Soz Passagen (2016) 8:235–254 DOI 10.1007/s12592-016-0244-z IM BLICKPUNKT
Sozialpädagogische Perspektiven auf die Digitalisierung Oliver Bertsche · Frank Como-Zipfel
Online publiziert: 7. Dezember 2016 © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016
Zusammenfassung Der Beitrag behandelt die Relevanz der Digitalisierung für die Soziale Arbeit auf der Basis aktueller Theoriediskurse. Dabei werden gesellschaftliche Entwicklungen, ökonomische Bestrebungen sowie rezipientenbezogene Wirkungen mit konkreten fachinternen Diskursen (wie z. B. der exzessiven Internetund Onlinespielnutzung) verknüpft. Dadurch wird deutlich, dass die Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit nicht umhin kann, diese Entwicklungen in Forschung und Lehre aufzugreifen, um den Herausforderungen der Digitalisierung konstruktiv zu begegnen. Schlüsselwörter Digitalisierung · Datenschutz · Kulturkritik · Onlinespielsucht · Quantified-Self-Bewegung
Effects and influences of digitization on social work Abstract The article discusses the relevance of digitization for social work on the basis of current theory discourses. It focuses on social developments, economic interests and recipient-related effects as well as specialized internal discourses (e. g. internet gaming disorder). All these aspects have to be included in theory, practice, research and academic studies of social work in order to handle challenges of digitization constructively. Prof. Dr. O. Bertsche () Fachgebiet Erziehungswissenschaft, Kinder- und Jugendhilfe und Sozialraumorientierung, Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften, Hochschule Würzburg-Schweinfurt, Münzstr. 12, 97070 Würzburg, Deutschland E-Mail:
[email protected] Prof. Dr. F. Como-Zipfel () Fachgebiet Methoden der Sozialen Arbeit, Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften, Hochschule Würzburg-Schweinfurt, Münzstr. 12, 97070 Würzburg, Deutschland E-Mail:
[email protected]
K
236
O. Bertsche, F. Como-Zipfel
Keywords Digitization · Data protection · Cultural criticism · Internet gaming disorder · Quantified Self movement
Wir schreiben das Jahr 2016. Dies sind die Abenteuer der Spezies Mensch am Ende der Epoche ihrer Alleinherrschaft, auf ihrer Reise zu neuen Lebensformen und neuen Zivilisationen. Ihren Ausgang nahm diese Reise bereits in den späten 1960er- und 70er-Jahren, als erste militärische und universitäre Einrichtungen damit begannen, Computernetzwerke mit Namen wie ARPANET, MILNET oder CYCLADES zum Datenaustausch und für Kommunikationszwecke zu nutzen (vgl. Bunz 2009). Mit der Übereinkunft auf ein gemeinsames Datenkommunikationsprotokoll, besser bekannt als TCP/IP-Referenzmodell, spätestens jedoch mit der kostenlosen Markteinführung der unter Federführung von Tim Berners-Lee am europäischen Kernforschungszentrum CERN entwickelten www-Technologie und der Veröffentlichung des ersten Internetbrowsers MOSAIC, schlägt die Geburtsstunde dessen, was wir heute gemeinhin als Internet bezeichnen. Schnell begannen kommerzielle Anbieter und Internet Service Provider wie CompuServe, Yahoo oder AOL damit, eine Infrastruktur für das neue Medium und seine Nutzung zu schaffen. Mit einer kontinuierlich weiterentwickelten Browsertechnologie, dem schrittweisen Ausbau der Netzwerkarchitektur und technisch optimierter Konnektivität ermöglichten sie ab Mitte der 1990er-Jahre einer breiten Öffentlichkeit die Nutzung von Internetdiensten wie dem WWW, der E-Mail oder dem Internet Relay Chat (IRC). Hieraus entwickelte sich eine bis in die Gegenwart reichende technologische, ökonomische und soziale Dynamik, die die Arbeitswelt, das öffentliche Leben und den privaten Alltag von Milliarden von Menschen nachhaltig prägt und deren tiefgreifende, vor allem sozialmodifizierende Effekte sich gerade erst abzuzeichnen beginnen (vgl. Bertsche 2014). Ungeachtet ihrer weiteren Entwicklung steht außer Zweifel, dass die Errungenschaften und der Ausbau der Internettechnologie nach der vorherigen flächendeckenden Verbreitung des Computers seit den 1980er-Jahren wohl der zweite und entscheidende Schritt eines technologisch bedingten Umbruchs markiert, der in künftigen Mediengeschichten als eine der Erfindung des typographischen Verfahrens mindestens ebenbürtige Medienrevolution Einzug halten wird.
1 Digitalisierung: ein Thema der Sozialen Arbeit? Es gibt in der modernen Berufs- und Arbeitswelt der bundesdeutschen Gegenwart wohl kaum einen Bereich, der in den vergangenen Jahrzehnten nicht direkt oder indirekt durch die technischen Veränderungen infolge der Digitalisierung nachhaltig beeinflusst und verändert worden wäre. Mehr noch: es sind einerseits diverse neue Unternehmensformen und Industrien, neue Berufsbilder und Arbeitsplätze entstanden; andererseits wurden traditionsreiche Geschäftsbereiche vom Markt verdrängt oder stehen vor radikalen technologischen und ökonomischen Umbrüchen (z. B. Buchhandel, Tageszeitungen, Video- und Tonträgermarkt). Auch im Bereich der privaten Haushalte und im Freizeitbereich haben die digitalen Medien nahezu flächendeckende Verbreitung erreicht, wie die seit 1998 jährlich durchgeführten JIM-
K
Sozialpädagogische Perspektiven auf die Digitalisierung
237
Studien des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (MPFS) und die ARD/ZDF-Onlinestudien (seit 1997) eindrücklich belegen. Welche Konsequenzen hat die Digitalisierung aber für die Theorie und Praxis Sozialer Arbeit? Um diese Frage professionsimmanent beantworten zu können, ist der Bezug auf eine fachliche Verortung Sozialer Arbeit unerlässlich. Der Fachausschuss Theorie- und Wissenschaftsentwicklung des Fachbereichstags Soziale Arbeit hat im Jahr 1999 eine überaus kompakte und immer noch zutreffende Definition der Sozialen Arbeit verabschiedet, auf die im folgenden Bezug genommen wird: „Die Wissenschaft der Sozialen Arbeit ist die Lehre von den Definitions-, Erklärungsund Bearbeitungsprozessen gesellschaftlich und professionell als relevant angesehener Problemlagen. [...] Der Gegenstand der Sozialen Arbeit ist die Bearbeitung von gesellschaftlich und professionell als relevant angesehener Problemlagen“ (Klüsche 1999, S. 17–23). Der Fokus Sozialer Arbeit in Theorie und Praxis richtet sich demnach auf die Bearbeitung essentieller sozialer Problemlagen, mit anderen Worten: erst anerkannte Probleme lösen Diskurse, Konzepte, Methoden und schließlich Interventionen und Hilfeprozesse aus. Bezogen auf das Themenfeld Soziale Arbeit und Digitalisierung wäre demnach zunächst zu prüfen, ob die flächendeckende Verbreitung von Computern und Internet überhaupt relevante Problemlagen im o. g. Sinne nach sich zieht: (1) Als unproblematisch erscheint die Digitalisierung als allgegenwärtiges technologisches Hilfsmittel in den administrativ-bürokratischen Aufgabenfeldern der Sozialen Arbeit sowie in der unmittelbaren sozialpädagogischen Arbeit mit KlientInnen, z. B. in Form von Onlineberatung (vgl. Justen-Horsten und Paschen 2016; Peters 2014), Social Media-Anwendungen in sozialen Einrichtungen (vgl. Gartzke 2014), seriösen computerbasierten Lernspielen für verschiedene KlientInnengruppen (vgl. Unz und Brill 2014) sowie diversen medienpädagogischen Projekten (vgl. Lutz 2014). In all diesen Handlungsfeldern findet schon seit Jahren eine aktive Auseinandersetzung der Sozialen Arbeit mit den digitalen Medien statt: Diese Auseinandersetzung lässt sich als notwendige Konsequenz der Modernisierung beschreiben. (2) Als potentiell problematisch erweist sich die Digitalisierung hingegen überall dort, wo sie von den Zielgruppen der Sozialen Arbeit in dysfunktionaler Weise zur Anwendung gebracht wird. Die Ergebnisse der aktuellen KIM-Studien (2014) und JIM-Studien (2015) belegen, dass die im Privatbereich mit Abstand intensivsten Nutzer der digitalen Medien Jugendliche im Altersspektrum zwischen 12 und 19 Jahren sind. Es kann daher nicht überraschen, dass die Entwicklung von sozialpädagogisch relevanten Problemlagen, die sich unmittelbar aus der Digitalisierung ableiten, vor allem die Gruppe der Kinder und Jugendlichen betreffen und sich in dieser vulnerablen Altersgruppe besonders deutlich zeigen. Als Risiken zu nennen sind hier insbesondere: ●
●
Cyber-Mobbing bzw. Cyber-Bullying, d. h. die Beleidigung, Diffamierung, Belästigung und Nötigung von Personen, häufig MitschülerInnen, über das Internet z. B. in Sozialen Netzwerken (vgl. Blanz und Ziegler 2014), Cyber-Grooming, d. h. die sexuelle Belästigung von Minderjährigen sowie die Anbahnung von sexuellen Kontakten zu Minderjährigen sowie
K
238 ●
O. Bertsche, F. Como-Zipfel
ein exzessiv-suchtähnlicher Gebrauch von Computer- und Internet-Games, Chatforen und Sozialen Netzwerken sowie internetbezogene Kauf-, Sex- und Glücksspielsucht (vgl. die diesbezügliche Klassifikation bei Wölfling et al. 2013).
