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Fachsektion für Psychodrama, Soziometrie und Rollenspiel im Österreichischen Arbeitskreis für Gruppentherapie und Gruppendynamik Die Rückkehr des Psychodramas nach Österreich „1925 verliess er (Moreno, H.H.) Österreich, um in Amerika sein Glück zu versuchen.“ (J. Fürst) Zurück blieben der Augarten, die Maysedergasse und das Maital in Bad Vöslau; es gab keine SchülerInnen, keine Anhänger. Es gab keine MitspielerInnen, keine Mitwirkenden, die mit ihm gegangen wären oder in Wien seine Ansätze weiterentwickelt hätten. Anfang der 50er Jahre stattete Moreno Wien und der Psychiatrischen Universitätsklinik Prof. Dr. Hoff einen kurzen Besuch ab. 1959 gründeten Dr. Roul Schindler und andere den Österreichischen Arbeitskreis für Gruppentherapie und Gruppendynamik. Mit Dr. med. A. Friedemann, Dr. med. Grete Leutz und Mag. Heika Straub kam das Psychodrama Mitte der 60er Jahre in den deutschen Sprachraum zurück und wurde von diesen „ProtagonistInnen“ mit viel Einsatz vertreten und verbreitet. Dr. Barbara FarkasErlacher war wesentlich daran beteiligt, dass Psychodramademonstrationen wieder in Wien angeboten wurden und Anfang 1973 die erste Ausbildungsgruppe mit Friedemann startete. Die Graduierten dieser Gruppe und Dr. Anneliese Schigutt, die ihre Ausbildung in Stuttgart gemacht hatte, organisierten sich 1976 im Rahmen des ÖAGG als eigene Fachsektion.
Die Fachsektion im Rahmen des ÖAGG Der ÖAGG ist eine klassische Mitgliederorganisation und ist nach österreichischem Vereinsgesetz Rechtsträger. Die Teilhabe und Mitwirkung an den Vereinsaktivitäten setzt eine Mitgliedschaft voraus, dies gilt auch für die Ausbildungen. Für Entscheidungen, die sowohl das Innenleben als auch rechtsverbindliche Geschäfte nach außen betreffen, sind Beschlüsse der entsprechenden Vereinsorgane des
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ÖAGG notwendig. Die inhaltliche und fachliche Ausrichtung der Arbeit gestalten die Fachsektionen autonom. Derzeit gibt es fünf Fachsektionen: Gruppendynamik und Dynamische Gruppenpsychotherapie, Gruppenpsychoanalyse, Integrative Gestaltpsychotherapie, Psychodrama, Soziometrie und Rollenspiel, Systemische Familientherapie und die Sektion Supervision und Coaching. Die Psychodramasektion hatte 1976 ca. 30 Mitglieder. Die Wahl der Leitung erfolgte durch die Mitglieder, nachdem Arbeits- und Verantwortungswillige gefunden worden waren. Eine rege Diskussion des „Innenkreises“, im wesentlichen die Lehrenden, ließ viele Pläne und zuweilen deren Umsetzung entstehen. Ergebnisse dieser Arbeit waren z.B. die Erstellung eines Ausbildungscurriculums für AssistentInnen und PsychodramaleiterInnen, und die Etablierung eines jährlich stattfindenden Symposions, als Treffen für Austausch und Fortbildung. Im Mai 2004 fand das 22. Symposion statt. Mit der Erweiterung der Ausbildungsaktivitäten, insbesondere im Zusammenhang mit dem Österreichischen Psychotherapiegesetz und der Anerkennung der Fachsektion als Trägerin der Ausbildung durch das Bundesministerium für Gesundheit 1993, beschloss die Mitgliederversammlung der Psychodramasektion 1995 zwei Geschäftsordnungen, in denen die jeweiligen Agenden der Sektion und die der neu gebildeten Ausbildungseinrichtung beschrieben werden: Die Sektion Aus der Geschäftsordnung: „Die Fachsektion bezweckt die Förderung der Gesundheit, der Bildung und Erziehung und der soziokulturellen Entwicklung in der Gesellschaft durch die Verbreitung und Weiterentwicklung der Theorien, Konzepte, Methoden und Techniken, die J. L. Moreno entwickelt hat und die in verschiedene Richtungen ausgeformt wurden, und die unter anderem mit den Verfahren Psychodrama, Soziometrie, Gruppentherapie, Rollenspiel und Stegreiftheater verbunden sind. Die Fachsektion wirkt auf die Sicherung der Qualität in der Aus- Weiter- und Fortbildung in diesen Verfahren hin.