Abstracts Z. Epileptol. 2018 · 31:S1–S44 https://doi.org/10.1007/s10309-018-0193-y © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018
Inhaltsverzeichnis S2 S5 S8 S10
S12 S19 S23 S27
Vorträge
Freie Vorträge I Freie Vorträge II Freie Vorträge III Freie Vorträge IV
Poster
Freie Themen/Neurophysiologie und EEG – klinisch Antiepileptika/Epilepsiechirurgie/(Funktionelle) Bildgebung Pädiatrische Epileptologie Experimentelle Epileptologie, Grundlagenforschung/Genetik, Tiermodelle genetisch bedingter Epilepsien S33 Sozialmedizinische Aspekte/Psychiatrische Aspekte/Neuropsychologie S37 Pharma-Poster S41 Autorenverzeichnis
This supplement is not sponsored by industry Titelbild: © mit freundl. Genehmigung von: krea. tif-design, Am Rotacker 9, 07557 Köckritz Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
S1
Abstracts
54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie 13.–16. Juni 2018 in Fürth
Freie Vorträge I FV1 Genauigkeitsanalyse verschiedener Referenzierungsmethoden bei Roboter-assistierten Eingriffen: Leksell Rahmen verglichen mit einem Laserscan auf der Basis präoperativer MR- oder CT-Daten A. Spyrantis1, A. Cattani1, T. Woebbecke1, A. Strzelczyk2, S. Schubert-Bast3, F. Rosenow2, V. Seifert1, M. Kudernatsch4, T. M. Freiman1 1 Universitätsklinik Frankfurt am Main, Neurochirurgie, Frankfurt a. M., Deutschland, 2Universitätsklinik Frankfurt am Main, Neurologie, Frankfurt a. M., Deutschland, 3Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Neuropädiatrie, Frankfurt a. M., Deutschland, 4Schön Klinik Vogtareuth, Klinik für Neurochirurgie und Epilepsiechirurgie, Vogtareuth, Deutschland Einleitung: Bei Roboter-geführten stereotaktischen Eingriffen, wie der Implantation von Elektroden zur Stereoelektroenzephalograhpie (sEEG) ist der wichtigste Schritt die Referenzierung der Anatomie des Patienten mit dem Roboter um die Präzision der Elektrodenplanung auf den operativen Eingriff übertragen zu können. Wir führten eine Genauigkeitsanalyse verschiedener Refenrenzierungsmethoden durch. Wir verglichen die Stereotaxie-Rahmen (Leksell) basierte Referenzierung mittels Computertomographie (CT) mit einer Laserreferenzierung des Gesichts mittels CT und Magnetresonanztomographie (MRT). Material/Methode: Es wurden 171 sEEG Elektroden mit dem „robotic surgery assistant“ (ROSA) in 19 Patienten implantiert. Die Referenzierung wurde mittels CT und Leksell-Rahmen (n = 49), eines CT-basierten Laserscans des Gesichtes (n = 60) oder eines MRT-basierten Laserscans des Gesichtes (n = 62) durchgeführt. Der präoperative MRT Planungsdatensatz wurde fusioniert mit einer postoperativ zur Lagekontrolle angefertigten CT Untersuchung. Für jede Trajektorie wurde der Vektor (Euklidische Distanz) zwischen der geplanten und der tatsächlichen Lage von Eintrittspunkt („Entry Point Errror“, EPE) und Zielpunkt („Target Point Error“, TPE) berechnet. Ergebnisse: Die Leksell-Rahmen basiere Referenzierungsmethode erbrachte einen EPE von 0,86 mm und einen TPE von 2,28 mm. Die Registrierung der Gesichtsoberfläche mit Laserscan erbrachte im Falle der Referenzierung mittels CT einen EPE von 1,85 mm und einen TPE von 2,41 mm. Unter Verwendung eines 3.0 Tesla MRT Datensatzes errechnete sich ein EPE von 3,02 mm und ein TPE von 3,51 mm (n = 56) und unter Verwendung eines 1,5 Tesla MRT Datensatzes ein EPE von 0,97 mm und ein TPE von 1,71 mm (n = 6). In der postoperativen Bildgebung wurde bei zwei Patienten eine klinisch stumme intrazerebrale Blutung festgestellt. Bei beiden Patienten war ein CT basierter Laserscan des Gesichtes zur Referenzierung erfolgt. Es wurden keine weiteren Komplikationen beobachtet. Diskussion: Die Referenzierung mittels Leksell-Rahmen ist eine vergleichbar genaue Methode zur Laser unterstützten Referenzierung bei der Roboter-assistierten Implantation von sEEG Elektroden bei erwachsenen Patienten. Eine 3.0 Tesla MRT basierte Laserscan Referenzierung erfordert eine Trajektorienplanung mit größerem Sicherheitsabstand zu Gefäßen, jedoch wird die Strahlenexposition deutlich verringert.
S2
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
FV2 Langzeitverlauf bei Tiefen-Hirn-Stimulation im Anterioren Thalamus und Nucleus Accumbens D. Thuberg1, J. Voges2,3, L. Büntjen3, A. B. Kowski4, M. Holtkamp4,5, H. Stefan 6, T. Mayer7, H. B. Straub8, H. J. Heinze1,2, F. C. Schmitt1 1 Universität Magdeburg, Klinik für Neurologie, Magdeburg, Deutschland, 2 Leibniz-Institut für Neurobiologie, Magdeburg, Deutschland, 3 Universitätsklinikum Magdeburg, Klinik für Stereotaktische Neurochirurgie, Magdeburg, Deutschland, 4Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie, Berlin, Deutschland, 5 Epilepsiezentrum Berlin-Brandenburg, Berlin, Deutschland, 6FriedrichAlexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Epilepsiezentrum, Erlangen, Deutschland, 7Sächsisches Epilepsiezentrum Radeberg, Kleinwachau, Deutschland, 8Epilepsiezentrum Berlin-Brandenburg, Epilepsieklinik Tabor Bernau, Bernau, Deutschland Hintergrund: Die Tiefen-Hirn-Stimulation (THS) der anterioren Thalamuskerne (ANT) stellt bei pharmakoresistenten fokalen Epilepsiesyndromen eine zugelassene Therapieoption da. Der Nucleus accumbens (NAC) wurde ebenfalls als alternativer Stimulationsort untersucht (1). Langzeitdaten unter THS sind allerdings nur mit veränderter antikonvulsiver Medikation verfügbar (2). In folgender unverblindeten Langzeitbeobachtung wurde eine Kohorte aus 17 Patienten mit ANT- und/oder NAC-THS. bzgl. des Anfallsoutcome während einer mindestens 12 monatigen Stimulationsperiode untersucht. Material und Methode: 11 Patienten erhielten Elektroden bilateral im NAC und ANT, 5 Patienten nur im ANT und 1 Patient nur im NAC. Stimulationsparameter waren 5 V (1 min on/5 min off), 140 Hz, 90 µs. Bei 3 Patienten wurde die Off-Phase der Stimulation und die Voltage gesenkt. Analysiert wurde die Frequenz der belastenden Anfälle (komplex fokal und bilateral tonisch-klonische Anfälle) sowie die Anzahl der Monate als Responder (≥50 % Anfallsfrequenzreduktion) während der mindestens 12 monatigen Beobachtungsperioden, in denen die Medikation unverändert blieb. Eine 3 monatige präoperative Baseline-Periode diente als Referenz. 9 der 17 Patienten waren bereits vorher zwischen 3 und 15 Monaten stimuliert worden. Der Beobachtungszeitraum betrug zwischen 12 und 42 Monate. Ergebnisse: Unter klinischen Bedingungen konnte bei 8 von 17 Patienten kein 12 monatiger Beobachtungszeitraum ohne Medikamentenänderung erreicht werden (fehlendem THS-Ansprechen bzw. Medikamentenänderung jeweils 2 Patienten; akute stimulations-assoziierte Auren, de novopsychogener Anfälle, SUDEP und Exazerbation einer Psychose jeweils 1 Patient.) Bei den verbliebenen 9 Patienten erreichten 5 Patienten nie und 4 Patienten in 4,0 ± 2,4 Monaten einen Responder-Status. Dabei wurde ingesamt 48 Monate im ANT bzw. NAC und 36 Monate im ANT&NAC stimuliert. In 31 % der Zeit unter NAC-, in 13 % unter ANT- und in 8,3 % unter ANT&NAC-THS konnte ein Responder Status erreicht werden (. Abb. 1). Schlussfolgerung: Unter klinischen Bedingungen ist eine langzeitige THS unter konstanter Medikation erschwert: in der vorgestellten Kohorte konnte nur die Hälfte der Patienten über einen 12-monatigen Beobachtungszeitraum stimuliert werden. Bei circa der Hälfte dieser Patienten wurde durch NAC- und/oder ANT-THS zeitweilig ein Responder-Status
Ziel (Ramantani, 2013). Wir untersuchten in einem großen Kollektiv das kognitive Outcome nach solchen Eingriffen und suchten nach Einflussfaktoren auf die präoperative Ausgangslage sowie auf die postoperative Entwicklung. Material/Methode: Wir untersuchten 75 Patienten (Alter bei OP: 0,8–19 J, Median 5,6 J; 29 w; Alter bei Anfallsbeginn: 1. Lebenstag – 8,0 J, Median 1,0 J; OP: 1999–2016) wenige Tage vor sowie 6 Monate nach Hemisphärotomie mittels IQ-Tests (36/75 Patienten) oder, bei nicht IQ-testbaren Patienten (39/75), mittels Entwicklungstestverfahren. IQ-Veränderungen um mehr als 1/2 Standardabweichung wurden als signifikant angesehen. Für nicht IQ-testbare Patienten wurden Entwicklungsaltersäquivalente erhoben und postoperative Veränderung durch den Quotienten aus mittlerer post-/präoperativer Entwicklungsgeschwindigkeit festgelegt. Ergebnisse: Postoperativ trat bei 11/36 IQ-testbaren Patienten eine signifikante IQ Verbesserung (um 8–23 IQ-Punkte) auf, 2/36 Patienten zeigten eine Verschlechterung (jeweils 8 IQ-Punkte), alle anderen (24/36) zeigten sich IQ stabil. Einziger Prädiktor für den postoperativen IQ war der präoperative IQ. Als dessen einziger signifikanter Prädiktor stellte sich das Alter bei Anfallsbeginn heraus. Alle signifikanten IQ Verbesserungen befanden sich präoperativ im IQ-Bereich von 40–59 IQ-Punkten. In der Gruppe der nicht IQ-testbaren Patienten konnten 21/39 ihre Entwicklungsgeschwindigkeit postoperativ erhöhen, 8/39 zeigten eine Verlangsamung, 9/39 Stillstand und 1/39 eine Negativentwicklung. Der deutlichste Einflussfaktor auf die postoperative Veränderung war erreichte Anfallsfreiheit (Entwicklungssteigerung bei 15/26 anfallsfreien Kindern). Diskussion: Fast alle (34/36) der IQ-testbaren Patienten zeigten postoperativ eine Stabilisierung oder sogar Beschleunigung ihrer kognitiven Weiterentwicklung – trotz Abtrennung einer Hemisphäre. Alle 11 signifikanten IQ-Verbesserungen fanden sich in der Patientengruppe mit präoperativen IQs zwischen 40 und 59; möglicherweise war hier die präoperative Performanz am stärksten durch die Epilepsie eingeschränkt. Erstmals wurden auch Patienten mit nicht messbaren IQs differenzierter untersucht. Auch hier zeigte sich bei der Mehrheit der Patienten postoperative Weiterentwicklung (29/39), davon 21 mit gesteigerter Entwicklungsgeschwindigkeit. Damit konnten durch die Hemisphärotomie bei den meisten Patienten aus beiden Gruppen (offenbar epilepsiebedingte) stagnierende bzw. dementielle Entwicklungsprozesse gestoppt werden. Abb. 1 | FV 2 8 und somit eine Verbesserung der Anfallssituation erreicht. Die NAC-THS erscheint in diesem Zusammenhang der ANT-THS überlegen. Allerdings sind größere Patientengruppen zur Beurteilung von Langzeitdaten mit konstanter Medikation erforderlich. Literatur 1. Kowski AB, Voges J et al (2015) Nucleus accumbens stimulation in partial epilepsyA randomized controlled case series. Epilepsia 4: 2. Salanova V et al (2015) Long-term efficacy and safety of thalamic stimulation for drug-resistant partial epilepsy. Neurology 84(10):1017–1025
FV3 Kognitives Outcome nach Hemisphärotomie – eine Analyse von 75 pädiatrischen Fällen C. Bajer1,2, W. Hofer2, T. Pieper2, M. Kudernatsch3, M. Staudt1,2 1 Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Abteilung Neuropädiatrie und Entwicklungsneurologie, Tübingen, Deutschland, 2 Schön Klinik Vogtareuth, Klinik für Neuropädiatrie und Neurologische Rehabilitation, Epilepsiezentrum für Kinder und Jugendliche, Vogtareuth, Deutschland, 3Schön Klinik Vogtareuth, Klinik für Neurochirurgie und Epilepsiechirurgie, Vogtareuth, Deutschland Einleitung: Hemisphärotomien sind epilepsiechirurgische Eingriffe, bei denen eine gesamte Hemisphäre abgetrennt wird. Diese Eingriffe werden hauptsächlich bei Kindern mit hemisphärischen, therapierefraktären Epilepsien durchgeführt. Neben dem Hauptziel der Anfallsfreiheit ist die postoperative Stabilisierung der kognitiven Entwicklung ein wichtiges
Literatur 1. Ramantani et al (2013) Eur J Paediatr Neurol 17(5):489–506
FV4 Reduktion exzitatorischer Potentiale in peritumoralen Neuronen von Gliompatienten durch Inhibition eines Glutamattransporters T. Sauvigny1,2, L. Dührsen1, F. L. Ricklefs1, M. Lanz3, D. Kuhl2, M. Westphal1, O. Ohana2, T. Martens1 1 Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Neurochirurgie, Hamburg, Deutschland, 2Zentrum für Molekulare Neurobiologie Hamburg, Institut für Molekulare und Zelluläre Kognition, Hamburg, Deutschland, 3 Evangelisches Krankenhaus Alsterdorf Epilepsiezentrum Hamburg, Epileptologie, Hamburg, Deutschland Einleitung: Maligne Gliome sind häufig mit therapierefraktärer Epilepsie vergesellschaftet, die entscheidend die Lebensqualität der Patienten limitiert. Es wurde gezeigt, dass die Expression des Cystein-Glutamat-Antiporters SLC7A11 in Gliomen mit vermindertem Überleben und gehäuftem Auftreten von gliominduzierten Krampfanfällen assoziiert ist. Die Mechanismen, mit denen Gliomzellen die umliegenden Neurone schädigen, sind jedoch nicht gut verstanden. Ein Verständnis dieser Mechanismen ist essentiell, um neue therapeutische Ansätze zur Behandlung der Krampfanfälle entwickeln zu können. In dieser Studie untersuchten wir daher synaptische Potentiale von Neuronen im humanen gliominfiltrierten Kortexgewebe unter physiologischen Bedingungen sowie während Inhibition des Glutamattransporters. Material/Methode: Die intrazelluläre neuronale Aktivität wurde in Gewebeschnitten aus gliominfiltriertem Kortex von Patienten gemessen,
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
S3
Abstracts bei denen eine mikrochirurgische Gliomresektion durchgeführt wurde. Es wurden postsynaptische Ströme mittels patch-clamp-Technik in der whole-cell-Konfiguration gemessen. SLC7A11 wurde durch Zugabe von Sulfasalazin (SAS) inhibiert. Die Daten wurden mittels P-clamp und SPSS analysiert. Als statistischer Test wurde eine ANOVA verwandt. Die Expression von SLC7A11 wurde mittels PCR quantifiziert. Ergebnisse: Insgesamt wurden 12.355 exzitatorische Ereignisse in 12 Neuronen im peritumoralen Kortex von sieben Patienten mit Astrozytom oder Glioblastom untersucht. Bei fünf Patienten (71 %) bestand eine gliominduzierte Epilepsie. Nach Hemmung des Glutamattransporters sank die Frequenz der exzitatorischen Ereignisse signifikant (2,7 Hz; vs. 3,9 Hz, p = 0,03). Weiterhin konnten wir eine Reduktion der Amplitude und Gesamtgröße (area under the curve, AUC) feststellen (22,95pA vs. 29,93pA; p < 0,001 und 58,49pA*ms vs. 109,9pA*ms; p < 0,001). Das Intervall zwischen den exzitatorischen Ereignissen zeigte sich bei Hemmung des Glutamattransporters verlängert (264,3 ms vs. 214,5 ms; p < 0,001). Der Effekt der Inhibition von SLC7A11 hing dabei signifikant von der Expression des Transporters in dem jeweiligen Tumorgewebe ab (p < 0,001). Diskussion: Die Inhibition des Glutamattransporters SLC7A11 führte zu einer signifikanten Reduktion der Exzitation der Neurone im gliominfiltrierten Kortex der Patienten. Unsere Daten weisen darauf hin, dass die spezifische Inhibition der durch Glutamat vermittelten neuronalen Erregungssteigerung ein mögliches therapeutisches Ziel zur Behandlung einer symptomatischen Epilepsie bei Gliompatienten darstellt.
FV5 Korrelation elektrophysiologischer Parameter und klinischer Phänotypen bei SCN2A-assoziierten Epilepsien S. Lauxmann1, N. E. Verbeek2, Y. Liu1, M. Zaichuk1, S. Müller1, J. Lemke3, M. J. A. van Kempen2, H. Lerche1, U. B. S. Hedrich1 1 Neurologische Universitätsklinik Tübingen und Hertie-Institut für Klinische Hirnforschung, Tübingen, Deutschland, 2University Medical Centre Utrecht, Department of Genetics, Utrecht, Niederlande, 3Universität Leipzig, Institut für Humangenetik, Leipzig, Deutschland
es, drei neu identifizierte Varianten (p.V208E, p.T773I, p.K908E) in neun Patienten von drei Familien mit BFNIS, schwer behandelbaren neonatalen Anfällen (INS) und selbstlimitierenden infantilen Anfällen (SLIS) zu untersuchen, wie auch das Ausmaß der elektrophysiologischen Dysfunktion mit dem Schweregrad des klinischen Phänotyps aller bisher funktionell charakterisierten SCN2A Varianten zu korrelieren. Methoden: Ein Varianten Screening mit Vorhersageprogrammen (SIFT, Polyphen, Mutation Taster) und Datenbanken (dbSNP, gnomAD) wurde durchgeführt. Die Varianten wurden mit „whole-cell patch-clamp“ Messungen in transient transfizierten tsA201 Zellen charakterisiert. Unter Berücksichtigung aller 21 funktionell charakterisierten Varianten und deren Phänotypen, entwickelten wir einen Algorithmus für das Ausmaß der elektrophysiologischen Dysfunktion und für die klinische Ausprägung in milde, mittlere und schwere Phänotypen (CESSNa+). Ergebnisse: Alle drei neuen Varianten zeigten elektrophysiologische Veränderungen, wie eine erhöhte Stromdichte (K908E), eine hyperpolarisierende Verschiebung der Aktivierungskurve (V208E, T773I) oder einen erhöhten persistierenden Natriumstrom (T773I). Durch die Anwendung eines Aktionspotentials als Stimulus, konnten wir eine Variante (K908E) identifizieren, die einen erhöhten Natriumstrom in der langsam depolarisierenden „Subschwellen“-Phase aufzeigte. Die Korrelationsanalyse ergab, dass alle hereditären Varianten mit milden Phänotypen assoziiert sind, und dass mittlere und schwere Phänotypen signifikant höhere CESSNa+Werte als milde Phänotypen aufwiesen. Diskussion: Wir beschreiben (i) drei neue Epilepsie-verursachende Varianten im SCN2A-Gen und weisen für alle drei Varianten gain-of-function Effekte nach, stellen (ii) einen neu entwickelten kliniko-elektrophysiologischen Score für Natriumkanäle (CESSNa+) vor, um erstmalig eine Kategorisierung des klinischen Schweregrades in drei Subgruppen, wie auch eine Abschätzung der elektrophysiologischen Dysfunktion unter Berücksichtigung aller funktionell charakterisierten SCN2A-Varianten zu ermöglichen und bieten (iii) einen umfassenden Überblick über alle bekannten funktionellen Effekte von SCN2A Varianten mit einer systematischen GenotypPhänotyp-Korrelation.
Einleitung: Varianten im SCN2A-Gen verursachen ein breites Spektrum an unterschiedlich schwerwiegenden Epilepsie-Syndromen, wie z. B. benigne neonatal-infantile Anfälle (BFNIS) und epileptische Enzephalopathien (EE), aber auch neuropsychiatrische Erkrankungen wie AutismusSpektrum-Störungen und Schizophrenie. Ziel der vorliegenden Studie ist
Abb. 1 | FV5 8 Klinische Phänotypen (a) in hereditär und de novo dargestellt und (b) mit dem zugehörigen CESSNa+-Wert aufgetragen
S4
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
FV6 Epilepsie assoziierte Veränderungen des Immunsystems
Freie Vorträge II
J. Tennigkeit1, J. Ruhnau1, A. Vogelgesang1, L. Achmus1, A. Dressel2, A. Flöel1, F. von Podewils1 1 Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Epilepsiezentrum, Greifswald, Deutschland, 2Carl-Thiem-Klinikum, Neurologie, Cottbus, Deutschland
FV7 Intrakortikal Evozierte Potenziale nach Wahrnehmung unterschiedlicher Gesichter
Fragestellung: Epilepsien zählen zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. Der Nachweis einer Aktivierung des Immunsystems nach epileptischen Anfällen und die hohe Inzidenz epileptischer Anfälle bei Autoimmunerkrankungen lassen auf einen direkten Zusammenhang zwischen immunologischen Veränderungen und epileptischen Anfällen schließen. Bei neurodegenerativen Erkrankungen spielen Monozyten und deren Subpopulationen aufgrund der frühen Infiltration eine entscheidende Rolle bei proinflammatorischen Prozessen. Da Neuroinflammation mit der Häufigkeit und Intensität epileptischer Anfälle assoziiert ist, können aktivierte Monozyten und Subpopulationen nach epileptischen Anfällen eine Bedeutung bei der Induktion weiterer epileptischer Anfälle haben. Ziel der vorliegenden Studie ist daher, die Funktion und Zusammensetzung von Monozyten- und Granulozytensubpopulationen im Vergleich zu einem Patientenkollektiv ohne Epilepsie zu untersuchen. Methoden: Analysiert wurden im Rahmen einer explorativ prospektiven Kohortenstudie Immunparameter von Patienten an Tag 0 sowie an Tag 1 nach einem gesicherten epileptischen Anfall (fokale oder generalisiert tonisch-klonische Anfälle, GTKA) in Serum und Liquor (wenn indiziert). Als alterskorrelierte Kontrollgruppe (KG) dienten Patienten mit Kopfschmerzen ohne entzündliche Genese. Die Analyse der Subpopulationen und des Aktivierungszustandes der Monozyten und Granulozyten erfolgte aus EDTA Blut mittels fluoreszenzmarkierter Antikörper (verwendete Marker: HLA-DR, CD32, CD11b, CD16, CD62 und CD14). Die Auswertung der FACs Rohdaten erfolgte mittels der Flow Jo10 Software. Als statistische Tests diente die One Way ANOVA (Korrektur für multiples Testen) sowie ein Tukey Test (GraphPad Prism 5.0). Ergebnisse: Eingeschlossen wurden die Daten von 23 Patienten und 15 Kontrollprobanden. Insgesamt konnte eine signifikante Immunaktivierung unmittelbar nach einem epileptischen Anfall gezeigt werden. Die Intensität der Anfälle ist dabei assoziiert mit Veränderungen der HLADR und CD32 Expression. Im Vergleich zur KG zeigte sich in der Patientengruppe zwischen d0 und d1 nach einem GTKA ein signifikanter Anstieg des CD32 auf allen Subpopulationen (KG: 3,047 ± 1,588; Pat. d0 4,319 ± 2,255; Pat. d1 7,480 ± 4,121; p < 0,005), beim HLA-DR hingegen ein signifikanter Abfall auf Monozytensubpopulationen (KG: 10.040 ± 3,407; Pat. d0 3,181 ± 1,981; Pat. d1 3,252 ± 2,198; p < 0,0001). Bei fokalen Anfällen (ohne GTKA) zeigten sich keine Veränderungen zur KG. Schlussfolgerungen: Epileptische Anfälle können abhängig von der räumlichen Ausdehnung der kortikalen Aktivierung eine postiktale Immunmodulation induzieren. Im Gegensatz zu fokalen Anfällen führen GTKA zu einer CD32 Up-Regulation auf Monozyten- und Grnaulozytensubpopulationen und zu einer HLA-DR Down-Regulation auf Monozytensubpopulationen. Die Relevanz dieser Immunalteration sollte in zukünftigen Studien an größeren Patientenkohorten untersucht werden.
J. W. Kim1, J. M. Hebel1, K. Brückner1, W. Hamel2, T. Martens2, T. Sauvigny2, E. El-Allawy1, L. Dührsen2, S. R. G. Stodieck1, M. Lanz1 1 Evangelisches Krankenhaus Alsterdorf, Hamburg, Epilepsiezentrum, Hamburg, Deutschland, 2Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Neurochirurgie, Hamburg, Deutschland Einleitung: Allgemein gültig gibt es im Gyrus fusiformis ein responsives Areal bei der Gesichtererkennung. Evolutionsbiologisch sinnhaft und belegt ist ein schneller „Pathway“ von visueller Wahrnehmung (z. B. Gesichter) zu emotional/limbischen- Netzwerken. Wir fragen uns, ob sich intrakortikale Antworten bei Wahrnehmung unterschiedlicher – jedoch nicht emotionaler – Gesichter unterscheiden. Methodik: Wir untersuchten Patienten, die sich im prächirurgischen Monitoring einer invasiven Stereo-EEG Ableitung unterzogen. Eingeschlossen wurden Patienten, die eine inferotemporale und mesiotemporale Ableitung erfuhren. Es wurden unterschiedliche Gesichter (weiße-, schwarze-, Frauen-, Männer-, bekannte-, verschleierte- und abstrakte – in Form afrikanischer Gesichtsmasken) als visueller Reiz appliziert und Ereignis-Korrelierte-Potenziale (EKP) im Gyrus fusiformis und im limbischen System (Amygdala) untersucht. Ergebnisse: 6 Patienten wurden eingeschlossen. Bei 3 zeigten sich EKP innerhalb der Amygdala, bei zwei von diesen korrespondierend auch innerhalb des inferotemporalen Kortex, bei einem Patienten lag dort keine Elektrode. Bei 2 Patienten fand sich nach visuellem Reiz ein EKP im inferotemporalen Kortex, jedoch nicht in der Amygdala, bei einem Patienten kann kein Potenzial evoziert werden. Ein Unterschied zwischen den verschiedenen Reiz-Kategorien fand sich nicht. Diskussion: EKP finden sich unabhängig der dargebotenen Reiz-Kategorie, so dass nicht von einer neuronalen Priorisierung bei der Wahrnehmung von unterschiedlichen Gesichtern ausgegangen werden kann. Möglicherweise gibt es eine Schädigung in der ventralen Sehbahn bei den untersuchten therapierefraktären Epilepsiepatienten, wobei die mesiotemporalen/ limbische Strukturen empfindlicher als die inferotemporale Strukturen zu sein scheinen
FV8 Rahmenbasierte, stereotaktische Stereo-EEG Implantation in Kombination mit moderner Planungssoftware inclusive automatischer anatomischer Segmentierung P. C. Reinacher1, E. Kogias 2, D. M. Altenmüller3, K. Egger4, V. A. Coenen1 Universitätsklinikum Freiburg, Abteilung für Stereotaktische und Funktionelle Neurochirurgie, Freiburg i. Br., Deutschland, 2 Universitätsklinikum Freiburg, Abteilung für Allgemeine Neurochirurgie, Freiburg i. Br., Deutschland, 3Universitätsklinikum Freiburg, Abteilung Prächirurgische Epilepsiediagnostik, Freiburg i. Br., Deutschland, 4 Universitätsklinikum Freiburg, Abteilung für Neuroradiologie, Freiburg i. Br., Deutschland
1
Einleitung: Stereoencephalographie ist eine verbreitete Technik zur Ermittlung des epileptogenen Fokus bei bestimmten Fällen mit pharmakotherapieresistenter Epilepsie. Die rahmenbasierte, stereotaktische Implantation der SEEG Elektroden erlaubt die höchste Platzierungsgenauigkeit der Elektroden. Neuere Methoden der Neuronavigation bieten zunehmend Möglichkeiten zur Darstellung der dreidimensionalen Lagebeziehung der Elektroden zueinander und zu ihrem anatomischen Umfeld. Wir haben die Möglichkeit untersucht, moderne Planungssoftware inklusive automatischer anatomischer Segmentierung, verbesserter dreidimensionaler Visualisierung und Navigationstechnologie zu kombinieren mit einem klassischen, rahmenbasierten Stereotaxiesystem. Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
S5
Abstracts Material/Methoden: 136 SEEG Elektroden wurden bei 15 konsekutiven Patienten zwischen 02/2017 und 12/2017 implantiert. Alle Operationen wurden mit automatischer anatomischer Segmentierung (Elements, Brainlab, München) geplant, wodurch die dreidimensionale Darstellung des gesamten Elektrodenschemas aus verschiedenen Blickwinkeln erleichtert wurde. Die Implantationen erfolgten mit einem Stereotaktischen Rahmen (Leksell, Elekta, Stockholm, Schweden) und Ad-tech SEEG Elektroden (Ad-Tech, Racine, WI). In allen Fällen wurde dann die Elektrodenlage im postoperativen MRT verglichen mit den geplanten Trajektorien. Die Abweichung der Trajektorien im Eintrittspunkt und im Zielpunkt wurden als laterale und euklidische Distanzen gemessen und die operationsbedingten Komplikationen wurden ausgewertet. Ergebnisse: Es traten keine symptomatischen Blutungen, neue neurologische Defizite, Infektionen oder Liquorfisteln auf. Eine Elektrode verursachte eine kleine (3,42 ml), asymptomatische, kortikale Blutung. Die mediane Abweichung im Eintrittspunkt betrug 0,5 mm (Standardabweichung [SD] 0,5 mm, Spannweite [R] 3,3 mm–0 mm), die mediane Abweichung im Zielpunkt 1,1 mm (SD 0,7 mm, R 3,7 mm–0,1 mm) und die mediane euklidische Abweichung im Zielpunkt 1,4 mm (SD 0,8 mm, R 3,9 mm–0,1 mm). Diskussion: Klassische, rahmenbasierte Stereotaxie bietet eine hohe Genauigkeit der Elektrodenplatzierung. Moderne Navigationssoftware ermöglicht eine verbesserte Visualisierung komplexer dreidimensionaler SEEG Schemata im anatomischen Umfeld der Elektroden und eine int-
Abb. 1 | FV8 8
raoperative Echtzeit-Verifikation der eingestellten Trajektorien. In dieser Serie zeigen wir die Möglichkeit, „das Beste aus beiden Welten“ zu kombinieren.
FV9 Long-term outcome after epilepsy surgery in older adults J. D. Lang1, L. Grell1, M. Hagge1, M. D. Onugoren1, S. Gollwitzer1, W. Graf1, M. Schwarz1, R. Coras2, I. Blümcke2, B. Sommer3, K. Rössler3, M. Buchfelder3, S. Schwab1, H. Stefan1, H. M. Hamer1 1 Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Epilepsy Centre, Department of Neurology, Erlangen, Germany, 2Friedrich-AlexanderUniversität Erlangen-Nürnberg, Institute of Neuropathology, Erlangen, Germany, 3Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Department of Neurosurgery, Erlangen, Germany Purpose: The incidence of epilepsy in older adults is growing, as does the incidence of comorbidities. Therefore, when it comes to epilepsy surgery in medically intractable epilepsy, age is often seen as a limiting factor. To investigate the outcome after epilepsy surgery in a population of older adults, we compared the benefit for patients aged 50–59 years with those aged 60 years and older in respect of efficacy and safety. Method: Patients aged ≥50 years with medically intractable epilepsy who underwent epilepsy surgery from 1990 to 2013 were selected from the database of a German epilepsy centre. All of them received a standardised and detailed presurgical diagnostic evaluation. Follow-up included at least four scheduled visits with EEG, MRI and neuropsychological testing. Outcome was assessed using the Engel outcome scale. Results: 79 patients aged between 50 and 67 years were followed-up for a median of 4.7 years (2–16 years). 68% of patients were free of disabling seizures (Engel class I, ≥60 years: 75%) and 58% were seizure-free (Engel class IA, ≥60 years: 70%). 90% of our patients suffered from temporal lobe epilepsy (TLE), 9% from frontal lobe epilepsy (FLE) and one occipital lobe epilepsy (OLE). After surgery, 9% discontinued or tapered their medication. Permanent surgical complications occurred in 9% of cases and transient neurological deficits were seen in 8%. Older patients had a higher risk for postoperative hygroma (≥60 years 15%; <60 years 10%) and were more prone to postoperative memory deficits (≥60 years 45%), especially after resection of the dominant temporal lobe. Verbal and figural memory testing did not differ significantly between the groups. Conclusions: The results support the view that in selected older patients, epilepsy surgery shows equal or even higher success rates as compared to younger patients at similar risks. However, patients of older age may be at greater risk for postoperative memory deficits, especially after dominant temporal lobe resections.
FV10 Ultrasonographic features of focal cortical dysplasia and their relevance for surgical treatment of epilepsy Kevin Akeret1, David Bellut1, Hans-Jürgen Huppertz4, Georgia Ramantani3,4, Kristina König4, Carlo Serra1, Luca Regli1, Niklaus Krayenbühl1,2 1 Department of Neurosurgery, Clinical Neuroscience Center, University Hospital Zurich, University of Zurich, Zurich, Switzerland; 2Division of Pediatric Neurosurgery, University Children’s Hospital, Zurich, Switzerland; 3 Division of Pediatric Neurology, University Children’s Hospital, Zurich, Switzerland; 4Swiss Epilepsy Clinic, Klinik Lengg AG, Zurich, Switzerland
Abb. 2 | FV8 8
S6
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
Objective: Surgery has shown to be the best therapeutic option for medically refractory cases of FCD-associated epilepsy. Seizure outcome primarily depends on extent and completeness of resection, making intraoperative visualization and delineation of FCDs essential. Our study assesses the diagnostic yield of intraoperative ultrasound (IOUS) for such lesions. Methods: 15 consecutive patients with therapy-refractory epilepsy undergoing IOUS-assisted microsurgical resection of a radiologically suspected FCD were prospectively followed between January 2013 and July 2016. Morphological appearance on IOUS was compared to preoperative
Fig. 1 | FV10 8 Example of pre-, intra- and postoperative imaging in a patient with type IA FCD in the dept of the right intraparietal sulcus. Preoperative MR imaging with postprocessing (example sequence shown) allowed to identify an are of subtle blurring of the gray-white-matter junction suspicious for presence of a FCD. Despite very discrete signal alterations on preoperative MRI, intraoperative ultrasound allowed to depict the dysplastic area with high resolution by showing hyperechogenicity in the cortex and the underlying gray-white- matter junction. Topographical and morphogenical features correlated well to preoperative imaging. However, a sharp demarcation of the altered area was not possible, resulting in subtotal resection with residual dysplasia seen with coregistration between pre- and postoperative MRI
Fig. 2 | FV10 8 Example of pre-, intra- and postoperative imaging in a patient with type II A FCD in the depth of the superior precentral sulcus. Preoperative MR imaging with postprocessing (example sequence shown) revealed subtle cortical and subcortical T2/FLAIR hyperintensity, discrete increase in cortical thickness and blurring of the gray-white-matter junction. On intraoperative ultrasound, this area suspicious for FCD could be easily identified by marked hyperechogenicity of a thickened cortex, hyperechogenic blurred gray-white-matter junction and increased signal of the adjacent subcortical white matter with high topographical-morphological correlation to preoperative imaging. Sharp demarcation of FCD borders by IOUS allowed for complete resection without residual dysplasia on coregistration between pre- and postoperative MRI Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
S7
Abstracts
Fig. 3 | FV10 8 Example of pre-, intra- and postoperative imaging in a patient with type II B FCD of the superior frontal gyrus in the region of the medial sulcus. Preoperative MR imaging with postprocessing (example sequence demonstrated) showed cortical and subcortical T2/FLAIR hyperintesity, marked increase in cortical thickness and pronounced blurring of the gray-white-matter junction. With high topographical-morphogenical correlation to preoperative imaging. IOUS revealed an area of heavily increased cortical thickness and marked hyperechogenicity in the cortex, at the gray-white-matter junction and subcortically. Lesion borders could be clearly identified. Coregistration between pre- and postoperative MRI did not show any residual displasia. postprocessed MRI and the sonographic characteristics were analysed in relation to histological subtype. IOUS was studied in regard to its value to improve completeness of resection and improve postoperative seizure outcome. Results: In all cases of FCD the surgeon was able to identify the dysplastic area. Visualization of FCD I proved to be more difficult than FCD II and demarcation of its borders were less clear, resulting in residual dysplasia on postoperative coregistered MRI in two out of three patients. In every case of FCD type II, IOUS allowed clear intraoperative visualization and demarcation with high topographical-morphological correlation to preoperative postprocessed MRI. Postoperative MRI showed complete resection in every case of FCD II. Sonographic features and their severity correlate to the underlying histological degree of dysplasia (FCD IA/FCD IB < FCD IC < FCD IIA < FCD IIB). In one patient IOUS showed features atypical for FCD, which proved to be nonspecific gliosis on later histological analysis. Significance: The distinct sonographic features on IOUS allow for intraoperative differentiation between FCD and non-FCD lesions as well as discrimination between the different histological subtypes of FCD. Sonographic demarcation depends on the underlying degree of dysplasia. IOUS allows for more tailored and improved extent of resection by clearly delineating the dysplastic area, which in turn correlates with favorable seizure outcome.
