387 Ein h6heres Interesse nimmt der Inhalt der Zellen in Anspruch. S~mmtliche Zellen des Arillus sind mit einer feink0rnigen homcgenen, schOn blau gefirbten, vacuolenfreien Masse erfi~llt, welche des Hauptsaehe nach ein sehr 01reiches Protoplasma ist. Des Oel enthalt den blauen Farbstoff gelOst. Nimmt man es dureh kochenden Alkohol oder mit Aether weg, so bloibt eine ziemliche Menge ~on feinen, zusammenhingenden KOrnehen zurtiok, die meist noeh etwas blgtllich gefarbt ist and alle Reactionen der EiwoisskOrper ~ufweist. Der sch6n blaue Farbstoff, welcher sehon dureh seine Nuance yon A n thokyan verschieden ist, fitrbt also des Pro~oplasma seiner ganzen Masse nach. Sguren ontfarben denselben, und Alkalien geben ihm eine grtine his gelbe Fi~rbung. Derselbe ist auch in Wasser nicht lOslich, hingegen in Oel, Alkohol, Aether etc. Sguren restittfiren die dutch Alkalien verinderte Firbung. Es ist also tier Farbstoff, sowohl was die Art seines Auftretens in der Zelle, als aueh seine Eigensehaffen anbelangt, g~.nzlieh veto Anthokyan verschieden und aberhaupt yon allen bisher bekannten in der Pflanze fertig gebildet vorkommenden Farbstoffen, was den Arillus yon Ravenalct zu einem far die Zelllehre nicht uninteress~nten Oegenstand stempelt.
lqeue Beitrgge zur Flora von iXordtirol, Yon J. 1Kurr.
Auch im Verlauf des heurigen Jahres ist unserer Flora eine betriiohtliche Anzahl neuer Arten und Formen zugewaehsen. Der gr0ssere Theil der nachstehend berichteten Fnnde fi~llt auf meine l~eehnung; doeh wurde mir auch yon anderer Seite, insbesondere yon meinem Fre~mde Baron B enz Mehreres mitgetheilt. Die angeftihr~en Novitgten vertheilen sioh wiederum auf eingesehlepp~e und feststehende Arten. Yon ersteren fiihre ich an: Die aus Stidtirol eingeschleppte Erayrostis poaeoidss Beauv. = minor Host. Ieh ~raf sie Anfangs August auf Sehuttplitzen am Innsbrucker Bahnhofe nnd, wie ieh bore, finder sich die Pfianzo aueh langs der Brennerbahn, z. B. hei Patsch, sehr z~hlreich. Auch Er~castru~ Pollichii Schmp. hat ihr Dasein in unserer @egend wahrscheinlich der Eisenbahn zu verdanken; es finder sich ebenfalls am Bahnhofe zu Innsbruck und hat s~ch in den Maisiekern lings der Bahnstreeke bei Mtihlau zahlreich angesiedelt. Der Bahndamm ist an dieser Stelle von einer Unmasse oft abet fusshoher ~ythvea puld~ellct Pers. bevOlkert, zwischen welehen ieh einen zweiten nord-
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tirolischen Standort der Euphorbia exi~a L. entdeckte. End]ich hat sich Sisymbriu~n pannonicum Jacq. im Vercine mit Bromus tector~tm L., Inula britanica L., Portulaca olerctcea L.. Lel)idium sativvm L. und r~tderale L., Stenactis annua Nees., Amaranth~s retroflexus L., Blitum L., Chenopodium hybr~dum L. und anderen Repr~sentantea unserer ki~rglichen Chenopodeenflora auf Schutt lianas tier Bahnlinie bei Innsbruck angesiedelt. Von der zierlichen und selteaen Form Reseda lutea # gracilis Tenore, Rchb. erhielt ich von diesen Schuttplgtzcn ebenfalls Exemplarc. Zwei 6stliche Arten, die uuser @ebiet betreten haben, sind Vicia pannonica Jacq. fl l~tea und die sehr interessante Vieia grandiflora Scop. Sic wurden zahlreich yon Benz oberhalb M~ihlau gefuuden. Sinapis alba L. ist in tier ttausmann'sehen Flora erst yon Trient angeft'lhrt. Es diirftc sich die Pfianze schon seit li~ugerer ZeR in Nordtirol angesiedelt haben und vielleicht auch gefunden worden sdn; doch bemerke