Abstracts Notfall Rettungsmed 2010 · 13:81–94 DOI 10.1007s10049-009-1268-0 © Springer-Verlag 2010
R. Rossaint, J.C. Brokmann Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Aachen
Abstracts DINK 2010 Deutscher Interdisziplinärer Notfallmedizin Kongress 25. bis 27. Februar 2010 in Wiesbaden
PO–1.1 Steigende Inanspruchnahme des Notarztes – Gründe und zukünftige Anforderungen A. Bohn1, T. Wilp2, G. Hammersen3, N. Osada1, Thomas P. Weber MBA4 1 Universitätsklinikum Münster 2 Charité - Universitätsmedizin Berlin 3 Marienhospital Osnabrück 4 St. Josefs Hospital Bochum Fragestellung:Nehmen Bewohner der Stadt Münster aus Stadtteilen mit niedrigem sozioökonomischem Status den Notarzt häufiger in Anspruch? Kommt es zu erhöhtem Missbrauch? Wie ist die Altersverteilung und welche Folgen haben Veränderungen der Demographie? Methodik: 2293 Notarzteinsatzdatensätze des Jahres 2006 wurden mit Sozialstrukturdaten analysiert. Einsätze wurden auf eine Korrelation mit der sozialen Bedürftigkeit getestet (Bedürftigkeitsindex, BI). Auf Basis der Bevölkerungsprognose der Stadt Münster für das Jahr 2015 wurde eine Einsatzprognose erstellt. Ergebnisse: Es zeigt sich ein deutlicher sozialer Gradient. Der Mittelwert (MW) des BI der Stadtteile mit den meisten Einsätzen (11,16, SD=3,80) unterschied sich signifikant (p=0,029) von dem der Stadtteile mit der geringsten Zahl von Einsätzen (1,50, SD=0,14). Der Vergleich der M-NACA-Werte zeigt, dass sich der Anteil an Einsätzen mit oder ohne Lebensgefährdung (II+III bzw. IV-VI) in Stadtteilen mit hoher und niedriger Bedürftigkeit nicht unterscheidet (p=0,974). Demographische Veränderungen lassen für das Jahr 2015 einen Einsatzzuwachs von mehr als 10% erwarten. Schlussfolgerungen: Ein mit der Bedürftigkeitsstruktur korrelierendes Einsatzaufkommen lässt sich verzeichnen. Das festgestellte „EinsatzPlus“ ist entgegen den Ergebnissen vergleichbarer Untersuchungen aus medizinischer Sicht indiziert. Der Vergleich mit ähnlichen Arbeiten bestätigt die empirische Aussage, dass sozioökonomische Einflussfaktoren die Inanspruchnahme der Notfallrettung wesentlich beeinflussen. Es ist aufgrund der demografischen Entwicklung von mittelfristig steigenden Einsatzzahlen auszugehen. Literatur – Luiz T et al.: Einsatzrealität eines städtischen Notarztdienstes. Anaesth Intensivmed 2000; 10: 765-773. Pajonk FG et al.: Veränderte Einsatzrealität. Deutsches Ärzteblatt 2001; 98: 1605.
PO–1.2 Aufbau eines ortsfesten Dekontaminationsplatzes im Krankenhaus J. Schäfer, tit. Prof.1, M. Kamb2, I. Slavova3, K. Sisovska2, S. Birk4 1 Universität Pécs 2 Bethanien-Krankenhaus Frankfurt am Main 3 Agaplesion Frankfurt am Main 4 Frankfurter Diakonie-Kliniken Frankfurt am Main Problemstellung: Neben der kontinuierlichen Arbeit bei der Patientenversorgung stehen Krankenhäuser heutzutage immer wieder vor außergewöhnlichen Herausforderungen. Biologische und chemische Gefahrenlagen infolge industrieller Störfälle, Verkehrsunglücksfälle oder terroristischer Anschläge erfordern besondere organisatorische, personelle, materielle und räumliche Vorbereitungen. Nur eine zeitnahe Durchführung der Dekontamination kann eine Kontami nationsverschleppung in das Krankenhaus verhindern, welche zu Funktionsstörungen bis hin zum totalen Betriebsausfall führen kann. Methode: In räumlicher Nähe zur Notaufnahme, jedoch außerhalb des Krankenhauses, wurde im Bethanien-Krankenhaus eine Dekontaminationsanlage geschaffen. Diese verfügt über zwei fest eingebaute Duschen und Wasserschläuche. Die Bodenfläche der Anlage wurde nach RKI- Kennzeichnung „schwarz-weiß“ mit einer rutschfesten und wasserdichten Oberflächenversiegelung überzogen. Die Wegeführung der kontaminierten Patienten wird von einem geschulten Dekon-Team sichergestellt. Die Inbetriebnahme der Duschanlage erfolgt über ein mit Zahlenschloss gesichertes Magnetenventil. Die Duschzeit beträgt exakt 7 Minuten bei einer maximalen Temperatur von 30 ºC. Das Abwasser wird über eine im Boden eingelassene Rinne aufgefangen und zusammen mit dem Abwasser des Krankenhauses dem Abwassersystem zugeführt. Die Dekon-Anlage ist außerhalb der Betriebszeiten drucklos. Somit wird die Keimbildung vermieden. Ergebnisse: Die Dekon-Anlage am Krankenhaus ermöglicht die Dekontaminierung von kontaminierten Patienten, insbesondere Selbsteinweisern, vor der klinischen Versorgung. Somit verkürzt sich die Einwirkungsdauer von Schadstoffen auf den betroffenen Menschen und gleichzeitig wird das unkontrollierte Verbreiten der toxikologischen Verunreinigung verhindert. Fazit: Das zentral liegende Bethanien-Krankenhaus kann sich in einer Großschadenslage durch kontaminierte Selbsteinweiser mit einer Dekon-Anlage vor Kontaminationsverschleppung schützen. Bereits beim Neubau des Hauses C, an das die Dekon-Anlage angeschlossen ist, wurden alle Kenntnisse und Innovationen auf dem Gebiet der Gefahrenabwehr implementiert. Als erstes Krankenhaus führt das Bethanien-Krankenhaus die Dekontamination-Übung in der Zusammenarbeit mit dem Stadtgesundheitsamt durch.
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Abstracts PO–1.3 Webbasierte interdisziplinäre Informations- und Ausbildungsplattform für Schutz- und Rettungskräfte, medizinisches Personal sowie die Bevölkerung zur Vorbereitung auf Großschadenslagen (VoTeKK) P. Fischer1 1 Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie Bonn Fragestellung: Das Ziel dieses Projektes ist, die Vorbereitung des Deutschen Gesundheitswesens auf Terroranschläge, Krisen und Katastrophen einem kontinuierlichen interdisziplinären und umfassenden Qualitätsmanagement zu unterziehen und gefährliche Schwachstellen zu identifizieren Material, Methoden: Aufbauend auf den umfangreichen Vorarbeiten des Projektverbundes hat die erste Projektphase zum Ziel, eine Analyse von weltweit vorhandenen Kursmodulen durchzuführen, sowie neuartige Ausbildungsmodule zu erstellen. Das wissenschaftliche Vorgehen wie auch die Lehrinhalte werden einem kontinuierlichen Qualitätsmanagement aller relevanten Experten unterzogen. Hierzu plant der Projektverbund, regelmäßige Konsensuskonferenzen einzuberufen, sowie eine Expertenkommission zu etablieren. Dieses Vorgehen erlaubt einen regelmäßigen Meinungs-, Informations- und Erfahrungsaustausch aller relevanten FachDisziplinen (Notärzte in der Rettungsmedizin, Krankenhausärzte, Chirurgen, Anästhesisten und Internisten etc.) und aller Schutz- und Rettungskräfte. In der zweiten Projektphase wird die „Katastrophenme dizinische Online Akademie an Probepopulationen von Ärzten und Hilfskräften getestet und evaluiert, sowie verbessert Schlussfolgerung(en): Rettungsdienstler, Notärzte und alle am Schutz und an der Rettung von Menschen beteiligten Personen, müssen vermehrt ausgebildet werden um Patienten mit Explosionsverletzungen oder NBC-kontaminierte Patienten behandeln und retten zu können. Darüber hinaus sind jedoch Anstrengungen nötig um den Rettungsdienst in Deutschland suffizient auf Großschadenslagen, Terroranschläge und Katastrophen vorzubereiten. Die Herausforderung einer Katastrophe /Großschadenslage ist nur interdisziplinär zu bewältigen, aber gerade der Chirurg / Unfallchirurg / Orthopäde sollte im Katastrophenfall eine Führungsfunktion übernehmen, da wir es bei Katastrophen und Terroranschlägen meist mit vielen physisch verletzten Patienten zu tun haben. Der Unfallchirurg / Orthopäde sollte sich daher mit der Planung und Vorbereitung, Ausbildung und Training, Entwicklung und Forschung im Bereich des Massenanfalls von Verletzten und der Katastrophenmedizin befassen. Literatur: 1. Aylwin CJ, Konig TC, Brennan NW, Shirley PJ, Davies G, Walsh MS, Brohi K Reduction in critical mortality in urban mass casualty incidents:analysis of triage, surge, and resource use after the London bombings on July 7, 2005. Lancet. 2006 Dec 23;368(9554):2219-25.
PO–1.4 Die Erweiterung eines Thoraxkompressions-Feedback Systems um akustische Zusatzelemente verbessert die Reanimationsergebnisse nicht R. Lukas1, T. Weber2, C. Sengelhoff1, N. Osada1, S. Döpker1, A. Bohn1 1 Universitätsklinikum Münster 2 Katholisches Klinikum Bochum Fragestellung: Die Qualität der Thoraxkompression hat wesentlichen Einfluss auf das Überleben von Patienten mit einem Herz-KreislaufStillstand [1,2]. Wir untersuchten welchen Einfluss ein um akustische Meldungen erweitertes Feedback (Korrektur der Drucktiefe, Hinweise bei Pausen) gegenüber einem optischen Feedback mit Metronom auf das Primärüberleben (ROSC) und die Thoraxkompressionsqualität bei der präklinischen Reanimation hat. Material, Methoden: Nach Zustimmung der Ethikkommission wurden 311 Patienten durch den Rettungsdienst der Stadt Münster im Beobachtungszeitraum April 2007 bis April 2009 mit dem Feedbacksystem AED Pro der Firma Zoll Medical Corporation
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reanimiert. Die klinische Auswertung erfolgt mittels des deutschen Reanimationsregisters, der Zeitanteil ohne Kompression zur Gesamtdauer, die Thoraxkompressionstiefe und -frequenz wurde durch die RescueNet Code Review 4.10 Software berechnet. Ergebnisse: In der erweiterten audiovisuellen Feedbackgruppe erreichten 80 Patienten einen ROSC und 85 verstarben. In der minimalen Feedbackgruppe erreichten 68 Patienten einen ROSC und 78 Patienten verstarben. Der p-Wert im Chi-Quadrat Test beträgt 0.736 und ist nicht signifikant. Der Zeitanteil ohne Thoraxkompression zur Gesamtdauer ist in beiden Gruppen ähnlich (16,22 % zu 16,23 %). Bei der Thoraxkompressionstiefe finden sich in beiden Gruppen nur geringe Unterschiede (4,73 cm zu 4,86 cm). Allenfalls marginale Unterschiede finden sich bei der Thoraxkompressionsfrequenz (103,8/ min zu 103,7/min). Schlussfolgerungen: Bereits mit einem minimalen audiovisuellen Feedbacksystem werden leitliniengerechte Thoraxkompressionen erreicht. Eine Erweiterung des audiovisuellen Feedbacksystems um akustische Meldungen führt zu keinen Unterschieden im Primärüberleben und in der Thoraxkompressionsqualität. Wir fanden keine Hinweise auf störende Einflüsse im Sinne einer Reizüberflutung durch den Einsatz eines audiovisuellen Feedbacksystems [3]. Literatur 1. Christenson J, Berg R et al. (2009) Chest compression fraction determines survival in patients with out-of-hospital ventricular fibrillation. Circulation 120:1241-7 2. Kramer-Johansen J et al. (2006) Quality of out-of-hospital cardiopulmonary resuscitation with real time automated feedback: A prospective interventional study. Resuscitation 71: 283-292 3. Rittenberger JC, Guimond G, Platt TE et al. (2006) Quality of BLS decreases with increasing resuscitation complexity. Resuscitation 68: 365-369
PO–1.5 Alternative zum Venenweg: Sternaler intraossärer Zugang für den Notarztdienst C. Sengelhoff1, G. Kahyaoglu1, R. Lukas1, U. Harding1, A. Bohn1 1 Universitätsklinikum Münster Fragestellung: Der intraossäre (i.o.) Zugang ist gemäß den ERC Leitlinien Methode der zweiten Wahl nach dem peripheren venösen Zugang1. Als i.o. Zugang wird in Münster das F.A.S.T.1 Sternal Intraosseous Infusion System (Pyng Medical Corporation) zur Punktion des Manubrium sterni genutzt. Um Akzeptanz und Anwendung des Systems zu überprüfen, sowie Verbesserungsbedarf bei der Schulung zu erkennen, wurde eine Befragung der Notärzte (NÄ) durchgeführt, die das System benutzten. Methodik: Alle Einsätze mit F.A.S.T.1 Anwendung in den Jahren 2007 und 2008 wurden erfasst. Die Erfassung erfolgte im Austausch der Einsatzdokumentation gegen Ersatzsysteme nach Verbrauch. Die NÄ wurden mittels Fragebogen mit offenen Fragen zur Anwendung, Akzeptanz und Problemen in der Praxis befragt. Ergebnisse: Es wurden 13 Anwendungen dokumentiert und evaluiert. Zehn bei internistischen Erkrankungen, drei bei polytraumatisierten Patienten. In elf Fällen war der Patient reanimationspflichtig. In vier Fällen erschwerte eine Adipositas die Venenpunktion. Es kam es zu zwei fehlerhaften Anwendungen mit Abbruch der Punktion. Bei zwei weiteren Anwendungen kam es durch die Punktion zu einer unkritischen, kutanen Blutung. Bei einer Anwendung kam es nach Reanimation intrahospital zu einer sekundären Lockerung, wobei es retrospektiv zu keiner Einschränkung der Flüssigkeits und Medikamenten-applikation kam. Bei zehn Anwendungen wurde die Anlage als problemlos bewertet. Bei drei Anwendungen gaben die NÄ trotz erfolgter Einweisung Unsicherheit bei der Punktion an: 3 NÄ verunsicherte der hohe Punktionsdruck, davon gaben 2 NÄ zudem an, dass ein typischer Widerstandsverlust fehle. Alle befragten NÄ würden F.A.S.T.1 wieder benutzen. Interpretation: Wir konnten zeigen, daß das F.A.S.T.1 System als intraossärer Zugang bei den NÄ akzeptiert ist. Die Erfolgsraten bei Punktion entsprechen denen der publizierten Studien (77% vs. 72%-95%)2,3. Kutane Blutungen bei Punktion stellten kein
Problem bei der Anlage dar und wurden jeweils als unkritisch betrachtet. Auf den hohen Kompressionsdruck bei der Punktion kann durch verbesserte Schulungen vorbereitet werden. Bezüglich der Sicherheit des Systems gaben alle NÄ an, es als sicher einzustufen. Fazit: Das FAST1 System stellt eine gute, sichere Alternative bei fehlendem Veneweg dar. Literatur 1 Nolan JP, et al. Resuscitation 2005 Dec;67 Suppl 1:S39-86. 2 Calkins MD, et al. J.Trauma 2000 Jun;48(6):1068-1074. 3 Frascone RJ, et al. Prehosp.Emerg.Care 2007 Apr-Jun;11(2):164-171.
