MM aktuell Manuelle Medizin 2011· 49:193–208 DOI 10.1007/s00337-011-0832-0 © Springer-Verlag 2011
Redaktion: E.J. Seidel, Weimar
Vorstellung von manualmedizinischen Kliniken
Sana Kliniken Sommerfeld
Historie Die Klinik für Manuelle Medizin als Fachkrankenhaus für nichtoperative Orthopädie und Schmerzmedizin entwickelte sich aus einer Dependance der Klinik für Physiotherapie des Universitätsklinikums Charité Berlin. Manuelle Medizin steht für die umfassende Berücksichtigung der funktionspathologischer im Verhältnis zu strukturpathologischer Störungen sowie psychologischen und sozialen Einflussfaktoren bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der Erkrankungen des Bewegungssystems. Die Klinik erfüllt heute alle Kriterien für ein überregionales interdisziplinäres Schmerzzentrum. Maßstäbe für die Patientenorientierung sind Zuwendung, Vertrauen, Kompetenz und die Berücksichtigung der Individualität.
Allgemeine Beschreibung der Einrichtung Am Standort in Sommerfeld wird ein integratives Behandlungskonzept umgesetzt. Die Klinik für Manuelle Medizin ist ein Akutkrankenhaus. Es stehen 115 Betten zur Verfügung. Jährlich werden mehr als 2500 Patienten mit akuten, chronifizierungsgefährdeten und chronischen Schmerzerkrankungen behandelt. Die durchschnittliche Verweildauer beträgt 17 Tage. Die Einweisung erfolgt überregional durch Haus- und Fachärzte. In der Klinik für Endoprothetik und Wirbelsäulenchirurgie ist die spezialisierte chirurgische Kompetenz vorhanden. In der Rehabilitationsklinik für Orthopädie und Pneumologie kann im Rahmen von Anschlussheilbehandlung, Eilt-Heilverfahren und Nachsorge das im Krankenhaus erarbeitete Behandlungskonzept fortgeführt werden. Für den Ballungsraum Berlin ist ambulante Rehabilitation in der Tagesklinik im Forum Pankow möglich.
Standort Sommerfeld
Name der Einrichtung
Sana Kliniken Sommerfeld
Abteilung/Praxis
Klinik für Manuelle Medizin Fachkrankenhaus für nichtoperative Orthopädie und Schmerzmedizin
Straße
Waldhausstraße 44
PLZ/Ort
16766 Kremmen /OT Sommerfeld
Land
Deutschland
Leiter/in
Chefarzt Dr. Wolfram Seidel
Stellv. Leiter/in
OÄ Dr. Kerstin Engel, OA Dr. Jan Emmerich, OÄ Claudia Ludwig, OÄ Daniela Wilsdorf
Ltd. Psychologe
Dipl.-Psych. Wolfgang Ritz
Leit. Therapeut/in
Dr. Peter Amelung
Stellv. Leit. Therapeut/in
Ramona Bruchmüller
Kontaktdaten: Telefon
033055-52301 ChA-Sekretariat 033055-52340 Patientenanmeldung
Fax
033055-52303
E-Mail
[email protected]
Internet
www.sana-hu.de
Beschreibung/ Struktur der Abteilung Die Aufnahme in das Krankenhaus erfolgt in einem modernen Klinikportal. Die Patienten werden am Aufnahmetag vom Arzt und Psychologen ausführlich untersucht.
Eine vollständige spezielle Schmerzanamnese einschließlich spezifischer schmerzmedizinischer Diagnostikverfahren führt zu Befundbewertung und pathogenetischer Aktualitätsdiagnose. Auf dieser Grundlage werden die Indikation zur Krankenhausbehandlung überprüft und im Team ein komManuelle Medizin 3 · 2011
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plexes Behandlungsprogramm mit Festlegung des Schwerpunkts (Behandlungspfade siehe unten) erstellt. Die Behandlung erfolgt auf einer der vier Stationen durch das qualifizierte Team von Ärzten, Psychologen, Pflege und Therapeuten unterschiedlicher Berufsgruppen.
(IABS): Abstimmung von ambulanten und stationären Betreuungskonzepten im Land Brandenburg. FFVernetzung der Fachärzte für für physikalische und rehabilitative Medizin. FFMonatliche offene interdisziplinäre Schmerzkonferenz.
Zahl der Mitarbeiter/ Zusammensetzung
etzwerk von Fachambulanzen der Klinik N für Manuelle Medizin Zur Überbrückung der Schnittstellenproblematik zwischen ambulantem und stationärem Sektor wurde ein kooperatives Netzwerk ambulanter Einrichtungen aufgebaut: FFUntersuchungs- und Beratungssprechstunden zu Fragen der Indikation ambulanter beziehungsweise stationärer Komplexbehandlung im Krankenhaus, ambulanter beziehungsweise stationärer Rehabilitation oder anderen fachspezifischen Therapiekonzepten. FFVersorgungssprechstunde für PRM und Schmerzmedizin bei Überleitungsproblemen zwischen stationärem und ambulantem Sektor. FFKoordination und Vernetzung der Fachärzte für für physikalische und rehabilitative Medizin und Schmerztherapeuten. FFWissenschaftliche Begleitung von Fragestellungen der Schnittstellenproblematik in der Schmerzmedizin. Projektleitung: Dr. Erdmute Pioch, MPH
FFNeun Fachärzte: physikalische und rehabilitative Medizin (PRM), Orthopädie und Unfallchirurgie, Anästhesie, innere Medizin, Schwerpunkt Rheumatologie. FFZusatzbezeichnungen und Qualifikationen: manuelle Medizin einschließlich osteopathischer Verfahren, spezielle Schmerztherapie, psychosomatische Grundversorgung, Akupunktur, Naturheilverfahren, Sportmedizin, Sozialmedizin. FFElf Assistenzärzte in Weiterbildung zum Facharzt für physikalische und rehabilitative Medizin. FFVier psychologische Psychotherapeuten mit schmerzpsychotherapeutischer Weiterbildung und drei Diplom-Psychologen in psychotherapeutischer Ausbildung. FF35 Mitarbeiter der Pflege mit Ausbildung algesiologische Fachassistenz. FF25 Mitarbeiter der Therapieabteilung: Physiotherapeuten mit spezialisierter Ausbildung in manueller Medizin, osteopathischen Verfahren und neurophysiologischen Krankengymnastiktechniken, Masseure/Bademeister unter Berücksichtigung spezieller manualmedizinischer Befunde und vegetativer Dysregulationen, Sporttherapie mit Betonung wahrnehmungsorientierten Trainings und verhaltenstherapeutischer Aspekte, Ergotherapie. FFEin Sozialdienstmitarbeiter.
Besonderheiten Lokale Vernetzung in den Sana Kliniken Sommerfeld im Sinne eines Rückenzentrums Zusammenarbeit mit Wirbelsäulen- und Gelenkchirurgie sowie Rehabilitationsklinik. Regionale Vernetzung FFHausärzteverbund, Qualitätszirkel. FFBerlin-Brandenburger Rückennetz: Projekt Integrierte Versorgung Rückenschmerz. FFInterdisziplinärer Arbeitskreis Brandenburger Schmerztherapeuten
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Überregionale Vernetzung In der Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft nichtoperativer orthopädischmanualmedizinischer Akutkrankenhäuser (ANOA) und dem IABS, Fachgesellschaften und Berufsverbänden werden einerseits Diagnostik- und Therapiestandards sowie wissenschaftliche Fragestellungen abgestimmt und andererseits die Schmerzmedizin des Bewegungssystems unter gesundheitspolitischen Aspekten gestaltet und vertreten.
Spezialisierungen Umsetzung echter Interdisziplinarität [1] Eine standardisierte interdisziplinäre Diagnostik (Sommerfelder Diagnostiksystem – SDS [2]) ermöglicht die befundgerechte, mechanismen- und intensitätsgesteuerte Komplexbehandlung für die Schmerzerkrankungen des Bewegungssystems. Voraussetzung ist die Erhebung von strukturpathologischen, funktionspathologischen Störungen (manuelle Medizin, neuromuskuloskeletale Medizin), psychologischen und sozialen Einflussfaktoren sowie deren Wertung hinsichtlich der aktuellen Bedeutung für das multifaktoriell beding-
te Schmerzbild. Die Komplexbehandlung erfolgt in Behandlungspfaden, die bundesweit in der ANOA erarbeitet wurden. Apparative Funktionsdiagnostik unterstützt die Wertung von lokalen, regionalen beziehungsweise generalisierten Funktionsstörungen und ermöglicht Verlaufsdiagnostik FFVideogestützte Bewegungs- und Ganganalyse zur Beurteilung funktioneller Bewegungsstörungen, dynamische Pedobarographie/Bodenreaktionskraftmessung (auch simultan mit Videoanalyse). FFPosturographie/Tetraaxiametrie zur Beurteilung der Aktivitätsmuster der gleichgewichtsreduzierenden Systeme. FFSpinalMouse®-Wirbelsäulen-Screening, Vermessung der Haltung sowie Funktionsmessungen von Bewegungsamplituden global und regional in Sagittal- und Frontalebene der Wirbelsäule. FFSpine check®. FFMatthiass-Test. FFIsometrische und isokinetische Kraftdiagnostik. FFHerzfrequenzvariabilitätsmessung Varcor®. FFIPN-Testung (IPN: Institut für Prävention und Nachsorge). Spezielle schmerztherapeutische ‚ Psychologie Psychologische Schmerzdiagnostik und spezielle psychosomatisch orientierte Diagnostik bei Erkrankungen des Bewegungssystems. Schmerzpsychotherapeutische Einzel- und Gruppenangebote im Rahmen der multimodalen Komplextherapie. Psychotherapeutische Einzelkontakte erfolgen bei schmerzrelevanten psychischen Komorbiditäten. Die Indikationsstellung wird in der speziellen Psychodiagnostik vorgenommen. I nstitut für Musikermedizin Berlin-Brandenburg FFDiagnostik- und Therapie berufsspezifischer Erkrankungen bei Musikern unter Berücksichtigung instrumentenspezifischer Belastungsfaktoren und ergonomischer Aspekte. FFMusikermedizinische Wissenschaft und Forschung, Betreuung musikermedizinischer Promotionen. FFAus- und Weiterbildung in der Musikermedizin. FFZusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Musikphysiologie und Musikermedizin (DGfMM). Die Behandlung erfolgt ambulant in der „Musikersprechstunde“ in Berlin oder bei
MM aktuell chronifizierungsgefährdeten oder chronifizierten Schmerzsyndromen stationär in der Klinik für Manuelle Medizin Sommerfeld. Leitung: Dr. med. Dipl.-Mus. Anke Steinmetz 1 in: The management of pain, Bonica (ed) 1990 p. 2107 2 JOM 25:21
Fort-/Weiterbildungsangebote FFInterdisziplinäre Fortbildungen für Ärzte, Psychologen, Therapeuten wöchentlich mit Jahresplanung und Zertifizierung durch Landesärztekammer (LÄK) Brandenburg, teilweise offen. FFMonatliche patienten- beziehungsweise teambezogene Supervisionen mit externem Supervisor. FFWöchentlich manualmedizinisch orientierte Praxisseminare; Intra- und Interrater-Abgleich von Untersuchungs- und therapeutischen Techniken. FFOrthopädisch-neurochirurgische Fallkonferenzen. FFMonatliche offene interdisziplinäre Schmerzkonferenz.
Weiterbildungsermächtigungen FFPhysikalische und rehabilitative Medizin drei Jahre. FFInnere Medizin ein Jahr. FFSpezielle Schmerztherapie ein Jahr. FFReferenzklinik der Ärztevereinigung für Manuelle Medizin (ÄMM) Berlin zur klinischen Weiterbildung manuelle Medizin und osteopathische Verfahren. FFQualitätsmanagementsystem (zum Beispiel Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen, KTQ), Zertifizierung 2005 und Rezertifizierung 2008 nach KTQ.
