Wissenschaftstheorie, Hermeneutik, Literaturwissenschaft Anmerkungen zu einem unterbliebenen und Beitrage zu einem kiinftigen Dialog iiber die Methodologie des Verstehens Von LUTZ DANNEBERG UND HANS-HARALD MULLER (Hamburg) Es gibt kein allgemeingeitendes Lesen, im gewiihnlichen Sinn. Lesen ist eine freye Operation. Wie ich und was ich lesen soli, kann mir keiner vorschreiben.* (Novalis)
ABSTRACT 1m ersten Teil unseres Aufsatzes charakterisieren wir den Beitrag der 'modernen' Wissenschaftstheorie zur Methodologie des Textverstehens; im zweiten Teil diskutieren wir exemplarisch zwei Konzeptionen der 'neueren' Hermeneutik. Ziel dieser kritischen Untersuchungen ist eine Fiirderung des Dialogs zwischen Wissenschaftstheorie, Hermeneutik und Literaturwissenschaft. In the first section of our paper we characterize the contribution of the 'modern' philosophy of science towards a methodology of textual interpretation; in the second section we discuss as examples two conceptions of the 'new' hermeneutics. The goal of these critical investigations is to promote the dialogue between the philosophy of science, hermeneutics and literary scholarship.
Dem kiinftigen Wissenschaftshistoriker der Literaturwissenschaft in der Bundesrepublik werden die turbulenten sechziger Jahre mit ihren mannigfaltigen Ansatzen zu einer weltanschaulichen und - im weitesten Sinne - 'theoretischen' Neufundierung der Philologien zweifeHos zunachst ein sehr buntscheckiges und verwirrendes Bild bieten; fUr den an einer Methodologie des Verstehens interessierten Wissenschaftshistoriker indes steHt sich dieses Bild in einer erheblich geringeren Komplexitat dar. Etwa in der Mitte der sechziger Jahre wurden die Philologien, die ihre scheinbar bewahrten disziplinspezifischen Auslegungstraditionen pflegten, in eine Zangenbewegung genommen, die auf der einen Seite von Vertretern der philosophischen Hermeneutik ausging, auf der anderen Seite von der 'modernen Wissenschaftstheorie,' deren Vertreter aHerdings kaum selbst zum Angriff auf eine als 'vortheoretisch' beklagte Literaturwissenschaft vorgingen das besorgten die avancierten Vorposten in der Linguistik, Semiotik etc. Die Anwalte einer hermeneutischen Fundierung der Literaturwissenschaft, die sich vor aHem auf die philosophische Hermeneutik Hans-Georg Gadamers beriefen, * Novalis 1965, S. 609.
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nahmen von den Anwalten einer wissenschaftstheoretischen oder linguistischen Fundierung der Literaturwissenschaft ebensowenig Notiz wie diese vonjenen: ein Dialog fand nicht statt. Jede der beiden Richtungen meinte, mitunter in missionarischem Eifer und mit anspruchsvollem publizistischem Aufwand, den Textwissenschaften eine theoretische Fundierung - was auch immer darunter verstanden werden mochte - aus eigenen Kraften schon besorgen zu k6nnen. Die zunftigen Philologien, die mit einer Revision ihres Gegenstandsgebiets und einer Neubewertung literarischer Traditionen beschaftigt waren, nahmen an den Debatten um eine theoretische und methodologische Fundierung ihrer Disziplinensieht man von wenigen Ausnahmen ab - kaum teil und quittierten die heftig vorgetragenen Zweifel an ihrem hermeneutischen Fundament und ihrer wissenschaftstheoretischen Dignidit mit Nichtbeachtung - eine wenig elegante, aber, wie das Ergebnis zeigt, recht effiziente Strategie. Heute sind die Anwalte einer hermeneutischen oder wissenschaftstheoretischen Neubegrundung der Literaturwissenschaft bescheidener geworden, die Philologien selbst zeigen kaum noch Spuren eines 'KrisenbewuBtseins. '1 Welches sind die Ursachen fUr die Entfremdung zwischen 'moderner Wissenschaftstheorie' und Hermeneutik - Disziplinen, die doch auf dem Gebiet der Methodologie des Textverstehens ein reichhaltiges Feld von - sowohl wissenschaftshistorisch als auch systematisch interessanten - gemeinsamen Fragen und Problemen vorfinden? Woran liegt es, daB keiner der beiden Richtungen ein durchschlagender Erfolg bei den Bemuhungen um eine neue Fundierung der philologischen Disziplinen beschieden war, die heute bei der Interpretation von Texten wiederum weitgehend 'theorielos' verfahren? Um diese Fragen auch nur einigermaBen befriedigend zu beantworten, bedurfte es einer umfangreicheren wissenschaftshistorischen Untersuchung der Geschichte der Hermeneutik, der 'modernen Wissenschaftstheorie' und der Literaturwissenschaft als sie das Ziel unseres Beitrags ist. Wir werden im ersten Teil un serer Untersuchung in einem zwar skizzenhaften, aber reprasentativen Ruckblick den Beitrag zu charakterisieren versuchen, den die 'moderne Wissenschaftstheorie' seit Ende der zwanziger Jahre zur Methodologie des Textverstehens geliefert hat. Dabei werden wir prlifen, ob die mangelnde Rezeptionsbereitschaft der Hermeneutik und der Philologien fUr die Ergebnisse dieser Bemuhungen der Wissenschaftstheorie nicht mit Schwachen dieser Ergebnisse selbst zusammenhangen, die einen Dialog mit den Philologien bis heute erschweren. 1m zweiten Teil unserer Untersuchung setzen wir uns exemplarisch mit zwei Beitragen der 'neueren Hermeneutik' zur Methodologie des Textverstehens auseinander. DaB die Bemuhungen um eine hermeneutische Fundierung der Literaturwissenschaft, die in der Nachfolge Hans-Georg Gadamers standen, keinen 1 Peter Finke vermutet, daB die Literaturwissenschaft iiberhaupt keine 'Krise' erlebt hat, sondern sie ihr eher noch bevorsteht (vg1. Finke 1982, S. 1 u. 0.).
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Beitrag zu einer methodologischen Fundierung der Philologien geliefert haben, ist nicht verwunderlich, da Gadamer selbst an methodologischen Problem en schroff desinteressiert war. Jiirgen Habermas, selbst Anwalt einer 'kritischen Hermeneutik,' hat bereits 1966 daraufhingewiesen, daB ein solcher Anti-Methodologismus keine Basis fur einen Dialog mit der Wissenschaftstheorie darstellt: Der Anspruch, den Hermeneutik gegen den auch praktisch folgenreichen Absolutismus einer allgemeinen Methodologie der Erfahrungswissenschaften legitim zur Geltung bringt, dispensiert nicht vom Geschaft der Methodologie iiberhaupt - er wird, so miissen wir ftirchten, entweder in den Wissenschaften wirksam, oder gar nicht. 2 Etwa seit Mitte der siebziger Jahre gibt es in der Literaturwissenschaft Vertreter einer hermeneutischen Fundierung der Textinterpretation, die den Anti-Methodologismus Gadamers nicht teilen und an einer Methodologie des Verstehens ebenso interessiert sind wie an einer disziplinspezifischen literarischen Hermeneutik, deren Fehlen Peter Szondi in seinen Schriften mehrfach beklagte. 3 Die Arbeiten Uwe Japps und Manfred Franks, zweier Vertreter der 'neueren Hermeneutik, '4 werden wir im zweiten Teil unserer Untersuchung kritisch diskutieren. 1m V ordergrund unseres Interesses steht dabei die Frage, welchen Beitrag diese neohermeneutischen Ansatze zu einer Methodologie des Textverstehens leisten. 1m Zuge unserer kritischen Diskussion der wissenschaftstheoretischen und der neohermeneutischen Beitrage zu einer Methodologie des Verstehens werden wir die Probleme besonders exponieren, die unseres Erachtens fUr eine derartige Methodologie von zentraler Bedeutung sind - und zwar unabhangig von den disziplinspezifischen Schranken der Wissenschaftstheorie, Hermeneutik oder Literaturwissenschaft. Auf diese Weise hoffen wir, nicht nur einen - vielleicht allein wissenschaftshistorisch interessanten - melancholischen Riickblick auf einen unterbliebenen Dialog zu bieten, sondern auch einen hoffnungsvollen Ausblick auf einen kiinftigen Dialog zwischen Wissenschaftstheorie, Hermeneutik und Literaturwissenschaft iiber die Methodologie des Textverstehens.
1. Der Beitrag der 'modernen Wissenschafistheorie' zur Analyse des Verstehensproblems In seinem Vortrag auf dem 6. Soziologentag sprach Werner Sombart 1929 davon, daB "die Lehre des Verstehens im Anfang des 19. Jahrhunderts vollig ausgebildet war."5 Wir beginnen unseren Riickblick auf die jiingeren wissenschaftstheoretischen Bemiihungen urn eine Klarung der Verstehensproblematik und ihren Ertrag fUr eine Methodologie des Verstehens mit diesem Zitat Som2 Habermas 1967, S. 173; vgl. auch Apel1973, S. 24. Zum Problem des hermeneutischen Antimethodologismus vgl. jetzt auch Nassen 1982. 3 Vgl. z. B. Szondi 1975, S. 9, 25 u. 0. 4 Vgl. lapp 1977 und Frank 1977a. 5 Sombart 1929, S. 208; vgl. hierzu neben der anschliefienden Diskussion auch von Wiese
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barts, weil es die unter Fachleuten die Beginn des 20. Jahrhunderts verbreitete Einschatzung treffend wiedergibt, daB es wohl nur noch klarender Analysen, disziplinspezifischer Detailuntersuchungen und allenfalls einiger Differenzierungen bediirfte, urn die mit den Namen Schleiermacher, Ast, Boeckh u. a. verkniipfte weithin akzeptierte Theorie des Verstehens wissenschaftlich zu vervollkommnen. Obgleich damit die 'Theorie des Verstehens' ein besonders geeignetes Feld fUr wissenschaftstheoretische Analysen darstellte, waren fUr die Logischen Positivisten bzw. Empiristen - im wesentlichen reprasentiert durch den 'Wiener Kreis' und die 'Berliner Gruppe' - das Verstehensproblem und die "logische Analyse"" der Geisteswissenschaften von nur peripherem Interesse. 6 Gleichwohl, so ist heute festzustellen, hat die nachwirkende Rezeption gerade der wenigen Beitrage der Logischen Positivisten zur Verstehensproblematik deren wissenschaftstheoretische Erorterung bis in die jiingere Zeit gepragt. Die Ergebnisse der Untersuchungen, die die Logischen Positivisten zur Verstehensproblematik vornahmen, sind in der Rezeption meist sehr verkiirzt wiedergegeben worden. Als ihr Kern wurde immer wieder die folgende polemische Formulierung Otto Neuraths zitiert und heftig angegriffen': EinfUhlen, Verstehen und ahnliches mag den Forscher fOrdern, es geht aber in die Aussagegesamtheit der Wissenschaft ebensowenig ein wie ein guter Kaffee, der den Gelehrten bei seiner Arbeit fOrdert. 8
Bei RudolfCarnap, 9 Viktor Kraft 10 und anderen Logischen Positivisten" find en 5. Zur Konzeption der "Iogischen Analyse" und "rationalen Rekonstruktion" bei Reichenbach und Carnap vgl. KamIah 1980, S. 26-32, bei Waismann vgl. Reitzig 1973, S. xivxx. 6 Heinrich Neider war der einzige aus der Umgebung des Wiener Kreises bzw. der Berliner Gruppe, der seine Dissertation der Verstehensproblematik gewidmet hat (vgl. Neider 1930). Neiders Dissertation beschrankt sich weitgehend auf eine Kritik an vorliegenden Auffassungen der Verstehensproblematik aus recht orthodoxer Sicht der damaligen Thesen des Wiener Kreises. Der konstruktive Teil seiner Arbeit geht nicht iiber die aus dies em Kreis ver6ffentlichten Stellungnahmen zur Verstehensproblematik hinaus. Zu Neiders Stellung im Wiener Kreis vgl. jetzt Neider IHaller IRutte 1977. , Diese Formulierung hat eine groBe Anzahl recht heftiger Entgegnungen provoziert. Der Hinweis auf die erste ablehnende Reaktion mag fUr aile folgenden stehen: Sander 1931, S. 218/19. 8 Neurath 1931a, S. 56. Vermutlich spielt Neurath hier auf Henri Poincares 'Tasse Kaffee' an (vgl. Poincare 1908, 1.3: "Die mathematische Erfindung," insb. S. 42). Den Hintergrund fUr diese Ablehnung bildet bei Neurath die BefUrchtung, daB eine wesentlich auf "'EinfUhlung', 'Deutung' usw. beruhende Soziologie [... J voll von metaphysischen Teilen" (Neurath 1930/31, S. 121) ist. Zu dieser BefUrchtung vgl. z. B. auch Neurath 1931b oder seine Kritik an Sombarts verstehender Soziologie in Neurath 1930. 9 Vgl. Carnap 1928, Kap. II, § 11, S. 72; auch Carnap 1932/33. Ahnliche Argumentationen liefern u. a. Hempel 1935 oder Feig11934b. 10 V gl. Kraft 1929 (im wesentlichen die gleiche Position vertritt Kraft noch in Id. 1955). 11 Philipp Frank z. B. iibernimmt lediglich die AusfUhrungen Neuraths (vgl. Frank 1932, S. 82). - Wenig Neues fUr die Argumentation der Logischen Positivisten enthalten auch
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sich ganz ahnliche Auffassungen, die dem Verstehen insgesamt nur einen 'heuristischen Wert' beimessen. 12 In der Rezeption solcher AuBerungen hat die Forschung meist weniger auf den Argumentationszusammenhang zuriickgegriffen, der z. B. fUr Otto Neuraths Auffassung ausschlaggebend war;13 ihr Ankniipfungspunkt war vielmehr Edgar Zilsels Kritik am 'einfUhlenden Verstehen' als "Kriterium der Richtigkeit" fUr die Erklarung historischer Ereignisse, die Zilsel mit dem Argument untermauert hatte, "daB entgegengesetzte historische Vorgange fast immer gleichermaBen plausibel sind. "14 Entgangen ist der Rezeption zumeist, daB die Auffassungen Neuraths, Carnaps, Krafts und Zilsels zur Verstehensproblematik selbst unter den Logischen Positivisten keineswegs unumstritten waren. 15 Josef Schachter hat iiber diese Auffassungsunterschiede in seinem Richard von Mises' AusfUhrungen zum "geschichtlichen 'Verstehen'" (vgl. von Mises 1939, S. 253-57; interessanter diirften seine Oberlegungen zu "Dichtung" und "Kunst" - S. 326--61- sein). 12 V gl. auch die AusfUhrungen in der 'Programmschrift' des Wiener Kreises (Hahnl Neurath/Carnap 1929, S. 18): "Die von den Metaphysikern als Erkenntnisquelle besonders betonte Intuition wird von der wissenschaftlichen Weltauffassung nicht etwa iiberhaupt abgelehnt. Wohl aber wird eine nachtdigliche rationale Rechtfertigung jeder intuitiven Erkenntnis Schritt fUr Schritt angestrebt und gefordert. Dem Suchenden sind aile Mittel erlaubt; das Gefundene aber muB der Nachpriifung standhalten." (Hervorhebungen stammen - wenn nicht anders vermerkt - immer aus dem Original). 13 Einen Teil ihrer polemischen Oberspitzung verliert die Formulierung Neuraths, wenn sie sorgfaltiger im Kontext seiner generellen Ablehnung wissenschaftlicher Methodologien und seiner Deutung wissenschaftlicher Unternehmungen im Rahmen einer "Gelehrtenbehavioristik" (vgl. z.B. Neurath 1936) interpretiert wird. Vgl. auch Naess 1936, dazu Pos 1937 und Naess 1938. 14 Zilsel1941a, S. 209; ausfUhrlicher argumentiert Zilsel in rd. 1941b. Friiher hatte Zilsel zwar die oben zitierte Formulierung Neuraths kritisiert,jedoch allein vor dem Hintergrund gemeinsamer politischer Vorstellungen. Zilsel hatte darauf verwiesen (rd. 1932, S. 93), daB die "EinfUhlung" einer "der starksten Antriebe unseres Handelns" ist, "ein Antrieb, auf den gerade der Sozialist nie verzichten wird." 15 Friiher als die bereits zitierten Mitglieder des Wiener Kreises hat sich Moritz Schlick mit Aspekten der Verstehensproblematik auseinandergesetzt. Unter Bezug auf seine Trennung von "Erleben" und "Erkenntnis" sieht Schlick im Verstehen (der Geisteswissenschaften) "eine Art von Erleben [... ], das sich an gewisse Erkenntnisse anschlieBt" (Schlick 1926, S. 150). Diese Auffassung wird in Schlick 1929 wieder aufgenommen; bereits hier jedoch .findet sich ein zweiter Verstehensbegriff, der mit der Bestimmung der Tatigkeit des Philosophierens im Zusammenhang steht (vgl. auch Schlick 1930/31); ein dritter VerstehensbegriffschlieBlich wird bei Schlick 1932, vor allem S. 140--42, eingefUhrt. - Ebenfalls schon friih hat Paul Oppenheim, der der Berliner Gruppe nahestand, in einem ideenreichen Versuch zur Ordnung der Wissenschaften (vgl. Oppenheim 1926, S. 226/27) zwischen einem "intuitiv erfassenden Verstehen," das urn so starker in den Vordergrund tritt, des to "individueller das zu Verstehende" ist, und einem "rationalen Verstehen" unterschieden, das im AnschluB an eine "rationale Erklarung" (bzw. Begriindung) sich einstellt. Erst wieder injiingerer Zeit finden sich detailliertere Untersuchungen zum Begriff des "rationalen Verstehen" im Zusammenhang mit dem Erklarungsbegriff: zu "Verstehen" in diesem Sinn und "Erklaren" vgl. die interessante Stu die zu Aristoteles von Kosman 1973; zu
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fingierten Dialog tiber das Verstehen berichtet;16 bezeugt sind sie auch durch das posthum edierte Buch Logik, Sprache, Philosophie von Friedrich Waismann. 17 Ferner hat Bela Juhos, ebenfaHs Mitglied des 'Wiener Kreises,' in einer Reihe von Arbeiten die Besonderheit der Geisteswissenschaften und insbesondere die "Methode des Nacherlebens" zu analysieren und zu verteidigen versucht. 18 Die detaillierteste und interessanteste Analyse schlieBlich, die der Verstehensproblematik von Mitgliedern des Wiener Kreises gewidmet wurde,19 enthalt Heinrich Gomperz' Buch Interpretation. Logical Analysis of a Method ofHistorical Research 2il (1939) - gerade diese Arbeit aber, die sich ausfUhrlich auch mit den Problemen des Textverstehens beschaftigt, ist von der Forschung fast unbeachtet geblieben. 21 In der wissenschaftlichen Rezeption wurden vor aHem die Auffassungen Neuraths und Zilsels als die fUr den 'Wiener Kreis' charakteristischen Ansatze zur Versuchen, im Rahmen der modernen Wissenschaftstheorie den Erklarungsbegriff durch einen Begriff des "rationalen Verstehens" zu spezifizieren, vgl. Achinstein 1969 oder Tuomela 1980, fernerhin den Prazisierungsvorschlag bei Friedman 1974 sowie die Kritik an dies em und anderen Vorschlagen bei Hooker 1980 und Kitcher 1976, der in Id. 1981 einen verbesserten Vorschlag vorgelegt hat. Vgl. schlieBlich den Verstehensbegriff, den Maurice Finocchiaro seinen Fallstudien zugrundegelegt hat (Finocchiaro 1975 und 1980). - Auf derartige Vorschlage und Untersuchungen konnen wir im Rahmen unseres Aufsatzes nicht eingehen. 16 Vgl. Schachter 1950/51. Schachters Beziehungen zum Wiener Kreis werden bei Reitzig 1978 dargestellt. Zu Schachters Verstehensbegriff vgl. auch Id. 1935, dazu Kledzik 1977. - Die Untersuchung Kledziks erfolgt dabei - wie es im Untertitel heiBt - in "sprachkritischkonstruktiver Absicht." Wir werden in der folgenden Untersuchung die Ansatze zu einer Methodologie des Verstehens im Umfeld der konstruktiven Wissenschaftstheorie (der sog. Erlanger Schule) aussparen, da diese Ansatze iiber die Darstellung einiger grundlegender Unterscheidungen und iiber Programmatisches bislang nicht hinausgekommen sind und sich keine Spezifizierung einer Methodologie des Verstehens abzeichnet (vgl. u. a. Lorenzen 1968, 1972 sowie Lorenzen/Schwemmer 1973 Teil III. 3 und 4, Gerhardus/Gatzemeier 1971, Gatzemeier 1973, Koppe 1973, Janich/Kambartel/MittelstraB 1974, S. 128-41). 17 Vgl. Waismann 1939. Dieses Buch ist zuerst 1965 unter dem Titel "The Principles of Linguistic Philosophy" posthum erschienen. Zur Geschichte dieses Buches vgl. Bakerl McGuinness 1976. Zu Waismanns Auffassung vgl. auch Id. 1947 und 1953 (einschlagig scheinen auch eine Reihe von Titeln des Waismann-N achlasses zu sein, die bei Schulte 1979 aufgefUhrt werden). 18 Vgl. vonJuhos 1938/39 sowie Id. 1940, vor allem S. 34-57. Spater auchJuhos 1956, S. 88-142. 19 Zur Beziehung von Heinrich Gomperz zum Wiener Kreis vgl. neben Neurath 1938, S. 829, und Id. 1946/47, S. 78, spater Feig11969, S. 641. Zum personellen Umfeld des Wiener Kreises siehe auch die informative Skizze bei Rutte 1977. 2il Gomperz 1939; vgl. auch Id. 1937/38 und 1941, sowie bereits Id. 1929. 21 Daran hat weder die wohlwollende Besprechung von Gomperz 1939 bei Vuysje 195355, noch die Erorterung einiger Aspekte bei Apostel1956, S. 5-8, noch die Erwahnung bei Child 1965 etwas andern konnen. Wenn ApeI1972, S. 33, behauptet, "strenggenommen" habe die "neopositivistische Auseinandersetzung" mit der Verstehensproblematik die Philologie "schlicht ignoriert," so ist diese Behauptung zwar strenggenommen falsch, sie charakterisiert indes recht gut die Rezeption der "neopositivistischen Auseinandersetzung."