S8
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
Freie Vorträge III FV12 ANNOTeM-Epi – Tele-Epileptologie und Tele-EEG für Nord-OstDeutschland A. Sotoodeh1, S. Ernst2, C. Gorski2, H. B. Straub1, J. E. Weber2,3, H. Audebert2,4 Epilepsiezentrum Berlin-Brandenburg, Epilepsieklinik Tabor Bernau, Bernau, Deutschland, 2Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Neurologie mit experimenteller Neurologie, Berlin, Deutschland, 3Clinical Research Unit, Berliner Institut für Gesundheitsforschung, Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland, 4Charité – Universitätsmedizin Berlin, Center for Stroke Research Berlin (CSB), Berlin, Deutschland 1
Einleitung: Das Projekt ANNOTeM („Akutneurologische Versorgung in Nord-Ost-Deutschland mit telemedizinischer Unterstützung“) hat das Ziel, durch den Aufbau eines Netzwerkes aus neurologischen Zentren und regionalen Kliniken, die überwiegend keine eigene neurologische Ableitung haben, eine kontinuierliche Versorgung von Patienten mit akutneurologischen Krankheitsbildern zu gewährleisten und neue Behandlungskonzepte mit Hilfe der Telemedizin zu implementieren. Das Teilprojekt ANNOTeM-Epi untersucht die Fragestellung, ob durch die Etablierung einer tele-epileptologischen Beratung die Versorgung von Patienten sowohl mit möglichem stattgehabtem epileptischen Anfall als auch mit einer vorbekannten Epilepsie verbessert werden kann, da die Differentialdiagnose und bestmögliche Anfallsprophylaxe in vielen Fällen eine spezialisierte, neurologisch-epileptologische Expertise erfordert, die jedoch nicht flächendeckend vorhanden ist. Methoden/Patienten: Prospektive, multi-zentrische, cluster-randomisierte, offene, kontrollierte, Parallelgruppen-Vergleichsstudie, um Effekte der telemedizinisch unterstützten Differentialdiagnose und -therapie von epileptischen Anfällen zu untersuchen. In der ersten Hälfte der Projektphase befinden sich fünf Kliniken in der Interventionsgruppe und fünf Kliniken in der Kontrollgruppe. In der zweiten Hälfte der Projektphase wird
die Gruppenzuordnung der Kliniken gewechselt. An diesem Teilprojekt können Patienten, die in der Folge einer unklaren Bewusstseinsstörung oder nach stattgehabtem epileptischem Anfall in einer der teilnehmenden regionalen Kliniken vorgestellt werden, nach Aufklärung und Einwilligung teilnehmen. Die Daten werden u. a. zur Epilepsie (Fragebogen PESOS), zur krankheitsspezifischen (QOLIE-31) sowie krankheitsunabhängigen (PROMIS-29) Lebensqualität im stationären Verlauf sowie 6 Monate nach Studieneinschluss erfasst. Die Patienten der Interventionsgruppe erhalten ein zusätzliches telemedizinisches Beratungsgespräch an dem auch Angehörige teilnehmen können. Zur Auswertung kommen außerdem Daten einer im telemedizinischen Setting verwendeten Trockenelektroden-EEG-Haube (innovativer Ansatz) sowie ggfs. darüber hinaus durchgeführte konventionelle EEGAbleitungen. Ergebnisse: Rekrutierungsbeginn November 2017. Letzte Studieninitiierung in einer regionalen Klinik Dezember 2017. Diskussion: Das Angebot der tele-epileptologischen Beratung stellt eine Erweiterung und Ergänzung der bestehenden Versorgung mit dem Ziel eines verbesserten Managements von Patienten mit kurzzeitigen Bewusstseinsstörungen wie epileptischen Anfällen bzw. Epilepsien dar. Darüber hinaus wird insbesondere im Rahmen der Akutstudie evaluiert, ob die Implementierung einer Point-of-Care-EEG-Ableitung durch Verwendung von Trocken-EEG-Hauben zu einer Verbesserung der differenzialdiagnostischen Einschätzung führt.
FV13 Telemedizinisches Netzwerk für Epilepsie in Bayern (TelEp) W. Graf1, F. Karampatzi1, M. Scibor1, G. Winkler2, J. Mühler2, M. Keidel3, S. Schwab1, B. Kasper1, H. M. Hamer1 1 Universitätsklinikum Erlangen, Neurologische Klinik, Epilepsiezentrum, Erlangen, Deutschland, 2Leopoldina Krankenhaus Schweinfurt, Schweinfurt, Deutschland, 3Bezirkskrankenhaus Bayreuth, Bayreuth, Deutschland Einleitung: Die Anwendung telemedizinischer Verfahren bietet die Option, epileptologische Expertise auch Patienten fern von Epilepsiezentren zugänglich zu machen. Im Rahmen eines durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege geförderten Projektes wurde 2013– 2014 das erste telemedizinische Netzwerk in Nord-Bayern aufgebaut. Dabei wurden epileptologische Telekonsile durchgeführt und in einer Follow-up-Phase gegenüber einer Kontrollgruppe evaluiert. Die Effizienz und Nachhaltigkeit der epileptologischen Telekonsile sollte im Rahmen des TelEp-Netzwerkes untersucht werden. Methoden: Als Projektpartner beteiligten sich das Epilepsiezentrum Erlangen (EZE) und die Neurologischen Kliniken Bayreuth und Schweinfurt. Nach Etablierung der technischen und organisatorischen Voraussetzungen wurden telemedizinische Konsile durchgeführt, die Anamnese, EEG und Bildgebung beinhalteten. 6–12 Monate nach dem Konsil wurde ein telefonisches Follow-up realisiert. Das Outcome wurde mit einer Kontrollgruppe verglichen, die standardmäßig behandelte Epilepsiepatienten der beteiligten Kliniken enthielt. Ergebnisse: Die Telekonsile behandelten folgende Fragestellungen (n = 101, mittl. Alter 42 J.): Differenzialdiagnostik, Therapie Epilepsie/Status epilepticus, EEG-Befundung, Schwangerschaftsberatung, prächirurgische Diagnostik. Die diagnostische Einschätzung des Epilepsiezentrums wurde zu 61,4 % übernommen, die Therapieempfehlungen zu 71,7 % umgesetzt. 3 % der Patienten stellten sich zur prächirurgischen Diagnostik im EZE vor. 98,2 % der befragten Patienten erachteten das Projekt als sehr sinnvoll. 57,1 % gaben eine hohe Zufriedenheit an. Die Partnerkliniken bewerteten das Projekt insgesamt sehr positiv (Note 1,7). Die Konsilgruppe war schwerer betroffen als die Kontrollen (n = 43, mittl. Alter 56 J.): Zahl Antikonvulsiva: Konsilgruppe 1,5 vs. Kontrollgruppe 1,3; Epilepsiedauer: Konsilgruppe 14,1 Jahre vs. Kontrollgruppe 12,7 Jahre; Anfallsfrequenz: Konsilgruppe 7,4/Monat vs. Kontrollgruppe 3,7/Monat. Es zeigte sich in beiden Gruppen eine ähnliche Rate an Anfallsfreiheit bzw. Reduktion
der Anfallsfrequenz nach 6 Monaten (Konsilgruppe: 71,9 % vs. Kontrollgruppe: 62,8 %, p = 0,33). Schlussfolgerungen: Ein epileptologisches Telemedizin-Netzwerk ist bei hoher Akzeptanz der Partner gut realisierbar. Telemedizinische Konsile verbessern gemäß unserer Ergebnisse die nachhaltige Betreuung von Epilepsiepatienten.
FV14 Intranasal midazolam as initial in-hospital therapy for status epilepticus: A pharmaco-EEG study L. Kay1, N. Merkel1, N. Jahn1, A. von Blomberg1, A. H. Noda1, L. M. Willems1, P. S. Reif1, S. Schubert-Bast1,2, F. Rosenow1,3, A. Strzelczyk1,3 1 Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Epilepsiezentrum und Abteilung für Neurologie, Frankfurt a. M., Germany, 2Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Neuropädiatrie, Frankfurt a. M., Germany, 3Universitätsklinikum Marburg, Epilepsiezentrum Hessen, Marburg, Germany Objective: To evaluate the tolerability and efficacy of intranasal midazolam (in-MDZ) as first line in-hospital therapy in status epilepticus (SE) in adolescents and adults while on continuous EEG recording. Methods: Medical records of all patients treated with in-MDZ as first line therapy for SE under simultaneous EEG recording between August 2015 and December 2017 were retrospectively reviewed. Data on medical history, etiology and semiology of SE, as well as anticonvulsive medication, efficacy, and safety of in-MDZ was collected. Time to end of SE regarding administration of in-MDZ and any other AEDs was independently analysed on EEG by two board certified epileptologists and with frequency analysis. Results: In total, 28 patients (mean age 55.3 ± 20.1 years; 16 male, 12 female) were treated with in-MDZ (median dose 5.0 mg) for SE while an EEG was recorded. The average duration of SE at the time of first in-hospital treatment was 14 hours and 55 minutes (14:55:20; SD 11:02:14; range 00:05:49–24:00:00) and most of the patients suffered from non-convulsive status epilepticus (n = 16; 57.1%). On average, 7.1 mg of in-MDZ were administered (range 5–15 mg, median 5 mg, SD 2.8). In total, 14 SE had stopped after administering in-MDZ without any other drug being given (50%). On average, SE ceased on EEG five minutes and 30 seconds after application of in-MDZ (median 00:05:18; range 00:00:29–00:14:53; SD 00:03:56). In three cases (10.7%) seizure activity stopped within ten minutes after administering in-MDZ, but within this time other anticonvulsants such as lorazepame or lacosamide were given. In 11 cases (39.3%) the seizure activity was ongoing after administration of in-MDZ. Interpretation: In-MDZ seems effective and safe for initial in-hospital treatment of SE. Previous studies showed that non-intravenous benzodiazepines can be applied faster compared to intravenous solutions. This is pivotal for the successful treatment of SE as the effectiveness is inversely proportional to the seizure duration. Administration of in-MDZ should be considered in patients without intravenous access, as in our cohort, to prevent treatment delay, while setting up further treatment options.
FV15 Juvenile myoklonische Epilepsie (JME): Absetzdaten eines Zentrums – früher Absetzversuch gerechtfertigt! G. Kurlemann, B. Fiedler, J. Althaus, O. Schwartz, B. Jensen, J. KroisNeudenberger Kinderkklinik Münster, Neuropädiatrie, Münster, Deutschland Die JME zählt zu den idiopathisch generalisierten Epilepsien mit Beginn im Jugendalter.Aallgemein wird für die JME eine langjährige antiepileptische Behandlung empfohlen. Die Arbeiten von Geithner und Senft belegen, dass Absetzversuch schon im Jugendalter sinnvoll sein kann. In unserem Zentrum sind 53 Patienten mit einer JME erfasst; 22 männlich, 31 weiblich. Die JME manifestierte sich im Mittel um das 15. Lebensjahr (9– 20 Jahre). Alle Patienten erfüllten die Diagnosekriterien einer JME (schultergürtelbetonte symmetrische/asymmetrische Myoklonien, Grand mal Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
S9
Abstracts Anfälle). 16 von ihnen hatten eine positive Familienanamnese für IGE, bei 6 von 53 war ein Geschwister ebenfalls betroffen. 33/53 erhielten VPA als Mittel der 1. Wahl, 9/53 LTG, 5/53 LEV und 2/53 TPM, 1/53 Sultiam). 10/33 VPA-Patienten wechselten wegen fehlender Anfallsfreiheit oder Nebenwirkungen (Gewicht) auf LTG (5), Topiramat (3) oder LEV (2) und wurden anfallsfrei. 3/9 unter LTG und 3/5 unter LEV wechselten erfolgreich auf VPA um. Bei 23/53 (43,3 %) Patienten wurde ein Absetzversuch unternommen. 30/53 wünschten keinen Absetzversuch aus unterschiedlichen Gründen: Angst vor Anfallsrezidiv, Arbeitsplatzverlust, ärztlicher Rat, EEG nicht saniert, keine Möglichkeiten einer engmaschigen ärztlichen Begleitung, „weil man als JME-Patient das Medikament lebenslang nehmen muss“, kein Bedarf abzusetzen, da Wohlbefinden). Die abgesetzten Patienten waren im Mittel 3,18 Jahre anfallsfrei (0,5–8 Jahre); 12/23 (52,2 %) erlitten ein Anfallsrezidiv, sie wurden im Mittel 2,7 Jahre (1–4 Jahre) behandelt. 11/23 (47,8 %) blieben ohne AED anfallsfrei und hatten ein saniertes EEG; diese Gruppe wurde im Mittel 3,75 Jahre (5–8 Jahre) antiepileptisch behandelt. Die rezidivfreien Patienten wurden im Mittel 1 Jahr länger medikamentös behandelt; die Nachbeobachtungszeit ohne AED beträgt im Mittel 7 (1–16) Jahre. Alle 10/12 Patienten mit einem Rezidiv nach Absetzversuch wurden unter der alten Medikation wieder anfallsfrei, 1/10 mit einer Kombitherapie und eine Patientin hat weiterhin Anfälle. Schlussfolgerung: 47,8 % der Jugendlichen mit einer JME bleiben nach einem Absetzversuch ihrer antiepileptischen Medikation anfallsfrei, sie sind 1 Jahr länger antiepileptisch behandelt worden. Das Diktum einer langen antiepileptischen Behandlung bis ins hohe Erwachsenenalter muss nach unseren Daten für die JME kritisch hinterfragt werden. Die von Geithner et al. herausgearbeiteten Risikofaktoren für ein Anfallsrezidiv nach Absetzen können in unserem Kollektiv nicht bestätigt werden(EEG vor Absetzen: 5/11 normal, 2/11 spike waves, 3/11 Fotosensibilität, 1/11 unbekannt). Eine unter Lamotrigin anfallsfreie junge Erwachsene mit JME ist am SUDEP verstorben.
FV16 Eine dissoziative Identitätsstörung ist bei Patientinnen, die an Epilepsiezentren wegen psychogener nicht-epileptischer Anfälle behandelt werden, wahrscheinlich eine vergleichsweise häufige Erkrankung C. Kurth1, V. Wegerer2, V. Bernedo Paredes1, B. J. Steinhoff1, C. Winkler1 1 Epilepsiezentrum Kork, Kehl-Kork, Deutschland, 2Zentrum für Psychiatrie Emmendingen, Emmendingen, Deutschland Fragestellung: Die dissoziative Identitätsstörung (DIS) gehört zur Gruppe der dissoziativen Erkrankungen und ist durch die Anwesenheit von mindestens 2 unterscheidbaren Persönlichkeitszuständen bei einer Person gekennzeichnet, die wechseln die Kontrolle über das Verhalten dieser Person übernehmen können. Sie gilt als Traumafolgestörung aufgrund schwerer Kindesmisshandlung. Über Häufigkeit und Ausprägung der DIS bei Patientinnen, die in Epilepsiezentren wegen psychogener nicht-epileptischer Anfälle (PNEA) behandelt werden, ist nur sehr wenig bekannt. Wir haben daher auf einer unserer Stationen systematisch Patientinnen mit PNEA in Hinblick auf das Vorliegen einer DIS untersucht. Methoden: Im Rahmen eines umfassenden traumatherapeutischen Settings wurden neben ausführlichen Anamnesegesprächen der SDQ20,CTQ und TEC durchgeführt. Dissoziative Symptome wurden über den FDS erfasst. Regelhaft wurde ein BDI, SCL-90-R und zur Diagnosesicherung ein SKID erhoben. Ergebnisse: Bei 4 von insgesamt 39 Patientinnen mit PNEA (Alter median 43,5 Jahre (18–65)) wurde die Diagnose einer DIS gesichert (10,3 %), bei einer war sie sehr wahrscheinlich (2,6 %). Im Vergleich zu reinen PNEAPatientinnen zeigten diese Patientinnen häufiger eine komplexe Traumatisierung (80 versus 61,7 %), eine mittel- bis schwergradige Depression (60 versus 47,1 %), eine spezifische Phobie (40 versus 11,8 %), eine dissoziative Bewegungsstörung (60 versus 14,7 %), eine dissoziative Empfindungsstörung (20 versus 11,8 %), dissoziative Amnesien (40 versus 0 %) und einen Substanzmissbrauch in der Vorgeschichte (20 versus 11,8 %). 60 % hatten eine gemischte dissoziative Störung (versus 17,8 %). Epileptische Anfälle
S10
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
waren sehr viel seltener (20 versus 55,9 %). Artifizielle Anfälle oder eine Lernbehinderung fanden sich nicht (0 versus 8,8 bzw. 32,4 %). Diskussion und Schlussfolgerung: Die Häufigkeit einer DIS in unserer Patientinnengruppe ist mit >10 % höher als in den meisten allgemeinpsychiatrischen Patientenpopulationen (ca. 5 %). Damit ist die DIS wahrscheinlich eine vergleichsweise häufige Erkrankung bei Patientinnen, die an Epilepsiezentren wegen PNEA behandelt werden. Entsprechend dem Schweregrad der Erkrankung finden sich signifikant häufiger als bei den anderen PNEA-Patientinnen komplexe Traumatisierungen und gemischte dissoziative Störungen verbunden mit Depressionen und Phobien. Eine Epilepsie als Begleiterkrankung war bei uns vergleichsweise seltener. Da die Patientinnen in der Regel nicht von sich aus über Symptome einer DIS sprechen, muss besonderes Augenmerk auf die Diagnostik gerichtet werden, um die Erkrankung nicht zu übersehen. In diesem Zusammenhang hat sich bei unseren Patientinnen die besondere Bedeutung des ausführlichen und aufmerksamen Gesprächs im Rahmen von Anamnese, Diagnostik und Therapie bestätigt: Bei drei Patientinnen konnte die Diagnose im Rahmen solcher Gespräche durch Dokumentation eines Wechsels zwischen verschiedenen Persönlichkeitsanteilen gestellt bzw. bestätigt werden.
Freie Vorträge IV FV17 Funktionelle und strukturelle Konnektivität entlang iktaler epileptische Propagationswege mittels Stereo-EEG und globaler Fasertraktographie J. M. Nakagawa1, E. T. Hammen2, M. Reisert3, E. Kellner3, I. Mader4, A. SchulzeBonhage2, P. C. Reinacher5 1 Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Neurochirurgie, Freiburg i. Br., Deutschland, 2Universitätsklinikum Freiburg, Epilepsiezentrum, Freiburg i. Br., Deutschland, 3Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Radiologie, Medizinphysik, Freiburg i. Br., Deutschland, 4Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Neuroradiologie, Freiburg i. Br., Deutschland, 5Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Neurochirurgie, Abteilung für stereotaktische und funktionelle Neurochirurgie,, Freiburg i. Br., Deutschland Einleitung: Eine fokale Epilepsie infolge struktureller Veränderungen führt nicht selten zu einer Pharmakoresistenz. Stereo-EEG ermöglicht im Rahmen einer prächirurgischen Diagnostik die Detektion des epileptogenen Fokus sowie von Propagationswegen epileptischer Aktivität. Ziel der Studie ist die Untersuchung struktureller Konnektivität entlang elektroencephalographisch nachweisbarer funktioneller epileptischer Propagationswege mittels globaler Fasertraktographie. Material/Methode: Insgesamt 15 Patienten mit fokaler Epilepsie wurden im Rahmen der prächirurgischen invasiven Epilepsiediagnostik in die Studie eingeschlossen. Diffusions-gewichtete Sequenzen mit hoher Winkelauflösung in 61 Richtungen wurden an einem 3Tesla MRT generiert und eine globale Fasertraktographie des gesamten Gehirns angeschlossen. Multiple temporale und extratemporale Tiefenelektroden (Durchschnitt n = 10/Patient) wurden Rahmen-basiert stereotaktisch implantiert. Die Elektrodenposition wurde postoperativ kernspintomographisch bestätigt und der epileptogene Fokus sowie die frühe epileptische Propagation durch Stereo-EEG-Ableitung aufgezeichnet. Die exakte Position der Elektrodenkontakte, an denen der Anfallsursprung sowie eine frühe Propagation detektiert wurden (insgesamt n = 128 Kontakte), wurde im stereotaktischen Raum definiert und in ein MCP-basiertes Koordinatensystem übertragen. MRT T1w3D Sequenzen wurden mit farbcodierten DTI fusioniert, für die globale Fasertraktographie einem Postprocessing unterzogen und mithilfe einer eigenen Software in einen gemeinsamen dreidimensionalen Raum übertragen. Faserbahnen (n = 318) wurden extrahiert und die strukturelle Konnektivität entlang von elektroencephalographischen Propagationswegen analysiert. Zur Kontrolle wurden Faserbahnen beginnend in der epileptogenen Zone, jedoch ohne funktionelle Konnektivität zu zufällig ausgewählten Kontakten (n = 90), oder korrespondierende kontralaterale Faserbahnen (n = 318) vergleichend untersucht.
Ergebnisse: Die exakte Lokalisation iktaler epileptischer Aktivität und ihrer Propagationswege sowie die Darstellung von korrespondierenden Faserbahnen ergeben Hinweise auf eine erhöhte strukturelle Konnektivität zwischen dem epileptogenen Fokus und Regionen früher Anfallspropagation (49,6 %) im Vergleich zu Regionen ohne eine solche bzw. zu korrespondierenden kontralateralen Faserbahnen (41,1 %, p = 0,01). Diskussion: Die Untersuchung funktioneller und struktureller Konnektivität innerhalb des epileptogenen Netzwerks auf der Grundlage höchster räumlicher Genauigkeit und globaler Fasertraktgraphie ergibt Hinweise auf eine erhöhte Konnektivität entlang von frühen Propagationswegen der epileptischen Aktivität. Diese Methode erscheint vielversprechend für weitere Untersuchungen zur Konnektivität epileptogener Läsionen und kann eine Ergänzung zur prächirurgischen Diagnostik und möglichen nachfolgenden Operationsplanung darstellen.
FV18 Non-lesional late-onset epilepsy: Semiology, EEG, cerebrospinal fluid and seizure outcome characteristics L. Hamann, M. Süße, J. Geithner, A. Flöel, F. von Podewils Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Epilepsiezentrum, Greifswald, Germany Introduction: The incidence and prevalence of epilepsy increases with the age. Although the majority of late-onset epilepsies are of lesional origin, there is a considerable proportion of patients with unknown etiology. The aim of this prospective study was to evaluate the semiological, electroencephalographic (EEG) and cerebrospinal fluid (CSF) characteristics as well as the 12-months seizure outcome in a cohort of patients with non-lesional late-onset epilepsy (≥55 years) compared to a group of patients with non-lesional early-onset epilepsy. Method: A total of 54 patients with newly diagnosed non-lesional late-onset epilepsy (NLLOE) were prospectively evaluated for semiological characteristics (using the classification of Fisher et al., 2017), EEG abnormalities, and CSF profile and followed-up for at least 12 months after epilepsy onset. The results were compared to a sex-matched control group of 58 patients with non-lesional early-onset epilepsy (NLEOE). Results: NLLOE more frequently presented with focal to bilateral tonic-clonic seizures, focal onset impaired awareness motor seizures and focal onset impaired awareness non-motor seizures than NLEOE, the latter significant (p = 0.019). Main motoric semiological characteristics among NLLOE and NLEOE were clonic (17%/22%) and tonic (17%/9%) movements as well as automatisms (15%/14%). Cognitive (28% in NLLOE and 40% in NLEOE) and sensory (11% in NLLOE and 19% in NLEOE) symptoms were the most frequent non-motor symptoms. EEG and CSF analysis revealed no differences between the two groups. Of interest, three NLLOE patients (6%) had oligoclonal bands in CSF possibly indicating an autoimmune origin of epilepsy albeit absence of antineuronal and neural antibodies. Seizure-free rate in NLLOE was 58%. Conclusions: Several semiological differences between the groups of NLLOE and NLEOE patients were identified, whereas no differences in EEG and CSF analysis could be found. Of interest, all patients with oligoclonal bands in CSF were in the NLLEO group. This might be suggestive for a higher incidence of autoimmunity in this group, although criteria for autoimmune encephalitis were not fulfilled.
FV19 Was wissen Lehrer zum Thema epileptischer Anfall oder zur Epilepsie in der Schule? G. Kurlemann, F. Hunkemöller, M. Storck, R. Posingies, B. Fiedler, A. Bertsche Kinderkklinik Münster, Neuropädiatrie, Münster, Deutschland Fragestellung: Was wissen Lehrer/Innen über den epileptischen Anfall und das Krankheitsbild der Epilepsie? Fühlen sie sich sicher im Umgang
mit einem epileptischen Anfall während des Schulunterrichtes und auf Klassenfahrten? Methode: Im Stadtgebiet Münster wurden nach vorheriger Genehmigung durch die entsprechenden Schulbehörde 2942 Lehrer an 84 Schulen eingeladen, an einer Befragung mittels eines standardisierten Fragebogens mit 32 Items zum Thema teilzunehmen. Ergebnisse: 691 Fragebögen wurden beantwortet (20,3 %). Mehr als ein Drittel kennt jemanden in seinem persönlichen Umfeld mit einer Epilepsie. In der Schule waren 24,7 % der Antwortenden in einen Notfall im Kontext eines epileptischen Anfalls beteiligt; 12,7 % mussten aktiv handeln, 12,0 % waren nur mittelbar beteiligt. 22,0 % der Lehrer wissen, dass zunächst abwartendes Beobachten bei einem Anfall angezeigt ist, 48,5 % würden direkt ein Notfallmedikament verabreichen, 45,2 % würden versuchen, das krampfende Kind irgendwie zu beruhigen, 15,2 % wollen das Kind im Anfall festhalten, 25,3 % wollen versuchen, dem Kind einen Gegenstand zwischen die Zahnreihen zu schieben (Mehrfachnennungen möglich). Über die Hälfte der Befragten (53,0 %) fühlen sich schlecht bis ungenügend auf den Umgang mit einem Anfall vorbereitet, nur 14,9 % sind sicher im Umgang mit einer derartigen Akutsituation. 68,7 % haben die Befürchtung, dass der Schüler im epileptischen Anfall versterben kann. 36,3 % der Lehrer befürchten rechtliche Folgen wegen eines möglichen Fehlverhaltens bei einem medizinischen Notfall. 78,6 % würden sofort den Notarzt rufen. Nur 30,0 % der Befragten nehmen einen epilepsiekranken Schüler bedingungslos mit zum Klassenausflug, 64,3 % unter Sonderbedingungen und 3,2 % nicht. 83,5 % wünschen sich mehr Informationen zum Umgang mit dem epilepsiekranken Schüler, am besten durch Schulungen und Broschüren oder durch Eltern (38,5 %) und betreuende Kinderärzte (32,9 %). 90,3 % der Lehrer würden sich bedingungslos mit den Eltern über die Epilepsie des betroffenen Kindes austauschen. Die Mehrheit der Lehrer (62,8 %) unterrichtet aber aktuell kein Kind mit einer Epilepsie, was auf Grund der Prävalenz epileptischer Anfälle verwundert. Schlussfolgerung: Unsere Daten sind vergleichbar mit den Ergebnissen aus Leipzig und Sachsen-Anhalt. Erstaunlich ist die niedrige Bereitschaft der Lehrer, einen Fragebogen zu beantworten, der die Sicherheit der Lehrer bei einem Notfall in der Schule verstärken soll. Komplette Lehrerkollegien haben auf Anordnung der Schulleitung eine Teilnahme an der Befragung abgelehnt. Unsere Daten belegen eindeutig den Fortbildungsbedarf zum Thema: „Versorgung des Schülers mit einem akuten epileptischen Anfall“. Ein entsprechendes Fortbildungsangebot für alle Lehrer wird nun für Münster erarbeitet.
FV20 Next-Generation-Sequencing in der Patientenversorgung – Bei den seltenen Erkrankungen angekommen oder abgewehrt? A. Abicht, T. Neuhann, S. Balg, D. Gonzalez-Fassreiner, V. Steinke-Lange, K. Becker, B. Schönfeld, Y. Müller-Koch, A. Behnecke, I. Diebold, S. Gnann, E. Holinski-Feder MGZ-Medizinisch Genetisches Zentrum, München, Deutschland In der genetischen Diagnostik geht der Weg von Einzelgenanalysen hin zu multi-Gen Panelanalysen, insbesondere bei seltenen genetischen Erkrankungen. Im Juli 2016 wurde mit einer Änderung des EBM (Einheitlichen Bewertungsmaßstabs) die Möglichkeit geschaffen, im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung genetische Analysen mittels Next-Generation-Sequencing (NGS) zu erbringen. Allerdings wurde die Mutationssuche in mehr als 25 Kilobasen kodierender Sequenz („große Genpanels“) unter einen Genehmigungsvorbehalt durch die Krankenkassen gestellt und im zeitlichen Verlauf durch einen Abrechnungsausschluss zu Einzelsequenzierungen und kleinen Genpaneln weiter eingeschränkt. Aus einem humangenetischen Diagnostiklabor berichten wir über die Erfahrungen, die mit Antragsstellung, Widerspruchsverfahren, Genehmigungsquote, Ablehnungsgründen und diagnostischem Outcome bei der Analyse großer Genpanels im Rahmen unterschiedlicher Seltener Erkrankungen gewonnen wurden. Um die formalen und inhaltlichen Vorgaben der Antragsstellung zu erfüllen, waren bis zu 20-seitige Anträge nötig. Insgesamt wurden über 150 Anträge gestellt, die alle durch den medizinischen Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
S11
Abstracts Dienst der Krankenkassen begutachtet wurden. Die Ablehnungen wurden sowohl mit formalen als auch mit medizinischen Argumenten begründet, wobei in den meisten Fällen eine als fehlend angesehene therapeutische Relevanz als medizinisches Argument aufgeführt wurde. Keines der Gutachten wurde durch einen Facharzt für Humangenetik erstellt. Die vom Gesetzgeber vorgeschriebene Bearbeitungsfrist von 5 Wochen wird in der Regel eingehalten, Widerspruchsverfahren können sich dann aber über Monate hinziehen. Durch die Analyse der schließlich genehmigten großen Panels konnte in vielen Fällen eine genetische Diagnose gestellt werden, die für den Patienten behandlungsrelevant war. Für eine erfolgreiche Antragstellung ist eine interdisziplinäre Kooperation notwendig, ein sinnvoller Datensatz an Befunden, differentialdiagnostische Erwägungen und mögliche Konsequenzen für die Behandlung des Patienten müssen gegenüber dem medizinischen Dienst dargelegt werden. Ebenso ist der Widerspruch bei unsachgemäßer Bewertung durch den medizinischen Dienst anzustreben, in manchen Fällen ist der Rechtsweg sinnvoll. Die ausgewerteten Daten zum Antragsverfahren machen verständlich, warum aktuell nicht einmal 10 % der von den gesetzlichen Krankenkassen bereitgestellten 40 Mio Euro im Jahr für diese Diagnostik in Deutschland abgerufen werden. Die hier künstlich aufgebauten Widerstände sollten einer vernünftigen Versorgung von Patienten mit Seltenen Erkrankungen nicht im Wege stehen.
Freie Themen/Neurophysiologie und EEG – klinisch P1 Hermann Weyl (geb. 1893 in Frankfurt a. M., gest. 1960 in Buenos Aires), ein weiterer emigrierter deutschstämmiger jüdischer Nervenarzt und Schriftsteller G. Krämer Neurozentrum Bellevue, Zürich, Schweiz Epilepsie in der Literatur ist seit vielen Jahren ein Thema in der Epileptologie (1–4). Hermann Weyl wurde dabei meines Wissens bislang nicht berücksichtigt. Leider ist bislang nur wenig zu seiner Biographie bekannt. Er wurde 1893 in Frankfurt als Sohn von Adolf Weyl, Studienrat an der Israelitischen Realschule, geboren und war aktiver Zionist. Von 1920 bis 1923 war er niedergelassener Arzt in Frankfurt, bevor er nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 nach Frankreich und von dort 1936 nach Argentinien emigrierte, wo er in Buenos Aires lebte. Noch in Deutschland hatte er 1927 die Erzählung „Der Epileptiker“ publiziert (5), aus der der nachfolgende Textauszug stammt. „Als man ihn aus einer nächtlich erleuchteten Straße mit einem kleinen Rettungswagen in das nächste Wachhaus und von dort in ein größeres Krankenhaus verbrachte, das sich aber schließlich als ungeeignet erwies, solchen mehr oder weniger außerordentlichen und jedenfalls nicht alltäglichen Kranken aufzunehmen, war nur folgendes geschehen. An einer Straßenecke war er plötzlich mit leichtem Aufschrei gestürzt, hatte zum Glück sich nicht weiter verletzt und war einige Minuten liegen geblieben, bewußtlos und mit zitternden Krampfbewegungen der Gliedmaßen. Dies Krankheitsbild (einem Arzt wohl nicht weiter verwunderlich, und jedenfalls leicht zu deuten und vielleicht auch zu heilen) hatte die Umstehenden, Spazierer jeden Schlags, in gewisse Erregung und abenteuerliche Stimmung versetzt, sodaß sie mit einer schlecht verborgenen Neugier, da sie doch nur Zuschauer, beileibe keine Beteiligten waren, das überraschende Bild aufnehmen und auch ein wenig genießen konnten.“ Vier Jahre vor seinem Tod gab er ein Buch zur Erinnerung an den andalusisch-nordafrikanischen jüdischen Philosophen, Rechtsgelehrten und Arzt Moses Maimonides heraus (6), einen der bedeutendsten jüdischen Gelehrten aller Zeiten.
S12
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
Hermann Weyl ist ein bislang unbekannter jüdischer Arzt, der wegen der Nazis emigrieren musste. Mehrere in Deutschland verbliebene Familienangehörige wurden ermordet. Literatur 1. von Engelhardt D, Schneble H, Wolf P (Hrsg) (2000) „Das ist eine alte Krankheit“. Epilepsie in der Literatur. Mit einer Zusammenstellung literarischer Quellen und einer Bibliographie der Forschungsbeiträge. , Stuttgart – New York 2. Waller F, Waller HD, Marckmann G (Hrsg) (2004) Gesichter der „Heiligen Krankheit“. Die Epilepsie in der Literatur. , Tübingen 3. Ehlebrecht S (2008) Gelingendes Scheitern. Epilepsie als Metapher in der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts. , Würzburg 4. Finger S, Boller F, Stiles A (Hrsg) (2014) Literature, Neurology, and Neuroscience: Neurological and Psychiatric Disorders Bd. (Progress in Brain Research, Vol 206). Amsterdam, Oxford 5. Weyl H (1927) Der Epileptiker. Ems, 6. Weyl H (1956) Maimonides. Ein Gedenkbuch. , Buenos Aires
P2 Wird die neue Anfalls- und Epilepsieklassifikation aktuell verwendet? J. Stockinger, M. Bacher, V. Bernedo Paredes, T. Intravooth, R. Kornmeier, C. Kurth, P. Mahn, A. M. Staack, B. J. Steinhoff Diakonie Kork, Epilepsiezentrum Kork, Erwachsenenklinik, Kehl-Kork, Deutschland Einleitung: 2017 wurden neue Klassifikationen epileptischer Anfälle und Syndrome seitens der ILAE publiziert und als verbindlich proklamiert. Eine offizielle deutsche Übersetzung gibt es noch nicht. Nach der Publikation wurden erhebliche Zweifel an der lückenlosen Umsetzbarkeit im Deutschen und in der klinischen Praxis geäußert. Wir untersuchten anhand von Arztbriefen aus unserer Einrichtung für Menschen mit Epilepsie, inwieweit die neue Klassifikation Eingang in die Diagnosen gefunden hat. Material/Methode: Vom Stichtag 01.12.2017 wurden retrospektiv die letzten Arztbriefe aus unserer Klinik nach ambulanter oder stationärer Behandlung daraufhin überprüft, ob die neuen Klassifikationen verwendet wurden und welche Änderungen besonders häufig noch nicht übernommen wurden. Zudem wurden die Ärzte unserer Klinik anonym zu Kenntnis, Wertung und Einsatz der neuen Klassifikationen befragt. Ergebnisse: 76 Arztbriefe von Patienten mit Epilepsien wurden ausgewertet. Die neue Klassifikation wurde uneingeschränkt bei 28 Briefen verwendet (37 %). Die häufigsten Gründe für eine nicht vollständige Umsetzung bestanden darin, dass die Anfallsterminologie nicht geändert wurde. Die häufigsten Anfallsbezeichnungen, die weiterhin verwendet wurden, waren bilateral konvulsive Anfälle (n = 15), dyskognitive Anfälle (n = 8) und verschiedene Auren (n = 6). Nur bei generalisierten Epilepsien ergaben sich keine Probleme der Umsetzung. Von 8 befragten Ärzten gaben 6 an, die neuen Klassifikationen gut zu kennen, 5 Ärzte fanden sie befriedigend oder ausreichend. Gleichzeitig war die aktuelle Version für 2 Ärzte besser als vorangehende Klassifikationen. Im klinischen Alltag setzte die Hälfte der Befragten die neue Fassung selten ein, die anderen gebrauchten sie häufig oder meistens. Häufigste Kritikpunkte waren ein Fehlen „liebgewonnener Begriffe“ (n = 6), die sich ergebende Länge der Diagnosen (n = 5) und die fehlende offizielle Übersetzung (n = 4). Diskussion: In unserer Spezialklinik wurde die neue Klassifikation nur in einem Drittel der Fälle umgesetzt, trotz subjektiv überwiegend guter Kenntnis dieser. Die Bewertung der neuen ILAE-Version durch unsere Ärzteschaft war unterschiedlich. Es ist absehbar, dass einige jetzt offiziell abgeschaffte Begriffe, die sich wegen ihrer Verständlichkeit und Praktikabilität sehr bewährt haben, kaum aus unserem Vokabular verschwinden werden. Die neue Klassifikation, bei deren Formulierung deutschsprachige Experten nur in einem Fall partiell vertreten waren, wird vermutlich nur sehr schwer uneingeschränkt übernehmbar sein.