Doch sozialpädagogisch relevante Problemlagen der Digitalisierung betreffen bei weitem nicht nur den Bereich der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Die nachfolgenden Ausführungen sind nicht den Science-Fiction-Fantasien eines Philip K. Dick1 oder Gene Roddenberry2 entsprungen, vielmehr dokumentieren und prognostizieren sie eine gesellschaftliche Entwicklung, die in vollem Gange ist und grundlegende Fragen aufwirft, die den Menschen selbst, sein Verhältnis zu intelligenten Maschinen und die damit einhergehende ethische, rechtliche und soziale Basis berühren. Vieles von dem, was wir bislang für sicher hielten, erweist sich durch die Brille der Digitalisierung betrachtet als fragil und höchst unbeständig. Welchen zentralen Fragen sich die digitale Gegenwartsgesellschaft gegenübersieht, wie die Wirtschaft und die Arbeitswelt von morgen aussehen könnten und mit welchen Ausund Einwirkungen des Digitalen insbesondere die Disziplin Soziale Arbeit und die ihr koordinierte Praxis konfrontiert werden wird, soll im Rahmen dieses Beitrags anhand ausgewählter thematischer Schwerpunkte umrissen werden.
2 Die digitale Gegenwart Das umwälzende Potenzial der von der Digitalisierung angestoßenen Veränderungen fußt auf zwei Säulen: die erste betrifft den technologischen Fortschritt als solchen, der sukzessive auf nahezu alle Lebensbereiche und damit auch auf die Dinge des täglichen Lebens ausgreift – ein Prozess, der heute als Internet der Dinge oder „Industrial Internet“ (Hofstetter 2014, S. 12) bezeichnet wird und an dessen Ende eine mehr oder weniger selbsttätig agierende Maschinenintelligenz3 stehen wird, mit deren Regulation und Ethik wir bislang unbekanntes Terrain betreten. Dabei haben wir, wie der Wirtschaftsjournalist und Tech-Insider Thomas Schulz (2015) vermutet, gerade erst den Take-off Point eines exponentiellen Wachstums erreicht, das jetzt rapide an Fahrt aufnimmt und ungeahnte technologische Fortschritte in immer kürzeren Zeitabständen ermöglicht. So werden wir, folgt man der Theorie der technischen Evolution (vgl. Kurzweil 2013), in 25 Jahren wohl keine physischen Computersysteme wie Smartphones, Tablets oder Laptops mehr mit uns herumtragen, sondern „molekulare Computer und biometrische Sensoren, verwoben mit der Welt um uns herum“ (Schulz 2015, S. 89).
1 Philip K. Dick (1928–1982) gilt weithin als Prophet des digitalen Zeitalters. In mehr als 40 Romanen und etlichen Kurzgeschichten zeichnete er ein überwiegend dystopisches Bild einer von intelligenten Maschinen kontrollieren und überwachten Gesellschaft, in der der Mensch jegliche Freiheitsrechte und Privatsphäre eingebüßt hat. 2 Gene Roddenberry (1921–1991) war der Schöpfer von Star Trek. 3 Der heutige Börsenhandel ist ein Beispiel für ein algorithmisch optimiertes, weitgehend automatisiertes Handelsszenario, in dem vorwiegend Computer mit Computern handeln (vgl. hierzu ausführlich Hofstetter 2014, S. 165–211).
K
Sozialpädagogische Perspektiven auf die Digitalisierung
239
Die zweite Säule betrifft die Nutzungsfrequenz, denn mit der beflügelten technischen Entwicklung korrespondieren auch auf Ebene des Nutzungsverhaltens exponentielle Vernetzungseffekte, die sich mehr als deutlich in der Entwicklung sowohl der Nutzerzahlen als auch im Datenverkehr niederschlagen. Das lässt sich anhand einiger Daten verdeutlichen: Von gerade einmal 15 Mio. InternetnutzerInnen weltweit im Jahr 1993 (vgl. Dworschak 2013, S. 98) stieg die Zahl bis Januar 2016 auf 3,42 Mrd., was einem Anteil von 46% der gegenwärtigen Weltbevölkerung entspricht und im Vorjahresvergleich ein Wachstum um weitere 10% markiert (vgl. Kemp 2016). 100 Mrd. Suchanfragen verzeichnet Google derzeit durchschnittlich jeden Monat. Das mit einem Marktwert von gegenwärtig etwa 470 Mrd. $ (vgl. Schulz 2015, S. 57) eines der einflussreichsten E-Commerce-Unternehmen und gleichzeitig eine der wertvollsten Marken der Welt führt aber nicht nur die weltweite Internetsuche an, auch der firmeneigene E-Mail-Dienst Gmail mit weit über 500 Mio. Nutzern und das hauseigene Smartphone-Betriebssystem Android beanspruchen derzeit unangefochten die Marktführerschaft (vgl. Schulz 2015, S. 13). Fast ein Drittel der Weltbevölkerung ist zudem in sozialen Netzwerken aktiv. Das mit 1,59 Mrd. monatlichen Nutzern weltweit größte Social Network (vgl. Constine 2016) Facebook, hat anlässlich der Eröffnung eines deutschen Büros in Berlin im Februar 2016 seit langem wieder aktuelle Zahlen für Deutschland vorgelegt: demnach nutzen 28 Mio. Deutsche, d. h. jede dritte BundesbürgerIn, das Netzwerk aktiv – davon 21 Mio. täglich. Hiervon nutzen 85% den Dienst zudem über mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets (vgl. Jacobsen 2016). Den Facebook-eigenen Messenger nutzen derzeit weltweit etwa 800 Mio. Nutzer pro Monat (vgl. Jacobsen 2016). Auch der populäre Instant-Messaging-Dienst WhatsApp, den Facebook im Februar 2014 mit seinerzeit mehr als 450 Mio. NutzerInnen für insgesamt 19 Mrd. $ (vgl. Schulz 2015, S. 305) erworben hat, konnte seine Nutzerzahlen in einem ZweiJahres-Zeitraum mehr als verdoppeln. Am 1. Februar 2016 verkündete CEO Jan Koum über einen Eintrag auf seiner Facebook-Seite, dass WhatsApp die Schallmauer von 1 Mrd. NutzerInnen durchbrochen habe und aktuell mehr als 42 Mrd. Nachrichten, 1,6 Mrd. Fotos und 250 Mio. Videos pro Tag über den Dienst verschickt werden (Facebook o.J.). Für Deutschland fehlen zuverlässige Nutzungsstatistiken, jedoch darf man davon ausgehen, dass auch hierzulande gegenwärtig etwa 35 Mio. Menschen den Dienst, der unter den Messaging-Diensten mit Abstand den größten Marktanteil besitzt, aktiv nutzen (vgl. Ellermann 2016). Unter dem Aspekt der Kommunikation liegt hierzulande in der Nutzergruppe der 12 bis 19-Jährigen die tägliche Nutzung von WhatsApp mit 85% (n = 1200) jedenfalls unangefochten auf Platz 1 der aktiv genutzten Anwendungen (vgl. MPFS 2015, S. 32). Ungebrochene Popularität verzeichnen auch Videoportale wie YouTube mit weltweit mehr als 1 Mrd. NutzerInnen (YouTube o.J.), der Mikroblogging-Dienst Twitter, dessen Nutzer für den Versand von etwa 7000 Tweets (Kurznachrichten mit einer maximalen Länge von 140 Zeichen) pro Sekunde verantwortlich zeigen (vgl. Leidel 2016) sowie Foto- und Video-Dienste wie Instagram mit 400 Mio. monatlich aktiven NutzerInnen (Instagram o.J.). Diese Liste mit Superlativen ließe sich beliebig fortführen.