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Analyse der Verstehensproblematik betrachtet und tradiert. Ais Kern dieses KHirungsversuchs lassen sich drei Elemente charakterisieren, die wir im folgenden als Elemente der 'traditionellen Analyse' der Logischen Positivisten zur Verstehensproblematik bezeichnen: (1) Die Verstehensproblematik wird ausschlieBlich fUr die Geschichts- und Sozialwissenschaften (einschlieBlich der Psychologie) fUr relevant erachtet. Die Probleme des Textverstehens werden entweder vollig auBer acht gelassen oder als ein Sonderfall der allgemeinen Verstehensproblematik aufgefaBt, der keine spezifischen zusatzlichen Probleme aufwirft. (2) Das Verstehen wird mit Tatigkeiten wie 'EinfUhlen' oder 'Nacherleben' identifiziert.22 Diese beiden Elemente charakterisieren die Problemsicht, die Art und Weise, wie die Logischen Positivisten das Verstehensproblem auffassen. Das dritte Element charakterisiert die angestrebte ProblemlOsung: (3) Das Verstehen wird in den Bereich der Heuristik verwiesen; komplementar dazu wird eine 'Einheitsmethodologie,' ein 'methodologischer Naturalismus'23 propagiert, in den das Verstehen nicht oder doch nur unter Verlust seiner spezifischen Merkmale integrierbar ist. Diese Vorstellungen gehoren in die Konzeption der Logischen Positivisten von einer "Einheitswissenschaft. "24 DaB die Logischen Positivisten sich mit diesen Elementen einer Analyse der Verstehensproblematik begniigten, ist ins ofern iiberraschend, als sie einen Konflikt zu bestimmten wissenschaftstheoretischen Analysen der Logischen Positivisten beinhalten, die mehr oder weniger implizit ein 'richtiges' Verstehen von Satzen voraussetzen oder erforderlich machen. Urn diese Feststellung zu illustrieren, muB hier der Hinweis auf die zu Beginn der dreiBiger Jahre diskutierte Behauptung geniigen, daB nur soIehe Satze einen kognitiven Sinn besaBen, die 22 Vgl. hierzu z. B. auch die Beobachtung bei ApeI1972, S. 40. 23 Zur "methodological unity of science" vgl. den Riickblick bei Hempel 1969, S. 19094. - Explizit unter Berufung auf eine Einheitsmethodologie argumentierte z. B. Walter Dubislav, der der Berliner Gruppe nahestand, gegen das Verstehen als eigenstandige Methode. Dubislav (vgl. Id. 1933, S. 98) prognostizierte den Fehlschlag des Versuchs, das Verstehen als besondere Methode zu etablieren, da "aile Disziplinen, in denen es sich darum handelt, wirkliche Gebilde zu erforschen, [... J methodologisch, jedenfalls im Prinzip, von gleichem Charakter" sind. Unterschiede kommen allein im unterschiedlichen Entwicklungsstand der Disziplinen zum Ausdruck. 24 Es ist nicht immer klar, worauf sich die These von der "Einheitswissenschaft" genau bezieht. Ungeklart bleibt zumeist, in welchem Umfang sie sich auch auf die Wissenschaftsmethodologie erstreckt, da es unter den Logischen Positivisten eine Reihe von Gegnern jeglicher Methodologie gab. Noch Oppenheim/Putnam 1958, S. 340, grenzen ihre "Arbeitshypothese" von der Einheit der Wissenschaft explizit von der "Einheit der Methode" abo Aber auch bei Oppenheim und Putnam bleibt ungeklart, inwieweit ihre "Arbeitshypothese" nicht auch Implikationen fUr eine Wissenschaftsmethodologie hat. - Zu einer jiingeren Erorterung der These von der "Einheitswissenschaft" im Zusammenhang mit der Verstehensproblematik vgl. Mokrzycki 1979.
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prinzipiell verifizierbar seien. 25 Die Prufung der prinzipiellen Verifizierbarkeit von Satzen setztjedoch, nach einer Reihe von Kriterien, das 'richtige' Verstehen solcher Satze voraus. 26 Die drei charakterisierten Elemente der 'traditionellen Analyse' beherrschen weitgehend die nachfolgenden wissenschaftstheoretischen Bemuhungen urn eine KIarung der Verstehensproblematik27 - das IaBt sich an den Ausftihrungen Carl G. Hempels 28 und Herbert Feigls" ebenso zeigen wie an den Untersuchungen Ernest Nagels 30 oder der vielzitierten, beinahe schon 'klassischen' Stu die Theodore Abels "The Operation Called 'Verstehen. "'31 Erst mit Beginn der siebziger Jahre kamen wissenschaftstheoretische Ansatze zum Durchbruch, die alle drei Elemente der 'traditionellen Analyse' der Logischen Positivisten in Frage stellten. 32 Untersuchungen, die sich mit wissenschaftstheoretischem Anspruch der Analyse der Verstehensproblematik in den Textwissenschaften zuwenden, bleiben 25 Selbstverstandlich gibt es eine Reihe naheliegender Einwande, die gegen ein solches Kriterium erhoben und erortert wurden. Zu verschiedenen, offenbar nicht immer aquivalenten Formulierungen dieses Kriteriums z. B. bei Schlick und zu einer Reihe von Einwanden vgl. u. a. Schleichert 1957. 26 V gl. hierzu auch die kritischen Beobachtungen bei Macdonald 1933/34 oder Black 1934, die jedoch nicht vor dem Hintergrund der hier erorterten Verstehensproblematik erfolgen. Auch die Formulierung bei Waismann 1939, S. 476, nach der das "Kriterium des Verstehens" die "Kenntnis der Methode der Verifikation" ist, verschiebt das Problem lediglich auf die Frage, wie die "Methode der Verifikation" eines bestimmten Satzes ermittelt werden kann und welches seine 'richtige' "Methode der Verifikation," d. h. sein Sinn, ist. Eine fUr diese Probleme durchaus sensible Deutung des Verifizierbarkeitskriteriums findet sich bei Sidgwick 1936 (zu Aspekten von Sidgwicks Bedeutungskonzeption vgl. Radcliff1966). 27 Es gibt hierbei natiirlich eine Reihe von Detailvariationen. So faBt z. B. Gustav Bergmann das Verstehen als "a crude form of induction or scientific reasoning" (id. 1944, S. 220) auf. 28 Vgl. Hempel 1942, S. 239, Hempel/Oppenheim 1948, S. 257/58, oder Hempel 1952. UnverandertauchnochHempel1972, S. 14-16. 29 Vgl. z. B. Feig11963, S. 257/58, oder Id. 1961, S. 346. - Vgl. z. B. auch Griinbaum 1952, S. 769/70. 30 V gl. bereits die Rezension Nagel 1942 des fUr die amerikanische 'verstehende Soziologie' einfluBreichen Buches von Maciver (vgl. Id. 1942); weiterhin die Diskussion des Aufsatzes Lavine 1953a bei Nagel 1953 (dazu Lavine 1953b sowie Cohen 1954); schlieBlich die AusfUhrungen in Nagel 1961, S. 480-85. - Nagels Behandlung der Verstehensproblematik hat Hilary Putnam in der letzten seiner "John Locke Lectures" kritisiert (vgl. Putnam 1978, S. 66-77). 31 Vgl. Abel 1948. 32 Beispiele der sechziger Jahre, die in wesentlichen Punkten der traditionellen Analyse folgen, sind u.a. Gibson 1960, S. 54, Rudner 1966, S. 71-73, Gruner 1967, S. 160 (zu Gruners Konzeption vgl. Cunningham 1967 sowie Van Evra 1969, dazu Gruner 1969); in der Bundesrepublik u. a. Albert 1961 und 1962, S. 39/40, Stegmiiller 1969, S. 360-75, Acham 1969.
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bis in die sechziger Jahre hinein eine Raritat. 33 Eine explizite Auseinandersetzung mit den angeftihrten drei Elementen der 'traditionellen Analyse' unterblieb vollig; das durfte u. a. daran liegen, daB die Untersuchung der professionellen Probleme in den Textwissenschaften, vor allem die Interpretation und asthetische Bewertung von Texten, nicht notwendig zu einem Konflikt mit der 'traditionellen Analyse' ftihren muBte. 34 Wei taus lebhafter als in den Textwissenschaften war in den ftinfziger Jahren die Auseinandersetzung mit der 'traditionellen Analyse' in den Sozialwissenschaften; daftir mag ein Grund das ausgepragtere methodologische Interesse der Sozialwissenschaften insbesondere im anglo-amerikanischen Sprachraum der vierziger und ftinfziger Jahre sein; ein weiterer Grund war die Bereitschaft der 'verstehenden Soziologie, , auf die methodologische Herausforderung zu reagieren, die u. a. von der 'traditionellen Analyse' provoziert wurde. 35 Die in den Sozialwissenschaften geftihrte Auseinandersetzung mit der 'traditionellen Analyse' wurde kraftig gefordert durch die Rezeption der Arbeiten von George Herbert Mead und der Schule des Symbolischen Interaktionismus,36 die Rezeption der Arbeiten von Alfred Schutz und der Ansatze zu einer Phanomenologischen Soziologie37 und zu einer Ethnomethodologie,38 sowie schlieBlich durch die Rezeption der Spatphilosophie Wittgensteins insbesondere im AnschluB an die Untersuchungen Peter Winchs. 39 33 V gl. z. B. Stevenson 1950, 1958 und 1962, Carver 1952, Lipman 1954, Linsky 1954/55, oder Apostel 1956 (weitere Hinweise finden sich bei Danneberg/Miiller 1983). - Daneben wurden zu dieser Zeit eine Reihe von Problemen behandelt, die zumindest in einen Zusammenhang mit Problemen der Textinterpretation gesehen werden kiinnen, so z. B. die Untersuchungen zur Synonymitat und Interpretation bei Naess 1949 und ausfUhrlicher bei Id. 1953 (vgl. dazu u. a. Gullvag 1953-55, Hiorth 1959, Berg 1968). 34 V gl. hierzu z. B. die in dem Sammelband Bittner/Pfaff (Hrsg.) 1977 aufgenommenen sowie bibliographierten Arbeiten. 35 Zur Entwicklung von Verstehenskonzeptionen vor 1945 vgl. z. B. Bauman 1978 (dazu Cooper 1981) sowie Outhwaite 1975. 36 Vgl. z. B. den Sammelband Rose (ed.) 1962 sowie Blumer 1969. Sehr informativ fUr diese Konzeption sind die Darstellungen bei Meltzer/Petras/Reynolds 1975. Insbesondere zur Verstehenskonzeption dieser Richtung vgl. Helle 1977. 37 Vgl. hierzu z. B. Schiitz 1953, der sich mit Nagel 1952 auseinandersetzt; fernerhin Natanson 1958. Eher als 'komplementar' sieht hingegen Goldstein 1961 die "phenomenological and naturalistic approaches." 38 Vgl. z. B. Garfinkel 1967; einen ausfUhrlicheren Dberblick liefert Coulter 1971, dazu auch Gidlow 1972. - Es gibt selbstverstandlich Dberschneidungen und Verbindungsversuche der verschiedenen Richtungen, vgl. z. B. Denzin 1969 sowie den Reader ABS 1973. 39 Vgl. Winch 1956 und vor allem 1958. Zur "Winch-Diskussion" vgl. die in Wiggershaus (Hrsg.) 1975 abgedruckten Aufsatze sowie die Bibliographie (S. 343-45). Zu erganzen ware z. B. Eberlein 1970171. McCarthy hat Winchs Auffassung u. a. auch zur Kritik der traditionellen Analyse der Verstehensproblematik eingesetzt (vgl. McCarthy 1973 und ausfUhrlicher Id. 1974). Die Diskussion von Winchs Auffassung hat in der folgenden Zeit kaum nachgelassen. Zu Winchs Position vgl. auch Id. 1974 und 1976; zur neueren Diskus-
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Die sozialwissenschaftliche Kritik warf der 'traditionellen Analyse' der Logischen Positivisten neben der Identifizierung des Verstehens mit 'EinfUhlen,' 'Nacherleben' etc. vor aHem vor, daB sie das Verstehen ausschlieBlich als Heuristik deutete, die keinerlei Relevanz fUr die Methodologie der Sozialwissenschaften besaBe. 1m Rahmen einer solchen Kritik wurde von Michael Martin beispielsweise der Versuch einer Analyse der Struktur und einer methodologischen Rechtfertigung des 'einfUhlenden Verstehens' fUr den Bereich der 'teilnehmenden Beobachtung' unternommen. 40 Wahrend Martin eine methodologische Rehabilitierung des 'einfUhlenden Verstehens' nur fUr dies en eng abgegrenzten Bereich versuchte, bezeichnet Peter A. Munch4! das Verstehen nicht nur als "a legitimate inference in empirical science," sondern dariiber hinaus als unentbehrlich "for the analysis of social phenomena. "42 Bei Louis O. Mink schlieBlich, der sich u. a. auch mit Zilsel auseinandersetzt, erhalt das rehabilitierte Verstehen einen Sonderstatus: das Verstehen ist nach Mink "neither a technique of proof nor an organon of discovery but a type of reflective judgment. "43 Es lassen sich daher-wie dies z. B. Murray L. Wax in seiner Kritik an der Untersuchung Abels getan hat" - verschiedene "levels or varieties" des Verstehens in den Sozialwissenschaften unterscheiden, die eine sion vgl. z. B. Derksen 1978, Hertzberg 1980 und die Verteidigung gegen die Kritik von Rudner bei Harrison 1981; ein Verbindungsversuch von Winchs Auffassung mit einer marxistischen Position findet sich bei Nielsen 1981/82. 40 Vgl. Martin 1969. Es gibt eine umfangreiche Literatur zur teilnehmenden Beobachtung in den Sozialwissenschaften, in der gelegentlich auf das Verstehen als mehr oder weniger wichtiges 'Verfahren' eingegangen wird (vgl. z. B. McCall/Simmons [eds.) 1969). 41 V gl. Munch 1957. Munch bezieht sich in seiner Kritik neben Pierce 1956 vor allem auf Abel 1948. - Wichtigster Ankniipfungspunkt fUr diese Kritik an der traditionellen Analyse der fUnfziger und sechziger Jahre sind die methodologischen Dberlegungen Max Webers (vgl. z. B. Baar 1967 oder Braude 1966). Webers methodologische Dberlegungen sind jedoch keineswegs eindeutig und unumstrittene Wegweiser fUr eine Kritik an der traditionellen Analyse (zur Reinterpretation von Webers Dberlegungen vgl. unter denjiingeren Arbeiten z.B. Runciman 1972, Torrance 1974, Burger 1976 oder Prewo 1979). Diltheys Dberlegungen spielen demgegeniiber (in den Sozialwissenschaften) eine vergleichsweise untergeordnete Rolle, vgl. z. B. Rickman 1960 (auch seine mehr systematischen Dberlegungen in Id. 1967 sowie die im ganzen wohl etwas unkritisch geratene monographische Darstellung in Id. 1979; zu Diltheys hier relevanter Konzeption vgl. u. a. Rodi 1969,Johach 1974, Ineichen 1975, Anz 1982, Hufnagel 1982). 42 Munch 1957, S. 232. - Weitere Beispiele, die trotz zum Teil tiefgreifender Unterschiede die methodologische Unentbehrlichkeit des Verstehens in den Sozialwissenschaften betonen, sind u. a. Warriner 1969, Mokrzycki 1969 und 1970, sowie Leat 1972. 43 Mink 1966, S. 38. V gl. auch Braude 1966, S. 232: "Thus, verstehen is more than just an operation but a fundamental mental orientation toward action, if action is seen to consist of interaction of individuals-in-situations where alternatives for behavior are present within the environing social structure." " In der Bundesrepublik sind ausfUhrlichere Auseinandersetzungen mit der Argumentation Abels relativ selten, vgl. Kloten 1964, Habermas 1967, S. 61-66, ApeI1972, S. 39/40, Wimmer 1978, S. 20-30 und 48-58.