P3 Die Anti-NMDAR-Enzephalitis – klinisch heterogenes Krankheitsbild und therapeutische Herausforderung R. Sauer1, S. Kloska2, M. Stadter1, S. Lanz1, O. Menn1, N. Fehm1, C. Maihöfner1 Klinikum Fürth, Neurologie, Fürth, Deutschland, 2Klinikum Fürth, Neuroradiologie, Fürth, Deutschland
1
Hintergrund: Die Anti-NMDAR-Enzephalitis ist ein schwerwiegendes Krankheitsbild, welches überwiegend junge Frauen betrifft und psychiatrische Symptome, Bewusstseins- und Bewegungsstörungen, autonome Dysregulation, epileptische Anfälle bis hin zu Mutismus oder Intensivpflichtigkeit beinhalten kann (Graus et al. 2016). Bei vielen Betroffenen findet sich koexistent ein ovarielles Teratom. Wir berichten über einen Fall mit einem Symptomenkomplex aus Dyskinesien, dystonen Bewegungsstörungen sowie einfach- und komplex-fokalen Anfällen. Fallbericht: Eine 37jährige Patientin entwickelte ca. 1 Woche vor Erstvorstellung 05/17 in unserer Notaufnahme zunächst allgemeines Unwohlsein mit Müdigkeit und Benommenheit, gefolgt von Dysarthrie und motorischen Entäußerungen des linken Armes. Bereits 2007 hatte die Patientin eine limbische Enzephalitis mit komplex-fokalen Anfällen erlitten, weshalb sie transient Levetiracetam eingenommen hatte und nach Absetzen bisher beschwerdefrei blieb. Klinisch fanden sich bei Aufnahme eine intermittierende Kopf- und Blickwendung nach links begleitet von Entäußerungen der linken Gesichtshälfte und des linken Armes (Bildund Videomaterial vorhanden), gleichzeitig neuropsychologische Auffälligkeiten (mnestische Störungen, Affektlabilität). Umgehend wurde eine antikonvulsive Therapie begonnen, zuerst mit Levetiracetam, dann aufgrund des möglichen Nebenwirkungspotentials einschließlich psychiatrischen Symptomen mit Lacosamid. Die Basisdiagnostik ergab zunächst Normalbefunde bzgl. cMRT und Liquoranalyse. Im Verlauf gelang jedoch der Nachweis von NMDA-Rezeptor-Antikörpern im Serum (Titer 1:100) und Liquor (Titer 1:2). Das EEG zeigte einen zentro-parietal gelegenen Herdbefund rechts ohne epilepsietypische Potenziale. Trotz der begonnenen Methylprednisolonpulstherapie mit je 1000 mg/d über 5 Tage entwickelte die Patientin eine zunehmende psychotische Symptomatik und schließlich einen Status epilepticus. Die antikonvulsive Therapie wurde zeitweise um Valproinsäure und Benzodiazepine ergänzt, zudem war passager eine neuroleptische Therapie (Quetiapin und Risperidon) notwendig. Nach Stabilisierung auf unserer Intensivstation initiierten wir eine Plasmapheresetherapie mit 7 Behandlungen, woraufhin sich die Patientin langsam besserte. Die Anfallssymptomatik sistierte unter 2 × 200 mg Lacosamid und 2 × 50 mg Brivaracetam. Die Patientin wurde mit persistierenden neuropsychologischen Defiziten (vornehmlich Merkfähigkeitsstörungen) entlassen und eine Anschlussrehabilitationsbehandlung in die Wege geleitet. Auf eine Therapieeskalation (z. B. Rituximab) wurde vorerst verzichtet. Schlussfolgerung: Unser Fallbericht soll die klinische Heterogenität des Krankheitsbilds der Anti-NMDAR-Enzephalitis insbesondere im Hinblick auf die Variabilität epileptischer Anfälle hervorheben. Das Erkennen des Zusammenhanges aus psychiatrischen und neurologischen Symptomen, eine umgehende Diagnostik und Therapieeinleitung ist für den weiteren Verlauf entscheidend.
P4 Neue Serum-Biomarker für kardialen Stress bei generalisierten tonisch-klonischen Anfällen R. D. Nass1, L. J. Motloch2, V. Paar2, M. Lichtenauer2, B. Zur3, C. E. Elger1, S. Holdenrieder4, R. Surges5 1 Uniklinik Bonn, Klinik für Epileptologie, Bonn, Deutschland, 2Paracelsus Medizinische Universität Salzburg, Klinik II für Innere Medizin, Salzburg, Österreich, 3Uniklinik Bonn, Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie, Bonn, Deutschland, 4Deutsches Herzzentrum München, Institut für Laboratoriumsmedizin, München, Deutschland, 5Uniklinik RWTH Aachen, Klinik für Neurologie, Aachen, Deutschland
Einleitung: Generalisierte tonisch-klonische Anfälle (GTKA) führen durch eine katecholaminerge Überstimulation bei gleichzeitig hohem Gefäßwiderstand und eingeschränkter Atmung zu erhöhtem kardialem Stress. Dies kann das Auftreten von Komplikationen wie Arrhythmien, Ischämien und Kardiomyopathien begünstigen. Die regelmäßig in Notaufnahmen gemessenen, teilweise erhöhten Troponin-Werte können im klinischen Kontext bei sonst herzgesunden Betroffenen nach GTKA schwierig zu interpretieren sein. Neue Biomarker im Serum werden in der Kardiologie seit einigen Jahren vermehrt getestet, um isolierte Troponinerhöhungen besser einschätzen zu können. Material/Methode: Erwachsene Patienten (>18 Jahre) im Video-EEG-Monitoring wurden nach ihrem Einverständnis in die Studie eingeschlossen. Bei Einschluss und so schnell wie möglich nach einem GTKA (< 30 min) sowie nach 2, 6 und 24 Stunden wurden Blutabnahmen durchgeführt. Sofort analysiert wurden Troponin I (cTNI) und NTproBNP. Aus gefrorenen Proben wurden später hoch sensitives Troponin T (hsTNT), Copeptin, heart type fatty acid binding protein (H-FABP), soluble suppression of tumorigenicity (sST2), growth-differentiation factor-15 (GDF-15) und soluble urokinase plasminogen activator receptor (suPAR) sowie die Katecholaminspiegel gemessen. Die Analyse erfolgte in SPSS durch nicht parametrische Test und Korrelationen. Ergebnisse: Es wurden 36 GTKA bei 30 Patienten aufgezeichnet. 3 von 30 Patienten (10 %) zeigten einen cTNI-Anstieg und 6/29 Patienten (20,7 %) einen hsTNT-Anstieg (gewertet wurde ein Anfall pro Patient). Klinische Beschwerden traten nicht auf. Die EKG- und Echokardiografiekontrollen der Betroffenen belegten keine kardialen Störungen. Signifikante Schwankungen im Gruppenvergleich zeigten sich für hsTNT (p < 0,001) mit einem Maximum 6 Stunden postiktal, nicht jedoch für cTNI und NTproBNP. Katecholamine stiegen unmittelbar postiktal um das 3-fache an, Copeptin sogar bis um das 30-fache (p < 0,001). Sie normalisierten sich nach 2 Stunden. SST2, H-FABP und GDF-15 zeigten zwar statistisch signifikante, letztlich jedoch sehr subtile Schwankungen (p < 0,05), während suPAR sich nicht veränderte. Patienten mit cTNI bzw. hsTNT-Erhöhungen wiesen höhere periiktale Dopaminwerte auf (p = 0,018). Diskussion: Durch Bestimmung von hsTNT als kardialem Biomarker steigt der Anteil der GTKA-assoziierten Troponinanstiege. Um die interventionsbedürftigen Fälle zu identifizieren scheinen die Marker SST2, HFABP, GDF-15 und suPAR geeignet. Eine Kombination neuer kardialer Biomarker könnte daher langfristig eine Rolle in der Differenzialdiagnostik postiktaler Troponinanstiege spielen.
P5 Zusätzliche Moosfasersprossung in CA1 und CA2 in Temporallappenepilepsie B. Schmeiser, J. Zentner, T. M. Freiman Universitätsklinik Freiburg, Klinik für Neurochirurgie, Freiburg i. Br., Deutschland Zusammenfassung: Die einer Temporallappenepilepsie zugrundeliegende Hippocampussklerose (HS) ist durch den selektiven Neuronenzelltod, insbesondere im Cornu ammonis (CA) 1–4 charakterisiert. Körnerzellen überleben aber zeigen zwei verschiedene Pathologien; erstens migrieren adulte GC und führen hierdurch zur Körnerzelldispersion und zweitens sprossen die Körnerzellaxone, die Moosfasern zurück zur Körnerzellschicht. Die natürliche Moosfaserprojektion in die CA4 und CA3 Region ist durch den Verlust an Zielzellen reduziert. Wir untersuchten, ob Moosfasern nicht nur rückwärts- sondern auch vorwärtssprossen über die Grenze der CA3 Region hinaus in die CA2 und CA1 Region. Darüber hinaus analysierten wir einen möglichen Zusammenhang zwischen Moosfasersprossung und klinischen Faktoren. Methoden: Insgesamt wurden 319 Hippocampuspräparate analysiert. Immunohistochemische Färbungen für Neuronenzellverlust (NeuN) und Moosfasersprossung (Synaptoporin) wurden durchgeführt und mit den klinischen Daten der Patienten in Verbindung gebracht. Ergebnis: Bei einer beträchtlichen Anzahl an Patienten fanden wir Moosfasersprossung vorwärts in die CA1 und CA2 Region. Bei diesen PatienZeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
S13
Abstracts ten war diese Moosfasersprossung auch signifikant häufiger (p < 0,05) mit Körnerzelldispersion und Rückwärtssprossen der Moosfasern in die Körnerzellschicht vergesellschaft. Jedoch zeigte sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen klinischen Faktoren wie Alter bei Anfallsbeginn, preoperative Epilepsiedauer oder Langzeit-Anfallssituation. Schlussfolgerung: Dies ist die erste Beschreibung von Moosfasersprossung in CA1 und CA2 bei Hippocampussklerose. Dieser Sprossungsprozess scheint ein Teil der Körnerzellpathologie mit neuronaler Migration und multidirektionalem Axonsprossen zu sein.
P6 Therapierefraktärer nonkonvulsiver Status epilepticus: Enzephalitis-Nachweis erst mittels Hirnbiopsie R. Kraus, M. Wagner, P. Ratzka, M. Naumann Klinikum Augsburg, Neurologische Klinik, Augsburg, Deutschland Einleitung: Bei komatösen Patienten ist die Diagnose eines nonkonvulsiven Status epilepticus (SE) anhand klinischer Befunde und EEG oft erschwert. Problematisch ist die ätiologische Einschätzung, wenn die Diagnostik vieldeutig ist und keine spezifische Ursache nachgewiesen werden kann. Bei anhaltendem V. a. eine erregerbedingte Enzephalitis ergibt sich ein diagnostisches und therapeutisches Dilemma. Material/Methode: Vorgestellt werden zwei Patienten mit prolongiertem SE, deren Befunde mehrdeutig waren und deren Enzephalitis-Nachweis erst mittels Hirnbiopsie (HB) erbracht werden konnte. Ergebnisse: Kasuistik 1: Bei einem 66 -jährigen Patienten kam es zu einem nonkonvulsiven, therapierefraktären SE mit linkshirnigen epilepsietypischen Mustern im EEG. Im cMRT fanden sich bei Aortenklappenendokarditis embolische Infarkte im Anterior- und Mediastromgebiet bds. Ein Ödem perisylvisch links wurde als postiktual, die lymphozytäre Liquor pleozytose im Rahmen des SE bzw. der septischen Embolien eingeordnet. Bei anfänglichem V. a. HSV-Enzephalitis erfolgte eine antivirale Therapie. Angesichts wiederholt negativer HSV-PCR im Liquor wurde die Therapie jeweils nach wenigen Tagen beendet, aber bei erneutem Verdacht (Kontroll-cMRT mit neuem Ödem temporal links, Anstieg HSV Liquor-/Serum Index) zweimalig wieder neu begonnen. Erst am Ende des fast zweimonatigen Intensivaufenthaltes konnte mittels HB (positive HSV Typ II-PCR im Biopsat) eine HSV-Enzephalitis verifiziert werden. Kasuistik 2: Ein 71-jähriger Patient mit Pneumonie entwickelte unter Antibiose trotz sinkender Entzündungsparameter eine zunehmende Vigilanzminderung. Bei Sopor, Blickdeviation nach links, oralen Automatismen und Myoklonien rechts diagnostizierten wir einen komplex-fokalen SE. Das EEG zeigte im Verlauf bilaterale epilepsietypische Muster. Bei Liquorpleozytose erfolgte eine Therapie mit Ceftriaxon, Ampicillin und Aciclovir. Trotz breiter Erregerdiagnostik blieb die Ursache ungeklärt. Eine Kortikoidstosstherapie erbrachte bei dd erwogener autoimmunologischer Genese keine Besserung. Das Kontroll-cMRT zeigte ein zunehmendes kortikales Ödem bifrontal, -temporal, -parietal und bds. insulär. Oligoklonale Banden und polyklonale Aktivierung im Liquor sprachen weiterhin für eine entzündliche Genese. Unter dem fortbestehenden V. a. Herpesenzephalitis wurde von Aciclovir auf Foscarnet eskaliert. Differenzialdiagnostisch ordneten wir die cMRT-Auffälligkeiten als postiktual bedingt ein. In der HB wurde jedoch im Verlauf eine EBV-Enzephalitis diagnostiziert. Diskussion/Schlussfolgerungen: Bei Patienten mit nonkonvulsivem SE und Liquorpleozytose kann trotz mehrfach negativer PCR im Liquor eine therapeutisch relevante virale Enzephalitis nicht ausgeschlossen werden. Die antivirale Therapie sollte fortgeführt werden, bis Liquor- und cMRTKontrollen den Verdacht widerlegen. Bei fehlender Diagnosesicherung ist die Durchführung einer HB ratsam.
S14
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
P7 Atypischer Verlauf einer Rasmussenenzephalitis mit spätem Erkrankungsbeginn und erfolgreicher VNS-Therapie B. Greshake1, H. B. Straub1 1 Klinik Tabor, EZBB, Bernau, Deutschland Hintergrund: Die Rasmussenenzephalitis (RE) ist eine seltene Ursache einer schwer behandelbaren Epilepsie, häufig mit Epilepsia partialis continua (EPC). Die RE wird durch zytotoxische oligoklonale T-Lymphozyten bedingt, betrifft meist eine Hemispäre und manifestiert sich in 85 % vor dem 10 Lj.. Nach einer Prodromalphase mit niedriger Anfallshäufigkeit folgt eine im Mittel 8-monatige akute Krankheitsphase mit häufiger EPC, gefolgt von einem Residualstadium mit persistierenden neurologischen Defiziten, meist einer Hemiparese. Im hier vorgestellten Fall wird eine atypischer Verlauf mit späterem Beginn, langjähriger Prodromal und „Akutphase“ und nur geringem Defektsyndrom dargestellt. Falldarstellung: Bei der jetzt 42 jährigen Patientin traten ab dem 11. Lj. zunächst 3–5 mal im Monat rechtsseitige sensible Auren, rechtsseitige tonische und myoklonische Anfälle, zudem seltene GTKA auf. Seit dem 25 Lj. zudem visuelle Auren und automotorische Anfälle. Ab dem 29 Lj. anhaltende Myoklonien rechtseitig (EPC). Diagnostisch fand sich im 28 Lj. im cMRT in der FLAIR erhöhtes Signalverhalten des linken posterioren und temporalen Kortex. Im Liquor Nachweis von OKB. Klinisch diskrete Hemiparese rechts, im EEG 2 iktogene Regionen (links fronto-zentral und links parieto-occipital. In der Hirnbiopsie fand sich ein mit einer RE vereinbarer Befund. Im Verlauf der folgenden 10 Jahre häufige fokalen Status epileptici und Gehunfähigkeit. Tägliche gegenüber allen gängigen AED pharmakoresistente Anfälle. Fehlende Response auf hochdosierte Cortison – und Immunglobulintherapie. Diskrete Atrophie der links Hemisphäre im cMRT. Im 38 Lj. Implantation eine VNS. Seit dem 39. Lj. bis zu 7 anfallsfreie Tage in Folge, 1 bis 2 tonische Anfälle pro Woche, nur kurze Serien myoklonischer Anfälle pro Tag, keine Status, Verkürzung der Anfälle durch Magnetaktivierung, gute Gehfähigkeit am Rollator, keine längeren stationären Aufenthalte (zuvor bis zu 3 Monaten im Jahr). Ergebnis: Bei der Patientin mit gesicherter RE mit spätem Beginn war ein langjähriges Prodromalstadium, ein 10 Jähriges „Akutstadium“ mit hoher Anfallsfrequenz, Pharmakoresistenz und hierdurch fluktuierenden neurologischen Defiziten zu beobachten. Im Verlaufe trat – zeitlich im Zusammenhang mit der Implantation eines VNS – eine deutliche Anfallsreduktion sowie Besserung der neurologischen Defizite auf. Diskussion: Wie auch in anderen Einzelfallberichten beschrieben (z. B. Poloni 2015) kann insbesondere bei spätem Beginn einer RE auch bezüglich neurologischer Defizite einen günstige Verlauf nehmen. Die VNS wurde auch in anderen Einzelfallberichten als wirksame Therapieoption beschreiben (Grujic 2011).
P8 Fallbeispiel einer frühkindlichen Form der Basilarismigräne Paroxysmale Vertigo eines 2 Jahre alten Jungen (Abstract für Videosession) K. Goldhahn, M. Theophil, A. von Moers, A. Panzer DRK-Kliniken Berlin Westend, Neuropädiatrie/Epilepsiezentrum, Berlin, Deutschland Einleitung: Episodisch auftretende Stand – und Gangunsicherheit mit entsprechender Irritation des Kindes im Kleinkindalter stellt eine differentialdiagnostische Herausforderung dar. Die benigne paroxysmale Vertigo ist ein rein klinisch zu diagnostizierendes Migräneäquivalent und wird als Precursor für Migräneerkrankungen im späteren Lebensalter diskutiert [1]. Weibliche Prädominanz sowie Kopfschmerzen als Leitsymptom sind in diesem Alter häufig (noch) nicht manifest. Prävalenzraten werden in der Literatur bei über 5jährigen mit ca. 2,5 % angegeben [2], für die jüngeren Kinder fehlen hinreichende Daten.
Material/Methode: Wir demonstrieren das Videomaterial eines 2-jährigen altersentsprechend entwickelten Jungen mit einer paroxysmal auftretenden Gang- und Standunsicherheit. Die abrupt auftretende Symptomatik tritt situativ in der KiTa-Umgebung bei starker Lärmbelästigung auf und sistiert spontan nach Hinlegen und schließlich Einschlafen des Kindes in ruhiger Umgebung. Ergebnisse: Sowohl in der Bildgebung (cMRT) wie auch in den durchgeführten Funktionsuntersuchungen (EEG, AEP, Polygraphie) fanden wir keinerlei Auffälligkeiten. Diskussion: Bei positiver Familienanamnese für Migräne (Kindsvater), altersentsprechendem Entwicklungsstand sowie unauffälligen Befunden in der weiteren Diagnostik legen die Diagnose einer paroxysmalen Vertigo als Migräneäquivalent nahe. Literatur 1. Batuecas-Caletrio A et al (2013) Is Benign Paroxysmal Vertigo of Childhood a migraine precursor? Eur J Paediatr Neurol 17(4):397–400. https://doi.org/10.1016/j. ejpn.2013.01.006 2. Lebron D et al (2016) The episodic syndromes that maybe associated with migraines. Semin Pediatr Neurol 23(1):6–10. https://doi.org/10.1016/j.spen.2016.01.003
P9 Intravenöses Lacosamid in der Behandlung eines Absencen-Status bei genetisch generalisierter Epilepsie A. Männer, P. S. Reif, L. M. Willems, L. Kay, F. Rosenow, A. Strzelczyk Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt, Epilepsiezentrum Frankfurt Rhein-Main, Klinik für Neurologie, Frankfurt a. M., Deutschland Fragestellung: Während die Wirksamkeit von intravenösem Lacosamid (LCM) als off label Therapie in der Statusbehandlung fokaler und sekundär generalisierter Anfälle gut untersucht ist, sind nur wenige Fallberichte über die Behandlung eines Status epilepticus(SE) bei genetischen generalisierten Epilepsien (GGE) bekannt. Es gibt bisher nur zwei veröffentlichte Fallberichte, die die Wirksamkeit von Lacosamid beim Absencen-Status (AS) untersuchen. Wir berichten von einem Fall, mit einem AS bei einer Patientin mit GGE, der zunächst nach Einsatz von Benzodiazepinen und Levetiracetam (LEV) nicht suffizient durchbrochen werden konnte, jedoch erfolgreich mit LCM behandelt wurde. Fallbericht: Eine 28-jährige Patientin mit einer seit dem 18. Lebensjahr bekannten Epilepsie unklarer Ätiologie und anamnestisch berichteten Absencen und generalisiert tonisch klonischen Anfällen befand sich zum diagnostischen Video-EEG-Monitoring in unserer Abteilung. Nach Aufzeichnung generalisierter 3 Hz-Spike-Wave-Komplexe ohne Hinweise auf eine zusätzliche fokale Epilepsie, unauffälligem cMRT und kompatibler Anamnese konnte eine GGE diagnostiziert werden. Die Patientin zeigte nach Reduktion der antikonvulsiven Medikation das Bild eines AS mit wiederholten Anfallsserien. Während zunächst eine Behandlung mit Benzodiazepinen und LEV keinen anhaltenden Erfolg erbrachte, konnte der Status nach zweimaliger Gabe von LCM 200 mg i. v., innerhalb von 30 Minuten, erfolgreich behandelt werden. Die Patientin blieb nach LCM – Aufsättigung unter weiterer Video-EEG-Überwachung anfallsfrei. Epilepsietypische Potentiale konnten nicht mehr aufgezeichnet werden. Ergebnisse: Der vorliegende Fall präsentiert einen potentiell wirksamen Effekt von LCM in der Behandlung eines Absencen-Status bei Versagen der Erst- und Zweitlinien-Therapie. Bisher sind, soweit uns bekannt, nur 2 Fälle über den Einsatz von LCM bei der Behandlung eines Absencen Status mit widersprüchlichen Ergebnissen publiziert worden. Die Rolle der langsamen Inaktivierung von spannungsabhängigen Natriumkanälen durch LCM in der Behandlung GGE und ihrer komplexen genetischen Grundlagen ist momentan unklar. Weitere kontrollierte Studien sind notwendig, um die Wirksamkeit von LCM in GGE und der Behandlung eines Absencen-Status zu validieren.
P10 Assoziation zwischen Migräneattacken und psychogenen nichtepileptischen Anfällen: Zwei Fallberichte M. Kiyose, P. S. Reif, F. Rosenow, A. Strzelczyk Epilepsiezentrum Frankfurt Rhein-Main, Zentrum der Neurologie und Neurochirurgie, Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt a. M., Deutschland Einleitung: Die differentialdiagnostische Einordnung paroxysmaler Ereignisse gehört zu den Hauptindikationen für ein stationäres Video-EEG Monitoring, wobei die Diagnose und spezifische weiterführende Therapie psychogener nicht-epileptischer Anfälle (PNEA) eine zunehmende Rolle im klinischen Alltag spielt. Assoziierte somatische Symptome wie chronische Kopfschmerzen bedürfen der Aufmerksamkeit des Behandlers wie folgende zwei Fallberichte aufzeigen: Fallbericht 1: Ein 19-jähriger Mann klagte über seit elf Monaten bestehende unklare Episoden mit verminderter Reaktionsfähigkeit und motorischen Entäusserungen, die regelhaft durch einen bifrontalen bis zu drei Tagen anhaltenden Kopfschmerz angekündigt wurden. Einhergehend berichtet er über eine Phono- und Photophobie sowie eine Übelkeit während der Cephalgie (VAS 8 von 10). In dem von uns durchgeführten Video-EEG Monitoring konnten psychogene nicht-epileptische Anfälle mit verminderter Kontaktfähigkeit und raptusartigen kurzen motorischen Entäußerungen im Rahmen der für den Patienten typischen Migräneattacke abgeleitet werden. Der Patient flüchtete vor einigen Jahren aus Afghanistan und war in seiner Jugend traumatisierenden Erlebnissen ausgesetzt. Fallbericht 2: Ein 22-jähriger Mann berichtete seit seinem zehnten Lebensjahr über einen holocephalen Spannungskopfschmerz (VAS 3 von 10), zusätzlich traten seit fünf Jahren Migräneattacken starker Intensität (VAS 10 von 10) mit fluktuierender Lokalisation auf. Diese würden 30 Minuten bis mehrere Stunden mit zusammenhängender Phono- und Photophobie anhalten. Die Eindosierung verschiedener Phasenprophylaxen sei wegen Nebenwirkungen nicht möglich gewesen. Seit vier Jahren bestanden paroxysmale Ereignisse mit mehrfacher Behandlung in Notaufnahmen unterschiedlicher Kliniken. Anlass war jeweils der Verdacht auf einen epileptischen Anfall mit Zuckungen, einhergehender Bewusstseinsstörung und zuletzt berichteten Atemproblemen. Im Video-EEG Monitoring konnten für den Patienten drei typische PNEA mit einer verminderten Reaktion auf Ansprache sowie intermittierenden kurzen Streckkbewegungen aufgezeichnet werden, denen allesamt eine Migräneattacke vorranging. Anamnestisch konnte eine Traumatisierung nicht eruiert werden, auffällig zeigte sich in der Eigenanamnese ein Leistungseinbruch nach einem Schulwechsel. Diskussion: Kopfschmerzen zählen zu den häufigen Komorbiditäten bei Epilepsie und auch bei PNEA. Bei PNEA können in bis zu 70 % Prozent moderate bis schwere Schmerzen auftreten, von denen 61 % sich in Kopfschmerzen äußern (Ettinger et al., Seizure 1999). Zu den gemeinsamen Risikofaktoren für das Auftreten von PNAE und chronischen Kopfschmerzen gehören Gewalterfahrungen in der Eigenanamnese. Eine Untersuchung von Überlebenden des Utøya -Attentates zeigte eine erhöhte odds ratio für Migräne von 4,27 (95 % KI 2,54–7,17) und für Spannungskopfschmerzen von 3,39 (95 % KI 2,22–5,18) gegenüber einer gleichaltrigen Vergleichskohorte (Stensland et al., Neurology 2018). Die sequentielle Präsentation der chronischen Kopfschmerzen und PNEA suggeriert einen Zusammenhang, der in gemeinsamen Risikofaktoren beider oder als Folge einer chronischen Erkrankungen liegen könnte. Bei beiden Patienten erfolgte eine medikamentöse Prophylaxe der Migräne mit niedrig dosierten Topiramat (2 × 25 mg) und führte zu einer Besserung der häufigen Migräneattacken.
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
S15
Abstracts
Abb. 1 | P11 8 Jede DBMSE-Kurve enthält Informationen über ein 10 Minuten langes EEG welches jährlich durchgeführt wurde
Abb. 2 | P11 8 P Periode,S Subjektparameter. Langzeit EEG in AEE kann für 5 Probanden gleichzeitig verglichen werden
P11 Retrospektive inter- und intra-patientale Evaluation von epileptischen Enzephalopathien durch synchronisierten Vergleich von dynamischen Komplexiätsmassen des Langzeit-EEG R. Zavala-Yoe, R. Ramirez-Mendoza Instituto Tecnologico de Monterrey, Mechatronik/Matematik, Mexiko Stadt, Mexiko Einleitung: Prinzipiell gibt zwei Arten von arzneimittelresistenten epileptischen Enzephalopathien (AEE) Doose- und Lennox-Gastaut-Syndrome. Die Forschungsfragen lauten hierbei wie folgt Berücksichtigt man das gesamte Langzeit-EEG eines Kindes, welcher Bereich des Gehirns ist bisher am stärksten betroffen und zu welcher Zeit ist das passiert? Wie kann man (objektiv) den Zustand des Kindes mit ande-
S16
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
ren Patienten (auch mit einem Haufen langzeit AEE-EEG) vergleichen? Die oben gestellten Fragen wurden mit Hilfe von Zeitreihen dynamischer Komplexitäsmasse beantwortet [1]. Diese Arbeit ist die einzige, die sich mit diesem Thema beschäftigt. Material/Methoden: Die Themengruppe besteht aus fünf Kindern. Die Patienten sind charakterisiert durch frühe multifokale Anfälle seit vor mehr als 10 Jahren und sind pharmakoresistent. Zeitreihenentropien sind nichtlineare Statistiken, die messen, wie regelmässig ein abgetastetes Signal ist. Reguläre Signale weisen niedrige Komplexitätsindizes< = 1 und nicht reguläre Signale > 1 auf. Somit kann die Entwicklung verschiedener Patienten gleichzeitig verglichen werden. Hierzu wird insbesondere der Dynamic Bivariate Multiscale Entropy Index (DBME) und dessen Periodendurchschnitt mu verwendet. Ergebnisse: Fünf Diagramme (eine für jedes EEG) wurden für jeden Kindern erstellt.In . Abb. 1 sind DBMSE-Punkte für Patient A für 4 Jahre dargestellt, zusätzlich wird das Jahresmittel mu angegeben. Niedrige Wer-
te des Komplexitätsindizes bedeuten eine hohe Anzahl an Anfälle, hohe Werte bedeuten wenige Anfälle. Dann war das vierte Jahr das schlechteste (mu = 1,33) und das am meisten betroffene Gebiet war Fp2, wo die Entropie minimal ist (im zweiten Jahr). Eine ähnliches Diagramm wurde für alle 5 Probanden erstellt. Durch den direkten Vergleich der fünf Diagramme, konnte . Abb. 2 erstellt werden. Diskussion: Tabelle zeigt den Durchschnitt pro Jahr für jedes Kind. Hierbei muss beachtet werden, dass bei dem niedrigste Wert des Komplexitätsindizes, die Anfälle überwiegen. Die fett gedruckten Zahlen markieren den niedrigsten Komplexitätsindex und s = sigma die Standardabweichung. Durch eine einfache Untersuchung kann man schlussfolgern, dass das am stärksten betroffene Kind B ist (niedrigste Parameter unter allen Probanden). Die mathematischen Ergebnisse fielen mit den klinischen Ergebnissen zusammen. Da wir uns mit einer Pilotstudie befassen, liefern wir keine weiteren statistischen Tests. Als zukünftige Arbeit werden wir mehr Kinderen erhalten, um unsere bahnbrechenden Ergebnisse bestätigen zu können. Literatur 1. Zavala-Yoe R, Ramirez-Mendoza R (2017) Dynamic complexity measures and entropy paths for modelling and comparison of evolution of patients with drug resistant epileptic encephalopathy syndromes. Metabbrain Dis 32(5):
P12 Ausmaß des Alpha-Power-Abfalls im quantitiven EEG prädiziert die Entwicklung von zerebralen Infarkten bei Patienten mit Subarachnoidalblutung T. M. Müller, S. Gollwitzer, R. Hopfengärtner, J. Merkel, J. D. Lang, D. Madzar, C. Reindl, H. B. Huttner, S. Schwab, H. M. Hamer Universitätsklinikum Erlangen, Neurologie, Erlangen, Deutschland Einleitung: Studien zeigen, dass bei Subarachnoidalblutungen (SAB) ein Abfall der Alpha-Power (AP) im quantitativen EEG (qEEG) mit Vasospasmen (VS) in der Doppler-/Duplexsonographie (TCD/TCCS) assoziiert ist (Gollwitzer et al., 2015). Es sollte untersucht werden, ob stärkere VS im Ultraschall auch mit ausgeprägteren AP-Abfällen im qEEG assoziiert sind und ob bei schwereren Veränderungen ein höheres Risiko für zerebrale Infarkte besteht. Material/Methoden: Wir analysierten 2 Patientenkohorten mit spontaner SAB aus Vorgängerstudien im Zeitraum 11/2011–05/2016. Es wurde ein kon-
tinuierliches 6-Kanal-EEG abgeleitet, eine automatische Artefaktelimination, eine Fourier-Transformation und ein Detrending-Verfahren durchgeführt. Als kritisches EEG-Ereignis wurde ein Abfall der AP um ≥40 % für ≥5 Stunden gewertet. Für jeden Kanal wurde der mediane prozentuale AP-Abfall sowie die Stunden unterhalb der Schwelle erhoben. Relevante VS wurden mittels TCD (f > 4 kHz) oder TCCS (v > 200 cm/s) detektiert. Es wurde die maximale f/v in jedem Gefäßterritorium sowie die Anzahl der betroffenen Tage erfasst. Die quantitative Assoziation zwischen qEEG-Ereignissen und VS in der TCD/TCCS (Stärke/Dauer) wurde mittels Spearman-Korrelation untersucht. Mittels Mann-Whitney-U-Test wurden Unterschiede zwischen Patienten mit und ohne Infarkt in der CT-/MRT-Bildgebung analysiert. Ergebnisse: 34 Patienten wurden eingeschlossen (17 männlich, mittleres Alter 56 Jahre, H&H-Grade I-V, 9 (26 %) mit Infarkten, mittlere Dauer des EEG-Monitorings: 10 Tage). Die Höhe des medianen prozentualen AP-Abfalls des am stärksten betroffenen Kanals im qEEG und die maximale f/v in der TCD/TCCS zeigten eine moderate Korrelation (r = 0,47; p = 0,005). Auch die Dauer des AP-Abfalls und der VS in der TCD/TCCS korrelierten in Bezug auf die maximale Anzahl an Stunden/Tagen in einem Kanal/Stromgebiet (r = 0,37; p = 0,033). In der quantitativen Analyse der AP-Abfälle im qEEG fanden sich signifikante Unterschiede zwischen Patienten mit und ohne Infarkt (Pat. mit vs Pat. ohne Infarkt; Max. Abfall: p = 0,019, 78 % vs 64 %; Dauer d. Abfalls: p = 0,006, 236 h vs 39 h). Ein summierter AP-Abfall von 157,5 Stunden wurde gemäß Youden-Index als spezifischster Cut-off für eine Infarktentwicklung identifiziert (Spezifität 84 %, Sensitivität 78 %, Youden-Index 0,62). Kein Ultraschall-Parameter zeigte einen Unterschied zwischen Patienten mit und ohne zerebralen Infarkt. Diskussion: Es besteht eine signifikante quantitative Korrelation zwischen qEEG und TCD/TCCS in Bezug auf Stärke und Dauer der Pathologie. Patienten mit Infarkten zeigten im qEEG im Median stärkere und längere AP-Abfälle. Vor allem die Dauer des AP-Abfalls kann als einfacher, prädiktiver Marker für die Identifizierung gefährdeter Patienten fungieren.
P13 Konnektivitätsmaße in MEG Daten zur Identifikation epileptogener Areale und epileptischer Foci N. Merkel1, F. Rosenow1, M. Buchfelder2, K. Rössler2, H. M. Hamer2, S. Rampp2 1 Epilepsiezentrum Frankfurt, Frankfurt a. M., Deutschland, 2FriedrichAlexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Epilepsiezentrum, Erlangen, Deutschland
Abb. 1 | P13 8 Ergebnisse: MEG Daten Analyse Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
S17
Abstracts Einleitung: Konnektivitätsmaße werden bereits seit geraumer Zeit in der Erforschung von Epilepsien eingesetzt (Perada et al., 2005). Diese Maße bieten die Möglichkeit, auffällige Knotenpunkte im neuronalen Netzwerk zu identifizieren (Hillebrand et al., 2012). Dies ist interessant, da epileptische Foci sich als Knotenpunkte zeigen können, die Besonderheiten in ihrer Verbindung mit dem Rest des Netzwerkes aufweisen. Indem wir Konnektivitätsmaße auf MEG Ruhedaten berechnen, wollen wir untersuchen, ob Auffälligkeiten in diesen Maßen als Marker für den epileptischen Fokus verwendet werden können und damit zur Unterstützung für die prächirurgische Diagnostik dienen können. Material/Methoden: An einem Beispiel Patienten vergleichen wir die Ergebnisse der Lokalisation interiktaler Spikes in MEG Daten mit denen einer Konnektivitätsanalyse. Zur Analyse der interiktalen Spikes wurden die MEG Daten zunächst einer visuellen Inspektion und dann einer Dipolanalyse unterzogen, die deren Quelle anzeigt. Auf selbigen Daten wurde dann eine Konnektivitätsanalyse (Gamma-Band, Nodge degree) gerechnet. Als Beispiel untersuchten wir MEG Daten einer 1991 geborenen, weiblichen Patientin, die seit 1995 an einer Epilepsie (Ätiologie: v. a. FCD postzentral rechts) leidet. Das MRT zeigte eine kortikale Läsion postzentral rechts, die aufgrund eines klaren Transmantle-Signs am ehesten einer FCD entsprach. Ergebnis: Das Maximum der Konnektivitäsanalyse ist klar an der FCD lokalisiert. In der Dipolanalyse zeigt sich dagegen ein multifokales Bild mit Dipolen nahe der Läsion, jedoch auch im ipsilateralen Temporallappen, sowie kontralateral (. Abb. 1). In der Konnektivitätsanalyse zeigen sich, zusätzlich zum Maximum nahe der FCD, weitere Areale mit hohen Konnektivitätswerten, die unter anderem die Areale der Ergebnisse der Dipollokalisation enthalten. Diskussion: An einem Beispielpatienten zeigen wir, dass Konnektivätsmaße ein Indikator für die Anfallsursprungszone sein können. Auffälligkeiten in der Konnektivität im Gamma-Band Bereich zeigten räumliche Nähe zur Quelle interiktaler Spikes, die in der Dipolanalyse gefunden wurden, wiesen aber eine höhere Spezifität auf. Konnektivitätsmaße könnten somit eine Alternative zur konventionellen Auswertung im Rahmen der prächirurgischen Fokuslokalisation darstellen, erfordern jedoch eingehende Validierung.
P14 Verringerte Herzfrequenzvariabilität (HRV) und postiktale QTcVerkürzung bei bilateral tonisch-klonischen Anfällen M. P. Bergmann1, P. Waschik1, L. Habermehl1, S. Knake1, F. Rosenow1,2, A. Strzelczyk1,2 1 Philipps-Universität Marburg, Epilepsiezentrum Hessen und Klinik für Neurologie, Marburg, Deutschland, 2Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt, Epilepsiezentrum Frankfurt Rhein-Main, Klinik für Neurologie, Frankfurt a. M., Deutschland Einleitung: Bilateral tonisch-klonische Anfälle sind nach heutiger Kenntnis der wichtigste Risikofaktor für das Auftreten eines SUDEP („Sudden Unexpected Death in Epilepsy Patients“). Chronische und im Anfall akut auftretende Veränderungen des vegetativen Nervensystems sowie in der Erregungsbildung und -leitung des Herzens sind bei Menschen mit Epilepsie gut dokumentiert. Wir untersuchten die iktalen und postiktalen Veränderungen der Herzaktion bei bilateral tonisch-klonischen Anfällen im Vergleich zu komplex-fokalen Anfällen. Material/Methode: Am Epilepsiezentrum Hessen in Marburg wurden retrospektiv alle Patienten aus dem Video-EEG-Monitoring ausgewertet, bei denen zwischen 2007 und 2015 sowohl bilateral tonisch-klonische als auch komplex-fokale Anfälle aufgezeichnet worden waren. Weitere Selektionskriterien waren die Diagnose einer fokalen Epilepsie und das vollständige Vorliegen einer kontinuierlichen 2-Kanal-EKG-Ableitung. Die Anfälle wurden jeweils 10 Minuten vor Beginn des Anfalles im EEG bis 30 Minuten nach EEG-Anfallsende untersucht. Ergebnisse: Insgesamt konnten 50 Patienten (mittleres Alter 35,3 Jahre, 50 % weiblich) mit einer fokalen Epilepsie (78 % temporale Epilepsie, 22 % extratemporale Epilepsie) eingeschlossen werden, die die oben ge-
S18
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
nannten Kriterien erfüllten. Bei den bilateral tonisch-klonischen Anfällen zeigte sich iktal eine im Vergleich höhere Herzfrequenz, zudem eine postiktal für 30 Minuten fortbestehende Tachykardie. Nach den bilateral tonisch-klonischen Anfällen zeigte sich eine signifikant verringerte Herzfrequenzvariabilität (HRV). Darüber hinaus stellten wir im interindividuellen Vergleich eine deutliche Verkürzung der QTc-Zeit in den unmittelbar postiktalen Messungen, d. h. eine Minute nach einem bilateral tonischklonischen Anfall. Diskussion: Eine verringerte Herzfrequenzvariabilität und insbesondere eine verkürzte QTc-Zeit stellen jeweils unabhängige Risikofaktoren für einen plötzlichen Herztod dar. In der MORTEMUS Studie (Ryvlin et al. Lancet Neurology, 2013) konnte bei Patienten mit einem SUDEP eine unmittelbar postiktal zentral-vegetativ vermittelten Störung der Atmung und Herzaktion beobachtet werden, in deren Folge es zum plötzlichen Tod kam. Die vorliegenden Daten zeigen eine unmittelbar postiktal vorliegende Störung der Herzfrequenzvariabilität sowie der kardialen Repolarisation und verdeutlichen die entscheidende Bedeutung von bilateral tonischklonischen Anfällen für einen SUDEP.