PO–1.6 Akute Schlaganfälle im Rettungsdienst – verpassen wir etwas? U. Harding1, M. Kros2, M. Ritter1, M. Ohms2, M. Schilling1, A. Bohn1 1 Universitätsklinikum Münster 2 Herz-Jesu-Krankenhaus Münster Fragestellung: Mit Einführung einer Verfahrensanweisung, die eine klinische Un-tersuchung beinhaltet, sollen Patienten mit akutem Schlaganfall sicher durch den Rettungsdienst identifiziert und einer Stroke-Unit-Behandlung zugeführt werden. Über Rückmeldungen aus den beteiligten Kliniken soll überprüft werden, wie hoch der Anteil an Fehldiagnosen bei Schlaganfallpatienten ist und wie groß der Anteil nicht vom Rettungsdienst identifizierter Schlaganfallpatienten ist. Methodik: Für einen Zeitraum von einem Jahr erfolgte eine Rückmeldung der be-teiligten Kliniken über Patienten, die vom Rettungsdienst der Stadt Münster als Schlaganfall angekündigt wurden sowie über Patienten, bei denen in der Klinik eine Schlaganfalldiagnose erfolgte, die jedoch nicht vom Rettungsdienst als solche angekündigt wurden. Die Klinikdiagnosen wurden mit den Notarztdiagnosen verglichen. Die Zustimmung der Ethikkommission Medizinischen Fakultät der Uni-versität Münster liegt vor. Ergebnisse: Es lagen 263 Datensätze vor. Bei 201 Patienten (75%) wurde vom Rettungsdienst die Diagnose Stroke gestellt, wovon in 182 Fällen (90,5%) die Diagnose durch die Klinik bestätigt wurde. 62 Patienten hatten einen Schlaganfall, der durch den Rettungsdienst nicht erkannt wurde. Falsch positive Diagnosen der Notärzte teilen sich zu 44% auf Epilepsie, 39% andere neurologische sowie 17% internistische Erkrankungen auf. Interpretation: Es ist gelungen, eine Rückmeldung aller Schlaganfallpatienten einschließlich Diagnosen des Rettungsdienstes zu erhalten. Die Diagnosesicher-heit der Notärzte für den akuten Schlaganfall ist sehr hoch. Falsch positive Schlag-anfalldiagnosen erweisen sich zu 83% als neurologische Erkrankungen. Ein Viertel der Schlaganfälle bleibt unerkannt. Eine genauere Betrachtung zeigte, daß bei Einsätzen mit unerkannten Schlaganfällen zu 69% nicht arztbesetzte Rettungsmittel im Einsatz waren. Hier zeigt sich ein weiter bestehender Schulungsbedarf des Ret-tungsfachpersonals zum Erkennen akuter Schlaganfälle. Literatur 1. Verfahrensanweisung Schlaganfall der Berufsfeuerwehr Münster 2. Allroggen A, Prugger C, Wefers K, Weber T, Schilling M, Heuschmann P, Nabavi D (2007) Vergleich zwischen der prähospitalen Los Angeles Schlaganfallskala und des Gesicht-, Arm- Sprachtests zur Schlaganfallerkennung durch Rettungsassistenten. Aktuelle Neurologie 34 (S2): P667 3. Deakin CD, Alasaad M, King P, Thompson F (2009) Is ambulance Telefone triage using advanced medical priority dispatch protocols able to identify patients with acute stroke correctly? Emerg Med J 26: 442-445
PO–1.7 Die Abbildung der Zentralen interdisziplinären Notaufnahme im Krankenhauscontrolling: Profit-Center oder Cost-Center? W. von Eiff1, C. Niehues1 1 Centrum für Krankenhausmanagement Münster Fragestellung: Im Zuge des starken Wettbewerbs entscheiden sich viele Kliniken für eine Zentrale Notaufnahme (ZNA). Während andere Abteilungen relativ gut im Controlling abgebildet werden, bereitet die ZNA erhebliche Controllingprobleme. Derzeit werden anscheinend willkürlich Controllinginstrumente aus der Industrie auf Krankenhäuser übertragen. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Frage, ob das Profit-Center-Konzept auf Krankenhäuser übertragbar ist und wie die ZNA im Controlling abgebildet werden kann. Material, Methoden: Im Rahmen von mehreren Betriebsanalysen wurde das Controlling von Ambulanzen und Notaufnahmen analysiert. Ergänzend wurden umfassende Literaturrecherchen zu den Begriffen ‚Profit-Center’ sowie ‚Notaufnahme’ und Experteninterviews durchgeführt. Ergebnisse: Die Literaturrecherche und Experteninterviews zeigten, dass sowohl Betriebswirte wie Mediziner im Krankenhausbereich dem Profit-Center eine Begriffsdefinition zugrunde legen, die der wirtschaf tswissenschaftlichen Definition widerspricht. Der Unterschied zwischen Cost-Center, Profit Center und Investment-Center ist weitestgehend unbekannt. Der interdisziplinäre Ansatz und die komplexe Leistungsverflechtung zu anderen Bereichen widersprechen dem Prinzip des Profit-Center. In der Industrie ist schon seit langem bekannt, dass das ProfitCenter kurzfristig orientiert ist und Bereichsegoismen fördert. Für die ZNA besteht das Problem, dass die Bereitschaftszeiten und die interdisziplinäre Zusammenarbeit nicht mit standardisierten Controllinginstrumenten abzubilden sind. Die Erfolgsfaktoren der ZNA (Marketingfunktion) sind größtenteils qualitativ und nur schwer objektivierbar. Schlussfolgerung(en): Aufgrund der gesetzlichen Behandlungspflicht und der vorgegeben Festpreise ist eine ZNA nicht als Profit-Center im wirtschaftswissenschaftliche Sinne zu führen. Die ZNA kann mit einem eigenen Budget als Cost-Center organisiert werden. Eine mangelnde Abbildung im DRG-System und die niedrigen Erlöse im ambulanten Bereich bleiben aber zunächst als zentrale Probleme bestehen. Literatur – Friedl, G. Multerer, C., Ott, R. (2009) Den Krankenhaus-Erfolg ermitteln und steuern, in: f&w, Vol. 26, No.3, pp. 285-288. – Kaplan, R. (1984), The Evolution of Management, in: The Accounting Review, Vol. 59, No. 3, pp. 390-418. – Young, D. (2008) profit centers in clinical care departments – an idea whose time has gone, in: Healthcare financial management, Vol 62, No. 3, pp. 66-71.
PO–1.8 Prozessoptimierung durch eine EDV-gestützte Ersteinschätzung in der klinischen Notfallversorgung – Interdisziplinäres Notfallzentrum Bonn I. Gräff1, M. Wittmann1, B. Goldschmidt1, A. Dahmen1, A. Hoeft1, G. Baumgarten1 1 Uniklinik Bonn Fragestellung: Es sollte überprüft werden, in wieweit eine Prozessoptimierung durch Einführung eines KIS-basierten, arztunabhängigen Ersteinschätzungsprotokolls für Pflegekräfte zusammen mit anderen Maßnahmen zu einer messbaren Verbesserung des Behandlungsablaufs von Notfallpatienten in einer interdisziplinären Notaufnahme führt. Methodik: Die Prozesse der Notfallversorgung wurde im Sinne einer SWOT-Analyse (Strength, Weaknesses, Opportunities, Threats) untersucht. Anschließend wurde in Kooperation mit der Abteilung für Klinisches Prozessmanagement des Universitätsklinikums ein KISbasiertes Ersteinschätzungsprotokoll entwickelt, welches das Manchester Triagesystems (MTS) zur Dringlichkeitseinstufung durch Notfall + Rettungsmedizin 1 · 2010
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Abstracts Pflegekräfte nutzt. Zusätzlich wurden Standard Operating Procedures (SOP) entwickelt und implementiert und die Vorschaltung des Aufnahmeprozesses durch Verwaltungspersonal vor der medizinischen Versorgung aufgehoben. Dringlichkeitseinstufung, Administration und Fachgebietszuweisung erfolgen prozessoptimiert an einer Stelle durch dasselbe Personal. Ergebnis: Jeder eintreffende Notfallpatient wird unmittelbar durch eine Pflegekraft mittels eines EDV-gestützten Ersteinschätzungsprotok olls auf seine Dringlichkeit eingeschätzt. Die Zeitspanne zwischen Eintreffen des Patienten und dem ersten Arztkontakt konnte um 17,1 Minuten deutlich reduziert werden. Die Einbindung des Ersteinschätz ungsprotokolls in das KIS-System führt zu effizienteren und transparenteren Behandlungsabläufen, so werden Kernprozesse aller im Behandlungsprozess befindlichen Patienten auf zwei großen Übersichtsmonitoren angezeigt. Die hohe Akzeptanz des seit Anfang 2009 eingeführten Systems insbesondere beim Rettungsdienst, den zuweisenden Krankenhäusern sowie den niedergelassenen Ärzten, spiegelt sich in steigenden Patientenzahlen nieder. Die Anzahl der in der Notaufnahme erstbehandelten unfallchirurgisch / orthopädischen Patienten stieg nach Einführung der Prozessoptimierung im ersten Quartal 2008 von 999 Patienten auf 1727 im ersten Quartal 2009 (+72%), die Vollkraftstellen sowohl im Pflegebereich als auch bei den Ärzten blieben dabei unverändert. Schlussfolgerung: Die strukturierte KIS-basierte Ersteinschätzung jedes Patienten führt durch die Dringlichkeitseinstufung der Patienten unter den Gesichtspunkten des Risiko-Management zu optimierten Behandlungsabläufen. Zusammen mit weiteren Maßnahmen der Prozessoptimierung konnte die Qualität der Notfallversorgung bei gleich bleibenden Personalressourcen gesteigert werden. PO–1.9 Kühlung nach Reanimation – eine retrospektive 5-Jahres-Analyse mit Langzeitergebnissen von 83 Patienten P. Vogt1, H.-B. Hopf1 1 Asklepios Klinik Langen Fragestellung: Die milde therapeutische Hypothermie nach kardiopulmonaler Reanimation wird seit 2003 zur Senkung der Sterblichkeit und Verringerung des neurologischen Defizits empfohlen (1). Wir haben unsere Daten Im Rahmen unserer internen Qualitätssicherung mit Blick auf Krankenhaus-Überlebensrate und Lebensqualität nach Krankenhausentlassung aufgearbeitet. Material, Methoden: Identifikation aller Patienten mit der Haupt- oder Neben-Diagnose I46.0 vom 1.12.2002 – 31.12.2007. Eingeschlossen in die retrospektive Analyse wurden alle reanimierten Patienten mit einer mindestens 24-stündigen intensivmedizinischen Behandlung mit therapeutischer Hypothermie. Folgende Variablen wurden erfasst: Alter, Geschlecht, Herzfrequenz, Blutdruck, Blutgase, Interventionen (perkutane koronare Intervention PCI, Lyse, intraaortale Gegenpulsation IABP), Intensiv- und Krankenhausverweildauer, Letalität. Zusätzlich wurde an alle überlebenden Patienten in einem Zeitraum von 3 Monaten bis 5 Jahren nach der Entlassung ein Fragebogen zur Erfassung der Langzeitüberlebensrate und der Lebensqualität gesendet. Ergebnisse: 83/194 Patienten erfüllten die Einschlußkriterien und wurden ausgewertet. 38/83 Patienten (46%) überlebten bis zur Krankenhausentlassung. Die überlebenden Patienten waren im Mittel 12 Jahre jünger (58±14 vs. 70±12) und wiesen einen um 10 Punkte geringeren SAPS II (44±18 vs. 54±16) sowie einen um 3 Punkte geringeren SOFA-Score (7±4 vs. 10±3) auf. 65 Patienten wurden interventionell revaskularisiert, bei 54 wurde eine IABP implantiert. Die mittlere Intensivstationsverweildauer betrug 16±10 Tage bei den Überlebenden vs. 10±8 Tage bei den Verstorbenen, die Krankenhausverweildauer 30±17 vs. 12±9 Tage. Der Fragebogen zur Erfassung der Langzeitergebnisse hatte eine Rücklaufquote von 24/38. 19 der 24 Patienten gaben keine bzw. nur eine geringe (z. B. interkurrente
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Dialyse) Einschränkung der Lebensqualität an, jeweils 2 Patienten waren erheblich beeinträchtigt bzw. Pflegefälle. 5 Patienten waren nach Krankenhaus-Entlassung verstorben. Schlussfolgerungen: Unsere KHS-Überlebensrate betrug 46% und war somit vergleichbar mit bisher publizierten Daten (2,3). 19/38 aus dem Krankenhaus entlassenen Patienten beschrieben ihre Lebensqualität als nicht bzw. nur gering eingeschränkt. Literatur 1.) Nolan JP et al.: Circulation 2003;108:118-21. 2.) Holzer M. for the HACAR Group: N Engl J Med 2002;346:549-56. 3.) Bernard SA et al.: N Engl J Med 2002;346:557-63.