K
240
O. Bertsche, F. Como-Zipfel
3 Auf dem Weg in eine Diktatur der Daten? Am ungebrochenen Wachstum dieser auf Kommunikation und Austausch gründenden Dienste tritt ein konstitutives Moment des gemeinhin als Internet bezeichneten Mediums mit aller Deutlichkeit hervor: seine bidirektionale Kommunikationsarchitektur, oder wie Mercedes Bunz (2009) in ihrer „Geschichte des Internet“ auf überzeugende Weise dargelegt hat, „eine neue Form der Verteilung, die erst mit dem neuen Medium möglich geworden ist“ (Bunz 2009, S. 11). Dabei nehmen nicht nur die Nutzungsfrequenz und die Angebotsvielfalt kontinuierlich zu, sondern auch die Qualität der auf diese Weise generierbaren Datenmassen, die auch faktisch gesammelt, gespeichert, personalisiert und mittels mathematischer Algorithmen so analysiert werden, dass sich individuelles Nutzungsverhalten detailliert vorhersagen – und entsprechend steuern bzw. optimieren lässt. Die zur Veranschaulichung dieses Sachverhalts gebräuchlichen Schlagworte sind Big Data, Datenfusion und künstliche Intelligenz, oder wie Meglena Kuneva, ehemals EU-Kommissarin für Verbraucherschutz, bereits im März 2009 in einer Keynote paradigmatisch feststellte: „Personal data is the new oil of the Internet and the new currency of the digital world“ (Kuneva 2009). Einen Einblick in das tatsächliche Ausmaß dieser systematischen Datenfusion und -integration wurde der Öffentlichkeit durch die Enthüllungen des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden gewährt, wenngleich die von ihm beschriebene Bedrohung weniger von den E-Commerce-Unternehmen selbst, als von den Regierungen und den für sie tätigen Geheimdiensten ausgeht. Seine Enthüllungen schärfen allemal den Blick dafür, dass die vielen Milliarden NutzerInnen von vermeintlich kostenlosen Internetdiensten wie Google und Facebook diesen Unternehmen mit ihren persönlichen Daten erst den Rohstoff der Informationsökonomie liefern, mithin nicht nur deren KundInnen sind, sondern auch Mittel zum Zweck der Gewinnung und Veräußerung von personenbezogenen Daten. Daten stellen heute die wichtigste Quelle für den Erfolg und die Qualität eines digitalen Produkts dar, getreu dem Motto: „Je besser die Suchmaschine den Nutzer kennt, umso effektiver kann sie ihn bedienen“ (Schulz 2015, S. 59). Deshalb lautet die Antwort auf nahezu jedes Problem: „Mehr Daten, mehr Informationen, mehr Rohmasse“ (Schulz 2015, S. 59). Spätestens hier wird eine der größten Herausforderungen der gegenwärtigen Digitalisierungsdebatte augenfällig: die Frage des Umgangs mit und des Schutzes von privaten Daten, die durch eine für die Digitalwirtschaft charakteristische Monopolbildung zusätzlich an Brisanz gewinnt. Die Technologieunternehmerin und IT-Expertin Yvonne Hofstetter (2014) hat mit Nachdruck auf die einschneidenden sozialen und gesellschaftlichen Folgen eines unregulierten Umgangs mit privaten Daten und dem gewissenlosen Einsatz finanzmathematischer Algorithmen gewarnt: „Big Data“, so Hofstetter, „konfrontiert den Einzelnen mit Geschäftsmodellen, die unseren demokratischen Gesellschaftsentwurf, unsere Grundrechte und die Natur des Menschen infrage stellen“ (Hofstetter 2014, S. 217). Ursache dieses Gefährdungspotenzials sei eine der Datenfusion zugrundeliegende dreistufige Programmatik von Akquise, Analyse und Manipulation. Im schlimmsten Fall, so Hofstetter, werden künftig nicht mehr wir selbst, sondern ein aus unseren Primär- und Sekundärdaten errechneter virtueller Doppelgänger über unser Leben, unsere Gegenwart und Zukunft entscheiden und unsere Autonomie im Hinblick auf unsere Handlungsmög-
K
Sozialpädagogische Perspektiven auf die Digitalisierung
241
lichkeiten erheblich beschneiden (vgl. Hofstetter 2014, S. 179 und S. 212 ff.). Dabei wird es nicht nur um die Belange des täglichen Lebens gehen, es „geht um die Krankenversicherung, die man noch abschließen darf oder eben nicht, den Arbeitsplatz, den man erhält oder nicht, die Operation, die sich lohnt oder nicht. Es geht um das Leben [...] mittendrin“ (Hofstetter 2014, S. 213). Das sind die möglichen negativen Effekte einer Entwicklung, die der großen Masse unbedarfter NutzerInnen digital-interaktiver Technologie als smart und komfortabel verkauft wird, als intelligente und anschmiegsame Innovationen, die das Leben erleichtern und optimieren: von konvergenter Digitaltechnologie und Konnektivität über die Stimm-, Bild- und Mustererkennung bis zu Virtual und Augmented Reality, von intelligenter Automatisierung wie dem selbstfahrenden Auto über eine adaptive, sensorgesteuerte Haustechnik bis hin zur Finanz- und Biotechnologie. Die Rhetorik der global agierenden Hochtechnologiekonzerne gleicht sich dabei wie ein Ei dem anderen, wenn gebetsmühlenartig wiederholt wird, dass es bei alledem um nichts anderes gehe, als „den Menschen eine Stimme zu verschaffen und Ideen und Rationalismus zu verbreiten“ (Zuckerberg zit. nach Döpfner 2016), „herauszufinden, wie die Zukunft aussehen kann, und sie dann zu erschaffen“ (Page zit. nach Schulz 2015, S. 13), mithin „unser Leben durch Technologie zu verbessern“ (Page zit. nach Schulz 2015, S. 20). Was die Weltverbesserungsrhetorik und mit ihr die Hybris des technologisch Machbaren geflissentlich übergehen, sind die potenziell destruktiven Folgen dieser Entwicklung für die freiheitlich-demokratische Gesellschaftsordnung, die Volkswirtschaften und mit ihr die Arbeitswelt von morgen und damit in letzter Konsequenz auch für das Recht jedes Einzelnen auf Menschenwürde, informationelle Selbstbestimmung und Privatsphäre: „Software is eating the world“, wie es der Internetpionier Marc Andreessen (2011) in einem Beitrag im Wall Street Journal sinnbildlich zugespitzt hat. Stellt sich die Frage, wie man diesen aus der Digitalisierung erwachsenden Herausforderungen begegnen kann, ohne in das kulturpessimistische Lamento simplifizierender Technologiekritik einzustimmen und Google und Co. zum Inbegriff des Bösen zu stilisieren. Für den Google-Mitbegründer Sergey Brin ist das MissionStatement des Unternehmens, „die Informationen der Welt zu organisieren und für alle zu jeder Zeit zugänglich und nutzbar zu machen“ (Google o.J.), jedenfalls ein zutiefst gemeinnütziges Unterfangen, wobei es auf der unhinterfragten Prämisse beruht, dass „Technologie [...] im Kern demokratisierend“ (Brin zit. nach Schulz 2015, S. 65) wirkt und folglich gut ist. Dass sich der zur Ideologie geronnene Geist der Offenheit und Transparenz selbst zur unhinterfragten Norm entwickelt, wird erst gar nicht problematisiert, obwohl der Publizist Evgeny Morozov (2013) überzeugende Belege dafür liefert, dass die unreflektierte Forderung nach bedingungsloser Transparenz der politischen Partizipationsbereitschaft der Bevölkerung und damit der Demokratie eher schadet, als sie zu befördern (vgl. Morozov 2013, S. 140–149). Der Soziologe Christoph Kucklick (2014) weist ferner darauf hin, dass auch unser Sozialversicherungswesen auf einer „gewissen Intransparenz des Sozialen“ beruht, einem „Schleier des Nichtwissens“ (Rosanvallon zit. nach Kucklick 2014, S. 45), der „die Voraussetzung dafür [ist], dass sich alle Bürger als solidarisch begreifen und nicht jeweils die Schuld beim Einzelnen suchen. Unwissen vereint“ (Kucklick 2014, S. 45).
K
242
O. Bertsche, F. Como-Zipfel
Für Hofstetter (2014) markiert das Fehlen eines Technikethos für das digitale Zeitalter ein nach wie vor ungelöstes Problem der Zivilgesellschaft, eines Ethos, das ein öffentliches Problembewusstsein für Big Data begründet, Transparenz gewährleistet und sicherstellt, dass „Privatsphäre [...] ein Teil der Kontrolle [ist], die dem Subjekt persönlicher Daten zusteht. Privatsphäre ist das Instrument, Machtverhältnisse zu balancieren: Balance of Power“ (Hofstetter 2014, S. 259). Dieses Gleichgewicht herzustellen scheint eine der drängendsten Aufgaben der digitalen Gesellschaft zu sein, denn Google und Co. arbeiten mit Nachdruck daran, „eine Leitkultur für das digitale Zeitalter zu schaffen“ (Schulz 2015, S. 21) und ihre globale, gesellschaftliche Agenda zu verwirklichen, die einerseits „das Wohl der Menschheit“ (Schulz 2015, S. 22) beschwört und damit ungeahnte Potenziale birgt, andererseits aber auch eine nicht zu leugnende Gefahr für die Solidarität und den gesellschaftlichen Frieden sowie die individuelle Selbstbestimmung darstellt. Wir werden auf diesen Aspekt noch zurückkommen.
4 Die drei digitalen Revolutionen Welche Auswirkungen die Digitalisierung auf unser Zusammenleben und unsere Wahrnehmung der Welt zeitigt, hat Christoph Kucklick (2014) analysiert. Dabei identifiziert er drei Revolutionen, die durch den Prozess der Digitalisierung ausgelöst und durch eine neue Form der Auflösung gespeist werden: die Intelligenz-, die Differenz- und die Kontrollrevolution. Folgt man dessen Argumentation, löst die Digitalisierung in ihrem Kern einen Prozess der Hoch- bzw. Feinauflösung aus, der als Basis und Motor für die unterschiedlichen Ausprägungen und Effekte der Digitalisierung fungiert und unsere Lebenswirklichkeit verändert. Die Intelligenzrevolution folgt der Einsicht, dass wir schon heute nicht mehr in der Lage sind, die Daten, die bei der Vermessung der Phänomene der Welt anfallen, ohne Hilfe von intelligenten technischen Systemen zu bewältigen. In der Konsequenz bedeutet das aber auch, dass wir zum Verständnis unserer Selbst und der Welt auf Maschinenintelligenz angewiesen sind und sich deshalb unweigerlich die Frage stellt, wie wir uns in Zukunft mit diesen Technologien arrangieren, um ein humanes Zusammenleben durch und mit und nicht gegen die digitalen Technologien zu ermöglichen. Die quantitative und qualitative Explosion der heute mittels technischer Hilfsmittel generierbaren Daten ist die Basis der Differenzrevolution, die uns vor allem in sozialer Hinsicht vor die allergrößten Herausforderungen stellt. Sie wird von einem simplen Umstand vorangetrieben, der mit der Granularisierung bzw. Hochauflösung der Welt unmittelbar einhergeht: Je detaillierter wir messen und erfassen, desto detaillierter treten Unterschiede hervor. Am spürbarsten zeigt sich diese Entwicklung derzeit im Bereich der Medizin, wesentlich mitbedingt durch eine Bewegung, die sich selbst „The Quantified Self“ nennt und deren Anhänger es sich zum ausdrücklichen Ziel gesetzt haben, die eigenen Körperdaten, Aufenthaltsorte und Bewegungsmuster mithilfe sogenannter Self-Tracking-Apps und unter Zuhilfenahme von Wearables wie Fitnessarmbändern oder Smartwatches so detailliert wie möglich aufzuzeichnen, um daraus Schlüsse für ein individuell gesünderes, besseres und glücklicheres, sprich optimiertes Leben ziehen zu können und, wie Jim