P15 Eigenschaften und Bedeutung von Afterdischarges nach kortikaler Stimulation im Rahmen der invasiven EEG-Diagnostik S. Gollwitzer, R. Hopfengärtner, J. D. Lang, T. M. Müller, D. Olmes, J. Köhn, J. Heyne, H. M. Hamer Universitätsklinikum Erlangen, Epilepsiezentrum, Erlangen, Deutschland Einleitung: Afterdischarges (AD) sind definiert als rhythmische epilepsie typische Entladungen, ausgelöst durch Elektrostimulation intrakranieller EEG-Elektroden. Ziel war die Lokalisation und Charakterisierung von AD und die Bewertung der Chancen auf AD-Terminierung mittels „brief-pulse-stimulation (BPS)“. Patienten/Methode: Das EEG von Patienten, die im Rahmen der invasiven prächirurgischen EEG-Diagnostik eine kortikale Stimulation (bipolar oder monopolar, Stimulationsdauer 5 sek., Stimulationsfrequenz 50 Hz, Pulsweite 500 µs, Stromstärke 1–15 mA) erhielten, wurde retrospektiv analysiert. BPS wurde bei persistierenden AD angewandt. Erfasst wurde: Häufigkeit, Lokalisation, Ausbreitung von AD, minimale AD-auslösende Stromstärke, Morphologie, Dauer, Ansprechen auf BPS. Ergebnisse: 3739 Einzelstimulationen (16 Patienten) wurden analysiert. AD traten in 13,53 % der Stimulationen auf und führten bei 5 Patienten zu klinischen Anfällen. AD wurden innerhalb der Anfallsursprungszone (19,52 %), der irritativen Zone (21,59 %) und in Regionen ohne epileptiforme Aktivität (13,18 %) ausgelöst. Patienten mit Stimulationsanfällen hatten häufiger auf benachbarte Elektroden übergreifende AD (35,99 %) als Patienten ohne (9,08 %; Chi-Square-Test p < 0,0001). Hippokampal waren AD häufiger (38 %) und längerdauernd (16,28 vs. 12,86 Sekunden) als andernorts. 83,73 % aller AD sistierten von selbst (hippokampal 68 %, p = 0,015). BPS terminierten 34,57 % persistierender AD (hippokampal 6,25 %, p < 0,0001). Rascher angewandt waren BPS erfolgreicher (ROC: AUC = 0,68, p = 0,011, cut-off 9,5 Sekunden). Rhythmische Spikes waren die häufigste AD-Morphologie. Polyspikes überwogen hippokampal (ChiSquare-Test: p < 0,0001) und in der SOZ (p = 0,0009). Rhythmische und sequentielle Spikes waren häufiger bei Patienten mit Stimulationsanfällen (p = 0,0002). Anfälle entwickelten sich meist aus sequentiellen Spikes (67 %). Spike-Wave-Muster sprachen am besten auf BPS an (43 %). Diskussion: AD sind nicht auf epileptogene Areale begrenzt, haben dort aber eine spezifische morphologische Signatur. Ausbreitung und Gestalt von AD können auf ein erhöhtes Risiko für Stimulationsanfälle hinweisen und das Ansprechen auf BPS prädizieren. Der Hippokampus stellt eine für AD kritische Region dar. BPS haben bei rascher Anwendung die besten Erfolgsaussichten.
Antiepileptika/Epilepsiechirurgie/ (Funktionelle) Bildgebung P16 Rationale Pharmakotherapie gescheitert – eine Kasuistik B. J. Steinhoff Epilepsiezentrum Kork, Kehl-Kork, Deutschland Fragestellung: Rationale Pharmakotherapie ist in der Epileptologie häufig Wunschdenken. Hier wird ein Fall präsentiert, bei dem in der Proof-ofConcept-Studie vor über 10 Jahren ein eindeutig positiver Effekt von Brivaracetam (BRV) auf die photoparoxysmale Reaktion (PPR) einer Patienten mit idiopathisch generalisierter Epilepsie bestanden hatte und die wir nach Markteinführung gezielt (und off-label) wieder mit BRV behandelten. Wir erwarteten eine Reproduktion des positiven Effekts. Methoden: Kasusitik mit prospektiver Verlaufsbeobachtung. Ergebnisse: Die Patientin hatte unter einer Kombination aus 4000 mg Levetiracetam (LEV) und 300 mg Topiramat (TPM) noch vereinzelte generalisierte tonisch-klonische Anfälle und eine markante PPR. LEV wurde ad hoc gegen eine Tagesdosis von 150 mg ausgetauscht, die später auf 200 mg erhöht wurde. Die Anfallssituation und die PPR blieben unverändert. Unter 200 mg BRV traten Schwindel und eine depressive Stimmung auf, sodass wir nach einer Beobachtungszeit von 10 Monaten BRV verwarfen und duch Phenobarbital (100 mg) ersetzten. Die PPR blieb unverändert bestehen. Anfälle mit Bewußtseinsstörungen sind seither (11 Monate) ausgeblieben. Die klinische Verträglichkeit ist einwandfrei. Schlussfolgerungen: Leider war der positive Effekt von BRV, der eidneutig bestanden hatte, nicht reproduzierbar. Dies lässt auch den Vorhersagewert von Proof-of-Concept-Studien, die den Effekt auf die PPR untersuchen, hinterfragen.
P17 Brivaracetam bei Menschen mit therapierefraktärer Epilepsie und geistiger Behinderung F. Kerling1, E. Andres1, C. Rauch1, M. Winterholler1 Sana Krankenhaus Rummelsberg GmbH, Neurologische Klinik, Schwarzenbruck, Deutschland
1
Hintergrund der Studie: Ziel dieser retrospektiven, nicht-interventionellen Studie war die Wirksamkeit und Tolerabilität von Brivaracetam (BRV) bei Menschen mit schwer einstellbarer Epilepsie und geistiger Behinderung zu untersuchen. Patienten und Methoden: Die in der industrie-unabhängigen Studie gewonnenen Daten basieren auf einer retrospektiven Analyse täglich und standardisiert dokumentierter Anfallsereignisse. 35 Patienten (darunter: 16 Frauen; Altersdurchschnitt: 38,1, Altersspektrum: 17–63 Jahre) mit geistiger Behinderung und therapierefraktärer Epilepsie erhielten BRV als Add-on-Therapie oder als Ersatz im Austausch zu einem anderen Antikonvulsivum. Nach einer dreimonatigen Beobachtungsphase ohne BRV, wurden die Patienten zwischen Januar 2016 und August 2017 auf dieses Medikament eingestellt. Alle bis auf einen Patienten (ein Patient mit idiopathischer Epilepsie) hatten eine symptomatische oder kryptogene Epilepsie. BRV wurde in einer maximalen Dosis von 200 mg täglich verabreicht. Nach 6 und 12 Monaten erfolgte eine Analyse der Responder- und der Retentionsrate. Die durchschnittliche Anfallsfrequenz wurde zwischen der dreimonatigen Baseline-Periode und der folgenden Behandlungsperiode (über einen Zeitraum von drei Monaten) nach 6 und nach 12 Monaten verglichen. Der „Clinical Global Impression scale“ wurde angewandt um qualitative Veränderungen der Anfallsereignisse darzustellen. Der „Aggressive Behaviour Scale (ABS)“ gibt weitere Einblicke in die unter der medikamentösen Einstellung beobachteten Verhaltensänderungen. Ergebnisse: 7/35 waren Responder (>50 % Anfallsreduktion). Die Retentionsrate betrug 46 % (16/35). Bei 17 Patienten musste BRV beendet werden
wegen Nebenwirkungen (n = 4), mangelndem Effekt (n = 8) oder beidem (n = 5). Verhaltensänderungen wurden bei 13 von 35 Patienten beobachtet. Am häufigsten wurden aggressive Verhaltensänderungen dokumentiert. Weitere Nebenwirkungen waren Gangstörungen (n = 2), gastrointestinale Beschwerden (n = 3) und Müdigkeit (n = 2). Der ABS zeigte eine Zunahme des aggressiven Verhaltens bei acht Patienten. Schlussfolgerung: Trotz des hochselektierten Patientenkollektivs mit therapierefraktären Anfällen konnten einige der Patienten von der BRV-Therapie profitieren. Bei einer relevanten Anzahl der Patienten wurde aber eine Zunahme der vorbestehenden aggressiven Verhaltensweisen oder ein Neuauftreten von Aggressionen beobachtet. Weitere Studien wären notwendig, um die Ergebnisse dieser retrospektiven Studie zu überprüfen.
P18 Zonisamid als Behandlungsoption im therapierefraktären Status epilepticus J. K. Rickel1, P. S. Reif1, K. Jahnke1, S. Knake2, F. Rosenow1,2, A. Strzelczyk1,2 Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt, Klinik für Neurologie und Epilepsiezentrum Frankfurt Rhein-Main, Frankfurt a. M., Deutschland, 2 Philipps-Universität Marburg, Epilepsiezentrum Hessen, Marburg, Deutschland
1
Einleitung: Der Status epilepticus (SE) stellt einen medizinischen Notfall dar und ist mit einer erheblichen Morbidität und Mortalität assoziiert. Mit einem refraktären und super-refraktären Verlauf eines SE nimmt das Ansprechen auf weitere Antikonvulsiva ab. Zonisamid (ZNS) ist eine oral verfügbares, seit 1989 in Japan und seit 2005 in der EU zugelassenes Antikonvulsivum. ZNS wird eine Mehrzahl von Wirkmechanismen, vor allem die Blockierung von spannungsabhängigen Natrium- und Calciumkanälen sowie eine Carboanhydrasehemmung zugeschrieben. Ziel der aktuellen Untersuchung war die Evaluation von ZNS als mögliche Therapieoption im SE. Methoden: Alle Patienten, die zwischen 01.01.2015 und 31.12.2015 ZNS im SE an den Universitätskliniken Frankfurt und Marburg erhielten, wurden in diese retrospektive Analyse eingeschlossen. Daten zur medizinischen Vorgeschichte, Ätiologie und Verlauf des SE; sowie erfolgten Therapien wurden systematisch erhoben. Ergebnisse: Insgesamt wurden 20 Patienten mit einem medianen Alter von 62,4 Jahren (Standardabweichung [SA]: 18,3; Spannweite [SW] 19–91 Jahre, 12 männlich [60 %]) mit ZNS im SE therapiert. Im Schnitt dauerte der SE bereits 7,1 Tage an (SW 2–37), bevor die Behandlung mit ZNS begonnen wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde bereits eine mittlere Anzahl von 4 Therapien (SA 1,9; Spannweite 1–9) eingesetzt. Die Behandlung mit ZNS wurde im Schnitt über 9,8 Tage fortgeführt (SW 1–69). Die initiale Dosis von ZNS betrug zwischen 50 mg und 300 mg (Median 100 mg) und wurde bis zu einer täglichen Dosis von 50 bis 600 mg (Median 250 mg) aufdosiert. Die Gabe erfolgte in der Regel per os oder über eine nasogastrale Sonde. Ein Durchbrechen des SE wurde bei drei Patienten (15 %; 3/20) durch ZNS angenommen, da die letzte Therapieänderung vor Eindosierung von ZNS vor über 24 h erfolgte. Es traten keine schwerwiegenden Nebenwirkungen unter der Einnahme von ZNS auf. Die intrahospitale Mortalität lag bei 2 von 20 (10 %) mit ZNS behandelten Patienten vor. Diskussion: Basierend auf diesen Ergebnissen sowie auf publizierten Fallserien, kann ZNS als eine weitere Therapieoption zur Behandlung des therapierefraktären SE angesehen werden. Es bedarf größerer randomisierter und kontrollierter Studien zur Prüfung der Effektivität von ZNS im SE.
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
S19
Abstracts P19 Vollautomatische Segmentierung intrazerebraler EEGElektrodenkontakte mit anschließender Trennung in einzelne Tiefenelektroden bei Patienten mit pharmakoresistenter Epilepsie M. Mertens1, T. Kalbhenn1, C. G. Bien1, B. Lütkenhöner2, F. G. Wörmann1 1 Krankenhaus Mara gGmbH, Epilepsie-Zentrum Bethel, Bielefeld, Deutschland, 2HNO-Klinik, Universität Münster, Münster, Deutschland Einleitung: Die Lokalisierung des Anfallsursprungs ist vor einem epilepsiechirurgischen Eingriff obligatorisch. Dies erfordert häufig die Verwendung von invasiven EEG-Tiefenelektroden. Die Interpretation der elektrophysiologischen Aufzeichnungen hängt dann entscheidend von der Visualisierung der Elektrodenpositionen in den 3D-MRT-Scans dieser Patienten ab. Wir haben eine vollautomatische Software-Pipeline entwickelt, um Tiefenelektrodenkontakte zu segmentieren und eine automatische Trennung in einzelne Elektroden zu erreichen. Die Pipeline verwendet eine kraniale Computertomographie (CT) vor Implantation der Elektroden sowie ein weiteres CT und ein 3D-MRT nach der Implantation. Diese Pipeline besteht aus Standard-Vorverarbeitungsroutinen für die Co-Registrierung und Maskierung von Bildern und einem benutzerdefinierten Bildanalyseverfahren. Vorherige räumliche Information über die implantierten Elektroden ist nicht erforderlich. Methode: In einem ersten Schritt wurden sowohl das prä-ImplantationsCT (preOP-CT) als auch das post-Implantations-CT (OP-CT) mit dem post-Implantations-MRT (OP-MRT) co-registriert. Dann wurden Masken aus Hirn und Schädelknochen aus dem preOP-CT extrahiert, und eine automatisierte Suche nach Intensitätsclustern wurde in dem maskierten OP-CT durchgeführt. Aus den detektierten Clustern wurden schließlich einzelne Elektroden konstruiert. Die einzigen Anforderungen an diese Methode waren eine Voxelgröße von 1 × 1 × 1 mm oder besser für alle Bilddaten (CT und MRT) sowie ein äquidistanter Abstand der Kontakte aller implantierten Tiefenelektroden. Ergebnisse: Die Methode wurde an 28 Patienten mit pharmakoresistenter fokaler Epilepsie getestet (161 Elektroden und 1608 Kontakte insgesamt). Ein Vergleich zwischen automatischer Segmentierung und visueller Identifizierung der Elektrodenkontakte zeigte, dass 1597 Kontakte (99,3 %) korrekt erkannt wurden. Nur 9 Kontakte, die sich alle entweder im Schädelknochen oder außerhalb des Kopfes befanden, blieben unerkannt. Bei 2 Patienten wurde jeweils ein einziger Kontakt falsch erkannt und musste manuell korrigiert werden. Die Vorverarbeitungsroutinen (Co-Registrierung und Maskierung) dauerten etwa 30 Minuten pro Patient. Das Bildanalyseverfahren (Clustersuche und Konstruktion getrennter Elektroden) dauerte weniger als 30 Sekunden pro Patient. Diskussion: Die implementierte Methode ist unseres Wissens das erste vollautomatische Verfahren zur Segmentierung von intrazerebralen Tiefenelektrodenkontakten mit anschließender Trennung der detektierten Kontakte in einzelne Elektroden, die der 3D-MRT direkt überlagert werden können. Das Verfahren erfordert keine a-priori-Information über die implantierten Elektroden und ist in der Lage, die Positionen von Tiefenelektrodenkontakten auf schnelle und zuverlässige Weise zu identifizieren.
P20 Kallosotomie: prächirurgische Diagnostik, perioperatives und mittelfristiges Outcome A. Rada1, C. G. Bien1, L. Hopf1, T. Kalbhenn2, S. Fauser1 1 Krankenhaus Mara gGmbH, Epilepsie-Zentrum Bethel, Bielefeld, Deutschland, 2Krankenhaus Mara gGmbH, Evangelisches Klinikum Bethel, Klinik für Neurochirurgie, Bielefeld, Deutschland Einleitung: Die Kallosotomie gilt als eine palliative epilepsiechirurgische Therapieoption für Patienten mit pharmakoresistenten Sturzanfällen, sekundär generalisierenden Anfällen und rezidivierenden Grand Mal-Status. Da inzwischen die Hoffnung gescheitert ist, diese Patienten mit weniger invasiven Therapien behandeln zu können, wurde die prächirurgische
S20
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
Abklärung vor Kallosotomie 2015 im Epilepsie-Zentrum Bethel wiedereingeführt. Material/Methoden: Eingeschlossen wurden alle Patienten, welche in dem Zeitraum von 2015 bis 2017 vor Kallosotomie inklusive beidseitigem Wada-Test untersucht wurden. Die Daten wurden retrospektiv erfasst: neurologischer Befund 6 Monate postoperativ (n = 7), Anfallsoutcome 12 Monate postoperativ telefonischer Kontakt (n = 6). Ergebnisse: 14 Patienten wurden prächirurgisch inklusive Wada-Test untersucht. Bei 7 Patienten wurde die Sprachfunktion von beiden Hemisphären getragen, die Kallosotomie war nicht möglich. 6 Patienten wurden komplett kallosotomiert, ein Patient technisch bedingt inkomplett. Zum Operationszeitpunkt waren die Patienten durchschnittlich 32 Jahre alt (17–51 Jahre), die durchschnittliche Erkrankungsdauer betrug 26 Jahre (17–48 Jahre). Nach der Operation verblieben die Patienten durchschnittlich 20 Tage auf der epileptologischen Station (11–63 Tage). Alle Patienten erfuhren postoperativ ein SMA-Syndrom mit Antriebsstörung. Bei einem Patienten kam es zu einer prolongierten Atemantriebsstörung mit zweitägiger Beatmungspflichtigkeit. Ein Patient erlitt in der postoperativen Phase diverse, immobilitätsbedingte Komplikationen. Eine Patientin entwickelte postoperativ ein Hirnödem, eine beidseitige Entlastungskraniotomie wurde notwendig. 6 Monate postoperativ hatten 5 Patienten den präoperativen neurologischen Zustand wieder erreicht; 2 Patienten zeigten noch leichte neurologische Defizite (Hemiparese KG 4/5, n = 1; Antriebsminderung und Initiierungsstörung der nicht dominanten Körperhälfte). 12 Monate postoperativ gaben 4/6 Patienten eine >75 % Reduktion der Sturzanfälle pro Monat an, ein Patient gab eine 50–75 % Reduktion der Sturzanfälle pro Monat an, bei einem Patienten hatte sich die Anfallsfrequenz nicht verändert (inkomplette Kallosotomie). Die Anzahl aller Anfälle war 1 Jahr post OP um mehr als 50 % reduziert bei 4/6 Patienten. Diskussion: Die Hälfte der Kandidaten konnten nicht kallosotomiert werden, da sie das Zusammenspiel beider Hemisphären für ihre Sprachleistungen benötigten. Der frühe postoperative Verlauf ist nebenwirkungsreich, v. a. durch das SMA-Syndrom. Sturzanfälle und Gesamtanfallsfrequenz nahmen bei 2/3 der Patienten ab. Damit ist die Kallosotomie eine wertvolle Ergänzung der epilepsiechirurgischen Armamentariums.
P21 Hemisphärotomie – signifikant besseres Anfallsoutcome nach modifizierter Operationstechnik T. Kalbhenn1, T. Polster2, T. Cloppenborg2, F. G. Wörmann2, T. W. May3, M. Simon1, C. G. Bien2 1 Krankenhaus Mara gGmbH, Evangelisches Klinikum Bethel, Klinik für Neurochirurgie, Bielefeld, Deutschland, 2Krankenhaus Mara gGmbH, Epilepsie-Zentrum Bethel, Bielefeld, Deutschland, 3Gesellschaft für Epilepsieforschung e. V., Bielefeld, Deutschland Einleitung: Die chirurgische Behandlung hemisphäraler Epilepsien wurde 1950 durch R. A. Krynauw begonnen. Zu diesem Zeitpunkt wurde die läsionelle Hemisphäre operativ entfernt. In der Folge entwickelten sich Hemisphärotomietechniken, die immer mehr auf eine Resektion verzichteten und heute fast ausschließlich diskonnektiven Charakter haben. Wir hypothetisieren, dass im Rahmen der Hemisphärotomie die vollständige Diskonnektion der Insula sowie die Resektion fronto-orbito-dorso-mesialer Kortexanteile die postoperative Anfallsfreiheitsrate erhöht. Material/Methode: Wir haben retrospektiv alle Patienten identifiziert, die von 1990 bis 2015 mit einer Hemisphärotomie in unserer Klinik behandelt wurden und die mindestens zwei Jahre postoperativ eine epileptologische Verlaufsuntersuchung erhielten. Zu Beginn des Jahres 2013 wurde die Operationstechnik modifiziert. Die bis dahin überwiegend angewendete periinsuläre Hemipshärotomie wurde ersetzt durch einen transsylvischen Zugang mit Diskonnektion der Insula sowie separater Resektion des fronto-orbito-dorso-mesialen Kortex. Die Vollständigkeit der Diskonnektion und das Ausmaß der jeweiligen Gewebsresektion wurden postoperativ kernspintomographisch dokumentiert. Wir korrelierten das operative Vorgehen mit postoperativer Anfallsfreiheit (Engel Klassifikation IA). In
der Auswertung wurde im Falle wiederholter Operationen ausschließlich das Anfallsoutcome der jeweils ersten Hemisphärotomie berücksichtigt. Ergebnisse: Zwischen 1990 und Dezember 2015 wurden 187 Patienten mittels einer funktionellen Hemisphärotomie operiert. In 166/187 Fällen (89 %) waren Follow up-Daten verfügbar. Darunter fanden sich 149 Kinder und 17 Erwachsene. Das mittlere Alter zum OP-Zeitpunkt betrug 7,1 Jahre (Median: 4,0 Jahre). In 22 Fällen erfolgte im Verlaufe eine ReOperation zur Vervollständigung der Erstoperation. Insgesamt wurden durch die Erstoperation 99/166 Patienten (59,6 %) anfallsfrei (Engel IA). In der vor 2013 operierten Patientengruppe wurden 63/126 Patienten (50 %) anfallsfrei. Mit der modifizierten Technik ab dem Jahr 2013 wurden 36/40 Patienten (90 %) anfallsfrei (p < 0,001; 2-seitiger exakter Test nach Fisher). Die Ätiologien änderten sich nicht signifikant über die Jahre. Diskussion: Wir präsentieren mit unseren Daten eine der größten publizierten monozentrischen Hemisphärotomieserien. Die von uns seit 2013 angewendete modifizierte Operationstechnik zeigt, dass die zuverlässige Diskonnektion der Insula gemeinsam mit der konsequenten Resektion des fronto-orbito-dorso-mesialen Kortex einen entscheidenden Schritt während der Hemisphärotomie darstellt und zu einer signifikanten Verbesserung der postoperativen Anfallsfreiheitsrate geführt hat.
P22 Entscheidungsfindung in der Temporallappen-Epilepsiechirurgie basierend auf invasiver Stereoelektroenzephalographie (sEEG) L. Dührsen1, T. Sauvigny1, W. Hamel1, J. M. Hebel2, M. Lanz2, T. Martens1 1 Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Neurochirurgie, Hamburg, Deutschland, 2Evangelisches Krankenhaus Hamburg Alsterdorf, Epilepsiezentrum Hamburg, Hamburg, Deutschland Einführung: Bei der medikamentös-refraktären Temporallappenepilepsie (TLE), insbesondere bei Fehlen eindeutiger MRT-Pathologien und unspezifischen Ergebnissen aus der präoperativen Evaluation, kann der Anfallsursprung schwer zu definieren und damit schwer zu behandeln sein. Invasives Monitoring mit Stereoelektroenzephalographie (sEEG) ist ein Instrument zur besseren Bestimmung der Anfallszone. Hier untersuchen wir den Einfluss von sEEG auf die Entscheidungsfindung in der Temporallappenepilepsie. Methoden: Wir überprüften Patienten mit TLE, die eine weitere Diagnostik mit sEEG in unserem Epilepsiezentrum erhielten. Hier haben wir gezielt danach geschaut, inwiefern die sEEG-Befunde unsere Entscheidung bezüglich der Indikation für einen epilepsiechirurgischen Eingriff und das Resektionsvolumen beeinflusst haben. Ergebnisse: Von Januar 2013–Dezember 2017 führten wir 152 temporale Resektionen durch. Bei 20 dieser Patienten wurden, auf Grund von inkongruenten Befunden in der präoperativen Diagnostik, eine weitere Untersuchung mittels sEEG durchgeführt. Die Patienten erhielten zwischen 4 und 9 Elektroden im vorderen und hinteren Hippocampus, Temporallappen und Insula. Sechs Patienten wurden bitemporal implantiert. Es traten keine intrazerebralen Blutungen oder Infektionen auf. In fünf Fällen musste die Hypothese für den Anfallsbeginn und die Lokalisation aufgrund von sEEG-Befunden geändert werden und führte zu einer anderen als der geplanten Resektion. In drei Fällen führten die sEEG-Befunde dazu, dass sich gegen eine geplante Resektion entschieden wurde, da die epileptogene Zone nicht definierbar oder bilateral war. In drei weiteren Fällen musste die postoperative Prognose zur Reduktion der Anfälle aufgrund der sEEGBefunde reduziert werden. Die Resektion wurde jedoch nach interdisziplinärer Diskussion und Einverständniserklärung des Patienten durchgeführt. Die Untersuchung von sEEG führte bei 12 Patienten (60 %), die an TLE erkrankt waren, zu einer Änderung des Behandlungsplans. Fazit: Die invasive Überwachung mit sEEG-Elektroden hat einen signifikanten Einfluss auf die Entscheidungsfindung für die weitere Behandlung bei Patienten mit Temporallappenepilepsie. Dies gilt für das Resektionsvolumen ebenso wie für die Prognose des Anfalls.
P23 Bratislava das vergessene Zentrum für Chirurgie der Fokalepilepsie in den 50er Jahren P. Grunert1 1 Universitätsklinikum des Saarlandes, Neurochirurgie, Homburg/Saar, Deutschland In Bratislava, Slowakei entstand nach dem zweiten Weltkrieg in den 50iger Jahren das erste Zentrum zur chirurgischen Behandlung der Fokal epilepsie im Ostblock Das Team bestand aus Josef Zucha, dem Leiter der Abteilung für Kinderchirurgie und Neurochirurgie an der Comenius Universität Bratislava, aus Vincent Grunert, seinem Stellvertreter und dem Neurologen Leondegar Ciganek, der für die präoperative Abklärung, die intraoperative Corticographie und das postoperative Management verantwortlich war. Ciganek unterhielt engen Kontakt zu HH Jasper dem EEG Spezialisten aus der Montreal Gruppe um Penfield. Jasper besuchte auch mehrfach Ciganek in Bratislava zum Meinungsaustausch. Die präoperative Abklärung, das operative Spektrum, die intraoperative Corticographie und die operative Technik war in Bratislava auf dem Niveau der führenden Westlichen Zentren in Europa und Amerika.Der wichtigste Beitrag der Gruppe in Bratislava war die Einführung der Neuroleptika zur intraoperativen Sedierung. Im Gegensatz zu Standardnarkotika beeinflusste diese neu entdekte Medikamentengruppe nicht das EEG: Dadurch konnten zum ersten Mal Kinder und nicht kooperative Patienten unter Corticographie Kontrolle operiert werden.Zwischen 1955–1966 wurden etwa 100 epilepsie chirurgische Eingriffe von dieser Gruppe durchgeführt Ihre Ergebnisse wurden in slowakischen und deutschsprachigen Fachzeitschriften veröffentlicht. Obwohl diese Gruppe zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten ist, gehörte sie in den 50-iger und 60-iger Jahren zu den international bedeutenden Zentren zur chirurgischen Behandlung der Fokalepilepsie auch über den eisernen Vorhang hinweg.
P24 Interaction of epileptic and cognitive networks and their impact on post-surgical cognitive outcome in temporal lobe epilepsy V. Dinkelacker1, X. Xin2, S. Dupont3, S. Samson4 Rothschild Foundation, Neurophysiologie/Neurologie, Paris, France, 2 PLA General Hospital, Beijing, China, Volksrepublik China, 3Hôpital PitiéSalpêtrière, Paris, France, 4University Lille 4, Lille, France 1
Introduction: Presurgical cognitive curtailing in temporal lobe epilepsy is of mixt origin. Effects of lesion and medication, but also epileptic networks come into play. Ongoing seizures and interictal epileptic discharge are known to interfere with functional networks and may contribute to alterations in structural connectivity and brain atrophy. Here we intended to probe the impact of interictal epileptic discharge (IED) on neuropsychological function, cognitive post-operative outcome and brain atrophy. Methods: Thirty-four patients with temporal lobe epilepsy and unilateral hippocampal sclerosis (right TLE = 17, left TLE = 17) were examined with 24-hour video-EEG and a large battery of neuropsychological tests spanning intelligence quotient, frontal and temporal lobe functions during their presurgical evaluation. High-resolution T1-weighted imaging was used for brain segmentation with FreeSurfer. The amount of interictal spikes and sharp waves (SW) were clinically determined. Patients were divided into those with less than 10 SW per hour and those with more than 10 SW/h for comparison of test results. Twenty-four patients had later epilepsy surgery with excellent outcome in the majority of cases (68% Engel Class I). Results: Patients who were more affected by interictal epileptic discharge, i. e. those with more than 10 SW/h, performed worse in nearly all realms of neuropsychological functioning. Their task scores were lower for IQ, for verbal and non verbal memory and for a series of executive functions including verbal and graphical fluency. IEDs contralateral to the hippocampal sclerosis were negatively correlated with the total segmented brain volume. Surgery was successful in the majority of patients with remission
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
S21
Abstracts of seizures and, consequently, of interictal epileptic discharge. After surgery, the test scores remained stable for the group of patients with few SW (< 10/h). The more affected group (> 10 SW/h) did not show any recovery; hence, they did not improve due to the remission of epileptic discharge. Furthermore, their performance declined in single tests of verbal memory and executive functions. Discussion: Interictal epileptic discharge was strongly related to poor cognitive performance. If contralateral to the hippocampal sclerosis, IEDs was further correlated with brain atrophy. Successful surgery with remission of seizures and, consecutively, of IEDs did not entail recovery of cognitive functions. On the contrary, patients with a larger IED burden even showed post-operative decline. Therefore, IEDs do not seem to be a treatable cause of cognitive impairment, but rather an expression of the underlying structural disease. Conclusion: Interictal epileptic discharge entails widespread cognitive curtailing in presurgical evaluation and may predict poorer post-surgical cognitive outcome.
P25 Atypische Moosfasersprossung in die Regionen CA1 und CA2 im Hippocampus von Patienten mit Temporallappenepilepsie B. Schmeiser1, J. Zentner1, T. M. Freiman2 1 Universitätsklinik Freiburg, Klinik für Neurochirurgie, Freiburg i. Br., Deutschland, 2Universitätsklinik Frankfurt am Main, Klinik für Neurochirurgie, Frankfurt a. M., Deutschland Zusammenfassung: Die Hippocampussklerose bei Temporallappenepilepsie ist durch den selektiven Neuronenzelltod, im Cornu ammonis (CA) 1–4 charakterisiert. Körnerzellen überleben, aber zeigen zwei verschiedene Pathologien; erstens migrieren adulte Körnerzellen und führen hierdurch zur Körnerzelldispersion und zweitens sprossen die Körnerzellaxone, die Moosfasern, zurück zur Körnerzellschicht, da ihre Zielzellen in der CA3 und CA4 Region reduziert sind. Ziel ist es zu untersuchten, ob Moosfasern nicht nur zurück in die Körnerzellschicht, sondern auch in die CA2 und CA1 Region aussprossen. Darüber hinaus soll ein möglichen Zusammenhang zwischen Moosfasersprossung und klinischen Faktoren analysiert werden. Methoden: Insgesamt wurden 319 humane Hippocampuspräparate von Patienten analysiert, bei denen der Hippocampus mit Rahmen einer Epilepsiechirurgischen Operation oder eines Tumorleidens entfernt werden mußte. Immunohistochemische Färbungen für Neuronenzellverlust (NeuN) und Moosfasersprossung (Synaptoporin) wurden durchgeführt und mit den klinischen Daten der Patienten in Verbindung gebracht. Ergebnis: Bei einer beträchtlichen Anzahl an Patienten fanden wir Moosfasersprossung, welche in die CA1 und CA2 Region gerichtet war. Diese Moosfasersprossung war signifikant (p < 0,05) mit dem bekannten Rücksprossen in die Körnerzellschicht und mit Körnerzelldispersion vergesellschaftet. Es zeigte sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen klinischen Faktoren wie Alter bei Anfallsbeginn, präoperative Epilepsiedauer oder Langzeit-Anfallssituation. Schlussfolgerung: Dies ist die Erstbeschreibung der Sprossung von Moosfasern in die CA1 und CA2 Region im Hippocampus von Patienten mit Temporallappenepilepsie. Dieser Sprossungsprozeß scheint mit neuronaler Migration und einer multidirektionalem Axonaussprossen assoziiert zu sein.
P27 Die posteriore transtentorielle Amygdalahippocampektomie: Technik und Resultate N. Krayenbühl1, T. Grunwald2, K. König2 UniversitätsSpital Zürich, Neurochirurgie, Zürich, Schweiz, 2Schweizerische Epilepsieklinik Lengg, Zürich, Schweiz 1
Einleitung: Die selektive Amygdalahippocampektomie ist ein Standardverfahren zur Behandlung der mediobasalen temporalen Epilepsie. An
S22
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
den meisten Zentren wird aktuell die transsylvische oder transcortikale Methode dazu angewendet. Diese haben das aber immer das Risiko einer möglichen Gesichtsfeldeinschränkung. Türe et al. publizierte die mögliche Resektion der mediobasalen temporalen Strukturen über einen supracerebellären transtentoriellen Zugang, bei welchen die Sehbahn nicht beeinträchtigt wird (1) Zudem werden nur Strukturen manipuliert die auch reseziert werden sollen. Wir beschreiben unsere ersten Resultate die wir mit dieser Operationsmethode gemacht haben. Material/Methode: 17 Patienten wurden in den letzten 2 Jahren mit dem supracerebellären transtentoriellen Zugang operiert. 9 Frauen und 8 Männer. 9 Patienten zeigten eine Hippocampussklerose, 8 einen Tumor sowie ein Patient ein Kavernom. Alle präsentierten sich mit Epilepsie, welche bei 11 refraktär war. Über eine paramediane suboccipitale Kraniotomie wird der Sinus transvesus sowie das cerebellum dargestellt. Nach Eröffnen der Dura wird über dem cerebellum eingegangen und das Tentorium L-förmig inzidiert und hochgenäht. Dadurch wird der Parahippocampus visualisert der danach reseziert wird. Anschliessend wir der Hippocampus subpial reseziert wobei das Temporalhorn eröffnet wird. Der Rest des Hippocampus sowie die Amygdale wird anschliessend subpial reseziert. Ergebnisse: 15 der 17 Patienten sind seit der Operation anfallsfrei. In 5 von 8 Fällen konnte eine komplette Tumorresektion erreicht werden. 1 Patient zeigte eine transiente Trochlearisparese und ein Patient eine kleine Ischämie im posterioren Thalamus mit einem transienten sensorischen Defizit. Neuropsychologische traten keine Verschlechterungen auf. Diskussion: Die posteriore transtentorielle Amgygdalahippocampektomie erweist sich als sehr geeignete Methode zur Resektion der mediobasalen temporalen Strukturen. Der Vorteil ist, dass nur Strukturen berührt werden, die auch reseziert werden sollen. Zudem besteht kein Risiko für die Schädigung der Sehbahn im Vergleich zu anderen Methoden. Der Hippocampus kann zudem weiter nach posterior reseziert werden und kosmetisch besteht der Vorteil, dass die Inzision am Hinterkopf verläuft und somit kaum sichtbar ist. Die aktuellen Resultate obschon noch mit sehr kurzfristigen Verläufen sind vielversprechend. Die langfristigen epileptologischen und neuropsychologischen Verläufe müssen aber abgewartet werden. Literatur 1. Türe U et al (2012) The paramedian supracerebellar-trantentoriall approach to the entire length oft he mediobasal temporal region: an anatomical and clinical study. J Neurosurg 116:773–791
P28 Vorhersage der Sprachlateralisation mittels Wada-Test und funktioneller MRT. Von der Gruppenebene zum Einzelfall M. Wegrzyn1, M. Mertens2, L. Hopf3, C. G. Bien3,2, F. G. Wörmann2, K. Labudda1 Universität Bielefeld, Bielefeld, Deutschland, 2Gesellschaft für Epilepsieforschung e. V., Bielefeld, Deutschland, 3Krankenhaus Mara gGmbH, Epilepsie-Zentrum Bethel, Bielefeld, Deutschland 1
Fragestellung: Im Rahmen der prächirurgischen Epilepsiediagnostik ist die Lateralisation von Sprachfunktionen besonders wichtig, um postoperative Defizite zu vermeiden. Bei der Bestimmung der Sprachlateralisation zeigt die fMRT als nicht-invasive Methode eine hohe Übereinstimmung mit dem Wada-Test, der als Goldstandard gilt. Die starke methodische Variabilität bei der fMRT-Auswertung erschwert es jedoch, ein optimales Vorgehen zur Sprachlateralisation festzulegen. Des weiteren muss bei der fMRT-Untersuchung die Datenqualität berücksichtigt werden, die bei Epilepsiepatienten nicht immer hoch ist. Methoden: Die vorliegende Studie umfasst die retrospektive Analyse der Daten von 690 Epilepsiepatienten, deren Sprachfunktionen mit Hilfe eines Wortflüssigkeitsparadigmas im fMRT untersucht wurden. Bei 52 der Patienten lagen zusätzlich die Ergebnisse des Wada-Tests vor. Für das fMRT und den Wada-Test wurde jeweils ein Lateralisationindex (LI) berechnet, der jedem Patienten einen Score zuweist, der eine Klassifikation der Sprache in linkslateralisiert, rechtslateralisiert oder bilateral erlaubt. Um die Parameter für die fMRT-Analyse zu optimieren, wurden verschiedene
Hirnregionen sowie Aktivierungsschwellen berücksichtigt. Die Vorhersage des Wada-Tests mit Hilfe der fMRT-Daten wurde auf Grundlage einer Kreuzvalidierung vorgenommen. Die Aktivierungsstärke im fMRT wurde zusätzlich modelliert, so dass bei Patienten mit weniger fMRT-Signal der vorhergesagte Wada-Score variabler sein konnte. Um zu untersuchen, ob die Vorhersage der Wada-Scores mittels der fMRT-Daten auch in der Gesamtgruppe möglich ist, wurden der hypothetische Wada-Score für die restlichen 638 Patienten berechnet und mit der klinischen Beurteilung jedes fMRTs verglichen. Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass in Abhängigkeit von den verwendeten Parametern das fMRT eine überzufällig gute Vorhersage der Ergebnisse des Wada-Tests ermöglicht. Hierbei konnten sowohl die Kategorien (linkslateral, bilateral, rechtslateral), als auch individuelle Wada-Scores signifikant überzufällig vorhergesagt werden. Wie erwartet konnte der Wada-Score bei niedrigerer fMRT-Datenqualität weniger präzise vorhergesagt werden. Innerhalb der Gesamtstichprobe zeigte sich eine überzufällige Übereinstimmung des hypothetischen Wada-Scores und der Sprachlateralisation auf Grundlage des klinischen Urteils. Schlussfolgerungen: Die vorliegenden Ergebnisse bestätigen die Eignung des fMRTs als Alternative zum Wada-Test, wobei die Wahl der reliabelsten fMRT-Auswertungsmethodik mit Hilfe von Kreuzvalidierung getroffen werden kann. Wenn die Signalstärke berücksichtigt wird, können Fälle identifiziert werden, deren Wada-Score nicht mit Sicherheit vorhergesagt werden kann. Dies erlaubt es im klinischen Kontext besser zu entscheiden, ob durch die Wiederholung einer fMRT-Untersuchung weitere Informationen gewonnen werden könnten, so dass der Vorteil des fMRTs als nichtinvasive Methode optimal genutzt werden kann.