Bibliothek Bibliothek mit ca. 900 Bänden, neun Fachzeitschriften einschließlich Online-Zugang, zusätzliche Zeitschriften im Sana-Verbund.
Forschungsvorhaben FFEtablierung manualmedizinisch funktionell-somatischer Untersuchungsstandards – Reliabilität, Validität. FFVersorgungsforschung, insbesondere Nachweis von Effekten stationärer Komplexbehandlung in Subgruppen. FFMessung der Herzratenvariabilität als diagnostisches Kriterium bei psychovegetativen Schmerzsyndromen. FFMusikermedizin: Untersuchung instrumentenspezifischer muskuloskeletaler
Schmerzsyndrome (kraniomandibuläre Dysfunktionen/Schmerzsyndrome der Schulter-Nacken-Muskulatur).
Betreuung von Qualifikationsarbeiten urchführung von Promotionsarbeiten zu D den oben genannten Forschungsvorhaben.
Publikationen Niemier K, Seidel W (Hrsg) (2009) Funktionelle Schmerztherapie des Bewegungssystems. Springer, Berlin Heidelberg New York Tokio Niemier K, Ritz W, Amelung P, Seidel W (2007) Evaluierung der funktionellen muskuloskeletalen Diagnostik des als Bestandteil eines multiprofessionellen Diagnostiksystems für Patienten mit chronischen und chronifizierungsgefährdeten Schmerzen des Bewegungssystems. Man Med 45:123–127 Pioch E, Seidel W (2010) Schmerzdokumentation im Wandel – vom Einzeldiagnostikum bis zum Kerndatensatz in der Schmerztherapie (Poster). Schmerz 24 (Suppl 1):139 Pioch E, Lindena G, Seidel W (2010) Ergebnisevaluation eines multimodalen Behandlungsprogrammes nach Umstellung auf ein interdisziplinäres Aufnahmeassessment im Klinik-Portal – Betrachtungen zur Vergleichbarkeit von Ergebnisevaluationen (Poster). Schmerz 24 (Suppl 1):140 Steinmetz A, Seidel W, Muche B (2010) Impairment of postural stabilization system in musicians with playing-related musculoskeletal disorders. J Manip Physiol Ther 33:603–611
Zusammenarbeit mit Organisationen FFArbeitsgemeinschaft nichtoperativ orthopädisch-manualmedizinischer Akutkrankenhäuser: In der bundesweiten Arbeitsgruppe sind 15 Abteilungen beziehungsweise Kliniken mit dem Ziel der Etablierung nichtoperativer interdisziplinärer Krankenhausstrukturen im Rahmen von komplexer systemischer Sichtweise auf Erkrankungen des Bewegungssystems befasst. Über das Zusatzentgeld ZE 2009-41 ist diese Behandlungsform seit 2006 im „Diagnosis-related-groups“ (DRG) -System abgebildet (siehe unten). FFInterdisziplinärer Arbeitskreis Brandenburger Schmerztherapeuten (IABS). FFÄrztevereinigung für Manuelle Medizin Berlin in der Deutschen Gesellschaft für Manuelle Medizin (DGMM; ÄMM).
FFDeutsche Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation (DGPMR). FFBerlin Brandenburger Rückennetz (BBR): In dem anbieterübergreifenden Netz von zwei Tageskliniken in Berlin und der Klinik für Manuelle Medizin Sommerfeld ist in Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten ein IV-Programm für Patienten mit chronifizierungsgefährdeten Rückenschmerzpatienten erarbeitet und für den Großraum Berlin mit einem Kostenträger umgesetzt. FFBerufsverband der Rehabilitationsärzte e. V. und Berlin Brandenburger Fachärzte PRM e. V. FF Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e. V.
Praktikantenbetreuung FFIn Zusammenarbeit mit Ausbildungseinrichtungen der Länder Brandenburg, Berlin und Sachsen-Anhalt turnusgemäße Betreuung von Praktikanten der Ausbildungseinrichtungen Physiotherapie, Ergotherapie und Massage/medizinische Bademeister. FFStudienbegleitende Praktika für Sportstudenten der Fachrichtungen Rehabilitation und Prävention, Gesundheitsförderung aus dem gesamten Bundesgebiet. FFPraktische Ausbildung psychologischer Psychotherapeuten, Institut für Verhaltenstherapie (IVB) Berlin.
Beispiel oder Erläuterung eines speziellen Therapieansatzes Die Umsetzung von klinischen Behandlungspfaden für Patienten mit Schmerzerkrankungen des Bewegungssystems Die multifaktoriell bedingten Schmerzerkrankungen erfordern eine differenzierte Komplexbehandlung. Erst die wertende und standardisierte interdisziplinäre Diagnostik ermöglicht die Umsetzung von Behandlungspfaden (Behandlungsschwerpunkten). Die Klinik für Manuelle Medizin hat gemeinsam mit den Kollegen der ANOA die im Folgenden beschriebenen Behandlungspfade erarbeitet und umgesetzt. Pfad 1: manualmedizinisch-orthopädischer (physiotherapeutischer) Behandlungsschwerpunkt Erkrankung des Bewegungssystems mit behandlungsbedürftigen muskuloskeletalen Befunden und drohender Immobilität. Behandlungsziel: Herstellung der ambulanten beziehungsweise rehabilitativen BehandManuelle Medizin 3 · 2011
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lungsfähigkeit. Manualtherapeutische und physiotherapeutische Therapieschwerpunkte. Pfad 2: manualmedizinisch-psychotherapeutischer Behandlungsschwerpunkt Erkrankung des Bewegungssystems mit behandlungsbedürftigen muskuloskeletalen Befunden, drohender Immobilität und psychischer Komorbidität. Behandlungsziel: Herstellung der ambulanten beziehungsweise rehabilitativen Behandlungsfähigkeit unter besonderer Berücksichtigung von individuellen psychophysiologischen und psychosozialen Zusammenhängen. Manualtherapeutische, physiotherapeutische und psychotherapeutische Therapieschwerpunkte. Pfad 3: pharmakologisch-invasiv-schmerztherapeutischer Behandlungsschwerpunkt Akute Schmerzsyndrome und therapieresistente Schmerzerkrankungen des Bewegungssystems. Behandlungsziel: Optimierung der Schmerzbehandlung, Schmerzbeeinflussung, Vermeidung operativer Intervention, Überleitung in Pfad 1/2 beziehungsweise Herstellung der ambulanten beziehungsweise rehabilitativen Behandlungsfähigkeit. Pfad 4: erweiterte Verlaufsdiagnostik Multifaktorielle Befundkonstellationen mit unklaren therapeutischen Konsequenzen. Inhalt: Verlaufsdiagnostik zur Entwicklung einer Therapiestrategie, Überleitung in Pfad 1/2/3. Pfad 5: manualmedizinisch-musikermedizinischer Behandlungsschwerpunkt Professionelle Musiker mit Erkrankungen des Bewegungssystems mit behandlungsbedürftigen muskuloskeletalen Befunden, drohenden oder vorhandenen Funktionseinschränkungen beim Musizieren. Behandlungsziel: Verknüpfung von therapeutisch erarbeiteten Bewegungsmustern und Stabilisationsstrategien mit dem Instrumentalspiel. Einbindung ergonomischer und arbeitsplatzspezifischer Aspekte. Manualtherapeutische, physiotherapeutische und musikermedizinische Therapieschwerpunkte. Durchführung der nichtoperativen Komplexbehandlung von Schmerzerkrankungen des Bewegungssystems im Krankenhaus Im DRG-System lassen sich die interdisziplinären Komplexbehandlungen über mehrere Operationen- und Prozedurenschlüssel (OPS) abbilden. Die ANOA hat die Komplexbehandlung speziell bezogen auf Schmerzerkrankungen des Bewegungssystems mit den OPS 8-977 integriert. Unabhängig davon können im Rahmen weiterer Differenzierung insbesondere OPS 8-918 und OPS 8-563 zur Komplexbehandlung dieser Patienten eingesetzt werden:
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OPS 8-977
OPS 8-918
OPS 8-563
Multimodal-nichtoperative Komplexbehandlung
Multimodale Schmerztherapie
Physikalischmedizinische Komplexbehandlung
Befund- und funktionsorientiert
mechanismenorientiert
methodenorientiert
Interdisziplinär Komplexbehandlung unter Einbeziehung psychologischer Faktoren
Interdisziplinär verhaltenstherapeutischer Schwerpunkt intensitäts-gesteuert
Interdisziplinär physiotherapeutisch-rehabilitativ orientiert
Manuelle Medizin Nichtoperative Orthopädie PRM Psychologische Schmerztherapie Befundorientierte und aktivierende Therapie
Spezielle und psychologische Schmerztherapie Aktive und aktivierende Therapie alltags- und berufsorientiert
PRM Physiotherapie/KG Ergotherapie Künstlerische Therapie Psychologische Verfahren
DRG-relevant: Zusatzentgeld ZE 2009-41, z.B. B 71, I 68, I 69
DRG-relevant: B 47Z, I 42Z, U 42Z
Keine DRG-Relevanz
ANOA – Arbeitsgemeinschaft Nichtoperativ orthopädischmanualmedizinischer AkutKrankenhäuser
DGSS – Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes
DGPMR – Deutsche Gesellschaft für Physikalische und Rehabilitative Medizin
DGMM – Deutsche Gesellschaft für Manuelle Medizin
Veranstaltungsberichte
Tiefenstabilisation: Internationales Expertenforum in Sommerfeld
Prof. K. Lewit
Manuelle Medizin im Wandel – von der Manipulation zum neurophysiologischen „assessment“ und zur Komplexbehandlung Die Klinik für Manuelle Medizin der Sana Kliniken Sommerfeld veranstaltete am 04. und 05. April 2011 ein internationales Expertenforum zum Thema Tiefenstabilisa-
tion, in dem es gelang, die australische Forschungsgruppe um Paul Hodges mit der Prager-Schule und dem Ärzteseminar Manuelle Medizin Berlin (ÄMM) zusammenzubringen. Teilnehmer der Veranstaltung waren Prof. Paul Hodges (University of Queensland, Australien), Prof. Karel Lewit, Prof. Pavel Kolar, Dr. Alena Kobesova (Karls-Universität, Prag), Prof. Lothar Beyer, PD Dr. Johannes Buchmann, Dagmar Seipelt (ÄMM), Dr. Kay Niemier (Klinik für Manuelle Therapie, Hamm) sowie Dr. Wolfram Seidel (Klinik für Manuelle Medizin Sommerfeld) mit einem Team seiner Klinik. Ziele der Tagung waren der Austausch der unterschiedlichen Untersuchungs- und Behandlungstechniken der einzelnen Schulen sowie der Versuch, sich über eine gemeinsame Terminologie, Untersuchungstechniken und notwendige Forschungsprojekte zu verständigen.
MM aktuell Der australische Ansatz – „motor control training for low back and pelvic pain“ Prof. Paul Hodges berichtete in seinem Einführungsvortrag über die aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnisse und Entwicklungen. Hierbei zeigte sich insbesondere, dass die australische Schule den Begriff der Stabilisation oder Tiefenstabilisation heute im Rahmen eines umfassenderen neurophysiologischen Konzepts von „motorischer Kontrolle“ spricht. Diese sollte als dynamische Kontrollstrategie verstanden werden, da Haltung und Bewegung nicht sinnvoll voneinander zu trennen sind. So ist die Funktion der lokalen tiefen Muskeln der Wirbelsäule (die als Teil des Tiefenstabilisationssystems gelten) auch nicht auf die reine Stabilisation der Wirbelsäule beschränkt, sondern beinhaltet auch Aufgaben der Bewegungskontrolle. Rückenschmerzen führen daher zu komplexen Funktionsstörungen und auch strukturellen Veränderungen der Muskulatur sowie Veränderungen der kortikalen Kontrolle. Die mit Rückenschmerz einhergehenden muskulären Veränderungen sind mit reduzierter und auch verstärkter Aktivität einzelner Muskeln verbunden und führen damit sowohl zu einer „suboptimalen“ Haltung als auch zu Einschränkungen der Bewegungsqualität. Das Konzept versteht die muskuläre Kontrolle als dynamisches Prinzip und bindet dieses in ein Behandlungskonzept ein, das das gesamte System im biopsychosozialen Kontext untersucht und gezielt behandelt. Die Wiederherstellung der motorischen Kontrolle beinhaltet die statische/posturale Optimierung in einer neutralen Wirbelsäulenausrichtung und einer dynamischen lumbopelvinen Kontrolle, die aus der Wiederherstellung neurophysiologischer Muskelrekrutierungsmuster und der Reduktion muskulärer Überaktivität besteht. In die hierzu notwendigen Behandlungsstrategien müssen insbesondere Atemmuster und Beckenmuskulatur einbezogen werden. Zentrale Behandlungsschritte sind das Training der richtigen Muskelaktivierung sowie Haltungs- und Bewegungskontrolle in dynamischen Situationen unter Einbeziehung von Alltagsbewegungen.