ich, dass diese Sinapis in manchon Saatfeldern um Innsbruck ungemcin wuchert. Das gleiche gilt von Rapistr~m r~gos~m All. Letztere Pflanze hal sich jetzt auf Aeckern um Innsbruck und Hall oft masseahaft ausgebrcitet; in den Wiltauer Feldcrn ist sic Begleiter yon zahlreichen Exeraplaren Loli~m temulentum L. vat. s})eciosu,m Koch-=-robustum Rchb. and dot unvermeidlichen Bifora. B~nias Yfxuca#o L., bisher nur aus Walschtirol bekannt, sammelte ich gleichzei~ig in einzelnen Exemplaren an :Ackerr~ndern der Wiltauer Felder, dasclbst traf ich auch Ranu,ncu~.s arvensis selten uud bei uns wahrscheinlich nur verschleppt. In dea nahegelegenen Schuttplgtzcn des neuen Stadttheiles finder man mit Erwtm tetraspermum L. (Moench), Lath~rus hirsutus L. und anderen bei uns selteneren Pfianzen Crepis setosa Hall. ill. Sie ist erst in jiingstcr Zek aus Siidtirol eingeschloppt worden, finder sich aber an mehreren 0rten um Innsbruck und Hall, besonclers in Kleefeldern zahlreieh. Auf tetzterwi~hnten Schuttpl~tzen sah ich im ~ a i auch monstrSse Pormen yon Taraxacum o#:icinale mit 3--8 getrennten KSpfchert auf einem oberhalb sehr verbreiteten Schafte, wie selbe auch im Juni-Hefte tier 0est. hot. Zeitschrift ~on Ung.-ttradisch erwahnt wurden. Bastardformen aus Eriyeron acre und canadense wurden bei N!iihlau und EllbSgen gefuaden. Von feststehenden Pflanzon nenue ich Pri~nula fla~ye~ieaulis A. Kerner (superaea~dis X o~'ieinalis) Prim~d~ brevi~tSa 7 nach Wiesbaur ~). Ich besitze sic in zwei Exemplaten aus Thauer, woselbst Dr. A. Kel'~ler sic nicht fiaden konnte~). [m Friihjahre sammelte ich ') 0est boL Zeitsehr., 1881, pag. "203--t. *) Vide: A. X e r n e r , die Primelbastarde der Alpen (t8%), pag. 3.
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Cerastium brach;gpeta~t~.m Dosp. an der Mauerdnfassung liings des Inn gogoniiber dora Schiessstandsgeb~ude, sowio auch in einer kloineron Form auf S{rassenschofter im neuon 8tadfiheil roit Lel)igonum. An orstgenannter Ftmds{elle wgshs~ es zusammen mi{ Ce~oasti.um glomeratum, das bei uns nnr ganz vereinzd{ zu finden isis, aber nicht, wie ~ aus m ann annimmt, erst veto hiesigen botanisohen Garten arts sich verbrdte~ h~t. Laserpitium pruthenium L., fiir Nordtirol neu, w~chst auf Wiesen um igels. Zwd Pflanzen, n~mlich Lepidium campestre R. Br. nnd Mgosotis caespitosc, Sehul~z batten bisher nur je einen bezweifelten Standor~ in Nordtiro], der dos Lepidium in S c h o o p f e r ' s Flora Oenipontana (1813, bier als Thlaspi campestre) wurde nicht in Haus m ann's Flora aufgenommen. Ich constatirte heuer die Myosotis caespitosa in dem schon zum Schlusse des vorigen Aufsatzes erwahnten Waldsumpfo bei Lans; Lepidium campestre wnrde mir aus Miihlau mitgetheil~. Bei der Besieh~igung des Traunsteiner'schen Horbars traf ich auf mehrere ftppige Exemplaro yon Potamogeton densus L. arts Ebbs im Un{orinn~hal (gesammel{ 1841). Dr. K e r n o r nnd @remblioh sammelten die Pflanze nur ausserst selden in Oraben nm Innsbruek. .Potamogeton gramineus L. Form graminifolius und heteroph~lllus sammel~e ich voriges Jahr und heuer in einem Teiche bei Ambras. Cladium Mariscus R. Br. wurde mir yon einem See bei Rattenberg iiberbrach{. Ferner erwlihne ich Carex dioica L. var. Mbttenianct veto Lanser Moor und Carex interrupta Wallr. ~ Carex virens Lain., welche Art~ (odor Form nach Celakovsk~ nnd andern) unter Carex muricata anf Oraspl~zen bei Thauer sich