Forschung und Entwicklung I Gemeinschaftsausschuss Klebtechnik
Neues aus der klebtechnischen Forschung Welche neuen Ansätze gibt es, um die Leistungsfähigkeit der Klebtechnik weiter zu erhöhen und die Einsatzbreite dieses wirtschaftlichen Fügeverfahrens zu vergrößern?
Der Gemeinschaftsausschuss Klebtechnik, in dem derzeit die Forschungsvereinigungen DVS, Dechema, Fosta und der iVTH aktiv sind, tagte zuletzt am 18. Januar 2017 im Stahlzentrum Düsseldorf zum 24. Mal, um die vorher von Industrievertretern per In-
ternetverfahren begutachteten Forschungsvorhaben einem Ranking zu unterziehen. Vorgestellt wurden wieder sehr interessante Projekte, deren Umsetzung bedeutende wirtschaftliche Vorteile in verschiedenen Industriebranchen versprechen.
Die folgenden Kurzfassungen dokumentieren, welche anwendungstechnischen sowie wirtschaftlichen Vorteile die Vorhaben erwarten lassen.
©Fraunhofer IFAM
Welche Additive machen PUR-Klebverbindungen zeitlich stabil? Und unter welchen Umständen sind dynamische Effekte zu erwarten?
Projekt
Vermeidung dynamischer Effekte bei polyurethanbasierten Klebstoffen und Klebverbindungen
Problem
Trotz herausragender Eigenschaften von Polyurethanklebstoffen in der Klebtechnik können sich Änderungen bei den mechanischen Eigenschaften und Klebfestigkeiten entsprechender Klebverbindungen unter bestimmten Randbedingungen innerhalb von Tagen bis Wochen einstellen (s. auch Beitrag S. 48 bis 52).
Zielsetzung
Es soll festgestellt werden, durch welche Additive zeitlich stabile Klebverbindungen mit PURKlebstoffen realisierbar sind und wann diese eine Dynamik aufweisen können.
Lösung
Untersuchung des Einflusses von Katalysatoren, oberflächenaktiven Additiven und Füllstoffen auf die Stabilität des Eigenschaftsprofils.
Wirtschaftliche Vorteile
Bei Kenntnis der Wirkmechanismen lässt sich die Zuverlässigkeit von Klebstoffen und Klebverbindungen zielgerichtet optimieren.
Vorläufiger projektbegleitender Ausschuss
Adtracon; Covestro Deutschland; Jowat; Wevo-Chemie; Robert Bosch; BASF Polyurethanes; Lehrstuhl für Adhäsion und Interphasen in Polymeren (LAIP), Universität des Saarlandes; inpro; Dow Europe GmbH; Ashland Industries Deutschland
Fördernde Forschungsvereinigung
Dechema
Durchführende Forschungsstelle
Fraunhofer IFAM, Bremen
Kontakt
Dr. Peter Bitomsky, Tel.: +49 (0)421.2246-467,
[email protected], Klebstoffe und Polymerchemie, Fraunhofer IFAM, Bremen
38
adhäsion 5 I 17
© LWF, Uni Paderborn
Wo liegen die Festigkeitsgrenzen der KTLSchicht von KTL-beschichteten Fügeteilen, die mit faserverstärkten Werkstoffen klebtechnisch gefügt wurden?
Projekt
Auslegung von Klebverbindungen mit KTL-beschichteten Fügeteilen und polymeren faserverstärkten Werkstoffen
Problem
Der zunehmende Einsatz von FVK und anderen temperatursensitiven Materialien unter anderem für crashrelevante Strukturen im Multi-Material-Design führt zu einer stetigen Weiterentwicklung der verwendeten Klebstoffsysteme hinsichtlich zunehmender Steifigkeit und Festigkeit. Bei Verwendung von Polyurethanklebstoffen ist der Einsatz einer KTL-Schicht für die Erzielung einer ausreichenden Adhäsion zwischen Klebstoff und Stahl zwingend erforderlich. Aber auch Acrylat- und Epoxidharzklebstoffe werden häufig auf KTL-beschichteten Fügeteilen eingesetzt. Problematisch dabei ist, dass die KTL-Schicht häufig das schwächste Glied der Verbindung darstellt und die Verbindungsfestigkeit aufgrund schwankender KTL-Festigkeiten nicht kalkulierbar ist.
