Abstracts Gefässchirurgie 2009 · 14:415–463 DOI 10.1007/s00772-009-0736-7 © Springer Medizin Verlag 2009
25. Jahreskongress der deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie 14.–17. Oktober 2009 in München
Vorträge Wissenschaftliche Hauptsitzung 1: Shunt-Chirurgie/Shunt-Interventionen V1.1 Der Stellenwert der CO2-Phlebographie vor Shunt-Erstanlage F. Frizen, G. Krönung SRH Fachkrankenhaus Neckargemünd, 69151 Neckargemünd, Deutschland Jeder Dialysepatient hat einen mehr oder (meist) weniger großen, aber immer limitierten Pool shuntgeeigneter Venen, mit dem lebenslang ein Gefäßzugang realisiert werden muß. Für eine nachhaltige Shuntplanung ist die komplette Kenntnis und Dokumentation dieses Pools vor der ersten Shuntanlage und alle späteren „Shuntentscheidungen“ unverzichtbar. Bei dieser Indikation ist die CO2-Phlebographie allen anderen bildgebenden Verfahren (FKDS, KM-Phlebo, MR-Phlebographie/-Angiographie) in allen Punkten überlegen. Vorteile der CO2-Phlebo gegenüber der konventionellen Phlebo graphie: – fehlende Nebenwirkung des nicht toxischen CO2 außer gelegentlichen Schmerzen bei der Injektion – fehlende Nephrotoxizität bei erhaltener Nierenrestfunktion – keine Nebenwirkungen auf Schilddrüse oder allergische Reaktionen – extrem niedrige Viskosität mit guter Darstellung aller Venen, ihrer Seitenäste und Umgehungskreisläufe – kurze Untersuchungsdauer und geringe Kosten Vorteile der CO2-Phlebo gegenüber der Farbduplexsonographie: – komplette regionale Bildinformation (Venen-Landkarte), einfach darstellbar, dokumentierbar und speicherbar. Vorteile der CO2-Phlebo gegenüber der MR-Phlebographie: – wesentlich kürzere Untersuchungsdauer – deutlich geringere Kosten – keine KM-Nebenwirkung (z.B. Gadolinium induzierte nephrogene Fibrose) – kein „second pass effect“ mit Überlagerung von Arterien und Venen. – kleiner Datensatz, ohne eigene „workstation“ verwendbar. Fazit: Die CO2-Phlebographie bietet mit einfachen Mitteln eine komplette zweidimensionale Landkarte mit nahezu vollständiger Darstellung der oberflächlichen Venen, der tiefen Oberarmvenen und des zentralvenösen Abstroms, die einfach dokumentier- und lesbar ist. Dieses Roadmapping ist für viele Jahre gültig, bietet eine anschauliche Darstellung beim Patientengespräch und eine gute Dokumentation des Remodeling der Shuntvene im Vergleich mit späteren CO2-Phlebo-/ Shuntographien. Einfache Technik, fehlende Komplikationen, weitgehend komplette Darstellung mit hoher Effizienz (nahe 100%), einfache
Dokumentation und verlustfreier Informationstransfer machen die CO2-Phlebographie zur idealen Methode des präoperativen Venenmappings. V1.2 Experimentelle Untersuchung zur Durchmesseroptimierung des engen Segments von arteriovenösen Gefäßprothesen U. Krüger, H. Scholz Ev. Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge, 10362 Berlin, Deutschland Einleitung: Eine symptomatische distale Ischämie nach Anlage eines arteriovenösen Gefäßzuganges zur Hämodialyse tritt bei ca. 5% der Patienten auf. Unter dem Ziel, den Zugang zu erhalten, wird durch eine chirurgische durchgeführte Lumeneinengung der venöse Abstromwiderstand erhöht und der Fluss reduziert. Dies führt zur Erhöhung des antegraden arteriellen Blutflusses und so zur Verbesserung der distalen arteriellen Perfusion. Sind geeignete Venen nicht mehr vorhanden und muss eine Gefäßprothese benutzt werden, kann ein enges Segment auf der arteriellen Seite der Prothese den Shuntfluss reduzieren und somit der distalen Minderperfusion vorbeugen. Ziel der vorgelegten Untersuchungen war es, den Einfluss der Abmessungen des engen Segments auf den Shuntfluss zu untersuchen und einen optimalen Durchmesser zu bestimmen. Methode: Die Untersuchungen wurden an einem Modellkreislauf unter physiologischen Bedingungen durchgeführt. Als Modellflüssigkeit wurde ein Glycerin-Wasser-Gemisch benutzt. Für die Nachbildung der arteriellen Anastomose wurden Acrylglasmodelle mit Arteriendurchmessern von 2 bis 7 mm und Durchmessern des engen Segments von 3 bis 4 mm mit 0,2 mm Schrittweite und variabler Länge hergestellt. Der Durchmesser der Prothese betrug einheitlich 7 mm. Der venöse Abstromwiderstand blieb bei allen Untersuchungen konstant. Der mittlere arterielle Druck wurde auf 80, 100 und 120 mmHg eingestellt. Die Reduktion des Shuntflusses der unterschiedlichen engen Segmente wurde mit dem Fluss in einer nachgebildeten Prothese ohne enges Segment verglichen. Ergebnisse: Während ein enges 4-mm Segment mit einer Länge von 20 mm je nach anatomischer Lokalisation (A. radialis bis A. subclavia) eine Flussreduktion zwischen 5 und 17 % bewirkt, so liegt dies bei einem Segmentdurchmesser von 3,0 mm zwischen 10 und 40 %, wobei der stärkste Abfall bereits auf den ersten 5 mm der Segmentlänge stattfindet. Ein Segmentdurchmesser von 3,4 mm verursacht eine Verminderung des Shuntflusses zwischen 20 und 30%. Diskussion: Ein Segmentdurchmesser von 3 mm schätzen wir als zu klein ein. Aus der Sicht der chirurgischen Machbarkeit ist der starke Flussabfall auf den ersten Millimetern insbesondere bei hypotonen Patienten gefährlich. Das 4-mm Segment hat dagegen eine zu geringe Wirkung, um einer Minderperfusion vorzubeugen. Ein Segmentdurchmesser von 3,4 mm wird als optimal eingeschätzt.
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Abstracts V1.3 Duplexsonographisch kontrolliertes Shuntbanding als Therapie der hyperdynamen Shuntdysfunktion und des shuntassoziierten Stealsyndroms T. Klusek, M. Heilmaier, P. Montens, J. Franke, R. Brandl Klinikum München Schwabing, 81377 München, Deutschland Fragestellung: Zur Therapie des hyperdynamen Shuntes werden verschiedene Therapieverfahren mit und ohne Reduktion des Shuntvolumens propagiert. Die Differentialindikation für die jeweiligen Verfahren ist jedoch unklar. Eine Reduktion des Shuntvolumens erscheint in vielen Fällen notwendig, stößt aber in der praktischen Umsetzung häufig auf operationstechnische Schwierigkeiten. Methoden: Unsere Technik der Shuntvolumenreduktion basiert auf der Shuntvolumenkontrolle mittels intraoperativer Duplexsonographie. Der Shuntfluß wird in der zuführenden Arterie anastomosenfern gemessen. Da in den meisten Fällen zusätzlich zu einem erhöhten Shuntvolumen eine aneurysmatische Erweiterung der Shuntvene vorliegt, erfolgt zunächst eine Lumenreduktion des Venendurchmessers, gefolgt von einer duplexsonographisch kontrollierten Feinjustierung mittels Banding in weiteren Schritten. Ergebnisse: In den Jahren 2005-2009 wurden autologe AV-Shunts bei 20 Patienten mit der geschilderten Technik behandelt. 12 hatten Symptome des shuntassoziierten peripheren Ischämiesyndroms, 6 zeigten eine kardiale Belastung und 4 waren beschwerdefrei. Das präoperative Shuntvolumen betrug 2371ml/min (SD +/- 860). Durch das Shuntbanding konnte das Volumen auf 1064ml/min (SD 514) gesenkt werden. Im Follow up (19,5 Monate im Median) zeigte sich zumeist ein erneuter relativer Anstieg des Shuntflusses, jedoch ohne klinische Relevanz bzw. Reinterventionsbedarf. Alle Patienten waren hinsichtlich stealassoziiertem Ischämiesyndrom beschwerdefrei. Bei einem Patienten kam es im Follow up zu einem Shuntverschluss. Schlussfolgerung: Durch das duplexsonographisch kontrollierte Shuntbanding kann mit einem relativ kleinen operativen Eingriff Symptomfreiheit erreicht werden. Ferner ist eine präzise Volumenreduktion möglich, wodurch auch für normodyname Shunts eine operative Option gegeben ist. Die mittelfristigen Langzeitergebnisse zeigen überwiegend eine erneute Shuntvolumenzunahme mit der Zeit. Das duplexsonographisch kontrollierte Shuntband ist in unserer Hand das bevorzugte Verfahren zur Behandlung der hyperdynamen Shuntdysfunktion sowie des shunt assoziierten Stealsyndroms. V1.4 Anlage einer primären handgelenksnahen Brescia-Ciminofistel beim niereninsuffizienten Diabetiker – obsolet? L. Germaschewski, C.P. Schröders, T.M. Steinke Dominikus Krankenhaus, 40549 Düsseldorf, Deutschland Einleitung: Die handgelenksnahe Brescia-Ciminofistel gilt auch mehr als 40 Jahre nach Ihrer Erstbeschreibung als Goldstandard unter den verschiedenen Hämodialysezugängen. Viele Autoren sehen sie jedoch beim niereninsuffizienten Diabetiker infolge der mit der Grunderkrankung einhergehenden Gefäßveränderungen als ungeeignet an und empfehlen daher die primäre AV-Fistelanlage in der Ellenbeuge. Hierdurch finden sich alle Probleme bezüglich Punktionsstreckenlänge, Lebensdauer des Shunts, Steal-Problematik und gegebenenfalls im Verlauf notwendiger sekundärer Shuntanlage. Material und Methoden: In unserem überregional tätigen Gefäßzentrum werden jährlich über 600 dialyseassoziierte Operationen durchgeführt. Hierauf entfielen in den Jahren 2006 bis 2008 insgesamt 521 primäre Shuntanlagen. In diesem Kollektiv fanden sich 349 niereninsuffiziente Diabetiker (67%), von denen bei 208 (59%) eine handgelenksnahe Brescia-Ciminofistel als Primärshunt angelegt wurde. Arterieller und venöser Status wurden präoperativ bei allen Patienten mittels farbkodierter Duplexsonografie erhoben. Die Operation selbst
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erfolgte dann in Lokalanästhesie mit End- zu Seit-Anastomosierung der Vena cephalica auf die handgelenksnahe Arteria radialis. Ergebnisse: Bei 131 Patienten, entsprechend 62,9%, entwickelte sich primär ein zur Hämodialyse nutzbarer Shunt. Bei 28 Patienten erfolgte bei unzureichender Shuntentwicklung eine shunterhaltende operative Revision im Verlauf im Sinne einer Proximalverlagerung der arteriellen Anastomose. Bei 49 Patienten bildete sich kein zur Hämodialyse nutzbarer Shunt aus und es erfolgte eine komplette Shuntneuanlage im Bereich der Ellenbeuge. Diskussion: Native AV-Shunts an den oberen Extremitäten stellen langfristig den günstigsten Dialysezugang bei terminal niereninsuffizienten Patienten dar. Die handgelenksnahe Brescia-Ciminofistel ist hier weiterhin als Goldstandard anzusehen. Bei zunehmendem Anteil terminal niereninsuffizienter Diabetiker werden diese bisher nach vorherrschender Lehrmeinung aus den o.g. Gründen als nicht geeignet zur Anlage einer handgelenksnahen AV-Fistel angesehen. Untersuchungen in unserem Kollektiv zeigen, dass auch beim niereninsuffizienten Diabetiker nach entsprechender sorgfältiger Selektion die primäre handgelenksnahe Anlage einer Brescia-Ciminofistel mit langfristig gutem Erfolg durchgeführt werden kann. V1.5 AV-Fistelrevisionen – welche Verfahren machen Sinn? G. Gaebel, T. Schuhwerk, I. Hinterseher, N. Weiss, C. Strosczinski, H. Bergert Universitätsklinikum Dresden, 01307 Dresden, Deutschland Einleitung: Es gibt nur wenige Publikationen die sich mit dem Management von gefährdeten bzw. verschlossenen Hämodialysezugängen befassen. Aufgrund der schlechten Datenlage gibt es derzeit keine Leitlinien zu Revisionseingriffen an Hämodialysezugängen. Um das Procedere mit verschlussbedrohtenden AV-Fisteln zu analysieren, untersuchten wir retrospektiv unsere Erfahrungen mit AV-Fistelrevisionen. Methoden: Bisher wurden 302 Sekundäreingriffe an Dialysezugängen von 117 Patienten retrospektiv untersucht. Im gleichen Zeitraum wurden an unserer Klinik 2655 AV-Fisteln angelegt. Das Alter der Patienten reichte von 19 bis 85 Jahren (MW: 59,2 ± 14,4). Insgesamt 42,5% der untersuchten Patienten zeigten einen Diabetes mellitus, 88,3% waren hyperton. Im untersuchten Patientengut wurden 128 Thrombektomien, 35 Anastomosenrevisonen, 15 Patchplastiken, 106 Fistelneuanlagen, 33 Interventionen und 15 Hybrideingriffe durchgeführt. Ergebnisse: Die Frühverschlußrate (< 90 Tage) lag im Gesamtkollektiv bei 25,8%. Die Patienten, die einer offenen Revision zugeführt wurden, benötigten signifikant weniger Folgeprozeduren gegenüber den interventionell behandelten (28,5% vs. 48,5%; p< 0,05). Für die operativen Revisionseingriffe verzeichneten wir eine signifikant geringere Frühverschlußrate im Vergleich zu den interventionell versorgten Fisteln (22,5% vs. 51,5%; p< 0,05). Auch die Hybrideingriffe waren mit einer Frühverschlußrate von 29,4% den reinen Interventionen tendenziell überlegen. Über 40% der Revisionen erfolgte an Prothesenshunts. Die Frühverschlußrate der revidierten Prothesenshunts lag signifikant höher gegenüber den nativen Fisteln (31,8% vs. 21,3%; p< 0,05). Schlussfolgerung: Trotz der geringen Anzahl an Patienten und der limitierten Follow-up Daten, deuten unsere Ergebnisse auf einen Vorteil der chirurgischen Revisionen gegenüber den interventionellen Verfahren hin. Prospektive Multicenter Studien sind notwendig, um die Relevanz der interventionellen Verfahren bei der Therapie von AV-Fistelstenosen und Thrombosen im Vergleich zur chirurgischen Therapie abzuklären.
V1.6 Besondere Dialyseshuntverfahren bei scheinbar ausoperierten Patienten B. Luther, U. Kempf, A. Will, D. Bach HELIOS Klinikum Krefeld, 47805 Krefeld, Deutschland In der Ära der umfassenden Dialysebehandlung häufen sich scheinbar ausoperierte Patienten, deren Weiterbehandlung große Probleme bietet. Durch neue extraanatomische Shuntverfahren kann die Dialysetherapie fortgesetzt und ein ungünstiges Schicksal der Patienten verhindert werden. Methoden: Von 2004 bis 2009 wurden unter 1410 Dialyseoperationen 439 Shunts implantiert. Darunter gab es 97 alloplastische Dialyseshunts (22,1%) eingeschlossen 27 Sonderfälle (6,1%), bei denen aussergewöhnliche Techniken erforderlich wurden. Im Einzelnen handelt es sich um 2 arterio-arterielle Loops, 5 Colliershunts, 6 subclaviale Loops, 3 brachiojugulare Shunts, 6 Oberschenkelloops und 1 femoro-cavaler Shunt sowie 4 Proximalisierungen und 15 Bändelungen von Oberarmshunts bei dialysefistelassoziierter peripherer Ischämie. Die Nachbeobachtungszeit betrug durchschnittlich 17 Monate. Ergebnisse: Kein Patient verstarb perioperativ. Alle Shunts konnten zur Dialyse genutzt werden. Es gab 3 Verschlüsse (11,1%) und 1 Infektion (3,7%). Die Offenheit nach 1 Jahr betrug 85,1%. Indikationen, Operationstechniken und Komplikationsmöglichkeiten der Sonderformen von Dialyseshunts werden im Einzelnen dargestellt. Schlussfolgerungen: Im Rahmen der Dialyseshuntversorgung gibt es keine ausoperierten Patienten. Für besondere arterio-venöse oder -arte rielle Kurzschlussverbindungen steht eine Vielzahl extraanatomischer Möglichkeiten zur Verfügung. Durch ein nationales Register sollte ein multizentrischer Vergleich mehr Aufklärung über das Langzeitverhalten dieser seltenen, aber lebensnotwendigen Dialyseshuntverfahren geben.
Wissenschaftliche Hauptsitzung 2: Viszerale/renale Ischämie V2.1 Rekonstruktion der Nierenarterie nach fehlgeschlagener interventioneller PTA bei Nierenarterienstenose: Ergebnisse eines Zentrums K.M. Balzer, T. Pfeiffer, S. Neuschäfer, A. Voiculescu, W. Sandmann Universitätsklinikum Düsseldorf, 40225 Düsseldorf, Deutschland Hintergund: Die folgende retrospektive Untersuchung beschreibt den Langzeiteffekt gefäßchirurgischer Revaskularisation nach fehlgeschlagener perkutaner transluminaler Angioplastie (PTRA) der Nierenarterien bei Stenose. Material und Methode: Von Januar 1995 bis Januar 2005 wurden an der Klinik für Gefäßchirurgie und Nierentransplantation von 696 an einer Nierenarterienstenose (NAST) operierter Patienten 60 (17 fibromuskuläre Dysplasie (FMD), 43 atherosklerotische NAST) aufgrund einer fehlgeschlagenen PTRA revaskularisiert. Das mittlere Alter aller Patienten war 54,1, das mittlere Intervall zwischen PTRA und Operation betrug 1,74 Jahre. Von 68 mit PTRA behandelten Stenosen waren 44 nur mittels Angioplastie (19 FMD, 25 atherosklerotische NAST), 24 mittels Angioplastie und Stent (alle atherosklerotische NAST) vorbehandelt. Das operative Management, die Nierenfunktion, der Hypertonus als auch das Überleben wurden verglichen. Ergebnisse: 59 % aller Patienten wurden mittels trasnaortaler Thrombendarterektomie, 37 % mittels aortorenalem Bypass behandelt. Die 30-Tages-Mortalität betrug 0 %, nach einem mittleren Nachuntersuchungsintervall von 4,16 Jahren betrug sie 16,6 % (alle atherosklerotische NAST). Es zeigte sich ein signifikanter Abfall des systolischen Blutdruckes bei allen Patienten sowohl postoperativ als auch in der Nachuntersuchung. Das Kreatinin blieb stabil bei Patienten mit FMD, es zeigte sich ein
nicht signifikanter Anstieg bei Patienten mit atherosklerotischer NAST. Der Hypertonus konnte bei 32,5 % aller interventionell vorbehandelten Patienten gebessert oder geheilt werden, bei Patienten mit FMD gelang dieses bei 54 %, bei atherosklerotischer NAST bei 22,2 %. Restenosen zeigten sich bei 26 % der Patienten mit FMD und bei 24 % der Patienten mit atherosklerotsicher NAST. Schlussfolgerung: Die Revaskularisation der Nierenarterie nach vorangegangener PTRA ist sicher und der systolische Blutdruck kann gesenkt werden. Es zeigten sich Unterschiede in den Ergebnissen zwischen vorbehandelten Patienten mit FMD und atherosklerotischer NAST. Die sowohl in der eigenen Untersuchung als auch in der Literatur erhöhten Restenoseraten können mit dem vorangegangenen Trauma der Intervention zusammenhängen. V2.2 Therapeutische Alternativen in der Behandlung von Viszeralarterienaneurysmen W. Schierling, K. Pfister, S. Krammer, T. Müller, A. Loibnegger, P. Kasprzak Klinik und Poliklinik für Chirurgie, 93053 Regensburg, Deutschland Einleitung: Viszeralarterienaneurysmen (VAAs) sind seltene Erkrankungen, die aufgrund ihres Rupturrisikos ein adäquates Management erfordern. Die Behandlungsoptionen beinhalten offen chirurgische und interventionelle Verfahren wie z.B. Coil-Embolization oder Stent-Graft. Ziel unserer Untersuchung war es, die Behandlungsindikationen und -modalitäten sowie das Outcome der Patienten retrospektiv zu analysieren. Material und Methoden: Zwischen 04/1995 und 12/2008 wurde bei 105 Patienten ein Viszeralarterienaneurysma diagnostiziert: Darunter waren 69 Milz-, 9 gastro-pankreatikoduodenale, 8 hepatische, 5 Aneurysmen im Bereich der A. mesenterica superior/inferior, 13 Nierenarterienaneurysmen und 1 Patient mit multiplen VAAs. Bei 16 Patienten wurde die offen-chirurgische Behandlungsoption gewählt, bei 17 Patienten wurde die Behandlung interventionell durchgeführt. Bei 72 Patienten ohne Behandlungsindikation wurde das Aneurysma weiter beobachtet. Chirurgische Verfahren enthielten die Aneurysmaresektion mit direkter Rekonstruktion der Arterie (n=3), Patchplastik (n=5) oder Organresektion (n=4) bzw. eine arterielle Ligatur (n=4). Interventionell wurde die CoilEmbolization (n=12), sowie die Ausschaltung mittels ungecoverter (n=3) und gecoverter Stent-Grafts (n=2) durchgeführt. Retrospektiv wurden hierbei die klinische Präsentation, Charakteristika der Aneurysmen, Behandlungsmodalitäten sowie das Outcome analysiert. Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der 33 Patienten betrug 54 Jahre (21 ♂ , 12 ♀ ). Patienten, die aufgrund von Pseudoaneurysmen oder Blutung behandelt wurden, waren signifikant jünger als Patienten die aufgrund eines atherosklerotischen Aneurysmas behandelt wurden (49 vs 62 Jahre, p< 0,05). Echte Aneurysmen oder elektive Fälle wurden bevorzugt offen-chirugisch behandelt, während die Behandlung von Pseudoaneurysmen oder Blutungen primär interventionell erfolgte. Die Erfolgsrate der Interventionen lag bei 94 %. Ein Patient musste bei zunehmender hämodynamischer Instabilität konvertiert werden. Insgesamt traten 27 % Komplikationen auf: 19 % nach offen-chirurgischer Behandlung und 35 % nach Interventionen. Schlussfolgerung: Morphologie und klinische Symptomatik des Aneurysmas bestimmen die individuelle therapeutische Strategie. Coiling erlaubt die sofortige Blutungskontrolle in Notfallsituationen, ist jedoch mit einer höheren Rate an Organmalperfusionen assoziiert. Die endovaskuläre Stent-Graft Therapie ist eine vielversprechende neue Behandlungsoption.
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Abstracts V2.3 Endovaskuläre Verfahren zur Behandlung der akuten und chronischen mesenterialen Ischämie B. Luther, F. Eickmeyer, T. Nowak, U. Kempf HELIOS Klinikum Krefeld, 47805 Krefeld, Deutschland Die etablierten chirurgischen Eingriffe an den Mesenterialarterien haben zwar eine hohe Professionalität erreicht, bringen aber ein relativ großes Zugangstrauma mit sich. Insbesondere der Mesenterialinfarkt stellt noch immer ein logistisches Problem dar. Das Morbiditäts- und Letalitätsrisiko erhöht sich abgesehen von den kardiovaskulären Risiken bei stattgehabten Voroperationen und einer morbiden Adipositas. Aus diesen Gründen ist die Entwicklung endovaskulärer Prozeduren erforderlich. Methode: Von 2004-2009 wurden 105 Patienten mit Erkrankungen der Mesenterialarterien behandelt. 23 Patienten wurden endovaskulär versorgt, akut 5 und elektiv 18. Die Therapiemethoden umfassten die Lyseund Pharmakotherapie, die Aspirationsembolektomie sowie die PTA und die Stent-PTA der Mesenterialarterien. Die Verfahren werden beispielhaft dargestellt und diskutiert. Ergebnisse: Von den endovaskulär behandelten Patienten sind 2 im akuten Stadium 2 und keiner im chronischen Ischämiestadium verstorben. Weitere Morbiditäten waren 1 begrenzte Darmischämie, 2 Pneumonien sowie 1 Stentluxation. Im Beobachtungszeitraum von 36 Monaten entdeckten wir keinen Reverschluss aber 6 Restenosen. Es erfolgten 2 RePTA und 4 offen chirurgische Konversionen. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse ermutigen zur erweiterten Anwendung endovaskulärer Verfahren bei Erkrankungen der Mesenterialarterien. Zu fordern bleibt allerdings eine konsequente Nachsorge, um spätere Ischämiekomplikationen zu verhindern. V2.4 Indikation, Vorgehen und Ergebnisse der laparoskopischen Behandlung des Truncus- coeliacus- Kompressions-Syndroms M. Schneider, M. Ernst, P. Zapf Helios Klinikum Erfurt, 99089 Erfurt, Deutschland Fragestellung: Wann ist die Behandlung eines komprimierten Truncus coeliacus indiziert? Technik der laparoskopischen Dekompression und eigene Ergebnisse. Methodik: Die Diagnose des eher seltenen Krankheitsbildes des Truncus-coeliacus-Kompressions-Syndroms oder Dunbar-Syndroms wird durch die unterschiedlichen im Vordergrund stehenden Symptome, von diffusem abdominellem Schmerz bis zur hypertonen Krise, erschwert und erfordert den Ausschluß anderer gastrointestinaler Pathologien. Eine Therapieindikation zur Dekompression besteht, wenn eine nichtarteriosklerotische höhergradige Stenosierung des Truncus coeliacus mit typischer caudalwärts Verziehung (CT bzw. MR-Angiographie) vorliegt und duplexsonographisch eine inspiratorisch-exspiratorische Flußdifferenz nachzuweisen ist bei einer maximalen Strömungsbeschleunigung >2m/s. Die laparoskopische Dekompression bietet hier die Vorteile des minimierten Zugangstraumas mit Koagulation der irritierten Plexus coeliacus Fasern. Das technische Vorgehen wird vorgestellt. Ergebnis: Die Früh- und Ein-Jahres Ergebnisse der ersten fünf bei uns im Jahr 2008 laparoskopisch behandelten Patienten werden vorgestellt. In allen Fällen ist die in-exspiratorische Flußdiffernz nicht mehr nachweisbar und die Lebensqualität hat sich auf einer SelbsteinschätzungsSkala von 1-6 um durchschnittlich 3 Punkte gebessert. Schlussfolgerung: Die Beschwerdesymptomatik der Patienten kann durch die alleinige Dekompression des Truncus coeliacus mit Koagulation der irritierten Plexus coeliacus Fasern gut gebessert werden. Eine Gefäßrekonstruktion ist meist nicht erforderlich. Die laparoskopische Methode ist dabei deutlich weniger invasiv als die offene Operation und sollte Eingang ins Repertoire der Gefäßchirurgen halten.
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Wissenschaftliche Hauptsitzung 3: Therapie der Carotisstenose V3.1 Pro und Contra für ein nationales Screening zur Früherkennung von extracraniellen Carotisstenosen A. Kühnl, H.-H. Eckstein Klinik für Gefäßchirurgie, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, 81675 München, Deutschland Hintergrund: In Deutschland erleiden 20-30‘000 Patienten einen carotis-assoziierten Schlaganfall pro Jahr. Die Prävalenz einer extracraniellen, über 50%igen Stenose beträgt dabei zirka 7% bei Patienten über 65 Jahre, und 15-30% bei Patienten mit einer arteriosklerotischen Co-Morbidität (AVK, KHK). Die FKDS kann in Kombination mit der MR-Angiographie >50%ige Stenosen der A.carotis mit einer Sensitivität und Spezifität von >95% detektieren. Fragestellung: Ist bei Patienten über 65 Jahre ein Ultraschall-Screening zur Früherkennung von Stenosen der extracraniellen A. carotis sinnvoll, und wie hoch wäre die numbers needed to screen (NNS) für Patienten >65 Jahre und für Patienten mit einer AVK um in 5 Jahren jeweils einen Schlaganfall zu verhindern? Ergebnisse: In der Subgruppe der über 65jährigen errechnet sich eine NNS von 800-1000 während in der Risikogruppe der Patienten mit AVK über 65 Jahre nur 400-500 Patienten zu screenen wären, um 1 Schlaganfall in 5 Jahren zu verhindern. Schlussfolgerung: Ein Screening der Gesamtbevölkerung hat aufgrund der niedrigen Prävalenz keinen nachweisbaren Nutzen, jedoch können durch eine Fokusierung des Screenings auf Patienten >65 Jahre und auf Patienten mit zusätzlicher AVK die NNS reduziert und eine relevante Anzahl von Schlaganfällen verhindert werden. Die wirtschaftlichen und organisatorischen Aspekte müssen hierzu jedoch bedacht und diskutiert werden. V3.2 Der Stellenwert der perioperativen Antiaggregation durch Acetylsalicylsäure bei operationsbedürftigen Karotisstenosen. Ergebnisse einer prospektiven 2-Zentren Studie. K.P. Donas, T. Schönefeld, G. Torsello St. Franziscus Krankenhaus; Universitätsklinikum Münster, 48145 Münster, Deutschland Fragestellung: Die perioperative Gabe von Thrombozytenaggerationshemmern kann die Häufigkeit von kardiovaskulären Ereignissen reduzieren. Andererseits wird das Risiko für Nachblutungen erhöht. Ziel der vorliegenden Studie war die Evaluierung des Nutzens der perioperativen Aggregation durch Acetylsalicylsäure (ASS) bei Patienten mit operationsbedürftigen Karotisstenosen. Methodik: Zwischen März 2008 und März 2009 wurden 222 Patienten mit einer klinisch relevanten Karotisstenose (>70%) prospektiv rekrutiert. 109 Patienten wurden unter ASS operiert. Bei 113 Patienten erfolgte die Operation nach mindestens 5-tägiger Pausierung der Antiaggregation. Die zwei Gruppen (ASS-Gruppe versus non-ASS-Gruppe) erwiesen sich aufgrund der Geschlechts- Altersverteilung und der Operationstechnik als vergleichbar. Es wurden insbesondere revisionsbedingte Nachblutungen und kardiale Ereignisse erfasst, um die ASS-Gabe perioperativ zu validieren. Ergebnisse: Bezüglich der Operationsstechnik wurden 71 (65.2%) Eversionsendarteriektomien (EEA) und 38 (34.8%) Thrombendarteriektomien (TEA) in der ASS Gruppe vs. 72 (81.3%) EEA / 41 (18.7%) TEA in der non-ASS-Gruppe durchgeführt. Es fanden sich in der ASSGruppe acht (7.3%) revisionspflichtige Nachblutungen vs. 5 (4.4%) in der non-ASS-Gruppe. Eine kardiale Komplikation (0.9%) (Myokardinfarkt mit Notfall-Anlage eines aortokoronarem Venenbypass) wurde in
der ASS Gruppe beobachtet. Im Vergleich 3 kardiale Ereignisse (2.6%) (NSTEMI) wurden in der non-ASS-Gruppe registriert. Es konnte in den Vergleichsgruppen kein signifikanter Unterschied hinsichtlich der revisionsbedingten Nachblutungen oder kardialen Erreignissen festgestellt werden. Bezüglich der neurologischen Komplikationen eine Patientin der ASS Gruppe hatte postoperativ eine TIA Symptomatik mit kompletter Remission innerhalb 24h (0.9%) vs. 2 TIAs (1.7%) in der non-ASS Gruppe. Schlussfolgerung: Die perioperative Antiaggregation durch Acetylsalicylsäure bei operationsbedürftigen Karotisstenosen führt zu einer deutlichen aber nicht statistisch signifikanten Minimierung der perioperativen Risiken hinsichtlich neurologischer oder kardiovaskulärer Ereignisse, allerdings zu einem erhöhtem Risiko für perioperativen revisionsbedingten Nachblutungen. V3.3 Die Endarterektomie der A. carotis interna in sonographie gesteuerter regionaler Anästhesie beim über 80 jährigen Patienten – Ludwigsburger Ergebnisse W.I. Staiger, P. Hettrich, M. Liebrich, U. Gentz, J. Gahlen Klinikum Ludwigsburg, 71640 Ludwigsburg, Deutschland Fragestellung: Die Carotisendarterektomie (CEA) ist in nachweislich die effektivste Therapie von symtomatischen und hochgradigen asymptomatischen Stenosen der A. carotis und „Goldstandard“ der Behandlung. Die Datenlage bezieht sich auf Patienten, die jünger als 80 Jahre sind. Die Operation bei alten Patienten (>80 J.) wird kontrovers diskutiert. Die Implantation von Stents (CAS) wird als Alternative für diese „Hochrisikopatienten“ vorgeschlagen. Publikationen zeigen aber für CAS eine erhöhte prozedurale Morbidität im Vergleich zur Operation, so dass ggf. auch hier die CEA als Standardverfahren gelten muss. Es wurden unsere Erfahrung mit alten Patienten untersucht. Besonders berücksichtigt wurde die regelhaft angewendete sonographiegesteuerte regionale Anästhesie (SRA). Methodik: Alle Patienten zwischen Januar 2005 und März 2009, die älter als 80 Jahre alt waren, wurden prospektiv erfasst und die perioperativen Daten evaluiert. Anschließend wurde die Morbidität und Mortalität einschließlich perioperativer neurologischer Ereignisse ausgewertet. Ergebnis: 73 Patienten (35 ♂ , 38 ♀) wurden eingeschlossen. Das mittlere Alter betrug 84.9 Jahre (Range: 80.4 bis 94.6). Indikation: sympt. Stenose n=44 (60.3%), asympt. Stenose n=24 (32.9%). Notfalloperation bei progredienter Symptomatik n=5 (6.8%). Die durchschnittliche Operationszeit betrug 97 Min. mit einer Clamping-Phase von 22 Min. Bei 67 (91.8%) Patienten war die SRA problemlos, bei n=5 (6.8%) wurde geplant eine ITN durchgeführt, bei n=1 (1.4%) wurde wegen Agitation zur ITN konvertiert. Operationstechnik: EEA der ACI n=38 (52.0%), EEA der ACI und TEA ACC n=25 (34.2%), TEA ACI und ACC mit Patch n=8 (10.9%) und Embolektomie n=2 (2.7%). Intraoperative Shunteinlage n=14 (19.2%). In keinem Fall kam es zu neurologischen Komplikationen. Allgemeine Komplikationen: Hämatom mit Revision n=4 (5.5%), Hämatom, konservativ n=3 (4.1%). Recurrensparese: n=1 (1.4%). Kein Patient verstarb aufgrund einer prozeduralen Komplikation. Schlussfolgerung: Die CEA bei alten Patienten ist eine sichere Prozedur. Die 30-Tages Morbidität und Mortalität und insbesondere das Risiko für neurologische Ereignisse ist jüngeren Patienten equivalent und hier teilweise sogar erniedrigt. Die Durchführung der CEA in SRA war nur in einem Fall nicht möglich. In dieser Analyse ist die CEA auch für alte Patienten der „Goldstandard“. Das hohe Alter definiert keinen Hochrisikopatient und rechtfertigt keinesfalls ein interventionelles Vorgehen als Alternative.
V3.4 Hat das Intervall zwischen neurologischen Indikatorereignis und Carotis-TEA bei symptomatischen Carotisstenosen einen Einfluss auf die perioperative Komplikationsrate? A.M. Dirrigl, A. Assadian, A. Zimmermann, A. Kühnl, C. Reeps, H. Poppert, T. Schuster, H.-H. Eckstein Klinik für Gefäßchirurgie, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, 81675 München, Deutschland Hintergrund und Fragestellung: In internationalen Multicenter-Studien (NASCET, ECST, VA Trial Nr.167) wurde der schlaganfallpräventive Effekt der TEA (CEA) für symptomatische Carotisstenosen eindeutig belegt. In den Subgruppenanalysen konnte gezeigt werden, dass dieser Effekt umso größer ist, je früher die CEA nach dem neurologischen Indikatorereignis (Amaurosis fugax, TIA, nicht-invalidisierender Schlaganfall) durchgeführt wird. In dieser Studie soll überprüft werden, inwieweit es im eigenen Krankengut gelungen ist, das Intervall zwischen Symptomatik und CEA zu verkürzen, und ob sich hierzu eine Veränderung der perioperativen Komplikationsrate ergeben hat. Material und Methoden: Es erfolgte eine retrospektive Auswertung prospektiv erhobener Daten für den Zeitraum vom 01.01.2004 bis 31.05.2009. Aus einem Gesamtkollektiv von n=549 CEAs wurden alle n=165 Patienten (66,7% männlich) mit elektiver/ frühelektiver CEA im Stadium IIA, IIB und IV (Amaurosis fugax, ipsilaterale TIA, nicht-invalidisierender Schlaganfall) eingeschlossen. Ausgeschlossen wurden alle Patienten im Stadium IIIA und IIIB (Notfall-CEA`s bei frischen Carotisverschluss, progredientem Schlaganfall oder Crescendo-TIA´s innerhalb von 48h). Erfasst wurden klinische Basisdaten (Geschlecht, Alter, ASA, Stenosegrad ipsilateral und kontralateral, Art der Anästhesie, OP-Verfahren), das Zeitintervall zwischen Indikatorereignis und CEA sowie der Zeitpunkt der CEA (Tag, Wochenende, Uhrzeit). Alle Patienten wurden prä- und postoperativ innerhalb von 24h nach erfolgreicher CEA neurologisch untersucht. Endpunkte der Studie waren die perioperative Letalität und die perioperative Schlaganfallrate. Die Quantifizierung des postoperativen Defizits erfolgte mit der modifizierten Rankin Skala. In einer Subgruppe von n=97 Patienten mit prä- und postoperativ durchgeführter diffusionsgewichteter MRT (DWI-MRT) wurde die Inzidenz frischer postoperativer ischämischer Läsionen erfasst. Die statistische Berechnung erfolgte mit dem Chi-Quadrat-Test und dem Mann-Whitney-Test. Ergebnisse: 38/165 Patienten (23%) hatten eine Amaurosis fugax, 84 (51%) eine Hemisphären TIA und 43 (26,1%) einen Schlaganfall erlitten. Bei 82 Patienten (49,7%) wurde eine Eversionsendarteriektomie, bei 80 Patienten (48,5%) eine konventionelle Carotis-TEA durchgeführt. Die perioperative Letalität betrug 1,8% (n=3, 3x Myokardinfarkt). 4 Patienten (2,4%) erlitten einen perioperativen Schlaganfall (1x Rankin 1, 2x Rankin 2, 1x Rankin 4). Bei 23/97 Patienten (13,9%) mit prä -und postoperativem DWI-MRT fanden sich frische punktförmige (klinisch stumme) Läsionen sowie 2 neue hämodynamische Infarkte und ein neuer Territorialinfarkt. Das mediane Zeitintervall zwischen Indikatorereignis und CEA betrug 2004 n=18 Tage (IQR: 8-36), 2005 n=10 Tage (IQR: 7-31), 2006 n=13 Tage (IQR: 4,75-28,5), 2007 n=10 Tage (IQR: 4-28), 2008 n=7 (IQR: 3-14) und im Jahr 2009 (Januar-Mai) n=7,5 Tage (IQR: 1,75 -22). Es zeigt sich somit ein eindeutiger Trend zu einem sich ständig verkürzenden Intervall. Weiterhin zeigt sich eine signifikante Zunahme der Operationen zwischen 17 und 24 Uhr (2004 0%, 2005 0%, 2006 0 %, 2007 7,4%, 2008 6,9%, 2009 41,7%, p=0.0005) und eine signifikante Zunahme der CEA`s am Wochenende (2004 3%, 2005 6,9%, 2006 15,8%, 2007 6,9%, 2008 40,9%, bis Mai 2009 50%, p=0.0013). Ein statistisch eindeutiger Zusammenhang zwischen dem Intervall und der perioperativen Schlaganfallrate/Letalität konnte nicht gezeigt werden (p>0.215). Schlussfolgerungen: Zusammenfassend zeigen unsere Daten eine schrittweise Verkürzung des Zeitintervalls zwischen neurologischen Indikatorereignis und Zeitpunkt der CEA bei Patienten mit symptomatischer Carotisstenose. Aufgrund der Dringlichkeit der Behandlung werden in Absprache mit der Neurologie mittlerweile viele Patienten außerhalb der regulären Dienstzeiten am Abend oder am Wochenende Gefässchirurgie 5 · 2009
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Abstracts operiert. Ein eindeutiger Einfluss des Intervalls bzw. OP-Zeitpunktes auf die perioperative Komplikationsrate konnte bisher nicht ermittelt werden. Neue ischämische DWI-Läsionen wurden insgesamt in ca. 14% der Fälle diagnostiziert, dieser Wert liegt deutlich unter vergleichbaren Literaturangaben zum Carotis-Stent von ca. 50%. V3.5 Akute Verschlussprozesse der A. carotis mit neurologischem Defizit – Ergebnisse der chirurgischen Notfallrekonstruktion T. Nowak, C. Buck-Rumphorst, R. Besser, B. Luther HELIOS Klinikum Krefeld, 47805 Krefeld, Deutschland Die Möglichkeit, durch eine notfallmäßige chirurgische Rekonstruktion der A. carotis ein neurologisches Defizit günstig zu beeinflussen, wird von vielen Medizinern in Zweifel gezogen. Oftmals werden die betroffenen Patienten nicht einmal einem Gefäßchirurgen vorgestellt. Dennoch belegen die Ergebnisse ausgewiesener Gefäßzentren die Sinnhaftigkeit des chirurgischen Therapieversuchs, so dass diese Option im Rahmen der Schlaganfallbehandlung den Patienten nicht länger vorenthalten werden sollte. Methodik: Vom 01.01.2004 bis zum 31.03.2009 wurden unter 803 Karotis operationen 74 akute Verschlussprozesse mit neurologischem Defizit analysiert (9,2%). Alle Patienten wurden in der Stroke unit durch Neurologen vordiagnostiziert und chirurgisch indiziert. Die offene Rekonstruktion erfolgte notfallmäßig durch EEA (64), TEA und Venenpatch (8) und 2x durch ein Veneninterponat bei Dissektion bzw. FMD. 56x wurde ein intraluminaler Shunt eingelegt. Das durchschnittliche Zeitintervall vom Ereignis bis zur Desobliteration betrug 12 Stunden. Die Nachbehandlung erfolgte wieder in der Stroke unit. Ergebnisse: 3 Patienten (4,0%) verstarben in der postoperativen Phase (Hirnblutung, Asphyxie, maligner Apoplex). 38 Patienten (51,3%) erholten sich, so dass das neurologische Defizit verschwand bzw. sich deutlich erholte. Bei 23 Patienten (31,1%) änderte sich die Klinik nach dem operativen Eingriff nicht, 10 Patienten (13,5%) erfuhren eine neurologische Verschlechterung. Eine Beziehung zum operationstechnischen Vorgehen konnte nicht hergestellt werden. Dagegen war die Erfolgsrate in den ersten 6 Stunden nach dem Ereignis größer, als danach. Schlussfolgerungen: Gegenüber der konservativen Therapie bietet die chirurgische Desobliteration der akuten A. carotis mehr als der Hälfte der Patienten eine sofortige Rekonvaleszenz und damit die Vermeidung von Invalidität. Misserfolge sind dem fortgeschrittenen Zeitintervall und der noch unsicheren Indikationsstellung geschuldet. Eine interdiziplinäre, multizentrische Studie ist dringend anzustreben, um die chirurgische Therapie in der Behandlung des akuten Schlaganfalls zu etablieren. V3.6 Ist die Morphologie der Carotis-Restenose für die Symptomatik verantwortlich? K. Pfister, T. Müller, W. Schierling, I. Alexeenko, E.M. Jung, P. Kasprzak Klinik und Poliklinik für Chirurgie, 93053 Regensburg, Deutschland Einleitung: Restenosen treten nach Carotisoperation oder Stentimplantation im frühen, aber auch im späteren Verlauf auf. Ein Teil der Patienten mit Carotisrestenose wird durch eine fokale Symptomatik auffällig, andere werden bei der duplexsonographischen Kontrolle zufällig entdeckt. Die Therapie kann operativ oder interventionell erfolgen. Die hochauflösende digitale Sonographie mit Kontrastmittel ermöglicht eine differenzierte Darstellung von Carotisplaques. Wir haben daher Carotisrestenosen auf ihre Morphologie hin untersucht. Material und Methodik: Im Zeitraum von 4/1995 bis 5/2009 wurden 101 Patienten ( 68 Männer, 33 Frauen) mit Carotisrestenosen therapiert. Das durchschnittliche Alter lag bei 66 Jahren (48-84 Jahre). 39 (39%) mal war bei der Erstversorgung eine Eversionsendarteriektomie durchgeführt worden, 53 (52%) mal eine Thrombendarteriektomie mit
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Patchplastik und 9 (9%) mal eine Stentimplantation. 17 Patienten (17%) stellten sich mit carotisassoziierter Neurologie vor, 14 (14%) klagten über unspezifische Beschwerden wie Schwindel und Synkope, 70 Patienten waren asymptomatisch. Alle Patienten wurden präoperativ neben einer Schnittbildgebung einer Ultraschalluntersuchung zugeführt, seit dem Jahr 2008 zusätzlich unter Gabe von Kontrastmittel (SonoVue®) Ergebnisse: 89 (88%) Patienten wurden operiert, 12 (12%) erhielten einen Stent. 39 (38%) mal wurde eine Thrombendarteriektomie mit boviner Patchplastik durchgeführt, 35 (35%) erhielten ein PTFE Interponat, 15 (15%) mal erfolgte der Einsatz von Venenmaterial. Die präoperativ durchgeführte kontrastmittelgestützte Ultraschalluntersuchung fand 2 unterschiedliche Morphologien: eine glatt berandete Intimahyperplasie, teils mit Einsprossung von Bläschen, sowie exulcerierte Plaques mit Nischenbildung. Letztere waren fast ausschließlich nach Kunststoff-Patchplastik zu beobachten, während nach Stentimplantation oder Eversionsendarteriektomie eine Intimahyperplasie überwog. Diskussion und Zusammenfassung: Die Morphologie der Carotisrestenose ist mit der neurologischen Symptomatik und der vorangegangenen Operationsmethode assoziiert. Die Beurteilung des Plaques bei der Restenose kann die Therapieentscheidung hinsichtlich Stentdilatation oder offener Operation beeinflussen.