“ Die Sektionsleitung, bestehend aus je einer Person aus dem Kreis der Graduierten, der Lehrenden und der KandidatInnen und einem weiteren Sektionsmitglied, wird in der Mitgliederversammlung gewählt (derzeitige Sektionsleiterin ist Frau Mag. Susanne Schulze). Der aktuelle Stand vom Dezember 2004 zählt 380 Mitglieder, wovon 124 AusbildungskandidatInnen, 225 Graduierte, und 31 Personen mit partieller oder voller Lehrbefugnis sind. Die Aufgaben und die dazu erforderlichen Aktivitäten der Sektion, der Sektionsleitung und engagierter Mitglieder gestalten sich arbeitsintensiv. Neben der Sicherstellung einer Infrastruktur für den gesamten Bereich, sind Werbung und Öffentlichkeitsarbeit für Veranstaltungen notwendig. Im Jahresablauf sind nicht nur die Sektionstage mit der Mitgliederversammlung und den alltagspraktischen Inhalten zu organisieren, sondern auch das Symposion – heuer
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mit dem Thema „Die geleitete Gruppe als Ressource“ – in vielerlei Hinsicht die Öffnung der Sektion nach außen. Eine gute Gelegenheit den deutschen und schweizer KollegInnen, die mit ihrem Wissen und Können bereitwilligst „mitspielten“, zu danken. Zusätzlich erwähnt werden müssen internationale Tagungen. Als Gastgeberin funktionierte die Sektion im Mai 1989 für die Tagung zum 100. Geburtstag Morenos im Bad Vöslau und begrüßte auch zu den Weltkongressen 1996, 1999 und 2002 viele PsychodramatikerInnen aus aller Welt in Wien. Weiters ist die Psychodramasektion Mitglied bei der FEPTO, der EAP und als Teilorganisation des ÖAGG bei der IAGP, und für das FEPTO Treffen 2005 wurde Wien auch wieder als Schauplatz gewählt. a) Die Ausbildung zum Psychodrama-Psychotherapeuten, die in ihrem Curriculum klar durch das Österreichische Psychotherapie-Gesetz geregelt wird, berechtigt zur Eintragung in die Therapeutenliste und ermöglicht eine staatlich anerkannte Berufsausübung mit Kassenabrechnung. b) Die Ausbildung zum Rollenspiel- und Psychodramaleiter für die Arbeit im Bildungs-, Beratungs- und Trainingsbereich. Die spezifischen Inhalte im Bereich Kinderpsychotherapie werden von H. Pruckner mit KollegInnen im Weiterbildungscurriculum vermittelt. Die umzusetzende Arbeit der Ausbildungseinrichtung wird in drei Gremien geplant: – Der Ausbildungsausschuss, der vom Vorsitzenden, dzt. Hildegard Pruckner, geleitet wird, führt die laufenden Geschäfte. – Die LehrtherapeutInnen-Konferenz, die dreimal im Jahr zusammenkommt, wählt (für drei Jahre) den Ausbildungsausschuss, erarbeitet Richtlinien, u.a. betreffend Inhalt und Standards der Lehrinhalte entsprechend der Curricula, bzw. für Methodik und Didaktik, und beschließt die Aufnahme ins Lehrpersonal. – Die Studienkommission besteht aus je drei Vertretern des Lehrpersonals, der KandidatInnen und der Graduierten. Sekretariat der Fachsektion Psychodrama im ÖAGG Sylvia Zentner Lenaugasse 3/8 A 1080 Wien Tel.: 0043/1/255 99 88 Fax: 0043/1/405 39 93-20 e-mail:
[email protected] Internet: www.psychodramatherapie.at Veranstaltungen unter: www.oeagg.at Helmut Haselbacher, Wien
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SPIA Am Sonntag, 15.08.2004, wurde in Oxford, GB eine neue Internationale Assoziation für Psychodrama und Soziodrama gegründet. Die Abkürzung SPIA wurde unabhängig von einer speziellen Sprache aus den Anfangsbuchstaben der Wörter „Soziodrama“, „Psychodrama“, „International“ und „Assoziation“ gebildet. Ana Aguirregabiria (GB), Clark Baim (GB), Malen Malenov (Bulgarien), Enrique Stola (Argentinien) und Florian Stricker (Deutschland) koordinieren gemeinsam die weiterhin offene Gruppe. Gründungsmitglieder von SPIA sind: Martti Tiidelepp