Zielsetzung
Das übergeordnete Ziel des Forschungsprojektes liegt in der Entwicklung einer Auslegungsmethode für Klebverbindungen mit KTL-beschichten Fügeteilen, welche einen Übergang von kohäsivem Klebschichtversagen zu KTL-Versagen berücksichtigt.
Lösung
Nach Ermittlung der erforderlichen Bedingungen zur Erzielung reproduzierbarer Verbindungs- bzw. KTL-Festigkeiten wird analysiert, welchen Einfluss die mechanischen Kennwerte des Klebstoffsystems, die geometrische Gestaltung der Verbindung, die chemische Basis des Klebstoffsystems und die verschiedenen Umgebungsbedingungen auf das Versagensverhalten der Verbindung (kohäsives Klebschichtversagen / Versagen der KTL) nehmen. Aufbauend auf den Ergebnissen erfolgt die Ableitung eines formelmäßigen Zusammenhangs zur Beschreibung des Übergangs von kohäsivem Klebschichtversagen zu KTL-Versagen.
Wirtschaftliche Vorteile
Die Kenntnis der Festigkeitsgrenzen der KTL-Schicht und Optimierung dieser ermöglicht es Anwendern aus unterschiedlichen Industriezweigen, Klebverbindungen zuverlässig und sicher auszulegen, sodass die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen gesteigert werden kann.
Vorläufiger projektbegleitender Ausschuss
3M, Adient, Altair, Ashland, BASF, Daimler, Delta-X, Dow, Edag, Ford, Henkel, inpro, Jowat, Klebtechnik Lohse, Outokumpu, Porsche, PPG, Lord, Stepanski Engineering, Sika, Lotz-4c, WKW
Fördernde Forschungsvereinigung
Fosta – Forschungsvereinigung Stahlanwendung e. V.
Durchführende Forschungsstelle
LWF, Universität Paderborn
Kontakt
M.Sc. Katharina Henkel, Tel.: +49 (0)5251.605273,
[email protected], Laboratorium für Werkstoff- und Fügetechnik (LWF), Uni Paderborn 39
Forschung und Entwicklung I Gemeinschaftsausschuss Klebtechnik
© Labor für Stahl- und Leichtmetallbau – HSM
Schematische Darstellung des zu entwickelnden klebtechnischen Ertüchtigungskonzeptes für eines der ermüdungsbeanspruchten Kerbfalldetails
Projekt
Klebtechnische Ertüchtigung von Ermüdungsschäden für Konstruktionen des Stahlbaus (StressPatches)
Problem
Im Bauwesen können bei dynamisch beanspruchten Stahlkonstruktionen (z. B. Brücken, Krane, Masten, Windenergieanlagen) unvorhergesehene Ermüdungsschäden auftreten, die Instandsetzungsmaßnahmen notwendig machen. Der Einsatz der Klebtechnik stellt eine Alternative zu den klassischen Ertüchtigungsmethoden dar.
Zielsetzung
Ziel des Forschungsvorhabens ist die Entwicklung und Analyse von Konzepten zur klebtechnischen Ertüchtigung von Ermüdungsschäden durch den Einsatz aufgeklebter „Pflaster“ (Patches) für Konstruktionen des Stahlbaus unter Berücksichtigung definierter baustellenspezifischer Einsatzbedingungen.
Lösung
Es erfolgt eine Analyse technischer Randparameter für den Klebstoffeinsatz bzgl. der mechanischen Einwirkung sowie der Einflüsse aus Umwelt und Fertigung. Diese bilden die Grundlage für rechnerische und experimentelle Untersuchungen an Stahl-Stahl-Klebungen.
Wirtschaftliche Vorteile
Auf Basis der erzielten Ergebnisse werden praxisorientierte Empfehlungen zur Fertigung sowie Bemessung und Nachweisführung entwickelt und den Anwendern (KMU wie z. B. Ingenieurbüros, Stahlbauer) zur Verfügung gestellt.