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unterschiedliche Relevanz fUr deren Methodologie besitzen. 45 Diese vier Beispie1e aus der reichhaltigen Literatur mogen zur Illustration der sozialwissenschaftlichen Kritik an der 'traditionellen Analyse' der Verstehensproblematik durch die Logischen Positivisten geniigen. 46 Wahrend diese sozialwissenschaftliche Kritik an der 'traditionellen Analyse' der Verstehensproblematik die Grenzen der Fachdisziplin kaum iiberstieg und Wissenschaftstheoretiker bis zu Beginn der siebziger Jahre selten zu Stellungnahmen veranlaBte, sah sich die Wissenschaftstheorie genotigt, sich mit einem anderen Angriff auf die 'traditionelle Analyse' eingehend zu beschaftigen. Das Ziel dieses Angriffs war die von den Logischen Positivisten vertretene Konzeption des 'methodologischen Naturalismus' und hier die These, daB der Anwendungsbereich der - auch als "covering law model" bezeichneten47 - Konzeption wissenschaftlicher Erklarung sich in gleicher Weise wie auf naturwissenschaftliche auch auf sozialwissenschaftliche und sogar aufhistorische Erklarungen erstrecke. 48 Die 4; VgI. Wax 1967. Auf diese Arbeit repliziert Abel 1967 (vgI. zu Abels Auffassung auch Id. 1970, S. 67-74). Abel hat schlieBlich in Id. 1975 noch einmal seine Auffassung im groBen und ganzen bekraftigt. 46 In den siebziger Jahren belebte sich die Auseinandersetzung mit den "interpretative sociologies" noch weiter. Dabei gewann die kontinentaleuropaische Hermeneutik-Konzeption - Heidegger, Gadamer, Apel, Habermas, Ricoeur u. a. - zunehmend an Beachtung. V gi. beispielsweise die Diskussion bei Giddens 1976 oder als Indikator die Auswahl von Aufsatzen in Sammelbanden, z. B. der von Dallmayr/McCarthy (eds.) 1977. 47 Diese Bezeichnung wurde von Wiliam Dray (vgI. Anm. 51) zur Charakterisierung des u. a. von Hempel entwickelten Schemas der Erklarung und seiner Dbertragung auf den Bereich historischer Erklarungen eingefUhrt. 48 VgI. Hempel 1942 und Hempel/Oppenheim 1948. Das "covering law model" wurde schnell rezipiert und der Analyse von Problemen historischer ErkJarungen zugrunde gelegt (vgI. z. B. White 1943). - Neben Hempels Arbeiten waren es insbesondere die Poppers (vgI. z. B. Id. 1952, Kap. 14, S. 320-47 , und Id. 1957), gegen die sich die Kritik richtete (vgI. z. B. Donagan 1964 mit einem eigenen Vorschlag, der u. a. bei Martin 1968 kritisiert wird). Hierbei ist indes zu beach ten, daB es bei Popper eine Reihe von Differenzierungen und Besonderheiten fUr den Bereich der Erklarung menschlicher Handlungen gibt, die Beriihrungspunkte mit Kritiken des "covering law model" aufweisen (vgI. z. B. Popper 1967 sowie Id. 1974, S. 1174-80). Zu Poppers "situational logic" und "rationality principle" vgI. u.a. die Erorterungen bei Leach 1968, Gombrich 1974, Koertge 1974 und 1975, Gliick/ Schmid 1977 sowie Schmid 1979a. Poppers "objektive Theorie des historischen Verstehens" zielt am direktesten aufProbleme des Textverstehens. Diese Theorie umfaBt - grob gesagt - zwei Bestandteile: (1) eine 'Methodologie' des Verstehens, die im wesentlichen wohl nicht aus einer Dbertragung von Poppers Wissenschaftsmethodologie auf das Problem des Textverstehens besteht. Poppers AusfUhrungen zu einer solchen 'Methodologie' sind recht vage und haben lediglich programmatischen Charakter. (2) eine Bedeutungskonzeption, deren Quellen sind: zum einen Poppers AusfUhrungen zur Konstituierung von Sinn in der Geschichte (vgI. hierzu u. a. Schupp 1975 und 1976, Wilkins 1978, dazu Wallace 1979 und Dray 1982), zum anderen seine Drei-Welten-Ontologie, insbesondere seine Charakterisierung von "Welt 3" (vgI. Popper 1968, 1970 und 1972a). Poppers Welt-3Konzeption ist haufig aufKritik gestoBen, vgI. Feyerabend 1975, Carr 1977, Currie 1978,
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Debatte urn diese These des 'methodologischen Naturalismus' nimmt bis in die jiingste Zeit den breitesten Raum in den Kontroversen urn die 'traditionelle Analyse' ein. Eine Vielzahl von Arbeiten diskutiert die Angemessenheit dieser These und entwickelt Grundziige alternativer Konzeptionen, die durchweg gleichfalls erhebliche Kritik erfahren. 49 Einige Arbeiten stellen einen mehr oder weniger expliziten Zusammenhang zur Verstehensproblematik her, indem sie als adaquate Alternative zum Erklaren im Rahmen des "covering law model" eine Konzeption vorschlagen, die der des Verstehens nahesteht.;o Eine der bekanntesten alteren Kontroversen urn die Adaquatheit des "covering law model" entziindete sich an William Drays 51 Konzeption einer 'rationalen Erkl:irung. '52 Seit Beginn der siebziger Jahre wird die Diskussion zunehmend von den provozierenden Thesen beherrscht, die Georg Henrik von Wright in seinem Buch "Explanation and Understanding"53 vertritt. 54 Die hier nur in sehr groben Ziigen charakterisierte Kritik an der 'traditionellen Analyse' der Logischen Positivisten hat fUr die Analyse der VerstehensproblemaCohen 1980 und die Kritik bei Keuth 1978, Kap. 6.2, gegen die Albert 1979, S. 583/84 einen Verteidigungsversuch unternimmt. Weitgehende Obereinstimmungen mit der Auffassung Poppers finden sich dagegen in der Kritik bei Klemke 1979. Jungst hat Farr 1983 eine Darstellung von "Popper's Hermeneutics" versucht, diejedoch eine Reihe entscheidender Fragen offen liiBt und die die vermeintliche Relevanz von Poppers Oberlegungen zur Losung von Problemen einer Hermeneutik nicht aufzuzeigen vermag. Die kritischen Stellungnahmen zu dieser Darstellung (vgl. King-Farlow/Cooper 1983, Apel 1983 und Settle 1983) sind flir eine systematische Erkundung von Poppers fragmentarischer Konzeption unergiebig. - Auf einige Ideen Poppers zur Hermeneutik wird bei Oevermann et al. 1979 zuruckgegriffen. 49 V gl. z. B. die in den folgenden Sammelbiinden abgedruckten Aufsiitze und Bibliographien zu "internationalen," "funktionalen," "teleologischen," "rationalen" oder "narratiYen ErkIarungen": Gardiner (ed.) 1959, Hook (ed.) 1963, Dray (ed.) 1966, Borger/Cioffi (eds.) 1970, Gardiner (ed.) 1974. - Zu kritischen Eriirterungen von Argumenten gegen das "covering law model" und die kausalistischen Konzeptionen der Erkliirung menschlicher Handlungen vgl. neben Macklin 1968/69 und 1969 oder Nordenfelt 1974 vor allem Beckermann 1977 und 1979. ;0 Vgl. z. B. Gallie 1964, dazu Arthur 1968; oder Walshs "colligation" (Id 1967a, S. 5963), von der Walsh spater hervorhebt, daB es sich dabei urn eine Art "interpretation" handelt (vgl. Walsh 1967b). Zu dieser Konzeption vgl. die Erorterungen bei Cepik 1969 sowie McCullagh 1978. 51 V gl. z. B. Dray 1957 und 1959. Eine Auseinandersetzung mit Gegenargumenten findet sich bei Dray 1963. Zu Drays Konzeption vgl. auch Id. 1964 und 1967. 52 Zur Kritik an Drays Konzeption vgl. z. B. Hempel 1965a, auch Id. 1962 sowie Id. 1972, S. 11-14 (vgl. auch Stegmuller1969, vor allem S. 379-85), weiterhin Leach 1966,J. R. Martin 1969, sowie Arbeiten in den in Anm. 49 zitierten Sammelbiinden. 53 von Wright 1971. 54 Neben einigen Aufsiitzen in Manninen/Tuomela (eds.) 1976 (eine Auswahl aus diesem Sammelband sowie zwei neue Beitriige enthiilt ApellManninen/Tuomela [Hrsg.] 1978) vgl. z.B. Stegmuller 1975, S. 103-47, insbesondere den Vorschlag zu einer Umdeutung S. 134 ff. , Well mer 1979, Apel 1979 und 1980 (zu Apels hier entwickelter Konzeption vgl. Connolly 1981), Schmid 1979b.
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tik im Bereich der Textwissenschaften nur einen sehr gering en Ertrag gebracht. 55 Fur diesen Sachverhalt lassen sich unseres Erachtens zwei Grunde angeben. Der erste Grund besteht in der haufig festzustellenden Disproportionalitat zwischen dem Aufwand, den Disziplinen oder Teildisziplinen der Sozial- oder Textwissenschaften bei der argumentativen Untermauerung ihres Anspruchs auf'methodologische Autonomie' betreiben und den eher bescheidenen Resultaten, die sie bei der KIarung und Ausarbeitung ihrer postulierten 'autonomen' Methodologie erzielen.;6 Der zweite Grund liegt darin, daB auch bei den vielversprechenden kritischen Arbeiten zur 'traditionellen Analyse' zumeist vollig ungeklart bleibt, welche Bedeutung sie fUr die Verstehensproblematik im Bereich der Textwissenschaften und insbesondere fUr die Textinterpretation besitzen. 57 Obwohl wir den Ertrag der Kritik an der 'traditionellen Analyse' eher kritisch beurteilen, mochten wir unsere Einschatzung bekraftigen, daB die 'traditionelle Analyse' in ihren entscheidenden Elementen unzuIanglich ist. Auf diese Unzulanglichkeit hat z. B. Yeshoshua Bar-Hillel wiederholt mit Nachdruck hingewiesen, ohne dabei jedoch den Zusammenhang mit der 'traditionellen Analyse' kenntlich zu machen. Bar-Hillel bezeichnet es als einen "scandal of modern philosophy," daB die Philo sophie bislang keine Losung fUr das Problem der "evaluation of arguments presented in naturallanguage"S8 vorgelegt hat. 59 Bei dieser Beurteilung steht man nach Bar-Hillel vor folgender Wahl: 55 Zudem werden derartige Debatten selbst von theoretisch ambitionierten Literaturwissenschaftlern (nicht nur in der Bundesrepublik) noch immer allenfalls am Rande notiert. So behauptete beispielsweise Reinhold Viehoffnoch vor kurzem (Viehoff1981, S. 13/14), daB das 'covering law model' "nahezu allgemein als eine Grundlage des empirischen Forschungsprozesses angesehen" wird. 56 Eines von vielen Beispielen: Strasser 1971, vgl. dazu die knapp en, aber treffenden Bemerkungen bei Vetter 1971. - Hiufig erschopfen sich die Argumente fUr den methodologischen Autonomieanspruch bestimmter Disziplinen in der Abwehr von Universalanspriichen 'naturwissenschaftlicher' Methodologien. Ihre zur Untermauerung eines methodologischen Autonomieanspruchs konstitutive Kraft gewinnen diese Argumente zumeist .lllein durch die Unterstellung, die kritisierte 'naturwissenschaftliche' Methodologie sei der adaquate Ausdruck naturwissenschaftlichen Forschens. Stellt sich diese Unterstellung im Laufe der Zeit als irrig heraus, so ist mit diesen Argumenten lediglich der Universalanspruch einer bestimmten Methodologie zuriickgewiesen, nicht aber ein Argument zur Begriindung eines methodologischen Autonomieanspruchs gefunden. Zu einigen Hinweisen auf solche Argumentationen vgl. u. a. Meurers 1936, Keat 1971, Hesse 1972, Feyerabend 1973, S. 104, Anm. 47a, Giedymin 1975, S. 282-92, Bhaskar 1978, Knorr-Cetina 1981. 57 Diese Bedeutung ist auch im nachhinein nicht leicht zu klaren, da die vorgelegten Vorschlage haufig nicht detailliert genug ausgearbeitet werden, urn erfolgreiche Obertragungen auf die Textwissenschaften zu stimulieren. Vgl. z. B. den Vorschlag bei Scriven 1969 und die Kritik bei Van Evra 1970171 (daraufrepliziert Scriven 1970171). Zum Stand der Ausarbeitung solcher Vorschlage vgl. auch das Urteil bei Bourgeois 1976. 58 Bar-Hillel 1968, S. 202. 59 Zur Erorterung dieser Frage vgl. auch die Beitrage eines Symposiums, zu dem BarHillel eingeladen hatte, in Staal (ed.) 1969.
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[... J to apply formallogic either to the sentences of naturallanguage 'as is', or to sentences in one of the constructed language systems that 'correspond' (in a sense that has yet to be clarified) to the sentences that occured in the original argument. (jJ
Die erste 'direkte' Methode ist nach Bar-Hillels Meinung fUr die Evaluation von Argumenten in natiirlichen Sprachen von nur sehr eingeschrankter Brauchbarkeit. 61 Nach der zweiten, 'indirekten' Methode ist die in natiirlicher Sprache formulierte urspriingliche Argumentation zu iibertragen in "some normalized, sterilized, regimented systematized language. "62 An dies em Obertragungsproblem entziinden sich fUr Bar-Hillel "three formidable questions": (a) What is the exact nature of that language system [... ]? (b) What is the exact nature of that formal logic [... J? (c) What is the theory that guides us in performing this fateful transition from utterances of sentences of natural language to statements?63
Die Pointe fUr eine Kritik an der 'traditionellen Analyse' liefert Bar-Hillels dritte Frage: sie richtet sich sowohl auf das Problem einer bedeutungserhaltenden Obertragung als auch auf die 'richtige' Ermittlung, das 'richtige' Verstehen der Bedeutung der AuBerung in natiirlicher Sprache. 64 Den Beitrag, den die 'traditionelle Analyse' der Logischen Positivisten zur Erhellung der Verstehensproblematik liefert, schmalern un seres Erachtens bereits drei interne Mangel. (1) Die Beschrankung der Analyse der Verstehensproblematik auf den Bereich der Sozial- und Geschichtswissenschaften erweckt Zweifel, ob die Ergebnisse dieser Analyse auf das Problem des Verstehens von Texten - insbesondere von Bar-Hillel 1970a, S. 213. Bar-Hillel hat hierbei den Ansatz von Richard Montague im Auge (vgl. z. B. Montague/Schnelle 1972). Dabei soli es sich selbstverstandlich nur urn eine vorJaufige, neuen Entwicklungen nicht vorausgreifende Einschatzung der Erfolgsaussichten der 'direkten' Methode sein. Diese Einschatzung ware demnach z. B. auch an der jiingst initiierten 'spieltheoretischen' Semantik zu iiberpriifen (vgl. zu den ersten Versuchen Hintikka 1976, die einfUhrende Darstellung bei Saarinen 1977 sowie die spezielleren Beitrage in Saarinen [ed.JI979; erste kritische Bemerkungen zu diesem Ansatz finden sich z. B. bei Tichy 1980). 62 Bar-Hillel 1970a, S. 213. 63 Bar-Hillel 1970a, ebd. - Es gibt eine Reihe von Kritiken an der 'formalen Logik' hinsichtlich ihrer Brauchbarkeit fUr Argumentationen in natiirlichen Sprachen, die mehr oder weniger explizit auf dieses Dbersetzungsproblem abzielen. Vgl. mit unterschiedlichen Argumenten und Konsequenzen z. B. Perelman/Olbrechts-Tyteca 1958, Toulmin 1958 oder Scriven 1976. Die konstruktiven Vorschlage, die diese Kritiken gelegentlich begleiten, sind nicht unwidersprochen geblieben (als Beispiel vgl. zu Toulmins Konzeption u. a. Presley 1959, Castaneda 1960 oder Cowan 1964). 64 Fiir die Verstehensproblematik in den Textwissenschaften ist die Situationsbeschreibung durchaus iibertragbar, die Bar-Hillel am Ende seines Aufsatzes liefert (Id. 1970a, S. 217): "One feels as ifphilosophers and logicians have come to a silent agreement to the effect that the questions of the transition from an natural language to a regimented one is either too trivial to deserve their attention or too difficult to be soluble in a rational way [... ]. " (jJ
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literarischen Texten - iibertragbar sind. Diese Zweifel konnen erst durch bislang fehlende - Untersuchungen ausgeraumt werden, die die Obertragbarkeit untersuchen und gegebenenfalls begriinden. (2) Die Identifizierung des Verstehens mit 'EinfUhlen,' 'Nacherleben' etc. erweckt Zweifel, ob eine Problemanalyse, deren Ergebnis diese Identifikation ist, geniigend Differenzierung besitzt, urn die Vielfalt sehr unterschiedlicher Verstehenskonzeptionen in den Sozial-, Geschichts- und Textwissenschaften zu beriicksichtigen. 65 .Beide Zweifel sind gegeniiber wissenschaftstheoretischen Untersuchungen zur Verstehensproblematik nur allzu berechtigt, die beispielsweise Wilhelm Diltheys und Max Webers Konzeptionen des Verstehens umstandslos miteinander identifizieren, ohne irgendweIche Griinde dafUr anzugeben, weshalb sie bestehende Unterschiede zwischen dies en Konzeptionen fUr irrelevant halten. 66 DaB im Bereich der Textwissenschaften detaillierte Auseinandersetzungen mit der 'traditionellen Analyse' unterblieben sind, ist nicht allzu erstaunlich, da ihr fUr diesen Bereich nur allzu leicht eine verfehlte oder zu undifferenzierte Analyse der Verstehensproblematik vorgeworfen werden kann. 67 (3) Das Verstehen wird als ein rein heuristischer Vorgang gedeutet, ohne daB erkIart wird, ob heuristischen Vorgangen nicht auch analysierbare methodische Strukturen zugrundeliegen konnen. Ohne eine soIche KIarung aber kann nicht ausgeschlossen werden, daB moglicherweise selbst das als 'Heuristik' zu deutende Verstehen eine methodische Struktur besitzt. 68 Wir werden uns in der folgenden Kritik der 'traditionellen Analyse' auf den dritten Einwand beschranken, weil nur von ihm aus die Behauptung der Logischen Positivisten zu bestreiten ist, daB das Verstehen ein letztlich nicht eirimal partiell rationalisierbarer V organg sei. Den Hintergrund fUr die Deutung des Verstehens als eines rein heuristischen Vorgangs bildete fUr die Logischen Positivisten die Unterscheidung von Entdeckungs- und Begriindungszusammenhang. Mit dieser Unterscheidung werden - unabhangig davon, ob sie als Sukzessions-69 oder als SchichtenmodelFo aufgefaBt wird - vor allem zwei Annahmen verkniipft: Vgl. z. B. Wimmer 1978, S. 214-16. Vgl. hierzu kritisch z. B. Prewo 1979, S. 153-221 (vgl. auch Huff 1981/82 und Steinvorth 1982). Von einer solchen Kritik sind jedoch nicht nur 'Wissenschaftstheoretiker' betroffen, wie man an Wanstrat 1950 (vgl. auch Ead. 1949) sehen kann. 67 Selbstverstandlich ist ein SchluB von einer mangelhaften Problemdetektion auf eine mangelhafte Problemlosung als ein 'non sequitur' anzusehen. 68 Die Deutung des Verstehens als 'irrationaler,' nicht analysierbarer Vorgang hat auch in die Literaturwissenschaft Eingang gefunden (vgl. als eines von vielen Beispielen Groeben 1972). 69 Das Sukzessions-Modell dichotomisiert 'horizontal': die Phase der Entdeckung fUhrt zur Formulierung (z. B.) einer Theorie; die Phase der Begriindung setzt mit der formulierten Theorie ein. Ein Beispiel fUr dieses weitverbreitete Modell ist Popper 1935, S. 6. 70 Das Ebenen-Modell dichotomisiert 'vertikal': zum Begriindungszusammenhang ge65 66
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zum einen die Annahme der Geltungsirrelevanz, die besagt, daB all das, was sich im Entdeckungszusammenhang z. B. einer Theorie oder Problemlosung abspielt, fUr die Geltungspriifung (Evaluation) keine Beriicksichtigung erfahren soIl; zum zweiten die Annahme der Nichtrationalisierbarkeit, die besagt, daB die Vorgange im Entdeckungszusammenhang im Gegensatz zu denen im Begriindungszusammenhang nicht rationalisierbar bzw. nicht logisch analysierbar sind.71 N ach Auffassung der Logischen Positivisten ist das Verstehen nur fUr den Entdeckungszusammenhang von Bedeutung und damit weder geltungsrelevant noch rationalisierbar bzw. logisch analysierbar. Diese beiden Annahmen, die der Unterscheidung von Entdeckungs- und Begriindungszusammenhang zugrundeliegen, sind jedoch in der jiingeren wissenschaftstheoretischen Diskussion heftig umstritten;72 einige Hinweise zu dieser Diskussion miissen im vorliegenden Zusammenhang geniigen. 73 Seit Beginn der ftinfziger Jahre lassen sich, von der "scientific community" der Wissenschaftstheoretiker kaum bemerkt, zwei Entwicklungen feststellen, die zu einer Problematisierung der Annahme gefUhrt haben, der Entdeckungszusammenhang sei nicht rationalisierbar. Es handelt sich zum einen um die schnell anwachsende Beschaftigung mit Computersimulationen von Problemlosungsprozessen,74 zum anderen um die - teilweise alte Traditionen aufgreifende - Beschaftigung mit Problemlosungsstrategien in der Mathematik. 75 Norwood Russell Hansons unermiidliches Eintreten fUr eine "logic of discovery" in Anlehnung an Peirces Konzeption der "Abduktion" leitete dann hart genau das, was sich von den vorliegenden Beziehungen einer Theorie rationalisieren bzw. logisch rekonstruieren laBt. Beispiel fUr dieses Modell ist Reichenbach 1938, S. 6/7, auch Id. 1951, S. 259/60. 71 Die gewahlte Formulierung der beiden Annahmen soli in etwa den Status anzeigen, der ihnen zumeist zugedacht war: die Annahme der Nichtrationalisierbarkeit als eine empirische, bzw. beim Ebenen-Modell als eine definitorische Annahme; die Annahme der Geltungsirrelevanz als eine (methodologische) Norm. Auf die naheren Hintergrunde dieser beiden Annahmen brauchen wir hier nicht einzugehen. 72 Das wohl wichtigste (indirekte) Argument fUr die Akzeptation der Geltungsirrelevanz und der Nichtrationalisierbarkeit war die kompromiBlose Kritik an der Induktion als eines wissenschaftlichen Auffindungsverfahrens, die eine bereits im 19. Jahrhundert angelegte Entwicklung zu einem Hahepunkt brachte. Vgl. mit ganz ahnlichen Argumenten Kraft 1925 (Krafts Argumente lassen sich auch in der erweiterten und umgestalteten Neuauflage Kraft 1973 wiederfinden), Feig11934a, Popper 1935. 73 Obwohl die Dichotomisierung des Sukzessions- und Ebenen-Modells nicht koextensiv ist, wurde sie von den Vertretern dieser Modelle als empirisch koextensiv betrachtet, so daB in der Rezeption zumeist die theoretische Unterschiede beider Modelle ubersehen wurden. Die im folgenden beschriebene Entwicklung zur Modifikation der Annahme der Nichtrationalisierbarkeit trifft im Kern allein das Sukzessions-Modell, nicht hingegen das Ebenen-Modell. Es hat sich im Verlauf dieser Entwicklung auch gezeigt, daB die stillschweigende Annahme, beide Modelle seien empirisch koextensiv, nicht richtig ist. 74 V gl. z. B. die Darstellung der Ergebnisse einer langanhaltenden Zusammenarbeit auf dies em Gebiet bei Newell/Simon 1972. 75 V gl. z. B. P6lya 1945 sowie 1954.