K
Sozialpädagogische Perspektiven auf die Digitalisierung
243
Gemmel, einer der Pioniere der Bewegung, betont, „die digitale Existenz der Menschen sicherzustellen“ (Gemmel zit. nach Selke 2014, S. 14). Hier zeigen sich erste Spuren eines neuen kulturellen Musters, das der Soziologe Stefan Selke (2014) in seinem gleichnamigen Buch trefflich als „Lifelogging“ bezeichnet und einer kritischen Analyse unterzogen hat. Selbsterkenntnis wird im Zeitalter der Digitalisierung nicht mehr aus der Interaktion mit anderen, aus Selbsterfahrung oder philosophischer Kontemplation gewonnen, sondern aus Zahlen, bereitgestellt von einer zu diesem Zweck geschaffenen personenbezogenen Informatik. Die durch Zahlenwerte gegebene Vergleichbarkeit kann als Ansporn und Motivation fungieren, das eigene Verhalten zu verändern, ist aber insofern auch Ausdruck einer neuen, datenbezogenen Ökonomie, als sie neue soziale Maßstäbe setzt, die unbemerkt in einen Imperativ umschlagen können. Oliver Zöllner, Professor für Medienforschung und -soziologie, hat dies wie folgt veranschaulicht: „Wer dann nicht sich selbst vermisst und seinen vorbildlich sportiven Lebensstil demonstriert, also nicht am Projekt seiner konstanten eigenen Verbesserung arbeitet, wird letztlich bestraft: etwa durch höhere Versicherungsbeiträge, Abzüge beim Leistungsumfang oder ähnliche Mali“ (Zöllner 2016, S. 24). Die keimende „Krise der Gleichheit“ (Kucklick 2014, S. 50) macht die potenzielle Gefahr für unser auf Vertrauen basierendes Solidarsystem mehr als augenfällig. Einerseits arbeitet der digitale Mensch unentwegt daran, seine Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit herauszustellen – man denke nur an die bis zu 60 Auswahlmöglichkeiten, die Facebook seit 2014 seinen Nutzern für die Bestimmung des eigenen Geschlechts anbietet, andererseits greift er zu diesem Zweck auf technologische Hilfsmittel zurück, die das Gegenteil bewirken und letztlich einen kollektiven Konformitätszwang bedienen, der im schlimmsten Fall in eine rücksichtslose Konkurrenzgesellschaft umschlägt, die nichts Verbindendes mehr kennt: „Je mehr Differenzierung, desto mehr Konkurrenz, und je mehr Konkurrenz, desto mehr Differenzen“ (Kucklick 2014, S. 62). Ein Teufelskreis, dem zumindest das Potenzial innewohnt, Sozialformen erheblich zu schwächen und unser Gemeinwesen auch sozial zu polarisieren. Andererseits aber könnte in der so entstehenden Differenzgesellschaft auch das Gegenteil eintreten und sich eine „erhöhte Sensibilität für soziale Diskriminierung“ (Rosanvallon zit. nach Kucklick 2014, S. 63) und eine Kultur der Toleranz gegenüber Minderheiten entwickeln. Dann „[ist] die Singularisierung [...] so durchgreifend, dass sich nun jeder als eigene Minderheit empfindet. Und darin gleicht er dem anderen“ (Kucklick 2014, S. 63). Die Kontrollrevolution als dritte Stufe der Digitalisierung bezieht sich auf die durch die Datenökonomie angestoßenen Verschiebungen im gesellschaftlich-sozialen Machtgefüge, denn nach wie vor ist juristisch und ethisch ungeklärt, wem die von uns produzierten Daten gehören, wer sie zu welchem Zweck, in welchem Umfang und auf welche Weise nutzen darf, wie lange, wo und von wem die Daten gespeichert, verwaltet und abgerufen werden dürfen. Die geltende Europäische Datenschutzrichtlinie jedenfalls kann auf diese fundamentalen Fragen derzeit keine befriedigende Antwort geben. Die von Kucklick (2014) beschriebenen Revolutionen haben allesamt weitreichende Konsequenzen, auch und vor allem für den Arbeitsmarkt der Zukunft. Welche Berufe haben angesichts der fortschreitenden technologischen Entwicklung noch eine Zukunft, welche werden obsolet? Seinerzeit hat die industrielle Revolution im
K
244
O. Bertsche, F. Como-Zipfel
Bereich der manuellen Produktion strukturelle Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt ausgelöst und den Menschen in die Dienstleistungsgesellschaft geführt. Wohin weichen wir nun aus, wenn auch unsere kognitiven Leistungen durch die Maschinenintelligenz verdrängt werden? Welche Zukunft hat in diesem Rahmen die Soziale Arbeit? Eine vielzitierte Studie der Universität Oxford zur Entwicklung des USamerikanischen Arbeitsmarkts kommt zu dem Ergebnis, dass derzeit rund 47% der Beschäftigten in Berufen tätig sind, die mittelfristig durch Automatisierungsprozesse bedroht sind. Dagegen werden auch jene Berufszweige künftig von Menschen dominiert sein, in denen Empathie und ein Gespür für soziale, verhandlungsbezogene und sorgende Zuwendung gefordert sind, mithin jene Tätigkeiten angesprochen werden, die von Maschinen in absehbarer Zeit nicht zu erwarten sind (vgl. Frey und Osborn 2013). Sozialpädagogische, therapeutische und beratende Tätigkeiten werden den durch die Digitalisierung ausgelösten Veränderungen im Arbeitsmarkt erwartungsgemäß am ehesten standhalten. Wie sich hingegen der Mensch von morgen selbst verstehen und definieren wird, kann an dieser Stelle allenfalls gemutmaßt werden. Dass die digitale Technologie auf lange Sicht auch vor unserem Selbstbild nicht Halt machen wird, steht für Kucklick (2014) hingegen außer Frage. Er hält vier Entwürfe für besonders vielversprechend, um die Domäne des Menschlichen nach der Krise des rationalen Menschenbilds neu zu besetzen, nicht zuletzt, um sie von der aufsteigenden Maschinenintelligenz abzugrenzen: den verteilten, den irritierbaren, den spielerischen und den empathischen Menschen. Ungeachtet der anderen Dimensionen deutet derzeit viel darauf hin, dass der Achtsamkeit und der Empathie im 21. Jahrhundert eine beachtliche Karriere bevorstehen. Erste, diese Einschätzung bestätigende Anzeichen lassen sich am Beispiel einer sich seit einigen Jahren besonders im digitalen Raum imposant entfaltenden Bewegung ausmachen, die als Ausdruck einer neu erstarkenden Kultur solidarischen und kollaborativen Handelns interpretiert werden kann und für die sich Begriffe wie Sharing Economy oder Collaborative Economy eingebürgert haben. Für die Soziale Arbeit dürften vor allem von diesem Modell die entscheidenden Impulse ausgehen, gilt Empathie doch als irreduzibler Aspekt eines sozialpädagogischen Berufsethos. Nicht nur kann Empathie dabei helfen, die wachsenden Differenzen gegenüber anderen zu überbrücken, als humanistische Leitkategorie fundiert sie überdies eine zutiefst optimistische Perspektive auf zwischenmenschliches Hilfehandeln. Dass uns der technologische Fortschritt feinfühliger machen könnte, mutmaßt auch Sheryl Sandberg, Chief Operating Officer von Facebook, wenn sie den gerade einsetzenden Virtual Reality-Boom als „ultimative empathische Technologie“ (Sandberg 2016) beschreibt, eine Technologie, mit deren Hilfe wir uns nicht nur räumlich, sondern auch empathisch mitten ins Geschehen begeben können. Zudem schaffe die Evolution digitaler Technologien auch einen deutlichen Fortschritt in Sachen Exklusionsvermeidung, indem z. B. Sprachbarrieren überwunden und Internetdienste auch für Blinde und Sehbehinderte verfügbar werden (vgl. Sandberg 2016).
K
Sozialpädagogische Perspektiven auf die Digitalisierung
245
5 Medienkonservatismus und Soziale Arbeit Es steht außer Frage, dass die umfassende Präsenz der digitalen Medien in unserem Alltag auch soziale, kommunikative und materielle Umweltfaktoren nachhaltig beeinflusst hat – so wie andere technologische Revolutionen dies zuvor auch getan haben, z. B. die Entwicklung moderner Transportmittel: der Eisenbahn, der Straßenbahn, der U-Bahn, des Automobils, des Motorrads und des Omnibusses; oder die Entwicklung telekommunikativer Technologien wie des Telefons, des Radios oder des Fernsehers. Ebenso steht außer Frage, dass umfassende technologische Neuerungen eine öffentliche Infrastruktur benötigen, um der Gesellschaft überhaupt zur Verfügung gestellt werden zu können: z. B. durch den Ausbau des Schienennetzes, des Straßennetzes und des Breitbandnetzes. Infrastrukturmaßnahmen dieser Größenordnung benötigen nicht nur immense finanzielle Mittel, sondern vor allem auch einen politischen Entscheidungsprozess, der auf einen breiten gesellschaftlichen Konsens gegründet ist. Schließlich sind derartige Infrastrukturmaßnahmen immer auch optimistische Investitionen in die technisch-wirtschaftliche Modernisierung und die Zukunft eines Gemeinwesens. Dem fortschrittsoptimistischen Ausbau neuer Medien- und Kommunikationstechnologien stehen i. d. R. stets auch kulturpessimistische Positionen entgegen, die in elaborierter Form auf mögliche negative Folgen dieser Innovationen hinweisen (vgl. Grimm und Müller 2014). Als klassische Vertreter dieser medienkonservativen Perspektive seien hier Theodor W. Adorno und Max Horkheimer (1947), Günter Anders (1956) und Neil Postman (1983, 1985) und deren umfassende Kritik der modernen Massenmedien, der Massenkultur und der Kulturindustrie genannt (vgl. Vasek 2016). Ein aktuelles, literarisches Beispiel, das die Skepsis bzgl. des Internets in überspitzter Form in einem kurzen Statement bündelt, findet sich in dem 2014 erschienenen Roman Bleeding Edge4 von Thomas Pynchon. In Form eines wohlgemeinten Rats lässt Pynchon den Vater der Hauptprotagonistin des Romans mitteilen: „Ja, und das Internet war ihre Erfindung, dieses Zauberding, das wie ein Geruch noch in die letzten Winkel unseres Lebens dringt, das Einkaufen, die Hausarbeit, die Hausaufgaben und die Steuererklärung erledigt, unsere Energie verbraucht und unsere kostbare Zeit frisst. Und darum gibt es da keine Unschuld. Nirgends. Hat es nie gegeben. Das Internet ist aus Sünde geboren, aus der schlimmsten Sünde, die es gibt. Und während es gewachsen ist, hat es nie aufgehört, diesen bitterkalten Todeswunsch für den Planeten im Herzen zu tragen [...]“ (Pynchon 2014, S. 533). Pynchon siedelt seinen Roman im New York des Jahres 2001 an, also in der Frühphase des Internet kurz nachdem das Platzen der DotcomBlase die Börsenwelt in Aufruhr versetzt hat und kurz nach der weltpolitischen Erschütterung durch die Anschläge des 11. September 2001. Ohne dem paranoidverschwörungstheoretischen Duktus eines Pynchon anheimfallen zu wollen, ist festzustellen, dass der Ursprung des Internet aus dem industriell-militärischen Komplex
4 Mit Bleeding Edge wird eine Form von Technologien bezeichnet, die noch neuartig und unausgereift ist, zudem ist weder ihr Nutzen erwiesen noch sind ihre potentiellen Risiken bekannt. Also allesamt Charaktereigenschaften, die sich seit jeher mit der Informationstechnologie in Verbindung bringen lassen. Ein aktuelles Beispiel für Bleeding-Edge-Technologien wären z. B. Bitcoins als digitale Währung oder VirtualReality-Headsets zu Unterhaltungszwecken.
