aktuell
Wien Med Wochenschr (2008) 158/15–16: 467–468 DOI 10.1007/s10354-008-0585-0 Ó Springer-Verlag 2008 Printed in Austria
Schlaganfall-Management – ein neues Zeitalter Schlaganfall – ein Ereignis, das das Leben der Betroffenen von einer Sekunde auf die andere radikal ver€andert – es trifft den Menschen in seiner Substanz: Ged€achtnis, Kommunikation, logisches Denken, Motorik und Pers€ onlichkeit k€ onnen betroffen sein. Das Leben ,,danach ist sowohl f€ ur den Patienten selbst als auch f€ ur die Angeh€ origen eine große Herausforderung. Ziele der Akuttherapie des Patienten mit Schlaganfall sind die Stabilisierung, Vermeidung von Komplikationen und die m€ oglichst fr€ uhzeitig einsetzende Mobilisierung durch aktivierende Therapieverfahren. Um das Gebiet der gesch€adigten Gehirnregion und damit die Folgesch€aden m€ oglichst gering zu halten, gilt es auch, die dem Infarktkern benachbarte, vital gef€ahrdete Penumbra m€ oglichst funktionsf€ahig zu erhalten. In den letzten Dekaden hat sich die Einstellung: ,,f€ ur einen Patienten mit Schlaganfall kann man nichts tun zwar drastisch ge€andert, aber der Bereich medikament€ oser Neuroprotektion hat sich noch nicht therapeutisch etabliert. Tierexperimentelle Studien haben viele Strategien aufgezeigt, klinische Studien mit diesen potentiellen Medikamenten konnten die positiven Ergebnisse nicht validieren. Offensichtlich ist bei Menschen alleinige Neuroprotektion mit einem einzigen Ansatzpunkt in der isch€amischen Kaskade nicht ausreichend. Entgegen dem traditionellen Konzept ist das menschliche Gehirn plastisch, dynamisch organisiert. Intensiver Gebrauch, Training und ver€anderte Sinneswahrnehmungen f€ uhren zu differenzierter Umorganisation (aktivit€atsabh€angige Neuroplastizit€at). Durch St€ orungen des Nervensystems, z. B. nach Insult, kommt es zu funktioneller und sp€ater auch zu struktureller Reorganisation (postl€asionelle Plastizit€at). Die moderne Neurorehabilitation versucht nun, Neuroplastizit€at mit dem Ziel der Funktionsoptimierung zu modulieren. M€ oglichkeiten der Modulation sind vor allem forcierter Gebrauch, strukturiertes repetitives Training, transiente Deafferentierung, pharmakologische Beeinflussung (f€ ordernd oder hemmend) sowie die transkranielle elektrische oder ,,
,,
wmw
15–16/2008
magnetische Stimulation der betroffenen oder intakten Hemisph€are. Die Vorstellung, dass durch akute oder chronische Erkrankungen gesch€adigte Strukturen im ZNS mittels zellul€arer Plastizit€at (synonym: adulte neurogenese) wieder in einen funktionsf€ahigen Zustand zur€ uckgef€ uhrt werden k€ onnen, galt bis vor wenigen Jahren als Utopie. Die Entdeckung von Stammzellen in neurogenen Regionen des adulten Gehirns er€ offnet nun die M€ oglichkeit, diese k€ orpereigenen Zellen zu stimulieren. Die adulte Neurogenese beinhaltet dabei drei Schritte: (1) asymmetrische Zellteilung von neuralen Stammzellen, (2) Migration der neugebildeten Vorl€auferzelle zur Zielregion und (3) neuronale Differenzierung und Integration. Physiologisch findet sich adulte Neurogenese in zwei Gehirnregionen: im Gyrus dentatus des Hippokampus und in der Subventrikul€arzellschicht (SVZ) angrenzend an die Seitenventrikel. Im Menschen konnten f€ ur beide Regionen – Hippokampus und SVZ – Hinweise f€ ur eine adulte Neurogenese gefunden werden. Unterschiedliche Stimuli verm€ ogen die adulte Neurogenese zu modulieren: motorische Aktivit€at, eine reizreiche Umgebung, Stress, neurologische Erkrankungen wie Morbus Parkinson, Epilepsie, Demenz und Schlaganfall. Zus€atzlich konnte gezeigt werden, dass pharmakologische Substanzen adulte Neurogenese stimulieren k€ onnen. Diese innovative therapeutische M€ oglichkeit gibt Anlass zur Hoffnung, zellul€are Regeneration bei akuten sowie chronischen ZNS-Erkrankungen zu erreichen. Neurotrophe Faktoren werden endogen gebildet, sch€ utzen die Neuronen vor Apoptose, f€ ordern somit deren Überleben, veranlassen die Differenzierung von Progenitorzellen in Neuronen. Sie sind verantwortlich f€ ur Dentritenwachstum, Synapsenbildung und die Funktionalit€at des gesamten neuronalen Netzwerks. Cerebrolysin, das einzige Medikament, das die Wirkung neurotropher Faktoren imitiert, unterst€ utzt und beschleunigt die funktionelle Regeneration von Patienten nach Schlaganfall. Im Tierversuch regte Cerebrolysin das Dentritenwachstum an, erh€ ohte die synaptische Dichte und 467
aktuell
neuronale Vernetzung, was mit einer verbesserten kognitiven Leistung einherging. In klinischen Studien waren die mit Cerebrolysin behandelten Patienten rascher in der Verbesserung der motorischen Funktion, schnitten auch in der kognitiven Leistung signifikant besser ab und
hatten somit einen optimaleren Start f€ ur die Rehabilitation. Weitere Informationen: EBEWE Pharma, Dr. Sibilla ZimmermannMeinzingen, Mondseestrasse 11, 4866 Unterach, Österreich, Tel.: þþ43/7665/8123 720, Fax: þþ43/7665/8123 11, E-Mail: Sibilla.
[email protected], http://www.ebewe.com
Medieninhaber und Herausgeber: Springer-Verlag GmbH, Sachsenplatz 4–6, 1201 Wien, Österreich. – Datenkonvertierung und Umbruch: Thomson Press (India) Ltd., Chennai; Druck: Druckerei Ferdinand Berger & S€ ohne Gesellschaft m. b. H., 3580 Horn, Österreich. – Verlagsort: Wien. – Herstellungsort: Horn. Printed in Austria P. b. b. / Erscheinungsort: Wien / Verlagspostamt 1201 Wien
468
Schlaganfall-Management – ein neues Zeitalter
15–16/2008
wmw