Wissenschaftliche Hauptsitzung 4: Vaskuläre Biologie V4.1 Ausmaß und Stellenwert der Neoangiogenese in höhergradigen Plaquestenosen der A. carotis interna J. Pelisek, M. Rudelius, C. Reeps, S. Ockert, H. Poppert, H.-H. Eckstein Klinik für Gefäßchiurgie, Klinikum rechts der Isar der TU-München, 81675 München, Deutschland Hintergrund: Die Neovaskularisation arteriosklerotischer Plaques gilt als Marker der Plaqueprogression. Der Zusammenhang zwischen angiogenetischen Faktoren im Plaque und Serum und der Plaquestabilität extracranieller Carotisstenosen ist bislang unzureichend geklärt. Aus diesem Grund wurden relevante angiogenetische Faktoren retrospektiv in Plaques von Patienten mit fortgeschrittenen Carotisstenosen untersucht und mit serologischen Parametern verglichen. Methoden: Es wurden n=82 Patienten (männlich n=57, weiblich n=25) untersucht, bei denen aufgrund einer höhergradigen Carotisstenose die Indikation zur Carotis-TEA gestellt worden war (Anteil asymptomischer Patienten 47,1%). Die operativ entnommenen Carotisplaques wurden in Formalin fixiert, segmentiert und in Paraffin eingebettet. Histologische Untersuchungen beinhalteten die Plaquemorphologie, die Zellularität, die Stabilität (Klassifikation nach Virmani), sowie die Bestimmung der Anzahl von Neogefäßen. Immunhistochemisch erfolgte der Nachweis von VEGF, VEGFR-2, Ang-1, Ang-2, Integrin aVß3 und PDGF. Weiterhin wurden serologisch VEGF, Ang-1,-2, PDGF und weitere klinische Parameter (CRP, Fibrinogen, Anamnese) analysiert. Resultate: Bei n=43 Patienten fand sich ein instabiler Carotisplauqe. Instabile Plaques zeigten eine signifikant höhere Anzahl an Neogefäßen verglichen mit stabilen Plaques (142±76 vs.92±46 per Plaque, p=0.021). Die meisten Neogefäße exprimierten alle untersuchten angiogenetischen Faktoren: VEGF, VEGFR-2, Ang-1,-2, aVß3 und PDGF. VEGF-Werte waren signifikant erhöht im Blut von Patienten mit instabilen Plaques (0,32±0,22 ng/mL vs. 0,22±0,16 ng/mL; p=0,05). Im Gegensatz dazu zeigte Ang-2 bei Patienten mit instabilen Carotisläsionen eine signifikant geringere Serumkonzentration verglichen mit Individuen mit stabilen Läsionen (2,7±1,3 ng/mL vs. 1,5±0,9 ng/mL; p< 0,001). Weiterhin wurde eine signifikante negative Korrelation zwischen der Anzahl an Neogefäßen und PDGF beobachtet (r=-0.508). Zusammenfassung: Unsere Ergebnisse zeigen einen klaren Zusammenhang zwischen dem Grad der Neovaskularisation und der Plaquestabilität arteriosklerotischer extracranieller Carotisläsionen. Instabile Caro-
tisplaques sind mit einem serologisch höheren VEGF- und niedrigem Ang-2-Spiegel assoziiert und sollten in künftigen prospektiven Studien (Z.B. SPACE 2) als Prognosemarker für das Auftreten einer zerebralen Ischämie weiter evaluiert werden. V4.2 Neurologische und histopathologische Folgen nach fokaler zerebraler Ischämie in der Maus werden durch einen Thrombozyten depletierenden anti-GPIb-Antikörper verbessert S.M. Sonanini, S.M. Krieg, R. Kopp, N. Plesnila Walter Brendel Zentrum für Experimentelle Medizin, 80539 München, Deutschland Fragestellung: Die Übertragung neuroprotektiver Maßnahmen zur Verminderung des sekundären neuronalen Schadens nach zerebraler Ischämie aus der präklinischen Forschung in die klinische Anwendung ist bis heute nicht zufrieden stellend. Thrombozyten (Plt) spielen in der Pathophysiologie des ischämischen Schlaganfalles in ihrer hämostasiologischen Funktion über ihren Glykoprotein (GP) Ib Rezeptor eine zentrale Rolle. Gleichzeitig werden ihnen proinflammatorische Eigenschaften zugesprochen. Die pathophysiologische Bedeutung dieses Aspektes ist bis heute unklar. Ziel der Arbeit war es, die Rolle von Plt für die Entwicklung des Reperfusionsschadens nach experimenteller zerebraler Ischämie zu charakterisieren. Methodik: C57/Bl6 Mäusen (n=24) wurde für 45 Minuten die A. cerebri media mit einem intraluminalen Faden okkludiert (tMCAO). Über die intraperitoneale Applikation von 2 µg/g Körpergewicht eines monoklonalen anti-GPIbα Fab Antikörpers zum Einsetzen der Reperfusion (R) (t=0h) bzw. 1 und 5 h nach R konnte eine > 95% Depletion der zirkulierenden Plt erreicht werden (je Gruppe n=6). Der Kontrollgruppe (n=6) wurde kein Antikörper injiziert. 24 h nach tMCAO wurden die neurofunktionellen Fähigkeiten der Tiere mit einem modifizierten „neurological severity score“ (NSS) evaluiert. Das Nekrosevolumen, der neuronaler Zelltod und intrazerebrale Blutungen (ICH) wurden mittels Nissl Färbung quantifiziert. Ergebnis: Alle behandelten Tiere zeigten neuro-funktionell signifikant bessere Befunde als die Kontrollgruppe, insbesondere 5 h nach Reperfusion (R+5h: 6,3 ± 1,0 vs. Kontrolle: 13,9 ± 0,9; p< 0,05). Im Vergleich zur Kontrolle konnte das Nekrosevolumen auf bis zu 62% (R+0h) reduziert werden (R+0h: 30,4 ± 3,1 mm3; R+1h: 35,5 ± 2,5 mm3; R+5h: 36,4 ± 3,9 mm3 vs. Kontrolle: 49,3 ± 1,7 mm3; p< 0,05). 5h nach Reperfusion konnten deutlich weniger nekrotische Neurone beobachtet werden (R+5h: 57,1 ± 12,4 Zellen vs. Kontrolle: 144 ± 21,9 Zellen; p< 0,05). Trotz eines verbesserten neurologischen und histologischen Outcomes zeigten alle behandelten Tiere ICH (R+0h: n=2; R+1h: n= 3; R+5h: n=2 vs. Kontrolle: n=0; p>0,05). Schlussfolgerung: Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass die Blockade von GPIbα, trotz eines erhöhten Blutungsrisikos, einen bedeutenden Einfluss auf die histopathologischen und funktionellen Folgen nach zerebraler Reperfusion im Rahmen eines ischämischen Schlaganfalles hat. Deshalb kann die Verwendung eines GPIbα Antikörpers zur Blockade der Thrombozytenadhäsion an das zerebrale Endothel neue Möglichkeiten und Therapiestrategien bei der Behandlung der zerebralen Ischämie eröffnen. V4.3 Mechanosensitive Kalziumkanäle in der der zerebralen Arteriogenese W. Schierling, K. Troidl, H. Wustrack, P.M. Kasprzak, W. Schaper, T. Schmitz-Rixen Max-Planck-Institut Bad Nauheim, 61231 Bad Nauheim, Deutschland Fragestellung: Die zerebrale Arteriogenese wird durch erhöhte Schubspannung stimuliert. Ziel dieser Studie war es, in Schubspannungs-stimulierten Zerebralarterien der Ratte die Expression der Schubspannungs-abhän-
gigen Kanäle der Trp-Familie (transient receptor potential cation channel) „Trpm7, Trpc1, Trpv2, Trpp2 und Trpv4“ zu bestimmen sowie deren Bedeutung für die Steuerung der zerebrale Arteriogenese zu evaluieren. Methodik: Teil 1: – Studiengruppen: – Kontrollgruppe (n=25): Schein-Operation – Solo-Shunt Gruppe (n=25): AV-Shunt zwischen der zuvor ligierten A. carotis communis links und V. jugularis externa links in End-zuSeit Technik – Ligatur-Shunt Gruppe (n=25): AV-Shunt links plus Ligatur der A. carotis communis rechts – Evaluation der Expression der Schubspannungs-abhängigen Trp-Kanäle durch: – quantitative RT-PCR einen, drei, sieben und 14 Tage nach Shunt anlage (n=je 5) – Immunhistochemie sieben Tage nach Shuntanlage (n=5) Teil 2: – Studiengruppen: Beidseitige Ligatur der A. carotis communis plus 7-tägige intraarterielle Applikation verschiedener Substanzen via osmotischer Minipumpe – NaCl Gruppe (n=8): i.a.-Applikation von NaCl – 4a-PDD Gruppe (n=8): i.a.-Applikation von 4a-PDD (selektiver Trpv4-Aktivator) – RutheniumRed Gruppe (n=8): i.a.-Applikation von Ruthenium Red (nicht-selektiver Trp-Inhibitor) – Evaluation des zerebralen Kollateralarterienwachstums nach 7-tägiger i.a.-Applikation des Trpv4-Aktivators bzw. -Inhibitors durch: – post mortem-Angiographien (n=5) – Immunhistochemie: Ki67-Färbung (n=3) Ergebnis: Die Genexpressions- und immunhistochemischen Analysen zeigten die selektive, Schubspannungs-abhängige Hochregulierung des Kanals Trpv4 im Endothel. Durch die Applikation von 4a-PDD konnten sowohl das Kollateralarterienwachstums als auch der Anteil Ki67-positiver Zellen deutlich gesteigert werden, während durch die Applikation von Ruthenium Red ein Wachstumshemmung möglich war. Schlussfolgerung: Trpv4 ist ein sehr sensitiver Indikator der Schubspannung im Rattenhirn. Trpv4 und damit die Kalzium-Homöostase spielen eine wichtige Rolle in der Steuerung der zerebralen Arteriogenese. Als endotheliales, membrangebundenes Protein und Schubspannungsindikator ist Trpv4 ein geeigneter Kandidat für die Entwicklung neuer therapeutischer Strategien. V4.4 In vivo Untersuchung zum Expressionsmuster des Adipokins „Resistin“ bei Patienten mit abdominellem Aortenaneurysma B. Mühling, A. Paintner, T. Barth, L. Sunder-Plassmann, K.-H. Orend Universität Ulm, 89075 Ulm, Deutschland Hintergrund: Es wird vermutet, dass Adipositas durch Freisetzung von Hormonen und Zytokinen (Adipokine) aus dem Fettgewebe zur systemischen Inflammation und Entwicklung einer Arteriosklerose führt. Das Adipokin „Resistin“ wird als Promotor der Arteriosklerose betrachtet, seine Rolle beim abdominellen Aortenaneurysma (AAA) ist jedoch wenig untersucht. Patienten und Methode: Nach Genehmigung durch die Ethikkommission der Universität Ulm wurde von 63 Patienten mit der Indikation zur elektiven Aneurysmaausschaltung präoperativ Plasma gewonnen und die die Spiegel von Resistin, Interleukin 6 und 10 und C-reaktivem Protein (CRP) bestimmt. Intraoperativ wurde Aneurysmagewebe entnommen und immunhistochemische auf die Expression von Resistin und CD68 (Marker für Monozyten/Makrophagen) untersucht. Die Plasmaspiegel wurden zur Aneurysmagröße (< 5cm/5,1-6cm und >6cm) und zur Statin therapie korreliert. Ergebnisse: Es wurden 38 Patienten mit und 25 Patienten ohne Statintherapie untersucht. Hinsichtlich Alter, Geschlechtsverteilung, AAA DurchGefässchirurgie 5 · 2009
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Abstracts messer, koronarer Herzkrankheit, Hypertonus, Diabetes mellitus und Nikotinabusus in der Vorgeschichte bestanden keine Unterschiede. Die Statintherapie hatte für wenigstens 4 Wochen vor dem Eingriff bestanden (23 Patienten mit Simvastatin 10-40mg einmal täglich, 2 Patienten mit Fluvastatin 80mg einmal täglich). In der Immunhistochemie zeigten sich Resistin positive Regionen entlang lymphozytärer Infiltrate und zur CD 68 Expression ko-lokalisiert. Patienten mit AAA>6cm zeigten gegenüber Patienten mit kleineren AAA signifikant erhöhte Werte für IL6 (10.51ng/ ml vs. 4.45ng/ml und 3.67ng/ml im Median; p=0.009) und CRP (8.4mg/ ml vs. 2.3mg/ml bzw 1.8mg/ml im Median, p=0.007). Patienten unter Statintherapie zeigten signifikant niedrigere Plasmaspiegel für Resistin (7.73 vs.11.04ng/ml im Median; p=0.005) und CRP (1.8mg/ml vs. 6.7mg/ml im median; p< 0.05). Schlussfolgerung: Resistin wird im AAA von Monozyten/Makrophagen sezerniert und spiegelt zusammen mit der signifikanten Korrelation von IL6 und CRP zur Aneurysmagröße die inflammatorische Komponente der Aneurysmabildung wider. Die Plasmaspiegel von Resistin sind offensichtlich nicht zur Aneurysmagröße korreliert, allerdings resuliert eine Statintherapie in der Erniedrigung von Resistin im Plasma und CRP im Serum. In zukünftigen Versuchen sollte die Inflammation bei der Aneurysmabildung und speziell die Möglichkeit der Hemmung durch eine Statintherapie weiter untersucht werden. V4.5 High fat diet influences NO production in apolipoproteinE knockout mice (apoE-/-) vessels through iNOS P. Padmapriya, E. Ostermeier, A. Schröttle, G. Ertl, U. Hoffmann, P.J. Kuhlencordt Julius Maximilians Universität Würzburg, 97080 Würzburg, Deutschland Background: Inducible nitric oxide synthase (iNOS), primarily known for its production of nitric oxide (NO), is proatherogenic. iNOS mediated acceleration of atherosclerosis is observed when apolipoproteinE knockout mice (apoE-/-) are fed with a high fat, western-type diet. In contrast, iNOS does not accelerate atherosclerosis when feeding a low fat chow diet, which mediates slower lesion development. In this study we attempt to understand the pathomechanism of iNOS in early and advanced atherosclerosis. Methods: apoE-/- and apoE-/-/iNOS-/- were divided into groups receiving chow or western diet. Control C57Bl6 mice received chow diet. Electron Spin Resonance (ESR), considered the most sensitive and specific method for NO detection was used to quantitate basal NO levels in the vessel wall. The intensity of the signal was normalised to total sample protein content. Results: We observed no significant difference in NO levels between C57Bl6, apoE-/- and apoE-/-/iNOS-/- fed with chow diet. However, there was an increase in NO production in apoE-/- fed with western diet, compared to C57Bl6 animals (2554±195 AU/µg protein,n=14 vs. 1453±263 AU/µg protein,n=12,p=0.002). Genetic deficiency of iNOS resulted in 32% reduction of NO production in apoE-/- animals on the western diet (1726±201 AU/µg protein,n=26 vs. 2554±195 AU/µg protein,n=14,p=0.01). Also, western diet fed apoE-/- had higher NO levels than chow diet fed apoE-/(2554±195 AU/µg protein,n=14 vs. 1824±135 AU/µg protein,n=10,p=0.009). There was no significant difference between western and chow diet fed apoE-/-/iNOS-/- animals. Conclusion: Our results clearly show that iNOS does not contribute to vascular NO production in early atherosclerosis. Increased NO levels observed in high fat diet fed apoE-/- are due to the induction of iNOS mediated NO production. In summary, iNOS contributes to vascular NO production in advanced, but not in early atherosclerosis. Therefore, iNOS expressed in leukocytes and smooth muscle cells in advanced atherosclerotic plaques is a major source of local NO production. Our data suggests that iNOS produces high, cytotoxic NO concentrations and acclerates atherosclerosis by giving rise to the formation of peroxynitrite, a potent oxidant which is a known reaction product of superoxide and NO
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V4.6 Synergistic effects of simvastatin and ezetimibe in reducing atherosclerosis N. Miller, P. Padmapriya, E. Bendel, J. Bauersachs, G. Ertl, U. Hoffmann, P.J. Kuhlencordt Ludwig Maximilians Universität München, 80336 München, Deutschland Background: Statins and ezetimibe inhibit the development of atherosclerosis by lowering plasma cholesterol levels. However, statins also show other anti-atherogenic, pleiotropic effects. The two drugs in combination reduce total and low density lipoprotein cholesterol (LDL-C) levels. Here, we evaluate individual effects of each drug as well as additive effects when used in combination. Methods and results: Low density lipoprotein receptor knock out (Ldlr ko) mice were fed a high fat western diet (WD) for 18 weeks. The animals were divided into four groups. They either received WD alone or WD with simvastatin, ezetimibe or ezetimibe/simvastatin in combination.Ezetimibe treatment and ezetimibe/simvastatin in combination significantly decreased plasma cholesterol to 43.2 % and 23.0 % respectively, compared to the control group (p< 0.00001). Treatment with simvastatin alone only showed an insignificant reduction in cholesterol levels compared to the control group (p=0.0604). In contrast, it showed a significant inhibition in the development of atherosclerosis, which indicates pleiotropic effects of the drug. And indeed, simvastatin but not ezetimibe treatment significantly increased NO-bioavailability, compared to controls (p< 0.0001, p< 0.01) as assessed by Nitrosyl haemoglobin (NO-Hb) measurements by Electron Spin Resonance (ESR). A significant reduction in atherosclerotic lesions was observed in simvastatin (15.6%; 14.1±2.5 %lesion area, n=26, p< 0.01), ezetimibe (64.1%; 6.0±1.7 %lesion area, n=23, p< 0.00001) and ezetimibe/simvastatin treated animals (77.2%; 3.8±1.5 %lesion area, n=26, p< 0.00001), compared to the control WD fed group (16.7±3.1 %lesion area, n=25). Interestingly, combined treatment of ezetimibe/simvastatin significantly reduced lesions compared to ezetimibe alone, suggesting an additional benefit of the combination therapy. Conclusion: Our data shows that the combined therapy of ezetimibe and simvastatin is more potent in reducing total cholesterol and results in reduced atherosclerosis compared to the single treatment with either of the drugs alone. Improvement of the NO bioavailability by simvastatin, but not ezetimibe points towards mechanistic differences between the drugs beyond lipid lowering which mediate atheroprotection. V4.7 Die Rolle von iNOS und eNOS bei der Arteriogenese – ein NO-Paradoxon? H. Wustrack, K. Troidl, S. Schimanski, W. Schierling, W. Schaper, T. Schmitz-Rixen Klinikum der J.W.Goethe-Universität Frankfurt/M, 60590 Frankfurt am Main, Deutschland Einleitung: Arteriogenese beschreibt das Wachstum von Kollateralarterien bei Verschluss des Hauptgefäßes. Bisherige Studien zeigten, dass weder die gezielte eNOS-Ausschaltung noch die Überexpression bei transgenen Mausstämmen einen signifikanten Einfluss auf die Arteriogenese haben. Dies lässt vermuten, dass NO keine wichtige Rolle bei der Arteriogenese spielt. Die pharmakologische Inhibition der NO-Produktion durch L-NAME führtaller dings zu einer erheblichen Einschränkung des Kollateralarterienwachstums. Diese paradoxen Ergebnisse erfordern eine genauere Untersuchung der Zusammenhänge von NOProduktion und Arteriogenese. Methoden: In unserer Studie wurden jeweils 12 eNOS- und 12 iNOSknockout Mäuse eingeschossen. Um alle NO-Quellen auszuschalten erhielten 5 Tiere der eNOS-knockout Mäuse zusätzlich den pharmakologischen iNOS-Inhibitor, L-NIL. Bei allen Tieren erfolgte eine Ligatur der A. femoralis superficialis (AFS) einseitig. Bei jeweils 3 Ratten pro Zeitpunkt analysierten wir den Zeitverlauf der mRNA Expression der unterschiedlichen NOS-Isoformen (i-, n-, eNOS). Hierfür wurden eine
Ligatur der AFS und eine nachgeschaltete arteriovenöse Fistel zur maximalen Stimulation der Arteriogenese angelegt. Im Kaninchenmodell untersuchten wir den Effekt von pharmakologischen NO-Donoren auf die Arteriogenese durch Messungen der kollateralen Konduktanz, ergänzt durch immunhistochemische Analysen (n=6). Ergebnisse: In unseren Untersuchungen fand sich bei den iNOS-knockout Mäusen und nicht bei den eNOS knockout Mäusen, eine partielle Inhibition der Arteriogenese. Die Kombination von eNOS-knockout und iNOS-Inhibition führte zu einem fast vollständigen Stillstand der Arteriogenese mit schwerwiegenden Folgen: 2 Tiere mussten bei Spontanamputation des Hinterlaufes euthanasiert werden, 2 Tiere starben an ischämiebedingter Gangrän der Pfote und nur ein Tier überlebte mit großer Nekrose der Pfote. eNOS und vor allem iNOS (aber nicht nNOS) waren im Rattenmodell in wachsenden Kollateralarterien hochreguliert. Die Gabe des NO-Donors detaNONOate führte bei Kaninchen zu einer starken Stimulation des Kollateralarterienwachstums, perivasculäre Monozyten wurden aktiviert und der Proliferationsmarker (ki67) war vermehrt zu finden. Wir konnten eine signifikant höhere kollaterale Konduktanz bei den NO-behandelten Tieren messen 235 ± 31 vs. Kontrolltiere: 133 ± 12 ml/min/100mmHg. Diskussion: NO ist ein wichtiger Faktor für die Arteriogenese. iNOS und eNOS spielen dabei eine wichtige Rolle. V4.8 Etablierung und Charakterisierung eines in vitroZellkulturmodells zur Untersuchung von Hypoxie-/ Reoxigenierungsschäden E. Jäger, F. Simon, E. Calcia, P. Radermacher, L. Sunder-Plassmann, K.H. Orend, H. Schelzig Uniklinik Ulm, 89075 Ulm, Deutschland Einleitung: Nach thorakalem Aortenclamping zum Ersatz eines Gefäßabschnittes kommt es zu Ischämie-/Reperfusions (I/R)-Schäden von u.a. Nieren und Rückenmark. Im Schweinemodell konnte die Wirkung verschiedener Substanzen auf die Funktion von Rückenmark und Niere während Clamping/Declamping-Studien gezeigt werden. Während sich funktionelle und klinisch relevante Daten aus diesen Untersuchungen gewinnen lassen, bleiben Fragen hinsichtlich zellulärer und subzellulärer Vorgänge in der I/R- Sequenz offen. Um diese Lücke zu schließen, wird das Verhalten unterschiedlicher Zelltypen bei Hypoxie und Reoxigenierung charakterisiert. Damit ist es möglich, Signalwege auf Gen- und Proteinebene, sowie deren Veränderung während Hypoxie und Reoxygenierung gezielt zu manipulieren und zu untersuchen. Zusätzlich sind Studien zur Untersuchung simulierter Ischämie (Sauerstoff- + Glucosemangel) und die Arbeit mit neuronalen Zellen sowie die Arbeit mit neuronalen Zellen in Planung. Methoden: Für die Realisierung der Fragestellung werden permanente humane (HEK293) und porcine (LLC-PK1) Nierenzellen verwendet. Die Induktion der Hypoxie erfolgt über die Regulation der Sauerstoffkonzentration im Medium; kultiviert wird in einer standardisierten Hypoxiekammer. Es werden Untersuchungen zu kurzen (1-2h) und langen Hypoxiezeiten (24-48h) sowie für unterschiedliche Reoxigenierungszeiten durchgeführt. Neben Bestimmungen zur Apoptoserate und Caspase3-Aktivierung werden Genexpressionsanalysen für die Fragestellung relevanter Gene (u.a. Stressmarker) auf RNA- und Proteinebene durchgeführt. Da oxidativer Stress zur Hemmung der mitochondrialen oxidativen Phosphorylierung führt und damit direkt für den Verlust zellulärer Energieträger verantwortlich ist, erfolgen Messungen der mitochondrialen Atmung sowie Expressionsbestimmungen mitochondrialer Enzyme. Ergebnisse: Bisherige Daten zeigen eine erhöhte Toleranz der Kulturen gegenüber kurzen Hypoxiezeiten. Deutliche Effekte der Hypoxie, wie z.B. morphologische Änderungen der Zellstruktur sowie veränderte Genexpressionen von Apoptose- und Nekrosefaktoren lassen sich reproduzierbar nach 24 und 48h nachweisen. Ebenso eine Regenerierung der Zellen nach 24 und 48h Reoxigenierung.
Schlussfolgerung: Die Etablierung eines zellkulturgestützten Modells zur Untersuchung von Hypoxie/Reoxygenisierungvorgängen entsprechend dem klinischen Problem der Ischämie/Reperfusion ist durchführbar. Wir berichten über das erste Modell dieser Art aus gefäßchirurgischer Sicht. V4.9 Die Beschichtung von ePTFE-Prothesen mit Glykokalix-ähnlichen Glykosaminoglykanen reduziert die Protein- und Zelladhäsion und die In-graft-Neointimahyperplasie im Tiermodell B. Wulff, A. Schmidt, M. Sigler, R. Lüdemann, H.-P. Bruch UK-SH Campus Lübeck, 23538 Lübeck, Deutschland Einleitung: Die schlechten Langzeitergebnisse von alloplastischen Prothesen sind u.a. durch ihre Oberflächenthrombogenität und die Induktion einer Neointimahyperplasie bedingt. Im Tierversuch am Schaf wurde untersucht, ob eine semisynthetische Beschichtung von KleinkaliberePTFE-Prothesen mit Glykosaminoglykanen der Endothelzelloberflächen-Glykokalix die Protein- und Zelladhäsion auf der Graftoberfläche im Vergleich zu unbeschichteten Prothesen reduzieren kann. Material und Methoden: Bei 16 adulten Schafen wurde die Arteria carotis über 20 cm mit einem 3,5mm durchmessenden ePTFE-Bypass ersetzt. 8 Schafe erhielten einen Bypass ohne Beschichtung, 8 Schafe einen ePTFE-Bypass mit Beschichtung aus einer Glykokalix-ähnlichen Glykosaminoglykanoberfläche. Im Gegensatz zu einer Heparinbeschichtung als bioaktive Oberfläche reagiert die Beschichtung nicht mit Zellen oder Bestandteilen des Blutes. Die Grafts wurden nach 160-180 Tagen explantiert und histologisch/immunhistochemisch untersucht. Die Neointimahyperplasie im Graft und im Anastomosenbereich wurde morphometrisch analysiert. Ergebnisse: Auf der inneren Oberfläche der beschichteten Prothesen waren keine Protein- und Zellablagerungen nachweisbar, eine Neointima bildete sich nicht aus. Bei den konventionellen ePTFE-Prothesen war eine zirkuläre faser- und zellreiche Gewebeschicht mit festem Kontakt zur Graftoberfläche nachweisbar. Die Unterschiede in der Schichtdicke der In-graft-Neointimahyperplasie zwischen beiden Prothesenarten waren in der morphometrischen Analyse statistisch signifikant. Im Anastomosenbereich konnte bis an den unmittelbaren Schnittrand/Nahtbereich der Anastomose bei den beschichteten Prothesen auf der Innenfläche des Grafts keine Neointimabildung nachgewiesen werden. Die Reaktion des genuinen Gefäßes im Anastomosenbereich führte bei beschichteten und unbeschichteten Prothesen gleichartig zu einer Neointimahyperplasie. Schlussfolgerung: Die Glykokalix-ähnliche Glykosaminoglykanbeschichtung verhindert die Protein- und Zelladhäsion auf der Oberfläche von ePTFE-Grafts , eine In-Graft-Neointimahyperplasie bildet sich nicht aus. Mit der Beschichtung können die nicht-adhaesiven Eigenschaften des Endothels imitiert werden und die Eigenschaften der Prothesenoberfläche im Kontaktbereich zum Blut deutlich verbessert werden. Die Neointima-Hyperplasie des genuinen Gefäßes selbst im Kontaktbereich Graft-Gefäß wird durch die Beschichtung nicht beeinflusst.
Wissenschaftliche Hauptsitzung 5: Varicosis und chronisch-venöse Insuffizienz V5.1 Klinische, hämodynamische und morphologische Folgen nach tiefer Venenthrombose der oberen Extremitäten (TVT-OE) A. Rademacher, S. Paul, M. Czihal, U. Hoffmann Medizinische Poliklinik Standort Innenstadt, Klinikum der LMU München, 80336 München, Deutschland Fragestellung: Untersuchung der venösen Drainagefunktion, der residuellen morphologischen Auffälligkeiten und der Häufigkeit eines post-
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Abstracts thrombotischen Syndroms bei Patienten nach konservativer Behandlung einer TVT-OE. Methodik: 30 konsekutive Patienten (mittleres Alter 41,4 Jahre, 13 Frauen) mit primärer TVT-OE wurden in die Studie einbezogen. Der mittlere follow-up Zeitraum betrug 4,1 Jahre. Die klinische Evaluation eines postthrombotischen Syndroms (PTS) erfolgte standardisiert mittels Villalta Score. Die Hämodynamik des venösen Rückstroms wurde mittels strain-gauge Plethysmographie (SGP) und die Morphologie der Schulter-/Armvenen mittels Farbduplexsonographie (FKDS) analysiert. Ergebnis: Kein Patient wies ein schweres PTS auf. Zehn Patienten wurden als mild bis moderates PTS klassifiziert und 20 Patienten wiesen kein PTS basierend auf dem Villalta Score auf. Die venöse Hämodynamik in den beiden Gruppen war nicht unterschiedlich. Es fand sich keine Korrelation von venöser Hämodynamik zum sonomorphologischen Befund in den Schulter-/Armvenen. (. Tab.)
Tab. Venöse Kapazität (ml/100ml)
Venöse Kapazität (ml/100ml)
Kein PTS (n=20)
3,08 ± 0,75
58,7 ± 18,0
Moderates PTS (n=10)
3,37 ± 0,73
67,9 ± 14,3
FKDS normal
3,15 ± 0,9
55,4 ± 22,6
FKDS teilrekanalisiert
3,18 ± 0,78
64,3 ± 17,7
FKDS verschlossen
3,20 ± 0,59
60,8 ± 19,8
Schlussfolgerung: Patienten mit primärer TVT-OE haben nach einem mittleren Follow-up von 4,1 Jahren keine oder nur moderate Zeichen eines PTS. Die venöse Hämodynamik korreliert nicht mit der Klinik oder den morphologischen Residuen V5.2 Venöse Drainage nach Entnahme der Vena femoralis als Gefäßersatz bei septischen Gefäßkomplikationen T.H.J. Müller, K. Pfister, I. Töpel, I. Alexeenko, M. Janotta, P.M. Kaprzak Klinikum der Universität Regensburg, 93053 Regensburg, Deutschland Zielsetzung: Bei septischen Komplikationen nach zentralen Rekonstruktionen mit Kunststoffprothesen, aber auch bei bei primär septischen Gefäßkomplikationen stellt häufig der Ersatz durch tiefe Beinvene eine der wenigen Alternativen als autologes Gefäßersatzmaterial dar. In dieser Studie wurden Patienten mit Gefäßersatz durch körpereigene tiefe Beinvene sonographisch und funktionell nachuntersucht. Patientengut und Methoden: Zwischen 1996 und 2008 wurden bei 78 Patienten im Rahmen septischer Gefäßkomplikationen arterielle Rekonstruktionen unter Verwendung körpereigener Vena femoralis durchgeführt. Als Indikation zur Entnahme der Vena femoralis bestand bei den Patienten eine Infektion eines Gefäßersatzmaterials oder eine primär septische Gefäßkomplikation mit Notwendigkeit zum Ersatz der infizierten Gefäßanteile bzw. Prothesen. Von 32 zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung (mittlere Nachbeobachtungsdauer von 48 Monaten) noch lebenden Patienten konnten insgesamt 27 (84%) einer klinischen Reevaluation unterzogen, sowie duplexsonographisch und mittels Venenverschlussplethysmographie nachuntersucht werden. Ergebnisse: Nach einer mittleren Nachbeobachtungsdauer von 48 Monaten waren noch 41% der Patienten am Leben (perioperative Mortalität 9%). Keine klinischen Zeichen einer chronisch venösen Insuffizienz (CVI) zeigten 30% der Patienten. Von den übrigen Patienten entwickelten 7 (25%) ein chronisch venöses Stauungssyndrom im Stadium II, 6 (22%) im Stadium III und 4 (15%) im Stadium IV. In 2 Fällen (7%) kam es während der Nachbeobachtung zum Auftreten von Ulzera cruris am betroffenen Unterschenkel. Bei in 96% der Fälle offener V. poplitea erfolgte die Drainage in 4 Fällen (15%) hauptsächlich über die Vena saphena magna, im Rest der Fälle unter Beteiligung der Vena profunda femoris. Venenverschluss-
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plethysmographisch zeigt sich eine nahezu seitengleiche venöse Kapazität bei jedoch erniedrigtem venösen Ausstrom auf der Venenentnahmeseite. Schlussfolgerung: Die Entnahme der Vena femoralis als Gefäßersatz bei septischen Gefäßkomplikationen ist mit geringem Risiko bezüglich des Auftretens einer schweren CVI durchführbar. Im eigenen Krankengut kam es nur in 2 Fällen zum Auftreten eines Ulkus cruris. In 77% der Fälle zeigt sich nach 4 Jahren keine oder lediglich eine milde ausgeprägte CVI nach Entnahme dieser tiefen Beinvene. Unter Beachtung einer dauerhaften Kompressionstherapie werden gute funktionelle Langzeitergebnisse nach Entnahme der Vena femoralis erreicht. V5.4 Die ClosureFast-Radiowellenobliteration im Vergleich zur Endoluminalen Lasertherapie mit dem 980 nm-Laser – eine randomisierte, einfach verblindete, multizentrische Studie (Recovery-Studie). O. Göckeritz Chirurgische Praxisklinik am Elsterpark, 04229 Leipzig, Deutschland Studienziel: Das Ziel der Studie war, die ClosureFast-Radiowellenob literation (CLF) mit der Endovenösen Lasertherapie mit Wellenlänge 980 nm (EVL) hinsichtlich ihrer Nebenwirkungen, insbesondere postoperativer Schmerz und Ekchymosen-Rate, zu vergleichen. Es wurden ausschließlich Patienten mit Insuffizienz der Vena saphena magna behandelt. Fünf Studienzentren in den USA und ein Studienzentrum in Deutschland nahmen an dieser Studie teil. Alle Studienzentren waren in der Behandlung mit EVL und CLF gleichermaßen sehr erfahren. Methode: Die Patienten wurden ausschließlich in Tumeszenzanästhesie behandelt. Alle behandelten Patienten wurden nach 48 Stunden, 1 Woche, 2 Wochen und 1 Monat klinisch nachuntersucht und dabei zusätzlich ein Fragebogen zur Lebensqualität (QoL) erhoben. Nach 48 Stunden und nach 1 Monat wurden alle Patienten duplexsonographisch untersucht. Ergebnisse: Es konnten 87 insuffiziente Magna-Venen radomisiert und behandelt werden: 46 Stammvenen mit CLF und 41 Stammvenen mit EVL. Patientenalter, Erkrankungsstadium und Intension zur Operation waren in beiden Gruppen vergleichbar. Die Dauer des operativen Eingriffes betrug: CLF: 12,6±10,20 Minuten, EVL: 16,0±7,9 Minuten. Die Verschlußrate war mit 100 % in beiden Gruppen gleich erfolgreich. Nebenwirkungen: Die durchschnittliche Schmerzangabe (gemessen auf einer Analogskala von 0 bis 10) nach der Behandlung war in der CLF Gruppe signifikant niedriger: 2,1 gegen 4.1 bei der EVL. Ekchymosen traten in der Lasergruppe häufiger auf: 80,5,% der Patieten nach EVL zeigten Ekchymosen, aber nur 33,3 % nach CLF. Geringfügige Parästhesien gaben ein Patient der CLF-Gruppe und zwei 2 EVL -Patienten an. Alle Parästhesien bildeten sich bis zur letzten Kontrolle nach 1 Monat komplett zurück. Es wurden keine Venenentzündungen, Erytheme oder Hämatome nach CLF beobachtet, in der EVL-Gruppe dokumentierten wir 3 Patienten mit postoperativer Phlebitis, 3 Erytheme und 6 Patienten mit kleineren, klinisch unbedeutsamen Hämatomen. In beiden Gruppen wurden keine Majorkomplikationen wie Thrombosen oder Blutungen beobachtet. Der VCSS-Score als auch die Lebensqualität zeigten in der CLF-Gruppe einen signifikant besseren Outcome nach der Operation. Schlussfolgerung: Beide Methoden sind sehr sicher und erfolgreich. Im Vergleich zur Laserbehandlung finden sich bei der ClosureFast-Behandlung jedoch signifikant weniger Nebenwirkungen. V5.5 Closure FAST – Segmentale thermische Ablation der Vena saphena parva – Techniken und klinische Ergebnisse J. Alm Gefässabteilung am Dermatologikum Hamburg, 20354 Hamburg, Deutschland Hintergrund: Die endovenöse Radiofrequenzablation der varikösen Vena saphena parva oder magna wird seit 2001 zunehmend eingesetzt.
Die Anwendung des Radiofrequenzkatheters Closure FAST gewinnt dabei immer mehr an Bedeutung. Zwischen März 2007 und April 2009 wurden in unserem Zentrum 541 Eingriffe an der Vena saphena parva durchgeführt. Methode: 421 Patienten mit Vena saphena parva-Insuffizienz wurden an 541Extremitäten ultraschallgesteuert unter Tumeszenzanästhesie operiert und die Daten prospektiv ausgewertet. Die Verschlussrate, die Komplikationen und der klinische Verlauf wurden postoperativ dokumentiert. Duplexultraschalluntersuchungen erfolgten nach 7 Tagen, 6 Wochen, einem und zwei Jahren. Ergebnisse: 421 Patienten wurden an 541 Extremitäten behandelt. 517 Extremitäten wurden nach 7 Tagen kontrolliert, 516 waren verschlossen (99,8 %), Follow-up-Rate 95,6 %. Nach 6 Wochen 403 Extremitäten kontrolliert. Follow-up-Rate 74,5%, davon waren 402 (99,7 %) Extremitäten verschlossen. Nach 1 Jahr 132 Extremitäten kontrolliert (Follow-up-Rate 24,4 %), 128 waren verschlossen (97,0 %). Nach 2 Jahren wurden bisher 4 Extremitäten kontrolliert (Follow-up-Rate 0,7%), alle waren verschlossen (100%). Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 53,8 Jahre (20 – 83 Jahre). Davon waren 65,3% weiblich. Die durchschnittliche Länge der behandelten Venensegmente betrug 248,8 mm (70 – 600 mm). Das mittlere Volumen der Tumeszenzlösung entsprach 301,3 ml (43 – 700 ml). Hautverbrennungen, Phlebothrombosen oder schwerwiegende Komplikationen wurden nicht gesehen.95,5% der Patienten hatte keine Komplikationen. Minorkomplikationen zeigten 4,5%. Die Parästhesierate nach dem Eingriff lag bei 2,2 % (12 Extremitäten).97% der Patienten konnten am Folgetag ihren Alltagsaktivitäten nachgehen. Die Nachuntersuchungen dauern an. Die Ergebnisse werden bis zur Präsentation vervollständigt. Zusammenfassung: Der Radiofrequenzkatheter Closure FAST zur Behandlung der Vena saphena parva zeigt eine hohe Effektivität mit niedrigen Komplikationsraten. V5.6 Inkrementale Kosten-Nutzwert-Analyse der endovenösen Lasertherapie bei der primären Varikosis T. Lübke, J. Brunkwall Klinik und Poliklinik für Gefäßchirurgie der Universität zu Köln, 50924 Köln, Deutschland Fragestellung: In zahlreichen klinischen Studien konnte die Effektivität der Stripping-Operation und der endovenösen Lasertherapie (EVLT) zur Behandlung der primären Varikosis belegt werden. Dagegen fehlt es bei der EVLT an validen Untersuchungen zur Kosteneffizienz dieser neuen Methode. Die vorliegend Arbeit untersucht die inkrementale Kosteneffektivität der EVLT im Vergleich zur Therapiealternative der klassischen Babcock-Operation. Methodik: Die Personal- und Sachkosten wurden über die Rohdaten der Finanzbuchhaltung (Stabsstelle Controlling der Universitätskliniken zu Köln) errechnet. Die Daten zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQoL) beider Therapiealternativen wurden aus randomisierten klinischen Studien extrahiert. Die Kosten und HRQoL-Daten wurden in ein Entscheidungsbaummodell implementiert und die“ inkremental cost effectiveness ratio“ (ICER) ermittelt. Zur Prüfung der Robustheit der Ergebnisse erfolgten probabilistische Sensitivitätsanalysen mit Hilfe von Monte-Carlo Simulationen. Ergebnis: Hinsichtlich der Basisfallanalysen unter Verwendung der errechneten direkten Kosten und der SF-36 generierten HUI2-II Werte wurde die Therapiestrategie „EVLT“ im ersten, dritten und sechsten postoperativen Monat von der Therapiealternative „konventionelle Sripping-Operation“ dominiert, da die EVLT in diesem Zeitintervall mit Zusatzkosten von € 594,69 assoziiert war, bei einem zusätzlichen gesundheitsbezogenen Nutzwert der konventionellen Operation im gleichen Zeitraum zwischen 0,00 und 0,008 QALYs. Bei Verwendung dieser direkten Kosten und Nutzwerte wäre die EVLT unter Berücksichtigung der möglichen Unsicherheiten der implementierten Parameter mit Hilfe der Sensitivitätsanalyse (Monte-Carlo Simulation) nur mit einer Wahr-
scheinlichkeit von 0,30 % im Basisfall 1 (erster postoperativer Monat), einer Wahrscheinlichkeit von 17,85 % im Basisfall 2 (dritter postoperativer Monat) sowie einer Wahrscheinlichkeit von 39,20% im Basisfall 3 (sechster postoperativer Monat) gegenüber der Stripping-Operation kosteneffizient bei einer allgemein angenommenen Zahlungsbereitschaft von € 50.000 / QALY. Schlussfolgerung: Die EVLT stellt bei Zugrundelegen der direkten Kosten nur mit einer geringen Wahrscheinlichkeit eine kosteneffiziente Alternative zur konventionellen Babcock-Operation dar. Eine Dominanz dieser endovenösen Methode gegenüber der klassischen Operation konnte nicht nachgewiesen werden.
Wissenschaftliche Hauptsitzung 6: Wunde und diabetischer Fuss V6.1 Beinerhalt um jeden Preis? Die Vorfußamputation bei pAVKPatienten – Großer Aufwand, lange Liegezeit, wenig Erfolg? Ergebnisse aus 5 Jahren Vorfußamputationen. A. Goerig, T. Hupp Klinikum Stuttgart, Katharinenhospital, 70174 Stuttgart, Deutschland Fragestellung: Der Extremitätenerhalt, unter Ausschöpfung aller therapeutischen Möglichkeiten, ist erklärtes Ziel des Gefäßchirurgen. Oft folgt einem langen, komplikationsträchtigen stationärem Aufenthalt doch die Major-Amputation. Die vorliegende Studie fasst dieses „Bauchgefühl“ in Zahlen und versucht, die auf das Ergebnis einflussnehmenden Faktoren zu benennen. Methodik: Auswertung des postoperativen Verlaufs (Heilung, MajorAmputation, Tod) bei 95 Patienten mit einer pAVK im Stadium II – IV nach Vorfußamputation (transmetatarsal, Chopart, Lisfranc) über einen Zeitraum von 5 Jahren (2004 – 2008). Untersuchung der Einflussfaktoren (Risikofaktoren, pAVK-Stadium, begleitende Operationen/ Interventionen, Unterschenkelgefässversorgung). Ergebnis: Stumpfheilung bei 39 Patienten (41%), Major-Amputation bei 46 Patienten (48%), Exitus letalis bei 10 Patienten (11%). Durchschnittsalter 69 Jahre. 87 (92%) Patienten wurden im Stadium IV der pAVK amputiert. 6 (6%) im Stadium III und 2 (2%) im Stadium IIb. Heilung in Abhängigkeit der Unterschenkelgefäßversorgung: 23/34 Patienten (68%) ohne durchgängiges Gefäß verloren ihre Extremität (Heilung bei 12%). Bei 1 US-Gefäß (21/47 Patienten) lag die Amputationsrate bei 45%, Heilung bei 51%, bei 2 US-Gefäßen (2/12 Patienten) Amput.Rate bei 17%, Heilung 75%. Keiner der Patienten (2 von 2) mit 3 Unterschenkelgefäßen wurde nachamputiert. Heilung in Abhängigkeit der Amputationshöhe: Transmetatarsale Amputation bei 68 Patienten, davon Heilung bei 27 (40%), Amputation nach Lisfranc bei 7 Patienten, davon Heilung bei 4 (57%), Amputation nach Choopard bei 20 Patienten, davon Heilung bei 8 (40%). Bei 63 Patienten (66%) wurde vor der Vorfußamputation eine operative Revaskularisation durchgeführt, bei 24 (25%) eine interventionelle mittels PTA und ggf. Stentimplantation. Stationäre Aufenthaltsdauer (Durchschnitt): Heilung: 46 Tage, Majoramputation: 57 Tage Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse nach Vorfußamputation bei pAVK-Patienten sind besser als erwartet. Hoher therapeutischer Aufwand führt nicht automatisch zum erwünschten Erfolg. Geheilte Pa tienten verlassen das Krankenhaus früher. Ohne durchgängiges Unterschenkelgefäß ist die Wahrscheinlichkeit der Heilung gering und somit die „saubere“ Majoramputation mit rascher Mobilisation mittels Prothesenversorgung vielleicht die bessere Therapie. Dies gilt besonders in Hinblick auf ein multimorbides und älteres Patientenkollektiv – den pAVK-Patienten.
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Abstracts V6.2 Fersengangrän und Plantarphlegmone als interdisziplinäre Herausforderung für den Extremitätenerhalt R.-G. Ritter, C. Scholand, D. Kiosis, S. Schirmer, H. Fansa Klinikum Bielefeld, 33604 Bielefeld, Deutschland Fragestellung: Sind Fersengangrän und Plantarphlegmone bei Pa tienten mit pAVK unweigerlich Befunde, welche eine Maioramputation erfordern? Ausgedehnte Weichteildefekte und die fehlende Möglichkeit, einen belastbaren Fuß wiederherzustellen, führen bei diesen Befunden trotz technisch möglicher peripher Rekonstruktion häufig zur Maioramputation. Methode: In Zusammenarbeit mit der Klink für Plastische Chirurgie wurde bei Patienten mit Fersengangrän und Plantarphlegmone trotz ausgedehnter Befunde ein Extremitätenerhalt angestrebt. Nach radikalem Debridement als Ersttherapie zur Infektbeherrschung erfolgte die periphere autologe Gefäßrekonstruktion und dann zweizeitig die Defektdeckung mit einem Parascapualarlappen. Fehlte ein malleolares oder pedales Anschlussgefäß für einen cruralen bzw. pedalen Bypass wurde ein autologer Bypass unmittelbar auf die den Lappen versorgende Arterie in einzeitigem Vorgehen angeschlossen. Ergebnisse: In einem Zeitraum von 2 Jahren wurden von insgesamt 214 behandelten Patienten mit pAVK IV sieben Patienten in oben beschriebener Weise behandelt. Alle Patienten, eine Frau und sechs Männer, waren Diabetiker; ein Patient war chronischer Dialysepatient. Das Durchschnittsalter betrug 67 Jahre. Die arterielle Rekonstruktion hatte als Anschlussgefäß distal 2x die A. dorsalis pedis, 2x die A. tibialis posterior malleolar und 3x die A. circumflexa scapulae eines Parascapularlappens. Technischen Erfolg im Sinne einer funktionstüchtigen Rekonstruktion und einer regelhaften Lappenperfusion erzielten wir in sechs Fällen. Eine A. circumflexa scapulae war so schwer arteriosklerotisch verändert, dass es innerhalb von 24 Stunden zur Thrombose im Transplantat kam und zeitnah die Maioramputation erforderlich wurde. Wegen nicht beherrschbaren Infektes bei dem einzigen Dialysepatienten im Kollektiv musste auch hier bei funktionierender Rekonstruktion die Maioramputation durchgeführt werden. Ein Patient verstarb zwei Monate postoperativ in der AHB-Klinik. Die übrigen vier Patienten erlangten ihre Gehfähigkeit zurück. Zusammenfassung: Die interdisziplinäre Therapie aus peripherer autologer Rekonstruktion und freier Lappenplastk eröffnet eine Option zum Extremitätenerhalt auch bei Fersengangrän und Plantarphlegmone. Vielversprechend erscheint der Ansatz, eine freie Lappenplastik durch einen direkten Bypassanschluss auf die den Lappen versorgende Arterie zu ermöglichen, wenn distal kein natives Anschlussgefäß mehr zur Verfügung steht. V6.3 Medizinischer und wirtschaftlicher Nutzen eines Wundbehandlungsstandards T. Karl, A. Billing, M. Storck Klinikum Offenbach gGmbH, 63069 Offenbach, Deutschland Methodik / Fragestellung: Hat die Einführung eines Wundbehandlungsstandards in einem Krankenhaus der Maximalversorgung einen messbaren medizinischen und wirtschaftlichen Effekt? Ergebnisse: In den vergangenen 4 Jahren wurde ein Wundbehandlungsstandard an zwei Kliniken der Maximalversorgung eingeführt. In den Folgejahren wurden die medizinischen und wirtschaftlichen Auswirkungen (u.a. Kostenentwicklung, Patientenzahlen, Kosten pro Patient, Verbrauchsentwicklung) analysiert. Während in der einen Klinik die Kosten für Wundbehandlung dramatisch gestiegen sind (470% innerhalb von 4 Jahren) konnten in der zweiten Klinik die Kosten dagegen annähernd konstant gehalten werden. Die Materialkosten pro stationärem Behandlungsfall betrugen im Durchschnitt für das Jahr 2007 8,79 vs. 5.96 € bzw. 301,00 und 211,00 € pro aufgestelltem Krankanhausbett.
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Einen entscheidenden Kostenfaktor stellt die Nutzung der V.A.C. ® Therapie dar, 2/3 bis ¾ der Kosten für Wundtherapeutika im stationären Sektor werden durch die V.A.C.® Therapie verursacht. Die Gesamtkosten korrelieren direkt mit der Entwicklung der Kosten für die Vakuumversiegelung. Die medizinischen Vorteile eines verbindlichen Wundstandards liegen in der Reduktion der Verbandswechselintervalle, dem gesteigerten Patientenkomfort und dem phasengerechten Einsatz der verschiedenen Wundauflagen. Darüber hinaus werden unbegründete Therapiewechsel durch individuelle Entscheidungen aufgrund persönlicher Vorlieben vermieden. Schlussfolgerung: Die Einführung eines Wundbehandlungsstandards ist sowohl aus medizinischen (reduzierter Personalaufwand, vereinfachte Delegation des Verbandswechsels, reduzierte VW Rate, höherer Patientenkomfort, Vermeidung unbegründeter Therapiewechsel) als auch aus wirtschaftlichen Gründen (Kostenkontrolle, Sortimentsstraffung, vereinfachte Logistik) empfehlenswert. Bei konsequenter Umsetzung eines kostenoptimierten Wundstandards ergibt sich in Deutschland bei ca. 500.000 Krankenhausbetten ein kalkuliertes Einsparpotenzial von ca. 45 Mio. € jährlich für Wundmaterialkosten alleine im stationären Sektor. V6.4 Multikulti – die multimodale multidisziplinäre Therapie des diabetischen Fußsyndroms im Rahmen des Gefäßzentrums als selbstlernendes System B. Biermaier, W.-R. Klare, A. Dohmen, P. Uhrmeister, M. Gißler, W.-D. Bornhold, V. Roth, T. Pfeiffer Gefäßzentrum Hegau-Bodensee-Hochrhein, Hegau-Bodensee-Klinikum, 78224 Singen, Deutschland Kaum eine andere Erkrankung ist mit so vielen medizinischen Fachdisziplinen verknüpft wie das Diabetische Fußsyndrom (DFS). Hierbei gibt es aber hinsichtlich der Struktur der Zusammenarbeit nur wenige allgemein akzeptierte Grundsätze. Mit der Gründung unseres Gefäßzentrums entwickelte sich die Übertragung des gesellschaftspolitischen Ansatzes des Multikulturalismus unter Vermeidung von Assimilation und Ausgrenzung auf unsere Organisation. Kooperationsziele konnten durch interkulturelle Erziehung erreicht werden. Hierfür bot sich das in der Technik entwickelte Prinzip des selbstlernenden Systems an. Unser Gesundheitsverbund hat die gefäßmedizinische Versorgung von mehr als 600.000 Einwohnern in 92 Gemeinden auf einer Fläche von fast 3000 qkm zur Aufgabe. Hierfür stehen 6 Krankenhäuser mit unterschiedlichem Leistungsspektrum zur Verfügung. Im Jahr 2008 erfolgten mehr als 36.000 stat. Behandlungsepisoden mit einem Anteil von 12% Diabetikern. Die Behandlung des DFS erfolgte durch allgemein-/fußchirurgische, gefäßchirurgische, diabetologische, radiologische und rehabilitative Abteilungen. Als Mittel der stetigen Verbesserung der Kooperation wurden gemeinsame Konferenzen, gegenseitige Visiten, gemeinsame interdisziplinäre Stationen, Ablauforganigramme sowie Leitlinien der Wundtherapie, endovaskulären und offen chirurgischen Indikationsstellung erarbeitet und durch regelmäßiges Feedback auf allen Organisationsebenen verbessert. 2008 wurden im gesamten Gefäßzentrum 665 Patienten bei DFS invasiv (chir. Wundbehandlung, Minor-/Majoramputation, endovask. und/oder offen chirurgische Revaskularisation) behandelt. Hierbei konnte eine Beinerhaltungsrate von 95,6 % erreicht werden. Die Multidisziplinäre Zusammenarbeit in der Behandlung des DFS stellt für alle Beteiligten eine große Herausforderung dar. Neben der fachspezifischen Therapie kommt hierbei der Optimierung der interdisziplinären Kooperation eine wesentliche Bedeutung für die Ergebnisqualität zu.
Abb. 8 Biolumineszenzsignal auf Prothesenoberflächen V6.5 Total Contact Cast in Zweischalentechnik zur Druckentlastung Diabetischer Fußulzera – Ergebnisse einer multizentrischen Anwendungsstudie in Deutschland S. Eder, W.R. Klare, K. Zink, B. Liesenfeld, A. Risse, H.-U. Clever, W. Tigges, A. Koggel Klinikum Konstanz, 78464 Konstanz, Deutschland
V6.6 Etablierung eines experimentellen in-vivo Modells zur Analyse der Infektresistenz von gefäßchirurgischen Prothesenmaterialien U. Lorenz, T. Schäfer, B. Lorenz, C. Bühler, K. Ohlsen, C.-T. Germer, R. Kellersmann Universitätsklinikum Würzburg, 97080 Würzburg, Deutschland
Fragestellung: Eine effektive Druckentlastung ist wichtiger Bestandteil der Therapie des Diabetischen Fußulkus. Der Total Contact Cast (TCC) stellt eine in der Literatur gut belegte Methode zur Druckentlastung dar. Auch in Deutschland weist die Praxisleitlinie „Diabetisches Fußsyndrom“ der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) auf die Druckentlastung mit TCC hin, dennoch ist der TCC bisher noch wenig verbreitet. In dieser multizentrischen Anwendungsstudie in sechs von der DDG zertifizierten Fußbehandlungseinrichtungen wurde die Effektivität und Anwendbarkeit des TCC in Zweischalentechnik überprüft. Methodik: Ingesamt wurden 50 Patienten mit neuropathischem Fußulkus (max. Grad 2 nach Wagner, mind. ein tastbarer Fußpuls oder ABPI > 0,8, keine Infektion) behandelt. Die Behandlung erfolgte ambulant und bestand in einer phasengerechten, feuchten Wundversorgung und Druckentlastung mittels TCC in Zweischalentechnik zur ungehinderten Wundkontrolle / Wundversorgung. Ergebnis: Bei 46 Patienten konnte eine komplette Abheilung der Ulzera nach durchschnittlich 37 Tagen (SD±21 Tage, Minimum: 7 Tage, Maximum 114 Tage) erreicht werden. Die TCC-Behandlung von 4 Patienten musste vorzeitig abgebrochen werden. Schlussfolgerung: Die schnellen Abheilungsraten der teilweise über einen Zeitraum von 4 Jahren persistierenden Ulzera mit TCC überzeugen. In der Anfangsphase des TCC-Einsatzes sollte ein enges Patientenmonitoring zur Früherkennung von möglichen Komplikationen erfolgen. Der höhere Zeitaufwand zur Anfertigung des TCC ist durch die schnellen Abheilungszeiten der Ulzera und die Möglichkeit der ambulanten Behandlung der Patienten gerechtfertigt.