K
246
O. Bertsche, F. Como-Zipfel
sowie die heute bekannten vielfältigen Möglichkeiten von kommerziellen Suchmaschinen, sozialen Netzwerken oder staatlichen Geheimdiensten zur Sammlung und Verwertung von persönlichen Daten durchaus Gründe liefern für eine Skepsis gegenüber dem Alltagsmedium Internet. Umberto Eco hat in seinem 1964 erschienen Buch Apocalittici e Integrati (Apokalyptiker und Integrierte 1987) zwei grundsätzliche intellektuelle Grundhaltungen bzw. „Einstellungstypen“ (Eco 1987, S. 15) gegenüber der Massenkultur und ihren Massenmedien beschrieben, denen er die polemischen Begriffe des Apokalyptikers und des Integrierten zuordnet: Auf der einen Seite steht der Apokalyptiker, als elitärer Kulturmensch, für den die gegenwärtige Herrschaft der Massenkultur eine Antikultur ist und somit zu einem Zeichen eines unwiderruflichen Zerfalls wird. Der Apokalyptiker nimmt dabei eine abweichende Haltung gegenüber dem medialen Mainstream ein, entwickelt Theorien über den Untergang und produziert Texte über die Massenkultur. Auf der anderen Seite finden wir den Integrierten, der den erleichterten Zugang zu Kulturgütern für die breite Masse und das Entstehen einer populären Kultur begrüßt, neue Medien intensiv rezipiert und optimistisch die Güter der Massenkultur konsumiert. Der Integrierte verweigert sich jedoch einer diesbezüglichen Theorieentwicklung und produziert Texte aus der Massenkultur (vgl. Eco 1987, S. 15 f.). Eco bezieht in seinem Text weder für den Apokalyptiker noch für den Integrierten Stellung, er weist jedoch explizit auf eine Besonderheit des Apokalyptikers hin: „Dem Apokalyptiker ist vorzuwerfen, daß er niemals eine konkrete Analyse der Produkte und der Formen, in denen ihr Gebrauch und Verbrauch sich abspielen, versucht. [...] Statt das Massenprodukt im einzelnen zu analysieren, negiert er es insgesamt. So scheint es denn bisweilen, das erste Opfer des Massenprodukts sei sein tugendhafter Kritiker selbst. Es ist eines der merkwürdigsten und bewegendsten Phänomene, daß sich die apokalyptische Kritik an der Kulturindustrie als deren eklatanter Bestandteil erweist“ (Eco 1987, S. 25 f.). Bei Apokalyptikern handelt es sich keineswegs um verstörte oder überforderte Menschen, die im Angesicht der neuen technologischen Herausforderungen das Gefühl haben, nicht mehr mitzukommen. Im Gegenteil: der Apokalyptiker ist die bewusst eingenommene Rolle des kulturpessimistischen Vernunftmenschen und medienkonservativen Warners, die selbst sehr aktiv und souverän innerhalb der Massenmedien agiert. Eine Rolle, die ggf. auch hohe Vermarktungsmöglichkeiten eröffnet. Dass eine Reflexion von Ecos Modell des Apokalyptikers und des Integrierten aus den 1960er-Jahren auch noch für die Auseinandersetzung der Sozialen Arbeit mit den digitalen Medien von Bedeutung ist, zeigt exemplarisch ein derzeit in pädagogischen Fachpublikationen häufig diskutiertes Thema: die Frage nach dem Suchtpotential bzw. dem gesundheitsgefährdenden und aggressionsfördernden Charakter des Internets und von Computerspielen für Kinder- und Jugendliche. Zu dieser Problematik sind seit Mitte der 1990er-Jahre im In- und Ausland eine ständig ansteigende, kaum noch überschaubare Anzahl von wissenschaftlichen Fachpublikationen erschienen, die insgesamt ein umfassendes, empirisch fundiertes Bild über den bisherigen Erkenntnisstand zur exzessiven Internet- und Computernutzung repräsentieren (vgl. Como-Zipfel und Löbmann 2014). Daneben hat sich diese Problematik jedoch außerhalb der Fachwelt unter den Schlagworten Internetsucht oder Computerspielsucht auch zu einem öffentlichen Reizthema entwickelt, dessen
K
Sozialpädagogische Perspektiven auf die Digitalisierung
247
permanente mediale Präsenz sich auf Publikumszeitschriften, Tageszeitungen, Ratgeberliteratur zu Erziehungsfragen, TV-Talkshows, TV-Dokumentationen und sogar auf Werbe- und Kundenzeitschriften erstreckt. Getragen und forciert wird diese oft in polemischer Form geführte öffentliche Debatte hauptsächlich von zwei äußerst renommierten Fachwissenschaftlern, die zugleich als pointierte medienkonservative Protagonisten zu bewerten sind: dem ehemaligen Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Christian Pfeiffer, und dem ärztlichen Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik in Ulm, Manfred Spitzer. Beide Autoren eint inhaltlich eine wortgewaltige Ablehnung von Bildschirmmedien zu Unterhaltungszwecken (TV, Computer u. a.) sowie eine häufige Präsenz als Gast in TV-Talkshows oder als Moderator einer eigenen Reihe im öffentlich-rechtlichen TV. Beiden Autoren ist zudem gemein, dass sie neben wissenschaftlichen Fachpublikationen auch eine Reihe von populären Veröffentlichungen vorgelegt haben, die sich bzgl. Form, Inhalt und Medium an eine möglichst breite Öffentlichkeit bzw. ein interessiertes Laienpublikum wenden. So hat z. B. Pfeiffer im Jahr 2009 Texte über den Zusammenhang von Computerspielen und Schulversagen in der Kundenzeitschrift Centaur der Drogeriekette Rossmann (sic) veröffentlicht. Bei Spitzer erscheint alleine schon die Wortwahl der Titel seiner populären Bücher als äußerst reißerisch, plakativ, vorverurteilend und Ängste schürend: z. B. „Vorsicht Bildschirm! Elektronische Medien, Gehirnentwicklung, Gesundheit und Gesellschaft“ (2006), „Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen“ (2012), „Cyberkrank! Wie das digitalisierte Leben unsere Gesundheit ruiniert“ (2015). Diese Wortwahl ist möglicherweise den Vermarktungsstrategien des Verlags geschuldet, sie ist aber nur noch schwerlich mit einer wissenschaftlichen Distanziertheit in Verbindung zu bringen, denn die Verwendung von im deutschen Sprachraum neuartigen Begriffen wie „Digitale Demenz“ oder „Cyberkrank“ suggeriert dem Laienpublikum die Entstehung von neuen Krankheitsbildern, für die es jedoch in der Fachwelt, z. B. in den unten genannten Klassifikationssystemen, keine Entsprechung gibt. Abgesehen davon erscheint aus sozialpädagogischer Sicht vor allem eine Vorgehensweise der beiden Autoren problematisch: ihre Tendenz zur minderkomplexen und monokausalen Interpretation der Entstehung von diversen Problemen des Kindes- und Jugendalters. So werden z. B. Übergewicht, Aggressivität oder Schulversagen hauptsächlich mit einem häufigen Fernsehkonsum und einer hochfrequenten Nutzung sozialer Netzwerke oder Computerspielen begründet. Insofern formuliert Spitzer plakativ eine einfache Lösung all dieser Probleme: „Meiden Sie die digitalen Medien. Sie machen, wie vielfach gezeigt wurde, tatsächlich dick, dumm, aggressiv, einsam, krank und unglücklich“ (Spitzer 2012, S. 325). Derartige monokausale Erklärungsmuster blenden bewusst sonstige wichtige Einflussgrößen aus. Auch Pfeiffer bedingt sich eines ähnlichen Argumentationsmusters. Exemplarisch hierfür stehen die folgenden beiden Textpassagen: (1) Pfeiffer erklärt schulisches Versagen mit häufigen Computerspielen: „Der Zusammenhang zwischen der Dauer des Medienkonsums und den Schulnoten überrascht nicht. Wer beispielsweise täglich mehr als drei Stunden mit Computerspielen verbringt, bei dem wird die Zeit knapp für Hausaufgaben und schulisches Lernen“ (Pfeiffer 2009a). Pfeiffer lässt bei dieser Argumentation die Risikofaktoren für schulische Leistungsprobleme bzw. Schulversagen außer Acht, die bereits seit Jahrzehnten in der Fachliteratur bekannt sind, z. B. unterdurchschnittliche