P29 Veränderungen der intrazerebralen Konnektivität bei Epilepsiepatienten mit sekundärer bilateraler Synchronie E. T. Hammen, B. Schmeiser, M. Reisert, H. Urbach, H. Stefan, H. M. Hamer, B. J. Steinhoff, A. Schulze-Bonhage Universitätsklinikum Freiburg, Epilepsiezentrum, Freiburg i. Br., Deutschland Einleitung: Diffusionsgewichtete Bildgebung und Traktographie bieten die Möglichkeit einer nicht-invasiven Technik zur Analyse der makroskopischen Struktur und Konnektivität der weißen Hirnsubstanz in vivo. Ziel der Studie war die Analyse von intrazerebralen Netzwerkveränderungen mittels globaler Traktographie von diffusionsgewichteten Bildgebungsdaten (DTI) bei Epilepsiepatienten mit einer fokal eingeleiteten sekundären bilateralen Synchronie (SBS). Material und Methode: In unserer Studie wurden 10 MRI-negative Epilepsiepatienten eingeschlossen, die im Oberflächen-EEG interiktal eine SBS aufwiesen. Das Oberflächen-EEG wurde hierfür insbesondere hinsichtlich der Lokalisation der irritativen Zone analysiert, durch die die SBS eingeleitet wurde. Die Auswertung der erhobenen DTI Daten erfolgte mittels globaler Traktographie. Hierfür wurde eine in der Abteilung der MR-Physik des Universitätsklinikums Freiburg entwickelte MATLAB-toolbox für fiber tracking (groups/diffperf/fibertools.html) eingesetzt. Veränderungen der zu untersuchenden intrazerebralen Bahnsysteme im Vergleich zu einem altersentsprechenden Normkollektiv wurden auf der Basis von Streamline counts (SC) bestimmt. Ergebnisse: Die irritative Zone, durch die die bilaterale Synchronie ausgelöst wurde, konnte bei 6 Patienten im Frontal- und bei 3 Patienten im Temporallappen lokalisiert werden, sowie bei einem Patienten fronto-parietal und im Bereich des rechten Sulcus zentralis. Bei allen Patienten konnten signifikant reduzierte SC in denjenigen Hirnlappen nachgewiesen werden, in denen sich die irritative Zone der SBS befand. Darüber hinaus konnten bei 8 Patienten reduzierte SC in Bahnsystemen der entsprechenden Hirnlappen in der kontralateralen Hemisphäre nachgewiesen werden.
Diskussion: Durch unsere Studie konnte gezeigt werden, dass mittels DTI fibre tracking eine Veränderung von intrazerebralen Bahnsystemen bei Epilepsiepatienten mit SBS nachweisbar sind. Unsere Daten weisen auch darauf hin, dass die erwähnten intrazerebralen Bahnveränderungen nicht notwendigerweise auf einer strukturellen Läsion sondern auch auf einer irritativen Zone und der dadurch induzierten Propagation im Rahmen der SBS bei MRI-negativen Epilepsiepatienten beruhen können.
Pädiatrische Epileptologie P30 Prurigo pigmentosa (PP) – eine seltene Komplikation unter Ketogener Diät A. Bock1, A. Della Marina1, I. Sanchez-Albisua1, K. Rupprich1, B. Leiendecker1, U. Schara1 1 Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Essen, Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie, Essen, Deutschland Einleitung: Bei pharmakoresistenten Epilepsien und Epilepsiesyndromen im Kindes- und Jugendalter sind Ketogene Ernährungstherapien (KET) eine wichtige Therapieoption. Die modifizierte Atkins-Diät (MAD) ist eine KET, geeignet insbesondere für ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene, weil sie im Alltag besser durchführbar ist. Aufgrund der möglichen Nebenwirkungen der KET ist deren regelmäßiges Monitoring wichtig. Wir berichten über eine 13-jährige Patientin, die unter MAD ein entzündliches, juckendes Exanthem entwickelt hatte. Material und Methode: Einzellfallbeschreibung. Fallbeschreibung: Bei einer 13 Jahre alten Patientin wurde im Alter von acht Jahren zuerst eine Absence-Epilepsie diagnostiziert. Unter der Therapie mit Ethosuximid (ESM), Lamotrigin (LTG) und Valproat (VPA), teilweise in deren Kombination, konnte keine Anfallsfreiheit erreicht werden. Im Alter von knapp 12 Jahren traten zusätzlich generalisierte tonische, schlafgebundene Anfälle auf. Eine ausführliche Stoffwechsel-Diagnostik wie auch wiederholte Bildgebung (cMRT) konnten eine strukturelle/metabolische Ätiologie der Epilepsie ausschließen. Unter Kombinationstherapie mit ESM, Levetiracetam (LEV), zuletzt ESM, LEV und Topiramat (TPM) konnte keine Anfallsfreiheit erreicht werden. Daher wurde als nächster therapeutischer Schritt zusätzlich eine MAD eingeleitet. Knapp einen Monat später entwickelte die Patientin ein juckendes makulopapulöses Exanthem an Hals und Stamm, das primär als allergische Reaktion auf die Medikamente gewertet und zusätzlich oral mit einem Antihistaminikum und zunächst lokal, dann oral mit einem Kortikoid behandelt wurde. Bezüglich der Anfallssituation zeigte sich unter der MAD keine relevante Besserung. Ergebnisse: Eine Hautbiopsie zeigte eine diskrete oberflächliche perivasculäre Dermatitis. Unter der Vermutung, dass die MAD eine Ursache für das Exanthem sein könnte, wurde die Kohlenhydratzufuhr schrittweise erhöht bis zum Verlust der Ketose. Parallel besserte sich der Hautbefund. Die Dosis der Antikonvulsiva wurde nicht verändert. Die Diagnose einer Prurigo pigmentosa (PP), ausgelöst durch eine ketotische Stoffwechsellage, wurde gestellt. Diskussion: Eine PP ist ein seltenes entzündliches Exanthem, das durch verschiedene exogene und endogene Faktoren begünstigt werden kann. Die ketotische Stoffwechsellage ist in Einzelfallbeschreibungen mit dem Entstehen einer PP assoziiert. Daher sollte beim Auftreten eines juckenden makulopapulösen Exanthems unter KET an diese seltene Diagnose gedacht und das Fortführen der KET abhängig von deren Effektivität kritisch erwogen werden.
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
S23
Abstracts P31 Kongruenz iktaler und interiktaler EEG-Befunde bei läsionellen pädiatrischen Epilepsiepatienten S. Shen1, J. Rémi2, M. Tacke1, P. Probst3, L. Gerstl1, A. Peraud4, C. Vollmar2, S. Noachtar2, I. Borggräfe1,2 1 Dr. von Haunersches Kinderspital, Kinderklinik und Kinderpoliklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München, Abteilung für Pädiatrische Neurologie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie iSPZ, München, Deutschland, 2Epilepsie-Zentrum, Neurologische Klinik und Poliklinik, Klinikum der Universität München- Großhadern, Ludwig-MaximiliansUniversität, München, Deutschland, 3Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie, München, Deutschland, 4Klinik für Neurochirurgie, Universitätsklinikum Ulm, Sektion Pädiatrische Neurochirurgie, Ulm, Deutschland Hintergrund: Bei der präoperativen Evaluation zur Epilepsiechirurgie ist die Beurteilung der Kongruenz der Ergebnisse von MRT und EEG-VideoMonitoring ein wichtiger Bestandteil. In der vorliegenden Studie wurde bei läsionellen pädiatrischen Patienten untersucht, inwieweit EEG- Anfallsmuster (EEG-AM) oder interiktale epilepsietypische Potenziale (ETP) im Oberflächlichen-EEG mit verschiedenen Lokalisationen der MRT Läsion übereinstimmen. Methoden: Es wurden retrospektiv die systematisch erhobenen Befunde von EEG-Video-Monitoring und MRT von Epilepsiepatienten im Alter unter 18 Jahren, die zur Frage einer epilepsiechirurgischen Behandlungsoption kamen, analysiert. Die Patienten wurden nach der Lokalisation der Läsion im MRT in Gruppen aufgeteilt und mit Hilfe des Kruskal-WallisTests auf Verteilungsunterschiede in den demographischen Daten und zur Kongruenz zwischen MRT- und EEG-Befunden untersucht. Ergebnisse: Insgesamt wurden 71 Patienten in die Studie eingeschlossen (42,3 % weiblich). Bei frontalen Läsionen (n = 21) stimmte bei 77,5 % die Lokalisierung von EEG-AM und MRT überein. Bei den temporalen Läsionen (n = 24) war dies in 40,7 %, bei den parietalen (n = 5) in 74,0 % und bei den okzipitalen (n = 4) in 58,3 % der Fall. Statistisch signifikant häufiger bestand eine Konkordanz zwischen EEG-AM Lokalisation und frontaler MRT Läsion als bei temporalen (77,5 % vs. 40,7 %; p = 0,009). Dies war nicht der Fall für die ETP-Verteilung. Prozentual stimmt die Lokalisation der ETP Verteilung bei den Patienten mit frontalen Läsionen zu 70,2 %, bei den temporalen 49,3 %, bei den parietalen 42,6 % und bei den okzipitalen 38,0 % mit der im MRT erkennbaren Läsion überein. Schlussfolgerung: Die Lokalisation der iktalen EEG Befunde stimmt mit den MRT Läsionen (im Unterschied zu Erwachsenen) bei pädiatrischen Patienten mit frontalen besser als mit temporalen Läsionen überein.
P32 Therapeutische Konsequenzen der genetischen Diagnostik bei einem Säugling mit einer bisher nicht beschriebenen Mutation im SCN2A-Gen und ausgeprägtem Phänotyp I. Sanchez-Albisua1, A. Della Marina1, H. Kölbel 1, K. Rupprich 1, N. Lavandier 1, H. Walkenhorst2, M. Horstkemper3, A. Abicht 4, M. Wolff5, U. Schara1 1 Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Essen, Neuropädiatrie, Essen, Deutschland, 2Agaplesion Ev. Krankenhaus Bethanien, Neuropädiatrie, Iserlohn, Deutschland, 3Kinderklinik, Hagen, Deutschland, 4MGZ-Medizinisch Genetisches Zentrum, Humangenetik, München, Deutschland, 5Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Neuropädiatrie, Tübingen, Deutschland Einleitung: Die Epilepsiegenetik hat in den letzten Jahren Fortschritte gemacht. Insbesondere bei schwerwiegenden Epilepsiesyndromen kann die Ätiologie oft geklärt werden. Wir berichten über einen Patienten mit Ohtahara-Syndrom, bei dem der molekulargenetische Befund therapeutische Konsequenzen hatte. Patienten und Methoden: Ein 2 Monate alter Junge wurde im Rahmen eines Aspirationsereignisses nach Gabe von Lorazepam in unsere Klinik
S24
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
verlegt. Er hatte eine therapieresistente Epilepsie mit sehr vielen, täglichen tonischen Anfällen und häufigen schwer behandelbaren Status epileptici seit dem zweiten Lebenstag. Im EEG zeigte sich ein Suppression-BurstMuster. Das Schädel-MRT war unauffällig. Weder eine Behandlung mit Phenobarbital, Levetiracetam, Vigabatrin, Vitamin B6 und relativ niedrig dosiertem Oxcarbazepin noch eine ketogene Diät waren effektiv gewesen. Ergebnisse: Die Paneldiagnostik zeigte eine bisher nicht beschriebene de novo Mutation im c.4970 T>C (p.Leu1657Pro) des SCN2A-Gens. Nach Bekanntwerden des molekulargenetischen Befundes wurde die Therapie auf einen Natriumkanalblocker umgestellt. Phenytoin hatte einen guten Teil effekt sowohl in der Akutbehandlung des Status epilepticus wie auch auf die Häufigkeit und Dauer der Anfälle. Lacosamid erbrachte keinen zusätzlichen Effekt. Der Junge zeigte im Alter von 4 Monaten allerdings eine ausgeprägte Entwicklungsretardierung ohne Mikrozephalie aber mit Spastik. Diskussion: Das SCN2A-Gen kodiert für den spannungsabhängigen Natriumkanal Nav1.2, einen der wichtigsten neuronalen Natriumkanäle [1]. Der Phänotyp umfasst sowohl unterschiedliche Epilepsieformen wie auch Entwicklungsretardierungen. Natriumkanalblocker zeigen in der Regel eine positive Wirkung auf früh, aber eine negative auf spät auftretende Epilepsien, was auf einen unterschiedlichen elektrophysiologischen Effekt auf den Natriumkanal (gain-of- function vs. loss- of-function) zurückzuführen sein könnte [2, 3]. Der genetische Befund bestimmt die Wahl der Antikonvulsiva. Auch vor Eintreffen des genetischen Befundes ist ein Therapieversuch mit Natriumkanalblockern sinnvoll. Literatur 1. Ogiwara I, Ito K, Sawaishi Y, Osaka H, Mazaki E, Inoue I et al (2009) De novo mutations of voltage-gated sodium channel alphaII gene SCN2A in intractable epilepsies. Neurology 73:1046–1053 2. Wolff M, Johannesen KM, Hedrich UBS, Masnada S, Rubboli G, Gardella E et al (2017) Genetic and phenotypic heterogeneity suggest therapeutic implications in SCN2A-related disorders. Brain 140:1316–1336
P33 Erfolgreicher Einsatz von PERAMPANEL bei pathogener SCN2AMutation S. Braig1, J. Schmitt2, S. Vieker1 Klinikum Bayreuth, Neuropädiatrie, Bayreuth, Deutschland, 2Klinikum Bayreuth, Neurologie, Bayreuth, Deutschland 1
Einleitung: Die Art der SCN2A Mutationen ist wichtig ist für die Behandlung der betroffenen Patienten. Eine „gain of function“- Mutation wurde überwiegend bei Säuglingen mit dem klinischen Bild eines Ohtahara-Syndroms gefunden. Hier kann die die Epilepsie durch Natriumkanalhemmer effektiv behandelt werden. Ein „loss of function“ Mutation wird hingegen durch diese Medikamente verstärkt. Kasuistik: Der bisher normal entwickelte Sohn gesunder, nicht konsanguiner Eltern entwickelte im Alter von 14 Monaten eine multifokale Epilepsie: Zuerst traten okulär- eingeleitete, myoklonische Anfälle, dann tonische und hypomotorische Anfälle auf. Die umfangreiche metabolische Diagnostik und Bildgebung war ohne pathologischen Befund. Das Kind zeigte einen raschen Verlust kognitiver und motorischer Fähigkeiten, das EEG demonstrierte eine progrediente epileptische Enzephalopathie. VPA, KD, ESM und PRD waren wirkungslos, unter PRD in Kombination mit VGB konnte nur eine kurzfristige Anfallsfreiheit über 14 Tage erzielt werden. In der Aufdosierungsphase des LTG bei einer Gesamtdosis von nur 1,5 mg/kgKG entwickelte das Kind einen non- konvulsiven Status epileptikus, der durch Benzodiazepine und Levetiracetam nicht unterbrochen werden konnte. Phenytoin führte zu einer drastischen Verschlechterung des klinischen Bildes. Daraufhin wurde Perampanel eingesetzt, die tonischen Anfälle konnten durch Chloralhydrat gemildert werden, bis zum Erreichen des Fließgleichgewichtes wurde zusätzlich Acetazolamid eingesetzt. Nach 1 Woche sistierten die prolongierten Anfälle, vier Wochen später konnten wieder allmähliche Entwicklungsfortschritte beobachtet werden. Mittlerweile ist der Junge zwei Jahre alt und weiterhin unter einer Kombinationstherapie von LEV und PER anfallsfrei, er hat die Entwick-
lungsdefizite weitgehend aufgeholt. Das EEG zeigt vereinzelte Spikes links occipital ausschließlich in der Einschlafphase. Ergebnis: Es wurde eine de novo SCN2A (c.5317 G>A; pALa1773Thr) Mutation gefunden. Der Austausch betrifft eine hochkonservierte Aminosäurenposition innerhalb des helikalen Transmembran-Segments S6 der vierten Domäne des SCN2A- Proteins. Diskussion: Die Anfallsfreiheit und EEG- Sanierung wurde bei diesem Kind durch PERAMPANEL erreicht. Der SCN2A Defekt ist vermutlich „loss oft function“, da eine Verschlechterung nach intravenöser Aufsättigung von DPH auftrat und der Status sich in der Aufdosierung von LTG manifestierte. Ob Perampanel auch bei anderen „loss of function“-SCN2A Mutationen einen positiven Effekt hat, muss weiter überprüft werden.
P34 Von der Absence zum Schwindel – Symptomwechsel nach erfolgreicher antikonvulsiver Behandlung bei CACNA1A-Mutation F. Hornemann1, S. Syrbe2, A. Bertsche3, M. Bernhard1, J. Lemke4, A. Merkenschlager1 1 Universitätsklinikum Leipzig, Neuropädiatrie, Leipzig, Deutschland, 2 Universitätsklinikum Heidelberg, Neuropädiatrie und Stoffwechselmedizin, Heidelberg, Deutschland, 3Universitätsklinikum Rostock, KInderund Jugendmedizin, Neuropädiatrie, Rostock, Deutschland, 4 Universitätsklinikum Leipzig, Humangenetik, Leipzig, Deutschland Einleitung: Heterozygote CACNA1A Mutationen reduzieren die Funktion spannungsabhängiger Calciumkanäle vom P/Q-Typ im zentralen Nervensystem. Klinisch führen sie zu unterschiedlichen Phänotypen: zur Familiären hemiplegischen Migräne (FHM1) bzw. zur Episodischen Ataxie Typ 2 (EA2). Die EA2 kann mit Ataxie, Schwindel, Nausea und Epilepsie (<10 %) einhergehen. Im Kindesalter stehen Ataxien und generalisierte Epilepsien, u. a. schwer behandelbare Absence-Epilepsien, im Vordergrund. Alternative zentral wirksame Therapeutika wie 4-Aminopyridin (reversible Kaliumkanalblocker) und Azetazolamid (Carboanhydrasehemmung) wurden in Einzelfällen erfolgreich eingesetzt. Der Einsatz von Levetiracetam (LEV) könnte ebenfalls regulative Effekte haben. Methode, Ergebnisse: Ein 11-jähriges lernbehindertes Mädchen mit paternal vererbter Mutation in CACNA1A wird mit einer klassischen Absenceepilepsie, die seit dem 7. Lebensjahr bekannt ist, betreut. Wegen Compliance-Problemen erfolgte keine medikamentöse Einstellung bis zum Alter von 9 Jahren. Wir behandelten, aufgrund negativer Erfahrungen und einer Antiepileptika-induzierten Encephalopathie bei der ebenfalls betroffenen älteren Schwester, einschleichend mit Aminopyridinen und setzten die Behandlung mit Azetazolamid fort, jeweils ohne wesentliche Effekte. Eine Monotherapie mit Levetiracetam über 9 Monate führte zur Anfallsfreiheit und zur EEG-Sanierung bei guter Verträglichkeit. Sechs Monate nach Beginn der LEV-Medikation begannen Schwindelattacken, die von der Patientin und der Umgebung als massiv und lang anhaltend, in wöchentlichen Abständen beschrieben wurden. Eine erweiterte Schwindel-Diagnostik blieb ohne organisches Korrelat, die situative und dauerhafte symptomatische Behandlung war erfolglos (Bettruhe, Analgetika, hochdosierte Vitamin-B6-Behandlung über vier Wochen). Symptomfreiheit konnte durch erneute Eindosierung von 4-Aminopyridin erreicht werden. Diskussion: Die Absence-Epilepsie auf dem Boden einer P/Q-CalciumKanalopathie ist häufig therapieschwierig und kann mit einer Antikonvulsiva-induzierten Encephalopathie einhergehen. Höherdosiertes Levetiracetam könnte durch präsynaptische vesikuläre Inhibitionseffekte eine therapeutische Alternative darstellen. Die Kaliumkanalblockade durch Aminopyridine war bei unserer Patientin zunächst ohne Einfluss auf den Epilepsieverlauf, zeigte beim sekundären (episodischen) Schwindel nach Einführung des Levetiracetams eine gute Wirksamkeit. Ursächlich für den Antikonvulsiva-induzierten Schwindel kommt ein protrahierter, negativer Effekt des Levetiracetams auf die inhibitorischen Purkinjezellen, aber auch eine altersabhängige Symptomausprägung des Schwindels im Krankheitsverlauf der Kanalopathie in Frage.
P36 Untersuchung des EEG-Frequenzspektrums bei Patienten mit myoklonisch-astatischer-Epilepsie in Abhängigkeit vom kognitiven Entwicklungsverlauf S. von Malottki1, S. von Spiczak2,1, R. Boor2, C. Dreiwes1, C. Doege1, G. von Ondarza1, K. Reimers1, U. Stephani2,1, U. Martens1 1 Norddeutsches Epilepsiezentrum, Schwentinental, Deutschland, 2 Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin II – Neuropädiatrie und Sozialpädiatrie, Kiel, Deutschland Einleitung: Die myoklonisch-astatische Epilepsie (MAE) ist ein Epilepsie syndrom des frühen Kindesalters. Bei einigen Kindern entwickelt sich trotz antikonvulsiver Therapie eine epileptische Enzephalopathie mit kognitiven Entwicklungsproblemen, deren Ätiopathogenese bisher nicht bekannt ist. Wie seit der Entdeckung des EEGs bekannt, haben bestimmte EEG-Frequenzbänder einen Zusammenhang mit spezifischen kognitiven Funktionen (z. B. 8–12 Hz Alphaaktivität mit Aufmerksamkeit). Korrelationen zwischen einer generalisierten Verlangsamung im EEG und der kognitiven Entwicklung von Patienten mit MAE wurden bisher nicht nachgewiesen. Ziel der hier durchgeführten Studie ist die Untersuchung des gesamten EEG-Frequenzspektrums von 2 bis 30 Hz in Abhängigkeit vom Verlauf der Epilepsie und der kognitiven Entwicklung der Kinder unter Berücksichtigung des Einflusses der antiepileptischen Medikation. Methoden: Retrospektiv wurden klinische Verlaufsdaten einer Kohorte von 14 Kindern mit MAE im Alter von 3 bis 10 Jahren ausgewertet. Daten zum Epilepsieverlauf (Anfallssituation und Medikation) entnahmen wir der medizinischen Dokumentation und dem elektronischen Anfallskalender EPI-Vista®. Der kognitive Entwicklungsstand wurde mit standardisierten Testverfahren, die eine differenzierte Beurteilung der Kognition erlauben, zu verschiedenen Zeitpunkten im Krankheitsverlauf erfasst. Ausgewertet wurden jeweils Testergebnisse aus der Anfangsphase der Epilepsie (teilweise enzephalopathischer Verlauf, mittleres Alter 4;3 Jahre) und in einer anfallsfreien Phase (mittleres Alter 8;9 Jahre). Für jedes Kind lagen zu den Zeitpunkten der kognitiven Testung jeweils ein Schlaf- und ein Wach-EEG vor. Aus diesen EEGs wurden die artefaktfreien interiktalen Segmente mittels einer Fouriertransformation in die einzelnen Frequenzbestandteile zerlegt. Ergebnisse: Anhand der neuropsychologischen Daten wurden zwei Patientengruppen identifiziert. Die eine Gruppe entwickelte sich von einem unterdurchschnittlichen Entwicklungsstand auf ein Niveau, das der Altersnorm entsprach. Den größten Anteil an diesem Entwicklungsfortschritt hatte eine signifikante Verbesserung der sprachlichen Fertigkeiten bei allen Patienten dieser Gruppe. In der zweiten Patientengruppe kam es zu einer stetigen Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten. Die Patienten begannen auf einem gut durchschnittlichen Niveau zum Untersuchungsbeginn und verschlechterten sich insbesondere im wahrnehmungsgebundenen fluiden Schlussfolgern. In Abhängigkeit vom kognitiven Entwicklungsverlauf zeigen sich selektive Effekte in den analysierten Frequenzbereichen (Theta, Alpha, niedriges Beta und hohes Beta) zwischen den Messzeitpunkten. Diskussion: Die Ergebnisse werden im Hinblick auf bestehende und zukünftige neuropsychologische und medizinische Therapien der MAE diskutiert.
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
S25
Abstracts P37 Therapieresistente fokale Epilepsie im Säuglingsalter mit Entwicklung eines West-Syndroms bei DEPDC5-Mutation: Kann die Genetik therapeutische Wege öffnen? S. Vieker1, J. Schmitt2, T. Rupprecht3 Klinikum Bayreuth, Neuropädiatrie, Bayreuth, Deutschland, 2Klinikum Bayreuth, Neurologie, Bayreuth, Deutschland, 3Klinikum Bayreuth, Bayreuth, Deutschland 1
Hintergrund: Das Gen DEPDC5 ist an der Pathogenese sowohl fokal idiopathischer als auch läsioneller Epilepsien beteiligt. In Kenntnis der Genfunktion und des Zusammenhanges zur tuberösen Hirnsklerose (TSC) kann ein pharmakologischer Therapieansatz postuliert werden. Fallbericht: Die 3 Monate alte Tochter gesunder, nicht konsanguiner Eltern entwickelte eine Epilepsie mit tonisch- psychomotorischen Anfällen. Das iktale EEG zeigte Anfallsmuster links temporo-central, interiktal fand sich epilepsietypische Aktivität links temporal, das MRT war unauffällig. Die Epilepsie war therapieresistent für Valproat, Levetiractam und Oxcarbazepin, unter der antikonvulsiven Therapie entwickelte das Mädchen ein West-Syndrom. Unter der Kombinationstherapie von Prednisolon und Vigabatrin wurde Anfallsfreiheit erreicht. Ergebnis: Das Mädchen ist unter Vigabatrin seit 1,5 Jahren anfallsfrei und zeigt gute Entwicklungsfortschritte, im EEG fanden sich zunächst noch vereinzelte epilepsietypische Potentiale links temporal, die letzten EEGs waren unauffällig. Molekulargenetisch konnte eine heterozygote DEPDC5-Mutation (c.3241 A>C; p.Thr1081Pro) gesichert werden. DEPDC5 bildet zusammen mit den Proteinen NPRL2 und NPRL3 den GATOR1Komplex. Der GATOR1 und GATOR2 Komplex beeinflussen den mTOR Komplex und regulieren die Aktivität des mTOR-Signalweges. Bei einer trunkierenden DEPDC5 Mutation ist der physiologische Rückkopplungsmechanismus des mTOR-Signalweges gestört. Auch bei der TSC führen die Genprodukte zu einer mangelnden Hemmung des mTOR-Signalweges. Schlussfolgerung: Semiologisch und molekulargenetisch besteht ein Zusammenhang zwischen der TSC und DEPDC5- positiven fokalen Epilepsien. Weitere Studien sind erforderlich, um einen pharmakologischen Einsatz von Everolimus zu überprüfen. Vigabatrin ist das Mittel der Wahl bei Kindern mit TSC und West-Syndrom, auch unsere Patientin ist unter einer niedrig dosierten Monotherapie mit Vigabatrin anfallsfrei. Der Einsatz von Vigabatrin sollte daher bei therapieschwierigen fokalen Epilepsien mit Nachweis einer DEPDC5 Mutation in Betracht gezogen werden.
P38 Infantile epileptische Encephalopathie bei compound heterozygoter Mutation im AARS2 Gen K. Breuer1, T. Haack2, S. Leiz1 1 Kinderklinik am Klinikum Dritter Orden München, SPZ, München, Deutschland, 2Universität, Tübingen, Deutschland Einleitung: Bei einer epileptischen Encephalopathie im Säuglingsalter mit ausgeprägter muskulärer Hypotonie hat erst ein Whole-Exome-Sequencing die Ursache klären können: Es zeigte sich eine Mutation im AARS2 Gen, das für die mitochondriale Alanyl-tRNA-Synthetase kodiert. Bei Mutationen kommt es zu einer fehlerhaften Aminoacetylierung der tRNA. Material/Methode: Wir berichten über einen Jungen, welcher sich im Alter von 4 Monaten mit infantilen Spasmen vorstellte. Schwangerschaft und Geburt seien unauffällig verlaufen. In den ersten Monaten sei der Junge relativ ruhig gewesen, habe in Rückenlage den Kopf immer auf eine Seite gedreht und wenig Blickkontakt aufgenommen. Gute Gewichtszunahme bei voll gestilltem Kind. Die infantilen Spasmen bestanden aus einem Kopfnicken, Hochreißen der Arme bzw. des Schultergürtels und ausgeprägter okulärer Symptomatik. Diese traten in Serien bis zu 10 Minuten Dauer auf. Der Junge war dabei bei Bewusstsein und weinte meist. Im EEG zeigten sich multiregionale epilepsietypische Potentiale mit reduzierten Graphoelementen des Schlafes bzw. reduzierter Grundaktivität.
S26
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
Die Anfälle blieben therapieresistent auf Levetiracetam, Oxcarbazepin, Topiramat und Lacosamid. Unter Vigabatrin, Zonisamid und Perampanel konnte jeweils eine kurzzeitige Anfallsfreiheit mit Wiederauftreten von Anfällen nach einigen Monaten und fehlendem Effekt einer weiteren Dosissteigerung beobachtet werden. Neben fokalen und im Alltag wenig beeinträchtigenden Anfällen bestehen aktuell im Alter von 4 Jahren eine sehr ausgeprägte muskuläre Hypotonie und kombinierte Entwicklungsstörung. Ergebnisse: Die ätiologische Abklärung ergab keine Hinweise auf eine metabolische Ursache, nur in der biochemischen Untersuchung der Muskelbiopsie lag die Aktivität des Komplex 1 gering unterhalb des Normbereiches. Das cMRT war initial unauffällig, im Alter von knapp 3 Jahren zunehmender Myelinisierungsrückstand vor allem im Bereich der U-Fasern bei insgesamt fortschreitender Myelinisierung. UKG wiederholt unauffällig. Mittels Whole-Exome-Sequenzierung zeigte sich eine bislang nicht beschriebene, compound-heterozygote Mutation im AARS2 Gen. Diskussion: In den bisher publizierten Fällen manifestierten sich Mutationen im AARS2 Gen entweder als früh infantile, rasch progrediente Cardiomyopathie oder als juvenile Leukodystrophie mit Ataxie, Spastik, kognitivem Abbau und ebenfalls einer Epilepsie. Eine infantile epileptische Encephalopathie wurde nach unserem Kenntnisstand bislang nicht beschrieben. Literatur 1. Götz A et al Exome Sequencing Identifies Mitochondrial Alanyl-tRNA Synthetase Mutations in Infantile Mitochondrial Cardiomyopathy. Am J Hum Genet 88:635–642 2. Dallabona C et al (2014) Novel (ovario) leukodystrophy related to AARS2 Mutation. Neurology 82:2063–2071 3. Franzcr R et al (2017) Redefining the phenotype of ALSP und AARS2 mutationrelated leukodystrophy. Neurol Genet :3e135
P39 Transiente Besserung nach Gabe von Phenytoin bei therapierefraktärer EIEE 13 im Säuglingsalter und Nachweis einer neuen Mutation im SCNA8 Gen S. Walsh1, S. Sponholz1, S. Brenner2, G. Hahn3, M. Smitka1, J. Lemke4, M. von der Hagen1 1 Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Neuropädiatrie, Dresden, Deutschland, 2 Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Klinik und Poliklinik für Kinderund Jugendmedizin, Dresden, Deutschland, 3Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Institut und Poliklinik für radiologische Diagnostik, Dresden, Deutschland, 4Universitätsmedizin Leipzig, Humangenetik, Leipzig, Deutschland Einleitung: Mutationen im SCN8A Gen können zur frühinfantilen epileptischen Enzephalopathie (EIEE) 13 (MIM#614558) führen. Das SCN8A Gen kodiert für den spannungsabhängigen Natriumkanal Nav1,6. Der Schweregrad der SCN8A assoziierten EIEE kann variieren. Wir beschreiben den foudroyanten Verlauf eines Säuglings mit neonataler Manifestation einer EIEE 13 und Nachweis einer neuen Mutation im SCNA8 Gen. Methoden: Kind wurde in der 34. SSW per primäre Sektion nach Oligohydramnion und intrauteriner Retardierung geboren. Im klinischen Status imponierte eine Arthrogryposis multiplex congenita und primäre Mikrozephalie. Ab dem 7. Lebenstag imponierten neonatale tonisch-klonische Krampfanfälle. Nach der Gabe von Vitamin B6 erfolgte die Therapie mit Levetiracetam (LEV) und Phenobarbital (PB). Im 5. Lebensmonat Verlegung in die Rehabilitation und Umstellung von PB auf Valproat (VPA). Die Schädel-MRT im 2. Lebensmonat ergab einen unauffälligen Befund. Bei persistierenden Krampfanfällen und intermittierender respiratorischer Insuffizienz erfolgte im 6. Lebensmonat die Verlegung in Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, TU Dresden. Das EEG im 6. Lebensmonat zeigte eine leichte allgemeine Funktionsstörung und geringe fokale Anfallsbereitschaft. Von der Anfallsmorphe imponierten Myoklonien, tonische und tonisch-klonische Krampfäquivalente. Die Kontrolle der Schädel-MRT ergab eine generalisierte Hirnatrophie. Nach der Verlegung kam es zu progredienten Zunahme von Anfallsfrequenz und -intensität. Es kam zu anhaltenden überwiegend fokalen Status epileptici, die nur im Rahmen der
Statusbehandlung kurzzeitig elektroenzephalographisch und klinisch zu durchbrechen waren (Gabe von Benzodiazepinen, LEV, PB, VPA, Sultiam, Lacosamid, Rufinamid, Corticosteroide, Carbamazepin). Ergebnisse: Die molekulargenetische Paneldiagnostik im 7. Lebensmonat ergab den Nachweis einer Variante im SCN8A Gen (p.Val892Gly), die bisher noch nicht beschrieben wurde und in einer hochkonservierten Domäne liegt. Die Gabe von hochdosierten Phenytoin führte über acht Tage zu einer deutlichen Besserung des EEG Befundes, der Anfallshäufung und Vigilanz des Säuglings. Nach kurzer Zeit erneute Anfallsaggravierung und Verschlechterung des EEG Befundes. Das Kind verstarb im Rahmen eines Status epilepticus und respiratorischer Insuffzienz im 8. Lebensmonat. Schlussfolgerungen: Die Gabe von hochdosiertem Phenytoin bei EIEE13 wurde in einer kleinen Gruppe von Kindern beschrieben Zum Teil führte die Therapie zu einer Verbesserung der Anfallsreduktion, zum Teil wurden aber auch ähnliche foudroyante Verläufe wie bei unserer Patientin berichtet. Trotz dem Nachweis einer Mutation im SCN8A-Gen wird es weiterhin eine Herausforderung bleiben, den Krankheitsverlauf therapeutisch positiv zu beeinflussen.
P40 TSC1-Mutation bei refraktärer Temporallappenepilepsie im Kindesalter mit isolierter fokaler kortikaler Dysplasie – ein Fallbericht S. Schüssler1, B. Kasper2, C. Zweier3, I. Blümcke4, K. Rössler5, H. M. Hamer2, R. Trollmann1 1 Universitätsklinikum Erlangen, Klinik für Kinder- und Jugendliche, Erlangen, Deutschland, 2Universitätsklinikum Erlangen, Neurologische Klinik, Erlangen, Deutschland, 3Universitätsklinikum Erlangen, Institut für Humangenetik, Erlangen, Deutschland, 4Universitätsklinikum Erlangen, Institut für Neuropathologie, Erlangen, Deutschland, 5Universitätsklinikum Erlangen, Neurochirurgische Klinik, Erlangen, Deutschland Die Tuberöse Sklerose (TS), eine durch eine mTOR-Überaktivierung infolge von Mutationen im TSC1/TSC2 Gen verursachte AD neurokutane Erkrankungen, ist in mehr als 80 % der Fälle mit einer frühkindlichen fokalen Epilepsie mit überwiegend refraktärem Verlauf assoziiert. Wir berichten über eine 17jährige Jugendliche, die sich bei pharmakorefraktärer fokaler Epilepsie ohne klinische Hinweise auf eine neurokutane Erkrankung zum nicht-invasiven Epilepsiemonitoring vorstellte. Nach normaler Entwicklung manifestierte sich die bislang als idiopathisch klassifizierte Temporallappenepilepsie im Alter von 13 Jahren. In der Familienanamnese finden sich keine Epilepsien. Im 3 T cMRT wiesen multiple subkortikale Signalintensitätsstörungen auf multiple FCD (Fokale kortikale Dysplasie) hin. PET und iktale SPECT Analysen bestätigten den Anfallsursprung im rechten anterioren Temporallappen. Nach Läsionektomie unter Erhalt der mesialen Stukturen (tailored resection) mit histopathologischer Diagnose einer FCD Typ IIB bestand Anfallsfreiheit unter AE-Monotherapie (Intervall 24 Monate). Ein genetisches Screening ergab den Befund einer Frameshift-Mutation (c.566delA, Exon 7) im TSC1 Gen bei der Patientin und ihrer Mutter. Schlussfolgerung: Unser Fallbericht weist auf die mit TSC1-Mutationen assoziierte phänotypische Variabilität hin und rückt die epilepsiechirurgische Therapie als vielversprechende Option für ausgewählte Patienten mit multifokaler FCD Typ IIB in den Fokus.