Einleitung: Ein Hauptaugenmerk der präventiven GefäßprotheseninfektForschung ist heute auf die Etablierung von Materialsorten mit einem niedrigen Infektionsrisiko gerichtet. Klinisch erhobene Daten favorisieren entweder Biomaterialien oder aber synthetische Materialien mit z.B. Silberbeschichtungen, jedoch sind diese Auswertungen häufig nicht standardisiert und unterstützende experimentelle Modelle zur Untersuchung der Infektresistenz fehlen. Um dieser Gesamtproblematik Rechnung zu tragen, haben wir ein in-vivo Modell mit dem Referenzkeim Staphylococcus aureus, mit Implantation von Gefäßprothesen und anschließender kontinuierlicher Aufzeichnung des Infektionsverlaufes, entwickelt. Material und Methoden: NMRI-Mäuse wurden zu Gruppen (n=7) zusammengefasst und jeweils subkutan im Bereich des Rückens der Tiere verschiedene Gefäßprothesenmaterialien der Größe 1x1 cm implantiert (Gruppe A: Dacron; Gruppe B: PTFE, Gruppe C: Silber I; Gruppe D: bovines Perikard; Gruppe E: Silber II). Im Anschluss wurden 1x107 CFU („colony forming units“) biolumineszierender S aureus (Isolat Xen29) auf das Prothesenmaterial appliziert. Der Verlauf der Bakteriendichte auf dem Prothesenmaterial konnte mit Hilfe des korrelierenden Biolumineszenzsignals für 5 Tage nach dem Infektionsbeginn konsekutiv aufgezeichnet werden (. Abb.). Am Ende des Versuchszeitraums erfolgte die Explantation der Prothesenmaterialien und die darauf verbliebene Bakterienlast wurde bestimmt. Ergebnisse: Bereits 24h nach Beginn der Infektion zeigte sich bei den silberbeschichteten Prothesen eine deutliche Abnahme der Biolumineszensintensität, wohingegen bei der PTFE- und Dacronprothese eine verzögerte Signalabnahme vorhanden war. Das bovine Pericard zeigte im Verlauf die geringste Infektresistenz. Nach Explantation der Prothesenmaterialen betrug die Bakterianlast (Median/ cm2) in der Gruppe A = 30, Gefässchirurgie 5 · 2009
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Abstracts in der Gruppe B = 20, in der Gruppe C = 0, in der Gruppe D = 2000 und in der Gruppe E = 0). Schlussfolgerung: Silberbeschichtete Prothesen zeigen im relevanten Tiermodell in der Frühphase eine höhere Infektresistenz als Biomaterialien. Da das Modell die Implantation und kontinuierliche Untersuchung verschiedener Gefäßprothesenmaterialien erlaubt, ist es geeignet, einen Vergleich von Biomaterialien versus synthetischen Materialien hinsichtlich der Ausbildung einer Materialinfektion unter standardisierten, experimentellen Bedingungen herzustellen. V6.7 Bakterielles Spektrum und primäre Rifampicin-Resistenz bei infektiösen Komplikationen in der Gefäßchirurgie: Grenzen des Einsatzes von Rifampicin-getränkten Prothesen. I. Töpel, F. Audebert, T. Betz, M.G. Steinbauer KH Barmherzige Brüder Regensburg, 93049 Regensburg, Deutschland Hintergrund: Es gibt Hinweise, dass Antibiotika-getränkte Kunststoffprothesen eine mögliche Alternative zur autologen Rekonstruktion bei Kunstoffprotheseninfekten darstellen können. Wir haben das Erreger-Spektrum und deren Empfindlichkeit gegenüber verschiedenen Antibiotika, insbesondere Rifampicin, bei Patienten mit diesen Komplikationen untersucht. Patienten und Methoden: Die Wundabstriche und Blutkulturen von insgesamt 48 konsekutiven Patienten mit infektiösen Komplikationen an Gefäßprothesen wurden analysiert und statistisch ausgewertet. Ergebnisse: Die Analyse zeigte bei 15 von 48 Patienten (31%), dass die Infektionserreger primär nicht empfindlich gegen Rifampicin waren. Bei 4 Patienten gelang kein mikrobiologischer Keimnachweis. Ebenfalls bei 15 Patienten lag eine Mischinfektion mit mehr als einem Erreger vor. Die Lokalisation der Infektion und die Zeit des Auftretens der Infektion nach dem chirurgischen Eingriff hatten keinen Einfluß auf das Erregerspektrum. Schlussfolgerung: Unsere Daten sprechen für einen zurückhaltenden Einsatz von Rifampicin-getränkten Prothesen als Rekonstruktionsmaterial bei infektiösen Komplikationen in der Gefäßchirurgie. Bei etwa 30% unseres Patientengutes zeigte sich eine Rifampicin-Unempfindlichkeit der nachgewiesenen Erreger. Ohne präoperativen Nachweis der Empfindlichkeit gegen Rifampicin sollte eine autologe Rekonstruktion angestrebt werden.
Wissenschaftliche Hauptsitzung 7: Erkrankungen der thorakalen und thorako-abdominellen Aorta V7.1 Natürlicher Verlauf chronischer Aortendissektionen Typ Stanford B: Wie gefährlich sind sie? D. Böckler, P. Geisbüsch, S. Lekshisvilli, M. Ganten, H. von Tengg-Kobligk, D. Kotelis Universitätsklinikum Heidelberg, 69120 Heidelberg, Deutschland Hintergrund: Der natürliche Verlauf akuter Aortendissektion Typ Stanford B ist nur durch wenige Registerdaten belegt. Ziel der Studie ist die Prognose von B-Dissektionspatienten im chronischen Stadium. Methodik: Es erfolgte eine prospektive, nicht randomisierte Singlecenter Studie, bei der konsekutiv in einem 5-Jahreszeitraum (2003-2008) 60 Patienten (16 Frauen 44 Männer, mittleres Alter 67 J., range 44-94) eingeschlossen wurden. Ausgeschlossen wurden Patienten mit A-Dissektionen, die eine residuale Dissektion im thoracoabdominellen Aortensegment aufwiesen. Die eingeschlossenen Patienten wurden halbjährlich mittels klinischer Untersuchung und Schnittbildgebung (CTA und/oder MRA) nachuntersucht. Die klinischen Studienendpunkte waren Tod, Ruptur und Organkomplikation (Niereninsuffizienz). Dokumentiert wurden weiterhin Expansionsrate (> 4mm/Jahr) durch Diameterbe-
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stimmung an prädefinierten Messpunkten sowie Thrombosierung des Falschkanals. Ergebnisse: Das mittlere Follow-up beträgt 36 Monate (range 5- 60). Die Gesamtmortalität betrug 1,8% (n=3). Die Todesursachen waren nicht dissektionsassoziiert, die Rupturrate betrug 0. Eine dialysepflichtige Niereninsuffizienz wurde nicht beobachtet. Die spontane Ausheilung der thorakalen Aorta wurde bei 2 Patienten beobachtet (1,2%). Eine Expansion der thorakalen Aorta wurde bei 14 Patienten beobachtet, davon wurden 5 Patienten bei einem max. Durchmesser > 55 mm einer endovaskulären Therapie zugeführt. Schlussfolgerung: Die B-Dissektion hat im chronischen Verlauf einen relativ benignen Verlauf. Eine operationspflichtige Expansion entwickelt sich lediglich bei 3%. Eine konservative Strategie ist mitel der 1. Wahl und beinhaltet ein lebenslanges Follow-up mit Schnittbildgebung. V7.2 Akute und chronische Aortendissektion im [18F]-Fluordesoxy glucose-PET/CT C. Reeps, M. Essler, M. Gurdan, A. Zimmermann, S. Ockert, H.-H. Eckstein Klinik für Gefäßchirurgie, Klinikum rechts der Isar der TU München, 81675 München, Deutschland Hintergrund: Bislang ist trotz der Zusammenschau von Patientenklinik, apparativen und laborchemischen Befunden eine sichere Unterscheidung zwischen akuter und chronischer AD nicht immer sicher möglich. Eine Lösungsansatz bietet möglicherweise die moderne Bildgebung mittels [18F]-Fluordesoxyglucose-Positronenemissionstomographie/CT (FGDPET/CT) in der potentiell zwischen frühem metabolisch-aktiven und chronischem metabolisch-inaktiven Krankheitsstadium unterschieden werden kann. Um diese Hypothese zu überprüfen wurden Patienten mit akuter und chronischer AD einer FDG-PET/CT unterzogen. Methoden und Ergebnisse: Insgesamt wurden 12 Patienten (10 Männer, 2 Frauen) mit einer akuten symptomatischen Typ B-Dissektion (n=6), einer symptomatischen sekundär progressiven chronischen AD (n=3) oder einer chronisch stabilen AD (n=3) einem FDG-PET/CT (Siemens Biograph 64) unterzogen und die Bildgebung durch 2 unabhängige Untersucher analysiert (TrueD Software, Siemens, Erlangen, Deutschland). Die Bildgebung erfolgte am 3-10 Tag nach dem Akutereignis bzw. elektiv. Die Akuizität bzw. Chronizität der AD konnte dabei anhand von Patientenklinik, Vorbefunden, laborchemischer und apparativer Untersuchungen nachgewiesen werden. In der visuellen qualitativen Auswertung zeigte sich bei den Patienten mit symptomatischer akuter B-Dissektion oder akutem IMH (1 Patientin) ein akzentuierter FDG-Uptake im Bereich der lazerierten Aortenwand bzw. Entlang der Dissektionsmembran. Eine ebenfalls verstärkte jedoch mehr lokalisierte Anreicherung von FDG in der Aortenwand war bei symptomatischen und asymptomatischen Pa tienten mit einer chronischen progressiven AD festzustellen wohingegen die Aortenwand und Dissektionsmembran von Patienten mit stabiler AD keine abgrenzbare Akkumulation von FDG aufwies. Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass mittels FDG-PET/CT akute bzw. sekundär progressive von chronisch stabilen Dissektionen unterschieden werden können. Sensitivität, Spezifität, zeitlicher Verlauf u.U. der prognostische Wert einer gesteigerten FDG-Anreicherung bei einer Aortendissektion müssen jedoch noch an größeren Studienkollektiven überprüft werden. V7.3 Endovaskuläre Therapie rupturierter thorakaler Aortenaneurysmen P. Geisbüsch, D. Kotelis, A. Hyhlik-Dürr, T. Weber, D. Böckler Universitätsklinikum Heidelberg, 69120 Heidelberg, Deutschland Fragestellungen: Ziel war eine Analyse der perioperativen Mortalität und Morbidität, Endoleckage- und Reinterventionsrate sowie des mittelfristigen Überlebens bei Patienten mit endovaskulärer Therapie rupturierter TAAs (rTAA).
Material und Methode: Zwischen 1/97 und 1/09 erfolgte bei 236 Pa tienten eine thorakale Endograftimplantation, bei 23 Patienten (14 Männer, medianes Alter: 75 Jahre, range: 60-88 Jahre) aufgrund eines rTAA. Ruptur wurde anhand CT angiographischer Kriterien (KM Austritt, Hämatothorax) definiert. Patienten mit symptomatischen TAA, traumatischen Aortenabrissen und rPAU wurden von der Analyse ausgeschlossen. 6 Patienten (26%) waren hämodynamisch instabil zum Zeitpunkt der OP. Insgesamt wurden 43 Endoprothesen verschiedener Hersteller implantiert, der überwiegende Anteil (70%) transfemoral. Die standardisierte Nachsorge erfolgte mittels CT-Angiographie postoperativ, 6 und 12 Monate, danach jährlich. Das mediane Follow – up der überlebenden Patienten betrug 28 Monate (Range: 0,1-82,5 Monate). Es erfolgte eine retrospektive Auswertung einer prospektiv geführten Datenbank. Ergebnisse: Die perioperative Mortalität betrug 48%. Todesursachen waren kardiale Komplikationen in 7 Patienten, ein MOV in 3 Patienten. Ein Patient verstarb an einer fulminanten Lungenembolie. Perioperative Komplikationen traten in 14 Patienten (61%) auf, wobei hier kardiorespiratorische Komplikationen dominierten. 3 Patienten (13%) zeigten neurologische Komplikationen (2x Stroke/TIA, 1x Paraplegie nach Konversion). Primäre Endoleckagen fanden sich bei 4/25 Patienten (2x prox. Typ I, 1x Typ II, 1x Typ III). Kein Patient entwickelte eine sekundäre Endoleckage während des Follow-up. Eine Reintervention erfolgte bei 4/25 (16%) der Patienten. Dies beiinhaltet 2 Patienten mit proximaler Endograftverlängerung nach supraaortalem Debranching bei EL Typ I. Bei 2 Patienten erfolgte eine Konversion aufgrund einer aorto-ösophagealen Fistel. Jeweils ein Patient verstarb im Follow – up an Pneumonie, Myokardinfarkt, bzw. Bronchial Ca. Das 1- und 3- Jahresüberleben betrug 37,3 % und 29,9%. Schlussfolgerung: Die endovaskuläre Therapie rupturierter thorakaler Aortenaneurysmen ist mit einer hohen perioperativen Mortalität und Morbidität sowie schlechtem Langzeitüberleben assoziiert. V7.4 Die endovaskuläre Aortenstenttherapie zur Behandlung von akuten traumatischen Transsektionen ist der konventionellen chirurgisch-offenen Behandlung nicht überlegen O.E. Teebken, T. Bisdas, M. Wilhelmi, S. Rustum, A. Haverich, M. Pichlmaier Medizinische Hochschule Hannover, 30625 Hannover, Deutschland Fragestellung: In einer retrospektiven Analyse sollte ermittelt werden, ob der Einsatz endovaskulärer Aortenstents zur Behandlung von akuten aortalen Transsektionen bei polytraumatisierten Patienten eine geringere Mortalität und Morbidität im Vergleich zur offen chirurgischen Behandlung nach sich zieht. Methodik: Die Datenbanken eines High Volume Centres für thorakale Aortenchirurgie als auch für die Polytraumaversorgung wurden hinsichtlich akuter aortaler Rupturen, Transektionen und Dissektionen für die Zeiträume 1982-94 (offene Behandlung) und 2002-8 (Stent) durchsucht. Begleitdiagnosen, postoperative Mortalität und Morbidität wurden verglichen (Signifikanz bei P< 0,05; t-Test, Kolmogorov-Smirnov, Fishers Exact Test). Für den Vergleich mussten unterschiedliche Zeiträume herangezogen werden, da in unserem Trauma-Zentrum in den letzten 6 Jahren keine offenen thorakalen Aortenoperationen bei stumpfem Trauma mehr im akuten Stadium erfolgt sind. Ergebnis: Im ersten Intervall wurden 111 Patienten offen-chirurgisch bei Aortenrupturen behandelt, davon 19 wegen einer traumatischen Transsektion (OPR). Alle davon bis auf zwei (1 Patchereparatur, 1 Direktanastomose) erhielten eine prothesialen Ersatz. Von 2002-8 wurden 199 Patienten mit thorakalen Aortenstents behandelt, 12 davon aufgrund einer traumatischen Transsektion (TEVAR). Die beiden Gruppen waren hinsichtlich Alter, Art und Umfang der Verletzungen wie folgt: Das mittlere Alter für OPR (TEVAR) betrug 33±14 (39±16) Jahre; Häufigkeit einer Rippenserienfraktur 37%(92%),P=0.003; Hämatothorax 26%(92%), P< 0.005; Thoraxprellung: 37% (100%), P< 0.005; SHT: 42% (67%), P=0.27; Extremitäten-Fx: 16% (70%), P=0.02; präoperativer Querschnitt: 0% (17%), P=0.14; Ösophagusruptur: 11% (0%), P=0.50. Die Mortalität lag bei OPR: 5/19 (26%) vs TEVAR: 2/12 (17%), Reoperationen bei Blutung: OPR:
2/19 (11%) vs TEVAR: 0/12 (0%) P=0.67; Paraplegierate bei OPR: 4/19 (21%) vs 1/12 (8%), P=0.62, Rekurrensparese: OPR: 2/19 (11%) vs TEVAR: 0/12 (0%), P=0.50; Armclaudicatio: OPR: 0/19 (0%) vs TEVAR: 1/12 (8%), P=0.38. Postinterventionelle Endoleckagen fanden sich nicht. Schlussfolgerung: TEVAR hat die offenen Rekonstruktionsverfahren vollständig ersetzt. Im Gegensatz zu anderen Untersuchern konnten wir keine Verbesserung der Akutmortalität in dem speziellen Krankengut mit Aortentranssektion feststellen. Beide Verfahren haben ihre typischen Komplikationen (Rekurrensparese, Armclaudicatio). Die Sterblichkeit hängt wesentlich von den Begleitverletzungen ab. V7.5 Ergebnisse nach endovaskulärer Versorgung von Erkrankungen der thorakalen und thorako-abdominellen Aorta R. Jakob, G. Leissner, F. Örtel, W. Wohlgemuth, H. Bruijnen, K.D. Wölfle Klinikum Augsburg, 86156 Augsburg, Deutschland Einleitung: Stentgestützte Verfahren zur Behandlung von Erkrankungen der thorakalen und thorako-abdominellen Aorta kommen zunehmend zum Einsatz. Ziel dieser Arbeit war daher die Bewertung der Risiken unserer Patienten, die elektiv bzw. notfallmässig mittels TEVAR versorgt worden waren. Patienten und Methoden: Während des Zeitraumes vom 1.8. 2004 – 30.4.2009 kamen bei 62 Patienten insgesamt 68 TEVAR Prozeduren zur Anwendung. 45 der 62 Patienten waren Männer, das Durchschnittsalter betrug 65 Jahre (min. 21, max. 88 Jahre), wobei 9 Patienten älter als 80 Jahre waren. Elektiv wurden 42 Patienten behandelt, eine notfallmäßige Versorgung erfolgte in 26 Fällen. Alle Patientendaten wurden aus einem prospektiv geführten Register entnommen. Ergebnisse: Die Ursache für die Behandlung in der elektiven Gruppe stellten Aneurysmen (16), Typ B Dissektionen (5), penetrierende Aortenulzerationen (7), Korrektureingriffe von endovaskulären Prozeduren (7) und andere Sonderindikationen (7) dar. Notfallmäßig wurden 8 Patienten mit Aneurysmen, 6 mit Dissektion Typ B, 3 mit penetrierenden Aortenulzerationen und 8 mit einer Transsektion der thorakalen Aorta versorgt. Bezüglich der eingebrachten Materialien wurden folgende Endografts verwendet: TAG (24 Fälle), Talent/Valiant (18 Fälle), Unifit (15 Fälle), Zenith (9 Fälle) sowie EVITA (2). Zur Vorbereitung der Stentprozeduren erfolgte in 4 Fällen ein Aszendensersatz sowie bei 16 Patienten ein abdominelles bzw. supraaortales Debranching. Die 30 Tagesletalität betrug in der elektiven Gruppe 2 von 42 (4,7 %) und in der Notfallgruppe 4 von 26 (15,4 %). Ohne routinemäßige Durchführung einer spinalen Liquordruckmessung ergab sich eine Paraplegierate von 1 von 68 (1,5 %). Stentassoziierte Komplikationen während der Nachbeobachtung umfassten das Auftreten von 7 Endoleaks (3x Typ 1A, 4x Typ 1B) sowie einer Stentdislokalisation; mit Ausnahme der Stentdislokalisation war in allen Fällen eine erfolgreiche endovaskuläre Korrektur möglich. Schlussfolgerung: Mit einer Letalität von 8,8 % und einer Paraplegierate von 1,5 % stellt TEVAR ein therapeutisches Verfahren mit einem mehr als akzeptablen Risiko für Patienten mit einer hoch komplexen Erkrankung dar. Nach unseren Erfahrungen profitieren auch über 80 Jährige von diesem Verfahren. Die wenigen stentassoziierten Komplikationen lassen sich in den meisten Fällen endovaskulär behandeln. V7.6 Dieser Abstract entfällt
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Abstracts V7.7 Supraaortale Hybrideingriffe zur Behandlung komplexer bogennaher Aortenpathologien S. Ockert, G. Eckstein, A. Zimmermann, C. Reeps, A. Kühnl, H.-H. Eckstein Klinik für Gefäßchirurgie, Klinikum rechts der Isar der TU München, 81675 München, Deutschland Fragestellung: Durch die Kombination offen-chirurgischer Operationen mit endovaskulären Techniken besteht die Möglichkeit komplexe Morphologien im Bereich des Aortenbogens unter Vermeidung extrakorporaler Perfusion (HLM) zu behandeln. Ziel der Untersuchung stellt die Analyse prozeduraler Komplikationen nach supraaortalen Hybridoperationen im perioperativen sowie mittelfristigen Verlauf dar. Methodik: Alle Patienten bei denen im Zeitraum von 12/2004-11/2008 eine supraaortale Rekonstruktion (Subclaviatransposition; Carotis-Subclavia Bypass; Ascendensersatz) in Kombination mit einer thorakalen endovaskulären Versorgung durchgeführt wurde, wurden in die Untersuchung eingeschlossen. Die Patienten erhielten im Beobachtungszeitraum regelmäßig klinische und bildgebende Kontrolluntersuchungen (CT-Angiographie) zum Ausschluss prozeduraler Komplikationen. Folgende Endpunkte wurden perioperativ und im Follow-up erfasst: Morbidität/Mortalität; Inzidenz von Endoleckagen (EL). Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum wurden an 21 Patienten supraaortale Hybridoperationen durchgeführt. An Pathologien lagen 4x thorakoabdominelle Aneurysmen (TAAA; 19%), 8x thorakale Aneurysmen (TAA; 38.1%) und in 9 Fällen Dissektionen (42.9%) vor. Die technische Erfolgsrate lag bei 100%, primäre Konversionen wurden nicht durchgeführt, ein Patient verstarb postoperativ an den Folgen eines Multiorganversagens (30-d Mortalität: 4.5%). In fünf Fällen (22.7%) zeigte die postoperative Kontroll-CTA eine Typ I Endoleckage, drei Patienten wurden sekundär konvertiert und zwei Patienten einem sekundären Endorepair unterzogen. Im Rahmen des Follow-up (mittl. 20 Monate) waren insgesamt 3 Patienten verstorben (15%). Sekundäre Typ I Endoleckagen traten im untersuchten Krankengut nicht auf, in einem Falle erfolgte bei persistierender Typ II Endoleckage ein interventionelles Coiling. Schlussfolgerung: Supraaortale Hybridoperationen stellen Eingriffe für ein hoch selektioniertes Patientengut dar, die aufgrund ihres individuell eingeschränkten Allgemeinzustandes für ein belastendes kardiochirurgisches Verfahren unter Einsatz der Herz-Lungenmaschiene nicht geeignet sind. Die perioperativen Ergebnisse supraaortaler Kombinationseingriffe sind akzeptabel, bei relevanten prozeduralen Komplikationen. Bei fehlender Behandlungsalternative rechtfertigen die vorgelegten Ergebnisse im Vergleich zur eingeschränkten Lebenserwartung der Patienten im natürlichen Krankheitsverlauf den Einsatz supraaortaler Hybrideingriffe.
Wissenschaftliche Hauptsitzung 8: Junge Gefäßchirurgie V8.1 Junge Gefäßchirurgie in Deutschland – ein Nachwuchs kampagne der DGG D. Böckler, M. Jacobs, für den Vorstand der DGG Universitätsklinikum Heidelberg, 69120 Heidelberg, Deutschland Hintergrund: Der Anteil der Chirurgen an allen berrufstätigen Ärzten in Deutschland betrug im Jahr 2006 6,2% bei Männern und 2,2 % bei Frauen. Die Zahl der Absolventen im Fach Humanmedizin hat in den den letzten 10 Jahren um 27% kontinuierlich abgenommen. Nur 5% der heutigen Absolventen möchten zukünftig die Facharztausbildung für Chirurgie wahrnehmen. Das Fach Gefäßchirurgie boomt, was sich im
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aktuellen Ranking der Stellenangebote im Deutschen Ärzteblatt und dem „leeren Stellenmarkt“ widerspiegelt. Methodik und Ergebnisse : Die DGG hat die Situation erkannt und erste Handlungsschritte eingeleitet. Eine langfristige Nachwuchskampagne muss die Arbeit der DGG für die nächsten Jahre begleiten. Hierzu muss eine aktive Kommission bzw. Arbeitsgruppe zur Nachwuchsförderung junger Gefäßchirurg(inn)en ins Leben gerufen werden. Im Vortrag wird das Maßnahmenpaket vorgestellt: An erster Stelle steht die Öffentlichkeitsarbeit zum Berufsbild Gefäßchirurg(in) bzw. Gefäßmediziner, um Attraktivität und Interesse am Fach zu erwecken. Dies muss an der Basis, den Schulen und Hochschulen, durch PR-Maßnahmen erfolgen. Weiterhin beinhaltet der Katalog die Erarbeitung und Etablierung eines strukturierten Ausbildungscurriculums, neue familienfreundliche Arbeitszeitmodelle unter Berücksichtigung des zukünftig hohen Frauenanteils in der Medizin. Förderprogramme für Motivation, Führung und Rhetorik (social skills) So werden attraktive Perspektiven für Berufsanfänger aufgezeigt. Der Nachwuchs muß in die politischen und wissenschaftlichen Aktivitäten der DGG bewusst integriert werden. Schlussfolgerung: Der Kampf um den medizinsichen Nachwuchs hat längst begonnen. Nachwuchsförderung gehört zu den wichtigsten Projekten unserer Fachgesellschaft, um unsere Fachdisziplin zu erhalten. V8.2 Aspekte der gefäßchirurgischen Weiterbildung J. Pongratz, C. Reeps, H.-H. Eckstein Klinik für Gefäßchirurgie, Klinikum Rechts der Isar TU München, 81675 München, Deutschland Einleitung: Nachwuchsmangel kennzeichnet, wie in anderen chirurgischen Fächern, die aktuelle Situation in der Gefäßchirurgie. Gründe sind ein sinkendes Interesse der Studienabgänger an der Patientenversorgung und eine mangelnde Attraktivität der chirurgischen Fächer. Dies liegt an der Arbeitsbelastung, ungünstigen Arbeitszeitregelungen, ausgeprägten hierarchischen Strukturen und der oft mangelnden Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Zur Verstärkung des Problems könnte auch die von Frauen in einem männerdominierten Arbeitsumfeld wahrgenommene Chancenungleichheit beitragen. Zielsetzung: Zur schnellen Nachwuchsaquise bedarf es neuer Konzepte für eine rasche hochwertige Facharztweiterbildung, die das Fach für Studienabgänger, besonders für Frauen, attraktiv gestalten, da diese künftig die Mehrzahl der Ärzte darstellen. Vorschläge hierzu werden folgend dargestellt. Konzepte: Rotationen (intra-, interhospital), Operationskurse (Nahtund endovaskuläre Kurse) und eine Rotation durch einzelne Operationen, entsprechend dem problemorientierten Lernen, sind zu diskutierende Optionen. Regelmäßige Mitarbeitergespräche, eine Einbeziehung der Assistenten in Entscheidungen und Übertragung von klinischer Verantwortung können zur Lockerung hierarchischer Strukturen beitragen. Auch eine Assistentenvertretung in den Fachgesellschaften zur Repräsentation aller Ebenen, sowie die Reduktion der Verwaltungstätigkeit sind anzustreben. Besondere Verantwortung tragen Abteilungen, die Studenten im PJ ausbilden, da Vorbilder die Entscheidung für ein Fach stark beeinflussen. Daher ist auch ein Ausgleich der Unterrepräsentation von Chirurginnen in höheren Positionen als Rollenvorbilder anzustreben. Ein in der universitären Chirurgie fehlendes Mentoring mit erschwerten Aufstiegsmöglichkeiten für Ärztinnen kann z.B. durch gezielte Programme (TandemMEDPlus) gefördert werden, damit künftig auch eine akademische Laufbahn für Frauen attraktiver wird. Zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind eine kollegiale Akzeptanz von Schwangerschaft und Elternzeit, auch für Väter, und geeignete Kinderbetreuungsangebote einzufordern. Zusammenfassung: Die Schaffung von familienfreundlichen Strukturen für alle Ärztinnen und Ärzte und die Förderung von jungen Gefäßchirurginnen, um den steigenden Zahlen an weiblichen Studienabgängern zu entsprechen, könnten das Nachwuchsproblem in der Gefäßchirurgie
reduzieren. Ebenso steht eine attraktive, strukturierte Facharztweiterbildung im Vordergrund. V8.3 Curriculum Gefäßchirurgie – Marketinginstrument mit Wettbewerbsvorteil H. Diener, S. Debus Asklepiosklinik Harburg, 21075 Hamburg, Deutschland „Der Chirurg bleibt immer ein Lehrling, der unaufhörlich lernt und sich dank wachsender Erfahrung sein ganzes Leben hindurch vervollkommnet. Er scheint nie den toten Punkt seines Wissens zu erreichen. Ist er aber dort angekommen, so ist das ein erstes Zeichen des Verzichts“ Dieses Zitat von R. Leriche (1879-1955) soll die Bedeutung der Lehre und der Ausbildung hervorheben. Tatsächlich toppen CMI und DRG die operative Ausbildung, Dienstplan und EuGH den pragmatischen Tagesablauf. Die zunehmende Arbeitsverdichtung bei hohem qualitativen Versorgungsniveau ist nur durch den Einsatz qualifizierter und motivierter Mitarbeiter zu bewältigen. Doch nur wer eine gute Ausbildung anbietet, wird zufriedene Mitarbeiter und gute Gefäßchirurgen hervorbringen. Wer hingegen die Ausbildungssituation in der Gefäßchirurgie verfolgt, wird nicht nur auf Hindernisse durch die neue Weiterbildungsordnung stoßen, sondern konnte im vergangenen Jahr beobachten, dass von 130 ausgeschriebenen gefäßchirurgischen Oberarztstellen nur 110 Stellen besetzt werden konnten.Anhand eines Ausbildungsprogramms von der strukturierten zur prozessorientierten Weiterbildung wird ein Curriculum Gefäßchirurgie erstellt. Das Konzept beruht auf den 3 Säulen „Basiswissen“ in den Bereichen Gefäßchirurgie, Angiologie, Angiographie, „Kernkompetenz“ in gefäßchirurgischen und endovaskulären Techniken und „Fortbildung“ ,welche den Besuch von Operationskursen und Kongressen fördert. Im weiteren sollen die Schwierigkeiten der neuen Facharztweiterbildung, die durch den Common trunk und der sofortigen Spezialisierung eines nach 3 Jahren immer noch „nicht operierenden Chirurgen“ entstehen, ebenso berücksichtigt werden als auch die Notwendigkeit der Einbindung des Ausbildungsprogramms zum endovaskulären Chirurgen möglichst innerhalb der Weiterbildungszeit. Die Akademie der DGG wird schwerpunktmäßig in dieses Konzept eingebunden. Durch eine Evaluierung der Weiterbildungsstätten mit einem evidenzbasierten Instrument und Veröffentlichung der individuellen Abteilungsergebnisse nach Schweizer Vorbild besteht zudem die Möglichkeit eine qualitativ hochwertige Ausund Weiterbildung zum Marketinginstrument mit Wettbewerbsvorteil werden zu lassen V8.4 Ultraschallsimulation in Aus- und Weiterbildung T. Schmitz-Rixen, F. Adili, M. Meyn, T. Telles, S. Schellhaas, R. Breitkreuz Klinikum der J.W.Goethe-Universität Frankfurt/M, 60590 Frankfurt am Main, Deutschland Einleitung: Ultraschallverfahren sind integraler Bestandteil der Diagnostik in der Gefässmedizin. Neben theoretischen Kenntnissen müssen v. a. die visuelle Perzeption, das heißt die Bedienung des Ultraschallgeräts, die Durchführung der Untersuchung und die ad hoc Interpretation der generierten Bilder auch für Notfallsituationen unter Zeitdruck erlernt werden. Als Lösungsansatz für die Lehre von Ultraschalldiagnostik in realitätsnahen Notfallszenarien wurde das Modul „Diagnose von AAA“ für den Ultraschallsimulator ResliceTM (Fa. Schallware GmbH, Berlin) entwickelt. Methodik und Konzept: Ein Freihandaufnahmesystem wurde mit einem High-end Ultraschallgerät (Vivid-i, Fa. GE Healthcare Ultraschall GmbH, Solingen) gekoppelt, 3D-Ultraschallvolumen hergestellt und mit Hilfe eines elektromagnetischen Trackingsystems in einen Schaumstofftorso positioniert. Durch Entwicklersoftware wurden die Einzelbilder derart zusammenfasst, dass bei beliebigen Anlotungen, Volumina nahezu originalgetreu untersucht und betrachtet werden konnten (rekon-
struierte Ebenen). Die Framerate betrug bei 2 Bildfokuspunkten mit einer Abdomensonde (3C-RS curved Array, 2-6 MHz) über 25 Bilder pro Sekunde. Die Anwendbarkeit des Ultraschallsimulators wurde jeweils während eines 4-stündigen studentischen Ultraschallseminars und eines 8-stündigen Ultraschallkurses für Postgraduierte während realitätsnaher Szenarien zur fokussierten abdominellen Sonographie überprüft. Ergebnisse: Aus n=170 Aufnahmen wurden 10 virtuelle Fälle konstruiert. Medizinstudenten konnten nach Training >80% und Postgraduierte >90% der Normalbefunde und Pathologien am Ultraschallsimulator richtig interpretieren. Interpretation: Der 3D-Ultraschallsimulator bietet sich als neue Methode für die Ausbildung von Sonografie in realitätsnahen Szenarien an. Zielpersonen sind neben Medizinstudenten Assistenten im common trunk. V8.5 Frauen und Gefäßchirurgie – Entwicklung im deutschsprachigen Raum der letzten 10 Jahre M. Aspalter, N. Mader, K. Linni, S. Koulas, T. Hölzenbein PMU Salzburg, 5020 Salzburg, Austria Einleitung: Der Frauenanteil in chirurgisch orientierten Fächern ist traditionell gering. Ziel dieser Studie ist es die Entwicklung der Frauenquote im deutschsprachigen Raum für die letzten 10 Jahre mit besonderer Berücksichtigung für die Gefäßchirurgie darzustellen. Methoden: Abfrage der Ärztestatistik der österreichischen Ärztekammer, der Bundesärztekammer sowie der Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (1998-2007). Resultate: In Deutschland, Österreich und der Schweiz war der Frauenanteil in der Allgemeinchirurgie (D: 11,4%, 2.147/18.857; Ö: 9,0%, 107/1188; CH: 4,5%, 41/914) und der Orthopädie (11,5%, 937/8.125; 5,6%, 29/520; 2,5%, 13/517) 1998 deutlich geringer als in Fächern mit traditionell hohem Frauenanteil wie Physikalische Medizin (39.3%, 572/1.455; 56,5%, 91/161; 14,9%, 26/174) und Dermatologie (45%, 2.511/3.070; 38,9%, 182/468; 35,4%, 103/291). In den chirurgischen Fächern mit Sonderprüfung war die Frauenquote mit Ausnahme der plastischen Chirurgie (15,0%, 28/186; 16.9%, 15/89; 19,2%, 19/99) noch geringer (Gefäß-, Herz-, Thoraxchirurgie, 7,5%, 94/1.253; 3,9%,8/204; 9,7%, 3/31). Im Jahr 2007 war neuerlich die Frauenquote der Fächer mit Sonderprüfung deutlich geringer (Gefäß-, Herz-, Thoraxchirurgie, 12,0%, 277/2.304; 8,1%, 25/308; 4,0%, 3/74) verglichen zu den chirurgischen Hauptfächern Allgemeinchirurgie (15,4%, 3.554/23.095; 14,4%, 216/1498; 9,1%, 99/1085) und Orthopädie (12,3%, 1.427/11.583; 9,8%, 76/779; 5%, 37/741). Die plastische Chirurgie (22,2%, 141/636; 23,9%, 37/155; 26,1%, 40/153) verzeichnete ebenfalls eine deutlich höhere Frauenquote verglichen zu den anderen Spezialfächern. In Deutschland ist die Frauenquote bei allen Fächern mit Ausnahme der plastischen Chirurgie prozentuell am höchsten. Interessant erscheint, dass die sich die Anzahl an Herz-Thorax- und Gefäßchirurginnen in der Schweiz seit 1998 nicht wesentlich verändert hat, die Frauenquoten aufgrund der stark gestiegen Zahl an Chirurgen jedoch halbiert wurde. Schlussfolgerungen: Der Frauenanteil der chirurgischen Fächer liegt deutlich hinter dem der Dermatologie (50,5%3.484/6.896; 46,3%, 303/655; 40,5%170/420) und der physikalische Medizin (38,4%, 804/2.095; 54%, 142/263; 22,6%, 64/283) zurück. Hervorzuheben ist der besonders niedrige Frauenanteil in allen chirurgischen Fächern mit Sonderprüfung, und besonders in der Gefäßchirurgie. Die Ursachen für die geringe Attraktivität besonders der Gefäßchirurgie für Frauen muß diskutiert werden.
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Abstracts Wissenschaftliche Hauptsitzung 9: PAVK und akute Extremitätenischämie V9.1 Pulsatilität des Laser Doppler Signals in der Diagnostik der kritischen Extremitätenischämie (CLI) T.N. Abahji, F. Hieber, S. Lücke, T. Müller, U. Hoffmann Medizinische Poliklinik Standort Innenstadt, Klinikum der LMU München, 80336 München, Deutschland Fragestellung: Die Diagnose der CLI basiert neben dem klinischen Befund im Wesentlichen auf der Messung der systolischen Knöchelarteriendrücke (KAD). Aufgrund nicht kompressibler Arterien ist jedoch die cw-Doppler Druckmessung bei einem relevanten Teil von Patienten mit Diabetes mellitus oder Niereninsuffizienz nicht verwertbar. Ziel der Untersuchung war es, die Pulsatiliät des Laser Doppler Signals als einfaches Kriterium zur Diagnostik der CLI zu untersuchen. Patienten und Methodik: Es wurden 117 Extremitäten bei 112 Patienten mit V.a. pAVK untersucht. Die Diagnose der CLI wurde auf der Basis von Anamnese, klinisch-angiologischer Untersuchung, KAD (< 50 – 70 mmHg) und Vorfußoszillographie (flache oder marginal pulsatile Kurve) gestellt. Die Aufzeichnung des Laser-Doppler Signals über 3 min. erfolgte am Vorfuß bei einer Sondentemperatur von 44ºC. Die Auswertung des Signals erfolgte off-line mittels einer Fast-Fourier-Analyse (FFT). Die maximale Amplitude (Fmax) der FFT wurde als Maß für die Pulsatilität herangezogen. Bei zwei Patienten mit chronischem Vorhofflimmern konnte keine zuverlässige Analyse durchgeführt werden. Zur Ermittlung eines geeigneten Schwellenwertes wurde eine ROC-Analyse durchgeführt. Ergebnis: Von den 117 untersuchten Extremitäten befanden sich 27 im Stadium der kritischen Ischämie. Fmax korrelierte nicht mit dem KAD (r=0,13). Ein Schwellenwert von Fmax ≤ 1,5 identifizierte eine CLI mit hoher Treffsicherheit (AUCROC = 0,84; Sens 77,8 %, Spez 87,8 %, PPV 65,6 %, NPP 92,9 %, ĸ = 0,62) ebenso wie ein KAD ≤ 70 mmHg (AUCROC = 0,74; Sens 63,0 %, Spez 91,1 %, PPV 68,0 %, NPP 89,1 %, ĸ = 0,55). In der Subgruppe der Patienten mit Diabetes mellitus und/oder Niereninsuffizienz (Krea ≥ 1,3 mg/dl; n=61) identifizierte Fmax ≤ 1,5 (AUCROC: 0.80; ĸ =0,62) eine CLI signifikant besser (p=0,043) als der KAD (AUCROC: 0.61; ĸ =0,47). Schlussfolgerung: Die Pulsatilitätsanalyse des Laser-Doppler-Signals ist, insbesondere auch bei Patienten mit Diabetes und/oder Niereninsuffizienz, eine treffsichere Methode in der Diagnostik der CLI. V9.2 Gefäßkollateralenbildung – Risikofaktoren und ihr Einfluss auf das klinische Stadium der pAVK A. Zimmermann, H. Wendorff, C. Roenneberg, H. Berger, H.-H. Eckstein Klinik für gefäßchirurgie, Klinikum rechts der Isar der TU München, 81675 München, Deutschland Einleitung: Die Beurteilung der Durchblutungssituation in Patienten mit einer pAVK ist oftmals schwierig. Ausschlaggebend ist das klinische Stadium, dass aber auch durch andere Erkrankungen wie der Spinalkanalstenose imitiert werden können. Als einzig valider Messparameter steht der Verschlussdruckindex zur Verfügung. Bis heute gibt es wenig Daten und Messmöglichkeiten, die Auswirkung der Kollateralisierung auf die Durchblutungssituation zu erfassen. Material und Methode: Von 79 Patienten (28x weiblich, 51x männlich) wurden MR Angiografien von insgesamt 130 Extremitäten mit Läsionen der femoropoplitealen Strombahn ohne relevante Stenosierung der Beckenachse begutachtet. Dabei wurde die Anzahl der Kollateralen nach der Methode von Sørlie bestimmt. Zusätzlich wurden retrospektiv die klinischen Daten der Patienten erhoben. Es fanden sich 31 TASC A, 23
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TASC B, 14 TASC C und 61 TASC D Läsionen. Die klinischen Stadien waren 33x pAVK I+IIa, 77x pAVK IIb, 13 pAVK III und 6x pAVK IV. Ergebnisse: Weder Diabetes, Hypertonie, Nikotin noch Geschlecht zeigten eine signifikante Auswirkung auf die Kollateralenbildung. Sowohl Verschlussdruckindex (r=-0,5033; p< 0,0001), als auch die Anzahl der Kollateralen (r=-0,2911; p=0,0008) zeigten eine signifikante negative Korrelation mit dem klinischen Stadium nach Fontaine. Sowohl ein erhöhter Verschlussdruckindex (p< 0,0001), als auch Kollateralenanzahl (p=0,0003) waren in der multivariaten Regressionsanalyse signifikant mit besseren klinischen Stadien verbunden. Bei Patienten mit einem Verschlussdruckindex < 0,5 konnte für nicht-kritische pAVK-Stadien (I-IIb) eine signifikant erhöhte Anzahl von Kollateralen nachgewiesen werden (p=0,0001). Schlussfolgerung: Neben dem Verschlussdruckindex haben aber auch die Anzahl der Kollateralen und damit die Qualität der Kollateralisierung eine signifikante Auswirkung auf das klinische Stadium. Die Bedeutung der Kollateralisierung wird aber in der aktuellen Literatur im Gegensatz zum Verschlussdruckindex nicht ausreichen berücksichtigt und sollte in die Indikationsstellung vermehrt einbezogen werden. V9.3 Kathetergesteuerte, intraarterielle, lokale Thrombolyse verschlossener femoro-distaler Bypässe – Ein fehlgeschlagener Behandlungsweg M. Birli, R. Thul, M. Gawenda, M. Libicher, K. Lackner, J. Brunkwall Uniklinik Köln, 50931 Köln, Deutschland Einleitung: Die kathetergesteuerte, intraarterielle, lokale Thrombolyse mit Fibrinolytika stellt eine Alternative zur chirurgischen Thrombektomie verschlossener femoro-distaler Bypässe dar. Die aus den 90er Jahren vorliegenden Studien (STILE, TOPAS) konnten keine eindeutige Überlegenheit der Thrombolyse gegenüber der offenen Operation zeigen. In einer retrospektiven Studie werden die Ergebnisse und Komplikationen der intraarteriellen, lokalen Thrombolyse verschlossener peripherer Bypässe ausgewertet. Patienten und Methoden: Zwischen Januar 2004 und Dezember 2008 wurde bei 100 Patienten (39 Frauen, 61 Männer) eine kathetergesteuerte, intraarterielle, lokale Thrombolyse bei akut und chronisch verschlossenen femoro-distalen Bypässen durchgeführt. Empfängergefäß war die A. poplitea oberhalb des Kniegelenkes in 44 Fällen, unterhalb des Kniegelenks in 35 Fällen und die cruralen Arterien in 10 Fällen. Es handelte sich vorwiegend um alloplastische Bypässe (PTFE und Dacron), 10 Patienten hatten Venen Bypässe. Die klinische Symptomatik der Patienten entsprach IIB nach Fontaine-Ratschow in 48 Fällen, III und IV in 39 Fällen und 13 Fällen. Eine korrekte Positionierung des pulse-spray Katheters im Thrombus war bei allen Patienten möglich. Die mittlere Urokinase-Dosis betrug 1,9 Millionen IE. Die Dauer der Thrombolyse betrug im Mittel 28 Stunden (Minimum 4 Stunden, Maximum 48 Stunden). Ergebnisse: Eine erfolgreiche Thrombolyse des Bypass konnte bei 81 Patienten erreicht werden. In 15 Fällen konnte der Bypass nicht wiedereröffnet werden. Die Lyse musste in 4 Fällen aufgrund von Komplikationen abgebrochen werden. Eine interventionelle Behandlung dem Bypassverschluss zugrunde liegender Läsionen (PTA und Stent) erfolgte bei 31 Patienten. Eine operative Behandlung nach Beendigung der Lysetherapie im Sinne einer Bypassrettung war bei 28 Patienten notwendig. Thrombolyse assoziierte Komplikationen waren eine tödliche intrakranielle Blutung, 1 retroperitoneales Hämatom und 9 operationspflichtige Hämatome und falsche Aneurysmen. Die sekundäre 30 Tage Offenheitsrate nach Thrombolyse betrug 58%. Die 6 Monate und 12 Monate Offenheitsrate betrug 37% und 26%. 11 Patienten wurden im Beobachtungszeitraum amputiert. Schlussfolgerung: Die kathetergesteuerte, intraarterielle, lokale Thrombolyse verschlossener femoro-distaler Bypässe hat keine zufrie-
denstellenden Ergebnisse. Nur in wenigen Fällen kann den Patienten eine Operation erspart werden. Die relevante Komplikationsrate muss bedacht werden. V9.4 2-Jahres Ergebnisse nach popliteocruralem Stenting bei Hochrisiko-Patienten mit kritischer Ischämie und infrapoplitealen Läsionen K.P. Donas, A. Schwindt, G. Torsello St. Franziscus Krankenhaus; Universitätsklinikum Münster, 48145 Münster, Deutschland Fragestellung: Der Stellenwert der stent-optimierten Angioplastie von Unterschenkelarterien ist bislang unklar- Ziel der vorliegenden Studie ist die Evaluierung der Effektivität von popliteocruralem Stenting bei Pa tienten mit kritischer Ischämie und infrapoplitealen Läsionen. Methodik: Zwischen Januar 2006 und Januar 2009, wurden 53 Hochrisiko-Patienten (n:12, Rutherford IV; n=41, Rutherford V) mit chronischer kritischer Ischämie und infapoplitealen Läsionen mittels stent-optimierter Angioplastie behandelt. Die Indikationen zur Stentimplantation waren Fluß-limitierte Dissektion oder Recoil nach Ballon-Angioplastie. Das follow-up beinhaltete Doppler Index-Messungen und Duplex-Sonographie und im Fall einer klinischer Verschlechterung Angiographie. Ergebnisse: Der technische Erfolg war 98.1%. Der mittlere Doppler Index Wert für die Nicht-Diabetiker stieg von 0.25 ± 0.15 auf 0.82 ± 0.13, p< .001 nach der Intervention an und blieb bei 0.71 ± 0.23, p< .001 beim follow up von 24 Monaten (5-41 Monate). Die primäre Offenheitsrate betrug 75.5%. Bei 4 Patienten war die Anlage eines femorocruralen Bypasses notwendig, bei 2 weiteren Patienten eine erneute Instent-PTA. Die sekundäre Offenheitsrate war 88.7%. Der Extremitätenerhalt betrug 88.7%. Schlussfolgerung: Die 2-Jahres Ergebnisse der vorliegenden Studie rechtfertigen die crurale Stentrevaskularisation als eine gute Therapieoption für Hochrisikopatienten mit kritischer Ischämie und infrapoplitealen Läsionen. Weitere Untersuchungen bezüglich Langzeit- Offenheitsrate und Extremitätenerhalt sind notwendig, um die Wertigkeit des cruralen Stentings noch genauer zu evaluieren. V9.5 Langzeitergebnisse infragenualer Omniflow II Bypässe S. Schweiger, P. Konstantiniuk, S. Koter, T. Cohnert Medizinische Universität Graz, 8010 Graz, Austria An unserer Abteilung wurde in den Jahren 1989 bis 2003 über 300 Omniflow II Prothesen implantiert. Nach primären guten Ergebnissen zeigten sich im klinischen Alltag jedoch gehäuft Frühverschlüsse und im Langzeitverlauf entwickelten zahlreiche Patienten Prothesenaneurysmen. Seit 2003 wurden daher keine Omniflow II Prothesen an unserer Abteilung mehr implantiert. Eine retrospektive Aufarbeitung der Daten von infragenualen Omniflow II Bypässe soll genaueren Aufschluss darüber geben. Bei 193 Patienten (86 Frauen, 107 Männer) wurde eine Omniflow II Prothese in infragenualer Position implantiert. Das mittlere Alter der Patienten betrug 70 Jahre (m 68j, w 72 j). Die Hauptindikationen für eine Revascularisation waren eine PAVK III (83 Patienten) und IV(75 Pa tienten). Die Indikation zum Einbau einer Omniflow II Prothese war in 78% das Fehlen einer geeigneten Vene. Die primäre Offenheitsrate betrug nach 3, 5 und 10 Jahren 27%, 14,5% bzw. 2,6%. Die sekundäre Offenheitsrate 35%, 21% bzw. 4%. Unter oraler Antikoagulation zeigte sich jedoch eine deutlich bessere Offenheitsrate. Primär 58%, 50% und 22%. Die sekundäre Offenheit 60%, 55% und 25%. Bei 17 Patienten (9%) trat ein Aneurysma auf. Aufgrund der schlechten primären und sekundären Offenheitsraten ist wohl bei nicht geeigneter Vene den Kunststoffprothesen in infragenualer Position der Vorzug zu geben. Unter Antikoagulation zeigte sich jedoch eine deutlich bessere Of-
fenheitsrate. Daher sollte man bei weiterem Einsatz dieser Prothese eine Antikoagulation in Erwägung gezogen werden. Wegen der hohen Inzidenz von Aneurysmen wird dieser Prothesentyp an unserer Abteilung weiterhin nicht verwendet. V9.6 Lohnt sich der Aufwand eines komplexen sequentiellen femorodistalen Composite-Bypasses mittels biologischem Gefäßersatz und autologer Vene zum Extremitätenerhalt A. Neufang, C. Espinola-Klein, M. Doemland, B. Dorweiler, E. Weigang, S. Savvidis, T. Andrasi, C.F. Vahl Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 55131 Mainz, Deutschland Fragestellung: Der infrainguinale Bypass mit autologer Vene liefert bei der Extremitätenischämie exzellente Langzeitergebnisse bezüglich Graftfunktion und Gliedmaßenerhalt. Bei nicht ausreichender autologer Vene und mehreren möglichen distalen Anschlussgefäßen bietet sich als Alternative zum reinen Prothesenbypass die Kombination noch vorhandener autologer Venensegmente mit einer Gefäßprothese und distaler Sequentialanastomosierung an. Die Ergebnisse einer konsekutiven Serie sequentieller femoro-distaler Composite-Bypässe mittels biologischer Gefäßprothese werden dargestellt. Methodik und Patienten: Bei nicht für einen komplett autologen Bypass ausreichender autologer Vene wurde bei akuter oder chronischer Extremitätenischämie mit noch verfügbaren aber von der Länge her nicht ausreichenden autologen Venensegmenten diese mit einer biologischen Gefäßprothese zu einem sequentiellen femoro-distalen Composite-Bypass kombiniert. Nachuntersuchungen erfolgten nach 3, 6, 12, 18, 24 Monaten und danach in jährlichen Abständen. Ergebnisse: Zwischen 01/95 und 01/09 wurden bei 116 Patienten (67 Männer und 49 Frauen; 73±8,7 Jahre) 122 femoro-distale sequentielle Composite-Bypassoperationen mit akuter oder schwerer chronischer Ischämie durchgeführt. 90-mal wurde die denaturierte humane Umbilikalvene (HUV) und 32-mal eine ovine Kollagenprothese (Omniflow II) mit autologen Venensegmenten kombiniert. Die mittlere Operationszeit betrug 263 min. Die erste distale Anastomose erfolgte in 50 Fällen an einem offenen Popliteasegment, die distalste Anastomose 52-mal an einem pedalen Gefäß. Unter oraler Langzeitantikoagulation fand sich nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 36 Monaten (1 – 114 Monate) eine primäre und sekundäre 5-Jahres Bypassoffenheitsrate von 48 % und 73 % mit einer Beinerhaltungsrate von 88 %. Das amputationsfreie Überleben nach 60 Monaten lag bei 49 % Schlussfolgerung: Die Konstruktion femorodistaler Sequentialbypässe mit noch verfügbaren Restsegmenten autologer Vene und biologischem Gefäßersatz bietet für die fortgeschrittene Gliedmaßenischämie eine zwar zeitaufwendige aber dennoch sehr erfolgversprechende Alternative zum allgemein üblichen rein synthetischen Gefäßersatz. V9.7 Langzeitergebnisse nach Rekonstruktion von Verletzungen der Armarterien J. Klocker, J. Falkensammer, M. Sieb, L. Pellegrini, M. Biebl, T. Tauscher, A. Hoh, G. Fraedrich Medizinische Universität Innsbruck, 6020 Innsbruck, Austria Ziel: Erfassung des Langzeitverlaufs nach Rekonstruktion der Armarterien im Rahmen der Versorgung von Extremitätenverletzungen. Methodik: Wir haben alle unsere Patienten, deren Armarterien nach Verletzungen rekonstruiert wurden, zu einer Nachkontrolle eingeladen. Endpunkte waren: Offenheit der Rekonstruktion, vaskuläre Re-Operation bzw. Intervention, Extremitätenerhalt, sonographischer Durchmesser der angelegten Interponate und das funktionelle Ergebnis (DASH Fragebogen: 30 Fragen; Skala zwischen 0 und 100; 0 = beschwerdefrei; 100 = maximale Einschränkung im Alltag). Gefässchirurgie 5 · 2009
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Abstracts Ergebnisse: Seit September 1989 wurden 108 Patienten mit 117 Armarterienverletzungen an unserer Abteilung behandelt. Lokalisation der arteriellen Läsionen: A. subclavia (n=24; 20.5%), A. axillaris (n=22; 18.8%), A. brachialis (n=53; 45.3%), A. radialis (n=13; 11.1%) bzw. A. ulnaris (n=5; 4.3%). Ursächlich lagen häufig (n=96; 82%) stumpfe Traumen vor, dementsprechend fanden sich auch oft begleitende Nerven- (n=39; 36%) und/ oder Knochen bzw. Gelenksverletzungen (n=65; 60%). Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 5,3 Jahren (range: 0,5 bis 19,7) waren 12 Patienten verstorben, 2 Patienten hatten bereits früh posterativ die Extremität verloren. Von den übrigen 94 Patienten konnten 63 (67%) nachkontrolliert werden: 2 Patienten hatten zwischenzeitlich einen Verschluss der Rekonstruktion, weitere 2 zeigten relevante Anastomosenstenosen. Vaskuläre Re-Operationen bzw. Interventionen wurden nicht indiziert, und es war auch keine sekundäre (Spät)Amputation erforderlich. Eine Dilatation bzw. eine Aneurysmabildung interponierter Venensegmente konnte in keinem Fall beobachtet werden. Funktionelle Einschränkungen im Langzeitverlauf bestanden häufiger bei Patienten mit assoziierten Nervenläsionen (DASH Wert: median 44; range: 0-90) als bei Knochen-/Gelenksverletzungen (DASH Wert: 16; 0-90) und am seltensten bei isolierten Gefäßtraumen (DASH Wert: 4; 0-18). Schlussfolgerungen: Im Langzeitverlauf nach Rekonstruktion von verletzten Armarterien können im Hinblick auf Extremitätenerhalt bzw Offenheitsraten exzellente Ergebnisse erreicht werden. Verschlüsse bzw. Stenosen an der Rekonstruktion sind Einzelfälle (und oft asymptomatisch). In einem Patientengut mit hohem Anteil an stumpfen Traumen sind die Begleitverletzungen (Nerven, Knochen/Gelenke) oft erheblich, weshalb v.a. bei nervaler Begleitläsion häufig erhebliche Einschränkungen der Extremitätenfunktion verbleiben.