K
248
O. Bertsche, F. Como-Zipfel
intellektuelle Fähigkeiten, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsdefizite, Teilleistungsschwächen, Mobbing durch MitschülerInnen, ein bildungsfernes Elternhaus, Gewalt in der Familie, Armut. In Anbetracht dieser Problemlagen erscheint häufiges Computerspiel als Erklärung für schlechte Schulnoten allenfalls marginal. (2) Pfeiffer erklärt Übergewicht mit zu häufigem Fernsehen und Computerspielen: „Hinzu kommt, dass die hohe Medienzeit mit ausgeprägter Bewegungsarmut verknüpft ist und dass die davon Betroffenen beim Fernsehen und Computerspielen oft Süßigkeiten, Chips und andere ,Dickmacher‘ zu sich nehmen. Welche Folgen das hat, zeigt eine seit vier Jahren laufende Längsschnittstudie mit 1000 Berliner Kindern des KFN-Mitarbeiters Dr. Thomas Mößle. Kinder mit einem täglichen Medienkonsum von mehr als 150 Minuten hatten als Elfjährige doppelt so oft unter Übergewicht zu leiden wie Kinder mit weniger als 30 Minuten täglicher Medienzeit (27,7% zu 13,5%)“ (Pfeiffer 2009b). Pfeiffer lässt bei dieser Argumentation die seit Jahren bekannten Risikofaktoren für Übergewicht in Kindes- und Jugendalter unberücksichtigt, wonach Essstörungen im Sinne von Adipositas beeinflusst werden u. a. durch elterliches/familiäres Essverhalten, Tischrituale in der Familie, niedrigem sozialen Status der Familie, Bildungsferne des Elternhauses, häufiger Verzehr von kalorienreichen Nahrungsmitteln mit hohem Zucker- und Fettgehalt, Übersprungshandlungen (Essen bei Langeweile, Frustration, Stress), genereller Bewegungsmangel, Einflüsse der Werbeindustrie. Auch hier scheint in Anbetracht dieser Einflussfaktoren häufiges Computerspiel als alleinige Erklärung für Übergewicht nicht ausreichend. Diese Beispiele zeigen, dass die Argumentationsweise Pfeiffers sich zwar durchaus auf Erkenntnisse der empirischen Forschung bezieht, jedoch durch eine voreilige bzw. vorläufige Urteilsbildung gekennzeichnet ist. Diese besitzt im Sinne einer begrenzten induktiven Theorie oder Ad-hoc-Hypothese allenfalls eine Prima-Facie-Gültigkeit, d. h. sie ist dem ersten Anschein nach richtig und solange gültig, bis sie durch andere Erkenntnisse ersetzt wird. Für die populären Arbeiten Manfred Spitzers gilt Ähnliches. Durch die starke Simplifizierung komplexer Sachverhalte vor dem Hintergrund eines technikfeindlichen Gesamtszenarios sprechen die beiden Autoren wohl unmittelbar den vermeintlich gesunden Menschenverstand an und erreichen damit eine breite öffentliche Rezeption. Der Mainzer Medienpädagoge Stefan Aufenanger bemerkt hierzu: „Vor allem bei vielen Eltern, PädagogInnen und Lehrpersonen ist eine bewahrpädagogische Weltsicht auf das Verhältnis von Menschen zu Medien zu erkennen, welche von einem einfachen, als mechanistisch zu kennzeichnenden Wirkungsmodell ausgeht: Die Medien wirken auf die Menschen, und die Menschen sind den Medien hilflos ausgeliefert. Dies entspricht nicht mehr jenen Modellen, die heute in der Medienforschung als auch Medienpädagogik vertreten werden“ (Aufenanger 2007, S. 76). Nach dieser veralteten Sichtweise wäre der Nutzer von Bildschirmmedien nur ein dumpfer Rezipient und wehrloses Opfer der Technologien, gefangen in einen manipulativen Reiz-Reaktions-Schema. Wichtig ist dabei für die Praxis der Sozialen Arbeit, insbesondere im Handlungsfeld der Kinder- und Jugendarbeit, Aufenangers Hinweis, dass nicht nur Eltern, sondern auch pädagogische Fachkräfte durchaus minderkomplexe, medienkonservative Perspektiven rezipieren. Die medienkonservative Haltung einer Fachkraft, z. B. in der Schulsozialarbeit oder in der Erziehungsberatung, hätte bei dem Thema „intensive Computernutzung“ womöglich direkte Rückwirkungen auf die methodische Gestaltung des Hilfeprozesses.
K
Sozialpädagogische Perspektiven auf die Digitalisierung
249
Anstelle einer eingehenden Diagnostik und eines individuell zugeschnittenen Hilfeplans, könnte dies zu einem vorschnellen erzieherischen Schulterschluss mit den besorgten Eltern und deren Ängsten vor den möglichen Gefahren der digitalen Medien für ihre Kinder führen; schlechterdings auch unter Bezugnahme auf Spitzers Erklärungsmodelle und Ratschläge: „Beschränken Sie bei Kindern die Dosis, denn dies ist das Einzige, was erwiesenermaßen einen positiven Effekt hat. Jeder Tag, den ein Kind ohne digitale Medien zugebracht hat, ist gewonnene Zeit“ (Spitzer 2012, S. 375). In diesem Fall wäre als Hilfestrategie nur eine deutliche Reduzierung, starre Verbotsregelungen bis hin zu einer Abstinenz der Kinder gegenüber den digitalen Medien möglich – ganz im Sinne von Paul Watzlawicks berühmtem Wort: „Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel.“ Festzustellen ist, dass neuere Studien (Petersen und Thomasius 2010; Rumpf et al. 2013) eindeutig darauf hinweisen, dass die exzessive Onlinespiel- und Internetnutzung in den kommenden Jahren ein noch stärkeres Aufgabengebiet für die Soziale Arbeit werden wird. Festzustellen ist auch, dass exzessive Internet- und Computerspielnutzung zu einem erheblichen Leidensdruck bei den Betroffenen und deren Angehörigen führen kann, was sie daher zu einem relevanten Problem in vielen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit werden lässt. So erweitern viele Beratungsstellen, Suchteinrichtungen und psychiatrische Kliniken ihre Behandlungsund Beratungsangebote zunehmend auch auf pathologischen Internetgebrauch. Der Fachverband Medienabhängigkeit e. V. listet aktuell5 bundesweit 158 Einrichtungen mit einer Expertise in Computer- und Internetsucht, die ratsuchenden Betroffenen und Angehörigen als Anlaufstellen dienen können. Darunter finden sich Suchtberatungsstellen, psychotherapeutische Praxen, Fachkliniken und universitäre Ambulanzen. In Anbetracht der aktuell bekannten Prävalenzen ist dieser Trend folgerichtig: Als gegenwärtig größte deutsche Repräsentativerhebung liegt die sogenannte PINTA-Studie (Prävalenz der Internetabhängigkeit) von Rumpf et al. (2011) vor. Hier wurden ca. 15.000 Personen im Alter zwischen 14 und 64 Jahren mit standardisierten Telefoninterviews befragt. Die PINTA-Studie zeigt, dass unter Jugendlichen zwischen 14 und 24 Jahren mit 2,4% deutlich mehr Internetabhängige waren als in der Gesamtbevölkerung mit 1,0%. In der Gruppe der 14- bis 16-Jährigen lag dieser Prozentsatz sogar bei 4,0%. Dabei wiesen in der jüngeren Altersgruppe von 14 bis 24 Jahren Mädchen und junge Frauen mit 2,4% eine fast ebenso hohe Prävalenz auf wie Jungen und junge Männer mit 2,5%, in der Gruppe der 14- bis 16-Jährigen verstärkte sich dieser Trend noch mit 4,9% weiblichen versus 3,1% männlichen Jugendlichen. Dagegen lag die Prävalenz pathologischer NutzerInnen in der Gesamtstichprobe nur bei 0,8%, die der pathologischen Nutzer bei 1,2%. Die PINTA-Studie differenzierte auch die Art der Nutzung des Internets zwischen den Geschlechtern: In der Gruppe der 14- bis 24-jährigen Internetabhängigen nutzten 77,1% der Mädchen soziale Netzwerke, aber nur 64,8% der Jungen. Dagegen spielten 33,6% der abhängigen männlichen Jugendliche Onlinespiele, während abhängige weibliche Jugendliche dies nur zu 7,2% taten (vgl. Como-Zipfel und Löbmann 2014). Allerdings ist zu konstatieren, dass der exzessive Internetgebrauch nicht als eigenständiges Störungsbild in dem für die BRD maßgeblichen psychiatrischen Klassifikationssystem 5
Stand: 11.04.2016.