PO–1.10 Präklinischer Einsatz supraglottischer Atemwegshilfen in Nordrhein-Westfalen S. Funke1, T. Weber2 1 Klinikum Dortmund gGmbH Dortmund 2 Katholisches Klinikum Bochum Im November 2005 wurden durch das European Resuscitation Council (ERC) neue Leitlinien zur kardiopulmonalen Reanimation (CPR) veröffentlicht. Wesentliche Neuerungen bestehen in einer einfacheren Handlungsanweisung der Helfer mit dem Ziel, die no-flow-time (NFT) zu reduzieren. Der Goldstandard der Atemwegs-sicherung ist nach wie vor die endotracheale Intubation (ETI) in der Hand des Erfahrenen. Die aktuellen Leitlinien empfehlen daneben supraglottische Atemwegshilfen (sAWH) wie Larynxmaske (LMA), Kombitubus oder Larynxtubus (LT). Bezüglich dieser sAWH ist die Datenlage für eine präklinische Anwendung im Rahmen einer CPR nicht zufriedenstellend. Ziel dieser Umfrage war es, zunächst für Nordrhein-Westfalen (NRW) eine Erhebung darüber durchzuführen, welche sAWH vorgehalten werden, als auch festzustellen, in wie weit Algorithmen vorhanden sind, diese sAWH primär bei der CPR einzusetzen. Es wurde ein Fragebogen erstellt, welcher an die ärztlichen Leiter Rettungsdienst des Landes NRW versand wurde. Die Rücklaufquote lag bei 69%; es zeigte sich, dass mind. eine sAWH überall vorgehalten wird, mit einem Gleichgewicht zwischen der LMA (59%) und dem Larynxtubus mit/ohne Druckentlastung (LTS/LT) (58%) bei stark schwankenden Anwendungshäufigkeiten. Der Einsatz der vorgehaltenen sAWH wird vornehmlich für den Rettungsdienst (RD) geschult (81%), eine Schulung für Notärzte (NÄ) erfolgt zu 59%. Einen einheitlichen Reanimationsalgorithmus mit Anwendung einer sAWH gibt es in 62% der RD-Bezirke, ein primärer Einsatz der sAWH für RD und NÄ wurde von nur einem RD-Bezirk beschrieben. Die sAWH kommt ärztlicherseits bei nicht möglicher ETI zur Anwendung (97%), das RD-Personal benutzt die sAWH vor allem bei nicht möglicher Maskenbeatmung (62%). Es sollte aufgrund dieser Erhebung sowie der vorhandenen Literatur eine möglicherweise vorteilhafte Anwendung des LT/ LTS, in einer weiteren Studie erfolgen. Neben der Projektierung einer Anwenderbefragung, welche die präklinische Handhabung des LT/LTS untersucht, ist insbesondere die Nutzung hinsichtlich einer Reduktion der NFT während der CPR zu evaluieren. Literatur 1. Cook, McCormick, Asai (2003) Randomized comparison of laryngeal tube with Classical laryngeal mask airway for anaesthesia with controlled ventilation (Br J Anaesth. 91: 373-378) 2. Asai, Kawachi (2004) Use of the LT by paramedic staff (Anaesth.59:408-9) 3. Gatward, Thomas, Nolan, Cook (2008) Effect of chest compressions on the time taken to insert airway devices in a manikin. (Br J Anaesth. 100:351-356)
Einleitung: Um die schnellst mögliche Versorgung eines schwerverletzten Patienten in einem geeigneten Krankenhaus (1) erreichen zu können, ist ein effektiver und effizienter Informationsaustausch zwischen den Partnern der Notfallversorgung (Rettungsdienste, Rettungshubschrauber, Leitstellen, Krankenhäuser) unerlässlich. Material und Methoden: Die Projektgruppe TEAM-TNNW unter der Leitung der Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand und Wiederherste llungschirurgie des Universitätsklinikums Münster entwickelt eine web-basierte Applikation, die Informationen zu allen traumatologischen Kliniken, inklusive der Einstufung innerhalb des Traumanetzwerks, und verfügbaren Rettungsmitteln, inklusive Rettungshubschrauber in der näheren Umgebung eines Unfallortes bereitstellt. Der Notarzt erhält zusätzlich ein mobiles Gerät, das sog. HELP (Hospital Emergency Location Phone). Er erhält so die Möglichkeit, das geeignete Krankenhaus auszuwählen. Hierzu werden ihm neben der Einstufung des Traumazentrums auch Information über alarmierte Hubschrauber angezeigt. Es wird automatisch eine Telefonverbindung zwischen dem diensthabenden Arzt im endgultig ausgewählten Krankenhaus und dem Notarzt aufgebaut. Ergebnisse: Das Projekt befindet sich im Stadium der Applikationsentwicklung. Eine demonstrationsfähige Version wurde jedoch bereits fertiggestellt. Ab dem 1. Juli 2010 wird das System durch die Feuerwehr Münster gestestet und durch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt evaluiert. Das Projekt wird mit Mitteln des Landes NRW (Projektkennzeichen 005-GW01-128) gefördert und wurde mit dem Karl Storz Innovationspreis Telemedizin 2009 ausgezeichnet. Schlussfolgerungen: Die Verfügbarkeit aller relevanten Informationen ist essentiell für die Auswahl des nächsten geeigneten Krankenhauses für die Versorgung eines schwerverletzten Patienten. Die hier vorgestellten Applikationen können den Beteiligten der Traumaversorgung helfen, unnötige Zeitverluste zu vermeiden und so die prä-hospitale Zeit zu minimieren, Literatur (1) Weissbuch Schwerverletztenversorgung: http://www.dgu-online.de/pdf/ unfallchirurgie/weissbuch/zusammenfassung.pdf
PO–1.12 Cardiac Output monitoring: invasive versus non-invasive F. de Ruiter1, H.M.S. Theunissen1, M. Sloep1, M.A.E. Marcus1, M.D. Lancé1 1 Universitätsklinik Maastricht Introduction: Accurate and reliable non-invasive cardiac output measurement could be a valuable instrument in clinical management of older and sicker patients. A recent advance in bio-impedance technology (velocimetry) promises a more precise and stable measurement using only four conventional ECG-electrodes. We compared this non invasive method to the golden standard (pulmonary artery catheter). Methods: After informed consent we randomly included 37 patients scheduled for cardiac surgery under anesthesia were included. All of the patients received a pulmonary artery catheter and were connected to continuous cardiac output monitoring (CCO-Vigilance-Edwards®) and to electrical velocitymetry (Aesculon®-Osypka Medizintechnik Germany. Seven times the patients were measured (T1 before incision,
T2 before cannulation, T3 after Protamineinjection, T4 after ECC, T5 30 min after ICU-arrival, T6 60 min after detubation, T7 morning after cardiac surgery). We used the Wilcoxon Signed Ranks test with Bonferroni correction in SPSS 15. Results: The differences in measurements at T1, T3, T4 and T5 were significant. At the measurement points T2, T6 and T7 there were no significant differences between the methods of cardiac output measurements. The responsiveness of the CI-measurements at different times revealed good correlation (figure). All measurements diverged at the upper limit of CI > 3. At the lower limit of CI were not enough data available. 4,0 Mean Cardiac Index
PO–1.11 Einsatz mobiler Applikationen zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Notarzt, Leitstelle und Krankenhaus C. Juhra1, T. Vordemvenne1, R. Hartensuer1, F. Ückert2, T. Weber3, A. Bohn4, S. Hentsch5, M. Raschke1 1 Univeristätsklinikum Münster 2 Westfälische Wilhems Universität Münster 3 Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt Köln 4 Berufsfeuerwehr Münster 5 Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz
CI_Aesculon CI_Vigilance
3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 T1 T2 *T3 *T4 *T5 T6 T7 T3, T4 und T5 sind signifikant
Conclusions: We found good correlation only under stabile conditions, ventilated or spontaneous breathing, ad points T2, T6 and T7 Between both methods. At higher CI (> 3) measurements are less reliable. Ad point T1, T3, T4 and T5 there was a significant difference between the two methods. PO–1.13 Reanimationsunterricht an Schulen – Wieviel Unterricht ist effektiv? S. Döpker1, P. Kimmeyer1, H. Van Aken1, T. Möllhoff2, A. Bohn1, T. Weber3 1 Uniklinik Münster 2 Marienhospital Aachen 3 St. Josef-Hospital, Klinik der Ruhr-Universität Bochum Frage: Das therapiefreie Intervall, im Rahmen der präklinischen Reanimation, kann durch eine Laienreanimation verkürzt werden. Es werden zu wenige Laienreanima- tionen durchgeführt. Möglicherweise könnte ein standardisierter Reanimations- unterricht in der Schule ein Lösungsansatz sein. Das Ziel dieser prospektiven, Observations-Studie ist zu untersuchen: (1) Ab welchem Alter ein Reanimations- unterricht sinnvoll und (2) in welchen Intervallen die Ausbildung effektiv ist? Methode: Über 2 Jahre wurden Schüler aus 2 Altersgruppen, 6. Klasse (11-12 Jahre) und 9. Klasse (14-15 Jahre), in Aachen und Münster (n=300, Mädchen n=149 (49,6%), Jungen n=151 (50,4%)) unterrichtet. Es wurden an jeweils einer Schule 2 vergleichbare Gruppen (G1, G2) gebildet. G1 wurde jährlich unterrichtet, G2 halbjährlich (Theorie und Praxis jeweils 45 Min., Wiederholungsunterricht 45 Min.). In einer weiteren Schule wurde in der gleichen Jahrgangsstufe eine Kontrollgruppe (KG) ohne theoretischen und praktischen Unterricht untersucht. Der Lern- erfolg wurde mittels der Resusci® Anne (Laerdal Medical Norwegen) überprüft. Als ideale Werte der Reanimationsqualität wurden eine Kompressionstiefe im Bereich von 38-51 mm, eine Kompressionsrate von 90-110/Minute und ein Tidalvolumen von 500 ml als korrekt gewertet. Insgesamt gab es 5 Messzeitpunkte (E1-E5) im halbjährlichen Rhythmus, wobei E1 der Messzeitpunkt vor der Intervention ist. Ergebnisse: Durch das Training konnte eine signifikante Verbesserung der Kompressionstiefe (KT), Kompressionsrate (KR) und der Anzahl der korrekten Ventilation (AdV) erreicht werden (*bedeutet signifikant zum Vorwert). KT: G1 (10,6 (E1) vs. 38,35* (E5)), G2 (12,6 (E1) vs. 37,2* (E5)) KR: G1 (25,5 (E1) vs. 71,99* (E5)), G2 (25,6 (E1) vs. 76,0* (E5)) AdV: G1 (0,0 (E1) vs. 4,76* (E5)), G2 (0,0 (E1) vs. 5,18* (E5)). In beiden Gruppen war der Lernerfolg nach der ersten Intervention gleich stark
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Abstracts ausgeprägt und blieb konstant. In der KG war kein Lernerfolg nachweisbar. Schlussfolgerung: Kinder (11-15 Jahre) sind in der Lage den Basic Life Support zu erlernen. Ein jährliches Training ist dem halbjährlichen Training nicht unterlegen. Das von uns vorgeschlagene Trainingskonzept könnte, bei einer flächendeckenden Einführung, die Bereitschaft zur Laienreanimation erhöhen und damit das therapiefreie Intervall verkürzen. Literatur 1. Dan L. Isbye, Lars S. Rasmussen (2007) „Disseminating Cardiopulmonary Resuscitation Training by Distributing 35 000 Personal Manikins Among School Children“ Circulatuion; 116 (12): 1341-3; 2. I. Jones, R. Whitfield, et al (2007) „At what age can schoolchildren provide effective chest compressions? An observational study from the Heartstart UK schools training programme“ BMJ; 334(7605): 1201