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auch in der Wissenschaftstheorie eine, wenngleich zunachst recht vorsichtige, Wiederaufnahme der Diskussion iiber die Nichtrationalisierbarkeit des Entdekkungszusammenhangs ein.76 Seit Ende der siebziger Jahre gehort diese Diskussion zu den dominierenden wissenschaftstheoretischen Themen. 77 Obwohl die Diskussion noch am Anfang steht und, soweit wir sehen, bislang keine Auswirkung auf die Analyse der Verstehensproblematik gehabt hat, scheint mit ihr die Moglichkeit dafUr eroffnet zu sein, daB eines der entscheidenden Elemente der 'tradition ellen Analyse' einer folgenreichen zumindest 'intemen' Kritik und Korrektur unterzogen wird. Wird namlich die starre Dichotomie zwischen Entdekkungs- und Begriindungszusammenhang aufgelockert, dann besteht eventuell auch die Moglichkeit, das Verstehen als einen partiell regelgeleiteten ProzeB aufzufassen. 78 In diese Richtung zielte ein Vorschlag von Hans Albert aus dem Jahre 1970, der die Hermeneutik als eine "technologische Disziplin iiblicher Art"" aufgefaBt wissen wollte - ein Vorschlag, der dem Verstehen zumindest in einem gewissen Umfang eine methodische Struktur und logische Analysierbarkeit eindumt. Da Alberts Vorschlag jedoch noch nicht einmal ansatzweise realisiert worden ist - wozu sich die Analyse einer 'klassischen' Hermeneutik wie der Schleiermachers z. B. anbieten wiirde - laBt sich gegenwartig nicht beurteilen, welche Erfolgsaussichten ein derartiger V orschlag hat. 80 In den siebziger Jahren findet sich - neben dem Vorschlag Alberts - eine ganze Reihe von Ansatzen zur Analyse der Verstehensproblematik in den Textwissenschaften, die nicht nur zu einer Differenzierung oder Korrektur der beiden ersten, die Problemsicht der 'traditionellen Analyse' betreffenden Elemente fUhren, sondem auch zu einer Korrektur bzw. Differenzierung des dritten Elements, der Problemlosung. Einige dieser Ansatze scheinen, beabsichtigt oder unbeabsich76 Vgl. z.B. Hanson 1961 oder 1965. - Zu einer kritischen Untersuchung von Peirces Abduktionskonzeption vgl. Danneberg 1984. 77 Vgl. die reprasentativen Sammelbande von Nickles (ed.) 1980a und 1980b oder auch von Grmek/Cohen/Cimino (eds.) 1980. 78 Zu unterschiedlichen Abschwachungen der Dichotomie von Entdeckungs- und Begriindungszusammenhang im Hinblick auf die Rationalisierbarkeitsannahme vgl. u. a. Achinstein 1970, Gutting 1972173, Schaffner 1974, Kordig 1978. 79 Albert 1970, S. 11. Vgl. auchAlbert 1971a, 1971b, S. 120-23, und 1972, S. 15/16. 80 Albert hat in spateren Arbeiten immer wieder Hermeneutik und Technologie in Zusammenhang gebracht, ohne jedoch zu einer Realisierung oder Oberpriifung der Fruchtbarkeit dieser Idee gekommen zu sein (vgl. z. B. Albert 1978a, S. 76, oder Id. 1978b, S. 2371 38). Die bisherige Auseinandersetzung mit dies em Vorschlag Alberts scheint uns wenig befriedigend veri aufen zu sein: sie war entweder wenig schlagkraftig und erhellend - wie z.B. bei Hufnagel 1976, S. 149-56, oder Baumgardt-Thome 1978, S. 60-63 - oder sie miBachtete weitgehend den Problemkontext - wie z. B. bei Nassen 1979, S. 123/24. Wir konnen an dieser Stelle nicht auf unsere Bedenken gegen die Angemessenheit und ZweckmaBigkeit, Hermeneutiken als Technologien "iiblicher Art" aufzufassen und zu rekonstruieren, eingehen (zu einer knappen Erorterung moglicher Unterschiede von Methodologien und Technologien vgl. Radnitzky 1980, S. 47/48).
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tigt, an eine Tradition anzukniipfen, in der die Hermeneutik als Verstehenslehre noch Bestandteil der 'Logik' war. 81 Unseren Riickblick auf den Beitrag der Wissenschaftstheorie zur KEirung der Verstehensproblematik werden wir mit der Er6rterung der wichtigsten dieser Ansatze abschlieBen, die wir in der Reihenfolge der zunehmenden Relevanz fUr die in den Textwissenschaften bei der Interpretation auftretenden spezifischen Probleme diskutieren werden. Die geringste Bedeutung messen wir den Ansatzen zu, die darauf verzichten, die in den Textwissenschaften auftretenden Verstehensprobleme z. B. in der hermeneutischen Theoriebildung oder in der Interpretationspraxis zu analysieren, sondern stattdessen den Textwissenschaften die Normen der 'modernen Wissenschaftstheorie' oder einer ihrer 'Schulen' verordnen82 - offensichtlich in der Annahme, daB damit aIle Probleme des Verstehens in den Textwissenschaften 16sbar seien und eine wissenschaftstheoretisch akzeptable Methodologie des Verstehens sich von selbst einstellen werde. 83 Nicht untypisch fUr eine groBe Anzahl neuerer wissenschaftstheoretischer Untersuchungen, die die 'traditionelle Analyse' der Verstehensproblematik teilweise korrigieren, ist Giinther Patzigs Abhandlung "Erklaren und Verstehen. "84 Patzig unterscheidet u. a. zwischen "einfUhlendem Verstehen" und "Ausdrucksverstehen," d. h. des sprachlichen Ausdrucks eines bestimmten Sinns. 851m Riickgriff auf die Argumentation Abels und Zilsels beurteilt Patzig das 'einfUhlende Verstehen' vornehmlich als "heuristisches Prinzip. "86 Zum. Problem des Ausdrucksverstehens er6rtert und kritisiert Patzig einige Argumente von Gadamer und Habermas, die seiner Ansicht nach die "M6glichkeit einer wissenschaftlichen, d. h. unter der Idee der Wahrheit stehender, objektiver Nachpriifung fahiger, Diskussion hermeneutischer Thesen und Resultate" gefahrden. 87 Was Patzigs 81 V gl. die Bemerkung bei Geldsetzer 1972, S. 117/18. "Logik" wird hier in einem weiteren Sinne verstanden, z. B. so wie bei den Ausdriicken "Logik der Forschung" oder "Forschungslogik." Zu einigen historischen Aspekten der Verbindung von Logik und Hermeneutik vgl. Geldsetzer 1965, 1969 und 1984, Beetz 1981 sowieJaeger 1974 (dazu Gadamer 1976a und 1976b). Dabei spielt - worauf nur selten hingewiesen wird - die verzweigte Tradition von Analyse und Synthese, die als Bestandteil der Methoden- oder Beweislehre u. a. in den herkommlichen Logiken behandelt wurde, bis hin zu Friedrich Asts Erorterung des sog. hermeneutischen Zirkels (vgl. Ast 1808, § 75, S. 172) eine wichtige, noch naher zu untersuchende Rolle. 82 Vgl. z. B. Ihwe 1971, S. 97, auch Id. 1972, S. 18 (zu Ihwes spaterer Auffassung vgl. Id. 1976, 1977 und 1980). 83 Diese Hoffnung hat nicht nur getrogen, sondern auch zu einer Diskreditierung wissenschaftstheoretischer Klarungsversuche der Verstehensproblematik in den Textwissenschaften geftihrt. Vgl. zu einer Kritik z. B. Zimmermann 1974, S. 297-309; auch Dannebergl Miiller 1979, S. 164-69 und 178-80. 84 Patzig 1973. 85 Patzig 1973, S. 401. 86 Vgl. Patzig 1973, S. 402-04. 87 Patzig 1973, S. 405.
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Abhandlung fUr eine Reihe neuerer wissenschaftstheoretischer Untersuchungen zur Verstehensproblematik als typisch erscheinen liiBt, ist die Tatsache, daB sie auch den bescheidensten Hinweis darauf schuldig bleibt, auf welche Art und Weise, unter welchen Annahmen und Voraussetzungen eine 'objektive Nachpriifung hermeneutischer Thesen und Resultate' denn vor sich gehen kann. 88 Da bei Patzigjeder explizite Hinweis auf diese Problematik fehlt, liiBt sich nur vermuten, daB er von einer weitreichenden Obereinstimmung zwischen dem ProzeB der 'Nachpriifung hermeneutischer Thesen und Resultate' und der 'Nachpriifung' in anderen Disziplinen ausgeht. 89 Der Oberpriifung dieser hiiufig auftauchenden stillschweigenden Annahme ist Gerhard Freys Vergleich von "hermeneutischer" und "hypothetisch-deduktiver Methode" gewidmet. 90 Nach Freys Vergleich sind beide Methoden "hypothetisch" und fUhren zu nachpriifbaren Resultaten.91 Die Schwachen der Untersu88 Ahnlich inexplizite AusfUhrungen sind bei wissenschaftstheoretischen Erorterungen der Verstehensproblematik nicht selten. So findet sich bei Essler 1972, S. 109, von einer Philip pika gegen die wissenschaftstheoretisch unwissenden, sich mit Vagheiten begniigenden Geisteswissenschaftler vorbereitet, eine Bestimmung des Verstehens eines "Werkes der Kultur," das "in der Angabe der Interpretation oder der Interpretationen, die der Autor dieses Werkes (bewullt oder unbewullt) intendiert hat," besteht. Diese Bestimmung enthalt mehrere Unklarheiten, die von Essler nicht behoben werden: (1) die Bestimmung geht ohne Begriindung von einer intentionalistischen Bedeutungskonzeption fUr die Interpretation von (literarischen) Texten aus. Weder wird der Intentionsbegriff geklart noch wird der Ausschlull alternativer Bedeutungskonzeptionen thematisiert. (2) die Bestimmung ist unklar, da bei ihr nicht zwischen einer intendierten Interpretation und der intendierten Bedeutung eines Werkes unterschieden wird. Die ermittelte, vom Autor intendierte Interpretation braucht keineswegs mit der vom Autor intendierten Bedeutung iibereinzustimmen. Sicherlich konnte man dafUr zu argumentieren versuchen, dall die vom Autor intendierte Bedeutung als eine intendierte Interpretation aufzufassen ist, nur sollte man das dann auch tun. SchliellIich (3) bezieht sich die Bestimmung auch auf "unbewullte" Intentionen, ohne dall dieser keineswegs unproblematische Begriff eine Aufklarung erfihrt. Gegeniiber dieser Bestimmung Esslers erscheinen einschlagige literaturwissenschaftliche Arbeiten zum Teil geradezu als elaboriert und problembewullt (vgI. die Hinweise bei Danneberg/MiilIer 1983), und zumindest der dritte Kritikpunkt ist nicht nur im Rahmen starker literaturwissenschaftlich orientierter Arbeiten erortert worden. Fiir einen Anfang der Erorterung "unbewullter Intentionen" vgI. Z. B. Siegler 1967 (dazu Shope 1970), Olson 1969, Hamlyn 1971, zudem Gustafson 1973 und 1974. 89 Ganz ahnlich Z. B. auch bei Sachsse 1971, S. 260-64. 90 VgI. Frey 1970a sowie 1970b, vor allem S. 65-76. 91 Einen entscheidenden Unterschied zwischen beiden "Methoden" sieht Frey 1970a, S. 40, darin, dall nach der "hypothetisch-deduktiven Methode" eine Entscheidung zwischen konkurrierenden "Theorien zumindest prinzipiell immer moglich ist," wohingegen bei der "hermeneutischen Methode" eine solehe Entscheidung zwischen Interpretationen aufgrund z. B. der erschopften 'Daten' unmoglich sein kann. Wahrend Freys Annahme iiber die Grenze der Entscheidbarkeit von Interpretationen davon abhangt, wie die Entscheidungsinstanzen bestimmt werden, ist seine Annahme iiber die prinzipieIIe Entscheidbarkeit von Theorien zumindest umstritten: hinzuweisen ware hier zum einen auf die viel diskutierte Duhem-Quine- These (vgI. hierzu die Auswahl einer Anzahl einschlagiger Arbeiten in Har-
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chung Freys liegen in der Bestimmung der verbindlichen Regeln "jeder hermeneutischen Methode," die die Nachpriifbarkeit der Ergebnisse hermeneutischen Verstehens gewahrleisten sollen. 92 Frey ftihrt diese Regeln nicht nur ohne eine Begriindung ein, die einen V orzug der von ihm ausgewahlten 'hermeneutischen Regeln' gegeniiber moglichen anderen zeigen konnte, er formuliert diese Regeln auch zu vage, als daB sie die angestrebte Oberpriifung effektiv anleiten konnten. So beruht die erste Regel, die Frey anfuhrt, beispielsweise auf dem Grundsatz "sensus non est inferendus sed efferendus. 93 Der Gehalt schon dieser Regel ist auBerordentlich unklar, zeigt doch bereits ein Blick in die Geschichte der Hermeneutik nach Matthias Flacius Illyricus (1525-1575), daB die Forderung, der Text miisse aus sich selbst heraus verstanden werden, weder unbestritten noch konkurrenzlos ist - iiberdies wurde der Sinn dieses Grundsatzes in verschiedenen Hermeneutiken keineswegs gleich verstanden. 94 Eine noch weitergehende Obereinstimmung zwischen hermeneutischer und hypothetisch-deduktiver Methode als Gerhard Frey stellt Dagfinn F0llesdal in seiner Untersuchung "Hermeneutics and the hypothetico-deductive method" fest. 95 N ach F01lesdal namlich ist die hermeneutische Methode nichts anderes als ding [ed.] 1976 und als neueren Liisungsvorschlag vgl. z. B. Glymour 1980, Kap. 5), zum anderen auf Quines heftig umstrittene Unterbestimmtheitsthese (vgl. Quine 1970, kritisch hierzu z. B. English 1973 und vor allem Wilson 1980, wohlwollender in seinem Urteil ist z. B. Newton-Smith 1978; die hier angefUhrten Aufsatze lassen indes durchweg Quines abwagendere AusfUhrungen in Id. 1975 unberticksichtigt, vgl. hierzu Harman 1979). - Auf der anderen Seite hat die ebenfalls von Quine stammende These der Obersetzungsbestimmtheit ("indeterminacy thesis"), die nach Quines Auffassung noch tiber die Unbestimmtheit von Theorien hinausgeht, zu einer Vielzahl von Vermutungen tiber bestimmte Besonderheiten oder Probleme interpretierender Wissenschaften AniaB gegeben, vgl. z. B. Schuldenfrei 1972 oder Pinkard 1976, der sich dabei mit Taylors Hermeneutik-Konzeption auseinandersetzt (Taylor 1971), dazu die Kritik bei Feleppa 1981, vgl. auch Hookway 1978. Eine angemessene Eriirterung der Relevanz dieser These fUr die interpretierenden Wissenschaften ist hier nicht miiglich. Eine solche Eriirterung mtiBte zu klaren versuchen, was genau aus dieser These fUr die interpretierenden Wissenschaften folgt und unter welchen Annahmen ihre Voraussetzungen geteilt werden kiinnen (vgl. hierzu z. B. Landesman 1970, Beatty 1974, Boorse 1975, dazu Meyers 1978, Bradley 1976), ob die Annahme berechtigt ist, daB diese These tiber die These der Unterbestimmtheit von Theorien hinausgeht (vgl. hierzu z. B. Rorty 1972, F0llesdal 1973, Gradner 1973174, dazu auch Roth 1978) und schlieBlich inwieweit sich diese These angesichts der Modifikationen in Quine 1975 verteidigen laBt (vgl. z. B. Kirk 1977 und Bradley 1978). 92 Vgl. Frey 1970a, S. 31/32, sowie Id. 1970b, S. 68--70. 93 Frey verweist bei dies em Grundsatz ohne nahere Angabe auf Betti 1967 (vgl. in der Tat vor allem S. 65 und S. 21Er-19). 93 Frey hat sich in spateren Arbeiten - Frey 1975 und 1979) - wiederholt mit Problemen der Interpretation auseinandergesetzt. Jedoch ist dabei - vgl. Frey 1982 - weniger von "hermeneutischen Regeln" o. dgl. die Rede als vielmehr von "schiipferischen" und "konstruktiven" Interpretationen unter Rtickgriff auf Roman Ingardens Deutung der Interpretation als "Konkretisierung." 9; Vgl. F0llesda11979; auch Id. 1981, S. 15Er-58.
