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KLINISCHE
WOCHENSCHRIFT.
des Wassers selbst, industrielle oder landwirtschafth'che Bezirke, nicht zu hoeh zu bemessen sind, nachdem Halle und Ludwigshafen sowohl in bezug auf die Bodenbeschaffenhei• wie auI die Ern~hrungsweise sehr dKferieren. Wenn TA~GE~ fordert, dab aus ether eimnaligen Bleibestimmung allein eine endgfiltige Entscheidung nicht getroffen werden kann, so geht das auch schon aus unserer lVtitteilung hervor, in der wit betonen, dab man auf eine Fixierung ether kritischen Grenzzahl verzichten soll. Wir sahen abet in den F~llen, bet denen eine laufende Beobachtung der ]31utbleiwerte und der Bleiausscheidung, wie sie TAnOER fordert, nicht mSglich ist (z. ]3. bei Begutachtungen), auch in einer einmMigen Analyse ein den klinischen Kardinalsymptomen mindestens ebenbtirtiges Diagnostieum. Der yon uns dargestetlte Parallelismus zwischen dem Minisehen Syndrom und den Bleikonzentrationen besonders hinsichtlich des Blutbleispiegels ist so weitgehend, wie man ihn fiberhaupt bet einem biologischen Geschehen erwarten kann. Darin sehen wit die Berechtigung, auch aus Einzelbestimmungsergebnissen, selbstverst~ndlich immer im R a h m e n des Minischen ]3ildes, entsprechende Schlfisse zu ziehen. Darfiber hinaus ist die t31eianMyse als immer zur Verffigung stehendes Mittel geeignet, die nicht seltene Diskrepanz innerhalb des klinischen Erscheinungsbildes nach der einen oder anderen Seite lain zu entscheiden. Zusammen]assung: Es werden die nach der ~Viethode von SCHMIDT-~VEYRAUCt~in ihrer letzten Modifikation gewonnenen Untersuchungsergebnisse fiber den Bleigehalt im ]31ut, im Urin, im Stuhl und im Liquor cerebrospinalis mitgeteitt. Die Bteiwerte in den K6rperflfissigkeiten liegen beim Gesunden,
Von Dozent Dr. habil. H. O. KL~INE. I m Jahre 1851 entdeckte ST~ENHOUSEdas Hauptalkaloid des Besenginsters - - Spartein (CI~H~6N~). Bisher wurde als wichtigste pharmakologische Eigenart des Sparteins die Behebung des Vorhof- lind Kammerflimmerns angesehen. Wie Tierexperimente zeigten, wirkt Spartein auch auf die Uterusmuskulatur nichtgravider und gravider Tiere erregend. An der tr~chtigen Katze bewirkt intraven6se Injektion yon 2 mg/kg Sparteinsulfat sofortiges Einsetzen der Wehen bei einem vorher vollkommen ruhigen Uterus. %Vir haben zu m erstenmal die \ u des Sparteins auf den menschlichen Uterus geprfift. Auf den nichtschwangeren menschlichen Uterus wirkt Spartein nicht, der gravide Uterus dagegen wird zu allen Zeiten der Sehwangerschaft durch Spartein erregt. Sparteiu wird yon der Firma 5~erck seit d e m Jahre 1877 hergestellt. Es k 0 m m t heute zur parenteralen (intramuskul~iren)Verabreichung als Sparteinum sulfuricum ill den Handel in Ampullen zu o,o2, o,o 5 und o,i g. Die maximale Einzeldosis fiir den Menschen wird mit 0,2 g angegeben, die maximale Tagesdosis mit 0,6. Unsere Untersuchungsergebnisse an insgesamt IOO Frauen sprechen durehaus ifir die VVirksamkeit des Sparteius.
Es wurde sowohl die wehenausl6sende als auch die wehenverst~rkende Wirkung geprfift. Die Untersuchungen wurden bet Er s t - wie bet Mehrgeb~renden durehgeifihrt, und zwar vor und nach Blasensprung, in der t~r6ffnungs- und Austreibungsperiode. \ u gaben Spartein in ether Gesamtdosis yon 0,02--0,6 g intramuskulXr. Als Einzeldosis wurde verabiolgt: o , o i - - o , 2 g. Seh~dliche Nebenwirkungen haben wir nicht beobachtet. Bet Frauen m i t Kreislaufsch~digungen wurde das Mittel nicht angewandt.