PO–1.14 Das studentisch organisierte „Rettungsdienstpraktikum für Medizinstudierende“ an der RWTH Aachen - Erfahrungen und Stellenwert in der notfallmedizinischen Lehre C. Beißner1, S. Knott1, A. Schmidt1, H. Biermann1, J. Brokmann1 1 Universitätsklinikum Aachen Fragestellung: Der Modellstudiengang Medizin an der RWTH Aachen nutzt die durch die Neufassung der Approbationsordnung eröffneten Möglichkeiten, die Lehre im Fachgebiet Notfallmedizin innovativ und praxisnah zu gestalten.[1] Der studentische „Arbeitskreis Notfallmedizin“ (AKN) entwickelte in Ergänzung dazu das Konzept eines Rettungsdienstpraktikums, welches seit dem Sommersemester 2008 durchgeführt wird. Evaluation und Feedback der Teilnehmer zeigen die breite Akzeptanz des Praktikums durch die Studierenden. Durchführung: In Gruppen von maximal 20 Studierenden wird ein 4,5-stündiges Einführungsseminar mit Praxisstationen zum Thema Immobilisation oder BLS durchlaufen, welches in intensiver Betreuung von studentischen Tutoren mit Rettungsdiensterfahrung gestaltet wird. Ein ärztlicher Vortrag bereitet die Teilnehmer auf spezielle Problemstellungen im Rahmen ihrer Praktikumszeit vor. Anschliessend begleiten Studierende für insgesamt 48 Stunden eine Rettungswagenbesatzung in der StädteRegion Aachen. Ein Abschlußseminar in Kleingruppen ermöglicht die Nachbesprechung der erlebten Einsätze mit einem erfahrenen Notfallmediziner sowie die strukturierte mündliche und schriftliche Evaluation. Ein durch den AKN gestaltetes Skript erleichtert den Teilnehmern die gezielte Vorbereitung auf das Praktikum. Ergebnisse: Seit dem Sommersemester 2008 konnten durch den Arbeitskreis Notfallmedizin 186 Praktikumsplätze, 60 davon im laufenden Semester, angeboten werden, denen etwa die doppelte Zahl von Interessenten gegenüberstand. Das schriftliche und mündliche Feedback der Studierenden zeigt, dass sich diese mit hoher Motivation mit den Inhalten des Praktikums auseinander setzen. Weiterhin zeigt die Evaluation eine signifikant gesteigerte Selbsteinschätzung der eigenen Fähigkeiten wie beispielsweise Umgang mit Immobilisationsmaterial, sowie die Bedeutung persönlich erlebter Einsatzsituationen im Gegensatz zu der Bearbeitung von Fallbeispielen im Rahmen von Lehrveranstaltungen. Schlussfolgerungen: Das „Rettungsdienstpraktikum für Medizinstudierende“ an der RWTH Aachen stellt eine sinnvolle Ergänzung der notfallmedizinischen Lehre dar. Zur differenzierteren Messung des Lernerfolges wird in Zukunft eine noch fokussiertere Evaluation unter Einbeziehung von Vergleichsgruppen durchgeführt werden. Literatur [1] Beckers S, Bickenbach J et al. „Meet the AIX-PERTs...“ Der notfallmedizinische Start in den Modellstudiengang Humanmedizin am Universitätsklinikum Aachen; Anaesthesist 2004 53:561-569
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PO–1.15 Auswirkungen von Videofeedback bei dem Erlernen und Training von Basic Life Support S. Sopka1, S. Knott1, H. Biermann1, R. Rossaint1, S. Rex1, S. Beckers1 1 Uniklinik Aachen Fragestellung: Das korrekte Erlernen und Trainieren von Basic Life Support (BLS) ist entscheidend für die spätere Behandlung von Patienten mit Herzstillstand. Schwerpunkt des Trainings sind essentielle praktische Fertigkeiten wie z.B. die korrekte Herz-Druck-Massage mit entsprechender Drucktiefe und Frequenz, aber auch übergeordnet, die korrekte Anwendung des BLS-Algorithmus. Unsere Unter-suchung beschäftigt sich mit der Fragestellung ob individuelles Videofeedback (VF) bei dem Erlernen und Trainieren Langzeiteffekte auf die Durchführung von BLS und somit möglicherweise auf das spätere Patientenoutcome hat. Material, Methoden: 70 Medizinstudierende (Alter 21,2 ±3,5; Range 1841) des ersten Semesters wurden randomisiert 2 Gruppen zugeteilt und absolvierten ein BLS Training. Eine Gruppe (Kontrollgruppe n= 32) wurde nach einem „4-Step Approach“-Verfahren unterrichten, die andere Gruppe (VF-Gruppe n= 36) bekam anstatt dem Feedback von Dozenten ein individuelles Videofeedback. Alle Teilnehmer wurden nach demselben BLS Scenario an Trainingsmodellen unterrichtet und nach 1 Woche und 6 Monaten getestet. Die Szenarios hatten eine Länge von 2 min. Ergebnisse: Nach 6 Monaten ergab bezüglich der Drucktiefe, dass in der Kontrollgruppe 46,9% der Teilnehmer in über 80% der HerzDruck-Massagen eine korrekte Tiefe angewandt hatte. In der VFGruppe hatten nach 6-Monaten 88.9% eine korrekte Drucktiefe. Bezüglich des BLS-Algorithmus wurde er nach 6 Monaten in der Kontrollgruppe bei 34,4% der Teilnehmer korrekt angewandt im Vergleich zur VF-Gruppe bei welcher er zu 50% korrekt angewandt wurde. Schlussfolgerung: Die Anwendung von Videofeedback ist eine sinnvolle Ergänzung bei dem Erlernen von notfallmedizinischen Fertigkeiten wie z.B. bei Basic Life Support. Ergebnisse der Teilnehmer unserer Studie weisen darauf hin, dass es signifikante Unterschiede bei der praktischen Umsetzung von BLS am Trainingsmodell gibt. Diese betreffen Drucktiefe und die korrekte Anwendung des BLSAlgorithmus. Literatur – Beckers et al. - Evaluation of a new approach to implement structured evidencebased emergency medical care in undergraduate medical education in Germany Resuscitation. 2005 Jun;65(3):345-56.
PO–1.16 Vergleichende Untersuchungen von drei supraglottischen Atemhilfen mit Ärzten und Rettungsassistenten am Simulator – Ist die i-gel™ eine präklinische Alternative? J. Tiesmeier1, M. Emmerich1 1 Krankenhaus Bad Oeynhausen Fragestellung: Bei einer erhöhten präklinischen Inzidenz von schwierigen Atemwegssicherungen, stellen supraglottische Atemhilfen eine wichtige Alternative zur endotrachealen Intubation dar. Auf Grund der positiven Erfahrungen mit der i-gel™-Atemhilfe (i-gel™) im klinischen Bereich, verglichen wir ihre Anwendung mit der klassischen Larynxmaske (cLMA™) und dem Larynxtubus™ (LT™) unter standardisierten Bedingungen mit Rettungsassistenten (RA) und Ärzten am Phantom. Zudem wurde die sekundäre Intubation über die einliegende i-gel™ untersucht. Material,Methoden: 71 Probanden (40 RA und 31 Ärzte) nahmen an der Studie teil. Als Phantom wurde der Ambu® Airway Man verwendet. Die Zeitmessung begann mit dem Weglegen eines Beatmungsbeutels nach vorheriger Ventilation des Phantoms und endete nach dem Feststellen einer suffizienten Ventilation mit der jeweiligen Atemhilfe. Die Teilnehmer führten die drei verschiedenen Hilfsmittel (i-gel™
Größe 4, cLMA™ Größe 3 und LT™ Größe 4) jeweils 5-mal ein. Zusätzlich wurde bei erfolgreicher Beatmung mittels der i-gel™ eine Zwischenzeit gemessen. Ohne Unterbrechung setzten die Teilnehmer den Versuch mit zwei Zwischenbeatmungen fort und führten eine sekundäre endotracheale Intubation über die liegende i-gel™ durch. Die Zeitmessung endete hier nach der ersten Beatmung, unabhängig davon, ob eine korrekte tracheale Lage erzielt wurde. Ergebnisse: Vor Beginn der Studie hatten 95% der RA Erfahrungen mit der cLMA™, 77.5% mit dem LT™ und 0% mit der i-gel™. Beim ärztlichen Personal betrugen die entsprechenden Werte 61.2% für die cLMA™, 38.7% beim LT™ und 32.3% für die i-gel™ (P-Wert jeweils < 0.001). Die Gesamtheit aller 71 Teilnehmer benötigte für die erfolgreiche Einlage der cLMA™ im Durchschnitt 16.6 sec., für den LT™ 15 sec. und für die i-gel™ 8.48 sec. Im Vergleich der beiden Gruppen brauchten die RA gegenüber dem ärztlichen Personal im Durchschnitt 16.5 sec. für die cLMA™ (versus 16.9 sec., P = 0.693), für den LT™ 14.9 sec. (versus 16.8 sec., P = 0.08) und für die i-gel™ 7.8 sec. (versus 9.4 sec., P = <0.001). Sekundäre, endotracheale Intubation über die liegende i-gel™: Die Gesamtzeitdauer lag im Durchschnitt bei 25.8 sec. (RA 24.2 sec., ärztliches Personal 27.9 sec., P < 0.001). Vom ärztlichen Personals konnten 73.3% und von den RA 46.1% den Tubus 5-mal fehlerfrei platzieren (P<0.001). Schlussfolgerungen: Mit der i-gel™ konnte im Vergleich zur cLMA™ oder dem LT™ 50% schneller eine suffiziente Ventilation erreicht werden. Der Umgang mit der i-gel™ ist schnell erlernbar ist. Zudem bietet sie die Option der sekundären endotrachealen Intubation, PO–1.17 Die traumatische Aortenruptur – Notfall oder nicht? J. Pongratz1, S. Ockert1, H.-H. Eckstein1 1 Klinikum rechts der Isar der TU München Fragestellung: Die traumatische Aortenruptur ist eine meist fatale Verletzung der thorakalen Aorta im Rahmen von Hochrasanztraumen mit einer primären Mortalität von bis zu 90%. Die Versorgung erfolgte in der Vergangenheit konventionell-offen über eine Linksthorakotomie mit Mortalitätsraten von bis zu 20%. Mit der Einführung der endovaskulären Therapie (TEVAR) besteht eine Behandlungsalternative. Über den optimalen Versorgungszeitpunkt finden sich jedoch bisher keine klaren Aussagen. Material und Methoden: Alle im Zeitraum von 15.03.2005 bis 15.03.2009 konsekutiv an einer Aortenruptur behandelten Patienten wurden in eine retrospektive Analyse eingeschlossen. Die Patienten erhielten im Rahmen der Notfalldiagnostik eine kontrastmittelunterstützte Computertomographie (CTA) der thorakalen und abdominellen Aorta. Analysiert wurden Mortalität/Morbidität, Zusatzverletzungen, der OP-Zeitpunkt der TEVAR und die Anzahl an stentassozierten Komplikationen / Re-Operationen. Die Patienten wurden regelmäßig klinisch und per CTA bezüglich der traumatischen Aortenruptur nachuntersucht. Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum wurden 9 Patienten mit einer durchschittlichen OP-Dauer von 61 min mittels TEVAR behandelt, 6 Patienten davon innerhalb von 6 h nach Traumaereignis. 6 Patienten wurden in einem externen Krankenhaus ohne Möglichkeit der thorakalen Stentimplantation erstversorgt. Alle Patienten wiesen ein Thoraxtrauma unterschiedlichster Ausprägung auf, 3 Patienten Beckenringfrakturen, 2 Schädelhirntraumen. Ein Patient verstarb intraoperativ an den Folgen seiner relevanten Begleitverletzungen. Im Rahmen des Follow up (mittlere Dauer: 36 Mon.) lag die Mortalität bei 0%, bei einem Patienten waren bei stentassoziierten Komplikationen mehrfache Revisionen nach der Akutphase erforderlich. Schlußfolgerung: Die endovaskuläre Therapie der traumatischen Aortenruptur hat die offene Operation beim polytraumatisierten Patienten aufgrund des geringen perioperativen Risikos fast vollständig ersetzt. Das klinische Outcome der Patienten wird im wesentlichen durch ihre Begleitverletzungen und nicht durch die Aortenruptur
bestimmt. Der optimale Versorgungszeitpunkt der traumatischen Aortenruptur insbesondere im Hinblick auf die Gesamtversorgung dieser polytraumtisierten Patienten bleibt offen und muß individuell klinisch entschieden werden. Es kann diskutiert werden, die TEVAR bei kurzer OP Dauer primär oder im Intervall nach Stabilisierung des Patienten durchzuführen. PO–1.18 Notarzteinsätze auf der Kirmes M. Christ1, H. Wißuwa2, H.-J. Trappe1 1 Marienhospital Herne - Klinikum der Ruhr-Universität Bochum Herne 2 Rettungsdienst, Feuerwehr, Stadt Herne Fragestellung: In jedem Jahr besuchen mehrere Millionen Menschen große Volksfeste wie die Cranger Kirmes. Dennoch ist bislang wenig über das Spektrum an Notarzteinsätzen auf solch großen Volksfesten bekannt. Material und Methoden: Anhand einer Auswertung aller während des Zeitraums der Cranger Kirmes vom 7. bis zum 16. August 2009 geschriebenen Notarztprotokolle wurde das Spektrum an Notarzteinsätzen ermittelt. Ergebnisse: Insgesamt erfolgten 27 Notarzteinsätze, darunter mehr nicht-traumatische als traumatische Indikationen. Im Einzelnen fanden sich acht internistische Krankheitsbilder (29.63 %), sechs neurologische (22.22 %), fünf unfallchirurgische (18.52 %), zwei kardiologische (7.41 %) und ein pädiatrischer Notfall (3.70 %), weitere fünf Notarzteinsätze bei schwerer Alkoholintoxikation (18.52%). Ein Patient bedurfte der kardiopulmonalen Reanimation. Schlussfolgerungen: Das Spektrum der durch den Notarzt auf der Kirmes behandelten Krankheitsbilder ist groß. Trotz mehr als vier Millionen Besuchern zeigt die absolute Zahl von nur 27 Notarzteinsätzen, dass die Versorgung durch nur einen Notarzt möglich ist. Reanimationen, noch auf dem Festgelände, unterstreichen jedoch die Notwendigkeit dessen kontinuierlicher Präsenz. PO–1.19 Therapie der anaphylaktischen Reaktion in der zahnärztlichen Praxis M. Emmel1, T. Schneider2, M. Daubländer3 1 Praxis Dr. Mohr Bitburg 2 St. Josefs-Hospital Wiesbaden GmbH Wiesbaden 3 Universitätsmedizin Mainz Einleitung: Allergische Reaktionen zählen zu den typischen systemischen Komplikationen auf Medikamente und zahnärztliche Materialien und sollten daher von Zahnärzten frühzeitig erkannt und behandelt werden können. Es wurde daher der Wissensstand von Zahnärzten zur Diagnostik und Therapie der anaphylaktischen Reaktion (insbesondere die Adrenalingabe) erfasst. Da der intravenöse Zugang nicht zu den Standardverfahren in der ZMK gezählt werden kann, wurden alternative Applikationsformen für Adrenalin erfragt und praktisch evaluiert. Ziel war die Erarbeitung eindeutiger Therapieempfehlungen. Material und Methode: 1. Erfassung des Wissensstandes von Zahnärzten mittels Fragebogen (n=130). 2. Überprüfung der intramuskulären Adrenalinapplikation durch ein handelsübliches Autoinjektionsgerät mittels Ultraschalluntersuchung (Messung der Dicke von Cutis/Subcutis am M. vastus lateralis bei 100 freiwilligen Probanden). 3. Evaluation der Durchführbarkeit einer konventionellen intramuskulären Injektion in den M. Vastus lateralis mit 106 Zahnärzten an einem speziellen Simulator für diese Injektionsform. Ergebnisse: Ad 1) Das Risiko einer anaphylaktischen Reaktion bei Erwachsenen und Kindern wurde von 77% der Befragten als gleich hoch bewertet. 89% der Zahnärzte gaben an, in der Anamnese entsprechende Risikofaktoren zu erfragen. Die Einschätzung, einen i.v. Zugang etablieren zu können, beantworteten 48% mit ausreichend und 43% mit mangelhaft. Eine Anaphylaxie würde von 90% der Befragten im Stadium I diagnostiziert Notfall + Rettungsmedizin 1 · 2010