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"the hypothetico-deductive method applied to meaningful material (i. e. to texts, works of art, actions etc.). "96 Diese Behauptung stiitzt FI211lesdal auf die Untersuchung eines Interpretationsbeispiels97 und auf die Diskussion theoretischer Argumente, die gegen die Obereinstimmung von hermeneutischer und hypothetischdeduktiver Methode gerichtet sind. 98 Unterschiede zwischen dies en beiden Metho den beziehen sich nach F0llesdal allein auf die Anwendung der hypothetischdeduktiven Methode im Bereich der "natural sciences" einerseits und der "humanities and social sciences" andererseits. Anhand von F0llesdals Bestimmung zweier solcher Unterschiede wollen wir nun die beiden Probleme charakterisieren, die unseres Erachtens ftir eine Methodologie des Verstehens von entscheidender Bedeutung sind. Ein erster, wohl eher gradueller Unterschied betrifft nach F0llesdal den sogenannten 'hermeneutischen Zirkel' als Zirkel von Teil und Ganzem. Danach solI die Richtigkeit der Interpretation eines literarischen Werks von der Richtigkeit der Interpretation seiner Teile abhangen - und vice versa. F0llesdal beschreibt diesen ProzeB lediglich als eine Art Wechselspiel, das schlieBlich in einem "reflective equilibrium" endet. 99 Eine solche Beschreibung allein vermag allerdings, so meinen wir, nicht das Problem zu losen, das in den Textwissenschaften bei der Interpretation mit dem hermeneutischen Zirkel verkniipft ist. Dieses erste Problem beinhaltet die Frage, wann eine hinreichende Unabhangigkeit zwischen der Interpretation des gesamten literarischen Werks und der Interpretation von einzelnen Werkteilen besteht, so daB die Moglichkeit einer Korrektur der Interpretationsergebnisse gewahrleistet ist. Eine Antwort auf diese Frage wird nur moglich sein, wenn die Voraussetzungen fUr die Korrigierbarkeit von Interpretationen untersucht werden. 100 F011esdaI1979, S. 320. Vgl. F011esda11979, S. 322-28. 98 V gl. F011esdaI1979, S. 328-31. 99 F011esdal 1979, S. 232. F011esdal iibernimmt dies en Begriff von Rawls 1971. Rawls AusfUhrungen zum "reflective equilibrium" (vgl. Id. 1971, z. B. S. 48-51) sind im Hinblick auf das hier erorterte Problem F011esdals indes nicht erhellender als die AusfUhrungen bei F011esdal selbst. Eine Weiterentwicklung hat Rawls Vorschlag bei Daniels 1979 gefunden; aber selbst diese Weiterentwicklung ist fUr das hier anstehende Problem kaum ergiebiger. 100 Die erforderlichen Voraussetzungen konnen durchaus von verschiedenen VorschIagen erfUllt werden. Mit Hilfe weiterer Adaquatheitsbedingungen lieBen sich diese verschiedenen Vorschlage weiter untersuchen und gegebenenfalls bewerten (vgl. dazu Dannebergl Miiller 1980). So vermag beispielsweise das von Norbert Groeben entwickelte Programm einer "Rezeptionsforschung" vermutlich die Minimalvoraussetzung fUr eine Vermeidung des 'Zirkel-Problems' zu erfUllen (vgl. z. B. Groeben 1972, 1976, 1977, 1980, 1982 und 1983 sowie WolfflGroeben 1981); dieses Programm erfUllt jedoch z. B. nicht eine zusatzliche Adaquatheitsbedingung, nach der bestimmte Problemstellungen der 'traditionellen' Textinterpretation zugleich zu konservieren sind (konservativer gegeniiber 'traditionellen' Problemen der Textinterpretationen versucht die Konzeption von Gerhard Pasternack zu sein, vgl. Id. 1979, auch Id 1983). Eine solche zusatzliche Adaquatheitsbedingung muB natiirlich nicht akzeptiert werden (zu einem Versuch, ftir die Ablehnung einer derartigen Adaquatheitsbedingung zu werben, vgl. z. B. Finke 1982, Kap. I). - Ein Losungsvorschlag im 96 97
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Ein zweiter, wohl wichtigerer Unterschied zwischen den Anwendungsgebieten der hypothetisch-deduktiven und der hermeneutischen Methode besteht darin, daB, wie F011esdal schreibt, "nature is inexhaustible," wahrend ein literarischer Text eine "finite collection of data"'01 darstelle. Diese Auffassung bildet die Grundlage von F011esdals Beschreibung des Problems der Evaluation von Textinterpretationen: When one interprets a novel or a poem, the full text is usually there, and every interpretation that is fairly carefully worked out, will fit in with the data, since this is a requirement for any acceptable interpretation. All one can do in order to sort the good interpretations from the poor ones is then, [... J to use criteria of simplicity, comprehensiveness, etc. '02 Diese Beschreibung des Evaluationsproblems beruht nun offensichtlich auf der Annahme, daB ein literarischer Text eine festliegende und festumrissene Datenmenge darstellt, die fUr aIle Interpreten identisch ist und vollsdindig ausgeschopft sein kann. Diese Annahme aber fUhrt zu einem unzulassig homogenisierten Bild der Interpretationspraxis und verwischt so letztlich das zweite entscheidende wissenschaftstheoretische Problem einer Methodologie des Verstehens. 103 Eine Untersuchung der Interpretationspraxis und der sie anleitenden Formen von 'Theoriebildung' in den Textwissenschaften zeigt, daB man es nicht allein - und vielleicht auch nicht in erster Linie - mit einer Vielzahl unterschiedlicher, gegebenenfalls konkurrierender, injedem Fall aber vergleichbarer Textinterpretationen zu tun hat, sondern dariiber hinaus mit einer Vielzahl unterschiedlicher, mitunter konkurrierender, aber nicht ohne weiteres vergleichbarer Bedeutungs- und InterRahmen der vornehmlich vonJoseph Sneed und Wolfgang Stegmuller vertretenen "strukturalistischen" Theoriekonzeption hat Heide Gottner angedeutet. Bei ihren Rekonstruktionsversuchen hat sie diesem Problem jedoch nur geringe Aufmerksamkeit geschenkt (vgl. ihre Hinweise auf das 'Zirkel-Problem' und auf die" M/N- Theorien" bei Ead. 1975, S. 10103, 1976a, S. 15-17, 1976b, S. 53-55,1979, S. 113-16, sowie Gottner/Jakobs 1978, u. a. S. 82-86). 101 F0llesda11979, S. 332. 102 F0llesdal1979, S. 333. 103 Auf den dritten bei F0llesda11979, S. 333-36, erorterten Unterschied, der die fUr das Verstehen - im Unterschied zur 'kausalen ErkHirung' - erforderlichen besonderen Rationalitatskriterien betrifft, kann hier nicht naher eingegangen werden (vgl. auch F0llesda11981, S. 164-(8). Bemerkenswert ist, daB F0llesdal bei diesen Rationalitatsannahmen auch auf H.-G. Gadamer verweist - neben Donald Davidsons "maxim of maximizing agreement" bzw. Quines "principle of charity" (das aufN. L. Wilson zuruckgeht). Auf die umfangreiche Diskussion des "principle of charity" kann hier nur verwiesen werden (vgl. z. B. die Diskussion zwischen Davidson 1974a, Lewis 1974, Quine 1974 und abschlieBend Davidson 1974b; zu neueren Erorterungen z. B. McGinn 1977 oder Glymour 1982). Unabhangig von F0llesdal findet sich bei Kunne 1981, S. 11-16, eine Erorterung der 'Rationalitatsannahme' "des zu unterstellenden Evidenz-Konsens" mit ebenfalls einem Hinweis sowohl auf Gadamer als auch auf Quine in diesem Zusammenhang, aber auch zu Recht auf Georg Friedrich Meiers Grundsatz der "hermeneutischen Billigkeit" ("aequitas hermeneutica"), vgl. Meier 1757, z. B. § 39 oder § 89 (derartige Grundsatze sind in den Hermeneutiken vor Meier naturlich nicht unbekannt gewesen, vgl. z. B. die Hermeneutik von Clauberg).
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pretationskonzeptionen, die die Textinterpretationen anleiten. Nicht selten sind diese unterschiedlichen Bedeutungs- und Interpretationskonzeptionen zudem an verschiedenen und haufig sogar unvereinbaren Zielen der Interpretation orientiert. Hier liegt nun unseres Erachtens das zweite entscheidende Problem fUr eine Methodologie des Verstehens: es betrifft die Untersuchung von Moglichkeiten und Grenzen der Vergleichbarkeit unterschiedlicher Bedeutungs- und Interpretationskonzeptionen sowie deren Kritik im Hinblick auf die gewahlten oder vorgegebenen Ziele der Interpretation. 104 Das wachsende Interesse der Wissenschaftstheorie an den hermeneutischen Problemen in den Textwissenschaften lOS hat zu einer Revision der 'traditionellen Analyse' der Logischen Positivisten auch in dies em Bereich gefUhrt: 106 das VersteVgl. hierzu ausftihrlicher Danneberg/Miiller 1984b. Bereits gegen Ende der sechziger Jahre konstatierte RudolfWohlgenannt ein zunehmendes Interesse der Wissenschaftstheorie an den "nicht-exakten Naturwissenschaften, " den "Sozialwissenschaften" und den "Geisteswissenschaften" (Wohlgenannt 1969, S. 4). In der Tat kam es auch zu einer starkeren Beachtung von Problemen der Textwissenschaften. Eine ausgewogene Darstellung der in der Wissenschaftstheorie der letzten zwiilf Jahre bearbeiteten Problemfelder wiirde indes kaum yom Problemfeld der Verstehensproblematik besondere Notiz nehmen. 106 Dariiber hinaus werden gelegentlich 'hermeneutische Grundsatze' oder 'hermeneutische Dimensionen' bei wissenschaftstheoretischen Konzeptionen entdeckt oder vermutet (vgl. z. B. Gadamer 1974, S. 141/42). 1m AnschluB an die Diskussion der Dberlegungen Thomas S. Kuhns zur Wissenschaftshistoriographie und -theorie wird der "Kuhnianismus" gelegentlich sogar als "hermeneutisch/pragmatische Wende" innerhalb der Wissenschaftstheorie aufgefaBt (Baumgardt-Thome 1978, vgl. auch Zimmerli 1975, S., 348). Diese Interpretation kiinnte durch Kuhns jiingste Verwendung des Ausdrucks "hermeneutics" nachtraglich sogar als gerechtfertigt erscheinen (vgl. Kuhn 1978, S. 34/35). Die Miiglichkeit einer solchen Rechtfertigung hat wohl auch Ian Hacking geahnt, der quasi prophylaktisch festhalt (Hacking 1979, S. 226): U[ ... ] his [scil. Kuhn's] casual taking up of the word 'hermeneutics' in the preface is to be deplored. All he means is 'careful reading'. He has fortunately, no articulated theory of interpretation, nor any interest in that conception of history which took off from the higher criticism of nineteenth-century Biblical philology, and made 'hermeneutics' a term of art. Still less has he any sense of what H.-G. Gadamer now means by philosophical hermeneutics. He would find it repugnant if he could stand to read it through." - SchlieBlich hat Riidiger Bubner der seines Erachtens nicht zuletzt durch Kuhn in eine 'Krise' geratenen Wissenschaftstheorie die vereinigte Kraft von "Hermeneutik" und "Dialektik" angedient - denn nach Bubner ist es gerade die "philosophische Hermeneutik" (Hervorhebung durch uns), die nicht nur eine angemessene "ErschlieBung und Deutung der QuelIen," sondern zudem eine "inhaltliche Wiederherstellung vergangener Paradigmata" zu gewahrleisten vermag, und es ist gerade die dialektische, Hegels 'Wissenschaft der Logik' zu entlehnende Logik, die zur Erganzung der "hermeneutischen Praxis" als "Logik der Dbergange" pradestiniert sein solI, die 'Rationalitatsliicken' beim Wechsel von Paradigmata zu schlieBen (vgl. Bubner 1977, S. 90-94). Aber auch im angelsachsischen Raum wird injiingerer Zeit verstarkt auf "Hermeneutik" verwiesen, wenn es z. B. urn die Dberwindung der "traditionellen Erkenntnistheorie" geht (vgl. Rorty 1979a, Teil III, oder Id. 1979b, auch Id. 1981; zur Kritik vgl. u. a. Levi 1981 und Choy 1982, auch die Diskussion zwischen Dreyfus 1980/81, Taylor1980/81 , Rorty 1980/81 sowie in Rorty et al. 1980/81).104
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hen wird nicht mehr vorschnell als 'Einftihlen' oder dergleichen identifiziert, und es wird nicht mehr als methodisch schlechthin undisziplinierbarer Vorgang von vornherein in den Vorhof der Wissenschaften verwiesen. Gleichwohl scheinen uns auch noch die zuletzt erorterten wissenschaftstheoretischen Ansatze zu einer Klarung der Verstehensproblematik in den Textwissenschaften weit davon entfernt zu sein, theoretisch wegweisende und praktisch realisierbare attraktive Losungen zu den beiden entscheidenden Problemen einer Methodologie des Verstehens anzubieten. Wahrend das erste Problem - namlich der hermeneutische Zirkel und die Frage der Korrigierbarkeit von Interpretationen lO7 - zwar breitere Beachtung, aber iiberaus selten vielversprechende ,Losungshinweise fUr die spezifischen Probleme des Textverstehens erfahren hat, 108 ist das zweite Problem - die Frage der Moglichkeiten und Grenzen der Vergleichbarkeit sowie der Kritik der Vielfalt unterschiedlicher Bedeutungs- und Interpretationskonzeptionen - noch kaum als Problem hinreichend beachtet worden. 109 Neigen Wissenschaftstheoretiker dazu, die Vielfalt von Bedeutungs- und Interpretationskonzeptionen in den Textwissenschaften schlicht zu ignorieren und an einem naiv als selbstverstandlich angesehenen autorintentionalen Programm fUr die Interpretation festzuhalten, so neigen literaturwissenschaftliche Praktiker zu einem degenerierten Pluralismus, der den verschiedenen Interpretationsschulen und -richtungen verbale Anerkennung zollt, sich urn konzeptionelle Unvereinbarkeiten dieser 'Schulen' jedoch wenig kiimmert. In den beiden folgenden Teilen werden wir zwei Ansatze zur Losung des Verstehensproblems untersuchen, die auf spezifische und praktikable V orschlage ftir eine 'Methodologie des Verstehens' hoffen lassen, da sie eine Kenntnis der in der hermeneutischen Tradition ausgebildeten Theorie und Praxis der Textauslegung mit einem Interesse an den diszipliniibergreifenden theoretischen Grundlagen der Textinterpretation verbinden. Es handelt sich bei dies en beiden Ansatzen urn das Projekt einer "Hermeneutik der Entfaltung" von UweJapp und urn diewie wir sie der Kiirze halber bezeichnen wollen - 'divinatorische Hermeneutik' von Manfred Frank. l1° Unsere Untersuchung wird sich, das sei eigens hervorgehoben, weitgehend auf die Frage beschranken, welchen Beitrag die Arbeiten Franks und Japps zu einer 'Methodologie des Verstehens' leisten. Wir haben diese Zu angloamerikanischen Dbersetzungen kontinentaleuropaischer Hermeneutikliteratur vgl. Seebohm 1977, zur Auseinandersetzung mit dieser Literatur vgl. u. a. Palmer 1969 und Hoy 1978. 107 V gl. Danneberg/Miiller 1981. 108 V gl. z. B. die mehr kritischen als konstruktiven Partien der Auseinandersetzung mit der 'hermeneutischen Konzeption' und dem 'hermeneutischen Zirkel' bei Gottner 1973, oder die anregenden Dberlegungen bei Stegmiiller 1972 (insbesondere auch in der erweiterten Fassung dieses Aufsatzes - Stegmiiller 1979). 109 Das setzt voraus, daB eine solche 'Vielfalt' erst einmal wahrgenommen und akzeptiert wird. Einen Schritt in diese Richtung findet sich bei Shusterman 1978. 110 Vgl. Frank 1977a undJapp 1977.
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beiden Ansatze der 'neueren Hermeneutik' u. a. ausgewahlt, weil sie in der Literatur haufig zitiert werden und durch die Publikation in zwei neueren Handbuchern eine reprasentative Geltung erlangt haben. III
2. Die 'neuere Hermeneutik' und die Methodologie des Textverstehens 2.1 Manfred Franks 'divinatorische Hermeneutik' Die an verschiedenen Stellen publizierten 112 Oberlegungen Manfred Franks zu einer 'divinatorischen Hermeneutik' gelten einem Projekt, das nicht weniger als die Oberwindung des "strukturalistisch-hermeneutischen Methodenkonflikts," d. h. des Konflikts zwischen "strukturaler Textanalyse" und "sinnverstehender Interpretation" zum Ziel hat. 113 Dieser auf der Ebene der Methodologie ausgetragene Konflikt hat seinen Ursprung und seine tieferliegenden Grunde nach Frank im Widerstreit von "existentialer Hermeneutik" und "Strukturalismus" auf der Ebene der theoretischen Grundlegung einer Bedeutungskonzeption fUr das Verstehen von Texten. '14 Als Losung dieses Konflikts schwebt Frank eine "integrale Methodologie der Literaturwissenschaft""S vor, die, vermochte sie die Genauigkeit strukturalistischer Textanalyse mit den reflexiv geklarten Traditionen hermeneutischen Sinnverstehens zu verbinden, von groBter Bedeutung fUr alle an Fragen der Textinterpretation interessierten Theoretiker und Praktiker ware. Franks Konfrontation von "existenzialer Hermeneutik" und "Strukturalismus,,116 mussen wir im vorliegenden Zusammenhang ebenso ubergehen wie seine "subjekttheoretische und dialektische Fundierung der Interpretation" im Rekurs auf Schleichermacher. 117 Lediglich auf die "praktisch-interpretatorischen und methodologischen Konsequenzen""' dieser Fundierung werden wir uns im folgenden beziehen." 9 Vor aHem an diesen "methodologischen Konsequenzen" fUr den Aufbau der "integralen Methodologie der Literaturwissenschaft" namlich zeigt sich nach Frank die verblUffende Aktualitat von Schleiermachers Konzeption der Hermeneutik, die in des erst durch eine "Relekture"'20 ans Licht gebracht werden kann. Vgl. Frank 1982undJapp 1981. V gl. vor aHem Frank 1977a, sowie Id. 1977b und 1980; auch Id. 1979 und 1982. 113 V gl. Frank 1977a. - Zu einer vergleichbaren Idee, aber nicht vergleichbaren Ausfiihrung einer Verkniipfung von "structuralism" und "hermeneutics," die stark an Ricouer 1970 sich orientiert, vgl. Suleiman 1981. 114 Vgl. Frank 1977a, S. 13/14. 115 Frank 1977a, S. 13. 116 Vgl. Frank 1977a, S. 13-86. 117 V gl. Frank 1977a, insbes. S. 91-121, auch Id. 1977b, S. 26ff. sowie Id. 1980, S. 18-21. 118 Frank 1977a, S. 12. 119 Von Frank werden daneben noch "sprachtheoretische und poetologische Konsequenzen" gezogen, auf die wir hier nicht naher eingehen kiinnen (vgl. Frank 1977a, S. 145-246). 120 Frank 1977a, S.145. III
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Schleiermachers Hermeneutik geht es, erst einmal sehr grob gefaBt, urn das (richtige) Verstehen des "Denkinhalts" einer Rede bzw. Schrift. Fiir diese Zielbestimmung findet sich bei Schleiermacher eine Spezifikation, nach der das "ganze Ziel" der "technischen" (bzw. "psychologischen") Interpretation als "vollkommenes Verstehen des Styls" (HK 104, 121) einer Rede bzw. Schrift zu begreifen ist, und das heiBt nach Schleiermacher als das Verstehen der "Eigenthiimlichkeit," des "Individuellen" des "Denkinhalts" dieser Rede bzw. Schrift. Diese Zielbestimmung, so vermuten wir, bestarkt Frank in seiner Auffassung, daB Schleiermachers Konzeption der Hermeneutik weitgehend vereinbar ist mit dem Ziel der "sinnverstehenden Interpretation." Frank hebt denn auch immer wieder hervor, daB nach Schleiermacher der "Styl" keinem "generativen Apparat" unterstellt werden kann: er laBt sich aus den Regeln der Sprache nicht "deduzieren. "122 Erweist sich so Schleiermachers Konzeption der Hermeneutik einerseits als vereinbar mit dem Ziel der "sinnverstehenden Interpretation," so bleibt zu fragen, wie aus der Hermeneutik Schleiermachers andererseits jene methodologische Orientierung gewonnen werden kann, die mit den Zielen der "strukturalen Textanalyse" vereinbar ist. Den Hinweis auf eine entsprechende methodologische Komponente scheint Schleiermachers Grundformel von den zwei "Momenten" des Verstehens zu enthalten: Wie jede Rede eine zwiefache Beziehung hat auf die Gesammtheit der Sprache und auf das gesammte Denken ihres Urhebers: so besteht auch alles Verstehen auf den zwei Momenten die Rede zu verstehen als herausgenommen aus der Sprache, und sie zu verstehen als Thatsache im Denkenden (HK 76) Das Verstehen ist dabei nicht nur ein "Ineinandersein dieser beiden Momente" (HK 77), sondern beide Momente "stehen einander vollig gleich und mit Unrecht wiirde man die grammatische Interpretation die niedere und die psycholog[ische] die hohere nennen" (HK 77). Die derart charakterisierte Verbindung von "grammatischer" und "psychologischer" Interpretation scheint in der Tat einen Ansatzpunkt fUr eine "integrale Methodologie der Literaturwissenschaft" im Sinne Franks zu enthalten. W ollte man unter Bezug auf Schleiermacher eine soIehe Methodologie konzipieren, so miiBte zunachst sicher die Beziehung zwischen "grammatischer" und "psychologischer" Interpretation genauer geklart werden. Auch dazu finden sich bei Schleiermacher aufschluBreiche Hinweise: Die absolute L6sung der Aufgabe ist die, wennjede Seite fUr sich ([Randbemerkung:] so behandelt wird, daB die Behandlung der anderen keine Aenderung im Resultat hervor121 Die Zit ate aus Schleiermachers Hermeneutik-Schriften werden nach der von Heinz Kimmerle besorgten zweiten Auflage (Schleiermacher 1974) mit der Sigle HK in den Text eingeriickt. 122 Vgl. z.B. Frank 1977b, S. 48.