„Die Prager Schule“ – vom Fuß über den frühkindlichen Entwicklungsprozess zum Konzept der Stabilisation Prof. Lewit verwies zu Beginn des Prager Referats noch einmal auf die Wichtigkeit des
Fußes für die posturale Kontrolle und Aufrichtung. Prof. Kolar und Dr. Kobesova stellten daraufhin das neuroreflektorische Konzept zur Stabilisation vor, das sich von frühkindlichen Entwicklungsprozessen ableitet. Anhand von Videoaufnahmen demonstrierten sie eine Vielzahl von Reflexen und reflektorischen Bewegungsfolgen bei Kleinkindern, die auf adulte Bewegungsmuster übertragbar sind. Hieraus ergeben sich globale Bewegungs- und Koordinationskomplexe, die aus überregionalen Muskelsynergien und Muskelketten bestehen. Diese auch beim Erwachsenen noch vorhandenen Teilmuster der motorischen Ontogenese können therapeutisch genutzt werden, um die idealen Bewegungsmuster zu initiieren und wiederherzustellen. Ist die Funktion eines oder mehrerer Muskeln der globalen Muster gestört, kommt es zu einer Inhibition oder einem Ausfall der betroffenen Muskelkette. In der Folge entstehen dysfunktionelle motorische Ersatzmuster, die im zentralen Nervensystem (ZNS) abgespeichert werden und somit über die verursachende Funktionsstörung hinaus persistieren. Ein wichtiger Aspekt des genannten Konzepts ist die Integration kortikaler feinmotorischer Störungen als diagnostisches Mittel. Hierunter fallen perzeptive Funktionen des visuellen, vestibulären, akustischen und propriozeptiven Systems sowie so genannte exekutive kortikale Funktionen. Dazu zählt beispielsweise die Fähigkeit der Feineinstellung der Muskelspannung gegen unterschiedliche Widerstände. Als Ausgangsbasis der Behandlungssequenzen wird das gestörte Haltungsmuster in einer frühkindlichen Reflexmusterposition korrigiert und das funktionelle Teilmuster unter manueller Aktivierung sensibler Reflexzonen fazilitiert.
Stabilisation und Koordination bei chronischem Rückenschmerz – das Sommerfelder Diagnostik- und Behandlungskonzept Als Fachkrankenhaus für nichtoperative Orthopädie und Schmerzmedizin behandelt die Klinik für Manuelle Medizin Sommerfeld knapp 2600 überwiegend chronische Schmerzpatienten im Jahr. Die Patienten werden mithilfe des „Sommerfelder Diagnostiksystems“ (in Manuelle Medizin 2007, 45:123-127) auf Funktions- und Strukturbefunde sowie psychosoziale Einflüsse untersucht und gezielt entsprechenden Behandlungsschwerpunkten zugewiesen. Im Rahmen der Funktionsuntersuchung haben insbesondere die Untersuchung und Einord-
nung komplexer Funktionsstörungen wie Bewegungsmusterstörungen (in Anlehnung an Stereotypstörungen nach Janda) und koordinativer Störungen der Stabilisationssysteme sowie des Vegetativums einen zentralen Stellenwert. Vor diesem Hintergrund wurde in den vergangenen Jahren eine Testbatterie zur Dysfunktion der Stabilisationssysteme und Koordinationsstörungen entwickelt, die sich in einer Multizenterstudie als reliabel erwies (Der Orthopäde 2009: 847-854) und im Rahmen eines aktuellen Studienprotokolls auf Validität geprüft wird.
Gemeinsame Erarbeitung einer Testbatterie Nach Vorstellung der einzelnen Konzepte gelang es, aus den Tests der einzelnen Zentren eine gemeinsame Testbatterie zu erarbeiten. Diese soll insbesondere einfach durchzuführende Tests enthalten, um die Notwendigkeit einer spezifischeren neuromuskulären Behandlungsstrategie bei Patienten mit Rückenschmerz festzustellen. Nach erster Testselektierung und Diskussion derselben konnte eine Einigung erzielt werden, die restlichen Tests im Rahmen eines DelphiProzesses den Forumsteilnehmern zur Entscheidung zu stellen. Die verbleibende Testsbatterie kann dann in einer wissenschaftlichen Evaluierung auf ihre Praktikabilität, Reliabilität und Validität überprüft werden. Außerdem schlug Prof. Hodges ein Studienprotokoll zur Evaluation von Atemmusterstörungen bei Rückenschmerz vor, das im Rahmen einer internationalen Multizenterstudie umgesetzt werden könnte. Die Teilnehmer stimmen darin überein, dass weitere Schritte zur Evaluierung von Untersuchungsverfahren und Validierung von Funktionsbefunden dringend notwendig sind.
Manuelle Medizin heute – ein Konzept neuromuskuloskeletaler Medizin Zum Abschluss der Veranstaltung regte Prof. Lewit die Diskussion zum Gegenstand unseres Tuns an. Die Begrifflichkeit „manuelle Medizin“ im Sinne der Anwendung von Mobilisation, Manipulation, Weichteilund osteopathischen Techniken reicht heute längst nicht aus, um die Funktionsmedizin des Bewegungssystems in Gänze zu beschreiben. Viel mehr ist die Weiterentwicklung des Konzepts oder eher des Fachgebiets von Diagnostik, Therapie, Wissenschaft und Lehre deutlich umfassender, als im Alltag Manuelle Medizin 3 · 2011
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häufig praktiziert wird. Prof. Lewit schlägt deshalb vor, die Begrifflichkeit „muskuloskeletale Medizin“ zu verwenden und zu definieren. Die Teilnehmer des Treffens können dem zustimmen. Aus der klinischen Erfahrung hat sich die Herangehensweise mit der Berücksichtigung von grundlegenden Funktionsstörungen (Bewegungsmusterstörungen/Stereotypstörungen und regionale Komplexbefunde) sowie von Einzelbefunden (Gelenk, Muskel, Faszie, Nerv …) bewährt. Wichtig sind die standardisierte Diagnostik und insbesondere die Wertung ihrer aktuellen Bedeutung für das Schmerz- beziehungsweise Krankheitsbild in Beziehung zu strukturellen, psychologischen und sozialen Einflussfaktoren. Auch werden die Bemühungen der Arbeitsgruppe um Priv.-Doz. Dr. Johannes
Buchmann gewürdigt, funktionspathologische Komplexbefunde im Sinne von manualmedizinischen Syndromen beziehungsweise Diagnosen zu beschreiben. Insgesamt bot das Forum vielfältige Möglichkeiten zum Austausch und zur Diskussion. Alle Teilnehmer danken den Organisatoren, insbesondere Frau Dr. Anke Steinmetz, für die Vorbereitung und Durchführung des Treffens. Sie verabreden die Vorbereitung gemeinsamer Studien und regelmäßige Zusammenkünfte. A. Steinmetz, W. Seidel Korrespondenzadresse: E-Mail:
[email protected]
Teilnehmer des Expertenforums
Jahreskongress der EWMM in Zusammenarbeit mit der ÄMM – Berlin 2011 Rückblicke auf Kongresse sind nicht leicht, geben sie doch immer nur einen unvollständigen Überblick über Inhalte, Facetten und Erlebnisse. Die vielen Gespräche am Rande bleiben gänzlich unberücksichtigt. Der 19. Kongress der European Workgroup for Manual Medicine (EWMM) fand vom 10. bis 12. März 2011 in Zusammenarbeit mit der Ärztevereinigung für Manuelle Medizin (ÄMM) auf geschichtsträchtigem Boden, dem Henry-Ford-Bau der FU Berlin, statt. Unter den symbolhaften Blicken vieler „namhafter Persönlichkeiten“ der jüngeren Zeitgeschichte trafen sich mehr als 300 Teilnehmer aus acht Ländern, um Ausschnitte des „Puzzle Kindesentwicklung“ zusammenzufügen. Die Themenpalette reichte dabei von den Besonderheiten der intrauterinen Entwick-
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mehr in den Fokus von Gynäkologen, Manualmedizinern und Hebammen. Dank des Engagements unserer Kollegen aus der Schweiz (Dorin Ritzmann und Bruno Maggi) werden Geburtshelfer, aber auch Manualmediziner zunehmend auf hier zu findende Störungsbilder aufmerksam und erlernen einfache diagnostische sowie therapeutische Handgriffe, um helfend eingreifen zu können. Eine Entwicklung, die zwar auch noch in den „Kinderschuhen“ steckt, sich aber im
lung über Auswirkungen des mütterlichen Verhaltens auf die spätere Entwicklung des Kindes, manualmedizinischen und neuopädiatrischen Fragestellungen bis hin zu Stoffwechselstörungen, binokularen Begleitphänomenen und Bindungsverhalten. Vorgeschaltet waren acht Seminare mit mehr als 250 Teilnehmern. Zwar sind die Fortbildungs- und Diskussionsschwerpunkte gesondert zusammengefasst, dennoch sollen im Folgenden drei Aspekte besonders erwähnt werden. Sie ergaben sich beiläufig, spiegelten sich eher am Rande an Pausenstehtischen oder Parkbänken wider, wie nicht selten bei derartigen Veranstaltungen. Die Manualmedizin in der Schwangerschaft und zur Geburtserleichterung als „gynäkologische Manualtherapie“ rückt immer
Blickwinkel der manualmedizinischen Gesellschaften befinden sollte. Ebenso spürbar war das große Interesse und Bedürfnis der manualmedizinisch tätigen Kollegen der verschiedenen „Schulen“, mehr aufeinanderzuzugehen, Konzepte vorzustellen, zu diskutieren, ohne dabei einen Alleinvertretungsanspruch einzufordern. Dabei ergaben sich nicht nur Unterschiede in den diagnostischen und therapeutischen Techniken. Viel mehr sind es teils konträre Konzepte der Herangehensweise an pädiatrisch-manualmedizinische Problemstellungen. Trotz der erhaltenswerten Vielfalt und persönlichen Überzeugungen ist es nach wie vor unsere Hauptaufgabe, manualmedizinische Konzepte als Hilfsangebot in der Pädiatrie zu etablieren. Für viele anwesende (und ebenso aufgeschlossene wie interessierte) Kinderärzte und Kindertherapeuten gelang dabei vielleicht ein zweiter Schritt. Eine Möglichkeit könnte die Einordnung und Vermittlung manualmedizinischer Diagnose- und Behandlungskonzepte für den kinderärztlichen Alltag sein. Vielleicht ergibt sich ja eine gemeinsame Sicht-
MM aktuell weise, nicht nur bei der inspektorischen, neurologischen und entwicklungsdynamischen Untersuchung, sondern auch bei Anamnese und Indikation. Ein dritter Aspekt, der unsere Überlegungen und Untersuchungen auch in den nächsten Jahren vermehrt beeinflussen wird, betrifft funktionsanalytisch eher subtile, geringfügige Störungen in – zumeist – Regionen mit besonderer sensorischer Potenz. Sie sind klinisch und auch manualmedizinisch, noch dazu bei Kindern, oft nur schwer zu erfassen. Die von den Referenten vermittelten Erfahrungen der unterschiedlichen Fachgebiete lassen kompensatorische Regulationsphänome vermuten, die erst ab einem bestimmten Grad der Funktionsstörung eingeleitet werden. Unterschwellige Reize lassen sich also schwieriger ausgleichen. Erinnert wird an Prismengläser bei geringfügiger assoziierter Heterophorie (Gorzny), die, im Gegensatz zu manchen höhergradigen Korrekturen, zu erstaunlichen Verbesserungen führten. Ähnliches galt für Beispiele im Bereich der Stoffwechseltherapie (Kraft), der taktilen Empfindlichkeit von jungen Säuglingen (Nantke), aber auch der Orthopädie. Kollege Müller zeigte, wie häufig eine deutliche Fehlstatik vollständig kompensiert wird. Die Relevanz solcher diskreter klinischer Funktionsstörungen sollte für auffällige Entwicklungsverläufe analysiert werden. Derartige Erfahrungen wurden uns schon von unseren Lehrern vermittelt und begegnen uns im manualmedizinischen Alltag. Gemeinsam mit interessierten Kollegen planen wir eine diesbezügliche Publikation, Sie sind herzlich eingeladen, mit Ihren Erfahrungen und Überlegungen daran mitzuwirken (