K
250
O. Bertsche, F. Como-Zipfel
ICD-10 gelistet ist. Was nicht verwundern kann, da die aktuelle 10. Version des ICD aus dem Jahre 1992 stammt – also einem Zeitpunkt vor der Verbreitung des Internet. Die Publikation der 11. Version des ICD ist für das Jahr 2018 anvisiert – inwieweit der exzessive Internetgebrauch dann dort als eigenes Störungsbild eingeführt wird, ist jedoch mehr als fraglich. Zumal in der im Mai 2013 erschienenen 5. Version des amerikanischen Klassifikationssystems DSM-5 nur die „Internet Gaming Disorder“ erwähnt ist – also eine Eingrenzung auf pathologisches Computerspiel als Nutzungsform; und diese zudem nicht als eigenständige Diagnose, sondern im Anhang (Section III) als eine Störung, zu der noch weiterer Forschungsbedarf besteht. Jenseits der klinischen Klassifikationssysteme scheint sich in den diversen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit jedoch aktuell die Einordnung dieses Störungsbildes als sogenannte stoffungebundene Abhängigkeit oder Verhaltenssucht durchzusetzen (vgl. Grüsser und Thalemann 2006). Der psychopathologische Symptomkomplex der Verhaltenssüchte6 weist mit den Kriterien der gedanklichen Vereinnahmung, der Entzugserscheinungen, der Toleranzentwicklung, des Kontrollverlusts und des Fortsetzens trotz negativer Konsequenzen hohe Ähnlichkeit mit anderen (stoffgebundenen) Suchterkrankungen auf. Festzustellen ist, dass es ebenso wie bzgl. der diagnostischen Kriterien und Instrumente zur exzessiven Internetnutzung noch keine verbindliche Übereinkunft in der scientific community besteht, bislang auch noch keine evidenzbasierten Interventionsempfehlungen gegeben werden können – zumal die exzessive Computernutzung häufig mit einer Reihe von Komorbiditäten (z. B. ADHS) einhergeht. Bert Te Wildt (2014) weist darauf hin, dass die aktuellen Erklärungs- und Behandlungsansätze weitgehend von den beiden psychotherapeutischen Verfahren Verhaltenstherapie und Psychoanalyse/Tiefenpsychologie geprägt sind. Einerseits stuft die verhaltensorientierte Perspektive den pathologischen Onlinegebrauch als Suchterkrankung ein und setzt auf Verfahren, die sich in der Behandlung von stoffgebundenen Abhängigkeiten bewährt haben; andererseits bewertet die psychoanalytische Sichtweise dieses Problem als Symptom anderer bereits bestehender psychischer Störungen, und legt den Fokus auf die Behandlung ebendieser Erkrankungen (vgl. Te Wildt 2014). Abschließend ist darauf hinzuweisen, dass allein in Anbetracht des exemplarischen Themas Internetsucht bereits deutlich wird, wie notwendig eine intensive Diskussion der digitalen Medien und derer sozialen Auswirkungen in der sozialpädagogischen Fachöffentlichkeit wäre. Denn einerseits besteht zumindest in der Praxis der Kinder- und Jugendarbeit ein konkreter und umfangreicher Handlungsbedarf. Andererseits entsteht aber auch ein wachsender Handlungsbedarf für den Bereich der sozialpädagogischen Aus- und Weiterbildung zum Themengebiet der digitalen Medien. Denn nur so ist die diagnostische und methodische Expertise der Sozialen Arbeit in diesem Bereich inhaltlich angemessen und fachlich fundiert zu schärfen – auch um letztlich nicht der Gefahr zu unterliegen, den lauten und unüberhörbaren Zwischenrufen von Apokalyptikern zu folgen.
6
Zu den Verhaltenssüchten zählen u. a. Sportsucht, Kaufsucht, Arbeitssucht, Sexsucht.
K
Sozialpädagogische Perspektiven auf die Digitalisierung
251
6 Fazit Ungeachtet der Tatsache, dass aus der Digitalisierung einerseits spezifische Risiken und Probleme für bestimmte Zielgruppen der Sozialen Arbeit resultieren (z. B. Kinder und Jugendliche, s. oben) und andererseits gewisse Zielgruppen in der Aneignung medienbezogener Verhaltensweisen, und insofern in ihrer gesellschaftlichen Teilhabemöglichkeit eingeschränkt sind bzw. werden (z. B. alte Menschen und bildungsferne bzw. -benachteiligte Bevölkerungsteile), kann Folgendes festgestellt werden: Der Versuch einer Zustandsbeschreibung der Digitalisierung in ihrer Relevanz für die Soziale Arbeit darf sich nicht in einseitiger Kritik ergehen, sondern hat aufzuzeigen, wie Technologie die menschliche Kommunikation und das Verhalten beeinflusst, es erweitert oder auch verkürzt (vgl. Papsdorf 2013). Nur ein Beispiel: Der Kurznachrichtendienst Twitter hat zweifellos mit dazu beigetragen, den globalen Informations- und Nachrichtenfluss zu demokratisieren und transparenter zu machen, auch hat er hat wesentlich Anteil daran, dass wir heute sehr viel schneller und direkter an Informationen aus erster Hand gelangen können. Auf der anderen Seite hat Twitter aber auch dazu beigetragen, dass sich der demokratische Diskurs zusehends auf markige Slogans getreu dem Motto „Yes, We Can“ verkürzt und eine tiefgreifende Auseinandersetzung ausbleibt, die ohnehin in der Softwarearchitektur des Dienstes nicht vorgesehen ist. Im ungünstigsten Fall mündet das am Ende in die törichte Vorstellung, dass sich demokratische Partizipation in der Quantität von Meinungen erschöpft, anstatt sie dem rationalen Diskurs, der Prüfung und Begründung zuzuführen, oder wie der ehemalige Piratenpartei-Politiker Christopher Lauer (2013) in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung formulierte: „Tweets [sind] Kalorien für die mediale Fressmaschine. Sie sind der heilige Gral des Verlautbarungsjournalismus, denn es gibt nicht einmal mehr einen Kontext, aus dem sie gerissen werden müssen, sie hatten von Anfang an keinen“ (Lauer 2013). Dass die Soziale Arbeit in der unsere Ausführungen leitenden Gegenstands- und Aufgabenbestimmung den angesprochenen gesellschaftlichen Entwicklungen nicht indifferent begegnen kann, liegt auf der Hand. Nimmt Sie ihr Mandat ernst, kommt sie nicht umhin, einen kritisch-konstruktiven fachinternen Diskurs anzustrengen, der die positiven wie negativen Aspekte der Digitalisierung aufgreift und hieraus konzeptionelle Schlüsse zieht, für den Umgang mit den neuen Phänomenen einerseits, mit Blick auf eine Integration medienpädagogischer Inhalte in die Curricula sozialwissenschaftlicher und pädagogischer Studiengänge andererseits (vgl. Bertsche und Como-Zipfel 2014; Helbig 2014). In diesem Sinn hat Christian Helbig (2014) in einer richtungweisenden Arbeit das kommunikations- und handlungstheoretische Konzept der Mediatisierung (Friedrich Krotz) mit dem handlungsorientierten Ansatz der Lebensweltorientierung (Hans Thiersch) verknüpft und hieraus Konsequenzen für eine verbindliche Verortung der Medienpädagogik innerhalb der Theorie und Praxis Sozialer Arbeit herausgearbeitet (vgl. Helbig 2014). Allein deshalb kommt die Soziale Arbeit nicht umhin, sich um eine Verankerung medienpädagogischer, -soziologischer und -psychologischer Inhalte in ihren Curricula zu bemühen: Sie hat sich sowohl auf die Ausbildung eines obligatorischen Problembewusstseins für die mit digitaler Technik einhergehenden Optionen und Risiken als auch auf die Befähigung zu einem selbstbestimmten, verantwortlichen und kritischen Umgang mit
K
252
O. Bertsche, F. Como-Zipfel
Medien und den durch sie bedingten Phänomenen zu fokussieren. Dem nicht genug: Wenn Soziale Arbeit ihren Gegenstand nicht auf die Bearbeitung anerkannter sozialer Probleme begrenzt und darüber hinaus an der Ermöglichung einer gelingenden Lebensführung und an der Vermeidung von Exklusion partizipiert, wird deutlich, vor allem mit Blick auf eine Stärkung gesellschaftlicher Teilhabemöglichkeiten, dass „eine Bildung mit und über Medien, die Einfluss auf gesellschaftliche Kommunikations- und Informationskulturen und Beteiligungsstrukturen (auch digitale Partizipation) haben, [...] essentiell [ist]“ (Zorn et al. 2014, S. 176). Zum gegenwärtigen Stand der Verankerung einer medienpädagogischen Grundbildung in die Curricula pädagogischer und sozialwissenschaftlicher Studiengänge informiert eine von der Initiative „Keine Bildung ohne Medien!“ (KBOM o.J.) angeregte Publikation, die sich dem Thema und der damit einhergehenden Forderung aus den unterschiedlichsten Perspektiven widmet und einen facettenreichen Einblick in die gegenwärtige akademische Praxis der Medienbildung gibt (vgl. Imort und Niesyto 2014). Mit Blick auf die Ausbildungssituation von SozialarbeiterInnen an den bundesdeutschen Hochschulen für angewandte Wissenschaften muss jedoch nach wie vor ein großes medienpädagogisches Desiderat konstatiert werden, wie Franz Josef Röll (2014) unter Bezugnahme auf Daten der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikation (GMK) aufzeigt. Es liegt auf der Hand, dass diese Aufgabe für die sozialpädagogische Ausbildung an den Hochschulen und für die Träger von Weiterbildungsangeboten weder trivial noch nebensächlich, sondern dringlich und unverzichtbar, wenn auch beschwerlich ist. Denn wie die Entwicklungen seit Mitte der 1990er-Jahre zeigen, haben die Technologien und die Vermarktung der digitalen Medien einen äußerst dynamischen, innovationsfreudigen und wandlungsfähigen Charakter: D. h. das Gesicht und die Möglichkeiten der Endgeräte können sich mitunter binnen weniger Jahre grundlegend verändern. Die Technologien und deren unmittelbaren sozialen Auswirkungen auf die Zielgruppen der Sozialen Arbeit werden also immer einen gewissen zeitlichen Vorsprung vor den sozialpädagogischen Diskursen haben. Literatur Anders, G. (1956). Über die Seele im Zeitalter der zweiten industriellen Revolution. Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. I. München: C.H. Beck. Andreessen, M. (2011). Why software is eating the world. http://www.wsj.com/articles/ SB10001424053111903480904576512250915629460. Zugegriffen: 5. April 2016. Aufenanger, S. (2007). Medienkonservatismus. Zeitschrift für Medienpsychologie, 19(2), 76–79. Bertsche, O. (2014). Die digitale Gesellschaft im Fokus der Medienpädagogik. In O. Bertsche & F. ComoZipfel (Hrsg.), Digital-interaktive Medien und Soziale Arbeit. Diskurse, Optionen, Risiken (S. 13–59). Coburg: ZKS. Bertsche, O., & Como-Zipfel, F. (2014). Digital-interaktive Medien und Soziale Arbeit. Diskurse, Optionen, Risiken. Coburg: ZKS. Blanz, M., & Ziegler, I. (2014). Cybermobbing. In O. Bertsche & F. Como-Zipfel (Hrsg.), Digital-interaktive Medien und Soziale Arbeit. Diskurse, Optionen, Risiken (S. 221–247). Coburg: ZKS. Bunz, M. (2009). Vom Speicher zum Verteiler. Die Geschichte des Internet. Berlin: Kadmos. Como-Zipfel, F., & Löbmann, R. (2014). Digital-interaktive Medien und Soziale Arbeit. Diskurse, Optionen, Risiken. In O. Bertsche & F. Como-Zipfel (Hrsg.), Exzessive Onlinespiel- und Internetnutzung als Thema der Sozialen Arbeit (S. 249–278). Coburg: ZKS. Constine, J. (2016). Facebook climbs to 1.59 billion users and crushes Q4 estimates with $5.8B revenue. http://techcrunch.com/2016/01/27/facebook-earnings-q4-2015/. Zugegriffen: 5. April 2016.