Vorläufiger projektbegleitender Ausschuss
BASt, TÜV Süd, 3M, Henkel, Kömmerling, Sika, Stockmeier Urethanes, ArcelorMittal, Konecranes (Terex Port Solutions), Metallbau Ehard, Pfitzner Stahl- und Metallbau, Cleanlaser, Gesellschaft für innovative Bautechnologie, IFF, Ingenieurbüro Grassl, Ingenieurbüro Ibuko, Verrotec
Fördernde Forschungsvereinigung
Fosta – Forschungsvereinigung Stahlanwendung e. V.
Durchführende Forschungsstellen
Hochschule München – Labor für Stahl- und Leichtmetallbau – HSM; RWTH Aachen – Lehrstuhl für Stahlbau und Leichtmetallbau – STB; TU Braunschweig – Institut für Füge- und Schweißtechnik – ifs
Kontakt
M. Eng. Joscha Weinert, Tel.: +49 (0)89.1265-2446,
[email protected], Labor für Stahl- und Leichtmetallbau, Hochschule München
40
adhäsion 5 I 17
© Verrotec GmbH
Bauvorhaben ALEA in Berlin, mit statisch geklebter Ganzglasecke
Projekt
Mechanisches Verhalten von Silikonklebstoffen
Problem
Strukturell geklebte Verbindungen im konstruktiven Glasbau werden seit Jahren vermehrt als ingenieurmäßige Lösungen verwendet (s. Bild). Eine besondere Anforderung an den Planer, typischerweise in einem KMU tätig, stellt die Einhaltung der bautechnischen Regeln seitens der Bauämter dar. In Deutschland gilt hierzu die Richtlinie zur Erlangung von Zulassungen für Structural Glazing Systeme „ETAG 002“, in der ein globaler, nicht genauer definierter Sicherheitsfaktor von 6 zur Bemessung (für kurzzeitige Belastungen: Wind) aufgeschlagen werden muss, wenn keine statistisch abgesicherten Daten vorliegen.
Zielsetzung
Indem einzelne Einflüsse systematisch untersucht werden, kann deren Wirkung und Gewichtung bewertet werden. Damit wird das Potential geschaffen, das Sicherheitsniveau der ETAG 002 mit z. B. qualitätssichernden Maßnahmen genauer zu definieren.
Lösung
Das Ziel dieses Forschungsvorhabens ist eine systematische Untersuchung des mechanischen Verhaltens von Silikonklebstoffen. Dabei werden die verschiedenen Einflüsse aus den Belastungsdauern (Kurzzeit-, Langzeit- und Schwingbelastung) und gleichzeitig Imperfektionen / Inhomogenitäten untersucht.
Wirtschaftliche Vorteile
Es wird ein großer Nutzen für KMU erwartet, da die Nachfrage nach strukturell geklebten Verbindungen im Glasbau sehr groß ist. Insbesondere Ingenieurbüros und die ausführenden Firmen können neue Erkenntnisse zum Verhalten von Silikonklebstoffen direkt zum großen Teil ohne kostenintensive Investitionen anwenden.
Vorläufiger projektbegleitender Ausschuss
Die Projektskizze wurde noch nicht abschließend priorisiert. Aufgrund des großen Interesses aus der Industrie wird die Projektskizze in der nächsten GAK-Sitzung am 28. Juni 2017 in überarbeiteter Form vorgestellt. Interessenten aus der Industrie mit dem Wunsch zur Mitarbeit im Projekt sind daher stets willkommen.
Durchführende Forschungsstellen
TU Braunschweig – ifs (Prof. Dilger); RWTH Aachen-STB (Prof. Feldmann)
Kontakt
Dipl.-Chem. Elisabeth Stammen, Tel.: +49 (0)241.963-2706,
[email protected], Institut für Füge- und Schweißtechnik – ifs, TU Braunschweig 41
Forschung und Entwicklung I Gemeinschaftsausschuss Klebtechnik
© ifs
Ziel ist die Herstellung von flexiblen Hybrid-Kunststoff-Bipolarplatten über einen neuen Produktionsansatz mit einzelnen Compound- und Metall-Folien.