P41 ESLi-Trans: Epilepsie-spezifischer Leitfaden zur Transition T. Mayer1, S. Butovas2, K. E. Gilling2, U. Brandl3 1 Kleinwachau, Sächsisches Epilepsiezentrum, Radeberg, Deutschland, 2 Bial Deutschland, Medizin, Mörfelden-Walldorf, Deutschland, 3 Universitätsklinikum Jena, Neuropädiatrie, Jena, Deutschland Einleitung: Die reibungslose Transition von Jugendlichen mit Epilepsie aus der Neuropädiatrie in das neurologische Versorgungssystem für Erwachsene stellt eine große Herausforderung dar. Ein Transitionsprozess soll frühzeitig anfangen und hat das Ziel, dass Jugendliche zunehmend
Verantwortung für ihre Krankheit Übernehmen, um mit Eintritt der Volljährigkeit diesbezüglich selbständig zu sein. Transition von Patienten mit Behinderungen (z. B. kognitiven Einschränkungen) und speziellen Bedürfnissen stellt besondere Anforderungen, da auch diese Patienten Autonomiebedürfnisse haben, die ernstgenommen werden müssen. Altersbedingte Änderungen des Lebensstils und Meilensteine, die mit dem Einstieg in das Erwachsenenleben verbunden sind, können problematisch für die jungen Patienten mit Epilepsie werden, da die Patienten oft noch nicht in der Lage sind, ihre Krankheit allein zu bewältigen, und ihre Eltern zögern, die langjährige Dreiecks-Beziehung zwischen Ihnen, ihren Kindern und dem Neuropädiater zu verlassen. Schließlich machen bei Patienten mit besonderen Bedürfnissen oft spezielle Pflegeanforderungen den Übergang besonders schwierig, da in der Erwachsenen-Neurologie gleichartige Versorgungsangebote häufig rar und/oder schwierig zugänglich sind. Material/Methode: Um den Transitionsprozess zu optimieren, wurden in zwei Treffen Empfehlungen und Materialien erarbeitet. Diese bestehen aus Leitfäden und Checklisten für vier Module: Vorbereitung der Jugendlichen, Vorbereitung der Eltern, Informationstransfer und Transitionssprechstunde. Ergebnisse: Die Checklisten für Patienten mit/ohne besondere Bedürfnisse sollen alle wichtigen Informationen bezüglich der Krankheit (Anfallsauslöser, Medikamentenanamnese usw.) möglichst vollständig zusammenfassen. Auch die Eltern müssen vorbereitet werden, da ihre Rolle als Ansprechpartner nachlässt und sie lernen müssen, loszulassen. Für eine erfolgreiche Transition ist die Kommunikation zwischen Neuropädiater und Neurologe entscheidend. Helfen kann ein standardisierter Arztbrief. Es wird eine Briefvorlage zur Verfügung gestellt, in der alle relevanten Krankheits- und Therapieinformationen zusammengefasst werden. Zusätzlich wird eine Checkliste für die Ärzte ausgearbeitet. Im letzten Modul sind Anforderungen an Gespräche mit Jugendlichen und ihren Eltern beschrieben. Perspektivisch sollen zuerst Jugendliche zu einer Sprechstunde ohne Eltern eingeladen werden. Die Sprache soll einfach und für den Jugendlichen verständlich sein. Ein anschließendes Gespräch mit den Eltern dient dazu, zusätzliche Informationen zu gewinnen. Bei Gesprächen mit Patienten mit speziellen Bedürfnissen sollen die Eltern eingebunden und ggf. die Transition in ein MZEB vorbereitet werden. Diskussion: Mit der Verbreitung dieser Materialien soll der Transitionsprozess erleichtert werden, insbesondere für Patienten ohne Anbindung an spezialisierte Zentren. Nach einer Erprobungsphase soll Feedback eingeholt und Materialien ggf. überarbeitet werden.
Experimentelle Epileptologie, Grundlagenforschung/Genetik, Tiermodelle genetisch bedingter Epilepsien P42 EEG-Analysemethode zur Unterscheidung zwischen akutsymptomatischen und spontanen epileptischen Anfällen im Tiermodell V. Neubert1,2, L. Costard2, K. Siebenbrodt2, F. Rosenow2, S. Bauer1,2 Philipps-Universität Marburg, AG Translationale Epileptologie, Marburg, Deutschland, 2Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Epilepsiezentrum Frankfurt Rhein-Main, Frankfurt a. M., Deutschland
1
Fragestellung: Lassen sich im Tiermodell der mesialen Temporallappenepilepsie mit Hippokampussklerose akut-symptomatische Anfälle von spontanen Anfällen anhand von quantifizierbaren EEG-Charakteristika unterscheiden? Methoden: In Sprague-Dawley-Ratten wurde nach Elektroden-Implantation durch wiederholte bilaterale Stimulation des Tractus perforans (PPS) eine mesiale Temporallappenepilepsie mit Hippokampussklerose induziert. Nach einer Latenzphase von 2–4 Wochen traten spontane Anfälle Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
S27
Abstracts
Abb. 2 | P42 8 hippokampalen Ursprungs auf. Die EEG-Ableitung (Filter: 0,5–160 Hz) erfolgte unilateral aus der Körnerzellschicht des Gyrus dentatus. Eine kontinuierliche Aufzeichnung wurde durch einen drahtlosen Sender gewährleistet. Während der einwöchigen Erholungszeit nach Implantation der Elektroden wurden akut-symptomatische Anfälle nach Implantation erfasst. Im Anschluss an die PPS begann die Epileptogenese-Phase (EPG), in deren ersten 48 Stunden tlw. akut-symptomatische Anfälle nach PPS auftraten. Mit Auftreten des ersten spontanen Anfalls endete die EPG, weitere Anfälle bis Versuchsende wurden als spontane Anfälle erfasst. Die Charakteristika Coastline, Intermittenz, Kohärenz, Asymmetrie, Rhythmus, Spikiness, sowie Power in den Delta-, Theta-, Beta- und Gamma-Frequenzbändern wurden für 2,0-Sekunden-Intervalle mit einer Überlappung von 1,75 s berechnet. Ein einfaches neuronales Netz (1 hidden layer) zur Klassifikation „akut-symptomatisch/spontan“ wurde mit allen Charakteristika trainiert. Ergebnisse: Von 13 Ratten wurden 272 Anfälle (156 akut-symptomatisch nach Implantation oder PPS, 116 spontan) in die Untersuchung eingeschlossen. Da nicht jede Ratte Anfälle in allen Kategorien zeigte, wurden alle Anfälle jeder Kategorie gepoolt. Die Anfallsdauer betrug im Mittel 54,5 ± 34,6 s, so dass pro Anfall 210 ± 130 Intervalle ausgewertet wurden. Zwischen akut-symptomatischen und spontanen Anfällen zeigten sich signifikante Unterschiede in den Charakteristika Coastline, Rhythmizität und Spikiness sowie der Power in den Delta-, Theta (4–8 Hz), Beta- und Gamma- Frequenzbändern (* p < 0,05, korrigiert nach Bonferroni, s. . Abb. 1). Nach Modellierung der Anfallskategorien mit allen Charakteristika durch ein neuronales Netz ließ sich eine Klassifikationsgenauigkeit von 90 % erreichen (s. . Abb. 2). Schlussfolgerungen: Eine Unterscheidung von akut-symptomatischen und spontanen Anfällen durch EEG-Charakteristika ist in unserem Modell mit hoher Sensitivität und Spezifität möglich. Weitere Schritte zur Translation der Ergebnisse umfassen die Anwendung der Auswertemethode in humanen intrakraniellen EEG-Daten und die Testung der interindividuellen Übertragbarkeit des Netzes. Literatur 1. Neuroarchiver 126 + ECP19V1, opensourceinstruments.com 2. caret-Package, cran.r-project.org; R 3.4.2, r-project.org
P43 Beteiligung subikulärer Pyramidenzellen an epileptiformer Aktivität im akuten Anfallsmodell in vitro M. Wawra, M. Holtkamp, P. Fidzinski Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie, Berlin, Deutschland
Abb. 1 | P42 8
S28
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
Einleitung: Fokale Epilepsien sind häufig im Temporallappen lokalisiert, spezifisch im mesialen Temporallappen und der dort liegenden hippokampalen Formation. Das Subikulum als Teil der hippokampalen Formation spielt bei mesialer Temporallappenepilepsie eine essentielle Rolle, da es insbesondere bei Vorliegen sklerotischer Veränderungen als Anfallsursprungszone für epileptische Anfälle angesehen wird. Die Pyramiden-
zellen im Subikulum werden nach dem elektrophysiologischen Antwortmuster in „regulär“ und „burst“ feuernde Zellen eingeteilt. Bislang ist nicht genau bekannt, wie subikuläre Pyramidenzellen zu epileptiformer Aktivität beitragen. Wir haben die Aktivität dieser Zellen im akuten 4-Aminopyridin (4-AP) Anfallsmodell in vitro untersucht. Methoden: Horizontale Hirnschnitte von naiven, männlichen Wistar-Han Ratten (4–6 Wochen) wurden nach Präparation in einer Interfacekammer gelagert. Nach Induktion anfallsartiger Ereignisse mittels 4-AP erfolgten simultane Einzelzellableitungen subikulärer Zellen mit scharfer Mikroelektrode und Feldpotentialmessungen im Subikulum und entorhinalem Kortex. Ergebnisse: Sowohl „burst“ als auch „regulär“ feuernde Zellen generierten ab ca. 10 min nach dem Einwaschen von 4-AP und noch vor dem Beginn anfallsartiger Ereignisse vermehrt spontane Aktionspotentiale ohne eindeutige Depolarisation. Die Aktionspotentialfrequenz stieg kurz vor Beginn anfallsartiger Ereignisse deutlich an. Während der Ereignisse kam es jedoch zu einem Depolarisationsblock und folglich zum Sistieren der Aktionspotentialaktivität. Interessanterweise kam es ausschließlich bei den „regulär“ feuernden Zellen vermehrt zu Zellverlust/Abbruch der Ableitung bereits 10–20 min nach Einwaschen von 4-AP. Dieses Phänomen wurde in Abwesenheit von 4-AP nicht beobachtet. Diskussion: Im akuten 4-AP-Anfallsmodell in vitro sind subikuläre Zellen unabhängig vom Zelltyp an der Generierung, jedoch nicht an der Aufrechterhaltung anfallsartiger Ereignisse beteiligt. Insbesondere zeigen „regulär“ feuernde Zellen nach Einwaschen von 4-AP eine deutlich erhöhte Sensitivität der Zellstabilität. Die beobachteten Phänomene wie gleiches Verhalten verschiedener Zelltypen sowie früher Zellverlust „regulär“ feuernder Zellen können spezifische Effekte des 4-AP Modells darstellen, daher sind Untersuchungen in anderen Anfallsmodellen (z. B. Mg2+-frei oder erhöhtes K+) notwendig. Literatur 1. Cohen I et al (2002) On the origin of interictal activity in human temporal lobe epilepsy in vitro. Science 298:1418–1421 2. Menendez de la Prida L et al (2006) The subiculum comes of age. Hippocampus 16(11):916–923 3. Menendez de la Prida L, Suarez F, Pozo MA (2003) Electrophysiological and morphological diversity of neurons from the rat subicular complex in vitro. Hippocampus 13(6):728–744 4. Staff NP et al (2000) Resting and active properties of pyramidal neurons in subiculum and CA1 of rat hippocampus. J Neurophysiol 84(5):2398–2408
P44 Modulation der generalisierten Epilepsien durch Neuropeptide: Haben Agonisten oder Antagonisten von NPY-Rezeptoren einen therapeutischen Effekt? F. M. Werner1, R. Covenas2 1 Euro Akademie Pößneck, HBFS für Altenpflege, Pößneck, Deutschland, 2 Institut für Neurowissenschaften von Kastillien und León, Labor 14, Salamanca, Spanien Einleitung: Die Neuropeptide Dynorphin, Galanin und Neuropeptid Y haben einen Einfluss auf die Epileptogenese bei generalisierten Epilepsien. Während ein Mangel an Dynorphin und Galanin die epileptische Aktivität vermehrt, hemmen Neurone aus dem Gyrus dentatus, die Neuropeptid Y enthalten, die epileptogene Aktivität von Glutamat. Die neuronale Verbindung des epileptischen Fokus zu den Neuropeptid Y enthaltenden Neuronen und der mögliche therapeutische Effekt von NPY1-Antagonisten bzw. NPY2-Agonisten wird untersucht. Methode/Material: Das neuronale Netzwerk ist anhand von direkten oder indirekten Korrelationen zwischen neuroaktiven Substanzen und experimentellen Befunden an Schnittstellen zwischen zwei Botenstoffen erstellt worden. Inzwischen sind präynaptische NMDA-Rezeptoren im Hippocampus nachgewiesen worden. Im Hippocampus aktivieren D2dopaminerge Neurone stark glutamaterge Neurone, die stark präsynaptisch 5-HT2C-serotonerge Neurone über NMDA-Rezeptoren hemmen. Die serotonergen Neurone aktivieren schwach GABAerge Neurone, die
Abb. 1 | P44 8 eine schwache präsynaptische Hemmung D2-dopaminerger Neurone über GABAA-Rezeptoren ausüben. Die glutamatergen Neurone üben einen postsynaptisch exzitatorischen Effekt über NMDA-Rezeptoren auf D2-dopaminerge Neurone aus. Neuropeptid-Y-Neurone aus dem Gyrus dentatus hemmen über NPY1-Rezeptoren GABAerge Neurone und über NPY2-Rezeptoren die epileptogenen glutamatergen Neurons. Ergebnisse: In Resektaten nach Operationen bei einer Temporallappenepilepsie unterdrückte eine Stimulation der NPY2-Rezeptoren durch Zugabe von Neuropeptid Y und weniger von Galanin-Rezeptoren exzitatorische postsynaptische Potentiale. Grhelin hat im Tierexperiment antikonvulsive Eigenschaften durch Interaktion mit einem NPY-Rezeptor. Im Tierexperiment schwächte die Zugabe eines NPY1-, NPY2- bzw. NPY5-RezeptorAntagonisten die antikonvulsive Wirkung von Grhelin ab. In genetischen Absenz-Modellen wird durch die Gabe von Valproat der mRNA-Gehalt von Neuropeptid Y im Thalamus erhöht. Durch EEG-Ableitungen zeigte sich dadurch eine verstärkte antiepileptische Wirkung. Im Tierexperiment hat Rapamycin einen schwachen antiepileptischen Effekt. Der therapeutische Effekt ist vermindert, wenn die Neuropeptid-Y-Konzentration im Hippocampus und Gyrus dentatus reduziert ist. In Tiermodellen mit chronischer Temporallappenepilepsie kann eine Gentherapie mit rekombinanten Adeno-assoziierten viralen (AAV) Vektoren und einer vermehrten Freisetzung von Neuropeptid Y zu einer dauerhaft verminderten epileptischen Aktivität führen. Schlussfolgerung: Zweifellos hat eine Erhöhung der Neuropeptid-Y-Konzentration im Hippocampus und Gyrus dentatus eine antikonvulsive Wirkung. Bei therapierefraktären Temporallappenepilepsien sollte die Verabreichung von rekombinanten Adeno-assoziierten Vektoren mit einer vermehrten Freisetzung von Neuropeptid Y im Hippocampus weiter untersucht werden.
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
S29
Abstracts P45 Korrelation von epileptiformer Aktivität und Genexpression im 4-Aminopyridin in-vitro Epilepsie-Modell S. Schlabitz, M. Holtkamp, P. Fidzinski Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie, Berlin, Deutschland Einleitung: Epileptiforme Aktivität führt zur Aktivierung vielfältiger zellulärer Signalkaskaden, die ihrerseits zum Teil auch an der Epileptogenese beteiligt zu sein scheinen. Dazu zählen die Signalwege von c-fos, ICER (inducible cAMP early repressor) und mTOR (mammalian target of rapamycin). In dieser Studie wurde die Eignung eines etablierten in-vitro Epilepsie-Modells zur Analyse von Änderungen der Genexpression in Abhängigkeit von epileptiformer Aktivität evaluiert. Material/Methode: Wir korrelierten das Ausbreitungsmuster epileptiformer Aktivität mit der Genexpression der genannten Kandidatengene. Die in akuten Hirnschnitten von Wistar-Ratten (n = 20) durch 4-Aminopyridin (4-AP) induzierten anfallsartigen Ereignisse (seizure like events, SLE) wurden durch simultane Messung von extrazellulären Feldpotentialen und intrinsischen optischen Signalen aufgezeichnet. Die mRNA-Level wurden durch RT-PCR quantifiziert. Ergebnisse: Die Mehrheit der SLEs wurde im Neokortex generiert und propagierte zum entorhinalen Kortex ohne weitere Einbeziehung hippocampaler Strukturen (Ursprung [%] Neokortex 60,5; entorhinaler Kortex 29,6; Hippocampus 9,9). Die lokale Ausbreitung der SLEs innerhalb einer anatomischen Region war ebenfalls im Neokortex am größten (Ausbreitung in Pixel [%] Neokortex 71,0; entorhinaler Kortex 65,7; Hippocampus 40,9). Eine c-fos und ICER betreffende Induktion der Genexpression wurde durch die Präparation der Hirnschnitte bereits in den Kontrollschnitten beobachtet. Verglichen mit den zugehörigen Kontrollschnitten konnte durch die 4-AP induzierte epileptiforme Aktivität innerhalb der Interventionszeit von 4 Stunden zusätzlich ein zeitabhängiger Anstieg der c-fos und ICER mRNA-Level nachgewiesen werden. Korrelierend mit der regionalen Ausbreitung der SLEs wurden die höchsten mRNA-Mengen im Neokortex detektiert (c-fos 8,2-facher, ICER 2,6-facher Anstieg). Eine Induktion der Genexpression von mTOR zeigte sich weder in Schnitten der Kontroll- noch der 4-AP-Interventionsgruppe. Diskussion: Die durch epileptiforme Aktivität induzierte Aktivierung des mTOR-Signalweges durch Proteinphosphorylierung scheint demnach nicht mit einer Induktion der Genexpression einherzugehen. Unsere Ergebnisse indizieren die Eignung akuter in-vitro Epilepsie-Modelle für Genexpressionsanalysen infolge epileptiformer Aktivität. Durch nachfolgende Transkriptom-Untersuchungen in humanen Hirnschnitten nach Epilepsie-chirurgischen Eingriffen sehen wir daher die Möglichkeit wichtige Erkenntnisse über epileptiformer Aktivität zugrundeliegende Signalkaskaden zu gewinnen.
P46 Akute epileptiforme Aktivität wird durch proteasomalen Abbau Calcium-aktivierter Kaliumkanäle aufrechterhalten S. Müller, G. Xiati, J. Hey, A. Einsle, D. Pfanz, V. Sudmann, T. Kirschstein, R. Köhling Universitätsmedizin Rostock, Oscar-Langendorff-Institut für Physiologie, Rostock, Deutschland Fragestellung: Spannungsunabhängige, Ca2+-aktivierte K+-Kanäle (KCa2.2, bislang auch zuvor als SK2 bezeichnet) werden typischerweise nach Aktionspotentialsalven aktiviert und können so die neuronale Erregbarkeit regulieren, indem sie ein nachhypolepolisierendes Potential (AHP) erzeugen. Im einem akuten in-vitro-Epilepsiemodell (hippocampale Gewebeschnitte perfundiert mit dem GABA-Blocker Gabazine [GZ]) haben wir zuvor gezeigt, dass das AHP signifikant verringert ist. In der vorliegenden Untersuchung gehen wir der Frage nach, ob dies durch KCa2.2-Proteinabbau bedingt ist und welche Signalwege daran beteiligt sind.
S30
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
Methodik: Im in vitro Hippocampusschnitt wurde GZ allein, oder zusammen mit Inhibitoren der proteasomalen und lysosomalen Proteinabbauwege, Z-Leu-Leu-Leu-CHO (MG132) bzw. Chloroquin (CQ) superfundiert. Epileptiforme Aktivität wurde durch afferente Stimulation der Schaffer-Kollateralen ausgelöst und quantifiziert. Zusätzlich wurde die Proteinmenge mit Western-Blot abgeschätzt und darüber hinaus der Abbauweg mit Immunfluoreszenzmethoden in einem Zellkulturmodell unter Einsatz GFP-markierter KCa2.2 Kanäle bestimmt. Ergebnisse: Die Western-Blot Analyse zeigte eine signifikante Abnahme des gesamten KCa2.2-Proteingehalts in GZ-behandelten Schnitten, die durch gleichzeitige Inkubation mit MG132 und CQ aufgehoben wurde. Unter Verwendung von HEK293-Zellen, die mit einem grün fluoreszierenden Protein-markierten KCa2.2-Konstrukt transfiziert waren, konnten wir dann belegen, dass proteasomale und nicht lysosomale Degradation an der KCa2.2-Reduktion beteiligt war. Schließlich konnten wir zeigen, dass GZinduzierte epileptiforme Nachentladungen an hippocampalen SchafferKollateral-CA1-Synapsen durch sowohl durch MG132 als auch durch CQ signifikant abgeschwächt wurden, wobei MG132 signifikant wirksamer war als CQ. Epileptiforme Nachentladungen wurden durch die gleichzeitige Anwendung von Proteinabbauinhibitoren praktisch vollständig blockiert, jedoch durch den KCa2.2-Blockers UCL 1684 wieder hervorgerufen, was auf die Beteiligung von KCa2.2 hindeutet. Schlussfolgerung: Wir folgern, dass bei der GZ-induzierten akuten Epilepsie der Abbau von KCa2.2 durch proteasomale statt lysosomale Wege eine Hauptrolle bei der Entstehung epileptiformer Nachentladungen spielt.
P47 Inversion funktioneller Metaplastizität im Hippocampus in chronisch epileptischen Ratten M. Rehberg, T. Kirschstein, G. Xiati, S. Müller, M. Rohde, D. Franz, T. Tokay, R. Köhling Universitätsmedizin Rostock, Oscar-Langendorff-Institut für Physiologie, Rostock, Deutschland Räumliches Lernen und die Verbindung von räumlicher Information mit individueller Erfahrung sind entscheidend für Nagetiere und andere höhere Säugetiere. Eine wichtige offene Frage betrifft die gegenseitige Abhängigkeit synaptischer Plastizität einerseits und der Verhaltenskorrelate, also des Lernverhaltens in vivo andererseits. Dabei können Verhaltensaspekte die nachfolgende synaptische Plastizität offenbar beeinflussen können, ein Phänomen, das als Metaplastizität des Verhaltens bezeichnet wird. In der vorliegenden Untersuchung trainierten wir Kontroll- und Pilocarpin-behandelte chronisch-epileptische Ratten aus zwei verschiedenen Altersgruppen (juvenil und adult) an einer räumlichen Gedächtnisaufgabe und testeten anschließend die Langzeitpotenzierung (LTP) in vitro an Schaffer-Kollateral-CA1-Synapsen des Hippocampus. Wie erwartet war die Gedächtnisbildung in der Verhaltensaufgabe sowohl bei Pilocarpinbehandelten Tieren als auch bei adulten Kontrolltieren signifikant beeinträchtigt. Dementsprechend zeigten diese Gruppen, ohne in der Verhaltenstraining-Aufgabe getestet zu werden, ein reduziertes CA1-LTP-Niveau im Vergleich zu untrainierten jungen Kontrollen. Räumliches Gedächtnistraining reduzierte nachfolgende CA1-LTP in vitro in der juvenilen Kontrollgruppe signifikant, erhöhte jedoch CA1-LTP in der adulten Pilocarpin-behandelten Gruppe. Ein solches Training in den juvenilen Pilocarpin-behandelten und adulten Kontrollgruppen führte zu intermediären Veränderungen. Unsere Studie belegt altersabhängige funktionale Metaplastizität nach einer räumlichen Gedächtnisübung und deren Umkehr unter pathologischen Bedingungen.
P48 Mycophenolatmofetil verhindert die verzögerte T-Zell-Antwort nach Status epilepticus in Mäusen A. M. Neumann1, J. Abele1, T. Kirschstein1, R. Engelmann2, T. Sellmann1, B. Müller-Hilke2, R. Köhling1 1 Institut für Physiologie, Rostock, Deutschland, 2Institut für Immunologie, Rostock, Deutschland Einleitung: Zunehmend zeigen sich Hinweise auf eine Rolle des Immunsystems in der Pathophysiologie der Temporalleppenepilepsie. Um die Immunantwort nach Pilokarpin-induziertem Status epilepticus (SE) in der Maus zu beschreiben, beobachteten wir die Kinetik der Anwesenheit von Leukozyten im Hippokampus über einen Zeitraum von vier Wochen. Material/Methode: Der SE wurde mittels eines Pilokarpin-Rampen-Protokolls in 4–5 Wochen alten C57BL/6-Mäusen induziert. Die Hirne wurden 1–4, 14 oder 28 Tage nach SE entfernt, und die Hippokampi wurden mittels Durchflusszytometrie, quantitative Reverse-Transkriptase-PCR (qRTPCR) und über Immunhistochemie analysiert. Ergebnisse: Die Epileptogenese wurde durch Timm-Färbung von Moosfasern in der inneren molekularen Schicht des Gyrus dentatus bestätigt. Der Anstieg an CD11b+ und F4/80+ Makrophagen innerhalb der ersten vier Tage wurde durch einen Anstieg der CD3-positiven T-Lymphozyten um den Tag 28 ersetzt. Diese verzögerte Zellantwort wurde mittels qRT-PCR und mittels Immunhistochemie bestätigt. Zusätzlich konnten qRT-PCR-Daten zeigen, dass die verzögerte T-Zell-Antwort mit einem erhöhten CD8/CD4-Verhältnis assoziiert war, was auf eine zytotoxische Zellantwort nach SE hinweist. Interessanterweise verhinderte eine frühe Intervention mit Mycophenolatmofetil-Verabreichung an den Tagen 0–3 nach SE diese verzögerte T-Zell-Antwort. Diskussion: Diese Ergebnisse deuten auf eine orchestrierte immunologische Antwort nach SE und liefern Hinweise darauf, dass die verzögerte Zellantwort sensitiv gegenüber einer frühen immunmodulatorischen Intervention reagiert.
P49 Intrakranielle Gamma Oszillationen in der ventralen Sehbahn nach visuellen Stimuli J. W. Kim1, J. M. Hebel1, K. Brückner1, W. Hamel2, T. Martens2, T. Sauvigny2, S. R. G. Stodieck1, M. Le Van Quyen3, M. Lanz1 1 Epilepsiezentrum Hamburg, Hamburg, Deutschland, 2Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Neurochirurgie, Hamburg, Deutschland, 3Institut du Cerveau et de la Moelle Epinière, Paris, Frankreich Einleitung: Der inferotemporale Kortex spielt eine elementare Rolle in der visuellen Wahrnehmung und ist Teil der ventralen Sehbahn. Ziel dieser Studie ist die Untersuchung der Konnektivität einzelner Substrukturen des inferotemporalen Kortex, insbesondere Gyrus parahippocampalis und Gyrus fusiformis, mittels visueller Stimuli. Methodik: Wir untersuchten 5 Patienten mit fokaler Epilepsie, die zur prächirurgischen Diagnostik mittels intrakraniellen Stereo Elektroden abgeleitet wurden. Nach visueller Stimulation mittels Fotos der Kategorien Gesichter, Landschaften, Gebäude erfolgte eine Zeitfrequenzanalyse. Ergebnisse: Die signifikanten Auffälligkeiten lassen sich in folgende 3 Kategorien einteilen (siehe . Abb. 1): 1. Verstärkung von hochfrequenten Gamma-Oszillationen (50–150 Hz), im Zeitraum von 150–500 ms nach Beginn des visuellen Stimulus. 2. Eine dem hochfrequenten Gamma vorangehende, kürzere Verstärkung von Beta- bzw. niederfrequenter Gamma-Oszillationen (10–40 Hz) im Zeitraum von 50–200 ms. 3. Eine lange Abschwächung derselben niederen Frequenzen (10–40 Hz) 250–1500 ms nach Beginn des visuellen Stimulus. Bei 4 von 5 Patienten zeigten sich im Gyrus parahippocampalis alle Auffälligkeiten der Kategorien 1 bis 3, unabhängig der Reiz-Kategorie der visuellen Stimulation.
Abb. 1 | P49 8 Beispiel einer Zeitfrequenzanalyse im Gyrus parahippocampalis. Bild-Präsentation erfolgte bei Zeit = 0 sec 1. Verstärkung hochfrequenter Gamma-Oszillationen im Zeitraum 150–500 ms 2. Verstärkung niederfrequenter Oszillationen im Zeitraum 50–200 ms 3. Abschwächung niederfrequenter Oszillationen im Zeitraum 250–1500 ms Von diesen 4 Patienten zeigten sich bei 2 Patienten im Gyrus fusiformis Auffälligkeiten der Kategorie 2 und 3, d. h. Verstärkung und konsekutive lange Abschwächung der niederfrequenten Oszillationen ohne Beteiligung der hochfrequenten Oszillationen. Bei den restlichen 2 Patienten war eine Ableitung im Gyrus fusiformis aufgrund der Elektrodenplatzierung nicht möglich. Bei einem Patienten erfolgte die Ableitung parietookzipital. Hier fanden sich ungeachtet der Qualität der visuellen Stimulation deutliche Auffälligkeiten in der Zeitfrequenzanalyse in alle der o. g. 3 Kategorien. Diskussion: Es zeigte eine Synchronisation von frühen, niederfrequenten 10–40 Hz Oszillationen im Gyrus fusiformis zu anschließend hochfrequenten 50–150 Hz Oszillationen im Gyrus parahippocampalis. In beiden anatomischen Strukturen zeigte sich kein Unterschied der Oszillationen hinsichtlich des applizierten visuellen Reizes. Wir postulieren ein cross freuquency coupling zwischen Gyrus fusiformis und Gyrus parahippocampalis als Ausdruck eines Bottom up Prozesses.
P50 Fallbericht – Erweitertes Phänotyp-Spektrum bei einer Patientin mit einer pathogenen CNKSR2-Variante S. Haase, J. Mohr, J. Jüngling, K. Hörtnagel, S. Biskup Praxis für Humangenetik Tübingen, Diagnostik, Tübingen, Deutschland Einleitung: Wir berichten über eine sechs Jahre alte Patientin, die von einer kombinierten Entwicklungsstörung mit schwer einstellbarer Epilepsie betroffen ist. Die Anfälle sind primär fokal mit sekundärer Generalisierung und erfolgen meist aus dem Schlaf heraus. Fortschritte in der Entwicklung der Patientin erfolgen langsam und eine Verschlechterung im kognitiven Bereich deutet sich an. Material/Methode: Zur Ursachenerforschung auf molekulargenetischer Ebene wurde eine Trio-Exom-Analyse durchgeführt. Die bei der Patientin und beiden gesunden Eltern mittels Hochdurchsatz-Sequenzierung (NGS) detektierten Varianten wurden nach bioinformatischer Datenauswertung verglichen und unter Berücksichtigung ihres Vererbungsmusters sowie des Phänotyps der Patientin bewertet. Ergebnisse: Im Rahmen der Trio-Exom-Analyse wurde die de novo entstandene bisher unbekannte Frameshift-Variante c.1517dup; p.Thr507Asnfs*8 im Gen CNKSR2 nachgewiesen. Die Variante führt zu einem trunkierten Protein oder einem „Nonsense-mediated mRNA Decay“.
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
S31
Abstracts Diskussion: CNKSR2 ist auf dem X-Chromosom lokalisiert und kodiert für ein Protein, das in den Ras-Signalweg involviert ist. Pathogene Veränderungen in CNKSR2 sind mit Störungen aus dem Epilepsie-AphasieSpektrum assoziiert. Die Patienten weisen eine Entwicklungsverzögerung, mentale Retardierung, Sprachentwicklungsstörung und Epilepsie (mit CSWS im EEG) auf. Bei den wenigen bislang beschriebenen pathogenen Varianten handelt es sich ausschließlich um Veränderungen, die zu einem Funktionsverlust führen. Es sind hauptsächlich männliche Patienten beschrieben. In einigen Familien litten auch heterozygote Trägerinnen unter Epilepsie in der Kindheit. Hier berichten wir erstmals von einer Patientin mit einem schwereren Erkrankungsgrad, als bisher für weibliche Trägerinnen beschrieben. Dies unterstreicht die Bedeutung von X-chromosomalen Erkrankungen bei weiblichen Patienten sowie deren häufige phänotypische Variabilität.
P51 Fallbericht – Kombinierter Defekt der oxidativen Phosphorylierung bei einer Patientin mit VARS2-assoziierter epileptischer Enzephalopathie und Kardiomyopathie S. Einsele-Scholz, A. Pepler, J. Jüngling, K. Hörtnagel, S. Biskup Praxis für Humangenetik Tübingen, Diagnostik, Tübingen, Deutschland Einleitung: Pathogene compound-heterozygot bzw. homozygot vorliegende Varianten im Gen VARS2 verursachen einen mitochondrialen kombinierten Defekt der oxidativen Phosphorylierung (COXPD20). Wir berichten über eine Patientin mit progredienter epileptischer Enzephalopathie, globaler Entwicklungsverzögerung und hypertropher Kardiomyopathie in der zwei pathogene compound-heterozygot vorliegende VARS2-Varianten detektiert wurden. Material/Methode: Zur Ursachenerforschung auf molekulargenetischer Ebene wurde eine Trio-Exom-Analyse durchgeführt. Die bei der Patientin und beiden gesunden Eltern mittels Hochdurchsatz-Sequenzierung (NGS) detektierten Varianten wurden nach bioinformatischer Datenauswertung verglichen und unter Berücksichtigung ihres Vererbungsmusters sowie des Phänotyps der Patientin bewertet. Ergebnisse: Wir identifizierten bei der Indexpatientin im Gen VARS2 die bereits beschriebene pathogene Missense-Variante c.1100 C>T; p.Thr367Ile (Diodato et al., 2014; Pronicka et al., 2016; Baertling et al., 2017) und eine wahrscheinlich pathogene noch nicht beschriebene Frameshift-Variante c.603_606dup; p.Arg203Aspfs*37 im compound-heterozygoten Zustand. Diskussion: Das Gen VARS2 kodiert für die mitochondriale Valin-tRNASynthetase und ist damit essentiell für die Translation in Mitochondrien. Das kernkodierte Protein VARS2 transloziert in die Mitochondrien und belädt die Valin-tRNA mit ihrer spezifischen Aminosäure. Pathogene Varianten in VARS2 verursachen einen autosomal-rezessiv vererbten kombinierten Defekt der oxidativen Phosphorylierung. Die wenigen bisher beschriebenen Patienten mit pathogenen Varianten in VARS2 weisen einen überlappenden Phänotyp mit der von uns beschriebenen Patientin auf. Die 10 Monate alte Patientin leidet an einer progredienten epileptischen Enzephalopathie, einer globalen Entwicklungsverzögerung und weist eine Mikrozephalie auf. Die Epilepsie ist gekennzeichnet durch epileptische Spasmen und myoklonische Anfälle. Im EEG ist eine Hypsarrhythmie sichtbar. Im cMRT zeigt sich eine Hirnatrophie, die vor allem das Kleinhirn und den Hirnstamm betrifft. Auffallend ist zudem eine hypertrophe Kardiomyopathie. Neben einem Pendelnystagmus sowie Ödemen an Händen und Füßen weist die Patientin milde faziale Dysmorphien auf. Bisher sind in der Literatur für das Gen VARS2 keine pathogenen Frameshift-Varianten bekannt. Die bei der vorgestellten Patientin nachgewiesene FrameshiftVariante erweitert daher das Spektrum der pathogenen Veränderungen im Gen VARS2. Das hier beschriebene Fallbeispiel untermauert die phänotypische Diversität bei tRNA-Synthetase-Defizienzen. Bei Patienten mit gemeinsamem Auftreten einer epileptischen Enzephalopathie und Kardiomyopathie sowie muskulärer Hypotonie sollten bei der Differentialdiagnose Mitochondriopathien in Betracht gezogen werden.
S32
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
P52 Knobloch-Syndrom als seltene Ursache einer familiären neuronalen Migrationsstörung mit therapierefraktärer Epilepsie K. A. Koch1, S. Syrbe1, S. Karch1, J. H. Döring1, S. Kölker1, U. Moog2 1 Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Sektion Neuropädiatrie und Stoffwechsel, Heidelberg, Deutschland, 2Institut für Humangenetik, Genetische Poliklinik, Heidelberg, Deutschland Einleitung: Das Knobloch-Syndrom mit diversen Augen- und ZNS-Fehlbildungen (Enzephalozelen, Polymikrogyrie, erweiterte Ventrikel, Auffälligkeiten des Kleinhirns) geht häufig mit einer strukturell bedingten Epilepsie einher. Der Ausprägungsgrad ist variabel von normaler Entwicklung bis hin zu schwerer Mehrfachbehinderung. Das Knobloch-Syndrom ist autosomal rezessiv erblich und eine orphan disease. Fallberichte: Wir berichten über ein Geschwisterpaar konsanguiner Eltern mit korrespondierender Symptomatik, bei dem der jüngere Bruder schwer, die ältere Schwester nur milde betroffen ist. Beim Indexpatienten bestanden eine kongenitale occicpitale Enzephalozele, eine hohe Myopie, Katarakt und Retinopathie mit Ablatio retinae in den ersten 2 Lebensjahren und Erblindung im Verlauf. Er entwickelte eine geistige Behinderung und Ataxie. Im Alter von neun Jahren trat erstmalig ein generalisiert tonisch-klonischer Anfall auf, retrospektiv bestanden bereits lange zuvor hypermotorische Anfälle mit Aura und akustischen Sensationen. Die Epilepsie zeigte sich von Anfang an therapierefraktär. Unter Kombination von Zonisamid, Valproinsäure und Oxcarbazepin traten keine generalisierten Anfälle mehr auf, aber abgeschwächte sensorische Anfälle. Im cMRT zeigten sich eine frontoparietale Polymikrogyrie, Vermishypoplasie und Ventrikelerweiterung. Bei Analyse des COL18A1-Gens wurde homozygot eine krankheitsursächliche Mutation nachgewiesen. Die ebenfalls betroffene Schwester war aufgrund einer – milder verlaufenden – Retinopathie sehbehindert, darüber hinaus bestand eine asymptomatische Polymikrogyrie, aber weder Epilepsie noch Entwicklungsstörung. Sie hatte eine normale Intelligenz. Diskussion: Das Knobloch-Syndrom mit COL18A1-Mutation als seltene Kollagenopathie ist in seiner Ausprägung sehr variabel. Die assoziierten ZNS-Fehlbildungen mit Migrationsstörungen können zu einer therapierefraktären Epilepsie führen. Unser Geschwisterpaar bestätigt die intrafamiliäre Variabilität der Krankheitsausprägung, wie sie auch für weitere Kollagenopathien bekannt ist. Schlussfolgerung: Bei Enzephalozelen und Augenfehlbildungen in Kombination mit neuronalen Migrationsstörungen und therapierefraktärer Epilepsie sollte differentialdiagnostisch immer ein Knobloch-Syndrom in Betracht gezogen und genetisch evaluiert werden, v. a. bei Konsanguinität der Eltern.