Wissenschaftliche Hauptsitzung 10: Erkrankungen der abdominellen Aorta V10.1 Qualitätsregister Bauchaortenaneurysma der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie – Gesammelte Daten 1999-2007 H. Niedermeier, T. Umscheid, Kommission Qualitätssicherung der DGG Städt. Klinikum München Neuperlach, 80805 München, Deutschland Die Kommission Qualitätssicherung der DGG stellt einen 9 -Jahres-Bericht zu den gesammelten Basisdaten und Behandlungsergebnissen bei der Operation des abdominalen Aortenaneurysmas vor. V10.2 Endovaskuläre und offen chirugische Versorgung des rupturierten Bauchaortenaneurysmas: zwei sich ergänzende Verfahren der modernen Gefäßchirurgie H.A.M. Schelzig, B. Mühling, J. Kick, M. Mecner, M. Thiere, A. Oberhuber, F. Meisner, K.-H. Orend, L. Sunder-Plassmann Universität Ulm, 89075 Ulm, Deutschland Einführung: Versorgt man Patienten mit rupturiertem abdominalem Bauchaortenaneurysma (rBAA) offen chirurgisch (O) beträgt die 30 Tagesmortalität 48%. Seit seiner ersten dokumentierten Anwendung 1994 hat sich die endovaskuläre Therapie (E) des rBAA zu einer interessanten Behandlungalternative entwickelt. Deren Anwendbarkeit ist abhängig von den anatomischen Gegebenheiten. Etwa 42-49% der Patienten mit rBAA sind für eine endovaskuläre Therapie geeignet. wir berichten über 112 konsekutiv therapierte Patienten mit rBAA die entweder endovaskulär oder offen chirurgisch versorgt wurden. Patienten und Methoden: Aus einer prospektiv erstellten Datenbank wurden die Daten einer retrospektiven Analyse unterzogen. U.a. wurden folgende Parameter erhoben: Demographische Daten, Begleiterkran-
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kungen, Risikoprofil, Operationszeit, Anzahl der perioperativen Blutprodukte, Frühkomplikationen, Krankenhausliegedauer, peri-und postoperative Letalität. Ergebnisse: Sowohl die demographischen Daten als auch die Begleiterkrankungen und somit das Risikoprofil waren in beiden Gruppen vergleichbar. Die OP-Zeit betrug in der Gruppe E 140 Minuten (63 Minuten Std. Dev.), in der Gruppe O 190 Minuten (63 Minuten Std. Dev.). Der Bedarf an Blutprodukten war in beiden Gruppen vergleichbar. 88% der Patienten der Gruppe E und 95% der Gruppe O zeigten Frühkomplikationen. Hier zeigte sich jedoch ein durchgehend positiverer Trend zugunsten der Gruppe E. Bei 9 Patienten der Stent-Graft-Gruppe (26%) und 19 Patienten der KontrollGruppe (25%) musste ein Revisionseingriff erfolgen.In der E-Gruppe wurde die Mehrheit der Revisionseingriffe (33%) aufgrund eines Endo-Leaks durchgeführt. In der O-Gruppe wurden die Patienten hauptsächlich wegen Extremitäten-ischämien mit 37% und Nachblutungen mit 32% revidiert. Der Gesamtaufenthalt nach Einlieferung, betrug im Durchschnitt 22 Tage bei der Gruppe E und 19 Tage in der Gruppe O. Insgesamt starben 26% der Gruppe E und 32% Patienten der Gruppe O. Von diesen Patienten verstarben 22% der Gruppe E und 4% der Gruppe O in tabula. Schlussfolgerung: Etwa jeder zweite Patient mit rBAA kann endovaskulär therapiert werden. Betrachtet man die in der Literatur berichtete 30-Tage-Mortalität von 48% für offen chirurgisch versorgte Patienten, so scheint die sich ergänzende Anwendung von endovaskulärer oder chirurgisch offener Technik die Prognose dieser Patienten zu verbessern. Insofern stellt sich heute nicht die Frage ob offen oder endovaskulär, sondern: sowohl als auch. V10.3 Management von Typ 2 Endoleckagen nach endovaskulärer Ausschaltung infrarenaler Aortenaneurysmen P. Hölper, A. Hyhlik-Dürr, R. Lopez, D. Böckler Abteilung für Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie, Universitätsklinik Heidelberg, 69120 Heidelberg, Deutschland Fragestellung: Die Prognose und Behandlung von Typ 2 Endoleckagen (EL) nach endovaskulärer Aneurysmachirurgie (EVAR) ist noch immer nicht klar definiert. Ziel der Studie ist es, Prädiktoren für die Persistenz von Typ 2 EL zu definieren und einen Therapiealgorithmus zu erstellen. Methodik: In einem retrospektiven Studiendesign wurde bei 338 Pa tienten nach EVAR die intra- und postoperativen Angiographien sowie prä- und postoperativen CT-Angiographien analysiert. Endpunkte waren Anzahl von Kollateralgefäßen der Aorta (A. mesenterica inferior (AMI), Lumbalarterien), das Vorhandensein interarterieller Kollateralen und die post EVAR Offenheitsrate in Korrelation zum maximalen Querdurchmesser. Verwendete Endoprothesen waren: Medtronic Talent n=11, Gore Excluder n=5 und je n=1 Medtronic Endurant und Valiant, Cook Zenith, Edwards Lifepath. Das mediane Follow-up beträgt 21 Monate (3-97). Ergebnisse: Bis Abstracteinreichung wurden bei 338 Patienten 28 EL diagnostiziert (Typ: 1 n=4, 2 n=20, 3 und 4 n=0, 5 n=4). Analysiert wurden die 20 Typ 2 EL (18 Männer, 2 Frauen, medianes Alter 77 Jahre). Bei 18 Patienten war die AMI präoperativ und bei 15 postoperativ offen. Bei diesen war jeweils mindestens ein Paar Lumbalarterien sichtbar perfundiert (max 3) und es zeigte sich ein ausgeprägtes interarterielles Kollateralnetz (interlumbal, AMI-lumbal, iliolumbal-lumbal, Riolan). Teilweise konnte eine Kontrastmittelverbindung im Aneurysmasack zwischen AMI und den offenen Lumbalarterien (n=14) oder zwischen 2 Lumbalarterienpaaren (n=1) nachgewiesen werden. Im Follow-up kam es bei n=12 Fällen zu einer Größenprogredienz des Aneurysmas von >5 mm. Bei diesen Patienten war die AMI perfundiert. Es wurde ein interventionelles bzw. operatives Vorgehen indiziert (n=8 erfolgreiche Embolisation, n=2 frustran, n=2 Operation mit Clipping der AMI bzw Ligatur A. iliaca interna). n=8 wurden konservativ therapiert (alle EL persistierten, jedoch ohne Ausdehnung des Aneurysmasacks). Bei verschlossener AMI und Typ 2 EL zeigte sich keine interventionsbedürftige Aneurysmaexpansion.
Schlussfolgerung: Eine Typ 2 EL persistiert anhand dieser vorläufigen Ergebnisse bei Zufluss über AMI und Abfluss über Lumbalarterien. Eine präoperativ offene AMI erhöht das Risiko einer persistierenden EL. Bei Größenprogredienz des Aneurysmasacks sollte eine selektive Angiographie in Interventionsbereitschaft durchgeführt werden, bei konstantem Aneurysmadurchmesser ist eine konservative Therapie indiziert. V10.4 Vollständig perkutane endovaskuläre Aneurysmaausschaltung mit der Dual-Perclose Nahttechnik (6F Closer-ATTM) – Eine case match Studie M. Siggelkow, P. Schäfer, N. Charalambous, J. Groß, T.-H. Hümme, J. Trentmann, S. Müller-Hülsbeck, J. Cremer, T. Jahnke UKSH, Campus Kiel, 24105 Kiel, Deutschland Einleitung: Die endovaskuläre Behandlung thorakaler und abdomineller Aneurysmen hat sich in den letzten Jahren als effektives und sicheres Verfahren neben der offen chirurgischen Therapie durchgesetzt. Die Freilegung der A. femoralis verursacht jedoch weiterhin Hämatome und Wundheilungsstörungen der Leistenregion. Zum Verschluss der bis zu 24 French großen Schleusenzugänge nutzen wir in der vorgelegten casematch Studie ein perkutanes duales Perclose Nahtsystem. Methode: 132 perkutane Zugänge zur A. femoralis communis wurden bei 70 Patienten mit thorakalen und abdominellen endovaskulären Aneurysmaausschaltungen durch off-lable-use von je zwei 6F Perclose ATTM (Abbott Vascular, Redwood City, Calif) Nahtsystemen perkutan verschlossen (pEVAR). Die Perclose Nahtsysteme wurden zu Beginn der endovaskulären Prozedur im 90° Winkel in der Wand der Arterie platziert. Die Zugangsgröße in der Arterie reichte von 12-24 French. Technischer Erfolg, Komplikationen, Prozeduren- und Gefäßverschlusszeit wurden evaluiert. Nachuntersuchungen mit CTA oder MRA wurden nach 1-4 Tagen sowie nach 3, 6 und 12 Monaten zur Beurteilung von Leistenhämatomen bzw. Vernarbungsgrad durchgeführt. Ergebnisse: Die Perclose Nahttechnik war in 96,2% (127/132) technisch erfolgreich. In fünf Fällen musste bei technischem Versagen die chirurgische Freilegung der Arterie und Rekonstruktion durch Naht erfolgen. Es zeigte sich weder eine durch den Leistenzugang bedingte Mortalität noch Spätkomplikationen nach perkutanem Leistenzugang. Die mittlere Prozedurenzeit (pEVAR) betrug 91 Minuten (± 32), die Verschlusszeit 12 Minuten (± 9). Bei einer älteren Vergleichsgruppe mit Prozeduren mit chirurgischer Leistenfreilegung (cEVAR) betrug die Prozedurenzeit 153 Minuten (±112), p< 0,05, die Verschlusszeit betrug ebenfalls 12 Minuten (±13). Die postoperative Hämatomgröße bzw. der spätere Vernarbungsgrad nach 1-4 Tagen sowie 3, 6 und 12 Monaten betrug nach eigens etabliertem Score jeweils 1,8/1,1/1,0/1,0 nach pEVAR, 2,1/2,4/2,4/2,3 nach cEVAR. Schlussfolgerung: Die Dual-Perclose 6F-Nahtsystem Technik bei thorakaler und abdomineller endovaskulärer Aneurysmaausschaltung ist sicher und effektiv. Im Vergleich zur chirurgischen Leistenfreilegung treten bei gleichem Zeitbedarf und hoher technischen Erfolgsrate weniger lokale Komplikationen und geringere Narbenbildung auf. V10.5 Remodelling der abdominellen Aorta nach endovaskulärer Therapie akuter und chronischer B-Dissektionen A. Hyhlik-Duerr, T.-F. Weber, P. Hoelper, N. Attigah, D. Böckler Abteilung für Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie, Universitätsklinik Heidelberg, 69120 Heidelberg, Deutschland Einleitung: Die endovaskuläre Therapie von B-Dissektionen (TEVAR) beinhaltet den Verschluss des Hauptentrys mit Induktion einer Falschkanal-Thrombosierung (FT). Der konsekutive Umbau (Remodelling) der thorakalen Aorta wurde beschrieben, der der abdominellen Aorta ist nicht bekannt. Ziel der Studie ist es, CT-morphologische Veränderungen der abdominellen Aorta bei Dissektionen nach TEVAR zu untersuchen.
Material und Methode: Zwischen 2002 und 2008 wurden 60 Patienten mit Dissektionen: 28 akute (AAD) Typ A-(3) und Typ B (25), und 32 chronisch expandierenden B-Dissektionen (CEAD) behandelt. Die postoperativen CTA von 37 Patienten (18 AAD, 10 CEAD, 9 verstorben – Stand Abstrakteinreichung) wurde von 1 Gefäßchirurgen und 1 unabhängigen Radiologen vermessen. Das mediane Follow-up betrug 21 bzw. 28 Monate für AAD bzw. CEAD. Bestimmt wurden: Durchmesser wahres/falsches Lumen und Gesamtdurchmesser im Bereich der thorakalen und abdominellen Aorta an definierten Messpunkten. Zusätzlich Anzahl der Re-entrys distal des Endografts, Versorgungstyp der Viszeralarterien und Ausmaß der FT. Die Thrombosierung von mehr/weniger als 50% des Falschkanals wurde als subtotale/partielle, fehlendes Kontrastmittel als totale Thrombosierung gewertet. Remodelling definierten wir als Veränderung des Durchmessers um mind. 5mm oder 15% im Vergleich zur Erstuntersuchung. Ergebnisse: Bei 50% aller Patienten konnte eine thorakale, bei 33% eine abdominelle komplette FT ohne Zusammenhang zwischen Anzahl/ Länge der verwendeten Endografts und Ausmaß der FT nachgewiesen werden. 3 Patienten mit CEAD hatten vor TEVAR eine abdominelle Expansion > 50mm und erhielten einen einzeitigen infrarenalen Aortenersatz während des endovaskulären Hauptentry-Verschlusses (2xviszeraler Oktopus, 1 aorto-bi-iliacaler Aortenersatz). In der AAD-Gruppe betrug die abdominelle Expansionsrate nach TEVAR 27%, in der CEAD-Gruppe 0%. 2 AAD-Patienten zeigten eine abdominelle Reduktion des Durchmessers, Patienten mit CEAD wiesen einen im Verlauf konstanten, abdominellen aortalen Durchmesser auf. Schlussfolgerung: 1/3 der AAD-Patient nach TEVAR entwickelt eine Expansion der abdominellen Aorta. Eine Schrumpfung des abdominellen Aortendurchmessers bei B-Dissektionen ist selten. Im thorakalen Abschnitt wird durch den Entry-Verschluß eine Thrombosierung des thorakalen Falschkanals in 50% bei AAD bzw 38% bei CEAD erreicht. Die langfristige Nachsorge durch Bildgebung ist daher zwingend. V10.6 Die Bedeutung eines Fast Track Konzeptes für die systemische Inflammation (SIRS) und Organversagen nach elektiver Aneurysmaausschaltung B. Mühling, H. Schelzig, G. Bischoff, L. Sunder-Plassmann, K.-H. Orend Universität Ulm, 89075 Ulm, Deutschland Hintergrund: Nach elektiver Ausschaltung eines infrarenalen Aorten aneurysmas entwickeln bis zu 89% der Patienten ein systemisches inflammatorisches response Syndrom (SIRS), die Morbidität wird mit bis zu 59% angegeben. Fast Track Konzepte zielen auf die Reduktion von Morbidität und Mortalität große chirurgischer Eingriffe. Die Bedeutung eines solchen Konzeptes für die Entwicklung eines SIRS und die Rate an Organversagen nach elektiver Aneurysmaausschaltung wurde untersucht. Methodik: Prospektive Randomisation von 101 Patienten mit infrarenalem Aortenaneurysma in einen Fast Track und einen traditionellen Behandlungsarm. Wesentliche Fast Track Elemente sind: reduzierte präoperative Nüchternheit (2h vs. 6h), Verzicht auf Darmvorbereitung, Verwendung regionaler Aästhesieverfahren (PCEA vs. PCA) und postoperative Flüssigkeitsrestriktion. SIRS und Organversagen (kardial, pulmonal, renal, gastrointestinal, infekt-assoziiert) wurden während des postoperativen Verlaufs entsprechend definierter Kriterien dokumentiert. Die Datenanalyse erfolgte entsprechend der intention-to-treat. Ergebnisse: Die Inzidenz eines SIRS war im Fast Track Arm signifikant niedriger als im traditionellen Arm: 28% vs. 50%, p=0.04; ebenso zeigte Fast Track Behandlung eine signifikant niedrigere Morbidität: 16% vs. 36%, p=0.039. Die Rate an Mehrorganversagen war im Fast Track Behandlungsarm ebenfalls niedriger: 2% vs. 12%; p=0112, die Mortalität lag in beiden Armen bei 0%. Schlussfolgerung: Ein Fast Track Behandlungskonzept mit reduzierter präoperativer Nüchternheit, Verzicht auf Darmvorbereitung und Verwendung regionaler Anästhesieverfahren (Periduralanästhesie) reduziert die systemische Inflammation und die Morbidität nach elektiver Aneurysmaausschaltung. In zukünftigen Untersuchungen sollte die BedeuGefässchirurgie 5 · 2009
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Abstracts tung des Fast Track Konzeptes für die systemische Inflammation anhand weiterer inflammatorischer Marker genauer charakterisiert werden. V10.7 Aortale allogene Arterientransplantation bei Gefäßprothesen infektion oder chronischem Infekt O. Richter, S. Rohm, S. Jonas Universität Leipzig, 04103 Leipzig, Deutschland Allogene (homologe) Gefäßtransplantationen stellen eine therapeutische Option im Rahmen der Behandlung der Gefäßprotheseninfektion mit zunehmenden Trend dar. In den letzten 15 Jahren wurden ca. 800 Transplantationen publiziert, ca. 2/3 aller Arterientransplantationen erfolgten mit einem cryoconservierten Präparat. Unser Konzept der Behandlung bevorzugt die Frischtransplantation. Methodik: Von 11/2000 bis 03/2009 wurden an unserem Zentrum bei n=71 Patienten mit einer Gefäßprotheseninfektion oder einer chronischen Infektion eine arterieller Gefäßersatz mittels Spendergefäß durchgeführt. In n=41 Fällen fand eine aortale Gefäßrekonstruktion mittels homologer Arterientransplantation statt. Die Rekonstruktion erfolgte aorto- aortal (n=5), aorto- biiliakal (n=5), aorto- bifemoral (n=24), aorto-unifemoral (n=6), aorto- unipopliteal (n=1). 38 x wurde ein Frischpräparat, 3 x ein kryokonserviertes Präparat genutzt. Eine Berücksichtigung der Blutgruppe oder der HLA-Typisierung fand nicht statt. Im infektfreien Zustand wurde eine milde Immunsuppression mit Rapamune® angestrebt. Ergebnisse: Das Patientenkollektiv entspricht den sonstigen Transplantationsstudien (37 x m, 4 x w, Ø-Alter 65,2 Jahre [38,4-80,4]). Während des Nachbeobachtungszeitraumes von bis zu 8 Jahren konnte keine Reinfektion klinischen, radiologisch und laborchemisch nachgewiesen werden. Die 30-Tage-Letalität beträgt 12 %. Die in den ersten 30 Tagen verstorbenen Patienten befanden sich noch im septischen Schock oder erlitten einen Myocardinfarkt, die in der Folgezeit verstorbenen Patienten erlagen den Begleitkrankheiten bei bestehender Multimorbidität. Das Gefäßtransplantat zeigte in keinem Fall eine Reinfektion, die transplantatassoziierte Letalität beträgt 0 %. Aneurysmatische Erweiterungen der Arterien waren im aortalen Bereich nicht aufgetreten, eine Stenose wurde interventionell therapiert. Akute Blutungen traten in n=3 Fällen auf und konnten erfolgreich operativ versorgt werden, Bypassthrombektomien wurden bei reduzierter Ausstrombahn z.T. mehrfach erforderlich. In 2 Fällen konnte das Spendergefäß für eine Organtransplantation (1x Nierentransplantation, 1x Pankreastransplantation) genutzt werden. Schlussfolgerung: Die Arterientransplantation unter Verwendung von Frischtransplantaten konnte als dauerhafter Gefäßersatz erfolgreich angewandt werden. In den Verlaufskontrollen zeigten sich keine Reinfektionen. Abstoßungsreaktionen sind unter der immunsuppressiven Therapie nicht festgestellt worden.
Wissenschaftliche Hauptsitzung 11: Kindliche und seltene Gefäßerkrankungen
tische, klinische und duplexsonographische Parameter sowie Labor- und Biopsiebefunde wurden ausgewertet. Es erfolgte ein Vergleich zwischen Patienten mit und ohne symptomatische Extremitätenischämie (MannWhitney-U-Test zum Vergleich kontinuierlicher Variablen, Fishers-Exakt-Test zum Vergleich kategorialer Variablen). Ergebnisse: Von 76 Patienten bestand bei 24 Patienten (31,6%) eine symptomatische Extremitätenischämie in Assoziation zur RZA, im Bereich der Arme bei 14 Patienten (18,4%, 6/14 bilateral, 1/14 kritische Armischämie), im Bereich der Beine bei 13 Patienten (17,1%, 9/13 bilateral, 4/13 kritische Beinischämie). Bei 3 Patienten lag gleichzeitig eine relevante Durchblutungsstörung sowohl der Arme und der Beine vor. Patienten mit symptomatischer Extremitätenischämie hatten, jeweils signifikant, weniger häufig klassische Beschwerden der Arteriitis temporalis (58,3 vs. 82,7%, p = 0,04) sowie seltener positive Befunde von Duplexsonographie (26,1 vs. 65,4%, p < 0,01) und Biopsie der A. temporalis superficialis (12,5 vs. 46,2%, p < 0,01). Bei Patienten mit ischämischer Symptomatik erfolgte die Diagnosestellung verzögert (mittlere Zeitdauer zwischen Symptombeginn und Diagnose 21,1 vs. 12,9 Wochen, p < 0,01). Die zugrunde liegenden Stenose- bzw. Verschlussprozesse waren im Bereich der distalen A. subclavia und A. axillaris bzw. der Beinarterien distal der Femoralisbifurkation lokalisiert und sonographisch charakterisiert durch eine konzentrische, echoarme Wandverdickung. Zusammenfassung: Die RZA ist in der Differentialdiagnostik von Durchblutungsstörungen der Arme und Beine zu berücksichtigen. Die Duplexsonographie stellt die Methode der Wahl in der initialen bildgebenden Diagnostik bei V.a. RZA extrakranieller Arterien dar. V11.2 100 Jahre nach der Erstbeschreibung: Die ureteroarterielle Fistel- endovasculäre Behandlung eines zunehmenden, häufig verkannten Problems T. Karl, A. Billing, N. Rilinger Klinikum Offenbach gGmbH, 63069 Offenbach, Deutschland Zusammenfassung: Illiaco- ureterale Fisteln stellen eine seltene Ursache einer Hämaturie dar. Die Diagnostik ist oftmals schwierig. Gelingt der frühzeitige Nachweis der Blutungsursache nicht, so ist dieses seltene Krankheitsbild mit einer hohen Letalität belastet und führt nicht selten zum (vermeidbaren) Verlust der ipsilateralen Niere. Methodik: Wir berichten über die erfolgreiche endovasculäre Behandlung von 4 Patienten mit einer uereteroarteriellen Fistel. Systematisches Review der Literatur (n=139). Ergebnisse: Die Kenntnis des Krankheitsbildes sowie eine exakte Anamnese stellen den entscheidenden Schritt in der Diagnostik dar. Mittels selektiver Angiographie gelingt in der überwiegenden Anzahl der Fälle nicht nur der Nachweis der Blutungsursache, darüber hinaus eröffnen sich hierdurch gleichzeitig endovasculäre Therapiemöglichkeiten. Wir berichten über vier Patienten mit ureteroarterieller Fistel, die endovasculär mittels Coilembolisation bzw. gecovertem Stent erfolgreich therapiert werden konnten. (. Tab.)
Tab. V11.1 Symptomatische Extremitätenischämie bei Riesenzellarteriitis M. Czihal, A. Rademacher, S. Zanker, F. Tatò, H. Schulze-Koops, U. Hoffmann Medizinische Poliklinik Standort Innenstadt, Klinikum der LMU München, München, Deutschland Hintergrund: Es gibt zunehmende Belege für den Einbezug extrakranieller Arterien bei Riesenzellarteriitis (RZA). Eine Beteiligung der Armund Beinarterien kann dabei in einer symptomatischen Extremitätenischämie resultieren. Patienten und Methoden: 76 konsekutive Patienten (mittleres Alter 67,9 Jahre, 73,7% Frauen) mit der Diagnose einer RZA zwischen 01/2004 und 12/2008 wurden im Hinblick auf Häufigkeit und Charakteristika einer symptomatischen Arm- und/oder Beinischämie untersucht. Anamnes-
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N=
30 Tage Mortalität
Gesamtletalität
Konservativ
8
100%
100%
Offen chirurgisch
61
18,3%
23,3%
Endovasculär
51
0%
3,9%
Zeitraum 1908-1978
12
67%
Zeitraum 1978-1996
41
17%
Zeitraum 1996-2006
67
13%
Gesamt
120
20%
Eigene Ergebnisse
4
0%
0%
In Anbetracht der nahezu ausnahmslos vorliegenden Voroperationen und zusätzlicher Bestrahlungsfolgen ist die endovasculäre Behandlung dem offenen Vorgehen gegenüber überlegen. Seit der Erstbeschreibung einer endovasculären Behandlung mittels gecovertem Stent 1996 konnte die Letalität demzufolge von 78 auf 14% gesenkt werden. Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer breiten Ausbildung in endovasculären Techniken in der Gefäßchirurgie, um ein individuelles Therapiekonzept sowohl offener als auch interventioneller Techniken aus einer Hand anbieten zu können. In Anbetracht der günstigen Ergebnisse sollte die endovasculäre Behandlung mittels Coilembolisation oder gecovertem Stent die Therapie der Wahl ureteroarterieller Fisteln darstellen. V11.3 Symptomatische Duplikatur mit Aneurysma der Vena cava inferior – Erstbeschreibung mit Literaturüberblick der Vena cava inferior Anomalien K. Klemm, M. Kellerer, M. Zähringer Marienhospital Stuttgart, 70199 Stuttgart, Deutschland Angeborene Anomalien der Vena cava inferior (VCI), wie die Duplikatur, sind die häufigsten Anomalien der großen Venen mit einer Inzidenz von 0,2-3% und werden mit der Verbreitung von CT und MRT zunehmend diagnostiziert. Symptomatische VCI-Duplikaturen mit 6 und VCI-Aneurysmen mit 30 publizierten Fällen sind eine Rarität. Eine Kombination aus beiden ist unseres Wissens nicht beschrieben. Wir berichten über einen Patienten mit beidseitiger Lungenembolie (LE) bei VCI-Duplikatur mit sakkulären Aneurysma. Ein 37 jähriger Mann wurde mit Kurzatmigkeit aufgenommen. D-Dimere waren mit 3.11 mg/IFEU (Norm < 0,5) erhöht. In der Anamnese keine Risikofaktoren für Thrombose. Duplexsonographisch zeigte sich ein partielle tiefe Venenthrombose (TVT) des rechten Unterschenkels. Intraabdomineller Ultraschall war zu diesem Zeitpunkt unauffällig (!). Die pulmonale CT sicherte eine beidseitige LE. Screening für Thrombophilie war negativ. Eine Marcumartherapie wurde eingeleitet. Nach 3 Monaten wurde im Duplex der V.a. eine venöse Malformation im rechten Unterbauch gestellt. Eine CT-Phlebographie zeigte eine VCI-Duplikatur mit sakkulärem Aneurysma des paraaortal rechten Anteils. Thrombus konnte nicht festgestellt werden. Wir resezierten den paraaortalen rechtsseitigen VCI-Anteil mit dem sakkulären Aneurysma. Operation und Verlauf waren unauffällig. Marcumar wurde abgesetzt und der Patient wurde am 6. po Tag entlassen. VCI-Duplikaturen und Venenaneurysmen haben ein erhöhtes Thrombose und LE-Risiko. Ob bei diesem Patienten diese kombinierte Anomalie ursächlich für die LE war, konnte bei gleichzeitiger Unterschenkel-TVT nicht geklärt werden. Das Rupturrisiko eines VCI-Aneurysmas wird als erhöht angesehen. Die Anomalie/Aneurysma der VCI sollte bei Thrombose/LE eines jungen Patienten diagnostisch mit in Betracht gezogen werden. Da Ultraschall eine geringe Sensitivität in der Beurteilung retroperitonealer Gefäße hat, sollte eine CT/MRT durchgeführt werden. Da symptomatische VCI-Anomalien mit/ohne Aneurysma sehr selten sind, muss die Therapie individuell entschieden werden. Chirurgie ist eine wesentliche Behandlungsoption. Falls ein VCI-Aneurysma vorhanden ist, ist Chirurgie die Therapie der ersten Wahl. Eine lebenslange Marcumarisierung bei der auf Grund des jungen Patientenalters langen Therapiedauer hätte ein hohes Blutungsrisiko. Der Cavaschirm ist bei hoher systemimmanenter Komplikationsrate im jungen Alter ebenfalls keine Therapiealternative zur Opertation.
V11.4 Coarctatio Aortae bei Takayasu-Arteriitis, ereignisreicher Verlauf über 37Jahre M. Jojovic, A. Maghsoudi, H. Kortmann Asklepios Klinik Altona, 22763 Hamburg, Deutschland Die atypische Coarctatio aortae in Höhe des Zwerchfells („mid aortic Syndrom“) ist ein nicht seltener Ausdruck einer Takayasu-Arteriitis. Wir berichten über einen Patienten, der 1970 im Alter von 15 Jahren wegen einer atypischen coarctatio aortae einen descendo-abdominalen Aortenbypass erhielt. 1992 folgte aufgrund der Ausbildung eines Nahtaneurysmas an der distalen Anastomose eine aufwendige Rekonstruktion der infrarenalen Aorta mit inverser Implantation einer Y-Prothese zum Anschluß der Nierenarterien. Die Blutversorgung erfolgte über eine neu angelegte End-zu-SeitAnastomose mit dem descendo-abdominalen Aortenbypass. 1993 mußte der degenerierte und thrombosierte descendo-abdominale Aortenbypass durch einen extraanatomischen ascendo-iliacalen Bypass rechts zur retrograden Perfusion der inversen Y-Prothese ersetzt werden. 2002 wurde der Verlauf kompliziert durch die Ausbildung einer pAVK im Stadium IIb bei thrombotischem Verschluß der linken Beckenachse und Ausbildung eines Femoralisaneurysmas rechts, die eine rechtsseitige Versorgung mit einem iliako-femoralen Prothesenbypass und einem femoro-femoralen Cross-over Bypass erforderlich machte. 2004 erfolgte bei akuter Ischämie im linken Bein die Anlage eines femoro-cruralen Venenbypass auf die arteria tibialis anterior. Es folgten weitere multiple Service-Operationen bei Hämatombildung, Thrombose des Cross-over Bypasses und des femoro-cruralen Venenbypasses. 2005 folgte die rechtsseitige Anlage eines profundo-poplitealen-Venenbypass wegen akuter Ischämie des rechten Beins. Im Februar 2006 stellte sich der Patient erneut vor, jetzt mit thorakalen Schmerzen und Nachweis eines 7,3 cm durchmessenden thorakalen Aortenaneurysmas, das endovaskulär antegrad über den ascendo-iliacalen Bypass mit einer Aorten-Stent-Prothese ausgeschaltet werden konnte. In Anbetracht des tückenreichen Verlaufs mit zahlreichen Komplikationen konnte dem Patienten durch eine Vielzahl von zum Teil trickreichen Operationen geholfen werden. Hierbei war das gesamte Spektrum der Gefäßchirurgie gefordert. Der klinische Verlauf unterstützt die Vermutung für das Vorliegen einer Takayasu-Arteriitis. V11.5 Arterielle Aneurysmen bei Kindern: Fallbericht eines 11jährigen Mädchens mit Aneurysma der A. Iliaca und Literaturübersicht H. Wendorff, A. Zimmermann, C. Reeps, A. Kühnl, F. Härtl, H.-H. Eckstein Klinik für Gefäßchirurgie, Klinikum rechts der Isar der TU München, 81675 München, Deutschland Einleitung: Arterielle Aneurysmen sind bei Kindern sehr selten. Pathogenetisch möglich sind Infektionen, Verletzungen, Arteriitiden, genetische Bindegewebserkrankungen und Gefäßmalformationen. Bei einem Teil der kindlichen Patienten findet sich keine Ursache (idiopathische Aneurysmen). Material: Wir berichten über ein 11 Jahre altes Mädchen mit einem 3cm durchmessenden, teilthrombosiertem Aneurysma der linken A. iliaca communis. Die Therapie beinhaltete eine Aneurysmaauschaltung mit tiefer Vene (ipsilaterale V. Femoralis superficialis) und die Anlage eines Venenbypass (V. saphena magna) bei atrophierter A. iliaca externa. Histologisch fand sich keine eindeutige Pathologie. Um diese seltene Erkrankung klinisch und therapeutisch einzuordnen, führten wir eine Literaturübersicht über die kindlichen arteriellen Aneurysmen durch (Pubmed, Zeitraum 1991-2008, Stichworte: artery aneurysm, child, claudicatio). Ergebnisse: In der Durchsicht der Literatur zeigen sich n=195 beschriebenen Fälle, wobei überwiegend Jungen betroffen sind, das Durchschnittsalter beträgt 11 Jahre (Alter von 2 Wochen bis 18 Jahren). Nicht selten finden sich beim Kind multiple Aneurysmen. Bei den multilokulären Aneurysmen sind zu 92% die Arterien der oberen Extremitäten involviert, zu 92% die aortoiliacale Strombahn und zu 77% die renalen Gefässchirurgie 5 · 2009
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Abstracts und mesenterialen arteriellen Gefäße. Es findet sich eine Klassifikation der Aneurysmen mit einer Einteilung in 9 Klassen (I: Arterielle Infektionen, II: Riesenzell Arteritis, III: Autoimmun Vaskulitis, IV: Kawasaki-Krankheit, V: Bindegewebserkrankungen (Marfan und Ehler-Danlos-Syndrom), VI: andere Bindegewebserkrankungen, VII: Arterielle Dysplasien, VIII: idiopathisch, kongenital, IX: Extravaskuläre Ursachen), welche sich an der zugrundeliegenden Pathologie orientiert. Zusammenfassung: Die Diagnose eines kindlichen Aneurysmas sollte eine intensive Suche nach weiteren arteriellen Aneurysmen nach sich ziehen. Bezugnehmend auf die klinische Ursache ist eine rasche chirurgische Versorgung der Aneurysmen anzustreben, um weitere Komplikationen wie Rupturen oder Embolisationen zu vermeiden. Prinzipiell sollten bei Kindern autologe Materialien zum Einsatz kommen. Bei dieser sehr seltenen Erkrankung ist die richtige Klassifikation von entscheidender Bedeutung, um die zielführende Diagnostik und Therapie einzuleiten. V11.6 Surgical therapy in thrombosis caused by vena cava agenesis: A single center experience in 15 cases T.A. Sagban, W. Sandmann Universitätsklinik Düsseldorf, 40225 Düsseldorf, Deutschland Objective: Agenesis of the inferior vena cava (IVCA) is a rare vascular malformation but usually well collateralized because existent since early embryonal development. However, it is associated with the advent of an additional risk of thrombophilia. Methods: Extracted from our venous registry, which resumes 820 pts., fiveteen (9 male, 6 female, mean age 28±9,3 years) were found with IVCA and deep vein thrombosis (DVT). These 15 patients underwent bilateral transfemoral ante- and retrograde thrombectomy of the iliofemoral and sometimes popliteal veins and replacement of the IVC with ringenforced PTFE-graft. A bilateral arterio-venous-fistula was performed in 8 cases at the inguinal femoral region (unilateral in 7 of 15 cases). The fistulae were closed on average at 8,2 months (min. 2, max. 18 months), not before a transarterial venography had been performed. Clinicall follow up was performed (n=12, 3 were lost; 40,9+12,4 months) to assess patency, to determine the development of postthrombotic syndrome (PTS) according to CEAP clinically, venous occlusion test and digital photophlethysmography. Results: 15 of 820 cases were treated surgically for a DVT of leg and pelvic origin with a coincidence of an IVCA (1,8%). No hospital and 30 day mortality occured. Primary patency of the venous reconstruction was 53,4%, secondary and long time follow up patency was 83,3%. 14 of 15 IVCA patients were tested positive for thrombophilia (factor V Leiden (FVL), methylenetetrahydrofolate reductase (MTHFR), prothrombin; 93,3%) vs. 56 of 805 DVT patients without IVCA (6,9%; p< 0,001). FVL was detected as marker for thrombophilia in 33,3% (n=5) of IVCA, MTHFR in 53,3% (n=8) and prothrombin in 6,7% (one case) vs. in DVT without IVCA, FVL was distributed in 3,7% (n=30) , MTHFR in 4,3% (n=35) and prothrombin in 3,3% (n=27). A combination of 2 or 3 thrombophilic factors was significantly more frequent in IVCA patients (p< 0,01; 2 combinations = 26,6%; n=4; 3 combinations = 26,6%; n=4) vs. DVT without IVCA (2 combinations = 3,2%; n=20; 3 combinations = 1%; n=8) showing a correlation. PTS was apparent in 5 cases (CEAP >3) and showed during a follow up of 40,9 + 12,4 months a stabilization of PTS within the mean degree of CEAP classification. In 1 case a complete healing of bilateral venous leg ulcerations could be reached. Conclusion: Replacement of the IVC is a surgical option, not at least because other therapies often fail, to avoid a severe PTS or to ease the course drastically.
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V11.7 Rekonstruktive Gefäßchirurgie im Klein- , Kindes- und Adoleszentenalter: Ergebnisse an 43 Fällen W. Sandmann, K.M. Balzer, P. Düppers, S. Pourhassan, D. Klee, A. Voiculescu, K.G. Schmidt Universitätsklinikum Düsseldorf, 40225 Düsseldorf, Deutschland Hintergrund: Die Indikation zur rekonstruktiven Gefäßchirurgie im Kleinkind- und Kindesalter ist selten und stellt den Gefäßchirurgen vor mehrere Probleme: Das zu behandelnde Gefäßsystem ist nicht ausgereift, wie auch das mögliche venöse Ersatzmaterial und eine mögliche Gedeihstörung sowie die häufig vorhandene exzessive Hypertonie aufgrund der durch die Gefäßerkrankung hervorgerufenen Symptome bedarf eines zügigen Handelns. Material und Methoden: Bis 2006 wurden 43 Kinder (Durchschnittsalter 13 Jahre, Min. 1 Tag, Max. 19 Jahre, 20 männl., 23 weibl.) an Nierenarterienstenosen aufgrund einer FMD (n=14), an einer Hypoplasie der Aorta (Middle Aortic Syndrome, MAS, n=22), an einem thorakoabdominellen Anmeurysma (n=5) sowie an einer renalen Neurofibromatose (n=2) operiert. Die Nachbeobachtungszeiten reichen von 1 bis 30 Jahre und wurden bildmorphologisch überprüft (CT, Angiographie, MR, Duplex). Ergebnisse: Es wurden bei 4 Kindern reine aortale Rekonstruktionen, bei 25 Kindern (35 Arterien) renale Rekonstruktionen, bei 12 Kindern kombinierte aorto-viszeral-renale Rekonstruktionen und in zwei Fällen Rekonstruktionen an den hirnversorgenden Arterien durchgeführt. Der häufig aufgrund der renalen Beteiligung bestehende Hypertonus konnte bei 37 Kindern in 79 % geheilt, in 21 % gebessert werden, zu einer Verschlechterung der Nierenfunktion kam es nicht. Zusammenfassung: Die Abwägung der Indikation und die Rekonstruktion bei kindlichen Gefäßerkrankungen der Aorta oder ihrer Äste erfordert große gefäßchirurgische Erfahrung und ist eine delikate Chirurgie, kann jedoch bei entsprechender Expertise mit exzellenten Ergebnissen aufwarten.
Wissenschaftliche Kurzmitteilungen I: Erkrankungen der Aorta VI.1 Erfahrungen mit dem Deutschen Register für akute Aortendissektion Typ A (GERAADA) und potentielle Möglichkeiten des Ausbaus E. Weigang et al. Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 55131 Mainz, Deutschland Fragestellung: Eine systematische bundesweite Auswertung der chirurgischen Ergebnisse bei Patienten mit Typ A Aortendissektion war mangels Verfügbarkeit der Daten bislang unmöglich. Die Frage war, ob mit Hilfe der Erkenntnisse aus einem Register sich die Therapie bei diesen Hochrisikopatienten optimieren lässt und ob sich die so gewonnenen Erfahrungen auf die gesamte Aortenchirurgie übertragen lassen. Methodik: Ein webbasiertes deutsches Register für akute Aortendissektionen Typ A (GERAADA), in dem alle chirurgisch versorgten Patienten erfasst werden können, ist von der AG Aortenchirurgie der DGTHG entwickelt worden. Langfristig wird das Ziel verfolgt, mit Hilfe der Datenauswertung Erkenntnisse zu erlangen, die eine kontinuierliche Verbesserung der chirurgischen Therapie dieser Patienten ermöglicht. Das Register ist von der DGTHG-Homepage aus zugänglich, wo Daten zum perioperativen Verlauf, zum Follow-up und zu den Todesursachen erfasst werden können. Ergebnis: Die vorliegende Datenauswertung bezieht sich auf den Zeitraum vom 1.7.06 bis 31.12.08. Insgesamt haben 42 Zentren Daten von 1131 operierten Patienten eingegeben. 1055 Fälle sind hiervon abgeschlossen und in die vorliegende Auswertung eingegangen. Das Durchschnittsalter
der Patienten betrug 61 Jahre. Die meisten Patienten hatten einen arteriellen Hypertonus (57%) oder ein Aneurysma (30%) in der Vorgeschichte. 23% der Patienten hatten bei der Aufnahme neurologische Symptome und 32% eine Malperfusion. Postoperativ wurden bei 14% der Patienten neu aufgetretene neurologische Komplikationen festgestellt. Die 30-TageLetalität betrug 17%. (. Tab.) Schlussfolgerung: Aus dem Register können erste Trends abgeleitet werden, die allen teilnehmenden Zentren zur Verfügung stehen. Mittelfristig können alle Zentren aus dem gemeinsamen Datenpool profitieren und ihr Therapieregime bei diesen Patienten kontinuierlich verbessern und den eigenen Erfolg, in Relation zum Gesamtkollektiv, mit Hilfe des Registers vergleichen. Nach diesen ersten positiven Erfahrungen mit GERAADA soll nun ein europäisches Register für die offene und endovaskuläre Aortenchirurgie fachgesellschaftsübergreifend entwickelt werden.