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Abstracts werden. Der Zeitpunkt der Adrenalininjektion wäre bei 7% das Stadium I, 19% das Stadium II, 38% das Stadium III und 28% das Stadium IV. Ad 2) Im Gesamtkollektiv lag der Anteil der Probanden mit einer durchschnittlichen Gesamtdicke beider Gewebeschichten von >10 mm (max. Injektionstiefe des Autoinjektors) bei 35%. Der Anteil lag bei Frauen bei 58%, bei Männern bei knapp 5%. Ad 3) Von den 106 Teilnehmern waren nach einmaliger Anweisung 95% in der Lage, eine korrekte konventionelle intramuskuläre Injektion in den M. vastus lateralis durchzuführen. Diskussion: Bei Zahnärzten besteht bezüglich des Notfallbildes „Anaphylaktische Reaktion“ Fortbildungsbedarf. In der Regel erfolgt die Therapie zu spät oder insuffizient. Die intramuskuläre Injektion von Adrenalin mittels Autoinjektor ist unzuverlässig, da bei einem Großteil der Patienten die Muskulatur nicht erreicht wird und damit eine unzureichende Resorption vorliegt. Die konventionelle intramuskuläre Injektion hingegen ist eine leicht zu erlernende Technik mit hoher Erfolgsquote und sollte daher als Applikationsform im zahnärztlichen Setting bevorzugt werden. PO–1.20 Effektive Elimination von Myoglobin bei akutem Nierenversagen durch Rhabdomyolyse mittels hochpermeablen Dialysefilters Sajoscha A. Sorrentino1, Jan T. Kielstein1, A. Lukasz1, J.-N. Sorrentino1, H. Haller1, Bernhard M. W. Schmidt1 1 Medizinische Hochschule Hannover Fragestellung: Ist eine effektive Myoglobin-elimination bei akutem Nierenversagen durch Rhabdomyolyse mittels Hämodialyse möglich? Material, Methoden: In vier Fällen von akutem Nierenversagen durch Rhabdomyolyse setzten wir einen neuen High-Flux Polysulfonfilter ein. Wir nutzten das Genius®-Hämodialysetherapie-system. Es wurden (Blut)proben vor und direkt nach dem Filter sowie aus dem Tank des Systems abgenommen. Die Myoglobin-Clearance wurde berechnet, die Menge des entfernten Myoglobins konnte direkt im Tank des geschlossenen Systems gemessen werden. Ergebnisse: Der Einsatz des neuen High-Flux Polysulfonfilters in Kombination mit der verlängerten Dialyse mittels geschlossenem Tanksystem führte zu einer Myoglobin-Elimination von 124,2 – 355,7 g/d und einer Myoglobin-Clearance von 52,4 – 126,3 ml/min. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse lassen vermuten, dass der Einsatz des neuen Filters in Kombination mit dem geschlossenen Tanksystem eine deutlich effizientere Myoglobin-Elimination zulassen als das in bislang publizierten Fällen der Fall war. Weitere Studien sind nötig, um zu ermitteln, ob dadurch eine verbesserte Erholung der Nierenfunktion oder Mortalität in Patienten mit Nierenversagen aufgrund einer Rhabdomyolyse möglich sind. PO–1.21 Qualität der präklinischen Einschätzung der Verletzungsschwere und Validität der Notfallmeldung im Rettungsdienst beim Traumapatienten M. Muhm1, T. Danko1, H. Winkler1 1 Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern Fragestellung: Die präklinische Einschätzung der Verletzungsschwere sowie die Validität der Notfallmeldung ist für die Klinik von wesentlicher Bedeutung. Personelle und materielle Ressourcen müssen zeitgerecht zur Verfügung stehen. Überschätzung der Verletzungsschwere verbraucht unnötig Ressourcen, Unterschätzung gefährdet den Patienten (Pat.). In dieser Studie wurde die präklinisch eingeschätzte Verletzungsschwere und die Notfallmeldung mit den Schockraum(SR)-Diagnosen anhand des Injury Severity Score (ISS) verglichen. Material, Methoden: Über 1 Jahr -Juni 2008 – Mai 2009- wurden Daten von 111 SR-Pat. retrospektiv ausgewertet. Der ISS wurde für das Notarztprotokoll, das Protokoll des Zentralen innerklinischen
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Notfallkoordinators (ZINK), die SR- und die Entlass-Diagnosen erstellt. Eine Differenz des ISS von >25% wurde als wesentlich angesehen und somit als Über- bzw. Unterschätzungen gewertet. Ergebnisse: 2/3 der SR-Pat. waren männlich mit einem Durchschnittsalter von 43a (11-82a). 73% erreichten die Klinik in der Bereitschaftsdienstzeit. 56 % erlitten einen Verkehrsunfall (35% PKW, 21% Motorrad), 25% einen Sturz>3m, 6% einen <3m. Die mittlere Transportzeit betrug 18min (3-60min). 47% der Pat. wurden notfallmäßig operiert, 61,5% intensivstationär behandelt. 7 Pat. (6.3%) wurden nach ambulanter Behandlung wieder entlassen. Auf den mittleren SR-ISS von 19 Punkten (1-50) bezogen fanden sich 32% Überund 35% Unterschätzungen der Verletzungsschwere des Notarztes. Obwohl die Dokumentation „Polytrauma bzw. SR“ des ZINK mit einem ISS = 16 (Polytrauma) und auch bei Werten >16 im Notarztprotokoll mit diesem als übereinstimmend gewertet wurde, differierte bzgl. des ISS die Dokumentation des ZINK zum Notarztprotokoll in 22% der Fälle. 14 Pat. (17%) wurden vom ZINK zu hoch und 4 (5%) zu niedrig dokumentiert. Schlussfolgerung: Die präklinische notärztliche Einschätzung der Verletzungsschwere ist unzuverlässig. Um vor allem patientengefährdende Unterschätzung zu reduzieren, muss das Bewusstsein der Notärzte für die Verletzungsschwere geschärft werden. Da 3/4 der SR-Pat. außerhalb der Regeldienstzeit eintreffen, stellen wenig valide Notfallmeldungen an den SR-Leader eine Herausforderung dar. Um schnell und flexibel reagieren zu können ist ein standardisiertes SR-Management sinnvoll. Meldewege im Rettungsdienst scheinen trotz Arzt-zu-Arzt-Gespräch (Notarzt-ZINK) immer noch wenig verlässlich. Literatur – Baker SP et al, The Injury Severity Score: […]. J Trauma 1974, 14:187-196. Laux T et al., Zentraler innerklinischer Notfallkoordinator […]., Anaesthesist 2009, 58:905–913
PO–1.22 Vergleich von videodokumentierter Versorgung und Dokumentation auf dem DIVI-Notarzteinsatzprotokoll – Ergebnisse aus einer prospektiv-kontrollierten Simulationsstudie S. Bergrath1, D. Rörtgen1, M. Skorning1, H. Fischermann1, S. Beckers1, J. Brokmann1, R. Rossaint1 1 Universitätsklinikum Aachen Fragestellung: Primär: Überprüfung der Dokumentationsinhalte von Notarzteinsatzprotokollen im Rahmen einer prospektiv, kontrollierten Simulationsstudie. Vergleich zwischen „Einsatzrealität“ und papierbasierter Dokumentation. Sekundär: Untersuchung des Einflusses einer telemedizinischen Konsultation auf die Dokumentationsqualität. Methoden: Zwei standardisierte Notfallszenarien (ST-Hebungs-Infarkt (STEMI) und schweres Schädel-Hirn-Trauma (SHT)) wurden von 29 Notarztwagenteams (NAW) am Full Scale Simulator durchlaufen. Randomisiert erhielten die Teams in einem der beiden Fälle Unterstützung durch eine telemedizinische Konsultation eines weiteren Notarztes (TNA). Die Szenarien wurden videodokumentiert und nach 12 bzw. 14min beendet. Im Anschluss erhielten die Notärzte 10min Zeit, die durchlaufene primäre Versorgungsphase auf einem Notarzteinsatzprotokoll zu dokumentieren [1]. Eine Videoauswertung erfolgte durch zwei unabhängige Beob-achter. Es wurden 20 (STEMI) bzw. 19 (SHT) verschiedene Maßnahmen, Merkmale und Parameter hinsichtlich der Übereinstimmung zwischen Protokoll und Video ausgewertet. Zusätzlich wurde die Dokumentation aller im Szenario applizierten Medikamente überprüft. Ergebnisse der Fälle mit und ohne Telekonsultation wurden mit dem exakten Test nach Fisher auf Unterschiede getestet (Signifikanz, wenn p<0,05). Ergebnisse: Es zeigte sich ein heterogenes Bild von überwiegend korrekter Dokumentation für einzelne Parameter bis zur überwiegend fehlerhaften Dokumentation. Beispiele: (korrekte / abweichende / keine Dokumentation trotz erfolgter Maßnahme): STEMI: EKG-
Rhythmus: 13/0/0 (NAW), 14/0/1 (NAW+TNA), p=1,00; Auskultation: 6/5/2 (NAW), 3/0/6 (NAW+TNA), p=0,0210; ASS-Gabe: 10/3/0 (NAW), 10/2/2 (NAW+TNA) p=0.6483. SHT: Systolischer Blutdruck: 12/1/0 (NAW), 13/1/1 (NAW+TNA.), p=1,00; Fentanyl-Gabe: 6/5/0 (NAW), 6/6/1 (NAW+TNA), p=1,00. Mit Ausnahme des Auskultationsbefunds (STEMI) wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen Gruppen mit bzw. ohne TNA ermittelt. Schlussfolgerung: Fehldokumentationen bzw. fehlende Dokumentationen sind keine Einzelfälle und als problematisch zu bezeichnen. Telemedizinische Unterstützung scheint jedoch die Dokumentationsqualität nicht signifikant zu beeinflussen. Die Potentiale elektronischer Dokumentationssysteme zur Verbesserung und Vereinfachung der Dokumentation sind zukünftig zu überprüfen. Literatur [1] Moecke H et al. DIVI-Notarzteinsatzprotokoll Version 4.2 Notfall&Rettungsmedizin 2004, 7:259-261
PO–1.23 The first hit – Veränderung des „Nichtveränderbaren“? A. Ernstberger1, R. Friese2, P. Angele1, M. Nerlich1 1 Universitätsklinikum Regensburg 2 AARU Verkehrsunfallforschung Ingolstadt Fragestellung: Der „first hit“ gilt uns als unumstößliche Größe, die wir nicht beeinflussen können. Jedoch sollen Sicherheitssysteme im PKW dazu führen, den Insassen im Falle eines Unfalles besser zu schützen. Crashtests sowie sinkende Mortalitätszahlen scheinen diese Verbesserungen zu belegen. Im Folgenden wird untersucht, ob ein signifikanter Rückgang der Verletzungsinzidenz im Realunfallgeschehen zu finden ist. Methodik: Prospektiv wurden, mit Erlaubnis der Ethikkommission, bei Unfällen Verletzungen und tech. Unfalldaten erhoben. Eingeschlossen wurden Mais 1+ verletzte Personen, die in einem PKW der Baujahre 1985-1989 (ALT) bzw. 2000-2004 (NEU) verunfallten. Ausgewertet wurde der höchste AIS verschiedener Körperregionen, der MAIS und der ISS. Korreliert wurden die Werte mit der Unfallschwere (Δv) und der Kollisionsrichtung. Die statistische Prüfung erfolgte mittels Chi2-Test. Ergebnisse: Es können 2649 Verletzte in die Gruppe ALT und 1166 in die Gruppe NEU eingeschlossen werden. Es zeigt sich eine Abnahme von ernsthaft Verletzten (MAIS 2+) von 27,9% (ALT) auf 16,9% (NEU) (p<0,001). Die Rate von MAIS2+-Verletzten der einzelnen Körperregionen nimmt für alle Körperregionen bis auf die Wirbelsäule signifikant ab. Bei einem Δv ≥60 km/h kann eine Abnahme von 79,1% (ALT) auf 47,1% (Neu) gefunden werden (p=0,004) mit einem 4,3fach erhöhtem Risiko für die Gruppe ALT. Bei den Kollisionsrichtungen weist die Heckkollision die geringste Rate an MAIS 2+ Verletzten auf. In der Frontalkollision vermindert sich der Anteil an ernsthaft Verletzten von 30,4% (ALT) auf 16,0% (NEU) (p<0,001). In der Seitenkollision sinkt der Prozentsatz der ernsthaft Verletzten von 36,2% auf 24,0% hochsignifikant. Der Anteil der Kopfverletzten nimmt von 21,7 auf 15,8% ab und liegt damit deutlich über dem Anteil an Kopfverletzten in der Frontalkollision (8,5% NEU). Die Rate an polytraumatisierten Patienten (ISS ≥16) sinkt von 5,1% auf 3,0% (p=0,002), das Risiko ist für die Gruppe ALT um das 1,8fache erhöht. Schlussfolgerungen: Das reale Unfallgeschehen zeigt eine signifikante Abnahme der schwer- und schwerstverletzten PKW-Insassen, insbesondere im mittleren und schweren Unfallgeschehen. Die deutlichste Abnahme findet sich in allen Subgruppen beim SchädelHirn-Trauma. Der Seitanprall stellt das höchste Risiko für eine ernsthafte Kopfverletzung dar.