[email protected]). Darüber hinaus bietet der 20. EWMMKongress vom (27.)28. bis 29.09.2012 in Hamburg ein offenes Diskussionsforum für Ärzte und Therapeuten. Themenschwerpunkte sind dann: „Asymmetrie in der Entwicklung des Kindes“ (Tortikollis, Plagiozephalus, Bisslageanomalien, Skoliose, Schiefheit in Haltung, Funktion und Organsystemen). Herzlichen Dank den Teilnehmern, Kollegen und vielen fleißigen Helfern für Inspiration, Kompass und Rückenwind, herzlich willkommen in der Hansestadt Hamburg. Ihr Robby Sacher
Seminare am 10.03.2011 Seminar 1: Sacher R., Wuttke M.: Manualmedizinische Untersuchung von Neugeborenen und Säuglingen Wie können sensomotorische Auffälligkeiten bei Säuglingen diagnostiziert werden? Welche sind manualmedizinisch behandelbar? Ausgehend von embryologischen, ontogenetischen und neurophysiologischen Gegebenheiten leiteten die Referenten der jeweiligen Seminare (vormittags R. Sacher, nachmittags M. Wuttke) schnell zu klinischen Bildern über. Dabei spielten neuere Erkenntnisse der reflektorisch-reaktiven Entwicklung ebenso eine Rolle wie Tipps für die neurologische Untersuchung. Manualmedizinische Untersuchungsprinzipien beschränken sich nicht nur auf die Palpation. Insbesondere die Blickdiagnostik der Hal-
te-, Bewegungs- und Stellsteuerung unter funktionsanalytischen Aspekten gewinnt immer mehr an Bedeutung. Zuhören, anfassen und sehen – eine Trias im Verständnis von Entwicklungsauffälligkeiten sowohl für Diagnostiker als auch für manualmedizinisch Tätige. Seminar 2: Nantke S.: Frühkindliche Regulationsstörungen im ersten Lebensjahr und ihre Auswirkungen auf die weitere Entwicklung Gerade im ersten Lebensjahr haben Eltern einen besonders prägenden Einfluss auf die emotionale Entwicklung und das Verhalten ihres Kindes. Schwierigkeiten in der Beziehung zwischen Eltern und Säugling blockieren immer auch das Lernen in allen Bereichen. Kindertherapeuten sehen und behandeln viele dieser Kinder bereits im ersten Lebensjahr wegen sensomotorischer Störungen, häufig verbunden mit Asymmetrien, Schreien, Unruhe und Schlafproblemen. Die frühkindlichen Regulationsstörungen sind häufig durch Störungen der sensorischen Integration mitbedingt. Diese Zusammenhänge sowie auch die Möglichkeiten der Diagnostik und frühen Intervention im Säuglingsalter wurden videogestützt und praxisnah vorge-
stellt. Das zweimalig gehaltene, schwungvolle Seminar erfreute sich großen Zuspruchs, verbunden mit vielen emotionalen „Berührungspunkten“. Seminar 3: Krocker B.: Manuelle Medizin als integraler Bestandteil der Sportmedizin „Der moderne sportliche Anspruch ‚schneller, höher, weiter‘ bestimmt zunehmend die Trainings- und Wettkampfaktivitäten der Sporttreibenden jenseits des optimalen Leistungsalters. Die physiologische Veränderung des älter werdenden Organismus im Zusammenwirken mit Trainingsreaktionen des Bewegungssystems führt zu Erwartungen an kompetente sportmedizinische Betreuung und Beratung, auf funktionelle Störungen im Gesamtorganismus zielgerichtet therapeutisch und langfristig prophylaktisch einzugehen.“ In der Zusammenführung von sportlichem Training, sportmedizinischer Betreuung und der Nutzung manualmedizinischer Funktionsanalysen der sportlichen Bewegungsabläufe fanden sich – demonstriert in kleinen Gruppen – wichtige Hinweise für die ärztliche Tätigkeit am Sportler ebenso wie relevante Ansätze auf die Auswahl und Gestaltung von Trainingsinhalten in den verschiedenen Altersklassen. Seminar 4: Maggi B., Ritzmann D.: Manualmedizinische Erleichterung der Schwangerschaft, der Geburt und der postpartalen Zeit Manualmedizin in der Schwangerschaft und unter der Geburt – ein so altes wie junges Betätigungsfeld von Ärzten und Geburtshelfern. Beckenringfunktionsstörungen in der Schwangerschaft sind nicht selten. Gründe dafür sind hormonelle Veränderungen (Relaxin), biomechanische Besonderheiten der Schwangerschaft, aber auch neurofunktionelle Aspekte. Während „Rücken- und Beckenschmerzen“ in der Schwangerschaft meist durch geübte Manualmedizin bewertet und behandelt werden, liegt die peripartale Handgriffbehandlung in den Händen der Geburtshelfer. Doch auch in den Folgemonaten können manualmedizinische Interventionen bei entsprechenden Beschwerdebildern ein „Segen“ sein. Ein Seminar – nicht nur für Manualmedziner, sondern auch für Frauenärzte, Hebammen und Entbindungspfleger (ja, die gibt es …). Seminar 5: Alt B.: Differenzierte Untersuchung und Behandlung sensomotorischer Störungen bei Kindern und Alten Wie kann man sensomotorische Störungen differenzieren, einordnen und ggf. behanManuelle Medizin 3 · 2011
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deln? Welche Auswirkungen hat diese Analyse auf die Erstellung eines Behandlungskonzepts, auf Erwartungen und die Prognose? Wann sind Rezidive zu erwarten? Welche Rolle spielen strukturelle Störungen? Wegen der großen Nachfrage wurde auch dieses Seminar vor- und nachmittags durchgeführt. Viele praktische Tipps, altersübergreifende Überlegungen und handwerkliche Fertigkeiten paarten sich mit Interesse, Neugier und vielen Fragen. Seminar 6: Sacher R.: Röntgenanalyse der Zervikalregion bei Kindern und Erwachsenen – Hätten Sie es gesehen? Die morphologische und funktionelle Analyse der Zervikalregion ist Bestandteil der orthopädisch-manualmedizinischen Differenzialdiagnostik, doch man sieht nur, was man kennt … Als Einstieg bot sich ein (nicht ganz) zufällig ausgewählter Mix aus morphologisch und funktionell auffälligen Röntgenbildern. „Das normale Röntgenbild“ gibt es nicht; Biotypologie und Funktionsanalysen gibt es auch im Zervikalbereich. Entscheidend ist das funktionelle Verständnis für die Röntgentechnik nach Gutmann. Ein zweiter Teil stellte Störungen der embryologischen Entwicklung in Relation zu zervikalen Dysplasien. Als Erinnerung gab es ein Übersichtsbild der Röntgendiagnostik nach Dr. Gutmann; wir werden gespannt sein …
Vorträge am 11./12.03.2011
(U. Göhmann, S. Temme, M. Ammermann, M. Wuttke) Einspieler C. (Graz): Wann, wie und warum entsteht in der Ontogenese Bewegung? Die ersten Bewegungen, seitliche Nackenund/oder Beckenbewegungen, treten bereits in der achten Gestationswoche auf. Eine Woche später bewegt sich der ganze Körper kurz und ruckartig („startles“) oder komplex und variabel („general movements“). Das Generieren der fetalen Bewegungen ist völlig unabhängig von externen Stimuli. Nur wenige Neurone sind notwendig, um die ersten Bewegungen zu generieren. Diese Spontanbewegungen sind ihrerseits für die weitere Ausbildung von Struktur notwendig. Fetale General movements sind essenziell für die ordnungsgemäße Entwicklung des Bewegungssystems, aber auch für die Hirnentwicklung. Der programmierte Zelltod und die Synapsenreduktion sind nachgewiesenermaßen bewegungsabhängig. Saugbewegungen sind für die Entwicklung des gastrointestinalen Trakts notwendig, Augenbewegungen für die Entwicklung der amakrinen Zellen in der Retina, und ohne Atembewe-
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gungen kommt es weder zur korrekten Innervierung der Atemhilfsmuskulatur noch zur Ausdifferenzierung des Lungengewebes. Mit der Beurteilung der General movements ist es möglich, bereits ab dem Frühgeborenenalter durch Beobachtung eines spezifisch abnormalen Bewegungsmusters („cramped-synchronised general movements“) und durch das Fehlen der „fidgety movement“ im dritten bis vierten Lebensmonat eine später auftretende spastische infantile Zerebralparese vorherzusagen. Stein W. (Ulm): Sensomotorische Integration in einem Modell für Rhythmusgenerierung – ein Einblick in die Verarbeitungsprinzipien propriozeptiver Sinnesinformation Sensorische Rückmeldungen ermöglichen es, flexibel auf die Erfordernisse der jeweiligen Situation zu reagieren und das Nervensystem auch über lange Zeit an veränderte Situationen anzupassen. Insbesondere die Wahrnehmung von Reizen aus dem Inneren des Körpers stellt dabei eine lebensnotwendige Aufgabe dar, ohne die komplexe Organismen nicht überlebensfähig wären. Neuromodulatoren, die unter anderem aus höheren Zentren des Nervensystems von absteigenden Kontrollneuronen ausgeschüttet werden, können an der homöostatischen Regulation und der Neusortierung der Leitfähigkeiten beteiligt sein. Diese absteigenden Neurone sind nun aber Ziel von sensorischen Bahnen, unter anderem auch von Propriozeptoren. Das Muskelsehnenorgan „anterior gastric receptor“ (AGR) im Taschenkrebs zum Beispiel beeinflusst gleich mehrere solcher absteigender Neuronen. Das bedeutet, dass gerade propriozeptive Rückmeldungen über das neuromodulatorische System auch langfristig die Aktivität neuronaler Netzwerke beeinflussen können. Diese sensorischen Rückmeldungen können daher auch essenziell zum Aufrechterhalten der neuronalen Kontrolle von Bewegungen sein. Nantke S .(Berlin): Diagnostik und Möglichkeiten der frühen Intervention bei Störungen der Entwicklung, Regulation und Beziehungsfähigkeit im ersten Lebensjahr Anhand von Videobeispielen wurden die Voraussetzungen für eine gesunde Entwicklung in der frühen Kindheit deutlich gemacht. Die Bedeutung in der Mutter-KindInteraktion und der Eltern-Kind-Interaktion in Bezug auf Körperhaltung, Bewegung, Mimik und Körperkontakt für das Lernen wird sichtbar. Risikofaktoren für den Eintritt von Störungen der Entwicklung, Regulation und