Tab. Eingriff vs. Outcome Eingriff
Patienten gesamt (%)
30-TageLetalität (%)
Postoperativ neu aufgetretene Neurologie (%)
Aorta ascendens Ersatz
746 (71)
116 (16)
107 (14)
Klappentragendes Conduit
219 (21)
45 (21)
38 (17)
AortenwurzelReimplantationstechnik
70 (7)
6 (9)
6 (9)
AortenwurzelRemodellingtechnik
20 (2)
3 (15)
3 (15)
Totaler und Teilbogenersatz
645 (61)
112 (17]
97 (15)
VI.2 Interdisziplinäres Behandlungskonzept bei Aortendissektion Typ A mit Beteiligung der supraaortalen Äste, des Aortenbogens und der Aorta descendens P. Bednarski, R. Wojs, D. Raithel, H. Ritter, W. Renner, T. Fischlein Klinikum Nürnberg Süd, 90471 Nürnberg, Deutschland Fragestellung: Patienten mit akuter Aortendissektion und Läsion im Bereich des Aortenbogens, der supraaortalen Äste und/oder der Aorta descendens bilden eine Gruppe mit höchster Mortalität und Morbidität. Unser Patientenkollektiv nach prothetischem Ersatz der betroffenen thorakalen Aorta in Kombination mit endovaskulärem Stenting (TEVAR) und/oder Debranching der supraaortalen Äste (DEB) soll im Hinblick auf Früh- und Spätergebnisse analysiert werden. Methodik: Im Zeitraum von 2000 bis 2009 wurden in unserer Institution insgesamt 136 Patienten mit akuter Typ A Aortendissektion behandelt. Davon wurden 24 Patienten im Alter von 48 bis 75 Jahren, darunter 14 Männer, interdisziplinär versorgt. Bei allen 24 Patienten erfolgte ein Ersatz der betroffenen thorakalen Aorta mit Rohrprothesen und TEVAR mit 38 Stents. Ein Aortenklappenersatz wurde bei 7, eine Aortenklappenrekonstruktion bei 2 und ein DEB bei 19 Patienten durchgeführt. Ein TEVAR musste 3 Mal notfallmäßig und simultan zum Eingriff mit der Herz-Lungen-Maschine angewandt werden. Ergebnis: Die mittels logistic Euroscore ermittelte zu erwartende OPMortalität (alleine für Operationen mit Herz-Lungen-Maschine!) betrug im Mittel 30% (3 bis 73 ±15%). Demgegenüber haben wir eine Gesamtmortalität von 21 % beobachtet: 1 Patient erlitt eine Aortenruptur während Stentimplantation, 2 Patienten verstarben wegen einer Aortenruptur im Intervall von 11 Tagen und 2,5 Monaten postoperativ, 1 Patient starb wegen kardialer Dekompensation 2 Monate nach dem Eingriff und 1 Patient starb 3 Tage postoperativ bei ausgeprägter Hirnischämie. Eine neue neurologische Symptomatik trat darüber hinaus bei 4 überlebenden Patienten auf. Bei 2 Patienten musste wegen Zugangsgefäßverletzungen
während der Stentimplantation ein prothetisches Gefäßinterponat eingesetzt werden. Bei einem Patienten kam es zum Protheseninfekt des implantierten Aortenstents. In regelmäßigen Kontrolluntersuchungen wurde die Thrombosierung des proximalen falschen Lumens bei 12 Patienten und ein proximaler Leck bei 4 Patienten festgestellt. Schlussfolgerung: Das neue interdisziplinäre Konzept zur Behandlung komplexer Aortenpathologien bei Patienten mit Typ A Dissektion hat sich bewährt. Eine enge, kollegiale Zusammenarbeit der drei Kliniken ist die Voraussetzung für die optimale Versorgung dieser Hochrisikogruppe von Patienten. Nach bereits erfolgtem Ascendens- bzw. Bogenersatz sind bei 10 weiteren Patienten im Intervall ein TEVAR(10) und ein DEB (2) vorgesehen. VI.3 Endovaskuläre Ausschaltung von Aortenbogenaneurysmen in der Zone 0 – 2 eine Aufgabe des Gefäßchirurgen L. Pinter, R.R. Kolvenbach, S. Wassiljew, T. Steinforth, G. Caspari Augusta Hospital, Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf, 40472 Düsseldorf, Deutschland Aneurysmen des Aortenbogens im Bereich der Zone 0 – 2 stellen wegen der häufig erforderlichen Debranching Eingriffe eine besondere Herausforderung für den Gefäßchirurgen dar. Im Folgenden berichten wir über unsere Erfahrungen mit einer vereinfachten „parallel graft“ Technik in diesen Fällen. Material und Methoden: Zwischen 2007 und Mai 2009 sahen wir insgesamt 15 Patienten, die für eine endovaskuläre Versorgung im Aortenbogen in Frage kamen. Während des gleichen Zeitraumes wurden 7 Patienten einer herzchirurgischen Operation zugeführt. 26 Patienten wurden endovaskulär in Zone 3 und 4 während des gleichen Zeitraumes behandelt. In 5 Fällen befand sich die proximale Landezone im Bereich 0 bzw. im Bereich der Aorta ascendens unmittelbar supravalvulär. In den übrigen Fällen in der Region 1 bis 2. In allen Fällen erfolgte eine intraoperative transösophageale Ultraschallkontrolle. Während der Freisetzung war eine kontrollierte Hypotension durch ventrikuläre Überstimulation erforderlich. Ascendens Aneurysmen wurden interdisziplinär zusammen mit der kardiologischen Abteilung behandelt, die auch für die intraoperative Coronar Angiographie zuständig war. Eine Vergrößerung der proximalen Landezone wurde durch die parallel Graft Technik mit Hilfe einer Viabahn Prothese oder einer Wallgraft Prothese erzielt. Zusätzlich erfolgte in 4 Fällen eine Carotis Subclavia Transposition. Ergebnisse: In zwei Fällen fand sich eine primäre Endoleckage, die sofort durch Implantation eines weiteren Cuffs behoben wurde. Keiner der Patienten hatte motorische neurologische Ausfälle. In einem Fall machte eine postoperative respiratorische Insuffizienz eine längere intensivmedizinische Behandlung erforderlich. Ein Patient verstarb an den Folgen eines Herzinfarktes bereits bei Narkoseeinleitung. Schlussfolgerung: Auch komplexe Aneurysmen im Bereich 0 und I des Aortenbogens sowie im Bereich der Aorta ascendens können endovaskulär behandelt werden. Dieses setzt eine umfangreiche präoperative Planung und interdisziplinäre Vorgehensweise voraus. VI.4 Kurze und mittelfristige Ergebnisse nach Überstentung der linken A. subclavia bei endovaskulärer Rekonstruktion der thorakalen Aorta – eine Analyse in 88 Patienten. D. Kotelis, P. Geisbüsch, U. Hinz, A. Hyhlik-Dürr, H. von Tengg-Kobligk, J.R. Allenberg, D. Böckler Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland Ziel: Die Folgen der absichtlichen Überstentung der linken A. subclavia (LSA) im Rahmen der endovaskulären Rekonstruktion der thorakalen Aorta (TEVAR) zu untersuchen. Design: Retrospektive Analyse von prospektiv erfassten Daten in einem Zentrum. Gefässchirurgie 5 · 2009
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Abstracts Methode: Zwischen März 1997 und Oktober 2008, 88 von 220 Pa tienten (40%) hatten thorakale aortale Läsionen, die eine Überstentung der LSA erfordeten. 34 Patienten (39%) wurden unter dringlichen oder notfallmäßigen Bedingungen behandelt. Die proximale Landungszone war die Zone 0 in 10 Patienten (11%), Zone 1 in 24 Patienten (27%) und Zone 2 in 54 Patienten (61%). Eine Transposition der supraaortalen Äste wurde bei Patienten der Zonen 0 und 1 durchgeführt. Eine primäre Revaskularisation der LSA wurde in 22 von den 88 Patienten (25%) in median 6 Tagen vor TEVAR durchgeführt. Das mediane Follow-up war 26.4 Monate (1 – 98 Monate). Ergebnisse: Die technische Erfolgsrate betrug 97%. 5 primäre (9%) und 2 sekundäre (4%) Typ Ia Endoleckagen wurden in Zone 2 Patienten beobachtet und erfordeten weitere Interventionen. 14 (16%) primäre Typ II Endoleckagen wurden beobachtet,10 davon von der LSA. Die Paraplegierate war niedriger in Patienten mit LSA Überstentung ohne Revaskularisation als in den restlichen Patienten (1.5% vs 1.9%) (P= 1.000). Vorheriger oder simultaner Ersatz der infrarenal Aorta (P= .0019), renale Insuffizienz (GFR< 90 ml/min/1.73 m2) (P= .0024) und langstreckige aortale Überstentung (≥3 Endoprothesen) (P= .0112) wurden mit einem signifikant erhöhten Risiko einer postoperativen Paraplegie assoziert. Die Schlaganfallsrate war ebenfalls niedriger in Patienten mit LSA Überstentung ohne Revaskularisation als in den restlichen Patienten (3% vs 3.9%)(P= .7269). 2 Patienten (3%) entwickelten Symptome am linken Arm und weitere 2 Patienten (3%) ein Subclavian-Steal-Syndrom und benötigten eine sekundäre Revaskularisation der LSA. Die technische Erfolgsrate für die LSA Revaskularisation betrug 94%. Schlussfolgerungen: Die Überstentung der linken A. subclavia ist in selektionierten Patienten ohne erhöhtes Risiko von Paraplegie oder Schlaganfall möglich. Die primäre Revaskularisation der LSA sollte in elektiven Patienten mit langstreckigen aortalen Pathologien, vorherigem oder simultanem Ersatz der infrarenalen Aorta und Niereninsuffizienz durchgeführt werden, um eine postoperative Paraplegie zu vermeiden. VI.5 Funktionelle Nachuntersuchung von Stentgrafts zu renomesenterialen Arterien nach thorakoabdominellen gebranchten Endostentprothesen S. Krammer, K. Pfister, W. Schierling, A. Loibnegger, T. Müller, P. Kasprzak Universitätsklinikum Regensburg, 93053 Regensburg, Deutschland Bei endovaskulärer Versorgung von thorakoabdominellen Aortenaneurysmen besteht die Notwendigkeit einer langstreckigen Ausschaltung der Aorta. Die Aufrechterhaltung der renomesenterialen Perfusion unter Gewährleistung einer suffizienten Abdichtung an den Andockungsstellen zu der Hauptprothese sowie in den Zielarterien muss gewährleistet sein. Aortenpulsation, die hämodynamischen Kräfte, die Ausdehnung des Aneurysmas sowie seine Veränderungen, wie das Schrumpfen, beanspruchen die aortale Endostentprothese und die Stentgrafts der renomesenterialen Artereien. Dieses wird zusätzlich durch Körperbewegung und Atemexkursionen beeinflusst. Es besteht die Gefahr, dass an den Andockungsstellen sowie in der Stentstruktur Veränderungen auftreten, welche einen primären Operationserfolg gefährden können Das Ziel dieser Untersuchung war es, nach einem Jahr Nachbeobachtungszeit die thorakoabdominellen Endostentprothesen und Stentgrafts zu den renomesenterialen Arterien in Bezug auf die Funktion, eventuelle Strukturveränderungen und Endoleaks zu untersuchen. Von 27 primär operierten Patienten konnten 18 über einen durchschnittlichen Nachbeobachtungszeitraum von 11 Monaten nachuntersucht werden. Es wurde bisher eine Restenose der AMS mit Indikation zur erneuten Stentdilatation verifiziert. Es kam zu keinem Organverlust, bisher wurden keine neuen Endoleaks, weder in der CTA noch in der KM gestützten Sonographie, festgestellt. In keinem Fall kam es zu einer Diskonnektion an den Andockungsstellen oder Strukturveränderungen der Stentprothesen. Bei einem Patienten mit kompletter Ausschaltung der thorakoabdominellen Aorta kam es im Intervall zu Blutdruck abhängigem intermittierendem Auftreten einer einseitigen Beinparese.
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Bisherige Nachuntersuchungen über durchschnittlich 11 Monate (Frühergebnisse) zeigen, dass im Anschluss an die perioperative Phase nur in Einzelfällen spezifische, prothesenbezogen Probleme zu beobachten waren. Weitere Untersuchungen sind notwendig um mögliche Komplikationen im Langzeitverlauf erfassen zu können. VI.6 Das mykotische Aneurysma der thorakoabdominellen und abdominellen Aorta: Ergebnisse der offenen Operation an 47 Patienten B.T. Weis-Müller, C. Rascanu, E. Godehardt, W. Sandmann Uniklinikum Düsseldorf, 40225 Düsseldorf, Deutschland Fragestellung: Wir wollten wissen, von welchen Faktoren die Ergebnisse nach offener Rekonstruktion von mykotischen thorako-abdominellen und abdominellen Aortenaneurysmen abhängig sind. Patienten und Methode: Retrospektive Analyse einer konsekutiven Serie von 47 Patienten mit einem mykotischen Aortenaneurysma, die wir in der Zeit von 1.3.1983 bis 31.12.2008 operiert haben. Die Gruppe bestand aus 30 Männer und 17 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 66 (50-85) Jahren. Lokalisation: thorakoabdominelle Aorta n=23, abdominelle Aorta n=24 (suprarenal n=3, infrarenal n=21). Das Aneurysma war zum Zeitpunkt der Operation in 9 Fällen intakt, in 19 Fällen gedeckt und in weiteren19 Fällen frei perforiert. Bei 34 Patienten (72%) gelang i.o. ein Keimnachweis, am häufigsten Staphylokokkus aureus. Bei 13 Patienten der war i.o. Abstrich nach präoperativer Sepsis und Antibiotikabehandlung steril. Operative Therapie: Alle Patienten wurden offen versorgt und das infizierte Marterial komplett entfernt. In 42 Fällen erfolgte eine in situ Rekonstruktion entweder mit einer Rifampicin getränkten Prothese (n=31) oder einem Patch (n=7), in 4 Fällen mit einer Silberprothese. Bei 5 infrarenalen Aneurysmen wurde die Aorta blind verschlossen und eine extrananatomische Revaskularisation durch einen axillofemoralen Bypass angelegt. Lokal wurden Refobacin getränkte Fliese eingebracht und bei den abdominellen Aneurysmen außerdem eine Omentum Majus-Pastik durchgeführt. Ergebnisse: Die 30-Tageletalität betrug 30% (n=14). Während der Nachbeobachtungszeit von durchschnittlich 33 (1-135) Monaten sind 4 weitere Patienten an den Folgen des mykotischen Aneurysmas verstorben. 1 Patient ist „lost to follow-up“. Der postoperative Verlauf war weder vom Keimspektrum, noch von der Lokalisation des Aneurysmas oder der Art der Therapie abhängig. Entscheidend für den postoperativen Verlauf war der Status der Perforation: Während alle Patienten mit intaktem Aneurysma überlebten, verstarben 5 der 19 Patienten (26%) mit gedeckter Perforation und 13 von 19 Patienten (68%) mit freier Perforation (p< 0,01) an den Folgen des mykotischen Aneurysmas. Schlussfolgerung: Patienten in stabilem Zustand haben bei entsprechender Therapie mit sorgfältigem Debridement sämtlichen infizierten Gewebes und antibiotischer Abdeckung gute Chancen ihr mykotisches Aneurysma rezidivfrei zu überleben, während Patienten mit freier Perforation ihres infizierten Aneurysmas eine schlechte Prognose haben. VI.7 CO2-computertomographisch gesteuertes Aortenstenting – Umsetzung im Tiermodell G. Mommertz, T. Penzkofer, J. Grommes, P. Isfort, P. Bruners, S. Langer, T. Schmitz-Rohde, M.J. Jacobs, A.H. Mahnken Helios-Klinikum Siegburg, 53721 Siegburg, Deutschland Ziel: Nachweis der Machbarkeit CT-gesteuerter endovaskulärer Stentungen der infrarenalen Aorta im Tierversuch. Material und Methoden: Fünf Hausschweine (ca. 80kg) wurden mit einer CO2-Dual-Source-Computertomographie (CO2-DSCT) arteriographisch untersucht. Über die freigelegte rechte Iliacalarterie wurde ein
18mm Stentgraft (Zenith, Cook, Natick, MA, USA) in die abdominellen Aorta eingebracht. Die, infrarenale Positionierung des Stents wurde mit Hilfe der intermittierenden CO2-CT-Durchleuchtung gesteuert und überwacht. Das CO2 wurde über einen Flussminderer mit Hilfe eines Computer-gesteuerten Injektionssystems intravenös verabreicht. Nach korrekter Positionierung des Stents wurde dieser unter CT-Durchleuchtung freigesetzt. Die Stent-Position und -Funktion wurde abschließend durch ein konventionelles Kontrastmittel-Dual-Source-CT und eine DSA bestätigt und dokumentiert. Ergebnisse: Die CO2-DSCT gesteuerte Platzierung und Freisetzung der Stentgrafts in der infrarenalen Aorta war in allen Tieren ohne Komplikationen möglich. Die CO2-DSCT-Angiographie ermöglichte die Identifikation der Nierenarterien bei allen Tieren. Die CT-Durchleuchtung erlaubte eine kontinuierliche Echtzeit-Überwachung der Platzierung und Freisetzung des Stentgrafts. In allen Tieren wurde der Stent auf Höhe des Abgangs der linken Nierenarterie platziert ohne den Blutfluss in die Nierenarterien zu beeinflussen. Eine Stentdislokation wurde in keinem Fall beobachtet. Der mittlere Abstand zwischen dem proximalen Stentende und der Nierenarterie betrug 0,9±0,4 mm. Schlussfolgerung: Die CO2-DSCT-Durchleuchtung ermöglicht eine präzise Stentplatzierung in der infrarenalen Aorta im Tiermodell. VI.8 Standardized intention-to-treat protocol to allow endovascular treatment of most ruptured abdominal aortic aneurysms D. Mayer, Z. Rancic, T. Pfammatter, L. Hechelhammer, M. Wilhelm, F.J. Veith, M. Lachat Universitätsspital Zürich, 8091 Zürich, Switzerland Background: The percentage of ruptured abdominal aortic aneurysms (RAAAs) treated by endovascular aneurysm repair (EVAR) varies significantly between centers and feasibility is generally regarded to be in the range of 40-50%. We report about our 11 year experience of EVAR for RAAAs adhering to an intention-to-treat protocol (ITTP). Methods: Prospective evaluation of all RAAAs treated from 1998 to 2008. After a feasibility period (1998-1999), all RAAAs announced were strictly treated according to an ITTP. Resuscitation included a hypotensive hemostatic approach (no or limited fluid administration), active lowering of blood pressure < 90 mm Hg and selective placement of a percutaneous transfemoral supraceliac balloon for occlusion. Preoperative CT scans were demanded. The treatment strategy consisted in an “EVAR whenever possible” approach. Unsuitable anatomy was the only exclusion criterion: proximal neck diameter >30 mm or length < 5 mm or angulation >90°, bilaterally inaccessible iliac arteries. Bifurcated endografts were preferred. Local anesthesia with analgesia (LA) was preferred over general anesthesia. Abdominal compartment syndrome (ACS) was routinely searched for by bladder pressure management. Results: Of 232 RAAAs announced, 111 were treated by EVAR and 110 by OR. 2 patients were deferred due to logistic reasons and 9 patients were refused treatment due to their unfavorable conditions. Overall, roughly 50% of RAAAs were treated by EVAR. This percentage was steadily augmented up to 88% in 2008. Of the 111 RAAAs treated by EVAR, 70 presented with a contained, 36 with a free rupture and 5 with an aorto-duodenal fistula. 36 presented with a systolic blood pressure < 70 mm Hg, 19 with a systolic blood pressure < 50 mm Hg. In 20 patients, balloon control was needed. 71/111 RAAAs were treated with pure LA. All but 10 patients received bifurcated endografts. Abdominal decompression due to ACS was carried out in 25/111 patients. 30-day mortality for EVAR was 14% and for OR 33%. Overall morbidity for EVAR was 36%. Conclusions: EVAR for RAAAs proved to be feasible and safe in our 11 year experience of this large cohort of 111 patients. Over time, our ITTP allowed us to treat up to 88% of RAAAs by EVAR. 30-day mortality for EVAR was 14%. The use of a standardized ITTP is widely recommended for all centers treating RAAAs by EVAR.
VI.9 Entwicklung und Evaluation eines Ausbildungskonzeptes für die Planung von Aortenstentgrafts für Gefäßchirurgen R. Weidenhagen, G. Meimarakis, R. Kopp, C. Becker, K.-W. Jauch Klinikum der Universität München – Großhadern, 81377 München, Deutschland Die Verantwortung für die Vermessung und Auswahl eines Stentgrafts sollte beim Operateur liegen. Hierfür ist die Möglichkeit zur multiplanaren Rekonstruktion von CT-Daten zwingend erforderlich. Daher ist der Bedarf von Gefäßchirurgen zur Planung endovaskulärer Eingriffe eigenständig multiplanar rekonstruieren zu können hoch, kommerzielle Softwarelösungen und Systeme hierfür jedoch teuer. Das Open-Source Projekt OsiriX bietet die Möglichkeit eine kostenlose Software auf Rechnern der Firma Apple hierfür zu nutzen. Wir haben 2006 auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Gefäßchirurgie die Verwendung dieser Software zur Vermessung für Aortenstentgrafts erstmals vorgestellt. Seitdem haben uns eine Vielzahl von Kollegen und Firmen angesprochen um eine Hilfestellung und Anleitung zur Verwendung dieser Softwarelösung zu bekommen. Wir haben daraufhin ein Workshopkonzept erarbeitet und evaluiert, in dem Gefäßchirurgen der theoretische Hintergund der multiplanaren Rekonstruktion, die Bedienung und Anwendung der Software OsiriX, sowie das Vermessen von CTs zur Planung von TAAs, BAAs, Dissektionen und PAUs innerhalb eines eintägigen Kurses vermittelt wird. In Ergänzung zu Vorträgen wurden Fälle in praktischen Übungen unter Anleitung und Unterstützung von Tutoren in Kleingruppen mit OsiriX vermessen. 74 % der bisher evaluierten 30 Kursteilnehmer verfügten über keine Möglichkeit der eigenständigen muliplanaren Vermessung von CT-Daten, hiervon wünschten sich jedoch 100% diese Möglichkeit. Die Selbsteinschätzung der Kursteilnehmer zur selbstständigen Vermessung einer thorakalen Aorta verbesserte sich durch den Kurs von einer Durchschnittnote 3,7 auf 2,1., für die abdominelle Aorta von 2,6 auf 1,4. 93 % der Teilnehmer ziehen in Betracht, OsiriX zu Nutzen, um CT-Daten multiplanar für die Vermessung von Stentgrafts zu rekonstruieren. 100 % würden den Workshop weiter empfehlen. Die Einarbeitung in die Grundzüge und fortgeschrittenen Möglichkeiten der multiplanaren Rekonstruktion ist mit OsiriX innerhalb eines eintägigen Workshops möglich. Der Gefäßchirurg erhält eine kostengünstige und professionelle medizinische Bildbearbeitungslösung zum Training der Planung von Aortenstentgrafts. OsiriX bietet mit seinem leistungstarken Funktionsumfang unserer Sicht den Vorteil, eine frei zugängliche Softwarelösung für die Schulung und Ausbildung zur Planung von Aortenstentgrafts zu verwenden. VI.10 Elektromagnetisch navigierte, multifunktionale Applikations hilfe für das Endovaskuläre Aortenrepair (EVAR) F. Härtl, A. Schneider, H. Feussner, H.-H. Eckstein Klinik für Gefäßchirurgie, Klinikum rechts der Isar der TU München, 80339 München, Deutschland Die endovaskuläre Therapie des Bauchaortenaneurysmas und der -dissektion („Endovascular Aortic Repair“, EVAR) wurde Anfang der 90er Jahre in der klinischen Praxis eingeführt. Durch die rasante technische Entwicklung der Stentprothesen und die Lernkurve der Anwender ist es heute möglich, in immer größerem Maße Aneurysmen und Dissektionen mit komplexer Morphologie zu behandeln. Eine besondere Herausforderung stellt die Therapie von Aortenpathologien mit Beteiligung organversorgender Gefäßäste dar. Dabei kommen teilweise fenestrierte oder side-branched Prothesen zum Einsatz, deren Applikation technisch anspruchsvoll und zeitaufwendig ist und oftmals zu einer erhöhten Strahlen- und Kontrastmittelbelastung für den Patienten bzw. für das medizinische Fachpersonal führt. Ziel dieses Projektes ist die Erstellung eines Konzeptes für ein elektromagnetisch navigiertes, multifunktionales Instrument, welches die ImplanGefässchirurgie 5 · 2009
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Abstracts tation einer aortalen Stentprothese mit reduzierter Durchleuchtungszeit und somit geringerer Strahlungsdosis erlaubt. Zudem soll die Applikation von nephrotoxischem Kontrastmittel reduziert und kostenintensive Operationszeit eingespart werden. Das Funktionsmuster dieses, an der Spitze flexibel abwinkelbaren Instrumentes besteht aus einem Arbeitskanal für das Vorbringen der Führungskatheter sowie einem weiteren Arbeitskanal für die Implementierung zusätzlicher Funktionen. Die Spitze des Instrumentes ist mit einem Sensor bestückt. Zur Realisierung oben genannter Ziele wird die Instrumentenspitze durch elektromagnetisches Tracking lokalisiert und während des operativen Eingriffes kontinuierlich in einer 3D-Rekonstruktion der CT-Angiographie des Patienten auf einem separaten Bildschirm dargestellt. Dadurch ist es möglich, die Positionierung der Führungskatheter für das Einbringen der Prothese und das Auffinden relevanter Gefäßabgänge ohne kontinuierliche Bildwandlerkontrolle und wiederholte Kontrastmittelgaben durchzuführen. Die Angulationsmöglichkeit der navigierten Instrumentenspitze erlaubt in Verbindung mit der Visualisierung der exakten Lokalisation eine selektive und schnelle Platzierung der Führungskatheter, insbesondere bei der Implantation von side-branched Prothesen, ohne technisch schwierige und zeitraubende Sondierungsversuche. Die bisherigen Ergebnisse der in vitro- und in vivo-Erprobung werden vorgestellt. VI.11 Ersatz der Aorta durch homologe Vena profunda femoris bei Kleinkindern mit Mid-Aortic Syndrome (MAS): Langzeit ergebnisse bei zwei Kindern unter Immunsuppression W. Sandmann, K.M. Balzer, P. Düppers, K.G. Schmidt, P. Wernet Universitätsklinikum Düsseldorf, 40225 Düsseldorf, Deutschland Hintergrund: Der Ersatz der renoviszeralen Aorta (Abschnitt IV) bei massiver Hypoplasie unter Einbeziehung sämtlicher Viszeral- und Nierengefäße im Kleinkindesalter ist selten, stellt bei herkömmlichem Ersatzmaterials den Chirurgen vor eine unlösbare Aufgabe. Material und Methoden: Bei zwei Kleinkindern (5 und 4 Jahre alt bei Operation) mit langstreckiger Hypoplasie der thorakoabdominellen Aorta im Sinne eines MAS mit renovaskulärem Hypertonus sowie Gedeihstörung haben wir die Vena profunda femoris eines Elternteils als Ersatzmaterial verwendet. Die Kinder erhielten zur Therapie einer Abstoßung Cyclosporin. Ergebnisse: Die Kinder wurden 2000 und 2002 operiert. Eines der Kinder (Primäroperation 2000) wurde aufgrund einer Anastomosenstenose insgesamt zweimal (2004 und 2009) nachoperiert, letztlich kam hier alloplastisches Material zum Einsatz mit einem guten Ergebnis. Antikörper gegen die verwandte väterliche Vene wurden im Verlauf nachgewiesen. Das zweite Kind wurde nicht erneut operiert, die letzte Kontrolle im März 2009, insgesamt 7 Jahre nach primärer Operation, zeigte nach Ersatz der Aorta ein exzellentes Langzeitergebnis. Zusätzlich zeigten sich keine Antikörper gegen die mütterliche Vene mehr, sodaß eine Therapie mit Immunsuppression beendet wurde. Zusammenfassung: Die Nutzung der elterlichen Vene kann unter Gabe von Immunsuppressiva im Einzelfall zu guten Ergebnissen führen, zumindest kann der Einsatz von alloplastischem Material beim wachsenden Kind mit MAS zeitlich verzögert werden. Das Ausbleiben der Antikörperbildung in einem Fall ist Anlaß zu weiteren immunologischen Überlegungen.
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Wissenschaftliche Kurzmitteilungen II: Shuntchirurgie/Shunt-Interventionen VII.1 Chirurgisches Management der dilatierten Shuntvene F. Frizen, G. Krönung Fachkrankenhaus Neckargemünd, 69151 Neckargemünd, Deutschland Die Freipräparation der Shuntvene und die erhöhte Flussgeschwindigkeit führen zur Stenosierung , der erhöhte intraluminale Druck und die venöse Vielfachpunktion zur Dilatation derselben. Diese strukturellen und morphologischen Veränderungen der Shuntvene infolge Arterialisation werden unter dem Begriff Remodeling zusammengefasst. Die dilatierte Shuntvene, induziert durch Druck und in seltenen Fällen auch durch Hormonmedikation, ist einfacher zu punktieren und chirurgisch leichter zu korrigieren infolge Materialüberschuss als die stenosierte Shuntvene. Indikationen, die teilweise monströs dilatierte und aneurysmatisch veränderte Shuntvene zu korrigieren, sind folgende: – Beseitigung von Kinking und Coiling der Shuntvene zwecks Verbesserung der Punktionsstrecke – Beseitigung wandadhärenter Thromben zur Vermeidung einer drohenden Shuntthrombose – Schmerzen des Patienten durch die aneurysmatische Vene – kosmetische Aspekte und Patientenwunsch In den letzten 2 Jahren wurden 63 Patienten mit dilatierter Shuntvene operiert mit einer Reduktionsplastik. Hierbei wird die dilatierte Shuntvene langstreckig freipräpariert, Gewebeüberschuss reseziert, die Vene gekürzt bzw. gestreckt und wandadhärente Thromben entfernt. Die Venenwand wird fortlaufend über einem Hegarstift 7-10 mm genäht. Sofern notwendig können in gleicher Sitzung stenotische Areale der Vene mit dem überschüssigen Material autolog gepatcht werden. Bei 1 Patienten mußte der Shunt aufgegeben werden wegen septischer Arrosionsblutung nach unsachgemäßer Punktion, bei einem weiteren Patienten mußte ein Hämatom operativ entleert werden ohne Beeinträchtigung der Shuntfunktion. Bei einem dritten Patienten kam es zur akuten Blutung nach verfrühter Punktion in die Naht der reduzierten Shuntvene, auch hier konnte die Shuntfunktion erhalten bleiben. Keine Thrombosen der reduzierten Shuntvenen. Die Dilatation und Elongation der Shuntvene führt zu einem Materialüberschuss, daher kann ein solcher Shunt immer autolog korrigiert werden. Grundsätzlich günstig ist die (induzierte) hypertroph dilatierte Shuntvene, da die Plusvariante (Dilatation) der Shuntvene leichter operativ korrigierbar ist als die Minusvariante (Stenose). Um Punktionsstrecke vorzuhalten und zentralvenöse Katheter zu vermeiden, bevorzugen wir ein zweizeitiges Vorgehen. VII.2 Der Basilicashunt – eine lohnende native Shuntform? K. Hager, R. Brandl Klinikum München Schwabing, 81377 München, Deutschland Fragestellung: Die Anlage eines suffizienten Basilicashuntes gilt als aufwendig, da in der Regel eine subcutane Vorverlagerung nötig ist. Lohnt sich dieser operative “Aufwand“ und welche Operationsstrategie, das einoder zweizeitige Vorgehen zur Vorverlagerung, ist zu bevorzugen? Methodik: Retrospektive Auswertung der Operationszahlen zu Anlagen von Dialyseshunts über den Zeitraum 2004 – 2008. In diesem Zeitraum wurden 1181 Dialyseshunts als Erst- oder Neuanlagen angelegt. Native AV-Fisteln waren in 85 % der Fälle möglich, überwiegend als AV-Verbindung mit der V. cephalica (880/1002). Bei 6,5% der Erstanlagen erfolgte eine av-Verbindung mit der V. basilica nach duplexsonographischem Venenscreening. Operationsstrategisch wurde beim Basilicashunt dem zweizeitigen Vorgehen der Vorzug gegeben.
Ergebnisse: Die Vorverlagerung der V. basilica wurde im Mittel 21 Tage nach dem Ersteingriff durchgeführt, bei 7/65 Patienten erfolgte die Shuntanlage mit primärer Vorverlagerung. Bei 6 Patienten konnte der Basilica shunt bei Z.n. Anlage eines Unterarm-Kunststoffshunts als Rückkehr zum nativen Shunt angelegt werden. In 2 Fällen wurde der Basilicashunt als ipsilaterale Shuntform zur Therapie eines infizierten Kunststoffshuntes gewählt. Revisions- oder Korrektureingriffe an einem Basilicashunt erfolgten bei Shuntdysfunktion 21-mal, zumeist wegen Aneurysma (n=7) oder Stealsyndrom (n=5). Die Komplikationsraten hinsichtlich Blutung, Infektion, Frühverschluß waren gering und zeigten keinen Unterschied zwischen Cephalica- oder Basilicashunt. Schlussfolgerung: Der Basilicashunt ist unserer Erfahrung nach eine gute native Shuntform mit vergleichbaren Ergebnissen zum Cephalicashunt. Die zweizeitige Operationsstrategie ist unseres Erachtens nach zu empfehlen. Zur OP- Planung hat sich in unseren Händen ein präoperatives Venenscreening sowie ggf. die intraoperative sonographische Verifizierung der Gefäßmorphologie und -topographie durch den Operateur bewährt. Der OA – Basilicashunt ist auch noch nach Versagen eines Unterarm- Kunststoffloops möglich. Beim Shuntprotheseninfekt stellt der Basilicashunt als Reserveverfahren eine sinnvolle Option dar. VII.3 Management von Zentralvenösen Stenosen bei Dialysepatienten T.M. Steinke, C. Schroeders, L. Germaschewski Dominikus Krankenhaus, 40549 Düsseldorf, Deutschland Einleitung: Mit etwa 1600 dialyseassoziierten Eingriffen in den letzten 3 Jahren führen wir eine überregionale Versorgung terminal niereninsuffizienter Patienten durch. Zunehmende Bedeutung haben Shunt-Revisionen, die etwa 1/3 der Eingriffe ausmachen. Großlumige zentralvenöse Katheter führen zu Stenosen und Verschlüssen der Strombahn, dies betrifft insbesondere die V. Subclavia/anonyma. Dialysepatienten bedürfen einer zumindest temporären Katheterdialyse. Durch katheterbedingte zentrale Stenosen werden die späteren Shuntanlagen und Shuntentwicklungen erschwert oder unmöglich gemacht. Material und Methode: Mit zuletzt ca 600 dialyseassoziierten Eingriffen im Jahr 2009 in unserem Gefäßzentrum führen wir eine überregionale Versorgung terminal niereninsuffizienter Patienten durch. In einer prospektiven Verlaufsstudie wurden von 2006 bis 2008 alle Dialyse-assoziierten Operationen erfasst. Von den dialyseassoziierten Eingriffen waren 27,7% Revisionsoperationen. Der überwiegende Anteil betrifft autologe Shunts 83,3% und die obere Extremität. Bei 29 Patienten fand sich eine zentrale Abflussstörung. Ergebnisse: In 23 Fällen wurde eine primäre Ballondilatation (PTA) durchgeführt (56% männlich, mittleres Alter 68,7 Jahre, 41-84 Jahre), in 6 Fällen erfolgte eine Stentimplantation (PTS, 66% männlich, mittleres Alter 74,6 Jahre, 67-84 Jahre). Die PTA-Gruppe musste durchschnittlich 1,26mal pro Stenose behandelt werden, die PTS-Gruppe 1,5mal. In 4 Fällen waren komplexe operative Eingriffe wie beispielsweise cephalico-juguläre Verlängerung des Shunts oder jugulo-juguläre Bypässe erforderlich um den Dialysezugang zu erhalten. Bei 3 Patienten musste der ipsilaterale Dialysezugang letztlich aufgegeben werden. Schlussfolgerungen: Durch die zunehmende Lebensdauer der Patienten an der Dialyse steigt die Häufigkeit der erforderlichen Shuntrevisionen. Die Effektivität der angewandten therapeutischen Konzepte und Operationstaktiken im Rahmen der Revisionseingriffe bestimmen den „Venenverbrauch“ und die Shuntnutzungsdauer. Interventionelle endovasculäre Behandlungen zentralvenöser Stenosen mittels PTA oder PTS sind sichere Verfahren und mit einer geringen Rate technischer Schwierigkeiten auch bei Dialysepatienten durchführbar. Mehrfache Interventionen sind in beiden Gruppen häufig. Da beide Behandlungsstrategien keine dauerhafte Lösung darstellen sind ergaenzend auch komplexe und „exotische“ Operationsverfahren erforderlich um die Laufzeit ipsilateraler Dialyseshunts zu verlängern.
VII.4 Ruptured arteriovenous fistula for hemodialysis with infection. Ligate or save It? A.H. Kamhawy, H.A. Aty Faculty of Medicine, Tanta University, 1113 Tanta, Egypt Aim: The ruptured arteriovenous fistula (AVF) with bleeding is an emergency situation in end stage renal disease (ESRD) patient who is already anaemic patient with co-morbid conditions. Infection, pseudo- aneurysm and complete disruption of anastmotic suture line may be found in these cases. There is no report regarding the salvage of the ruptured native AVF with bleeding and the current literature is mainly about ligation. The aim of the work to report the safety and efficacy of new surgical technique for management of ruptured AVFs. After arrest of bleeding, creation of a new one by end to end anastomosis, using the same artery and already mature vein at the same situation to maintain the valuable vascular access. Materials and methods: this prospective study involved 40 patients with mean age 48.5 years with ESRD who presented as emergency bleeding ruptured AVFs during three years time period. In 39 cases there were complete disruption of the anastomotic suture line (26 brachio-cephalic, `13 radio- cephalic), and in the middle of one saphenous loop in the thigh. Under general anesthesia, tourniquet was applied for bleeding control, creation of the AVFs was done by end to end anastmosis of the proximal part of the healthy artery and mature vein fashioned as smooth U figure in proximal healthy tissues. Results: Mean tourniquet time was 13 minutes .No intra-operative blood transfusion was needed. Postoperative mean digital Oxygen saturation was 92%. Mean operative time was 50 minutes. Mean duration of hospital stay was 5 days. Peri-operative broad spectrum antibiotics were given and after that according to the culture and sensitivity. One patient had nerve concussion due to tourniquet, another had infection and secondary hemorrhage after one week and the fistula was ligated and another patient had short fistula not accessible for dialysis after successful salvage. Mean time of postoperative use of salvaged AVFs for hemodialysis was one week .No morbidity or mortality due to the procedure or during the time of the study related to the technique was recorded. 38 out of 40 AVFs in mean period of follow-up (18 months; range 3 to 36) were functioning. Conclusion: This is an effective procedure that achieves many goals: continued patency of the native fistula without sacrifing the mature vein, avoidance of creation of new AVF in another site with exhaustion of the available veins and waiting for their maturation, so decreasing morbidity and mortality. VII.5 Zusammenarbeit von Nephrologe und Gefäßchirurg für den optimalen Dialysezugang M. Heilmaier, A. Tsounis, J. Franke, R. Brandl Klinikum München Schwabing, 81377 München, Deutschland Fragestellung: Der Wert der Duplexsonographie im Rahmen der präoperativen Shuntplanung bei unklarer Gefäßsituation ist belegt. Strittig ist das Management der Ultraschalldiagnostik, insbesondere die Dokumentation der Befunde des Diagnostikers als Grundlage für die Op-Planung durch den Operateur. Eine Doppeluntersuchung findet ungeachtet der forensischen Anforderungen wenig Akzeptanz. Methode: Darstellung des diagnostischen Algorithmus an der eigenen Klinik anhand von 3000 Primär- und Revisionseingriffen für Hämodialysezugänge seit 2002. Ergebnisse: Bei klinisch unklarer Gefäßsituation erfolgt die präoperative Duplexsonographie durch den erfahrensten Untersucher (bevorzugt Nephrologe oder Chirurg) zur Festlegung des Verfahrens sowie der Shuntlokalisation. Der Operateur verifiziert präoperativ mittels orientierender B-Bild-Sonographie, ggf. fokussiert mit farbcodiertem Duplex die Gefäßlokalisation sowie Ausmaß und Lokalisation von limitierenden Gefäßpathologien. Alternativ lassen sich nicht palpable Spendergefäße für Gefässchirurgie 5 · 2009
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Abstracts autologe Patchplastiken lokalisieren und in die Shuntplanung einbeziehen. Die Rate der Prothesenshunts als Erstanlage wurde mit Einführung dieses Algorithmus von 16,3% auf 13,4% reduziert. Vereinzelt wurde bei Revisionseingriffen durch Darstellung der V. basilica die Rückführung von Prothesenshunts zu ipsilateralen autologen AV-Fisteln ermöglicht. Schlussfolgerung: Unserer Erfahrung nach ist das interdisziplinäre Konzept der Shuntplanung mit präoperativer, ggf. zweizeitiger Duplexsonographie durch Nephrologen und Operateur problemorientiert und mit einem vertretbaren Zeitaufwand umzusetzen. Angesichts der Erhöhung der Rate autologer Shunts bei der Primäranlage und unverzichtbarer Vorteile bei Revisionseingriffen sehen wir in dem geschilderten Vorgehen einen Gewinn für die Versorgung von Dialysepatienten. VII.6 Der „Drosselpatch“, eine Innovation zur Reduktion von Hypershunts R. Kaiser Kantonsspital St. Gallen/Chirurgie, 9007 St. Gallen, Switzerland Bei Dialyseshunts kann es zu einer Entwicklung von Hypershunts mit einem zu grossen Shuntvolumen (1-8%) kommen, wodurch eine unnötige kardiale Belastung entsteht. Es gibt bereits verschiedene Methoden zur Volumenreduktion, wie eine raffende anastomosennahe Naht der Shuntvene oder das sogenannte T- Banding. Hierbei erfolgt immer ein Einbeziehen der Anastomosenregion, wodurch weitere Korrekturen erschwert werden. Mit der technischen Innovation „Drosselpatch“ gelingt es rascher und genauer das Shuntvolumen zu reduzieren, dabei wird die Anastomose nicht tangiert. Es wird ein Patch in Form eines Kabelbinders zugeschnitten. Die Shuntvene wird kurzstreckig freipräpariert und der Patch um diese geschlungen und angezogen. Das Flussvolumen wird duplexsonografisch bestimmt. Im Anschluss daran wir der Patch fixiert. Dieses Verfahren wurde seit 2006 6-mal angewendet: Die kumulierte OP Zeit betrug 25 Minuten. Es ergaben sich keine Komplikationen. Der Vorteil dieser Innovation ist, dass die Anastomosenregion nicht tangiert wird und ein sogenanntes Slipping durch die kurzstreckige Freilegung der Shuntvene vermieden wird. Dieses Phänomen kann auch durch Mitfassen der Adventitia bei Fixation des Patches unterbunden werden. Eine Entfernung des Ptaches zu einem späteren Zeitpunkt ist einfach, es wird eine konzentrische Stenose verursacht, welche bei Bedaf z.B. durch ein Interponat zu korrigieren wäre. Das T- Banding benötig einen Zeitaufwand von 96 ± 23 Minuten (Schneider C. G. et al. 2006). Abschliessend handelt es sich um eine einfach zu handhabende Operationsinnovation zur Reduktion von zu grossen Shuntvolumina. VII.7 Funktionelle und strukturelle Veränderung der arterialisierten Femoralvene in einem AV-Fistel Rattenmodell S. Langer, C. Heiss, N. Paulus, M. Jacobs, G. Mommertz, R. Westenfeld, M. Kokozidou, N. Bektas, T.A. Koeppel Universitätsklinikum Aachen, 52074 Aachen, Deutschland Fragestellung: Neointimale Hyperplasie verursacht Wandverdickung, Stenosen und letzendlich Verschlüsse von AV-Fisteln (AVF) in Patienten, wobei die zugrunde liegenden molekularen und zellulären Pathomechanismen bisher nur unzureichend untersucht sind. Ultraschall ist ein geeignetes Verfahren, um solche Pathologien zu detektieren. Ziel unserer Studie war die Entwicklung eines experimentellen AVF Modells in der Ratte, welches die typische Merkmale der physiologischen Fistelreifung zeigt und welches sich nicht invasiv mittel hochauflösendem Ultraschall monitoren lässt. Methodik: In 15 weiblichen Sprague-Dawley Ratten wurden handgenähte AVF`s zwischen A. und V. femoralis in End zu Seit Technik angelegt, 3 scheinoperierte Tiere dienten als Kontrolle. Funktionelle und morphologische Veränderungen in der zuführenden Arterie und in der Fistelvene
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wurden zwischen Tag 1 und Woche 12 mit hochauflösendem Ultraschall (15-MHz Schallkopf) untersucht und mit histologischen und immun histochemischen Analysen verglichen. Ergebnis: Alle Tiere überlebten den Eingriff und die nachfolgenden Untersuchungen. Die Offenheitstsrate der Fisteln betrug 93%. Wir beobachteten im Ultraschall in der Fistelvene eine Verdopplung des Durchmessers und der mittleren Flussgeschwindigkeit. Die Intima/Mediadicke vervierfachte sich im Untersuchungszeitraum, ohne das hieraus eine signifikante Lumenreduktion resultierte.Die zuführende A. femoralis zeigte keine Wandverdickung und nur eine minimale adaptive Diameterund Flussgeschwindigkeitszunahme. Die histologische Aufarbeitung der entnommenen Präparate bestätigte die Ultraschallbefunde. Schlussfolgerung: Unser AVF Modell in der Ratte als Versuchstier immitiert die typische Aspekte der Fistelreifung, wie wir sie auch bei dialysepflichtigen Patienten finden. Der hochauflösende Ultraschall konnte als longitudinales, nicht invasives Untersuchungsverfahren für dieses Modell etabliert werden. Mit Hilfe des Modells sind weitere Analysen zum besseren pathogenetischen Verständnis des AV-Fistel Versagens möglich.
Wissenschaftliche Kurzmitteilungen III: Varia VIII.1 Die Radiofrequenztherapie im Spektrum der Varizenbehandlung – was ist gesichert? K. Brachmann, U. Gütz, H. Baum Klinikum Altenburger Land GmbH, 04600 Altenburg, Deutschland Fragestellung: Die Frage, ob die endovenöse Varizenbehandlung mittels Radiofrequenztherapie, Laser oder Schaumsklerosierung eine echte Alternative zur konventionellen Varizenbehandlung durch Crossektomie und Stripping darstellt, ist weiterhin ungeklärt. Multicenterstudien mit 5-Jahres-Ergebnissen liegen bei der RFO vor, Langzeitergebnisse stehen aus. Die Methoden werden verglichen, deren Ergebnisse analysiert. Unsere Intention war es, einen Beitrag zur Objektivierung der Ergebnisse nach der Closure-FAST-Therapie zu leisten. Methodik: Den von uns mit der Radiofrequenztherapie (Closure FAST) behandelten Patienten wurde ein Teil behandelte Vena saphena magna entnommen und histologisch untersucht. Diese pathologisch objektivierten Befunde wurden mit denen der anderen Methoden verglichen. Ergebnis: Bei all unseren Patienten fanden wir gleichlautend eine komplette Destruktion der Intima mit frischen Intimanekrosen und Destruktion der Zellkerne, in 0,1 bis 0,2 mm Tiefe eine schmale, bandförmige, subintimale fibrinoide Kollagendegeneration, gekoppelt mit einem subintimalen Ödem. Bei dem RFITT-Verfahren finden wir nur eine Destruktion der Intima bei völlig intakter Media und Adventitia, bei der Lasertherapie Karbonisationen und Wandperforationen. 4 Monaten nach der Closure-FAST-Behandlung finden wir eine komplette bindegewebige Obliteration der Vene mit in Organisation befindlichen Thromben und einsprossendem Granulationsgewebe. 4 Monate nach der RFITT- Behandlung an 4 Extremitäten fanden wir die V.saph. magna komplett rekanalisiert. Ein Jahr nach der Closure-FAST-Behandlung können keine histologischen Präparate gewonnen werden, da duplexsonographisch die Vena saphena magna komplett obliteriert und damit verschwunden ist. Im MRT kann diese komplette Obliteration bestätigt werden. Schlussfolgerung: Nach der Closure- FAST-Therapie des Krankheitsbildes der Varikosis haben wir den histologischen Beweis für die Destruktion von Intima und Kollagen mit Nekrosen und Destruktion der Venenwand. Das Resultat ist die komplette Obliteration. Ob die ausschließliche Zerstörung der Intima bei der RFITT- Methode Ursache
für die Rekanalisation ist, kann anhand von 4 Fällen nicht konstatiert werden, sicher spielt die Erfahrung bei der Anwendung der einzelnen Methoden eine entscheidende Rolle. Langzeituntersuchungen sind weiterhin erforderlich und werden folgen. VIII.2 Persistenzvarikose der Vena saphena magna nach Endovenöser Closure PLUS Radiowellentherapie und segmentaler thermischer Ablation (Closure FAST) – Behandlung und Vergleich mit RFITT J. Alm Gefässabteilung am Dermatologikum Hamburg, 20354 Hamburg, Deutschland Hintergrund: Das endovenöse Closure-Verfahren wird seit 2001 zunehmend eingesetzt. Die Anwendung des Radiofrequenzkatheters Closure FAST gewinnt dabei immer mehr an Bedeutung. Unter der zunehmenden Anwendung endoluminaler Kathetertechniken, wie auch Laser und RFITT, werden auch Persistenz- oder Rezidivvarikosen beobachtet, die eine erneute Intervention notwendig machen. Methode: Seit Januar 2005 wurden in unserem Zentrum 2950 Eingriffe mit dem VNUS Closure Kathetersystem durchgeführt (1620 Eingriffe mit Closure FAST). Ultraschallkontrolluntersuchungen erfolgten nach 7 Tagen, 6 Wochen und im jährlichen Abstand. Die Persistenzvarikose wurde in vier Gruppen klassifiziert. Komplette Rekanalisation der Stammvenen (G1), Teilrekanalisationen der Stammvene mit fibrotischem Inhalt im Lumen (G2), Reflux über accessorische Venen (G3) und neue Rezidivvarizen (G4). Ergebnisse: 133 Patienten wurden an 210 Extremitäten mit dem Closure PLUS 6-French-Kateheter behandelt. Nach zwei Jahren zeigten sich im Follow-up 47 Strombahnen offen (22,4%). 42 in G1, 2 in G2, 2 in G3 und 1 in G4. Follow-up Raten 100% (210 Extremitäten nach 7 Tagen und 6 Wochen, Follow-up Rate 72,4% (152 Extremitäten nach einem Jahr) und Follow-up 44,8% (94 Extremitäten nach zwei Jahren). Mit dem Closure PLUS 8-French-Katheter fanden sich 24 Rezidive im Intervall mit dem Closure FAST Katheter-System 3. Alle Rezidivvarikosen in Gruppe 1 und 3 wurden erfolgreich mit dem Closure PLUS 8 French-Katheter oder dem Closure FAST-Katheter nachbehandelt. Die Rezidivvarikosen der Gruppe 2 entweder mit dem Closure FAST-Katheter oder schaumsklerosiert. Die Rezidivvarikosen der Gruppe 4 schaumsklerosiert. Alle Strombahnen waren nach der Behandlung verschlossen. Zusammenfassung: Der Verschluss der zu behandelnden Stammvene ist unter anderem abhängig von der Energie, die an die Venenwand gebracht wird. Mit dem Closure PLUS 6-French-Katheter waren dies hier lediglich 24 Joule pro Zentimeter. 15 Joule pro Zentimeter nach Laserablation zeigen bis zu 50% Rezidive nach 4 Jahren. Mit dem RFITT Katheter (13 Joule pro Zentimeter) sind erhebliche Rekanalisationen zu erwarten. Der VNUS Closure FAST-Katheter mit 60 Joule pro Zentimeter zeigt diese Rekanalisationsraten nicht. Es ist möglich die meisten Rezidivvarikosen mit dem VNUS Closure FAST-Katheter zu behandeln. VIII.3 Akute Extremitätenischämie als Traumafolge T. Cohnert, S. Schweiger, A. Baumann, S. Koter, G. Schramayer Universitätsklinik für Chirurgie, Medizinische Universität Graz, A8036 Graz, Austria Fragestellung: Verletzungen der arteriellen Extremitätengefäße nehmen in der Gesamtzahl rekonstruktiver Eingriffe einen zahlenmäßig geringen Anteil von 0,3 – 4 % ein., bergen jedoch ein erhebliches Mortalitätsund Amputationsrisiko. In Abhängigkeit von Ausmaß und Lokalisation der Gefäßverletzung besteht absolute Dringlichkeit zur Diagnostik und gefäßchirurgischen Therapie. Ziel dieser Untersuchung war eine Überprüfung der Ergebnisse in Abwägung zu einer primären Extremitätenamputation.