; Jury Zhurin ; Adriana Piterbarg ; Christina Hagelthorn ; Peter Haworth ; Ekaterina Mikhailova ; Maria Kapanadze ; Yioulia Karagouni ; Norma Caceres ; Malen Malenov ; Marcia Karp ; Clark Baim ; Monica Zuretti ; Monica Zuretti ; Enrique Stola ; Florian Stricker ; Olivia Lousada ; Xu-Yang Deng ; Luis de Nicolas ; Barbara Tregear ; Dena Baumgaktner ; Anne Ancelin Schützenberger ; Agnes Dudler ; Charles Hershkowytz ; Veronica Needa ; Maria Koleva ; Nese Karavekir ; Jana Sekula ; Liz Marks ; Dosan Potkonjak ; Elaine Ades Sachnoff ; Jeanne Burger ; Olga Sanachina Folgenden Richtlinien und Ziele wurden vereinbart: 1. Bildung eines internationalen Netzwerkes von zugehörigen Psychodramatikern zum Zweck von – gegenseitiger Unterstützung; Solidarität mit Psychodramatikern, die irgendeine Form der Hilfe erbitten – Weiter-Entwicklung der Psychodramatiker und der psychodramatischen Methoden in unterschiedlichen Ländern – Förderung neuer/innovativer Aspekte in der Anwendung des Psychodramas – Stärkung der internationalen Beziehungen
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– Ermöglichen internationaler Treffen; Organisation simultaner Arbeiten – Entwurf von Weblist und Website 2. In das Netzwerk werden Personen aufgenommen, keine Institutionen. Derzeit gibt es 80 TeilnehmerInnen, Beiträge werden bisher nicht erhoben. 3. Das Netzwerk ist offen. Es gibt keine Hierarchie. Zertifikate und Qualifikationen werden durch das Netzwerk nicht erteilt. 4. Teilnehmer werden gebeten, ihre Anliegen und Mitteilungen klar zu formulieren, wenn möglich, in zwei verschiedenen Sprachen. Wenn das nicht möglich ist, ist auch eine Sprache ausreichend. 5. Möglichkeiten der Teilnahme an SPIA: Es wurde eine Liste im Internet eingerichtet unter: http://uk.domeus.com Diese Weblist heißt SPIA und befindet sich unter „domeus“: www.domeus.de. Dort angelangt können Besucher in das Feld „Gruppensuche“ den Namen Spia eintragen. In dieser Liste ist u.a. das Netzwerk unter Socio/Psico/Psychodrama Assoc Internacional aufgeführt. Der Name kann angeklickt werden und der Eintrag als Mitglied des Netzwerkes kann durch den Eintrag der Emailadresse erfolgen. Eine email von domeus wird daraufhin an die Emailadresse des Teilnehmers gesendet. Die Anmeldung muss dann noch einmal bestätigt werden. Eine andere Möglichkeit dem Netzwerk beizutreten ist, eine email an folgende Adresse zu schicken: [email protected] – Die Einschreibung ist die Bestätigung der Mitgliedschaft in der Internationalen Assoziation für Psychodrama und Soziodrama, SPIA. – Zugehörigkeit zum Netzwerk und Austausch innerhalb des Netzwerkes sind Bedingungen für die Mitgliedschaft in der Assoziation. – Dieser Text über SPIA soll in möglichst vielen Sprachen verbreitet werden. Diejenigen, die ihn in eine weitere Sprache übersetzen können, werden gebeten, dies zu tun. Wir bitten darum, die Übersetzung an SPIA und all die, die an einem Beitritt in die Assoziation interessiert sein könnten, zu senden. – Wir bitten weiterhin darum, den Namen der „Internationalen Assoziation für Psychodrama und Soziodrama“ in den persönlichen Sprachen der Teilnehmer an SPIA zu senden. – Bitte leiten Sie diese Einladung an andere Psychodramatiker weiter, die Interesse daran haben könnten, dem Netzwerk beizutreten. Voller Freude über die neue Entwicklung und in Hoffnung auf eine gute Zusammenarbeit wünschen sich die Koordinatoren von SPIA Anregungen und eine offene Diskussion mit interessierten PsychodramatikerInnen. Ana Aguirregabiria, Florian Stricker