Beziehungsfähigkeit im Säuglingsalter können beim Kind und bei den Eltern liegen. Modulare Diagnostik hilft die Differenzialdiagnose abzugrenzen und Wege zur Therapie aufzuzeigen. Diese sollte interdisziplinär angelegt sein, um die Eltern zu unterstützen. Göhmann U. (Hannover): Hüftsonographie im Säuglingsalter – einmal gut, immer gut? Das Hüft-Screening nach Graf ist gut etabliert und überzeugt. Danach sollte sich eine Typ-I-Hüfte gut weiterentwickeln. Aber es stellt sich nicht nur aus Sicht des Manualmediziners die Frage: Gibt es eine Sekundärverschlechterung? Anhand einiger Kasuistiken konnte dargestellt werden, dass es im Zusammenhang mit frühkindlichen Entwicklungsstörungen, die mit segmentalen Funktionsstörungen im Bereich der Kopfgelenke einhergehen, zu Verschlechterungen des sonographischen Hüftbefunds kommen kann. Daraus ergibt sich, dass Kontrollsonographien der Hüften bei entsprechenden Symptomkomplexen sinnvoll sind. „Einmal gut – immer gut“ muss kein unumstößliches Paradoxon sein. Scherberger H.J. (Göttingen): Vom Hirn zur Hand: neurobiologische Aspekte der Handsteuerung Der Referent stellte Steuerungsmechanismen des Gehirns vor, die Einfluss auf Handbewegungen von Primaten haben, und ging auf zugrunde liegende Lernprozesse ein. Die Plastizität des Gehirns bei Veränderungen (Lähmungen, Schlaganfall) kann durch einfache Versuchsanordnungen, wie Abhalten eines Arms oder Spiegelung verdeutlicht werden. Selbst im Funktionsmagnetresonanztomogramm lassen sich entsprechende Handbewegungen zuordnen oder auch direkt aus dem Gehirn auslesen. Wuttke M. (Dortmund): Sprachentwicklung und Manualmedizin Bei Kindern mit motorischen Auffälligkeiten finden sich vermehrt auch sprachliche Unzulänglichkeiten. Die Beseitigung funktioneller Störungen im Bereich der Kopfgelenke führt gehäuft auch zu Verbesserungen in der sprachlichen Qualität, vor allem, wenn logopädische Anstrengungen nicht das erhoffte Ergebnis erbracht haben. Intrauterine sonographische Untersuchungen haben gezeigt, dass bereits frühe Stimulierungen des Fetus durch den Schluckakt und Daumenlutschen die Sprache anbahnen helfen. Im Broca-Areal finden sich beim Menschen neben Informationen für die Hand-/
MM aktuell Fingeraktivitäten auch solche für die Sprache. Echo- und Spiegelneuronen sind ebenfalls dort lokalisiert. Ein Nebeneinander von Handmotorik und Sprache ist anatomisch im Bereich der motorischen Hirnrinde abgebildet, was therapeutisch genutzt wird. Motorische Unsicherheiten unterliegen ebenso wie sprachliche Defizite einer affektiv emotionalen Bewertung und werden häufig mit Kompensation und Vermeidungsstrategien beantwortet. Manualmedizin scheint eine gute Ergänzung vor allem bei Therapieversagern zu sein und kann lange Therapiekarrieren verhindern helfen. Erfolge scheinen keinem festen Schema zu unterliegen und lassen sich schlecht validieren, da hierzu geeignete Screening-Methoden und Studien mit größeren Fallzahlen fehlen (siehe hierzu auch die Übersichtsarbeit in diesem Heft). Koch L (Hamburg): Zervikogener Kopfschmerz bei Kindern – manuelle Medizin als Diagnostik- und Behandlungskonzept Koch stellte uns anhand der bereits gut untersuchten zervikogenen Kopfschmerzen bei Kindern Ergebnisse seiner Untersuchungen im Hinblick auf die Pathophysiologie zur Entwicklung und Therapie der zervikogenen Zephalgie dar. So sind nicht zuletzt tierexperimentell Nachweise gelungen, die die Interaktion von Afferenz und Efferenz im sensomotorischen Bereich zeigten. Vielleicht finden sich hier weitere Bausteine, die uns ein besseres Verständnis für die Zusammenhänge und weitere – insbesondere manualtherapeutische – Therapieansätze ermöglichen. Niemann G. (Schömberg, BW): Neuropädiatrische Grundsätze bei der Rehabilitation von Kindern mit zentralen Bewegungsstörungen Die Konzepte der Rehabilitation von Kindern mit zentralen Bewegungsstörungen wurden aus neuropädiatrischer Sicht dargestellt. Die Therapie der meist komplexen Problematiken mit den unterschiedlichen Erkrankungen, deren Genese und Ausprägung aufgezeigt wurden, ist anhand validierter Studienergebnisse zu belegen. In der Diskussion wurden insbesondere die Schwierigkeiten der Erstellung solcher kontrollierter Studien in der Manualmedizin aufs Neue thematisiert und fanden in einer emotionalen, aber sachlichen Diskussion ihren Ausdruck. Ein erster Schritt hin zur kritischen Gesprächsaufnahme zwischen Neuropädiatern und Manualmedizinern.
Niemier K. (Hamm): Manualmedizinische Behandlung von spastischen Syndromen Der Referent stellte eine Studie vor, die den Wert der stationären manualmedizinischen Behandlung von Kindern und Säuglingen mit spastischen Syndromen prüfte. Diese kontrollierte Untersuchung der Klinik für Manuelle Therapie in Hamm ergab positive Effekte eines multimodalen Behandlungsansatzes. Einerseits verbesserte sich der motorische Score der Verumgruppe erheblich, andererseits konnten signifikante Unterschiede zur Kontrollgruppe nachgewiesen werden. Eine Konsequenz war der vorzeitige Abbruch der Studie in der Kontrollgruppe. Bis heute werden die kleinen Patienten im Rahmen des weiterentwickelten Behandlungskonzepts in Hamm stationär therapiert. Zukunft-Huber B. (Biberach): Dreidimensionale manuelle Fußtherapie auf neurophysiologischer Grundlage Erstmals wurde diese Art der Therapie 1992 auf dem internationalen Krankengymnastik Kongress in Heidelberg vorgestellt. Sie beruht auf der normalen Fußentwicklung des Kindes im ersten Lebensjahr und bietet neue Ansatzpunkte zur Therapie für Sichel-, Klump-, Knick- und Senkfüße, so die Referentin. Interessant ist dieses Konzept vor allem vor dem Hintergrund des gerade erst stattgefundenen Paradigmenwechsels in der Therapie des Klumpfußes, weg von der Redression im Gips hin zur Ponsetti-Methode. Letztlich zeigen die bereits seit Langem bekannten Überlegungen der Referentin im Zusammenhang mit der jetzt manifesten Methode nach Ponsetti einmal mehr, dass der Bewegungsapparat nicht nur durch Redression und In-Form-Zwingen, sondern auch und in großem Maß über neurophysiologische Ansätze therapiert werden kann. Die Referentin wusste das Auditorium in eindrucksvoller Art und Weise in ihren Vortrag einzubeziehen. Bein-Wierzbinski W. (Hamburg): Das PäPKi-Konzept Die Referentin entwickelte das PäPKi-Konzept, das für „pädagogische Praxis für Kindesentwicklung“ steht und stellte dieses vor: Auffälligkeiten in der frühkindlichen Bewegungsentwicklung und später auftretende Lernstörungen korrelieren überproportional häufig, so die Referentin. Der neuromotorische Vertikalisierungsprozess ist das Fundament der kognitiven und emotionalen Entwicklung. Insofern lassen sich Lern- und Verhaltensauffälligkeiten im Rahmen dieses Konzepts über das nachträgliche Trainieren
des Vertikalisierungsprozesses durch gymnastische Bodenübungen therapeutisch angehen. Nach entsprechender Anleitung werden die Übungen täglich auch zu Hause von den Eltern durchgeführt. Die Zuweisung nach entsprechender Diagnostik erfolgt dabei über die Kinderärzte. Auch Physiotherapeuten sind in den diagnostischen Prozess eng miteingebunden (siehe hierzu auch die Übersichtsarbeit in diesem Heft). Schlotmann A. (Hirscherg): Mütterliches Verhalten während der Schwangerschaft und sein Einfluss auf die kognitive Entwicklung des Kindes In einer 2010 veröffentlichten Studie konnte die Referentin zeigen, dass neben krankheitsbedingten, toxischen und ernährungsbedingten Faktoren weitere pränatale Einflüsse existieren, die die postnatale kognitive Entwicklung steuern und spätere Lernstörungen verursachen. Hierbei wurden signifikante Zusammenhänge zwischen dem Verhalten der Schwangeren (Alltagsbewegungen, psychische Verfassung, kognitive Beschäftigung) und zahlreichen Entwicklungsbereichen des kindlichen Gehirns ermittelt. Diese Zusammenhänge korrelieren zudem mit der Ausbildung von Lernstörungen im Kindesalter. Die Ergebnisse der Studie zeigen, in welchem Ausmaß Schwangere das Geburtsgeschehen, die frühe kognitive Entwicklung ihres Kindes und die späteren schulischen Leistungen über Bewegungen und die Psyche selbst steuern und damit Verhaltens- sowie Lernstörungen beeinflussen können. Zudem zeigte die Referentin anhand der von ihr entwickelten Wasserglasmethode ein diagnostisches Instrumentarium, mit dessen Hilfe man bei Kleinkindern eine verlässliche und intuitive Einschätzung von Schmerzintensitäten erhält. Ebenso wirkungsvoll lässt sich die Wasserglasmethode zur Behandlung der Dyskalkulie einsetzen. Buchmann J. (Rostock): Gleichgewicht, Schwindel, Angst und Bewegungssystem im Kindes- und Jugendalter – manualmedizinisch-osteopathische Differenzialdiagnostik und Therapie Gleichgewichtsstörungen und manualmedizinische Funktionsstörungen des Bewegungssystems sind hinsichtlich ihrer klinischen Symptome in Abhängigkeit vom Lebensalter und dem Entwicklungsstand des Kindes sehr unterschiedlich ausgeprägt. Je jünger die Kinder, desto eher liegen strukturelle und/oder manualmedizinische Störungen vor. Je älter die Kinder werden, desto mehr ist die Affektdifferenzierung beManuelle Medizin 3 · 2011
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ziehungsweise ihre Störung differenzialdiagnostisch und therapeutisch zu berücksichtigen. Meist liegen bei Symptomen wie „Schwindel“, „Kopfschmerz“ oder „Bauchschmerz“ im Kindesalter Mischbilder manualmedizinischer und psychosomatischer Störungen vor, auch oft ohne Krankheitswertigkeit. Zu vermeiden sind monokausale Erklärungs- und Therapieansätze. Im Vortrag wurden die strukturelle und funktionelle Differenzialdiagnostik und Therapie in Abhängigkeit vom Lebensalter für die Praxis, auch unter Beachtung osteopathischer Verfahren, geschildert. Kraft U. (Fulda): Stoffwechselstörungen und Kindesentwicklung. Auswirkungen von internistisch-pädiatrischen Erkrankungen auf Aufmerksamkeit und Verhalten Viele Entwicklungsprobleme sind nicht nur physisch oder psychisch bedingt, oft sind sie durch Stoffwechselauffälligkeiten oder biochemisch ausgelöst. Besondere Bedeutung haben die Kryptopyrrolurie (Hämoglobinabbaustörung mit Vitamin-B6- und Zinkverlust) und das Methylentetrahydrofolatreduktase-Defizit (Folsäuresynthesestörung). Auch Schwermetallbelastungen sind Beispiele für stoffwechselbedingte Entwicklungs- und Therapieblockaden sowie für mentale Auffälligkeiten. Vor allem wurden Parallelen zu Symptomatiken bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Allergien vom Spättyp in Bezug auf Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) beziehungsweise sensomotorische Defizite deutlich. Die Labordiagnostik sei bei gezielter Anamnese meist wenig aufwendig, die Therapie oftmals „einfach“ beziehungsweise preiswert. Kuhtz-Buschbeck J. (Kiel): Motoneuronen und Integrationsfunktionen, die Arbeitsweise von β-Motoneuronen Der Referent gab einen gut strukturierten Überblick über die Neuroanatomie und Physiologie der Verschaltungen des motorischen Kortex. Zusammenhänge und Abhängigkeiten wurden dargestellt und autonome Regulationsfähigkeiten auf subkortikaler Ebene veranschaulicht. Weiterhin wurde die Wirkungsweise der α-, β- und γ-Motoneurone erläutert. Die β-Motoneuron-Verschaltung dient dabei eher feinmotorischen Leistungen. So lässt sich besser nachvollziehen, wie sich propriozeptive Defizite auf die motorische Steuerung auswirken können.