finder. Endlich noeh einige Gramineen. In den Wil~auer Feldern, wie auch an verschiedenen anderen Punk~en sammel~e ieh zahlreiche Baslbardformen zwischen Festuca pratensis nnd Lolium perenne. (Mehr odor weniger bezeichnende Namen dafth" sind: t~estuca elongata Ehrh. see. k s c h e r s o n , J~es~uca loliacea an{. mult., Zolium festucacet~m Sk. nach W. O. F.) Sub- und Superbastardformon wechseln hiinfig auf demsdben S~ocke und ieh traf tinter anderon aueh Exemplare mi'~ din" einfaehon kehre yon Lolium und Aehrohen tier ~esn~ca. Gtgzeria distans Wahlenberg bisher nur yon oinem entfernten S~andor~e in Nor&irol bekannf~, is{ an Wegen nnd Schui{plg{zen um Innsbruck and ICfall h6ehs~ zahlreich zu treffen. Bromus ine~w4s Leyss., der bisher in Tirol noch keinen sicheren 8tandor~ anfzuweisen haste, wachs~ mi~ buntscheckigen Aehrchen auf Schn~{pla~zen und an Dammen beim Inn ausser Innsbruck an der Cemenffabrik. Po~ se~~ Ebrh. (fertilis I-IosL pa~uatris Roth), ftir Nordf0irol mdnes Wissens neu, traf icb einzeln an Sumpfgr~iben um Ambras. In der N~he dieser Oer~_lichkoiten gegen die Innan fand ich
390 auf einem Wege Panlcum ylabr~m Gaud. and ist diess der dnzigo Standort der engeren Innsbrucker Flora. Pea distiMophylla Gaud. (=-~cenisia K., Allion. non l~chb.)is~ hliufig im KaikgerSll am Ausgang der Zirler Klamm mi~ Avenc~ distichophylla Till. und argentea Willd. Zwei verbreitete und charakteristische Repr~sentanten der (herbstlichen) Waldfiora sind Molinia coerulea f altissima Link ~ ~lolinia arundinacea Sehrank and Aira altissima Lain. ==- Aira caespitosa f parvi]~orct Thuillier. Die erstgenannto Gramineenform bewohnt in ihrer ganzen Exh-emitat (tt0he bet 15 din., Aeste im frisehen Zustand wagrecht abstehend) die Walder bet Weiherburg und besonders zahlreich den tnffigen Boden an den HShlen der Nageifluhfelsen. Die letzterw~hn~e Aira ist bis Ende October besonders in den W~ldern der Seha~ensei~e zahlreich. In der Meinung, zur Entscheidung der schon yon Koch (syn. ed. I. pug. IV) angeregten Frage: welcho Pflanzen dem Nord- und welche dem Siidabhange der tiro]ischen Centralkette eigenthiim]ich sind, wieder etwas beigetragen zu haben, schliesse ich gas Verzeichhiss meiner diessjithrigen FuMe. I n n s b r u c k , am 16. September 1SSl.
Gypern und seine Flora, Reiseskizze von P a u l
Sintenis.
(Foxtsetzung.)
lO. Der Pentedactylos. Es war am Vormittag des 1. April; die beiden vorhergegangenen Tage hatie ich eine weitere Excursion in die Berge gemacht, und beschiiftigt, die reicher dean je ausgefallene botanische Ausbeu~o einzulegen, erffillte reich die ganze unsi~gliche Wonne des Sammlers beim Prapariren seiner Schi~tze. Robert wechselte an einem anderen Tische die Troekenpapiere in den Pressen. Zwei sich gegeniiberliegende Thiiren des ,Laboratoriums", yon denen die kleinere auf den vorderen tIolzbalkon, die grosse, zweififigelige auf die hin~ere schOne Gallerie ftihrt, seanden wei~ often und gestatte~en wiihrend der Arbeit zuweilen einen Ausblick in die weite sonnige Landschaft t u f t und Licht durchstr0mten den hohen Baum; das 1VIurmeln des Baches, die Friihlingslieder der Finken und Pirole klangen yon draussen herein. Da scholl Pferde- resp. Maulthiergetrappel drunten veto gepflasterten u herauf. Irgend ein Gust musste wohl ankommen, denn schon klang das Stampfen der ttufe durch die grosse Thorhal]e. Ich eilte anf den Balkon. Ein Lastese], beladen mi~ grossen