N r . IO
II. MARZ ~939
der nicht irgendwie tnit Blei in Berfihrung kommt, im-Bereich bestimmter Zahlenwerte, zeigen jedoch ~3berg~nge zu den Bleikonzentrationen bet Personen m i t den Zeichen der Bleiaufnahme. Wenn auch der eigentlichen BIeiintoxikation regelm~Big ein erh6hter Bleigehalt in den K6rperflfissigkeiten zu eigen ist, so liegen die Zahten je nach der Schwere des Zustandes und nach den zeitlichen Verh~ltnissen so weir auseinander, dab es uns besser erseheint, an der Fixierung eines sog. kritischen Grenzwertes nicht mehr festzuhalten. ObwohI keine strenge Gesetzm~Bigkeit zwischen den Minischen Symptomen und dem 131einachweis gefunden werden kann und auch kaum zu erwarten ist, so ist der ParMletismus doch so weitgehend, daB die Bleianalyse sowohl im ]31ut wie i m Stuhl und Urin neben den anderen Kardinalsymptomen der ]31eiintoxikation fiir eine diagnosfische und wognostische Entscheidung starke ]3eriicksichfigung finden kann, Dabei ist hervorzuheben, dab auch eine einmalige Analyse in den K6rperfiiissigkeiten yon ausreiehender ]3edeutung sein kann nnd nicht stets laufende Beobachtungen notwendig sind. L i t e r a t u r : E. W. 13AADER, Gewerbekrankheiten. 1931. -W. EHRHARDT, Z. iirztt. Fortbildg 1937, H. I5, 436. -- M. K~SAHARAU. TAIgAOt~ASAHARA,IGin. kVschr. 1934, 1857. -- M. KASAHARAu. ARIMtCHIKXlSI~O,Z. exper. Med. 81, 696 (1932). -- C. KLEIN U. A. SELINamL Wien. reed. W%chr. I933, 124o. -- F. IZOELSCI~, Handbuch der Berufskrankheiten. 1935. -- S~LI~OP~ u . TAEGtgR, Z. epxer. Med. 91, 539 (1933). -- F. Scm~iDr u. W. BASSE, Klin. Veschr. I937, S. 65 Nr 2. -- SCHmD~-Vr Ober die Diagnos~ik der Bleivergiftungen im Liehte moderner Forschung. 1933. -H. TAEGER, Erg. inn. Med. 54 (1938) . -- Weitere Literatur s. erste Mitteilung dieser Arbeit.
KURZEWISSENSCHAFTLICHE SPARTEIN, EIN NEUES WEHENMITTEL.
18. J A H R G A N G .
MITTEILUNGEN.
I m folgenden s011en die wichtigsten Beobachtungen kurz mitgeteilt werden. I. Prfifung der wehenausl6sende~ Wirkung a m wehenlosen Uterus in der Er6ffnungsperiode: bet Yerabfolgung einer maximalen Einzeldosis bis o,i g konnten nur in der Hglfte der F~lle Wehen ausgel6st werden. Die Geburt erfolgte aber blo13 ill etwa lO% ohne zusgtzEche Verabfolgung anderer ~Vehenmittel. Bet Verabfolgung ether maximalen Einzeldosis yon o, I 5 - - 2 g waren die Erfolge etwas besser. 2. Prfifung der wehenverst(~rkenden Wirkung in der Er6ffnungsperiode : a) Maximale Einzeldosis: o,I g. In 85% t r a t "Wehenverst~rkung ein. Jedoch erfolgte die Geburt blog in 38 % ohne zus~tzliche Verabfolgung anderer Wehenmittel. b) 5~aximale Einzeldosis : o,15--o,2 g. Hierbei traten fast stets gute Wehen a.u], so daft die Geburt gut vorw4rts ging. 3- In der Austreibungsperiode konnten bet sekund~rer u in ]edem Falle ~u ausgel6st werden (maximale Einzeldosis o, I 5 - - o , 2 g). Wenn aueh die Zahl der unseren Untersuchungen zugrunde liegenden Beobachtungen n u t IOO betr/igt, so dfirfen wit doch sagen, dab die erzielten Ergebnisse durehans ermutigend sind. Da Spartein weir billiger ist als die HypophysenhinterlappenprXparate, w~re es natfirlich yon groBer volkswirtschaftlicher BedeuJ~ung, wenn es gelingen wtirde, durch weitere pharmakologisehe Verbesserungen aus unserem eknheimischen Besenginster ein gut wirksames W'ehenmittel herzustellen. Fi~r d,ie Behandlung der sekund~iren Wehensehwdehe stellt das Spartein in der Egnzeldosis yon 0,15--0,2 g #den/alls heute schon ein konkurrenz]dhiges Mittel ]i~r die wesentlieh teureren Hypophysenhinterlappenpr4parate dar. (Aus der Stddt. Frauenklinik, Ludwigsha#n a. Rh. [Che]arzt: Doz. Dr. habil. H. O. Kleine].) Litera• HAG]~R, Handbuch der pharmazeufischen Praxis~ I927. -- MERCt~, Jahresbeficht 1936. -- POVLSSON, Lehrbuch tier Pharmakologie. 1934. -- SottN, Dissertation Heidelberg 1939.