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Hübschmann-Mehl U. (Berlin): Langzeitverlauf der motorischen Entwicklung von Kindern unter besonderer Berücksichtigung von Funktionsstörungen der Wirbelsäule Die niedergelassene Berliner Kinderärztin stellte eine prospektive Studie über den Langzeitverlauf der sensomotorischen Entwicklung von Kindern mit reversiblen segmentalen Dysfunktionen vor. Dabei wurde die Entwicklung von Kindern ihres Praxisklientels bis zum Vorschulalter beobachtet, die im frühen Säuglingsalter eine manualmedizinische Behandlung erhalten hatten. So zeigte sich, dass spätere sensomotorische Auffälligkeiten eher die Ausnahme sind. Ebenso positiv ließ sich die Rezidivhäufigkeit von Kopfgelenkblockierungen beeinflussen. Wegen der geringen Fallzahlen sei die Studie jedoch wenig repräsentativ. Biedermann H. (Köln): Nach KiSS: Follow-up einer 250er Stichprobe 15 Jahre später Basierend auf der Nachuntersuchung einer 250er Stichprobe in 1995 behandelter Kinder wurde zur Langzeitproblematik der kopfgelenkinduzierten Symmetriestörung (KiSS) Stellung bezogen. Trotz der, vom Referenten selbst angemerkten „Unzulänglichkeiten bei der, im Rahmen einer telefonischen Nachfrage erhobenen Daten“ ergab sich, dass ein „lebenslanges“ KiSS die Ausnahme ist. Biedermann ging auf die Behandlungsintervalle ebenso ein wie darauf, dass man eine Erstbehandlung durchaus noch bis zum neunten Lebensmonat mit Erfolg durchführen kann, wenngleich auch, je nach Befund, ein früheres Behandeln sinnvoll sein kann. Auffällig im Langzeitverlauf waren im Follow-up -lientel deutlich weniger Brillenträger und Kinder mit Kreuzbissen. Gorzny F. (Koblenz): Winkelfehlsichtigkeit im Kindes- und Jugendalter Der vor allem auch operativ tätige Augenarzt erläuterte anhand eindrucksvoller Beispiele die Ursache und klinischen Symptome von winkelfehlsichtigen Kindern. Der Referent beschrieb, weshalb die „assoziierte Heterophorie“, die mit dem Polatest von spezialisierten Augenärzten oder Optikern diagnostiziert werden kann, mit Widerständen in der Augenärzteschaft zu kämpfen hat. Die Grundlagen des diagnostischen Vorgehens wurden dargestellt und auf therapeutische Strategien verwiesen. Letztere reichen von der Verordnung von Prismengläsern bis hin zu Operationen. Interessant war, dass schon geringe Abweichungen im Prismenwinkel zum Teil zu klinischen Auffälligkeiten wie zum Beispiel Kopfschiefhal-
tung und insbesondere Leistungsschwächen führen können. Temme S. (Berlin): Das Verhalten von Kindern aus familienanamnestischer Sicht. Die Conners-Skala aus dem Blickwinkel von Mutter und Vater Neunzig Elternpaare wurden gebeten, getrennt voneinander das Verhalten ihrer Kinder einzuschätzen (Conners-Skala). Würden sie zu ähnlichen Aussagen kommen, oder würde sich die Einschätzung der Kinder unterscheiden? Die Studie wurde in zwei orthopädischen Kassenarztpraxen durchgeführt. Es konnten keine signifikanten Unterscheidungen in der Beurteilung der Kinder durch Vater und Mutter festgestellt werden. Einzelne Familien unterschieden sich in ihrer Einschätzung jedoch erheblich, eine wertvolle und unkomplizierte Hilfe bei der Anamneseerhebung. Die Väter machten allerdings deutlich mehr Fehler beim Ausfüllen der Conners-Skala als die Mütter (indem sie beispielsweise ihren eigenen Namen in die Kopfzeile eintrugen und nicht den ihres Kindes). Mütter scheinen in Bezug auf das Ausfüllen von Formularen im Vergleich zu den Vätern eine gewisse Routine zu besitzen. Verstege M. (Essen): Ermessensspielräume bei der ärztlichen Aufklärungspflicht – ein haftungsrechtlicher Überblick Die Referentin informierte über die drei Kernbereiche: Behandlungsfehler, Aufklärungsfehler und Ermessensspielräume bei der ärztlichen Aufklärung. Dreh- und Angelpunkt ist stets eine korrekte Dokumentation des Arztes. Ermessensspielräume der ärztlichen Aufklärung bestehen in Einzelfällen, insbesondere dann, wenn die ärztliche Aufklärung den Behandlungserfolg gefährdet oder verhindert. Allerdings setzen Gerichte dafür enge Grenzen. Die Aussagen wurden durch teilweise höchstrichterliche Entscheidungen aus Beispielverfahren untermauert und verdeutlicht. Alt B. (Berlin): Sensomotorische Integration im Kindesalter – sensomotorische Desintegration im höheren Alter? Integrationsprozesse begleiten den Menschen ein Leben lang. Ab einem bestimmten Lebenszeitpunkt erfolgt eine Anpassung an die Gegebenheiten des alternden Menschen. Diese dynamischen Prozesse lassen sich in ihrer Art und Weise durch regelmäßige körperliche und geistige Betätigung verzögern beziehungsweise aufhalten. Mit viel Routine und Erfahrung stellte die Referentin die neurophysiologischen Hintergründe der Entwicklung in den verschiedenen Lebensabschnitten dar
MM aktuell und gab einen Überblick über Besonderheiten, krankheitsbedingte Einflüsse sowie praktische Schlussfolgerungen zu therapeutischen Strategien – fit bis ins hohe Lebensalter. Müller R. (Großengottern): Rückenschmerzen in der täglichen Praxis Der Krankheitsverlauf lumbaler Rückenschmerzen lässt sich durch die Einbeziehung psychosomatischer Aspekte in ihrer Beurteilung und Therapie signifikant positiv beeinflussen. Ein Einschätzung- und Behandlung-Score, der speziell an die Bedingungen und Bedürfnisse einer Hausarzt-
praxis angepasst ist, half über einen Beobachtungszeitraum von drei Jahren, die Chronifizierung akuter lumbaler Rückenschmerzen des entsprechenden Praxisklientels zu verhindern und die Fehlzeiten der Arbeitnehmer deutlich zu reduzieren. Ein therapeutischer Schwerpunkt lag dabei auf dem Einsatz individuell ausgewählter manualmedizinischer Interventionsstrategien.
Tests auf. Mit den Ursachen und der Entstehung von CMD beschäftigte sich auch Prof. Dr. (BR) Nelson Annunciato, dessen Vortrag Einblicke in die Vernetzung des CMS mit dem MSS durch die Neuroanatomie gab. Der Referent erklärte anhand von Beispielen aus dem Alltag die Konvergenz zwischen Hirnnerven- und Zervikalnervensystem im Gebiet der Formatio reticularis. Zudem hob er hervor, welchen Einfluss das CMS auf das MSS und vice versa hat. Dr. med. dent. Reinhard Nölting ging
ZÄT-Info Fachkongress „Manuelle Medizin und Zahnheilkunde“ 24.-26. September 2010 Münster Im September trafen sich Zahnmediziner und Mediziner beim von der ZÄT-Info, Informations- und Fortbildungsgesellschaft für Zahnheilkunde GmbH, organisierten Fachkongress „Zahnheilkunde und Manuelle Medizin“ in Münster. Um unterschiedliche Blickwinkel auf das Gebiet des kraniomandibulären Systems (CMS) und dessen Verbindungen zum muskuloskeletalen System (MSS) aufzuzeigen, stellte eine Vielzahl von internationalen Referenten fachspezifische Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten vor. Der Kongress wurde von Herrn Prof. Dr. Dr. Georg Meyer (Greifswald) geleitet; beteiligte Fachgesellschaften waren die Deutsche Gesellschaft für Muskuloskeletale Medizin (DGMSM) und die Deutsche Gesellschaft für osteopathische Medizin (DGOM). Mit dem Thema „Zahnheilkunde ist eine medizinische Fachdisziplin“ eröffnete Meyer den Kongress. In seinem Vortrag ging er auf statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen Kopfschmerzen und kraniomandibulärer Dysfunktion (CMD) ein. Meyer machte deutlich, dass jeder Mensch, der unter Kopfschmerzen leide, auch einer zahnärztlichen Untersuchung unterzogen werden sollte. Eine funktionelle Diagnostik des Kauorgans sei unerlässlich, da okklusale Interferenzen in Kombination mit anderen Faktoren, wie zum Beispiel Stress, zur Entstehung von CMD beitragen können. Störungen im komplex zusammenhängenden System von Okklusion, Muskulatur und zentralem Nervensystem können dabei häufig auch durch okklusale Fehlkontakte bedingt sein. Eine Rekonturierung der Kauflächen und dadurch die Beseitigung von Fehlkon-
takten können hierbei ein mögliches Vorgehen sein, um das System wieder ins Gleichgewicht zu bringen. In der Vergangenheit führte das Vorkommen okklusaler Fehlkontakte auf Amalgamfüllungen häufig zu einer Verurteilung dieses Füllungsmaterials in der breiten Öffentlichkeit. Meyer wies darauf hin, dass die Problematik hier häufig nicht auf toxischen Materialeigenschaften, sondern auf potenziellen Fehlkontakten infolge mangelhafter okklusaler Gestaltung basiere.
Prof. Georg Meyer
Verschiedene manualmedizinische Testverfahren, mit denen das CMS und seine Auswirkungen auf das Bewegungssystem mit seiner neurophysiologischen, muskulären und artikulären (Dys)-Funktion rasch und sicher beurteilt werden können, wurden von Herrn Dr. Gerhard Marx erläutert. Der Orthopäde zeigte unter anderem die Vorgehensweise der Überprüfung der Rotation am thorakolumbalen Übergang im Sitzen, des Priener Abduktionsstests, der variablen Beinlängendifferenz und des „Leg-turn-in“-
Dr. Gerhard Marx
ebenfalls auf die engen Beziehungen der Okklusion mit dem gesamten MSS und CMS ein. Dr. Rainer Heller, Facharzt für innere Medizin mit Schwerpunkt osteopathische Medizin, referierte über Verkettungen zwischen Okklusion, Kiefergelenk, CMD und Faszienketten. Er vermittelte einen Überblick über die strukturelle Untersuchung des Bewegungsapparats, die Diagnose von Dysfunktionen sowie die strukturierte manuelle Therapie mit Mobilisation, Manipulation und Stabilisation durch verschiedene Muskeltechniken. In den anschließenden Workshops hatten die Kongressteilnehmer die Möglichkeit, die vorgestellten manualmedizinischen Diagnose- und Therapieverfahren zu üben. Prof. Dr. Stefan Kopp gab am zweiten Kongresstag eine systematische Darstellung der von ihm mitentwickelten Untersuchungstechniken im CMS. Kopp wies außerdem auf potenzielle Zusammenhänge mit der Psyche hin, die ihn dazu veranlassen, bei all seinen Patienten den HospitalAnxiety-And-Depression-Scale- (HADS) -Fragebogen ausfüllen zu lassen. Dies könne wertvolle Hinweise über die psychische Verfassung des Patienten geben und bei der Therapieplanung helfen, nichterfüllbare Erwartungshaltungen rechtzeitig zu erkennen. Nach einem weiteren Vortrag von Prof. Dr. Dr. Ingrid Grunert aus Österreich, die einen Überblick über die verschiedenen Techniken der instrumentellen Untersuchung mithilfe der Axiographie lieferte, stellte Prof. Dr. Dr. Ulrich Meyer eine Übersicht der modernen bildgebenden Verfahren, die für die DiagManuelle Medizin 3 · 2011
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nostik von Kiefergelenkerkrankungen heute zum Einsatz kommen können, vor. Meyer erläuterte die Notwendigkeit einer differenzierten Indikationsstellung, um das gesamte Spektrum der bildgebenden Verfahren auszuschöpfen und dadurch eine optimale Diagnostik des Kiefergelenks anwenden zu können.