Projekt
Flexibles Kleben von flexiblen Hybrid-Kunststoff-Bipolarplatten
Problem
Bipolarplatten können als Teil einer Brennstoffzelle per Spritzgussverfahren aus einem graphitischen Compound oder aus umgeformten Blechen hergestellt werden. In beiden Fällen handelt es sich um werkzeuggebundene und somit geometrisch unflexible Fertigungsverfahren. Spritzgießtechnisch können die Bauteile aufgrund der hohen Viskosität des Materials nur mit verhältnismäßig dicken Materialstärken hergestellt werden. Die dünnen metallischen Bipolarplatten dagegen müssen teuer und aufwändig beschichtet werden, um geringe elektrische Widerstände und die notwendige Korrosionsbeständigkeit zu erhalten.
Zielsetzung
Das Ziel ist die Herstellung von flexiblen Hybrid-Kunststoff-Bipolarplatten über einen neuen Produktionsansatz mit einzelnen Compound- und Metall-Folien, welche leitfähig miteinander geklebt werden. Jede individuell designbare Folienschicht übernimmt eine der spezifischen Aufgaben einer Bipolarplatte.
Lösung
Im Rahmen des Forschungsprojekts wird die Herstellung der Compound-Folien derart optimiert, dass diese möglichst dünn (<<1 mm) und dabei wasserstoffundurchlässig sind. Damit die einzelnen Folienschichten anwendungsgerecht gefügt werden können, müssen spezielle hochleitfähige Klebstoffe entwickelt und getestet werden. .
Wirtschaftliche Vorteile
Design und Größe von folienbasierten Bipolarplatten können ohne Werkzeugwechsel im laufenden Prozess verändert und dadurch kostengünstiger als bislang produziert werden. Kleinserien und Prototypen können in geringen Stückzahlen ohne finanziellen Mehraufwand generiert werden. Zusätzlich bieten dünne graphitische, elastische Bipolarplatten neue Möglichkeiten in der geometrischen Auslegung und Stoßbelastbarkeit der Brennstoffzelle.
Vorläufiger projektbegleitender Ausschuss
Plasmatreat, Proton Motor Fuel Cell, Lohman Tapes, Centroplast Engineering Plastics, Graphit Kopfmühl, Volkswagen, Jowat, Fischer-Group , Eisenhuth, Hardo, Saueressig, Tesa, FC Power, Sonderhoff Chemicals, iplas, Biolink, Wellmann, Scheuermann + Heilig
Fördernde Forschungsvereinigungen
Forschungsvereinigung Schweißen und verwandte Verfahren e. V. des DVS; Fosta – Forschungsvereinigung Stahlanwendung e. V.
Durchführende Forschungsstellen
Institut Füge- und Schweißtechnik (ifs); Zentrum für BrennstoffzellenTechnik GmbH
Kontakt
Dennis Weiser, Tel.: +49 (0)241.963-2701,
[email protected], Technische Universität Braunschweig, Institut für Füge- und Schweißtechnik,
42
adhäsion 5 I 17
©Fraunhofer IFAM
Stichprobenversuche unter schwingender Beanspruchung bei gleichzeitigen Last- und Temperaturwechseln haben gezeigt, dass die tatsächlich ertragbare Schadenssumme sehr viel kleiner ist als die berechnete.
Projekt
Mechanische Unterstützung geklebter Stahlblechstrukturen im Automobilbau unter Berücksichtigung von Temperatur, Feuchte und Kriecheffekten
Problem
Stichprobenversuche an geklebten Laborproben unter schwingender Beanspruchung bei gleichzeitigen Last- und Temperaturwechseln haben gezeigt, dass die nach dem linearen Ansatz ertragbare Schadenssumme sehr viel kleiner ist als die nach der Theorie berechnete. Die Proben versagen um Faktor fünf bis zehn früher. Bei höheren (Gebrauchs-)Temperaturen spielen dabei auch Kriecheffekte eine Rolle.
Zielsetzung
Das Forschungsziel ist die Erstellung einer umfangreichen Datengrundlage für die sichere rechnerische Auslegung von Klebverbindungen im langfristigen Einsatz unter Betriebslasten bei wechselnden Umgebungsbedingungen und die Erarbeitung von Anwendungsempfehlungen für die Planung und den Einsatz mechanischer Fügeelemente unter diesen Bedingungen.