Methodik: Zwischen 1.1.2003 und 27.4.2009 wurden gefäßchirurgische Notfall-Operationen bei 61 Patienten nach Trauma durchgeführt. Die prospektiv erhobenen Patientendaten wurden retrospektiv analysiert und die Ergebnisse evaluiert. Ergebnis: Bei 7 PatientInnen (7/61=11,5%) bestand eine Gefäßverletzung im Stammbereich, bei 12 PatientInnen (12/61=19,7%) in der Kopf-/Halsregion, bei 20 PatientInnen (20/61=32,8%) an der oberen Extremität und bei 22 PatientInnen (22/61=36,1%) an der unteren. Drei PatientInnen verstarben 1-8 Tage postoperativ (Mortalität 3/61=4,9%).Die Rekonstruktionen nach Verletzungen im Bereich der unteren Extremität wurden bei 4 PatientInnen am Oberschenkel und bei 16 PatientInnen im Knie- und Unterschenkelbereich durchgeführt. Bei den 16 PatientInnen mit distaler Gefäßrekonstruktion handelte es sich um 3 Frauen und 13 Männer zwischen 15 und 78 Jahren (mittleres Alter 46,3+19,0 J.). Die Rekonstruktion war in acht Fällen nach direktem Trauma und in acht nach indirektem Trauma wegen Ischämie der abhängigen distalen Extremität erforderlich.Ein 39 jähriger Patient verstarb am 1. postoperativen Tag im Multiorganversagen (Mortalität 6,3 Prozent (1/16 Pat.)). Bei 4 PatientInnen erfolgte eine Major-Amputation (1 Kniegelenksexartikulation, 3 Oberschenkelamputationen). Zweimal erfolgte die Amputation früh (5. bzw. 20. postop. Tag) wegen ausgeprägter begleitender Weichteilverletzungen und zweimal sekundär (4 bzw. 5 Monate postoperativ) wegen nicht beherrschbarer Knochen- und Weichteil-Infektion im Unterschenkelbereich. Es ergibt sich eine Beinerhaltungsrate von 75 Prozent (12/16 Extremitäten). Schlussfolgerung: Bei optimaler interdisziplinärer Zusammenarbeit und Verfügbarkeit einer/s erfahrenen Gefäßchirurgin/en können Extremitäten nach Trauma durch Notfall-Revaskularisation erhalten werden. Wichtig ist speziell bei polytraumatisierten Patienten die Entscheidung, ob Gesamtzustand des Patienten und lokale Verhältnisse der Extremität eine Revaskularisation zulassen. VIII.4 Dreijahresergebnisse bei 38 Patienten nach primärer Stentangoplastie der infrarenalen Aorta bei lokalisierter Verschlusskrankheit A. Schwindt, K. Donas, G. Torsello St. Franziskus Hospital Münster, 48145 Münster, Deutschland Einleitung: Die Arbeit evaluiert die Langzeitergebnisse der primären Stentangioplastie für arteriosklerotische Verschlußprozesse der infrarenalen Aorta. Methoden: Prospektiv erhobene Daten von 38 zwischen 2/2001 und 5/2009 behandelten Patienten wurden retrospektiv analysiert. Alle behandelten Läsionen waren hämodynamisch relevant und symptomatisch hinsichtlich der Rutherfordklassifikation, davon 19% im Stadium 4-6. Nach TASC Klassifikation waren 19% der Stenosen und Verschlüsse als D Läsion einzustufen. Die Behandlung erfolgte percutan oder als Kombinationseingriff mit adjuvanter chirurgischer femoraler Rekonstruktion. Technischer Erfolg und Offenheitsraten wurden mittels Abschluß angiographie, Dopplerindex, klinischer Untersuchung und Laufbandtest untersucht. Die Dokumentation beinhaltet Sekundärinterventionen und Komplikationen. Kontrolluntersuchungen erfolgten nach 3, 6, 12 Monaten und im weiteren jährlich. Ergebnisse: Technischer Erfolg wurde in 97% der Fälle erzielt. Die 30 Tage Mortalität betrug 0%, die Gesamtkomplikationsrate 6%. Im mittleren Nachbeobachtungszeitraum von 29 Monaten stieg der mittlere ABI von 0,54 praeinterventionell auf 0.94 post-interventionell an und betrug 0,89 im Verlauf. Die primäre Offenheitsrate nach 36 Monaten betrug 92%, die sekundäre Offenheitsrate 97%. Es waren 78% der Patienten während der Nachbeobachtung frei von Claudicatiobeschwerden, der Extremitätenerhalt lag bei 100%. Diskussion: Stentangioplastien fokaler infrarenaler Aortenstenosen und -Verschlüsse zeigen gegenüber konventionell chirurgischen Rekonstruktionsverfahren ebenbürtige Früh- und Langzeitoffenheitsraten. Die interventionelle/ Hybrid- Therapie erscheint bezüglich Mortalität, Re Gefässchirurgie 5 · 2009
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Abstracts interventions- und Komplikationsrate vorteilhaft. Mögliche Prädiktoren interventionspflichtiger Instent-Restenosen werden diskutiert und ein Algorithmus zur Diagnostik- und Therapieplanung vorgestellt. VIII.5 Von der Planung zum Einsatz: Der Hybrid-OP – Die Erfahrungen des ersten Jahres M. Gawenda, J. Brunkwall Klinik und Poliklinik für Gefäßchirurgie, Universitätsklinik Köln, 50937 Köln, Deutschland Einleitung: Neuwicklungen der vergangenen Jahre lassen in Gefäß- und Herzchirurgie endovaskuläre Verfahren bei vielen Krankheitsbildern als Alternative zu offenen Operationen erscheinen. Weder der traditionelle Operationssaal noch der herkömmliche Angiokatheter-Arbeitsplatz kann den Bedürfnissen, die aus diesen Entwicklungen erwachsen, gerecht werden; insbesondere verlangen kombinierte Therapieverfahren den vollen OP-Standard (Sterilität, Verfahrenswechsel, Anästhesie) und eine suffiziente Bildgebung. Die Erfahrungen in Planung und Einrichtung eines Hybrid-Operationssaals an einem universitären Zentrum mit deckenmontierten uniplaner Angiographieanlage sind vorzustellen. Es ist zu berichten von der strategischen Planung in einem interdisziplinären Herz- und Gefäßzentrum, der Systemintegration in die unterschiedlichen Anforderungen und der Erfahrung im ersten Jahr des Echtbetriebes. Methodik: Daten der elektronischen Klinik-Informations-Systems wurden hinsichtlich des Arbeitsaufkommens und der Arbeitsabläufe innerhalb des Hybrid-Saals über ein Jahr ausgewertet (Jan 2008 – Dez 2008). Ergebnis: Nach Bezug des interdisziplinären Zentrums erfolgte die Mitarbeiterschulung im Echtzeitbetrieb. Nach anfänglicher Steuerungsproblematik zwischen Decken-montiertem Angiographiebogen und OPSäule mit Lafetten-mobilem Karbonfiber-Tisch ist die tischseitige sterile Ein-Mann-Bedienung störungsfrei möglich. Bei 882 Eingriffen (mediane Schnitt-Naht-Zeit: 1 Std 27 min; min-max: 0:02 – 9:05) im Hybrid-Saal erfolgte bei 351 Fällen der Einsatz der Angiographieanlage (40%). Die mediane Durchleuchtungszeit betrug 7,3 min. (0,1-69,6). Neben 26 transapikalen Aortenklappenimplantationen wurden 130 aortale und aorto-iliakale Stentgraft-Prozeduren durchgeführt. Die restlichen Angiographieeinsätze resultierten aus peripherer Bypasschirurgie bzw. Shunt-chirurgischen Eingriffen. Schlussfolgerungen: Die Implementierung eines Hybrid-OPs bedarf der genauen interdisziplinären Planung. Die fundamentalen Fragen nach „Welche Prozeduren?“, „Wie oft?“, „Von wem?“ durchgeführt werden, bedürfen der möglichst genauen Antworten. Die Bereitschaft zur sekundären baulichen Veränderung hilft, Planungsfehler zu korrigieren und so zur effizienten Auslastung beizutragen. VIII.6 Der Stellenwert der stent-optimierten Angioplastie in der Behandlung der vaskulären Claudicatio glutealis K.P. Donas, A. Schwindt, T. Schönefeld, G. Torsello St. Franziscus Krankenhaus; Universitätsklinikum Münster, 48145 Münster, Deutschland Fragestellung: Ziel der vorliegenden Studie war die Evaluierung des Nutzens der endovaskulären Behandlung von Patienten mit Glutealclaudicatio bedingt durch Stenose oder Verschluss der Arteria iliaca interna (AII). Methodik: Zwischen Januar 2005 und Januar 2009 wurden 23 Patienten mit Glutealclaudicatio aufgrund einer AII Läsion mittels stent-optimierter Angioplastie behandelt. Die Diagnosestellung der AII Läsion erfolgte mittels digitaler Substraktionsangiographie. Eine orthopädische und neurologische Fachuntersuchung wurde zum Ausschluss anderer Ursache der Glutealclaudicatio in allen Fällen durchgeführt.
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Ergebnis: Vierundzwanzig angiographisch nachweißbare Läsionen der AII von 23 Patienten (21 Männer; 2 Frauen) mit Glutealclaudicatio wurden erfolgreich mittels Ballon-Angiolastie behandelt. Bei 8 Patienten war die zusätzliche Implantation eines Stents bei Recoil notwendig. Die mittlere Nachuntersuchungszeit war 16.7 ± 4.8 Monate und die Patienten zeigten eine Verbesserung der schmerzfreien Gehstrecke von 72m ± 11.5 auf 119m ± 19, p >.05. Eine Restenose (>70%) wurde mittels PTA 9 Monate nach der primären Behandlung erfolgreich behandelt. Eine weitere asymptomatische Restenose von 50% in einem 80-jährigen Patienten mit fortgeschrittenem Nikotinabusus wurde konservativ behandelt. Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie demonstriert die Effektivität von minimal invasiven Verfahren bei symptomatischer vaskulärer Caudicatio glutealis bedingt duch arteriosklerotischen Läsionen der AII. Eine erneute Reintervention oder chirurgische Behandlung im Fall eines Rezidivs ist durchaus möglich. VIII.7 Ergebnisse der chirurgischen Therapie von 56 Poplitealaneurysmen und ihre retrospektive Eignung zur endovaskulären Versorgung A. Zimmermann, T. Schönberger, J. Säckl, H.-H. Eckstein Klinik für gefäßchirurgie, Klinikum rechts der Isar der TU München, 81675 München, Deutschland Einleitung: Obwohl nur etwa 0,1% der Bevölkerung an einem Poplitealaneurysma (PAA) leiden, kann diese Erkrankung schwerwiegende Folgen haben, die oftmals den Verlust der betroffenen Extremität bedingen. In den letzten Jahren wurde eine zunehmende Anzahl von Arbeiten über die endovaskuläre Versorgung publiziert. Material und Methode: Bei allen Patienten die in den Jahren 2000 bis 2007 in unserer Klinik an einem PAA behandelt wurden, wurden die Daten retrospektiv erfasst und die Patienten zu einer klinischen Kontrolle einbestellt. Zusätzlich wurde anhand des präoperativen Bildmaterials die Eignung für eine endovaskuläre Versorgung beurteilt. Huerzu musste ein >1-Gefäßabstrom, eine offene A. femoralis superficialis (AFS) und eine distale und proximale Landungszone mit einem Durchmesser von 4-12 mm und einer Länge von >2 cm vorliegen. Ergebnisse: 46 Patienten wurden an insgesamt 56 PAA behandelt. Von 29 Patienten (37 PAA) lag eine präoperative Angiografie vor. 22 PAA (59,5%) erfüllten alle Voraussetzungen und wären somit für eine endovaskuläre Versorgung geeignet gewesen. Die 15 weiteren PAA erfüllten mindestens eines der Einschlusskriterien nicht (3x AFS Verschluss, 13x ungeeignete Landungszone, 5x ungeeigneter Abstrom). In der Nachkontrolle zeigte sich eine reinterventionsfreie Überlebensrate nach 2- und 5-Jahren von 71% und 43%. Die primäre Offenheitsrate für Venenbypässe war mit einer Hazard Ratio von 0,025 (95% CI [0.002; 0.304], p=0,004) signifikant besser als für Kunststoffbypässe. Schlussfolgerung: In unserem Patientenkollektiv wären fast 60% der Patienten für eine endovaskuläre Versorgung geeignet gewesen. Trotzdem sollte aber auf Grund der ausgezeichneten Ergebnisse der chirurgischen Therapie, die endovaskuläre Versorgung nur unter Studienbedingungen oder bei Hochrisikopatienten durchgeführt werden. VIII.8 Die Unterschenkelarterien als Empfängergefäß für periphere Venenbypässe: Gibt es die bessere Unterschenkelarterie? R. Thul, M. Gawenda, V. Reichert, M. Alekisc, J. Brunkwall Uniklinik Köln, 50931 Köln, Deutschland Einleitung: In vielen Fällen liegt bei Patienten mit kritischer Extremitäten ischämie eine Eingefäßversorgung des Unterschenkels bei verschlossener femoraler und poplitealer Strombahn vor. Insbesondere Diabetiker und dialysepflichtige Patienten sind hiervon betroffen. Ziel dieser Studie war der Vergleich der Unterschenkelarterien als Empfängergefäß peripherer Venenbypässe hinsichtlich der intraopera-
tiv gemessenen Flussraten und der primären und sekundären Offenheitsraten. Patienten und Methoden: Zwischen Januar 2000 und Dezember 2008 wurden konsekutiv 141 crurale Venenbypässe bei Patienten mit kritischer Extremitätenischämie angelegt. Die intraoperativ gemessenen Flussraten und die Komorbiditäten wurden erfasst. Die Patienten wurden für einen minimalen Zeitraum von 12 Monaten nachbeobachtet. Die Kontrollen erfolgten nach 3, 6, 12, 18 und 24 Monaten und dann in jährlichem Abstand. Die mittlere Nachbeobachtungszeit lag bei 21 Monaten. Die Offenheitsrate wurde entsprechend der Kaplan-Meier Überlebensfunktion berechnet. Der ANOVA-Test wurde eingesetzt zum Vergleich der Flussraten in den verschiedenen Unterschenkelarterien. Ergebnisse: Empfängergefäße der femoro-cruralen Venenbypässe waren A. tibialis anterior, A. tibialis posterior und A. fibularis in 51, 49 und 41 Fällen. 42 Patienten litten unter einem medikamentös behandelten oder insulinpflichtigen Diabetes mellitus. 26 Patienten waren dialysepflichtig. Die Mittelwerte des mittleren, maximalen und minimalen Flusses waren 100 ml/min, 289 ml/min und 28 ml/min. Der Mittelwert des pulsatility index betrug 3,2. Es bestand kein signifikanter Unterschied zwischen den Unterschenkelarterien (p > 0,05) 6 Patienten verstarben in den ersten 30 postoperativen Tagen, entsprechend einer perioperativen Mortalität von 3,7 %. Ein Frühverschluss trat bei 13 Patienten auf (8%) auf. Im Nachbeobachtungszeitraum verstarben weitere 12 Patienten (7,4%). Unter Einschluss der Patienten mit Bypassfrühverschluss betrug die primäre 1-Jahres-Offenheitsrate betrug 68%. Die sekundäre 1-Jahres-Offenheitsrate lag bei 71%. Der Log-Rank zum Vergleich der Kaplan-Meier Kurven zeigte keinen statistischen Unterschied zwischen Unterschenkelarterien. Schlussfolgerung: Die Hypothese, dass die cruralen Gefäße sich in ihrer Qualität als Empfängergefäß peripherer Venenbypässe unterscheiden, konnte in dieser Studie nicht belegt werden. Trotz schlechter Prognose der Patienten, hinsichtlich Überleben und Offenheitsrate, ist eine intensive Nachsorge sinnvoll. VIII.9 Moderne digitale Ultraschalldiagnostik mit Kontrastmittel verstärkung zur Erfassung der Perfusion und Hämodynamik bei peripheren Aneurysmen A. Loibnegger, K. Pfister, S. Krammer, M. Janotta, E.M. Jung, P. Kasprzak Universitätsklinikum Regensburg, 93053 Regensburg, Deutschland Ziel: Evaluation der diagnostischen Möglichkeiten neuer Ultraschalltechniken zur artefaktfreien Erfassung der Perfusion und quantitativen Beurteilung der Hämodynamik bei peripheren Aneurysmen vor und nach Behandlung. Material & Methode: In einer Pilotstudie an 10 Patienten (medianes Alter 65 Jahre) wurden periphere Aneurysmen der A. poplitea und A. femoralis superficialis mit hochauflösenden linearen Ultraschallmodalitäten untersucht (Siemens S2000, GE Loqig 9E). Verwendet wurden Linearsonden im Frequenzbereich von 5-16Mhz. Die Bilddokumentation erfolgte mit der Advanced Sieclear/Crossbeam Technik, dem Speckle Reduction Imaging (SRI), dem Tissue Harmonic Imaging (THI), der Panorama- beziehungsweise Siescape Bildgebung und der 3D Bildgebung. Die Flußbeurteilung erfolgte mit der farbkodierten Duplexsonographie (FKDS), dem Power Doppler und kontrastmittelverstärkt im True Agent Detection Mode des Contrast Harmonic Imaging (CHI, low MI < 0,2, SonoVue 2 x 2,5ml Bolusinjektion). Als Referenzmethode diente die kontrastmittelverstärkte Spiral-CT (CTA, 16 Zeiler Siemens Somatom Sensation). Ergebnisse: Die Visualisierung des Aneuyrsmas im B-Bild wird durch Kombination von neuen hochauflösenden, Sono-Techniken verbessert. Eine übersichtliche Darstellung der Aneurysmaausdehnung gelingt nur in der Kombination von Panoramabildgebung und 3D Verfahren, mit Vorteilen für ein Real time 3D Verfahren. Zur Beurteilung der Hämodynamik ist die FKDS erforderlich. Eine artefaktfreie Beurteilung der Aneuysmaperfusion und eine Abgrenzung von thrombotischen Anteilen
gelingen sicher nur mit dem CHI. Ebenso bietet CHI deutliche Vorteile für eine Kontrolle nach Stentgraft-Versorgung, um die regelrechte Lage der Prothese (n=8), Endoleaks (n=2) in Neutral- und Funktionsstellung nachzuweisen. Schlussfolgerung: Hochauflösende lineare Ultraschalltechniken mit Kontrastmittel eröffnen neue diagnostische Möglichkeiten um die Stentlage und Hämodynamik in Funktionsstellung zu überprüfen sowie Endo leaks nach Intervention nachzuweisen. VIII.10 Computed classification of carotid plaques based on ultrasound tissue characterization B. Geier, A. Mumme, B. Strohmann, T. Hummel, G. Asciutto, S. Siebers St.Josef-Hospital, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, 44791 Bochum, Deutschland Carotid plaque morphology has been shown to influence ischemic complications with soft plaques being more dangerous than hard, calcified ones. The correct distinction between the different plaque types can help to decide whether or no to treat the lesion and what type of treatment to chose. We evaluated a system for the computed classification of carotid plaques based on ultrasound tissue characterization. Radio frequency echo data were acquired during conventional ultrasound imaging using a standard scanner (Siemens Sonoline Antares, 10 MHz linear array transducer) equipped with a research interface (Siemens Axius Direct Ultrasound Research Interface, URI). Data were collected from 75 patients scheduled for carotid endarterectomy. Each carotid plaque was examined in four different cross sections. Plaques were manually contoured in the B-mode images by an experienced physician to define a region of interest (ROI). From each ROI, a set of tissue describing features, including backscatter measures, attenuation estimates and texture measures, was extracted. The features were processed by a classification system based on maximum-likelihood measures to assign each ROI to either target class Wpos (soft plaques) or Wneg (hard plaques). Pathohistological examination of the plaques obtained at surgery served as a gold standard for the proposed method. The computerized classification yielded an area under the ROC curve AROC>0.83 and allowed the correct distinction between hard and soft carotid plaques in 85% of cases. Ultrasound tissue characterization was able to correctly identify carotid plaque morphology in the majority of cases. The proposed method may be useful in detecting soft, vulnerable carotid plaques. Classification accuracy may increase, if more data are available as training data for the classifier. VIII.11 Identifizierung pahogenetischer Faktoren der pAVK mittels molekulare Untersuchungen durch Genexpressionsanalysen R.S. Croner, G. Partoulas, V. Schellerer, H. Demund, L. Klein-Hitpass, K. Balzer, W. Lang Chirurgische Universitätsklinik Erlangen, 91054 Erlangen, Deutschland Hintergrund: Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) ist die Pathogenese bisher nicht vollständig geklärt. Eine kausale, medikamentöse Therapie existiert nicht. Unterschiedliche Risikofaktoren (Nikotin, Cholesterin, Diabetes mellitus) stehen im Verdacht die Krankheitsprozesse zu initiieren. Die Identifizierung neuer molekularer Indikatoren kann zu einem besseren Krankheitsverständnis beitragen und evtl. neue Therapieansätze ermöglichen. Material und Methoden: Von drei Organspendern (KO) wurde die Arterie femoralis communis (AFC) asserviert. Nach histologischer Kontrolle wurde das Gewebe mittels manueller Dissektion aufgearbeitet und RNA isoliert. Von 20 Patienten mit pAVK (AVK) wurde aus Thrombendarterektomie-Präparaten RNA isoliert. Nach Kontrolle der RNA mittels Lab-on-a-Chip (Bioanalyzer, Agilant) wurde die RNA auf GeneChips (Affymetrix, HG-U133 Plus 2) hybridisiert. Differentiell expremierte Gefässchirurgie 5 · 2009
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Abstracts Gene wurden mittels hierarchischer Clusteranalysen (Spotfire) und statistischer Microarray adaptierter Verfahren ermittelt (Data Mining Tool, Affymetrix). Eine Validierung identifizierter Marker erfolgte durch PCR und immunhistochemische Färbungen. Ergebnisse: Von 54.675 analysierten ProbeSets waren 6.543 signifikant differentiell expremiert zwischen KO vs. AVK (p< 0,002). Überexpremierte Gene bei der AVK fanden sich aus dem Bereich der Apoptose (caspase 1, 2, 3, 7, IRF6, IRF2), Interleukin- und Chemokin- Rezeptoren (IL7R, TLR1, CXCR4, CXCR6), Metalloproteinasen (MMP2, MMP9, ADAM9) und weiterer Immunstimulatoren (TRAT1, NCF2, ITK, LYST). Schlussfolgerungen: Die durch Microarray- basierte Genexpressionsanalysen identifizierten Gene und Pathways bei der pAVK liefern neue detaillierte Einblicke in den komplexen Prozess der Krankheitsentstehung. Durch weitere Untersuchungen muß der Stellenwert einzelner Gene für die diagnostische und therapeutische Wertigkeit weiter spezifiziert werden.
Poster Postersession 1: Erkrankungen der Aorta und aortennaher Gefäße P1.1 Die akute B-Dissektion: perioperative und mittelfristige Ergebnisse M. Gurdan, S. Ockert, C. Reeps, A. Zimmermann, H.-H. Eckstein Klinik für Gefäßchirurgie, Klinikum rechts der Isar der TU München, 81675 München, Deutschland Einleitung: Die Behandlung der akuten Aortendissektion Typ B erfolgt meist medikamentös-konservativ. In 10-20% der Fälle treten Komplikationen auf, die eine invasive Versorgung notwendig machen. Die Mortalität der Erkrankung liegt insgesamt bei 10-20%, im Falle einer komplizierten B-Dissektion bei bis zu 50%. Ziel dieser Untersuchung ist die Analyse der Behandlungsergebnisse akuter B-Dissektionen im eigenen Krankengut. Patienten und Methode: Im Zeitraum vom 01.01.2004 – 15.05.2009 wurden n=28 Patienten mit einer akuten B-Dissektion behandelt und in einer prospektiven Datenbank erfasst. Klinische und CT-angiographische Nachuntersuchungen erfolgten in einem medianen Follow-up von 18,5 Monaten (1-39 Monate). Studienendpunkte waren die Krankenhausmortalität, erkrankungsassoziierte und prozedurale Komplikationen, sowie Spätkomplikationen im Sinne einer Aortenexpansion. Ergebnisse: 10 der 28 Patienten (35,7%) zeigten eine akut-komplizierte Dissektion mit frühzeitigem invasivem Handlungsbedarf. Hiervon wurden 5 Patienten bei Diagnosestellung behandelt (kritische Extremitätenischämie (n=3; Cross-over-Bypass, Membran-Fenestrierung) und Aortenruptur (n=2; Rohrprothese, TEVAR) und 5 Patienten aufgrund von Komplikationen während des Intensivaufenthalts (Aortenexpansion und -ruptur (n=2, TEVAR), persistierender Hypertonus (n=1, TEVAR), Progression eines intramuralen Hämatoms (n=1, TEVAR) und periphere Ischämie (n=1, interventionell). 18 Patienten (64,3%) wurden primär konservativ versorgt. Bei der Nachuntersuchung zeigte sich bei 6 Patienten eine behandlungsbedürftige Expansion der thorako-abdominellen Aorta auf >6cm, welche in 5 Fällen operativ versorgt wurde. 5 Patienten konnten bislang nicht erfasst werden (lost to Follow-up).Die Krankenhausmortalität der Akut-Patienten betrug 20%, die der primär konservativ behandelten Patienten 0%. Im Rahmen des Follow-up waren in der Gruppe mit operativer Therapie (insgesamt 15 Pat.) 3 Patienten verstorben, in der Gruppe mit alleiniger konservativer Therapie (13 Pat.) traten keine Todesfälle auf.
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Schlussfolgerung: Die akute B-Dissektion stellt ein komplexes Erkrankungsbild mit hohem Komplikationspotential dar. Es zeigte sich, dass in mehr als der Hälfte der Fälle im kurz- und langfristigen Verlauf eine operative Therapie notwendig ist. Somit sollte in weiterführenden Studien überprüft werden, ob durch eine standardisierte, frühzeitige operative Therapie die Rate an Frühkomplikationen und Expansionen gesenkt werden kann. P1.2 Ergebnisse der endovaskulären Therapie bei komplizierter Aortendissektion Stanford B R. Weidenhagen, K. Schick, G. Meimarakis, J. Hoffmann, K.-W. Jauch, R. Kopp Klinikum der Universität München – Großhadern, 81377 München, Deutschland Die komplizierte Standford B Aortendissektion geht mit einer hohen Mortalität einher. Die endovaskuläre Therapie mittels eines Stentgrafts ist eine vielversprechende Therapieoption. Die Ergebnisse der endovaskulären Behandlung von 33 Patienten mit einer Aortendissektion (2004-2009) wurden in einer retrospektiven Auswertung zusammen gestellt. Hierbei wurden bei 24 Patienten eine notfallmäßige Versorgung bei komplizierter Typ B-Dissektion vorgenommen. Die Indikation zur sofortigen Therapie (Mehrfachnennungen) war eine drohende oder gedeckte Ruptur bei Expansion des falschen Lumens (n=8), ein therapierefraktärer Bluthochdruck (n=1), anhaltender Schmerz (n=4), ein peripheres Malperfusionssyndrom (n=3), eine viszerale / renale Malperfusion (n=8), neurolog. Symptomatik (n=2), oder ein alleiniger subtotaler Kollaps des wahren Lumens (n=6). Bei 20/24 Patienten wurde durch die Einbringung des gecoverten Stents auf Höhe der A. subclavia ein initialer Therapieerfolg mit Behebung der Ischämie oder erfolgreicher Ausschaltung des Einstroms erzielt. Die 2 Patienten mit bereits präoperativ bestehender Querschnittssymptomatik zeigten keine Verbesserung. 2 Patienten zeigten ein Typ I Endoleak mit persitierendem Einstrom in das falsche Lumen. Bei 11 Patienten wurde die A. subclavia links überstentet. Hierbei traten bei 3 Patienten assoziierbare neurologische Symptome auf (1x Kleinhirn ischämie, 1x partielles A. spinalis anterior Syndrom, 1x passagere Querschnittssymptomatik). Die symptomatische viszerale Malperfusion konnte bei 7 von 8 Patienten ohne Folgeeingriff behoben werden. Bei einem Patienten war eine letztlich frustrane sekundäre Darmresektion erforderlich. 3 Patienten verstarben innerhalb der ersten 30 Tage (Mesenteriale Ischämie, Hirntod, fulminante Lungenembolie). Ein sog. „stent-induced aortic remodelling“ konnten wir bei 9 von 11 Patienten mit vollständigem Follow up in der Bildgebung finden. Die 2 Patienten mit Typ1 Endoleak zeigten im weiteren langfristigen Verlauf eine progrediente, interventionspflichtige bogennahe aneurysmatische Erweiterung. Die wesentlichen Ziele der endovaskulären Stentgraftimplantation, die sog. Pseudocoarctation zu beseitigen, die proximalen Entries zu verschließen und hierdurch eine Thrombosierung im falschen Lumen zu induzieren, erscheinen bei einem Großteil der Patienten möglich. Bei frühzeitiger Therapie können drohende Aortenrupturen verhindert, eine Malperfusion beseitig und damit die Frühmortalität günstig beeinflusst werden. P1.3 Endovaskuläre Versorgung einer thorakalen aortalen Atresie A. Oberhuber, B. Mühling, B. Schmitz, K.-H. Orend, L. Sunder-Plassmann, H. Schelzig Universitätsklinikum Ulm, 89075 Ulm, Deutschland Fragestellung: Die thorakale aortale Atresie als schwerste Form der Coarctation ist die häufigste aortale Fehlbildung. Je nach Lokalisation (prä- oder postduktal) und Kompensationsmechanismen definiert sich das klinische Bild. Meistens wird das Krankheitsbild in den ersten Le-
benswochen symptomatisch und muss behandelt werden. Über viele Jahre war die offene operative Korrektur der Goldstandard. Während bei Neugeborenen und Kindern ein endovaskuläres Vorgehen auf Grund des Wachstums als problematisch angesehen wird, scheint dies beim Erwachsenen eine interessante Alternative zu sein. Casuistik und Methodik: Ein 31 jähriger Mann stellt sich zur Abklärung eines therapieresistenten Hypertonus vor. Dieser wurde erstmalig bei der Musterung zum Wehrdienst diagnostiziert und mit einer Dreifachkombination (Metoprolol, Hydrochlorthiazid, Amlodipin) zu keinem Zeitpunkt suffizient therapiert. Bei der körperlichen Untersuchung zeigten sich systolischen Blutdruckwerte um 180 mmHg, ein fehlender Pulsstatus der unteren Extremität und ein ABI von 0,5. Die weitere kardiale Abklärung (EKG, Belastungs- EKG, TTE) war unauffällig. Im Angio CT zeigte sich eine postduktale Atresie der thorakalen Aorta, bei unauffälligen hirnversorgenden Gefäßen. Der Verschluss wurde im gefäßchirurgischen Operationssaal mit einem Amplatz super stiff Draht (Boston Scientific, Ratingen, Deutschland) passiert. Nach Prädilatatation (Reliant balloon; Medtronic Medical, Sunrise, Fl, USA) erfolgte die Freisetzung eines TF2424C116T Medtronic Talent Stentgraft (Medtronic World Medical, Sunrise, Fl, USA) und Nachdilatation. Die A. subclavia sinistra musste überstentet werden um eine ausreichende zentrale Fixierung zu erreichen. Ergebnis: Nach 40 Monaten zeigt sich eine unveränderte Lage des Stentgrafts mit konstanter leichter Taillierung. Der Blutdruck ist nun unter einer Zweifachkombination mit systolischen Werten um 120 mmHg eingestellt. Zudem besteht ein kompletter Pulsstatus der unteren Extremität sowie ein ABI von 1,0. Schlussfolgerung: Bei erwachsenen Patienten eignen sich selbstexpandierbare Stentgrafts um eine lokalisierte Aortenatresie zu therapieren. Ein gecoverter Stentgraft birgt den Vorteil, dass eine etwaige Ruptur unmittelbar therapiert wird. Morbidität und Mortalität liegen bei größeren Serien deutlich unter denen der offenen Operation. Ein Überstenten der A. subclavia sinistra ist in den meisten Fällen problemlos, falls die prä operative Diagnostik eine unauffällige Hirnperfusion zeigt. P1.4 Individuelle Auswahl der Hybridtechnik bei Aortenbogen eingriffen in Abhängigkeit von der Anatomie und Pathologie des Patienten E. Weigang, M. Czerny, A. Neufang, B. Dorweiler, M. Doemland, L.O. Conzelmann, R. Gottardi, S. Baum, I. Nelson, J. Schneider, C. Düber, C.-F. Vahl Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 55131 Mainz, Deutschland Fragestellung: Die offene Chirurgie des Aortenbogens mit Herz-Lungen-Maschine im Kreislaufstillstand ist mit einer hohen Morbidität und Letalität der Patienten verbunden. Aus diesem Anlass wurden in der Vergangenheit von verschiedenen Gruppen alternative Hybridtechniken mit gefäßchirurgischer Revaskularisation der supraaortalen Gefäße und anschließender endovaskulärer Versorgung des Aortenbogens entwickelt. Unklar ist zurzeit noch, welche Revaskularisationstechnik und welche Stentgraftprothesen für den einzelnen Patienten am geeignetsten sind. Diese Frage haben wir aufgegriffen und in der vorliegenden Arbeit untersucht. Material and Methode: Bevor man den Aortenbogen endovaskulär versorgen kann, muss er mit einer geeigneten gefäßchirurgischen Methode revaskularisiert werden. Wir haben unterschiedliche Revaskularisationsverfahren des Aortenbogens (Y-Prothese, T-Prothese, F-Prothese, Subclavia-Transposition, Carotico-Subclavia-Bypass, Trunco-Carotico-Subclavia-Bypass und Doppeltransposition der linken Carotis und Subclavia) in Abhängigkeit von den individuellen anatomischen Verhältnissen und der zugrunde liegenden Aortenbogenpathologie verwendet. Ergebnis: In der vorliegenden Arbeit präsentieren wir ein Kollektiv von 20 Patienten, unseren standardisierten präoperativen Untersuchungsalgorithmus (CT, MRT, Duplexsonographie etc.), unsere präoperative
Indikationsstellung (Hybridaortenbogeneingriff oder offener Aortenbogenersatzes) sowie die Auswahlkriterien für die unterschiedlichen Revaskularisationstechniken und die Kriterien für die Wahl des am besten geeignetsten Stentgrafts. Wir beschreiben hierbei die Vorteile der Hybridtechnik aber auch ihre Limitationen und die potentiellen Fehlermöglichkeiten mit dieser alternativen Technik. Das durchschnittliche Follow-up betrug 12 Monate. Eine neu postoperativ aufgetretene vorübergehende neurologische Komplikation fand sich bei einem Patienten in Form eines Posteriorinfarktes. Ein Patient verstarb innerhalb von 30 Tagen. Schlussfolgerung: Die endovaskuläre Versorgung des Aortenbogens nach gefäßchirurgischer Revaskularisation der supraaortalen Gefäße ist ein relativ neues Verfahren mit dem Potential, die Morbidität und Letalität der Patienten mit komplexen Aortenbogenpathologien zu senken. P1.5 Debranching-Technik in komplexen thorakalen/thoracoabdominnelen Aneurysmen und Dissektionen R. Wojs, D. Raithel, P. Bednarski, L. Qu Klinikum Nürnberg Süd, 90471 Nürnberg, Deutschland Fragestellung: Seit 1995 wurden an der Klinik für Gefäßchirurgie des Klinikums Nürnberg 265 Patienten mit einem thorakalen Aortenaneurysma, bzw. einer Aortendissektion mit einem Aortenstent therapiert.Es zeigte sich aufgrund der Erfahrung, dass in vielen Fällen eine zentrale Applikation des Aortenstents im Aortenbogen sinnvoll ist, um ein besseres postoperatives Ergebnis zu erzielen. Vielfach ist daher additiv ein Debranching notwendig. Methode und Patienten: Bei 82 Patienten wurde eine DebranchingTechnik durchgeführt (70 supraaortale Debranchings,12 abdominelle). 28 Patienten hatten ein TAA/TAAA (darunter 12 TAAA Typ IV). Bei 9 Patienten fand sich eine Typ-A-Dissektion, bei 10 Patienten eine Typ-BDissektion. Je nach dem anatomischen Befund und vor allen Dingen auch einer eventuell signifikanten A. vertebralis oder A. carotis sowie, Truncus brachiocephalicus wurde die Indikation zum Debranching gestellt.In der Regel wurde eine extra-anatomische Umleitung präoperativ implantiert, bei akuten Dissektionen simultan und bei Patienten mit postoperativer Arm-Ischämie nach thorakalem Stent. Ergebnisse: Unsere Ergebnisse zeigen, dass das prä- oder intraoperative Debranching immer durchgeführt werden sollte, um eine optimale Landungszone zu erzielen. Ein Debranching der A. vertebralis ist nur indziert bei signifikanter A: vertebralis, bzw. Z.n. ACB. Die technische Erfolgsquote, betrug 100%. Bei 2 Patienten kam es zu einem apoplektischen Insult. Bei einem Patienten mit einer Dissektion vom Typ A kam zu einer passageren Paraplegie, bei 2 Patienten mit TAAA vom Typ IV mit Overstenting der renomesenterialen Gefäßetage und Rekonstruktion derselben mittels Octopus-Bypass kam es auch zu einer Paraplegie. Zusammenfassung: Die Debranching-Technik ist eine Methode, um eine ausreichende Landungszone zu erreichen und dient damit der Vermeidung von proximalen Typ-I-Leckagen. Bei Typ-A-Dissektionen ist eine optimale Kooperation mit dem Kardiochirurgen anzustreben, um auch hier bessere Spätergebnisse zu erziehlen. P1.6 Nachweis und Therapiekontrolle eines sekundären Endoleaks aus dem Truncus coeliacus nach Hybridoperation mittels B-Flow und KM-Ultraschall A. Kühnl, A. Assadian, S. Ockert, H. Berger, H.-H. Eckstein Klinik für gefäßchirurgie, Klinikum rechts der Isar der TU München, 81675 München, Deutschland Hintergrund: Aortendissektionen sind eine typische Spätfolge bei Patienten mit Morbus Marfan. Als relativ neue Therapieoption steht die sogenannte Hybrid-Operation zur Verfügung. Eine spezielle Komplikation hierbei stellt das Endoleak dar, das in zirka 20% der Fälle beschrieben wird. Wir berichten den Fall eines 44 Jahre alten Patienten Gefässchirurgie 5 · 2009
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Abstracts mit Morbus Marfan der nach erfolgter Hybrid-Operation aufgrund einer Typ-II Endoleckage über den Truncus coeliacus in unserer Klinik behandelt wurde. Fallbeschreibung: Im postoperativen CT nach Hybridoperation zeigte sich ein kleines Typ II Endoleak über den Truncus coeliacus sodaß der Patienten weiter engmaschig kontrolliert wurde. In der drei Monate später zur Verlaufsbeobachtung durchgeführten kontrastmittelverstärkten Sonographie flutete das Endoleak aus dem Truncus coeliacus drastisch schneller an. Daraufhin führten wir eine konventionelle Angiographie mit Coilembolisation und angiographisch vollständiger Ausschaltung des Endoleaks durch. Drei Tage später zeigte sich in der kontrastmittelverstärkten Sonographie eine Wiedereröffnung des Endoleaks trotz korrekt liegender Coils. Es wurde zunächst eine Woche abgewartet, jedoch zeigte sich weder eine Thrombosierung noch eine Größenregredienz des Endoleaks, sodaß eine erneute Angiographie mit Einbringen von weiteren Coils und Einspritzen von Acrylkleber erfolgte. In der unmittelbar postinterventionell durchgeführten Computertomographie sowie in der eine Woche später durchgeführten kontrastmittelverstärkten Sonographie ergab sich kein Hinweis auf eine Endoleckage. Der Patient erholte sich schnell von der Intervention und wurde nach Hause entlassen. Schlussfolgerung: Der kontrastmittelverstärkte Ultraschall stellt auch bei komplexen endovaskulären Rekonstruktionen ein sehr gutes Instrument zur Verlaufsbeobachtung von Endoleaks dar. Aufgrund der einfachen Durchführbarkeit und der geringen Belastung für den Patienten ist die wiederholte und engmaschige Therapiekontrolle durch kontrastmittelverstärkten Ultraschall nach Coiling von Endoleaks zu empfehlen und kann wie im vorgestellten Fall die Belastung mit CT-Kontrastmittel und Röntgenstrahlung reduzieren. Zur Reduktion von nierentoxischem Kontrastmittel könnte in Zukunft die kontrastmittelverstärkte Sonographie auch intra-interventionell zum Einsatz kommen. P1.7 Die Erweiterung des infrarenalen Aortenhalses nach endovaskulärer Versorgung von AAA bei drei verschiedenen Stentgrafttypen A. Oberhuber, A. Schwarz, B. Mühling, M. Hoffmann, O. Klass, L. Sunder-Plassmann, K.-H. Orend Universitätsklinikum Ulm, 89075 Ulm, Deutschland Fragestellung: Infrarenal Bauchaortenaneurysmen werden heute zu 3050% endovaskulär ausgeschaltet. Der langfristige Erfolg wird u.a. von der Dichtigkeit des Stentgrafts am proximalen infrarenalen Hals bestimmt. Ziel unserer Studie war es Veränderungen am infra-, suprarenalen und maximalen Durchmesser nach EVAR zu überprüfen und ihre klinische Wertigkeit zu bestimmen. Methodik: Zwischen 1998 und 2007 wurden alle Bauchaortenaneurysmapatienten welche einen Stentgraft der neuesten Generation infrarenal erhalten haben und mindestens einem follow-up von 3 Monaten mittels Angio CT in unserer Klinik in die Studie eingeschlossen (Medtronic Talent=35, Gore Excluder=39, Cook Zenith=29). Die einzelnen Durchmesser wurden durch orthogonaler Messungen entlang einer center lumen line bestimmt und durch 2 Mitarbeiter ausgewertet. Neben dem infrarenalen Durchmesser wurden der suprarenale, maximale Durchmesser, Abstand unterster Nierenarterienabgang zu oberem Stentgraftende und Stentrgaftdurchmesser erhoben. Eine Veränderung von über 2 mm wurde als signifikante Dilatation angesehen. Ergebnis: Über eine Nachuntersuchungszeit von 39,4 (3-108,8) Monate zeigt sich eine kumulative Dilatationsrate von 28,57% (Medtronic), 10,26% (Gore) 24,14% (Cook). Für den suprarenalen Bereich entsprechend 17.14%, 20.51%, und 17.24%. In einer Korrelationsanalyse fand sich ein signifikanter Zusammenhang in allen drei Gruppen. Der maximale Durchmesser konnte in 74.3% (Medtronic), 79.5% (Gore), und 75.8% reduziert werden. Eine Konversion zur offenen Operation musste in 2 Fällen erfolgen (1x Medtronic und 1x Cook), einmal wegen Stentmigration und einmal bei persistierendem Typ I Endoleak. Späte Typ I Endoleaks
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traten bei 4 Patienten auf. Einmal bei dem o.g. mit Fortschritt der Aneurysmose nach suprarenal und Stentmigration (Medtronic), einmal 2 Jahre später ohne Größenveränderung (Gore), und zweimal nach 2 Jahren mit Größenzunahme (Cook). Pat. Nr. 1 wurde offen konvertiert, Pat. Nr.2 erfolgreich mit Coils, Pat. Nr. 3 erfolglos mit Coils behandelt. Nur in 27% der Fälle (6 von 22)von infrarenaler Dilatation musste invasiv therapiert werden (Coils, prox. Cuffs, oder Konversion). Bei 3 dieser Patienten fand sich auch ein Aneurysmawachstum, bei 4 ein Typ I Endoleak. Schlussfolgerung: Als wesentliche Folgeerscheinung resultiert eine Therapiebedürftigkeit bei spätem Typ I Endoleak. Die 20% infrarenale Dilatation in unserem Krankengut entspricht in etwa denen der Literatur P1.8 Maximum peak wall stress is associated with increased glucose metabolism in abdominal aortic aneurysm wall assessed by FDG-PET-CT C. Reeps, A. Maier, M. Baust, M. Gee, M. Gurdan, H.-H. Eckstein Klinik für gefäßchirurgie, Klinikum rechts der Isar der TU München, 81675 München, Deutschland Background: Interactions of biomechanical forces and subsequent tissue reactions in the wall of abdominal aortic aneurysm (AAA) are postulated for AAA pathogenesis and rupture but so far have never been demonstrated in vivo. Since metabolic activity of AAA wall can be visualised by 18 F-fluorodeoxyglucose positron emission tomography/angiography CT (FDG-PET/aCT) and individually acting forces can be calculated precisely by computational finite element analyses (FEA) stress-tissue interactions in AAA can be correlated in vivo Material and methods: FDG-PET/CT data sets of 6 AAA patients with notably increased FDG uptake in AAA wall were studied. For further analyses detailed 3-D geometry of each AAA including thrombus was reconstructed from aCT-3mm-slices. Later Ortho-pressure-FEA-simulations including thrombus and pre-stress state of AAA geometry were performed using non-linear material and geometrical model assumptions to visualize peak wall stresses (PWS), strains and their distributions.FDG-PET clouds were anatomically fitted, , mathematically processed (Gauß-filter, 85%-filter), and superimposed to the 3-D AAA geometry. In addition the maximum standard uptake values (SUVmax) of metabolic activity were acquired. PWS and strain values and their local distributions were correlated to the corresponding FDG-uptake in AAA wall. Results: SUVmax varied from 3.7-4.6 (mean 4.1±0.33) and computational PWS and strains ranged from 29.0 N/cm2 to 64.0 N/cm2 (mean 48.3±127 N/cm2) and from 0.20 to 0.26 (mean 0,236±0.021) respectively. Maximum PWS levels were correlated to SUVmax (R = 0.38). In all but one patient areas with increased FDG uptake showed well and visible correlation to areas with increased computational PWS and strains while areas with low PWS and strains showed no or negligible metabolic activity. Conclusion: Our results indicate that biomechanical forces are correlated regional and quantitatively to increased FDG uptake in the wall of AAAs These findings strongly support the hypothesis of complex interactions between tissue reactions and biomechanic forces in AAA pathogenesis and rupture. Larger studies are needed to confirm these findings. P1.9 Spätinfektion eines Stentgraftsystems nach EVAR – wie aussagekräftig ist die praeoperative Diagnostik? Welche Therapieoptionen sind möglich? Fallbericht im Focus der aktuellen Literatur C. Martin, P. Rudzik, I. Radke, M. Naundorf DRK Kliniken Berlin Gefäßzentrum Berlin Süd, 12559 Berlin, Deutschland Das EVAR zählt zu einem bereits an vielen Kliniken etablierten Verfahren der Aneurysmatherapie.Grundvoraussetzung ist ein adäquates Mapping der Angiomorphologie und ein technisches Equipment der
interventionellen Techniken. Der Stentgraftinfekt zählt im Portfolio der Gesamtkomplikationen nach EVAR zu den mit Abstand seltenen Komplikationen .Frühzeitige Diagnostik und zeitnahe Therapie entscheiden über den Verlauf der Erkrankung. In der Zeit von 2000 bis 2008 haben wir in unserem Gefäßzentrum 152 AAA durch das EVAR behandelt. Bei zwei Patienten entwickelte sich in der Folge eine secundäre Stentgraftinfektion. Im ersten Fall 28 Monate post Implantationem nach stattgehabter Sigmaperforation und im zweiten Fall 48 Monate nach EVAR .Hier war ursächlich eine MRSA infizierte Pacemakertasche der Thoraxapertur vorausgegangen. Beiden Patienten ging eine weitgehend abortive Klinik voraus , die anfänglich weder serochemisch (Blutkultur /CRP/Leucozyten) noch zeitnah bildgebend (FKDS,Angio-CT,Granulozytenscan) die beginnende Infektion frühzeitig beschrieb. In den beiden Patientenverläufen sind die über 2 bis 3 Monate kontinuierlichen Befunde von Labor und bildgebender Diagnostik dargestellt und verglichen. Alle durchgeführten diagnostischen Verfahren konnten die Diagnose des Stentgraftinfektes nicht frühzeitig deklarieren. Wenig aussagekräftig waren die Serumleucozyten und das Granulozytenszintigram, das Angio-CT mit den bildmorphologischen Zeichen der lokalen aortalen Infektion war verwertbar , als sich von Seiten des Patienten eine Sepsis einzustellen begann.In beiden Fällen konnte das Device Anhand dieser beiden dramatischen Verläufe haben wir unsere Befundkonstellation mit der Literatur verglichen. Unsere erhobenen Daten reihen sich in die publzierten Kasuistiken ein; die weiterführende Ausschlußdiagnostik sollte eine PET-Untersuchung nachsichziehen. Das therapeutische Procedere sollte unseres Erachtens- bei sehr hohem Risiko - die Explantation der Stentgraftprothese anstreben vor der (publizierte) alleinigen hochdosierten Antibiotikatherapie. P1.10 Stellenwert der offenen und endovaskulären Behandlung von iliacalen Aneurysmen A. Stehr, J. Höcher, M. Heidrich Evangelisches Krankenhaus Mülheim a.d. Ruhr, 45468 Mülheim an der Ruhr, Deutschland Einführung: Die offen-chirurgischen Therapieverfahren bei Patienten mit Aneurysmen der Beckenstrombahn stehen in Konkurrenz zu den weniger invasiven, interventionellen Techniken. Während bei der offenen Behandlung zumeist die A. iliaca interna Strombahn erhalten werden konnte wurde diese bei den endovaskulären Methoden oft verschlossen. Die Einführung von iliacalen Endoprothesen mit Seitenarmtechnologie haben das endovaskulär zu versorgende Patientenspektrum jedoch vergrößert. Material und Methoden: Gezeigt werden Indikation, Möglichkeiten und Risiken sowohl der offenen als auch interventionellen Verfahren. Besonderes Augenmerk wird auf die Patienten gelegt, die mittels Endoprothese unter erhalt der Arteria iliaca interna versorgt werden können. Wir haben im letzten Jahr 7 Patienten mit Endoprothesen mit Seitenarmtechnologie (IBD Fa. COOK) versorgt (2 beidseitig, 5 einseitig). Diese wurden nach 6 Monaten mittels CT hinsichtlich Offenheitsrate, Aneurysmaausschaltung, Endoleak, Migration, Aneurysmahalsdilatation und max. Aneurysmadurchmesser nachuntersucht. Ergebnisse: Die vollständige Aneurysmaausschaltung gelang in allen Fällen, eine 30 Tage Mortalität trat nicht auf. Bezüglich des Follow up trat kein Endoleak auf, alle versorgten Beckengefäße waren offen (externa und interna). Wir sahen weder eine Migration der Prothesen noch eine Dilatation des Aneurysmahalses. Bei der Nachuntersuchung konnte jedoch keine signifikante Schrumpfung der Aneurysmadurchmessers beobachtet werden. Klinisch trat bei keinem der Patienten eine Glutealclaudicatio auf. Schlussfolgerung: Die endovaskuläre Ausschaltung von Aneurysmen der Beckenarterien ist technisch möglich und bringt im Vergleich zur
Überstentung der inneren Beckenschlagader bessere postoperative Kurzzeit-Ergebnisse. Dieses Verfahren stellt möglicherweise gerade bei jüngeren, aktiven Patienten die Methode der Wahl dar. P1.11 Schwere vaskuläre Dysphagie verursacht durch einen rechtsseitigen Aortenbogen mit einem aneurysmatischen Kommerell‘s Divertikel A.M. Dirrigl, C. Reeps, S. Ockert, A. Zimmermann, M. Gurdan, H.-H. Eckstein Klinik für Gefäßchirurgie, Klinikum rechts der Isar der TU München, 81675 München, Deutschland Fragestellung: Eine vaskuläre Anomalie ist eine seltene Ursache für eine Dysphagie im Erwachsenenalter. In der Literatur wird ein rechtsseitig angelegter Aortenbogen mit einer Prävalenz von 0.05-0,1% beschrieben. Zusätzlich besteht in 50% der Patienten eine atypisch verlaufende linke A. subclavia. Ferner sind diese Fälle ebenfalls häufig mit dem Auftreten eines Kommerell’s Divertikel assoziiert. Material und Methoden: Eine 76-jährige Patientin wurde aufgrund einer unklaren progredienten Dysphagie sowie daraus resultierender Kachexie über einen Zeitraum von 2 Jahren vorstellig. Eine neurologische und HNO-ärztliche Untersuchung ergab keine auffälligen Befunde. In der Gastroskopie ließen sich eine moderate Gastritis sowie eine axiale Hiatushernie nachweisen. Die weiterführende funktionelle Diagnostik mit Durchführung eines Barium Breischluckes zeigte eine proximale Achalasie mit einer filiformen Stenosierung des Ösophagus durch einen zunächst unklaren Anteil des Aortenbogens. Eine Multislice Kontrastmittel CTAngiographie bestätigte den Befund eines rechtsseitigen Aortenbogens. Zusätzlich stellte sich noch ein retroösophagial gelegenes Kommerell’s Aneurysma mit einem maximalen Diameter von 58mm dar. Ergebnisse: In Zusammenschau der Klinik und der angiomorphologischen Befunde wurde die Patientin für ein operatives Vorgehen mit Anlage eines alloplastischen Interponates und einer Transposition der A. subclavia mit einem temporären axillo-femoralen Bypass geplant. Im Vorfeld erfolgte eine PEG-Anlage mit der Möglichkeit der hochkalorischen enteralen Ernährung. Die Patientin verstarb jedoch vor geplanter Operation aufgrund einer Bolus Aspiration mit nachfolgender Asphyxie. Schlussfolgerung: In den meisten Fällen wird ein rechtsseitig angelegter Aortenbogen bereits im Kindesalter aufgrund einer Kompression der Trachea oder des Ösophagus symptomatisch. Die beschriebenen Pathomechanismen für eine späte Manifestation des rechten Aortenbogens sind eine Aortendissektion, ein progredientes Aneurysma mit Ruptur oder eine tracheale Kompression. Bei einer Dysphagie im späteren Lebensalter sollte eine komplexe vaskuläre Anomalie als Ursache mit in Betracht gezogen werden. Die therapeutischen Optionen sind abhängig von der zugrundeliegenden Anomalie sowie des Pathomechanismus. P1.12 Gedeckt-rupturiertes thorakales Aortenaneurysma nach operativer Versorgung einer Aortenisthmusstenose in der Kindheit A. Kukic, T.C. Schmandra, P. Knez, T. Schmitz-Rixen Universitätsklinik Frankfurt am Main, 60590 Frankfurt am Main, Deutschland Einleitung: Patienten mit operierter Aortenisthumsstenose im Kindesalter zeigen im Verlauf gehäuft Rest- oder Restenose und in 10-20% der Fälle Aneurysmenbildung im Bereich der Aorta descendens. Patientin und Verlauf: Eine 43j. Frau wird mit akut aufgetretenen thorakalen Schmerzen mit Dyspnoe notfallmäßig in der interdisziplinären Notaufnahme vorgestellt. Es besteht Z.n. operativer Versorgung einer Aortenisthmusstenose im Alter von zwei Jahren sowie zweimalige Ballondilatation einer Reststenose vor 20 Jahren. Nach elektrographischem und laborchemischem Ausschluß eines Myokardinfarktes zeigt die Gefässchirurgie 5 · 2009
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Abstracts CT ein gedeckt rupturiertes thorakales Aortenaneurysma in Höhe des Aortenisthmus mit begleitendem Hämatothorax links. Es erfolgt die notfallmässige endovaskuläre Implantation eines thorakalen Stentgrafts mit Überstentung des linken A. subclavia-Abgangs. Die intraoperative Angiographie sowie die CT-Kontrollen ergaben eine regelrechte Lage des Stents ohne Anhalt für Endoleak. Der linke Arm zeigte sich durch die Überstentung des Subclaviaabgangs klinisch nicht beeinträchtigt mit einem capillary refill über die A.vertebralis. Eine bisher unbehandelte arterielle Hypertonie wurde medikamentös eingestellt. Die Patientin wurde am 10. postoperativen Tag in die Anschlussheilbehandlung entlassen und zeigt sich in den Kontrolluntersuchungen klinisch beschwerdefrei ohne Endoleak-Nachweis. Diskussion: Bei Z.n. operativer Versorgung einer Aortenisthumsstenose im Kindesalter und zweimaliger Ballondilatation muss das voroperierte Areal der thorakalen Aorta als Locus minoris resistentiae betrachtet werden. Hier ist es zur Aneurysmaausbildung mit gedeckter Ruptur, begünstigt durch den unbehandelten essentiellen Hypertonus, gekommen. Bei Überstentung der linken A. subclavia müsste bei Auftreten einer linksseitigen belastungsabhängigen Armischämie bei insuffizienter Kollateralausbildung und retrograder Füllung über die A. vertebralis eine Subclavia-Transposition durchgeführt werden. Dies würde sich auch bei Auftreten eines Endoleaks Typ II anbieten. Schlussfolgerung: Die endovaskuläre Versorgung thorakaler Aneurysmata als Spätfolge einer Aortenisthums-operation ist das Verfahren der Wahl. Dies gilt insbesondere für symptomatische Patienten mit hoher Rupturgefährdung. P1.13 Alternative EVAR Versorgung bei infrarenalem Aortenaneurysma über einen kombinierten femoralen und subclavia Zugang mit Gore Excluder T. Stojanovic, O. Coskun, B. Danner, F.A. Schöndube Universitätsmedizin Göttingen, 37075 Göttingen, Deutschland Einleitung: Wir präsentieren den Fall eines infrarenalen Aortenaneurysmas mit proximalem und distalem Hals, welches aufgrund der Enge des distalen Halses nicht für eine konventionelle EVAR mit Y-Prothese geeignet war. Methoden: Bei ausreichend langem distalen Hals wurden zwei Gore Excluder Beinchen gegenläufig transfemoral und über die A. subclavia von cranial ineinander platziert und eine komplette Exklusion des Aneurysmas erreicht. Ergebnisse: In der 6 Monats follow-up CT-Kontrolle war das Aneurysma weiterhin komplett ausgeschaltet. Ein kleines Typ II Endoleak wurde belassen, da sich keine Aneurysmaprogression zeigte. Schlussfolgerung: Ein kombiniertes Verfahren transfemoral und cranial über die A. subclavia ist eine alternative und sichere endovaskuläre Option bei Anatomien, die einer konventionellen EVAR Versorgung nicht zugänglich sind, vorausgesetzt es findet sich keine höhergradige AVK im Bereich der linken Arteria subclavia. P1.14 Erfolgreiche Rekonstruktion eines mit Salmonellen infizierten gedeckt rupturierten infrarenalen Aortenaneurymas durch in situ Ersatz mit tiefer Beinvene A. Neufang, J. Reinstadler, C. Espinola-Klein, M. Doemland, B. Dorweiler, E. Weigang, S. Savvidis, T. Andrasi, C.F. Vahl Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 55131 Mainz, Deutschland Einleitung: Der Ersatz primär infizierter Arterien oder infizierter Gefäßprothesen mittels autologer Vena femoralis superficialis (VFS) ist als direkte autologe Rekonstruktion etabliert. Es wird der Fall eines gedeckt rupturierten infizierten infrarenalen Aneurysmas mit Direktrekonstruktion beschrieben.