P53 Identifizierung von Mutationen im PIGN-Gen durch eine GenPanel-Analyse mittels NGS bei einer Patientin mit einem multiplen kongenitalen Anomalien-Hypotonie-Krampfanfälle-Syndrom Typ 1 (MCAHS1) M. Kuhn, K. Alt, H. Böhrer-Rabel, D. Gläser genetikum, Neu-Ulm, Deutschland Einleitung: Syndromale und nicht-syndromale geistige Behinderungen mit Krampanfällen sind eine klinisch und genetisch sehr heterogene Erkrankungsgruppe. In der Literatur sind dazu bereits Veränderungen in hunderten von Genen mit unterschiedlichen Vererbungsweisen beschrieben. Eine gezielte molekulargenetische Diagnostik von Einzelgenen ist daher nur in seltenen Fällen möglich. Wir berichten über eine 20-jährige Patientin mit unklarem Dysmorphiesyndrom, Entwicklungsverzögerung, Fallotscher Tetralogie, Spastik, therapierefraktärer Epilepsie und Mikrozephalie. Sie leidet unter ständigen Infekten und hat ein verkürztes Endglied der Phalangen V. Es wurde u. a. der klinische Verdacht eines Rett-Syn-
droms, einer epileptischen Enzephalopathie und eines Coffin-Siris-Syndroms gestellt. Die Familienanamnese ist unauffällig. Material/Methode: Array-CGH mit einem Oligo-Microarray (180k-Chip, Agilent Technologies). Mutationsanalyse mittels Sanger-Sequenzierung sowie MLPA-Analyse (MRC Holland) in ausgewählten Genen. Gen-Panel-Analyse (Klinisches Exom, TruSight One, Illumina) mittels Next Generation Sequencing (NGS), durch Anreicherung von 4813 Genen, die in den Datenbanken HGMD und OMIM mit einem klinischen Erscheinungsbild assoziiert sind. Ergebnisse: Die Array-CGH, die Mutationsanalyse mittels Sanger-Sequenzierung der Gene MECP2, SCN1A, SCN2A, CDKL5, ARID1B, SMARCA2, SMARCA4, SMARCB1, ARID2A, SMARCE1, PHF6 sowie die MLPA-Analysen in den Genen SCN1A, CDKL5, ARID1B, ARID1A waren unauffällig. In der Gen-Panel-Analyse mittels NGS konnten letztlich im PIGN-Gen die Veränderungen c.218 T>G (p.Ile73Ser) und c.1759 C>T (p.Arg587Ter) jeweils heterozygot nachgewiesen werden. Die Veränderung c.218 T>G (p.Ile73Ser) ist nach unserer Kenntnis bisher nicht bekannt und konnte beim klinisch unauffälligen Vater heterozygot nachgewiesen werden. Die Veränderung c.1759 C>T (p.Arg587Ter) führt zu einem vorzeitigen StoppKodon und ist in der Datenbank (dbSNP) als seltene Variante ohne Angaben zur klinischen Relevanz aufgeführt. Sie war bei der klinisch unauffälligen Mutter heterozygot nachzuweisen. Somit liegen die bei der Patientin nachgewiesenen Veränderungen compound heterozygot vor. Diskussion: Das multiple kongenitale Anomalie-Hypotonie-Krampfanfälle-Syndrom Typ 1 (MCAHS1) ist eine sehr seltene Erkrankung, die durch Mutationen im PIGN-Gen verursacht wird. Bislang sind in der Literatur nur wenige Patienten mit dieser Erkrankung beschrieben (Fleming et al. 2016), deren klinisches Erscheinungsbild eine große Überlappung mit den Symptomen unserer Patientin aufweist. Aufgrund der Seltenheit dieser Erkrankung wird das PIGN-Gen in der Einzelgen-Diagnostik in der Regel nicht berücksichtigt. Deswegen ist eine parallele Sequenzierung mehrerer krankheitsassoziierter Gene mittels Next Generation Sequencing derzeit die effektivste Methode zur Identifizierung der Krankheitsursache bei seltenen Erkrankungen.
P54 De novo-Mutation im STXPB1-Gen bei einem syrischen Jungen aus einer mehrfach konsanguinen Familie C. Thiels1, S. Hoffjan2, C. Decker1, J. Jüngling3, T. Lücke1 1 Ruhr-Universität Bochum, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Abteilung für Neuropädiatrie und Sozialmedizin, Bochum, Deutschland, 2Ruhr-Universität Bochum, Institut für Humangenetik, Bochum, Deutschland, 3Praxis für Humangenetik Tübingen, Diagnostik, Tübingen, Deutschland Hintergrund: Bei Kindern konsanguiner Eltern ist das Vorkommen einer autosomal-rezessiven Erkrankung erhöht. Nach Ankunft in Deutschland wurde uns ein syrischer Junge im Alter von 15 LM vorgestellt, dessen Epilepsie in der Neonatalperiode begonnen hatte. Aufgrund von Verwandtschaftsehen in mehreren Generationen lag der Verdacht auf eine autosomal-rezessiv vererbte Epilepsieform nahe. Entgegen den Erwartungen wurde allerdings eine bislang nicht beschriebene, sehr wahrscheinlich pathogene Variante im STXBP1-Gen mit autosomal-dominantem Erbgang identifiziert. Patient: 1./1 Kind konsanguiner syrischer Eltern (Cousin/Cousine), die Großeltern sind ebenfalls Cousin/Cousine (Großvater väterlicherseits und Großmutter mütterlicherseits). Mutter 17-jährig, Vater 25-jährig. Unauffällige Schwangerschaft und Geburt, seit dem 20. LT Krampfanfälle vorwiegend polytope Myoklonien sowie links-betonte fokale Anfälle, hemifazial mit Fechterstellung. Entwicklungsalter 2–3. LM, V. a. zentrale Blindheit. Cranielle MRT unauffällig, Stoffwechseluntersuchungen inclusive Neurotransmitter im Liquor und NCL 1 + 2-Enzymatik unauffällig. Genetik: Chromosomen-Analyse: 46,XY. SNP-Array: unauffällig. Epilepsie-Panel „Epileptische Enzephalopathie, männlich“ (CeGAT, Tübingen): Nachweis einer heterozygoten Variante im STXBP1-Gen, die zu
einem frame-shift führt: c.1092delA; p.Lys364Asnfs*51. Bei den Eltern wurde diese Variante nicht nachgewiesen, d. h. sie ist höchstwahrscheinlich de novo entstanden. Das STXPB1-Gen kodiert für das Syntaxin-Bindeprotein, das eine wichtige Rolle bei der synaptischen Vesikelfreisetzung und Neurotransmittersekretion spielt; Mutationen wurden bei infantiler epileptischer Enzephalopathie (EIEE4) beschrieben. Die Variante beim Index-Patienten ist als ursächlich einzuschätzen und wurde bislang nicht in der Literatur beschrieben. Die nachgewiesene frame-shift-Variante führt zu einer Verschiebung des Leserahmens und in der Folge zu einem vorzeitigen Stopcodon. Fazit: Trotz großer Wahrscheinlichkeit einer autosomal-rezessiv vererbten Epilepsieform aufgrund der Familienanamnese konnte bei unserem Patienten eine autosomal dominante Neumutation als ursächlich nachwiesen werden. Bei Zusammenstellung einer individuellen Panel-Diagnostik sollten solche Wahrscheinlichkeiten berücksichtigt werden.
Sozialmedizinische Aspekte/ Psychiatrische Aspekte/ Neuropsychologie P56 Aufbau einer Transitionssprechstunde für Patienten mit Epilepsie und geistiger Behinderung innerhalb kbo (Kliniken des Bezirks Oberbayern) A. Peters-Weist1, J. Kirchner2, T. Ahlig2, I. Hoffmann2, V. Mall2, M. Marziniak1, I. Breitweg2 1 kbo Isar-Amper-Klinikum München-Ost, Klinik für Neurologie, Haar, Deutschland, 2kbo Kinderzentrum München, Sozialpädiatrisches Zentrum, München, Deutschland Einleitung: Transition ist der Übergang von Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen von der Kinder- zur Erwachsenen-Gesundheitsversorgung. Aufgrund der Strukturen in Sozialpädiatrischen Zentren (SPZ) ist eine Betreuung der Patienten regelhaft nur bis zum vollendeten 18. Lebensjahr möglich. Oft ist der Wechsel zum Neurologen für Patienten und Eltern angstbesetzt, da eine Ungewissheit über die weitere Versorgung und die veränderten Versorgungsstrukturen besteht. Da der Fokus beim Neurologen auf dem Patienten liegt, fühlen sich manche Eltern übergangen. Aktueller Stand: Seit 2016 findet 3–4×/Jahr eine gemeinsame kbo-Transitionssprechstunde beider Epilepsieambulanzen statt. Im Rahmen einer ausführlichen Fallvorstellung werden noch offene Probleme besprochen. Nach dieser Vorstellung findet ein Abschlusstermin des Patienten mit Angehörigen im SPZ statt. Für die Patienten, die das Angebot der Weiterbetreuung in der Epilepsieambulanz annehmen, wird eine Medikamentensynopse erstellt und diese mit einem ausführlichen Verlaufsbrief der weiterbehandelnden Epilepsieambulanz zur Verfügung gestellt. Seit 2016 wurden elf Patienten (5 m, 6w, Median 18 J [17–20 J]) in der Transitionssprechstunde vorgestellt. Davon konnten bisher drei Patienten (2 m, 1w, Median 20 J [18–20 J]) in die Epilepsieambulanz überführt werden, wobei ein Patient (m, 20 J) parallel noch im SPZ betreut wird. Folgende Gründe, die gegen die Weiterbetreuung in der Epilepsie-Ambulanz sprechen, wurden von den Eltern angegeben: –– Weiterbetreuung im Kinderzentrum noch möglich –– Weiterbetreuung durch niedergelassenen Pädiater gewünscht –– Entfernung Wohnort zur Epilepsie-Ambulanz ungünstig. Diskussion: Bisher nahm nur gut 1/4 der SPZ-Patienten das Angebot der Transitionssprechstunde zur Übernahme in die weitere Betreuung an. Gründe dafür liegen zum einen in den Bedürfnissen der Eltern nach Konstanz der Behandlung mit der Erwartungshaltung an das SPZ, Genehmigungen für die Weiterbehandlung über die Volljährigkeit hinaus zu bean-
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
S33
Abstracts tragen. Viele Eltern haben sich bisher nicht mit den Betreuungsstrukturen für Erwachsene befasst und sich nicht über verschiedene Weiterbehandlungsmöglichkeiten informiert. Aufgrund der gleichen Konzernzugehörigkeit kann die Transitionssprechstunde nur für dieses SPZ angeboten werden; für die Patienten der anderen zwei SPZ in München ist eine Transitionssprechstunde aktuell nicht umsetzbar. Somit kann keine Aussage für den Großraum München getroffen werden. Als ergänzendes Angebot wird vom Kinderzentrum eine Elternschulung zur Transition ab Herbst 2017 angeboten. Zusammenfassung: Die 2016 eingeführte kbo-Transitionssprechstunde bietet für einzelne Patienten einen optimalen Übergang in die weiterführende epileptologische Behandlung. In dieser kleinen Stichprobe wird jedoch auch deutlich, dass die Verbundenheit von Eltern und Patienten mit den Neuropädiatern nur schwer ersetzt werden kann und hier eine intensive Beratung zur optimalen epileptologischen Weiterbetreuung erforderlich ist.
P57 Aktualisierte Richtlinien zur Verbeamtung von Menschen mit Epilepsie der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie G. Krämer1, T. Mayer2, I. M. Strate-Schneider3, R. François4, I. Coban5, R. Thorbecke6 1 Neurozentrum Bellevue, Zürich, Schweiz, 2Kleinwachau, Sächsisches Epilepsiezentrum, Radeberg, Deutschland, 3Gesundheits-, Veterinärund Lebensmittelüberwachungsamt, Amtsärztlicher Dienst, Bielefeld, Deutschland, 4ehem. von Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel, Stabsstelle Recht und Versicherungen, Bielefeld, Deutschland, 5Krankenhaus Mara gGmbH, Evangelisches Klinikum Bethel, Sozialtherapeutische Dienste, Bielefeld, Deutschland, 6Krankenhaus Mara gGmbH, Epilepsie-Zentrum Bethel, Bielefeld, Deutschland Die DGfE hat 1967 „Richtlinien zur Aufnahme von Anfallskranken in den Beamtenstand“ veröffentlicht [1], nach denen diese u. a. „aus psychologischen Gründen“ nicht geeignet für eine Beamtenlaufbahn sind „für Positionen mit Publikumsverkehr (Schalterdienste) oder im Schuldienst“, auch wenn sie nur „noch selten (3- bis 4-mal jährlich) große Anfälle (Krampfanfälle) bekommen“. Eine Aktualisierung war aus mehreren Gründen erforderlich: –– Epilepsiebezogene Faktoren spielen für ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Erwerbsleben keine entscheidende Rolle mehr. –– Eine für das Ausscheiden aus dem Erwerbsleben für alle Berufstätigen relevante psychiatrische Komorbidität kann mit verlässlichen fachmedizinischen Instrumenten erfasst werden. –– Die Ablehnung von Menschen mit Epilepsie in Positionen mit Publikumsverkehr oder als Lehrer wegen einer möglichen negativen psychologischen Wirkung ist kein juristisch haltbares Kriterium mehr. –– In den aktuellen berufsgenossenschaftlichen und auch für den öffentlichen Dienst gültigen Leitlinien werden ausschließlich Verletzungsrisiken und ökonomische Risiken als relevant angesehen. –– Auch die Erwerbsprognose bei Epilepsie hat sich deutlich verbessert. Aktualisierte Richtlinien zur Verbeamtung von Menschen mit Epilepsie [2] 1. Eine Epilepsie ist in aller Regel keine Erkrankung, die einer Verbeamtung entgegensteht. Eine Beurteilung der gesundheitlichen Eignung für die Beamtenlaufbahn sollte die differenzierten Prognosemöglichkeiten auf der Grundlage von Anamnese, Klinik, EEG, Bildgebung nutzen. Hierzu sollte eine aussagekräftige Stellungnahme des behandelnden Facharztes (Neurologe bzw. Epileptologe) eingeholt werden. Bei speziellen Fragestellungen oder komplizierten Verläufen sollte ein Fachgutachten in Auftrag gegeben werden. 2. Ausnahmsweise können dazu auch neuropsychologische, psychiatrische und erwerbs- und berufsprognostische Untersuchungen erforderlich sein. Abhängig von der individuellen Konstellationen der prognostisch relevanten Faktoren, sollte dann über eine Beschäftigung als Beamter im Status eines schwerbehinderten oder diesem gleichgestellten Menschen oder ohne Behindertenstatus entschieden werden
S34
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
3. Die Einsatzmöglichkeiten von verbeamteten Menschen mit Epilepsie, einschließlich des Schuldienstes, richten sich nach den Empfehlungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, die durch das Bundessozialgericht 2006 als der alleinige bei beruflichen Entscheidungen für Menschen mit Epilepsie anzuwendende Maßstab festgelegt wurden. Literatur 1. Röttgen P, Stollreiter L (1967) Richtlinien für die Aufnahme von Anfallskranken in den Beamtenstand. Öff Gesundh Dienst 28:248–249 2. Krämer G, Mayer T, Strate-Schneider I-M, François R, Coban I, Thorbecke R Aktualisierte Richtlinien zur Verbeamtung von Menschen mit Epilepsie der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie. Zur Publ Eingereicht :
P58 Aktualisierung von PEPE, des Epilepsie-Schulungsprogramms für Menschen mit Behinderung: welche Veränderungen waren notwendig? B. Huber VBS Bethel, Bielefeld, Deutschland Einleitung: Das PsychoEdukative Programm Epilepsie PEPE für Menschen mit Lern- und geistigen Behinderungen ist seit 2000 im Gebrauch. Es wird vor allem an Epilepsie-Zentren, aber auch an Epilepsie-Beratungsstellen, Werkstätten für Menschen mit Behinderungen und anderen Einrichtungen eingesetzt. Material: In den Jahren 2015/2016 wurde das Programm einer gründlichen Überarbeitung unterzogen. Seit dem Jahr 2016 ist die aktuelle Version verfügbar und im Einsatz. Kursleiter können sich auf die neue Version „updaten“ lassen. Wir berichten hier, welche Änderungen nach 1 ½ Jahrzehnten Gebrauch in diesem Schulungsprogramm notwendig waren. Ergebnisse und Diskussion: Änderungen erfolgten auf verschiedenen Teilgebieten. Die Anzahl an verwendeten Medien, insbesondere Filmen, wurde erhöht, um die Anschaulichkeit weiter zu verbessern. Mehrere Filme mussten neu gedreht werden, weil sie optisch nicht mehr up to date wirkten. In inhaltlicher Hinsicht wurde vor allem der Umgang mit dem Thema Vorurteile/Stigmatisierung deutlich verändert. Im Einklang mit neueren Umfrageergebnissen wurde der Fokus dabei mehr auf Unsicherheiten und Ängste im persönlichen Umgang mit Epilepsiekranken gelegt als, wie bisher, auf negative Einstellungen. Sehr starke Vereinfachung von Sachverhalten ist ein zentrales Element in einem Schulungsprogramm für Menschen mit kognitiven Einschränkungen. Bei der Überarbeitung wurden Einfachheit und Klarheit sowohl in inhaltlicher als auch in sprachlicher Hinsicht noch weiter verbessert. In technischer Hinsicht wurde die Software-Basis des Programmes umgestellt, um die Kompatibilität mit verschiedenen eingesetzten Laptops zu optimieren. Fachliche Aktualisierungen, etwa im Hinblick auf verfeinerte Diagnostik oder neu eingeführte Antiepileptika, spielten, im Hinblick auf die notwendige Einfachheit der Information, keine wesentliche Rolle. Insgesamt wurde das PEPE-Programm weiter verbessert und auf den neuesten Stand gebracht, ohne die bewährte Grundstruktur aufzugeben.
P59 „Seizures have become a means of somehow learning things about myself“ – A qualitative study of the development of selfefficacy and mastery during a resource-oriented mindfulnessbased psychotherapeutic intervention for people with epilepsy R. Michaelis1, C. Niedermann2, M. Reuber3, B. Berger4 1 Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, Herdecke, Germany, 2Universität Witten/Herdecke, Witten, Germany, 3Sheffield University, Sheffield, UK, 4 Forschungs- und Lehrzentrum, Herdecke, Germany
Background: Psychological interventions may enhance the well-being of people with epilepsy (PWE). To date, the investigation of the complex effects of psychological interventions in PWE have not included an in-depth analysis of pre- and post-intervention qualitative data to investigate the effects of psychological interventions. This qualitative study investigates the effects of the participation in a resource-oriented and mindfulness-based psychotherapeutic intervention delivered on a one-to-one basis in an outpatient setting. Methods: Semi-structured pre- and post-intervention interviews were conducted with PWE who participated in a six-month resource-oriented and mindfulness-based intervention. The formulation of intervention goals was based on the pre-intervention interviews. The intervention involved regular counseling, journaling, and mindfulness-based relaxation. Qualitative content analysis of pre- and post-therapy interviews was conducted in an inter-professional group to characterize changes in subjective experiences. A thematic framework was developed through inductive analysis focusing on the development of self-efficacy and mastery and the relationship between the lived experiences of these two concepts. Results: Nine PWE aged 18–59 years participated in 9 to 22 (median 13) sessions. Five main themes emerged: (I) Encouragement of individual solutions, (II) Awareness of the link of personal traits with seizure-related worries and challenges, (III) Shaping everyday life in a way that is good for oneself (self-efficacy): Process, main domains and preferred techniques, (IV) Coping with seizures (seizure-related self-efficacy), (V) Epilepsy as a chance to increase self-knowledge and control over one“s life (mastery). The process and the main domains of increasing self-efficacy were rather similar in all participants, while the preferred therapeutic techniques implemented by patients were diverse. Domains of self-efficacy included enhanced mindfulness of personal needs and the ability to meet them better through more assertive communication and by learning to make use of relaxation methods. Common themes could be identified: Participants developed an increased awareness of the link of personal traits with seizure-related worries and challenges. Patients recognized epilepsy as a chance to increase self-knowledge and control over one“s life suggesting that they had acquired an increased sense of mastery. Conclusion: The qualitative changes seen in association with a psychotherapeutic intervention for individuals with epilepsy add to the evidence from quantitative studies supporting the use of such approaches in this condition by increasing our understanding of the complex mediating process involving self-efficacy and mastery.
P60 Psychopathologisches Langzeit-Outcome in Patienten mit dissoziativen Anfällen K. Walther1, B. Volbers2, L. Erdmann1, K. Kurzbuch1, M. Schwarz1, H. M. Hamer1 Universitätsklinikum Erlangen, Neurologie, Epilepsiezentrum, Erlangen, Deutschland, 2Inselspital Bern, Neurozentrum, Bern, Schweiz
1
Fragestellung: Trotz psychotherapeutischer Behandlung ist die Prognose dissoziativer Anfälle häufig ungünstig. Über das psychopathologische Langzeit-Outcome ist bisher wenig bekannt. Ziel war daher, psychopathologische Symptome und Persönlichkeitseigenschaften in Abhängigkeit von der Anfallssituation zu erfassen und mögliche Prädiktoren für Anfallsfreiheit zu untersuchen. Methode: Patienten, bei denen zwischen 2004 und 2015 an unserem Epilepsiezentrum aufgrund eines Video-EEG-Monitorings die Diagnose dissoziative Anfälle gestellt wurde, wurden telefonisch über die aktuelle Anfalls- und Lebenssituation befragt. Mittels Fragebögen wurden zudem psychopathologische Symptome (Becks-Depressions-Inventar II, Symptom-Checkliste 90-R, Fragebogen zu dissoziativen Symptomen, ShortForm-36-Gesundheitsfragebogen) sowie Persönlichkeitseigenschaften (Freiburger-Persönlichkeits-Inventar-R) erfasst. Ergebnisse: Von insgesamt 52 eingeschlossenen Patienten (Alter: 40,5 ± 14,0 Jahre; 75 % weiblich, Follow-up: 5,3 ± 4,2 Jahre) waren 19 Patienten (37 %) seit mindestens 1 Jahr anfallsfrei. Diese waren im Vergleich zu Patienten mit weiterhin bestehenden Anfällen signifikant jünger bei
Anfallsbeginn (p < 0,01), Diagnosestellung (p < 0,001) sowie zum Followup (p < 0,01). Patienten mit Anfällen wiesen in allen Bereichen signifikant höhere psychopathologische Symptomwerte sowie stärkere Persönlichkeitsausprägungen bei Introversion, Gehemmtheit, und Lebensunzufriedenheit auf als anfallsfreie Patienten. Anfallsfreie Patienten lagen dabei in allen Bereichen im Normbereich. Einziger signifikanter Prädiktor für Anfallsfreiheit war höhere Extraversion (p < 0,05). Schlussfolgerung: Patienten mit persistierenden Anfällen weisen überdauernd eine hohe psychiatrische Symptomlast auf. Hohe Introversionswerte sind dabei der größte Risikofaktor für Therapieversagen.
P61 Functional dissociation between cognitive estimation and object naming in focal temporal and frontal lobe epilepsies I. Braun1, M. Schwarz1, K. Walther1, M. Stemmler2, B. Kasper1, H. M. Hamer1 1 Universitätsklinikum Erlangen, Neurologie, Epilepsiezentrum, Erlangen, Germany, 2Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Psychologie, Erlangen, Germany Purpose: This study addresses specific impairments of cognitive estimation and object naming in patients with focal temporal lobe (TLE) and frontal lobe (FLE) epilepsies. It was investigated whether selective impairments can be explained by differences in lesion localization and functional hemispheric specialization. Methods: 78 frontal and temporal lobe epilepsy patients (39 females, 39 males) were investigated using the German Test zum kognitiven Schätzen (TKS; Brand, Kalbe & Kessler, 2002) and the Boston Naming Test (BNT; Kaplan, Goodglass & Weintraub, 1983) to assess cognitive estimation abilities and visual object naming. Questions: According to theoretical models that support a distinct hemispheric dominance for estimation and naming it was expected that epilepsy localization in the right hemisphere results in impairments of cognitive estimation, whereas patients with left epileptogenic foci show deficits in object naming. Results: In comparison to a healthy control group, a significant impairment in estimation performance was present in patients with right temporal mesial and right frontal epilepsy. A significant impairment of naming performance was found in patients with left temporal mesial, right temporal mesial, left temporal neocortical and left frontal epilepsy. Overall, localization-dependent deficits were detected in patients with hippocampal sclerosis (cognitive estimation and object naming), right frontal epilepsy (cognitive estimation) and left temporal neocortical/left frontal epilepsy (object naming). In patients with right temporal neocortical epilepsy no functional deficits were found. Conclusion: It is hypothesized that there is a functional dissociation between cognitive estimation processes and object naming due to different functional specialization of the left and right hemisphere, respectively.
P62 Einfluss von temporalen MRT-Auffälligkeiten und FDG-PETHypometabolismus auf das Gedächtnis bei TLE J. Berger1, M. Plotkin2, K. Demin1, M. Holtkamp1,3, T. Bengner1 Epilepsiezentrum Berlin-Brandenburg, Berlin, Deutschland, 2 Vivantes Institut für Nuklearmedizin, Berlin, Deutschland, 3Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie, Berlin, Deutschland 1
Einleitung: Strukturelle und metabolische Auffälligkeiten des Temporallappens finden sich häufig bei Patienten mit Temporallappenepilepsie (TLE). In der aktuellen retrospektiven Studie wurde untersucht, inwieweit strukturelle Auffälligkeiten in der Magnetresonanztomographie (MRT) und Hypometabolismus in der 18 F-Fluordesoxyglukose-Positronenemissionstomographie (FDG-PET) im Temporallappen einen unter-
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
S35
Abstracts schiedlichen Einfluss auf das verbale und nonverbale Gedächtnis bei Patienten mit TLE haben. Methode: Achtundsechzig Patienten mit unilateraler TLE (35 linksseitige TLE, 33 rechtsseitige TLE) wurden in drei Gruppen aufgeteilt: (1) kein Hinweis auf Pathologie laut MRT oder FDG-PET (MRT-/PET-, n = 15), (2) temporaler FDG-PET-Hypometabolismus und normaler MRT-Befund (MRT-/PET+, n = 21), und (3) Hinweis auf temporale Auffälligkeit sowohl in MRT als auch FDG-PET (MRT+/PET+, n = 32). Eine vierte Gruppe (MRT+/PET-, n = 4) war zu klein für statistische Analysen und konnte nicht eingeschlossen werden. Es wurden mittels multivariater Varianzanalysen Gruppenunterschiede in der verbalen sowie nonverbalen Lern- und Merkfähigkeit ermittelt. Ergebnisse: Patienten mit MRT+/PET+ Befunden zeigten ein schlechteres verbales Gedächtnis als solche mit MRT-/PET- Befunden, unabhängig von der Seite des epileptogenen Fokus (p < 0,01). Die verbale Gedächtnisleistung von Patienten mit MRT-/PET+ Befunden lag zwischen den Patientengruppen mit MRT+/PET+ und MRT-/PET- Befunden, jedoch waren die Gruppendifferenzen nicht statistisch signifikant (alle p > 0,1). Im nonverbalen Gedächtnis fanden sich keine Unterschiede zwischen den Gruppen (p > 0,1). Diskussion: Unsere Ergebnisse legen einen interaktiven negativen Effekt von strukturellen und metabolischen Auffälligkeiten des Temporallappens auf das verbale Gedächtnis bei TLE nahe. Eine Kombination aus temporaler MRT-Auffälligkeit und FDG-PET-Hypometabolismus (MRT+/PET+) birgt demnach die größte Gefahr für verbale Gedächtniseinbußen. Mit unseren vorläufigen Ergebnissen können wir aufgrund geringer Patientenzahlen jedoch nicht beantworten, inwiefern strukturelle MRT-Auffälligkeiten ohne zusätzlichen FDG-PET-Hypometabolismus (MRT+/PET-) ebenfalls das Gedächtnis negativ beeinflussen.
P63 Entscheidungsmuster von Epilepsiepatienten bei moralischen Dilemmata C. Badenius1, K. Brückner2, M. Lanz3, S. R. G. Stodieck3, F. Rave3 Evangelisches Krankenhaus Alsterdorf, Hamburg, Deutschland, 2 Evangelisches Krankenhaus Alsterdorf, Neuropsychologie, Hamburg, Deutschland, 3Evangelisches Krankenhaus Alsterdorf, Neurologie und Epileptologie, Hamburg, Deutschland
1
Einleitung: Welche intrapersonellen Prozesse, welche Faktoren bei ethischen Entscheidungen eine Rolle spielen, ist vor allem durch die Neurowissenschaften mit ihren apparativen Möglichkeiten in den Fokus gerückt. Auf dieser Suche nach der neuronalen Topographie der Moral haben sich ethische Dilemmata als wertvolles Instrument erwiesen. Inzwischen ist es de facto wissenschaftlicher Konsens, dass neben kognitiven auch emotionale Vorgänge zu moralischen Urteilen beitragen. Bei Entscheidungen mit moralischer Dimension scheinen eine Vielzahl von Hirnarealen beteiligt zu sein, v. a. der ventromediale präfrontale Kortex (vmPFC), das anteriore Cingulum (ACC), die Insel, die Amygdala und der obere posteriore Temporalsulcus (PSTS). Die wenigen Studien dazu ergeben erste Hinweise, dass sich Epilepsiepatienten und gesunde Probanden sowohl hinsichtlich Empathie als auch hinsichtlich moralischer Entscheidungsmuster unterscheiden. Jiang et al. konnten zeigen, dass Patienten mit einer idiopathisch generalisierten Epilepsie (IGE) verglichen mit gesunden Probanden eine geringere Ausprägung von Empathie aufwiesen und sich signifikant häufiger für eine utilitaristische Antwort bei unpersönlichen moralischen Dilemmata entschieden. Die Studie von Hennion et al. ergab, dass Patienten mit einer Temporallappenepilepsie (TLE) niedrigere Werte in der Theory of Mind (ToM) aufwiesen und diese sich auf die Empathiefähigkeit auswirkte. Patienten mit einer mesialen TLE, so eine Studie von Toller et al., zeigten Defizite in der Emotionserkennung, ToM und Empathie, die mit rechtsseitiger frontolimbischer Atrophie korrelierten. Die vorliegende Studie stellt sich als Pilotstudie die Frage, ob sich Patienten mit einer IGE/FLE von Patienten mit einer TLE voneinander und als
S36
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
Gesamtkollektiv von einer gesunden Kontrollgruppe in Empathie, ToM und Entscheidungsmustern bei moralischen Dilemmata unterscheiden. Material/Methode: Wir untersuchen gesunde Probanden sowie Patienten mit einer FLE/IGE und TLE. Neben den ethischen Dilemmata (modifiziert nach Greene et al.) und Erfassung von Arousal und Valenz mittels zweier Skalen des Self-Assessment-Manikin (SAM) werden potentiell entscheidungsmodifzierende Faktoren durch verschiedene Fragebögen erfasst (Skala zur Erfassung der Motivation des Münchner Persönlichkeitstests, KSE-G – Soziale Erwünschtheit-Gamma, SPF – Saarbrückener Persönlichkeitsfragebogen, Reading the Mind in the Eyes Test). Ergebnisse/Diskussion: Erste Studienergebnisse werden präsentiert und vor dem Hintergrund der aktuellen Studienlage diskutiert. Die geplante weitere Forschung zu diesem Thema könnte nicht nur zu einem besseren Verständnis von bestimmten Verhaltensweisen von Epilepsiepatienten führen, sondern auch zu einem besseren Verständnis von moralischen Entscheidungsprozessen im Allgemeinen.
P64 Sprachliche Fähigkeiten beeinflussen Lebensqualität und Wohlbefinden von Epilepsiepatienten vor und nach epilepsiechirurgischem Eingriff N. Conradi1, A. Hermsen1, T. Kannemann1, N. Merkel1, M. Behrens2, T. M. Freiman3, A. Strzelczyk4, F. Rosenow4 1 Epilepsiezentrum Frankfurt Rhein-Main, Zentrum der Neurologie und Neurochirurgie, Universitätsklinikum Frankfurt, Neuropsychologie, Frankfurt a. M., Deutschland, 2Zentrum der Neurologie und Neurochirurgie, Universitätsklinikum Frankfurt, Neuropsychologie, Frankfurt a. M., Deutschland, 3Epilepsiezentrum Frankfurt Rhein-Main, Zentrum der Neurologie und Neurochirurgie, Universitätsklinikum Frankfurt, Zentrum der Neurochirurgie, Frankfurt a. M., Deutschland, 4Epilepsiezentrum Frankfurt Rhein-Main, Zentrum der Neurologie und Neurochirurgie, Universitätsklinikum Frankfurt, Zentrum der Neurologie, Frankfurt a. M., Deutschland Einleitung: Für medikamentenrefraktäre Epilepsiepatienten stellt ein epilepsiechirurgischer Eingriff eine vielversprechende und evidenzbasierte Option zur Verbesserung ihrer Anfallssituation dar. Neben einer möglichen Anfallsfreiheit muss auch die Erhaltung der geistigen Leistungsfähigkeit als wichtiger Einflussparameter auf die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Patienten berücksichtigt werden. Methode: Insgesamt wurden 16 Epilepsiepatienten vor epilepsiechirurgischem Eingriff sowie 6 und 12 Monate postoperativ mit einer standardisierten neuropsychologischen Testbatterie in den Bereichen Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Exekutivfunktionen, sprachliche Fähigkeiten sowie Lebensqualität und Depressivität untersucht. Ergebnisse: Prächirurgisch wiesen Dreiviertel der Patienten in einer oder mehreren kognitiven Domänen Defizite auf. Postoperativ zeigten sich die kognitiven Defizite nach einer kurzen Verschlechterung bei 6 Monaten insgesamt rückläufig, sodass 12 Monate nach epilepsiechirurgischem Eingriff nur noch die Hälfte der Patienten kognitive Beeinträchtigungen aufwies. Es zeigte sich zu allen Messzeitpunkten eine Verminderung der Lebensqualität und Erhöhung der Depressivität der Patienten durch kognitive Defizite. Patienten mit Beeinträchtigungen des Verbalgedächtnisses wiesen prächirurgisch eine signifikant höhere Depressivität sowie ein geringeres emotionales Wohlbefinden und eine niedrigere Lebensqualität auf. Ein Jahr postoperativ gaben insbesondere Patienten mit einer reduzierten Wortflüssigkeit signifikante Einbußen in der Lebensqualität, dem emotionalen und kognitiven Wohlbefinden sowie eine höhere Depressivität an. Diskussion: Insbesondere sprachliche Fähigkeiten scheinen demnach die Lebensqualität und das Wohlbefinden von Epilepsiepatienten zu beeinflussen. Die prächirurgische Lateralisierung von Sprachfunktionen im Rahmen einer ausführlichen neuropsychologischen Untersuchung ist daher essentiell, um eine bessere Planung des epilepsiechirurgischen Vorgehens und eine differenziertere Aufklärung von Patienten über mögliche kognitive, aber auch emotionale Risiken zu gewährleisten.
P65 Investigation of the auditory system in the processing of the Tritone Paradox C. Leupold Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Epilepsiezentrum, Erlangen, Germany The Tritone Paradox—a bistable auditory illusion consisting of two Shepard tones seperated by half an octave—was investigated using magnetoencephalography. Twelve different pairs of Shepard tones were presented to twelve subjects. The latter had to choose if they hear them in an ascending or descending manner. It was hypothesized that the right superior temporal gyrus (STG), as well as speech-relevant areas, are involved. Furthermore, it was assumed that the sounds are processed differently in terms of localization and intensity of the activity. Lateralization of the processing of the Tritone Paradox to the right is noticeable. Areas which are responsible for the processing of complex sounds and speech, like STG, were active during the processing of the Tritone Paradox. Furthermore, an association with speech relevant areas can be seen. A first proof-of-concept case shows a possible lateralization to the left.
Pharma-Poster P66 Einfluss der Behandlung mit Everolimus auf die Lebensqualität (QoL) von Patienten mit Tuberöse-Sklerose-Komplex (TSC) und refraktären partiellen Anfällen im Rahmen einer interventionellen klinischen Studie (EXIST3-) R. Nabbout1, A. Wiemer-Kruel2, D. N. Franz3, J. Lawson4, P. Curatolo5, M. Neary6, J. Fan6, F. Herbst7, K. Sully8, E. Brohan8, P. J. De Vries9 1 Paris Descartes University, Hospital Necker-Enfants Malades, Paris, Frankreich, 2Diakonie Kork, Kehl-Kork, Deutschland, 3Cincinnati Children’s Hospital, Cincinnati, OH, Vereinigte Staaten, 4Sydney Children’s Hospital and UNSW Medicine, Randwick, Australien, 5Tor Vergata University Hospital, Rom, Italien, 6Novartis Pharmaceuticals Corporation, East Hanover, NJ, Vereinigte Staaten, 7Novartis Pharma AG, Basel, Schweiz, 8Adelphi Values Ltd, Bollington, Vereinigtes Königreich, 9University of Cape Town, Kapstadt, Südafrika Ziel: In die Studie EXIST3- (NCT01713946) wurden als sekundäre Endpunkte drei altersspezifische Messungen der Lebensqualität eingeschlossen. Die EXIST3- ist eine dreiarmige, randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Phase III-Studie zur Beurteilung der Wirksamkeit und Sicherheit von zwei Talspiegelexpositionen von Everolimus (niedrige Exposition, NE: 37- ng/ml und hohe Exposition, HE: 915- ng/ml) als adjuvante Therapie von Patienten mit TSC und refraktären partiellen Anfällen (n = 366). Ziel dieser Arbeit war die Beurteilung der Lebensqualität, die mit der klinisch relevanten und statistisch signifikanten Reduktion der Anfallsfrequenz bei mit Everolimus behandelten Patienten einhergeht. Methoden: Die Messinstrumente zur Beurteilung der Lebensqualität waren Quality of Life in Childhood Epilepsy (QOLCE; Bericht von Betreuern, für das Alter 2<–11 Jahre), Quality of Life in Epilepsy Inventory for Adolescents (QOLIEAD-48-; Selbstbericht, für das Alter ≥ 11<–18 Jahre) und Quality of Life in Epilepsy Inventory-31-Problems (QOLIE31-P-; Selbstbericht, für das Alter ≥ 18 Jahre). Ergebnisse: Die primären Ergebnisse zeigten für beide Expositionsbereiche von Everolimus im Vergleich zu Placebo eine statistisch signifikante Verbesserung sowohl der Ansprechrate als auch der prozentualen Reduktion der TSCassoziierten- Anfälle vom Ausgangswert bis zum Ende der Kernphase (Woche 18). Am Ende der Kernphase war die Vervollständigungsrate für den QOLCE in allen Behandlungsarmen hoch (84 %, n = 197). Der mit dem QOLCE gemessene Gesamtscore der Lebensqualität war mit minimalen Änderungen gegenüber dem Ausgangswert assoziiert (NE, +3,1; HE, +4,0; Placebo, +1,7). Im Arm mit Everolimus HE wurden im Vergleich
zu Placebo Verbesserungen bei ausgewählten QOLCESubskalen- beobachtet: Single-Item Lebensqualität (+11,1), körperliche Einschränkungen (+5,9) und Selbsteinschätzung (+9,4). Die Vervollständigungsraten für den QOLIEAD-48- (36 %, n = 102) und den QOLIE31-P- (49 %, n = 67) waren niedrig und begrenzten daher die daraus möglicherweise zu ziehenden Schlussfolgerungen. Der mit dem QOLIEAD-48- gemessene Gesamtscore der Lebensqualität war in allen Behandlungsarmen marginal verbessert. Der Gesamtscore der Lebensqualität des QOLIE31-P- blieb in den Armen mit Everolimus NE bzw. mit Placebo erhalten, während in dem Arm mit Everolimus HE eine minimale negative Änderung gegenüber dem Ausgangswert beobachtet wurde. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse belegen, dass der Gewinn an Wirksamkeit hinsichtlich der signifikanten Reduktion der Anfallsfrequenz während der 18wöchigen- aktiven Behandlung ohne Beeinträchtigung der Lebensqualität der Patienten erzielt wurde.