PO–1.24 Can GCS observation in patients with small intracerebral bleedings in CT be omitted safely? L. Martinolli1, A. Exadaktylos1, H. Zimmermann1 1 Universitätsklinik Inselspital Bern Introduction:Minimal brain injury remains one of the most common reasons for emergency consultation.The optimal evaluation protocol remains controversial,but hospital admission for 24 hour observation is the current standard of practice. The goal of this study was to evaluate whether a specific subset of patients can be safely discharged without 24 hour neurological observation,even in the presence of small intracerebral bleeds.Patients and methods:We performed a retrospective analysis of all patients with minor head injury,with GCS of 13 to 15 at admission to our unit.All patients with head injuries did receive a CCT. From those patients we were able to identify all patients with intracranial bleeds up to 5 mm who had been neurologically observed in our department for 24 hours.Exclusion criteria included intracranial bleedings with maximum diameter above 5 mm or multiple (>1) bleeds,history of inherited coagulopathy or anticoagulant therapy,platelet aggregation inhibitor Therapy, intoxication or multiple associated injuries:The 24 hour observation protocols for the remaining patients were analyzed in terms of repeated neurological evaluation. Results:110 patients presented with an isolated small intracranial bleed(< 5 mm).Nine patients presented with a GCS of 13/15.Thirty patients presented with a GCS 14/15.71 patients presented with a GCS 15/15.85% of all patients regained GCS 15/15 within one hour after admission to our unit.15% regained GCS 15/15 within two hours after admission.110 maintained their GCS 15/15 over the 24 hour period.65 could not be discharged at 24 hours due to unsocial hours.None of the 110 patients exhibited delayed deterioration in neurological status or needed neurosurgical intervention. Conclusion:Our retrospective study found that 24 hour observation seems to be of little value in a subset of patient with traumatic brain injury.We believe therefore that admission and observation may not be required without a history of coagulopathy and intoxication who have been admitted after minimal brain injury and present with a small isolated intracranial bleed.We suggest that a more liberal policy of early home monitoring, whenever feasible, could carry a low risk of a pathological event, reduce costs and spare rare observation beds.Furthermore detailed instructions before discharge and reexamination by the family physician are recommended PO–1.25 Die Fürsorgerische Freiheitsentziehung (FFE): unterschiedliche Verfahren in der Schweiz und den angrenzenden Ländern L. Martinolli1, T. Müller2, A. Exadaktylos1 1 Universitätsklinik Inselspital Bern 2 Universitaetsklinik Psychiatrie Bern Einleitung: Psychische Störungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen weltweit und führen für die Betroffenen zu subjektiven Beeinträchtigungen und chronischen Verläufen. 20% der stationären psychiatrischen Eintritte erfolgt durch eine fürsorgerischen Freiheitsentziehung (FFE).In der Schweiz wird die Zwangseinweisung durch gesetzliche Regelungen nach Zivilgesetzbuch oder anderen gesetzlichen Grundlagen (Kantone: Vollzug- und Rekursverfahren) geregelt. Methode: es wurden die gesetzlichen Grundlagen und die Kompetenzbereiche für eine Zwangseinweisung in der Schweiz, in Deutschland, in Italien, in Frankreich und in Österreich untersucht und verglichen. Ergebnisse: die Staaten Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich als Mitglieder der Europäischen Union besitzen gewisse grundsätzliche Behandlungskonzepte der psychiatrischen Erkrankungen, wie Dezentralisierung der Dienste, Verkleinerung der Behandlungseinheiten, Schwerpunktverlagerung auf ambulanter Behandlung und vermehrter Notfall + Rettungsmedizin 1 · 2010
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Abstracts Einbezug der Angehörigen und der Betroffenen in der Behandlung , haben aber keine einheitliche Regelungen über Zwangseinweisungen und Zwangsmassnahmen. In der Schweiz sind 26 (Zahl der Kantone) zum Teil unterschiedliche Verfahrensarten vorhanden, die oft ein Verfahren erschweren.
PO–1.27 Violent Incident Reporting Systeme in Emergency Medicine - VIRSEM M. von der Heyden1, M. Drüner1, I. Behrendt2, C. Nadolny1, A. Schlorf2, L. Fischer1, M. Wendt1, T. Plappert2 1 Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Hansestadt Greifswald 2 Hanse-Klinikum Wismar Hansestadt Wismar
PO–1.26 Medizinische Risiken bei der Rettung von verunfallten Feuerwehreinsatzkräften unter Chemikalienschutzanzügen (CSA) M. Offterdinger1, S. Ganzke2, T. Wündrich2, U. Barth2, G. Klein1 1 Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart 2 Lehrstuhl ‚Methoden der Sicherheitstechnik/Unfallforschung‘ Wuppertal
Fragestellung: Können aggressive Handlungen gegen Helfer in der Notfallmedizin durch einen web-basierten, semistrukturierten Fragebogen nach dem Vorbild eines „Critical Incident Reporting System“ (CIRS) sinnvoll erfasst werden? Ist der Fragebogen der Pilotstudie geeignet, überdurchschnittliche Häufigkeiten von Merkmalen bezüglich des Täterprofils, der Angriffsart, Grund bzw. Auslöser des Übergriffs abzuleiten, um die weitere Forschung zu fokussieren? Material und Methoden: Auf der Basis einer Literaturrecherche wurde ein semistrukturierter Fragebogen entwickelt, der vom 01.08.2009 bis 31.12.2009 unter www.virsem.de freigeschaltet war. Die Bearbeitung erfolgt anonymisiert und online. Die Verbreitung des Links erfolgte über die ärztlichen Leiter Rettungsdienst in MecklenburgVorpommern. Ergebnisse: Über den Zeitraum von 22 Wochen erhielten wir 27 Meldungen zu aggressiven Übergriffen (n=27), die sich vorallem zwischen 22.00h bis 03.00h (55,6% der Übergriffe, n=15) und überwiegend am Wochenende (70,38%, n=19) ereigneten. In 14 Fällen (51,8%) war der Angreifer alkoholisiert. Insgesamt standen 22 der 27 (81,5%) Angreifer unter Einfluß von Alkohol, Drogen oder Psychopharmaka. In 88,9% der Fälle (n=24) war der Angreifer männlich, das Durchschnittsalter betrug 33,5 Jahre. 17 Angriffe (63%) erfolgent ohne Waffe, eine Stichwaffe wurde in 5 (18,5%) Fällen, eine Schusswaffe einmal eingesetzt. Bei 27 gemeldeten Übergriffen kam es in 15 Fällen (55,6%) zu Verletzungen, 4 Mitarbeiter waren zunächst für durchschnittlich 2,77 Tage arbeitsunfähig. Zu Beschädigungen von Einsatzmaterial kam es bei 12 (44,4%) Übergriffen. Schlussfolgerungen: Die Anzahl von 27 Meldungen gewalttätiger Angriffe auf Personal der Notfallmedizin in nur 22 Wochen ist, ebenso wie die Rate der Personen- und Sachschäden, unerwartet hoch. Der Fragebogen hat eine gute Akzeptanz unter den Anwendern gefunden, die Datensätze zeigen erste Trends in Bezug auf Risikokonstellationen. Aufgrund der erfolgreichen Pilotstudie wird die Datenerfasssung über den Weblink www.virsem.de für die Zukunft fest installiert, um durch die Erfassung der Anfriffe durch ein Reporting-System das Problem qualitativ zu erfassen und geeignete Strategien zum Schutz der Helfer abzuleiten
Fragestellung: Diese Arbeit dient zur Abschätzung des medizinischen Risikos bei der Rettung von verunfallten Feuereinsatzkräften unter Chemikalienschutzanzug (CSA). Material und Methoden: Ausgangspunkt für die Einschätzung der Mortalität eines möglichen Kreislaufstillstandes im Einsatz ist die Evakuierungszeit (Annahme: Zunahme Mortalität ca. 10%/min.). Eine grobe Abschätzung des Risikos für eine Sekundärverletzung erfolgt anhand der Adhärenz zu Standards zur Immobilisation der Wirbelsäule. Insgesamt werden n=48 Versuche unter 3 verschiedenen Einsatzbedingungen durchgeführt: Rettung (Strecke ca. 50 m) aus dem Gefahrenbereich einer fiktiven Einsatzstelle in der Ebene (n=12), aus dem Steigerturm vom 1. Stockwerk (n=11, Abbruch eines Durchgangs aus technischen Gründen) und aus einem Industriekeller ins Erdgeschoss (n=11, Abbruch eines Durchgangs aus technischen Gründen). Dabei mussten Trupps bestehend aus 3-4 Mann einen verunglückten Kollegen retten. Hilfsmittel (z.B. Schleifkorbtrage) standen zur Verfügung. Die Auswertung der Versuche geschah anhand von Videoaufnahmen. Für den Zeitbedarf der Rettungsmaßnahme in Abhängigkeit von Standardszenarien (Ebene, Keller, Turm) wurden Box-and-Whisker-Plots erstellt. Zum Vergleich der Rettungszeiten zwischen den 3 Szenarien wurde nach logarithmischer Transformation eine Varianzanalyse (ANOVA) mit nachfolgenden multiplen paarweisen Mittelwertvergleichen nach Tukey-Kramer (Tukey-Kramer HSD-Verfahren) durchgeführt. Als Signifikanzniveau wurde α = 0,05 festgelegt (5%-Niveau). Zur Beschreibung der Konformität der Maßnahmen mit existierenden Rettungsstandards werden die Häufigkeiten des jeweiligen Vorgehens berichtet. Ergebnisse: Der Zeitbedarf für die Rettung in der Ebene lag bei 160s +/- 61s (Mortalität damit ca. 30%), für die Rettung aus dem Keller bei 285s +/- 102s und die Rettung aus dem Turm bei 321s +/- 87s (Mortalität damit ca. 50%, Angaben jeweils Mittelwert +/s Standardabweichung). Das Ergebnis der einfaktoriellen ANOVA zeigt einen Unterschied zwischen den Rettungszeiten in Abhängigkeit der Einsatzbedingungen an (p< 0,0001). In den Einzelvergleichen zeigt sich ein signifikanter Zeitnachteil für die Rettung aus dem Turm und dem Keller im Vergleich zur Rettung in der Ebene. Eine manuelle Immobilisation der HWS erfolgt in keinem Fall. Maneuver zur wirbelsäulenschonenden Rettung erfolgen andeutungsweise in 17/31 Fällen. Eine Immobilisation des Patienten zum Transport kann ansatzweise nur in 6/42 Fällen beobachtet werden. Fazit: Verunfallte CSA-Träger sind einem hohen Risiko für rettungsbedingte Schäden ausgesetzt. Die gängigen Rettungstrategien sollten daher verfeinert werden.
