Richard-Kockel-Medaille verliehen. Ende der 70er-Jahre unternahm er ausgedehnte Reisen in die DDR, um die dort gelegenen Institute für gerichtliche Medizin aufzusuchen und um das Gespräch zwischen den Kollegen auf beiden Seiten der innerdeutschen Grenze zu fördern. Dabei waren die von ihm redigierten „Informationen“ ein wichtiges Hilfsmittel. Nach 25jähriger Aufbauarbeit hat er sich 1996 als Redakteur der „Informationen“ verabschiedet.
Dr. Jobst v. Karger hat 1969 den Arbeitskreis Norddeutscher Rechtsmediziner gegründet. Mehr als 20 Jahre lang betreute er die Arbeitsgemeinschaft Forensische Psychopathologie. Beim jüngsten Treffen dieser Gruppe – es fand am 15. März 2008 in Basel statt – konnten wir Herrn v. Karger noch als interessierten Teilnehmer persönlich begrüßen. Er war Mitglied in mehreren wissenschaftlichen Gesellschaften und im Berufsverband Deutscher Pathologen sowie Mitbegründer der Kriminalistischen Studiengemeinschaft Bremen. Während seiner Amtszeit hat er in Bremen wiederholt Fachtagungen ausgerichtet. Am 31. August 1989 wurde Medizinaldirektor Dr. Jobst v. Karger nach fast 22-jähriger Dienstzeit als Gerichtsarzt der Freien und Hansestadt Bremen in den Ruhestand verabschiedet (Informationen 39: 734-735, 1990). Der Bremer Generalstaatsanwalt Dr. Janknecht und Prof. Gerchow, der damalige Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin, würdigten bei dieser Gelegenheit seine herausragenden Leistungen im Dienste der Rechtspflege und zum Wohle der deutschen Rechtsmedizin. Herr Dr. v. Karger war mit vielen Kollegen des In- und Auslandes eng befreundet. Er kannte nahezu alle Mitglieder der Fachgesellschaft persönlich. Als Mensch war er vielseitig gebildet, feinsinnig, tolerant, hilfsbereit und bescheiden. Am 17.11.2008 fand in Bremen-Oberneuland die Trauerfeier statt, bei der auch zahlreiche Freunde und Weggefährten dem Verstorbenen die letzte Ehre erwiesen. Der Berichterstatter überbrachte namens der DGRM letzte Grüße der Kollegenschaft. Das selbstlose Engagement Jobst v. Kargers, seine einzigartige Persönlichkeit und seine Verdienste um die Fachgesellschaft werden unvergessen bleiben.
Personalia Herr Med.-Dir. i. R. Dr. med. Dipl.-Psych. Jobst von Karger (Bremen), Ehrenmitglied der DGRM, ist am 11.11.2008 im Alter von 84 Jahren verstorben. Herr Prof. Dr. med. Dieter Krause, emeritierter Direktor des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Magdeburg, ist am 27.11.2008 im Alter von 69 Jahren gestorben. Anlässlich der Wintertagung der SGRM am 15.11.2008 in Bern wurde der Vorstand der Schweizerischen Fachgesellschaft neu gewählt: Präsident der SGRM bleibt Herr Prof. Dr. med. Volker Dittmann (Basel). Neuer VizePräsident ist Herr Prof. Dr. med. Michael Thali (Bern), der auch die Sektion Forensische Medizin leitet. Für die Forensische Genetik ist Herr Msc Naseem Javied Malik (Bern) zuständig, für die Sektion Forensische Chemie und Toxikologie Frau Dr. rer. nat. Cornelia Brehmer (Zürich). Herr Dr. med. Christian Jackowski (Bern) wurde zum Sekretär bestellt. Herr Prof. Dr. med. Dr. jur. Reinhard Dettmeyer (Gießen) wurde im Juli 2008 erneut für weitere 2 Jahre zum Mitglied der Medizinischen Sachverständigenkommission beim Institut für Medizinischen und Pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP) in Mainz ernannt. Herr Prof. Dr. med. Michael Tsokos (Berlin) ist von der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz Berlin mit Wirkung zum 1.01.2009 zum Leitenden Medizinaldirektor ernannt worden. Durch die Stiftung Deutsche Klassenlotterie wurde ihm eine Finanzbeihilfe von 50.000,- € für die vom 5.03. bis zum 30.09.2009 im Berliner Medizinhistorischen Museum stattfindende Ausstellung „Vom Tatort ins Labor. Rechtsmediziner decken auf“ bewilligt. Eine weitere Finanzbeihilfe über 120.000 € erhielt Herr Prof. Tsokos von der Fa. Pfizer Pharma GmbH für die Durchführung der Studie „Nonsteroidal antiinflammatory drug use prior to death: Outpatient characteristics and mortality rates in a large autopsy sample“. Herr Prof. Dr. med. Michael Bohnert (Freiburg) hat einen Ruf auf eine W2-Professur für Rechtsmedizin am Institut für Rechtsmedizin der Charité (Universitätsmedizin Berlin) abgelehnt.
S. Pollak Freiburg
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