P67 Einsatz, Wirksamkeit und Verträglichkeit von Eslicarbazepinacetat in einem Epilepsiezentrum in Deutschland – eine retrospektive Datensammlung C. Brandt1, T. W. May2, M. Pfäfflin2, M. Mehlig3, L. Eggert3, E. Kockelmann3 Krankenhaus Mara gGmbH, Epilepsie-Zentrum Bethel, Bielefeld, Deutschland, 2Gesellschaft für Epilepsieforschung e. V., Bielefeld, Deutschland, 3Eisai GmbH, Frankfurt a. M., Deutschland
1
Einleitung: Eslicarbazepinacetat (ESL) ist ein Antikonvulsivum (AED, antiepileptic drug), das als Mono- (bei fokalen epileptischen Anfällen bei Erwachsenen mit neu diagnostizierter Epilepsie) und als Begleittherapie (Erwachsene, Jugendliche und Kinder >6 Jahre mit fokalen epileptischen Anfällen) zugelassen ist. Um wichtige Einblicke in individuelle Therapiestrategien, bevorzugte Kombinationstherapien und Behandlungsergebnisse mit ESL in der klinischen Praxis zu erhalten, wurde die vorliegende retrospektive Datensammlung durchgeführt. Methode: Sammlung retrospektiver Behandlungsdaten (2012–2017) in einem auf die Behandlung von Epilepsie spezialisierten Zentrum. Einschluss von ESL-naiven Patienten ≥18 Jahre mit fokaler Epilepsie und ESL-Behandlungsbeginn ab dem 01.01.2012. Ergebnisse: Das Auswertungskollektiv umfasste n = 53 Patienten im Alter von 35 Jahren (Median, Range 18–67), 60 % waren männlich. Medianes Alter bei Diagnosestellung: 11 Jahre (Range 0–59). Die Patienten waren seit 20 Jahren (Median, Range 3–61) an Epilepsie erkrankt. Ätiologie: 70 % strukturell/metabolisch. Zu Baseline betrug die mediane Anzahl von Anfällen/Monat 20 (Range 1–250). Die mediane Anzahl früherer AEDs betrug vor Behandlungsbeginn mit ESL 7 (Range 0–15). Am häufigsten genannte frühere AEDs waren Oxcarbazepin (OXC, 77 %) und Carbamazepin (66 %). Bei der Mehrheit der Patienten (76 %) stellte bessere Anfallskontrolle das primäre Behandlungsziel dar, bei 23 % bessere Verträglichkeit. Bei 72 % der Patienten wurde mit Eindosierung von ESL ein anderes AED abgesetzt (überwiegend OXC (71 %)), bei 19 % ein weiteres AED dosisreduziert (überwiegend Valproat). Bei 70 % der Patienten wurde gleichzeitig oder nach ESL-Therapiebeginn ein weiteres AED eindosiert (überwiegend Lacosamid). 1, 2, 3 bzw. 4 Co-Medikationen zu ESL erhielten 30 %, 45 %, 4 % bzw. 4 % der Patienten (überwiegend Valproat). 85 % der Patienten erhielten ESL 2 × täglich. 49 % der Patienten brachen die ESLBehandlung ab, die Mehrheit aufgrund fehlender Anfallsverbesserung (50 %) (Nebenwirkungen: 35 %, Anfallsverschlechterung: 12 %, Sonstiges: 4 %). Die Responderrate, definiert als Patientenanteil mit Anfallsreduktion ≥50 %, betrug bei Patienten mit fortlaufender ESL-Behandlung 74 % (n = 27). 19 % (n = 5) der Patienten waren bei der letzten Visite seit ≥3 Monaten anfallsfrei. Bei der Mehrheit der Patienten (59 %, n = 16) wurde die Wirksamkeit von ESL mit sehr gut bis gut beurteilt. Bei 18 Patienten traten insgesamt 29 unerwünschte Ereignisse (UE) auf. Häufig (≥5 %) genannte UE waren Hyponatriämie 17 % (n = 9) und Schwindel 6 % (n = 3). Bei 6 der 9 Patienten mit Hyponatriämie bestand diese bereits vor Beginn
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
S37
Abstracts der ESL-Behandlung. Die Verträglichkeit wurde bei 64 % (n = 34) mit sehr gut bis gut beurteilt. Die Retentionsrate nach 24 Monaten betrug 51 %. Diskussion: ESL wurde überwiegend im Austausch gegen OXC verabreicht und stellte sich in der aktuellen Routinepraxis als gut wirksam und verträglich dar.
P68 Retrospektive Datensammlung zu Einsatz, Wirksamkeit und Verträglichkeit von Eslicarbazepinacetat in einem Hochschulzentrum in Deutschland M. Holtkamp1, L. Eggert2, M. Mehlig2, E. Kockelmann2 1 Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie, Berlin, Deutschland, 2Eisai GmbH, Frankfurt a. M., Deutschland Einleitung: Eslicarbazepinacetat (ESL) ist ein Antikonvulsivum (AED, antiepileptic drug), das als Mono- (bei fokalen epileptischen Anfällen bei Erwachsenen mit neu diagnostizierter Epilepsie) und als Begleittherapie (Erwachsene, Jugendliche und Kinder >6 Jahre mit fokalen epileptischen Anfällen) zugelassen ist. Die vorliegende retrospektive Datensammlung wurde erhoben, um wichtige Einblicke in individuelle Therapiestrategien, bevorzugte Kombinationstherapien und Behandlungsergebnisse mit ESL in der klinischen Praxis zu erhalten. Methode: Sammlung retrospektiver Behandlungsdaten (2012–2017) in einem auf die Behandlung von Epilepsien spezialisierten Zentrum. Einschluss von ESL-naiven Patienten ≥18 Jahre mit fokaler Epilepsie und ESLBehandlungsbeginn ab dem 01.01.2012. Ergebnisse: Das Auswertungskollektiv umfasste n = 42 Patienten im Alter von 47 Jahren (Median, Spanne 25–77), 52 % waren männlich. Das Alter bei Diagnosestellung betrug 30 Jahre (Median, Spanne 0–74). Die Patienten waren seit 10 Jahren (Median, Spanne 0–69) an Epilepsie erkrankt. Im Hinblick auf die Ätiologie lag bei 69 % eine strukturell-metabolische Epilepsie vor. Die mittlere Anzahl der Anfälle/Monat betrug zur Baseline 13 (±24), n = 10 Patienten waren anfallsfrei. Die Anzahl früher eingesetzter AEDs vor ESL-Therapiebeginn betrug 2 (Median, Spanne 0–7). Am häufigsten waren Levetiracetam (LEV, 45 %) und Carbamazepin (38 %) eingesetzt worden. Das primäre Behandlungsziel stellte bei der Mehrheit der Patienten (60 %) eine bessere Anfallskontrolle dar (36 % bzw. 5 % bessere Verträglichkeit bzw. bessere Einnahmetreue). Bei 50 % der Patienten wurde mit Eindosierung von ESL ein anderes AED abgesetzt, bei 26 % ein AED dosisreduziert (jeweils überwiegend LEV). Bei 19 % der Patienten wurde mit oder nach ESL-Therapiebeginn ein weiteres AED eindosiert. 45 %, 21 % bzw. 2 % der Patienten erhielten 1, 2 bzw. 3 Ko-Medikationen zu ESL (überwiegend LEV). 66 % der Patienten erhielten ESL in täglicher Einmalgabe. 24 % der Patienten (n = 10) brachen die ESL-Behandlung vorzeitig (nach im Median 4,6 Monaten) ab, davon jeweils 4 aufgrund von Anfallsverschlechterung oder Nebenwirkungen und 2 aufgrund fehlender Anfallsverbesserung. Die Responderrate (Patienten mit Anfallsreduktion um ≥50 %) betrug bei Patienten mit fortlaufender ESL-Behandlung (n = 32) 44 %. 38 % (n = 12) waren bei der letzten Visite seit ≥3 Monaten anfallsfrei. Bei der Mehrheit der Patienten (63 %) wurde die Wirksamkeit von ESL mit sehr gut bis gut beurteilt. Bei n = 33 Patienten traten insgesamt 133 unerwünschte Ereignisse (UE) auf (mediane Beobachtungszeit 5,3 Monate). Das am häufigsten genannte UE war Müdigkeit (45 %). Die Verträglichkeit wurde bei 41 % mit sehr gut bis gut beurteilt. Die Retentionsrate nach 24 Monaten betrug 76 %. Diskussion: ESL wurde bei Patienten mit einer Erkrankungsdauer von im Median 10 Jahren überwiegend in Kombination mit LEV verabreicht und stellte sich als gut wirksam und verträglich dar.
P69 Antiseizure properties of Cannabidiol (CBD) are attenuated in the absence of Transient Receptor Potential Vanilloid 1 (TRPV1) receptors N. Jones, B. Whalley, C. Stott, R. Gray GW Research Ltd, Cambridge, UK Objective: CBD is significantly superior to placebo in reducing seizure frequency in Lennox-Gastaut and Dravet syndromes [1, 2]. CBD acts as a TRPV1 agonist that rapidly desensitizes TRPV1 in a concentration and calcium-dependent fashion [3]. The effect of CBD on seizure threshold in the maximal electroshock seizure threshold test was evaluated in wild-type (WT) and TRPV1 knockout (KO) mice. Methods: WT and KO mice were given intraperitoneal CBD (10–200 mg/ kg), vehicle, TRPV1 antagonist (capsazepine 10 mg/kg), or diazepam (2.5 mg/kg). A constant current stimulus was delivered via corneal electrodes, and mice were assessed for exhibition of tonic hind limb extension indicative of acute generalized seizures. The current required to produce maximal seizures in 50% of mice (CC50), and brain and plasma concentrations of CBD were measured. Results: No significant difference was seen in CC50 between vehicle-treated WT and KO mice; both capsazepine and diazepam were effective in WT and KO mice (P < 0.001 vs vehicle). CBD (25–200 mg/kg) dose-dependently increased CC50 in WT mice vs vehicle (P < 0.05–0.001), an effect which was markedly reduced or absent in KO mice. Brain exposure for CBD was consistent with concentrations required for TRPV1 activation and desensitization. No significant difference in the brain and plasma CBD concentration was noted between WT and KO mice. Conclusions: These data suggest that the anticonvulsant effects of CBD in acute, murine generalized seizures are in part mediated via TRPV1 receptor interaction. Funding: GW Research Ltd References 1. Cross JH, Devinsky O, Laux L, Marsh E, Miller I, Nabbout R, Scheffer I, Thiele E, Wright S (2016) Cannabidiol (CBD) reduces convulsive seizure frequency in Dravet Syndrome: results of a multi-centered, randomized, controlled study (GWPCARE1). The 70th American Epilepsy Society Annual Meeting. , Houston, TX, USA, S Abst 2.362 2. Thiele EA, Mazurkiewicz-Beldzinska M, Benbadis SR, Marsh ED, Joshi C, French JA, Roberts C, Taylor A, Sommerville K (2016) Cannabidiol (CBD) significantly reduces drop seizure frequency in Lennox-Gastaut syndrome (LGS): Results of a multicenter, randomized, double-blind, placebo-controlled trial (GWPCARE4). The 70th American Epilepsy Society Annual Meeting. , Houston, TX, USA, S Abst 1.377 3. Iannotti FA, Hill CL, Leo A, Alhusaini A, Soubrane C, Mazzarella E, Russo E, Whalley BJ, Di Marzo V, Stephens GJ (2014) Nonpsychotropic plant cannabinoids, cannabidivarin (CBDV) and cannabidiol (CBD), activate and desensitize transient receptor potential vanilloid 1 (TRPV1) channels in vitro: potential for the treatment of neuronal hyperexcitability. Acs Chem Neurosci 19(5):1131–1141
P70 Maintained Safety and Efficacy of Cannabidiol (CBD) in a Longterm Open-label Trial in Patients with Lennox-Gastaut Syndrome (LGS) (GWPCARE5) E. Marsh1, M. Mazurkiewicz-Bełdzińska2, J. Halford3, B. Gunning4, D. Checketts5, C. Roberts5, E. Thiele6 1 The Children’s Hospital of Philadelphia, Philadelphia, PA, USA, 2Medical University of Gdańsk, Gdańsk, Poland, 3University of South Carolina, Department of Neurology Medical, Charleston, SC, USA, 4Stichting Epilepsie Instellingen Nederland, Zwolle, Netherlands, 5 GW Research Ltd, Cambridge, UK, 6Massachusetts General Hospital, Boston, MA, USA Objective: To assess long-term safety and efficacy of add-on CBD to existing anti-epileptic drug (AED) treatment in patients with LGS using a pre-specified interim analysis of an open-label extension (OLE) trial (cutoff Nov 3, 2016).
S38
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
Methods: Patients who completed either of two Phase 3, 14-week, double-blind, randomized, controlled trials (GWPCARE3/NCT02224560; GWPCARE4/NCT02224690) could enter this OLE (GWPCARE5/ NCT02224573). Patients received a plant-derived pharmaceutical formulation of CBD oral solution for ≤2 years. Primary endpoint: safety. Secondary endpoints: drop and total seizure frequency; Subject/Caregiver Global Impression of Change (S/CGIC). Results: In total, 366/368 (99%) LGS patients who completed a core study were enrolled in the OLE; 67 had withdrawn, 22 owing to adverse events (AEs). Mean age: 15.9 years; 33% ≥18 years; 54% male. Patients took a median of three concomitant AEDs. Baseline median seizure frequency/28 days: 80 for drop seizures, 168 for total seizures. Mean (range) modal dose: 23 (2.5–30) mg/kg/day. Median (range) exposure: 263 (3–430) days. AEs occurred in 92% of patients (treatment related 58%); most were mild to moderate. Most common (≥10%) AEs: diarrhea, somnolence, convulsion, pyrexia, decreased appetite, vomiting, and upper respiratory tract infection. Some elevations in transaminases were reported. Serious AE incidence: 26% (treatment related 6%). There were four deaths; none were deemed treatment related by the investigator(s). When analyzed in 12week intervals over 48 weeks, median reductions in monthly seizure frequency were (min-max) 48%–60% for drop seizures and 48%–58% for total seizures. Improvements in overall condition (S/CGIC) were reported at Weeks 24 and 48 by approximately 88% of patients/caregivers. Conclusions: Long-term add-on CBD treatment was generally well tolerated with an AE profile comparable to that observed previously. Reductions in drop and total seizure frequency and improvements in overall condition were maintained through 48 weeks. Funding: GW Research Ltd
P71 Maintenance of Long-term Safety and Efficacy of Cannabidiol (CBD) Treatment in Dravet Syndrome (DS): Results of the Openlabel Extension (OLE) Trial (GWPCARE5) O. Devinsky1, R. Nabbout2, I. Miller3, L. Laux4, M. Żołnowska5, S. Wright6, C. Roberts6 1 NYU Comprehensive Epilepsy Center, New York City, NY, USA, 2NeckerEnfants Malades Hospital, Paris, France, 3Miami Children’s Hospital, Miami, FL, USA, 4Ann and Robert H. Lurie Children’s Hospital, Chicago, IL, USA, 5 Centrum Medyczne Plejady, Krakau, Poland, 6 GW Research Ltd, Cambridge, UK Objective: To assess long-term safety and efficacy of add-on CBD in patients with treatment-resistant DS using data from an OLE trial pre-specified interim analysis (GWPCARE5; NCT02224573). Methods: Patients who participated in a 14-week, double-blind, randomized, controlled trial (GWPCARE1; [NCT02091375] or GWPCARE2 [NCT02224703]) could enroll to receive a plant-derived pharmaceutical formulation of CBD in an oral solution. The primary endpoint was safety; key secondary endpoints included changes in convulsive and total seizure frequency, and Subject/Caregiver Global Impression of Change (S/CGIC). Results: Overall, 264 patients from GWPCARE1 and 2 enrolled; at the time of analysis, 75 had withdrawn, 17 owing to adverse events (AEs). Patients aged 2.5–19.3 years (mean, 9.8 years; 50% male) were taking a median of three concomitant anti-epileptic drugs. Patients were exposed for a median of 274 days (range: 1–512 days), and mean modal dose for the treatment phase was 21 mg/kg/day (min = 2.5, max = 30; n = 257). AEs occurred in 93% of patients, and were considered treatment related by the investigator(s) in 64%. Of patients reporting an AE, 81% reported it as mild or moderate severity. Some elevations in transaminases were reported. Serious AEs were reported in 29% of patients; 8% were considered treatment related by the investigator(s). There were two deaths; neither were deemed treatment related by the investigator(s). In patients with baseline data, median monthly convulsive seizures and total seizures assessed over four 12-week periods decreased by (min–max) 38%–44% and 39%–51%
respectively. Improvements in S/CGIC scores were reported by 82% and 85% of patients/caregivers at Week 24 and 48, respectively. Conclusions: Long-term add-on CBD for DS was generally well tolerated with an AE profile similar to that observed in controlled trials. Treatment with CBD showed reductions in convulsive and total seizure frequency and an improvement in S/CGIC-score in a high percentage of patients. Funding: GW Research Ltd
P72 A role of the orphan G-protein Coupled Receptor (GPR55) in the anti-epileptic properties of Cannabidiol (CBD) M. Bazelot1,2, E. Rosenberg3, R. Tsien3, B. Whalley1,2, C. Stott1, O. Devinsky4 GW Research Ltd, Cambridge, UK, 2Reading School of Pharmacy, University of Reading, Reading, UK, 3Neuroscience and Physiology, NYU School of Medicine, New York City, NY, USA, 4NYU Comprehensive Epilepsy Center, New York City, NY, UK 1
Objective: To investigate whether modulation of GPR55-mediated signaling by CBD contributes to its anti-epileptic effect. Methods: Firstly, effects of CBD on GPR55-mediated increases in miniature excitatory postsynaptic currents (mEPSCs) were studied in brain slices from healthy and epileptic rats. Whole-cell patch-clamp recordings of hippocampal CA1 pyramidal neurons and interneurons were made, and changes in lysophosphatidylinositol (LPI)-mediated effects on mEPSCs were examined. Secondly, in vivo mouse models of acute seizure were used to assess the role of GPR55 expression in seizure events and the effect of altered GPR55-mediated signaling on the anticonvulsant potency of CBD. Results: Mean amplitude of mEPSCs in epileptic slices (6.6 ± 1.8 pA) was lower than that in non-epileptic tissue (14.9 ± 5.6 pA, P < 0.001) confirming previous results [1]. Mean decay time constant was longer in epileptic tissue (11.2 ± 2.4 ms) than in non-epileptic slices (14.5 ± 0.9 ms, P < 0.05), suggesting alterations of postsynaptic amino-3-hydroxy-5-methyl-4-isoxazolepropionic acid (AMPA) receptor. Changes in mEPSCs waveform in epileptic tissue were unaffected by CBD. The LPI effect was potentiated in epileptic CA1 pyramidal cells versus non-epileptic neurons, evoking a 2.8 ± 0.6 relative increase in mEPSC frequency (P < 0.05); CBD fully inhibited this response. CBD significantly prevented pentylenetetrazol-induced death in GPR55 knockout mice but did not reduce tonic-clonic seizures. Conclusions: Glutamatergic transmission at CA3-CA1 synapses is modified by epilepsy, potentially involving changes in AMPA receptor subunit composition. These findings provide evidence for an involvement of GPR55 receptors in the CBD mechanism of action in epilepsy. Funding: GW Research Ltd Reference 1. Sylantyev S, Jensen T, Ross RA, Rusakov DA (2013) Cannabinoid- and lysophosphatidylinositol-sensitive receptor GPR55 boosts neurotransmitter release at central synapses. Proc Natl Acad Sci Usa 110(13):5193–5198
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
S39
Abstracts P73 ZX008 (Fenfluramin) zur Behandlung des Dravet-Syndroms: Erste Ergebnisse einer randomisierten, placebokontrollierten Doppelblind-Studie (Phase lll) T. Polster1, L. Lagae2, J. Sullivan3, U. Brandl4, J. Jacobs5, G. Kluger6,7, T. Mayer8, A. Panzer9, M. Pringsheim6,7, U. Stephani10, M. Wolff11, G. Farfel12, B. Galer12, A. Gammaitoni12, G. Morrison12, A. Mistry13, B. Ceulemans14 1 Krankenhaus Mara gGmbH, Evangelisches Klinikum Bethel, Kinderepileptologie, Bielefeld, Deutschland, 2Universitätsklinikum, Kinderund Jugendmedizin, Leuven, Belgien, 3UCSF School of Medicine, Los Angeles, CA, Vereinigte Staaten, 4Universitätsklinikum Jena, Kinder- und Jugendmedizin, Jena, Deutschland, 5Universitätsklinikum Freiburg, Kinderund Jugendmedizin, Freiburg i. Br., Deutschland, 6Schön Klinik Vogtareuth, Kinder- und Jugendneurologie, Vogtareuth, Deutschland, 7Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg, Österreich, 8Kleinwachau – Sächsisches Epilepsiezentrum, Radeberg, Deutschland, 9DRK-Kliniken Berlin Westend, Berlin, Deutschland, 10Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Kinder- und Jugendmedizin, Kiel, Deutschland, 11Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Neuropädiatrie, Tübingen, Deutschland, 12 Zogenix Inc, Emeryville, CA, Vereinigte Staaten, 13Zogenix International, Ltd., Maidenhead, Berkshire, Vereinigtes Königreich, 14Universitätsklinikum, Kinder- und Jugendmedizin, Antwerpen, Belgien Einleitung: Das Dravet-Syndrom (DS) gehört zu den seltenen, schweren epileptischen Enzephalopathien mit pharmakoresistenten Anfällen. Fenfluramin (FFA) hat sich bei einer kleinen Kohorte von Patienten mit DS als nachhaltig antikonvulsiv wirksam erwiesen. Wir berichten über die Ergebnisse einer klinischen Phase-3-Studie zum Effekt zweier Dosierungen von FFA auf die mittlere Frequenz konvulsiver Anfälle (FkA) im Vergleich zu Placebo. Methoden: Eingeschlossen wurden Patienten mit DS zwischen 2 und 18 Jahren, deren konvulsive Anfälle unter der aktuellen antikonvulsiven Medikation nicht kontrolliert waren. Patienten mit ≥6 konvulsiven Anfällen während der 6-wöchigen Baseline-Phase wurden im Verhältnis 1:1:1
Abb. 1 | P73 8 Wirkung von ZX008 auf die Anfallsfrequenz bei Patienten mit Dravet-Syndrom
Abb. 2 | P73 8 Sicherheit und Verträglichkeit von ZX008 oder Placebo bei Patienten mit Dravet-Syndrom
S40
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
randomisiert auf Placebo oder ZX008 mit 0,2 mg/kg/d oder 0,8 mg/kg/d (maximal 30 mg/d), aufgeteilt auf 2 Gaben pro Tag. Nach einer 2-wöchigen Titrationsphase blieben die Patienten für weitere 12 Wochen auf ihrer randomisierten Dosis. Anfallstyp und Frequenz wurden jeden Tag in einem elektronischen Anfallskalender durch die Eltern dokumentiert. Primärer Endpunkt der Studie war die Änderung der mittleren FkA unter ZX008 0,8 mg/kg/d gegenüber Placebo während der 14-wöchigen Behandlungsphase im Vergleich zur 6-wöchigen Baseline. Ergebnisse: 119 Patienten mit DS wurden eingeschlossen und für die Behandlung randomisiert (0,2 mg/kg/d: n = 39; 0,8 mg/kg/d: n = 40; Placebo: n = 40). Das Durchschnittsalter lag bei 8 Jahren (2–18 Jahre). 110 Patienten (92 %) schlossen die Studie komplett ab (0,2 mg/kg/d: 100 %; 0,8 mg/kg/d: 85 %; Placebo 93 %). Die mittlere FkA während der Baseline lag um 40 Anfälle/Monat. ZX008 0,8 mg/kg/d erreichte eine Reduktion der mittleren monatlichen FkA von 63,9 % gegenüber Placebo (p < 0,001; primärer Endpunkt). Der Median der prozentualen Reduktion für die monatliche FkA lag bei 72,4 % für ZX008 0,8 mg/kg/d gegenüber 17,4 % für Placebo (p < 0,001). Ein signifikant größerer Anteil von Patienten in den ZX008Gruppen zeigte eine Reduktion der mittleren FkA von ≥50 % sowie ≥75 % und ein längeres mittleres anfallsfreies Intervall gegenüber Placebo (. Abb. 1), wobei 0,8 mg/kg/d in allen Analysen 0,2 mg/kg/d überlegen waren, was für eine Dosis-Wirkungs-Beziehung spricht. Die Inzidenz von serious adverse events (SAE) war in allen 3 Gruppen ähnlich (. Abb. 2). Prospektives kardiologisches Monitoring während der Studie erbrachte keine klinischen oder echokardiographischen Hinweise auf kardiale Valvulopathien oder pulmonale Hypertension, die in höherer Dosierung bei anderer Indikation auftraten. Diskussion: Patienten unter Behandlung mit ZX008 zeigten eine statistisch signifikante, klinisch bedeutsame Reduktion der mittleren FkA gegenüber Patienten unter Placebo, wobei 0,8 mg/kg/d besser waren als 0,2 mg/kd/d. ZX008 wurde allgemein gut vertragen, insbesondere ohne Hinweise auf cardiale Valvulopathien oder pulmonale Hypertension. ZX008 könnte somit eine wichtige, effektive neue Behandlungsoption für Patienten mit DS sein. Die Studie wurde finanziert von Zogenix, Inc.
Autorenverzeichnis Name ID A Abele, J. Abicht, A. Achmus, L. Ahlig, T. Akeret, K. Alt, K. Altenmüller, D.-M. Althaus, J. Andres, E. Audebert, H.
P48 FV20, P32 FV6 P56 FV10 P53 FV8 FV15 P17 FV12
B Bacher, M. Badenius, C. Bajer, C. Balg, S. Bauer, S. Bazelot, M. Becker, K. Behnecke, A. Behrens, M. Bellut, D. Bengner, T. Berger, B. Berger, J. Bergmann, M.-P. Bernedo Paredes, V. Bernhard, M. Bertsche, A. Bien, C. G. Biskup, S. Blümcke, I. Bock, A. Böhrer-Rabel, H. Boor, R. Borggräfe, I. Braig, S. Brandl, U. Brandt, C. Braun, I. Breitweg, I. Brenner, S. Breuer, K. Brohan, E. Brückner, K. Buchfelder, M. Büntjen, L. Butovas, S.
P2 P63 FV3 FV20 P42 P72 FV20 FV20 P64 FV10 P62 P59 P62 P14 FV16, P2 P34 FV19, P34 P19, P20, P21, P28 P50, P51 FV9, P40 P30 P53 P36 P31 P33 P41, P73 P67 P61 P56 P39 P38 P66 FV7, P49, P63 FV9, P13 FV2 P41
C Cattani, A. Ceulemans, B. Checketts, D. Cloppenborg, T.
FV1 P73 P70 P21
Coban, I. Coenen, V. A. Conradi, N. Coras, R. Costard, L. Covenas, R. Curatolo, P.
P57 FV8 P64 FV9 P42 P44 P66
D De Vries, P. J. Decker, C. Della Marina, A. Demin, K. Devinsky, O. Diebold, I. Dinkelacker, V. Doege, C. Döring, J. H. Dreiwes, C. Dressel, A. Dührsen, L. Dupont, S.
P66 P54 P30, P32 P62 P71, P72 FV20 P24 P36 P52 P36 FV6 FV4, FV7, P22 P24
E Egger, K. Eggert, L. Einsele-Scholz, S. Einsle, A. El-Allawy, E. Elger, C. E. Engelmann, R. Erdmann, L. Ernst, S.
FV8 P67, P68 P51 P46 FV7 P4 P48 P60 FV12
F Fan, J. Farfel, G. Fauser, S. Fehm, N. Fidzinski, P. Fiedler, B. Flöel, A. François, R. Franz, D. N. Franz, D. Freiman, T. M.
P66 P73 P20 P3 P43, P45 FV15, FV19 FV18, FV6 P57 P66 P47 FV1, P25, P5, P64
G Galer, B. Gammaitoni, A. Geithner, J. Gerstl, L. Gilling, K. E. Gläser, D. Gnann, S. Goldhahn, K.
P73 P73 FV18 P31 P41 P53 FV20 P8
Gollwitzer, S. FV9, P12, P15 Gonzalez-Fassreiner, D. FV20 Gorski, C. FV12 Graf, W. FV13, FV9 Gray, R. P69 Grell, L. FV9 Greshake, B. P7 Grunert, P. P23 Grunwald, T. P27 Gunning, B. P70
H Haack, T. Haase, S. Habermehl, L. Hagge, M. Hahn, G. Halford, J. Hamann, L. Hamel, W. Hamer, H. M. Hammen, E.-T. Hebel, J. M. Hedrich, U. B. S. Heinze, H.-J. Herbst, F. Hermsen, A. Hey, J. Heyne, J. Hofer, W. Hoffjan, S. Hoffmann, I. Holdenrieder, S. Holinski-Feder, E. Holtkamp, M. Hopf, L. Hopfengärtner, R. Hornemann, F. Horstkemper, M. Hörtnagel, K. Huber, B. Hunkemöller, F. Huppertz, H.-J. Huttner, H. B.
P38 P50 P14 FV9 P39 P70 FV18 FV7, P22, P49 FV13, FV9, P12, P13, P15, P29, P40, P60, P61 FV17, P29 FV7, P22, P49 FV5 FV2 P66 P64 P46 P15 FV3 P54 P56 P4 FV20 FV2, P43, P45, P62, P68 P20, P28 P12, P15 P34 P32 P50, P51 P58 FV19 FV10 P12
I Intravooth, T.
P2
J Jacobs, J. Jahn, N. Jahnke, K. Jensen, B. Jones, N. Jüngling, J.
P73 FV14 P18 FV15 P69 P50, P51, P54
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
S41
Autorenverzeichnis K Kalbhenn, T. P19, P20, P21 Kannemann, T. P64 Karampatzi, F. FV13 Karch, S. P52 Kasper, B. FV13, P40, P61 Kay, L. FV14, P9 Keidel, M. FV13 Kellner, E. FV17 Kerling, F. P17 Kim, J.-W. FV7, P49 Kirchner, J. P56 Kirschstein, T. P46, P47, P48 Kiyose, M. P10 Kloska, S. P3 Kluger, G. P73 Knake, S. P14, P18 Koch, K. A. P52 Kockelmann, E. P67, P68 Kogias, E. FV8 Köhling, R. P46, P47, P48 Köhn, J. P15 Kölbel, H. P32 Kölker, S. P52 König, K. FV10, P27 Kornmeier, R. P2 Kowski, A. B. FV2 Krämer, G. P1, P57 Kraus, R. P6 Krayenbühl, N. FV10, P27 Krois-Neudenberger, J. FV15 Kudernatsch, M. FV1, FV3 Kuhl, D. FV4 Kuhn, M. P53 Kurlemann, G. FV15, FV19 Kurth, C. FV16, P2 Kurzbuch, K. P60
L Labudda, K. Lagae, L. Lang, J. D. Lanz, M. Lanz, S. Laux, L. Lauxmann, S. Lavandier, N. Lawson, J. Le Van Quyen, M. Leiendecker, B. Leiz, S. Lemke, J. Lerche, H. Leupold, C. Lichtenauer, M. Liu, Y. Lücke, T. Lütkenhöner, B.
P28 P73 FV9, P12, P15 FV4, FV7, P22, P49, P63 P3 P71 FV5 P32 P66 P49 P30 P38 FV5, P34, P39 FV5 P65 P4 FV5 P54 P19
M Mader, I. Madzar, D. Mahn, P. Maihöfner, C.
S42
FV17 P12 P2 P3
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
Mall, V. P56 Männer, A. P9 Marsh, E. P70 Martens, T. FV4, FV7, P22, P49 Martens, U. P36 Marziniak, M. P56 May, T. W. P21, P67 Mayer, T. FV2, P41, P57, P73 Mazurkiewicz-Bełdzińska, M. P70 Mehlig, M. P67, P68 Menn, O. P3 Merkel, J. P12 Merkel, N. FV14, P13, P64 Merkenschlager, A. P34 Mertens, M. P19, P28 Michaelis, R. P59 Miller, I. P71 Mistry, A. P73 Mohr, J. P50 Moog, U. P52 Morrison, G. P73 Motloch, L. J. P4 Mühler, J. FV13 Müller, S. P46, P47 Müller, S. FV5 Müller, T. M. P12, P15 Müller-Hilke, B. P48 Müller-Koch, Y. FV20
R
N
S
Nabbout, R. Nakagawa, J. M. Nass, R. D. Naumann, M. Neary, M. Neubert, V. Neuhann, T. Neumann, A.-M. Niedermann, C. Noachtar, S. Noda, A. H.
P66, P71 FV17 P4 P6 P66 P42 FV20 P48 P59 P31 FV14
O Ohana, O. Olmes, D. Onugoren, M. D. .
FV4 P15 FV9
P Paar, V. Panzer, A. Pepler, A. Peraud, A. Peters-Weist, A. Pfäfflin, M. Pfanz, D. Pieper, T. Plotkin, M. Polster, T. Posingies, R. Pringsheim, M. Probst, P.
P4 P73, P8 P51 P31 P56 P67 P46 FV3 P62 P21, P73 FV19 P73 P31
Rada, A. Ramantani, G. Ramirez-Mendoza, R. Rampp, S. Ratzka, P. Rauch, C. Rave, F. Regli, L. Rehberg, M. Reif, P. S. Reimers, K. Reinacher, P. C. Reindl, C. Reisert, M. Rémi, J. Reuber, M. Rickel, J. K. Ricklefs, F. L. Roberts, C. Rohde, M. Rosenberg, E. Rosenow, F. Rössler, K. Ruhnau, J. Rupprecht, T. Rupprich, K.
Samson, S. Sanchez-Albisua, I. Sauer, R. Sauvigny, T. Schara, U. Schlabitz, S. Schmeiser, B. Schmitt, F. C. Schmitt, J. Schönfeld, B. Schubert-Bast, S. Schulze-Bonhage, A. Schüssler, S. Schwab, S. Schwartz, O. Schwarz, M. Scibor, M. Seifert, V. Sellmann, T. Serra, C. Shen, S. Siebenbrodt, K. Simon, M. Smitka, M. Sommer, B. Sotoodeh, A. Sponholz, S. Spyrantis, A. Staack, A. M. Stadter, M. Staudt, M. Stefan, H. Steinhoff, B. J. Steinke-Lange, V. Stemmler, M.
P20 FV10 P11 P13 P6 P17 P63 FV10 P47 FV14, P10, P18, P9 P36 FV17, FV8 P12 FV17, P29 P31 P59 P18 FV4 P70, P71 P47 P72 FV1, FV14, P10, P13, P14, P18, P42, P64, P9 FV9, P13, P40 FV6 P37 P30, P32
P24 P30, P32 P3 FV4, FV7, P22, P49 P30, P32 P45 P25, P29, P5 FV2 P33, P37 FV20 FV1, FV14 FV17, P29 P40 FV13, FV9, P12 FV15 FV9, P60, P61 FV13 FV1 P48 FV10 P31 P42 P21 P39 FV9 FV12 P39 FV1 P2 P3 FV3 FV2, FV9, P29 FV16, P16, P2, P29 FV20 P61
Stephani, U. P36, P73 Stockinger, J. P2 Stodieck, S. R. G. FV7, P49, P63 Storck, M. FV19 Stott, C. P69, P72 Strate-Schneider, I.-M. P57 Straub, H.-B. FV12, FV2, P7 Strzelczyk, A. FV1, FV14, P10, P14, P18, P64, P9 Sudmann, V. P46 Sullivan, J. P73 Sully, K. P66 Surges, R. P4 Süße, M. FV18 Syrbe, S. P34, P52
T Tacke, M. Tennigkeit, J. Theophil, M. Thiele, E. Thiels, C. Thorbecke, R. Thuberg, D. Tokay, T. Trollmann, R. Tsien, R.
P31 FV6 P8 P70 P54 P57 FV2 P47 P40 P72
Winkler, C. Winkler, G. Winterholler, M. Woebbecke, T. Wolff, M. Wörmann, F. G. Wright, S.
FV16 FV13 P17 FV1 P32, P73 P19, P21, P28 P71
X Xiati, G. Xin, X.
P46, P47 P24
Z Zaichuk, M. Zavala-Yoe, R. Zentner, J. Żołnowska, M. Zur, B. Zweier, C.
FV5 P11 P25, P5 P71 P4 P40
U Urbach, H.
P29
V van Kempen, M. J. A. Verbeek, N. E. Vieker, S. Vogelgesang, A. Voges, J. Volbers, B. Vollmar, C. von Blomberg, A. von der Hagen, M. von Malottki, S. von Moers, A. von Ondarza, G. von Podewils, F. von Spiczak, S.
FV5 FV5 P33, P37 FV6 FV2 P60 P31 FV14 P39 P36 P8 P36 FV18, FV6 P36
W Wagner, M. Walkenhorst, H. Walsh, S. Walther, K. Waschik, P. Wawra, M. Weber, J. E. Wegerer, V. Wegrzyn, M. Werner, F.-M. Westphal, M. Whalley, B. Wiemer-Kruel, A. Willems, L. M.
P6 P32 P39 P60, P61 P14 P43 FV12 FV16 P28 P44 FV4 P69, P72 P66 FV14, P9
Zeitschrift für Epileptologie Suppl 1 · 2018
S43
Hier steht eine Anzeige.
123