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PO–1.28 Repatriierungstransporte: 1000 km mit dem Patienten auf Achse – geht das überhaupt? K. Gruber1, M. Fernsebner1 1 Rettungsdienst Grünes Kreuz Zell am See In diesem Poster stellen wir die Grundlagen für erfolgreiche Repatriierungstransporte vor. Im Jahre 2009 hat der Rettungsdienst Grünes Kreuz Zell am See 2080 Langstreckentransporte mit RTW und ICU (Intensive Care Unit) durchgeführt, 80% davon transportierten die Patienten über 1000km weit. Um erkrankte oder verunfallte Patienten über so weite Strecken mit einem möglichst geringen, resultierenden Transporttrauma transportieren zu können, bedarf es einer besonderen Logistik, Einsatztaktik, Ausrüstung und medizinisch-pflegerischer Betreuung. Große Bedeutung kommt dabei dem sorgfältigen Informationstransfer, der speziellen Lagerung und Überwachung des Patienten und den besonderen, über den rahmen von Notfallmedizin und Sanitätshilfe hinausgehenden, Kenntnissen des Rettungspersonals zu. Dieses Poster zeigt wichtige Tipps und Tricks, wie den Patienten und dem Rettungspersonal die Bewältigung solch weiter Strecken erleichtert
werden kann. Kritische Bereiche bei der medizinischen Betreuung sind u.a. die Verhinderung von Lagerungsschäden, Flüssigkeitsbilanz sowie der Beginn physikalischer Therapiemaßnahmen bereits auf dem Transport. Es zeigt auf, dass Auslandsrückholungen und Langstreckentransfers besonders von kritisch erkrankten oder verletzten Personen ein eigener Fachbereich innerhalb der Rettungsmedizin darstellen und nicht vom ortsgebundenen Rettungsdiensten „nebenher“ erledigt werden können. Literatur – S. Poloczek & C. Madler: Transport des Intensivpatienten. Der Anästhesist 49:5:480-81, 2000 – K. Ellinger et al: Intensivtransport, Dt. Ärzteverlag 2005 – Das NAW-Buch: Notfallmedizin in den ersten 24 Stunden; Elsevier, Urban & Fischer 2005
PO–1.29 Mutual Peer Review – ein Instrument für Qualitätssicherung und Risikomanagement im Rettungsdienst K. Gruber1, A. Wolf1 1 Notarztvermittlung SAWO See Peer Reviews werden seit Jahren als ein erfolgreiches, demokratisches und mitarbeiterorientiertes Instrument zur Steuerung der Prozessqualität nicht nur bei wissenschaftlichen Publikationen, sondern auch in klinischen Abteilungen, bei Versicherungen und bei Wirtschaftsprüfern eingesetzt. Die Notarztvermittlung SAWO, welche in Tirol über 70 NotärztInnen an 10 Notarztstützpunkte vermittelt, setzt einen Mutual Peer Review seit 5 Jahren erfolgreich ein, um die standardisierten Notarztprotokolle der einzelnen Notarzteinsätze auf die Punkte Einsatztaktik, Versorgungsqualität, Zeit- und Schnittstellenmanagement hin zu überprüfen. Dabei bilden je 2 NotärztInnen ein Review-Paar und evaluieren gegenseitig alle ihre Einsätze nach einem dreistufigen Beurteilungsschema. Treten Problemfelder zutage, können die beiden Partner alleine eine Lösung finden, externe Fachleute hinzuziehen und schließlich auch den Qualitätszirkel der Notarztvermittlung SAWO damit befassen. Von den Mitarbeitern wird der Mutual Peer Review als vertraulich, problembezogen und effektiv geschätzt. Mutual Peer Review verbessert die Kommunikation unter den NotärztInnen und trägt bei, unsere hohen Versorgungsstandards auch in komplexen Notfallsituationen einzuhalten. Im Wege des Qualitätszirkels werden dabei auftretende Problemfelder zeitnah allen anderen Kollegen der SAWO zugänglich gemacht. Die Ergebnisse sind sowohl für QM als auch für das Risikomanagement nutzbar. PO–1.30 How good is full-body, low dose digital radiography (LODOX) in detecting fractures in polytraumatized patients? L. Martinolli1, H. Zimmermann1, A. Exadaktylos1 1 Inselspital Bern Introduction: ATLS recommends single plain X-rays as part of primary survey. In comparison “Lodox Statscan” (LS) provides full body anterior and lateral views. The aim of this study has been to rule out injuries in polytraumatized patients by LS exam and to review the reason of the afterwards performed additional radiological images. We tested the hypothesis that full-body radiography is demonstrating bone injuries without the need for performing separate conventional X-rays. Method: We investigated 245 multiple injured patients > 16 years of age who received LS imaging between Oct 1st. 2006 and Oct 1st. 2007. We reviewed LS exams to detect injuries from head to toe and the performed additional radiological images to rule out their therapeutic consequences.
Results: Sensitivity and specificity of the full-body digital X-ray for skeletal thoracic injuries was 74% and 100%, for thoracic spinal injury 43% and 100%, for lumbar spine lesions 74% and 100% and for pelvic injury 72% and 99% respectively. 36% of all pathologies were missed. Additional conventional X-ray was performed in 21% of the cases. 13% were performed due to orthopaedic request for better alignment, <1% because of a low quality of LS exam and <1% because the fracture zone was not fully depictured at the radiographic imaging. Conclusion: Our main finding is that LS exam with its low radiation detected major injuries like chest, thoracic-lumbar spine and pelvic injuries with an overall sensitivity of 66% and specificity of 99%. The lack of proper alignment seems to be a problem which has to be solved. The fact that only 21% of our patients needed a repeat conventional Xray because of bad quality or no visualization supports the new technology. PO–1.31 Optimising Care in a Swiss University Emergency Department by implementing a Multi Centre Trauma Register –TARN® L. Martinolli1, H. Zimmermann1, A. Exadaktylos1 1 Inselspital Bern Background: Diagnostic and therapeutic approaches to trauma patients are, subject to wide variations. The ability to compare trauma centres among each other using a standardized trauma register helps to reveal unresolved systemic and methodical issues and simplifies thus the quality management in an emergency department receiving major trauma cases. Methods: This poster describes the selection, implementation and initial evaluation process of an international trauma register in a level 1 emergency department in a university hospital. Furthermore, first preliminary results and a literature review on the benefits are presented. Results: The UK-based Trauma and Research Network (TARN®Register) was found to be the most suitable register for a level one Swiss trauma centre. In contrast to the majority of the mortality-oriented registry systems, the TARN® database is capable of predicting the probability of survival for the referenced patients. Staff and technical adaptations were arranged and regular and reliable data acquisition and entry was ensured within six weeks. As demonstrated by registry charts, the University Hospital Bern has performed well from the very beginning and ranks within the top ten hospitals. Conclusions: With TARN®, an appropriate trauma register has been chosen. On the basis of the data entered into the register, our hospital authorities can now plan and perform improvements on the individual aspects of trauma care. Due to an objective comparability, weak points can be identified, lessons can be learned and further improvement can be achieved, so that the ED’s trauma care can attain higher levels of performance. PO–1.32 Algorithmus zur Primärversorgung bei Synkope B. Haaff1, R. Landwehr1, M. Kumpch2, T. Luiz1 1 Westpfalz-Klinikum GmbH Kaiserslautern 2 Kreisverwaltung Kaiserslautern Einführung: Eine Synkope (S) ist ein Symptomkomplex, der häufig zur Inanspruchnahme von Rettungsdiensten und Kliniken führt. Eine Prognoseabschätzung und die Entscheidung – welcher Patient kann ambulant bleiben, welcher muß stationär und wie abgeklärt werdensind oft schwierig, z. T. sind die Patienten (P) nach dem Ereignis symptomlos, oder Zeugen der S geben widersprüchliche Angaben, zudem kann eine S ein Symptom einer schweren Erkrankung oder Herzrhythmusstörung sein. Umfangreiche Leitlinien (LL) zur S sind erschienen [1, 2, 3] Methoden: Recherche (Medline und Internet) nach einem Algorithmus (A), der einerseits LL berücksichtigt und Notfall + Rettungsmedizin 1 · 2010
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Abstracts andererseits eine schnelle Orientierung erlaubt. Eine entsprechende Veröffentlichung konnte nicht gefunden werden, es wurde ein A entwickelt, der durch ein Ampelschema: Grün = günstige Prognose, Gelb = intermediär, unklare Prognose und Rot = ernste Prognose (. Abb. 1) und durch eine Definition kritischer Veränderungen im 12Kanal-EKG (mod. nach [4] . Abb. 2) Ausblick: Nach der Entwicklung des A soll jetzt in einer 2ten Phase nach Definition des Outcome und der Endpunkte die prognostische Wertigkeit des A evaluiert werden. Zusammenfassung: Ein LL-basierter A zur Versorgung von P mit einer S wurde entwickelt, der eine schnelle Orientierung und Entscheidungsfindung (E) im präklinischen Setting möglich macht, die zu E relevanten Veränderungen im 12-Kanal-EKG wurden definiert. Literatur 1. Eur Heart J. 2009 Nov;30(21):2631-71, 2: Europace. 2009 May;11(5):671-87, 3: Z Kardiol 94:592-612 (2005) 4: Europace. 2006 Aug;8(8):644-50.
PO–1.33 Levosimendan verbessert die lokale zerebrale Perfusion nach experimentellem Herzkreislaufstillstand Robert F. Kelm1, J. Wagenführer1, I. Schmidtmann1, K. Engelhard1, C. Werner1, Rüdiger R. Noppens1 1 Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Fragestellung: Nach Herzkreislaufstillstand (HKS) und Wiederbelebung (CPR) ist die zerebrale Perfusion (CBF) über Stunden bis Tage reduziert, wodurch der neuronale Schaden vergrößert wird.1 Dem Calcium-Sensitizer Levosimendan wurde tierexperimentell eine Verbesserung der kardialen Funktion und Mikrozirkulation nach HKS nachgewiesen.2 Der Einfluss von Levosimendan auf die CBF nach experimentellem HKS ist bisher nicht bekannt.3 Methodik: Nach Genehmigung durch das Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz wurden 38 Sprague-Dawley Ratten (M, 320 – 380 g) in die Studie einbezogen. Die Tiere wurden jeweils in eine Behandlungsgruppe randomisiert: 1. Levo-Gruppe (n = 19): Levosimendan als Bolus (12 µg/ kg) und Infusion über 3 h (0,3 µg/min/kg). 2. NaCl-Gruppe (n = 19): NaCl 0,9 % als Bolus und Infusion (äquivalente Volumina). Nach einem asphyktischen HKS (9 min) wurden die Tiere wiederbelebt mittels Thoraxkompression, Beatmung (100 % Sauerstoff), Vasopressin i.v. (0,4 U/kg), und mit der medikamentösen Behandlung begonnen. Bei jeweils 5 Tieren pro Behandlungsgruppe erfolgte nur die chirurgische Präparation ohne HKS (Levo-Sham; NaCl-Sham). Herzindex (CI, transpulmonale Thermodilution), lokaler zerebraler Blutfluss (lCBF, Laser-Doppler Flussmessung) sowie hämodynamische Parameter wurden für 180 min (Reperfusionphase) nach erfolgreicher CPR erfasst. Ergebnisse: In der Levo-Gruppe zeigten sich höhere CI Werte (p = 0,0038) in der gesamten Phase der Reperfusion nach HKS gegenüber der NaCl-Gruppe (Werte 180 min nach HKS: 367 ± 40 ml/min/kg in der Levo-Gruppe vs. 305 ± 41 ml/min/kg in der NaCl-Gruppe [MW ±
SD]). In der Levo-Gruppe wurden höhere lCBF Werte (p = 0,0119; 180 min nach HKS: 239 ± 45 vs. 170 ± 35 Perf.-Einheiten), eine höhere Herzfrequenz (p = 0,0427; 180 min nach HKS: 345 ± 37 vs. 322 ± 27 / min) sowie ein niedrigerer mittlerer arterieller Blutdruck (p = 0,0006; 180 min nach HKS: 84 ± 10 vs. 92 ± 7 mmHg) gegenüber der NaClGruppe in der gesamten Reperfusionphase gemessen. In den ShamGruppen zeigten sich höhere CI Werte bei den mit Levosimendan behandelten Tieren gegenüber den mit NaCl behandelten (p = 0,0122; 180 min: 524 ± 68 vs. 377 ± 43 ml/min/kg). Schlussfolgerung: Levosimendan verbessert die kardiale Funktion und den lCBF nach tierexperimentellem HKS. Bei den mit Levosimendan behandelten Tieren zeigte sich trotz niedrigerer Blutdruckwerte ein höherer lCBF. Dies gibt Hinweise auf die Relevanz des CI für die zerebrale Durchblutung nach HKS. Literatur 1. Buunk et al., Neth J Med 2000;57(3):106–12. 2) Huang et al., J Lab Clin Med 2005;146(5):256-61. 3) Kelm et al, Resuscitation 2009 [Epub ahead of print]
PO–1.34 Schussverletzungen – ein Fallbericht – Was gilt es bei solchen Einsätzen zu beachten? S. Müller1, P. Fischer1, U. Heister1 1 Universität Bonn Fragestellung: Falldarstellung über Notarzteinsatz nach Schusswaffengebrauch mit drei Schussverletzten, Nachbetrachtung über Grundlagen und Kenntnisse in der Versorgung von Schussverletzten Material, Methoden: Falldarstellung mit vier Verletzten – davon drei Schussverletzte, Literaturrecherche und Darstellung der verschiedenen Arten von Schussverletzungen Ergebnisse: In der Laienpresse wird eine zunehmende Gewalteskalation festgestellt, bei der beschriebenen Kasuistik wurden drei Personen angeschossen. Bei allen drei Patienten lagen keine lebensbedrohlichen Verletzungen vor. Jedoch besteht für Notärzte und Rettungsassistenten Schulungsbedarf, da Schussverletzungen selten vorkommen und oftmals die Gefahren (medizinisch sowie einsatztaktisch) verkannt werden Schlussfolgerung(en): Eine strukturierte Weiterbildungsmöglichkeit zum Bespiel durch E-Learning-Plattformen sollte ausgebaut werden, wie zum Beispiel das BMBF geförderte VoTeKK-Projekt. Literatur – Versorgungsstrategien bei Schussverletzungen der Extremität; P. Kobbe, M. Frink, R. Oberbeck, I.S. Tarkin, C. Tzioupis, D. Nast-Kolb, H.-C. Pape, H. Reilmann; Unfallchirurg 2008, 111: 247–255 – A review of 187 gunshot wound admissions to a teaching hospital over a 54month period: training and service implications; A Cowey, P Mitchell, J Gregory, I Maclennan, R Pearson; Ann R Coll Surg Engl 2004; 86: 104–107
9 Abb 1 (links) und Abb. 2 (rechts)
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PO–1.35 Kann Telekonsultation bei ausgewählten Notfallsituationen eine adäquate Versorgung durch Rettungsdienstpersonal sicherstellen? Ergebnisse einer randomisierten Simulationsstudie. D. Rörtgen1, M. Skorning1, S. Bergrath1, S. Beckers1, H. Fischermann1, B. Siegers1, I. Na1, B. Gillmann1, D. Peters1, R. Rossaint1 1 Universitätsklinikum Aachen Fragestellung: Im Rahmen des Forschungsprojekts „Med-on-@ix“ wurde in einer Simulationsstudie untersucht, ob es Qualitätsunterschiede in der notfallmedizinischen Versorgung zwischen einem üblichen Notarztwagen mit Notarzt vor Ort und einem telemedizinisch unterstützten Rettungswagen gibt? Material und Methoden: Es wurden randomisiert 16 Teams gebildet, 8 Rettungswagenteams (RTW) bestehend aus jeweils 2 Rettungsassistenten (RA) und 1 Telenotarzt (TNA), der sich räumlich getrennt von der Einsatzstelle befand, und als Kontrollgruppe 8 Notarztwagen-Teams, bestehend aus 2 RA und 1 Notarzt (NA) vor Ort. Vorrausetzung zur Teilnahme an der Studie für die NA war eine mindestens 3-jährige Anästhesie- und 2-jährige Notarzterfahrung, für die 32 RA eine mindestens 3-jährige Berufserfahrung. Alle Teams bearbeiteten je 5 standardisierte Notfallszenarien, bei denen keine invasiven Maßnahmen zur Atemwegssicherung erforderlich waren. 3 Szenarien (Hypoglykämie, Intoxikation und Verbrennung) wurden nach exakt 12 min am Simulator (ECS/HPS, Fa. METI) und 2 Szenarien (Tauchunfall und Nierenkolik) nach exakt 10 min an Simulationspatienten beendet. Alle Vitalparameter, ein Videobild von der Einsatzstelle und eine Sprechverbindung mit dem RTW standen dem TNA in Echtzeit für Diagnostik und Handlungsempfehlungen zur Verfügung. Untersucht wurden für alle Fälle folgende Scoring-Items als Maßstab für die Versorgungsqualität: Basismonitoring (RR, HF, EKG), ABCDE-Schema und SAMPLE-Anamnese sowie fallspezifische Items zur leitliniengerechten Versorgung. Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Fisher’s-Exakten-Test. Ergebnisse: Signifikante Unterschiede ergaben sich ausschließlich im Fall „Intoxikation“ zugunsten der Versorgung mit TNA beim ScoringItem „Giftnotrufzentrale kontaktiert“ (2 NA vs. 6 TNA) und zur Frage nach Allergien (1 NA vs. 6 TNA). In allen anderen Fällen konnten hinsichtlich der erfassten Parameter keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. Schlussfolgerung: Bei langen Anfahrtszeiten oder Nicht-Verfügbarkeit eines Notarztes für die Versorgung vor Ort sollte die Telekonsultation als eine Möglichkeit zur Sicherung der Versorgungsqualität weitergehend untersucht werden.