K
Sozialpädagogische Perspektiven auf die Digitalisierung
253
Döpfner, M. (2016). Die Angst vor künstlicher Intelligenz ist hysterisch. http://www.welt.de/wirtschaft/ webwelt/article152719987/Die-Angst-vor-kuenstlicher-Intelligenz-ist-hysterisch.html. Zugegriffen: 5. April 2016. Dworschak, M. (2013). Kinderjahre einer Revolution. Der Spiegel, 17, 98–103. Eco, U. (1987). Apokalyptiker und Integrierte. Zur kritischen Kritik der Massenkultur. Frankfurt am Main: Fischer. Ellermann, B. (2016). WhatsApp und Facebook Messenger: Aktive Nutzerzahlen für Deutschland. http:// www.buw-digital.de/buw-digital-blog/whatsapp-und-facebook-messenger-aktive-nutzerzahlen-f %C3%BCr-deutschland. Zugegriffen: 5. April 2016. Facebook (o.J.). https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10153874647095011/. Zugegriffen: 5. April 2016. Frey, C. B., & Osborn, M. A. (2013). The future of employment: How susceptible are jobs to computerisation? http://www.oxfordmartin.ox.ac.uk/downloads/academic/The_Future_of_Employment.pdf. Zugegriffen: 5. April 2016. Gartzke, U. (2014). Einsatzmöglichkeiten für Social Media-Anwendungen in sozialen Einrichtungen. In O. Bertsche & F. Como-Zipfel (Hrsg.), Digital-interaktive Medien und Soziale Arbeit. Diskurse, Optionen, Risiken (S. 135–157). Coburg: ZKS. Google (o.J.). https://www.google.com/intl/de_de/about/company/. Zugegriffen: 5. April 2016. Grimm, P., & Müller, M. (2014). Die Meta-Narrative des Social Web. Eine Hinführung zum Thema SocialMania. In P. Grimm & M. Müller (Hrsg.), SocialMania. Medien, Politik und die Privatisierung des Öffentlichen (S. 7–22). Stuttgart: Franz Steiner. Grüsser, S. M., & Thalemann, R. (2006). Verhaltenssucht – Diagnostik, Therapie, Forschung. Bern: Hogrefe. Helbig, C. (2014). Medienpädagogik in der Sozialen Arbeit. Konsequenzen aus der Mediatisierung für Theorie und Praxis. München: kopaed. Hofstetter, Y. (2014). Sie wissen alles. Wie intelligente Maschinen in unser Leben eindringen und warum wir für unsere Freiheit kämpfen müssen. München: C. Bertelsmann. Horkheimer, M., & Adorno, T. W. (1947). Dialektik der Aufklärung. Amsterdam: Querido. Imort, P., & Niesyto, H. (Hrsg.). (2014). Grundbildung Medien in pädagogischen Studiengängen. München: kopaed. Instagram (o.J.). https://www.instagram.com/press/. Zugegriffen: 5. April 2016 Jacobsen, N. (2016). 28 Millionen Deutsche nutzen Facebook – aber Twitter in Japan größtes Social Network. http://meedia.de/2016/02/19/28-millionen-deutsche-nutzen-facebook-aber-twitter-in-japanvor-dem-social-network/. Zugegriffen: 5. April 2016. Justen-Horsten, A., & Paschen, H. (2016). Online-Interventionen in Therapie und Beratung: Ein Praxisleitfaden. Weinheim: Beltz. KBOM (o.J.). Vgl. http://www.keine-bildung-ohne-medien.de/. Zugegriffen: 5. April 2016. Kemp, S. (2016). Digital In 2016. We are social’s compendium of global digital, social, and mobile data, trends, and statistics. http://wearesocial.de/blog/2016/01/digital-2016/. Zugegriffen: 5. April 2016. Klüsche, W. (1999). Ein Stück weitergedacht. Beiträge aus Theorie und Wissenschaftsentwicklung der Sozialen Arbeit. Freiburg: Lambertus. Kucklick, C. (2014). Die granulare Gesellschaft. Wie das Digitale unsere Wirklichkeit auflöst. Berlin: Ullstein. Kuneva, M. (2009). Keynote speech. http://europa.eu/rapid/press-release_SPEECH-09-156_en.pdf. Zugegriffen: 5. April 2016. Kurzweil, R. (2013). Menschheit 2.0. Die Singularität naht. Berlin: Lola Books. Lauer, C. (2013). Twitter ist für mich gestorben. Ein Pirat springt ab. http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ein-pirat-springt-ab-twitter-ist-fuer-mich-gestorben-12086207.html. Zugegriffen: 5. April 2016. Leidel, T. (2016). 39 aus Billionen. #twitter10 – in tweets. http://www.n-tv.de/mediathek/bilderserien/ technik/twitter10-in-Tweets-article17202001.html. Zugegriffen: 5. April 2016. Lutz, K. (2014). Aktive Medienarbeit gegen exzessive Mediennutzung. In O. Bertsche & F. Como-Zipfel (Hrsg.), Digital-interaktive Medien und Soziale Arbeit. Diskurse, Optionen, Risiken (S. 185–196). Coburg: ZKS. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (2015). JIM-Studie 2015. Jugend, Information, (Multi-)Media. Basisstudie zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. Stuttgart: Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest. Morozov, E. (2013). Smarte neue Welt. Digitale Technik und die Freiheit des Menschen. München: Karl Blessing.
K
254
O. Bertsche, F. Como-Zipfel
Papsdorf, C. (2013). Internet und Gesellschaft. Wie das Netz unsere Kommunikation verändert. Frankfurt am Main: Campus. Peters, T. (2014). Online-Beratung in der Sozialen Arbeit in Deutschland: Wegmarken und Meilensteine. In O. Bertsche & F. Como-Zipfel (Hrsg.), Digital-interaktive Medien und Soziale Arbeit. Diskurse, Optionen, Risiken (S. 159–184). Coburg: ZKS. Petersen, K., & Thomasius, R. (2010). Beratungs- und Behandlungsangebote zum pathologischen Internetgebrauch in Deutschland. Endbericht an das Bundesministerium für Gesundheit. Hamburg: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf/Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes und Jugendalters. Pfeiffer, C. (2009). Gefahr Computerspiele? Centaur, 6/2009, 62–67. Pfeiffer, C. (2009). Gefahr Computerspiele? Centaur, 7/2009, 72–75. Postman, N. (1983). Das Verschwinden der Kindheit. Frankfurt am Main: Fischer. Postman, N. (1985). Wir amüsieren uns zu Tode. Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie. Frankfurt am Main: Fischer. Pynchon, T. (2014). Bleeding Edge. Reinbek: Rowohlt. Röll, F. J. (2014). Medienpädagogik an Fach-Hochschulen. In P. Imort & H. Niesyto (Hrsg.), Grundbildung Medien in pädagogischen Studiengängen (S. 153–164). München: kopaed. Rumpf, H.-J., Meyer, C., Kreuzer, A., & John, U. (2011). Prävalenz der Internetabhängigkeit (PINTA). Bericht an das Bundesministerium für Gesundheit, Universität Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie & Universitätsmedizin Greifswald. Greifswald: Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin. Sandberg, S. (2016). Unser Leben wird einfacher. Ein Gespräch mit Sheryl Sandberg. Wirtschaftswoche, 42, 20–25. Schulz, T. (2015). Was Google wirklich will? Wie der einflussreichste Konzern der Welt unsere Zukunft verändert. München: DVA. Selke, S. (2014). Lifelogging. Wie die digitale Selbstvermessung unsere Gesellschaft verändert. Berlin: Econ. Spitzer, M. (2006). Vorsicht Bildschirm! Elektronische Medien, Gehirnentwicklung, Gesundheit und Gesellschaft. München: dtv. Spitzer, M. (2012). Digitale Demenz. Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen. München: Droemer. Spitzer, M. (2015). Cyberkrank! Wie das digitalisierte Leben unsere Gesundheit ruiniert. München: Droemer. Te Wildt, B. (2014). Internetabhängigkeit - Symptomatik, Diagnostik und Therapie. http://www.fvmedienabhaengigkeit.de/forschungsergebnisse.html. Zugegriffen: 5. April 2016. Unz, D., & Brill, M. (2014). Serious Games und Soziale Arbeit. In O. Bertsche & F. Como-Zipfel (Hrsg.), Digital-interaktive Medien und Soziale Arbeit. Diskurse, Optionen, Risiken (S. 197–218). Coburg: ZKS. Vasek, T. (2016). Vernunft und Technik. Hohe Luft, 2, 74–75. Wölfling, J., Jo, C., Bengesser, I., Beutel, M. E., & Müller, K. W. (2013). Computerspiel- und Internetsucht. Ein kognitiv-behaviorales Behandlungsmanual. Stuttgart: Kohlhammer. Youtube (o.J.). https://www.youtube.com/yt/press/de/statistics.html Zugegriffen: 5. April 2016 Zöllner, O. (2016). Digitalisierung und Selbstbestimmung. tv diskurs, 75(1), 22–25. Zorn, I., Tillmann, A., & Kaminski, W. (2014). Medienpädagogische Grundbildung in den Studiengängen der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften an der Fachhochschule Köln. In P. Imort & H. Niesyto (Hrsg.), Grundbildung Medien in pädagogischen Studiengängen (S. 167–179). München: kopaed.
K