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Fallbericht: ein 67-jähriger männlicher Patient mit gutem Allgemeinzustand wurde wegen anhaltendem Durchfall mit Schüttelfrost und hohem Fieber in einem externen Krankenhaus aufgenommen. Die Stuhluntersuchung ergab eine Infektion mit Salmonella enteridis worauf eine Antibiose mit Clont und Cefuroxim eingeleitet wurde. Nach 2 Tagen kam es bei dem klinisch gebesserten Patienten zu einer Synkope mit plötzlichen anhaltenden abdominellen Schmerzen mit dem sonographischen Verdacht auf ein abdominelles Aneurysma. Temperatur 39,7OC, Hb: 12,5g/ dl; Leukozyten 28,6; Thrombos 439000; Quick 54%; ATIII 71%. CT-Abdomen mit KM: nach rechts ins Retroperitoneum gedeckt rupturiertes Aortenaneurysma. Operative Taktik: ITN mit Desinfektion des Abdomens und beider Beine; Entnahme der V. femoralis superfizialis beidseitig (15 cm); Wundverschluß; Herstellen eines Y-Grafts aus beiden Venen mit langem Körper; Mediane Laparotomie mit infrarenaler Aortenklemmung; infrarenaler Aortenersatz mit venösem Y-Graft in-situ nach ausgiebigem Debridement; Drainage; Wundverschluss Verlauf: Intensivaufenthalt bis 4. pod; Mikrobiologie: massiv Salmonella enteritidis aus Aortenthrombus; i.v. Antibiose mit Ciprobay und Claforan; Rasche Entfieberung; Normale Mobilisation mit AT-Strümpfen; Entlassung am 18. pod mit unauffälliger peripherer Durchblutung; unauffällige Darstellung der Aortenrekonstruktion. im MRT. Unauffälliger Verlauf über 7 Jahre postoperativ. Schlussfolgerung: Die autologe Vena femoralis superfizialis stellt ein infektresistentes Implantatmaterial auch zur Beherrschung arterieller Infektionen mit akuter Gefäßruptur dar. Duplexsonographisch nachweisbare schwere venöse Veränderungen im tiefen Venensystem nach Entnahme der VFS sind in der Regel nicht zu erwarten. P1.15 Funktionelle Analyse eines murinen Aorten- „Sleeve Technik“ Transplantationsmodels mittels hochauflösendem Ultraschall Z. Rowinska, S. Zander, A. Zernecke, S. Langer, M. Jacobs, M. Merx, T.A. Koeppel Europäisches Gefäßzentrum Aachen-Maastricht, 52074 Aachen, Deutschland Einleitung: Ziel unserer Studie war die Evaluation der funktionellen und morphologischen Analyse eines Aorten-„Sleeve Technik“ Transplantationsmodells im Vergleich zu nativen Aorten mittels hoch-auflösendem Ultraschall. Methoden: Die infrarenale Aorta wurde orthotopisch mittels „Sleeve“Technik transplantiert (Isograft). Die Transplantation der Aorta wurde zunächst bei n=5 Mäusen durchgeführt; weitere Tiere (n=5) wurden zusätzlich schein- operiert, und dienten als Kontrolle. Um die Funktion der abdominalen Aorta zu verifizieren, wurde diese, innerhalb eines acht wöchigen Zeitraumes nach Transplantation, mit Hilfe des Ultraschallgerätes Vevo 770 (Visual Sonics) analysiert. Zur funktionellen Analyse wurden drei anatomische Punkte festgelegt. Der erste Punkt war oberhalb (auf Höhe der Nierenarterien), der Zweite war in der Mitte, und der Dritte war distal des Transplantates, unmittelbar vor der Bifurkation, lokalisiert. Die Ultraschalluntersuchungen wurden durch histopatologische Untersuchungen ergänzt. Resultate: Es wurden keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Funktion oberhalb sowie in der Mitte des Transplantates im Vergleich zu schein- operierten Tieren festgestellt. Lediglich distal des Transplantates konnte eine leicht verminderte Wandbewegung der abdominalen Aorta festgestellt werden (nach 8 Wochen: distale Bewegung der vornliegenden Wand, Schein-operierte vs. Implantat Mäuse 0,05 ± 0,03 mm vs. 0,04 ± 0,02 mm; n.s.; n=5; distale Bewegung der rückliegenden Wand, schein-operierte vs. Implantat Mäuse 0,03 ± 0,01 mm vs. 0,02 ± 0,01 mm; p< 0,05; n=5). Die Histopathologie ergab keine signifikanten Graft-Läsionen. Zusammenfassung: Die hoch- auflösende Ultraschallanalyse ist ein sehr wertvolles Instrument hinsichtlich der longitudinalen in vivo Betrachtung unseres murinen gen- identischen Aorten- Transplantationsmodels;
insbesondere bezüglich der Betrachtung der Graft -Durchgängigkeit, -Funktion und -Morphologie. Desweiteren führt die Implantation, über einen signifikant- postoperativen Zeitraum betrachtet, zu einem funktionell uneingeschränkten Transplantat. In Kombination bilden diese Ergebnisse eine wichtige Grundlage für pharmakologische Studien sowie für Studien mit genetisch modifizierten Tieren. P1.16 EVAR und Methodik der intraoperativen Kontrast-verstärkten Sonographie: Reduktion der Strahlendosis und Vermeidung jodhaltiger Kontrastmittel R. Kopp, W. Zürn, R. Weidenhagen, G. Meimarakis, D.A. Clevert Klinikum München Harlaching, 81545 München, Deutschland Einleitung: Die Lokalisation der Stentgraft-Verankerungszone für die endovaskuläre Therapie aortaler Aneurysmen erfolgt meistens durch präoperative Planung und Orientierung anhand der CT-Angiographie und durch intraoperative Gabe jodhaltiger Kontrastmittel (KM) mit gleichzeitiger Durchleuchtung (DSA). Die intraoperative Kontrollangiographie erlaubt allerdings nur eine begrenzte Auflösung zur Beurteilung möglicher Endoleckagen. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion wäre zusätzlich eine Lokalisationsdiagnostik ohne konventionelle (Jod)KM-Angiographie wünschenswert. Material und Methoden: In der Studie wurde die Wertigkeit der intraoperativen KM-verstärkten Sonographie (CEUS) während der endovaskulären Therapie infrarenaler Aortenaneurysmen evaluiert. Die CEUSSonographie wurde mit der CPS (contrast-pulse-sequencing) Technik mit Sonographie-Kontrastmittel (SonoVueR) durchgeführt. Ergebnisse: Bei 15 Patienten mit infrarenalen Aneurysmen der Aorta wurde im Rahmen der endovaskulären Therapie zusätzlich oder allein die intraoperative KM-Sonographie verwendet. Drei Patienten mit infra renalen Aneurysmen konnten nach vorhergehender MR-Diagnostik allein durch die intraoperative Kontrast-verstärkte Sonographie komplett ohne (Jod)KM-Angiographie endovaskulär behandelt werden. Bei zwei Patienten mit partiell kompensierter Niereninsuffizienz wurde ein Typ I und ein Typ III Endoleak mit Hilfe der intraoperativen KM-Sonographie erfolgreich therapiert. Bei weiteren Patienten wurden verbliebene Typ II Endoleckagen nachgewiesen, davon waren zwei in der konventionellen KM-Angiographie nicht eindeutig zu diagnostizieren. Durch den zusätzlichen Einsatz der intraoperativen KM-Sonographie konnte die Durchleuchtungszeit und die Menge von jodhaltigem Kontrastmittel signifikant reduziert werden. Schlussfolgerung: Der Einsatz der intraoperativen Kontrast-verstärkten Sonographie bietet neue individualisierte Behandlungsmöglichkeiten zur Optimierung der endovaskulären Therapie der Aorta, mit einer Verbesserung der renalen Organprotektion und zusätzlicher Reduktion der Strahlenbelastung für Patient und Personal. P1.17 Hinweise auf eine borrelioseassoziierte Aneurysmaentstehung? F.M. Corvinus, G. Gäbel, H. Bergert, I. Hinterseher Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, 01307 Dresden, Deutschland Fragestellung: Die Ursachen aneurysmatischer Erweiterungen der Aorta sind vielseitig und bis heute nicht bis ins letzte Detail bekannt. Ein selten gewordener, aber klinisch gut belegter Zusammenhang findet sich zwischen der Infektion mit dem Spirochäten Treponema pallidum und dem luetischen Aortenaneurysma. Der sehr viel häufiger vorkommende Erreger der Lyme Borreliose, Borrelia burgdorferi, gehört ebenfalls zur Gruppe der Spirochäten. Einzelfallberichte über Aneurysmata der cerebralen und koronaren Gefäße bei Borreliosepatienten sind aus der Literatur bekannt. Eine Korrelation zwischen Aortenaneurysmen
und einer pathologischen Borrelienserologie wurde bis heute nicht beschrieben. Methodik: Wir untersuchten die Borreliose-Seroprävalenz in unserem Patientenkollektiv der operierten Aneurysmen der infrarenalen Aorta und des Poplitealsegmentes von Mai bis Dezember 2008. Die Ergebnisse werden mit Hilfe des student-t Tests mit der Seroprävalenz der deutschen Durchschnittsbevölkerung verglichen. Ergebnisse: Insgesamt wurden 34 Patienten untersucht. Hierbei konnte in 41,18 % der Aneurysmapatienten ein positiver IgG Borreliosetiter erhoben werden. Zum Vergleich wird die Seroprävalenz der deutschen Durchschnittsbevölkerung zwischen 8 – 15 % angegeben. Eine Primärantwort mit erhöhten IgM lag in keinem der untersuchten Patienten vor, eine Kreuzreaktion mit Treponema pallidum wurde bei allen Patienten serologisch ausgeschlossen. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse unserer Untersuchung weisen auf einen möglichen Zusammenhang zwischen stattgehabter Borrelienexposition und einer aneurysmatischen Gefäßerweiterung hin, so dass die begünstigte Entstehung von Aneurysmen durch den Spirochäten Borrelia burgdorferi möglich erscheint. Um diese Daten zu validieren werden Untersuchungen an größeren Patientengruppen und einer Kontrollgruppe (bzgl. Alter, Geschlecht, Beruf und Freizeitverhalten) durchgeführt. Es stellt sich weitergehend die Frage nach dem möglichen Pathomechanismus der Entstehung von Aneurysmen durch den Spirochäten Borrelia burgdorferi. P1.18 Das Truncus coeliacus-Kompressionssyndrom – Gefäßchirurgische Aspekte der operativen Therapie bei 18 Patienten M. Duran, F. Iskandar, D. Blondin, D. Grotemeyer, W. Sandmann Universitätsklinikum Düsseldorf, 40225 Düsseldorf, Deutschland Fragestellung: Das Truncus coeliacus-Kompressionssyndrom (TCKS) ist eine seltene vasculäre Entität, bei der das Ligamentum arcuatum, fibröse Bänder und periganglionäres Gewebe den Truncus coeliacus einengen und zu chronischen postprandialen Schmerzen, Übelkeit und Gewichtsverlust führen. Der Stellenwert vaskulärer Rekonstruktionstechniken bei der operativen Behandlung des TCKS ist Gegenstand der Untersuchung. Methodik: In der letzten Dekade wurden in unserer Klinik insgesamt 341 Patienten an den Viszeralgefäßen operiert (225 chronisch viscerale Ischämien, 84 akute viscerale Ischämien und 14 Visceralarterien-Aneurysmen). Bei 18 Patienten wurde ein TCKS diagnostiziert. Retrospektiv wurde die Klinik, die Diagnostik, die Therapie sowie die Nachuntersuchung im Langzeitverkauf evaluiert. Ergebnis: Ein TCKS wurde bei 15 Frauen (83,3%, Durchschnittsalter 47,9 Jahre, 20-68 Jahre) und 3 Männern (16,7%, Durchschnittsalter 37,7 Jahre, 26-54 Jahre) festgestellt. Alle 18 Patienten wurde in einer Elektivsituation operiert. In Abhängigkeit von der lokalen Situation des TC nach Dekompression mit fixierter Striktur oder Stenose erhielten 11 Patienten zusätzlich eine Rekostruktion des TC (aorto-truncales VenenInterponat n=6, aorto-hepatisches Venen-Interponat n=1, Resektion des TC mit End-zu-End-Anastomose n=2, Venenpatchplastik des TC n=1, transaortale Stent-Entfernung aus dem TC n=1). Eine Nachuntersuchung war bei 15 Patienten nach einer mittleren Zeitspanne von 3 ½ Jahren möglich. Elf der 15 Patienten (73,3%) waren bezüglich einer abdominellen Symptomatik komplett beschwerdefrei und 9 Patienten (60,0%) hatten eine Gewichtszunahme von 3 bis 10 Kg. Von den 11 beschwerdefreien Patienten erhielten sechs eine alleinige Dekompression, in den weiteren 5 Fällen wurde zusätzlich eine Rekonstruktion des TC durchgeführt. Schlussfolgerung: Die offen chirurgische Therapie des TCKS ist eine sichere Procedure ohne Mortalität und mit geringer Morbidität. Über 2/3 der Patienten benötigen nach der Dekompression zusätzlich eine gefäßchirurgische Rekonstruction des TC. Das Langzeitergebnis ist zufriedenstellend. Endovasculäre Verfahren lösen nicht das zugrundelieGefässchirurgie 5 · 2009
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Abstracts gende Problem der extrinsischen Kompression des TC, sodass der offene operative Therapieansatz bisher als Standardverfahren zu werten ist. Aufgrund kleiner Fallzahlen sind keine Leitlinien sinnvoll zu erstellen; die Therapiewahl ist anhand der klinischen und morphologischen Situation im Einzelfall auszurichten. P1.19 Carbonic anhydrase IX expression in cerebrospinal liquor correlates with neurological outcome in patients treated open surgically for thoracoabdominal aortic aneurysms T.A. Sagban, W. Sandmann Universitätsklinik Düsseldorf, 40225 Düsseldorf, Deutschland Paraplegia after thoracoabdominal aortic aneurysm (TAAA) repair still threats patients although all available adjuncts for spinal cord-protecting strategies and surgical techniques have been reported to reduce the incidence of spinal cord ischemia. The surgical protocol included cerebrospinal fluid drainage, moderate hypothermia, intraoperative measurement of spinal sensory evoked potentials (SSEP) and transcranial motor evoked potentials (tcMEP). After exclusion of all patients who did not met the study criteria, 14 patients were left for evaluation. Based on neurological outcome, 2 groups were build: Group 1 (n=8 pts; 2 female, 6 male; mean age 70,5+5,4 years) without neurological deficit (no early or delayed paraplegia or paraparesis); Group 2 (n=6 pts, 2 female, 4 male; mean age 64,2+14,3) contained pts. who developed early or delayed paraplegia caused by spinal ischaemia after TAAA repair. Mean age of 10 male and 4 female patients was 67,4 + 9,8 years. Mean aneurysm size was 6,86 cm in diameter (min 5, max 12 cm). CSF was collected and analysed for glucose, lactate, protein content, Na+, Ca+, K+ and pH. Additional an ELISA was performed for evaluation of CA IX. Increase or decrease of CA IX to its baseline value after cross-clamping was calculated in per cent and compared between the 2 groups. Chemical evaluation of liquor content for protein, glucose, lactate, pH, Na+, Ca+ or K+ showed no significant difference between group 1 and 2. There was also no significant difference between the 2 groups compared for values before and after aortic cross clamping. CA IX evaluation in group 1 showed a significant elevation to its baseline vs. group 2. While in group 1 only high increasing values for CA IX were observed, group 2 showed only slight increase or even decreasing values for this enzyme. This difference was highly significant with p=0.007. Duration of amplitude loss measured with SSEP’s showed a highly significant correlation with relative change of CA IX pre/post in per cent compared between the 2 groups (p=0,036). We could show the first time that CA IX is not only membrane bound and detectable in CSF. The individual ability to upregulate CA IX while or after ischemia influences the neurological outcome in TAAA patients significantly. We therefore hypothyse that analogous to ischemic preconditioning CA IX up regulation is one essential tool to prevent paraplegia/paraparesis and neurological outcome is dependant on individual ischemic tolerance.
Postersession 2: Carotisstenose / Erkrankungen der tiefen Venen P2.1 Einfluss der Niereninsuffizienz auf die Pathophysiologie von Carotisläsionen und Plaquevulnerabilität J. Pelisek, H.-H. Eckstein, M. Rudelius, H. Frank Klinik für Gefäßchirurgie, Klinikum rechts der Isar der TU München, 81675 München, Deutschland Hintergrund: Der Einfluss der Niereninsuffizienz auf die Plaquezusammensetzung und progression von Carotisläsionen ist bislang nicht
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aufgeklärt worden. Aus diesem Grund wurden retrospektiv Plaques von Patienten mit fortgeschrittenen Carotisstenosen mit und ohne Niereninsuffizienz ausführlich histologisch untersucht und mit verschiedenen serologischen Parametern verglichen. Methoden: In die vorliegende Untersuchung wurden insgesamt 114 Patienten einbezogen, die einer Thrombendarteriektomie unterzogen wurden und Kriterien der Studie erfüllt haben. Somit standen zur Verfügung 51 Individuen mit Niereninsuffizienz (eGFR < 60 mL/min) und 63 Patienten ohne eingeschränkte Niereninsuffizienz (eGFR > 60 mL/min). Carotisläsionen wurden histologisch im Bezug auf die Plaquemorphologie, verschiedene Stadien der Verkalkung, Stabilität, Kollagengehalt und Zellularität untersucht. Weiterhin wurden serologisch Matrixmetalloproteinasen (MMP-1,-2,-3,-7,-8,-9), inflammatorische Faktoren und weitere relevante klinische Parameter analysiert. Resultate: Carotisläsionen von Patienten mit Niereninsuffizienz hatten signifikant höheren Gehalt an Verkalkung sowohl in früherem als auch fortgeschrittenem Stadium (11,2% vs. 2,8% und 7,4% vs. 0,2%; p=0,002 und 0,036). Weiterhin waren signifikant mehr Plaques von diesen Patienten instabil oder rupturiert (50,8% vs. 20,4% und 53,1% vs. 32,8%; p=0,001 und 0,035). Im Gegensatz dazu zeigten Plaques von Patienten mit eingeschränkter Renalfunktion einen signifikant niedrigeren Gehalt an Kollagen (39±19% vs. 55±22%; p = 0,001) und Zellularität (Reduktion um 23,1%; p=0,024). Betreffend serologische Untersuchungen wiesen Patienten mit Niereninsuffizienz signifikant höhere Fibrinogen und MMP-7 Werte auf (393±88 vs. 331±60 und 13,0±5,3 vs. 8.3±3,0; p=0,018 und < 0,001). Zusammenfassung: Die Zusammensetzung von Carotisläsionen kann durch die Niereninsuffizienz signifikant beeinflusst werden. Diese Veränderungen können sich weiterhin auf die Plaquestabilität negativ auswirken und zur Plaqueruptur und folglich zu einem klinischen Ereignis führen. Schlussfolgernd sollte bei Patienten mit fortgeschrittener Carotisläsion und eingeschränkter Nierenfunktion die Entscheidung eines chirurgischen Eingriffs sorgfältiger abgewogen und neue diagnostische Strategien überlegt werden. P2.2 Erhöhte Expression von Seneszenzmarkern im Grenzzonenbereich von arteriosklerotischen Plaques humaner A. carotis interna Stenosen M. Hakimi, M. Betz, A. Hyhlik-Dürr, E. Ritz, L. Becker, M.L. Groß, D. Böckler Universitätsklinikum Heidelberg, 69120 Heidelberg, Deutschland Fragestellung: Alterungsassoziierte Zellveränderungen spielen eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit Zellregenration bzw. zellulärer Dysfunktion. Zellzyklusarrest bei replikationsbedingter Telomerverkürzung wird durch regulierende Proteine vermittelt, reduziert die Regenerationsfähigkeit des Gewebes und führt zur Funktionsbeeinträchtigung. An Nierengewebe konnte gezeigt werden, dass eine Telomerverkürzung nicht ausschließlich durch Replikation, sondern auch durch Stress induziert wird. Der Stress induzierte Pathway wird über p16INK4a vermittelt. Die Veränderungen des Gen-Expressionprofils vaskulärer Zellen bei Arteriosklerose sind wenig erforscht. In dieser Studie wurde an humanen Gefäßen untersucht, inwieweit im Bereich Plaques von A. carotis interna (ACI)- Stenosen eine erhöhte Expression der Zellzyklusregulatoren p16INK4a, p21 und p53 (Seneszenzmarker) stattfindet. Zudem wurde evaluiert, ob morphologischer Schädigungsgrad oder Klinik (kardiovaskuläre Risikofaktoren, neurologische Ereignisse) mit der Expression dieser Proteine korrelieren. Methodik: Es wurden Eversionsendarteriektomie-Präparate und klinische Daten von 50 Patienten mit hochgradiger ACI-Stenose untersucht. Zur morphologischen Beurteilung wurde eine Trichrome Färbung durchgeführt. Die morphologische Einteilung der Läsion erfolgte entsprechend der Stary-Klassifikation. Die Bestimmung von p16INK4a, p21 und p53 wurde immunhistochemisch durchgeführt. Zur Auswertung wurde eine Unterteilung der Präparate in Plaquezone, Grenzzone und gesunde Gefäßwandzone (Kontrolle) vorgenommen. Die morpholo-
gischen und immunhistochemischen Untersuchungen wurden mit den klinischen Daten korreliert (Students T-Test). Ergebnisse: Es wurden 50 Patienten (39m:11w, 47-87 Jahre) mit ACIStenose untersucht. 22 waren symptomatisch, 33 hatten Hyperlipoproteinämie, 21 Diabetes mellitus, 49 Hypertonie, 13 Nikotinabusus und 13 Niereninsuffizienz. Es wurde eine signifikant erhöhte Expression der Seneszenzmarker in der Grenzzone festgestellt (p < 0,05). Stary-Klassifikation, Risikofaktoren oder Auftreten neurologischer Ereignisse korrelierten nicht mit der Proteinexpression. Schlussfolgerung: In Grenzzonen der Plaques besteht eine gesteigerte Expression von Seneszenmarkern. Der Stress induzierte- und der replikationsbedingte Pathway werden aktiviert. In wieweit diese Aktivierung durch kardiovaskuläre Risikofaktoren getriggert wird und ob ein akzelerierter Arterioskleroseverlauf daraus resultiert muss weiter untersucht werden. P2.3 Die Entfernung des Glomus caroticum (GC) und des Carotis Sinus Nervs (CSN) im Rahmen einer Carotiseversionsendarterekltomie (eCEA) führt zu keinen postoperativen Blutdruckinstabilitäten K. Linni, D. Neureiter, M. Aspalter, N. Mader, T. Hölzenbein PMU Salzburg, 5020 Salzburg, Austria Hintergrund: Unkontrollierter Bluthochdruck nach CEA kann Herzinfarkt, Schlaganfall und Tod verursachen. Über den Einfluss einer GC/ CSN Resektion im Rahmen einer CEA auf den postoperativen Blutdruck (RR) ist bisher wenig bekannt. Die Resektion des periadventitiellen Gewebes in der Carotisgabel erleichtert die eCEA. Das Ziel unserer Studie war es, den Einfluss einer GC/CSN Resektion im Rahmen einer eCEA auf das postoperative RR Verhalten zu evaluieren. Methodik: Von 3/07 bis 3/08 wurden 100 konsekutive eCEA Patienten mit hochgradiger primärer Arteria carotis interna (ACI) Stenose ohne kontralateraler Carotis-Pathologie bezüglich postoperativer RR Instabilitäten evaluiert. In Gruppe A (n=50) konnte nach histologischer Aufarbeitung des periadventitiellen Gewebes der Carotisgabel eine GC/CSN Resektion verifiziert werden. In Gruppe B (n=50) war eine GC/CSN Resektion nicht nachweisbar. Der RR wurde in den ersten 24 Stunden nach eCEA kontinuierlich gemessen. Zusätzlich erfolgte eine RR Messung ein Monat nach Operation. Die Gruppen wurden mittels t-Test und chisquared Test verglichen. Eine multivariate Analyse wurde durchgeführt. Resultate: Beide Gruppen zeigten hinsichtlich kardiovaskulärer Risikofaktoren, Stenosegrad und Operationsindikation keinen signifikanten Unterschied (p= n.s.). Die postoperative mittlere Anzahl an antihypertensiven Interventionen war in Gruppe A 0.82 vs 0.94 in Gruppe B (p=0.558). Die postoperative kontinuierliche RR Messung zeigte keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen (p=0.754). Es wurden keine neurologischen Defizite beobachtet und lediglich ein lokales Hämatom in Gruppe B revidiert. Die multivariate Analyse zeigte bezüglich der einzelnen Faktoren keinen signifikanten Einfluss auf das postoperative RR Verhalten. Nach 30 Tagen konnte keine RR Differenz zwischen den beiden Gruppen beobachtet werden. Schlussfolgerung: Im Gegensatz zur bisherigen Meinung zeigte unsere Studie, dass die Resektion des periadventitiellen Gewebes der Carotis bifurkation nicht immer GC/CSN Gewebe enthält. Wird der Glomus beziehungsweise der Sinusnerv reseziert, verursacht dieses Manöver jedoch keine postoperativen RR Instabilitäten.
P2.4 Ist die Carotis-TEA bei asymptomatischen Patienten über dem 75. Lebensjahr sinnvoll? Kritische Bewertung der eigenen Langzeitergebnisse R. Kellersmann, K. Schiemann, R. Pingel, M. Lauerbach, C. Bühler, W. Müllges Universitätsklinikum Würzburg, 97080 Würzburg, Deutschland Fragestellung: Trotz solider Datenlage zum langfristigen Nutzen der Carotis-TEA bei asymptomatischer Carotis interna Stenosen ist die Indikationsstellung bei bestimmten Sub-Gruppen problematisch. So scheint laut Studienlage kein Effekt der TEA auf die Prävention ischämischer Hirninfarkte bei Patienten > 75 Jahren vorzuliegen. Trotzdem gehört die TEA bei dieser Patientengruppe zur gängigen klinischen Praxis. Aus diesem Grunde haben wir anhand der eigenen Daten den Nutzen der Carotis-TEA bei asymptomatischen Pat. > 75 Jahren analysiert. Methodik: Carotis-TEA, die im Zeitraum von 01/96 bis 12/06 an unserer Klinik operiert wurden, sind in die Studie einbezogen worden. RezidivOperationen (n=35) wurden excludiert. Die TEA erfolgte mit routinemäßiger Shunt-Einlage und Patch-Plastik. Die Auswertung wurde anhand der Krankenakten, Hausarztanfragen sowie neurologischer und sonographischer Nachuntersuchungen durchgeführt. Zielkriterien waren neben den frühpostoperativen Ergebnissen, das Vorliegen einer Re-Stenose, die langfristige Schlaganfall- sowie Überlebensrate. Ergebnis: Im o.g. Zeitraum wurden 986 primäre Carotis-TEA bei 903 Pat. durchgeführt. In 59,6% der Fälle lagen asymptomatische Stenosen vor, wobei hiervon wiederum 27% dieser Pat. (n=158) > 75 Jahre waren. Perioperativ ergab sich kein signifikanter Unterschied in der ApoplexRate (1,2% bei Pat. ≤ 75 Jahren vs. 2,1% >75 Jahren) oder der Letalität (jeweils < 1%). Im 5-Jahresverlauf fand sich eine tendenziell, jedoch nicht statistisch signifikant höhere Re-Stenose-Rate (p = 0,09, log-rank) bei Pat. > 75 Jahre. Es war im Langzeitverlauf kein Unterschied in der Schlaganfallrate feststellbar (5,1% vs 4,7% nach 5 Jahren), jedoch ergab sich eine signifikant schlechtere Überlebensrate der >75 Jährigen (80% vs. 62% nach 5 Jahren, p < 0,001). Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie zeigte kein höheres peri-operatives Risiko für Pat. > 75 Jahre im Vergleich zum jüngeren Kollektiv. Auch der langfristige, technische Erfolg der TEA bei älteren Pat. scheint mit dem der jüngeren vergleichbar zu sein. Ebenso hat die TEA die gleiche Effektivität in Bezug auf die Verhinderung eines Hirninfarktes. Kritisch bewertet werden müssen allerdings die Ergebnisse, legt man die Annahme zu Grunde, dass für den Nutzen der TEA eine Lebenserwartung von zumindest 5 Jahren vorliegen sollte. Nur die Etablierung relevanter Prognosekriterien kann hier eine verbesserte Selektion v.a. der älteren Pat., die von der TEA profitieren, erbringen. P2.5 Häufigkeit und Risikofaktoren für ASS Low-Responder in der Gefäßchirurgie bei Patienten mit pAVK und Carotis-Stenose K. Rüdiger, H. Neubauer, J.-C. Krüger, A. Mügge, A. Mumme, T. Hummel St. Josef Hospital / Ruhr-Universität Bochum, 44791 Bochum, Deutschland Einführung: Bei bis zu 30% der Patienten bewirkt Acetylsalicylsäure (ASS) in niedriger Dosierung (100 mg tägl.) keine oder eine nur unzureichende Hemmung der Thrombozytenfunktion („Low-Responder“). Diese „Low-Responder“ (=LoR) haben ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Der Effekt der Thromboseprophylaxe, die Occlusionsprophylaxe nach Bypass-Operationen und die antithrombotische Therapie nach Intervention ist eingeschränkt oder nicht gegeben. Die Häufigkeit von ASS LoR bei Patienten mit pAVK und Carotis-Stenose vor und nach operativen Eingriffen (Thrombendarteriektomie, BypassOperation, Amputation) oder Interventionen (PTA und Stent) und die Risikofaktoren wurden per Impedanz-Aggregometrie für ASS LoR bei Patienten mit pAVK bzw. Carotis-Stenose untersucht. Methodik: Das Kollektiv bestand aus 48 Pat. mit ASS-Medikation (mittl. Alter 69,85 J.). Per Impedanz-Aggregometer wurde eine Messung der Thrombozytenfunktion durchgeführt. Die Blutplättchen wurden mit Gefässchirurgie 5 · 2009
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Abstracts 10µl Arachidonsäure und 2µl Kollagen stimuliert und die Änderung der Impedanz für 6 min registriert (≥ 1 Ohm in Vorversuchen als Low-Response identifiziert). Die Patientendaten wurden auf versch. Faktoren hin untersucht (siehe 3. Ergebnisse) und mittels statistischer Analyse (Chi-Quadrat-Test, t-Test) auf signifikante Unterschiede hin überprüft. Ergebnisse: In unserer Studie waren n=16 (=33,3%) der Pat. ASS LoR und n=32 (=66,6%) ASS Responder. Es zeigte sich ein signifikanter Unterschied bezüglich der Einweisungsdiagnose pAVK. Bei den LoR waren signifikant mehr Patienten mit pAVK als mit Carotis-Stenose (p= 0,03). Frauen (n= 15) waren häufiger LoR (n=7; 46,6%) als Männer. Bei den Männern (n=33) wurde eine Rate von 27,3% (n=9 LoR) gefunden. Im Chi-Quadrat-Test zeigte sich bei der Geschlechterverteilung keine Signifikanz (p=0,19). Keine signifikanten Unterschiede ergaben sich bei arterieller Hypertonie, Diabetes mellitus, Nikotinabusus, Hypercholesterin ämie, KHK als Komorbidität, Adipositas (BMI ≥30) und Kreatinin. Diskussion: Als Risikofaktor für eine verminderte Wirkung von ASS konnten wir die Einweisungsdiagnose pAVK identifizieren. Insbesondere bei Patienten mit pAVK ist eine Messung der ASS-Wirkung sinnvoll und es könnte für LoR ggfs. eine Dosiserhöhung auf 1x 300mg ASS oder eine Therapieumstellung auf Clopidogrel erfolgen. Auch Frauen profitieren besonders von einer Messung, da diese relativ häufiger ASS LoR sind – dieser Unterschied war jedoch nicht signifikan. P2.6 Endovaskuläre Therapie bei traumatischem Subclaviaaneurysma bei Klaviculafraktur: Ein falscher Therapieansatz? P. Majd, V. Reichert, J. Brunkwall Uniklinik Köln, 50937 Köln, Deutschland Einleitung: Pseudoaneurysmen der Arteria subclavia sind eine seltene Komplikation der Klaviculafraktur. Die möglichen Komplikationen sind Plexuskompression mit neurologischen Ausfällen, Ruptur oder periphere Embolisation. Die endovaskuläre Aneurysmaausschaltung erscheint als eine elegante minimal invasive Behandlungsmethode im Traumamanagement. Wir berichten über die akute endovaskuläre Ausschaltung eines Pseudoaneurysmas nach Klaviculafraktur und Läsion der Arteria subclavia. Fallbeschreibung: Ein 46 jähriger Patient kollidierte als Motorradfahrer mit einem PKW und wurde vom Notarzt in unsere zentrale Notaufnahme gebracht. Der Patient war bei der Aufnahme wach, orientiert und ansprechbar. Die radiologische Untersuchung ergab eine Klaviculafraktur des mittleren Drittels sowie Skapulamehrfragmentfraktur links. Zusätzlich fiel ein pulsierender Tumor über der linken Klavicula auf. Die tranfemorale Angiographie zeigte ein Pseudoaneurysma der Arteria subclavia, die mittels Endostentprothese ausgeschaltet werden konnte. Nach abschwellenden Maßnahmen konnte nach 10 Tagen die offene Reposition und Osteosynthese der Klaviculafraktur durch die Unfallchirurgie durchgeführt werden. In der Verlaufskontrolle am 10. Postoperativen Tag nach der Osteosynthese, dokumentierte die Angio-CT eine Stentkompression mit Subclaviaverschluss, der asymptomatisch war. Diskussion: Die offene gefäßchirurgische Rekonstruktion ist bei traumatisch bedingten falschen Aneurysmen der Arteria subclavia oft erschwert. Die endovaskuläre Ausschaltung eines Pseudoaneurysmas nach traumatischer Gefäßläsion stellt eine verlockende Behandlungsmöglichkeit im Traumamanagement dar. Die Region des costoclaviculären Überganges der Arteria subclavia kann jedoch aufgrund der anatomischen Enge zu Stentkompression und konsequtiven Gefäßverschluss führen. Deshalb ist die offene Rekonstruktion zu bevorzugen.
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P2.7 Die symptomatische A. lusoria: rekonstruktive und endovaskuläre Therapieoptionen A. Koscielny, S. Pinto-Escoval, M. Kabba, K. Wilhelm, A. Hirner, F. Verrel Chirurgische Universitätsklinik Bonn, 53127 Bonn, Deutschland Einleitung: Die A. lusoria ist mit einer Inzidenz von 0,5 % eine seltene anatomische Variante der rechten A. subclavia. Bei Symptomatik oder aneurysmatisch erweiterter A. lusoria bedarf es einer chirurgischen und/ oder endovaskulären Therapie. Anhand zweier Fälle sollen diagnostische und therapeutische Optionen bei A. lusoria sowie in der Literatur angeführte Langzeitergebnisse vorgestellt werden. Material und Methoden: Fall 1: Patientin (62) ohne kardiovaskuläre Risikofaktoren mit seit Jahren zunehmender Dysphagie, Regurgitation, Fremdkörpergefühl im Hals und Dysphonie. Diagnostische Odyssee wegen endoskopisch nicht korrelierender Befunde. In der radiologischen Diagnostik Nachweis einer A. lusoria mit dorsaler Kompression des Ösophagus. Die A. lusoria wies arteriosklerotische Veränderungen auf. Zweizeitige Therapie: 1. carotidosubclavialer Bypass rechts, 2. Resektion der A. lusoria über Thorakotomie rechts zur Exstirpation der komprimierenden Struktur. Fall 2: Patientin (67) mit Zufallsdiagnose einer aneurysmatischen A. lusoria (Durchmesser 4,5 cm) bis 3 cm proximal des Abgangs der re. A. vertebralis mit auf 3,5 cm erweitertem Abgang aus der Aorta descendens. Mammariabypass links nach Herzinfarkt und A.vertebralis-Abgangsstenose links. Mehrzeitige Therapie: 1. carotido-subclavialer Bypass li. zur Protektion Mammariabypass li., 2. endovaskulärer Verschluss der A.lusoria distal, 3. Anlage carotido-subclavialer Bypass re., 4. Ausschaltung A. lusoria durch transaortale Patchplastik des Abganges der A. lusoria über Thorakotomie li. Ausschaltung der A.lusoria mit thorakalem Stentgraft wegen zu kurzer proximaler Verankerungszone in der Aorta nicht möglich. Ergebnisse: Die Operationen verliefen komplikationslos. Die Symptomatik bei Patientin 1 bildete sich vollständig zurück. Die carotido-subclavialen Bypasses zeigten sich bei beiden postoperativ offen, die Funktion des rechten Armes war uneingeschränkt. Die Patientinnen konnte bei subjektiver Beschwerdefreiheit am 10. bzw. 14. postop. Tag entlassen werden. Schlussfolgerung: Zur Therapie der symptomatischen oder aneurysmatischen A. lusoria liegen nur Einzelfallberichte in der Literatur vor. Neben offenen chirurgischen Verfahren werden endovaskuläre Verfahren bzw. Hybrideingriffe empfohlen. Die Indikationen zu den einzelnen Verfahren muss individuell und fall-adaptiert gestellt werden. Anhand der Ergebnisse im internationalem Schrifttum werden weitere mögliche Therapieoptionen vorgestellt und diskutiert. P2.8 Leiomyosarkome der Venen der unteren Extremität – Beispiele einer seltenen Tumorentität C.P. Schröders, L. Germaschewski, T.M. Steinke Dominikus-Krankenhaus Düsseldorf, 40549 Düsseldorf, Deutschland Einleitung: Weichteiltumore machen weniger als 1% aller Malignome aus, nur 6% von diesen sind Leiomyosarkome, davon 20% gefäßassoziiert. Meistens handelt es sich um Tumore der großen, herznahen Venen (60-75% V. cava). Wir berichten über 3 Patienten mit Leiomyosarkomen der V. femoralis (VF) und der V. saphena magna (VSM). Material und Methoden: Eine 66jährigen Patientin klagte nach einer Varizenoperation über eine leicht druckdolente Schwellung am Unterschenkel. Die Excision in toto ergab ein 2,2cm großes primäres Leiomyosarkom der VSM, das weitere Staging ein Tumorstadium G2 T1a N0 M0, Stadium IA. Nach Kompartmentresektion erfolgte eine adjuvante Strahlentherapie mit einem Tumorboost bis 64,8Gy. Eine 53jährige Patientin wurde nach abgebrochener Operation einer vermuteten Femoralhernie übernommen. Die weitere Abklärung ergab einen 3x2x2cm großen von der proximalen VF ausgehenden Tumor,
entsprechend einem Stadium G2 T1b N0 M0, Stadium IA. Auf Wunsch der Patientin erfolgte nur eine lokale Resektion mit orthotoper Rekonstruktion mittels distaler VSM. Nach 5 Jahren verstarb die Patientin an pulmonalen Metastasen. Ein 58jähriger Patient präsentierte sich mit einer Femoralisthrombose links. Im CT ergab sich der hochgradige Verdacht auf eine Tumorinfiltration, die Kompartmentresektion bestätigte ein Leiomyosarkom der V. femoralis G3 T2b N0 M0, Stadium III. Ergebnisse: Primäre Leiomyosarkome der Venen der unteren Extremität verursachen nur unspezifische Beschwerden. Der Altersgipfel liegt zwischen dem 50-60 Lebensjahr, Frauen sind viermal häufiger betroffen. Bei Erstdiagnose sind bereits 50% pulmonal oder hepatisch metastasiert. Die chirurgische Therapie mit vollständiger Entfernung im Gesunden stellt die wesentliche Säule der Behandlung dar. Daneben kommt eine Strahlentherapie adjuvant oder palliativ in Frage. Die Wirksamkeit einer Chemotherapie ist nicht ausreichend validiert. Trotz radikaler chirurgischer Entfernung kommt es bei 10-25% zu Lokalrezidiven, die 5-Jahres-Überlebensrate liegt insgesamt bei 64%, im Stadium I bei über 90%. Schlussfolgerung: Wir berichten von 3 Patienten mit Leiomyosarkomen der distalen VSM sowie der VF. Im 1. Fall erfolgte nach Kompartmentresektion eine adjuvante Strahlentherapie, nach 3 Jahren ist die Patientin weiterhin tumorfrei. Im 2. Fall wurde eine adjuvante Therapie von der Patientin abgelehnt, sie verstarb 5 Jahre nach lokaler Resektion an pulmonalen Metastasen. Bei dem 3. Patienten ist eine adjuvante Radiatio geplant. P2.9 Reduzierung der inguinalen Crossenrezidivrate durch vollständige Entfernung des V. saphena-magna-Stumpfes und Naht der V. femoralis M. Broermann, S. Schattenkirchner, K. Vogt Artemed Fachklinik München, 80336 München, Deutschland Fragestellung: Zu möglichen Ursachen inguinaler Crossenrezidive zählen Neoangiogenese und Neovaskularisation ausgehend von dem Gefäßendothel des V. saphena magna-Stumpfes. Durch vollständige Resektion des V. saphena magna-Stumpfes und Naht der V. femporalis soll die Crossenrezidivrate gesenkt werden und die nach konventioneller Ligatur des V. saphena magna-Stumpfes ausgelöste Gefäßhypoxie, Freisetzung von Mediatoren (VGF und VPF) und Gefäßneubildung verhindert werden. Methodik: In einer prospektiven, randomisierten, klinischen Studie erfolgte bei n=100 Patienten eine lege artis durchgeführte konventionelle Crossektomie (Kontrollgruppe) und bei n= 100 Patienten eine komplette Resektion des V. saphena magna-Stumpfes und eine fortlaufende Naht der V. femoralis mit Prolene® 5-0 (Studiengruppe). 5 Jahre postoperativ wurde die duplexsonographische und klinisch relevante Rezidivrate beider Gruppen ermittelt und verglichen. Ergebnisse: Die duplexsonographische Rezidivrate der Kontrollgruppe beträgt 19,4% und die der Studiengruppe 2,9%, die klinisch relevante Rezidivrate der Kontrollgruppe liegt bei 2,8% und die der Studiengruppe liegt bei 0%. Die 5-Jahres-Ergebnisse zeigen, dass infolge der kompletten Resektion des V. saphena magna-Stumpfes und Naht der V. femoralis die Rezidivrate inguinaler Crossenrezidive signifikant reduziert wird (p < 0,05) Schlussfolgerung: Die vollständige Resektion des V. saphena magnaStumpfes und die Naht der V. femoralis stellt eine Erweiterung der operativen Möglichkeiten zur Therapie der primären Varikosis und zur Rezivprophylaxe dar.