Lösung
Laborproben werden schwingend bei gleichzeitig wechselnden Lasten und Temperaturen unter verschiedensten Bedingungen nach einem ausgearbeiteten Versuchsplan geprüft. Die Ergebnisse werden quantifiziert. Aus den Ergebnissen werden Gesetzmäßigkeiten ermittelt, die es ermöglichen, die Lebensdauer geklebter Verbindungen unter wechselnden Bedingungen rechnerisch abzuschätzen.
Wirtschaftliche Vorteile
Die abgeleiteten Gesetzmäßigkeiten erlauben es den Anwendern, ihre Klebverbindungen sicherer auszulegen. Die Forschungsergebnisse können branchenübergreifend durch Hersteller von Produkten schwingend beanspruchter geklebter Strukturen (meist OEMs) genutzt werden. Der Anwenderkreis schließt deren Dienstleister (KMU) und Zulieferer (KMU) ein. Das sind z. B. die Wirtschaftszweige Maschinen-, Automobil-, Schiff-, Flugzeug-, Schienenfahrzeug- und Anlagenbau sowie der Dienstleistungssektor, der z. B. Konstruktionsaufgaben übernimmt. Die Verfügbarkeit der Ergebnisse in Softwareprogrammen ermöglicht eine zeitnahe wirtschaftliche Nutzung bei kleinen und mittleren Unternehmen, die Softwareentwicklung betreiben und Berechnungsdienstleistungen durchführen. Durch eine weitergefasste quantifizierte Schadensakkumulation werden Analysegüte und Sicherheit erhöht. Mittelbare Kosteneinsparungen eröffnen sich durch sicherere Auslegung von Leichtbauweisen und effizientere Nutzung von Werkstoffen und Ressourcen aufgrund optimierter Konstruktionen.
Vorläufiger projektbegleitender Ausschuss
Für die Teilnahme am PbA liegen die folgenden Zusagen vor: 3M Deutschland, Dow Deutschland, Henkel, Sika Deutschland Hottinger und Baldwin Messtechnik, Magna Powertrain Engineering Center Steyr, Daimler, Thyssenkrupp Steel Europe, Schaeffler
Durchführende Forschungsstellen
Fraunhofer IFAM; TU Darmstadt – Fachgebiet SAM
Kontakt
Dr. Bernhard Schneider, Tel.: +49 (0)421.2246-422,
[email protected], Fraunhofer IFAM, Bremen 43
© LWF
Forschung und Entwicklung I Gemeinschaftsausschuss Klebtechnik
Dank Weiterentwicklung erschließen sich Filmklebstoffe neue Themenfelder in der industriellen Fertigung.
Projekt
Verarbeitungsrichtlinie für neuartige Filmklebstoffe unter Berücksichtigung der Integration in seriennahe Prozesse
Problem
Die Weiterentwicklung von Filmklebstoffen, welche durch den Eintrag von Energie hohe Klebfestigkeiten erreichen, führt dazu, dass diese für neue Themenfelder in der industriellen Fertigung interessant werden. Gegenüber den pastösen Klebstoffen bieten Filmklebstoffe bei vergleichbaren Festigkeitswerten einen unbedenklichen Einsatz im Prozess ohne toxikologische Kontamination von Mitarbeitern, Betriebsmitteln und Produktionsanlagen. Allerdings gibt es bisher in der Serienproduktion kaum Erfahrungen mit Filmklebstoffen.
Zielsetzung
Im Rahmen dieses Forschungsprojektes soll daher eine Verarbeitungsrichtlinie für verschiedene anwendungstypische thermoplastische und reaktive Klebefilme auf Polyurethan- sowie Epoxidbasis erarbeitet werden. Die einfache Anlagentechnik soll neben der Prozessstabilität ebenfalls eine Optimierung der Taktzeit bewirken und eine flexibel einsetzbare Applikation qualifizieren.
Lösung
Nach der mechanischen und thermischen Charakterisierung ausgewählter thermoplastischer und reaktiver Filmklebstoffe wird ein Anforderungskatalog anhand einer Analyse von typischen Montageprozessen unter Betrachtung fertigungsbedingter Grenzen erstellt. Aufbauend auf eine Sensitivitätsanalyse erfolgt eine Prozessoptimierung eines repräsentativen Anwendungsbeispiels. Zur Validierung der erarbeiteten Prozessoptimierung soll ein seriennaher Montageprozess ausgewählt und dieser für den Einsatz eines Filmklebstoffes optimiert werden.