damit durchzuführenden manuellen Untersuchungen des muskuloskeletalen Systems analog der bereits von Marx aufgeführten Testverfahren sowie die anschließende Umsetzung aus kieferorthopädischer und prothetischer Sicht. Neben manuellen Testverfahren seien „wax up“ und „mock up“ ideale Voraussetzungen für die anschließende Präparation der Zähne, Provisorienherstellung sowie Herstellung und Eingliederung der definitiven prothetischen Arbeiten nach erfolgreicher CMD-Therapie. Prof. Dr. Fink von der medizinischen Hochschule Hannover beschäftigte sich mit der Thematik „Was Manualmediziner von der Zahnmedizin und die Zahnmediziner von der Manualmedizin wissen sollten“. Fink beschrieb die drei Bausteine seines Therapieansatzes, der aus Schienenthe-
rapie, medikamentöser und physikalischer Therapie besteht. Die physikalische Therapie nehme dabei eine entscheidende Rolle ein. Wie bereits Kopp wies auch Fink ausdrücklich darauf hin, dass bei Schmerzpatienten besonders auch die psychologischen Komponenten Beachtung finden sollten. Der Aspekt, „Psyche und CMD“, stand auch beim Vortrag von Prof. Dr. Eelco C.J. Hakman im Mittelpunkt. Meyer bildete mit seinem zweiten Vortrag, in dem er die medizinischen Aspekte der Kaufunktion erläuterte, einen gelungenen Abschluss dieser spannenden Vortragsreihe. Nur durch enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Fachgebieten von Zahnmedizinern, Medizinern und Psychologen könne eine optimale Diagnostik und Therapie des Patienten erfolgen.
Prof. Stefan Kopp
Zahntechnikermeister Michael Polz demonstrierte die Grundsätze von Okklusion und Zahnmorphologie und die, analog dem Konzept seines Vaters Heinz Polz beschriebene, biodynamische Aufwachstechnik zur Umsetzung einer perfekten Okklusion. Veranstalter Manfred Läkamp ging anschließend in seinem Vortrag auf die Herstellung der aufgewachsten herausnehmbaren und festsitzenden Aufbissbehelfe zur Okklusionskorrektur ein. In seinem zweiten Vortrag hob Kopp hervor, dass eine CMD keine Beschwerden im Kiefergelenk selbst zeigen müsse, jedoch Beschwerden außerhalb verursachen und unterhalten könne. Eine zahnärztliche und/ oder kieferorthopädische Behandlung müsse deswegen grundsätzlich protektiv für das gesamte Bewegungssystem erfolgen. Wichtig sei es dabei auch, nicht nur die Primärläsion selbst, sondern auch die Folgestörungen der Dysfunktionen zu behandeln. Wie auch die anderen Referenten sieht Kopp die interdisziplinäre Diagnostik und Therapie in der Schmerztherapie, bei der die manuelle Medizin eine herausragende Bedeutung habe, als unverzichtbar an. Dieser Aussage schloss sich auch Dr. med. dent. Werner Schupp, Kieferorthopäde, an, der zusammen mit Dr. med. dent. Wolfgang Boisserée über die kieferorthopädische beziehungsweise prothetische Folgebehandlung nach erfolgreicher CMD-Therapie berichtete. In ihrem Konzept der interdisziplinären Zusammenarbeit demonstrierten die Referenten das Vorgehen der Zentrikbissnahme, die
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Interessiertes Fachpublikum
Mit über 350 Teilnehmern war der vom ZÄT-Info organisierte Kongress gut besucht. Der für das Jahr 2011 von ZÄT-Info und der Universität Hall, Tirol (UMIT) initiierte postgraduelle Master-Studiengang wird in nächster Zukunft eine interessan-
te Möglichkeit bieten, das Fachwissen der Funktionsdiagnostik und -therapie für Allgemein- und Zahnmediziner zu vertiefen und auszubauen. Dr. Julia Haubrich, Köln
Bericht aus Japan
Japanische Ärztegesellschaft für Arthrokinematik Dies ist mein persönlicher Bericht über die wissenschaftliche Konferenz der Fédération Internationale de la Médecine Manuelle (FIMM) in Potsdam im vergangenen Jahr und über die Zukunft der manuellen Medizin.
Ich bin orthopädischer Chirurg mit Spezialisierung in Wirbelsäulenchirurgie, und ich übe die „Arthrokinematic-approach“ (AKA) -Hakata-Methode der manuellen Behandlung aus. Ich war daran interessiert, wie in Europa mit traditionellen manuellen Methoden Diagnostik betrieben wird und wie
MM aktuell Ärzte und besonders orthopädische Chirurgen gelehrt werden, manuelle Medizin zu verstehen. Die Teilnahme an der Konferenz der FIMM hat mich dazu gebracht, über die Notwendigkeit des Austausches über die klinischen Techniken nachzudenken. Da es eine gute Gelegenheit war, das Verhältnis zwischen technischen Feinheiten und klinischen Ergebnissen zu diskutieren, hätte diese Chance besser genutzt werden sollen. Können mit manuellen Methoden erhobene Diagnosen dazu führen, die Art und Weise einer Operationsindikation für einen orthopädischen Chirurgen zu beeinflussen? Leider musste ich in meinen Diskussionen mit Prof. Beyer feststellen, dass die manuelle Medizin in Europa derzeit noch keine Hauptströmung darstellt. Diese Situation wird hoffentlich in naher Zukunft verändert. Jüngste Studien haben gezeigt, dass die bildgebenden diagnostischen Verfahren, auf die sich heute noch die meisten Operationsindikationen im Wesentlichen stützen, nicht notwendigerweise die Krankheitsursache zeigen und schon gar nicht die Schmerzen erklären. Körperliche Untersuchungsverfahren sind vor einer Operation zwingend erforderlich. In diesem Sinne hat die manuelle Medizin per se einen sehr starken Vorteil als detailliertes Untersuchungsverfahren für den Körper. Wie kann die manuelle Medizin im diagnostischen Prozess vor einer orthopädischen Operation angewendet werden? Ich glaube, dass insbesondere die Kommunikation zwischen der manuellen Medizin und der orthopädischen Chirurgie sehr wichtig ist. Sie muss für alle Untersuchungen und für das Management orthopädischer Fragestellungen einschließlich des tiefen Kreuzschmerzes verstärkt werden. Die AKA-Hakata-Methode betrachtet das Iliosakralgelenk (ISG) als das wichtigste Gelenk im Zusammenhang mit dem tiefen Lendenkreuzschmerz [1]. Die Anwender der AKA-Hakata-Methode bestätigen, dass Dysfunktionen und Arthritis des ISG die Hauptursachen des tiefen Kreuzschmerzes sind, auch wenn diese Ansicht von den japanischen orthopädischen Chirurgen nicht geteilt wird. Letztere bevorzugen bildgebende Diagnostik und behandeln Erkrankungen auf der Basis von Schichtaufnahmen, beispielsweise von Diskushernien und lumbalen Spinalstenosen. Lumbale Operationen auch in Grenzindikationen bei Kreuz- und Beinschmerz sind keine Seltenheit, was sehr große Probleme verursacht. Ein Hauptproblem der heutigen orthopädischen Chirurgen ist ihre Unfähigkeit, funktionelle Diagnosen ohne Bildgebung zu stellen. Typisches Bei-
spiel dafür ist die Dysfunktion oder die Arthritis des ISG. Generell bezweifeln die orthopädischen Chirurgen die Existenz einer ISG-Dysfunktion und schenken ihr keinerlei Aufmerksamkeit. Daher können sie die Überlegungen der AKA-Hakata-Methode nicht akzeptieren. Allerdings zeigt sich hier eine gewisse Veränderung, weil einige orthopädische Chirurgen eine diagnostische ISG-Blockade durch periartikuläre Injektionen anwenden. Diese Methode wird jetzt sehr populär, weil sie genauso effektiv, aber leichter auszuführen ist als die traditionelle intraartikuläre Injektion [2]. Auf diese Weise haben die orthopädischen Chirurgen die ISG-Dysfunktion erstmals praktisch wahrgenommen und beschäftigen sich mehr als zuvor mit der AKA-Hakata-Methode. Trotz der befristeten pharmakologischen Wirkung werden auch viele Patienten durch die Injektion dauerhaft beschwerdefrei. Dieser Effekt ist noch nicht völlig geklärt. Zwar ist die AKA-Hakata-Methode die Methode der Wahl bei einem einseitigen Verlust des Gelenkspiels mit der Folge ISG-bedingter tiefer Kreuzschmerzen, aber wir konnten auch in einigen Fällen nach der Injektion eine Bewegungsverbesserung registrieren. Über diese Zusammenhänge sind noch genauere Diskussionen nötig. Ich habe die AKA-HakataMethode als die wichtigste Therapieoption für die Fälle erkannt, bei denen die Injektion eine zeitlich befristete, aber nicht vollständige Remission erreicht hat. Das Behandlungsprotokoll meiner Klinik erlaubt es, bei ISG-Funktionsstörungen oder Arthritis chirurgisch und mit der AKA-Hakata-Methode vorzugehen. Der orthopädische Chirurg führt nur in den schweren Fällen einer Dysfunktion eine ISG-Arthrodese durch, die nicht auf eine Injektion und eine sechsmonatige Behandlung mit der AKA-Hakata-Methode reagieren. Das ist schließlich nur eine sehr kleine Zahl.
Die AKA-Hakata-Methode verbessert in Japan das Ansehen der manuellen Medizin in Verbindung mit der pathologischen Situation einer ISG-Dysfunktion/-Arthritis. In der orthopädischen Chirurgie sind die Behandlungen, besonders die Operationen an den großen Gelenken wie Hüfte, Knie oder Schulter recht gut etabliert. Über die kleineren Gelenke des Rumpfes (Intervertebralfacetten, iliosakrale und sternoklavikulare Gelenke) ist hingegen wenig bekannt, speziell über deren Funktionsstörungen, die mit bildgebender Diagnostik nur sehr schwer dargestellt werden können. Der Beitrag dieser Gelenke zum Bewegungsapparat muss genauer untersucht werden – und hier hat die manuelle Medizin einen großen Vorteil. Das Verständnis der Funktion dieser kleineren Gelenke und auch aller Gelenke wird zu einem neuen Konzept der orthopädischen Chirurgie beitragen. Die AKA-Hakata-Methode wird vor dem Hintergrund zu dieser Reform beitragen. Auch wenn es sich nur um ein winziges Gelenkspiel handelt, daraus erwächst ein großer Schritt hin zu einer Verbesserung für den Leidenden. Wir werden daher eine präzisere und detailliertere Präsentation für die nächste FIMM-Konferenz vorbereiten, damit wir unsere Gedanken und Ansichten austauschen können. Dr. Daisuke Kurosawa Orthopädische Abteilung, Zentrum für Kreuzund Kreuzdarmbeingelenkschmerz, Shakaihoken-Hospital, Sendai, Japan Korrespondenz (in englischer Sprache): E-Mail:
[email protected] Literatur: 1 Hakata S, Sumita K, Katada S (2005) Wirksamkeit der AK-Hakata-Methode bei der Behanderung der akuten Lumbago. Man Med 43:19–23 2 Murakami E, Tanaka Y, Aizawa T et al (2007) Effect of peri-articular and intra-articular lidocaine injections for the sacroiliac joint pain. A prospective comparative study. J Orthop Sci 12: 274–280
Aus der IAMMM
Bericht über die Entwicklung der Internationalen Akademie der Manuellen/ Muskuloskeletalen Medizin Report of the International Academy Manual/Musculoskeletal Medicine Mission, Vision and Strategy
The Executive Board is happy to present the first mission, vision and strategy statement of the Academy. In the attached paper with the title „A Vision“, Michael Hutson, past president of FIMM and the first chairman Manuelle Medizin 3 · 2011
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of the Academy previously expresses a vision statement in which the following sentences can be read: „I believe that the future of the Academy is assured because of the recognition by the Executive Board of the need for the continued evaluation and re-evaluation of the evidence base by the membership, combined with a close relationship between scientists and educationalists/teachers. We will always have the welfare of the members (and therefore the welfare of M/MM clinicians in general and their patients) at heart – by helping to provide the very best platform for scientific work and its implementation, and the very best means of dissemination of the members’ deliberations.“ http://www.iammm.net/?Mission%2C_Vision_and_ Strategy
Kursankündigung
Instructional course This year's instructional course will be in mass mechanics and laterality. Time: The 7th of September 2011. Venue: Rigshospitalet, University Hospital of Copenhagen. Course leader: Sjef Rutte, MD, The Netherlands. Attendees: T he course is open to Academy members as well as non-members. Maximum number of participants will be 30. Course-fee: Academy members: 75 Euro, non-members: 150 Euro includes lunch and coffee breaks.