P2.10 Intrahepatischer, suprarenaler Vena cava Ersatz bei einem Leiomyosarkom der Vena cava inferior J. Forkel, A.-E. Cyrek, A.-K. Dauphin, M. Kemen, S. Damirchi Evangelisches Krankenhaus Herne, 44623 Herne, Deutschland Das Leiomyosarkom der Vena cava inferior (VCI) gehört zu den seltenen, mesenchymalen Tumoren des Retroperitoneums. Die Lokalisation eines Leiomyosarkoms mit Infiltration der intrahepatische VCI ist in Bezugnahme auf die ca. 400 beschriebenen Fälle der Literatur sehr außergewöhnlich. Ein kuratives Behandlungskonzept eines Leiomyosarkoms der VCI verspricht allein die komplette Tumorentfernung und stellt bei intrahepatischem Befall eine chirurgische Herausforderung dar. Ein 54-jähriger Mann war zur Abklärung unspezifischer Oberbauchschmerzen stationär aufgenommen worden. Im Rahmen der Diagnostik mit Abdomensonographie und Computertomographie fand sich eine 8 cm große Raumforderung im Bereich der intrahepatischen VCI. Der sonographische und angiographische Befund der VCI zeigte eine intravasale Tumorausbreitung. Nach Staging ohne Anhalt für Filialisierung erfolgte die Planung und Durchführung der Operation mit viszeral- und gefäßchirurgischer Beteiligung. Anhand der Bilddiagnostik wurde der Verdacht auf ein NebennierenKarzinom oder mesenchymalen Tumor geäußert und die Indikation zur explorativen Laparotomie gestellt. Nach En-bloc-Tumorresektion mit Teilresektion der VCI, Adrenalektomie, Lymphadenektomie und Leberteilresektion ergab der histopathologische Befund ein Leiomyosarkom der VCI pT2b, G3, R0, V1. Der intrahepatische VCI Ersatz erfolgte mit 20 mm ring-verstärkter PTFE-Prothese. Der postoperative Verlauf gestaltete sich komplikationslos, so dass der Patient nach 12 Tagen entlassen wurde. Eine adjuvante Radiatio und Chemotherapie folgte. Im 24-monatigen Nachbeobachtungszeitraum ist der Patient beschwerdefrei. Sonographisch und computertomographisch gibt es keinen Hinweis auf ein Lokalrezidiv bzw. Tumormetastasierung bei durchgängiger Prothese. Die 5-Jahres-Überlebensrate und lokale Rezivrate bleiben abzuwarten. Die R0-Tumorresektion bei intrahepatischer Ausbreitung eines Leiomyosarkoms der VCI stellt die einzig sichere kurative Behandlungsoption dar. Die interdiziplinäre Konzeption führte zu einer erfolgreichen Tumorresektion mit guter Lebensqualität nach 2 Jahren. P2.11 Phlegmasia coerulea dolens als seltene Komplikation eines retroperitonealen Seminoms – Ein Fallbericht G. Niegisch, V. Müller-Mattheis, P. Albers, K. Grabitz Universitätsklinikum Düsseldorf, 40225 Düsseldorf, Deutschland Retroperitoneale Keimzelltumoren können als seltene Malignome eine Herausforderung für Onkologen verschiedenster medizinischer Fachbereiche darstellen. Die klinischen Symptome sind oft vielfältig und bei der ersten Vorstellung leiden die Patienten häufig bereits an einem fortgeschrittenen Tumorleiden mit ausgedehntem Lokalbefund und häufig mit einer Metastasierung. Ein 49-jähriger Patient wurde wegen einer beidseitigen Phlegmasia coerulea dolens in der Gefäßchirurgischen Klinik stationär aufgenommen. Diese war durch ein retroperitoneales Seminom mit ausgedehnter Thrombose der Vena cava und der Venen der unteren Extremitäten sowie Infiltration der Aorta abdominalis verursacht worden. Nach notfallmäßiger primärer Tumorresektion sowie gefäßchirurgischer Versorgung mittels PTFE-Y-Prothese, biiliakaler Bifurkationsprothese, Embolektomie und Thrombektomie unterzog sich der Patient einer Polychemotherapie nach dem PEB-Schema. Ein Seminom des Hodens als Primarius des retroperitonealen Tumors konnte histologisch nicht gesichert werden. Aktuell ist der Patient 18 Monate nach Erstdiagnose rezididvfrei, allerdings waren mehrere chirurgische Interventionen wie Debridements bei Wundheilungsstörungen und Muskelnekrosen der unteren Extremitäten erforderlich. Weiterhin besteht eine beidseitige Peronäusparese. Gefässchirurgie 5 · 2009
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Abstracts Thromboembolische Störungen wie die PCD sind häufig mit malignen Erkrankungen und den damit oft einhergehenden Störungen des Gerinnungssystems verbunden. Neben der Akuttherapie mittels Thrombolyse und operativer Thrombektomie steht daher die Fahndung nach einer zugrundeliegenden Tumorerkrankung im Vordergrund der Behandlung. Eine PCD als Komplikation eines retroperitonealen Keimzelltumors ist in der Literatur bisher lediglich in zwei Einzelfällen berichtet worden. Hinsichtlich der Behandlung extragonadaler Keimzelltumoren besteht bei bisher weniger als tausend publizierter Fälle der Konsens, dass nach ausgedehnter lokaler Tumorexstirpation eine adjuvante Therapie in Analogie zu den gonadalen Keimzelltumoren durchgeführt werden sollte. Der vorliegende Fallbericht unterstreicht die Wichtigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit, um auch bei nichtalltäglichen Krankheitsbildern eine optimale Therapie des Patienten zu gewährleisten. P2.12 Rekanalisierung der thorakalen V.cava inferior via Atriotomie bei einer 17 jährigen Patientin post partum mit Leberversagen E. Franzen, S. Langer, J. Grommes, G. Dohmen, T.A. Koeppel, M. Jacobs Universitätsklinikum Aachen, 52074 Aachen, Deutschland Wir berichten über eine 17-jährige Patientin, die uns 5 Wochen postpartum mit einer extensiven Thrombose der Vv. femorales, iliacae und der gesamten V. cava inferior mit flottierendem Thrombuszapfen im rechten Vorhof vorgestellt wurde. Der Beschwerde- und Symptombeginn lag anamnestisch bereits 5 Wochen zurück. Klinisch bestand eine Umfangsvermehrung beider unteren Extremitäten ohne Hinweis auf eine Phlegmasie. Die Diagnose war auswärtig mittels CT-Angiographie und Duplexsonographie gesichert worden. Bei drohender fulminanter Lungenembolie und zunehmender Leberinsuffizienz mit massiver Aszitesbildung und Abfall der Lebersyntheseleistung wird im interdisziplinären Konsens (Gefäßchirurgie, Herz-Thoraxchirurgie, Kardiologie) die Indikation zur operativen Sanierung mit dem primären Ziel der Wiederherstellung der venösen Leberdrainage gestellt. Ferner wird die Entfernung des Thrombuszapfens sowie eine Rekanalisierung der distalen venösen Strombahn angestrebt. Der operative Zugang erfolgte über eine mediane Sternotomie, Laparotomie und femorale Freilegung bds. Da eine transcavale, mittels transösophagealer Echokardiographie gesteuerte Thrombektomie erfolglos bleibt, wird unter Einsatz der extrakorporalen Zirkulation über eine Atriotomie der Thrombuszapfen geborgen und eine retrograde Thrombektomie der rechten Lebervene errreicht. Aufgrund des Thrombosealters bleibt eine periphere Thrombektomie erfolglos. Bereits intraoperativ zeigte sich eine deutliche Reduktion des vorher bestehenden monströsen Leberumfangs. Im postoperativ durchgeführten Thrombophiliesreening zeigte sich eine verminderte ADAMTS-13 Aktivität (38% bei einem Referenzbereich von 50 – 100 %). Hierbei können ungewöhnlich große von-WillebrandFaktorMultimere akkumulieren und zu Thrombose aufgrund von Plättchenaggregation führen. In den Laborkontrollen zeigten sich rückläufige Transaminasen bei ansteigender Cholinesterase. Das Gesamtkörpergewicht reduzierte sich von initial 93 kg auf 66 kg bei 161 cm Körpergrösse. Die Patientin konnte nach verlängertem postoperativem Verlauf in gutem Allgemeinzustand in die Rehabilitation entlassen werden. P2.13 Therapiemöglichkeiten vaskulärer Komplikationen nach Appendektomie J. Pongratz, A. Kühnl, C. Reeps, K. Wörtler, H.-H. Eckstein Klinik für Gefäßchirurgie, Klinikum Rechts der Isar TU München, 81675 München, Deutschland Einleitung: Die Appendektomie (offen oder laparoskopisch) bei akuter Appendicitis stellt einen der häufigsten operativen Eingriffe dar. Vaskuläre Komplikationen wie z.B. die Perforation der arteriellen oder venösen Beckenstrombahn sind hierbei extrem selten. Wir berichten über zwei
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Fälle verzögert aufgetretener vaskulärer Komplikationen (9d und 5 Jahre postoperativ) nach einer Appendektomie. Kasuistik Nr. 1: Eine 24 jährige Patientin stellte sich 9 Tage nach laparoskopischer Appendektomie bei akuter Appendicitis notfallmäßig mit akuten Unterbauchschmerzen vor. Laborchemisch zeigte sich ein HbAbfall von 4,3 g/dl, sonographisch und CT angiographisch ließ sich ein 5cm durchmessendes Aneurysma spurium im rechten Unterbauch, ausgehend von der A. appendicularis nachweisen. Nach interdisziplinärem Konsensus erfolgte eine endovaskuläre Therapie mittels Coil-Embolisation der zuführenden A. appendicularis über einen transfemoralen Zugang. 6 Tage später mußte aufgrund einer Appendixstumpf-Insuffizienz mit iliocoekaler transmuraler eitriger Entzündung eine Iliocoekalresektion durchgeführt werden. Der weitere Verlauf war unkompliziert. Kasuistik Nr. 2: Die Vorstellung der zweiten Patientin (15 Jahre) erfolgte 5 Jahre nach komplizierter konventionell-offener Appendektomie mit den klinischen Zeichen einer progredienten Herzinsuffizienz und unspezifischen Unterbauchbeschwerden rechts. Ein tastbares Schwirren über dem rechten Unterbauch legte den Verdacht einer rechtsseitigen ilio-iliacalen arterio-venösen Fistel nahe, der MR angiographisch bestätigt wurde. Die V. iliaca externa zeigte zusätzlich eine aneurysmatische Aufweitung bis auf 54mm. Es erfolgte eine operative Therapie mit offener Übernähung der a-v-Fistel sowie eine Aneurysmaraffung der Iliacalvene. Postoperativ trat eine Partialthrombose der V. iliaca auf, so daß eine therapeutische Antikoagulation erfolgte. Die Hospitalisierung verlängerte sich bei Hydronephrose mit konsekutiv erforderlicher Harnleiterschieneneinlage und rezidivierender Subileus-Symptomatik. Letztendlich konnte die beschwerdefreie Patientin nach 32 Tagen nach Hause entlassen werden. Schlussfolgerung: Vaskuläre Komplikationen nach Appendektomie stellen Raritäten dar, sollten jedoch bei unklaren Unterbauchbeschwerden nach Appendektomie in die differentialdiagnostischen Überlegungen einbezogen werden. Das therapeutische Regime richtet sich nach dem individuellen Befund unter Beachtung der periprozeduralen therapieassoziierte Risiken.
Postersession 3: periphere Gefäßerkrankungen P3.1 Langzeitergebnisse von in vitro endothelialisierten ePTFE Bypässen M. Gorlitzer, J. Meinhart, P. Zilla, N. Howanietz, A. Fröschl, M. Kaucky, M. Grabenwöger, M. Deutsch Krankenhaus Hietzing, 1130 Wien, Austria Fragestellung: Basierend auf den Ergebnissen einer randomisierten Studie mit in vitro endothelialisierten expandierten Polytetrafluorethylen (ePTFE) Bypässen wurde die klinische Anwendung und die Langzeitergebnisse bei Patienten ohne adäquater Vene als Bypassmaterial untersucht. Methodik: 341 endothelialisierte ePTFE Bypässe wurden im Zeitraum von Juni 1993 bis Dezember 2007 in 310 konsekutiven Patienten (Alter 64.7± 8.6) implantiert, davon erhielten 31 Patienten eine bilaterale Revaskularisation. Es wurden 308 femoropopliteale Bypässe implanteiert, 153 oberhalb des Knies (AK) und 155 unterhalb des Knies (BK), sowie 33 femorocrurale Bypässe implantiert. Die autologen Endothelzellen wurden in Massenkulturen innerhalb von 18.9± 4.5 Tagen zur Reifung gebracht und in einem Fibrin-beschichteten ePTFE Bypass zur Reifung aufgetragen. Der Zeitraum von der Endothelzellgewinnung bis zur Bypassimplantation betrug 27.6 ± 7.8 Tage. Bei 2.5% konnte keine suffiziente Endothelialisierung erzielt werden. Der mediane Beobachtungszeitraum betrug 9.6 Jahre. Primäre und sekundäre Offenheitsraten wurden mittels Kaplan Meier-Analyse dargestellt.
Ergebnis: Die primäre Offenheitsrate der femoropoplitealen Bypässe betrug 69% nach 5 Jahren (68% AK vs. 71% BK) und 61% nach 10 Jahren (59% AK vs. 64% BK). Die Offenheitsrate von 7mm versus 6 mm Bypässen betrug nach fünf Jahren 78%/62% und 10 Jahren 71%/55% (log rank test p= 0.023; Breslow test: p= 0.017). Die Analyse der Patienten im Stadium IIb und Stadium III/IV ergab keinen signifikanten Unterschied (5 Jahre: 67% vs. 73%; 10 Jahre 61% vs. 53%). Die Offenheitsrate der femorocruralen Bypässe betrug 52% nach 5 Jahren und 36% nach 10 Jahren. Die Beinerhaltungsrate nach femoropoplitealen und femorocruralen Rekonstruktionen erreichte 94% (fempop) und 86% (femcrur) nach 5 Jahren, sowie 89% und 71% nach 10 Jahren. Schlussfolgerung: Die autologe in vitro Endothelzell-Beschichtung von ePTFE Bypässen zeigt gute Langzeitergebnisse in der klinischen Anwendung. Die gefäßchirurgischen Bedürfnisse können mit einem zentralen Zelllabor für eine ganze Region abgedeckt werden. P3.2 Crurale Angioplastie bei Patienten mit kritischer Extremitäten ischämie oder Gangrän A. Sotiriou, D. Zikos, R. Ghotbi Klinikum München Pasing, 81241 München, Deutschland Im Zeitraum 01.2007 bis 12.2008 wurden in unserer Klinik 206 crurale Angioplastien bei insgesamt 182 Patienten mit AVK im Stadium IV durchgeführt. 72% der Patienten waren Diabetiker. Ausschlusskriterium waren Verschlussprozesse mit einer Länge über 10cm. Zur Anwendung kamen 4F Ballonkatheter 2.5 – 4 mm mit einer Länge von 2-22cm low-profile. Die primäre Erfolgsrate (definiert als Residualstenose< 30%) lag bei 84%, so dass in 6% der Fälle (N=12) nachträglich ein Bypassverfahren zur Anwendung kam, bei weiteren 10% wurde der klinische Verlauf bei verbesserter Perfusion beobachtet. Der prä- und postoperativ bestimmte Dopplerindex als weiterer Parameter zeigte im Mittel einen Anstieg von 0,48 auf 0,81. Interventionsbedingte Komplikationen traten nur bei einem Patienten auf, der ein Aneurysma spurium entwickelte. Die Beinerhaltungsrate lag bei dem endovaskulär versorgten Kollektiv bei einem mittleren Beobachtungszeitraum von 12.7 Monaten bei 91%. Das Verfahren ist mit einer hohen (sonografisch kontrollierten) Restenoserate (21%) verbunden, die allerdings selten (7%) im Beobachtungszeitraum erneut zu einem Stadium IV führte. Die Mortalitätsrate im Klinikaufenthalt lag bei 3% (MI). Die crurale Angioplastie bzw. Verschlussrevaskularisation stellt nach unserer Erfahrung eine effektive und sichere Therapieoption für die Versorgung der Patienten im Stadium IV dar. Bei bestimmten Befundkonstellationen kann sie die Option der ersten Wahl sein. In Anbetracht der in diesen Stadien der Verschlusskrankheit oftmals limitierten Lebenserwartung und Multimorbidität kann die noch hohe Restenoserate toleriert werden. P3.3 Frühergebnisse nach chirurgischer Revaskularisation der unteren Extremitäten mit denaturierter oviner Kollagenprothese (Omniflow II) M. Doemland, A. Neufang, C. Espinola-Klein, B. Dorweiler, E. Weigang, S. Savvidis, T. Andrási, C.-F. Vahl Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 55131 Mainz, Deutschland Fragestellung: Gefäßprothesen werden bei nicht ausreichendem autologen Venenmaterial in der Bypass-Chirurgie der unteren Extremitäten häufig eingesetzt. Eine Alternative zum synthetischen Prothesenbypass mit PTFE oder Dacron bildet die Prothese aus biosynthetischem Material. Derzeit steht hier nur die glutaraldehydfixierte ovine Kollagenprothese zur Verfügung. Die Frühergebnisse einer konsekutiven Serie
chirurgischer Revaskularisationen mit dieser Gefäßprothese werden dargestellt. Methodik: Bei nicht ausreichendem ipsilateralen autologen Venenmaterial wurden zwischen August 2006 und Mai 2009 insgesamt 135 denaturierte ovine Kollagenprothesen (Omniflow II) bei 117 Patienten (78 Männer und 39 Frauen) mit akuter (n=9) oder chronischer (n=126) Extremitätenischämie implantiert. Das Patientendurchschnittsalter betrug 72 ± 10 Jahre (41-90 Jahre). Die Operationsindikation beruhte bei chronischer Ischämie auf gehstreckenlimitierender Wadenclaudicatio (n=26), Ruheischämie (n=18) und trophischen Störungen (n=79) mit erforderlichem poplitealem (n=57) und cruralem oder pedalem (n=78) Anschluss. Nachuntersuchungen erfolgten nach 3, 6, 12, 18, 24 Monaten und danach in jährlichen Abständen. Ergebnis: Bei 117 Patienten wurden 57 femoro-popliteale und 78 femoro-crurale oder -pedale Bypassoperationen rein bioprothetisch oder in Composite-Technik mit autologer Vene durchgeführt. Unter oraler Langzeitantikoagulation fand sich bei den poplitealen Rekonstruktionen nach einer noch limitierten Nachbeobachtungszeit von bis zu 26 Monaten eine primäre und sekundäre 1-Jahres Bypassoffenheitsrate von 79 % respektive 91 %. Das amputationsfreie Überleben 12 Monate nach poplitealer Rekonstruktion lag bei 84 %. Bei den cruralen und pedalen Revaskularisationen betrugen die primäre und sekundäre 1-Jahres Bypassoffenheitsrate 47 % respektive 70 %. Das amputationsfreie Überleben ein Jahr nach cruraler oder pedaler Rekonstruktion lag bei 76 %. Bei den cruralen und pedalen Anschlüssen hat die Composite-Rekonstruktion bezüglich der Offenheit gegenüber der reinen Prothesenrekonstruktion mit 71 % versus 63 % tendenziell einen Vorteil. Schlussfolgerung: Die Verwendung der ovinen Kollagenprothese zur Revaskularisation der unteren Extremität zeigt vor allem bei der poplitealen Rekonstruktion günstige Frühergebnisse in Hinsicht auf Offenheit und Vermeidung einer Amputation. Langfristige Ergebnisse, insbesondere in Hinsicht auf eine mögliche Biodegeneration, müssen abgewartet werden. P3.4 Vorteile der autologen zugangsoptimierten offen chirurgischen Rekonstruktion bei arterieller Verschlusskrankheit der Beckenarterien T. Pfeiffer, H. Bedürftig, B. Biermaier, J.-U. Clausing, R. Schneider Hegau-Bodensee-Klinikum, 78224 Singen, Deutschland Typische Revaskularisationen der Beckenarterien beinhalten Kunststoffpatchplastiken und/oder alloplastische Gefäßprothesen, meist unter Zurücklassung von Anteilen der erkrankten Gefäßmedia. Folgen sind Rezidive durch Intimale Hyperplasie, Progression der Arteriosklerose, Thrombusbildung an den Prothesenwänden und Protheseninfektionen bevorzugt in den Leisten. Die erforderlichen Nachoperationen sind häufig aufwändig, eine autologe Konversion ist i. d. R. nicht mehr möglich, durch den erforderlichen erweiterten Einsatz von alloplastischem Prothesenmaterial verschlechtert sich die Langzeitprognose zunehmend. In einer prospektiven Studie untersuchten wir die Realisierbarkeit eines rein autologen Rekonstruktionskonzepts zur Behandlung der Becken-AVK. Vom 1.1.2006 bis 31.12.2008 wurden in unserer Klinik 368 Patienten mit AVK der Beckenarterien primär invasiv behandelt. 219 Patienten (60%) erhielten eine Angioplastie/Stentangioplastie, 149 Patienten (40%) wurden offen chirurgisch revaskularisiert. In standardisierter Technik erfolgte bei beidseitigen Prozessen der Zugang zu Aorta und Beckenarterien über eine mediane Laparotomie, bei einseitigen über einen modifizierten Wechselschnitt unter Einsatz eines Wundhakensystems. Ergänzt wurde meist ein inguinaler Zugang zur Femoralisgabel. Über Inzisionen der Iliaca communis, der Iliacagabel und der Femoralis communis wurde eine vollständige Endarteriektomie aller drei Beckenarterien sowie falls erforderlich der Aortenbifurkation und Femoralisgabel mit Direktnaht der Arteriotomien durchgeführt. Gefässchirurgie 5 · 2009
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Abstracts Von 149 offen chirurgisch behandelten Patienten konnten 142 (95%) autolog rekonstruiert werden, bei drei waren alloplastische Patches, bei 4 Gefäßprothesen erforderlich. Als wesentliche perioperative Komplikationen traten Frühverschlüsse (2,7%), oberflächliche Wundinfektionen (4,0%), kardiale (2,0%) und pulmonale (6,0%) Komplikationen auf. Die Letalität betrug 2,0%. Während einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 13,5 Monaten traten bisher keine hämodynamisch relevanten Restenosen oder -verschlüsse auf. Die vollständig autologe Rekonstruktion der Beckenarterien bei AVK ist fast immer möglich, sie erfordert ein standardisiertes Vorgehen. Die Ergebnisse deuten auf Vorteile gegenüber dem routinemäßigen Einsatz alloplastischer Prothesenmaterialien hin. P3.5 Der Einfluß unterschiedlicher Gefäß-Patchmaterialien auf das elastische Gefäßprofil nach Längsarteriotomien – eine in-vitro Untersuchung P. Knez, I. Al-Umaray, T.C. Schmandra, T. Schmitz-Rixen Goethe Universität Frankfurt, 60590 Frankfurt, Deutschland Fragestellung: Für die mittelfristige Prognose arterieller Rekonstruktionen stellt die Intimahyperplasie den wichtigsten limitierenden Faktor dar. Pathogenetisch stehen hierfür neben dem direkten Gefäßtrauma durch den Eingriff selbst vor allem postoperative Alterationen des elastischen Längsprofils im Mittelpunkt. Die gebräuchlichste Methode zur Beschreibung des elastischen Gefäßprofils ist die Bestimmung der circumferenten Compliance über dem Gefäßverlauf. Das Ziel dieser Arbeit liegt in der Untersuchung des Einflusses unterschiedlicher Patchmaterialien (alloplastisch sowie biologisch) auf das Elastizitätsprofil nach Längsarteriotomien in einem künstlichen Kreislaufmodel. Methodik: Hierzu wird an ovinen Arteriae carotes communes eine Längsarteriotomie definierter Länge durchgeführt, welche mittels direkter Naht oder Patchplastik (Dacron, PTFE, Venenpatch) versorgt wird. Die Messung erfolgt in einem künstlichen Kreislaufmodell mittels Laserscanmikrometer bei synchroner Druckmessung. Die Fallzahl beträgt für jede Gruppe n=6. Bestimmt wird die maximale Complianceabweichung an Beginn und Ende des rekonstruierten Segmentes (% Abweichung vom Referenzwert). Die Signifikanz der Ergebnisse wird mittels einfaktorieller Varianzanalyse mit post hoc Test und Bonferroni Korrektur überprüft. Ergebnis: Unter physiologischen Kreislaufbedingungen ergab sich für keine der untersuchten Gruppen ein signifikanter Unterschied. Die Mittelwerte (± Standardabweichung) der gemessenen Complianceabweichungen betragen am Beginn des rekonstruierten Segmentes: direkte Naht: 53,0% ± 28,5%, PTFE-Patch: 21,1% ± 28,6%, Dacron-Patch: 22,0% ± 23,9% und Venenpatch: 18,8% ± 21,4%. Am Ende des rekonstruierten Segments betragen die Abweichungen: direkte Naht: 49,7% ± 37,3%, PTFE-Patch. 14,4% ± 13,8%, Dacron-Patch: 18,0% ± 24,3% und Venenpatch 18,6% ± 11,2%. Schlussfolgerung: Die Verwendung eines Gefäßpatches zur Rekonstruktion einer Längsarteriotomie führt verglichen mit einer direkten Naht nicht zu einem homogeneren Complianceverlauf im Bereich der Rekonstruktion. Ein über den Erhalt des ursprünglichen Gefäßlumes hinausgehender Vorteil aus biomechanischer Sicht besteht somit nicht. Ein Unterschied zwischen den einzelnen Patchmaterialien besteht ebenfalls nicht. P3.6 Präoperatives Mapping der autologen Vena saphena magna als Bypassgraft simultan zur arteriellen MR-Angiographie: Prospektiver Vergleich von MR-A mit dem duplexsonographischen Venenmapping und dem intraoperativen Befund A. Koscielny, G. Kukuk, A.-M. Jah-Kabba, W. Willinek, A. Hirner, F. Verrel Chirurgische Universitätsklinik Bonn, 53127 Bonn, Deutschland Einleitung: Ziel der Studie: Prospektiver Vergleich der MR-Angiographie (MR-A) mit dem duplexsonographischem Mapping (US) und dem intraoperativen Venengraftbefund bei Patienten mit pAVK vor Anlage
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eines Venenbypasses zur präoperativen Evaluation des Venengrafts im Rahmen der MR-Angiographie. Material und Methoden: 20 Patienten (11 männlich, 9 weiblich; mittleres Alter: 65,9 ± 13,3 Jahre) mit pAVK wurden nach Injektion des neuen Kontrasmittels Gadofosveset Trisodium einem 1,5 T-Ganzkörper-MRT unterzogen. Die First-pass- und die steady-state-MR-A wurde zur arteriographischen Evaluation der pAVK genutzt. Die Steady-state-Aufnahmen wurden von 2 unabhängigen Befundern im Konsens bewertet, um die Vena saphena magna zu identifizieren und den Venenduchmesser im axialen MPR auf fünf verschiedenen Höhen des Beines zu beurteilen. Das duplexsonographische Venenmapping wurde präoperativ durch einen sonographisch erfahrenen, unabhängigen Gefäßchirurgen bei den o.g. Meßpunkten durchgeführt. Zusätzlich erfolgte eine intraoperative Evaluation des Venengrafts durch einen Gefäßchirurgen während der Bypassoperation. Ergebnisse: 20 Patienten mit insgesamt 37 unteren Extremitäten wurden eingeschlossen. Bei allen 20 Patienten wurde ein femoro-cruraler (8) oder femoro-poplitealer (12) Venenbypass angelegt. Eine offene, bypassfähige Vena saphena magna wurde bei allen Patienten sowohl in der MR-A als auch im US gefunden (100 % Match). Der mittlere Venendurchmesser betrug unmittelbar kaudal der Crosse 5,8±1,2 (MR-A)/5,4±1,1 (US) mm, in der Mitte des Oberschenkels 4,7±0,9/4,4±0,6 mm und 4,4±0,6/4,1±0,5 mm unmittelbar oberhalb des Kniegelenks. Es fand sich kein signifikanter Unterschied bezüglich des Venendurchmessers zwischen der MR-A und dem US (p = 0,64/0,46/0,61). Die intraoperative Beurteilung bestätigte die präoperative MR-A- und US-Messungen in allen Fällen. Schlussfolgerung: Das Venenmapping mittels MR-A ist ein korrektes, objektives und gegenüber der Duplexsonographie weitestgehend Untersucher-unabhängiges Verfahren zur präoperativen Evaluation der Vena saphena magna als Bypassgraft. Sie ist ohne zeitlichen und personellen Aufwand während der MR-Arteriographie zu erheben und kann auch bei Patienten durchgeführt werden, bei denen das duplexsonographische Mapping wegen großer Wundflächen, ausgeprägter Adipositas oder Beinschwellungen jeder Provinienz nicht zuverlässig einsetzbar ist. P3.7 A. ilicac interna- häufig negiert, zu selten affirmiert? H. Diener, C. Lohrenz, S. Debus Asklepiosklinik Harburg, 21075 Hamburg, Deutschland Sexuelle bzw. anogenitale Dysfunktionen werden von vielen Patienten aus Schamgefühl negiert. Kommt es zu einem Arzt Patienten Kontakt, wird eine vaskuläre Genese häufig nicht bedacht oder findet sich am Ende differenzialdiagnostischer Überlegungen. Auch bei Vorliegen einer Claudicatio glutealis werden o.g. begleitende Funktionsstörungen häufig verschwiegen. Nicht zuletzt wird durch eine zunehmende endovaskuäre Ausschaltung von Aortenaneurysmen die Überstentung der A. iliaca interna vielfach großzügig in Kauf genommen. Die Bedeutung der A. iliaca interna als wichtiges Gefäß für die Beckenbodenfunktion wird zu wenig beachtet, da schwerwiegende Komplikationen wie eine Kolonischämie und Nekrosen der Glutealmuskulatur seltene Ereignisse darstellen. Daher ist von einer hohen Dunkelziffer von Patienten mit Beschwerden und entsprechender Einschränkung der Lebensqualität auszugehen. Anamnese: Ein 63-jähriger, international tätiger Firmenmanager präsentierte sich nach langem Leidensweg ohne Arztkontakt mit beidseitiger Gehstreckenminderung auf 25 m und dann einsetzenden Gesäßkrämpfen. Die weitere Anamneseerhebung ergab eine zunehmende Inkontinenz für Harn und Stuhl, ebenfalls eine Impotentia coeundi. Diagnostik: die körperliche Untersuchung ergab fehlende Fußpulse bds. bei pedalen Verschlußdrucken von 70 mmHg rechts und 60 mmHg links. Duplexsonographisch ergab sich rechts ein AFS-Verschluß sowie der V.a. auf eine komplexe Durchblutungsstörung im Iliako-femoralen Bereich. Die dann durchgeführte DSA bestätigte diesen Befund bei Nachweis von langstreckigen bds. A. iliaca interna Verschlüssen ohne distalen Perfusionsnachweis.
Therapie: Es erfolgte eine transabdominelle Exploration beider Iliakalachsen mit langstreckiger Desobliteration der A.iliaca interna rechts und 8 mm Dacroninterposition rechts. Der postoperative Verlauf war ungestört. Drei Monate postoperativ präsentierte sich der Patient mit Wadenclaudicatio nach 200 m Gehstrecke rechts. Die Kontinenzleistung war subjektiv vollständig wiederhergestellt, auch die anorektale Manometrie ergab Normwerte. Nach Befragen hatte sich auch das Geschlechtsleben des Patienten deutlich aktiviert Zusammenfassung: Anhand von weiteren Fallbeispielen aus der eigenen Klinik soll die Bedeutung der A. iliaca interna herausgestellt und Rekonstruktionsmöglichkeiten demonstriert werden. Bei rechtszeitiger erfolgreicher Therapie sind die Symptome reversibel. P3.8 Entwicklung neointimaler Matrix nach Einheilen moderner Prothesen: Vergleich zwischen ePTFE und Dacron T.A. Sagban, E. Schiegel, P. Reinecke, W. Sandmann, K.M. Balzer Universitätsklinikum Düsseldorf, 40225 Düsseldorf, Deutschland Hintergrund: In der Therapie der peripheren arteriellen Verschlußkrankheit bestehen insbesondere beim Einsatz alloplastischer Materialien Unzulänglichkeiten bzgl. der Thrombogenität und der biologischen Compliance. In den 60er Jahren versuchte Sparks durch Verwendung eingewachsener Prothesen, die Vorteile der alloplastischen Prothese mit denen eines autologen Gefäßersatzes zu kombinieren. Eine ausgeprägte myointimale Hyperplasie fehlte, aber neben Infektionen waren vor allem die aneurysmatische Aufweitung der implantierten Prothesen limitierende Faktoren in der klinischen Anwendung. Material und Methoden: Im Rahmen eines Tierversuches an Hunden wurde in der vorliegenden Studie das Einwachsverhalten moderner Prothesenmaterialien ohne Anschluß an das Gefäßsystem bzgl. der Dicke der Neointima und des prozentualen Anteils von glatten Muskelzellen untersucht. Ergebnisse: Hierbei zeigte sich, dass die Dicke der Neointima in Dacronprothesen stärker zunahm als in PTFE-Prothesen mit einem Peak am 70. Tag (p=0,022), zusätzlich zeigte sich ein signifikant höherer prozentualer Anteil glatter Muskelzellen in Dacronprothesen als in PTFE-Prothesen nach 44 und 58 Tagen (p=0,008, p=0,036). Schlussfolgerung: PTFE-Prothesen sollten daher aufgrund der geringeren eingewachsenen Matrix sowie des geringeren Anteils an glatten Muskelzellen bei peripheren arteriellen Gefäßrekonstruktionen den Vorzug erhalten. P3.9 Periphere (infragenuale) Bypasschirurgie für Fussläsionen bei Diabetikern im Alter – macht das Sinn? S. Eder Klinikum Konstanz, 78464 Konstanz, Deutschland Fragestellung: Periphere Gefäßchirurgie bei Diabetikern im höheren Alter bedeutet oftmals hohes Risiko, großer Aufwand, hohe Kosten und schlechte Prognose. Profitieren unsere alten Patienten wirklich von diesen Eingriffen? Methodik: Es wurde eine retrospektive Analyse von 71 Patienten im Alter >70 Jahre durchgeführt, bei denen bei amputationsgefährdetem Diabetischen Fußsyndrom ein infragenualer Bypass zur Revaskularisation implantiert wurde. Dieser Eingriff erfolgte zwischen 05/03 und 12/04. In 08/05 wurden alle Patienten anhand eines erarbeiteten Fragebogens kontrolliert und bezüglich Lebensqualität (QoL) befragt. Ergebnis: Die Patienten waren im Schnitt 77.6 Jahre alt. Zur Revaskularisation wurden 23 femoro-popliteale (infragenual), 25 crurale und 23 pedale Bypassimplantationen durchgeführt, in 59.2% mit autologem Venenmaterial. Perioperativ kam es bei 6 Patienten zu lokalen, oberflächlichen Wundheilungsstörungen (8.5%), n=2 Myokardinfarkten (n=1 letal) und n=1 Hirninfarkt. In 36.6% der Fälle wurde meist elektiv eine Minoram-
putation durchgeführt. Nach 12 Monaten war die Überlebensrate 94.4%, die sekundäre Bypassoffenheitsrate 91%, die Beinerhaltungsrate 97.2% und die Wundheilungsrate der diabetischen Fußläsionen ca. 70%.Nach ebenfalls 12 Monaten lebten 83% weiterhin selbstständig zuhause und die meisten waren gut mobil. Schlussfolgerung: Für unsere Patienten im höheren Alter sind statistische Daten wie zum Beispiel Offenheitsraten der implantierten Bypässe über mehrere Jahre nicht entscheidend. Einzige Ziele sind die Selbstständigkeit in der eigenen Wohnung und eine ausreichende Mobilität. Genau das können wir mit einer rechtzeitigen peripheren Revaskularisation erreichen. So definitv „es macht Sinn!“. P3.10 Rupturiertes Aneurysma der A. tibialis posterior als seltene Ursache von Kompartmentsyndrom und akuter arterieller Ischämie A. Kukic, S.M. Maksan, T.C. Schmandra, P. Knez, T. Schmitz-Rixen Universitätsklinik Frankfurt am Main, 60590 Frankfurt am Main, Deutschland Einleitung: Aneurysmen der infrapoplitealen arteriellen Strombahn sind eine Rarität. Dabei handelt es sich zumeist um Pseudoaneurysmen traumatischer, infektiöser oder iatrogener Genese. Wahre Aneurysmen in diesem Gefäßabschnitt sind überwiegend durch Kollagenmatrixstörung oder Vaskulitis bedingt. Patientin: Eine 30jährige Patientin wird mit stark schmerzhafter Schwellung des linken Unterschenkels notfallmäßig vorgestellt. Die Beschwerden bestehen seit zwei Wochen und haben sich mit jetzt bestehender Gehunfähigkeit akut verstärkt. Ein Trauma wird verneint, die weitere Eigenanamnese ist leer. Motorik und Sensibilität sind seitengleich, der linke Fuß ist bei schwach palpablen Pulsen deutlich kühler. Nach initialem Ausschluß von Fraktur und tiefer Beinvenenthrombose zeigt sich im mittleren Unterschenkeldrittel duplexsonographisch ein Abbruch des Signals über der A. tibialis post. mit vorgeschalteter Aufweitung des Gefäßes. Im Angio-CT bestätigt sich der Befund eines teilthrombosierten, gedeckt-rupturierten Aneurysmas der A. tibialis post. Therapie und Verlauf: Es erfolgt die Ausschaltung des Aneurysmas mit Anlage eines autologen popliteo-tibialis posterior sowie popliteo-fibularen Bypasses mit reverser ipsilateraler VSM sowie die mediale und laterale Fasziotomie aller Unterschenkelkompartimente. Die Wunden wurden mit Vakuumverbänden versorgt und im Verlauf sekundär genäht bzw. mit Meshgraft versorgt. Die Familienanamnese eruierte den plötzlichen Herztod der Mutter im Wochenbett auf Grund eines „geplatzten Herzkranzgefäßes“. Die histologische Untersuchung zeigte ein teilthrombosiertes Aneurysma verum mit chronisch granulierender Entzündung. Es fand sich ein hochpositiver Nachweis von anti-DNA-Antikörpern ohne begleitende ANA-Antikörper als Hinweis auf eine Lupus erythematodes-assoziierte Genese. Diskussion: In der Literatur sind 33 Fälle von infragenualen wahren Aneurymen beschrieben, wovon drei im Rahmen der Abklärung einer kritischen Ischämie diagnostiziert wurden. In einem Fall fand sich dabei ein rupturiertes Aneurysma der A. tibialis ant. mit begleitendem Kompartmentsyndrom. Rupturierte Aneurysmen der A. tibialis ant. sind bisher nicht beschrieben. Rupturen von Viszeral- oder Koronararterien bei bekanntem systemischen Lupus erythematosus sind publiziert, jedoch noch nie als Erstmanifestation der Erkrankung.
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Abstracts P3.11 Endovaskuläre Therapie eines Anastomosenaneurysmas der linken A.iliaca externa nach Nierentransplantation J. Grommes, E.L. Franzen, G. Krombach, T.A. Koeppel, G.W.H. Schurink, M. Jacobs, S. Langer Europäisches Gefäßzentrum der Uniklinik der RWTH Aachen, 52074 Aachen, Deutschland Wir berichten über eine 72jährige Patientin mit einem größenprogredientem iliacalen Nahtaneurysma links nach allogener Nierentransplantation vor 24 Jahren. Anamnestisch besteht ein Zustand nach SigmaDiskontiunitätsresektion bei perforierter Sigmadivertikulitis 2003. Nach komplikationsloser Wiederherstellung der Kontinuität wurde 2004 eine Narbenhernie repariert. Aufgrund der multiplen Voroperationen führten wir eine endovaskuläre Aneurysmaausschaltung mit einer Iliac-Side-branch Endoprothese durch. Der Seitenarm in der Transplantatnierenarterie wurde mit einem gecoverten Stent verlängert. Die Wundheilung erfolgte primär und die Nierenfunktion wurde im weiteren Verlauf nicht beeinträchtigt. Die postoperative Angio-CT zeigte ausgeschaltetes Aneurysma ohne Hinweis für ein Endoleak bei frei durchgäniger Endoprothese. Nahtaneurysmen nach Nierentransplantationen stellen eine seltene Komplikation mit einer Häufigkeit unter 1% dar. Bei rascher Größenprogredienz entschieden wir uns aufgrund der multiplen Voroperationen für eine endovaskuläre Therapie mit einer Iliac-side-branch Prothese, eine Implantat, welches normalerweise zum Erhalt der hypogastrischen Arterien dient. Hiermit konnte das Aneurysma mit minimaler Invasivität erfolgreich ausgeschaltet werden. P3.12 Lokale vaskuläre Komplikationen nach Koronarintervention: Eine prospektiv randomisierte Studie von zwei Verschluss systemen im Vergleich zur manuellen Kompression H. Yeni, G. Plehn, A. Meissner, T. Butz, R. Wennemann, H.-J. Trappe Marienhospital Herne, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, 44625 Herne, Deutschland Hintergrund: AngioSeal® (AS) und StarClose® (SC) sind femorale Verschlusssysteme (VS), die im Vergleich zur manuellen Kompression (MK) nach perkutaner Koronarintervention (PCI) die Hämostasezeit verkürzen, eine schnelle Mobilisierung sowie eine zeitnahe stationäre Entlassung ermöglichen und eine Verbesserung des Patientenkomforts bewirken. Die lokalen vaskulären Komplikationen (VK) sind weniger eindeutig. Zur Beurteilung der VK haben wir die Sicherheit und Effizienz der zwei VS mit der MK in einer prospektiv randomisierten Studie verglichen. Methode: Patienten (Pt) die sich einer PCI unterzogen, wurden in drei Gruppen (G) randomisiert: G I 70 Pt erhielten AS, G II 67 Pt erhielten SC und G III 75 Pt wurde eine MK angewandt. Am Folgetag wurde bei allen Pt eine Duplexsonographie durchgeführt zur Erfassung VK, Pseudoaneurysmata (PA) und arterio-venöser Fistel (AVF) in G I-III. Ergebnisse: 221 Pt wurden eingeschlossen. Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen den G I-III in Bezug auf Demographie, Begleiterkrankungen und Koronarläsionen. Es gab keine signifikanten Unterschiede bei PA und AVF in den G I-III. (. Tab.)
Tab.
G I (AS)
G II (SC)
G III (MK)
p
#Pt
70 (33,0%)
67 (31,6%)
75 (35,4%)
n.s.
PA
2 (2,9%)
1 (1,5%)
6 (8,0%)
n.s.
AVF
1 (1,4%)
2 (3,0%)
1 (1,3%)
n.s.
Alle aufgetretenen PA und AVF konnten erfolgreich mittels einer ultraschallgestützten Kompression behandelt werden, eine chirurgische Intervention war nicht erforderlich.
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Schlussfolgerungen: VS erweisen sich als eine sichere Methode nach PCI im klinischen Gebrauch. Es gab keinen Unterschied bezüglich Sicherheit und Effizienz in den G I-II gegenüber der MK. Unter Berücksichtigung des Patientenmanagements und des klinischen Alltags bieten VS Vorteile gegenüber der MK. P3.13 Sicherheit von femoralen Verschlusssystemen nach perkutaner Koronarintervention im 30 Tage Verlauf: Eine prospektiv randomisierte Duplex-Ultraschall-gestützte Untersuchung H. Yeni, G. Plehn, A. Meissner, R. Wennemann, T. Butz, H.-J. Trappe Marienhospital Herne, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, 44625 Herne, Deutschland Fragestellung: Der Einsatz von Verschlusssystemen (VS) hat eine Verkürzung der Hämostasezeit, eine schnelle Mobilisierung, eine zeitnahe stationäre Entlassung und eine Verbesserung des Patientenkomforts nach Koronarintervention (PCI) gezeigt. Die lokalen vaskulären Komplikationen (VK) im Verlauf sind weniger eindeutig. Zur Beurteilung der Sicherheit und Effizienz wurden zwei verschiedene VS (Anker-Kollagen und Nitinolclip basierte Systeme) gegenüber der konventionellen manuellen Kompression (MK) in einer prospektiv randomisierten Studie verglichen. Methodik: Patienten (Pt) wurden nach einer PCI randomisiert und erhielten entweder AngioSeal® (AS), StarClose ® (SC) oder MK. Eine Duplex-Ultraschalluntersuchung (DUS) wurde am Tag 1 und Tag 30 nach PCI durchgeführt um VK zu erfassen: Pseudoaneurysma (PA), arteriovenöse-Fistel (AVF). VK dieser drei Gruppen G I-III wurden verglichen. Ergebnis: 131 Pt wurden in die Studie eingeschlossen. Es gab keine signifikanten Unterschiede in den G I-III in Bezug auf Demographie, Grund-Begleiterkrankungen und dem Grad der Koronarläsionen. 40 Pt erhielten AS (Gruppe G I), 45 Pt SC G II und 46 Pt MK G III. Die Inzidenz von PA und AVF war in den G I-III niedrig und ohne signifikanten Unterschied. (. Tab.)
Tab.
G I (AS)
G II (SC)
G III (MK)
p
#Pt
40 (30,5%)
45 (34,4%)
46 (35,1%)
n.s.
PA
2 (5,0%)
0
4 (8,7%)
n.s.
AVF
1 (2,5%)
1 (2,2%)
1 (2,2%)
n.s.
Alle PS und AVF konnten mit einer ultraschallgestützten manuellen Kompression erfolgreich behandelt werden. Eine chirurgische Intervention war nicht erforderlich. Schlussfolgerung: Die Anwendung von VS erwies sich als eine sichere Methode im Kurz- und Langzeitverlauf. P3.14 „Medimplant“: Ein Projekt zur Intensivierung und Optimierung der lokalen und standortübergreifenden Forschung und Entwicklung kardiovaskulärer Implantate M. Wilhelmi, A. Loos, A. Haverich Medizinische Hochschule Hannover, 30625 Hannover, Deutschland Hintergrund: Die Entwicklung, Evaluation und klinische Zulassung kardiovaskulärer Implantate und Prothesen bedarf einer einerseits sehr breiten, andererseits aber oftmals auch sehr spezifischen wissenschaftlichen, klinischen, zulassungsrechtlichen und nicht zuletzt auch finanziellen Expertise. Eigenschaften also, die nur durch effektive Zusammenführung und Bündelung entsprechender Kompetenzen erreicht werden können. Zielsetzung: Aufbau einer Infrastruktur zur Intensivierung und Optimierung lokaler und standortübergreifenden Forschung und Entwicklung kardiovaskulärer Implantate. Projektaufbau: Basierend auf einer Fördermaßnahme des BMBF in den Jahren 1999 bis 2005, durch die verschiedenste Projekte zur Entwicklung
kardiovaskulärer Implantate realisiert werden konnten, wurde 2007 begonnen ein Kompetenzzentrum für kardiovaskuläre Implantate aufzubauen. Der Schwerpunkt der Aktivitäten liegt dabei derzeit in der z.T. standortübergreifenden Entwicklung alloplastischer und bioartifizieller vaskulärer Implantate und Prothesen, sowie vaskulärer Anastomosedevices. Darüber hinaus werden zusammen mit dem assoziierten Biokompatibilitätslabor „BioMedimplant“ EN / ISO relevante Testmethoden zur Bio- und Hämokompatibiltätstestung kardiovaskulärer Implantate und Prothesen entwickelt. Einige der Projekte stehen kurz vor oder sind bereits in der klinischen Testphase. Schlussfolgerung: Mit Hilfe des Projektes „Medimplant“ ist es gelungen grundlagenwissenschaftliche Forschung zu bündeln, in Richtung klinischer Anwendungen weiter zu entwickeln und darüber hinaus ein standortübergreifendes Netzwerk wissenschaftlicher, klinischer und industrieller Kompetenzen aufzubauen, das in regem Austausch steht und zunehmend Kooperationen realisiert. Für die gefäßchirurgische Forschung in Hannover, Niedersachsen und Deutschland bietet es somit bereits jetzt eine Plattform zur Intensivierung wissenschaftlicher Aktivitäten in den genannte Bereichen. Gleichzeitig könnte es auch primär nicht akademischen oder wissenschaftlich infrastrukturell weniger gut ausgestatteten Institutionen eine Möglichkeit aufzeigen, sich dennoch wissenschaftlich zu betätigen. P3.15 Einführung interventioneller Methoden in der Gefäßchirurgie. Erweiterung des Spektrums einer Klink T. Umscheid, A. Gussmann HELIOS William Harvey Klinik, 61231 Bad Nauheim, Deutschland Die interventionellen Methoden sind inzwischen integraler Bestandteil der Gefäßchirurgie geworden. Mehr und mehr werden Kombinationseingriffe, aber auch rein interventionelle Eingriffe, von Gefäßchirurgen durchgeführt. Neben den z.T. besseren Ergebnissen und der geringeren Belastung der Patienten spielen auch wirtschaftliche Aspekte eine wichtige Rolle. Nicht zuletzt auch aus Marketinggründen müssen interventionelle Eingriffe in unserem Repertoire vorhanden sein. Wenn die Methodik an einer Klinik neu oder in erweitertem Umfang eingeführt werden soll, ergeben sich Fragen hinsichtlich der Ausbildung des Personals (Ärzte und Schwestern), der Materialauswahl, der Lagerhalterung und der Integration der neuen Techniken in die tägliche Praxis. Es soll das praktische Vorgehen angesichts einer solchen Situation am konkreten Beispiel erläutert und Lösungswege aufgezeigt werden. 1. Ausbildung: Welche Kurse für wen? Wer soll geschult werden? Welche Vorteile bringt ein Simulator vor Ort? 2. Material: Welche Materialien sind sinnvoll, welche optional, welche nutzlos? Wo können Engpässe auftreten? Wie macht man ein sinnvolles Back up? 3. Training des (Op)personals vor Ort: Alle oder wenige? Welches sind die kritischen Punkte? Was bringt ein Proktor? 4. Umgang mit den Patienten prä- und postoperativ: Wo liegen die Schwierigkeiten? 5. Wie kann man mit den Kollegen aus Radiologie, Angiologie und Kardiologie kooperieren? Die Probleme, die bei einer Erweiterung des Klinikspektrums auftreten können sind vielfältig. Nicht alle negativen Erfahrungen müssen selbst gemacht werden. Durch die Weitergabe von praktischen Erfahrungen kann die Lernkurve deutlich abgeflacht werden.
Assistententreffen WWW.GEFAESSCHIRURGIE.DE – Die Entstehung der neuen DGG-Homepage: Was ist noch möglich, was ist erreicht? Wie können wir die Weiterbildung integrieren oder ergänzen? H. Weber1, M. Feldmann2, M. Jacobs3, Internetkommission der DGG 1 Sozialstiftung Bamberg, Klinik für Gefäßchirurgie, Gefäßzentrum, Bamberg, Deutschland, 2Gefäßzentrum Rotenburg (Wümme), Rotenburg a.d. Wümme, Deutschland, 3Dt. Gesellschaft für Gefäßchirurgie, Berlin, Deutschland Mit der Neugestaltung der DGG-Homepage ist es möglich, wesentlich flexibler auf die Wünsche der Mitglieder einzugehen. Gezeigt werden soll neben der Entstehung des Webauftrittes und dem bisher Erreichten, welche Möglichkeiten die Seite, insbesondere auch im Hinblick auf moderne Weiterbildungskonzepte bieten kann. Vom technischen Grundgerüst über die Integration des neuen Brief-Layouts der DGG in den Web-Auftritt waren es einige Schritte. Daneben galt es, besondere Funktionalitäten, beispielsweise eine News-Funktion oder eine Kalender- und Veranstaltungsfunktion einzurichten. Ein geschlossener Mitgliederbereich sollte einen Direktzugriff auf die Zeitschrift „Gefässchirurgie“ ebenso ermöglichen, wie ein komfortables Mitgliederverzeichnis bieten. Zwingende Voraussetzung war es, den Mitgliedern die Möglichkeit zu geben, Ihr Passwort selbst zu ändern. Der Sektor der Patienteninformation wird, nicht nur im Bezug auf das BAA-Screening, einen wichtigen Bereich auch bei künftigen Aktivitäten darstellen. Neben der Integration der Weiterbildungsmöglichkeiten mit Hinweisen auf die jeweiligen Landesärztekammern und deren Weiterbildungsordnungen, Richtlinien und Logbücher, wird versucht, bereits nach dem Abitur das Interesse am Fach Gefäßchirurgie zu wecken. Eine Neu-Sortierung der Gefäßzentren mit variabler Sortierfunktion ist ein weiteres neues Feature. Die Mediathek der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie beinhaltet einige historisch interessante Filme aus dem Gebiet der Gefäßchirurgie, um hier moderner Weiterbildung gerecht zu werden, bedarf es einer Überarbeitung, was neue Filme bedeutet. E-Learning mag in manchen Bereichen sinnvoll und gut einsetzbar sein, über die Homepage der DGG wird es in direkter Form bislang nicht angeboten, hier wäre eine Kooperation mit dem BDC ein gangbarer Weg, um dort vorhandene Strukturen auch nutzen zu können. Für Anregungen und Verbesserungsvorschläge ist die Internetkommission äußerst dankbar.
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