Wirtschaftliche Vorteile
Mittels einfacher Anlagentechnik wird eine prozesssichere Herstellung auch für KMU mit reduziertem Eigenaufwand ermöglicht. Die Prozessstabilität grenzt Risiken und Kosten ein. Die zusätzliche Optimierung der Taktzeit führt zur wirtschaftlich geeigneten Applikation der Filmklebstoffe in der Industrie.
Vorläufiger projektbegleitender Ausschuss
Tesa, Biolink tape solutions, Lohmann Tapes, Nolax, Volkswagen, Daimler AG, Siemens Mobility, Heggemann, Covestro, WKW Automotive
Fördernde Forschungsvereinigung
Fosta – Forschungsvereinigung Stahlanwendung e. V.
Durchführende Forschungsstelle
LWF, Universität Paderborn
Kontakt
M.Sc. Sebastian Mailänder, Tel.: +49 (0)5251.605528,
[email protected], Laboratorium für Werkstoff- und Fügetechnik (LWF), Uni Paderborn
44
adhäsion 5 I 17
©LWF
a) CTS-Prüfkonzept (Compact-Tension-Shear) , b) exemplarische Rissfortschrittskurve
Projekt
Numerische Lebensdauerprognose von hyperelastischen Klebverbindungen mittels bruchmechanischer Ansätze
Problem
Klebverbindungen werden während des Betriebs zyklisch beansprucht. Die Kenntnis über das werkstoffmechanisch begründete Ermüdungsverhalten ist daher von besonderem Stellenwert. Im Gegensatz zu strukturellen Klebstoffen mangelt es jedoch für hyperelastische Klebverbindungen (z. B. PUR-Basis) an anwendungsorientierten Berechnungskonzepten, welche die Prognose der Lebensdauer ermöglichen.
Zielsetzung
Das vorrangige Ziel ist die Entwicklung einer einfach anzuwendenden Berechnungsmethode zur Lebensdauerprognose von Klebverbindungen mit hyperelastischem Materialverhalten. Weiterhin soll ein Online-Risslängenmessverfahren für die Ermittlung von bruchmechanischen Kennwerten entwickelt werden.
Lösung
Auf bruchmechanischen Theorien aufbauend sollen Rissfortschrittsversuche mittels des CTS-Konzeptes (Compact-Tension-Shear) und einer zu entwickelnden Online-Risslängenmessung durchgeführt werden. Die resultierenden Rissfortschrittskurven bilden die Basis für eine empirische Modellierung des Versagensfortschrittes und die Berechnung der Lebensdauer.
Wirtschaftliche Vorteile
Mit der entwickelten Methode soll der Anwender in die Lage versetzt werden, die Lebensdauer von hyperelastischen Klebverbindungen prognostizieren zu können.
Vorläufiger projektbegleitender Ausschuss
3M, Adam Opel, Audi, Daimler, Dow Deutschland, Edag Engineering, Enercon, Ford-Werke, Hella, Henkel, Hottinger Baldwin Messtechnik, Intes Ingenieurgesellschaft für technische Software, Kirchhoff Automotive, Kolt Engineering, Kömmerling Chemische Fabrik, Limess Messtechnik & Software, Magna Powertrain, Nordex Energy, Robert Bosch, Siemens, Sika Technology, SynOpt, Volke Entwicklungsring, Tesa, Volkswagen Osnabrück
Fördernde Forschungsvereinigungen
Forschungsvereinigung Schweißen und verwandte Verfahren e.V. des DVS; Forschungsvereinigung Stahlanwendung e.V. (Fosta)
Durchführende Forschungsstellen
LWF, Universität Paderborn; FAM, Universität Paderborn
Kontakt
Kontakt: M.Sc. Serkan Çavdar, Tel.: +49 (0)5251.605276,
[email protected], Laboratorium für Werkstoff- und Fügetechnik (LWF), Uni Paderborn 45
Forschung und Entwicklung I Gemeinschaftsausschuss Klebtechnik
©Fraunhofer IFAM
Fertigungsbegleitende Überwachungsmethoden bilden die Grundlage für qualitätsgesichertes Glaskleben und ermöglichen die Zertifizierung nach DIN2304.