PO–1.36 Präklinischer Einsatz der Videolaryngoskopie: Erfahrungen mit dem C-MAC an 83 Patienten E. Cavus1, V. Dörges1, A. Callie2, S. Merz3, M. Helm4 1 Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel 2 Klinik für Anästhesie, Operative und Allgemeine Intensivmedizin, Notfallmedizin, Klinikum Links der Weser, Bremen 3 Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Schwarzwald-Baar Klinikum Villingen-Schwenningen 4 Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin, Bundeswehrkrankenhaus Ulm Fragestellung: Ziel dieser prospektiven Untersuchung war es, den Einsatz des neuen, portablen Vi-deolaryngoskops C-MAC (Karl Storz, Tuttlingen) (1) in der präklinischen Notfallnarkoseeinleitung zu untersuchen. Methodik: Nach Zustimmung der Ethikkommission wurden in diese Beobachtung 83 Patienten (Me-dian [Range]; Alter 49 [12-80] Jahre, Gewicht 80 [50-147] kg) an drei Rettungshubschrauberstandorten eingeschlossen, bei denen im Zeitraum 1.5.-30.9.2009 eine präklinische Notfallintubation notwendig war. Ergebnisse: Die Intubation erfolgte in 10 Fällen bei einer kardiopulmonalen Reanimation, in 45 Fällen bei der Traumaversorgung und in 23 Fällen im Rahmen internistischer bzw. neurologischer Krank-heitsbilder. 52 Patienten wurden mit dem C-MAC Spatel 3 und. 31 mit dem C-MAC Spatel 4 intubiert. Im Median gelang die Intubation nach 20 [5-300] Sekunden, in 64 Fällen im 1. Versuch, in 13 Fällen im 2. Versuch und in 4 Fällen nach mehr als 2 Versuchen. Die Darstellbarkeit der Epiglottis wurde in 48 und 27 Fällen mit sehr gut bzw. gut bewertet, in 6 und 2 Fällen mit mäßig oder schlecht. Die Hand-habung des CMAC wurde entsprechend mit sehr gut bzw. gut in 47 und 25 Fällen, mit mäßig bzw. schlecht in 9 und 2 Fällen eingestuft. Bei 6 Patienten gelang die endotracheale Intubation unter video-laryngoskopischer Sicht nicht, jedoch war die Intubation bei direkter Laryngoskopie mittels C-MAC möglich. In 2 Fällen kam es zu einem Beschlagen der Optik und in 3 Fällen war die Monitorsicht auf-grund hoher Umgebungshelligkeit eingeschränkt. Schlussfolgerung: Das C-MAC ist auch für den präklinischen Einsatz geeignet. Insbesondere die Kombination aus Videolaryngoskopie und direkter Laryngoskopiemöglichkeit erscheint für den präkli-nischen Einsatz sinnvoll, dies sollte jedoch durch vergleichende Studien mit anderen Videolaryngos-kopen weiter evaluiert werden. Literatur (1) Cavus et al., Anesth Analg. 2009 Nov 16. [Epub ahead of print]
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Service
2010 Köln 24.09.–25.09.2010 Intensiv Update 2010 2. Internistisches IntensivUpdate-Seminar Unter der Schirmherrschaft der DGIIN
MEDUPDATE
Termine Wiss. Leitung: Prof. Dr. T. Welte Prof. Dr. K. Werdan Prof. Dr. C. Ell www.intensiv-update.com Infos zu allen Update-Seminaren: med update GmbH Tel.: 0611 - 73 65 80 Fax: 0611 - 73 65 810
[email protected] Medienkooperation
März 2010 Baden-Baden 12.-13.03.2010 25. Notfallmedizinische Jahrestagung der Arbeits gemeinschaft Südwestdeutscher Notärzte e.V. (AGSWN) Themen: Aufnahmeverpflichtung der Kliniken; Medikamentengabe durch Nichtärztliches Personal; ÄLRD - wo stehen wir heute?; Thermische Ver letzungen; Grenzbereiche der Notfallmedizin; Fortbildung einmal anders; Auskunft: Geschäftsstelle der agswn, Fon: 0711-72257657,
[email protected], www.agswn.de
April 2010 Radebeul 15.-17.04.2010 Mitteldeutsche Notfalltage 2010 Themen: Kurs Intensivtransport - gemäß DIVI-Empfehlungen; Refresherkurs LNA/OrgL - Eisenbahnunfälle; Technische Rettung; Notfalltechniken; Einsatznachsorge Auskunft: Kongress-Sekretariat Mitteldeutsche Notfalltage 2010, Fon: 0391/67-21103, Fax: 0391/67-290380,
[email protected], www.mdnt.de
Februar 2010
Juni 2010
Wiesbaden 25.-27.02.2010 DINK 2010 Deutscher Interdisziplinärer Notfallmedizin Kongress Themen: Symptome - Interdisziplinär, Pro/Con, Arzt - Patient - Gesellschaft; Spezielle Notfallmedizin Auskunft: MCN Medizinische Congressorganisation Nürnberg AG, Neuwiederstr. 9, 90411 Nürnberg, Fon: 0911/393 1640, Fax: 0911-393 1666,
[email protected], www.dink2010.de
Leipzig 07.-12.06.2010 INTERSCHUTZ 2010 Internationale Leitmesse für Rettung, Brand-/Katastrophenschutz und Sicherheit Auskunft: www.interschutz.de
München 26.-27.02.2010 3. Münchner Workshop Kindernotfälle Curriculum Kinderheilkunde gemäß DIVI Auskunft: Deutsche Akademie für Entwicklungsrehabilitation und Gesundheit des Kindes und Jugendlichen e.V., Heiglhofstr. 63, 81377 München, Fon: 089-72496811/-12,
[email protected], www.akademie-muenchen.de
Bad Neuenahr 16.-18.06.2010 30 Jahre Deutsche Gesellschaft für KatastrophenMedizin e. V. Besondere Schadenslagen – Auswirkungen auf Mensch, Tier, Lebensmittel und Umwelt – Lösungen helfen ! Themen: Diskussionsforum zu Status und Perspektiven im gesundheitlichen Bevölkerungsschutz Auskunft: Frau Billi Ryska, General sekretariat der DGKM e.V., Wasser burger Strasse 59, 85614 Kirchseeon, Fon: +49-8091-537 85 48, Fax: +49-8091-537 68 83,
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Möchten Sie eine Veranstaltung ankündigen? Bitte tragen Sie Ihre Termine auf der Kongress-Seite von www.NotfallundRettungsmedizin.de ein. Wir freuen uns auf Ihre Veranstaltungshinweise!
Nürnberg 19.-22.06.2010 Deutscher Anästhesiecongress (DAC) Auskunft: Frau Petra Dörflinger, MCN Medizinische Congressorganisation Nürnberg AG, Neuwieder Str. 9, 90411 Nürnberg, Fon: 0911/3931621, Fax: 0911/3931678,
[email protected], www.mcn-nuernberg.de
August 2010 Bremen 27.-28.08.2010 akut Deutsche Forum für Notfallmedizin & Rettung Themen: Erste Hilfe, Notfallmedizin und Rettung Auskunft: Frau Christina Helmers, WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH, Findorffstraße 101, 28215 Bremen, Fon: 0049 (0) 421 3505 260, Fax: 0049 (0) 421 3505 340,
[email protected], www.akut-bremen.de
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Oktober 2010 Berlin 27.-30.10.2010 Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie Auskunft: Intercongress GmbH, Karlsruher Str. 3, 79108 Freiburg, Fon: 0761/69699-0, Fax: 0761/69699-11, orthopaedie-unfallchirurgie@ intercongress.de, www.orthopaedie-unfallchirurgie.de
September 2010
Dezember 2010
Berlin 16.-18.09.2010 12. Hauptstadtkongress der DGAI für Anästhesiologie und Intensivmedizin mit Pflegesymposium Auskunft: Frau Theresa Lausenmeyer, MCN Medizinische Congress organisation Nürnberg AG, Neuwieder Str. 9, 09411 Nürnberg, Fon: 0911/39316-40, Fax: 0911/39316-66,
[email protected], www.mcn-nuernberg.de
Hamburg 01.-04.12.2010 10. Deutscher Interdisziplinärer Kongress für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) Auskunft: Herr/Frau Roberta Odebrecht, K.I.T. Group GmbH, Fon: 030 / 24603-0,
[email protected], www.divi2010.de
Köln 17.-18.09.2010 27. Jahrestagung der AG Notärzte in Nordrhein-Westfalen e.V. (AGNNW) Themen: Unfall- /Notfall- / Intensivmedizin, Trauma, Rettungsdienst, (Unfall-) Chirurgie, Trauma, Anästhesie, Schmerz, Lyse, Sepsis, Schock, Workflow Auskunft: Herr Alex Stauf, comed GmbH, Rolandstraße 63, 50677 Köln, Fon: 0221-8011000, Fax: 0221-80110029,
[email protected], www.comed-kongresse.de
Weitere Termine finden Sie im Internet unter www.NotfallundRettungsmedizin.de
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Aachen 22.-24.09.2010 5. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Interdisziplinäre Notfallaufnahme Themen: Notfallmedizin in der Euregio – Grenzübergreifende Zusammen arbeit, Trauma-Care in der Notaufnahme, Kooperationsmanagement/ Schnittstellen, Juristische Aspekte der Notfallmedizin u.v.m. Auskunft: Herr Dr. med. Peter-Friedrich Petersen, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen, Pauwelsstraße 30, 52074 Aachen,
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Mai 2011 Hamburg 14.-17.05.2011 Deutscher Anästhesiecongress Auskunft: Frau Petra Dörflinger, MCN Medizinische Congress organisation Nürnberg AG, Neuwieder Str. 9, 90411 Nürnberg, Fon: 0911/3931621, Fax: 0911/3931678,
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