For further information on the topic, please visit: http://www.marsmanfoundation.eu/ English/English.html Program: 09.00–09.15 Introduction 09.15–10.15 Mass mechanics part of physics and its value in manual medicine Does it explain our theories? 10.15–10.30 Pause 10.30–11.00 Literature review: Laterality and/ or preferential mobility – an introduction 11.00–11.30 Preferential mobility, its relation to the human body. Is it scientifically reproducible? 11.30–12.00 Demonstration preferential mobility 12.00–13.30 Lunch break 13.30–14.00 Mass mechanics used in diagnostics (theoretical and hands on) 14.00–14.30 Mass mechanics used in therapeutics (theoretical and hands on) 14.30–15.00 Preferential mobility used in diagnostics (theoretical and hands on) 15.00–15.15 Pause 15.15–15.45 Preferential mobility used in therapeutics (theoretical and hands on) 15.45–16.15 Examples of mass mechanics related to preferential mobility visa versa 16.15–16.30 Summary 16.30–16.45 Test form
Rezensionen
Angewandte Physiologie. Das Bindegewebe des Bewegungsapparates verstehen und beeinflussen In der 3. Auflage dieses Buches finden die in den letzten beiden Jahrzehnten gewonnenen neuen Erkenntnisse zur Bedeutung des Bindegewebes im menschlichen Körper ihre Widerspiegelung. Dem wurde unter anderem auch durch eine umfassende Angabe von Primärliteratur am Ende des Buches Rechnung getragen. Unter praktischem Aspekt hat das Bindegewebe in der Physiotherapie deutlich zunehmende Beachtung erlangt. So spielt
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durch den Eingang der „osteopathischen Verfahren“ in die manuelle Therapie die therapeutische Wirkung auf das Bindegewebe eine größere Rolle bei der Befunderhebung und Behandlung des Bewegungssystems (das im Titel leider entgegen der Überzeugung des Autors, mechanistische Denkweisen überwunden zu haben, noch als „Apparat“ bezeichnet wird). Das Buch ist in vier Kapitel gegliedert. Das umfangreichste Kapitel ist den „Struk-
turen der Funktionseinheit Gelenk“ mit 260 Seiten gewidmet. Vorangestellt ist ein allgemeineres Kapitel „Grundlagen der Bindegewebsphysiologie“, das anschaulich und detailliert die Histologie und Biochemie des Bindegewebes vermittelt. Funktion und Aufbau der „Haut und Thermoregulation“ im Kapitel 3 und „positive und negative Einflüsse auf die bindegewebsartigen Strukturen“ in Kapitel 4 runden die Gesamtthematik ab. Da der innere Aufbau des Bindegewebes sowie seine Einbindung in die Funktionen des Bewegungssystems und der anderen Körperfunktionen meist in der medizinischfachlichen Ausbildung einen eher geringeren Platz einnehmen, verdient das Buch das Lob, diese Lücke schließen zu können. Die Texte sind, sofern sie nicht spezifische Beschreibungen aus der Biochemie übernehmen, einfach und verständlich, und damit besonders auch dem praktisch ausgerichteten Physiotherapeuten nicht langweilig. Der Autor fügt in die Darlegungen eigene Gedanken (Text in „Ich-Form“) und Verweise auf zum Teil nur hypothetische Therapiewirkungen als „Exkurse“ ein. Die vielen farbigen Zeichnungen vermitteln dem Leser eine anschauliche und detaillierte Vorstellung zu den einzelnen besdu dirchriebenen Fakten. Die eine oder andere histologische Originalaufnahme hätte sicher eine noch konkretere Vorstellung zum Aufbau des Bindegewebes vermitteln können. Die Darstellung der einzelnen Gelenkstrukturen kann als umfassend bezeichnet werden. Nach Beschreibung von Erscheinung, Aufbau, Funktion, Wachstum, Blutund Nervenversorgung sowie kurzer Pathophysiologie des Knochen, des Knorpels, der Menisken, der intraartikulären Disken, der Bandscheiben, der Gelenkkapsel und Bänder, der Synovialflüssigkeit sowie der Sehnen und deren Übergänge werden selbst Aufbau und Funktion des Muskels sowie der peripheren Nerven in den dem Buch eigenen Einzelheiten dargestellt. Einige Einzelheiten sind dabei so detailliert wiedergegeben, dass sie zwar einen Eindruck über die Komplexität der physiologischen Funktion vermitteln, aber ohne weiteres Nachschlagen vielen Lesern kaum verständlich sein werden. Hier wäre auch ein Abkürzungsverzeichnis hilfreich gewesen. Dies mindert aber nicht den Gesamtwert des Buches. Von der Funktion des Bindegewebes abgeleitete Bezüge zu physiotherapeutischen Verfahren werden zu Massage, Eisbehandlung, Belastungsreizen, Akupunktur und Wundheilung gebildet, sie sind aber meist nur hypothetisch formuliert. Die altersbedingte Entwicklung der einzelnen Struktu-
MM aktuell ren ist jeweils kurz beschrieben. Die im Kapitel 4 beschriebenen positiven und negativen Einflussfaktoren sind ebenfalls nur kurz benannt, betreffen überwiegend Ernährungsfaktoren und regen zum Nachschlagen in speziellerer Literatur an. Das Buch ist in seiner Gesamtheit allen Heilberuflern als Grundlage zu den meisten Weiter- und Fortbildungen zu empfehlen und gehört in die Bibliothek eines jeden selbst in der Aus- und Fortbildung Tätigen. Das Buch ist ohne Abstriche auch für
den Arzt, der sich tiefer mit der Komplexität des Bewegungssystems befasst, zu empfehlen. Darüber hinaus sind der Aufbau und die Funktion des Bindegewebes auch für den interessierten Trainer, Sportlehrer oder intensiv Sporttreibenden anschaulich geschildert. Für Sie gelesen von L. Beyer
Zum Buch Thieme Stuttgart, New York, 1999, 3. Auflage 2011, 311 Seiten ISBN 978-3131160317, 49,95 EUR
In eigener Sache
Beeindruckende Resonanz – Ergebnisse der Leserumfrage in Manuelle Medizin Liebe Leserinnen und Leser, in Heft 03/2010 hat die Deutsche Gesellschaft für Manuelle Medizin (DGMM) zusammen mit Springer Medizin zur Teilnahme an einer Leserbefragung aufgerufen, denn nur Sie als Leser können wirklich beurteilen, ob die Manuelle Medizin Ihren Wünsche und Vorstellungen entspricht. Für die beeindruckende Resonanz, Ihre konstruktive Kritik und Ihre spannenden Anregungen danken wir Ihnen herzlich. Im Folgenden möchten Herausgeber und Redaktion Ihnen die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage im Hinblick auf die Zeitschrift Manuelle Medizin vorstellen. Es bewerten 64% der Leser die Zeitschrift mit der Note „sehr gut“ oder „gut“ (Abb. 1); hierbei wird die Zeitschrift als kompetent (92%), seriös (91%) und informativ (86%) wahrgenommen (Abb. 2). Auch die zweimonatige Erscheinungsfrequenz der Zeitschrift halten 83% von Ihnen für angemessen (ohne Abb.). Dennoch werden sich Herausgeber und Redaktion nun nicht zufrieden zurücklehnen, sondern ganz bewusst der Punkte annehmen, bei denen Sie und wir Verbesserungspotenzial sehen. So gestalten wir zum Beispiel die Beiträge zukünftig noch leserfreundlicher und praxisnäher. Unter anderem sind seit Ausgabe 01/2011 die Beiträge der Rubrik „Literatur im Fokus“ deutlicher gegliedert, um die Inhalte der referierten Literatur, aber auch die sich daraus ergebenden Folgerungen für Sie in Ihrer täglichen Arbeit klarer herauszustellen. Gleiches gilt für „Das aktuelle Urteil“, das seit der Ausgabe 02/2011 in neuem Gewand erscheint.
„Leitthemen“, „Übersichten“ und „Kasuistiken“ zählen bei Ihnen zu den beliebtesten Rubriken (ohne Abb.). Dem Wunsch nach einer Rubrik „Vorstellung von Weiterbildungseinrichtungen“ (Abb. 3) sind Herausgeber und Redaktion bereits mit der Einführung der neuen Serie „Vorstellung manualmedizinischer Kliniken“ gerne nachgekommen. Auch kurz gefasste Dissertationen sollen als Beiträge „Aus der Forschung“ vermehrt Eingang in die Manuelle Medizin finden. Mehr als ein Drittel der Teilnehmer an der Leserbefragung wünscht sich mehr „Kurzka-
suistiken“. Hier ist jeder engagierte Leser dazu aufgerufen, interessante Falldarstellungen aus der täglichen Praxis in einem kurzen Beitrag vorzustellen. Für die Veröffentlichung in Ihrer Fachzeitschrift eignen sich nicht nur seltene „Kolibris“ – auch einer vermeintlich alltäglichen Diagnosestellung gebührt in Form einer „Bild-und-Fall“-Darstellung, vielleicht auch in einer Art Quiz („Wie würden Sie entscheiden?“) ein Platz in Manuelle Medizin! Nähere Informationen zum Erstellen eines Beitrags finden Sie auf www.ManuelleMedizin.springer.de unter „Hinweise für Autoren“. Die hohe Akzeptanz der Zeitschrift ist ein wesentlicher Ansporn für die Herausgeber, Autoren und Redaktion von Manuelle Medizin für die zukünftige Arbeit, denn Sie haben zu Recht die Erwartung, dass sich Ihre Zeitschrift stetig weiterentwickelt und stets alles Wissenswerte rund um die manuelle Medizin für Sie aktuell und kompetent aufbereitet. Um dies sicherstellen zu können, bitten wir Sie auch weiterhin um Anregungen und Vorschläge zur Verbesserung der Zeitschrift. Nur durch eine konstruktive Kooperation zwischen Ihnen, Herausgebern, Autoren und Redaktion kann das ganze Potenzial, das in einer Fachzeitschrift wie Manuelle Medizin steckt, auch weiterhin voll ausgeschöpft werden. Viel Vergnügen mit der Lektüre Ihrer Zeitschrift Manuelle Medizin wünschen Ihnen weiterhin Herausgeber und Redaktion.
Abb. 1 8 W ie bewerten die Leser die Zeitschrift Manuelle Medizin? k. A. keine Angabe; Note 1= sehr
gut; Note 6= mangelhaft
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Abb. 2 8 Wie beurteilen die Leser die Zeitschrift Manuelle Medizin? k. A. keine Angabe
Abb. 3 8 Welche Rubriken wünschen sich die Leser von Manuelle Medizin zusätzlich?
Angaben in % der Leser
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