Projekt
Technische Qualitätssicherungskonzepte für strukturelle Glasklebungen
Problem
Gläser werden mit unterschiedlichsten Materialien gefügt. Aktuell gibt es im Bereich Glaskleben anwenderspezifische Qualitätssicherungskonzepte. Trotzdem treten weiterhin Schäden an Glasklebungen auf, deren Ursache häufig im Fertigungsprozess liegt.
Zielsetzung
Ziel ist es, Grundlagen für qualitätsgesichertes Glaskleben zu erarbeiten und eine Basis für spätere Zertifizierungen nach DIN2304 zu ermöglichen. Das übergeordnete Ziel liegt in der Erarbeitung fertigungsbegleitender Überwachungsmethoden, welche qualitätsgesicherte Produktionsprozesse in strukturellen Glasklebungen ermöglichen sollen.
Lösung
Zunächst sollen kritische Prozesseinflüsse von Glasklebungen bewertet werden. Parallel dazu werden Inline-Analyseverfahren im Vergleich zu Labor-Analyseverfahren angewandt, um Prozessabweichungen zu charakterisieren. Mithilfe von Grenzflächenbetrachtungen soll ein Verständnis der Wechselwirkungen im Klebverbund und darauf aufbauend die Grundlagen für einen qualitätsgesicherten Glas-Klebprozess entwickelt werden.
Wirtschaftliche Vorteile
Anwender sollen in die Lage versetzt werden, die Haftung des Klebstoffs anhand einfach handhabbarer Methoden bewerten und so einen qualitätsgesicherten Fertigungsprozess realisieren zu können.
Vorläufiger projektbegleitender Ausschuss
Automation W+R, Bohle, Bosch, GL Yachtverglasung, Ingenieurbüro Baalmann, Kömmerling Chemische Fabrik, Miele, Qioptiq, RGS-Solution, Seele, Siemens, Sika, Stockmeier Urethanes, Tascon, Webasto, Wellmann Technologies, Zeiss
Fördernde Forschungsvereinigung
Dechema
Durchführende Forschungsstellen
Fraunhofer IFAM, TU Kaiserslautern
Kontakt
Dr. Thorsten Fladung, Tel.: +49 (0)421.2246-451,
[email protected], Fraunhofer IFAM, Bremen
Dechema e. V. Dr. Florian Paul Theodor-Heuss-Allee 25, 60486 Frankfurt/M. Tel.: +49 (0)69.7564-366
[email protected]
Unternehmen, die sich für diese Arbeiten interessieren oder im jeweiligen projektbegleitenden Ausschuss mitarbeiten möchten, sollten direkt mit den entsprechenden Forschungsstellen (Ansprechpartner s. am Ende der jeweiligen Projektbeschreibungen) Kontakt aufnehmen. 46
adhäsion 5 I 17
Forschungsvereinigung Schweißen und verwandte Verfahren e. V. des DVS Marcus Kubanek Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf Tel.: +49 (0)211.1591-120
[email protected]
Fosta – Forschungsvereinigung Stahlanwendung e. V. Dipl.-Ing. Franz-Josef Heise Sohnstr. 65, 40237 Düsseldorf Tel.: +49 (0)211.6707-837
[email protected] Internationaler Verein für Technische Holzfragen e. V. iVTH Prof. Dr. Rainer Marutzky Bienroder Weg 54 E, ,38108 Braunschweig
[email protected]
© creative republic 2015 / Foto: © shutterstock & creative republic
Sie wollen wissen, was unter der Oberfläche steckt. JOT ist das Magazin, mit dem Sie Ihr Wissen im Bereich Oberflächentechnik veredeln können. Schicht für Schicht. Artikel für Artikel. Praxisnah und anwenderorientiert. Lesen Sie 12 Ausgaben plus mindestens 5 Specials zum Vorzugspreis. Inklusive E-Magazin, freiem Zugriff auf das Online-Fachartikel-Archiv sowie Newsletter und Webportal www.jot-oberflaeche.de Testen Sie jetzt JOT. Die ganze Vielfalt unter: www.meinfachwissen.de/jot * Nr. 1 bezogen auf die verkaufte Auflage – laut IVW vom 30.06.2016: 1.469 Exemplare
47