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bringt.) behandelt die andere viillig ersetzt die aber eben so weit auch fUr sich behandelt werden muB. (HK 77)
Dieses Zitat k6nnte die beiden folgenden Kriterien enthalten, die wir knapp rekonstruieren wollen. Zum einen k6nnte es sich urn eine Art Kriterium der 'relativen Richtigkeit' von "grammatischer" und "psychologischer" Interpretation handeln: danach Hige die 'relative Richtigkeit' des Resultats einer der beiden Interpretationsrichtungen dann vor, wenn der Vergleich mit dem Resultat der jeweils anderen Interpretationsrichtung zu keiner Modifikation oder Korrektur der bisherigen Interpretationsergebnisse ftihrt. Ein solches Kriterium der 'relatiyen Richtigkeit' lieBe sich zwanglos in die Formulierung der folgenden "methodischen Regel" Schleiermachers einpassen: Allgemeine methodologische Regel: a) Anfang mit allgemeiner Dbersicht; b) Gleichzeitiges Begriffensein in beiden Richtungen, der grammatischen und psychologischen; c) Nur, wenn beide genau zusammentreffen in einer einzelnen Stelle, kann man weitergehen; d) Notwendigkeit des Zuriickgehens, wenn sie nicht zusammenstimmen, bis man den Fehler im Kalkiil gefunden hat. 123
Zum anderen k6nnte das oben angeftihrte Zitat (HK 77) jedoch auch ein Kriterium der 'vollstandigen Richtigkeit' beinhalten: danach ware das Resultat einer der beiden Interpretationsrichtungen 'vollkommen richtig' genau dann, wenn es das Resultat der jeweils anderen Richtung vollstandig zu ersetzen vermag, d. h. "iiberfliissig" (HK 78) macht. Die Feststellung der 'vollkommenen Richtigkeit' des einen Interpretationsresultats impliziert demnach, wie sich aus Schleiermachers Ausftihrungen zeigen lieBe,'24 die 'Uberfliissigkeit' des jeweils anderen Interpretationsresultats (et vice versa). Fiir die Zielbestimmung des Verstehens in Schleiermachers Hermeneutik wiirde das bedeuten, daB seine Reformulierung als 'vollkommen richtige psychologische und grammatische Interpretation' aquivalent ware sowohl mit der 'vollkommen richtigen psychologischen Interpretation' als auch mit der 'vollkommen richtigen grammatischen Interpretation. ' Auch diese Uberlegungen zum Verhaltnis von "psychologischer" und "grammatischer" Interpretation scheinen zu zeigen, daB Schleiermachers Konzeption der Hermeneutik vielversprechende Ubereinstimmungen mit dem von Frank verfolgten Ziel einer "integralen Methodologie" enthalt- zumal dann, wenn man bei einer solchen "integralen Methodologie" auf einer Symmetrie der zu integrierenden Komponenten insistiert. Un sere knappe Rekonstruktion eines kleinen Ausschnitts aus Schleiermachers Hermeneutik konnen wir jedoch schon an dieser Stelle abbrechen, da Frank in seinen Uberlegungen zu einer "integralen Methodologie" vollig andere Wege geht als wir sie soeben im Riickgriff aufSchleiermachers Ausftihrungen skizziert !23
Schleiermacher 1977, S. 97; auch HK, S. 86.
124 Anhand von § 8.2 (HK, S. 78).
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haben. Bei Franks Oberlegungen zur "integralen Methodologie" spielen zwei von ihm aufSchleiermacher zuriickgeftihrte- Annahmen eine zentrale Rolle, die, wie wir zeigen werden, es nicht nur ausschlieBen, die vielversprechende Hermeneutikkonzeption Schleiermachers als "integrale Methodologie" zu deuten, sondem die dariiber hinaus die Verwirklichung einer "integralen Methodologie" insgesamt unmoglich machen. Eine Formulierung der erst en Annahme findet sich bei Frank z. B. an einer Stelle, an der er sich urn eine Explikation des sen bemiiht, was bei Schleiermacher im Kontext des Verstehens von Texten etwas "als nothwendig einsehen" bedeutet; Frank schreibt zur Charakterisierung von Schleiermachers Auffassung: Die grammatische Interpretation bringe es eben nicht bis zum Verstandnis des Eigentumlichen einer Komposition, und was durch sie verstanden werde, sei eben darum noch nicht mit 'N otwendigkeit eingesehen'. 125
Durch die hier formulierte Annahme - wie sie im einzelnen immer begriindet sein mag - wird der "psychologischen" ein entscheidender Vorrang vor der "grammatischen" Interpretation attestiert. Das oben als Spezifikation eingeftihrte Ziel von Schleiermachers Hermeneutikkonzeption erhalt durch Franks Interpretation der Forderung, daB etwas "als nothwendig eingesehen" werden miisse, einen Aspekt, der ausschlieBlich der "psychologischen" Interpretation zuganglich zu sein scheint - zumindest fehlt bei Frankjeder Hinweis darauf, welche Rolle die "grammatische" Interpretation bei der Verwirklichung dieses Ziels zu spielen vermochte. Wenn es aber fUr das Ziel der angestrebten "integralen Methodologie" nicht auch ein Teilziel giht, das allein der "grammatischen" Interpretation zuganglich und dem Teilziel der "psychologischen" Interpretation gleichrangig ist, so wird man, da eine 'Integration' nicht erkennbar ist, kaum von einer "integralen" Methodologie, sondem allenfalls von einer Subsumtion der "grammatischen" unter die "psychologische" Interpretation sprechen konnen. Da bei Frank die erforderlichen Hinweise auf das Verhaltnis von "grammatischer" und "psychologischer" Interpretation in Relation zum Ziel seiner 'divinatorischen Hermeneutik' fehlen, erheben sich Zweifel, ob die von ihm angestrebte "integrale Methodologie" eine "Schlichtung der Kontroverse" zwischen "sinnverstehender Interpretation" und "strukturaler Textanalyse" tatsachlich wird bewerkstelligen konnen. Wahrend die erste Annahme Franks es mithin als sehr fraglich erscheinen bBt, ob die von ihm angestrebte Methodologie zu Recht als "integrale" bezeichnet werden kann, stellt Franks zweite Annahme es in Frage, ob bei ihr zu Recht die Rede von einer "Methodologie" sein kann. 126 Diese zweite, weit folgenreichere Annahme besagt, daB sich von der "Eigenthiimlichkeit," der "Individualitat" der Frank 1977a, S. 311. V gl. zu den im folgenden kritisierten AusfUhrungen Franks Id. 1977a, S. 313-33, auch Id. 1977b, S. 47-54, undId. 1980, S. 28-32. 125
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Rede bzw. Schrift kein "Begriff' bilden lasse; sie stutzt sich auf die folgende Stelle in Schleiermachers Hermeneutik: Gramm[ atisch1kann man keine Individ[ ualitat1in einen Begriff zusammenfassen, sondem sie wollen angeschaut sein. Technisch eben so. Von keinem Styl Jaflt sich ein Begriff geben. (HK 115)
Deutet man mit Frank diese Stelle rundheraus so, daB der "Styl" sich prinzipiell begrifflich nicht fassen bBt, so stellen sich im Kontext von Schleiermachers Hermeneutik zwei Fragen: (1) Wie bBt sich zum "Individuellen" des "Styls" ein Zugang finden? (2) Auf welche Weise konnen bei dies em Zugang Irrtumer, MiBverstandnisse etc. vermieden werden? Eine Antwort auf diese Fragen konnte eine sehr gedrangt formulierte Stelle in Schleiermachers Hermeneutik liefem, die das Verhaltnis von "Divination" und "Comparation" erlautert. Nach Schleiermacher gelten fUr das "ganze Geschaft," d. h. fUr das "vollkommene Verstehen des Styls, " zwei "Methoden." Die "divinatorische" Methode ist die, "welche indem man sich selbst gleichsam in den anderen verwandelt, das individuelle un mittel bar aufzufassen sucht" (HK 105). Die "comparative" Methode hingegen "setzt erst den zu verstehenden als ein allgemeines, und findet dann das Eigenthumliche indem mit andem unter demselben allgemeinen befaBten verglichen wird" (HK 105). Diese beiden Methoden nun, so formuliert Schleiermacher, "weisen auf einander zuruck": die "divinatorische" wird "aufgeregt" durch eine "Vergleichung" des zu Verstehenden mit dem Interpretierenden und die "comparative" Methode gelangt letztlich nur durch "Divination" dazu, "den Gegenstand unter ein allgemeines zu setzen" (HK 105). Schleiermachers Formulierung des Zusammenhangs von Divination und Comparation konnte den Eindruck erwecken, als lage beim 'vollkommenen Verstehen des Styls' eine Art 'pragmatischer Zirkel' vor. 1m Rahmen einer ausfUhrlicheren Rekonstruktion von Schleiermachers AusfUhrungen uber Divination und Comparation lieBe sich jedoch zeigen, daB Schleiermacher bei dem von ihm skizzierten Verfahren einen 'pragmatischen Zirkel' vermeidet. DaB Schleiermacher einen entsprechenden 'Zirkel' auch auf der 'Begrundungsebene' ausschloB, geht aus seiner Forderung hervor, daB beide "Methoden" nicht getrennt werden durften, denn, so formuliert Schleiermacher, die "Divination" erhalt "ihre Sicherheit erst durch die bestatigende Vergleichung, weil sie ohne diese immer fanatisch sein kann," wahrend die "comparative" Methode "keine Einheit" (HK 105) gewahrt. Mit Hilfe von Schleiermachers AusfUhrungen tiber Divination und Comparation lassen sich nun die oben gestellten zwei Fragen beantworten: die "Divination" eroffnet offenbar den Zugang zum "Individuellen" des "Styls," wahrend die "Comparation" der Vermeidung von Irrtumem bzw. MiBverstandnissen dient. Schleiermachers Unterscheidung zwischen "Divination" und "Compara-
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tion" lieBe sich in Analogie zur Unterscheidung von Entdeckungs- und Begriindungszusammenhang lesen,127 und seine Oberlegungen zu diesen zwei "Methoden" konnten in der Tat die Grundlage fUr die Entfaltung einer "Methodologie" des V erstehens bilden. Eine soIche Konzeption wird indes durch Franks oben zitierte Annahme unmoglich gemacht, daB sich das "Individuelle" begrifflich nicht fassen laBt. Diese Annahme ist aber unvereinbar mit Schleiermachers AusfUhrungen zum Verhaltnis von "Divination" und "Comparation," die Frank zustimmend paraphrasiert. In seinem Kommentar zu dies en AusfUhrungen geht Frank auf die Gefahr, daB ihnen ein 'pragmatischer' und ein 'Begriindungszirkel' zugrundeliegen konnte, nicht ein - er hebt sogar die Rolle der "Comparation" bei der Vermeidung "fanatischer" Interpretationen hervor. Auf weIche Weise nun aber die - erklartermaBen begrifflich verfahrende - "Comparation" die nach Frank begrifflich nicht faBbare Anschauung des "Individuellen" vor einem 'Fanatismus' zu schiitzen vermag, darauf bleibt Frank jede Antwort schuldig. Soweit seine unscharfen AusfUhrungen Vermutungen zulassen, konnte die "Comparation" zwei - allerdings unvereinbare - Aufgaben haben. Ihre eine Aufgabe konnte es sein, das "Individuelle" 'einzugrenzen,' die andere, es 'auszugrenzen.' Das Verfahren der 'Eingrenzung' ftihrt iiber den Vergleich zur Formulierung von Differenzqualitaten, die das gesuchte "Individuelle" des Stils charakterisieren. Nach diesem Verfahren ist das "Individuelle" begrifflich darstellbar - das aber widerspricht der zitierten Annahme Franks. Das Verfahren der 'Ausgrenzung' fUhrt zur Formulierung von Qualitaten, die das gesuchte "Individuelle" des Stils nicht charakterisiereno Dieses Verfahren scheint jedoch entbehrlich, da es zu keiner anderen Einsicht fUhrt als zu der bereits bekannten Annahme Franks, daB das "Individuelle" begrifflich nicht darstellbar ist. Es laBt sich somit zeigen, daB Franks Annahme, das "Individuelle" des Stils entziehe sich prinzipiell der begrifflichen Darstellung, den Zusammenhang von "Divination" und "Comparation" bei Schleiermacher zerstort und die Abwehr "fanatischer" Interpretationen unmoglich macht. Indem Frank die "comparative" Methode Schleiermachers urn Anspruch und Geltung bringt, muB seine eigene Konzeption der Hermeneutik sich auf das - in seinem Sinne - "Divinatorische" beschranken. DaB eine derart amputierte Hermeneutik im gegenwartigen "strukturalistisch-hermeneutischen Methodenkonflikt" kaum als "Methodologie" angeboten werden kann, diirfte auBer Zweifel stehen. Franks Ziel war, wenn nicht die "Schlichtung, "128 so doch die "Oberwindung des Konflikts zwischen strukturaler Textanalyse und sinnverstehender Interpretation. "129 Zur Realisierung dieses Ziels schwebt ihm eine "integrale Methodologie der Literaturwissenschaft" vor, deren "integratorisches Potential" eine "erneute Lektiire von Schleiermachers Hermeneutik"l30 ans Licht bringen solI. Wir 127 129 130
V gl. Z. B. Hirsch 1967, S. 258/59. 128 Frank 1977a, S. 13. Oberschrift des dritten Abschnitts in Frank 1977a. Frank 1977a, S. 14.
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haben zu zeigen versucht, daB Frank bei seiner "Relektiire" zwei 'Asymmetrien' produziert, die sein Projekt einer "integralen Methodologie" scheitern lassen. Zum ersten gerat ihm die Symmetrie zwischen "grammatischer" und "psychologischer" Interpretation bei Schleiermacher zu einer Asymmetrie, die zur Konsequenz hat, daB eine "integrale Methodologie" bestenfalls urn den Preis einer Subsumtion der "grammatischen" unter die "psychologische" Interpretation erreicht werden kann. Zum zweiten gerat Frank die Symmetrie von "Divination" und "Comparation" bei Schleiermacher zu einer Asymmetrie, die zur Konsequenz hat, daB die "integrale Methodologie" ihres methodologischen Gehalts beraubt wird. Damit liefert Franks "divinatorische Hermeneutik" - wie viele fruchtbare Lektiireanregungen sie auch enthalten mag - weder einen Beitrag zu einer "integralen" Methodologie der Literaturwissenschaft noch laBt sie sich, in irgendeinem allgemeinverstandlichen Sinn, als "Methodologie" bezeichnen.131 Wir haben eingangs zu zeigen versucht, daB das erste zentrale Problem einer hermeneutischen Konzeption das der Korrigierbarkeit von Interpretationen ist; eine hermeneutische Konzeption ohne Methodologie wie die Franks vermag dieses erste Problem nicht zu losen. Das zweite von uns als grundlegend erachtete Problem hermeneutischer Konzeptionen haben wir mit der Frage nach den Moglichkeiten und Grenzen der Vergleichbarkeit sowie der Kritik der Vielfalt vorhandener und denkbarer Bedeutungs- und Interpretationskonzeptionen formuliert; wir mochten abschlieBend knapp zeigen, daB Frank dieses Problem nicht einmal wahrgenommen hat. Manfred Frank hebt die 'erkenntnistheoretische Annahme' hervor, daB der "Interpret [... J viel mehr ein Schopfer als ein Rekonstrukteur"l32 ist. So nachdriicklich man diese 'erkenntnistheoretische Annahme' und ihre Folgerungen fUr die 'Freiheit des Interpreten' akzeptieren mag, so wenig vermag sie die Konsequenzen zu rechtfertigen, die Frank zur Fundierung seiner eigenen und zur Kritik anderer hermeneutischer Konzeptionen aus ihr ziehen zu konnen glaubt. Gegen eine intentionalistische Bedeutungs- und Interpretationskonzeption - fUr sie bezieht er sich in der Regel auf Eric Donald Hirschs Arbeiten - wendet Frank z. B. em: [... J nicht der Autor, sondern der Rezipient entscheidet tiber die Bedeutung des Diskurses, insofern jede Lekttire - da sie die Regeln selbst erfinden muB, als deren Anwendung sie sich begreifen wird - ein durchaus offenes Kommunikationsgeschehen darstellt, innerhalb des sen die Intention des Autors nicht mehr ist als ein unangewandtes Zeichen, dessen bestimmte Interpretation die Tat seines Lesers sein wird.133 t3t Den Versuch zu einer zusammenfassenden Darstellung von Arbeiten Franks liefert Schuller 1979. Die sparlichen Ansatze zu einer Kritik in der Darstellung Schullers k6nnen hier tibergangen werden. 132 Frank 1977a, S. 357 (im Original hervorgehoben). Frank spricht von einer "streng erkenntnistheoretischen Wahrheit" (Id. 1977a, S. 352). 133 Frank 1977a, S. 357/58.
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Es ist nun nach Franks 'erkenntnistheoretischer Annahme' schlicht unverstandlich, weshalb die 'Freiheit des Lesers' sich nicht auch darauf erstrecken darf, die Regeln einer intentionalistischen Bedeutungs- und Interpretationskonzeption zu 'erfinden' und seine "Lektiire" als "Anwendung" eben dieser Regeln zu begreifen.134 Nach Franks 'erkenntnistheoretischer Annahme' namlich ist die 'Freiheit des Lesers' uneingeschrankt und muB sich demnach insbesondere auch auf die Wahl einer hermeneutischen Konzeption beziehen, die den Zielen und Anspriichen des Lesers geniigt. Wie vor ihm die Vertreter einer 'philosophischen Hermeneutik' hat auch Frank nicht gesehen, daB jedwedes Pbdoyer fUr eine in bestimmter Weise festgelegte Hermeneutik vor der 'Freiheit des Lesers' an die Grenzen ihrer Begriindbarkeit stoBt und ein Versuch ihrer Begriindung notwendig - offen oder verdeckt- normative Ziige annehmen muB. Wie man - hart an dieser Grenze der Begriindbarkeit - einen Rahmen fUr die begriindete Wahl einer hermeneutischen Konzeption aus der Vielfalt der vorhandenen und denkbaren angeben kann, das miiBte eine Losung des Problems erweisen, das wir als das zweite grundlegende Problem hermeneutischer Konzeptionen bezeichnet haben. Urn einen solchen Rahmen zumindest in einigen Grundlinien zu skizzieren, scheint uns zunachst einmal der Hinweis erforderlich, daB sich hermeneutische Konzeptionen wie die Franks nicht nur im Hinblick auf ihre methodologischen Anspriiche und Leistungen untersuchen und kritisieren lassen, sondern auch im Hinblick aufMaximen, die wir vorlaufig als 'ethische' bezeichnen wollen. Wahrend sich gegen 'schopferische Interpretationen' im Sinne Franks prinzipiell sofern sie sich ihrer Ziele und der Grenzen ihrer Anspriiche bewuBt sind - nichts einwenden bBt, lassen sich gegen eine hermeneutische Konzeption, die eine Praxis 'schopferischer Interpretation' anleitet und zu begriinden sucht, drei unterschiedliche Gruppen von 'ethisch' motivierten Einwanden geltend machen. Wir konnen diese auf ethischen Maximen beruhenden Einwande im vorliegenden Zusammenhang nur nennen und nicht eingehend erortern. Die erste Gruppe ethischer Maximen bezieht sich aufVerpflichtungen, die der Interpret im Hinblick auf seinen Objektbereich, die literarischen Texte, eingehen 134 V gl. hierzu die AusfUhrungen bei Frank 1979. Vgl. z. B. S. 60: "Ob wir's wollen oder nicht: die Bedeutung eines Textes mit nicht notwendig mit dem zusammen, was dieser bestimmte Autor mit ihm zum Ausdruck bringen wollte." - Wir haben eine intentionalistische Bedeutungs- und Interpretationskonzeption - namlich E. D. Hirschs (vgl. Id. 1967 und 1976) - in Danneberg/Miiller 1981, S. 150-61, rekonstruiert und analysiert. Die Argumente, die seit Erscheinen von Wimsatt/Beardsley 1946 gegen und fUr eine intentionalistische Bedeutungs- und Interpretationskonzeption vorgebracht wurden, haben wir in Danneberg/Miiller 1983 umfassend und systematisch eriirtert. Das Ergebnis unserer vergleichenden Evaluation lautet, daB eine intentionalistische Bedeutungs- und Interpretationskonzeption gegenwartig zwar eine Anzahl kritischer Aspekte aufweist, daB sie aber zumindest nicht schlechter als andere Konzeptionen in den Textwissenschaften ist. Dieses Urteil wird auch durch neuere Beitrage zu der Diskussion nicht korrigiert (vgl. z. B. Roskill1979, den wir in dem oben angegebenen Aufsatz iibersehen hatten, fernerhin Altieri 1981, Meiland 1981, Nathan 1982, Beaugrande 1983 und Lyas 1983).
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kann. Diese Gruppe ethischer Maximen ist bislang wohl noch nie so explizit herausgearbeitet worden wie in Eric Donald Hirschs ethischer Argumentation fUr die begriindete Wahl einer intentionalistischen Bedeutungs- und Interpretationskonzeption. 135 Es sei allerdings daraufhingewiesen, daB auch Richard Rorty in seiner Argumentation gegen den modernen 'Textualismus' nachdriicklich auf ethische Argumente dieser Art hinweist.136 Andere, z. B. ausschlieBlich auf den Text bezogene, ethische Maximen sind vielleicht denkbar, bislang aber noch kaum untersucht. 137 Die zweite Gruppe ethischer Maximen bezieht sich auf Verpflichtungen, die der Interpret im Hinblick auf die von ihm vertretene hermeneutische Konzeption eingehen kann. Urn diese Gruppe ethischer Maximen anhand eines Beispielfalls zu illustrieren, mochten wir nur daraufhinweisen, daB Manfred Frank - nicht einmal selten - Interpretationen der "Hermeneutik" Schleiermachers als 'falsch' zuriickweist, die mit seiner Interpretation unvereinbar sind. 138 Da Franks 'divinatorische' Hermeneutik keine Methodologie enthalt, die 'wahre' und 'falsche' Interpretationen zu diskriminieren gestattet, fehlt ihm fUr derartige Zuriickweisungenjegliche Legitimationsgrundlage. DaB Frank auf Urteile iiber 'falsche' Interpretationen gleichwohl nicht verzichtet, kann entweder - nach der von Bartley eingefUhrten Terminologie 139 - als Indiz dafUr gewertet werden, da es ihm nicht gelingt, die "Integritat" seiner Konzeption einer 'divinatorischen' Hermeneutik zu wahren - dann namlich, wenn seine "Relektiire" Schleiermachers Begriindungsaufgaben fUr diese Hermeneutik zu iibernehmen hat - oder es handelt sich bei dies en Urteilen schlicht urn Beispiele einer "selfexcepting-fallacy," wie Maurice Mandelbaum das Verfahren von Wissenschaftlern bezeichnet hat, die Konzeptionen vertreten, die fUr sie selbst nicht gelten. l40 DaB sich aus der Frage nach dem 'reflexiven' bzw. 'nichtreflexiven' Status hermeneutischer Konzeptionen noch immer schlagkraftige Argumente gegen solche Konzeptionen ableiten lassen, hatjiingst gerade K. T. Seungs Untersuchung zum Subjektivismus und Relativismus des sogenannten 'Poststrukturalismus' gezeigt. 141 135 V gl. z. B. Hirsch 1972. Zu einer kritischen Untersuchung der 'ethischen Argumentation' Hirschs vgl. Danneberg/Miiller 1984a. 136 Vgl. Rorty 1981, S. 171-73. 137 Einen ersten, nicht unumstrittenen Versuch in diese Richtung bietet Tormey 1973174. Eine solehe Ausweitung des Rechtsbegriffs, der gewohnlich in der Anwendung auf Menschen reserviert wird, erscheint vielleicht als bedenklich oder ungewohnlich. Es ist jedoch zu bedenken, daB dieser Begriff in der jiingeren Diskussion erheblich weiter gefaBt wird, vgl. seine Anwendung aufTiere (z. B. bei Feinberg 1974 oder in Beitragen des Sammelbandes Regan/Singer (eds.) 1976, vgl. auch die Diskussion bei Hanula/Hill1977), auf Pflanzen (z. B. bei Stone 1975) oder auf Traditionen (z. B. bei Feyerabend 1978, in der deutschen Ausgabe - Feyerabend 1980 - haben wir diese Stelle jedoch nicht mehr finden konnen). 138 V gl. z. B. Frank 1977a, S. 94/95, Anm. 14; S. 311; S. 152, Anm. 17. Oder auch Frank 1982. 140 Vgl. Mandelbaum 1961. 139 Vgl. z.B. Bartley 1964. 141 Vgl. Seung 1982, Kap. 8.
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Die dritte Gruppe ethischer Maximen bezieht sich auf die Verpflichtungen, die der 'Konstrukteur' bzw. der 'Anwender' hermeneutischer Konzeptionen gegeniiber der sozialen Umgebung iibernehmen kann, in der er die Ergebnisse seiner Arbeit vertritt. So kann, urn nur ein Beispiel zu geben, ein professioneller, an einer Universitat angestellter Interpret, zu dessen Aufgaben Beurteilungen undmitunter sehr folgenreiche - Benotungen von Interpretationen gehoren, eine hermeneutische Konzeption mit einer ausdifferenzierten Methodologie bevorzugen, urn strukturelle Asymmetrien zwischen Lehrenden und Lernenden auszugleichen. Andererseits kann das dogmatische Festhalten an einer Methodologie ohne BewuBtsein iiber die Grenzen der Begriindbarkeit methodologischer Normen aber auch zur Unterdriickung von Kreativitat und Spontaneitat fUhren. Wir konnen das Problem einer an ethischen Maximen orientierten Kritik hermeneutischer Konzeptionen hier nicht weiter vertiefen und wenden uns von der 'divinatorischen Hermeneutik' Manfred Franks der hermeneutischen Konzeption U we J apps zu, die explizitere methodologische Anspriiche formuliert als die Franks.
2.2. UweJapps "Hermeneutik der En ifaltung " Wahrend Manfred Franks 'divinatorische Hermeneutik' nach einer Integration von "strukturaler Textanalyse" und "sinnverstehender Hermeneutik" strebt, will Uwe Japp seine "Hermeneutik der Entfaltung" als Opposition gegen eine "Hermeneutik der Reduktion" verstanden wissen.142 Die Unterschiede zwischen diesen Versionen der Hermeneutik charakterisiert Japp, indem er ihre Reaktion auf die drei fundamentalen "Skandale der Hermeneutik" beschreibt, die fUr ihn "die Polysemie, die Schrift und die Zeit" darstellen: Die Hermeneutik der Reduktion reduziert die Polysemie auf den einen Sinn, sie reduziert die Schrift auf die Rede, und sie reduziert die Zeitebenen auf die eine Zeit. Die Hermeneutik der Entfoltung dagegen akzeptiert die Polysemie, entfaltet sie, indem sie sie aushalt, erhait und expliziert, sie entfaltet die Positivi tat der Schrift, und sie entfaltet die Zeit in den Werken und die Werke in der Zeit. (5. 10/11)
Dieses Zitat enthalt im Kern auch bereits die Bedeutungskonzeption, die Japps "Hermeneutik der Entfaltung" zugrundeliegt. Weshalb eine Hermeneutik mit derart weitgespannten Zielen auch unter methodologischen Gesichtspunkten interessant ist, das geht aus den drei charakteristischen Merkmalen hervor, die Japp ihr zuschreibt. Das erste Charakteristikum besagt, daB die von Japp angestrebte Hermeneutik in dreifachem Sinne als 'konstruktivistisch' angesehen werden kann: sie ist als Theorie selbst eine Konstruktion; ihre Verfahren sind konstruierend und ihre Ergebnisse Konstruktionen, und nicht zuletzt ist ihr Gegen142 V gl. Japp 1977. Die Seitenangaben aus diesem Buch werden in Klammern in den Text eingeriickt.
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stand, die Literatur, vom Schriftsteller 'konstruiert. '143 Das zweite Charakteristikum seiner "Hermeneutik der Entfaltung" formuliert Japp in Abgrenzung von der Hermeneutik-Konzeption Gadamers:Japp ist interessiert an "Rationalitat" im Sinne von "methodologisch validierten Chancen zur Oberpriifbarkeit von Aussagen" (S. 15).144 Das dritte Charakteristikum der "Hermeneutik der Entfaltung" besteht in der Abgrenzung einer "philologischen" von einer "philosophischen" Hermeneutik. Nach einem skizzenhaften Riickblick auf die Geschichte der philologischen Hermeneutik gelangtJapp zu dem folgenden Fazit: Die philologische Hermeneutik ist also, trotz ihrer langen Geschichte, immer noch ein Projekt. Indem sie sich bewuBt von ihren philosophischen und metaphysis chen Traditionen lost und sich nachdriicklich auf die Sprache einlaBt, erreicht sie eine Moglichkeit, Wissenschaft zu sein. (S. 39)
Autonomie und Wissenschaftlichkeit der "philologischen Hermeneutik" sollen, das wird aus dies em Zitat deutlich, durch eine antiphilosophische und antimetaphysische Wende der Hermeneutik herbeigefUhrt werden. Es ist allerdings fraglich, ob nicht bereits inJapps Unabhangigkeitserklarung der "philologischen Hermeneutik" ein betrachtlicher EinschuB von "Metaphysik" zum Ausdruck kommt, der sich als Verabsolutierung des Textes, der Schrift, der Sprache selbst charakterisieren laBt. DaB der fUr seine Hermeneutik zentrale Begriff der Sprache vonJapp nicht systematisch behandelt, nicht selbst als 'konstruktivistisch' durchschaut wird, laBt Japps Projekt einer "Hermeneutik der Entfaltung," bezogen auf ihre Bedeutungskonzeption, von vornherein als recht schwach begriindet erscheinen. Einen Halt findet diese Bedeutungskonzeption letztlich wohl nur in Japps - kaum anders als 'metaphysisch' zu bezeichnenden - Oberzeugung von der "Klarheit der Texte" (S. 38) im Gegensatz zur Dunkelheit all dessen, was die Texte umgibt (Geschichte, Entstehungs- und Rezeptionskontexte etc.). 145 Ihren spezifischen Ausdruck findetJapps Verabsolutierung der Sprache in den AusfUhrungen iiber "Armut und Reichtum der Worter," die das fUr seine hermeneutische Konzeption grundlegende Problem der "Polysemie" behandeln. Japp unternimmt hier den Versuch, die "Polysemie" der Texte an der Sprache selbst festzumachen - eine Konzeption, nach der jede Bemiihung, die 'natiirliche' Bedeutungsvielfalt von Texten einzuschranken, a limine als willkiirlich und inadaquat erscheinen muB. Oberzeugend ist dieser Versuch in des wohl nur fUr diejenigen, die mit Japp bereit sind, 'die Sprache' als den 'natiirlichen' Bezugspunkt fUr die Interpretation von Texten anzunehmen. Eine solche Bereitschaft kann jedoch nicht umstandslos vorausgesetzt werden, denn weder ist dieser Bezugspunkt 'natiirlich,' noch gibt es 'die Sprache,' deren Manifestationen literaVgl.Japp 1977, S. 22. Vgl. auchJapp 1977, S. 112, wo die Forderung nach "intersubjektiven, aUgemeinen Kriterien" hervorgehoben wird. 145 Vgl. auchJapp 1977, S. 95. 143
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rische Texte bilden, noch gibt es schlieBlich 'die Polysemie' von Texten. Was man unter dem Phanomen der "Polysemie" von Texten verstehen will, hangt zum einen von der gewahlten Bedeutungskonzeption fUr die Interpretation von Texten ab, zum anderen von den als zulassig erachteten Verfahren der Interpretationskonzeption. Die Wahl einer Bedeutungs- oder einer Interpretationskonzeption fUr die Interpretation literarischer Texte istjedoch prinzipiell begrundungsbedurftig. Japps Bedeutungskonzeption und ihre Konsequenzen lassen sich an dem folgenden Beispiel knapp veranschaulichen. Die bekannte Interpretationskontroverse zwischen Heidegger und Staiger uber die SchluBzeile von Morikes Gedicht "Auf eine Lampe" wird von Japp mit dem Hinweis dar auf geschlichtet, daB sowohl Staigers 'zeit- und literaturgeschichtliche' als auch Heideggers 'philosophiegeschichtliche' Argumentation "vom Status her" fUr die Bedeutungseingrenzung der SchluBzeile des Gedichts in gleicher Weise in ada quat seien, "weil beide ihre Argumente auBerhalb des Werkes suchen" (S. 57), wahrend der Ruckgriff auf die Sprache des Gedichts keine Entscheidung zulasse, sondern beiden Deutungen ein relatives Recht einraume: "Die Objektivitat dieser Zeile wird nicht von der Intention, immer eindeutig entscheiden zu mussen, erreicht. Die Objektivitat dieser Zeile ist vielmehr die Doppeldeutigkeit" (S. 58).146 Japps Feststellung, daB die Objektivitat der SchluBzeile von Morikes Gedicht die Doppeldeutigkeit sei, bBt sichjedoch auch nur von einer 'Intention' geleitet treffendenn kein Text fordert, nach einer bestimmten Bedeutungs- und Interpretationskonzeption interpretiert zu werden. So gesehen, steht "die Sprache" nicht weniger unrettbar neben dem Werk als beispielsweise die Autorintention. l47 An dem geschilderten BeispiellaBt sich auBerdem noch zeigen, daB die "Polysemie" von Texten auch von den Verfahren der akzeptierten Interpretationskonzeption abhangt. In seinem Kommentar zu der Interpretationskontroverse zwischen Staiger und Heidegger halt J app namlich die sogenannte "Parallelstellenmethode" zur Eingrenzung der "Polysemie" einer Textstelle fUr zulassig. Hierzu hat Peter Szondi, den Japp in Fragen der "Polysemie" zustimmend zitiert, eine andere Auffassung. Nach Szondi behauptet kein Kunstwerk, "daB es unvergleichbar ist [ ... ], wohl aber verlangt es, daB es nicht verglichen werde. "148 Auf Grund dieser Dberzeugung gelangt Szondi zu einer Ablehnung der Parallelstellenmethode, wenn es die "Polysemie" einer Textstelle einzugrenzen gilt. Nach Szondi ware mithin schon die Zulassung der Parallelstellenmethode zur Eingrenzung der "Polysemie" von Texten der Ausdruck einer - in der Terminologie Japps "Hermeneutik der Reduktion."
146 Die 'Verabsolutierung' der Sprache bei J app zeigt sich hier bereits an der Formulierung: was als eine Behauptung auftritt, ist nichts anderes als die Aufforderung, unter "Objektivitat einer Zeile" etwas bestimmtes zu verstehen. Es ware demnach nicht fUr eine Behauptung, sondern fUr eine Aufforderung zu argumentieren. 147 Vgl. die Formulierungen beiJapp 1977, S. 54. 148 Szondi 1962, S. 23.
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Japps Bedeutungskonzeption, so konnen wir un sere knap.pe Untersuchung zusammenfassen, beinhaltet eine ganze Reihe von Begriindungsschwachen und offenen Problemen; diese Defizite berechtigen aber nicht dazu, die Bedeutungskonzeption seiner "Hermeneutik der Entfaltung" von vornherein abzulehnen. Wir werden uns im folgendenJapps Interpretationskonzeption zuwenden urn zu priifen, ob seine Methodologie es tatsachlich leistet, sowohl den Reichtum und die Vielfalt der Bedeutung zu realisieren, die das Ziel seiner "Hermeneutik der Entfaltung" sind, als auch zugleich die von ihm angestrebten "methodologisch validierten Chancen zur Oberpriifbarkeit von Aussagen" (5. 15) zu garantieren. Das Kernproblem der Methodologie von Japps "Hermeneutik der Entfaltung" besteht mithin darin zu verhindern, daB der "Reichtum [der WorterJ in eine Willkiir der Bedeutung" (5. 66) iibergeht. Diese "Willkiir" solI nach Japps Vorstellungen auf der Ebene des literarischen Texts eingegrenzt werden durch dessen "Koharenz," auf der Ebene der Interpretation durch die Forderung nach "Konsistenz". Japps AusfUhrungen zum Begriff der "Koharenz" sind recht knapp und wenig erhellend 149 - aus ihnen scheint jedoch hervorzugehen, daB die Idee, Texte seien sprachlich 'koharent,' eben falls zu seiner Bedeutungskonzeption gehort. 150 • Explizite AuBerungen finden sich bei Japp lediglich zum Verhaltnis von "Koharenz" und "Konsistenz": "Die konsistente Interpretation wiederholt die Koharenz des Werks, indem sie sie expliziert" (5.67). NachJapp scheint mithin die "Koharenz" eines Textes nicht unabhangig vom Vorliegen einer "konsistenten Interpretation" festgestellt werden zu konnen, d. h. nur wenn fUr einen Text eine "konsistente" Interpretation vorliegt, ist man berechtigt, ihm "Koharenz" zuzuschreiben. Da sie nicht unabhangig von der "Konsistenz" der Interpretation festgestellt werden kann, vermag die "Koharenz" des Textes die Grenzen des 'Reichtums der Worter' nicht anzuzeigen - und das heiBt zuIassige von unzuIassigen Interpretationen zu unterscheiden; das kann allenfalls die "Konsistenz" der Interpretation. 151 Wir konnen aus dies em Grund un sere weitere Diskussion der Interpretationskonzeption Japps auf den Begriff der "konsistenten Interpretation" beschranken. Urn "konsistent" zu sein, muB eine Interpretation nachJapp nicht nur widerspruchsfrei sein, sondern vor allem der folgenden Anforderung geniigen: sie muB 149 Vgl. auchJapp 1977, Kap. 11.4, S. 75-84. Bei Kuhns 1960/61 findet sich ein Vorschlag, "Koharenz" (literarischer Texte) anhand von "functional relationship" zu bestirnrnen (zu Kuhns Konzeption vgl. auch Id. 1960 sowie 1973). Auf die Schwierigkeiten derartiger Versuche konnen wir hier nicht eingehen. 150 Vgl. z. B. Japp 1977, S. 67: "Die Polysernie rnacht den Reichturn der Worter rnoglich, die Koharenz strukturiert dies en Reichturn und verhindert so, daB er neuerlich zu einer Arrnut wird, indern ein UberschuB an Sinn zur Sinnlosigkeit wird. Polys ernie und Koharenz sind zwei kornplernentare Funktionen der Sprache." 151 Vgl. Japp 1977, S. 96/97: "Die Koharenz des Textes, auf die hier verwiesen ist, laBt sich aber fast nie unrnittelbar ablesen oder 'horen'. Sie ist vielrnehr das Ergebnis der Interpretation, die sich durch Konsistenz ausweist."
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allen "konkurrierenden Deutungen" standhalten (70).152 Fur diese Anforderungen nun lassen Japps Formulierungen verschiedene Interpretationen zu: ihr k6nnen die im folgenden er6rterten methodologischen Vorschriften entsprechen. Nach der ersten Interpretation bezieht sich diese Anforderung auf "konfligierende Textstellen" - eine solche Auslegung wird zum Beispiel durch die folgende FormulierungJapps nahegelegt: Eine Interpretation, die zwar widerspruchsfrei ist, aber diese Widerspruchsfreiheit nur erreicht hat, indem sie konfligierende Textstellen unberiicksichtigt gelassen hat, hat damit nur eine unzulangliche Beschreibung der Koharenz des Textes gegeben und hat damit auch das volle Kriterium der Konsistenz nicht erflillt. (S. 70171)
Die dieser Auslegung korrespondierende methodologische Vorschrift verlangt von einer "konsistenten Interpretation" mithin, daB sie aile "konfligierenden Textstellen" berucksichtigt. Das Kernproblem dieser methodologischen Vorschrift laBt sich in der Frage zusammenfassen, woher denn "konfligierende Textstellen" die Bedeutungszuweisung erhalten, die sie zuallererst als 'konfligierend' mit der Interpretation ausweisen, deren "Konsistenz" es zu prufen gilt. Wenn diese Bedeutungszuweisung selbst auf einer "konsistenten Interpretation" beruht, so stellt sich die AnschluBfrage, wie denn die "Konsistenz" dieser Interpretation der 'konfligierenden Textstelle' nachgewiesen werden kann. Die Annahme, daB "konsistente Interpretationen" nur anhand ihrerseits 'konsistenter Interpretationen' uberpruft werden k6nnen, fiihrt offensichtlich in einen infiniten RegreB und damit zu einer Konstellation, nach der es keine 'konfligierenden Textstellen' gibt, anhand derer die "Konsistenz" einer Interpretation uberpruft werden k6nnte. Nun braucht die Bedeutungszuweisung an "konfligierende Textstellen" jedoch nicht unbedingt ihrerseits auf einer "konsistenten Interpretation" zu beruhen - es bestunde z. B. die M6glichkeit, bestimmte Bedeutungszuweisungen 'per conventionem' als 'unproblematisch' einzufiihren. Auf dem Wege einer solchen 'unproblematischen' Bedeutungszuweisung k6nnten dann die "konkurrierenden Textstellen" identifiziert werden, anhand derer sich die "Konsistenz" einer Interpretation uberprufen lieBe. Bei einem solchen Vorgehen wurde ein 'Zirkel' vermieden, da die Bedeutung 'konfligierender Textstellen' nicht durch eine "konsistente Interpretation" gesichert wurde: damit ware die Geltung dieser Bedeutungszuweisung unabhangig von der Erftillung der "Konsistenz" -Bedingungen einer Interpretation. Ein entsprechender Vorschlag scheint uns prinzipiell realisierbar, wenngleich noch mit einer Reihe intrikater Folgeprobleme zu rechnen ist. Japp geht jedoch nicht auf diese M6glichkeit und die Wege ihrer Realisierung ein - bei ihm fehltjeder Hinweis darauf, wie die "Konsistenz" von Interpretationen an 'konfligierenden Textstellen' iiberpriift werden kann. Die ForderungJapps, daB "konsistente Interpretationen" allen "konkurrieren152
Vgl. auchJapp 1981, S. 458/59.
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den Deutungen" standhalten miissen, laBt sich jedoch noch auf eine andere Weise interpretieren. Diese zweite Interpretation erfordert eine stark ere methodologische Vorschrift als die erste; sie kann sich z. B. auf die folgende Formulierung Japps stiitzen: Die Interpretation bemiBt sich [... J nicht nur an sich selbst, sondern auch an parallelen Deutungen und dariiber hinaus an prinzipiell allen moglichen Widerlegungsversuchen, von welcher Theorie her sie auch immer unternommen werden mogen [... J. (S. 73)
Bezog sich die erste methodologische Vorschrift fUr die Priifung der "Konsistenz" von Interpretationen auf gedeutete "konkurrierende Textstellen," so bezieht sich die zweite darauf, daB eine "konsistente Interpretation" allen konkurrierenden alternativen Interpretationen erfolgreich standhalten muB. Damit man eine Konsistenzpriifung dieser Art durchfUhren kann, ist zum einen ein tertium comparationis erforderlich, das den Vergleich zwischen den konkurrierenden Interpretationen ermoglicht, zum anderen sind normative Kriterien notig, anhand derer die Ergebnisse des Vergleichs der konkurrierenden Interpretationen evaluiert werden konnen. Aus Japps AusfUhrungen ist nicht zu entnehmen, wie diese beiden notwendigen V oraussetzungen fUr die von ihm angestrebte Konsistenzpriifung erfUllt werden sollen. Seinen Hinweisen auf die Notwendigkeit der Vollstandigkeit der Interpretation und auf das "Prinzip der gesattigten Analyse" (S. 74) konnte jedoch entnommen werden, daB seine methodologische Vorschrift als tertium comparationis die Anzahl der beriicksichtigten Textstellen und als normatives Evaluationskriterium die Annaherung an eine vollstandige Beriicksichtigung der Textstellen bereithalt. Da diese Textstellen auch hier nur als gedeutete relevant sind, erg eben sich diesel ben Fragen und Einwande wie bei der ersten methodologischen V orschrift. Wir wollenjedoch in diesem Zusammenhang ein anderes, schwerer wiegendes Problem erortern, das ebenfalls beide methodologischen Vorschriften betrifft. Wenn eine Interpretation sich nicht in der Wiedergabe 'unproblematischer' Bedeutungszuweisungen an Textstellen erschopfen 5011 153 und wenn all das, was dariiber hinausgeht - z. B. die Interpretation als "Explikation" der "Koharenz" des Textes im Sinne Japps - zugleich "methodologisch validierten Chancen" der Oberpriifung ausgesetzt werden konnen 5011, dann muB ein wei teres Kriterium zur Oberpriifung solcher unvereinbarer Interpretationen angegeben werden, die das Evaluationskriterium der Beriicksichtigung moglichst aller Textstellen in gleicher Weise erfUllen. Solche Interpretationen waren namlich durch "konfligierende Textstellen" nicht mehr zu erschiittern, und damit konnte der Fall eintreten, daB unter einer unbegrenzten Anzahl von Interpretationen sich aIle als gleichermaBen "konsistent" oder "inkonsistent" erweisen wiirden. DaB in diesem Fall fUr die Evaluation zusatzliche Restriktionen erforderlich sind, ist in der 153 Japp 1977, S. 107, wendet sich gegen die "reine Verdopplung" des Werkes, die sich der "Beschreibung" nahert - denn "Beschreibung [... J ist nicht mehrinterpretation."
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hermeneutischen Literatur schon recht friih erkannt worden, wie z. B. Hermann Olshausens Ausfuhrungen in dem 1824 erschienenen Buch "Ein Wort iiber tieferen Schriftsinn" eindrucksvoll belegen, wenngleich auch Olshausens Angebot zur Lasung des Problems die erforderlichen Explikationen vermissen laBt.154 Fiir Japps hermeneutische Konzeption ist das beschriebene Problem zentral: ohne seine Lasung laBt sich letztlich wohl keine Interpretation, die iiber die Wiedergabe 'unproblematischer' Bedeutungszuweisungen hinausgeht, als "konsistent" erweisen oder als "inkonsistent" ausschlieBen. DaB Japp eine Lasung dieses Problems nicht ins Auge faBt, hat fUr seine hermeneutische Konzeption zwei gravierende Konsequenzen: zum einen biiBen Interpretationen die Geltungsanspriiche ein, die sie im Rahmen anderer hermeneutischer Konzeptionen beanspruchen kannten, zum anderen kannen Interpretationen generell, wie unvereinbar sie auch sein magen, als Beleg fUr die - zur 'Omnisemie' degenerierte - "Polysemie" der Texte herangezogen werden. 15; In dem oben angefUhrten Zitat, das wir zur Grundlage der zweiten methodologischen Vorschrift gewahlt haben, erhebt Japp noch die zusatzliche Forderung, daB eine "konsistente Interpretation" auch "allen moglichen Widerlegungsversuchen, von welcher Theorie her sie auch unternommen werden mogen" (S. 73, Hervorhebung von uns), standhalten soll. Diese weitergehende Forderung unterscheidet sich von den zwei bereits diskutierten methodologischen V orschriften dadurch, daB sie nicht mehr auf 'unproblematische,' sondern auf theoriegeleitete Bedeutungszuweisungen an Texte rekurriert - fur die hermeneutische Konzeption Japps hat sie indes ahnlich verheerende Konsequenzen wie die fehlende Angabe zusatzlicher Restriktionen fur zuIassige Interpretationen. Was J app mit der zitierten zusatzlichen Forderung meint, wird durch seinen Hinweis deutlicher, daB "in einer Interpretation ein neuer Bezugspunkt gesucht und gefunden werden kann, " der "bisher kaum beachteten Teilen des Werks eine neue Bedeutung zuweisen kann, bzw bekannte Stellen anders zu interpretieren maglich macht. Eine neue Ebene des Holderlinschen Werkes wurde etwa entdeckt, als die Interpretation den Bezugspunkt der Franzasischen Revolution einnahm" (S. 73). Nach dies en AusfUhrungen Japps scheinen nun in der Tat ausnahmslos alle von alternativen Interpretationen ("Theorien") hervorgebrachten "neuen Bedeutungen" eines Textes als potentielle Widerlegungsversuche fUr dessen Interpretation zuIassig zu sein. Eine derartige Toleranz fUhrt aber in der Konsequenz dazu, daB es entweder keine "konsistente Interpretation" eines Textes gibt oder daB die "Polysemie" der Texte gegen die "Willkiir der Bedeutung" vollig ungeschiitzt bleibt. Das von Japp zitierte Beispiel einer Neuinterpretation des Halderlinschen Werkes ist 154 V gl. Olshausen 1824, S. 90: "Es muE immer ein fester nothwendiger Zusammenhang stattfinden zwischen dem buchst:iblichen Wortsinn und der tieferen Bedeutung dieses Wortsinns; [... J." 15; Eine in wesentlichen Ziigen ahnliche Kritik l:iEt sich auch fUr die in Meiland 1978, S. 30, vorgelegte Konzeption entwickeln.
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zudem eher ein Gegenbeispiel denn ein Exempel fUr eine der Grundannahmen seiner hermeneutischen Konzeption, derjenigen namlich, daB die Texte 'klar,' die Umgebungen der Texte hingegen 'obskur' seien. Denn nicht die "Klarheit der Texte" Holderlins hat die Forschung veranlaBt, das Werk in einem neuen Licht Zu deuten, sondern gerade der Rekurs auf die 'obskure' Umgebung dieser Texte: erst detaillierte - im Falle Holderlins: historische und biographische l ;6 - Studien haben diese Neudeutung ermoglicht. Dagegen lieBe sich einwenden, daB ein solcher 'heuristischer Umweg" unbedenklich sei, denn die auf ihm gefundenen neuen 'Bezugspunkte' und Deutungen miiBten doch stets an den Texten selbst iiberpriift werden. Ein solcher Einwand wiirde jedoch auf der einigermaBen skurrilen Annahme basieren, daB die "Klarheit der Texte" oft nicht geniigend Licht spende, urn die Entdeckung neuer Interpretationen zu ermoglichen - wohl aber, urn diese zu iiberpriifen. Interpretationen, die sich an einem neuen "Bezugspunkt" orientieren und zu neuen Deutungen fUhren, lassen sich nur allzu haufig nicht an der "Klarheit der Texte," sondern allein unter Beriicksichtigung der Bedeutungsund Interpretationskonzeption iiberpriifen, die diese Deutungen explizit oder implizit angeleitet haben. Eine "Hermeneutik der Entfaltung," der die Bedeutungs- und Interpretationskonzeptionen gleichgiiltig sind, die zu neuen Deutungen fUhren und die die Koexistenz unvergleichbarer und unvereinbarer Interpretationen zur Manifestation von "Polysemie" und zur Einlosung des 'Reichtums der Worte' verklart, vermag Texte vor einem OberfluB an Bedeutung und damit auch vor Bedeutungsleere nicht zu bewahren. Entweder - so laBt sich das Dilemma von J apps hermeneutischer Konzeption zusammenfassen - es gibt Interpretationskonflikte, die in der "Polysemie" der Texte nicht aufgehen: dann bedarf es einer Beschrankung der zulassigen Interpretationen; oder es gibt solche Interpretationskonflikte nicht: dann aber gibt es auch keine Grenze zwischen "Polysemie" und "Willkiir der Bedeutung." Zur Losung dieses Dilemmas bietet Japps hermeneutische Konzeption keine Anhaltspunkte; auch sie scheitert an der Unvereinbarkeit zweier Zielvorstellungen: der grenzenlosen Entfaltung des Reichtums der Bedeutung von Texten und der methodologischen Disziplinierung der Interpretation, die den Bedeutungsreichtum der Texte vor der "Willkiir der Bedeutung" schiitzen solI.
3. Schlufl: Voyschlag eines Peyspektivwechsels Blicken wir noch einmal zuriick auf die beiden von uns untersuchten neohermeneutischen Ansatze, so lassen sich - bei allen grundlegenden Differenzen im einzelnen - eine Reihe von Gemeinsamkeiten zwischen der hermeneutischen Konzeption Franks und Japps feststellen. Gemeinsam ist der 'divinatorischen Hermeneutik' Manfred Franks und der "Hermeneutik der Entfaltung" Uwe 1;6
V gl. u. a. Bertaux 1969 und 1978.
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lapps, daB deren Bedeutungskonzeption eine groBtmogliche und nirgends prinzipiell eingeschrankte Bedeutungsvielfalt ermoglichen soll. Gemeinsam ist den beiden hermeneutischen Konzeptionen auch, daB ihre 'methodologischen Regeln' diese Bedeutungsvielfalt nicht zu realisieren vermogen. Bei Manfred Frank ist das - emphatisch aufgefaBte - "Individuelle" der Methodologie ganzlich unzuganglich; bei der Lektiire von Franks Buch Das individuelle Allgemeine entsteht so - trotz zuwiderlaufender Bekenntnisse und Absichtserklarungen - mitunter der Eindruck, als ginge es ihm nur urn eine - anders und ausftihrlicher als von Hans-Georg Gadamer begriindete - Variante des hermeneutischen Antimethodologismus. Das Dilemma des hermeneutischen Ansatzes von Uwe lapp besteht darin, daB jede methodologische Eingrenzung der Bedeutung tendenziell von einer "Hermeneutik der Entfaltung" fort und zu einer "Hermeneutik der Reduktion" hinftihrt; das aber ist ein Weg, den lapp verstandlicherweise nicht beschreiten mag, weshalb denn auch seine methodologischen Regeln weit hinter den formulierten Anspriichen zuriickbleiben. Die Aporie der neohermeneutischen Ansatze liegt unseres Erachtens darin, daB sie alle in der hermeneutischen Tradition und der modernen Textauslegung vorhandenen Ziele hermeneutischen Sinnverstehens aufrechterhalten, dies en Zielen aber nur eine Methodologie zuordnen wollen. Da es ftir die Vielfalt divergierender Zielvorstellungen, die mit der Interpretation von Texten verb unden werden, jedoch vermutlich nicht nur eine Methodologie geben wird, geraten in den neohermeneutischen Ansatzen die methodologischen Regeln in Konflikt zur Vielfalt von Bedeutungen, welche die Bedeutungskonzeptionen garantieren sollen. Dieses Dilemma ftihrt dann letztlich dazu, daB der Bedeutungskonzeption keine 'positive' Methodologie zugeordnet werden kann, sondern daB lediglich vorhandene Methodologien als inadaquat ausgegrenzt werden. Ein Blick in die Geschichte der Hermeneutik - die freilich unter solchen Gesichtspunkten noch nicht geschrieben worden ist - vermochte vielleicht zu zeigen, daB sich eine 'positive' Methodologie nur zu einer eingeschrankten Bedeutungskonzeption formulieren laBt; die auch von Frank untersuchte Hermeneutik Schleiermachers konnte gerade daftir ein exemplarischer Beleg sein. Eine Konzeptionjedoch, die darauf hinauslauft, alle denkbaren Ziele hermeneutischen Sinnverstehens in einem als "Hermeneutik" bezeichneten Projekt zusammenzufassen und diesen Zielen eine Methodologie zuzuordnen, ist aus theoretischen Griinden unmoglich: sie will an Bedeutungsvielfalt rrinzipiell mehr erreichen als methodologisch einlosbar ist. Auf eine derart aporetische Problemkonstellation scheint uns in der Tat der hermeneutische Antimethodologismus Hans-Georg Gadamers eine ebenso verstandliche und angemessene Reaktion wie die Abkehr von der Interpretation und die Hinwendung zu einer "empirischen Rezeptionsforschung" oder zu einer "empirischen Theorie der Literatur. "157 157
Vgl. zu Groeben Anm. 100; zu Siegfried]. Schmidt vgl. z. B. Id. 1980 und 1982.
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Urn nicht an einer Aporie fortzuwirken, die von einer philologischen Hermeneutik UisungsvorschI:ige fordert, die sie aus theoretischen Grunden nicht zu erbringen vermag, schlagen wir einen 'Perspektivwechsel' in der Betrachtung der Problemkonstellation vor, in der sich eine methodologisch interessierte Hermeneutik in der Gegenwart befindet. Wir pladieren ausdrucklich nicht dafUr, irgendwelche Ziele hermeneutischen Sinnverstehens aufzugeben, sondern dafUr, diese Ziele erst einmal genauer zu beschreiben, zu differenzieren, sie einzelnen hermeneutischen Projekten zuzuordnen und zu prufen, welche Methodologien sich fUr welche Ziele hermeneutischen Sinnverstehens als angemessen erweisen - dabei mag es durchaus moglich sein, daB fUr bestimmte Ziele hermeneutischen Sinnverstehens eine Methodologie nicht gefunden werden kann. 158 Mit anderen Worten: wir pIadieren nicht fUr eine "Hermeneutik der Entfaltung," sondern fUr eine Entfaltung verschiedener Hermeneutiken, fur deren j eweils eingeschrankte Zielvorstellungen zieladaquate Methodologien dann gegebenenfalls entwickelt werden konnen. 159 Ein solcher 'Perspektivwechsel' konnte unseres Erachtens nicht nur die Aporie der gegenwartigen 'Methodendiskussion' in den textverstehenden Philologien beseitigen, sondern auch den Dialog zwischen Literaturwissenschaftlern, Hermeneutikern und Wissenschaftstheoretikern mit Impulsen versehen, weil sich u. a. die beiden folgenden Aufgaben fUr die Dialogpartner ergeben. (1) Die Hermeneutiker und Literaturwissenschaftler konnten aus dem reichhaltigen Reservoir von Zielen des Textverstehens einzelne Ziele und Zielbundel ausdifferenzieren und genauer beschreiben. Da gegenwartig in den Philologien so unterschiedliche Interpretations-Schulen wie z. B. die autorintentionale, rezeptionsasthetische, psychoanalytische, sozialhistorische, strukturalistische - urn nur einige zu nennen - mit stark divergierenden und z. T. unvereinbaren Zielvorstellungen miteinander 'pluralistisch' konkurrieren, scheint eine differenzierende Beschreibung dieser Zielvorstellungen uberfallig. (2) Wenn entsprechende differenzierte Zielbeschreibungen vorliegen, kann von den Vertretern der Wissenschaftstheorie erwartet werden, daB sie sich intensiver als in der Vergangenheit auf sie einlassen und gemeinsam mit Literaturwissenschaftlern und Hermeneutikern an der Entwicklung von Methodologien zur Realisierung dieser Ziele arbeiten, ohne auf oberflachliche Analogien und Obertragungen zu rekurrieren. 158 Freundlieb 1980a, S. 135, hat daftir argumentiert, "dall Textbedeutung und sprachliche Bedeutung iiberhaupt kein moglicher Gegenstand wissenschafilicher Untersuchungen sind. " Es fehlt hier der Platz, urn auf Freundliebs Argumente (vgl. Id. 1980a, S. 136), die er in Id. 1980b und 1983 weiter ausgebaut hat, so detailliert einzugehen, wie sie es erfordern. Unseres Erachtens istjedoch weder Freundliebs Darstellung und Deutung der Textinterpretation noch der damit kontrastierte 'naive' Realismus der Naturwissenschaften zwingend. 159 V gl. hierzu ausftihrlicher Danneberg/Miiller 1985.
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